In der deutschen Hauptstadt braut sich etwas zusammen: In den Kläranlagen Berlins verzeichnen Forscherinnen und Forscher mitten im Sommer einen auffallend starken Anstieg der gemessenen Virusmengen. Das zuständige Landesamt bestätigt: „Aktuell sehen wir eine SARS-CoV-2-Welle“.
Die ungewöhnliche Häufung an Sommerinfektionen geht zumindest in Berlin nicht nur auf harmlose Erkältungserreger zurück. Routinemäßige Messungen im Abwasser deuten auf einen massiven Anstieg der Corona-Ansteckungen im Einzugsgebiet der deutschen Hauptstadt hin. Die gemessenen Viruslasten steigen an allen drei Berliner Messstellen steil an – und deutlich stärker als an anderen Klärwerken im Bundesgebiet.
https://www.n-tv.de/wissen/Virus-Signale-im-Abwasser-Berliner-Fruehwarnsystem-deutet-Corona-Welle-an-article25100630.html
Virus-Signale aus dem Klärwerk Berliner Abwasser enthüllt massive Corona-Welle
Frühwarnsystem für Europa und den Mittelmeerraum soll vor Naturkatastrophen schützen
JLU koordiniert EU-Projekt zur Früherkennung von Extremwetterereignissen
Um den Mittelmeerraum und Europa besser vor Naturkatastrophen und Extremwetter zu schützen, fördert die Europäische Union im Rahmen eines von der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) koordinierten Forschungsprojekts die Entwicklung eines Frühwarnsystems. Die JLU-Klimatologin Dr. Elena Xoplaki und Prof. Dr. Jürg Luterbacher forschen im Rahmen des Horizon-Europe-Projekts MedEWSa (Mediterranean and Pan-European Forecast and Early Warning System against Natural Hazards) an der frühzeitigen Erkennung von Extremwetter, Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen, Erdrutschen und Waldbränden, um rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können.
Laut Copernicus-Klimawandeldienst der Europäischen Kommission war der Juni 2024 der wärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen und der 13. Monat in Folge mit einem monatlichen Temperaturrekord. Sowohl im vergangenen Jahr als auch im Jahr 2024 haben intensive und langanhaltende Hitzewellen, Trockenheit und großflächige Waldbrände erhebliche Schäden angerichtet. Im Juli 2023 riefen die lokalen Behörden in 16 italienischen Städten eine Hitzewarnung der Stufe Rot aus. Auf den Inseln Sizilien und Sardinien wurden Höchsttemperaturen von 49 Grad Celsius gemessen, ein neuer Rekord. Zudem gab es 2023 mehrere große Überschwemmungen und lokale Sturzfluten, wie zum Beispiel in Griechenland, Libyen, Bulgarien und der Türkei. Im Juni 2024 führte das verheerende Hochwasser in Deutschland zu mehreren Todesopfern und erheblichen wirtschaftlichen Schäden.
Diese Ereignisse zeigen, dass insbesondere die europäischen und afrikanischen Länder des Mittelmeerraums Naturgefahren und extremen Wetterereignissen besonders ausgesetzt sind. Um die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) zu verbessern und die Auswirkungen solcher Gefahren abzumildern, müssen Maßnahmen über regionale Grenzen hinweg koordiniert werden. Das Projekt MedEWSa (2023-2026), das von Horizon Europe mit fünf Millionen Euro gefördert wird, entwickelt ein vernetztes Frühwarnsystem für vielfältige natürliche Gefahren, das Ersthelfer unterstützt und eine fundierte Entscheidungsfindung erleichtert. Damit leistet es einen direkten Beitrag zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum der Europäischen Union.
Im Jahr 2022 initiierte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, eine globale Anstrengung, um bis Ende 2027 alle Menschen auf der Erde mit Frühwarnsystemen (EW4ALL) vor Wetterextremen zu schützen. Das MedEWSa-Projekt unterstreicht die Bedeutung der Forschung und der Zusammenarbeit verschiedener Interessengruppen bei der Verbesserung der Frühwarnsysteme in Europa und im Mittelmeerraum. Es zielt darauf ab, Zusammenarbeit, Forschung, Innovation und die Verbreitung von Wissen und Technologien zur Unterstützung der EU-Politik bei der Bewältigung globaler Herausforderungen zu fördern.
Das Horizon-Projekt will ein vernetztes Frühwarnsystem bereitstellen, das sich über den Mittelmeerraum und die angrenzenden Länder erstreckt. Es baut auf bestehenden regionalen und nationalen Infrastrukturen auf, füllt Lücken, nutzt innovative Technologien (inklusive Künstlicher Intelligenz/Maschinelles Lernen) und entwickelt darauf basierend neue Produkte und Anwendungsmöglichkeiten. Besonderes Augenmerk wird auf aktuelle und neu entstehende Hotspots für Extremereignisse, gefährdete Gebiete und gefährdete Gemeinschaften gelegt. Im Mittelpunkt von MedEWSa steht eine Reihe sorgfältig ausgewählter Paare von Pilotstandorten in Europa und Afrika. Auf diese Weise sollen Diskrepanzen aufgedeckt, die Zusammenarbeit gefördert und die Übertragbarkeit der MedEWSa-Tools demonstriert werden. Zudem entwickelt MedEWSa auch innovative Finanzlösungen durch Risikotransfer auf die Kapitalmärkte.
Zu dem Konsortium des von der JLU und ihrem Zentrum für internationale Entwicklungs- und Umweltforschung (ZEU) koordinierten Projekts gehören unter anderem die Weltorganisation für Meteorologie, ECWMF, Forschungsorganisationen, nationale Wetterdienste, lokale und nationale Regierungen, Unternehmen, Rotes Kreuz und viele andere Einrichtungen.
https://idw-online.de/de/news836921
Mikroplastik-Analytik für kommunales sowie industrielles Abwasser und Gewässer
Kostengünstig und vergleichbar: Auf den Spuren von Mikroplastik in der Umwelt
Derzeitige Methoden und Verfahren der Mikroplastik-Detektion sind sehr kompliziert und teuer und werden nur eingeschränkt und meistens in der Forschung eingesetzt.
