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Meldungen zu Kanal und Entwässerung 2015

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Oktober 2015
Kanalabdichtungen: Auswirkungen auf die Reinigungsleistung der Kläranlagen 
UBA-Text über undichte Kanäle 
Bund fördert Entwicklung der STEBATEC AG  
Mai 2015
VwV Kanalsanierung 
Einsatz des elektronischen Spiegels für den betrieblichen Überblick im Kanalsystem*) 
Schachtsanierung mit neuer Technologie 
Einsatz von Kleingeröllfängen als Fertigteilschächte 
März 2015
Die Wassertage Münster – eine Veranstaltung etabliert sich
Honorarvereinbarung – Überarbeitete Handlungsempfehlung 
Einbeziehung der Grundstücksentwässerungsanlagen – Handlungsempfehlung Nr. 17 
Januar 2015
Starkregen im Juli – Überflutungsbetrachtungen in Münster 
RSV-Merkblatt 10.1 „Kunststoffrohre für grabenlose Bauweisen: Freigefälleleitungen“ aktualisiert 
REDUZIERUNG DES FREMDWASSERANTEILS – ÜBERLEGUNGEN ZU §119 DES NEUEN WASSERGESETZES. DWA UND GEANETZ ERNEUT BEI VERBÄNDEANHÖRUNG  

Kanalabdichtungen: Auswirkungen auf die Reinigungsleistung der Kläranlagen

Undichte Kanäle im Bereich der öffentlichen Abwasserentsorgung und der Grundstücksentwässerung können je nach örtlichen Gegebenheiten zu Problemen durch Infiltration von Grund-, Schichten- oder Sickerwasser führen. Im Mischsystem kann es zu vermehrten Mischwasserabschlägen und damit zur zusätzlichen Belastung der Gewässer kommen. Ein erhöhter Fremdwasseranteil wirkt sich zudem negativ auf die Kläranlagenleistung aus. Sanierungsmaßnahmen am Kanalnetz sind erforderlich, um öffentliche und private Abwasserleitungen und -kanäle abzudichten und das Fremdwasseraufkommen deutlich zu reduzieren. Der vom Umweltbundesamt herausgegebene Forschungsbericht „Kanalabdichtungen – Auswirkungen auf die Reinigungsleistung der Klär-anlagen und der Einfluss auf den örtlichen Wasserhaushalt“ stellt Nutzen, Aufwand und Risiken flächenhafter Kanalabdichtung an undichten Abwasser-leitungen und -kanälen anhand von Praxisbeispielen dar und geht auf die Anforderungen für die Kanalsanierung detailliert ein. Der Forschungsbericht kann als Text 21/2015 des Umweltbundesamtes kostenlos von der Seite der Homepage des Umweltbundesamtes heruntergeladen werden.

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UBA-Text über undichte Kanäle

Undichte Kanäle im Bereich der öffentlichen Abwasserentsorgung und der Grundstücksentwässerung können je nach örtlichen Gegebenheiten zu Problemen durch Infiltration von Grund-, Schichten- oder Sickerwasser führen. Im Mischsystem kann es zu vermehrten Mischwasserabschlägen und damit zur zusätzlichen Belastung der Gewässer kommen. Ein erhöhter Fremdwasseranteil wirkt sich zu-dem negativ auf die Kläranlagenleistung aus. Sanierungsmaßnahmen am Kanalnetz sind erforderlich, um öffentliche und private Abwasserleitungen und -kanäle abzudichten und das Fremdwasseraufkommen deutlich zu reduzieren. In einem vom Bundesumweltministerium geförderten Forschungsvorhaben wurden Nutzen, Aufwand und Risiken flächenhafter Kanalabdichtung an undichten Abwasserleitungen und -kanälen anhand von Praxisbeispielen untersucht, umfassend dargestellt und Anforderungen für die Kanalsanierung erarbeitet.

B. Bosseler et al.: Kanalabdichtungen – Auswirkungen auf die Reinigungsleistung der Kläranlagen und der Einfluss auf den örtlichen Wasserhaushalt, Texte 21/2015 Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau 2015, 252 S., ISSN 1862-4804 Nur per Download verfügbar:

www.umweltbundesamt.de/publikationen/kanalabdichtungenauswirkungen-auf-die

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Bund fördert Entwicklung der STEBATEC AG

Eine intelligente Bewirtschaftung der Speichervolumen im Kanalnetz leistet einen grossen Beitrag an den Gewässerschutz, reduziert Überläufe, nutzt das Speichervolumen im Kanalnetz optimal aus und sichert die hydraulische Auslastung der Kläranlage. Die Abwasserreinigungsanlagen (ARA) sind aus wirtschaftlichen Gründen darauf ausgelegt, durchschnittlich grosse Abwassermengen zu klären. Beim dominierenden Mischsystem (Abwasser und Regenwasser werden gemeinsam gefasst) übersteigen bei Regenwetter die Abwassermengen daher die Kapazitäten der ARA, und es kommt zu unbehandelten oder teilbehandelten Überläufen in Flüsse ….

Mehr: zum Projektbericht >> http://www.stebatec.ch/fileadmin/user_upload/Referenzen/Success_Stories/Stebatec_Projektbericht_INKA_DE_Web.pdf

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VwV Kanalsanierung

Seit 25.02.2015 ist die neue VwV Kanalsanierung in Kraft. Diese Verwaltungsvorschrift regelt die Verrechnung der Aufwendungen bei Kanalsanierungs-maßnahmen mit der Abwasserabgabe, sofern die Maßnahmen der Fremdwasserreduzierung dienen. Die VwV wurde in der Ausgabe 2 des GABl. vom 25.2.2015 veröffentlicht und kann über den Vorschriftendienst Baden-Württemberg bezogen werden.

http://www.dwa-bw.de/

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Einsatz des elektronischen Spiegels für den betrieblichen Überblick im Kanalsystem*)

1 Einleitung*
In Österreich werden aktuell knapp 100 000 km öffentliche Ka-nalisation betrieben – dies entspricht in etwa dem Kanalnetz von Bayern. Die Instandhaltung dieser Infrastruktur erfordert regelmäßige Kontrollen, um Informationen über den Zustand des Kanalsystems zu erheben und eventuelle Sanierungsmaß-nahmen setzen zu können. Dadurch wird die langfristige Funk-tionsfähigkeit des Systems gewährleistet.
Die Zustandserfassung wird heute entweder direkt durch Begehung oder indirekt, zum Beispiel mittels TV-Inspektion, durchgeführt. Neben der konventionellen TV-Inspektion mit fahrbarem Kamerawagen stehen aber auch andere Methoden, zum Beispiel mittels elektronischen Spiegels, zur Verfügung. Dieses Instrument bietet eine einfache, schnelle und kosten-günstige Möglichkeit, um einen guten Überblick hinsichtlich des baulichen und betrieblichen Zustands des Kanalsystems zu erhalten. Im Rahmen dieses betrieblichen Überblicks zur Über-prüfung der Funktionsfähigkeit wird unter anderem die Not-wendigkeit einer zusätzlichen Detailinspektion mittels fahrba-rer Kamera sowie ein eventueller Sanierungs- oder Reinigungs-bedarf erhoben.
Aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit diesem Instru-ment wurde der elektronische Spiegel …mehr:

Den ganzen Bericht lesen Sie unter http://www.kan.at/Kontext/WebService/SecureFileAccess.aspx?fileguid={6030d95a-2f34-4e6a-83ba-95589e602391} Seite 2354

Autoren
Dipl.-Ing. Hanns Plihal, Alexander Kuratko, B. Sc., Prof. Dr.
Dipl.-Ing. Thomas Ertl
Universität für Bodenkultur Wien
Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und
Gewässerschutz (SIG)
Muthgasse 18, 1190 Wien, Österreich
Tel. +43 (0)660/3 59 53 71
E-Mail: hanns.plihal@boku.ac.at

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Schachtsanierung mit neuer Technologie

1 Situation
Am Ufer der Elbe, bei Normalwasser nur wenige Meter vom Wasserlauf entfernt, betreibt der Zweckverband Abwasserbeseitigung Oberes Elbtal Riesa (ZV) ein Abwasserpumpwerk (Abbildung 1). Von hier aus werden die Abwässer der Gemeinden Neuhirschstein und Niederlommatzsch über eine Druckleitung DN 110 in Richtung Kläranlage Riesa gepumpt. Der Schacht – 1998 aus Betonelementen errichtet – hat aufgrund seiner Lage im unmittelbaren Uferbereich der Elbe die beson-dere Aufmerksamkeit unseres Verbands. Im Laufe der Zeit hat der Schwefelwasserstoff bzw. daraus entstandene Schwefelsäure – wie bei vielen Schächten vergleichbarer Bauart – am Beton genagt und teils deutliche Spuren hinterlassen. Die Gefahr bestand, dass Deckel und Wände undicht werden. Wir nahmen daher die Sanierung des Schachtes in unsere Investitionsplanung für das Jahr 2012 auf.

2 Planung
Schon nach der ersten Prüfung schied ein Neubau aus Kostengründen aus, sodass nur eine Reparatur des bestehenden Pumpwerks einschließlich der Erneuerung der kompletten Ausrüstung in Frage kam. Die Herausforderung bei der Planung war es, eine dauerhafte Lösung zu finden, die dem sensiblen Standort des Pumpenschachts gerecht wird. Das Bauwerk liegt zwar direkt am Flussufermehr:

http://www.kan.at/Kontext/WebService/SecureFileAccess.aspx?fileguid={6030d95a-2f34-4e6a-83ba-95589e602391} Seite 2348

Autorin
Kerstin Stöbel, Technische Leiterin
ZV Abwasserbeseitigung Oberes Elbtal
Riesa
Kirchstraße 29, 01591 Riesa,
Deutschland
Tel. +49 (0)35 25/50 34 12
E-Mail: kstoebel@zvabwasserriesa.de
Fachliche Beratung
Dipl.-Ing. Roland Engel
Hidrostal Pumpenbau GmbH
Blumrodapark 9, 04552 Borna
Tel. +49 (0)3 43 43/7 05 18
E-Mail: engel@hidrostal-borna.de

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Einsatz von Kleingeröllfängen als Fertigteilschächte

Die Mitarbeiter der Betriebsabteilung der Straßenbaubezirke des Tiefbauamts Karlsruhe und des Kanalbetriebs der Stadtent-wässerung besichtigen regelmäßige Gefahrenstellen der Ober-flächen- und Außengebietsentwässerung und tauschen sich hinsichtlich den Beobachtungen und Meldungen nach Starkre-genereignissen aus. Dabei wurde festgestellt, dass viele der be-stehenden Geröll- und Sandfänge sowie Rinnensysteme hyd-raulisch zu ertüchtigen sind. Durch örtliche Anpassungen, wie zum Beispiel Erhöhen des Straßenquergefälles oder Einbau von Asphaltmodellierungen, konnten Wasserströme in beste-hende Anlagen besser eingeleitet werden.
Der Einsatz von Kastenquerrinnen hat sich in vielen Fällen als ungünstig erwiesen. Hohe Oberflächenfließgeschwindigkei-ten und ungünstige Querneigung führen zum Überströmen (Abbildung 1) oder Verlegen dieser Entwässerungsanlagen.
Die alten bisher in Karlsruhe gebauten Geröllfänge haben oft eine …mehr:

http://www.kan.at/Kontext/WebService/SecureFileAccess.aspx?fileguid={6030d95a-2f34-4e6a-83ba-95589e602391} Seite 2332

Autoren
Dipl.-Ing. (FH) Albrecht Dörr, Rolf Fritz
Tiefbauamt Karlsruhe
– Stadtentwässerung –
Lammstraße 7, 76133 Karlsruhe, Deutschland
E-Mail: albrecht.doerr@tba.karlsruhe.de
E-Mail: rolf.fritz@tba.karlsruhe.de

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Die Wassertage Münster – eine Veranstaltung etabliert sich

Zum vierten Mal fanden die Wassertage am 24. und 25. Februar in Münster statt.
Federführend für die Veranstaltung sind das Institut für Wasser, Ressourcen, Umwelt (IWARU) der Fachhochschule Münster und der Landesverband NRW der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) in Kooperation mit dem Bund der Wasserbauingenieure (BWK), der Deutschen Limnologischen Gesellschaft (DGL) und der Fachgemeinschaft der Hydrologischen Wissenschaften (FgHW).

Alles drehte sich um’s Wasser in der Stadt: unter technischen, ökologischen und gesellschaftlichen Aspekten. „Obwohl Wasser ein wichtiger Lebensraum für Flora und Fauna und für den Menschen ein attraktives Wohnumfeld ist, stellt Wasser in der Stadt auch ein erheblich Risiko dar“, so Prof. Mathias Uhl (IWARU). Dies erfordere „innovative Zukunftsstrategien, die nur durch integrative Planungspraxis unter Beteiligung aller betroffenen Disziplinen erreicht werden kann“.

Die Wassertage Münster bieten alle zwei Jahre ein entsprechendes Forum für den Expertenaustausch. „Sowohl die Anzahl der Teilnehmer und Teilnehmerinnen als auch das Interesse von Fachfirmen dort auszustellen wächst von Veranstaltung zu Veranstaltung“, betont die Präsidentin der Fachhochschule Münster, Frau Prof. von Lojewski.
Die Vertreter verschiedenster Interessen rund ums Wasser kamen zu Wort: Ökologen, Landschaftsplaner, Stadtplaner, Wasserverbandsvertreter, Kommunen, Ministerium, Ingenieurbüros und selbstverständlich die Hochschulen. Neben den Pausen wurden die angebotenen Workshops zu intensiver Diskussionen genutzt. Dort wurden die ökologischen Potenziale von Stadtgewässern beleuchtet, es wurde diskutiert wie die Bürger und Bürgerinnen am besten in die Entwicklung von Stadtgewässern einbezogen werden können. In weiteren Workshops wurden die Überflutungsvorsorge und die Abwasserentsorgung thematisiert. Ungewöhnlich aber spannend war die Einführung der Teilnehmer in ein Programm, mit dem sie computergestützt Hochwasser-Szenarien in einer Stadt spielen/ simulieren konnten. Eine weitere neu entwickelte Software zur Bewirtschaftung des Wasserhaushalts war im Fokus des sechsten Workshops.

https://www.fh-muenster.de/iwaru/wassertage-muenster.php

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Honorarvereinbarung – Überarbeitete Handlungsempfehlung

Die sachgerechte Honorarvereinbarung bei der Kanalsanierung birgt viele Schwierigkeiten, weil die HOAI mehr den Neubau und weniger die Sanierung im Fokus hat. Diese Lücke wird durch die Handlungsempfehlung ZAI 0.3 Honorierung von Ingenieurleistungen in der Kanalsanierung des VSB geschlossen, welche sich seit Jahren in der Anwendung bewährt haben.
Basierend auf den Neuregelungen der HOAI 2013 wurde diese Empfehlung entsprechend überarbeitet. Dies betrifft z. B. die wieder eingeführte Berücksichtigung des anrechenbaren Bestandes. Hierzu finden in diesem Jahr auch entsprechende Seminare statt.

http://www.fischer-teamplan.de/unternehmen/aktuelles/nachrichten/details/honorar-kanalsanierung/

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Einbeziehung der Grundstücksentwässerungsanlagen – Handlungsempfehlung Nr. 17

Der VSB hat mit der Handlungsempfehlung Nr. 17 „Einbeziehung der Grundstücksentwässerungsanlagen (GEA) in eine ganzheitliche Sanierungsstrategie“ eine Anleitung zum konzeptionellen Handeln für interessierte Städte und Gemeinden herausgegeben. Gerade unter den politisch eher schwierigen Randbedingungen ist es wichtig, Lösungsmöglichkeiten für die konzeptionelle Herangehensweise aufzuzeigen.
Einen Schwerpunkt bildet deshalb die Darstellung gelungener und in der gegenwärtigen Praxis bewährter Umsetzungsmodelle. Mit der Handlungsempfehlung wurde auch eine Übersicht über die derzeitigen Anforderungen in den einzelnen Bundesländern erstellt. Diese kann auf der Homepage des VSB (www.sanierungs-berater.de) eingesehen werden.

http://www.fischer-teamplan.de/unternehmen/aktuelles/nachrichten/details/vsb-empfehlung/

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Starkregen im Juli – Überflutungsbetrachtungen in Münster

Im Juli 2014 fielen in Münster mit bis zu 300 mm extreme Niederschläge, die insbesondere in den Stadtteilen Nienberge und Kinderhaus zu erheblichen Überflutungen geführt haben. Kanalnetze in verschiedenen Bereichen sollen daher mit aktuellen hydrodynamischen Modellen für den Bestand und Prognosevarianten analysiert werden.

Die Dr. Pecher AG wurde nun beauftragt für das Kanalnetz im Einzugsgebiet des Igelbachs im Bereich Münster Kinderhaus ein aktuelles Kanalnetzmodell für hydrodynamische Berechnungen aufzustellen. Überflutungen in diesem Bereich wurden vermutlich nicht nur durch das Kanalnetz sondern auch durch das ausufernde Gewässer verursacht.

Für das gesamte Einzugsgebiet soll zudem mit dem Programmsystem DYNA-GeoCPM eine gekoppelte 1D-2D-Kanalnetz-Oberflächenabflussberechnung durchgeführt und auf dieser Grundlage Maßnahmen zur Überflutungsvorsorge erarbeitet werden.

Im November wurden als Grundlage der Berechnungen Niederschlags-Abflussmessungen durch die Prüfstelle für Durchflussmessungen der Dr. Pecher AG eingebaut.

Die Dr. Pecher AG hat vergleichbare Berechnungen aktuell u.a. in Emsdetten, Emmerich am Rhein, Wuppertal, Neuss, Dortmund und Köln durchgeführt.

Darüber hinaus werden für zahlreiche Städte stadtgebietsweite urbane Gefahrenkarten erarbeitet, die eine Priorisierung von Maßnahmen im Stadtgebiet ermöglichen und eine wichtige Grundlage zur Kommunikation mit anderen Fachdisziplinen bilden.

Hinweise hierzu wurden auch in einer Expertise für das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zusammengestellt.

Ansprechpartner: Dr. Holger Hoppe
http://www.pecher.de/aktuelles2.php?id=267

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RSV-Merkblatt 10.1 „Kunststoffrohre für grabenlose Bauweisen: Freigefälleleitungen“ aktualisiert

Das RSV-Merkblatt 10 „Freigefälle- und Druckrohrleitungen“ wurde zum ersten Mal im Januar 2008 veröffentlicht. Es behandelte den Einbau fabrikgefertigter / werksseitig hergestellter Kunststoffrohre aus den Materialien PE, PE-Xa, PP, GfK und PVC für die Anwendungsbereiche Abwasser- und Abwasserdruckleitungen sowie Gas- und Wasserleitungen.

Die jetzige Überarbeitung, die von Herrn Dipl.-Ing (FH) Jörg Sommer (Obmann) mit seinem Arbeitskreis vorgenommen wurde, behandelt ausschließlich das Thema „Freigefälleleitungen“. Zudem wurde das PE 100-RC Material nach
PAS 1075 mit aufgenommen, da dieses Material teilweise auch bei der
Erneuerung von Freispiegelleitungen mit Rohrstrangverfahren Anwendung
findet und ausreichend Erfahrungen vorliegen.

Es werden ausschließlich Verlegeverfahren der Renovierung, der Erneuerung in gleicher Trasse und grabenlosen Neulegung behandelt, welche praxiserprobt sind. Zudem müssen die Kunststoffrohre in der Lage sein, nach dem Einbau sämtliche Lasten und Betriebszustände des jeweiligen Altrohrzustandes aufzunehmen. Somit kann von einer Nutzungsdauer, analog einer fachgerechten Verlegung in offener Bauweise, ausgegangen werden.

Eine Verfahrensbeschreibung und Übersicht soll die Entscheidungsträger bei Städten, Gemeinden, Ingenieurbüros und ausführenden Firmen bei der Auswahl der richtigen Rohrsysteme und Sanierungsmethoden unterstützen.

Für den Einsatz im industriellen Bereich empfiehlt sich eine besondere Betrachtung mit dem Hersteller bzgl. der Materialeigenschaften. Eine chemische Beständigkeit der Rohre ist im Bedarfsfall nachzuweisen. Temporär wirkende Baumaßnahmen, welche nicht mindestens die Nutzungsdauer von 50 Jahren überschreiten, finden in diesem Merkblatt keine Berücksichtigung.

RSV – Rohrleitungssanierungsverband e. V.

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REDUZIERUNG DES FREMDWASSERANTEILS – ÜBERLEGUNGEN ZU §119 DES NEUEN WASSERGESETZES.

DWA UND GEANETZ ERNEUT BEI VERBÄNDEANHÖRUNG
Das neue Wassergesetz (WG) in Baden-Württemberg ist seit 1.1.2014 in Kraft. Ziel des Landes Baden-Württemberg ist es u.a., den Fremdwasseranteil in den Abwassersystemen zu ver-ringern. § 119 Abs. 2 WG regelt, dass eine Verrechnung von Investitionen zur Verringerung des Fremdwasseranteils mit der Abwasserabgabe möglich ist. Nach § 119 Abs. 3 WG kann bei Kanalsanierungen die Hälfte der Aufwendungen verrechnet werden. Die Aufwendungen werden nach Pauschalen verrechnet, die in einer Verwaltungsvorschrift noch abschließend festgelegt werden müssen. In der Realität bedeutet dies, dass die Regelungen zur Verrechenbarkeit von Aufwendungen zur Kanalsanierung mit der Abwasserabgabe und die zulässige Verdünnung bei der Bemessung der Abwasserabgabe geändert wurden, was zunächst eine Verschlech-terung für die Kommunen bedeutet. Dennoch: Die Aufwendungen für Maßnahmen zur Reduzierung von Fremdwasser können weiterhin (wenn auch geringer) verrechnet werden.

Im § 119 (1) legt das WG neue Grenzwerte für die Berücksichtigung der Verdünnung fest, was sich auf die die Höhe der Abwasserabgabe auswirkt. Genau heißt es: …“eine Verdünnung kann … nur dann unberücksichtigt bleiben, wenn im Jahresmittel der Verdünnungsanteil ab dem Jahr 2015 45 % und ab dem Jahr 2020 40 % des Abwasserabflusses bei Trockenwetter nicht übersteigt“. D.h.: Liegt der Fremdwasseranteil unter diesen definierten Werten, wird die Verdünnung bei der Festlegung der Abwasserabgabe nicht berücksichtigt. Bei Überschreitung dieser Werte wird die Verdünnung heraus gerechnet. Die dadurch höheren Ablaufkonzentrationen könnten dann dazu führen, dass eine Halbierung der Abwasserabgabe nicht mehr möglich ist.

Zu § 119 (3) wurde zu Beginn d.J. ein Entwurf der angekündigten Verwaltungsvorschrift veröffentlicht. Die ansetzbaren Aufwendungen wurden pauschaliert, um den Verwaltungsaufwand beim Prüfen der Unterlagen zu verringern.
Der Entwurf beziffert die Pauschalen für Erneuerung, Renovierung bzw. Reparatur von Kanälen unterschiedlicher Nennweiten. Hieraus ergibt sich der um 50% reduzierte Verrechnungssatz. Multipliziert mit der Kanallänge errechnet sich damit der Betrag, um den die Abwasserabgabe reduziert wird.
Die DWA / geanetz wurden im Rahmen der Verbändeanhörung zu einer Stellungnahme aufgefordert, die in enger Abstimmung mit den Kommunen eingereicht wurde.

Schwerpunkte dieser gemeinsamen Stellungnahme sind:
zu gering angesetzte Pauschalen
fehlende Regelungen für Schächte
Pauschalen für die Abrechnung von Reparaturmaßnahmen unüblich und ungeeignet
Tabelle für Renovierung und Reparatur endet bei DN 1000, soll erweitert werden
Erweiterung der Liste der Erschwernisse, bei denen eine Erhöhung der anrechenbaren Pauschale möglich wird
Inanspruchnahme der Erhöhung für Erschwernisse soll auch für Renovierungs- und Reparaturverfahren möglich sein
Streichung oder Herabsetzung der Bagatellgrenze
Berücksichtigung von Kostensteigerungen
Klärung / Konkretisierung einiger Begriffe

Der Handlungsbedarf für die Reduzierung von Fremdwasser wächst. Abgesehen von den fremdwasserbedingt erhöhten Betriebskosten und damit einhergehender betrieblicher Probleme ergeben sich weitreichende finanzielle Konsequenzen:

http://www.dwa-bw.de/tl_files/_media/content/PDFs/LV_Baden-Wuerttemberg/Homepage/BW-Dokumente/Homepage%202013/Home/2014_WG-Par.119-VwV-Kanalsanierung.pdf

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Meldungen von den Kläranlagen aus der Schweiz 2015

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Dezember 2015
Altenrhein Rückgewinnung von Phosphat aus Klärschlamm mit der TCR®-Technologie 
November 2015
Basel Reinigungsaktion in der ARA vom 25./26. November 2015 
Oktober 2015
ARA Moossee-Urtenenbach Wärmeverbund Hindelbank 
September 2015
Basel Zu viel Stickstoff im Basler Abwasser 
August 2015
Zürich Klärwerk Werdhölzli – Ozonung in Planung  
Mai 2015
Lelocle Auf der ARA wurde die PAK-Direktdosierung in den MBR untersucht  
Februar 2015
Zürich Erste Spurenstoffelimination der Schweiz in Betrieb  
Thunersee Die ARA macht sich als erste Kläranlage im Kanton Bern an den Ausbau für die Spurenstoffelimination  
Dübendorf Grosstechnische Umsetzungen  
Schönau-Cham Aktivitäten des Gewässerschutzverbands der Region Zugersee-KüssnachterseeÄgerisee (GVRZ)
Herisau PAK-Stufe mit Sedimentation und Sandfilter 
Januar 2015
Zürich Erste Spurenstoffelimination der Schweiz in Betrieb  

Altenrhein: Rückgewinnung von Phosphat aus Klärschlamm mit der TCR®-Technologie

In der Schweiz wurde auf dem Gelände des Abwasserverbandes Altenrhein eine TCR®-Forschungsanlage in Betrieb genommen. Das Verfahren dient zur thermo-katalytischen Zersetzung von Klärschlamm. Dabei wird Kohle erzeugt, aus der Phosphat zurückgewonnen werden soll. Der Betreiber der Anlage ist die FH Nordwestschweiz. Die Forscher wollen einen Weg finden, die Nährstoffe des Klärschlamms zurückzugewinnen und andere, belastete Reststoffe abzuscheiden. Die Susteen Technologies GmbH lieferte die TCR®-Anlage Ende Juli aus, die Technologie entwickelte Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg.

Im Klärschlamm sind wichtige Nährstoffe für Pflanzen wie Phosphat und Stickstoff ebenso enthalten wie schädliche Schwermetalle, beispielsweise Blei, Cadmium, Chrom, Kupfer, Nickel, Quecksilber und Zink. Zudem können Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Parasiten in den Abwässern vorkommen. Die TCR®-Technologie tötet Pathogene, wertvolle Nährstoffe hingegen lassen sich in der erzeugten Kohle binden. Wie die Kohle im Anschluss von Schwermetallen befreit werden kann, untersucht die FH Nordwestschweiz in einem Forschungsprojekt. Ziel der Forscher ist die Rückgewinnung der in der Kohle enthaltenen, wertvollen Mineralien für den Einsatz in der Landwirtschaft.

Phosphat als lebensnotwendiger Rohstoff
In der Schweiz gilt seit 2006 ein Ausbringungsverbot für Klärschlamm in die Landwirtschaft. Seitdem wird dieser überwiegend thermisch verwertet, das Phosphat verbleibt in der Asche beziehungsweise der Schlacke und wird deponiert oder bei der Zementherstellung im Zement gebunden. Phosphat ist ein knapper aber lebensnotwendiger Rohstoff. Weltweit wird für die Jahre zwischen 2020 und 2030 mit dem Höhepunkt des Abbaus der natürlichen Phosphatvorkommen gerechnet. Umso bedeutender ist es, Phosphat zukünftig im Kreislauf führen zu können und nachhaltig zu recyceln. Aus diesem Grund forschen die Wissenschaftler der FH Nordwestschweiz an nachhaltigen Verfahren zum Phosphatrecycling. Die TCR®-Anlage für die Forschungsarbeiten steht auf dem Gelände des Abwasserverbandes Altenrhein. Dort wird die Schmutzwasserbehandlung für etwa 120 000 Menschen durchgeführt und insgesamt etwa Klärschlamm von 320 000 Menschen aufgenommen. Vor Ort existiert bereits eine effiziente Klärschlammtrocknung. Der getrocknete Klärschlamm wird derzeit in Zementwerken thermisch verwertet. Das aktuelle Projekt unterstützt die eidgenössische Kommission für Technologie und Innovation KTI.

TCR®-Technologie zur Herstellung von Kohle
Für ihr Projekt benötigten die Eidgenossen zunächst eine zuverlässige Technologie, um mit einem thermo-chemischen Verfahren Kohle zu erzeugen. Das Problem: Bei vielen anderen Verfahren entstehen in der Regel Teere, was sehr schnell zu einer Verblockung der Anlagen führen kann. Zudem erzeugen konkurrierende Verfahren in der Regel nur Gase und Öle von minderer Qualität, die lediglich zur thermischen Nutzung und nicht zur Verstromung oder für die Mobilität eingesetzt werden können. Das TCR®-Verfahren garantiert hingegen eine hohe Betriebsstabilität. Die Qualität der erzeugten Produkte ist sehr hoch, zum Teil ist der direkte Einsatz von Gasen und Ölen in Motoren möglich. So werden beispielsweise bei einem Durchsatz von 300 Kilogramm Einsatzmaterial pro Stunde etwa 150 bis 180 Kilowatt elektrische Leistung erzeugt, wodurch auch die Entsorgungskosten für Klärschlamm reduziert werden. Die TCR®-Kohlen sind frei von organischen Belastungen wie polyzyklischen Aromaten. Die Wissenschaftler von Fraunhofer UMSICHT entwickelten gemeinsam mit der Universität Bologna ein Testverfahren für TCR®-Kohle, um diese von anderen Kohlen zu unterscheiden. Dadurch kann sichergestellt werden, dass die Kohle frei von organischen Belastungen ist. Eine Einschränkung bei der Verwendung der TCR®-Kohle bildet allerdings eine mögliche Schwermetallbelastung, welche primär abhängig vom Einsatzgut ist. Grundsätzlich bietet die TCR®-Technologie eine außerordentlich flexible Technologieplattform für die Verwertung von organischen Reststoffen und zur Herstellung von energiereichem Öl, Gas und Koks. Sie eignet sich somit zur Lösung von Entsorgungsproblemen und zum Recycling von Nährstoffen. Die TCR®-Technologie wurde von Fraunhofer UMSICHT am Institutsteil in Sulzbach-Rosenberg entwickelt, wo die Ingenieure die erste Anlage vor der Auslieferung abnahmen.

Erstes Produkt der Susteen Technologies GmbH
»Mit der Auslieferung der ersten Anlage haben wir bewiesen, dass die TCR®-Technologie bereit für den Start in den Markt ist«, freut sich der Geschäftsführer von Susteen, Thorsten Hornung. »Diese Laboranlage ist ein wichtiger strategischer Schritt. In der zweiten Phase vollziehen wir den Scale-up, das heißt, wir fertigen derzeit …mehr:

http://www.umsicht-suro.fraunhofer.de/de/presse-medien/pressemitteilungen/2015/rueckgewinnung_von_phosphat_aus_klaerschlamm_mit_tcr.html

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Basel: Reinigungsaktion in der ARA vom 25./26. November 2015

In der Nacht vom 25. auf den 26. November 2015, zwischen 21.30 Uhr und ca. 6 Uhr morgens, müssen im Rohwasser-Pumpwerk der ARA Basel Reinigungsarbeiten durchgeführt werden.
Diese Arbeiten sind periodisch notwendig und bieten gleichzeitig auch die Gelegenheit, Revisions- und Kontrollarbeiten durchzuführen.

Im Laufe der Zeit sind aus der Kanalisation Sand und Kies in den Pumpensumpf geschwemmt worden. Auch grössere Steine, welche die Schneckenpumpen im Rohwasser-Pumpwerk beschädigen können, befinden sich in den Ablagerungen. Diese Ablagerungen werden mittels Saugbagger abgesaugt und in Transportmulden in die Deponie Elbisgraben gebracht.
Die Nacht- und frühen Morgenstunden wurden gewählt, um die Einleitung von ungereinigtem Abwasser in den Rhein minimal zu halten. Das Abwasser wird während den Reinigungsarbeiten im Zulaufkanal zurückgestaut und kann früh morgens in geringen Mengen über die Regenentlastung in den Rhein fliessen. Flora und Fauna werden dadurch nicht beeinträchtigt. Während den Tagesstunden gelangt das Abwasser in die ARA Basel und wird gereinigt.
Für allfällige durch die Reinigungsarbeiten ausgelöste Beeinträchtigungen der Nachtruhe bitten wir die Anwohnerinnen und Anwohner um Verständnis.

http://www.prorheno.ch/Reinigungsaktion-in-der-ARA-Basel-vom-25-26-November-2015-52?newsid=15

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ARA Moossee-Urtenenbach : Wärmeverbund Hindelbank

Hindelbank setzt mit der Localnet AG auf eine erneuerbare Energieversorgung!
Der Wärmeverbund Hindelbank beliefert seit Herbst 2013 grosse Bereiche des Dorfes mit Fernwärme ab der ARA Holzmühle. Nach gut einjähriger Bauzeit durften wir den Wärmeverbund im Rahmen der 50-Jahr Jubiläumsfeier des ARA Gemeindeverbandes Moossee-Urtenenbach im September 2013 einweihen und darauf schrittweise in Betrieb nehmen. Die letzte Ausbauetappe wird Ende 2014 abgeschlossen.
Bis im Frühling 2014 wurden über 30 Haushalte, Gewerbe und öffentliche Liegenschaften mit Fernwärme für Warmwasser und Heizung angeschlossen. Im laufenden Jahr werden gut 20 weitere Liegenschaften einen Fernwärmeanschluss erhalten. In den Folgejahren werden weitere Hausanschlüsse in Betrieb genommen. Gegenwärtig haben 58 Liegenschaftseigentümer Wärmelieferverträge mit der Localnet AG abgeschlossen.
Die Localnet AG verfügt nach wie vor Kapazitäten um weitere Liegenschaften in Hindelbank mit Fernwärme zu versorgen. Gerne beraten wir auch Sie zu einem Anschluss Ihrer Liegenschaft an den Wärmeverbund Hindelbank.
Während der Fernwärmeleitungsbau im Frühling 2014 weitgehend abgeschlossen wurde, schreitet der Ausbau der Energiezentrale auf dem Gelände der ARA Holzmühle weiter voran. Gegenwärtig ist ein Blockheizkraftwerk in Betrieb, mit welchem Wärme aus den Klärgasen (Biogas) erzeugt und ins Fernwärmenetz eingespeist wird. Ab Herbst 2014 wird die geplante Wärmepumpenanlage in Betrieb gehen, mit welcher Wärme aus dem geklärten Abwasser der ARA gewonnen wird. Die Wärmepumpenanlage wird in der Grösse dimensioniert, dass Energie für den Wärmeverbund Hindelbank und ab 2015 auch Energie für den Wärmeverbund Jegenstorf produziert werden kann.
Die Grösse des Wärmeverbundes im Endausbau dürfte mit über 65 Wärmebezügern und einer Heizleistung von ca. 2‘300 Kilowatt beziffert werden. Somit können gegenüber heute jährlich bis zu 350‘000 Liter Heizöl mit Abwärme aus der ARA kompensiert und dadurch gut 900 Tonnen CO2/ Jahr eingespart werden.

Steckbrief zum Endausbau des Wärmeverbundes Hindelbank
Wärmebezüger: ca. 65 Liegenschaften
Heizleistung: ca. 2‘300 kW
Wärmeenergie Verkauf: ca. 4‘600 MWh/ Jahr
http://www.ara-moossee.ch/projekte/aktuelle-projekte/waermeverbund-hindelbank/

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Basel: Zu viel Stickstoff im Basler Abwasser

In der Pro Rheno zusammengefassten Kläranlagen haben nicht alle Verunreinigungen im Griff / Erweiterung in Planung.
BASEL (sda). Die Basler Abwasserreinigungsanlagen (ARA), die in der Pro Rheno zusammengefasst sind, haben 2014 weniger Dreckwasser geklärt: Mit 30,3 Millionen Kubikmeter reinigten die ARA Basel acht Prozent weniger, die ARA Chemie mit 1,25 Millionen Kubikmeter 15 Prozent, wie Pro Rheno am Donnerstag mitteilte. Der Betriebsaufwand sank um vier Prozent …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/basel/zu-viel-stickstoff-im-basler-abwasser–109721790.html

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Klärwerk Werdhölzli – Ozonung in Planung

Im Hinblick auf die anstehende Änderung der Gewässerschutzgesetzgebung beschloss Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) im Sommer 2013, im Klärwerk Werdhölzli möglichst rasch eine Verfahrensstufe zur Elimination von Mikroverunreinigungen zu erstellen. Als Verfahren wurde aufgrund der Platz-verhältnisse und der vorhandenen Infrastruktur (bestehende Sandfiltration usw.), die Ozonung gewählt. Eine Umnutzung der Sandfiltration in eine Aktivkohlefiltration wurde diskutiert und mangels Erfahrungen zurückgestellt. Die Anlage soll im Sommer 2017 in Betrieb genommen werden.

Im Rahmen der Vorabklärungen konnte ERZ in Zusammenarbeit mit der Eawag das Test-verfahren zur Eignung einer Ozonung durch-führen (siehe Newsletter Nr. 5). Dabei zeigte sich, dass das Abwasser unproblematisch ist, aber erhöhte Bromid-Werte aufweist.

Bromid wird in einer Ozonung teilweise in Bromat umgewandelt, das im Gewässer stabil und im Trinkwasser unerwünscht ist. Weitere Messungen ergaben, dass die Bromid-Konzentrationen und -Frachten stark variieren. Es traten Konzentrationen von bis ca. 1.2 mg/l auf (eine „normale“ erwartete Konzentration wäre im Bereich von 0.05 bis 0.1 mg/l).

Vorerst konnten die hohen Bromidkonzentrationen nicht zugeordnet werden. Deshalb wurden im Kanalnetz der Stadt Zürich an 37 Stellen Stichproben entnommen und auf Bromid untersucht. Aufgrund dieser Mess-kampagne konnten zwei relevante Quellen eruiert werden. Bei diesen handelt es sich um die beiden Kehrichtheizkraftwerke (KHKW) der Stadt Zürich (Hagenholz und Josefstrasse). Diese beiden Quellen machen rund 90% der Bromidfracht aus. Da ERZ die Bromatbildung bei der Ozonung minimieren will, wurde ein Projekt für die Entfernung des Bromids der KHKW aus dem kommunalen Abwasser der Stadt Zürich gestartet. Zur Diskussion steht eine Direkteinleitung des KHKW-Abwassers (mit entsprechender Vorbehandlung) in einen Vorfluter oder eine Bromidentfernung an der Quelle (sofern die notwendigen Technologien realisierbar sind).

Die Untersuchungen an der ARA Werdhölzli zeigen, dass ARA mit KHKWs und/oder Deponien in ihrem Einzugsgebiet mit erhöhten Bromidfrachten zu rechnen haben.

Die Eawag untersucht aktuell, welche Quellen welchen Beitrag zu Bromidfrachten in Abwasser und Gewässern leisten und wie die Bromatbildung minimiert werden kann. (Ch. Abegglen, ERZ).

Quelle: https://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Dokumente/01_Berichte/05_Newsletter/Newsletter_6_deutsch_20072015.pdf

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Lelocle: Auf der ARA wurde die PAK-Direktdosierung in den MBR untersucht

Der Schlussbericht liegt vor (auf französisch). Mehr:

http://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Dokumente/1198-Rapport-pilotes_avec_annexes.pdf

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Zürich: Erste Spurenstoffelimination der Schweiz in Betrieb

Die Schweiz hat weitreichende Pläne bezüglich der Elimination von Spurenstoffen bei der Abwasserbehandlung in kommunalen Kläranlagen, 100 bis 120 Kläranlagen des Landes sollen um eine vierte Reinigungsstufe erweitert werden. In Zürich wurden die Pläne jetzt Realität, auf der auf 150 000 Einwohnerwerte ausgelegten Kläranlagen Dübendorf wurde Anfang September die erste Reinigungsstufe zur Entfernung von Mikroverunreinigungen in der Schweiz offiziell in Betrieb genommen. Die Ozonungsanlage läuft bereits seit März dieses Jahres und weist seitdem eine Eliminationsrate von 80 bis 90 Prozent der Spurenstoffe im Abwasser auf.

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Thunersee: Die ARA macht sich als erste Kläranlage im Kanton Bern an den Ausbau für die Spurenstoffelimination

Die ARA Thunersee plant eine der biologischen Stufe nachgeschaltete Aktivkohlestufe mit Kontaktbecken, Sedimentation und Filtration zur Entfernung der Spurenstoffe aus dem gereinigten Abwasser. Dazu wurden in einem Vorprojekt die Anlagegestaltung festgelegt, sowie die wichtigsten Bauschritte aufgezeigt. Die maximal zu behandelnde Wassermenge wurde in Absprache mit dem AWA des Kantons Bern auf 800 L/s festgelegt, der maximale Zulauf zur ARA beträgt 1‘350 L/s. Der Planungs- und Baukredit in der Höhe von 25.87 Millionen Franken wurde Ende Oktober durch die Delegierten einstimmig genehmigt. Als nächstes folgt anfangs 2015 die Ausschreibung des Generalplaners. Baubeginn ist voraussichtlich im Herbst 2016 mit dem Ziel, die Anlage im Herbst 2018 in Betrieb zu nehmen. Weitere Informationen sind verfügbar unter:

http://www.arathunersee.ch/
http://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Aktuell/Newsletter_5_Dezember_2014_d.pdf

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ARA Neugut: Grosstechnische Umsetzungen

Aktueller Stand
Die Ozonung auf der ARA Neugut/ Dübendorf (ZH); läuft mittlerweile seit 8 Monaten störungsfrei im Dauerbetrieb und erreicht die geforderte 80%-Elimination stabil. Untersuchungen im Rahmen des „ReTREAT“ und „DEMEAU Projekts sind am Laufen. Die Fachtagungen vom 7. und 14. November 2014 über die Ozonung und die Nachbehandlung waren erfolgreich und sehr gut besucht. In den kommenden Newslettern, wie auch an den PEAK-Kursen vom kommenden Juni 2015 (siehe ‚Veranstaltungen‘) wird über die weiteren Resultate informiert.

http://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Aktuell/Newsletter_5_Dezember_2014_d.pdf

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Schönau-Cham: Aktivitäten des Gewässerschutzverbands der Region Zugersee-KüssnachterseeÄgerisee (GVRZ)

Der Gewässerschutzverband der Region Zugersee-Küssnachtersee-Ägerisee (GVRZ) erarbeitet zusammen mit Holinger AG aktuell eine Varianten-Studie zu technischen Verfahren für die Spurenstoffelimination auf der Kläranlage Schönau-Cham. Im Fokus liegen die Machbarkeit, die Dimensionierung, die Leistung sowie die Kosten. Parallel dazu wurde im Sommer dieses Jahres mit Pilotversuchen zur PAKDirektdosierung in die biologische Reinigungsstufe begonnen. Die Resultate dieser Versuche, sowie die Resultate der Variantenstudie sollen Anfang 2015 in einem Grundlagenbericht zur Verfügung stehen. Basierend drauf soll im Idealfall Ende 2015 an der Delegiertenversammlung der Grundsatzentscheid (Variante und Umsetzungshorizont) gefällt werden.

Weitere Information sind verfügbar unter: http://www.gvrz.ch/index.php

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ARA Bachwis: PAK-Stufe mit Sedimentation und Sandfilter

Der Bau der PAK-Stufe auf der ARA Bachwis (Herisau) verläuft nach Plan. Die Bauherrschaft und der Planer rechnen mit einer Inbetriebnahme der Anlage im Laufe
des Februars 2015.

http://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Aktuell/Newsletter_5_Dezember_2014_d.pdf

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Zürich: Erste Spurenstoffelimination der Schweiz in Betrieb

Die Schweiz hat weitreichende Pläne bezüglich der Elimination von Spurenstoffen bei der Abwasserbehandlung in kommunalen Kläranlagen, 100 bis 120 Kläranlagen des Landes sollen um eine vierte Reinigungsstufe erweitert werden. In Zürich wurden die Pläne jetzt Realität, auf der auf 150 000 Einwohnerwerte ausgelegten Kläranlagen Dübendorf wurde Anfang September die erste Reinigungsstufe zur Entfernung von Mikroverunreinigungen in der Schweiz offiziell in Betrieb genommen. Die Ozonungsanlage läuft bereits seit März dieses Jahres und weist seitdem eine Eliminationsrate von 80 bis 90 Prozent der Spurenstoffe im Abwasser auf.

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Nachrichten von Verbänden 2015

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September 2015
BDEW Bundesregierung darf Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur nicht vernachlässigen 
AöW AöW fordert strengeres Frackinggesetz 
AöW Öffentliche Wasserwirtschaft bangt um Gewässerqualität  
Agw Stellungnahme zu den Entwürfen des „Bewirtschaftungsplans 2016-2021 für die nordrhein-westfälischen Anteile von Rhein, Weser, Ems und Maas“, des Maßnahmenprogramms NRW sowie der Planungssteckbriefe 
BDE Kartellamtsbericht bestätigt Negativfolgen der Rekommunalisierung 
B.KWK Kraft-Wärme-Kopplung: Licht und Schatten für die KWK in den neuen Eckpunkten zur Energiewende 
AöW Vertrauens-Check nachhaltige und transparente Wasserwirtschaft 
BDEW Bei Preisvergleichen müssen Leistungs- und Qualitätsstandards sowie finanzielle Rahmenbedingungen berücksichtigt werden 
ttz Bremerhaven Netzwerk „Wasser&Technik“ jetzt online 
deutsche Wasserwirtschaft Branchenbild belegt hohe Qualität und langfristige Sicherheit der deutschen Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung 
BDE und VBS Mittelstand kritisiert Verdrängung durch Kommunen 
Mai 2015
DBU Umweltauswirkungen bei neuen Medikamenten stärker berücksichtigen 
BDE Zukunft der Klärschlammverwertung – Erhalt und Fortführung der Verwertung in der Landwirtschaft 
März 2015
NEW Netzwerk Energieeffiziente Wasserwirtschaft (NEW) erschließt neue Geschäftsfelder 
BDE Verbände fordern fachlich differenzierte Regelungen 
BDEW Hoftorbilanz muss für alle Betriebe gelten / Theoretisch angenommene Düngeverluste unverständlich / Datenaustausch muss verbessert werden
Februar 2015
Agw Position der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwirtschaftsverbände 
Januar 2015
BDEW Zum neuen Katalog über vorsorgende Maßnahmen zum Schutz des Wassers von BMUB und BMG erklärt Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser des BDEW 

Bundesregierung darf Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur nicht vernachlässigen

BDEW-Vorschlag für 10.000 neue öffentliche Elektro-Ladesäulen / Gemeinsame Anstrengung zwischen öffentlicher Hand und Wirtschaft notwendig

„Das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf die Straße zu bringen, wird ohne den Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur nicht gelingen. Die Energiewirtschaft ist bei dem auf absehbare Zeit noch defizitären Infrastrukturaufbau erheblich in Vorleistung gegangen. Der weitere Ausbau in diesem Segment wird jedoch nur in einer gemeinsamen Anstrengung zwischen öffentlicher Hand und Wirtschaft zu bewältigen sein. Der BDEW hat hierzu einen Vorschlag erarbeitet, der den Aufbau von 10.000 zusätzlichen Ladesäulen vorsieht“, sagte Roger Kohlmann, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung, heute anlässlich der Eröffnung der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt am Main.

„Wenn die Bundesregierung ernsthaft eine nachhaltige und klimafreundliche Mobilität in Deutschland aufbauen will, muss sie zeitnah neben der Schnellladeinfrastruktur insbesondere ein Netz öffentlich zugänglicher Normalladesäulen realisieren. Fahrzeuge und Infrastruktur sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Der Vorschlag der Energiewirtschaft für ein partnerschaftliches Finanzierungsprogramm liegt auf dem Tisch. Jetzt ist es an der Bundesregierung bei der Ladeinfrastruktur und somit auch bei der Elektromobilität insgesamt den Anschluss nicht zu verlieren“, sagte Kohlmann.

Das 10.000-Säulen-Programm des BDEW soll insbesondere dazu beitragen, dass in den kommenden zwei Jahren eine Grundausstattung an öffentlich zugänglichen Normalladesäulen aufgebaut wird. Dies ist für Nutzer ohne regelmäßigen Stellplatz mit Lademöglichkeit relevant oder wenn der Kunde ad hoc sein Fahrzeug laden möchte. Die Gesamtkosten des Programms beliefen sich auf rund 100 Millionen Euro und sollten auf Wirtschaft und öffentliche Fördergeber verteilt werden.

Anlagen und Materialien
BDEW-Positionspapier „Marktentwicklungsprogramm Elektromobilität“ (PDF): https://www.bdew.de/internet.nsf/id/AD3EEA53C8D988C5C1257E6500315E8A/$file/BDEW%20Positionspapier%20Marktentwicklungsprogramm%20Elektromobilit%C3%A4t.pdf

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AöW fordert strengeres Frackinggesetz

Der öffentlichen Wasserwirtschaft reichen die derzeit geplanten Regelungen der Bundesregierung zum Gewässerschutz bei Fracking nicht aus. Die Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft (AöW) fordert anlässlich der Beratungen im Umweltausschuss im Bundestag in einem Schreiben an die Bundestagsabgeordneten, strengere Regeln im Fracking-Gesetzesverfahren durchzusetzen und das Vorsorgeprinzip stärker zu berücksichtigen. Die AöW verweist explizit auf die EU-Wasserrahmenrichtlinie. Die Mitgliedstaaten seien verpflichtet, dafür zu sorgen, dass sich der Zustand der Gewässer nicht verschlechtere. Wenn nun zugelassen werde, dass mit Chemiecocktails beim Fracking im Untergrund gebohrt werden darf, werde dieses Verschlechterungsverbot unterlaufen, weil dadurch die Gewässerqualität gefährdet wird, betont AöW-Geschäftsführerin Christa Hecht in dem Schreiben. Die von der Bundesregierung vorgesehene Expertenkommission, die die Risiken von Frackingvorhaben bewerten bzw. eine Unbedenklichkeitsempfehlung abgeben soll, hält die AöW hingegen für überflüssig. Expertenkommissionen seien in der Vorbereitung von Gesetzen sinnvoll. Die Entscheidung über die Zulassung von Fracking müsse jedoch der Gesetzgeber selbst treffen. Denn Behörden müssten in die Lage versetzt werden, Entscheidungen vor Ort treffen zu können, so die AöW.

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Öffentliche Wasserwirtschaft bangt um Gewässerqualität

Berlin. Auch die öffentliche Wasserwirtschaft meldet sich zur Fracking-Technologie mahnend zu Wort. In einem Schreiben an die Bundestags-abgeordneten fordert die AöW, das Vorsorgeprinzip stärker zu berücksichtigen. Aktueller Anlass: Am 8. Juni berät der Umweltausschuss des Bundestages in einer Anhörung über den von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf zu Fracking-Technologien.

„Fracking bedroht die Wasserqualität“, erklärt Christa Hecht, Geschäftsführerin der AöW. „Die öffentliche Wasserwirtschaft hat mit dem Bau von Kläranlagen und mit immer besseren technischen Verfahren wesentlich dazu beigetragen, die Gewässerqualität zu verbessern. Fracking droht das zunichte zu machen.“

Nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie sind die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass sich der Zustand der Gewässer nicht verschlechtert. „Wenn nun zugelassen werden soll, dass mit Chemiecocktails beim Fracking im Untergrund gebohrt werden darf, wird dieses Verschlechterungsverbot unterlaufen, weil dadurch die Gewässerqualität gefährdet wird“, betont Hecht.

Die AöW begrüßt in einem öffentlichen Schreiben an die Bundestagsabgeordneten, dass nach dem Gesetzentwurf zwar Wasserschutzgebiete, Talsperren und Seen vor Fracking geschützt werden sollen, der Schutz jedoch nicht ausreiche. Sie fordert weitergehende Maßnahmen für den Schutz der Wasserversorgung und der Wasserressourcen.

Auch hält die AöW eine von der Bundesregierung vorgesehene Expertenkommission, die die Risiken von Frackingvorhaben bewerten bzw. eine Unbedenklichkeitsempfehlung abgeben soll, für überflüssig. Die AöW betont in dem Schreiben an die Bundestagsabgeordneten: „Expertenkommissionen sind in der Vorbereitung von Gesetzen sinnvoll. Die Entscheidung über die Zulassung von Fracking muss jedoch der Gesetzgeber selbst treffen.“ Denn Behörden müssen in die Lage versetzt werden, Entscheidungen vor Ort treffen zu können.

Die Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft e.V. (AöW)
Die AöW ist die Interessenvertretung der öffentlichen Wasserwirtschaft in Deutschland. Zweck des Vereins ist die Förderung der öffentlichen Wasserwirtschaft durch die Bündelung der Interessen und Kompetenzen der kommunalen und verbandlichen Wasserwirtschaft.

AöW-Mitglieder sind Einrichtungen und Unternehmen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung die ihre Leistungen selbst oder durch verselbstständigte Einrichtungen erbringen und vollständig in öffentlicher Hand sind. Ebenso sind Wasser- und Bodenverbände sowie wasserwirtschaftliche Zweckverbände und deren Zusammenschlüsse in der AöW organisiert. Allein über den Deutschen Bund der verbandlichen Wasserwirtschaft (DBVW) sind über 2000 wasserwirtschaftliche Verbände in der AöW vertreten. Außer¬dem sind Personen, die den Zweck und die Ziele der AöW unterstützen sowie solche Interessenverbände und Initiativen, Mitglied in der AöW.

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Agw: Stellungnahme zu den Entwürfen des „Bewirtschaftungsplans 2016-2021 für die nordrhein-westfälischen Anteile von Rhein, Weser, Ems und Maas“, des Maßnahmenprogramms NRW sowie der Planungssteckbriefe

Die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwirtschaftsverbände NRW (agw) ist ein Zusammenschluss aus Aggerverband, Bergisch-Rheinischem-Wasserverband, Emschergenossenschaft, Erftverband, Linksniederrheinischer Entwässerungs- Genossenschaft, Lippeverband, Niersverband, Ruhrverband, Wahnbachtalsperrenverband, Wasserverband Eifel-Rur und dem Wupperverband im Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW) in Deutschland. Unsere Maxime: Wasserwirtschaft in öffentlicher Verantwortung. Die Verbände der agw decken etwa zwei Drittel der Fläche des Landes NRW ab. Sie betreiben 304 Kläranlagen mit rund 19 Mio. Einwohnerwerten sowie 35 Talsperren und sind für die Betreuung von rund 17.700 km Fließgewässer verantwortlich. Die Wasserwirtschaftsverbände praktizieren in NRW ganzheitliches Flussgebietsmanagement über kommunale Grenzen hinweg, ganz im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie.

1. Aktivitäten der sondergesetzlichen Wasserwirtschaftsverbände zur Umsetzung der WRRL in NRW
Die agw begrüßt die Vorlage des Entwurfes des 2. Bewirtschaftungsplans für Nordrhein-Westfalen 2016-2021 sowie den Entwurf des Maßnahmenprogramms und der Planungssteckbriefe. Die Wasserwirtschaftsverbände sind im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im Bearbeitungsgebiet der nordrhein-westfälischen Anteile von Rhein und Maas mit der Umsetzung der im Bewirtschaftungsplan definierten Ziele betraut und haben sich an der Umsetzung des 1. Bewirtschaftungsplans intensiv beteiligt. Zur Vorbereitung des 2. Bewirtschaftungsplans haben die Verbände eine Vielzahl von Maßnahmen entwickelt und den zuständigen Behörden vorgeschlagen, mit denen der Zustand der Gewässer nachhaltig verbessert werden kann. In diesem Zusammenhang haben sich die Verbände im Rahmen ihres gesetzlich festgelegten Aufgabenspektrums auf allen Ebenen – von der Landeslenkungsgruppe bis hin zu den regionalen Arbeitsgruppen und den sog. „Runden-Tischen“, am fachlichen Dialog im Rahmen des Umsetzungsprozesses der WRRL beteiligt. Dabei haben sie jeweils auf die Notwendigkeit der Fortschreibung der angeführten Programmmaßnahmen hingewiesen. Viele dieser Projekte schließen dabei nahtlos an Aktivitäten an, die die Verbände in ihren Flussgebietseinheiten bereits vor Einführung der WRRL durchführen. Kernprämisse der WRRL ist die Erreichung des guten ökologischen Zustands in den Gewässern. Aus Sicht der agw ist es unstrittig, dass der gute ökologische Zustand bzw. das gute ökologische Potenzial vorrangig über Maßnahmen am und im Gewässer zu verwirklichen ist, schwerpunktmäßig durch die Verbesserung der Gewässerstruktur und der Hydraulik sowie der Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit, unter Anwendung des Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzepts. Weiterhin sieht die agw aber auch in der Festsetzung von Umweltqualitätsnormen für chemische Stoffe zur Beschreibung des guten chemischen und ökologischen Zustands der Gewässer durch die EU einen wesentliSeite chen und notwendigen Beitrag für einen nachhaltigen Schutz der Gewässer in den Mitgliedsstaaten.

2. Veraltete Datenbasis für die Ableitung von Maßnahmen aktualisieren
Die Durchsicht der einzelnen Steckbriefe der Planungseinheiten zeigt auf, dass ein Teil der Programmmaßnahmen auf dem Stand der Jahre 2009 bis 2011 basiert. Wir bitten das Ministerium, die Schwachstellen im Entwurf zu beseitigen und die Datenbasis zu aktualisieren.

3. Fristgerechte Zielerreichung nicht absehbar
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Erreichung aller Bewirtschaftungsziele, sprich die Erreichung des „Guten Zustands“ der Gewässer innerhalb der Fristen der Wasserrahmenrichtlinie aus vielerlei natürlicher, technischer und letztlich auch nutzungsbedingter Gründe nicht in allen Wasserkörpern möglich sein wird. Dies betrifft insbesondere die gute chemische Qualität in vielen Grundwasserkörpern aufgrund zu hoher Nitratbelastungen sowie die Erreichung der Umweltqualitätsnormen in den Oberflächenwasserkörpern insbesondere für die Parameter Nickel, Quecksilber in Biota und die Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK). Über diese Problematik sollten die Öffentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger im Voraus informiert werden. Bei diesen Parametern wird deutlich, dass die Gewässer einer Vielzahl von Belastungen ausgesetzt und in ein komplexes Wirkungsgefüge eingebunden sind. So spielen etwa die Folgen einer langen Industrie- und Zivilisationsgeschichte, Luftverschmutzung, Entwicklungen in der Landwirtschaft, Chemiepolitik und in gesellschaftlichen Ansprüchen eine wesentliche Rolle. An dieser Stelle weisen wir darauf hin, dass die als ubiquitär einzustufenden Parameter Nickel, Quecksilber in Biota sowie die PAK hinsichtlich der Einträge in die Gewässer keine Kläranlagenrelevanz besitzen.

4. Anforderungen, die über die EU-Vorgaben hinausgehen, gehören grundsätzlich nicht in den Bewirtschaftungsplan, sondern sind nur im Einzelfall Im Rahmen pflichtgemäßer Ausübung des Ermessens der Wasserbehörden zulässig
Bei den in NRW betrachteten Wasserkörpern handelt es sich überwiegend um Teile von international zu bewirtschaftenden Gewässern. Folglich kann aus Sicht der agw nur länder- und staatenübergreifend sinnvoll gehandelt werden. Dies erfordert eine vergleichbare länderübergreifende Bewertung der Bewirtschaftungserfordernisse der Gewässer. Die EU hat in der WRRL durch biologische, hydromorphologische und chemisch- physikalische Qualitätskomponenten sowie durch die Festsetzung von Umweltqualitätsnormen für chemische Qualitätskomponenten die Anforderungen für die Einhaltung der Richtlinie in den Anhängen V, IIX und IX vorgegeben. Sie hat diese durch die Richtlinie 2008/105/EG und deren aktuelle Novelle 2013/39/EU hinsichtlich der Umweltqualitätsnormen für chemische Stoffe im Gewässer zwischenzeitlich konkretisiert. Durch die OberflächengewäsSeite 3 serverordnung des Bundes (OGewV) sind diese Vorgaben in deutsches Recht umgesetzt worden. Die Umsetzung der Novelle von 2013 erfolgt derzeit und wird bis Ende 2015 abgeschlossen sein. Die geänderten/verschärften UQN sind bis 2021 einzuhalten und müssen in den Bewirtschaftungsplänen der Länder bereits jetzt integriert werden. Die neu aufgenommenen UQN (vorwiegend Pestizide) sind bis 2027 einzuhalten. Ihre Implementierung erfolgt in vorläufigen Maßnahmenprogrammen bis Ende 2018. Dies bedeutet, dass für die Erreichung des guten ökologischen Zustands ausschließlich die Einhaltung der biologischen und unterstützend der hydromorphologischen Parameter (Anlage 3 OGewV), der physikalisch-chemischen (Anlage 6 OGewV) und der UQN für flussgebietsspezifische Schadstoffe (Anlage 5 OGewV) sowie für die Erreichung des guten chemischen Zustands die Einhaltung der UQN (Anlage 7 OGewV) erforderlich sind. Dies bedeutet auch, dass darüber hinausgehende Maßnahmen des Landes nicht Bestandteil des 2. Bewirtschaftungsplans sein können. Eine Sonderrolle des Landes NRW mit Anforderungen, die signifikant über die Vorgaben der EU, des Bundes in die anderer Bundesländer hinausgehen, ist aus wasserwirtschaftlicher, naturwissenschaftlicher (human- und öko-)toxikologischer Sicht nicht zu begründen.

5. Vermeidung einer Klage der EU-Kommission: Alle chemischen Stoffe der Anhänge 5 und 7 der OGewV müssen erfasst und bewertet werden
Obwohl von Seiten des Ministeriums insbesondere den nicht-geregelten chemischen Stoffen eine besondere Bedeutung für die Erreichung des guten ökologischen Zustand bzw. des guten ökologischen Potenzials beigemessen wird, sind die Vorgaben für die Stoffe der Anlagen 5 und 7 der OgewV nur unvollständig erfasst. So fehlen vollständig die Daten für besonders gewässerrelevante Stoffe wie z.B. Simazin oder Atrazin. Dies ist weder fachlich noch formaljuristisch nachzuvollziehen, zumal dem Land damit eine Klage der EUKommission wegen unzureichender Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie drohen könnte.

6. Was müssen die Bundesländer bzw. NRW tun? Rechtskonforme Umsetzung der WRRL
Bei der Bewertung des jetzt vorliegenden 2. Bewirtschaftungsplans gilt es die Tatsache im Auge zu behalten, dass es sich um die nächste Stufe der rechtskonformen Umsetzung einer EU-Richtlinie handelt, und nicht um die rechtlich unverbindliche Darstellung der Gesamtpalette aller wasserwirtschaftlichen Aktivitäten in NRW. Die notwendige Ausrichtung auf die EU bedingt, dass mit den aufgeführten 12875 Programmmaßnahmen eine Selbstverpflichtung entsteht, die schließlich durch organisatorisch-administrative Kontrollmechanismen der EU am Ende des Bewirtschaftungszyklus geprüft werden wird. Entsprechende Sanktionen bei Nichterfüllung (z.B. ein Vertragsverletzungsverfahren) der selbst vorgegebenen Ziele sind prinzipiell denkbar, zumindest ist ein politischer Schaden zu erwarten. Der zweite Bewirtschaftungsplan sollte demnach ausschließlich jene Themenfelder für die Zielerreichung der EUSeite 4 WRRL identifizieren und entsprechend Ihrer Bedeutung gewichten, die erforderlich sind, das definierte Ziel auch zu erreichen. In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass im Gegensatz zu NRW kein anderes Bundesland zusätzliche Anforderungen an eine Spurenstoffelimination in die Bewirtschaftungspläne aufgenommen hat. Im Entwurf des Bewirtschaftungsplans des Landes Niedersachsen wird dies insbesondere fachlich wie folgt begründet: „Der Begrenzung bzw. Verringerung der Belastung der Gewässer durch anthropogene Spurenstoffe, bspw. Arzneimittel und Kosmetika kommt eine zunehmende Bedeutung zu. Hier besteht jedoch weiterhin großer Bedarf an wissenschaftlichen Erkenntnissen als Grundlage für nachhaltige Entscheidungsfindungen und Investitionsentscheidungen.“ (S. 138).

7. Zielerreichung Nährstoffeinträge fachlich zu hinterfragen
Im Entwurf des Bewirtschaftungsplans finden sich an verschiedenen Stellen widersprüchliche Bewertungen der Relevanz von diffusen Einträgen oder punktförmigen Einleitungen. Dies betrifft neben einigen Schwermetallen insbesondere die Einträge von Stickstoff und Phosphor in die Gewässer. So werden im Entwurf einmal die diffusen Einträge, ein anderes Mal die punktförmigen Einleiter als wesentliche Ursache der Belastung der Gewässer beschrieben. Da aus letzterer eine Ableitung von Maßnahmen für kommunale Kläranlagen erfolgt, sollte eine derartig widersprüchliche Darstellung vermieden werden. Betriebsoptimierungen von Kläranlagen sind im Zusammenhang mit Nährstoffeinträgen grundsätzlich sinnvoll und darüber hinaus unabhängig von der Wasserrahmenrichtlinie eine Daueraufgabe für Kläranlagenbetreiber, auch unter differenzierten Zielvorgaben (Reinigungsleistung, Energie- und Ressourcenschutz, Kostenoptimierung und Aufwandsreduzierung etc.). Zusätzliche Anforderungen an kommunale Kläranlagen für weitergehende Phosphorentfernung hingegen sind fachlich zu hinterfragen, da die komplexen Zusammenhänge (Entwicklung von Phytoplankton, Diatomeen, Makrophyten, Beeinflussung von Nahrungsnetzen, Einfluss von Temperatur, Globalstrahlung, sonstigen Nährstoffen, Abfluss etc.) einer monokausalen Maßnahmenableitung nicht zugänglich sind und jeweils einer differenzierten Analyse bedürfen. Im Entwurf werden zusätzliche Maßnahmen an kommunalen Kläranlagen vorgegeben. Begründet wird dies mit der sog. 75%-Regel der EU Abwasserrichtlinie. Diese Regel greift aber nur für Anlagen innerhalb eines empfindlichen Gebietes, für die keine Einleitwerte von Stickstoff in den Kläranlagen erhoben werden. Dies ist bei den vier betroffenen Anlagen der Wasserwirtschaftsverbände nicht der Fall. Bedauerlicherweise entsteht durch die Argumentation beim uninformierten Leser der Eindruck, in NRW würde die EUAbwasserrichtlinie nicht eingehalten. Der letzte Bericht der EU-Kommission zeigt, dass Österreich, die Niederlande und Deutschland als einzige Mitgliedstaaten die EU-Richtlinie zu 100% einhalten. Im Hinblick darauf geht die agw davon aus, dass diese vorgenannten Maßnahmen aus dem Entwurf herausgenommen werden.

8. Diffuse Nährstoffeinträge: Maßnahmenvorschläge reichen nicht aus – Bewirtschaftungsstrategie Nährstoffe erforderlich
Die Anerkennung der Dominanz der diffusen Einträge insbesondere bei den Stickstoffeinträgen ist Prämisse in den Entwürfen der Bewirtschaftungspläne aller anderen Bundesländer. Anzumerken ist, dass NRW als einziges Bundesland Maßnahmen zur weiteren Stickstoffentfernung für kommunale Kläranlagen vorsieht. Aus Sicht der agw ist es erforderlich, für die wasserwirtschaftliche Umsetzung auf Ebene der Teileinzugsgebiete zu einer Bewirtschaftungsstrategie bezüglich der Nährstoffe und ihrer jeweiligen Eintragspfade zu kommen. Die Verbände teilen die Auffassung der übrigen Bundesländer und schlagen vor, wegen zweifelhafter Maßnahmenwirksamkeit auf weitere Maßnahmen für kommunale Kläranlagen zu verzichten und vorrangig wirksamere Aktivitäten in Richtung der Begrenzung von diffusen Einträgen zu ergreifen. Dennoch sind im Entwurf für ganze Gewässerabschnitte überhaupt keine Maßnahmen vorgesehen, sinnvoll wären hier aus unserer Sicht sog. 28er Maßnahmen zur Reduzierung der Nährstoffeinträge durch Anlage von Gewässerschutzstreifen oder 29er Maßnahmen zur Reduzierung der Nährstoff- und Feinmaterialeinträge durch Erosion und Abschwemmung aus der Landwirtschaft. Es wird lediglich die Fortsetzung der seit Jahren praktizierten Beratungstätigkeit insbesondere in Wasserschutz- und Einzugsgebieten vorgeschlagen. Auch die dafür vorgeschlagenen Fristen von z.T. bis 2024 erscheinen wegen der weiter ansteigenden Belastungen in Grund- und Oberflächengewässern als außerordentlich großzügig. Die agw schlägt vor, die Fristen entsprechend zu kürzen und die Ergebnisse der Maßnahmen als Grundlage für eine nachhaltige Bewirtschaftungsstrategie für Nährstoffe in NRW zu entwickeln. Der Nährstoffbericht des Landes ist in diesem Zusammenhang ein begrüßenswerter erster Schritt.

9. Nährstoff- und Spurenstoffeinträge durch Gärrückstände aus der Biogasproduktion müssen berücksichtigt werden
Bedauerlicherweise findet der Eintrag von Nährstoffen und Spurenstoffen durch Rückstände aus der Biogasproduktion im Entwurf keinerlei Berücksichtigung. Vielerorts haben diese Einträge den teilweise zu beobachteten Trend zu sinkenden Nitratgehalten im Grundwasser nachweislich konterkariert. Auch die Belastung der Gärrückstände mit chemischen Stoffen ist als problematisch zu betrachten. Auch verweisen wir auf den Einsatz von Pestiziden und daraus folgenden Gewässerbelastungen infolge des Energiepflanzenanbaus. Die Einschränkungen für den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln in der Höchstmengenverordnung gelten für den Energiepflanzenanbau nicht!

10. „Längenanteil“ als Bewertungsmaßstab für die Relevanz von punktförmigen Einleitungen oder diffusen Einträge in Oberflächengewässer ungeeignet
In diesem Zusammenhang ist auch der bei der Bewertung von punktförmigen Einleitungen sowie diffusen Einträgen verwendete „Längenanteil beeinflusster Oberflächenwasserkörper (%)“ ohne Aussagewert. Dieser Bewertungsgrundsatz zieht sich wie ein roter Faden praktisch durch den gesamten Bericht. Er berücksichtigt dabei weder die Einzelparameter und deren stoffliche und ökologische Eigenschaften noch deren Relevanz bezüglich der Gehalte für die Gewässer.

11. Guter chemischer und ökologischer Zustand der Gewässer hinsichtlich Spurenstoffen eindeutig definiert: Weitergehende Anforderungen für chemische Stoffe müssen nicht Bestandteil des Bewirtschaftungsplans sein
Die in NRW im 2. Bewirtschaftungsplan vorgeschlagenen technischen „Machbarkeitsstudien“ zum Bau einer sogenannten 4. Reinigungsstufe sind aus den Brüsseler- sowie aus den Vorgaben des Bundes nicht abzuleiten. Denn diese beziehen sich auf Stoffe, die gesetzlich nicht geregelt sind und für die die EU und auch der Bund bisher keine Umweltqualitätsnormen festgesetzt haben. Die Behörden können bereits heute im Rahmen ihres allgemeinen Bewirtschaftungsermessens (nach LWG/WHG) bei nachgewiesenem Bedarf im Einzelfall konkrete Maßnahmen z. B. zum Schutz der Gewässer vor Spurenstoffen, die nicht von der EU geregelt sind, vorsehen. Diese sind allerdings nicht notwendig für die Umsetzung von Artikel 11 der WRRL. In diesen Fällen wäre der fachliche Kausalnachweis über eine negative Beeinflussung des ökologischen Gewässerzustands zu führen. In der Vergangenheit ist dies im wasserwirtschaftlichen Vollzug durch gemeinsame Ursachenanalyse und Maßnahmenentwicklung von Betreibern und Behörden in der Regel im Konsens erfolgt. Bekanntermaßen hat beispielsweise das Land Baden-Württemberg in der Thematik des Eintrags von Spurenstoffen über kommunales Abwasser in die Gewässer auf Grundlage der örtlichen Gegebenheiten Baumaßnahmen an Abwasserbehandlungsanlagen gefördert. Diese Aktivitäten sind aber losgelöst von der Thematik der Umsetzung der WRRL und daher nicht in den EUBerichtsentwurf des Bewirtschaftungsplans 2016 -2021 des Landes aufgenommen worden.

12. Ausbau von kommunalen Kläranlagen ohne investigatives Monitoring fachlich nicht zu begründen
Unabhängig von der unter Punkt 11 dargelegten Tatsachen, dass Ausbaumaßnahmen an Kläranlagen nicht Bestandteil des 2. Bewirtschaftungsplans sein müssen, können Ertüchtigungen in Einzelfällen wasserwirtschaftlich sinnvoll sein. Dafür sind die fachlichen Voraussetzungen für den Nachweis der Notwendigkeit insbesondere durch den Blick in die betroffenen Gewässer zu erfüllen. Festzuhalten ist, dass für keine der im Entwurf des Maßnahmenprogramms in diesen Zusammenhang vorgesehenen Maßnahmen eine Kausalanalyse durchgeführt wurde bzw. geplant ist. Es wird bereits der „Ausbau kommunaler Kläranlagen zur Reduzierung sonstiger Stoffeinträge (LAWAMaßnahme 4) gefordert. Die hierzu durchzuführenden „Machbarkeitsstudien“ entsprechen der erforderlichen fachlichen Entscheidungsgrundlage in keiner Weise und können somit nicht Basis für behördliches Ermessen und Handeln sein. Die Fokussierung liegt dabei eindeutig auf die technische Integration weiterführender Reinigungsstufen auf bestehende Kläranlagen ohne Bezug auf die Belastungssituation im Gewässer. Hierzu heißt es in der Publikation der ARGE Kompetenzzentrum Mikroschadstoffe NRW vom 7. April 2015: „die Machbarkeitsstudien beinhalten einen technischen Vorschlag […] ergänzend zum Stoffscreening im Abwasserstrom werden bei Bedarf auch Gewässeruntersuchungen durchgeführt.“ (S.11). Das ist unlogisch, da vor einer Entscheidung über etwaige Maßnahmen, z.B. Ausbau einer Kläranlage, sichergestellt sein muss, das diese Maßnahme zu einer messbaren Verbesserung der ökologischen Gewässergüte führt. Nur dann ist sie für die Zielerreichung der Wasserrahmenrichtlinie relevant. Auch ist eine ausschließliche Bewertung der Gewässerbelastungen anhand von im Entwurf des Bewirtschaftungsplans aufgeführten Modellierungen von Spurenstoffen ist aus unserer Sicht nicht ausreichend. Die Verbände schlagen stattdessen vor, vor einer etwaigen Entscheidung über Ausbaumaßnahmen an Kläranlagen ein investigatives Monitoring ausgewählter Stoffe entsprechend der Situation vor Ort als konzeptionelle Maßnahme durchzuführen. Dazu sollten alle im Berichtsentwurf als 4er Maßnahmen deklarierten Ausbaumaßnahmen in konzeptionelle Maßnahmen entsprechend der LAWA-Ziffer 501 umgewandelt werden. Die Verbände bieten den Behörden gerne ihre Unterstützung bei einem derartigen Monitoring einschließlich der Ergebnisbewertung und Maßnahmenfindung an. Unabhängig davon beteiligen sich die Verbände durch F&E-Vorhaben sowie großtechnische Versuchsanlagen aktiv an der Entwicklung, Erprobung und Bewertung neuer Abwasserreinigungsverfahren für die Elimination von Spurenstoffen und deren Einfluss auf den Gewässerzustand. In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass sich deutliche Fortschritte bei der Verringerung der stofflichen Belastungen allerdings nur dann erzielen lassen, wenn auch die anderen Emittenten wie Industrie, Landwirtschaft und Straßenbaulastträger in die Pflicht genommen werden. Siehe dazu auch die aktuelle Mitteilung der EU-Kommission an das Europäische Parlament und den Rat „Wasserrahmenrichtlinie und Hochwasserrichtlinie – Maßnahmen zum Erreichen eines guten Gewässerzustands in der EU und zur Verringerung der Hochwasserrisiken (9.3.2015, COM(2015)120 final).

13. Maßnahmen priorisieren, zeitlich koordinieren und auf das Notwendige beschränken
•Einzel- und Programmmaßnahmen zeitlich koordinieren An zahlreichen Stellen des Entwurfs lässt sich feststellen, dass zwar Programmmaßnahmen vorgeschlagen werden, die sich daraus ergebenden Einzelmaßnahmen aber noch nicht ableiten lassen. Das macht eine ökonomische Bewertung fast unmöglich und führt zu Spekulationen. Die agw schlägt vor, zukünftig dies durch eine zeitliche Koordinierung dieser Maßnahmen zu beseitigen. Seite 8
•Maßnahmen an und im Gewässer priorisieren Einer der wesentlichen Unsicherheitsfaktoren für die fristgemäße Umsetzung von Maßnahmen am oder im Gewässer ist die Frage der Verfügbarkeit von dafür geeigneten Flächen. Insbesondere in Folge des erheblich ausgeweiteten Energiepflanzenanbaus sind nur noch wenig geeignete Flächen verfügbar, bzw. bezahlbar. Eine Priorisierung würde zu einem sinnvollen Einsatz finanzieller und personeller Ressourcen bei den Maßnahmenträgern führen. Dafür ist das Strahlwirkungs- und Trittsteinkonzept ein geeignetes Werkzeug.
•Einstufungen der Gewässer sollten im Einvernehmen mit der Fachöffentlichkeit erfolgen Im Rahmen der Erstellung des Entwurfs sind für verschiedene Gewässerabschnitte nicht abgestimmte Veränderungen zu den auf den „runden Tischen“ vereinbarten Gewässereinstufungen (natürliche Gewässer oder stark veränderte Gewässerkörper) vorgenommen worden. Dies ist nicht trivial, weil sich daraus stark unterschiedliche Anforderungen an Einzelmaßnahmen und Ziele ergeben. In diesem Zusammenhang weist die agw darauf hin, dass sich für stark veränderte Wasserkörper, wie für einige Abschnitte im Entwurf gefordert, kein Strahlursprung festlegen lässt.
•Kostenabschätzung zu positiv Bei den Kosten für eine etwaige Ertüchtigung von Kläranlagen handelt es sich um Barwerte ohne z. B. Mehrwertsteuer sowie Kosten für etwaigen Grunderwerb u. notwendiger Nachbehandlungen. Somit betragen die tatsächlichen Kosten ein Vielfaches der im Entwurf genannten Werte.

14. Maßnahmen an Zielartengewässern
Einzelne Gewässer in den Verbandsgebieten des Aggerverbandes, des Wasserverbandes Eifel-Rur und des Wupperverbandes sind in den Bewirtschaftungsplänen als Zielartengewässer für Großsalmoniden und Aal ausgewiesen. Diese Ausweisungen gehen über die Ziele der WRRL hinaus und sollten daher nicht Gegenstand der Bewirtschaftungsplanung sein. Gerade mit Blick auf die Befassung des Umweltausschusses des Landtages mit der Bewirtschaftungsplanung sollte zumindest deutlich gemacht werden, dass mit der Entscheidung über den Bewirtschaftungsplan auch über diese Ausweisung mit entschieden wird. Dies wäre allein schon wegen der Tragweite dieser „Mitentscheidung“ notwendig. Das MKULNV hat im „Leitfaden zur wasserwirtschaftlichökologischen Sanierung von Salmoniden-Laichgewässern“ erhebliche, sehr kostenintensive Anforderungen im Hinblick auf die Reduzierung stofflicher Belastungen aus Punktquellen formuliert. Dieser Leitfaden ist durch Erlass vom 8.9.2014 für behördenverbindlich erklärt, was zunächst die gleichen verfassungsrechtlichen Fragen aufwirft wie beim Thema Mikroschadstoffe. Zudem ist ersichtlich, dass hier eine Sonderlast für die Beitragszahler im Einzugsgebiet der Zielartengewässer begründet wird, ohne dass eine Aussage zur Finanzierung der Maßnahmen getroffen ist. Diese Sonderlast ist erheblich: Nach einer überschlägigen Berechnung des Wasserverbandes Eifel-Rur sind allein in dessen Verbandsgebiet zwischen 48-114 Mio. € Investitionen für den Anlagenbau und Betriebskosten zwischen 575 T€ und 900 T€ jährlich zu erwarSeite ten. Die Übertragbarkeit der bisher nur an einem Beispiel erprobten immissionsorientierten Anforderungen auf Gewässersysteme, die möglicherweise anderen Stressoren unterliegen, ist zu hinterfragen. Daher sollte die Wirkung von Maßnahmen zunächst an einzelnen Stellen detaillierter untersucht werden, um auf sicherer Grundlage weitere Maßnahmenentscheidungen treffen zu können. 15. Beteiligung von Politik und Öffentlichkeit: Umfang des Berichtsentwurfs erschwert Transparenz Die agw begrüßt die Intention, zum Entwurf des Bewirtschaftungsplans NRW eine breite öffentliche Konsultation durchzuführen. Die Verbände der Wasserwirtschaft haben sich intensiv in den „Runden Tischen“ Abwasser und Gewässer in die Erarbeitung des Plans eingebracht. So wurden zahlreiche Maßnahmen mit den zuständigen Bezirksregierungen „einvernehmlich abgestimmt“ oder bei einer unterschiedlichen Bewertung von Vorschlägen der BRs alternative Maßnahmen vorgeschlagen. Der Vergleich zeigt nun, dass mitunter selbst einvernehmlich abgestimmte Maßnahmen keinen Eingang in das Maßnahmenprogramm gefunden haben und dort durch nicht abgestimmte Maßnahmen ersetzt wurden. Hierzu werden sich die agw-Mitgliedsverbände in ihren eigenen Stellungnahmen im Detail äußern. Festzustellen ist auch, dass der Großteil der agw-Mitgliedsverbände keine Antworten auf ihre Stellungnahmen zu den Ergebnissen der „Runden Tische“ erhalten haben. Dies gilt in gleicher Weise für die bereits 2013 im Zusammenhang mit der Öffentlichkeitsbeteiligung zu den „Wichtigen Wasserbewirtschaftungsfragen NRW“, zu der die agw-Stellungnahme ebenfalls unbeantwortet geblieben ist. Der im Entwurf erweckte Eindruck, die Betroffenen „Stakeholder“ seien umfassend an der Erstellung des Entwurfes beteiligt worden, ist daher missverständlich. Hinsichtlich der formalen Beteiligung ist dies zutreffend, nicht aber bezogen auf die Abstimmung der vorgeschlagenen Einzelmaßnahmen.

15. Verspätete Aktualisierung der Datengrundlage nach Ablauf der Frist zur Stellungnahme stellen den gesamten Beteiligungsprozess in Frage
Irritierend ist, dass bereits in der Einleitung des Entwurfs daraufhin gewiesen wird, dass die Datengrundlage des Plans veraltet ist und eine Aktualisierung erst nach dem Ablauf der Frist zur Stellungnahme vorgesehen ist. Dieses Vorgehen steht der Intention einer umfassenden Beteiligung der Öffentlichkeit diametral entgegen und erschwert gleichzeitig die Abgabe fachlich fundierter Stellungnahmen. Zudem werden bereits erzielte Erfolge in diesem Zusammenhang nicht sichtbar.

http://www.agw-nw.de/fileadmin/pdf/Dokumente_extern_2015/agw_stellungnahme_bewirtschaftungsplan_endg_170615.pdf

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BDE: Kartellamtsbericht bestätigt Negativfolgen der Rekommunalisierung

BDE-Präsident Peter Kurth: „Wir begrüßen es außerordentlich, dass das Bundeskartellamt den Trend zur Rekommunalisierung erkennt und klar benennt, dass das wirtschaftliche Engagement der Kommunen zu Lasten privater Unternehmen und der Verbraucher geht. Der BDE hat immer wieder auf die Problematik hingewiesen, dass sich aus der Doppelrolle des Staates als Marktteilnehmer und Hoheitsträger Wettbewerbsverzerrungen ergeben können. Wir teilen zudem die Sorge des Bundeskartellamtes, dass weitere Bestrebungen, den rechtlichen Rahmen für die wirtschaftliche Betätigung der Kommunen zu lockern, das Diskriminierungspotential gegenüber der privaten Wirtschaft erhöhen.“
Eine solche weitere Benachteiligung der Privatwirtschaft droht aus Sicht des BDE durch die geplante Novelle des deutschen Vergaberechts. So würden öffentlich-öffentliche Kooperationen und Inhouse-Vergaben der öffentlichen Hand zum einen ermöglichen, sich dem Wettbewerb zu entziehen. Zum anderen würde die Nutzung dieser Ausnahmen steuerlich privilegiert.
Peter Kurth: „Wie schädlich kommunale Monopole für den Verbraucher sind, zeigen die vom Kartellamt ermittelten Unterschiede bei den Wasserpreisen von streckenweise mehreren hundert Prozent. Rekommunalisierungen sind letztlich auch hier dafür verantwortlich, dass der Bürger nicht die beste Leistung zum besten Preis erhält, wie es durch private Unternehmen sichergestellt ist. Deren Preise entstehen einerseits im Wettbewerb mit anderen Unternehmen und unterliegen andererseits der kartellbehördlichen Missbrauchsaufsicht. Wer privaten Unternehmen an dieser Stelle ihr Gewinnstreben vorwirft, muss erklären können, warum sich Kommunen durch die Flucht ins Gebührenrecht der Preisaufsicht des Kartellamtes entziehen.“
Was droht, wenn ehemals privatwirtschaftlich erbrachte Leistungen rekommunalisiert werden, wissen die Bürger ziemlich genau. Sie rechnen mit steigenden Kosten, wie eine kürzlich im Auftrag des Verbandes der Bayerischen Entsorgungsunternehmen e. V. (VBS) beauftragte repräsentative emnid-Umfrage ergab. 65 Prozent der Befragten rechneten damit, mehr für die Hausmüllentsorgung zahlen zu müssen, wenn die Aufgabe von kommunalen Betrieben übernommen wird. Niedrigere Abfallgebühren bei privaten Entsorgungsunternehmen bestätigte zudem eine vom VBS beauftragte Studie beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW).
Peter Kurth: „Insbesondere in der Entsorgungswirtschaft erleben wir seit längerer Zeit einen Trend zur Rekommunalisierung. Es gibt jedoch keinen sachlichen Grund dafür, wieso die öffentliche Hand die Leerung der Mülltonnen selbst übernimmt. Private Entsorgungsunternehmen beweisen seit Jahren, dass sie das besser und effektiver können.“
Bei der Erfassung von Wertstoffen bestätigt das Bundeskartellamt die Befürchtungen des BDE, dass „…viele gewerbliche Sammler ihre Aktivitäten einschränken oder aufgeben müssen, da ihnen von den zuständigen Behörden die Genehmigungen versagt wurden“.
Bei der Auslastungssituation der Müllverbrennungsanlagen kommt der BDE zu einer differenzierteren Sichtweise. So habe das Bundeskartellamt für den Zeitraum 2013/14 keine Anhaltspunkte auf Überkapazitäten bei den Müllverbrennungsanlagen in Deutschland ausmachen können. Diese Momentaufnahme lässt aber unberücksichtigt, dass Abfälle aus anderen EU-Mitgliedsstaaten in deutsche Anlagen verbracht werden.

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Kraft-Wärme-Kopplung: Licht und Schatten für die KWK in den neuen Eckpunkten zur Energiewende

Berlin- „Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Bundesregierung des Stellenwert der Kraft-Wärme-Kopplung als wichtiges Element der klimafreundlichen Energiewende würdigt.“, betont Berthold Müller-Urlaub, Präsident des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (B.KWK).
Der B.KWK begrüßt ebenfalls, dass der Kostendeckel zur Finanzierung der KWK auf 1,5 Mrd. Euro verdoppelt wird. Dem Stellenwert der KWK als wichtiger Partner der volatilen Erneuerbaren Energien wird somit Rechnung getragen. Auch die Absicht der Bundesregierung, sich bei der EU für eine Entfristung der EEG-Umlagebefreiung von industriellen Eigenversorgungsanlagen einzusetzen, sieht der B.KWK positiv, da hierdurch die deutsche mittelständige Wirtschaft entlastet wird und energetisch sinnvolle Konzepte erst ermöglicht werden.
Die in den Eckpunkten in Aussicht gestellte Bestandsförderung für KWK-Anlagen in der öffentlichen Versorgung verhindert ferner, dass hochmoderne und flexible KWK-Anlagen aus Kostengründen vom Netz gehen müssen. Dies ist ein großer Gewinn für die hocheffiziente kommunale Wärme und Stromversorgung. Unverständlich ist allerdings, warum die Bundesregierung von ihrem ursprünglichen Plan abweicht, einen KWK-Anteil von 25% an der Nettostromerzeugung zu erreichen. Das nun ausgegebene Ziel von 25% an der thermischen Stromerzeugung kann die durch KWK möglichen CO2 Einsparungen nicht realisieren und bietet keinen Anreiz für die Investition in Ressourcenschonung und Klimaschutz, weder in der Objektversorgung, der Fernwärme, noch in der Industrie.
Im Gegenteil ist zu befürchten, dass durch Zubau von erneuerbaren Energien und damit verbundener Reduktion der verbleibenden thermischen Stromerzeugung es unweigerlich zum Abbau von KWK kommt und damit mittel- und langfristig der Ausstieg aus der hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplung eingeleitet wird.
Mit der Erhöhung des Kostendeckels zur Finanzierung der KWK besteht nun die Chance den bisherigen KWK-Zuschlag auf selbstgenutzten Strom beizubehalten, die Erhöhung der KWK-Zuschläge auf den nicht selbstgenutzten Strom wie im Entwurf vom BMWi vorzunehmen und den Förderzeitraum zu erweitern, um die bereits aktuell spürbare Zurückhaltung der Investitionen in KWK aufzulösen und genügend Anreiz zu schaffen, den KWK-Ausbau, der in den letzten Jahren stagnierte, gerade im Sinne der Klimaschutzziele der Bundesregierung voranzubringen.
Der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung e.V. (B.KWK) ist ein breites gesellschaftliches Bündnis von Unternehmen, Institutionen und Einzelpersonen, u. a. KWK-Anlagenherstellern und -Betreibern sowie Energiedienstleistern. Unabhängig von der Art und Größe der Anlagen, vom Einsatzbereich und vom verwendeten Energieträger, setzt sich der B.KWK für die Förderung des technischen Organisationsprinzips der Kraft-Wärme-Kopplung ein. Ziel ist dabei die Effizienzsteigerung bei der Energieumwandlung durch eine umweltfreundliche, gekoppelte Erzeugung von Strom, Wärme und Kälte. Der Verband wurde 2001 gegründet und zählt derzeit gut 600 Mitglieder.

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AöW: Vertrauens-Check nachhaltige und transparente Wasserwirtschaft

Die Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft e.V. hat den „Vertrauens-Check nachhaltige und transparente Wasserwirtschaft“ vorgestellt. Mit dem Test können wasserwirtschaftliche Unternehmen selbst überprüfen, ob sie der ökologischen, sozialen und ökonomischen Verantwortung im Sinne der Nachhaltigkeit nachkommen.

Das derzeit nur Mitgliedern vorbehaltene Instrument soll langfristig Transparenz für das eigene Handeln und gegenüber der Öffentlichkeit schaffen. Die Standards wurden von zwei AöW-Mitgliedern entwickelt und sind orientiert an den Prinzipien der „nachhaltigen Wasserwirtschaft“. „Wer sich ihr verschreibt, beachtet nicht nur ökologische Grundsätze“, so Christa Hecht, AöW-Geschäftsführerin „sondern verzichtet auch auf unrechte Gebühren und Preise. Nachhaltige Akteure sind soziale Arbeitgeber, die vorrausschauende Personalentwicklung betreiben und wirtschaftlich handeln. Die 45 Fragen des AöW-Checks decken all diese Kriterien ab.“

Christa Hecht spricht der Öffentlichen Wirtschaft eine Vorbildfunktion im Feld Nachhaltigkeit zu: „Von der Öffentlichen Wirtschaft werden in den verschiedenen in Deutschland möglichen Organisationsformen Leistungen der Daseinsvorsorge im Dienste des Gemeinwohls erbracht. Dies ist für die Bürgerinnen und Bürger eminent wichtig und auch Grundlage für gute Rahmenbedingungen privater Wirtschaft. Nachhaltiges Handeln ist für heutige und künftige Generationen das Credo der Wasserwirtschaft in öffentlicher Hand.“

Das Instrument wird in den nächsten sechs Monaten innerhalb des Verbands getestet und soll Anfang nächsten Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Weitere Informationen dazu bei der AöW-Geschäftsstelle.

www.aoew.de

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Bei Preisvergleichen müssen Leistungs- und Qualitätsstandards sowie finanzielle Rahmenbedingungen berücksichtigt werden

Was zahlen Verbraucher in Europa tatsächlich für Wasser und Abwasser? Wie viel müssten die Haushalte in europäischen Ländern darüber hinaus bezahlen, wenn die hohen Leistungs- und Qualitätsstandards wie in Deutschland auch in anderen EU-Mitgliedstaaten vollständig umgesetzt würden? Diese Fragen analysiert die vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in Auftrag gegebene dritte Auflage der Studie „VEWA – Vergleich Europäischer Wasser- und Abwasserpreise“, die der Verband heute veröffentlichte.
Die Studie vergleicht die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in den Ländern Deutschland, England/Wales, Frankreich, den Niederlanden, Österreich und Polen und deckt damit etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung der EU-28 ab. Dabei werden die Struktur der Wasserwirtschaft, Infrastruktur und Investitionen, Preise, Zuschüsse, Steuern und Abgaben sowie Leistungs- und Qualitätsstandards verglichen, um zu differenzierten Aussagen zu gelangen, in welchem Umfang Preise kostendeckend sind und welches Leistungs- und Qualitätsniveau damit finanziert wird.

„Das Ergebnis der VEWA-Studie ist eindeutig: Bei Annahme eines ähnlichen, von der EU vorgegebenen Qualitäts- und Leistungsniveaus und gleichzeitiger Berücksichtigung aller Steuern, Abgaben und Zuschüsse zahlen Verbraucher in Deutschland pro Kopf und Jahr gemessen am verfügbaren Einkommen für ihre Wasserversorgung und Abwasserentsorgung nicht mehr als Verbraucher in England/Wales, Frankreich, Österreich und den Niederlanden“, erläuterte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser.

Die Studie trägt auch den europäischen Vorgaben zur Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung Rechnung. Dabei handelt es sich um Vorgaben zur Qualität und zur Kostendeckung. Die Mitgliedstaaten der EU sind zur Umsetzung dieser europäischen Richtlinien rechtlich verpflichtet. Dennoch werden sie in vielen Ländern nur teilweise in nationales Recht übertragen. In diesen Fällen bleiben die erforderlichen Investitionen in die wasserwirtschaftliche Infrastruktur teilweise aus und fließen folglich auch nicht als Kostenbestandteil in die Rechnungen der Verbraucher ein. Die VEWA-Studie ermittelt, wie sich eine vollständige Umsetzung dieser Vorgaben auf die Kosten der Verbraucher auswirken würden – exemplarisch dargestellt anhand der ausgewählten Vergleichsländer.

Konkret berücksichtigt die Untersuchung in ihrem Preismodell die Qualität der Ver- und Entsorgung in den sechs Ländern anhand der Parameter „Erneuerungsinvestitionen und Instandhaltungsaufwendungen für das Rohrnetz“ sowie den Anschlussgrad an das Rohrnetz und die laufenden Kosten für die Ausstattung mit Zählern. „Die VEWA-Studie ermöglicht einen quantitativen und qualitativen Vergleich europäischer Wasser- und Abwasserpreise. Sie ist damit ein Beitrag zur Versachlichung der europäischen Preisdiskussion“, so Weyand.

Die nach der erstmaligen Untersuchung im Jahr 2006 zum dritten Mal durchgeführte VEWA-Studie zeigt zudem, dass die Leistungsfähigkeit der Wasserwirtschaft in den letzten Jahren in allen Ländern gestiegen ist und sich teilweise auf ein ähnliches Niveau angeglichen hat. Die damit verbundenen Investitionen haben in der Regel zu sich angleichenden Preisniveaus geführt. Ausnahmen bleiben hier die Abwasserentsorgung in England/Wales und Frankreich, wo die Standards teilweise noch deutlich unter den anderen Ländern bleiben und die Abwasserpreise entsprechend tiefer liegen. Hinsichtlich der von der Wasserrahmenrichtlinie geforderten Kostendeckung ergeben sich unterschiedliche Tendenzen. Während in Deutschland, den Niederlanden und England/Wales aktuell nur noch marginale oder geringe Zuschüsse gezahlt werden, sind diese in Frankreich, Österreich und – aufgrund des hohen Nachholbedarfs – auch in Polen noch sehr hoch.

https://www.bdew.de/internet.nsf/id/20150506-pi-deutsche-wasser-und-abwasserpreise-im-europaeischen-vergleich-angemessen-de

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Netzwerk „Wasser&Technik“ jetzt online

Das ttz Bremerhaven baut sein Innovations-Netzwerk für Wasser- und Abwassertechnik aus. Mitgliedsunternehmen präsentieren ihre Erfolgsbeispiele. Website www.wasserundtechnik.net jetzt online.
Wasser bedeutet nicht nur Leben, sondern auch Arbeit. Und die ist oft kniffelig. Um die technischen Herausforderungen rund um das Thema Wasser und Abwasser zu meistern, koordiniert das ttz Bremerhaven das vom BMWi geförderte Innovations-Netzwerk Wasser&Technik. Aktuelle Fragestellungen aus der Praxis werden hier diskutiert und konkrete Lösungen für maritime Akteure, die Aquakulturbranche, Städte und Kommunen, die Lebensmittelindustrie und Energiewirtschaft sowie für landwirtschaftliche Endnutzer erarbeitet. Interessenten stehen ab sofort alle Informationen zum Netzwerk auf http://www.wasserundtechnik.net offen.

Partner profitieren
Wasser&Technik ist inhaltlich mit der Wassernutzung- und Aufbereitung in unterschiedlichen Branchen verbunden. Die Mitglieder sind im gesamten Bundesgebiet zu Hause. Das Netzwerk ist grundsätzlich für Unternehmen und Kommunen jeder Größe offen und nimmt gerne weitere Partner auf. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) werden gezielt beraten und unterstützt, um ihre Entwicklungen zur Marktreife zu führen. Die Mitgliedsunternehmen sind an zahlreichen anspruchsvollen Projekten beteiligt. Zwei kürzlich realisierte Erfolgsbeispiele sind hier besonders hervorzuheben:

Neuer Sauerstoffsensor für die Fischzucht
Präzise, wartungsfrei, kostengünstig und kompatibel: Der optische Sauerstoffsensor ODOS von Iks ComputerSysteme GmbH für Wassertechnologie und Fischzucht ist erfolgreich in den Markt eingeführt. Fische können nun durchatmen. Denn an Sauerstoff dürfte es ihnen in Zukunft seltener mangeln. Der Grund ist der Optical Dissolved Oxygen Sensor, kurz ODOS, der Firma Iks. In der Fischzucht, der Gewässerüberwachung und auch in Kläranlagen ist der Sauerstoffgehalt ein wichtiger Parameter, um den Zustand des Wassers zu ermitteln. Der neue optische Sauerstoffsensor mit vier verschiedenen Schnittstellen und der Simulation eines Clark-Sensors ist verschleißarm und unkompliziert mit vorhandener Messtechnik kombinierbar. Weitere Information unter http://www.iks-aqua.com.

Kläranlagen-Umbau in Hollenstedt
Die westlich von Hamburg gelegene Kläranlage der Samtgemeinde Hollenstedt wurde durch den Wasser&Technik-Partner Con-Tex GmbH aus Siegen modernisiert. Con-Tex hat die sanierungsbedürftige Sandfilteranlage auf den neusten Stand der Technik gebracht. Die Vorrichtung wird zur Phosphatfällung eingesetzt, um eine Überdüngung der Gewässer zu vermeiden. Unter anderem wurde der für die Belüftung der Kläranlage benötigte Kompressor ersetzt. Kleinere Feinfilter wurden ausgetauscht und der Öl-Wasser-Abscheider in seiner Position versetzt. Außerdem wurden alle Wartungseinheiten, Ventile und Sensoren ersetzt. Im Sandfilter wurden die Füllung erneuert sowie die Spülzeiten des Filters energetisch optimiert. Weitere Information unter http://www.con-tex-gmbh.eu/watersolutions/

„Usus communis aquarum est“ – der Nutzen des Wassers sei allgemein, heißt es in den Metamorphosen von Ovid. Wasser&Technik ist hiernach von öffentlichem Interesse und wird unterstützt: Das Projekt wird durch das Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) seit Oktober 2014 gefördert.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene.

Fachliche und organisatorische Fragen zum Netzwerk Wasser&Technik beantwortet gerne:
Dipl.-Wi.-Ing. Birte Ostwald
Technische Leiterin Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement
ttz Bremerhaven
An der Karlstadt 6
D-27568 Bremerhaven (Germany)
Phone: +49 (0)471 80934 103
Mobil: +49 (0)175 1866 260
FAX: +49 (0)471 80934 199
bostwald@ttz-bremerhaven.de

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Branchenbild belegt hohe Qualität und langfristige Sicherheit der deutschen Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung

Die deutsche Wasserwirtschaft hat heute der Bundesregierung, vertreten durch Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks, ihre Leistungsfähigkeit in Form des „Branchenbilds der deutschen Wasserwirtschaft 2015“ präsentiert. Der Bericht ist im Rahmen der Fachmesse und des Kongresses Wasser Berlin International (24. bis 27. März 2015) überreicht worden. Er dokumentiert Stärken der deutschen Wasserwirtschaft im europäischen und internationalen Vergleich in Bezug auf Sicherheit, Qualität und Nachhaltigkeit der Versorgungs- und Entsorgungsleistungen, wirtschaftliche Effizienz und Kundenzufriedenheit. Die deutsche Wasserwirtschaft bekennt sich ausdrücklich dazu, das erreichte hohe Niveau dauerhaft zu halten und – wo möglich und nötig – zu verbessern.
Das „Branchenbild“, das in Abstimmung mit dem Deutschen Städtetag und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund erarbeitet wurde, gibt einen aktuellen Überblick über das Potenzial der Wasserver- und Abwasserentsorgung. Öffentlichkeit und Politik können sich umfassend über die Leistungen der Wasserwirtschaft, die Vielfalt ihrer Aufgaben und die aktuellen Herausforderungen informieren.

„Hochwertige technische Standards und das Einhalten der strengen gesetzlichen Vorgaben führen zu der hohen Qualität und der langfristigen Sicherheit der deutschen Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung“, erklärten die Repräsentanten der deutschen Wasserwirtschaft anlässlich der Übergabe.

Mit dem europaweit einmaligen Branchenbild werden die Leistungen der deutschen Wasserwirtschaft in ihrer Vielfalt dargestellt und transparent gemacht. „Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sind in Deutschland Kernaufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge in der Zuständigkeit der Gemeinden oder anderer öffentlich-rechtlicher Körperschaften. Es ist beeindruckend, wie hier über Jahrzehnte hinweg und flächendeckend höchste europäische Standards garantiert werden“, erklärten die sechs Verbände, die das „Branchenbild“ erarbeitet haben.

Die Wasserwirtschaft in Deutschland steht vor bedeutenden Herausforderungen: Demografischer Wandel, der sich abzeichnende Klimawandel, der Eintrag anthropogener Spurenstoffe, Nutzungskonflikte mit Industrie und Landwirtschaft sowie eine gewässerverträgliche Ausgestaltung der Energiewende sind dabei entscheidende Aspekte. Die beteiligten Verbände versicherten hierzu: „Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger stellen sich diesen Aufgaben und setzen sich vor Ort für flexible und angepasste Lösungen im Konsens ein.“

„Diese Herausforderungen kann die Wasserwirtschaft jedoch nicht alleine bewältigen“, so die Repräsentanten der Verbände. „Die Wasserressourcen können nur dauerhaft gesichert werden, wenn der vorsorgende Gewässerschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe akzeptiert und bei allen wirtschaftlichen Tätigkeiten und Entscheidungen als gemeinsames Ziel anerkannt ist.“

Weitere Informationen

Arbeitsgemeinschaft Trinkwassertalsperren e. V. (ATT)
Prof. Dr.-Ing. Lothar Scheuer
Telefon 02261 / 36-199
E-Mail lothar.scheuer@aggerverband.de
www.trinkwassertalsperren.de

Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)
Jan Ulland
Telefon 030 / 300 199-1162
E-Mail jan.ulland@bdew.de
www.bdew.de

Deutscher Bund verbandlicher Wasserwirtschaft e. V. (DBVW)
Dipl.-Ing. Dörte Burg
Telefon 0511 / 879 66-17
E-Mail doerte.burg@wasserverbandstag.de
www.dbvw.de

Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW)
Daniel Wosnitzka
Telefon 030 / 794 736-64
E-Mail wosnitzka@dvgw.de
www.dvgw.de

Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA)
Dr. Frank Bringewski
Telefon 02242 / 872-190
E-Mail bringewski@dwa.de
www.dwa.de

Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU)
Stefan Luig
Telefon 030 / 585 80-226
E-Mail luig@vku.de
www.vku.de

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BDE und VBS fordern – Mittelstand kritisiert Verdrängung durch Kommunen

Vor dem Hintergrund stark um sich greifender Rekommunalisierungen insbesondere in der Entsorgungswirtschaft haben der Verband der Bayerischen Entsorgungsunternehmen e.V. (VBS) und der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoff-wirtschaft e.V. gemeinsam zu einer Demonstration vor dem kleinen CSU-Parteitag in Bam-berg aufgerufen. Demonstranten aus zahlreichen mitteständischen Unternehmen in Bayern folgten dem Aufruf und werden heute ein Zeichen gegen die zunehmende Rekommunali-sierung in Bayern setzen.
BDE-Präsident Peter Kurth: „Bayern rühmt sich gerne als wirtschaftsfreundlicher Freistaat, die CSU als Partei der Sozialen Marktwirtschaft. Doch aktuell passiert genau das Gegenteil. In vielen Regionen werden mittelständische Privatbetriebe von kommunalen Unternehmen verdrängt. Anstatt den Mittelstand zu schützen, unterstützen Landräte zunehmend den Weg in die Staatswirtschaft.“
Seit 2010 geht der Anteil der privaten Unternehmen in der bayerischen Entsorgungswirt-schaft deutlich zurück. Immer mehr bayerische Landkreise rekommunalisieren die Entsor-gung zu Lasten der mittelständisch geprägten Kreislaufwirtschaft.
Peter Kurth: „Die private Entsorgungswirtschaft in Bayern ist ein starker und zuverlässiger Partner für Kommunen und Bürger. Im Wettbewerb erbrachte Leistungen bieten gerade für den Bürger und die Kommunen qualitativ hochwertige und effiziente Leistung zu marktwirt-schaftlichen Preisen. Staatliche Betriebe entziehen sich jedoch dem Wettbewerb – zu Las-ten einer Versorgung im Interesse der Verbraucher. Das widerspricht den Werten der CSU.“
Bereits im letzten Jahr hatte die Monopolkommission den Rekommunalisierungstrend auffallend umfangreich analysiert und die übermäßige öffentliche Wirtschaftstätigkeit kriti-siert. Neben diesen Trend zur Rekommunalisierung treten zunehmend steuerliche Privile-gierungen der Kommunalunternehmen. Öffentlich rechtliche Unternehmen sind von der Umsatzsteuer befreit. Dieses Sonderrecht soll nach den Vorstellungen einiger Finanzpoliti-ker künftig auch für ihre Zusammenarbeit über die Grenzen der Kommune hinaus Geltung haben.

Kontakt
BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-,
Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V.
Behrenstraße 29
10117 Berlin

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Umweltauswirkungen bei neuen Medikamenten stärker berücksichtigen

DBU fordert nach Expertentagung sorgsameren Umgang mit Arzneimitteln
Osnabrück. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fordert bessere Nachhaltigkeitsbewertungen pharmazeutischer Produkte und eine stärkere Berücksichtigung der Umweltauswirkungen bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe. „Es gibt eine ganze Reihe vielversprechender Ansätze, um Umweltbelastungen durch das Ausscheiden nicht abgebauter Wirkstoffe von Medikamenten bei Mensch und Tier deutlich zu verringern“, betont heute DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann. Gemeinsam mit weiteren DBU-Experten hatte Bottermann die Ergebnisse einer jüngst in Osnabrück von der DBU ausgerichteten Fachtagung ausgewertet und daraus Schlüsse gezogen. So könnten etwa mit einer personalisierten Medizin oder dem Anwenden anderer Darreichungsformen sowie neuen Techniken wie dem „drug targeting“, dem selektiven Anreichern eines Arzneistoffs am gewünschten Wirkort nach systemischem Verabreichen eines Medikaments, Arzneimitteleinträge in die Umwelt zumindest vermindert werden.

Arzneimittelrückstände in der Umwelt seien überall auf der Welt ein Problem, betont Bottermann. Umso sorgsamer sollten die Human- und Tiermedizin mit Arzneimitteln umgehen, damit die Restwirkstoffe nicht mehr in Oberflächengewässer, Grund- und Trinkwasser, Böden oder Gülle gelangten. Sie könnten die Umwelt belasten und die Entwicklung von Wasserlebewesen gefährden. Bisher seien nur vereinzelt Spuren dieser Mikroschadstoffe im Trinkwasser nachgewiesen worden. Eine unmittelbare Gefahr für die menschliche Gesundheit bestehe nicht. Das müsse aber auch so bleiben.

Bottermann sieht verschiedene Wege zum Vermeiden von Arzneimitteleinträgen, die heute mit dem gereinigten Abwasser aus den Kläranlagen oder über den Gülle-Dünger in die Umwelt gelangten: „Ein wichtiger Ansatz ist es, die Dosierung der Arzneimittel so zu gestalten, dass die Menge ausgeschiedener Wirkstoffe verringert wird. Mit Blick auf den Einsatz von Antibiotika muss geltendes Recht gerade in der Tierhaltung konsequent eingehalten werden, wonach ein vorbeugendes Verabreichen nicht erlaubt ist.“ Auch mit besseren Hygiene- und Prophylaxemaßnahmen in der Tierhaltung könne der Einsatz von Antibiotika deutlich verringert werden.

Um den Eintrag von Arzneimitteln in die Umwelt zu verringern, fördere die DBU bereits seit vielen Jahren unterschiedliche Lösungsansätze, wie Bottermann erklärt: „Dazu gehören Arzneimittel, die bei gleicher Wirksamkeit bereits im Körper möglichst vollständig abgebaut und nicht mehr ausgeschieden werden.“ Auch ein verbessertes Stall- und Abluftmanagement sowie die Darreichungsform von Medikamenten könnten ein unkontrolliertes Ausbreiten antibiotischer Wirkstoffe verhindern, indem die Medikamente etwa in Pellet- statt Pulverform an Tiere verabreicht würden. Es sei mittlerweile erwiesen, dass sich beim Anwenden von Pulvern die Wirkstoffe über Stallstaub und Lüftungsanlagen verbreiteten. Neben gesunden Tieren nähmen auch Landwirte und Tierärzte, die in den Ställen arbeiteten, diese Substanzen auf.

Aber nicht nur Antibiotika, sondern Arzneimittel generell könnten ungewollte Auswirkungen auf die Umwelt haben. Bestimmte Antiepileptika und Betablocker gegen Bluthochdruck würden die Organe von Fischen schädigen, das Empfängnisverhütungsmittel Ethinylestradiol verändere die Geschlechtsmerkmale bei Fischen, Psychopharmaka hätten Einfluss auf das Verhalten von Barschen. Bottermann: „Die Grundlage für alle Maßnahmen zum Verhindern von Arzneimitteleinträgen in die Umwelt sind ein besseres und flächendeckendes Umweltmonitoring sowie eine stärkere Wirkungsforschung. Über viele Stoffe und deren Auswirkungen fehlen Langzeitstudien und Erkenntnisse, die ein Gegensteuern erst möglich machen.“

Zu dem DBU-Forum „Sanfte Medizin für sauberes Wasser“ waren Wissenschaftler und Experten aus Politik, Wasserwirtschaft und Medizin nach Os-nabrück gekommen, um die aktuellen Fragen und Herausforderungen zur Umweltrelevanz von Arzneimittelrückständen in der Umwelt zu diskutieren. Das DBU-Positionspapier im Wortlaut hier: https://www.dbu.de/index.php?menuecms_optik=&menuecms=123&objektid=35999

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel35998_335.html

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BDE: Zukunft der Klärschlammverwertung – Erhalt und Fortführung der Verwertung in der Landwirtschaft

Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. und zehn weitere Organisationen haben gemeinsame Eckpunkte zur Klärschlammstrategie verabschiedet und fordern darin fachlich differenzierte Regelungen für die Verwertung von Klärschlämmen. Hintergrund ist das im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien festgelegte Ziel, die Klärschlammausbringung zu Düngezwecken zu beenden, Phosphor und andere Nährstoffe jedoch zurückzugewinnen.
BDE-Präsident Peter Kurth: „Jährlich fallen in Deutschland 2 Millionen Tonnen Klärschlammtrockenmasse an, die etwa 60 000 Tonnen Phosphor enthalten. Davon werden bisher jedoch nur 45 Prozent als Dünger oder anderweitig verwendet; der Rest geht verloren. Wir setzen uns deshalb im gemeinsamen Eckpunktepapier zur Klärschlammstrategie dafür ein, unbedenkliche Klärschlämme weiterhin landwirtschaftlich und landbaulich verwerten zu können und damit den im Klärschlamm vorhandenen Phosphor umfassender zu nutzen. Dabei ist das hohe Schutzniveau für Umwelt und Verbraucher zu wahren.“
Phosphor ist ein wichtiger Bestandteil des Klärschlamms und kann nicht auf künstlichem Wege erzeugt werden. Er ist ein für das Wachstum aller Organismen unentbehrlicher Nährstoff. Darüber hinaus wird Phosphor für diverse industrielle Prozesse benötigt.
Der BDE tritt für den Erhalt und die Fortführung der stofflichen Klärschlammverwertung ein. Phosphor aus Schlämmen, die für eine qualitativ hochwertige stoffliche Verwertung nicht in Frage kämen, sei über alternative Verfahren zurückzugewinnen, so Peter Kurth weiter.

Quelle: BDE

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Netzwerk Energieeffiziente Wasserwirtschaft (NEW) erschließt neue Geschäftsfelder

Im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) ist jetzt das Netzwerk Energieeffiziente Wasserwirtschaft NEW gestartet. Im Verbund sollen mit innovativen Produkten für ein intelligentes Lastmanagement neue Geschäftsfelder für den kommunalen Wassersektor erschlossen werden Grundlage hierfür bietet die 2012 erlassene „Abschaltverordnung“, nach der energieintensive Unternehmen ihre Potenziale zur Lastverschiebung am Regelenergiemarkt zu Geld machen können.

Entlang der gesamten Wertschöpfungskette vom Stromnetzbetreiber über den Wasserbetrieb bis zum Kunden werden im Netzwerk NEW Infrastrukturtechnologien, Informations- und Kommunikationstechniken, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle entwickelt. NEW bietet seinen Mitgliedern neben exklusivem Networking eine breite Palette an Leistungen von Marktanalysen bis zur Öffentlichkeitsarbeit. inter 3 als langjähriger und gut vernetzter Partner der Wasserwirtschaft koordiniert das Netzwerk. Mehr:

http://www.inter3.de/de/aktuelles/details/article/netzwerk-energieeffiziente-wasserwirtschaft-new-erschliesst-neue-geschaeftsfelder.html

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Verbände fordern fachlich differenzierte Regelungen

Gemeinsame Eckpunkte zur Klärschlammstrategie
Die Regierungsparteien haben sich im Koalitionsvertrag dafür ausgesprochen, die Klärschlammausbringung zu Düngezwecken zu beenden. Phosphor und andere Nährstoffe sollen jedoch zurückgewonnen werden. Die Verbände stehen zu einer verantwortungsvollen Kreislaufwirtschaft unter Wahrung eines hohen Schutzniveaus für Umwelt und Verbraucher. Für die Verwertung von Klärschlämmen fordern sie fachlich differenzierte Regelungen, die folgende Aspekte berück¬sichtigen.

• Stoffliche Verwertung qualitativ hochwertiger Schlämme fortführen Qualitativ hochwertige Klärschlämme sollten weiterhin landwirtschaftlich oder landschaftsbaulich verwertet werden können. Dabei dürfen Belange des Boden-, Gewässer-, und Verbraucherschutzes nicht entgegenstehen. Entscheidend sollte die Qualität der Klärschlämme sein. Nur Klärschlämme von guter Qualität sollen landwirtschaftlich verwertet werden. Ein geeignetes Instru¬ment für den Nachweis ist die Qualitätssicherung. Bei der stofflichen Verwertung werden Phosphor, Stickstoff und organische Substanzen mit hoher Effizienz genutzt.

• Rechts- und Planungssicherheit herstellen Die Branche benötigt für Investitionen in die künftig erforderliche Entsorgungsinfrastruktur einen verlässlichen rechtlichen Rah¬men. Auf europäischer Ebene ist dies gegeben. Die Abfallrahmen-, Klärschlamm- und Abwasserrichtlinie geben vorrangig eine hochwertige stoffliche Verwertung von Abfällen vor. Es wird erwartet, dass die Novelle der deutschen Klärschlammverordnung Kontinuität mit den Grundsätzen der europäischen Regelungen wahrt. In Deutschland wurde die rechtliche Grundlage für eine Klärschlammverwertung im Rahmen von Qualitätssicherungssystemen bereits im Kreislaufwirtschaftsgesetz mit dem neuen § 12 „Qualitätssicherung im Bereich der Bioabfälle und Klärschlämme“ geschaffen.

• Entwicklung von Verfahren zur Phosphorrückgewinnung fördern Die Kapazitäten zur Verbrennung von Klärschlämmen wurden in der Vergangenheit deutlich ausgebaut. Die Verbände begrüßen daher die Bemühungen, um technische Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlammasche, Klärschlamm oder Abwasser zu entwickeln, welche zurzeit noch nicht wirtschaftlich nutzbar sind. Ziel der Rückgewinnung muss ein tatsächlich nutzbares Produkt (z.B. Düngemittel) sein, um den Phosphor künftig auch dann wiederverwenden zu können, wenn der Klär¬schlamm thermisch behandelt wird.

Die Position wird von folgenden Verbänden und Organisationen unterstützt (Nennung alphabetisch):
BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V.
BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.
BGK Bundesgütegemeinschaft Kompost e.V.
DBV Deutscher Bauernverband e.V.
DLT Deutscher Landkreistag
DST Deutscher Städtetag
DStGB Deutscher Städte- und Gemeindebund DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. QLA
VDLUFA-Gesellschaft für Qualitätssicherung Landbauliche Abfallverwertung mbH VKU Verband kommunaler Unternehmen e.V.
VQSD Verband zur Qualitätssicherung von Düngung und Substraten e.V.

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BDEW: Hoftorbilanz muss für alle Betriebe gelten / Theoretisch angenommene Düngeverluste unverständlich / Datenaustausch muss verbessert werden

„Der aktuelle Entwurf der Düngeverordnung ist an zahlreichen Stellen unzureichend und muss erheblich nachgebessert werden. In ihrer derzeitigen Fassung kann die Verordnung keinen wirksamen Beitrag dazu leisten, die regional stark angestiegene Nitratbelastung des Grundwassers und von Flüssen und Seen spürbar zu verringern. Genau das aber ist zum Schutz unserer natürlichen Trinkwasservorkommen dringend notwendig. Die Wasserversorger müssen mit immer aufwändigeren Maßnahmen gegen steuern, um die gewohnte Trinkwasserqualität sicherstellen zu können. In einigen Fällen mussten Versorger bereits Trinkwasserbrunnen schließen“, sagte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser anlässlich der heutigen Anhörung zur Novelle der Düngeverordnung in Bonn. Die öffentliche Anhörung wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft durchgeführt. Das Ministerium hatte sich Ende Dezember mit dem Bundesumweltministerium auf den aktuellen Entwurf der Düngeverordnung verständigt.

„Wenn die geplante Nährstoffbilanzierung („Hoftorbilanz“) nur für größere Betriebe statt für alle Höfe eingeführt wird, sind spürbare Reduzierungen nicht erreichbar“, sagte Weyand. Besonders kritisch sehe der BDEW auch die im aktuellen Entwurf enthaltenen Möglichkeiten für die Landwirtschaft, über theoretisch angenommene Dünger-Verluste die zulässige Dünger-Menge um teilweise über 50 Prozent zu erhöhen – und dies ohne eine spezifische Prüfung, ob die Gewässer vor Ort bereits die Nitrat-Grenzwerte überschreiten.

Die Verordnung sehe zudem bislang lediglich die Teilnahme an einer Düngeberatung für den Fall vor, dass die Düngeobergrenzen nicht eingehalten werden. „Dies ist aus BDEW-Sicht nicht ausreichend. Ein Überschreiten der erlaubten Mengen sollte ordnungsrechtlich sanktioniert werden. Die Einhaltung der Düngeobergrenzen muss von den zuständigen Fachbehörden geprüft werden, Verstöße müssen als Ordnungswidrigkeit gewertet werden“, forderte Weyand.

Notwendig sei aus Sicht des BDEW außerdem eine Verbesserung des Datenaustausches zwischen den Behörden. In der Praxis werde häufig festgestellt, dass die Landwirtschaftsbehörden keinen Zugang zu den gewässerrelevanten Daten vor Ort hätten. Umgekehrt gelte für viele Wasserbehörden, dass die Düngedokumentationen vielerorts nicht zur Verfügung stünden. „Der BDEW fordert den Austausch dieser Daten über das Dünge- und Wasserrecht sicherzustellen, damit die Nitratbefunde und Düngeinformationen den zuständigen Behörden vorliegen als grundlegende Voraussetzung für den Vollzug der Nitratrichtlinie.“

Die Landwirtschaft müsse sich zu ihrer Verantwortung für die natürlichen Ressourcen bekennen. „Überdüngung ist kein „Kavaliersdelikt“. Wir brauchen eine Novelle der Düngeverordnung, die ihren Namen tatsächlich verdient. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Einhaltung des 50 mg pro Liter Grenzwertes im Grundwasser. Wird er nicht erreicht, darf es keine Karenz geben: Es kann dann nur noch ein Düngestopp folgen. Wird der Grenzwert überschritten, darf es keine Verzögerung geben: Es kann dann nur noch ein Düngestopp im Rahmen eines Nitrat-Aktionsprogramms vor Ort folgen“, so der BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser abschließend.
Nach dem Login (oben rechts) finden Mitglieder weitere Informationen und Serviceleistungen.

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Agw: Position der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwirtschaftsverbände

NRW zu den Verhandlungen über eine transatlantische Handels- und
Investitionspartnerschaft zwischen den USA und der Europäischen Union (TTIP)

Lesen Sie das Papier unter:
http://www.agw-nrw.de/fileadmin/pdf/Dokumente_extern_2014/agw_stellungnahme_ttip_entg1_030714.pdf

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Zum neuen Katalog über vorsorgende Maßnahmen zum Schutz des Wassers von BMUB und BMG erklärt Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser des BDEW

Trinkwasser ist in Deutschland ein sicheres und qualitativ hochwertiges Lebensmittel.
Der nun vom Bundesumweltministerium (BMUB) und Bundesgesundheitsministerium (BMG) veröffentlichte Katalog zeigt deutlich, welche umfangreichen Maßnahmen die Wasserversorger zum Schutz der Gesundheit leisten. Wichtig ist aber, dass diese Leistungen im Rahmen von Wirtschaftlichkeits- und Kostenprüfungen anerkannt werden. Die Leistungen der Wasserversorger sind für Umwelt- und Gesundheitsschutz unverzichtbar, auch aus volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten, denn auf diese Weise werden erhebliche Kosten vermieden, die andernfalls von den Verbrauchern geschultert werden müssten.

Die deutsche Trinkwasserverordnung ist eines der weltweit strengsten Gesetzeswerke für Lebensmittel. Die darin enthaltenen Grenz- und Richtwerte gewährleisten, dass das Trinkwasser ohne gesundheitliche Folgen in unbegrenzter Menge ein Leben lang getrunken werden kann. Die aktuelle Publikation verdeutlicht, dass Wasserversorger oft über die Kernaufgaben hinaus vorsorgende Maßnahmen ergreifen, so etwa durch die Beratung von Landwirten, das Erstellen einer umfangreichen Datenbasis und die umfassende Gewässerüberwachung. Der BDEW begrüßt, dass BMUB und BMG eine umweltpolitische Verknüpfung von Vorsorgeleistung und notwendiger Kostenanerkennung hergestellt haben.“

Der Katalog über vorsorgende Maßnahmen der Wasserwirtschaft von BMUB und BMG kann hier abgerufen werden:
www.bmub.bund.de/N51085

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Tägliche Meldungen 2015

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Dezember 2015
Umwelt
Gesundheit 
Gesellschaft  
Umwelt
24.12.2015 Mondfische in der Ostsee: Anzeiger für einströmendes Nordseewasser 
22.12.2015 Gewässer stärker belastet als bislang angenommen 
20.12.2015 Tiermehl als Phosphorquelle 
18.12.2015 Neue Forschungseinrichtung für Aquakultur und CO2-Nutzung 
17.12.2015 Riesenchance automatisiertes Fahren 
15.12.2015 Belastung durch Nährstoffeinträge im Vergleich: Der indische Fluss Pamba und die Weser 
14.12.2015 Wie stark können Erdbeben an Verwerfungen werden? 
10.12.2015 „Feuer sucht Eis“: Freiwillige Feuerwehren für neuen Klimaschutz-Wettbewerb gesucht 
07.12.2015 Deutsches Forschungsprojekt zur Auswirkung der Atlantikzirkulation auf Klima und Küstenschutz
04.12.2015 Herbst-Stürme bringen erneut Salz in die Ostsee: Dritter Salzwassereinbruch in 1,5 Jahren 
01.12.2015 Medizin aus dem Meer 
Gesundheit
28.12.2015 Unstatistik des Monats: Lebenselixier Kaffee 
25.12.2015 Wenn man am Feiertag, am Wochenende und im Urlaub krank wird 
23.12.2015 Sport wirkt entzündungshemmend 
21.12.2015 Studienteilnehmer ohne Zahnbeschwerden gesucht 
16.12.2015 Depressionen verstärken Symptome von Vorhofflimmern 
11.12.2015 Arbeit im Freien: Wie schützt man sich richtig vor der Sonne? 
08.12.2015 Lebensmitteleinzelhandel sieht im Bereich Nachhaltigkeit Nachholbedarf bei der Lebensmittelindustrie 
02.12.2015 Kinder: Bei Verdacht auf Legasthenie erst zum Augenarzt 
Gesellschaft
19.12.2015 Noch etwas Puder? Glatte Haut macht seriös 
12.12.2015 Arbeiten 4.0: Neue Auswertung zeigt, wie Betriebsräte faire Regeln aushandeln 
09.12.2015 Fußball: Drei-Punkte-Regel animiert nicht zu Sturmläufen – weltweit detaillierteste Studie
06.12.2015 Wassermangel kann sowohl Konflikte schüren als auch Frieden stiften 
03.12.2015 Zahl der Fernpendler deutlich gestiegen, Arbeitswege werden länger 
November 2015
Umwelt
Gesundheit 
Gesellschaft  
Umwelt
29.11.2015 Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende: Die Informations- und Kommunikationstechnologien 
28.11.2015 Klimawandel verändert europäische Vogelwelt
24.11.2015 Holz statt Erdöl: Neuer Weg zur Herstellung chemischer Verbindungen aus nachwachsendem Material 
22.11.2015 Aus Koksofengas wird Backpulver: Weltweit erste Versuchsanlage bei ThyssenKrupp in Duisburg
20.11.2015 Deutscher Umweltpreis 2015: Weckruf zum Schutz der Erde 
19.11.2015 Ausbau der Windenergie gefährdet Schreiadler 
16.11.2015 Sensor entdeckt Kabelbrand, bevor es brennt 
14.11.2015 Forschung und Wasserwirtschaft vernetzen 
13.11.2015 Neue Software für die Umweltbewertung von Kläranlagen 
12.11.2015 Jahrhundertprojekt Energiewende 
10.11.2015 Phosphat-Angeln auf dem Prüfstand 
08.11.2015 Ozeanversauerung – das andere CO2-Problem 
07.11.2015 Begehrter US-Umweltpreis für eine Thüringer Partnerschaft 
05.11.2015 Vom Klärwerk zum Kraftwerk 
03.11.2015 Alternative Kraftstoffe: Kostengünstig und klimafreundlich aus dem Bioethanol-Reaktor 
01.11.2015 DBU: energieeffizientes Verfahren zur vollständigen Aufbereitung von Gärresten aus Biogasanlagen
Gesundheit
30.11.2015 Gluten oder nicht Gluten? Überempfindlichkeit auf Weizen kann unterschiedliche Ursachen haben
27.11.2015 „Jugendlicher“ Blutdruck im Alter schützt auch vor Schlaganfall 
23.11.2015 Kupferkorrosion in Trinkwasserleitungen: Konsens über bundesweite Datenerhebung 
17.11.2015 Knorpelersatz kann Gelenkbeschwerden im Knie häufig lindern 
11.11.2015 Grippe: Sinkflug der Impfraten in Deutschland gestoppt / Handlungsbedarf in den alten Bundesländern 
09.11.2015 Warum graben Tiere Wasserlöcher in Flussnähe? 
04.11.2015 Blauer Eisenhut, Engelstrompete und Wunderbaum – das Risiko akuter Vergiftungen durch Pflanzen 
01.11.2015 Humanstudie belegt: Orangensaft ist gesünder als Orange 
Gesellschaft
25.11.2015 UDE: Studie zur Einkommensungleichheit in Deutschland – Auch Arbeitszeit vergrößert die Kluft 
21.11.2015 Je verbitterter Menschen sind, umso eher machen sie sich Sorgen wegen Zuwanderung 
15.11.2015 Was Arbeitnehmer wünschen: Gutes Arbeitsklima und eigenverantwortliches Arbeiten
06.11.2015 Wie intelligente Systeme die Arbeitswelt verändern 
02.11.2015 Studie zum Gemeinwohl: dm, Edeka und ALDI Nord genießen höchstes Ansehen 
01.11.2015 Studie zum Gemeinwohl: BVB schlägt Bayern München 
Oktober 2015
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft 
Umwelt
31.10.2015 Der Umgang mit Hochwasserereignissen und ihren Folgen 
30.10.2015 Medikamentenrückstände im Abwasser: Privathaushalte sind Hauptverursacher 
27.10.2015 Ozeanversauerung – das andere CO2-Problem 
25.10.2015 Wertvoller Phosphor aus Klärschlamm: DBU fördert Pilotanlage der AVA cleanphos Technologie
23.10.2015 KIT koordiniert Netzwerk Wasserforschung in Baden-Württemberg 
21.10.2015 Die Zukunft des Wassers 
19.10.2015 Frankreich verabschiedet Gesetz zum Energiewandel 
17.10.2015 CO2 aus der Luft zurück zu holen kann die Ozeane nicht retten – wenn wir weiter Kohle, Öl verfeuern 
15.10.2015 Neue Bioindikatoren und Messverfahren für das Grundwasser 
12.10.2015 Geobee: Bienenschutz-Informationsplattform ist online 
10.10.2015 Gefährliche Kost: Regenwürmer schützen sich gegen schädliche Pflanzenstoffe 
07.10.2015 Schadstoffbeseitigung mit Nanopartikeln – Forscher entwickeln biologisch abbaubares System
05.10.2015 Ertappt: Mikrobielle „Methanfresser“ im Meeresboden nutzen Gasblasen zum Aufstieg in der Wassersäule 
04.10.2015 Ballastwasser von Schiffen: Filtration statt Desinfektion 
01.10.2015 Gewinnern und Verlierern der Ozeanversauerung auf der Spur 
Gesundheit
28.10.2015 Helicobacter pylori: Gastroenterologen empfehlen Behandlung des Magenkeims 
24.10.2015 Wie die Ernährung die Demenz beeinflusst 
18.10.2015 BAuA-Studie: Lichtwirkung blau-angereicherter Beleuchtung am Arbeitsplatz 
14.10.2015 Institut für Arbeitsschutz der DGUV: Benzolbelastungen an Tankstellen unbedenklich 
11.10.2015 Zu viele Untersuchungen in der Schwangerschaft 
08.10.2015 Nicht immer tut die Heimat dem Herzen gut: Wohnort des Patienten beeinflusst Herz-Kreislauf-Schäden 
03.10.2015 55 Kilo weg: Neues Lebensgefühl dank UKJ-Adipositas-Sprechstunden 
Gesellschaft
26.10.2015 Bezahlter Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: In der Praxis Nachholbedarf bei Minijobbern 
22.10.2015 Wie regional isst Hamburg? Studierende der ISM erforschen Kaufverhalten der Hamburger 
20.10.2015 Bundesweite Studie zu Fußballfans im Stadion 
13.10.2015 POMPEJI – mit Spendengeldern Forschung den Erhalt des einzigartigen Kulturerbes unterstützen 
09.10.2015 Altersvorsorge: Sorgenkind Nr. 1 der Deutschen 
06.10.2015 Unstatistik des Monats: Macht uns eine vegetarische Lebensweise zu besseren Menschen? 
02.10.2015 Nimmt Mann ab, profitiert sein Liebesleben 
September 2015 
Umwelt 
Gesundheit 
Gesellschaft  
Umwelt
30.09.2015 Solarthermische Kraftwerke – ein Gewinn auch für die soziale Entwicklung in Nordafrika 
29.09.2015 Programm „Energetische Biomassenutzung“ wird mit neuer Förderbekanntmachung fortgesetzt 
28.09.2015 Emnid-Umfrage belegt: 79 Prozent der Befragten lehnen Windkraft im Wald ab 
27.09.2015 Neue Konzepte für Bioraffinerien 
26.09.2015 Vulkanausbrüche bremsen Klimawandel 
24.09.2015 Klimawandel: Immer mehr Rekord-Regenfälle 
23.09.2015 Neue Quelle von Treibhausgasen entdeckt 
20.09.2015 Hitze und Starkregen in der Stadt – wie sich Kommunen wappnen können 
18.09.2015 Seltene Erden als Umweltbelastung: anthropogene Hochtechnologiemetalle in Rheinmuscheln gefunden 
17.09.2015 Qualität von Fließgewässern mit DNA-Analysen bewerten 
15.09.2015 Die größte grüne Wasserstoffanlage der Welt
14.09.2015 Meereserwärmung führt zu stärkeren Niederschlagsextremen 
12.09.2015 Die verborgene Kraft im Schilf 
10.09.2015 Einweihung der Mikroalgen-Plattform AlgoSolis 
07.09.2015 Steuert das marine Ökosystem auf ein neues Regime zu? 
02.09.2015 Messung der Wassertemperatur aus der Luft 
Gesundheit
22.09.2015 Auch ohne Beschwerden – Mehrzahl der Raucher ist lungenkrank 
16.09.2015 Schwimmbadkeime gefährlich für die Augen – Schwimmbrille verhindert Infektionen
13.09.2015 Macht Krankheit arm oder Armut krank? 
11.09.2015 Ist die Ehe gut oder schlecht für die Figur? 
08.09.2015 Schlank aber satt: Molekularer Schalter für gesunden Stoffwechsel entdeckt 
04.09.2015 Gesunde Ernährung schützt das Gehirn 
Gesellschaft
25.09.2015 Demografischer Wandel als Schrittmacher für technologische Entwicklung 
21.09.2015 Demographischer Wandel verstärkt Unterschiede zwischen Stadt und Land 
06.09.2015 Schwach im Abschluss: Warum Jungen in der Bildung hinter Mädchen zurückfallen 
August 2015
Umwelt 
Gesundheit 
Gesellschaft   
Umwelt
21.08.2015 Fischereiliche Evolution lässt Fische schrumpfen 
19.08.2015 Wasserwirtschaft: FH Köln entwickelt naturnahes Verfahren gegen Stauseen-Verlandung 
18.08.2015 Solardächer produzieren Strom für Fahrzeuge 
16.08.2015 Bioenergie am Oberrhein – Es ist noch Luft nach oben 
14.08.2015 Wärmepumpen und Kältemaschinen: Hocheffiziente Bausteine für die Klimazukunft 
13.08.2015 Speicher- und Wärmetransformationstechnologien – wichtige Pfeiler der Energiewende 
11.08.2015 Biofilme erhöhen Stabilität und Effizienz der Biogaserzeugung 
08.08.2015 Wissenschaftlerin fordert zur Erforschung der nach Ölunfällen eingesetzten Dispersionsmittel auf 
06.08.2015 „‚Laudato Si’‘ ist keine reine Umweltenzyklika“ 
05.08.2015 Wasseranalytik: Internationale Fahndung nach unbekannten Molekülen 
03.08.2015 Forschen für eine wirksame Flexibilisierung von Biogasanlagen 
02.08.2015 Evonik zeigt innovative Gastrennung und Beitrag zur biobasierten Produktion 
01.08.2015 Oberhausen: Gemüse vom Dach des neuen Jobcenters 
Gesundheit
27.08.2015 Das Ohr an der Schiene: Preisgekrönte Sensortechnik erkennt frühzeitig herannahende Züge 
20.08.2015 Arbeitsschutz hinkt beim Einsatz mobiler und digitaler Technologien hinterher 
17.08.2015 Moderne Therapien bei Krampfadern und offenem Bein 
15.08.2015 Schützt ein gesunder Lebensstil vor Alzheimer? 
12.08.2015 Atherosklerose – Kontrolle auf der Außenseite 
09.08.2015 Wie man Kinder für gesunde Lebensmittel gewinnt 
07.08.2015 DGVS: Ursache der „Weizensensitivität“ ist nicht das Gluten – „glutenfrei“ hilft trotzdem 
04.08.2015 Wie Krebsschmerz entsteht 
01.08.2015 Koffein hilft bei chronischem Stress 
Gesellschaft
23.08.2015 Schönheit zahlt sich auf dem Arbeitsmarkt aus 
10.08.2015 Leiharbeit, Minijob und Co.: Spürbare Folgen für das Privat- und Familienleben 
01.08.2015 Meister, Techniker und Akademiker haben besonders gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt 
Juli 2015
Umwelt
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt
29.07.2015 Schwankungen im Nordatlantikstrom: kein Trend in Sicht 
26.07.2015 Wasser-Ressourcenpreis der Rüdiger Kurt Bode-Stiftung geht an Prof. Dr. Klaus Kümmerer 
25.07.2015 UDE: Gut Freund mit den Bakterien – Abfall- und Wasserexperten auf internationaler Leitmesse 
24.07.2015 Rohstoffe aus Industriewässern gewinnen – mit Membranadsorbern 
23.07.2015 Hydrothermale Prozesse – Plattformtechnologie in einer biobasierten Wirtschaft 
20.07.2015 Umwelt-Oscarverleihung: Projekt „Biobind“ der Uni Rostock auf Platz 2 
19.07.2015 Intelligente Denitrifikation für die Aquakultur 
18.07.2015 Deutsches Biomasseforschungszentrum veröffentlicht den Jahresbericht 2014 
17.07.2015 Innovative Strömungsturbinen in Flüssen und Meeren 
15.07.2015 Wärme und Sauerstoffmangel setzen Meeresbewohner zunehmend unter Druck 
13.07.2015 Regenerative Energien – Mehr Wasserstoff durch neue Nanopartikel 
10.07.2015 Biogas effizienter erzeugen – Forschungsverbund für neue Technologien 
08.07.2015 Mikroreaktor Biodiesel aus Altspeisefetten mit überkritischem Methanol 
05.07.2015 DBU: Outdoorkleidung soll umweltfreundlicher werden 
02.07.2015 Pfiffige Fische rund um Mallorca 
Gesundheit
30.07.2015 Zu dick? Zu dünn? – Selbstwahrnehmung unter der Lupe 
27.07.2015 Nahrungsmittelallergien: Ist ein Umdenken bei der Säuglingsernährung erforderlich? 
21.07.2015 Blutanalysen sprechen dafür, dass viel rotes Fleisch das Diabetesrisiko erhöht 
16.07.2015 Weltgesundheitsorganisation WHO: Nutzen des Mammographie-Screenings überwiegt nachteilige Effekte
14.07.2015 Übergewicht und Persönlichkeit 
11.07.2015 Starke Gewichtszunahme im jungen Erwachsenenalter ist mit erhöhtem Darmkrebsrisiko verbunden 
09.07.2015 Neue Saison für den „Mückenatlas“ – Stechmückenbeobachtung in Deutschland geht weiter 
06.07.2015 Neue Studie: Testosteron ist besser als sein Ruf – es fördert auch soziales Verhalten 
01.07.2015 Koalas ernähren sich eigenartig – aber haben sie auch eigenartige Bakterien? 
Gesellschaft
31.07.2015 Frauen reagieren anders. Männer auch. 
28.07.2015 Wie denkt der Mensch? 
22.07.2015 Alles über Web-Technologien lernen: Kostenloser Online-Kurs für jedermann 
07.07.2015 Das Geheimnis des menschlichen Alterns 
03.07.2015 Jeder fünfte Arbeitnehmer leidet unter gesundheitlichen Stressfolgen 
Juni 2015
Umwelt   
Gesundheit 
Gesellschaft   
Umwelt
28.06.2015 Metastudie: Die Bedeutung von Stromspeichern für die Energiewende 
26.06.2015 Biokohle-Forscher tagten in Potsdam 
23.06.2015 Neuer Report festigt Wissen zum Klimawandel an der Ostsee 
20.06.2015 Umweltfreundlicher Strom mit Rotorblättern aus Metall 
18.06.2015 Erste europaweite Informationsplattform für Binnengewässer online 
14.06.2015 Sabella D10 – erste Meeresströmungsturbine geht ans Netz 
12.06.2015 Zurück im Fjord: Kieler Meeresforscher untersuchen in Norwegen Folgen der Ozeanversauerung 
11.06.2015 Wertvolle Biomasse aus ungenutzten Abfällen
10.06.2015 Energie ist noch zu billig – eine globale Energiesteuer muss her 
08.06.2015 DFG verlängert Förderung: In Ba-Wü entsteht Klimamodell mit nie dagewesener Präzision 
06.06.2015 Biologe der Universität Stuttgart entdeckt neue Bärtierchenart 
04.06.2015 Neues Inline-Messsystem für Biogasanlagen: Über den Säuregehalt Störungen schneller erkennen 
01.06.2015 Meeresströmungen beeinflussen Methanabbau 
Gesundheit
25.06.2015 Hautkrebs schnell erkennen 
21.06.2015 Neue Erkenntnisse zur Entstehung von Herzrhythmusstörungen 
17.06.2015 Keine Chance für Hausstaubmilben 
15.06.2015 Herzstiftung warnt bei Herzschwäche vor fehlerhafter Medikamenteneinnahme 
05.06.2015 Kaffee hält DNA fit 
03.06.2015 Weißer Hautkrebs offiziell als Berufskrankheit anerkannt 
Gesellschaft
30.06.2015 Wo leben die glücklichsten Kinder? 
29.06.2014 „Mit einem roten Kleid wäre das nicht passiert“ 
27.06.2015 Y’amee®! Die App zur mobilen Konsumentenbefragung 
24.06.2015 Im Beruf gefordert – leistungsstark im Alter 
22.06.2015 Rache kann süß sein! Warum auch die Rache gegen Unbeteiligte Genugtuung verschaffen kann 
19.06.2015 Studienteilnehmer gesucht 
16.06.2015 Frauen im Job: Unternehmenskultur bestimmt Aufstiegschancen weiblicher Führungskräfte 
13.06.2015 BAuA-Broschüre „Arbeitswelt im Wandel 2015“ erschienen 
07.06.2015 Studie: Fähigkeit Emotionen zu erkennen beeinflusst Jahresgehalt 
02.06.2015 Abschied vom Genie: Was wir vom Fußball über Kreativität lernen können 
Mai 2015
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft  
Umwelt
30.05.2015 Transfer von Kenntnissen aus der Meeresforschung in die Praxis: EU-Projekt COLUMBUS gestartet 
29.05.2015 Seehund Malte überrascht Forscher beim Experiment 
27.05.2015 Elektrofahrrad ja, aber welches? EcoTopTen informiert und empfiehlt 
25.05.2015 Mikroplastik in Gewässern – Vorsorge oder Gefahrenabwehr? 
23.05.2015 Bio-Bitumen: nachhaltige Straßen aus Mikroalgen 
22.05.2015 Verschmutztes Regenwasser auffangen und reinigen 
20.05.2015 Textilfasern als Energielieferant – eine Textilrevolution 
18.05.2015 Für immer jung – Brauereien könnten durch die Wiederverwendung der Bierhefen Rohstoffe einsparen 
17.05.2015 Killer-Shrimps – Gefahr für unsere Flüsse? 
15.05.2015 Feinstaub mindert Leistung von Profi-Fußballern: Kosten der Luftverschmutzung unterschätzt 
12.06.2015 Was 300.000 Jahre alte Eierschalen über die Umwelt der Altsteinzeit verraten 
10.06.2015 Fortbildungstag: Methoden und Trends in der Wasserbehandlung 
09.05.2015 Klimawandel: Bakterien spielen wichtige Rolle für langfristige Bindung von Kohlendioxid im Meer 
06.05.2014 Sturm Niklas – Spitzenböen zwischen „Lothar“ und „Kyrill“ 
04.05.2015 Strom der Zukunft „wächst“ auf Bäumen 
02.05.2015 Golfstromsystem verliert an Kraft – Klimawandel im Verdacht 
Gesundheit
28.05.2015 Wundheilung: Ein Reißverschluss aus Hautzellen 
24.05.2015 DOG: Bei Heuschnupfen verhindert Vorbeugen das Schlimmste 
21.05.2015 Die Männerlüge: Wie viel Testosteron braucht der Mann? 
19.05.2015 DGIM: Tod und Krankheit durch Rauchen unterschätzt 
14.05.2015 Teilnehmer für Umfrage gesucht: Männer und Gesundheit 
11.05.2015 Feinstaub: ultrafeine Partikel beeinflussen Herzfunktion 
07.05.2015 Orange oder Orangensaft: Was ist gesünder? 
05.05.2015 Beim Sport umgeknickt? Sprunggelenksverletzung mit Ultraschall abklären 
02.05.2015 Zecken im Garten: Studie belegt Zeckenaktivität auch auf waldfernen Grundstücken 
Gesellschaft
31.05.2015 Mitmachen erwünscht: neues Citizen-Science-Projekt 
26.05.2015 Attraktive Gesichter bekommen mehr Aufmerksamkeit 
13.05.2015 Bei technischen Berufen drohen im Jahr 2030 flächendeckende Fachkräfteengpässe 
02.05.2015 Frauen arbeiten im Durchschnitt 23 Prozent kürzer als Männer 
April 2015
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft 
Umwelt
29.04.2015 Schadstoffe im Wasser einfach binden 
27.04.2015 Netzwerk „Wasser&Technik“ jetzt online 
25.04.2015 Starke und nachhaltige Landwirtschaft durch Forschung 
23.04.2015 Sauerkrautsaft in Biogas umwandeln 
22.04.2015 Landwirte sind beim Gewässerschutz gefordert 
20.04.2015 Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt 2015 ausgeschrieben 
19.04.2015 Wolkenforschung am KIT: Niederschläge besser vorhersagen 
18.04.2015 Mikroben im Sediment: wenig Nährstoff, viel Sauerstoff 
16.04.2015 Weltwasserdekade endet – Probleme in der weltweiten Wasserversorgung bleiben 
12.04.2015 Auberginen als Schädlingskurier – Nachtfalter nutzen Gemüse als Transportmittel nach Europa 
10.04.2015 Neue magnetische Kohlenstoff-Komposite für die Bio- und Umwelttechnik aus dem „Dampfdrucktopf“ 
08.04.2015 Blattduftstoff lockt Kirschessigfliegen an 
07.04.2015 Vierte Abwasser-Reinigungsstufe auch über Abwasserabgabe finanzierbar? Studie: Denkbar als Baustein 
05.04.2015 So früh wie nie zuvor: „El Niño“ korrekt vorhergesagt 
01.04.2015 Wolkenforschung am KIT: Niederschläge besser vorhersagen 
Gesundheit
30.04.2015 Lepra als eine der ältesten Krankheiten der Menschheit identifiziert 
26.04.2015 Je höher die Impfquote, desto seltener der plötzliche Kindstod 
21.04.2015 Wechseljahre des Mannes gibt es nicht: Altersbedingter Testosteronmangel betrifft nur wenige 
15.04.2015 Wie viel Lindenblüte steckt im Honig? – Lebensmittelchemiker wollen Sicherheit für Verbraucher 
13.04.2015 „Die Männerlüge“ – die Wahrheit über Testosteron 
09.04.2015 Schritt machen gegen Bluthochdruck 
06.04.2015 Gefahr aus dem Fettgewebe für körperliche und psychische Gesundheit  
04.04.2015 Neuropsychologie: Nickerchen verbessern das Gedächtnis um ein Vielfaches 
02.04.2015 Darmkrebs – Vorsorge kann Leben retten! 
Gesellschaft
28.04.2015 Hannover Messe: Sensorkabel bewacht Zaunanlagen und schlägt auch bei niedrigen Drohnenflügen Alarm 
14.04.2015 Arbeit und Muße – neue Ergebnisse aus dem ArtSet®-Forschungsprojekt „Arbeit und…“ 
03.04.2015 Psychobiologische Grundlagen von Machiavellismus aufgedeckt: Der Fürst als Führungskraft 
März 2015
Umwelt  
Gesundheit 
Gesellschaft
Umwelt
30.03.2015 DBU: Umweltauswirkungen bei neuen Medikamenten stärker berücksichtigen 
27.03.2015 Mit thermischen Wärmepumpen Wohngebäude beheizen
22.03.2015 Heute ist Weltwassertag – Schutz der Gewässer ist auch Klimaschutz 
20.03.2015 Schützt die Meerengel 
18.03.2015 TU Berlin: Umweltfreundliche Wasseraufbereitung 
16.03.2015 Toxikologen befürchten Gefahr für Umwelt- und Gesundheitsschutz
15.03.2015 Dünger & Biokohle aus Gülle: Gülleverwertung schafft Alternativen zu herkömmlichem Dünger 
13.03.2015 Methanabbau durch Bakterien im Süßwasser 
11.03.2015 Sauerstoffreiches Bodenwasser erreicht die zentrale Ostsee 
09.03.2015 Methan-Killer im Bodensee 
07.03.2015 Erhebung: DBFZ startet jährliche Betreiberbefragung zum Betrieb von Biomasseanlagen 
04.03.2015 BioSuck – Abfälle absaugen und Wasser sparen 
02.03.2015 EU-Zulassungsverfahren für Fungizide schützt Bachökosysteme nicht ausreichend 
01.03.2015 Netzwerk Energieeffiziente Wasserwirtschaft gestartet 
Gesundheit
31.03.2015 Wie Gewichtsveränderungen den menschlichen Stoffwechsel beeinflussen 
29.03.2015 Körperfett: Das Gehirn regelt die Masse, der Stoffwechsel die Verteilung 
25.03.2015 Brokkoli & Co: Krebsprävention durch Ernährung 
23.03.2015 Vitamine und Zink wirksam gegen Augenleiden AMD – Augenärzte warnen vor Selbstmedikation 
21.03.2015 Wie fettiges Essen unserem Darm schadet 
19.03.2015 Hexenschuss ist Warnschuss für den Rücken 
17.03.2015 Stromleitungen und neurodegenerative Erkrankungen: Keine Hinweise auf Zusammenhang 
14.03.2015 Der Körper als Salzspeicher 
05.03.2015 Wie sich Wunden schließen 
01.03.2015 Kuschelhormon hemmt Wirkung von Alkohol – Oxytocin mildert Beeinträchtigung motorischer Fähigkeiten
Gesellschaft
24.03.2015 Ausbilden: Für Betriebe eine Investition, die sich auszahlt! 
12.03.2015 Sportliche Aktivität erhöht Beschäftigungschancen und Einkommen 
10.03.2015 Immer mehr Frauen arbeiten Teilzeit 
08.03.2015 Neue Auswertung des WSI – Reallöhne erstmals wieder höher als im Jahr 2000 
06.03.2015 Wenn Papa mehr als nur arbeiten will 
03.03.2015 Stark im Arbeitsleben
01.03.2015 Rätsel um die Farbe eines Kleides: Die Überbelichtung macht‘s 
Februar 2015
Umwelt 
Gesundheit  
Gesellschaft  
Umwelt
26.02.2015 Neuer Schwung für Europas Energiepolitik
25.02.2015 Hildegard Müller zur Einführung einer Marktstabilitätsreserve 
23.02.2015 Hildegard Müller zum Evaluierungsbericht Anreizregulierung der Strom- und Gasnetze
18.02.2015 Kunden sind mit ihrem Energieanbieter zufrieden 
14.02.2015 Windstrom-Erzeugung im Januar auf Rekordhöhe 
13.02.2015 Umweltbundesamt bestätigt hohe Trinkwasserqualität und Handlungsbedarf bei Nitrat 
11.02.2015 Deutliche Reduktion der Stickstoffeinträge erforderlich 
10.02.2015 Stickstoffeinträge in die Umwelt deutlich verringern 
09.02.2015 Tiefseetiere gesucht – Manganknollen gefunden 
07.02.2015 Biomasseforschungszentrum startet Auftakt für Innovationsforum Hydrothermale Prozesse 
06.02.2015 560 Bienenarten genetisch erfasst – Großer Erfolg im DNA-Barcoding-Projekt 
05.02.2015 E-Fahrzeuge für Fellbach 
02.02.2015 Wie der Stickstoff auf die Erde kam 
01.02.2015 Studie: Artenreiches Grasland wächst nach Flutkatastrophen besser als artenarmes 
Gesundheit
22.02.2015 Ausschuss für Arbeitsmedizin neu gegründet 
19.02.2015 Massiver Anstieg des Arzneimittelkonsums erfordert bewussten Umgang mit Altmedikamenten
04.02.2015 Zitrusduft hemmt Leberkrebs: Bochumer Forscher entschlüsseln Signalweg 
01.02.2015 Studie mit über 500 Familien in Jena: Frühzeitiger Zahnarztbesuch bester Kariesschutz 
Gesellschaft
24.02.2015 Arbeitsmarktprognose 2030 
21.02.2015 Fraunhofer und Bundesregierung ebnen den Weg für den Industrial Data Space 
20.02.2015 Fraunhofer entwickelt Lösungen für nachhaltige und lebenswerte Städte 
17.02.2015 Politik verursacht neue Hürden für den Aufbau der Ladeinfrastruktur 
12.02.2015 Energiebranche bereitet sich auf Datenflut vor
08.02.2015 Psychologe der Uni Witten/Herdecke: „Rollenspiele am Computer fördern roboterhaftes Verhalten“ 
03.02.2015 TU Berlin: Revolte der Demokratieverdrossenen 
01.02.2015 Wie Dorfläden erfolgreich sein können 
Januar 2015
Umwelt  
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt
31.01.2015 Der Parasit im Parasit – Neue Erkenntnisse zum rätselhaften Rückgang der Aalpopulation in Europa
29.01.2015 Warum sich der Sauerstoff in der Erdatmosphäre nur langsam angereichert hat 
27.01.2015 Teilnehmer/innen für eine Studie zu Selbstbau-Photovoltaik-Anlagen gesucht 
26.01.2015 Drittgrößter Salzwassereinbruch seit Beginn der meereskundlichen Messungen in der Ostseee 
25.01.2015 Bio-Plastik, das hält, was es verspricht 
23.01.2015 Kohlendioxidaufnahme im Ozean durch Erwärmung ausgebremst 
22.01.2015 Steigende Temperaturen reduzieren die weltweite Weizenproduktion 
21.01.2015 Klimawandel verändert Zeitfenster für Getreideernte und erhöht den Bedarf an Mähdruschkapazität 
19.01.2015 Verschwenderischem Umgang mit „Lebensquell Phosphor“ deutlich Riegel vorschieben 
17.01.2015 Revolutioniert DNA-Barcoding die Gewässergüteanalyse? 
15.01.2015 Projekt der Universität in Landau zur Verbesserung der Wasserqualität für GreenTec Awards nominiert 
14.01.2015 Intelligente Fassaden, die Strom, Wärme und Algen erzeugen 
12.01.2015 Künftig Pflanzenkohle als Vorbeuger gegen Gestank von Gülle? 
11.01.2015 Europas Vegetation nimmt mehr Kohlendioxid auf als erwartet 
09.01.2015 Abholzung bedroht Artenvielfalt in Fließgewässern 
06.01.2015 UMSICHT: Zur Sache! – Licht für die Umwelttechnik 
04.01.2015 Ein neuer Eindicker für die Kläranlage
02.01.2015 Mikroplastik im Meer: Biologen untersuchen Effekte auf Meerestiere 
01.01.2015 In Kompostwerken Biogas erzeugen 
Gesundheit
30.01.2015 Bier, Milch und Co. im Bakterien-Schnelltest 
24.01.2015 Gegen Medikamentenmissbrauch in Fitnessstudios 
18.01.2015 Ulmer Forscher entdecken neue Krankheit 
13.01.2015 Alzheimer-Frühdiagnose durch Blutentnahme: Leipziger Forschergruppe entwickelt neues Testverfahren 
10.01.2015 DGVS: Fettes Essen schädigt Leber 
08.01.2015 Natürlicher Bakterienkiller entdeckt 
07.01.2015 Schwere Unfälle: Nicht Weihnachten, nicht Silvester, der 1. Mai ist gefährlichster Tag des Jahres 
03.01.2015 Gerinnungszustand von Blut einfacher überwachen 
01.01.2015 Das Frühstück zu Hause hält das Herz von Kindern gesund 
Gesellschaft
28.01.2015 Azubis haben erneut deutlich mehr im Portemonnaie 
20.01.2015 Gut durch den Arbeitstag – aber wie? 
16.01.2015 Ich weiß genau, dass du während der Arbeit chattest! 
05.01.2015 Fußballtrainer entscheiden irrational 
01.01.2015 Arbeitsplatz Start-up. HHL-Absolvent revolutioniert Markt der Schaumweine 

Unstatistik des Monats: Lebenselixier Kaffee

Katharina Fischer Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

Die Unstatistik des Monats November ist die in verschiedenen Medien verbreitete Meldung, Kaffeetrinken befördere ein langes Leben. So titelte beispielsweise das Hamburger Abendblatt am 18. November „Kaffee soll das Leben verlängern“. Auch die Augsburger Allgemeine berichtete am 19. November: „Kaffee verlängert das Leben“.

Das klingt gut in den Ohren leidenschaftlicher Kaffeetrinker. In Wahrheit hatte aber die diesen Meldungen zugrundeliegende, in der Fachzeitschrift „Circulation“ erschienene Studie „Association of Coffee Consumption with Total and Cause-Specific Mortality in Three Large Prospective Cohorts“ nur eine Korrelation notiert, also einen Zusammenfall von Kaffeekonsum und höherer Lebenserwartung. Ein Kausalzusammenhang, dass der Kaffeekonsum ursächlich für die höhere Lebenserwartung ist, wurde jedoch nicht festgestellt: „The association between consumption of caffeinated and decaffeinated coffee and risk of mortality remains inconclusive“ („Der Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Todesrisiko ist weiter ungeklärt“). Vielleicht verhält es sich ja auch genau umgekehrt: Menschen, die aktiv im Leben stehen und deshalb auch länger leben, trinken gerne Kaffee.

Verschiedene Medien wie der Spiegel wiesen in diesem Kontext auf den zentralen Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität ausdrücklich hin. Anderen Medien wie dem Hamburger Abendblatt und der Augsburger Allgemeinen scheint dieser leider immer noch nicht bekannt.

Wie groß wäre denn die Wirkung von Kaffee, wenn diese Korrelation wirklich kausal wäre? Lebt jeder länger, der Kaffee trinkt? Die Größe eines Effekts ist ja entscheidend, nur darüber wurde so gut wie nie berichtet. Die Antwort ist: Im besten Fall würde Kaffeetrinken jedes Jahr das Leben einer von je 1 000 Personen retten. Also vielleicht doch lieber abwarten und Tee trinken?

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Walter Krämer, Tel.: 0231-7553125

Weitere Informationen:
http://www.unstatistik.de – Weitere Informationen, Kontakte & Archiv

Anhang

Pressemitteilung im PDF-Format
https://idw-online.de/de/attachment46123

Quelle: idw

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Wenn man am Feiertag, am Wochenende und im Urlaub krank wird

Peter Kuntz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Trier

Stark gestresste Menschen klagen am häufigsten über Poststress-Symptome
Gestresste Zeitgenossen kennen das: Endlich Wochenende, Urlaub oder Feiertag, man will sich erholen – und wird krank. Diese Beschwerden nennt man Poststress-Symptome. Besonders typisch sind Infekte, Erschöpfungszustände, Migräne und Rückenschmerzen. Forscher der Universität Trier haben nun erstmals an Patienten mit stressbezogenen Beschwerden untersucht, wie häufig sie über Poststress-Symptome berichten. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis, dass stark gestresste und erschöpfte Menschen, die eigentlich Erholung am nötigsten hätten, besonders häufig über Poststress-Symptome klagen. Ein neues Diagnostikverfahren der Trierer Wissenschaftler und entsprechende Maßnahmen können die Beschwerden lindern.

In der Fachzeitschrift „Psychotherapy and Psychosomatics“ schreiben Sandra Waeldin und Kollegen, dass Poststress-Symptome bei gesunden Probanden, die nicht über besondere Stressbelastung klagen, eher selten sind (2,9 Prozent). Demgegenüber findet man bei Patienten, die wegen stressbezogener Beschwerden ihren Hausarzt (20 Prozent) oder eine Fachklinik aufsuchen (34,6 Prozent), eine deutliche Zunahme an Poststress-Symptomen. Je größer die Stressbelastung und die nachfolgende Erschöpfung sind, desto häufiger werden Poststress-Symptome genannt.

An der Universität Trier beschäftigt sich die Arbeitsgruppe um Prof. Dirk Hellhammer seit vielen Jahren mit der Frage, wie es dazu kommen kann, dass gerade in Erholungsphasen psychische und körperliche Beschwerden auftreten. „Stressbelastung mobilisiert besonders stark den Botenstoff Noradrenalin in unserem zentralen und autonomen Nervensystem. Sind die Anforderungen besonders intensiv und dauerhaft, dann übersteigt der Verbrauch an Noradrenalin die Neusynthese. In Ruhephasen wird dann zu wenig Noradrenalin freigesetzt und es kommt zu einer Balancestörung von Funktionen im Nerven- und Immunsystem, welche Poststress-Symptome hervorrufen“, erklärt Professor Hellhammer.

Mit „Neuropattern“, einem neu entwickelten Diagnostikverfahren der Trierer Wissenschaftler, lassen sich solche Fehlregulationen heute zuverlässig messen. Sind derartige Beschwerden nachweisbar, kann eine individualisierte Zusammenstellung von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln mit Stress- und Pausenmanagement hilfreich sein.

Die Veröffentlichung ist online verfügbar: http://www.karger.com/Article/Pdf/438866

Kontakt:
Sandra Waeldin
Universität Trier/Abteilung für Biologische und Klinische Psychologie
Mail: waeldin@uni-trier.de
Tel. 0651/201-3211

Quelle: idw

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Mondfische in der Ostsee: Anzeiger für einströmendes Nordseewasser

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Thünen-Institut bittet Fischer und Angler um Meldung exotischer Fische in der Ostsee

Ein neuer Salzwasser-Einstrom hat wieder Mondfische aus dem Kattegat in die westliche Ostsee gespült. Das Auftreten der Exoten fällt damit zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres mit einem massiven Einstrom großer Mengen salz- und sauerstoffhaltigen Wassers ins größte Brackwassermeer der Welt zusammen.

Junge Mondfische sind am letzten Wochenende gleich zweimal gesichtet worden. Am Freitag hatte der Fischer Frank Warnke mit dem Kutter SO1 „CHRISTIANE“ ein totes Exemplar in seinem Schleppnetzfang aus der Mecklenburger Bucht. Am Samstag wurde ein Exemplar am Rostocker Strand gefunden. Die Fische sind rund 2 Wochen nach einem starken Salzwasser-Einstrom Mitte November verendet. „Die Tiere wurden wahrscheinlich mit dem Einstromwasser im November aus dem südlichen Kattegat durch den Großen Belt in die Mecklenburger Bucht gespült“, vermutet Dr. Uwe Krumme, stellvertretender Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei. „Hier können die Tiere kurze Zeit überleben, aber dann setzen ihnen Nahrungsmangel, verringerter Salzgehalt und die niedrigen Temperaturen zu“.

Der Mondfisch, lateinisch Mola mola, wird auch Klumpfisch genannt und wirkt mit dem hochrückigen und seitlich zusammengedrückten Körper wie ein schwimmender Kopf. Mondfische treiben mit den Strömungen unterhalb der Wasseroberfläche, tauchen aber auch regelmäßig mehrere Hundert Meter in die Tiefe. Mit ihrem schildkrötenartigen Schnabel fressen sie hauptsächlich Flügelschnecken oder Quallen, aber auch Tintenfische und kleinere Fische. Ein Weibchen legt bis zu 300 Millionen Eier. Der Mondfisch ist eigentlich eine Hochseeart, die in allen tropischen und subtropischen Meeren unserer Erde anzutreffen ist. Die Tiere gelangen mit dem Golfstrom auch bis in die Nordsee.

Die Ostsee hängt am Tropf der Nordsee. Durch die Flachwassergebiete des dänischen Insel-Archipels gelangt frisches Salzwasser nur bei seltenen Wetterlagen in die abgeschottete Ostsee. Nur wenn auf eine starke Ostwindphase (Ausstrom) unmittelbar starke Westwindphasen folgen, kann salz- und sauerstoffreiches Frischwasser einströmen. Diese Einstromereignisse belüften die tiefen Becken der Ostsee und versorgen die Bodenlebewesen dort mit dem lebenswichtigen Sauerstoff. Nach Jahren der Stagnation ereignete sich im Dezember 2014 der größte Salzwassereinstrom seit 60 Jahren. Bereits kurz nach Weihnachten 2014 gingen Mondfische Fischern in die Netze und wurden an Stränden gefunden. Der diesjährige November-Einstrom ist laut ersten Abschätzungen des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung (IOW) ungefähr halb so stark wie der letztjährige und wird den Zustand der Ostsee weiter verbessern – und wieder treten Mondfische gehäuft auf. Da Mondfische nur träge Schwimmer sind, steht ihr Auftreten in der Ostsee mit dem Transport größerer Wassermassen in Verbindung. Mondfische sind ansonsten im vergangenen Jahr und auch in den Jahren davor nicht vermehrt aufgetreten, sie könnten daher als wichtige Indikatorart für Salzwassereinströme gelten.

Mit knapp 10 kg Gesamtgewicht und 60 cm Durchmesser handelt sich bei den Mondfischen aus diesem Dezember um Jungtiere, denn ein erwachsener Mondfisch kann mehr als 1000 kg auf die Waage bringen und einen Durchmesser von 3 m erreichen. Mondfische sind damit die größten Knochenfische der Welt. Die Fische besitzen ein stark verknorpeltes Skelett als gewichtssparende Anpassung an ein Leben im ozeanischen Freiwasser. Fischereilich sind sie nicht von Bedeutung. Der Einstrom trieb anderen Fischern deutlich schmackhaftere Exoten ins Netz. Dokumentiert ist bisher in der Kieler Förde ein Thunfischartiger, ein polnischer Fischer vor Swinemünde fing einen Schwertfisch.

Das Thünen-Institut für Ostseefischerei ruft Fischer, Angler und Strandbesucher zur Mitarbeit bei dem Nachweis weiterer seltener Fischarten der Ostsee auf. Falls Sie einen Exoten fangen oder finden, wenden Sie sich bitte an das Thünen-Institut für Ostseefischerei, of@ti.bund.de, Telefon 0381 8116-102. Benötigt werden folgende Informationen: Fangort, Fangdatum und Fanggerät sowie am besten der ganze Fisch zur eindeutigen Artbestimmung. „Lagern Sie das Tier nach Möglichkeit kühl“, rät Uwe Krumme. „Unsere Mitarbeiter können die Exemplare nach Rücksprache abholen.“ Fotos sollten eine Größenreferenz enthalten sowie den Fisch von möglichst vielen verschiedenen Perspektiven zeigen.

Quelle: idw

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Sport wirkt entzündungshemmend

Sabine Maas Presse und Kommunikation
Deutsche Sporthochschule Köln

Neue Studie belegt: Sport führt zu einem Anstieg von entzündungshemmenden Immunzellen

In einer großangelegten Studie über die Effekte von Sport auf das menschliche Immunsystem haben Forscher der Deutsche Sporthochschule Köln und der Uniklinik Köln (Klinik I für Innere Medizin) gezeigt, dass Sport eine entzündungshemmende Wirkung besitzt.

Die Kölner Forscher konnten nachweisen, dass intensive, regelmäßige sportliche Betätigung zu einem Anstieg von entzündungshemmenden Immunzellen, den sogenannten regulatorischen T-Zellen führt. Im Rahmen der Studie untersuchten sie Blutproben von jungen Eliteathleten – unter anderem auch der deutschen Hockey-Olympiamannschaft – und verglichen diese mit Proben von jungen und gesunden, aber untrainierten Probanden. Die Analyse der Daten ergab, dass die Frequenz der regulatorischen T-Zellen in Abhängigkeit von der körperlichen Fitness der Probanden zunahm. Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass körperliche Aktivität durch eine Steigerung regulatorischer T-Zellen entzündungshemmende Effekte erzielt.

Viele Erkrankungen in den Industrieländern, wie z.B. Herz- Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes, entstehen unter anderem infolge chronischer Entzündungsprozesse. Seit längerem ist bekannt, dass körperliche Inaktivität und Übergewicht chronische Entzündungsprozesse fördern. Ein gesunder Lebensstil mit sportlicher Betätigung wirkt hingegen vorbeugend. Die dem zugrunde liegenden biologischen Mechanismen sind bisher nur teilweise bekannt. Die Forschungsergebnisse der Studie tragen daher entscheidend zum Verständnis der positiven Effekte körperlicher Aktivität für die Gesundheit des Menschen bei.

Die Studie wurde in der Zeitschrift „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ veröffentlicht.

Die Daten wurden im Rahmen der vom Deutschen Forschungszentrum für Leistungssport Köln (momentum) durchgeführten Basischecks erhoben.

Kontakt:
Deutsche Sporthochschule
Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin / Abteilung molekulare und zelluläre Sportmedizin
Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Bloch
Tel.: 0221/4982-5380
Mail: w.bloch@dshs-koeln.de

Weitere Informationen:
http://www.dshs-koeln.de

Quelle: idw

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Gewässer stärker belastet als bislang angenommen

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Gewässer sind Senken und binden daher Schadstoffe besonders gut. Um auch geringe toxische Konzentrationen im Wasser nachzuweisen, sollten Wachstum und Schwimmverhalten von Kleinkrebsen und Mini-Schnecken für eine ökotoxikologische Bewertung hinzugezogen werden. Zu diesem Schluss kommt eine Wissenschaftlerin der TUM, die in Kooperation mit der Universität von Kalifornien in Davis mehrere Studien dazu durchgeführt hat. Sie belegt außerdem, dass es aussagekräftiger ist, mehrere Schadsubstanzen parallel an verschiedenen aquatischen Arten zu überprüfen als nur Einzeltoxizitätstests durchzuführen.

Wenn ein Ruderfusskrebs nicht richtig wächst, kann dies seine Fortpflanzung gefährden. Und wenn er sich nicht normal bewegen kann, flüchtet er nicht vor Feinden oder sich ändernden Temperaturen, was schlussendlich einen tödlichen Ausgang nimmt. Das nennt die Forschung subletale Effekte. Jedoch die gängigen Methoden der Pestizidanalysen und damit verbundene Risikobewertung betrachten weltweit nur die letalen (tödlichen) Effekte. Drei Studien, die in „Ecotoxicology“, „Environmental Science and Pollution Research“ und „Environmental Toxicology and Chemistry“ veröffentlicht wurden, zeigen erstmals die subletalen Effekte an Schwimmverhalten und Wachstum auf, die weit verbreitete Pestizide an den beobachteten Tieren hervorrufen. Die Ergebnisse weisen außerdem daraufhin, dass die Stoffe über Wochen die Unterwasserwelt beeinflussen, selbst wenn sie mit gängigen Methoden schon nicht mehr nachweisbar sind.

Pestizide sind erst im Kombi-Pack besonders toxisch
Weiterer Faktor ist die Mischung der Pestizide: „Wir haben die Insektizide nicht einzeln betrachtet, sondern als Mischung, um die Wechselwirkung untereinander zu untersuchen“, erklärt Erstautorin Dr. Simone Hasenbein. „Außerdem haben wir mehrere Arten in dem belasteten Gewässer beobachtet, auch die weniger gängigen bei solchen Tests wie etwa Mini-Schnecken und Ruderfusskrebse.“

Die Tests fanden über zehn Tage im Labor als auch über sechs Monate im Freiland statt. Für zwölf von 15 kleinen wirbellosen Tierarten und zehn von 16 Krebstierarten wurden schließlich signifikant negative Effekte durch die Kombination der Pestizidbelastung im Wasser festgestellt. „Zusätzlich wurde berücksichtigt, wie lange das Insektizid im Wasser nachgewiesen werden konnte“, erläutert Dr. Hasenbein die Methode – „so war einer der drei Stoffe noch nach sechs Wochen nachweisbar.“

Kombination von Studienreihen liefert eindeutiges Ergebnis
• Die Labortests lieferten einerseits den Hinweis, bei welchen Konzentrationen die Schadstoffe das Wachstum und Schwimmverhalten der Lebewesen beeinflussen.
• Die Freilandstudien konnten die Langzeiteffekte auf ein ganzes Ökosystem, sein Nahrungsnetz und seine Gesellschaftsstrukturen belegen.

Erst in der Kombination aller Ergebnisse können die negativen Effekte auf aquatische Ökosysteme eingeordnet werden. Da die beobachteten Kleinstlebewesen weitaus länger von den Pestiziden beeinflusst werden, als diese Stoffe nachweisbar sind, lässt dies zudem die Folgerung zu, dass die Gewässer weitaus stärker belastet sind, als bislang immer nachgewiesen werden konnte.

Subletale Effekte als Alarmsignale
Ein wichtiger Indikator dafür sind die an Schwimmverhalten, Wachstum oder Gewicht festzustellenden Veränderungen der Tiere, die am Ende zu ihrem Tod führen (subletal). Doch eine dafür gültige Skala, ab welchem Punkt beispielsweise eine Wachstumsverzögerung für das Tier tödlich endet, gibt es bislang nicht. Studienautorin Dr. Hasenbein fordert daher genau das: „Es müssen subletale Endpunkte in die Methoden der Gewässer- und Pestizidüberwachung einfließen, um auch bei niedrigen Pestizidkonzentrationen in Gewässern die langfristigen negativen Auswirkungen auf aquatische Ökosysteme rechtzeitig zu detektieren“, sagt die Wissenschaftlerin.

„Eine Krebs-Population, die einer geringen Schadstoffbelastung ausgesetzt ist, könnte anfälliger sein für invasive Arten, eine sich ändernde Wassertemperatur oder einen anderen Salzgehalt, weil die permanente geringe Pestizidbelastung den Stress der Tiere erhöht.“ Dies ist besonders vor dem Hintergrund des Klimawandels ein wichtiger Aspekt, und sollte daher zukünftig in ökotoxikologischen Bewertungen berücksichtigt werden.

Publikationen:
Hasenbein S, Lawler SP, Geist J, Connon RE.: A long-term assessment of pesticide mixture effects on aquatic invertebrate communities. Environmental Toxicology and Chemistry, 13.11.2015. DOI: 10.1002/etc.3187
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/etc.3187/full

Hasenbein S, Connon RE, Lawler SP, Geist J.: A comparison of the sublethal and lethal toxicity of four pesticides in Hyalella azteca and Chironomus dilutus, Environmental Science and Pollution Research International, 2015 Aug;22(15):11327-39. doi: 10.1007/s11356-015-4374-1. http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs11356-015-4374-1

Hasenbein S, Lawler SP, Geist J, Connon RE: The use of growth and behavioral endpoints to assess the effects of pesticide mixtures upon aquatic organisms. Ecotoxicology 24:746-759, 29.01.2015. DOI: 10.1007/s10646-015-1420-1
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25630500

Kontakt:
Dr. Simone Hasenbein
Technische Universität München
Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie/
University of California Davis, Dept. of Anatomy, Physiology and Cell Biology
Tel: +1 530 752 3141
E-Mail: shasenbein@ucdavis.edu

Prof. Dr. Jürgen Geist
Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie
Department für Ökologie und Ökosystemmanagement
Mühlenweg 22
D-85354 Freising
Tel.: +49/8161/71.3947
E-Mail: geist@wzw.tum.de

Weitere Informationen:
http://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/kurz/article/32771/

Quelle: idw

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Studienteilnehmer ohne Zahnbeschwerden gesucht

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Wissenschaftler der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg untersuchen Früherkennung von Zahnerkrankungen mittels Kernspintomographie

Für eine Studie der Abteilung Neuroradiologie, Neurologische Universitätsklinik Heidelberg, werden ab sofort Frauen und Männer im Alter von 30 bis 70 Jahren gesucht, die gesunde Zähne oder aktuell keine Zahnbeschwerden haben. Die Probanden sollten bereit sein, sich einer Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes unter Einsatz eines gut verträglichen Kontrastmittels zu unterziehen. Zuvor wird die Mundgesundheit in einer zahnärztlichen Routineuntersuchung überprüft. Wer an beiden Untersuchungen teilnimmt, erhält eine Aufwandentschädigung von 50 Euro. Für die Zahnuntersuchung gibt es auf Wunsch einen Stempel in das Bonusheft der Krankenkasse.

Die MRT ist ein Bildgebungsverfahren ohne Belastung durch Röntgenstrahlen, das dazu genutzt werden könnte, Zahnerkrankungen frühzeitig zu erkennen. So wäre eine Behandlung möglich, bevor irreparable Schäden entstehen. Im Rahmen der Studie sollen nun u. a. Bilddaten zahngesunder Probanden gewonnen werden, um gesunde und im frühen Stadium erkrankte Zähne präzise unterscheiden bzw. Auffälligkeiten im MRT-Bild besser einschätzen zu können.

Die Studienteilnehmer sollten keine Zahnfleischerkrankungen (Parodontitis) und keinen aktuell behandlungsbedürftigen Karies haben. Füllungen oder bisher unbemerkter Karies im Anfangsstadium, sogenannter Initialkaries, der keine Beschwerden verursacht, stellen kein Problem dar. Implantate, kieferorthopädische Zahnstabilisatoren (Retainer) oder Zahnspangen schließen von der Studienteilnahme aus. Wer sich nicht sicher ist, ob er für die Studie in Frage kommt, kann gerne einen Termin zur Zahnkontrolle vereinbaren.

Bei Interesse oder Fragen wenden Sie sich bitte an:
E-Mail: dental.mrt@gmail.com
Dr. med. Alexander Heil
Abteilung für Neuroradiologie
Neurologische Universitätsklinik Heidelberg
Tel.: 06221/5634732
Constanze Jelinek
Tel.: 0176/23491408

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. www.klinikum.uni-heidelberg.de

Quelle: idw

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Tiermehl als Phosphorquelle

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Die Abfälle von Schlachthöfen werden zu Tiermehl verarbeitet und anschließend verfüttert oder verbrannt. Allerdings könnte man dieses Mehl besser nutzen: Es enthält Phosphor, ein knappes Mineral, das als Düngemittel dient. Eine neue Anlage verbrennt das Pulver so, dass die Asche als Rohstoff für Phosphordünger dienen könnte.

Leberwurst, Salami, Steak – die Deutschen essen viel Fleisch. Nicht alle Teile vom Rind und vom Schwein landen dabei auf dem Teller. Zähne, Hufe, Knochen, Augen etwa bleiben übrig und werden zu Tiermehl verarbeitet. Allein in Deutschland fallen mehr als 200 000 Tonnen jährlich an. Die gemahlenen Überbleibsel werden zum Teil wieder an Tiere verfüttert. Der Rest – der etwa aus Augen und Hirn besteht, die die Erreger von BSE enthalten könnten – wird in Müllverbrennungsanlagen gemeinsam mit anderem Abfall verbrannt.

Dünger für die Landwirtschaft
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg schlagen einen anderen Weg vor: »Wir verbrennen das Tiermehl auf spezielle Weise, so dass wir daraus ein wichtiges Mineral zurückgewinnen können«, erläutert Patric Heidecke, Wissenschaftler am IFF. Denn der Rohstoff enthält etwa drei bis vier Prozent Phosphor, ein Mineral also, das nicht unbegrenzt zur Verfügung steht und teuer ist. Man braucht es vor allem als Dünger in der Landwirtschaft. In der Asche beträgt der Phosphoranteil bis zu 16 Prozent. Das ist so viel wie in natürlichen Lagerstätten, die sich vor allem in China, Marokko und den USA befinden. »Die Asche könnte – ebenso wie das phosphorhaltige Material, das in den Lagerstätten gewonnen wird – zu Düngemittel weiterverarbeitet werden«, sagt Heidecke. »Rein rechnerisch lässt sich damit rund fünf Prozent des jährlichen Phosphat-Düngemittelbedarfs in Deutschland ersetzen.«

Schwermetalle von der Asche trennen
Zwar wird das Tiermehl auch heute schon teilweise verbrannt. Allerdings mischt man es dafür mit anderen Brennstoffen. Das führt einerseits dazu, dass der Phosphor in der entstehenden Asche verdünnt ist, andererseits gelangen über die anderen Materialien auch unerwünschte Stoffe in die Asche. Ein weiteres Problem: Das Nebenprodukt enthält Schwermetalle wie Quecksilber und Blei, die später nicht mit auf dem Feld landen dürfen. In der Asche aus den Müllverbrennungsanlagen sind diese Schadstoffe jedoch enthalten.

All dies haben die Forscher bei ihrer Entwicklung berücksichtigt. Das Prinzip: Sie füllen das Tiermehl in eine 850 Grad Celsius heiße Wirbelschichtanlage. Von unten strömt kontinuierlich Luft in eine Brennkammer und vermischt das Mehl mit heißem Quarzsand. Die Masse zündet, und die organischen Partikel verbrennen vollständig. Die Wärme wird abgeführt, sie kann entweder direkt genutzt oder zu Strom umgewandelt werden. Das entstehende Verbrennungsgas, das aufgrund der Luftwirbel auch einen Großteil der Asche enthält, wird in den Ausbrandzyklon geleitet. Dieser trennt die gute, saubere Asche von der schlechten, in der sich die giftigen Schwermetalle befinden. Dafür bremsen die Forscher den Luftstrom ab. Die Asche sinkt auf den Boden, während die Schwermetalle und Ascheteilchen, die kleiner als einen Zehntel Millimeter sind, in der Luft verbleiben. Sie werden später abgeschieden und entsorgt.

Erste kommerzielle Anlage geplant
Welche Parameter müssen bei der Verbrennung eingestellt werden, damit einerseits möglichst viel Wärme erzeugt wird und sich andererseits keine unerwünschten Schadstoffe wie Stickoxide bilden? Dies haben die Forscher in einer breit angelegten Messreihe untersucht. Die Wissenschaftler nutzen eine Wirbelschichtanlage, die etwa vier Meter hoch ist und eine Leistung von 150 Kilowatt erbringt. »Es ließe sich jedoch auch problemlos eine Anlage von zehn Megawatt Leistung realisieren«, sagt Heidecke. Nun wollen sie die erste kommerzielle Anlage bei einem Praxispartner errichten. »In zehn Jahren«, da ist sich der Experte sicher, »wird sich dieses Konzept durchgesetzt haben, da es sich neben dem Brennstoff Tiermehl auch für Klärschlamm eignet.« Zwar ist es momentan noch erlaubt, Klärschlamm als Dünger auf den Feldern auszubringen. Doch der Schlamm enthält Schwermetalle sowie Nitrat, durch das Gewässer umkippen können.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2015/Dezember/tiermehl-al…

Quelle: idw

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Noch etwas Puder? Glatte Haut macht seriös

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Der erste Eindruck zählt. Nur eine Zehntelsekunde braucht das Gehirn, um ein Urteil über eine Person zu fällen, der man zum ersten Mal gegenübersteht. Doch was macht diesen ersten Eindruck aus? Neueste Untersuchungen von Dr. Elena Tsankova und Prof. Dr. Arvid Kappas von der Jacobs University in Bremen beweisen, wie selbst kleine Einzelheiten im Aussehen unser Urteil von unserem Gegenüber bestimmen.

Die Bremer Forscher untersuchten, wie kleine Makel der Haut – beispielsweise Muttermale, Hautrötungen oder Pickel – unsere persönliche Wirkung beeinflussen. Dabei zeigte sich: Das Hautbild ist sehr wichtig für den ersten Eindruck. Es bestimmt nicht nur darüber, ob wir gesund und attraktiv wahrgenommen werden, sondern auch glaubwürdig und kompetent. Den Ergebnissen zufolge, wirkt glatte Haut also vertrauenswürdig.

Doch wie kommt es, dass glatte Haut so einen guten Eindruck hinterlässt? „Es gibt einen direkten und einen indirekten Effekt“, erklärt Elena Tsankova. „Einerseits beeinflusst das Hautbild unsere Wahrnehmung direkt, indem glatte Haut gesünder wirkt als unreine Haut.“ Andererseits existiere aber auch eine indirekte Wirkung: Glatte Haut suggeriere Reife und Sachverstand, da im Umkehrschluss unreine Haut häufig mit Unreife (zum Beispiel durch Akne in der Pubertät) und Armut (zum Beispiel durch das Unvermögen, sich gute Hautpflegeprodukte zu leisten) verknüpft würde.

„Angesichts dieser Ergebnisse holen wir vielleicht vor dem nächsten Vorstellungsgespräch oder einer wichtigen Verabredung doch noch einmal den Abdeckstift oder Puder aus der Tasche“, so Tsankova. Mit diesem Wissen könnten wir aber auch uns selbst genauer auf die Finger schauen, meint die Psychologin. „Wenn uns bewusst ist, wie wichtig das Hautbild für die Bewertung einer Person ist“, fährt Tsankova fort, „können wir unser eigenes Urteil über Fremde kritisch hinterfragen.“ Es sei dringend geboten, den Druck auf Menschen mit Hautproblemen nicht weiter unnötig zu erhöhen, betonen die Forscher.

Für ihre Untersuchung nutzten Tsankova und Kappas Fotos von Gesichtern, die sie teilweise am Computer veränderten. Die Wissenschaftler entfernten alle Muttermale, Unreinheiten und sonstigen Schönheitsfehler der Haut. Die 130 Probanden bekamen die Gesichter dann entweder in ihrer natürlichen Erscheinung oder in makelloser Version zu sehen. Anschließend bewerteten sie die Glaubwürdigkeit, Kompetenz, Attraktivität und Gesundheit der abgebildeten Personen.

„Es gab schon früher Studien, die untersucht haben, wie das Aussehen unsere Glaubwürdigkeit beeinflusst“, erläutert Tsankova. „Diese haben aber immer mehrere Faktoren gleichzeitig betrachtet, zum Beispiel die Hautfarbe und Hautstruktur. Wir haben uns nun erstmals einen einzigen Teilaspekt ganz genau angesehen: Die Glätte der Haut.“ Die Ergebnisse wurden vom Fachjournal „Perception“ bereits online veröffentlicht. In weiterführenden Studien wollen die beiden Psychologen der Wirkung glatter Haut weiter nachspüren. Beispielsweise stellt sich die Frage, wie das Hautbild mit anderen Aspekten unserer Erscheinung zusammenwirkt.

Bildmaterial „Original skin – Manipulated skin“ (Jacobs University):
Wie ist Ihr erster Eindruck? Unbearbeitetes und manipuliertes Foto eines Gesichts, wie es auch in der nun vorliegenden Studie der Bremer Jacobs University benutzt wurde.

Link zur Veröffentlichung:
http://pec.sagepub.com/content/early/recent

Weitere Informationen unter:
http://akappas.user.jacobs-university.de
http://jacobs-university.de
Vorstellung der Focus Areas
https://www.youtube.com/watch?v=yfSZKulWe7k
https://www.youtube.com/watch?v=w5ta3rGUj7o
https://www.youtube.com/watch?v=754MNuvQgv0

Fragen beantwortet:
Dr. Elena Tsankova | Postdoctoral Fellow Psychology & Methods
e.tsankova@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 3432

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Quelle: idw

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Neue Forschungseinrichtung für Aquakultur und CO2-Nutzung

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das französische Forschungsinstitut zur Nutzung der Meere (Ifremer) und das Zentrum für internationale Zusammenarbeit in der Agrarforschung für Drittländer (CIRAD) haben in Palavas-les-flots (Languedoc-Roussillon) den Ausbau der Infrastruktur MeDITERA eingeweiht. Diese schon seit 1972 existierende Infrastruktur wurde erweitert, um die Forschungen im Bereich Aquakultur und CO2-Verwertung zu verstärken.

4 000 m2 der bereits existierenden Aquakulturhallen wurden saniert und um 2 000 m2 neue Freilandbecken erweitert. Hinzu kommen mehrere Inkubatoren, um die Fischeier bei der gewünschten Temperatur auszubrüten und um eine Desinfizierung zu gewährleisten. Es werden hauptsächlich unterschiedliche Arten von Seebarschen und Buntbarschen (für die Entwicklungsländer) untersucht.

Die Labore wurden mit neuen Forschungsinstrumenten ausgestattet: Mikroskope, Zentrifugen, Messgeräte für die Fische, Spektrometer für die chemisch-physikalische Analyse des Wassers etc. Mit diesen Geräten können auch ökotoxikologische Studien durchgeführt werden.

