Freitag, Oktober 3, 2025
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Intelligente Bewirtschaftung von Internen Stickstofffrachten

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Eine der größten Aufgaben beim Betrieb der biologischen Abwasserreinigung ist die Stickstoffelimination. Durch die gezielte Zugabe der Internen Stickstofffrachten können Betriebskosten an externen C-Quellen eingespart werden. Ebenso ist es möglich die Stickstoffbelastung zur Biologie bei einem Regenereignis zu mindern und Ammoniumspitzen zu vermeiden.
Je nach Anlagenart beträgt der Anteil der Internen Stickstofffracht zur biologischen Stufe im Tagesmittel bis 25%. Die Hauptquellen für die Rückbelastung sind der Trübwasserabzug von den Nacheindickern sowie Filtrat bzw. Zentrat aus der maschinellen Schlammentwässerung. Die Konzentrationen betragen oft über 1.000 mg/l TKN. Die Konzentrationen aus einer Schlammtrocknung sind meist noch höher. Die Zugabe erfolgt sehr häufig direkt nach der Entwässerung in den Zulaufbereich der Kläranlage. Ist der Zulaufprobenehmer nach der Einleitung dieser Stoffströme installiert muss beachtet werden, dass die Interne Rückbelastung doppelt gemessen wird. Die Zugabe in den Zulaufbereich hat weiterhin den Nachteil, dass in den Vorklärbecken so genannte Stickstoffspeicher angelegt werden. Dort wird bei niedriger Zulaufmenge und direkter Zugabe der Rückbelastung eine hohe Konzentration an Stickstoff erreicht. Bei einem Regenstoß wird dieses hochkonzentrierte Wasser der Internen Rückbelastung sehr schnell in die Biologie verdrängt. Diese Frachten können dabei das Dreifache des Tagesdurchschnitts erreichen. Zusätzlich kommt etwas später noch die hohe Fracht des Spülstoßes aus dem Kanalnetz hinzu. Dies führt zu Spitzen bei den Ablaufwerten von Ammonium.
Bei einem ungünstigen Verhältnis von leicht abbaubarem Kohlenstoff zu Stickstoff ist die Zugabe von externen C-Quellen notwenig, um die Grenzwerte für den anorganischen Stickstoff einzuhalten. Durch die Zugabe von Internen Stickstofffrachten zu Zeiten, an denen der leicht abbaubare Kohlenstoff für die Denitrifikation fehlt, entstehen dadurch hohe Kosten.

Grafik: Schwankungen der Stickstofffracht zur Biologie ohne Speicherung der Internen Stickstoffquellen

Bild FW-AWT-Stickstoff-1.JPG

Als gute Lösung der beiden Probleme hat sich die Speicherung der Internen Stickstofffrachten und spätere Zugabe direkt zur biologischen Reinigung herausgestellt. Um den Inhalt der Speicherbecken zu begrenzen sollten nur die Wässer mit hohen Konzentrationen an Stickstoffverbindungen aufgefangen werden. Eine Speicherkapazität des anfallenden Wassers der Internen Rückbelastung von 1 bis 2 Tagen ist völlig ausreichend. Die Zugabe sollte dann mittels einer Pumpe gezielt zur biologischen Reinigung erfolgen. Die Einleitstelle in die Biologie sollte so gewählt werden, dass die Wässer der Internen Rückbelastung vom Probenehmer am Ablauf der Vorklärbecken miterfasst werden. Sind diese Wässer stark mit Feststoff belastet, sollte dieser durch Absetzten zuerst abgetrennt werden. Als sinnvoll hat sich eine Pumpe mit Frequenzumrichter und Mengenmessung herausgestellt. Dadurch kann jederzeit die zugegeben Fracht angepasst werden. Bei einem einsetzenden Regen wird die Zugabe sofort unterbrochen und die Stossbelastung zur Biologie ist um den Anteil der Internen Rückbelastung gemindert. Nach dem Spülstoß kann der Speicher dann abgearbeitet werden. Ein ungünstiges Verhältnis zwischen leicht abbaubarem Kohlenstoff und Stickstoff ergibt sich meist an Wochenenden. Eine Aussetzung der Zugabe der Internen Stickstofffrachten an den Schwachlastzeiten verbessert das Kohlenstoff/Stickstoff Verhältnis und die Zugabe von externen C-Quellen kann vermieden oder reduziert werden. In aller Regel sind auf Anlagen, die externe C-Quellen zugeben On-Line Messgeräte für Ammonium und NOx-N vorhanden. Durch die Kenntnis der Messwerte lässt sich die Zugabe nahezu ideal an die Gegebenheiten anpassen.