Zum kontinuierlichen Monitoring und großflächigen Einsatz eignen sie sich derzeitige Methoden nicht.
Wasser 3.0 detect beendet den „Blindflugmodus“ in der Mikroplastik-Analytik. Neuartige Fluoreszenzmarker und ein standardisiertes Verfahren für Probennahme, Probenaufbereitung und Mikroplastik-Analytik ermöglichen schnelle Datenbereitstellung.
Schneller Nachweis für Mikroplastik in unterschiedlichen Wässern
Mit Wasser 3.0 detect haben wir eine einfache und schnelle Analysemethode entwickelt, die erstmalig eine standardisierte kontinuierliche Überwachung der Mikroplastik-Belastungen in (Ab-)Wasseraufbereitungsprozessen ermöglicht.
Die bringt nicht nur enorme Fortschritte hinsichtlich der Bewertung von Entfernungs- und Ressourceneffizienz mit sich, sondern liefert gleichzeitig auch die Möglichkeit der umfassenden, standardisierten Datenbeschaffung.
Mikroplastik-Erkennung durch Fluoreszenzmarker
Der Nachweis von Mikroplastik in (Ab-)Wasser basiert auf dem Einsatz speziell entwickelter Fluoreszenzmarker. Die Fluoreszenzmarker werden der Wasserprobe zugesetzt, die sowohl Mikroplastik als auch andere Partikel enthält.
Die Marker färben selektiv Mikroplastik-Partikel (starke Fluoreszenz), jedoch nicht natürliche Partikel (kein oder nur vernachlässigbares Fluoreszenzsignal). Es werden Fluoreszenzaufnahmen angefertigt, welche automatisch ausgewertet werden, um die Anzahl der Mikroplastik-Partikel in der Probe zu bestimmen.
Die Besonderheit für die schnelle, zuverlässige und kostengünstige Mikroplastik-Detektion, liegt bei den von Wasser 3.0 entwickelten und patentierten Fluoreszenzmarkern, die in zahlreichen Forschungsprojekten an verschiedenen Wassertypen erprobt und getestet wurden, darunter umfangreiche Analytik im Vorfluter (Auslaufschacht) kommunaler Kläranlagen (300 Proben, Stand Oktober 2023).
https://wasserdreinull.de/technologie/mikroplastik-analytik/
Bier aus recyceltem Abwasser: Kann das schmecken?
508 Jahre ist es alt, das bayerische Reinheitsgebot. Es dient seit Jahrhunderten als Garant für Qualität und Reinheit des Bieres. Ein Wort kommt darin aber sicherlich nicht vor – Abwasser. Doch genau darum geht es in dem Forschungsprojekt der Technischen Universität München und dem amerikanischen Unternehmen Xylem. In der Forschungsbrauerei Weihenstephan ist dafür aus gereinigten Abwasser ein Bier hergestellt worden. Mit ‚Reuse Brew‘ soll unter anderem den Herausforderungen durch den Klimawandel begegnet werden. Wir begleiten das Wasser von der Kläranlage bis zum Brauprozess und machen am Ende natürlich auch den Geschmackstest.
https://www.cee.ed.tum.de/sww/startseite/news-single-view-sww/article/bier-aus-recyceltem-abwasser-kann-das-schmecken/
https://www.muenchen.tv/mediathek/video/bier-aus-recyceltem-abwasser-kann-das-schmecken-2/
Forschungsteam des Helmholtz-Zentrum: Ein wirkungsorientiertes Vorhersagesystem für die bessere Frühwarnung vor Hochwasser
Die Verknüpfung verschiedener Vorhersagemodelle macht es möglich, die Auswirkungen von Überschwemmungen präziser vorherzusagen
Extremereignisse wie beispielsweise Hochwasser werden durch den Klimawandel häufiger. Dies verstärkt die Notwendigkeit, Methoden zur genaueren und schnelleren Hochwasservorhersage zu entwickeln, um die Bevölkerung künftig besser zu schützen. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) hat in der Zeitschrift Nature Communications ein Hochwasservorhersagesystem vorgestellt, das rechtzeitig nicht nur Wasserstände an Pegeln, sondern auch dynamische hochaufgelöste Überflutungskarten bereitstellt. Den Forschern gelang es, verschiedene Vorhersagemodelle so zu verknüpfen, dass die Folgen einer Überschwemmung präzise bis auf das Niveau einzelner Gebäude prognostiziert werden können.
In der räumlichen und zeitlichen Vorhersage von Hochwasserereignissen hat es in den vergangenen Jahren große Fortschritte gegeben. So ist es derzeit möglich, Hochwasserstände an einzelnen Pegeln vorherzusagen. Welche Auswirkungen Überschwemmungen für Städte und Gemeinden vor allem für die Menschen im Unterlauf von Flüssen haben können, konnte bisher allerdings nur grob oder sogar fehlerhaft abgeschätzt werden. Diese Präzision ist jedoch entscheidend, weil die betroffene Bevölkerung möglichst schnell vorab informiert werden muss, um gegebenenfalls Evakuierungsmaßnahmen einzuleiten. „Was es bräuchte, ist ein mit dem neuesten Stand der Technik ausgestattetes Hochwasserfrühwarnsystem, das hochauflösend rechtzeitig Überschwemmungsvorhersagen liefert und angibt, welche Auswirkungen das Hochwasser auf einzelne Gebäude hat“, sagt UFZ-Modellierer Prof. Luis Samaniego, Letztautor des Artikels. Dies würde die Grundlage für das Krisenmanagement entscheidend verbessern.