Konzepte zur CO2-Nutzung werden ebenfalls entwickelt: das Projekt Vasco 2, das teilweise am MeDITERA durchgeführt wird, wird diesen Aspekt der CO2-Verwertung untersuchen. Unternehmen wie Total, ArcelorMittal und Kem One wollen die Verwertung von industriellen Abgasen des Hafen- und Industriegebiets von La-Fos-sur-Mer (Provence-Alpes-Côte d’Azur) als Düngemittel für Mikroalgen mit den Anlagen von MeDITERA testen. Das Zentrum für Atomenergie und alternative Energien (CEA) wird dort die hydrothermale Verflüssigung von Algenbiomasse erproben, um Öl und biobasierte Produkte zu erzeugen.

Für die Erneuerung und den Ausbau der Plattform stand ein Budget von 2,3 Mio. € zur Verfügung. Der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) hat dieses Projekt ebenfalls unterstützt. Zudem wird MeDITERA auch internationalen Forschungspartnern offen stehen, um die Forschungskooperation europaweit zu fördern.

Weitere Informationen:
Webseite des Ifremer (auf Englisch, Französisch und Spanisch): http://wwz.ifremer.fr
Webseite des CIRAD (auf Englisch und Französisch): cirad.fr

Quelle:
„MeDITERA : de nouvelles infrastructures scientifiques et techniques en aquaculture, uniques en Europe“, Pressemitteilung des Ifremer, 13.10.2015 – http://wwz.ifremer.fr/mediterranee/content/download/90830/1113839/file/DP_Medite…

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de

Quelle: idw

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Riesenchance automatisiertes Fahren

Juliane Segedi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Studie ermittelt Potenziale des hochautomatisierten Fahrens für Deutschland
Laut einer Studie, die das Fraunhofer IAO mit weiteren Partnern im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie durchgeführt hat, wird hochautomatisiertes Fahren bereits vor 2020 technische Reife erlangen. Für das Jahr 2025 erwarten die Autoren eine Wertschöpfung am Standort Deutschland in Höhe von 8,8 Milliarden Euro. Die Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie der Ausbau der Infrastruktur stellen große Herausforderungen dar.

Hochautomatisiertes Fahren auf Autobahnen wird bis 2020 technisch möglich sein und bietet große Chancen für Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland. Das sind die zentralen Ergebnisse des Gutachtens »Hochautomatisiertes Fahren auf Autobahnen – Industriepolitische Schlussfolgerungen«, die das Fraunhofer IAO gemeinsam dem Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme FOKUS, der Unternehmensberatung mm1 sowie dem Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) im Auftrag des BMWi im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) durchgeführt hat.

Erhebliche Wertschöpfungs- und Beschäftigungspotenziale
Das Gutachten zeigt, dass die Einführung hochautomatisierter Fahrfunktionen auf Autobahnen spätestens bis 2020 technisch möglich ist. Fahrerlose Fahrzeuge sind hingegen auf öffentlichen Straßen erst weit nach 2020 zu erwarten. Wenn die heutigen Markt- und Standortanteile deutscher Fahrzeughersteller und Zulieferer gehalten werden können, sagen die Gutachter eine Wertschöpfung von knapp 2,3 Milliarden Euro im Jahr 2020 sowie von rund 8,8 Milliarden Euro 2025 voraus. Das entspricht dem 16-fachen der heutigen Wertschöpfung von etwa 546 Millionen Euro. Dies würde ca. 120 000 Arbeitsplätze induzieren. Etwa die Hälfte der Wertschöpfung und Beschäftigung wird auf den Bereich Software (Entwicklung von Funktionen und Algorithmen, Validierung, Datenanalysen) entfallen. Zudem gehen mit dem hochautomatisierten Fahren große Potenziale für das Verkehrssystem und die Reduzierung der externen Kosten des Straßenverkehrs einher.

Deutschland in sehr guter Ausgangsposition – Massiver Wettbewerbsdruck erwartet
Nach den Ergebnissen des Gutachtens ist die deutsche Automobilindustrie derzeit weltweiter Leitanbieter bei Fahrerassistenzsystemen und damit verbundener Technologien. Aufgrund der hohen Marktanteile im Bereich von Premium- und Oberklassefahrzeugen werden deutsche Hersteller zunächst auch bei hochautomatisierten Fahrzeugen Leitanbieter sein. Die hohe Anzahl an einschlägigen Patenten und Publikationen aus Deutschland sprechen zudem für die Innovationskraft des Standorts. Andererseits wird aufgrund von neuen Wettbewerbern und der industriepolitischen Aktivität in den Wettbewerbsländern ein massiver Konkurrenzdruck für den Automobilstandort Deutschland erwartet.

Koordiniertes Vorgehen von Industrie und Politik notwendig
Hürden auf dem Weg zum Regelbetrieb hochautomatisierter Fahrzeuge stellen laut der Studie vor allem die rechtlichen Fragen dar. Die Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen gehört zu den drängenden Herausforderungen auf dem Weg zur Marktreife des hochautomatisierten Fahrens. Darüber hinaus ist es elementar, die Funktionssicherheit auch höherer Automatisierungsgrade zu erproben und die wesentlichen technischen Entwicklungsherausforderungen zügig anzugehen. Zu diesen Fragestellungen unterbreitet das Gutachten konkrete Handlungsempfehlungen.

Das Gutachten steht kostenlos zum Download unter http://s.fhg.de/8y4 bereit.

Kontakt:
Andrej Cacilo
Mobility Innovation
Fraunhofer IAO
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart, Germany
Telefon: +49 711 970-2307
E-Mail: andrej.cacilo@iao.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
https://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/ueber-uns/presse-und-medien/1671-riesencha…
http://s.fhg.de/8y4

Quelle: idw

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Depressionen verstärken Symptome von Vorhofflimmern

Dr. Angelika Leute Geschäftsstelle
Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)

Vorhofflimmern geht häufig mit Depressionen, Schlafstörungen und körperlicher Inaktivität einher. Dabei verstärken Depressionen die körperlichen Symptome von Vorhofflimmern, wie eine Studie des Kompetenznetzes Vorhofflimmern (AFNET) herausgefunden hat. Unter Leitung des Psychosomatikers Prof. Karl-Heinz Ladwig vom Helmholtz Zentrum München wurden die psychische Verfassung und die Einschränkungen der Lebensqualität bei Patienten mit Vorhofflimmern erforscht.

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung. Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind davon betroffen. Die meisten Vorhofflimmerpatienten spüren typische Symptome wie Herzrasen, Luftnot oder Schwindel. Zusätzlich leiden viele der Betroffenen auch unter Depressionen, Schlafstörungen und anhaltender Müdigkeit.

Depressionen und Ängste wirken sich negativ auf den Verlauf von Krankheiten aus. Dies ist vielfach belegt. Bei Vorhofflimmern wurden diese Zusammenhänge bisher allerdings wenig erforscht. Prof. Ladwig, Dr. Alexander von Eisenhart Rothe, Helmholtz Zentrum München, und Kollegen haben die seelische Gesundheit von über 500 Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland im Rahmen von zwei klinischen Studien des Kompetenznetzes Vorhofflimmern untersucht. Die Daten von Patienten mit paroxysmalem (anfallsartigem) Vorhofflimmern stammen aus der ANTIPAF – AFNET 2 Studie, die von Patienten mit persisierendem (anhaltendem) Vorhofflimmern aus der Flec-SL – AFNET 3 Studie.

„Kardiologen machen ihre Entscheidung für eine mehr oder weniger aggressive Therapie normalerweise davon abhängig, wie stark das Vorhofflimmern den Patienten belastet. Dabei sollten allerdings nicht nur körperliche Symptome, sondern auch die psychische Verfassung und Lebensqualität des Patienten berücksichtigt werden.“ erklärt Prof. Ladwig. Denn die Studie hat gezeigt: Depressive Stimmungen beeinträchtigen nicht nur das psychische Wohlbefinden, sondern verstärken auch die körperlichen Beschwerden. Symptome wie Unruhe, Übelkeit oder Kurzatmigkeit werden von den Betroffenen schwerwiegender empfunden als von Vorhofflimmerpatienten ohne Depression. Dies gilt bei paroxysmalem Vorhofflimmern ebenso wie bei persistierendem. Diese Ergebnisse belegen, dass die Lebensqualität ein wichtiges Entscheidungskriterium für Therapieoptionen sein sollte.

Arzt und Patient beurteilen die psychische Verfassung von Vorhofflimmerpatienten oft unterschiedlich, wie Prof. Ladwig und Kollegen herausgefunden haben. Depression, Schlafstörung und geringe körperliche Aktivität werden von Ärzten weniger gravierend eingeschätzt als von den Betroffenen selbst. Deshalb empfiehlt Prof. Ladwig: „Ärzte sollten geschult werden, damit sie Depressionen bei ihren Patienten besser erkennen. Außerdem wäre ein gezieltes Depressions-Screening in Kliniken und Praxen, die Vorhofflimmern behandeln, notwendig.“ Weitere Studien sollen erforschen, ob solche Maßnahmen den Gesundheitszustand der Vorhofflimmerpatienten verbessern können.

Publikationen
von Eisenhart Rothe A, Hutt F, Baumert J, Breithardt G, Goette A, Kirchhof P, Ladwig KH. Depressed mood amplifies heart-related symptoms in persistent and paroxysmal atrial fibrillation patients: a longitudinal analysis-data from the German Competence Network on Atrial Fibrillation. Europace. 2015; 17:1354-62.
doi: 10.1093/europace/euv018

von Eisenhart Rothe A, Goette A, Kirchhof P, Breithardt G, Limbourg T, Calvert M et al. Depression in paroxysmal and persistent atrial fibrillation patients: a crosssectional comparison of patients enroled in two large clinical trials. Europace 2014; 16:812-9.
doi: 10.1093/europace/eut361

von Eisenhart Rothe A, Bielitzer M, Meinertz T, Limbourg T, Ladwig KH, Goette A. Predictors of discordance between physicians‘ and patients‘ appraisals of health-related quality of life in atrial fibrillation patients: Findings from the Angiotensin II Antagonist in Paroxysmal Atrial Fibrillation Trial. Am Heart J 2013; 166:589-96 e1.
doi: 10.1016/j.ahj.2013.05.020

Studien
ANTIPAF – AFNET 2 Studie http://clinicaltrials.gov/show/NCT00098137
Flec-SL – AFNET 3 Studie http://clinicaltrials.gov/show/NCT00215774

Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET)
Das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) ist ein interdisziplinäres Forschungsnetz, in dem Wissenschaftler und Ärzte aus Kliniken und Praxen deutschlandweit zusammenarbeiten. Ziel des Netzwerks ist es, die Behandlung und Versorgung von Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland und Europa durch koordinierte Forschung zu verbessern. Dazu führt das Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. wissenschaftsinitiierte klinische Studien (investigator initiated trials = IIT) und Register auf nationaler und internationaler Ebene durch. Der Verein ist aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetz Vorhofflimmern hervorgegangen. Seit Januar 2015 werden einzelne Projekte und Infrastrukturen des AFNET vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gefördert.
http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de

Weitere Informationen:
http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de – Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V.
http://clinicaltrials.gov/show/NCT00098137 – ANTIPAF – AFNET 2 Studie
http://clinicaltrials.gov/show/NCT00215774 – Flec-SL – AFNET 3 Studie

Quelle: idw

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Belastung durch Nährstoffeinträge im Vergleich: Der indische Fluss Pamba und die Weser

Dr. Susanne Eickhoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT)

Die Meeresverschmutzung durch Düngemittel nimmt rasant zu. Seit den 70er Jahren haben sich die weltweiten Flusseinträge von Stickstoff und Phosphor in die Ozeane verdreifacht und führen in vielen Küstenregionen zu exzessiven Algenblüten, die wertvolle Ökosysteme wie Korallenriffe gefährden. Ein Team des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenökologie (ZMT) hat nun Messungen in einem stark bevölkerten Flussgebiet in Indien vorgenommen. Zur intensiven landwirtschaftlichen Nutzung des Hinterlandes kommt dort noch ein weiterer Verursacher von Wasserverschmutzung hinzu: das Sabarimala-Heiligtum, eine der größten Pilgerstätten der Welt. Die Forscher machten eine überraschende Entdeckung – der Fluss Pamba im südindischen Staat Kerala ist weniger stark mit Nährstoffen belastet als beispielsweise die Weser.

Hohe Bevölkerungsdichte, ungeklärte Abwässer, Einsatz von Düngemitteln auf intensiv genutzter Ackerfläche: südostasiatische Flüsse gelten als stark belastet mit Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor. Insbesondere in den Monsunmonaten tragen sturzflutartige Regengüsse große Mengen an Verunreinigungen in die Flüsse ein. Daten zur Meeresverschmutzung durch Flusseinträge sind in Industrienationen ausreichend vorhanden, in Entwicklungs- und Schwellenländern jedoch noch rar.

In Kerala, einem südindischen Staat mit rund 33 Millionen Einwohnern, untersuchten der Biogeochemiker Dr. Tim Jennerjahn und seine Doktorandin Shilly Elizabeth David die Belastung des Flusses Pamba mit Stickstoff und Phosphor. Die Ergebnisse ihrer Studie sind kürzlich in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“ erschienen.

Der 176 km lange Pamba entspringt dem Gebirgszug der Westghats, durchzieht den Bundesstaat Kerala und verbreitert sich schließlich zu einem großen See, dem Vembanad, bevor er in das Arabische Meer mündet. Im Einzugsgebiet des Flusses leben im Schnitt 400 Menschen auf einem Quadratkilometer.

Die Forscher beprobten verschiedene Abschnitte des Flusses, die durch unterschiedlich genutzte Landschaften führten – durch Tee- und Kautschukplantagen, Siedlungen mit Gartenanbau, Reisplantagen und vorbei an der Pilgerstätte Sabarimala. Über 50 Millionen Hindus aus aller Welt suchen alljährlich das Heiligtum auf. Täglich steigen Pilgerscharen in die Fluten des Pamba, um sich von Sünden reinzuwaschen.

„Beim Tempel von Sabarimala fanden wir mit 3,1 kg pro Hektar und Jahr große Mengen an Ammoniumstickstoff im Fluss, der vor allem von menschlichen Ausscheidungen herrührt“, berichtet Tim Jennerjahn. „Auch die Menge an Phosphor aus Waschmitteln ist in der Nähe der Pilgerstätte hoch“. Mit bis zu 5,6 kg pro Hektar und Jahr war die Konzentration an Nitratstickstoff aus den Düngemitteln der Plantagen und Gärten in den entsprechenden Flussabschnitten ebenfalls beträchtlich.

„Zu unserer großen Überraschung sind diese Nährstoffmengen in einem so dicht besiedelten Gebiet jedoch eher gering im Vergleich zur Belastung eines deutschen Flusses wie zum Beispiel der Weser“, meint Tim Jennerjahn. „Niedersachsen hat ein Gülleproblem. Zu viel davon wird aus den Äckern in die Weser gewaschen.“

Während die Weser im Durchschnitt eine Stickstoffkonzentration von 12 kg pro Hektar und Jahr aufweist, enthält der Pamba durchschnittlich hingegen nur 3,5 kg. Im Mündungsgebiet des Pamba schließlich nehmen die Nährstoffkonzentrationen noch deutlich ab. Hier gedeihen Wasserhyazinthen im See Vembanad, die wie Klärwerke die Nährstoffe aus dem Flusswasser aufnehmen und in ihrem Stoffwechsel umsetzen.

„Unsere Studie zeigt, wie wichtig es ist, in dicht besiedelten tropischen Flusseinzugsgebieten detaillierte lokale Erhebungen durchzuführen, die unterschiedliche Arten der Landnutzung berücksichtigen“, betont Tim Jennerjahn. „Erst dann können einerseits globale Trends ermittelt und andererseits gezielt Maßnahmen für die Erhaltung gesunder Gewässer ergriffen werden.“

Publikation
David, S.E., Chattopadhyay, M., Chattopadhyay, S., Jennerjahn, T.C. (2015) Impact of human interventions on nutrient biogeochemistry in the Pamba River, Kerala, India. Science of The Total Environment 541, pp. 1420-1430.

Kontakt
Dr. Tim Jennerjahn
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie, Bremen
Tel: 0421 / 23800-44
Mail: tim.jennerjahn@zmt-bremen.de

Das LEIBNIZ-ZENTRUM FÜR MARINE TROPENÖKOLOGIE – ZMT in Bremen widmet sich in Forschung und Lehre dem besseren Verständnis tropischer Küstenökosysteme. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu ihrer Struktur und Funktion, ihren Ressourcen und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber menschlichen Eingriffen und natürlichen Veränderungen. Das ZMT führt seine Forschungsprojekte in enger Kooperation mit Partnern in den Tropen durch, wo es den Aufbau von Expertise und Infrastruktur auf dem Gebiet des nachhaltigen Küstenzonenmanagements unterstützt. Das ZMT ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

Quelle: idw

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Wie stark können Erdbeben an Verwerfungen werden?

Dipl.Met. Franz Ossing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Wenn zwei tektonische Platten aneinander vorbei gleiten, spricht man von einer Verwerfung, die bekanntesten Beispiele sind die kalifornische San Andreas-Verwerfung und die Nordanatolische Verwerfung in der Türkei. Die bei der Verschiebung der Platten entstehenden Erdbeben können Stärken bis zu Magnitude M 8 erreichen, treten zudem meistens in geringen Tiefen von weniger als 20 Kilometern auf und bedrohen so große Städte wie Istanbul oder San Francisco. Für die Risikoabschätzung und die Entwicklung vorbeugender Maßnahmen ist es daher wichtig, die maximale Magnitude der Erdbeben zu kennen, die hier auftreten können. Erschwerend kommt hinzu, dass es Messaufzeichnungen von Erdbeben erst seit rund 150 Jahren gibt, an vielen Verwerfungszonen der Erde aber die Wiederkehrperioden von sehr starken Erdbeben viel länger sind.
Ein Team von Wissenschaftlern des Deutschen GeoForschungsZentrums hat in Zusammenarbeit mit der Universität von Süd-Kalifornien nun eine globale Studie vorgestellt, auf deren Basis sich die größten zu erwartenden Erdbeben entlang solcher Verwerfungen besser abschätzen lassen. Sie untersuchten alle großen Transformstörungen der Erde und stellten dabei fest, dass die Länge der Erdbebenbruchzone für Starkbeben, und damit die Magnitude, mit der Gesamtlänge der Verwerfungen korreliert: je länger die Verwerfungszone insgesamt ist, desto länger sind die einzelnen Segmente der Verwerfung, die bei einem Starkbeben brechen.

Bei diesem Bruch auftretende Erdbeben weisen eine maximal zu erwartende Magnitude auf, die in 75% der Fälle mit dem im Laufe von Jahrmillionen akkumulierten Versatz an den betreffenden Verwerfungen zusammenhängt. Bei Oberflächenbewegungen von einigen Millimetern pro Jahr kommen da im Laufe von Jahrmillionen Gesamtverschiebungen an den Verwerfungen von einigen zehner Kilometern zusammen. Für Verwerfungen mit einer derart großen Gesamtverschiebung wird dann ein direkter Zusammenhang zur größten Erdbebenmagnitude beobachtet.

Die verbleibenden 25% der Erdbeben allerdings sind insgesamt stärker und entstehen ausschließlich entfernt von Plattengrenzen an Orten, wo die Verschiebungen weniger als fünf Millimeter pro Jahr betragen und der Gesamt-Versatz weniger als zehn Kilometer beträgt. „Wir erklären die größeren Magnituden dieser Beben damit, dass sich während des Bruches eine höhere Spannung entlädt. Es wird mehr Energie in der gleichen Zeit freigesetzt was zu größeren Magnituden führt“ erklärt GFZ-Wissenschaftlerin Patricia Martínez-Garzón, Leitautorin der Studie.
Die Arbeitsergebnisse der Geoforscher sind für Millionen von Menschen wichtig, die in der Nähe dieser Verwerfungen wohnen, denn Vorbeugemaßnahmen wie erdbebensicheres Bauen, Katastrophenschutz oder Frühwarnsysteme müssen so ausgelegt sein, dass sie die maximal zu erwartende Stärke eines Bebens zu Grunde legen.

Patricia Martínez-Garzón, Marco Bohnhoff, Yehuda Ben-Zion, Georg Dresen: „Scaling of maximum observed magnitudes with geometrical and stress properties of strike-slip faults“, Geophysical Research Letters, DOI: 10.1002/2015GL066478

Foto in druckfähiger Auflösung:
https://media.gfz-potsdam.de/gfz/wv/05_Medien_Kommunikation/Bildarchiv/_Einzelbi…

Bildunterschrift: Blick über die Bucht von San Francisco, die in unmittelbarer Nähe zur San Andreas-Verwerfung in Kalifornien liegt. (Foto: P. Martínez-Garzón, GFZ)

Quelle: idw

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Arbeiten 4.0: Neue Auswertung zeigt, wie Betriebsräte faire Regeln aushandeln

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Arbeitszeit, Recht auf Nichterreichbarkeit, Schutz vor Überwachung

Arbeiten 4.0: Neue Auswertung zeigt, wie Betriebsräte faire Regeln aushandeln

Der Einsatz moderner Technologien wird die Arbeit stark verändern. Umso wichtiger ist es, Arbeitnehmer und ihre Vertreter frühzeitig einzubeziehen. In manchen Unternehmen gibt es bereits Vereinbarungen zwischen Betriebsrat und Management, die zumindest Teilaspekte der digitalen Umwälzungen regeln. Betriebsräte sollten sich so früh wie möglich dafür einsetzen, den bevorstehenden Wandel zu gestalten. Zugleich müssen sie mit mehr Rechten ausgestattet werden. Das sind zentrale Ergebnisse einer neuen Untersuchung von Dr. Manuela Maschke und Nils Werner aus der Mitbestimmungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung.* „Faire, transparente Regeln sind nicht nur im Interesse der Beschäftigten“, betont Maschke. „Sie sind Voraussetzung für motivierte, selbstverantwortliche Arbeit, ohne die moderne Unternehmen gar nicht funktionieren können.“

Dem von Maschke geleiteten Archiv für Betriebsvereinbarungen liegen insgesamt rund 2.500 Abkommen vor, die auf sehr unterschiedliche Weise den Einsatz von Technik regeln, wie etwa die Nutzung mobiler Geräte, Social Media oder Datenschutz. Darüber hinaus betrifft die Digitalisierung Themen wie Arbeitszeit, Arbeitsprozesse, Gesundheitsschutz oder Weiterbildung. Auch dazu gibt es bereits praktische Erfahrungen. Anhand von Beispielen zeigen die Experten, welche Praktiken sich bewährt haben und wo noch Handlungsbedarf besteht. Immerhin, so zeigt die Auswertung, werden Betriebs- und Personalräte heute tendenziell früher beteiligt als noch vor zehn bis 15 Jahren.

Die neuen technischen Möglichkeiten erlauben auf der einen Seite mehr Freiheiten und Flexibilität, auf der anderen Seite verlangen sie dem einzelnen Beschäftigten mehr ab: „Arbeiten ist zu jeder Zeit und an allen Orten möglich, wachsende Leistungsverdichtung und ständige Erreichbarkeit erzeugen so viel Druck, dass individuell Grenzen kaum gesetzt werden können“, so die Autoren.

Dass Betriebsräte einiges erreichen können, zeigen aktuelle Fälle: Bei Volkswagen vereinbarte man, dass Server außerhalb der vertraglichen Arbeitszeit für tariflich Beschäftigte abgeschaltet werden. Daimler richtete einen elektronischen Abwesenheitsassistenten namens „Mail on Holiday“ ein, der alle E-Mails, die während des Urlaubs eingehen, automatisch löscht. Die Botschaft: Man muss nicht im Urlaub arbeiten.

Der Betriebsrat von BMW handelte eine Vereinbarung zur Gestaltung der mobilen Arbeit aus. Beschäftigte sollen danach die Vorteile flexibler Arbeitszeiten und -orte nutzen können, ohne dass darunter die Freizeit leidet. Dies wird unter anderem durch das Recht auf Nichterreichbarkeit gewährleistet. Auch bei Bosch beschloss man, dass Arbeitszeit und -ort eigenverantwortlich und aufgabenbezogen gewählt werden können. Bedingung ist, dass die Arbeitszeit aufgezeichnet und entsprechend vergütet wird. „Wenn die allgegenwärtige Erreichbarkeit eingehegt wird und über die vereinbarte Arbeitszeit hinausgehende Leistung auch bezahlt wird, dann wird der Nutzen des Arbeitens unabhängig von Zeit und Ort wachsen“, erklärt Maschke.

Bislang kaum geregelt ist, wer die Hoheit über die wachsenden Datenmengen hat und wie sich die Überwachung von Beschäftigten eindämmen lässt. So ist es beispielsweise technisch machbar, jederzeit zu kontrollieren, was die Beschäftigten tun und wo sie sich aufhalten. Alle Zugriffe über mobile Geräte können lückenlos aufgezeichnet werden. Je nach Freigabe kann der Arbeitgeber sogar bei Telefonaten mithören. Dies alles eröffnet völlig neue Möglichkeiten der Verhaltens- und Leistungskontrolle – die sich jedoch durch neue Betriebsvereinbarungen eingrenzen lassen. Einige bereits bestehende Vereinbarungen listen zulässige Auswertungen von Daten in allgemeiner Form auf. Jegliche darüber hinausgehende Nutzung ist dann verboten, auch die Weiterverarbeitung durch externe Dienstleister. „Wenn Betriebsrat und Datenschutzbeauftragte bei der Umsetzung von Beginn an mit am Tisch sitzen, dann können viele Widerstände bei der Einführung neuer Technologien von vornherein vermieden werden“, so Maschke.

„Heute ist noch offen, welche theoretisch denkbaren, politisch diskutierten und prognostizierbaren Szenarien tatsächlich Realität werden“, schreiben die Experten. Ob viele oder wenige Menschen von Digitalisierung profitieren, hänge davon ab, wie Sozialpartner und politisch Verantwortliche sich für Mitbestimmungsrechte stark machen. Mehr Rechte für Betriebsräte seien ein Gebot der Stunde, wenn die Vorteile neuer Technologien im Interesse aller genutzt werden sollen. Betriebsräte und Gewerkschaften müssten von Beginn an einbezogen werden. Dabei gehe es nicht darum, technische Neuerungen zu verhindern, sondern diese so zu gestalten, dass Beschäftigte keine Nachteile befürchten müssen und die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt.

*Manuela Maschke, Nils Werner: Arbeiten 4.0 – Diskurs und Praxis in Betriebsvereinbarungen, Mitbestimmungsförderung in der Hans-Böckler-Stiftung, Report Nr. 14, Oktober 2015. Download: http://www.boeckler.de/pdf/p_mbf_report_2015_14.pdf

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Manuela Maschke
Leiterin Archiv betriebliche Vereinbarungen
Tel.: 0211-7778-224
E-Mail: Manuela-Maschke@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=62641&chunk=1
Infografik zum Download im neuen Böckler Impuls 19/2015

Quelle: idw

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Arbeit im Freien: Wie schützt man sich richtig vor der Sonne?

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Die Studie „Schutzkomponenten bei solarer UV-Exposition“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersuchte die Effektivität, Praktikabilität und Akzeptanz von Schutzmaßnahmen insbesondere von Textilien. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass angemessener Sonnenschutz weder teuer noch aufwändig ist.

Dortmund – Im kalten, dunklen Winter sehnt sich so mancher nach Sommer und Sonne. Um einen ausreichenden Sonnenschutz machen sich hingegen weit weniger Gedanken. Dabei arbeiten 2,5 Millionen Menschen in Deutschland im Freien, zum Beispiel im Hoch- und Tiefbau. Seit Januar 2015 wird für diese Beschäftigten eine Hautkrebsart durch Sonnenstrahlung in der Berufskrankheiten-Liste (BK 5103) aufgeführt. Diese neue Berufskrankheit hat die Notwendigkeit von effektiven Präventionsmaßnahmen in den Blickpunkt gerückt. Doch trotz der Gesundheitsgefahren, die von UV-Strahlung ausgehen, schützen sich viele Menschen weder bei der Arbeit noch in der Freizeit ausreichend vor der Sonne. Dabei ist angemessener Sonnenschutz weder teuer noch aufwändig. Das ergab die Studie „Schutzkomponenten bei solarer UV-Exposition“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Die BAuA untersuchte die Effektivität, Praktikabilität und Akzeptanz von Schutzmaßnahmen insbesondere von Textilien. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass es in unseren Breitengraden keiner speziellen UV-Schutzkleidung bedarf, sondern herkömmliche Kleidung vollkommen ausreicht.

Im Freien Beschäftigte sind durchschnittlich übers Jahr einer fünfmal höheren UV-Dosis ausgesetzt als Arbeitnehmer, die überwiegend in Innenräumen tätig sind. Auswertungen der Daten aus dem deutschen UV-Messnetz über einen Zeitraum von zehn Jahren zeigen, dass an rund drei Viertel der Tage zwischen März und September ein mittlerer UV-Index von drei vorliegt. An wenigen Tagen im Jahr sogar ein Wert von acht. Die Erhebung dieser Messdaten war die Grundlage für ein Schutzkonzept vor Sonnenstrahlung, das die Anforderungen an einzelne Schutzkomponenten beschreibt.

Bereits ein UV-Index von drei kann einen Sonnenbrand verursachen. Deshalb empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation entsprechende Schutzmaßnahmen. Dabei kann es sich sowohl um technische, organisatorische als auch persönliche Maßnahmen handeln. Starke Sonneneinstrahlung wie in der Mittagszeit sollte unbedingt gemieden werden. Gut geschützt ist aber nur, wer auch an persönliche Schutzmaßnahmen wie ausreichende Kleidung kombiniert mit Kopfbedeckung und Sonnenschutzbrille denkt.

In der Praxis werden Schutzmaßnahmen jedoch oft nur unzureichend getroffen. Befragungen von Arbeitgebern und Beschäftigten haben ergeben, dass ein deutlicher Informationsbedarf über die Wirksamkeit von Schutzkomponenten besteht. Der Bericht stellt heraus, dass die Qualität der Unterweisungen durch zielgruppenspezifisches Informations- und Schulungsmaterial verbessert werden kann. Dazu wurde für die betriebliche Praxis eine Handlungshilfe zum sicheren und gesundheitsgerechten Verhalten beim Arbeiten in der Sonne erstellt, die der Bericht enthält.

„Schutzkomponenten bei solarer UV-Exposition“; Peter Knuschke, Günter Ott, Andrea Bauer, Marco Janßen, Kristin Mersiowsky, Andrea Püschel, Henriette Rönsch; 1. Auflage; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2015; ISBN: 978-3-88261-154-0; 207 Seiten. Eine Version im PDF-Format gibt es im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/publikationen.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 600 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/6964350
Direkter Link zum BAuA-Bericht „Schutzkomponenten bei solarer UV-Exposition“

Quelle: idw

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„Feuer sucht Eis“: Freiwillige Feuerwehren für neuen Klimaschutz-Wettbewerb gesucht

Romy Klupsch Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Freiwillige Feuerwehren, Jugendfeuerwehren und Feuerwehrfördervereine können sich jetzt registrieren / Mitglieder der Feuerwehren sammeln ineffiziente Kühl- und Gefrierschränke ein / Bewerbung noch bis 31.01.2016 möglich

Zwei Kühlschränke im Single-Haushalt, eine fast leere Gefriertruhe im Keller: Laut Statistischem Bundesamt waren 2013 rund 22,5 Millionen deutsche Haushalte mit mehr als einem Kühl- und/oder Gefriergerät ausgestattet. Diese Zweitgeräte werden oft nicht benötigt und verbrauchen unnötig Strom – besonders, wenn es sich um ältere Geräte handelt. Ändern will das jetzt die Internetplattform für ökologische Spitzenprodukte EcoTopTen mit dem bundesweiten Wettbewerb „Feuer sucht Eis“ (http://www.feuer-sucht-eis.de/).

Die Idee: Mitglieder von freiwilligen Feuerwehren, Jugendfeuerwehren und Feuerwehrfördervereinen sammeln in enger Abstimmung mit dem zuständigen öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger ineffiziente Kühlgeräte in den Privathaushalten ihrer Gemeinden ein und entsorgen diese fachgerecht. Neben der Chance auf attraktive Preise zeigen die Feuerwehren mit ihrer Teilnahme am Wettbewerb auch Engagement für die Region. Die beiden Gruppen, die die meisten Zweitgeräte relativ zur Einwohnerzahl oder das älteste Kühlgerät sammeln, gewinnen.

Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative, umgesetzt wird es vom Öko-Institut und der gemeinnützigen co2online GmbH. Ab sofort können sich interessierte Feuerwehren auf http://www.feuer-sucht-eis.de/mitmachen für den Wettbewerb registrieren und ein Zeichen für den Klimaschutz setzen.

Geld sparen, CO2 vermeiden und Gemeinschaftsgefühl im Ort stärken
Verbraucher, die sich von ihrem veralteten Kühl- oder Gefrierschrank trennen, können viel sparen: „Wird ein 15 Jahre altes Gerät ersatzlos entsorgt, liegt das Einsparpotenzial bei rund 375 kWh pro Jahr. Wird der alte Stromfresser gegen ein effizientes Neugerät ersetzt, werden immerhin noch 210 kWh eingespart. Das sind zwischen 60 und 100 Euro im Jahr“, so Dr. Dietlinde Quack vom Öko-Institut.

Im Rahmen des Wettbewerbs sollen deutschlandweit mindestens 4.000 Geräte eingesammelt werden. Damit ließen sich über fünf Jahre insgesamt 9.000 Tonnen CO2 vermeiden. Neben der Umwelt profitieren auch die teilnehmenden Gemeinden von „Feuer sucht Eis“: „Mit unserer Aktion möchten wir die Menschen verbinden und zeigen, dass Klimaschutz in Gemeinschaft richtig Spaß machen kann“, erklärt Dr. Quack. Auf der Suche nach einem effizienten Neugerät werden Verbraucher nicht allein gelassen: EcoTopTen hat auf http://www.ecotopten.de/ eine praktische Einkaufshilfe für strom- und geldsparende Haushaltsgeräte zusammengestellt und erleichtert so die Kaufentscheidung. Mit der App ecoGator (http://www.ecogator.de/) ist klimafreundliches Shoppen auch mobil möglich.

Informationen zu Aktion und Wettbewerb auf der Website „Feuer sucht Eis“
http://www.feuer-sucht-eis.de/

Über EcoTopTen
EcoTopTen ist eine Internetplattform des Öko-Instituts, auf der Verbraucher und Beschaffer Empfehlungen für ökologische Spitzenprodukte in den zehn Produktclustern Beleuchtung, Wärme, Strom, große Haushaltsgeräte, kleine Haushaltsgeräte, Fernseher, Computer/Büro, Mobilität, Lebensmittel und Textilien finden. EcoTopTen wird für die nächsten drei Jahre im Rahmen des Projekts „Die Produktauszeichnung EcoTopTen – Schwerpunkt SEK Stromsparen“ von der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesumweltministeriums gefördert. Zusätzlich dazu wird EcoTopTen in diesem Zeitraum auch im Rahmen des Projekts „ToptenAct“ im EU Programm Horizon2020 gefördert.
http://www.ecotopten.de/ | https://twitter.com/ecotopten

Über das Öko-Institut
Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.
http://www.oeko.de/ | https://twitter.com/oekoinstitut

Über die Nationale Klimaschutzinitiative
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, mit denen Energie effizienter genutzt und Emissionen gemindert werden können. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.

Weiterführende Informationen zur Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums finden Sie unter: http://www.klimaschutz.de/

Ansprechpartnerin bei co2online:
Stephanie Schropp
Managerin Kampagnen
co2online gemeinnützige GmbH
Hochkirchstraße 9, 10829 Berlin
Tel.: +49 30 7809665-14
E-Mail: stephanie.schropp@co2online.de | http://www.co2online.de/

Ansprechpartnerin am Öko-Institut:
Dr. Dietlinde Quack
Senior Researcher im Institutsbereich
Produkte & Stoffströme und Leiterin EcoTopTen
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Tel.: +49 761 45295-248
E-Mail: d.quack@oeko.de

Quelle: idw

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Fußball: Drei-Punkte-Regel animiert nicht zu Sturmläufen – weltweit detaillierteste Studie

Juliane Albrecht Presse- und Informationsstelle
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Nicht unbedingt der Gewinn zählt für Fußballteams so sehr, dass sie bis zum Schluss aufs gegnerische Tor stürmen, sondern das deutlich defensivere „Hinten reinstellen“ ist wichtiger, um eine Niederlage zu vermeiden. Das belegt eine Studie, in der Wissenschaftler der Universität Münster die 1995/96 weltweit eingeführte so genannte Drei-Punkte-Regel mit der früheren Zwei-Punkte- Regel verglichen. Fazit: Die Zahl der Unentschieden nahm nicht in dem Maße ab, wie es sich die FIFA erhofft hatte.

Der Sieg ist für Fußballteams offenbar nicht so wichtig, dass sie bis zum Schluss aufs gegnerische Tor stürmen. Für sie steht vielmehr im Vordergrund, eine Niederlage zu vermeiden – enstprechend defensiv sind sie oft ausgerichtet. Das belegt eine aktuelle Studie, in der Wissenschaftler der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) die in der Saison 1995/96 weltweit eingeführte so genannte Drei-Punkte-Regel in 24 Ländern mit der früheren Zwei-Punkte-Regel verglichen haben. Fazit: Die Zahl der Unentschieden nahm nicht in dem Maße ab, wie es sich der Fußball-Weltverband FIFA erhofft hat.

Die Wissenschaftler veröffentlichten die Studie mit dem Titel „Why the Three-Point Rule Failed to Sufficiently Reduce the Number of Draws in Soccer“ jetzt im nordamerikanischen Fachmagazin „Journal of Sport and Exercise Psychology“.

„Der erhoffte Anreiz mit der Einführung der Drei-Punkte-Regel ist deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, die aus statistischer Sicht abgeleitet werden können“, betont Dennis Riedl. Der Doktorand des Sportpsychologen Prof. Dr. Bernd Strauß verfasste die Arbeit gemeinsam mit dem derzeitigen Dekan des Fachbereichs Chemie und Pharmazie, Prof. Dr. Andreas Heuer, einem passionierten Fußball-Statistiker. Die FIFA wollte mit der Vergabe von drei statt zwei Punkten für einen Sieg (ein Punkt wie bisher für ein Remis) eine offensivere Spielweise hervorrufen und die in den 1990er Jahren gestiegene Zahl an Unentschieden verringern. Nach Auswertung der Daten stellten die Wissenschaftler allerdings fest, dass sich die Zahl der Remis nicht wie erwartet verringert hat. „Das Vermeiden einer Niederlage hat immer noch höhere Priorität als der Wunsch
 zu gewinnen“, urteilt Bernd Strauß.

Die drei WWU-Forscher beziehen sich mit ihren Schlussfolgerungen besonders auf die sogenannte „Prospect-Theorie“, eine psychologische Theorie, für die Daniel Kahneman vor einigen Jahren den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten hat. Kahnemann stellte fest, dass für viele Menschen nicht das Gewinnen, sondern das Vermeiden von Verlusten die entscheidende Motivation darstellt.

Dank der Analyse konnten die WWU-Forscher ableiten, dass ein „4-1-0-Punktesystem“ (vier Punkte für einen Sieg, ein Punkt für ein Remis, kein Punkt bei einer Niederlage) notwendig wäre, damit Gewinnen attraktiver als das Nicht-Verlieren wird. „Erst damit würden psychologische Anreize zu einer übermäßigen Spielsicherung abgebaut“, meint Bernd Strauß.

In der jüngsten Studie analysierten die Wissenschaftler die Ergebnisse von Erstligaspielen aus 24 Ländern über jeweils 20 Saisons (zehn Jahre vor und zehn Jahre nach Einführung der 3-Punkte-Regel) – insgesamt sammelten sie die Daten aus 118.148 Spielen. Die drei Wissenschaftler stellten fest, dass die Unentschieden nach wie vor deutlich häufiger vorkommen als statistisch erwartet. Zwar war der Anteil der Unentschieden in Zeiten der 2-Punkte-Regel (29,7%) höher als in Zeiten der 3-Punkte-Regel (17,6%). Insofern habe die Einführung der 3-Punkte-Regel zwar weltweit – allerdings nicht in der deutschen Liga – zu einer gewissen Reduktion der Unentschieden geführt. „Dies reicht aber nicht aus, damit in der letzten Spielphase die Offensivbemühungen der Teams nicht nachlassen, wenn es Unentschieden steht“, betont Andreas Heuer.

Die Forscher untersuchten zudem früher nur kurzzeitig eingesetzte Varianten auf ihrer Wirksamkeit. Am besten funktionierte ein sehr eigenwilliges System, das in der bulgarischen Liga von 1984 bis 1987 versuchsweise galt. Dort gab es zwar auch die 2-1-0 Regel, aber mit der entscheidenden Ausnahme, wonach bei einem 0:0 kein Team einen Punkt erhielt. Die Folge: Es gab deutlich weniger 0:0-Spiele, und es fielen erheblich mehr Tore. Man führte dies damals allerdings nicht weiter, „wahrscheinlich, weil es ein zu unübersichtliches System war“, meint Dennis Riedl.

Originalquelle:
Riedl, D., Heuer, A. & Strauss, B. (2015). Why the Three-Point Rule Failed to Sufficiently Reduce the Number of Draws in Soccer: An Application of Prospect Theory. Journal of Sport and Exercise Psychology, 37, 316-326.
Weitere Informationen:

http://www.uni-muenster.de/forschungaz/person/6759 – Forschung A-Z / Prof. Dr. Bernd Strauss
http://www.uni-muenster.de/forschungaz/person/6376 – Forschung A-Z / Prof. Dr. Andreas Heuer

Anhang

Original der Studie
https://idw-online.de/de/attachment47176

Quelle: idw

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Lebensmitteleinzelhandel sieht im Bereich Nachhaltigkeit Nachholbedarf bei der Lebensmittelindustrie

Jan Vestweber Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Forscher der Universität Witten/Herdecke: „Nachhaltige Lebensmittelproduktion wird immer mehr zum strategischen Wettbewerbsvorteil“

Inwieweit beeinflussen Nachhaltigkeitsaspekte das unternehmerische Handeln der Konsumgüterbranche? Worin werden die größten Hürden bei der Umsetzung im Unternehmen gesehen? Wo die Perspektiven? Und wie groß schätzen Handel und Industrie das aktuelle Nachhaltigkeitsengagement ihrer Branche ein? Diese und weitere Fragen stellten das ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke und die Lebensmittel Zeitung an Unternehmensvertreter aus Handel und Konsumgüterindustrie. Insgesamt 347 Führungskräfte haben sich an der Umfrage beteiligt.

„Grundsätzlich unterstreichen die Ergebnisse die Einschätzung, dass das Thema Nachhaltigkeit in der Branche angekommen ist und sich immer stärker zum strategischen Wettbewerbsfaktor entwickelt“, erläutern die ZNU-Leiter Dr. Axel Kölle und Dr. Christian Geßner die Resultate der Umfrage. „Sowohl bei Händlern als auch bei Herstellern fließt der Nachhaltigkeitsgedanke verstärkt über das Unternehmensleitbild in die Firmen-DNA ein und führt zu einer zunehmenden Integration von Nachhaltigkeitsstrategien in die klassischen Geschäftsstrategien.“ So sehen beispielweise über 80 Prozent der Händler und Hersteller Nachhaltigkeit als Thema an, das wesentlich zur Zukunftssicherung des Unternehmens beiträgt. Die größten Chancen durch Nachhaltigkeit sehen beide Seiten im Anstoß von Innovationen auf Unternehmens- und Produktebene (Handel 62 Prozent, Hersteller 70 Prozent).

Jeweils drei Viertel der Hersteller und Händler sehen die Transparenz bei der Produktion und in der Lieferkette als wichtigstes Kriterium bei der Lieferantenauswahl des Handels. Einhaltung und Förderung von Sozialstandards in den Erzeuger- und Produktionsländern werden ebenfalls als wichtige Auswahlkriterien genannt.

Zur Bewertung, wie relevant das Thema Nachhaltigkeit auf beiden Seiten ist, haben Handel und Hersteller jedoch deutlich abweichende Meinungen. Während rund 60 Prozent der befragten Hersteller zu der Einschätzung kamen, dass das Thema sowohl im Handel als auch in der Industrie eher stark bis sehr stark ausgeprägt ist, schätzen die Vertreter des Handels die Situation deutlich anders ein. Hier herrschte die Meinung vor, dass Nachhaltigkeit auf Handelsebene deutlich ausgeprägter ist (57 Prozent) als bei der Konsumgüterindustrie (38 Prozent). „Offensichtlich besteht hier eine Diskrepanz in der Wahrnehmung“, sagt Projektleiterin Verena Diekmann. „Es wird deutlich, dass der Austausch zwischen Hersteller und Handel zum Thema Nachhaltigkeit verstärkt werden kann. Die Studie zeigt, dass die Hersteller den Händlern in der Umsetzung von Nachhaltigkeit eher auf Augenhöhe begegnen.“ Einig sind sich mehr als zwei Drittel der Händler und Hersteller hinsichtlich der Überzeugung, dass Konsumenten bevorzugt von Herstellern mit „nachhaltigem Image“ kaufen.

Die größten Hürden bei der Umsetzung von Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen sehen die Befragten in den hohen Umsetzungskosten (Hersteller 34 Prozent, Handel 28 Prozent), Schwierigkeiten bei der Wirksamkeitsmessung (Hersteller 31 Prozent, Handel 35 Prozent) und mangelndem Kundeninteresse (Hersteller 28 Prozent, Handel 32 Prozent).

„Der Begriff ‚Nachhaltigkeit‘ wird in jüngerer Zeit recht inflationär verwendet und läuft Gefahr, zu einem Modewort zu verkommen“, so Geßner und Kölle. „Umso wichtiger ist es, hier eine stichhaltige Definition zu liefern. Für uns bedeutet nachhaltiger Wirtschaften, auf Unternehmens- und auf Produktebene schrittweise mehr Verantwortung für Mensch und Natur zu übernehmen – vom Unternehmensstandort über die Wertschöpfungskette bis hin zur Gesellschaft. Hierbei gilt es, sowohl das globale Nord-Süd-Gefälle als auch die zukünftigen Generationen im Blick zu haben. Nachhaltiger Wirtschaften ist ein mittel- bis langfristiger Lernprozess, der einen offenen Dialog mit den Anspruchsgruppen des Unternehmens voraussetzt.“

Die aktuelle Studie zum kostenlosen Herunterladen finden Sie unten auf der Seite www.uni-wh.de/universitaet/presse/presse-details/artikel/lebensmitteleinzelhandel-sieht-im-bereich-nachhaltigkeit-nachholbedarf-bei-der-lebensmittelindustrie/

Weitere Informationen: www.uni-wh.de/znu
Kontakt: Alicia Seifer, 02302-926545, alicia.seifer@uni-wh.de

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.200 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
Das ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung ist ein anwendungsorientiertes Forschungsinstitut innerhalb der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. Als Nachhaltigkeitsinitiative von Wirtschaft und Wissenschaft arbeitet das ZNU in den Bereichen Forschung, Lehre, Weiterbildung, Konferenzen daran, Nachhaltigkeit für Führungskräfte von heute und morgen greifbar zu machen und für die Chancen Nachhaltiger Unternehmensführung zu begeistern.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Quelle: idw

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Deutsches Forschungsprojekt zur Auswirkung der Atlantikzirkulation auf Klima und Küstenschutz setzt

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

BMBF fördert Forschungsverbund RACE mit 4,4 Millionen Euro. Die Koordination liegt bei der Umweltphysikerin Professorin Monika Rhein von der Uni Bremen.

Der deutsche Forschungsverbund RACE „Regionale Atlantikzirkulation im Globalen Wandel“ erforscht seit 2012 die klimarelevanten Strömungen im Atlantik vom Arktischen Ozean bis in die Tropen. Im Fokus stehen dabei die möglichen Auswirkungen auf das atlantische Klimasystem, auf den europäischen Schelfbereich und auf den Küstenschutz in Deutschland. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen dabei auf eine Kombination aus effizienten Beobachtungen in Schlüsselregionen des Atlantiks und realitätsnaher Modellierung. Fünf große Klimaforschungsinstitute und das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie sind am Forschungsverbund beteiligt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Forschungsprojekt in den kommenden drei Jahren mit 4,4 Millionen Euro. Der Verbund wird ab Januar 2016 von Professorin Monika Rhein vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) und dem Institut für Umweltphysik (IUP) der Universität Bremen koordiniert.

In Westeuropa spielen Meeresströmungen und ihre Änderungen für das Klima eine große Rolle, da sie Wärme aus den Tropen nach Norden transportieren. Die bekannteste Strömung im Nordatlantik, der Golfstrom, gilt als Warmwasserheizung der mittleren und hohen Breiten des Nordatlantiks, und leistet einen signifikanten Beitrag zum milden Klima Nord- und Westeuropas. „Systematische lang anhaltende Zirkulationsänderungen im Atlantik können zu grundlegenden klimatischen Veränderungen in Deutschland und den angrenzenden Regionen führen mit Konsequenzen für die Umwelt und die Wirtschaft“, betont die Bremer Ozeanographin Monika Rhein.

Es wird erwartet, dass sich die Ozeanzirkulation in einer wärmeren Welt erheblich verändern wird. Die in RACE gewonnenen Erkenntnisse werden dazu beitragen, die Schwankungen in der Atlantikzirkulation und ihre Rolle im Klimasystem besser zu verstehen und vorhersagen zu können. Außerdem wird RACE zum sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) beitragen.

Schwankungen in der Atlantik-Zirkulation beeinflussen aber nicht nur das Klima, sondern auch die Erwärmung und den Meeresspiegelanstieg an den Küsten Westeuropas und haben somit Einfluss auf den Küstenschutz. Deshalb ist neben fünf Forschungsinstituten auch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Verbund beteiligt.

Die Partner in RACE
– AWI Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
– BSH Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, Hamburg
– CEN Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit, Universität Hamburg
– GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
– MPI-Max-Planck-Institut für Meteorologie Hamburg
– MARUM-IUP Zentrum für Marine Umweltwissenschaften – Institut für Umweltphysik, Universität Bremen

Weitere Informationen
Universität Bremen
IUP-MARUM
Prof. Dr. Monika Rhein
Tel: 0421-218-62160
E-Mail: mrhein@physik.uni-bremen.de

Quelle: idw

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Wassermangel kann sowohl Konflikte schüren als auch Frieden stiften

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Welche Rolle Wasserknappheit für die internationale Sicherheit spielt, hat das Team um Prof. Dr. Pierre Thielbörger vom Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Im Wissenschaftsmagazin RUBIN berichten die Forscher, dass Wassermangel sowohl Konflikte stiften als auch Friedensprozesse fördern kann. Sie erklären außerdem, warum sich der UN-Sicherheitsrat mit dem Thema befassen sollte.

Wasserkriege kamen in der Geschichte praktisch nie vor
In den Medien hört man immer wieder, dass die Kriege der Zukunft unter anderem um Wasser geführt werden. Wasserkriege im eigentlichen Sinne gibt es aber derzeit nicht; auch in der Geschichte kamen sie praktisch nie vor. Denn „Krieg“ ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für internationale bewaffnete Konflikte. Wenn zwei oder mehr Gruppen um Zugang zu Wasser kämpfen, geschieht das aber innerhalb der Grenzen eines Landes, also auf nationaler Ebene. Zu diesem Ergebnis kamen die Forscherinnen und Forscher im Projekt „Water Scarcity as Driver for Armed Conflict or Peaceful Cooperation?“, indem sie Ergebnisse aus verschiedenen Studien zusammentrugen und auswerteten.

Konflikte um Wasser finden derzeit nur auf nationaler Ebene statt
Der Klimawandel verschärft den Wassermangel an einigen Orten der Welt – laut Pierre Thielbörger ein Sicherheitsproblem, mit dem sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen befassen sollte. Er ist der einzige internationale Akteur, der Staaten durch rechtsverbindliche Resolutionen verpflichten kann. Allerdings ist der Sicherheitsrat nur zuständig, wenn der Weltfrieden bedroht ist; derzeit zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels aber in nationalen Konflikten. Mit seinem Team hat der RUB-Forscher eine Argumentation entwickelt, mit der sich juristisch rechtfertigen ließe, dass sich der Sicherheitsrat mit dem Klimawandel und insbesondere der daraus resultierenden Wasserknappheit befasst.

Lösung des Problems liegt ausschließlich auf internationaler Ebene
Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich zwar innerhalb von Staatsgrenzen, aber die Ursachen und die mögliche Lösung liegen auf der internationalen Ebene. „Kein Staat kann den Klimawandel allein bekämpfen“, erklärt Thielbörger. Für jedes einzelne Land ist es außerdem teuer und nachteilig, Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen, wenn andere Länder nichts tun. „Daher brauchen wir eine neue starke internationale Institution“, so der Jurist. „Solange wir die nicht haben, kann das nur der Sicherheitsrat sein.“

Wassermangel in der Nigerregion als Friedensvermittler
Wassermangel birgt aber nicht nur Konflikt-, sondern auch Friedenspotenzial, wie etwa die afrikanischen Anrainerstaaten am Niger zeigen. Dort regelt die Nigerbecken-Kommission eine gerechte Verteilung der knappen Ressourcen und bringt alle Akteure an einen Tisch – und wenn man schon einmal zusammensitzt, werden auch andere Probleme besprochen.

Ausführlicher Beitrag in RUBIN
Ein ausführlicher Beitrag inklusive Bildmaterial findet sich im Onlinemagazin RUBIN, dem Wissenschaftsmagazin der RUB: http://rubin.rub.de/de/wasserknappheit. Text und Bilder aus dem Downloadbereich dürfen unter Angabe des Copyrights für redaktionelle Zwecke frei verwendet werden. Sie möchten über neu erscheinende RUBIN-Beiträge auf dem Laufenden bleiben? Dann abonnieren Sie unseren Newsfeed unter http://rubin.rub.de/feed/rubin-de.rss.

Förderung
Die Europäische Kommission fördert das Projekt „Water Scarcity as Driver for Armed Conflict or Peaceful Cooperation?“.

Weitere Informationen
Prof. Dr. Pierre Thielbörger, Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum, Bochumer Fenster, Massenbergstraße 9 B, 44787 Bochum, Tel. 0234/32-27934, E-Mail: ifhv@rub.de

Angeklickt
Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht
http://www.ifhv.de

Quelle: idw

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Herbst-Stürme bringen erneut Salz in die Ostsee: Dritter Salzwassereinbruch in 1,5 Jahren

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Vom 14. bis 22. November strömten erneut große Mengen sauerstoffhaltigen Nordseewassers in die Ostsee. Ausgelöst wurde dieses Ereignis durch eine Abfolge von 12 Sturmtiefs, die seit Anfang November über den Ostseeraum hinwegzogen. Nach ersten Berechnungen passierte in der Haupteinstromphase ein Wasservolumen von etwa 76 km³ mit Salzgehalten zwischen 17-22 g/kg die flachen Schwellen der westlichen Ostsee. Aktuell sammelt es sich im Arkona Becken in 45-25 m Wassertiefe. Der Salztransport entspricht rund 1,4 Gigatonnen. Das Ereignis lässt sich als „Major Baltic Inflow“ mittlerer Intensität einordnen.

Nach dem Jahrhundertereignis vom Dezember 2014, das insgesamt 3,98 Gt Salz transportierte und zusammen mit drei kleineren Einstrompulsen im Winter-Frühjahr 2014 erstmalig seit 2003 das Tiefenwasser der zentralen Ostsee belüfteten, ist dies der dritte Salzwassereinbruch in Folge. Davor herrschten über zehn Jahre lang stagnierende Bedingungen im Tiefenwasser der zentralen Ostsee, gepaart mit Sauerstoffarmut und der Bildung von toxischem Schwefelwasserstoff.

Wieder waren es die automatischen Dauermessungen, die das IOW in Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie an der MARNET-Station Darsser Schwelle durchführt, die den Warnemünder Ozeanographen frühzeitig das beginnende Ereignis anzeigten. Dr. Michael Naumann, am IOW für die hydrophysikalischen Beobachtungen zuständig, hatte die Entwicklung dauernd im Blick: „Wir haben natürlich immer ein Auge auf den Witterungsbedingungen und den Meeresspiegel-änderungen. Zusammen mit den Daten des Umweltmessnetzes MARNET sind wir so bestens gerüstet, um auch rasche Mengen-Abschätzungen durchführen zu können.“ Wie sich dieser erneute Einstrom auf das Ökosystem der Ostsee auswirkt, wird Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.
Ergänzung vom 25.11.2015

Kontakt:
Dr. Michael Naumann, Sektion Physikalische Ozeanographie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 267
Dr. Günther Nausch, Sektion Meereschemie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 332
Dr. Barbara Hentzsch, Öffentlichkeitsarbeit, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 102

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 17.200 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 8.200 WissenschaftlerInnen, davon wiederum 3.300 NachwuchswissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,5 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Zahl der Fernpendler deutlich gestiegen, Arbeitswege werden länger

Christian Schlag Stab Direktor
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Immer mehr Beschäftige pendeln in die großen Städte in Deutschland. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die mehr als 150 Kilometer Arbeitsweg zurücklegen, ist zwischen 2003 und 2013 von 1 Million auf 1,2 Millionen Menschen gestiegen. In den sieben größten deutschen Städten Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt am Main, München, Stuttgart und Düsseldorf liegt der Anteil der Fernpendler zwischen fünf und zehn Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Die Wissenschaftler haben Daten zur Entwicklung der Pendeldistanzen der sozialversicherten Beschäftigten von 1999 bis 2013 auf Gemeindeebene ausgewertet. Danach stieg die durchschnittliche Länge der Arbeitswege von 14,6 Kilometer im Jahr 1999 auf 16,6 Kilometer im Jahr 2013. Besonders lang sind die Distanzen zu den Arbeitsmarktzentren in den dünn besiedelten Räumen abseits der Ballungsräume. In großen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns, Brandenburgs und Sachsen-Anhalts müssen Beschäftigte im Durchschnitt mehr als 30 Kilometer auf dem Weg zur Arbeit zurücklegen.

„Unsere Auswertungen zeigen, dass Wohnen und Arbeiten für immer mehr Menschen nicht mehr auf eine Gemeinde beziehungsweise das Umland beschränkt sind“, sagt BBSR-Direktor Harald Herrmann. „Flexibilisierung und Spezialisierung haben zur Folge, dass sich Arbeitsplätze für hochqualifizierte Beschäftigung immer stärker konzentrieren. Viele Beschäftigte sind bereit, für eine ihrer Qualifikation entsprechende Anstellung längere Distanzen in Kauf zu nehmen und nur über das Wochenende zuhause zu sein. Die Ballungsräume sind gut vernetzt. Das fördert die Mobilität auch über große Distanzen“, so Herrmann.

Der Anteil derjenigen Beschäftigten, die innerhalb einer Gemeinde pendeln, nahm von 46,5 Prozent im Jahr 1999 auf 41 Prozent im Jahr 2013 ab. In den letzten Jahren hat sich dieser Trend jedoch abgeschwächt. Einen Grund sehen die Wissenschaftler in der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Das Auto bleibt für viele Pendler das dominante Verkehrsmittel. 65 Prozent aller Pendler nutzen den PKW für den Weg zur Arbeit.

Die Analyse ist unter www.bbsr.bund.de abrufbar. Die Printversion ist kostenfrei beim BBSR erhältlich (gabriele.bohm@bbr.bund.de). Das BBSR veröffentlicht seine regional differenzierten verkehrsstatistischen Analysen in unregelmäßiger Folge unter dem Titel „Verkehrsbild Deutschland“. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen die Zusammenhänge von Raum- und Siedlungsstruktur einerseits und dem Verkehrsgeschehen andererseits.

BBSR-Analysen KOMPAKT 15/2015: Verkehrsbild Deutschland – Pendlerströme
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Service/Medien/2015/analysen_pendeln.pdf

Karte (reprofähig): Pendeldistanzen 2013
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Service/Medien/2015/pendeln_Karte.pdf

Kontakt
Christian Schlag
Stab Direktor
Tel. :+49 228 99401-1484
christian.schlag@bbr.bund.de

Thomas Pütz
Digitale Stadt, Risikovorsorge und Verkehr
Tel.: +49 228 99401-2300
thomas.puetz@bbr.bund.de

Folgen Sie dem BBSR auf Twitter: twitter.com/bbsr_bund

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

Quelle: idw

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Kinder: Bei Verdacht auf Legasthenie erst zum Augenarzt

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Nicht jede Leseschwäche bei Schulkindern ist zwangsläufig eine Lese- und Rechtschreibstörung (LRS), auch Legasthenie genannt. Oft liegt es an den Augen und eine Brille kann die Fehlsichtigkeit ausgleichen. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät deshalb bei Verdacht auf eine LRS zu einer augenärztlichen Untersuchung. Auch bei einer bestehenden Legasthenie kann eine Sehstörung die Symptome zusätzlich verstärken. Empfehlungen für die Diagnostik und Behandlung einer LRS gibt eine Leitlinie, an der die DOG mitgewirkt hat.

„Beim Verdacht auf eine Lese- und Rechtschreibstörung sollte immer ein Augenarzt untersuchen, ob die Augen die Ursache dafür sind“, betont Professor Dr. med. Susanne Trauzettel-Klosinski von der Universitäts-Augenklinik Tübingen, die für die DOG an der Leitlinie mitgearbeitet hat. Schon einfache Tests zeigen, ob eine Sehschwäche der Grund für die vielen Rechtschreibfehler im Diktat ist: Liegt der Fehler beim Sehen, verbessert sich die Lesefähigkeit mit Hilfe geeigneter Sehhilfen sofort deutlich, weiß die Expertin. „Scharfes Sehen ist eine wichtige Voraussetzung, um Lesen und Schreiben zu lernen“, erklärt die Leiterin der Forschungseinheit für Visuelle Rehabilitation. So können Weitsichtigkeit, schielende Augen oder eine verminderte Naheinstellung der Augenlinse dazu führen, dass Buchstaben und Wörter nicht scharf auf der Netzhaut abgebildet werden. Oft reicht dann schon eine Brille, um die Lesefähigkeit deutlich zu verbessern. Aber auch Kinder mit einer bestehenden LRS sollten regelmäßig ihre Augen untersuchen lassen. Denn schlechtes Sehen kann diese verstärken.

Zwei bis vier Prozent der deutschen Schulkinder leiden an einer schweren Lese- und Rechtschreibstörung. Trotz durchschnittlicher Intelligenz geraten sie im Vergleich zu ihren Klassenkameraden in Rückstand beim Lesen und Schreiben. Die Ursachen dafür sind nicht endgültig geklärt. Studien weisen aber auf eine fehlerhafte Verarbeitung von sprachlichen Informationen im Gehirn hin. Den Kindern fällt es zum Beispiel schwer, die Buchstaben beim Lesen in Laute umzuwandeln. Die Behandlungsempfehlung der Leitlinie lautet darum auch, diesen Umwandlungsvorgang mit den Betroffenen zu üben – zum Beispiel durch gemeinsames Vorlesen. Hinzu kommen Rechtschreibtrainings und eventuell Übungen zum Textverständnis. Therapieansätze mit Medikamenten, Prismengläsern oder Brillen mit Farbfiltern dagegen sind nicht wissenschaftlich untersucht und können den Betroffenen sogar schaden.

Das Wichtigste sei, die LRS frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, so Trauzettel-Klosinski. „Je früher die Betroffenen gezielte Förderung erhalten, desto mehr Chancen haben sie, ihre Defizite aufzuarbeiten“, betont die Expertin. Unbehandelt manifestiert sich die Legasthenie als dauerhafte Störung, die sowohl die schulische und berufliche Laufbahn als auch das persönliche Wohlbefinden stark einschränkt.

Literatur:
Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörungen, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e. V. (DGKJP)
Zur Leitlinie: http://www.kjp.med.uni-muenchen.de/forschung/leitl_lrs.php

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Medizin aus dem Meer

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Man sieht, spürt, riecht sie nicht. Und doch sind in jedem Tropfen Meerwasser Millionen von ihnen enthalten. Ein von der EU finanziertes Projekt erforscht die Vielfalt der Mikroorganismen – und ihre Eignung zur Gewinnung neuer Wirkstoffe. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor.

Gut 2000 Röhrchen, jedes kaum größer als ein Finger, gefüllt mit prallem maritimen Leben. Gesammelt weltweit zur Sommersonnenwende am 21. Juni 2014 und 2015, nach einheitlichen Standards in den Küstengewässern dieser Welt, vom Nordpolarmeer bis hin zu tropischen Regionen. Geschickt per Post nach Bremen. Was genau ist da drin? Wie wird es von der Umwelt beeinflusst? Und: Wie lässt es sich nutzen?

Der „Ocean Sampling Day“ war zentraler Bestandteil des von der EU geförderten Projekts „Micro B3″ (Mikrobielle Diversität, Bioinformatik und Biotechnologie). 2014 strömten erstmals weltweit Wissenschafter aus, um Wasserproben zu nehmen. In diesem Jahr stießen „Bürgerwissenschaftler“ hinzu, um sich an der Probennahme zu beteiligen. So entstand ein einmaliger, globaler Schnappschuss der mikrobiologischen Diversität.

„Erstmals erfassen wir in diesem Projekt mit molekularen Techniken die genetische Vielfalt der marinen Mikroorganismen weltweit und untersuchen, wie sich die biologische Diversität verändert“, sagt Projekt-Koordinator Prof. Frank Oliver Glöckner von der Jacobs University und dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen. Insbesondere der Einfluss des Menschen auf die Kleinstlebewesen, die Entwicklung von Resistenzen gegenüber Antibiotika, die etwa über die Landwirtschaft ins Meer gelangen, interessiert die Wissenschaftler. Aber auch ihre kommerzielle Verwertbarkeit ist für die 32 Partner aus 14 europäischen Ländern von Belang.

Mikroorganismen sind ein zentraler Bestandteil der marinen Nahrungskette. Sie bauen totes biologisches Material ab und führen es dem Nährstoffkreislauf wieder zu. Sie produzieren Biomasse, Sauerstoff und vertilgen Kohlendioxid. Ist das Meer aus dem Tritt, dann auch deshalb, weil die kleinsten Meeresbewohner beeinträchtigt sind.

Die Kleinstlebewesen sind aber auch Träger von genetischen Informationen, die für industrielle Zwecke genutzt werden können. „Das Meer ist das größte Ökosystem der Erde“, sagt Prof. Glöckner. „Von der Wasseroberfläche bis hin zur Tiefesee umfasst es eine riesige Bandbreite von teils extremen Lebensformen, die sich an die unterschiedlichsten Habitate angepasst haben. Von dem dort vorhandenen genetischen Material kennen wir nur einen Bruchteil.“

Schon heute stammen viele Enzyme aus dem Meer und extremen Habitaten. So zum Beispiel die lukrative „Taq-Polymerase“, die im Labor zur Vervielfältigung von DNA eingesetzt wird und aus einem Bakterium gewonnen wurde, das in den heißen Quellen des Yellowstone Parks lebt. Oder das Medikament „Zovirax“, eine Lippenherpescreme. Insbesondere die Waschmittelindustrie ist an Enzymen interessiert, die Verunreinigungen, wie zum Beispiel Eiweiß, bei niedrigen Waschtemperaturen abbauen können. Mehr als 18.000 Naturstoffe und 4900 Patente sind nach Angaben von Prof. Glöckner bereits aus marinen Organismen entstanden.

Mindestens zwei weitere Patente kommen durch Micro B3 hinzu. Zum einen geht es um ein Enzym, das den Phosphatausstoß in der Tierhaltung reduzieren soll. Und zum zweiten um ein neues Antibiotikum, das zunächst in der Fischzucht eingesetzt werden soll, womöglich aber auch für medizinische Anwendungen geeignet ist.

Noch ist die Auswertung der Proben in vollem Gange. Als erste „Hotspots“ für den sichtbaren Einfluss des Menschen, angezeigt durch ein erhöhtes Vorkommen von Antibiotikaresistenzen, haben sich die Azoren, der Golf von Mexiko bei New Orleans sowie die Küste vor Montevideo erwiesen. „Warum das so ist, wissen wir noch nicht. Wir sind erst am Anfang, die Rolle der Mikroorganismen zu verstehen“, sagt Prof. Glöckner. Ende des Jahres läuft Micro B3 aus. Der Bioinformatiker und Molekularbiologe versucht mit seinen Kollegen derzeit, Gelder einzusammeln. „Das Interesse der Forscher und Bürger an einer Fortsetzung des Ocean Sampling Days“, sagt Glöckner, „ist ungebrochen.“

Weitere Informationen unter:
http://www.microb3.eu

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Frank Oliver Glöckner | Professor für Bioinformatik und Micro B3 Koordinator
f.gloeckner@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 3167

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Kontakt:
Kristina Logemann | Brand Management, Marketing & Communications
k.logemann@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 4454

Quelle: idw

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Gluten oder nicht Gluten? Überempfindlichkeit auf Weizen kann unterschiedliche Ursachen haben

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Viele Menschen klagen über eine Unverträglichkeit auf Getreideprodukte. Doch nicht immer verbirgt sich dahinter eine Gluten-Intoleranz, und nicht jede vermeintliche Gluten-Intoleranz ist auf Gluten zurückzuführen.

Warum immer mehr Menschen nach dem Verzehr von Getreideprodukten über Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung klagen, ist nicht genau bekannt. „Als mögliche Ursache wird zum einen die Hochzüchtung der modernen Getreidesorten diskutiert, die mit einem erhöhten Gehalt von Gluten und anderen Substanzen verbunden ist“, berichtet Professor Dr. med. Yurdagül Zopf, eine Expertin für klinische und experimentelle Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Erlangen. Aber auch das zunehmende öffentliche Interesse an einer Gluten-freien Ernährung dürfte die Aufmerksamkeit auf eine Erkrankung gelenkt haben, die medizinisch nur schwer fassbar ist.

Die Symptome ähneln sehr denen einer Zöliakie oder einer Weizenallergie, den beiden anderen Formen einer Getreideunverträglichkeit. Anders als bei der Zöliakie, die oft im Kindesalter beginnt, finden die Ärzte bei Menschen mit NZNWWS bei einer Darmspiegelung keine Veränderungen der Dünndarmschleimhaut. Und die Antikörper im Blut, die auf eine Weizenallergie hinweisen, fehlen ebenfalls. Der einzige diagnostische Hinweis sind die Beschwerden, die innerhalb von wenigen Stunden nach dem Verzehr von Gluten-haltigen Lebensmitteln auftreten und sich unter Einhalten einer glutenfreien Diät innerhalb weniger Tage und Wochen wieder bessern. „Eine Zöliakie entwickelt sich dagegen meistens langsam“, erläutert Professor Zopf: „Zur Besserung kommt es erst, wenn sich die Darmschleimhaut erholt hat.“

Dass tatsächlich das Klebereiweiß Gluten der alleinige Auslöser ist, wird laut Professor Zopf von der Wissenschaft zunehmend bezweifelt. „Weizenmehl enthält noch andere Bestandteile, die bei empfindlichen Menschen Beschwerden verursachen können“, sagt die Expertin. Zu den verdächtigen Substanzen zählen Amylase-Trypsin-Inhibitoren. „Diese Proteine, mit denen Pflanzen Schädlinge abwehren, kommen vor allem in den modernen und hochgezüchteten Getreidesorten vor“, sagt Professor Zopf. Der menschliche Darm könne Amylase-Trypsin-Inhibitoren nicht abbauen. Bei einem Kontakt mit der Schleimhaut komme es kurzfristig zur Aktivierung des Immunsystems.

Weizenmehle enthalten auch eine Reihe von Kohlenhydraten, die als FODMAP – „fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole“ – zusammengefasst werden. „FODMAPs werden vom Darm nicht resorbiert. Beim Fermentieren entstehen Gase und die Bindung von Wasser kann eine abführende Wirkung haben“, erläutert Professor Zopf: „Dies erklärt plausibel die von den Patienten beschriebenen Blähungen und Durchfälle.“

Da die Forschung nicht sicher ist, welche Bestandteile des Mehls für die Überempfindlichkeit verantwortlich sind, wird der Begriff Gluten-Intoleranz gemieden. Deshalb die Bezeichnung: „Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität“ oder NZNWWS. Professor Zopf äußert dazu: „Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass andere Ursachen wie Zöliakie oder Weizenallergie erst ausgeschlossen werden müssen, bevor die Diagnose gestellt werden kann.“ Eine Therapie haben die Mediziner noch nicht gefunden. Für viele Betroffene ist die Vermeidung von Gluten-haltigem Mehl die einzige Möglichkeit, sich zu schützen.

Quelle: idw

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Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende: Die Informations- und Kommunikationstechnologien

Mareike von Frieling Pressearbeit
Münchner Kreis

Die Energiewende führt zu einem dezentralen Energiesystem, das auf einer – im Vergleich zu unserem heutigen Energiesystem – deutlich größeren Anzahl von jedoch weniger steuerbaren Erzeugungseinheiten basiert. Zur Erreichung eines nachhaltigen, sicheren und wirtschaftlichen Energiesystems und für den intelligenten Umgang mit der zunehmenden Komplexität ist der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in großem Ausmaß erforderlich. Darüber waren sich die Teilnehmer des vom MÜNCHNER KREIS veranstalteten Berliner Gesprächs „Wichtige Schritte auf dem Weg zur erfolgreichen Energiewende“ am 14. Oktober in den EIT ICT Labs einig.

Nun ist es an der Politik, einen koordinierten Masterplan zur Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen zu erarbeiten, damit eine sichere Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien erreicht werden kann. Dieser Masterplan sollte den steigenden Bedarf der IKT abbilden und alle wichtigen Akteure in einem partizipativen Prozess einbinden.

Dr. Christoph Reichle vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie machte in seiner Auftaktrede deutlich, dass nicht nur Deutschland mitten in der Energiewende steckt, sondern weltweit 164 Länder die Ziele und Politik der erneuerbaren Energien verfolgen. Als Besonderheiten der deutschen Energiewende identifizierte er sowohl die schnellen Zuwachsraten bei den erneuerbaren Energien, die Deutschland in das Energiesystem integrieren muss, als auch den stetig sinkenden Energieverbrauch. Die Herausforderung besteht seiner Meinung nach darin, die verschiedenen Handlungsfelder der Energiewende (u.a. Übertragungsnetze, Verteilnetze, Ausbau der erneuerbaren Energien sowie Digitalisierung), die bisher nebeneinander verliefen, zu verknüpfen. Den Kern der Energiewende bildet der Netzausbau, der aber gleichzeitig aufgrund mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz auch deren Achillesferse ist. Hier müssen die Verbraucher frühzeitig einbezogen werden.

Höhere Komplexität als das Internet
Bereits heute speisen über 1,5 Millionen Erzeugungseinheiten in unser Energiesystem ein, Tendenz steigend. Die Versorgungssicherheit in einem solch komplexen System kann nur durch verlässliche IKT stabilisiert und letztlich garantiert werden. „Die Komplexität unseres zukünftigen Energiemanagementsystems wird höher sein als die des Internets“, sagte Prof. Dr. Dieter Rombach, Technische Universität Kaiserslautern und Fraunhofer IESE. „Heute können wir ein solch komplexes Energiemanagementsystem nicht verlässlich bauen. Die Energiewende zwingt uns aber dazu dieses bisher komplexeste Artefakt der Menschheit zu entwickeln.“ Unternehmen bieten heute zwar Einzellösungen; für eine zuverlässige Energieversorgung sind aber integrierte Lösungen mit klaren Schnittstellen notwendig, auch auf europäischer Ebene. Für eine intelligente Steuerung der Energieversorgung ist das Thema Big Data unerlässlich. Rombach wies darauf hin, dass ein Kompromiss zwischen Datenschutz und den Chancen für neue Geschäftsmodelle, die auf der Sammlung von Daten basieren, gefunden werden muss, um die Akzeptanz in der Gesellschaft sicherzustellen. Transparenz spielt dabei eine wichtige Rolle, denn die Gesellschaft steht der Erfassung von Daten grundsätzlich skeptisch gegenüber. Die IKT muss künftig auf Augenhöhe mit der Energiebranche stehen. Doch Rombach sieht auch die Energieversorger in der Pflicht: „Sie sollten sich Gedanken über ihre Zukunft machen und neue Geschäftsmodelle im Dienstleistungsbereich hervorbringen, wenn sie dieses Feld nicht den Googles dieser Welt überlassen wollen.“

Dr. Benedikt Römer, Siemens AG und MÜNCHNER KREIS, sieht in der Energiewende eine große Chance für die deutsche Volkswirtschaft, denn neue Geschäftsmodelle und neue Lösungen schaffen Wert und Arbeitsplätze. „Durch die Förderungen von Innovationen im Bereich intelligenter Energie kann sich Deutschland als Vorreiter etablieren, die Modernisierung des Energiesystems in Europa vorantreiben und weltweit neue Produkte und Lösungen vermarkten“, so Römer. Wichtig ist in der Umsetzung ein zielgerichteter Einsatz von Technologie- und Prozessinnovationen. Best Practice Beispiele und gut geplante Transformationsprojekte können hierbei wichtige Unterstützung leisten, um aus den vielfältigen Informations- und Kommunikationstechnologien die richtigen auszuwählen und möglichst wertschaffend zu nutzen.

Deutschland droht Anschluss zu verlieren
Ein völliges Umdenken forderte Johannes Kempmann, Präsident des Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V (BDEW). „Mit Blick auf die zunehmende Volatilität der Einspeisung und anstehende Dekarbonisierung in den kommenden Jahrzehnten brauchen wir dringend eine ganzheitliche Vernetzung der Energiewende und müssen die Bundesländer dazu bringen, an einem Strang zu ziehen. Momentan haben wir in Deutschland gleichzeitig 16 Energiewenden, Abstimmung sucht man vergebens. Und auch im Bereich Innovationen gibt es viel Luft nach oben: Die Investitionen in Forschung und Entwicklung, zum Beispiel im Bereich Energiespeicher, sind zu gering. Länder wie Frankreich und Spanien sind uns hier weit voraus, Deutschland droht den Anschluss zu verlieren“, so Kempmann.

Dr. Hermann Falk, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband Erneuerbare Energien e.V (BEE), wies in seinem anschließenden Impulsvortrag darauf hin, dass bei allen Forderungen nach Innovationen nicht das Spannungsverhältnis zwischen neuen innovativen Geschäftsmodellen und dem Bedürfnis der Menschen nach Datensicherheit und Datenschutz außer Acht gelassen werden darf. Für Barbie Kornelia Haller von der Bundesnetzagentur ist der Netzausbau der Flaschenhals der Energiewende, der zusätzliche Investitionen erfordert. Einsparpotentiale in diesem Bereich können mithilfe der Digitalisierung realisiert werden. Die IKT-Wirtschaft sieht sie insbesondere im Bereich der intelligenten Messtechnik in der Pflicht (Stichwort: Smart Meter) und fordert die Belohnung innovativer Technologieentwicklung.

Synergien zwischen Forschungsbereichen bleiben oft ungenutzt
In der abschließenden Paneldiskussion wurde deutlich, dass in der Forschung und Entwicklung die drängendsten Energiefragen in den unterschiedlichen Bereichen (Smart Cities, Smart Grid etc.) separat angegangen werden – ein „waste of energy“. Die Diskussionen finden vertikal, in abgetrennten Forschungsgebieten statt. Wertvolle Synergien bleiben bisher ungenutzt. Es sollte über Domänengrenzen hinweg die horizontale Zusammenarbeit verstärkt und gefördert werden. Die Energiewende als Generationenprojekt war ein weiteres Thema, das aufgeworfen wurde. Hier lautet die Devise: Konsequenz. Wir müssen beispielsweise an der Offshore Windenergie festhalten, auch wenn sie augenblicklich ein Kostentreiber ist. Eine Verlagerung der Kosten auf die nachfolgenden Generationen kann nicht der richtige Weg sein. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass über die Durchführung praktischer Projekte gezeigt werden muss, wie die Energiewende funktionieren kann, und diese Projekte ebenfalls einen enormen Beitrag zur gesellschaftlichen Akzeptanz leisten.

Übergabe des Positionspapiers an Bundesminister Gabriel
Am Donnerstag, den 23. Oktober übergab Prof. Dr. Dieter Rombach, Leiter des Arbeitskreis Energie des MÜNCHNER KREIS, dem Bundesminister für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel bei einem Treffen am Fraunhofer IESE in Kaiserslautern das Positionspapier „50 Empfehlungen für eine erfolgreiche Energiewende“.

Der MÜNCHNER KREIS wird als unabhängige Plattform zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Diskussion mit allen Stakeholdern fortsetzen und so den Prozess der Energiewende konstruktiv begleiten und zu Entscheidungsfindungen beitragen.

Weitere Informationen:

http://www.muenchner-kreis.de
http://www.muenchner-kreis.de/download/Empfehlungen_fuer_eine_erfolgreiche_Energ…

Anhang

Pressemitteilung Berliner Gespräch Energiewende
https://idw-online.de/de/attachment45778

Quelle: idw

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Klimawandel verändert europäische Vogelwelt

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Wissenschaftler des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) haben gemeinsam mit internationalen Kollegen die Veränderungen der europäischen Vogelwelt im Zuge des Klimawandels untersucht. Das Team definiert einige Gewinner, aber auch zahlreiche Arten, die von den Folgen des Klimawandels bedroht sind. Grundlage der Studie waren Beobachtungen von über 50.000 Bürgerwissenschaftlern in einem Zeitraum von 18 Jahren. Die Studie ist kürzlich im renommierten Fachjournal „Global Change Biology“ erschienen.

Den Birkenzeisig (Carduelis flammea) erkennt man leicht an seinem charakteristischen roten Fleck oberhalb des Schnabels – antreffen kann man den kleinen Vogel in Island, Skandinavien, Irland, Schottland und im Alpenraum. Im Winter kommen die Zeisige aus dem Norden nach Mittel- und Osteuropa. „Wie lange der Birkenzeisig noch zu uns kommt, wissen wir nicht“, sagt Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrums und fährt fort: „Wir haben herausgefunden, dass diese kleinen Vögel es bedingt durch den Klimawandel zukünftig schwerer haben werden.“

Böhning-Gaese ist Zweitautorin einer unter der Leitung des dänischen „Center for Macroecology, Evolution and Climate“ entstandenen Studie zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die europäische Vogelwelt. In dieser konnte das internationale Team Gewinner und Verlierer des Klimawandels definieren: Wärmere Winter wirken sich beispielsweise positiv auf so genannte „Standvögel“ wie Gartenbaumläufer oder Türkentauben aus; von längeren Frühjahren und damit auch Brutzeiten profitieren Kurzstrecken-Zieher, wie der Stieglitz oder die Heidelerche.

„Überwiegend wird sich der Klimawandel aber wohl negativ auf die europäische Vogelwelt auswirken“, erläutert Böhning-Gaese. Vor allem Vögel mit Verbreitungen in kälteren Regionen wie der Haussperling, die Raben- und Nebelkrähe, der Wiesenpieper und verschiedene Zeisigarten sind bedroht. Erschwerend kommt die Intensivierung der Landwirtschaft in vielen europäischen Ländern hinzu – besonders für Zugvögel, die zum Teil zwei Kontinente durchqueren, fehlen zunehmend Orte, an denen sie rasten können.
„Die ‚Langstreckenzieher‘ sind überhaupt eine spannende Gruppe“, fügt die Frankfurter Biologin hinzu. Langstreckenzieher, die spät im Jahr in Europa ankommen – wie der Steinschmätzer oder der Gartenrotschwanz – profitieren nämlich von den wärmeren Jahreszeiten. Sie sind aber gleichzeitig auch vom Klimawandel in Afrika betroffen und damit die am wenigsten vorhersehbare Gruppe. „Ein Rückgang der Artenzahl innerhalb der Langstreckenzieher kann aber schon mit den Daten dokumentiert werden. Die Vögel benötigen daher besonderen Schutz“, empfiehlt Böhning-Gaese.

Die Studie zeigt zudem, dass die Auswirkungen des Klimawandels eng mit den Brutzeiten der verschiedenen Vogelarten zusammenhängen. Böhning-Gaese hierzu: „Um solche Zusammenhänge zu verstehen, sind Langzeit-Studien genauso wichtig wie kurzfristige, jahreszeitliche Trends.“

Das Wissenschaftler-Team konnte über die internationalen Organisationen „BirdLife International“ und „European Bird Census Council“ auf Datensätze von 50.000 freiwilligen Vogelbeobachtern zurückgreifen und so die Veränderung von 51 Vogelarten aus 18 europäischen Ländern zwischen den Jahren 1990 und 2008 untersuchen. „Ein Paradebeispiel, wie gut die Zusammenarbeit von ‚Citizen Science‘ und akademischer Wissenschaft funktionieren kann“, freut sich Böhning-Gaese.

Kontakt
Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese
Senckenberg Biodiversität und
Klima Forschungszentrum
Tel. 069- 7542 1890
katrin.boehninggaese@senckenberg.de

Publikation
Peter Søgaard Jørgensen , Katrin Böhning-Gaese, Kasper Thorup, Anders P. Tøttrup, Przemyslaw Chylarecki, Frédéric Jiguet, Aleksi Lehikoinen, David G. Noble, Jiri Reif, Hans Schmid, Chris van Turnhout, Ian J. Burfield, Ruud Foppen Petr Voříšek, Arco van Strien, Richard D. Gregory and Carsten Rahbek (2015): Continental-scale global change attribution in European birds – combining annual and decadal time scales. Global Change Biology (2015), doi: 10.1111/gcb.13097

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Weitere Informationen:
Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter www.senckenberg.de/presse

Quelle: idw

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„Jugendlicher“ Blutdruck im Alter schützt auch vor Schlaganfall

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Gemeinsame Presseinformation der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)

Die meisten Menschen, die einen Schlaganfall erleiden, hatten zuvor über viele Jahre einen erhöhten Blutdruck. Eine konsequente Blutdruckkontrolle ist deshalb die beste Präventivmaßnahme, um Behinderungen zu reduzieren oder einen vorzeitigen Tod durch einen Schlaganfall zu verhindern, empfehlen die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse der US-amerikanischen SPRINT-Studie zeigen, dass auch ältere Menschen einen „jugendlichen“ Blutdruck anstreben sollten.

Ein gesunder jüngerer Mensch hat einen Blutdruck von 120 zu 80 mm Hg. Bei den meisten Menschen steigen mit zunehmendem Alter die Blutdruckwerte langsam an. Das lässt sich mit Medikamenten ausgleichen. „Früher galt die Regel, dass der obere Wert 100 plus dem Lebensalter entsprechen darf“, sagt DSG-Pressesprecher, Professor Dr. med. Joachim Röther, Chefarzt an der Asklepios Klinik in Hamburg-Altona: „Für einen 60-Jährigen wurde deshalb ein oberer Wert von 160 mm Hg als normal, ja sogar gesund angesehen.“ Auch in den Leitlinien werden relativ hohe Werte toleriert. Das „Joint National Committee“ (JNC 8), das in den USA Leitlinien zur Blutdruckkontrolle herausgibt, vertrat noch im vergangenen Jahr die Ansicht, dass bei Menschen über 60 ein Blutdruck bis 150/90 mm Hg toleriert werden sollte. „Die Begründung lautete, dass die Blutdrucksenkung im Alter schwierig und der Nutzen einer aggressiven Blutdrucksenkung nicht belegt sei“, erinnert sich Professor Röther. Diese Haltung wird nach Ansicht des Experten jetzt durch die Ergebnisse der SPRINT-Studie relativiert.

An der Studie hatten mehr als 9000 Hochdruckpatienten im Alter über 50 Jahre teilgenommen (keine Diabetiker). Bei der Hälfte strebten die Ärzte eine Blutdrucksenkung auf den Wert von 120 mm Hg an, bei der anderen Hälfte waren 140 mm Hg der Zielwert. Die jetzt auf der Jahrestagung der American Heart Association in Orlando/Florida vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass die intensivere Blutdruckkontrolle bereits nach wenigen Jahren die Zahl der Herz-Kreislauf-Ereignisse um 25 Prozent und die Zahl der Herz-Kreislauf-Todesfälle um 43 Prozent vermindert hat. Zwar kam es in der Patientengruppe mit niedrigem Blutdruck zu einer höheren Rate an Hypotension (niedrigem Blutdruck), Synkopen (plötzlicher Bewusstlosigkeit) und Nierenfunktionsstörungen, aber die positiven Effekte waren so eindrucksvoll, dass die Studie vorzeitig beendet wurde. Professor Röther: „Dies wird in den USA und sicherlich auch in Deutschland zu einer Veränderung der Empfehlungen führen.“

„Die konsequente Normalisierung der Blutdruckwerte wird langfristig auch die Zahl der Schlaganfälle senken“, vermutet Professor Dr. med. Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie am Uniklinikum Essen. „In der SPRINT-Studie nahm die Zahl der Schlaganfälle zwar nur um 11 Prozent ab und der Unterschied war statistisch nicht signifikant“, berichtet der Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Dieser geringe Einfluss könnte jedoch mit der kurzen Beobachtungszeit von etwas über drei Jahren zusammenhängen, so Professor Diener: „Die meisten Schlaganfälle sind die Folge einer allmählichen Gefäßverkalkung in den Hals- und Hirnarterien, die sich über viele Jahre entwickelt. Viele Langzeitstudien zeigen, dass ein normaler Blutdruck der beste Schutz vor einem Schlaganfall ist.“

Zwar wurden Schlaganfallpatienten nicht in die SPRINT-Studie eingeschlossen, dennoch vermutet Professor Röther, dass sich niedrigere Zielwerte langsam durchsetzen werden. „Es wird sicher nicht gleich eine generelle Empfehlung für einen Zielwert unter 120 mm Hg systolisch geben, aber die JNC 8 Empfehlung, Patienten älter als 60 Jahre erst ab einem Blutdruck von 150 mm Hg zu behandeln, dürfte wieder vom Tisch sein. Wir werden die Patienten allerdings auch überzeugen müssen, mehr Wirkstoffe als bisher einzunehmen“, sagt der DSG-Pressesprecher. Am langfristigen Nutzen ist aus Sicht der beiden Experten nicht zu zweifeln. In den Industrieländern, in denen die Blutdruckkontrolle sehr ernst genommen wird und entsprechend weit verbreitet ist, sei die Zahl der Schlaganfälle gesunken.

Literatur:
The SPRINT Research Group: A Randomized Trial of Intensive versus Standard Blood-Pressure Control. NEJM, November 9, 2015DOI: 10.1056/NEJMoa1511939 http://www.nejm.org/doi/pdf/10.1056/NEJMoa1511939

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen:
Prof. Dr. med. Joachim Röther
Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Chefarzt Neurologische Abteilung, Asklepios Klinik Altona, Paul-Ehrlich-Straße 1, 22763 Hamburg
Tel.: +49 (0)40-181881-1401, E-Mail: j.roether@asklepios.com

Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener
Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN)
Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Essen, Hufelandstr. 55, 45122 Essen
Tel.: +49 (0)201-7232460, E-Mail: h.diener@uni-essen.de

Weitere Informationen:

http://www.dsg-info.de

Quelle: idw

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UDE: Studie zur Einkommensungleichheit in Deutschland – Auch Arbeitszeit vergrößert die Kluft

Katrin Koster Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Die wachsende Einkommenskluft in Deutschland wird nicht nur durch niedrige Löhne, sondern auch durch geringe Arbeitszeiten verursacht. Viele Haushalte rutschen wegen Teilzeit in die unterste Einkommensschicht, während andere aufgrund langer Arbeitszeiten mit zwei Vollverdienern nach ganz oben aufrücken können – selbst mit mittleren Stundenlöhnen. Das zeigen aktuelle Untersuchungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

„Die Arbeitszeiten sind zunehmend ungleich verteilt“, stellt IAQ-Direktor Prof. Dr. Gerhard Bosch fest. Vor allem in den unteren Einkommensschichten hat die Vollzeitbeschäftigung abgenommen. Hier haben nur noch 42 Prozent der Haushalte einen Vollverdiener; das sind 20 Prozentpunkte weniger als vor 15 Jahren. In der Oberschicht sind es hingegen stabile 78 Prozent.

Mit wachsendem Einkommen steigt die Zahl der bezahlten Arbeitsstunden, wie die Studie zeigt: Der durchschnittliche Stundenlohn in der Oberschicht war zwischen 2011 und 2013 mit 38,62 Euro rund fünfmal höher als der in der Unterschicht. Und die Arbeitszeiten der besser gestellten Haushalte liegen im Durchschnitt um 2.000 Stunden pro Jahr über denen, die am schlechtesten verdienen.

Mit höheren Stundenlöhnen verändern sich die Optionen: Haushalte können es sich eher leisten, dass zwei Verdiener nur Teilzeit arbeiten oder einer die Familie alleine ernährt. Die höchsten Stundenlöhne in der Oberschicht hatten mit 51 Euro die Alleinernährer und mit 52 Euro die Haushalte mit zwei Teilzeitbeschäftigten.

Der Wunsch der Wenigverdiener, ihr Gehalt durch längere Arbeitszeiten aufzubessern, ist allerdings selten erfolgreich. Ihnen wird oft wegen geringer Qualifikation nur Teilzeitarbeit angeboten oder sie sind unfreiwillig arbeitslos. „Die Chancen, Arbeits- und Erwerbswünsche auch tatsächlich zu realisieren, sind sehr unterschiedlich“, so Prof. Bosch. Die Wünsche nach mehr Arbeit nehmen mit steigendem Einkommen pro Haushalt ab. In der untersten Schicht würden fast 44 Prozent länger arbeiten, während es in der Oberschicht knapp 21 Prozent sind. Besonders ausgeprägt ist dieses Bestreben bei den Teilzeitbeschäftigten und den Minijobbern.

Nach Einschätzung von Professor Bosch muss die Beschäftigungs- und Wirtschaftspolitik darauf zielen, die Ungleichheit bei den Markteinkommen zu verringern. „Die Fehlanreize für Beschäftigte, nur kurz zu arbeiten, und für Unternehmen, nur Minijobs anzubieten, müssen beseitigt werden.“ Gleichzeitig müssen die Arbeitszeitoptionen gering Qualifizierter durch Nachqualifizierung verbessert werden.

Weitere Informationen:
http://www.iaq.uni-due.de/iaq-forschung/2015/fo2015-01.pdf
Prof. Dr. Gerhard Bosch, Institut Arbeit und Qualifikation, gerhard.bosch@uni-due.de, Tel. 0203/379-1827

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170/8761608, claudia.braczko@uni-due.de

Quelle: idw

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Holz statt Erdöl: Neuer Weg zur Herstellung chemischer Verbindungen aus nachwachsendem Material

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Wissenschaftler gründen neue internationale Forschergruppe, um an der Entwicklung einer nachhaltigen chemischen Infrastruktur zu arbeiten

Bei der Herstellung chemischer Stoffe könnte Erdöl vielleicht schon bald durch Holz ersetzt werden. Die Forschungen zum Ersatz von Erdöl durch nachwachsende Rohstoffe in der Chemie sind jedenfalls einen bedeutenden Schritt vorangekommen. Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der University of Alabama in Tuscaloosa haben zwei Wirkstoffe aus holzbasierten Ausgangsmaterialien hergestellt und gezeigt, dass sich die üblicherweise auf Erdölprodukten beruhenden Synthesen ohne wirtschaftliche Verluste ersetzen lassen. „Unsere Idee ist es, dass wir Alltagsprodukte aus erneuerbaren Ressourcen herstellen, ohne dass wir dadurch die Umwelt schädigen, aber trotzdem wirtschaftlich konkurrenzfähig bleiben“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Till Opatz von der JGU dazu. Die Forschungsarbeit wurde in dem renommierten Fachmagazin Angewandte Chemie veröffentlicht und von der Redaktion als Titelbeitrag ausgewählt.

Am Institut für Organische Chemie der JGU beschäftigt sich die Gruppe um Till Opatz im Rahmen des Forschungsverbundes Chemische Biomedizin (ChemBioMed), gefördert durch die Carl-Zeiss-Stiftung, mit der Synthese von Wirkstoffen, die unter anderem das Wachstum von Tumorzellen hemmen. Die US-Forscherkollegen unter Leitung von Prof. Dr. Anthony J. Arduengo III waren hingegen an der Verwendung von Holzinhaltsstoffen für die nachhaltige Herstellung einer breiten Palette chemischer Grundstoffe, etwa für die Produktion von Autolacken, interessiert. Auf einer Fachtagung in Goslar vor zwei Jahren stellten die beiden Forscher fest, dass sich ihre Ansätze hervorragend ergänzen würden, wenn man sie in geeigneter Weise kombiniert. Seither fand ein intensiver Austausch von Wissenschaftlern und Studierenden zwischen Mainz und Tuscaloosa statt, um diese Zusammenarbeit zu befeuern.

Gemeinsam konnten die beiden Teams nun zeigen, dass sich die üblicherweise auf Erdölprodukten basierenden Synthesen der verschiedenen Wirkstoffe so abändern lassen, dass die Kohlenstoffgerüste ihrer Moleküle ausschließlich aus holzbasierten Ausgangsmaterialien aufgebaut werden. Dabei gab es im Falle einer Zielverbindung, des Naturstoffes Ilicifolin B, keine Vergleichsmöglichkeit mit klassischer Petrochemie, da es sich um die erste Synthese dieser Substanz überhaupt handelte. Im Falle von Derivaten des natürlichen Schmerzmittels Morphin übertraf jedoch die Effizienz der xylochemischen Synthese sämtliche zuvor bekannten petrochemischen Varianten deutlich.

„Dies zeigt, dass die Verwendung von Holz als nachwachsender Ressource nicht mit einer Reduktion der Wirtschaftlichkeit verbunden sein muss“, so Daniel Stubba, Erstautor der Veröffentlichung von der JGU. „Die Xylochemie, also die chemische Synthese aus Holz, könnte einen wichtigen Beitrag zum Ersatz der endlichen und auch klimaschädlichen Erdöl- und Erdgasnutzung in der chemischen Produktion leisten.“ Weitere Untersuchungen sollen nun andere Fragestellungen aus dem gleichen Themenkreis adressieren. Dazu wurde eine internationale Forschergruppe mit dem Namen STANCE (Sustainable Technology for a new Chemical Economy) gegründet. Sie bringt Wissenschaftler aus den USA, Deutschland, Japan und Kanada zusammen, die gemeinsam an der Entwicklung einer alternativen, nachhaltigen chemischen Infrastruktur arbeiten, welche nicht auf endlichen Ressourcen beruht, ökologische Ungleichgewichte vermeidet und dennoch kostengünstig ist.

Holz beinhaltet eine Palette von möglichen Ausgansstoffen, die aufgrund ihrer chemischen Struktur für viele Anwendungen besser geeignet sind als Erdölprodukte. Letztere müssen oft erst aufwändig umgewandelt werden, um die gleiche Funktionalität zu erreichen. „Holz als erneuerbare und einfach zugängliche Ressource ist ein ideales Ausgangsmaterial. Seine Inhaltsstoffe gleichen einem Baukasten, aus dessen Bausteinen Produkte für eine modere Gesellschaft hergestellt werden können“, sagte Opatz mit einem Hinweis darauf, dass gerade Alabama und Deutschland, wie auch Kanada, über reiche Holzvorkommen verfügen.

Veröffentlichung:
Daniel Stubba et al.
Xylochemie – Naturstoffsynthese aus Holz
Angewandte Chemie, 21. Oktober 2015
DOI: 10.1002/ange.201509446

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Till Opatz
Institut für Organische Chemie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU)
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-22272 oder 39-24443
Fax +49 6131 39-22338
E-Mail: opatz@uni-mainz.de
http://www.chemie.uni-mainz.de/OC/AK-Opatz/index.php

Weitere Links:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ange.201509446/abstract (Abstract und Titelbild)
http://www.wiley-vch.de/util/hottopics/suschem/

Quelle: idw

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Kupferkorrosion in Trinkwasserleitungen: Konsens über bundesweite Datenerhebung

Stephan Berends Strategie & Kommunikation / Presse
VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V.

Die Problematik tauchte bereits vor einigen Jahren auf: Nach wenigen Betriebsjahren entsteht aus ungeklärten Gründen Kupfer-Lochkorrosion in Trinkwasserleitungen. Experten rätseln über die Ursache. Einige sehen das Trinkwasser selbst als Auslöser für die Leitungslöcher, andere geben Materialmängeln, Lager- oder Einbaufehlern die Schuld. Um dem Problem auf den Grund zu gehen und eine neutrale Plattform für Gespräche zu bieten, veranstaltete der VDI am Donnerstag, 19.11.2015, ein Expertengespräch, zudem u.a. Vertreter aus Forschung, Handwerk sowie Gas- und Wasserwirtschaft kamen.

Die Ursache des Lochfraßes in Trinkwasserleitungen soll mit einer bundesweiten Datenerhebung und -auswertung analysiert werden. Darauf verständigten sich Experten und Fachleute. Der Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung (BTGA), das Deutsche Kupferinstitut (DKI), der Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW), die Versicherungswirtschaft, die Handwerksverbände und betroffene Handwerksbetriebe schickten Vertreter, um an dem vom VDI organisierten Expertengespräch teilzunehmen.

Zunächst soll das Auftreten von Kupfer-Lochkorrosionen aufgezeichnet und überprüft werden, ob die Schäden mit bekannten Vorgängen zu erklären sind. Das DKI erklärte sich bereit, dieses Vorgehen mit Eigenleistungen zu unterstützen. Danach ist zu prüfen, welche weiteren Untersuchungen notwendig sind.

Dipl.-Ing., Dipl.-Chem. Rainer Kryschi, stellvertretender Vorsitzender des Fachausschusses Sanitärtechnik in der VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik, stellt klar: „Die auftretenden Fälle müssen im Moment als völlig ungeklärt betrachtet werden. Aus der Tatsache, dass das Wasser der Trinkwasserverordnung und den anerkannten Regeln der Technik entspricht und die Werkstoffe geprüft und zertifiziert sind, lässt sich z. B. nicht ableiten, dass die Ursache für Schadenfälle zwingend in der Verarbeitung liegen muss.“

Daher fordert der VDI, dass die Ursache der zahlreichen Fälle von Kupfer-Lochkorrosion positiv identifiziert wird und nötigenfalls die anerkannten Regeln der Technik aktualisiert werden. Damit kann planenden und ausführenden Betrieben die Sicherheit gegeben werden, dass sie auf Basis der geltenden Regeln eine sichere und zuverlässige Trinkwasser-Installation erstellen können.

Weitere Informationen:
https://www.vdi.de/presse/artikel/kupferkorrosion-in-trinkwasserleitungen/

Quelle: idw

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Aus Koksofengas wird Backpulver: Weltweit erste Versuchsanlage bei ThyssenKrupp in Duisburg

Erik Walner Media Relations Steel
ThyssenKrupp AG

Aus Kohle Kekse zu machen – das ist theoretisch mit einer völlig neuartigen Technologie möglich, die im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts von der Kokerei Schwelgern (KBS), dem Anlagenbauer ThyssenKrupp Industrial Solutions und der Technischen Universität Berlin entwickelt wurde. Auf dem Werkgelände von ThyssenKrupp Steel Europe in Duisburg ist eine Pilotanlage in Betrieb gegangen, die eine Substanz produziert, die tatsächlich auch als Backpulver einsetzbar ist. Das Versuchsaggregat nutzt Prozessgase, die bei der Herstellung von Koks entstehen, und wandelt diese in vermarktbare Stoffe wie Düngemittel und Treibmittel für die Chemieindustrie um, gleichzeitig wird der CO2-Ausstoß vermindert.

Bahnbrechende Technologie wandelt Prozessgas in verwertbare Stoffe um
Im Vordergrund bei der weltweit ersten Anlage ihrer Art steht nicht, mit der Herstellung des sogenannten Hirschhornsalzes in die Lebensmittelindustrie einzusteigen. „Kokereien gibt es auf der ganzen Welt. Wir wollen mit dem neu entwickelten Verfahren den Betreibern die Chance bieten, ihre Prozessgase sinnvoll weiterzuverwenden und die Produktivität ihrer Anlagen zu steigern“, erläutert Dr. Holger Thielert von ThyssenKrupp Industrial Solutions: „Hierfür haben wir ein Verfahren entwickelt und patentiert, das Koksofengase ressourcenschonend in verwertbare Stoffe umwandelt. Dieses Verfahren können wir weltweit vermarkten oder auch in bestehenden Anlagen installieren.“

Am Anfang des neuen Verfahrens steht die Produktion von Koks, neben Eisenerz der Haupteinsatzstoff zur Herstellung von Roheisen im Hochofen. „Dabei wird in der Kokerei Kohle unter hohen Temperaturen ‚gebacken‘. Die in diesem Prozess entstehenden heißen Gase führen eine Reihe von Stoffen mit sich. In der Versuchsanlage wird nun in ein einem komplexen Verfahren das Koksofengas gewaschen. Unter Beigabe von Kohlenstoffdioxid entsteht Ammoniumbikarbonat – umgangssprachlich Hirschhornsalz“, erklärt Dr. Thielert. Die entstehenden Endprodukte sind vielfältig einsetzbar: als Stickstoffdünger, als Treib- und Schäumungsmittel für Kunststoffe oder poröse Keramiken und letztlich auch in der Nahrungsmittelindustrie.

Auf dem Weg zum Einsatz im Großmaßstab
Nach erfolgreichen Testläufen unter Laborbedingungen wurden zwei Forscher der Technischen Universität Berlin mit dem Bau der Pilotanlage in Duisburg beauftragt. „Die entscheidenden Versuche können nur unter realen Bedingungen stattfinden“, erläutert Sebastian Riethof, Wissenschaftler von der TU Berlin. Für die Testphase bietet die Kokerei Schwelgern als Teil des integrierten Hüttenwerks von ThyssenKrupp Steel Europe in Duisburg optimale Bedingungen. „Läuft hier auf der Kokerei alles wie geplant, kann das neue Verfahren auch im Großmaßstab angewendet werden“. Die ersten Ergebnisse waren vielversprechend: „95 Prozent des im Koksofengases enthaltenen Ammoniaks können genutzt werden. Aus 15 Kubikmetern Koksofengas und zwei Kubikmetern Kohlenstoffdioxid entstehen so pro Stunde 15 Kilogramm Feststoffe“, erläutert Riethof die Effizienz der Anlage. Die Chemieprodukte können so zu marktfähigen Kosten hergestellt werden.

Pilotanlage verringert umweltschonend CO2-Emissionen
Laufen die Tests weiter erfolgreich, wäre dies ein echter Durchbruch in Sachen Produktivität und Ressourceneffizienz – auch für die Kokerei Schwelgern: „Schon jetzt werden hier in Duisburg nahezu alle anfallenden Prozessgase möglichst effizient verwertet“, erklärt KBS-Geschäftsführer Peter Liszio. „Gelingt es uns jetzt noch langfristig, sowohl aus den Koksofengasen am Markt absetzbare Produkte für andere Industriezweige herzustellen und zugleich den CO2-Ausstoß des Hüttenwerks zu senken, wäre das ein echter Mehrwert, der auch der Umwelt zugutekommt.“ Deshalb könnten Idee und Anlagentyp bei positivem Fortschritt künftig auch weltweit zum Einsatz kommen.

Kokerei versorgt Hochöfen im Duisburger Norden mit Koks
Die Kokerei Schwelgern stellt jährlich 2,6 Millionen Tonnen Brennstoff für die Duisburger Hochöfen her. Sie ist die modernste Anlage ihrer Art in Europa und besitzt die weltweit größten Öfen. Derzeit sind rund 300 Mitarbeiter dort beschäftigt. Der Betrieb der Kokerei erfolgt unter der zu ThyssenKrupp Steel Europe gehörenden Betriebsführungsgesellschaft Kokereibetriebsgesellschaft Schwelgern GmbH (KBS).

Weitere Informationen:

http://www.thyssenkrupp-steel-europe.com

Anhang

https://idw-online.de/de/attachment46020

Quelle: idw

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Je verbitterter Menschen sind, umso eher machen sie sich Sorgen wegen Zuwanderung

Monika Wimmer Pressestelle
Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)

Je verbitterter Menschen sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wegen Zuwanderung nach Deutschland Sorgen machen. Das gilt für Frauen und Männer aus allen gesellschaftlichen Schichten. So lauten die zentralen Ergebnisse einer Studie auf der Basis von Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), die Ökonomen des Ifo Instituts in München und der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg erstellt haben. Die Studie wurde jetzt als 800. SOEPpaper veröffentlicht.

Das Gefühl von Verbitterung wird in der Psychologie als eine Mischung aus Ärger und Hoffnungslosigkeit beschrieben, die daraus resultiert, dass Menschen sich von anderen Menschen oder vom Schicksal benachteiligt fühlen.

Um den Zusammenhang zwischen Verbitterung und einer kritischen Einstellung gegenüber Zuwanderung zu untersuchen, haben Panu Poutvaara vom Ifo Institut und Max Friedrich Steinhardt von der Helmut-Schmidt-Universität Daten von mehr als 16.000 Erwachsenen ausgewertet, die 2005 und 2010 in der repräsentativen Studie SOEP befragt worden waren. Zum einen hatten die Befragten auf einer Punkteskala angegeben, inwieweit sie glaubten, in ihrem Leben im Vergleich zu anderen nicht das erreicht zu haben, was sie verdienten. Die Antworten auf diese Frage dienten den Forschern als Indikator für den Grad der Verbitterung der Befragten. Zum anderen hatten die Befragten Angaben – unabhängig von der Frage zur Verbitterung – darüber gemacht, ob und wie sehr sie sich wegen der Zuwanderung sorgten.

Die Analyse der SOEP-Daten zeigt: Je verbitterter die Befragten waren, desto eher machten sie sich Sorgen wegen der Zuwanderung. Unter denjenigen Befragten, die sehr verbittert waren, machten sich 43 Prozent starke Sorgen. Unter denjenigen, die überhaupt nicht verbittert waren, waren es nur gut 15 Prozent.

Panu Poutvaara vom Ifo Institut warnt davor, dass eine in vielen europäischen Ländern infolge der Wirtschaftskrise steigende Verbitterung der Menschen zu wachsender Fremdenfeindlichkeit führen könnte. „Die Integration von Zuwanderern würde so weiter erschwert – sowohl für die Migranten selbst, als auch für die Aufnahmegesellschaft.“

Worin liegt der Grund für diesen Zusammenhang? „Eine mögliche Erklärung besteht darin, dass verbitterte Menschen tief vom Leben enttäuscht sind und daher auch anderen Menschen – Migranten eingeschlossen – kein besseres Leben gönnen“, sagt Max Friedrich Steinhardt.

Die Forscher hatten auch andere mögliche Erklärungen mit Hilfe verschiedener statistischer Verfahren überprüft. Ihre Berechnungen zeigen jedoch: Weder der Bildungsgrad noch die Arbeitssituation der Befragten, weder Angst vor Kriminalität noch ihre individuelle Lebenszufriedenheit können vollständig erklären, warum verbitterte Menschen sich stärker als andere wegen der Zuwanderung sorgen. Der Grad der Verbitterung ist deswegen erklärungskräftig.

STICHWORT SOEP:
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft von Bund und Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehrere tausend Menschen befragt. Zurzeit sind es etwa 30.000 Befragte in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

DIE STUDIE:
Poutvaara, Panu and Max Friedrich Steinhardt (2015): Bitterness in life and attitudes towards immigration. SOEPpaper Nr. 800

Link zur Studie: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.519191.de/diw_sp0800.pdf

KONTAKT ZU DEN FORSCHERN:
Prof. Panu Poutvaara, Ph.D.
Tel: +49(0)89/9224-1372, E-mail: poutvaara@ifo.de

Dr. rer. pol. Max Friedrich Steinhardt
Tel: +49(0)40/6541-2616, E-Mail: steinhardt@hsu-hh.de

Weitere Informationen:
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.519191.de/diw_sp0800.pdf Link zur Studie
http://www.diw.de/soep Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP)
http://www.facebook.com/SOEPnet.de Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) auf Facebook

Quelle: idw

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Deutscher Umweltpreis 2015: Weckruf zum Schutz der Erde

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

DBU fordert mit Ehrung der Forscher Latif und Rockström von UN-Klimakonferenz entschlossenes Handeln – Bundespräsident übergab Preise – Ehrenpreis an Succow

Essen. Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ist zum 23. Mal vergeben. Aus den Händen von Bundespräsident Joachim Gauck und der DBU-Kuratoriumsvorsitzenden und Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, nahmen heute in Essen der Klima- und Meeresforscher Prof. Dr. Mojib Latif (61, Kiel) und der global agierende Nachhaltigkeitswissenschaftler Prof. Dr. Johan Rockström (49, Stockholm) den höchstdotierten, unabhängigen Umweltpreis Europas in Empfang. Die DBU will mit der Auszeichnung der Klimaexperten im Vorfeld der Ende November in Paris stattfindenden Klimakonferenz der Vereinten Nationen einen Appell an die internationale Staatengemeinschaft richten, entschlossen zu handeln und so die Zukunft des Planeten Erde zu sichern. Latif und Rockström erhalten je 245.000 Euro. Mit dem bisher viermal von der DBU zusätzlich vergebenen, mit 10.000 Euro dotierten Ehrenpreis wurde Prof. em. Dr. Michael Succow (78, Greifswald) für sein lebenslanges Naturschutz-Engagement geehrt.
Die DBU würdigte Latif als einen der herausragenden Klimaforscher Deutschlands. Er weist unter anderem darauf hin, dass der Planet Erde ohne intakte Ozeane für Menschen unbewohnbar zu werden drohe. In zahlreichen Büchern und fachwissenschaftlichen Beiträgen richtet Latif sich an Experten und ein breites Zielpublikum, auch an Kinder und Jugendliche. Er zeige damit seinen hohen wissenschaftlichen Anspruch und Ehrgeiz, Bücher so zu schreiben, dass sich ihre Inhalte einer breiten Öffentlichkeit leichter erschließen.
Rockström habe die biophysischen Grenzen für den Planeten festgesetzt, innerhalb derer eine verträgliche sozio-ökologische Entwicklung möglich bleibe. Gemeinsam mit namhaften Experten habe er weltweit verfügbare Daten zum Zustand der Erde zusammengeführt, gewichtet und auf Basis konkreter Messgrößen Belastungsgrenzen für die Erde definiert, die den Planeten von seinem jetzigen, für den Menschen wünschenswerten, stabilen Zustand abbringen könnten – wie zum Beispiel beim Ziel der internationalen Klimapolitik, die globale Erwärmung auf weniger als eineinhalb bis zwei Grad gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. Er habe einen konkreten und wichtigen Rahmen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geschaffen.
Ehrenpreisträger Succow gelte national wie international als Ausnahmepersönlichkeit im Naturschutz, unterstrich die DBU. Sein Engagement für große Wildnisge¬biete in Deutschland sei einmalig. Innerhalb kürzester Zeit sei es Succow zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung gelungen, mit dem Nationalparkpro¬gramm für den Osten Deutschlands auf einen Schlag fast 18 Prozent der Landesfläche der ehemaligen DDR für die Natur zu sichern. Bis heute habe dieses Herzstück ostdeutschen Naturschutzes auf¬grund seiner wegweisenden Konzeption Beispielwirkung auch für den Umwelt¬schutz und die naturverträgliche Landnutzung in Westdeutschland und ganz Europa.
Die Preisträger selbst machten in Filmen, die während des Festaktes eingespielt wurden, ihre Positionen und Einstellungen noch einmal deutlich. Latif unterstrich die Bedeutung der Ozeane als „Klimamotoren“. Änderten sich Meeresströmungen, schlage sich das auch auf das Klima nieder. Das Leben der Menschen hänge vom Wohlergehen der Meere ab – auch deswegen dürften sie nicht als Mülldeponien missbraucht und in dem Maße überfischt werden, wie das zurzeit schon der Fall sei. Latif: „Wir müssen aufhören, die Meere zu überfordern.“ Global und generell müssten die Emissionen etwa auf dem heutigen Stand eingefroren werden. Die Warnsignale, die schon jetzt auszumachen seien, müssten ernstgenommen werden. Latif: „Wenn das Klima eine Bank wäre, hätten wir es schon längst gerettet!“ Der Dynamik der erneuerbaren Energien wies Latif eine zentrale Bedeutung zu. Sie könnten so schnell Auswirkungen auf die Klimaentwicklung zeigen, dass Klimaverhandlungen auf politischer Ebene gar nicht mehr gebraucht würden.
Auch Rockström unterstrich im Film die Bedeutung des Wassers als entscheidend für das Leben. Der Umgang mit ihm bestimme in hohem Maße, ob es Hunger gebe, Armut oder sogar Kriege. Mit Blick auf die globalen Kohlendioxid-Emissionen unterstrich Rockström, dass nur noch fünf bis zehn Jahre blieben, sie „radikal zu reduzieren“. Rockström: „Die Menschen wollen das, aber die Politiker entscheiden zu langsam.“ Deshalb sei der anstehende UN-Klimagipfel „wahrscheinlich der wichtigste Klimagipfel, den es je gab. Er ist unsere beste und letzte Chance auf eine sichere Zukunft für das Klima. Die Frage sollte nie wieder sein, ob wir den Klimaschutz angehen, sondern nur: wie schnell.“ Auch sein Modell der planetaren Grenzen, in das die Themen Klimawandel, Versauerung der Ozeane, Ozonloch und Luftverschmutzung eingeflossen sind, werde von den Menschen verstanden, „weil es dem Wachstum keine Grenzen setzt“. Denn wirtschaftliches Wachstum und Entwicklung müssten nicht beschnitten werden, um das Klima zu retten.
„Ehrenpreisträger Succow unterstrich im Film, die Menschen müssten begreifen, „dass Natur, die wir nicht nutzen, die wir nicht zerstören, etwas Fundamentales ist. Denn dieses ökologisch gebaute Haus braucht eben diesen ungestörten Naturhaushalt. Die Rahmenbedingungen für unsere Zivilisation setzt die Natur.“ Er kritisierte, „immer alles als Fortschritt zu deklarieren, was eigentlich zerstörerisch ist.“ Deshalb seien „Erhalten, Haushalten und Innehalten das, wie wir alle leben können, ohne dabei unglücklicher zu werden.“

Zum Hintergrund: Mit dem 2015 zum 23. Mal verliehenen Deutschen Umweltpreis der DBU – dem unabhängigen, mit 500.000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas – werden Leistungen von Personen ausgezeichnet, die vorbildlich zum Schutz und Erhalt der Umwelt beigetragen haben oder in Zukunft zu einer deutlichen Umweltentlastung beitragen werden. Es können Projekte, Maßnahmen oder Lebensleistungen einer Person prämiert werden. Kandidaten für den Deutschen Umweltpreis werden der DBU vorgeschlagen. Berechtigt dazu sind etwa Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, Kirchen, Umwelt- und Naturschutzverbände, wissenschaftliche Vereinigungen und Forschungsgemeinschaften, Medien, das Handwerk und Wirtschaftsverbände. Selbstvorschläge sind nicht möglich. Eine vom DBU-Kuratorium ernannte Jury, besetzt mit unabhängigen und herausragenden Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und gesellschaftlichen Gruppen, empfiehlt dem DBU-Kuratorium die Preisträger für das jeweilige Jahr. Das DBU-Kuratorium fällt die Entscheidung. Mit dem nur sporadisch vergebenen DBU-Ehrenpreis wurden bisher nur Michail Gorbatschow, Professor Dr. Hannelore „Loki“ Schmidt (†), Professor Heinz Sielmann (†) und Hubert Weinzierl ausgezeichnet.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel36492_2362.html

Quelle: idw

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Ausbau der Windenergie gefährdet Schreiadler

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Die Windenergie eilt in Deutschland von Rekord zu Rekord und dringt immer weiter in naturnahe Gebiete vor, in denen gefährdete Wildtiere zu Hause sind. Während sich die Branche in dieser Woche zu den „24. Windenergietagen“ im mecklenburgischen Linstow trifft, werden in den Brutgebieten der letzten Schreiadler zahlreiche neue Flächen für Windenergieanlagen geplant.

Das ergab eine Analyse der aktuellen Planungen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg durch die Deutsche Wildtier Stiftung. In Deutschland gibt es derzeit nur 110 Brutpaare dieser hochbedrohten Art.
Im östlichen Teil Mecklenburg-Vorpommerns und in Nordbrandenburg, wo noch Schreiadler leben, sind momentan insgesamt 140 Eignungsgebiete für Windenergieanlagen geplant, davon liegen 63 Gebiete weniger als sechs Kilometer von Schreiadler-Brutplätzen entfernt – 13 sogar weniger als drei Kilometer. Mehrere dieser Eignungsgebiete gefährden mehr als ein Schreiadlerpaar. Die Entscheidungen über diese Gebiete fallen in Kürze.
„In der Planungsregion Vorpommern ist die Gefahr für Schreiadler besonders groß“, so Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Dass Windenergieanlagen diese Vögel gefährden, wissen auch die Verantwortlichen in den jeweiligen Landesregierungen.“ Daher hätten Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg eine besondere Verantwortung und müssten entsprechend handeln. „Die Umsetzung dieser Pläne wäre ein Beispiel für Ignoranz und mangelnde Achtung vor der Natur“, so Vahrenholt.
Nach den Recherchen der Deutschen Wildtier Stiftung standen schon zu Jahresbeginn 691 Windkraftanlagen weniger als sechs Kilometer von Schreiadlerbrutplätzen entfernt, davon 168 sogar weniger als 3 km. In vielen Fällen handelt es sich um Altanlagen, die nach Ablauf der Genehmigung zurückgebaut werden müssten.
Schreiadler können durch Windenergieanlagen nicht nur ihren angestammten Lebensraum verlieren, sondern auch ihr Leben. Allein in Deutschland sind bisher vier Schreiadler mit Rotoren kollidiert, weitere Opfer sind aus Polen, Rumänien und Griechenland bekannt. Bei der Genehmigung von Windenergieanlagen gilt in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bereits seit Jahren eine Tabuzone von drei Kilometern um den Brutplatz. Fachleute der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten halten jedoch eine Tabuzone von mindestens sechs Kilometern für erforderlich.
Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert zum Schutz des Schreiadlers beim Ausbau der Windenergie:
* Mindestabstand von sechs Kilometern zu Schreiadler-Brutvorkommen
* Schutzmaßnahmen für Schreiadler-Brutplätze im Abstand von weniger als sechs Kilometern zu bestehenden Anlagen. Die Wirksamkeit der Maßnahmen muss durch eine Erfolgskontrolle belegt werden.
* Um eine dauerhaft gesicherte Zukunft von Schreiadlerpopulation zu sichern, sind ausreichende Flächen von Windenergieanlagen freizuhalten, auch wenn dort aktuell keine Schreiadler siedeln. Solche Vorranggebiete für den Schutz des Schreiadlers müssen möglichst bald in beiden Bundesländern ausgewiesen werden.

Die Karte zeigt, wie viele bestehende Windkraftanlagen und zusätzlich geplante Gebiete den Schreiadler gefährden.

Weitere Informationen:
Für Rückfragen: Dr. Jochen Bellebaum, 040 9707869-25
Eva Goris
Pressesprecherin
Telefon: 040 9707869-13
E.Goris@DeWiSt.de
http://www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Knorpelersatz kann Gelenkbeschwerden im Knie häufig lindern

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Düsseldorf – Wenn die Knorpelschicht, die für eine reibungsfreie Bewegung im Kniegelenk sorgt, beschädigt ist, können Orthopäden heute gleich auf mehrfache Weise helfen. Ein Experte stellt auf der MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015, die vom 16. bis 19. November in Düsseldorf stattfindet, die aktuellen Therapiemöglichkeiten vor, nennt aber auch Grenzen der Behandlung.

Der Gelenkknorpel ist ein empfindliches Gewebe, das leicht beschädigt werden kann. „Bei Kniespiegelungen finden wir bei zwei von drei Patienten mindestens eine Läsion“, berichtet Privatdozent Dr. Justus Gille, Oberarzt an der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: „Bei jedem fünften Patienten sind die Defekte so tief, dass der Knochen zu sehen ist.“

Früher galten Beschädigungen am Gelenkknorpel als nicht reparierbar, weil das Knorpelgewebe nur eine sehr begrenzte Fähigkeit hat, sich selbst zu erneuern. Im Verlauf wurden jedoch gleich mehrere Behandlungsverfahren entwickelt. PD Dr. Gille teilt sie in zwei Gruppen: Bei der ersten wird versucht, die Selbsterneuerung durch Anfrischen des Knorpeldefektes anzuregen. Bei der zweiten Gruppe werden Knorpelstücke von gesunden, wenig benutzten Abschnitten entweder direkt verpflanzt oder entnommene Knorpelzellen im Labor vermehrt und dann in einer zweiten Operation implantiert.

„Eine Auffüllung des Defektes mit Knorpelersatzgewebe kann durch die Stimulation des Knochenmarks unterhalb des Knorpeldefekts erreicht werden“, erklärt PD Dr. Gille. Der Orthopäde und Unfallchirurg entfernt zunächst die geschädigten Knorpelanteile. Danach gibt es zwei Verfahren. Entweder sticht der Operateur mit einer speziellen Ahle an mehreren Stellen durch die Knochenschicht bis ins Knochenmark. Dies wird als Mikrofrakturierung bezeichnet. Alternativ kann der Arzt auch mehrere Löcher in den Knochen bohren. Beide Male kommt es zu einer Blutung. „In dem Knorpeldefekt bildet sich ein Gerinnsel, das neben roten Blutzellen auch Stammzellen enthält“, so der Experte: „Diese Stammzellen bilden dann einen Ersatzknorpel.“

Das neue Gewebe erreiche jedoch nicht die Qualität des ursprünglichen Gelenkknorpels, berichtet PD Dr. Gille. Deshalb wurde nach einer Optimierung dieser Verfahren gesucht, die nun als innovative Verfahren zur Verfügung stehen. Hierbei wird durch ein zusätzliches Einbringen einer Matrix in den Defekt die Qualität des Ersatzknorpels verbessert. Eine weitere Möglichkeit ist eine Transplantation. „Der Gelenkknorpel überdeckt nicht nur die Regionen, in denen die Knochen miteinander in Kontakt treten“, sagt Dr. Gille: „Menschen verfügen über Reserven an nicht belasteten Stellen. Diese können für eine Transplantation genutzt werden“. Auch hier gibt es mehrere Verfahren. Bei der Knorpel-Knochentransplantation werden kleine Zylinder aus den gesunden unbelasteten Bereichen herausgestanzt, um sie dann in den Knorpeldefekten einzupflanzen. Dieses Verfahren wird auch als Mosaikplastik bezeichnet. Sie kann bei einer einzelnen Kniespiegelung durchgeführt werden. Bei der zweiten Methode, der autotologen Chondrozytentransplantation sind zwei Eingriffe erforderlich. Im ersten Eingriff wird während einer Kniespiegelung gesundes Knorpelgewebe entfernt. Im Labor werden dann die lebenden Zellen (Chondrozyten) aus dem Knorpel isoliert und in Zellkulturen vermehrt. In einem zweiten Eingriff werden die angezüchteten Zellen in den Knorpeldefekt implantiert, wo diese dann einwachsen.

Welche Methode die besten Ergebnisse liefert, ist laut Dr. Gille derzeit nicht bekannt. „Die bisherigen Studien haben gezeigt, dass viele Verfahren zur Knorpeldefektbehandlung in den ersten Jahren gute Ergebnisse liefern“, berichtet der Experte. Langzeitvergleiche lägen aber noch nicht für alle Verfahren vor. Klar sei auch, dass die Knorpelersatztherapie nicht für alle Patienten geeignet ist. „Die besten Ergebnisse werden bei jüngeren Menschen mit kleineren Knorpeldefekten erzielt. Wenn es bei älteren Menschen zu ausgedehnten Verschleißerscheinungen gekommen ist, ist es für die Knorpelersatztherapie in der Regel zu spät“, resümiert der Referent der Düsseldorfer MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015. Am Thementag Chirurgie und neue operative Techniken am 16. November 2015 geht es dort um Technische Verfahren zur Behandlung von Defekten an Knorpel und Knochen.

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Pressekonferenz der DGIM zur MEDICA EDUCATION CONFERENCE „Geriatrie, Palliativ- und Ernährungsmedizin“
Termin: 18. November 2015, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Messe Düsseldorf, Stockumer Kirchstraße 61, 40474 Düsseldorf, Congress Center Düsseldorf (CCD Süd), Raum 5, 1. OG

Themen/Referenten:
Ernährungsmedizin – aktuelle Aspekte: Gluten or not gluten?
Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Bereichsleiterin Klinische und Experimentelle Ernährungsmedizin, Fachärztin für Innere Medizin an der Medizinischen Klinik I, Universitätsklinikum Erlangen

Ernährungsmedizin im Alter – Ethische Herausforderung am Lebensende
Professor Dr. Cornel Sieber, Leiter des Instituts für Biomedizin des Alterns der Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg

Früherkennung und Behandlung der Demenz
PD Dr. Judith Alferink, Oberärztin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster

Gerontotechnologie – Status quo und Zukunftsperspektiven
PD Dr. Jürgen Bauer, Klinikdirektor der Universitätsklinik für Geriatrie Oldenburg

Moderation: Anne-Katrin Döbler, DGIM-Pressestelle, Stuttgart

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Pressekonferenz der DGIM zur MEDICA EDUCATION CONFERENCE „Infektiologie, Entzündung und Labormedizin“
Termin: 19. November 2015, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Messe Düsseldorf, Stockumer Kirchstraße 61, 40474 Düsseldorf, Congress Center Düsseldorf (CCD Süd), Raum 5, 1. OG

Themen/Referenten:
MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015: Eine erste Bilanz und Ausblick
Professor Dr. med. Dr. h.c. Hendrik Lehnert,
Konferenzpräsident der MEDICA EDUCATION CONFERENCE 2015, Präsident der Universität zu Lübeck

Infektionsrisiken durch Ultraschallsonden – ein unterschätztes Problem
Dr. med. univ. Sebastian Werner, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, Geschäftsführer des akkreditierten Prüflabors für Medizinproduktesicherheit HygCen Germany GmbH, Schwerin

Multiresistenz bei gramnegativen Bakterien – was ist wichtig?
Professor Dr. med. Mariam Klouche, Fachärztin für Laboratoriumsmedizin, Geschäftsführerin und Ärztliche Leiterin Transfusionsmedizin, Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie am Laborzentrum Bremen

Sinnvolle Labordiagnostik
Prof. Dr. Jan Kramer, Ärztliche Leitung und Geschäftsführung LADR GmbH, Geschäftsführung ISG Intermed Service GmbH & Co. KG, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Innere Medizin, Hämostaseologie, Geesthacht

S3-Leitlinie – Screening und Diagnose alkoholbezogener Störungen
Prof. Friedrich Wurst, Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg,
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Salzburg

Moderation: Anne-Katrin Döbler, DGIM-Pressestelle, Stuttgart

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Ihr Kontakt für Rückfragen:
Pressestelle DGIM/MEDICA EDUCATION CONFERENCE
Anne-Katrin Döbler/Stephanie Priester
Postfach 30 1 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-605
Telefax: 0711 8931-167
E-Mail:priester@medizinkommunikation.org

Quelle: idw

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Sensor entdeckt Kabelbrand, bevor es brennt

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Feuer entstehen häufig durch schmorende Elektrokabel. Neuartige Sensortechnologie hilft solche Schwelbrände frühzeitig zu entdecken, indem sie die Kunststoff-Ausdünstungen überhitzter Isolierkabel analysiert. Wissenschaftler am KIT und der Hochschule Karlsruhe sind maßgeblich an der Einwicklung von Hybrid-Sensoren beteiligt, die Messprozesse und deren informationstechnologische Auswertung kombinieren. Darüber berichten sie in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Sensors & Transducers journal.

Dass ein Kabel schmort, lässt sich mit Glück bemerken, bevor es brennt: Die Kunststoffummantelung verfärbt sich und es riecht brenzlig. Hybrid-Sensoren könnten die Gefahr von Kabelbränden allerdings noch früher erkennen, schon bevor Auge und Nase sie wahrnehmen: Sie spüren Gase auf, die sich durch die Erwärmung aus der Kunststoff-Ummantelung lösen und bieten eine zuverlässige Identifikation und Analyse, um welches Gasgemisch es sich handelt und wie hoch die Konzentration des Gasgemisches ist.

Darüber hinaus können sie auch Störgase wie zum Beispiel Propen oder Kohlenmonoxid erkennen und somit Fehlalarme ausschließen. Möglich wird dies, weil die Hybrid-Sensoren nicht nur über einen Gas detektierenden Sensorchip, sondern auch über Rechenleistung und Algorithmen für die Auswertung der Messdaten verfügen. „Die Kombination des intelligenten Auswertungsverfahrens mit der physikalischen Messung ist Kern der Entwicklung“, erläutert Dr. Hubert Keller, Projektleiter Simulation und Messtechnik am Institut für Angewandte Informatik des KIT.

Die sehr empfindlichen und dadurch höchst zuverlässigen Hybrid-Sensoren könnten die Sicherheit in Kabelschächten erhöhen. Ihre Fähigkeit, Gasgemische aufzuspüren und Einzelgas-Konzentrationen zu bestimmen, ließe sich aber auch nutzen, um in der Lebensmittelüberwachung giftige Schimmelpilzgase nachzuweisen, um in Düngemittelsilos vor dem Auftreten explosiver Gase zu warnen oder um Leckagen an Erdgasleitungen zu entdecken. „Hybrid-Sensoren lassen sich universell als einzelnes Sensorsystem oder als Netzwerk und auch kombiniert mit klassischen Sicherheitsansätzen wie Infrarotkameras einsetzen“, betont Keller.

„Für die Entwicklung des Sensors nutzen wir den Effekt, dass vielerlei Gase in Abhängigkeit der Temperatur ganz unterschiedlich mit gassensitiven Metalloxiden reagieren“, sagt Professor Dr. Heinz Kohler vom Institut für Sensorik und Informationssysteme (ISIS) an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft. „Auf diesen Effekt haben wir einen eigenbeheizten, temperaturgeregelten Sensorchip mit vier Einzelsensoren – Sensorarray – aufgebaut.“ Das Sensorarray wird zyklisch erhitzt und wieder abgekühlt und liefert bei simultaner Messung des elektrischen Wiederstands oder des Leitwertes vier verschiedene, spezifische Leitwert-Signaturen, deren Auswertung Aufschluss über die Zusammensetzung und Konzentration des Gases gibt. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Sensors & Transducers Journal berichten die Wissenschaftler über ihre zukunftsweisende Forschung zur Hybrid-Sensortechnologie.

Die Verschmelzung von Sensortechnologie und Analysemethode haben die Informatiker und Mathematiker des KIT und der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft sowie zwei Industriepartnern im Zuge des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über drei Jahre mit rund 1,3 Millionen Euro geförderten Projekts Hybrid-Sensor-Plattform entwickelt. Das weltweit beachtete Verfahren wurde bereits zweimal auf internationalen Konferenzen mit einem Best Paper Award für herausragende Forschungsbeiträge ausgezeichnet.

Rolf Seifert, Hubert B. Keller, Navas Illyaskutty, Jens Knoblauch, Heinz Kohler: Numerical Signal Analysis of Thermo-Cyclically Operated MOG Gas Sensor Arrays for Early Identification of Emissions from Overloaded Electric Cables. Sensors & Transducers Journal, Vol. 193, Issue 10, October 2015.
http://www.sensorsportal.com/HTML/DIGEST/P_2738.htm

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft. Seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Weitere Informationen:
http://www.sensorsportal.com/HTML/DIGEST/P_2738.htm

Anhang

Sensor entdeckt Kabelbrand, bevor es brennt
https://idw-online.de/de/attachment45933

Quelle: idw

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Was Arbeitnehmer wünschen: Gutes Arbeitsklima und eigenverantwortliches Arbeiten

Dr. Christian Sonntag Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Niederrhein – University of Applied Sciences

Die Deutschen wünschen sich bei ihrer Arbeit in erster Linie ein angenehmes Betriebsklima. Das Gehalt rangiert nur auf Rang drei. Wichtiger ist Arbeitnehmern eine kompetente Unternehmensleitung. Bei alledem gibt es signifikante Unterschiede zwischen den Generationen und Geschlechtern. Das sind – auf einen Blick – die wichtigsten Erkenntnisse einer repräsentativen Studie des Masterkurses „Human Resource Management“ im Sommersemester 2015 unter Leitung von Prof. Dr. Alexander Cisik am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein.

Die zehn Studierenden hatten sich mit der Frage beschäftigt, was Arbeitgeber attraktiv macht – und dazu über soziale Netzwerke, SMS und Email 475 Arbeitnehmer gefragt, was ihnen an einem Arbeitgeber generell wichtig ist, wie sie ihre aktuellen Arbeitgeber bewerten und wo die größten Abweichungen zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen.

„Der Kampf um die besten Köpfe wird immer härter geführt. Dabei bestimmt die Attraktivität eines Arbeitgebers, für welches Unternehmen Bewerber sich entscheiden und bei welchem Mitarbeiter längerfristig bleiben“, erklärt Prof. Dr. Alexander Cisik, der an der Hochschule Niederrhein Wirtschafts-, Organisations- und Arbeitspsychologie lehrt, die Relevanz der Studie. Als attraktiv gilt ein Arbeitgeber, wenn die subjektiven Erwartungen der Mitarbeiter an den Arbeitgeber (Soll) mit deren wahrgenommener Realität beim Arbeitgeber (Ist) übereinstimmen.

Weniger wichtig bei der Arbeitgeberattraktivität sind den Deutschen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, Größe des Unternehmens und – zuletzt – die Internationalität des Unternehmens. Dabei gibt es durchaus Unterschiede zwischen den Generationen. Generation Y (bis 30 Jahre) sind Betriebsklima und Aufstiegsmöglichkeiten wichtiger als Generation X (31-50 Jahre). Die Bewertung des derzeitigen Arbeitsplatzes ist dagegen relativ einheitlich. Auffallende Unterschiede gibt es bei der Bewertung der Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, der Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf sowie bei der Arbeitszeitgestaltung. Diese Punkte bewertet die Generation Y deutlich negativer als Generation X.

Die Studierenden schauten sich auch an, wo die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit besonders groß ist. Und hier geht es dann doch wesentlich ums Geld. In der Kategorie „angemessenes Gehalt“ ist die Differenz zwischen Wunsch und Realität nämlich am Größten. Es liegen fast eineinhalb Schulnoten zwischen der Einschätzung, wie wichtig dieser Bereich für die Attraktivität ist und wie sich die Situation beim derzeitigen Arbeitgeber darstellt. Eine große Kluft besteht auch bei den Themen Aufstiegsmöglichkeiten, Arbeitsabläufe und Unternehmensleitung.

Aber: Insgesamt sind die Deutschen durchaus zufrieden mit ihrer Arbeit. So stimmen Anspruch an den Arbeitgeber und tatsächliche Situation zu 86,9 Prozent überein. „Das ist grundsätzlich ein zufriedenstellender Wert, der aber ausbaufähig erscheint“, bilanziert Alexander Cisik. Die Ergebnisse implizierten aber kein Patentrezept, wie Unternehmen ihre Beliebtheit steigern könnten, so der Experte. Vielmehr müssten die Maßnahmen die Bedürfnisse der Bewerber und Mitarbeiter gezielt in den Blick nehmen.

Das Management Summary kann direkt über Prof. Cisik (alexander.cisik@hs-niederrhein.de) bezogen werden.

Quelle: idw

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Forschung und Wasserwirtschaft vernetzen

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde leitet das Vernetzungs- und Transfervorhaben ReWaMnet

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) führt im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland“ (ReWaM) das Vernetzungs- und Transfervorhaben ReWaMnet durch. Ziel des bis Ende 2018 laufenden Projekts ist die Vernetzung von Akteuren aus Forschung, Wirtschaft, Gesellschaft und öffentlicher Verwaltung. Ein weiteres Anliegen von ReWaMnet ist der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die wasserwirtschaftliche Praxis.

Um neue Ansätze im Bereich Wasserwirtschaft modellhaft zu erforschen, zu erproben und zu etablieren, startete das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die dreijährige Fördermaßnahme „Regionales Wasserressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (ReWaM)“. Die Fördermaßnahme ist breit aufgestellt: In 14 Verbundprojekten mit 97 Teilprojekten engagieren sich 38 Forschungseinrichtungen, 32 Unternehmen sowie 27 Verbände, Behörden und Kommunen. ReWaM ist Teil des Förderschwerpunktes „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“ im Förderprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA3)“ des BMBF. Ziel von ReWaM ist es, Wissenslücken zu schließen und neue Werkzeuge für die Wasserwirtschaft bereitzustellen.

Damit Erkenntnisse aus ReWaM in der Praxis ankommen, müssen die Forschungsergebnisse übersetzt und kommuniziert werden. Deshalb hat das BMBF das Vernetzungs- und Transfervorhaben ReWaMnet auf den Weg gebracht. Das von der Bundesanstalt für Gewässerkunde geleitete Vorhaben fördert zum einen die Zusammenarbeit der Verbundprojekte untereinander, indem es Fachgespräche zu verbundübergreifenden Themen organisiert und moderiert. Zum anderen werden die Forscher bei der Übertragung ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse in die wasserwirtschaftliche Praxis unterstützt. Dazu sollen anwendungsorientierte Lösungen entwickelt und zielgruppengerecht aufbereitet werden. Um den Dialog mit der Bevölkerung anzuregen, präsentiert ReWaMnet die Fördermaßnahme auch in der Öffentlichkeit.

Neben Vernetzung und Transfer leistet die BfG außerdem in drei ReWaM-Verbundprojekten eigene Forschungsbeiträge:

• NiddaMan – Entwicklung eines nachhaltigen Wasserressourcen-Managements am Beispiel des Einzugsgebiets der Nidda; die BfG lenkt das Modul „Stoffliche Belastungen“ und entwickelt ein innovatives Konzept zur Gewässerüberwachung am Beispiel der Nidda
http://www.bafg.de/DE/07_Aktuell/20151012_niddaman.html

• FLUSSHYGIENE – Hygienisch relevante Mikroorganismen und Krankheitserreger in multifunktionalen Gewässern und Wasserkreisläufen – Nachhaltiges Management unterschiedlicher Gewässertypen Deutschlands; die BfG übernimmt die Leitung des Teilprojekts „Prognoseinstrumente“. Ziel der Forscher ist es, ein kurzfristiges Prognose- sowie ein langfristiges Wirkmodell zu erarbeiten und den zuständigen Behörden zur Verfügung zu stellen
http://www.bafg.de/DE/07_Aktuell/20151022_flusshygiene.html

• RESI – River Ecosystem Service Index; die BfG engagiert sich bei der Koordination des Verbundprojekts und stellt wichtige Grundlagendaten aus seiner Makrozoobenthos- sowie der Chemie- und Schwebstoffdatenbank zur Verfügung
http://www.bafg.de/DE/07_Aktuell/20151019_resi.html

Weiterführende Informationen zu ReWaM sind unter folgendem Link abrufbar: http://www.bmbf.nawam-rewam.de/

Weitere fachliche Informationen:
Alexia Krug von Nidda, Fon: 0261/1306 5331, Mail: rewamnet@bafg.de
sowie Dr. Sebastian Kofalk, Fon: 0261/1306 5330, Mail: kofalk@bafg.de
beide: Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz

zur Bundesanstalt für Gewässerkunde:
Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI). Sie ist das wissenschaftliche Institut des Bundes für wasserbezogene Forschung, Begutachtung und Beratung insbesondere in den Bereichen Hydrologie, Gewässernutzung, Gewässerbeschaffenheit, Ökologie und Gewässerschutz. Die Arbeit der BfG erstreckt sich in erster Linie auf die schiffbaren Flüsse, Kanäle und Küstengewässer (Bundeswasserstraßen), die durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) verwaltet werden. Als Ressortforschungseinrichtung ist die BfG Teil der deutschen Wissenschaftslandschaft.

Weitere Informationen:

http://www.bmbf.nawam-rewam.de/

Quelle: idw

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Neue Software für die Umweltbewertung von Kläranlagen

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das nationale Forschungsinstitut für Agrar- und Umwelttechnik (IRSTEA) hat eine neue Software, ACV4E, zur Bewertung der Umweltbelastungen von Kläranlagen entwickelt [1].

Ziel der Software ist es, 18 mögliche, durch Kläranlagen verursachte Umweltbelastungen zu identifizieren und zu quantifizieren. Mit Hilfe von ACV4E können Modelle gebaut und Szenarien von Kläranlagen erstellt und anschließend bewertet werden. Die Informatiker des IRSTEA haben vier Anwendungsbereiche für die Software definiert:

– Auswahl zwischen mehreren Alternativen (eine zentrale oder mehrere dezentrale Anlagen?)
– umweltgerechte Gestaltung: frühzeitige Identifizierung der Umweltbelastungen
– umweltgerechte Nutzung: Identifikation von Prozessen mit der höchsten Umweltbelastung
– Benchmarking: Vergleich von Lösungen mit Hilfe einer Datenbank von bereits existierenden Systemen und Simulationsmodellen.

Zwischen 2012 und 2014 wurde die Software bereits in sieben Gemeinden getestet, darunter kleinere wie Sarrians und Puguet-ville, aber auch größere wie Montpellier. Dank der mit Hilfe der Software erhaltenen Ergebnisse war es leichter eine Entscheidung darüber zu treffen, welche Art von Kläranlage sich am besten für die jeweilige Gemeinde eignet – eine zentralisierte (alle Einwohner sind an die selbe Station angeschlossen) oder eine dezentralisierte. ACV4E kommt derzeit in mehreren Ingenieurbüros für letzte Tests zur Anwendung. Auf diese Weise werden Feedbacks von potenziellen Kunden für die spätere Vermarktung gewonnen.

Die Software hat bei der Umweltfachmesse World Efficiency in Paris einen Preis der französischen Organisation für Umwelt- und Energiewirtschaft (ADEME) bekommen, der die Exzellenz des Vorhabens und der Forschung belohnt.

[1] ACV4E steht für (auf Französisch) „Analyse Cycle de Vie – 4E Evaluation Environnementale Epuration Eau“: Lebenszyklusanalyse – Umweltbewertung der Wasseraufbereitung

Weitere Informationen:
– Webseite des IRSTEA (auf Englisch und Französisch): www.irstea.fr
– Webseite von World Efficiency (auf Englisch und Französisch): www.world-efficiency.com

Quelle: „Evaluer l’impact environnemental des systèmes d’assainissement : un logiciel primé“, Pressemitteilung des IRSTEA, 16.10.2015 – http://www.irstea.fr/toutes-les-actualites/departement-ecotechnologies/logiciel-…

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:

http://www.wissenschaft-frankreich.de/

Quelle: idw

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Jahrhundertprojekt Energiewende

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Die Energiewende stellt auch aus rechtlicher Sicht eine gewaltige Herausforderung dar. In einem neuen Forschungsprojekt arbeiten Juristen der Universität Würzburg in den kommenden zwei Jahren an einer Analyse der Situation. Die Fritz-Thyssen-Stiftung fördert das Projekt.

Im Jahr 2011 hat die Bundesregierung die Energiewende ausgerufen. Nicht nur nach Ansicht von Experten stellt dieses Vorhaben eine der bedeutendsten Herausforderungen der Gegenwart dar und wird daher zu Recht als Jahrhundertprojekt bezeichnet. Seine Umsetzung erweist sich in naturwissenschaftlich-technischer, gesellschaftspolitischer, ökonomischer und nicht zuletzt juristischer Hinsicht als ambitioniert.

Zahlreiche Widerstände
Zunehmend rücken auch die Schattenseiten der Energiewende ins Bewusstsein. Prägnante Beispiele bilden die Klageflut der Energieversorger gegen den Atomausstieg, die Widerstände in der Bevölkerung gegen den Stromnetzausbau, die Sorge um die Versorgungssicherheit oder die den Strompreis in die Höhe treibende EEG-Umlage. Die hieraus resultierenden völker-, europa- und verfassungsrechtlichen Probleme sind vielfältig und in erheblichem Maße interdisziplinär geprägt.

Eine wissenschaftlich fundierte und interdisziplinär geprägte Gesamtanalyse der Situation wird nun an der Universität Würzburg erstellt. Initiator ist Professor Markus Ludwigs, Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Europarecht. Das Projekt „Das Recht der Energiewende“ ist zunächst auf zwei Jahre angelegt; die Fritz-Thyssen-Stiftung fördert es finanziell. Eine erste Tagung zum Thema „Der Kernenergieausstieg und die Folgen“ ist für das Frühjahr 2016 geplant.

Die zentralen Elemente der Energiewende
Zwar ist der Begriff „Energiewende“ schon 1980 vom Freiburger Öko-Institut als Chiffre verwendet worden, um Szenarien für eine alternative Energiezukunft zu propagieren. Endgültig etabliert hat sich die Idee aber erst drei Jahrzehnte später unter dem Eindruck der Atomkatastrophe von Fukushima. Als Reaktion darauf ist in Deutschland ein radikaler Wandel in der Klima- und Energiepolitik erfolgt, für den drei miteinander verbundene Elemente prägend sind.

Erstens wurde mit der 13. Atomgesetznovelle vom 31. Juli 2011 der vollständige und beschleunigte Ausstieg aus der Kernenergie bis Ende 2022 fixiert. Zugleich ist die bereits Anfang 2011 eingeführte Brennelemente-Steuer beibehalten und die Suche nach dem geeigneten Standort für ein Atommüll-Endlager intensiviert worden.

Zweitens erfolgte eine beschleunigte Abkehr von fossilen Energieträgern und ein forcierter Ausbau der erneuerbaren Energien. Bis zum Jahr 2050 soll der sogenannte Ökostrom mindestens 80 Prozent am Bruttostromverbrauch ausmachen. Um dies kosteneffizient und europarechtskonform zu gewährleisten, hat der Gesetzgeber mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2014 einen Paradigmenwechsel weg von festen Einspeisetarifen und hin zu stärker wettbewerblich geprägten Fördermechanismen, wie dem Ausschreibungsverfahren, vollzogen.

Drittens ergeben sich aus der Kombination von Kernenergieausstieg und Ausbau der erneuerbaren Energien elementare Folgeprobleme, die zu lösen sind. Dabei gilt es zum einen zu garantieren, dass der Ökostrom die Verbraucher auch erreicht. Voraussetzung hierfür ist ein Ausbau der Stromnetze, die den im windreichen Norden auf See oder an Land erzeugten Strom in den Süden transportieren. Zum anderen stellt die Gewährleistung der Versorgungssicherheit eine Herausforderung dar. Um die Rentabilität der hierfür benötigten konventionellen Kraftwerke sicherzustellen, wird aktuell ein neues Strommarktdesign diskutiert.

Kontakt
Prof. Dr. Markus Ludwigs, Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Europarecht, Universität Würzburg, T +49 931 31-89979, markus.ludwigs@uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Grippe: Sinkflug der Impfraten in Deutschland gestoppt / Handlungsbedarf in den alten Bundesländern

Barbara Ritzert Pressestelle Versorgungsatlas – ProScience Communications
Versorgungsatlas

(Berlin) In der Grippesaison 2013/2014 haben sich die Influenza-Impfraten in Deutschland stabilisiert. Diese waren seit 2009 stetig gesunken. In einigen Regionen verzeichnen die Wissenschaftler vom Versorgungsatlas in einer aktuellen Studie sogar einen leichten Anstieg. Die von der WHO und der Europäischen Kommission empfohlene Durchimpfungsrate von 75 Prozent bei den über 60-Jährigen wird nur etwa zur Hälfte erreicht.

Seit Jahren wird in Deutschland konsequent das Ziel der WHO verfehlt, bei älteren Menschen eine Durchimpfungsrate gegen die Influenza von 75 Prozent zu erreichen. Schlimmer noch: Nach einer aktuellen Untersuchung der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas ist die bundesweite Impfrate von 47 Prozent in der Saison 2009/2010 auf 38 Prozent in der Saison 2013/2014 gesunken. Nur im Vergleich mit der vorausgegangenen Saison 2012/2013 zeigte sich ein geringfügiger Anstieg von 37 auf 38 Prozent. „Dies spricht dafür, dass sich die Impfraten zumindest stabilisiert haben“, erklärt Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum, der Erstautor der Studie und Leiter des Versorgungsatlas.

Ost-West-Gefälle.
Wie bei nahezu allen Impfungen variiert das Impfverhalten auch bei der Immunisierung gegen Influenza regional. Es besteht ein deutliches Ost-West-Gefälle. In den neuen Bundesländern ließen sich in der Saison 2009/2010 61 Prozent der über 60-Jährigen impfen, in den alten Bundesländern waren dazu nur 43 Prozent der Senioren bereit. In der Saison 2013/14 waren die Raten in den neuen Bundesländern auf 54 Prozent und in den alten auf 33 Prozent gesunken. Die niedrigsten Impfraten finden sich in Baden-Württemberg und Bayern. Auf Kreisebene zeigten sich extreme Unterschiede der Impfraten, die in 2013/14 zwischen 13,5 und 65 Prozent lagen. Bundesweiter Vorreiter war 2009 die Kreisfreie Stadt Frankfurt/Oder mit einer Impfrate von 71 Prozent. In der Saison 2013/14 führt der Kreis Demmin in Mecklenburg-Vorpommern die Liste an.

Mögliche Ursachen.
Gründe für den rückläufigen Trend lassen sich aus der Datenanalyse nicht herauslesen. Allerdings belegen Umfragen, dass die Influenza von vielen Menschen nicht mehr als schwere Krankheit wahrgenommen wird. Hinzu kommen Zweifel an der Sicherheit und Wirksamkeit der Impfung. Außerdem haben in den vergangenen Jahren Rabattverträge zwischen Krankenkassen und bestimmten Herstellern immer wieder zu Lieferengpässen bei Grippeimpfstoffen geführt.

Impfraten verbessern.
„Krankenkassen, Ärzte und der Öffentliche Gesundheitsdienst sollten gemeinsam zielgerichtete Maßnahmen ergreifen, um die Impfraten deutlich zu verbessern“, betont Dr. Bätzing-Feigenbaum. Und sein Appell an die Bürger lautet: „Die jährliche Influenzawelle setzt in Deutschland meist nach der Jahreswende ein. Es dauert 10 bis 14 Tage, bis sich der Impfschutz nach der Immunisierung aufgebaut hat. Deshalb ist es auch jetzt noch nicht zu spät, sich gegen die Influenza zu wappnen. Neben Menschen ab 60 ist dies auch für Patienten wichtig, die aufgrund bereits bestehender chronischer Krankheiten besonders stark von der Grippe betroffen sein können, etwa für Patienten mit Asthma, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.“

Für ihre Untersuchung hat das Wissenschaftler-Team des Versorgungsatlas die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2009 bis 2014 ausgewertet und jene Patienten betrachtet, die älter als 60 Jahre waren. In diesen Daten ist jede gesetzlich krankenversicherte Person erfasst, die im entsprechenden Abrechnungszeitraum mindestens einen ambulanten Kontakt mit einem Vertragsarzt hatte.

INFLUENZA. Jährlich sterben weltweit 250.000 bis 500.000 Menschen an der Influenza, allein in Deutschland zwischen 5000 bis 10000. Besonders Ältere und chronisch kranke Patienten sind überdurchschnittlich häufig betroffen. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt darum Älteren sowie chronisch kranken Patienten und medizinischem Personal eine jährliche Influenza-Impfung.

DER VERSORGUNGSATLAS. www.versorgungsatlas.de ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Er wurde institutionalisiert als öffentlich zugängliche Informationsquelle mit Studien zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt der Studien sind regionale Unterschiede in der Versorgung sowie deren unterschiedliche Strukturen und Abläufe. Die Analysen sollen Anhaltspunkte liefern, wie die Versorgung verbessert werden kann. In Diskussionsforen kann jeder Beitrag öffentlich diskutiert werden. Die Analysen der Wissenschaftler des Versorgungsatlasses basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland. Die Internet-Plattform steht aber auch anderen Forschergruppen zur Verfügung, die ihre Untersuchungen nach einem Peer-Review veröffentlichen können.

Weitere Informationen:
http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

Anhang

Entwicklung der saisonalen Influenzastandardimpfraten: Eine Trendanalyse auf regionaler Ebene für den Zeitraum 2009/2010 bis 2013/2014
https://idw-online.de/de/attachment45877

Quelle: idw

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Phosphat-Angeln auf dem Prüfstand

Julia Kovar Stabsstelle Kommunikation
Baden-Württemberg Stiftung

Wissenschaftler aus Stuttgart, Karlsruhe und Würzburg haben im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung ein Verfahren entwickelt, um den Rohstoff Phosphat mithilfe magnetischer Mikropartikel aus dem Abwasser zu fischen. In einer aktuellen Studie stellen die Forscher zwei Materialien vor, die sich besonders gut für die Beschichtung der Partikel eignen.

Phosphat ist für alle Lebewesen ein essenzieller Nährstoff. Mit wachsender Weltbevölkerung steigt auch der Bedarf an phosphathaltigen Düngemitteln, für die gut 80% des weltweit geförderten Phosphats verbraucht werden. Während der Vorrat an Rohphosphat zunehmend verknappt, reichert sich der Nährstoff im Abwasser an – mit negativen Folgen für die Umwelt, wie zum Beispiel dem unerwünschten Wachstum von Algen in stehenden Gewässern.
Die meisten gängigen Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphat aus dem Abwasser sind mit einem hohen Verbrauch an Chemikalien verbunden. Eine Ausnahme bildet ein Verfahren namens „SuPaPhos“, in dessen Entwicklung die Baden-Württemberg Stiftung im Rahmen ihres über 4 Millionen Euro schweren Programms „Umwelttechnologieforschung“ investiert. Um den Nährstoff unter minimalstem Chemikalieneinsatz aus dem Wasser zu fischen, haben die Wissenschaftler hinter dem Projekt spezielle, 20 Mikrometer große Partikel entwickelt, die sich auf zweifache Weise auszeichnen: Zum einen sind die Partikel magnetisierbar. Dadurch lassen sie sich mithilfe eines Magneten jederzeit auf einfache Weise wieder aus dem Wasser entfernen. Zum anderen ist die Hülle der Kügelchen so konstruiert, dass sich das Phosphat gut daran anlagern, aber auch wieder abgelöst werden kann. Dies ermöglicht einen wiederholten Einsatz der Partikel im Klärbecken (siehe Grafik).

Großes Interesse am Verfahren
Das Verfahren, bei dem Ingenieure vom Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft (ISWA) der Universität Stuttgart und des Karlsruher Instituts für Technologie mit Chemikern vom Fraunhofer Institut für Silicatforschung in Würzburg und Bronnbach kooperieren, hat bereits viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Im vergangenen Jahr erhielt Dr. Karl Mandel, der im Rahmen seiner Promotion entscheidend zur Entwicklung der Mikropartikel beigetragen hat, hierfür den mit 25.000 Euro dotierten Studienpreis der Körber-Stiftung. Die Baden-Württemberg Stiftung sieht in der Technologie so großes Potenzial, dass sie diese gleich in mehreren Ländern zum Patent angemeldet hat.

Gute Ergebnisse bei Versuchen im großen Maßstab
Die Wissenschaftler stehen aktuell vor der Herausforderung, das Verfahren zu optimieren und zu demonstrieren, dass es auch im großen Maßstab funktioniert. Im Zuge der Optimierung hat Asya Drenkova-Tuhtan am Stuttgarter ISWA mit ihren Kollegen aus einer Reihe von Metallhydroxiden diejenigen identifiziert, die sich am besten für die Beschichtung der Mikropartikel eignen. „Insgesamt hatten wir über 50 Verbindungen im Test“, sagt Frau Drenkova-Tuhtan. „Auf Basis der Stabilität und der Phosphoreliminationsleistung haben wir 13 dieser Materialien ausgewählt, um sie genauer zu untersuchen.“

Sowohl mit destilliertem Wasser, das sie mit Phosphat angereichert hatten, als auch mit kommunalem Abwasser testeten die Wissenschaftler, wie schnell diese Materialien welche Mengen an Phosphat aufnehmen. Je nach Zusammensetzung des Materials hafteten bei neutralem pH-Wert innerhalb einer Stunde zwischen 32 und 47 Milligramm Phosphor pro Gramm Adsorber an.

Die beste Leistung zeigten dabei zwei Materialien, die den Schlüsselbestandteil Zink enthielten, und zwar Zink-Eisen-Zirkon- und Calcium-Zink-Eisen-Zirkon-haltige Hydroxide. An diesen haftete das Phosphat nicht nur verhältnismäßig spezifisch in großen Mengen an. In einem Bad aus verdünnter Natronlauge löste sich das Phosphat auch gut wieder ab. So konnten die Wissenschaftler den Prozess über 50mal wiederholen, ohne dass es zu einem Materialverschleiß kam.

Als nächstes planen die Forscher am ISWA, mit einem Kilogramm Zink-Eisen-Zirkon-Hydroxid-beschichteter Partikel einen Pilotversuch durchzuführen. Damit lassen sich über 400 Liter Abwasser von ihrer Phosphatfracht befreien. Um die Phosphat-beladenen Partikel wieder aus dem Abwasser zu entfernen, steht bereits ein Magnet-Trommelabscheider am Stuttgarter ISWA.

„Wenn die Aufskalierung des Verfahrens funktioniert, könnte man es in kommunalen Kläranlagen einsetzen und damit den Phosphatgehalt des Abwassers unter die Bestimmungsgrenze senken“, sagt Asya Drenkova-Tuhtan. „Darüber hinaus eignet sich die Methode sogar für Industrieabwässer, die über 50 mal mehr Phosphat enthalten können als kommunales Abwasser.“

Im Jahresbericht der Baden-Württemberg Stiftung (http://www.bwstiftung.de/uploads/tx_news/Jahresbericht_2013_final_01.pdf) erklärt Ingenieur Carsten Meyer, warum es so wichtig ist, das Phosphat aus dem Abwasser zurück zu gewinnen.

Einen anschaulichen Bericht über die Strategie der Phosphat-Fischer finden Sie in der „bild der wissenschaft“ Sonderpublikation „Weitblick“. (http://www.bwstiftung.de/uploads/tx_news/BdW-WeitBlick.pdf).

Weitere Informationen:
http://authors.elsevier.com/a/1Rxh53IywTyHs4

Quelle: idw

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Warum graben Tiere Wasserlöcher in Flussnähe?

Gesine Wiemer Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Berliner Wissenschaftler zeigten im Ruaha-Nationalpark in Tansania, Afrika, dass Wildtiere in den Trockenperioden bereits dann Wasserlöcher graben, wenn noch Wasser im Flussbett vorhanden ist. Trocknet der Fluss aus und hört auf zu fließen, sinkt die Wasserqualität in den verbleibenden Tümpeln, welche mit Kot und Bakterien verseucht werden. Um an sauberes Trinkwasser zu gelangen, müssen die Tiere sich neue Wasserquellen erschliessen. Die Studie wurde in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Mammalian Biology“ veröffentlicht.

WissenschaftlerInnen des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) untersuchten den Zusammenhang zwischen Wasserlöchern, die von Wildtieren gegraben wurden, und der Wasserverfügbarkeit sowie dessen Qualität im Ruaha-Nationalpark in Zentraltansania. Im Lebensraum des „Miombo“-Buschgebiets im östlichen und südlichen Afrika bedeckt das Ruaha Ökosystem mit dem Nationalpark und seinen benachbarten Schutzgebieten über 50.000 km2 und ist damit eines der größten Schutzgebiete in dieser Region. Die Beobachtungen fanden entlang des Großen Ruaha-Flusses über den Zeitraum von drei Trockenperioden von Juni bis November 2011 – 2013 statt. Dabei zeigte sich, dass Wildtiere nicht nur Wasserlöcher graben, wenn der Fluss komplett ausgTiere graben etrocknet ist, sondern bereits dann, wenn der Fluss aufhört zu fließen. Das in den restlichen Tümpeln verfügbare Wasser wies eine hohe Belastung durch Bakterien und Kot auf.
Die ForscherInnen führten ihre Untersuchungen auf einem Abschnitt von insgesamt 130 km entlang des Flusses durch. Dabei konnten sie Elefanten, Steppenzebras, Warzenschweine und Steppenpaviane beobachten, wie sie Wasserlöcher gruben. Andere Arten bedienten sich an den bereits gegrabenen Löchern, die bis zu zwei Wochen genutzt wurden. Neben den Tümpeln waren die gegrabenen Wasserlöcher bisweilen die einzige verfügbare Wasserquelle in einem Radius von fünf Kilometern. Vermutlich ermöglichen die Wasserlöcher einigen Arten, in Gebieten zu verweilen, die sie sonst während der Trockenzeit verlassen müssten.
Der Große Ruaha Fluss, der als Namensgeber des Nationalparks dient, trocknet seit vielen Jahren über Zeiträume von bis zu drei Monaten aus. Wasser ist lebensnotwendig, weshalb sich die Tiere im Ruaha Nationalpark in Zeiten des Wassermangels anpassen müssen. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass das Graben von Wasserlöchern eine solche Anpassung darstellt. Vermutlich verringern Wildtiere damit die Infektionsgefahr, die durch die Aufnahme von potentiellen Krankheitserregern entsteht. Viele Erreger, darunter auch Bakterien, nutzen Wasser als Übertragungsweg zwischen verschiedenen Wirten.
Die Resultate betonen die entscheidende Rolle des Großen Ruaha Flusses als bedeutende Wasserquelle für Wildtiere im Ruaha-Nationalpark während der Trockenzeit. Die Verschlechterung der Wasserqualität während der Trockenperiode ist einerseits auf den Stillstand des Flusses zurückzuführen; Verunreinigungen können nicht abfließen. Andererseits werden zurückbleibende Tümpel durch die hohe Frequentierung durch Wildtiere durch diese z. B. mit Kot und Urin verunreinigt. Umso wichtiger ist es, den Wasserfluss auch während der Trockenperiode aufrecht zu erhalten. Der Fluss kommt erst seit den 90er Jahren zum Stillstand, was auf eine starke Nutzung des Wassers durch die Landwirtschaft zurück zu führen ist, die flussaufwärts vom Nationalpark betrieben wird.

Hintergrundinformation:
Das IZW ist Mitglied im Leibniz-Forschungsverbund „Infections ´21″ zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten im 21. Jahrhundert. Im Rahmen des Verbundes untersucht das IZW im Forschungsprojekt „AQUAVIR – Wasser als Übertragungsweg“ für neu auftretende Krankheiten. Es gibt vermehrt Hinweise darauf, dass Wasser oft als Übertragungsweg übersehen wurde. Es wird vermutet, dass in Wasser eingebrachte Krankheitserreger unter optimalen ökologischen Bedingungen einen Fitnessvorteil erhalten, indem sie Merkmale entwickeln, die ihnen sowohl die Beibehaltung ihrer Infektiosität im Wasser, als auch eine Reduktion der Wirtsspezifität erlauben.

Publikation:
Stommel C, Hofer H, Grobbel M, East ML (2015): Large mammals in Ruaha National Park, Tanzania, dig for water when water stops flowing and water bacterial load increases. MAMM BIOL; doi:10.1016/j.mambio.2015.08.005

Kontakt:
Leibniz-Institut für Zoo und Wildtierforschung (IZW)
im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin

Marion East
Tel.: +49 30 5168-512
east@izw-berlin.de

Steven Seet (Presse)
Tel.: +49 30 5168-125
seet@izw-berlin.de

Quelle: idw

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Ozeanversauerung – das andere CO2-Problem

Eva Söderman Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Klima-Konsortium e.V.

Meereswissenschaftler betonen im Vorfeld der Pariser Weltklimakonferenz die Bedeutung der Ozeane

Ambitionierte Klimaziele und Treibhausgasreduktionen sind nötig, um die Zukunft unseres Planeten und des Ozeans zu sichern. Darauf weisen die Meereswissenschaftler Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner und Prof. Dr. Ulf Riebesell im Vorfeld der Pariser Weltklimakonferenz beim Klima-Frühstück des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK) und des Konsortiums Deutsche Meeresforschung (KDM) hin.

Professor Dr. Hans-Otto Pörtner, Biologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, und neu gewählter Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II des kommenden Sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC, zeigte die durch den Klimawandel verursachten und zu erwartenden Risiken für die Ozeane auf: Erwärmung, Meeresspiegel-Anstieg sowie vor allem die Ozeanversauerung. Neben den tropischen Korallenriffen gelten dabei die Meereisgebiete der Arktis als die verwundbarsten Ökosysteme. Im aktuellen Weltklimabericht wurden erstmals kritische Veränderungsschwellen für Organismen und Ökosysteme und die damit verbundenen Risiken analysiert und auf Temperaturen zurückgerechnet. „Wir können klar sagen, dass die menschlich verursachte Erwärmung auf deutlich unter 2°C Grad – eher noch 1,5°C Grad – begrenzt werden muss“, erklärte Hans-Otto Pörtner. Die Empfindlichkeit der Korallenriffe erfordert sogar eine noch stärkere Begrenzung, wie Pörtner deutlich machte: „Nach Modellrechnungen können fünfzig Prozent der Korallenriffe erhalten werden, wenn wir den Temperaturanstieg auf etwa 1,2°C Grad begrenzen. Hierbei sind aber zusätzliche Risiken etwa durch Ozeanversauerung noch nicht einbezogen.“

Ozeanversauerung: Wie ein Treibhausgas die Meere verändert
Zu den größten Klimarisiken für die Ozeane zählt die Versauerung: 24 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) nimmt der Ozean jeden Tag auf. Er hat bisher etwa ein Drittel des seit Beginn der Industrialisierung freigesetzten CO2 absorbiert und so die Auswirkungen des Klimawandels abgemildert. Durch die CO2-Aufnahme ist der Säuregrad des Ozeans heute im Mittel um 28 Prozent höher als zu vorindustrieller Zeit. Bei ungebremsten CO2-Emissionen wird sich der Säuregehalt bis zum Ende dieses Jahrhunderts mehr als verdoppeln. Je stärker die Ozeane versauern, desto weniger zusätzliches Kohlendioxid können sie aus der Atmosphäre aufnehmen. „Die Geschwindigkeit der prognostizierten Ozeanversauerung ist beispiellos in der Erdgeschichte“, betonte Professor Dr. Ulf Riebesell, Leiter der Forschungseinheit Biologische Ozeanographie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. „Vor allem kalkbildende Organismen gehören zu den Verlierern der Ozeanversauerung, darunter neben Korallen auch Muscheln, Schnecken, Seeigel und Seesterne sowie viele Kalkbildner im Plankton.“

GEOMAR-Feldexperiment in Norwegen: Gewinner und Verlierer der Versauerung
Beim Klima-Frühstück stellte Ulf Riebesell erste Ergebnisse eines Feldexperiments vor, das im Frühjahr 2015 am norwegischen Raunefjord südlich von Bergen durchgeführt wurde. Dabei wurden die Auswirkungen der Versauerung in sogenannten Mesokosmen (teilgeschlossene experimentelle Anlagen im Fjord zur Simulation biologischer, chemischer und physikalischer Prozesse) über mehrere Monate untersucht. Im norwegischen Raunefjord zählten vor allem die Flügelschnecken und Kalkalgen zu den Verlierern. Zu den Gewinnern hingegen gehörte das Pikoplankton – Kleinstorganismen an der Basis des Nahrungsgefüges. „Kleine Veränderungen im Ökosystem können riesige Konsequenzen haben, die nicht nur das Nahrungsnetz im Meer umkrempeln, sondern die auch Aquakulturen und die Fischerei beeinträchtigen“, so Ulf Riebesell, der das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) am GEOMAR koordiniert.

Klimawandel und Ozeanversauerung
Die Ozeanversauerung ist eine direkte Folge des Kohlendioxidausstoßes durch den Menschen. Das Zusammenwirken der Klimafaktoren auf die Meeresorganismen und mit anderen menschengemachten Veränderungen wie Überdüngung und Verschmutzung führt zu komplexen Veränderungen in den Ökosystemen, zur Abwanderung von Arten und zu einer insgesamt abnehmenden Artenvielfalt. Die Ozeane sind also vielfältigen Belastungen ausgesetzt, deren Folgen die Wissenschaft erst zu verstehen beginnt.

Eine junge Wissenschaft steht vor großen Herausforderungen
Die Erforschung der Ozeanversauerung steht als junge Wissenschaft vor besonderen Herausforderungen. Es sei nötig, die verschiedenen Ebenen der Veränderung – Umweltfaktoren, Interaktionen zwischen den Organismen des Nahrungsnetzes und die Anpassung auf längeren Zeitskalen – zusammenzuführen, betonte Ulf Riebesell. „Da die Zeit drängt, sollte nun besonderes Augenmerk auf die gesellschaftlich relevanten Aspekte gelegt werden. Das sind vor allem die Fischerei, die Aquakultur, der Tourismus und der Küstenschutz. Diesen Themen müssen wir uns verstärkt zuwenden, um die notwendigen Handlungsoptionen für politische Entscheidungen und Management-Strategien zu entwickeln.“

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Eva Söderman, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Klima-Konsortium e.V. (DKK)
Wissenschaftsforum, Markgrafenstraße 37, 10117 Berlin
Tel.: +49 (0)30 76 77 18 69-4 | Fax: +49 (0)30 76 77 18 69-9
E-Mail: eva.soederman@klima-konsortium.de

Weitere Informationen:
http://www.deutsches-klima-konsortium.de
http://www.deutsche-meeresforschung.de
http://www.awi.de
http://www.geomar.de

Quelle: idw

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Begehrter US-Umweltpreis für eine Thüringer Partnerschaft

DC Katrin Schwarz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS

Das Fraunhofer IKTS und die inopor GmbH aus Veilsdorf erhalten für ihre gemeinsame Entwicklung keramischer Nanofiltrationsmembranen den Corporate Environmental Achievement Award 2015 der Amerikanischen Keramischen Gesellschaft (ACerS).

Die Filterung und Aufbereitung von Wasser wird weltweit immer bedeutender. Mit porösen Membranen können, abhängig von der Porengröße, beispielsweise Mikroorganismen, gelöste organische Bestandteile oder Salze aus Abwässern abgetrennt werden, energiesparend und ganz ohne zusätzliche Chemikalien. Dem Fraunhofer IKTS gelang nun die Entwicklung der weltweit ersten Nanofiltrationsmembran aus Keramik mit einer Porengröße von unter 1 nm. Gemeinsam mit der inopor GmbH wurde die Fertigung im industriellen Maßstab aufgebaut und bereits zahlreiche Applikationen realisiert.

Die Innovation
Die neue Qualität des Ansatzes liegt in der einzigartigen Verbindung von Nanotechnologie und Umwelttechnik. Mit der Sol-Gel-Technik setzte das Team auf eine gut bekannte Methode der Präparation von Nanopulvern und Nanoschichten. Mit ihr werden bereits Hartstoffbeschichtungen, »Easy-to-Clean«- oder »Antifogging«-Schichten industriell hergestellt. Den Preisträgern gelang nun die Weiterentwicklung der Sol-Gel-Technik und ihre erfolgreiche Anwendung zur Abscheidung definiert poröser, sehr dünner aber dennoch defektfreier Schichten auf porösen keramischen Trägern. Die Dicke der keramischen Nanofiltrationsmembranen beträgt dabei nur 50 Nanometer – also ein Tausendstel eines menschlichen Haares – bei einer Porengröße von kleiner als 1 Nanometer. Darüber hinaus verfügt die Membran über eine außerordentlich hohe Mikroporosität von etwa 30 % und gewährleistet somit, dass 100 bis 200 Liter Wasser pro Quadratmeter und Stunde die Trennschicht passieren können. Dieses hervorragende Ergebnis wurde durch die Optimierung der Membranzusammensetzung erreicht, die aus Titaniumoxid und Zirkoniumoxid besteht. Somit lassen sich nicht nur gelöste organische Bestandteile sondern auch technische Salze aus dem Wasser entfernen.
Trotz der kleinen Poren und hohen Mikroporosität sind die keramischen Membranen stabil in Säuren und Laugen und zeichnen sich durch eine sehr lange Lebensdauer von mehr als zehn Jahren aus. Keramische Nanofiltrationsmembranen ermöglichen u. a. eine produktionsintegrierte Abwasserreinigung. Da Keramiken beständig gegen Hitze sind, können auch heiße Abwässer – wie in der Textilindustrie – gereinigt in Produktionskreisläufe zurückgeführt werden. Durch die deutliche Verfeinerung der Porengrößen werden nun auch die Trennung von Produkten in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, die Entsalzung und Aufbereitung von Trinkwasser oder die effiziente Abwasserreinigung im Umfeld der Öl- und Gasgewinnung möglich.

Der Preis
Der ACers Corporate Environmental Achievement Award 2015 wird jährlich im Rahmen der ACerS-Jahrestagung verliehen. Frühere Preisträger waren u. a. namhafte Firmen wie Osram, Toyota, Unifrax und Schott. »Der Preis hat einen enormen Stellenwert in der Fachwelt und erfüllt uns mit Stolz. Diese Auszeichnung ist eine große Anerkennung für die jahrelange gemeinsame Forschung und Entwicklung von inopor und dem Fraunhofer IKTS und zugleich Ansporn, an diesem Thema weiterzuarbeiten«, sagt Dr. Ingolf Voigt, Leiter des Fraunhofer IKTS am Standort Hermsdorf.

Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS betreibt anwendungsorientierte Forschung für Hochleistungskeramik. Die drei Institutsteile in Dresden und Hermsdorf (Thüringen) formen gemeinsam das größte Keramikforschungsinstitut Europas. Als Forschungs- und Technologiedienstleister entwickelt das Fraunhofer IKTS moderne keramische Hochleistungswerkstoffe, industrierelevante Herstellungsverfahren sowie prototypische Bauteile und Systeme in vollständigen Fertigungslinien bis in den Pilotmaßstab. Die Entwicklung von keramischen Membranen für die Flüssigfiltration sowie die Gastrennung einschließlich Membranverfahrenstechnik gehören zu den Kernkompetenzen des IKTS am Standort Hermsdorf.

Die inopor GmbH ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der Firma Rauschert. Rauschert ist ein deutsches Familienunternehmen mit über 110 Jahren Erfahrung in der Herstellung von Hochleistungskeramik. Das Unternehmen beschäftigt 1200 Mitarbeiter in 12 Ländern. Im Jahr 2009 erweitere Rauschert erfolgreich seine Unternehmensausrichtung auf erneuerbare Energien und dezentrale Energiesysteme mit einem klaren Fokus auf Industriekunden. Die inopor GmbH wurde gegründet, um die Herstellung keramischer Nanofiltrationsmembranen, die gemeinsam mit dem Fraunhofer IKTS entwickelt wurden, im industriellen Maßstab voranzutreiben.

Quelle: idw

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Wie intelligente Systeme die Arbeitswelt verändern

Sebastian Dreher Pressestelle
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung, kurz BMBF, unterstützt den Aufbau einer RWTH-Arbeitsgruppe, die das Zusammenspiel zwischen sozialen und technischen Innovationen untersucht. Das Projekt unter der Leitung von Dr. Yves-Simon Gloy vom Institut für Textiltechnik, kurz ITA, erhält innerhalb von fünf Jahren 2,5 Millionen Euro.

In einer Halle des Instituts für Textiltechnik, kurz ITA genannt, rattern mehrere Webmaschinen. An ihnen werden viele technische Details und Vorgänge getestet, auch die Steuerungen. Dr.-Ing. Yves-Simon Gloy demonstriert an einer Maschine die bisher gängige Bedienung. Hier müssen erst vielfach Tasten gedrückt werden, um die gewünschten Parameter zu erhalten. „Das geht einfacher und besser“, sagt Gloy und zeigt eine weitere Maschine mit zwei Studierenden an einem kleinen Bediener-Tablet. Das Menü besteht aus übersichtlichen und leicht verständlichen Symbolen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen nicht mehr selbst die Parameter für den Webprozess auswählen. Ein Assistenzsystem gibt die optimalen Einstellungen vor, die zum Material und der Maschine passen. Sie werden dann nur noch per Knopfdruck bestätigt.

In der Textilbranche führen intelligente Systeme und die zunehmende Automation zu Veränderungen für die Beschäftigten in vielen Bereichen. Unter der Projektleitung von Gloy untersucht eine Arbeitsgruppe das Zusammenspiel zwischen sozialen und technischen Innovationen. Mit seinem Konzept war der Bereichsleiter am ITA und Adjunct-Professor der Clemson University in South Carolina in einem Förderwettbewerb des Bundesforschungsministeriums erfolgreich. Während der nächsten fünf Jahren wird der Aufbau einer Forschungsgruppe zum Thema „Soziotechnische Systeme in der Textilbranche“ mit 2,5 Millionen Euro gefördert.

Technik schließt Mensch nicht aus
Interdisziplinär und in Kooperation mit Industrie- und Forschungspartnern wird an Hand von Demonstratoren der Einsatz von vorhandenen Lösungen im Rahmen von Industrie 4.0 in die Textiltechnik überprüft. Ein Ziel ist, einer älter werdenden Belegschaft mehr Bedienungsfreundlichkeit zu ermöglichen. Es gehe aber nicht nur um die Generation, die noch mit analogen Maschinensystemen groß geworden ist, sondern um alle Altersstufen, betont Jacqueline Lemm. Sie arbeitet als Soziologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in dem Projekt mit: „In der Textilmaschinenbranche ist das Durchschnittsalter der Belegschaften mit über 50 Jahren zwar deutlich höher als in anderen Branchen. Hinzu kommt aber ein hoher Anteil an Leiharbeitern und Migranten, die Sprachbarrieren überwinden müssen.“ An Arbeitsplätzen mit Assistenzsystemen können die individuellen Kompetenzen berücksichtigt und jeder in die Lage versetzt werden, sich in den komplexeren Arbeitsinhalten zurechtzufinden. Lemm kennt die Argumente der Kritiker: „Viele befürchten, dass die zunehmende Automatisierung von Produktionsprozessen Arbeitsplätze vernichtet. Wir wollen zeigen, dass Technik Menschen nicht ausschließt.“

Soziotechnische Systeme
Der Forschungsverbund will Produktionsverfahren als soziotechnische Systeme initiieren, bei denen der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Kompetenzen im Mittelpunkt steht. Dazu gehören Barrierefreiheit und die Standortunabhängigkeit der Maschinen. Sinnvoll sind nach Ansicht der Aachener Forscher auch Details wie eine individuelle Anpassung von Schriftgrößen, Piktogramme oder die Einbindung von Fotos und Videos, die einzelne Arbeitsschritte erklären.

„Von den Textilmaschinenherstellern haben wir bereits viele positive Rückmeldungen erhalten“, berichtet Gloy. Das ist auch begründet im Wettbewerbsdruck der Branche, die international nur über Innovationen konkurrenzfähig bleibt. In Deutschland ist die Textilindustrie mit rund 65.000 Beschäftigten ein wichtiger Arbeitgeber. Deshalb werden die Aachener auch die Kontakte zur Industrie nutzen, um die Alltagstauglichkeit ihrer entwickelten Systeme zu testen.

Text: Helga Hermanns

Kontakt:
Dr.-Ing. Yves-Simon Gloy
Institut für Textiltechnik (ITA)
Telefon: +49 241 80 23470
E-Mail: Yves.Gloy@ita.rwth-aachen.de

Weitere Informationen:
http://www.ita.rwth-aachen.de

Quelle: idw

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Vom Klärwerk zum Kraftwerk

Dr.-Ing. Bodo Weigert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)

Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin koordiniert das im Juli 2015 gestartete Europäische Forschungs- und Demonstrationsvorhaben POWERSTEP.
Das Ziel: Wie können bestehende Kläranlagen vom Energieverbraucher zum -erzeuger umgerüstet werden?

Der Energieinhalt von Abwasser ist eine bisher wenig beachtete Energiequelle, die es zu nutzen gilt.
Unter diesem Motto ist im Juli 2015 unter der Leitung des Kompetenzzentrums Wasser Berlin das europäische Verbundforschungsvorhaben POWERSTEP gestartet. 15 europäische Partner, führende Forschungseinrichtungen und Unternehmen, arbeiten hier gemeinsam an einem Ziel: Kläranlagen, die bisher zur Abwasserreinigung noch Energie benötigen, zu Energieerzeugern zu machen. Selbstverständlich soll dies nicht auf Kosten der Reinigungsleistung gehen.

Kombination von bewährter Technik mit Innovationen.
Kernaktivität des Projektes ist die Implementierung bewährter aber auch neuer Technologien auf großen konventionellen Kläranlagen in Deutschland, Schweden, Dänemark, Österreich und der Schweiz ab Mitte 2016:

– Abtrennung von energiereichem organischen Kohlenstoff aus dem Rohabwasser (Mikrosiebung oder Biosorption)

– Anwendung von innovativen Verfahren der Stickstoffentfernung (Deammonifikation im Hauptstrom, Wasserlinsen-Bioreaktor)

– Steigerung der Biogasausbeute mit „Power-to-Gas-Technologie“ und Netzanbindung über „smart grids“

– Energiegewinnung aus Abwärme (thermoelektrische Systeme zur Energierückgewinnung in BHKWs, Dampf-Kreislauf nach Rankine, Wärmespeicherkonzepte)

– Innovative Prozesswasseraufbereitung (Nitritation, Membranstrippung).

Die Umrüstung von Kläranlagen ist wirtschaftlich sinnvoll.
Eine Umrüstung der Abwassertechnik führt letztlich zu einer Steigerung der regionalen Energieerzeugungskapazitäten. Derzeit sind Klärwerke für ungefähr 1 % des gesamten Stromverbrauchs in Europa verantwortlich und haben meist den größten Anteil an den Stromkosten von kommunaler Infrastruktur (über 30%). Mit einer umfassenden Umrüstung aller europäischen Klärwerke und einer Nutzung des chemischen Energiepotenzials von 87.000 GWh pro Jahr in Europa könnte mit den POWERSTEP-Konzepten Strom in der Größenordnung von bis zu 12 großen Kraftwerken erzeugt werden.

POWERSTEP: Projektvolumen € 5.2 Millionen – 15 Partner – Laufzeit: 2015-2018

POWERSTEP wird gefördert im Europäischen Programm für Forschung und Innovation „Horizon 2020″ unter dem Förderkennzeichen n°641661.

Koordinator:
Christian Loderer – Christian.Loderer@kompetenz-wasser.de
Kompetenzzentrum Wasser Berlin gGmbH
+49 30 53653 806

Weitere Informationen:
http://www.powerstep.eu
http://www.kompetenz-wasser.de

Quelle: idw

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Blauer Eisenhut, Engelstrompete und Wunderbaum – das Risiko akuter Vergiftungen durch Pflanzen

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR-Broschüre „Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen 2011-2013″ dokumentiert unter anderem Vergiftungsunfälle mit Pflanzen

Kleinkinder sind, gerade jetzt im Herbst, durch die versehentliche Einnahme von giftigen Blüten, Samen oder Früchten in besonderem Maße gefährdet. Dies legen von Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern und Giftinformationszentren an das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gemeldete Vergiftungsfälle nahe, die zusammengefasst in der Broschüre „Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen 2011-2013″ beschrieben sind. Hierunter finden sich Fälle mit Blauem Eisenhut, Engelstrompete und den Ricinussamen des Wunderbaums. Allgemein sind die meisten Vergiftungsmeldungen zwar auf den Umgang mit chemischen Produkten zurückzuführen, doch werden rund 10 Prozent der Fälle durch giftige Pflanzen oder Pilze ausgelöst. In den Jahren 2011-2013 hat das BfR insgesamt 13.225 Vergiftungen dokumentiert. Der Bericht „Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen“ gibt einen informativen Überblick über alle Meldungen aus dieser Zeit – von exotischen Fällen wie Ciguatera-Vergiftungen nach dem Verzehr von Schnapper-Fischfilets, allergischen Nebenwirkungen nach dem Stechen eines Tattoos bis hin zu Vergiftungen am Arbeitsplatz. „Die Meldungen und Auswertungen von Vergiftungen“, so BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, „führen dazu, dass Vergiftungsrisiken für die Bevölkerung schneller erkannt werden. Sie tragen so dazu dabei, dass die Sicherheit von Produkten stetig verbessert wird.“

In den „Ärztlichen Mitteilungen bei Vergiftungen 2011-2013″ werden Fälle in Verbindung mit dreien der giftigsten Gartenpflanzen skizziert: Blauer Eisenhut, Engelstrompete und Wunderbaum (Ricinus). Der Blaue Eisenhut trägt sogar den unrühmlichen Titel der „giftigsten Pflanze Europas“. Sämtliche Teile der Pflanze enthalten Aconitin, das giftiger ist als das aus Krimis wohlbekannte Strychnin. Für den erwachsenen Menschen sind bereits etwa zwei bis sechs Milligramm reines Aconitin tödlich. Schon in der Folge des Hautkontakts beim Pflücken der imposanten, tiefblauen Blüten können sich Symptome zeigen. Häufig kommt es jedoch zu Vergiftungen, weil die Knolle des Eisenhuts mit Sellerie- oder Meerrettichwurzeln verwechselt wird. Auch die Blätter landen, aus Unkenntnis oder in Verwechslung mit Petersilie, in Salaten.

Bei der Engelstrompete handelt es sich um ein bis zu fünf Meter hohes Ziergewächs mit auffällig großen, hängenden Trompetenblüten. Auch bei dieser Pflanze sind alle Teile giftig. Im Fall einer Vergiftung können die Symptome – insbesondere Verwirrtheit und Bewusstseinsverlust – bis zu zwei Tage lang andauern.

Zu den giftigsten Gartenpflanzen gehört darüber hinaus der Wunderbaum, der wegen seiner großen, tiefrot gefärbten Blätter als Zierpflanze kultiviert wird. Der Wunderbaum bildet rotbraune, mit weichen Stacheln besetzte Kapselfrüchte mit bohnenförmigen Samen aus, die gern gepflückt werden. Ricinussamen sind jedoch hochgiftig. Für eine tödliche Vergiftung mit Ricin reicht bei Kindern bereits eine Aufnahme von drei bis fünf gut zerkauten Samen aus. Nicht nur der Verzehr, sondern auch der Hautkontakt mit den Samen, besonders mit durchbohrten Samen – wie sie teilweise an Halsketten zu finden sind – können schwere Allergien auslösen. Da hier die feste Samenschale durchbohrt wird, können die Giftstoffe direkt in die Haut gelangen. Solcher Schmuck darf unter keinen Umständen in die Hände von Kindern gelangen.

