Freitag, Oktober 24, 2025
Start Blog Seite 222

Zukunftsstudie „Delphi2017 – Was Menschen morgen bewegt“

0

Studie „Delphi2017 – Was Menschen morgen bewegt“ prognostiziert deutlichen Wertewandel in Deutschland

Dr. Rusanna Gaber, Unternehmenskommunikation
Gesellschaft für Innovative Marktforschung (GIM)
 
Heidelberg, 22. November 2007 – „Weniger Ich – mehr Wir“ – so lautet eine der neuen Grundorientierungen der Deutschen, die eine langfristige Veränderung der gesellschaftlichen Werte zur Folge haben werden. Dies ist eine zentrale Erkenntnis der Studie „Delphi2017 – Was Menschen morgen bewegt“, die von der GIM, der Gesellschaft für innovative Marktforschung in Heidelberg, durchgeführt wurde. Anhand der Studie wurden fünf zukunftsrelevante Grundorientierungen identifiziert, die in den nächsten zehn Jahren für Lebensbereiche wie Gesundheit, Bildung, Arbeit und Familie prägend sein werden:

1. Managing „Dutility“: Funktionieren im System
2. Living Substance: Zurück zum Wesentlichen
3. Embedding Individuality: Weniger Ich – mehr Wir
4. Creating „Lifeholder Value“: Gestalten und Partizipieren
5. Engaging in a Sane Society: Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung

Mehr Informationen unter http://www.g-i-m.com und http://www.delphi2017.com.
Die Zusammenfassung der Studienergebnisse für Deutschland ist auf Anfrage kostenfrei bei Frau Dr. Rusanna Gaber (r.gaber@g-i-m.com) erhältlich.

Die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts waren von Individualisierung, Differenzierung und Pluralisierung geprägt. Nun sind die Menschen in Deutschland bereit, sich auf soziale Gemeinschaften einzulassen und ihre Ansprüche an die individuelle Selbstverwirklichung zurückzufahren (Embedding Individuality). Zugleich tritt die soziale Verantwortung wieder in den Vordergrund. Diese ist jedoch frei von Sozialromantik. Vielmehr erscheint sie in Kombination mit konkreten Hoffnungen auf persönliche Benefits (Enganging in a Sane Society). „Besonders die bürgerliche Mitte wird sich um das Thema ‚Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung‘ neu konstituieren“, lautet ein Resümee der Studie „Delphi2017 – Was Menschen morgen bewegt“, die von den GIM-Forschern Dr. Kerstin Ullrich und Dr. Christian Wenger durchgeführt wurde. Das Thema „Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung“ bietet der von Globalisierung und Reformen gebeutelten Mitte die Chance, eine neue Identität zu entwickeln.

Als weitere Grundorientierung haben die GIM-Forscher das Funktionieren im System (Managing „Dutility“) identifiziert. Dies bezeichnet eine große gesellschaftliche Herausforderung, die jeden einzelnen und alle Schichten der Gesellschaft betrifft: Immer mehr Lebensbereiche müssen in immer weniger Zeit erledigt, organisiert und synchronisiert werden, das Leben ist vollgepackt mit Verpflichtungen, Ansprüchen und Anforderungen. Die frei zur Verfügung stehende Zeit schrumpft. Die Lebensform „Work Versus Life“ wird zu „Multi-Duty-Life“, in dem „Just in-Time“ und „Always On“ zum Alltag gehören. Das Leben wird zunehmend bestimmt von konsequenter Nutzenorientierung und Effizienzsteigerung. Die Folge: Der Raum für Individualität und Selbstverwirklichung schrumpft.

Der kleiner werdende Freiraum ist ein wichtiger Auslöser für die weitere Grundorientierung „Zurück zum Wesentlichen“ (Living Substance). Die Menschen werden sich wieder stärker nach innen richten, so die GIM-Forscher. Es wird ihnen bewusst, dass sie mit ihren Kräften haushalten müssen. Und sie stellen sich deshalb die Frage, was in ihrem Leben wichtig und wesentlich ist. Sie sehnen sich nach Sicherheit, Orientierung und Verlässlichkeit. Hinzu kommt der Wunsch, das eigene Leben stärker in die eigene Hand zu nehmen. Es findet eine Änderung der Einstellung statt: vom Akzeptieren der auferlegten Eigenverantwortung (Rückzug des Staates) und der Verpflichtungszwänge zu einer selbstbestimmten Eigenverantwortung. Als Mitglieder der Gesellschaft wollen die Menschen wieder stärker gestalten und partizipieren, weniger in traditionellen Formen des Engagements (Vereine, Kirche), sondern punktuell und situativ. Sie sind dabei geleitet sowohl von persönlichen als auch beruflichen Interessen (Creating „Lifeholder Value“). Partizipieren heißt heute schon, mit anderen etwas zu bewegen und zugleich in eigener Sache zu handeln.

An der Studie „Delphi2017 – Was Menschen morgen bewegt“ haben mehr als 40 Experten aus Deutschland und sechs weiteren Ländern mitgewirkt. Die Ergebnisse dieser Prognosen basieren auf einer zweistufigen qualitativen Befragung. Weil die Werteentwicklungen international verglichen wurde, entstand ein aussagekräftiges Bild des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland, Russland, USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien für den Zeitraum der nächsten zehn Jahre. Aus den fünf Grundorientierungen haben die Experten die Anforderungen für zukunftsorientiertes Marketing abgeleitet. Unter anderem müssen Unternehmen und Marken in Zukunft auf Kontinuität und Wiedererkennbarkeit setzen und müssen stärker Teil sozialer Gemeinschaften werden.

