Montag, Oktober 27, 2025
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Gemeinden können für durch Regen unterspülte und dadurch Schaden verursachende Gullydeckel haften

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OLG Karlsruhe 1.2.2010, 1 U 137/09

Wird ein Gullydeckel unterspült, angehoben, von einem darüber fahrenden Fahrzeug beschädigt, hoch geschleudert und verletzt den Fahrer eines nachfolgenden Kraftfahrzeugs, so können diesem Ansprüche gegen die Gemeinde als Inhaberin einer Rohrleitungsanlage aus § 2 Abs. 2 i.V.m. § 6 HPflG zustehen. In solchen Fällen steht das Unfallgeschehen in engem räumlichen und zeitlichen Ursachenzusammenhang mit den Wirkungen des Wassers.

Sachverhalt:
Der Kläger ist ein heute 29-jähriger Lkw-Fahrer. Er war im Sommer 2005 mit einem Sattellastzug bei Dämmerung und starkem Regen eine Tour gefahren. Er bewegte sich schließlich zwischen zwei Feuerwehrautos, die sich im Einsatz unter Sondersignal befanden. Das vor ihm fahrende Fahrzeug, ein Lkw Unimog, überfuhr einen Kanaldeckel, der vom starken Regen unterspült und aus seiner Fassung gehoben worden war. Der Kanaldeckel zerbrach und ein Teil des gusseisernen Kranzes mit einem Gewicht von etwa vier Kilogramm schleuderte gegen die Windschutzscheibe des 30 Meter dahinter fahrenden Klägerfahrzeugs.

Der Kläger konnte den Sattelzug von 52 km/h auf 48 km/h abbremsen. Das Kanaldeckelstück zerschlug die Windschutzscheibe und traf auf sein Gesicht. Der Kläger wurde daraufhin zwei Wochen stationär behandelt und musste sich mehreren gesichtschirurgischen und zahntechnischen Eingriffen unterziehen. Die Haftpflichtversicherung der beklagten Gemeinde hatte außergerichtlich ein Schmerzensgeld von 9.000 € an den Kläger gezahlt. Der Kläger verlangte allerdings weitere 56.000 €.
Die Beklagte verweigerte die Zahlung. Sie war der Ansicht, den Kläger träfe ein hälftiges Mitverschulden. Der Unfall sei so nur geschehen, weil der Kläger zum einen seiner Pflicht nicht nachgekommen sei, das hinter ihm fahrende Tanklöschfahrzeug vorbeifahren zu lassen. Zum anderen sei er mit einer Geschwindigkeit von 17 bis 23 km/h über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit deutlich zu schnell gewesen.

Das LG gab der Klage i.H.v. weiteren 31.000 € statt. Die hiergegen gerichteten Berufungen blieben vor dem OLG erfolglos. Die Revision vor dem BGH wurde nicht zugelassen.

Gründe:
Die beklagte Stadt ist dem Kläger gem. § 2 Abs. 1 S. 2 i.V.m. § 6 HaftPflG zum Ersatz des entstandenen materiellen und immateriellen Schadens verpflichtet.
Ein Kanalisationsnetz zählt zu den unter § 2 HaftpflG fallenden Rohrleitungsanlagen. Die Haftung hängt nicht davon ab, ob die Anlage unter Druck steht. Der Gesetzgeber hat im Interesse eines umfassenden Schutzes der Betroffenen auch die Fälle in die Haftung einbezogen, in denen – wie bei einem Kanalisationssystem – Flüssigkeiten lediglich unter Ausnutzung des Gefälles in Rohrleitungsanlagen transportiert werden.

Die mit der Ableitung des Wassers grundsätzlich verbundene Betriebsgefahr hatte sich dadurch verwirklicht, dass die Anlage der Belastung nicht standhielt und nicht mehr in der Lage war, das Wasser zu „leiten“. Nichts anderes gilt, wenn ein Kanaldeckel durch Oberflächenwasser unterspült und angehoben wird. Dass der Schaden mechanisch weiter dadurch mit verursacht wurde, dass der Kanaldeckel zerbrach, ein Stück durch das vorausfahrende Feuerwehrauto aufgewirbelt und durch die Windschutzscheibe geschleudert wurde, änderte nichts an der Erfüllung des Haftungstatbestandes. Denn das Unfallgeschehen stand in engem räumlichen und zeitlichen Ursachenzusammenhang mit den Wirkungen des Wassers.