Für das neue Hochwasservorhersagesystem kombinierten die Forscher der beiden Helmholtz-Zentren in einem ersten Schritt die Niederschlagsvorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (NWP limited area ensemble prediction system) mit dem am UFZ entwickelten hydrologischen Modellsystem mHM (mesoscale hydrologic model). Dieses Modell liefert nicht nur Informationen zum Wasserabfluss, sondern auch zum zeitlichen Verlauf der Bodenfeuchte – einer der entscheidenden Faktoren für die Entwicklung von Hochwasser. Anhand der vorliegenden Daten zur Hochwasserkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 gelang es ihnen im Nachgang, anhand eines Ensembles von 20 Vorhersagenmodellen die Höhe der Flutwelle für den Pegel Altenahr stündlich zu prognostizieren. Zudem konnten sie die Wahrscheinlichkeit berechnen, ob ein 50- und ein 100-jährliches Hochwasser eintreten. Die Modellierung ergab, dass 47 Stunden und damit fast zwei Tage vor dem Eintreffen der Flutwelle im Ahrtal 15 Prozent der Modelle ein 100-jährliches Hochwasser prognostiziert hätten. Je näher das Ereignis kam, umso wahrscheinlicher wurde, dass die zu dem Zeitpunkt festgelegte Jahrhundertmarke tatsächlich überschritten wird: So sagten 75 Prozent aller Modelle 17 Stunden vor der Flutwelle das Jahrhunderthochwasser voraus, sieben Stunden davor waren es schließlich 100 Prozent. „Wenn 75 Prozent der Vorhersagen in einem Ensemble ein Jahrhunderthochwasser anzeigen, ist es sehr wahrscheinlich, dass es eintritt“, sagt der UFZ-Modellierer Dr. Husain Najafi, Erstautor der Studie.
Im zweiten Schritt verknüpften die Helmholtz-Forscher das hydrologische Modellsystem mHM mit dem hydrodynamischen Hochwassermodell RIM2D, das das GFZ Potsdam entwickelt hat. RIM2D simuliert in sehr kurzer Zeit die Ausbreitung von Überflutungsflächen und die dynamische Entwicklung von Überflutungstiefen. Erst dieses Modell mit einer räumlichen Auflösung von 10 Meter x 10 Meter macht es möglich, stündlich vorherzusagen, bis zu welcher Höhe das Wasser Flächen überflutet – und damit, in welcher Ortschaft welche Gebäude, Straßen, Eisenbahnstrecken, Krankenhäuser oder sonstige kritische Infrastrukturen wie stark vom Hochwasser betroffen sind. „Zuständige Behörden und Bevölkerung haben so nicht nur Informationen über einen möglichen Pegelstand 30 Kilometer am Flussoberlauf vorliegen, sondern auch eine detaillierte Überflutungskarte, die zeigt, welche Auswirkungen das Hochwasser hat. So könnten sie beispielsweise wissen, wo und welche Personen in Gefahr sein könnten oder wer evakuiert werden muss“, sagt der Hydrologe Dr. Sergiy Vorogushyn vom GFZ.
Für die Rekonstruktion des extremen Hochwasserereignisses im Ahrtal hat das kombinierte Vorhersagemodell des UFZ und des GFZ den ersten Test bestanden. Ab dem Sommer wird die automatisierte Modellkette im Rahmen der Helmholtz-Klima-Initiative in einer weiteren Testphase in zwei weiteren Einzugsgebieten an der Fils und an der Murr in Baden-Württemberg in Echtzeit erprobt. Besteht das Modellsystem auch diese Phase, wäre es aus Sicht der Wissenschaftler für Regionen mit einer erhöhten Hochwassergefahr insbesondere als Folge von Sturzfluten anwendbar. Damit könnte es bestehende Hochwasserfrühwarnsysteme entscheidend ergänzen und den inhaltlichen Horizont der Vorhersagen um die Auswirkungen durch das Hochwasser erweitern. Dies könnte Personen- und Sachschäden künftig erheblich reduzieren.
https://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=18/2024
Mehr als 1.500 Bürgerinnen und Bürger tauchten ein in die Welt der Gewässer
Am 2. Juni 2024 veranstaltete die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) anlässlich ihres 75-jährigen Jubiläums einen Tag der offenen Tür. Ca. 1.500 Gäste jeden Alters informierten sich zwischen 11 und 18 Uhr vor Ort und aus erster Hand bei den BfG-Expertinnen und -Experten zu Themen wie Klimawandel, Spurenstoffe in Gewässern und Biodiversität. Egal ob Drohne, Wasserfahrzeuge, Pflanzenarten, Wassertiere oder Wasserproben und Sedimente – für Klein und Groß gab es etwas Neues zu lernen und zu entdecken.
Wissenschaft erklärt, verständlich und kreativ für Groß und Klein
„Es ist beeindruckend, wie viele Menschen uns an diesem Tag besucht haben und wir sind überwältigt vom großen Interesse an den vielfältigen Arbeitsbereichen der BfG.“, so Dr. Birgit Esser, Präsidentin der BfG, über den besucherreichen Abschluss der Jubiläums-Aktivitäten zum 75-Jahre-Jubiläum der BfG. „Im Fokus der Veranstaltung stand für uns, wissenschaftlich komplexe Zusammenhänge verständlich zu machen – und zwar anhand konkreter Themen, an denen wir forschen und zu denen wir beraten.“ Und das Rezept ging aus Sicht der BfG auf, was sich zum einen an der hohen Verweildauer der Besucherinnen und Besucher und zum anderen aus den vielen Gesprächen vor Ort ableiten lässt. Das reichhaltige Mitmach-Angebot für alle Altersklassen leistete ebenso einen Beitrag. „Nicht zuletzt die Freude und Begeisterung der BfG-Kolleginnen und Kollegen selbst ist ausschlaggebend, um andere für die Themen rund um die Bundeswasserstraßen zu begeistern.“, ergänzt Dr. Sebastian Kofalk, Referatsleiter des für die Veranstaltungsorganisation verantwortlichen Teams.
So laut wie ein Frosch – oder ein Löwe?