Tabelle: Beispiel für die Bewirtschaftung der Internen Rückbelastung aus der Schlammbehandlung

Bild FW-AWT-Stickstoff-2.jpg

Fazit: Durch die gezielte Zugabe der Wässer der Internen Rückbelastung aus der Schlammbehandlung werden Stickstoffspitzen zur Biologie vermindert und Spitzen in den Ammoniumauslaufwerten vermieden oder reduziert. Durch die Vergleichmäßigung des Verhältnisses von leicht abbaubarem Kohlenstoff zu Stickstoff kann die Zugabe von externen Kohlenstoffquellen deutlich verringert werden. Speichermöglichkeiten durch leer stehende Eindicker oder Becken sind auf der Kläranlage sehr oft vorhanden. Lediglich eine Leitung zum Ablauf der Vorklärbecken muss noch verlegt werden. Dieser Aufwand lohnt sich jedoch recht schnell.

 

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Autor: CS

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Hoher Energiebedarf durch Druckverluste der Belüfterelemente

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Die meisten Kläranlagen mit Belebungsverfahren benutzen für den Sauerstoffeintrag Druckluft. Um die biologische Reinigung auch wirtschaftlich zu betreiben ist es unerlässlich, sich mit der Leistung des Belüftungssystems zu befassen. Der minimale Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Nach einer Umfrage in Baden-Württemberg im Jahre 2005 liegt bei der Hälfte der betrachteten Anlagen der Druckverlust größer 108% gegenüber dem Neuzustand [1]. Im Mittel wird dadurch von einem Mehrverbrauch von 12% an Energie für die Belüftung gerechnet. Bei frühzeitigem Erkennen von steigenden Druckverlusten können Maßnahmen ergriffen werden, um gegenzusteuern.

Eine Plausibilitätsprüfung der abgegebenen Fragebögen aus der zitierten Umfrage  ergab lediglich eine Verwertbarkeit von ca. 30%[1]. Dies lässt den Schluss zu, dass dem Problem der Druckverluste noch nicht allzu groß Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Zu hohe Gegendrücke führen dazu, dass die erforderlichen Luftmengen nicht mehr in die Belebung eingetragen werden. Dies kann bis zu einer unzureichenden Nitrifikation führen. Jedoch schon viel früher geht bei steigenden Druckverlusten der Wirkungsgrad des Belüftungssystems zurück.  

Grafik: Zusammenhang Systemdruck, Luftmenge und Energiebedarf Belüftung

Bild FW-AWT-Druckverluste-1.JPG

Vor der eigentlichen Messung der Druckverluste, ist der hydrostatische Druck der Wassersäule in der Biologie zu ermitteln. Zuerst misst man die Beckentiefe, am einfachsten geht das mit einer langen Stange. Danach muss die Einbauhöhe der Belüfterelemente ermittelt werden. Meist werden dazu vorhandene Pläne oder Zeichnungen herangezogen. Von der Oberkante der Belüfterteller oder -platten wird dann die Einblastiefe bis zum Wasserspiegel berechnet. Die Wasserhöhe in cm wird mit 0,981 multipliziert, um den Wert in mbar zu erhalten.

