Samstag, Oktober 12, 2024

Informationen aus Berlin

Zu den Archiv Meldungen aus 2010 bis 2022.

2024


2023


Komplett neu, auf neuestem Stand der Technik und doppelt so groß

In Stahnsdorf entsteht bis 2036 ein neues Klärwerk: Planer und Steuerer beauftragt
Das Klärwerk Stahnsdorf südwestlich von Berlin wird bis 2036 durch einen doppelt so großen Neubau auf neuestem Stand der Technik, also inklusive Spurenstoffentfernung, ersetzt. So sichern die Berliner Wasserbetriebe weiter steigende Reinigungsleistungen und damit Ressourcenqualität, aber auch notwendige Kapazitäten für Wachstum und für Flexibilität im Berliner Klärwerksverbund.
Für das neue Werk sind eine Verdopplung der zu reinigenden Abwassermenge auf 100.000 Kubikmeter am Tag geplant sowie vor dem Hintergrund verschärfter bzw. perspektivisch weiter steigender Anforderungen erhöhte Reinigungsleistungen durch die Einbeziehung von Spurenstoffelimination und weitergehende Phosphorelimination. Auch ein innovatives Energiekonzept mit weitreichender Nutzung erneuerbarer Energien wird es geben. Baustart soll 2029 sein, erste Inbetriebnahmen sind für 2034 und die Fertigstellung für 2036 geplant.
„Das neue Klärwerk Stahnsdorf wird nicht nur unsere vorerst größte Einzelinvestition. Im Ergebnis entsteht auch technisch eine Anlage, die das Abwasser unter Einbeziehung innovativer Techniken auf höchstem Standard und weitestgehend energieautark reinigt“, sagt Wasserbetriebe-Vorstandschef Prof. Dr. Christoph Donner.
Die heutige Anlage in Stahnsdorf ist seit ihrer Inbetriebnahme 1931 mehrfach um- und ausgebaut sowie modernisiert worden. Vor allem ihre Becken haben nun ihre Nutzungszeit erreicht. Für einen zeitgemäßen und zugleich aufgrund des Wachstums im Einzugsgebiet – es umfasst neben dem Berliner Südosten und der Gemeinden im Umfeld des Werkes auch etwa die Hälfte der Landeshauptstadt Potsdam – größeren Neubau konnte ein 24 Hektar großes Grundstück gegenüber der heutigen Anlage gesichert werden. Vom Reinigungsvolumen liegt das Werk heute im Vergleich der sechs Berliner Kläranlagen mit rund 52.000 Kubikmetern pro Tag bzw. 410.000 Einwohnerwerten auf Platz 4.
Nach Vorstellung und Diskussion der Neubaupläne in der Gemeindevertreterversammlung von Stahnsdorf wurde im Oktober 2022 mit der Gemeinde Einigkeit über ein gemeinsames Bebauungsplanverfahren erzielt. In den vergangenen Monaten wurden Konsortien für die Generalplanung, die Bauleitplanung und die Projektsteuerung beauftragt.
Neu für Anlagen dieser Größe ist kompakter Bio-Kern mit SBR-Reaktor
Aus einem europaweiten offenen Konzeptwettbewerb erhielt die Arbeitsgemeinschaft H²SA, bestehend aus der Holinger AG und der Holinger Ingenieure aus der Schweiz und Deutschland sowie den deutschen Niederlassungen der schwedischen Unternehmen Sweco und Afry den Zuschlag für die Generalplanung. Sie hatten die Ausführung der biologischen Abwasserreinigung des neuen Werkes mit einem Sequencing Batch Reactor (SBR) im Kern vorgeschlagen. Dabei werden im Unterschied zum konventionellen Durchlaufverfahren die einzelnen Verfahrensschritte zur biologischen Reinigung nicht entlang eines Weges in getrennten Reaktionsräumen (anaerobe, aerobe und anoxische Zonen sowie Nachklärbecken), sondern entlang einer Zeitachse in einem Reaktorbecken absolviert. Diese Technik ist besonders platzsparend und kompakt und damit auch im Vergleich kostensparend und kommt erstmalig für ein deutsches Klärwerk dieser Größenklasse zum Einsatz. Die Entscheidung für diese Technik wurde durch Gutachten u. a. der Hochschule Magdeburg-Stendal und der TU Berlin abgesichert.
Für die Umsetzung dieses Großprojektes wurde die ebenfalls schweizerisch-deutsche Arbeitsgemeinschaft (ARGE) aus TBF und convis für die externe Projektsteuerung, der BIM-Manager Kaulquappe mit Sitz in Zürich sowie für die Bauleitplanung eine weitere ARGE bestehend aus den beiden Berliner Büros Planergemeinschaft Stadt und Raum und Fugmann Janotta Partner gewonnen.
Strategie zum Ausbau aller Berliner Kläranlagen wird bereits umgesetzt
„Der Neubau des Klärwerks Stahnsdorf ist Teil unseres 2017 mit dem Klärwerk Waßmannsdorf begonnenen Programms, das zusätzliche Technik für alle Berliner Kläranlagen umfasst und die Abwasserreinigung auf ein nochmals deutlich höheres Qualitätsniveau führt“, erklärt Wasserbetriebe-Vorstandschef Prof. Dr. Christoph Donner. „Heute drehen sich bereits in den anderen fünf Berliner Kläranlagen die Baukräne.“
Alle Werke bekommen eine Flockungsfiltration, die neben der weitestgehenden Phosphorelimination auch den ohnehin schon hohen Mikroplastik-Rückhalt noch weiter verbessert. Nach und nach werden auch alle Klärwerke vor 2040 eine Anlage zur Entfernung von Spurenstoffen erhalten, die Flockungsfiltrationen dienen dann auch als Nachbehandlung dieser Reinigungsstufe. Damit werden die Berliner Klärwerke auch bei der Phosphor- und Spurenstoffentfernung fit für die zusätzlichen Anforderungen der neuen EU-Kommunalabwasserrichtlinie. Außerdem haben die Werke in Wansdorf, Waßmannsdorf und Münchehofe, sowie das „Altwerk“ Stahnsdorf bereits eine Prozesswasserbehandlungsanlage erhalten. Sie rückt hartnäckigen Stickstoffverbindungen aus der Schlammfaulung mit einem spezialisierten Bakterium auf den Leib. Und in Schönerlinde nimmt die Ozon-Anlage zur Entfernung von Spurenstoffen bereits Gestalt an.