Gewässer eintauchen. An der Station „Schallmessung“ zum Beispiel staunten die Besucherinnen und Besucher nicht schlecht: Einzelne Kinder bewiesen, dass sie so laut wie ein Löwe brüllen können. An anderer Stelle versuchten Kinder, Steine zu verstecken. Da sie diese zuvor durch Berührung „zum Leuchten“ gebracht hatten, konnten die Steine mit Live-Temperaturmessungen entdeckt werden. Normalerweise unterwegs im Auftrag für die Bundeswasserstraßen, ergaben sich so ganz neue Einsatzgebiete für die BfG-Drohne, deren Wärme-Sensoren an diesem Tag einen neuen Einsatzzweck erhielten. Weiter ging es mit vielen Pflanzen zum Anfassen, Riechen, Meiden und Bestaunen an der Station „Botanischer Streichelzoo“. Durch die Vielfalt der Pflanzen verstanden die Besuchenden den Unterschied von heimischen und zugezogenen Pflanzen, sogenannten Neophyten, die bei der Unterhaltung und Pflege der Bundesstraßen wichtig sind.
Auch die unterschiedliche Wasserspeicherkapazität von Auwald-, Wiesen- und Ackerboden konnten die Kinder durch das Eintauchen verschiedener Schwämme nachempfinden. Kreativ ging es auch an der Station zu den Algen zu. Durch das Mikroskop zeigten sich unterschiedlichste geometrische Formen, die nur in dieser vergrößerten Ansicht sichtbar sind. Nicht nur junge Gäste staunten über die Formen und Farben – und die andere Perspektive beim Einsatz eines Mikroskops. Und dass der Rhein die Region prägt und die Menschen beschäftigt, wurde in der Expertensprechstunde „Klimawandel“, deutlich. Wie verändert sich der Rhein, wenn die Gletscher abschmelzen? Sind Niedrigwasser normal oder außergewöhnlich und wie geht es weiter? Viele Bürgerinnen und Bürger schätzten diese lockere Gesprächsrunde beim Tag der offenen Tür. Und wer sich die Frage stellte, wie man Mitarbeiterin oder Mitarbeiter in der BfG werden kann, erhielt vor Ort bei den Auszubildenden oder den Personalexperten/-innen selbst die Antworten.
Ergänzend zu den Stationen fanden mehr als 30 Führungen durch die BfG-Gebäude und einige Labore statt. So erhielten insgesamt ca. 350 Personen einen detaillierteren Blick hinter die Kulissen der Ressortforschungseinrichtung, die zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) gehört. Die Laborführungen, zum Teil als kreatives Mitmach-EscapeLab konzipiert, waren schnell ausgebucht. Im EscapeLab galt es, die Ursache für die Erkrankung eines Fisches zu erforschen. Die Besucher/-innen wurden mit Kittel und Schutzbrillen selbst im Labor tätig, um das Rätsel zu lösen.
Gewässerkunde und Wasserwirtschaft in Koblenz studieren
Gemeinsam mit Universität Koblenz und Hochschule Koblenz wurden auch die kooperativen Studiengänge für den Bachelor und Master of Science Gewässerkunde und Wasserwirtschaft vorgestellt. „Das Interesse am Studienangebot war hoch und eine Präsentation im Zusammenhang mit den Arbeitsbereichen der BfG gab uns einen anschaulichen Rahmen.“, so Prof. Dr. Lothar Kirschbauer von der Hochschule Koblenz, dem auch Dr. Jan Fleischhauer von der Universität Koblenz zustimmt.
An insgesamt 17 Ständen präsentierte das BfG-Team weitere Themen. Die Website der BfG bietet hierzu ein umfassendes Informationsangebot. Auch viele der am Tag der offenen Tür gezeigten wissenschaftlichen Poster stehen auf der Website im Bereich „informiert“ zum Download bereit.
Sie haben Fragen zu den Inhalten der Infothek oder suchen Kontakt zu den Expertinnen und Experten der BfG? Für eine Kontaktaufnahme nutzen Sie bitte die Kontaktdaten der BfG-Pressestelle. Entsprechend Ihrer individuellen Frage vermittelt Ihnen die Pressestelle bei Bedarf einen Kontakt zu BfG-Expertinnen und -Experten.
https://idw-online.de/de/news834763
Weitere Informationen:
https://www.bafg.de/DE/Service/Presse/_doc/2024/240605_Tag-der-offenen-Tuer_Nach…
KIT-Experten zu den Hochwasserereignissen im Mai/Juni 2024 in Süddeutschland
Außergewöhnlich lang anhaltender und starker Regen führte großflächig zu Überschwemmungen
Ein regenreicher Mai und Rekordniederschläge zum Monatsende führten in Deutschland zu großflächigen Überschwemmungen. Innerhalb von 48 Stunden fielen im Süden und Westen Bayerns sowie im Osten Baden-Württembergs Regenmengen von mehr als 100 Litern pro Quadratmeter, binnen 120 Stunden kamen nicht selten mehr als 200 Liter pro Quadratmeter zusammen. Durch das folgende Hochwasser kamen sechs Menschen ums Leben (Stand 06.06.2024) und es entstanden hohe Sachschäden.
Während das Hochwasser noch im Gange war, haben Forschende des Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) eine historische Einordnung des Ereignisses vorgenommen und Regionen nach dem Grad der zu erwartenden Schäden klassifiziert.
„Das Besondere an diesem Niederschlagsereignis war, dass über einen relativ langen Zeitraum und eine große räumliche Ausdehnung viel Niederschlag gefallen ist“, sagt Professor Michael Kunz, wissenschaftlicher Sprecher des CEDIM und Co-Autor der Studie. „Wenn wir die Niederschläge lokal betrachten, konnten wir solche Ereignisse in Deutschland in den letzten 60 Jahren durchaus schon häufiger beobachten. Betrachtet man aber die Niederschlagssummen über einem größeren Gebiet, beispielsweise von rund 35 000 Quadratkilometern, was der Fläche Baden-Württembergs entspricht, dann waren die Niederschlagsmengen durchaus außergewöhnlich.“ Von Oberschwaben bis zum Donaumoos entsprächen diese einem Ereignis, das statistisch seltener als einmal in hundert Jahren vorkomme.