Der Druck der Einblastiefe muss dann nur noch vom gemessen Druck an den Belüfterelementen abgezogen werden, um den Druckverlust zu ermitteln. Jedoch ist wichtig, dass vor der Messung die Leitung entwässert wurde [2]. Als Messpunkt ist ein Anschluss so nahe wie möglich an den Belüftern zu wählen. Meist wird die Entwässerungsleitung ein geeigneter Messpunkt sein. Auf jeden Fall sollte hinter dem Messpunkt keine Drosseleinrichtung z.B. Regelschieber eingebaut sein. Um verschiedene Messungen vergleichen zu können, müssen die Randbedingungen nahezu identisch sein. Entweder sind immer gleiche Gebläsedrehzahlen erforderlich oder gleiche Regelschiebereinstellungen mit dem gleichen Systemdruck. Durch Wiederholung der Messungen sind Veränderungen sehr schnell ersichtlich. Um Vergleiche mit Herstellerangaben durchzuführen, sollte die Luftmenge entweder über die Gebläseleistung oder mit einer Luftmengenmessung ermittelt werden. Es ist darauf zu achten, dass die Luftmengenangabe in Normkubikmeter angegeben wird.

Weichen die Druckverluste erheblich von den Herstellerangaben ab, zahlt sich schnelles Handeln auf der Kostenseite deutlich aus.

Grafik: Druckverluste im Neuzustand sowie vor und nach Säuerungen

Bild FW-AWT-Druckverluste-2.jpg

In obiger Grafik konnten 16 Jahre alte Keramikdome auf Druckverlustwerte des Herstellers, zwischen Neuzustand und 5 Jahre alter Dome, verbessert werden.

Die Möglichkeiten der Reinigung von Belüfterelementen richten sich nach den Herstellerangaben. Je nach Belüfterelementen ist eine Reinigung im laufenden Betrieb möglich. Im Zweifel ist die Auskunft des Herstellers einzuholen.

Eine Wiederholungsmessung sollte mindestens einmal pro Jahr durchgeführt werden. Beim Betrieb von vielen Belebungsbecken an einer gemeinsamen Luftversorgung kann der Aufwand reduziert werden. Die Kammer mit den größten Druckverlusten bestimmt die Effizienz des Belüftungssystems. Durch Optimierung dieser Kammer, wird auch der Wirkungsgrad des gesamten Belüftungssystems verbessert. Dabei müssen bei einer Mehrstaßigkeit immer die entsprechenden Kammern verglichen werden. Die Kammer deren Luftschieber am weitesten geöffnet ist hat den größten Druckverlust, sofern der Luftbedarf der einzelnen Straßen identisch ist.

Grafik: Vergleich Luftschieberöffnungen bei Mehrstraßigkeit

Bild FW-AWT-Druckverluste-3.JPG

In obiger Grafik ist deutlich zu sehen dass die Regelschieber von Straße 1, 4 und 6 im Tagesdurchschnitt weiter geöffnet sind als alle anderen. Bei Anwendung der Gleitdruckregelung bestimmen diese Kammern den variablen Systemdruck der Luftleitung. Eine Verminderung der Druckverluste bei diesen Kammern bringt den meisten Erfolg für das gesamte Belüftungssystem.

Meist ist für die Druckverlustmessungen lediglich ein tragbares Druckmessgerät mit einer Genauigkeit von 1mbar erforderlich. Die Kosten dafür sind je nach Hersteller unter 300 €. Durch mehrere Messungen in zeitlichen Abständen weiß der Betreiber immer Bescheid über den aktuellen Zustand seines Belüftungssystems. Je nach Anlagengröße und Ausstattung der Messtechnik ist sogar eine permanente Zustandsüberwachung möglich. Mit einem tragbaren Druckmessgerät können zusätzlich die Druckverluste an den Gebläseeinrichtungen (Ansaugfilter und Schalldämpfer) und der Luftleitungen sowie Armaturen ermittelt werden. Diese sollten jedoch bei richtiger Planung und Einbau eine untergeordnete Rolle spielen.