Das Buch zur Studie erscheint im April 2008 im Verlag Redline Wirtschaft unter dem Titel „Visionen2017 – Was Menschen morgen bewegt“. Autoren sind Dr. Kerstin Ullrich und Dr. Christian Wenger, GIM Heidelberg.

Das Exzerpt zur Studie erhalten Sie gerne auf Anfrage bei gim@talisman-pr.de oder R.Gaber@g-i-m.com im pdf-Format.

Hintergrundinformation:

GIM – Better decisions through deeper understanding

Das Marktforschungsunternehmen GIM, Gesellschaft für Innovative Marktforschung mbH, wurde im Oktober 1987 in Heidelberg gegründet und ist von Wilhelm Kampik (Psychologe) und Stephan Teuber (Soziologe) zu 100% eigentümergeführt. Das Team der GIM wächst kontinuierlich und zählt heute 100 Mitarbeiter weltweit. Das Unternehmen betreut über 40 internationale Kunden aus unterschiedlichen Branchen wie FMCG, Banken und Versicherungen, Pharma, Automotive oder Medien und zeigt seine umfassende Kompetenz in mehr als 400 Projekten jährlich. Der Schwerpunkt liegt in der qualitativen Marktforschung, bei der innovative Methoden zum Einsatz kommen. Aber auch die qualitativ orientierte quantitative Marktforschung wird von GIM in vielen Projekten favorisiert. Als Full-Service-Institut kann GIM Marktforschungsdienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette anbieten: Vom Tiefenverständnis der Konsumenten und Märkte über die Entwicklung von Konzepten, Marken, Produkten und Werbung bis hin zur Überprüfung des gesamten Marketing-Mix. Das Unternehmen verfügt über spezielles Know-how im Bereich der Tiefenanalyse von Konsumenten, Werteforschung und Innovationsforschung. 2006 zeichnete das Branchenmagazin context GIM als größtes deutsches unabhängiges Marktforschungsunternehmen aus.
GIM ist international tätig. Neben dem Hauptsitz in Heidelberg, an dem 60 Mitarbeiter forschen, wurden weitere Büros weltweit eröffnet: GIM Berlin 2001, GIM Russia in Moskau 2001, GIM Suisse in Zürich 2005 und GIM France in Lyon 2007.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.g-i-m.com

Pressebetreuung GIM / Delphi2017:
Talisman, Kommunikation und Imagebildung, Heike Bedrich, Telefon: 089/18 97 95 46, hb@talisman-pr.de

GIM Gesellschaft für innovative Marktforschung mbH: Dr. Rusanna Gaber, Qualitative Research & Corporate Communications, Telefon: +49 (0) 62 21 / 83 28 – 734, Telefax: +49 (0) 62 21 / 83 28 – 33, E-Mail: R.Gaber@g-i-m.com

Weitere Informationen:

http://www.delphi2017.com – Studienbeschreibung

http://www.g-i-m.com – News „Delphi2017“

URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news239644

Letzte Winterruhe für die Alpenbären?

0

WWF warnt vor einer erneuten Ausrottung der Braunbären

Frankfurt a.M. – Dieser Tage bereiten sich die Bären im Alpenraum auf ihre Winterruhe vor. Die kalte Jahreszeit verbringen sie meist in Höhlen, die sie zwischendurch immer wieder für kleine Ausflüge verlassen. Am Ende des Bärenjahres 2007 zieht der WWF Bilanz.  

„Wir freuen uns, dass 2007 wieder mehrere Braunbären aus dem italienischen Trentino nordwärts bis an die Grenze von Tirol, nach Südtirol und in die Schweiz gewandert sind“, begrüßt Volker Homes, WWF-Artenschutzexperte die Bären-Migration. „Allerdings sind wir darüber besorgt, dass in den vergangenen Jahren im Trentino und in Österreich etliche Bären spurlos verwunden sind“, so Homes weiter. Man habe noch keine Hinweise auf den Verbleib dieser Tiere und könne deshalb auch illegale Abschüsse nicht ausschließen. Auch die hinterhältigen Giftanschläge auf drei Bären im italienischen Nationalpark Abruzzen in diesem Jahr zeigen, dass noch viel für die Akzeptanz von Bären getan werden müsse.  

„Es ist fünf vor zwölf: Wenn sich jetzt nicht alle Alpenländer gemeinsam tatkräftig für den Bärenschutz einsetzen, sind die Bären der Alpen bald ein zweites Mal ausgerottet“, mahnt Homes eindringlich. Nur noch 38 Tiere gibt es derzeit in den Ostalpen – für ein langfristiges Überleben zu wenig. Ein vom WWF 2007 vorgelegter Statusbericht zeigt aber, dass für die Bären in Österreich, Bayern, Italien, sowie in Teilen der Schweiz und Sloweniens genügend geeigneter Lebensraum vorhanden wäre.  

Zur Aufklärung des ungeklärten Bärenschwundes wurde 2007 in Österreich erstmals auch das Bundeskriminalamt (BKA) aktiv. Außerdem sollen die wenigen verbliebenen Bären in den Nördlichen Kalkalpen mit einem Sendehalsband ausgestattet werden. Auf diese Weise könnten die Bärenanwälte ihre Schützlinge besser erforschen und überwachen, so der WWF. Bedingung für einen gesunden Bestand an Braunbären ist es außerdem, die natürlichen Wanderbewegungen der Trentiner Bären nach Norden zu fördern. Des Weiteren gilt es, die mit 300 bis 700 Tieren vergleichsweise hohe Population in den südlich der Alpen gelegenen Gebieten Sloweniens zu sichern. Denn auch diese Tiere wandern und stützen die Bestände in Italien und Österreich.  