Der Kläger musste sich weder ein Mitverschulden nach § 4 HaftPflG i.V.m. § 254 BGB noch die Betriebsgefahr des von ihm geführten Sattelschleppers nach § 254 BGB i.V.m. § 17 Abs. 4 StVG anrechnen lassen. Laut Sachverständigem wären die Verletzungen des Klägers auch entstanden, wenn dieser eine Geschwindigkeit von 30 km/h eingehalten hätte. Auch ein etwaiger Verstoß des Klägers gegen das Gebot, Feuerwehrfahrzeuge im Einsatz überholen zu lassen, war nicht als Mitverschulden zu werten. Diese Sorgfaltspflicht bezweckt nur, dass die Feuerwehrfahrzeuge möglichst schnell an den Einsatzort kommen. Sie soll aber nicht verhindern, dass ein Fahrzeug weiter hinter einem anderen herfahren kann und dort den Gefahren, die von einem vorausfahrenden Fahrzeug ausgehen, ausgesetzt ist.

Linkhinweis:
Den Volltext der Entscheidung finden Sie auf den Webseiten der Landesrechtsprechungsdatenbank Baden-Württemberg.

Quelle: http://www.otto-schmidt.de/zivilrecht_zivilverfahrensrecht/news_16282.html

Was bringt das neue Wasserhaushaltsgesetz?

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Umgang mit Baggergut gemäß der Regelung des § 32 Abs. 1 S. 2 WHG

Zusammenfassung
Nach § 32 des am 1. März 2010 in Kraft getretenen neuen Wasserhaushaltsgesetzes
darf Sediment, das einem Gewässer entnommen
wurde, wieder in ein oberirdisches Gewässer eingebracht
werden. In dem Beitrag wird erörtert, ob der vom Gesetzgeber
gewählt Begriff des „Sediments“ die in der amtlichen Begründung
des Gesetzes angesprochenen Fälle korrekt erfasst. Die
Diskussion zeigt, dass für den künftigen Vollzug des Gesetzes der
Begriff „Sediment“ durch den Begriff „Baggergut“ zu ersetzen
ist.
Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 4-2010 ab Seite 369

Autor
Rechtsanwalt Michael Scheier
Fachanwalt für Verwaltungsrecht
Stammheimer Straße 17
50735 Köln

Die Elimination perfluorierter Tenside(PFT) bei der Abwasserreinigung unter Einsatz weitergehender physikalisch-chemischer Verfahren

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Zusammenfassung
Chemische, physikalische und physikalisch-chemische Verfahren
werden zur Entfernung und/oder Zerstörung von den im biologischen
Klärprozess persistenten, perfluorierten Tensiden (PFT)
eingesetzt. Neben adsorptiven Verfahren und dem Einsatz von
Membranen werden oxidative Prozesse – Ozonbehandlung (O3)
bzw. AOP-Verfahren (advanced oxidation processes) – und die
Bestrahlung mit energiereichem UV-Licht als Behandlungsverfahren
verwendet. Ihre Effizienz zur Elimination bzw. Zerstörung
der Molekülstruktur der persistenten PFT wird miteinander
verglichen. Erfolgversprechend erwiesen sich die Aktivkohleadsorption
und Membranverfahren, wobei die Entsorgung der
Konzentrate unberücksichtigt blieb. O3 und einige AOP-Verfahren
versagten. Neben den Fenton-Prozessen erwies sich die Bestrahlung
mit UV-Licht(_ _ 200 nm) als eine effektive Behandlungsmethode,
die zur Elimination durch Zerstörung der Molekülstruktur
oder sogar zu einer Mineralisation führte.
Schlagwörter: Abwasserentsorgung, kommunal, Spurenstoff

Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 4-2010 ab Seite 350

Autoren
Prof. Dr. Horst Friedrich Schröder
Dr. Wilhelm Gebhardt
Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp
Institut für Siedlungswasserwirtschaft
der RWTH Aachen
Templergraben 55, 52056 Aachen
Dr. Daiyu Hayashi, Dipl.-Phys. Uwe Chittka
Philips Technologie GmbH
Forschungslaboratorien
Weisshausstraße 2, 52066 Aachen
E-Mail: schroeder@isa.rwth-aachen.de