Vor allem die Ausdehnung unterscheide das Ereignis von der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021, so Kunz: „Damals fiel der Regen in kürzerer Zeit und über einem deutlich kleineren Gebiet mit sehr steilen Hängen, an denen das Wasser schnell in das Tal floss. Die großräumigen Niederschlagssummen im Mai/Juni 2024 überstiegen die vom Juli 2021 dagegen deutlich.“
Neben einer hydrologischen Einordnung des Hochwassers geben die Forschenden des CEDIM in ihrem Bericht auch eine erste Einschätzung des zu erwartenden Schadensausmaßes in den beiden am stärksten betroffenen Bundesländern: „Insbesondere die Region Günzburg und das Gebiet darum in Bayern hat es besonders erwischt“, so Dr. James Daniell vom CEDIM, ebenfalls Co-Autor der Studie. „Aber letztendlich ist in allen Landkreisen, in denen auch der Katastrophenfall ausgerufen wurde, mit meist hohen Schäden zu rechnen.“
Über das Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM)
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des CEDIM, einer interdisziplinären Einrichtung des KIT, forschen zu Katastrophen, Risiken und Sicherheit. Das Ziel ist es, natürliche und menschengemachte Risiken in einer sich rasch verändernden, von Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und Klimawandel geprägten Welt genauer zu verstehen, früher zu erkennen und besser zu bewältigen.
Weitere Informationen:
https://www.cedim.kit.edu/download/FDA_Hochwasser2024_SD_final.pdf
Bitte wenden Sie sich an Sandra Wiebe, E-Mail: sandra.wiebe@kit.edu , Tel.: 0721 608-41172.
Im Portal Expertinnen und Experten des KIT finden Sie weitere Ansprechpersonen aus der Wissenschaft.
https://www.sts.kit.edu/expertinnen-und-experten-des-kit.php
Meldungen zur Spurenstoff-Elimination 2023
Meldungen 2012 | Meldungen 2013 | Meldungen 2014 | Meldungen 2015 |
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Dezember 2023
November 2023
Oktober 2023
August 2023
April 2023
- Mehr Arzneimittelreste in der Umwelt
- Von der Kartoffelschale zum Abwasserreiniger
- Abwasserproben aus über 100 europäischen Städten zeigen neueste Trends beim Drogenkonsum
- Innovative Technologien entfernen Arzneimittelrückstände aus Abwasser
März 2023
Februar 2023
- Schutz von Oberflächengewässern und Grundwasser vor neuen Schadstoffen
- Multiresistente Bakterien vermehrt in Abwässern aus Kliniken nachgewiesen
- Furthof /CH: Die ARA betreibt eine Ozonung mit Sandfiltration seit 2021. Anbei ein Steckbrief der Anlage
- Die ARA Aadorf/CH betreibt seit 2022 eine Spurenstoffelimination
Januar 2023
- Die Belastung der Glatt/ Kanton St. Gallen durch Spurenstoffe nimmt ab
- IKSR veröffentlicht Monitoring- und Bewertungssystem für Mikroverunreinigungen
- Hochschule Koblenz untersuchte Abwasser in Koblenz und Umgebung auf Rückstände von Kokain-Konsum
- Antibiotikaresistenzen im Abwasser überwachen
- Mikroverunreinigungen entfernen mit granulierter Aktivkohle
- Medikamentenspuren wirksam aus Abwasser entfernen
FAQ: Antibiotika und Antibiotikaresistenzen in der Umwelt
Durch behandelte Abwässer, Mischwasserüberläufe, Klärschlämme oder Gülle können Antibiotika nach der Anwendung in die Umwelt gelangen und dort Organismen schädigen sowie Resistenzen fördern. Bislang wurden 64 unterschiedliche Antibiotika wurden in Deutschland in der Umwelt nachgewiesen. Die Umwelt ist heute Reservoir und Überträger für Antibiotikaresistenzen.
• 1. Wie gelangen Antibiotika in die Umwelt?
• 2. Wie viele Antibiotika wurden bereits in der Umwelt nachgewiesen?
• 3. Welche “Nebenwirkungen“ haben Antibiotika in der Umwelt?
• 4. Was ist eine Antibiotikaresistenz?
• 5. Welche Rolle spielen Antibiotikaresistenzen in der Umwelt?
• 6. Für welche konkreten Maßnahmen plädiert das Umweltbundesamt? Was können wir alle tun?
Antibiotika gehören zu den wichtigsten Errungenschaften der Medizin, ohne sie wären viele lebensbedrohliche bakterielle Infektionskrankheiten nicht behandelbar. Sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin werden Antibiotika seit Jahrzehnten erfolgreich und in großen Mengen eingesetzt. Doch Antibiotika können längst nicht mehr alle krank machenden Bakterien wirksam bekämpfen, denn viele dieser Bakterien sind heute resistent gegenüber Antibiotikawirkstoffen.
Wie gelangen Antibiotika in die Umwelt?
Antibiotika werden zur Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten bei Menschen und Tieren eingesetzt. Insgesamt gibt es nur eine überschaubare Anzahl von Wirkstoffgruppen, daher werden viele Antibiotika seit Jahrzehnten gleichzeitig sowohl in der Human- alse auch in der Veterinärmedizin angewendet. Antibiotika und deren Stoffwechselprodukte gelangen durch ihre Verwendung in Human- und Tiermedizin in die Umwelt. Nach der Einnahme erreichen Antibiotika über die Ausscheidungen der Patient*innen mit dem Abwasserstrom die Kläranlagen. Hinzu kommen Produktionsabwässer und unsachgemäß über das Abwasser (Spüle oder Toilette) entsorgte Antibiotika. In herkömmlichen dreistufigen Kläranlagen werden Antibiotika nicht oder nur zu einem geringen Teil entfernt, da viele Wirkstoffe chemisch stabil und überwiegend biologisch schwer abbaubar sind. Mit dem so behandelten Abwasser gelangen Antibiotika in Oberflächengewässer (einschließlich der Meere) oder Böden (Bewässerung, Düngung mit Klärschlamm) und können so ins Grund- oder auch Trinkwasser (Uferfiltration) eingetragen werden.