In Bayern wurde im April 2007 erstmals ein Managementplan für den Umgang mit dem Wildtier Bär vorgestellt. Er dient den Behörden als Leitfaden und Informationsquelle für den möglichen Besuch von Bären. Laut WWF ist auch Bayern als Heimat für Bären geeignet. Und sie wären auch willkommen: In einer WWF-Umfrage gaben mehr als die Hälfte der bayerischen Bürger an, eine Rückkehr von Meister Petz zu begrüßen.

Pressemittelung des WWF 11-07

Alpengipfel werden immer ähnlicher

0

St. Moritz/Leipzig. Die Flora der Alpengipfel wird sich durch den Klimawandel immer mehr angleichen. Das schreiben Forscher der Universität Bayreuth und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung im internationalen Fachblatt „Journal of Vegetation Science“. Die Biologen hatten Daten über die Zusammensetzung und die Artenanzahl der Pflanzen auf den Gipfeln von sieben Dreitausendern der Bernina-Gruppe in der Schweiz über einen Zeitraum von fast einem Jahrhundert ausgewertet. Dabei stellten sie fest, dass klimabedingt eine Verschiebung der Flora nach oben stattfindet. Diese sorgt dafür, dass die Anzahl der Arten auf den untersuchten Berggipfeln zunimmt, aber gleichzeitig sich die Gipfel in der Zusammensetzung der Pflanzenarten immer mehr gleichen. Das bedeutet, dass die Artenvielfalt auf einzelnen Flächen (so genannte Alpha-Diversität) zwar zunimmt, aber in der Summe der Lebensräume (so genannte Beta-Diversität) abnimmt.

Wenige Meter unter dem Gipfel des 3262 Meter hohen Piz Languard untersuchen Biologen die Hochgebirgsflora. Die 2003er Daten wurden im Rahmen eines vom Geobotaniker Dr. Gian-Reto Walther (damals Universität Hannover) organisierten und geführten Feldpraktikums von Studenten erhoben. Im Hintergrund sind weitere Gipfel der Bernina-Gruppe an der schweizerisch-italienischen Grenze zu sehen.

Allgemein betrachtet kann die Biodiversität aus zwei Gründen zurückgehen: durch das Verschwinden von Arten oder dadurch, dass spezialisierte Arten durch Generallisten ersetzt werden. Die daraus resultierende Homogenisierung kann zu einer Reduzierung der räumlichen Biodiversität führen. Bisher wurde die Frage der Homogenisierung jedoch vor allem im Zusammenhang mit den Auswirkungen von invasiven Arten und weniger im Kontext des Klimawandels diskutiert. Die Auswertung der Daten aus der Bernina-Gruppe wirft nun auf diese Debatte ein neues Licht. Die beiden Forscher hatten für ihre Arbeit Daten ihres Kollegen Gian-Reto Walther analysiert, der 2003 die obersten zehn Meter dieser Gipfel genau untersucht und alle Pflanzen notiert hatte, um diese Aufnahmen mit Erhebungen aus den Jahren 1907 und 1985 zu vergleichen. Die Anzahl der Pflanzenarten stieg im Durchschnitt von 10 auf 28 Arten pro Gipfel an. Offenbar hatte die Erwärmung für ein regelrechtes „Gipfeltreffen“ gesorgt. Immer mehr Arten müssen sich die Gipfel teilen. Bei der letzten Zählung 2003 konnten jedoch noch keine Arten beobachtet werden, die seit 1907 verschwunden wären. Die Unterschiede zwischen den Gipfeln nahmen im gleichen Zeitraum dagegen signifikant ab.
Heute sind die Gipfel der Minorgruppe nicht nur untereinander ähnlicher, sie ähneln auch der benachbarten Languardgruppe stärker als früher, obwohl sie innerhalb der Berniner Alpen durch das Faintal voneinander getrennt sind. „Das ist ein deutliches Zeichen für eine beginnende Angleichung“, meint der Biogeograph Gerald Jurasinski von der Universität Bayreuth. „Wir vermuten, dass die Zugänglichkeit und Popularität dieser Gipfel bei Bergsteigern dabei eine Rolle spielt – schließlich verbreiten Menschen den Samen auch durch ihre Kleidung und ihre Schuhe. Nur leider gibt es dafür bisher keinerlei Daten“ konstatiert Jürgen Kreyling vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Mit ihrer Arbeit wollen die beiden Forscher darauf aufmerksam machen, dass Biodiversität mehr als nur Artenvielfalt ist. Auch die Zusammensetzung des Artenspektrums, die Beta-Diversität und die funktionale Vielfalt spielt eine wichtige Rolle für funktionierende Ökosysteme. An der Universität Bayreuth wird zu diesem Thema in Kooperation mit dem UFZ intensiv geforscht, was sich auch in der Lehre niederschlägt, z.B. im Rahmen des Bayrischen Elite-Programms aufgelegten Master-Studienganges „Global Change Ecology“.