Autoren
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Drechsel
h_da, Hochschule Darmstadt
Fachbereich Bauingenieurwesen
Schöfferstraße 3, 64289 Darmstadt
Dr.-Ing. Thomas Kraus, Dipl.-Ing. Ralf Rausch
Brandt-Gerdes-Sitzmann Wasserwirtschaft GmbH
Pfungstädter Straße 20, 64297 Darmstadt
Dipl.-Ing. Edgar Waldmann, Dipl.-Ing. Gabriele Wanwitz
Wirtschaftsbetrieb Mainz – Anstalt des öffentlichen Rechts

Mit Süßstoff Löcher finden

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….lassen sich daher zukünftig selbst sehr geringe Abwassereinflüsse, sei es direkt durch undichte Abwassersammler oder indirekt durch Infiltration von abwasserbeeinflusstem Oberflächenwasser usw. feststellen.
Lesen Sie dazu den Bericht des TZW, Karlsruhe

Süßstoffe im Wasserkreislauf

Künstliche Süßstoffe kommen als Zuckerersatzstoffe in zahlreichen Getränken und Lebensmitteln vor. Sie sind ausführlich untersucht und gelten als gesundheitlich unbedenklich. Aufgrund ihrer Verwendung kann davon ausgegangen werden, dass sie über kommunale Abwässer in den Wasserkreislauf eingetragen werden und daher sehr gut als Indikatoren für kommunales Abwasser dienen.
Am TZW wurde daher eine neue spurenanalytische Methode zur Bestimmung von sieben künstlichen Süßstoffen in Wasser entwickelt. Über die Ergebnisse der ersten Messungen in zwei kommunalen Kläranlagen sowie verschiedenen Oberflächengewässern informieren folgende Fachartikel: M. Scheurer, H.-J. Brauch, F.T. Lange: Analysis and occurrence of seven artificial sweetener in German waste water and surface water, Analytical & Bioanalytical Chemistry 394, 1585-1594, 2009 und M. Scheurer, H.-J. Brauch, F.T. Lange: Die süße Seite der Wasseranalytik, GIT Labor-Fachzeitschrift 10, 660-663 (2009). Der Artikel kann aus dem nebenstehenden Fenster herunter geladen werden.
Von den sieben untersuchten Süßstoffen waren die vier Stoffe Acesulfam, Cyclamat, Saccharin und Sucralose in allen untersuchten Abwasser- und in Oberflächenwasserproben nachweisbar. Die Kläranlagenzuläufe enthalten einzelne Süßstoffe in Konzentrationen von mehreren Zehn µg/L bis zu 190 µg/L für Cyclamat. Während Cyclamat und Saccharin in den untersuchten Kläranlagen zu über 94% eliminiert werden, werden Acesulfam und Sucralose nur unvollständig entfernt.
Acesulfam kommt von allen untersuchten Süßstoffen in den höchsten Konzentrationen in den Kläranlagenabläufen und in den untersuchten Oberflächenwässern (Rhein, Main, Donau, Neckar, bis zu 2,7 µg/L) vor. Wegen der vergleichsweise hohen Acesulfam-Konzentrationen in den Kläranlagenabläufen und seiner Spezifität für kommunales Abwasser ist es ein besserer Tracer als z.B. pharmazeutische Wirkstoffe wie Carbamazepin. Über Acesulfam-Rückstände lassen sich daher zukünftig selbst sehr geringe Abwassereinflüsse, sei es direkt durch undichte Abwassersammler oder indirekt durch Infiltration von abwasserbeeinflusstem Oberflächenwasser usw. feststellen.
Nachdem erste Ergebnisse aufgrund mehrerer nationaler und internationaler Forschungsarbeiten bekannt geworden sind, wurden am TZW verschiedene Untersuchungen zum Vorkommen und Verhalten der Süßstoffe in der Trinkwasseraufbereitung begonnen. Aufgrund der sehr guten Wasserlöslichkeit der Süßstoffe und der Persistenz einzelner dieser Verbindungen, ist zu erwarten, dass sich aufgrund der hohen Analysenempfindlichkeit auch Spuren in oberflächenwasser-beeinflussten Trinkwässern nachweisen lassen werden. Das mögliche Auftreten von Spurenkonzentrationen im Trinkwasser kann ein Akzeptanzproblem für die Verbraucher darstellen, was offensiv diskutiert werden muss.
Schon heute wird dieses Thema in der Fachpresse diskutiert. Es ist damit zu rechnen, dass die Süßstoffe ähnlich wie andere Spurenstoffe Anlass zu einer öffentlichen Diskussion geben werden. Darauf sollten wir fachlich vorbereitet und mit entsprechenden Daten zum Vorkommen gerüstet sein.