Bei Unsicherheit, ob eine giftige Pflanze verzehrt wurde oder Kontakt bestand, hilft ein Anruf bei einer der acht deutschen Giftnotrufzentralen weiter. Auch die vielfach genutzte BfR-App „Vergiftungsunfälle bei Kindern“, die 2014 den Deutschen Preis für Onlinekommunikation erhielt, bietet Hinweise, wie sich Unfälle vermeiden lassen und gibt Informationen über Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Die vorliegenden „Ärztlichen Mitteilungen bei Vergiftungen“ wurden als Sammelband für die Jahre 2011-2013 erstellt und schließen somit lückenlos an die letzten Mitteilungen aus dem Jahr 2010 an. Der Bericht gibt einen informativen Überblick über Vergiftungsrisiken sowie Schwerpunkte der ärztlichen Meldungen an das BfR. In der Broschüre, die sich besonders an Ärzte, Klinik- und Rettungspersonal richtet, beschreibt das BfR für ausgewählte Vergiftungsfälle ausführlich Symptome, Verlauf und Therapieansätze. Sie ist kostenlos beim BfR erhältlich: Fax +49-(0)30-18412-4970, E-Mail: publikationen@bfr.bund.de und steht unter www.bfr.bund.de zum Herunterladen zur Verfügung.

Weitere Informationen über die Meldepflicht bei Vergiftungen und unerwünschten Produktwirkungen nach § 16e des Chemikaliengesetzes finden Sie hier: http://www.bfr.bund.de/de/vergiftungen-7467.html

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/cm/350/aerztliche-mitteilungen-bei-vergiftungen-2011-2013…
Informationsbroschüre Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen 2011-2013

Quelle: idw

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Alternative Kraftstoffe: Kostengünstig und klimafreundlich aus dem Bioethanol-Reaktor

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Wissenschaftler der Universität Hohenheim entwickeln neues kontinuierliches Verfahren zur effizienten Bioethanol-Herstellung / Ein Werkstattbericht

Biokraftstoffe könnten bis zu 20 Prozent des Treibstoffbedarfs der Menschen decken. Dass dies auch klimafreundlich, wirtschaftlich und ohne Tank-Teller-Diskussion geschieht, will ein Forschungsprojekt der Universität Hohenheim ermöglichen. Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Ralf Kölling-Paternoga forschen an einem kontinuierlich arbeitenden Bioethanol-Reaktor, der die bisherigen Schwächen der Biokraftstoff-Produktion beheben soll. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) unterstützt das Projekt mit gut 350.000 Euro. Damit zählt es zu den Schwergewichten der Forschung an der Universität Hohenheim.

Bioethanol – Treibstoff aus nachwachsenden Rohstoffen, klimaneutral und damit eine gute Alternative zu fossilen Brennstoffen. Soviel zur Theorie. In der Praxis ist die Bioethanol-Produktion bislang jedoch noch umstritten.
„Eine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion kann entstehen, wenn Ausgangsstoffe wie Getreide oder Zuckerrüben eingesetzt werden. Je nach Herstellungsprozess kann zudem die Klimabilanz relativ schlecht ausfallen. Verwendet man andere als die bislang üblichen Rohstoffe, ist die Produktion immer noch teuer und damit unwirtschaftlich“, umreißt Prof. Dr. Kölling-Paternoga von der Universität Hohenheim die Hindernisse.
Der Biotechnologe arbeitet mit seinem Team am Fachgebiet Hefegenetik und Gärungstechnologie daran, gleich alle drei Probleme mit einem Streich zu lösen. Ihr Ziel ist ein kontinuierliches Verfahren mit genveränderten Hefen, das eine erheblich kostengünstigere Bioethanol-Produktion ermöglicht.
Als Ausgangsstoff setzen die Wissenschaftler Cellulose aus Reststoffen wie Stroh ein – das vermeidet die Konkurrenz zu Nahrungsmitteln und sorgt für eine gute Klimabilanz mit Einsparungen von 80 bis 90 Prozent gegenüber Benzin aus fossilen Quellen.
„Wir stellen uns eine Art Bioethanol-Reaktor vor, ähnlich wie bei Biogas. Ein möglichst einfaches System, in das man die Ausgangsstoffe auf einer Seite hineingibt und auf der anderen Bioethanol herauskommt“, veranschaulicht Prof. Dr. Kölling-Paternoga das Ziel des Forschungsprojektes.

Hefepilze mit Sonderzubehör
Cellulose zur Produktion von Bioethanol hat einen Nachteil: Sie ist schwer aufzuschließen. Bisher führt man eine Vorbehandlung mit Dampf, Druck und zugesetzten Enzymen durch, um den Zucker in den Pflanzen freizusetzen. Erst dann kann Hefe zugegeben werden, die den Zucker zu Alkohol umwandelt.
Dieses Batch-Verfahren ist umständlich und kostenaufwendig. Die Forscher wollen es deshalb erheblich vereinfachen. „Wir möchten mit gentechnischen Methoden Hefen herstellen, die selbst diese Enzyme produzieren“, erklärt Prof. Dr. Kölling-Paternoga.
Dafür etablieren sie auf den Hefepilzen sogenannte Mini-Cellulosomen – Anhänge auf der Zelloberfläche, die alle zum Cellulose-Abbau nötigen Enzyme beinhalten. In der Natur findet man derartige Cellulosome vor allem in einigen Bakterien. „Die Hefen können dann an die Cellulose andocken und in parallelen Prozessen die Cellulose abbauen und mit der Bioethanol-Produktion starten“, so der Experte.

Kontinuierliche Bioethanol-Produktion: Einfach und kostengünstig
Sein Institutskollege PD Dr. Thomas Senn will diese Hefen in einem kontinuierlichen System nutzen. Er arbeitet parallel zur genetischen Entwicklung an der technischen Umsetzung.
Ziel der Forscher ist ein Prototyp einer solchen kontinuierlich arbeitenden Anlage am Ende der drei Förderjahre. Sie soll Biokraftstoffe der 2. Generation produzieren, also hergestellt aus Stoffen, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind.

Keine Konkurrenz zur Lebensmittelproduktion
Grundsätzlich könnten dazu unterschiedliche Materialien eingesetzt werden. „Denkbar wären auch zum Beispiel Biomüll oder Energiepflanzen aus Agroforstsystemen“, erläutert Prof. Dr. Kölling-Paternoga. „Berechnungen zufolge könnte man unter optimalen Voraussetzungen weltweit rund die Hälfte des Bedarfs an Kraftstoffen mit Bioethanol aus Reststoffen decken.“
Entscheidend wird jedoch die marktwirtschaftliche Seite sein. „Momentan liegen die Produktionskosten für Cellulose-Ethanol über den Herstellungskosten für Benzin“, stellt Prof. Dr. Kölling-Paternoga fest. „Unser neues System dürfte die Kosten ganz erheblich senken und die Effizienz steigern.“

Hintergrund des Forschungsprojektes
Das Projekt „Entwicklung eines kontinuierlichen Prozesses zur Herstellung von Cellulose-Ethanol auf der Basis von Cellulosom-Hefen“ ist auf drei Jahre ausgelegt und startete am 1.1.2015. Mit einer Summe von gut 350.000 Euro wird die Forschung an der Universität Hohenheim von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) gefördert. Damit gehört es zu den Schwergewichten der Forschung an der Universität Hohenheim.

Hintergrund: Schwergewichte der Forschung
Rund 30 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2014 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 250.000 Euro bei den Experimental- bzw. 125.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.
Text: Elsner / Klebs

Quelle: idw

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Studie zum Gemeinwohl: dm, Edeka und ALDI Nord genießen höchstes Ansehen

MBA Volker Stößel Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

GemeinwohlAtlas 2015 http://www.gemeinwohlatlas.de

Der Drogerieriese dm hat die Nase im GemeinwohlAtlas 2015 der HHL Leipzig Graduate School of Management/Universität St. Gallen vorn. In einer repräsentativen Erhebung von mehr als 7000 Personen im gesamten Bundesgebiet zum Gemeinwohlbeitrag von insgesamt 127 Unternehmen, öffentlichen Institutionen und NGOs führt das größte deutsche Drogerie-Unternehmen in der Kategorie Einzelhandel vor Edeka und ALDI Nord. Studienleiter Prof. Dr. Timo Meynhardt kommentiert: „Die Bürgerinnen und Bürger differenzieren sehr genau, wenn es um ihre täglichen Einkäufe geht. Bemerkenswert ist unter anderem, dass heute auch ALDI in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Wenn es um Gemeinwohlverträglichkeit geht, tun sich die Deutschen hingegen schwer mit Amazon.“

Laut der Studie steht das Gemeinwohl in Deutschland hoch im Kurs: 85% der Befragten sind besorgt, dass dem Thema in Deutschland zu wenig Beachtung geschenkt wird. Neun von zehn Befragten geben dabei an, eine klare Vorstellung davon zu haben, was unter Gemeinwohl zu verstehen ist. Fast ebenso viele sehen die Orientierung am Gemeinwohl für den langfristigen Erfolg einer Organisation als entscheidend an.

Prof. Dr. Timo Meynhardt sagt: „Der GemeinwohlAtlas 2015 zeigt ein klares Bild: Die Feuerwehr, die unser Schutz- und Sicherheitsbedürfnis befriedigt, wird von den Befragten mit Abstand als die gemeinwohlförderlichste Organisation eingestuft. Am unteren Ende rangiert mit Abstand die BILD-Zeitung. Sie steht für den polarisierenden Boulevardjournalismus. Diese beiden Pole spannen gewissermaßen den Bogen und definieren die Atlasränder.“

http://www.gemeinwohlatlas.de

Über die HHL Leipzig Graduate School of Management
Die HHL ist eine universitäre Einrichtung und zählt zu den führenden internationalen Business Schools. Ziel der ältesten betriebswirtschaftlichen Hochschule im deutschsprachigen Raum ist die Ausbildung leistungsfähiger, verantwortungsbewusster und unternehmerisch denkender Führungspersönlichkeiten. Die HHL zeichnet sich aus durch exzellente Lehre, klare Forschungsorientierung und praxisnahen Transfer sowie hervorragenden Service für ihre Studierenden. Das Studienangebot umfasst Voll- und Teilzeit-Master in Management- sowie MBA-Programme, ein Promotionsstudium sowie Executive Education. 2013 und auch 2014 errang die HHL einen der drei ersten Plätze für die besten Gründerhochschulen in Deutschland innerhalb des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) herausgegebenen Rankings „Gründungsradar“. Laut der Financial Times liegt die HHL im Bereich Entrepreneurship innerhalb des M.Sc.- sowie des EMBA-Programms national auf Platz 1 bzw. global unter den Top 5. Die HHL ist akkreditiert durch AACSB International. http://www.hhl.de

Weitere Informationen:
http://www.gemeinwohlatlas.de
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Quelle: idw

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DBU: energieeffizientes Verfahren zur vollständigen Aufbereitung von Gärresten aus Biogasanlagen

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Entwicklung eines energieeffizienten Verfahrens zur vollständigen Aufbereitung von Gärresten aus Biogasanlagen durch die Kombination von Fest-/ Flüssig-Separation und Membranverfahren

Die Biogaserzeugung zur Energiegewinnung durch die anaerobe Vergärung von Wirtschaftsdünger, nachwachsenden Rohstoffen (NawaRo), Bioabfällen und landwirtschaftlichen und industriellen Reststoffen ist Stand der Technik. 2012 waren in Deutschland 7.850 Biogasanlagen mit einer elektrischen Leistung von 3.540 MW installiert. Die Prognose des Fachverbands Biogas für 2014 betrug 7.944 Anlagen bei einer installierten Leistung von 3.860 MW. Biogasanlagen wandeln organisches Substrat durch anaerobe Vergärung in Biogas und einen Gärrest um. Dieser ist im Vergleich zu den als Substrat eingesetzten Wirtschaftsdüngern und Energiepflanzen ein sehr guter und geruchsreduzierter Dünger. Er besteht zu über 90 % aus Wasser und enthält eine Reihe von Nährstoffen wie Stickstoff, Phosphor und Kalium. Dabei entsteht zunehmend das Problem, dass die produzierten Gärrestmassenströme nicht auf die lokal vorhandenen Flächen ausgebracht werden können. Aufgrund hoher Transport-/Lagerkosten für die Rückführung beziehungsweise Lagerung der Gärreste werden für diese Anlagen neue Verfahrensweisen zur direkten und vollständigen Aufbereitung des Gärrestes gesucht.
Die Voll-Gärrestaufbereitung durch die Kombination aus Fest-/Flüssig-Separation und Membranverfahren ist eine Technologie, bei der die Nährstoffe in transport-, lagerungs- und verkaufsfähige Düngemittelprodukte überführt werden und die zu transportierende oder zu lagernde Masse durch den entzogenen Wasseranteil deutlich reduziert wird. Der Feststoff kann als Bodenhilfsmittel oder Kompost eingesetzt werden. Der entstehende Flüssigdünger dient als direkter Ersatz für Mineraldünger. Das abgetrennte Wasser wird auf Direkteinleiter- oder Prozesswasserqualität aufbereitet und somit wiederverwendet. Hierdurch entsteht eine Verminderung der Umweltbelastungen durch Emissionen bei Transporten von unbehandelten Gärresten.
Ziel des Gesamtprojektes ist es, einen wirtschaftlichen Einsatz der Voll-Gärrestaufbereitung zu verwirklichen. Das soll durch eine deutliche Effizienzsteigerung der energieintensivsten Stufe der Gärrestaufbereitung, der Ultrafiltrationsstufe, erfolgen. Das Projekt ist in zwei Phasen unterteilt. In der ersten Phase wurden 15 Gärreste im Hinblick auf ihre Fluideigenschaften und die Energieeffizienz der Aufbereitung untersucht und unterschiedliche Ansätze zur Modifikation des Verfahrens erfolgreich erprobt. In der zweiten Phase soll die Umsetzbarkeit der gesamten Prozesskette technisch abgesichert werden. Hierzu sind Versuche im halbtechnischen Maßstab an zwei realen Biogasanlagen geplant. Zwischen Januar und April 2016 werden hierzu Versuchsreihen in einer Biogasanlage in Bad Bentheim (Niedersachsen) stattfinden, ab Mai 2016 folgt dann die Beprobung einer weiteren Anlage.

Zwischenstand:
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) stellte für die erste Phase (AZ 31276/01) 178.355 € Fördermittel zur Verfügung. Ausgehend vom derzeitigen Stand der Technik werden unterschiedliche Ansätze zur Modifikation des Verfahrens untersucht.

Die erste Phase enthielt die Arbeitspakete:
AP 1: Untersuchungen im Labormaßstab von 15 Gärresten und Dekanter-Zentraten (vorwiegend C, N und P) mit dem Ziel der Identifikation der für die hohe Viskosität verantwortlichen Stoffe.
Im Ergebnis wurde ein deutlicher Zusammenhang zwischen den rheologischen Eigenschaften der Flüssigphase des Gärrestes nach Fest-Flüssig-Trennung (entspricht dem Zulauf zur UF-Stufe) und der Trennleistung bzw. dem aufzubringenden Energieaufwand der UF gefunden.
AP 2: Testung von Prozessmodifikationen, die die Fluideigenschaften des Gärrest-Zentrist deutlich ändern, also die Fluid-Viskosität verringern:
o Zugabe von mineralischen Flockungshilfsmitteln zum Gärrest vor dem Dekanter;
o Zugabe von enzymatischen Hilfsstoffen zum Gärrest vor dem Dekanter sowie im Dekanter-Zentrat vor der UF-Stufe;
o Thermische Behandlung des Dekanter-Zentrats bei Temperaturen zwischen 60 und 220 °C;
o Chemische/ physikalische Behandlung des Dekanter-Zentrats,
o Oxidation,
o Mechanische Behandlung des Dekanter-Zentrats durch Vorsiebung, Vorfiltration.
Im Ergebnis sind sowohl die Zugabe von enzymatischen Hilfsstoffen als auch die Oxidation dazu geeignet, die Energieeffizienz der UF-Stufe und damit des gesamten Gärrest-Aufbereitungsverfahrens zu steigern.

Zielsetzung:
Gärreste und Gülle bestehen zu über 90 % aus Wasser. Ziel aller Strategien zur Aufbereitung von Gärresten ist die Reduzierung des unwirtschaftlichen, ökologisch bedenklichen Transportaufwandes. Bei der Teil- oder Vollaufbereitung von Gärresten wird der große Wasseranteil abgetrennt und ein kleiner Massenstrom hochwertigen und transportwürdigen Düngers direkt am Standort der Biogasanlagen erzeugt. Die Vollaufbereitung trennt den Gärrest in drei Stoffströme auf: den Feststoff, ein nährstoffreiches Konzentrat und eine einleitfähige Flüssigphase. Diese Art der Aufbereitung bietet folgende umweltrelevanten Vorteile: die zu transportierende oder zu lagernde Masse wird durch den entzogenen Wasseranteil deutlich reduziert; die Nährstoffe werden in transport-, lagerungs- und verkaufsfähige Produkte überführt; das abgetrennte Wasser wird auf eine Qualität zur Direkt-einleitung in ein Gewässer oder darüber hinaus auf Prozesswasserqualität aufbereitet.
Das zweiphasige Gesamtprojekt verfolgt im Vergleich mit den am Markt verfügbaren „MPS“-Verfahren (Multi-Phase-Separation) eine deutliche Reduzierung des Energieverbrauchs der Gärrestaufbereitung um 50 %. Die im Substrat der Biogasanlage enthaltenen Nährstoffe sollen wirtschaftlich effizient separiert und als hochwertiger Langzeitdünger zurückgewonnen werden. Ansatzpunkt für die Optimierung ist die energieintensivste Stufe, die Ultrafiltration (UF: Partikel-Abtrenngrenze 2 – 100 nm; 1 nm = 1 Millionstel Millimeter). In der Regel werden hier keramische Rohrmodule mit materialspezifischen Vorteilen eingesetzt.

In der zweiten Phase wird die Umsetzbarkeit der gesamten Prozesskette technisch abgesichert. Hierzu sind Versuche im halbtechnischen Maßstab (Faktor etwa 1:10 zur Realausführung) an zwei realen Biogasanlagen geplant. Diese Versuche erlauben neben der technischen Optimierung eine zuverlässige Bewertung der Wirtschaftlichkeit.

Folgende Arbeitspakete sind vorgesehen:
AP 3: Halbtechnische Versuche mit Messung und Bilanzierung aller Stoffströme, insbesondere im Hinblick auf die Düngerqualität (vorwiegend N, K) und der Wiederverwendbarkeit des aufbereiteten Wassers;
AP 4: Entwicklung hydrodynamisch optimierter getauchter Plattenmodule als Alternative zu den bislang eingesetzten UF-Rohrmodulen;
AP 5: Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit (Vorträge, Veröffentlichungen) sowie die Analyse der
• Energieeinsparpotenziale,
• Wirtschaftlichkeit,
• Betriebssicherheit und Übertragbarkeit auf den großtechnischen Maßstab.

Einschätzung:
Die zu entwickelnde Technik bietet gute Chancen für eine Umweltentlastung in den Bereichen Gärrestaufbereitung, Düngemittelproduktion und Grundwasserschutz. Die Voll-Gärrestaufbereitung durch die innovative Kombination bekannter Prozessstufen ist ein vielversprechendes Verfahren, bei dem die Nährstoffe in transport-, lagerungs- und verkaufsfähige Düngemittelprodukte überführt werden. Die zu transportierende oder zu lagernde Masse wird durch den entzogenen Wasseranteil deutlich reduziert. Die große Hemmschwelle zum Einsatz der Voll-Gärrestaufbereitung liegt bislang in den noch hohen Investitions- und Betriebskosten im Vergleich zu LKW-Transporten. Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es daher, einen wirtschaftlichen Einsatz der Voll-Gärrestaufbereitung zur Düngemittelrückgewinnung zu verwirklichen.

Quelle: idw

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Studie zum Gemeinwohl: BVB schlägt Bayern München

MBA Volker Stößel Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

DFB im Sommer noch hoch angesehen. GemeinwohlAtlas 2015 (http://www.gemeinwohltas.de)

Borussia Dortmund hat die Nase im GemeinwohlAtlas 2015 von der HHL Leipzig Graduate School of Management/Universität St. Gallen vorn. In einer repräsentativen Erhebung von mehr als 7000 Personen im gesamten Bundesgebiet zum Gemeinwohlbeitrag von insgesamt 127 Unternehmen, öffentlichen Institutionen und NGOs steht der Dortmunder Bundesligaverein unter den Top-10 aller Unternehmen. In der Kategorie der Fußballclubs führt der BVB vor Bayer 04 Leverkusen, dem FC Bayern München, dem SV Werder Bremen, dem FC Schalke 04 und dem HSV.

Studienleiter Prof. Dr. Timo Meynhardt kommentiert: „Fußball entfaltet für vielen Menschen eine Kraft, die verbindet und tief in die Gesellschaft hinwirkt. Fußballklubs tragen effektiv zum Gemeinwohl bei. Bemerkenswert ist, dass auch hier der FC Bayern am stärksten polarisiert. Im Kerngeschäft leistet der Klub die beste Arbeit von allen, wird aber in der Anstandsdimension sehr kritisch betrachtet. Interessant auch: In der im Sommer 2015 durchgeführten Befragung wurde auch dem DFB eine sehr positive Rolle zugeschrieben, insbesondere wenn es um den Beitrag zum Zusammenhalt in Deutschland geht.“

Laut der Studie steht das Gemeinwohl in Deutschland hoch im Kurs: 85% der Befragten sind besorgt, dass dem Thema in Deutschland zu wenig Beachtung geschenkt wird. Neun von zehn Befragten geben dabei an, eine klare Vorstellung davon zu haben, was unter Gemeinwohl zu verstehen ist. Fast ebenso viele sehen die Orientierung am Gemeinwohl für den langfristigen Erfolg einer Organisation als entscheidend an.

Prof. Dr. Timo Meynhardt sagt: „Der GemeinwohlAtlas 2015 zeigt ein klares Bild: Die Feuerwehr, die unser Schutz- und Sicherheitsbedürfnis befriedigt, wird von den Befragten mit Abstand als die gemeinwohlförderlichste Organisation eingestuft. Am unteren Ende rangiert mit Abstand die BILD-Zeitung. Sie steht für den polarisierenden Boulevardjournalismus. Diese beiden Pole spannen gewissermaßen den Bogen und definieren die Atlasränder.“

http://www.gemeinwohltas.de

Über die HHL Leipzig Graduate School of Management
Die HHL ist eine universitäre Einrichtung und zählt zu den führenden internationalen Business Schools. Ziel der ältesten betriebswirtschaftlichen Hochschule im deutschsprachigen Raum ist die Ausbildung leistungsfähiger, verantwortungsbewusster und unternehmerisch denkender Führungspersönlichkeiten. Die HHL zeichnet sich aus durch exzellente Lehre, klare Forschungsorientierung und praxisnahen Transfer sowie hervorragenden Service für ihre Studierenden. Das Studienangebot umfasst Voll- und Teilzeit-Master in Management- sowie MBA-Programme, ein Promotionsstudium sowie Executive Education. 2013 und auch 2014 errang die HHL einen der drei ersten Plätze für die besten Gründerhochschulen in Deutschland innerhalb des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) herausgegebenen Rankings „Gründungsradar“. Laut der Financial Times liegt die HHL im Bereich Entrepreneurship innerhalb des M.Sc.- sowie des EMBA-Programms national auf Platz 1 bzw. global unter den Top 5. Die HHL ist akkreditiert durch AACSB International. http://www.hhl.de

Weitere Informationen:
http://www.gemeinwohltas.de

http://www.hhl.de

Quelle: idw

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Humanstudie belegt: Orangensaft ist gesünder als Orange

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Wissenschaftler der Universität Hohenheim zeigen: Nährstoffe aus pasteurisiertem Orangensaft werden doppelt so gut vom Körper aufgenommen wie aus der frischen Frucht.
Erst am Modell, dann am Menschen: Bereits im März 2015 haben Forscher der Universität Hohenheim bei einer Studie mit einem in vitro-Modell im Labor festgestellt, dass der menschliche Körper Nährstoffe besser aus Orangensaft als aus der Orange aufnehmen kann. Nun haben sie ihre Ergebnisse mit einer Humanstudie bestätigt und sie in dem Fachjournal „Molecular Nutrition and Food Research“ veröffentlicht. Damit widerlegen sie die Ansicht vieler Kritiker, dass Orangensaft genauso ungesund sei wie Cola.

Die Orange ist ein wahres Nährstoff-Depot: Neben einer hohen Menge an Vitamin C enthält sie auch eine Vielfalt an Carotinoiden und Flavonoiden. Beide Nährstoffe werden damit in Verbindung gebracht, das Risiko von bestimmten Krebs- und Herzkreislauferkrankungen deutlich senken zu können. Denn als Antioxidantien schützen sie die Körperzellen vor schädlichen Umwelteinflüssen. Carotinoide spielen zudem aufgrund ihrer Provitamin A-Aktivität eine wichtige Rolle in unserer täglichen Ernährung.

Anders sieht es mit dem Ruf von Orangensaft aus. Vor allem sein natürlicher Zuckergehalt ist vielen Ernährungsberatern ein Dorn im Auge. Doch der Doktorand Julian Aschoff und Prof. Dr. Dr. Reinhold Carle vom Lehrstuhl Technologie und Analytik pflanzlicher Lebensmittel der Universität Hohenheim wollten es ganz genau wissen. Im März 2015 veröffentlichten sie eine Untersuchung mit einem in vitro-Modell, das nahelegte, dass Orangensaft eine bessere Quelle für Carotinoide darstellt als die Orange selbst. Nun haben die Wissenschaftler ihre Ergebnisse mit einer Humanstudie bestätigt.

Probanden mussten zwei Wochen auf Tomaten, Spinat & Co. verzichten
Zur Vorbereitung der randomisierten Crossover-Studie, in der nach dem Zufallsprinzip entweder zunächst die Orange oder der Orangensaft verzehrt wurde, mussten die zwölf Probanden zunächst zwei Wochen völlig auf Carotinoide verzichten. Im Verlauf des sogenannten „Wash-out“ waren grüne und rote Lebensmittel wie Tomaten, Karotten oder Spinat vom Speiseplan gestrichen und durften nicht verzehrt werden, damit die im Körper gespeicherten Carotinoide ausgewaschen werden.

Anschließend erhielten die Probanden einmal ein standardisiertes Frühstück mit Orangen und eines mit pasteurisiertem Orangensaft. Zwischen den beiden Testphasen lagen 14 Tage. Nach dem Frühstück entnahmen die Wissenschaftler den Probanden innerhalb von knapp zehn Stunden acht Blutproben und bestimmten anschließend den Carotinoid-Gehalt.

Doppelt so viele Carotinoide aus Saft wie aus Frucht
„In der Humanstudie hat sich unsere Hypothese aus der in vitro-Studie voll bestätigt. Orangensaft ist eine bessere Carotinoid-Quelle als eine Orange“, sagt Julian Aschoff. „Bei unseren Untersuchungen konnten wir feststellen, dass aus pasteurisiertem Orangensaft ungefähr doppelt so viele Carotinoide aufgenommen werden wie aus einer handelsüblichen Orange.“

Dies liege an der Herstellung des Saftes, so Prof. Dr. Dr. Reinhold Carle, Inhaber des Lehrstuhls für Technologie und Analytik pflanzlicher Lebensmittel und Initiator der Studie. „Bei der Herstellung des Orangensaftes werden Ballaststoffe wie beispielsweise Pektin oder auch Cellulose teilweise abgetrennt. Diese Stoffe hemmen die Absorption von Carotinoiden während der Verdauung. In der Orange sind mehr unverdauliche Ballaststoffe enthalten als im Saft, weshalb die Aufnahme der Carotinoide aus der Frucht stark vermindert ist.“

Orangensaft kann zu einer gesunden Ernährung beitragen
Auch die Konsistenz spiele bei der Nährstoffaufnahme eine Rolle, so Julian Aschoff weiter: „Beim Zerkauen einer Orange wird die Frucht nie komplett zerkleinert. Viele Zellen bleiben so intakt und schließen die Carotinoide ein. Das erschwert ihre Aufnahme und Verwertung.“

Im Vergleich zu Cola enthält Orangensaft zudem weder das für Kinder ungeeignete Koffein noch die allgemein bedenkliche Phosphorsäure. Außerdem wird Orangensaft im Vergleich zu Erfrischungsgetränken, zu denen auch Cola zählt, üblicherweise nicht zum Löschen des Durstes getrunken. „Der Verzehr von Obst und Gemüse in Deutschland liegt weit unter der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung“, so die Wissenschaftler. „Kaum ein Konsument hat Zeit, täglich genug Gemüse oder Früchte zu sich zu nehmen. In Maßen konsumiert, also ein Glas mit 200 ml pro Tag, kann Orangensaft so zu einer gesunden Ernährung beitragen und uns mit den Nährstoffen versorgen, die unser Körper benötigt.“

Text: C. Schmid / Klebs

Quelle: idw

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Der Umgang mit Hochwasserereignissen und ihren Folgen

Sabine Johnson Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

Hochwasserereignisse sind ein unvermeidbares Element des komplexen Wettersystems unserer Erde. Beim Aufeinandertreffen von Wasser und Boden können verheerende Schäden entstehen. Ziel muss es daher sein, entweder das Wasser zu beherrschen, oder den Widerstand dagegen zu stärken. Dafür bieten Bauweisen mit Geokunststoffen zahlreiche Möglichkeiten.

Als Experte auf dem Gebiet des Bauens mit Geokunststoffen war Dr.-Ing. Michael Heibaum, Leiter der Abteilung Geotechnik der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), am 14. Oktober in London Gast bei der renommierten British Geotechnical Association. In seinem Vortrag mit dem Titel: „Flooding mitigation, including the use of geosynthetic construction methods“ stellte er Bauweisen vor, wie mit Hilfe von Geokunststoffen Überflutungen verhindert oder deren Auswirkungen begrenzt werden können.

Hochwasserschutz beginnt mit Erosionsverhinderung, wofür vielfältige geotextile Lösungen zur Verfügung stehen. Daneben können Geokunststoffe die Widerstandsfähigkeit und Standsicherheit von Hochwasserschutzbauwerken, wie Dämme, Deiche und Küstendünen, deutlich erhöhen.

Die im Anschluss an den Vortrag ausgiebig geführte Diskussion zeigte das besondere Interesse der 135 Veranstaltungsteilnehmer am Know-how der BAW.

Weitere Informationen:
http://britishgeotech.org/flooding-mitigation-including-the-use-of-geosynthetic-…

Quelle: idw

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Medikamentenrückstände im Abwasser: Privathaushalte sind Hauptverursacher

Stefanie Hennig Universitätskommunikation
Leuphana Universität Lüneburg

Lüneburg. Privathaushalte sind für die Mehrheit der ins Abwasser eingeleiteten Medikamentenrückstände verantwortlich. Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser, Psychiatrien und Pflegeheime tragen dagegen lediglich lokal und mit nur wenigen Substanzen als nennenswerte Verursacher zu einer Verunreinigung des Abwassers durch Arzneistoffe – kurz: API – bei. Zu diesem Ergebnis sind Nachhaltigkeitswissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg in Zusammenarbeit mit dem Ortenau Klinikum Offenburg-Gengenbach in einer kürzlich in der Zeitschrift „Environment International“ veröffentlichten Studie gelangt.

Das Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Klaus Kümmerer analysierte Medikamentenverbrauchsdaten eines Krankenhauses, einer psychiatrischen Klinik und eines Pflegeheimes in Südwestdeutschland. Auf Basis der so ermittelten Verbrauchsmuster identifizierten die Forscher 50 häufig verabreichte Substanzen, die generell eine besondere Relevanz für den Abwassereintrag haben. Sie werden von den Patienten teils unverändert ausgeschieden und gelangen so ins Abwasser. Den über drei Jahre gemittelten gesamten Verbrauch dieser Medikamente durch die Gesundheitseinrichtungen verglichen die Wissenschaftler in einem zweiten Schritt mit dem jährlichen Gesamtverbrauch der ausgewählten Substanzen durch deutsche Privathaushalte. Dazu nutzten sie Daten aus dem jährlich veröffentlichten Arzneiverordnungs-Report (AVR), in dem alle Medikamente verzeichnet sind, die gesetzlich versicherten Patienten von deutschen Arztpraxen verschrieben werden.

Die Ergebnisse belegen für die überwiegende Zahl der untersuchten Substanzen im nationalen Vergleich einen deutlich höheren durchschnittlichen Verbrauch – und daraus abgeleitet eine höhere Emission – durch Privathaushalte als durch Einrichtungen des Gesundheitswesens. So ist der Verbrauch von Medikamenten, die den Verdauungstrakt oder das Herz-Kreislauf-System beeinflussen, in Krankenhäusern 15 bis 500 Mal niedriger als in Privathaushalten. In psychiatrischen Kliniken beläuft sich der Unterschied sogar bis auf den Faktor 2.500. Selbst der Verbrauch von Schmerzmitteln durch Krankenhäuser macht nur einen relativ kleinen Anteil am Gesamtverbrauch aus – bei Metamizol, dem Schmerzmittel mit dem größten Verbrauch, sind es lediglich 22 Prozent. Nennenswerte Verbrauchsmengen konnten nur für das Sedativum Clomethiazol in Krankenhäusern sowie für das Neuroleptikum Quetiapin und das Antidepressivum Moclobemid in Pflegeheimen aufgezeigt werden. Spezifische API wie diese können daher in regionaler Perspektive auf bestimmte Gesundheitseinrichtungen als Emissionsquellen zurückgeführt werden.

Anhand ihrer Studie konnten die Lüneburger Wissenschaftler erstmals belegen, dass bundesweit betrachtet auch psychiatrische Kliniken und Pflegeheime im Vergleich zu Privathaushalten nur einen geringen Anteil an der Einleitung von API ins kommunale Abwasser haben. In bisherigen Untersuchungen war dies lediglich für Allgemeine Krankenhäuser nachgewiesen worden. Auch die methodische Vorgehensweise der Wissenschaftler – die Vorhersage der Emission von API auf Basis von Verbrauchsmustern zu modellieren – ist neu. „Unsere Studie hat gezeigt, dass Verbrauchsmuster ein mindestens ebenso genaues Bild der Abwasserverschmutzung durch einzelne Substanzen ergeben wie Messungen im Abwasser selbst“, so Manuel Herrmann, Hauptautor der Studie. „Unsere Methode hat gegenüber der Messmethode allerdings den Vorteil, dass sie viel weniger aufwändig und kostenintensiv ist. So können Verunreinigungen sehr einfach vorhergesagt werden und Politik und Verwaltung können gezielt und zeitnah reagieren.“

Weitere Informationen:
Herrmann, Manuel; Olsson, Oliver; Fiehn, Rainer; Herrel, Markus; Kümmerer, Klaus (2015). The Significance of Different Health Institutions and Their Respective Contributions of Active Pharmaceutical Ingredients to Wastewater. Environment International 85, 61-76.

Kontakt:
Prof. Dr. Klaus Kümmerer
Leuphana Universität Lüneburg
Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie
Telefon +49.4131.677-2893
klaus.kuemmerer@leuphana.de

Apotheker Manuel Herrmann
Leuphana Universität Lüneburg
Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie
Telefon +49.4131.677-2896
manuel.herrmann@leuphana.de

Quelle: idw

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Helicobacter pylori: Gastroenterologen empfehlen Behandlung des Magenkeims

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin – Eine Infektion mit Helicobacter pylori kann zu lebensbedrohlichen Krankheiten wie Magenkrebs und Geschwüren führen. Meistens bleibt sie aber harmlos, und es gibt sogar Hinweise auf nützliche Effekte. Warum ein Befall mit dem Bakterium dennoch in jedem Fall therapiert werden sollte, erläuterten Experten auf dem Kongress „Viszeralmedizin 2015″ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), ihrer Sektion Endoskopie und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). Die Tagung fand vom 16. bis 19. September in Leipzig statt.

Helicobacter pylori ist ein Bakterium der Extreme: Es kann sich trotz der Magensäure im Magen des Menschen einnisten, was lange Zeit als unmöglich galt. Und es ist dasjenige Bakterium, mit dem die meisten Menschen chronisch infiziert sind, nämlich rund die Hälfte der Weltbevölkerung. In Ländern mit hohem Lebensstandard, zum Beispiel Deutschland, beträgt der Anteil zirka ein Drittel.

„Eine Infektion mit Helicobacter kann zu einer Reihe von Erkrankungen führen“, erläutert Professor Dr. med. Joachim Labenz, Chefarzt am Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen und Kongresspräsident der DGVS. Zu den möglichen Folgeerkrankungen zählen Magenschleimhautentzündungen, Geschwüre im Magen oder im Zwölffingerdarm, Tumore im Lymphgewebe und Magenkrebs. Allerdings bleibt die Infektion in den meisten Fällen symptomfrei, nur bei etwa einem Fünftel der Betroffenen führt sie zu einer Erkrankung. Aus diesem Grund zögern Ärzte und Patienten bei der Diagnose häufig, die Infektion zu behandeln.

„Die Frage ‚behandeln oder nicht?‘ ist eindeutig zu beantworten: Jede Infektion sollte therapiert werden“, so Labenz. Zwar gebe es Hinweise darauf, dass das Bakterium vor bestimmten Erkrankungen schütze; beispielsweise hätten Fettleibigkeit, Sodbrennen und Speiseröhrenkrebs in Ländern mit abnehmender Helicobacter-Durchseuchung zugenommen. Ein direkter Zusammenhang sei aber bisher nicht erwiesen. Zudem sei es noch nicht möglich, zuverlässig eine möglicherweise harmlose von einer riskanten Infektion zu unterscheiden. „Nach kritischer Abwägung aller bisherigen Erkenntnisse, scheint das Risiko einer Infektion weit größer als deren Nutzen zu sein“, sagt Labenz. Schließlich könne ein Träger des Helicobacter jederzeit schwer erkranken. Außerdem reduziere eine erfolgreiche Therapie das Risiko für andere Menschen, ebenfalls von dem Keim befallen zu werden.

Die Behandlung einer Helicobacter-Infektion ist nicht immer einfach: Die bisher bevorzugte Methode einer sogenannten Tripel-Therapie, bestehend aus einem Magensäurehemmer, dem Antibiotikum Clarithromycin sowie einem der beiden Antibiotika Amoxicillin oder Metronidazol, versagt häufiger als bisher angenommen. Aus diesem Grund werden heute in vielen Situationen Vierfachtherapien bevorzugt. „In mehr als 90 Prozent der Fälle kann der Keim so eliminiert werden“, sagt Labenz. Noch in diesem Jahr wird die DGVS eine neue Leitlinie „Helicobacter pylori“ herausgeben, die Behandlungsempfehlungen entsprechend dem aktuellen Wissensstand zusammenfasst.

Weitere Informationen:
http://www.viszeralmedizin.com
http://www.dgvs.de
http://www.dgav.de

Quelle: idw

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Ozeanversauerung – das andere CO2-Problem

Eva Söderman Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Klima-Konsortium e.V.

Wie Treibhausgase die Meere verändern

Dass sich das Klima wandelt und die Menschen die Hauptverursacher sind, ist wissenschaftlich unstrittig. Dieser Befund wird von Regierungen weltweit akzeptiert und die Bereitschaft zu mehr Klimaschutz nimmt im Vorfeld der Pariser Weltklimakonferenz zu. In der politischen und öffentlichen Diskussion spielen auch die Auswirkungen der Treibhausgase auf die Ozeane eine zunehmende Rolle.

Die Wissenschaft konstatiert längst, dass der Klimawandel von einem Ozeanwandel begleitet wird, und zwar nicht nur über den Anstieg des Meeresspiegels. Was sich in den durchschnittlich 4.000 Meter tiefen Ozeanen abspielt, müssen Wissenschaftler mit großem technologischem Aufwand erforschen. Dabei sehen sie eine zwar allmähliche, aber tiefgreifende Umgestaltung der Weltmeere durch die menschlichen Einflüsse – und ein zweifaches CO2-Problem: Erwärmung und Versauerung. Der steigende CO2-Gehalt der Atmosphäre hat schon heute zu einem steigenden Säuregrad des Meerwassers geführt. Diese Versauerung der Meere hat weitreichende Konsequenzen, u.a. auf die Nahrungsketten im Ozean und die Ernährungssicherheit der Menschen. Das Ausmaß, die Folgen und Risiken der Ozeanversauerung werden erst seit kurzem systematisch erforscht.

Das Deutsche Klima-Konsortium (DKK) und das Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) laden Sie zum Klima-Frühstück für Presse- und Medienvertreter ein, bei dem Prof. Dr. Ulf Riebesell und Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner Ihnen aktuelle Ergebnisse aus der Meeresforschung vorstellen.

Wann: am Donnerstag, 29. Oktober 2015 von 9 bis 10:30 Uhr

Wo: in der Brasserie „Gendarmenmarkt“ im Wissenschaftsforum,
Taubenstr.30, 10117 Berlin-Mitte
http://goo.gl/maps/5swqc

Mit: Prof. Dr. Ulf Riebesell, Leiter der Forschungseinheit Biologische Ozeanographie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Koordinator des BMBF-Verbundprojektes BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification),
Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner, Biologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, Hauptautor beim Fünften Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC und neugewählter Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II des kommenden Sechsten Sachstandsberichts,
moderiert von Marie-Luise Beck, DKK-Geschäftsführerin, und Rolf Peinert, KDM-Geschäftsführer

Bitte melden Sie sich bis Mittwoch, 28. Oktober 2015 um 16 Uhr an – per E-Mail an eva.soederman@klima-konsortium.de

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Eva Söderman, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Klima-Konsortium e.V. (DKK)
Wissenschaftsforum, Markgrafenstraße 37, 10117 Berlin
Tel.: +49 (0)30 76 77 18 69-4 | Fax: +49 (0)30 76 77 18 69-9
E-Mail: eva.soederman@klima-konsortium.de

Das Deutsche Klima-Konsortium e. V. (DKK) vertritt führende Akteure der deutschen Klimaforschung und Klimafolgenforschung. Dazu gehören Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Bundesbehörden. Das DKK steht für wissenschaftsbasierte Politikberatung, greift aktuelle Klimathemen auf und liefert Hintergründe aus Expertensicht.

Im Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) haben sich alle großen Forschungsinstitute, universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen, Museen und eine Bundesbehörde zusammengeschlossen, die in der Meeres-, Polar- und Küstenforschung aktiv sind.

Weitere Informationen:
http://www.deutsches-klima-konsortium.de
http://www.deutsche-meeresforschung.de

Quelle: idw

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Bezahlter Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: In der Praxis Nachholbedarf bei Minijobbern

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Bei Minijobbern kommt es anders als bei anderen Beschäftigten häufiger vor, dass sie keinen bezahlten Urlaub oder keine Lohnfortzahlung bei Krankheit erhalten. Zugleich sind sie weniger gut über ihre Arbeitnehmerrechte informiert als andere Beschäftigte. Das zeigt eine Befragung von 7.500 Beschäftigten und 1.100 Betrieben durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Rund 35 Prozent der Minijobber berichten, keinen bezahlten Urlaub zu erhalten, ohne dass ein rechtlich zulässiger Grund dafür vorliegt. Von den Betrieben sagen etwa 15 Prozent ohne Angabe eines rechtlichen Grundes, dass ihre Minijobber keinen bezahlten Urlaub bekommen. Bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall liegen die Anteile bei rund 46 bzw. rund 21 Prozent.

Beschäftigte, die in Vollzeit oder in sozialversicherungspflichtiger Teilzeit arbeiten, erhalten dagegen in aller Regel bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Von ihnen berichten zwischen rund einem und knapp sechs Prozent, dass dies nicht der Fall ist, ohne dass dafür ein rechtlicher Grund besteht. Laut Betriebsbefragung erhalten 0,3 bis 1,3 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten diese Leistungen nicht.

Die IAB-Forscher haben auch untersucht, ob die Beschäftigten und die Betriebe die rechtlichen Regelungen zum bezahlten Urlaub und zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall kennen. Etwa zwei Drittel der Minijobber wissen über ihren Anspruch auf bezahlten Urlaub oder auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall Bescheid, bei den übrigen Beschäftigten sind es dagegen rund 95 Prozent.

Bei der Betriebsbefragung zeigt sich dagegen: Vier Fünftel der Befragten kennen die rechtlichen Regelungen bei Urlaub und Krankheit von Minijobbern. Fragen zur Kenntnis des Arbeitsrechts werden häufiger korrekt beantwortet, wenn es im Betrieb einen Betriebs- oder Personalrat gibt. Auch auf Seiten der Beschäftigten hängen arbeitsrechtliche Kenntnisse und das Vorhandensein von Mitarbeitervertretungen zusammen: „Beschäftigte in Betrieben mit Betriebsrat oder Tarifvertrag sind vergleichsweise gut über ihre Rechte informiert“, stellen die IAB-Forscher fest.

Bei Betrieben, deren Auskunftspersonen den Rechtsanspruch der Minijobber auf bezahlten Urlaub nicht kennen, ist die Häufigkeit, dass es für Minijobber keinen bezahlten Urlaub gibt, mehr als dreimal so hoch wie in den anderen Betrieben (33 Prozent bzw. zehn Prozent). Die Studie zeigt aber auch: Rund 50 Prozent der Betriebe, die angeben, ihren Minijobbern keinen bezahlten Urlaub zu gewähren, haben Kenntnis von der tatsächlichen Rechtslage. Bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall fielen die Ergebnisse ähnlich aus, erklären die Forscher.

Die IAB-Studie bezieht sich auf die Situation in Betrieben mit mindestens elf Beschäftigten.

Weitere Informationen:

http://doku.iab.de/kurzber/2015/kb1815.pdf

Quelle: idw

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Wertvoller Phosphor aus Klärschlamm: DBU fördert Pilotanlage der AVA cleanphos Technologie

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Aus der Forschung in die Praxis: Forschungsarbeit von Universität Hohenheim und AVA cleanphos Technologie ist Basis der neuen Pilotanlage

Ein neues Verfahren, das wertvollen Phosphor aus HTC-Klärschlammkohle gewinnt: Um diese neue Technologie zu etablieren, fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) eine AVA cleanphos Pilotanlage mit Standort in Karlsruhe. Das auf der hydrothermalen Carbonisierung (HTC) basierende Verfahren wurde bereits im Labor von AVA-CO2 erfolgreich getestet. In den nächsten 12 Monaten wird die innovative Lösung bei der AVA-CO2 Forschung GmbH in Karlsruhe in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern, der Universität Hohenheim und der Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC, im halbtechnischen Maßstab erprobt. Das Projekt soll zeigen, dass sich dank der AVA cleanphos Technologie ein pflanzenverfügbarer Recycling-Dünger aus Klärschlamm effizient und kostengünstig herstellen lässt.

Für die Industrie wird durch die erfolgreiche AVA cleanphos Pilotierung ein Durchbruch bei der Phosphor-Rückgewinnung, wie sie durch die Novelle der Klärschlammverordnung gefordert wird, erwartet. Das Verfahren hat nicht nur das Potenzial effizienter und kostengünstiger als andere, bestehende Verfahren zu sein. Denn über das HTC-Verfahren wird Klärschlamm zuerst auch in Kohle umgewandelt, ehe das Phosphat isoliert wird.
So entstehen gleich zwei wirtschaftlich interessante Produkte: Ein wertvoller Dünger und die phosphorfreie HTC-Klärschlammkohle, die auch in Zukunft als Ersatz für Braun- oder Steinkohle in der Mitverbrennung eingesetzt werden kann – was zu beträchtlichen Einsparungen von CO2-Emissionen führt. „Die HTC in Kombination mit der AVA cleanphos Lösung macht den Weg frei für eine echte, langfristige Klärschlammverwertung“, erklärt Thomas Kläusli, Chief Marketing Officer von AVA-CO2.
Auch für die Landwirtschaft bietet das Verfahren neue Möglichkeiten. „Obwohl Klärschlamm viel wertvolles Phosphat enthält, spricht vieles gegen eine landwirtschaftliche Verwertung. Der Schlamm kann Krankheitserreger mit sich führen und enthält zusätzlich viele Schwermetalle“, so Prof. Dr. Andrea Kruse, Agrartechnologin der Universität Hohenheim. Bisherige Technologien für die Phosphor-Rückgewinnung setzen zudem vor allem auf die Entsorgung in Monoverbrennungsanlagen, um dann aus der Asche das Phosphat zu gewinnen und als Dünger zu verarbeiten. Diese Verfahren sind aber teurer und deutlich aufwendiger als die HTC.“
Bisher, so Prof. Dr. Kruse weiter, schöpfe man das Phosphat zwar noch aus Mineralwerken in China, den USA und Marokko. „Diese Mineralwerke sind aber mittlerweile so ausgebeutet, dass immer tiefer abgebaut werden muss. Doch je tiefer gebohrt wird, desto mehr Schwermetalle wie Uran sind im Phosphat angereichert, der wiederum als Dünger auf die Felder kommt. Wir brauchen daher neue Phosphatquellen. Der Klärschlamm ist eine davon, und mit der HTC basierten AVA cleanphos Technologie kann er nutzbar gemacht werden.“
Auch die Fraunhofer-Projektgruppe IWKS begleitet das Projekt wissenschaftlich und wird detaillierte Analysen in Anlehnung an die Vorgaben der Düngemittelverordnung vornehmen.

Über AVA-CO2
Das Biotechnologie-Unternehmen AVA-CO2 ist führend beim Einsatz hydrothermaler Prozesse zur stofflichen und energetischen Nutzung von Biomassen. Zum Leistungsangebot gehört ein patentiertes Verfahren zur großtechnischen Herstellung der biobasierten Plattformchemikalie 5-HMF (5-Hydroxymethylfurfural). Diese dient als erneuerbares Substitut für erdölbasierte Ausgangsstoffe in der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Für die feinchemische Industrie produziert die Tochtergesellschaft AVA Biochem bereits heute hochreines 5-HMF. Das Unternehmen ist auch führend beim Einsatz der hydrothermalen Carbonisierung (HTC) zur effizienten Verwertung von Klärschlämmen und anderen biogenen Reststoffen sowie zur Herstellung von Hochleistungskohlenstoffen wie Pulveraktivkohle oder Carbon Black. Als Technologieführer ermöglicht das Unternehmen mit dem eigens entwickelten HTC basierten Verfahren AVA cleanphos auch wirtschaftliche Lösungen für die Phosphorrückgewinnung.
Das Schweizer Unternehmen mit Sitz in Zug und Tochtergesellschaften in der Schweiz und Deutschland hat im Oktober 2010 in Karlsruhe mit der HTC-0 die weltweit erste HTC-Demonstrationsanlage im industriellen Massstab in Betrieb genommen. Im Februar 2014 wurde mit der Biochem-1 die weltweit erste Anlage zur kommerziellen Produktion von 5-HMF in Betrieb genommen.

Über Universität Hohenheim
Gegründet 1818 nach verheerenden Hungersnöten fühlt sich die Universität Hohenheim neben intensiver Grundlagenforschung immer auch der Tradition verpflichtet, innovative Lösungen auf drängende gesellschaftliche Fragen zu entwickeln. Anders als andere Universitäten besitzt die Universität Hohenheim dazu einen bundesweit einmaligen Fächerkanon.
Heute ist die Universität Hohenheim Deutschlands Nr. 1 in Agrarforschung und Food Sciences, sowie stark und einzigartig in Natur-, Wirtschafts-, Sozial-, und Kommunikationswissenschaften.
Text: Klebs

Prof. Dr. Andrea Kruse, Universität Hohenheim, Fachgebiet Konversionstechnologie und Systembewertung nachwachsender Rohstoffe, T +49 711 459-24700, Andrea_Kruse@uni-hohenheim.de

Quelle: idw

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Wie die Ernährung die Demenz beeinflusst

Nina Meckel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Demenz ist ursächlich nicht heilbar. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern – auch durch die Ernährung. Die Chancen, aber auch die Grenzen abgestimmter Ernährung und mögliche Wechselwirkungen erläutert PD Dr. Werner Hofmann, Chefarzt der Klinik für Geriatrie und Frührehabilitation am Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster.

„Zusammenhänge zwischen Ernährung und Demenz sind sehr vielfältig“, sagt Dr. Hofmann. Dies scheinen Beobachtungen zu bekräftigen. So lässt sich bei der Hälfte der Demenzkranken im Rückblick feststellen, dass sie in den Jahren vor der Diagnose schleichend Gewicht verloren haben. „Es lässt sich durchaus sagen: Mangelernährung und Gewichtsverlust sind begleitende Faktoren bei der Entwicklung einer Demenz“, sagt er. Ob es eine Ursache und eine daraus ableitbare Wirkung gibt, hat sich bislang aber nicht klären lassen: „Das ist wie mit der Henne und dem Ei – da ist noch Spekulation im Spiel.“

Doch lässt sich zumindest der Krankheitsverlauf durch Ernährung beeinflussen? Hier scheint es mehr Hoffnung zu geben. Dr. Hofmann, der bis 2012 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG) war und sich intensiv mit der Ernährung alter Menschen beschäftigt, verweist auf zwei neue Studien (siehe unten). Deren Ergebnisse legen nahe, dass eine Kombination verschiedener Nahrungsstoffe – zum Beispiel Vitamine, Fette und Aminosäuren – die Einschränkungen bei einer Alzheimer Erkrankung mildern kann.

Ernährung als Schalthebel
„Man kann aber leider nicht schlussfolgern, dass eine wiederaufgenommene bessere Ernährung das Fortschreiten einer Demenzerkrankung aufhält“, schränkt er ein. „Dafür ist die Datenlage noch zu begrenzt.“

Trotzdem ist die Ernährung ein Schalthebel, um das Gesamtbefinden der Patienten wesentlich zu beeinflussen. So gelten exemplarisch diese drei Empfehlungen: mehr Proteine, um den Muskelabbau im Alter zu stoppen und die Sturzgefahr zu reduzieren. Mehr Kalorien, um den erhöhten Energieverbrauch durch Hyperaktivität auszugleichen. Und mehr individuell zubereitete Gerichte, auch finger food, um Leiden wie Schluckprobleme mit entsprechender Kost aufzufangen.

Weitere Informationen:
http://www.dggeriatrie.de/presse-469/1018-pm-wie-die-ern%C3%A4hrung-die-demenz-b…

Anhang

Pressemeldung DGG
https://idw-online.de/de/attachment45653

Quelle: idw

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KIT koordiniert Netzwerk Wasserforschung in Baden-Württemberg

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Wasser könnte der wichtigste Rohstoff des 21. Jahrhunderts werden: Weltbevölkerung, Urbanisierung und Wasserbedarf für die Energiebereitstellung sowie die industrielle Produktion nehmen stetig zu. Die immer größer werdende Lücke zwischen Wasserangebot und -nachfrage ist ein zentrales Thema der Umweltforschung. Die vielfältigen Aktivitäten der Universitäten des Landes auf diesem Gebiet stärker zu vernetzen, ist Ziel des Netzwerks Wasserforschung Baden-Württemberg, einer Initiative des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK). Die Geschäftsstelle des Netzwerks hat das MWK am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) eingerichtet.

Sprecher für die ersten drei Jahre ist Professor Harald Horn. Das KIT ist zudem an einem Forschungsverbund zur Risikobewertung von Chemikalien in Gewässern beteiligt.

Mit der Geschäftsstelle am KIT wird für die Wissenschaft wie für die Gesellschaft eine zentrale Anlaufstelle für die Wasserforschung in Baden-Württemberg geschaffen. „Die Verbindung unterschiedlicher Disziplinen und Themenschwerpunkte in der Wasserforschung – wie sie sich auch unter dem Dach des KIT abbildet – bietet eine ausgezeichnete Basis, um das Netzwerk zu vertreten, komplementäre Ressourcen zu bündeln und weitere gemeinsame Forschungsperspektiven in Baden-Württemberg zu entwickeln“, so Professor Detlef Löhe, Vizepräsident des KIT für Forschung und Information.

Die Herausforderungen für die Wasserforschung sind dabei vielfältig: Die Lücke zwischen verfügbarem Wasserangebot und steigender Wassernachfrage wird größer. Ein Drittel der Weltbevölkerung, so die Global Water Partnership (GWP), lebt bereits heute unter „Wasserstress“, sowohl im Hinblick auf die Wassermenge als auch die Wasserqualität, Wasser ist damit auch eine Ressource mit Konfliktpotenzial. Wasser ist nicht zuletzt eines der vielfältigsten Umweltthemen. „Schon aus regional baden-württembergischer Perspektive spiegeln zahlreiche Umweltprobleme das komplexe Spannungsfeld zwischen der Nutzung der Ressource Wasser einerseits und deren Schutz andererseits“, so der Sprecher des Netzwerks Professor Harald Horn, verantwortlich für Wasserchemie und Wassertechnologie am Engler-Bunte-Institut des KIT. Oft seien Nutzungskonflikte die Folge, etwa zwischen Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung wie bei Nitrat- und Pestizideinträgen in das Grundwasser, zwischen Raumplanung und Hochwasserschutz wie beim Bau von Poldern in Auen, oder zwischen Energieversorgung und Gewässerschutz wie bei der Kühlwassernutzung thermischer Kraftwerke während Hitzeperioden. „Durch ihre Breite erfordern diese Themen ein hohes Maß an interdisziplinärer Zusammenarbeit: Nur so können wir innovative Lösungsstrategien und Technologien für aktuelle und zukünftige Problemfronten in der Wasserforschung entwickeln und nachhaltig in die Praxis übertragen“, so Horn.

Netzwerk „Eff-Net“: Risikobewertung von Chemikalien in Gewässern
Drei standortübergreifende Projekte fördert das MWK nun für fünf Jahre als Forschernetzwerke mit jeweils rund zwei Millionen Euro. Das KIT ist gemeinsam mit den Universitäten Heidelberg (Sprecherhochschule) und Tübingen am Netzwerk „Eff-Net“ beteiligt (steht für: Effect Network in Water Research). Dabei geht es um Wirkungszusammenhänge für die Risikobewertung von vom Menschen in Gewässerökosysteme eingetragenen Chemikalien (Arzneimittel und Lebensmittelzusatzstoffe sowie deren Umwandlungsprodukt). Eff-Net verbindet naturwissenschaftliche Grundlagenforschung mit sozialwissenschaftlichen Ansätzen. Eine solch umfassende Risikobewertung stellt eine Notwendigkeit für weitere Entscheidungsprozesse dar. Dazu entwickeln die Forscherinnen und Forscher ein analytisches Netzwerk, das es ermöglicht, zunächst Lebensmittelzusatzstoffe (insbesondere künstliche Süßstoffe) und Medikamente (insbesondere Antidepressiva und Antidiabetika) sowie deren Umwandlungsprodukte in Gewässern zu identifizieren und zu quantifizieren. Außerdem werden die Wirkungen dieser Stoffe auf Lebewesen im Ökosystem Wasser auf der Ebene von Molekülen, Zellen und ganzer Organismen untersucht. Drei Arbeitsgruppen des KIT sind in diesem Projekt beteiligt. Sie beschäftigen sich mit den Wirkungen auf Stoffwechselwege in der Zelle (Rezeptoren und Signalwege) sowie auf bakterielle Gemeinschaften der Darmflora und damit Vitalität höherer Wasserorganismen. Ziel von Eff-Net ist es nicht nur, biologische Risiken zu identifizieren, sondern auch ihnen entgegenzuwirken. Dazu werden die Forschungsergebnisse gesellschaftlichen Interessengruppen (Konsumenten, politische Entscheidungsträger) vorgestellt und mit ihnen diskutiert, um darauf aufbauend Konzepte zur Steuerung von Konsumentenverhalten und für die Umweltgesetzgebung zu entwickeln.

Wasserforschung am KIT
Als Teil des KIT-Zentrums Klima und Umwelt deckt eine ganze Reihe an Arbeitsgruppen – mit insgesamt etwa 250 wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – nahezu die gesamte Breite der Wasserforschung ab: von den Natur- und Ingenieurwissenschaften bis hin zur Technikfolgenabschätzung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen zum gesamten regionalen Wasser- und Stoffkreislauf in natürlichen und vom Menschen geschaffenen Systemen von der Mikro- bis zur Flussgebietsskala. Das Themenspektrum reicht dabei von der Untersuchung von Transportprozessen im gesamten Wasserkreislauf über die Entwicklung numerischer und physikalischer Modelle für Grundlagenforschung und die wasserwirtschaftliche Praxis bis hin zur Entwicklung innovativer Technologien zur Wasseraufbereitung. Das KIT initiiert und bearbeitet auch international sichtbare Verbundvorhaben, darunter aktuell eine Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit starker Beteiligung weiterer baden-württembergischer Universitäten. Über breite Erfahrung verfügen die Forscherinnen und Forscher des KIT auch im Integrierten Wasserressourcenmanagement (IWRM), entsprechende Verbundprojekte laufen seit mehreren Jahren unter KIT-Führung und -Beteiligung. Zielregionen für internationale Projekte in der Wasserforschung sind der südostasiatische Raum, die Region Israel, Jordanien und Palästina sowie Afrika und Südamerika.

Details zum KIT-Zentrum Klima und Umwelt:
http://www.klima-umwelt.kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbstständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemein-schaft. Seine Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Weitere Informationen:
Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Anhang
KIT koordiniert Netzwerk Wasserforschung in Baden-Württemberg
https://idw-online.de/de/attachment44959

Quelle: idw

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Wie regional isst Hamburg? Studierende der ISM erforschen Kaufverhalten der Hamburger

Daniel Lichtenstein Marketing & Communications
International School of Management (ISM)

Immer mehr Verbraucher legen Wert auf Produkte aus ihrer Region. Doch oft verbirgt sich hinter vermeintlich frischer Ware aus der Region eine Mogelpackung. Wie die lokale Wertschöpfungskette von regionalen Erzeugern, Händlern und Verbrauchern in Zukunft gestärkt werden kann, erforschten Master-Studierende der International School of Management (ISM) in Kooperation mit der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation im Rahmen eines Consulting Projekts. Ihre Ergebnisse durften sie vor dem Wirtschaftssenator Frank Horch präsentieren.

„Für das Projekt mit der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation sollten die Studierenden herausfinden, inwieweit regionale Produkte tatsächlich von Verbrauchern nachgefragt werden und ob eine Initiative zur Vermarktung regionaler Produkte, besonders für den Einzelhandel, sinnvoll ist“, erklärt Prof. Dr. Ulrike Weber, Leiterin des Projekts.

Für die Studierenden der privaten Wirtschaftshochschule bedeutete das, die lokale Wertschöpfungskette genauer zu untersuchen. Dafür ging es für sie zunächst auf den Hamburger Großmarkt, um die regionalen Erzeuger als ersten Teil der Supply Chain kennenzulernen. Anschließend nahmen sie mit den großen Lebensmittelhändlern REWE und EDEKA Kontakt auf, um deren Perspektive zu hören. Um mehr über die Wünsche und Bedürfnisse der End-Verbraucher zu erfahren, interviewten die Studierenden diese direkt vor den Supermärkten. Zudem folgte eine Online-Umfrage mit dem Titel „Wie regional isst Hamburg?“.

Die Ergebnisse der Befragung durfte das Consulting-Team in einer Abschlusspräsentation vor dem Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch und weiteren Vertretern der Behörde vorstellen. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass sich eine Förderung regionaler Produkte durchaus lohnt“, erklärt Raphaela Schedel, studentische Teamleiterin des Projekts. „Eine bessere und nachvollziehbare Kennzeichnung von regionalen Produkten würde sich positiv auf das Kaufverhalten der Befragten auswirken. Zudem sind die meisten Verbraucher bereit, für regionale Produkte mehr Geld auszugeben.“

Neben den Ergebnissen der Umfrage stellten die Studierenden verschiedene Ideen vor, wie eine Stärkung regionaler Produkte konkret aussehen könnte – zum Beispiel die Einführung eines „Pflück-Pfads“, einer Gartenroute, die besonders schöne Höfe in der Gegend zusammenführt.

Bei der Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation stieß die Arbeit der Studierenden auf großen Zuspruch: „Es ist bemerkenswert, wie die Studierenden das Thema mit Begeisterung und höchst strukturiert angegangen sind. Innerhalb einer so kurzen Zeitspanne wurden viele kreative Ideen entwickelt. Wir werden diese auf jeden Fall ernsthaft prüfen und hoffen auf eine weitere so professionelle Zusammenarbeit“, so die Projektleiterin Birgit Maus.

Hintergrund:
Die International School of Management (ISM) zählt zu den führenden privaten Wirtschaftshochschulen in Deutschland. In den einschlägigen Hochschulrankings firmiert die ISM regelmäßig an vorderster Stelle.
Die ISM hat Standorte in Dortmund, Frankfurt/Main, München, Hamburg und Köln. An der staatlich anerkannten, privaten Hochschule in gemeinnütziger Trägerschaft wird der Führungsnachwuchs für international orientierte Wirtschaftsunternehmen in kompakten, anwendungsbezogenen Studiengängen ausgebildet. Alle Studiengänge der ISM zeichnen sich durch Internationalität und Praxisorientierung aus. Projekte in Kleingruppen gehören ebenso zum Hochschulalltag wie integrierte Auslandssemester und -module an einer der über 160 Partneruniversitäten der ISM.

Weitere Informationen:
http://www.ism.de

Quelle: idw

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Die Zukunft des Wassers

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Universität Freiburg beteiligt sich an zwei Netzwerken zur Erforschung von Dürreperioden und Stauseen

Welche sozialen und wirtschaftlichen Folgen haben Dürreperioden? Was kann die Politik zu einem nachhaltigen Wasserhaushalt beitragen? Und wie können Stauseen langfristig effizient funktionieren? Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) fördert zwei fächerübergreifende Projekte, an denen die Universität Freiburg beteiligt ist, mit insgesamt knapp vier Millionen Euro. Beide Verbünde sind an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen angesiedelt. Ziel des Projekts „Auswirkungen, Prozesse und Widerstandsfähigkeit im Zusammenhang mit Dürreperioden: Das Unsichtbare sichtbar machen“ (DRIeR) ist es, vor allem die nicht offensichtlichen Auswirkungen von Dürren zu untersuchen. Im Netzwerk „Herausforderungen des Stausee-Managements unter Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte“ (CHARM) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Probleme, die mit dem Betrieb von Stauseen einhergehen.

Ein Team um die Hydrologin Dr. Kerstin Stahl und ihren Kollegen Dr. Jens Lange möchte mit dem Projekt DRIeR Politik und Gesellschaft in Deutschland auf die Herausforderungen von Trockenperioden vorbereiten. Darunter fallen etwa Waldbrände, Trinkwasserknappheit, Fischsterben und reduzierte Ernteerträge. Die Forscherinnen und Forscher analysieren Informationen aus vergangenen Dürren sowie neu erhobene Daten und nutzen diese für Simulationen. Dabei sollen insbesondere die versteckten Auswirkungen von Trockenheit, beispielsweise auf Wasserqualität und Ökosysteme, sichtbar werden. Das Team will Modelle entwickeln, die zu einem zuverlässigen Wassermanagement in Baden-Württemberg beitragen. Als zentraler Knotenpunkt soll eine Onlineplattform entstehen, auf der die Wissenschaftler ihre Ergebnisse sammeln und sich vernetzen können. Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft können die Plattform als Informationsquelle nutzen. An DRIeR beteiligen sich Forscher aus den Professuren für Hydrologie, Waldbau, Forst- und Umweltpolitik sowie Physische Geographie der Universität Freiburg. Zudem sind die Universitäten Heidelberg und Tübingen Teil des Netzwerks.

Das Projekt CHARM, an dem ein Team um den Geographen Prof. Dr. Rüdiger Glaser vom Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie der Universität Freiburg mitwirkt, beschäftigt sich mit zentralen Herausforderungen beim Betrieb von Stauseen: Sedimente lagern sich ab, mikrobielle Filme, Blaualgen und Methangasemissionen verbreiten sich, soziale Konflikte können entstehen. Da Stauseen wichtig für die Wasserversorgung und zur Energiegewinnung sind, soll die Forschung dazu beitragen, die Funktionsfähigkeit der Seen aufrechtzuerhalten. Sprecherhochschule von CHARM ist die Universität Stuttgart, beteiligt ist außerdem die Universität Konstanz.

Kontakt:
PD Dr. Jens Lange und PD Dr. Kerstin Stahl
Institut für Geo- und Umweltnaturwissenschaften
Professur für Hydrologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203- 3546 und 3532
E-Mail: jens.lange@hydrology.uni-freiburg.de, kerstin.stahl@hydrology.uni-freiburg.de

Prof. Dr. Rüdiger Glaser
Institut für Umweltsozialwissenschaften und Geographie
Professur für Physische Geographie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
E-Mail: ruediger.glaser@geographie.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:
http://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2015/pm.2015-08-14.120

Quelle: idw

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Bundesweite Studie zu Fußballfans im Stadion

Sandra Sieraad Pressestelle
Universität Bielefeld

Universität Bielefeld startet zweite Onlinebefragung

Wie leben Fußballfans ihre Leidenschaft für ihren Verein aus? Das wollen Wissenschaftler des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld herausfinden. In dem deutschlandweiten Projekt „Bielefelder Fußballfan-Studie“ (BiFans) erforschen sie Fankulturen und die Identifikation von Fans mit Fußballvereinen der ersten bis dritten Liga. Für die Studie unter Leitung von Professor Dr. Andreas Zick werden Fußballfans gesucht, die Spiele in den Stadien dieser Ligen besuchen. Die Studie wird von der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) gefördert, ist jedoch wissenschaftlich unabhängig. Die zweite Onlinebefragung ist ab sofort freigeschaltet unter www.unipark.de/uc/bifans.

Zu Beginn der vergangenen Saison haben die Wissenschaftler in einer ersten Onlinebefragung die Identifikation von Fußballfans untersucht. Daran haben sich 7.708 Fans von Vereinen der ersten drei Fußballligen in Deutschland beteiligt. Rund 15 Prozent der Befragten sind Frauen und etwas mehr als die Hälfte der Befragten ist unter 30 Jahre alt. Zwei Drittel der Studienteilnehmer geben an, bei Spielen ihrer Mannschaft von einem Stehplatz aus mitzufiebern. Rund 84 Prozent der Fans gehen zu Spielen ihrer Mannschaft ins Stadion, weil es sehr unterhaltsam ist. Etwas weniger als 6 Prozent geben an, zu Spielen ihrer Mannschaft zu gehen, weil sie Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans mögen.

An der zweiten Erhebung zum Saisonbeginn 2015/16 können sowohl Fans mitmachen, die bis-her noch nicht teilgenommen haben, als auch Fans, die die Fragen der ersten Onlinebefragung vor einem Jahr bereits beantwortet haben. Durch eine wiederholte Teilnahme erfassen die Wissenschaftler, ob sich die Ergebnisse im Vergleich zum ersten Zeitpunkt verändert haben oder ob sie stabil geblieben sind.

Die Forscher laden alle Fans zur Studie ein, die vereinzelt oder regelmäßig Spiele der ersten drei Ligen im Stadion verfolgen. Es geht darum, die Sichtweisen vieler verschiedener Fans einzuholen, um die Vielfalt der Realität im Stadion möglichst präzise abbilden zu können. Der Online-Fragebogen ist auf der Internetseite www.unipark.de/uc/bifans freigeschaltet. Verantwortlich für die Studie ist die Fachstelle „Fußball und Konflikt“ des IKG. Die bundesweit einmalige Fachstelle berät unter anderem Fanprojekte und Fußballvereine, um Konflikte rund um den Fußball im Stadion und auf dem Bolzplatz zu verhindern und zu bewältigen.

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Zick, Universität Bielefeld
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
Telefon: 0521 106-2442
E-Mail: zick@uni-bielefeld.de

Andreas Grau, Universität Bielefeld
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
Telefon: 0521 106-3195
E-Mail: andreas.grau@uni-bielefeld.de

Martin Winands, Universität Bielefeld
Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung
Telefon: 0521 106-3105
E-Mail: martin.winands@uni-bielefeld.de

Weitere Informationen:
http://www.unipark.de/uc/bifans
http://www.uni-bielefeld.de/ikg/fussball.html
http://ekvv.uni-bielefeld.de/blog/ikgblog/entry/zwischenergebnisse_der_bielefeld…
http://www.facebook.com/bifans

Quelle: idw

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Frankreich verabschiedet Gesetz zum Energiewandel

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Die französische Nationalversammlung hat am 22. Juli 2015 in letzter Lesung das Gesetz zum Energiewandel und für ein grünes Wachstum verabschiedet. Der französische Staatspräsident bezeichnete dieses Gesetz als eines der wichtigsten seiner fünfjährigen Amtszeit.

Es legt die wichtigsten mittel- und langfristigen Ziele des neuen französischen Energiemodells für die Energieproduktion und den Energieverbrauch fest:

-Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 % bis 2030 (im Vergleich zu 1990);
-Reduzierung des Verbrauchs an fossilen Brennstoffen um 30 % bis 2030;
-Reduzierung des Anteils der Kernenergie am französischen Energiemix von 75 % auf 50 % bis 2025;
-Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch auf 32 % bis 2030;
-Reduzierung des Endenergieverbrauchs um 50 % bis 2050.

Auszüge aus der Rede von Ségolène Royale vor der Nationalversammlung:
[…] Ein Gesetz, das Frankreich zu einem besonders umweltfreundlichen Land machen soll, zu einem Motor für den Aufbau eines Europas der Energie, zu einer umweltfreundlichen Industrienation, die als Beispiel dafür steht, was sie sich auf internationaler Ebene vom Weltklimagipfel in Paris erwartet. […]

[…] Wir sind hier alle davon überzeugt, dass ein effizientes Vorgehen im Kampf gegen den Klimawandel und bei der Schaffung eines neuen französischen Energiemodells notwendig ist, um die Treibhausgasemissionen zu senken, Zukunftsbranchen zu entwickeln sowie neue Tätigkeitsbereiche und nachhaltige Arbeitsplätze zu schaffen, angefangen bei den 100.000 Arbeitsplätzen, die kurzfristig in den Industriezweigen des grünen Wachstums entstehen sollen, darunter im Baugewerbe für die Gebäudesanierung und in den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien, saubere Mobilität und Kreislaufwirtschaft. […]

Übersetzerin: Jana Ulbricht, jana.ulbricht@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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BAuA-Studie: Lichtwirkung blau-angereicherter Beleuchtung am Arbeitsplatz

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Dresden – Die innere Uhr bestimmt die Tagesrhythmik des Menschen. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass Licht dabei eine bedeutende Rolle für Physiologie und Verhalten spielt. Eine Studie im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) untersuchte akute und mittelfristige Effekte von blau-angereicherter Beleuchtung in den Morgen- und Abendstunden. Die Forscher fanden heraus, dass gezielte Lichtveränderungen am Morgen das Potenzial besitzen, Störungen der inneren Uhr zu kompensieren. Der Bericht „Circadiane Wirksamkeit AmI-basierter Beleuchtungssysteme: Wirkungsfragen circadianer Desynchronisation“ ist jetzt erschienen.

Ziel der Untersuchung war es, die physiologischen Basismechanismen für Gestaltungsempfehlungen biologisch wirksamer Beleuchtung zu untersuchen. Im Mittelpunkt standen dabei die aktivierende Wirkung von blauem Licht und die Verschiebung der circadianen Rhythmik.

Für die innere Uhr spielen Intensität, Zeitpunkt und Zusammensetzung des Lichtes, dem wir ausgesetzt sind, eine große Rolle. Durch gezielte Auswertung und Analyse verschiedener Lichtsituationen sollten mögliche Risiken ermittelt werden. In der Studie wurden 18 junge, gesunde Probanden insgesamt acht Tage lang untersucht. Sie verbrachten die Abende, Nächte und Morgen im Schlaflabor. Sie wurden abends jeweils für 30 Minuten drei verschiedenen Beleuchtungsbedingungen ausgesetzt. Am darauffolgenden Morgen erfolgte für drei Stunden entweder eine effektive Bürobeleuchtung mit blau-angereichertem Licht oder eine Kontrollbeleuchtung durch eine warm-weiße Glühlampe. Dabei beobachteten die Forscher akute Lichtwirkungen wie Reaktionszeit, Wachheitsgrad sowie mittelfristige Effekte auf den Schlaf und die Verschiebung der inneren Uhr. Beispielsweise wurde mit Hilfe von Speichelproben, in denen die Konzentration des Hormons Melatonin bestimmt wurde, die individuelle innere Uhrzeit gemessen.

Im Ergebnis zeigte sich unter anderem, dass die gegenwärtige Aufmerksamkeit von den Beleuchtungsbedingungen der vorangegangenen Stunden beeinflusst wird. Beispielsweise wirkte die Beleuchtung der Morgenstunden auf die Aufmerksamkeit am darauffolgenden Abend nach. Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse, dass es zum jetzigen Zeitpunkt unrealistisch erscheint, konkrete Gestaltungsempfehlungen für eine biologisch wirksame Beleuchtung an Arbeitsplätzen abzuleiten.

Die Studie „Circadiane Wirksamkeit AmI-basierter Beleuchtungssysteme: Wirkungsfragen circadianer Desynchronisation“ gibt es im PDF-Format unter http://www.baua.de/publikationen.

„Circadiane Wirksamkeit AmI-basierter Beleuchtungssysteme: Wirkungsfragen circadianer Desynchronisation“; Dieter Kunz; 1. Auflage; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2015; ISBN 978-3-88261-148-9; 20 Seiten.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/6270912 Direkter Link zum Bericht „Circadiane Wirksamkeit AmI-basierter Beleuchtungssysteme: Wirkungsfragen circadianer Desynchronisation“ im Internetangebot der BAuA

Quelle: idw

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CO2 aus der Luft zurück zu holen kann die Ozeane nicht retten – wenn wir weiter Kohle, Öl verfeuern

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Treibhausgase aus dem Verbrennen von Kohle und Öl verursachen nicht nur eine rasche Erwärmung der Meere, sondern auch eine Versauerung des Wassers – und dies rascher als je in den vergangenen Jahrmillionen. Deshalb gibt es die Idee, künstlich CO2 aus der Luft zurück zu holen, um die Risiken für das Leben in den Ozeanen zu verringern. Geschieht dies aber zu spät, so nützt es kaum noch etwas, wie eine neue Studie auf der Grundlage von Computer-Simulationen jetzt zeigt.

Wenn die Emissionen in diesem Jahrhundert und darüber hinaus weiter wie bisher zunehmen, so bliebe der Ozean laut der Studie noch auf Jahrhunderte hin stark verändert – sogar wenn in der Atmosphäre die Menge von CO2 irgendwann in der Zukunft wieder auf das vor-industrielle Niveau heruntergebracht würde. Daher können solche Maßnahmen rechtzeitige Emissionsreduktionen nicht ersetzen, sondern nur ergänzen.

„Geo-Engineering, also eine großtechnische Manipulation des Erdsystems, wird derzeit als eine Art letzter Ausweg diskutiert, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu vermeiden – für den Fall, dass sich die Politik nicht rechtzeitig auf die Minderung des CO2-Ausstoßes einigen kann, oder um den Umbau unseres Energiesystems zu verzögern“, sagt Leit-Autorin Sabine Mathesius vom GEOMAR Helmholtz Zentrum für Meeresforschung in Kiel und vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Wenn wir uns aber die Ozeane anschauen, dann zeigt sich, dass dieser Ansatz erhebliche Risiken birgt.“

In Szenarien mit frühzeitigen Emissionsreduktionen können diese durch das künstliche Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre (Carbon Dioxide Removal genannt, kurz CDR) ergänzt werden. „Aber in einem Szenario mit zunächst unverminderten Emissionen wäre der Ozean, selbst wenn wir den CO2-Gehalt der Atmosphäre später wieder auf das vorindustrielle Niveau bringen könnten, dann dennoch viermal saurer als vor der Industrialisierung“, so Mathesius. „Es würde viele Jahrhunderte brauchen, um das Gleichgewicht von Ozean und Atmosphäre wiederherzustellen.“

***Korallen und Muscheln: Versauerung kann Ökosysteme schädigen***
Rund ein Viertel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen wurden bisher von den Ozeanen aufgenommen. Dies führt zu chemischen Reaktionen und damit zur Versauerung des Wassers. Langfristig kann dies Meereslebewesen wie Korallen oder Muscheln und Schnecken bedrohen, weil die Versauerung die Bildung von Kalkschalen und Skeletten beeinträchtigt. Dies würde die Artenvielfalt und die Nahrungsketten gefährden.

Deshalb wurde Hoffnung in CDR-Maßnahmen zum Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre gesetzt. Dazu könnte man zum Beispiel schnell wachsende Pflanzen wie etwa Pappeln oder Gräser anbauen, die CO2 aus der Luft aufnehmen und den Kohlenstoff in Halme oder Stämme einbauen. Diese könnten dann in Kraftwerken verbrannt werden, bei denen das freiwerdende CO2 abgeschieden und unterirdisch gespeichert wird (CCS). Wie alle CDR-Technologien ist auch diese noch nicht im industriellen Maßstab erprobt, und sie müsste sorgfältig abgewogen werden gegen den Bedarf an Land für die Nahrungsproduktion.

***„In den Tiefen des Ozeans wird das chemische Echo noch Jahrtausende nachhallen“***
„Wir haben in einem Computer-Experiment simuliert, verschiedene Mengen von CO2 aus der Luft wieder zu entfernen – einmal in realistischer Größenordnung, und einmal mit 90 Milliarden Tonnen pro Jahr, was mehr als das Doppelte der derzeitigen jährlichen Emissionen und wahrscheinlich nicht machbar wäre“, sagt Ko-Autor Ken Caldeira von der Carnegie Institution for Science in Stanford, USA. Er hatte an der Studie während eines Forschungsaufenthalts am PIK gearbeitet. Das Experiment wurde unabhängig davon angelegt, welche konkrete Technologie für die Herausnahme des CO2 eines Tages tatsächlich verfügbar sind. „Interessanterweise zeigt sich, dass nach business-as-usual bis 2150 sogar das Herausholen enormer Mengen CO2 aus der Atmosphäre den Ozeanen nicht so viel helfen würde,“ so Caldeira. „Wenn das versauerte Wasser durch die großen Strömungen einmal in die Tiefe transportiert worden ist, ist es dort für viele Jahrhunderte außer Reichweite, ganz egal wie viel CO2 aus der Luft entfernt wird.“

Die Wissenschaftler untersuchten auch die Zunahme der Temperaturen in den Ozeanen, und die Abnahme gelösten Sauerstoffs. Sauerstoff ist für viele Organismen lebenswichtig. Die Erwärmung verlangsamt zudem die Ozean-Umwälzung und verringert die Durchmischung von Oberflächen- und Tiefenwasser, was den Transport von Nährstoffen behindert. Zusammen mit der Versauerung setzen diese Veränderungen die Lebewesen in den Meeren stark unter Druck. Früher in der Erdgeschichte haben solche Veränderungen zu Massenaussterben geführt. Wie sich in Zukunft die Kombination aller drei Faktoren – Sauerstoffmangel, Erwärmung, Versauerung – auf die Tiere und Pflanzen der Meere genau auswirkt, wissen die Forscher noch nicht.

„In den Tiefen des Ozeans wird das chemische Echo der heute verursachten CO2-Emissionen noch Tausende von Jahren nachhallen“, sagt Ko-Autor Hans Joachim Schellnhuber. „Wenn wir nicht rasch Emissionsreduktionen umsetzen, die der 2-Grad-Grenze entsprechen, dann wird es nicht möglich sein, die Ozeane der Welt so zu erhalten, wie wir sie heute kennen.“

Artikel: Mathesius, S., Hofmann, M., Caldeira, K., Schellnhuber, H. J. (2015): Long-term response of oceans to CO2 removal from the atmosphere. Nature Climate Change (online) [DOI:10.1038/nclimate2729]

Weblink zum Artikel sobald er veröffentlicht wird: http://dx.doi.org/10.1038/nclimate2729

Quelle: idw

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Neue Bioindikatoren und Messverfahren für das Grundwasser

Susanne Eichacker Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Wissenschaftler des Instituts für Grundwasserökologie (IGOE) am Helmholtz Zentrum München koordinieren das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit mehr als 2 Millionen Euro geförderte Verbundprojekt GroundCare. Die Laufzeit des Projekts beträgt drei Jahre. Ziel ist es, neue ökologische Indikatoren zu finden und Methoden zu entwickeln, um die Grundwasserqualität zu bewerten und Ökosystemdienstleistungen nachhaltig zu nutzen.

Nachhaltiges Ressourcen-Management ist die Basis für einen verantwortungsvollen Umgang mit Grundwasser – stellt dieses doch die wichtigste Quelle für Trinkwasser dar. Derzeit fehlen jedoch standardisierte Indikatoren und Methoden zur Bewertung der ökologischen Funktionsfähigkeit und Stresstoleranz von Grundwasserökosystemen. Auch grundwasser-spezifische Ökotoxverfahren gibt es bis dato nicht. „Solche Methoden sind absolut nötig, um das Ökosystem Grundwasser an seinem jeweiligen Standort optimal bewirtschaften und schützen zu können“, erklärt Dr. Christian Griebler. Er ist der Koordinator des ReWaM-Projektes „Parametrisierung und Quantifizierung von Grundwasser-Ökosystem-Dienst¬leistungen als Grundlage für eine nachhaltige Bewirtschaftung (GroundCare)“ und Kommissarischer Direktor des IGOE. „In unserem Projekt versuchen wir, für die wasserwirtschaftliche Praxis geeignete Indikatoren zu identifizieren und zu standardisieren. Wir hoffen so, durch kostengünstige und zeitsparende Methoden den Zustand unseres Grundwassers in Zukunft besser überwachen zu können“.

Leitfaden für Umweltbehörden
Grundwasser ist sowohl durch zunehmende Einträge von Schadstoffen und Krankheitserregern als auch durch Extremwetterereignisse in seiner Qualität vielerorts gefährdet oder bereits beeinträchtigt. Für den langfristigen Schutz und die Verfügbarkeit von sauberem Grundwasser ist es daher von zentraler Bedeutung, neue Konzepte zur Beurteilung der Belastbarkeit und des Selbstreinigungsvermögens zur Anwendungsreife zu bringen. Für eine nachhaltige Bewirtschaftung sowie den Ökosystemschutz sind zudem Verfahren zur grundwasserspezifischen Stoffbewertung unter Nutzungsaspekten und aus ökotoxikologischer Sicht erforderlich. „Da diese derzeit nicht existieren“, so Griebler, „sollten die Erkenntnislücken unbedingt geschlossen werden“. Die gewonnenen Empfehlungen können den Umweltbehörden und der Wasserwirtschaft anschließend als Leitfäden für ein möglichst nachhaltiges und ökonomisches Grundwassermanagement dienen.

Weitere Informationen
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de/

DasVerbundprojekt GroundCare ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Regionales Wasser-Ressourcen-Management für den nachhaltigen Gewässerschutz in Deutschland (ReWaM)“ im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“. Das in interdisziplinärer Zusammenarbeit von verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen und Praxispartnern durchgeführte Projekt startete am 1. Juni 2015 und läuft bis zum 31. Mai 2018. Ziel von ReWaM ist die Erforschung, Erprobung und Etablierung neuer Ansätze in der Wasserwirtschaft.http://www.helmholtz-muenchen.de/igoe/forschung/drittmittelprojekte/groundcare/i…

An dem Projekt sind beteiligt:
• Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), Augsburg
• Technologiezentrum Wasser (DVGW-TZW ), Karlsruhe
• Technische Universität Hamburg Harburg (DVGW-TUHH)
• Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
• Boden und Grundwasserlabor GmbH (BGD), Dresden
• GELSENWASSER AG, Gelsenkirchen
• Institut für Grundwasserökologie GmbH, Landau
• Limco International GmbH (LimCo), Konstanz
• Westfälische Wasser- und Umweltanalytik, Gelsenkirchen
• Umweltforschungszentrum, Leipzig
• Universität Koblenz Landau, Landau
• Institut für Wasserforschung GmbH, Schwerte
• Trinkwasserversorger in Augsburg, Berlin, Dresden, Karlsruhe, Hannover und Würzburg

Weitere Informationen:

http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/artic…

Quelle: idw

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Institut für Arbeitsschutz der DGUV: Benzolbelastungen an Tankstellen unbedenklich

Elke Biesel Pressestelle
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – DGUV

Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) hat gemeinsam mit Berufsgenossenschaften und Unfallkassen die besondere Situation von Beschäftigten an Tankstellen untersucht und konnte zeigen: Die Belastung an Tankstellenarbeitsplätzen liegt inzwischen im Bereich der Konzentration, die durch Verteilung überall in der Atemluft vorhanden ist.

Benzol kann beim Menschen krebserzeugend wirken. Trotzdem lässt sich der Stoff nicht von allen Arbeitsplätzen verbannen. Insbesondere an Tankstellen können Belastungen auftreten, weil dort mit Ottokraftstoffen umgegangen wird, die immer noch geringe Mengen an Benzol enthalten dürfen. Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) hat gemeinsam mit Berufsgenossenschaften und Unfallkassen die besondere Situation von Beschäftigten an Tankstellen untersucht und konnte zeigen: Die Belastung an Tankstellenarbeitsplätzen liegt inzwischen im Bereich der Konzentration, die durch Verteilung überall in der Atemluft vorhanden ist.

Benzol ist eine Grundchemikalie. 2012 lag die Produktion weltweit bei über 57 Millionen Tonnen. In den meisten Fällen setzt die Industrie Benzol in geschlossenen Anlagen ein, Belastungen der Umgebungsluft sind damit ausgeschlossen. Arbeitsbereiche, in denen das nicht möglich ist, finden sich vor allem an Tankstellen: Betroffen sind Beschäftigte an Zapfsäulen, im Werkstattbereich und in Verkaufs- und Kassenräumen von Tankstellen.
Vor allem im Verkaufsbereich stellt sich mit Blick auf eine mögliche Benzolbelastung häufig die Frage, ob Schwangere hier tätig sein dürfen. „Die Voraussetzung ist, dass der Benzolwert am Arbeitsplatz sich nicht wesentlich vom Benzolwert in der Außenluft unterscheidet“, sagt Professor Dietmar Breuer, Gefahrstoffexperte im IFA. So lege es das baden-württembergische Merkblatt für werdende Mütter fest, auf das sich auch andere Länder beziehen. Das IFA hat für alle 13 untersuchten Tankstellen gezeigt, dass diese Voraussetzung erfüllt ist.

Breuer: „Damit wird selbstverständlich auch die so genannte Akzeptanzkonzentration, wie sie der Arbeitsschutz für Benzol an Arbeitsplätzen fordert, deutlich unterschritten.“ Selbst wenn in der Zukunft irgendwann ein noch niedrigerer Wert gelten sollte, wäre man an diesen Arbeitsplätze in puncto Arbeitsschutz immer noch auf der sicheren Seite.

Weitere Informationen
Das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) gibt gemeinsam mit der Kommission Reinhaltung der Luft (KRdL) die Fachzeitschrift „Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft – Air Quality Control“ heraus. Den Artikel aus dem aktuellen Heft („Benzol – Messungen in verschiedenen Arbeitsbereichen mit Bezug zur Toleranz- und Akzeptanzkonzentration nach TRGS 910“) können Sie dort im Volltext als PDF-Datei finden.

Weitere Informationen:
http://www.dguv.de

Quelle: idw

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POMPEJI – mit Spendengeldern Forschung den Erhalt des einzigartigen Kulturerbes unterstützen

Presse Institute Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Das POMPEII SUSTAINABLE PRESERVATION PROJECT (PSPP) ist ein auf Fundraising basierendes Vorhaben. Direktes Sponsoring ist notwendig, um die Fördergelder unmittelbar der Forschung und Erhaltung von Pompeji zukommen zu lassen.

Mit dem konventionellen Weg der öffentlich geförderten Forschung ist das Projekt gerade wegen des neuen Ansatzes der Kombination von Restaurierungspraxis, Wissenschaft und Lehre nicht umsetzbar. Daher startet das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP gemeinsam mit seinen Projektpartnern einen Spendenaufruf, um weiter für die Erhaltung von Pompeji arbeiten und forschen zu können.
Alles über das Projekt sowie zu Spendenmöglichkeiten finden Sie unter http://www.pompeii-sustainable-preservation-project.org/.

Weitere Informationen:
http://www.pompeii-sustainable-preservation-project.org

Quelle: idw

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Geobee: Bienenschutz-Informationsplattform ist online

Tassilo Frhr. v. Leoprechting Pressestelle
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)

Forscher und Ingenieure haben mit http://geobee.jki.bund.de/ ein interaktives Bienenportal entwickelt. Zum Schutz von Bienen und Wildbienen können sich Imker und Landwirte über Pflanzenschutz, geeignete Standorte oder eine bienenfreundliche Gestaltung von Blühstreifen austauschen. Wildbienen-Steckbriefe sowie interaktive Karten zur Verteilung von Bienenvölkern in Brandenburg runden das Angebot ab.

Während der Projektlaufzeit führten die Forscher Erhebungen zu Wildbienen in Brandenburg durch. Die Ergebnisse zu den gefundenen Arten sind in Steckbriefen zusammen gefasst. Imker, Landwirte, Naturschützer und andere Bieneninteressierte können diese nun online abrufen. In dynamischen Kartenanwendungen sind die Verteilung der Imker und Bienenvölker, Wildbienengebiete und geeignete Trachtpflanzen in Brandenburg dargestellt.

Kooperationsbörse bietet Austausch für Praktiker
Eine „Kooperationsbörse“ ermöglicht Landwirten und Imkern einen Austausch untereinander. Landwirte können Pflanzenschutzanwendungen angeben und Imker auf potenzielle Gefahren hinweisen. Die Imker können die Bienenvölker daraufhin an geeigneten Standorten aufstellen oder auch anhand der eingegeben Trachtpflanzen geeignete Standorte für die Beuten ausfindig machen. Weiterhin können Landwirte Informationen zum Bienenschutz und zur Strukturierung der Agrarflächen mit beispielsweise Blühstreifen abrufen. Das Ingenieurbüro Leschke und das Julius Kühn-Institut für Kulturpflanzen in Kleinmachnow bündeln in ihrer innovativen Informations- und Kommunikationsplattform vorhandene Daten und verknüpfen diese regional. Zurzeit umfasst das Portal nur die Region Brandenburg. Eine Erweiterung auf andere Bundesländer wird angestrebt. Eine mobile WebApp als Anwendung für das Smartphone gibt es bereits.

Die Daten werden anonymisiert angegeben. Der genaue Standort von Bienenvölkern ist nicht ersichtlich. Zudem sind einige Anwendungen nur für registrierte Nutzer sichtbar.
Die Plattform ist unter dem Link http://geobee.jki.bund.de/ erreichbar.

Hintergrund
Bienen und Wildbienen sind mit ihrer Bestäubungsleistung essenziell für die Landwirtschaft. Jedoch ist eine erfolgreiche Bienenhaltung abhängig von Landschaftsnutzung und -management. Das Forschungsprojekt „Geobee“ sollte ein Internetangebot mit Informationen aus verschiedenen Fachbereichen hervorbringen. Das dreijährige Forschungsprojekt wurde im Innovationsförderprogramm des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert und von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung als Projektträger betreut.

Weitere Informationen:
http://geobee.jki.bund.de/

Quelle: idw

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Zu viele Untersuchungen in der Schwangerschaft

Maria Droop Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Nahezu alle schwangeren Frauen (99 Prozent) erhalten mehr Untersuchungen als die Mutterschaftsrichtlinien vorsehen. Ob sie eine Risikoschwangerschaft haben oder einen völlig unauffälligen Schwangerschaftsverlauf: Werdende Mütter erfahren stets die nahezu gleiche Behandlung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung.

Befragt wurden 1.293 Mütter, die im vergangenen Jahr ihr Baby zur Welt gebracht haben. Weil viele der von Ärztinnen oder Ärzten angebotenen oder von den Schwangeren gewünschten Leistungen nicht routinemäßig vorgesehen sind, mussten 80 Prozent der werdenden Mütter Zuzahlungen leisten. „Mehr ist nicht zwingend besser. Es gibt eine klare Überversorgung während der Schwangerschaft“, sagte Uwe Schwenk, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung.

Fast alle Schwangeren wurden abweichend von den offiziellen Richtlinien behandelt. Beim sogenannten CTG (Kardiotokographie, erfasst Herztöne des Kindes und Wehen der Mutter) und bei der Ultraschall-Untersuchung wurden Risikoschwangerschaften genauso versorgt wie Frauen mit einem unauffälligen Schwangerschaftsverlauf. „Die Ausnahme Risikoschwangerschaft ist inzwischen zur Regel geworden“, sagte Schwenk.

Die Autorinnen der Studie gehen sogar noch einen Schritt weiter. Prof. Rainhild Schäfers von der Hochschule für Gesundheit in Bochum sagte: „Das Überangebot an Untersuchungen schürt die Angst der Frauen vor der Geburt und möglicherweise auch ihren Wunsch nach einer vermeintlich sicheren Kaiserschnitt-Entbindung.“

Jede zweite Frau gab an, von ihrem Arzt sehr gut beraten worden zu sein. Weitere 30 Prozent antworteten mit gut. Allerdings bedeutet dies auch, dass sich durchschnittlich nur die Hälfte der Befragten über die Aussagekraft beziehungsweise die Wirkungsweise einer Maßnahme sehr gut aufgeklärt fühlte. 95 Prozent der Frauen glauben, dass ein CTG zu den Routinemaßnahmen in der Schwangerschaft gehört – dabei ist es als solche in den Mutterschaftsrichtlinien nicht vorgesehen.

Nahezu jede Schwangere bekommt ein CTG, auch wenn die Schwangerschaft unauffällig verläuft. Bei Ultraschall-Untersuchungen erhalten 49 Prozent der Frauen mit normaler Schwangerschaft mehr als fünf Ultraschall-Untersuchungen. Laut Studie hatten weder das Alter als Risikofaktor noch Einkommen oder Bildungsabschluss der Schwangeren einen Einfluss darauf, ob Zusatzleistungen in Anspruch genommen wurden.

Zusatzinformationen
Die Inhalte der ärztlichen Schwangerenvorsorge sind durch die Mutterschaftsrichtlinien (MSR) geregelt. Dies sind Richtlinien, die der Gemeinsame Bundesausschuss veröffentlicht hat. Neben Beratung, besonderen Blutuntersuchungen, Gewichts-, Urin- und Blutdruckkontrollen, Kontrolle der kindlichen Herztöne und des Gebärmutterwachstums werden dort drei Basis-Ultraschall-Untersuchungen aufgeführt, die um die 10., 20. und 30. Schwangerschaftswoche gemacht werden sollen. Die MSR sehen zehn bis zwölf Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft bis zum errechneten Geburtstermin vor, die anfangs im Abstand von vier Wochen, ab der 32. Woche im Abstand von zwei Wochen durchgeführt werden sollen.

Methodisches Vorgehen
Frauen, die zwischen November 2013 und Oktober 2014 ein Kind geboren haben, wurden im November 2014 postalisch zu der Schwangerschaft befragt. Es handelt sich dabei um eine Zufallsstichprobe aller bei der BARMER GEK versicherten Frauen, die in diesem Zeitraum ein Kind bekommen haben. Die Teilnehmerinnen wurden aufgefordert, Fragen zu dem Angebot und der Durchführung der oben beschriebenen Maßnahmen, der Motivation zur Durchführung und der Aufklärung über die genannten Maßnahmen zu beantworten. Um die Notwendigkeit einzelner Maßnahmen besser nachvollziehen zu können, wurden außerdem schwangerschaftsbezogene medizinische Befunde abgefragt.

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de und www.gesundheitsmonitor.de

Quelle: idw

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Gefährliche Kost: Regenwürmer schützen sich gegen schädliche Pflanzenstoffe

Dr. Manfred Schloesser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Naturstoff hilft jährlich Milliarden Tonnen Laub zu zersetzen
Regenwürmer kann man fast überall auf unserer Welt finden, vom Komposthaufen im eigenen Garten, in Wiesen- und Feldböden bis hin zu tropischen Regenwäldern. Die wichtigste Aufgabe der Regenwürmer ist die Rückgewinnung von Nährstoffen aus totem Pflanzenmaterial, von dem sie sich ernähren. Jetzt haben Forscher herausgefunden, wie die Würmer mit den giftigen Stoffen umgehen, die von Pflanzen als Schutz gegen Fraßfeinde gebildet werden. Ihre Ergebnisse publizieren sie jetzt in der Fachzeitschrift Nature Communications.

Schutz durch besondere Moleküle im Darm
Pflanzen produzieren sogenannte Polyphenole, diese wirken als Antioxidantien und geben Pflanzen ihre Farbe. Sie behindern jedoch die Verdauungsprozesse von vielen Pflanzenfresser. Die Wissenschaftler um Dr. Manuel Liebeke haben jetzt Moleküle (Drilodefensine) im Darm der Würmer entdeckt, die die pflanzlichen Abwehrstoffe inaktivieren und den Nahrungsverdau ermöglichen. Regenwürmer setzen diese Drilodefensine als Gegenmittel ein um sich zu schützen.

Dr. Liebeke sagt: „Es gibt weltweit eine Menge von diesen Wirkstoffen, weil es sehr viele Regenwürmer gibt, teilweise bis zu 300 pro Quadratmeter. Die Gesamtmasse der Drilodefensine ist beträchtlich, verteilt auf die Weltbevölkerung ungefähr ein Kilogramm pro Mensch.“
Die Moleküle scheinen sehr wertvoll für den einzelnen Wurm zu sein, denn die Würmer schonen ihren eigenen Vorrat, indem sie ein effektives Recyclingsystem nutzen und nichts von der Substanz ausscheiden. Dr. Liebeke und seine Kollegen fanden heraus, je mehr Polyphenole in der Nahrung der Würmer stecken, desto mehr Drilodefensin wird im Regenwurmdarm gebildet.

Das Schutzmolekül Drilodefensin der Würmer arbeitet im Prinzip wie eine Seife. Sie umhüllen die Nahrungseiweiße und Enzyme im Wurmdarm und verhindern das die Polyphenole daran binden können. Ohne diesen Schutz würden die pflanzlichen Polyphenole einen Prozess starten, der den Wurmdarm schädigen würde.

Der Nachweis dieser Stoffe im Darm wurde erst möglich durch ein auf Massenspektrometrie beruhendes bildgebendes Verfahren (MALDI-MS). Manuel Liebeke konnte mit dieser Technik genau verfolgen, in welchem Darmbereich sich das Defensin ansammelte. Der Wissenschaftler ist inzwischen am Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in der Abteilung Symbiose tätig und forscht nun an marinen Würmern. Er sagt: „Diese neue Methodik der molekularen Mikroskopie wird unser Verständnis in der Biologie auf vielen Ebenen revolutionieren. Wir sind nun in der Lage, fast jedes Molekül in einem Lebewesen wie dem Regenwurm zu lokalisieren. Und wenn wir wissen, wo sich das Molekül anreichert, hilft es uns dabei seine mögliche Funktion zu verstehen.“

Rückfragen an
Dr. Manuel Liebeke
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Celsiusstr. 1
D-28359 Bremen, Telefon:0421 2028 – 825
mliebeke@mpi-bremen.de

Beteiligte Institute
Department of Surgery and Cancer, Imperial College London, London, UK;
Department of Materials, Imperial College London, UK;
Cardiff School of Biosciences, Cardiff University, Cardiff, UK;
Bruker Daltonik GmbH, Bremen, Germany;
Department of Chemistry, Chemistry Research Laboratory, University of Oxford, Oxford, UK
Centre for Ecology and Hydrology, Wallingford, Oxon, UK;
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen

Originalarbeit
Unique metabolites protect earthworms against plant polyphenols.
Liebeke, Manuel; Strittmatter, Nicole; Fearn, Sarah; Morgan, A John; Kille, Peter; Fuchser, Jens; Wallis, David, Palchykov, Vitalii; Robertson, Jeremy; Lahive, Elma; Spurgeon, David J; McPhail, David; Takáts, Zoltán; Bundy, Jacob G
Nature Communications 2015, DOI 10.1038/ncomms8869

Diese Arbeit wurde unterstützt durch das Natural Environment Research Council, UK.

Weitere Informationen:
http://www.mpi-bremen.de

Quelle: idw

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Altersvorsorge: Sorgenkind Nr. 1 der Deutschen

Sophie Zervos PR & Marketing
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

Besonders das Thema der individuellen finanziellen und pflegebezogene Altersversorgung beeinträchtigt die Lebenszufriedenheit der Deutschen. Auch im Hinblick auf den gesellschaftlichen Bereich dominieren Sorgen aus dem sozialen und ökonomischen Bereich, wie die Wirtschaftslage, die Entwicklung der Kriminalität und die Sorge um zunehmende soziale Ungleichheit.

Auf der Basis der repräsentativen Bevölkerungsbefragung „Barometer Sicherheit in Deutschland“ (BaSiD) untersuchte Dina Hummelsheim vom GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, welche Themen die deutschen besonders belasten und in ihrer Lebensqualität einschränken.

Als dominierendes Thema erweist sich die Lebenssituation im Alter. Insgesamt sind 78% der Befragten besorgt, im letzten Lebensabschnitt verstärkt Pflege zu benötigen. 41% äußern sogar sehr starke Besorgnis. Doch nicht nur die körperlichen Auswirkungen des Alters, sondern auch die ökonomische Situation im Alter ist Grund zur Sorge für einen Großteil der Bevölkerung (68%). 37% der Befragten sind sehr beunruhigt, dass ihre finanzielle Altersversorgung nicht ausreichen wird. Gefolgt werden diese altersbezogenen Sorgen von der Befürchtung, schwer zu erkranken. An vierthäufigster Stelle wird die große Sorge geäußert, den Kontakt zu einer wichtigen Person zu verlieren.

Wendet man die Aufmerksamkeit den gesellschaftlichen Sorgen zu, zeigt sich auch hier, dass Sozio-ökonomische Themen im Vordergrund stehen. Insgesamt befürchten 94% der Befragten eine zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich. Nur eine Minderheit von 6% ist im Hinblick auf Einkommensungleichheit in der Gesellschaft nicht beunruhigt. Auch ansteigende Arbeitslosigkeit und die deutsche Wirtschaftslage werden von einer deutlichen Mehrheit der Befragten als ernstzunehmende Probleme wahrgenommen. Umweltbelastungen und ihre Auswirkungen stellen neben den ökonomischen Fragen eine weitere Gruppe von gesellschaftlichen Unsicherheitsfaktoren dar. Etwa die Hälfte der Bevölkerung sorgt sich stark um schadstoffbelastete Lebensmittel (52%), mögliche Störfälle in Atomkraftwerken (47%) und die Folgen des Klimawandels (46%). Daneben sieht ein gutes Drittel der Befragten den Zusammenhalt der europäischen Staaten gefährdet. Terrorismus und insbesondere Naturkatastrophen nehmen in der Rangfolge der Unsicherheiten im Jahr 2012 eine eher nachrangige Stellung in der deutschen Bevölkerung ein.

Bei fast allen angesprochenen persönlichen und gesellschaftlichen Themen äußern Frauen größere Besorgnis als Männer. Allerdings fürchten sich Frauen weniger vor sozialen Problemen als Männer, d.h. vor einer möglichen Trennung vom Partner, vor einem Kontaktverlust oder vor Vereinsamung. Regional lässt sich ein größerer Grad an Unzufriedenheit bei der ostdeutschen Bevölkerung messen. In Bezug auf das Alter stellt Hummelsheim vermehrte Sorge bei Menschen mittleren Alters fest, was sie auf die erschwerte Lebenssituation im Spannungsfeld von Beruf und Karriere zurückführt.

Am stärksten betroffen von Unsicherheitsgefühlen sind Personen in den mittleren Altersgruppen. Menschen mit niedrigem Bildungsstatus und geringem Einkommen, Frauen und Ostdeutsche äußern in den meisten Bereichen größere Unsicherheiten. So bewerten einkommensschwächere und in Ostdeutschland wohnhafte Personen ihr Leben insgesamt schlechter als wohlhabendere und in Westdeutschland lebende Personen.

Die ganze Studie finden Sie im Informationsdienst Soziale Indikatoren ISI 54, den sie entweder in gedruckter Form bestellen können oder hier zum Download finden:

http://www.gesis.org/fileadmin/upload/forschung/publikationen/zeitschriften/isi/…

Ansprechpartner bei GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften:

Dina Hummelsheim, GESIS
dina.hummelsheim@gesis.org

Dr. Sophie Zervos
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Abteilung Kommunikation
Unter Sachsenhausen 6-8, 50667 Köln
Tel: + 49 (0) 221-47694-136
sophie.zervos@gesis.org

Als die größte deutsche Infrastruktureinrichtung für die Sozialwissenschaften steht das GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Forscherinnen und Forschern auf allen Ebene ihrer Forschungsvorhaben mit seiner Expertise und seinen Dienstleistungen beratend zur Seite, so dass gesellschaftlich relevante Fragen auf der Basis neuester wissenschaftlicher Methoden, qualitativ hochwertiger Daten und Forschungsinformationen beantwortet werden können. GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und unterhält institutionelle und projektbezogene Kooperationen mit diversen Universitäten. GESIS ist an wichtigen europäischen und internationalen Studien und Projekten wie u.a. dem European Social Survey (ESS) und der European Value Study (EVS), dem europäischen Archivverbund CESSDA und dem OECD-Projekt Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC) beteiligt.

Weitere Informationen:

http://www.gesis.org
http://www.facebook.com/gesis.org
http://www.twitter.com/gesis_org

Quelle: idw

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Nicht immer tut die Heimat dem Herzen gut: Wohnort des Patienten beeinflusst Herz-Kreislauf-Schäden

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

Wiesbaden – Weltweit sterben jährlich etwa 18 Millionen Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass der Krankheitsverlauf in Ländern mit niedrigen Einkommenszahlen dramatischer und die Sterblichkeit höher ist. Experten vermuten, dass fehlende Präventionsprogramme und mangelhafte medizinische Versorgung die Ursache sind. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) rät daher, die hier vorhandenen Angebote der medizinischen Versorgung wahrzunehmen und einen gesunden Lebensstil zu führen. Denn nur so könne die auch in Deutschland weiterhin steigende Erkrankungszahl reduziert werden.

Bis in die 1950er Jahre waren überwiegend Bewohner der Industrieländer von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Doch ereignen sich mittlerweile 80 Prozent aller kardiovaskulären Vorfälle in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen. Eine aktuelle Studie im New England Journal of Medicine zeigt, dass Menschen in diesen Ländern unter einem schwereren Krankheitsverlauf leiden und auch häufiger an einem kardiovaskulären Vorfall sterben als Bewohner westlicher Länder. „Wir müssen also einen neuen Risikofaktor für die Entstehung solcher Erkrankungen berücksichtigen: den Wohnort, d.h. das Herkunftsland des Patienten“, erklärt Professor Dr. med. Gerd Hasenfuß, Vorsitzender der DGIM und Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen.

Die Autoren der Studie untersuchten über einen Zeitraum von vier Jahren mehr als 150 000 Menschen aus 17 Ländern, um zu klären, ob sich Risikofaktoren, Erkrankungsanzahl und Todesfolgen in Ländern mit höherem Einkommen von Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen unterscheiden. Um das kardiovaskuläre Risiko der Bewohner zu ermitteln, verwendeten die Forscher den international anerkannten INTERHEART-Risk Score. Er setzt sich aus messbaren Risikofaktoren wie Rauchen, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Stress sowie mangelhafte Ernährung und Bewegung zusammen. Obwohl dieser Score in westlichen Ländern höher ist, zeigte sich in der aktuellen Studie, dass Menschen aus Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen häufiger und schwerer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden – insbesondere Bewohner ländlicher Gegenden. In westlichen Ländern sei hingegen kein Unterschied zwischen ländlichen und städtischen Gemeinden zu verzeichnen.

Wie auch die Autoren schlussfolgert Professor Hasenfuß, dass ein gut funktionierendes, flächendeckendes Gesundheitssystem mit einer wirksamen Vorsorge, Therapie und Medikamentenversorgung hierzu ausschlaggebend für die geringeren Erkrankungs- und Sterbefälle in westlichen Ländern sei. „Die Studie verdeutlicht die großen Errungenschaften der modernen Medizin. Das sollte uns jedoch nicht dazu verleiten, sich ganz auf den Errungenschaften unseres Gesundheitssystems auszuruhen. Denn trotz guter Vorsorge- und Therapieprogramme sind auch hierzulande Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiterhin Todesursache Nummer eins“, mahnt der Kardiologe. „Darum sollte jeder sein persönliches Risiko mindern.“ Alleine Rauchen erhöhe das Risiko, an einer Herz-Kreislauferkrankung oder an einem Schlaganfall zu sterben, um das Zwei- bis Dreifache.

Die DGIM empfiehlt daher, nicht zu rauchen, sich abwechslungsreich zu ernähren und Übergewicht zu vermeiden, sich täglich 30 bis 60 Minuten mäßig intensiv zu bewegen, einen Blutdruck von unter 140/90 mmHg anzustreben und die Blutfett- und die Blutzuckerwerte im Normalbereich zu halten. Zudem sollten Angebote zur Vorsorge unbedingt wahrgenommen werden.

Literatur:
S. Yusuf et al., Cardiovascular Risk and Events in 17 Low-, Middle-, and High-Income Countries, N Engl J Med 2014;371:818-27. DOI: 10.1056/NEJMoa1311890

Quelle: idw

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Schadstoffbeseitigung mit Nanopartikeln – Forscher entwickeln biologisch abbaubares System

Alexander Schlaak Referat II/2, Kommunikation
Universität Regensburg

Forscher der Universität Regensburg und des Massachusetts Institute of Technology (MIT, Cambridge, USA) haben biologisch abbaubare Nanopartikel entwickelt, die Schadstoffe aus Wasser und Erdreich absorbieren können. Doch nicht nur das: Nach dem Gebrauch lassen sich die Nanopartikel auch relativ einfach beseitigen, da sie verklumpen, wenn man sie UV-Licht aussetzt. Die Erfindung wurde jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Communications“ vorgestellt (DOI: 10.1038/ncomms8765).

Der Kontakt mit bestimmten Chemikalien, z.B. mit Pestiziden oder Arzneimittelrückständen, steht im Verdacht, die Entwicklung von Krankheiten wie Krebs oder Diabetes zu begünstigen. Zwar ist die Möglichkeit, Nanopartikel zur Reinigung von kontaminiertem Wasser oder Erdreich einzusetzen, schon länger bekannt. Allerdings gibt es erhebliche Vorbehalte gegen diese Technologie, da die Nanopartikel nach ihrem Einsatz häufig in der Umwelt verbleiben und die Bildung von giftigen Nebenprodukten nicht ausgeschlossen werden kann. Deshalb ist es besonders wichtig, Wege zu finden, um die Nanomaterialien nach ihrem Einsatz einfach und effektiv zu entfernen.

Dr. Ferdinand Brandl vom Institut für Pharmazie der Universität Regensburg hat gemeinsam mit Prof. Dr. Robert S. Langer vom MIT neuartige Nanopartikel entwickelt, die Chemikalien aus kontaminiertem Wasser und Erdreich binden können. Nach der Behandlung mit UV-Licht verlieren die Nanopartikel ihre stabilisierende Hülle und vereinigen sich zu Klumpen, die mit den Schadstoffen angereichert sind und die einfach zu beseitigen sind. Das System kombiniert somit das hohe Absorptionsvermögen von Nanopartikeln mit einem einfachen Weg zur Entsorgung der Abfälle.

Erste Experimente mit Abwasser, Thermopapier und kontaminiertem Erdreich waren sehr vielversprechend und haben gezeigt, dass bei dem neuen Verfahren keine giftigen Nebenprodukte entstehen. Es erlaubt somit die künftige Entwicklung von risikoarmen und hochaktiven Materialien für die Abwasserbehandlung und die Sanierung von kontaminieren Böden

Der Original-Artikel im Internet unter:
www.nature.com/ncomms/2015/150721/ncomms8765/full/ncomms8765.html

Quelle: idw

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Unstatistik des Monats: Macht uns eine vegetarische Lebensweise zu besseren Menschen?

Katharina Fischer Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

„Vegetarier und Veganer sind die besseren Menschen, denn sie haben weniger Vorurteile und widersetzen sich eher autoritären Strukturen.“ So oder ähnlich kommentierten viele Medien – wie zum Beispiel die Allgemeine Zeitung (http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/nachrichten-mainz/studie-in-mainz…) oder die NWZ Online (http://www.nwzonline.de/panorama/studie-vegetarier-vorurteilsfreier_a_30,0,13728…) – eine am 24. Juli publizierte Studie der Universitäten Mainz und Wuppertal.

Mehr oder weniger deutlich wird dabei formuliert, dass die vegetarische Lebensweise ein bestimmtes soziales Verhalten fördere oder sogar die Ursache dafür sei. Damit wird aber wie so oft kein Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität gemacht. Schon bei dem Mythos, Vegetarier lebten länger als andere, hat sich die vegetarische Lebensweise als solche – Vegetarier greifen seltener als andere zur Zigarette und treiben öfter Sport – als irrelevant herausgestellt (Studie: Vegetarian diet, Seventh Day Adventists and risk of cardiovascular mortality: A systematic review and meta-analysis. International Journal of Cardiology 176(3): 680-6). Und im vorliegenden Fall ist zu vermuten, dass unkonventionelle und antiautoritäre Charaktere auch bei der Ernährung zu eher unkonventionellen Methoden neigen. Dann gäbe es zwar eine Kausalbeziehung, aber eine in die umgekehrte Richtung: nicht von der vegetarischen Ernährung zum Charakter, sondern vom Charakter zur vegetarischen Ernährung.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Walter Krämer, Tel.: 0231-7553125

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.

Weitere Informationen:
http://www.unstatistik.de – Weitere Informationen, Kontakte & Archiv

Anhang
Pressemitteilung im PDF-Format
https://idw-online.de/de/attachment44839

Quelle: idw

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Ertappt: Mikrobielle „Methanfresser“ im Meeresboden nutzen Gasblasen zum Aufstieg in der Wassersäule

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Neuartiges Instrument zum Auffangen von Gasblasen (bubble catcher) liefert erste Beweise für einen bisher unbeachteten Transportprozess, der für die Reduktion des Klimagases Methan in der marinen Umwelt Bedeutung haben kann.

Um die Rolle von Mikroorganismen im Prozess der Methanregulierung im Meer besser zu verstehen, entwickelten Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) ein neues Gerät, mit dem sich der Transport dieser Organismen durch vom Meeresboden aufsteigende Methanblasen in die Wassersäule erfassen lässt. Mit diesem sogenannten „Bubble Catcher“ gelang nun erstmals der Nachweis, dass Methan-konsumierende Bakterien tatsächlich auf diesem Weg aus dem Sediment ins freie Wasser gelangen. Dieser Transportprozess kann somit von Bedeutung für die Reduktion des Klimagases Methan in der marinen Umwelt und damit für das Klimageschehen auf der Erde sein.

Zu verstehen, auf welchem Wege Methan in die Atmosphäre gelangt und welche Prozesse das verhindern können, ist ein wichtiges Ziel der Umweltforschung. Auch in der Meeresforschung sind weltweit Methanquellen wie untermeerische Schlammvulkane, Kohlenwasserstoff-Austrittsgebiete (Seeps) und die Organik-reichen Sedimente in Randmeeren wie der Ostsee im Fokus der Untersuchungen. Marine Methanquellen sind zahlreich und vielfältig. Auf dieses umfangreiche Angebot haben sich Mikroorganismen spezialisiert: So nutzen vor allem Methan-oxidierende Bakterien im Freiwasser und methanotrophe Archaeen am Meeresboden Methan als Energie- und Kohlenstoffquelle. Dabei wandeln sie es in Karbonate und Biomasse oder in das im Vergleich zum Methan weniger potente Treibhausgas Kohlendioxid um. Dieser effektive Prozess verhindert normalerweise, dass Methan aus dem Meeresboden bis an die Wasseroberfläche und damit auch in die Atmosphäre gelangt. Wenn jedoch so viel Methan austritt, dass es in Form von Gasblasen vom Meeresboden aufsteigt, funktioniert der mikrobielle Methanfilter im Sediment und in der Wassersäule nicht mehr: Die hohe Geschwindigkeit der Blasen führt das Methan zu rasch an den Zonen vorbei, in denen die Methan-umsetzenden Mikroorganismen leben.

Aus anderen aquatischen Umgebungen wie z. B. dem Grundwasser ist bekannt, dass Blasen an ihrer Außenhaut Mikroorganismen transportieren können. Unbeachtet blieb aber bislang der blasenvermittelte Transport zwischen Sediment und Wassersäule. Dies war der Ansatzpunkt für das Team der IOW-WissenschaftlerInnen um den Meereschemiker Oliver Schmale und seinen KollegInnen vom Kieler GEOMAR sowie der University of California, die mit dem extra für diesen Zweck entwickelten Bubble Catcher untersuchen wollten, ob methanotrophe Bakterien im Sediment über ein Anheften an die Gasblasenhaut am Aufstiegsprozess der Gasblasen teilnehmen und ob auf diesem Wege das umgebende Wasser kontinuierlich mit diesen Organismen geimpft wird. Der Nachweis eines solchen Prozesses ist allerdings nicht einfach, da die Gasblasen und die daran anheftenden Mikroorganismen möglichst kontaminationsfrei an der Blasenaustrittsstelle eingefangen werden müssen. Während einer Pilot Studie vor der Küste Kaliforniens gelang es dem Forscherteam jedoch nun erstmals, über einem natürlichen Methan-Austritt die entweichenden Blasen in dem mit künstlichem, sterilen Meerwasser gefüllten Zylinder des Bubble Catchers einzufangen. Durch anschließende mikroskopische Analysen (CARD-FISH) wiesen sie nach, dass Methan-oxidierende Bakterien die Methanblasen begleiteten.

Oliver Schmale: „Wir wissen jetzt, dass methanotrophe Bakterien aus dem Sediment die Gasblasen tatsächlich als ‚Mitfahrgelegenheit‘ nutzen und so in die umgebende Wassersäule transportiert werden. Weitere Untersuchungen müssen nun zeigen, ob die Bakterien nach ihrem Umgebungswechsel weiterhin in der Wassersäule aktiv bleiben und so den Transport des Treibhausgases in die Atmosphäre vermindern.“

Publiziert wurden die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Arbeiten kürzlich in der Fachzeitschrift Continental Shelf Research:
Schmale, O., I. Leifer, J. S. v. Deimling, C. Stolle, S. Krause, K. Kießlich, A. Frahm and T. Treude (2015). Bubble transport mechanism: indications for a gas bubble-mediated inoculation of benthic methanotrophs into the water column. Cont. Shelf Res. 103: 70-78, doi:10.1016/j.csr.2015.04.022

*Kontakt:
Dr. Oliver Schmale, Sektion Meereschemie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 305, oliver.schmale@io-warnemuende.de

Dr. Barbara Hentzsch, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 – 5197 102, barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,64 Mrd. Euro. (http://www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Ballastwasser von Schiffen: Filtration statt Desinfektion

Helmholtz Zentrum München Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Ballastwasser von Schiffen kann Organismen und sogar Krankheitserreger rund um den Erdball verteilen. Wissenschaftler empfehlen, eher physikalische Verfahren wie Filtrationen einzusetzen. Die elektrochemische Desinfektion führt zu zahlreichen potenziell schädlichen Verbindungen, wie eine im Journal ‚Environmental Science and Technology‘ veröffentlichte Studie des Helmholtz Zentrums München zeigt.

Um keine Organismen zu verschleppen, wird Ballastwasser aus Schiffen häufig elektrochemisch desinfiziert*. „Unsere Analysen ergaben, dass durch elektrochemische Desinfektion des Ballastwassers aber zahlreiche sogenannte Desinfektions-Nebenprodukte (DBPs) entstehen“, beschreibt Studienleiter Prof. Dr. Philippe Schmitt-Kopplin die Ergebnisse. Er und sein Team der Abteilung für Analytische Biogeochemie (BGC) am Helmholtz Zentrum München hatten in enger Zusammenarbeit mit Kollegen in den USA die Proben von behandeltem mit unbehandeltem Ballastwasser verglichen. Mittels hochauflösender Massenspektrometrie fanden sie heraus, dass durch die Behandlung über 450 neue unterschiedliche Verbindungen entstehen. Manche davon waren bis dato noch nicht als Desinfektionsprodukte beschrieben beziehungsweise strukturell noch nicht charakterisiert worden.

Alternative Verfahren nutzen
„Bis deren toxikologische Eigenschaften noch nicht vollständig geklärt sind, empfehlen wir einen sehr vorsichtigen Umgang mit der Desinfektion von Ballastwasser“, so Schmitt-Kopplin weiter. Die Studie ist nach Angaben der Wissenschaftler die erste tiefgreifende Analyse von DBPs in Ballastwasser und offenbarte vor allem die hohe Komplexität der entstehenden Produkte. Philippe Schmitt-Kopplin rät, eher auf physikalische Verfahren wie die Filtration oder Adsorption auszuweichen**.

Steigende Bedeutung durch den globalen Handel
Die Helmholtz-Forscher weisen zudem auf die weitereichende Bedeutung der Ergebnisse hin: Durch die steigende Verbreitung und Bewegung von Waren rund um die Welt werden auch immer zahlreichere und größere Schiffe genutzt. Diese nehmen eine entsprechend steigende Menge an Ballastwasser auf, um ihre Lage im Wasser zu stabilisieren und verändertes Gewicht von Gütern und Treibstoff während der Fahrt auszugleichen. Aktuell wird daher weltweit diskutiert, wie mit diesem Wasser umzugehen ist, da das unbehandelte Ausstoßen künftig verboten werden soll. Die Alternativmethode der Wahl ist nach Stand der Dinge die elektrochemische Desinfektion.

„Große Mengen von desinfiziertem Ballastwasser werden täglich in küstennahen Gewässern verteilt werden, ihr Einfluss auf die Umwelt ist aber bisher kaum absehbar“, so Erstautor Michael Gonsior vom Center of Environmental Science der Universität von Maryland, USA. „In künftigen Studien wollen wir herausfinden, welchen Einfluss die DBPs auf die Ökosysteme an der Küste haben“. Jetzt hoffen die Forscher, dass durch ihre Daten alternative Verfahren stärker in den Mittelpunkt gerückt werden.

Weitere Informationen:
Hintergrund:

*Bei der elektrochemischen Wasserdesinfektion wird Strom genutzt, um chemisch aktive Komponenten direkt per Elektrolyse, also per Umwandlung durch Strom, zu erzeugen.

** Erst kürzlich entdeckte das Team von Prof. Schmitt-Kopplin ganz ähnliche Produkte in desinfizierten Trinkwasserproben: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25322143

Original-Publikation:
Gonsior, M. et al. (2015). Bromination of Marine Dissolved Organic Matter Following Full Scale Electrochemical Ballast Water Disinfection. Environmental Science & Technology, DOI : 10.1021/acs.est.5b01474

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören.

Die selbstständige Abteilung Analytische Biogeochemie (BGC) untersucht molekulare Wechselwirkungen von Stoffen in Biogeosystemen. Hochauflösende Methoden der organischen Strukturaufklärung ermöglichen zusammen mit Trennverfahren und mathematischen Methoden eine präzise raum- und zeitauflösende Analyse. Ziel ist es, das Verständnis der molekularen Abläufe in Ökosystemen und die Bestimmung von Biomarkern in Organismen zu verbessern. BGC gehört dem Department of Environmental Sciences an.

Fachlicher Ansprechpartner
Prof. Dr. Philippe Schmitt-Kopplin, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Abteilung Analytische Biogeochemie, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187 3246 – E-Mail: schmitt-kopplin@helmholtz-muenchen.de

Weitere Informationen:
http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acs.est.5b01474 – Link zur Publikation
http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/pressemitteilungen/2015/index.html – Pressemitteilungen Helmholtz Zentrum München
http://www.helmholtz-muenchen.de/en/research-unit-analytical-biogeochemistry/index.html – Abteilung Analytische Biogeochemie

Quelle: idw

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55 Kilo weg: Neues Lebensgefühl dank UKJ-Adipositas-Sprechstunden

Stefan Dreising Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

Kerstin Lumpe erhielt Hilfe in Spezialsprechstunde am Universitätsklinikum Jena

„Mein Leben hat sich total verändert“, sagt Kerstin Lumpe heute, zwei Jahre nach ihrer Schlauchmagen-OP und einer Bauchdeckenstraffung am Universitätsklinikum Jena (UKJ), sind nicht nur die Pfunde gepurzelt, Bluthochdruck und Gelenkprobleme haben sich gebessert und auch ihre Medikamente konnte sie reduzieren. In den Adipositas-Sprechstunden am UKJ werden die Patienten interdisziplinär vor und dann lebenslang nach der Operation betreut.

„Wir freuen uns sehr über den positiven Verlauf. Dank unserer interdisziplinären Zusammenarbeit mit verschiedenen Spezialisten des Klinikums können wir unseren Patienten eine optimale Behandlung und Betreuung ermöglichen. Eine Operation ist allerdings erst eine Option, wenn alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind“, erklärt Dr. Hermann Kißler, Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie am UKJ. Zu den Adipositas-Sprechstunden gehören folgende Bausteine: Die internistische Sprechstunde mit Ernährungsberatung in der Klinik für Innere Medizin III mit Prof. Dr. Ulrich-Alfons Müller und Dr. Christof Kloos, die psychologische Sprechstunde im Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie bei Dipl.-Psych. Sabrina Raack und die plastische Sprechstunde in der Klinik für Plastische Chirurgie bei Dr. Rene Wohlrat.

Kerstin Lumpe hatte einen langen Leidensweg hinter sich. „Ich habe unzählige Diäten ausprobiert. Mein Gewicht ging runter und wieder rauf“, beschreibt die 60-jährige ihre damalige Situation. Jetzt sei sie stolz auf sich. Während es vor der OP 143 Kilogramm waren, verlor sie im ersten Jahr 40 Kilogramm, im zweiten Jahr 15. Sie lobt vor allem das Team der chirurgischen Klinik. „Ich fühlte mich in der Adipositas-Sprechstunde und auf Station von den Ärzten und Pflegern rundum optimal betreut. Ich bin auf viel Verständnis gestoßen, wo es vorher auch oft Ablehnung gab. Regelmäßig komme ich zur Nachkontrolle“, so Kerstin Lumpe. „Geholfen hat mir sehr, dass mein Mann von Anfang an mit einbezogen wurde. Denn die Unterstützung meiner Familie war sehr wichtig für mich“, betont die Stadtrodaerin.

„Bluthochdruck und Diabetes bessern sich nach einer OP meist deutlich, da viel weniger Medikamente benötigt werden. Die Therapieanpassungen erfolgen ebenfalls in der gemeinsamen Sprechstunde“, sagt Prof. Dr. Ulrich Müller.

Über die Adipositas-Sprechstunden wurde auch der Kontakt zur Adipositas Selbsthilfegruppe Jena geknüpft. „In der Gruppe kann man sich über die Veränderungen, die man durchlebt austauschen. Wenn man offen darüber spricht, gehen die Menschen auch anders damit um.“

In diesem Jahr erfüllte sich ein weiterer Wunsch von Kerstin Lumpe: Das Team um Dr. Rene Wohlrath führte eine Bauchdeckenstraffung durch. Diese kann erfolgen, wenn die Fettschürze zu starken Hautirritationen führt und das Gewicht sechs Monate stabil geblieben ist. Jetzt fühlt sich Kerstin Lumpe noch wohler in ihrer Haut. „Ich habe schon vor den Eingriffen gern Wassergymnastik gemacht. Die Bewegung fällt mir jetzt viel leichter.“

Kontakt:

PD Dr. Hermann Kißler
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie
Universitätsklinikum Jena
Erlanger Allee 101
07747 Jena

Terminvereinbarung unter Tel.: 03641-9 32 26 45
E-Mail: AVG@med.uni-jena.de

Christina Cyliax
Leiterin der Selbsthilfegruppe Adipositas „Dicke zurück ins Leben“
Tel.: 0178 / 3727402
E-Mail: Christinacyliax@aol.com

Weitere Informationen:
http://www.avc.uniklinikum-jena.de/Informationen+f%C3%BCr+Patienten/Sprechstunde…
http://www.gewichtig.info

Quelle: idw

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Nimmt Mann ab, profitiert sein Liebesleben

Katharina Fischer Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

Nehmen fettleibige Männer ab, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine sexuelle Beziehung haben. Nehmen sie weiter ab oder halten sie ihr Gewicht, haben sie häufiger Sex. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI, der FAU und des CINCH. Für Frauen lassen sich derartige Auswirkungen des Abnehmens nicht nachweisen. Für die Studie wurden die Antworten von gut 150 Befragten mit einem BMI über 30 ausgewertet.

Reduzieren erwachsene, fettleibige Männer ihr Gewicht, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie in einer sexuellen Beziehung leben. Nehmen sie weiter ab oder halten sie zumindest ihr niedrigeres Gewicht, haben sie häufiger Sex. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des gesundheitsökonomischen Forschungszentrums CINCH in Essen. Für übergewichtige Frauen ließen sich derartige Auswirkungen eines reduzierten Körpergewichts nicht nachweisen.

Die Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass starkes Übergewicht neben den bereits bekannten gesundheitlichen Problemen auch das soziale Leben der Betroffenen beeinträchtigt. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass schon eine moderate Gewichtsreduktion die Einschränkungen mildern kann. So erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, eine sexuelle Beziehung zu haben, bei Männern um bis zu 7,7 Prozent, wenn sie ihren Body-Mass-Index (BMI) um einen Punkt reduzierten.

Wie genau dieser Effekt zustande kommt, lässt sich durch die vorliegende Studie nicht bestimmen. Eine Möglichkeit ist, dass durch die Gewichtsabnahme auch sexuelle Funktionsstörungen verschwinden oder zumindest deutlich gemildert werden. Zudem könnte das geringere Körpergewicht bei Männern zu einer positiveren körperlichen Selbstwahrnehmung und einem selbstbewussteren Auftreten führen sowie die Attraktivität für potenzielle Sexualpartner erhöhen. Möglich ist auch, dass mit einem abnehmenden Körpergewicht das Verlangen nach Sex zunimmt.

Studie wertete Antworten von fettleibigen Reha-Patienten aus
Für die Untersuchung wurden Daten eines groß angelegten, mehrstufigen Experiments zur Wirkung finanzieller Anreize auf die Gewichtsreduktion bei Übergewichtigen ausgewertet. An diesem nahmen zwischen März 2010 und Juli 2013 knapp 700 fettleibige Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 18 und 75 Jahren teil, die gerade einen Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik absolviert hatten. Voraussetzung für die Teilnahme war ein BMI von 30 oder mehr. In der letzten Phase des Experiments beteiligten sich noch gut 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie erhielten 22 Monate nach Ende ihres Reha-Aufenthalts einen Fragebogen, der bei der Hälfte der Befragten auch Fragen zu ihrem Sexualverhalten enthielt.

Für Frauen konnte kein Einfluss der Gewichtsreduktion auf das Sexualverhalten nachgewiesen werden. Ein Grund dafür könnte sein, dass Frauen – wie die Ergebnisse früherer Studien zeigen – insgesamt im Vergleich zu Männern ein geringeres Verlangen nach Sex haben.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ansgar Wübker (RWI), Tel.: (0201) 8149-242
Katharina Fischer (RWI-Pressestelle), Tel.: (0201) 8149-244
Prof. Dr. Harald Tauchmann (FAU), Tel.: (0911) 5302-635

Dieser Pressemitteilung liegt Ruhr Economic Paper #561 „Weight Loss and Sexual Activity in Adult Obese Individuals: Establishing a Causal Link“ zugrunde.

Weitere Informationen:
http://www.rwi-essen.de/media/content/pages/publikationen/ruhr-economic-papers/r… – Ruhr Economic Paper #561

Quelle: idw

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Gewinnern und Verlierern der Ozeanversauerung auf der Spur

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Um besser zu verstehen, wie die Ozeanversauerung die Planktongemeinschaft und den Stoff-Austausch innerhalb des marinen Nahrungsnetzes beeinflusst, waren Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel zwei Monate lang im Raunefjord bei Bergen (Norwegen) im Einsatz. Ihre Beobachtungen bestätigen, dass positive und negative Effekte zu erwarten sind. Zu den Verlierern zählen die Flügelschnecke Limacina helicina und die Kalkalge Emiliania huxleyi. Die gelatinöse Zooplankton-Art Oikopleura dioica und das winzige Piko-Phytoplankton profitieren hingegen von der erhöhten Kohlendioxid-Konzentration im Wasser.

Acht Mesokosmen, 36 Forscher, 50 Probenahme-Tage – und ein weiterer großer Schritt im Verständnis der Ozeanversauerung: Von Anfang Mai bis Anfang Juli untersuchte ein Team von Wissenschaftlern unter Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel im Raunefjord bei Bergen (Norwegen), wie die komplexe marine Lebensgemeinschaft reagiert, wenn der Ozean durch die Aufnahme von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre zunehmend versauert. „Unsere Studie war in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich, und wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf und unseren Daten“, zieht Prof. Dr. Ulf Riebesell, Professor für Biologische Ozeanografie am GEOMAR und Leiter des Experiments, begeistert Bilanz. „Keine der bisherigen Studien hat uns so deutlich vor Augen geführt, wie entscheidend die Wechselwirkungen innerhalb des Nahrungsnetzes für die Sensitivität der Planktongemeinschaft gegenüber der Ozeanversauerung sind.“

Für ihren Langzeit-Versuch nutzten die Forscher die KOSMOS Mesokosmen (KOSMOS: Kiel Off-Shore Mesocosms for Future Ocean Simulations), schwimmende Experimentieranlagen mit einem Fassungsvermögen von je 55.000 Litern. Vier der Mesokosmen brachten sie auf erhöhte Kohlendioxid-Konzentrationen. Anschließend zeigten regelmäßige Probennahmen und Analysen, wie sich die eingeschlossene Lebensgemeinschaft entwickelt.

Um zu testen, ob sich die weltweit wichtigste einzellige Kalkalge Emiliania huxleyi per Evolution an Ozeanversauerung anpassen kann, wurden Individuen in die Mesokosmen eingesetzt, die sich im Labor über 2500 Generationen auf das Überleben unter saureren Bedingungen eingestellt hatten. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob die erzielte Laboranpassung die Art befähigt, sich im saureren Wasser auch innerhalb der natürlichen Lebensgemeinschaft zu behaupten und die negativen Auswirkungen der Ozeanversauerung teilweise oder ganz zu kompensieren. Erkenntnisse aus der aktuellen Studie geben keinen Anlass zur Entwarnung: Die evolutionäre Anpassung bewahrte die Kalkalge nicht vor höheren Verlustraten und geringeren Bestandsdichten unter Ozeanversauerung. Emiliania huxleyi spielt eine wichtige Rolle für den Transport von Kohlenstoff in die Tiefe des Ozeans – und damit für seine Fähigkeit, Kohlendioxid zu speichern und den Klimawandel abzumildern. Außerdem setzen die Kalkalgen das klimakühlende Gas Dimethylsulfid (DMS) frei.

Ein weiterer Verlierer wird die Flügelschnecke Limacina helicina sein. Der „Seeschmetterling“, der sein Gehäuse aus der besonders leicht löslichen Kalk-Art Aragonit aufbaut, stellt eine wichtige Nahrungsquelle für Fische, Meeressäuger und Seevögel dar. „Wenn die Flügelschnecken unter der Versauerung leiden, könnte ein wichtiges Bindeglied in der Nahrungskette verloren gehen“, erklärt Dr. Silke Lischka, Meeresbiologin am GEOMAR. „Die bisher ausgewerteten Ergebnisse zeichnen ein klares Bild. Limacina bekommt mit fortschreitender Ozeanversauerung zunehmend Probleme, in ihrer ökologischen Nische zu überleben.“

Allerdings zeigten die Experimente, dass es auch Gewinner geben könnte. Neben dem winzigen Piko-Phytoplankton reagierte auch größeres Zooplankton der Art Oikopleura dioica positiv auf höhere Kohlendioxid-Konzentrationen in den Mesokosmen. Diese Beobachtung bestätigt vorangegangene Labor-Experimente und Studien in landbasierten Versuchsanlagen der meeresbiologischen Station der Universität Bergen. „Oikopleura dioica ist ein planktonisches Manteltier mit globaler Verbreitung. Es lebt in einer komplizierten Gallert-Struktur, mit deren Hilfe es ein breites Nahrungsspektrum sehr effizient einfangen kann“, erläutert Jean-Marie Bouqet, Techniker am Sars Zentrum für Marine Molekularbiologie und Doktorand an der Universität Bergen. „Oikopleura kann unter günstigen Bedingungen schnell große Populationsdichten erreichen und durch Massenentwicklungen das gesamte Nahrungsgefüge im Plankton umkrempeln. Genau das war auch in den angesäuerten Mesokosmen zu beobachten.“

Die Messdaten und Analysen der Wissenschaftler decken das gesamte Spektrum vom kleinsten bis zum größten Plankton und Fischlarven sowie den Stoffaustausch und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Ebenen des Nahrungsnetzes ab. „Da wir insgesamt rund 50 Parameter erfassen und viele Analysen erst in unseren Heimatlaboren durchgeführt werden können, dauert die Auswertung noch einige Monate“, kündigt Riebesell an. „Doch dann können wir Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen wie ein Puzzle zusammensetzen und gemeinsam interpretieren.“ Schon jetzt wird deutlich, dass eine fortschreitende Ozeanversauerung nicht ohne Folgen für die Artenvielfalt, das Nahrungsgefüge und die Stoffumsätze im Meer bleiben wird. Wie stark diese sich ausprägen werden und wie weitreichend auch wir Menschen davon betroffen sein werden, hängt wesentlich davon ab, in welchem Maße es uns gelingt, die Kohlendioxid-Emission zu reduzieren.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.uib.no Universität Bergen

Quelle: idw

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Solarthermische Kraftwerke – ein Gewinn auch für die soziale Entwicklung in Nordafrika

Dorle Riechert Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH

Social CSP – Studie von Germanwatch und Wuppertal Institut formuliert Nachhaltigkeits-Anforderungen und Best-Practice-Empfehlungen

Solarthermische Kraftwerke (CSP, concentrated solar power) an ihren nordafrikanischen Standorten stellen nicht nur erneuerbare Stromlieferanten für den steigenden Energiebedarf im südlichen Mittelmeerraum dar, sondern bringen auch große Vorteile für die regionale Entwicklung. Das haben Germanwatch und das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie in einer gemeinsamen Studie am Beispiel von NOORo I, einem CSP-Kraftwerk in Südmarokko, nachgewiesen.

Die Studie zeigt, dass Planung und Bau von NOORo I durch die lokale Bevölkerung bisher sehr positiv aufgenommen wurde. Obwohl auch derartige CSP-Projekte keine allumfassende Lösung für Marokkos drängende Entwicklungserfordernisse darstellt, wurden dennoch vielfache Zusatznutzen für die gesamte Region sichtbar. „Für die angrenzenden Gemeinden sind neue Arbeitsplätze und Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen entstanden sowie kommunale Wohlfahrts-, Bildungs-, und Gesundheitseinrichtungen verbessert worden“, sagt Boris Schinke von Germanwatch.

Dr. Peter Viebahn vom Wuppertal Institut ergänzt: „Auf der anderen Seite sind aber auch Befürchtungen, beispielsweise über mögliche Folgen des Kraftwerksbetriebs auf den lokalen Wasserhaushalt, ernst zu nehmen. Zudem wirkt sich auch das bisher fehlende Ausbildungsniveau lokaler Einrichtungen in Bezug auf die Anforderungen an Arbeitnehmer hemmend aus.“ Doch gegenüber den negativen Auswirkungen, die eine Förderung fossiler Rohstoffe oder der Betrieb konventioneller Kraftwerke auf die lokale und regionale Ebene hätte, könnten die festgestellten Wirkungen von NOORo I generell als niedrig eingestuft werden, betont der Wissenschaftler.

Des Weiteren haben die Untersuchungen ergeben, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien auch in Marokko gesellschaftliche Entscheidungen erfordert. „Ähnlich wie die Debatten in Deutschland zum Netzausbau haben unsere Untersuchungen ergeben, dass die Bürger im Umfeld des marokkanischen Kraftwerks eine höhere Transparenz in der Kommunikation und rechtzeitige Mitsprachemöglichkeiten bei der weiteren Ausgestaltung des Projektes einfordern“, so Schinke.

Basierend auf den Ergebnissen der empirischen Analyse und Vorschlägen verschiedenster lokaler Akteure wurden Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Marokkanischen Solarplans sowie ein Set von 18 Nachhaltigkeits-Anforderungen und Best-Practice-Empfehlungen für CSP-Kraftwerke erarbeitet. Sie liefern einen wichtigen Input für Projektentwickler sowie Regierungen und Entwicklungsbanken, um im Zuge des zukünftigen Ausbaus der CSP-Technologie die Entwicklungsbedürfnisse der lokalen Bevölkerung und die politische Teilhabe an der Projektgestaltung miteinzubeziehen. Dies gilt auch für den weiteren Ausbau des Kraftwerks in der Nähe der Provinzhauptstadt Ouarzazate, wo bis 2019 mit der Inbetriebnahme von zwei weiteren Blöcken das bald größte solarthermische Kraftwerk der Welt mit 500 Megawatt elektrischer Leistung ans Netz gehen wird.

Für die internationale Nachhaltigkeitsdebatte zeigen die Erfahrungen aus Marokko, wie scheinbar konkurrierende Ziele in den Bereichen Klimawandel, Energiesicherheit und nachhaltige Entwicklung gemeinsam und kohärent verfolgt werden können.

Das Projekt „Social CSP“ wurde im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführt. Die Studie steht in englischer Sprache zum Download zur Verfügung; ebenfalls zum Download gibt es eine Zusammenfassung in englischer, französischer und arabischer Sprache (siehe weitere Informationen).

Ansprechpartner Germanwatch:
Boris Schinke
Referent für Klima und Sicherheit [Policy Officer – Climate and Security]
Tel.: +49 228 60492-32
E-Mail: schinke@germanwatch.org

Ansprechpartner Wuppertal Institut:
Dr. Peter Viebahn
Stellv. Forschungsgruppenleiter
Forschungsgruppe 1: Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen
Tel.: +49 202 2492-306
E-Mail: peter.viebahn@wupperinst.org

Gemeinsame Pressemitteilung von Germanwatch und Wuppertal Institut
Für das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
ViSdP: Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident
Kontakt: Öffentlichkeitsarbeit, Dorle Riechert
Tel.: +49 202 2492-180, Fax: +49 202 2492-108
E-Mail: dorle.riechert@wupperinst.org

Weitere Informationen:
http://wupperinst.org/projekte/details/wi/p/s/pd/449/

Quelle: idw

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Programm „Energetische Biomassenutzung“ wird mit neuer Förderbekanntmachung fortgesetzt

Diana Pfeiffer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat am 9. Juli 2015 die Bekanntmachung über die Förderung von Forschung und Entwicklung zur kosten- und energieeffizienten Nutzung von Biomasse im Strom- und Wärmemarkt „Energetische Biomassenutzung“ veröffentlicht. Damit wird das erfolgreiche Förderprogramm fortgesetzt und an den aktuellen Stand der Energiewende angepasst. Stichtage für die Einreichung von Projektskizzen sind für 2015 und 2016 vorgesehen.

„Die vielfältigen Vorteile von hochwertiger Bioenergie wie hohe Flexibilität, gute Speicherbarkeit und dezentrale Anwendung machen die Bioenergie zum idealen Partner im erneuerbaren Energiemix für den Strom- und Wärmemarkt der Zukunft. Um die ambitionierten Ziele der Bundesregierung zum Ausbau der erneuerbaren Energien zu erreichen, muss die Entwicklung zukunftsweisender, effizienter und kostengünstiger Technologien weiter vorangetrieben werden. Daher setzt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die erfolgreiche Förderung von Forschung und Entwicklung des 2008 gestarteten Programms „Energetische Biomassenutzung“ fort, so kündigt MinDirig‘in Dr. Dorothee Mühl vom BMWi die Fortschreibung des Förderprogramms an.

Im Zuge der Neuausrichtung des Programms werden vor allem praxisorientierte Lösungen gefördert, die zur Flexibilisierung der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biomasse und zu einem klimafreundlichen Wärmemarkt beitragen. Vor diesem Hintergrund stehen technologisch vorrangig kostengünstige und effiziente Verbrennungs-, Vergasungs-, Biogas- und Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, sowie effiziente Kombinationen mit anderen erneuerbaren Energien im Fokus. Ferner spielt die Optimierung der Bioenergie auf dem Weg zu einem zukünftig klimaneutralen Gebäudebestand eine wesentliche Rolle. Hier kommt es darauf an, auf einen rückläufigen Wärmebedarf zu reagieren.

Ziel der neuen Bekanntmachung ist es, insbesondere innovative Technologien sowie Verfahrens- und Prozessoptimierungen zu fördern, die die effiziente, wirtschaftliche und nachhaltige Nutzung der Bioenergie ermöglichen und zur Versorgungssicherheit beitragen. Zur Verbesserung der nachhaltigen energetischen Nutzung im (gekoppelten) Wärme- und Strombereich sollen Biomassereststoff- und Abfallpotenziale außerhalb der Forst- und Landwirtschaft erschlossen werden.

Forciert werden Untersuchungen sowie Pilot- und Demonstrationsvorhaben mit hohem Übertragungspotenzial. Insbesondere die kreative Zusammenarbeit von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit Forschungseinrichtungen verspricht dabei eine verstärkte Markt- und Wettbewerbsfähigkeit.

Interessierte können ihre Ideen in Form von Projektskizzen mit dem easy-Online Tool bis zum 30.09.2015 zu folgenden Themenschwerpunkten einreichen:

WÄRME:
Entwicklung von Technologien zur effizienten Erzeugung von Wärme aus Biomasse

STROM:
Forschung, Entwicklung und Innovation zur effizienten Erzeugung von Strom aus Biomasse und dessen Integration ins Stromsystem

BIOMASSEREST- UND ABFALLSTOFFE:
Erschließung kostengünstiger Biomasserest- und Abfallstoffe außerhalb der Forst- und Landwirtschaft für die energetische Nutzung im Wärme- und Strombereich

KWK:
Entwicklung und Demonstration neuer und fortschrittlicher Technologien zur effizienten Nutzung von Biomasse in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen

MARKTPOTENZIAL:
Validierung des Marktpotenzials von Forschungsergebnissen

STUDIEN & KONZEPTE
für die Energieerzeugung aus Biomasse

Weitere Informationen zur Skizzeneinreichung finden Sie im Internet unter: www.ptj.de/bioenergie.

Viel Erfolg bei der Einreichung Ihrer Ideen. Der nächste Veranstaltungshöhepunkt des Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ ist die 6. Statuskonferenz, zu welcher Sie herzlich eingeladen sind. Die diesjährige Konferenz steht unter dem Motto „Bioenergie – Mehr als eine sichere Reserve?!“ Treffen Sie die Projektpartner des Programms und diskutieren Sie neue Ideen.

Informationen zur Skizzen-Einreichung:
>> Förderbekanntmachung im Bundesanzeiger
>> Informationen des PtJ: www.ptj.de/bioenergie
>> Einreichungsfristen: 30.09.2015 & 30.09.2016
>> Skizzeneinreichung mit dem easy-Online-Tool: https://foerderportal.bund.de/easyonline

Weitere Informationen:
https://www.energetische-biomassenutzung.de/de/presse/pressemitteilungen/details…
https://www.ptj.de/lw_resource/datapool/_items/item_2725/banz_at_21.07.2015_b1.p…
http://www.ptj.de/bioenergie

Quelle: idw

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Emnid-Umfrage belegt: 79 Prozent der Befragten lehnen Windkraft im Wald ab

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Windkraftanlagen im Wald werden von 79 Prozent der Befragten abgelehnt. Das ist das Ergebnis der neuesten repräsentativen Emnid-Umfrage, die von der Deutschen Wildtier Stiftung in Auftrag gegeben wurde.

Auf die Frage: „Für den Ausbau der Windenergie sollten generell keine Waldgebiete verschwinden oder zerschnitten werden“, antworteten 79 Prozent der Befragten: „Dem stimme ich zu!“ Lediglich 11 Prozent akzeptieren, dass für „zusätzliche Windkraftanlagen auch Waldgebiete verschwinden oder zerschnitten werden.“ Die Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Emnid hat auch ermittelt, dass das Interesse an dem Thema Windenergie im Wald sehr groß ist. Nur acht Prozent der Befragten sagen: „Das Thema interessiert mich nicht.“

Für die Deutsche Wildtier Stiftung beweisen die Emnid-Ergebnisse, dass ein großer Teil der Bevölkerung Windkraftanlagen im Wald ablehnt. „Windkraft um jeden Preis kann nicht das Ergebnis der Energiewende sein“, betont Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Die Menschen in Deutschland wollen nicht, dass der Wald einer eindimensionalen Klimapolitik geopfert wird.“ Biodiversität und der Erhalt von Waldgebieten sind den Menschen ebenfalls wichtig. Immerhin betonen 65 Prozent der Befragten obendrein, dass „im Zweifelsfall der Schutz von Vögeln und anderen Tieren Vorrang vor dem Bau von Windkraftanlagen haben soll“.

Der gedankenlose Ausbau der Windenergie im Wald ist eine ernste Gefahr. „Die Öffnung des Waldes als Standort für Windenergieanlagen führt zur Gefährdung seltener Arten“, kritisiert Prof. Dr. Vahrenholt. In Deutschland fallen Jahr für Jahr bis zu 240.000 Fledermäuse Windkraftanlagen zum Opfer. Sie können zwar den Rotoren auch im Dunkeln ausweichen, aber im Unterdruck auf der Rückseite der Anlagen platzen ihre Lungen. Die meisten heimischen Fledermausarten stehen auf der Roten Liste. Besonders sensibel reagieren auch Vogelarten, wie der extrem seltene Schreiadler, der Rotmilan und der Schwarzstorch. So halbierte sich beispielsweise der Brutbestand des seltenen Schwarzstorchs am hessischen Vogelsberg nach dem Bau von 125 Windkraftanlagen in einem Zeitraum von nur sechs Jahren. Schwarzstörche sind sehr störempfindlich. Viele Greifvögel hingegen sterben durch Kollisionen mit den Rotorblättern.

„Nur Sachsen-Anhalt hat bisher beschlossen, mit der Windkraft nicht in den Wald zu gehen“, sagt Prof. Dr. Fritz Vahrenholt. „In waldreichen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Brandenburg liegen schon Erlasse vor, die den Bau von Windparks im Wald trotz regionaler Widerstände erlauben“, sagt der Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung.

Die Emnid-Umfrage hat außerdem herausgefunden, dass es den Befragten beim Thema Windenergie im Wald nicht um ihre persönlichen Befindlichkeiten, sondern um ein höheres Gut – nämlich den Lebensraum Wald – geht. Auf die Frage: „Würden Sie sich durch Windenergieanlagen im Wald gestört fühlen?“, antworteten 43 Prozent mit „Ja“.

Weitere Informationen:

http://www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Neue Konzepte für Bioraffinerien

Christian Colmer Pressestelle
ttz Bremerhaven

Bundesweites Kooperationsnetzwerk unter der Leitung des ttz Bremerhaven gestartet

Das neue ZIM-Kooperationsnetzwerk Bioraffinerien, kurz BioRaf, vereint Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Verbände auf dem Weg zur vollständigen Verwertung aller Rohstoffkomponenten aus Biomasse für neue Produkte.

Biobasierte Werkstoffe und Chemikalien werden in Deutschland mehr und mehr nachgefragt. Ebenso Energie aus nachwachsenden Rohstoffen sowie biogenen Reststoffen. Und die Prognosen zeigen steil nach oben. Denn die nationalen Klimaschutzziele sind ambitioniert. Das Ziel der Bundesregierung ist, die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, verglichen mit 1990. 2050 sollen sogar 80 Prozent eingespart werden. Das geht nur, wenn biobasierte Wertstoffströme und die Bioenergie massiv ausgebaut werden, und gleichzeitig der Einsatz fossiler Grundstoffe wie Erdöl und Kohle reduziert wird.

Aber wie ist das zu erreichen? Im Grunde geht es um nichts weniger als die mittelfristige Umstellung unserer verbrauchsorientierten Industriegesellschaft auf eine Produktionsweise, die Ressourcen als Teil von Kreisläufen begreift. Bioraffinerien, die nachwachsende Rohstoffe verarbeiten, sind ein Schlüssel zum Aufbau einer nachhaltigen Industrie. Dazu sind Innovationen, Netzwerke und intensive Partnerschaften nötig. Das neue, bundesweite ZIM-Kooperationsnetzwerk BioRaf, koordiniert vom ttz Bremerhaven, setzt hier an und richtet sich speziell an kleine und mittelständische Unternehmen.

Der Plan ist, Konzepte und Geschäftsfelder für Bioraffinerien sowie innovative Produkte und Verfahren gemeinsam mit den Unternehmen im Netzwerk zu erarbeiten. Außerdem sollen Synergieeffekte herausgestellt werden, um alle Potentiale im Bereich Bioraffinerie zu erschließen. Ferner möchte das Netzwerk regionalen Wertschöpfungsketten und dezentrale Strukturen mit geringen Investitionskosten anregen, damit kleine und mittelständische Unternehmen stärker von den Entwicklungen profitieren.

Praxisgerechte Entwicklungsansätze aus dem Netzwerk
Aus den bereits identifizierten Potenzialen von Bioraffinerien wurden verschiedene erste Ansätze für Entwicklungen definiert. So soll eine Erweiterung der verwendbaren Biomasse in Bioraffinerien geprüft werden – der Fokus liegt hier auf bislang unzureichend genutzten biogenen Reststoffen und sogenannten Koppelprodukten. Zudem soll die Effizienz von Bioraffinerien erhöht und die Produktqualität gesteigert werden.

Optimierte Lebenszyklen
Das BioRaf-Netzwerk umfasst dabei die gesamte Wertschöpfungskette von Biomasse für, in und aus Bioraffinerien. Von der Bereitstellung über die Aufbereitung (Primärraffination) und Veredlung (Sekundärraffination) bis zur anschließenden Nutzung der Produkte werden die Lebenszyklen von Stoffen betrachtet. Eine möglichst umfangreiche stoffliche Nutzung sowie intelligente energetische Nutzung soll helfen, die Wirtschaftlichkeit der Bioraffinerie-Konzepte zu optimieren.

Starke Partner
Die Gründungsmitglieder sind die Unternehmen abc GmbH, aevotis GmbH, ANiMOX GmbH, BAUTEC GmbH & Co. KG, FLEXBIO Technologie UG, FTF AG, Renergie Systeme GmbH & CO. KG sowie die Weber Entec GmbH & Co. KG. Unterstützt werden diese von folgenden Institutionen: bvse e.V., DBFZ, Fraunhofer CBP, Fraunhofer WKI, HAWK Göttingen (Fachgebiet NEUTec), LLFG sowie der TU Hamburg-Harburg (IUE) als assoziierte Netzwerkpartner (siehe Abbildung 1). Netzwerkkoordinator ist das ttz Bremerhaven.

Weitere Unternehmen willkommen
Das Netzwerk ist offen für weitere Unternehmen aus der Biomassebranche. Insbesondere Maschinen- und Anlagenbauer, Biomasseaufbereiter und -veredeler sind aufgerufen, mit dem Netzwerk in Kontakt zu treten. Das erste Netzwerktreffen wurde bereits im Juli 2015 in Bremerhaven erfolgreich durchgeführt.

Interessenten erhalten Informationen bei Oliver Hahn, Projektleiter am ttz Bremerhaven, unter Telefon: +49 471 80934 – 151, oder E-Mail: ohahn@ttz-bremerhaven.de.

Mit Hilfe einer Förderung im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erhalten die am Netzwerk teilnehmenden Unternehmen zunächst für ein Jahr Unterstützung von einer Netzwerkmanagementeinrichtung, hier vom ttz Bremerhaven. Dabei erhalten die Netzwerkpartner Hilfe bei der Ideenfindung, der Projektskizzierung, der Beantragung von Fördermitteln zur Forschung und Entwicklung sowie im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Die Förderung des Netzwerks wurde im Mai 2015 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bewilligt.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene.

Weitere Informationen:

http://www.ttz-bremerhaven.de

Quelle: idw

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Vulkanausbrüche bremsen Klimawandel

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V.

Lund/Hampton/De Bilt/Karlsruhe/Mainz/Leipzig. Obwohl die Konzentrationen an Treibhausgasen in der Atmosphäre kontinuierlich ansteigen, ist die globale mittlere Bodentemperatur seit der Jahrtausendwende weit weniger stark angestiegen als erwartet. Eine Erklärung für diese bisher noch nicht völlig verstandene sogenannte „Pause in der Klimaerwärmung“ liefert jetzt ein internationales Team: Die Sonneneinstrahlung ist in den unteren Schichten der Stratosphäre zwischen 2008 und 2011 durch mehrere Vulkanausbrüche doppelt so stark abgeschwächt worden als bisher angenommen.

Für diesen Bereich der Atmosphäre lagen lange kaum Daten vor; jetzt aber lieferte das auf einen Lufthansa-Airbus gestützte IAGOS-CARIBIC-Projekt zusammen mit Beobachtungen des CALIPSO-Satelliten entscheidende Hinweise. Der kühlende Effekt von Vulkanen sei in den Modellen, auf denen der Bericht des Weltklimarats IPCC beruht, deutlich unterschätzt worden, so die Studie im Fachjournal Nature Communications. Unter Federführung der Universität Lund in Schweden waren daran aus Deutschland das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz (MPI-C), das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in Leipzig (TROPOS) und das Karlsruher Institute für Technologie (KIT) beteiligt. Da Vulkanausbrüche bisher nicht vorherzusagen sind, bleibt offen, ob dieser kühlende Effekt in den nächsten Jahren anhalten oder aufhören wird. Langfristig wird die Erwärmung durch die Treibhausgase den kühlenden Effekt durch die Vulkan-ausbrüche aber überwiegen, da die Treibhausgaskonzentrationen immer noch ansteigen.

Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ist die Durchschnittstemperatur über den Kontinenten in den mittleren Breiten der Nordhemisphäre nicht angestiegen. Dieser Effekt wurde intensiv in der Wissenschaft diskutiert und kann jetzt erklärt werden durch eine neue Studie, die zeigt, dass der kühlende Effekt von vulkanischen Aerosolpartikeln in den letzten Jahren besonders stark ausgeprägt war. Die Studie beruht auf Daten aus der Tropopause, einem Bereich der Atmosphäre zwischen 8 Kilometern (an den Polen) und 17 Kilometern Höhe (am Äquator), der eine Übergangszone zwischen der feuchten Wetterschicht mit ihren Wolken darunter (der Troposphäre) und der trockenen, wolkenfreien Schicht darüber (der Stratosphäre) bildet. Möglich wurde dies, weil das Team zwei Methoden kombinieren konnte: Probenahme und Vor-Ort-Messungen aus dieser Luftschicht durch IAGOS-CARIBIC sowie verbesserte Beobachtungen aus dem All durch den CALIPSO-Satelliten.

Das CARIBIC-Projekt (www.caribic-atmospheric.de) sammelt seit 1997 Daten zu Spurengasen und Aerosolpartikeln. Mit Hilfe eines Messcontainers, der in einen dazu umgebauten Airbus A340-600 der Deutschen Lufthansa verladen wird, werden vier Interkontinentalflüge pro Monat absolviert. Insgesamt werden so über 100 Spurengas- und Aerosolparameter gemessen, teils direkt in 9 bis 12 Kilometern Höhe, teils werden gewonnen Proben in verschiedenen Speziallabors nach dem Flug ausgewertet. CARIBIC bildet somit einen entscheidenden Eckpfeiler im weltweiten atmosphärischen Überwachungsnetz, mit dem ein besseres Verständnis der atmosphärischen Prozesse und des Klimawandels erreicht werden soll. TROPOS betreut dabei die Vor-Ort-Aerosol-messungen. Die Partikelproben werden von der Universität Lund aus Schweden im dortigen Ionenstrahlbeschleuniger analysiert, um die Konzentration von partikelgebunden Schwefel zu bestimmen. Setzt man diese Konzentration ins Verhältnis zur im Flug gemessenen Ozon-Spurengaskonzentration, ist dieses normalerweise relativ konstant. Bei Vulkanausbrüchen gelangt jedoch mehr Schwefel in die Atmosphäre, das Verhältnis verschiebt sich und zeigt so an, wie stark vulkanische Eruptionen die Tropopausenregion beeinflussen. „Das Verhältnis zwischen partikelgebundenen Schwefel und Ozon aus den CARIBIC-Messungen belegt deutlich den starken Einfluss von Vulkanen auf diese Luftschichten“, berichten Dr. Sandra M. Andersson und Prof. Bengt G. Martinsson von der Universität Lund, die die Studie geleitet haben.

Die zweite Messmethode basiert auf Satellitenbeobachtungen. Die CALIPSO-Mission, eine Zusammenarbeit zwischen der National Aeronautics and Space Administration (NASA) der USA und dem Centre National d’Etude Spatiale (CNES) in Frankreich hat beispiellose Einblicke auf Aerosole und Wolken in der Atmosphäre ermöglicht. Bis vor kurzen wurden nur Daten oberhalb von 15 Kilometern genutzt, wo vulkanische Partikel aus großen Eruptionen bekanntermaßen unser Klima über mehrere Monate beeinflussen können. Die vergessene Region in der Stratosphäre – auch „unterste Stratosphäre“ genannt – wurde nun vollständig mit einbezogen, um auch die Auswirkungen kleinerer Vulkanausbrüche berücksichtigen zu können. „Dr. Sandra M. Andersson, bis Ende 2014 Doktorandin von Prof. B. G. Martinsson, hat großartige Arbeit geleistet, um die CALIPSO-Daten bei der Suche nach den fehlenden Vulkanaerosolschichten zu nutzen“, betont Dr. Jean-Paul Vernier vom NASA Langley Research Center.

Nachdem es zwischen 1999 und 2002 keine größeren Vulkanausbrüche in der Nordhemisphäre gab, konnten zwischen 2005 und 2012 deutlich mehr Partikel beobachtet werden. Besonders drei Eruptionen stachen dabei heraus: Der Kasatochi im August 2008 auf den Aleuten in Alaska (USA), der Sarytschew im Juni 2009 auf den Kurilen vor Kamtschatka (Russland) und der Nabro im Juni 2011 in Eritrea am Roten Meer. Alle drei schleuderten Schätzungen zufolge jeweils weit über eine Megatonne Schwefeldioxid (SO2) in die Atmosphäre. „Praktisch alle Vulkaneruptionen, die die Stratosphäre erreichen, führen zu mehr Partikeln in dieser Schicht, da sie Schwefeldioxid mitbringen, aus dem sich Sulfatpartikel bilden“, erläutert Dr. Markus Hermann vom TROPOS, der die Vor-Ort-Partikelmessungen im CARIBIC-Projekt betreut.

Ob ein Vulkanausbruch globale Auswirkungen auf das Klima hat, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Dazu gehört die ausgestoßene Menge an Schwefeldioxid sowie die maximale Höhe, die die Eruption erreicht. Aber auch der Breitengrad der Eruption spielt eine wichtige Rolle: Da die Strömungen in der oberen Atmosphäre auf der Nordhalbkugel weitgehend getrennt von denen auf der Südhalbkugel ablaufen, können nur Vulkane in Nähe des Äquators ihr Material effektiv über beide Hemisphären verteilen. Im April 2015 wurde an den Ausbruch des Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa (auf 8° südlicher Breite) vor 200 Jahren gedacht, der zu einer so starken globalen Abkühlung führte, dass 1816 das „Jahr ohne Sommer“ genannt wurde und dadurch schwere Missernten und Hungersnöte ausgelöst wurden. Auch der Krakatau 1883 in Indonesien (auf 6° südlicher Breite) oder der Pinatubo 1991 auf den Philippinen (auf 15° nördlicher Breite) sorgten für spürbare Abkühlungen. „Unsere Studie deutet nun darauf hin, dass der kühlende Effekt von Vulkanausbrüchen in der Vergangenheit unterschätzt wurde, da der unterste Teil der Stratosphäre in diesen Berechnungen fehlte“, erklärt Dr. Sandra M. Andersson. „Insgesamt unterstreichen unsere Ergebnisse, dass die untere Stratosphäre viel wichtiger für das Klima der Erde ist, als bislang angenommen wurde“, fassen die beiden CARIBIC-Koordinatoren Dr. Carl Brenninkmeijer vom Max-Planck-Institut für Chemie (MPI-C) in Mainz und Dr. Andreas Zahn vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zusammen. Das CARIBIC-Observatorium wurde bis Ende 2014 vom MPI-C koordiniert und betrieben, seit 2015 durch das KIT.

In den letzten Jahren ist viel über Unterschiede zwischen den modellierten und den tatsächlich beobachteten Erwärmungsraten diskutiert und über die Ursachen dieser Diskrepanzen spekuliert worden – von systematischen Fehlern bei der Abhängigkeit des Klimas vom Anstieg der Treibhausgase bis zu Problemen, die natürlichen Schwankungen des Klimas hinreichend in den Modellen abzubilden. Neuere Untersuchungen konnten jedoch zeigen, dass verschiedene Faktoren wie veränderten Meeresströmungen, Schwankungen in der Sonnenaktivität und Aerosole aus Vulkanen zu diesen Abweichungen beitragen, weil sie in den Klimamodellen nicht hinreichend berücksichtigt sind. 2011 hatten Susan Solomon und Kollegen in SCIENCE den Effekt des vulkanischen Aerosols in der Stratosphäre oberhalb von 15 Kilometern Höhe noch auf -0,1 Watt pro Quadratmeter geschätzt. Die jetzt veröffentlichte Studie belegt jedoch, dass dieser globale Strahlungsantrieb sich zwischen 2008 und 2011 um mehr als 30 Prozent erhöht hat, wenn auch die untere Stratosphäre unter 15 Kilometern Höhe mit berücksichtigt wird. In den mittleren Breiten der Nordhemisphäre ist die Effekt sogar noch größer.
Tilo Arnhold (TROPOS)

Publikation:
Sandra M. Andersson, Bengt G. Martinsson, Jean-Paul Vernier, Johan Friberg, Carl A. M. Brenninkmeijer, Markus Hermann, Peter F. J. van Velthoven & Andreas Zahn (2015): Significant radiative impact of volcanic aerosol in the lowermost stratosphere. Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms8692.
http://www.nature.com/ncomms/index.html

Die Untersuchungen wurden gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF; Messbetrieb von IAGOS-D) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG; Schwerpunktprogramm HALO/SPP 1294). Die Deutsche Lufthansa AG (CARIBIC-Observatorium) und das NASA Langley Research Center (CALIPSO-Aerosolmessungen) leisteten technische Unterstützung.

Weitere Infos:
Dr. Markus Hermann
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel. +49-341-2717-7071
http://www.tropos.de/institut/ueber-uns/mitarbeitende/markus-hermann/

und
Sandra M. Anderson, PhD/ Prof. Bengt G. Martinsson
Lund University (Schweden)
Tel. +46-462227733, +46-462227989
http://www.staff.lu.se/lucat/user/dfbe909468947ecffd067bd2d85df838

und
Dr. Andreas Zahn
Institut für Meteorologie und Klimaforschung (IMK) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Tel. +49-721-608- 22788
http://www.imk-asf.kit.edu/mitarbeiter_51.php

oder
Tilo Arnhold, TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49-341-2717-7189
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

Links:
IAGOS-CARIBIC
Aerosolpartikelmessungen mittels Passagierflugzeugen – das IAGOS-CARIBIC Projekt
http://www.tropos.de/forschung/atmosphaerische-aerosole/langzeit-prozess-und-tre…
http://www.iagos.org/

Particulate Carbon and Sulfur in the Lowermost Stratosphere
http://www.cast.lu.se/presentations/CAST_aerosol_seminar_2011-09-15_presentation…

Lufthansa Airbus A340-300 „D-AIKO“ sammelt Daten von atmosphärischen Spurenstoffen in Reiseflughöhe
http://www.lufthansagroup.com/de/themen/klimaforschung.html
http://www.fz-juelich.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/UK/DE/2015/15-05-07iagos….

Video:
http://www.lufthansagroup.com/de/verantwortung/klima-und-umweltverantwortung/for…

aktuelle Karte der IAGOS-Flüge:
http://www.iagos.fr/web/images/map/map_iagos.png

CALIPSO (Cloud-Aerosol Lidar and Infrared Pathfinder Satellite Observations)
http://de.wikipedia.org/wiki/CALIPSO
http://www-calipso.larc.nasa.gov/

Validierung von Satelliten-Lidarmessungen
http://www.tropos.de/forschung/atmosphaerische-aerosole/langzeit-prozess-und-tre…
Polarstern bestand Wettrennen mit Erdbeobachtungssatelliten des A-Train (Pressemitteilung vom 14.04.2014)
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/details/polarstern-bestand-wet…

Auswirkungen von Aerosolpartikeln auf das Klima:
… und jetzt zum Klima von morgen (MaxPlanckForschung Heft 1/2015)
http://www.mpg.de/9221340/W005_Umwelt_Klima_068-075.pdf

Globale Verdunkelung
http://de.wikipedia.org/wiki/Globale_Verdunkelung

„Jahr ohne Sommer“
http://de.wikipedia.org/wiki/Jahr_ohne_Sommer

Aerosols: Tiny Particles, Big Impact
http://earthobservatory.nasa.gov/Features/Aerosols/

Wichtige wissenschaftliche Publikationen zum Thema:
Karl, T. et al. Science (2015).
http://dx.doi.org/10.1126/science.aaa5632
http://www.nature.com/news/climate-change-hiatus-disappears-with-new-data-1.1770…

Schmidt, G., Shindell, D. T. & Tsigaridis, K. Nature Geosci. 7, 158-160 (2014).
http://dx.doi.org/10.1038/ngeo2105

Santer, B. D. et al. Nature Geosci. 7, 185-189 (2014).
http://dx.doi.org/10.1038/ngeo2098

Solomon, S. et al. Science 333 (6044), 866-870. (2011).
http://dx.doi.org/10.1126/science.1206027

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) ist Mitglied der Leibniz- Gemeinschaft, die 89 selbständige Forschungseinrichtungen verbindet. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen, u.a. in Form der WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro. http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Weitere Informationen:
http://www.tropos.de/aktuelles/pressemitteilungen/

Quelle: idw

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Demografischer Wandel als Schrittmacher für technologische Entwicklung

Frauke Nippel Geschäftsstelle Vorstand
Technologiestiftung Berlin

Studie zur altersgerechten Mobilität in Berlin vorgestellt

Technische Lösungen beispielsweise aus der Robotik sowie die weitere Vernetzung der Verkehrsträger können die Barrierefreiheit der Verkehrsmittel in Berlin fördern und dazu beitragen, dass die Stadt noch attraktiver für die wachsende Zahl der über 65jährigen wird. Ebenfalls wichtig ist es, die vorhandenen Geodatenbank um seniorenrelevante Informationen zu ergänzen. Dies zeigt die Studie „Demografie und Mobilität. Wie Technik unterstützen kann“, die Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung Berlin, gemeinsam mit Rico Gast, Stabsabteilungsleiter Geschäftsentwicklung bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), heute vorstellte.

Nicolas Zimmer: „Die Stadt sollte den demografischen Wandel als Chance verstehen und Berlin zum Living Lab für die älter werdende Gesellschaft machen. Neben der Verfügbarkeit von Daten ist die Entwicklung von Anwendungen wichtig, die von Menschen unterschiedlichen Alters intuitiv genutzt werden können. Die Digitalisierung macht Berlin auch für Seniorinnen und Senioren to the place to be.“

Dr. Sigrid Evelyn Nikutta: „Die barrierefreie Gestaltung von Mobilität für Menschen mit Behinderung und für Menschen, die in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, hat für die BVG eine hohe Bedeutung. Aus diesem Grund sind wir besonders stolz darauf, dass bereits insgesamt 109 U-Bahnhöfe barrierefrei zu erreichen sind und ein komfortabler und barrierefreier Einstieg in insgesamt rund 1600 Fahrzeugen möglich ist. Selbstverständlich ist die Barrierefreiheit auch weiterhin wichtiges Kriterium bei allen Neu- und Umbauten von Verkehrsanlagen und Neubeschaffungen von Fahrzeugen.“

Bis 2030 wird fast jeder Vierte in Berlin über 65 Jahre alt sein, die Zahl der über 80jährigen um rund 80 Prozent steigen. Dies hat Auswirkungen auf die Verkehrsströme. Ältere Menschen bewegen sich zu anderen Zeiten, auf anderen Strecken und mit anderen Verkehrsmitteln durch die Stadt als beispielsweise die Gruppe der Berufstätigen. Sie stellen andere Anforderungen an Sicherheit und Komfort von öffentlichen Verkehrsmitteln und fragen Assistenzsysteme wie Einparkhilfen für das Auto und Elektromotoren am Fahrrad nach.

In Zukunftsszenarien spielt die Technologiestiftung durch, welche Schlüsselfaktoren die weitere Entwicklung im Verkehrsbereich beeinflussen werden und leitet daraus Handlungsempfehlungen ab. Berlin ist mit einem dichten Verkehrsnetz ausgestattet und schon heute mit seinem Echtzeitverkehrsinformationssystem und seinem vielfältigen Dienstleistungsangebot zum Beispiel zum Carsharing im Verkehrsbereich besonders innovativ. Es hat die Chance, für die wachsende Gruppe der über 65jährigen noch attraktiver zu werden, wenn es die vorhandenen Stärken gezielt weiter ausbaut. Der Markt für altersgerechte, mobilitätsunterstützende Produkte befindet sich gerade im Entstehen. Hier frühzeitig die Innovationsführerschaft zu übernehmen, kann zu einem bedeutenden regionalen Wirtschaftsfaktor werden.

Die Studie „Demografie und Mobilität in Berlin 2030. Wie Technik unterstützen
kann“ wurde aus Mitteln des Landes Berlin und der Investitionsbank Berlin
gefördert, kofinanziert von der Europäischen Union- Europäischer Fonds für
Regionale Entwicklung. Investition in Ihre Zukunft“.

Weitere Informationen:
https://www.technologiestiftung-berlin.de/fileadmin/daten/media/publikationen/Re…

Quelle: idw

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Klimawandel: Immer mehr Rekord-Regenfälle

Mareike Schodder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Weltweit haben extreme Regenfälle in den vergangenen dreißig Jahren zu immer neuen Rekorden geführt. Bis 1980 lassen sich Schwankungen in der Häufigkeit von Starkregen mit natürlichen Faktoren erklären,– für die jüngste Zeit aber haben Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung einen klaren Aufwärtstrend solcher zuvor nie dagewesenen Regenfälle entdeckt. Diese Zunahme passt zum Anstieg der globalen Mitteltemperatur, die verursacht wird von Treibhausgasen aus dem Verbrennen von Kohle und Öl. Sturzbachartige Regenfälle können zu folgeschweren Überschwemmungen führen.

Extreme Regenfälle in Pakistan 2010 haben verheerende Fluten verursacht, die zum Tode hunderter Menschen führten und Cholera auslösten. Andere Beispiele von Rekord-Regenfällen im untersuchten Zeitraum sind die in Texas 2010, die zu Dutzenden Blitzfluten führten. Und seit 1997 haben sich in Deutschland nicht weniger als drei so genannte Jahrhundertfluten ereignet – also innerhalb von nur wenigen Jahren. „In allen diesen Regionen hat die Regenmenge, die an einem Tag zu Boden stürzte, örtliche Rekorde gebrochen“, erklärt Leit-Autor Jascha Lehmann. „Jedes dieser einzelnen Ereignisse hat eine ganze Reihe von verschiedenen Auslösern, aber insgesamt sehen wir bei diesen am jeweiligen Ort so nie dagewesenen Unwettern einen klaren Trend: sie nehmen zu.“

Zunahme um durchschnittlich 12 Prozent, aber um 56 Prozent in Südost-Asien
Eine statistische Analyse von Regendaten aus den Jahren 1901-2010, gewonnen aus Tausenden von Wetterstationen weltweit, zeigt für den Zeitraum seit 1980 einen Anstieg solcher Rekord-Regen-Ereignisse um 12 Prozent verglichen mit einem Szenario ohne Klimawandel. „Weil der Trend nach oben weist, beträgt die Zunahme von Rekord-Regenfällen im letzten der untersuchten Jahre sogar 26 Prozent“, so Lehmann.

Diese Rekorde brechende Abnormität ist auf den verschiedenen Kontinenten der Erde unterschiedlich ausgeprägt; feuchte Regionen erleben eine stärkere Zunahme, trockene eine weniger starke. In den Ländern Südost-Asiens wurde eine Zunahme von Rekord-Regenfällen um volle 56 Prozent verzeichnet, in Europa um 31 Prozent. Andere Regionen hingegen beobachten eine Abnahme von Rekord-Regen. Im Mittelmeer-Raum beträgt diese Abnahme 27 Prozent, im Westen der USA 21 Prozent. Beide Regionen sind von Trockenheit bedroht.

Die Verbindung zum Klimawandel: Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen
Eine statistische Analyse kann keine direkte physikalische Ursache-Wirkung-Beziehung liefern. Deshalb haben die Wissenschaftler ihre Ergebnisse mit dem bereits vorhandenen Wissen verglichen, wieviel mehr an Wasser eine wärmere Atmosphäre speichern kann; erfasst wird dies mit der Clausius-Clapeyron-Gleichung. Das Mehr an Feuchtigkeit in der Luft kann bei kurzfristigen Regenfällen freigesetzt werden. Die Forscher zeigen, dass die beobachtete Zunahme von nie dagewesenem Starkregen tatsächlich zu dem passt, was man durch den Einfluss der globalen Erwärmung rein thermodynamisch erwarten würde.

„Das bedeutet: Einer von zehn Rekord-Regen in den vergangenen dreißig Jahren ist nur durch den Einfluss der langfristigen Klima-Erwärmung zu erklären“, sagt Ko-Autor Dim Coumou. „Und im letzten untersuchten Jahr, 2010, ist es sogar einer von vier Rekord-Regenfällen.“

Bislang konnten Studien nur mit mittlerer Sicherheit sagen, wie der vom Menschen verursachte Ausstoß von Treibhausgasen örtliche wie auch weltweit gemittelte Regenfälle beeinflusst hat. Die nun vorliegende Studie hilft, diese Forschungslücke zu schließen. Erstmals blickt sie, aufbauend auf früheren Studien zu Starkregen, auf weltweite Beobachtungsdaten von kurzfristigen Rekord-Regenfällen.

„Dieser Trend ist beunruhigend“
Die Wissenschaftler haben berücksichtigt, dass die Qualität historischer Wetterdaten regional sehr unterschiedlich sein kann. Zum Beispiel sind Regenmessungen aus der Sahara nur spärlich vorhanden. Für die betreffende Region können daher keine Rückschlüsse gezogen werden. Andere Regionen wie Europa und die USA bieten hingegen über mehr als ein Jahrhundert hinweg sehr gute Messdaten, was es den Forschern erlaubt, für diese Regionen aussagekräftige Schlüsse zu ziehen.

„Der ausgeprägte Trend zu vermehrten Rekord-Regenfällen ist natürlich beunruhigend“, so Coumou. „Aber weil dieser Trend übereinstimmend ist mit der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung, kann er auch vom Menschen wieder gedreht werden – nämlich wenn sie den Ausstoß von Treibhausgasen aus fossilen Brennstoffen rasch und stark reduzieren.“

Artikel:
Lehmann, J., Coumou, D., Frieler, K. (2015): Increased record-breaking precipitation events under global warming. Climatic Change [DOI: 10.1007/s10584-015-1434-y]

Weblink zum Artikel:
http://dx.doi.org/10.1007/s10584-015-1434-y

Quelle: idw

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Neue Quelle von Treibhausgasen entdeckt

Dr. Susanne Benner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemie

Flechten, Moose und Cyanobakterien produzieren große Mengen an Lachgas

Unscheinbare Lebewesen überraschen mit einer für das Klima wichtigen Eigenschaft: Flechten, Moose und Cyanobakterien geben große Mengen des Treibhausgases Lachgas (N2O) und geringe Mengen Methan (CH4) an die Atmosphäre ab. Wie neueste Untersuchungen ergaben, sind kryptogame Schichten, wie der flächige Bewuchs aus Flechten, Moosen, Cyanobakterien und weiteren Mikroorganismen wissenschaftlich genannt wird, für vier bis neun Prozent des aus natürlichen Quellen stammenden N2O verantwortlich. Dies fanden Wissenschaftler der Universitäten Gießen und Heidelberg und des Max-Planck-Instituts für Chemie in umfangreichen Laboruntersuchungen heraus. Da mit steigender Temperatur die Menge des emittierten Lachgases anstieg, gewinnt die Entdeckung der Gruppe mit Blick auf die globale Erwärmung an Bedeutung.

„Wir wollten zwei Dinge herausfinden: Erstens, ob kryptogame Schichten überhaupt N2O und CH4 abgeben. Und zweitens, wie sich die klimatischen Bedingungen auf die Emissionswerte auswirken“, erläutert Katharina Lenhart, Vertretungsprofessorin am Institut für Pflanzenökologie der Justus-Liebig-Universität Gießen, die Ziele der Studie. Dazu untersuchten die Wissenschaftler 68 Proben unterschiedlicher Flechten und Moose aus verschiedenen Klimaregionen. Sie erfassten die Treibhausgasemissionen der Organismen bei verschiedenen Temperaturen, Wassergehalten, Lichtbedingungen und Stickstoffdüngegaben, um so die Auswirkung der Umweltbedingungen auf die Freisetzung der Klimagase zu ermitteln.

„Die Methanemissionen von kryptogamen Schichten sind gemessen am globalen Rahmen zwar zu vernachlässigen. Bemerkenswert sind jedoch die hohen Freisetzungsraten für Lachgas“, so Bettina Weber, Gruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Chemie. „Generell konnten wir zeigen, dass die N2O und CH4 Emissionen ab einer Temperatur von 20 Grad Celsius stark zunehmen“, ergänzt sie. Deshalb vermuten die Wissenschaftler, dass die von Flechten, Cyanobakterien und Moosen stammenden Methan- und Lachgasemissionen im Zuge der globalen Erwärmung ansteigen könnten. Dies könnte vor allem in Wäldern der gemäßigten Breiten von größerer Bedeutung sein, wo kryptogame Schichten eine der Hauptquellen für Lachgasemissionen darstellen. In manchen Tundren, Steppen und Wüstenregionen sind sie vermutlich sogar die ausschließliche Quelle.

In einem nächsten Schritt werden die Wissenschaftler ihre im Labor gefundenen Ergebnisse in Feldstudien überprüfen und weitere Organismen in die Untersuchungen einschließen.

Auf die Idee zu der jetzigen Studie kamen die Forscher am Max-Planck-Institut, da sie einige Jahre zuvor herausgefunden hatten, dass kryptogame Schichten große Mengen Kohlendioxid und Stickstoff aus der Atmosphäre aufnehmen. Flechten, Moose und Cyanobakterien binden in etwa so viel Kohlendioxid wie bei der Verbrennung von Biomasse oder fossilen Brennstoffen jährlich freigesetzt werden. Dass Pflanzen und Pilze Methan produzieren können, hatte das Team um Frank Keppler vom Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg entdeckt. Zuvor hatte man angenommen, dass biogenes Methan ausschließlich unter Sauerstoffausschluss bei der Zersetzung organischen Materials entsteht.

Originalveröffentlichung:
Katharina Lenhart, Bettina Weber, Wolfgang Elbert, Jörg Steinkamp, Tim Clough, Paul Crutzen, Ulrich Pöschl and Frank Keppler
Nitrous oxide and methane emissions from cryptogamic covers
Global Change Biology (2015), doi: 10.1111/gcb.12995

Kontakt:
PD Dr. Bettina Weber
Max-Planck-Institut für Chemie
Abteilung Multiphasenchemie
55128 Mainz
E-Mail: b.weber@mpic.de

Dr. Katharina Lenhart
Vertretungsprofessorin für Geoökologie und Modellbildung
Justus-Liebig Universität Gießen
Interdisziplinäres Forschungszentrum (IFZ)
Institut für Pflanzenökologie
35392 Gießen
E-Mail: Katharina.Lenhart@bot2.bio.uni-giessen.de

Prof. Dr. Frank Keppler
Forschungsgruppe Biogeochemie
Institut für Geowissenschaften
Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 234-236
D-69120 Heidelberg
Email: frank.keppler@geow.uni-heidelberg.de

Quelle: idw

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Auch ohne Beschwerden – Mehrzahl der Raucher ist lungenkrank

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Große US-amerikanische Studie mit Heidelberger Beteiligung zur Lungengesundheit bei Rauchern zeigt: Trotz unauffälliger Lungenfunktion häufig schon deutliche Schäden mit Computertomographie erkennbar / Ergebnisse im Fachmagazin JAMA Internal Medicine erschienen

Deutlich mehr Raucher als bisher angenommen – rund 80 anstatt der mit gängigen Diagnosetests ermittelten ca. 50 Prozent – entwickeln eine sogenannte chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), die mit fortschreitenden Lungenschäden einhergeht. Das ist das Ergebnis einer Studie der führenden US-amerikanischen Lungenfachklinik National Jewish Health mit mehr als 8.800 Rauchern, an der auch ein Radiologe des Universitätsklinikums Heidelberg beteiligt war. Professor Dr. Hans-Ulrich Kauczor, Ärztlicher Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, wertete computertomographische Aufnahmen der Studienteilnehmer aus. Selbst bei Rauchern, deren Lungenfunktionstest unauffällig ausfiel und die daher als gesund eingestuft wurden, fand der Experte Gewebeschäden: „Das Ergebnis zeigt ganz klar: Die Mehrheit der Raucher ist chronisch lungenkrank – auch wenn viele von ihnen nichts bemerken und davon ausgehen, dass es sie nicht betrifft. Aber ohne Behandlung schreitet die COPD unaufhaltsam weiter fort.“

Professor Kauczor hat sich auf die Weiterentwicklung der Lungenbildgebung spezialisiert und leitet die „Imaging-Plattform“ am Deutschen Zentrum für Lungenforschung. Die Studie ist nun im renommierten Fachjournal JAMA Internal Medicine erschienen.

An einer COPD leiden in Deutschland rund acht Millionen Menschen, jedes Jahr sterben über 100.000 an den Folgen des schleichenden Lungenversagens. „Die COPD ist eine – jedenfalls hierzulande – größtenteils vermeidbare Erkrankung“, betont der Lungenexperte Professor Dr. Felix Herth, Chefarzt der Abteilung Pneumologie und Beatmungsmedizin der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg. „Rund 90 Prozent der Betroffenen sind oder waren Raucher.“ Häufig leidet die Lunge lange unbemerkt, Symptome wie Kurzatmigkeit oder morgendlicher Husten werden oftmals nicht ernst genommen. Hat sich das Lungengewebe aber erst einmal krankhaft verändert, kann dies nicht mehr rückgängig gemacht werden. Je früher die Therapie einsetzt, desto besser können weitere Schäden hinausgezögert werden. Eine Heilung ist nicht möglich.

Folgen langjährigen Rauchens auf die Lunge bisher unterschätzt
Zur Diagnose einer COPD wird in der Regel ein Lungenfunktionstest, die Spirometrie, herangezogen. Dabei wird u.a. gemessen, wie viel Luft die Patienten einatmen und in einer Sekunde ausatmen können. Dass damit die Folgen langjährigen Rauchens auf die Lunge bisher gravierend unterschätzt wurden, hat die Studie des National Jewish Health nun eindrucksvoll belegt.