Tilo Arnhold
Pressemitteilung vom 30. November 2007 Helmholtzzentrum

Studie: Fußball-EM sollte Mehrwegbecher einsetzen – Bioplastik fällt in der Ökobilanz durch

0

Hersteller sollten nicht mehr mit Klimaneutralität werben

Bern/Wien/Bonn – Mehrwegbecher-Systeme sind Einweg-Lösungen ökologisch deutlich überlegen. Kompostierbare Einwegbecher aus nachwachsenden Rohstoffen schneiden nicht besser ab als herkömmliche Einwegbecher. Das zeigt eine von den Umweltministerien Deutschlands, Österreichs und der Schweiz in Auftrag gegebene vergleichende Ökobilanz für die Fußball-Europameisterschaft 2008. Auch unter ungünstigsten Annahmen sei ein Mehrweg-System jeder Einweg-Lösung ökologisch deutlich überlegen: „Selbst das beste Einwegszenario führt zu einer doppelt so hohen Umweltbelastung wie das ungünstigste Mehrweg-System. Wenn also ein Mehrweg-System gewählt wird, ist diese Lösung mit Sicherheit die ökologisch beste“, heißt es in der Studie. Die Untersuchungen würden zudem belegen, dass kompostierbare Einwegbecher aus nachwachsenden Rohstoffen ökologisch nicht besser abschneiden als herkömmliche Einwegbecher aus PET. Die Ökobilanz biete belastbare Ergebnisse für eine generelle Bewertung von biologisch-abbaubaren Verpackungen (BAW). Demnach sollten Hersteller und Interessenvertreter von Bioplastik nicht mehr damit werben, dass BAW-Verpackungen klimaneutral seien.

„Ich halte wenig von der Einschätzung, dass durch die Verwendung von biologisch abbaubaren Kunststoffverpackungen kein Treibhauseffekt entstehe und diese Verpackungen CO²-neutral seien. Um die tatsächliche Umweltbelastung einer Verpackung festzustellen, müssen alle relevanten Umweltauswirkungen entlang des gesamten Lebensweges vom Abbau der Rohstoffe – inklusive Hilfsstoffe und Energieträger, über die Transportwege bis hin zur Entsorgung betrachtet werden. Es dürfen also nicht nur einzelne Emissionen wie Kohlendioxid für einzelne Abschnitte des Lebensweges berechnet werden“, so Studienautor Christian Pladerer vom Österreichischen Ökologie Institut www.ecology.at im Interview mit dem Onlinemagazin NeueNachricht www.ne-na.de.

Die rohstoff- und energieintensive industrielle Agrarwirtschaft und Verpackungsherstellung sowie die von den BAW-Herstellern empfohlene Kompostierung seien Aktivitäten, die umweltschädliche Emissionen verursachen. „Aus meiner Sicht sind somit BAW-Verpackungen keinesfalls CO²-neutral. Die Diskussion über die Vor- und Nachteile einzelner Einwegverpackungen darf nicht auf dem Rücken von gut funktionierenden Mehrwegsystemen ausgeführt werden“, fordert Pladerer. Die Möglichkeit der Kompostierung bringe keine Umweltvorteile und sei in der Praxis nur schwer umsetzbar. „Die privaten und kommunalen Kompostwerke in Österreich, in Deutschland und in der Schweiz, die Kompost mit hoher Qualität herstellen, sind wenig begeistert von der Diskussion über ‚kompostierbare‘ Kunststoffe. Ziel der Kompostierung ist der möglichst rasche und verlustarme Abbau der organischen Ursprungssubstanzen und gleichzeitig der Aufbau stabiler, pflanzenverträglicher Humussubstanzen. Dass ein Werkstoff biologisch abbaubar ist, bedeutet noch lange nicht, dass diese Umwandlung in einem Rotteprozess der technischen Kompostierung tatsächlich im gewünschten Ausmaß erfolgt“, erläutert Pladerer.

Es fehle an der Glaubwürdigkeit, dass biologisch abbaubare Kunststoffe auch kompostierfähig seien. „Zudem werden BAW-Verpackungen wie herkömmliche Kunststoffverpackungen von automatischen und mechanischen Sortierschritten erkannt und als Fremdstoff aussortiert. Dies gilt nicht nur für die Kompostierung, sondern auch für Biogasanlagen“, weiß Pladerer. Da bleibe nur die Müllverbrennungsanlage als einzige derzeit praktikable Entsorgungsschiene übrig. Aus ökologischer Sicht sei es daher nicht nachvollziehbar, dass die deutsche Bundesregierung über die Novelle der Verpackungsverordnung plant, biologisch abbaubare Verpackungen von Entsorgungspflichten und damit von den Kosten zu befreien.

Die Werbebehauptung der Bioplastik-Industrie hält der Bonner Wirtschaftsanwalt Markus Mingers www.justus-online.de sogar für irreführend. „Es entsteht bei den Kunden der Eindruck, dass durch die Verwendung von biologisch-abbaubaren Verpackungen kein Treibhauseffekt entsteht und daher die Hersteller Angebote haben, mit denen kein Mitbewerber mithalten könne. Diese Werbung ist nach Art und Umfang geeignet, den Wettbewerb zum Nachteil der Mitbewerber spürbar zu verfälschen. Daher wären Mitbewerber befugt, eine wettbewerbsrechtliche Abmahnung gegen die Hersteller von Bioplastik geltend zu machen“, resümiert Mingers.

Pressemitteilung von:
medienbüro.sohn
V.i.S.d.P: Gunnar Sohn
Ettighoffer Strasse 26a
53123 Bonn
Germany

Telefon: +49 – 228 – 6 20 44 7
Telefax: +49 – 228 – 6 20 44 75

medienbuero@sohn.de

Neue Lösskarte Europas

0

Verbreitung des fruchtbaren Bodens erstmals seit Jahrzehnten wieder aktualisiert

Leipzig. Die Verbreitung von Löss-Sedimenten in Europa ist zum ersten Mal seit 75 Jahren in einer digitale Europakarte erschienen. Die Geografin Dagmar Haase vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) vollendete damit die Arbeit verschiedener Forscher, die bereits in den 70er und 80er Jahren begonnen hatten, die letzte umfassende Bestandsaufnahme von Rudolf Grahmann zu überarbeiten, die 1932 in den Mitteilungen der Gesellschaft für Erdkunde in Leipzig erschienen war. Haase und Kollegen erstellten die neue Karte im Maßstab 1:2.500.000 mit Hilfe moderner digitaler Informationssysteme.