Quelle: http://www.tzw.de/index.php?content_id=238

Invasion der Karpfen

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Das Weiße Haus ist alarmiert: Große asiatische Karpfen erobern die Gewässer der USA. Sie verdrängen nicht nur einheimische Fische, sondern hechten aus dem Wasser und verletzen Menschen.

Ein Fisch beschäftigt das Weiße Haus, die US-Armee, mehrere Gouverneure amerikanischer Bundesstaaten und das Verfassungsgericht in Washington. Es geht um asiatische Karpfen, importiert in den 1970er Jahren von Fischfarmern im Süden der USA. Die Tiere, Marmor- und Silberkarpfen, sollten Zuchtteiche von Algen befreien, indem sie diese fraßen. Die Fische erfüllten die Aufgabe vorbildlich. Doch in den 1990er Jahren entkamen einige Exemplare wahrscheinlich durch Überschwemmungen aus den Aquakulturen in den Mississippi. Dort vermehrten sie sich rasant und begannen, nach Norden zu schwimmen.

Damit nahm eine schleichende Katastrophe ihren Anfang. Die Fische können bis 1,2 Meter lang und 40 Kilo schwer werden. Täglich verzehren sie gut 40 Prozent ihres Gewichts an Plankton, Nahrung, die einheimischen Fischen verlorengeht. Weil sie dort keine natürlichen Feinde haben, sind die Karpfen in vielen Flüssen der USA längst zur dominanten Art geworden. Im Illinois River etwa machen sie nach Gewicht bereits 90 Prozent der gesamten …mehr:

http://www.sueddeutsche.de/wissen/172/505373/text/

Energieautarke Kläranlage Koblenz als europaweites Leuchtturmprojekt

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Großkläranlage Koblenz: „Abwasser energetisch sinnvoll nutzen“

Die Stadtentwässerung Koblenz hat sich erfolgreich um EU-Fördermittel aus dem Umweltprogramm LIFE+ beworben. Gefördert wird der Umbau der städtischen Kläranlage mit dem Ziel, einen möglichst energieautarken Betrieb zu erreichen. Die Rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad begrüßte das Großprojekt bei der Auftaktveranstaltung.

Umweltministerin Conrad: „Da Kläranlagen häufig die größten Energieverbraucher der Kommunen sind, entsteht hier ein Projekt mit besonderer Vorbildfunktion, welches in dieser Kombination von Techniken europaweit einzigartig ist. Es ist ein wichtiger Baustein zur Initiative des Landes im Bereich der Energieeffizienz insgesamt und speziell zur Energieoptimierung von Kläranlagen. Die Einzigartigkeit des Projekts liegt in dem ganzheitlichen Ansatz, mit dem die Energieautarkie erreicht werden soll bei der vorliegenden Kläranlagengröße. Damit trägt das Projekt auch zur Nachhaltigkeitsstrategie des Landes bei.“

Erreicht werden soll die Energieautarkie der zweitgrößten Kläranlage in Rheinland-Pfalz durch ein ganzes Maßnahmenpaket, darunter die Nutzung von Energieeinsparpotentialen, die Nutzung der Strömungsenergie des Abwassers mittels Turbinen (Wasserkraftnutzung), thermische Klärschlammverwertung, Abwärmenutzung z. B. aus der Gebläseluft oder aus dem anfallenden Filtratwasser, den Einbau neuer energieeffizienter Blockheizkraftwerke zur Stromerzeugung, die Verbesserung der Faulraumdämmung, der Einsatz von Photovoltaik und vieles mehr.