Die Wissenschaftler um Professor Dr. James Crapo und Dr. Elisabeth Regan vom National Jewish Health in Denver untersuchten 8.872 aktive und ehemalige Raucher im Alter zwischen 45 und 80 Jahren. Alle hatten mindestens zehn Jahre lang mindestens eine Packung Zigaretten pro Tag (zehn Packungsjahre), die meisten deutlich mehr geraucht. Bei rund der Hälfte der Teilnehmer fanden sich beim Lungenfunktionstest keine Anzeichen einer COPD. Ihre Lungen wurden als gesund eingestuft.

Zusätzliche Untersuchungen zeichneten allerdings ein anderes Bild: Bei 42 Prozent der zuvor als gesund eingestuften Teilnehmer zeigten CT-Untersuchungen Veränderungen der Atemwege oder aufgeblähte Lungenabschnitte (Emphysem). 23 Prozent litten unter Atemnot, 15 Prozent schafften beim Gehtest weniger als 350 Meter in sechs Minuten. In einem Fragebogen überschritt ein Viertel von ihnen einen Wert, der eine klinisch relevante Einschränkung der Lebensqualität markiert. Insgesamt war bei mehr als der Hälfte (55 Prozent) die Lungengesundheit in irgendeiner Form beeinträchtigt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dies frühe Anzeichen einer COPD sind.

Bei ersten Beschwerden Lungengewebe bereits irreversibel geschädigt
Was das für die Lunge bedeutet, erklärt Professor Herth: „Bei Einschränkungen im Lungenfunktionstest gehen wir davon aus, dass bereits ein Viertel des Lungengewebes zerstört ist. Bis dahin ist viel Raum für erhebliche Schäden, die Betroffene nicht bewusst wahrnehmen oder wahrnehmen wollen. Hier gilt es, durch entsprechende Beratung zu sensibilisieren.“ Außerdem sollte bei Rauchern die Therapie der COPD, z.B. in Form von Sprays zum Inhalieren, bei entsprechenden Beschwerden schon früher als bisher einsetzen, auch wenn der Lungenfunktionstest noch keinen Anlass zur Sorge gibt. „Voraussetzung ist allerdings, dass der Patient das Rauchen aufgibt, sonst hat die Behandlung ohnehin keinen Erfolg“, so der Lungenspezialist.

Literatur:
Clinical and Radiologic Disease in Smokers With Normal Spirometry: Elizabeth A. Regan, MD et al.; JAMA Intern Med. Published online June 22, 2015. doi:10.1001/jamainternmed.2015.2735

Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Ulrich Kauczor
Ärztlicher Direktor
Klinik Diagnostische und Interventionelle Radiologie
Tel.: 06221 56-6410 (Sekretariat)
E-Mail: hu.kauczor@med.uni-heidelberg.de

Prof. Dr. Felix Herth
Ärztlicher Direktor
Chefarzt Innere Medizin – Pneumologie
Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
Tel. 06221 396-1200
E-Mail: felix.herth@med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/63226/Viele-Raucher-haben-unterschwellige-… Artikel im Deutschen Ärzteblatt
http://www.eurekalert.org/pub_releases/2015-06/njh-mos061915.php Abstract

Quelle: idw

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Demographischer Wandel verstärkt Unterschiede zwischen Stadt und Land

Maria Droop Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Deutschlands Bevölkerungsstruktur wird sich in den kommenden Jahren spürbar verändern. Das Durchschnittsalter steigt. Der Pflegebedarf nimmt zu. Während die Städte eher wachsen, dünnt der ländliche Raum weiter aus. Die Kommunen stellt das vor ganz unterschiedliche Herausforderungen.

Deutschland wird bis zum Jahr 2030 um mehr als eine halbe Million Einwohner schrumpfen. Das zeigt eine Bevölkerungsprognose aus dem Datenportal „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung. Für die Studie wurde die zahlenmäßige Entwicklung der Bevölkerung für Städte und Gemeinden ab 5.000 Einwohner sowie aller Landkreise berechnet. Demnach werden in 15 Jahren trotz zu erwartender hoher Zuwanderung in Deutschland nur noch 79,97 Millionen Menschen leben, 0,7 Prozent weniger als 2012.

Der Bevölkerungsrückgang verteilt sich alles andere als gleichmäßig. Die einzelnen Bundesländer und Regionen nehmen sogar eine teils gegensätzliche Entwicklung. Während Sachsen-Anhalt (- 13,6 Prozent), Thüringen (- 9,9 Prozent) sowie Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland (je – 7,9 Prozent) einen beachtlichen Teil ihrer Bevölkerung verlieren, werden andere Länder wachsen. Die Stadtstaaten Berlin (+ 10,3 Prozent), Hamburg (+ 7,5 Prozent) und Bremen (+ 1,0 Prozent) gewinnen ebenso an Einwohnern wie die Flächenländer Bayern (+ 3,5 Prozent), Baden-Württemberg (+ 2,1 Prozent), Hessen (+ 1,8 Prozent) und Schleswig-Holstein (+ 0,4 Prozent).

Städte wachsen, ländlicher Raum verliert
Vor allem für viele Gemeinden im ländlichen Raum dürften die Folgen des Bevölkerungsrückgangs dramatisch werden. In Hoyerswerda (Kreis Bautzen), Bitterfeld-Wolfen (Kreis Anhalt-Bitterfeld), Gräfenhainichen (Kreis Wittenberg) oder Roßleben (Kyffhäuserkreis) wohnen 2030 gut 26 Prozent weniger Menschen als 2012. Unterföhring, Feldkirchen (beide Kreis München), Ilvesheim (Rhein-Neckar-Kreis) und Teltow (Kreis Potsdam-Mittelmark) hingegen erwarten einen Anstieg der Einwohnerzahl um mehr als ein Viertel.

Generell setzt sich der Trend fort: Städtische Regionen wachsen, der ländliche Raum verliert. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung: „Es wird für die schrumpfenden und alternden Regionen immer schwieriger, eine gute Infrastruktur zu gewährleisten.“ Die zentrale Herausforderung sei, auch in einwohnerschwachen Regionen flexible Mobilitätsangebote, schnelles Internet und eine angemessene Gesundheitsversorgung in erreichbarer Nähe anzubieten.

Gefahr von Versorgungslücken für alte Menschen
Die zunehmende Alterung der Bevölkerung bedeutet einen erhöhten Pflegebedarf in den Kommunen. 2030 wird die Hälfte der Bundesbürger älter als 48,1 Jahre sein, während das sogenannte Medianalter 2012 noch 45,3 Jahre betrug. In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg liegt es 2030 bei etwa 43 Jahren am niedrigsten. Am höchsten ist das Medianalter in Brandenburg und Sachsen-Anhalt (53,0 Jahre) sowie in Mecklenburg-Vorpommern (52,6 Jahre).

Auch dieser Wert verändert sich regional ganz unterschiedlich. Auf der Ebene der Städte und Gemeinden wird die Spanne von 41 bis 63 Jahren (2012: von 37 bis 56 Jahren) reichen. „Jüngste“ Kommunen sind dann München, Unterföhring (Kreis München) und Münster, „älteste“ Kommunen sind 2030 Bad Füssing (Kreis Passau), Guben (Kreis Spree-Neiße) und Grömitz (Kreis Ostholstein).

In den kommenden 15 Jahren steigt die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahre bundesweit um 47,2 Prozent auf über 6,3 Millionen. Mit seiner relativ jungen und wachsenden Bevölkerung wird sich Berlin gleichwohl auf einen Anstieg in dieser Altersgruppe um 75,1 Prozent einstellen müssen. Hohe Zuwächse wurden auch für Schleswig-Holstein (+ 68,8 Prozent) und Brandenburg (+ 60,9 Prozent) errechnet. Moderater verläuft die Entwicklung im Saarland (+ 31,8 Prozent) und in Nordrhein-Westfalen (+ 36,1 Prozent).

Nur in vereinzelten Gemeinden werden 2030 weniger über 80-Jährige leben als 2012. So gibt es einen Rückgang von 17 Prozent und mehr in Bad Blankenburg (Kreis Saalfeld-Rudolstadt) und Heringen (Werra) im Kreis Hersfeld-Rotenburg. Die Zuwächse fallen sehr viel drastischer aus: So müssen Kirchheim (Kreis München), Kropp (Kreis Schleswig-Flensburg) und Karlsfeld (Kreis Dachau) mit einem Anstieg von mehr als 180 Prozent bei den Hochbetagten rechnen. „Mit dem Anstieg dieser Altersgruppe vergrößert sich auch der Unterstützungs- und Pflegebedarf in den Kommunen. Es gilt, frühzeitig der Gefahr von Versorgungslücken aufgrund fehlender Pflegekräfte entgegenzuwirken“, sagte Brigitte Mohn.

Zusatzinformationen
Die Auswertungen und Analysen stammen aus dem „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung. Unter www.wegweiser-kommune.de werden für alle Kommunen in Deutschland mit mehr als 5.000 Einwohnern Daten, Bevölkerungsvorausberechnungen, Handlungskonzepte und Praxisbeispiele für kommunale Akteure zur Verfügung gestellt. Der „Wegweiser Kommune“ ermöglicht so einen Blick auf die Entwicklung in den Politikfeldern demographischer Wandel, Bildung, Finanzen, Integration und soziale Lage.

Unsere Experten: Carsten Große Starmann, Telefon: 0 52 41 81 81 228
E-Mail: carsten.grosse.starmann@bertelsmann-stiftung.de

Petra Klug, Telefon: 0 52 41 81 81 347
E-Mail: petra.klug@bertelsmann-stiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de

Quelle: idw

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Hitze und Starkregen in der Stadt – wie sich Kommunen wappnen können

Christian Schlag Stab Direktor
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Neue BBSR-Broschüre gibt Tipps für den Umbau städtischer Infrastruktur gegenüber Witterungs- und Klimarisiken

Eine neue Arbeitshilfe des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gibt Hinweise, wie sich Städte und Gemeinden besser gegen Extremwetter wie Starkregen mit Überflutungen und Hitze wappnen können. Die Wissenschaftler haben für die Arbeitshilfe zahlreiche Beispiele von Kommunen unterschiedlicher Größe ausgewertet und diese anschaulich aufbereitet. Informationen zu Leitfäden, Gefahrenkarten, Mustersatzungen und Regelwerken liefern weiterführende Hinweise. Schritt für Schritt können Kommunen so gezielt Anpassungsmaßnahmen an Extremwitterungen und die Folgen des Klimawandels umsetzen.

„Schon heute heizen sich die Städte sehr viel stärker auf als das Umland. Dauer und Intensität von Hitzeperioden nehmen zu. Immer häufiger sind Städte und Regionen von Starkregen und Überflutungen betroffen. Unsere Fallstudien zeigen, dass Maßnahmen zur Vorsorge Schäden mindern und Hitzewellen erträglich machen. Gerade in dicht bebauten Stadtquartieren gibt es viele Möglichkeiten, schon mit kleinteiligen Maßnahmen die Hitzebelastung zu reduzieren“, so BBSR-Direktor Harald Herrmann.

Vor allem eine Erhöhung des Anteils an begrünten Oberflächen bindet Wasser und trägt zur Hitzevorsorge bei. Über offene Rasenflächen und Wiesen kann die kühle Luft in die Siedlungsgebiete strömen. Parkanlagen entwickeln bereits ein eigenes kühleres Binnenklima, das in überhitzte Stadträume ausstrahlen kann. Aber auch in dichter bebauten Quartieren verbessert urbanes Grün das Quartiersklima und sorgt für Kühlung – etwa durch die Entsiegelung und Begrünung von Grundstücken und deren Bewässerung.

Neben Maßnahmen gegen Hitze gibt die Broschüre Hinweise für den Umgang mit sommerlichem Starkregen. „Die Zusammenarbeit von Stadtentwicklung und Siedlungswasserwirtschaft für ein ganzheitliches Regenwassermanagement ist wichtig, um die Folgen von Starkregen mit Überflutungen zu mindern“, betont BBSR-Direktor Harald Herrmann. So können speziell angelegte Versickerungsanlagen die Kanalnetze entlasten und Rückhalteflächen das Regenwasser speichern. Speziell gestaltete Plätze, Straßen und Wege werden im Extremfall für den Abfluss des Wassers genutzt.

Die Broschüre zeigt darüber hinaus, wie Kommunen durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Beratung Haus- und Grundstückseigentümer für Vorsorge gewinnen können. „Es sind vor allem die Kommunen, die ihre Infrastruktur anpassen. Alleine schaffen sie das aber nicht. Gegenüber Witterungs- und Klimarisiken widerstandsfähige Städte erhalten wir nur im Zusammenspiel von öffentlicher und privater Vorsorge. Der bauliche Schutz von Gebäuden vor Hitze und extremen Niederschlägen sollte dabei Maßnahmen der Kommunen ergänzen“, so Herrmann.

Interessierte können die Publikation im BBSR per E-Mail (gabriele.bohm@bbr.bund.de) anfordern. Eine PDF-Version kann unter http://www.bbsr.bund.de abgerufen werden.

Download der Veröffentlichung
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/Sonderveroeffentlichungen/20…

Kontakt
Christian Schlag
Stab Direktor und Professor
Tel.: +49 228 99401-1484
E-Mail: christian.schlag@bbr.bund.de

Dr. Fabian Dosch
Referat I 6 – Stadt-, Umwelt- und Raumbeobachtung
Tel.: +49 228 99401-2307
E-Mail: fabian.dosch@bbr.bund.de

Folgen Sie dem BBSR auf Twitter: twitter.com/bbsr_bund
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

Quelle: idw

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Seltene Erden als Umweltbelastung: anthropogene Hochtechnologiemetalle in Rheinmuscheln gefunden

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Die Ausbreitung kritischer Hochtechnologiemetalle in der Umwelt geht weiter. Eine in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“ veröffentlichte Studie von Michael Bau, Professor für Geowissenschaften an der Jacobs University in Bremen, und seiner Doktorandin Gila Merschel, zeigt, dass Seltene Erden in die Nahrungskette gelangen können.

Flussabwärts von Worms ist der Rhein mit Lanthan und Samarium verunreinigt. Diese beiden Metalle gehören zur Gruppe der Seltenen Erden und stammen aus der Produktion von Katalysatoren für die Erdölverarbeitung. Bisher war unklar, ob Tiere diese Seltenen Erden aus dem Wasser aufnehmen und in ihrem Körper anreichern können. Michael Bau und Gila Merschel ist es nun gelungen, die Hochtechnologiemetalle erstmals in Muschelschalen nachzuweisen. „Wir haben an neun Stellen am Rhein zwischen Bodensee und niederländischer Grenze die Schalen von Körbchenmuscheln untersucht. Alle Muschelschalen, die wir nördlich von Worms beprobt haben, also flussabwärts von der Stelle, an der anthropogenes Lanthan und Samarium in den Rhein gelangen, weisen anomal hohe Gehalte dieser Metalle auf“, berichtet Michael Bau und ergänzt: „Das bedeutet, dass diese Seltenen Erden bioverfügbar sind und von Tieren und Mikroorganismen in ihren Körper aufgenommen werden können.“ Da über die Wirkung von Seltenen Erden auf den Menschen und insbesondere auf Kinder und Schwangere nur wenig bekannt ist, müssen weitere Studien jetzt klären, ob die Hochtechnologiemetalle auch von Fischen aufgenommen werden, die durch Fischer oder Hobbyangler in den Verzehr gebracht werden. Michael Bau und Gila Merschel betonen aber, dass nur im engeren Bereich der Einleitstelle nördlich von Worms die Lanthan-Konzentration im Rhein so hoch ist, dass dies zum Problem werden könnte.

Ein anderes Selten-Erd-Element, das in nahezu allen deutschen Flüssen als Verunreinigung auftritt, ist Gadolinium. Es stammt aus Kontrastmitteln, die bei der medizinischen Diagnostik in der Magnetresonanztomographie verwendet werden, und gelangt über das gereinigte Abwasser von Klärwerken in Flüsse und Seen. In Muschelschalen aus Rhein und Weser konnten die Jacobs Geochemiker das Kontrastmittel-Gadolinium bisher jedoch nicht nachweisen. Es ist also im Gegensatz zum anthropogenen Lanthan und Samarium nicht bioverfügbar.

Aber nicht nur in Deutschland, sondern nahezu überall auf der Welt breiten sich die Hochtechnologiemetalle in der Umwelt aus. Im Rahmen einer Studie des EU-Projektes CLIM-AMAZON haben Michael Bau und Gila Merschel herausgefunden, dass der Lago Paranoa, ein als Naherholungsgebiet vielbesuchter künstlicher See in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia, weiträumig mit Kontrastmittel-Gadolinium verunreinigt ist. Gemeinsam mit ihrer Bachelor-Studentin Linda Baldewein und Kollegen der Universität Brasilia ist den Bremer Wissenschaftlern damit der erste Nachweis des Hochtechnologiemetalls in Fluss- oder Seewasser in Südamerika gelungen. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass mit dem Gadolinium-haltigen Abwasser in Zukunft auch andere Xenobiotika wie zum Beispiel Arzneimittelrückstände, in dem See gelangen können. Das ist zwar zurzeit noch kein Problem, aber unsere Beobachtung ist wichtig, weil eine zukünftige Nutzung des Lago Paranoa als Trinkwasser-Reservoir diskutiert wird“, so Gila Merschel. Das Gemeinschaftsprojekt mit der Universität Brasilia ist Teil einer Brasilien-Kooperation des Bereichs Umwelt- und Rohstoffgeochemie im Earth and Environmental Sciences (EES) Programm der Jacobs University. Diese umfasst neben Forschungsprojekten in Brasilia und am Amazonas auch den Austausch von Studierenden und die gemeinsame Betreuung von Doktoranden.

Fragen beantwortet:
Michael Bau | Professor für Geowissenschaften
Email: m.bau@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-3564

Weitere Informationen:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969715302394 – „Rare earth elements in the aragonitic shell of freshwater mussel Corbicula fluminea and the bioavailability of anthropogenic lanthanum, samarium and gadolinium in river water“ – Studie von Prof. Michael Bau und Gila Merschel in „Science of the Total Environment“

Anhang
https://idw-online.de/de/attachment44686
Tracing and tracking wastewater-derived substances in freshwater lakes and reservoirs: Anthropogenic gadolinium and geogenic REEs in Lake Paranoa´ , Brasilia

Quelle: idw

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Qualität von Fließgewässern mit DNA-Analysen bewerten

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Die Güte von Gewässern kann anhand der darin vorkommenden Organismen bewertet werden. Oft passieren dabei Fehler, weil sich viele Arten ähnlich sehen. Neue Methoden setzen daher auf DNA-Analysen. Biologen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben das Verfahren weiterentwickelt, sodass sie viele Organismen auf einmal anhand kurzer DNA-Sequenzen identifizieren können – und zwar schnell und zuverlässig. Die Ergebnisse sind in der Zeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlicht.

Expertenwissen für Artbestimmung droht verloren zu gehen
Industrie, Landwirtschaft und Besiedlung belasten die Gewässer; einige Organismen können unter den veränderten Bedingungen in Bächen und Flüssen nicht überleben. Ihre Anwesenheit gibt daher Aufschluss über die Qualität des Lebensraums. Die Experten, die die kleinen Tiere anhand ihres Aussehens identifizieren können, werden jedoch immer seltener; nur wenige Nachwuchsforscher betätigen sich in dem Bereich. RUB-Forscher vom Lehrstuhl Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere helfen dabei, das Expertenwissen zu konservieren.

Datenbank mit „DNA-Barcodes“
Zu diesem Zweck entsteht derzeit eine Datenbank in Zusammenarbeit mit dem „German Barcode of Life Project“: Zunächst identifizieren ausgewiesene Fachleute die Wasserorganismen anhand ihres Aussehens. Dann wird ein kurzer charakteristischer Bereich des Erbguts der Tiere – Barcode genannt – entschlüsselt und in der Datenbank hinterlegt. Wer wissen will, welche Arten in einem Gewässer vertreten sind, nimmt eine Wasserprobe, sequenziert die DNA der darin enthaltenen Organismen und vergleicht sie mit der Datenbank. Vasco Elbrecht und Dr. Florian Leese haben ein innovatives Laborprotokoll entwickelt, mit dem dieses sogenannte DNA-Barcoding wesentlich schneller geht als bislang. Über tausend Tiere können sie innerhalb von einer Woche nach der Probennahme identifizieren. Schon jetzt in der Pionierphase bestimmt die Methode mehr als 80 Prozent der Spezies richtig. Damit ist sie zuverlässiger als die Artbestimmung anhand äußerlicher Merkmale, und die Bochumer Biologen sind überzeugt, dass sie die Quote zeitnah noch deutlich steigern können.

Bewertungssysteme müssen an die neue Methode angepasst werden
Die Bochumer Biologen haben in ihrer Studie auch Limitationen des DNA-Barcoding aufgezeigt. Mit dem Verfahren lässt sich nicht ermitteln, wie viele Individuen einer bestimmten Art in einem Gewässer vorkommen. Die bisherigen Bewertungskriterien für die Gewässergüte beziehen jedoch solche Daten mit ein. „Das ist ein Problem für die gültigen Bewertungssysteme“, weiß Florian Leese. „Allerdings sind Fließgewässer sehr dynamisch; die Häufigkeit der Arten schwankt über die Jahre hinweg auch natürlicherweise stark. Es ist somit sinnvoll, die Qualität anhand von eindeutigen Artenlisten zu erheben, ohne zu sehr auf die Häufigkeit zu bauen.“

Titelaufnahme
V. Elbrecht, F. Leese (2015): Can DNA-based ecosystem assessments quantify species abundance? Testing primer bias and biomass – sequence relationships with an innovative metabarcoding protocol, PLOS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0130324, Link: http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0130324

Weitere Informationen
Dr. Florian Leese, Lehrstuhl Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere, Fakultät für Biologie und Biotechnologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-25072, E-Mail: florian.leese@rub.de

Quelle: idw

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Schwimmbadkeime gefährlich für die Augen – Schwimmbrille verhindert Infektionen

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Bakterien verursachen 80 Prozent aller infektiösen Hornhauterkrankungen am Auge. Als möglicher Übertragungsort gilt das Schwimmbad – insbesondere in der Badesaison. Denn trotz des Chlors im Badewasser sammeln sich Schmutzpartikel und Keime im Becken. Diese können in Hornhaut und Bindehaut des Auges eindringen und dort Entzündungen verursachen. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät deshalb, zum Baden eine gut sitzende Schwimmbrille zu tragen und auf Kontaktlinsen zu verzichten. Bei anhaltenden Beschwerden sollten Betroffene den Augenarzt aufsuchen.

Bei sommerlichen Temperaturen laden Freibäder zur kühlen Erfrischung ein. Viele Badegäste klagen hinterher über gerötete, brennende und tränende Augen. Schuld daran ist das zur Badewasserdesinfektion eingesetzte Chlor. Denn durch eine Reaktion von Chlor mit Urin, Schweiß und Schmutz und Schmutzpartikeln im Badewasser entstehen reizende, chemische Verbindungen, die den schützenden Tränenfilm der Augen angreifen. Normalerweise klingen die Symptome nach wenigen Stunden ab. Augentropfen mit Tränenersatzflüssigkeit lindern das Brennen. „Halten die Beschwerden jedoch länger als 24 Stunden an, sollten Betroffene unbedingt einen Augenarzt aufsuchen, um eine mögliche Infektion auszuschließen“, rät Privatdozent Dr. med. Philip Maier, Leiter des Schwerpunkts Hornhaut- und Bindehauterkrankungen am Universitätsklinikum Freiburg.

Zum Schutz der Augen rät der DOG-Experte zu einer gut sitzenden, abdichtenden Schwimmbrille: Diese hält nicht nur die aggressiven Substanzen, sondern auch Schmutz und Bakterien von den Augen fern. Insbesondere Kontaktlinsenträger sollten ihre Augen schützen. „Beim Schwimmen ohne Brille kann sich die Kontaktlinse am Auge festsaugen“, erklärt Maier. Dadurch könne es zu sehr schmerzhaften Abschürfungen an der Hornhaut kommen. Außerdem können sich gefährliche Keime wie Akanthamöben oder Pilze unbemerkt in das weiche Material der Kontaktlinse einnisten und dort vermehren. Unbehandelt drohen in solchen Fällen bleibende Sehbeeinträchtigungen bis hin zur Erblindung. Ein nachlässiger Umgang mit Kontaktlinsen und mangelnde Pflege gelten aktuellen Daten zufolge als Hauptursachen für infektiöse Hornhauterkrankungen.

Moderne Schwimmbrillen mit geschliffenen Gläsern machen Sehhilfen im Wasser überflüssig. Eine Schwimmbrille schützt außerdem davor, dass die Linsen aus den Augen gespült werden. Wer gar nicht auf Kontaktlinsen verzichten möchte, sollte Tageslinsen verwenden und diese nach dem Schwimmbadbesuch entsorgen. Gründliches Händewaschen zum Einsetzen und Entfernen der Linsen sowie geeignete Pflegemittel gehören selbstverständlich zum sachgemäßen Gebrauch.

Literatur:
G. Geerling, P. Maier, B. Seitz, Die infektiöse Keratitis: Herpes im Griff, Akanthamöben und Fusarien auf dem Vormarsch, Klin Monatsbl Augenheilkd 2015; 232(6): 735-737

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Die größte grüne Wasserstoffanlage der Welt

Dipl.-Journ. Birte Müller-Heidelberg Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule RheinMain

In Mainz ist der Startschuss für die umweltfreundliche Erzeugung von Wasserstoff aus „grünem“ Strom gefallen. Die Hochschule RheinMain begleitet das Vorzeigeprojekt von wissenschaftlicher Seite.

Mit einem symbolischen Knopfdruck wurde in Mainz die größte grüne Wasserstoffanlage der Welt in Betrieb genommen, deren wissenschaftliche Begleitung die Hochschule RheinMain übernommen hat. Nach gut einem Jahr Bauzeit ist damit im Beisein der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer ein Vorzeigeprojekt der deutschen Energiewende an den Start gegangen. Die von den Partnern Linde, Siemens und Stadtwerke Mainz gemeinsam entwickelte Anlage wird künftig Wasserstoff mit Hilfe von umweltfreundlich erzeugtem Strom herstellen – unter anderem aus benachbarten Windkraftanlagen. Das Forschungsprojekt umfasst Investitionen von etwa 17 Millionen Euro und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen der „Förderinitiative Energiespeicher“ unterstützt.

SPEICHERUNG MACHT ERNEUERBARE ENERGIEN FLEXIBLER NUTZBAR
Bei der feierlichen Eröffnung waren sich die Vorstände der beteiligten Partner und die geladenen Gäste aus der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik einig, dass der Energiepark und sein technisches Konzept zu einem wichtigen Baustein der Energiewende werden können. Denn bereits heute müssen Windkraft- oder Photovoltaikanlagen wegen fehlender Kapazitäten im Stromnetz zu bestimmten Zeiten abgeschaltet werden. Durch den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien wird dieses Problem in den nächsten Jahren noch größer werden. Im Energiepark Mainz kann diese „überschüssige“ elektrische Energie durch die Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespeichert und der umweltfreundlich erzeugte Wasserstoff später bedarfsgerecht verwendet werden. Damit werden erneuerbare Energien flexibler einsetzbar und stehen dann zur Verfügung, wenn sie gebraucht werden.

Der Energiepark ist direkt an das Mittelspannungsnetz der Stadtwerke Mainz Netze GmbH angebunden sowie an vier benachbarte Windräder, die zur Stadtwerke-Unternehmensgruppe gehören. Die dezentrale Speicherung von elektrischer Energie in Zeiten hoher Wind-Einspeisung dient der Netzintegration erneuerbarer Energien und gewährleistet die Netzstabilität. Auf diesem Gebiet arbeitet seit vielen Jahren die Hochschule RheinMain. Die Erkenntnisse aus dem auf vier Jahre angesetzten Projekt werden am Fachbereich Ingenieurwissenschaften im Rahmen einer Doktorarbeit ver- und bewertet.

HOCHSCHULE FREUT SICH AUF SPANNENDE ERKENNTNISSE
„Im Energiepark Mainz können wir die Umwandlung von Windenergie zu Wasserstoff in einem großtechnischen Maßstab erproben und testen, welche Betriebsführungskonzepte sinnvoll sind. Für das wichtige Zukunftsziel, die Energie aus volatilen Quellen, also Windkraft, aber auch Photovoltaik, ökonomisch und ökologisch optimal nutzbar zu machen, erwarten wir daraus spannende und wegweisende Erkenntnisse“, freut sich Prof. Dr. Birgit Scheppat, Leiterin des Wasserstofflabors der Hochschule.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer lobte das Energiespeicherprojekt nicht nur als Vorzeigemodell für Mainz, sondern für ganz Rheinland-Pfalz und darüber hinaus: „Mit der Energiewende hat die Landesregierung ein großes Vorhaben in Angriff genommen, das Generationen übergreift und Gesellschaft und Wirtschaft nachhaltig verändern wird. Die Produktion von Wasserstoff durch umweltfreundlich erzeugten Strom ist ein markanter Schritt auf unserem Weg zum Schutz des Klimas.“

KONTAKT
Jan Wüntscher
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule RheinMain

06142/898-4657
jan.wuentscher@hs-rm.de

Weitere Informationen:
http://energiepark-mainz.de/

Quelle: idw

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Meereserwärmung führt zu stärkeren Niederschlagsextremen

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Aktuelles Ereignis betont Bedeutung der Studie Kieler Meeresforscher

Bedingt durch den Klimawandel steigen auch die Temperaturen in unseren Ozeanen. Die kann zu zur Entwicklung stärkerer Niederschlagsereignisse beitragen, wie eine Studie deutschen und russischer Wissenschaftler unter Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel zeigt, die heute in der internationalen Fachzeitschrift Nature Geoscience erschien. Ein Niederschlagsereignis, dass Ende Juni in Sotschi, Russland stattfand, untermauert den Befund der Studie.

Dass die Temperaturen auf unserem Planeten ansteigen, ist kein Geheimnis. Insbesondere die steigenden Emissionen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid heizen die Atmosphäre weiter auf. Die Auswirkungen der globalen Erwärmung auf den Wasserkreislauf sind bisher jedoch nur unzureichend verstanden. Besonders unsicher ist, wie sich die Stärke von extremen Sommergewittern infolge des Klimawandels verändert hat und weiter verändern könnte. In Küstenregionen von warmen Meeren kann die Meeresoberflächentemperatur eine entscheidende Rolle für die Stärke von Sommergewittern spielen. Das östliche Mittelmeer und das Schwarze Meer haben sich seit den 80iger Jahren um etwa zwei Grad erwärmt. Russische und deutsche Wissenschaftler untersuchten in der aktuellen Studie welchen Einfluss diese Meereserwärmung auf Extremniederschläge gehabt hat.

„Als Beispiel diente uns ein Starkniederschlagereignis aus dem Juli 2012, dass in der Schwarzmeerstadt Krymsk (Russland) zu einer der stärksten Überschwemmungen mit 172 Toten geführt hat“, erläutert Edmund Meredith, Hauptautor der Studie. „Wir haben eine Reihe von Simulationen des Ereignisses mit einem sehr hochauflösenden Atmosphärenmodell benutzt, um die Auswirkungen der steigenden Meeresoberflächentemperaturen auf die Entstehung starker konvektiver Stürme, die oft mit extremen Regenfällen verbunden sind, zu untersuchen“, so Meredith weiter. Der Vergleich von Simulationen mit fiktiven kühleren Meeresoberflächentemperaturen, wie sie in den 80er Jahren vorgeherrscht haben, mit solchen mit den tatsächlichen warmen Bedingungen zeigt eine Steigerung der Niederschlagsintensität um 300%. „Wir konnten hier eine sehr deutliche Veränderung identifizieren, die zeigt, dass konvektive Niederschläge eine starke, nichtlineare Reaktion auf Temperaturänderungen zeigen“, fügt Prof. Dr. Douglas Maraun, Leiter der Studie, hinzu.

Ende Juni 2015 gab es in der Olympiastadt Sotschi, nicht weit von Krymsk ebenfalls am Schwarzen Meer gelegen, außerordentlich heftige Niederschläge. Dieses Ereignis, bei dem 175 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 12 Stunden gemessen wurden, zeigt, wie relevant die Arbeit der Kieler Meeresforscher ist. „Über dem gesamten östlichen Mittelmeer und Schwarzen Meer ist die Atmosphäre durch die Meereserwärmung deutlich instabiler geworden. Wir rechnen deshalb damit, dass Ereignisse wie in Krymsk oder Sotschi in Zukunft häufiger auftreten.“, so der Kieler Klimaforscher.

Originalarbeit:
Meredith, E.P., V.A. Semenov, D. Maraun, W. Park, and A.V. Chernokulsky, 2015: Crucial role of Black Sea warming in amplifying the 2012 Krymsk precipitation extreme. Nature Geoscience, DOI: 10.1038/NGEO2483

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de – GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Quelle: idw

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Macht Krankheit arm oder Armut krank?

Anke Westwood Presse & Kommunikation
Jade Hochschule – Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth

Medizinsoziologe referierte über soziale Einflüsse auf gesundheitliche Versorgung

Oldenburg. Macht Krankheit arm oder Armut krank? Über „Soziale Einflüsse auf die gesundheitliche Versorgung“ berichtete Prof. Dr. Olaf von dem Knesebeck vom Institut für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf Einladung von Dr. Frauke Koppelin, Professorin für Gesundheitswissenschaften beim Master-Studiengang Public Health an der Jade Hochschule am Studienort Oldenburg.

Im Mittelpunkt seines Vortrags stand die Frage, ob alle gesundheitlichen Ungleichheiten ungerecht sind? Doch wie entstehen Ungleichheiten überhaupt? Dass Bildung und Einkommen dabei eine Rolle spielen, ist unbestritten, sagt der Medizinsoziologe. Aber es gibt noch weitere Ursachen, wie zahlreiche Studien belegen. Denn in skandinavischen Ländern, die ein staatliches organisiertes Gesundheitssystem haben, treten vergleichbare Phänomene auf wie in Deutschland.

Einkommen und Lebenserwartung zeigen einen sozialen Gradienten. Je mehr jemand verdient, umso länger lebt man statistisch gesehen. Das kann einen Unterschied von bis zu elf Jahren ausmachen, wie der Referent anhand von Studien darstellte. Das gilt auch für den Bildungsstand. „Je niedriger die Bildung, umso höher ist das Risiko früher zu sterben“, berichtet von dem Knesebeck. Aber auch innerhalb einer Stadt kann die Lebenserwartung sehr unterschiedlich sein. Im Glasgower Stadtteil Calton ist die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern 54 Jahre, im Glasgower Stadtteil Lenzie hingegen 82 Jahre.

Tatsächlich wird über die Lebenserwartung auch im Mutterleib entschieden. Schwangere mit niedrigem Sozialstatus haben nicht selten ein ungünstigeres Gesundheitsverhalten und rauchen häufiger als Schwangere mit höheren Sozialstatus. Folge: Sie bringen kleinere und leichtere Kinder zur Welt. Sind wir dann auf der Welt, entwickeln wir andere gesundheitsschädigende Verhaltensweisen. Wir rauchen, essen zu viel und falsch, wir bewegen uns zu wenig und trinken Alkohol, wobei der vor allem von höheren Bildungsschichten konsumiert wird. Schließlich wirken sich auch familiäre und berufliche Belastungen und unsere sonstigen sozialen Beziehungen auf unsere Gesundheit aus.

Entscheidend für unsere Gesundheit sind zudem der Zugang und die Inanspruchnahme unseres gesundheitlichen Versorgungssystems. So ist bewiesen, dass Präventionsangebote vor allem höhere Bildungsschichten in Anspruch nehmen. Vor und nach einer Präventionskampagne in Hamburg wurden Menschen zu ihrem Wissensstand befragt. Nach Abschluss der Kampagnen wussten diejenigen, die ohnehin schon viel wussten, noch mehr. Offenbar, so bemerkte von dem Knesebeck, finden die Kampagnen an Orten statt, die eher höhere Bildungsschichten ansprechen.

Auch Wartezeiten, Zuzahlungen oder die Kommunikation zwischen Arzt und Patient wirken sich aus. Denn je schneller ein Kranker behandelt wird und dabei möglichst genau versteht, was er hat und wie er sich idealerweise verhalten sollte, umso größer ist seine Chance auf Gesunderhaltung. Gleichwohl stellte der Medizinsoziologe abschließend klar, dass es keine Indikatoren gibt, die den Einfluss des Versorgungssystems umfassend und valide abbilden.

Die Veranstaltung war im weiterbildenden Master-Studiengang Public Health angesiedelt und ist Teil des Curriculums.

Weitere Informationen:

http://tgm.jade-hs.de/web/file/Weiterbildungsmaster_Public_Health.php
http://www.jade-hs.de/jadewelt/vermischtes/detailseite/article/macht-krankheit-a…

Quelle: idw

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Die verborgene Kraft im Schilf

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Natürliche Silikatstrukturen in Schilfpflanzen können zu Elektrodenmaterialien für Lithiumionenakkumulatoren umgewandelt werden.

Seit Urzeiten nutzt der Mensch Schilf als Material für den Bau und als Dachdeckmaterial wegen seiner stabilen Struktur und der stark wasserabweisenden Eigenschaften. Das Schilfblatt enthält einen großen Anteil an mikro- und nanostrukturiertem Silikat. Wie dieses auf relativ einfache Weise in hoch effiziente Anodenmaterialien für Lithiumionenakkumulatoren umgewandelt werden kann, haben chinesische und deutsche Wissenschaftler jetzt erforscht und in der Zeitschrift Angewandte Chemie publiziert.

Viele halten nanoporöses Silizium für das Anodenmaterial der Zukunft, denn im Vergleich zu graphitischem Kohlenstoff, der bislang das meistgenutzte Anodenmaterial ist, hat es eine viel höhere theoretische Kapazität und eine geringere Arbeitsspannung. Die große Herausforderung sind jedoch noch die Kosten für die Herstellung von nanostrukturiertem Silizium. Bislang wurden hierfür einfache Silicate chemisch und physikalisch aufwändig umgewandelt, oder teures Silizum-Ausgangsmaterial modifiziert. Einen ganz anderen Weg schlagen Yan Yu und ihre Kollegen vom Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart, von der University of Science and Technology of China und der South China University of Technology ein. Nach der Vorstellung der Wissenschaftler sollte es möglich sein, die hierarchische Architektur der Silicatkristalle in den Schilfblättern auszunutzen, um sie in eine ebenso geordnete Mikro- und Nanoporosität von Silizium zu bringen. „Schilfblätter weisen eine definierte dreidimensionale hierarchische Blatt-Mikrostruktur auf“, argumentieren die Wissenschaftler. „Diese lässt sich durch Magnesiothermie in eine dreidimensionale, überaus poröse hierarchische Siliciumarchitektur umwandeln“. Durch einfache Beschichtung mit Kohlenstoff als letztem Schritt erhielten die Autoren dann ein Anodenmaterial, das mit hoher spezifischer Kapazität und einer sehr guten Aufladerate und Zyklusstabilität, wie sie für moderne Lithiumionenakkumulatoren gefordert sind, aufwartet.

Besonders bemerkenswert an dieser Studie ist die Tatsache, dass die ursprüngliche Architektur der Silicate aus der Pflanze trotz der chemischen und physikalischen Behandlung so außerordentlich gut erhalten bleibt. Während der Aufreinigung aus den trockenen Schilfblättern schrumpft die dreidimensionale Struktur stark zusammen, behält aber ihr mesoporöses Netzwerk. Selbst während der Reduktion zur carbonisierten Silizium-Endstruktur ändert sich die Architektur nicht wesentlich. Aus diesem Grund sollte sich das Schilf-Silicat als nachhaltiges Ausgangsmaterial für Batterieelektroden sehr gut eignen. Schilf wächst in Form großer Monokulturen an Wasserläufen und um Seen herum in gemäßigten Regionen weltweit.

Angewandte Chemie: Presseinfo 28/2015

Autor: Yan Yu, University of Science and Technology of China (China), http://en.scms.ustc.edu.cn/faculty/professors/201204/t20120413_132735.html

Permalink to the original article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201503150

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

Weitere Informationen:
http://presse.angewandte.de

Quelle: idw

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Ist die Ehe gut oder schlecht für die Figur?

Nicole Siller Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Es wird allgemein angenommen, dass sich die Ehe positiv auf Gesundheit und Lebenserwartung auswirkt. Trifft dieser „Ehe-Bonus“ auch für den Gesundheitsindikator Körpergewicht zu? Dieser Frage gingen Wissenschaftler der Universität Basel und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung nach. Dafür verglichen sie den Body-Mass-Index von verheirateten Paaren mit dem von alleinstehenden Menschen in neun europäischen Ländern. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Social Science & Medicine“ veröffentlicht.

Eine Reihe von Studien zeigt: Die Ehe ist gesundheitsfördernd. Doch stimmt das nicht für alle Gesundheitsindikatoren, wie jetzt ein Wissenschaftlerteam aus Basel, Nürnberg und Berlin in einer aktuellen Studie belegt. Demnach ernähren sich zusammenlebende Paare zwar durchschnittlich besser als alleinstehende Menschen, jedoch wiegen sie auch signifikant mehr und treiben weniger Sport. In ihrer Studie verglichen die Wissenschaftler die Verbindung zwischen dem Familienstand und dem Body-Mass-Index. Dieser Index setzt das Körpergewicht eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße. Ein zu hoher Body-Mass-Index kann dabei ein Risikofaktor für chronische Erkrankungen wie Diabetes oder kardiovaskuläre Erkrankungen sein.

Für die Erhebung nutzten die Wissenschaftler repräsentative Querschnittsdaten von 10.226 Bürgern aus Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Russland, Spanien und Großbritannien. Die Studie ist die erste, die den Zusammenhang zwischen Familienstand und Body-Mass-Index in neun europäischen Ländern vergleicht. Dabei betrachteten die Wissenschaftler nicht nur verheiratete, sondern berücksichtigten auch zusammenlebende Paare. Zusätzlich prüften sie mögliche Ursachen für die Gewichtszunahme mit Blick auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Befragten.

Über alle neun Länder hinweg zeigte sich, dass Paare im Vergleich zu Alleinstehenden einen höheren Body-Mass-Index haben – dies betrifft sowohl Männer als auch Frauen. Dabei gibt es länderübergreifend erstaunlich wenige Unterschiede.

Ein normaler Body-Mass-Index liegt laut Weltgesundheitsorganisation zwischen 18,5 und 25. Von Übergewicht spricht man bei einem Wert zwischen 25 und 30, darüber von Adipositas oder Fettleibigkeit. Der durchschnittliche Body-Mass-Index der befragten alleinstehenden Männer lag bei 25,7, bei den verheirateten Männern waren es 26,3. Bei den Frauen lag der Durchschnittswert der unverheirateten bei 25,1 und der verheirateten bei 25,6.

Obgleich die Unterschiede im Index klein erscheinen, haben sie Bedeutung. Bei einer Durchschnittsfrau mit 1,65 Meter oder einem Durchschnittsmann mit 1,80 Meter Körpergröße sind dies etwa zwei Kilo Unterschied. Wichtig ist, dass diese Ergebnisse bereits den Einfluss des sozioökonomischen Status, des Alters und der Länderzugehörigkeit berücksichtigen. „Die Resultate zeigen die Bedeutung von sozialen Faktoren für die Gesundheit. In diesem Fall, dass die Institution Ehe und relevante Verhaltensveränderungen im Kontext der Ehe direkt mit Ernährung und dem Körpergewicht zusammenhängen“, sagt Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs „Adaptive Rationalität“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin.

Mögliche Ursachen für diesen Trend lieferte die Erhebung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens. So gaben Paare beim Thema Ernährung eher an, dass sie regionale und unbehandelte Produkte bevorzugen und auf Fertigprodukte verzichten. Die befragten Männer legten zudem mehr Wert auf biologische und fair gehandelte Lebensmittel, wenn sie in einer Partnerschaft waren. „Das lässt darauf schließen, dass die Ernährung durch eine Partnerschaft vor allem für Männer bewusster und damit wahrscheinlich auch gesünder wird“, sagt Jutta Mata, Erstautorin und Assistenzprofessorin für Gesundheitspsychologie an der Universität Basel. Jedoch heißt das nicht, dass sie allgemein gesünder sind. Denn die Studie zeigt auch, dass Männer in Beziehungen weniger Sport treiben als Alleinstehende. „Schaut man auf den Body-Mass-Index, sind Paare somit nicht in jeder Hinsicht gesünder, wie bisher angenommen“, so Jutta Mata.

In persönlichen Interviews wurden den Probanden Fragen zu Ernährungsverhalten, zu Einstellungen zur Ernährung und zum Bewegungsverhalten gestellt. Das ermöglichte eine hohe Datenqualität. Denn die Selbsteinschätzung von Menschen, zum Beispiel bezüglich ihres Gewichtes, ist realistischer, wenn man sich dabei gegenüber sitzt anstatt beispielsweise zu telefonieren.

Originalstudie
Mata, J., Frank, R., & Hertwig, R. (2015). Higher body mass index, less exercise, but healthier eating in married adults: Nine representative surveys across Europe. Social Science & Medicine. doi:10.1016/j.socscimed.2015.06.001

Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung wurde 1963 in Berlin gegründet und ist als interdisziplinäre Forschungseinrichtung dem Studium der menschlichen Entwicklung und Bildung gewidmet. Das Institut gehört zur Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., eine der führenden Organisationen für Grundlagenforschung in Europa.

Weitere Informationen:
http://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2015/06/ist-die-ehe-gut-oder-schlecht-fu…

Quelle: idw

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Einweihung der Mikroalgen-Plattform AlgoSolis

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Am 25.06.2015 wurde die neue Plattform AlgoSolis für Mikroalgenforschung in Saint-Nazaire (Pays de la Loire) eingeweiht. Sie wird vom Institut für Verfahrenstechnik, Umwelt und Nahrungsmittel (GEPEA) betrieben, das zur Universität von Nantes und dem französischen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) gehört.

Diese neue Plattform soll die Forschung und die industriellen Anwendungen bündeln, um neue Arten von Mikroalgen zu identifizieren und zu verwerten. Es gibt weltweit mehrere hunderttausend Arten von Mikroalgen, die gegenwärtig jedoch nur teilweise bekannt sind. Als Lipid- und Eiweiß-Quellen bieten sie zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten in vielen Bereichen: in der Kosmetikindustrie, der Nahrungsmittelindustrie, dem Energiesektor, der Chemieindustrie etc. Diese Artenvielfalt besser zu kennen heißt auch, neue industrielle Anwendungen zu schaffen.

Die neue Plattform AlgoSolis verfügt über diverse Anlagen auf einer Fläche von 1840m2: Züchtungsräume, Photobioreaktoren, Produktionslinien, ein Biochemielabor, eine Bioraffinerie etc. Die gesamte Wertschöpfungskette von CO2-angereicherten Mikroalgen zu chemischen Produkten kann hier getestet werden, um industrielle Anwendungen hervorzubringen.

AlgoSolis wurde von zahlreichen Geldgebern mit insgesamt 3,8 Millionen € unterstützt, darunter die Region Pays de la Loire, der europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), die Städte Nantes und Saint-Nazaire. Die Cluster Mer Bretagne Atlantique (Meeresökonomie), Valorial (Nahrungsmittel) und Atlantis (Technologiepark von Nantes) sind ebenfalls am Projekt beteiligt.

Weitere Informationen:
– Internetseite des GEPEA (auf Englisch und Französisch): www.gepea.fr
– Pascal Jaouen, wissenschaftlicher Mitarbeiter, GEPEA – E-Mail: pascal.jaouen@gepea.univ-nantes.fr
– Jack Legrand, wissenschaftlicher Mitarbeiter, GEPEA – E-Mail: jack.legrand@gepea.univ-nantes.fr

Quelle:
„AlgoSolis : une plateforme de recherche dédiée à l’exploitation industrielle des micro-algues“, Pressemitteilung des CNRS, 25.06.2015 – www2.cnrs.fr/presse/communique/4113.htm

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Schlank aber satt: Molekularer Schalter für gesunden Stoffwechsel entdeckt

Dr. Kerstin Wagner Kommunikation
Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut e.V. (FLI)

Der Eiweißkomplex mTORC1 reguliert den Stoffwechsel in Zellen. Ist er aktiviert, wird der Stoffwechsel stimuliert und die Neubildung und Speicherung von Eiweißen und Fett angekurbelt. Forscher vom Leibniz-Institut für Altersforschung (FLI) in Jena und ERIBA in Groningen, Niederlande, entdeckten einen Mechanismus, wie mTORC1 den Stoffwechsel steuert: Er regelt den Genschalter C/EBPβ, der in einer kurzen und langen Variante auftreten kann. Wird die Bildung der kurzen Variante unterdrückt, ist ein gesünderer Stoffwechsel mit reduziertem Körpergewicht und verbesserter Insulinsensitivität die Folge; ein möglicher Ansatzpunkt für Therapien gegen Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes

Der Eiweißkomplex mTORC1 (engl.: mammalian target of rapamycin 1) ist eine zentrale Schaltstelle für die Regulation des Stoffwechsels in der Zelle. Seine Aktivität wird durch das Angebot an Nährstoffen sowie durch Wachstumssignale kontrolliert. Wenn der Eiweißkomplex aktiviert ist, wird der körperaufbauende (anabole) Stoffwechsel, d.h. die Neubildung von Zellmaterialien wie Eiweiß und Fett, stimuliert. Die Aktivierung und Weiterleitung des mTORC1-Signals sind damit für die Körperfunktion wichtige und daher streng kontrollierte Prozesse.

Die Hyperaktivierung von mTORC1, beispielsweise ausgelöst durch eine übermäßige Nahrungsaufnahme, spielt deshalb eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Fettleibigkeit und den damit verbundenen Krankheiten wie Typ-2-Diabetes. Die mTORC1-Hemmung wird dagegen als wichtiger Faktor für die gesundheitsfördernden Effekte einer kalorischen Restriktion angesehen, was bei vielen Tierarten (sogar bei Säugetieren) die Lebensspanne verlängert. Aufgrund dieser zentralen Funktion für den Stoffwechsel steht der mTORC1-Signalweg seit einigen Jahren im Fokus der Wissenschaft. Forscher des Jenaer Leibniz-Instituts für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut e.V. (FLI) und des European Research Institute for the Biology of Ageing (ERIBA) in Groningen, Niederlande, haben herausgefunden, wie mTORC1 den Stoffwechsel steuert und ihre Ergebnisse jetzt in der renommierten Fachzeitschrift EMBO Reports publiziert.

Veränderter Genschalter
„Während die Abläufe der mTORC1-Aktivierung durch Nährstoffe bereits relativ gut verstanden sind, ist bisher nur wenig bekannt, wie mTORC1 den Stoffwechsel steuert“, berichtet Prof. Cornelis Calkhoven, ehemaliger Forschungsgruppenleiter am FLI, der vor zwei Jahren ans ERIBA wechselte. Eine wichtige Funktion von mTORC1 ist die Stimulierung der mRNA-Translation, einem zentralen Schritt bei der Genexpression, der zur Eiweiß-Synthese führt. „Wir haben nun einen Faktor identifiziert, der auf dieser Regulationsebene durch mTORC1 kontrolliert wird“, berichtet Calkhoven weiter. Dieser Faktor, C/EBPβ genannt, fungiert selbst als Genregulator, d.h. er steuert die Expression zahlreicher Gene, die für die Funktion des Stoffwechsels wichtig sind. Dabei kommt C/EBPβ in der Zelle in zwei Varianten vor: Die lange Variante wirkt als Genaktivator, die kurze Variante hemmt dagegen die Genexpression.

„Unsere Forschungsergebnisse belegen, dass mTORC1 gezielt die Entstehung der kurzen C/EBPβ-Variante fördert“, berichtet Dr. Christine Müller, die ebenfalls am FLI tätig war und mit der Calkhoven-Gruppe ans ERIBA wechselte. Die Forscher konnten im Mausmodell nachweisen, dass durch eine Mutation im C/EBPβ-Gen die Entstehung der kurzen C/EBPβ-Variante verhindert werden kann, selbst wenn mTORC1 aktiviert ist. „Interessanterweise haben diese Mäuse im Vergleich zur Kontrollgruppe einen viel gesünderen Stoffwechsel. Ihr Körpergewicht sowie die Menge an gespeichertem Fett im Fettgewebe sind bei ihnen reduziert“, unterstreicht Dr. Laura Zidek, Postdoc am FLI, die Ergebnisse. Auch die als gesundheitsschädlich angesehene Fetteinlagerung in anderen Organen, wie z.B. Leber, Herz und Muskel, ist bei diesen Mäusen stark vermindert. Darüber hinaus haben sie eine deutlich erhöhte Insulinsensitivität, was auf einen sehr gesunden Zuckerstoffwechsel hindeutet.

Gesunder Stoffwechsel
„Diese beobachteten Veränderungen im Stoffwechsel weisen große Ähnlichkeit mit denen auf, die für Mäuse nach kalorischer Restriktion typisch sind“, erklärt Calkhoven. „In den Mäusen mit verändertem C/EBPβ-Gen wird dieser positive Effekt auf den Stoffwechsel jedoch ohne Einschränkung der Nährstoffaufnahme erzielt“, betonen die Wissenschaftler. „Sie sind schlank, aber satt.“

„Unsere Studie belegt, dass der Mechanismus, der zur Entstehung der unterschiedlichen C/EBPβ-Varianten führt, ein wichtiger Schalter für die Weiterleitung des mTORC1-Signals ist. Dies bietet eine Grundlage für die Entwicklung neuer Therapieansätze gegen Fettleibigkeit und damit in Zusammenhang stehender Krankheiten“. Eine pharmakologische Unterdrückung der Ausbildung der kurzen C/EBPβ-Variante könnte einen gesünderen Stoffwechsel herbeiführen und somit der Entstehung von Stoffwechselerkrankungen, wie z.B. Typ-2-Diabetes, entgegenwirken.

Publikation.
Zidek LM, Ackermann T, Hartleben G, Eichwald S, Kortman G, Kiehntopf M, Leutz A, Sonenberg N, Wang ZQ, von Maltzahn J, Müller C, Calkhoven CF. Deficiency in mTORC1-controlled 1 C/EBPβ -mRNA translation improves metabolic health in mice. EMBO Rep. 2015. pii: e201439837. DOI 10.15252/embr.201439837.

Kontakt
Dr. Kerstin Wagner
Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI)
Beutenbergstr. 11, 07745 Jena
Tel.: 03641-656378, Fax: 03641-656351, E-Mail: presse@fli-leibniz.de

Hintergrundinfo
Das Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) in Jena widmet sich seit 2004 der biomedizinischen Alternsforschung. Über 330 Mitarbeiter aus 30 Nationen forschen zu molekularen Mechanismen von Alternsprozessen und alternsbedingten Krankheiten. Näheres unter http://www.fli-leibniz.de.

Das niederländische European Research Institute for the Biology of Ageing (ERIBA) ist 2013 vom University Medical Center Groningen (UMCG) in Zusammenarbeit mit der Universität von Groningen gegründet worden. Das international orientierte ERIBA widmet sich der Grundlagenforschung im Bereich der molekularbiologischen Mechanismen des Alternsprozesses und alternsbedingter Krankheiten. Näheres unter http://www.umcg.nl/EN/Research/ERIBA.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen ‑ u.a. in Form der WissenschaftsCampi ‑, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 17.200 Personen, darunter 8.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,5 Milliarden Euro. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Weitere Informationen:
http://www.fli-leibniz.de – Homepage Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) Jena

Quelle: idw

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Steuert das marine Ökosystem auf ein neues Regime zu?

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Produziert Phytoplankton in Folge der Klimaerwärmung zukünftig weniger organisches Material als heute? Bisherige Untersuchungen deuten auf eine solche Entwicklung hin, die auch Folgen für höhere Ebenen des marinen Nahrungsnetzes hätte. Eine aktuelle Studie australischer und deutscher Wissenschaftler stellt dies jetzt in Frage. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass die Planktongemeinschaft in fernerer Zukunft eine völlig neue Art der Produktivität entwickelt.

Wissenschaftlich anerkannten Studien zufolge, steigt die von Menschen verursachte Kohlendioxid-Emission in die Atmosphäre in den kommenden 100 Jahren auf bis zu 30 Gigatonnen Kohlenstoff pro Jahr an – sofern sich die derzeitige Entwicklung unverändert fortsetzt. Die globale Mitteltemperatur würde um fast fünf Grad Celsius ansteigen, und auch der Ozean würde sich stark erwärmen. Laut einer Studie von Wissenschaftlern der Universität von New South Wales in Sydney, Australien und des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel könnten diese Veränderungen die Produktivität mariner Organismen grundlegend verändern. In ihrer Arbeit, die in der aktuellen Ausgabe der Environmental Research Letters veröffentlichtet ist, argumentieren die Forscher, dass die bisherigen Prognosen für die nächsten 100 Jahren nicht unbedingt die fernere Zukunft des Ozeans darstellen.

„Wir haben eine Simulation über 600 Jahre, beginnend im Jahr 1800, erstellt und sind dem Entwicklungs-Pfad RCP 8,5 des Weltklimarats IPCC gefolgt, einem „business as usual“-Szenario“, erklärt Dr. Karin Kvale, Modelliererin am GEOMAR. Drei leicht unterschiedliche Modell-Varianten zeigten zunächst eine verminderte Produktivität des Ozeans. Grund für den Rückgang ist die Tatsache, dass das Meerwasser durch steigende Temperaturen stärker geschichtet ist und weniger Vermischung stattfindet. Wenn weniger Wasser aus der Tiefe die sonnendurchflutete obere Schicht erreicht, stehen auch weniger Nährstoffe für das Phytoplankton zur Verfügung, und die Primärproduktion – die Produktion von organischem Material aus anorganischem Kohlenstoff etwa durch Photosynthese – sinkt erheblich.

Laut den Berechnungen der Modellierer kurbeln steigende Wassertemperaturen die Respirationsraten ab dem Jahr 2000 wieder an. „Die heterotrophe Zehrung, beispielsweise durch Bakterien, Stoffwechsel-Prozesse oder von Plankton, das sich von organischen Stoffen aus anderen Organismen ernährt, nimmt dann stärker zu, als die Primärproduktion“, fasst Dr. Kvale zusammen. „Irgendwann sorgt dieses unausgewogene Verhältnis dafür, dass sich die globale Primärproduktion von einem System, das bislang durch physikalische Faktoren wie der Zugang zu Nährstoffen aus tieferen Wasserschichten beschränkt wird, in ein völlig neues Regime wechselt, das im wesentlichen durch die Biologie selbst angetrieben wird“.

In einem zukünftigen Ozean mit verstärkter Heterotrophie werden Kohlenstoff und Nährstoffe in der oberen Wasserschicht effektiver umgesetzt als innerhalb des derzeitigen Systems. So gelangt weniger Kohlenstoff in die Tiefe, um dort gespeichert zu werden. Dies hätte auch Auswirkungen auf die Fähigkeit des Ozeans, Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufzunehmen und die Auswirkungen des globalen Wandels zu mildern.

Die derzeit verwendeten Modelle berücksichtigen noch nicht, dass Ozeanversauerung im Zuge der globalen Veränderung auch das Wachstum kalkbildender Organismen beeinträchtigen kann oder sich die von vielen Organismen produzierte Kalkart Aragonit im saureren Wasser besonders leicht auflöst. Beide Prozesse würden den Kohlenstoff-Export aus der oberen Schicht des Ozeans verringern und dadurch den Wechsel zur Heterotrophie weiter beschleunigen und verstärken. Aus diesem Grund müssen die Modelle verfeinert werden, um ein besseres Verständnis möglicher Veränderungen und eventuelle Kipp-Punkte zu erhalten, betonen die Wissenschaftler. „Unsere Studie ist ein Hinweis darauf, dass in der ferneren Zukunft überraschende Veränderungen im Ozean anstehen“, so Dr. Kvale. „Wir halten es in der Debatte über den Klimawandel für wichtig, auch solche längerfristigen Vorhersagen zu berücksichtigen. Natürlich gibt es noch viele Unsicherheiten – sowohl in Bezug auf die Treiber eines solchen massiven Wandels als auch mit Blick auf seine möglichen Auswirkungen.“

Originalarbeit:
Kvale, K.F., Meissner, K.J., Keller, D.P., 2015: Potential increasing dominance of heterotrophy in the global ocean. Environmental Research Letters,10, doi:10.1088/1748-9326/10/7/074009

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.ccrc.unsw.edu.au Climate Change Research Centre, University of New South Wales
http://www.climatescience.org.au ARC Centre of Excellence for Climate System Science

Quelle: idw

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Schwach im Abschluss: Warum Jungen in der Bildung hinter Mädchen zurückfallen

Stephan Sievert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung

Bildungserfolg ist in Deutschland überwiegend Frauensache. Dieses Ungleichgewicht hat Folgen für die persönlichen Karrieremöglichkeiten und führt zu volkswirtschaftlichen Einbußen. Wer etwas dagegen unternehmen will, sollte auf den Unterricht schauen.

In den 1960er Jahren galt die katholische Arbeitertochter vom Land als Inbegriff für im Bildungssystem benachteiligte Personen. Heute trifft dies eher auf den Sohn dieser Familie zu. Denn mehr als die Hälfte der Mädchen jedes Geburtsjahrgangs erreichen inzwischen die Hochschulreife – aber nur etwa 41 Prozent der Jungen. Am anderen Ende der Leistungsskala verlassen 21 Prozent der Jungen die Schule mit höchstens dem Hauptschulabschluss, aber nur 14 Prozent der Mädchen. Mädchen sind jedoch nicht in allem besser als Jungen. So haben 15-jährige Mädchen im Lesen einen Leistungsvorsprung von mehr als einem Schuljahr, während die Mathematik eine Jungendomäne bleibt.
Nicht alle dieser Unterschiede sind neu. Schon vor mehreren Jahrzehnten erhielten Mädchen im Schnitt bessere Noten. Lange konnten sie diese allerdings nicht in entsprechende Abschlüsse umsetzen. Erst Anfang der 1990er Jahre überholten Mädchen die Jungen auch bei den Zertifikaten – obwohl auch die Jungen heute bessere Abschlüsse erreichen als früher. „Trotzdem sind die Geschlechterunterschiede relevant,“ erklärt Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. „Denn sie führen zu ungleichen Lebenschancen – etwa weil Jungen seltener studieren können und Mädchen weniger häufig lukrative Karrieren im Mint-Bereich einschlagen.“
Die gute Nachricht ist, dass ungleiche Bildungserfolge von Jungen und Mädchen nicht zwangsläufig auftreten müssen. Denn es gibt zwar biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die Auswirkungen auf den Schulerfolg haben. Diese können aber vom sozialen Umfeld ausgeglichen werden. Hauptgrund für das Gefälle sind ohnehin weniger Intelligenz-Unterschiede als unterschiedliche Verhaltensweisen von Jungen und Mädchen in und außerhalb der Schule: Mädchen stören seltener den Unterricht, machen mehr Hausaufgaben und lesen mehr in ihrer Freizeit.
Bei der Frage, wie den Geschlechterunterschieden beizukommen wäre, ist die öffentliche Diskussion häufig von Missverständnissen geprägt. „Erstaunlicherweise hört man immer wieder, dass Jungen mehr männliche Lehrer benötigen und von nach Geschlechtern getrenntem Unterricht profitieren würden“, stellt Stephan Sievert, Autor der Studie, fest. „Dabei zeigen alle verfügbaren Studien, dass gerade diese beiden Maßnahmen kaum praktische Verbesserungen nach sich ziehen“.
Viel wichtiger ist es, das tatsächliche Unterrichtsgeschehen ins Augenmerk zu nehmen. Steffen Kröhnert, Mitautor der Studie, verweist darauf, dass „die Lehrer und ihr Unterricht der wichtigste Grund von Leistungsunterschieden unter Kindern sind“. In Zukunft sollte daher verstärkt darauf geachtet werden, den Unterricht so zu gestalten, dass sowohl Jungen als auch Mädchen motiviert sind, erfolgreich zu lernen. Gerade für Jungen scheint es besonders wichtig, engagierte Lehrer zu finden, die im Unterricht klare Ziele formulieren und deren Erreichen einfordern. Darüber hinaus sollte noch mehr Gewicht auf Leseförderung und das Hinterfragen von Geschlechterstereotypen gelegt werden. Letzteres könnte auch Mädchen in Mint-Fächern helfen, in denen sie auch deswegen weniger erfolgreich sind, weil ihnen das Selbstvertrauen fehlt. „Ein praktischer Ansatzpunkt wäre, mehr weibliche Physik- oder Mathelehrkräfte einzustellen“, schlägt Stephan Sievert vor.

Die Studie erhalten Sie als PDF kostenlos unter:
http://www.berlin-institut.org/publikationen/studien/schwach-im-abschluss.html

Bei Rückfragen helfen wir Ihnen gerne weiter:
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Schillerstr. 59
10627 Berlin
Ansprechpartner: Stephan Sievert (sievert@berlin-institut.org, Tel.: 030 – 31 10 26 98)

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.
Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere, bereitet wissenschaftliche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf und betreibt ein Online-Handbuch zum Thema Bevölkerung. Weitere Informationen, wie auch die Möglichkeit, den kostenlosen regelmäßigen Online-Newsletter „Demos“ zu abonnieren, finden Sie unter http://www.berlin-institut.org.

Weitere Informationen:
http://www.berlin-institut.org/
http://www.berlin-institut.org/publikationen/studien/schwach-im-abschluss.html

Quelle: idw

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Gesunde Ernährung schützt das Gehirn

Frank A. Miltner Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Patienten mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden und Schlaganfälle können sich womöglich durch gesunde Ernährung vor geistigem Abbau schützen. „Die Auswertung zweier großer Untersuchungen mit fast 30.000 Teilnehmern durch die kanadischen Kollegen zeigt, dass gesunde Essgewohnheiten das Risiko kognitiver Einschränkungen und demenzieller Erkrankungen im Alter tatsächlich verringern können“, kommentiert Professor Dr. Agnes Flöel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.

„Die Erkenntnisse sind ein weiterer Schritt auf dem Weg zu soliden wissenschaftlichen Empfehlungen, um das Demenzrisiko für Patienten wie auch Gesunde zu senken“, so die Leiterin der Arbeitsgruppe Kognitive Neurologie an der Klinik für Neurologie der Charité in Berlin. Welche Nährstoffe für den positiven Effekt verantwortlich sind und ob auch andere Faktoren wie eine verminderte Kalorienzufuhr positiv auf das Gehirn wirken, wird derzeit weltweit intensiv untersucht. Auch auf dem 88. Neurologenkongress, der mit rund 6000 Experten für Gehirn und Nerven vom 23. bis 26. September in Düsseldorf stattfindet, wird das Thema diskutiert.

Für die Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlicht wurde, hat ein Forscherteam um Andrew Smyth von der McMaster University im kanadischen Hamilton die Daten von zwei großen Untersuchungen zur Wirkung blutdrucksenkender Medikamente neu ausgewertet. Das Ergebnis: Die Studienteilnehmer, die sich am gesündesten ernährten, hatten ein um 24 Prozent geringeres Risiko für geistigen Abbau im Vergleich zu denen, die sich besonders ungesund ernährten. Als „gesund“ galt dabei eine Diät mit viel Obst, Gemüse, Nüssen oder Eiweiß aus Soja sowie bei tierischen Nahrungsmitteln die Formel „mehr Fisch als Fleisch“ – im Gegensatz zum Konsum von zum Beispiel viel frittiertem Essen oder Alkohol.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass gesunde Essgewohnheiten nicht nur das Herz-Kreislauf-Risiko sondern auch das Risiko für kognitive Störungen, insbesondere bezüglich Aufmerksamkeits- und Kontrollfunktionen, aber auch von Gedächtnisstörungen, senken könnten“, erläutert Flöel. Den deutlichen Unterschied von 24 Prozent zwischen dem besten und dem schlechtesten Fünftel der Teilnehmer hält sie in dieser großen, multinationalen Studie für bemerkenswert.

Zusammenhang zwischen Essgewohnheiten und kognitiven Leistungen
Die 27.860 Teilnehmer der Studie aus 40 Ländern waren mindestens 55 Jahre alt, sie litten an Herzerkrankungen oder hatten ein hohes Risiko für die Zuckerkrankheit. Gemessen wurde die geistige Leistung anhand des Mini-Mental-Status-Test (MMST), einem Standardtest zur Diagnose von Demenz und Alzheimer. Der MMST wird als Interview durchgeführt. Anhand von festen Aufgabenkomplexen werden zentrale kognitive Funktionen überprüft, wie zeitliche und räumliche Orientierung, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Sprachverständnis, Lesen, Schreiben, Zeichnen und Rechnen. In der Studie wurde der Test zu Beginn der Untersuchung und nach fünf Jahren durchgeführt. In diesem Zeitraum beobachteten die Forscher etwa bei jedem sechsten Studienteilnehmer eine Verschlechterung der kognitiven Leistungen. Diese Informationen stellten Smyth und Kollegen dann den Ergebnissen aus einer Befragung zu den Essgewohnheiten der Studienteilnehmer gegenüber.

Auch Fasten und Bewegung helfen dem Gehirn
Flöel hält es allerdings auch für möglich, dass die errechnete Risikoreduktion nicht allein auf das gesunde Essen zurückgeht, sondern auch eine Folge der verminderten Kalorienzufuhr sein könnte. Die Forscherin selbst hat die positiven Auswirkungen solch einer „kalorischen Restriktion“ bereits vor einigen Jahren am Universitätsklinikum Münster nachgewiesen. Damals konnte Flöel zeigen, dass ältere Versuchspersonen im Anschluss an eine dreimonatige verringerte Kalorienzufuhr besser lernten: Die Lernleistung stieg um 20 Prozent gegenüber der Vergleichsgruppe. Dieser Effekt beruht möglicherweise auf einem verbesserten Glukose-Stoffwechsel und einer damit verbundenen, positiven Wirkung auf insulinabhängige Stoffwechselwege im Gehirn, vermutet Flöel.

In der aktuellen Studie hatten die Forscher zwar mit statistischen Methoden mögliche Auswirkungen des Rauchens, des Körpergewichts und von sportlichen Aktivitäten herausgerechnet. Der unterschiedliche Energiegehalt der Nahrung wurde aber nicht berücksichtigt. Statt dessen ging es darum, wie viele Portionen Obst, Gemüse, Nüsse, frittiertes Essen oder Alkohol täglich konsumiert wurden, und wie das Verhältnis von Fisch zu Fleischprodukten und Eiern war.

Weiter kann die Studie nicht beantworten, welche Inhaltsstoffe der „gesunden Lebensmittel“ letztlich für die positiven Effekte verantwortlich waren. Dies wird weltweit derzeit intensiv untersucht, auch von der Arbeitsgruppe von Professor Flöel. Mögliche Substanzen sind hier Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und Nährstoffe, die eine Kalorienrestriktion imitieren, mit positiven Auswirkungen auf den Glukose-Stoffwechsel. Hierzu gehört zum Beispiel das in Weintrauben vorkommende Resveratrol oder die für Selbstreinigungsprozesse der Zelle wichtigen Polyamine, die unter anderem in Weizenkeimlingen oder Sojabohnen enthalten sind.

Dem geistigen Abbau aus eigener Kraft entgegenwirken
Trotz dieser Einschränkungen sei die Arbeit der Kollegen ein weiterer Schritt nach vorne, lobt Flöel. Die Forschung sucht schon lange nach einem wirksamen Schutz gegen Demenz. Neben gesunder Ernährung wird körperlicher Aktivität eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Der Schlüssel liegt daher in jedem Einzelnen: „Auch wenn viele Details noch nicht geklärt sind, so scheint doch sicher, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, dem geistigen Abbau aus eigener Kraft entgegen zu wirken. Eine gesunde und maßvolle Ernährung und regelmäßige Bewegung gehören zu den präventiven und wirkungsvollen Maßnahmen, die jeder heute schon umsetzen kann“, so Flöel. Und zwar nicht erst, wenn die sich die Erkrankungen schon zeigen, wie bei den Patienten der kanadischen Studie.

Quellen
Smyth A, et al: Healthy eating and reduced risk of cognitive decline: A cohort from 40 countries. Neurology. 2015 Jun 2;84(22):2258-65

Witte AV, et al: Caloric restriction improves memory in elderly humans. Proc Natl Acad Sci U S A. 2009 Jan 27;106(4):1255-60

Witte AV, Kerti L, Margulies DS, Flöel A. Effects of resveratrol on memory performance, hippocampal functional connectivity, and glucose metabolism in healthy older adults. J Neurosci. 2014;34(23):7862-70.

Witte AV, Kerti L, Hermannstädter HM, Fiebach JB, Schreiber SJ, Schuchardt JP, Hahn A, Flöel A. Long-chain omega-3 fatty acids improve brain function and structure in older adults. Cereb Cortex. 2014;24(11):3059-68.

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen
Prof. Dr. med. Agnes Flöel
Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie
Charitéplatz 1, 10117 Berlin
Tel: +49 (0) 30 4506 6028 4, E-mail: agnes.floeel@charite.de

Pressestelle der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Frank A. Miltner, c/o albertZWEI media GmbH
Englmannstr. 2, 81673 München
Tel.: +49 (0) 89 46148622, E-Mail: presse@dgn.org

Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen

Mensch im Blick – Gehirn im Fokus
88. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie vom 23. bis 26. September in Düsseldorf

Rund 6000 Experten für Gehirn und Nerven tagen im September in Düsseldorf. Von Demenz bis Epilepsie, von Schlaganfall bis Multiple Sklerose – der DGN-Kongress ist das zentrale Wissenschafts-, Fortbildungs- und Diskussionsforum der neurologischen Medizin in Deutschland. Journalisten bietet er Gelegenheit zur Recherche sowie für persönliche Gespräche mit den führenden Köpfen der deutschen und internationalen Neuromedizin.
Die DGN bietet ein gut ausgestattetes Pressezentrum mit Informationen und Computer-Arbeitsplätzen. Die Pressekonferenzen finden statt am Mittwoch, 23. September, 10.00 bis 11.00 Uhr, sowie Freitag, 25. September, 11.30 bis 12.30 Uhr (terminliche Änderungen vorbehalten).

• Presseservice auf dem DGN-Kongress, mit Online-Akkreditierung und Anmeldung zum Presse-Newsletter:
http://www.dgn.org/presse/presse-auf-dem-kongress
• Programm und Informationen zum DGN-Kongress:
http://www.dgnkongress.org

Weitere Informationen:
http://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/3073-gesunde-ernaehrung-schuetzt-da…

Quelle: idw

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Messung der Wassertemperatur aus der Luft

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) wird in der nächsten Woche an der Hahnöfer Nebenelbe die Wasseroberflächentemperatur aus der Luft messen. Bei dieser Messung, die über mehrere Tage läuft, werden Wärmebild-Kameras mit unterschiedlichen Trägersystemen genutzt. Neben einem kleinen, unbemannten Fluggerät wird auch ein Tragschrauber (Gyrocopter) zum Einsatz kommen.

Die Wassertemperatur ist für viele Anwendungsfelder der Gewässerkunde ein wichtiger Parameter und ein wesentliches natürliches Charakteristikum eines Gewässers. Messungen vor Ort werden oft nur an einzelnen Stellen durchgeführt, Aufnahmen mit einer Kamera hingegen können diese kontinuierlichen Punktmessungen durch Informationen über die räumliche Temperaturverteilung an der Wasseroberfläche ergänzen. Bei größeren Flächen wird dafür von einem Fluggerät aus die Strahlung der Oberfläche im thermischen Infrarot aufgenommen.

Kooperationspartner der BfG sind ein norddeutsches Ingenieurbüro und das Anwendungszentrum für multimodale und luftgestützte Sensorik (AMLS) an der Hochschule Koblenz. Das Ingenieurbüro wird mit einem unbemannten Fluggerät einen Teil der Wattflächen vor dem Cranzer Hauptdeich aus 100 Meter Höhe erfassen. Parallel dazu wird ein Gyrokopter des AMLS, ausgestattet mit einer Wärmebildkamera, die gesamte Hahnöfer Nebenelbe in 1000 Meter Höhe abfliegen.

Zwei Ziele verfolgt die Bundesanstalt bei diesem Projekt: zum einen geht es um ein besseres Verständnis der Temperaturverhältnisse an Gewässern, zum anderen erforscht und entwickelt die BfG auch die technischen Möglichkeiten der Fernerkundung, um diese bis zur praktischen Anwendung zu bringen. Bei der anstehenden Befliegung soll vor allem die Verteilung der Wassertemperatur über den Wattflächen im Mühlenberger Loch sowie in der Hahnöfer Nebenelbe untersucht werden. Um die unterschiedlichen Prozesse vor Ort zu erfassen, wird die Messung in regelmäßigen zeitlichen Abständen wiederholt.

Eine Identifizierung von Personen, Schildern u. ä. ist aufgrund des Aufnahmewinkels und der Kameraauflösung nicht möglich. Zur Georeferenzierung der Aufnahmen ist es deshalb auch notwendig, im Deichbereich Markierungen auszubringen. Die zuständigen Behörden sind über die Befliegung informiert, die erforderlichen Genehmigungen wurden eingeholt.

Weitere fachliche Informationen:
Dr. Katharina Fricke, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon: 0261/1306 5037, Mail: fricke@bafg.de; Dr. Björn Baschek, BfG, Fon: 0261/1306 5395,baschek@bafg.de

Quelle: idw

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Das Ohr an der Schiene: Preisgekrönte Sensortechnik erkennt frühzeitig herannahende Züge

Friederike Meyer zu Tittingdorf Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Im Bahnverkehr kommt es immer wieder zu schweren Unfällen, wenn Menschen die Gleise überqueren und herannahende Züge zu spät wahrnehmen. Auch umgestürzte Bäume oder Autos, die auf einem Bahnübergang stehen bleiben, werden für Zugreisende zum Verhängnis. Absolventen der Universität des Saarlandes haben auf dem Gründer-Campus Saar eine Sensortechnik entwickelt, die einen heranrauschenden Zug schon in bis zu sechs Kilometer Entfernung „erspürt“ und Hindernisse auf den Gleisen in einigen hundert Meter Distanz orten kann. Mit dieser Erfindung gewannen die Jungunternehmer einen mit 25.000 Euro dotierten Startup-Preis der Deutschen Bahn. Sie wollen nun die Sensortechnik zur Marktreife bringen.

Um Bahnübergänge abzusichern und herannahende Züge rechtzeitig zu orten, müssen heute rund um die Schranken acht Detektoren installiert und achttausend Meter Kabel verlegt werden. „Unser Sensorsystem kommt mit nur vier Detektoren aus und benötigt überhaupt keine weitere Verkabelung. Damit können Bahngesellschaften mit verbessertem Sicherheitsstandard viel Geld sparen“, sagt Houssam El-Moutaouakil. Der Absolvent der Computer- und Kommunikationstechnik der Saar-Uni hat die Sensortechnik gemeinsam mit der Informatikerin Vera Bazhenova entwickelt. Die Sensoren reagieren so sensibel auf Schwingungen, dass sie erkennen, wenn Züge sich aus bis zu sechs Kilometer Entfernung annähern. „Wir können mit der Sensortechnik außerdem in einem Radius von 500 Metern erfassen, ob ein Mensch unerlaubt die Gleise überquert hat oder ob ein Hindernis, etwa ein Baum oder Fahrzeug, auf den Gleisen liegen geblieben ist“, erläutert El-Moutaouakil. Er hat berechnet, dass die Deutsche Bahn damit ihre Ausgaben für die Überwachung von Gleisanlagen und Bahnübergängen halbieren könnte.

„Das System ist viel schneller zu installieren als das herkömmliche und braucht weniger Wartung, so dass auch hier Geld gespart werden kann“, sagt der Kommunikationstechniker. Die Deutsche Bahn will dem Saarbrücker Entwicklerteam nun eine Testanlage zur Verfügung stellen, um die Technologie möglichst schnell zur Marktreife zu bringen. Gemeinsam mit der Informatikerin Vera Bazhenova und der Betriebswirtin Savina Takeva hat Houssam El-Moutaouakil dafür die Firma senvisys mit Sitz im Starterzentrum gegründet. Die IT-Experten haben außerdem bereits ein EXIST-Gründerstipendium der Bundesregierung erhalten, um ihre Unternehmensgründung voranzutreiben.

Hintergrund: Startup-Wettbewerb DB Pitch Infrastructure 4.0
Für den Startup-Wettbewerb der Deutschen Bahn hatten 120 Jungunternehmer ihre Ideen eingerichtet, elf kamen in die engere Wahl und durften jetzt mit einem fünf-minütigen Kurzvortrag die Jury von ihren Geschäftsideen überzeugen. Gefragt waren digitale Geschäftsmodelle und Technologien, mit denen die Infrastruktur der Deutschen Bahn modernisiert werden kann. Neben dem Saarbrücker Startup senvisys kamen drei weitere Firmen aufs Siegertreppchen. Alle Jungunternehmen erhielten jeweils 25.000 Euro Preisgeld. Sie dürfen außerdem drei Monate lang kostenlose Büroräume nutzen, um ihre Ideen in Begleitung von erfahrenen Mentoren zur Marktreife zu bringen.

Weitere Informationen:
www.deutschebahn.com/de/presse/presseinformationen/pi_it/9580690/ubd20150624.html

Fragen beantwortet:
Houssam El-Moutaouakil
Starterzentrum der Universität des Saarlandes
Mail: kwt.wehrle@univw.uni-saarland.de
Tel. +49 (681) 302 64948

Quelle: idw

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Schönheit zahlt sich auf dem Arbeitsmarkt aus

Mark Fallak Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut zur Zukunft der Arbeit

Gutes Aussehen erhöht die Jobchancen und schlägt sich in einem Einkommensplus von bis zu einem Fünftel nieder. Zu den Hauptgründen zählt die Diskriminierung durch Arbeitgeber und Kunden. Hinzu kommt, dass attraktive Menschen meist selbstbewusster auftreten und sich häufiger für besser bezahlte Jobs bewerben. Die Erkenntnisse der internationalen Wissenschaft zur Bedeutung von Schönheit im Job hat die Ökonomin Eva Sierminska jetzt für das Online-Kompendium „IZA World of Labor“ des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) zusammengetragen.

Laut Studie fällt der „Schönheits-Bonus“ in Deutschland größer aus als in allen anderen untersuchten Ländern: Schöne Frauen verdienen hierzulande rund 20 Prozent mehr als der Durchschnitt, attraktive Männer immerhin etwa 14 Prozent. Viele Arbeitgeber, Kollegen und Kunden bevorzugen attraktive Mitarbeiter – nicht nur der Optik wegen, sondern auch, weil gut aussehende Menschen als vertrauenswürdiger, kompetenter und produktiver gelten. Körperliche Attraktivität spielt daher insbesondere in Berufen mit häufigem Kundenkontakt eine Rolle.

Auch Lehrer neigen dazu, hübsche Schüler bevorzugt zu behandeln. So wird bereits in jungen Jahren der Grundstein für die späteren Arbeitsmarktvorteile gelegt. Denn gut aussehende Jugendliche nehmen auch häufiger an sozialen und sportlichen Aktivitäten teil, die wiederum Selbstvertrauen, Teamgeist und weitere „Soft Skills“ fördern. Schöne Menschen streben daher auch von sich aus in besser bezahlte Jobs. Eine Untersuchung von Juristenkarrieren in den USA zeigt beispielsweise, dass attraktive Arbeitnehmer überdurchschnittlich oft aus dem öffentlichen Dienst in die besser bezahlte Privatwirtschaft wechseln.

In Deutschland weist hingegen ausgerechnet die Berufsgruppe der mittleren Beamten den höchsten Anteil an schönen Menschen auf. Das geht aus der sogenannten ALLBUS-Umfrage hervor, für die stichprobenartig 3.500 Männer und Frauen unter anderem zu Gehalt und Beruf befragt werden. Zu Beginn der persönlichen Befragung halten die Interviewer auf einer Skala von 1 bis 11 fest, wie attraktiv sie ihren Gesprächspartner finden. Über die Hälfte der mittleren Beamten erzielt dabei eine Punktzahl von 8 bis 11. Ähnlich gut schneiden Manager und leitende Angestellte ab. Unter Landwirten und Arbeitern gilt nicht einmal jeder vierte als attraktiv.

Um die Benachteiligung weniger gut aussehender Menschen auf dem Arbeitsmarkt abzumildern, plädiert die Ökonomin Eva Sierminska für die freiwillige Einführung anonymisierter Bewerbungsverfahren: „In Deutschland sind Bewerbungsfotos noch immer Standard. Wer vom ersten optischen Eindruck her nicht überzeugt, wird häufig gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Anonymisierte Bewerbungen würden helfen, diese oft unbewusste Diskriminierung durch Personaler zu reduzieren.“ Im Vorstellungsgespräch und im betrieblichen Alltag gehe es dann nicht nur um Aussehen, sondern auch um Auftreten. „Bewerbercoachings und Mitarbeiterschulungen zu Kleidung, Styling und Verhalten können dazu beitragen, eine positivere Wirkung auf Arbeitgeber und Kunden zu erzielen“, empfiehlt Sierminska.

Die englischsprachige Studie ist über IZA World of Labor abrufbar:
Eva Sierminska, Does it pay to be beautiful?
http://wol.iza.org/articles/does-it-pay-to-be-beautiful
DOI: 10.15185/izawol.161

Quelle: idw

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Fischereiliche Evolution lässt Fische schrumpfen

Karl-Heinz Karisch Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Beim Angeln und Fischen geht es wie so oft darum: Wer zieht den größten Fisch an Land? Die größenselektive Fischerei bevorzugt das Überleben von kleinen, scheuen Fischen. Durch die sogenannte fischereiliche Evolution passen sich die Bestände an. In die Röhre gucken Fischer und Angler, die immer kleinere Fische erbeuten. Darauf weist eine internationale Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und der Humboldt-Universität zu Berlin im Fachmagazin Evolutionary Applications (Jahrgang 8, S. 597-620) hin.

Große Fische erzielen am Markt höhere Preise und sind Garant für zufriedene Angler. Doch die großen Fische sind bedroht: Fast alle Fischbestände weltweit werden mit Mindestmaßen bewirtschaftet. Auch wirken Netze und Langleinen in der Regel größenselektiv. Die Folge: Große Fische landen bevorzugt im Kescher oder auf Deck, während die kleinen, noch unreifen bzw. erstmalig geschlechtsreif werdenden Tiere geschont werden. Scharfe Befischung führt zur starken Verjüngung der Bestände, die Durchschnittsgröße der Fische in Fang und Bestand geht zurück. Das ist zunächst ein demografischer Effekt, der bereits innerhalb einer Fischereisaison spürbar wird und nichts mit Evolution zu tun hat. Wenn der Fischereidruck aber über mehrere Fischgenerationen anhaltend hoch ist, kann Fischerei auch zu genetischen (d. h. evolutionären) Veränderungen führen, weil die die Fischerei überlebenden Tiere bestimmte Erbanlagen in sich tragen, die ihnen trotz intensiver Befischung das Überleben und die Vermehrung garantieren. Beispielsweise sollten die Individuen bevorteilt werden, die möglichst lange möglichst klein bleiben.

Allerdings ist das Wachstum von Fischen in der Natur sehr variabel und abhängig von Futterverfügbarkeit, Temperatur und vielen anderen natürlichen Faktoren. Das macht es so schwierig, auf Basis von Freilandstudien im Meer oder in Seen zweifelsfrei zwischen rein demografisch-ökologischen und evolutionären Ursachen für Köpergrößenveränderungen in befischten Beständen zu unterscheiden. Entsprechend kontrovers wird die Hypothese zur fischereilichen Evolution seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts in Fachkreisen debattiert.

In einem einmaligen fast zehn Jahre andauernden Selektionsexperiment an Zebrafischen haben die Fischereiwissenschaftler Dr. Silva Uusi-Heikkilä und Prof. Dr. Robert Arlinghaus zusammen mit einem Team von internationalen und nationalen Kooperationspartnern nun klare Belege für die sogenannten fischereiliche Evolution vorgelegt. Größenselektiv befischte Bestände büßten in nur fünf Generationen 7% ihrer Maximalgröße ein. Das ganze hatte auch Auswirkungen auf die Gesamtanzahl abgegebener Eier, die bei den befischten Populationen geringer war als bei den unselektiv befischten Beständen. Auch die Eiqualität litt, die bei den größenselektiv befischten Populationen geringer war als bei den Vergleichsbeständen.

Die Forscherinnen und Forscher wiesen überdies nach, dass in den befischten Populationen Veränderungen in den Erbanlagen stattgefunden hatten – ein zweifelsfreier Beleg für die fischereiliche Evolution. „Dass diese Effekte bereits nach fünf Generationen eintraten, zeigt wie schnell sich scharfe Befischung in den Genen niederschlagen kann“, erläutert die Erstautorin der Studie Silva Uusi-Heikkilä, die jetzt als PostDoc an der University in Turku in Finnland arbeitet. „Weil die meisten kommerziell befischten Populationen längere Generationszeiten haben als Zebrafische, sollten sich Effekte fischereilicher Evolution innerhalb von 100 Jahren in der Natur nachweisen lassen“, ergänzt der Studienleiter Prof. Dr. Robert Arlinghaus. „Natürlich lassen sich die Zebrafischstudien unter Laborbedingungen nicht 1:1 auf die Bedingungen im Freiland übertragen. Der Wert unserer Studie liegt in dem Nachweis von Ursache – Fischerei – und Wirkung – genetische Veränderung. Diese Belegführung ist im Freiland nicht möglich. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Fischerei rasche Evolution auslösen und einen genetischen Niederschlag finden kann“, konstatiert Arlinghaus.

Die Forscherinnen und Forscher vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und der Humboldt-Universität zu Berlin fanden überdies heraus, dass die sich an den Fischereidruck anpassenden Zebrafische nicht nur kleiner, sondern in ihrem Verhalten auch scheuer waren. Für die genetisch angepassten Fische ist die Evolution übrigens überlebensnotwendig und daher positiv zu bewerten. Computermodelle zeigten, dass die angepassten Zebrafischpopulationen unter befischten Bedingungen eine um 20% erhöhte Populationswachstumsrate aufwiesen als die nicht angepassten Vergleichstiere. „Fischereiliche Evolution, die sich über Körpermerkmale hinaus auch in den Genen niederschlägt, ist also entgegen anderslautenden Behauptungen nicht unbedingt kontraproduktiv für die Populationen. Allerdings dürften Fischer und Angler in die Röhre gucken, weil die gefangenen Tiere nicht mehr ihre maximale Länge erreichen und überdies immer schlechter zu fangen sind“, erläutert Arlinghaus.

Arlinghaus fasst die Kernbotschaft zusammen: „Die Art und Weise der Befischung von Süß- und Salzwasserfischen ist vergleichbar einer Zucht durch Auslese, allerdings mit unbeabsichtigten Züchtungsergebnissen“. Es müsse bedacht werden, dass Fischerei-induzierte genetische Veränderungen nur sehr langsam umkehrbar sind.

Im Kern geht es also nicht nur um ein interessantes wissenschaftliches Phänomen, sondern um etwas, das für die globale Fischwirtschaft von Relevanz ist. Das zeigt auch ein populationsdynamisches Modell an den Zebrafischen: Nach einem simulierten Fangmoratorium erholte sich der evolvierte Fischbestand deutlich langsamer als die unselektierten Vergleichspopulationen. „Die an die Fischerei angepassten Tiere haben Probleme, mit natürlichen Umweltbedingungen umzugehen, in der der menschliche Einfluss durch den Fangstopp eliminiert wird“, bemerkt Silva Uusi-Heikkilä.

„Darüber hinaus entziehen sich durch die Evolution die Fische immer besser dem Zugriff durch den Menschen. Dadurch reduziert sich auch die Möglichkeit, auf Basis von Fangmengen und anderen Fangdaten Fangmengen etwas über die Fischmenge in den Ozeanen und Seen auszusagen“, ergänzt Robert Arlinghaus.

Was ist zu tun? Die Autoren schlagen vor, das Management der Fischbestände in den Weltmeeren und andernorts auf einem evolutionsbiologischen Ansatz aufzubauen, sofern sich die in dem Experiment nachgewiesenen Effekte auch in der Natur zeigen. Diesen Beleg muss weiterführende Forschung erst vorlegen. Die entsprechenden Techniken werden derzeit vorsorglich in mehreren Gruppen weltweit erforscht. Arlinghaus: „Es würde zunächst einmal helfen, besonders empfindliche Bestände zu identifizieren.“ In der Folge sei es wichtig festzustellen, welche Veränderungen genau der Fischereidruck hervorrufe und welchen Einfluss das auf den Wert der Fischbestände für die Fischereiwirtschaft und die hobbymäßige Angelfischerei hat. „Eine Möglichkeit ist, den Fischereidruck insgesamt zu reduzieren und weniger selektiv wirken zu lassen. Man könnte sowohl die kleinen wie auch die sehr großen Tiere von der Fischerei ausnehmen, z. B. durch Entnahmefenster“, so das Fazit von Arlinghaus. Weiterführende Modelle haben nämlich inzwischen gezeigt, dass durch Entnahmefenster im Unterschied zu Mindestmaßen Schnell- statt Kleinwüchsigkeit gefördert wird. Und darüber freuen sich mit Sicherheit die Angler und Fischer.

Quelle
Uusi-Heikkilä, S., Whiteley, A.R., Kuparinen, A., Matsumura, S., Venturelli, P.A., Wolter, C., Slate, J., Primmer, C.R., Meinelt, T., Killen, S.S., Bierbach, D., Polverino, G., Ludwig, A., Arlinghaus, R. (2015). The evolutionary legacy of size-selective harvesting extends from genes to populations. Evolutionary Applications, 8: 597-620. (download unter http://besatz-fisch.de/images/stories/Papers/Papers_2015/uusi-heikkilae_evol_app…).

Kontakt
Wissenschaftler:
Prof. Dr. Robert Arlinghaus
arlinghaus@igb-berlin.de

www.igb-berlin.de/mitarbeitende-igb.html?show=211
www.besatz-fisch.de

Weitere Informationen zum IGB
Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Weitere Informationen:

http://www.igb-berlin.de
http://www.besatz-fisch.de

Quelle: idw

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Arbeitsschutz hinkt beim Einsatz mobiler und digitaler Technologien hinterher

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Analyse in den WSI-Mitteilungen
Mobile und digitale Technologien verändern die Arbeitswelt. Nicht selten wird ständige Erreichbarkeit zum Stressfaktor. Geltende Arbeitsschutzgesetze hinken in wichtigen Punkten hinterher, zeigt eine von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Analyse.

Dank Smartphones, Tablets oder Notebooks ist Arbeit nicht mehr zwangsläufig an einen bestimmten Ort oder feste Zeiten gebunden. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten, aber auch neue Belastungen, etwa wenn der Arbeitgeber permanente Erreichbarkeit fordert. Die Regeln, die Beschäftigte schützen sollen, werden in vielen Betrieben missachtet oder gehen nicht weit genug, schreibt Dr. Tanja Carstensen in den WSI-Mitteilungen.* Die Soziologin von der TU Hamburg-Harburg forscht in dem von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten laufenden Projekt „Arbeit 2.0. Neue Anforderungen an Beschäftigte und ihre Interessenvertretungen im Umgang mit Social Media“.

„Mit dem Bearbeiten von beruflichen E-Mails von zu Hause, in der Bahn, im Bus, in Hotelzimmern, in Cafés, auf Dienstreise, nach Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub hat sich Arbeiten ‚immer‘ und ‚überall‘ als Normalzustand etabliert“, so die Soziologin. Zwar empfinde nicht jeder dies als Belastung. Es könne sogar entlastend sein, sich gut informiert zu fühlen. Dabei bestehe jedoch die Gefahr, dass das Privatleben der Arbeit untergeordnet wird und es zu einer Verlängerung der Arbeitszeit kommt.

Dem DGB-Index Gute Arbeit 2012 zufolge müssen 27 Prozent der Beschäftigten sehr häufig oder oft nach Dienstschluss erreichbar sein (siehe auch die Infografik; Link unten). Dies kollidiere mit den gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten, die grundsätzlich elf Stunden ohne Unterbrechung betragen müssen, so Carstensen. „Erreichbarkeit“ gelte zwar nicht generell als Arbeitszeit. So wie bei der Rufbereitschaft stelle jedoch jede Arbeitsaufnahme – und sei sie noch so kurz wie etwa das Lesen einer beruflichen Mail – eine Unterbrechung der Ruhezeit dar.

Die Arbeitgeber könnten kaum kontrollieren, unter welchen Bedingungen die Angestellten außerhalb der Firma arbeiten. Schließlich gelte die Arbeitsstättenverordnung nur auf dem Gelände des Betriebs. Bei mobiler Arbeit entspreche die Umgebung – zum Beispiel im Zug, Auto oder Hotelzimmer – häufig nicht den Anforderungen an einen gesunden Arbeitsplatz. Zudem seien privat angeschaffte Geräte meist nicht für längeres Arbeiten gedacht. Nach Ansicht von Carstensen besteht hier „eine massive Regelungslücke“.

Ein weiteres Problem: Die Anzahl der Kommunikationskanäle – Mails, Chats oder Soziale Netzwerke – nimmt zu, was zu Überforderung führen könne. Zumal sich die Angestellten häufig mit widersprüchlichen Anweisungen konfrontiert sähen. So stünden der allgemeinen Aufforderung, sich in Sozialen Medien zu engagieren und mitzudiskutieren, oft unterschiedliche Kulturen in einzelnen Abteilungen gegenüber, die dies als Zeitverschwendung betrachten. Diesen Widerspruch zu lösen, liege dann in der Eigenverantwortung der Beschäftigten.

Die Wissenschaftlerin sieht mehrere Handlungsansätze: Auf politischer Ebene gingen Vorstöße wie eine „Anti-Stress-Verordnung“ oder das „Recht auf Nicht-Erreichbarkeit“ in die richtige Richtung. Die Arbeitsstättenverordnung könnte auf mobile und häusliche Arbeitsplätze ausgeweitet werden. Denkbar sei auch eine Modernisierung der Bildschirmarbeitsverordnung, die regelt, dass nur solche Geräte für die berufliche Nutzung zugelassen werden, die ergonomische Mindestanforderungen erfüllen. Zudem biete das Betriebsverfassungsgesetz einige Möglichkeiten: Zum Beispiel könnten Betriebsräte die Geräteausstattung mitbestimmen und ungeeignete Geräte ausschließen.

Solche Lösungen allein reichten aber nicht aus, wenn Beschäftigte ihre Mails nach Feierabend bearbeiten müssen, weil sie die Menge anders nicht bewältigen können. Dann sei es ebenso notwendig, eine Diskussion über Arbeitszeiten, Organisation oder Kommunikationskultur in den Unternehmen zu führen. „Technik ist nie alleiniger Auslöser veränderter Arbeitsbedingungen und -belastungen“, so die Wissenschaftlerin. Die technologischen Entwicklungen dürften daher nicht isoliert von sozialen, politischen und ökonomischen Veränderungen betrachtet werden.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Elke Ahlers
WSI, Expertin „Qualität der Arbeit“
Tel.: 0211-7778-344
E-Mail: Elke-Ahlers@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://media.boeckler.de/Sites/A/Online-Archiv/16034 – Tanja Carstensen: Neue Anforderungen und Belastungen durch digitale und mobile Technologien. In: WSI-Mitteilungen 3/2015.
http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=54169&chunk=1 – Infografik zum Download. In Böckler-Impuls 08/2015

Quelle: idw

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Wasserwirtschaft: FH Köln entwickelt naturnahes Verfahren gegen Stauseen-Verlandung

Petra Schmidt-Bentum Referat für Kommunikation und Marketing, Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachhochschule Köln

An der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umwelttechnik der FH Köln arbeiten Wissenschaftler im Forschungsprojekt „Kontinuierliche Lösung und Aufnahme von Sedimentablagerungen“ (KLASed) an einem einfachen, kostengünstigen und CO2-freien Verfahren, um Stauseen nachhaltig von Sedimentablagerungen zu befreien. Dabei wurde ein Messgerät entwickelt, das jetzt zum Patent angemeldet ist.

Rund 16 Prozent der weltweiten Energie wird durch Wasserkraft erzeugt. Neben unkalkulierbaren Wetter- und Klimafaktoren – der US-Bundesstaat Kalifornien leidet seit Jahren unter Trockenheit – birgt auch die Verlandung der Stauseen ein großes Risiko für die Wasser- und Energieversorgung: Durch die sich ansammelnden Stoff- und Gesteinsablagerungen verlieren die Stauseen große Mengen ihrer Speicherkapazität.

Stauseen wie der US-amerikanische Glen-Canyon-Damm, der Drei-Schluchten-Stausee in China oder der ägyptische Assuan-Staudamm müssen alle ein bis zwei Jahre mit aufwendigen Verfahren von Sedimentablagerungen befreit werden. Alleine beim Glen-Canyon-Damm kostet das jeweils rund sechs Millionen US-Dollar. Die Stauseen müssen dabei teilweise abgelassen und ausgebaggert werden. Auch deutsche Talsperrenbetreiber investieren in die Instandhaltung mehrere Millionen Euro. Sedimente und Schwebstoffe sind für fließende und stehende Gewässer sehr wichtig: „Sie schützen das Gewässer vor Erosion und sind ein wichtiger Lebensraum für die Bodenlebewesen“, sagt Yannick Ratke, Wirtschaftsingenieur am Institut für Baustoffe, Geotechnik, Verkehr und Wasser. Sedimentation und Erosion ist ein natürlicher Prozess in Flüssen. Schwebeteilchen sinken auf den Grund des Gewässers und bilden dort einen Bodensatz. Stauseen unterbinden diesen natürlichen Vorgang: Während sich am Grund der Seen die Ablagerungen sammeln, führen die Flüsse nur noch wenige Schwebstoffe mit sich. Das führt flussabwärts zu vermehrter Erosion.

2011 hat das Unternehmen DB Sediments zusammen mit der RWTH Aachen eine kostengünstige und naturnahe Lösung für die Verlandung der Stauseen entwickelt. Dabei fährt eine schwimmende Arbeitsplattform kontinuierlich über das Gewässer. Die Ablagerungen auf dem Boden werden über eine Fräse gelockert, schichtweise vom Boden gelöst, wie bei einem Staubsauger abtransportiert und in den Flussablauf geleitet. Dieses bisher einzigartige Verfahren wird jetzt an der Fachhochschule Köln im Forschungsprojekt KLASed optimiert. Unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Jokiel arbeiten die Ingenieure Yannick Ratke und Timo Fahlenbock daran, die Sedimentschichten mit einem Wasserstrahl vollautomatisch vom Boden zu lösen und in ökologisch sinnvollen Konzentrationen in das fließende Gewässer abzugeben. Projektpartner sind die Firmen DB Sediments GmbH und die RWTH Aachen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert KLASed mit rund 311.000 Euro.

Bei den Untersuchungen der FH Köln werden Form, Art und Größe des kombinierten Wasserstrahldüsen-Saugkopfes und des Absaug-Rohres optimiert. Dessen Abstand zur Sedimentoberfläche ist ebenso entscheidend wie der entsprechende Wasserdruck der Düsen – damit nicht zu viele Sedimente gleichzeitig gelöst werden und eine Trübung im Stausee entsteht. „Größe, Struktur und organische Anteile der Sedimente sind unterschiedlich. Auf diese Eigenschaften muss der Wasserstrahl angepasst werden, der sich unter Wasser anders verhält, als über Wasser“, so Ratke. „Viele dieser Ablagerungen haben sich so sehr verfestigt, dass hohe Wasserdrücke von bis zu 120 bar nötig sind um diese zu lösen“.

Das Erodieren der Sedimente, das je nach Beschaffenheit der Spüldüse und des Wasserdrucks variiert, ist ebenso Gegenstand der Untersuchungen wie die Dichte und Konzentration der gelösten Schwebstoffe. Dazu hat das Kölner Team ein neuartiges Messgerät entwickelt, das jetzt zum Patent angemeldet ist. Es misst vollautomatisch die Konzentration der Schwebstoffe im Wasser. Im Gegensatz zu dem gängigen Coriolis-Messgerät ist der Prototyp der FH Köln kostengünstig, leicht und misst sehr präzise – auch in Gewässern, die durch ihre hohe Biomasse eine hohe Methanemmision aufweisen. Dadurch können die Wissenschaftler die Förderrate des Sediments flexibel auf die individuellen Gegebenheiten der Stauseen anpassen.

Das Verfahren ist eine Schlüsseltechnologie zur CO2-freien Energierzeugung und -speicherung aus Wasserkraft“, sagt Prof. Dr. Christain Jokiel. „Es schafft als bisher einziges Verfahren die in den Europäischen Wasserrichtlinien geforderte Durchgängigkeit von Stauanlagen für Sedimente.“ KLASed trifft bereits auf internationales Interesse. Das zeigte zum Beispiel die äußerst positive Resonanz US-amerikanischer Wissenschaftler und Behörden auf der Joint Federal Interagency Conference on Sedimentation and Hydrologic Modeling (SEDHYD 2015) in Reno, Nevada, auf der das Kölner Team im Frühjahr seine Forschungsergebnisse vorgestellt haben.

Die Fachhochschule Köln ist die größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Deutschland. Mehr als 23.000 Studierende werden von rund 420 Professorinnen und Professoren unterrichtet. Das Angebot der elf Fakultäten und des ITT umfasst mehr als 80 Studiengänge aus den Ingenieur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften und den Angewandten Naturwissenschaften. Die Fachhochschule Köln ist Vollmitglied in der Vereinigung Europäischer Universitäten (EUA) und gehört dem Fachhochschulverband UAS7 an. Die EU-Kommission bestätigt der Hochschule internationale Standards in der Personalentwicklung der Forscherinnen und Forscher durch ihr Logo „HR Excellence in Research“. Die Fachhochschule Köln ist zudem eine nach den europäischen Öko-Management-Richtlinien EMAS und ISO 14001 geprüfte umweltorientierte Einrichtung und als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Weitere Informationen:
http://www.fh-koeln.de
http://www.facebook.de/fhkoeln
http://www.twitter.com/fhkoeln

Quelle: idw

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Solardächer produzieren Strom für Fahrzeuge

Dr. Katharina Jeorgakopulos Presse und Kommunikation
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Studentische Industriekooperation zwischen HAW Hamburg und Webasto erarbeitet Ergebnisse für EU-Zertifizierungsprozess von Solardächern zur Verbesserung der Öko-Bilanz von Fahrzeugen.

Unter der Leitung von Dr.-Ing. Volker Skwarek, Professor für technische Informatik an der HAW Hamburg, erarbeiteten sechs Studierende des hochschulübergreifenden Studienganges Wirtschaftsingenieurwesen (HWI) im Rahmen ihrer Semesterarbeit bei dem Industriebetrieb Webasto Ergebnisse für einen EU-Zertifizierungsprozess von Solardächern. Webasto produziert Solardächer für PKWs, die von der EU als Öko-Innovationen anerkannt sind. Die Dächer liefern Strom für den Fahrbetrieb und senken dementsprechend die Öko-Bilanz der Fahrzeuge. HAW-Studierende konnten nun in einer Simulation genauere Berechnungen zur Energielieferung treffen, die in die Zertifizierung mit einfließen und von Webasto der EU-Kommission zur Bewertung vorgelegt werden. Die Ergebnisse sollen langfristig veröffentlicht werden.

Der Automobilzulieferer mit Sitz in Stockdorf bei München entwickelt und produziert seit über 25 Jahren Solardachsysteme. Die im Dach integrierten Solarzellen produzieren dabei Strom, der in die Batterie eingespeist wird und in der Folge die Lichtmaschine durch Pufferung der Nebenaggregate entlastet. Somit werden der Kraftstoffverbrauch und damit auch der CO2-Ausstoß eines Fahrzeugs gesenkt. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission Solardächer für PKWs von Webasto als Öko-Innovation anerkannt.

Unter Öko-Innovationen versteht man Technologien, die nachweislich den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen senken. Das Potenzial zur CO2-Reduzierung von Öko-Innovationen kann nicht vollständig mit dem offiziellen Testverfahren (NEFZ) gemessen werden und wird deshalb rechnerisch ermittelt. Wird die Öko-Innovation von der EU-Kommission in einem Zertifizierungsverfahren anerkannt, kann ein Automobilhersteller die Kohlendioxid-Emission von Neuwagen senken, wenn er sie in seine PKWs integriert.

Anhand einer Simulation hat Webasto ein solches Zertifizierungsverfahren bei der EU-Kommission für sein PKW-Solardach bereits durchgeführt. Die vorhandene Simulation musste nun für leichte Nutzfahrzeuge (LNF) abgeändert werden. Hier setzte das Industriekooperationsprojekt der HAW-Studierenden und Webasto an. Ihr Projekt hatte die Zielsetzung, den Faktor zu berechnen, der die von Nutzfahrzeugen nutzbare Sonnenenergie beschreibt. Dafür übertrugen die Studierenden die für PKW bekannten Einflussparameter auf diese, erweiterten sie und modellierten sie mathematisch. Das überraschende Ergebnis: Das Fahrverhalten beeinflusst den Solar-Nutzungsfaktor und somit die potentielle CO2-Minderung entscheidend mit. In der Simulation wurden deswegen verschiedenste Faktoren wie beispielsweise Fahr- und Standzeit, Pausendauer oder Anteile der Stadt- und Überlandfahrten berücksichtigt. In einem zweiten Schritt ist geplant, einige Fahrzeuge mit Sensoren auszustatten, die den Einfall der Sonne messen, um die errechneten Ergebnisse zu validieren.

Kontakt:
HAW Hamburg
Fakultät Life Sciences/ Department Wirtschaftsingenieurwesen HWI
Prof. Dr.-Ing. Volker Skwarek/Professor für technische Informatik
Tel.: +49.40.428 75 – 6435 / 04533.709801
volker.skware@haw-hamburg.de

Weitere Informationen:
http://www.haw-hamburg.de
http://www.webasto-group.com/de

Quelle: idw

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Moderne Therapien bei Krampfadern und offenem Bein

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Nahezu jeder Zweite in Deutschland leidet an Krampfadern – nicht nur harmlose Schönheitsfehler, sondern Ursache für eine Überlastung der tiefen Venen, tiefe Venenthrombosen und verschiedene Hautveränderungen die bis zum „offenen Bein“ führen können. Durch rechtzeitige Behandlung lassen sich diese Komplikationen verhindern. Bei den Betroffenen besteht eine Schwäche der Gefäßwände: Die Venen weiten sich, die Venenklappen schließen nicht mehr vollständig und das Blut staut sich in den Beinen. In der Folge schwellen die Beine an und schmerzen. Risikofaktoren sind neben dem Alter und Übergewicht auch langes Sitzen oder Stehen im Beruf.

Radiowellen lassen Venen von innen schrumpfen
In der Behandlung der sogenannten Stammvarikose – einer Aufweitung der großen, oberflächennahen Venen in den Beinen – kommen heute weitestgehend schonende, minimal-invasive Methoden wie die Radiofrequenzbehandlung zum Einsatz: Die Ärzte führen unter lokaler Betäubung einen dünnen Katheter in die defekten Venen ein. Das Katheterende erhitzt mittels Radiowellen die Innenwand der Venen kontrolliert auf 120 Grad Celsius, woraufhin sich die Venen dauerhaft zusammenziehen und abgebaut werden. Hier kann in Zukunft kein Blut mehr versacken. Das umliegende Gewebe wird nicht geschädigt und es treten kaum Beschwerden auf. Der Patient kann bereits 30 Minuten nach dem Eingriff die Klinik wieder verlassen. Derzeit übernehmen nur die privaten Kassen den Eingriff, gesetzlich Versicherte müssen die Kosten in der Regel noch selbst tragen.

Umfassendes Versorgungskonzept für offene Beine
Für die Behandlung chronischer Wunden an den Beinen – bei arteriellen Durchblutungs-störungen, Venenschwäche, Rheuma, Diabetes oder anderen Grunderkrankungen – gibt es an der Universitäts-Hautklinik ein eigenes Versorgungskonzept: Klinikärzte und ein speziell geschultes Pflegeteam betreuen die Patienten gemeinsam mit niedergelassenen Hautärzten durchgängig von der Diagnostik bis zur Nachsorge. Einer genauen und interdisziplinären Abklärung möglicher Ursachen folgen die Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung und die intensive Wundbehandlung bis hin zur Hauttransplantation im Rahmen eines stationären Aufenthaltes. Seit dem Umzug ins Neuenheimer Feld gibt es als Anlaufstelle für die Patienten die Wundambulanz mit eigenen Räumlichkeiten und Sprechstunden.

Kontakt:
Sarah Müller
Allgemeines Oberarztsekretariat
Universitäts-Hautklinik Heidelberg
Telefon: 06221 56-8511
E-Mail: Sarah.Mueller@med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen:
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/Haut/Fortbildungen/Venentag.pdf Flyer Veneninformationstag
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Wund-und-Ulcusambulanz.135965.0.html?&… Wund- und Ulcusambulanz, Universitäts-Hautklinik Heidelberg
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Hautklinik.113977.0.html Startseite Universitäts-Hautklinik Heidelberg

Quelle: idw

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Bioenergie am Oberrhein – Es ist noch Luft nach oben

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Das trinationale vom KIT koordinierte Forschungsprojekt OUI Biomasse hat die Potenziale einer nachhaltigen Nutzung von Biomasse am Oberrhein untersucht und stellt am 26. Juni im Akademiehotel Karlsruhe seine Ergebnisse sowie einen Leitfaden für die künftige Entwicklung vor. Das Fazit der Forscher: Ein weiterer Ausbau der Biomasseproduktion ist wegen des weiteren Flächenbedarfs nur in begrenztem Umfang möglich. Großes Potenzial sehen die Forscher dagegen bei der Effizienzsteigerung. Ihre Empfehlung für die Oberrheinregion: Entwicklung effizienterer Technologien, verstärkte Mehrfachverwertung von Biomasse in der Nutzungskette sowie grenzüberschreitender Wissensaustausch.

Das Elsass in Frankreich, die Nordwestschweiz mit fünf Kantonen, große Teile Badens und die südliche Pfalz – sie alle sind Teil der geographisch eigenständigen Oberrheinregion. Hier stoßen drei Ländergrenzen aufeinander, hier leben fast 6 Millionen Franzosen, Schweizer und Deutsche in einem milden Klima, hier gibt es ausgedehnte Wälder und intensiv genutzte Äcker, Felder und Weiden. Für die Produktion von Biomasse – etwa in Form von Raps, Mais oder Holz – bietet die Oberrheinregion hervorragende Bedingungen. Mittels Verbrennung oder Vergärung lässt sich daraus Bioenergie – also Strom und Wärme – gewinnen, die erneuerbar ist und kaum mehr Kohlenstoff freisetzt, als zuvor beim Wachstum der Pflanzen gebunden wurde. Doch die Biomasseproduktion steht in Flächenkonkurrenz zum Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln und wird unter anderem deshalb auch kritisch gesehen.

In der Oberrheinregion wird Biomasse schon heute intensiv zur Energiegewinnung genutzt, jedoch sind durchaus regionale Unterschiede vorhanden. Während im deutschen Teil vor allem auf Energiepflanzen in Form von Holz und Mais gesetzt wird, ist in der Schweiz die Gewinnung von Bioenergie aus organischen Abfällen weit verbreitet. Im Elsass ist der Anteil von Bioenergie im Vergleich zur Schweiz und Deutschland etwas geringer, da Frankreich nach wie vor stark auf Atomstrom setzt.

Trotz der gemeinsamen Geographie gab es bislang weder eine grenzüberschreitende Strategie zur nachhaltigen Biomassenutzung, noch ein etabliertes Netzwerk zur Umweltforschung für die gesamte Region. Das vom KIT koordinierte trinationale INTERREG-Projekt „Innovationen für eine nachhaltige Biomassenutzung in der Oberrheinregion“, kurz OUI Biomasse – hat sich zum Ziel gesetzt, genau diese Lücke zu füllen. Die Forscher der 19 Partnereinrichtungen aus allen drei Ländern haben sich der Frage gewidmet, wie sich die Bioenergiegewinnung am Oberrhein nachhaltig und umweltschonend weiterentwickeln lässt.

Ein zentrales Ergebnis der Forschungsarbeit: Ein weiterer Ausbau der für die Produktion von Biomasse benötigten Flächen ist in der bereits intensiv bewirtschafteten Oberrheinregion nur in begrenztem Umfang möglich. Weitere Steigerungen gingen auf Kosten geschützter oder für den Nahrungsmittelanbau genutzter Flächen und seien deshalb nicht empfehlenswert.

Großes Potenzial sehen die Forscher dagegen in der Effizienzsteigerung bei den unterschiedlichen Biomasseverwertungspfaden. Hier empfehlen sie einen starken Fokus auf die Entwicklung neuer Technologien sowie eine verbesserte auch mehrfache und stoffliche Verwertung besonders bei Abfällen. Beispielsweise sollten feuchte Haushaltsabfälle aus der Biotonne vor der Verbrennung oder Kompostierung verstärkt zur Biogasherstellung genutzt werden. Biogasanlagen kämpfen zudem häufig mit dem Problem, dass die vor Ort entstehende Wärme aufgrund fehlender Infrastruktur oder Nachfrage nicht genutzt werden kann und sich somit negativ auf die Energiebilanz auswirkt. Auch hier sehen die Forscher deshalb großes Potenzial zur Effizienzsteigerung. Darüber hinaus empfehlen sie einen intensiven Wissensaustausch sowie einen „Export“ bewährter Nutzungsmodelle und staatlicher Förderprogramme über die Grenzen hinweg. So könnten etwa die deutschen „Bioenergiedörfer“ oder die schweizerische „Energiestadt“ auch in den jeweiligen Nachbarländern probeweise zum Einsatz kommen.

Nach der Abschlusskonferenz und der Vorstellung des Leitfadens werden die Projektpartner die bereits aufgebauten trinationalen Kontakte in das Oberrheinische Cluster für Nachhaltigkeitsforschung einbringen. Entsprechende EU-Förderanträge sind bereits in Arbeit. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass die Forschungsarbeit auch nach Projektabschluss weitergeht und die im Leitfaden formulierte Strategie fortentwickelt, an die Akteure in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit transferiert und schließlich auch umgesetzt werden kann.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft. Seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Anhang
Bioenergie am Oberrhein – Es ist noch Luft nach oben
https://idw-online.de/de/attachment44526

Quelle: idw

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Schützt ein gesunder Lebensstil vor Alzheimer?

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Hat die langjährige Ernährungsweise einen Einfluss darauf, ob man im fortgeschrittenen Alter zum Beispiel an Alzheimer erkrankt? Kann ein gesunder Lebensstil vor der Erkrankung schützen? Diese Fragen untersuchen Wissenschaftler im neuen Kompetenzcluster „Diet-Body-Brain“ (DietBB). Das Bundesforschungsministerium fördert das Vorhaben, das von der Universität Bonn koordiniert wird, mit mehr als fünf Millionen Euro.

Welchen Ernährungs- und Lebensstil Menschen pflegen, kann sich auch auf das Gedächtnis und die Entwicklung einer neurodegenerativen Erkrankung auswirken. „Studien haben gezeigt, dass Mikronährstoffe – wie zum Beispiel Vitamine, Flavonoide und Fettsäuren – Gedächtniseinbußen durch neurodegenerative Erkrankungen vorbeugen können“, sagt Clustersprecherin Prof. Dr. Ute Nöthlings von der Ernährungsepidemiologie der Universität Bonn.

Auch Übergewicht scheint eine Rolle zu spielen. Bislang fehlen jedoch weitgehend belastbare Daten zum Zusammenhang von Ernährungs- und Lebensstilfaktoren einerseits und dem Auftreten von neurodegenerativen Erkrankungen andererseits. Darüber hinaus ist unklar, wie Forschungsergebnisse zu Ernährung und Lebensstil heutzutage am besten an die Bevölkerung kommuniziert werden. In diese Lücken stößt nun DietBB vor.

Insgesamt 17 Partner haben sich im Cluster zusammengeschlossen
Das Bundesforschungsministerium fördert das Kompetenzcluster in den nächsten drei Jahren mit mehr als fünf Millionen Euro. Insgesamt haben sich 17 Partner für das Vorhaben zusammengeschlossen, darunter mehrere Institute der Universität Bonn und des Universitätsklinikums, die LIFE&BRAIN GmbH, das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, die Deutsche Sporthochschule Köln und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.

Das Forscherteam plant unter anderem im Rahmen der sogenannten „Rheinland Studie“, neue Erhebungsmethoden zu entwickeln, um Zusammenhänge zwischen dem Ernährungsverhalten der Bevölkerung und dem Auftreten von neurodegenerativen Erkrankungen erkennen zu können. Darüber hinaus sollen das Erbgut und das gesundheitsbezogene Verhalten, zum Beispiel körperliche Aktivitäten, mit in die Untersuchung einbezogen werden. Ein Teilprojekt beschäftigt sich außerdem mit der Frage, wie Ernährungsempfehlungen kommuniziert werden müssen, damit sie auch umgesetzt werden.

Weitere Informationen:
http://www.diet-body-brain.de Informationen zu DietBB im Internet

Quelle: idw

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Wärmepumpen und Kältemaschinen: Hocheffiziente Bausteine für die Klimazukunft

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Fraunhofer ISE eröffnet neues Prüf- und Entwicklungszentrum

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE eröffnet sein neues Prüf- und Entwicklungszentrum für Wärmepumpen und Kältemaschinen in Freiburg. Es trägt damit der zentralen Bedeutung dieser Techniken für die Energiewende Rechnung. Das Institut bietet der Industrie völlig neue Möglichkeiten, Komponenten, Geräte und ganze Systeme für das hocheffiziente Heizen und Kühlen entwickeln und testen zu lassen.

»Bei der Energiewende denken die meisten an Strom. Doch machen Wärme und Kälte im Gebäude über 40 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs aus«, so Ivan Malenković, Leiter ServiceLab Heat Pumps and Chillers des Fraunhofer ISE. »Hocheffiziente Wärmepumpen und Kältemaschinen können enorm viel Energie einsparen und sind deshalb ein zentraler Baustein für ein nachhaltiges Energiesystem.«
Wärmepumpen können nicht nur mit Strom, sondern auch mit Erdgas, Biogas oder Gas angetrieben werden, das mit erneuerbarem Strom gewonnen wurde (Power-To-Gas). Und auch Kältemaschinen können mit Wärme hoher Temperatur, z.B. aus Abwärme, angetrieben werden. Mit dem neuen Prüf- und Entwicklungszentrum kann das Institut die Industrie bei der Entwicklung neuer Geräte aller Varianten besonders schnell und umfassend unterstützen.

Bisher war zum Beispiel die Optimierung einer Wärmepumpe an langwierige Versuche gebunden, die viel Zeit in Anspruch genommen haben, um alle relevanten Betriebsbedingungen zu umfassen. Das neue Zentrum wurde mit Mess- und Konditionierungstechnik ausgestattet, die »Hardware in the Loop«-Messungen (HiL) erlaubt. Damit können die Forscher zum Beispiel die Klimabedingungen in Skandinavien, die dortigen Bauweisen und Heizlasten, durch modulare Prüfgruppen und Computersimulationen so nachbilden, dass der Prüfling in wenigen Tagen ein virtuelles Jahr absolviert. Um das zu ermöglichen haben die Forscher des Fraunhofer ISE ihre Anlagen so konzipiert, dass sie hochdynamische Vorgänge in Komponenten und Systemen sehr genau abbilden und messen können – zum Beispiel Temperatursprünge in der Hydraulik einer Heizungswärmepumpe, die gerade vom Heizungs- auf Brauchwarmwasserbetrieb umschaltet.

»Dynamische Messungen und die Integration von Testgeräten in Echtzeit-Simulationen ermöglichen Forschung und Industrie, komplexe Regelvorgänge und Abhängigkeiten besser zu verstehen und Produkte schneller und kostengünstiger zu entwickeln«, sagt Ivan Malenković. Die ISE-Forscher arbeiten in ihrem neuen Zentrum auch an neuen Testmethoden, die diese Dynamik berücksichtigen.

Ein weiterer Schwerpunkt des Zentrums wird durch neue EU-Vorschriften wie der F-Gas-Verordnung bestimmt: Sie sehen eine Verschärfung der Einsatzbedingungen von herkömmlichen Kältemitteln für Wärmepumpen vor, einschließlich schrittweiser Beschränkung der am Markt verfügbaren Mengen. Natürliche Kältemittel wie Propan oder Ammoniak, die kein oder ein um den Faktor 1000 kleineres Treibhauspotenzial haben, gewinnen dadurch an Bedeutung. Viele neue Kältemittel erfordern beim Umgang besondere Sicherheitsvorkehrungen, zum Beispiel wegen Brennbarkeit. Das neue Prüf- und Entwicklungszentrum ist mit einem integralen Sicherheitskonzept und entsprechenden technischen Einrichtungen ausgerüstet, um Anlagen mit den Kältemitteln der Zukunft entwickeln zu können.

Am Beispiel Kältemittel wird auch deutlich, wie die Industrie von der Einbindung der Messungen in andere Forschungsaktivitäten profitiert: So reduziert gerade im Projekt »Green Heat Pump« ein bionischer Kältemittelverteiler, dessen Kanalführung von natürlichen Vorbildern inspiriert ist, die benötigte Menge an Kältemittel deutlich. Von diesen Erkenntnissen können alle Hersteller profitieren, da es sich um ein mit EU-Mitteln gefördertes Projekt handelt.

Einen großen Teil des Zentrums nimmt eine kalorimetrische Doppelklimakammer ein, in der Prüflinge mit bis zu 2 x 50 Kilowatt Heiz- oder Kühlleistung vermessen werden können. In der Kammer sind Gasanschlüsse, Luftkanäle und Kamine vorhanden, die jede mögliche Antriebsart des Prüflings abdecken. Durch die Kalibrierung der Kammer vor dem Versuch können thermische Verluste für die Energiebilanzierung exakt erfasst werden.

Der Grundgedanke bei Wärmepumpen ist, Umweltwärme zur Energieeinsparung heranzuziehen. So macht eine elektrische Wärmepumpe mit der Jahresarbeitszahl 3 aus einem Teil Strom 3 Teile Wärme, wovon 2 Teile aus der Umwelt gewonnen werden. Wärmepumpen sind in energetisch sanierten Altbauten oder modernen Neubauten eine sinnvolle Heiztechnik. In einem künftigen Smart Grid können elekrische Wärmepumpen, insbesondere in Verbindung mit Wärmespeichern oder Nutzung der thermischen Gebäudemasse, auch überschüssigen Strom aus fluktuierender Erzeugung aufnehmen und somit die Nutzung erneuerbarer Energien optimieren.

Das Fraunhofer ISE begleitet die Entwicklung von Wärmepumpen und Kältemaschinen seit über 20 Jahren. Die Vernetzung mit der hauseigenen Forschung zum Beispiel bei Sorptions- oder Speichermaterialien oder für das Smart Grid liefert dabei immer wieder innovative Ansätze und Produktideen.

Weitere Informationen:
http://www.ise.fraunhofer.de


Anhang

Presseinformation im PDF-Format
https://idw-online.de/de/attachment44646

Quelle: idw

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Speicher- und Wärmetransformationstechnologien – wichtige Pfeiler der Energiewende

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Fraunhofer ISE erweitert Forschungs- und Entwicklungsangebot mit neuem Standort

Schon seit seiner Gründung vor mehr als 30 Jahren ist das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE sehr breit und komplementär und damit optimal für die zentralen Fragen der Energiewende aufgestellt. Systemische Aspekte und die Frage der Energiespeicherung zählten in Ergänzung zu solaren Technologien von Anfang an dazu. Zwei der Themen, die heute bei der Transformation unseres Energiesystems besonders im Fokus stehen sind Energiespeichertechnologien sowie effiziente Verfahren für die Wärme- und Kältebereitstellung.

In diesen Bereichen hat das Fraunhofer ISE jetzt seine Aktivitäten an einem neuen Standort in der Auerstraße in Freiburg gebündelt und seine Ausstattung deutlich ausgeweitet. Am 2. Juli 2015 wurde das neue Zentrum für Speicher- und Wärmetransformationstechnologien in Anwesenheit von Vertretern mehrerer Bundesministerien sowie Repräsentanten aus der Industrie und Branchenverbänden offiziell eingeweiht.

»Mit diesen deutlich erweiterten Möglichkeiten in der Speicherforschung sowie der Wärme- und Kältebereitstellung tragen wir gleich mehreren zentralen Fragestellungen Rechnung, die von entscheidender Bedeutung sind auf dem Weg hin zu einem Energieversorgungssystem auf Basis erneuerbarer Energien«, so Institutsleiter Prof. Eicke R. Weber. Neue Labor- und Technikumsfläche gibt es für die Themen Batteriesysteme für Photovoltaik und Mobilität, Redox-Flow-Batterien, Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse, Hochtemperaturspeicher für die Solarthermie sowie Wärmepumpen und Kältemaschinen für den Antrieb mit Strom, Gas oder Wärme.

Batteriesysteme
Aufgrund ihres modularen Aufbaus und hohen energetischen Wirkungsgrads nehmen Batteriesysteme eine Schlüsselrolle bei der Nutzung fluktuierender erneuerbarer Energiequellen wie Photovoltaik oder Windkraft ein und können erheblich zur Systemstabilität beitragen. Mit der fortschreitenden Entwicklung neuer Technologien steigen Energie- und Leistungsdichte der Batterien und somit erschließen sich immer neue Einsatzzwecke wie beispielsweise im Bereich der Elektromobilität. Je nach Anwendung und Einsatzprofil sind die Anforderungen an Batteriesysteme jedoch enorm. Oberste Ziele der Aktivitäten am Fraunhofer ISE sind deshalb die Optimierung von Schlüsselkomponenten und des Gesamtsystems sowie die Erhöhung der Zuverlässigkeit bei gleichzeitiger Minimierung der Kosten des Speichersystems. Die FuE-Themen umfassen dabei die zentralen Aufgaben der Batteriesystemtechnik wie beispielsweise das Batteriemanagement sowie das thermische Management und die Untersuchung von Alterungsprozessen von Batterien in unterschiedlichsten Anwendungen und für verschiedene Zellchemie, sowohl im Labor als auch mit modernsten Simulationswerkzeugen.

Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse
Wasserstoff kann über Elektrolyse mittels Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Dies wird besonders interessant wenn bei wachsendem Anteil von Sonne und Wind im Stromsystem große Mengen von Überschussstrom zur Verfügung stehen werden. Wasserstoff besitzt als einziger Energieträger das Potenzial, sehr große Energiemengen auch über lange Zeiträume in chemischer Form zu speichern. Neben der Rückverstromung in stationären Brennstoffzellensystemen oder in Gasmotoren bildet Wasserstoff auch als Kraftstoff in Brennstoffzellenfahrzeugen das Bindeglied zur emissionsfreien Mobilität. Wasserelektrolyseure sind künftig als (de)zentrale, regelbare Lasten im Stromnetz für die Stadtwerke oder Netzbetreiber eine wertvolle Regelgröße, um die Stromerzeugung zeitnah an den Verbrauch anzupassen und damit die Netzfrequenz zu stabilisieren. Das Fraunhofer ISE konzentriert seine Aktivitäten auf die elektrochemische Wasserstofferzeugung durch die Membranelektrolyse als zentrales Kernelement für stoffliche Speicher in Kopplung mit erneuerbaren Energien.

Wesentliche Alleinstellungsmerkmale des Fraunhofer ISE sind 25 Jahre Forschung und Entwicklung zur PEM-Elektrolyse sowie die Größe der am Standort Auerstraße aufgestellten Testanlage zur Prüfung von Zellstapeln für PEM-Elektrolyseure bis 4.000 Ampere in energiewirtschaftlich relevanter Größe. Der Aufbau einer Einspeiseanlage zur Zumischung von Wasserstoff ins lokale Gasnetz unterstreicht die Anwendungsnähe der Fraunhofer-Forschung.

Solarthermische Hochtemperaturspeicher
Das Fraunhofer ISE betreibt Forschung und Entwicklung für solarthermische Speicher sowohl im Niedrig- als auch im Hochtemperaturbereich. Am Standort Auerstraße stehen die Hochtemperaturspeicher für solarthermische Kraftwerke im Mittelpunkt. In solarthermischen Kraftwerken wird die Solarstrahlung mittels großer Spiegelfelder auf Absorber fokussiert. Zum Abführen der entstehenden Wärme werden die Absorber mit einem Wärmeträgermedium, z.B. Thermoöl, Wasser/Dampf, Salzschmelze oder Luft, durchströmt. Mit der Wärme kann dann eine Gas- oder Dampfturbine betrieben und Strom erzeugt werden. Die Integration von Hochtemperaturspeichern in solarthermischen Kraftwerken ermöglicht eine zeitlich bedarfsorientierte Stromerzeugung, auch nachts oder in Stunden mit Bewölkung.

Das Fraunhofer ISE entwickelt, vermisst, bewertet und optimiert Speicherkonzepte, die für sehr hohe Temperaturen ausgelegt sind. Am neuen Standort besteht zum ersten Mal die Möglichkeit, mit Temperaturen bis zu 550°C zu testen und in sogenannten Schneckenwärmeübertragern mit Dampf unter hohen Drücken zu arbeiten. Ein weiteres Anwendungsfeld sind industrielle Prozessdampfanlagen, die ebenfalls Speicher für Temperaturen ab 180°C benötigen.

Wärmepumpen
Die Bereitstellung von Wärme und Kälte im Gebäudebereich nimmt einen zunehmend wichtigeren Stellenwert in der Energiewende ein. Heute gehen etwa 40% des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs in diesen Bereich, dies bedeutet, dass mit effizienteren und nachhaltigen Verfahren hier ein enormes Potenzial an Energieeinsparung gehoben werden kann. Die Wärmepumpentechnologie ist in der Lage, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Der größte Vorteil der Wärmepumpen ist die Tatsache, dass die Bereitstellung von Wärme (und Kälte) zum großen Teil auf Umweltenergie basiert. Die restliche Energie wird beispielsweise in Form von elektrischer Energie zugeführt – und diese elektrische Energie kommt im sich wandelnden Energiesystem zunehmend aus erneuerbaren Quellen. Deshalb sind elektrische Wärmepumpen äußerst kompatibel zur Stromerzeugung mit Sonne und Wind. Aber auch Gas-Wärmepumpen als Nachfolgetechnologie heutiger Heizkessel spielen eine eminent wichtige Rolle, da sie den eingesetzten Brennstoff unter zusätzlicher Nutzung von Umweltwärme viel effizienter wandeln.

Am Standort Auerstraße hat das Fraunhofer ISE die Laborfläche für seine Wärmepumpenaktivitäten verzehnfacht und damit ein komplett neues Prüf- und Entwicklungszentrum für Wärmepumpen und Kältemaschinen installiert. So kann das Institut, das seit 20 Jahren Entwicklung von Wärmepumpen und Kältemaschinen betreibt, die Industrie bei der Entwicklung neuer Geräte besonders schnell und umfassend unterstützen, von der Komponentenentwicklung bis zur Systembewertung. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal am neuen Standort ist, dass alle Messeinrichtungen die strengen Sicherheitsauflagen für das Arbeiten mit brennbaren Kältemitteln wie Propan erfüllen, um so die Entwicklung neuartiger Kältemittel mit geringem Treibhausgaspotenzial voranzutreiben. Darüber hinaus liefert die Vernetzung mit der hauseigenen Forschung zum Beispiel bei Sorptions- oder Speichermaterialien oder für das Smart Grid immer wieder innovative Ansätze und Produktideen.

Weitere Informationen:
http://www.ise.fraunhofer.de

Anhang

https://idw-online.de/de/attachment44643
Presseinformation: Speicher- und Wärmetransformationstechnologien – wichtige Pfeiler der Energiewende

Quelle: idw

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Atherosklerose – Kontrolle auf der Außenseite

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Auf der Außenwand von Blutgefäßen mit atherosklerotischen Plaques bilden sich tertiäre Lymphorgane, die Atherosklerose hemmen können, wie LMU-Wissenschaftler zeigen. Dieser Fund eröffnet neue Therapieoptionen der Erkrankung.

Atherosklerose entsteht, wenn Ablagerungen in der Gefäßinnenwand – sogenannte atherosklerotische Plaques – zu chronischen Entzündungen führen und die Blutgefäße verengen. Plaques behindern den Blutfluss und blockieren ihn schließlich vollständig, was einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslöst. Verursacht werden die chronischen Entzündungen durch eine außer Kontrolle geratene Reaktion des Immunsystems. „Aber das Immunsystem kann an den betroffenen Arterien die überschießende Immunreaktion auch dämpfen“, sagt Professor Andreas Habenicht (Institut für Prophylaxe und Epidemiologie der Kreislaufkrankheiten, Direktor Professor Christian Weber). Das Team von Habenicht konnte nun in Kooperation mit nationalen und internationalen Forschergruppen zeigen, dass sogenannte arterielle tertiäre Lymphorgane (ATLOs) auf den Gefäßaußenwänden den Entzündungen entgegen wirken können. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Immunity.

Wie atherosklerotische Plaques entstehen, ist noch nicht vollständig geklärt. Rauchen, Übergewicht oder mangelnde Bewegung tragen zu ihrer Entstehung bei. Oft beginnt die Krankheit schon im Jugendalter und ist vermutlich auch Teil des natürlichen Alterungsprozesses. „Wir haben nun im Mausmodell beobachtet, dass im Verlauf des Alterungsprozesses Immunzellen die Arterienwand infiltrieren und auf der Gefäßaußenwand tertiäre Lymphorgane bilden – und zwar genau dort, wo an der Innenseite atherosklerotische Plaques liegen“, sagt Habenicht. Diese ATLOs ähneln Lymphknoten. Im Unterschied zu anderen Schlüsselkomponenten des Lymphsystems wie etwa der Milz oder den Mandeln, die bereits während der Embryonalentwicklung angelegt werden, entstehen ATLOs erst während des Alterungsprozesses als Reaktion auf chronische Entzündungen – sie bilden also eine Art „Zweigstelle“ des Immunsystems, die flexibel dort entsteht, wo sie gebraucht wird.

Schützende Immunzellen überwiegen
ATLOs enthalten alle Immunzellen, die nötig sind, um eine Immunreaktion zu steuern. Darunter sind sowohl Zellen, die Immunreaktionen aktivieren, als auch solche, die Immunreaktionen dämpfen. „Welche Funktion ATLOs genau haben, war bisher ungeklärt. Insgesamt ging man davon aus, dass sie Autoimmunerkrankungen und chronische Entzündungen eher fördern. Das ist überraschenderweise aber gerade nicht der Fall“, sagt Habenicht. „Als wir ATLOs ausschalteten, entwickelte sich im Mausmodell mehr Atherosklerose, nicht weniger. Wir schließen daraus, dass die immun-dämpfenden Zellen das Übergewicht über die aktivierenden Zellen haben, sodass die Immunreaktion insgesamt gebremst wird“.

ATLOs sind damit wichtige Steuerungszentren der Immunabwehr bei Atherosklerose und möglicherweise auch bei anderen chronischen Entzündungskrankheiten und bestimmten Krebserkrankungen. Daher sind sie ein interessantes, bisher unbeachtetes Ziel für neue Therapiestrategien. „Unserer Ergebnisse eröffnen die Möglichkeit, die Atherosklerose-spezifischen Immunzellen zu isolieren und molekular zu charakterisieren. Anschließend können wir die Zellen dann hinsichtlich ihrer Funktion untersuchen und mittelfristig verwenden, um neue Therapieoptionen zu entwickeln. Langfristig könnte so möglicherweise eine Impfung gegen Atherosklerose entwickelt werden – aber bis dahin ist es noch ein langer Weg“, betont Habenicht.
göd

Publikation
Artery tertiary lymphoid organs control aorta immunity and protect against atherosclerosis via vascular smooth muscle cell lymphotoxin β receptors
Desheng Hu, Sarajo K. Mohanta, Changjun Yin, Li Peng, Zhe Ma, Prasad Srikakulapu, Gianluca Grassia, Neil MacRitchie, Gary Dever, Peter Gordon, Francis L. Burton, Armando Ialenti, Suleman R. Sabir, Iain B. McInnes, James M.Brewer, Paul Garside, Christian Weber, Thomas Lehmann, Daniel Teupser, Livia Habenicht, Michael Beer, Rolf Grabner, Pasquale Maffia, Falk Weih, Andreas J.R. Habenicht
Immunity 2015

http://www.cell.com/immunity/abstract/S1074-7613%2815%2900213-7

Kontakt:
Andreas Habenicht, M.D.
Professor of Medicine
Institute for Cardiovascular Disease Prevention
Mobile: 49-(0)1525-4849425
Landline/Fax: 49-(0)89-45227358
Andreas.Habenicht@med.uni-muenchen.de
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Institut-fuer-Prophylaxe-und-Epidemiologie-d…

Quelle: idw

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Biofilme erhöhen Stabilität und Effizienz der Biogaserzeugung

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Wissenschaftler des Potsdamer Leibniz-Instituts für Agrartechnik haben erstmalig die mikrobiellen Lebensgemeinschaften in den methanogenen Biofilmen unterschiedlicher Biogasreaktoren untersucht und charakterisiert. Neben neuen mikrobiologischen Erkenntnissen über die Zusammensetzung und Entwicklung solcher Biofilme konnten sie insbesondere die stabilisierende und effizienzsteigernde Wirkung von Biofilmen für die Biomethanisierung nachweisen. Die Ergebnisse dieser Studie wurden kürzlich veröffentlicht.

Auf allen Oberflächen im Biogasreaktor bilden sich rasch Biofilme. In diesen Biofilmen leben verschiedene Mikroorganismen, darunter gärende Bakterien und methanbildende Archaeen, in enger Symbiose. Zusammen gewährleisten sie einen effizienten Abbau von Biomasse zu Biogas. In einem dreijährigen Forschungsvorhaben haben Potsdamer Forscher die Entwicklung solcher Biofilme in unterschiedlichen Reaktortypen und bei unterschiedlichen Betriebstemperaturen untersucht. Das wissenschaftliche Interesse galt dabei insbesondere der Frage, wie die Entwicklung besonders effizienter Biofilme gezielt gefördert werden kann.

Eine Möglichkeit besteht darin, gezielt Aufwuchsträger in die Reaktoren einzubringen, beispielsweise Festkörper aus Kunststoff wie sie in der Abwasserwirtschaft eingesetzt werden. Das Einbringen von zusätzlichen Aufwuchsflächen bewirkte in allen untersuchten Biogasanlagen eine Stabilisierung der Gärsäureproduktion und der Methanbildung. Insbesondere bei mittleren Betriebstemperaturen (37°C) konnte im Vergleich zu der Kontrolle ohne zusätzliche Aufwuchsflächen eine deutliche Erhöhung sowohl der Biogasbildung insgesamt als auch des Gehalts an Methan erreicht werden.

Entscheidend für die Ansiedlung einer effizienten mikrobiellen Gemeinschaft sind vor allem die Materialeigenschaften der Aufwuchsträger. Von den getesteten Werkstoffen, u. a. Polyvinylchlorid, Polypropylen, Polyethylen und Polyurethan, erwies sich Acrylglas für die Nutzung als Aufwuchsträger am besten geeignet. Auch auf magnetischen Aufwuchsträgern, die mitsamt ihrer mikrobiellen Beladung gut im System zurückgehalten werden können, etablierten sich Biofilme erfolgreich. Insgesamt beeinflussen die Oberflächenrauigkeit des Materials und die Temperatur des Prozesses die mikrobielle Besiedlung.

Überraschend für die Wissenschaftler war, dass innerhalb eines Biogasreaktors unterschiedliche Biofilme mit unterschiedlichen Arten von Mikroorganismen und Stoffwechselleistungen vorliegen können. „Wir vermuten, dass über die Materialeigenschaften der Aufwuchsträger die Struktur der Biofilme und damit auch die Leistung des Biogasreaktors positiv beeinflusst werden kann“, so Dr. Ingo Bergmann, einer der Autoren der Studie.

Projektleiter Dr. Michael Klocke unterstreicht die Relevanz der Ergebnisse: „Unsere Forschungsergebnisse zeigen einen Weg zur weiteren Optimierung von Biogasreaktoren auf. Durch die Bereitstellung von geeigneten Aufwuchsflächen lässt sich die Biogas-Mikrobiologie gezielt steuern. Ziel muss die Ansiedlung besonders effizienter mikrobieller Gemeinschaften im Biogasreaktor sein, um eine optimale Prozesseffizienz zu erreichen.“

Am Leibniz-Institut für Agrartechnik wurden in den letzten Jahren verschiedene Biofilm-basierte Reaktorlösungen entwickelt und in Labor und Praxis erprobt. Wesentlich für solche Verfahren ist die räumliche Trennung von Aufschluss und Abbau der Biomasse von der eigentlichen Methanbildung. „Solche mehrstufigen Systeme sollten unbedingt verstärkt Anwendung in der Praxis finden. Dabei sind die symbiotischen Beziehungen zwischen den Mikroorganismen in den Biofilmen für die Stabilität des Prozesses und die Leistungsfähigkeit der Biogasbildung entscheidend“, fasst Dr. Michael Klocke die Ergebnisse zusammen.

Der anaerobe Abbau von pflanzlicher Biomasse zu Biogas wird durch zwei Gruppen von Mikroorganismen durchgeführt. Fermentative Bakterien katalysieren den Abbau der in der Biomasse enthaltenen hochmolekularen Verbindungen zu kurzkettigen Carbonsäuren sowie Gasen wie molekularem Wasserstoff und Kohlendioxid. Diese Abbauprodukte sind wiederum die Ausgangssubstrate für die eigentlichen Produzenten der energetischen Komponente im Biogas, des Methans. Zur Bildung von Methan sind nur einige wenige, hoch spezialisierte Vertreter aus der Gruppe der Archaeen befähigt.

Das Projekt „Biofilme in Biogasanlagen – Struktur, Einfluss auf die Biogasausbeute und Optimierung technischer Systeme zur Rückhaltung der mikrobiellen Biomasse“ wurde im Rahmen des Förderprogramms „Nachwachsende Rohstoffe“ vom Bundesministerium für Ernährung und Verbraucherschutz (BMEL) finanziell gefördert und durch den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) unterstützt.

Literatur:
Bergmann, I., & Klocke, M. (2015): Biofilme in Biogasanlagen – Struktur, Einfluss auf die Biogasausbeute und Optimierung technischer Systeme zur Rückhaltung der mikrobiellen Biomasse. Schlussbericht zum Forschungsverbund BIOGAS-BIOFILM. Bornimer Agrartechnische Berichte, Heft 87, Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim, 164 S.
Der Bericht ist online verfügbar unter: http://www.atb-potsdam.de/fileadmin/docs/BABs/Heft_87_k.pdf sowie in der FNR-Projektdatenbank http://www.fnr.de/projekte-foerderung/projekte/ unter dem Förderkennzeichen 22016308.

Kontakt:
Dr. Michael Klocke – Abteilung Bioverfahrenstechnik
Tel.: 0331 5699-113, E-Mail: mklocke@atb-potsdam.de

Helene Foltan – Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0331 5699-820, E-Mail: hfoltan@atb-potsdam.de

Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam
http://www.atb-potsdam.de

Das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V. (ATB) ist ein europäisches Zentrum agrartechnischer Forschung an der Schnittstelle von biologischen und technischen Systemen. Unsere Forschung zielt auf eine wissensbasierte Bioökonomie. Hierfür entwickeln wir hochinnovative und effiziente Technologien zur Nutzung natürlicher Ressourcen in landwirtschaftlichen Produktionssystemen – von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung.

Quelle: idw

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Leiharbeit, Minijob und Co.: Spürbare Folgen für das Privat- und Familienleben

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Wer atypisch beschäftigt ist, muss mit zahlreichen Nachteilen leben. Menschen in Leiharbeit, Teilzeitarbeit, mit befristeten oder Minijobs verdienen meist nicht nur weniger als die sogenannten Normalarbeitnehmer. Das Arbeiten jenseits der „Norm“ wirkt sich auch auf das Privatleben aus, wie Prof. Dr. Irene Gerlach, Dr. Regina Ahrens, Inga Laß und Henning Heddendorp vom Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik (FFP) in Münster herausgefunden haben. Die damit verbundenen Risiken tragen vor allem Frauen, zeigt ihre von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie.*

Im Kern der Untersuchung geht es darum, welchen Einfluss atypische Beschäftigungsverhältnisse auf Partnerschaft und Familie, soziale Netzwerke oder die gesellschaftliche Teilhabe haben. Die Datenbasis für die Analyse bildet das Sozio-oekonomische Panel (SOEP).

In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl der atypisch Beschäftigten deutlich gestiegen. Ein großer Teil des Jobwachstums seit den 1990er-Jahren ging auf die zunehmende Verbreitung solcher Beschäftigungsverhältnisse zurück. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren 2012 knapp acht Millionen Menschen atypisch beschäftigt. Die WSI-Datenbank „Atypische Beschäftigung“ folgt der engeren Definition, die die Bundesagentur für Arbeit vom „Normalarbeitsverhältnis“ hat, und geht sogar von mehr als 13 Millionen aus.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um die Politikwissenschaftlerin Gerlach sehen atypische Beschäftigung nicht pauschal als negativ an, betonen aber den zwiespältigen Charakter: Während Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befristete Stellen und Leiharbeit ganz überwiegend unfreiwillig und mangels alternativer Angebote übernähmen, sehe das bei Teilzeit- oder Minijobs auf den ersten Blick teilweise anders aus. Insbesondere Frauen entschieden sich häufig bewusst für einen solchen Job, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Doch selbst wenn es sich „oberflächlich betrachtet“ um eine freiwillige Wahl handele, steckten dahinter oftmals „strukturelle Zwänge“, wie etwa fehlende Möglichkeiten der Kinderbetreuung oder ein mangelndes Familienbewusstsein in der Arbeitswelt.

– Teilzeitbeschäftigte: Mehr Zeit für Kinder, höhere Abhängigkeit –
Ein Vergleich der verschiedenen Beschäftigungsformen zeigt: Beschäftigte in Teilzeit oder Minijobs investieren am meisten Zeit in die Betreuung von Kindern – im Schnitt zwischen gut sieben und mehr als elf Stunden pro Werktag, wenn das jüngste Kind unter drei Jahre alt ist. Diese Arbeit leisten der Studie zufolge vor allem Frauen. Zwar wenden auch Väter, die in Teilzeit arbeiten, mehr Zeit für Kinder auf als regulär Beschäftigte, aber bei den Müttern stellten die Forscher „weitaus deutlichere Effekte“ fest. Am wenigsten Zeit für die Kinderbetreuung – 2,7 Stunden pro Werktag – bringen Beschäftigte in Normalarbeitsverhältnissen auf, eine Gruppe mit besonders hohem Männeranteil (siehe auch die Infografik; Link unten).

In Partnerschaften ist eine traditionelle Rollenverteilung nach wie vor weit verbreitet: „Während normalbeschäftigte Männer zumeist eine Partnerin im Hintergrund haben, die ihnen den Rücken für das berufliche Engagement freihält“, sind Frauen mit regulärem Job mehrheitlich ledig, schreiben Gerlach, Ahrens, Laß und Heddendorp. Nur 38 Prozent von ihnen seien verheiratet, unter den normalbeschäftigten Männern seien es 59 Prozent.

Frauen, die ihre Arbeitszeit zugunsten der Familie reduzieren, seien abhängiger vom Partner und damit im Falle einer Trennung schlechter abgesichert. Außerdem zeigten die Untersuchungen, dass atypisch beschäftigte Frauen in erhöhtem Maße finanzielle Unterstützung von Familienmitgliedern außerhalb des Haushalts erhalten.

Höheres Trennungsrisiko bei Unverheirateten in Leiharbeit und zwischen zwei atypisch Beschäftigten
Zudem scheint atypische Beschäftigung die Partnerschaft zu belasten: Nicht verheiratete Paare trennen sich deutlich häufiger, wenn ein Partner in Leiharbeit beschäftigt ist oder wenn beide Partner atypische Jobs (Leiharbeit oder andere) haben. Bei Verheirateten ist dieser Effekt nicht zu beobachten. „Hier scheint der höhere Institutionalisierungsgrad von Ehen für einen stärkeren Zusammenhalt bei beruflichen Belastungen zu sorgen“, schreiben die Wissenschaftler.

Große Unterschiede stellten die Forscher fest, wenn es um die Mitsprache im Betrieb geht: Je größer die Abweichung vom Normalarbeitsverhältnis ist, desto seltener gehören Beschäftigte einer Gewerkschaft oder einem Betriebsrat an. Geringfügig Beschäftigte sind am seltensten organisiert, befristet Vollzeitbeschäftigte dagegen relativ häufig.

– Aufklärung über Risiken, passende Kinderbetreuung für Normalbeschäftigte –
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des FFP sehen die politische und gesellschaftliche Kommunikation am Zuge. Sie müsse stärker als bisher den Zusammenhang zwischen individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen atypischer Beschäftigung in den Blick nehmen. So erhöhten atypische Beschäftigungsformen aufgrund der geringeren Erwerbsbeteiligung, von diskontinuierlichen Erwerbsbiographien sowie des tendenziell geringeren Einkommens das Risiko von Altersarmut, warnen die Forscher. Auch ein Faktor wie die höhere Trennungsrate im Zusammenhang mit Leiharbeit könne die soziale Integration von Beschäftigten schwächen. Neben den individuellen Problemen verursache dies sowohl volkswirtschaftlich als auch sozialpolitisch Folgekosten, die gerade in einer „alternden Gesellschaft“ nicht unterschätzt werden dürften.

Politik und Recht sollten daher „stärker als bisher echte Wahlmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Beschäftigungsformen schaffen“, empfehlen die Forscher. Das beginne etwa bei einer besseren Aufklärung Beschäftigter über die ökonomischen Risiken bestimmter Jobs. Zentral sei die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch im Normalarbeitsverhältnis, beispielsweise durch den weiteren Ausbau von qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsmöglichkeiten.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Claudia Bogedan
Leiterin Abteilung Forschungsförderung
Tel.: 0211-7778-108
E-Mail: Claudia-Bogedan@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.ffp.de/tl_files/dokumente/2015/20150625_Policy_Brief_Projekt%202013-6… -Die Bedeutung atypischer Beschäftigung für zentrale Lebensbereiche, FFP-Policy Brief, Juni 2015.
http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=60219&chunk=1 – Infografik
http://www.boeckler.de/wsi_5859.htm – Die WSI-Datenbank „Atypische Beschäftigung“ der Hans-Böckler-Stiftung bietet aktuelle Zahlen für jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt

Quelle: idw

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Wie man Kinder für gesunde Lebensmittel gewinnt

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Wenn die Verpackung verlockend gestaltet ist, greifen Grundschulkinder auch zu gesunden Lebensmitteln. Das hat eine Studie mit dem Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund unter Federführung von Wissenschaftlern der Universität Bonn ergeben. Die Resultate sind vorab online im Fachjournal „Frontiers in Psychology“ veröffentlicht. Die Endfassung erscheint in Kürze.

Kinder greifen bei Snacks besonders gerne zu, wenn die Verpackung ansprechend gestaltet ist. „Die Süßigkeitenindustrie hat sehr viel Erfahrung damit, wie sich mit Marketingeffekten der Produktabsatz bei Kindern steigern lässt“, sagt Prof. Bernd Weber vom Center for Economics and Neuroscience (CENs) der Universität Bonn. „Vergleichsweise gibt es aber nur wenige Erkenntnisse darüber, wie sich solche Marketingeffekte für gesunde Lebensmittel nutzen lassen.“ In diese Lücke stößt eine Studie, die ein Team um Prof. Weber zusammen mit Wissenschaftlern um Prof. Dr. Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund durchgeführt hat.

Drei unterschiedliche Verpackungen mit identischem Produkt
Insgesamt 179 Jungen und Mädchen von Dortmunder Grundschulen nahmen an dem Forschungsprojekt teil. Die Acht- bis Zehnjährigen konnten zwischen drei identischen Joghurt-Früchtemüsli-Snacks wählen, die nach den Empfehlungen des FKE hergestellt worden waren, nur die Verpackungen waren unterschiedlich gestaltet: Erstens eine schlichte Standardverpackung, zweitens eine Verpackung mit zusätzlichen Gesundheitshinweisen und drittens mit für Kinder besonders attraktiven Zeichentrickfiguren.

Wie groß ist die Motivation der Grundschüler, an einen bestimmten Snack aus dem Dreiersortiment heranzukommen? Dies ermittelten die Forscher mit einem speziellen Messgerät, welches die Handgriffstärke misst. Es zeigt an, mit welcher Kraft die Kinder mit einer Hand zudrückten, wenn sie ihre Wunschpackung mit dem Müsli haben wollten. „Wir konnten mit diesem Handdynamometer ablesen, wieviel Anstrengung die Kinder bereit waren, für das Produkt zu leisten“, erläutert Erstautorin Laura Enax aus Prof. Webers Team. Anschließend durften die Kinder auch von den Snacks in den unterschiedlichen Verpackungen kosten.

Gesundheitshinweise sind bei Kindern weniger beliebt
Die Ergebnisse zeigen, dass die Motivation der Kinder für das Müsli in der Verpackung mit den attraktiven Zeichentrickfiguren am größten war. Die Messungen mit dem Dynamometer ergaben, dass sie besonders viel Kraft aufwendeten, um an diesen kindgerecht offerierten Snack heranzukommen. Auch beim Geschmackstest schnitt das Müsli mit den spaßigen Zeichentrickfiguren am besten ab. Sowohl die Standardverpackung als auch die an die Gesundheit appellierende Verpackung fiel in der Gunst der Kinder deutlich ab. Sowohl die Ergebnisse der Befragung als auch die Messung der Druckkraft trugen dazu bei, die spätere Produktwahl zu erklären. Dies weise darauf hin, dass nur die Befragung der Kinder alleine nicht ausreicht, um zu erfassen, was die Kinder lieber mögen, so die Forscher.

„Es handelt sich dabei um einen klassischen Marketingplaceboeffekt“, sagt Prof. Weber. Wie bei einem Scheinmedikament (Placebo) wird bestimmten Produkten eine Wirkung zugesprochen, ohne dass dies durch den Inhalt gerechtfertigt wäre. Bei der Studie war in jedem Becher der identische Joghurt-Früchtemüsli-Snack, trotzdem glaubten die Grundschulkinder zu erkennen, dass sich der Geschmack in den verschiedenen Verpackungen voneinander unterscheidet.

Methode ist reif für den Einsatz beim Schulessen
„Attraktiv gestaltete Lebensmittelverpackungen können Kinder zu ungesunden Lebensmitteln verführen“, sagt Prof. Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund. „Solche Marketingeffekte lassen sich jedoch auch dazu nutzen, den Nachwuchs für gesunde Lebensmittel zu gewinnen.“ Die in der Studie herausgearbeitete Methode könne etwa eingesetzt werden, um zu untersuchen, wie die Attraktivität von Schulmilch oder Vollkornsandwiches gesteigert werden kann. Die Wissenschaftler wollen in weiteren Studien untersuchen, ob insbesondere stark übergewichtige Kinder besonders für Marketingplaceboeffekte auf Verpackungen empfänglich sind.

Publikation: Food packaging cues influence taste perception and increase effort provision for a recommended snack product in children, Fachjournal „Frontiers in Psychology“

Weitere Informationen:
http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fpsyg.2015.00882/abstract Publikation im Internet

Quelle: idw

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Wissenschaftlerin fordert zur Erforschung der nach Ölunfällen eingesetzten Dispersionsmittel auf

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Über die Wirkung auf ölabbauende Mikroorganismen im Ozean ist bisher zu wenig bekannt – Begrenzung der Umweltschäden nach Unfällen

Mikroorganismen sind Verwertungskünstler und können eine Vielzahl von organischen Stoffen abbauen. Einige Bakteriengruppen können sich sogar von den Kohlenwasserstoffen ernähren, die den Hauptbestandteil von Mineralöl bilden. Auf diese besonderen Fähigkeiten setzt man auch bei der Bekämpfung von Ölkatastrophen im Meer, wie sie beim Auslaufen von Tankschiffen, undichten Pipelines oder Ölplattformen passieren. Um den Abbau der Ölbestandteile zu beschleunigen, werden häufig in großem Stil Dispersionsmittel eingesetzt. Sie lösen Ölansammlungen auf und fangen das Öl in kleinen Tröpfchen ein, die für die Bakterien leichter zugänglich sein sollen. Doch nach Überprüfung der vorhandenen Daten zu diesen Dispersionsmitteln weist die Molekularökologin Dr. Sara Kleindienst vom Arbeitsbereich Geomikrobiologie der Universität Tübingen zusammen mit zwei US-amerikanischen Kollegen auf Unklarheiten über die Wirkung dieser Chemikalien auf Mikroorganismen hin. In der Fachzeitschrift Nature Reviews Microbiology macht sie auf mögliche Umweltrisiken der Dispersionsmittel aufmerksam, stellt die erhoffte positive Wirkung auf ölabbauende Organismen in Frage und beschreibt die Forschungslücke, die vor der nächsten Katastrophe geschlossen werden müsste.

Öl gelangt auf unterschiedliche Weise in die Umwelt. In Ozeanen gibt es natürliche Quellen, an denen Öl aus tiefen Gesteinsschichten in die obersten Sedimentschichten gelangt und dort in das Wasser austritt. Einige dieser natürlichen Quellen sind sogar so aktiv, dass das Öl auf der Wasseroberfläche sichtbar ist. Ölquellen sind ein faszinierender Lebensraum für viele Lebewesen und werden seit ihrer Entdeckung als Tiefseeoasen des Lebens bezeichnet. An diesen Standorten herrscht eine große Artenvielfalt, insbesondere auch für Mikroorganismen, die aus dem Öl gewonnene Kohlenwasserstoffe als Nahrungs- und Energiequelle nutzen. Aber Öl gelangt auch als Folge von Unfällen in die Umwelt. Besonders präsent ist die letzte große Katastrophe, bei der die Ölplattform „Deepwater Horizon“ im April 2010 explodierte und über mehrere Monate hinweg enorme Mengen Öl in den Golf von Mexiko freisetzte.

Nach Ölunfällen in Ozeanen werden weltweit routinemäßig chemische Dispersionsmittel eingesetzt. Je nach Ölmenge werden bis zu mehrere Millionen Liter ausgebracht, um Ölklumpen aufzulösen, Ölanschwemmung an Küsten zu verhindern und die Öldispersion im Wasser zu steigern. „Es wird allgemein davon ausgegangen, dass der Einsatz dieser Mittel zu einem erhöhten und schnelleren mikrobiellen Abbau des Öls führt“, sagt Sara Kleindienst, die vor kurzem aus den USA an die Universität Tübingen gekommen ist. Tatsächlich sei die Wirkung von Dispersionsmitteln auf die Mikroorganismen im Ozean bisher kaum untersucht worden, sie könnte möglicherweise sogar nachteilig sein. Die Gefährdung der Ozeane durch Dispersionsmittel ist bisher nicht abzuschätzen.

Die Wissenschaftlerin hat in Zusammenarbeit mit den amerikanischen Wissenschaftlern Prof. John Paul von der University of South Florida und Prof. Samantha Joye von der University of Georgia diese Forschungslücke und das große Umweltrisiko der Dispersionsmittel aufgezeigt. „Es gibt kaum wissenschaftliche Studien zum Einfluss von Dispersionsmitteln auf Mikroorganismen, und die wenigen bereits veröffentlichten Studienergebnisse sind widersprüchlich“, sagt sie. So sei bislang unklar, ob Dispersionsmittel die Aktivitäten von ölabbauenden Mikroorganismen steigern oder verringern. Die Mittel könnten toxisch auf Mikroorgansimen wirken und genverändernde Stoffe enthalten. In ihrer Arbeit weisen die Wissenschaftler deshalb auf den dringenden Bedarf für systematische Studien unter Verwendung von standardisierten Protokollen hin. Das Wissen werde dringend benötigt, um bei der nächsten Ölkatastrophe den Entscheidungsprozess um den Einsatz von Dispersionsmitteln mit wissenschaftlichen Daten unterstützen zu können.

Originalpublikation:
S. Kleindienst, J.H. Paul, S.B. Joye (2015): Using dispersants following oil spills: impacts on the composition and activity of microbial communities. Nature Reviews Microbiology, 13: 388-396

Kontakt:
Dr. Sara Kleindienst
Universität Tübingen
Zentrum für Angewandte Geowissenschaften
Mikrobielle Ökologie/Geomikrobiologie
Telefon: +49 7071 29-75496
Fax: +49 7071 29-5059
E-Mail: sara.kleindienst@uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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DGVS: Ursache der „Weizensensitivität“ ist nicht das Gluten – „glutenfrei“ hilft trotzdem

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin – Treten nach dem Genuss getreidehaltiger Speisen Bauchschmerzen und andere Beschwerden auf, deutet das nicht immer auf eine Zöliakie oder auf eine Allergie gegen Weizenbestandteile hin. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) weist auf eine dritte, weniger bekannte Störung hin, die dazu führen kann, dass Betroffene keine Getreideprodukte vertragen. Bessern sich unklare Beschwerden unter glutenfreier Diät, sei die Weizensensitivität als mögliche Erklärung in Betracht zu ziehen, so die Experten der Fachgesellschaft. Für über 90 Prozent der Bevölkerung sei der Verzehr von Weizen jedoch unschädlich, betont die DGVS.

Wahrscheinliche Ursache der Weizensensitivität sind Eiweißstoffe, die wie Gluten in Weizen, Gerste und Roggen vorkommen. „Amylase-Trypsin-Inhibitoren, kurz ATIs, sind natürliche Eiweiße in Getreide, die bestimme Zellen des angeborenen Immunsystems aktivieren“, erklärt Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Detlef Schuppan, Leiter des Instituts für Translationale Immunologie und der Ambulanz für Zöliakie und Dünndarmerkrankungen am Universitätsklinikum Mainz. Bei Menschen, die an einer Weizensensitivität leiden, führen die freigesetzten Entzündungsstoffe mitunter zu Bauchschmerzen oder Durchfällen.

Wie Schuppan und Kollegen in einer aktuellen Sonderausgabe des Fachmagazins „Gastroenterology“ zur Rolle der Ernährung bei immunologischen gastrointestinalen Erkrankungen erläutern, treten insbesondere auch Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Traktes auf. So können zum Beispiel Kopfschmerzen, Migräne, chronische Müdigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen auf den Verzehr glutenhaltiger Nahrungsmittel zurückgehen. Besonders schwer könnte die Weizensensitivität Menschen mit bereits bestehenden chronischen Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen betreffen. „In tierexperimentellen Studien verstärken ATIs durch die Aktivierung angeborener Immunzellen bestehende Entzündungs- und Autoimmunreaktionen“, erläutert Schuppan, der in Mainz und an der US-amerikanischen Harvard-Universität die Rolle der ATIs bei der Weizensensitivität untersucht. Es gebe hier deutliche Hinweise darauf, dass sich Symptome von Krankheiten wie Multiple Sklerose oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung durch diese Weizenproteine verstärken.

Menschen, die vermuten, dass sie Weizen, Roggen oder Gerste nicht vertragen, sollten sich einer gründlichen Diagnostik unterziehen, empfiehlt die DGVS. Derzeit erfolgt die Diagnose der Weizensensitivität nach dem Ausschlussprinzip: Können Ärzte eine Zöliakie, eine Weizenallergie und bestimmte andere Erkrankungen als Ursache der Beschwerden ausschließen, ist eine Weizensensitivität wahrscheinlich. Allen drei Patientengruppen gemein ist, dass sie von einer glutenfreien Diät profitieren. Denn wer an einer Weizensensitivität leidet, vermeidet mit dem Verzicht auf Gluten gleichzeitig auch die problematischen ATIs. „Anders als bei Zöliakie ist bei einer Weizensensitivität eine strikte Diät nicht nötig“, erläutert Schuppan. Damit die Symptome verschwinden, reiche wahrscheinlich eine Reduktion gluten- und damit ATI-haltiger Lebensmittel um etwa 90 Prozent.

ATIs dienen der Pflanze unter anderem zum Schutz vor Schädlingen. Einige ältere Getreide wie zum Beispiel Dinkel, aber auch einige moderne Sorten können um etwa 50 Prozent weniger ATIs enthalten als andere moderne Sorten. Inwieweit verschiedene Weizensorten, unter anderem unter unterschiedlichen Anbau- und Verarbeitungsbedingungen, ATIs enthalten, ist derzeit Gegenstand eines interdisziplinären Forschungsprojektes.

Für den Großteil der Bevölkerung sei eine weizenfreie Ernährung weder besonders gesund noch schädlich, ist Schuppan überzeugt. Unabhängig von dem Trend zur glutenfreien Ernährung sollten Ärzte jene Patienten, die nach dem Verzehr von Weizen echte Krankheitssymptome entwickeln, ernst nehmen und sie bei der Ursachenforschung unterstützen. Der Experte ist zuversichtlich, dass die Diagnose der Weizensensitivität künftig einfacher wird. „Wir hoffen auf einen Serumtest, der gerade in der Entwicklung ist“, berichtet Schuppan, der gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Dr. med. Andreas Stallmach aus Jena die 2014 erschienene DGVS-Leitlinie „Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität“ koordiniert hat.

Literatur:
Nonceliac gluten sensitivity.
Fasano A, Sapone A, Zevallos V, Schuppan D
Gastroenterology. 2015 May;148(6):1195-204.
Food, the Immune System, and the Gastrointestinal Tract , Herausgeber: D. Schuppan und D. Corley

Non-celiac wheat sensitivity: Differential diagnosis, triggers and implications
Schuppan D, Pickert G, Ashfaq-Khan M, Zevallos V
Best Practice & Research Clinical Gastroenterology, June 2015, Vol. 29, Issue 3, p469-476

How the Diagnosis of Non-Celiac Gluten Sensitivity (NCGS) Should Be Confirmed: The Salerno Experts‘ Criteria
(Salerno Konsensuskonferenz 10/2014 zur Gluten (Weizen)-Sensitivität)
Catassi C et al.
Nutrients 2015, in Druck

DGVS-Leitlinie zur Zöliakie, Weizenallergie und Weizensensitivität:
http://www.dgvs.de/leitlinien/zoeliakie/

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5.000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

http://www.dgvs.de

Quelle: idw

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„‚Laudato Si’‘ ist keine reine Umweltenzyklika“

Christoph Sachs Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Philosophie München

Institut für Gesellschaftspolitik ordnet Lehrschreiben des Papstes ein

„Laudato Si'“ ist nach Einschätzung des Leiters des Instituts für Gesellschaftspolitik (IGP) an der Münchner Hochschule für Philosophie der Jesuiten, Michael Schöpf SJ, „keine reine Umweltenzyklika“. „Papst Franziskus trennt nicht zwischen Armuts- und Umweltproblem“, stellt Schöpf klar. „Umweltzerstörung und Armut haben als menschengemachtes Problem dieselbe Wurzel und können deshalb nur gemeinsam gelöst werden.“ Das mache das Lehrschreiben zu einer „Sozialenzyklika“, sagt er.

Dem Wirtschaftsethiker Johannes Wallacher, Mitarbeiter am IGP und Präsident der Hochschule für Philosophie, zufolge stellt sich Papst Franziskus vehement gegen alle Klimaskeptiker. „Sie vertreten lediglich Macht- und Partikularinteressen und übersehen die Zusammenhänge“, ordnet Wallacher ein. Im Gegensatz dazu lege die Enzyklika Hintergründe offen und zeige auf, wie alles miteinander in Verbindung stehe. Damit stelle der Papst nicht nur konkrete politische Forderungen, sondern liefere auch eine umfassende philosophische Erklärung für globale Entwicklungen. „Nicht nur in diesem Sinne ist Franziskus ein Aufklärer“, betont Wallacher. So fordere er etwa auch einen transparenten Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Religion auf Augenhöhe.

Wie der Sozialphilosoph Michael Reder hervorhebt, nimmt „Laudato Si'“ zurecht jeden Einzelnen in die Pflicht. „Wir müssen unser Verhalten kritisch hinterfragen und die Erziehung zu neuen Gewohnheiten stärken“, sagt der IGP-Mitarbeiter und Professor an der Hochschule für Philosophie. „Das können wir nur über ganzheitliche Bildung erreichen, die über reine Wissensvermittlung hinaus geht und der Kreativität Raum gibt.“ Zusätzlich fordere Franziskus handlungsfähige globale Institutionen. „Nur wenn die Staaten ihnen die Macht verleihen, Sanktionen zu verhängen, können Armut und Umweltzerstörung wirksam bekämpft werden“, schlussfolgert Reder.

Das Institut für Gesellschaftspolitik ist an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München angesiedelt und erforscht seit langem interdisziplinär die Zusammenhänge von Entwicklungs- und Umweltproblemen. Eine Verknüpfung von sozialer Analyse und ethischer Reflexion bildet dabei den Schwerpunkt.

** Ein beigefügtes Dossier gibt Einblick in die aktuelle Forschung des Instituts zu den Zusammenhängen von Klimawandel, Armut und globaler Gerechtigkeit. **

Weitere Informationen:
http://www.hfph.de/igp – Website des Instituts für Gesellschaftspolitik
http://www.hfph.de – Website der Hochschule für Philosophie München
http://bit.ly/1ekaA0G – Pressemitteilung als PDF herunterladen

Anhang
„Ökologie für den Menschen. Zu Ethik und Politik in der Enzyklika Laudato Si‘“
https://idw-online.de/de/attachment44500

Ergänzung vom 18.06.2015
Korrekter Link zur Pressemitteilung als PDF: http://bit.ly/1JZXLnE

Quelle: idw

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Wasseranalytik: Internationale Fahndung nach unbekannten Molekülen

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Schadstoffe versickern im Boden, Reinigungsmittel laufen in den Abguss: Wir alle bringen Chemikalien in den Wasserkreislauf ein. Dazu kommen noch Stoffe aus der Natur: In einer einzigen umweltrelevanten Wasserprobe befinden so bis zu einigen tausend unterschiedlicher organischer Moleküle. Doch um welche Stoffe handelt es sich dabei? Sind sie harmlos oder gefährlich? Bisher stehen für zukünftige Analysen über 8000 Molekül-Profile in einer öffentlichen Datenbank zur Verfügung. Diese vorsorgende Wasseranalytik wird nun in dem Projekt „FOR-IDENT“ international ausgeweitet.

Bislang war es nur eingeschränkt möglich, unbekannte Moleküle im Wasser schnell zu identifizieren. Doch das Prinzip der vorsorgenden Analytik ist gerade bei der Prüfung von Oberflächengewässern wichtig, sind diese doch oft die Quelle für Trinkwasser. Hier gilt besonders das Motto: „Untersuchen, um Schäden vorzubeugen oder diese zumindest schnell zu erkennen“.

Chemische Analysen zeigen, dass in einer einzigen Wasserprobe oftmals Tausende unterschiedlicher Moleküle gefunden werden können. Dabei handelt es sich zum einen um Stoffe aus der Umwelt, zum anderen aber auch um vom Menschen eingebrachte Industriechemikalien, Pflanzenschutzmittel sowie Kosmetika, Medikamente, Haushaltschemikalien sowie deren Abbauprodukte. Auch die Anzahl und die Zusammensetzung dieser Moleküle unterscheidet sich von Region zu Region sowie von Land zu Land – je nachdem, welche Pflanzen dort wachsen oder welche Arzneimittel, Pflanzenschutzmittel und Chemikalien dort zugelassen sind.

„In Routineanalysen lassen sich von diesen Tausenden Molekülen derzeit maximal ein paar hundert identifizieren – und das oft auch nur in spezialisierten Laboren“, sagt Prof. Dr. Thomas Letzel, Leiter der Analytische Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität München (TUM). „Dabei ist die technologische Voraussetzung, sie zu identifizieren, mittlerweile oft auch in nicht-spezialisierten Analyselaboratorien gegeben. Allerdings fehlt es hier bisher meist an strategischen Lösungen zur Datenauswertung.“

„Molekulare Fingerabdrücke“ für die vorsorgende Wasseranalytik
Um dieses Problem zu lösen, haben Wasserspezialisten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, des Zweckverbandes Landeswasserversorgung sowie der TUM zunächst eine neue Datenbank namens „STOFF-IDENT“ entwickelt. Die Datenbank entstand im Rahmen des vom BMBF geförderten Projekts „RISK-IDENT“, das im März 2015 abgeschlossen wurde. Sie enthält inzwischen mehr als 8000 Substanzen mit ihren wichtigsten physikalisch-chemischen Eigenschaften. Darunter REACH-registrierte Industriechemikalien, zugelassene Pharmaka, Biozide und Pflanzenschutzmittel sowie weitere vom Menschen genutzte Substanzen aus Alltagsprodukten. Auch in der Umwelt gefundene Abbauprodukte wie Metaboliten oder Transformationsprodukte sind dort zu finden.

Mithilfe dieser Daten können nun Analyselabore einige ihnen noch unbekannte Moleküle schneller identifizieren. Sie nutzen dazu das sogenannte Non-Target Screening: Bei dieser Methode werden „molekulare Fingerabdrücke“ ermittelt. Dabei wird für jedes erfasste Molekül dessen Polarität und die Molekularmasse bestimmt. „Durch den Vergleich mit den in der Datenbank hinterlegten Eigenschaften gibt sich nun auch beim Non-Target Screening eine Vielzahl der bisher unbekannten Moleküle zu erkennen“, so Prof. Letzel.

Datenbank wird weltweit erweitert
Das Nachfolgeprojekt „FOR-IDENT“, das vom BMBF bis 2017 gefördert wird, hat nun das Ziel, die Datenbank um die jeweils vor Ort zugelassenen und verwendeten Chemikalien zu erweitern. Auch wollen die Wissenschaftler die international zum Einsatz kommenden Auswertestrategien erfassen, bündeln und harmonisieren. In das Projekt sollen auch weltweit Hersteller von Analysegeräten sowie Laboratorien eingebunden werden. Im Laufe des Projektes wird eine offene Softwareplattform entstehen, in der die unterschiedlichen Auswertestrategien kombiniert oder verlinkt werden können. Die „Open-Access“-Idee stellt dabei sicher, dass die Auswertetools oder Datenbanken langfristig von Unternehmen, Behörden und Wissenschaft kostenlos und uneingeschränkt genutzt werden können.

Die Daten aus der akkurat messenden Massenspektrometrie der Wasserlabore stehen generell auch für spätere Auswertungen zur Verfügung. Dies hat zahlreiche Vorteile: Wird beispielsweise die Datenbank weiter befüllt oder entstehen neue Auswertestrategien, so müssen die Proben nicht erneut untersucht werden; die erfassten Daten können direkt wiederverwendet werden. Labore, Behörden und Wasserwirtschaftsbetriebe müssen dafür zukünftig nur noch die gemessenen Daten einlagern, nicht aber die Wasserprobe selbst. Dies ist dann von Interesse, wenn bekannt wird, dass ein Spurenstoff möglicherweise Wasserpflanzen und Fische schädigt oder im Trinkwasser für die Gesundheit des Menschen problematisch werden könnte: Wird dieser Stoff bei der erneuten Datenauswertung nachgewiesen, so kann er umgehend in Routinetests integriert werden. Auch lässt sich im Nachhinein feststellen, wo welche Mengen des Stoffes ins Wasser gelangt sind und wo demnach technische Gegenmaßnahmen notwendig sind.

„Damit ist die Grundlage für eine vorsorgende Wasseranalytik gelegt, die aufgrund einer Vielzahl neuer Auswertestrategien mehr und mehr zum Einsatz kommen wird“, ist sich Letzel sicher.

Das Projekt „FOR-IDENT“ entwickelt internationale Strategien
Eine besondere Herausforderung ist aber nach wie vor die effiziente Nutzung von Analysemethoden bei der Aufklärung der Molekülstruktur sowie die eindeutige Zuordnung eines Stoffes. Ziel des Projektes „FOR-IDENT“ ist es daher, die Effizienz und die Vergleichbarkeit der Suspected- und Non-Target-Analytik zu steigern. Dazu werden die vorhandenen Werkzeuge gebündelt, methodische Qualitätsanforderungen definiert sowie Vorgehensweise und Methoden standardisiert.

Um nationale wie internationale Strategien und Arbeitsweisen länderübergreifend zu diskutieren und weltweit zu harmonisieren, veranstaltet das Projekt „FOR-IDENT“ in den nächsten beiden Jahren regelmäßig Konferenzen und Workshops. Unter anderem organisieren die TUM-Wissenschaftler bei der 250. Konferenz der American Chemical Society vom 16. bis 20. August 2015 in Boston, Massachusetts, USA, einen Workshop, bei dem transatlantische Strategien erarbeitet werden sollen.

„FOR-IDENT“ ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Risikomanagement von neuen Schadstoffen und Krankheitserregern im Wasserkreislauf (RiSKWa)“ im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement (NaWaM)“.
Bild zum Download: https://mediatum.ub.tum.de/node?id=1256261

Kontakt:
Technische Universität München
Prof. Dr. Thomas Letzel
Analytische Forschungsgruppe (AFG) am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft (Prof. Jörg Drewes)
Tel.: +49 89 289 13780
E-Mail: t.letzel@tum.de

Weitere Informationen:
Kurzbeschreibung des Projektes FOR-IDENT: http://for-ident.hswt.de/
Kurzbeschreibung des Projektes RISK-IDENT: http://www.sww.bgu.tum.de/forschung/analytische-forschungsgruppe/risk-ident-allg…
http://risk-ident.hswt.de/pages/de/projekt/zusammenfassung.php
http://www.lfu.bayern.de/analytik_stoffe/risk_ident/index.htm

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/kurz/article/32448/

Quelle: idw

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Wie Krebsschmerz entsteht

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Nervenzellen reagieren auf Botenstoffe von Tumoren und werden dadurch übersensibel für Schmerzreize / Heidelberger Wissenschaftler veröffentlichen in „Cancer Cell“

Wie Krebsschmerz, unter dem besonders Patienten mit Krebsabsiedlungen im Knochen oder bestimmten Tumoren der Bauchspeicheldrüse leiden, seinen Anfang nimmt, haben Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg um Professor Dr. Rohini Kuner und des Deutschen Krebsforschungszentrums um Professor Dr. Hellmut Augustin nun entdeckt: Schütten Tumoren bestimmte Botenstoffe aus, um das Wachstum neuer Blutgefäße in ihrer Umgebung anzuregen, reagieren benachbarte Nervenzellen empfindlich. Das macht sie übersensibel für Schmerzreize. Der Sensor für diese Botenstoffe ist ein sogenanntes Rezeptorprotein (VEGF-Rezeptor 1), das zwar schon länger bekannt ist, über dessen genaue Funktion man bisher aber noch wenig weiß. Es kommt in Blutgefäßen und Nervenendigungen vor. Wird es im Experiment blockiert, lindert das die Tumorschmerzen. Die Forschungsergebnisse sind nun im renommierten Journal „Cancer Cell“ erschienen.

Erreicht ein Tumor eine bestimmte Größe, benötigt er für sein weiteres Wachstum eine gute Anbindung an den Blutkreislauf. Indem er bestimmte, auch im gesunden Körper vorkommende Wachstumsfaktoren an seine Umgebung abgibt, regt er benachbarte Blutgefäße dazu an, neue Verzweigungen zu bilden. Eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielen der Wachstumsfaktor VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) und verwandte Moleküle. Sie binden an Rezeptorproteine (VEGF-R1 und -R2) in den Gefäßwänden und aktivieren so die Bildung neuer Blutgefäße. VEGF und Konsorten sind aber auch bei Entwicklungsprozessen im Nervensystem beteiligt und Nervenenden außerhalb von Gehirn und Rückenmark tragen auch im Erwachsenenalter noch VEGF-Rezeptoren an ihrer Oberfläche. „Wozu ausgereifte Nervenzellen Sensoren für Wachstumsfaktoren des Gefäßsystems benötigen, ist unklar. Allerdings ist die Interaktion zwischen Nerven und Blutgefäßen bisher noch kaum erforscht“, sagt Professor Dr. Rohini Kuner, Geschäftsführende Direktorin des Pharmakologischen Instituts der Universität Heidelberg.

Kein Tumorschmerz, wenn eines von zwei ähnlichen Rezeptorproteinen fehlt
Die Heidelberger Wissenschaftler zeigten im Mausversuch, dass die Wachstumsfaktoren wie VEGF Nerven für Schmerzreize sensibilisieren: Sie reagieren fortan schon auf geringe, an sich harmlose Reize mit einer Schmerzmeldung. Verantwortlich dafür ist allerdings nur einer der beiden Rezeptoren, der VEGF-Rezeptor 1. Dies entdeckten die Forscher, indem sie die Rezeptorproteine 1 und 2 jeweils einzeln und gezielt nur in den Nervenzellen blockierten. Ohne funktionsfähigen Rezeptor 1 trat beim Abtasten kaum Sensibilisierung auf, ohne Rezeptor 2 dagegen war die Empfindlichkeit unverändert erhöht.

Zusätzlich analysierte das Team Tumorgewebe von Patienten mit einer bestimmten und sehr schmerzhaften Form des Bauchspeicheldrüsenkrebs, dem duktalen Pankreaskarzinom. Die Patienten wurden entsprechend ihrer Schmerzen vor der Operation in drei Gruppen eingeteilt. Es zeigte sich: Je stärker die Tumorschmerzen, desto mehr VEGFR1 fand sich auf der Oberfläche der Nervenendigungen. „Wir gehen davon aus, dass die Intensität der Tumor-schmerzen direkt mit der Menge und Aktivität des Rezeptorproteins VEGFR1 zusammenhängt“, sagt Erstautorin Dr. Deepitha Selvaraj vom Pharmakologischen Institut. Auch bei den äußerst schmerzhaften Tumorabsiedlungen in Knochen, z.B. bei Prostatakrebs, ist die Menge des Rezeptorproteins auf den umliegenden Nervenzellen erhöht. „Unsere Ergebnisse zeigen allerdings nur, wie es zur Sensibilisierung der Nervenzellen durch das Tumorwachstum kommt. Was anschließend den anhaltenden Krebsschmerz aufrecht erhält, muss noch erforscht werden“, so die Wissenschaftlerin. Offen ist zudem die Frage, warum nur bestimmte Tumoren Schmerzen auslösen, andere, wie beispielsweise Brustkrebs, trotz gleicher Wachstumsmechanismen dagegen nicht.

Gezielte Schmerztherapie ohne Wirkung auf Blutgefäße
Trotzdem geben die Arbeiten erste Anhaltspunkte, wie Krebsschmerz in Zukunft besser behandelt werden könnte: „Wir empfehlen, direkt den Rezeptor 1 mit Hilfe spezieller Blocker auszuschalten. Fängt man die Wachstumsfaktoren ab, was man bereits bei einigen experimentellen Krebstherapien tut, um das Tumorwachstum zu stoppen, greift man gleichzeitig die gesunden Blutgefäße an. Bei einer R1-Blockade konnten wir bisher keine Gefäßveränderungen feststellen“, so Professor Kuner.

Literatur:
A Functional Role for VEGFR1 Expressed in Peripheral Sensory Neurons in Cancer Pain.
Selvaraj D, Gangadharan V, Michalski CW, Kurejova M, Stösser S, Srivastava K, Schweizerhof M, Waltenberger J, Ferrara N, Heppenstall P, Shibuya M, Augustin HG, Kuner R., Cancer Cell. 2015 Jun 8;27(6):780-96. doi: 10.1016/j.ccell.2015.04.017.

Professor Dr. Rohini Kuner
Geschäftsführende Direktorin
Pharmakologisches Institut
Universitätsklinikum Heidelberg
E-Mail: rohini.kuner@pharma.uni-heidelberg.de
Tel.: 06221 54-8247 (Sekretariat)

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen:
http://www.medizinische-fakultaet-hd.uni-heidelberg.de/Kuner.107599.0.html Pharmakologisches Institut

Quelle: idw

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Forschen für eine wirksame Flexibilisierung von Biogasanlagen

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Erik Mauky erhält den mit 10.000 Euro dotierten Biogas-Innovationspreis der Deutschen Landwirtschaft 2015

Im Rahmen des diesjährigen Biogas-Innovationskongresses, der Anfang Juni 2015 bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück stattfand, wurden zum sechsten Mal Preise in den Kategorien Wissenschaft und Wirtschaft verliehen. Den Wissenschaftspreis erhielt in diesem Jahr Eric Mauky für den Beitrag „Bedarfsgerechte Biogasproduktion durch modellprädiktive Fütterungsregelung im Praxismaßstab“. Eric Mauky ist Doktorand am Lehrstuhl Abfall- und Stoffstromwirtschaft der Universität Rostock und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in Leipzig.

Zusammen mit seinen Kollegen entwickelte Eric Mauky ein simulationsgestütztes Fütterungsmanagement für Bestands-Biogasanlagen, welches die flexible Biogasproduktion unter Berücksichtigung eines Blockheizkraftwerk-Fahrplans und der Abbaugeschwindigkeiten unterschiedlicher Substrate ermöglicht.

Für die Umsetzung der Regelung wurde zuerst die generelle Flexibilität des biologischen Prozesses innerhalb von Biogasanlagen und deren Einfluss auf die Prozessstabilität untersucht. Dabei konnte ein hohes Maß an Flexibilität bei gleichzeitig stabilem Prozess im Technikums- und Praxismaßstab nachgewiesen werden. Aufbauend darauf, ist die modellprädiktive Regelung zur bedarfsgerechten Substratfütterung von Biogasanlagen entwickelt worden. Die entwickelte Regelung kann Differenzen zwischen Energiebedarf und Energiebereitstellung durch ungeregelte Quellen im Netz (z. B. Wind und Solar) kompensieren und erlaubt es, den Anlagenbetrieb bei Ausfallzeiten (z. B. längere Wartungen) verlust- und emissionsarm zu gestalten. Getestet wurde diese Entwicklung an der DBFZ-Forschungsbiogasanlage und an der Biogasanlage „Unterer Lindenhof“ der Universität Hohenheim. Die Entwicklung ermöglicht die Vermeidung von Verlusten, Über- und Unterproduktion durch präzises Gasspeichermanagement und vorausschauende Prozessführung bei geringem technischem und ökonomischem Aufwand. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass Einsparungen zusätzlicher Investitionen in Gasspeicherkapazitäten von bis zu 50 % durch flexible Fütterung möglich sind.