Egal ob kalkgrau oder dunkelschwarz – Lösssedimente und deren Böden sind weltweit von besonderer Bedeutung für die Landwirtschaft da sie zu den fruchtbarsten ihrer Art überhaupt zählen. Die Qualität eines Bodens wird in Deutschland mit einer so genannten Bodenwertzahl angegeben, für deren Höchstwert von 100 der Lössboden bei Eickendorf in der Magdeburger Börde Pate stand.

Lösssedimente und ihre Böden bedecken etwa ein Zehntel der Erde. In Europa ist Löss ein staubiges Produkt der eiszeitlichen Vergletscherung. Das sehr feine und damit leichte Material wurde während der Kaltzeiten aus vegetationslosen Regionen am Rande der Gletscher ausgeweht und in Regionen mit dichterer Vegetation wieder abgelagert. Löss besteht größtenteils aus Quarzkörnern und Kalk. Die sehr kleinen Körner sorgen für eine gute Durchlüftung, Wasserspeicherung und Mineralienreichtum. Deshalb entstehen aus Löss so ertragreiche Böden wie die Schwarzerden der Börden, die aber auch besonders empfindlich gegen Erosion sind. Daher ist es wichtig zu wissen, wo sich diese fruchtbaren und schützenswerten Böden und Sedimente genau befinden.

Bereits 1966 entschied sich die damalige Löss-Kommission der Internationalen Union für Quartär-Forschung (INQUA), eine europäische Lösskarte zu erstellen. Obwohl das in verschiedenen Ländern Europas zu intensiver Forschung und zu neuen Erkenntnissen führte kam es nie zu einer neuen gesamteuropäischen Karte und die schon historische Karte von 1932 blieb weiter das einzige Standardwerk. 2003 nahm eine Gruppe Leipziger Wissenschaftler dann die Arbeit an der europäischen Lösskarte wieder auf, deren Konzepte bereits in den 80er Jahren entwickelt wurden waren. Dazu war es nötig, einheitliche Definitionen für die verschiedenen Lössarten zu finden. Die Idee zur Europäischen Lößkarte entstand bereits 1966. Über zwei Jahrzehnte erfolgte dann die Zusammenstellung der analogen Verbreitungsdaten von Löß und Lößsedimenten in ganz Europa durch die Kooperation von Wissenschaftlern in Ost und West. Nach der politischen Wende 1990 lag das Unternehmen aufgrund der wissenschaftlichen „Neuordnung“ in Mittelosteuropa für einige Jahre brach. Aus dem um 2000 existierenden reichhaltigen Fundus an Kartenmaterial aus ganz Europa und der ehemaligen Sowjetunion entstand dann auf der Basis moderner GIS-Technologie am UFZ die Europäische Lößkarte 1:2,5 Millionen.

Die neue europäische Lösskarte ist ein modernes digitales Informationssystem, welches auf der Verknüpfung von Koordinaten und Sachinformationen besteht. Es ist weltweit nutzbar und wird seit seinem Erscheinen bereits lebhaft aus allen Teilen der Welt nachgefragt. „Wir hoffen, dass wir mit diesem Grundlagenwerk eine Basis für künftige Landschaftsmodelle geliefert haben, die helfen könnten, rechtzeitig Maßnahmen gegen das weltweite Problem der Bodenerosion zu ergreifen“, erzählt Dagmar Haase. „Wichtig sind die Daten auch für die Rekonstruktion der Klimageschichte in Europa.“ Insgesamt bedecken die Lössböden etwa ein Fünftel Europas: vor allem in der osteuropäischen Tiefebene, in einem Gürtel nördlich der Mittelgebirge, im Alpenvorland und Donaubecken sowie in verschiedenen Flussbecken. Mit dem Druck der Karte im Fachblatt Quaternary Science Reviews ist nun ein Werk vollendet worden, an dem Geografen und Bodenkundler seit Jahrzehnten gearbeitet haben.
Tilo Arnhold


Publikation:

Haase, D., Fink, J., Haase, G., Ruske, R., Pecsi, M., Richter, H., Altermann, M., Jäger, K. D. (2007):
Loess in Europe – its spatial distribution based on a European Loess Map, scale 1:2,500,000
Quat.Sci.Rev. 26 (9-10), 1301-1312
Publication ‚Loess in Europe‘
http://dx.doi.org/10.1016/j.quascirev.2007.02.003

Links:

Internationale Union für Quartär-Forschung (INQUA):
http://www.inqua.tcd.ie/
http://www.loessletter.com/

Weitere fachliche Informationen:

Dr. Dagmar Haase
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0341-235-3950
Dr. Dagmar Haase
http://www.ufz.de/index.php?de=4576

oder über

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Pressestelle
Tilo Arnhold / Doris Böhme
Telefon: +49 (0)341 235 2278