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Genehmigung der künstlichen Grundwasseranreicherung in Berlin könnte Priorisierung der Wassernutzung minimieren

Hydrogeologin Irina Engelhardt über eine Technologie, mit der in Dürreperioden deutlich weniger Wasser rationiert werden müsste, sondern zusätzlich zur Verfügung stünde / Aufruf zur Beteiligung am Citizen-Science-Projekt „Gewässerbeobachtungen im Gebiet der Unteren Spree“
Um in Berlin und Brandenburg vor Dürreperioden gewappnet zu sein, plädiert die Hydrogeologin Prof. Dr. Irina Engelhardt dafür, die künstliche Grundwasseranreicherung zu nutzen. „Diese Technologie ermöglicht es, in Dürreperioden zusätzliches Wasser zur Verfügung zu stellen“, sagt die Professorin, die an der TU Berlin das Fachgebiet Hydrogeologie leitet. Bei der künstlichen Grundwasseranreicherung wird Oberflächenwasser, was bei Starkregenereignissen im Frühjahr, Herbst und Winter von Dächern und Straßen abfließt und aufgrund der Wassermassen nicht versickert, zwischengespeichert und dann gezielt in den Boden künstlich versickert oder injiziert. Durch die Bodenpassage erfolgt zusätzlich eine Reinigung.

Auf diesem Wege wird die Grundwasserressource künstlich erhöht. Länder wie Spanien, Griechenland, Israel, Jordanien infiltrieren auch gereinigtes Abwasser und nutzen dies nach einer Bodenpassage zur landwirtschaftlichen Bewässerung. Ohne die künstliche Grundwasseranreicherung wären diese Länder kaum mehr in der Lage ihre Landwirtschaft zu versorgen, so Irina Engelhardt im Interview. Israel zum Beispiel recycelt 90 Prozent seines Abwassers. In Deutschland sei diese Technologie bislang nicht umgesetzt, weil die Wasserbehörden eine Verunreinigung des Grundwassers befürchten. Forschungsarbeiten in Spanien und Israel zeigen jedoch, dass diese Methode nur ein geringes Gefährdungspotenzial aufweist. Relevant ist jedoch, geeignete landwirtschaftlichen Kulturen und Bodensubstrate mit einem gutem Abbaupotenzial für Schadstoffe auszuwählen. Zusätzlich ist ein kontinuierliches Monitoring der Wasserqualität unerlässlich.