Ziel ist es zunächst, den kompletten Prozess der Schlammbehandlung energieautark, d.h. ohne zusätzlichen Energieinput zu gestalten und die anfallende Schlammmenge um mindestens 85 % zu reduzieren. Das LIFE + – Projekt ist maßgebend, um das Gesamtziel einer energieautarken Großkläranlage zu erreichen. Damit würde erstmals die Nutzung nicht nur des Energiepotenziales aus dem Klärschlamm, sondern auch aus den Abwasserströmen in großtechnischem Maßstab umgesetzt werden, so die Ministerin.
Das Projekt mit dem offiziellen Namen „Nutzung immanenter Energien für eine selbstversorgende Klärschlammbehandlung – ein zentraler Schritt auf dem Weg zu autarken Klärwerken“, hat bei der Europäischen Union Interesse geweckt. Das Projekt wurde in das LIFE+ Förderprogramm als Innovations- und Demonstrationsprojekt aufgenommen und wird während der Projektlaufzeit von 2010-2013 mit EU-Fördermitteln ausgestattet. Die Gesamtkosten in Höhe von 10 Millionen Euro werden mit 2 Millionen Euro aus dem EU-Förderprogramm LIFE+ gefördert.

Das Land begleitet das Projekt fachlich und wird die hierzu durchgeführte Machbarkeitsstudie zu dem Projekt mit 30.000 Euro fördern. Zudem stellte die Ministerin die Förderung von innovativen Maßnahmen, welche die LIFE+ – Maßnahmen sinnvoll ergänzen, in Aussicht.

Das Projekt ist eines von 196 EU-weit ausgewählten LIFE+ Förderprojekten, für die die EU insgesamt über 207 Millionen Euro bereitstellt. Rund ein Drittel davon fließt in 18 Projekte aus Deutschland, die im Rahmen des Auswahlverfahrens 2008 von der Europäischen Kommission hierfür ausgewählt wurden.
(Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz)

http://www.umweltruf.de/ticker/news3.php3?nummer=6206

Energieautarke Kläranlage – Wunschtraum oder Wirklichkeit?

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Erfahrungen aus der österreichischen Praxis

Der Ölpreis und in der Folge die Energiekosten sind in den
letzten Jahren dramatisch angestiegen. Ein Ende dieser
Entwicklung ist nicht abzusehen. Auch die letzten Zweifler
haben inzwischen erkannt, dass wir als wirkungsvolle Gegenmaßnahme
alle Möglichkeiten ausschöpfen müssen, um
Energie zu sparen.
Auch Abwasseranlagen sind hiervon betroffen. Schon seit
geraumer Zeit gibt es hierüber Untersuchungen und
Verbesserungsvorschläge [1-3]. Im Zuge eines Benchmarking-
Projekts österreichischer Kläranlagen wurden bis
2006 insgesamt 94 Kläranlagen bewertet [4], eine günstige
Gelegenheit, auch den Energieverbrauch und die Energiekosten
näher zu analysieren.
Bei dieser Analyse wird der Energieverbrauch in vier Hauptprozesse
und zwei Hilfsprozesse untergliedert. Zusätzlich
wird betrachtet, wie viel Energie für das Belüften, das Rühren
und die Rücklaufschlammpumpwerke erforderlich ist.
Nur wenn bekannt ist, welche Anlagenteile wie viel Energiebenötigen, können Einsparpotenziale gefunden werden.
Anhand einer sehr energieeffizienten Anlage wird abschließend
der Frage nachgegangen, ob ein energieautarker Betrieb
bei kommunalen Kläranlagen denkbar ist.

Energiekosten österreichischer Kläranlagen

Der Energieverbrauch – und damit die Energiekosten – einer
Kläranlage entsprechen der Summe aus elektrischem
und fossilem Energiebedarf (Öl, Gas). Im Wesentlichen werden
die Energiekosten von den Kosten für elektrische Energie
dominiert. Diese Kosten wiederum resultieren aus dem
elektrischen Energieverbrauch, dem durchschnittlichen Preis
je zugekaufter Kilowattstunde sowie dem Anteil an auf der
Anlage produziertem elektrischem Strom.
Wie aus …mehr:

http://www.kan.at/upload/medialibrary/KA-Betriebs-Info2-2010.pdf

Autor
Dr. Stefan Lindtner
Ingenieurbüro kaltesklareswasser

1020 Wien, Österreich

Großalarm auf der Kläranlage

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Auf der Kläranlage der Stadt Schwabach bahnt sich eine
Katastrophe an. Höchste Explosionsgefahr! Zwei Speicherbehälter
mit einem Fassungsvolumen von je 1000 m³, ein
weiterer Gasbehälter mit einem Volumen von 500 m³ und
zwei Faulbehälter mit je 2000 m³ drohen zu explodieren.
Aus einem der Gasspeicherbehälter mit einem Volumen von
1000 m³ kommt eine 10 m hohe Stichflamme heraus. Die
anderen angrenzenden Gasspeicher, Faulbehälter, Maschinenhallen
und Betriebsgebäude drohen in die Luft zu
fliegen. In allen Gebäuden sind gasführende Leitungen verlegt.
Hinzu kommt noch, dass ein Mitarbeiter vermisst wird.
Er hatte zuletzt Arbeiten an einer Gasleitung durchgeführt.
Eine Horrorvorstellung – doch Gott sei Dank nur eine Inszenierung!
Aber so oder so ähnlich könnte tatsächlich ein
Unglück passieren. Klar gibt es Sicherheitseinrichtungen;
aber niemand kann sagen, wie lange sie solch einer Hitzeentwicklung
standhalten. Grund genug für die städtische
Kläranlage, zusammen mit der Feuerwehr ein derartiges
Szenario durchzuspielen. Gemeinsam wird auf der Anlage
eine Großübung durchgeführt . Nur so können
sich die Einsatzkräfte mit dem Betriebspersonal auf solche
Situationen vorbereiten. Denn die Voraussetzungen sind
alles andere als einfach und ohne Übung kaum zu meistern.
Die Einsatzleitung der Feuerwehr muss genauestens überlegen,
was als erstes zu tun ist. Das beginnt bereits bei der
Beschaffung des Löschwassers, denn die Kläranlage verfügt
nur über eine eigene Brauchwasserversorgung. Das heißt,
es gibt nur einen einzigen Hydranten, der mit Stadtwasser
versorgt wird. Die restlichen Hydranten in der Kläranlage
sind als Ringsystem angelegt, das über eine Brauchwasseranlage
mit Brunnenwasser gespeist wird. Für die Feuerwehr
bedeutet das, dass sie ihre Löschwasserversorgung darüber
nicht aufbauen kann, denn schon nach kürzester Zeit würde
nicht mehr genügend Wasser zur Verfügung stehen. Deshalb
muss die Feuerwehr ihre Versorgung vom nahe gelegenen
Gewässer, der Rednitz, her aufbauen. Viele Feuerwehrschläuche
sind nötig, um das Flusswasser zum Brandherd
zu bringen.
Nach dem Aufbau der Wasserversorgung wird das Feuer gelöscht,
die anderen Tanks gekühlt und angrenzende Gebäude
vom Überspringen des Feuers geschützt. Erst danach
dürfen die Schweratemschutzträger nach der vermissten
Person suchen. Ein anderer Trupp, mit hitzebeständigen
Anzügen ausgerüstet, muss versuchen, die Gasversorgung
zu kappen. Hierfür gibt es Anweisungen durch Kläranlagenpersonal,
welche Schieber geschlossen werden müssen.
Bereits während der Übung werden problematische Fragen
zwischen der Leitung der Feuerwehr und der Kläranlage
angesprochen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein.
Diese spezielle Übung war in erster Linie nicht so sehr für
das Kläranlagenpersonal bestimmt, sondern für die Feuerwehr.
Die Feuerwehrfrauen und -männer …mehr:

http://www.kan.at/upload/medialibrary/KA-Betriebs-Info2-2010.pdf

Autorin
Michaela Jilg
Leiterin des Städtischen Klärwerks Schwabach
Lehrerin der Kläranlagen-Nachbarschaften in Bayern
Mail: michaela.jilg@schwabach.de