Neue Technologie zur Nährstoffrückgewinnung aus Klärschlamm

0

4 Millionen Euro für neue Technologie zur Nährstoffrückgewinnung aus Klärschlamm- weltweit erste Anlage in Gifhorn

Pressemitteilung Nr. 121/2007
HANNOVER/GIFHORN. Der weltweit erste großtechnischen Einsatz einer neuen innovativen Technologie zur Klärschlammbehandlung nimmt heute in Gifhorn den Betrieb auf, erklärte Umweltstaatssekretär Christian Eberl heute bei der Einweihung der neuen Klärschlammbehandlungsanlage des Abwasser- und Straßenreinigungsbetriebs.
Bislang gab es nur eine kleine Pilotanlage in Schleswig-Holstein, deren Erfahrungswerte nun in Gifhorn für den großtechnischen Bereich umgesetzt wurden. Die umweltgerechte Entsorgung von Klärschlamm nach dem sogenannten Seaborne- Verfahren wurde vom Niedersächsischen Umweltministerium seit 2003 mit fast vier Millionen Euro gefördert. Das Verfahren dient vorrangig der Rückgewinnung der endlichen Ressource Phosphor. Gegenwärtig können bis zu 140 Kubikmeter Klärschlamm pro Tag behandelt werden. „Niedersachsen hat in Anbetracht der absehbaren Verknappung von Phosphor sehr großes Interesse an der landwirtschaftlichen Verwertung des Klärschlamms“, so Eberl. Durch gezielte chemische Reaktionen werden die Inhaltsstoffe getrennt. In Niedersachsen liegt der Entsorgungsgrad von Klärschlamm mit 70 Prozent fast doppelt so hoch, wie im Bundesdurchschnitt mit nur 40 Prozent. Die Schwermetalle werden ausgesondert und der Wertstoff Phosphor kann in der Landwirtschaft wieder als Düngemittel verwendet werden. „Diesen ressourcenschonenden Umgang befürworten wir und freuen uns über neue Entsorgungstechnik“, lobte der Umweltstaatssekretär. Das Projekt wurde wissenschaftlich von den Universitäten Hannover und Braunschweig begleitet

http://www.umwelt.niedersachsen.de/cda/pages/printpage.jsp?C=41742161&N=11281&L=20&D=0&I=598

Alle Schleifringe belegt – was tun?

0

Infolge der zunehmenden Automatisierung von Betriebsprozessen auf Kläranlagen ergeben sich immer mehr Signale an Aggregaten und Messungen. Diese zusätzlichen Meldungen und Messsignale müssen von den Gebern zu den Mess- und Regeleinrichtungen z.B. SPS weitergeleitet werden. An rotierenden Anlagenteilen z.B. Räumern erfolgt dies am Drehpunkt in aller Regel über Schleifringe, da feste Kabelverbindungen nicht möglich sind.
Sind alle verfügbaren Schleifringe schon belegt oder reichen die Reserven nicht aus, dann muss nach anderen Lösungen gesucht werden.

Bild FW-Tipps-Schleirfinge-F1.JPG Die Aufrüstung mit zusätzlichen Schleifringen hat den Nachteil, dass auch die Kabel mit ausgetauscht werden müssen, da auch dort die notwendigen Adernpaare für die Signale fehlen. Dies ist meist sehr kostenintensiv, insbesondere wenn es sich um eine größere Anzahl von zusätzlichen Signalen handelt.

Eine andere Möglichkeit ist der Einbau von so genannten Frequenzmultiplexern, bei denen mit einem Adernpaar mehrere Signale gleichzeitig übertragen werden können. Dadurch bleibt die Anzahl der Schleifringe und Adernpaare gleich. Jedoch ist dies nur begrenzt möglich, weil die gleichzeitige Übertragung von Signalen mit einem Adernpaar nicht beliebig erweiterbar ist. Zudem müssen die Schleifringe in einem ausgezeichneten Zustand sein, die Multiplexer reagieren sehr empfindlich auf Widerstandsänderungen wie sie durch Belag auf den Schleifringen entstehen, unerwünschte Signalunterbrechungen sind die Folge.

Bild FW-Tipps-Schleifringe-F2.JPG Bild FW-Tipps-Schleifringe-F3.JPG Zunehmend wird die Übertragung der Signale mittels Funktechnik (Bluetooth) durchgeführt. Der große Vorteil liegt vor allem darin, dass der Engpass bei der Signalübertragung, zwischen Räumer und SPS, einfach mit einer Funkstrecke überbrückt wird

Zur Datenübertragung werden jeweils ein Modul mit Antenne auf dem Räumer und eines im Schaltschrank neben dem Räumer installiert. Es hat sich gezeigt, dass die Übertragung auch bei schlechtem Wetter z.B. Gewitter zuverlässig funktioniert. Die üblichen Entfernungen auf Kläranlagen bis 1.000 m sind bei richtiger Auswahl und Positionierung der kleinen Antennen kein Problem.
Die Übertragung von Signalen mit der Bluetooth-Funktechnik für industrielle Anwendungen ist meist günstiger als die Erneuerung von Schleifringen und Kabeln. Die Grundversionen der Module haben jeweils 16 Ein- und 16 digitale Ausgänge sowie 2 analoge bidirektionale Ein- und Ausgänge. Dies entspricht einem Kabel mit 40 Adern. Sollte dies nicht ausreichend sein, ist eine Erweiterung nahezu beliebig möglich.

Deshalb sollte man bei Defekten an vorhandenen Kabeln immer prüfen, ob es nicht wirtschaftlicher ist, einfache günstigere Kabel für die Spannungsversorgung des Räumers zu installieren. Die bestehenden Signale können dann mit der Funktechnik übertragen werden.

Links:
http://www.it-academy.cc/article/570/Drahtlose+Datenuebertragung.html
http://www.unimuenster.de/imperia/md/content/fachbereich_physik/technik_didaktik/informationstechnik_drahtlose_datenuebertragung.ppt
http://www.phoenixcontact.de/technologie/18108.htm

 

Autor: CS

Mitarbeitergespräche, Mitarbeiterbeurteilung

0

Im Zusammenhang mit der Leistungsorientierten Bezahlung ist es, je nach Gestaltung der dazu erforderlichen Dienstanweisung bzw. Betriebsvereinbarung, notwendig Mitarbeitergespräche zu führen und die Mitarbeiter zu beurteilen.