 

Quellen:

[1] Dr. Jörg Krampe, Sabine Kaebert: Stand der Belüftungstechnik in Baden Württemberg, Lehrer- und Obmanntagung DWA 2006

[2] Dr. Wilhelm Frey: Diagnose: zu hoher Druckverlust, KA-Betriebs-Info 2006 (36) Nr. 3:

[3] Dr. Wilhelm Frey: Methoden zur Reinigung feinblasiger Belüftungssysteme, Lehrer- und Obmanntagung DWA 2006

[4] Dr. Wilhelm Frey: Einflüsse auf die Veränderung des Betriebsverhaltens von Membranbelüftern, Belüftertagung in Osnabrück Mai 2006

[5] Dr. Wilhelm Frey: Vergleichende Betrachtung der Betriebsergebnisse von Druck- und Oberflächenbelüftungssystemen in Österreich, Belüftertagung in Osnabrück Mai 2006

 

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Autor: CS

Siehe auch:
Gleitdruckregelung Belüftung
Chemische Reinigung feinblasiger Druckbelüftungselemente
Diagnose: Zu hoher Druckverlust!
Mechanische Reinigung feinblasiger Druckbelüftungselemente

Weitere Informationen finden Sie auch unter:
www.kan.at (dort im Downloadbereich)

Im „Kriechtempo“ auf dem Mekong

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Bild Nuet-Welt-Mekong-J.jpg Er ist einer der längsten Flüsse der Welt und so ausgetrocknet wie noch nie, meldet die „Bangkok Post “ im April. Die Ursache seien die derzeitige Trockenheit und die Dämme, die China im oberen Teil des Flusses gebaut hat. Schiffsreisen von normalerweisen drei Tagen, dauerten heute bis zu 30 Tagen.
Der Fluss entspringt in Tibet, durchfließt China, Birma, Thailand, Laos und Kambodscha und mündet in Vietnam ins Meer. China hat bereits zwei Dämme zur Stromerzeugung gebaut und plant weitere. Mehr als 1200 verschiedene Fischarten findet man im Mekong, entlang des Ufers leben mehrere Millionen Menschen.

Wasser-Ver- und Abwasser-Entsorger planen Wasserwirtschaftsverband

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Wasser-Ver- und Abwasser-Entsorger planen Wasserwirtschaftsverband als Gesamtvertretung von öffentlich-rechtlichen und privaten Unternehmen

In der Verbändelandschaft der deutschen Wasserwirtschaft bahnt sich ein gravierender Wandel an. Zahlreiche Unternehmen rund um Hamburg, Wasser, Gelsenwasser, Erftverband, Ruhrverband und dem ZWA Rügen planen den Aufbau eines reinen Wasserwirtschaftsverbandes zur Vertretung ihrer politischen und wirtschaftlichen Interessen. Sie sehen ihre Anliegen in bestehenden Verbänden der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft nicht ausreichend berücksichtigt.

Überlegungen zu Gründung eines eigenen Verbands stammen bereits aus dem Jahr 2005. Ziel war es seither, die in der deutschen Wasserwirtschaft sehr vielschichtige Verbändelandschaft zusammen zu führen, um eine möglichst einheitliche Vertretung der Branche in Berlin und Brüssel zu erreichen. Basis dieser Überlegungen ist vor allem, dass die in Deutschland vorhandene, international aber nicht praktizierte Trennung zwischen Wasser und Abwasser aufgehoben wird. Sie wollen eine Organisation, die allein Wasser- und Abwasserinteressen wahrnimmt und die branchenspezifischen Merkmale der Wasserwirtschaft versteht und artikuliert. Er ist nach den Vorstellungen der Planer offen für weitere Wasser- und Abwasserunternehmen, kleine und große Unternehmen und vor allem für öffentliche und private Unternehmen. Mehr als 90 Prozent der Abwasserentsorgung und rund 68 Prozent der Trinkwasserversorgung werden in Deutschland von öffentlich-rechtlichen Organisationsformen oder von kommunal beherrschten Gebietskörperschaften geleistet. Die politische Diskussion um die Zukunft der Wasserwirtschaft werde derzeit aber sehr stark von den Interessen der Privatwirtschaft geprägt.