„Diese Forschungsarbeiten von Eric Mauky sind ein wichtiger Meilenstein zur effizienten Flexibilisierung von Biogasanlagen und die Grundlage für die Integration in das Energiesystem der Zukunft“, sagt Prof. Nelles, der an der Universität Rostock den Lehrstuhl für Abfall- und Stoffstromwirtschaft an der Universität Rostock leitet und sich seit drei Jahren auch als wissenschaftlicher Geschäftsführer am DBFZ in Leipzig engagiert. „Über den Biogas-Innovationspreis haben wir uns sehr gefreut. Dies ist ein weiterer Beleg für die hervorragende Kooperation zwischen dem DBFZ und der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Uni Rostock“, so Nelles weiter. Auch international sind insbesondere die Kompetenzen zur stofflichen und energetischen Verwertung von biogenen Abfällen und Reststoffen sehr gefragt. So waren Prof. Nelles und sein Team z.B. im Mai auf der „International Conference on Solid Waste 2015″ in Hong Kong (rund 900 Teilnehmer) mit fünf Beiträgen vertreten und Nelles ist einer der vier Herausgeber des 1.200-seitigen Tagungsbandes.

Kontakt:
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Prof. Dr. mont. Michael Nelles
Fon: +49 (0)381 498 3400
Mobil: +49 (0)170 380 2449
eMail: michael.nelles@uni-rostock.de

Quelle: idw

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Evonik zeigt innovative Gastrennung und Beitrag zur biobasierten Produktion

Dr. Edda Schulze Corporate Communications
Evonik Industries AG

• SEPURAN®-Hohlfasern für neue Anwendungen werden vorgestellt
• Chief Innovation Officer Dr. Ulrich Küsthardt: „Die Suche nach alternativen Rohstoffquellen ist für uns ein wichtiges Innovationsfeld.“
• Biobasierte Kunststoffe und Prozesse bereits im Portfolio

Neue SEPURAN®-Hohlfasern für die effiziente und energiesparende Trennung von Gasgemischen präsentiert Evonik Industries auf der diesjährigen ACHEMA in Frankfurt am Main. Mit SEPURAN® N2 gelingt die kostengünstige Zerlegung von Luft und damit eine effiziente Stickstoffgewinnung; hochselektive SEPURAN® Noble Membranen dienen der effizienten Gewinnung von Helium aus Erdgas oder Prozessgasen. Mit den Neuentwicklungen knüpft das Spezialchemieunternehmen an den Erfolg von SEPURAN® Green an, das sich in kurzer Zeit weltweit für die Aufbereitung von Biogas etabliert hat. Mehr als 40 Biogasaufbereitungsanlagen auf Basis von SEPURAN® Green sind inzwischen in Betrieb oder im Bau.

Dr. Ulrich Küsthardt, Chief Innovation Officer von Evonik: „SEPURAN®-Hohlfasern stehen beispielhaft für Innovation von Evonik: erfolgreich, effizient und nachhaltig.“ Die SEPURAN®-Hohlfasermembranen sind ein Beispiel, wie Evonik mit seinen Produkten einen Beitrag zur Wertschöpfung der biobasierten Produktion, einem der drei Schwerpunktthemen der ACHEMA, leistet. Die „BiobasedWorld“ der ACHEMA bildet wie schon 2012 die biobasierte Produktion ab, die nach wie vor ein wesentliches Thema für Forschung und Industrie ist.

Evonik Industries setzt gezielt auf die Nutzung alternativer Rohstoffe und biotechnologischer Prozesse. Für das Spezialchemieunternehmen ist die Biotechnologie eine wichtige Technologieplattform mit deutlichem Potenzial. Das innovationsstarke Unternehmen will unabhängiger von fossilen Ressourcen werden und neuartige, nachhaltige Produkte anbieten. „Die Suche nach alternativen Rohstoffquellen ist für uns ein wichtiges Innovationsfeld“, so Küsthardt.

Entsprechend zeigt Evonik in Frankfurt mit VESTAMID® Terra auch einen biobasierten Hochleistungskunststoff, der zur Familie der Polyamide gehört. Die Rohstoffe dafür werden aus dem Öl der Rizinus-Pflanze gewonnen. VESTAMID® Terra kann überall dort eingesetzt werden, wo hohe technische Anforderungen bestehen oder eine gute Ökobilanz gefragt ist. Dazu gehören Anwendungen in der Automobil- und Bauindustrie genauso wie Sportartikel, Konsumgüter oder Elektronikgeräte.

Ein weiteres biobasiertes Polyamid befindet sich bei Evonik in der Pilotphase. In Slovenska Lupca (Slowakei) ist eine Pilotanlage zur biotechnologischen Herstellung von ω-Amino-Laurinsäure (ALS), einer Vorstufe des Hochleistungskunststoffes Polyamid 12, in Betrieb. Langfristig kann das neue Verfahren die erdölbasierte Produktion von Polyamid 12 ergänzen.

Die Innovationsstrategie von Evonik orientiert sich an den Bedürfnissen einer wachsenden Gesellschaft – Ernährung, Gesundheit, Zugang zu neuen Technologien, schonender Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. „Evonik soll eines der innovativsten Unternehmen der Welt werden, das ist unser Anspruch“, stellte Küsthardt nochmals klar. „Denn Innovationen eröffnen neue Geschäftsfelder und stärken unsere führenden Markt- und Technologiepositionen.“ So will Evonik Industries in den nächsten zehn Jahren mehr als 4 Milliarden € in F&E investieren. Im Geschäftsjahr 2014 lagen die F&E-Aufwendungen von Evonik mit 413 Millionen € fünf Prozent über denen des Vorjahres (394 Millionen €). Die F&E-Quote betrug 3,2 Prozent (2013: 3,1 Prozent).

Anhang
https://idw-online.de/de/attachment44384
PDF-Download

Quelle: idw

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Meister, Techniker und Akademiker haben besonders gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Akademiker sind weiterhin selten von Arbeitslosigkeit betroffen: Ihre Arbeitslosenquote lag im Jahresdurchschnitt 2013 bei 2,5 Prozent. Auch die Arbeitslosenquote von Personen mit beruflicher Qualifikation war 2013 mit 5,1 Prozent vergleichsweise niedrig. Unter den Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung nahmen Techniker und Meister eine besondere Rolle ein: Sie waren im Schnitt weniger häufig erwerbslos als Akademiker. Dies geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Schwierig ist die Lage hingegen noch immer für Personen ohne berufliche Qualifikation: Ihre Arbeitslosenquote erhöhte sich 2013 auf 20 Prozent.

Bei Personen ohne beruflichen Abschluss kommt der schulischen Qualifikation besondere Bedeutung zu. „Auch hier zeigt sich: Ein höherer schulischer Abschluss verbessert die Chancen am Arbeitsmarkt“, erläutern die Arbeitsmarktforscher. So war in der Gruppe ohne schulischen Abschluss fast jede dritte Person arbeitslos. Mit Hauptschulabschluss halbierte sich diese Quote nahezu auf 17,8 Prozent. Bei Personen ohne Berufsausbildung, aber mit einem mittleren Bildungsabschluss lag die Arbeitslosenquote bei 9,8 Prozent.

Die IAB-Forscher folgern: „Bildungsinvestitionen bringen selbst nach Berücksichtigung der Kosten hohe individuelle und gesellschaftliche Vorteile.“ Von höheren Bildungsinvestitionen beispielsweise im frühkindlichen Bereich erwarten sich die Forscher eine positive Wirkung auf dem Arbeitsmarkt.

Aufgrund einer Revision der Beschäftigtenstatistik können die Zahlen von zuvor veröffentlichten Daten abweichen.

Zu den Begriffen Erwerbslosigkeit und Arbeitslosigkeit:
Aufgrund einer Umstellung des Erfassungssystems der Bundesagentur für Arbeit (BA) bei den Arbeitslosen können Techniker und Meister seit 2006 nicht mehr von den übrigen beruflich Qualifizierten unterschieden werden. Deshalb werden in der Studie alternativ zu den Arbeitslosenzahlen der BA Erwerbslosenzahlen auf Grundlage des Erwerbskonzepts der International Labour Organisation (ILO) verwendet. Erwerbslosigkeit und Arbeitslosigkeit unterscheiden sich aufgrund verschiedener Erhebungsmethoden (Stichprobenbefragung versus Registrierung) und abweichender Konzepte. Beispielsweise liegt nach dem Sozialgesetzbuch Arbeitslosigkeit auch dann vor, wenn eine Beschäftigung von weniger als 15 Wochenstunden ausgeübt wird, während nach dem ILO-Konzept schon eine Wochenstunde Arbeit Erwerbslosigkeit ausschließt.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2015/kb1115.pdf
http://doku.iab.de/kurzber/2015/kb1115_Anhang.pdf

Quelle: idw

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Oberhausen: Gemüse vom Dach des neuen Jobcenters

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Das neue Jobcenter in Oberhausen könnte zum möglichen Trendsetter für urbanen Gartenbau werden. Am 9. Juni unterzeichneten die OGM Oberhausener Gebäudemanagement GmbH und Fraunhofer UMSICHT ein Memorandum of Understanding, das den Bau einer gebäudeintegrierten Gemüseproduktion nach dem inFARMING®-Konzept auf dem Dach des Neubaus vorsieht.

Ein großer Teil der Erdoberfläche wird landwirtschaftlich genutzt. Damit einher geht ein enormer Ressourcenverbrauch – alleine 70 Prozent[i] des weltweit verfügbaren Trinkwassers fällt auf diesen Sektor. Dazu kommen weitere kritische Punkte wie Wasserverunreinigung und Treibstoffverbrauch aufgrund globaler Produktion. Deutlich ressourcensparender ist die regionale Wertschöpfung. Doch insbesondere im urbanen Raum sind die Flächen rar – hier sind alternative Lösungen gefragt. Eine Möglichkeit, lokal frische Lebensmittel bereitzustellen, sind urbane Stadtfarmen, wie sie das von Fraunhofer UMSICHT entwickelte Konzept inFARMING® vorsieht. Mittels intelligenter Verknüpfung von Produktionssystemen und Gebäudeinfrastrukturen werden kommunale und industrielle Stoff- und Energieströme nachhaltig genutzt. Etwa durch ROOF WATER-FARM, ein Projekt, in dessen Rahmen die Wasserströme aus Gebäuden zur Versorgung von Pflanzensystemen verwendet werden. InFARMING® zeigt, dass der Anbau in speziellen Gewächshäusern auf dem Dach oder an Fassaden, die in Ballungszentren integriert sind, eine ressourcenschonende und flächeneffiziente Möglichkeit des Gartenbaus bieten kann.

Memorandum of Understanding
Die Stadt Oberhausen hat das Potenzial urbaner Stadtfarmen erkannt und nutzt die Synergien mit der hiesigen Forschungslandschaft. Am 9. Juni haben die OGM, vertreten durch deren Geschäftsführung, und Fraunhofer UMSICHT, vertreten durch deren stellvertretenden Institutsleiter, Prof. Görge Deerberg, ein Memorandum of Understanding unterzeichnet: Auf dem Dach des geplanten Neubaus des Oberhausener Jobcenters – Ecke Altmarkt/Marktstraße/Friedrich-Karl-Straße – soll eine gebäudeintegrierte Gemüseproduktion nach dem inFARMING®-Ansatz entstehen. Im Vorfeld der Vereinbarung haben die Partner bereits intensive Gespräche geführt, bei denen die beabsichtigte Zusammenarbeit manifestiert wurde.

Die Experten von Fraunhofer UMSICHT um Volkmar Keuter, Leiter des Fraunhofer-inHaus-Zentrums, und Simone Krause, Innovationsmanagement, werden ihr strategisches und technisches Know-how einbringen und den Bau, für den die OGM Oberhausener Gebäudemanagement GmbH verantwortlich ist, beratend begleiten. Nach Fertigstellung wird das Institut weiterhin in das Projekt involviert sein, wenn es die Gemüseproduktion zu Forschungs- und Entwicklungszwecken nutzt.

OGM Oberhausener Gebäudemanagement GmbH
Gegenstand des Unternehmens OGM GmbH ist in diesem Fall der Erwerb, der Um- und Neubau (als Generalunternehmer) sowie die Verwaltung und Vermarktung von Flächen in Oberhausen.

Fraunhofer UMSICHT
Fraunhofer UMSICHT versteht sich als Wegbereiter der nachhaltigen Energie- und Rohstoffwirtschaft. Das Institut erforscht und entwickelt mit seinen Partnern nachhaltige Produkte, Prozesse und Dienstleistungen in den Geschäftsfeldern Polymerwerkstoffe, Chemie, Umwelt, Biomasse und Energie. Seit seiner Gründung im Juni 1990 engagiert sich Fraunhofer UMSICHT beim Strukturwandel in Stadt und Region mit neuen Ideen, Technologietransfer, Ausgründungen und bei der Bildung von Netzwerken im Bereich Forschung und Entwicklung.

[i] Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission Weltwasserbericht 2014. http://www.unesco.de/wissenschaft/2014/weltwasserbericht2014.html

Weitere Informationen:
http://www.infarming.de
inFARMING®-Konzept
http://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/2015/mou-inFARMING.html
Pressemitteilung (ausführliche Bildunterschriften)

Quelle: idw

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Koffein hilft bei chronischem Stress

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Koffein kann die Folgen von chronischem Stress lindern: Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Bonn zeigt, dass der Wirkstoff über eine Blockade des Adenosinrezeptors „A2A“ wirkt. Synthetische Substanzen mit koffeinartiger Wirkung führten bei erwachsenen Mäusen, die unter Stresssymptomen litten, zu einer Besserung der Beschwerden: Sie schnitten bei Gedächtnistests besser ab und depressive Symptome milderten sich im Vergleich zu unbehandelten Tieren. Die Ergebnisse werden nun in den „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) vorgestellt.

Chronischer Stress macht bekanntlich krank: Wer sich dauerhaft mit Kollegen herumärgert, im Schlaf häufig gestört wird oder vom Chef eine kurzfristige Deadline nach der anderen vorgesetzt bekommt, wird allmählich schlecht gelaunt oder sogar depressiv, kann sich nicht mehr richtig konzentrieren oder leidet zunehmend unter Ängsten. Koffein kann diese gefährliche Stressspirale durchbrechen oder ihr sogar vorbeugen. Das hat ein internationales Forscherteam unter Federführung der portugiesischen Universität Coimbra unter Beteiligung der Bonner Universität herausgefunden.

Die Wissenschaftler behandelten Mäuse, die mehrere Wochen unter Stresssymptomen litten, mit Koffein oder einem synthetischen Wirkstoff, der – ähnlich wie das Koffein, aber viel stärker und mit hoher Spezifität – Adenosin-A2A-Rezeptoren blockiert. Die Tiere nahmen die Substanzen mit dem Trinkwasser oder mit der Nahrung auf. Daraufhin besserten sich die Stresssymptome: Die Nager lösten sich aus ihrer depressiven Erstarrung, waren weniger ängstlich, schnitten bei Gedächtnistests besser ab als die unbehandelte Kontrollgruppe und zeigten auch im Hirnstoffwechsel eine Normalisierung der Botenstoffe und Gehirnzellen.

Adenosinrezeptor „A2A“ ist für Stresssymptome verantwortlich
Wie die portugiesischen Forscher mit ihren Kollegen aus Brasilien, Oman, USA und der Universität Bonn zeigen konnten, wird bei Stress der Adenosinrezeptor „A2A“ im Gehirn hochreguliert und führt dann zu den entsprechenden Symptomen. Die Rezeptoren stellen Proteine dar, an die ganz bestimmte Signalmoleküle binden und dadurch Signalprozesse im Inneren der lebenden Zelle auslösen können.

„Wurde in den Mäusen das Gen, das den Rezeptor A2A codiert, stumm geschaltet oder wurde der Rezeptor durch Koffein oder spezifische A2A-Hemmer blockiert, dann klangen die Beschwerden durch den anhaltenden Stress ab“, sagt Prof. Dr. Christa E. Müller vom Pharmazeutischen Institut der Universität Bonn. Insbesondere verbesserte sich durch die Koffeingaben wieder die Gedächtnisleistung der Tiere. Prof. Müller hatte in einer vorangegangenen Studie bereits gezeigt, dass sich Koffein auch positiv auf die Tau-Ablagerungen bei der Alzheimer-Krankheit auswirkt, die letztlich zu den fortschreitenden Gedächtniseinbußen bei dieser Erkrankung führen.

Forscher der Universität Bonn entwickelten synthetische Wirkstoffe
Das Team der Pharmazeutin der Universität Bonn hat für die aktuelle Stress-Studie die Synthese der Wirkstoffe entwickelt und in größeren Mengen für die Experimente hergestellt. „Die Substanz ist dem Koffein sehr ähnlich, hat aber weniger Nebenwirkungen. Sie blockiert ausschließlich die A2A-Rezeptoren und wirkt deutlich stärker als das Koffein“, berichtet Prof. Müller. Der Wirkstoff wurde den Mäusen nicht in großen Mengen verabreicht, sondern entfaltete schon in geringerer Dosierung seinen Effekt.

Intuitiv nutzen viele Menschen die Adenosinrezeptoren blockierende Wirkung von Koffein: „Die Erfahrung zeigt: Wer unter Stress steht, trinkt meist mehr Kaffee oder Tee. Weil in beiden Getränken Koffein enthalten ist, handelt es sich dabei um so etwas wie eine Eigenbehandlung der Betroffenen“, sagt Prof. Müller. Der Koffeingenuss in höherer Dosierung sei zwar auch mit Nebenwirkungen verbunden, aber gegen ein paar Tassen Kaffee oder Tee täglich sei für ansonsten gesunde Personen nichts einzuwenden.

Ansatzpunkt für neue Therapien
Beim Koffein könne es sich um einen sehr interessanten Ansatzpunkt für die Entwicklung neuartiger Stresstherapien handeln, blickt die Pharmazeutin der Universität Bonn in die Zukunft. Inwieweit die Substanz zur Behandlung der Folgen von größerem Stress beim Menschen – etwa von der Verbesserung der Gedächtnisleistung bis hin zur Therapie von posttraumatischen Belastungsstörungen – hilfreich sein könnte, müssten jedoch erst noch klinische Studien erweisen.

Publikation: Caffeine acts through neuronal adenosine A2A receptors to prevent mood and memory dysfunction triggered by chronic stress, „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS)

Weitere Informationen:
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1423088112 Publikation im Internet

Quelle: idw

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Frauen reagieren anders. Männer auch.

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Seit wenigen Tagen läuft in Kanada die Frauen-WM im Fußball. Mit einem hohen Sieg über die Elfenbeinküste ist die deutsche Nationalmannschaft optimal gestartet. Welche Effekte die Fernsehübertragung der Spiele auf das Publikum haben kann, zeigt eine neue Studie zweier Würzburger Wissenschaftler.

„Eine gigantische Enttäuschung“: So lautete die Schlagzeile vor rund fünf Jahren in der Süddeutschen Zeitung. Obwohl zuvor als haushoher Favorit gehandelt, waren Deutschlands Fußballerinnen bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land mit einem bitteren 0:1 gegen Japan frühzeitig im Viertelfinale ausgeschieden. Dem Entsetzen in Deutschland stand der Jubel in Japan gegenüber.

Wie sich solche Sportereignisse auf die Stimmung und bestimmte Einschätzungen der Zuschauer auswirken, haben damals zwei Wissenschaftler der Universität Würzburg untersucht: Holger Schramm, Professor für Medien- und Wirtschaftskommunikation am Institut für Mensch-Computer-Medien, und sein Mitarbeiter Johannes Knoll. Jetzt haben sie die Ergebnisse in der Fachzeitschrift Communication Research veröffentlicht, dem derzeit höchst gerankten Journal im Bereich der Medien- und Kommunikationswissenschaft.

Deutliche Effekte bei fußballverrückten Männern
Die zentrale Aussage der Studie fasst Holger Schramm so zusammen: „Das Ergebnis eines angeschauten Fußballspiels beeinflusst die Stimmung und allgemeine Einschätzungen der Zuschauer merklich – allerdings nur bei fußballverrückten Männern, die sich stark mit dem Team identifizieren.“ Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler 180 Fernsehzuschauer jeweils nach einem Sieg und nach einer Niederlage der deutschen Nationalmannschaft während der Frauenfußball-WM 2011 einen Online-Fragebogen ausfüllen lassen. Dabei sollten die Teilnehmer sowohl Angaben zu ihrer aktuellen Stimmung machen als auch Aussagen treffen beispielsweise über ihr Selbstwertgefühl, ihre ökonomische Situation und ihre Zufriedenheit mit der Arbeit ihrer Regierung.

Wie erwartet, waren Fernsehzuschauer, die den Sieg der Frauen-Nationalmannschaft im zweiten Spiel der Vorrunde gesehen hatten, nach dem Spiel besser gelaunt als davor. Umgekehrt sank die Stimmung bei den Zuschauern, die die Niederlage im Viertelfinale gesehen hatten – allerdings nicht auf eine signifikante Art und Weise. Aus diesem Grund konzentrierten sich die Wissenschaftler bei der Auswertung der Daten nur noch auf das gewonnene Spiel. Dabei zeigte sich: Nur Männer, die sich moderat bis stark mit dem deutschen Team identifizierten, zeigten nach dem Sieg eine Veränderung ihrer Stimmung. Frauen allgemein und Männer, die sich nur wenig mit dem deutschen Team identifizierten, zeigten hingegen kaum Stimmungsveränderungen.

Frauen sind am Wettkampf interessiert, Männer am Ergebnis
„Wir führen diesen Unterschied zwischen den Geschlechtern darauf zurück, dass Männer stärker an Wettbewerb und am Ergebnis solcher Wettkämpfe interessiert sind als Frauen“, erklärt Holger Schramm. Frauen könnten sich demnach zwar genauso stark mit „ihren“ Teams identifizieren und diese anfeuern wie Männer; am Ausgang dieses Wettkampfs seien sie jedoch in der Regel weniger interessiert.

Und weil sich Männer – zumindest bislang – mit der Nationalmannschaft der Männer deutlich stärker identifizieren als mit dem Team der Frauen, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass diese Effekte bei Sportturnieren mit männlicher Beteiligung noch deutlich höher ausfallen könnten.

Gute Stimmung wirkt sich auf andere Urteile aus
Ähnlich fiel das Ergebnis aus bei der Untersuchung weitergehender Effekte des Vorrunden-Siegs, etwa auf das Selbstvertrauen, das Urteil über die persönliche ökonomische Situation und die Zufriedenheit mit der Regierung. Auch in diesen Punkten erwiesen sich nur männliche Zuschauer, die sich moderat bis stark mit „ihrem“ Team identifizierten, als beeinflussbar. Männer, die besonders intensiv mit den deutschen Frauen mitfieberten, hatten nach dem Sieg ein höheres Selbstbewusstsein, sie bewerteten ihre ökonomische Situation besser und waren mit der Arbeit ihrer Regierung deutlich zufriedener als noch vor Spielbeginn. Dieser Effekt hielt sogar über drei Tage hinweg an. Kein Einfluss zeigte sich wiederum bei Männern, die sich kaum bis gar nicht mit dem deutschen Team identifizierten, und bei Frauen.

Der Schluss, ein deutscher Sieg im Fußball garantiert der Bundesregierung gute Noten, ist nach Aussage der Wissenschaftler allerdings nur indirekt gültig: „Die Einschätzung von Menschen gegenüber ökonomischen und politischen Aspekten basiert im Wesentlichen auf ihrer aktuellen Stimmung“, erklärt Holger Schramm. Allerdings könne diese Stimmung durch Sportereignisse merklich beeinflusst werden. So gesehen, sei es durchaus sinnvoll, wenn Politiker und andere Entscheidungsträger die Nähe zu großen Sportereignissen suchen in der Hoffnung, einige der positiven Aspekte auf ihre Person und ihre Ideen zu übertragen.

Effects of Women’s Football Broadcastings on Viewers‘ Moods and Judgments: Investigating the Moderating Role of Team Identification and Sex. Holger Schramm and Johannes Knoll, Communication Research, DOI: 10.1177/0093650215583894

Kontakt
Prof. Dr. Holger Schramm, Institut für Mensch-Computer-Medien
T: (0931) 31-83735, holger.schramm@uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Zu dick? Zu dünn? – Selbstwahrnehmung unter der Lupe

Stephanie Bertenbreiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik

Max-Planck-Wissenschaftler nutzen lebensgroße 3D-Avatare zur Körperwahrnehmung

Von jedem von uns gibt es Fotos, von denen wir wünschten sie wären nie entstanden. Wir finden uns darauf vielleicht zu dick oder die Kleidung sitzt nicht – wir bevorzugen jene Bilder, die uns vorteilhaft erscheinen lassen. Nur unter bestimmten Bedingungen akzeptieren wir uns also so, wie wir sind. Doch welche Kleidungsstücke erscheinen uns besonders schmeichelhaft? Und welche Farben haben einen Einfluss darauf, wie wir unser Körpergewicht wahrnehmen? Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik sind diesen Fragen nun auf den Grund gegangen.

Um zu untersuchen, wie Menschen ihren Körper wahrnehmen, verwenden Forscher meist Zerrbilder von Fotografien oder zeichentrickähnliche Abbildungen des Körpers. Nutzt man jedoch Fotos oder Abbildungen, ist es schwierig die Körperwahrnehmung systematisch zu untersuchen. Man erhält keine ausreichenden Informationen darüber, wie sich die Gewichtszunahme beziehungsweise -abnahme auf andere Körperteile wie Arme, Beine oder Gesicht auswirkt. Dennoch deuten viele Forschungsreihen darauf hin, dass auch gesunde Menschen ihren Körper nicht so wahrnehmen, wie er wirklich ist.

Ivelina Piryankova, Wissenschaftlerin in der Forschungsgruppe für Körper- und Raumwahrnehmung von Betty Mohler am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik nutzte realistische 3D-Körpermodelle von Frauen zwischen 20 und 40 Jahren, um deren Wahrnehmung ihres eigenen Körpers zu untersuchen. Sie wollte wissen, inwieweit ihre Wahrnehmung der Realität entspricht. Die Avatare dafür entwickelte die Forschungsgruppe gemeinsam mit der Abteilung für Perzeptive Systeme am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme.

Insbesondere untersuchte die Informatikerin Piryankova, ob die Form dieses Avatars und sein Farbmuster einen Einfluss auf die Gewichtswahrnehmung haben. Welche Rolle spielen diese Aspekte bei der Selbstwahrnehmung? Hierzu wurden die Körper der Frauen zunächst gescannt und ihr BMI leicht verändert. Die Avatare hatten im Versuch dann entweder dieselben Körperproportionen wie die Probandinnen oder aber Durchschnittsmaße.

Die Wissenschaftler konnten so messen, wie akkurat Menschen ihr aktuelles Körpergewicht in Abhängigkeit von Figur und Muster einschätzen. Es stellte sich heraus, dass die Probanden das eigene Körpergewicht richtig einschätzen konnten. Auffällig war dabei aber, dass Frauen offenbar bereitwillig einen schlankeren Körper als ihren eigenen akzeptieren, nicht jedoch einen dickeren. Wurde die farbbasierte Information geändert und ein Schachbrettmuster auf den Körper der Avatare gelegt, also das Kleidungsmuster geändert, tendierten die Teilnehmerinnen generell zu den schlankeren Versionen.

Kooperationsprojekt: Biometrische Avatare in Virtueller Realität
„Unsere Forschungsergebnisse können nun genutzt werden, um neue Methoden zur Messung der Selbstwahrnehmung für Personen zu entwickeln, die in dieser Hinsicht sehr empfindlich reagieren. Auf diese Weise können wir ihnen sogar alternative Erfahrungen ermöglichen“, erklärt die Wissenschaftlerin Piryankova. Gemeint sind Menschen mit Körperwahrnehmungs- und Körperbildstörungen, zum Beispiel Patienten mit Essstörungen oder jene, die nach einem Schlaganfall einzelne Gliedmaßen nicht als ihre eigenen erkennen.

Im Rahmen eines vom Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften (CIN) unterstützten Kollaborationsprojekts der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikums, der Minervagruppe Körper- und Raumwahrnehmung am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik und der Abteilung für Perzeptive Systeme am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme untersuchen die Wissenschaftler nun die Wahrnehmung von Patienten bezüglich ihrer Körperdimensionen wie Gewicht oder der Arm- und Beinlänge.

Der 4DScanner – Geburtshilfe für einen Avatar
Damit der Avatar wirklichkeitsgetreu aussieht und sich in seiner Computer-Welt realistisch bewegt, brauchen seine Schöpfer möglichst detaillierte Informationen über den Körper des realen Vorbilds – auch in Bewegung. Genau diese Daten liefert der erste vierdimensionale Ganzkörper-Scanner. Entwickelt hat den 4D-Scanner Michael J. Black, Direktor am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, gemeinsam mit dem amerikanischen Unternehmen 3dMD. Um die Körperform und deren Haut realistisch abbilden zu können, wird eine Person mit einem schnell pulsierenden Fleckenmuster beleuchtet und zusätzlich mit roten und blauen Quadraten bedruckt. Beide Muster helfen den Forschern, die dreidimensionale Oberfläche des Körpers und die Haut wahrheitsgetreu zu rekonstruieren. Mit 60 Aufnahmen pro Sekunde zeichnen 22 Stereo- und 22 Farbkameras den Körper in verschiedenen Haltungen und Aktivitäten auf.

Für die oben beschrieben Forschung wurde jedoch nur der Körper gescannt. Zukünftig soll jedoch auch die vierte Dimension – die Avatare in Bewegung – mit genutzt werden.

Originalpublikation:
Piryankova IV, Stefanucci JK, Romero J, de la Rosa S, Black MJ and Mohler BJ (September-2014) Can I recognize my body’s weight? The influence of shape and texture on the perception of self ACM Transactions on Applied Perception 11(3:13) 1-18.
Piryankova IV, Wong HY , Linkenauger SA, Stinson C, Longo MR , Bülthoff HH and Mohler BJ (August-2014) Owning an Overweight or Underweight Body: Distinguishing the Physical, Experienced and Virtual Body PLoS ONE 9(8) 1-13

Ansprechpartner:
Betty Mohler, PhD
Tel.: 07071 601- 214
E-Mail: betty.mohler@tuebingen.mpg.de

Dr. Ivelina Piryankova
Tel.: 07071 601- 214
E-Mail: ivelina.piryankova@tuebingen.mpg.de

Christina Bornschein / Stephanie Bertenbreiter
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 07071 601-777/-222
E-Mail: presse-kyb@tuebingen.mpg.de

Das Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik forscht an der Aufklärung von kognitiven Prozessen auf experimentellem, theoretischem und methodischem Gebiet. Es beschäftigt rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 40 Ländern und hat seinen Sitz auf dem Max-Planck-Campus in Tübingen. Das MPI für biologische Kybernetik ist eines der 83 Institute und Forschungseinrichtungen der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Weitere Informationen:
http://tuebingen.mpg.de/startseite/detail/zu-dick-zu-duenn-selbstwahrnehmung-unt…
http://www.kyb.tuebingen.mpg.de/de/
http://www.kyb.tuebingen.mpg.de/de/forschung/fg/mohlergroup.html

Anhang
Zu dick? Zu dünn? – Selbstwahrnehmung unter der Lupe
https://idw-online.de/de/attachment44393

Quelle: idw

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Schwankungen im Nordatlantikstrom: kein Trend in Sicht

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Wissenschaftler der Universität Bremen untersuchen Langzeit-Schwankungen beim Wassermassentransport des Golfstroms in den Nordatlantik. Ihre Studie ist jetzt im „Journal of Geophysical Research“ vorgestellt worden.

Das Szenario wird oft beschrieben: Der Nordatlantikstrom (NAC) als Fortsetzung des Golfstroms wird schwächer. Europa wird sich abkühlen. Mit der Frage, ob es so kommt, haben sich Wissenschaftler der Universität Bremen beschäftigt. Ihre Aussage: Bei den Transport-Schwankungen wärmerer Wassermassen in den Nordatlantik ist derzeit kein Trend nachweisbar.

Professorin Monika Rhein und ihrem Team vom Institut für Umweltphysik und dem Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) ist es erstmals gelungen, eine 21-jährige kontinuierliche Zeitreihe der Stärke des Nordatlantikstroms (NAC) beim Einströmen vom West- in den Ostatlantik zu erstellen. Die Ergebnisse wurden soeben im renommierten Fachjournal „Journal of Geophysical Research“ veröffentlicht. „Dies ist die erste Studie, die langfristige Transport-Schwankungen aus dem offenen Nordatlantik liefert“, sagt die Bremer Umweltphysikerin Monika Rhein. Möglich wurde dies durch den Einsatz von Bodenecholoten, die in einer Nord-Süd-Linie am Mittelatlantischen Rücken über mehrere Jahre verankert waren. „Unsere Messungen zeigen, dass der NAC beim Einstrom in den Ostatlantik immer noch halb so stark ist wie der Golfstrom in der Floridastraße“, erläutert Dr. Achim Roessler, der Erstautor der Studie, „aber die Stärke kann über vier bis neun Jahre hinweg um mehr als 30 Prozent schwanken“. Ein Teil dieses Signals ist mit dem atmosphärischen Zustand über dem Nordatlantik, der sogenannten Nordatlantischen Oszillation, verknüpft.

Der NAC ist eine der wichtigsten Meeresströmungen des Nordatlantiks. Als direkte Fortsetzung des Golfstromes transportiert er warme und salzreiche Wassermassen aus den Subtropen in unsere Breiten. Diese Wärme gelangt weit nach Norden und wird nach und nach an die Atmosphäre abgegeben. Der NAC hat somit für das vergleichsweise milde europäische Klima eine große Bedeutung. Wie stark der NAC-Transport ist und auf welchen Zeitskalen Schwankungen erzeugt werden, war bisher weitgehend unbekannt.

Die verankerten Bodenecholote senden kontinuierlich akustische Signale aus und messen die Laufzeit bis zur Meeresoberfläche und zurück. Aus diesen Laufzeiten und aus der Abhängigkeit der Schallgeschwindigkeit von Druck, Temperatur und Salzgehalt wurden die Wassertransporte berechnet. Die Daten einer vierjährigen Verankerungsperiode konnten in der aktuellen Studie durch Satellitenmessungen der Wasserbewegungen an der Meeresoberfläche auf 21 Jahre verlängert werden.

Derzeit ist die Bremer Arbeitsgruppe auf dem deutschen Forschungsschiff „Maria S. Merian“ im subpolaren Nordatlantik wieder unterwegs. Im Rahmen der Forschungsreise MSM-43 werden die neuesten Messdaten ausgelesen und weitere Geräte verankert.

Publikation: Roessler, A., M. Rhein, D. Kieke, and C. Mertens (2015), Long-term observations of North Atlantic Current transport at the gateway between western and eastern Atlantic, J. Geophys. Res., 120, doi:10.1002/2014JC010662.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Physik/Elektrotechnik
Institut für Umweltphysik
Prof. Dr. Monika Rhein
Tel. 0421 218 62160
mrhein@physik.uni-bremen.de
http://www.ocean.uni-bremen.de

Quelle: idw

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Wie denkt der Mensch?

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Mit modernsten Mess- und Analysemethoden gelingt es immer besser, dem Gehirn beim Denken zuzuschauen. Über neue Erkenntnisse zur Physiologie des Gehirns, über Möglichkeiten und Grenzen der Hirnforschung sprach der Neurophysiologe Professor Dr. Andreas Draguhn bei Medizin am Abend am 17. Juni 2015.

Das Gehirn gibt seine Geheimnisse nur sehr langsam preis – zu komplex ist das Zusammen-spiel der Millionen Nervenzellen. „Die Hirnforschung erklärt uns zwar schon vieles über uns, unser Verhalten und unsere Denkleistungen, stellt uns aber nach wie vor vor unzählige ungelöste Fragen“, sagt Professor Dr. Andreas Draguhn, Direktor der Abteilung für Neuro- und Sinnesphysiologie am Institut für Physiologie und Pathophysiologie des Universitätsklinikums Heidelberg. Wie neue Erkenntnisse der Neurowissenschaften helfen, die Vorgänge in unserem Denkorgan besser zu verstehen, was man mit diesem Wissen anfangen oder auch nicht anfangen kann, erklärte der renommierte Neurophysiologe in seinem Vortrag bei Medizin am Abend am Mittwoch, 17. Juni 2015.

Erfolge in der Hirnforschung erfahren immer wieder große Aufmerksamkeit sowohl in Wissenschaftskreisen als auch der medialen Öffentlichkeit: So ging der Nobelpreis für Physiologie und Medizin 2014 an die Entdecker des inneren Navigationssystems, dem Sitz des Orientierungs¬sinns im Hirn. Doch hilft dieses Wissen Menschen, die sich schlecht orientieren können? „Nein“, so der Experte, „davon sind wir noch weit entfernt. Momentan versuchen die Neurowissenschaften Denkvorgänge mit Aktivitätsmustern im Gehirn in Einklang zu bringen. Also z.B. zu klären, wie das Gehirn Erinnerungen abspeichert, was passiert, wenn diese abgerufen werden und wir etwas wiedererkennen. Im Fall der örtlichen Erinnerung weiß man das nun.“

Kann das Wissen um Hirnentwicklung und -rhythmen das Lernen erleichtern?
Neue Erkenntnisse über Lernen und Gedächtnis lassen aber dennoch hoffen, irgendwann Strategien entwickeln zu können, die das Lernen hirngerechter gestalten und damit auch für Menschen mit Lernschwierigkeiten leichter machen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die sogenannte Neurodidaktik, die Erkenntnisse zur Hirnreifung bei Kindern und Jugendlichen, zu Wahrnehmungsspannen, Lernen unter Stress sowie Schlaf-Wachrhythmen einbezieht. Zwischen den experimentellen Fragestellungen der Hirnfroscher und der komplexen Realität des Schulunterrichts klafft aber immer noch eine große Lücke. Deshalb tragen die Erkenntnisse der Neurobiologie bis heute nur wenig Konkretes zur Pädagogik bei.

Anders sieht es bei angeborenen Sinnesstörungen, wie Schielen oder Taubheit, aus. Hier gibt das aktuelle Wissen um die kindliche Hirnentwicklung ein klares Zeitfenster für die Behandlung vor. Wird dieses nicht eingehalten, verkümmern die entsprechenden Hirnareale. Im Fall des Schielens wird der Sinneseindruck eines Auges vom Gehirn mit der Zeit unterdrückt, das Auge, obwohl gesund und funktionsfähig, bleibt dann lebenslang blind. Dazu kommt es in den westlichen Industrienationen dank entsprechender Beratung und Behandlungsmöglichkeiten kaum noch. Inzwischen ist die Medizin sogar noch einen Schritt weiter: So können speziell entwickelte Videospiele mit dreidimensionaler Optik die behandelbare Phase verlängern, indem sie zur Nutzung des unterdrückten Auges anregen und Vernetzungen im Gehirn stärken.

Neurodegenerativen Erkrankungen: Therapeutische Hoffnungen bisher nicht erfüllt
In der Therapie psychiatrischer und neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer ist man so weit noch nicht. Auf diesen Gebieten forschen Mediziner intensiv daran, Veränderungen in der Hirnfunktion zu verstehen, Krankheitsmechanismen zu entschlüsseln, Ansatzpunkte für Therapien zu finden oder, wie im Fall psychiatrischer Erkrankungen, herauszufinden, wie sich bereits etablierte Therapien auf Hirnfunktionen auswirken. „Die Einblicke in die Funktion des Hirns haben bei machen Syndromen schon sehr effektive Therapien auf den Weg gebracht, zum Beispiel bei der Parkinson-Erkrankung. „Dennoch wurden die großen Hoffnungen in grundlegend neue Therapien zur Wiederherstellung verlorener Hirnfunktionen noch nicht eingelöst“, so Draguhn.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Medizin-am-Abend.132249.0.html Medizin am Abend

Quelle: idw

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Nahrungsmittelallergien: Ist ein Umdenken bei der Säuglingsernährung erforderlich?

Dr. Ulrich Kümmel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V.

Noch bis vor wenigen Jahren galt besonders bei Kindern mit familiärem Allergierisiko die Empfehlung, hochallergene Nahrungsmittel wie Hühnerei, Erdnuss oder Baumnüsse erst spät in die Ernährung einzuführen. Nun wurde in einer in England durchgeführten Untersuchung gezeigt, dass die frühe Einführung von Erdnüssen in die Säuglingsernährung zwischen dem vollendeten 4. und 11. Lebensmonat zu einer deutlichen Reduzierung der Häufigkeit von Erdnussallergien führen kann. Zurzeit vollkommen unklar ist jedoch, welche Nahrungsmittel früh und regelmäßig gegeben werden sollten.

Über Jahrzehnte hinweg lautete die Empfehlung von Allergologen, hoch allergieauslösende Nahrungsmittel, wie z. B. Erdnüsse, zur Vorbeugung von Nahrungsmittelallergien zu meiden. Die Empfehlung galt besonders für Säuglinge und Kinder mit einem erhöhten familiären Allergierisiko. Gerade diese Vorsicht könnte aber möglicherweise eher zu einer Zunahme der Allergien führen, wie eine in England durchgeführte Studie anhand der frühen Einführung von Erdnüssen in die Säuglingsernährung zeigt (www.leapstudy.co.uk).

Die Ergebnisse der so genannten LEAP-Studie (Learning Early About Peanut) deutet darauf hin, dass die frühe Einführung von Erdnüssen in die Säuglingsernährung zwischen dem vollendeten 4. und 11. Lebensmonat zu einer deutlichen Verminderung der Rate an Erdnussallergien führen kann. Die Wissenschaftler vermuten, dass der kindliche Magen-Darm-Trakt im ersten Lebensjahr durch eine regelmäßige Auseinandersetzung mit Nahrungsmitteln eine Toleranz statt einer allergischen Immunantwort entwickeln könnte. Laut Dr. Lars Lange, einer der beiden Koordinatoren der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Nahrungsmittelallergie der GPA, ist jedoch zurzeit noch gänzlich ungeklärt, welche Nahrungsmittel früh und regelmäßig gegeben werden sollten. Darüber hinaus bestehe bei Gabe zum Beispiel von Erdnüssen oder anderen Nüssen bei kleinen Kindern die Gefahr der Aspiration, was zu lebensbedrohlichen Erstickungsereignissen führen könne. Sinnvolle Zubereitungen hoch allergener Nahrungsmittel als Alternative stünden für dieses Alter jedoch kaum zur Verfügung.

Im Rahmen der Studie wurden nur Kinder untersucht, die unter einer ausgeprägten Neurodermitis litten, also Kinder mit einem bekannt erhöhten Risiko für eine Nahrungsmittelallergie. Daher lassen sich die Ergebnisse nicht ohne weiteres auf gesunde Kinder übertragen. Darüber hinaus zeigte sich, dass ein recht großer Teil der an Neurodermitis erkrankten Kinder (ca. 10%) bereits vor dem ersten Kontakt mit Erdnüssen allergisch waren und auf die erste Gabe mit Allergiesymptomen reagierten.

Noch gravierender war das Risiko allergischer Reaktionen in einer zuvor veröffentlichten Studie aus Australien, bei der ebenfalls das Prinzip der frühen Einführung, allerdings mit Hühnerei getestet wurde. Hierbei erhielten Kinder mit Neurodermitis bereits im Alter von 4 Monaten Hühnerei. Ziel der der Untersuchung war, eine Hühnereiallergie, die in Australien besonders häufig ist, zu verhindern. Diese Studie wurde von den Initiatoren vorzeitig abgebrochen, weil zu viele Kinder bereits beim ersten Kontakt mit Hühnereiweiß zum Teil schwere allergische Symptome zeigten.

Die notwendige Konsequenz vor der frühen Einführung bestimmter Nahrungsmittel wäre also, alle Kindern mit Neurodermitis vorsorglich vor dem ersten Kontakt einem Allergietest zu unterziehen und bei den Allergietest-positiven Kindern orale Nahrungsmittelprovokationen durchzuführen, ein teures und zeitaufwändiges Prozedere.

Trotz der ermutigenden Ergebnisse ist die Zeit für einen Paradigmenwechsel noch nicht gekommen, so Prof. Bodo Niggemann, Koordinator der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe Nahrungsmittelallergie der GPA. Im Moment laufen in Deutschland und weltweit weitere Studien zur frühen Beikosteinführung von bisher vermiedenen Nahrungsmitteln. Bis zum Vorliegen der Studienergebnisse sind seriöse Empfehlungen hinsichtlich der Einführung potentiell allergener Nahrungsmittel nicht möglich. Wenn Kinder aber einen Kontakt mit Nüssen oder Erdnuss zum Beispiel in Form von Brotaufstrichen bereits problemlos vertragen, sollten diese Nahrungsmittel regelmäßig verabreicht werden, um dem Körper die Möglichkeit zur Toleranzentwicklung zu erhalten.

Wissenschaftliche Arbeitsgruppe Nahrungsmittelallergie der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V. (GPA)
Dr. med. Lars Lange, Bonn
Prof. Dr. med. Bodo Niggemann, Berlin

Weitere Informationen:
http://www.leapstudy.co.uk LEAP Studie
http://www.gpau.de/mediathek/pressemitteilungen/ Pressemitteilungen der GPA

Quelle: idw

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Wasser-Ressourcenpreis der Rüdiger Kurt Bode-Stiftung geht an Prof. Dr. Klaus Kümmerer

Anke Meis DSZ – Deutsches Stiftungszentrum
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Die Rüdiger Kurt Bode-Stiftung vergibt den mit 100.000 Euro dotierten Wasser-Ressourcenpreis an Prof. Dr. Klaus Kümmerer, Leuphana Universität Lüneburg, für seine Arbeiten zur Entwicklung innovativer Strategien und Konzepte für eine nachhaltige Nutzung der globalen Wasserressourcen.

Das Kuratorium der Stiftung wählte Kümmerer auf Empfehlung seiner beratenden Jury (Prof. i.R. Dr. Siegmar Breckle, Universität Bielefeld, Abteilung Ökologie; Prof. Dr. Peter Krebs, TU Dresden, Direktor des Instituts für Siedlungswasserwirtschaft und Vorsitzender der Water Science Alliance; Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie) aus zahlreichen Bewerbungen aus. Der Preis wurde am 17. Juni 2015 im Rahmen der 6. Water Research Horizon Conference in Berlin verliehen.

Der Preis
Der Konkurrenzkampf um die immer knapper werdende Ressource Wasser wird die globale Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten prägen. Die Hauptgründe sind Bevölkerungswachstum, Klimawandel und nicht nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen. Bereits heute lebt etwa ein Drittel der Weltbevölkerung unter Bedingungen, die durch mittleren bis starken Wassermangel gekennzeichnet sind. Mit ihrem Preis zeichnet die Bode-Stiftung Forscherpersönlichkeiten aus, die herausragende Strategien und Konzepte für eine nachhaltige Nutzung der globalen Wasserressourcen entwickeln. Mit einer Dotation von 100.000 Euro gehört der Wasser-Ressourcenpreis zu den großen deutschen Stiftungspreisen.

Der Preisträger
Prof. Dr. Klaus Kümmerer (*1959) ist seit 2010 Professor für Nachhaltige Chemie und Stoffliche Ressourcen an der Leuphana Universität Lüneburg. Er studierte Chemie in Würzburg und Tübingen, wo er auch promovierte. Nach einer Tätigkeit am Öko-Institut in Freiburg wechselte er an die dortige Universität, wo er sich habilitierte. Er war als Visiting Professor an der Case Western Reserve University (Cleveland, OH, USA). Am Institut für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg leitete er als Professor für Umwelthygiene und Umweltchemie die Sektion für Angewandte Umweltforschung. Seine Forschungsschwerpunkte sind Nachhaltige Chemie, Stoffliche Ressourcen und Spurenstoffe in der aquatischen Umwelt. Er unterhält eine Vielzahl internationaler Kooperationen, ist Mitglied diverser nationaler und internationaler Kommissionen und Gremien, Founding Editor der Zeitschrift Sustainable Chemistry and Pharmacy sowie Mitherausgeber weiterer internationaler wissenschaftlicher Zeitschriften.

Mit der Preisvergabe an Klaus Kümmerer würdigt die Stiftung die konsequente Umsetzung seines interdisziplinären und lösungsorientierten Ansatzes. Seine Arbeiten zur Abbaubarkeit von Arzneistoffen in der aquatischen Umwelt sind wegweisend. Das von ihm entwickelte Konzept „Benign by design“ erlaubt, in einer frühen Phase der Chemikalien- und Arzneistoffentwicklung die Abbaubarkeit miteinzuplanen, um entstehende Probleme nicht allein mit rein technischen End-of-Pipe-Technologien zu lösen. In herausragender Weise gelingt es Kümmerer, Praxis und Forschung zu verknüpfen. Hohe Akzeptanz genießt er sowohl in der Scientific Community als auch bei Praxispartnern in der Industrie.

Die Preisverleihung
Die Preisverleihung fand am Mittwoch, 17. Juni 2015 im Rahmen der 6. Water Research Horizon Conference im Botanischen Garten und Museum Berlin statt, die von der Water Science Alliance (WSA) durchgeführt wird. Die WSA ist eine Plattform zur Stärkung der interdisziplinären Wasserforschung in Deutschland, in deren Fokus die Synergiebildung zwischen deren Kompetenzträgern, die Entwicklung innovativer Forschungsideen und die Förderung junger Wissenschaftler/innen stehen. (Infos zum Programm: Jörg Seegert, info@watersciencealliance.org).

Die Rüdiger Kurt Bode-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Die Stiftung wurde 2009 vom Hamburger Pharmazeuten und Unternehmer Rüdiger Bode zur Förderung der interdisziplinären Forschung auf dem Gebiet der Lebens- und Naturwissenschaften errichtet. Schwerpunkt des im Jahr 2009 aufgelegten Stiftungsprogramms ist die Vergabe des Wasser-Ressourcenpreises, der alle drei Jahre vergeben wird – erstmalig im Jahr 2012 an Frau Professor Claudia Pahl-Wostl.

Für weitere Informationen:
Anke Meis
Leiterin Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
DSZ – Deutsches Stiftungszentrum GmbH
im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Barkhovenallee 1
45239 Essen
Tel.: (02 01) 84 01-2 04
anke.meis@stifterverband.de

Quelle: idw

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UDE: Gut Freund mit den Bakterien – Abfall- und Wasserexperten auf internationaler Leitmesse

Ulrike Bohnsack Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Sie nennen sich Bakterienflüsterer und sind oft in Klärwerken und auf Deponien unterwegs. Oder mit anderen Worten: Sie kümmern sich um angewandte Bioprozesse im technischen Umweltschutz.

Bakterien helfen, Verunreinigungen oder Biogas, etwa Methan, abzubauen. „Je besser es ihnen geht, desto besser machen sie ihre Arbeit“, so Prof. Dr. Martin Denecke. Für den Betrieb von Kläranlagen und Deponien, aber auch wenn neue geplant werden, ist es wichtig zu wissen, wo genau die Bakterien sitzen, wo sie sich wohlfühlen und mit welchen Arten sie zusammenarbeiten.

Ihre „Freunde“, wie Deneckes Team sie nennt, schauen sie sich genau an: Wie sehen die Bakterien aus? Wie sind DNA, Atmungsrate, Abwärme, Arbeitstempo und Proteinmuster?

„Die Proteine beispielsweise sagen uns etwas über die Abbauvorgänge, aber auch, ob etwas nicht stimmt mit unseren Helfern. Finden sich etwa Stressproteine im Belebtschlamm der Kläranlage, kann das auf eine zu hohe Temperatur oder Vergiftung hinweisen. Bakterien, die Methan in Deponieböden abbauen, verraten sich hingegen durch ihre Abwärme. Als Ingenieure können wir nun festlegen, wie der Boden und die anderen Bedingungen sein müssen, damit es optimal läuft.“

Für ihre Arbeit, die von Kommunen wie auch Industrie geschätzt wird, nutzen sie empfindliche Wärmekameras, Spezial-Mikroskope, aber auch selbst entwickelte Geräte: „Wir haben mit der FH Mannheim ein automatisches Mustererkennungssystem für fädige Bakterien entwickelt. Diese können in Kläranlagen große Schäden verursachen. Das System erkennt und quantifiziert die Bakterien sekundenschnell, wofür man vorher Stunden gebraucht hat.“

Auch ein Toximeter haben die UDE-Forscher entwickelt. Ein Sensor überwacht den Sauerstoffverbrauch der Bakterien – dieser sinkt oder stoppt nämlich, wenn sie geschädigt werden. So lassen sich frühzeitig Schadstoffe in Klärbecken erkennen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Martin Denecke, Tel. 0201/183-2742, martin.denecke@uni-due.de

Quelle: idw

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Rohstoffe aus Industriewässern gewinnen – mit Membranadsorbern

Dr. Claudia Vorbeck Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart entwickeln Wissenschaftler Membranadsorber, mit denen sich Schad- und Wertstoffe aus Wasser selektiv abtrennen lassen. Diese Technologie kann einerseits zur Wasseraufbereitung eingesetzt werden, ein großes Potenzial liegt aber speziell in der Rückgewinnung von wertvollen Metallen.

Im Zuge knapper werdender Ressourcen gewinnt das Recycling von Rohstoffen immer mehr an Bedeutung. Insbesondere Sondermetalle sind aufgrund ihres Werts (Edelmetalle) oder ihrer Verfügbarkeit (Seltene Erden) für die Industrie enorm wichtig. In industriellen Prozess- und Abwasserströmen sind beträchtliche Mengen dieser metallischen Rohstoffe enthalten.

Auch bei Feststoffen wie Elektronikschrott oder Aschen aus Verbrennungsprozessen erfolgt in der Regel eine nasschemische Aufarbeitung, um Metalle aus dieser Matrix herauszulösen. Hier sind weitere, zum Teil sehr aufwendige Prozessschritte nötig. Um die Wertstoffe aus dem Wasser wiederzugewinnen, bedarf es also kostengünstiger und effizienter Trennverfahren. Das Fraunhofer IGB entwickelt hierfür spezielle Membran-adsorber.

Mixed-Matrix-Membranen binden Wertstoffe
Mithilfe von Membranen lässt sich Wasser filtern, wobei in erster Linie die Porengröße bestimmt, welche Stoffe durchgelassen werden. Die unter der Membranoberfläche gelegenen porösen Strukturen blieben dabei bisher ungenutzt. Hier setzt die am Fraunhofer IGB neu entwickelte Adsorbertechnologie an.

»Dabei integrieren wir Partikel, die im Wasser gelöste Stoffe adsorptiv binden, gut zugänglich in den Mikroporen der Membranen«, erläutert Dr. Thomas Schiestel, der am IGB die Gruppe »Anorganische Grenzflächen und Membranen« leitet. Auf diese Weise entstehen sogenannte Mixed-Matrix-Membranen, die Wasser nicht nur durch die Zurückhaltung von Stoffen filtern, sondern die enthaltenen Wertstoffe gezielt festhalten können.

Membranen mit Adsorberpartikeln individuell funktionalisiert
Aufgrund der Vielzahl nutzbarer Partikel können die Membranen für den jeweils angedachten Zweck funktionalisiert werden. So lassen sich selektiv ganz bestimmte Wertstoffe in reiner Form aus dem Wasser gewinnen. »Membranadsorber mit Schwefelharnstoffgruppen binden beispielsweise über 0,8 Gramm Silber pro Quadratmeter Membranfläche, Phosphonat-Membranadsorber 1,5 Gramm«, beschreibt IGB-Wissenschaftler Schiestel.

Zudem ist es möglich, verschiedene Partikel in einer einzigen Membran zu kombinieren, um mehrere unterschiedliche Stoffe gleichzeitig zu binden. Dies hat vor allem bei der Abwasserreinigung große Vorteile. Durch die Variation der Partikeloberfläche und die Kombination unterschiedlicher Partikel stellt das IGB Membranadsorber her, deren Trenneigenschaften flexibel für Anwendungen in den Bereichen Trinkwasser, Prozesswasser und Abwasser angepasst werden können.

Wenn es um die Wirtschaftlichkeit der Trennverfahren geht, kommt der Regenerierbarkeit der Membranen eine besondere Bedeutung zu. Bei den am IGB entwickelten Membransystemen erreichten die Fraunhofer-Wissenschaftler eine vollständige Regeneration der Adsorber. Kupfer lässt sich auf diese Weise um den Faktor 100 anreichern.

Das Forscherteam am Fraunhofer IGB wird nun in weiteren Arbeiten das Prinzip der Membranadsorber auf Hohlfasermembranen übertragen. Diese ermöglichen sowohl eine höhere spezifische Trennfläche als auch ein höheres spezifisches Adsorptionsvolumen.

Originalliteratur
K. Niedergall, M. Bach, T. Hirth, G.E.M. Tovar, T. Schiestel (2014) Removal of micropollutants from water by nanocomposite membrane adsorbers, Sep. Purif. Technol. 131: 60-68

K. Niedergall, M. Bach, T. Schiestel, G.E.M. Tovar (2013) Nanostructured composite adsorber membranes for the reduction of trace substances in water: the example of bisphenol A, Industrial Chemical Research ACS Special Issue: Recent Advances in Nanotechnology-based Water Purification Methods, Ind. Eng. Chem. Res. 52/39 14011, DOI: 10.1021/ie303264r

Weitere Informationen:
http://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2015/rohstoffe…

Quelle: idw

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Hydrothermale Prozesse – Plattformtechnologie in einer biobasierten Wirtschaft

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Ergebnistreffen des Innovationsforums Hydrothermale Prozesse am 15./ 16. Juni 2015

Hydrothermale Produkte und Verfahren in den Markt bringen – so ist das Kernanliegen der potenziellen Anwender, Verfahrensentwickler und Akteure im Innovationsforum „Hydrothermale Prozesse“ formuliert. Konkrete Wertschöpfungsketten basierend auf wasserreicher Biomasse stehen dabei im Fokus der Ergebnistagung, die am 15./16. Juni 2015 in Leipzig stattfand.

Die Akteure im Innovationsforum entwickelten in fünf Anwendungsfeldern Projektansätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette, um die letzten Herausforderungen auf dem Weg zur Marktreife zu erreichen. Aktuelle Hindernisse und spezifische Marktzugänge werden auf der Tagung vorgestellt und gemeinsam diskutiert.

Hydrothermale Prozesse (HTP) wandeln unter Druck und Temperatur feuchte Biomasse in feste, flüssige oder gasförmige Kohlenstoffträger um. Diese können vielseitig in der chemischen Industrie, in der Energiewirtschaft, als Düngemittel oder als Werkstoff eingesetzt werden. Durch die Entwicklung dieser speziellen Verfahren ist es möglich, bisher wenig genutzte Potenziale von Reststoff- und Biomasseströmen zu erschließen. Ziel ist die Verknüpfung von Technologieentwicklern mit der veredelnden Industrie, Anlagenbauern und Forschungspartnern im Endproduktbereich.

Zum zweitägigen Treffen des Innovationsforums am 15./16. Juni 2015 im Mediencampus der Villa Ida in Leipzig wurde der aktuelle Stand der Entwicklungen vorgestellt, rechtliche Fragestellungen erörtert, Projektideen geschmiedet und erfolgversprechende Wege des Markteintritts von Produkten aufgezeigt.

Das Innovationsforum „Hydrothermale Prozesse“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Programm „Unternehmen Region“ gefördert.

Nähere Details finden Sie unter: www.dbfz.de/htp

Forschung für die Energie der Zukunft – DBFZ
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz zum bestehenden, vor allem aber auch zu einem zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/htp

Quelle: idw

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Alles über Web-Technologien lernen: Kostenloser Online-Kurs für jedermann

Rosina Geiger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI)

Potsdam. Einen kostenlosen offenen Onlinekurs zu den Technologien des World Wide Web bietet das Hasso-Plattner-Institut (HPI) ab Montag, 1. Juni, an. Jeder Interessierte kann sich dafür auf der Internet-Bildungsplattform des Instituts anmelden: https://open.hpi.de/courses/webtech2015.

HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel erläutert während des sechswöchigen Massive Open Online Courses (MOOC) die dem Web zugrunde liegenden Basistechnologien, aber auch Webservices und die Techniken der Webprogrammierung. Ferner geht es darum, wie Suchmaschinen im Internet Inhalte und Dienstangebote finden und wie das Cloud Computing künftig den Zugriff auf Rechenleistungen grundlegend verändert.

Der Kurs wird in englischer Sprache gehalten. Zugangsbeschränkungen gibt es nicht. Erfolgreiche Absolventen erhalten ein Zertifikat des HPI. Bei dem neuen Onlinekurs von openHPI.de handelt es sich um den 21. seiner Art seit dem Start der Plattform im September 2012. Mittlerweile sind dort mehr als 87.000 Lernende aus über 150 Ländern aktiv. 183.000 Einschreibungen sind registriert.

Quelle: idw

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Blutanalysen sprechen dafür, dass viel rotes Fleisch das Diabetesrisiko erhöht

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Wie zahlreiche Beobachtungsstudien zeigen, haben Menschen, die viel rotes Fleisch essen, ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes. Die Ursachen für diese Risikobeziehung sind jedoch noch nicht geklärt. Ein Forscherteam um Clemens Wittenbecher und Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) hat nun Biomarker* im Blut von Studienteilnehmern identifiziert, die erste Hinweise auf die Stoffwechselmechanismen geben, die der Risikobeziehung zugrunde liegen könnten und somit für einen kausalen Zusammenhang sprechen.

Die Forscher publizierten kürzlich ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift American Journal of Clinical Nutrition (Wittenbecher et al.; DOI: 10.3945/ajcn.114.099150).

Die von der EU und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie führten die Wissenschaftler im Verbund mit Partnern des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) e.V. durch.

Große Langzeit-Beobachtungsstudien kommen weltweit zu dem Ergebnis, dass ein hoher Konsum von rotem Fleisch, das heißt Rind-, Schweine- oder Lammfleisch, mit einem erhöhten Typ-2-Diabetesrisiko verbunden ist. Auch die Daten der Potsdamer EPIC**-Studie weisen darauf hin. Wie sie zeigen, geht der tägliche Verzehr von 150 Gramm rotem Fleisch mit einem um ca. 80 Prozent erhöhten Erkrankungsrisiko einher. Eine ähnliche Risikoerhöhung beobachteten die Wissenschaftler auch in Verbindung mit dem Rauchen von mehr als 20 Zigaretten pro Tag, mit einer Zunahme des Taillenumfangs um 7,6 cm oder in Zusammenhang mit einer erblichen Vorbelastung durch Mutter oder Vater. Welche Stoffwechselprozesse der Risikobeziehung zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch und Typ-2-Diabetes zugrunde liegen und ob bestimmte im Fleisch enthaltene Stoffe wie Eisen hierfür eine Rolle spielen, ist jedoch noch nicht hinreichend erforscht.

Um mehr über die Zusammenhänge zu erfahren, analysierte das Team um die beiden Epidemiologen Wittenbecher und Schulze die Blutproben von 2.681 Potsdamer EPIC-Studienteilnehmern. Von diesen waren 688 im Verlauf der Studie an einem Typ-2-Diabetes erkrankt. Die Ernährungsgewohnheiten und den Fleischverzehr der Studienteilnehmer erfassten die Wissenschaftler mit Hilfe von Fragebögen.

Insgesamt überprüften die Forscher 127 verschiedene Biomarker im Blut der Teilnehmer, wobei 21 dieser Marker sowohl bei Frauen als auch bei Männern mit dem Fleischverzehr in Beziehung standen. Bei sechs dieser Biomarker waren die beobachteten Konzentrationsänderungen zudem mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden. So hatten Studienteilnehmer mit einem hohen Ferritinspiegel*** und einem niedrigen Spiegel des Eiweißbausteins Glyzin ein erhöhtes Diabetesrisiko. Ebenso waren bei diesen Teilnehmern die Werte von vier Lipiden**** verändert, die von der Leber ans Blut abgegeben werden.

„Hohe Ferritinspiegel bedeuten, dass die Eisenspeicher voll sind und können auf eine hohe Eisenaufnahme hinweisen. Wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, führt ein Zuviel an Eisen dazu, dass sich in den Körperzellen verstärkt hochreaktive Moleküle bilden, welche die Zellen schädigen. Wissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang auch von oxidativem Stress“, erklärt Wittenbecher, Erstautor der Studie. „Da Glyzin ein zentraler Bestandteil der körpereigenen Systeme ist, welche die Zellen vor oxidativem Stress schützen, und gleichzeitig Entzündungsreaktionen entgegenwirkt, könnten hohe Ferritinspiegel und niedrige Glyzinwerte annehmen lassen, dass der Körper einem erhöhten oxidativen Stress ausgesetzt und vor Entzündungen weniger gut geschützt ist. Dies wiederum könnte den Zusammenhang zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch und Diabetes erklären, da oxidativer Stress sowie Entzündungsreaktionen nach neuestem Wissensstand zur Typ-2-Diabetes-Entstehung beitragen“, so Wittenbecher weiter. Die veränderten Lipidwerte würden zudem auf einen gestörten Fettstoffwechsel der Leber hinweisen, der nach Angaben der Wissenschaftler ebenso zur Krankheitsentstehung beitragen könne.

„Unsere Ergebnisse lassen somit annehmen, dass nicht eine einzelne Substanz, die im roten Fleisch enthalten ist, in Zusammenhang mit dem Diabetesrisiko steht, sondern dass der gewohnheitsmäßig hohe Verzehr von rotem Fleisch den Stoffwechsel über verschiedene Wege in einer Weise beeinflusst, die langfristig die Entstehung eines Typ-2-Diabetes begünstigt“, sagt Studienleiter Matthias Schulze.

„Beobachtungsstudien wie die EPIC-Studie sind zwar nicht geeignet, um kausale Risikobeziehungen zweifelsfrei zu beweisen. Sie geben jedoch gute Hinweise auf die Stoffwechselmechanismen, die einer solchen Beziehung zugrunde liegen könnten“, sagt Wittenbecher. „Unsere Ergebnisse liefern damit nicht nur neue Ansatzpunkte, um die Effekte des Fleischkonsums in Stoffwechselstudien gezielter und detaillierter zu untersuchen. Sie stützen auch die aktuelle Ernährungsempfehlung, den Verzehr von rotem Fleisch zu verringern, um einer Typ-2-Diabetes-Erkrankung vorzubeugen“, ergänzt Schulze.

Hintergrundinformationen:
* Biomarker sind charakteristische biologische Merkmale, die objektiv gemessen werden und auf einen normalen biologischen oder krankhaften Prozess im Körper hinweisen können. Bei einem Biomarker kann es sich um Zellen, Gene, Stoffwechselprodukte oder bestimmte Moleküle wie Hormone handeln. Als eingängiges Beispiel sei das Blutbild genannt, das Hinweise auf den Gesundheitszustand des Patienten gibt (Quelle: Wikipedia).

** EPIC steht für European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Sie ist eine der größten prospektiven („vorausschauenden“) Studien, welche die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind zehn europäische Länder mit insgesamt 519.000 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. In Deutschland gehören das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg sowie das DIfE zu den EPIC-Studienzentren. Die Potsdamer EPIC-Teilstudie schließt mehr als 27.500 erwachsene Studienteilnehmer/innen ein. Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die Teilnehmer zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert werden kann – ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven Studien.

*** Ferritin (lat. ferrum, ‚Eisen‘), auch Depot-Eisen, ist ein Proteinkomplex, der in Tieren, Pflanzen und Bakterien vorkommt, wo er als Speicherstoff für Eisen dient. Bei gesunden Menschen sind ca. 20 Prozent des gesamten Eisens in Ferritin gespeichert. Die Ferritinkonzentration im menschlichen Blutserum ist ein aussagekräftiges Maß für den gesamten Eisenspeicher des Organismus (Quelle: Wikipedia).

**** Lipide sind ganz oder zumindest größtenteils wasserunlösliche Stoffe, die in verschiedene Klassen unterteilt sind. Im menschlichen Körper werden sie z. B. zum Aufbau von Zellmembranen als Baustoffe verwendet, dienen als Energiespeicher oder Botenstoffe. Die in der neuen Studie identifizierten Phospholipide (Diacyl-Phosphatidylcholine C36:4 und C38:4, Lysophosphatidylcholin C17:0 sowie Sphingomyelin C14:1) kommen in Zellmembranen und frei im Blut vor. Sie üben vermutlich wichtige Funktionen als Botenstoffe aus und könnten das mit dem Fleischverzehr assoziierte Diabetesrisiko vermitteln.

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Näheres unter http://www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen – u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi -, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro. Weitere Informationen unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Kontakt:
Prof. Dr. Matthias Schulze
Abteilung Molekulare Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2434
E-Mail: mschulze@dife.de

Clemens Wittenbecher
Abteilung Molekulare Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2454
E-Mail: clemens.wittenbecher@dife.de

http://www.dife.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=MEP
Informationen zur Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE

Quelle: idw

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Umwelt-Oscarverleihung: Projekt „Biobind“ der Uni Rostock auf Platz 2

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Bei Ölkatastrophen in Meeren könnte Rettung bald vom Himmel fallen

Das Verbundprojekt BIOBIND unter Gesamtprojektleitung von Prof. Dr.-Ing. Fokke Saathoff vom Lehrstuhl für Geotechnik und Küstenwasserbau der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Uni Rostock hat zwei große internationale Preise erhalten: Der „GreenTec Awards“, Europas größter Umwelt-und Wirtschaftspreis, geht an innovative Projekte, die Maßstäbe in Sachen Umwelttechnologien setzen. Mit dem „Galileo Wissenspreis“ werden Erfindungen und Initiativen ausgezeichnet, die einen verantwortungsvollen Lebensstil im Einklang mit der Umwelt unterstützen und das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben. BIOBIND gewann die Silbermedaille in beiden Kategorien.

Worum geht es bei Biobind? „Wir haben ein luftgestütztes Ölhavariebekämpfungssystem als Ergänzung zu anderen Systemen entwickelt“, sagt Prof. Saathoff. Es ermögliche eine schnelle Analyse und Überwachung von Ölverschmutzungen auf See sowie eine zeitnahe Bekämpfung und Reinigung, vor allem in küstennahen Bereichen und Flachwassergebieten bei schlechtem Wetter mit hohem Seegang. Im Klartext: Bei Ölkatastrophen in unseren Meeren könnte die Rettung demnächst vom Himmel fallen. Dabei werden biologisch abbaubare Binder (Aktenordner) aus Holzfaserstoffen mit Mikroorganismen bestückt und von Flugzeugen aus abgeworfen. BioBind ermöglicht eine zeitnahe Bekämpfung und Reinigung in den Gewässern. Mit einem extra entwickelten System werden die Binder geborgen und ihrer Verwertung zugeführt.

Professor Saathoff: „Was sich so einfach anhört -das Erkennen des Ölteppichs, das Vorhersagen der Verdriftung, das Heranziehen von ölabbauenden Mikroorganismen kombiniert mit Ölanalysen, die Entwicklung der Holz-Binder, das Tränken dieser Binder mit den Mikroorganismen, der Abwurf aus dem Flugzeug, die landseitige oder noch mehr die seeseitige Bergung der Binder mit Netzen, das Entsorgen und nicht zu vergessen das ganze Management der einzelnen Partner- war wirklich eine große Herausforderung für die Forschung und konnte nur als Team bewältigt werden.“

Uni-Rektor Professor Wolfgang Schareck würdigt die Forschung des Teams um Professor Saathoff als „innovativen Umweltschutz“, der dem Land MV gut zu Gesicht stehe. Seine exzellente Forschung, die gut in die Profillinie Maritime Systeme passe, verknüpfe Prof. Saathoff als Hochschullehrer mit einer soliden Ausbildung der Studierenden.

Das Verbundprojekt BIOBIND zum Thema Ölhavariebekämpfung wurde von den Gutachtern im November 2014 in der Kategorie „Wasser & Abwasser“ unter die TOP 10 gewählt. Gleichzeitig mit Erreichen dieses Levels wurden die 14 Kategorien durchforstet und insgesamt nur ganze 10 Projekte aus den 140 nominierten ausgewählt und für den ProSieben – Sat 1- Galileo Wissenspreis nominiert. Auch hier wurde BIOBIND in die Top 10 gewählt. Nach dieser Vorauswahl der Jury fand eine öffentliche Online-Abstimmung statt, die einen neuen Rekord von über 100 000 registrierten Stimmabgaben aufgestellt hat.
Anfang 2015 stand nach der Online-Abstimmung fest, dass BIOBIND in der Kategorie „Wasser & Abwasser“ des GreenTec Awards auf Platz 2 und beim ProSieben – Sat 1- Galileo Wissenspreis auf Platz 1 lag. Alle Sieger wurden für das „RECALL“ gesetzt und in jeder Kategorie wurden erneut von Gutachtern die Projekte der Plätze zwei bis zehn neu bewertet und nur zwei weitere Ideen, unabhängig vom Ausgang der Online-Abstimmung, in die Top 3 gewählt. Vertreten waren sowohl international bekannte Marken wie BMW oder G-Star als auch renommierte Universitäten und Institutionen wie das Fraunhofer Institut. Ebenso im Rennen um den ersten Platz befanden sich Unternehmen aus der Energiebranche wie RWE und Naturstrom sowie engagierte Start-ups wie the Ocean Cleanup aus den Niederlanden. BIOBIND war im Februar 2015 in beiden oben genannten Kategorien erneut unter den Top 3 dabei.

Prof. Saathoff: „Natürlich sind wir als gesamtes Projektteam stolz auf diese beiden Preise, insbesondere auf den 2. Platz beim Umweltoscar, dem ProSieben – Sat 1- Galileo Wissenspreis. Warum die Prominentenjury uns allerdings vom ersten Platz gestoßen hat, den wir nach der Online-Abstimmung mit mehr als dreimal so viel Stimmen als die Konkurrenz noch innehatten, wurde nicht ganz klar. Aber Platz 2 von 250 ist ja auch nicht schlecht.“
Prof. Saathoff weiter: „Mein Dank gilt allen, die direkt und indirekt zum Gelingen dieses außergewöhnlichen Projektes beigesteuert haben. Angefangen vom Geldgeber, dem Bundeministerium für Wirtschaft und Technologie, über alle Ideengebern bis zu den diversen Behördenvertretern sowie den Kolleginnen und Kollegen der sieben einzelnen Projektpartner, die allesamt aus dem Osten Deutschlands stammen.“ Text: Wolfgang Thiel

HINTERGRUND
Die GreenTec Awards, Europas größtem Umwelt- und Wirtschaftspreis, zeichnen zukunftsweisende Produkte aus, die marktfähig und profitabel sind, aber auch die natürlichen Ressourcen schonen und schädliche Emissionen reduzieren. Die WirtschaftsWoche und Experten des GreenTec Awards suchen jedes Jahr wissenschaftliche Projekte in 14 verschiedenen Kategorien, um innovative Ideen zu prämieren. Dieser internationale Preis wird seit 2008 jährlich an Unternehmen, wissenschaftliche Einrichtungen oder private Projekte verliehen, um ökologisches und ökonomisches Engagement sowie den Einsatz von Umwelttechnologien zu honorieren und zu fördern. Der Preis will Technologie und Umwelt in Einklang bringen und eine breite Öffentlichkeit für Umweltengagement und technische Innovationen begeistern.
Der ProSieben – Sat 1- Galileo Wissenspreis, der sogenannte Umweltoscar, zeichnet Erfindungen und Initiativen aus, die unser Leben in der Umwelt harmonischer gestalten oder helfen, die Umwelt zu schützen. Der ProSieben – Sat 1- Galileo Wissenspreis wählt aus allen 14 Kategoreine des GreenTec Awards Projekte und Ideen aus, die folgende Kriterien erfüllen:
Die Erfindung ist neu.
Die Idee hilft, die Umwelt zu schonen.
Technik spielt bei der Erfindung eine Rolle.
Die Erfindung hat schon Erfolge erzielt oder weist eine klare Vorstellung davon auf, wie sie die Zukunft verändern kann.

Weitere Informationen:

http://www.biobind.de/
http://www.greentec-awards.com/greentec-awards.html
http://www.auf-gk.uni-rostock.de/

Kontakt:
Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Geotechnik und Küstenwasserbau
Prof. Dr.-Ing. Fokke Saathoff
E-Mail: fokke.saathoff@uni-rostock.de
Tel.: +49 381 498-3700 oder 0172 52 97 961

Quelle: idw

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Intelligente Denitrifikation für die Aquakultur

Christian Colmer Pressestelle
ttz Bremerhaven

Neues Modul zur Steuerung der Wasserqualität in Aquakulturanlagen soll Nitratwerte dynamisch regeln und Kosten reduzieren.

Die SubCtech GmbH, das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) und das ttz Bremerhaven entwickeln im Rahmen des vom ZIM-BMWi geförderten Forschungsprojektes NikoDe ein neues Steuer-Modul für Denitrifikationsfilter in Aquakulturanlagen.

„Ziel der gemeinsamen Arbeit ist eine kontinuierliche und automatische Kontrolle des Bio-Filters ohne manuelle Eingriffe, bei der die vorgegebene Nitratkonzentration im Prozesswasser genau eingehalten wird“, sagt Projektleiter Carlos Espinal vom ttz Bremerhaven.

Die SubCtech GmbH aus Kiel wird die Anlage bauen und ist für ihre messtechnische Auslegung verantwortlich. Nach der Fertigstellung eines Prototyps wird die Arbeitsgruppe Aquakultur des AWI das Modul im Zentrum für Aquakulturforschung in Bremerhaven testen. Das ttz Bremerhaven begleitet das Vorhaben mit nass-chemischen Analysemethoden und entwickelt Algorithmen, mit denen die Wasserwerte interpretiert werden sollen.

Neues System soll helfen, Zeit und Geld zu sparen
Das neue System soll helfen, Zeit und Geld zu sparen. Herkömmliche, kombinierte Technologien zur Steuerung der Wasserqualität in Aquakulturanlagen müssen aufwendig aufeinander abgestimmt und manuell überwacht werden. Durch den Einsatz des neuen Moduls sinkt der Aufwand dafür erheblich. Besteht heute noch die Gefahr, dass es bei fehlerhaften Einstellungen des Bio-Filters im schlimmsten Fall zum Fischsterben kommt, wird dies zukünftig verhindert, indem die Wasserwerte permanent erfasst und automatisch optimiert werden.

Die Fördersumme aus dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des BMWi beträgt rund 600.000 €. NikoDe ist aus dem vom ttz Bremerhaven koordinierten „Technologie Netzwerk Aquakultur AQUZENTE“ (http://www.aquzente.net) hervorgegangen. Die Projektpartner haben ihre Arbeit im März 2015 aufgenommen, die Laufzeit von „NikoDe – Nitratkontrollierte Denitrifikation“ beträgt 24 Monate.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene. http://www.ttz-bremerhaven.de

Weitere Informationen:
http://www.ttz-bremerhaven.de
http://www.facebook.com/ttzBremerhaven
http://www.twitter.com/ttzBremerhaven
http://www.xing.com/companies/ttzbremerhaven

Quelle: idw

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Deutsches Biomasseforschungszentrum veröffentlicht den Jahresbericht 2014

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Die wissenschaftliche Arbeit an neuen Forschungsvorhaben, fortschreitende Planungen der Baumaßnahmen auf dem DBFZ-Gelände, die Ausrichtung verschiedenster Fachveranstaltungen, neue Publikationen und die inhaltliche Definition neuer Forschungsschwerpunkte und wissenschaftsbasierter Dienstleistungen: zahlreiche Themen bestimmten im Jahr 2014 die Arbeit am Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig. Nachzulesen sind diese und eine Vielzahl weiterer Themen im DBFZ-Jahresbericht 2014.

Der Jahresbericht des DBFZ stellt auf insgesamt 180 Seiten die umfangreiche wissenschaftliche Arbeit des Deutschen Biomasseforschungszentrums anhand der neu definierten Forschungsschwerpunkte und wissenschaftsbasierter Dienstleistungen sowie zahlreicher weiterer Aspekte vor. Damit bietet der Tätigkeitsbericht einen detaillierten Überblick über den Forschungsstand im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung. In einem Interview mit der Geschäftsführung des DBFZ wird neben einer Vielzahl weiterer Aspekte unter anderem zu Status Quo und Zukunft der Biomassenutzung Stellung genommen: „Als alternativer Energieträger mit seinen zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten (Wärme, Strom, Kraftstoffe) ist die Biomasse aus dem Energiemix der Zukunft nicht wegzudenken. Tatsächlich muss und wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten jedoch der Fokus verschieben, d.h. die künftige Bioenergieforschung muss den Systemübergang von der modernen zur ’smarten‘ Bioenergiebereitstellung bereiten“, so Prof. Dr. Michael Nelles, der wissenschaftliche Geschäftsführer des DBFZ.

Im Jahr 2014 bearbeiteten die Wissenschaftler des DBFZ bis zu 150 Projekte aus den verschiedensten Bereichen (Kraftstoffe, Strom, Wärme) und mit den unterschiedlichsten inhaltlichen Schwerpunkten. Hierbei handelte es sich primär um im Wettbewerb eingeworbene Drittmittelprojekte. Ergänzend dazu wurden auch direkte Aufträge von Partnern aus der Wirtschaft und für Ministerien bearbeitet. Das Themenspektrum der wissenschaftlichen Arbeit reichte von „Algenproduktion und Umwandlung in Flugzeugtreibstoffe“ über das große EU-Projekt „SECTOR“ zur Torrefizierung, die „integrierte energetische Verwertung von Rückständen aus Bioraffinerien“ im Rahmen des BMBF-Spitzenclusters „BioEconomy“ bis hin zu „Klimaeffekten einer Biomethanwirtschaft“ oder die technisch-ökonomische Begleitforschung des Bundeswettbewerbes „Bioenergie-Regionen“. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Ergebnissen gibt der Jahresbericht außerdem einen detaillierten Überblick über die personelle, finanzielle und organisatorische Entwicklung des Leipziger Forschungszentrums.

Der Jahresbericht 2014 kann auf der Webseite des DBFZ kostenlos als deutsche oder englische PDF-Variante bezogen werden.

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/referenzen-publikationen/jahresberichte.html

Quelle: idw

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Innovative Strömungsturbinen in Flüssen und Meeren

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das 2010 in Grenoble gegründete Unternehmen HydroQuest hat eine Reihe von Energieanlagen entwickelt, die in der Lage sind, Strom aus hydrokinetischer Energie aus Flussströmungen, Flussmündungen und Meeren zu generieren. In enger Partnerschaft mit EDF, der französischen Ingenieurhochschule Grenoble INP und dem nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS wurden über mehr als zehn Jahre Forschungsprojekte zum Thema Wasserkraft in Speziallabors durchgeführt.

Die Flussturbinen von HydroQuest bestehen nicht wie die herkömmlichen Turbinen aus einer Schraube, sondern aus zwei Turbinensäulen mit vertikalen Achsen. Das auf diese Weise modular gestaltete System ermöglicht es somit, bis zu drei Turbinen auf beiden vertikalen Achsen zu positionieren, um die Anlage dadurch an verschiedene Wassertiefen anpassen zu können. Es ist ein einfaches und zugleich robustes System, das zudem ausgezeichnete wirtschaftliche Erträge erzielt. Die Flussturbinen, mit einer Leistung im zweistelligen Kilowattbereich pro Einheit, werden als Turbinenfarmen mit einer Gesamtkapazität von einigen hundert Kilowatt bis zu 1 oder 2 Megawatt verkauft. Das Unternehmen hat bereits an mehreren Standorten in Grenoble, Französisch Guyana und Orléans Anlagen installiert.

Der Weltmarkt für Flussturbinen wird in den nächsten zehn Jahren auf 15 Mrd. € geschätzt. Eine große Anzahl von Bächen, Flüssen und Flussmündungen könnten als Ergänzung zu anderen Energiequellen mit Turbinen ausgestattet werden, insbesondere in Frankreich. Nach den Flussturbinen möchte sich HydroQuest jetzt auf den Markt für Meeresströmungskraftwerke konzentrieren. Das Unternehmen hat bereits ein Partnerschaftsabkommen mit dem Unternehmen Constructions Mécaniques de Normandie (CMN), einer der wichtigsten französischen Werften in Cherbourg, abgeschlossen, um gemeinsam Meeresströmungskraftwerke weltweit zu entwickeln.
Ab 2015 werden in einer ersten Demonstrationsanlage Tests durchgeführt, um die Vorteile der Technologie zu bestätigen: Modularität, Widerstandsfähigkeit und vor allem hervorragende Wirtschaftlichkeit.

Auf dem Internationalen Kongress für erneuerbare Meeresenergien Thetis EMR am 20. und 21. Mai 2015 in Nantes hatte HydroQuest die Vermarktung seiner Flussströmungskraftwerke Tidal River angekündigt.

Die von HydroQuest in Orléans installierte Flussturbine wird die erste Turbine in Frankreich sein, die in den kommenden Wochen an das Stromnetz angeschlossen wird. Das Unternehmen beabsichtigt nun, seine Präsenz in Frankreich und im Ausland, insbesondere in Afrika, Lateinamerika, Asien, Italien, Brasilien und Russland auszubauen.

Das innovative Flussturbinenmodel HydroQuest River nutzt die kinetische Energie der Flüsse. Somit ist die Stromerzeugung stabiler und vorhersehbarer. Durch seinen vollständig modularen Aufbau ist die Anlage an jedes Flussprofil mit mindestens 2 Meter Tiefe adaptierbar.
Zwei Modelle werden in Frankreich angeboten: HydroQuest River 1,40 und 2,80 mit einer oder zwei Etagen und einer elektrischen Anschlussleistung von 40 kW bzw. 80 kW. Sie weisen dank der Schutzgitter eine sehr gute Beständigkeit gegen Ablagerungen auf und haben aufgrund der niedrigen Geschwindigkeit der Turbinen nur geringe Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere auf die Tierwelt.

Weitere Informationen:
– Webseite der Firma HydroQuest (auf Englisch): http://www.hydroquest.net/en

Quellen:
– „HydroQuest lance la commercialisation de sa gamme d’hydroliennes fluviales“, Pressemitteilung des online Energiemagazins Enerzine, 21.04.2015 – http://da.feedsportal.com/c/33218/f/548286/s/46820362/sc/3/l/0L0Senerzine0N0C70C…
– „Des hydroliennes dans les fleuves et dans les mers“, Pressemitteilung des Institut polytechnique de Grenoble (Grenoble INP), November 2014 – http://www.grenoble-inp.fr/grenoble-in-press/des-hydroliennes-dans-les-fleuves-e…

Redakteurin:
Daniela Niethammer, daniela.niethammer@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Weltgesundheitsorganisation WHO: Nutzen des Mammographie-Screenings überwiegt nachteilige Effekte

Corinna Heinrich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kooperationsgemeinschaft Mammographie

Das unabhängige Expertengremium, welches von der International Agency for Research on Cancer (IARC) der WHO einberufen wurde, kommt zu dem Schluss, dass der Nutzen des MammographieScreenings für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren klar den potenziellen Schaden überwiege. Für Teilnehmerinnen werde die Brustkrebssterblichkeit um etwa 40 Prozent gesenkt. Die zusammengefassten Ergebnisse wurden heute online im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Die 29 unabhängigen Experten aus 16 Ländern zogen für ihre Bewertung alle überprüften wissenschaftlichen Ergebnisse heran. In Anbetracht der großen Verbesserungen in der Mammographietechnik und der Brustkrebstherapie kam das Gremium zu dem Schluss, dass die Relevanz der 25 bis 30 Jahre alten, randomisiert kontrollierten Studien (RCT) in Frage zu stellen ist. Die besten Daten zur Bewertung der Effekte eines Mammographie Screenings lieferten nach Auffassung der IARC die qualitativ hochwertigen Beobachtungsstudien aus den aktuellen qualitätsgesicherten Brustkrebsfrüherkennungs-Programmen. Insbesondere inzidenzbasierte Kohorten-Studien mit langem Follow-up und Adjustierungen für Lead Time sowie für zeitliche Trends und geographische Unterschiede werden vom Expertengremium als geeignet angesehen ebenso wie Fall-Kontrollstudien nach sorgfältiger Prüfung ihrer methodischen Limitationen.

Weltgesundheitsorganisation WHO: Nutzen des Mammographie-Screenings überwiegt nachteilige Effekte Das unabhängige Expertengremium, welches von der International Agency for Research on Cancer (IARC) der WHO einberufen wurde, kommt zu dem Schluss, dass der Nutzen des MammographieScreenings für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren klar den potenziellen Schaden überwiege. Für Teilnehmerinnen werde die Brustkrebssterblichkeit um etwa 40 Prozent gesenkt. Die zusammengefassten Ergebnisse wurden heute online im New England Journal of Medicine veröffentlicht. 04.06. 2015 / Berlin. Die 29 unabhängigen Experten aus 16 Ländern zogen für ihre Bewertung alle überprüften wissenschaftlichen Ergebnisse heran. In Anbetracht der großen Verbesserungen in der Mammographietechnik und der Brustkrebstherapie kam das Gremium zu dem Schluss, dass die Relevanz der 25 bis 30 Jahre alten, randomisiert kontrollierten Studien (RCT) in Frage zu stellen ist. Die besten Daten zur Bewertung der Effekte eines Mammographie Screenings lieferten nach Auffassung der IARC die qualitativ hochwertigen Beobachtungsstudien aus den aktuellen qualitätsgesicherten Brustkrebsfrüherkennungs-Programmen. Insbesondere inzidenzbasierte Kohorten-Studien mit langem Follow-up und Adjustierungen für Lead Time sowie für zeitliche Trends und geographische Unterschiede werden vom Expertengremium als geeignet angesehen ebenso wie Fall-Kontrollstudien nach sorgfältiger Prüfung ihrer methodischen Limitationen.

Literatur:
Lauby-Secretan B et al. for the International Agency for Research on Cancer Handbook Working Group (2015)
Breast-Cancer Screening – Viewpoint of the IARC Working Group. June 3, 2015DOI: 10.1056/NEJMsr1504363

Detaillierte Ausführungen der IARC Working Group werden publiziert in: Handbook of Cancer Prevention Volume 15.

Independent UK Panel on Breast Cancer Screening (2012) The benefits and harms of breast cancer screening: an independent review. Lancet 380 (9855): 1778-86.

Health Council of the Netherlands (2014) Population screening for breast cancer: expectations and developments. The Hague: Health Council of the Netherlands; publication no. 2014/01E. U.S.

Preventive Services Task Force (2015) Breast Cancer Screening Draft Recommendations, publication online April 20, 2015: http://screeningforbreastcancer.org/

Hintergrund:
Das deutsche Mammographie-Screening-Programm Jährlich nehmen rund 2,7 Millionen Frauen am Mammographie-Screening teil. Das entspricht einer Teilnahmerate von rund 56 Prozent. Bei rund 17.000 Frauen wurde innerhalb eines Jahres im Mammographie-Screening-Programm Brustkrebs entdeckt (2011). Rund 12.000 der aufgespürten Karzinome sind maximal 2 Zentimeter groß und haben die Lymphknoten noch nicht befallen. Von den 130.000 zur Abklärung einer Auffälligkeit einbestellten Frauen wird bei 34.000 Frauen eine Gewebeentnahme erforderlich. Die Hälfte dieser Frauen erhält die Diagnose Brustkrebs, das sind 13 Prozent aller Frauen, die zur Abklärung eingeladen wurden. Die Teilnahme am Mammographie-Screening-Programm ist freiwillig. Die Untersuchung dient dazu, Brustkrebs möglichst früh zu erkennen. Sie schützt jedoch nicht vorbeugend davor, an Brustkrebs zu erkranken. Weitere Informationen zu Vor- und Nachteilen des Mammographie-Screenings unter: www.mammo-programm.de

Kooperationsgemeinschaft Mammographie
Die Kooperationsgemeinschaft Mammographie ist in gemeinsamer Trägerschaft von den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im August 2003 gegründet worden. Ihre Aufgabe ist die Koordination, Qualitätssicherung und Evaluation des Mammographie-Screening-Programms. Im Jahr 2005 gingen die ersten Screening-Einheiten an den Start. Seit 2009 ist das Programm in Deutschland flächendeckend umgesetzt.

Quelle: idw

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Wärme und Sauerstoffmangel setzen Meeresbewohner zunehmend unter Druck

Ralf Röchert Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Wer leben will, muss atmen und ausreichend Energie aufbringen, um sich zu bewegen, Nahrung zu suchen oder sich fortzupflanzen. Dieser Leitsatz gilt für uns Menschen ebenso wie für die Tierwelt der Ozeane. Den meisten Meerestieren werden diese überlebenswichtigen Tätigkeiten künftig jedoch schwerer fallen.

Das zeigt eine neue Studie im Fachmagazin Science, in der deutsche und US-amerikanische Biologen erstmals einen allgemeingültigen Grundsatz zu den gemeinsamen Auswirkungen der Ozeanerwärmung und des Sauerstoffmangels auf das Leistungsvermögen der Meeresbewohner definiert haben. Ihr Fazit: Im Zuge des Klimawandels werden die Tiere ihren Sauerstoff- und Energiebedarf in ihren sich verändernden angestammten Lebensräumen kaum mehr decken können. Die Folge: Die Arten wandern in kühlere Regionen oder größere Wassertiefen ab, Ökosysteme werden umgewälzt, die Artenvielfalt schrumpft.

Um die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben in den Weltmeeren genauer und global vorhersagen zu können, suchen Meeresbiologen seit langem nach allgemein gültigen Prinzipien, mit denen sich die Lebensbedingungen in den Ozeanen und deren Grenzen beschreiben lassen. Eine Kernfrage dabei lautet: Wie wirken sich die Erwärmung der Meere und die damit verbundene Abnahme des Sauerstoffgehaltes im Wasser auf das Leistungsvermögen der Meereslebewesen aus? Denn: „Soll ein Tier etwas leisten, kostet dies Energie, die das Tier zusätzlich zu seinem Grundumsatz aufbringen muss. Meereslebewesen gewinnen diese zusätzliche Energie, indem sie mehr Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen und veratmen. In welchem Ausmaß dies jedoch möglich ist, hängt zum einen von der Wassertemperatur ab; zum anderen von der Frage, wie empfindlich diese Art auf Sauerstoffmangel reagiert“, erläutert Co-Autor und Meeresbiologe Prof. Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.

Er und seine US-amerikanischen Kollegen Curtis Deutsch, Brad Seibel, Aaron Ferrel und Raymond B. Huey haben in der neuen Studie die Fähigkeit der Tiere, ihren Energieumsatz zu steigern, für ausgewählte Tierarten berechnet und im Anschluss mit den Temperaturen und den Sauerstoffkonzentrationen der Weltmeere in Beziehung gesetzt. Dabei herausgekommen ist ein sogenannter Stoffwechselindex für jede Art, der für sauerstoff-atmende Meeresbewohner eine deutliche Grenze definiert: „Meerestiere wie zum Beispiel Aalmuttern, Steinkrabben oder Kabeljau können nur dort leben, wo sie so viel Sauerstoff vorfinden, dass sie bei Bedarf ihre Stoffwechselrate um das Zwei- bis Fünffache des Grundumsatzes steigern können. Das heißt, jede Tierart hat sich nicht nur auf einen bestimmten Temperaturbereich spezialisiert. Um zu überleben, ist sie auch auf einen ausreichend hohen Sauerstoffgehalt angewiesen“, sagt Erstautor Curtis Deutsch von der Universität Washington, Seattle.

Im Zuge des fortschreitenden Klimawandels stellt sich für die Meeresbewohner deshalb folgendes Problem: Je wärmer das Wasser wird, desto weniger Sauerstoff kann es aufnehmen und speichern. Gleichzeitig benötigen die Tiere im wärmeren Wasser mehr Energie und Sauerstoff, um ihren Grundumsatz sicherzustellen. Das wiederum bedeutet: Je wärmer die Meere werden, desto weiter sinkt die Fähigkeit seiner Bewohner, ihren Sauerstoffverbrauch je nach Art um das Zwei- bis Fünffache ihres Grundumsatzes zu steigern und somit Bewegung, Futtersuche oder Fortpflanzung zu ermöglichen. „Wird es zu warm und unterschreitet der Sauerstoffgehalt einer Meeresregion die artspezifischen Mindestanforderungen der Lebewesen, müssen die Tiere ihren angestammten Lebensraum verlassen. Meist wandern sie dann in kühlere Regionen ab. Das heißt, sie verlagern ihre Lebensräume entweder polwärts oder in größere Wassertiefen. Beim Kabeljau und vielen anderen Fischarten beobachten wir diese Verschiebung des Lebensraumes schon jetzt“, sagt Hans-Otto Pörtner.

Dieses Phänomen der Artenverschiebung können die Wissenschaftler in ihrer Studie für alle Breitengrade vorhersagen. Zudem verstärkt es sich in jenen Regionen, in denen der Sauerstoffgehalt des Wassers zusätzlich sinkt, etwa durch die zunehmende Wasserschichtung oder weil der Mensch viele Nährstoffe in das Meer einleitet, welche dann wiederum das Wachstum sauerstoffzehrender Mikroorganismen forcieren.

Besonders deutliche Veränderungen der Tierwelt erwarten die Forscher für die Polarmeere. „Im Nord- und Südpolarmeer ist das Wasser sehr kalt, aber auch sehr sauerstoffreich. Die dort lebende Tierwelt hat sich im Laufe der Evolution auf diese Lebensbedingungen eingestellt und wird nur wenige Anpassungsmöglichkeiten haben, wenn es zu der kombinierten Erwärmung und Sauerstoffabnahme kommt. Stattdessen werden wärmeliebende Arten Einzug halten, die an höhere Wassertemperaturen und geringere Sauerstoffkonzentrationen angepasst sind. Sie werden die polaren Arten verdrängen“, sagt Hans-Otto Pörtner.

Im Nordpazifik zum Beispiel beobachten Forscher schon jetzt einen stärkeren Rückgang der Sauerstoffkonzentration als wärmebedingt erwartet wurde. In solchen Meeresregionen verengt sich die geografische Verbreitung der Arten drastisch, was natürlich zur Folge hat, dass dort auch die Fischerei in einem großen Maße von den Veränderungen betroffen ist.
Aus Forscherperspektive bietet das neue Konzept des Stoffwechselindexes nun die Chance, bessere Vorhersagen zu treffen. „Wir haben jetzt einen universellen Ansatz zur Verfügung, um die klimabedingten Veränderungen der geografischen Verbreitung von Arten und ihrer Produktivität besser zu erfassen“, sagt Hans-Otto Pörtner. Jetzt sei es Aufgabe der Wissenschaft, weitere Arten auf ihren Stoffwechselindex und dessen Grenzen hin zu untersuchen. „Nach und nach kann so ein komplettes Bild dessen entstehen, was wir in unserer Studie in den ersten Zügen skizziert haben“, so Hans-Otto Pörtner.

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: idw

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Übergewicht und Persönlichkeit

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Die Behandlung von Übergewicht könnte effektiver werden, wenn die Persönlichkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer berücksichtigt wird. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologen der Universitäten Bamberg und Bochum in einer Zusammenschau von mehr als 70 einschlägigen Studien. Ihre Analysen zeigen, dass Übergewicht, Adipositas und „Essanfälle“ mit bestimmten Persönlichkeitseigenschaften zusammenhängen. Während impulsive Persönlichkeitszüge Essstörungen eher begünstigen, wirken Gewissenhaftigkeit und Selbstkontrolle als Schutzfaktoren vor Essstörungen. Die Ergebnisse der Literaturanalyse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Obesity Reviews“ veröffentlicht.

„Unser Wissen über den Zusammenhang von Persönlichkeit, Übergewicht und übermäßigem Essensgenuss hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert“, sagt Sabine Löber, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Bamberg. „Wir können mittlerweile klar sagen, dass Menschen mit entsprechenden Essstörungen häufiger impulsiv und weniger selbstkontrolliert sind als Personen mit Normalgewicht“.

70 Studien aus den Jahren 1993 – 2013
Die Forscher analysierten Studien, die zwischen 1993 und 2013 durchgeführt wurden und in denen jeweils der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit und Übergewicht beziehungsweise Adipositas (Fettleibigkeit) sowie Binge-Eating Störung (sogenannte „Essanfälle“) untersucht wurde. Den Untersuchungen lag in den meisten Fällen das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit zugrunde. Nach diesem Modell lässt sich die Persönlichkeit eines jeden Menschen auf diesen fünf Faktoren einordnen: Neurotizismus (dazu gehören Eigenschaften wie Ängstlichkeit, Impulsivität, Verletzlichkeit), Extraversion (Geselligkeit, Selbstsicherheit, Abenteuerlust), Gewissenhaftigkeit (Kompetenz, Pflichtbewusstsein, Ehrgeiz, Selbstkontrolle), Verträglichkeit (Vertrauen, Geradlinigkeit, Empfindsamkeit) und Offenheit (Fantasie, ästhetisches Empfinden, Ideen).

Impulsivität: Risikofaktor für „Essattacken“
Welche Persönlichkeitsfaktoren spielen eine Rolle bei Essstörungen und Übergewicht? Die Analysen zeigen: Übergewichtige Menschen sind neurotischer und insbesondere impulsiver als Normalgewichtige, das heißt sie können ihr Handeln schlechter an langfristigen Konsequenzen ausrichten. Übergewichtige sind auch extravertierter und empfänglicher für Belohnungen als Normalgewichtige. Diese auch Belohnungssensitivität genannte Eigenschaft bezieht sich darauf, dass man zum Beispiel bei der Nahrungsmittelaufnahme besonderen Genuss empfindet. Impulsivität und Belohnungssensitivität scheinen zudem besonders bei Menschen ausgeprägt zu sein, die unter einer Binge-Eating Störung leiden. Belohnungssensitivität ist insbesondere bei Männern ein Risikofaktor.

Schutz durch Selbstkontrolle
Gewissenhaftigkeit hingegen erweist sich für beide Geschlechter als Schutzfaktor gegen Übergewicht. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Selbstkontrolle, das heißt die Fähigkeit, Belohnungen aufzuschieben und längerfristig zu planen. Verträglichkeit und Offenheit scheinen dagegen nicht mit Übergewicht zusammenzuhängen.

Henne oder Ei – die Frage der Kausalität
Sind Menschen nun dicker, weil sie neurotisch sind oder sind sie neurotischer, weil sie dick sind? Beide Zusammenhangsrichtungen sind möglich, doch zeigen die bisherigen Langzeitstudien, dass Neurotizismus tatsächlich ein Risikofaktor und Gewissenhaftigkeit ein Schutzfaktor für späteres Übergewicht darstellt.

Nutzen für die Therapie von Übergewicht
„Die Therapie von Adipositas kann von diesen Erkenntnissen profitieren“, sagt Sabine Löber. „Bei der Entstehung von Übergewicht spielen individuelle Merkmale eine wichtige Rolle. Diese Aspekte sollten in der Therapie berücksichtigt werden. So könnte beispielsweise ein Selbstregulationstraining, in dessen Rahmen Strategien zum Umgang mit Impulsivität und Belohnungssensitivität geübt werden, dazu beitragen, die Ursachen von Übergewicht und Essattacken anzugehen und könnte insofern eine wichtige Ergänzung zu anderen Behandlungsformen der Adipositas sein“.

Die Originalstudie finden Sie hier:
Gerlach, G., Herpertz, S., Loeber, S. (2015). Personality traits and obesity: A systematic review. Obesity Reviews, 16 (1): 32-63. doi: 10.1111/obr.12235

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Sabine Löber
Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Markusplatz 3
96047 Bamberg
Tel.: 0951 8631884
E-Mail: sabine.loeber@uni-bamberg.de

Quelle: idw

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Regenerative Energien – Mehr Wasserstoff durch neue Nanopartikel

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Wasserstoff ist ein vielversprechendes Speichermedium für regenerativ erzeugten Strom. LMU-Forscher haben jetzt Eisen-Nickel-Oxid-Nanopartikel synthetisiert, mit deren Hilfe die Wasseroxidation bis zu zehnmal effektiver abläuft.

Die Zukunft der erneuerbaren Energien hängt eng damit zusammen, wie effizient sich der erzeugte Strom speichern lässt. Ein vielversprechendes Speichermedium ist Wasserstoff. Er entsteht mit Hilfe des Stroms aus Wasser und kann je nach Bedarf wieder als Energiequelle genutzt werden.

Seine elektrochemische Herstellung beinhaltet zwei gekoppelte Reaktionen. In der ersten, der Wasseroxidation, entstehen Sauerstoff und freie Elektronen. In der zweiten Reaktion, der Wasserreduktion, bildet sich mit Hilfe dieser Elektronen der Wasserstoff. Sind ausreichend freie Elektronen vorhanden, läuft dieser zweite Schritt problemlos ab. Der limitierende Faktor ist die Wasseroxidation. Derzeit forschen viele Wissenschaftler an Materialien, den sogenannten Katalysatoren, die diese Reaktion erleichtern sollen.

Ein Team um Thomas Bein, Professor für Physikalische Chemie an der LMU und Koordinator des Bereichs Energiekonversion bei der Nanosystems Initiative Munich (NIM), und Professor Dina Fattakhova-Rohlfing von der LMU und NIM haben jetzt Nanopartikel aus Nickel und Eisen entwickelt, mit deren Hilfe die Wasseroxidation bis zu zehnmal effektiver abläuft als mit vergleichbaren Verbindungen. Zudem sind die Partikel einfach herzustellen, günstig und vielfältig einsetzbar.

Bewusst langsame Synthese
Verantwortlich für den Erfolg sind die Mischung aus Nickel und Eisen, die kristalline Struktur der Partikel und ihre außergewöhnlich geringe Größe. „Mit den herkömmlichen Synthesemethoden entstehen Partikel grundsätzlich in dem thermodynamisch stabilsten Zustand“, erklärt Ksenia Fominykh, Erstautorin der Veröffentlichung. „In unserer Methode spielt die bewusst langsame Reaktionsgeschwindigkeit die entscheidende Rolle. Denn sie ermöglicht, dass auch weniger stabile, sogenannte metastabile Phasen entstehen und sich dadurch unter anderem außergewöhnliche Mischverhältnisse von Nickel und Eisen in unseren Nanopartikeln bilden können.“

Die Charakterisierung der Struktur und besonders die Eisenverteilung in dermaßen kleinen Teilchen stellt eine große Herausforderung dar und bedarf spezieller analytischer Methoden. In Zusammenarbeit mit den Gruppen von Professor Christina Scheu (MPI Düsseldorf) und Dr. Ivelina Zaharieva (FU Berlin) gelang es den LMU Forschern, die Struktur vollständig aufzuklären.

Vielfach höhere Ausbeute
Die von den Münchner Chemikern entwickelten Partikel weisen eine einheitliche kristalline Struktur auf und sind mit bis zu 1,5 Nanometer Durchmesser außergewöhnlich klein. Entsprechend groß ist daher das Verhältnis Oberfläche zu Volumen, was entscheidend zur hohen katalytischen Aktivität beiträgt. Wie effektiv ihre Nanopartikel sind, zeigt den NIM-Wissenschaftlern die Anzahl an Sauerstoff-Molekülen, die pro Sekunde und zugänglichem Nickel-Atom gebildet werden. Die Rate liegt zehnmal höher als bei allen bisher in der Literatur beschriebenen Versuchen mit vergleichbaren Nickel-Eisen-basierten Verbindungen.

Die Kombination der sehr großen katalytisch aktiven Oberfläche mit der hohen Kristallinität der Nanoteilchen ist zudem mitverantwortlich dafür, dass die Stuktur auch nach dauerhafter Elektrolyse unter hohen Strömen intakt bleibt. Dies ist besonders wichtig, da Stabilität eines der größten Probleme bei der Entwicklung von Katalysatoren darstellt.

Anwenderfreundliche Nanopartikel
Auch sonst sind die Partikel sehr anwenderfreundlich. Eine Besonderheit der Synthese ist die Entstehung nicht verklumpter Nanokristalle, die als Teilchen-Dispersion vielseitig einsetzbar sind. So lassen sie sich zum Beispiel als elektrochemisch aktive dünne Schicht auf beliebige Unterlagen aufbringen oder alternativ als Einzelteilchen verteilen, was für die Entwicklung von komplexeren katalytischen Systemen erfolgversprechend ist.

„Die außergewöhnlich hohe katalytische Aktivität unserer Nanopartikel zeigt, wie groß der Einfluss von Synthesestrategie und Nanomorphologie auf die Eigenschaften der entstehenden Materialien ist“, erklärt Dina Fattakhova-Rohlfing. „Aktuell arbeiten wir daran, die katalytische Aktivität von Nanomaterialien nicht nur durch die Größe sondern auch durch den gezielten Einbau von Defekten zu erhöhen. Ziel ist die Entwicklung noch effektiverer Materialien für unterschiedliche Energieanwendungen.“

(ACS Nano, DOI: 10.1021/acsnano.5b00520) (NIM, bz)
http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acsnano.5b00520

Kontakt:
Prof. Dina Fattakhova-Rohlfing
Department Chemie der LMU
Tel.: 089-2180-77604
E-Mail: dina.fattakhova@cup.lmu.de

Prof. Thomas Bein
Department Chemie der LMU
Tel.: 089-2180-77621
E-Mail: bein@lmu.de

Quelle: idw

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Starke Gewichtszunahme im jungen Erwachsenenalter ist mit erhöhtem Darmkrebsrisiko verbunden

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Potsdam-Rehbrücke – Wie eine wissenschaftliche Auswertung von 12 Beobachtungsstudien nun zeigt, ist bereits im jungen Erwachsenenalter, d. h. zwischen 18 und 25 Jahren, eine Gewichtszunahme von durchschnittlich 15,2 Kilogramm mit einem um 22 Prozent erhöhten Darmkrebsrisiko verbunden. Männer sind dabei hinsichtlich einer Krebserkrankung des Dickdarms besonders gefährdet. Bezüglich des Enddarms waren keine geschlechtsspezifischen Unterschiede zu beobachten.

Das Forscherteam um Krasimira Aleksandrova vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) und Sabrina Schlesinger von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel veröffentlichten ihre Ergebnisse nun in der Fachzeitschrift Obesity Reviews (Schlesinger et al., 2015; DOI 10.1111/obr.12286).

Darmkrebs ist die dritt- bzw. die zweithäufigste Krebsform, an der Männer bzw. Frauen in Deutschland erkranken. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen verläuft die Krankheit tödlich. Verschiedene Beobachtungsstudien weisen darauf hin, dass starkes Übergewicht ein wesentlicher Risikofaktor für diese Erkrankung ist, wobei die meisten Studien den Body-Mass-Index (BMI)* verwenden, um das Körpergewicht bzw. die Körperfettmenge der Studienteilnehmer einzuordnen.

„In die Berechnung des BMI fließt das Körpergewicht insgesamt, also auch das Gewicht der fettfreien Körpermasse mit ein. Daher ist der BMI als Indikator für die Körperfettmenge nicht ganz so gut geeignet. Das Körperfett ist jedoch vermutlich der entscheidende Faktor, der über seinen Einfluss auf den Stoffwechsel zur Krebsentstehung beiträgt“, sagt Sabrina Schlesinger. „Da wir davon ausgehen, dass eine Gewichtszunahme im Erwachsenenalter hauptsächlich auf eine Zunahme des Körperfetts zurückzuführen ist, wählten wir für unsere Untersuchung daher das Maß der Gewichtszunahme als einen präziseren Indikator für die Körperfettmenge“, ergänzt Krasimira Aleksandrova.

In ihrer Meta-Analyse wertete das Forscherteam die Daten von 12 verschiedenen Beobachtungsstudien aus dem In- und Ausland aus. Insgesamt beinhalteten diese Studien die Daten von 16.151 erstmals an Darmkrebs erkrankten Menschen.

Wie die Wissenschaftler feststellten, hatte das Ausgangsgewicht keinen Einfluss auf den untersuchten Zusammenhang. Pro 5 Kilogramm, die die Teilnehmer über die Jahre (im Mittel 12,2 Jahre**) zulegten, erhöhte sich das Darmkrebsrisiko um 4 Prozent. Die beobachtete Risikobeziehung für Dickdarmkrebs war bei Männern etwas stärker ausgeprägt als bei Frauen, wobei die Epidemiologen für Enddarmkrebs keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellten.

„Um das Darmkrebsrisiko zu minimieren, ist es wichtig, nicht nur mit zunehmendem Alter auf ein normales Körpergewicht und vor allem einen normalen Körperfettanteil zu achten, sondern bereits schon in jungen Jahren damit zu beginnen“, fasst Aleksandrova die Ergebnisse zusammen. „Denn unsere Ergebnisse bestärken erneut die Annahme, dass insbesondere das Körperfett eine entscheidende Rolle für die Erkrankung spielt“, erklärt Schlesinger. „Derzeit arbeiten wir daran, die biologischen Mechanismen aufzuklären, die hinter dem beobachteten Zusammenhang stehen“, ergänzt Aleksandrova.

Hintergrundinformationen:

* Die Formel für den Body-Mass-Index lautet: BMI = Körpergewicht in kg/(Körperlänge in m)2.

** Die einzelnen Studien weisen unterschiedliche Nachverfolgungszeiten auf. Diese umfassen in den jeweiligen Studien einen Zeitraum von 7,1 bis 18 Jahren. Der grobe Mittelwert liegt bei 12,2 Jahren.

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD).

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen – u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi -, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro.

Kontakt:
Dr. Krasimira Aleksandrova
Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
E-Mail: Krasimira.Aleksandrova@dife.de

Dr. Sabrina Schlesinger
Institut für Epidemiologie
Christian-Albrechts Universität zu Kiel
Arnold-Heller-Str. 3, Haus 1
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH)
24105 Kiel
E-Mail: sabrina.schlesinger@epi.uni-kiel.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=EPI
Informationen zur Abteilung Epidemiologie am DIfE

Quelle: idw

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Biogas effizienter erzeugen – Forschungsverbund für neue Technologien

Madlen Domaschke Pressestelle
Technische Universität Bergakademie Freiberg

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat einen Förderantrag zur Entwicklung innovativer, hocheffizienter Technologien zum Einsatz von Biomethan bewilligt. Das Projekt inTeBi soll einen Technologiesprung in der Biogaserzeugung, -aufbereitung und -nutzung bewirken. Neben der TU Bergakademie Freiberg sind die DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie, der Gas- und Wärme-Institut Essen e.V., das Leibniz-Institut für Katalyse sowie das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik am Gesamtprojekt beteiligt.

Ob Grünschnitt, Essensreste oder Gülle – dank Biogasanalgen lässt sich aus Reststoffen und Abfällen noch Energie, Wärme oder Sprit gewinnen. Rund 8.000 Biogasanlagen stehen derzeit in Deutschland. Laut Fachverband Biogas entspricht die heutige Biogasproduktion in Deutschland rund 20 Prozent der derzeitigen Erdgasimporte aus Russland, mit dem verbleibenden Potenzial könnten weitere zehn Prozent ersetzt werden.

In einem neuen Forschungsverbund wollen Wissenschaftler nun Verfahren entwickeln, die eine kostengünstigere und „grüne“ Erzeugung und Einspeisung von Biogas ermöglichen. Im Rahmen des Projekts „Entwicklung innovativer, hocheffizienter Technologien zur Aufbereitung von Biogas/Biomethan über die komplette Wertschöpfungs- und Verwertungskette“ (inTeBi) wird die herkömmliche Wertschöpfungskette von Biomethan durch innovative und hocheffiziente Technologien gezielt erweitert. So kann die Leistung von Biogasanlagen um bis zu 90 Prozent, die Effizienz um bis zu zehn Prozent gesteigert werden. In verschiedenen Teilprojekten geht es unter anderem um die Biogaserzeugung an sich: Klassische Biogasanlagen sollen in die Lage versetzt werden, überschüssigen elektrischen Strom in Methan umzuwandeln, das anschließend ohne eine kostenintensive CO2-Abtrennung ins Erdgasnetz eingespeist werden kann.

Auch die TU Bergakademie Freiberg ist mit der Professur Reaktionstechnik des Instituts für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen an inTeBi beteiligt. Die Forscher suchen nach Wegen, kritische Spurenstoffe bei Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz zu entfernen. „Technisch müssen Schwefelwasserstoff und Sauerstoff aus dem Biogas entfernt werden, um eine Korrosion im Erdgasnetz zu vermeiden und die Emission von schädlichem Schwefeldioxid bei der späteren Verbrennung zu reduzieren. Unser Part ist die Entwicklung von effizienten Katalysatoren zur Schwefelwasserstoff- und Sauerstoff-Minderung“, erklärt Prof. Sven Kureti, der mit seinem Lehrstuhl am Projekt beteiligt ist. Die Katalysatorentwicklung solle dabei auf wissensbasiertem Wege erfolgen: Nach einer eingehenden physikalisch-chemischen Charakterisierung der neuen Katalysatoren folgen mechanistische und kinetische Studien, um schließlich die Eigenschaften der Katalysatoren zu identifizieren, die für die Umsetzung der Schadgase verantwortlich sind.

Koordinator des Projekts inTeBi ist die DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg (DBI-GTI). Neben der TU Bergakademie Freiberg sind weiterhin auch die DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des Karlsruher Instituts für Technologie (DVGW-EBI), der Gas- und Wärme-Institut Essen e.V. (GWI), das Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT) sowie das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) am Gesamtprojekt beteiligt. Das Gesamtprojekt teilt sich in zwei Phasen und startete am 1. Mai 2015. Die Fördersumme für die erste Phase beträgt 2,9 Mio. Euro.

Weitere Informationen:
http://www.tu-freiberg.de – Homepage der TU Bergakademie Freiberg‘
http://www.dbi-gruppe.de/intebi.html – weitere Projektinfos‘

Quelle: idw

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Neue Saison für den „Mückenatlas“ – Stechmückenbeobachtung in Deutschland geht weiter

Monique Luckas Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.

Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg und das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, auf der Insel Riems bei Greifswald, setzen den seit 2012 erfolgreich laufenden „Mückenatlas“ fort. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) fördert die weitere Erforschung von Stechmücken in Deutschland für die kommenden drei Jahre. Zu den geförderten Maßnahmen gehören die Erfassung der Stechmückenarten in Deutschland durch das gezielte Aufstellen von Fallen im Bundesgebiet und das Citizen Science-Projekt Mückenatlas.

Durch Einsendungen von Bürgerinnen und Bürgern konnten die Forscher des ZALF und des FLI bereits zwei Stechmückenarten nachweisen, die bisher in Deutschland nicht als etabliert galten: die Asiatische Buschmücke Aedes japonicus und die Asiatische Tigermücke Aedes albopictus. Die Asiatische Buschmücke hat sich seit 2012 in Westdeutschland stark ausgebreitet. Neben der Verbreitung der Buschmücke untersuchen die Forscher in diesem Sommer insbesondere, ob Exemplare der Tigermücke, die 2014 im Raum Freiburg in Baden-Württemberg gefunden wurden, überwintert haben.
„Sollten es die eher wärmeliebenden Tigermücken geschafft haben, den Winter am Oberrhein zu überstehen, besteht eine günstige Ausgangsposition für den Aufbau einer gefestigten Population dieser Stechmückenart in Süddeutschland“, sagt Projektleiterin Doreen Werner vom ZALF. „Angesichts der milden Temperaturen im vergangenen Winter ist das nicht unwahrscheinlich.“
Aedes albopictus hat sich seit dem Erstnachweis Ende der 1980er Jahre in Südeuropa weit verbreitet und drängt immer weiter nach Norden vor. Nördlich der Alpen wurden bislang noch keine etablierten Populationen dokumentiert. Die Asiatische Tigermücke gilt als potenzieller Überträger zahlreicher Krankheitserreger und führte in Südfrankreich, Kroatien und Norditalien zur Übertragung des Erregers für Chikungunya- und Dengue-Fieber.
Die Asiatische Buschmücke ist von Natur aus bestens an das mitteleuropäische Klima angepasst, für viele Erreger aber bisher nur aus dem Labor als Überträger bekannt. Ob sie zukünftig im europäischen Raum als Überträger eine Rolle spielen wird, bleibt abzuwarten. Doch auch das geografische und saisonale Auftreten einheimischer Arten ist für die Bewertung des zukünftigen Risikos der Übertragung von Krankheitserregern durch Stechmücken wichtig.

Der Mückenatlas
Um die Verbreitung von Mückenarten in Deutschland flächendeckend erfassen zu können, haben Wissenschaftler des ZALF und des FLI im Jahr 2012 das Citizen Science-Projekt „Mückenatlas“ ins Leben gerufen. Das Forscherteam bittet darin um die Einsendung von Stechmücken aus allen Gebieten Deutschlands. Die Stechmücken sollen unbeschädigt eingefangen, tiefgefroren und anschließend an das ZALF geschickt werden. Die Mückenfänge werden in eine zentrale deutsche Datenbank eingegeben, mit deren Hilfe die räumliche und geografische Verbreitung der Stechmückenarten Deutschlands kartografiert wird. Die erhaltenen Daten dienen der Bewertung des Risikos, das von der Übertragung von Krankheitserregern durch Stechmücken in Deutschland ausgehen könnte. Seit April 2012 wurden über 25.000 Stechmücken aus 41 Arten eingeschickt. Mehr Informationen zum „Mückenatlas“ und dem Fangen von Mücken sind unter www.mueckenatlas.de zu finden.

Weitere Informationen:
http://www.mueckenatlas.de
http://www.zalf.de
http://www.fli.bund.de

Quelle: idw

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Mikroreaktor Biodiesel aus Altspeisefetten mit überkritischem Methanol

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Neues Förderprojekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt

Biodiesel wird heute bevorzugt aus frischen Pflanzenölen hergestellt. Dies geschieht unter Einsatz eines Katalysators, der nach der Umesterung aufwändig abgetrennt werden muss. Frische Pflanzenöle als Rohstoff stehen wegen ihrer Konkurrenz zur Lebensmittelherstellung in der Kritik. In diesem Projekt soll ein neues Verfahren auf Basis von Altspeisefett entwickelt werden. Die Anforderungen an die Verarbeitung dieses Rohstoffes sind groß, da er Verunreinigungen und freie Fettsäuren enthält, die die Umesterung erschweren. Im neuen Verfahren soll überkritisches Methanol in einem Mikroreaktor verwendet werden. Bei erfolgreichem Verlauf würde ein katalysatorfreies Verfahren zur Verfügung stehen, das die Biodieselgewinnung aus stark verunreinigtem und preiswertem Altspeisefett ermöglicht.

Zielsetzung:
In dem geplanten Vorhaben soll die Grundlage für ein neues Verfahren zur Biodieselherstellung aus Altspeiseölen und -fetten geschaffen werden. Biodiesel, chemisch Fettsäuremethylester, ist ein Kraftstoff, der durch Umesterung von pflanzlichen oder tierischen Fetten und Ölen hergestellt wird. Das gebräuchlichste Verfahren ist die basisch katalysierte Umesterung. Dabei kommen als Katalysatoren üblicherweise Natronlauge oder Natriummethylat zum Einsatz.

Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung eines Verfahrens, das es erlaubt, auch Altspeiseöl von schlechter Qualität oder die Abfallprodukte aus der Biodieselproduktion als Rohstoff ohne hohen Ausbeuteverlust zu verwenden. Das Verfahren soll ohne Katalysator auskommen und ein Endprodukt von so guter Qualität liefern, dass aufwändige Reinigungsschritte nicht mehr nötig sind. Dazu sollen Methanol im überkritischen Zustand eingesetzt und gleichzeitig mikrostrukturierte Reaktoren verwendet werden. Die Verwendung von überkritischem Methanol, das bei Temperaturen von 250 bis 350° C und Drücken von 80 bis 400 bar realisiert wird, erfordert druckstabile Reaktoren wie z. B. die Mikroreaktoren des Forschungspartners, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Ferner bieten die Mikroreaktoren den Vorteil, durch ihr sehr großes Oberflächen-Volumen-Verhältnis hohe Wärmeleistungen rasch transportieren zu können. Dazu soll zunächst am KIT eine Versuchsanlage vorbereitet werden, um Untersuchungen mit überkritischem Methanol in Mikroreaktoren durchzuführen. Es sind auch laserbasierte Verfahren vorgesehen, um innerhalb eines Mikrokanals die chemische Reaktion in-situ beobachten zu können. Mit dieser Versuchsanlage soll das Verfahren erprobt und optimiert werden.

In der zweiten Hälfte des Vorhabens sind die Verfahrensentwicklung sowie die Auslegung des Mehrkanal-Mikroreaktors und die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung vorgesehen.

Bei erfolgreichem Verlauf des Vorhabens würde das neue Verfahren folgende Vorteile mit sich bringen:
– Es würde einen breiten Rohstoffeinsatz von Altspeisefetten mit hohem Gehalt an freien Fettsäuren ermöglichen.
– Der Katalysator würde wegfallen (und damit auch der Umgang mit einem Gefahrstoff).
– Der Prozesswassereinsatz würde reduziert werden.
– Der Anfall an minderwertigen Nebenprodukten und Seifen würde wegfallen bzw. verringert werden.
– Die Anzahl der Prozessschritte bei der Umesterung könnte deutlich reduziert werden.
– Die Verwendung der Mikroreaktoren würde die Wärmerückgewinnung und damit eine Erhöhung der Energieeffizienz ermöglichen.

Einschätzung:
Biokraftstoffe, wie Bioethanol oder Biodiesel, spielen eine wichtige Rolle beim Klimaschutz und bei der Energieversorgung. Durch ihre Verwendung sinkt die Abhängigkeit von immer knapper werdenden fossilen Rohstoffen. Mit der Erneuerbaren Energien Richtlinie der EU soll der Anteil der erneuerbaren Energien im Verkehrssektor bis zum Jahr 2020 auf 10 % gesteigert werden. Umweltvorteile liefert Biodiesel insbesondere dann, wenn der Rohstoff nicht frisches Pflanzenöl, sondern Altspeisefett ist. Dessen Verarbeitung zu Biodiesel erfordert aufgrund der recht inhomogenen Beschaffenheit und der Verunreinigungen eine besondere Prozessführung. Die heute etablierten Anlagen zur Herstellung von Biodiesel wurden ursprünglich überwiegend für die Verwendung von Rapsöl konzipiert und entwickelt. Altspeisefett, insbesondere jenes mit einem hohen Anteil an freien Fettsäuren, macht die Entwicklung neuer und effizienter Prozesse erforderlich. Biowerk Sohland GmbH ist jetzt schon in der Lage, Altspeisefett als Rohstoff zu verwenden – derzeit werden fast 80 % des Biodiesels bei Biowerk Sohland aus Altspeisefett gewonnen. Jedoch gelingt es nicht, Altspeiseöle mit sehr hohen Fettsäuregehalten oder anderen starken Verunreinigungen, wie Wasser und Feststoffen, energieeffizient und chemikalienarm zu verarbeiten. Aus Umweltgesichtspunkten sind aber gerade diese Rohstoffe von besonderem Interesse und versprechen ein besonders hohes Umweltentlastungspotenzial.

Ansprechpartner zum Projekt:
Projektpartner: Biowerk Sohland GmbH, Sohland an der Spree, Sachsen
Name: Protze
Vorname: Corina
Tel., Fax: 035936/455 0 035936/455 29
E-Mail: c.protze@biowerk-sohland.de
AZ: 31249
Fördersumme DBU: 245.402 Euro

Quelle: idw

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Das Geheimnis des menschlichen Alterns

Astrid Bergmeister Communications
CECAD – Cluster of Excellence at the University of Cologne

Eines der faszinierendsten Themen: Warum altern wir? Es kommt leise, unaufhaltsam, trifft jeden: Welche Prozesse laufen im Körper ab, während er altert? Prof. Dr. Björn Schumacher vom Exzellenzcluster CECAD an der Universität zu Köln gibt spannende Einblicke in einem neuen Buch.

Die Molekularbiologie hat in den letzten zwei Jahrzehnten immense Fortschritte erzielt: Wir wissen heute, welche Gene unsere Lebensdauer begrenzen, und auch, warum die Fehlfunktion eines einzigen winzigen Proteins eine altersbedingte Krankheit wie Alzheimer auslöst. Wir gewinnen ständig neue aufregende Einblicke in Zellteilung und Zellstoffwechsel und deren Gefahrenquellen. Kein Wunder, dass immer häufiger Mediziner davon träumen, den Alterungsprozess so aufzuhalten, dass die alterstypischen Erkrankungen erspart bleiben.
Doch wie realistisch sind solche Hoffnungen auf ewige Jugend? Und was muss, solange es den Jungbrunnen nicht auf Rezept gibt, gesellschaftlich in die Wege geleitet werden, um zu verhindern, dass aus einer alternden eine morbide Gesellschaft wird?
Prof. Schumacher: „Eine Verlängerung der Lebenszeit ohne Verlängerung der Gesundheitsspanne beschwört das Horrorszenario einer morbiden Gesellschaft herauf. Würde es uns gelingen, durch entsprechende Prävention das Einsetzen altersbedingter Erkrankungen zu verzögern oder zu verhindern, würde sich die individuelle Gesundheitsspanne verlängern. Nur so können wir verhindern, dass die alternde Gesellschaft zu einer alterskranken Gesellschaft wird. Dazu bedarf es Investitionen in die biologische Alternsforschung, allerdings steht dem die mangelnde Innovationsfreude der Pharmaindustrie entgegen – die lieber bereits vorhandene Wirkstoffe neuverpackt und minimal verbessert, statt ein ganz neues Medikament zu entwickeln, was risikoreich und kostspielig ist.“

Im CECAD Exzellenzcluster arbeiten über 400 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dem Ziel entgegen, die Ursachen des Alterns zu erforschen, um altersbedingten Erkrankungen vorbeugen zu können. Prof. Schumacher, geschäftsführender Direktor des CECAD Forschungszentrums und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Alternsforschung, ist besonders daran gelegen, auch der Allgemeinheit in verständlicher und

zugänglicher Form Einblicke in das Wissen um die Ursachen des Alterns und in die Zukunftsperspektiven einer gesund alternden Gesellschaft zu geben.

„Das Geheimnis des menschlichen Alterns: Die überraschenden Erkenntnisse der noch jungen Alternsforschung“ erscheint am 18. Mai 2015 im Blessing Verlag.

Kontakt:
Prof. Dr. rer. nat. Björn Schumacher
Exzellenzcluster CECAD
Universität zu Köln
Telefon +49 221 478-84202
bjoern.schumacher@uni-koeln.de

Astrid Bergmeister MBA
Leiterin CECAD PR & Marketing
Universität zu Köln
Telefon + 49 (0) 221-478 84043
astrid.bergmeister@uk-koeln.de

Weitere Informationen:
http://www.cecad.uni-koeln.de

Quelle: idw

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Neue Studie: Testosteron ist besser als sein Ruf – es fördert auch soziales Verhalten

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

Dass eine hohe Konzentration von Testosteron im Blut den Menschen aggressiv macht, ist eine bekannte Tatsache. Neu ist, dass das männliche Sexualhormon auch soziales Verhalten fördert. Den Einfluss von Testosteron auf das menschliche Sozialverhalten hat Luise Reimers, Doktorandin im Forschungsteam von Jun.-Prof. Dr. Esther Diekhof (Arbeitsgruppe Neuroendokrinologie in der Abteilung Humanbiologie am Biozentrum Grindel der Universität Hamburg) untersucht. Das Ergebnis der Studie wurde jetzt im Schweizer open access-Journal „Frontiers in Neuroscience“ veröffentlicht.

Testosteron ist bekannt für seinen Einfluss auf das Verhalten in Situationen von Konkurrenz bzw. Wettbewerb und Bedrohung, und man verbindet mit dem Hormon eher negative Eigenschaften wie erhöhte Aggressionsbereitschaft, Dominanz oder unsoziales Verhalten. Obwohl es auch Studien gibt, die einen prosozialen Effekt von Testosteron nachweisen konnten, wurden bisher Faktoren wie „Gruppenzugehörigkeit“ nicht in Testosteron-Verhaltensstudien einbezogen. Daher hat die Nachwuchswissenschaftlerin erforscht, inwiefern Testosteron das Verhalten während einer Konkurrenzsituation zwischen Gruppen beeinflusst.

Bei der Studie wurden 50 männliche Fußballfans getestet, die am PC ein sogenanntes Gefangenendilemma spielen mussten. Das Gefangenendilemma wird in der Verhaltensforschung angewendet, um Altruismus (Selbstlosigkeit) in Form von kooperativem Verhalten bzw. Egoismus zu erforschen. Bei dem Spiel wird untersucht, inwieweit die Spielerinnen und Spieler nur ihren eigenen Nutzen maximieren oder auch die Interessen anderer in ihre Entscheidungen mit einbeziehen und mit ihnen kooperieren. In dieser Studie wurde die körpereigene Testosteronkonzentration anhand von Speichelproben gemessen, die am Morgen des Testtages abgegeben wurden.

Die Fußballfans spielten das Gefangenendilemma auf zweierlei Weise: Zum einen sollten sie für sich selbst Punkte sammeln. Zum anderen gab es einen Wettbewerb, bei dem sie in der Gruppe gegen Fans der anderen Vereine spielen sollten und am Ende der Verein gewann, der als Gruppe die meisten Punkte hatte – die Teilnehmer mussten also zwischen persönlichem Gewinn und dem Erfolg ihrer Gruppe abwägen.

Die Daten zeigten, dass Testosteron bei Männern z.B. den Verzicht auf persönliche Vorteile zum Wohle der eigenen Gruppe oder eine erhöhte Kooperationsbereitschaft gegenüber eigenen Gruppenmitgliedern fördert. Dies galt vor allem in Situationen, bei denen sie sich für die eigene Gruppe einsetzen und gegen andere behaupten mussten.

Für Rückfragen:
Luise Reimers
Universität Hamburg
Biozentrum Grindel und Zoologisches Museum
Tel.: 040 42838-9213
E-Mail: luise.reimers@uni-hamburg.de

Zum Original-Artikel:
http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fnins.2015.00183/full

Quelle: idw

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DBU: Outdoorkleidung soll umweltfreundlicher werden

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Uni Bremen ermittelt mit DBU-Förderung Gefahrenpotenziale von Chemikalien in Textilien

Bremen. Der Frühling lockt Naturfreunde wieder an die frische Luft. Und die wollen für jede Wetterlage mit schmutzabweisender, wasserdichter und atmungsaktiver Kleidung gut ausgerüstet sein. Doch deren Produktion hat ihren Preis: „Diese Eigenschaften werden standardmäßig durch Fluorkohlenstoffverbindungen erreicht, die in die Umwelt gelangen, schwer abbaubar sind und sich in Organismen anreichern können. Den Herstellern von Outdoortextilien fehlen häufig fundierte Kriterien, um umweltfreundlichen Alternativen den Vorzug geben zu können“, sagt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Um das zu ändern, fördert die DBU fachlich und mit knapp 300.000 Euro ein Forschungsprojekt am Zentrum für Umweltforschung und nachhaltige Technologien (UFT) der Universität Bremen. Als Entscheidungshilfe für die Textilienhersteller, vertreten durch den Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI), sollen die Umweltgefahren ermittelt und Alternativen zusammengeführt und untersucht werden.

„Sport-, Outdoortextilien und Berufsbekleidung haben häufig wasser-, öl- und schmutzabweisende Eigenschaften, die mit speziellen Fluorkohlenstoffverbindungen erzeugt werden. Neben diesen gewollten Eigenschaften sind viele Vertreter dieser Substanzklasse aber auch giftig, schwer abbaubar, verbleiben sehr lange in der Umwelt und reichern sich in Organismen an“, erklärt Projektleiter Dr. Stefan Stolte vom UFT. Zu dieser Gruppe gehöre auch die Perfluoroctansäure, die seit kurzem als besonders besorgniserregend eingestuft werde. Deshalb suchten die Sportartikelhersteller nach Alternativen. Diese Alternativchemikalien, die imprägnierend wirken und umwelt- und gesundheitsverträglich sind, will Stolte zusammen mit seinen Kollegen Dr. Marianne Matzke und Sonja Faetsch am UFT untersuchen.
Dafür sollen in Outdoor-Kleidung angewendete Textilveredelungschemikalien ausgewählt und ihre Umweltgefahrenpotenziale untersucht werden. „Als möglichen Ersatz untersuchen wir unter anderem fluorfreie Alternativstoffe“, sagt Stolte. Die Molekülstrukturen und physikalisch-chemische Eigenschaften werden erste Rückschlüsse zu möglichen human- und ökotoxikologischen Wirkungen erlauben.
Danach werden unterschiedliche Textilchemikalien in (öko-)toxikologischen Tests experimentell untersucht. Stolte: „Das ist die Voraussetzung dafür, die umwelt- und gesundheitsschädliche Wirkung der einzelnen Substanzen in den Textilien beurteilen zu können.“ Die in dem Projekt zusammengetragenen und ermittelten Daten zu den Gefahrenpotenzialen der Textilchemikalien sollen so aufbereitet werden, dass sie vor allem ohne fachlich-ökotoxikologisches Wissen als Entscheidungshilfe für die Auswahl der Textilien genutzt werden können. Dieser Prozess wird durch das Umweltbundesamt (UBA) als begleitender Partner unterstützt.

„Das Ziel besteht darin, den Herstellern von Outdoor-Produkten wissenschaftlich belegbare Entscheidungskriterien an die Hand zu geben, damit sie umweltgefährdende Chemikalien in Textilien durch gesundheits- und umweltverträgliche Alternativen ersetzen können“, sagt Dr. Maximilian Hempel, DBU-Referatsleiter für Umweltchemie. Somit verspreche das Projekt ein erhebliches Umweltentlastungspotenzial, indem die giftigen und umweltgefährdenden Chemikalien aus der Kleidung möglichst verbannt werden.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel36120_335.html

Quelle: idw

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Jeder fünfte Arbeitnehmer leidet unter gesundheitlichen Stressfolgen

Miriam Kaufmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
SRH FernHochschule Riedlingen

Die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die Gesundheit am Arbeitsplatz, insbesondere für psychische Erkrankungen, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die SRH Fernhochschule beschäftigt sich auf vielfache Weise mit dieser Thematik.

Ob das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, die Krankenkassen oder die Weltgesundheitsorganisation WHO, sie skizzieren seit Jahren eine Zunahme an Arbeitsunfähigkeit durch psychische Erkrankungen, hervorgerufen durch den Job. Laut einer Prognose der WHO werden die durch Arbeit verursachten Erkrankungen, insbesondere Depressionen, 2020 die zweithäufigste Krankheitsursache der Welt sein. Und die Technische Universität Dresden sagt voraus, dass mehr als jeder dritte EU-Bürger mindestens einmal im Jahr an einer arbeitsbedingten psychischen oder neurologischen Störung leiden wird. Höchste Zeit also, zu reagieren.

Bereits seit 2013 bietet die SRH Fernhochschule den Bachelor-Studiengang Prävention und Gesundheitspsychologie an und trägt so dazu bei, die zukünftigen Fachkräfte für das Thema der (psychischen) Gesundheit am Arbeitsplatz zu sensibilisieren. Im kommenden Herbst erweitert sie ihr Studienangebot um den gleichnamigen Studiengang mit einem Abschluss Master of Science – eine zukunftsträchtige Neuerung vor dem Hintergrund der zunehmenden Relevanz der (psychischen) Gesundheit im Arbeitsplatz. Und Studierende der Hochschule entwickeln aktuell gemeinsam mit dem Seniorenzentrum Konrad-Manopp-Stift Riedlingen ein betriebliches Gesundheitsmanagement.

Wie groß das Interesse der Öffentlichkeit ist, sich intensiv mit Fragen und Lösungen der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz auseinanderzusetzen, konnte die SRH Fernhochschule erst kürzlich erfahren. In Zusammenarbeit mit den Freunden & Förderern der SRH Fernhochschule Riedlingen veranstaltete sie unter dem Motto „Gesundheit – Arbeit – BGM (Betriebliches Gesundheitsmanagement)“ einen mehrtägigen Workshop. Bereits weit im Voraus war dieser ausgebucht. Die Stiftung Kulturverrückt führte zum Auftakt der Veranstaltung mit ihrem Theaterstück „Totalausfall“ vor Augen, wie persönliche, private, gesellschaftliche und berufliche Faktoren in den seelischen Zusammenbruch führen können – Eine „sehr gelungene Einstimmung in die Thematik“ urteilten die Workshopteilnehmer. Experten der Kooperationspartner Pfalzklinikum Klingenmünster, Stiftung Kulturverrückt, OPINIO Forschungsinstitut, Metropolregion Rhein-Neckar, BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER sowie der SRH Fernhochschule hielten Fach- und Impulsvorträge. Unter anderem wurde über „Erschöpfung – Burnout – Depression: Gesellschaftspolitscher Zeitgeist oder seelische Erkrankung?“ und „Verhaltenspräventive Ansätze der Initiative Gesunde Unternehmen“ referiert. In Workshops erarbeiteten die Teilnehmer – darunter Personalmanager, Führungskräfte, Mitarbeiter mit Personalverantwortung, Personal- und Organisationsentwickler sowie Coaches – Handlungsstrategien für (ihr) Unternehmen. In einer Abschlussdiskussion wurden die Ergebnisse zusammengetragen und erörtert.

Das große Interesse und die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer – „sehr gut vorbereitete Vorträge, tolles „Ausholen“ ins Thema über das professionelle Theaterstück, sehr kurzweilige Veranstaltung“ – bestätigen die SRH Fernhochschule darin, ihre Aktivitäten für das Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz weiter zu verfolgen.

Weitere Informationen:
http://www.fh-riedlingen.de

Quelle: idw

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Pfiffige Fische rund um Mallorca

Saskia Donath Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

… und die Fischer gucken in die Röhre bzw. auf die regungslose Pose

Um angesichts der weltweiten Überfischung der Ozeane den Zustand der Fischbestände abzuschätzen, werden häufig Fangdaten herangezogen. Die Annahme ist: Je weniger die Fischer in einer gewissen Zeitspanne fangen, desto kleiner der Bestand. Die Wissenschaftler Dr. Josep Alós und Prof. Dr. Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und der Humboldt-Universität zu Berlin konnten nun mittels Unterwasservideotechnik zeigen, dass bestimmte Fischarten in befischten Fanggründen viel schlechter an den Haken gehen als in Meerschutzgebieten, obwohl sich überall ähnlich viele Tiere tummeln. Das Ergebnis stellt das Fischbestandsmonitoring und die nach hohen Fängen strebenden Angler und Fischer vor Herausforderungen.

Mallorca ist gerade unter Deutschen als Urlaubsparadies beliebt. Dichtgepackt liegen die sonnenhungrigen Gäste an den Stränden oder genießen den Bootsausflug vor der Felsküste. Für die meisten unbemerkt vollzieht sich vor „Ballermanns Küste“ in der Fischwelt gleichzeitig ein interessantes Phänomen – ein Wettstreit zwischen schlauen Fischen und fanghungrigen Fischern ist entbrannt.

Im Rahmen eines von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojekts untersuchen der spanische Wissenschaftler Josep Alós in Kooperation mit dem Halbspanier und Fischereiprofessor Dr. Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und der Humboldt-Universität zu Berlin seit mehreren Jahren die mallorquinischen Kleinfischbestände. Konkret untersuchen die beiden Forscher, wie die Fische auf Befischung und Unterschutzstellung reagieren. Im Jahre 2013 stellten die Forscher unter Rückgriff auf standardisierte Angelmethoden fest, dass kleinräumige Meeresschutzgebiete im Vergleich zu stark von Anglern frequentierten Gebieten vermeintlich höhere Fischbestände und größere Fische beherbergen. Eine nun im renommierten Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences publizierte Folgestudie, die neben dem Angeln auch auf Unterwasservideos als Bestandserhebungsmethode zurückgriff, stellt dieses frühen Ergebnisse in Frage. Der Grund sind clevere Fische, die sich effektiv den Nachstellungen der Angler entziehen, ohne dass die Bestände rückläufig sind.

Wo viele Angler sind vermeidet der Schriftbarsch den Haken
Das Forscherteam untersuchte zwei mallorquinische Fischarten. Beide haben die gleiche Größe und denselben Lebensraum, unterscheiden sich jedoch in ihren Ernährungsgewohnheiten. Der Schriftbarsch ist ein Fleischfresser. Auf seinem Speiseplan stehen kleine Fische und Krebse, während sich die Ringelbrasse maßgeblich von nicht mobilen Algen und Muscheln ernährt. Die Brasse kann es sich also leisten, vorsichtig die vermeintliche Nahrung zu inspizieren. Für den Schriftbarsch wäre ein solches Verhalten evolutionärer Selbstmord – wartet ein Tier zu lange, schwimmt die Beute einfach davon. Das Resultat ist, dass der Schriftbarsch viel aggressiver ist als die Ringelbrasse, doch gibt es auch innerhalb der Arten unterschiedliche Charaktere, die sich besser oder schlechter fangen lassen. Und das hat Folgen für die Fänge der Angler.

Die Forscher untersuchten 54 Testgebiete. Diese wurden so ausgewählt, dass sie den gleichen Lebensraum wiederspiegeln, sich aber in der Intensität der Nutzung durch Angler unterscheiden. Die Wissenschaftler ermittelten mittels Videoaufnahmen, wie die Fische auf einen mit einem Köder bestückten Angelhaken reagieren. Um die Empfänglichkeit für Befischung zu beurteilen, maßen sie die Zeit vom Erscheinen des Fisches im Kameraausschnitt bis zum Biss an einem von fünf Ködern. Gleichzeitig wurden die Fische gezählt und so ihre Häufigkeit ermittelt.

Beim Schriftbarsch war ein ausgeprägter Zusammenhang zwischen der Angelintensität in einem Gebiet und dem Verhalten gegenüber den Ködern nachzuweisen: Während die Schriftbarsche in Meeresschutzgebieten aggressiv die Köder attackierten, taten sie das in den befischten Gebieten kaum mehr. Die Ringelbrasse hingegen war in allen Testgebieten vergleichbar schlecht fangbar. Eine mögliche Erklärung ist, dass die aggressivsten Fleischfresser unter den Schriftbarschen mit der Zeit aus dem Bestand ausselektiert wurden und nur diejenigen überlebten, die Gene für Vorsichtigkeit in sich trugen. Diese konnten sich in der Folge ungestört vermehren und haben so zur fischereilichen Selektion auf „Unfangbarkeit“ beigetragen. Eine andere Erklärung ist schlicht die mit der Zeit gesammelte Einsicht, dass bestimmte Köder für die Fische gefährlich sind. Allerdings hätten dann auch die Ringelbrasse eine Verhaltensreaktion auf Beangelung zeigen müssen. Diese zeigten sich jedoch von der Befischung vollständig unbeeindruckt.

Die Fangraten bilden nicht den Zustand der Fischbestände ab
Obwohl die Fangrate der Schriftbarsche in den befischten Gebieten nur etwa halb so groß war wie in den Meeresschutzgebieten – unter Wasser tummelten sich in allen Gebieten ähnlich viele Fische. Die Meeresschutzgebiete hatten also höchstens eine Schutzfunktion für den Erhalt bestimmter Fischverhaltenstypen innerhalb einer Art, einen Effekt auf die Häufigkeit der Tiere hatten sie hingegen nicht, ganz im Gegensatz zu den Rückschlüssen der Forscher in ihrer ersten Studie aus dem Jahre 2013. Die Fangraten waren in den Schutzgebieten nur deswegen höher, weil die Schriftbarsche weniger scheu waren, nicht weil sie in Schutzgebieten häufiger waren. Die in den befischten Arealen verbliebenden Tiere schlugen dem angebotenen Haken schlicht ein Schnippchen.

„Die Ergebnisse lassen vermuten, dass in stark befischten Gebieten die Fangraten einiger Fische stark zurückgehen können, ohne dass die Fischbestände proportional sinken“, kommentiert der Erstautor Josep Alós. „Alarmierende Meldungen über dramatisch rückgehende Fischbestände im Zeitverlauf, die auf reinen Fangdaten beruhen, wie zum Beispiel aus der Langleinenfischerei bei Thunfischen, Dorschen oder Schwertfischen, könnten ihre Ursache auch in steigender Hakvermeidung der über mehrere Generation befischten Populationen haben. Wir müssen unsere Bestandserhebungsmethoden auf den Prüfstand stellen und das sich rasch anpassende Fischverhalten in die Studienschlussfolgerungen einbeziehen. Vielleicht beherbergen befischte Gebiete mehr Fische als wir manchmal glauben“, so das Fazit von Professor Dr. Robert Arlinghaus.

Quellen (download unter www.besatz-fisch.de)

Alós, J., Arlinghaus, R. (2013).Impacts of partial marine protected areas on coastal fish communities exploited by recreational angling. Fisheries Research, 137: 88 – 96.

Alós, J., Palmer, M., Trías, P., Díaz-Gil, C., Arlinghaus, R. (2015). Recreational angling intensity correlates with alteration of vulnerability to fishing in a carnivorous coastal fish species. Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sciences, 72: 217-225.

KONTAKT
Dr. Josep Alós
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
alos@igb-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de

Quelle: idw

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Koalas ernähren sich eigenartig – aber haben sie auch eigenartige Bakterien?

Saskia Donath Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Koalas ernähren sich fast ausschließlich von Eukalyptusblättern. Benötigen sie deshalb spezifische Mikroorganismen, die ihnen bei der Verdauung ihrer Nahrung helfen? Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) haben die Zusammensetzung von Bakteriengemeinschaften in verschiedenen Verdauungsorganen untersucht. Sie fanden bei Koalas jedoch keine ungewöhnlichen oder speziellen Mikrobengemeinschaften, wenn sie diese mit jenen anderer Säugetiere verglichen.

Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass nichtinvasive Proben wie z.B. Kotproben, die üblicherweise zur Untersuchung der Zusammensetzung von Mikrobengemeinschaften verwendet werden, wohlmöglich keine präzise Beschreibung des Darmmikrobioms des Wirtes liefern. Die Studie wurde nun in dem wissenschaftlichen Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Der Koala (Phascolarctos cinereus) ist ein baumbewohnendes Beuteltier, welches eine einzigartige Ernährungsweise hat, die fast ausschließlich aus Eukalyptusblättern besteht. Das Blattwerk des Eukalyptusbaumes gilt eigentlich als sehr ungünstige Nahrung, da es nicht nur nährstoffarm ist, sondern auch viele Verbindungen enthält, die für die meisten Tiere giftig sind. Es wird angenommen, dass Bakterien eine wichtige Rolle bei der Verdauung von Eukalyptusblättern spielen. Dennoch ist nicht bekannt, ob eine so exklusive Ernährungsweise die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaften, oder Mikrobiome, bei Koalas beeinflusst.

Ein internationales Team von Wissenschaftlern der Abteilung für Wildtierkrankheiten des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin, der University of the Sunshine Coast (Australien), der University of Illinois at Urbana-Champaign (USA) und des Tiergarten Schönbrunn in Wien haben das Koala-Mikrobiom mittels DNA-Sequenzierung (Next Generation Sequencing) charakterisiert. Die Forscher fanden heraus, dass sich das orale sowie das Darmmikrobiom von Koalas ähnlich zusammensetzen wie die Mikrobiome der gleichen Körperregionen anderer Säugetierarten. Folglich scheint die einzigartige Ernährungsweise der Koalas die Mikrobengemeinschaften in den Verdauungsorganen nicht zu beeinflussen. Des Weiteren wurden Rektalabstriche und Kotproben zum ersten Mal mittels Hochdurchsatzsequenzierung verglichen, um zu prüfen, ob diese Probentypen das Koala-Darmmikrobiom gleichwertig beschreiben. Rektalabstriche enthielten die gesamte Vielfalt der auch in Kotproben enthaltenen Bakterien und noch zusätzliche Gattungen bzw. Arten. Dies deutet darauf hin, dass Bakteriengemeinschaften im Kot lediglich einen Bruchteil der komplexen darmbewohnenden Mikrobengemeinschaften repräsentieren. Darüber hinaus wurden die Kotmikrobiome der in Gefangenschaft gehaltenen Koalas mit vorhandenen Daten von wilden Koalas verglichen, um zu testen, ob die Gefangenschaft wesentliche Veränderungen im Koala-Mikrobiom hervorruft. Da sich laut den Ergebnissen die Profile der gefangenen und wilden Koalas ähnelten, scheint die Gefangenschaft die mikrobielle Gesundheit von Koalas nicht zu beeinträchtigen.
Auch das Mikrobiom der Koala-Augen wurde untersucht, da Koalas häufig unter Augenkrankheiten leiden, die durch Chlamydieninfektionen verursacht werden. Die Ergebnisse zeigten eine sehr vielfältige Mikrobengemeinschaft, ähnlich den Augenmikrobiomen anderer Säugetierarten. Dabei traten jedoch Bakterien einer bestimmten Familie, die bei anderen Säugetieren nicht beobachtet wurde, in ungewöhnlich hoher Zahl auf. Um festzustellen, ob dies die Anfälligkeit von Koalas für Chlamydieninfektionen bedingt, sind weitere Untersuchungen notwendig.
Dies ist die erste Studie, welche die Zusammensetzung des Augenmikrobioms einer nichtmenschlichen Säugetierart mithilfe von Hochdurchsatzsequenzierung beschreibt. Sie zeigt den gesunden Grundzustand des Koala-Auges, mit welchem künftig die Mikrobiome von Krankheitszuständen verglichen werden können.

Publikation:
Alfano N, Courtiol A, Vielgrader H, Timms P, Roca AL, Greenwood AD (2015): Variation in koala microbiomes within and between individuals: effect of body region and captivity status. SCI REP. Doi: 10.1038/srep10189.

Kontakt:
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin

Niccolò Alfano
Tel.: +49 30 5168-455
alfano@izw-berlin.de

Steven Seet
Tel.: +49 30 5168-125
seet@izw-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.izw-berlin.de

Quelle: idw

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Wo leben die glücklichsten Kinder?

Dr. Dirk Frank Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Children’s Worlds Studie veröffentlicht Ergebnisse

FRANKFURT/LONDON/ZÜRICH. Mehr als 50.000 Kinder wurden in 15 verschiedenen Ländern zu Erfahrungen, Perspektiven und Wohlbefinden befragt. Die Children’s Worlds Studie, in der Acht- bis Zwölfjährige in so unterschiedlichen Ländern wie Nepal und Norwegen, Äthiopien und Israel oder Deutschland und Südkorea direkt befragt wurden, ist bislang einzigartig. Der Bericht, der heute veröffentlicht wird, bringt wichtige Erkenntnisse, die zur Verbesserung der Lebenssituation von Kindern auf der ganzen Welt genutzt werden können. Die Jacobs Foundation hat dieses fortlaufende, internationale Projekt während der letzten drei Jahre gefördert.

Kinder erleben große Unterschiede. In europäischen Ländern sind sie zufriedener mit ihren Freundschaften, während Kinder aus afrikanischen Ländern tendenziell glücklicher mit ihrem Schulleben sind. Kinder in nordeuropäischen Ländern hingegen sind insbesondere unzufrieden mit ihrem Aussehen und ihrem Selbstbewusstsein. Die Mehrheit der 53.000 befragten Kinder in allen 15 Ländern bewertet ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von null bis zehn in der Gesamtheit als positiv. Allerdings variiert der prozentuale Anteil der Kinder mit sehr hohem Wohlbefinden: Demnach rangieren die Türkei mit 78 % sowie Rumänien und Kolumbien mit 77 % ganz vorne, während in Südkorea nur 40 % ein hohes Wohlbefinden haben. Der Prozentsatz des niedrigen Wohlbefindens liegt bei 2 % in Rumänien und Kolumbien und wiederum bei über 7% in Südkorea und Südafrika.

Das Wohlbefinden der Kinder in Deutschland Für die deutschen Ergebnisse hebt Studienleiterin Sabine Andresen von der Goethe-Universität Frankfurt hervor: „Kinder in Deutschland sind im hohen Maße mit ihren Freundinnen und Freunden zufrieden. Mit Blick auf die Erwachsenen ist ihnen wichtig, dass sie ernst genommen und einbezogen werden. Generell sinkt das Wohlbefinden bei den Zwölfjährigen, vor allem Mädchen sind weniger zufrieden mit ihrem Aussehen. Im Vergleich zu anderen Ländern zeigt sich außerdem, dass Kinder in Deutschland weniger über ihre Rechte und die Kinderrechtskonvention wissen.“ Neben diesen Ergebnissen gibt die Studie auch Auskunft über grundlegende Aspekte wie Familie, Freundschaften, Geld und Besitz, Schulleben, Wohnumgebung, Freizeit und Zeitnutzung, persönliches Wohlbefinden und Kinderrechte. Hiermit liegen wichtige Informationen für Politik, Pädagogik und Wissenschaft vor.

Simon Sommer, Head of Research bei der Jacobs Foundation, betont die Bedeutung für die verschiedenen Handlungsfelder: „Wir sind hocherfreut, den ersten Bericht dieser neuen internationalen Studie vorzustellen. Die Stiftung ist stolz darauf, ein Teil davon zu sein, komplexe Forschung zugänglicher zu machen und dem Ziel eines besseren Verständnisses der kindlichen Lebenswelt durch die eigene Perspektive der Kinder, einen Schritt näher gekommen zu sein. Durch innovative Forschungsprojekte wie dieses möchten wir den Transfer von Forschung in die Praxis stärken und Impulse für politische Entscheidungsträger und Vertreter der Gesellschaft liefern.“ Die Ergebnisse bieten vielfältige Einsichten in globales Kinderleben.

Alters- und Geschlechterunterschiede
In Europa und Südkorea verringert sich das Wohlbefinden von Kindern zwischen zehn und zwölf Jahren, während in anderen Ländern, wie zum Beispiel Israel und Äthiopien, keine Altersunterschiede sichtbar wurden. Das Geschlecht beeinflusste zwar nicht die Gesamtzufriedenheit, aber es wurden signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern bezüglich der Zufriedenheit mit dem eigenen Körper, Aussehen und Selbstbewusstsein in Europa und Südkorea aufgedeckt, die so in weiteren asiatischen, afrikanischen oder südamerikanischen Ländern nicht vorherrschen.

Mit wem Kinder zusammen wohnen
Auch die Wohn- und Familienformen sind international vergleichend interessant: Während mehr als die Hälfte der Kinder in Nepal (61 %) in einem Haushalt, der aus mindestens einem Elternteil und einem Großelternteil besteht, wohnen, berichten in England, Norwegen und Israel weniger als 10 % von einem Drei-Generationen-Haushalt. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass Kinder einiger europäischer Länder zwei Wohnsitze als ihr Zuhause bezeichnen. Dies trifft auf über 10 % der Kinder in Norwegen, England und Estland zu – solch ein Familienmodell ist nur selten in anderen Ländern dieser Studie aufzufinden.

Hausaufgaben in Estland – sich um Geschwister kümmern in Nepal
Zwischen den Ländern wurden beachtliche Unterschiede gefunden, auf welche Weise Kinder ihre Zeit verbringen. Zum Beispiel bringen Kinder in Estland mehr Zeit für ihre Hausaufgaben auf als in Südkorea und England. Kinder in Polen, Norwegen und Israel widmen sich eher sportlichen Aktivitäten. Kinder in einigen Ländern, einschließlich Algerien, Nepal und Südafrika, verbringen hingegen sehr viel mehr Zeit damit, sich um ihre Geschwister oder andere Familienmitglieder zu kümmern als in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Deutschland, in der Türkei und in Südkorea.

Kinderrechte
Abschließend ist auf große Unterschiede bezüglich des Wissens und der Umsetzung der Kinderrechte innerhalb der 15 Länder hinzuweisen. Mehr als drei Viertel (77 %) der Kinder in Norwegen äußerten, dass sie die Rechte von Kindern kennen im Vergleich zu 36 % der Kinder im Vereinigten Königreich. Darüber hinaus stimmten 84 % der Kinder in Norwegen zu, dass Erwachsene in ihrem Land die Rechte von Kindern respektieren im Vergleich zu weniger als 50 % der Kinder in sieben anderen Länder. Asher Ben-Arieh (Jerusalem), einer der Untersuchungsleiter und der Vorsitzende der International Society of Children’s Indicators, bemerkt: „Dieser Bericht ist der Höhepunkt vieler Jahre Arbeit an einem vertieften Verständnis für die Perspektive von Kindern, über ihre Lebenswelt und ihr Wohlbefinden. Die Studie „Children’s Worlds“ füllt eine Lücke der internationalen Forschung. Unsere Arbeit beweist, dass es möglich und wertvoll ist, Kinder zu fragen, was sie von ihrem Leben halten. Wir möchten den 53.000 Kindern der 15 Länder, die bislang an dem Forschungsprojekt mitgewirkt haben, dafür danken, dass sie uns ihre Ansichten und Erfahrungen mitgeteilt haben. Die Ergebnisse zeigen große Unterschiede zwischen den Ländern, aber auch innerhalb der einzelnen Länder. Der Bericht beinhaltet wichtige Botschaften für Entscheidungsträger, Praktiker, Eltern und all diejenigen, die sich mit der Verbesserung der Lebensqualität von Kindern beschäftigen.“

Ergebnisse des Berichts werden heute der Versammlung des Europäischen Parlaments in Brüssel und im Laufe des Jahres 2015 auf vielen Konferenzen weltweit präsentiert. Dies ist der erste Bericht der gegenwärtigen Befragungswelle. Innerhalb dieser Welle nehmen noch weitere fünf Länder an der Studie teil. Im Laufe des Jahres werden weitere Berichte, einschließlich Befunde für achtjährige Kinder, veröffentlicht.

Weitere Informationen
Bei Rückfragen oder Anfragen zur internationalen Erhebung: www.isciweb.org Asher Ben-Arieh, Hebrew University of Jerusalem: asher@haruv.org.il

Bei Rückfragen oder Anfragen zur deutschen Erhebung: Sabine Andresen, Goethe-Universität Frankfurt: S.Andresen@em.uni-frankfurt.de; Johanna Wilmes, Goethe-Universität Frankfurt: wilmes@em.uni-frankfurt.de

Weitere Informationen:
http://www.isciweb.org Children’s Worlds

Quelle: idw

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„Mit einem roten Kleid wäre das nicht passiert“

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Psychologen aus Gießen und Bradford erklären die Farbverwirrung um #TheDress

Ein Schnappschuss, auf dem ein spitzenbesetztes Kleid zu sehen ist, hat vor einigen Wochen weltweit in den sozialen Netzwerken für Kopfzerbrechen gesorgt. Warum sehen die einen ein blau-schwarzes, die anderen dagegen ein weiß-goldenes Kleid? Wahrnehmungspsychologen und -psychologinnen der Universitäten Gießen und Bradford sind der Frage in einem Experiment nachgegangen. Ein Ergebnis: „Mit einem roten Kleid wäre das nicht passiert“, sagt Prof. Dr. Karl Gegenfurtner, Abteilung Allgemeine Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Der Grund für die Farbverwirrung liegt in der insgesamt bläulichen und gelblichen Färbung des Bildes. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht.

Das Team, zu dem auch Prof. Dr. Marina Bloj von der Universität Bradford gehörte, fand heraus, dass alle Versuchspersonen im Grunde ähnliche Farbtöne sehen, die sich nur in der Helligkeit unterscheiden. Die wahrgenommen Farben reichen von einem sehr hellen (fast weißen) Hellblau bis zu leuchtendem Mittelblau, von Gelb und Gold bis zu einem sehr dunklen (fast schwarzen) Braun. Dabei sind die Übergänge fließend: Weder die Weiß-Gold- noch die Blau-Schwarz-Seher sind homogene Gruppen. Die wahrgenommen Farben haben dabei etwas gemeinsam: Sie befinden sich im Farbkreis auf der sogenannten Tageslichtachse. Je nach Stand der Sonne tendiert das Tageslicht eher ins Bläuliche (mittags) oder ins Gelbliche (morgens und abends).

Menschen sind normalerweise in der Lage, den Einfluss von bläulichem oder gelblichem Licht unbewusst herauszufiltern, so dass alle dieselben Farben wahrnehmen. Dazu benötigen sie aber Anhaltspunkte, also Farben, die abseits der Tageslichtachse liegen. Grüne oder rötliche Akzente fehlen bei #TheDress, wie das Kleid in den sozialen Netzwerken genannt wurde, aber völlig. Das Foto liefert damit keine Informationen über die Beleuchtungsverhältnisse. „Der Farbton hängt in der Wahrnehmung der einen Fraktion damit zusammen, dass ein weißes Kleid kühlem bläulichem Licht ausgesetzt wurde“, erklärt Prof. Gegenfurtner. „Genauso gut könnte es aber ein blaues Kleid sein, das mit warmem Licht überbelichtet wurde.“ Dass es sich, wie mittlerweile hinlänglich bekannt ist, tatsächlich um ein blau-schwarzes Kleid handelte, ist dabei Nebensache. Die Entscheidung für die eine oder andere Variante treffen die Betrachter nicht bewusst.

Dass Menschen Schwierigkeiten haben, Farben entlang der Tageslichtachse korrekt wahrzunehmen, wurde bereits in Studien belegt. So können Versuchspersonen selten ein komplett neutrales Grau am Bildschirm einstellen, das nicht entweder ins Bläuliche oder ins Gelbliche tendiert. Abweichungen in die grüne oder rote Richtung gibt es dagegen fast nie. So ist auch zu erklären, dass eine von dem Autorenteam vorgenommene rot-grüne Einfärbung des Kleides am Bildschirm zu keinerlei Wahrnehmungsunterschieden bei den Versuchspersonen führte.

Titel der Publikation:
Karl R. Gegenfurtner, Marina Bloj and Matteo Toscani: „The many colours of ‚the dress'“, Current Biology 25, R1-R3, June 15, 2015
DOI: 10.1016/j.cub.2015.04.043

Kontakt:
Prof. Dr. Karl Gegenfurtner
Abteilung Allgemeine Psychologie
Otto-Behaghel-Str. 10, 35394 Giessen
Telefon: 0641 99-26100
Mail: karl.r.gegenfurtner@psychol.uni-giessen.de

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2015.04.043

Quelle: idw

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Metastudie: Die Bedeutung von Stromspeichern für die Energiewende

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Dass Stromspeicher eine Rolle in der Energiewende spielen werden, ist wenig umstritten. Doch die Aussagen der Fachwelt über Einsatzbedarf, Konkurrenzlösungen und Einsatzszenarien sind teils widersprüchlich. Die Fraunhofer-Institute UMSICHT und IWES haben daher relevante Studien zu den Themen Stromspeicher und Power-to-Gas untersucht. Die Metastudie umfasst die aktuelle Datenlage sowohl für verschiedene Energieausgleichsszenarien im Stromsystem wie auch zu Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit einzelner Speichertechnologien.

Die Stromerzeugung aus Sonne und Wind hat einen stetig steigenden Anteil am deutschen Strommix. Damit wächst ebenfalls der Bedarf an Technologien zum Ausgleich von Stromerzeugung und -nachfrage. Leistungsfähige Stromspeicher sind ein Baustein für eine stabile Energieversorgung der Zukunft. Jedoch ist fraglich welche Technologien rechtzeitig die nötige Marktreife erreichen, welche Rolle das Prinzip Power-to-Gas einnehmen könnte und welche Auswirkungen andere Flexibilitätsoptionen haben. Dazu zählen beispielsweise der Ausbau konventioneller Netze, der Bau von Gaskraftwerken, von Biogas und KWK-Anlagen oder der Einsatz von Elektroautos. Viele, zum Teil sehr widersprüchliche Antworten liefern eine nahezu unüberschaubare Anzahl an Studien. Die Wissenschaftler der Fraunhofer-Institute UMSICHT und IWES haben im Auftrag des Bundesministeriums für Energie und Wirtschaft mehr als 800 Studien auf Relevanz geprüft, über 400 davon detaillierter ausgewertet und die Ergebnisse zusammengeführt bzw. gegenübergestellt.

Neue Methode zur Auswertung der Studien
Um diese hohe Zahl an Studien beherrschen zu können, wurde eine mehrstufige Auswertesystematik genutzt. Dabei wurde insbesondere die Eignung einer Studie bezüglich ihrer Auswertbarkeit geprüft; hierzu mussten nicht nur Zielland und Aktualität gewährleistet, sondern auch die Transparenz gegeben sein, um die Studienergebnisse vergleichen zu können. Eine Befundintegration (Clusterung) erlaubte dann den systematischen Vergleich zwischen Studien ähnlicher Rahmenbedingungen. Mit dieser Methodik konnten 20 vorab definierte Leitfragen, die sich mit dem Ausgleichsbedarf, den Investitionskosten, der Wirtschaftlichkeit von Speichern, dem Potenzial von Großspeichertechnologien und der Power-to-Gas-Technologie, dem Strommarktdesign, den Stromüberschüssen sowie konkurrierenden Flexibilitätsoptionen beschäftigen, beantwortet werden. Die Studien zum zukünftigen Ausgleichbedarf in Spitzenlastzeiten sind sich einig, dass Bedarf besteht, jedoch mit Werten von drei bis 30 GW für 2020/2022 und 13 bis 50 GW in 2030 nicht über die absolute Menge an GW. Die Varianz der Ergebnisse ist dabei auf die zum Teil sehr komplexen und stark differierenden Annahmen und Randbedingungen der einzelnen Studien zurückzuführen, was zusätzlich die Vergleichbarkeit über die Studiengrenzen hinweg begrenzt.

Wirtschaftlichkeit von Stromspeichern
Das technische Ausbaupotenzial stellt bei Großspeichern theoretisch keinen limitierenden Faktor dar. Kavernen für Druckluftspeicher und geeignete Areale für Pumpspeicher sind ausreichend vorhanden, lokale Restriktionen sind für diese Technologien gut abschätzbar. Allerdings bleibt die Akzeptanz fraglich. Die ausgewerteten Studien lassen darauf schließen, dass unter heutigen Randbedingungen ein wirtschaftlicher Betrieb – im Rahmen des Day-Ahead-Spotmarkts und der Regelleistungsmärkte – nicht oder nur bedingt möglich ist. Für die Power-to-Gas-Technologie existiert grundsätzlich eine Vielzahl an Studien, die jedoch keine eindeutige Aussage über das wirtschaftliche Potenzial zulassen. Die wenigen verfügbaren Quellen zur Bereitstellung von Primärregelleistung weisen einheitlich einen zukünftigen wirtschaftlichen Betrieb für stationäre Batterien aus, was u. a. auf das deutliche Kostensenkungspotenzial von Lithium-Ionen-Batterien durch Massenfertigungseffekte und Weiterentwicklungen einzelner Komponenten zurückzuführen ist. Auch für andere Speichertechnologien prognostizieren die Studien mitunter große Kostensenkungspotenziale, jedoch sind diese Annahmen nicht immer transparent und nur schwer vergleichbar.

Klare Rahmenbedingungen wichtig
Die Antwort auf die Frage, ob eine Speichertechnologie wirtschaftlich betrieben werden kann, ist neben technologischen Aspekten zudem von den jeweiligen gesetzlichen bzw. regulatorischen Rahmenbedingungen abhängig. Was die Strommärkte betrifft, so fordern die Studien den gezielten Abbau von Markteintrittshemmnissen und in jüngeren Untersuchungen zudem die Schaffung eines einheitlichen Rechts unter Berücksichtigung der anderen Flexibilitätsoptionen. Stromspeicher sind ein notwendiger Baustein zur Bewältigung der Energiewende, die technologischen Potenziale sind vorhanden, der geeignete Rahmen sollte jetzt geschaffen werden.

Weitere Informationen:
http://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/2015/metastudie-energiespeiche… Pressemitteilung
http://www.umsicht.fraunhofer.de/content/dam/umsicht/de/dokumente/pressemitteilu… Abschlussbericht Metastudie Energiespeicher

Quelle: idw

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Y’amee®! Die App zur mobilen Konsumentenbefragung

Christian Colmer Pressestelle
ttz Bremerhaven

Überall und jederzeit: Das unabhängigen Forschungsinstituts ttz Bremerhaven bietet die App Y‘amee® [ˈjʌm.i] zur mobilen Konsumentenbefragung an. Die App generiert unmittelbares Verbraucherfeedback für Lebensmittel, Kosmetika und andere Konsumgüter sowie Dienstleistungen – ob unterwegs, auf Messen, in der Gastronomie oder als Home-use-Test.

Ganz bequem können Produkte überall beurteilt werden. Wie riecht und schmeckt ein Lebensmittel und wie fühlt sich eine Hautcreme an? Der Verbraucher gibt einfach und schnell seine Meinung zu ausgewählten Produkten ab. Direkt am Produkt wird so jederzeit und überall ein Feedback erstellt.

Unterstützt wird die Beurteilung durch Kommentarfunktionen, Foto- und Videoaufnahmen. Die im Rahmen der Tests erhobenen Daten werden dem Auftraggeber in Echtzeit zur Verfügung gestellt. Marketing und Produktentwicklung können so noch während der Testphase wichtige Erkenntnisse für die Produktoptimierung oder Markteinführung graphisch aufbereitet abrufen. Auch im B2B-Bereich oder innerhalb von Unternehmen kann die App eingesetzt werden. Die App lässt sich schnell und unkompliziert laden und wird über Apple iTunes (https://itunes.apple.com/de/app/y-amee/id906353053?mt=8) und Google Play https://play.google.com/store/apps/details?id=de.neusta.ms.yamee&hl=de) vertrieben.

Die von der Bremer Firma neusta mobile solutions GmbH (http://www.neusta-ms.de) programmierte Lösung, bestehend aus App und Serveranwendung, stellt eine Erweiterung der Markt- und Konsumentenforschung sowie der Produktentwicklung am ttz Bremerhaven dar. Das Forschungsinstitut entwickelt und optimiert Lebensmittel- und Kosmetikprodukte sowie deren Herstellungsverfahren. Auch die passende Analytik und Mikrobiologie gehören zum Angebot. Außerdem werden die dafür nötigen Anlagen und Verpackungen am ttz weiterentwickelt. Eine Übersicht der Leistungen im Bereich Lebensmittel finden Sie hier: http://www.ttz-bremerhaven.de/de/forschung/lebensmittel/fachkompetenzen.html

Im Sensoriklabor des ttz Bremerhaven wird durch Konsumententests die sensorische Akzeptanz von Produkten ermittelt. Dadurch wird das finanzielle Risiko bei der Markteinführung neuer Erzeugnisse reduziert. Zudem liefern die Aussagen von sensorisch trainierten Prüfern (Panelisten) den Unternehmen wichtige Anhaltspunkte für die Produktentwicklung, die Qualitätssicherung und das Marketing. Die Empfehlungen helfen Herstellern, den Vergleich mit Benchmark-Produkten realistisch einzuschätzen und gezielt Marktnischen zu besetzen.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene. http://www.ttz-bremerhaven.de

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Weitere Informationen:
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Quelle: idw

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Biokohle-Forscher tagten in Potsdam

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

„Mit Biokohle zu einer nachhaltigen Landwirtschaft“ – das ist das Motto eines internationalen Symposiums, das vom 28. bis 29. Mai 2015 in Potsdam stattfand. Seit ungefähr zehn Jahren wird Biokohle weltweit als das neue „Grün“ gehandelt und intensiv beforscht. Biokohle soll verarmte Böden fruchtbar machen, Kohlenstoff sequestrieren und umweltrelevante Emissionen aus der Landwirtschaft reduzieren. Was ist dran am „Wundermittel“ Biokohle? Diese Frage wurde in Potsdam von Wissenschaftlern aus 29 Ländern anhand aktueller Forschungsergebnisse intensiv diskutiert.

An Pflanzenkohle – auch Biokohle genannt – werden weltweit große Erwartungen geknüpft: Sie soll als Bodenhilfsstoff verarmte Böden fruchtbar machen, den in pflanzlicher Biomasse gebundenen Kohlenstoff dauerhaft im Boden festlegen und umweltrelevante Emissionen aus der Landwirtschaft reduzieren.

Die Beweggründe, sich mit der Verkohlung pflanzlicher Ausgangsstoffe und ihrer Nutzung in der Landwirtschaft zu befassen, sind jedoch weltweit unterschiedlich. Während in Europa intensiv über die mögliche Bedeutung von Biokohle zur Minderung von klimarelevanten Gasen diskutiert wird, stehen in anderen Regionen die bodenverbessernden Eigenschaften von Biokohle im Fokus, etwa um der zunehmenden Versalzung arider Gebiete vorzubeugen. Auch die Verwertungsmöglichkeit von Reststoffen aus der Agrarindustrie durch Verkohlung hat den Boom der Biokohle beflügelt. In Asien beispielsweise wird die Verbrennung von Reststoffen aus der Ölpalmindustrie zunehmend verboten, sodass alternative Verwendungsmöglichkeiten gesucht werden.

Auch das ATB forscht seit sechs Jahren an der thermochemischen Konversion von Biomasse zu Biokohle, sowohl um Reststoffe aus der Landwirtschaft sinnvoll zu verwerten als auch um Prozesse im Boden gezielt zu steuern, Ertragspotenziale auszunutzen und Emissionen in die Umwelt deutlich zu reduzieren. Ergebnisse aus zwei großen Forschungsverbünden des ATB werden im Rahmen des Symposiums vorgestellt und diskutiert.

„Es zeichnet sich ab, dass Ertragseffekte der Biokohle in gemäßigten Breiten nicht in gleichem Maße festzustellen sind, wie in den Tropen“, sagt ATB-Wissenschaftlerin Dr. Anja Sänger. Sie koordiniert das von der Leibniz-Gemeinschaft geförderte Verbundprojekt „Biochar in Agriulture – Perspectives for Germany and Malaysia“. Gemeinsam mit deutschen und malaysischen Partnern untersuchen die ATB-Forscher im Labor und im Feld die Wirkungen unterschiedlicher Biokohlen in gemäßigten Breiten und in den Tropen, um die relative Vorzüglichkeit von Biokohle ausloten zu können.

Als Rohstoffe für die Herstellung der Biokohlen eignen sich insbesondere Biomassen, die in der Landwirtschaft als Reststoffe anfallen. Im gerade abgeschlossenen Projekt APECS (Anaerobe Konversion von Biomassen zu hochwertigen Energieträgern und Kohlenstoffsenken) wurden am ATB verschiedene Verfahren der Verkohlung von Gärresten aus der Biogasproduktion untersucht. Die Einsetzbarkeit und Wirkungen der verschiedenen Biokohlen im Agrarökosystem ist Gegenstand aktueller Untersuchungen.

Die Produktion von Biokohle kann mit dem Verfahren der Pyrolyse (unter Luftabschluss bei Temperaturen zwischen 350° und 1000 °C) bzw. durch hydrothermale Carbonisierung (HTC) erfolgen (Zugabe von Wasser, bei Drücken von ca. 20 bar und Temperaturen von etwa 200°C). Dank ihrer großen Oberfläche bindet Biokohle gut Mineralstoffe und Wasser. Pflanzenkohle ist in einigen Ländern (u.a. Österreich, Schweiz, nicht in Deutschland) in der Landwirtschaft als Bodenhilfsstoff und Trägerstoff für Düngemittel zugelassen.

„Wir wissen bisher nicht genug über die Wechselwirkungen von Biokohle mit dem Agrarökosystem, um abschließend über die Sinnhaftigkeit des Einsatzes von Biokohlen in der Landwirtschaft urteilen zu können. Das Symposium bringt die weltweit wichtigsten Arbeitsgruppen zu dem Thema zusammen. Wir gehen davon aus, in dieser Frage sicher ein Stück weiter kommen“, meint Dr. Andreas Meyer-Aurich, Initiator und Organisator des Symposiums.

Das Projekt „Biokohle in der Landwirtschaft – Perspektiven für Deutschland und Malaysia“ (http://www.atb-potsdam.de/biochar) wird vom Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB) in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), der Technischen Universität Berlin (TU), der Humboldt-Universität Berlin (HU) sowie der Universität of Putra (UPM), Malaysia, durchgeführt und von der Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des „Paktes für Forschung und Innovation“ gefördert.

Das Ende 2014 abgeschlossene Projekt „Anaerobic Pathways to Renewable Energies and Carbon Sinks – APECS“ (http://www.atb-potsdam.de/apecs) wurde im Rahmen des Förderprogramms „BioEnergie 2021″ durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Kontakt:
Dr. Andreas Meyer Aurich – Koordinator des ATB-Forschungspogramms „Bewertung des Technikeinsatzes in Agrarsystemen“
Tel.: 0331 5699-222, E-Mail: ameyeraurich@atb-potsdam.de

Helene Foltan – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0331 5699-820, E-Mail: hfoltan@atb-potsdam.de
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam

Das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V. (ATB) ist ein europäisches Zentrum agrartechnischer Forschung an der Schnittstelle von biologischen und technischen Systemen. Unsere Forschung zielt auf eine wissensbasierte Bioökonomie. Hierfür entwickeln wir hochinnovative und effiziente Technologien zur Nutzung natürlicher Ressourcen in landwirtschaftlichen Produktionssystemen – von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung. http://www.atb-potsdam.de

Quelle: idw

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Hautkrebs schnell erkennen

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Der »Schwarze Hautkrebs« ist aggressiv und lebensbedrohlich. Wird er nicht frühzeitig erkannt, sinken die Heilungschancen – doch die Vorsorgeuntersuchungen sind kompliziert. Fraunhofer-Forscher haben mit mehreren Projektpartnern ein Assistenzsystem entwickelt, das Dermatologen bei der Diagnostik unterstützt.

Jedes Jahr erkranken laut der Deutschen Krebsgesellschaft rund 200.000 Menschen an Hautkrebs. Besonders gefährlich ist der »schwarze« Hautkrebs: Dringt dieser erst einmal in tiefere Hautschichten ein, sinken die Heilungschancen auf unter 10 Prozent. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind der einzige Weg, um kritische Hautveränderungen frühzeitig zu erkennen. Der Arzt inspiziert dazu mit einem Dermatoskop – einem Mikroskop, mit dem er bis in tiefere Hautschichten hinein sehen kann – atypische Leberflecken, Experten nennen sie Nävuszellnävi, auf Merkmale wie Größe, Textur und Umrandungen und beobachtet, ob sie sich im Laufe der Zeit verändern. Da die meisten Menschen viele davon haben, ist das eine zeitaufwändige Prozedur. Zudem ist es schwierig, Veränderungen wie etwa das Wachstum einzelner Leberflecke im Auge zu behalten, da sie der Arzt bei der nächsten Untersuchung oft nicht zweifelsfrei identifizieren kann.

Ganzkörperscanner unterstützt Hautdiagnostik
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF entwickelten auf Initiative und gemeinsam mit der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie Magdeburg sowie den Partnern Dornheim Medical Images GmbH und Hasomed GmbH einen dermatologischen Ganzkörperscanner, der Ärzte künftig bei der Hautdiagnostik unterstützen soll: »Der Scanner liefert standardisierte Daten, um die Haut zu beurteilen. Er ermöglicht zugleich eine verbesserte Verlaufsdokumentation jedes einzelnen aufgefallenen Leberflecks«, sagt Dr. Christian Teutsch vom IFF. Zu Beginn der Untersuchung wird die Hautoberfläche des Patienten aus verschiedenen Positionen gescannt und in etwa 100 Einzelbilder unterteilt. Solche bildbasierten Dokumentationen gibt es bereits. »Der Knackpunkt ist aber, dass man allein anhand der Aufnahmen die tatsächliche Größe und Wachstumsveränderungen nicht eindeutig erkennen kann«, erklärt Teutsch. Der Dermascanner erstellt daher zusätzlich 3D-Messdaten, die mit den 2D-Aufnahmen fusioniert werden. Dadurch wird jedem einzelnen Pixel im Bild ein Maßstab zugeordnet. Damit dies funktioniert, integrieren die Experten mehrere 3D-Sensoren in den Scanner. Die Sensoren und Kameras werden kalibriert, so dass ihre räumliche Lage exakt bekannt ist. Treffen nun Lichtstrahlen aus der Kamera auf den Leberfleck, kann man ihnen einen genauen 3D-Abstand zuordnen. Selbst wenn verschiedene Aufnahmen nicht aus der exakt gleichen Entfernung aufgenommen wurden – was kaum möglich ist – kann der Arzt anhand des Maßstabs die tatsächlichen Größenverhältnisse eindeutig bestimmen. Die Messdaten und Bildaufnahmen werden in eine Analysesoftware eingespeist, dort ausgewertet und durch eine automatische Klassifizierung vorsortiert. Existieren Verlaufsaufnahmen früheren Datums, vergleicht die Software diese mit den aktuellen Bildern. »Mit unserer Technologie erkennt man ein Wachstum ab einem halben Millimeter«, sagt Teutsch. Ein weiterer Vorteil: Die 3D-Messdaten erlauben dem Arzt eine eindeutige Re-Lokalisierung jedes einzelnen Leberflecks.

»Es kommt häufig vor, dass ein einzelner Patient mehrere hundert Leberflecke aufweist«, berichtet Prof. Dr. Harald Gollnick, Direktor der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie. Wenn sich ein solcher Hochrisikopatient nach einiger Zeit erneut beim Arzt vorstellt, lässt sich bei einer mit Pigmentmalen übersäten Haut mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden nicht nachvollziehen, ob Stelle und Größe der Leberflecke noch identisch sind. Gollnick: »Mit dem neuen Ganzkörper-Hautkrebs-Früherkennungssystem ist erstmals eine annähernd standardisierte Beurteilung von Zustand und Veränderungen der Haut möglich.«

»Die Diagnose selbst ist und bleibt Sache des Arztes«, betont Teutsch. Dazu stehen dem Arzt sowohl die Messergebnisse als auch die Bildaufnahmen mit einer zusätzlichen 3D-Tiefenkarte zur Verfügung, auf der die Entfernung der einzelnen Pixel in der Aufnahme verzeichnet ist. Da schon minimale Veränderungen eines atypischen Leberflecks von Bedeutung sein können, müssen die Mess- und Bilddaten zu jedem Zeitpunkt und auch zwischen verschiedenen Geräten vergleichbar sein. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Entwicklung war daher die Standardisierung des Dermascanners – ebenfalls eine Expertise des IFF: »Wir kalibrieren alle relevanten Bestandteile wie zum Beispiel Lichtquellen und rechnen die Bildaufnahmen in einen einheitlichen Farbraum um«, erklärt Teutsch. Dies stellt sicher, dass Effekte wie etwa ein Nachlassen der Leuchtstärke im Laufe der Zeit die Ergebnisse nicht beeinflussen.

Der Dermascanner steht kurz vor der Marktreife, erste Pilotanlagen wurden realisiert. Kürzlich wurde das Projektteam zudem für seine Entwicklung vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft mit dem Hugo-Junkers-Preis 2014 für Forschung und Innovation aus Sachsen-Anhalt ausgezeichnet (www.hugo-junkers-preis.de). Nun steht die Suche nach Investoren an, um den Hautscanner in die Serienproduktion zu bringen.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2015/mai/hautkrebs-schnel…
Per Klick auf diesen Link gelangen Sie zum Ansprechpartner

Quelle: idw

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Im Beruf gefordert – leistungsstark im Alter

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Pressestelle
Universität Leipzig

Anspruchsvolle Tätigkeiten im Beruf wirken sich auch noch im Alter positiv aus. Das geht aus einer Studie der Universität Leipzig hervor, die jetzt in der amerikanischen Fachzeitschrift „Neurology“ veröffentlicht wurde und internationale Beachtung findet.

„Die Studie macht deutlich, dass die Art der Arbeitsaufgaben während unseres Berufslebens einen wichtigen Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit im Alter hat, möglicherweise sogar noch einen wichtigeren Einfluss als Bildung“, sagt Studienautorin Dr. Francisca S. Then vom Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP) an der Medizinischen Fakultät. Während schon lange bekannt ist, dass eine gute Bildung einen Schutzfaktor für die Entwicklung von Demenzen darstellt, fand der Einfluss der beruflichen Anforderungen bisher wenig Beachtung.

Für die Studie wurden mehr als 1.000 Senioren in der Leipziger Langzeitstudie zur Altenbevölkerung („Leila75+“) über acht Jahre regelmäßig untersucht und auf ihre geistige Leistungsfähigkeit getestet. Die Forscher befragten die Studienteilnehmer ausführlich zu ihrem Berufsleben und bestimmten Anforderungen, mit denen sie konfrontiert waren.

Dazu gehörten beispielsweise Strategieentwicklung, Konfliktbewältigung, Informationsbewertung, Datenanalyse oder Konzentration auf Details.

Diejenigen Studienteilnehmer, die in ihrem Berufsleben das höchste Niveau in allen Anforderungsbereichen hatten, schnitten auch im Alter am besten ab und hatten im weiteren Studienverlauf die geringsten Abbauerscheinungen. So verschlechterte sich ihre Leistungsfähigkeit innerhalb von acht Jahren nur halb so stark wie die von Personen mit dem niedrigsten Anforderungsniveau. „Einige spezifische Anforderungen im Berufsleben trainieren anscheinend das Gehirn, wodurch die Leistungsfähigkeit im höheren Alter langfristig aufrechterhalten werden kann“, erklärt Arbeitsgruppenleiter PD Dr. Tobias Luck.

Die Forschungsergebnisse finden derzeit internationale Beachtung. „Solche Erfolge spornen Nachwuchswissenschaftler an“, freut sich Institutsleiterin Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller, die vor vielen Jahren die Studie „Leila75+“ ins Leben rief.

Veröffentlichung:
Francisca S. Then, Tobias Luck, Melanie Luppa, Hans-Helmut König, Matthias C. Angermeyer und Steffi G. Riedel-Heller: „Differential effects of enriched environment at work on cognitive decline in old age“
Neurology, online veröffentlicht am 29. April 2015
doi: 10.1212/WNL.0000000000001605

Ansprechpartnerinnen:
Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller
Telefon: +49 341 97-15408
E-Mail: steffi.riedel-heller@medizin.uni-leipzig.de

Dr. Francisca S. Then
Telefon: +49 341 97-15475
E-Mail: Francisca.Then@medizin.uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://www.neurology.org/content/early/2015/04/29/WNL.0000000000001605.short

Quelle: idw

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Neuer Report festigt Wissen zum Klimawandel an der Ostsee

Dr. Torsten Fischer Pressestelle
Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums Geesthacht koordinieren internationalen Bericht zum Klimawandel an der Ostsee

Der vor wenigen Tagen veröffentlichte Report zum Wissen über den Klimawandel im Ostseeraum „Second Assessment of Climate Change for the Baltic Sea Basin“ (BACC II) stellt eine Neubearbeitung und Ergänzung des bereits 2008 erschienenen BACC-Buches dar.

„Der vorliegende Bericht für den Ostseeraum ist eine regionale Variante des vom Weltklimarat veröffentlichten IPCC-Reports zur globalen Klimaänderung“, erläutert Prof. Dr. Hans von Storch, Leiter am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht und Initiator des Berichts. An der umfassenden wissenschaftlichen Bestandsaufnahme waren 141 Wissenschaftler aus 12 Ländern beteiligt. Das Projektteam bestehend aus Meteorologen, Hydrologen, Ozeanografen und Biologen wurde federführend vom Internationalen Baltic Earth Sekretariat am Helmholtz-Zentrum Geesthacht koordiniert.