Bei Anwendung von Antibiotika in der Tiermedizin gelangen die Wirkstoffe über die Ausscheidungen behandelter Tiere in die Umwelt. Durch das Ausbringen von Gülle und Mist als Wirtschaftsdünger, aber auch infolge direkter Ausscheidung durch behandelte Weidetiere, können Antibiotika auf landwirtschaftlich genutzte Böden und angrenzende Gewässer gelangen.
Wie viele Antibiotika wurden bereits in der Umwelt nachgewiesen?
In Deutschland wurden bisher 64 unterschiedliche Antibiotika in der Umwelt nachgewiesen. EU-weit gibt es für 124 und weltweit für 199 unterschiedliche Antibiotika Nachweise. Das Umweltbundesamt stellt mit der Datenbank »Arzneimittel in der Umwelt« u. a. Messwerte von Antibiotikakonzentrationen in vielen Umweltkompartimenten aus weltweiten Messungen zur Verfügung. Die Dateneinträge stammen aus öffentlich zugänglicher Literatur. In der Datenbank sind weltweite Umweltkonzentrationen (»Measured Environmental Concentrations«, [MEC]) von Human- und Tierarzneimitteln in verschiedenen Umweltmatrizes, wie Oberflächengewässer, Grundwasser, Sedimente, Gülle, Klärschlämme und Böden bis 2020 erfasst. Eine weitere Aktualisierung der Datenbank ist derzeit in Arbeit.
Welche “Nebenwirkungen“ haben Antibiotika in der Umwelt?
Es ist bekannt, dass Antibiotika und ihre Stoffwechselprodukte in der Umwelt negative Effekte hervorrufen, indem Umweltorganismen direkt geschädigt werden können. Einzelne Antibiotika verursachen z. B. bereits in Konzentrationen von wenigen Mikrogramm pro Liter im Gewässerökosystem Schäden bei niederen Wasserpflanzen wie Algen oder Cyanobakterien. Dies kann das natürliche Nahrungsnetz aus dem Gleichgewicht bringen und das gesamte Ökosystem schädigen.
Antibiotika haben neben ihren schädlichen Effekten im Wasser auch negative Auswirkungen auf Bodenorganismen, die Bodenfruchtbarkeit kann bspw. beeinträchtigt werden. Auch eine Anreicherung von bestimmten Antibiotika im Boden ist bekannt. Nutzpflanzen können Wirkstoffe aufnehmen, die pflanzentoxisch sind bzw. in die Nahrungskette gelangen können.
Was ist eine Antibiotikaresistenz?
Antibiotikaresistenz ist eine Eigenschaft oder Fähigkeit eins Bakteriums, die es unempfindlich gegenüber einem oder mehreren Antibiotika macht. Im Falle einer Infektion mit diesem Bakterium zeigt das entsprechende Antibiotikum keine hinreichende Wirkung mehr und kann somit nicht mehr zur Therapie eingesetzt werden. Infektionen mit resistenten Bakterien sind schwieriger oder schlimmstenfalls gar nicht zu behandeln und können lebensbedrohlich werden.
Welche Rolle spielen Antibiotikaresistenzen in der Umwelt?
Grundsätzlich ist Antibiotikaresistenz ein natürliches Phänomen. Antibiotikaresistente Bakterien kommen überall in der Umwelt vor. Einige Umweltmikroorganismen, wie Pilze oder Bakterien, produzieren Antibiotika als natürliche Abwehrstoffe gegen konkurrierende Umweltbakterien. Im Laufe der Evolution haben die Konkurrenten ihrerseits Resistenzen gegen die Antibiotika entwickelt. Antibiotika und Antibiotikaresistenzen sind demnach Teil der natürlichen Umwelt. Mit Beginn des massenhaften Einsatzes von Antibiotika in der Medizin ab den 1940er Jahren haben Resistenzen jedoch kontinuierlich zugenommen.
Wird eine Bakteriengemeinschaft einem Antibiotikum ausgesetzt, gibt es häufig einzelne Individuen, die zufällig eine Resistenz aufweisen. Diese resistenten Bakterien können überleben und sich weiter vermehren. Diesen Vorgang nennt man Selektion. Selektion findet sowohl bei der Anwendung von Antibiotika in der Medizin bei Mensch oder Tier als auch in der Umwelt statt. Darüber hinaus sind Bakterien in der Lage, ihre Resistenzgene miteinander zu teilen oder auszutauschen. Dies nennt man horizontalen Gentransfer. Hierdurch können Bakterien auch Resistenzgene sammeln und so gegen verschiedene Antibiotika unempfindlich werden.
Durch Selektion und horizontalen Gentransfer sind Resistenzen mobil in der Umwelt. Die Entstehung und Verbreitung resistenter Bakterien sowie von Resistenzgenen in der Umwelt birgt durch das Risiko der Übertragung der Resistenz auf krankmachende Bakterien, eine Gefahr für die Gesundheit von Menschen und Tieren.
Für welche konkreten Maßnahmen plädiert das Umweltbundesamt? Was können wir alle tun?
Da jeglicher Einsatz von Antibiotika einen Selektionsdruck erzeugt, ist die Förderung des verantwortungsvollen und umsichtigen Einsatzes von Antibiotika bei der Behandlung von Menschen und Tieren der wichtigste Aspekt, um einer weiteren Resistenzentwicklungen entgegen zu wirken. Darüber hinaus muss die Weiterentwicklung von Hygienemaßnahmen an der Schnittstelle zwischen der Umwelt und der klinischen Umgebung sowie der Tierhaltung vorangetrieben werden.
Auch jede und jeder Einzelne kann etwas tun – durch Hygiene und einen gesunden Lebensstil kann z. B. Infektionen und damit Antibiotikatherapien vorgebeugt werden. Eine sachgerechte Entsorgung von Altarzneimitteln ist ebenfalls wichtig. Wie Sie alte Arzneimittel in Ihrer Region korrekt entsorgen, können Sie unter www.arzneimittelentsorgung.de in Erfahrung bringen.
All diese Maßnahmen tragen zu einer Minimierung des Eintrags von Antibiotika in die Umwelt bei. Nur so kann der Entstehung von Antibiotikaresistenzen in der Umwelt und der Übertragung auf den Menschen wirksam entgegengewirkt werden.