Der Arbeitsschwerpunkt des neuen Verbandes würde im wirtschaftspolitischen Bereich liegen. Für die Erarbeitung von Normen und Regeln sollen aber weiterhin die technisch-wissenschaftlichen Fachverbände DWA und DVGW zuständig sein.

Neben den genannten Großunternehmen gibt es derzeit bereits gut 100 kleine und mittlere Unternehmen und weitere Großunternehmen, die sich eine Mitgliedschaft in den neuen Verband vorstellen können. Die Planer gehen davon aus, dass zahlreiche weitere Unternehmen sich für die Idee eines eigenständigen Wasserwirtschaftsverbandes begeistern können.

Interessenten können sich per E-Mail an dwv@hamburgwasser.de wenden.

Urteil zur „4-von-5-Regelung“

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Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass bei der Berechnung der Erhöhung der Abwasserabgabe die
4-von-5-Regelung nicht greift. Mit dem Urteil wird eine oft diskutierte Frage bei der Berechnung der Abwasserabgabe beantwortet:
„Kann ein Messwert, der aufgrund der 4-von-5-Regelung einmal als kein Überschreiten des Überwachungswertes bewertet worden ist, später zur Berechnung der Erhöhung Abwasserabgabe bei einem wiederholten Überschreiten des Überwachungswertes herangezogen werden oder nicht?“

Das Bundesverwaltungsgericht hat in seinem Urteil (BVerwG 7 C 5.06) so entschieden:
Der Wert kann und muss bei der Berechnung berücksichtigt werden.

Damit scheitern die Wasserwerke Leipzig mit einer Klage gegen eine Erhöhung der Abgabe um über 100.000 DM.

Optimierungspotenzial bei belüfteten Langsandfängen

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Die Suche nach permanenten Verbesserungen im täglichen Betrieb ist heutzutage ein Selbstverständnis auf Kläranlagen. Dem Sandfang wird meist keine allzu große Aufmerksamkeit geschenkt und wenn man in der Literatur nach Optimierungsmöglichkeiten sucht, dann findet man meist nur pauschale Angaben zur Luftmenge ohne die variable Wassermenge zu berücksichtigen. Aber gerade diese Verknüpfung ist von Bedeutung, da ein angepasster Lufteintrag der Sandfanggebläse eine Stromeinsparung darstellt, insbesondere da die Gebläse permanent in Betrieb sind. Zusätzlich kann eine Reduktion des Sandanteils im Rohschlamm bzw. weniger Organik im Sandgut erreicht werden.

Sandfänge dienen dazu, den im Abwasser mitgeführten Sand vor der weiteren Abwasserbehandlung zu entfernen. Üblicherweise sollen im Sandfang ungelöste anorganische Stoffe deren Korndurchmesser größer 0,1 bis 0,2 mm sind, und eine mittlere Dichte über 1,5 g/cm³ haben sedimentiert werden [1].

Erreicht wird dies, indem die Fließgeschwindigkeit im Sandfang auf ca. 20 cm/s herabgesetzt wird. Hierbei ist zu beachten, dass eine zu große Verminderung der Fließgeschwindigkeit ein Absetzen von fäulnisfähigen organischen Abwasserinhaltstoffen zur Folge hat, während eine zu hohe Fließgeschwindigkeit zur Verschleppung von Sand in nach geschaltete Anlagenteile führt.