Erwärmung schreitet voran
Diese aktuelle Studie betrachtet die beobachteten Klimaveränderungen seit rund 200 Jahren sowie die von Computermodellen projizierten möglichen Änderungen bis 2100.
Eine Erwärmung der Lufttemperatur im Ostseeraum lässt sich anhand von Messungen bereits nachweisen, sie ist saisonal und regional jedoch unterschiedlich. Am stärksten war die gemessene Erwärmung mit 1,5 Grad Celsius im nördlichen Ostseeraum in den Frühlingsmonaten zwischen 1871 und 2011 erkennbar. Dieser Wert liegt deutlich über der im letzten IPCC-Bericht dokumentierten globalen Erwärmung von bis zu 1 Grad Celsius.

Computersimulationen zeigen, dass die Lufttemperaturen im Ostseeraum am Ende dieses Jahrhunderts verglichen mit heute im Winter um 4 bis 8 Grad und im Sommer um 1,5 bis 4 Grad Celsius ansteigen könnten – je nach Modell. Für das Wasser der Ostsee zeigen die Simulationen einen möglichen Anstieg der Oberflächentemperatur von ca. 2 Grad, und bis zu 4 Grad Celsius speziell in den nördlichen Ostseebecken. Dieses mildere Klima würde dazu führen, dass die winterliche Eisbedeckung der Ostsee um möglicherweise 50 bis 80 Prozent abnimmt. Eine generelle Zunahme der Niederschläge speziell im Winter ist zu erwarten, wobei es im Sommer an den südlichen Küsten zu einer Abnahme um bis zu 40 Prozent kommen könnte. Jedoch lässt die Schwankungsbreite der verschiedenen Modelle keine präzise Vorhersage zu.

Der Anstieg des Meeresspiegels an der Ostsee ist eng an den globalen Meeresspiegel gekoppelt. Dies bedeutet für den Ostseeraum einen möglichen errechneten Anstieg von rund 30 bis 80 Zentimeter bis zum Ende des Jahrhunderts. Dieser Anstieg wird jedoch überlagert von dem geologischen Prozess der Landsenkung und -hebung: An den südlichen Küsten (Deutschland, Polen) werden ähnliche Anstiege wie global erwartet, im Norden werden diese jedoch teilweise von natürlicher Landhebung kompensiert. Jedoch muss mit den Abschätzungen der Computermodelle vorsichtig umgegangen werden: „Klimaszenarien sind plausible, aber oftmals vereinfachte Beschreibungen möglicher Zukünfte. Eindeutige Vorhersagen sind sie nicht“, warnt Hans von Storch.
Ökosysteme im Wasser und an Land reagieren auf Veränderungen
Ostseeküste

Der Klimawandel wirkt sich auf die Ökosysteme der Ostsee aus – an Land und im Wasser.
Neben einer Erwärmung des Ostseewassers hätte eine erwartete Abnahme des Salzgehalts großen Einfluss auf die Ostseeflora und -fauna. Hiervon wäre das gesamte Ökosystem von Bakterien bis hin zu kommerziell genutzten Fischarten wie dem Dorsch betroffen. Allerdings kann zurzeit nicht zweifelsfrei vorhergesagt werden, ob und wie stark sich die Ostsee in der Zukunft aussüßen wird. Auch wird mit einer Ausdehnung der sauerstofffreien Zonen in einigen tiefen Becken der Ostsee aufgrund der fortschreitenden Überdüngung in Kombination mit einer Erwärmung gerechnet.

An Land wird die Vegetation durch gestiegene Temperaturen und erhöhte CO2 Verfügbarkeit wahrscheinlich üppiger und der Frühling kann früher einsetzen. Allerdings sind dem Pflanzenwachstum speziell in den landwirtschaftlich stark genutzten Regionen im Süden der Region durch eine eventuell zunehmende Trockenheit Grenzen gesetzt. „Den beobachteten Veränderungen in den Ökosystemen liegt ein Geflecht von Ursachen zugrunde, von denen der Klimawandel nur eine ist“, sagt Dr. Marcus Reckermann, Leiter des Internationalen Baltic Earth Sekretariats am HZG, „Die wissenschaftliche Herausforderung wird sein, dieses Geflecht zu entwirren.“

Wie schon 2008 bildeten auch diesmal die Ergebnisse des Berichts die Grundlage für den Bericht der Kommission zum Schutze der Meeresumwelt der Ostsee (HELCOM). „HELCOM ist die Schnittstelle zwischen der Wissenschaft und der Umweltpolitik der Ostseeanrainer, und der BACC Bericht liefert einen wichtigen Beitrag zur Informationsvermittlung in die Politik“, sagt Marcus Reckermann. Weitere Berichte zum regionalen Klimawandel sind der bereits 2011 veröffentlichte Hamburger Klimabericht (der im Rahmen der Exzellenzinitiative CLISAP der Universität Hamburg erstellt wurde) und NOSCCA (North Sea Region Climate Change Assessment), der ebenfalls am HZG koordinierte Klimabericht über die Nordseeregion, der 2016 erwartet wird.

Der jetzt veröffentlichte zweite BACC Bericht wird auf der internationalen „European Climate Change Adapation Conference“ ECCA 2015 am 14. Mai 2015 in Kopenhagen vorgestellt und von einem Gremium aus hochkarätigen Wissenschaftlern und Stakeholdern diskutiert.

Weitere Informationen:
http://www.hzg.de/public_relations_media/news/058989/index.php.de

Quelle: idw

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Rache kann süß sein! Warum auch die Rache gegen Unbeteiligte Genugtuung verschaffen kann

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Psychologen der Universität Marburg zeigen: Rache kann selbst dann „süß“ sein, wenn sie gegen eine unbeteiligte Person gerichtet ist – allerdings nur, wenn diese Person und der ursprüngliche „Täter“ einer gemeinsamen Gruppe angehören. In drei Untersuchungen mit mehr als 300 Teilnehmern untersuchten die Forscher Rachehandlungen an Tätern und Stellvertretern. Die Ergebnisse der Studien wurden im „Journal of Experimental Social Psychology“ veröffentlicht.

Wenn man sich für erlittenes Unrecht nicht an der Person rächt, die einem das Unrecht zugefügt hat, sondern an einer unbeteiligten Person, spricht man von „verschobener Rache“. Ein besonders erschütternder Fall dieses Phänomens war die Ermordung des britischen Soldaten Lee Rigby in London im Mai 2013 durch zwei islamistische Fundamentalisten. Die Täter verkündeten damals, dass dieser Mord die Rache für die „tägliche Tötung von Muslime durch britische Soldaten“ sei.

Die bisherige Forschung erbrachte, dass die Wahrscheinlichkeit einer solchen Tat steigt, wenn der ursprüngliche Täter und die unbeteiligte Person, an der die Rache verübt wird, aus einer gemeinsamen Gruppe stammen und die Gruppenmitglieder als einander ähnlich wahrgenommen werden. Unbekannt war jedoch, ob es sich bei der „verschobenen Rache“ um ein zielorientiertes Verhalten handelt. „Bislang wussten wir nicht, ob die Rächer ihre Tat hinterher bereuen oder ob verschobene Rache nicht sogar befriedigend sein kann“, sagt der Marburger Sozialpsychologe Mario Gollwitzer. Gemeinsam mit Arne Sjöström untersuchte er das Phänomen in drei Studien.

Rache – und dann?
In der ersten Online-Studie sollten 169 Probanden im Alter von 18 bis 56 Jahren eine Geschichte lesen und sich in den Protagonisten hineinversetzen: Der Protagonist wird von einer anderen Person ungerecht behandelt und rächt sich danach – entweder am Übeltäter selbst oder an einem unbeteiligten Stellvertreter. Zusätzlich erfahren die Probanden, dass die Gruppe, der beide (Übeltäter und Stellvertreter) angehören, entweder sehr eng zusammengehört oder nur lose verbunden ist.
In der zweiten Online-Studie sollten sich die 89 Probanden im Alter von 19 bis 36 Jahren an eine Situation erinnern, in der sie selbst Opfer eines Unrechts waren, sich aber nicht gerächt hatten. Anschließend sollten sie sich vorstellen, sie würden sich nun doch rächen, und zwar wiederum entweder am Übeltäter selbst oder an einem Stellvertreter. Wieder gehörten beide, Übeltäter und Stellvertreter, der gleichen Gruppe an, die entweder eng oder nur locker verbunden war.

Befriedigung durch „verschobene Rache“
Die Ergebnisse beider Studien zeigen, dass die Probanden nach direkter Rache am Übeltäter zufriedener waren und weniger Schuldgefühle hatten als nach „verschobener Rache“ am Stellvertreter. Die Zufriedenheit nach „verschobener Rache“ war jedoch dann hoch, wenn der Stellvertreter und der Täter einer engen gemeinsamen Gruppe angehörten. Die Zufriedenheit war hingegen deutlich niedriger, wenn die „verschobene Rache“ an einer Person geübt wurde, die weniger eng mit dem Täter verbunden war.
Eine weitere Studie unter Laborbedingungen mit 72 Teilnehmern im Alter von 18 bis 30 Jahren zeigte: Personen fühlen sich nach „verschobener Rache“ besonders befriedigt, wenn der ursprüngliche Übeltäter und die Person, die ihre Rache abbekommen hat, sich sowohl äußerlich als auch in ihrem Verhalten sehr ähnlich sind.

„Verschobene Rache“ als zielorientierte Handlung
Insgesamt erweist sich „verschobene Rache“ daher nicht einfach als ein irrationaler Impuls oder als willkürliches Ausleben der eigenen Frustration an irgendeiner anderen Person. „Sie stellt vielmehr eine zielorientierte Handlung dar, die unter der Bedingung, dass der Täter und die Zielperson der Rache aus einer eng zusammengehörigen Gruppe stammen, dem Rächer Genugtuung verschaffen kann. Auch ‚verschobene Rache‘ kann also in der Tat ‚süß‘ sein“, sagt Arne Sjöström. „Möglicherweise hält man aufgrund einer hohen Ähnlichkeit mit dem Täter auch die Zielperson für schuldig an dem Ereignis, das den Rachewunsch ausgelöst hat“ erläutert Mario Gollwitzer. Ein Fall von „Sippenhaft“?

Die Originalstudie finden Sie hier:
Sjöström, A., & Gollwitzer, M. (2015). Displaced revenge: Can revenge taste „sweet“ if it aims at a different target? Journal of Experimental Social Psychology, 56, 191-202.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Mario Gollwitzer
Philipps-Universität Marburg
Fachbereich 04 – Psychologie
AG Psychologische Methodenlehre
Gutenbergstraße 18
35032 Marburg
Tel.: 06421 2823669
E-Mail: mario.gollwitzer@uni-marburg.de
http://www.uni-marburg.de/fb04/ag-meth

Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 3500 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Experten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de

Quelle: idw

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Neue Erkenntnisse zur Entstehung von Herzrhythmusstörungen

Astrid Bergmeister Communications
CECAD – Cluster of Excellence at the University of Cologne

Ein hoher Anteil der alternden Bevölkerung ist von Herzrhythmusstörungen betroffen. Kölner Wissenschaftler haben nun gezeigt, dass nur wenige Herzzellen mit eingeschränkter Funktion der Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen, genügen, um solche Arrhythmien auszulösen.

Mitochondrien sind Zellorganellen, die in eine Vielfalt von Funktionen involviert sind. Sie sind „Kraftwerke der Zelle“, weil sie Nährstoffe in Energie umwandeln. Sie sind in die Steuerung des programmierten Zelltods involviert, wenn eine Zelle nicht mehr gebraucht oder sogar gefährlich für den Körper wird. Mitochondrien verfügen über eine eigene DNA (mitochondriale DNA, mtDNA), die im Verlauf des Alterungsprozesses Punktmutationen in ihrer Sequenz ansammelt oder große Anteile verliert (mtDNA-Deletionen). Steigt die Anzahl der so veränderten mtDNA-Kopien zu sehr an, kommt es zu einer dramatischen Störung der mitochondrialen Funktion und in Folge auch der Zellfunktion. Dieses Phänomen tritt in einzelnen Zellen vieler Organe während des Alterungsprozesses auf und führt zu einem „Gewebemosaik“ von einigen Zellen mit mitochondrialer Dysfunktion, die zufällig zwischen vielen normalen Zellen verteilt sind.

Bislang war noch nicht verstanden, ob diese wenigen Zellen mit beschädigten Mitochondrien für den altersbedingten Funktionsverlust von Geweben und Organen mit verantwortlich sein können. Daher hat der Kölner Wissenschaftler Dr. Olivier Baris in der Arbeitsgruppe von Prof. Rudolf Wiesner mit seinen Kollegen dieses Gewebemosaik im Kontext von Herzrhythmusstörungen untersucht. Um sich dieser Frage experimentell zu nähern, haben die Kölner Wissenschaftler Mäuse als Modellorganismen eingesetzt, in denen spezifisch im Herzen ein mutiertes mitochondriales Protein gebildet wird. Dieses Protein wird zur korrekten mtDNA-Vervielfältigung benötigt. In der Klinik führt dieselbe Mutation bei Patienten zur Anhäufung von mtDNA-Deletionen und zu einer schweren neurologischen Erkrankung. Dr. Oliver Baris hat sich mit seinen Wissenschaftler-Kollegen zunächst für die Untersuchung des Herzens entschieden, da dieses Organ besonders stark von der mitochondrialen Energieproduktion abhängt. Dr. Baris: „Vor allem die Häufigkeit von Herz-Rhythmusstörungen (Arrhythmien) steigt im Alter drastisch an und trägt entscheidend zur Morbidität und Mortalität in der älteren Bevölkerung bei“. Das mutierte Protein im Mausherzen führt tatsächlich zur Anhäufung von beschädigter mitochondrialer DNA und der Entwicklung eines Gewebemosaiks . Die Analyse von Langzeit-Elektrokardiogrammen zeigt bei 18 Monate alten Mäusen typische Herz-Rhythmusstörungen, wie sie bei älteren Menschen beschrieben sind: Spontane vorzeitige Kontraktionen und Blockaden der elektrischen Erregungsausbreitung der Herzen, die sich unter Stress noch verstärken. Bei 12 Monate alten Mäusen mit dreimal weniger Zellen mit mitochondrialer Dysfunktion wurde kein erhöhtes Auftreten von Arrythmien beobachtet.

Die Ergebnisse geben Hoffnung für künftig neue therapeutische Ansätze. Dr. Baris fasst zusammen: „Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass der Anteil von Herzzellen mit eingeschränkter mitochondrialer Funktion einen Schwellenwert überschreiten muss, um zur Funktionsstörung des Organs zu führen. Ein wesentliches Ergebnis war, dass keine anderen Zeichen kardialer Dysfunktion (erhöhte Vernarbung, Vergrößerung der Herzen oder erniedrigte Pumpleistung) in den mutierten Herzen beobachtet werden konnte. Wir konnten also zeigen, dass die typischerweise im alternden menschlichen Herzen auftretende Neigung zu Rhythmusstörungen von der zufällig auftretenden Anhäufung von beschädigten Mitochondrien in wenigen einzelnen Zellen und dem daraus resultierenden Gewebemosaik hervorgerufen werden könnte“.

Die Herausforderung in der Zukunft ist, zu verstehen, wie die veränderte mitochondriale Funktion in einigen wenigen Herzzellen die Funktion des ganzen Organs beeinträchtigt. Die Wissenschaftler erwarten, dass sich daraus neue pharmakologische Behandlungsstrategien für diese Störung der elektrischen Erregungsausbreitung im Herzen ableiten lassen – wichtige neue Erkenntnisse in der Alternsforschung des Exzellenzclusters CECAD.

Kontakt:
Dr. Olivier Baris
Exzellenzcluster CECAD in der Universität zu Köln
Telefon +49 221 478-7901
olivier.baris@uni-koeln.de

Astrid Bergmeister MBA
Leiterin CECAD PR & Marketing
Telefon + 49 (0) 221-478 84043
astrid.bergmeister@uk-koeln.de

Weitere Informationen:
http://www.cecad.uni-koeln.de

Quelle: idw

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Umweltfreundlicher Strom mit Rotorblättern aus Metall

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Windräder liefern umweltfreundlichen Strom. Die bei sehr großen Rotorblättern oft verwendeten, faserverstärkten Kunststoffe lassen sich kaum wiederverwerten. Anders bei Blättern aus Stahl: Ihre Recyclingquote liegt werkstoffbedingt bei über 90 Prozent. Zudem sind sie deutlich kostengünstiger als ihre Gegenstücke aus Kunststoff.

Windkraftanlagen speisen umweltfreundlichen Strom in die Netze. Der überwiegende Teil großer Rotorblätter besteht gewichtsbedingt aus faserverstärkten Kunststoffen. Diese Materialien lassen sich derzeit noch kaum recyceln, die Wiederverwertung ist sehr aufwändig. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU in Chemnitz setzen daher auf Metall als Flügelmaterial, insbesondere auf Stahl für kleinere Anlagen. Das höhere Gewicht von Stahlflügeln ist hier noch nicht relevant und kann bei wachsenden Anlagengrößen durch den Einsatz von Leichtmetallen kompensiert werden. Im Projekt »HyBlade« entwickeln sie gemeinsam mit ihren Kollegen der Freien Universität Brüssel die entsprechende Aerodynamik sowie die Prozessketten für die Fertigung. Flügel aus Stahl herzustellen, bietet zahlreiche Vorteile: »Zum einen werden die Windräder deutlich ökologischer, denn Stahl kann zu über 90 Prozent recycelt werden. Mit Metallrotorblättern wird Windkraft daher wirklich umweltfreundlich«, konkretisiert Marco Pröhl, Wissenschaftler am IWU. »Außerdem sinkt der Preis für die Rotorblätter in der Serienfertigung um bis zu 90 Prozent, verglichen mit solchen aus faserverstärktem Kunststoff. Und die Flügel lassen sich genauer fertigen.«

Ein weiterer Nutzen: Sie sind schneller produziert: Parallelisiert man den Prozess – wird also sofort ein neues Blech in die Fertigungslinie eingeschoben, wenn ein Flügel den ersten Fertigungsschritt hinter sich hat – fällt etwa alle 30 Sekunden ein fertiges Rotorblatt vom Band. Bei faserverstärkten Kunststoffen dauert dieser Vorgang dagegen meist mehrere Stunden.

Massentaugliche und automatisierbare Produktionsprozesse
Der Grund für diese Unterschiede liegt in den Fertigungsprozessen. Bei Flügeln aus faserverstärkten Kunststoffen ist oftmals viel Handarbeit notwendig: Zunächst muss eine passende Form für die Flügel hergestellt werden. Je nach Fertigungsvariante legen die Arbeiter Fasermatten in diese Form, injizieren Harz und härten das Teil für mehrere Stunden im Ofen aus. Sie erhalten so zwei Halbschalen, deren Ränder sie zunächst beschneiden und die sie anschließend aufeinander kleben. Diese Schritte lassen sich zwar auch wie in der Blechteilfertigung zeitgleich durchführen – das ändert jedoch nichts an ihrem hohen Zeitbedarf. Man bräuchte Dutzende gleichzeitig laufende Anlagen, wollte man die Flügel ebenso schnell fertigen wie jene aus Metall.

Die Herstellung von Metallrotoren hingegen lässt sich gut automatisieren, denn die Prozesse entsprechen denen der Automobilindustrie. Sie eignet sich daher für die Serienfertigung. Ausgangsmaterial ist ein flaches Stahlblech. Dieses kanten die Forscher mit einem Biegestempel ab, sodass es bereits die typische Flügelform erhält. Die Ränder verschweißen sie mit einem Laser – ein geschlossenes Profil entsteht. Diese Vorform legen die Wissenschaftler in ein Werkzeug mit der späteren Endform, pumpen ein wiederverwendbares Wasser-Öl-Gemisch ins Innere des Flügels und setzen ihn unter einen Druck von bis zu mehreren Tausend bar. Das entspricht dem Druck in vielen Tausend Metern Wassertiefe. Der Flügel wird quasi aufgeblasen und erhält so seine endgültige Form. »Da wir die Flügel von innen nach außen umformen, können wir alle Ungenauigkeiten aus vorherigen Schritten ausgleichen«, erläutert Pröhl. »Die Geometrie ist beim ersten Produktionsschritt perfekt. Die Flügel geben das ins Werkzeug gefräste Strömungsprofil auf 0,1 Millimeter genau wieder.«

Einen Flügel mit 15 Zentimetern Breite und 30 Zentimetern Länge haben die Forscher bereits hergestellt. An ihm optimierten sie die einzelnen Herstellungsschritte. In einem weiteren Schritt produzieren sie nun einen kompletten Rotor für eine Vertikalachs-Windkraftanlage mit 2,8 Metern Flügellänge und zwei Metern Durchmesser. An der belgischen Küste soll dieser dann zeigen, was er kann: auf einem Testfeld für kleine Windkraftanlagen.
Weitere Informationen:

http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2015/mai/umweltfreundlich…
Per Klick auf diesen Link gelangen Sie zum Ansprechpartner

Quelle: idw

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Studienteilnehmer gesucht

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

MHH-Forscher untersuchen Lebensqualität chronisch kranker Menschen

Viele Menschen leben heute lange mit einer oder mehreren chronischen Erkrankungen. Dabei müssen sich chronisch Erkrankte oft mit den Auswirkungen der Erkrankungen arrangieren. Ein Forschungsteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) möchte herausfinden, wie es diesen Menschen im Alltag geht. In der SHILD-Studie sollen unter anderem folgende Fragen geklärt werden: Wie bewerten chronisch kranke Patienten ihre Behandlung? Wie empfinden sie ihre Lebensqualität? Sind ihr Alltag und ihr soziales Leben durch die Krankheit beeinträchtigt? Und was wissen sie über ihre Gesundheit und Krankheit? Darüber hinaus wollen die Wissenschaftler ermitteln, welche Rolle Selbsthilfegruppen im Leben der Betroffenen spielen und ob die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe die Erkrankten oder auch deren Angehörige entlasten kann? Um diese Fragen beantworten zu können und Näheres über die Situation und die Wünsche von chronisch kranken Menschen zu erfahren, suchen die Forscher dringend Studienteilnehmer.

Teilnehmen können folgende Personengruppen:

– Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 aus den Bundesländern Niedersachsen,
Hamburg, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt

– Menschen mit Prostatakrebs aus den Bundesländern Niedersachsen, Hamburg,
Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt

– Menschen mit Multipler Sklerose sowie pflegende Angehörige von
Demenzkranken aus den Bundesländern Niedersachsen, Hamburg,
Berlin und Sachsen

Interessierte finden alle weiteren Informationen zur Teilnahme im Internet unter: www.uke.de/shild/ oder bei Marius Haack, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Telefon (0511) 532-8426, shild@mh-hannover.de.

Quelle: idw

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Erste europaweite Informationsplattform für Binnengewässer online

Karl-Heinz Karisch Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Vier europäische Forschungseinrichtungen haben am 6. Mai 2015 eine Onlineplattform veröffentlicht, die erstmals Informationen und Ergebnisse aus der Süßwasserökosystemforschung bündelt. Die „Freshwater Information Platform“ stellt Daten und Kartensysteme frei zugänglich zur Verfügung und soll neue Forschungsansätze auf diesem Gebiet anregen. Sie bietet damit eine einzigartige und umfassende Wissensgrundlage für ein nachhaltiges und evidenzbasiertes Management unserer bedrohten Binnengewässer und der Ressourcen, die sie bereitstellen.

Durch Verschmutzung, Landnutzung und Klimaveränderungen geraten Binnengewässer und ihre biologische Vielfalt in ganz Europa zunehmend unter Druck. Zahlreiche Forschungsprojekte haben sich deshalb in den letzten Jahren mit den Ursachen und Folgen für Flüsse, Seen und Feuchtgebiete befasst und Renaturierungsstrategien für sie entwickelt. Trotz der Fülle an potenziell vorhandenen Informationen und Daten sind diese für die Öffentlichkeit, politische Entscheidungsträger, Behörden und Wassermanager nur schwer zugänglich. Das liegt zum Teil daran, dass Forschungsdaten nicht immer systematisch publiziert werden bzw. in einer Fülle von unterschiedlichen wissenschaftlichen Publikationen und Projekt-Webseiten eingebettet sind.

Um diesen Umstand zu ändern haben die Universität für Bodenkultur in Wien, die Universität Duisburg-Essen, das Königliche Belgische Institut für Naturwissenschaften in Brüssel, sowie das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin ein neues Informationsportal entwickelt. Auf der nun eingeführten „Freshwater Information Platform“ (www.freshwaterplatform.eu) werden Ergebnisse verschiedener abgeschlossener und laufender Forschungsprojekte zusammengefasst und öffentlich zugänglich gemacht. Die Plattform setzt sich aus mehreren komplementären Teilen zusammen, die entweder einen leichten Zugriff auf Originaldaten ermöglichen oder eine Zusammenfassung von Forschungsresultaten in leicht verständlicher Weise bieten. Alle Inhalte werden laufend aktualisiert und ergänzt.

Das Portal gibt Aufschluss über die Ergebnisse und Daten europäischer Gewässerforschung

Ein Schwerpunkt der Informationsplattform liegt auf den räumlichen Aspekten der Gewässerforschung: So ermöglicht beispielsweise das integrierte Süßwasser-Datenportal („Freshwater Biodiversity Data Portal“) den Zugriff auf Daten, die die Verteilung von Süßwasserorganismen (z.B. Fische, Insekten oder Algen) in Europa und in der ganzen Welt zeigen. Der „Global Freshwater Biodiversity Atlas“, der bereits seit 2014 online ist, stellt eine Reihe von Artenreichtums-, Stressintensitäts- und Klimawandelkarten bereit.

In der Sektion „Freshwater Metadatabase“ finden Interessierte einen Überblick über eine Vielzahl von Datenquellen aus der Erforschung und dem Management vom Seen, Flüssen und Feuchtgebieten. Eine kürzlich gegründete Zeitschrift („Freshwater Metadata Journal“) bietet die Möglichkeit, diese Daten wissenschaftlich zu publizieren.

Im Abschnitt „Freshwater Species Traits“ werden relevante Informationen über einzelne Arten zusammengefasst, die in europäischen Gewässern heimisch sind: Wovon ernähren sich Süßwasserorganismen, in welchen Lebensräumen sind sie angesiedelt oder wie tolerant sind sie gegenüber Verschmutzung und Umweltwandel? Insgesamt stehen hier Informationen für etwa 20.000 verschiedene Arten zur Verfügung.

Der vielgelesene „Freshwater Blog“ veröffentlicht Features, Interviews und Podcasts über Forschungshighlights und aktuelle Entwicklungen rund um Erforschung, Schutz und Management von Süßwasserökosystemen. Abgerundet wird das Angebot durch eine Reihe verschiedener Tools, Leitfäden und Informationen zu relevanten politischen Richtlinien sowie einem „Kuriositäten-Kabinett“.

Astrid Schmidt-Kloiber (BOKU): „Süßwasserökosysteme unterliegen zahlreichen schädlichen Einflüssen, die zu einer erheblichen Bedrohung ihrer Artenvielfalt führen. Durch die Bündelung von relevanten Informationen an einem einzigen Ort hilft die „Freshwater Information Platform“ Wissenschaftlern die herausfordernde Aufgabe, verstreute Forschungsressourcen zu finden, zu überwinden. Langfristig wird das dazu beitragen, das Verständnis von Süßwasserökosystemen zu verbessern und ihnen eine stärkere Stimme in Bezug auf Schutz und Erhaltung zu verleihen.“

Daniel Hering (UDE): „Erfolgreicher Schutz und Wiederherstellung von Süßwasserökosystemen wird weitgehend von der Qualität der zugrundeliegenden wissenschaftlichen Daten bestimmt. Die Ausweisung empfindlicher Gebiete und Arten, die Entwicklung von Sanierungsmaßnahmen und die Vorhersage der Auswirkungen des Klimawandels: alle diese komplexen wissenschaftlichen Aufgaben erfordern qualitativ hochwertige Daten. Die „Freshwater Information Platform“ ist ein äußerst wertvolles Hilfsmittel für ein evidenz-basiertes, erfolgreiches und nachhaltiges Süßwassermanagement.“

Aaike De Wever (RBINS): „Mit Hilfe des Süßwasser-Biodiversitätsdatenportal, das in der „Freshwater Information Platform“ integriert ist, unterstützen wir Wissenschaftler dabei, ihre Daten über die Verbreitung von Arten online zu publizieren. Durch die Zusammenführung einer großen Anzahl von Datensätzen aus Süßgewässern wollen wir großräumige wissenschaftliche Analysen und Modellierungen fördern, die unser Verständnis für diese Gewässer und unsere Fähigkeit diese zu managen verbessern.“

Klement Tockner (IGB): „Wir verändern grundlegend und in den meisten Fällen irreversibel, wie die Natur funktioniert. Als Folge sind nicht nur die natürlichen Systeme, von denen wir abhängig sind, bedroht, sondern auch unser eigenes Überleben. Die „Freshwater Information Platform“ stellt eine gemeinsame Forschungsinfrastruktur von globaler Bedeutung dar, die das Aufspüren vielfältiger Konsequenzen der beschleunigten Umweltveränderungen auf Süßwasserökosysteme und ihrer biologischen Vielfalt erleichtert.“

Beteiligte Institutionen und Ansprechpartner:

Universität für Bodenkultur, Wien (Österreich), BOKU
Astrid Schmidt-Kloiber (astrid.schmidt-kloiber@boku.ac.at), +43 1 47654 5225

Universität Duisburg-Essen, Aquatische Ökologie (Deutschland), UDE
Daniel Hering (daniel.hering@uni-due.de), +49 201 183 3084 & Jörg Strackbein

Königliches Belgisches Institut für Naturwissenschaften, Brüssel (Belgien), RBINS
Koen Martens & Aaike De Wever (adewever@naturalsciences.be), +32 2 627 43 90

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin (Deutschland), IGB
Klement Tockner (tockner@igb-berlin.de), +49 30 64181 601 & Vanessa Bremerich

Weitere Informationen:
http://www.freshwaterplatform.eu
http://www.igb-berlin.de

Quelle: idw

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Keine Chance für Hausstaubmilben

Andrea Höra Marketing & Communication
Hohenstein Institute

Die Hohenstein Institute bieten – deutschlandweit exklusiv – akkreditierte Anti-Milben-Prüfungen an

8 von 24 Stunden des Tages verbringt der Mensch durchschnittlich mit Schlafen. Aufs Jahr hochgerechnet sind es also fast 3000 Stunden, in denen man sich im Bett bzw. auf der Matratze aufhält. Hier fühlen sich allerdings nicht nur Menschen wohl, sondern auch ca. 0,1 – 0,5 mm große Milben. Für Milben herrschen in Matratzen perfekte Bedingungen: Eine durchschnittliche Temperatur von 25 Grad, eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 70 Prozent sowie Hautschuppen des Menschen, von denen sich die weißen Spinnentiere ernähren. Zu finden sind Milben aber nicht nur in Matratzen, sondern auch in Bettwaren, Polstermöbeln und Teppichen.

Zwischen 4 und 5 Millionen Deutsche leiden an einer Hausstaubmilbenallergie, die jedoch nicht durch die Milbe, sondern durch deren Kot ausgelöst wird.
Aufgewirbelte Kot-Partikel gelangen über die Atemwege auf die Schleimhäute der Menschen und lösen bei Allergikern typische Symptome aus, zu denen eine laufende Nase, tränende oder juckende Augen und in schweren Fällen sogar Asthma und Atemnot gehören. Die Hohenstein Wissenschaftler des Fachbereichs Hygiene, Umwelt & Medizin prüfen die Effektivität von Textilien, Hausstaubmilben und Milbenallergene zu reduzieren oder eine effektive Barriere gegen sie zu bieten.

So lassen sich an den Hohenstein Instituten Tests zur Dichtigkeit von Bettwaren und Encasings gegen Milbenkot durchführen. Encasings sind spezielle Matratzenbezüge, die eingesetzt werden, um den Kontakt zum Allergen zu vermeiden. So schaffen sie, wie durch wissenschaftliche Studien bewiesen, Abhilfe bei Hausstaubmilbenallergie. Die Herausforderung für die Hersteller besteht darin, die Encasings so zu konzipieren, dass diese eine physikalische Barriere aus Gewebestruktur und Laminatverbund bilden. Auch bei den Drehbewegungen im Schlaf müssen diese noch ausreichend dicht gegenüber dem Milbenkot sein. Das Besondere am Encasingtest der Hohenstein Institute ist, dass echter Milbenkot von Hausstaubmilben eingesetzt wird. Fläche, Nähte und Reißverschlüsse werden mit dem echten Milbenkot beaufschlagt und durch Druck und Reibung die Belastung beim Schlafen nachgestellt. Gemessen wird die Menge des Milbenkotallergens („Der p1″), die während der simulierten Benutzung durch das Material gelangt. Der Wert darf bei diesem Test zwei Mikrogramm nicht überschreiten (was der Sensibilisierungsschwelle für Hausstaubmilbenallergiker entspricht).
Die Prüfung auf Dichtigkeit (Barriereeffekt) gegenüber Milbenkotallergenen ist eine von der DAkkS akkreditierte Dienstleistung und wird von den Hohenstein Instituten deutschlandweit exklusiv mit echtem Milbenkot durchgeführt.
Damit Allergiker eine verlässliche Entscheidungshilfe haben, können geprüfte Materialien mit dem Hohenstein Qualitätslabel „Hausstaub- und Milbenbarriere“ ausgezeichnet werden. Besonders interessant ist das für das Gesundheitswesen und das Hotel- und Gaststättengewerbe, da das Qualitätslabel eine verlässliche Signalwirkung für Kunden und Gäste besitzt. Zudem können mit der Prüfung Reklamationen effektiv minimiert und die Sicherheit für Verbraucher erhöht werden.

Eine weitere DAkkS akkreditierte Prüfung an den Hohenstein Instituten ist die Überprüfung der Langzeitwirkung von Textilien und Chemikalien, die die Entwicklung von Hausstaubmilben hemmen sollen. Dieser Langzeittest wird in Anlehnung an Norm NF G39-011 durchgeführt. Dazu werden Hausstaubmilben auf das Prüfmuster und Kontrollen gegeben. Nach zwei Populationszyklen, also 6 Wochen, unter optimalen Bedingungen für die Milben, wird die Anzahl der lebenden Milben entweder durch Handzählung mit der Stereolupe durchgeführt oder bei dreidimensionalen Prüfmustern der Allergengehalt („Der p1″) bestimmt.
Produkte, die eine hohe Hemmung der Entwicklung der Milbenpopulationen bewirken, erhalten damit das Zertifikat „Wirksam gegen Milben“. Zudem kann es mit dem Qualitätslabel „Wirksam gegen Milben“ ausgezeichnet werden. So wird für den Kunden sofort ersichtlich, dass er ein für Hausstaubmilbenallergiker geeignetes Produkt erwirbt – ein entscheidendes Kaufargument.

Beide vorgestellten Qualitätslabel, „Hausstaub- und Milbenbarriere“ und „Wirksam gegen Milben“, können auch problemlos mit weiteren Qualitätslabeln der Hohenstein Institute wie zum Beispiel der „Schlafkomfortnote Matratzen“ oder „Allergikerfreundlich“ kombiniert werden.

Ansprechpartner für Anti-Milben-Prüfungen:
Hygiene, Umwelt und Medizin
Team Bioservice
Telefon: +49 7143 271 444
Fax: +49 7143 271 94444
E-Mail: bioservice@hohenstein.de
Homepage: www.hohenstein.de

Weitere Informationen:
http://www.hohenstein.de/de/inline/pressrelease_99585.xhtml?excludeId=99585

Quelle: idw

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Frauen im Job: Unternehmenskultur bestimmt Aufstiegschancen weiblicher Führungskräfte

Nina Liesenfeld Presse und Öffentlichkeitsarbeit
WHU – Otto Beisheim School of Management

Unternehmen müssen soziale Strukturen verändern, um Frauen in Führungspositionen zu bringen

Unternehmen, besonders solche, in denen traditionelle Hierarchien mit einzelnen „Stars“ existieren, müssen ihre Unternehmenskultur verändern, wenn sie mehr Frauen in Führungspositionen sehen möchten. Das ergibt eine neue Studie, die Professor Jochen Menges von der WHU – Otto Beisheim School of Management zusammen mit Forschern der London Business School und dem University College London durchgeführt hat.

Die Zukunft sieht rosig aus für weibliche Führungskräfte – aber nur dann, wenn an ihrem Arbeitsplatz eine Kultur des Zusammenhalts gelebt wird. Die Forscher fanden heraus, dass das soziale Umfeld innerhalb einer Organisation und die Beziehung der Mitarbeiter zueinander starken Einfluss darauf haben, ob eher Frauen oder Männer als charismatische Führungskräfte wahrgenommen werden.

Laut der Studie, für die Daten von über 500 Personen in drei separaten Untersuchungen ausgewertet wurden, wirken weibliche Führungskräfte innerhalb eines von Zusammenhalt geprägten sozialen Umfelds charismatischer als ihre männlichen Kollegen. Ein solches Umfeld zeichnet sich insbesondere durch eine Vielzahl informeller, engerer Beziehungen aus. Im Gegensatz dazu wirken männliche Führungskräfte in einem zentralisierten, hierarchischen Umfeld charismatischer als ihre weiblichen Kolleginnen.

„In hierarchischen Strukturen, wie beispielsweise Investmentbanken, in denen einzelne ‘Stars‘ im Mittelpunkt stehen, ist es unwahrscheinlicher, dass Frauen als charismatisch wahrgenommen werden, da sie nicht dem hier vorherrschenden stereotypen Bild einer Führungskraft entsprechen – nämlich dem des beherrschenden, dominanten Leaders mit hohem Status und großer Macht. Frauen fällt es in einem solchen Umfeld schwerer, es mit männlichen Konkurrenten aufzunehmen, denn sie befinden sich in einem sozialen Kontext, in dem ihre Führungsqualitäten leicht übersehen werden. Das ist einer der Gründe, warum diese Sparten so männerdominiert sind“, erklärt Professor Raina Brands von der London Business School.

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass diese geschlechterabhängigen Vorteile nicht aufgrund tatsächlicher Verhaltensunterschiede zwischen Männern und Frauen entstehen. „Selbst wenn männliche und weibliche Führungskräfte sich gleich verhalten und die gleichen Leistungen erbringen, werden ihre Führungsqualitäten unterschiedlich bewertet, je nachdem, in welchem Umfeld sie arbeiten“, erklärt Professor Jochen Menges von der WHU.

„Wir haben Teilnehmern in einer unserer Untersuchungen identische Informationen zu einer Führungskraft gegeben und nur jeweils den Namen der Führungskraft geändert: Michelle oder Michael. Wir konnten feststellen, dass Michelle in sozialen Strukturen, die von Zusammenhalt geprägt sind, als charismatischer wahrgenommen wurde, während Michael in einem hierarchischen Umfeld auf Teilnehmer charismatischer wirkte“, so Menges.

Organisationen, die Wert auf mehr Frauen in Führungspositionen legen, müssen daher aktiv ihre Unternehmenskultur verändern in Richtung mehr Zusammenhalt, weniger Hierarchie. Weibliche Führungskräfte passen vom Stereotyp besser als Männer zu einem von Zusammenhalt geprägten Umfeld. In einem solchen Umfeld zählen stereotyp weibliche Eigenschaften wie Fürsorge und Gemeinschaftlichkeit. Daher wird weiblichen Führungskräften in einem solchen Umfeld mehr Charisma zugeschrieben als Männern.

Publikation: Brands, RA; Menges, J; Kilduff, M; (2015) The leader in social network schema: Perceptions of network structure affect gendered attributions of charisma. Organization Science (In press).

Hyperlink zur Studie: http://pubsonline.informs.org/doi/abs/10.1287/orsc.2015.0965

Weitere Informationen:
http://pubsonline.informs.org/doi/abs/10.1287/orsc.2015.0965

Quelle: idw

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Herzstiftung warnt bei Herzschwäche vor fehlerhafter Medikamenteneinnahme

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Kostenfreier Medikamenten-Pass für Menschen mit Herzschwäche

Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 386.000 Patienten mit Herzschwäche in eine Klinik eingewiesen, weil sich ihre Erkrankung verschlimmert hat. Da sehr häufig Fehler bei der Medikamenteneinnahme Auslöser dieser Verschlimmerung sind, bietet die Deutsche Herzstiftung einen kostenfreien Medikamenten-Pass speziell für Menschen mit Herzschwäche unter www.herzstiftung.de/medikamenten-pass oder telefonisch unter 069 955128-400 an. Der Pass erleichtert es den Betroffenen, Fehler bei der Medikamenteneinnahme zu vermeiden.

Lebensbedrohliche Verschlechterung vermeiden
„Bei chronischer Herzschwäche ist eine korrekte Einnahme der Medikamente besonders wichtig, weil diese den geschwächten Herzmuskel entlasten und das Herz vor Stresshormonen schützen. Setzen Betroffene eigenmächtig ihre Medikamente ab oder versäumen mehrmals die Tabletteneinnahme, laufen sie Gefahr, sich in eine lebensbedrohliche Verschlechterung der Herzschwäche hineinzumanövrieren“, warnt Prof. Dr. med. Thomas Eschenhagen vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung, Direktor des Instituts für Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Sieben Herzstiftungs-Tipps für Herzschwächepatienten
Neben der korrekten Einnahme der Medikamente können Herzschwächepatienten noch viel mehr für ihr Herz tun, indem sie z. B. bei stabiler Herzschwäche maßvolles Ausdauertraining betreiben, beim Essen auf eine begrenzte Kochsalzzufuhr achten und ihr Gewicht täglich kontrollieren, wenn eine Tendenz zur Flüssigkeitsansammlung besteht. Was Menschen mit Herzschwäche zum Schutz vor einer Verschlimmerung der Herzschwäche unbedingt beachten sollten, lässt sich in den sieben Experten-Tipps unter www.herzstiftung.de/Herzschwaeche-Klinik-Aufenthalte-verhindern.html nachlesen.

Der kostenfreie Medikamenten-Pass für Patienten mit Herzschwäche ist erhältlich unter www.herzstiftung.de/medikamenten-pass oder tel. unter 069 955128-400.

Zum Europ. Tag der Herzschwäche (8.-10. Mai), finden bundesweit Vortragsveranstaltungen für Patienten, Angehörige und Interessierte unter Beteiligung der Deutschen Herzstiftung statt. Die Termine sind in der Rubrik „Termine“ unter www.herzstiftung.de veröffentlicht. Die Aktionstage werden in Deutschland vom Kompetenznetz Herzinsuffizienz (KNHI) koordiniert. Die Deutsche Herzstiftung ist Partner der Aufklärungsaktion.

Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert/Pierre König
Tel. 069/955128-114/-140
Fax: 069/955128-345
E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.herzstiftung.de/medikamenten-pass
http://www.herzstiftung.de/Herzschwaeche-Klinik-Aufenthalte-verhindern.html
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Quelle: idw

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Sabella D10 – erste Meeresströmungsturbine geht ans Netz

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Die 17 m hohe und 450 Tonnen schwere Meeresströmungsturbine wurde am 24. April in Brest eingeweiht. Dieses Vorzeigeprojekt war der Sieger der Projektausschreibung „Demonstrationsanlagen für Meeresenergien“. Die erste Turbine wird im Juli 2015 an das Stromnetz auf der Insel Ouessant in der Bretagne angeschlossen.

Ein Meeresströmungskraftwerk ist ein Wasserkraftwerk, das aus der natürlichen Meeresströmung Elektrizität erzeugt. Es wird dabei nicht, wie bei den meisten anderen Wasserkraftanlagen, ein Stauwerk errichtet, sondern die Turbine steht – ähnlich einer modernen Windturbine – an einem Mast frei in der Strömung. Allein in Europa gibt es über hundert mögliche Standorte; es wurden bisher jedoch nur wenige Meeresströmungskraftwerke installiert. Sabella D10 macht in Frankreich den Anfang.

Dank ihrer innovativen Eigenschaften und einer Leistung von 1,1 MW gehört Sabella D10 zu den leistungsfähigsten Maschinen der Welt. Nach dem Versenken der Turbine wird Sabella D10 über ein unterseeisches Kabel an das Stromnetz der Insel angeschlossen. Weitere Förderprogramme unterstützen die Entwicklung von Sabella D15 mit einer Spitzenleistung von 2 MW. Der entscheidende Vorteil von Meeresströmungskraftwerken ist, dass Meeresströmungen kontinuierlich fließen und sich daher sehr genau vorhersagen lassen. Die Qualität eines Standortes lässt sich somit sehr gut einschätzen. Die eingespeiste Strommenge ist weniger wetterabhängig als die von Windkraftanlagen oder Solarkraftwerken. Meeresströmungskraftwerke kommen zudem mit sehr niedrigen Strömungsgeschwindigkeiten aus, da die Dichte des Wassers etwa 800-mal größer als die der Luft ist. Zudem emittieren die Turbinen keine Abfallstoffe wie zum Beispiel Kohlenstoffdioxid.

Es gibt jedoch auch kritische Stimmen gegen diese Technologie. Meeresströmungskraftwerke sind gegenwärtig, verglichen mit anderen regenerativen Energiequellen, insbesondere Windkraft- und Photovoltaikanlagen, aufgrund fehlender Massenfertigung noch relativ teuer. Die Installation der Anlagen stellt hohe Anforderungen an die Wasserbau- und Stahlbautechnik, so dass die Bauarbeiten auf offener See oder in Flüssen besonders anspruchsvoll sind. Die Auswirkungen auf die Umwelt, den Fischfang und mögliche Wechselwirkungen mit Schiffsbewegungen sind demzufolge zu berücksichtigen. Daher wurde bei diesem Projekt großen Wert auf ein Umwelt-Monitoring-Protokoll in Zusammenarbeit mit dem Meeresnaturpark Iroise gelegt. Ziel ist es, die Umweltbelastung der Turbine auf die Meeresfauna und Meeressäuger, den Sedimenttransport oder die Unterwasserakustik zu messen. Diese ökologische Bilanz ist ein kritischer Schlüsselschritt, um weitere Nutzungsmöglichkeiten der Meeresströmungen und Gezeiten zu erlauben und zu fördern. Das nutzbare Gezeitenpotential in Frankreich wird auf etwa 2 bis 3 GW geschätzt.

Sabella D10 gehört zum Investitionsprogramm der französischen Agentur für Umwelt und Energiewirtschaft ADEME. Das Programm „Demonstrationsanlagen und Technologieplattformen für erneuerbare und kohlenstoffarme Energien und grüne Chemie“ verfügt über ein Budget von 1 125 Mio. € für folgende Bereiche: Solar-, Wind- und Meeresenergien, Erdwärme, CO2-Abscheidung, -Speicherung und Verwertung, Pflanzenchemie, fortgeschrittene Biokraftstoffe, Wasserstoff und Brennstoffzellen, Energiespeicherung sowie Energie-Plus-Häuser.

Weitere Informationen:
Webseite der Sabella D10 Turbine (auf Englisch und Französisch): http://www.sabella.fr/

Quelle:
„Baptême de l’hydrolienne marine Sabella D10“, Pressemitteilung des Ministeriums für Ökologie, Energie und nachhaltige Entwicklung
http://www.developpement-durable.gouv.fr/Sabella-D10-la-premiere.html

Redakteurin: Daniela Niethammer, daniela.niethammer@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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BAuA-Broschüre „Arbeitswelt im Wandel 2015“ erschienen

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Dortmund – „Arbeitswelt im Wandel“ ist eine jährlich erscheinende Broschüre der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Mit ihren anschaulichen Grafiken zum Thema Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit richtet sie sich gleichermaßen an Praktiker des Arbeitsschutzes sowie die interessierte Öffentlichkeit. Basierend auf dem Bericht „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2013″ (SuGA 2013) verdeutlicht die Broschüre Themen wie Erwerbstätigkeit, Arbeitsbedingungen oder den demografischen Wandel einfach und verständlich. In vielen Fällen werden die Statistiken nach Geschlecht unterteilt, an anderer Stelle nach Berufsgruppe oder Alter der Beschäftigten.

Unter anderem wirft die Broschüre Schlaglichter auf die arbeitsmedizinische und sicherheitstechnische Betreuung. Dargestellt sind die Rahmenbedingungen, die unter anderem durch das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) vorgegeben werden, und die neuesten Zahlen zum Stand der Umsetzung. Ein Ergebnis ist, dass viele Maßgaben in Betrieben ab einer Größe von über 50 Beschäftigten bereits in weiten Teilen umgesetzt sind. In kleineren Betrieben gibt es jedoch durchaus Verbesserungspotenzial. Zudem ist deutlich mehr als die Hälfte (57,8 Prozent) der Arbeitsmedizinerinnen und Arbeitsmediziner über 60 Jahre alt. Somit steht den Betrieben in naher Zukunft ein Mangel an diesen Spezialkräften bevor. Dabei ist gerade die arbeitsmedizinische Expertise gefragt, wenn es darum geht, die Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten.

Andere Zahlen aus der Arbeitswelt zeichnen jedoch ein deutlich positiveres Bild. So gab es 2013 mit 606 tödlichen Unfällen einen Rekordtiefstand. Auch die Unfallquoten verharren mit 23,9 je 1.000 Vollarbeiter für die Arbeitsunfälle und 3,85 je 1.000 Versicherungsverhältnisse für die Wegeunfälle auf niedrigem Niveau.

Die Broschüre „Arbeitswelt im Wandel – Ausgabe 2015″ kann im PDF-Format unter http://www.baua.de/publikationen heruntergeladen werden.

Zudem stehen die Abbildungen aus den einzelnen Kapiteln der Broschüre „Arbeitswelt im Wandel: Zahlen – Daten – Fakten“ (2015) zum Download im jpg-Format (600 dpi) zur Verfügung unter http://www.baua.de/dok/6113690.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.

http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/6003812: Direkter Link zur BAuA-Broschüre „Arbeitswelt im Wandel – Ausgabe 2015″

Quelle: idw

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Zurück im Fjord: Kieler Meeresforscher untersuchen in Norwegen Folgen der Ozeanversauerung

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

In einem neuen Experiment mit den KOSMOS-Mesokosmen wollen Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel wichtige noch offene Fragen zum Einfluss der Ozeanversauerung auf das Nahrungsnetz und die Stoffumsätze im Meer klären. Im Rahmen der Studie, die bis Ende Juni im Raunefjord bei Bergen (Norwegen) stattfindet, bringen die Forscher außerdem die im Labor an Ozeanversauerung angepasste Kalkalge Emiliania huxleyi zurück in ihren natürlichen Lebensraum. Sie hoffen, die Übertragbarkeit ihrer Laborergebnisse zur Anpassungsfähigkeit der weltweit wichtigsten einzelligen Kalkalge überprüfen zu können.

Vom winzigen Piko-Phytoplankton bis hin zu Fischen und größeren Meereslebewesen: Eine komplexe Lebensgemeinschaft mit all ihren Wechselbeziehungen und globalen Funktionen kann aus dem Gleichgewicht geraten, wenn der Ozean durch die Aufnahme von Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre zunehmend versauert. Während die chemischen Reaktionen im Meerwasser mittlerweile gut verstanden sind, drängen sich wichtige neue Fragen über ihre Folgen für das marine Ökosystem sowie daraus erwachsende wirtschaftliche und gesellschaftliche Konsequenzen auf.

Um diesen Fragen nachzugehen, ist ein Team des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel jetzt erneut im Raunefjord bei Bergen (Norwegen) im Einsatz. Mit Hilfe der KOSMOS Mesokosmen (KOSMOS: Kiel Off-Shore Mesocosms for Future Ocean Simulations) betrachten sie einen wichtigen Ausschnitt des Ökosystems: Die acht im Fjord schwimmenden Versuchsanlagen schließen in ihren 20 Meter langen Kunststoffsäcken die natürliche Plankton-Gemeinschaft ein. Vier der isolierten Lebewelten werden schrittweise auf ein erhöhtes Kohlendioxid-Niveau gebracht. Bis Ende Juni sammeln und analysieren die Wissenschaftler dann beinahe täglich Wasserproben, messen physikalische und chemische Parameter und dokumentieren die Entwicklung der Plankton-Gemeinschaft. „Aus rund 50 verschiedenen Messparametern können wir ein umfassendes Bild zusammensetzen“, erklärt Prof. Dr. Ulf Riebesell, Professor für Biologische Ozeanografie am GEOMAR und Leiter der KOSMOS-Experimente. „Mit der aktuellen Studie spannen wir den Bogen von den Organismen zum Nahrungsnetz und den dadurch getriebenen Stoffumsätzen und von den kurzzeitigen Reaktionen bis zur evolutionären Anpassung.“

Erstmals werden im Labor an saurere Bedingungen angepasste Algen der Art Emiliania huxleyi, der weltweit wichtigsten einzelligen Kalkalge, in die Mesokosmen eingebracht. Der Einzeller spielt eine wichtige Rolle für den Transport von Kohlenstoff in die Tiefe des Ozeans – und damit für dessen Fähigkeit, Kohlendioxid zu speichern und den Klimawandel abzumildern. Außerdem setzen die Kalkalgen das klimakühlende Gas Dimethylsulfid (DMS) frei. „In Laborexperimenten mit dieser Art konnten wir zeigen, dass Emiliania huxleyi in der Lage ist, sich durch Evolution gleichzeitig an Ozeanversauerung und steigende Wassertemperaturen anzupassen“, berichtet Dr. Kai Lohbeck vom GEOMAR.

Eine vorangegangene KOSMOS-Studie im Raunefjord brachte die allerdings überraschende Erkenntnis, dass Emiliania unter natürlichen Bedingungen bei Ozeanversauerung die Fähigkeit verliert, sich im Nahrungsnetz zu behaupten. „Ob sich die im Labor erworbene Anpassung auch unter natürlichen Bedingungen als Konkurrenzvorteil erweist und die Kalkalge den Fortbestand in einem saurer werdenden Ozean sichern kann, wollen wir in diesem Freilandexperiment untersuchen.“

Um der kommenden Generation junger Wissenschaftler eine besonders praxisorientierte Ausbildung zu ermöglichen, wurden im Rahmen der Studie fünf Masterarbeiten ausgeschrieben. Die Absolventen untersuchen mit Hilfe erfahrenerer Forscher, wie sich Flügelschnecken und Heringslarven unter den veränderten Umweltbedingungen entwickeln, ob sich das Piko-Phytoplankton durch Evolution an die Versauerung anpasst und wie sich die Qualität der Nahrung für höhere Ebenen der Lebensgemeinschaft verändert. Außerdem sind 15 Studierende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) in die Arbeiten auf der Meeresbiologischen Station „Espeland“ der Universität Bergen eingebunden. „Der disziplin- und themenübergreifende Ansatz der KOSMOS-Studien bietet den Studenten die einzigartige Möglichkeit, ihre eigenen Untersuchungen in einen größeren Zusammenhang zu stellen und die Ergebnisse besser zu verstehen“, so Riebesell. „Die Arbeit im Team und das enge Zusammenleben auf der Forschungsstation machen zudem den besonderen Reiz dieser Studien aus.“

Die Teilnehmer berichten in einem Blog im Portal der Kieler Meereswissenschaften, Oceanblogs.org, über ihre Arbeiten in Norwegen.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.oceanblogs.org/kosmos2015 Blog zum „KOSMOS 2015″-Experiment

Quelle: idw

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Wertvolle Biomasse aus ungenutzten Abfällen:

Birgit Berg Pressestelle
Technische Universität Dresden

Neues Verfahren ermöglicht die Zucht von Soldatenfliegenlarven im industriellen Maßstab.

In einem Forschungsprojekt zur Erzeugung von wertvollen organischen Rohstoffen mit der TU Dresden ist ein neues Verfahren entwickelt worden, das die effiziente Zucht von Soldatenfliegenlarven im industriellen Maßstab ermöglicht. Die Produktion ist nachhaltig und bietet große ökologische Vorteile, denn als Nahrung dienen ungenutzte pflanzliche Abfälle und es wird keine landwirtschaftliche Nutzfläche benötigt. Das Projekt ist eine Kooperation der TUD-Professur für Zoologie und Entwicklungsbiologie von Prof. Herwig Gutzeit und drei sächsischen mittelständischen Unternehmen und wurde vom Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

Die Nutzung von Bioabfällen hat sich zu einem wichtigen Forschungs- und Entwicklungsthema entwickelt. In Deutschland besteht der Siedlungsabfall zu 30 bis 40 Prozent aus organischen Stoffen. In diesem Zusammenhang ist die Schwarze Soldatenfliege ein potenziell wichtiges Nutztier. Ihre Zucht ist relativ unkompliziert, da die Larven ein breites Futterspektrum tolerieren und effizient in Biomasse mit hohem Eiweiß- und Fettanteil umwandeln. Aus 300 Ton¬nen organischem Abfall lassen sich rund 120 Tonnen hochwertige Biomasse als Rohmaterial für die Indust¬rie gewinnen. Als Krankheitsüberträger spielen die Insekten, die weder Tier noch Mensch anfliegen, keine Rolle. Die neue Technologie bringt die Erschließung dieses Rohstoffpotenzials entscheidend voran. Ein Container enthält die gesamte Anlage mit Zucht-, Aufzucht- und Flugbehälter. Für konstante Zuchttempe¬raturen von 28 bis 29 °C sorgt ein Wärmesystem, das die Abwärme eines Blockheizkraftwerkes einer Biogasanlage nutzt. Eine erste Pilotanlage arbeitet bereits in Grimma.

Für die Biomasse, die mit Hilfe des neuen Verfahrens produziert wird, gibt es einen breiten Markt. Sie eignet sich als Protein- und Lipidquelle für die Futter-mittel-, Kosmetik-, Pharma- und Energie¬industrie. Darüber hinaus lässt sie sich aufgrund ihres hohen Protein- und Kalziumgehaltes sowie weiterer ernährungsphysiologisch wertvoller Inhaltsstoffe als gleichwertiger Ersatz für Fischmehl in der Zierfisch- und Ziervogelzucht sowie in der Kleintierhaltung vermarkten.

Professur für Zoologie und Entwicklungsbiologie:
http://tu-dresden.de/mn/fachrichtung_biologie/zoologie/entwicklungsbiologie

Weitere Informationen zum Kooperationsprojekt unter
http://www.zim-bmwi.de/erfolgsbeispiele/ein-201efriedlicher201c-job-fuer-die-sch…

Kooperationspartner
TU Dresden, Professur für Zoologie und Entwicklungsbiologie
Bio.S Biogas GmbH Grimma
Fischer Elektronik-Bau GmbH Rade¬beul
KADEN & DÖRING OHG Halsbrücke

Weitere Informationen:
http://tu-dresden.de/aktuelles/news/soldatenfliegen
http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_mathematik_und_naturwi…

Quelle: idw

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Energie ist noch zu billig – eine globale Energiesteuer muss her

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath sieht CO2-Ausstoß, traditionelle und erneuerbare Energien unter Entropie-Aspekten neu

Ohne eine globale Energiesteuer für alle Energiearten lässt sich das Wachstum des weltweit steigenden Energieverbrauchs nicht eindämmen. Das ist die Kernthese von Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath, Professor für Economics and Evolutionary Sciences der Universität Witten/Herdecke, in seinem jetzt veröffentlichen Aufsatz „Energy, growth, and evolution: Towards a naturalistic ontology of economics“, Ecol. Econ. (2015), http://dx.doi.org/10.1016/j.ecolecon.2014.11.014

„Die Wirtschaft wächst, in dem sie Institutionen und Technologien entwickelt, die strukturell den Energieverbrauch erhöhen. Dabei dürfen freilich nicht einzelne Länder betrachtet werden, sondern nur die Weltwirtschaft insgesamt“, so Herrmann-Pillath. Für ihn ist also das Hauptaugenmerk auf den CO2-Ausstoß nicht falsch, aber zu eng gefasst. „Tatsächlich kann nur eine allgemeine Verteuerung aller Energiearten das ökologische Dilemma lösen, das durch die immer größeren Auswirkungen durch den Menschen auf den Energiehaushalt im Erdsystem entstanden ist.“ In seinen Augen darf man nicht die deutsche Wirtschaft allein und getrennt betrachten, sondern muss die Produktionsverlagerungen nach China berücksichtigen, das Fracking in den USA und viele weitere Einflussfaktoren aus die Energieverwendung und -verschwendung. Das gelte auch für erneuerbare Energien, denn letzten Endes zähle nur, dass in den gegebenen Strukturen langfristig und global der Energiedurchsatz und damit die Entropieproduktion immer weiter absolut wachsen. Nur eine allgemeine Energiesteuer sei eine konsequente Antwort auf diese Herausforderung.

Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath hat im führenden internationalen Journal der Ökologischen Ökonomik diesen Artikel publiziert, der den Stand der Forschung zur Beziehung zwischen Energie und Wirtschaftswachstum auswertet. In der Tradition des Begründers der Ecological Economics, Nicholas Georgescu-Roegen, analysiert er die Wirtschaft als ein physikalisches System, das den Energiedurchsatz maximiert und damit auch die Erzeugung von Formen der Energie, die nicht mehr für physikalische Arbeit nutzbar sind (‚Entropie‘). Dieser Ansatz verbindet neue Theorien in der Wirtschaftswissenschaft, die sich auf die biologische Evolutionstheorie stützen, mit aktuellen Entwicklungen in der Erforschung des Erdsystems und des Klimas (sogenannte ‚Maximum Entropy‘ Modelle). Daraus ergibt sich, das Wirtschaftswachstum ein direkter Ausdruck fundamentaler thermodynamischer Gesetzmäßigkeiten ist (sog. 2. Hauptsatz der Thermodynamik): Diese Überlegungen haben weitreichende Konsequenzen, was die Umwelt- und Klimapolitik anbelangt.

Weitere Informationen bei Prof. Dr. Carsten Herrmann-Pillath, cahepil@online.de Die Handynummer können Sie unter 02302/926-849/805 erfragen.

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.100 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1016/j.ecolecon.2014.11.014

Quelle: idw

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DFG verlängert Förderung: In Ba-Wü entsteht Klimamodell mit nie dagewesener Präzision

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

2 Mio. Euro für weltweit einmaligen Ansatz: Deutsche Forschungsgemeinschaft bewilligt weitere 3 Jahre Förderung für Forschergruppe der Universität Hohenheim

Was wächst auf welchem Acker, wie unterscheidet sich das Klima in Tal- und Hanglage und wie wirken sich die neuen Klimaverhältnisse auf Arbeitsbedingungen, Produktqualität und Einkommen der Landwirte aus: In Baden-Württemberg rechnet ein Hochleistungsrechnern derzeit an einer Zukunftsprognose der Universität Hohenheim, die Fragen wie diese auf den Quadratkilometer genau beantworten soll. Möglich wird dies, weil die Forschergruppe „Regionaler Klimawandel“ (FOR 1695) Physiker, Bodenwissenschaftler, Pflanzenwissenschaftler und Agrarökonomen zu einem Team zusammenschweißt. Ein weltweit einmaliger Ansatz, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG jetzt für weitere 3 Jahre mit 2 Mio. Euro unterstützt. 2018 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Es ist feuchtschwül im Jahr 2030. 50 % der Landwirte bei Pforzheim haben sich auf Soja-Anbau spezialisiert. Die Landwirte bei Nellingen auf der Schwäbischen Alb setzen auf den wärmeliebenden Hartweizen.Oder wird es heißtrocken, sehr wechselhaft und die Landwirte verhalten sich ganz anders?
Mit ihren Hochleistungsrechnern bohren die Forscher der Universität Hohenheim derzeit einen Tunnel in die Zukunft, um einen unerreicht scharfen Blick auf zwei Modellregionen im Kraichgau und auf der Schwäbischen Alb zu werfen.
Geerdet wird das Computermodell durch Wetterbeobachtungen, Bodenmessungen, Betriebsumfragen und Laborexperimente. 1.400 Quadratkilometer umfasst das Versuchsgebiet „Kraichgau“ bei Sinsheim. 1.300 Quadratkilometer das Versuchsgebiet „Mittlere Schwäbische Alb“ bei Münsingen.

Existierende Klimamodelle sind für regionale Prognosen zu ungenau
„Eine Projektion“ nennen die Forscher eine solche Prognose mit genau festgelegten Randbedingungen. Im Gegensatz zu bisherigen Prognosen enthält der Ansatz der Universität Hohenheim jedoch einige entscheidende Neuerungen.
„Für globale Trends sind unsere heutigen Klimamodelle geeignet. Aber sie vereinfachen die Welt und sind für regionale und lokale Analysen zu ungenau“, erklärt Prof. Dr. Thilo Streck, Sprecher der Forschergruppe an der Universität Hohenheim.
In dem aktuellen Projekt geht es der Forschergruppe deshalb vor allem um Grundlagenforschung. Ihr Ziel: die aktuellen Klimamodelle so zu verfeinern, dass regionale Prognosen fundamental verbessert werden können.

Forschergruppe 1695 sieht 3fachen Verbesserungsbedarf
Es sind vor allem 3 Unschärfen, bei denen es die Forscher der Universität Hohenheim künftig genau nehmen wollen:
• Räumliche Genauigkeit: bislang berechnen regionale Klimamodelle ihre Projektionen nur auf etwa 12 km genau. Vor Ort ist das viel zu grob, denn das Klima ist kleinräumiger. Im Schwarzwald zum Beispiel kann der tatsächliche Regen je nach Hanglage bis zu 100 % über oder unter dem Durchschnitt liegen, wie Forscher der Universität Hohenheim in einem Vorprojekt bestimmt haben.
• Einfluss der Vegetation: Pflanzen steuern Verdunstung, Wolkenbildung und Niederschlag, das heißt: Sie haben einen enormen Einfluss auf das Klima. Hier machen es sich die bisherigen Computermodelle zu einfach. Aktuell unterscheiden sie nur Stadt-, Wald-, Grünland- und Ackerflächen nach Satellitenaufnahmen, die fast 10 Jahre alt und statisch sind. Doch Vegetation und Landnutzung verändern sich mit dem Klima – und diese Veränderungen prägen auch die weitere Klimaentwicklung mit.
• Einfluss der Landwirte: Deshalb ist auch der Faktor Mensch bedeutsam, weil vor allem Land- und Forstwirte die Landnutzung mit dem Klimawandel verändern. Was auf ihren Landflächen angebaut wird, hängt davon ab, was unter neuen Klimabedingungen guten Ertrag und Verdienst verspricht – und welche Vorgaben die Agrar- und Umweltpolitik setzt.
Dies erklärt auch, warum eine solch interdisziplinäre Forschergruppe nur an der Universität Hohenheim entstehen konnte: „Nur hier finde ich alle Kollegen, die ich für so ein Projekt brauche, an einer einzigen Universität. Es ist eine besondere Konstellation“, erklärt Sprecher Prof. Dr. Streck.

Neues Computermodell kombiniert Physik, Pflanzen und Faktor Mensch
Die Arbeitsgruppe der Universität Hohenheim verschmilzt deshalb mehrere Computermodelle zu einem neuen, das es mit diesen Punkten wirklich genau nimmt. Den Kraichgau und die schwäbische Alb wählten die Forscher als Beispiel für ihre Entwicklung, weil beide jetzt schon ein sehr unterschiedliches Regionalklima haben.
Konkret koppeln die Forscher derzeit Schritt für Schritt verschiedene Einzelmodelle für Klima, Pflanzenwachstum und Landnutzung. Für jede Verfeinerung müssen die Hochleistungscomputer mehrere Monate lang rechnen.

1. Schritt: Genauigkeit bisheriger Klimamodelle erhöhen
Die Wechselwirkungen zwischen Bodeneigenschaften, Vegetation und der Wolken- und Niederschlagsbildung in der Atmosphäre sind besonders komplexe Prozesse. Vollständig verstanden sind sie bis heute nicht. Jede Vereinfachung verstärkt deshalb die Ungenauigkeit des Ergebnisses, betont Prof. Dr. Volker Wulfmeyer.
„Was nutzt einem Landwirt oder Tourismus-Manager der durchschnittliche Niederschlag seiner Gemeinde, wenn der tatsächliche Niederschlag auf einer Talseite doppelt so hoch ist wie auf der anderen“, fragt er als Leiter des meteorologischen Teils des Projektes.
Sein bevorzugtes Messgerät ist deshalb das Lidar: Ein weltweit einzigartiger Speziallaser, der Luftfeuchtigkeit und Feuchtigkeitsströme dreidimensional in der Atmosphäre misst. Vor 8 Jahren initiierte er ein UN-Projekt, bei dem 8 Nationen mit 10 Forschungsflugzeugen und dem jeweils besten Equipment ihres Landes die Wetterprozesse über dem Schwarzwald erstmals genau analysierten.
Wissenschaftlich war das Neuland, denn kleine Mittelgebirge sind bei den Atmosphärenprozessen besonders trickreich. Erkenntnisse aus diesem und anderen Projekten fließen nun in sein physikalisch-meteorologiesches Klimamodell ein.
Dieses Modell bildet die Basis für die Forschergruppe der Universität Hohenheim. Für Westeuropa sagt es das Klima auf 12 Kilometer genau voraus. Für Deutschland wird die Genauigkeit der Prognose bei 3 km liegen. In den Modellregionen wird sie das Klima auf 1 km genau projizieren.

2. Schritt: Einfluss von Pflanzen berücksichtigen
Weizen, Raps, Grünland, Mais und Gerste: All diese Pflanzen arbeiten als Pumpe, die Feuchtigkeit aus dem Boden ziehen und in die Atmosphäre verdunsten. Außerdem wirken ihre Blätter als Spiegel, die Teile des Sonnenlichts ins All reflektieren. Und das sind nur zwei Beispiele für den Einfluss, den Pflanzen auf Wetter und Klima ausüben.
Um diesen Effekt zu berechnen, arbeiten die Forscher um Prof. Dr. Streck mit einem eigenen Computermodell. Darin sind nicht nur die derzeit gängigen Ackerfrüchte enthalten. „Wir rechnen damit, dass durch den Klimawandel bald auch Ackerfrüchte angebaut werden, die hier bislang noch nicht wirklich heimisch sind. Dazu gehören zum Beispiel Durum, Soja oder in verstärktem Maße die Sonnenblume“, meint der Leiter des Teilbereiches für Boden und Pflanze und Sprecher der gesamten Forschergruppe.
Erste Ergebnisse kann Prof. Dr. Streck schon nennen: „Unsere Berechnungen zeigen schon jetzt, dass es einen enormen Einfluss hat, ob ein Acker Feldfrüchte wie Winterweizen trägt, der den Boden bereits im Frühjahr bedeckt, oder ob Landwirte z.B. Mais anbauen, der den Boden erst im Spätjahr bedeckt.“
Aktuell sind die Forscher dabei das Klimamodell von Prof. Dr. Wulfmeyer mit dem Pflanzenmodell zu verfeinern. „Damit wäre der biophysikalische Teil des Modells bereits wesentlich verbessert und wir können den Faktor Mensch hinzufügen.“

3. Schritt: künftige Entscheidungen der Landwirte berücksichtigen
Welche Pflanzen in Zukunft auf welchem Acker wachsen ist jedoch nicht dem Zufall geschuldet, sondern eine bewusste Entscheidung der Landwirte. Und diese fällen ihre Entscheidungen hauptsächlich nach betriebswirtschaftlichen Aspekten.
Der vielleicht ambitionierteste Teil des Projektes ist es, auch diese Entscheidungen mit in die Klimamodellierung aufzunehmen.
In sein agrarökonomisches Computermodell ließ Agrarökonom Prof. Dr. Thomas Berger deshalb die anonymisierten Daten von 3.700 landwirtschaftlichen Betrieben aus Baden-Württemberg aus der amtlichen Agrarstatistik aufbereiten. Dazu gehörten zum Beispiel detaillierte Angaben zu Betriebsstruktur, Maschinenausstattung und Vermarktungswegen.
Um zusätzliche Daten zu gewinnen wie Landwirte mit unsicheren Wettererwartungen umgehen, führt Prof. Dr. Berger mit seinem Team spezielle ökonomische Laborexperimente durch. Im Computerlabor konfrontieren sie Landwirte aus der Region mit möglichen Zukunftsszenarien wie Extremwetter und hohe Ernteverluste und zeichnen auf, wie sie sich in diesen Situationen entscheiden.
Mit diesen Ergebnissen soll das Computermodell abschätzen können, wie sich die Landwirte an den Klimawandel anpassen. Dass diese innovative Kombination von Agrardaten und Laborexperimenten funktioniert, bewies Prof. Dr. Berger bereits mit einem Praxistest: Auf einem Workshop präsentierte er 30 Landwirten verschiedene typische Betriebe aus der Agrarstatistik und legte ihnen eine Reihe Vorschläge für die Bewirtschaftung im kommenden Jahr vor.
Jeweils einen Bewirtschaftungsplan für den Betrieb hatten „reale“ Landwirte konzipiert, die anderen fünf Pläne stammten von „virtuellen“ Landwirten aus dem Computermodell. Ergebnis: Selbst die erfahrenen Praktiker aus Baden-Württemberg konnten nicht unterscheiden, welcher Betriebsplan von Menschen und welcher vom Computer aufgestellt worden war.
Möglich macht dies eine sogenannte Multi-Agententechnologie, bei der viele kleine Computerprogramme mit künstlicher Intelligenz ausgestattet werden, um Fragen wie die Anbauplanung autonom zu analysieren und betriebliche Maßnahmen zur Klimaanpassung zu entwickeln. Auch politische Rahmenbedingungen wie EU-Subventionen o.ä. werden bei diesem Ansatz berücksichtigt.

Zusatzschritt: Auswirkungen auf die Produktqualität
Was immer die Forscher für die kommenden Jahre berechnen: In den Klimakammern von Prof. Dr. Fangmeier ist jedes Klima der Zukunft schon heute Möglichkeit.
Die mannshohen Versuchsschränke des Agrarbiologen sind voll mit feinster Regelungstechnik. Darin stehen Töpfe mit Weizen und einem genau geregelten Tagesablauf: ob Sonnenauf- und -untergang, ob Regenzeiten und -menge, sogar die Zusammensetzung der Luft und ihr CO2-Gehalt: alle Umweltbedingungen sind computergesteuert und lassen sich jedem Szenario anpassen.
Was den Leiter des Teilprojektes „Produktqualität“ interessiert, sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Pflanzen. Bringen sie mehr Ertrag oder weniger? Und wie verändert sich die Qualität? Denn: wenn Treibhausgase zunehmen, ändert sich auch die chemische Zusammensetzung im Korn. „Das hat zum Beispiel Auswirkungen auf die Klebeeigenschaften von Weizen beim Brotbacken oder auf die Fettsäurezusammensetzung und den Energieertrag von Raps“, so Prof. Dr. Fangmeier.
Auf diese Weise ergänzt der Agrarbiologe die zentrale Entwicklungsarbeit der Forschergruppe. Und auch diese Änderungen könnten klimarelevant sein, denn sie beeinflussen den Strahlungshaushalt im System Boden-Pflanze-Atmosphäre. Doch diese Fragen sind beim aktuellen Projekt – noch – ausgespart.

Grundlagenforschung: Prognose für Ba-Wü wird abstrahiert
In den nächsten 2 Jahren will die Forschergruppe die biophysikalischen und agrarökonomischen Einzelmodelle zu einem Gesamtmodell verschmelzen und auf dem Hochleistungsrechner Simulationen rechnen.
„Für unser Projekt ist der Weg das Ziel“, erklärt Sprecher Prof. Dr. Streck: „Wir wollen erkennen, welche Effekte von den aktuellen Klimamodellen vernachlässigt werden, wie stark sich das vor Ort auswirkt und wie sich diese Schärfen ausmerzen lassen.“

Hintergrund: Halbzeit für Forschergruppe Regionaler Klimawandel (FOR 1695)
Ziel der Forschergruppe ist die Folgen des globalen Klimawandels für Agrarlandschaften am Beispiel zweier unterschiedlicher Modellregionen in Südwestdeutschland auf einer regionalen Skala zu untersuchen und Prognosen für ihre Entwicklung bis 2030 abzuleiten.
Mit ihrer hohen räumlichen Auflösung auf 1 km und ihrer interdisziplinären Konstellation besitzt die Forschergruppe im Vergleich zu zahlreichen anderen Verbünden im Bereich der Klimaanpassungsforschung ein Alleinstellungsmerkmal. Die Gutachter der DFG bescheinigen der Forschergruppe ein „sehr ambitioniertes Gesamtvorhaben“ mit „ausgesprochen großem wissenschaftlichen Anspruch“.
Nach einer ersten Förderphase von 2012 bis 2015 mit 2,5 Mio. Euro Förderung verlängerte die DFG deshalb jetzt um weitere drei Jahre mit einer Förderung von 2 Mio. Euro.
Text: Klebs

Quelle: idw

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Studie: Fähigkeit Emotionen zu erkennen beeinflusst Jahresgehalt

Nina Liesenfeld Presse und Öffentlichkeitsarbeit
WHU – Otto Beisheim School of Management

Gefühle von Mitarbeitern und Kollegen richtig zu erkennen zahlt sich aus

Die Emotionserkennungsfähigkeit von Menschen wirkt sich nachweislich auf ihr Einkommen aus. Das ist das Ergebnis einer viel beachteten Studie, die Professor Jochen Menges von der WHU – Otto Beisheim School of Management zusammen mit Forschern der Universität Bonn und der Illinois State University durchgeführt hat.

„Je besser Mitarbeiter in Organisationen Gefühle von anderen erkennen können, desto höher ist das Jahresgehalt dieser Mitarbeiter. Emotionserkennungsfähigkeiten sind also nicht nur von zwischenmenschlicher Bedeutung, sondern haben auch einen ökonomischen Wert“, erklärt Professor Jochen Menges, Inhaber des Lehrstuhls für Führung und Personalmanagement an der WHU.

Die Studie hat seit ihrem Erscheinen das beste Medienecho aller jemals im Journal of Organizational Behavior veröffentlichten Artikel erhalten. „Emotionserkennung ist ein ökonomischer Erfolgsfaktor, wird aber in ihrer Bedeutung oft unterschätzt. Damit räumt unsere Studie nun auf. Daher freue ich mich besonders, dass unsere Forschungsergebnisse eine derart große mediale Beachtung finden“, so Menges. Die Befunde stellt Menges nicht nur in einem Artikel, sondern auch in einem Video auf der Website des Journal of Organizational Behavior vor.

An der Untersuchung nahmen über 100 deutsche Arbeitnehmer im Alter zwischen 20 und 65 Jahren teil. Die Arbeitnehmer waren in verschiedensten Organisationen beschäftigt. Die Forscher testeten die Emotionserkennungsfähigkeiten der Arbeitnehmer, indem sie ihnen Bilder und Tonaufnahmen vorspielten und fragten, welche Emotionen darin vorkamen. Zusätzlich befragten die Forscher die Kollegen und Vorgesetzten der Arbeitnehmer zur deren sozialen Kompetenzen. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass Menschen mit guter Emotionserkennungsfähigkeit sich geschickter in sozialen Kontexten verhalten, als kooperativer, rücksichtsvoller und hilfreicher eingeschätzt werden, und deshalb ein höheres Gehalt beziehen.

Alternativerklärungen für die unterschiedlich hohen Einkommen der Arbeitnehmer konnten die Forscher ausschließen. Auch unter Berücksichtigung von Faktoren wie Intelligenz, Gewissenhaftigkeit, Geschlecht, Alter, Ausbildung, wöchentliche Arbeitszeit und der hierarchischen Position in der Organisation blieb der Effekt der Emotionserkennungsfähigkeit auf das Einkommen bestehen.

Professor Menges empfiehlt, Emotionserkennungsfähigkeiten von früh an zu schulen und bei der Auswahl von Führungskräften mehr Wert auf die Fähigkeit zur Emotionserkennung zu legen: „Obwohl Emotionserkennungsfähigkeiten so wichtig sind und – wie wir nun wissen – sogar finanziell belohnt werden, werden diese Fähigkeiten bisher eher selten systematisch in Bildungseinrichtungen trainiert oder in Bewerbungsverfahren abgefragt.“

Publikation:
Momm, T.D.; Blickle, G.; Yongmei, L. et al.: It pays to have an eye for emotions: Emotion recognition ability indirectly predicts annual income. Journal of Organizational Behavior, DOI: 10.1002/job.1975

Weitere Informationen:
http://onlinelibrary.wiley.com/journal/10.1002/(ISSN)1099-1379

Quelle: idw

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Biologe der Universität Stuttgart entdeckt neue Bärtierchenart

Andrea Mayer-Grenu Abteilung Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

Winzige Panther im Moos

Sie sind Überlebenskünstler wie ihre Artgenossen, aber an der Körperoberseite gefleckt wie ein Panther: Bei zwei Exkursionen in die italienischen und französischen Seealpen entdeckte eine Gruppe um den Stuttgarter Bärtierchenforscher Dr. Ralph O. Schill eine neue Bärtierchenart. Die Beschreibung des Alpenbärtierchens mit dem Namen Echiniscus pardalis wurde jetzt in der renommierten taxonomischen Zeitschrift des Naturhistorischen Museums in Paris veröffentlicht.*)

Schon seit 2006 erstellt das das Exzellenznetzwerk EDIT (European Distributed Institute of Taxonomy) zur Klassifikation von Flora und Fauna umfassende Artenbestandslisten in ausgewählten Naturschutzgebieten. Dabei haben Gruppen von Biologen vor Ort geholfen, Bestandslisten sämtlicher vorkommenden Tier- und Pflanzenarten zu erheben beziehungsweise vorhandene Artenlisten zu aktualisieren und zu vervollständigen. Der Stuttgarter Bärtierchenforscher Ralph Schill und seine Kollegen besuchten im Rahmen des Projekts mehrmals den Naturpark Parco Naturale delle Alpi Marittime auf der Südseite der Seealpen sowie den auf französischer Seite angrenzenden Nationalpark Parc National du Mercantour.

Die Wissenschaftler sammelten mehr als 300 Moosproben, in denen sich Bärtierchen bevorzugt aufhalten. Da Bärtierchen die Fähigkeit besitzen, bei widrigen Umgebungsbedingungen einzutrocknen und trotzdem zu überleben, war die Entnahme der Proben verhältnismäßig einfach: In den Untersuchungsgebieten wurde zunächst die Position der Moose mit GPS bestimmt. Dann schnitten die Forscher kleine Stücke ab, trockneten diese und bewahrten sie in Kaffeefiltertüten verschlossen auf. Bei der nachfolgenden Auswertung konnten dann insgesamt 30 verschiedenen Arten identifiziert werden.

Was die Biologen aber überraschte: Einige der Tiere wiesen ein auffallendes Fleckenmuster auf der Körperoberseite auf, das diese keiner bisher bekannten Art zugeordnet werden konnte. Nach längeren Untersuchungen war sich Ralph Schill dann sicher – das musste eine neue Art sein, die bislang unbekannt war. Zusammen mit seinem Kollegen Peter Degma aus Bratislava gab er den Alpenbärtierchen den Namen Echiniscus pardalis, benannt nach dem Panthermuster (Panther lat. pardalsi) unter der Körperoberfläche.

Exzellenznetzwerk EDIT (European Distributed Institute of Taxonomy) ist ein Zusammenschluss von 25 europäischen, taxonomisch arbeitenden Institutionen und wird von der Europäischen Union mit 12 Millionen Euro gefördert. Ziel des Verbundes ist die bessere Integration der taxonomischen Forschung in Europa.

*) Degma P. & Schill R. O. 2015. – Echiniscus pardalis n. sp., a new species of Tardigrada (Heterotardigrada, Echiniscidae, arctomys group) from the Parco Naturale delle Alpi Marittime (NW Italy), in Daugeron C., Deharveng L., Isaia M.,Villemant C. & Judson M. (eds), Mercantour/Alpi Marittime All Taxa Biodiversity Inventory. Zoosystema 37 (1): 239-249.
Published By: Muséum national d’Histoire naturelle, Paris, DOI:http://dx.doi.org/10.5252/z2015n1a12

Weitere Informationen:
Dr. Ralph O. Schill, Universität Stuttgart, Institut für Biomaterialien und biomolekulare Systeme, Abteilung Zoologie, Tel. +49 711 685-69143, ralph.schill (at) bio.uni-stuttgart.de

Andrea Mayer-Grenu, Universität Stuttgart, Abt. Hochschulkommunikation, Tel. 0711/685-82176,
E-Mail: andrea.mayer-grenu@hkom.uni-stuttgart.de

Quelle: idw

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Kaffee hält DNA fit

Dipl.-Volkswirt Thomas Jung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Kaiserslautern

Eine neue Studie der TU Kaiserslautern belegt: Regelmäßiger Kaffeekonsum schützt das Erbmaterial.

Viele Menschen trinken gerne und regelmäßig viel Kaffee und schätzen den koffeinhaltigen Wachmacher. Lebensmittelchemiker von der Technischen Universität Kaiserslautern haben jetzt herausgefunden, dass regelmäßiger Kaffeekonsum das Erbmolekül DNA offenbar vor Schäden schützt, die sonst durch Umwelteinflüsse, wie etwa UV-Licht, entstehen können. Kaffee verhindert die sogenannten DNA-Strangbrüche, die zum Zelltod oder zu Mutationen führen können.

Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler um Prof. Dr. Elke Richling vier Wochen lang 84 gesunde Männer. Die Hälfte von ihnen sollte täglich 750 Milliliter Kaffee trinken, die andere bekam stattdessen Wasser. Die Probanden sollten während dieser Zeit ihre üblichen Ernährungsgewohnheiten beibehalten und andere koffeinhaltige Produkte vermeiden. Vor und nach der Testphase untersuchten die Forscher das Erbgut der weißen Blutkörperchen auf sogenannte Strangbrüche im Erbmaterial. Solche Brüche des strickleiterartigen Moleküls kann der Körper nur schwer reparieren. Sie führen deshalb zur Alterung der Zellen und im schlimmsten Falle zu Krebs.

„Zu Beginn der Studie zeigten beide Gruppen ein ähnliche Anzahl an DNA-Strangbrüchen“, berichtet die Mitarbeiterin Dr. Tamara Bakuradze von der TU Kaiserslautern. Nach vier Wochen wiesen die Männer, die nur Wasser getrunken hatten, geringfügig mehr DNA-Strangbrüche in ihren weißen Blutkörperchen auf. In der Kaffeetrinker-Gruppe dagegen war die Anzahl der Strangbrüche deutlich gesunken. Insgesamt gab es 27 Prozent weniger Strangbrüche bei den Kaffeetrinkern. „Wir kommen zu dem Schluss, dass regelmäßiger Kaffeekonsum zur Instandhaltung der DNA beiträgt“, fassen die Lebensmittelchemiker ihre Ergebnisse zusammen.

Das könnte erklären, warum dem Kaffeegenuss immer wieder positive und vorbeugende Effekte vor allem bei degenerativen Krankheiten wie Krebs, Altersdiabetes, Parkinson und Herz-Kreislaufleiden zugeschrieben werden. Ob der Kaffee die Gene wirklich dauerhaft fit hält, sollen bald neue Studien mit einer deutlich größeren Anzahl von Männern und Frauen zeigen.

Das Ergebnis der Studie haben die Forscher im European Journal of Nutrion unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24740588 veröffentlicht.

Kontakt:
Prof. Dr. Elke Richling, Tel.: 0631/205-4061, E-Mail: richling@chemie.uni-kl.de
Prof. Dr. Gerhard Eisenbrand, Tel.: 0631/205-2974, E-Mail: eisenbrand@chemie.uni-kl.de

Weitere Informationen:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24740588
http://www.uni-kl.de

Quelle: idw

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Neues Inline-Messsystem für Biogasanlagen: Über den Säuregehalt Störungen schneller erkennen

Dr. Torsten Gabriel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Essigsäure besserer Indikator für Prozessinstabilität als pH-Wert

Das Kurt-Schwabe-Institut für Mess- und Sensortechnik (KSI) und das Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte der Humboldt-Universität (IASP) legten in einem Forschungsprojekt den Grundstein für ein Inline-Messsystem, das Essig-, Propion- und Buttersäure direkt in der Anlage erfasst. Die Forscher zeigten auch, dass die Essigsäurekonzentration Prozessinstabilitäten deutlich eher und intensiver anzeigt als der pH-Wert.
Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über dessen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) gefördert.

Eine kontinuierliche Überwachung der Konzentrationen organischer Säuren direkt in der Biogasanlage ist derzeit nicht Stand der Technik. Stattdessen müssen Proben entnommen und im Labor analysiert werden – eine schnelle Reaktion auf Prozessstörungen, die durch hohe Säuregehalte angezeigt werden, ist so nicht möglich.

Dem Forscherteam von KSI und IASP gelang es nun, die Grundlagen eines Messsystems zu entwickeln, das mit Essig-, Propion- und Buttersäure die wichtigsten organischen Säuren direkt im Biogasprozess erfasst. Das System beruht auf dem Prinzip der membranfreien Gasextraktion gelöster und flüchtiger Komponenten mit anschließender chromatographischer Auftrennung der einzelnen Bestandteile. Diese werden in einem nachgeschalteten Flammenionisations-Detektor analysiert.

In dem Projekt gelang es, mit dem System Essigsäure in einer thermophilen Laboranlage sechs Wochen und in einer mesophilen Praxisanlage vier Wochen lang erfolgreich zu messen. Weitere ebenfalls inline aufgezeichnete Betriebsparameter wie der pH-Wert sowie die CO2-, H2- und CH4-Konzentration wurden mit der Säurekonzentration korreliert. Auch mit äußeren Stressbedingungen, z.B. einer Fütterungsumstellung oder inhomogenen Substraten, ließ sich der gemessene Säuregehalt in Verbindung bringen. Nicht zuletzt gewannen die Forscher dadurch auch neue, grundlegende Erkenntnisse zu den biochemischen Prozessen in Biogasanlagen. Es konnte detailliert gezeigt werden, dass der Verlauf der Essigsäurekonzentration Prozessinstabilitäten deutlich eher und intensiver anzeigt als der pH-Wert und deshalb für die Prozessoptimierung und die sichere Vermeidung von Komplikationen im Gärprozess geeignet ist.

Zur Messung von Propion- und Buttersäure ist das Messsystem grundsätzlich genauso nutzbar, stößt aber an die Nachweisgrenzen des Messsystems, da diese Säuren in deutlich niedrigeren Konzentrationen im Prozess vorliegen.

Das Messsystem bietet eine vergleichsweise hohe Langzeitstabilität bei geringem Wartungs- und Kalibrieraufwand. Für mittelständische Unternehmen im Bereich Mess- und Sensortechnik böte es sich an, auf dieser Basis innovative, marktfähige Produkte und Anwendungen zu entwickeln.

Insgesamt können der Betreiber oder die automatische Anlagensteuerung mit Hilfe des neuen Messsystems potenziell schneller auf Prozessstörungen reagieren – ein Weg zu mehr Effizienz bei der Biogaserzeugung.

Die beiden Abschlussberichte stehen auf fnr.de im Menü Projekte & Förderung unter den Förderkennzeichen 22011110 und 22011811 zum Download bereit.

Weitere Informationen:
http://www.fnr.de/projekte-foerderung/projekte/suche/

Quelle: idw

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Weißer Hautkrebs offiziell als Berufskrankheit anerkannt

Andrea Höra Marketing & Communication
Hohenstein Institute

Die Berufskrankheiten-Verordnung ist zum 1. Januar 2015 um den weißen Hautkrebs ergänzt worden. Arbeitskleidung mit UV-Schutz stellt einen effektiven Schutz gegen den Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung dar.

Zum 1. Januar 2015 wurden bestimmte Formen des so genannten weißen Hautkrebses, die durch Sonneneinstrahlung verursacht werden, auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirats „Berufskrankheiten“ beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales in die Berufskrankheiten-Verordnung aufgenommen. Dazu gehören das Plattenepithelkarzinom oder dessen Vorstufen (multiple aktinische Keratosen). Vor allem Personen, die häufig im Freien arbeiten, haben ein deutlich höheres Risiko am weißen Hautkrebs zu erkranken als Personen anderer Berufsgruppen. Zu diesem gefährdeten Personenkreis gehören nicht nur Außenbeschäftigte wie zum Beispiel Bademeister, Bauarbeiter oder Gärtner, sondern auch Berufsgruppen mit wechselndem Tätigkeitsfeld (Außen- und Innen) wie Sportlehrer, Kindergärtner und Fensterputzer. Internationale Untersuchungen von Knutschke zeigen, dass bei diesen Personen die UV-Belastung 2-3 mal höher ist als bei Personen, die in Innenräumen arbeiten.

Diese neue Regelung stellt für die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen eine große Herausforderung dar, da es kaum möglich ist festzustellen, ob die Erkrankung in der Freizeit oder bei der Berufsausübung erfolgte. Auch der Druck auf die Arbeitgeber Präventivmaßnahmen zu ergreifen, ist zum 1. Januar 2015 erhöht worden.
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) empfiehlt zum Schutz der gefährdeten Berufsgruppen wirksame Lösungen gemeinsam mit den Arbeitgebern zu erarbeiten.
Eine Möglichkeit zur Prävention wäre dabei das konsequente Tragen von Arbeitskleidung mit hohem UV-Schutz. Aus medizinischer Sicht lässt sich mit UV-Schutzkleidung ein deutlich höherer Schutz vor dem Sonnenlicht erreichen als mit kosmetischen Schutzmitteln. Neben der Farbe sind vor allem die Materialzusammensetzung und Konstruktion ausschlaggebend für den UPF (Ultraviolet Protection Factor), mit dem der Schutzfaktor von Textilien analog zum SPF (Sonnenschutzfaktor) bei Sonnencreme angegeben wird.

Für die Ermittlung des UPF gibt es unterschiedliche Messmethoden, den
australisch-neuseeländischen Standard (AS/NZS 4399:1996), die Prüfung nach EN
13758-1 und nach AATCC 183 sowie den UV Standard 801. Diese Prüfstandards
stellen unterschiedliche Anforderungen an die Prüfmaterialien. Der australisch-neuseeländische Standard, die Prüfung nach EN 13758-1 sowie der AATCC 183
führen die Prüfungen nur am ungedehnten, trockenen Textil im Neuzustand durch.
Der UV Standard 801 ist deutlich praxisbezogener: Bei Bekleidungstextilien wird der
UPF am gedehnten, nassen Textil, nach mechanischer Abnutzung durch Tragen und
Textilpflege ermittelt. Zudem wird von der höchsten UV Bestrahlung (Sonnenspektrum
in Melbourne, Australien zum Höhepunkt des australischen Sommers) und somit von
einem worst-case-Szenario, ausgegangen. Im Hinblick auf die Hautkrebs-Prophylaxe
durch Berufskleidung ist die Ermittlung des UPF nach dem UV Standard 801 deshalb
erste Wahl.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes an den Hohenstein Instituten (AiF15749N) wurden Prototypen entwickelt, die im Schulterbereich einen besonders hohen Schutz von UPF 80 bieten. Die Wissenschaftler der Hohenstein Institute haben dazu spezielle Fasern mit „eingebautem“ UV-Schutz entwickelt, die Titandioxid enthalten und so die schädliche UV-Strahlung absorbieren. Zudem sind diese Textilien auch noch besonders strapazierfähig.
Da man bei der Arbeit im Freien bei Hitze sehr stark schwitzt, wurden spezielle Textilzonen unter den Achseln und im Bauchbereich im Hinblick auf die Schweißproduktion optimiert. So wird sichergestellt, dass die Arbeitskleidung nicht nur hohen UV-Schutz bietet, sondern auch atmungsaktiv ist. Im Rücken- und Ärmelbereich verwendeten die Experten elastische Materialien, so dass man sich gut darin bewegen kann und auch der Tragekomfort gegeben ist.

Aus Sicht der Hohenstein Institute spricht schon heutzutage nichts gegen einen Einsatz von Arbeitskleidung mit integriertem UV-Schutz. Diese schützt den Träger effektiv vor Hautkrebs durch Sonneneinstrahlung und erfüllt zugleich alle Anforderungen an Tragekomfort und Strapazierfähigkeit. Eine Auslobung des UPFs würde dem Endverbraucher zudem die Möglichkeit geben, seine Arbeitskleidung anhand der UV-Schutzwirkung auszusuchen.

Weiterführende Informationen zu diesem Thema:
• Wissenschaftliche Begründung für die Berufskrankheit Nr. 5103 „Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung“ von der BAuA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin):
http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Berufskrankheiten/pdf/Begruendung-5103.pdf
• „Hautkrebs durch arbeitsbedingte UV-Strahlung“ von der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V.)
http://www.dguv.de/de/Versicherung/Berufskrankheiten/Hauterkrankungen/Hautkrebs-…

Ansprechpartnerin für UV-Schutz:
Claudia Balluff
Function & Care
Telefon: +49 7143 271-364
Fax:+49 7143 271-94364
E-Mail: c.balluff@hohenstein.de
Homepage: www.hohenstein.de

Weitere Informationen:
http://www.hohenstein.de/de/inline/pressrelease_99584.xhtml?excludeId=99584

Anhang
Weißer Hautkrebs offiziell als Berufskrankheit anerkannt

Quelle: idw

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Abschied vom Genie: Was wir vom Fußball über Kreativität lernen können

Sebastian Mense Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Kassel

Der Kasseler Erziehungswissenschaftler Olaf-Axel Burow zeigt in seinem gerade erschienenen Buch „Team-Flow. Gemeinsam wachsen im Kreativen Feld“, dass kreative Durchbrüche und Spitzenleistungen so gut wie immer auf Teams beruhen. Burow fordert daher den Abschied vom längst überholten Geniekult und zeigt, wie Gruppenprozesse zu kreativen Höchstleistungen führen können.

Das Tiki-Taka-Spiel der spanischen Fußballnationalmannschaft war im vergangenen Jahrzehnt in aller Munde. Durch ein gezieltes Kurzpassspiel und erhöhten Ballbesitz gewann die spanische Elf zwischen 2008 und 2012 zwei Europameisterschaften und den Weltmeistertitel. Erst als sich auch die deutsche Mannschaft von der Philosophie des Einzelstars verabschiedete und stärker auf das Zusammenspiel setzte, löste sie die spanische Vorherrschaft ab. Für Burow ist der Weltmeistertitel dieser deutschen „Mannschaft“ die logische Folge eines konsequenten Team-Flow-Prozesses, wie er auch andernorts immer wieder zu beobachten ist.

Ganz gleich ob Albert Einstein oder Steve Jobs: anhand zahlreicher weiterer Beispiele zeigt Burow, dass sich auch diese gemeinhin als Genies geltenden Personen stets auf ein starkes Team stützen konnten und alle großen Erfindungen der Vergangenheit letztlich Resultate des Zusammenwirkens vernetzter Individuen gewesen sind. Entsprechend fordert der Kasseler Kreativitätsforscher eine Abkehr vom längst überholten Geniekult, der kreativen Prozessen immer noch allzu oft im Weg stehe: „Wir müssen den unangemessenen Geniekult abschaffen und ein realistisches Menschenbild, ohne Grandiositäts- und Allmachtsfantasien entwickeln und uns auf die wahre Stärke der menschlichen Spezies zurückbesinnen. Nur gemeinsam in einem gleichberechtigten Team sind wir stark.“

Zudem sei Team-Flow der einzige Weg, um mit der wachsenden Komplexität unserer heutigen Mediengesellschaft fertig zu werden und den Einzelnen vor Überforderung zu schützen. Damit kann Teamarbeit nach Burow nicht zuletzt ein wirksamer Schutz gegen Burnout und Stress sein. Dennoch bleibe das kreative Potential in Deutschland allzu oft ungenutzt. Dies liegt nach Meinung des 63-jährigen Pädagogen vor allem an unserem traditionellen schulischen Unterrichtsmodell, das bis heute dem Genie-Mythos verhaftet sei und damit Kreativität regelrecht verschütte: „Unser Bildungssystem setzt immer noch auf das Abprüfen von Einzelleistungen separierter Individuen. Das ist völlig falsch, denn was einer kann, hängt nicht von seiner isoliert abzuprüfenden individuellen Leistung ab, sondern vielmehr von einer herausfordernden Umgebung und passenden Synergiepartnern.“ Burow plädiert daher für eine neue Lernkultur und die Schaffung kreativer Felder in der deutschen Bildungslandschaft. Nicht zuletzt gibt der Kreativitätsforscher in seinem Buch praktische Anleitungen und Beispiele, wie solche Teamprozesse in unsere Alltags- und Arbeitswelt integriert und genutzt werden können.

Olaf-Axel Burow: Team-Flow. Gemeinsam wachsen im Kreativen Feld. Weinheim/ Basel (Beltz-Verlag) 2015. ISBN 978-3-407-36569-9.

Kontakt:
Prof. Dr. Olaf-Axel Burow
Fachbereich Humanwissenschaften
Institut für Erziehungswissenschaft
E-Mail: burow@uni-kassel.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-kassel.de

Quelle: idw

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Meeresströmungen beeinflussen Methanabbau

Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

– Studie in Nature Geoscience zeigt Wechselspiel von mariner Mikrobiologie und Ozeanographie –

Vor der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen strömt in einigen hundert Metern Wassertiefe Methangas aus dem Meeresboden. Ein großer Teil davon wird allerdings von Bakterien abgebaut, bevor es die Wasseroberfläche erreicht und in der Atmosphäre als Treibhausgas wirken kann. Eine interdisziplinäre Studie unter der Leitung von Wissenschaftlern der Universität Basel und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel konnte nun zeigen, dass Meeresströmungen den Methanabbau stark beeinflussen können. Die Studie ist in der international renommierten Fachzeitschrift Nature Geoscience erschienen.

Egal ob als freies Gas oder gebunden in Gashydraten – Methan kommt an den Rändern aller Ozeane in großen Mengen im Meeresboden vor. Wenn sich die Hydrate auflösen oder sich im Meeresboden Wege für das Gas öffnen, kann das Methan auch ins Wasser austreten und zur Wasseroberfläche aufsteigen. Gelangt es in die Atmosphäre, wirkt es dort als Treibhausgas, das zwanzigmal stärker ist als Kohlendioxid. Glücklicherweise gibt es im Meerwasser Bakterien, die das Methan konsumieren, bevor es die Wasseroberfläche erreicht. In einer interdisziplinären Studie konnten Geomikrobiologen und Ozeanographen aus der Schweiz, Deutschland, Großbritannien und den USA jetzt nachweisen, dass Meeresströmungen diesen bakteriellen Methanabbau stark beeinflussen können. Die Studie ist in der internationalen Fachzeitschrift Nature Geoscience erschienen.

Die Forschungsarbeit beruht auf einer Expedition des deutschen Forschungsschiffs MARIA S. MERIAN im Sommer 2012. Damals hat das internationale Wissenschaftlerteam vor der Westküste der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen Methanquellen in einigen hundert Metern Wassertiefe untersucht. „Schon damals ist aufgefallen, dass die Aktivität der methan-abbauenden Bakterien in sehr kurzen Zeiträumen stark variiert und dass sich gleichzeitig viele ozeanographische Daten wie Wassertemperatur und Salzgehalt änderten“, erklärt Lea Steinle, Erstautorin der aktuellen Studie und Doktorandin an der Universität Basel beziehungsweise am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersucht sie, wo und wie viel Methan in der Wassersäule durch Bakterien abgebaut wird.

Um zu überprüfen, ob die während der vierwöchigen Expedition gemessenen Schwankungen zufällige Beobachtungen waren oder auf typischen, immer wieder auftretenden Prozessen beruhen, haben Ozeangraphen des GEOMAR die Region im Nachhinein mit einem hochauflösenden Ozeanmodell genauer betrachtet. „So haben wir tatsächlich herausgefunden, dass die beobachteten Schwankungen der ozeanographischen Daten und der Bakterien-Aktivitäten auf immer wiederkehrende Änderungen des West-Spitzbergenstroms zurückzuführen sind“, erläutert Prof. Dr. Arne Biastoch vom GEOMAR. Der West-Spitzbergenstrom ist eine relativ warme, salzhaltige Strömung, die Wassermassen vom europäischen Nordmeer in den Arktischen Ozean transportiert. „Er verläuft meist sehr nah an der Küste. Schwankungen in den Strömungen sorgen aber dafür, dass er oft mäandriert. Dann entfernt sich die Strömung innerhalb weniger Tage etliche Kilometer weit von der Küste weg“, erklärt Professor Biastoch weiter.

Ob die Strömung direkt über die küstennahen Methanquellen verläuft oder weiter auf offener See, hat Folgen für den Methanabbau. „Wir konnten zeigen, dass die Stärke und Variabilität der Meeresströmungen das Vorkommen der methanabbauenden Bakterien kontrolliert“, sagt Lea Steinle, „das heißt, bei starker Strömung kann sich keine große Bakterienpopulation aufbauen, was dazu führt, dass weniger Methan abgebaut wird.“

Um zu überprüfen, ob diese Ergebnisse nur für Spitzbergen gelten oder eine grundsätzliche Bedeutung haben, untersuchten die Wissenschaftler in einem zweiten, globalen Ozeanmodell, wie sich Meeresströmungen in anderen Regionen der Weltmeere mit Methanquellen verhalten. „Dabei zeigte sich, dass starke und variierende Strömungen oft über Methanaustrittsstellen zu finden sind“, betont Dr. Helge Niemann Biogeochemiker an der Universität Basel, einer der Initiatoren der Studie. Seine Kollegin Prof. Dr. Tina Treude, Geomikrobiologin an der University of California Los Angeles ergänzt: „Das zeigt deutlich, dass einmalige oder kurzfristige Messungen oft nur einen schnappschussartigen Einblick in ein System zeigen.“ In Zukunft müssen deshalb die von ozeanographischen Parametern hervorgerufenen Schwankungen im bakteriellen Methanabbau sowohl bei Feldmessungen als auch in Modellen besser berücksichtigt werden.

Originalarbeit:
Steinle, L., C. A. Graves, T. Treude, B. Ferré, A. Biastoch, I. Bussmann, C. Berndt, S. Krastel, R. H. James, E. Behrens, C. W. Böning, J. Greinert, C.-J. Sapart, M. Scheinert, S. Sommer, M. F. Lehmann, H. Niemann (2015): Water column methanotrophy controlled by a rapid oceanographic switch. Nature Geoscience, http://dx.doi.org/10.1038/ngeo2420

Weitere Informationen:
https://biogeochem.duw.unibas.ch/ Aquatische Biogeochemiegruppe am Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel Forschungsgruppe Universität Basel
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.geomar.de/e316848 Expedition MSM21/4 im Sommer 2012

Quelle: idw

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Mitmachen erwünscht: neues Citizen-Science-Projekt

Annette Mihatsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

Mit Chimp&See starten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA), des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und des Pan African Programms ein neues Citizen-Science-Projekt auf der Online-Plattform Zooniverse. Wer Biologen bei der Auswertung von Videosequenzen unterstützen möchte, die aus Kamerafallen in Afrika stammen, findet auf http://www.chimpandsee.org allgemeinverständlich aufbereitete Informationen und sichtet kurze Clips, auf denen mit etwas Glück Schimpansen und andere Wildtiere zu erkennen sind.

Anlässlich des Earth Day am 22. April ging mit Chimp&See ein besonderes Citizen-Science-Projekt online. Die Plattform http://www.chimpandsee.org führt Hobbyforscher und Wissenschaftler zusammen und zeigt Laien auf, wie spannend Forschung sein kann. Citizen Scientists, wie die „Bürgerwissenschaftler“ genannt werden, können auf der Plattform einen unschätzbaren Beitrag zur Erforschung frei lebender Schimpansen und anderer Wildtiere leisten, ganz ohne Vorkenntnisse. Die Hobbyforscher sichten die auf der Onlineplattform eingestellten Kurzclips und melden jene Tiere, die von den selbstauslösenden Kameras in der afrikanischen Wildnis festgehalten wurden. Waldbüffel, Ducker oder Schuppentier – nicht immer ist die Zuordnung einfach. Ein digitaler Guide mit Vergleichsfotos unterstützt die Laien bei der Bestimmung und vermittelt zugleich spannende Hintergrundinformationen. Wer das Glück hat, auf einem Video als Erster einen Schimpansen zu entdecken, kann diesem sogar einen Namen geben.

Das Prinzip von Chimp&See ist wirkungsvoll: Je mehr Freiwillige mitmachen und Daten zu den Clips liefern, desto besser ist die Treffer- und Bestimmungsquote. Die Sichtungen werden später von den Wissenschaftlern ausgewertet und mit der Liste von Individuen abgeglichen, die bereits andere Helfer identifiziert haben. Über ein offenes Forum können sich die Freiwilligen auch untereinander austauschen oder Kontakt zu den Experten aufnehmen.

Christophe Boesch, Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig erhofft sich von der Citizen-Science-Aktion wichtige Impulse für die Primatenforschung. „Durch die Mithilfe begeisterter und engagierter Bürger hat dieses Projekt das Potenzial, das Verständnis über die Lebensweise und Ökologie frei lebender Schimpansen zu verändern“, meint der Verhaltensforscher. Anhand der analysierten Daten wollen die Experten beispielsweise Rückschlüsse darauf ziehen, wie sich Beutetiere in den Gebieten verbreiten, welche Bedrohung durch den Mensch ausgeht, wie sich die biologische und genetische Vielfalt im Lebensraum darstellt und ob Habitate von bestimmten Individuen bevorzugt werden.

Auch der Gebrauch von Werkzeugen, der bei Schimpansen eine große Rolle spielt, steht im Forschungsfokus. „Wir wollen mehr über den spezifischen Werkzeuggebrauch der Primaten erfahren“, sagt Hjalmar Kühl, Leiter der Forschungsgruppe „Sustainability and Complexity in Ape Habitat“ am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Aus Langzeituntersuchungen sei bereits bekannt, so Kühl, dass Schimpansen ihre Werkzeuge auf unterschiedliche Art einsetzen, auch dann, wenn es um dieselben Beutefangmechanismen geht. Wie und warum sich diese Varianz entwickelt hat, gilt es von den Experten noch zu entschlüsseln.

Bei Chimp&See können alle Interessierten mitmachen. Während der Startphase laufen auf der Online-Plattform etwa 200.000 Videos, die in Sequenzen von 15 Sekunden aufgesplittet sind. Weitere 200.000 Clips sollen perspektivisch hinzukommen. Das Citizen-Science-Projekt wird bis 2017 online sein.

Links zu den Plattformen
Chimp&See: http://www.chimpandsee.org
Zooniverse: http://www.zooniverse.org/
Pan African Programme: http://panafrican.eva.mpg.de/

Mehr Informationen:
Prof. Christophe Boesch
Max Planck Institute for Evolutionary Anthropology
Phone: +49 (0) 341 3550 200
E-Mail: boesch@eva.mpg.de

Dr. Hjalmar Kühl
German Centre for Integrative Biodiversity Research (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Phone: +49 (0) 341 9733 147
E-Mail: hjalmar.kuehl@idiv.de

Quelle: idw

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Transfer von Kenntnissen aus der Meeresforschung in die Praxis: EU-Projekt COLUMBUS gestartet

Anne Nikodemus Kommunikation, Geschäftsentwicklung
Projektträger Jülich

Unter dem Dach des EU-Rahmenprogramms für Forschung und Innovation Horizont 2020 ist am 1. März 2015 das EU-Projekt COLUMBUS gestartet. Die EU-Kommission investiert vier Millionen Euro, um Erkenntnisse aus der Meeresforschung für die Gesellschaft nutzbar zu machen. 26 Partner aus verschiedenen europäischen Ländern sind an COLUMBUS beteiligt. Vom 21. bis zum 22. April 2015 findet in Dublin das Kick-off-Meeting statt.

Ziel des Projektes ist es, Ergebnisse aus der durch die EU finanzierten Meeresforschung zu identifizieren, zu analysieren und für verschiedene Anwendergruppen (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft) nutzbar zu machen. Das wird zum einen durch die einzelnen Arbeitspakete realisiert (Bedarfserhebung, Analyse, Transfer, Öffentlichkeitsarbeit), zum anderen aber auch durch thematische Arbeitsgruppen, die mit den Wissensträgern aktuelle Forschungsfragen diskutieren und mit den Ergebnissen der Arbeitspakete rückkoppeln. Einen wesentlichen Beitrag soll die Unterstützungsmaßnahme auch für die Implementierung der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie sowie andere europäische Strategien (z. B. Gemeinsame Fischereipolitik, Strategie Blaues Wachstum oder Ostseestrategie) leisten. Dabei kommen bewährte Methoden aus Monitoring und Evaluation zum Einsatz.

Der Projektträger Jülich (PtJ) spielt als Förderorganisation eine wichtige Rolle an der Schnittstelle zwischen politischen Entscheidungsträgern und Wissenschaftlern. Als Projektpartner koordiniert PtJ das Arbeitspaket zum Wissensbedarf. Dabei geht es darum, Bedarfe der europäischen Strategien zu erheben und die Herausforderungen bei deren Implementierung zu analysieren. Die Ergebnisse sollen in einem Mapping-Bericht aufbereitet werden und als Basis für die weiteren Arbeitsschritte wie Wissensaufbereitung oder -transfer dienen. Weiterhin koordiniert PtJ eine thematische Arbeitsgruppe zur marinen Umwelt. Dabei sind vor allem Erfahrungen aus der nationalen und internationalen Gremienarbeit gefragt.

Über den Projektträger Jülich
Als einer der großen Projektträger in Deutschland ist der Projektträger Jülich Partner für Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Mit seinen Kompetenzen im Forschungs- und Innovationsmanagement unterstützt er seine Auftraggeber in Bund und Ländern sowie die Europäische Kommission bei der Realisierung ihrer forschungspolitischen Zielsetzungen. Förderinteressenten und Antragsteller berät er über aktuelle Förderinitiativen und betreut sie bei der Vorbereitung und Umsetzung ihrer Vorhaben.

Ansprechpartner bei PtJ:
Careen Krüger
Telefon: 0381 20356-273
E-Mail: c.krueger@fz-juelich.de

Dr. Ulrich Wolf
Telefon: 0381-20356-277
E-Mail:u.wolf@fz-juelich.de

Quelle: idw

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Seehund Malte überrascht Forscher beim Experiment

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Bahnbrechende Erkenntnis: Robben interpretieren ihre eigene Bewegung

Im Marine Science Center Rostock, dem größten Robbenforschungszentrum weltweit, erforscht Professor Dr. Guido Dehnhardt zusammen mit seinem Team aus Biologen und Physikern die Sinneswahrnehmung und kognitiven Fähigkeiten von neun männlichen Seehunden und drei Ohrenrobben. Als Forschungseinrichtung dient ihnen ein umgebautes Personenschiff, die „Lichtenberg“, im Yachthafen von Rostock-Hohe Düne.

Den Wissenschaftlern am Marine Science Center ist jetzt am Ende einer langen Reihe von Experimenten zum visuellen System der Seehunde eine bahnbrechende Erkenntnis gelungen: „Seehunde sind in der Lage, das Bewegungsmuster , das durch die Eigenbewegung der Tiere im Auge entsteht, zu interpretieren“, sagt Dr. Frederike Hanke von der Robbenforschungsstation. Sie spricht vom so genannten „optischen Fluss“.

In einem Verhaltensexperiment zur optischen Flusswahrnehmung hatten die Forscher dem Seehund Malte sich bewegende Punkte, die eine Vorwärtsbewegung simulierten, auf einer Leinwand präsentiert. Nachdem ein Kreuz auf der Leinwand eingeblendet wurde, hatte der Seehund die Aufgabe, anzuzeigen, ob das Kreuz deckungsgleich mit der Bewegungsrichtung der Simulation war oder nicht. Der Seehund erlernte den Umgang mit dem sehr komplexen optischen Reiz innerhalb kürzester Zeit. „Unsere Experimente zeigen, dass Seehunde generell einen sehr guten Zugang zu großflächigen, sich bewegenden Punktreizen haben“, sagt Frederike Hanke. „Und die unglaubliche Genauigkeit, mit der das Tier Abweichungen von der Bewegungsrichtung anzeigen konnte, ist beeindruckend“. In seiner natürlichen Umgebung könnte, so die Forscher, der Seehund optischen Fluss u. a. hervorgerufen durch eine Bewegung durch partikelreiches Wasser, was im Experiment simuliert wurde, nutzen.

Diese Vorstellung erfordert ein vollständiges Umdenken, was die Bedeutung von Partikeln für die Fortbewegung und Orientierung unter Wasser anbelangt. Bislang war man davon ausgegangen, dass Partikel im Wasser die Sicht für die Seehunde drastisch einschränken. Mit der nun dokumentierten Fähigkeit zur Wahrnehmung von optischem Fluss können die Seehunde eine visuelle Information, die gerade durch eine Bewegung durch Partikel hervorgerufen wird, vielfältig nutzen. In einer früheren Studie hatten Forscher gezeigt, dass beispielsweise Bienen Entfernungen nicht, wie früher angenommen, an Hand ihres Energieverbrauchs bestimmen. Stattdessen beruht ihre Schätzung ebenfalls auf optischem Fluss – dem Bewegungsmuster, das beim Vorbeiflug an Blumen und anderen Objekten hervorgerufen wird. Fliegen die Bienen anstatt in ihrer natürlichen Umgebung in einem engen Tunnel, vermitteln die aus Sicht der Tiere viel schneller vorbeiziehenden Muster deshalb den Eindruck einer längeren Wegstrecke. Dies führt dazu, dass die Bienen bereits viel früher, sprich absolut nach einer geringeren Entfernung vom Bienenstock, nach der vertrauten Futterquelle suchen.

Den neuesten Erkenntnissen zu Folge könnten auch Seehunde, nun jedoch unter Wasser, optischen Fluss zur Abschätzung des zurückgelegten Weges nutzen. Diese Abschätzung ist eine entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Orientierung z. B. während der Futtersuche. Optischer Fluss scheint demnach eine Informationsquelle, auf die sich Seehunde und möglicherweise auch weitere aquatische Organismen zur Kontrolle der Orientierung und Fortbewegung verlassen können. Text: Wolfgang Thiel

HINTERGRUND
Prof. Guido Dehnhardt erhielt 2007 eine Lichtenberg-Professur der VolkswagenStiftung, die er an der Universität Rostock realisiert. Daraufhin zog im Juni 2008 die gesamte Arbeitsgruppe mit damals neun Seehunden in eine große Freiwasseranlage im Yachthafen Hohe Düne, Rostock. Hier wird nun die wissenschaftliche Forschung, die zuvor viele Jahre über die Universität Bonn und dann später über die Universität Bochum im Kölner Zoo stattfand, weitergeführt. Im Fokus der Forschung stehen die Sinnesorgane sowie die kognitiven Fähigkeiten der Robben. Hierbei interessieren vor allen Dingen, wie die Sinnesorgane in Luft und unter Wasser funktionieren, welche spezifischen Anpassungen speziell auch das Leben im Wasser hervorbringt und wie die Sinnesorgane zur Orientierung eingesetzt werden können. Die Besonderheit des Lehrstuhls: Besucher können in der Saison täglich der Forschungsarbeit und damit der Entstehung wissenschaftlicher Erkenntnisse zuschauen. Aktueller Tierbestand: Neun Seehunde, zwei Kalifornische Seelöwen, ein Südafrikanischer Seebär

Kontaktadresse:
Dr. Frederike D. Hanke
Universität Rostock
Institut für Biowissenschaften
Sensorische und kognitive Ökologie
Albert-Einstein-Str. 3
18057 Rostock
frederike.hanke@uni-rostock.de
0381/666971914

Quelle: idw

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Wundheilung: Ein Reißverschluss aus Hautzellen

Dr. Anne Hardy Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Umfangreiche Daten aus dem Elektronenmikroskop geben erstmals faszinierende Einblicke in die Fusion von Hautzellen nach einer Verletzung. Sie verhalten sich dabei wie ein molekularer Reißverschluss, berichtet ein Forscherteam unter Federführung der Goethe-Universität in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Cell Biology“.

FRANKFURT. Jede Wunde muss sich schließen, damit wir nicht verbluten oder uns eine Infektion zuziehen. Wie die Hautzellen die offenen Stellen in der Haut verschließen, war über viele Jahre nicht bekannt. Wissenschaftler der Goethe Universität Frankfurt haben nun zusammen mit Kollegen des European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und der Universität Zürich die Fusion der Hautzellen auf molekularer Ebene untersucht. Sie verhalten sich dabei wie ein molekularer Reißverschluss, berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Cell Biology“.

Als Modellsystem wählten Mikhail Eltsov und Kollegen Embryonen von Fruchtfliegen. Ähnlich wie der Mensch, haben diese während ihrer Entwicklung auf ihrem Rücken eine große Hautöffnung, die sie schließen müssen, um weiter wachsen zu können. Den Prozess nennt man „zipping“, da die zwei Seiten der Haut ähnlich wie ein Reißverschluss geschlossen werden.

Um zu erforschen, wie der Hautverschluss genau vor sich geht, verwendeten die Wissenschaftler eines der besten Elektronenmikroskope. „Mit unserem Elektronenmikroskop können wir die molekularen Komponenten in der Zelle sehen. Sie arbeiten wie kleine Maschinen daran, die Haut zu verschließen. Aus einem Abstand betrachtet sieht es aus, als ob die Hautzellen einfach miteinander verschmelzen; wenn wir aber hinein zoomen, wird deutlich, dass Zell-Membranen, molekulare Maschinen und andere zelluläre Komponenten beteiligt sind“, erklärt Mikhail Eltsov von der Goethe-Universität.

„Man benötigt ein sehr hoch aufgelöstes Bild des Vorgangs, um dieses Heilungsorchester sichtbar zu machen. Wir haben zu diesem Zweck eine enorme Anzahl von Daten aufgenommen, weit mehr, als bei allen bisherigen Studien“, sagt Mikhail Eltsov.

Als erstes beobachteten die Forscher, dass Zellen ihre gegenüber liegenden Nachbarn aufspüren. Haben sie ihn gefunden, entwickeln sie als nächstes einen molekularen Klettverschluss (eine Adhäsionsverbindung), die sie fest mit dem Gegenüber verbindet. Die neue und unerwartete Entdeckung dieser Studie war, dass kleine Protein-Röhrchen in der Zelle, die Mikrotubuli, sich an den molekularen Klettverschluss heften und anschließend selbst auflösen. Das führt dazu, dass sich die gesamte Haut zum Wundbereich hin zieht und sich über die offene Hautstelle ausbreitet wie eine Decke.

Damian Brunner, der das Team an der Universität Zürich leitete, hat viele Untersuchungen mit genetisch veränderten Fruchtfliegen gemacht, um herauszufinden, welche Komponenten an dem Verschluss der Hautöffnung beteiligt sind. Zur großen Überraschung der Wissenschaftler bilden Mikrotubuli, die an der Zellteilung beteiligt sind, das Hauptgerüst für das „zipping“. Das deutet darauf hin, dass es sich um einen von der Evolution konservierten Mechanismus handelt.

„Sehr erstaunlich war auch die enorme Plastizität der Membranen bei diesem Vorgang, die zur schnellen Heilung der Hautöffnung beitrug. Wenn fünf bis zehn Zellen ihren entsprechenden Nachbarn gefunden haben, sieht die Wunde bereits verschlossen aus“, sagt Achilleas Frangakis von der Goethe Universität Frankfurt, der wissenschaftliche Leiter der Studie.

Die Wissenschaftler hoffen, dass diese Studie neue Wege für das Verständnis der epithelialen Plastizität eröffnen wird. Für sie ist es auch von Interesse, die strukturelle Organisation der Adhäsionsverbindungen zu verstehen. Dafür erhielten sie bereits einen ERC starting grant des Europäischen Forschungsrats.

Publikation:
Eltsov, Dubé, Yu, Pasakarnis, Haselmann-Weiss, Brunner und Frangakis: Quantitative analysis of cytoskeletal reorganisation during epithelial tissue sealing by large-volume electron tomography, in: Nature Cell Biology DOI 10.1038/ncb3159.

Informationen:
Prof. Achilleas Frangakis, Institut für Biophysik, Exzellenzcluster Makromolekulare Komplexe, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-46462, achilleas.frangakis@biophysik.org.

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto „Wissenschaft für die Gesellschaft“ in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften.“

Herausgeber:
Die Präsidentin
Abteilung Marketing und Kommunikation,
60629 Frankfurt am Main
Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main Telefon (069) 798 – 1 24 98, Telefax (069) 798 – 763 12531, E-Mail hardy@pvw.uni-frankfurt.de
Internet: www.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Elektrofahrrad ja, aber welches? EcoTopTen informiert und empfiehlt

Romy Klupsch Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie

Was sollte man beim Kauf eines Elektrofahrrads beachten? Worin unterscheiden sie sich und welches Fahrrad passt am besten? Verbraucherinnen und Verbraucher können sich auf der Internetplattform für ökologische Spitzenprodukte des Öko-Instituts umfassend über Elektrofahrräder informieren und finden dort unabhängige Kaufempfehlungen. 52 Pedelecs von zehn verschiedenen Herstellern erfüllen strenge Mindestkriterien an Sicherheit, Bequemlichkeit und Qualität.

Zur Marktübersicht E-Bikes bei EcoTopTen
http://www.ecotopten.de/prod_ebikes_prod.php

Gute Qualität – hoher Umweltnutzen
„Funktioniert das Elektrofahrrad bequem und einwandfrei, wird das Auto öfter einmal stehen gelassen. Dies führt zu einer deutlich höheren Umweltentlastung als durch eine rein ökologische Materialauswahl, die bei der Herstellung der Elektrofahrräder erreicht werden könnte“, erklärt Dr. Dietlinde Quack, Leiterin von EcoTopTen.

Alle von EcoTopTen empfohlenen Pedelecs haben hydraulische Scheibenbremsen, die im Vergleich zu Felgenbremsen weniger schnell verschleißen, oder hydraulische Felgenbremsen mit Verschleißindikator. Außerdem sind sie mit Lithium-Ionen Akkus ausgestattet, da sie am effektivsten Energie speichern und dadurch leichter sind, als beispielsweise Nickel-Metallhydrid oder Blei-Akkus.

Auf die Gesamtkosten kommt es an
Fast alle von EcoTopTen-empfohlenen City- und Tourenpedelecs kosten zwischen 1.700 und 4.000 Euro. Nur zwei liegen darüber, ebenso wie das einzige Faltpedelec, das von EcoTopTen empfohlen wird. In der Anschaffung entspricht das zwar einem gebrauchten Kleinwagen. Doch betrachtet man die jährlichen Gesamtkosten, sind Elektrofahrräder weitaus erschwinglicher. Für die Berechnung der jährlichen Gesamtkosten dividiert man die Anschaffungskosten durch eine angenommene Lebensdauer von 10 Jahren und addiert die jährlichen Betriebskosten: Strom, Wartung und ein Ersatzakku (Lebensdauer 5 Jahre). Bei einem EcoTopTen-Elektrofahrrad liegen die Gesamtkosten zwischen 220 und 620 Euro pro Jahr bzw. zwischen 18 und 52 Euro pro Monat.

Hilfreich: Filter- und Sortierfunktion
Verbraucherinnen und Verbraucher haben auf ecotopten.de verschiedene Sortier- und Filtermöglichkeiten wie Preis, Name des Herstellers, Art des Fahrrads (City-, Touren- oder Faltpedelec) oder Art der Gangschaltung und bekommen mit Hilfe eines Fotos einen ersten optischen Eindruck.

Über EcoTopTen
EcoTopTen ist eine Internetplattform des Öko-Instituts, auf der Verbraucher und Beschaffer Empfehlungen für ökologische Spitzenprodukte in den zehn Produktclustern Beleuchtung, Wärme, Strom, große Haushaltsgeräte, kleine Haushaltsgeräte, Fernseher, Computer/Büro, Mobilität, Lebensmittel und Textilien finden.

EcoTopTen wird für die nächsten drei Jahre im Rahmen des Projekts „Die Produktauszeichnung EcoTopTen – Schwerpunkt SEK Stromsparen“ von der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesumweltministeriums gefördert. Zusätzlich dazu wird EcoTopTen in diesem Zeitraum auch im Rahmen des Projekts „ToptenAct“ im EU Programm Horizon2020 gefördert.

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Ansprechpartnerin am Öko-Institut:
Dr. Dietlinde Quack
Senior Researcher im Institutsbereich
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Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

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Nationale Klimaschutzinitiative
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, mit denen Energie effizienter genutzt und Emissionen gemindert werden können. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.

Weiterführende Informationen zur Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums finden Sie unter: http://www.klimaschutz.de/

Quelle: idw

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Attraktive Gesichter bekommen mehr Aufmerksamkeit

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Attraktive Gesichter fesseln die Aufmerksamkeit: dies gilt besonders für Männer, die schöne Frauengesichter sehen. Zu diesem Ergebnis kommen Psychologen der Universität Wien in einer aktuellen Studie. In zwei Experimenten zeigten sie 80 Probanden unterschiedlich attraktive Gesichter von Männern und Frauen. Es zeigte sich, dass schöne Gesichter – unabhängig vom Geschlecht – länger angeschaut werden als unattraktive Gesichter. Unterschiede gibt es aber auf der Seite des Betrachters – und zwar zwischen Männern und Frauen.

Aus der Attraktivitätsforschung ist schon länger bekannt, dass bestimmte Merkmale, wie zum Beispiel die Symmetrie eines Gesichts, allgemein als schön bewertet werden. Weniger bekannt ist, ob das, was man schön findet, auch unwillkürlich die Aufmerksamkeit beeinflusst. Die Forschergruppe um den Kognitionspsychologen Ulrich Ansorge ist der Frage nachgegangen, ob die Attraktivität von Gesichtern Auswirkungen auf Aufmerksamkeit und auf schnelle, sprunghafte Augenbewegungen hat – und ob es hierbei möglicherweise Geschlechtsunterschiede gibt.

Blicke bleiben an schönen Gesichtern länger hängen
Im ersten Experiment zeigten sie 40 Probanden am Computer Bilder von unterschiedlich attraktiven Männer- und Frauengesichtern. Nach einer Sekunde erschien zusätzlich ein Punkt auf dem Bildschirm und die Aufgabe der Versuchsteilnehmerinnen und -teilnehmer bestand darin, so schnell wie möglich auf diesen Punkt zu schauen. Es wurde registriert, wie lange es dauerte, bis der Punkt fixiert wurde und welche Augenbewegungen dabei erfolgten. Nach Abschluss mehrerer Versuchsdurchgänge beurteilten die Probanden zusätzlich alle Gesichter hinsichtlich ihrer Attraktivität.
Es zeigte sich, dass die Aufmerksamkeit von attraktiven Gesichtern langsamer abgewandt wurde als von weniger attraktiven Gesichtern. Betrachter bleiben bei einem schönen Gesicht also länger „hängen“.

Männer reagieren schneller auf attraktive weibliche Gesichter
Im zweiten Experiment wollten die Forscher wissen, ob schöne Gesichter die Aufmerksamkeit bei Frauen und Männern in gleichem Maße anziehen. Dazu wurden 20 Frauen und 20 Männern am Bildschirm gleichzeitig zwei schöne Gesichter unterschiedlichen Geschlechts gezeigt. Zunächst sollten sie einen Punkt in der Mitte des Bildschirms zwischen den Gesichtern fixieren. Nach kurzer Zeit erschien um ein Gesicht ein grüner und um das andere ein gelber Rahmen. Die Beteiligten sollten ihren Blick so schnell wie möglich auf das Gesicht im gelben Rahmen lenken. Mal befand sich im gelben Rahmen das Gesicht einer schönen Frau, mal das Gesicht eines schönen Mannes.

Die Autoren analysierten auch hier wieder Reaktionsgeschwindigkeit und Blickbewegungen. Sie fanden, dass männliche Versuchspersonen schneller auf attraktive weibliche Gesichter als auf attraktive männliche Gesichter reagierten – während es bei weiblichen Versuchspersonen keinen solchen Effekt gab. Frauen reagierten sowohl auf attraktive Männer als auch auf attraktive Frauengesichter ähnlich schnell.

Auch die subjektiven Attraktivitätsurteile in beiden Experimenten zeigten, dass Männer Frauengesichter als attraktiver bewerteten als die Gesichter von anderen Männern.
„Schöne Gesichter bekommen mehr Aufmerksamkeit. Das konnten wir mit unserer Analyse des Blickverhaltens zeigen. Zwar haben wir uns vor allem auf die Schönheit der Gesichter beschränkt, aber unsere Methoden kann man problemlos auf andere Objekte und Fragestellungen anwenden“, sagt Christian Valuch, der die Studie durchgeführt hat.

„Ein besseres Verständnis der menschlichen Aufmerksamkeit ist zum Beispiel auch für die gute Gestaltung von Unterrichtsmaterialien und Medieninhalten, wie Büchern oder Videos und die klinische Forschung relevant, die zunehmend an Aufmerksamkeitsprozessen interessiert ist“, ergänzt Prof. Ulrich Ansorge.

Die Originalstudie finden Sie hier:
Valuch, C., Pflüger, L. S., Wallner, B., Laeng, B., & Ansorge, U. (2015). Using eye tracking to test for individual differences in attention to attractive faces. Frontiers in Psychology, 6:42. doi:10.3389/fpsyg.2015.00042

Weitere Informationen:
Christian Valuch
Forschungsplattform Cognitive Science
Universität Wien – Fakultät für Psychologie
Liebiggasse 5
A-1010 Wien
Tel. (0043) 1 4277 22009
Email: christian.valuch@univie.ac.at
Web: http://homepage.univie.ac.at/christian.valuch/

Univ.-Prof. Dr. Ulrich Ansorge
Professur für Kognitionspsychologie
Universität Wien – Fakultät für Psychologie
Liebiggasse 5
A-1010 Wien
Tel. (0043) 1 4277 47140
Email: ulrich.ansorge@univie.ac.at
Web: https://homepage.univie.ac.at/ulrich.ansorge/

Weitere Informationen:
http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fpsyg.2015.00042/full

Quelle: idw

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Mikroplastik in Gewässern – Vorsorge oder Gefahrenabwehr?

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Mikroplastik in Gewässern ist ein Thema, das derzeit gleichermaßen in Wissenschaft und Gesellschaft intensiv diskutiert wird. So nahm sich auch die Wasserchemische Gesellschaft, eine Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), auf ihrer 81. Jahrestagung, „Wasser 2015″, vom 11. bis 13. Mai in Schwerin unter anderem der „Mikroplastik in aquatischen Systemen“ als zentralem Thema an. In fünf Vorträgen und vier Posterbeiträgen wurden Eintragspfade von Mikroplastik in Gewässer vorgestellt und diskutiert, welche Auswirkungen das hat und welche Ansätze einer Umweltbewertung erkennbar sind. Dabei zeichnete sich bereits im Vorfeld der Tagung ab, dass es sowohl gilt, Gefahren abzuwehren als auch Vorsorge zu treffen, und zwar im Kontext wissenschaftlich-technischer, ökologischer, ökonomischer und soziologischer Aspekte.

Kunststoffe, auch Plastik genannt, sind wichtige Werkstoffe, die aus Haushalt und Wirtschaft nicht mehr wegzudenken sind. Nach ersten zögerlichen Anfängen ihrer Entwicklung im 19. Jahrhundert begann Mitte des 20. Jahrhunderts der Siegeszug der Kunststoffindustrie. Mittlerweile wurden mehrere hundert Kunststoffsorten entwickelt und stetig werden neue Kunststoffprodukte mit ganz unterschiedlichen technischen Eigenschaften auf den Markt gebracht. Gerade diese Eigenschaften sind es aber, die sich absehbar auch nachteilig auswirken können.

Nach Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (2008/56/EG) versteht man unter Mikropartikeln alle Teilchen unter fünf Millimeter. Mikroplastikpartikel können Bestandteil beispielsweise von Kosmetika, Pflegeprodukten oder Reinigungsmitteln sein, sie können sich aber auch aus größeren Plastikteilen bilden, die in der Umwelt physikalisch, biologisch oder chemisch zer- und verkleinert werden. Im Wasser schwimmende oder schwebende größere Plastikteile sind nicht nur Umweltschützern seit längerem ein Dorn im Auge. Ein Verheddern darin oder das Verschlucken kann für Tiere tödlich sein. Doch Mikroplastik sieht man nicht unbedingt auf den ersten Blick, und selbst wenn Tiere oder andere Organismen in der Lage sind, die Teilchen wieder auszuscheiden: Sie gehören nicht in die Natur. Und so gilt es, den Eintrag von Mikroplastikpartikeln zu mindern und Verfahren zu entwickeln, Mikroplastikpartikel aus der Umwelt zu entfernen. Dringend erforderlich ist auch eine Einschätzung und Bewertung des Gefährdungspotenzials. Bislang völlig unbekannt ist die Rolle von Klärwerken. Können diese Mikroplastik zurückhalten oder entweicht sie mit dem geklärten Abwasser? Erste Untersuchungen zeigen, dass Mikroplastik in durchaus großen Mengen die Kläranlagen verlässt, aber eine spezielle Schlussfiltration installiert werden kann, die dies verhindert.

Doch nicht nur Kunststoffteile jeglicher Größe geben in der Umwelt zu denken – auch ihre Additive oder zur Färbung verwendeten Pigmente. Die Tagung in Schwerin zeigt, mit welchen analytischen Methoden es Wissenschaftlern gelingt, Aussagen über Art und Menge der Mikroverunreinigungen und anderer aus diesen Teilchen stammender Stoffe zu treffen. Als ein Fallbeispiel für die Verschmutzung von Süßgewässern mit Plastikpartikeln wurde der Gardasee ausgewählt. Als ein Ergebnis konnte festgestellt werden, dass beim Einsatz analytischer Methoden eine genauere Partikelgrößenaufteilung vonnöten ist, um eine zuverlässige Quantifizierung von (Mikro)Plastik durchführen zu können.

Kommt Mikroplastik, wie einige Medien meldeten, mittlerweile auch im Trinkwasser vor? Auch hier wird die Tagung deutlich machen, dass es darüber kaum Erkenntnisse gibt. Bisherige Studien sind kaum miteinander vergleichbar, da keine einheitliche Methodik für Probenahme und Analytik existieren. Die bislang vorliegenden Ergebnisse ermöglichen nur eine grobe Ersteinschätzung. Danach dürften größere Mikroplastikpartikel mit den üblichen technischen Filtrationsverfahren im Rahmen der Trinkwasseraufbereitung zurückgehalten werden, für kleine Mikroplastikpartikel liegen noch keine Informationen vor. Analogschlüsse zu anderen Mikropartikeln ähnlicher Größenordnung sind wegen unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit unzulässig.

Weitere Themenblöcke bei der „Wasser 2015″ waren u.a. Abwasser, Aufbereitung, Meereschemie, Spurenstoffe, Trinkwasser und Hygiene. Weitere Informationen finden sich unter: www.gdch.de/wasser2015.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 31.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 27 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Wasserchemische Gesellschaft, 1926 als „Fachgruppe für Wasserchemie“ im Verein Deutscher Chemiker gegründet. 1948 erfolgte die Neugründung als „Fachgruppe Wasserchemie“ in der GDCh, seit 2000 heißt sie „Wasserchemische Gesellschaft – Fachgruppe in der GDCh“. Ihre Mitglieder sind tätig für den wirksamen Schutz, die sinnvolle Nutzung, die zweckmäßige Aufbereitung und Reinigung sowie die sachgemäße Untersuchung und Beurteilung des Wassers.

Weitere Informationen:
http://www.gdch.de
http://www.gdch.de/wasser2015

Quelle: idw

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DOG: Bei Heuschnupfen verhindert Vorbeugen das Schlimmste

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Etwa 15 Prozent der Deutschen leiden an Heuschnupfen. Neben einer laufenden Nase und Atemwegsproblemen leiden viele auch unter juckenden und tränenden Augen oder sogar einer allergischen Bindehautentzündung. Medikamente bieten schnelle Linderung bei akuten Heuschnupfenbeschwerden. Diese helfen am besten, wenn Betroffene sie frühzeitig und regelmäßig einnehmen, so der Rat der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG). Darüber hinaus sollten Allergiker den Kontakt mit Pollen weitestgehend meiden. Dabei helfen einfache Tipps.

Wenn Gräser, Hasel und Birke blühen, verteilen sie ihren Pollen als feinen Staub in die Luft. Im Gegensatz zur Nase verfügt das Auge nicht über eine schützende Schleimhaut, so dass der Blütenpollen direkt auf die Bindehaut des Auges trifft. Dort kann er leichte Reizungen bis hin zu einer allergischen Bindehautentzündung verursachen: Die Augen röten sich, jucken, brennen und tränen stark, obwohl sie sich gleichzeitig trocken anfühlen. „Viele Allergiker leiden während der Pollensaison stärker unter den brennenden Augen als unter der laufenden Nase und trauen sich deswegen kaum ins Freie“, sagt DOG-Pressesprecher Professor Dr. med. Christian Ohrloff aus Frankfurt. Es gebe jedoch durchaus Medikamente, die die Beschwerden mildern, oder sogar ganz verhindern. Wichtig sei aber, diese Mittel frühzeitig und regelmäßig einzunehmen, möglichst schon ein paar Wochen, bevor der Pollenflug beginnt.

Heuschnupfen ist eine Überreaktion des Immunsystems auf Blütenstaub. Um den Pollen abzuwehren schütten Immunzellen den Botenstoff Histamin aus, der die Entzündungen an Augen und Nase hervorruft. Bestimmte Medikamente, die sogenannten Antihistaminika, verhindern, dass der Histaminspiegel zu hoch ansteigt. Rechtzeitig eingenommen, können sie die allergische Reaktion weitestgehend verhindern.

Viele Antihistaminika gibt es rezeptfrei als Tabletten, Augentropfen oder Nasenspray. Neue Präparate haben kaum Nebenwirkungen und machen auch nicht müde, wie die älteren Wirkstoffe Dimetinden oder Clemastin. Dennoch könne es zu einer Einschränkung des Reaktionsvermögens kommen, so Geerling: „Betroffene sollten immer mit ihrem Arzt besprechen, welche Mittel für sie am besten geeignet sind, anstatt auf eigene Faust in die Apotheke zu gehen“, sagt Professor Dr. med. Gerd Geerling von der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf.

Am wirksamsten aber auch sehr schwierig sei es, den Kontakt mit Pollen zu meiden. Dazu zählt auch, die Wohnung und vor allem das Schlafzimmer frei davon zu halten. Dabei helfen einfache Ratschläge: Morgens und abends Stoßlüften und ansonsten Fenster geschlossen halten, tägliches Staubsaugen, Kleidung nicht im Schlafzimmer lüften. Auf Kontaktlinsen sollten Allergiker während der Blühphase verzichten. Eine eng anliegende Sonnenbrille schützt zusätzlich davor, dass Pollen in die Augen gelangt. „Auch wenn es schwer fällt, sollten Betroffene die Augen nicht reiben“, rät Geerling für den Fall, dass trotz aller Vorsicht die Augen zu jucken beginnen. „Dadurch verteilt sich Blütenstaub nur noch weiter in die Augen hinein.“ Besser sei es, die Augen vorsichtig mit einem Waschlappen sauber zu tupfen. Zusätzlich können Augentropfen helfen die Augen zu beruhigen und feucht zu halten. Diese sollten jedoch frei von Konservierungsmitteln sein. Geschwollene Lider lassen sich durch kühle Kompressen beruhigen.

Literatur:
K. Schröder, D. Finis, S. Meller, B. A. Buhren, M. Wagenmann, G. Geerling; Die saisonale und perenniale allergische Rhinokonjunktivitis; Klin Monatsbl Augenheilkd 2014; 231: 496-504

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6500 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Bio-Bitumen: nachhaltige Straßen aus Mikroalgen

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Der Forschungsverbund „Algoroute“ (Algenstraße) des französischen Zentrums für wissenschaftliche Forschung (CNRS), der Universität Nantes und des Algo Sources Technologies Unternehmens (u. a. [1]) hat ein neuartiges Bitumen entwickelt.

Die Forscher haben ihre Arbeit auf die Mikroalge Scenedesmus sp. konzentriert. Diese wird hauptsächlich von der Kosmetikindustrie genutzt, um ihre Eiweiße zu extrahieren. Die Restreagenzmittel wurden jedoch bisher nicht verwertet. Durch hydrothermale Verflüssigung wird dieses Nebenprodukt in eine schwarze, zähflüssige, wasserabweisende Flüssigkeit (das Bio-Bitumen) umgewandelt, die ähnliche Merkmale wie fossiles Bitumen aufweist, selbst wenn die Inhaltsstoffe unterschiedlich sind: Bei über 100°C ist das Bio-Bitumen flüssig und kann somit den festen Bestandteil des Straßenbelags umhüllen, zwischen -20°C und 60°C ist es viskoelastisch und gewährleistet somit die Kohäsion der Granulatstruktur, wiedersteht der Beanspruchung durch den Verkehr und verringert die mechanischen Belastungen.

In einem nächsten Schritt werden langfristige Analysen des Materialverhaltens durchgeführt, um die Einsatzfähigkeiten im Straßenbau zu überprüfen. Darüber hinaus wird die Wirtschaftlichkeit bewertet: Bei dem Umwandlungsprozess wird zurzeit ein Wirkungsgrad von 55% erreicht, der sich jedoch bei einer industriellen Massenproduktion verändern kann.

Das Programm Algoroute wurde von der Region Pays de la Loire mit 250.000€ unterstützt [2].

[1] Die vollständige Liste der Partner finden Sie unter (auf Französisch): www.algoroute.fr/FR/partenaires

[2] Insgesamt stehen dem Projekt 320.000€ zur Verfügung.

Weitere Informationen:
– Internetseite des Projekts Algoroute (auf Englisch und Französisch): www.algoroute.fr
– Internetseite von Algo Sources Technologies (auf Englisch und Französisch): www.algosource.com
– Mariana Audo et al., „Subcritical Hydrothermal Liquefaction of Microalgae Residues as a Green Route to Alternative Road Binders, Mariane Audo“, ACS Sustainable Chemistry & Engineering, April 2015. DOI: 10.1021/acssuschemeng.5b00088

Quelle: „Bio-bitumes : des routes vertes à base de micro-algues ?“, Pressemitteilung des CNRS – 08.04.2015 – http://www2.cnrs.fr/presse/communique/3979.htm

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Verschmutztes Regenwasser auffangen und reinigen

Sarah Blaß Pressestelle
Frankfurt University of Applied Sciences

LOEWE-Forschungsteam testet kostengünstige Lösung zur Behandlung von verunreinigten Niederschlagsabflüssen

Verschmutztes Regenwasser auffangen und reinigen

Regen löst und transportiert beim Abfließen von Siedlungs- und Verkehrsflächen vorhandene Schmutz- und Schadstoffe und kann daher erheblich verunreinigt sein. In vielen Fällen wird eine Behand¬lung vor der Einleitung in die Gewässer erforderlich. Je nach Flächentyp und Aktivität im Einzugsgebiet belasten Staubniederschläge, aber auch verkehrsbedingte Verbrennungsrückstände und Abriebprodukte (z.B. Bremsabrieb) die sogenannten Niederschlagsabflüsse mit einer Vielzahl von Stoffen. Darin enthalten sind Schwermetalle, organische Schadstoffe oder auch Nährstoffe wie Phosphor. Im Rahmen des Forschungsvorhabens „In-situ Messprogramm an einer semizentralen Anlage zur Behandlung von hochbelasteten Straßenabflüssen“ wird eine günstige und effiziente Lösung zur Behandlung von verunreinigten Niederschlagsabflüssen getestet und weiterentwickelt. Das von Januar 2015 bis Juni 2016 laufende Projekt der Frankfurt University of Applied Sciences (FRA-UAS) wird im Rahmen von Hessen ModellProjekte aus Mitteln der LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, (LOEWE-Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben), mit rund 141.380 Euro gefördert.

„In den letzten Jahren musste enorm in die Behandlung von Niederschlagsabflüssen investiert werden, sodass der Bedarf an kostengünstigeren Lösun¬gen hierfür stark gestiegen ist. Dem wollen wir mit unserem Projekt Rechnung tragen, indem wir neue und zudem preiswertere Ideen entwickeln und auf ihre Praxistauglichkeit prüfen“, erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Antje Welker vom Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft und Hydromechanik am Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik der FRA-UAS. Eine Behandlung von Niederschlagsabflüssen wird bisher entweder zentral in Regenklärbecken mit Anschlussflächen von einigen Hektaren oder dezentral in kleinen technischen Anlagen mit angeschlossenen Flächen bis 1.000 m² durchgeführt. „Beide Lösungen weisen jedoch auch Nachteile auf“, so Welker. „Während bei der zentralen Lösung die hohen Investitionskosten und der große Platzbedarf negativ ins Gewicht fallen, ist es bei den dezentralen Anlagen der Aufwand der Überwachung und Wartung aufgrund der zahlreichen Betriebspunkte.“ Von kommunalen und privaten Betreibern werden immer häufiger Zwischenlösungen mit einer angeschlossenen Fläche von bis zu einem Hektar angefragt, bei deren Größe konventionelle Regenklärbecken zu teuer sind.

In dem in den Jahren 2013 und 2014 an der Frankfurt UAS durchgeführten LOEWE-Forschungsvorhaben „Entwicklung einer semizentralen Anlage zur Behandlung von schadstoffhaltigen Niederschlagsabflüssen“ wurde eine semizentrale Behandlungsanlage für eine Anschlussgröße von 10.000 m² entwickelt, die die Vorteile beider Behandlungsgrößen vereint. Vorversuche im Labormaßstab wurden erfolg¬reich durchgeführt und abgeschlossen und belegten die Schwermetall- und Phosphorelimination. Im Rahmen der Fortführung des Projektes wurde die zweistufige Anlage Anfang 2015 von der Forschungsgruppe im Ein¬zugsgebiet eines Autobahnabschnittes der A 485 bei Gießen aufgestellt. Dieser Abschnitt hat sich aufgrund der hohen Belastung mit Feststoffen und der vorhandenen Infrastruktur (Strom, Wasser) als geeignet erwiesen. Die semizentrale, modular aufgebaute Anlage hat zwei Komponenten: In der ersten Stufe werden Feststoffe mit Hilfe eines Lamellenabscheiders der Firma Steinhardt, der eine hohe Sedimentationsleistung aufweist, zurückgehalten. Feststoffe sinken so besonders schnell und effektiv zu Boden und können von dort entfernt werden. In der sich anschließenden Filterstufe der Firma 3P können gelöste Stoffe wie Schwermetalle oder Phosphor eliminiert werden.

Derzeit werden das Zulaufbauwerk, ein Messcontainer, verbindende Rohrleitungen und die erforderlichen Messgeräte am Autobahnabschnitt installiert und verbunden. Nach deren Inbetriebnahme startet ein ausführliches Messprogramm zur Überprüfung der Leis¬tungsfähigkeit und zur Gewinnung wissenschaftlich verwertbarer Daten zum Aufkommen und Rückhalt von Schadstoffen. Dies schließt die Durchführung eines in den USA üblichen Feststoffversuchs mit künstlichem Beschickungswasser ein. Mit diesen Erfahrungen können z.B. mögliche Zulassungsgrundsätze des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) für solche Anlagen erarbeitet werden. Weiteres Ziel ist die Erschließung neuer Märkte in außereuropäischen Ländern wie den USA und Australien, in denen der Phosphoreintrag in Seenlandschaften ein großes Problem darstellt.

Das Konsortium des Forschungsprojekts besteht aus folgenden Partnern: Frankfurt University of Applied Sciences, Technische Hochschule Mittelhessen, Steinhardt Wassertechnik GmbH (Taunusstein), 3P Technik Filtersysteme GmbH (Donzdorf), Mittelhessische Wasserbetriebe (Gießen) sowie Deutsches Institut für Bautechnik (Berlin).

Die Initiative für die Forschungsvorhaben ging vom Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft und Hydromechanik aus, das als Konsortialführer und Projektsteuerer fungiert. Fachgebietsleiterin Prof. Dr. Antje Welker sowie Prof. Dr. Carsten Dierkes und Martina Dierschke, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet, forschen seit Jahren zum Thema Niederschlagswasserbehandlung.

Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 1: Architektur, Bauingenieurwesen,
Geomatik, Prof. Dr.-Ing. habil. Antje Welker, Telefon: 069 /1533-2375, E-Mail: antje.welker@fb1.fra-uas.de

Weitere Informationen zum Fachbereich Architektur, Bauingenieurwesen, Geomatik unter: http://www.frankfurt-university.de/fb1.

Dieses Projekt (HA-Projekt-Nr.: 453/14-43) wird im Rahmen von Hessen ModellProjekte aus Mitteln der LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben gefördert.

Quelle: idw

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Die Männerlüge: Wie viel Testosteron braucht der Mann?

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

So viel Testosteron gab es noch nie! Das berühmte Männerhormon ist immer dabei, wenn es um die ganz großen Themen unserer Zeit geht. Überschießendes Testosteron stürzt die Weltwirtschaft in die Krise, sinkendes Testosteron zwingt alternde Männer in die Knie und künstliches Testosteron rettet das männliche Geschlecht vor dem Älterwerden. Mit diesen populären Testosteronmythen rechnet Prof. Dr. Robin Haring in „Die Männerlüge“ nun endlich ab.

Anhand der neuesten Erkenntnissen aus Medizin, Psychologie und Verhaltensforschung erklärt der Demograf und Epidemiologe Prof. Dr. Robin Haring unterhaltsam und anschaulich, warum man(n) Testosteron braucht und wie wichtig es wirklich ist. Zwar gilt Testosteron als das männlichste aller Hormone, aber ob niedrige Testosteronspiegel tatsächlich die männlichen Wechseljahre einleiten, Herz-Kreislauf-Krankheiten verursachen und Männer frühzeitig in den Tod treiben bedarf einer längst überfälligen Aufklärung. Ebenso kritisch wird Testosteron als hormonelle Grundlage männlicher Verhaltenssteuerung oder als Sündenbock gängiger Geschlechterklischees beleuchtet. Am Ende der Betrachtungen rund um Testosteron steht somit die Erkenntnis, dass Mann mehr ist als sein Testosteronspiegel.

Robin Haring ist studierter Demograph sowie promovierter und habilitierter Epidemiologe. Nach einem einjährigen Post-Doc-Stipendium an der Boston University führten ihn seine vielfältigen Publikationen zum Thema „Testosteron als Biomarker für Männergesundheit“ im Jahr 2013 zur Habilitation und bildeten die wissenschaftliche Grundlage der „Männerlüge“. Das populäre Sachbuch wendet sich an Männer jeden Alters, genauso wie an Frauen, die Männer besser verstehen wollen, und ist am 9. März 2015 im Braumüller Verlag erschienen.

Weitere Informationen
Robin Haring: Die Männerlüge: Wie viel Testosteron braucht der Mann?, Braumüller Verlag, 2015, 192 S., Hardcover, Preis 19,90 Euro, ISBN 978-3991001461
Braumüller Verlag http://tinyurl.com/pohvsd4
Über den Autor http://www.robinharing.com/

Kontakt zum Autor
Prof. Dr. Robin Haring
Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
Ferdinand-Sauerbruch-Straße, 17475 Greifswald
Telefon 03834 86-19656
robin.haring@uni-greifswald.de

Quelle: idw

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Textilfasern als Energielieferant – eine Textilrevolution

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Textilien werden in zunehmendem Maße im Bauwesen verwendet und spielen eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Energieeffizienz sowie bei der Leitung, Nutzung und Produktion von Energie. Textilien sind aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit, ihres geringen Gewichts und ihrer Schall-und Wärmedämmeigenschaften das am fünfthäufigsten verwendete Baumaterial. Neben ihrem Einsatz als Schutz- und Isolierstoff können Textilien dank Energiekollektoren auch eine aktive Rolle spielen.

Intelligente Textilien, die Energie aus Licht erzeugen, werden bald zur Realität. Im Rahmen des Soltex-Projektes soll bis 2019 ein Photovoltaik-Textilfaden entwickelt werden, der genau dies ermöglicht. Zur Umsetzung dieser einzigartigen Technologie koordiniert Sunpartner Technologies, Spezialist für innovative Solarlösungen, ein Konsortium aus Forschern und Unternehmern. Das Projekt wird von der französischen öffentlichen Investitionsbank Bpifrance unterstützt.

Ziel von Soltex ist die Entwicklung einer Photovoltaik-Faser, die bei der Herstellung von Textilien in den eigentlichen Stoff integriert werden kann, um aus natürlichem oder künstlichem Licht Energie zu erzeugen. Eine revolutionäre Idee, die die Entwicklung einer Technologie erfordert, die zugleich Energie aufnehmen und umwandeln kann. Dadurch entstehen sogenannte intelligente Textilien, die energieautonom sind und sowohl die Ästhetik sowie die mechanischen Eigenschaften des ursprünglichen Gewebes garantieren.

Die erwartete Energieausbeute der neuen Photovoltaik-Textil-Technologie liegt bei 10 W / m2. Die vorgesehenen Anwendungen sind zahlreich: technische Bekleidung und Outdoor-Sportgeräte, Jalousien und Rollläden zur Verdunkelung von Gebäuden, Schutzplanen in Gewächshäusern und für die Innenausstattung von Autos, Zügen oder Flugzeugen.

Ein gemeinsames Forschungsprogramm
Zur Entwicklung dieser bahnbrechenden Technologie vereint Sunpartner Technologies, als Koordinator des Soltex-Projekts, ein Konsortium aus verschiedenen Interessengruppen. Dadurch wird Wissen innovativ und komplementär vernetzt, um Synergien optimal zu nutzen. Fünf marktführende Unternehmen und Forschungsinstitute sind beteiligt:

• Sunpartner Technologies, Spezialist für innovative photovoltaische Energietechnologien und Entwickler von Wysips®, einer Photovoltaik-Komponente, die in der Lage ist, alle Oberflächen in aus Licht energieerzeugende Träger zu verwandeln.

• Quali Therm, eine Tochtergesellschaft der SEMCO, ein Gerätehersteller für die Elektronik- und Photovoltaik-Industrie

• Payen, führender französischer Hersteller von elastischen Fäden und Stoffen

• Texinov, französischer Hersteller von technischen Textilien, spezialisiert auf Stricktechnologie mit Maschen und auf die Herstellung von textilen Flächengebilden mit einer großen Breite (bis 6M60)

• Raidlight, französischer Hersteller von Outdoorbekleidung und Ausrüstung für Trail-Running

• Das französische Forschungsinstitut CEA-Liten, Labor für neue Energietechnologien und Nanomaterialien.

Aufgrund seiner Erfahrung und seiner Fachkenntnisse im Bereich der dünnschichtigen Photovoltaikfolien wird das CEA Liten vor allem in der Entwicklungsphase des Photovoltaik-Fadens tätig sein. Quali Therm ist für die Entwicklung der Geräte zur PV-Garnherstellung verantwortlich, die für die Industrialisierung benötigt werden. Payen und Texinov sind für die Spezifikationen der Photovoltaik-Textilfäden verantwortlich sowie für die Entwicklung und Integration der Solarfäden in Web- oder Strickketten.

Das ehrgeizige Programm Soltex wird voraussichtlich nach 2 Jahren die ersten funktionellen Gewebeproben vorweisen können. Ein industrieller Fertigungsprozess wird innerhalb von 4 Jahren erwartet. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 15,5 Mio. €, die zu 45% von Bpifrance finanziert werden.

Weitere Informationen:
– „Intelligente Textilien“ (auf Englisch und Französisch): http://pulse.edf.com/en/une-breve-histoire-des-vetements-intelligents

– Pressemappe (auf Französisch) mit ausführlicher Beschreibung des Solitex-Projekts:
http://entreprises.edf.com/fichiers/fckeditor/Commun/Entreprises/newsletters/CP-…

– Projektpartner:
• Sunpartner Technologies: www.sunpartnertechnologies.fr
• Quali Therm: www.qualiflow.com
• Payen: www.groupepayen.com
•Texinov: www.texinov.fr
• Raidlight: www.raidlight.com/fr
• CEA-Liten: www.liten.cea.fr

Kontakte:
– Projektleiter: Jean-Luc Ledys, Sunpartner Technologies – E-Mail: jean-luc.ledys@sunpartner.fr
– Pressesprecherin: Marion Chanson, Sunpartner Technologies – Tel.: + 33 (0)6 15 71 16 76 – E-Mail: marion.chanson@sunpartner.fr

Quelle: „Soltex, le textile à la fibre verte“, Pressemitteilung von EDF, 04.2015 –
http://pulse.edf.com/fr/soltex-le-textile-a-la-fibre-verte

Redakteurin: Daniela Niethammer, daniela.niethammer@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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DGIM: Tod und Krankheit durch Rauchen unterschätzt

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

Wiesbaden/Mannheim – Etwa eine Milliarde Menschen sterben in diesem Jahrhundert an den Folgen ihres Tabakkonsums, schätzen Experten. Die Sterberate ist für Raucher zwei bis drei Mal höher als für lebenslange Nichtraucher. Meist ist die Todesursache Krebs. Doch auch für viele weitere internistische Erkrankungen erhöht Rauchen das Risiko, zeigt eine aktuelle Studie im „New England Journal of Medicine“: 17 Prozent der durch Tabak erhöhten Sterberate hängen mit Erkrankungen zusammen, die bisher nicht den Folgen des Rauchens zugeschrieben wurden. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) nimmt dies zum Anlass, Raucher zum Verzicht aufzurufen.

„Die Ergebnisse verdeutlichen nicht nur den schädigenden Einfluss des Tabakkonsums, sondern machen auch klar, dass das Thema Internisten aller Schwerpunkte angeht“, sagt Professor Dr. med. Michael Hallek, Vorsitzender der DGIM und Direktor der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln. Denn bislang gelten vorrangig Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Folgen des Rauchens. „Es ist wichtig zu verdeutlichen, dass die gesundheitlichen Schäden durch Rauchen vielfältig sind und über das klassische abschreckende Bild vom Lungenkrebs hinaus weitere schwere gesundheitliche Einbußen damit verbunden sind“, meint Hallek.

Neben Lungenkrebs lassen sich auch andere Krebsarten, etwa im Mund- und Rachenraum, auf Rauchen zurückführen. Amerikanische Forscher haben aber jetzt anhand der Daten von rund einer Million Menschen auch gezeigt, dass 17 Prozent der erhöhten Sterberate bei Rauchern nicht mit den bisher dafür als typisch geltenden Erkrankungen zusammenhängen. Das relative Risiko etwa, an Nierenversagen zu sterben, ist bei Rauchern 1,7 bis 2,3 Mal höher. Das Risiko, an einer Infektion zu sterben, ist 2 bis 2,7 Mal höher. „Zwar ist das relative Risiko bei klassischen Tabak-assoziierten Erkrankungen bis zu 25 Mal höher“, meint Oberarzt Privatdozent Dr. med. Thomas Zander, „aber angesichts der neuen Zahlen wird augenfällig, dass Tabakkonsum maßgeblich an vielen anderen Erkrankungen beteiligt ist.“ Der Internist untersuchte in Köln ein Raucher-Früherkennungskonzept.

Dass Rauchen in jedem Alter die Lebenserwartung verringert, ist bekannt. Die Studie macht aber auch Hoffnung: „Interessanterweise nimmt nach einem gänzlichen Rauchstopp gerade bei diesen jetzt neu dem Rauchen zugeordneten Erkrankungen das Risiko wieder ab“, erläutert der DGIM Vorsitzende. Je früher Raucher aufhören, desto besser. Denn mit den Jahren, die der Rauchstopp zurückliegt, sinkt das erhöhte Risiko für diese Erkrankungen und verschwindet bei einigen gänzlich.

„Diese Erkenntnisse bestätigen einmal mehr, dass es sich jederzeit lohnt, mit dem Rauchen aufzuhören“, resümiert Professor Hallek, der in diesem Jahr auch dem 121. Internistenkongress vorsitzt. Die DGIM nimmt die aktuelle Publikation erneut zum Anlass, auf die Gefahren des Rauchens hinzuweisen. Lebenserwartung, Lebensqualität und Gesundheit erhöhten sich, wenn Menschen auf Zigarette, Zigarre, Pfeife und anderen Tabakkonsum verzichten.

Literatur:
N Engl J Med. 2015 Feb 12;372(7):631-40. doi: 10.1056/NEJMsa1407211. Smoking and mortality-beyond established causes

Weitere Informationen:
http://www.dgim.de
http://www.dgim2015.de

Quelle: idw

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Für immer jung – Brauereien könnten durch die Wiederverwendung der Bierhefen Rohstoffe einsparen

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Leipzig. Brauereien müssen bei der Bierproduktion die Bierhefe nicht neu ansetzen, sondern können die Hefe problemlos mehrfach verwenden. Zu diesem Schluss kommt eine mikrobiologische Studie. Diese Hefezellen würden in der Regel auch bei längeren Serien nicht wesentlich altern, schreiben Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung und der Leibniz-Universität Hannover im Fachblatt Journal of Biotechnology. Eine mittelständische Brauerei könne durch die Wiederverwendung der Hefe pro Jahr über 170 Tonnen Malz einsparen – ohne Auswirkungen auf die Qualität des Bieres. Außerdem würde so weniger Braugerste benötigt, deren Produktion in Deutschland zurückgegangen ist.

Hefe spielt bei der Bierproduktion eine zentrale Rolle. Die Brauereien unterscheiden dabei zwischen obergärigen Brauhefen, die bei Zimmertemperatur von 15 bis 20°C Hefeweizen oder Gose entstehen lassen, und untergärigen Brauhefen, die es mit 4 bis 9°C wesentlich kühler mögen. Das weit verbreite Pilsner ist ein solches untergäriges Bier, das auf der Hefe Saccharomyces pastorianus basiert. Die sorgt dafür, dass die Zucker aus dem Malz in der Würze während der Gärung zu Ethanol und Kohlenstoffdioxid abgebaut werden.
Diese biotechnologischen Prozesse haben sich über Jahrhunderte entwickelt. Die Details unterscheiden sich und werden von den einzelnen Brauereien streng gehütet, da sie den Geschmack des Bieres definieren. Die Wissenschaftler nahmen nun in drei mittelständischen deutschen Brauereien Proben, um herauszufinden, wie die Hefekulturen während des Produktionsprozesses altern. Anschließend wurden die Zellen im Labor mit Hilfe von Mikroskopie, Durchflusszytometrie und Genexpressionsanalysen intensiv untersucht.

Die Ergebnisse der Analysen zeichneten ein klares Bild: „Zwei der Brauereien verwenden die Hefe sechsmal und eine bis zu 20 Mal. Unsere Genexpressionsanalysen zeigten jedoch keinen Unterschied bei der Alterung der Zellen“, berichtet Dr. Franziska Bühligen vom UFZ. Mit Hilfe von Alterungs-, Flokkulations- und Stressgenen konnte das Forscherteam so erstmals wissenschaftlich fundierte Aussagen zur Wiederverwendbarkeit der Hefen treffen. „Die Sude müssen beim ‚Drauflassen‘ ausreichend belüftet werden und das anschließende Verfahren muss gut eingestellt sein. Dadurch können sich die Zellen ausreichend vermehren und die Hefekultur verjüngt sich fortlaufend. Somit kann sie für 20 oder mehr Brauprozesse eingesetzt werden.“ Bühligen empfiehlt, lediglich die oberste und unterste Schicht der sedimentierten Hefen bei der Wiederverwendung wegzulassen, dann könnten Brauereien viel Aufwand, Zeit und Kosten einsparen, ohne das Qualitätsunterschiede entstehen würden.

Mit dieser Erkenntnis bricht das Team aus Leipzig und Hannover mit einem Dogma in der Brauwirtschaft: Bisher wird die Hefe meist nur wenige Male verwendet, aus Angst vor sogenannten Flokkulationsverlusten oder biologischen Kontaminationen. Misslingt ein Braugang, weil die Hefe abstirbt, das Bier trübe wird und nicht mehr schmeckt, dann hat das Unternehmen nicht nur eine Woche Zeit verloren, sondern auch jede Menge Rohstoff. In einer modernen Brauerei können dies bei einem Gärtank schnell 3.000 Hektoliter Bier, also rund 600.000 Flaschen werden. Dank der Untersuchungen müssen sich die Braumeister jetzt nicht mehr nur auf ihre Erfahrungen verlassen, sondern können daneben auch auf wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse bauen und Neues wagen. Können biologische Kontaminationen ausgeschlossen werden, ist es kein Problem, die Hefen vielfach einzusetzen. Die Wiederverwendung der Hefe könnte in Zukunft nicht nur Kosten sparen und die Umwelt schonen, sondern auch die Nerven der Braumeister. In Deutschland wird immer weniger Braugerste angebaut, was zur Folge hat, dass immer mehr Gerste importiert werden muss. Bei unterschiedlicher Gerste muss jedes Mal der gesamte Brauprozess – vom Mälzen über das Einmaischen und Würzekochen bis hin zur Gärung – immer wieder neu angepasst werden, was sehr aufwendig und zeitintensiv ist.
Tilo Arnhold

Publikationen:
Franziska Bühligen, Patrick Lindner, Ingo Fetzer, Frank Stahl, Thomas Scheper, Hauke Harms, Susann Müller (2014): Analysis of aging in lager brewing yeast during serial repitching. Journal of Biotechnology, Volume 187, 10 October 2014, Pages 60-70, ISSN 0168-1656, http://dx.doi.org/10.1016/j.jbiotec.2014.07.002
Franziska Bühligen, Philipp Rüdinger, Ingo Fetzer, Frank Stahl, Thomas Scheper, Hauke Harms, Susann Müller (2013): Sustainability of industrial yeast serial repitching practice studied by gene expression and correlation analysis. Journal of Biotechnology, Volume 168, Issue 4, December 2013, Pages 718-728, ISSN 0168-1656, http://dx.doi.org/10.1016/j.jbiotec.2013.09.008
F. Bühligen, H. Sträuber, J. Ondruschka, H. Harms, und S. Müller (2010): Monitoring von Bruch- und Staubhefen in Brauprozessen. Brauwelt. 01/2010; 150:18-20.
Die Untersuchungen wurden gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft.

Weitere Informationen:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Dr. Franziska Bühligen
Telefon: +49-(0)341-2434-363
und
Prof. Dr. Susann Müller
Telefon: +49-(0)341-235-1318
http://www.ufz.de/index.php?de=13582
oder über
Tilo Arnhold, Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: +49-(0)341-235-1635, -1630
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Weiterführende Links:
Viel Gefühl für Hefe (UFZ-Newsletter, März 2010, S.11)
http://www.ufz.de/export/data/global/28838_UFZ_Newsletter_maerz10.pdf
Flow-Cytometrie am UFZ
http://www.ufz.de/index.php?de=16773
DBU-Stipendiat „StSP Nachhaltige Bioprozesse: Effiziente brautechnische Gärverfahren mittels Sensorkits über proteinexpressionsvermittelten Nachweis zellulärer Seneszenz“
https://www.dbu.de/stipendien_20007/918_db.html

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg mehr als 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert. http://www.ufz.de/

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894). http://www.helmholtz.de/

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Quelle: idw

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Killer-Shrimps – Gefahr für unsere Flüsse?

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Können neu eingewanderte Arten die Nahrungsnetze unserer Flüsse negativ beeinflussen und sind bestimmte Ökosysteme empfindlicher gegenüber einwandernden Arten als andere? – Diese Fragen stehen im Fokus des Emmy-Noether-Projektes, in dem Forscher der Universität Koblenz-Landau mit Unterstützung ihrer Kollegen an der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz und der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes die Mechanismen und Folgen der Einwanderung des Großen Höckerflohkrebses (Dikerogammarus villosus) untersuchen.

Dieser Krebs, im englischsprachigen Raum auch als „killer shrimp“ bezeichnet, ist in den 1990er-Jahren über den Main-Donau-Kanal in den Rhein eingewandert und hat sich von dort aus schnell über ganz Europa verbreitet. Der Große Höckerflohkrebs ist ein Allesfresser und kann sich sowohl räuberisch ernähren als auch Algen oder vom Ufer eingetragenes Laub fressen. In Laborversuchen wurde von anderen Arbeitsgruppen beobachtet, dass er sich unter Laborbedingungen deutlich räuberischer verhält als Bachflohkrebse, seine einheimischen Verwandten.

Verschiedene Wissenschaftler, unter anderem Tierökologen der Bundesanstalt für Gewässerkunde, haben entdeckt, dass während der Einwanderung des Großen Höckerflohkrebses andere wirbellose Arten seltener wurden oder gar verschwanden. Solche Beobachtungen können wichtige Hinweise zu den ökologischen Folgen des Einwanderers liefern. Sie können aber nicht beweisen, dass der Große Höckerflohkrebs tatsächlich der Auslöser dieser Veränderungen ist, da die großen Flüsse gleichzeitig einer Vielzahl von Belastungen unterliegen.

Um diesen Zusammenhang näher zu untersuchen, führen die Forscher der Universität Koblenz-Landau Mesokosmenexperimente in Elbe und Rhein durch. In diesen Experimenten werden kleine Ausschnitte des Ökosystems – sogenannte Mesokosmen – durch die Wissenschaftler gezielt verändert. In diesem Fall wird die Anzahl der Höckerflohkrebse in einigen Mesokosmen künstlich reduziert und in anderen erhöht.

Durch den Vergleich der Zusammensetzung der vorhandenen Arten in den verschiedenen Mesokosmen hoffen die Forscher weitere Erkenntnisse über den Einfluss des Einwanderers in den Ökosystemen zu erlangen. Dabei wird nicht nur untersucht, ob sich die Individuenzahl verschiedener Arten ändert. Die Wissenschaftler analysieren auch, wie es um den physiologischen Zustand möglicher Konkurrenten oder Beutetiere des Höckerflohkrebses steht. Außerdem werden die Architektur der Nahrungsnetze und die Funktion des Großen Höckerflohkrebses in diesen Nahrungsnetzen untersucht. Dazu ist es notwendig, einzelne wirbellose Tiere vor Ort mit flüssigem Stickstoff zu konservieren, um damit den aktuellen physiologischen Zustand und die chemische Zusammensetzung des Gewebes zu erfassen. Im Labor wird die Konzentration verschiedener Reservespeicherstoffe bestimmt, um zu erfahren, ob die Organismen große Mengen an Energie gespeichert haben oder vielleicht unter Nahrungsmangel litten. Außerdem kann anhand der Messung stabiler Isotope und Mageninhaltsanalysen untersucht werden, wovon sich der Große Höckerflohkrebs in seiner natürlichen Umgebung ernährt.

Erste Ergebnisse zeigen, dass der Große Höckerflohkrebs in der Elbe vermutlich kein „echter“ Räuber ist, sondern sich hauptsächlich von Pflanzenresten ernährt. Das steht im Widerspruch zu den bisher publizierten Beobachtungen aus den Laborexperimenten und könnte darauf hinweisen, dass dieser Einwanderer ein sehr breites Verhaltensrepertoire hat. Die Tiere könnten sich also je nach Umgebung und Umweltbedingungen sehr verschieden ernähren. Diese Annahme wird durch die Beobachtung unterstützt, dass der Höckerflohkrebs im Rhein neben Pflanzenresten größere Mengen eines anderen eingewanderten Flohkrebses (Echinogammarus ischnus) frisst. Im Rhein ist der Große Höckerflohkrebs daher eher als Allesfresser einzustufen.

Warum sich die Ernährungsgewohnheiten des großen Höckerflohkrebses zwischen den beiden Gewässern unterscheiden, ist allerdings noch nicht bekannt. Auch die Folgen dieses Einwanderers scheinen zumindest in der Elbe bei weitem nicht so drastisch zu sein, wie vermutet wurde. In den bisher durchgeführten Experimenten konnte keine direkte Beeinträchtigung einheimischer Arten durch den Höckerflohkrebs nachgewiesen werden.

Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass der Große Höckerflohkrebs prinzipiell unproblematisch für unsere Gewässer ist. Die Ergebnisse eines acht Wochen dauernden Experimentes sind nicht ohne weiteres auf die Vorgänge im gesamten Ökosystem übertragbar. Vielleicht gab es in Rhein oder Elbe sehr sensible Arten, die bereits längst verschwunden sind und daher nicht mehr den Einfluss des Einwanderers unterliegen. Denkbar wäre auch, dass sich der Höckerflohkrebs in den Mesokosmen anders verhält als in Freiheit.

Mittels weiterer Experimente wird nun geklärt, ob im Rhein negative Auswirkungen durch die Einwanderung zu erkennen sind, da sich der Höckerflohkrebs nach den vorliegenden Ergebnissen dort deutlich räuberischer verhält. Sollten auch im Rhein keine negativen Einflüsse des Einwanderers nachweisbar sein, so steht eine genaue Analyse der ehemals beobachteten Veränderungen in der Artenzusammensetzung des Rheins und der Elbe an. Ziel ist es dann, herauszufinden, ob es sich um Unterschiede zwischen Experiment und Realität handelt oder ob vielleicht andere mit der Einwanderung einhergehende Umweltfaktoren eine Rolle gespielt haben.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier:
http://www.uni-koblenz-landau.de/de/koblenz/fb3/ifin/abteilung-biologie/ag-flies…

Ansprechpartnerinnen:
Dr. Carola Winkelmann
Universität Koblenz-Landau
Campus Koblenz
Institut für Integrierte Naturwissenschaften
Leiterin der Emmy Noether-Gruppe „Mechanismen und Folgen der Einwanderung aquatischer Organismen in Europäische Flüsse“
Universitätsstraße 1, 56070 Koblenz

E-Mail: cawinkelmann@uni-koblenz.de
Tel.: 0261 287 2233

Dr. Birgit Förg
Leiterin Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau
Campus Koblenz
Universitätsstraße 1
56070 Koblenz

E-Mail: foerg@uni-koblenz-landau.de
Tel.: 0261 287 1766

Weitere Informationen:
http://www.uni-koblenz-landau.de/de/koblenz/fb3/ifin/abteilung-biologie/ag-flies…

Quelle: idw

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Feinstaub mindert Leistung von Profi-Fußballern: Kosten der Luftverschmutzung unterschätzt

Mark Fallak Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut zur Zukunft der Arbeit

Die Luftbelastung durch Feinstaub in Deutschland führt zu messbaren Beeinträchtigungen der Leistung von Bundesliga-Profis. Das geht aus einer aktuellen Studie des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) hervor. Die Autoren werteten detaillierte Spielerdaten über einen Zeitraum von mehreren Jahren aus und verglichen sie mit den Feinstaub-Messwerten am jeweiligen Spielort. Bereits bei Luftwerten deutlich unterhalb der geltenden EU-Grenzwerte ließen sich negative Produktivitätseffekte nachweisen, die sich bei extremer Luftverschmutzung vervielfachen.

In die Studie flossen Leistungsdaten von insgesamt mehr als 1.700 Spielern ein, die im Laufe von zwölf Spielzeiten bis 2011 für 29 verschiedene Vereine in fast 3.000 Spielen der ersten Fußball-Bundesliga zum Einsatz kamen. Als Leistungsindikator diente die Anzahl der jeweils gespielten Pässe. Da Tag, Ort und Uhrzeit jedes Spiels bekannt sind, ließen sich stundengenaue Informationen zur Feinstaub-Konzentration in unmittelbarer Umgebung des jeweiligen Stadions ermitteln.

Das IZA-Forscherteam verwendete Werte einzelner Messstationen des Umweltbundesamts zur Konzentration von Partikeln mit einem maximalen Durchmesser von 10 Mikrometern in der Umgebungsluft. Partikel dieser Größe können sich gesundheits- und leistungsschädigend auswirken, wenn sie in die Lunge oder gar in den Blutkreislauf gelangen.

Die Daten zeigen, dass ältere Spieler stärker vom Feinstaub beeinträchtigt werden als Nachwuchstalente. Besonders ausgeprägt ist der Effekt für Abwehr- und Mittelfeldspieler mit langen Laufwegen. Während der „englischen Wochen“, wenn die körperliche Belastung aufgrund der kürzeren Ruhephasen ohnehin größer ist, fiel die Leistung zudem deutlicher ab.

Leistungsdaten von Profi-Fußballern eignen sich ideal für die Erforschung von Produktivitätseffekten, weil sie im Detail erfasst werden und sich räumlich wie zeitlich exakt zuordnen lassen. Für die konkrete Fragestellung der Studie bietet sich die Bundesliga auch deshalb an, weil Fußballer aufgrund des vorgegebenen Spielplans der Luftbelastung nicht entgehen können, indem sie etwa den Arbeitsort wechseln oder ihre Arbeitszeiten verlagern.

Auch wenn Fußballprofis nicht repräsentativ für den typischen Arbeitnehmer sind, lassen sich aus den Ergebnissen der IZA-Studie doch wichtige Erkenntnisse für die Erwerbsbevölkerung insgesamt ableiten. Denn die Produktivität eines durchschnittlichen Erwerbstätigen, der körperlich weniger fit ist als ein Profi-Fußballer, dürfte unter Luftverschmutzung sogar noch massiver leiden. Darauf deuten ähnliche Studien zu Erntehelfern in den USA sowie Fabrikarbeitern in China hin.

Darüber hinaus legt die IZA-Studie nahe, dass bereits moderate Feinstaub-Konzentrationen neben den bekannten Gesundheitsgefahren enorme wirtschaftliche Schäden durch entgangene Produktivität hervorrufen. „Dieser Zusammenhang sollte bei der Abwägung zwischen Kosten und Nutzen von umweltpolitischer Regulierung stärker berücksichtigt werden als bisher“, sagt Nico Pestel, Mitverfasser der Studie und Koordinator des Programmbereichs „Umwelt und Beschäftigung“ am IZA.

Download der englischsprachigen Studie (PDF):
Andreas Lichter, Nico Pestel und Eric Sommer
Productivity Effects of Air Pollution: Evidence from Professional Soccer
IZA Discussion Paper No. 8964, April 2015
http://ftp.iza.org/dp8964.pdf

Quelle: idw

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Teilnehmer für Umfrage gesucht: Männer und Gesundheit

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

Warum so wenige Männer an Programmen zur Gesundheitsförderung teilnehmen, wird jetzt in einer deutschlandweiten Befragung am Fachbereich Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg untersucht.

Ist es tatsächlich so, dass Männer Bewegungs- und Gesundheitsmuffel sind? Oder liegt es vielmehr an den Inhalten der Programme, die als frauenspezifisch oder nicht passfähig wahrgenommen werden? Stimmt es, dass Männer auf ihre Gesundheit keinen Wert legen?

Krankenkassendaten zeigen, dass der Frauenanteil in Gesundheitsförderungsprogrammen, wie z. B. körperliche Aktivität, bei 75 Prozent liegt. Stresspräventionsprogramme werden sogar nur von 19 Prozent der Männer wahrgenommen, obwohl Statistiken verdeutlichen, dass stressbedingte Erkrankungen (wie z. B. Burnout) auch bei Männern stetig zunehmen.

Die Befragungsergebnisse sollen weiterhin dazu dienen, neue, bedürfnisorientierte Programme zu entwickeln, die die jeweiligen Interessen der Männer verschiedenster Altersgruppen berücksichtigen.

Die anonyme, datenschutzrechtlich abgesicherte Befragung wird in Hamburg in Kooperation mit der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz durchgeführt, damit auch eine Bedarfsanalyse für zukünftige Maßnahmen in der Region erfolgen kann.

Link zur Onlinebefragung:
http://ww3.unipark.de/uc/Maenner_2015

Weitere Informationen:
Tel.: 040 42838-5682 oder per E-Mail: Bettina.Wollesen@uni-hamburg.de
Auf Wunsch ist der Fragebogen auch per Post mit frankiertem Rückumschlag erhältlich.

Für Rückfragen:
Dr. Bettina Wollesen, Prof. Dr. Klaus Mattes
Studienleitung
Fachbereich Bewegungswissenschaft
Tel.: 040 42838-5682
E-Mail: bettina.wollesen@uni-hamburg.de

Weitere Informationen:
http://ww3.unipark.de/uc/Maenner_2015 – Männer-Befragung zur Gesundheitsförderung

Quelle: idw

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Bei technischen Berufen drohen im Jahr 2030 flächendeckende Fachkräfteengpässe

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Regionale Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen von BIBB und IAB

Im Bereich der technischen Berufe, die meist einen Berufsabschluss voraussetzen, kommt es bis zum Jahr 2030 zu Fachkräfteengpässen in allen Regionen Deutschlands – wenn sich die bisherigen Trends auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in der Zukunft fortsetzen. Dies zeigen erstmals regionale Ergebnisse der gemeinsamen Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Deutschlands Regionen werden langfristig in sehr unterschiedlichem Ausmaß von Arbeitskräfteengpässen betroffen sein. Grund hierfür sind die bereits jetzt vorherrschenden wirtschaftlichen und demografischen Ausgangslagen. Vor allem im Bereich der Fachkräfte mit einem mittleren Ausbildungsabschluss ist jedoch in fast allen Regionen bis zum Jahr 2030 mit einem Engpass zu rechnen. Eine Ausnahme bildet Baden-Württemberg, da der Abschluss einer Berufsausbildung dort traditionell eine hohe Bedeutung hat und nur wenige Jugendliche das Bildungssystem ohne Abschluss verlassen. Einzig im Osten Deutschlands ist laut den Autoren hingegen mit einem Engpass bei Akademikern zu rechnen.

Auf beruflicher Ebene – unterschieden wird nach 20 sogenannten erweiterten Berufshauptfeldern – fallen die Ergebnisse für die einzelnen Regionen ebenfalls sehr unterschiedlich aus. Engpässe zeichnen sich demnach vor allem in Berufen ab, die einen Berufs- oder Fortbildungsabschluss voraussetzen. Flächendeckend wird dies in den technischen Berufen zu spüren sein. Zu diesen Berufen gehören beispielsweise Elektrotechniker, Bautechniker, Vermessungstechniker und Technische Zeichner sowie zum Beispiel Chemie-, Biologie- und Physiklaboranten. Diese werden aber nicht alle in gleichem Ausmaß betroffen sein. Auf der Ebene dieser Einzelberufe wird sich vermutlich die Entwicklung regional sehr unterschiedlich darstellen.

In den Gesundheitsberufen wird für die Bundesebene zwar eine Engpasssituation errechnet, die Engpässe werden aber nicht in allen Regionen auftreten. Gleichzeitig kommt es den Projektionen zufolge bis zum Jahr 2030 zu einem flächendeckenden Überangebot an Arbeitskräften im Bereich der kaufmännischen Dienstleistungsberufe, der lehrenden Berufe, der Kaufleute im Warenhandel sowie der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Berufe.

Im Einzelnen: Die Region Nord (Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) ist im Vergleich zu den anderen Regionen auch 2030 stärker auf Landwirtschaft, Verkehr und Lagerei konzentriert. Während in den landwirtschaftlichen Berufen Engpässe möglich sind, wird in den Verkehrs-, Lager- und Transportberufen das Arbeitsangebot den Bedarf decken können. Rekrutierungsschwierigkeiten werden in dieser Region neben den technischen Berufen vor allem bei den Bauberufen auftreten.

Aufgrund einer stärkeren Qualifizierung im Gesundheitsbereich werden die Region Nord und Nordrhein-Westfalen die einzigen Regionen mit einem Überangebot an Arbeitskräften bei den Gesundheitsberufen sein. In Nordrhein-Westfalen sind Engpässe neben den technischen Berufen ebenfalls in den Bauberufen wahrscheinlich.

In der Region Mitte-West (Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) ist die Wirtschaftsstruktur auch bis zum Jahr 2030 geprägt vom Finanz- und Versicherungssektor. In den besonders vorherrschenden Bereichen der kaufmännischen Berufe sowie der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Berufe wird es zu einem Überangebot an Fachkräften kommen.

In den Regionen Baden-Württemberg und Bayern wächst im Gegensatz zu den anderen Regionen die Bevölkerung. Dort wird auch 2030 das Verarbeitende Gewerbe der Motor des wirtschaftlichen Wachstums bleiben. In den Berufen, die in Bayern und Baden-Württemberg dominieren, also bei Maschinen und Anlagen steuernden und wartenden Berufen sowie IT- und naturwissenschaftlichen Berufen, wird es zu einem Überangebot an Fachkräften kommen. In Bayern ist in vergleichsweise nur wenigen Berufshauptfeldern überhaupt mit einem Fachkräfteengpass zu rechnen.

In den neuen Bundesländern (inklusive Berlin) stellt das Gesundheitswesen ab dem Jahr 2020 die größte Branche dar. Ein Grund hierfür ist der demografische Wandel, der bis 2030 in allen Regionen hier den größten Bevölkerungsrückgang hervorruft. Der starke Angebotsrückgang wird auch die Rekrutierungsschwierigkeiten in den meisten Berufshauptfeldern verstärken.

Die in den Projektionen vorhergesagten Engpässe oder Überhänge sind nicht als unausweichlich aufzufassen. So schreiben die Autoren: „Die Projektionen zeigen, auf welchem Entwicklungspfad wir uns bis zum Jahr 2030 befinden, wenn sich die bisherigen Trends in der Zukunft fortsetzen.“ Durch beispielsweise mehr regionale Mobilität und berufliche Flexibilität könnten Fachkräfteengpässe und -angebote teilweise ausgeglichen werden.

Die BIBB-/IAB-Berufsfeldprojektionen werden gemeinsam vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) unter Mitwirkung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) durchgeführt. Die Studie ist im Internet abrufbar unter http://doku.iab.de/kurzber/2015/kb0915.pdf

Weitere Informationen und Daten zu den BIBB-/IAB-Qualifikations- und Berufsfeldprojektionen unter http://www.qube-projekt.de

Quelle: idw

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Was 300.000 Jahre alte Eierschalen über die Umwelt der Altsteinzeit verraten

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Am ehemaligen See in Schöningen brüteten Singschwäne

Die Entdeckung der ältesten vollständig erhaltenen Holzwaffen des Menschen, die zwischen den Überresten von circa 25 Pferden gefunden wurden, hat die altsteinzeitliche Fundstelle Schöningen in den 1990er Jahren international bekannt gemacht. In den 300.000 Jahre alten Ablagerungen eines ehemaligen Seeufers im heutigen Niedersachsen blieben organische Materialien ausgezeichnet erhalten: So auch Eierschalen, die Dr. Jordi Serangeli und Professor Nicholas Conard von der Universität Tübingen gemeinsam mit Kollegen von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und vom niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege nun als Eierschalenreste verschiedener Vogelarten identifizieren konnten. Von der systematischen Auswertung der Eierschalen, einer höchst seltenen Fundgattung, erwarten die Forscher in den nächsten Jahren einen entscheidenden Beitrag zur Rekonstruktion der Klimaverhältnisse während der damaligen Warmzeit sowie neue Einblicke in das Verhalten der Zugvögel und die menschliche Ernährungsweise vor 300.000 Jahren.

Dank der akribischen Arbeitsweise bei der Ausgrabung wurden die nur wenige Millimeter bis Zentimeter großen Funde in den Überresten der Sedimente entdeckt. Diese wurden sorgfältig mithilfe von Sieben geschlämmt. Der makroskopische und mikroskopische Vergleich der Funde mit Eiern heutiger Vögel im Naturhistorischen Museum Braunschweig und in der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erlaubte bislang die Bestimmung von fünf hervorragend erhaltenen Fragmenten: Eines zeigte eine sehr gute Übereinstimmung mit den Eierschalen des Kranichs (Grus grus), ein weiteres Fragment kann einer Ente (vermutlich Stockente, Anas platyrhynchos) zugewiesen werden. Drei weitere Bruchstücke finden ihre beste Entsprechung in den Eiern heutiger Singschwäne (Cygnus cygnus). Diese Vögel brüten heute in der Regel in subarktisch-kühlen Regionen wie Island, Skandinavien und Sibirien. Hier ist die Landschaft von einer niedrigen Vegetation geprägt, und die Temperaturen sind um einige Grad niedriger als in Mitteleuropa.