Hier finden Sie zur Unterstützung einige Links:

Mitarbeiterorientierte Zielvereinbarungen in der Kommunalverwaltung – Vom Konzept zur Umsetzung 
  http://verwaltungsreform.verdi.de/materialien/netzwerk_kommunen_der_zukunft/netzwerkarbeit_-_eine_neue_form_von_personalratsarbeit/data/produkt:_mitarbeiterorientierte_zielvereinbarungen 
Bericht vom Tagesworkshop Zielvereinbarungen am 31. Mai 2007 in Berlin – Übersicht über den Workshop-Verlauf
  http://verwaltungsreform.verdi.de/ag_tarif/leistungsentgeltsysteme/bericht_workshop_zielvereinbarungen 
•  Leitfaden zum Mitarbeitergespräch von der Universität Erlangen-Nürnberg
  www.uni-erlangen.de/universitaet/organisation/verwaltung/zuv/verwaltungshandbuch/mitarbeitergespraeche/Vorbereitungsleitfaden.doc
•  Tipps für Mitarbeitergespräche
  http://www.vorgesetzter.de/kommunikation/mitarbeitergespraeche/
•  Psychologie der Personalbeurteilung – ein Lernprogramm 
  www.personalbeurteilung.de/wirtschaft/index.htm 
Leitfaden Leistungsbewertung 
  www.bmi.bund.de/Internet/Content/Common/Anlagen/Themen/Oeffentlicher__Dienst/DatenundFakten/Leitfaden_20Leistungsbewertung,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Leitfaden%20Leistungsbewertung.pdf

Geld motiviert – wenn man mehr bekommt als der Kollege

0

Frank Luerweg, Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Mit welchen Gefühlen man auf seinen Gehaltscheck reagiert, hängt maßgeblich davon ab, wie viel der Kollege verdient. Das legt ein Experiment von Ökonomen und Hirnforschern der Universität Bonn nahe. Darin ließen sie Versuchspersonen paarweise gegen Bezahlung eine einfache Aufgabe durchführen. Die Forscher untersuchten währenddessen die Hirnaktivität ihrer Probanden mit einem Magnetresonanz-Tomographen. Ergebnis: Bekam ein Teilnehmer mehr Geld als sein Mitspieler, zeigte sein „Belohnungszentrum“ eine weit stärkere Aktivierung, als wenn beide dieselbe Summe erhielten. Die Studie erscheint am Freitag, 23.11., in der renommierten Wissenschaftszeitschrift Science.

Die Publikation ist das erste Resultat einer neuen Forschungsrichtung, die sich momentan an der Uni Bonn etabliert: Wissenschaftler um den Epileptologen Professor Dr. Christian Elger und den Ökonomen Professor Dr. Armin Falk wollen zusammen herausfinden, wie der „Homo oeconomicus“ genau tickt. Dazu nutzen sie moderne bildgebende Verfahren, um ihren Testpersonen ins Gehirn zu schauen.

Für das jetzt publizierte Experiment mussten sich die Teilnehmer in zwei nebeneinander stehende Hirnscanner legen. Darin sollten sie parallel dieselbe Aufgabe durchführen: Auf einem Bildschirm erschien eine gewisse Anzahl Punkte, deren Menge die Probanden schätzen mussten. Danach wurden sie informiert, ob sie richtig getippt hatten. Falls ja, erhielten sie eine Belohnung, die von 30 bis 120 Euro reichte. Gleichzeitig wurde ihnen mitgeteilt, ob ihr Spielpartner erfolgreich gewesen war und welchen Lohn er dafür einstreichen konnte.

Der Tomograph erfasste derweil, in welchen Hirnregionen der Testpersonen sich die Durchblutung änderte. In gut durchbluteten Gebieten gelten die Nervenzellen als besonders aktiv. Insgesamt 38 Männer nahmen an dem Versuch teil. „Wir registrierten bei ihnen während des Experiments in verschiedenen Hirnbereichen eine verstärkte Aktivität“, erklärt der Bonner Neurowissenschaftler Dr. Bernd Weber. „Einer davon war das ventrale Striatum – eine Region, in der ein Teil des so genannten Belohnungssystems sitzt.“

Immer wenn wir eine erstrebenswerte Erfahrung machen, wird das Belohnungssystem aktiv. „Wir beobachteten dort beispielsweise eine Aktivierung, wenn der Spieler die Aufgabe richtig gelöst hatte“, sagt der Leiter der Arbeitsgruppe NeuroCognition-Imaging am Life&Brain Institut. Hatte der Teilnehmer dagegen mit seiner Schätzung daneben gelegen, nahm die Aktivität seines ventralen Striatum ab. Erstaunlicherweise spielte aber auch eine Rolle, wie der Teilnehmer im zweiten Scanner abgeschnitten hatte: „Am höchsten war die Aktivierung bei denjenigen, die richtig getippt hatten, während ihr Mitspieler sich verschätzt hatte“, fasst Webers Kollege Dr. Klaus Fließbach das Ergebnis zusammen.

Die Forscher nahmen nun die Fälle genauer unter die Lupe, bei denen beide Partner die Zahl der Punkte korrekt geschätzt hatten. Erhielten die Teilnehmer dafür dieselbe Bezahlung, kam es zu einer vergleichsweise geringen Aktivierung des Belohnungszentrums. Anders, wenn der eine Spieler beispielsweise 120 Euro bekam, sein Partner aber nur 60: Dann fiel die Aktivierung bei Spieler 1 viel höher aus. Bei Spieler 2 nahm die Durchblutung des ventralen Striatum dagegen sogar ab – und das, obwohl er die Aufgabe richtig gelöst hatte und dafür auch belohnt worden war.