Belüftete Langsandfänge stellen eine Möglichkeit dar die Fließgeschwindigkeit, auch bei wechselnden Abwassermengen, nahezu konstant halten zu können. Dies wird erreicht, indem zusätzlich zur horizontalen Fließgeschwindigkeit durch den Abwasserzulauf eine vertikale Strömung durch Lufteinblasung erzeugt wird. Aus beiden Fließgeschwindigkeiten resultiert eine schraubenförmige Bewegung des Abwassers durch den Sandfang. Hierbei sollte die Walzengeschwindigkeit durch den Lufteintrag ca. 30 cm/s betragen. Die Luftmenge ist entsprechend der Abwassermenge anzupassen bzw. evtl. sogar ganz abzuschalten.

Zunächst ist die horizontale Fließgeschwindigkeit im Sandfang ohne Belüftung zu berechnen [2].

Formel: v = Q/A
Q = Durchfluss in m³/h
A = Querschnittsfläche in m² (senkrecht zur Fließrichtung)

Grafik: Horizontale Fließgeschwindigkeit ohne Lufteintrag

Bild FW-AWT-Langsandfang-1.JPG

In der Grafik ist ersichtlich, dass ab einer Abwasserzulaufmenge von ca. 14.100 m³/h die Fließgeschwindigkeit von 20 cm/s erreicht wird und die Belüftung komplett
abgestellt werden kann. Jedoch ist bei geringeren Abwasserzuläufen eine Lufteinblasung notwendig, um eine Walzengeschwindigkeit von ca. 30 cm/s zu erreichen. Die Walzengeschwindigkeit wird am besten messtechnisch mit Messgeräten zur Fließgeschwindigkeit ermittelt (Messung mit hydrometrischen Flügel oder Geräte mit Doppler Effekt).

Entlang des Sandfangs sollten mehrere Messpunkte festgelegt werden um ein Längsprofil zu erhalten. Grobe Abweichungen sind auch schon optisch am Blasenbild zu erkennen.

Grafik: Walzengeschwindigkeiten mit Gebläse 3:

Bild FW-AWT-Langsandfang-2.JPG

Das Beispiel zeigt an Messpunkt v3 einen deutlichen Einbruch der Walzengeschwindigkeit, hier muss in diesem Bereich die Lufteinblasung erhöht werden. Es zeigt sich auch, dass bei einer Abwasserzulaufmenge von ca. 3.000 m³/h das Gebläse 3 mit seiner Leistung alleine nicht ausreicht um eine Walzengeschwindigkeit von 30 cm/s zu erreichen, hier ist ein Gebläse mit höherer Leistung zu wählen. Bei einer Abwasserzulaufmenge von 11.000 m³/h ist sogar das Gebläse 3 noch zu groß, es sollte mittels Frequenzumformer in der Luftleistung heruntergefahren werden bzw. kann sogar ganz abgeschaltet werden.
Hier ist zu unterscheiden zwischen Walzengeschwindigkeit und Fließgeschwindigkeit, auch wenn bei 11.000 m³/h die Werte (bei gleicher Verteilung der Luftauslässe an den Messpunkten) um die 40 cm/s liegen, so liegt die Fliessgeschwindigkeit bei Abschalten des Gebläses 3 unter 20 cm/s.

Grafik: Walzengeschwindigkeiten bei verschiedenen Gebläsekombinationen

Bild FW-AWT-Langsandfang-3.JPG

Das Beispiel zeigt bei konstanter Abwasserzulaufmenge und verschiedenen Gebläsezuschaltungen die Walzengeschwindigkeit. Es ist ersichtlich, dass bei der Abwasserzulaufmenge von ca. 5.000 m³/h die Luftleistung von Gebläse 3 oder 2 vollkommen ausreicht. Durch Messungen der Fließgeschwindigkeit bei verschiedenen Abwasserzulaufmengen kann daraus dann eine sinnvolle Gebläseschaltung ermittelt werden.
Die optimale Walzen- bzw. Fließgeschwindigkeit ermittelt man aus der Menge des organischen Anteils im Sandgut und einem Aufschlämmversuch des Rohschlammes im Vorklärbecken. Durch Erhöhung der Fließgeschwindigkeit wird der organische Anteil im Sandgut vermindert. Durch Verminderung der Fließgeschwindigkeit wird der Sandanteil im Rohschlamm vermindert.