Darüber hinaus erfordert die Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen einen ganzheitlichen und sektorübergreifenden Ansatz, der als „One Health“-Ansatz bezeichnet wird. Das Umweltbundesamt unterstützt die Umsetzung dieses Ansatzes ausdrücklich, denn Antibiotikaresistenzen betreffen Menschen, Tiere, Pflanzen und die Umwelt.
https://www.umweltbundesamt.de/themen/chemikalien/arzneimittel/faq-antibiotika-antibiotikaresistenzen-in-der#6-fur-welche-konkreten-massnahmen-pladiert-das-umweltbundesamt-was-konnen-wir-alle-tun
Zu viele Rückstände im Abwasser
Antibiotika sind für die Behandlung bakterieller Infektionen unumgänglich. Doch die Produktion schädigt die Umwelt und führt zu Resistenzen. Das zeigt eine Studie der AOK Baden-Württemberg.
Herstellung und stabile Versorgung mit Antibiotika…mehr:
https://www.badische-zeitung.de/zu-viele-rueckstaende-im-abwasser
Dissertationen: Entfernung von organischen Mikroverunreinigungen aus Abwasser
Entfernung von organischen Mikroverunreinigungen aus Abwasser und die separate Behandlung erweist sich als spezifisch teurer, sodass keine allgemeingültige Empfehlung zur dezentralen Behandlung ausgesprochen werden kann. Zudem wurden die Energiebedarfsdaten von zehn Kläranlagen mit unterschiedlichen Verfahren (Ozonung, Adsorption an Pulveraktivkohle, Filtration über granulierte Aktivkohle) ausgewertet, die jeweiligen Einflussfaktoren erörtert und der Energiebedarf außerhalb der Kläranlage betrachtet. Der Energie bedarf auf der Kläranlage der Ozonung ist deutlich höher als der der adsorptiven Verfahren. Der ganzheitliche Energiebedarf fällt für die adsorptiven Verfahren jedoch deutlich höher aus, da hier die Herstellung der Aktivkohle mit einfließt. Auch wenn die Datenlage diesbezüglich mit Unsicherheiten behaftet ist, ist die Herstellung von Aktivkohle energieintensiv. Die Verwendung von granulierter Aktivkohle erweist sich als vorteilhaft im Vergleich zur Pulveraktivkohle, da hier auf reaktivierte Kohle zurückgegriffen werden kann.
Die Dissertation zeigt, dass die Verfahren, die auf kommunalen Kläranlagen und in Krankenhäusern zum Einsatz kommen, auch für andere Einrichtungen des Gesundheitswesens geeignet sind. Weitere Untersuchungen können helfen, diese Verfahren zu optimieren und die Entscheidungsträger bei der Entscheidung zwischen zentraler und dezentraler Behandlung zu unterstützen. Die aufgeführten Betrachtungen zum Energiebe darf erlauben eine verbesserte Planung zukünftiger Anlagen. Removal of organic micropollutants from wastewater – Treatment in selected health care facilities and energy considerations…
Dissertation von Danièle Mousel
Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Johannes Pinnekamp, Prof. Dr.-Ing. Thomas Wintgens
Erschienen als Band 255 in der Reihe „Gewässer – Wasser – Abwasser“
(23 Euro, Gesellschaft zur Förderung der Siedlungswasserwirtschaft an der RWTH
Aachen e. V., Petia Chankova-Stephan,
E-Mail: schriftenreihen@isa.rwth-aachen
ERFA Aktivkohle
Immer mehr Kläranlagen verfügen über eine zusätzliche Reinigungsstufe für die Elimination von Mikroverunreinigungen aus dem kommunalen Abwasser. Aus dem Betrieb dieser Reinigungsstufen kann viel gelernt werden. Davon können alle Kläranlagen profitieren, die in den nächsten Jahren ebenfalls ausbauen müssen. Auch über Betriebsoptimierungen und Erfahrungsaustausch kann die weitere Umsetzung der Massnahmen optimal unterstützt werden.
Um diesen Erfahrungsaustausch zu fördern, organisiert die Plattform zusammen mit Kläranlagen-Betreibern einmal jährlich ein ERFA-Treffen. Wollen Sie beim nächsten Treffen dabei sein? Haben Sie konkrete Anliegen und Themenvorschläge? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung (Kontakt).
Checkliste von ARA-Betreibern für ARA-Betreiber:
https://micropoll.ch/verfahren/aktivkohle/erfa-aktivkohle/
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Zur rechtlichen Bewertung der situationsbedingten Knappheit von Betriebsmitteln für die Abwasserbehandlung
Wasserhaushalts- und abwasserabgabenrechtliche Anforderungen
In der Folge des Angriffskriegs der Russischen Föderation auf die Ukraine zeichnet sich eine massive Verknappung von Betriebsmitteln für die Abwasserbehandlung (insbes. Eisensalze als Fällmittel für die Phosphor-Elimination in Kläranlagen) ab. Infolgedessen kann nicht ausgeschlossen werden, dass insbesondere die in der Abwasserverordnung festgelegten Grenzwerte für Phosphor und die Überwachungswerte nach dem Abwasserabgabengesetz teilweise erheblich überschritten werden. Das Gutachten untersucht, wie dies unter ordnungs- und abgabenrechtlichen Gesichtspunkten einzuschätzen ist und welche Handlungsoptionen die Regelungen den Behörden und den Betreibern eröffnen.
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/zur-rechtlichen-bewertung-der-situationsbedingten
Kommission begrüßt vorläufige Einigung in Bezug auf eine gründlichere und kosteneffizientere kommunale Abwasserbewirtschaftung
Pressemitteilung der Europäischen Kommission vom 29.01.2024
Die Kommission begrüßt die heute zwischen dem Europäischen Parlament und dem Rat erzielte vorläufige politische Einigung über den Vorschlag der Kommission zur Überarbeitung der Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser. Diese überarbeitete Richtlinie wird den Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt vor schädlichen Einleitungen von kommunalem Abwasser erheblich stärken. Sie wird zudem zu saubereren Flüssen, Seen, Grundwasserkörpern und Meeren in ganz Europa führen.