Die Eierschalen werfen die Frage auf, ob neben Pferdefleisch nicht auch Vogeleier jeweils im Frühjahr von Ende März bis Mai eine wichtige Nahrungsquelle der Jäger und Sammler bildeten. Sie könnten ein weiterer Grund dafür gewesen sein, dass Menschen das Seeufer aufsuchten.

Kontakt:
Professor Nicholas J. Conard Ph.D.
Universität Tübingen
Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters
Telefon: +49 7071 29-72416
E-Mail: nicholas.conard@uni-tuebingen.de

Dr. Jordi Serangeli (wiss. Grabungsleiter)
Universität Tübingen
c/o paläon GmbH – Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere
Paläon 1
38364 Schöningen
Telefon: +49 178 9219630
E-Mail: jordi.serangeli@uni-tuebingen.de

Professor Dr. Thomas Terberger
Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege
Scharnhorststraße 1
30175 Hannover
Telefon: +49 511 9255208
E-Mail: thomas.terberger@nld.niedersachsen.de

Dr. Frank D. Steinheimer
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Zentralmagazin Naturwissenschaftliche Sammlungen
Domplatz 4
06108 Halle (Saale)
Telefon: +49 345 55 21437
E-Mail: Frank.Steinheimer[at]zns.uni-halle.de

Dr. Florian Westphal (Geschäftsführer der paläon)
paläon GmbH – Forschungs- und Erlebniszentrum Schöninger Speere
Paläon 1
38364 Schöningen
Telefon: +49 5352 96914
E-Mail: westphal@palaeon.de

Quelle: idw

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Feinstaub: ultrafeine Partikel beeinflussen Herzfunktion

Dr. Nadja Becker Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Gesundheitsschädigende Effekte durch Feinstaub sind schon länger bekannt. Für die Herzfunktion scheinen zusätzlich ultrafeine Partikel eine bedeutende Rolle zu spielen – auch wenn man ihnen nur wenige Minuten ausgesetzt ist, wie Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München nun nachweisen konnten. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift ‚ Particle & Fibre Toxicology‘ publiziert.

Unter Feinstaub fasst man alle Staubpartikel mit einem Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer (PM10) zusammen. Darin unterscheidet man nochmals feine Partikel, die kleiner als 2.5 Mikrometer (PM2.5) im Durchmesser und damit lungengängig sind und ultrafeine Partikel mit weniger als 0,1 Mikrometern (100 Nanometer) Durchmesser, die auch in die Blutbahn gelangen können.

Am Helmholtz Zentrum München untersuchte das Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Annette Peters, Leiterin des Forschungsbereichs Epidemiologie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD), und Dr. Alexandra Schneider gemeinsam mit Kollegen der Universität Rochester (USA) nun die speziellen Auswirkungen von ultrafeinen Partikeln auf das Herz. Dazu statteten sie 64 Studienteilnehmer mit Messgeräten aus, die während der alltäglichen Aktivität sowohl die Partikelanzahlkonzentrationen, als auch die Herzaktivität (EKG, Elektrokardiogramm) aufzeichneten. Zusätzlich wurden Daten von Feinstaub-Messstationen im städtischen Hintergrund herangezogen. Die ausgewählten Probanden litten alle unter erhöhten Blutzuckerwerten bzw. Typ-2-Diabetes.

Ultrafeine Partikel führen nach wenigen Minuten zu veränderter Herzratenvariabilität
„Erhöhte Konzentrationen von ultrafeinen Partikeln, z.B. in dichtem Straßenverkehr, führten bereits nach fünf Minuten bei den Probanden zu einer veränderten Herzratenvariabilität*“, berichtet Studienleiterin Peters. „Zudem konnten wir bereits bekannte Effekte bestätigen, etwa dass feine Partikel auf Stundenebene sowie Lärm mit einer eingeschränkten Herzfunktion assoziiert sind.“

Für Feinstaub bzw. feine Partikel konnten gesundheitsschädigende Wirkungen bereits in anderen Studien nachgewiesen werden. In der vorliegenden Studie treten sie unterhalb der bereits seit etwa zehn Jahren in der EU geltenden Grenzwerte auf. Die Rolle der ultrafeinen Partikel ist allerdings unklar: Wissenschaftler gehen von zusätzlichen gesundheitsgefährdenden Auswirkungen aus – Grenzwerte gibt es bislang aber nicht.

Gesundheitliche Risiken – Forderung nach Grenzwerten
„Die Ergebnisse sind alarmierend, da ultrafeine Partikel in unser aller Umwelt vorkommen und gesundheitliche Risiken bergen – insbesondere für Menschen, die bereits ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen tragen, wie die in der Studie gewählten Diabetiker“, so Peters. „Wir hoffen, mit unseren Daten die Forderungen nach Grenzwerten und künftigen Umweltstandards untermauern zu können.“

Lesen Sie hier mehr zu wissenschaftlichen Ergebnissen zu den gesundheitlichen Folgen von Feinstaub und Lärm:

Feinstaubbelastung führt zu erhöhtem Herzinfarkt-Risiko, Ergebnisse der ESCAPE-Studie, Pressemitteilung des Helmholtz Zentrums München vom 22.01.2014: http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/pressemitteilungen/2014/pressemitteil…

Alltagslärm beeinflusst die Herzratenvariabilität, Pressemitteilung des Helmholtz Zentrums München vom 02.05.2013: http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/pressemitteilungen/2013/pressemitteil…

Weitere Informationen
* Die Herzratenvariabilität beschreibt die Anpassungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems an aktuelle Erfordernisse und wird durch das autonome Nervensystem gesteuert.

Original-Publikation:
Peters, A. et al. (2015), Elevated particle number concentrations induce immediate changes in heart rate variability: a panel study in individuals with impaired glucose metabolism or diabetes, Particle & Fibre Toxicology, doi: 10.1186/s12989-015-0083-7

Link zur Fachpublikation: http://www.particleandfibretoxicology.com/content/12/1/7

Zum Blog-Beitrag „Air pollution could exacerbate cardiovascular disease in diabetes patients“ bei BioMed Central: http://blogs.biomedcentral.com/on-health/2015/03/30/air-pollution-exacerbate-car…

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. Das Helmholtz Zentrum München ist Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung e.V. www.helmholtz-muenchen.de

Weitere Informationen:
http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/artic…

Quelle: idw

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Fortbildungstag: Methoden und Trends in der Wasserbehandlung

Dr. Christine Dillmann Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

Der Fortbildungstag am 26. Juni 2015 in Frankfurt im DECHEMA-Haus, Theodor-Heuss-Allee 25, informiert über Vorkommen, Umweltrelevanz und Nachweis pharmazeutischer und industrieller Spurenstoffe. Dabei stehen praxisnahe Fragestellungen im Mittelpunkt. Renommierte Experten aus Industrie, Hochschulen und Forschungsinstituten berichten über neueste Erkenntnisse und stellen innovative Lösungsansätze vor.

Diese Veranstaltung wendet sich an Hersteller und Anwender von Wasserbehandlungssystemen, an Wasserversorger sowie an Behörden und Hochschulen.

Anthropogene Spurenstoffe, z. B. Pharmazeutika, Industriechemikalien, Körperpflegemittel, etc., sind vielfach im Wasser in geringen Konzentrationen nachweisbar und im Klärwerk meist schlecht abbaubar. Wenig bekannt sind die Auswirkungen dieser Stoffe auf Mensch und Umwelt.

In einer Reihe von aktuellen Forschungsprojekten wurden neue Erkenntnise zur Risikobewertung gewonnen und innovative Technologien zur Eliminierung von Spurenstoffen erprobt. Sie werden auf diesem Fortbildungstag vorgestellt und diskutiert.

Anmeldung und weitere Informationen:
DECHEMA-Forschungsinstitut,
Tel.: (0 69) 75 64-253, -202, Fax: (0 69) 75 64-414
E-Mail: kurse@dechema.de

Weitere Informationen:
http://dechema-dfi.de/weiterbildung – Anmeldung und weitere Informationen

Quelle: idw

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Klimawandel: Bakterien spielen wichtige Rolle für langfristige Bindung von Kohlendioxid im Meer

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Leipzig, Columbia (SC), München. In den Ozeanen ist eine Vielzahl organischer Substanzen gelöst. Ein Großteil ist gegenüber bakteriellen Abbauprozessen stabil und im Mittel mehrere tausend Jahre alt. In ihnen ist ähnlich viel Kohlen-stoff gebunden wie im Kohlenstoffdioxid (CO2) der Atmosphäre. Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der University of South Caro-lina und des Helmholtz-Zentrums München fanden in ihrer in Nature Communi-cations veröffentlichten Studie Antworten auf die Frage nach der Herkunft die-ser extrem langlebigen Substanzen.

In Wasser gelöstes organisches Material (engl.: dissolved organic matter, DOM) ist eine hochkomplexe Mischung verschiedenster kohlenstoffhaltiger Substanzen, die beispielsweise aus Stoffwechsel- oder Ausscheidungsprodukten von Organismen oder durch bakterielle Abbauprozesse entstanden sind. Ein Teil des DOM kann durch Bakterien verwertet werden und wird vollständig abgebaut. Der darin enthaltene Kohlenstoff entweicht dann früher oder später wieder in Form von Kohlendioxid in die Atmosphäre. Der Großteil des im Meer befindlichen DOM aber – und das sind mehr als 90 Prozent – ist extrem stabil und kann im Mittel 4.000 bis 6.000 Jahre alt sein. „Bakterien besitzen ein riesiges Repertoire an Abbaumechanismen, um organisches Material zu zerlegen und als Energiequelle zu nutzen“, sagt Dr. Oliver Lechtenfeld vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), der die Studie an der University of South Carolina durchgeführt hat. „Es ist schon bemerkenswert, dass solch riesige Mengen an DOM im Ozean scheinbar nicht abgebaut werden können. Und es stellt sich die Frage: Wo kommt das langlebige DOM eigentlich her?“

Aus Studien ist bekannt, dass Bakterien in Laborversuchen DOM produzieren, das über ein Jahr stabil sein kann. Lechtenfeld: „Wir wollten herausfinden, ob das von Bakterien im Labor produzierte DOM chemisch mit dem in der Natur vorkommenden langlebigen DOM vergleichbar ist.“ Für ihre Untersuchungen gaben die Forscher Bakterien aus dem Meer in künstlich hergestelltes Meerwasser, um sicherzustellen, dass das Wasser zu Beginn des Versuchs DOM-frei ist. Ernährt wurden die Bakte-rien mit einer genau bekannten Kohlenstoffquelle. „Auf diese Weise wussten wir, dass das DOM, das wir messen würden, auch tatsächlich von den Bakterien produ-ziert wurde“, erklärt Lechtenfeld.

Nach vier Wochen wurde das bakteriell hergestellte DOM in den Proben mit hochauflösenden chemischen Methoden – der Kernspinresonanz-Spektroskopie und der ultrahochauflösenden Massenspektrometrie – analysiert, und mit dem DOM verglichen, das in natürlichem Meerwasser zu finden ist. „Das Ergebnis war verblüffend: Die Bakterien hatten bereits nach kurzer Zeit ein komplexes DOM produziert, dessen chemische Zusammensetzung dem in der Natur schon sehr ähnlich war. Wir gehen davon aus, dass es sich bei den Molekülen um Stoffwechselprodukte der Bakterien handelt“, sagt Dr. Ronald Benner von der University of South Carolina. „Und viele der molekularen Eigenschaften langlebiger Substanzen im Meer waren auch schon in unserem Laborversuch nachweisbar.“

Die Forscher bekamen somit eine Antwort auf die Frage nach der Herkunft des langlebigen DOM: „Es scheinen also ganz offensichtlich Bakterien daran beteiligt zu sein, dass ein Teil des atmosphärischen Kohlenstoffs langfristig im Meer verbleibt“, sagt Dr. Norbert Hertkorn vom Helmholtz-Zentrum München. „Der Prozentsatz der langlebigen Substanzen war in unserem Experiment zwar gering, doch durch ihre Langlebigkeit reichern sie sich natürlich mit der Zeit im Meer an. Auf diese Weise tragen Bakterien effektiv zur Kohlenstoffspeicherung im Ozean bei und spielen eine wichtige und bisher unterschätzte Rolle für unser Klima.“

In weiteren Untersuchungen möchte UFZ-Forscher Oliver Lechtenfeld herausfinden, welche chemischen Strukturen oder Mechanismen dafür verantwortlich sind, dass Bakterien die langlebigen Substanzen nicht abbauen können. Dabei wird sich sein Blickfeld auf das Ökosystem Boden erweitern: „Man weiß noch wenig darüber, welche Prozesse im Boden für die Bindung von Kohlenstoff in Form langlebiger organischer Moleküle verantwortlich sind. Das ist aber ein wichtiger Aspekt unter anderem für die Landwirtschaft oder die Trinkwasseraufbereitung. Denn seit einigen Jahren werden erhöhte DOM-Konzentrationen im Einzugsgebiet von Talsperren gemessen“, sagt Lechtenfeld. „Wie sich der Klimawandel mit steigenden Durchschnittstemperaturen und veränderten Niederschlägen auf die Zusammensetzung bakterieller Gemein-schaften im Meer und im Boden und deren Fähigkeit, Kohlenstoff zu binden auswirken wird, bedarf ebenfalls noch intensiver Forschung.“

Publikation:
Oliver J. Lechtenfeld, Norbert Hertkorn, Yuan Shen, Matthias Witt & Ronald Benner (2015): Marine sequestration of carbon in bacterial metabolites. Nature Communica-tions 6:6711, http://dx.doi.org/10.1038/ncomms7711

Weiterführende Informationen:
Dr. Oliver Lechtenfeld
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Department Analytik
Telefon: +49(341)235-1020
E-mail: oliver.lechtenfeld@ufz.de

oder über:
Tilo Arnhold, Susanne Hufe (UFZ-Pressestelle)
Telefon: +49-(0)341-235-1635, -1630
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Weiterführende Links:
Wieso steigt die Konzentration an Huminstoffen in den Talsperren? Pressemitteilung vom 20.03.2013: http://www.ufz.de/index.php?de=31449

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderun-gen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnolo-gien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfris-tig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg mehr als 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert. http://www.ufz.de/

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spit-zenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesund-heit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbei-tern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894). http://www.helmholtz.de/

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=33696

Quelle: idw

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Orange oder Orangensaft: Was ist gesünder?

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Wissenschaftliche Studie der Universität Hohenheim zeigt: Nährstoffe werden aus Orangensaft besser vom Körper aufgenommen als aus der Frucht.

Der menschliche Körper kann die wertvollen Nährstoffe der Orange möglicherweise wesentlich besser aus Saft als aus frischen Früchten aufnehmen. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der Universität Hohenheim bei einer kürzlich im Journal of Agricultural and Food Chemistry veröffentlichten Studie. Damit widersprechen sie der Ansicht einiger Kritiker, die Orangensaft aufgrund des Zuckergehaltes für ebenso ungesund einschätzen wie Cola.

Die Orange ist seit langem wegen ihres hohen Gehaltes an gesundheitlich förderlichen Nährstoffen beliebt. Neben einer hohen Konzentration an Vitamin C verfügt sie über eine Vielfalt an Carotinoiden und Flavonoiden, die das Risiko für bestimmte Krebs- oder Herzkreislauferkrankungen senken können.
Gegenüber der Frucht genießt der Orangensaft jedoch aufgrund seines relativ hohen natürlichen Zuckergehaltes neuerdings keinen guten Ruf. Für viele Ernährungsberater ist Zucker in Lebensmitteln ein grundsätzliches Übel. Sie raten daher anstelle von gepresstem Orangensaft eher zum Verzehr von Orangen. In England wurde sogar eine „Strafsteuer“ auf alle Fruchtsäfte vorgeschlagen und Orangensäfte als „Junkfood“ aus einigen Kindergärten verbannt.
Eine Studie der Universität Hohenheim widerlegt nun die Vorbehalte gegenüber Orangensaft. Ihre Ergebnisse zeigen, dass der Körper die Nährstoffe aus dem Saft potentiell besser aufnehmen kann als aus der Frucht selbst, sagt Prof. Dr. Dr. Reinhold Carle, Inhaber des Lehrstuhls für Technologie und Analytik pflanzlicher Lebensmittel und Initiator der Studie.
„Zwar werden die Carotinoid- und Vitamin C-Gehalte bei der Saftherstellung geringfügig vermindert“, sagt Prof. Carle. „Gleichzeitig aber nimmt die Freisetzung dieser Inhaltsstoffe und somit der Anteil, den der Körper aufnehmen und verwerten kann, um ein Vielfaches zu.“

In vitro-Modell simuliert Verdauungsprozess des menschlichen Körpers
Für die Studie stellte der Doktorand Julian Aschoff Saft aus einer der beliebtesten Orangensorten her: der Navel-Orange. „Wir haben sowohl Frischsaft, gewöhnlichen Direktsaft, als auch einen flash-pasteurisierten Saft hergestellt. Letzterer wird in Supermärkten oft gekühlt als „Premiumsaft“ verkauft so Aschoff zum Aufbau der Studie. „Die Freisetzung der Nährstoffe aus diesen drei Säften haben wir dann mit der aus der Frucht verglichen.“
Das Team um Prof. Carle benutzte hierfür ein in vitro-Modell des menschlichen Verdauungstraktes, einem weltweit üblichen Standardverfahren zur Bestimmung der Freisetzung von Nährstoffen aus Lebensmitteln, so Aschoff weiter: „Mit einem in vitro-Modell simulieren Forscher die Prozesse im menschlichen Körper. Wir schufen so im Reagenzglas nacheinander die gleichen Bedingungen wie sie im Mund, Magen und Dünndarm bei der Verdauung von Orangen und Orangensaft herrschen.“
Neben dem Nachahmen des menschlichen Kaueffekts, um die Früchte zu zerkleinern, gaben die Wissenschaftler auch Speichel, Verdauungsenzyme und Gallenflüssigkeit hinzu, modellierten die Bewegungen der Lebensmittel im Magen-Darm-Trakt und führten die Untersuchungen bei Körpertemperatur durch. Das Ganze geschah ausschließlich im Dunkeln, erklärt Aschoff, damit lichtempfindliche Inhaltsstoffe erhalten bleiben.

Nährstoffe aus Saft besser verfügbar als aus der Frucht
Die Freisetzung der Carotinoide, die als Provitamin-A eine wichtige Rolle im menschlichen Körper spielen, stieg von 11% in der Frucht auf über 28% im Frischsaft und bis zu 40% im pasteurisierten Saft. Damit sind Carotinoide aus dem Saft potentiell 4-fach besser bioverfügbar als aus der Frucht.
„Nimmt man die Ergebnisse aus unserer Publikation, ist Orangensaft die bessere Quelle für Carotinoide als die Frucht an sich“, so das Fazit von Aschoff. „Die Inhaltsstoffe im Saft werden bei der Pasteurisierung besser freigesetzt als beim Verzehr der ganzen Frucht und können so vom Körper besser aufgenommen und verstoffwechselt werden. Eine eben abgeschlossene Humanstudie bestätigt die Ergebnisse unserer Modellversuche.“

Von Nektar wird abgeraten
Egal, ob der Verbraucher nun den Frischsaft, den Direktsaft oder den Saft aus Konzentrat bevorzugt – sie alle seien maßvoll konsumiert gesund und zu empfehlen. „Da der Obst- und Gemüseverzehr in Deutschland weit unter den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt, kann der Konsum von Orangensaft zu einer gesunden Ernährung beitragen“, so Prof. Carle. Nur von einem rät der Experte der Universität Hohenheim ab: Orangennektar.
„Der Begriff Nektar hört sich zwar gut an und suggeriert, dass es als „Trank der Götter“ ein besonders hochwertiges Produkt sei“, so Prof. Dr. Carle. „In Wirklichkeit wird Nektar aber zur Hälfte mit Wasser gemischt und dann mit Zucker angereichert, damit er genauso süß ist wie ein Saft.“ Am Ende enthält er zwar genauso viel Zucker wie ein Orangensaft – aber nur die Hälfe der Vitamine.
„Wer sich gesund ernähren will, sollte die Finger besser von Orangen-, Apfel- und Ananasnektar lassen. Nektare haben nur dann eine Berechtigung, wenn 100%-Säfte aufgrund des hohen Säuregehalts der Frucht (z. B. Sauerkirsche und Johannisbeere) oder ihrer Zähflüssigkeit (z. B. Banane und Aprikose) als solche nicht genießbar sind.“
Text: C. Schmid / Klebs

Quelle: idw

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Sturm Niklas – Spitzenböen zwischen „Lothar“ und „Kyrill“

Johann Seidl Öffentlichkeitsarbeit, Presse und Medien
Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

Am 31. März 2015 traf mit Niklas einer der heftigsten Märzstürme der letzten 30 Jahre ganz Deutschland. Ursache: Einem kräftigen Hoch mit Zentrum zwischen den Azoren und der Iberischen Halbinsel stand eine ausgeprägte und großräumige Tiefdruckzone von Grönland bis zum Baltikum gegenüber.
Die Waldklimastationen der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) lieferten interessante Vergleichsdaten zu den Orkanen „Lothar“ und „Kyrill“.

Das Sturmfeld erfasste am Morgen zunächst den Nordwesten Deutschlands, nachmittags erreichte das Zentrum auch den Nordosten. Eine Besonderheit war, dass auch der Süden und damit Bayern stark betroffen war. Hier traf es durch den sogenannten „Leitplankeneffekt“ besonders den Voralpenbereich und die Alpen. Bei westlichen bis nordwestlichen Winden wirken die Alpen als Barriere, kanalisieren und verstärken damit die Winde in eine östliche Richtung.

Als höchste Böenspitzengeschwindigkeit wurde auf der Zugspitze 192 km/h gemessen. Allgemein lässt sich sagen, dass in tiefen Lagen verbreitet Böen der Stärke 8 bis 10, zeitweise auch 11 und vereinzelt 12 auftraten, wobei Orkanstärke meist immer auf exponierten Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen erreicht wurde.

Wie die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) meldet, reichten die ge-messenen maximalen Böenspitzen an den bayerischen Waldklimastationen (WKS) zum Glück nicht daran heran. An diesen Umweltbeobachtungsstationen werden rund um die Uhr Daten über den Zustand unserer Wälder erhoben.
An diesen Stationen wird der Wind zwar durch die umgebenden Wälder im Vergleich zur Situation auf dem offenen Feld gebremst. Aber auch gebremst wurde an der WKS Kreuth noch als Spitzenwert 122 km/h gemessen. Sichtbar wird im Mittel der betrachteten Waldklimastationen, dass Niklas stärker war als „Lothar“ 1999 und etwas schwächer als „Kyrill“ 2007.

Quelle: idw

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Beim Sport umgeknickt? Sprunggelenksverletzung mit Ultraschall abklären

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

Berlin – Etwa jede vierte Verletzung im Sport betrifft das Sprunggelenk. Vor allem beim Ballsport, aber auch beim Tennis oder Laufen kommt es häufig vor, dass Sportler mit dem Fuß umknicken und sich so ein Band zerren oder gar einen Bänderriss zuziehen. Welche Schäden genau im Gelenk entstanden sind, kann der Orthopäde oder Unfallchirurg mittels Ultraschall abklären. Ergänzend oder auch alternativ zu Röntgen und Magnetresonanztomografie (MRT) liefere die Sonografie bei Sprunggelenksverletzungen entscheidende Informationen, betont die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM).

Das schöne Frühlingswetter lockt viele wieder zum Sport. Doch gerade untrainiert ist es schnell passiert: Schon eine kleine Wurzel oder eine Bordsteinkante reicht aus, um mit dem Fuß umzuknicken. „Wer danach stärkere, anhaltende Schmerzen empfindet, sollte den Schuh ausziehen, den Fuß hochlegen, kühlen und einen Kompressionsverband anlegen“, rät Dr. med. Hartmut Gaulrapp, Leiter einer orthopädischen Facharztpraxis in München. Anschließend sollte baldmöglichst eine Ultraschalluntersuchung erfolgen, empfiehlt der DEGUM-Kursleiter. Trotz Schwellung und Schmerzen sei die sonografische Abklärung auch bei einer frischen Verletzung möglich, betont der Experte: „In der Regel bereitet dies dem Patienten keine nennenswerten Beschwerden.“ Von einem erfahrenen, DEGUM-zertifizierten Untersucher mit entsprechender Sachkenntnis durchgeführt, mache die Sonografie eine Röntgenaufnahme häufig verzichtbar. „Ich empfehle nur dann eine Röntgenuntersuchung, wenn der Verdacht auf einen Knochenbruch vorliegt“, so Gaulrapp. „Gerade auch bei Kindern und Jugendlichen sollten wir die strahlenfreie Alternative mittels Ultraschall wählen, wann immer dies möglich ist“, so der stellvertretende Leiter des DEGUM-Arbeitskreises Bewegungsorgane.

Neben den Verletzungen der Bänder selbst, erkennt der Arzt im Ultraschall auch Blutergüsse oder knöcherne Bandausrisse. Dabei reißen kleine Teile des Knochens an der Ansatzstelle zum Band aus. „Das Besondere ist, dass es sich beim Gelenkultraschall um eine dynamische Untersuchung handelt“, erklärt Gaulrapp. Während er mit der einen Hand den Schallkopf führt, drückt er mit der anderen das Schienbein nach unten. Dies macht den Bänderriss und das Ausmaß der Instabilität gut sichtbar: Schieben sich Fersenbein und Sprungbein dabei um zwei Millimeter oder mehr vor, ist das ein klarer Hinweis darauf, dass die Bänder überdehnt sind und das Gelenk nicht ausreichend stabilisieren können. Eine solche „Instabilität“ kann den Patienten auch nach Ausheilung der Verletzung langfristig beeinträchtigen. „In bis zu 20 Prozent der Fälle bleibt das Gelenk chronisch instabil, was das Risiko für erneute Verletzungen des Sprunggelenks erhöht“, sagt Gaulrapp. Betroffene knicken häufiger um und fühlen sich beim Laufen nicht mehr sicher. „Zur Beurteilung sollte unbedingt eine abschließende Ultraschallkontrolle und gegebenenfalls eine Therapie erfolgen“, empfiehlt Gaulrapp.

Auch andere Erkrankungen von Fuß und Sprunggelenk erkennt der Arzt mit Hilfe von Ultraschall, etwa Rheuma, Gicht oder Arthrose, also den altersbedingten Knorpelabrieb der Gelenke. „Eine große Erleichterung bietet die sonografische Bildgebung auch bei Injektionen und Punktionen, bei der Entnahme von Gewebeproben oder von Metallteilen wie Schrauben und Schienen, die wir nach verheilten Brüchen wieder entfernen“, berichtet Gaulrapp. Um den Ultraschall erfolgreich einzusetzen, sei in jedem Fall Sachkenntnis und Erfahrung nötig. „Die DEGUM bietet Seminare und Kurse an, in denen Ärzte sich weiterbilden und qualifizieren können. Ich kann nur jedem empfehlen, diese Möglichkeit in seinem jeweiligen Fachgebiet zu nutzen“, sagt Gaulrapp. Patienten finden DEGUM-qualifizierte Ärzte im Internet unter: http://www.degum.de.

Literatur:
Sonographische Diagnostik an Sprunggelenk und Fuß
Dr. med. Hartmut Gaulrapp, Orthopädie & Rheuma 12/2014, S.37-41

Die DEGUM:
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint mehr als 9 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: http://www.degum.de

Quelle: idw

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Strom der Zukunft „wächst“ auf Bäumen

Katharina Thehos Pressestelle
Technische Universität Chemnitz

Professur Printmedientechnik der TU Chemnitz präsentiert deutsch-indische Forschungsergebnisse in Form eines Solarbaumes auf der Hannover Messe 2015

Die Professur Printmedientechnik der Technischen Universität Chemnitz präsentierte vom 13. bis 17. April 2015 Ergebnisse des deutsch-indischen Forschungsprojektes „Flexible printed integrated disposable electronics“, kurz „FLEXIPRIDE“, auf dem Gemeinschaftsstand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) auf der Hannover Messe. Im Rahmen der neuen Hightech-Strategie des BMBF wurde das Projekt für die Teilnahme am Gemeinschaftsstand (Halle 2, Stand B22) ausgewählt, der unter dem Motto „Von der Idee zur Innovation“ steht.

Im Projekt „FLEXIPRIDE“ wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Solarzellen günstig, schnell und in großer Menge mit Hilfe eines Massendruckverfahrens herstellen lassen. Die flexiblen Papiersolarzellen können zum Beispiel in Schwellenländern eingesetzt werden, um in ländlichen Gebieten eine Stromversorgung zu ermöglichen. Beispielhaft demonstriert dies der Solarbaum, der mit einer neuen Generation der Papiersolarzellen ausgestattet wurde und nun mehr Leistung erbringt. „Mit der von circa 500 `Blättern´ erzeugten Energie lässt sich ein E-Paper-Display betreiben. Auch Smartphones können am Solarbaum aufgeladen werden“, erklärt Prof. Dr. Arved Hübler, Inhaber der Professur Printmedientechnik.

Das Projekt wird vom Indo-German Science & Technology Centre (IGSTC) noch bis Ende Juli 2015 gefördert. Bei der Umsetzung war neben der Professur Printmedientechnik auf deutscher Seite noch das Unternehmen Chromasens GmbH (Konstanz) beteiligt. Auf indischer Seite wirkten das IIT Kanpur sowie die Anil Printers Ltd. an den Forschungsarbeiten mit.

Weitere Informationen:
http://www.pppv.de

Kontakt:
Tino Zillger, Projektleiter FLEXIPRIDE, Telefon 0371 531-35646, E-Mail tino.zillger@mb.tu-chemnitz.de

Quelle: idw

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Frauen arbeiten im Durchschnitt 23 Prozent kürzer als Männer

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Wöchentlicher „Gender Time Gap“ konstant hoch

Frauen arbeiten im Durchschnitt pro Woche neun Stunden kürzer als Männer in einem bezahlten Job (30,3 Stunden im Vergleich zu 39,6 Stunden). Dieser Arbeitszeitunterschied von insgesamt 23 Prozent in Deutschland ist zurückzuführen auf die ungleiche Verteilung von Frauen und Männern auf die einzelnen Arbeitszeitgruppen. Seit Anfang der 1990er Jahre ist der „Gender Time Gap“ bei der Erwerbsarbeit deutlich gewachsen: Während die durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeiten der Männer nur geringfügig (um 1,6 Stunden oder 4 Prozent) gesunken sind, haben die der Frauen kräftig abgenommen (-4,1 Stunden oder 12 Prozent). Wichtigster Grund dafür: Heute gehen deutlich mehr Frauen einer Erwerbstätigkeit nach, die meisten zusätzlichen Stellen waren allerdings Teilzeitjobs. In den letzten Jahren ist der Arbeitszeitunterschied relativ konstant auf diesem hohen Niveau geblieben. Das zeigt ein aktueller Report des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.* Die WSI-Forscherinnen Dr. Christina Klenner und Sarah Lillemeier haben darin das neueste verfügbare Datenmaterial aus dem WSI-GenderDatenPortal gebündelt. Diese Online-Plattform liefert umfassende geschlechtsspezifische Informationen rund um Arbeitsleben, soziale Sicherung, Bildung und Gesundheit.**

Der Großteil der Männer (64 Prozent ) arbeitet in einer „Normalarbeitszeit“ zwischen 36 und 40 Stunden die Woche. Ein weiteres Fünftel arbeitet länger als 40 Stunden. Frauen hingegen verteilen sich wesentlich heterogener auf die einzelnen Arbeitszeitgruppen. Es gibt kaum eine Arbeitszeitdauer, die für Frauen als normal gelten kann. Nur vier von zehn Frauen arbeiten im Vollzeitbereich zwischen 36 und 40 Stunden die Woche, weitere sieben Prozent noch länger. Immer häufiger finden sich Frauen in den Arbeitszeitgruppen im Teilzeitbereich mit entsprechend geringeren Einkommenschancen. Insbesondere von Bedeutung sind die Gruppen zwischen 15 und 30 Arbeitsstunden die Woche (33 Prozent). Aber auch sehr kurze Arbeitszeiten unter 15 Stunden, die in der Regel kein existenzsicherndes Einkommen garantieren, haben nach der WSI-Analyse vor allem für Frauen an Bedeutung gewonnen (1991: 7 Prozent; 2013: 14 Prozent).

Besonders groß sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede, wenn Kinder im Haushalt leben. Teilzeit als Instrument zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie werde derzeit entsprechend der traditionellen Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern hauptsächlich von Frauen genutzt, so die WSI-Forscherinnen. Die Teilzeitquote von Müttern beträgt aktuell 70 Prozent. Damit fällt sie doppelt so hoch aus wie die Teilzeitquote der Frauen ohne Kinder. Der Vergleich von Männern und Vätern zeigt dagegen ein anderes Bild: Väter arbeiten seltener in Teilzeit (6 Prozent) als Männer ohne Kinder (10 Prozent).

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Christina Klenner
WSI-Genderexpertin
Tel.: 0211-7778-231
E-Mail: Christina-Klenner@boeckler.de

Sarah Lillemeier
WSI
Tel.: 0211-7778-574
E-Mail: Sarah-Lillemeier@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_22_2015.pdf – *Christina Klenner, Sarah Lillemeier: Gender News: Große Unterschiede in den Arbeitszeiten von Frauen und Männern.
http://www.wsi.de/genderdatenportal – **Startseite des GenderDatenPortals
http://www.boeckler.de/wsi_51968.htm – Übersichtsseite Arbeitszeiten

Quelle: idw

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Golfstromsystem verliert an Kraft – Klimawandel im Verdacht

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Wie eine gewaltige Umwälzpumpe transportieren Strömungen des Atlantiks warmes Wasser in den Norden und kaltes Wasser in den Süden. Teil dieses Strömungssystems ist auch der Golfstrom, der für das meist milde Klima im Nordwesten Europas sorgt. Jetzt haben Forscher Belege dafür entdeckt, dass diese riesige Meeresströmung schwächer wird. Beobachtungen weisen darauf hin, dass die Umwälzung in den letzten Jahrzehnten langsamer war als jemals zuvor im vergangenen Jahrhundert, wahrscheinlich sogar im vergangenen Jahrtausend. Zu dieser Abschwächung hat offenbar die zunehmende Eisschmelze auf Grönland beigetragen, die durch den mensch-gemachten Klimawandel verursacht wird.

Eine weitere Verlangsamung der Strömung könnte nicht nur Folgen haben für marine Ökosysteme, sondern auch für den Meeresspiegel und das Wetter in den USA und Europa.
„Verblüffenderweise hat sich trotz fortschreitender globaler Erwärmung ein Teil des nördlichen Atlantik in den letzten hundert Jahren abgekühlt“, sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Leit-Autor der in Nature Climate Change erscheinenden Studie. Frühere Forschung hatte bereits Hinweise darauf gegeben, dass eine Abschwächung der großen Umwälzströmung im Atlantik, die so genannte Atlantic Meridional Overturning Circulation, hierfür verantwortlich sein könnte. „Jetzt haben wir starke Belege dafür gefunden, dass dieses atlantische Förderband sich in den vergangenen hundert Jahren tatsächlich verlangsamt hat, besonders seit 1970″, so Rahmstorf.

Weil es keine langen Strömungs-Messreihen gibt, haben die Wissenschaftler vor allem Temperaturdaten von der Wasseroberfläche untersucht, um Informationen über die Strömungen zu erhalten. Dabei nutzen sie den Umstand, dass die Meeresströmungen die wichtigste Ursache für Temperaturveränderungen im Nordatlantik sind. Aus so genannten Proxy-Daten – ermittelt aus Eisbohrkernen, Baumringen, Korallen sowie den Ablagerungen auf dem Boden von Seen und Ozeanen – können die Temperaturen über mehr als ein Jahrtausend zurück rekonstruiert werden. Die jüngsten Veränderungen sind seit dem Jahr 900 nie zuvor aufgetreten, was nahelegt, dass sie im Zusammenhang stehen mit der weltweiten vom Menschen verursachten Erwärmung.

**„Das Schmelzen von Grönlands Eis stört wahrscheinlich die Strömung“**
Die große Umwälzung im Atlantik wird angetrieben von Unterschieden in der Dichte des Meerwassers. Von Süden fließt warmes und daher leichteres Wasser nach Norden, wo das kalte und daher schwerere Wasser in tiefere Ozeanschichten absinkt und sich wieder südwärts bewegt. „Jetzt aber stört wahrscheinlich das vom schmelzenden grönländischen Eis einströmende Süßwasser die natürliche Umwälzung im Atlantik“, sagt Ko-Autor Jason Box von der Geologischen Forschungsanstalt für Dänemark und Grönland. Das Süßwasser verdünnt das Meerwasser. Weniger salziges Wasser ist weniger dicht und sinkt daher weniger schnell in die Tiefe. „Der vom Menschen ausgelöste Masseverlust des grönländischen Eisschildes scheint den Golfstrom zu verlangsamen – und dieser Effekt könnte noch zunehmen, wenn die weltweiten Temperaturen weiter ansteigen“, erklärt Box.

Die im Nordatlantik beobachtete Abkühlung, genau südlich von Grönland, ist stärker als das, was die meisten Computersimulationen bisher vorausberechnet haben. „Herkömmliche Klimamodelle unterschätzen diese Veränderungen, entweder weil die Atlantikströmung in den Modellen zu stabil ist, oder weil sie das Schmelzen des grönländischen Eises nicht richtig einbeziehen können – oder aus beiden Gründen zusammen“, sagt Ko-Autor Michael Mann von der Pennsylvania State University in den USA. „Erneut zeigen hier Beobachtungsdaten, dass Klimamodelle in mancher Hinsicht immer noch zu konservativ sind, wenn es um das Tempo einiger Veränderungen geht.“

**Keine neue Eiszeit – aber möglicherweise erhebliche Auswirkungen**
Die anhaltende Erwärmung der Landmassen würde durch die Abkühlung über dem Nordatlantik kaum verringert. Die Forscher erwarten keinesfalls eine neue Eiszeit, wenn die große atlantische Umwälzung schwächer wird – die Bilderwelt von Hollywood-Filmen wie „The Day After Tomorrow“ bleibt also wirklichkeitsfern. Allerdings ist klar, dass eine deutliche Veränderung des Golfstromsystems, auch wenn sie sich langsam vollzieht, erhebliche negative Auswirkungen haben könnte.

„Wenn die große Atlantikströmung weiter verlangsamt wird, könnte das massive Folgen haben“, sagt Rahmstorf. „Eine Störung der Strömung würde wahrscheinlich die Ökosysteme des Ozeans stören, und damit auch die Fischerei und die Lebensgrundlagen vieler Menschen an den Küsten. Eine Abschwächung des Golfstroms trägt auch zum regionalen Anstieg des Meeresspiegels bei, dies würde unter anderem Städte wie New York oder Boston betreffen. Temperaturveränderungen in der Region südlich von Grönland können außerdem Wettersysteme auf beiden Seiten des Atlantik beeinflussen, in Nordamerika wie auch in Europa.“

Wenn die Strömung zu schwach wird, könnte sie sogar vollständig zusammenbrechen – die atlantische Umwälzung wird schon lange als mögliches Kipp-Element im Erdsystem betrachtet. Als Kippen wird hierbei eine vergleichsweise rasche und nahezu unumkehrbare Veränderung bezeichnet. Der aktuelle Bericht des Weltklimarats IPCC schätzt, dass die Wahrscheinlichkeit eines solches Umkippens der Strömung noch innerhalb unseres Jahrhunderts bis zu Eins zu Zehn beträgt. Allerdings zeigen Expertenbefragungen, dass viele Experten das Risiko größer einschätzen. Die jetzt veröffentlichte Studie des internationalen Forscherteams um Rahmstorf bietet neue Informationen für eine bessere Abschätzung dieser Gefahr.

Artikel: Rahmstorf, S., Box, J., Feulner, G., Mann, M., Robinson, A., Rutherford, S., Schaffernicht, E. (2015): Evidence for an exceptional 20th-Century slowdown in Atlantic Ocean overturning. Nature Climate Change (online) [DOI:10.1038/nclimate2554]

Weblink zum Artikel sobald er veröffentlicht wird: http://dx.doi.org/10.1038/nclimate2554

Weitere Informationen:

– Weblink zur NASA Animation „The Great Ocean Conveyor Belt“ (herunterladbares Video in dem das System gezeigt wird, in dem nun die Verlangsamung festgestellt wurde): http://pmm.nasa.gov/education/videos/thermohaline-circulation-great-ocean-convey…
– Weblink zu einer Studie über die möglichen Auswirkungen drastischer Veränderungen der thermohalinen Zirkulation: http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10584-009-9561-y
– Weblink zu einer Experten-Abschätzung eines möglichen „Kippens“ der atlantischen Umwälzströmung: http://www.pnas.org/content/early/2009/03/13/0809117106.abstract

Quelle: idw

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Zecken im Garten: Studie belegt Zeckenaktivität auch auf waldfernen Grundstücken

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Universität Hohenheim rät: Auch nach Gartenbesuchen auf Zecken absuchen und impfen lassen / Weitere Gartengrundstücke für Untersuchungen gesucht

Wer seinen Garten betritt, befindet sich im Zeckengebiet: Zu dieser Erkenntnis kommt eine Studie der Universität Hohenheim aus dem Großraum Stuttgart. Betroffen sind nicht nur Natur und Wald nahe Gärten sondern auch stark gepflegte und waldfernere Grundstücke. „Gartenbesucher sollten sich nach einem Gartenaufenthalt auf Zecken absuchen und vor allem in Süd- und Mitteldeutschland auch impfen lassen“, rät Parasitologin Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim. Für künftige Studien sucht die Wissenschaftlerin noch weitere Gartenbesitzer, die ihr Grundstück zweimal im Monat untersuchen lassen.

Zweimal im Monat rückten die Wissenschaftler um Prof. Dr. Mackenstedt mit weißen Flaggen an. In rund 60 Gärten zogen sie die Tücher über Rasen, Rabatten und Hecken, sammelten die Zecken ab und bestimmten die Arten. Im Labor untersuchten sie sie auf Krankheitserreger.
„Gut die Hälfte der Gartenbesitzer beteiligten sich sogar an den Untersuchungen“ berichtet Prof. Dr. Mackenstedt vom großen Interesse in der Bevölkerung. „Manchen mussten wir nur Fragebögen, Zeckengläser und frankierte Briefumschläge stellen und bekamen die gefangenen Zecken zugeschickt.“
Bei jedem Garten notierten die Wissenschaftler den Zustand, die Entfernung zum Wald, die Zahl der Haus- und die gesichteten Wildtiere. Begonnen wurde die Studie im August 2014. Im laufenden Jahr soll sie alle Jahreszeiten umfassen. Dafür sucht die Parasitologin noch weitere Gärten.

Ob hochgepflegt oder naturnah: Zecken gibt es in allen Gärten
Zum Auftakt der Zeckensaison 2015 stellte Prof. Dr. Mackenstedt ihre Ergebnisse vor. „Was uns überraschte: in allen Gärten konnten wir Zecken finden. Manchmal ist auch nur ein einzelner Busch betroffen. Dafür sind aber selbst Gärten betroffen, die sehr gepflegt und mehrere 100 Meter vom Wald entfernt sind.“
Ein Grund für die Verbreitung sind vermutlich Wild- und Haustiere. „Wir fanden Zeckenarten, die hauptsächlich von Vögeln verbreitet werden. Andere legen an Rehe und Füchse geheftet auch weite Strecken zurück“, erklärt die Professorin der Universität Hohenheim auf einer Pressekonferenz.
Ergänzt wird die Gartenuntersuchung durch ein spezielles Projekt des Landes Baden-Württemberg. Seit fast drei Jahren untersucht das Projekt ZUP (Zecken, Umwelt, Pathogene), welchen Einfluss das Habitat und vor allem auch Nagetiere auf die Verbreitung und Krankheitsdurchseuchung von Zecken hat.
Dafür fangen die Wissenschaftler unter anderem Nagetiere, kennzeichnen sie, sammeln Zecken ab und bestimmen die Krankheiten bei Wirt und Parasit. Möglich wurde das ZUP-Projekt durch die Förderung des Umweltministeriums Baden-Württemberg und sein Programm BWPLUS.
„Es zeigt sich, dass die Nagetiere selbst meist immun gegen Hirnhautentzündung und Borreliose sind. Aber sie tragen die Krankheitserreger in sich. Zecken, die deren Blut saugen, nehmen die Erreger mit auf und können dann Menschen infizieren“, erklärt Projektmitarbeiterin Miriam Pfäffle vom Karlsruher Institut für Technologie, KIT.

Ergebnisse im Detail
Als vorläufige Ergebnisse der Pilotstudie fasste Prof. Dr. Mackenstedt zusammen:
• Zecken befinden sich in allen Gärten. Dabei herrscht eine überraschende Vielfalt. Die Forscher fanden bisher drei Arten.
• Je näher am Wald, desto höher ist die Zeckenmenge. Aber auch 500 Meter vom Wald entfernt fanden die Wissenschaftler noch um die 20% des Zeckenanteils von Waldrand-Grundstücken.
• Größte Gefahr für Zecken ist Hitze. Gärten ohne Unterholz mit konstant kurzem Rasen haben weniger Zecken, sind aber auch nicht zeckenfrei.
• Zecken sind nicht gleichmäßig über den Garten verteilt, sondern können sehr kleinräumig vorkommen. In manchen Gärten waren nur einzelne Büsche befallen.
• Neben Erwachsenen Zecken kommen auch Zeckenlarven vor. Dies spricht dafür, dass es sich um etablierte Zeckenpopulationen handelt.
• Vögel sowie größere Wild- und Haustiere verbreiten Zecken wahrscheinlich auch über größere Distanzen. Speziell in Gärten mit Rehen fanden die Forscher immer auch Zecken.
• Vor allem Nagetiere tragen Erreger für Krankheiten wie Hirnhautentzündung und Borreliose in sich. Sie dienen damit als eine Art Krankheitstankstelle, an der sich selbst vorher harmlose Zecken mit Krankheitserregern volltanken.

Zecken bleiben auch für Forscher unberechenbar
Generell zeige die Zeckenforschung, dass die Parasiten ausgesprochen unberechenbar sind. „Alte Weisheiten, zum Beispiel dass Zecken nur im Sommer aktiv sind, gelten nicht mehr. Heute finden wir das ganze Jahr über aktive Zecken“, erklärt Prof. Dr. Mackenstedt.
Mit Blick auf die Hirnhautentzündung FSME zeigten weitere Studien der Parasitologin, dass sich die gefährlichen Gebiete nicht gleichmäßig, sondern wie ein Flickenteppich über Deutschland ziehen. „Wir versuchen, mit erkrankten Menschen in Kontakt zu kommen und rekonstruieren die Orte, an denen sie sich infiziert haben könnten.“

Landesgesundheitsamt rät dringend zur Impfung
Für Dr. Rainer Oehme, der die Durchseuchung der Zecken im Labor bestimmt, liegt die Konsequenz auf der Hand: „Wer sich auch viel in der Natur aufhält, sollte sich gegen Hirnhautentzündung impfen lassen“, rät der Mitarbeiter des Landesgesundheitsamtes in Stuttgart. Dabei sollten sich Kinder wie Erwachsene gleichermaßen schützen.
„In den Risikogebieten liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich bei 1:50 bis 1:100″, zitiert der Wissenschaftler die Fachliteratur. Nach 7 bis 14 Tagen können grippeähnliche Symptome auftreten. Bei leichten Verläufen klagten die Patienten vorwiegend über starke Kopfschmerzen. Bei schwereren Verläufen seien Gehirn und Rückenmark beteiligt.
Zu den schweren Symptomen gehörten Koordinationsstörungen, Lähmungen, Sprach- und Sprechstörungen sowie Bewusstseinsstörungen. Für ca. 1 % der Patienten ende die Krankheit tödlich. Bei älteren Menschen komme es häufiger zu schweren Krankheitsbildern mit zum Teil bleibenden Lähmungserscheinungen. Aber auch Kinder litten selbst nach einem leichteren Verlauf an Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie verminderter Belastbarkeit.
Sei die Krankheit erst einmal ausgebrochen, könnten nur die Symptome therapiert werden. Die Impfung biete dagegen innerhalb weniger Wochen schon einen Schutz und sei für Kinder und Erwachsene gut verträglich. „Die meisten Kinderärzte sind auch bereit, die Eltern gleich mit zu impfen“, berichtet Dr. Oehme.

Weitere Gärten für erweiterte Studie gesucht
Um ihre Studie weiter auszubauen, sucht Prof. Dr. Mackenstedt weitere Gartenbesitzer im Großraum Stuttgart, die bereit sind, ihre Gärten regelmäßig untersuchen zu lassen.
Interessierte Gartenbesitzer wenden sich mit dem Betreff „Gartenstudie 2015″ an gartenzecken@gmx.de.
Weitere Informationen unter www.zecken-im-garten.uni-hohenheim.de.

Zur Person
Zecken sind ein ganz besonderes Forschungsinteresse von Prof. Dr. Ute Mackenstedt. Seit 2012 organisiert sie alle zwei Jahre den Süddeutschen Zeckenkongress. Eigene Untersuchungen befassen sich mit Verbreitung, Überlebensstrategien und biologischen Bekämpfungsmöglichkeiten von Zecken.

Quelle: idw

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Lepra als eine der ältesten Krankheiten der Menschheit identifiziert

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Internationale Genomstudie zeigt, dass verschiedene Erreger vor zehn Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren hatten

Lepra gehört vermutlich zu den ältesten menschlichen Krankheiten überhaupt: Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team um Johannes Krause von der Universität Tübingen, Direktor des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena, und Stewart Cole von der EPFL Lausanne in einer neuen Genomstudie. Die Wissenschaftler haben gemeinsam das Genom des Lepra-Erregers Mycobacterium lepromatosis aus Biopsiegewebe eines mexikanischen Lepromatose-Patienten entschlüsselt. Diese eher seltene, aber häufig aggressivere Form der Lepra kommt heute hauptsächlich bei Bewohnern Mittelamerikas vor. Ihr Erreger gilt als nächster Verwandter des klassischen Lepra-Erregers Mycobacterium leprae: Beide Krankheitserreger verursachen ähnliche Symptome und werden klinisch erst seit wenigen Jahren unterschieden.

Der Genomvergleich erbrachte überraschend, dass sich die zwei Erreger stark in ihrer DNA-Sequenz unterscheiden und einen gemeinsamen Vorfahren vor mehr als 10 Millionen Jahren besaßen. „Da beide Krankheiten ähnliche Symptome verursachen, kann man davon ausgehen, dass auch die vor Millionen von Jahren lebenden Vorfahren der beiden Erreger bereits eine Lepra-ähnliche Krankheit verursachten“, sagt Krause. Damit gehören Lepra-ähnliche Krankheiten zu den ältesten menschlichen Krankheiten überhaupt. Lepromatose-Erreger wurden bisher nur beim Menschen gefunden, und Lepra- Erreger treten heutzutage in der Natur nur bei nord- und mittelamerikanischen Gürteltieren auf. Die Ergebnisse wurden diese Woche im Fachmagazin PNAS veröffentlicht.

Das Team um Cole und Krause hatte bereits in einer 2013 veröffentlichten Studie gezeigt, dass Gürteltiere sich wahrscheinlich bei europäischen Siedlern mit einem Mycobacterium leprae-Stamm infizierten, der im Mittelalter in Europa verbreitet war. Die Wissenschaftler konnten außerdem zeigen, dass der gemeinsame Vorfahre der Lepra- und Lepromatose-Erreger bereits ein stark reduziertes Genom besaß, das zahlreiche Gene verloren hatte. Seine Nachfahren haben im Laufe der folgenden Millionen Jahre weitere Gene verloren. „Wir gehen davon aus, dass sich beide Erreger im Laufe der Zeit an ihren Wirt angepasst haben und Gene, die nicht mehr gebraucht wurden, verloren gingen“, so Cole. Die aktuelle Analyse zeigt auch, dass Mycobacterium lepromatosis die Fähigkeit besitzt, Nervengewebe zu infizieren. Die Genomstudie bietet so neue Einsichten in die Evolution einer der bisher ältesten bekannten menschlichen Krankheiten.

Publikation:
Singh P, Benjak A, Schuenemann VJ, Herbig A, Avanzi C, Busso P, Nieselt K, Krause J, Vera-Cabrera L, Cole ST: Insight into the evolution and origin of leprosy bacilli from the genome sequence of Mycobacterium lepromatosis. PNAS, 23 März 2015. DOI: 10.1073/pnas.1421504112

Kontakt:
Professor Johannes Krause
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte/Universität Tübingen
Telefon: +49 7071 29-74089
johannes.krause@uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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Schadstoffe im Wasser einfach binden

Dr. Claudia Vorbeck Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Neuartige Membranadsorber entfernen nicht nur unerwünschte Partikel aus Wasser, sondern gleichzeitig auch gelöste Substanzen wie das hormonell wirkende Bisphenol A oder giftiges Blei. Hierzu betten Forscher des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB selektive Adsorberpartikel in Filtrationsmembranen ein.

Erst im Januar 2015 hat die europäische Lebensmittelbehörde EFSA den Grenzwert für Bisphenol A in Verpackungen gesenkt. Die hormonell wirksame Massenchemikalie ist unter anderem ein Ausgangsstoff für Polycarbonate, aus denen beispielsweise CDs, Plastikgeschirr oder Brillengläser hergestellt werden. Aufgrund seiner chemischen Struktur wird Bisphenol A in den biologischen Stufen der Kläranlagen nicht vollständig abgebaut und gelangt so über den Ablauf der Kläranlage in Flüsse und Seen.

Um Chemikalien, Antibiotika oder Schwermetalle aus Ab- oder Prozesswasser zu entfernen, werden bereits Aktivkohle oder andere Adsorbermaterialien eingesetzt. Ein Nachteil dieser hochporösen Materialien ist jedoch die lange Kontaktzeit, die nötig ist, damit die Schadstoffe in das Poreninnere diffundieren können. Damit auch in kürzerer Zeit möglichst alle Schadstoffe abgefangen werden, setzen die Kläranlagen daher größere Adsorbermengen ein, in entsprechend großen Behandlungsbecken. Aktivkohle kann allerdings nur unter hohem Energieeinsatz regeneriert werden, sodass zumeist große Mengen schadstoffbeladenen Materials entsorgt werden müssen.

Auch die Membranfiltration mit Nanofiltrations- oder Umkehrosmosemembranen, die prinzipiell solche Schadstoffe entfernen können, ist für die Entfernung gelöster Moleküle aus großen Volumenströmen wie Prozess- oder Abwasser noch nicht wirtschaftlich. Membranen filtern das Wasser durch ihre Poren, wenn auf einer Seite der Membran ein Druck aufgebaut wird und halten dabei größere Moleküle und Feststoffpartikel zurück. Je kleiner die Membranporen aber sind, desto größeren Druck – und damit desto mehr Energie – muss man aufwenden, um die Wasserinhaltsstoffe abzutrennen.

Membranadsorber – Filtern und Binden in einem Schritt

Einen neuen Ansatz, der die Vorteile beider Verfahren kombiniert, haben Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart gewählt: Bei der Herstellung der Membranen fügen sie kleine, polymere Adsorberpartikel hinzu. Die entstehenden Membranadsorber können zusätzlich zu ihrer Filtrationsfunktion in Wasser gelöste Stoffe adsorptiv binden. »Wir nutzen die unter der Trennschicht der Membran liegende poröse Struktur. Die Poren bieten nicht nur eine sehr hohe spezifische Oberfläche, um möglichst viele Partikel einbetten zu können, sondern sind auch optimal zugänglich«, erklärt Dr. Thomas Schiestel, Leiter der Arbeitsgruppe »Anorganische Grenzflächen und Membranen« am Fraunhofer IGB.

»Da die Schadstoffe bei unseren Membranadsorbern anders als bei herkömmlichen Adsorbern konvektiv, das heißt mit dem schnell durch die Membranporen strömenden Wasser transportiert werden, reicht eine nur Sekunden dauernde Kontaktzeit aus, um Schadstoffe auf der Partikeloberfläche zu adsorbieren«, so der Experte. Bis zu 40 Prozent des Gewichts der Membranadsorber geht auf die Partikel zurück, entsprechend hoch ist ihre Bindekapazität. Gleichzeitig können die Membranadsorber bei niedrigen Drücken betrieben werden. Da die Membranen sehr eng gepackt werden können, lassen sich schon mit kleinen Anlagen sehr große Volumina behandeln.

Funktionelle Adsorberpartikel
Die Adsorberpartikel selbst stellen die Forscher in einem einstufigen, kosteneffizienten Verfahren her. In dem patentierten Prozess werden Monomer-Bausteine mithilfe eines Vernetzers zu 50 bis 500 Nanometer kleinen Polymerkügelchen polymerisiert. »Je nachdem, welche Stoffe aus dem Wasser entfernt werden sollen, wählen wir aus einer Reihe unterschiedlicher Monomere, die sich in ihren funktionellen Gruppen unterscheiden, das jeweils passende aus«, so Schiestel. Die Bandbreite reicht dabei von eher hy-drophobem Pyridin, über kationische Ammoniumverbindungen bis hin zu anionischen Phosphonaten.

Selektive Entfernung von Schadstoffen und Metallen
In verschiedenen Tests konnten die Forscher zeigen, dass die Membranadsorber durch die für den jeweiligen Schadstoff maßgeschneiderten Partikel Schadstoffe sehr selektiv entfernen. So binden Membranadsorber mit Pyridin-Gruppen das hydrophobe Bis-phenol A besonders gut, während solche mit Aminogruppen das negativ geladene Salz des Antibiotikums Penicillin G adsorbieren.

»Die verschiedenen Adsorberpartikel lassen sich sogar in einer Membran kombinieren. Auf diese Weise können wir mehrere Mikroschadstoffe gleichzeitig mit nur einem Membranadsorber entfernen«, weist Schiestel auf weitere Vorzüge hin. Mit anderen funktionellen Gruppen bestückt, können die Membranadsorber auch toxische Schwermetalle wie Blei oder Arsen aus dem Wasser entfernen. Phosphonat-Membranadsorber etwa adsorbieren mehr als 5 Gramm Blei pro Quadratmeter Membranfläche – 40 Prozent mehr als ein kommerziell erhältlicher Membranadsorber.

Wirtschaftlich und regenerierbar
Damit die Membranadsorber mehrfach verwendet werden können, müssen die adsorbierten Schadstoffe wieder von den Partikeln in der Membran gelöst werden. »Mem-branadsorber für Bisphenol A lassen sich durch eine Verschiebung des pH-Werts vollständig regenerieren«, erläutert Schiestel. Die konzentrierten Schadstoffe können dann wirtschaftlich entsorgt oder mit geeigneten oxidativen Verfahren abgebaut werden.

Die Regenerierbarkeit der Membranadsorber eröffnet zudem eine weitere Anwendung: Die abgetrennten Moleküle wiederzuverwerten. Das macht die Technologie auch für die Rückgewinnung wertvoller Edelmetalle oder Seltene-Erden-Metalle interessant.

Originalliteratur
K. Niedergall, M. Bach, T. Hirth, G.E.M. Tovar, T. Schiestel (2014) Removal of micropollutants from water by nanocomposite membrane adsorbers, Sep. Purif. Technol. 131: 60-68
K. Niedergall, M. Bach, T. Schiestel, G.E.M. Tovar (2013) Nanostructured composite adsorber membranes for the reduction of trace substances in water: the example of bisphenol A, Industrial Chemical Research ACS Special Issue: Recent Advances in Nanotechnology-based Water Purification Methods, Ind. Eng. Chem. Res. 52/39 14011, DOI: 10.1021/ie303264r

Weitere Informationen:
http://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2015/schadstof…

Quelle: idw

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Hannover Messe: Sensorkabel bewacht Zaunanlagen und schlägt auch bei niedrigen Drohnenflügen Alarm

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Eine neue Überwachungstechnik für alle umzäunten Gebiete, seien es Privatgrundstücke, Flughäfen, Kernkraftwerke oder Industrieanlagen, hat das Team des Experimentalphysikers Uwe Hartmann von der Universität des Saarlandes entwickelt. Sensoren melden sofort, wenn und wo genau jemand versucht, den Zaun zu überklettern oder zu zerschneiden, sogar auch, wenn Drohnen ihn in niedriger Höhe überfliegen. Das dünne Kabel mit Magnetfeldsensoren kann leicht an Zaunanlagen installiert werden. Die Forscher arbeiten daran, dass das System die Ursache der Störung und Fehlalarme durch Wind oder Tiere automatisch erkennt.

Macht sich jemand an einem Zaun zu schaffen, versucht er etwa, über ihn zu klettern oder die Drahtmaschen mit einer Zange zu durchschneiden, verursacht er zwangsläufig Erschütterungen. Der Zaun schwingt hin und her, auch das Metall des Schneidgeräts oder die Gürtelschnalle des Eindringlings stören das Erdmagnetfeld. Diese Veränderungen nutzen die Experimentalphysiker der Universität des Saarlandes für ihre neue Überwachungstechnik: „Unsere Magnetfeldsensoren reagieren sehr empfindlich und messen zuverlässig jede noch so kleine Änderung des Magnetfeldes, das sie umgibt“, erklärt Professor Uwe Hartmann. Sogar wenn Drohnen sie überfliegen, nehmen die Sensoren dies wahr – gesetzt den Fall, die Drohnen enthalten Metall. „Die Sensoren können Störungen des Magnetfeldes um sich herum, auch über sich erfassen, die Reichweite beträgt immerhin einige Meter“, ergänzt der Wissenschaftler Haibin Gao, der in Hartmanns Team an der Sensortechnik forscht.

Aneinandergereiht in einem Kabel, bisher noch vom Durchmesser vergleichbar einem normalen Elektrokabel, kann die neue Sensortechnik auch kilometerlange Zaunanlagen überwachen: „Das Kabel kann am Zaun befestigt, eingebaut oder sogar im Boden verlegt werden. Wir arbeiten derzeit mit Partnerunternehmen daran, das System noch weiter zu verkleinern und vor allem die Sensoren so günstig herzustellen, dass eine Massenproduktion möglich ist“, sagt Uwe Hartmann. Die Sensoren messen berührungslos, sind verschleißfrei und verbrauchen wenig Strom. Regen oder Nebel stören sie nicht. „Ihre Messung ist unabhängig von der Witterung. Ein großer Vorteil gegenüber anderen Überwachungsmethoden wie Kameras, denen Nässe zusetzt. Auch vom Datenschutz her sind ihre Messungen unbedenklich: Die Sensoren melden nur, dass ein Mensch eine Erschütterung verursacht hat und wo genau. Mehr wird nicht erfasst“, erläutert er. Verschiedene Sensor-Systeme, die seine Arbeitsgruppe entwickelt hat, werden bereits als Verkehrsleitsysteme eingesetzt, etwa an Flughäfen.

Die kleinen Messgeräte im Sensor-Kabel sind untereinander vernetzt und geben jede Änderung sofort in eine Auswerteeinheit weiter. Der Ort der Störung wird genauestens angezeigt, was vor allem bei großen überwachten Geländen interessant ist. Derzeit forschen die Wissenschaftler aus Hartmanns Team daran, ihre Sensortechnik so zu verfeinern, dass die Sensoren die Art der Erschütterungen und gemessenen Änderungen des Magnetfeldes exakt einzelnen Arten von Störungen zuordnen. „Hierdurch soll das System automatisch Fehlalarme durch Wind, Tiere oder sonstige harmlose Ursachen erkennen“, erklärt Hartmann. Die Forscher simulieren hierzu verschiedenste Arten von Störungen. Einige Zäune stehen auf dem Saarbrücker Campus zur Langzeitmessung etwa der Auswirkungen von Wind. Mit ihren Ergebnissen modellieren die Physiker typische Störungsszenarien und lernen das System mithilfe komplexer mathematischer Methoden an. Mit den Ergebnissen programmieren sie Sensoren und Auswerteeinheit, die dann anhand der neu aufgespielten Informationen von selbst Störungen ihrem Verursacher zuordnet: ein Mensch, dann wird Alarm ausgelöst. Oder doch nur ein Tier, das sich am Zaun reibt: dann kein Alarm.

Das Bundesforschungsministerium fördert die Forschung mit insgesamt über einer Million Euro, mehr als 250.000 Euro davon fließen an die Saar-Universität. Beteiligte Partner sind die Firma Sensitec GmbH mit Sitz in Mainz und Lahnau (www.sensitec.com) und die GBA-Panek GmbH mit Sitz in Kahla südlich von Jena (www.gba-panek.de).

Kontakt:
Prof. Dr. Uwe Hartmann, Lehrstuhl für Nanostrukturforschung und Nanotechnologie der Universität des Saarlandes:
Tel.: (0681) 302-3799 oder -3798; E-Mail: u.hartmann@mx.uni-saarland.de
Dr. Haibin Gao Tel: (0681) 302-3654; E-Mail: h.gao@mx.uni-saarland.de
Dr. Uwe Schmitt: (0681) 302-2957; E-Mail: uwe.schmitt@mx.uni-saarland.de

Hintergrund:
Der saarländische Forschungsstand wird organisiert von der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer der Universität des Saarlandes (KWT). Sie ist zentraler Ansprechpartner für Unternehmen und initiiert unter anderem Kooperationen mit Saarbrücker Forschern. http://www.uni-saarland.de/kwt

Quelle: idw

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Netzwerk „Wasser&Technik“ jetzt online

Christian Colmer Pressestelle
ttz Bremerhaven

Das ttz Bremerhaven baut sein Innovations-Netzwerk für Wasser- und Abwassertechnik aus. Mitgliedsunternehmen präsentieren ihre Erfolgsbeispiele. Website www.wasserundtechnik.net jetzt online.

Wasser bedeutet nicht nur Leben, sondern auch Arbeit. Und die ist oft kniffelig. Um die technischen Herausforderungen rund um das Thema Wasser und Abwasser zu meistern, koordiniert das ttz Bremerhaven das vom BMWi geförderte Innovations-Netzwerk Wasser&Technik. Aktuelle Fragestellungen aus der Praxis werden hier diskutiert und konkrete Lösungen für maritime Akteure, die Aquakulturbranche, Städte und Kommunen, die Lebensmittelindustrie und Energiewirtschaft sowie für landwirtschaftliche Endnutzer erarbeitet. Interessenten stehen ab sofort alle Informationen zum Netzwerk auf http://www.wasserundtechnik.net offen.

Partner profitieren
Wasser&Technik ist inhaltlich mit der Wassernutzung- und Aufbereitung in unterschiedlichen Branchen verbunden. Die Mitglieder sind im gesamten Bundesgebiet zu Hause. Das Netzwerk ist grundsätzlich für Unternehmen und Kommunen jeder Größe offen und nimmt gerne weitere Partner auf. Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) werden gezielt beraten und unterstützt, um ihre Entwicklungen zur Marktreife zu führen. Die Mitgliedsunternehmen sind an zahlreichen anspruchsvollen Projekten beteiligt. Zwei kürzlich realisierte Erfolgsbeispiele sind hier besonders hervorzuheben:

Neuer Sauerstoffsensor für die Fischzucht
Präzise, wartungsfrei, kostengünstig und kompatibel: Der optische Sauerstoffsensor ODOS von Iks ComputerSysteme GmbH für Wassertechnologie und Fischzucht ist erfolgreich in den Markt eingeführt. Fische können nun durchatmen. Denn an Sauerstoff dürfte es ihnen in Zukunft seltener mangeln. Der Grund ist der Optical Dissolved Oxygen Sensor, kurz ODOS, der Firma Iks. In der Fischzucht, der Gewässerüberwachung und auch in Kläranlagen ist der Sauerstoffgehalt ein wichtiger Parameter, um den Zustand des Wassers zu ermitteln. Der neue optische Sauerstoffsensor mit vier verschiedenen Schnittstellen und der Simulation eines Clark-Sensors ist verschleißarm und unkompliziert mit vorhandener Messtechnik kombinierbar. Weitere Information unter http://www.iks-aqua.com.

Kläranlagen-Umbau in Hollenstedt
Die westlich von Hamburg gelegene Kläranlage der Samtgemeinde Hollenstedt wurde durch den Wasser&Technik-Partner Con-Tex GmbH aus Siegen modernisiert. Con-Tex hat die sanierungsbedürftige Sandfilteranlage auf den neusten Stand der Technik gebracht. Die Vorrichtung wird zur Phosphatfällung eingesetzt, um eine Überdüngung der Gewässer zu vermeiden. Unter anderem wurde der für die Belüftung der Kläranlage benötigte Kompressor ersetzt. Kleinere Feinfilter wurden ausgetauscht und der Öl-Wasser-Abscheider in seiner Position versetzt. Außerdem wurden alle Wartungseinheiten, Ventile und Sensoren ersetzt. Im Sandfilter wurden die Füllung erneuert sowie die Spülzeiten des Filters energetisch optimiert. Weitere Information unter http://www.con-tex-gmbh.eu/watersolutions/

„Usus communis aquarum est“ – der Nutzen des Wassers sei allgemein, heißt es in den Metamorphosen von Ovid. Wasser&Technik ist hiernach von öffentlichem Interesse und wird unterstützt: Das Projekt wird durch das Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) seit Oktober 2014 gefördert.

Das ttz Bremerhaven ist ein unabhängiges Forschungsinstitut und betreibt anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung. Unter dem Dach des ttz Bremerhaven arbeitet ein internationales Experten-Team in den Bereichen Lebensmittel, Umwelt und Gesundheit. Seit mehr als 25 Jahren begleitet es Unternehmen jeder Größenordnung bei der Planung und Durchführung von Innovationsvorhaben und der Akquisition entsprechender Fördermittel auf nationaler und europäischer Ebene.

Fachliche und organisatorische Fragen zum Netzwerk Wasser&Technik beantwortet gerne:
Dipl.-Wi.-Ing. Birte Ostwald
Technische Leiterin Wasser-, Energie- und Landschaftsmanagement
ttz Bremerhaven
An der Karlstadt 6
D-27568 Bremerhaven (Germany)
Phone: +49 (0)471 80934 103
Mobil: +49 (0)175 1866 260
FAX: +49 (0)471 80934 199
bostwald@ttz-bremerhaven.de

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Weitere Informationen:
http://www.wasserundtechnik.net
http://www.ttz-bremerhaven.de

Quelle: idw

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Je höher die Impfquote, desto seltener der plötzliche Kindstod

Dr. Julia Biederlack GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

Aussagen von Langzeitstudien zu Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten-Impfung

Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin konnten bei der Auswertung langfristiger Erhebungen einen statistischen Zusammenhang zwischen Impfverhalten und der Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes feststellen. Innerhalb der vergangenen 40 Jahre schwankte in den USA die Impfquote entsprechend gesellschaftlicher Trends. Die Kindstodrate steht dabei in einem umgekehrten Verhältnis zur Impfabdeckung gegen Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten. Veröffentlicht sind die Ergebnisse der Studie im Fachmagazin BMC Pediatrics*.

Die Fälle von plötzlichem Kindstod gehen kontinuierlich zurück, dennoch bleiben sie ein Hauptgrund für den Tod von Säuglingen weltweit. Die Ursache ist weiterhin nicht bekannt, besonders gefährdet sind Neugeborene im ersten Lebenshalbjahr. Genau in diesen Zeitraum fallen die Impfungen gegen Keuchhusten, Diphtherie, Tetanus, Polio oder Haemophilus influenzae. Entgegen der Befürchtung von Impfskeptikern, Immunisierungen zögen Komplikationen oder ein erhöhtes Kindstodrisiko nach sich, zeigen die Zahlen der amerikanischen Impfbehörden und Gesundheitszentren ein anderes Bild: „Unsere Untersuchung ist als Hinweis zu sehen, dass die klassischen Impfungen im Säuglingsalter gegen Keuchhusten, Diphtherie, Tetanus, Polio oder Haemophilus influenzae nicht mit einem erhöhten Risiko für einen plötzlichen Kindstod verbunden sind. Sie scheinen sogar eher einen schützenden Effekt zu haben“, sagt Prof. Dr. Jacqueline Müller-Nordhorn, Leiterin und Sprecherin der Berlin School of Public Health (BSPH).

Bei der Suche nach signifikanten Veränderungen hinsichtlich der Sterblichkeitsrate durch plötzlichen Kindstod haben die Forscher zahlreiche Daten einbezogen, darunter auch Studien zur Schlafposition von Säuglingen im selben Zeitraum. Besonders deutlich wird in der aktuellen Untersuchung ein zeitlicher Kontext zu Impfempfehlungen oder gesellschaftlichen Stimmungen. In den 70er und 80er Jahren sinken in den USA die Impfquoten, verantwortlich sind Verunsicherungen in der Bevölkerung. Gleichzeitig steigt die Sterblichkeitsrate durch Kindstod um 27 Prozent zwischen 1968 und 1971 und um 47 Prozent zwischen 1971 und 1974. Später sinkt die Häufigkeit des Kindstodes wieder, beispielsweise um acht Prozent zwischen den Jahren 1991 und 2001. Der Trend ist eindeutig: Bei steigenden Impfquoten sinken zeitgleich die Fälle von plötzlichem Kindstod. Eine 10 Prozent höhere Quote in einer Bevölkerung, hier am Beispiel USA, verringert die Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes um fast 10 Prozent.

Befürchtungen und Ängste bestimmen auch in Deutschland die Impfentscheidung von Eltern, wie die aktuell geführte Debatte um die Masernimpfung in Deutschland zeigt. Ein Beispiel ist der inzwischen mehrfach widerlegte Zusammenhang zwischen einer Masernimpfung und dem Entstehen von Autismus. Im Fall von Keuchhusten hat ein ebenfalls fälschlich kolportiertes, vermeintliches Risiko für Hirnschäden zu einem deutlichen Rückgang der Impfquoten in den 70er und 80er Jahren geführt. Medizinische Studien konnten in den Folgejahren kein solches Risiko feststellen. Impfquoten schwanken demnach entsprechend öffentlicher Meinung und Expertenempfehlungen. „In einigen Ländern, darunter Deutschland, wurde die Keuchhusten-Impfung sogar zeitweise aus den Empfehlungen herausgenommen und beispielsweise erst im Jahr 1991 wieder eingeführt“, so Müller-Nordhorn. Zahlen belegen: Parallel zur Wiederaufnahme der Keuchhusten-Impfung sinkt auch hier die Häufigkeit des plötzlichen Kindstodes. Wichtig im Falle jeder Schutzimpfung im Kindesalter ist allerdings nicht nur das „ob“, sondern auch das „wann“, also die Impfung im richtigen Zeitfenster. „Besonders tragisch wäre es, wenn Eltern die Impfungen hinauszögerten, um ihre Kinder vermeintlich zu schützen und damit möglicherweise das Gegenteil bewirken“, erklärt Müller-Nordhorn.

*Jacqueline Müller-Nordhorn, Chih-Mei Hettler-Chen, Thomas Keil, Rebecca Muckelbauer. Association between sudden infant death syndrome and diphtheria-tetanus-pertussis immunisation: an ecological study. BMC Pediatrics, Jan. 2015. doi: 10.1186/s12887-015-0318-7

Kontakt:
Prof. Dr. Jacqueline Müller-Nordhorn
Leiterin der Berlin School of Public Health (BSPH)
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 570 872
jacqueline.mueller-nordhorn@charite.de

Weitere Informationen:
http://www.charite.de
http://bsph.charite.de/

Quelle: idw

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Starke und nachhaltige Landwirtschaft durch Forschung

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das französische Ministerium für Bildung, Hochschulen und Forschung hat gemeinsam mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forstwirtschaft beschlossen, einen Strategieplan für Forschung und Entwicklung im Bereich Landwirtschaft zu entwickeln. Ziel dieses Plans ist es, den zukünftigen Herausforderungen des Agrarsektors zu begegnen.

Heute befindet sich die Landwirtschaft im Spannungsfeld von Globalisierung, ökologischer Verantwortung, Sicherung der Welternährung, Qualität der Produkte etc. Angesichts dieser Herausforderungen können Forschung und Innovation eine effiziente Lösung sein, um eine stärkere und nachhaltige Landwirtschaft zu fördern.

Deshalb will die französische Regierung den Landwirten die notwendigen Instrumente an die Hand geben, um den Agrarsektor langfristig wettbewerbsfähiger zu machen. Der Plan „Agriculture-Innovation 2025“ (Innovationen für die Landwirtschaft 2025) soll Akteure aus Landbau, Wissenschaft und Wirtschaft zusammenbringen, um innovative Lösungen für die mittelfristige Zukunft zu entwickeln.

Fünf hochrangige Experten wurden mit der Erarbeitung des Maßnahmenplans beauftragt:

– Pierre Pringuet, Vorsitzender des Verwaltungsrates von AgroParisTech (Institut für Bio- und Umwelt-Wissenschaften und -Industrien)
– François Houiller, Geschäftsführer des französischen Instituts für Agrarforschung (INRA)
– Jean-Marc Bournigal, Präsident des Forschungsinstituts für Agrar- und Umwelttechnik (IRSTEA)
– Marie-Noëlle Semeria, Leiterin des Labors für Elektronik und Informationstechnologien der französischen Behörde für Atom- und alternative Energien CEA-Leti
– Philippe Lecouvey, Leiter des ACTA (Netzwerk landwirtschaftlicher anwendungsorientierter Forschungsinstitute)

Unter anderem sollen folgende Themen in dem Plan behandelt werden: nachhaltige und ökologische Landwirtschaft, Biokontrolle, Landmaschinen und Bioökonomie. Der Bericht soll im September 2015 beiden Ministerien übergegeben werden.

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/umwelt-klima-agronomie/frankreich-forsc…

Quelle: „Elaboration du plan Agriculture – Innovation 2025“, Pressemitteilung des Ministeriums für Bildung, Hochschulen und Forschung, 20.02.2015 – http://www.enseignementsup-recherche.gouv.fr/cid86491/elaboration-du-plan-agricu…

Redakteur: Kenny Abbey, kenny.abbey@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Sauerkrautsaft in Biogas umwandeln

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Krautergersheim im Elsass ist (wie der Name schon vermuten lässt) die französische Hauptstadt des Sauerkrautes: 70% des französischen Sauerkrauts werden hier hergestellt. Insgesamt werden ungefähr 80.000 Tonnen Sauerkraut pro Jahr in Frankreich aufbereitet. Ein Großteil wird exportiert, da die Franzosen im Durchschnitt „nur“ 0,7 kg pro Jahr essen [1]. Diese riesigen Produktionsmengen benötigen viel Wasser: 30 Millionen Liter Sauerkrautsaft entstehen jedes Jahr durch den Aufbereitungsprozess. Dies entspricht dem Wasserbedarf einer Stadt mit 140.000 Einwohnern.

Aber dieser Saft ist nicht so schmackhaft wie man denken würde: Er ist extrem korrosiv und darf nicht einfach so in die üblichen Abwassersysteme geleitet werden. Bis 2012 fuhren jeden Tag 15 LKWs mit dem Saft in das 80 km entfernte Straßburg, wo er in einer Kläranlage umweltgerecht gereinigt wurde. Aufgrund der hohen Kosten und des CO2-Ausstosses wurde nach einer umweltfreundlicheren Lösung gesucht. So wurde 2012 die Kläranlage in Ehn, in der Nähe von Krautergersheim, umgebaut, um direkt vor Ort den Saft reinigen zu können. Die vorhandenen Technologien wurden verbessert, um direkt Energie aus dem Saft und den Schlämmen der Sauerkrautproduktion zu gewinnen.

2012 wurden zwei Vergärer in Betrieb genommen: einer behandelt die Schlämme, die auch aus den Haushalten von Krautergersheim kommen, und der zweite den Saft der verschiedenen Sauerkrauthersteller der Stadt (einige stellen Sauerkraut bereits seit mehreren Jahrhunderten her). Die Anlage erzeugt 3.332 MWh Biogas pro Jahr, die 76% des Energieverbrauchs der Anlage decken. Dies entspricht dem Verbrauch von 1.000 französischen Haushalten.

Um die Reinheit des Wassers noch zu erhöhen, wird es nach dem Vergärer noch mit Polystyrol-Mikrokugeln gereinigt. Die Restschlämme (nach der Energiegewinnung) werden als Aufschüttmaterial im Straßenbau verwendet. Die Philosophie der Anlage ist: Alles was reinkommt, muss irgendwie wiederverwertet werden.

Die Kosten für die neue Kläranlage beliefen sich auf insgesamt 23 Millionen Euro. 9,9 Millionen Euro davon kamen vom Departement Haut-Rhin, der Wasseragentur Rhein-Maas und dem europäischen FEDER-Fonds. Der Betreiber ist Suez Environnement.

[1] Zahlen aus „Portrait de Producteur : Thierry Angsthelm“ der Webseite „Rungis International“ – http://www.rungisinternational.com/fr/vert/portraits_producteurs/angsthelm.asp

Quelle: „Du jus de choucroute transformé en biogaz“, Pressemitteilung des französischen Ministeriums für Ökologie, nachhaltige Entwicklung und Energie, 20.03.2015 – http://www.developpement-durable.gouv.fr/Du-jus-de-choucroute-transforme-en.html

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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Landwirte sind beim Gewässerschutz gefordert

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Erhebliche zusätzliche Anstrengungen nötig, um Ziele der Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen

„Guter chemischer Zustand“ von Oberflächengewässern und Grundwasser wird voraussichtlich auch 2021 nicht überall im Einzugsgebiet der Weser erreicht – Ausdehnung von Agrarumweltmaßnahmen und eine moderate Verschärfung der Düngeverordnung allein reichen nicht aus, um Stickstoffüberschüsse seitens der Landwirtschaft in notwendigem Umfang zu reduzieren.

Mit der Wasserrahmenrichtlinie hat die Europäische Union 2000 ein Instrument geschaffen, um die Qualität von Grund- und Oberflächenwasser im Einzugsbereich von Flüssen europaweit zu verbessern. Die Richtlinie gibt Ziele für die Qualität von Oberflächengewässern und Grundwasser vor. Diese Ziele müssen 2015, in Ausnahmefällen bis spätestens 2021 oder 2027, erreicht werden. Welche Anstrengungen die Landwirtschaft unternehmen muss, damit die Wasserqualität im Einzugsgebiet der Weser den Vorgaben der EU-Richtlinie genügt, zeigt aktuell eine gemeinsame Studie des Thünen-Instituts für Ländliche Räume, des Forschungszentrums Jülich und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei für das Jahr 2021. Das Fazit der regional differenzierten Analyse für die Weser: Selbst wenn die landwirtschaftlichen Nährstoffeinträge durch Einhaltung der Düngeverordnung, technischen Fortschritt und absehbare Entwicklungen in der Landwirtschaft bis 2021 wie modelliert abnehmen, muss der Stickstoffüberschuss den Modellergebnissen zufolge noch um weitere 53.000 Tonnen sinken, um die Zielkonzentrationen für Grund- und Oberflächengewässer nicht zu überschreiten.

„In vielen Gemeinden und Kreisen besteht kein Handlungsbedarf, in einigen Regionen aber müsste der jährliche Stickstoffüberschuss aus der Landwirtschaft deutlich unter die von der Düngeverordnung vorgegebenen 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar reduziert werden – vor allem auch in Regionen mit intensiver Viehhaltung“, so Dr. Claudia Heidecke vom Thünen-Institut für Ländliche Räume. Die Studie zeigt dazu verschiedene Handlungsoptionen auf. „Wenn die Landwirte grundwasserschonende Ausbringungsverfahren einsetzen oder nach der Ernte keinen Wirtschaftsdünger ausbringen, kann der Stickstoffaustrag deutlich reduziert werden“, erläutert Thünen-Wissenschaftlerin Andrea Wagner. „Auch die reduzierte Mineraldüngung von Getreide und der Zwischenfruchtanbau können wirksame Strategien sein.“ Aber selbst wenn die geförderten Agrarumweltmaßnahmen auf Landwirtschaftsflächen im Vergleich zu 2007 um mehr als das Zehnfache ausgeweitet würden, könnten die Qualitätsziele der EU bis 2021 insbesondere in diesen Regionen nicht erreicht werden. Dies verdeutlicht die Schwierigkeiten, vor denen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Politik stehen.

Die länderübergreifenden Analysen und flussgebietsweiten Simulationen zum aktuellen Nährstoffeintrag sowie zur zukünftigen Belastungssituation der Weser wurden mit dem AGRUM-Modellverbund durchgeführt. Dieser Verbund besteht aus einem regional differenzierten Agrarsektormodell und zwei hydro(geo)logischen Modellsystemen. Die wissenschaftlichen Arbeiten begleitete ein Facharbeitskreis, bestehend aus Vertretern der Flussgebietsgemeinschaft und der Bundesländer aus landwirtschaftlichen und gewässerkundlichen Arbeitsbereichen.

Der Endbericht „Entwicklung eines Instrumentes für ein flussgebietsweites Nährstoffmanagement in der Flussgebietseinheit Weser (AGRUM+-Weser) ist als Thünen-Report 21 veröffentlicht und kann auf der Webseite des Thünen-Instituts unter http://www.ti.bund.de „Thünen-Institut“ -> Rubrik „Infothek-> Publikationen -> Thünen Report“ oder direkt unter http://literatur.ti.bund.de/digbib_extern/dn054564.pdf heruntergeladen werden.

Ansprechpartner Thünen-Institut:
Dr. Claudia Heidecke │ Andrea Wagner
Thünen-Institut für Ländliche Räume
Bundesallee 50, 38116 Braunschweig
Telefon: +49 (0) 531 – 596 5519,
E-Mail: claudia.heidecke@ti.bund.de

Weitere Informationen:
http://literatur.ti.bund.de/digbib_extern/dn054564.pdf – Projektbericht
http://www.ti.bund.de/index.php?id=3958&L=0 – Projekt-Webseite

Quelle: idw

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Wechseljahre des Mannes gibt es nicht: Altersbedingter Testosteronmangel betrifft nur wenige

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Lübeck – Wenn ältere Männer über Antriebsschwäche, Müdigkeit oder Libidoverlust klagen, wird häufig ein altersbedingter Testosteronmangel vermutet. Doch tatsächlich sind in Deutschland nur drei bis fünf Prozent der Männer über 60 von einem echten Testosteronmangel betroffen. Es gebe keine „Wechseljahre“ beim Mann, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Wann eine Testosteronbehandlung angezeigt ist, erläuterten Experten auf der Pressekonferenz anlässlich des 58. Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) am 18. März 2015 in Lübeck.

Ab etwa dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel des Mannes jedes Jahr um ein bis zwei Prozent, was zumeist keine spürbaren Auswirkungen hat. Männer über 60 Jahre leiden häufiger an depressiven Verstimmungen, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Nervosität und Libidoverlust, seltener auch an einer Art Hitzewallungen. „Diese Beschwerden können vielfältige Ursachen haben, auch das Absinken des Testosteronspiegels kann mit ein Grund sein“, erklärt Professor Dr. med. Sven Diederich, Ärztlicher Leiter ENDOKRINOLOGIKUM Berlin am Gendarmenmarkt, Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, und Vize-Präsident der DGE. „Jedoch haben die meisten Männer keinen behandlungsbedürftigen Testosteronmangel. Ein solcher kann etwa dann auftreten, wenn Erkrankungen des Hodens oder ein großer Tumor der Hirnanhangdrüse, die die Testosteronproduktion reguliert, vorliegen. „In diesem Fall behandeln wir die Patienten sehr erfolgreich mit Testosteronpräparaten“, so Professor Diederich.

Denn liegt ein wirklicher Hormonmangel vor, ist eine Testosteronbehandlung begründet. Aber in der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen haben nur drei bis fünf Prozent einen Testosteronmangel, der den Libidomangel und andere Symptome wie erektile Dysfunktion erklärt. Dieser Gruppe, zu denen auch stark übergewichtige Männer mit erhöhtem Blutdruck, erhöhten Blutfetten und/oder erhöhtem Blutzucker gehören, könne durch eine Hormontherapie geholfen werden, betont Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum.

Beim Mann sinke der Testosteronspiegel sehr langsam und kontinuierlich ab. Erst wenn der Testosteronspiegel einen bestimmten Grenzwert unterschreite, träten Beschwerden auf – und dies auch nicht bei jedem Mann. „Man kann nicht von einem männlichen Klimakterium sprechen“, sagt Professor Schatz.

Nichtsdestoweniger sind die vermeintlichen „Wechseljahre des Mannes“ eine „Modeerkrankung“ und daher ein viel diskutiertes Thema in der Bevölkerung und in den Medien. Unabhängig von den Kontroversen unter Fachleuten wird mit Hormonprodukten Geld verdient.

Kontrovers diskutiert und weiter erforscht wird, ob und welche Risiken, etwa kardiovaskuläre Erkrankungen, die Testosterontherapie bei älteren Männern hat. Die Arzneimittelbehörde in den Vereinigten Staaten (FDA), nicht aber die in Europa (EMA), fordert von den Herstellern, Warnhinweise in die Beipackzettel aufzunehmen.

Professor Schatz bilanziert: „Wir warnen davor, Testosteron kritiklos zu verschreiben, nur wenn manche Anzeichen für einen Testosteronmangel sprechen, insbesondere ohne Bestimmung des Hormonspiegels. Jeder Fall muss auch individuell entschieden und der Patient muss regelmäßig kontrolliert werden.“

Weitere Informationen zur Tagung und das Programm finden Sie im Internet unter: http://www.dge2015.de und
http://www.dge2015.de/download/programm-pressekonferenz.pdf

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

Weitere Informationen:
http://arnold@medizinkommunikation.org
http://www.endokrinologie.net

Quelle: idw

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Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt 2015 ausgeschrieben

Anne-Catherine Jung Pressestelle
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

Heute startet die Bewerbungsphase für den Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt (IKU). Bis zum 22. Mai 2015 können sich deutsche Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit herausragenden Innovationen im Bereich Klima- und Umweltschutz um den bereits zum fünften Mal ausgeschriebenen Preis bewerben. Mit insgesamt 125.000 Euro werden innovative Prozesse, Produkte und Dienstleistungen sowie klima- und umweltfreundliche Technologietransferlösungen für Schwellen- und Entwicklungsländer prämiert.

Der IKU ist eine renommierte Auszeichnung, die gemeinsam vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und vom Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) vergeben wird. Auf Grundlage einer wissenschaftlichen Bewertung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI wählt eine hochrangige Jury in fünf Kategorien die innovativsten Projekte des Landes aus. Die Gewinner werden im Rahmen einer festlichen Preisverleihung im Dezember 2015 geehrt. Jeder Gewinner erhält eine persönliche Auszeichnung und ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro. Der IKU wird mit Mitteln aus der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums gefördert.

„Wir brauchen Innovationen, die Klima- und Umweltschutz vorantreiben. Mit diesem wichtigen Preis werden wir hoffentlich wieder eine Reihe erfolgversprechender Ideen fördern, die dazu beitragen, die Ziele der deutschen Klimaschutzpolitik zu verwirklichen“, so Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. BDI-Präsident Ulrich Grillo betont: „Der IKU zeichnet als nationaler und hochbegehrter Preis herausragende Produkte und Prozesse aus Deutschland aus. Damit stellt er die überragende Lösungskompetenz und Innovationskraft der deutschen Industrie unter Beweis. Industrieunternehmen sichern nachhaltiges Wachstum. Umwelt- und Klimaschutz sowie wirtschaftlicher Erfolg stehen im Einklang miteinander.“

Bis zum 22. Mai 2015 können deutsche Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Einzelpersonen ihre Bewerbungen um den IKU 2015 einreichen. Auf der Website des IKU (http://www.iku-innovationspreis.de) sind die Bewerbungsunterlagen sowie weitere Informationen rund um den Innovationspreis für Klima und Umwelt zu finden. Die Bewerbung ist online, per E-Mail oder postalisch möglich. Zusätzlich steht unter der Hotline +49 611 580 459311 ein Ansprechpartner für alle Fragen rund um den IKU zur Verfügung.

Kontakt:
Anne-Catherine Jung MA
Telefon: +49 721 6809-100+49 721 6809-100
E-Mail: presse@isi.fraunhofer.de

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.

Weitere Informationen:
http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/service/presseinfos/2015/presseinfo-06-2015-…
http://www.iku-innovationspreis.de

Quelle: idw

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Wolkenforschung am KIT: Niederschläge besser vorhersagen

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Von scheinbar leicht und strahlend weiß bis bedrohlich in Grau-Schwarz: Wolken gibt es in den unterschiedlichsten Erscheinungsformen. Wie sie sich bilden und welchen Einfluss sie auf Wetter und Klima haben, untersuchen Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in der „Wolkenkammer“ AIDA: Die modernisierte Anlage sowie der Neubau für die Erweiterung AIDA-2 wurden heute am Campus Nord eingeweiht. Die Feier war gleichzeitig Auftakt einer internationalen Messkampagne, bei der es um die weitere Erforschung eisbildender Aerosolpartikel geht: um kleinste Teilchen, die sich auf die Entstehung von Wolken und Niederschlag auswirken.

Aerosole sind kleinste Schwebeteilchen, die aus vielfältigen natürlichen und vom Menschen verursachten Quellen stammen. Die meisten von ihnen dienen als Kondensationskeime für die Bildung von Wassertropfen in den Wolken, die bei etwa minus 35 Grad Celsius gefrieren. „Nur ein sehr kleiner Anteil der Partikel, etwa Staubteilchen, lassen die Wassertröpfchen bereits bei knapp unterhalb null Grad Celsius gefrieren. Das Entstehen dieser Eiskeime ist sehr häufig für die Bildung von Niederschlag verantwortlich. Damit ist dieser Prozess wesentlich für die bessere Vorhersage der räumlichen und zeitlichen Verteilung von Niederschlägen“, sagt Professor Thomas Leisner, Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung – Bereich Atmosphärische Aerosolforschung (IMK-AAF).

Welche Aerosolpartikel wie stark als „Anlaufstelle“ für die Bildung von Eispartikeln dienen – darum geht es in den Experimenten an der weltweit einmaligen Versuchsanlage AIDA (kurz für Aerosol Interaction and Dynamics in the Atmosphere). Dafür steht künftig eine Erweiterung der Anlage zur Verfügung: „Mit der neuartigen dynamischen Wolkenkammer AIDA-2, die im laufenden Jahr in dem Neubau errichtet wird, können wir vor allem die Eisbildung und Niederschlagsentwicklung in wärmeren Wolken noch flexibler und umfassender untersuchen“, erläutert Dr. Ottmar Möhler, der die Gruppe Aerosol-Cloud-Processes am IMK-AAF leitet. Im Rahmen der wissenschaftlichen Ausbauinvestition AIDA-2 wurde in den vergangenen beiden Jahren ein Neubau errichtet, in dem nun die neue Wolkenkammer AIDA-2 aufgebaut wird. Anfang 2016 soll sie neben der bereits bestehenden AIDA-Anlage in Betrieb gehen. Im Unterschied zur bisherigen Anlage befindet sich die eigentliche Wolkenkammer im Innern eines Vakuumbehälters, in der die Druckabsenkung von aufsteigenden Luftpaketen simuliert werden kann. Der Luftdruck im Innern der Wolkenkammer wird mit dem Druck im äußeren Behälter ebenfalls abgesenkt. „Dabei kühlt sich die Luft ab und es bilden sich Wolken. Bei den Experimenten in AIDA-2 kühlen wir die Wände der Wolkenkammer aktiv mit, um eine möglichst gleichmäßige Temperaturverteilung zu erreichen. So können wir Wolken über einen größeren Temperaturbereich und eine wesentlich längere Zeit simulieren und beobachten“, so Möhler.

Von den künftigen Experimenten mit AIDA-2 versprechen sich die Wolkenforscher am IMK neue Einblicke nicht nur in die Entstehung von Wolken und Niederschlag, sondern auch in neue Details bei der Bildung und dem Wachstum von Eispartikeln, die in Zirruswolken einen wichtigen Einfluss auf das Klimasystem der Erde haben.

Aktuelle Messkampagne zu eisbildenden Aerosolen
Die Bildung von Eispartikeln in Wolken steht auch im Fokus der großen internationalen Messkampagne FIN-2, die zeitgleich mit der Einweihung des AIDA-2-Neubaus anläuft. FIN-2 steht für den zweiten Teil einer insgesamt dreiteiligen internationalen Versuchsreihe: Beim Fifth International Ice Nucleation Workshop geht es um eisbildende Aerosolpartikel oder INPs (vom Englischen Ice Nucleating Particles). „Für die Messung dieser fast verschwindend kleinen und deshalb sehr schwer zu messenden Untermenge der atmosphärischen Aerosolpartikel wurden in den vergangenen Jahren bestehende Geräte verbessert, neue Messmethoden entwickelt und neue Geräte aufgebaut“, sagt Ottmar Möhler. Die AIDA-Versuchsanlage bietet damit eine weltweit anerkannte Versuchsplattform für den Test und den Vergleich dieser neuen mobilen Geräte für die Messung von INPs. An der aktuellen Messkampagne FIN-2 beteiligen sich 23 Forscherteams aus Europa und den USA. Dabei geht es in enger Zusammenarbeit mit Wolken- und Klimamodellierern auch um Fragen zum Einfluss von INPs auf Wolken, Wetter und Klima.

Nähere Informationen:
https://www.imk-aaf.kit.edu/

Weiterer Kontakt:
Margarete Lehné, Pressereferentin, Tel.: +49 721 608-48121+49 721 608-48121, Fax: +49 721 608-43658, E-Mail: margarete.lehne@kit.edu

Die Lebensbedingungen auf der Erde verändern sich im 21. Jahrhundert so einschneidend wie nie zuvor. Die Klima- und Umweltforschung steht damit vor großen Herausforderungen. Mit mehr als 650 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus über 30 Instituten entwickelt das KIT-Zentrum Klima und Umwelt Strategien und Technologien zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft. Seine drei strategischen Felder Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Weitere Informationen:
https://www.imk-aaf.kit.edu/

Quelle: idw

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Mikroben im Sediment: wenig Nährstoff, viel Sauerstoff

Dipl.Met. Franz Ossing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Etwa ein Viertel des gesamten Meeresbodens auf der Erde ist extrem nährstoffarm. Zugleich enthält, entgegen bisherigen Vermutungen, die obere Schicht dieses Meeresbodens über seine gesamte Dicke bis hinunter in das Grundgestein Sauerstoff.

Etwa ein Viertel des gesamten Meeresbodens auf der Erde ist extrem nährstoffarm. Zugleich enthält, entgegen bisherigen Vermutungen, die obere Schicht dieses Meeresbodens über seine gesamte Dicke bis hinunter in das Grundgestein Sauerstoff. Diese neuen Ergebnisse gewann eine internationale Forschergruppe bei der Untersuchung von Bohrkernen aus dem Gebiet des Südpazifischen Wirbels. In der aktuellen Ausgabe von Nature Geoscience wiesen die Wissenschaftler zudem auf mögliche Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Erdinneren hin, denn sauerstoffhaltiger Meeresboden enthält andere Mineralien als sauerstofffreier. Bisherige Annahmen gingen davon aus, dass der Meeresboden bis auf eine dünne Schicht an der Oberfläche sauerstofffrei ist, weil Mikroben in den Sedimentlagen den vorhandenen Sauerstoff verbrauchen.
Das von den Kontinenten ins Meer geschwemmte Sediment ist reich an organischem Material, dass diesen Mikroben Nährstoff bietet. Deren Stoffwechsel verbraucht den Sauerstoff im Laufe der Zeit. Unterhalb der dünnen, sauerstoffhaltigen Deckschicht, so die bisherige Annahme, können nur noch solche Mikroben überleben, die an sauerstofffreie Bedingungen angepasst sind.
Dem Wissenschaftlerteam, an dem auch das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ beteiligt war, gelang es nun bei einer Expedition mit dem Bohrschiff „JOIDES Resolution“, Bohrkerne aus dem Südpazifischen Wirbel zu gewinnen, einem Gebiet zwischen Australien, Südamerika und der Antarktis. Nirgendwo sonst auf der Erde ist man weiter vom Land und seinen Einträgen von organischen Stoffen entfernt, entsprechend nährstoffarm ist das Gebiet. Aufgrund der geringen Nährstoffkonzentration finden auch die Mikroben im Meeresboden nur wenig Nahrung. Folglich gibt es hier auch nur wenig Mikroben im Sediment: „Wir haben hier eine Populationsdichte an mikrobiellem Leben, die zehn- bis hundertmillionenfach geringer ist als im übrigen Ozean,“ erklärt GFZ-Forscher Jens Kallmeyer, einer der Autoren der Studie. „Die wenigen überlebenden Mikroben finden so wenig Nährstoffe, dass sie den Sauerstoff nicht verbrauchen können, daher ist der Meeresboden nicht nur in der obersten Schicht, sondern über seine gesamte Dicke komplett sauerstoffhaltig und beherbergt auch nur solche Mikroben, die Sauerstoff zum Leben benötigen.“ Und nicht nur das abgelagerte Sediment enthält Sauerstoff, auch im darunter liegenden Basalt konnte er nachgewiesen werden.
Es stellte sich die Frage, ob das nur für das Gebiet des Südpazifischen Wirbels gilt. Zur Untersuchung dieser Frage wurden die Daten aus den Bohrkernanalysen mit Satellitendaten kombiniert. Es ergab sich, dass in fast einem Viertel der weltweiten Meeresgebiete die Nährstoffkonzentrationen ähnlich niedrig sind wie im Südpazifischen Wirbel. Daraus lässt sich folgern, dass dort auch Sauerstoff im Meeresboden zu finden sein muss. Das kann Folgen bis hin zur Plattentektonik haben: Jens Kallmeyer: „Wenn eine Erdplatte mit solchem Material in die Erde abtaucht und wieder aufgeschmolzen wird, dann wird über diesen Prozess Sauerstoff dem Erdinneren zugeführt.“ Welche Auswirkungen dieser Prozess auf die geochemischen Prozesse im oberen Erdmantel hat, soll in zukünftigen Studien erforscht werden.

Steven D’Hondt et al., „Presence of Oxygen an Aerobic Communities from Seafloor to Basement in Deep-Sea Sediments“, Nature Geoscience Advance Online Publication, 16.03.2015, DOI: 10.1038/ngeo2387

Quelle: idw

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Weltwasserdekade endet – Probleme in der weltweiten Wasserversorgung bleiben

Dr. Nicola Schuldt-Baumgart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Mit dem Weltwassertag am 22. März endet offiziell die UN-Dekade „Water for Life“. Sie hatte zum Ziel, weltweit die Wasserversorgung zu verbessern. Doch der Zugang zu sauberem Trink- und ausrei¬chendem Nutzwasser bleibt trotz aller Anstrengungen eine große Herausforderung – nicht nur in den trockenen ländlichen Regionen, sondern auch in den Städten. Insbesondere in den Megacities mit jährlich bis zu 300.000 neuen Einwohnern wächst der Druck auf die Ressource. Wasserexperten des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung zeigen, wie Städte mit Wasserknappheit umgehen und Nutzungskonflikte reduzieren können.

Der weltweite Wasserbedarf schnellt weiter in die Höhe. Die Folgen sind bekannt: Viele Grundwasserreserven sind bereits übernutzt, immer mehr Gebiete leiden unter Wassermangel, und die Verschmutzung natürlicher Wasserressourcen verursacht erhebliche Risiken für Gesundheit und Umwelt. Auch soziale Konflikte um das knappe Gut deuten sich an. Von der Wasserknappheit könnten im Jahr 2025 nach Schätzungen der UNESCO zwei Drittel der Weltbevölkerung betroffen sein.

Trotz steigender Bevölkerungszahlen: Pro-Kopf-Verbrauch senken
Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser gilt laut UN als Menschenrecht. Aber wie setzt man dieses Recht mit Blick auf eine ständig wachsende Bevölkerung und knapper werdende Ressourcen nachhaltig um? „Wenn wir es weiterhin so umsetzen wie bisher – steigt die Nachfrage, erhöhen wir das Angebot – dann erhöhen wir den Druck auf die jetzt schon überlasteten Wasserressourcen“, sagt Stefan Liehr, Leiter des ISOE-Forschungsschwerpunkts Wasserressourcen und Landnutzung. Das Angebot könne nicht immer weiter erhöht werden, weil die Wasserreserven der Erde nicht unendlich seien. „Anstatt immer neue Wasserressourcen mit fatalen Folgen für Mensch und Umwelt zu erschließen, müssen sichere und nachhaltige Strategien entwickelt werden, die den Pro-Kopf-Verbrauch senken.“

Wasserbedarfsprognosen können Einsparpotenziale ermitteln
Um den Pro-Kopf-Verbrauch zu senken, müsste aber zunächst bekannt sein, wo die besonders relevanten Einsparpotenziale liegen. „Dafür gibt es bereits ein aussagekräftiges Instrument, das bisher noch kaum angewendet wird“, sagt Liehr. „Mit Wasserbedarfsprognosen können wir ein differenziertes Bild der Wassernutzungen erstellen und sehr genau abschätzen, mit welchem Bedarf wir rechnen müssen und welche Einsparpotenziale wir erwarten dürfen. Auch mögliche Konflikte um die Wassernutzung zeichnen sich frühzeitig ab.“ Die Prognosen beruhen auf Annahmen über plausible soziale, wirtschaftliche und technische Entwicklungen auf den künftigen Bedarf. Sie bilden die Grundlage für Zukunftsszenarien, aus denen sich dann Prioritäten für konkrete Maßnahmen für Haushalte, Wirtschaft und den Städtebau ableiten.

Empfehlungen für wirkungsvolle Maßnahmen in der Wasserversorgung
„Wir verfügen inzwischen über sehr gute wassersparende Technologien, und wir wissen heute sehr genau, wie wir sparsam mit Trink- und Nutzwasser umgehen können – insbesondere durch Aufbereitung und Wiederverwendung“, sagt Wasserforscher Liehr. Was fehle, seien Kenntnisse über den tatsächlichen Wasserbedarf und -verbrauch in den Städten: Wie viel Wasser wird von wem zu welchem Zweck benötigt? Wie hoch ist zum Beispiel der Anteil an notwendigem Trinkwasser für die Haushalte im Vergleich zum Wasserbedarf im Kleingewerbe? Welche Rolle spielt die spezifische Struktur der Wirtschaftszweige für den Gesamtbedarf? Und in welchen Bereichen lässt sich auf Trinkwasserqualität verzichten und stattdessen aufbereitetes Nutzwasser verwenden?

Zwei- bis dreimal kann dasselbe Wasser verwendet werden. Aufbereitet ist es dann sowohl in Haushalten – etwa für die Toilettenspülung – als auch in der Industrie einsetzbar. Außerdem bietet sich eine Wiederverwendung zur Bewässerung von Grünflächen an oder zur Sanierung von Flüssen. Auf der Grundlage von Wasserbedarfsprognosen können Empfehlungen für solche differenzierten Verwendungsmöglichkeiten ermittelt werden. „Die Wassersparpotenziale sind gewaltig, würden sie im Einwohnermaßstab der Megacities gerechnet“, sagt Liehr. Aber natürlich seien Wasserbedarfsprognosen nur der erste Schritt. Die politischen Entscheidungsträger müssten die Ergebnisse und Empfehlungen dann auch für die Strategieentwicklung einer nachhaltigen und sicheren Wasserversorgung nutzen, betont der ISOE-Forscher.

Ansprechpartnerin:
Dr. Nicola Schuldt-Baumgart
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
Tel. +49 69 707 69 19-30
schuldt-baumgart@isoe.de
http://www.isoe.de

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. Seit 25 Jahren entwickelt das Institut wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsfähige Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Zu den Forschungsthemen gehören Wasser, Energie, Klimaschutz, Mobilität, Urbane Räume, Biodiversität sowie Bevölkerungsentwicklung und Versorgung.

Weitere Informationen:
http://www.isoe.de/medien/news/news-single/weltwassertag-2015-weltwasserdekade-e…

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Wie viel Lindenblüte steckt im Honig? – Lebensmittelchemiker wollen Sicherheit für Verbraucher

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Sortenhonige, wie zum Beispiel Lindenblütenhonig oder Tannenhonig, werden wegen ihres charakteristischen Aromas vom Verbraucher sehr geschätzt und erzielen höhere Preise auf dem Markt als Mischhonige. Laut der Honigverordnung (Honig-VO) muss ein Sortenhonig vollständig oder überwiegend aus den genannten Blüten oder Pflanzen stammen. Daher kommt der Überprüfung der Sortenreinheit eine große Bedeutung zu. Auf der 25. Arbeitstagung des Regionalverbands Süd-Ost der Lebensmittelchemischen Gesellschaft vom 26. bis 27. März in Jena liegt deshalb ein Schwerpunkt auf dem Thema „Honig“. Neben der Präsentation von Forschungsergebnissen wird auch die Perspektive der Überwachung zur Sprache kommen.

Aktuell erfolgt die Überprüfung der Sortenreinheit nach den Leitsätzen für Honig über sensorische Merkmale und über die mikroskopische Pollenanalyse, wobei letztere allerdings eine Reihe von Nachteilen besitzt. Daher fordert die IHC (International Honey Commission) alternative Bestimmungsmethoden. Lebensmittelchemiker des Arbeits-kreises um Professor Dr. Karl Speer, Technische Universität Dresden, haben vielversprechende neue Bestimmungsmethoden entwickelt, bei denen Substanzen des sekundären Pflanzenstoffwechsels analysiert werden. Die Sortencharakterisierung erfolgt dabei über Markersubstanzen. Im Arbeitskreis wurden chromatographische/massenspektrometrische Methoden sowohl zur Erfassung von nicht flüchtigen als auch zur Analytik flüchtiger Verbindungen erfolgreich etabliert. Darüber hinaus entwickelten die Forscher ein mathematisches Modell zur Abschätzung des Sortenhoniganteils eines Mischhonigs aus zwei Haupttrachten. In ihrem Vortrag „Bestimmung des Sortenhoniganteils in Mischhonigen“ zeigen die Wissenschaftler anhand einer von ihnen durchgeführten Studie mit Kornblume-Linde-Mischhonig, dass sich mit dem Modell eine spezifische Aussage zum Sortenhoniganteil in diesem Honig treffen lässt.

In einem weiteren Vortrag zum Thema präsentieren Janine Schlafke und Professor Dr. Karl Speer, Technische Universität Dresden, eine Studie zur „Charakterisierung des Himbeerblütenhonigs“. Zur Authentifizierung dieses Honigs erstellten sie ein Aromaprofil und konnten als Hauptaromakomponenten Nonanal, Nonanol und beta-Damascenon nachweisen. Zudem konnten sie Ellagsäure als sortenspezifische Substanz des Himbeerblütenhonigs identifizieren. Zur Etablierung dieser Markersubstanz verglich Schlafke den Himbeerblütenhonig mit 14 anderen europäischen Sortenhonigen.

Neben dem Thema Honig werden auch weitere Aspekte der Lebensmittelchemie, wie beispielsweise „Europäische Schnellwarnsysteme“ oder „Die Bedeutung von pflanzlichem Protein in der Ernährung und wichtige Quellen“, in den 20 Vorträgen auf der diesjährigen Jubiläumsarbeitstagung zur Sprache kommen.

Seit inzwischen 25 Jahren nutzen Lebensmittelchemiker die Arbeitstagung des Regionalverbands Süd-Ost, um sich über Ländergrenzen und Arbeitsgebiete hinweg auszutauschen und neueste Ergebnisse aus ihrer Disziplin präsentiert zu bekommen. Aus einer eintägigen Veranstaltung mit sieben Vorträgen im Jahr 1991 ist inzwischen ein zweitägiges Event mit über 20 Beiträgen aus Wissenschaft und Überwachung geworden.

Weiterführende Informationen finden sich unter https://www.gdch.de/netzwerk-strukturen/fachstrukturen/lebensmittelchemische-ges….

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 31.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 27 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Lebensmittelchemische Gesellschaft, deren Aufgabe es ist, den Gedankenaustausch auf dem Gebiet der Lebensmittelchemie und deren Nachbardisziplinen zu fördern und fachliche Anregungen zu vermitteln. Zu diesem Zweck werden u.a. Tagungen der sechs Regionalverbände durchgeführt. Die Lebensmittelchemische Gesellschaft ist mit fast 2.900 Mitgliedern die größte Fachgruppe in der GDCh. Sie veranstaltet alljährlich den Deutschen Lebensmittelchemikertag – in diesem Jahr vom 14. bis 16. September in Karlsruhe.

Weitere Informationen:
http://www.gdch.de

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Arbeit und Muße – neue Ergebnisse aus dem ArtSet®-Forschungsprojekt „Arbeit und…“

Dipl.-Päd. Jörg Angermüller Pressestelle
ArtSet Institut

Unsere Gesellschaft hat die Muße verlernt, so ein einhelliges Urteil. Der Kapitalismus hat sie zur Freizeit und zur Faulheit degeneriert. Dass sie einst der Lebenssinn der Emporbildung zur Humanität war, ist dabei in Vergessenheit geraten. Wie die Muße ihre kulturschaffende Bedeutung in einer Gesellschaft jenseits des Kapitalismus entfalten kann, ist die Frage, auf die in einer neuen Publikation eine Antwort versucht wird.

Hans-Jürgen Arlt und Rainer Zech erläutern in dieser Publikation, wie moderne Gesellschaften die Arbeitstätigkeit einerseits zum Lebensmittelpunkt der Menschen und andererseits zum Kostenfaktor der Wirtschaft machen, und thematisieren die soziale Frage, die aus dieser Spannung erwächst. Eine kurze Begriffsarchäologie von Arbeit und Muße lässt deutlich werden, wie eigenartig und einzigartig dieses Weltbild ist, aus dem Leistungsexplosionen und Zerstörungen in vorher unvorstellbaren Ausmaßen entspringen. Die Autoren stellen Alternativen vor: Arbeit in die Schranken des Not-Wendigen verweisen, Tätigkeiten in bunter Vielfalt am selbstbestimmten Bedarf orientieren, der Muße als Ausdruck idealer Humanität Geltung und die Lebensführung verschaffen.
• historische Erläuterungen, wie Arbeit und Muße ihre Bedeutung wandeln
• eine begriffliche Bestimmung von Arbeit und Muße
• die Analyse, wie der Kapitalismus aus Muße Faulheit, aus Arbeit Lebenssinn und aus der Arbeitsleistung einen Kostenfaktor macht
• die Erklärung der sozialen Frage moderner Gesellschaften
• die Skizze einer menschengerechten Gesellschaft, die sich aus Muße, sinnvollem Tätigsein und guter Arbeit bildet

Literatur:
Hans-Jürgen Arlt, Rainer Zech: Arbeit und Muße. Ein Plädoyer für den Abschied vom Arbeitskult. Wiesbaden 2015: Springer

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„Die Männerlüge“ – die Wahrheit über Testosteron

Renate Kraft M. A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Europäische Fachhochschule (EUFH)

Das berühmte Männerhormon Testosteron ist immer dabei, wenn es um die ganz großen Themen unserer Zeit geht. Überschießendes Testosteron stürzt die Weltwirtschaft in die Krise, sinkendes Testosteron zwingt alternde Männer in die Knie, und künstliches Testosteron rettet das männliche Geschlecht vorm Aussterben. Prof. Dr. habil. Robin Haring, der im vergangenen Herbst seine Professur für vergleichende Gesundheitswissenschaften an der Europäischen Fachhochschule (EUFH) in Rostock antrat, hat zu diesem hochaktuellen Thema ein Buch mit dem Titel „Die Männerlüge“ geschrieben, das pünktlich zur Leipziger Buchmesse erschienen ist.

„Die Männerlüge“ rechnet nun endlich mit populären Testosteronmythen ab. Unterhaltsam und anschaulich erklärt der Demograf und Epidemiologe Prof. Dr. habil. Robin Haring, was Testosteron kann (und nicht kann). Damit zeigt der EUFH-Professor erneut, dass Wissenschaft nicht trocken daherkommen muss, sondern ein spannender Teil des ganz normalen Lebens ist. Die längst überfällige Aufklärung basiert dabei auf neuesten Erkenntnissen aus Medizin, Psychologie und Verhaltensforschung.
Am Ende der Betrachtungen rund um Testosteron als soziales Verhaltenshormon, als Biomarker für Männergesundheit, als Maß für Lebensqualität im Alter und als Sündenbock gängiger Geschlechterklischees, steht die Erkenntnis, dass Mann mehr ist als sein Testosteronspiegel.

Prof. Dr. Robin Haring hat in Rostock ein Diplomstudium der Demografie absolviert und wandte sich danach verstärkt dem Thema Gesundheitsforschung und Public Health zu. Später konzentrierte er sich auf epidemiologische Themen und promovierte 2010 an der Universitätsmedizin Greifswald. Danach forschte er an der renommierten Boston University und habilitierte schließlich im Jahr 2013 wiederum in Greifswald, wo er bis zum September 2014 die Integrated Research Biobank (IRB) der Universitätsmedizin leitete, bevor er im WinterSemester 2014/15 zur EUFH wechselte.

Weitere Informationen:
http://www.eufh-med.de

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Auberginen als Schädlingskurier – Nachtfalter nutzen Gemüse als Transportmittel nach Europa

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Wissenschaftler der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden haben die Nachtfaltergattung Leucinodes in Afrika untersucht. Die Insekten befallen Auberginen, Äthiopische Eierfrüchte, Tomaten und Paprika und richten große ökonomische Schäden an. In der Europäischen Union steht der Falter Leucinodes orobonalis deshalb unter Quarantäne-bestimmungen. Die kürzlich erschienene Studie zeigt, dass diese Falterart nicht in Afrika vorkommt und so auch nicht als Schädling von dort exportiert werden kann. Stattdessen identifizierten die Wissenschaftler drei gänzlich neue Gemüseschädlinge.

Auberginen gehören zu den zehn häufigsten per Luftfracht nach Deutschland importierten Gemüsearten aus Drittstaaten. Doch nicht immer sind die von außen frisch aussehenden subtropischen Pflanzen auch genießbar. „Häufig reisen in Auberginen die Raupen der Nachtfaltergattung Leucinodes als ‚blinde Passagiere‘ mit“, erzählt Dr. Matthias Nuß von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden. Die Raupen der etwa ein Zentimeter großen Tiere befallen vor der Ernte das Gemüse, wo sie fortwährend fressen und wachsen. Dass die Auberginen Schädlinge beherbergen, fällt erst dann auf, wenn die Falter durch ein Loch in der Fruchtschale ins Freie schlüpfen – häufig nach dem Export in andere Länder. Und nicht nur Auberginen dienen als Futterquelle, auch Äthiopische Eierfrüchte, Tomaten und Paprika stehen auf dem Speiseplan der Raupen. „Um eine Einschleppung der Falterart nach Europa zu verhindern und die hiesigen Tomaten- und Paprikakulturen vor den gefräßigen Raupen zu schützen, unterliegt Leucinodes orbonalis europäischen Quarantäne¬bestimmungen“, ergänzt Nuß.

Bisher ging man davon aus, dass die Art Leucinodes orbonalis auch in Afrika den Gemüseanbau schädigt – die Studie von Nuß und seinen Kollegen aus Großbritannien und Norwegen zeigt aber, dass diese ursprünglich aus Asien stammende Falterart nicht in Afrika beheimatet ist. „Raupen in einer Äthiopischen Eierfrucht, die wir auf einem Markt in Nordangola gekauft haben, haben uns neugierig gemacht und waren der Ausgangspunkt unserer Studie“, berichtet der Dresdner Schmetterlingsforscher und ergänzt: „Wir begaben uns daraufhin auf Spurensuche in den Sammlungen verschiedener europäischer Naturkundemuseen und haben die Raupen mit dortigen Exemplaren verglichen.“

Das Ergebnis: Ein Vorkommen von Leucinodes orbonalis in Afrika konnte nicht bestätigt werden, stattdessen werden vier andere Falterarten der Gattung Leucinodes mit Gemüse nach Europa eingeschleppt. „Drei dieser Arten sind Neuentdeckungen und wurden nun von uns wissenschaftlich beschrieben“, fügt Nuß hinzu. Außerdem konnte das Wissenschaftler-Team mit Methoden der klassischen Taxonomie und DNA-Untersuchungen nachweisen, dass mehrere Falterarten, die bisher zu dieser Verwandtschaftsgruppe zugeordnet wurden, nicht zur Gattung Leucinodes gehören.

Die umfangreiche Spurensuche – insgesamt wurden 15 Sammlungen untersucht und mehrere Proben aus Quarantänestätten in Großbritannien genommen – erlaubte es den Wissenschaftlern erstmals eine Karte über das Vorkommen des Landwirtschaftsschädlings zu erstellen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Quarantäne- und Einfuhrbestimmungen für Leucinodes überprüft werden müssen, um einen echten Schutz für den europäischen Gemüseanbau gewährleisten zu können. Und auch die Vorkommen in Asien gehören auf den wissenschaftlichen Prüfstand“, rät Nuß.

Kontakt
Dr. Matthias Nuß
Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden
matthias.nuss@senckenberg.de
Tel. 0351- 79 58 414 3370351- 79 58 414 337

Publikation
Mally R, Korycinska A, Agassiz DJL, Hall J, Hodgetts J, Nuss M (2015) Discovery of an unknown diversity of Leucinodes species damaging Solanaceae fruits in sub-Saharan Africa and moving in trade (Insecta, Lepidoptera, Pyraloidea). ZooKeys 472: 117-162. 10.3897/zookeys.472.8781
http://zookeys.pensoft.net/articles.php?id=4535&display_type=list&elemen…

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Weitere Informationen:
http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&kid=2&id=3560

Quelle: idw

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Neue magnetische Kohlenstoff-Komposite für die Bio- und Umwelttechnik aus dem „Dampfdrucktopf“

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Wissenschaftler des Potsdamer Leibniz-Instituts für Agrartechnik und der Humboldt-Universität zu Berlin haben ein einfaches Verfahren zur Herstellung magnetischer Kohlenstoff-Komposite mittels hydrothermaler Karbonisierung (HTC) entwickelt und einen nutzbringenden Einsatz bei der Biogaserzeugung aufgezeigt. An den Partikeln können sich Mikroorganismen festsetzen und so im Reaktor zurückgehalten werden. Auch lassen sich damit unerwünschte Schad- oder Störstoffe aus Bioprozessen, Abwässern oder der Umwelt entfernen. Die Ergebnisse einer Studie zur Wirkung im Biogasprozess wurden soeben in der renommierten Fachzeitschrift „Bioresource Technology“ veröffentlicht.

Anaerobe biologische Prozesse wie die Biogaserzeugung sind in ihrer Leistung und Anwendbarkeit begrenzt, zum einen durch das sehr langsame Wachstum der beteiligten Mikroorganismen und zum anderen durch die hemmende Wirkung verschiedener Stoffe wie Ammonium auf das mikrobielle System. Übliche Verfahren zur Anreicherung von Mikroorganismen beruhen zumeist auf der Rückhaltung durch Sedimentation oder auf Einbauten im Bioreaktor, an denen sich die Organismen festsetzen können. Beides ist jedoch nur möglich, wenn die Fermentationsflüssigkeit ausreichend fließfähig ist. In Biogasanlagen, die vorwiegend strukturreiche Stoffe wie Mist oder Maissilage vergären, ist die Viskosität meist zu hoch.

Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Agrartechnik in Potsdam und der Berliner Humboldt-Universität setzen bei ihrem Ansatz zur Leistungssteigerung im Biogasreaktor auf Biokohle – genauer: auf magnetische Kohlenstoff-Komposite.

Biokohle ist ein kohlenstoff- und oberflächenreiches Material, das ähnlich der Holzkohle durch thermische Umwandlung von Biomasse entsteht. Biokohle kann auf verschiedenen Wegen hergestellt werden. Besonders flexibel ist das Verfahren der hydrothermalen Karbonisierung (HTC). Hier findet der Prozess in Anwesenheit von Wasser statt und die Biomasse kann über mehrere Zwischenstufen gezielt zu Kohleprodukten mit bestimmten Eigenschaften umgewandelt werden. Aufgrund ihrer hohen biologischen Stabilität und großen Aufnahmefähigkeit für Wasser und Nährstoffe eignet sich Biokohle insbesondere als Hilfsstoff zur Verbesserung von wenig fruchtbaren Böden und zur dauerhaften Bindung von Kohlenstoff (C-Sequestrierung). Ihre speziellen Eigenschaften machen Biokohle aber auch für eine Reihe weiterer Anwendungen interessant, wie die Reinigung von Abwässern oder die Katalyse biologischer oder chemischer Prozesse.

In ihrem in der Fachzeitschrift „Bioresource Technology“ erschienenen Artikel berichten die Forscher aus Potsdam und Berlin über die Herstellung magnetischer Kohle mittels HTC und deren erfolgreicher Besiedelung durch Biogas-Mikroorganismen in Labortests.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich mit Hilfe der HTC stabile magnetische Kohlepartikel herstellen lassen, die zum Beispiel als Träger von funktionellen Mikroorganismen Verwendung finden. Diese Träger lassen sich durch magnetische Kräfte dauerhaft im Biogasreaktor zurückhalten“, beschreibt APECS-Projektleiter Dr. Jan Mumme den Nutzen dieser Entwicklung. „Anaerobe Mikroorganismen sind, wenn sie in Biofilmen leben, stabiler gegenüber Umwelteinflüssen und können durch gegenseitige Unterstützung eine höhere Umsatzleistung erzielen als freilebende Organismen“, ergänzt Patrice Ramm, der sich in seiner Doktorarbeit mit der magnetischen Rückhaltung mikrobieller Biomasse in Biogasreaktoren beschäftigt.

Die Vorteile des neuen kohlebasierten Verfahrens sind die einfache Herstellung bei relativ geringen Temperaturen, die Nutzung gut verfügbarer organischer Ausgangsstoffe (auch Abfall-Biomasse) und die hohe Variabilität der Komposite bezüglich ihrer Funktionalität und Morphologie.

Die neuen magnetischen Kohlen wurden aus mikrokristalliner Zellulose und dem magnetischen Material Ferrit bei 250°C im Druckreaktor hergestellt. Mikroskopische Aufnahmen belegen, dass sich auf den 30-80 µm großen Ferritpartikeln eine amorphe Kohleschicht bildete. Die magnetischen Eigenschaften blieben auch nach der hydrothermalen Karbonisierung erhalten. So entstanden im Ergebnis Partikel mit Magnetkern und Kohlemantel. Das neue Material hatte eine ähnlich große Oberfläche wie unbehandelte Zellulose, wies aber mit 0,88 m2/g im Vergleich zu nichtmagnetischer HTC-Kohle aus Zellulose (21,2 m2/g) eine wesentlich kleinere Oberfläche auf.

Nachfolgend wurden die Komposite in Laborversuchen über insgesamt 158 Tage auf ihre Wirkung im Biogasprozess untersucht. Als Ausgangsmaterial für die Biogasbildung diente Rübensilage. Neben den Kompositen wurden zum Vergleich eine nicht-magnetische HTC-Kohle, Zeolith als bekanntes Biogas-Additiv sowie eine gänzlich partikelfreie Variante untersucht. Die zu Beginn des Versuchs hemmende Wirkung von Kompositen und HTC-Kohle auf den Biogasprozess ließ schnell nach. Zum Ende zeigten die Komposite mit 93 L Methan je kg Rübensilage die höchste Methanausbeute aller Varianten, was statistisch jedoch noch nicht belegbar war. Die gewünschte Anlagerung von Mikroorganismen auf den magnetischen Kohlen war in den mikroskopischen Aufnahmen deutlich sichtbar.

Dr. Rainer Tölle von der Humboldt-Universität zu Berlin befasst sich seit vielen Jahren mit der Detektion magnetischer Eigenschaften in unterschiedlichen Materialen aus der Umwelt und aus technischen Prozessen. Hierfür hat er ein Messgerät für die Bestimmung der magnetischen Suszeptibilität entwickelt, das in diesem Projekt zum Einsatz kam, um die magnetischen Eigenschaften der Komposite zu bestimmen. „Die magnetische Suszeptibilität ist eine schnell und zerstörungsfrei zu messende Materialeigenschaft. Daraus lässt sich ableiten, mit welcher Kraft ein Material von einem Magneten angezogen wird. Auch können unter bestimmten Voraussetzungen Rückschlusse auf den Gehalt an Schwermetallen in der Probe gezogen werde“, so der Wissenschaftler.

Seit 2009 forscht das ATB auf dem Gebiet Biokohle und seit 2005 gemeinsam mit der HU Berlin zur Anwendung magnetischer Partikel in Biogasanlagen. Daraus sind neben 30 wissenschaftlichen Publikationen auch zahlreiche Patente entstanden u.a. zur Herstellung und Biogas-Anwendung der magnetischen Kohlepartikel, aber auch zur vorteilhaften Kopplung von Biogas und Biokohle als integriertes Verfahren zur Erhöhung der Wertschöpfung und Klimabilanz bei der Nutzung organischer Reststoffe.

Die Projektgruppe „APECS – Anaerobic Pathways to Renewable Energies and Carbon Sinks“ wurde von 2009 bis Ende 2014 vom BMBF im Rahmen von „Bioenergie 2021″ gefördert. Projektleiter Dr. Jan Mumme arbeitet gegenwärtig als Gastwissenschaftler am UK Biochar Research Center der University of Edinburgh. Dr. Toufiqur Reza gehörte bis Mitte 2014 dem APECS-Team an und arbeitet heute an der University of Nevado in Reno, USA.

Literatur:
Reza, M. T., Rottler, E., Tölle, R., Werner, M., Ramm, P., Mumme, J. (2015): Production, characterization, and biogas application of magnetic hydrochar from cellulose. Bioresource Technology. DOI: 10.1016/j.biortech.2015.03.044

Mumme, J., Srocke, F., Heeg, K., Werner, M. (2014): Use of biochars in anaerobic digestion. Bioresource Technology 164, 189-197. DOI: 10.1016/j.biortech.2014.05.008

Ramm, P., Jost, C., Neitmann, E., Sohling, U., Menhorn, O., Weinberger, K., Mumme, J., Linke, B., (2014): Magnetic biofilm carriers – the use of novel magnetic foam glass particles in anaerobic digestion of sugar beet. Journal of Renewable Energy. Article ID 208718, 10 pages, DOI:10.1155/2014/208718. Online: http://tinyurl.com/ngtsksm

Kontakt ATB:
Dr. Jan Mumme – Leiter der Nachwuchsgruppe APECS
E-Mail: jan.mumme@ed.ac.uk; jmumme@atb-potsdam.de

Helene Foltan – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0331 5699-8200331 5699-820, E-Mail: hfoltan@atb-potsdam.de

Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam, http://www.atb-potsdam.de

Kontakt HUB:
Dr. Rainer Tölle – Wissenschaftler am Fachgebiet Biosystemtechnik
Tel.: 030 2093-6448030 2093-6448, E-Mail: rainer.toelle@agrar.hu-berlin.de
Humboldt-Universität zu Berlin, Lebenswissenschaftlichen Fakultät – Thaer Institut
Albrecht-Thaer-Weg 3, 14195 Berlin

Das Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e. V. (ATB) ist ein europäisches Zentrum agrartechnischer Forschung an der Schnittstelle von biologischen und technischen Systemen. Unsere Forschung zielt auf eine wissensbasierte Bioökonomie. Hierfür entwickeln wir hochinnovative und effiziente Technologien zur Nutzung natürlicher Ressourcen in landwirtschaftlichen Produktionssystemen – von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung.

Das Fachgebiet Biosystemtechnik an der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin arbeitet in Lehre und Forschung an der Schnittstelle zwischen Ingenieurwissenschaften und biologischen Produktionsprozessen. Das Team entwickelt ingenieurtechnische Lösungen für eine nachhaltige Produktion von pflanzlichen Agrarprodukten und Technologien für eine sichere und saubere Umwelt.

Weitere Informationen:
http://www.atb-potsdam.de/de/meta/presse/bildservice.html

Quelle: idw

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Schritt machen gegen Bluthochdruck

Anita Fürst Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Regensburg

Bluthochdruck kann zu dauerhaften Schädigungen von Gefäßen und Organen führen. Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) bietet ein neues Verfahren zur effizienten Therapie von schwer einstellbarem Blutdruck an.

Bluthochdruck gilt als einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In Deutschland ist jeder dritte Erwachsene davon betroffen, weltweit leiden eine Milliarde Menschen daran. Bei Bluthochdruck (Hypertonie) steigt der Druck innerhalb des arteriellen Gefäßsystems an und bleibt dauerhaft erhöht. Das Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, steigt dadurch signifikant. Auch für bestimmte Nieren- oder Augenerkrankungen kann ein chronisch hoher Blutdruck ursächlich sein. Aufgrund unspezifischer Symptome bemerken Betroffene oft lange Zeit nichts von ihrer Krankheit, fühlen sich sogar gesund. Meist suchen sie erst einen Arzt auf, wenn die Grunderkrankung weitere Beschwerden wie massive Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel verursacht. Doch durch die frühzeitige Diagnose von Bluthochdruck können langfristige Schädigungen von Gefäßen und Organe vermieden werden.

In der Regel ist ein zu hoher Blutdruck mit Medikamenten gut behandelbar.
Doch bei jedem zehnten Betroffenen schlägt diese konventionelle Therapie nicht an oder reicht als alleinige Form der Behandlung nicht aus, so dass es zu einem stark erhöhten Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder eine dauerhafte Nierenschädigung kommt. Mit einem neuen Verfahren, das bisher deutschlandweit nur an wenigen Krankenhäusern angeboten wird, ist es nun möglich, auch bei diesen Patienten den Blutdruck optimal zu regulieren. Am Universitätsklinikum Regensburg können Betroffene mittels dieser Methode behandelt werden.

Wie funktioniert das Verfahren?
Bei der sogenannten Barorezeptorstimulation wird den Patienten ein Stimulator, ähnlich einem Herzschrittmacher, in der linken Brustseite implantiert. Dieser sendet elektrische Signale an die Barorezeptoren, spezielle Zellen an der Halsschlagader, die für die Regulation des Blutdrucks und des Kreislaufs mitverantwortlich sind. Die Barorezeptoren leiten das Signal an das Gehirn weiter und täuschen dort einen dauerhaft zu hohen Blutdruck vor. Das Gehirn reagiert auf die Impulse und löst körpereigene Mechanismen zur Blutdrucksenkung aus.
„Der große Vorteil dieser Therapie liegt darin, dass die körpereigenen Regelkreisläufe genutzt werden“, erläutert Professor Marcus Fischer, Kardiologe und Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR. „Zudem kann die Therapie durch unterschiedliche Programmierungen optimal an die verschiedenen Patienten und deren Tagesabläufe angepasst werden.“ Die Komplikationen bei der Operation sind äußerst gering und mit einer Herzschrittmacherimplantation vergleichbar. „Der Eingriff dauert nicht lange und die Patienten können in der Regel die Klinik bereits am Tag nach der Operation wieder verlassen“, ergänzt Dr. Andreas Keyser, Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie des UKR.

Mit dem neuen Verfahren könnte in Zukunft außerdem noch einer Reihe weiterer Patienten geholfen werden. „Die körpereigene Regulierung, die durch diese Stimulation ausgelöst wird, scheint darüber hinaus einen positiven Einfluss bei Patienten mit einer Herzschwäche zu haben“, erklärt Professor Dr. Lars Maier, Direktor der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR, einen weiteren vielversprechenden Effekt des innovativen Verfahrens. Bei der chronischen Herzschwäche kommt es zu einer veränderten Herz-Kreislauf-Regulation und einer anhaltend vermehrten Ausschüttung ungünstiger Hormone. Erste Studien bei Patienten mit Herzschwäche zeigten, dass die Barorezeptorstimulation zu einer Verbesserung der Symptomatik führt und die Zahl der Krankenhausaufnahmen reduziert werden konnte.

Weitere Informationen:
http://www.ukr.de/innere2

Quelle: idw

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Blattduftstoff lockt Kirschessigfliegen an

Angela Overmeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für chemische Ökologie

Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii legt ihre Eier in frisches, noch nicht geerntetes Obst. Befallene Früchte sind oftmals zusätzlich noch mit Bakterien und Pilzen infiziert und somit für den Verkauf oder eine Weiterverarbeitung ungeeignet. Eine wirksame Bekämpfung des Schädlings ist bislang nur mit Insektiziden möglich. Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie haben jetzt einen Blattduftstoff identifiziert, der für Kirschessigfliegen besonders attraktiv ist. Beta-Cyclocitral lockt nur die Kirschessigfliege, aber keine anderen verwandten Taufliegenarten an.

Die 2014 in Deutschland erstmals verstärkt aufgetretene Kirschessigfliege Drosophila suzukii legt ihre Eier in frisches, noch nicht geerntetes Obst. Befallene Früchte sind oftmals zusätzlich noch mit Bakterien und Pilzen infiziert und somit für den Verkauf oder eine Weiterverarbeitung ungeeignet. Eine wirksame Bekämpfung des Schädlings ist bislang nur mit Insektiziden möglich. Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie haben jetzt einen Blattduftstoff identifiziert, der für Kirschessigfliegen besonders attraktiv ist. Beta-Cyclocitral lockt nur die Kirschessigfliege, aber keine anderen verwandten Taufliegenarten an. Die Forscher konnten zeigen, dass die Vorliebe des Insekts für diesen Blattduft physiologisch mit einer erhöhten Antwortstärke bestimmter Geruchssinneshaare auf der Antenne einhergeht (Journal of Chemical Ecology, Februar 2015).

Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii stammt ursprünglich aus Asien und gehört zur Familie der Taufliegen. Während die bei uns weit verbreitete Schwarzbäuchige Taufliege Drosophila melanogaster, die in den Sommermonaten in großer Anzahl auf überreifen oder bereits verdorbenen Früchten und Obstresten anzutreffen ist, eher lästig als schädlich ist, kann die asiatische Verwandte erheblichen Schaden im Obst- und Weinbau anrichten. Denn im Gegensatz zu D. melanogaster legt die Kirschessigfliege ihre Eier in gesunden Früchten ab, noch bevor diese geerntet werden. Sie überträgt dabei oft auch Pilze und Bakterien.

2011 wurde Drosophila suzukii erstmals in Deutschland nachgewiesen. Im Sommer und Herbst 2014 mussten im Weinbau erstmals Insektizide gegen den Schädling eingesetzt werden. Essigfallen, die auch der zahlenmäßigen Einschätzung von Schädlingspopulationen dienen, sind nur bedingt hilfreich, da sie neben der Kirschessigfliege auch andere Taufliegen anlocken. Eine Kontrolle, ob Kirschessigfliegen in der Falle sind, ist daher sehr zeitaufwändig.

Ian Keesey und seine Kollegen aus Bill Hanssons Abteilung Evolutionäre Neuroethologie am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie wollten herausfinden, welche Düfte nur für Kirschessigfliegen attraktiv sind. Im Mittelpunkt ihrer Untersuchungen stand auch die Frage, wie die Kirschessigfliege im Laufe der Evolution ihre Vorliebe für frisches Obst ausbilden konnte und wie sich diese Spezialisierung im Geruchssystem physiologisch messen lässt.

Verhaltensexperimente ergaben, dass Kirschessigfliegen auffallend häufiger von Blattgewebe angelockt wurden als alle andere Fliegenarten, die im Versuch getestet wurden. Daher untersuchten die Forscher die Aktivität einzelner Geruchssinneshaare (Sensillen) verschiedener Taufliegenarten auf eine Vielzahl ökologisch relevanter Düfte, darunter auch viele Blattdüfte. Die Kopplung von Sinnesphysiologie (Einzel-Sensillum-Ableitungen) mit Gaschromatografie ermöglicht dabei die Untersuchung einzelner Sinneshaare, während parallel mithilfe der Gaschromatografie unzählige Düfte, die in einer Frucht oder einem Blatt enthalten sind, getestet werden.

Auf diese Weise identifizierten die Forscher eine Substanz, die nur für die Kirschessigfliege attraktiv ist: den Blattduft Beta-Cyclocitral. Darüber hinaus reagiert der Schädling auch stärker auf Düfte, die während früher Phasen des Fruchtreifungsprozesses verströmt werden und weniger stark auf Substanzen, die typisch für bereits gärende Früchte sind und oftmals als Köder für Taufliegen eingesetzt werden.

Interessanterweise reagiert vor allem ein Typ von Sinneshaaren auf diesen Duft, das sogenannte ab3-Sensillum. „Wir waren erstaunt, dass es erneut das ab3-Sensillum war, das besondere Antworten zeigte. Immer wenn Fliegen eine neue Nahrungsnische besetzen, ändern sich die Anforderungen an ihren Geruchssinn. Sie müssen neue Düfte riechen können und sich nicht von Gerüchen ablenken lassen, die vorher anziehend waren. Offensichtlich ist es das ab3-Sensillum, das dabei sein Antwortspektrum verändert,“ erläutert Markus Knaden, der die Arbeitsgruppe „Duftgesteuertes Verhalten von Insekten“ leitet. Bei der Suche nach Nahrung oder Eiablageplätzen scheint dieses Sensillum eine besonders wichtige Rolle zu spielen.

Ungewöhnlich ist, dass die Kirschessigfliege zwar von Blattgewebe angelockt wird, ihre Eier aber dennoch in reifende Früchte legt. Die Weibchen nutzen dabei ihren auffallend langen, mit kleinen Sägezähnen versehenen Eiablageapparat, um die Haut der Früchte und Beeren aufzuritzen und ihre Eier hineinzulegen. „Drosophila suzukii könnte eine Art evolutionäre Brücke zwischen den Drosophila-Arten sein, die entweder auf Früchte oder Blätter spezialisiert sind“, meint Ian Keesey, der Erstautor der Studie. Reifende Früchte und Beeren sind meist von Blättern umgeben. Durch den Blattduft angelockt kommen Kirschessigfliegen automatisch in die Nähe der Früchte, wobei wahrscheinlich visuelle Reize dazu beitragen, die Früchte im grünen Blätterdach aufzufinden.

Durch ihre Untersuchungen wollen die Wissenschaftler besser verstehen, warum manche Insektenarten zum Problem werden, andere dagegen nicht. In diesem Fall wollen sie herausfinden, wie und warum sich die Kirschessigfliege auf reifende Früchte spezialisiert und ihre Duftsensibilität entsprechend verändert hat. Die Forschungsergebnisse sollen auch dabei helfen, wirksamere Fallen zu entwickeln, um das Monitoring zu vereinfachen und der Plage besser Herr zu werden. [AO]

Originalveröffentlichung:
Keesey, I., Knaden, M., Hansson, B. S. (2015). Olfactory specialization in Drosophila suzukii supports an ecological shift in host preference from rotten to fresh fruit. Journal of Chemical Ecology, 41( 2), 121-128, doi:10.1007/s10886-015-0544-3.
http://dx.doi.org/10.1007/s10886-015-0544-3

Weitere Informationen:
Markus Knaden, Max-Planck-Institut für chemische Ökologie, Hans-Knöll-Str. 8, 07743 Jena, +49 3641 57-1421+49 3641 57-1421, mknaden@ice.mpg.de
Ian W. Keesey, Max-Planck-Institut für chemische Ökologie, Hans-Knöll-Str. 8, 07743 Jena, +49 3641 57-1410+49 3641 57-1410, ikeesey@ice.mpg.de

Weitere Informationen:
http://www.ice.mpg.de/ext/1195.html?&L=1

Quelle: idw

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Vierte Abwasser-Reinigungsstufe auch über Abwasserabgabe finanzierbar? Studie: Denkbar als Baustein

Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Die Abwasserabgabe könnte einen sinnvollen Beitrag zur Finanzierung des Ausbaus großer Kläranlagen mit einer so genannten vierten Reinigungsstufe leisten. Mit diesen Anlagen lassen sich Mikroverunreinigungen in Gewässern – etwa Arzneimittel – reduzieren, ergab eine neue Studie. Dieses Ergebnis reiht sich gut in ein umfassendes Konzept zur Reduzierung der Gewässerbelastung ein, an dem das (Umweltbundesamt) UBA derzeit arbeitet. Eine mögliche Maßnahme in diesem Konzept ist der weitere Ausbau von Kläranlagen.

Die aktuelle Studie von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und des Instituts für Infrastruktur und Ressourcenmanagement der Universität Leipzig für das Umweltbundesamt (UBA) zeigt nun: Die Abwasserabgabe sollte dazu gezielt fortentwickelt werden. Nicht nur ihre Lenkungswirkung müsse gestärkt, sondern gleichzeitig die Einnahmen für die anteilige Finanzierung des Ausbaus von Großkläranlagen (Größenklasse 5) eingesetzt werden. Für den Gesamterfolg dieses „Leipziger Modells“ sei aber auch eine wasserrechtliche Verpflichtung zur Behandlung von Mikroverunreinigungen in der Abwasserverordnung notwendig.

Die Konzentrationen von bestimmten Mikroverunreinigungen wie Arzneimittelwirkstoffen in Flüssen, Seen und anderen Oberflächengewässern sind oftmals unerwünscht hoch. Teilweise überschreiten sie die gesetzlichen Umweltqualitätsnormen. Damit sie sinken, ist ein Bündel an Maßnahmen erforderlich: Anwendungsbeschränkungen und -verbote im Stoff- und Produktrecht, eine umweltgerechte Entsorgung, die Verminderung von Luftemissionen oder eben zusätzliche, nachgeschaltete Technik zu Abwasserbehandlung in großen Kläranlagen. Sowohl national als auch auf EU- Ebene gibt es zahlreiche Aktivitäten und Überlegungen dazu – das UBA arbeitet daran, diese zu bewerten und zu einem Vorschlag für eine Gesamtstrategie zusammenzuführen.

Nach Ansicht des UBA sind weitergehende Abwasserbehandlungsverfahren (eine so genannte vierte Reinigungsstufe) in den kommunalen Kläranlagen der Größenklasse 5 – das sind Anlagen, an die mehr als 100.000 Einwohner angeschlossen sind – darin ein Baustein. Die aktuelle Studie hatte untersucht, welchen Beitrag die bundesdeutsche Abwasserabgabe für eine Aufrüstung ausgewählter öffentlicher Abwasserbehandlungsanlagen der Größenklasse 5 leisten kann. Die Forscher raten zu einer aus der Abwasserabgabe gespeisten Förderung der vierten Reinigungsstufe, da dies das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweise. Die Studie schlägt vor, 75 Prozent der jährlichen Investitionskosten einer vierten Reinigungsstufe für einen Zeitraum von 15 Jahren bei Kläranlagen der Größenklasse 5 zu bezuschussen. Mit der neuen Studie liegt nun eine erste fundierte Machbarkeitsstudie für die Finanzierung der vierten Reinigungsstufe in Deutschland auf dem Tisch.

Die kommunalen Großkläranlagen unter Verursachergesichtspunkten zur Reduzierung von Mikroverunreinigungen heranzuziehen, halten die Forscher für angemessen. „Es spricht viel dafür, großtechnische Lösungen am Gewässerzulauf als eine der volkswirtschaftlich günstigsten Optionen in Betracht zu ziehen“, erläutert Erik Gawel, UFZ-Ökonom und Leiter der Studie. Die Beschränkung auf Groß-Kläranlagen sichert dabei die Kosteneffizienz, weil über sie bereits rund 50 Prozent der gesamten Schadstofffracht behandelt werden können. Somit ergreifen „einige“ Kläranlagen-Betreiber hochwirksame Maßnahmen stellvertretend für „viele“ Verursacher – Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft oder Verbraucher – die dann über die Abwasserabgabe zur Finanzierung mit herangezogen werden.

„Wir gehen davon aus, dass eine Bezuschussung in Höhe von 75 Prozent der Investitionskosten für die vierte Reinigungsstufe auf allen Kläranlagen der Größenklasse 5 rund 100 bis 130 Millionen Euro jährlich über einen Zeitraum von 15 Jahren erfordert“, erläutert Robert Holländer von der Universität Leipzig. Dies würde bundesweit rund 35 Prozent des gegenwärtigen Aufkommens der Abwasserabgabe (zirka 300 Millionen Euro pro Jahr) binden und legt eine entsprechende Aufstockung nahe.

Damit das Modell funktioniert, müssten auch die ordnungsrechtlichen Anforderungen an die Elimination von Mikroverunreinigungen für die geförderten Groß-Kläranlagen angepasst werden. Das deutsche Wasserrecht hält dafür etwa mit der Abwasserverordnung die nötigen Instrumente bereit“, betont Wolfgang Köck, Chef-Jurist am UFZ.

Die Präsidentin des Umweltbundesamtes Maria Krautzberger stellt klar: „Weitergehende Maßnahmen zum Schutz der Gewässer sind unverzichtbar. Jetzt gilt es, effektive und effiziente Maßnahmen zu ergreifen, um die für die Gewässer hochproblematischen Mikroverunreinigungen z.B. durch Arzneimittel wirksam und dauerhaft zu verringern. Die vierte Reinigungsstufe kommt als eine Möglichkeit in Betracht. Sie würde gleichzeitig die Technikführerschaft Deutschlands in diesem Bereich stärken.“

Die aktuelle Studie:
UBA-Texte 26/2015 „Mikroverunreinigungen und Abwasserabgabe“
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/mikroverunreinigungen-abwasserabgabe
und
http://www.ufz.de/export/data/global/66549_abwag_leipziger-modell.pdf

Weiterführende Literatur:
UBA-Positionspapier „Organische Mikroverunreinigungen in Gewässern – Einführung einer vierten Reinigungsstufe als eine Maßnahme zur Eintragsreduzierung“: http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/organische-mikroverunreinigungen-in-…

UBA-Texte 85/2014: „Maßnahmen zur Verminderung des Eintrages von Mikroschadstoffen in die Gewässer“ unter http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/massnahmen-zur-verminderung-des-eint…

Kontakt:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Prof. Dr. Erik Gawel
Tel.: 0341/235-1940
http://www.ufz.de/index.php?de=17273
und
Prof. Dr. Wolfgang Köck
Tel.: 0341/235-1232
http://www.ufz.de/index.php?de=1777
sowie
UFZ-Pressestelle (Susanne Hufe, Tilo Arnhold)
Tel.: 0341/235-1630, -1635
http://www.ufz.de/index.php?de=640

Universität Leipzig
Institut für Infrastruktur und Ressourcenmanagement
Prof. Dr.-Ing. Robert Holländer
Tel.: 0341/97- 33 871
http://www.wifa.uni-leipzig.de/iirm/professur-umwelttechnik-in-der-wasserwirtsch…

Umweltbundesamt
Martin Ittershagen, Leiter „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Internet“
Tel.: 0340/2103-2122
http://www.umweltbundesamt.de/presse/pressekontakt

Weitere Informationen:

http://www.ufz.de/index.php?de=33660

Quelle: idw

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Gefahr aus dem Fettgewebe für körperliche und psychische Gesundheit

Susann Huster Pressestelle
Universität Leipzig

Das Fettgewebe von Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) ist mehr als nur ein Energiespeicher. Es mischt sich in den Stoffwechsel, die Immunabwehr und sogar in die Psyche der Betroffenen ein. Eine interdisziplinäre Studie des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums (IFB) AdipositasErkrankungen der Universität Leipzig konnte zeigen, dass bei Adipositas mehr Signalstoffe des Immunsystems im Fettgewebe produziert und ins Blut abgegeben werden als bisher angenommen. Diese so genannten Zytokine können dann im gesamten Körper zu entzündlichen Prozessen führen.

Die Forscher fanden außerdem heraus, dass körperliche Bewegung auch bei adipösen Menschen die Produktion dieser entzündungsfördernden Zytokine senken kann. Die Studienergebnisse erschienen in dieser Woche im Wissenschaftsportal „PLOS One“.

Die bei Adipositas häufig vorliegenden entzündlichen Prozesse im gesamten Körper bedeuten ein größeres Risiko, an Diabetes oder Herz-Kreislauf-Leiden zu erkranken. Die Forscher des IFB, der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Leipzig, sowie der Ludwigs-Maximilians-Universität München und der australischen Universität von Tasmanien maßen bei 200 adipösen und normalgewichtigen Studienteilnehmern die Zytokinspiegel im Blut sowie die exakte körperliche Aktivität und den Energieverbrauch.

Erhöhte Produktion von Signalstoffen der Immunabwehr
„Das Besondere an der Studie ist, dass wir erstmalig Blutkonzentrationen von bestimmten Zytokinen gemessen haben, für die bislang nur eine Rolle für entzündliche Erkrankungen wie Asthma, nicht aber für die Adipositas und ihre Folgeerkrankungen bekannt war. Jetzt können wir uns besser erklären, warum solche Krankheiten häufiger bei adipösen Patienten auftreten“, unterstreicht der Psychiater und Adipositasforscher Prof. Dr. Hubertus Himmerich. Bei normalgewichtigen Probanden lagen die Spiegel von Zytokinen wie dem Interleukin-5 und dem Interleukin-13 niedriger als bei adipösen Personen; am höchsten waren die Werte einiger Zytokine bei bauchbetonter Adipositas.

Bekannt ist bereits, dass große Mengen von Fettgewebe im Bauchraum (viszerales Fett) mit verstärkten Entzündungszeichen und folglich mit einer höheren Neigung zu Stoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind.
Bei adipösen Studienteilnehmern, die sich viel bewegten, wurden niedrigere Zytokinwerte gemessen als bei Bewegungsmuffeln. Diese Forschungsergebnisse machen deutlich, wie vermehrte körperliche Aktivität vor den schweren Folgekrankheiten starken Übergewichts schützen kann. Ein weiterer therapeutischer Ansatz könnte in der Blockierung von Zytokinen durch spezielle Medikamente liegen, ähnlich wie es heute bereits bei Autoimmunerkrankungen geschieht.

Einfluss auf die Psyche
Eine erhöhte Zytokinproduktion kann auch zur Entstehung von Depressionen beitragen, da Zytokine Einfluss auf Botenstoffe des Gehirns haben. So senken sie etwa die Produktion von Serotonin, einem Nervenbotenstoff, der für unsere gute Stimmung und den Antrieb zuständig ist. Serotoninmangel gilt deswegen als eine der Ursachen von Depressionen. Forschungsergebnisse des IFB zu Zytokinspiegeln bei gesunden und depressiven Studienteilnehmern zeigten erhöhte Werte bei letzteren. Depressive Patienten, die zusätzlich adipös sind, zeigen die höchsten Konzentrationen bestimmter Zytokine. „Die größere Ausschüttung der Zytokine im Fettgewebe könnte also mit erklären, warum adipöse Menschen häufiger an Depressionen erkranken als normalgewichtige“, so Himmerich. Dies kann auch auf einen Zusammenhang zwischen der Zunahme der Adipositas und der Depressionen in der Bevölkerung hinweisen.

Das übermäßige Fettgewebe bei Adipositas beeinträchtigt darüber hinaus den Stoffwechsel, Energiehaushalt und das Hungergefühl des Menschen durch spezielle Botenstoffe des Fettgewebes, die Adipokine genannt werden; einige davon zählen zu den Zytokinen. Diesen speziellen Signalstoffen widmet das IFB einen großen Forschungsbereich.

Neben den bekannten Folgeleiden starken Übergewichts wie Gelenkleiden, Diabetes, Bluthochdruck oder Fettleber gibt es also eine wachsende Zahl von Erkrankungen, die mit Adipositas zusammenhängen. Die Erforschung dieser Zusammenhänge ist Voraussetzung für verbesserte Präventions- und Therapiemaßnahmen.

Originaltitel der Fachpublikation:
„Inflammatory Cytokines in General and Central Obesity and Modulating Effects of Physical Activity“‚
DOI: 10.1371/journal.pone.0121971

Weitere Informationen:
Doris Gabel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit IFB
Telefon: +49 341 97-13361+49 341 97-13361
E-Mail: presse@ifb-adipositas.de
Web: http://www.ifb-adipositas.de

Prof. Dr. Hubertus Himmerich
Telefon: +49 341 97-24570+49 341 97-24570
E-Mail: hubertus.himmerich@medizin.uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0121971

Quelle: idw

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So früh wie nie zuvor: „El Niño“ korrekt vorhergesagt

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Deutsche und israelische Forscher prognostizierten das aktuelle Wetterphänomen über ein Jahr im Voraus

– Gemeinsame Pressemitteilung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) –

Das aktuelle Wetterphänomen „El Niño“ ist von einem Team aus deutschen und israelischen Wissenschaftlern über ein Jahr im Voraus angekündigt worden – so früh wie nie zuvor. Dieser Durchbruch in der Vorhersage des wichtigsten natürlichen Klimaphänomens gelang mit Hilfe eines neuen Algorithmus, der auf einer Netzwerk-Analyse der Lufttemperaturen im Pazifikraum beruht. Solche langfristigen Vorhersagen können Bauern in Brasilien, Australien oder Indien helfen, sich vorzubereiten und die Aussaat entsprechend anzupassen. Die Wissenschaftler vom Institut für Theoretische Physik der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv hatten sich dazu entschieden, die Frühwarnung vor über einem Jahr in dem renommierten Wissenschaftsmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) zu publizieren – dabei waren sie sich des Risikos eines Fehlalarms und des damit verknüpften Reputationsrisikos bewusst.

„Während konventionelle Methoden offenbar nicht zu einer verlässlichen ‚El Niño‘-Prognose mehr als sechs Monate im Voraus in der Lage sind, können wir mit unserer Methode die Vorwarnzeit mindestens verdoppeln“, betonte JLU-Physiker Prof. Dr. Armin Bunde, der mit seinem Kollegen Dr. Josef Ludescher die Studie leitete. „Auch bei einem Prognosezeitraum von sechs Monaten schneidet sie deutlich besser ab.“

Während die anderen Vorhersagen immer wieder um Wahrscheinlichkeiten von rund 60 Prozent schwankten – noch im November lagen sie bei nur 58 Prozent – , blieb die neue Methode über den gesamten Prognosezeitraum stabil bei rund 75 Prozent. Der US-amerikanische Wetterdienst NOAA hat erst vor wenigen Tagen die Ankunft von „El Niño“ bestätigt. Japanische Vorhersagen sahen die Bedingungen im letzten Dezember erfüllt. Die korrekte Vorhersage war dieses Mal offenbar noch schwieriger, da die Auswirkungen des Wetterphänomens in diesem Winter ungewöhnlich schwach ausgeprägt sind. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Prognose der Physiker trotzdem korrekt war. Eine Aussage über die Stärke von „El Niño“ ist mit dem Algorithmus derzeit noch nicht möglich.

Mit einer Vorwarnzeit von bislang höchstens einem halben Jahr haben die Menschen vor allem in den Tropen und Subtropen in unregelmäßigen Abständen um die Weihnachtszeit herum mit den oft katastrophalen Folgen von „El Niño“ (spanisch für das „Christkind“) zu kämpfen – leere Fischernetze und sturzbachartige Regenfälle in Peru sowie ausgedehnte Dürreperioden in Teilen Südamerikas, Indonesiens, Australiens und Afrikas. Darüber hinaus kann es über dem indischen Subkontinent zu einer Änderung des Monsuns und in Kalifornien zu mehr Niederschlag kommen.

Diese Auswirkungen sind wegen der Schwäche des Phänomens in diesem Jahr weitgehend ausgeblieben. Allerdings ist es möglich, dass der Zyklon, der in den vergangenen Tagen Vanuatu verwüstete, die westlichen Winde in der Pazifikregion verstärken wird. So könnten auch die „El Niño“-Folgen in den kommenden Woche noch deutlicher zu spüren sein.

Die Forscher nutzten für ihre Untersuchungen ein Netzwerk aus atmosphärischen Temperaturdaten im tropischen Pazifik, das aus 14 Gitterpunkten im „El Niño“-Kerngebiet am Äquator und 193 Punkten außerhalb dieses Kerngebietes im Pazifikraum besteht. Die Physiker hatten herausgefunden, dass schon im Jahr vor dem Ausbruch eines „El Niño“ die Fernwirkung zwischen den Lufttemperaturen inner- und außerhalb des Kerngebiets deutlich stärker wird. Diesen Effekt nutzten sie für die Festlegung ihres Prognose-Algorithmus.

Einblick in die Mechanismen des rätselhaften Klimaphänomens
„Die Ursachen für die Entstehung von ‚El Niño‘ waren bislang weitgehend unklar – unsere Methode könnte jetzt die Tür öffnen für einen Einblick in die Mechanismen dieses so wichtigen Klimaphänomens“, betonte Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber (PIK). „In den Daten von mehr als 200 Stellen im Pazifik baut sich vor einem kommenden ‚El Niño‘ ein Zusammenspiel auf, ähnlich wie in einem Orchester, und das benutzen wir zur Vorwarnung. Spielen verschiedene Regionen im Pazifik dagegen eher wie einzelne Solisten unabhängig vor sich hin, entwickelt sich kein ‚El Niño‘. Physikalisch gesehen könnte es sich also um ein Resonanzphänomen handeln.“

Die Entdeckung der neuen Methode wurde erstmals im Sommer 2013 in einem Artikel der renommierten Proceedings of the National Academy of Sciences publiziert. Für die Untersuchungen standen den Forschern zuverlässige Daten aus dem Zeitraum zwischen Anfang 1950 und Ende 2011 zur Verfügung. Der Zeitabschnitt zwischen 1950 und 1980 diente ihnen als Lernphase für die Festlegung eines Algorithmus für die Bestimmung der Alarmschwellen. Mithilfe dieses Algorithmus konnten dann die „El Niño“-Ereignisse in der zweiten Periode prognostiziert und mit den tatsächlichen Ereignissen verglichen werden. So war es möglich, die Quote falscher Alarme auf unter zehn Prozent zu senken und 70 Prozent der „El Niño“-Ereignisse zutreffend zwölf bis 18 Monate vor ihrem Eintritt anzukündigen. Prof. Dr. Shlomo Havlin (Bar-Ilan-Universität), ebenfalls Ko-Autor dieser Studie, ergänzte: „Der von uns entwickelte Algorithmus hat bereits im Jahr 2011 korrekt das Ausbleiben von ‚El Niño‘ im Folgejahr 2012 prognostiziert – obwohl offizielle Stellen noch im September 2012 mit dem erneuten Auftreten des Phänomens rechneten.“

Das Forscherteam möchte jetzt die Methode verfeinern. Ziel soll sein, künftig auch die Dauer und die Stärke eine „El Niño“-Ereignisses korrekt vorherzusagen.

Publikationen
Publikation der frühen Prognose: Ludescher, J., Gozolchiani, A., Bogachev, M.I., Bunde, A., Havlin, S., Schellnhuber, H.J. (2014): Very early warning of next El Niño. Proceedings of the National Academy of Sciences [DOI: 0.1073/pnas.1323058111]
http://www.pnas.org/content/early/2014/02/07/1323058111

Publikation der neuen Methode: Ludescher, J., Gozolchiani, A., Bogachev, M.I., Bunde, A., Havlin, S., Schellnhuber, H.J. (2013): Improved El Niño forecasting by cooperativity detection. Proceedings of the National Academy of Sciences [DOI:10.1073/pnas.1309353110]
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1309353110

Kontakt:
Prof. Dr. Armin Bunde
Institut für Theoretische Physik der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU)
Telefon: +49 641 99-33375+49 641 99-33375, Mobil: +49 157 33 14 55 55+49 157 33 14 55 55
E-Mail: arminbunde00@googlemail.com

Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Telefon: 0331 288 25070331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de

Quelle: idw

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Neuropsychologie: Nickerchen verbessern das Gedächtnis um ein Vielfaches

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Forscher der Saar-Uni haben nachgewiesen, dass bereits ein kurzer Schlaf von etwa einer Stunde die Gedächtnisleistung deutlich erhöhen kann. In der Studie untersuchten die Forscher 41 Probanden. Die Freiwilligen mussten Wörter und Wortpaare lernen. Anschließend wurde der Lerninhalt geprüft. Nach dieser ersten Prüfung schlief etwa die Hälfte der Teilnehmer, die andere Hälfte schaute eine DVD. Nach dem Schlaf hatte die Hälfte der Teilnehmer, die ein Nickerchen gehalten hatte, noch deutlich mehr Wortpaare im Gedächtnis als die Kontrollgruppe der DVD-Schauer. Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift „Neurobiology of Learning and Memory“ veröffentlicht.

Vor einer Mathearbeit oder einem Vokabeltest schliefen bereits Generationen von Schülern mit dem Algebra-Buch oder dem Vokabelheft unter dem Kopfkissen, in der Hoffnung, dass dadurch im Schlaf das Wissen quasi von selbst seinen Weg in die grauen Zellen findet. Dass sie damit zumindest nicht komplett einem Aberglauben aufgesessen sind, haben nun Saarbrücker Neuropsychologen herausgefunden. Denn bereits ein kurzer Schlaf kann dabei helfen, zuvor Gelerntes deutlich besser im Gedächtnis zu behalten.

Die Neuropsychologin Sara Studte hat mit ihrem Doktorvater Axel Mecklinger und ihrer Kollegin Emma Bridger untersucht, wie sich ein Nickerchen, neudeutsch „Power Nap“, auf die Gedächtnisleistung auswirkt. Ihr Ergebnis ist eindeutig: „Bereits ein kurzer Schlaf von 45 bis 60 Minuten verbessert das Gedächtnis um den Faktor fünf“, erklärt Axel Mecklinger.

Präziser gesagt, verbessert sich nicht die Gedächtnisleistung, sondern sie verschlechtert sich im Vergleich nicht. „Die Kontrollgruppe, die DVDs geschaut hat, während die andere Gruppe geschlafen hat, konnte sich anschließend deutlich schlechter an die zuvor gelernten Wortpaare erinnern als die Schlafgruppe. Diese wiederum zeigte nach dem Power Nap genauso gute Erinnerungsleistungen wie vor dem Schlaf, also gleich nachdem die Begriffe gelernt wurden“, macht der Professor für Neuropsychologie klar.

Die Forscher hatten dabei vor allem den Hippocampus im Visier. In dieser Hirnregion werden Erinnerungen „konsolidiert“, also zuvor Erlerntes ins Langzeitgedächtnis überführt und so zu Erinnerungen gemacht. „Wir haben dazu die so genannten Schlafspindeln untersucht, die eine wichtige Rolle bei der Konsolidierung von Erinnerungen während des Schlafens spielen“, erklärt Sara Studte. Darunter versteht man kurze, aber schnelle Schwingungen (Oszillationen) im Elektroenzephalogramm (EEG). „Wir vermuten, dass genau in diesen Phasen bestimmte Gedächtnisinhalte, insbesondere solche die zuvor ‚getagged‘, also markiert wurden, bevorzugt konsolidiert werden“, so Axel Mecklinger. Das bedeutet, dass neu erlernte Dinge im Gedächtnis mit einem Etikett versehen werden, durch das man sie später leichter wieder findet. Kurz: Man erinnert sich an etwas. Und zwar umso besser, je mehr Schlafspindeln zuvor im EEG aufgetreten sind.

Um auszuschließen, dass sich die Probanden ausschließlich auf Grund von Vertrautheitsgefühlen an die gelernten Dinge erinnern, haben die Forscher einen Trick angewendet: Die Teilnehmer mussten nicht nur 90 einzelne Wörter lernen, sondern auch 120 Wortpaare, und zwar solche, die keinen Sinn ergeben. „Ein solches Wortpaar ist zum Beispiel ‚Milch-Taxi‘. Ein Vertrautheitsgefühl nützt in dem Fall also gar nichts, wenn sich die Probanden an die Wörter erinnern sollten, denn es ergibt keinen Sinn, sie haben die Wortkombination zuvor noch nie gehört. Sie müssen also auf das spezifische Gedächtnis für die jeweilige Episode im Hippocampus zurückgreifen“, erklärt Axel Mecklinger die Methode.

Ein Fazit, das die Forscher aus der Studie ziehen können, ist eindeutig: „Schon ein kurzer Mittagsschlaf im Büro oder ein Nickerchen in der Schule verbessern den Lernerfolg signifikant. Daher sollte überall dort, wo man lernt, ernsthaft über die positive Wirkung des Schlafs nachgedacht werden“, sagt Axel Mecklinger. Das funktioniert auch, ohne dass man sich sperrige Bücher unters Kopfkissen legt. Konzentriertes Lernen und ein kurzer, erholsamer Schlaf reichen bereits völlig aus.

Die Studie (DOI: 10.1016/j.nlm.2015.02.012) ist im Rahmen des von der DFG geförderten Internationalen Graduiertenkollegs „1457: Adaptive Minds. Neural and Environmental Constraints on Learning and Memory“ (Saarbrücken, Peking) entstanden.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Axel Mecklinger
Tel.: (0681) 3026515(0681) 3026515
E-Mail: mecklinger@mx.uni-saarland.de

Sara Studte
Tel.: (0681) 30264365(0681) 30264365
E-Mail: s.studte@mx.uni-saarland.de

Weitere Informationen:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1074742715000362

Quelle: idw

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Psychobiologische Grundlagen von Machiavellismus aufgedeckt: Der Fürst als Führungskraft

Annika Bingmann Pressestelle
Universität Ulm

Einen Chef mit machiavellistischen Zügen, gekennzeichnet durch das rücksichtslose Streben nach Macht, möchte wohl niemand haben. Jetzt haben Forscher um den Ulmer Psychologieprofessor Christian Montag psychobiologische Grundlagen dieser Persönlichkeitsausprägung aufgedeckt, deren Name auf den florentinischen Politiker und Philosophen Niccolò Machiavelli zurückgeht. Offenbar sind Träger einer bestimmten Genvariante und schizotype Persönlichkeiten besonders machiavellistisch.

Die eigene Machtposition zu stärken ist sein oberstes Ziel. Dafür wirft er moralische Bedenken über Bord und bringt anderen Menschen wenig Vertrauen entgegen. Eine Führungskraft mit machiavellistischen Tendenzen möchte wohl kaum jemand zum Vorgesetzten haben. Allerdings scheinen einige moderne Manager Ideen aus Niccolò Machiavellis Hauptwerk „Der Fürst“ (1532) verinnerlicht zu haben – im krassen Gegensatz zur ethischen Unternehmensführung und Personalentwicklung. Nun konnten Forscher um Christian Montag, Heisenberg-Professor für Molekulare Psychologie an der Universität Ulm, psychobiologische Grundlagen dieser Persönlichkeitsausprägung identifizieren – darunter eine Genvariante, die Machiavellismus begünstigt. Ihre Ergebnisse sind im „Journal of Neuroscience, Psychology and Economics“ erschienen.

Ein machiavellistischer Führungsstil, gekennzeichnet durch das rücksichtslose Streben nach Macht, kann weitreichende Folgen für das Betriebsklima und letztlich den ökonomischen Erfolg eines Unternehmens haben. Mitarbeiter machen womöglich nur „Dienst nach Vorschrift“ oder schauen sich schnell nach einer neuen Stelle um. Anlass genug, die Grundlagen machiavellistischer Tendenzen zu erforschen. Eine Zwillingsstudie hatte gezeigt, dass diese Persönlichkeitsausprägung in Teilen genetisch bedingt sein muss. Zusätzlich gaben Studien, bei denen das Gehirn gesunder Menschen mit bildgebenden Verfahren untersucht wurde, und Erkenntnisse aus der Schizophrenieforschung erste Hinweise auf die wichtige Rolle des Neurotransmitters Dopamin bei machiavellistischen Verhaltenstendenzen. Deshalb haben Forscher der Universitäten Ulm, Bonn und der walisischen Cardiff University 630 Probandinnen und Probanden mit molekularbiologischen Methoden auf eine dopaminerge Variation des Gens DRD3 untersucht. Aufschluss über Persönlichkeitsmerkmale der zumeist jungen Studienteilnehmer (Durchschnittsalter 24,5 Jahre), die als angehende Akademiker Chancen auf eine Führungsposition haben, gab eine ausführliche Befragung –
die teils von Machiavellis Werk „der Fürst“ inspiriert worden war. Das verwendete Instrument „Mach IV“ misst zum Beispiel Misstrauen, Amoralität und Profitstreben. Um schizotype Persönlichkeiten zu identifizieren, füllte eine Untergruppe zudem die Kurzform des „Schizotypal Personality Questionnaire“ aus. Als schizotyp bezeichnet man Personen, die durch eine verzerrte Wahrnehmung, exzentrisches Auftreten sowie distanziertes Verhalten in sozialen Beziehungen auffallen, nicht aber schizophren und somit psychisch krank sind.

Einige Ergebnisse überraschten die Forscher: „Unsere Studie zeigt erstmals aus molekulargenetischer Perspektive, dass der Botenstoff Dopamin wie vermutet eine wichtige Rolle bei der Persönlichkeitsausprägung Machiavellismus spielt“, fasst Christian Montag zusammen. Tatsächlich befördere eine dopaminerge Variante des DRD3-Gens, die aus der Schizophrenieforschung bekannt sei, bei Gesunden machthaberische Züge. Als guter Indikator für machiavellistische Tendenzen stellte sich zudem eine Kombination aus der identifizierten Genvariante (DRD3 Ser9Gly / rs6280, Variante CC) und dem männlichen Geschlecht heraus. Das heißt vor allen Dingen Männer, die diese Genvariation trugen, zeigten erhöhte machiavellistische Verhaltenstendenzen.
Außerdem konnten die Forscher belegen, dass „schizotype Persönlichkeiten“ eher zu Machiavellismus neigen. „Eigentlich war in den bisherigen Studien Schizophrenie mit schwachen Machiavellismus-Tendenzen assoziiert, weshalb wir auch bei gesunden schizotypen Persönlichkeiten geringe Ausprägungen erwartet haben. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall: Probanden mit schizotypen Tendenzen sind offenbar besonders machiavellistisch“, beschreibt Montag. Im gesunden Bereich scheinen also andere Zusammenhänge zu gelten als in der Psychopathologie.

Sollten Personalchefs also künftig mit Genetikern und Psychologen zusammenarbeiten, um machiavellistische Bewerber zu identifizieren? Die Forscher schränken ein, dass neben DRD3-Ser9Gly eine große Zahl weiterer Genvariationen und die Umwelt eine Rolle bei Persönlichkeitsmerkmalen wie Machiavellismus spielen. Die Auswirkungen der untersuchten Genvariante hätten sie lediglich aufgrund der hohen Probandenzahl herausarbeiten können. Demnach lässt die Studie eher Aussagen über Populationen, nicht aber über Einzelpersonen zu.
Doch insgesamt sind der Gruppe erste Schritte bei der Verortung des Persönlichkeitsmerkmals im Erbgut gelungen. Weiterhin haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihren Erkenntnissen zum Forschungsfeld „Neuroökonomik“ beigetragen. Dabei werden psychobiologische Grundlagen von wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen oder etwa des Führungsstils untersucht.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christian Montag: Tel.: 0731 50-265500731 50-26550, christian.montag@uni-ulm.de

Montag, Christian; Hall, Jeremy; Plieger, Thomas; Felten, Andrea; Markett, Sebastian; Melchers, Martin; Reuter, Martin: The DRD3 Ser9Gly polymorphism, Machiavellianism, and its link to schizotypal personality. Journal of Neuroscience, Psychology, and Economics, Vol 8(1), Mar 2015, 48-57. http://dx.doi.org/10.1037/npe0000034

Quelle: idw

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Darmkrebs – Vorsorge kann Leben retten!

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Der März ist Darmkrebsmonat / Heidelberger Experten informieren am 18. März 2015 von 18 bis 19 Uhr im Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik über Vorbeugung, Früherkennung und moderne Behandlungskonzepte bei Darmkrebs

Tumoren des Dickdarms sind in Deutschland die zweithäufigste Todesursache durch Krebs: Etwa 64.000 Menschen erkranken jährlich neu an Darmkrebs, rund 26.000 sterben jedes Jahr daran. Doch im Gegensatz zu anderen Tumorarten lässt sich Darmkrebs dank effektiver Vorsorge-Untersuchungen wie der Darmspiegelung verhindern oder, auf diesem Weg früh erkannt, gut heilen. Zudem kann jeder durch eine gesunde Lebensweise aktiv dazu beitragen, sein Darmkrebsrisiko zu senken.

Am Mittwoch, 18. März 2015, informieren Experten des Universitätsklinikums Heidelberg und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Heidelberg (NCT) über Vorbeugung, Früherkennung sowie moderne Behandlungskonzepte bei Dickdarmkrebs. Die Veranstaltung findet von 18 bis 19 Uhr im großen Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik, Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg, statt. Die interessierte Bevölkerung ist herzlich eingeladen!

Was kann man tun, um seinen Darm bestmöglich vor einer Krebserkrankung zu schützen? Welche Rolle spielt dabei die Ernährung? Schädigt Tabakrauch den Darm? Privatdozent Dr. Ronald Koschny, Oberarzt der Abteilung für Gastroenterologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, spricht in seinem Vortrag über bekannte Risikofaktoren und erklärt, welche Vorsorge-Untersuchungen es gibt und wie sie funktionieren „Die Darmspiegelung ist heute eine sehr zuverlässige Vorsorgeuntersuchung, mit der wir Vorstufen und Frühstadien erkennen und zum Teil auch direkt entfernen können – bevor sie zu einem bösartigen Tumor heranwachsen. Diese Möglichkeit sollte jeder nutzen!“ Ab dem 55. Lebensjahr ist eine Darmspiegelung alle zehn Jahre Kassenleistung, Versicherte mit familiärer Vorbelastung können sich auch schon früher untersuchen lassen.

Im anschließenden Vortrag von Privatdozent Dr. Carsten Grüllich, Oberarzt der Abteilung Medizinische Onkologie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Heidelberg, geht es um moderne Chemotherapien bei Darmkrebs. So gibt es seit kurzem einige Chemotherapeutika, die daheim als Tablette eingenommen werden können, belastende Infusionen entfallen. Professor Dr. Alexis Ulrich, Leiter Sektion Chirurgische Onkologie an der Chirurgischen Universitätsklinik, stellt Behandlungsmöglichkeiten und Heilungschancen bei Absiedlungen des Darmkrebs vor: „Mit heutigen Möglichkeiten kann es durchaus sinnvoll sein, Metastasen an Lunge, Leber, Bauchfell oder anderen Orten chirurgisch zu entfernen. Viele Patienten haben dadurch ein deutlich längeres Überleben, bei einigen ist sogar eine Heilung möglich.“

Nach den zehnminütigen Vorträgen gibt es für die Besucher ausreichend Gelegenheit, Fragen zu stellen. Es moderiert Professor Dr. Wolfgang Stremmel, Ärztlicher Direktor der Inneren Medizin IV, Abteilung für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen.

Im Darmkrebsmonat März bieten bundesweit Gesundheitsorganisationen, Städte, Kliniken und Privatpersonen, aufgerufen von der Felix Burda Stiftung und der Stiftung LebensBlicke, Aktionen und Informationsveranstaltungen rund um das Thema Darmkrebs an.

Ansprechpartner:
Privatdozent Dr. med. Ronald Koschny
Abteilung für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen
Innere Medizin IV
Telefon: 06221 / 56 38103 (Sekretariat)

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.

Weitere Informationen:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/IV-Gastroenterologie-Infektionen-Vergiftun…

Abteilung für Gastroenterologie, Infektionskrankheiten und Vergiftungen
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Kolorektales-Karzinom.4403.0.html

Informationen zum kolorektalen Karzinom
http://www.nct-heidelberg.de/das-nct/abteilungen/medizinische-onkologie.html
die Abteilung Medizinische Onkologie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT)

Quelle: idw

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Wolkenforschung am KIT: Niederschläge besser vorhersagen

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Wolken bringen angenehmen Schatten im Sommer, fruchtbaren Regen zur Vegetationszeit, aber auch bedrohlich starke Niederschläge, die zu Hochwasser führen. Am Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Detail was in den Wolken – auf mikroskopisch kleiner Skala – zum Entstehen von Wassertröpfchen, Eispartikeln und Niederschlag führt. Dafür steht ihnen künftig eine Erweiterung der Versuchsanlage AIDA zur Verfügung: Im Neubau AIDA-2 wird in den nächsten Monaten eine neuartige dynamische Wolkenkammer eingerichtet. Zur Einweihung sind Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich eingeladen.

Aerosole sind kleinste Schwebeteilchen, die aus vielfältigen natürlichen und vom Menschen verursachten Quellen stammen. Die meisten von ihnen dienen als Kondensationskeime für die Bildung von Wolkentropfen. Sie gefrieren erst bei etwa minus 35 Grad Celsius. Nur ein sehr kleiner Anteil nicht-löslicher Partikel, etwa Staubteilchen, lassen die Wassertröpfchen bereits bei knapp unterhalb null Grad Celsius gefrieren. Das Entstehen solcher Eiskeime ist sehr häufig für die Bildung von Niederschlag verantwortlich. Damit ist dieser Prozess wesentlich für die bessere Vorhersage der räumlichen und zeitlichen Verteilung von Niederschlägen. Welche Aerosolpartikel wie stark als „Anlaufstelle“ für die Bildung von Eispartikeln dienen – darum geht es in den Experimenten an der Versuchsanlage AIDA (kurz für Aerosol Interaction and Dynamics in the Atmosphere).

Mit der neuartigen dynamischen Wolkenkammer AIDA-2, die im laufenden Jahr in dem Neubau errichtet wird, kann vor allem die Eisbildung und Niederschlagsentwicklung in wärmeren Wolken noch flexibler und umfassender untersucht werden.

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbstständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemein-schaft. Seine drei strategischen Felder Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und inhaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Anhang

Wolkenforschung am KIT: Niederschläge besser vorhersagen
https://idw-online.de/de/attachment43432

Quelle: idw

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Wie Gewichtsveränderungen den menschlichen Stoffwechsel beeinflussen

Susanne Eichacker Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Übergewicht betrifft immer mehr Menschen in Deutschland. Dadurch erhöht sich die Anzahl an Patienten, die später an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, an Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes leiden. In einer Studie haben Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München jetzt die Auswirkungen von Langzeit-Gewichtsveränderungen auf den Stoffwechsel untersucht und ihre Ergebnisse im Fachjournal BMC Medicine veröffentlicht.

Bisher gab es nur wenige molekular-epidemiologische Studien zum Einfluss von Gewichtsveränderungen auf den Stoffwechsel in der Allgemeinbevölkerung. Nun haben Mitarbeiter am Institut für Epidemiologie II des Helmholtz Zentrums München (HMGU) im Rahmen einer durch das Kompetenznetz Adipositas geförderten Untersuchung Stoffwechsel-Daten der KORA-Studie* ausgewertet. „Techniken wie Metabolomics oder Transcriptomics erlauben die gleichzeitige Bestimmung einer Vielzahl von niedermolekularen Stoffwechselprodukten (Metaboliten) oder Genaktivitäten (Transkripte von Genen) mittels Hochdurchsatzverfahren“, erklären Simone Wahl und Susanne Vogt, Doktorandinnen am Institut für Epidemiologie II des HMGU. Sie fanden, dass eine Vielzahl von Stoffwechselwegen mit Gewichtsveränderungen in Zusammenhang steht. Diese umfassen beispielsweise den Metabolismus von Lipoproteinen wie VLDL (Very Low Density Lipoprotein), LDL (Low Density Lipoprotein) und HDL (High Density Lipoprotein). Eine Gruppe von Gentranskripten deutet darauf hin, dass Gewichtsänderungen auch einen Effekt auf die Entwicklung roter Blutzellen haben.

Innovativer Ansatz ermöglicht neue Einblicke
„Mit unserem Versuchsansatz, sowohl Metabolomics- als auch Transcriptomics-Daten in die Studie miteinzubeziehen, haben wir Einblicke in die molekularen Mechanismen gewonnen, die von einer Gewichtszunahme beeinflusst werden“, erklärt Privatdozentin Dr. Barbara Thorand, die am Institut für Epidemiologie II die Arbeitsgruppe „Diabetes Epidemiologie“ leitet. So konnten die Forscher auf molekularer Ebene einen Bezug zu Veränderungen des Fett- und Aminosäurestoffwechsels, der Insulinsensitivität, der Funktion von Mitochondrien und der Entwicklung und Funktion von Blutzellen herstellen. „Die gewählte Auswertungsstrategie ist ein vielversprechender Ansatz, um die molekularen Zusammenhänge besser zu untersuchen und zu verstehen, wie Gewichtsänderungen sich auf den Stoffwechsel auswirken und zur Entstehung bestimmter Krankheiten beitragen“, fügt Dr. Harald Grallert, Leiter der Arbeitsgruppe „Diabetes and Related Traits“ der Abteilung für Molekulare Epidemiologie (AME) am Institut für Epidemiologie II hinzu.

Weitere Informationen
Wahl, S. et al. (2015). Multi-omic signature of body weight change: results from a population-based cohort study. BMC Medicine 2015, doi:10.1186/s12916-015-0282-y

*Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) untersucht seit über 20 Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg. Ziel ist es, die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu verstehen. Kernthemen der KORA-Studien sind Fragen zu Entstehung und Verlauf von chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus. Hierzu werden Risikofaktoren aus dem Bereich des Gesundheitsverhaltens (u.a. Rauchen, Ernährung, Bewegung), der Umweltfaktoren (u.a. Luftverschmutzung, Lärm) und der Genetik erforscht. Aus Sicht der Versorgungsforschung werden Fragen der Inanspruchnahme und Kosten der Gesundheitsversorgung untersucht.

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören.und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören.

Das Institut für Epidemiologie II (EPI II) erforscht die Zusammenhänge von Umwelt, Lebensstil und Genetik bei der Entstehung von Diabetes, Erkrankungen des Herzens und der Erhaltung der Gesundheit im Alter. Die Forschung stützt sich auf die einzigartigen bevölkerungsbasierten KORA-Ressourcen (Kohorte, Herzinfarktregister, Aerosol-Messstation). Folgestudien innerhalb der Kohorte ermöglichen die Untersuchung von Frühformen und Komplikationen ausgewählter chronischer Erkrankungen und deren Verbreitung in der Bevölkerung.

Die Abteilung Molekulare Epidemiologie (AME) analysiert populationsbasierte Kohorten und Fallstudien für bestimmte Krankheiten mit Hilfe von Genomik, Epigenomik, Transkriptomik, Proteomik, Metabolomik und funktionellen Analysen. Ziel ist, die molekularen Mechanismen komplexer Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Adipositas aufzuklären. Die Abteilung führt die Bioprobenbank der Epidemiologie und übernimmt die Probenverwaltung und -lagerung für nationale und internationale Projekte.

Fachlicher Ansprechpartner
Simone Wahl, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Epidemiologie II, Ingolstädter Landstraße 1, 85764 Neuherberg – Tel.: 089-3187-2472089-3187-2472, E-Mail: simone.wahl@helmholtz-muenchen.de
Susanne Vogt, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Epidemiologie II, Ingolstädter Landstraße 1, 85764 Neuherberg – Tel.: 089-3187-3733089-3187-3733, E-Mail: susanne.vogt@helmholtz-muenchen.de

Weitere Informationen:

http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/artic…

Quelle: idw

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DBU: Umweltauswirkungen bei neuen Medikamenten stärker berücksichtigen

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

DBU fordert nach Expertentagung sorgsameren Umgang mit Arzneimitteln

Osnabrück. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fordert bessere Nachhaltigkeitsbewertungen pharmazeutischer Produkte und eine stärkere Berücksichtigung der Umweltauswirkungen bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe. „Es gibt eine ganze Reihe vielversprechender Ansätze, um Umweltbelastungen durch das Ausscheiden nicht abgebauter Wirkstoffe von Medikamenten bei Mensch und Tier deutlich zu verringern“, betont heute DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann. Gemeinsam mit weiteren DBU-Experten hatte Bottermann die Ergebnisse einer jüngst in Osnabrück von der DBU ausgerichteten Fachtagung ausgewertet und daraus Schlüsse gezogen. So könnten etwa mit einer personalisierten Medizin oder dem Anwenden anderer Darreichungsformen sowie neuen Techniken wie dem „drug targeting“, dem selektiven Anreichern eines Arzneistoffs am gewünschten Wirkort nach systemischem Verabreichen eines Medikaments, Arzneimitteleinträge in die Umwelt zumindest vermindert werden.
Arzneimittelrückstände in der Umwelt seien überall auf der Welt ein Problem, betont Bottermann. Umso sorgsamer sollten die Human- und Tiermedizin mit Arzneimitteln umgehen, damit die Restwirkstoffe nicht mehr in Oberflächengewässer, Grund- und Trinkwasser, Böden oder Gülle gelangten. Sie könnten die Umwelt belasten und die Entwicklung von Wasserlebewesen gefährden. Bisher seien nur vereinzelt Spuren dieser Mikroschadstoffe im Trinkwasser nachgewiesen worden. Eine unmittelbare Gefahr für die menschliche Gesundheit bestehe nicht. Das müsse aber auch so bleiben.
Bottermann sieht verschiedene Wege zum Vermeiden von Arzneimitteleinträgen, die heute mit dem gereinigten Abwasser aus den Kläranlagen oder über den Gülle-Dünger in die Umwelt gelangten: „Ein wichtiger Ansatz ist es, die Dosierung der Arzneimittel so zu gestalten, dass die Menge ausgeschiedener Wirkstoffe verringert wird. Mit Blick auf den Einsatz von Antibiotika muss geltendes Recht gerade in der Tierhaltung konsequent eingehalten werden, wonach ein vorbeugendes Verabreichen nicht erlaubt ist.“ Auch mit besseren Hygiene- und Prophylaxemaßnahmen in der Tierhaltung könne der Einsatz von Antibiotika deutlich verringert werden.
Um den Eintrag von Arzneimitteln in die Umwelt zu verringern, fördere die DBU bereits seit vielen Jahren unterschiedliche Lösungsansätze, wie Bottermann erklärt: „Dazu gehören Arzneimittel, die bei gleicher Wirksamkeit bereits im Körper möglichst vollständig abgebaut und nicht mehr ausgeschieden werden.“ Auch ein verbessertes Stall- und Abluftmanagement sowie die Darreichungsform von Medikamenten könnten ein unkontrolliertes Ausbreiten antibiotischer Wirkstoffe verhindern, indem die Medikamente etwa in Pellet- statt Pulverform an Tiere verabreicht würden. Es sei mittlerweile erwiesen, dass sich beim Anwenden von Pulvern die Wirkstoffe über Stallstaub und Lüftungsanlagen verbreiteten. Neben gesunden Tieren nähmen auch Landwirte und Tierärzte, die in den Ställen arbeiteten, diese Substanzen auf.
Aber nicht nur Antibiotika, sondern Arzneimittel generell könnten ungewollte Auswirkungen auf die Umwelt haben. Bestimmte Antiepileptika und Betablocker gegen Bluthochdruck würden die Organe von Fischen schädigen, das Empfängnisverhütungsmittel Ethinylestradiol verändere die Geschlechtsmerkmale bei Fischen, Psychopharmaka hätten Einfluss auf das Verhalten von Barschen. Bottermann: „Die Grundlage für alle Maßnahmen zum Verhindern von Arzneimitteleinträgen in die Umwelt sind ein besseres und flächendeckendes Umweltmonitoring sowie eine stärkere Wirkungsforschung. Über viele Stoffe und deren Auswirkungen fehlen Langzeitstudien und Erkenntnisse, die ein Gegensteuern erst möglich machen.“
Zu dem DBU-Forum „Sanfte Medizin für sauberes Wasser“ waren Wissenschaftler und Experten aus Politik, Wasserwirtschaft und Medizin nach Os-nabrück gekommen, um die aktuellen Fragen und Herausforderungen zur Umweltrelevanz von Arzneimittelrückständen in der Umwelt zu diskutieren. Das DBU-Positionspapier im Wortlaut hier: https://www.dbu.de/index.php?menuecms_optik=&menuecms=123&objektid=35999

Weitere Informationen:

https://www.dbu.de/123artikel35998_335.html

Quelle: idw

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Körperfett: Das Gehirn regelt die Masse, der Stoffwechsel die Verteilung

Alexander Schlaak Referat II/2, Kommunikation
Universität Regensburg

Ein internationales Forscherkonsortium hat einen wichtigen Baustein zum Verständnis der Entstehung und der Verteilung von Fettmasse entschlüsselt. Die Forscher haben 97 Genorte für absolute Fettmasse und 49 Genorte für die Fettverteilung identifiziert. Sie fanden heraus, dass die genetischen Faktoren für die Entwicklung von Fettmasse vor allem im Gehirn und hier besonders in der Appetitsignalkette zu verorten sind, während die Fettverteilung überwiegend Gene involviert, denen eine Rolle bei der Fettzellentstehung zugeschrieben wird. Zudem bestätigten sie frühere Arbeiten, nach denen die Fettverteilungs-Genetik bei Frauen stärker ausgeprägt ist.