Das Variieren der Luftleistung der Sandfanggebläse kann mittels Frequenzumrichter oder durch Zu- und Abschalten mehrerer Gebläse erfolgen.
Zusätzlichen Augenmerk ist auf undichte Luftleitungen sowie den Druckverlust zu legen um Energie einzusparen. In aller Regel sind große Luftauslässe vorhanden, so dass eine Verstopfung selten vorkommt. Da sich die elektrische Leistung für die Gebläse proportional zum Druckverlust erhöht, schadet es nicht in regelmäßigen Zeitabständen diesen zu überprüfen. Eine Zunahme von 10% mehr Druckverlust bedeutet auch eine Zunahme von ca. 10% mehr elektrischer Energie.

Ein Optimieren der Gebläsesteuerung kann sich neben den Vorteilen im verfahrenstechnischen Betrieb vor allem auf der Kostenseite lohnen, da die Gebläse in der Regel 24h in Betrieb sind.

Quellen:
[1] Lehr- und Handbuch der Abwassertechnik Band III (ATV)
[2] Einrichtungen zur Abwasserreinigung Heft 12 (ATV)

 

 

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Autor: CS 

 

 

Schwimmende Saugleitung in Fällmittelbehältern

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Jeder, der Salzbunker betreibt, kennt das Problem der Salzansaugung. Ein schlechter Lösevorgang, sei es durch defekte Lösewasserleitungen oder falsch eingestellte Lösewassermenge – und schon ist das Malheur passiert. Die Schmutzfänger sind verstopft und die Fällmitteldosierung steht. Starre Saugleitungen berücksichtigen nicht die Höhe des Salzstocks. Die Lösung des Problems ist eigentlich recht trivial. Anstatt der starren Saugleitung einfach eine flexible benutzen, die von der Oberfläche absaugt. Als weiterer Vorteil kann der Lösebunker sofort nach dem Beginn des Lösevorgangs abgesenkt werden. Die nächste Salzeinfüllung kann erfolgen sobald genügend Platz im Salzbunker ist. Dabei muss nicht die komplette letzte Lieferung gelöst werden. Oder man löst den Salzstock auf das Minimum und kann bis knapp über den Salzstock absenken. Dadurch erhält man mehr Spielraum für die zu bestellende Menge und kann Minder- oder Mehrverbräuche besser ausgleichen.

Bild: Endstück der schwimmenden Saugleitung mit Schwimmer

Bild FW-AWT-Saugleitung-G.JPG

Der Umbau von der starren zur schwimmenden Saugleitung besteht im Wesentlichen aus dem Einsetzen eines Gelenkstückes und dem Anbringen der Schwimmer. Als Gelenkstück hat sich ein fällmittelbeständiger Saugschlauch bewährt, der mit einer Drahteinlage gegen abknicken versehen ist. Dieser wird am gewünschten Drehpunkt angebracht, idealerweise über dem maximalen Fällmittellösungsspiegel, Bei Polypropylenleitungen ist es am geschicktesten mit Schlauchnippeln zu arbeiten. Bei den Schlauchschellen muss man unbedingt auch wieder auf Fällmittelbeständigkeit achten. Am Saugleitungsende werden ein oder zwei Schwimmer angebracht. Die Schwimmer kann man selbst einfach herstellen. Die Rohrstücke werden jeweils am Ende mit Kappen verschlossen und fertig sind die Schwimmer. Die Größe der Schwimmer richtet sich nach dem Gewicht, das diese tragen müssen.
Wichtig ist, dass die Schwimmer nicht verrutschen können. Zuletzt sollte noch an das Saugleitungsende ein Bogen angebracht werden, der nach unten zeigt. Die Saugleitung muss aus dem Einschüttbereich weggeschwenkt werden, sonst wird sie zertrümmert. Mit einem Stahlseil und einer kleinen Winde kann die Saugleitung hochgedreht und in eine geschützte Ecke gezogen werden. Nach dem Salzeinfüllen lässt man das Seil wieder frei und die schwimmende Saugleitung ist wieder einsatzbereit.