Siebrechen im Trennbauwerk vor der Kläranlage

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Der Abwasserverband „Oberes Nettetal“ ist Träger der gleichnamigen
Kläranlage und liegt in Rheinland-Pfalz, in der
Nähe des Klosters Maria Laach und des Nürburgrings. Die
Reinigungsanlage wurde 1975 gebaut. Die im Lauf der Jahre
veraltete Technik führte dazu, dass die Anlage erneuert
und vergrößert werden musste. Nach dreijähriger Bauzeit
ist im Jahr 2008 die neue Anlage mit einer Ausbaugröße
von 11 500 EW offiziell fertig geworden.
Um die Kläranlage hydraulisch nicht zu überlasten, errichteten
wir im Rahmen des Umbaus im Zulauf ein Trennbauwerk.
Hier sollte bei größeren Regenereignissen das
überschüssige Mischwasser in ein Regenüberlaufbecken
(RÜB) geleitet werden. Damit die Leerung und die Reinigung
des RÜB problemlos möglich sind, wollten wir an der
Entlastungsschwelle im Trennbauwerk die Grobstoffe aus
dem Mischwasser herausholen.
Die große Frage war dabei für uns, welche technische Einrichtung
sich für diese Aufgabe eignet bzw. bewährt hat.
Lösbar wäre diese Aufgabe natürlich mit entsprechend
leistungsstarken Rechenanlagen im Kläranlagenzulauf. Doch
wegen der großen Wassermengen müssen diese extrem groß
dimensioniert sein und sind deshalb auch entsprechend teuer.
Tauchwände jeder Bauart sind hinsichtlich der Schwebstoffrückhaltung
bekanntermaßen wenig wirkungsvoll. Die
Schwebstoffe können problemlos der Strömung durch die
mehr oder weniger großen Spalten einer Tauchwand folgen.
Schwimmstoffe, zu deren Zurückhaltung eine Tauchwand
wirkungsvoll eingesetzt werden kann, finden sich im
Mischwasser eher selten.
Bleiben noch Siebrechen übrig. Bei diesen ist aber bekannt,
dass es regelmäßig zu Problemen mit der Belegung der Siebflächen
kommt, wenn sie in einem Trennbauwerk direkt im
Zulauf eingesetzt werden. Die Ursache dafür ist offensichtlich.
Der Zulaufkanal vor der Kläranlage ist meist ein längerer
Kanal mit minimalem Gefälle, in dem sich Schmutzstoffe
in größerem Maß absetzen. Kommt es zu einem Regenereignis,
wird der Zulaufkanal gespült, und die sedimentierten
Schmutzstoffe gelangen in hoher Konzentration in
das Trennbauwerk.
Die im Mischsystem eingesetzten Siebrechen sind aber für
große Zuflüsse mit eher geringen Feststoffkonzentrationen
konstruiert. Kommt es hier im Trennbauwerk …mehr:

http://www.kan.at/upload/medialibrary/KA-Betriebs-Info2-2010.pdf

Autor
Abwassermeister Hans Moll
Kläranlage „Oberes Nettetal“
AZV „Oberes Nettetal“
Tel. ++49 (0)26 36/27 17
E-Mail: ka_brohltal@rz-online.de

Keine Hexerei: Eine automatische Schwimmschlamm-Erkennung

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Halberstadt ist die fünftgrößte Stadt Sachsen-Anhalts und
liegt im Nordharz. Bereits seit 1906 wird nachweislich in
Halberstadt Abwasserbehandlung betrieben. Zurückblickend
war es ein Jahrhundert der Veränderung und Entwicklung,
in dem alles getan wurde, um eine rationelle und zunehmend
eine umweltfreundliche Abwasserreinigung zu erreichen.
Der letzte größere Umbau der Kläranlage Halberstadt
(60 000 EW) erfolgte im Jahr 2000. Für mich und meine
Mannschaft auf der Kläranlage heißt das jetzige Ziel: weitere
Optimierung der Kläranlage. Während einer Veranstaltung der Kläranlagen-Nachbarschaft
1 „Oschersleben“ erhielt das Technische Büro Holger Pinta
aus Drübeck die Gelegenheit, sein Know-how vorzustellen.
Auf besonderes Interesse stieß bei uns die Idee einer automatischen
Schwimmschlamm-Erkennung.
Auf unserer Kläranlage wurde bisher die Schwimmschlammräumung
in den zwei runden Nachklärbecken jeweils mithilfe
einer höhenverstellbaren Schwimmschlammrinne sowie
einer Zeit- und Füllstandsregelung durchgeführt. Der
Nachteil dabei war, dass der Schwimmschlamm mit einem
sehr hohen Wasseranteil in die Schlammeindickung gefahren
werden musste.
Das Prinzip der Schwimmschlamm-Erkennung erläuterte uns
das Büro wie folgt:
Durch zwei Sensoren wird in der Schwimmschlamm-Druckleitung
die Trübung nach dem Einschalten der Schwimmschlammpumpe
erfasst. In einer speziell für diesen Einsatzbereich
entwickelten Steuerung werden die Signale der
Sensoren so ausgewertet, dass kein unnötiges Pumpen von
Klarwasser erfolgt. Es entstehen aber auch keine …mehr:

http://www.kan.at/upload/medialibrary/KA-Betriebs-Info2-2010.pdf

Autor
Udo Fuhrmeister
Betriebsleiter Technik Abwasser
Kläranlage Halberstadt