Die Gemeinde Esternberg im Bezirk Schärding in Oberösterreich betreibt eine Kläranlage mit derzeit 1700 EW.Im nächsten Jahr ist eine Erweiterung auf 3000 EW vorgesehen. Die Anlage ist eine Schlammstabilisierungsanlage, die im Wesentlichen aus einem Belebungsbecken, einem Nachklärbecken und einem Schlammsilo besteht. Für die Umwälzung im Belebungsbecken sorgt ein Flygt-Banana-Rührwerk. Dieses Rührwerk ist an einem Führungsrohr im Rundbecken montiert und kann zu Wartungsarbeiten mittels Kettenzug aus dem Becken gehoben werden. Nach 95 700 Stunden ständiger Laufzeit versagte das Rührwerk seinen Dienst – die Halterung war gebrochen. Diese Situation war eine große Herausforderung für uns. Die Frage war, wie wir es schaffen können, ein neues Führungsrohr zur Befestigung des Rührwerks einzubauen. Da dieses Rohr am Beckenboden montiert werden musste, würde das ja heißen, das ganze Belebungsbecken auszupumpen und den Inhalt in unserem Schlammsilounterzubringen. Doch diese Möglichkeit schied von vorneherein aus, denn dazu war das Silo zu klein. Den belebten Schlamm zu einer benachbarten Kläranlage zu transportieren, wäre zwar theoretisch möglich, doch aus Zeitgründen untragbar gewesen. Denn schließlich konnten wir ja die Kläranlage nicht stilllegen; der laufende Betrieb und die Reinigung der ständig zufließenden Abwässer mussten sichergestellt sein. Nach Absprache mit Bürgermeisterin Irmgard Wirth entschieden wir uns dafür, ein Tauchunternehmen zu beauftragen. Eine Spezialfirma mit dem ge-heimnisvollen Namen Nautilus bot sich an, für uns „im Trüben zu fischen“. Im ersten Schritt musste die neue und verbesserte Halterung für das Rührwerk mittels Kran in das sechs Metertiefe Belebungsbecken gehoben werden. Dann begann der Einsatz des Tauchers .Ausgerüstet mit einem wasserdichten Anzug, mit Vollhelm und Pressluftgerät machte er sich bereit. Er hatte die Aufgabe, abzutauchen und das Führungsrohr einzurichten. Abgesichert wurde er mit einem Seil. Seine Hauptschwierigkeitbestand darin, dass er trotz Speziallampe auf dem Helm nahezu kein Sicht hatte. Die Anweisungen für sein Arbeiten bekam er deshalb von seinem Team, das in ständiger Sprachverbindung mit ihm stand. Mit einer Unterwasserbohrmaschine bohrte er die Befestigungslöcher in die Beckensohle und schraubte das Führungsrohr an. Anschließend konnte das Rührwerk mit dem Kran wieder in das Beckengehievt werden .Nach fünfstündiger Arbeit war der Einsatzbeendet. Wir waren erleichtert, aber auch ein wenig stolz, diese Herausfor-derung so erfolgreich gemeistert zuhaben .Während der gesamten Reparaturzeit konnte der Klärbetrieb aufrecht erhalten bleiben. Es wurde lediglich der Lufteintrag im Belebungsbecken gestoppt, um den Taucher nicht zu behindern. Mehr unter:
Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 3-2010
Autor:
Johann Hell, Klärfacharbeiter Kläranlage Esternberg
74092 Esternberg