Mit Einführung der neuen Maßnahmen sollen mehr Nährstoffe aus dem kommunalen Abwasser entfernt werden und neue Normen für Mikroschadstoffe gelten. Die Richtlinie wird eine größere Anzahl von Gebieten abdecken, da sie nun auch für kleinere Gemeinden ab 1 000 Einwohnern gilt.
Gemäß dem Verursacherprinzip wird mit dem neuen Gesetz sichergestellt, dass die Kosten für diesen Schutz teilweise von den verantwortlichen Wirtschaftszweigen übernommen und nicht über Wassergebühren oder den öffentlichen Haushalt finanziert werden. Darüber hinaus wird die Richtlinie den Abwassersektor bei seinen Bemühungen auf dem Weg zu Energie- und Klimaneutralität unterstützen. Zudem wird durch die Richtlinie die Bewirtschaftung des Regenwassers verbessert, die angesichts der vermehrten Starkregenereignisse aufgrund des Klimawandels zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Schließlich wir die Richtlinie dafür sorgen, dass zwei Millionen Menschen der am stärksten schutzbedürftigen und marginalisierten Bevölkerungsgruppen in der EU Zugang zur Sanitärversorgung in öffentlichen Räumen haben. Dies steht im Einklang mit den Anforderungen der kürzlich verabschiedeten überarbeiteten Trinkwasserrichtlinie, die den Zugang zu Wasser für alle vorschreibt.
Verringerung von Chemikalien und Schadstoffen in gereinigtem Wasser
Die neue Richtlinie sieht vor, dass mehr Nährstoffe und Mikroschadstoffe aus kommunalem Abwasser entfernt werden müssen, insbesondere solche, die aus toxischen Arzneimitteln und Kosmetika stammen. Sie wird eine systematische Überwachung von Mikroplastik an den Zu- und Abläufen von kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen sowie des Klärschlamms einführen. Die zusätzliche Überwachung von „ewigen Chemikalien“ wie PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) wird das vorhandene Wissen über die Verbreitung dieser Chemikalien über das kommunale Abwasser verbessern.
Mit der neuen Richtlinie wird das Verursacherprinzip in der Wasserwirtschaft erstmals konkret umgesetzt. So müssen nun die umweltschädlichsten Wirtschaftszweige, wie Pharmaunternehmen und Kosmetikhersteller mindestens [80 %] der Kosten für die Beseitigung von Mikroschadstoffen (sog. Viertbehandlung) tragen. Dadurch werden die durch die neuen Anforderungen bedingten Kosten für die Bürgerinnen und Bürger begrenzt.
Darüber hinaus müssen wichtige gesundheitsbezogene Parameter im kommunalen Abwasser regelmäßig überwacht werden, einschließlich antimikrobieller Resistenzen oder SARS-COVID-Erreger im Falle einer Pandemie.
Die neuen Maßnahmen tragen den sich wandelnden klimatischen Bedingungen Rechnung und sehen in Bezug auf einen besseren Umgang mit Starkregenereignissen klare Verpflichtungen für die Mitgliedstaaten vor. Die jüngsten Ereignisse in verschiedenen Mitgliedstaaten wie Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Belgien haben gezeigt, dass sich die Niederschlagsverhältnisse nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter drastisch ändern und dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Anpassung des kommunalen Abwassersektors an diese neue Realität sicherzustellen. Für Großstädte müssen die Mitgliedstaaten systematisch integrierte Bewirtschaftungspläne für den Umgang mit Niederschlagswasser aus starken Regenfällen entwickeln. Für kleinere Städte müssen sie dies tun, wenn solches Niederschlagswasser ein Risiko darstellt. In diesen Plänen müssen konkrete Bewirtschaftungsmaßnahmen festgelegt werden, wobei naturbasierten Lösungen zu bevorzugen sind.
Die Richtlinie wird zur Kreislaufwirtschaft beitragen, indem sie die Qualität von Klärschlamm und behandeltem Abwasser verbessert, eine stärkere Wiederverwendung in der Landwirtschaft ermöglicht und sicherstellt, dass wertvolle Ressourcen nicht verloren gehen.
Nächste Schritte
Das Europäische Parlament und der Rat müssen die neue Richtlinie nun noch förmlich annehmen, bevor sie in Kraft treten kann. Die Richtlinie wird 20 Tage nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der EU in Kraft treten. Die Mitgliedstaaten müssen dann mit der Umsetzung der Anforderungen beginnen und im Jahr 2026 erste aktualisierte nationale Umsetzungsprogramme übermitteln.
Hintergrund
Die Kommission hat ihren Vorschlag für eine überarbeitete Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser am 26. Oktober 2022 angenommen. Die Richtlinie ist ein wesentliches Element des europäischen Grünen Deals und des Null-Schadstoff-Aktionsplans.
Insgesamt wurde die Richtlinie aus dem Jahr 1991 von allen Mitgliedstaaten ordnungsgemäß umgesetzt. Nach mehr als 30 Jahren ihres Bestehens musste die Richtlinie jedoch einer allgemeinen Überarbeitung unterzogen werden, um neuen kommunalen Verschmutzungsquellen Rechnung zu tragen, die inzwischen an Bedeutung gewonnen haben (z. B. kleinere Städte, dezentrale Anlagen oder Niederschlagswasser aus starken Regenfällen). Außerdem müssen neue Schadstoffe, darunter Mikroplastik oder Mikroschadstoffe (z. B. aus Arzneimitteln oder Kosmetika), berücksichtigt werden.
Darüber hinaus sollte der kommunale Abwassersektor sein Potenzial zur Erreichung von Energieneutralität ausschöpfen und damit zu den allgemeinen Zielen des europäischen Grünen Deals beitragen.
Weitere Informationen
Vorschlag der Kommission für eine überarbeitete Richtlinie über die Behandlung von kommunalem Abwasser (26. Oktober 2022)