„Bewässerung des Stadtgrüns zu untersagen ist nicht sinnvoll“
Die Nutzung von recyceltem Grauwasser würde es zum Beispiel auch erlauben, Stadtgrün wie Parks, Friedhöfe und Straßenbäume in Dürreperioden zu bewässern, anstatt verdorren zu lassen, weil es an Wasser mangelt und das Trinkwasser dafür zu schade ist. „Aufgrund des Klimawandels sind städtische Grünflächen extrem wichtig geworden, damit Städte wie Berlin in Hitze- und Dürreperioden lebenswert bleiben und nicht zu einer Gefahr für die Gesundheit werden. Wir brauchen die Parks, die Friedhöfe, die Straßenbäume für das Stadtklima und die Erholung. Die Bewässerung des Stadtgrüns zu untersagen ist für mich nicht sinnvoll im Kontext einer Klimaanpassungsstrategie. Geboten wäre vielmehr überschüssiges Wasser aus den Frühjahr-, Herbst- und Wintermonaten oder gereinigtes Grauwasser zu nutzen, als es ungenutzt in die Kanalisation abfließen zu lassen. Je stärker der Klimawandel durchschlägt, desto stärker werden – so die Prognosen – die Unterschiede hinsichtlich des Niederschlags zwischen Herbst/Winter und Sommer. Und umso dringlicher wird es, die Niederschläge im Frühjahr, Herbst und Winter zwischen zu speichern, um sie in den Sommermonaten dann zu nutzen“, sagt Irina Engelhardt.

Das gesamte Interview mit Prof. Dr. Irina Engelhardt über Wassermanagement in Dürreperioden, die Notwendigkeit von Wasserbilanzen und ein neues Forschungsprojekt zur Abschätzung der Folgen für den Spreewald im Zusammenhang mit dem Braunkohleausstieg und dem Klimawandel lesen Sie unter: https://www.tu.berlin/go228823/

Im Rahmen des Forschungsprojektes SpreeWasser:N sammelt die Forschungsgruppe um Prof. Dr. Irina Engelhardt im Jahr 2023 Beobachtungen der Anwohnerinnen und Anwohner im Einzugsgebiet der Unteren Spree. Die Bürgerinnen und Bürger in diesem Gebiet sind aufgerufen, ihre Gewässerbeobachtungen im Bereich der Unteren Spree zu melden. Weiter Informationen zu diesem Citizen Science-Projekt unter: https://www.spreewasser-n.de/buergermeldungen/

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Prof. Dr. Irina Engelhardt
TU Berlin
Fachgebiet Hydrogeologie
Tel.: 030/314-24088
E-Mail: irina.engelhardt@tu-berlin.de
https://idw-online.de/de/news817870

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Erste Flusswasser-Großwärmepumpe eingetroffen!

Lang ersehnt und nun endlich da! Einige Tage steckte der Schwertransport mit der großen, rund 42 t. schweren, ca. 9 m langen und 5 m breiten Flusswasserwärmepumpe in Süddeutschland fest. Fehlende Genehmigungen waren der Grund. Der Schwertransport konnte aufgrund der Überbreite beispielsweise nur nachts stattfinden. Am Dienstag, den 10. Mai ist die erste Pumpe endlich im Heizkraftwerk Schöneweide eingetroffen und wurde gleich nach dem Abladen in den Maschinenraum des Neubaus verbracht.

Damit ist das Triple für die erste Stufe des iKWK-Ausbaus (innovative Kraft-Wärme-Kopplung), bestehend aus zwei hochmodernen Blockheizkraftwerken, der vorhandenen Power-to-Heat-Anlage und der Flusswasserwärmepumpe komplett. Bis die erste Probefahrt der Wärmepumpe mit einer Heizleistung zwischen 3 – 4,3 MW starten kann, ist noch viel zu tun. Die Anlage, die von ca. Mitte April bis Mitte September das warme Flusswasser nutzt – und so dazu beiträgt, die Heißwasser-Erzeugung mittels fossiler Energieträger zu reduzieren – muss in die technische Peripherie eingebunden werden und der Anschluss an das Fernwärmeverbundnetz der BTB erfolgen.

„Wir hoffen, dass wir noch im Spätsommer die Anlage ausprobieren können. Da müssen technische Prozesse aufeinander abgestimmt und viele neue Anlagenteile eingebunden werden,“ sagt Kraftwerksleiter Magnus Gößwein, der sich über die regenerative Komponente an seinem bisher konventionell befeuerten Kraftwerks-Standort freut. „Ein Flusswasser-Wärmepumpenprojekt in dieser Dimension ist auch für uns Neuland. Die individuell für die BTB gefertigte Anlage des Herstellers Friotherm kann eine Vorlauftemperatur von bis zu 95 ° Celsius zur Verfügung stellen und wird mit ihrer maximal möglichen Heizleistung zu den größten Anlagen in Deutschland gehören.“

Mit der Realisierung der beiden iKWK-Systeme – neben den innovativen Flusswasserwärmepumpen erweitert die BTB in Adlershof ihr Heizkraftwerk um vier hochmoderne Blockheizkraftwerke – setzt der Berliner Energieversorger seine nachhaltige Ausbau-Strategie fort. Damit wird gewährleistet, dass das stetig wachsende Kundeninteresse an der BTB-Fernwärme weiterhin bedient werden kann.

https://www.btb-berlin.de/aktuelles/detail/erste-flusswasser-grosswaermepumpe-eingetroffen/

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