Männer wollen sich im Wettbewerb behaupten

„Dieses Ergebnis steht im klaren Widerspruch zur traditionellen ökonomischen Theorie“, erklärt der Bonner Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Armin Falk. „Danach sollte es nur auf die absolute Höhe der Entlohnung ankommen. Der Vergleich mit Anderen sollte dagegen für die Motivation keine Rolle spielen.“ Es ist das erste Mal, dass diese These mit Hilfe eines derartigen Experiments widerlegt wurde. Allerdings hat auch die absolute Höhe der Bezahlung einen Einfluss auf das Belohnungszentrum: Über 60 Euro freut man sich mehr als über 30. „Das Interessante an unserer Studie ist aber, dass die relative Höhe des Einkommens eine so bedeutsame Rolle spielt“, betont Falk.

„Zumindest Männer scheinen eine große Motivation aus dem Wettbewerb zu ziehen“, resümiert Dr. Bernd Weber. Die Forscher wollen nun herausfinden, ob das auch bei Frauen so ist. Außerdem planen sie eine Versuchsreihe mit asiatischen Probanden, um herauszufinden, ob Konkurrenzdenken auch durch kulturelle Faktoren beeinflusst wird.

Social Comparison Affects Reward-Related Brain Activity in the Human Ventral Striatum. K. Fliessbach, B. Weber, P. Trautner, T. Dohmen, U. Sunde, C. E. Elger, A. Falk. Science, 23.11.2007

Kontakt:
Professor Dr. Christian Elger
Direktor der Klinik für Epileptologie, Universität Bonn
Telefon: 0228/287-15727; E-Mail: christian.elger@ukb.uni-bonn.de

Professor Dr. Armin Falk
Institut für Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Universität Bonn
Telefon: 0228/73-9240; E-Mail: armin.falk@uni-bonn.de

Dr. Klaus Fließbach
Life&Brain-Center
Telefon: 0228/6885-264; E-Mail: Klaus.Fliessbach@ukb.uni-bonn.de

Dr. Bernd Weber
Life&Brain-Center
Telefon: 0228/6885-262; E-Mail: bweber@lifeandbrain.com

Pressemitteilung

URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news235924

Löchrigen Wasserleitungen auf der Spur

0

Ein Großteil des Frischwassers kommt nicht bei den Verbrauchern an, sondern strömt durch Löcher aus den Leitungen hinaus und versickert ungenutzt im Boden. Ein neuer, kostengünstiger Sensor soll diese Lecks nun finden. Zurzeit laufen erste Tests im italienischen Pisa.

Die Bilanz ist erschreckend: Bis zu 40 Prozent des Frischwassers, das durch die Leitungen strömt, kommen nicht beim Verbraucher an. Sie dringen durch Lecks ins Erdreich und versickern ungenutzt. Denn viele Leitungen sind mehr als hundert Jahre alt und entsprechend löchrig. Bisher mangelte es an einer kostengünstigen Möglichkeit, die Lecks aufzuspüren: Konventionelle High-End-Flusssensoren sind mit 1000 bis 2000 Euro für den flächendeckenden Einsatz zu teuer.

Im Auftrag des Wasserversorgungsverbands Pisa, Acque S.p.A., haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Siliziumtechnologie ISIT in Itzehoe gemeinsam mit italienischen Kollegen der Firma Sensordynamics eine kostengünstige Alternative entwickelt: Siliziumbasierte Sensoren. Ihre Kosten liegen nur bei etwa fünf Prozent der „High-End“ Sensoren. Die neuen Messfühler funktionieren nach demselben Prinzip wie die Luftmassen-Sensoren, die in Automotoren bereits seit einiger Zeit die angesaugte Luftmenge messen. „Erstmals können wir diese Sensoren in Flüssigkeiten anwenden“, sagt Dr. Peter Lange, Projektleiter am ISIT.

Herzstück des Sensors sind zwei Heizdrähte, die hintereinander auf einer dünnen Membran angebracht sind. Elektrischer Strom, der durch die Drähte fließt, erhitzt sie auf eine konstante Temperatur. Strömt kälteres Wasser an diesen beiden Heizdrähten vorbei, gibt der vordere mehr Wärme an das Wasser ab als der hintere, der quasi in dessen „Windschatten“ steht -, es muss entsprechend mehr Strom durch den vorderen Draht fließen, um die Temperatur konstant zu halten. Über diese Stromdifferenz lässt sich die Geschwindigkeit des Wassers ermitteln sowie die Wassermengen, die durch die Leitungen strömen. Der Clou liegt im gepulsten Betrieb des Sensors: Die Drähte werden nicht ständig geheizt, sondern nur etwa drei Sekunden pro Minute. So bleiben die Heizdrähte die meiste Zeit kalt – Kalkablagerungen und Luftblasen, die die Messung verfälschen, reduzieren sich. Ein weiterer Vorteil: Durch den gepulsten Betrieb arbeiten die Sensoren sehr energiesparend, die Batterien halten lange. Erste Tests waren erfolgreich: Die Sensoren überstanden drei Monate im Wasser unbeschadet. Für weitere Tests integrierten die Forscher vor wenigen Wochen 70 Prototypen in die Wasserleitungen von Pisa. Dort sollen sie nun einige Monate bei voller Funktion dem Wasser trotzen und messen, wie viel Wasser durch die Kanäle strömt und wo es verloren geht. „Die Ergebnisse lassen sich entweder per Handy oder per Funk abfragen“, sagt Lange. Verlaufen die Tests erfolgreich, sei eine Fertigung von 50 000 bis 500 000 Sensoren pro Jahr durchaus realistisch.

Weitere Informationen:

http://www.fraunhofer.de/presse/presseinformationen/2007/12/Mediendienst122007Thema1.jsp

URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/pages/de/news238415