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Autor: CS 

Verbesserte Abluftsteuerung im Gebläsehaus

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Auf der Suche nach Verbesserungen im Kläranlagenbetrieb, wird man auch bei unscheinbaren Anlagenprozessen fündig. Mit einer durchdachten Abluftsteuerung des Gebläsehauses der Biologie lässt sich elektrische Energie einsparen und es wird zusätzlich eine Wärmequelle für eine mögliche Gebäudeheizung gewonnen.

Bild: Gebläsehaus der Biologie

Bild FW-EnE-Geblaesehaus-F.jpg

Bei der Erzeugung von Druckluft für die feinblasige Belüftung der Biologie wird durch den Verdichtungsprozess Wärme erzeugt. Durch die Lagerreibung und das Getriebe wird das Aggregat zusätzlich erwärmt. Diese Wärme wird meist über einen Ölkühler an die Umgebungsluft im Gebläsehaus ausgetauscht. Damit sich die Umgebungsluft im Gebäude nicht zu stark erwärmt, wird sie über Deckenventilatoren an die Außenluft abgegeben. Kühlere Luft von Außen strömt dabei in Bodennähe nach. Dabei stellt sich die Frage wie die Raumtemperatur eingestellt werden soll. Am Temperaturregler der Abluftventilatoren einfach 25°C einzustellen ist sicherlich nicht sehr effizient. Im Sommer, bei Außentemperaturen von beispielsweise 30°C werden alle Abluftventilatoren in Betrieb sein und die eingestellte Temperatur von 25°C wird dennoch nicht erreicht werden. Bei einer elektrischer Leistung von mehreren Kilowatt pro Deckenventilator, besteht hier eine größere Einsparmöglichkeit. Bei der Wahl der optimalen Raumtemperatur im Gebläsehaus muss darauf geachtet werden, dass die Ölkühler die Wärme auf jeden Fall noch abgeben können. Bei höherer Raumtemperatur sinkt die Temperaturdifferenz am Ölkühler zwischen Öl und Umgebungsluft mit dem Effekt, dass die Lüfter am Ölkühler eine höhere Betriebszeit haben. 

Grafik: Betriebsstunden von Deckenventilatoren bei verschiedenen Temperaturen

Bild FW-EnE-Geblaesehaus-1.JPG

Die Grafik zeigt drei Versuche der Abluftregelung. Im ersten Teil waren 20°C eingestellt. Es zeigt sich eine hohe Laufzeit der Abluftventilatoren. Danach wurde der Sollwert im Gebläsehaus stufenweise auf 35°C erhöht. Dabei stellte sich heraus, dass mindestens ein Deckenventilator immer in Betrieb war. Die Steuerung wurde für den dritten Versuch entsprechend geändert, so dass auch ein Betrieb ohne Deckenventilator möglich war. Der Sollwert der Raumtemperatur wurde auf 35°C belassen. Bei vergleichbaren Außentemperaturen reduzierten sich die Betriebsstunden der Ventilatoren, gegenüber der Ursprungseinstellung, um 80 bis 90%. Überraschenderweise sank auch bei tiefen Außentemperaturen von -5°C im Tagesdurchschnitt die Raumtemperatur nicht wesentlich unter 35°C ab, so dass man sich zusätzlich überlegen kann, die Wärmeenergie des Raumes zu nutzen. Damit ist es z.B. möglich ein anderes nahegelegenes Betriebsgebäude mit einer Lüftung oder über Wärmetauscher zu beheizen.

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Autor: CS