Körperfett ist an sich etwas Gutes. Junges und strahlendes Aussehen ergibt sich durch starkes Unterhautfettgewebe. Viel Fett kann aber auch zu viel des Guten sein und die Ursache für zahlreiche chronische Erkrankungen. Besorgniserregend ist, dass der Grad an Fettleibigkeit (Adipositas) weltweit ansteigt. Neben falscher Ernährung und geringer körperlicher Aktivität als Hauptursachen spielen auch genetische Faktoren eine Rolle. Über ein tieferes Verständnis dieser genetischen Faktoren kann man somit den Entstehungsmechanismen vieler Krankheiten auf die Spur kommen.

Das internationale GIANT-Konsortium (Genetic Investigation of Antropometric Measures Consortium) untersucht alle bekannten Genvarianten auf einen Zusammenhang mit Adipositas-Parametern. Zwei dieser Parameter haben sich hier etabliert: Neben dem bekannten Body-Mass-Index (BMI), der ein Maß für die Fettmasse darstellt, beschreibt der Taillen-Hüft-Umfang die Fettverteilung.

Unter Federführung von Thomas Winkler und Prof. Dr. Iris Heid vom Lehrstuhl für Genetische Epidemiologie der Universität Regensburg wurde nun ein bedeutender Schritt getan, um die Mechanismen bei der Entstehung von Fettmasse und die Gründe für die Fettverteilung zu verstehen. Im Rahmen einer genomweiten Assoziationsstudie (GWAS) konnten die Forscher 97 Genorte für den BMI und 49 Genorte für das Taillen-Hüft-Verhältnis identifizieren. Bei einer GWAS handelt es sich um eine statistische Untersuchung der genetischen Variation des menschlichen Genoms mit dem Ziel, eine Krankheit mit einer bestimmten Genvariante in Verbindung zu setzen.

Die internationale Studie brachte Überraschendes zutage: Mehr als die Hälfte der identifizierten Genorte wurde zuvor noch nie mit Adipositas in Verbindung gebracht, sondern nur über hypothesenfreie genomweite Suchen entdeckt. Zudem ist die Zusammenschau der Gene interessant, die in diesen Genregionen anzutreffen sind. In den Genorten für den BMI finden sich vor allem Gene, die im zentralen Nervensystem und im Gehirn eine Rolle spielen; viele davon liegen direkt in der Appetitsignalkette. In den Genorten für das Taillen-Hüft-Verhältnis befinden sich wiederum viele Gene, denen eine Rolle bei der Entwicklung der Fettzellen und bei der Insulinregulation zugesprochen wird. Bei Frauen ist darüber hinaus die Fettverteilungs-Genetik deutlicher ausgeprägt als bei Männern.

Die Ergebnisse der Wissenschaftler wurden in zwei Artikeln in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht.

Die beiden Original-Veröffentlichungen in „Nature“:
Shungin, Winkler et al. (2015), Nature online, New genetic loci link adipose and insulin biology to body fat distribution (DOI: 10.1038/nature14132)
Locke et al. (2015), Nature online, Genetic studies of body-mass-index yield new insights for obesity biology (DOI: 10.1038/nature14177)

Quelle: idw

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Mit thermischen Wärmepumpen Wohngebäude beheizen

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Neues Gas-Adsorptionsheizgerät für Ein- und Mehrfamilienhäuser

Lange Zeit galten thermische Wärmepumpen meist als zu groß, um den vergleichsweise niedrigen Wärmebedarf von Ein- und Mehrfamilienhäusern effizient zu decken. Neu entwickelte Gas-Adsorptionsheizgeräte können das ändern. Sie sind genau für dieses Anwendungsgebiet entwickelt worden. Das BINE-Projektinfo „Mit Gas-Adsorptionswärmepumpen heizen“ (03/2015) stellt eines der neuen Geräte vor. Dieses kombiniert die Brennwerttechnik mit einem thermischen Wärmepumpenmodul auf Zeolith-Wasser-Basis.

Das Gerät besteht aus zwei Modulen: Die thermische Wärmepumpenanlage deckt die Grundlast der Gebäudebeheizung. Die nötige Wärme zum Antrieb steuert ein Gas-Brennwertmodul bei. Dieses deckt zusätzlich noch den Spitzenwärmebedarf an sehr kalten Tagen. Im Vergleich zu einer Elektro-Wärmepumpe benötigt das neue Konzept deutlich weniger Umweltwärme. Als Wärmequellen kommen Erdsonden, -kollektoren und -körbe sowie auch solare Wärme aus Kollektoranlagen infrage. Im Vergleich zu reinen Gas-Brennwertheizungen ist ein bis zu 40 % höherer Jahresnutzungsgrad erreichbar.

Das Gas-Adsorptionsheizgerät ist eine Entwicklung der Viessmann Werke aus Allendorf. In abschließenden Feldtests bestätigten Anlagenbetreiber und Heizungsinstallateure die guten Erfahrungen mit den Geräten. Die Betreiber haben besonders die niedrigen Geräuschemissionen und die intuitive Bedienbarkeit herausgestellt. Der Aufwand für Montage und Inbetriebnahme ist nicht größer als bei konventionellen Heizsystemen.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe unter www.bine.info oder telefonisch unter 0228 92379-00228 92379-0 erhältlich.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:
http://www.twitter.com/bineinfo – Verpassen Sie keine Neuigkeiten von BINE Informationsdienst und folgen Sie uns auf Twitter.
https://www.facebook.com/BINE.Informationsdienst – Lesen, diskutieren und teilen Sie auf Facebook aktuelle Themen zur Energieforschung!

Quelle: idw

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Brokkoli & Co: Krebsprävention durch Ernährung

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Wer sich gemüse- und obstreich ernährt, kann damit nach aktuellem Wissensstand sein Krebsrisiko senken oder die Krebstherapie unterstützen. Wie eine solche Ernährung aussehen kann und auf welche Nahrungsmittel man lieber verzichten sollte, erklärt Professor Dr. Ingrid Herr, Sektionsleiterin an Chirurgischer Universitätsklinik und Deutschem Krebsforschungszentrum, bei Medizin am Abend am 18. März 2015.

Inhaltsstoffe aus Brokkoli und verwandtem Gemüse hemmen das Krebswachstum und verstärken die Wirkung von Chemotherapien. Das zeigte das Team um Professor Dr. Ingrid Herr, Leiterin der Sektion Chirurgische Forschung am Universitätsklinikum Heidelberg, in den letzten Jahren in Forschungsarbeiten. Inzwischen ist klar: Viele Substanzen aus Obst und Gemüse sind Gift für Krebszellen und schützen ganz allgemein vor Entzündungen. Wie sich dieses Wissen für die tägliche Ernährung nutzen lässt, erklärt Professor Herr den Besuchern der Vortragsreihe „Medizin am Abend“ am Mittwoch, 18. März 2015. Auch Ideen für die Küche fehlen nicht und beim anschließenden Imbiss gibt es gesunde Häppchen zum Probieren. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr im Hörsaal der Kopfklinik, Im Neuenheimer Feld 400. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Wie Brokkoli-Wirkstoffe Krebszellen schaden
Seit 2007 sucht das Team um Professor Herr nach Wegen, die Widerstandskraft besonders aggressiver Zellen, sogenannter Tumorstammzellen, des Bauchspeicheldrüsenkrebs zu brechen. Diese Vorläuferzellen des Tumors können sich sehr gut regenerieren und sind daher gegen Medikamente und Bestrahlung resistent. Fündig wurden die Wissenschaftler zunächst bei Brokkoli und verwandtem Gemüse: Der pflanzliche Wirkstoff Sulforaphan unterdrückt in Laborversuchen einen bestimmten Stoffwechselweg in den Tumorstammzellen, mit dem diese sich vor der Chemotherapie schützen. „Sulforaphan bricht in unseren Experimenten die Resistenz der Tumorstammzellen“, so Herr, Leiterin der Arbeitsgruppe Molekulare OnkoChirurgie, einer Kooperation der Chirurgischen Universitätsklinik mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum. Eigene Therapieversuche an Mäusen sowie gerade begonnene Pilotstudien aus den USA zu anderen Krebsarten verliefen bisher so vielversprechend, dass am Universitätsklinikum Heidelberg 2014 ebenfalls eine Patientenstudie gestartet wurde. Darin will das Team zusammen mit dem Chirurgen Professor Dr. Peter Schemmer, Leiter der Sektionen Leberchirurgie und Viszerale Organtransplantation, prüfen, ob Sulforaphan aus Brokkolisprossen das Behandlungsergebnis bei Bauchspeicheldrüsenkrebs verbessern kann.

Schützende Effekte wies die Heidelberger Arbeitsgruppe im Laborversuch auch bei anderen Pflanzenstoffen nach – z.B. bei Quercetin, das in Brokkoli, Apfelschalen und vielen anderen Obst- und Gemüsesorten enthalten ist, oder Salicylsäure, dem Wirkstoff der Weidenrinde, aus dem Aspirin entwickelt wurde. Internationale Forschungsarbeiten identifizierten noch weitere pflanzliche Wirkstoffe gegen Tumorstammzellen: Nachgewiesen hat man solche Stoffe bisher u.a. bei den verschiedenen Kohlarten, Hülsenfrüchten, Tomaten, Peperoni, Weintrauben, Beeren, schwarzem Pfeffer oder grünem Tee. Auch Vitamin D, das nach Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet wird, scheint die Krebszellen zu schädigen.

Ernährung mit viel Gemüse enthält wirksame Dosis
Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass diese Pflanzenstoffe nicht nur Krebszellen schädigen können, sondern bereits das Krebsrisiko senken. „Substanzen wie Sulforaphan, Quercetin und Co wirken Entzündungen entgegen. Und Entzündungen sind nach aktuellem Stand der Forschung ein Schlüsselfaktor bei der Krebsentstehung“, so die Biologin. „Eine entzündungshemmende Ernährung spielt daher – neben einem gesunden Lebenswandel ohne Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum – eine wichtige Rolle für die Krebsprävention.“

Aber muss man für eine wirksame Dosis der Pflanzenmedizin dann Berge von Brokkoli, Blumenkohl und Sojaschrot zu sich nehmen oder gar zu Extrakten greifen? „Studien weisen darauf hin, dass eine angepasste Ernährung mit reichhaltig Obst und Gemüse z.B. zur Unterstützung einer Krebstherapie ausreicht – und besser wirkt als die Einnahme einzelner Nahrungsergänzungsmittel. Man sollte bei der Zubereitung aber darauf achten, die wertvollen Inhaltsstoffe nicht zu zerkochen – am besten das Gemüse nur kurz dämpfen“, rät die Forscherin. Dazu empfiehlt sie, entzündungsfördernde Nahrungsmittel besser nur in Maßen zu genießen: Dazu zählen u.a. rotes Fleisch, Wurst, Produkte aus Weißmehl und Süßigkeiten.

Weitere Informationen:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fuer-Patienten.111688.0.html Patienteninformation zu Brokkoli-Inhaltsstoff Sulforaphan und weitere Tipps für eine gesunde Ernährung
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ShowSingleNews.176.0.html?&no_cache=1&… Pressemitteilung 12. Juni 2012: „Wie Brokkoli-Wirkstoffe die Krebstherapie unterstützen“
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Medizin-am-Abend.132249.0.html Medizin am Abend

Quelle: idw

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Ausbilden: Für Betriebe eine Investition, die sich auszahlt!

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Betriebe investieren in hohem Umfang in die Ausbildung ihres Fachkräftenachwuchses. Nach den Ergebnissen einer neuen repräsentativen Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zu Kosten und Nutzen der betrieblichen Ausbildung sind die Aufwendungen der Betriebe im Vergleich zur letzten Erhebung 2007 um real etwa 600 Euro pro Auszubildendem und Jahr auf 5.398 Euro gestiegen. Diese Investitionen zahlen sich aber insbesondere bei Übernahme der Auszubildenden aus, da Personalgewinnungskosten eingespart werden, sich die Abhängigkeit vom externen Arbeitsmarkt reduziert und somit mögliche Ausfallkosten durch Personalengpässe vermieden werden.

Über 80 % der Betriebe bestätigen, dass sie ausbilden, um Fachkräfte zu qualifizieren, die langfristig im Unternehmen eingesetzt werden sollen. Die Mehrzahl (59 %) der mehr als 3.000 befragten Ausbildungsbetriebe ist daher nach eigener Aussage „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis der Ausbildung. Nur 11 % zeigten sich unzufrieden. Die Ergebnisse der BIBB-Befragung sind in der neuen Ausgabe des BIBB REPORT, Heft 1/2015, veröffentlicht.

Im Ausbildungsjahr 2012/2013 entstanden den Betrieben im Durchschnitt pro Auszubildendem und Jahr Bruttokosten in Höhe von 17.933 Euro. Davon entfielen 11.018 Euro (62 %) auf die Personalkosten der Auszubildenden und 4.125 Euro (23 %) auf die des Ausbildungspersonals. Mit 925 Euro (5 %) schlugen die Anlage- und Sachkosten und mit 1.866 Euro (10 %) sonstige Kosten zu Buche. Hierzu gehören zum Beispiel Kammergebühren oder Kosten für externe Lehrgänge und die Ausbildungsverwaltung.

Die Auszubildenden verursachen jedoch nicht nur Kosten. Sie leisten durch ihre Arbeit einen Beitrag zur Produktion von Waren und Dienstleistungen. Zieht man diese produktiven Leistungen in Höhe von durchschnittlich 12.535 Euro von den Bruttokosten ab, so ergeben sich für das Ausbildungsjahr 2012/2013 für die Betriebe durchschnittliche Nettokosten von 5.398 Euro pro Jahr und Auszubildendem. Etwa 28 % der Auszubildenden erwirtschafteten 2012/2013 Nettoerträge für ihre Ausbildungsbetriebe.

In Ostdeutschland betrugen die Nettokosten durchschnittlich 6.314 Euro, während sie in Westdeutschland bei 5.242 Euro lagen. Aufgrund des unterschiedlichen Niveaus bei Ausbildungsvergütungen, Löhnen und Gehältern fielen sowohl die Bruttokosten als auch die Erträge aus den produktiven Leistungen der Auszubildenden in Westdeutschland höher aus als in Ostdeutschland. Die Differenz bei den Erträgen war allerdings höher als bei den Bruttokosten, so dass sich für Ostdeutschland höhere Nettokosten ergeben. Zwischen den Ausbildungsbereichen gab es ebenfalls starke Unterschiede. Die höchsten Nettokosten fielen im Öffentlichen Dienst (8.032 Euro) sowie in Industrie und Handel (6.146 Euro) an. Im Handwerk (4.390 Euro), den Freien Berufen (3.705 Euro) sowie in der Landwirtschaft (1.293 Euro) waren die Nettokosten deutlich geringer.

Differenziert man nach verschiedenen Berufsgruppen, zeigt sich, dass bei den technischen Berufen (zum Beispiel Industriemechaniker/-in, Fachinformatiker/-in) die höchsten Bruttokosten aufgewendet werden (19.092 Euro). Da hier auch die niedrigsten Erträge (10.153 Euro) erwirtschaftet werden, sind die Nettokosten mit 8.939 Euro am höchsten. In den kaufmännischen Berufen sind die Nettokosten mit 3.522 Euro am geringsten. Den recht hohen Bruttokosten (18.206 Euro) stehen hier die höchsten Erträge gegenüber (14.684 Euro). In den gewerblichen Berufen (zum Beispiel Tischler/-in, Koch/Köchin) liegen die Nettokosten bei 4.257 Euro. Die Bruttokosten betragen 16.116 Euro, die Erträge sind mit 11.859 Euro niedriger als in den kaufmännischen Berufen.

Bei einer Übernahme der Auszubildenden entstehen zusätzliche erhebliche Kosteneinsparungen für die Betriebe. Im Durchschnitt übernahmen die Unternehmen rund 60 % ihrer Auszubildenden. Sie sparen so Personalgewinnungskosten, die anfallen würden, wenn Fachkräfte vom externen Arbeitsmarkt eingestellt werden müssten. Hierfür wendete ein Betrieb laut BIBB-Befragung durchschnittlich 8.715 Euro auf. Außerdem ergeben sich für die Betriebe noch weitere Vorteile, deren Wert sich aber nicht monetär berechnen lässt. So kann der Betrieb zum Beispiel den Auszubildenden, zusätzlich zu den durch die Ausbildungsordnung vorgegebenen Inhalten, bereits in der Ausbildung weitere betriebsspezifische Kenntnisse vermitteln.

Detaillierte Informationen in: BIBB REPORT, Heft 1/2015: „Ausbildung in Deutschland weiterhin investitionsorientiert – Ergebnisse der BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung 2012/2013″. Die Ausgabe kann im Internetangebot des BIBB kostenlos heruntergeladen werden unter http://www.bibb.de/bibbreport-1-2015

Ansprechpartner im BIBB:
Felix Wenzelmann, E-Mail: wenzelmann@bibb.de
Anika Jansen, E-Mail: jansen@bibb.de
Gudrun Schönfeld, E-Mail: schoenfeld@bibb.de

Quelle: idw

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Vitamine und Zink wirksam gegen Augenleiden AMD – Augenärzte warnen vor Selbstmedikation

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln kann das Fortschreiten der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) in bestimmten Fällen verzögern. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) empfiehlt die Mittel nur in ausgewählten Stadien der Erkrankung und warnt in einer Stellungnahme vor Selbstmedikation. Zum Schutz vor AMD empfiehlt die DOG im Übrigen gesunde Ernährung und zur Früherkennung regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt.

Altersabhängige Makuladegeneration (AMD) betrifft etwa 4,5 Millionen Deutsche und ist damit die häufigste Erblindungsursache in den Industrienationen. Bei der feuchten Form wachsen Blutgefäße unkontrolliert in den Bereich des schärfsten Sehens auf der Netzhaut des Auges ein und zerstören unbehandelt diesen „Fleck“ – lateinisch „Makula“. Bei der trockenen Spätform sterben Sehzellen direkt ab. Die altersbedingten Schäden beeinträchtigen das Sehen erheblich, viele Betroffene erblinden im späten Stadium nahezu vollständig.

Amerikanische Studien deuten darauf hin, dass eine Kombination aus den Vitaminen C und E, Beta-Carotin, Zink- und Kupferoxid das Fortschreiten einer AMD in bestimmten Stadien verlangsamen und so die Sehkraft länger erhalten kann. „Dieser positive Effekt betrifft die Entwicklung hin zu einer feuchten Form der Erkrankung, wenn bestimmte Voraussetzungen bei den Makula-Erkrankungen erfüllt werden, die nur der Augenarzt feststellen kann“, sagt DOG-Vorstandsmitglied Professor Dr. med. Frank Holz. „Keineswegs ist die Einnahme für alle Stadien der AMD sinnvoll.“

Zur allgemeinen Vorbeugung sei der Nährstoff-Cocktail daher nicht zu empfehlen. Insbesondere bei Rauchern, auch ehemaligen, kann die zusätzliche Einnahme von Beta-Carotin das Lungenkrebsrisiko erhöhen, wie Untersuchungen zeigen. Weitere sehr seltene aber mögliche Nebenwirkungen sind Nierensteine, Magenbeschwerden, und Hautverfärbungen. „Auch AMD-Patienten sollten ihren Arzt fragen, ob eine Behandlung mit Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll ist und sich genau an die vorgeschriebene Dosierung halten“, rät der Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn. Diese Empfehlungen hat die DOG jetzt in einer aktuellen Stellungnahme zusammengefasst.

Um sich vor AMD zu schützen, sei es auf jeden Fall sinnvoll, nicht zu Rauchen und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. So lautet auch die Empfehlung der niederländischen „Rotterdam-Studie“. Anhand von Fragebögen dokumentieren 5836 Teilnehmer über einen Zeitraum von acht Jahren ihre Ernährung. Probanden, die eine durch Lebensmittel überdurchschnittlich hohe Zufuhr von Vitamin C, E, Beta-Carotin und Zink angaben, verringerten dadurch ihr Risiko für eine AMD um 35 Prozent. Die meisten Obst- und Gemüsesorten enthalten die Vitamine C und E. Zink ist in roten Fleischsorten, Käse und Pilzen enthalten. Auch Omega-3-Fettsäuren, zum Beispiel aus Fisch und Rapsöl erhalten die Sehkraft.

Bis heute gibt es kein „Heilmittel“ für die AMD. Die feuchte Form kann heute sehr wirksam mit der Verabreichung von Medikamenten, die einen Botenstoff selektiv hemmen, behandelt werden, Bei frühzeitiger Diagnose von früheren Formen kann der Augenarzt den Krankheitsverlauf verzögern um die Sehkraft so lange wie möglich zu erhalten. „Ab 50 sollte jedes Jahr ein Termin zur augenärztlichen Kontrolle im Kalender stehen“, rät“ Professor Dr. med. Christian Ohrloff, Pressesprecher der DOG. Die gemeinsame Stellungnahme von DOG, der Retinologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte in Deutschland ist im Internet erhältlich.

Literatur:
Aktuelle Stellungnahme der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, der Retinologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschland zu Nahrungsergänzungsmitteln bei altersabhängiger Makuladegeneration, Oktober 2014

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Heute ist Weltwassertag – Schutz der Gewässer ist auch Klimaschutz

Saskia Donath Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

Bei Wasser denken die meisten vor allem an sauberes Trinkwasser. Doch lenken wir den Blick heute einmal darauf, dass Gewässer wie Flüsse und Seen auch einzigartige Lebensräume sind und für den Menschen vielfältige Nutzungen ermöglichen. Der Erhalt ihrer natürlichen Funktionen ist auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) konnten beispielsweise nachweisen, dass Stauseen eine bedeutende Quelle für Treibhausgase sind. Nach Hochrechnungen von Forschern stammen 4 % des weltweit aus Binnengewässern freigesetzten Kohlenstoffes aus Wasserkraft produzierenden Stauseen – bei einem Flächenanteil von nur etwa 0,6 %.

NBeim Thema Wasser denken die meisten vor allem an sauberes Trinkwasser. Doch lenken wir den Blick heute einmal darauf, dass Gewässer wie Flüsse und Seen auch einzigartige Lebensräume sind und für den Menschen vielfältige Nutzungen ermöglichen. Der Erhalt ihrer natürlichen Funktionen ist auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) konnten beispielsweise nachweisen, dass Stauseen eine bedeutende Quelle für Treibhausgase sind. Nach Hochrechnungen von Forschern stammen 4 Prozent des weltweit aus Binnengewässern freigesetzten Kohlenstoffes aus Wasserkraft produzierenden Stauseen – bei einem Flächenanteil von nur etwa 0,6 Prozent.

Die im Jahr 2000 in Kraft getretene Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) hat ein ambitioniertes Ziel: Bis 2015, spätestens jedoch bis 2027, solle ein guter Zustand der europäischen Gewässer erreicht sein. Die Zeit ist nahezu um, bis Ende dieses Jahres sollen die einzelnen Länder die Maßnahmen zum Erreichen der Ziele umgesetzt haben. „Es ist unbestreitbar, dass sich die Wasserqualität in den Ländern der EU in den letzten Jahrzehnten teilweise stark verbessert hat. Zugleich nimmt aber auch der Nutzungsdruck auf die Ressource Wasser zu“, so Prof. Dr. Klement Tockner, Direktor des IGB.

Landwirtschaft, Industrie, Energiewirtschaft, Schifffahrt, Erholung und zahlreiche Tier- und Pflanzenarten konkurrieren um die gleiche Ressource. Das Austrocknen des Aralsees, die Dürre- und Hochwasserkatastrophen der letzten Jahre, die Ausbreitung wasserbürtiger Krankheiten und der Verlust der Biodiversität sind deutliche Signale dieser Übernutzung.
Und auch einseitig verstandener Umweltschutz, wie der Ausbau der Wasserkraft, kann sich fatal auf Gewässer auswirken. „Derzeit werden im Alpenraum viele der letzten intakten Gewässer der Energiegewinnung durch Wasserkraft geopfert, trotz der Tatsache, dass diese Kleinkraftwerke keinen nennenswerten Beitrag zur nachhaltigen Sicherung der Energieversorgung liefern“, so Klement Tockner.

Wasserkraft galt lange Zeit als Energiequelle mit sehr guter Ökobilanz. Seit Ende der achtziger Jahre konnten Forscher jedoch zeigen, dass Stauseen beachtliche Mengen an Treibhausgasen an die Atmosphäre abgeben. In einer aktuellen Erhebung zur Emission von Treibhausgasen wurden Daten aus 85 Stauseen in tropischen und gemäßigten Breiten ausgewertet. Die daraus abgeleitete Kohlenstoff-Emission aus allen Stauseen mit Wasserkraftwerken beträgt 51 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr. Damit stammen 4 Prozent des weltweit aus Binnengewässern freigesetzten Kohlenstoffes aus Wasserkraft produzierenden Stauseen – bei einem Flächenanteil von nur etwa 0,6 Prozent. In den kommenden 15 bis 20 Jahren werden weltweit bis zu 4000 neue große Wasserkraftanlagen gebaut, welche die Stromproduktion aus Wasserkraft nahezu verdoppeln. „Obwohl es auch einige Stauseen mit geringerem Treibhausgaspotential gibt, besteht angesichts des enormen globalen Ausbaus der Wasserkraft die Gefahr, dass es in Zukunft zu einer deutlichen Zunahme der Treibhausgasemissionen durch Stauseen kommen wird“, so der IGB-Wissenschaftler Dr. Peter Casper, der bereits seit einigen Jahren die Emission von Treibhausgasen aus Seen erforscht.

Kontakt:
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin

Nadja Neumann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
030/64181975030/64181975
Nadja.neumann@igb-berlin.de

Prof. Dr. Klement Tockner
Direktor des IGB
030/64181601030/64181601
tockner@igb-berlin.de

Dr. Peter Casper
Wissenschaftler am IGB
033082 699 29033082 699 29
pc@igb-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de

Quelle: idw

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Wie fettiges Essen unserem Darm schadet

Dr. med. Svenja Ludwig Pressestelle
Deutsche Krebshilfe e. V.

Tipps der Deutschen Krebshilfe im Darmkrebsmonat März

München (elf) – Stark übergewichtige Menschen tragen ein doppelt so hohes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Doch was sind die Ursachen für diesen Zusammenhang? Münchner Wissenschaftler fanden nun heraus: Eine zu fettreiche Ernährung bringt die Darmflora aus ihrem sensiblen Gleichgewicht. Das lässt das Krebsrisiko ansteigen – auch bei Normalgewichtigen, wie die Forscher in der renommierten Fachzeitschrift Nature berichteten. Die Deutsche Krebshilfe hat das wissenschaftliche Projekt mit 264.000 Euro gefördert.

Pommes, Grillhahn, Bratwurst – Ob aus Zeitmangel oder schlicht aus Gewohnheit, immer häufiger greifen wir zu schnell verfügbarem und sehr fettigem Essen. Mit unseren Lebensgewohnheiten hat sich auch unser Essverhalten geändert. Gepaart mit mangelnder Bewegung kann dies zu Übergewicht führen. Ein zu hohes Körpergewicht geht einher mit einem erhöhten Risiko, an Krebs zu erkranken, insbesondere Darmkrebs. Epidemiologische Studien haben diesen Zusammenhang gezeigt.

Was die molekularen Ursachen für das erhöhte Krebsrisiko sind, war bislang unklar. Als Dr. Melek C. Arkan vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München und ihr Team im Labor dieser Frage auf den Grund gingen, warfen sie einen genauen Blick auf die Darmflora. „Unsere Darmflora ist ein System aus unterschiedlichen Mikroorganismen, zum Großteil Bakterien. Diese übernehmen sehr wichtige Funktionen, wie etwa die Nahrung zu verdauen, lebenswichtige Stoffe zu produzieren und Krankheitserreger abzuwehren“, erklärt Arkan. Als Bestandteil des Verdauungssystems reagiere die Darmflora ganz sensibel darauf, was wir essen.

„Eine besonders fettreiche Ernährung führt dazu, dass die Darmflora aus ihrem Gleichgewicht geworfen wird“, beschreibt Arkan die experimentellen Beobachtungen. Einige Bakterienstämme kommen dann vermehrt, andere wiederum in geringeren Mengen im Darm vor. Das Forscherteam beobachtete im Labor: Diese Veränderungen in der Darmflora spielen eine ganz entscheidende Rolle bei der ernährungsbedingten Entstehung von Darmkrebs – unabhängig vom Gewicht.

Bedeutet dies im Umkehrschluss, dass wir das Krebsrisiko senken können, indem wir das Gleichgewicht der Darmflora wiederherstellen? „Durch die Behandlung mit Butyrat – einem bakteriellen Endprodukt – konnten wir im Labor die bakterielle Zusammensetzung im Darm wieder angleichen“, schildert Arkan. „Und in der Tat haben wir beobachtet, dass dies vor der Krebsentstehung schützen kann.“

Unklar ist noch, ob die Laborergebnisse auch auf den Menschen zutreffen. Dies herauszufinden, ist nun das Ziel des Forscherteams. „Sollte dies der Fall sein, eröffnet sich uns die Möglichkeit, ganz gezielt individuelle Ernährungspläne zu erstellen“, betont Arkan. Besonders profitieren könnten davon Menschen, die durch andere Faktoren, wie etwa eine erbliche Vorbelastung oder Übergewicht ein ohnehin schon erhöhtes Risiko tragen.

„Wir müssen leider feststellen, dass immer mehr Menschen an Darmkrebs erkranken“, betont Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe. „Hierbei spielt ganz offensichtlich die Ernährung mit eine Rolle. Je genauer wir daher die Ursachen für die Entstehung von Tumoren im Darm verstehen, umso besser können wir durch eine bewusste und gesunde Ernährung einer Erkrankung vorbeugen.“

Publikation: Manon D. Schulz et.al. „High-fat-diet-mediated dysbiosis promotes intestinal carcinogenesis independently of obesity“, Nature (2014), doi: 10.1038/nature13398

Hintergrundinformation: Darmkrebsrisiko und Prävention
Darmkrebs (Kolonkarzinom) ist die dritthäufigste Krebserkrankung in Deutschland. 36.000 Männer und 29.000 Frauen erkranken jedes Jahr neu daran (Robert Koch Institut 2013). Er umfasst Krebserkrankungen des Dickdarms (Kolon), des Enddarms (Mastdarm/Rektum) und des Darmausgangs (Anus).

Zu den Risikofaktoren gehören schwere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und bestimmte Darmpolypen, die als Vorläufer von bösartigen Darmtumoren zu sehen sind. Auch die Lebensweise spielt eine Rolle: Eine ballaststoffarme, fett- und fleischreiche Ernährung, regelmäßiger Alkoholkonsum und wenig Bewegung erhöhen das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.

Quelle: idw

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Schützt die Meerengel

Sabine Heine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere

Das vom Bonner Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK), der Universität Las Palmas de Gran Canaria (ULPGC) sowie der Zoological Society of London (ZSL) gegründete Engelhai Projekt (Angel Shark Project; www.angelsharkproject.com) zum Schutz der letzten auch Meerengel genannten Haie steht derzeit zur Abstimmung im online-voting der Naturschutzorganisation European Outdoor Conservation Association (EOCA). EOCA wird die Gewinner dieses Wettbewerbs mit Geld unterstützen, das durch Fundraising und Spenden zusammengekommen ist.

Vom 9. bis 23. März können auch Sie für den Schutz der Engelhaie abstimmen, um die (höchstwahrscheinlich) letzte Population der Engelhaie zu schützen, die sich vor den Kanarischen Inseln befindet. Der Engelhai Squatina squatina ist vom Aussterben bedroht. Sollte das Engelhai Projekt die Gelder gewinnen, wird es diese investieren, um Sportfischer und Taucher in den Schutz der Tiere zu integrieren.

Das Wissenschaftler Team vom Angel Shark Project arbeitet bereits seit 2013 auf den Kanaren um das Verbreitungsgebiet, die Populationsgröße und die Habitat Nutzung der Engelhaie zu erforschen. Hierfür wurde eine online Datenbank entwickelt, ePOSEIDON, die von Tauchern genutzt wird, die Engelhaie bei ihren Tauchgängen sichten. Somit werden Bürger in die Forschung integriert und die Tauchbasen und große Teile der Tourismusindustrie auf den Kanaren profitieren von der Mitwirkung an der Unversehrtheit des marinen Ökosystems.

Als Teil ihrer Masterarbeit am ZFMK, analysiert Eva Meyers diese Datenbank und erstellt ein mathematisches Modell, um den potentiellen Lebensraum und das Verbreitungsgebiet des Engelhais auf den Kanarischen Inseln zu berechnen.

„Die Mithilfe der Kanarischen Tauch-Gemeinde ist von großer Bedeutung für das Projekt. Es ermöglicht uns in kurzer Zeit an genügend Daten für das Modell zu kommen und ein breiteres Gebiet abzudecken“, erläutert Eva Meyers (ZFMK). „Dieses Projekt zeigt hervorragend, wie sich die Öffentlichkeit an Forschungsprojekten beteiligen kann“ ergänzt Dr. Dennis Rödder (Naturschutzbiogeograph und Leiter der Abteilung Herpetologie am ZFMK).

Leider ist die letzte Population dieser einst in Europa weitverbreiteten Art stark durch die Fischerei bedroht, insbesondere durch Sportfischer. Dieses Jahr möchte das Engelhai Projekt mit Hilfe der EOCA Finanzierung, die Sportfischer-Gemeinde in das Projekt miteinbeziehen. Fischer sollen lernen, wie sie gefangene Engelhaie schadlos wieder aussetzten und sollen für den Schutz der Engelhai auf den Kanaren werben.

„Das Engelhai-Projekt könnte helfen, diese seltenen Tiere besser zu schützen indem wir eine langfristige Schutzstrategie entwickeln“, begründet Joanna Barker, Project Manager der ZSL für das Engelhai Projekt.

Mehr Informationen finden sie unter :
www.angelsharkproject.com,
www.zsl.org/angelsharks ,
www.programaposeidon.eu

Ansprechpartner:
Dr. Dennis Rödder
Sektionsleiter Herpetologie
Kurator Herpetologie
Tel: +49 228 9122-252+49 228 9122-252
Fax: +49 228 9122-212
Mail: d.roedder@zfmk.de

Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere hat einen Forschungsanteil von mehr als 75 %. Das ZFMK betreibt sammlungsbasierte Biodiversitätsforschung zur Systematik und Phylogenie, Biogeographie und Taxonomie der terrestrischen Fauna. Die Ausstellung „Unser blauer Planet“ trägt zum Verständnis von Biodiversität unter globalen Aspekten bei.

Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie drei assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute arbeiten strategisch und themenorientiert an Fragestellungen von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Näheres unter www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: idw

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Hexenschuss ist Warnschuss für den Rücken

Susanne Herda Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Der Hexenschuss ist ein Warnschuss für den Rücken. Merkmale der im Volksmund als Hexenschuss bezeichneten akuten Lumbalgie sind plötzlich auftretende, oftmals stechende und manchmal anhaltende Beschwerden im Bereich der Lendenwirbelsäule. Ein Hexenschuss kann Ausdruck unkomplizierter akuter nicht-spezifischer Kreuzschmerzen sein, die innerhalb weniger Tage wieder abklingen. Sie sind nicht selten ein Hinweis auf eine schlecht trainierte Rücken- und Bauchmuskulatur oder einen bewegungsarmen Lebensstil. Hinter einem Hexenschuss kann aber auch eine ernsthafte Erkrankung wie beispielsweise ein Bandscheibenvorfall stecken.

Darauf weisen die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) und der Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen e.V. (BVOU) anlässlich des Tages der Rückengesundheit am 15. März 2015 hin. Orthopäden und Unfallchirurgen geben Tipps für einen starken Rücken und erklären, wie Betroffene einen Hexenschuss schnell wieder loswerden und ab wann der Gang zum Arzt notwendig ist.

80 bis 85 Prozent der Menschen in Deutschland leiden irgendwann in ihrem Leben an Rückenschmerzen (1). „Bewegung ist hervorragend gegen Kreuzschmerzen. Allerdings übertreiben es einige Menschen im Frühjahr und belasten in ihrem Tatendrang nach der Winterzeit ihre darauf nicht vorbereitete Wirbelsäule zu stark, zum Beispiel bei der Gartenarbeit, beim Frühjahrsputz oder beim Entrümpeln. Der Rücken sendet dann mit dem Hexenschuss ein Warnsignal“, sagt Professor Bernd Kladny, Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie der m&i-Fachklinik Herzogenaurach und Generalsekretär der DGOU.

Ein Hexenschuss äußert sich durch einen einschießenden Schmerz im Lendenwirbelbereich. Eine Überlastung der Zwischenwirbelgelenke oder gezerrte und verspannte Rückenmuskeln zwingen den Betroffenen dann meist in eine gebückte Haltung. Auslöser für einen Hexenschuss sind oftmals ruckartige Bewegungen, das Heben schwerer Lasten und Verdrehungen, die durch eine schwache und verkürzte Rumpfmuskulatur begünstigt werden.

„Jeden kann es treffen. Trotzdem sollten Betroffenen den Hexenschuss als Anlass nehmen, mehr für ihre Rückengesundheit zu tun. Das ist vor allem für Menschen wichtig, die aufgrund ihrer Arbeit viel sitzen müssen“, sagt Dr. Johannes Flechtenmacher, Niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Karlsruhe und Präsident des BVOU.

Für einen starken Rücken empfehlen Orthopäden und Unfallchirurgen mehr Bewegung im Alltag, regelmäßigen Sport und die Berücksichtigung einer rückenschonenden Haltung bei allen Handgriffen des täglichen Lebens. Für mehr Bewegung im Alltag sorgen schon leicht umzusetzende Aktivitäten wie Treppen zu steigen statt Rolltreppe zu fahren, Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen, anstatt mit dem Auto zu fahren oder im Büro einfach mal vom langen Sitzen Pause zu machen, aufzustehen und die Muskeln zu dehnen. Für das gezielte Training der Muskeln eignen sich gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Nordic Walking und Pilates. Im Alltag sollten die Regeln einer rückenfreundlichen Haltung beachtet werden. Wer im Berufsalltag viele Stunden am Computerbildschirm arbeiten muss, sollte eine rückenfreundliche Grundhaltung einnehmen. Denn eine mehrstündige falsche Sitzposition belastet nachhaltig negativ die Bandscheiben. Zum Anheben schwerer Gegenstände sollte man in die Knie gehen und den Rücken gerade halten, so dass Rücken und Bandscheiben geschont werden.

Menschen, die von einem Hexenschuss betroffen sind, sollten aufgrund der Schmerzen nicht in eine steife Schonhaltung verfallen, sondern sich weiterhin aktiv bewegen. Dies fördert in fast allen Fällen die Heilung der Rückenschmerzen. Die Einnahme eines rezeptfreien Schmerzmittels, maximal zwei bis drei Tage, kann helfen, ohne Schmerzen schnell wieder aktiv zu werden. Wärmeanwendungen, wie zum Beispiel ein heißes Bad oder Rotlichtanwendung, ergänzen den Heilungsprozess. Auf starke körperliche Belastungen ist in dieser Zeit zu verzichten.

Während eher geringe Schmerzen, die den Alltag nicht beeinträchtigen, in der Regel von selbst wieder abklingen, ist bei länger anhaltenden und starken Schmerzen eine fachärztliche Abklärung angeraten. Bei sehr starken Schmerzen und Begleitsymptomen, wie beispielsweise Gefühlsstörungen oder Lähmungserscheinungen, ist ein Gang zum Orthopäden und Unfallchirurgen umgehend notwendig.

„Am häufigsten handelt es sich bei einem Hexenschuss trotz der manchmal starken Schmerzen um ein Ereignis mit einer sehr guten Prognose, das nach ein bis sechs Wochen unter symptomatischer Behandlung wieder abklingen und keine weiteren Beeinträchtigungen verursachen wird“, sagt Kladny. „In seltenen Fällen kann ein Hexenschuss aber auch Ausdruck einer gravierenden, ernst zu nehmenden Wirbelsäulenerkrankung sein. Es könnte ein Bandscheibenvorfall vorliegen, der auf einen Nerv drückt.“

Orthopäden und Unfallchirurgen stellen nach der Befragung des Patienten und einer körperlichen Untersuchung eine Diagnose und veranlassen gegebenenfalls bildgebende Verfahren wie Röntgen und Kernspintomografie. „Bei nicht-spezifischen Kreuzschmerzen behandelt der Arzt die Symptome in der Regel ohne Bildgebung, zum Beispiel mit Medikamenten zur Entzündungshemmung, Schmerzlinderung und Muskelentspannung“, sagt Flechtenmacher. „Bei einer ‚Blockierung‘ der Wirbelsäulengelenke können Verfahren der Manuellen Medizin eingesetzt werden. Bei spezifischen Ursachen werden auch örtliche Betäubungsmittel und kortisonähnliche Medikamente an den schmerzverursachenden Stellen eingesetzt. Und manchmal ist eine Physiotherapie notwendig.“

(1) Anderson G, Lancet (1999)

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda, Miriam Buchmann-Alisch
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -06 oder -04
E-Mail: presse@dgou.de

Weitere Informationen:
http://www.dgou.de Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V.
http://www.bvou.net Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen e.V.
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/nvl-007.html Nationale VersorgungsLeitlinie Kreuzschmerz

Quelle: idw

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TU Berlin: Umweltfreundliche Wasseraufbereitung

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

Die TU Berlin präsentiert sich auf der Wasser Berlin International vom 24. bis 27. März 2015

Die TU Berlin beteiligt sich an der Messe Wasser Berlin International vom 24. bis 27. März 2015 mit zwei Fachgebieten, dem Forschungsnetzwerk „Wasser in Ballungsräumen“ und zwei Ausgründungen am Gemeinschaftsstand Berlin-Brandenburg in Halle 2.2, Stand 200. Folgende Projekte werden gezeigt:

TU Berlin – Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft der TU Berlin gehört zum klassischen Bauingenieurwesen und leistet in diesem Rahmen einen bedeutenden Beitrag zu Forschung und Lehre in der Berliner Wasserforschung. Die Arbeits- und Forschungsgebiete umfassen Themen wie Misch- und Regenwasserbehandlung, Geruch und Korrosion, Energieoptimierung von Kläranlagen, weitergehende Abwasserreinigung, naturnahe Verfahren, Null-Emissions-Gebäude und die Industrie-abwasserbehandlung.
Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch, TU Berlin, Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft, Tel.: 030/314-72246030/314-72246,
E-Mail: matthias.barjenbruch@tu-berlin.de

TU Berlin – Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Forschungsprojekt: Dezentrale Reinigung von Straßenabflüssen

In einem von der Europäischen Union und dem Land Berlin geförderten Forschungsprojekt werden verschiedene Technologien zur dezentralen Reinigung von Straßenabflüssen untersucht. Dazu wurden Straßenabläufe einer öffentlichen Straße in Berlin sowie eines Betriebshofes der Berliner Stadtreinigung mit unterschiedlichen Reinigungssystemen ausgerüstet. Es werden für die Dauer von ca. 1,5 Jahren in-situ-Tests zu Reinigungsleistung und betrieblichem Verhalten durchgeführt. Parallel dazu wurde an der TU Berlin ein Teststand entworfen und realisiert, an dem die Technologien unter definierten und reproduzierbaren Bedingungen auf ihre hydraulische Leistungsfähigkeit getestet werden.
Kontakt: Paul Kober, TU Berlin, Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft, Tel.: 030/314-72038030/314-72038, E-Mail: paul.kober@tu-berlin.de

TU Berlin – Fachgebiet Industrielle Automatisierungstechnik
Das Ziel des hier vorgestellten Projektes „Steuerung“ ist ein durchgehendes IT-Sicherheitskonzept zur Absicherung kritischer Infrastrukturen. Es erfordert die Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven beziehungsweise Disziplinen. Entsprechend wurden vier Kernbereiche der Forschung für das Projekt identifiziert: Kommunikationssicherheit, Plattformsicherheit, Prozesssicherheit und Interaktionssicherheit, die zugleich Teilvorhaben darstellen und das Gesamtvorhaben strukturieren. Das fünfte Teilvorhaben mit dem Fokus auf der Simulationsumgebung ergibt sich aus der Anforderung, die technischen Innovationen oder Angriffssimulationen nicht am laufenden Prozess integrieren zu können.
Kontakt: Prof. Dr. Jörg Krüger, TU Berlin, Fachgebiet Industrielle Automatisierungstechnik, Tel.: 030/314-25188030/314-25188, E-Mail: joerg.krueger@tu-berlin.de

TU Berlin – Wasser in Ballungsräumen (WIB)
Pumpenanlagen stellen vielerorts zentrale Bestandteile der Abwassersysteme dar. Das Schachtpumpwerk ist eine der einfachsten Umsetzungen der Pumpwerke. Schachtpumpwerke sind mit Tauchmotorpumpen ausgerüstet. Diese befinden sich dabei unmittelbar in einem Saugraum oder auch Pumpensumpf genannt. Die Abwässer durchlaufen das Pumpwerk ungeklärt mit allen Feststoffen beladen. Das Ziel der Abwasserförderung mittels Pumpwerken ist, die Förderaufgabe möglichst wartungsarm, energieeffizient und störungsfrei zu erfüllen. Es ist für den Betrieb des Schachtpumpwerkes wichtig, dass sich möglichst wenige Feststoffe ablagern. Ansonsten kommt es zum Verstopfen und dem Ausfall der Pumpe. Von entsprechender Wichtigkeit ist die Geometrie des Pumpensumpfes. Am Fachgebiet Fluidsystemdynamik wurde als Forschungsprojekt anhand eines „Gläsernen Schachtes“ und 1:1 Prüfstandes die Auslegung des Schachtpumpwerks untersucht. Ziel der Forschung ist, die Auswirkungen der verschiedenen Entwurfsparameter, wie Innengeometrie des Sumpfes und Betriebsbedingungen, auf die hydraulische Leistung des Pumpwerks und die Fähigkeit der Schmutzentfernung zu untersuchen.
Kontakt: Frank Neuer, TU Berlin, Forschungsnetzwerk „Wasser in Ballungsräumen“, Tel.: 030/314-21471030/314-21471, E-Mail: FSP-WIB@fsd.tu-berlin.de

Blue Biolabs (Spin-Off TU Berlin) – Moderne Methoden in der Wasseranalytik
Die Blue Biolabs GmbH ist eine Ausgründung des Fachgebietes Umweltmikrobiologie der TU Berlin. Im Vordergrund des Betätigungsfeldes steht die Detektion von mikrobiologischen Indikatororganismen im Trink- und Brauchwasser ebenso wie in Brunnensystemen.
Die Zielgruppe bilden Brunnenbetreiber, die sich mit Verockerung in Brunnensystemen aber auch mit hygienischen Belastungen auseinandersetzen müssen. In diesem Zusammenhang bietet Blue Biolabs moderne molekularbiologische Analytikmethoden an, bei denen die relevanten Mikroorganismen detektiert und quantifiziert werden. Mittels dieser zusätzlichen Informationen ist es Brunnenbetreibern sowie Wassernutzern möglich, Kosten zu verringern und dem Verbraucher erheblich mehr Sicherheit zu gewährleisen.
Kontakt: Manuel Popiol, Blue Biolabs GmbH, Tel.: 030/314-73178030/314-73178, E-Mail: info@bluebiolabs.de

Akvolution GmbH (Spin-Off TU Berlin) – akvola Technologies
Akvola Technologies ist ein auf Wasseraufbereitung spezialisiertes deutsches Technologieunternehmen. Akvola plant, installiert und verkauft mit der eigenen Technologie akvoFloatTM ausgestattete Kompaktanlagen zur Wasseraufbereitung. Dieser innovative Prozess mit keramischer Flotation und Filtration liefert hohe Wasserqualität bei bis zu 90 Prozent Energieersparnis und 20 Prozent Platzreduktion im Vergleich zu State-of-the-Art-Technologien. AkvoFloatTM ist für folgende Anwendungen geeignet: Öl & Gas: Aufbereitung von Produced Water, Vorbehandlung für Meerwasserentsalzung, Lebensmittel und Getränke, Bergbau, Pharmazie, Papier und Halbleiter
Kontakt: Lucas Léon, akvola Technologies, Tel.: 030/314-75656030/314-75656, E-Mail: info@akvola.com

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
TUBS GmbH / TU Berlin ScienceMarketing
Dr. Thorsten Knoll
Tel.: 030/44 72 02 55030/44 72 02 55
E-Mail: knoll@tubs.de

Quelle: idw

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Stromleitungen und neurodegenerative Erkrankungen: Keine Hinweise auf Zusammenhang

Oliver Kreft Stabsstelle Kommunikation und Presse
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Niederfrequente magnetische Wechselfelder wie sie beispielsweise Überlandstromleitungen erzeugen, gelten als potentielles Gesundheitsrisiko, nachdem epidemiologische Studien Hinweise ergaben, dass sie unter anderem neurodegenerative Erkrankungen wie die Alzheimer-Krankheit oder die Amyotrophe Lateralsklerose befördern könnten. Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern des Instituts für Pathobiochemie der Universitätsmedizin Mainz erbrachte im Mausmodell jedoch keine Anhaltspunkte für eine Verstärkung oder Beschleunigung der Krankheitsentwicklung durch solche Felder – weder in Bezug auf das Lernverhalten noch hinsichtlich bekannter Krankheitsmechanismen auf zellulärer Ebene.

Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift „Scientific Reports“, die zur Nature Publishing Group gehört, veröffentlicht. Die Entstehung altersabhängiger neurodegenerativer Erkrankungen, wie der Alzheimer-Krankheit oder der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), ist weitgehend ungeklärt. Weniger als zehn Prozent der Patienten zeigen eine familiäre Vorgeschichte, was bedeutet, dass der weitaus größte Anteil der Patienten diese Krankheiten aus bisher unbekannten Gründen entwickelt. Altersbedingte Veränderungen des Stoffwechsels, eine genetische Prädisposition oder auch Umweltfaktoren werden als mögliche Risikofaktoren diskutiert. Tatsächlich haben einige epidemiologische Studien Hinweise geliefert, dass niederfrequente magnetische Felder – die beispielsweise durch den Wechselstrom (50 Herz) in Stromleitungen oder die Benützung von elektrischen Geräten erzeugt werden – die Entstehung der Erkrankungen möglicherweise befördern. Dagegen beschreiben andere, dass die Exposition mit magnetischen Feldern keinen Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit oder die ALS darstellt. Aufgrund der unklaren wissenschaftlichen Datenlage gibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) niederfrequente Magnetfelder als einen möglichen Risikofaktor für die Alzheimer-Demenz an.

Sowohl die Alzheimer-Demenz als auch ALS gehen mit einer fortschreitenden Degeneration und somit einem Funktionsverlust unterschiedlicher Gruppen von Gehirnzellen einher. „Die Fachwelt diskutiert zurzeit intensiv darüber, wie niederfrequente magnetische Felder die Zellfunktion auf molekularer Ebene beeinflussen könnten“, erläutert Dr. Albrecht Clement, Leiter der Studie am Institut für Pathobiochemie. „Nach unserem Wissen gibt es bisher keine Untersuchung, die unter kontrollierten Bedingungen den Langzeiteinfluss dieser Felder auf das Einsetzen der Krankheitssymptome und das Fortschreiten beider Erkrankungen untersucht hat.“
In dem aktuellen, vom Bundesamt für Strahlenschutz geförderten Projekt konnten die Forscher nun erstmals in einer Langzeitstudie zeigen, dass die kontrollierte Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern über einen Zeitraum von bis zu 18 Monaten im Tiermodell die Entstehung und den Krankheitsverlauf der Alzheimer-Demenz und der ALS nicht verändert. Eine detaillierte Analyse der für die jeweiligen Krankheiten charakteristischen Merkmale zeigte, dass sich diese unabhängig von der Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern entwickeln. Dazu zählt im Fall der Alzheimer-Demenz unter anderem das Auftreten von pathologischen Ablagerungen des Amyloid-Beta Proteins im Gehirn und bei der ALS-Erkrankung das Auftreten von Proteinen, die durch oxidativen Stress geschädigt wurden, im Rückenmark. Auch die im Krankheitsverlauf auftretende Entzündungsreaktion im Nervensystem zeigte unter Expositionsbedingungen keine Veränderung. Darüber hinaus waren weder das Lernverhalten als Zeichen für das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz, noch das Auftreten und die Dauer der ALS-Erkrankung durch die magnetischen Felder beeinflusst. „Diese Ergebnisse zeigen, dass die Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern weder krankheitsrelevante molekulare Prozesse noch mögliche, bisher unbekannte Krankheitsmechanismen beeinflusst“, erläutert Dr. Clement. „Diese Daten stützen damit eher diejenigen epidemiologische Untersuchungen, die keine schädigenden Wirkungen niederfrequenter magnetischer Felder zeigen.“

Gleichwohl sei eine Vielzahl unterschiedlicher Studien nötig, um eine Bewertung niederfrequenter magnetischer Felder hinsichtlich möglicher gesundheitsschädlicher Effekte auf den Menschen vornehmen zu können. Das öffentliche Interesse an dieser Fragestellung wird dadurch belegt, dass diese Studie durch das Bundesamt für Strahlenschutz finanziert wurde.

Originalpublikation:
Martina P. Liebl, Johannes Windschmitt, Anna S. Besemer, Anne-Kathrin Schäfer, Helmut Reber, Christian Behl & Albrecht M. Clement, Low-frequency magnetic fields do not aggravate disease in mouse models of Alzheimer’s disease and amyotrophic lateral sclerosis
Scientific Reports 5, Article number: 8585, doi:10.1038/srep08585
http://www.nature.com/srep/2015/150226/srep08585/fig_tab/srep08585_F9.html

Kontakt
Dr. rer. nat. Albrecht Clement, Institut für Pathobiochemie
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Duesbergweg 6, 55099 Mainz, Telefon 06131 39-2579306131 39-25793, Fax 06131 39-25792
E-Mail: clement@uni-mainz.de, http://www.unimedizin-mainz.de/pathobiochemie

Univ.-Prof. Dr. rer. nat Christian Behl, Institut für Pathobiochemie
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Duesbergweg 6, 55099 Mainz, Telefon 06131 39-2589006131 39-25890, Fax 06131 39-25792
E-Mail: cbehl@uni-mainz.de, http://www.unimedizin-mainz.de/pathobiochemie

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz ausgebildet. Mit rund 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Universitätsmedizin zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor.

Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de

Quelle: idw

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Toxikologen befürchten Gefahr für Umwelt- und Gesundheitsschutz

Dipl.Pol. Justin Westhoff MWM-Vermittlung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin/Kiel, März 2015 – Das Fach Toxikologie wird von der Hochschulpolitik in Deutschland sträflich vernachlässigt. Dabei haben die Aufgaben der „Giftkunde“ zugenommen. Die Gesellschaft für Toxikologie warnt vor gefährlichen Lücken im Gesundheits- und Umweltschutz und fordert, den Abbau von Ausbildungsplätzen zu stoppen und neue Institute zu schaffen.

Bei ihrer Jahrestagung vom 9. bis zum 12. März in Kiel legt die Fachgesellschaft ein Positionspapier zur Lage der Toxikologie in Deutschland vor. Schon in den Jahren 1975 und 2000 hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zwei Denkschriften herausgegeben, in denen ein Ausbau der Toxikologie angemahnt wurde, um Verbraucher und Umwelt besser vor Risiken zu schützen. Insbesondere fehle es an akademisch aus- und weitergebildeten Toxikologen.
Eine Besserung ist leider nicht eingetreten – im Gegenteil.

Traditionell war in Deutschland die Toxikologie an den Universitäten in gemeinsamen Instituten mit der Pharmakologie angesiedelt, also an medizinischen Fakultäten. Dies hatte unter anderem mit der Aufgabe zu tun, die Toxizität von Arzneimitteln zu erforschen. Inzwischen haben sich die Themenbereiche jedoch längst erweitert und die Schwerpunkte verlagert, so zur chronischen Giftigkeit von Stoffen, zur moderner Analytik (Biomonitoring) sowie zur Verringerung von Tierversuchen. Die Toxikologie untersucht zum Beispiel die gesundheitlichen Auswirkungen von hormon-ähnlichen Stoffen in Lebensmitteln und in der Umwelt sowie von Partikeln in der Luft, oder sie nimmt die Risikoabschätzung bei der Nanotechnologie vor.

In medizinischen Fakultäten wird die Toxikologie fatalerweise als nicht mehr sehr bedeutsam angesehen. Dies hat dazu geführt, dass zahlreiche toxikologische Lehrstühle umgewidmet oder ganz abgeschafft wurden. Die Mehrzahl der medizinischen Fakultäten verfügt heute nicht mehr über ein toxikologisches Institut. In zahlreichen anderen Ländern, zum Beispiel in den angelsächsischen, sind hingegen toxikologische Arbeitsgruppen oder Professuren meist an naturwissenschaftlichen Fachbereichen angesiedelt.

Toxikologische Expertise ist notwendig, um Gefahren für Menschen abzuwenden – sei es am Arbeitsplatz, als Verbraucher oder aus der Umwelt. Umgekehrt können die Experten unbegründete Sorgen durch fachliche Argumentation abbauen. Behörden und andere Institutionen sowie auch die Industrie benötigen mehr denn je gut ausgebildete und erfahrene Toxikologinnen und Toxikologen für die nachhaltige Entwicklung und Sicherheitseinschätzung von zum Beispiel Medikamenten, Pflanzenschutz- und Nahrungsmitteln sowie zahlreichen Produkten des täglichen Bedarfs. Dies ist nur durch den Ausbau der universitären Lehr- und Forschungsstellen zu erreichen.

Die deutsche Gesellschaft für Toxikologie ist eine der weltweit führenden Fachgesellschaften auf diesem Gebiet, was sich unter anderem an der Arbeit ihrer Mitglieder in internationalen Vereinigungen zeigt. Dagegen gibt der Zustand des Faches Toxikologie an den Hochschulen Anlass zu großer Besorgnis für die künftige Entwicklung. „Das Potenzial ist in Deutschland noch vorhanden“, erklärt die Vorsitzende der Fachgesellschaft, Prof. Ursula Gundert-Remy (Berlin), „aber es muss auch gefördert und genutzt werden“. Angesichts der Altersstruktur sei es für die Erfüllung der Aufgaben in Zukunft unabdingbar, dafür zu sorgen, dass kompetenter Nachwuchs in den Hochschulen ausgebildet werden kann. Die Fachgesellschaft hat ihrerseits Weiterbildungskurse eingerichtet. Die Ausbildung von Toxikologen ist jedoch Aufgabe der Hochschulen.

Die Toxikologie ist eine Wissenschaft an der Schnittstelle zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung. Ein hohes Niveau toxikologischer Forschung stellt sicher, dass bei Auftreten neuartiger Probleme bei der Entwicklung von Medikamenten, Chemikalien und Materialien eine wissenschaftlich fundierte Bewertung möglich ist und Anleitungen zum weiteren Vorgehen erstellt werden können.

Die Gesellschaft für Toxikologie mahnt an, dass jede Universität über eine toxikologische Forschungseinrichtung (Institut, Lehrstuhl, planmäßige Professur) verfügen muss. Es geht um eine Größenordnung von 40 bis 60 notwendigen Stellen. Sie wiederholt die bereits vor 40 Jahren aufgestellten Forderungen der DFG. Die Fachleute erinnern auch an die Verantwortung der Ministerien der Länder und des Bundes für die Gesundheit der Bevölkerung und für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Sie betonen, dass kurzfristige Einsparungen mit einem Risiko für vermeidbare Schäden bei Mensch und Umwelt erkauft werden.

Ansprechpartnerin:
Prof. Dr. Ursula Gundert-Remy
Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Toxikologie e.V.
c/o Charité CCM
Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie
Charitéplatz 1, 10117 Berlin
ursula.gundert-remy@charite.de
Tel. Büro: 030/691 42 30030/691 42 30
Charité (Sekr.): 030/450-539-145030/450-539-145

Weitere Informationen:
http://www.toxikologie.de/
http://www.mwm-vermittlung.de/ToxGes2015.pdf

Quelle: idw

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Dünger & Biokohle aus Gülle: Gülleverwertung schafft Alternativen zu herkömmlichem Dünger

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Wissenschaftler der Universität Hohenheim testen neuartige Düngeprodukte aus den Nährstoffen von Gülle / EU fördert Projekt mit rund 4 Mio. Euro

Rund 60 Millionen Tonnen Gülle produzieren Schweine in Deutschland jedes Jahr. Das wird zunehmend zu einem Problem: „In Regionen mit vielen schweinehaltenden Betrieben haben die Landwirte zu wenig Flächen, um die Gülle umweltgerecht auszubringen“, sagt Andrea Ehmann, Doktorandin am Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergiepflanzen an der Universität Hohenheim. Deswegen suchen Hohenheimer Wissenschaftler gemeinsam mit einem internationalen Team von 15 Partnern aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Großbritannien nach neuen Verwertungswegen für Schweinegülle. Ihr Ziel: „Wir wollen die Nährstoffe aus der Gülle zurückgewinnen und Dünger daraus herstellen“, erklärt Prof. Dr. Iris Lewandowski, Leiterin eines Teilprojektes von „BioEcoSIM“ an der Universität Hohenheim. Die EU fördert das Projekt insgesamt mit rund 4 Mio. Euro. 417.000 Euro davon entfallen auf die Universität Hohenheim und machen das Projekt zu einem der Schwergewichte der Forschung.

Deutsche Bauern wissen nicht wohin mit ihrer Gülle, insbesondere in den Ballungszentren der Schweinemast. Wenn alle Felder gedüngt sind, gibt es immer noch große Mengen Schweinegülle, die bisher entsorgt werden müssen. Gülle enthält jedoch viele wertvolle Nährstoffe, die anderswo dringend benötigt werden. Der Transport von Gülle über größere Entfernungen lohnt sich jedoch nicht, da sie zu über 90 Prozent aus Wasser besteht.
Dafür soll es künftig eine Lösung geben: In dem EU-Projekt „BioEcoSIM“ wird unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) ein innovatives Verfahren entwickelt, in dem in mehreren Stufen die Nährstoffe aus der Gülle zurückgewonnen und Dünger sowie Biokohle hergestellt werden. „Die neuen Dünger sollen die gleiche Wirkung haben wie herkömmliche Mineraldünger“, erläutert Andrea Ehmann. Aufgabe der Hohenheimer Wissenschaftler ist es die Eigenschaften der neuen Dünger zu untersuchen und ihre Wirksamkeit zu testen.

Wertvoller Beitrag zum Umweltschutz
„Das neue Verfahren bringt eine ganze Reihe an Vorteilen“, sagt die Wissenschaftlerin: „So kann beispielsweise der Phosphor aus der Gülle, der Gewässer zum Kippen bringen kann, als Phosphatdünger gezielt auf den Äckern verwendet werden, wo er gebraucht wird.“ Wenn alles klappt, könnte man durch die Rückgewinnung theoretisch den gesamten Phosphorbedarf für die Düngerherstellung decken und wäre somit unabhängiger von Importen. Das ist vor allem deswegen interessant, weil die natürlichen Phosphorreserven endlich sind und ihre Gewinnung immer aufwändiger wird. Phosphor kann durch kein anderes Element ersetzt und auch nicht synthetisch hergestellt werden. Für die Produktion von Lebensmitteln wird er jedoch zwingend benötigt.
Neben Phosphatdünger soll auch ein Stickstoffdünger aus der Gülle hergestellt werden. Stickstoff ist der wichtigste Nährstoff in der Landwirtschaft, weil er unverzichtbar für die Ertragsbildung der Kulturpflanzen ist. Bisher wird Stickstoffdünger über das Haber-Bosch-Verfahren hergestellt, wofür allerdings sehr viel Energie erforderlich ist.
Die Wissenschaftler erhoffen sich neben Dünger auch Biokohle aus der Gülle gewinnen zu können. „Diese verbessert die Nährstoff- und Wasserspeicherkapazität der Böden“, erläutert Andrea Ehmann.

Umfangreiches Testverfahren
Im ersten Schritt haben die Hohenheimer Wissenschaftler die ersten Proben der Dünger und Biokohle bereits auf Nährstoffgehalte sowie Rückstände von Schwermetallen und Antibiotika untersucht. „Die Produkte dürfen natürlich keine toxische Wirkung auf die Keimung und das Wachstum von Pflanzen haben“, erklärt Andrea Ehmann. Dies wurde daher zu Beginn mit Hilfe von so genannten Keim- und Wachstumstests ausgeschlossen.
Im nächsten Schritt wurde im Gewächshaus die Wirkung der neuen Dünger mit der von herkömmlichem Mineraldünger verglichen. Als Versuchspflanzen dienten Gerste und Ackerbohne. „Unsere ersten Ergebnisse sind vielversprechend“, erläutert Andrea Ehmann: „Wir haben herausgefunden, dass das Wachstum von Gerste- und Kresse-Keimlingen durch die neuen Dünger nicht gehemmt wird. Außerdem haben wir teilweise sogar eine bessere Düngewirkung als bei herkömmlichem Dünger beobachtet. Bis zum Frühjahr 2015 kann hoffentlich genügend hergestellt werden, um die neuen Dünger auch auf dem Feld an Weizen und Mais zu testen. Der gleiche Feldversuch soll übrigens auch in Spanien durchgeführt werden, um die Dünger unter verschiedenen klimatischen Bedingungen zu erproben.“

Projektpartner arbeiten an Ökobilanz
Während die Laboranalysen und Düngerversuche in Hohenheim gemacht werden, wird auf dem landwirtschaftlichen Betrieb eines Projektpartners in Kupferzell eine Pilotanlage zur Produktion des Düngers aufgebaut. Damit können dann etwas größere Düngermengen hergestellt werden als bisher im Labor. In Barcelona entwickeln Partner eine spezielle Membran zur Rückgewinnung des Stickstoffs, die Teil der Pilotanlage sein wird. An der Universität Wageningen in den Niederlanden arbeiten die Projektpartner daran, eine Ökobilanz zu erstellen und die Akzeptanz des neuen Verfahrens bei der Bevölkerung zu untersuchen.

Neue Einkommensquelle für Landwirte
Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Wenn die Versuche erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden, dann sind die Landwirte in der Lage, die anfallende Gülle direkt mit diesen Pilotanlagen bei sich in den Betrieben aufzubereiten. Dadurch sparen sie nicht nur Geld für den Zukauf von Mineraldünger, der Verkauf von Biokohle und Mineraldünger bietet ihnen auch die Möglichkeit zusätzliches Einkommen zu erwirtschaften.

Hintergrund: Forschungsprojekt „BioEcoSIM“
Der Projektname „BioEcoSIM“ stammt von der englischsprachigen Beschreibung: „An innovative bio-economy solution to valorise livestock manure into a range of stabilised soil improving materials for environmental sustainability and economic benefit for European agriculture.“ Das von der Europäischen Union geförderte Projekt läuft bereits seit Oktober 2012 und ist auf vier Jahre angelegt. Das Projekt wird vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) koordiniert. Neben dem IGB und der Universität Hohenheim sind noch 13 weitere Projektpartner aus Deutschland, den Niederlanden (Universität Wageningen), Spanien (u.a. Centre de Recerca i Innovacio de Catalunya und Centro Tecnologico Agrario y Agroalimentario Asociacion) und Großbritannien (enitial) beteiligt. Darunter sind auch kleine und mittlere Unternehmen. Die Arbeiten an der Universität Hohenheim werden mit rund 417.000 Euro gefördert. Damit zählt das Projekt zu einem der Schwergewichte der Forschung.

Hintergrund: Schwergewichte der Forschung
Rund 32,8 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2013 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem Drittmittelvolumen von mindestens 250.000 Euro bei den Experimental- bzw. 125.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.

Links:
Projekt-Homepage: http://www.bioecosim.eu
Text: A. Schmid

Quelle: idw

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Der Körper als Salzspeicher

Katja Rußwurm Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Regensburg

Salzanreicherung im Gewebe steigert die Immuntätigkeit bei Infektionen. Das haben Forscher in einer Studie entdeckt und damit zum ersten Mal den Vorteil einer lokalen Salzanreicherung belegt. Mit den Ergebnissen soll nun der Nutzen der Salzspeicherung für die medikamentöse Therapie erforscht werden.

Herzinfarkt und Schlaganfall sind die beiden häufigsten Todesursachen weltweit. Begünstigt werden beide Erkrankungen durch die Einlagerung von Salz im Körper. Doch warum speichert der Körper Salz, wenn es für den Organismus schädlich ist? Eine mögliche Antwort darauf gibt eine Studie rund um die Arbeitsgruppe von Professor Dr. Jonathan Jantsch, Ärztlicher Mitarbeiter im Institut für Klinische Mikrobiologie und Hygiene des Universitätsklinikums Regensburg (UKR; Institutsleiter: Professor Dr. Dr. André Gessner) und Professor Dr. Jens Titze, Universität Erlangen und Vanderbilt University, USA. Sie fanden heraus, dass durch die Anreicherung von Salz die Immunabwehr in infektiösem Gewebe gestärkt wird.
„Die Studie eröffnet uns einen ganz neuen Blick auf die Rolle des Salzes im Körper“, so Professor Jantsch. „Eine große Menge Salz erhöht erwiesenermaßen das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten und steht in Zusammenhang mit Bluthochdruck. Erstmals haben wir nun aber auch einen möglichen Nutzen entdeckt.“

Die Rolle des Salzes im Organismus
Ein Zufall hat Professor Jantsch und Professor Titze auf ihre Entdeckung gestoßen, als sie sich ein Büro im Universitätsklinikum Erlangen teilten. Bei der Untersuchung von Labormäusen, die eine Niedrigsalzdiät durchliefen, fiel auf, dass Mäuse mit wunden Hautstellen ähnlich wie bei einer Hochsalzdiät vermehrt Salz speicherten. Dies führte zur Hypothese, dass die Anreicherung von Salz in infektiösem Gewebe in Zusammenhang mit der Infektionsabwehr stehen könnte. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass Salz tatsächlich die Abwehrleistung von Makrophagen steigert. Hierbei handelt es sich um weiße Blutzellen, die durch die Produktion toxischer Substanzen infektiöse Erreger abbauen. „Mit unseren Forschungsergebnissen decken wir eine nützliche Rolle der Salzeinlagerung im Körper auf. Daraus leitet sich aber nicht ab, dass ein hoher Salzkonsum gut für die Gesundheit ist. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass im infizierten Gewebe große Mengen an Salz lokal und Diät-unabhängig angehäuft werden können. Dadurch wird die Immunabwehr an den betroffenen Stellen gesteigert“, erläutert Professor Jantsch.

In den Untersuchungen ging die Salzanreicherung bei Infektionen zurück, sobald Antibiotika gegeben wurden. Effektive Medikamente mindern daher den Bedarf, die Immunabwehr durch die Einlagerung von Salz zu steigern.
In früheren Studien wurde bereits gezeigt, dass die Salzeinlagerung im Alter zunimmt und im Zusammenhang mit hohem Blutdruck und kardiovaskulären Erkrankungen steht. Die neuen Erkenntnisse lassen vermuten, dass chronische Entzündungen die Salzanreicherung auch hier befördert und damit das Voranschreiten von hohem Blutdruck und kardiovaskulären Krankheiten begünstigen könnte.

Salzeinlagerungen im Körper durch weitere Forschung nutzbar machen
Wie das Wissen um die lokale Salzanreicherung in infektiösem Gewebe nutzbar gemacht werden kann oder wie die Einlagerungen gezielt blockiert werden können, versuchen Professor Jantsch und Professor Titze nun in weiteren Untersuchungen zu klären.
„Denkbar wäre beispielsweise die gezielte Förderung der Salzanreicherung bei Infektionen. Des Weiteren ist das Wissen um Vorgang und Zweck der Salzspeicherung eine therapeutische Chance bei Autoimmunerkrankungen oder bei kardiovaskulären Krankheiten“, führt Professor Jantsch aus.

Literatur
Cell Metabolism (2015), Jantsch et al.: „Cutaneous Na+ Storage Strengthens the Antimicrobial Barrier Function of the Skin and Boosts Macrophage-Driven Host Defense“, http://dx.doi.org/10.1016/j.cmet.2015.02.003

Weitere Informationen:
http://www.ukr.de

Quelle: idw

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Methanabbau durch Bakterien im Süßwasser

Dr. Manfred Schloesser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Bakterieller Methanabbau ist möglich dank photosynthetischer Algen

Nur sehr wenig Methan steigt aus den Seen in die Atmosphäre auf, deren tiefe Schichten frei von Sauerstoff sind. Doch anders als bisher angenommen, sind offenbar nicht Archaeen oder ohne Sauerstoff lebende Bakterien für den Methanabbau zuständig. Eine neue Studie im Tessiner Lago Cadagno zeigt, dass Proteobakterien mit Hilfe von Sauerstoff dieses Treibhausgas inaktivieren. Den notwendigen Sauerstoff beziehen sie von in denselben Schichten vorkommenden photosynthetisch aktiven Algen.

Süsswasserseen und auch manche Wasserreservoirs in den Tropen tragen im Unterschied zu den Meeren signifikant zum Ausstoss des Treibhausgases Methan bei. Das Methan stammt vom Abbau des auf den Grund der Gewässer gesunkenen organischen Materials. Obwohl die von Seen bedeckte Fläche deutlich kleiner ist als die Fläche der Ozeane, produzieren die Seen erheblich mehr Methan. Die Seen mit gut durchmischter Wassersäule tragen besonders viel zum Methanausstoß bei, während Seen mit ausgeprägter Schichtung von sauerstofffreiem Tiefenwasser dagegen wenig Methan ausstoßen. Bisher ging man davon aus, dass in den geschichteten Seen dieselben Methanabbau-Prozesse ablaufen wie im Meer. Jetzt zeigt eine soeben publizierte Studie aus dem Tessiner Cadagno-See, dass der Methanabbau im Süßwasser anders abläuft.

Der Lago Cadagno im Schweizer Kanton Tessin ist ein geschichteter Bergsee. In bis zu zehn Metern Tiefe reicht das sauerstoffhaltige Frischwasser, darunter liegen sauerstofffreie Schichten. Ein Team von Forschern der Eawag in der Schweiz und des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie in Bremen wies im Lago Cadagno in der sauerstofffreien Schicht zwar einen fast vollständigen Methanabbau nach, fand jedoch weder bekannte anaerobe Methan abbauende Bakterien oder Archaeen. Hingegen enthielten die Proben aus zwölf Meter Tiefe eine reichhaltige Bakteriengemeinschaft von sauerstoffzehrenden Proteobakterien – bis zu 240 000 Zellen pro Milliliter.

„Wir fragten uns natürlich, wie diese auf Sauerstoff angewiesenen aeroben Bakterien im sauerstofffreien Wasser leben können“, sagt Erstautorin Jana Milucka vom Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie. Dazu haben die Wissenschaftler unter anderem das Verhalten der Bakterien in Laborversuchen getestet: Der Methanabbau setzte erst dann ein, wenn sie den Proben entweder Sauerstoff zugaben oder sie dem Licht aussetzten. Die Forscher zogen daraus den Schluss, dass die Bakterien ihren Sauerstoff von benachbarten Kieselalgen (Diatomeen) beziehen, die ihn über Photosynthese produzieren. Analysen mit dem Fluoreszenzmikroskop zeigten, dass die Methan oxidierenden Bakterien aus der Familie der Methylokokken gemeinsam mit den Algen auftreten und so von deren Sauerstoff profitieren können (Bild 2).

Dank des Zusammenspiels von Algen und Bakterien gelangt das Klimagas Methan nicht in die Atmosphäre und wird noch im See abgebaut. Diese besondere Art von Methanabbau im Süßwasser war bisher nicht bekannt. „Für die Seen mit sauerstofffreien Schichten und auch für manche Bereiche in den Meeren müssen wir wohl die Lehrbücher korrigieren“, sagt Projektleiter Carsten Schubert von der Eawag. Aerobe methanabbauende Bakterien könnten überall dort aktiv sein, wo ausreichend Licht bis zu den sauerstofffreien Tiefen vordringt. In der Schweiz ist das laut Schubert in den meisten Seen der Fall. Noch nicht veröffentlichte Untersuchungen im Rotsee bei Luzern zeigen jedenfalls denselben Ablauf. Die Forscher konzentrieren sich jetzt auf noch tiefere Seen, in denen nach ersten Untersuchungen andere Prozesse ablaufen.

Weitere Auskünfte:
CH: Carsten Schubert, Eawag: +41 58 765 2195+41 58 765 2195;carsten.schuberteawag.ch
D: Marcel Kuypers, Max-Plank-Institut für marine Mikrobiologie, Bremen: +49 421 2028 602+49 421 2028 602; mkuypersmpi-bremen.de

Originalarbeit
Methane oxidation coupled to oxygenic photosynthesis in anoxic waters; Jana Milucka, Mathias Kirf, Lu Lu, Andreas Krupke, Phyllis Lam, Sten Littmann, Marcel MM Kuypers and Carsten J Schubert; ISME Journal (International Society for Microbial Ecology), advance online publication, February 13, 2015; doi:10.1038/ismej.2015.12;

Weitere Informationen:
http://www.mpi-bremen.de Webseite des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie

Quelle: idw

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Sportliche Aktivität erhöht Beschäftigungschancen und Einkommen

Mark Fallak Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut zur Zukunft der Arbeit

Der Stellenwert sportlicher Fitness für die Überwindung von Arbeitslosigkeit wird vielfach unterschätzt. Dabei belegen zahlreiche Studien, dass Sport neben der Gesundheit auch die kognitiven und nicht-kognitiven Fähigkeiten fördert – einschließlich sozialer Kompetenzen wie Teamwork, Selbstdisziplin, Ausdauer, Stressbewältigung und Selbstvertrauen. Für IZA World of Labor, eine Online-Plattform des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), hat Michael Lechner diesen Zusammenhang untersucht. Seine Analyse legt nahe, dass die Förderung sportlicher Betätigung als Maßnahme der aktiven Arbeitsmarktpolitik die Wiederbeschäftigungschancen gerade von Langzeitarbeitslosen deutlich steigern könnte.

Mit der Sportausübung geht der Studie zufolge in aller Regel eine gesteigerte individuelle Leistungsbereitschaft und Produktivität einher. Bei Erwerbstätigen kann sich dies positiv auf den individuellen Erfolg am Arbeitsmarkt auswirken und zu Lohnsteigerungen zwischen vier und 17 Prozent führen. Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) für Deutschland belegen beispielsweise ein fünfprozentiges Einkommensplus für Männer, die mindestens einmal pro Woche sportlich aktiv sind. Besonders wirksam sind Sportarten im Freien, doch auch Fitnesstraining zahlt sich aus.

Schon Kinder und Jugendliche profitieren vom Sport durch bessere schulische Leistungen und „Soft Skills“, die sich wiederum positiv auf die späteren Arbeitsmarktchancen auswirken. So zeigen SOEP-Daten ebenfalls, dass Frauen, die bereits als 15-Jährige regelmäßig Sport trieben, im Durchschnitt rund sechs Prozent mehr verdienen.

Aber auch Stellensuchende werden durch die Effekte sportlicher Aktivitäten mit höherer Wahrscheinlichkeit zu intensiveren Suchanstrengungen und selbstbewussterem Auftreten in Bewerbungsverfahren angeregt. Sport sollte dabei allerdings nicht den Zeiteinsatz für die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt oder eine Qualifizierung reduzieren, sondern eher „unproduktive“ Zeiten etwa vor dem Fernseher verringern.

„Die gezielte Förderung sportlicher Betätigung könnte als arbeitsmarktpolitische Maßnahme zur Aktivierung von Langzeitarbeitslosen, beispielsweise in Form von Laufgruppen oder Mannschaftsporttraining, durchaus sinnvoll sein“, erklärt Lechner. Auf diese Weise ließen sich die körperliche und geistige Fitness der freiwilligen Teilnehmer steigern sowie deren Teamgeist und Durchhaltevermögen fördern. „Das sind alles Eigenschaften, die auf dem Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle spielen“, so der Ökonom von der Universität St. Gallen.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) kooperiert auf diesem Gebiet seit einigen Jahren mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Ein „vielversprechender Ansatz“, findet Lechner. Evaluationsstudien müssten nun zeigen, welche konkreten Umsetzungen sich in der Praxis bewährt haben. Denn bislang gibt es zwar einzelne lokale Projekte, aber noch kein flächendeckendes Angebot.

Die englischsprachige Studie ist über IZA World of Labor abrufbar:
http://wol.iza.org/articles/sports-exercise-and-labor-market-outcomes

Weitere Informationen:
http://newsroom.iza.org – IZA Newsroom

Quelle: idw

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Sauerstoffreiches Bodenwasser erreicht die zentrale Ostsee

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Warnemünder Ozeanographen messen zweieinhalb Monate nach dem „Jahrhundert-Einstrom“ von Sauerstoffreichem Nordseewasser in die Ostsee die Effekte im Gotlandbecken.

Das Östliche Gotlandbecken in der Mitte der Ostsee ist das Größte und Zweittiefste der Ostseebecken. Hier herrscht unterhalb von einer Wassertiefe von 90 m fast ständig Sauerstoffmangel und toxischer Schwefelwasserstoff verhindert die Ansiedlung höheren Lebens. Deshalb werden diese Bereiche oft als „Todeszonen“ bezeichnet.

Ozeanographen vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde haben jetzt in diesen Bereichen Sauerstoff gemessen. Das bestätigt ihre frühere Annahme, dass bei dem Salzwassereinbruch vom Dezember 2014 sowohl Menge, als auch Salzgehalt und Dichte hoch genug waren, um die Wassermassen die untermeerischen Schwellen passieren und bis in die zentrale Ostsee strömen zu lassen.

Das wissenschaftliche Team um Fahrtleiter Dr. Lars Umlauf an Bord von FS ALKOR ist vom 26. Februar bis 11. März 2015 in der zentralen Ostsee unterwegs.

Kontakt:
Dr. Michael Naumann, Sektion Physikalische Ozeanographie and Messtechnik, IOW (Tel.: 0381 5197 2670381 5197 267, Email: michael.naumann@io-warnemuende.de)

Dr. Barbara Hentzsch, Öffentlichkeitsarbeit, IOW, Tel.: 0381 5197 1020381 5197 102, Email: barbara.hentzsch@io-warnemuende.de)

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 17.200 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 8.200 WissenschaftlerInnen, davon wiederum 3.300 NachwuchswissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,5 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Weitere Informationen:
http://www.io-warnemuende.de/salzwassereinbruch-2014-dezember.html – Mehr Informationen zum Salzwassereinbruch Dezember 2014
http://www.io-warnemuende.de/salzwassereinbruch-dezember-2014-computer-simulatio… – Computersimulation zur Ausbreitung des Salzwassers
http://www.io-warnemuende.de/sauerstoff.html – Faktenblatt Sauerstoff in der Ostsee

Quelle: idw

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Immer mehr Frauen arbeiten Teilzeit

Miriam Dreschel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Im Jahr 2014 waren elf Millionen Frauen teilzeitbeschäftigt, das sind doppelt so viele wie 1991. Auch der Anteil der Frauen an den Beschäftigten ist seit 1991 gestiegen und zwar um fünf Prozentpunkte. Damit war 2014 fast die Hälfte aller Beschäftigten weiblich. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zur Entwicklung der Erwerbs- und Arbeitszeitmuster seit der Wiedervereinigung hervor.

„Die Zahl der beschäftigten Frauen stieg insgesamt um 21 Prozent, das von ihnen geleistete Arbeitsvolumen um vier Prozent. Ein etwas höheres Arbeitsvolumen wird heute also von deutlich mehr Arbeitnehmerinnen erbracht als früher“, erläutert die IAB-Forscherin Susanne Wanger. Der Grund dafür ist die steigende Teilzeitquote bei Frauen: Diese lag im Jahr 2014 bei knapp 58 Prozent. Auch der Anteil von Männern, die Teilzeit arbeiten, hat sich seit 1991 vergrößert: Mit gut 20 Prozent im Jahr 2014 hat sich die Quote mehr als vervierfacht. Teilzeit spielt aber weiterhin eine geringere Rolle als bei den Frauen.

Als Begründung für Teilzeitarbeit gaben fast 27 Prozent der Männer an, keine Vollzeitstelle zu finden, und gut 26 Prozent, dass sie eine Ausbildung oder ein Studium absolvieren. Frauen entschieden sich mit jeweils knapp 26 Prozent am häufigsten wegen der Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Personen oder wegen weiteren persönlichen oder familiären Verpflichtungen für eine reduzierte Beschäftigung.

„Erwerbsbeteiligung und Arbeitszeitmuster von Frauen und Männern unterscheiden sich nach wie vor erheblich. Bei Frauen entscheidet insbesondere die familiäre Situation, ob und in welchem Umfang sie beschäftigt sind“, so die Arbeitsmarktexpertin. Familiengründung beeinflusse das Erwerbsverhalten von Männern dagegen kaum. Ein Blick auf die Erwerbsmuster von Paaren mit Kindern zeigt: Das Zuverdienermodell, bei dem der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit arbeitet, ist mit 45 Prozent besonders beliebt. Lediglich bei einem Viertel der Paare mit Kindern haben beide Partner in etwa die gleiche Arbeitszeit und auch eine Realisierung der gewünschten Arbeitszeiten würde an der Verteilung der partnerschaftlichen Erwerbszeiten nur wenig ändern. Institutionelle Regelungen wie das Ehegattensplitting und Minijobs können eine Ausweitung der Arbeitszeit unattraktiv erscheinen lassen, da dies höhere Sozial- und Steuerabgaben nach sich ziehen würde.

Zu einer ausgewogeneren Aufteilung der Arbeitszeiten zwischen Männern und Frauen könnten passende Arbeitszeitmodelle und finanzielle Anreize für eine partnerschaftliche Arbeitszeitverteilung beitragen, so Susanne Wanger. Denn längerfristige Teilzeitphasen zögen Nachteile bei Einkommen, Karriere und Alterssicherung nach sich.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2015/kb0415.pdf

Quelle: idw

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Methan-Killer im Bodensee

Julia Wandt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Eine Kooperation zwischen der Universität Konstanz und dem Max-Planck-Institut in Bremen entdeckt die bedeutende Rolle von Nitrat beim Methan-Abbau

Eine hohe Nitratkonzentration führt dazu, dass Gewässer überdüngt werden. In einem nitratarmen „sauberen“ See wie dem Bodensee spielt Nitrat hingegen eine wichtige Rolle bei der Stoffumsetzung. Ein Forschungsteam der Universität Konstanz und des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen hat herausgefunden, dass der Pflanzennährstoff Nitrat entscheidend zur Oxidation von Methan beiträgt, das im Sediment des Sees produziert wird. Durch den Oxidationsprozess wird verhindert, dass Methan in großen Mengen in die Atmosphäre entweicht, wo es als starkes Treibhausgas wirkt. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Ausgabe Dezember 2014 des renommierten Wissenschaftsjournals PNAS veröffentlicht.

An manchen Stellen des Bodensees ist zu beobachten, wie Bläschen an die Oberfläche steigen. Das ist ein Gemisch aus Kohlendioxid und Methan. Es wird als Endprodukt des Abbaus von Algenzellen und anderen Bestandteilen im Sediment des Sees produziert. „Wenn das System jedoch nicht gestört wird, wird das Methan noch im Sediment wieder oxidiert“, erklärt Prof. Dr. Bernhard Schink den Vorgang. Methan ist als Treibhausgas 25-mal so wirksam wie Kohlendioxid (CO2). Bislang ging man davon aus, dass dieser Oxidationsprozess im Wesentlichen sauerstoffabhängig ist. Der Professor für Limnologie und Mikrobielle Ökologie an der Universität Konstanz kam gemeinsam mit dem Bremer Fachkollegen Dr. Peter Stief, dem ehemaligen Konstanzer Nachwuchswissenschaftler Dr. Jörg Deutzmann und der Konstanzer Biologiestudentin Josephin Brandes zu dem Ergebnis, dass im Bodensee Nitrat an der Methanoxidation einen deutlich größeren Anteil hat als Sauerstoff. „Das eigentlich Überraschende an unserem Befund war, dass die relativ niedrige Nitratkonzentration im Bodensee ausreicht für den weitreichenden Abbau von Methan“, so Bernhard Schink.

Dass Methan durch Sauerstoff oxidiert und damit abgebaut wird, gilt seit rund hundert Jahren als die „klassische Methanoxidation“. In den vergangenen Jahren sind mehrere Prozesse entdeckt worden, bei denen Methan auch ohne Sauerstoff oxidiert wird. Dieser nitratabhängige Prozess wurde lange übersehen, weil er im Sediment auf kleinstem Raum mit dem sauerstoffabhängigen Prozess stattfindet. „Um das auseinanderzuhalten, sind hochauflösende Elektroden nötig, mit denen sich diese verschiedenen im Wasser gelösten Verbindungen im Größenbereich von Zehntelmillimetern unterscheiden lassen“, so Bernhard Schink. So wurden die Nitratmessungen mit den Messgeräten des Bremer Max-Planck-Instituts durchgeführt. Von der Konstanzer Gruppe wurden die Sauerstoff- und Methanmessungen vorgenommen und der hochauflösende molekularbiologische Nachweis der nitratreduzierenden und methanoxidierenden Bakterien erbracht.

Es gibt eine ganze Reihe mikrobieller Prozesse, die seit zehn bis zwanzig Jahren bekannt und die für die Stoffumsetzung in den Meeren in Wechselwirkung mit der Atmosphäre bedeutsam sind. Dass sie nun entdeckt werden, liegt sowohl an den verbesserten Messtechniken als auch an den Fortschritten in der Mikrobiologie. „Es zeigt, wie viel Vorsicht nötig ist bei der Beurteilung von globalen Stoffumsatzrechnungen“, so der Mikrobiologe Bernhard Schink. „Auch heute gibt es sicherlich noch viele Prozesse, die wir nicht kennen und in die Modellrechnung nicht einbeziehen können. Das Bild kann sich innerhalb von wenigen Jahren dramatisch wandeln.“

Joerg S. Deutzmann, Peter Stief, Josephin Brandes, and Bernhard Schink: Anaerobic methane oxidation coupled to denitrification is the dominant methane sink in a deep lake, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 111, 18273-18278 (2014) http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1411617111

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: + 49 7531 88-3603+ 49 7531 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de

Prof. Dr. Bernhard Schink
Universität Konstanz
Fachbereich Biologie
Universitätsstraße 10
78464 Konstanz
Telefon: +49 7531 88-2140+49 7531 88-2140
E-Mail: bernhard.schink@uni-konstanz.de

Quelle: idw

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Neue Auswertung des WSI – Reallöhne erstmals wieder höher als im Jahr 2000

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Die Bruttolöhne in Deutschland haben real erstmals wieder das Niveau der Jahrtausendwende erreicht. Stärker entwickelt haben sich die Tariflöhne, vor allem aber die Gewinn- und Vermögenseinkommen. Das zeigt die neue Verteilungsbilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung.

14 Jahre hat es gedauert: Ende 2014 lagen die durchschnittlichen Bruttolöhne je Beschäftigtem preisbereinigt um 1,4 Prozent höher als 2000. Ein Jahr zuvor hatten sie das Niveau der Jahrtausendwende noch unterschritten, so die Auswertung des WSI-Tarifarchivs. Die vergangenen Jahre, in denen die Löhne real meist zulegten, haben die Verluste ausgeglichen, die in den 2000er-Jahren aufgelaufen waren. Schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen und die Deregulierung am Arbeitsmarkt hatten damals die Entwicklung der Arbeitseinkommen gebremst. Der Niedriglohnsektor wuchs. Am Tiefpunkt der Entwicklung im Jahr 2009 hatten die realen Bruttolöhne um 4,3 Prozent niedriger gelegen als 2000.

Stärker sind die Tariflöhne und -gehälter gestiegen. Sie waren 2014 real um 10,9 Prozent höher als im Jahr 2000. Meist beobachteten die Experten des WSI-Tarifarchivs in diesem Zeitraum eine negative Lohndrift. Das heißt: Die Bruttoeinkommen, in die unter anderem auch die Löhne der nicht nach Tarif bezahlten Arbeitnehmer einfließen, blieben hinter den Tarifeinkommen zurück.

„Die neuesten Zahlen zeigen, dass die Lohnentwicklung in Deutschland langsam wieder ins Lot kommen könnte und dass das Tarifsystem dabei eine entscheidende Rolle spielt“, sagt WSI-Tarifexperte Dr. Reinhard Bispinck. Deshalb sollten die von der Großen Koalition erweiterten Möglichkeiten, Tarifverträge allgemeinverbindlich zu erklären, konsequent angewendet werden. In den vergangenen anderthalb Jahrzehnten sank die Tarifbindung. Ein wichtiger Grund dafür, dass Steigerungen bei den Tariflöhnen nur zum Teil auf die Bruttoverdienste durchschlugen.

Die WSI-Berechnungen machen auch deutlich, dass die Einkommen aus Vermögen und Unternehmensgewinnen die Arbeitseinkommen beim Zuwachs nach wie vor weit hinter sich gelassen haben: Von 2000 bis 2014 legten sie nach den Daten aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nominal um rund 60 Prozent zu. Die nominalen Arbeitnehmerentgelte wuchsen dagegen nur um knapp 33 Prozent. 2014 ist der Abstand wegen der spürbaren durchschnittlichen Lohnsteigerungen und der niedrigen Zinsen kleiner geworden, allerdings nur geringfügig, betont Bispinck. „Bei der Lohnentwicklung ist also noch deutlich Luft nach oben“, sagt der Experte. „Es ist gesamtwirtschaftlich wichtig, diesen Spielraum zu nutzen. Wir sehen ja gerade, wie die Binnennachfrage das deutsche Wachstum stärkt. Das stabilisiert auch die Wirtschaft in den anderen Euro-Staaten.“

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Reinhard Bispinck
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 0211-7778-2320211-7778-232
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-1500211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2015_02_18.pdf

Quelle: idw

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Erhebung: DBFZ startet jährliche Betreiberbefragung zum Betrieb von Biomasseanlagen

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) mit der wissenschaftlichen Untersuchung der Wirkung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) beauftragt. In diesem Kontext wird regelmäßig ein deutschlandweites Monitoring der Biomasseanlagen hinsichtlich des Anlagenbetriebes durchgeführt. Im Ergebnis der Betreiberbefragung sollen die Erfahrungen aus der Praxis in der Gesetzgebung Berücksichtigung finden.

Im Rahmen der jährlichen Betreiberbefragung sollen auch im laufenden Jahr 2015 wieder umfangreiche Daten zum Status Quo des Anlagenbestands in Deutschland ermittelt werden. Erhoben werden Leistungsdaten zur Biogasproduktion, Biogasaufbereitung, Verstromung des Biomethans in den BHKW, Bioabfallvergärung, Pflanzenöl-BHKW, Biomasse-HKW und Holzvergaser sowie auch zu Biomasseheizwerken in Bioenergie-Regionen. Zu diesem Zweck werden Anlagenbetreiber/Anlagenbetreiberinnen gebeten, die Fragebögen online auszufüllen oder entsprechende Formblätter als Faxvorlage herunter zu laden. Das DBFZ weist darauf hin, dass alle Antworten streng vertraulich behandelt und die erhobenen Daten ausschließlich in zusammengefasster Form für wissenschaftliche Ausarbeitungen verwendet werden. Eine Weitergabe personenbezogener Daten findet nicht statt. Die Fragebögen (online und Faxvorlagen) stehen auf der Webseite des DBFZ unter dem folgenden Link zur Verfügung: www.dbfz.de/betreiberbefragung

Ansprechpartner für inhaltliche Rückfragen zur diesjährigen Betreiberbefragung:
Mattes Scheftelowitz
Fax: +49 (0)341 2434-133
E-Mail: mattes.scheftelowitz@dbfz.de

Hintergrund:
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum verfolgt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) seit Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 dessen Wirkung auf die Entwicklung der Stromerzeugung aus Biomasse in einem zeitnahen Monitoringprozess. Mit dem im Juni 2012 neu aufgelegtem Vorhaben wird das Monitoring zur Entwicklung der Stromerzeugung aus Biomasse durch das DBFZ fortgesetzt. Dazu wird neben dem Anlagenzubau und Veränderungen im Anlagenbestand auch die zur Stromerzeugung eingesetzte Biomasse untersucht. Weitere Punkte des Vorhabens sind die Ermittlung des Flächenbedarfs der eingesetzten Substrate und der Kosten für Strom aus Biomasse. Das Vorhaben unterstützt die Erfüllung der Berichtspflichten des BMWi zur Stromerzeugung aus Biomasse und erarbeitet wissenschaftliche Vorschläge zur Fortentwicklung der Rahmenbedingungen.

Forschung für die Energie der Zukunft – DBFZ
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz zum bestehenden, vor allem aber auch zu einem zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder der Bioenergie und besonders positiv herausragende Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit.

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/betreiberbefragung
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2015/erhebung-dbfz-startet-jaehrli…

Quelle: idw

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Wenn Papa mehr als nur arbeiten will

Jörg Heeren Pressestelle
Universität Bielefeld

Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld

„In vielen Unternehmen werden Vätermonate noch als mangelndes berufliches Engagement gewertet und bedeuten Karrierenachteile“, sagt Professorin Dr. Mechtild Oechsle von der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld. Wie reagieren Unternehmen auf berufstätige Väter, die fordern, ihnen eine aktive Vaterschaft zu ermöglichen? Wie werden „working Dads“ diskriminiert und wie werden sie unterstützt?

Um die Rolle von Unternehmen bei der Verwirklichung einer aktiven Vaterschaft geht es vom 12. bis zum 14. März auf einer Tagung im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Mechtild Oechsle ist eine der Leiterinnen der Konferenz.

Auf der Tagung diskutieren 60 Forscherinnen und Forscher aus zwölf Nationen, die die Disziplinen Soziologie, Psychologie, Ökonomie, Politikwissenschaft und Geschlechterforschung vertreten.

„Auch Männer müssen sich zwischen Familie und Karriere entscheiden. Und diese Entscheidung wird für immer mehr Männer zu einem Problem, weil Zeit für die Familie und Zeit mit Kindern für viele einen hohen Wert bekommen hat, der für Väter aus früheren Generationen eher unbekannt war“, sagt Professorin Oechsle. „Männer nehmen die Situation von Vätern in unserer Gesellschaft intensiv wahr und wünschen sich, dass aktive Vaterschaft eine größere gesellschaftliche Normalität bekommt. Viele Väter schauen neidvoll nach Skandinavien und wünschen sich eine ,zwangsweise‘ Väterzeit nach schwedischem Vorbild.“ Gleichzeitig sehen laut Oechsle viele Männer aber auch, welche Karrierenachteile Mütter in der Berufswelt in Kauf nehmen müssen, wenn sie ihre Arbeitszeit zugunsten der Familie reduzieren. Männer würden sich deshalb häufig gegen eine aktivere Vaterschaft entscheiden.

Welche Barrieren für aktive Vaterschaft gibt es? Welche Verwirklichungschancen und Handlungsspielräume haben Väter? Welche Akteure sind dabei relevant? Und welchen Einfluss haben Politiken und Programme? Dies sind einige der Fragen, die auf der Konferenz beleuchtet werden sollen.

Die Tagung trägt den Titel „Fathers in Work Organizations: Inequalities and Capabilities, Rationalities and Politics“ (Väter in Arbeitsorganisationen: Ungleichheiten und Potenziale, Rationalitäten und Politik). Kooperationspartner der Tagung ist der Sonderforschungsbereich 882 „Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten“ an der Universität Bielefeld. Die Tagungssprache ist Englisch.

Aus dem Programm:
– 12. März, 15.00 bis 15.45 Uhr: Mechanisms of Inequality in Organizations – an Overview (Mechanismen der Ungleichheit in Unternehmen – ein Überblick), Prof. Donald Tomaskovic-Devey PhD von der University of Massachusetts Amherst, USA. Der Soziologe ist Träger des Anneliese Maier-Forschungspreises und forscht derzeit auch an der Universität Bielefeld.
– 13. März, 9.45 bis 10.30 Uhr: Fathers‘ Parental Leave and Career in Norwegian Elite Professions (Elternzeit und Karriere von Vätern in norwegischen Eliteberufen), Sigtona Halrynjo PhD vom Institute for Social Research in Oslo, Norwegen.
– 13. März, 15.15 bis 16.00 Uhr: Top Managers‘ Views on Fathers Taking leave (Wie Top-Manager über Väter in Elternzeit denken), Dr. Laura den Dulk von der von der Erasmus-Universität Rotterdam, Niederlande, und Wike Been von der Universität Utrecht, Niederlande.

Weitere Informationen:
http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2015/03-12-Oechsle.html

Quelle: idw

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Wie sich Wunden schließen

Heidelberger Wissenschaftler entschlüsseln molekularen Mechanismus der kollektiven Zellmigration, der etwa für die Wundheilung von Bedeutung ist

Damit Wunden sich wieder verschließen können, müssen Zellen sich gemeinsam und koordiniert in eine Richtung bewegen. Bislang war der zentrale molekulare Mechanismus, mit dem Zellen diese Bewegungen über größere Entfernungen koordinieren können, unklar – Wissenschaftler der Universität Heidelberg und des Stuttgarter Max-Planck-Instituts für intelligente Systeme konnten ihn nun entschlüsseln. Diese kollektive Zellmigration spielt nicht nur bei der Wundheilung eine wichtige Rolle, sondern ebenso bei der Embryonalentwicklung oder auch bei der Entwicklung von Krebs. Die Forschungsergebnisse, die in der Fachzeitschrift „Nature Cell Biology“ veröffentlicht wurden, sind daher für alle drei Bereiche von großer Bedeutung.

„Die kollektive Bewegung von Zellen und biologischen Systemen ist eines der wichtigsten natürlichen Phänomene und kommt auf verschiedenen Ebenen und Längenskalen der Natur vor. Wir haben nun den molekularen Hauptakteur und den entsprechenden Mechanismus identifiziert, der die kollektive Migration von Epithelzellen, also Zellen des Deckgewebes von Haut, steuert“, erklärt Prof. Dr. Joachim Spatz vom Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg und dem Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme. In ihrer Untersuchung stellen die Wissenschaftler einen vollständigen molekularen Mechanismus vor, der sich auf das Protein Merlin konzentriert. Die Ergebnisse stellen eine Verbindung von mechanischen Kräften innerhalb der Zelle zu kollektiven Zellbewegungen her und zeigen auch, wie lokale Interaktion eine kollektive Dynamik auf der multizellulären Ebene bewirkt. „Damit schaffen sie eine Analogie zu dem, was man bereits von den kollektiven Bewegungen weiß, die sich in der biologischen und physikalischen Welt beobachten lassen“, erklärt Prof. Spatz.

Den Vorgang der Zellmigration vergleicht der Wissenschaftler mit den Abläufen bei einem Marathon: „Auf der Ebene des gesamten Organismus versucht ein Individuum in einer Menge ganz bewusst, seine Bewegungen an denen seiner Nachbarn auszurichten, wofür Wahrnehmung und Aktion miteinander in Einklang gebracht werden müssen.“ Innerhalb eines Zellkollektivs sind diese beiden Vorgänge durch Signalübertragungswege miteinander verbunden. In einem Zellkollektiv gibt es eine Führungszelle, ähnlich dem Führenden in einem Marathonlauf. Sie ist mit den ihr folgenden Zellen mechanisch durch Zell-Zell-Kontakte verbunden. Durch das Voranlaufen der Führungszelle wird mechanische Spannung auf die Verfolgerzellen ausgeübt, wie Joachim Spatz erläutert. Diese mechanische Spannung nimmt das Protein Merlin wahr und initiiert die räumlich polarisierte Verfolgungsbewegung. So wird die mechanische Spannung im Verfolgerfeld von einer Zelle zur nächsten weitergegeben. Die Verfolgerzellen reagieren darauf mit der Ausbildung von „Bein“-artigen Ausstülpungen in Richtung der Führungszelle, um sich nach vorne zu bewegen.

„Unklar war bisher, durch welche molekulare Verbindung diese beiden Ereignisse, Wahrnehmung und Aktion, verbunden sind“, sagt Joachim Spatz. „Dazu zeigt nun unsere Studie, wie Merlin als ein mechanosensitives Protein zelluläre Kräfte in kollektive Zellbewegungen umwandelt, indem es als mechanisch-chemischer Signalumwandler agiert. Erstaunlich ist dabei, dass Merlin das einzige Protein in dem verantwortlichen Signalnetzwerk ist, welches diese Eigenschaft in Zellkollektiven vermittelt – dass es also keine Ersatzmechanismen gibt. Fällt Merlin aus, verlieren Zellen die Fähigkeit, sich kollektiv zu bewegen, und verursachen die damit verbundenen medizinisch relevanten, pathophysiologischen Merkmale von Organismen.“

So ist der Hauptakteur der Studie, Merlin, auch ein bekannter Tumorsuppressor, der für verschiedene Krebsarten verantwortlich ist. Zudem ist Merlin an der Steuerung des sogenannten Hippo-Signalwegs beteiligt, einem für die Biologie wichtigen Signalweg, der die Vermehrung von Zellen und die Größe von Organen steuert und seit dem Auftreten von frühen Vielzellern evolutionär konserviert wurde. „Es ist spannend zu sehen, dass es mit dem von Merlin vermittelten Signalmechanismus eine Verbindung zwischen diesen scheinbar ungleichen Aspekten zu geben scheint“, sagt der Forscher.
An der Studie waren auch Wissenschaftler des Hamamatsu Tissue Imaging and Analysis (TIGA) Center am BioQuant-Zentrum der Ruperto Carola sowie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg beteiligt.

Originalveröffentlichung:
T. Das, K. Safferling, S. Rausch, N. Grabe, H. Boehm, J. Spatz: A molecular mechanotransduction pathway regulates collective migration of epithelial cells. Nature Cell Biology (published online 23 February 2015), doi: 10.1038/ncb3115

Kontakt:
Prof. Dr. Joachim Spatz
Physikalisch-Chemisches Institut
Tel. +49 6221 54-4942+49 6221 54-4942
joachim.spatz@urz.uni-heidelberg.de

Quelle: idw

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BioSuck – Abfälle absaugen und Wasser sparen

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Bei der Herstellung von Lebensmitteln fallen riesige Mengen an nicht essbarem Ausschuss wie Schalen von Zitrusfrüchten und Kartoffeln oder Blut aus der Fleischindustrie an. Ihre Entsorgung als Abfall oder zusammen mit dem Schmutzwasser und auch die hygienische Säuberung von Gerätschaften führen zu einem enormen Abwasseraufkommen. Fraunhofer UMSICHT arbeitet zusammen mit einer internationalen Arbeitsgruppe im Projekt BioSuck an der Umgestaltung des Abfallmanagements in der Lebensmittelindustrie.

Durch die Absaugung anfallenden Abfalls mittels Vakuumtechnologie fällt weniger Abwasser an, was Entsorgungskosten senkt. Gleichzeitig lässt sich der über Vakuumrohre hygienisch transportierte und konzentrierte Abfall anschließend gezielt für bioenergetische Zwecke nutzen oder bei entsprechender Zusammensetzung recyceln. Im Projekt werden ein System und Richtlinien für Entscheider aus der Lebensmittelindustrie entwickelt, die Informationen darüber geben, wann und wo die Installation von Vakuumleitungen zur Abfallsammlung angebracht ist.

Nachhaltigkeit steigern, Geld sparen
Qualität ist in der Lebensmittelindustrie besonders wichtig. Verbraucher verlangen heutzutage nicht nur ein einwandfreies Produkt, sondern auch eine verantwortungsvolle Fertigung und einen bewussten Umgang mit natürlichen Ressourcen. Fraunhofer UMSICHT arbeitet zusammen mit vier Projektpartnern aus dem In- und Ausland an der Optimierung des Abfallmanagements in der Lebensmittelindustrie. Durch die Installation von Vakuumleitungen zum Abfalltransport können Unternehmen neben Wasser ­-­ teilweise bis zu 50 bis 80 Prozent (abhängig vom Industriezweig) – auch Kosten zur Abwasserentsorgung einsparen. Bei der Abfallsammlung mithilfe von Unterdruck gelangen Lebensmittelreste durch ein den Auflagen der Lebensmittelindustrie entsprechendes Rohrsystem hygienisch und schnell an eine Sammelstelle. Restabfälle lassen sich durch Verbrennung nutzen, in Fermentierungsanlagen in Biogas oder Bioethanol umwandeln oder mittels hydrothermaler Carbonisierung (HTC) in ein braunkohleähnliches Produkt aufwerten. Weiterhin ist es möglich, die Nährstoffe der konzentrierten organischen Abfälle direkt in die Industrie zurückzuführen oder aber als Ausgangsstoff für nährstoffreichen Dünger zu nutzen. Die dünnen Vakuumleitungen lassen sich platzsparend an der Decke von Technika anbringen, vermeiden Geruchsbelästigungen und sind ohne großen Aufwand an Änderungen im Produktionsprozess anpassbar. Zudem ist das System gegenüber Ungeziefer und Nagern geschlossen, was einen weiteren signifikanten Vorteil besonders innerhalb der Lebensmittelindustrie darstellt.

Unterstützungssystem für Entscheider der Lebensmittelindustrie
Das Projekt BioSuck ist nicht einseitig auf die wirtschaftliche Dimension ausgerichtet, sondern möchte Kunden auch hinsichtlich eines nachhaltigen Images unterstützen. Hierfür entwickelt das Projektteam Richtlinien und ein System, das Entscheider aus der Lebensmittelindustrie in strategischen Entscheidungen und Planungen bezüglich der Ressourcenwirtschaft unterstützt.

Für die Datenbasis des Systems werden neben Daten aus der Literatur, die Abfallströme gängiger Lebensmittelindustrien (Getränke, Milchprodukte, Fleisch, Fisch usw.) spektralanalytisch auf Nährstoffe untersucht. Zusätzlich werden praxisnahe Fallstudien in das Entscheidungsunterstützungssystem integriert. Hierfür konzipiert Fraunhofer UMSICHT ein Testpilotsystem zur Abfallkonzentrierung durch Vakuumtechnologie, das die praktische Anwendung in einem kleinen Maßstab simuliert. Die aus den Werten zu realisierende Datenbank wird darstellen, wo genau Abfall anfällt, wie sich dieser am besten sammeln lässt und wie eine weitere Verwertung aussehen kann. Vorgesehen sind darüber hinaus eine Nachhaltigkeitsanalyse der eingesetzten Technologien und Prozesse in Form einer Lebenszyklusanalyse sowie die Beurteilung von Umweltauswirkungen. Basierend darauf wird die Datenbank nachhaltige Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen.

Das Projekt BioSuck wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bis Ende August 2016 gefördert (Förderkennzeichen: 031A433A). Fraunhofer UMSICHT ist Koordinator des Projekts. Wissenschaftliche Partner sind die Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens (NTNU) und das Institut für Ökologie in Gewerbegebieten (IETU) unter der Leitung des Umweltministeriums in Polen. Die Industrie ist durch IWR Ingenieurbüro für Wasserwirtschaft und Ressourcenmanagement GmbH und die Bilfinger Water Technologies GmbH vertreten.

Weitere Informationen:
http://www.umsicht.fraunhofer.de/de/presse-medien/2015/biosuck-abfall-vakuumtech…

Quelle: idw

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Stark im Arbeitsleben

Blandina Mangelkramer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Hohe und gleichzeitig wechselnde Anforderungen charakterisieren die heutige Arbeitswelt. Diese verlangen Beschäftigten eine stark ausgeprägte psychische Widerstandsfähigkeit ab. Wie diese Widerstandskraft entwickelt und als betriebliche Ressource erschlossen werden kann, daran forschen Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg in einem neuen Verbundprojekt.

Rückschläge und Misserfolge hat jeder Mensch schon einmal erlebt. Manche verkraften solche Ereignisse besser als andere. Sie verfügen über eine ausgeprägte psychische Widerstandskraft, die Resilienz. Auch mit einem immer anspruchsvolleren Arbeitsleben können Menschen, die über eine große Resilienz verfügen, besser umgehen. Daher wollen Wissenschaftler und Praktiker des Verbundprojekts „Resilire – Altersübergreifendes Resilienz-Management“ unter der Leitung der FAU anwendungsorientierte Maßnahmen entwickeln, welche die psychische Gesundheit von Beschäftigten fördern.

In einem ersten Schritt werden die Wissenschaftler Instrumente entwickeln, beispielsweise Fragebögen, um Resilienz auf individueller und organisationaler Ebene zu erfassen. Auf Grundlage dieser Instrumente werden die Verbundpartner ein Online-Coaching für Mitarbeiter erstellen sowie Maßnahmen gestalten, um ein Umfeld zu schaffen, das die Resilienz fördert. Ein Beispiel für eine solche Maßnahme sind Resilienz-Teams in Unternehmen, die – ähnlich den Gesundheitszirkeln – daran arbeiten, die Widerstandskraft der Mitarbeiter zu stärken.

Die Erkenntnisse aus Resilire führen die Verbundpartner im zweiten Schritt in ein altersübergreifendes Konzept zusammen, das Online- und Präsenzmaßnahmen verbindet sowie Leitlinien für ein betriebliches Resilienz-Management formuliert. Mit den entwickelten Ansätzen können Betriebe die psychische Gesundheit ihrer Beschäftigten stärken. Auf diese Weise wird Resilienz als betriebliche Ressource erschlossen und trägt im demographischen Wandel langfristig zum wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen bei.

Das Verbundprojekt Resilire wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 1,1 Millionen Euro im Rahmen des Förderschwerpunkts „Betriebliches Kompetenzmanagement im demografischen Wandel“ für drei Jahre gefördert. Zu den Verbundpartnern gehören neben der FAU und der Universität Freiburg die Gesellschaft aufgabenorientiertes Lernen für die Arbeit (GALA e.V.), Haufe-Lexware sowie die Volksbank Freiburg. Ein Netzwerk von zehn Partnern unterstützt dabei, die Projektergebnisse in der betrieblichen Praxis einzusetzen.

www.resilire.de

Quelle: idw

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EU-Zulassungsverfahren für Fungizide schützt Bachökosysteme nicht ausreichend

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Aquatische Pilze spielen für ein funktionierendes Bachökosystem eine zentrale Rolle. Allerdings gefährden in der Landwirtschaft eingesetzte Fungizide diese Pilze und somit auch die Nahrungsgrundlage für andere Lebewesen in Gewässern. Das könnte weitreichende ökologische Folgen haben. Zu diesem Ergebnis kommen zwei aktuelle Studien des Instituts für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau. Um das Gewässerökosystem ausreichend zu schützen, müssten während des Zulassungsverfahrens für Pilzbekämpfungsmittel geeignetere Testsysteme zum Einsatz kommen.

Pilze haben in Bachökosystemen die zentrale ökologische Rolle, eingetragenes Laubmaterial „vorzuverdauen“ und dadurch die enthaltene Energie sowie die enthaltenen Nährstoffe für andere Wasserorganismen wie Insektenlarven oder Kleinkrebse verfügbar zu machen. Diese wiederum dienen unter anderem Fischen als Nahrung. Auch in angrenzende Landökosysteme liefern Bäche Energie und Nährstoffe, beispielsweise über den Schlupf von Insektenlarven, die ihrerseits Futter für Amphibien oder Fledermäuse sind. Werden die an der Basis der Nahrungskette stehenden Pilze gefährdet, kann sich dies daher über die ökologischen Ebenen hinweg auswirken.

Die aktuell in Europa zugelassenen Fungizide beeinträchtigen aber aquatische Pilze in Konzentrationen, wie sie im Freiland anzutreffen sind, und gefährden somit die Nahrungsgrundlage in Gewässerökosystemen, so das Ergebnis der nun in „Environmental Science & Technology“ und „Journal of Applied Ecology“ erschienenen Studien. Untersucht haben die Landauer Umweltwissenschaftler zum einen die synthetischen, sprich künstlich erzeugten, Fungizide Azoxystrobin, Carbendazim, Cyprodinil, Quinoxyfen und Tebuconazol. Zudem testeten sie die anorganischen Pilzbekämpfungsmittel Kupfer und Schwefel, die zu den ältesten Fungiziden zählen und beide in Deutschland auch in der ökologischen Landwirtschaft eingesetzt werden. Die Landauer Forscher konnten zum einen zeigen, dass die untersuchten Fungizide Zusammensetzung und Wachstum der Pilzgemeinschaften auf Laub verändern können. Zudem wiesen sie nach, dass insbesondere Kupfer und Tebuconazol, das zu einer Wirkstoffgruppe gehört, die rund ein Fünftel aller in Europa zugelassenen Fungizide umfasst, bereits bei sehr niedrigen Konzentrationen die Abbauleistung der Pilze beeinträchtigen.

„Die Ergebnisse der Studie zeigen eindeutig, dass die aktuelle Risikobewertung von Fungiziden in Europa Konzentrationen im Gewässer zulässt, die für aquatische Pilze nicht als sicher einzustufen sind“, erklärt Jochen Zubrod, der Erstautor der beiden Studien. „Obwohl aquatische Pilze für Bachökosysteme von grundlegender Bedeutung sind, wurde ihre Beeinflussung durch Fungizide bislang von Wissenschaft wie auch von regulatorischer Seite weitestgehend ignoriert“, so Zubrod weiter. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hatte bereits 2013 – als Reaktion auf eine frühere Landauer Studie – vorgeschlagen, geeignetere Testverfahren während des Zulassungsverfahrens von Fungiziden zu nutzen. Bislang ist das aber nicht verpflichtend und wird daher auch nicht praktiziert.

In der landwirtschaftlichen Praxis ist Pilzkrankheiten nur schwer beizukommen, weshalb selbst in der ökologischen Landwirtschaft der Einsatz bestimmter Fungizide zulässig ist. Daher müsse dafür Sorge getragen werden, ausschließlich Fungizide einzusetzen, die neben den anderen Komponenten des Ökosystems auch aquatische Pilze und die von ihnen abhängigen Nahrungsnetze möglichst wenig belasten, so der Rat der Landauer Forscher.

Die Studien:

Synthetische Fungizide
Die Studie „Does the current fungicide risk assessment provide sufficient protection for key drivers in aquatic ecosystem functioning?“, Jochen P. Zubrod, Dominic Englert, Alexander Feckler, Natalia Koksharova, Marco Konschak, Rebecca Bundschuh, Nadja Schnetzer, Katja Englert, Ralf Schulz, Mirco Bundschuh wurde publiziert in Environmental Science & Technology. Sie ist online abrufbar unter:
http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/es5050453

Anorganische Fungizide
Die Studie „Inorganic fungicides as routinely applied in organic and conventional agriculture can increase palatability but reduce microbial decomposition of leaf litter“, Jochen P. Zubrod, Alexander Feckler, Dominic Englert, Natalia Koksharova, Ricki R. Rosenfeldt, Frank Seitz, Ralf Schulz, Mirco Bundschuh wurde publiziert in Journal of Applied Ecology. Sie ist online abrufbar unter:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.12393/abstract

Kurzprofil Institut für Umweltwissenschaften Landau
Das Institut für Umweltwissenschaften Landau betreibt grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung, in deren Fokus die vielfältigen Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt stehen. Das Institut vereint die Expertisen von neun interdisziplinären Arbeitsgruppen damit aktuelle Forschung vom Molekül über Ökosysteme bis zur menschlichen Gesellschaft. Das Institut für Umweltwissenschaften Landau wurde 2004 an der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau gegründet. Weitere Informationen: http://www.umwelt.uni-landau.de

Kontakt:
Universität Koblenz-Landau
Jochen Zubrod
Fortstraße 7
76829 Landau
Tel.: (06341) 280-31361(06341) 280-31361
E-Mail: zubrod@uni-landau.de

Weitere Informationen:

http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/es5050453 Studie Synthetische Fungizide
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.12393/abstract Studie Anorganische Fungizide
http://www.umwelt.uni-landau.de Homepage Institut

Quelle: idw

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Kuschelhormon hemmt Wirkung von Alkohol – Oxytocin mildert Beeinträchtigung motorischer Fähigkeiten

Alexander Schlaak Referat II/2, Kommunikation
Universität Regensburg

Neurobiologen und Psychologen der Universität Regensburg und der University of Sydney haben nachgewiesen, dass das Neuropeptid Oxytocin, auch bekannt als „Kuschelhormon“, den negativen Einfluss von Alkohol auf motorische Fähigkeiten deutlich verringert. Die Ergebnisse des internationalen Forscherteams sind vorgestern in der renommierten Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Science (PNAS)“ erschienen (DOI: 10.1073/pnas.1416900112).

Viele haben es schon am eigenen Leib erfahren: Schon geringe Mengen Alkohol verschlechtern die körperlichen Fähigkeiten zur Koordination. Dagegen scheint kein Heilmittel gewachsen zu sein. Neurobiologen wissen allerdings, was dahinter steckt. So steigert Alkohol die hemmende Wirkung des Botenstoffs GABA (Gamma-Aminobuttersäure), was zu schweren motorischen Beeinträchtigungen führt.

Wie das internationale Forscherteam um Prof. Dr. Inga D. Neumann (Regensburg) und Prof. Iain McGregor (Sydney) feststellte, ist dies nicht der Fall, wenn Oxytocin im Spiel ist. Die Wissenschaftler untersuchten dazu zunächst das Verhalten von Laborratten. Erhielten die Ratten Alkohol, so konnten sie sich nicht mehr so gut an einem Gitterrost festhalten oder auf einem Laufrad rennen. Zudem bewegten sich generell weniger in offener Fläche. Erhielten die Tiere jedoch zusätzlich Oxytocin, so fielen die Defizite deutlich geringer aus und ihr Verhalten ähnelte eher dem von Tieren ohne Alkohol.

Weitere Experimente zeigten, dass Oxytocin den Einfluss von Alkohol auf spezielle GABA-Rezeptoren – die Rezeptoren des Subtyps A, die die eine δ-Untereinheit besitzen – blockiert. Dabei verändert bzw. moduliert Oxytocin diese GABA-A Rezeptoren direkt; wahrscheinlich allosterisch, also direkt am Protein. Studien an Alkohol-Patienten und an Labortieren haben zudem gezeigt, dass Oxytocin auch den Alkohol-Konsum verringern und Entzugs-Symptome bei Alkoholikern mildern kann.

Die neue Studie offenbart erstmals die Mechanismen, die den Oxytocin-Wirkungen auf zellulärer Ebene zugrunde liegen. Mit den Ergebnissen der Forscher kann somit die Entwicklung neuartiger Medikamente für Alkoholiker – insbesondere während des Entzugs – vorangetrieben werden.

Der Original-Artikel im Internet unter:
www.pnas.org/content/early/2015/02/17/1416900112.full.pdf+html

Quelle: idw

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Rätsel um die Farbe eines Kleides: Die Überbelichtung macht‘s

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

JLU-Psychologe vermutet Wahrnehmungstäuschung

Ein Rätsel um ein Kleid beschäftigt seit Donnerstag die Online-Welt. Die simple Frage: Ist das Kleidungsstück auf dem Foto blau-schwarz oder weiß-gold? Für den Wahrnehmungspsychologen Prof. Dr. Karl Gegenfurtner der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist das Phänomen recht einfach zu erklären: Ihm zufolge handelt es sich um eine Wahrnehmungstäuschung. „Das Hirn der ‚Blau-Seher‘ kalkuliert die offensichtliche Überbelichtung – erkennbar am Bildhintergrund – korrekterweise mit ein. Für die anderen erscheine das Kleid weiß, weil die Beleuchtung massiv ins Gelbe verschoben ist“, erklärt Prof. Gegenfurtner. „Die ‚Blau-Seher‘ beziehen das in ihre Bildinterpretation mit ein.“ Durch eine einfache Bildmontage wird das deutlich: Auch für die Menschen, die vorher eindeutig ein blaues Kleid gesehen habe, erscheint dasselbe Motiv vor einem dunklen Hintergrund weiß-golden.

Die Twitter-Debatte dazu:
https://twitter.com/hashtag/TheDress

Quelle: idw

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Netzwerk Energieeffiziente Wasserwirtschaft gestartet

Helke Wendt-Schwarzburg Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
inter 3 Institut für Ressourcenmanagement

Wirtschaftliche Lösungen für den Regelenergiemarkt im Wassersektor

Gutes Trinkwasser aus dem Hahn und eine saubere Abwasserbeseitigung benötigen viel Energie: jährlich derzeit 6,6 Milliarden Kilowattstunden. Mit einem flexiblen Energiemanagement können Wasserwirtschaftsunternehmen am Regelenergiemarkt Geld verdienen. Das heute gestartete Netzwerk Energieeffiziente Wasserwirtschaft NEW ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, Verbänden und Forschungseinrichtungen mit dem Ziel, der kommunalen Wasserwirtschaft in diesem Markt neue Chancen zu eröffnen. Koordiniert wird NEW vom Berliner inter 3 Institut für Ressorucenmanagement.

„Die Potenziale der Flexibilisierung liegen sowohl in den Anlagen und Netzen der Wasserwirtschaft als auch jenseits des Wasserzählers, nämlich im Verbrauchsmanagement und in neuen Technologien für Haushalte, öffentliche Einrichtungen und Gewerbe“, erläutern Netzwerksprecher Axel Sacharowitz, Geschäftsführer von 3S Antriebe GmbH und sein Stellvertreter Guido Stelzle, Geschäftsführer von e2mGmbH. „Für das erforderliche überbetriebliche Lastmanagement der Wasserunternehmen entwickeln wir jetzt intelligente Produkte.“

In der ersten Innovationswerkstatt haben die Netzwerkpartner heute in Berlin die Schwerpunkte der gemeinsamen Technologie- und Produktentwicklung festgelegt. Bis zum Jahresende werden konkrete Roadmaps erstellt. Erste Dienstleistungen zum Geschäftsfeld „Regelenergie“ stehen interessierten (Ab)Wasserunternehmen ab sofort zur Verfügung.

NEW bündelt das Know-how von derzeit sieben Unternehmen rund um wasserwirtschaftliches Lastmanagement von der Anlagen- und Speichertechnik über Netzbetrieb und -Steuerung bis zum Verbrauchs- und Vertriebsmanagement. Gründungspartner sind 3S Antriebe GmbH, abc GmbH, AUTARCON GmbH, e2m GmbH, ESYS GmbH, Hydrosystemtechnik GmbH sowie PA-ID Automation & Vermarktung. Darüber hinaus gehören die DWA und das Technologiezentrum Wasser des DVGW als assoziierte Partner zum Netzwerk.

Gefördert wird NEW im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.

Weitere Informationen:
http://www.new-netzwerk.de – wird in Kürze freigeschaltet

Quelle: idw

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Neuer Schwung für Europas Energiepolitik

Binnenmarktregeln müssen konsequent umgesetzt werden / Marktwirtschaftlicher Ansatz kann eine sichere Erdgasversorgung am besten gewährleisten

„Das heute von der Europäischen Kommission vorgestellte Strategiepapier zur Energieunion ist eine wichtige Grundlage für die Neugestaltung von Europas Energiepolitik. Wenn die Europäische Kommission bei den geplanten Vorhaben die Prioritäten richtig setzt, dann kann das Projekt der Energieunion den dringend erforderlichen neuen Schwung in die europäische Energiepolitik bringen“. Das sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), anlässlich der heute vorgestellten Mitteilung der Europäischen Kommission über einen strategischen Rahmen für eine Energieunion.

Nach wie vor gibt es aus Sicht des BDEW erhebliche Defizite bei der Umsetzung einer gemeinsamen Energiepolitik der EU-Mitgliedstaaten. Viele Länder streben eine nationale Energieautarkie an oder setzen die Binnenmarktregeln noch immer nicht konsequent um. So deckeln einige Mitgliedstaaten die Endkundenpreise oder öffnen ihre Märkte nicht für den Wettbewerb. „Nationale Autarkie ist ineffizient. Klimaschutz, Wettbewerb, Versorgungssicherheit lassen sich im Grundsatz besser auf europäischer Ebene verwirklichen. Es ist daher richtig, dass die Kommission ihre Hauptaufgabe darin sieht, dass die bestehenden Pflichten aus dem Energiebinnenmarkt sowie die Klimaziele der EU verlässlich von allen Mitgliedstaaten erfüllt werden“, sagte Müller. Gleiches gelte für die Vorgaben zur Krisenvorsorge. Alle Mitgliedstaaten müssen aus Sicht der deutschen Energiewirtschaft zunächst die bestehenden europäischen Versorgungssicherheitsvorgaben erfüllen, bevor weitergehend Solidaritätsmaßnahmen zwischen Mitgliedstaaten in Anspruch genommen werden.

Die deutsche Energiewirtschaft unterstützt darüber hinaus die von der Europäischen Kommission geplanten Maßnahmen zur länderübergreifenden Stromversorgungssicherheit. „Ein gemeinsames Vorgehen für ausreichend gesicherte Leistung im Stromsektor ist unbedingt notwendig. Längst ist deutlich geworden, dass die Reform des Strommarktdesigns keine nationale, sondern eine europäische Herausforderung ist“, sagte Müller. Es sei deshalb wichtig, dass die von der Bundesregierung angestoßene Debatte um das zukünftige Strommarktdesign auch mit einer klaren europäischen Perspektive geführt wird.

Die Europäische Kommission hat darüber hinaus angekündigt, den europäischen Regulierungsrahmen grundsätzlich zu überprüfen. Einer solchen Überprüfung muss aus Sicht des BDEW eine umfassende und detaillierte Konsultation und Debatte mit allen beteiligten Akteuren vorausgehen. Generell ist der BDEW der Ansicht, dass zunächst der bestehende Regulierungsrahmen überprüft und ausgeschöpft werden sollte, bevor weitere Änderungen vorgenommen werden.

Die Europäische Kommission betont außerdem zu Recht, dass ein marktwirtschaftlicher Ansatz eine sichere Erdgasversorgung am besten gewährleisten kann. Wichtig bleibt aus BDEW-Sicht eine klare Abgrenzung der Rollen und Verantwortlichkeiten zwischen der Politik und den Unternehmen. Die Unternehmen sollten im EU-Modell der offenen Marktwirtschaft weiterhin eigenverantwortlich ihre Verträge mit den Partnern aus Drittstaaten verhandeln. Daher bedarf es aus Sicht des BDEW auch keiner Einheit, die den Einkauf von Erdgas oder anderer Energieträger zentral organisiert. „Die Erdgasversorgung wird am besten durch einen offenen, liquiden, gut verbundenen und transparenten europäischen Erdgasmarkt mit unterschiedlichen Aufkommensquellen, intelligenten Lösungen auf der Verkaufsseite und mit einem sicheren Investitionsklima gewährleistet“, sagte Müller.

Quelle: BDEW

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Hildegard Müller zur Einführung einer Marktstabilitätsreserve

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat heute über die Einführung und Ausgestaltung einer Marktstabilitätsreserve im EU-Emissionshandelssystem abgestimmt. Hierzu erklärt Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW):

„Ein funktionierender Emissionshandel ist unverzichtbar, wenn wir unsere ehrgeizigen Klimaschutzziele ökonomisch effizient erreichen wollen. Es ist deshalb bedauerlich, dass der federführende Umweltausschuss im Europäischen Parlament heute in der Mehrheit dafür gestimmt hat, die Marktstabilitätsreserve im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems erst Ende 2018 einzuführen. Damit wurde die Chance vergeben, ein wichtiges Signal für die zügige Stärkung des Emissionshandels auszusenden. Der BDEW hatte sich dafür eingesetzt, die Marktstabilitätsreserve bereits ab 2017 einzuführen. Positiv hingegen ist der Entschluss des Ausschusses, die zeitweise zurückgehaltenen Backloading-Zertifikate vollständig in die Reserve zu überführen. Dies ist wichtig, um die Planungssicherheit der Unternehmen zu stärken und Investitionen in CO2-arme und hocheffiziente Technologien auszulösen.

Positiv ist zudem, dass der zuständige Berichterstatter des Umweltausschusses mit diesem Abstimmungsergebnis die Verhandlungen mit der EU-Kommission und den Mitgliedstaaten aufnehmen kann. Damit wird das Verfahren insgesamt beschleunigt. Das Emissionshandelssystem muss als zentrales Instrument zur Treibhausgasminderung fortgeführt und in seiner Glaubwürdigkeit und Integrität gestärkt werden. Der BDEW wird sich weiter für eine ambitionierte, wirksame EU-Klimapolitik auch im Hinblick auf die internationalen Klimaschutzverhandlungen einsetzen.“

Quelle: BDEW

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Arbeitsmarktprognose 2030

Die Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles, die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig, und die Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Aydan Özoğuz, haben heute gemeinsam den zweiten Forschungsbericht „Arbeitsmarkt 2030. Die Bedeutung der Zuwanderung für Beschäftigung und Wachstum“ vorgestellt.

Mit dem im Auftrag des BMAS erstellten Bericht liegt eine detaillierte und wissenschaftlich fundierte Einschätzung der Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Arbeitskräftenachfrage und des -angebots bis zum Jahr 2030 in Deutschland vor.

Der aktuelle Bericht konstatiert eine positivere Arbeitsmarktentwicklung als noch 2012. Insbesondere eine stärkere Erwerbsbeteiligung als auch eine höhere Nettozuwanderung tragen dazu bei. Die durch die Bundesregierung eingeleiteten Maßnahmen im Rahmen des Fachkräftekonzepts erweisen sich als richtig und wichtig.

Die Anstrengungen dürfen jedoch nicht nachlassen, um sicherzustellen, dass diese Prognose wirklich eintrifft und der Wirtschaft zukünftig genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen.

Fachkräftelücken werden bis zum Jahr 2030 insbesondere bei den Gesundheitsberufen, Managern und leitenden Angestellten, Ingenieuren und Naturwissenschaftlern erwartet. Hinsichtlich der Fachkräftesicherung sieht die Prognose große Potentiale bei Frauen sowie Menschen mit Migrationshintergrund.

Bundesministerin Andrea Nahles:
Die aktuelle Arbeitsmarktprognose für 2030 ist besser als wir noch 2012 angenommen haben. Grund dafür ist auch, dass Deutschland inzwischen das zweitbeliebteste Einwanderungsland der Welt ist. Gleichzeitig zeigt die Studie: Einwanderung allein reicht nicht, um unseren künftigen Fachkräftebedarf zu decken. Beschäftigung hochhalten, das ist nichts Abstraktes, sondern bedeutet ganz konkret: Unternehmen können Aufträge annehmen, der deutsche Export spielt weiter in der ersten Liga, soziale Investitionen finden statt und unsere sozialen Sicherungssysteme bleiben leistungsfähig und stark. Das bleibt Daueraufgabe. Deshalb: Wir gönnen uns keine Pause, sondern bleiben am Ball gemeinsam mit frischer Kraft und Ideen.

Bundesministerin Manuela Schwesig:
Noch immer verschenken viele Unternehmen großes Potential, wenn sie auf die qualifizierten Frauen verzichten. Nach wie vor verlässt sich die Wirtschaft darauf, dass der Mann Vollzeit rund um die Uhr verfügbar ist, weil die Frau im Zweifel ja für die Kinder sorgt. Allzu häufig geht die Arbeitswelt noch von einem völlig überholten Familienmodell aus. In Wahrheit wollen die meisten jungen Frauen Kind und Job. Und viele junge Männer wollen selbstverständlich gleichberechtigt für ihre Kinder da sein. Diesem Wandel müssen wir Rechnung tragen. Die Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt, familienfreundliche Arbeitszeiten und ein bedarfsgerechtes Angebot an Betreuungsplätzen sind der Schlüssel, um Familien den Rücken zu stärken. Eine moderne Familienpolitik ist ein wesentlicher Hebel zur Fachkräftesicherung in Deutschland.

Staatsministerin Aydan Özoğuz:
Bis 2030 geht das Erwerbspersonenpotential in unserem Land in Millionenhöhe zurück. Um unser Wohlstandsniveau zu erhalten, brauchen wir dringend eine Doppelstrategie: Einerseits müssen wir die inländischen Potentiale – gerade auch der Menschen mit Einwanderungsgeschichten, aber auch von Frauen und Älteren – erkennen und erschließen. Andererseits brauchen wir noch mehr qualifizierte Einwanderung und müssen dringend dafür werben. Unser Land profitiert von Einwanderung.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten auf einen Blick:
In der Basisvariante der Prognose (Wanderungssaldo 200.000 jährlich ab 2020) wird bis zum Jahr 2030 (im Vergleich zum Jahr 2013)

die Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahren um rund 5 Mio. sinken
die Zahl der Erwerbspersonen um 2,0 Mio. sinken
die Zahl der Erwerbstätigen um 1,0 Mio. sinken
die Zahl der Erwerbslosen um 1,0 Mio. auf 1,2 Mio. sinken.

Weitere Ergebnisse der Basisvariante sind, dass die Zahl der Erwerbstätigen
mit Hochschulabschluss um 2,2 Mio. steigen wird (2030 ggü. 2013)
mit dualer Berufsausbildung um rund 300.000 sinken wird (2030 ggü. 2013)
ohne Berufsabschluss um 2,4 Mio. sinken wird (2030 ggü. 2013)

In der Variante hohe Zuwanderung (Wanderungssaldo 300.000 jährlich ab 2020) wird bis zum Jahr 2030:
die Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahren um 3,9 Mio. sinken
die Zahl der Erwerbspersonen um 0,9 Mio. sinken
die Zahl der Erwerbstätigen um rund 0,1 Mio. steigen
die Zahl der Erwerbslosen um knapp 1,1 Mio. auf 1,1 Mio. sinken.

Nach dem Jahr 2030 werden sich die Auswirkungen des demografischen Wandels weiter verstärken, so dass bis zum Jahr 2050 ein weiterer Rückgang der Erwerbspersonen in Millionenhöhe zu erwarten ist. Trotz der gegenwärtigen Erfolge bleibt die Fachkräftesicherung daher eine der wichtigsten Herausforderungen für Deutschland in den kommenden Jahrzehnten.

Quelle: BMAS

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Hildegard Müller zum Evaluierungsbericht Anreizregulierung der Strom- und Gasnetze

Die Bundesnetzagentur hat dem Bundeswirtschaftsministerium den Evaluierungsbericht Anreizregulierung der Strom- und Gasnetze übergeben und online veröffentlicht. Der Bericht enthält eine Reihe von Vorschlägen zur weiteren Ausgestaltung der Anreizregulierung. Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), erklärt zum Evaluierungsbericht:

„Die Anreizregulierung der Strom- und Gasnetze hat sich bislang bewährt, muss aber in Zukunft weiterentwickelt werden. Das verdeutlicht der Evaluierungsbericht der Bundesnetzagentur. Die Regulierung muss differenzierter auf die Herausforderungen für Strom- und Gasnetzbetreiber auf der Transport- und Verteilnetzebene eingehen. Der BDEW setzt sich dafür ein, dass bei der für das Jahr 2015 angekündigten Novelle der Anreizregulierungsverordnung die Investitionsbedingungen insbesondere in den Verteilnetzen verbessert werden.

Grundsätzlich funktioniert die Anreizregulierung. Die Effizienzen der Netzbetreiber haben sich deutlich verbessert. Da in den letzten Jahren substanzielle Investitionen in den Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur zum Beispiel für die Integration der Erneuerbaren Energien getätigt werden mussten, sind die Netzkosten in Summe jedoch eher gestiegen. Der Regulierungsansatz sollte entsprechend angepasst werden. Es darf künftig nicht mehr im Fokus stehen, allein die Kosten zu senken, sondern es müssen auch die für die Integration der Erneuerbaren Energien notwendigen Investitionen angereizt werden. Der Evaluierungsprozess hat viele wichtige Fakten und Lösungsansätze herausgearbeitet, liefert aber noch keine konkreten Lösungen zur notwendigen Weiterentwicklung der Anreizregulierung.

Der Regulierungsrahmen sollte aus Sicht des BDEW grundsätzlich beibehalten und nur dort weiterentwickelt werden, wo dies notwendig ist. Der BDEW unterstützt Ansätze zur Verringerung des Regulierungsaufwands. Zu starke Pauschallösungen werden die Realität nicht mehr ausreichend abbilden. In Zukunft sollten keine pauschalen Erlösabschläge durch den generellen sektoralen Produktivitätsfaktor mehr erfolgen, da ansonsten langfristig den Netzbetreibern die Mittel für den Netzumbau fehlen. Die angestrebte, zielgerichtete Verbesserung der Investitionsbedingungen in den Verteilnetzen wird mit den von der BNetzA vorgeschlagenen Modellen nicht erreicht. Das vom BDEW entwickelte Antragsmodell könnte die Investitionsbedingungen zielgenau dort verbessern, wo Handlungsbedarf besteht. Es bewahrt aber auch gleichzeitig die Stabilität und Verlässlichkeit des Systems und verzichtet auf zusätzliche Investitionsanreize dort, wo sie nicht benötigt werden.“

Hintergrundinformationen:
Vor dem Hintergrund der geänderten energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellt sich die Frage, ob das Regulierungsregime den richtigen Rahmen für den notwendigen Aus- und Umbau der Netzinfrastruktur setzt. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hatte gemäß § 33 Anreizregulierungsverordnung dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) bis Ende 2014 einen Bericht mit einer Evaluierung und Vorschlägen zur weiteren Ausgestaltung der Anreizregulierung vorzulegen. Im Rahmen des Evaluierungsprozesses fanden vier Workshops unter Beteiligung von Netzbetreibern, Regulierungsbehörden, Verbänden und Wissenschaft statt.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat angekündigt, im Jahr 2015 auf Grundlage des BNetzA-Evaluierungsberichtes zur Anreizregulierung und den Ergebnissen der Netzplattform-Studie „Moderne Verteilernetze für Deutschland“ die Anreizregulierungsverordnung zu novellieren.

Quelle: BDEW

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Ausschuss für Arbeitsmedizin neu gegründet

Am 10. Februar 2015 hat sich beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales der Ausschuss für Arbeitsmedizin (AfAMed) neu konstituiert. Der AfAMed ist paritätisch mit zwölf Mitgliedern und zwölf Stellvertretern/Stellvertreterinnen aus den Kreisen der Arbeitgeber, der Gewerkschaften, der Länder und Unfallversicherungsträger sowie der arbeitsmedizinischen Wissenschaft und Praxis besetzt. In der zweiten Berufungsperiode werden neben klassischen arbeitsbedingten Gesundheitsrisiken auch neue arbeitsmedizinische Fragestellungen zum Beispiel zur Digitalisierung der Arbeitswelt auf der Agenda des AfAMed stehen. In seiner Begrüßungsrede betonte Ministerialdirektor Hans Peter Viethen, Leiter der Abteilung Arbeitsrecht und Arbeitsschutz, die Bedeutung des AfAMed für den Gesundheitsschutz der Beschäftigten und die Arbeitsschutzpolitik des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Der AfAMed wird von Herrn Prof. Dr. Stephan Letzel geleitet, seine Stellvertreter sind Herr Dr. Martin Kern und Frau Dr. Gabriela Förster. Nähere Informationen zum AfAMed finden Sie auf der Seite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Quelle: BMAS

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Fraunhofer und Bundesregierung ebnen den Weg für den Industrial Data Space

Die Fraunhofer-Gesellschaft und Partner aus der Industrie starten gemeinsam mit Unterstützung der Bundesregierung (Bundesministerien für Bildung und Forschung BMBF, für Wirtschaft und Energie BMWi, für Verkehr und digitale Infrastruktur BMVI sowie des Inneren BMI) ein Vorhaben, um einen international offenen Datenraum für die Wirtschaft zu schaffen – den Industrial Data Space. Zugang und Nutzung sollen für alle Unternehmen offen sein, die sich an die gemeinsamen Standards halten. Ziel ist es, sichere Lösungen für die alles durchdringende Digitalisierung und den damit einhergehenden rasanten Wandel von industriellen Produktions- und Geschäftsprozessen zu entwickeln.

»Daten sind das Lebenselixier eines jeden Unternehmens. Ein verlässlicher und sicherer Zugang zu Informationen ist zentral für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft«, sagt Professor Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. »Der vernetzte Datenraum, wie wir ihn planen, soll zu einer effizienteren Wertschöpfung in allen wesentlichen Branchen beitragen.«

»Gemeinsam wollen wir die Instrumente entwickeln, dass möglichst viele Unternehmen erfolgreich an der digitalen Industrierevolution teilnehmen können. Unsere Wirtschaft in Deutschland und Europa muss die Kontrolle über die eigenen Daten behalten. Zugleich brauchen gerade kleinere und mittelständische Unternehmen einen geschützten Raum, in dem sie Daten nach selbst festgelegten Regeln miteinander teilen und austauschen können«, sagte Bundesforschungsministerin Professor Johanna Wanka nach dem Spitzengespräch. Die Bundesregierung unterstütze ganz bewusst diesen dezentralen Ansatz, um die Chancen von Industrie 4.0 für möglichst viele Unternehmen zu eröffnen.

Staatssekretär Matthias Machnig vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstreicht: »Die Digitalisierung der Wirtschaft ist eine der zentralen gesellschaftlichen und politischen Gestaltungsaufgaben für Deutschland. Das Thema Industrie 4.0 ist für unseren Produktionsstandort von herausragender Bedeutung. Unser Ziel ist es, die Chancen dieser vierten industriellen Revolution konsequent zu nutzen. Die Schaffung eines Industrie- und Wissenschaftskonsortiums zu Fragen der Referenzarchitektur, der Standardisierung, der Datensicherheit etc. ist hierfür ein wichtiger Schritt, der zeigt, dass Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gemeinsam an einem Strang ziehen.«

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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Fraunhofer entwickelt Lösungen für nachhaltige und lebenswerte Städte

Web-special zum Thema Zukunftsstadt
Heute startet das Wissenschaftsjahr »Zukunftsstadt«. Fraunhofer legt bereits seit Jahren wichtige Grundlagen für ein nachhaltiges Leben in Metropolen. Fraunhofer-Forscherinnen und Forscher entwickelten die Vision der »Morgenstadt« – einer lebenswerten und zukunftsfähigen Stadt und ihrem suburbanen Umland. In einem umfangreichen Web-special informieren wir über die besonderen Herausforderungen der Urbanisierung und stellen das Fraunhofer-Innovationsnetzwerk Morgenstadt sowie aktuelle Projekte vor.

Weitere Informationen
http://www.fraunhofer.de/wissenschaftsjahr-2015-zukunftsstadt

Presseinformation: Nachhaltige, smarte Städte
Wie die Stadt der Zukunft aussehen kann, wollen Fraunhofer-Wissenschaftler im Projekt »Triangulum« nicht nur theoretisch erarbeiten. Ihre Ideen für intelligente Stadtquartiere werden in den kommenden Jahren in Manchester, Eindhoven und Stavanger verwirklicht.

Weitere Informationen
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2015/Februar/nachhaltige-smarte-staedte.html

Expertenliste
Fraunhofer bietet Redaktionen einen Expertenservice an. Für Fragen rund um die Morgenstadt können Sie sich an das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO wenden. Darüber hinaus stehen auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu bestimmten Aspekten der »Zukunftsstadt« (etwa Energie, Arbeiten, Gebäude, Kommunikation, Recycling etc.) gern als Interviewpartner zur Verfügung. Die Ansprechpartner finden Sie hier.

http://www.fraunhofer.de/content/dam/zv/de/presse-medien/Ansprechpartner-Wissenschaftsjahr-2015-Zukunftsstadt.pdf

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

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Massiver Anstieg des Arzneimittelkonsums erfordert bewussten Umgang mit Altmedikamenten

BDEW: 47 Prozent der Deutschen entsorgen flüssige Medikamentenreste falsch / Medikamente richtig entsorgen – Gewässer und Trinkwasserressourcen schützen

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat heute eine Aktion zur richtigen Entsorgung von Altmedikamenten gestartet. Ziel der Initiative ist es, einer Belastung der Gewässer mit Medikamentenrückständen vorzubeugen und so diese wichtigen Trinkwasserressourcen zu schützen. Zwar kann heute eine Gesundheitsgefährdung aufgrund von Arzneimittelrückständen im Trinkwasser nach derzeitigem Kenntnisstand ausgeschlossen werden. Die richtige Entsorgung von Medikamenten wird aber vor dem Hintergrund eines stetig zunehmenden Medikamentenkonsums immer wichtiger.

„Arzneimittel sind für viele Menschen unverzichtbar – von der Kopfschmerztablette bis hin zu komplexen Präparaten zur Bekämpfung schwerer Erkrankungen. Viele Medikamente aber sind oft gar nicht oder nur sehr langsam biologisch abbaubar. Die unsachgemäße Entsorgung dieser Medikamente gehört zu den wichtigsten Ursachen für die Belastung unseres Abwassers“, sagte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser heute in Berlin. Einer repräsentativen Umfrage zufolge entsorgten 47 Prozent der Deutschen flüssige Medikamentenreste falsch, nämlich über die Spüle oder die Toilette (Quelle: ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung).

„Die BDEW-Aktion richtet sich daher an Verbraucher sowie in zweiter Linie an Multiplikatoren im medizinischen Bereich. Sie soll das Wissen über die richtige Entsorgung von Medikamente verbessern und dazu beitragen, den Eintrag von Arzneiwirkstoffen in den Wasserkreislauf insgesamt zu verringern“, so Weyand. Auf der BDEW-Homepage finden Verbraucher zum richtigen Umgang mit Altmedikamenten ab sofort Informationsmaterialien, die auch die Wasserversorger in ihrer Öffentlichkeitsarbeit und Kundenkommunikation einsetzen können:

https://bdew.de/internet.nsf/id/medikamenten-entsorgung-de

Zusätzlich wird der BDEW in diesem Jahr Informationsveranstaltungen zu dieser Thematik durchführen. Deutschland stehe vor einer regelrechten Medikamentenlawine, so Weyand: „Die Alterung der Gesellschaft und der begrüßenswerte medizinisch-technische Fortschritt werden zu einem starken Anstieg des Medikamentenverbrauchs in den kommenden Jahren führen. Verstärkt wird dies noch dadurch, dass bei der Verschreibung von Medikamenten oftmals überdimensionierte Packungsgrößen gewählt werden.“ Auch von Feldern, auf die mit Tierarzneimitteln belastete Gülle als Dünger ausgebracht werde, könnten Arzneimittelspuren in das Grundwasser gelangen. Allein im Jahr 2012 wurden rund 1.600 Tonnen Antibiotika an Tierärzte abgegeben [Quelle: BVL, 2013].

Von den rund 1.200 Humanarzneimittelwirkstoffen mit möglicher Umweltrelevanz wurden im Jahr 2012 in Deutschland insgesamt 8.120 Tonnen verbraucht [Quelle: IMS Health, 2013]. Das ist gegenüber 6.200 Tonnen im Jahr 2002 ein Anstieg um mehr als 20 Prozent in zehn Jahren. (Quelle: UBA-Hintergrundpapier Arzneimittel 2014). Schon heute gelangen täglich mehrere Tonnen Medikamente über die Kanalisation in die Gewässer.

„Umso wichtiger ist es, dass sich auch die Verbraucher ihrer Verantwortung bewusst sind und aktiv zum Gewässerschutz beitragen“, betonte Weyand. Verbraucher können Medikamente heute auf drei verschiedene Arten gewässerschonend entsorgen:

Im Restmüll, sofern der Müll in der jeweiligen Kommune oder dem jeweiligen Landkreis vollständig verbrannt wird,
bei Apotheken, wenn diese sie annehmen, oder
bei Schadstoffsammelstellen.

Der BDEW engagiere sich darüber hinaus für die Wiedereinführung der Rücknahmepflicht von Medikamenten durch Apotheken, so der BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser abschließend.

Quelle: BDEW

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Kunden sind mit ihrem Energieanbieter zufrieden

Kunden schätzen vor allem zuverlässige Strom- und Gasversorgung und vertrauen ihrem Energieunternehmen

Die Strom- und Gaskunden in Deutschland sind mit ihren Energieanbietern zufrieden. Sie schätzen insbesondere die Sicherheit und Zuverlässigkeit bei der Versorgung. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen, repräsentativen Verbraucherumfrage des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), durchgeführt durch das Marktforschungsinstitut prolytics, Dortmund.

74 Prozent der Befragten sind laut BDEW-Kundenfokus 2014 mit ihrem Energieanbieter in höchstem Maße oder sehr zufrieden. Weitere 21 Prozent der Befragten sind zufrieden. Das entspricht einer Kundenzufriedenheit von insgesamt 95 Prozent. Die Befragten schätzen vor allem die vielfältigen Tarif- und Beratungsangebote sowie die kompetente Kundenbetreuung. Zudem halten mehr als 70 Prozent der Befragten ihr Energieunternehmen für vertrauenswürdig.

„Es spricht für die Leistungen der Unternehmen, dass die Kunden den Energieversorgern weiterhin eine so hohe Zufriedenheit attestieren und die Kundenbindung dementsprechend hoch ist. Es gibt nicht viele Branchen in Deutschland, die solch überzeugende Werte vorweisen können“, sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Gut 93 Prozent der Befragten sind insbesondere mit der Sicherheit und Zuverlässigkeit der Stromversorgung entweder sehr zufrieden oder in höchstem Maß zufrieden. Im Bereich der Gasversorgung sind es 84 Prozent der Befragten. Das Preis-Leistungsverhältnis schätzen über 80 Prozent der Strom- und Gaskunden als sehr gut, gut oder angemessen ein.

Laut BDEW gibt es aktuell rund 1.190 Stromanbieter und mehr als 890 Gasversorger in Deutschland. „Diese Angebotsvielfalt ist in der Europäischen Union einmalig. Die Energieunternehmen in Deutschland bieten jeweils unterschiedliche Tarife an, die auf die speziellen Ansprüche und Anforderungen von bestimmten Kundengruppen zugeschnitten sind. Der BDEW rät, sich beim Versorger über individuell passende Angebote zu informieren“, so Müller.

Quelle: BDEW

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Politik verursacht neue Hürden für den Aufbau der Ladeinfrastruktur

Branche vermisst klares Signal für Investitionen in öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur / Verordnungsentwurf muss überarbeitet werden

BDie Energiewirtschaft hat in einer Stellungnahme den Verordnungsentwurf zum Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektroautos scharf kritisiert. „Der vorliegende Entwurf für die Ladesäulenverordnung weist zahlreiche Mängel und Versäumnisse auf. Nicht nachvollziehbare Grundannahmen, fehlende Berücksichtigung von branchenübergreifenden Empfehlungen sowie die Einführung neuer bürokratischer Auflagen prägen diesen Entwurf. Er muss aus Sicht der Energiewirtschaft dringend überarbeitet werden“, sagte Hildegard Müller, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Für viele Unternehmen der Energiebranche stelle sich momentan die Frage, ob weitere Investitionen in die defizitäre öffentliche Ladeinfrastruktur überhaupt wirtschaftlich vertretbar sind. Die Branche habe sich deshalb ein klares Signal von der Bundesregierung erhofft, ob und wie neue Finanzierungsmodelle für den Aufbau eines öffentlichen Ladenetzes gestaltet werden könnten. Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) hatte hierzu eine Finanzierung durch ein partnerschaftliches Programm von Privatwirtschaft und öffentlicher Hand vorgeschlagen. „Leider hat die Bundesregierung diesen Vorschlag des eigenen Beratergremiums in keiner Art und Weise aufgegriffen“, sagte Müller. Zudem fehlten in der Verordnung jegliche Hinweise darauf, wie untereinander vernetzte Bezahl- und Zugangssysteme aufgebaut werden könnten. Für die Akzeptanz der Autofahrer sei vor allem wichtig, dass sie auch spontan ohne Probleme an allen öffentlich zugänglichen Säulen laden können. Entsprechende Vorschläge des BDEW hierzu liegen auf dem Tisch.

Schließlich bringt die in dem Entwurf geplante Registrierungspflicht für Ladesäulen eine neue bürokratische Hürde für Betreiber von Ladeinfrastruktur. „Obwohl es sich bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur um einen nicht regulierten Bereich handelt, möchte die Bundesregierung eine neue Registrierungsstelle bei der Bundesnetzagentur ansiedeln. Das ist aus Sicht der Energiewirtschaft der falsche Weg“, so Müller. Die Registrierung neuer Ladesäulen sollte kosteneffizient und bürokratiearm organisiert werden – beispielsweise durch eine von der Wirtschaft organisierten Lösung. So dokumentiert der BDEW mit seiner halbjährlichen Erhebung zur öffentlichen Ladeinfrastruktur den kontinuierlichen Aufbau von Lademöglichkeiten für Elektromobile in Deutschland. Diese Daten werden auch zunehmend von anderen Akteuren genutzt. Ferner ist der BDEW auf Wunsch des Bundeswirtschaftsministeriums die zentrale Codevergabestelle von Identifikatoren für Elektromobilität. Dies belege, dass derartige Aufgaben durchaus von der Wirtschaft selbst übernommen werden können.

Quelle: BDEW

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Windstrom-Erzeugung im Januar auf Rekordhöhe

Windenergieanlagen erzeugten im ersten Monat des Jahres über 10 Milliarden Kilowattstunden

Im Januar 2015 haben Windenergieanlagen so viel Strom wie in keinem Monat zuvor produziert. Das geht aus neuesten Zahlen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) hervor. Die deutschen Windenergieanlagen erzeugten etwas mehr als 10 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh), davon 0,2 Mrd. kWh auf See. Das entspricht in etwa einem Fünftel der Jahresproduktion aus Windenergieanlagen im Jahr 2014. Der bisherige Windstromrekord lag im Dezember 2014 bei 9,6 Mrd. kWh.

Zum Vergleich: Im Januar 2014 lag die Stromproduktion aus Windkraftanlagen noch bei rund 7 Mrd. kWh. Der starke Anstieg der Windstromerzeugung ist nach Angaben des BDEW und des ZSW vor allem auf den starken Zubau von Windenergieanlagen sowie drei außergewöhnliche Starkwindphasen im Januar zurückzuführen, in denen die Anlagen auf Hochtouren laufen konnten. Erfahrungsgemäß weisen die Wintermonate ein stärkeres Windaufkommen als die Sommermonate auf. So lag im vergangenen Jahr die niedrigste Erzeugung aus Wind mit 2,5 Mrd. kWh im Monat Juli.

Quelle: BDEW

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Umweltbundesamt bestätigt hohe Trinkwasserqualität und Handlungsbedarf bei Nitrat

BDEW: Entwurf der Dünge-Verordnung unzureichend / Vorsorgeprinzip muss auch beim Thema Medikamenten-Rückstände gestärkt werden

Das Umweltbundesamt hat heute seinen neuen Bericht zur Trinkwasserqualität vorgelegt. Darin bewertet die Behörde das von den Wasserversorgern an die Kunden gelieferte Trinkwasser erneut mit der Note „sehr gut“. Grenzwertüberschreitungen sind dem Bericht zufolge „absolute Einzelfälle“. Zugleich macht das Umweltbundesamt auf die Problematik des in vielen Regionen steigenden Nitrat-Gehaltes in Grund- und Oberflächengewässern aufmerksam. Auch die Umweltbehörde sieht hier die Landwirtschaft in der Pflicht, die durch Düngung verursachten Nitrateinträge zu senken.

„Der Bericht bestätigt erneut die sehr hohe Qualität von Trinkwasser aus dem Hahn. Die Wasserwirtschaft begrüßt zudem die deutlichen Aussagen zum Thema Nitrat. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Der aktuelle Entwurf der Düngeverordnung wird dem jedoch nicht gerecht. In seiner derzeitigen Fassung kann der Verordnungsentwurf keinen wirksamen Beitrag dazu leisten, die regional stark angestiegene Nitratbelastung des Grundwassers und von Flüssen und Seen spürbar zu verringern. Es kann nicht sein, dass die Wasserwerke zu Reparaturstätten für nicht von ihnen verursachte Probleme werden und in der Folge die Verbraucher mehr für ihr Wasser bezahlen müssen, obwohl die kostengünstigste Lösung auf der Hand liegt: Die Reduzierung der Nitrateinträge“, sagte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser heute in Berlin.

Das Verursacher- und Vorsorgeprinzip muss aus Sicht der Wasserwirtschaft auch beim Thema Medikamentenrückstände deutlich gestärkt werden. „Die richtige Entsorgung von Medikamenten wird vor dem Hintergrund eines stetig zunehmenden Medikamentenkonsums immer wichtiger. Der BDEW fordert deshalb die Wiedereinführung der Rücknahmepflicht von Medikamenten durch Apotheken“, so Weyand.

Zusätzlich hat der BDEW die Initiative „Medikamente richtig entsorgen“ gestartet, die sich an Verbraucher und Multiplikatoren richtet:

https://bdew.de/internet.nsf/id/medikamenten-entsorgung-de

Quelle: BDEW

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Energiebranche bereitet sich auf Datenflut vor

Marktprozesse und Datenformate sollen weiterhin zuverlässig und sicher sein

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat heute die Roadmap Daten- und Marktkommunikation an die Bundesnetzagentur übergeben. „Was in der Industrie seit Jahren als vierte industrielle Revolution diskutiert wird, setzt die Energiewirtschaft im Rahmen der Energiewende bereits in die Tat um. Täglich wachsen reale und virtuelle Energiewelt in den Bereichen Produktion, Nachfrage, Transport und Vertrieb stärker zusammen. Die Basis für das Internet der Energiewirtschaft ist eine zukunftsfähige Daten- und Marktkommunikation. Hierzu hat der BDEW eine branchenweit abgestimmte Roadmap entwickelt, die die wichtigsten Handlungsfelder der nächsten Jahre aufzeigt.“ Das erklärte Roger Kohlmann, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung, der heute gemeinsam mit BDEW-Präsident Johannes Kempmann die Roadmap Daten- und Marktkommunikation in Bonn an Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, übergab.

Der BDEW koordiniert seit Jahren die Erarbeitung standardisierter Marktprozesse und verbindlicher Datenformate für die Energiebranche. „Die Marktprozesse in der Energiewirtschaft haben sich bewährt und bilden das Rückgrat weiter Teile des Marktgeschehens. So ist heute zum Beispiel der Wechsel eines Tarifs oder eines Anbieters für die Verbraucher reibungslos möglich“, betonte Kohlmann. Gleichwohl stellten die grundlegend veränderte Energieproduktion und -nachfrage sowie die Digitalisierung und der Aufbau eines neuen Energieinformationsnetzes die bisherigen Kommunikations- und IT-Prozesse vor völlig neue Herausforderungen. Neben einer effizienten und reibungslosen Gestaltung der Marktprozesse stehe auch die Wahrung der Daten- und Systemsicherheit ganz oben auf der Agenda. Es gehe unter anderem auch um die Etablierung neuer, innovativer Geschäftsmodelle im Bereich Smart Grids oder Elektromobilität.

„Angesicht der erheblichen Kosten für den Auf- und Umbau der Kommunikations- und IT-Landschaft in der Energiewirtschaft können wir uns keine Fehlinvestitionen oder permanente, politische Richtungswechsel leisten. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der Branche hier zu einem gemeinsamen Arbeitsprogramm und einem darauf abgestimmten Regulierungsrahmen mit der Bundesnetzagentur zu kommen“, erläuterte Kohlmann. Die Roadmap stelle einen ersten Schritt für die Weiterentwicklung der Marktkommunikation bis 2018 dar. Es sollen gemeinsam mit der Bundesnetzagentur notwendige Änderungen identifiziert und Weiterentwicklungen vorstrukturiert werden. Kohlmann: „Es geht insbesondere darum, auch in Zukunft Stabilität beim elektronischen Datenaustausch sowie eine Begrenzung der IT-Kosten zu erreichen.“

Anlagen und Materialien
BDEW-Roadmap: Daten- und Marktkommunikation 2015-2018 (PDF): https://www.bdew.de/internet.nsf/id/F9270FBE24AEA79EC1257DE800365365/$file/150210%20Anlage%20Roadmap%20Daten-%20und%20Marktkommunikation.pdf

Quelle: BDEW

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Deutliche Reduktion der Stickstoffeinträge erforderlich

Rainer Kintzel Pressestelle
Sachverständigenrat für Umweltfragen

Der zu hohe Eintrag von reaktiven Stickstoffverbindungen in die Umwelt gefährdet die menschliche Gesundheit, die Gewässer, die Biodiversität und das Klima. „Die Politik muss dieses bedeutende Umweltproblem entschiedener als bisher angehen. Dies betrifft sowohl die Landwirtschafts-, Verkehrs- als auch die Energiepolitik. Deshalb ist eine Stickstoffstrategie nötig“, fordert Prof. Karin Holm-Müller, die stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrates für Umweltfragen der Bundesregierung. Heute übergibt der SRU sein Sondergutachten „Stickstoff: Lösungsstrategien für ein drängendes Umweltproblem“ an Bundesumweltministerin Barbara Hendricks.

Die Belastung der Umwelt mit reaktivem Stickstoff ist ein vielfach unterschätztes Problem. Es geht nicht alleine um die Vermeidung von Nitratbelastungen im Trinkwasser. Zu hohe Nährstoffeinträge führen zu weitreichenden Schäden an der Biodiversität. Zum Beispiel beeinträchtigt die verminderte Vielfalt blühender Pflanzen auf Wiesen und Äckern die Ernährungsgrundlage von Bestäubern wie Bienen. Die Überdüngung der Meere führt zu verstärkter Algenbildung. Sichtbare Folge ist die Schaumbildung an den Stränden der Ost- und Nordsee. Zu hohe Stickstoffoxidkonzentrationen in der Luft gefährden die menschliche Gesundheit, Lachgasemissionen tragen zum Klimawandel bei. Die wichtigsten Ursachen sind die Düngung in der Landwirtschaft und die Verbrennung von Kohle, Öl oder Biomasse.

Wegen zu hohen Konzentrationen von reaktiven Stickstoffverbindungen in Luft und Gewässern verfehlt Deutschland vielfach die Vorgaben der europäischen Umweltpolitik. 27 % der Grundwasserkörper befinden sich aufgrund einer zu hohen Nitratkonzentration in schlechtem chemischen Zustand, 48 % der natürlichen und naturnahen Ökosysteme an Land sind von Eutrophierung betroffen (Zahl für das Jahr 2009) und an etwa 70 % der innerstädtischen, stark durch den Verkehr beeinflussten Messstationen wird der Langzeitgrenzwert für Stickstoffdioxid in der Luft von 40 μg/m3 überschritten. „Eine umweltpolitische Vorreiterrolle sieht anders aus“, stellt das federführende Ratsmitglied, Prof. Heidi Foth, fest. Der SRU geht davon aus, dass mindestens eine Halbierung der Stickstoffeinträge in Deutschland und der EU notwendig wäre, um nationale und internationale Qualitätsziele zu erreichen.
Um dem Thema ein angemessenes politisches Gewicht und eine deutlich höhere öffentliche Aufmerksamkeit zu verleihen, empfiehlt der SRU daher eine Stickstoffstrategie. Diese sollte von Bund und Ländern gemeinsam entwickelt werden.

Der SRU macht in seinem Gutachten über 40 Handlungsvorschläge. Aktuelle Handlungsprioritäten sind:

– Die Novelle der Düngeverordnung (DÜV), die die Ausbringung von Gülle oder Gärresten regeln soll: Sie bietet die Chance deutlich verminderter Nährstoffaufbringung. Sie verringert gleichzeitig die Nitratbelastung, die Ammoniak- und die Lachgasemissionen. Somit ist sie Gewässerschutz, Luftreinhaltepolitik und Klimaschutz in einem. Der Referentenentwurf vom Dezember 2014 würde Verbesserungen bringen, die aber noch nicht ausreichend sind. Wichtig ist vor allem: ohne scharfe Kontrollen und Sanktionen nützen die strengsten Vorgaben wenig.

– Die Einführung einer Umweltabgabe auf Stickstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft als Ergänzung zu ordnungsrechtlichen Vorgaben: Der Minderungsbedarf ist so hoch, dass ökonomische Anreize für weitere Maßnahmen verstärkt werden müssen.

– Die Weiterentwicklung der europäischen Luftreinhaltepolitik: Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die ursprünglich vorgeschlagenen strengeren Reduktionsziele für Ammoniak und Stickstoffoxide für 2030 nicht aufgegeben werden. Der SRU bewertet daher die Entscheidung der Europäischen Kommission, die Behandlung aktueller Vorschläge zu verschieben, als ökonomisch und ökologisch kurzsichtig.

Das Sondergutachten „Stickstoff: Lösungsstrategien für ein drängendes Umweltproblem“ kann unter www.umweltrat.de heruntergeladen werden.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Christian Hey, Tel.: +49 30 263696-0.

Der SRU berät die Bundesregierung seit über 40 Jahren in Fragen der Umweltpolitik. Die Zusammensetzung des Rates aus sieben Professorinnen und Professoren verschiedener Fachdisziplinen gewährleistet eine wissenschaftlich unabhängige und umfassende Begutachtung, sowohl aus naturwissenschaftlich-technischer als auch aus ökonomischer, rechtlicher und politikwissenschaftlicher Perspektive.

Der Rat besteht derzeit aus folgenden Mitgliedern:
Prof. Dr. Martin Faulstich (Vorsitzender), Technische Universität Clausthal
Prof. Dr. Karin Holm-Müller (stellv. Vorsitzende), Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Prof. Dr. Harald Bradke, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe
Prof. Dr. Christian Calliess, Freie Universität Berlin
Prof. Dr. Heidi Foth, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Prof. Dr. Manfred Niekisch, Goethe-Universität und Zoologischer Garten Frankfurt
Prof. Dr. Miranda Schreurs, Freie Universität Berlin

Weitere Informationen:
http://www.umweltrat.de

Quelle: idw

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Stickstoffeinträge in die Umwelt deutlich verringern

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

DBU begrüßt heute veröffentlichtes Sondergut-achten des SRU „Stickstoff als Umweltproblem“ und unterstützt praxisnahe Lösungen

Berlin/Osnabrück. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das heute in Berlin veröffentlichte Sondergutachten und die Forderung des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU) nach einer deutlichen Verringerung des Stickstoffstoffeintrags in die Umwelt. „Stickstoff ist für Menschen, Tiere und Pflanzen überlebenswichtig und als zentraler Baustein von Eiweiß ein wichtiger Wachstumsmotor und Bestandteil von Pflanzendünger. Doch seit Jahren gelangt besonders beim Düngen und aus der Tierhaltung gefährlich viel Stickstoff in Wasser, Luft und Böden. Laut Umweltbundesamt stammen zwei Drittel der Stickstoffemissionen aus der Landwirtschaft. Es ist zu einem der zentralen Umweltprobleme des 21. Jahrhunderts geworden“, warnt DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann. Die von der Europäischen Union vorgegebenen Grenzwerte würden in Deutschland noch längst nicht eingehalten. Bottermann: „Die DBU sieht hier seit Jahren dringenden Handlungsbedarf und fördert Dünge-, Tierhaltungs- und Fütterungsmethoden, mit denen deutlich weniger Stickstoffverbindungen in die Umwelt gelangen.“

Die Ursachen und Folgen zu hoher Stickstoffeinträge sind vielfältig. Gefährlich seien freigesetzte gesundheits- und umweltschädliche Stickstoffverbindungen wie Nitrat, Ammoniak oder Lachgas. Mit dem auf gedüngtem Ackerland versickernden Regenwasser gelange Nitrat in das Grundwasser oder durch Erosion und Oberflächenabfluss in Bäche, Flüsse und Seen. Dies führe zum beschleunigten Wachstum von stickstoffliebenden Arten, die dann konkurrenzschwächere Arten, die mit zu viel Stickstoff nicht zurechtkommen, zurückdrängten. Die Folge: Auf den landwirtschaftlich genutzten Flächen komme es zu einer Artenverarmung und die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten werde geringer. Ammoniak wiederum entweiche beim Einsatz von Düngemitteln und in der Tierhaltung gasförmig in die Atmosphäre und trage zur Versauerung von Böden und Oberflächengewässern bei. Lachgas entstehe beim Zersetzen von Gülle, Mist und Mineraldünger durch Mikroorganismen zwar nur in kleinen Mengen, trage aber durch die im Vergleich zu Kohlendioxid 300 Mal höhere Treibhauswirksamkeit zum Klimawandel bei.
Laut SRU waren 2009 fast die Hälfte der natürlichen und naturnahen Ökosysteme von Überdüngung und einem ‚Zuviel‘ an Nährstoffen betroffen. Etwa 26 Prozent des Grundwassers seien wegen eines zu hohen Nitratgehaltes in schlechtem Zustand, was die Trinkwassergewinnung erschwere. Bottermann: „Wir stimmen dem SRU zu, dass die nationalen Emissionshöchstmengen für Stickstoffoxide und Ammoniak dringend gesenkt werden müssen, um die kritischen Grenzwerte ansatzweise einhalten zu können“.

„Nur etwa 60 Prozent der gedüngten Stickstoffmengen finden sich in Deutschland später auch in den geernteten Produkten wieder, weltweit sind es noch weniger. Deshalb ist die Effizienz der Stickstoffdüngung aus Umweltschutzgründen stark verbesserungsbedürftig“, sagt Prof. Dr. Werner Wahmhoff, Abteilungsleiter für Umweltforschung und Naturschutz. Ansatzpunkte dafür sehe er insbesondere bei den Düngungsverfahren für Gülle und Mist: „Schon im Stall, aber auch beim Lagern und Ausbringen geht Stickstoff in Form von gasförmigem Ammoniak verloren. „Der heute übliche Umgang mit diesen Düngern muss grundsätzlich überdacht werden.“
„Das Ziel muss darin bestehen, die unerwünschten Stickstoffverluste auf ein Minimum zu reduzieren und die angebauten Pflanzen für Nahrungs- und Futtermittel dennoch optimal mit Nährstoffen zu versorgen, um genügend Lebensmittel für die Versorgung der Bevölkerung anbauen zu können“, betont Bottermann. Ein vollständiger Verzicht auf Stickstoff würde hingegen dazu führen, dass mehr Fläche für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln benötigt würde. Um die Emissionswerte von Stickstoff zu verringern, verfolge die DBU seit Jahren verschiedene Lösungsansätze, die einerseits auf verbesserte Düngetechnik und Lagerung von Dünger, andererseits auf eine stickstoffarme Tierhaltung abzielen, erklärt Dr. Holger N. Wurl, Referatsleiter für umweltgerechte Landnutzung und nachwachsende Rohstoffe.

Unter anderem soll bundesweit ein modellbasiertes Beratungssystem für die Stickstoffdüngung von Winterweizen etabliert werden, das an der Christian-Albrechts-Universität Kiel erarbeitet wird. Die Technische Universität München optimiere das Stickstoffmanagement im Rapsanbau mit einem Düngesystem, bei dem die Ökoeffizienz erhöht werden könne. Dabei erfassen Sensoren an den Landmaschinen berührungslos den Versorgungszustand der Pflanzen mit Stickstoff. Auch das an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg weiterentwickelte Gülle-Strip-Till-Verfahren für den Einsatz organischer und mineralischer Düngung sei sehr erfolgversprechend. Die Georg-August-Universität Göttingen und die Firma Kotte Landtechnik (Rieste) entwickeln ein System zur sogenannten Unterfußinjektion, mit dem bei der organischen Düngung von Mais bis zu 90 Prozent weniger Ammoniak in die Atmosphäre gelange. Wegweisend seien auch Konzepte zum sogenannten güllelosen Stall, dem „Stall der Zukunft“, wie Wurl erläutert: „Wir wollen Stallbaukonzepte zum Verringern von Ammoniak-Emissionen unterstützen, bei denen von Vornherein Kot und Harn getrennt werden, Gülle und folglich die damit verbundenen Stickstoffemissionen also gar nicht erst entstehen.“
Schließlich gebe es aber auch Handlungsmöglichkeiten für die Verbraucher. Die DBU greift den Hinweis des SRU auf, wonach Stickstoffüberschüsse nur dann ausreichend verringert werden können, wenn höhere Umweltanforderungen an die Landwirtschaft in Deutschland mit veränderten Konsummustern einhergehen. Bottermann: „Der gegenwärtig hohe Konsum tierischer Produkte wie Fleisch, Eier und Milch könnte gesenkt und Lebensmittelabfälle sollten verringert werden.“ Verbraucherinformation sei wichtig. Nicht nur bei der Produktion tierischer Nahrungsmittel können unerwünschte Stickstoffemissionen entstehen. Zum Beispiel verursache auch der Gemüseanbau erhebliche Stickstoffeinträge in die Umwelt.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel35866_335.html

Quelle: idw

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Tiefseetiere gesucht – Manganknollen gefunden

Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Überraschende Entdeckung während der ersten Expedition von FS SONNE

Die Biologie von Tiefseetieren und Prozesse der Plattentektonik sind eigentlich die Themen der ersten Expedition des neuen deutschen Forschungsschiffs SONNE. Eher zufällig sind die Meeresforscherinnen und Meeresforscher jetzt auf ein Vorkommen von Manganknollen gestoßen, das möglicherweise alle bisher im Atlantik bekannten Manganknollenfelder in den Schatten stellt.

Die Entdeckung begann mit einer Schrecksekunde. Während der aktuellen Expedition des Forschungsschiffs SONNE im tropischen Atlantik lassen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord regelmäßig einen sogenannten Epibenthosschlitten auf den mehrere tausend Meter tiefen Meeresgrund hinab. Das rund drei Meter lange Spezialgerät sammelt dort biologische Proben und nimmt gleichzeitig Bilder auf. Doch während eines Einsatzes Anfang der Woche schien sich der Schlitten am Meeresboden verhakt zu haben. Gespannt warteten Schiffsbesatzung und Wissenschafts-Crew darauf, ob er heil wieder an Bord kommen würde. Als der Schlitten tatsächlich wieder auf dem Arbeitsdeck der SONNE angekommen war, wich die Spannung großer Überraschung und wissenschaftlicher Entdecker-Freude: Die Sammelnetze, in denen sich am Boden lebende Tiefseeorganismen verfangen sollten, waren gefüllt mit Manganknollen. „Das hatten wir an dieser Stelle so nicht erwartet“, sagt der Fahrtleiter der Expedition, der Geologe Professor Dr. Colin Devey vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Die Erz-Knollen, die der Schlitten an die Oberfläche mitgebracht hatte, sind sehr gleichmäßig geformt und reichen von Golfball- bis Kegelkugel-Größe. Mit Wachstumsraten zwischen einem und fünf Millimetern in einer Million Jahre könnten einige der Knollen über 10 Millionen Jahre alt sein. Fotos, die der Epibenthosschlittens aufgenommen hat, ergaben, dass die Knollen in dem untersuchten Bereich dicht an dicht auf dem Boden des Atlantiks liegen. „Manganknollen finden sich zwar in allen Meeren. Aber die größten Vorkommen sind aus dem Pazifik bekannt. Knollen dieser Größe und in dieser Dichte sind aus dem Atlantik bisher nicht bekannt“, sagt Devey. Auch die Biologen an Bord, deren Geräte für den Zufallsfund gesorgt haben, äußerten sich begeistert: „Diese Entdeckung zeigt uns, wie wenig wir die Meeresböden der Tiefsee kennen und wie viel spannende Erkenntnisse noch auf uns warten“, sagt Prof. Dr. Angelika Brandt vom Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg. „An dieser Station waren nur sehr wenige Organismen in dem Netzfang mit den Manganknollen zu finden. Möglicherweise finden Lebewesen in unmittelbarer Umgebung der Knollen keine guten Lebensbedingungen vor. Anders sah der zweite Epibenthosschlittenhaul dieser Station aus, der über einer durchgehenden Mangankruste gesammelt hat, über der eine dickere Sedimentschicht lag. Hier waren im Netzbecher schon viele Organismen mit dem bloßen Auge zu sehen und wir freuen uns bereits jetzt auf die Auswertung dieser Probe.“

Manganknollen sind kugel- oder blumenkohlförmige Erzklumpen, die meist in Tiefen unterhalb von 4000 Metern auf den großen Tiefseeebenen liegen. Sie bestehen nicht nur aus dem namengebenden Mangan, sondern enthalten auch Eisen sowie begehrte Metalle wie Kupfer, Cobalt oder Zink. Deshalb sind sie seit den 1970er Jahren als eine mögliche Rohstoffquelle im Gespräch. Aufgrund der großen Wassertiefen und des damit verbundenen technischen Aufwandes sowie potenzieller Umweltschäden bei der Förderung ist ein Abbau derzeit allerdings noch nicht absehbar.

Gleichzeitig sind Manganknollen wissenschaftlich hochinteressant, weil sie als Klima- und Umweltarchiv genutzt werden können. Manganknollen wachsen ähnlich wie eine Perle schalenförmig um einen Nukleus herum und zeichnen dabei viele Informationen über die jeweils herrschenden Umweltbedingungen auf. Da die Knollen sehr langsam wachsen, ermöglichen sie mit entsprechend feinen Analysemethoden eine sehr weit in die Erdgeschichte zurück reichende Umweltrekonstruktion.

Im diesem Jahr sind mehrere Ausfahrten der SONNE zu Manganknollenfeldern im Pazifik geplant. Dabei geht es unter anderem um die Frage, welche Rolle die Manganknollen für die Ökosysteme am Meeresboden spielen und welche Umweltrisiken mit einem möglichen Abbau der Knollen verbunden wären.

„Wir setzen unser geplantes Programm fort. Aber die gewonnenen Proben werden in den Laboren an Land auf jeden Fall eingehend untersucht. Jetzt sind wir gespannt, welche Überraschungen der Atlantik noch für uns bereithält“, sagt Professor Devey.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.uni-hamburg.de Die Universität Hamburg
http://www.oceanblogs.org/so237 Expeditions-Blog der SONNE-Expedition SO237.

Quelle: idw

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Psychologe der Uni Witten/Herdecke: „Rollenspiele am Computer fördern roboterhaftes Verhalten“

Jan Vestweber Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Prof. Ulrich Weger untersuchte in einer Studie die Auswirkungen des Hineinversetzens in virtuelle Avatare auf die menschliche Urteilskraft

Rollenspiele am PC oder auf Spielkonsolen, bei denen sich Spieler in die Fußstapfen eines virtuellen, oftmals roboterartigen Wesens – eines sogenannten Avatars – begeben, führen zu erhöhtem roboterhaften Verhalten in der wirklichen Welt. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die Prof. Ulrich Weger, Leiter des Departments für Psychologie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke (UW/H), nun in der renommierten Fachzeitschrift Psychonomic Bulletin & Review veröffentlicht hat.

In den Versuchen zur Studie zeigte sich, dass Personen, die eine Weile ein virtuelles Rollenspiel spielten, anschließend eher geneigt waren, dem Urteil von Computern bei einer sozialen Einschätzungsaufgabe zu folgen, auch wenn dieses objektiv falsch war.

Für die Studie spielten Versuchspersonen ein virtuelles Rollenspiel. Probanden in der Vergleichsgruppe schauten den Spielern dagegen einfach nur über die Schulter. Anschließend mussten alle Versuchspersonen entscheiden, wie geeignet bestimmte Kandidaten für eine bestimmte Berufstätigkeit wären. Dazu wurden zwei Kandidaten kurz beschrieben, einer von beiden war dabei der nach beschriebener Motivation und Fähigkeit jeweils besser geeignete. Bevor die Versuchsteilnehmer ihre Meinung abgaben, beurteilten zwei virtuelle Assistenten die Kandidaten. In manchen Fällen waren diese Urteile – gemessen an einem Eignungswert – richtig, in anderen Fällen waren diese Urteile falsch.

„Von besonderem Interesse waren für die Studie die Fälle, in denen die virtuellen Assistenten falsche Urteile abgaben“, erläutert Prof. Weger. „In diesen Fällen zeigte sich, dass Personen, die vorab ein virtuelles Rollenspiel selbst gespielt hatten, eher geneigt waren, sozusagen blind den Einschätzungen der virtuellen Assistenten zu folgen – sie gaben dann auch ihrerseits gehäuft das falsche Urteil ab.“ Aus psychologischer Sicht sei es wenig verwunderlich, dass das Eintauchen in ein roboterhaftes Wesen auch in der realen Welt zu entsprechenden Veränderungen im menschlichen Urteils- und Erlebensvermögen führe, so Weger weiter.

Eine frühere Studie (www.uni-wh.de/universitaet/presse/presse-details/artikel/virtuelles-rollenspiel-veraendert-erleben-in-der-wirklichen-welt) hatte bereits gezeigt, dass virtuelles Rollenspiel dazu führt, dass Spieler eine verminderte Empfindlichkeit gegenüber emotionalen Informationen aufweisen – verdeutlicht an der Schmerzwahrnehmung bei sich selbst und bei anderen Menschen. Prof. Weger: „Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. Vor dem Hintergrund dieser Studien sollten wir uns fragen, was solche Spiele mit uns machen und wie wir damit umgehen wollen. Auch die längerfristigen Wirkungen sind völlig unbekannt. Wenn wir abwarten, bis wir völlige Sicherheit über die solche langfristigen Wirkungen haben, ist es für geeignete Gegenmaßnahmen sicher zu spät.“

Die komplette Studie finden Sie unter: http://link.springer.com/article/10.3758/s13423-014-0778-z/fulltext.html

Weitere Informationen:
Prof. Ulrich Weger: 02302 / 926-776 oder ulrich.weger@uni-wh.de

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1983 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.000 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Quelle: idw

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Biomasseforschungszentrum startet Auftakt für Innovationsforum Hydrothermale Prozesse

Paul Trainer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Hydrothermale Prozesse (HTP) wandeln wassereiche, biogene Reststoffe in flüssige, feste oder gasförmige Kohlenstoffträger um. Ihre weiterveredelten Produkte weisen, z. B. als Plattformchemikalie, biogener Kohlenstoff oder als Energieträger ein breites Anwendungspotenzial auf.

Das wirtschaftliche Interesse an hydrothermalen Prozessen ist groß. Für eine bio-basierte Wirtschaft können hydrothermale Prozesse, kurz HTP, eine Schlüsseltechnologie bilden. So fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen seiner Initiative „Unternehmen Region“ das Innovationsforum Hydrothermale Prozesse in einem Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2015. Ziel des vom DBFZ koordinierten Vorhabens ist der Aufbau eines Netzwerkes zukunftsorientierter Unternehmen, angewandter Forschung und zielgerichteter Investoren, um die HTP-Technologie in den Märkten zu etablieren. Das Innovationsforum richtet sich an die Ent- und Versorgungsbranche, Biomasseverarbeiter, die (biogenen) Kohlenstoff veredelnde Industrie, an Vertreter der Energiewirtschaft, Chemiebranche und aller mit ihr verbundenen Bereiche.

Im Mai dieses Jahres wird ein zweitägiges Treffen des Innovationsforums für hydrothermale Prozesse in Leipzig die bis dahin entwickelten Anwendungsfelder vorstellen und eine Plattform zum Aufbau konkreter Projektgemeinschaften bilden. Das entstehende Netzwerk soll eine wissensbasierte Basis zur wirtschaftlichen Lösung aktueller Fragestellungen bieten.

Innovationsforum Hydrothermale Prozesse -Wertschöpfung aus wasserreicher und schlammiger Biomasse
Weitere Informationen unter: www.dbfz.de/htp

Forschung für die Energie der Zukunft – DBFZ
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz zum bestehenden, vor allem aber auch zu einem zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder der Bioenergie und besonders positiv herausragende Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit.
http://www.twitter.com/dbfz_de

Weitere Informationen:
http://www.dbfz.de/htp
http://www.enertec-leipzig.de

Quelle: idw

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560 Bienenarten genetisch erfasst – Großer Erfolg im DNA-Barcoding-Projekt

Dr. Eva-Maria Natzer Öffentlichkeitsarbeit
Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns

Am 15. Januar diesen Jahres veröffentlichen die Wissenschaftler der Zoologischen Staatssammlung München, die Teil der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) ist, die Ergebnisse ihrer mehr als fünfjährigen Forschungen über die Genetik deutscher Wildbienen. Insgesamt konnten sie dabei 503 der insgesamt 571 deutschen Wildbienenarten sowie weitere 58 Arten benachbarter Länder genetisch analysieren und in einer zentralen Gendatenbank erfassen. Dies ist die weltweit erste umfassende genetische Katalogisierung eines Landes dieser für die Bestäubung von Kulturpflanzen so wichtigen Insektengruppe.

Das DNA-Barcoding-Projekt der Zoologischen Staatsammlung München feiert einen weiteren großen wissenschaftlichen Erfolg. Am 15. Januar diesen Jahres veröffentlichen die Wissenschaftler der Münchener Institution, die Teil der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) ist, die Ergebnisse ihrer mehr als fünfjährigen Forschungen über die Genetik deutscher Wildbienen. Insgesamt konnten sie dabei 503 der insgesamt 571 deutschen Wildbienenarten sowie weitere 58 Arten benachbarter Länder genetisch analysieren und in einer zentralen Gendatenbank erfassen. Dabei werteten sie mehr als 4000 Individuen aus. Dies ist die weltweit erste umfassende genetische Katalogisierung eines Landes dieser für die Bestäubung von Kulturpflanzen so wichtigen Insektengruppe.
Die Gensequenzierung erfolgte im Rahmen der Projekte „Barcoding Fauna Bavarica“ und „Barcoding Fauna Germanica“. In diesem Projekten erfassen die Münchener Forscher den Gencode aller bayerischen, beziehungsweise deutschen Tierarten in einer Online-Bibliothek und stellen ihn damit für Fachleute zur Verfügung. Das Projekt ist Teil des „international Barcode of Life“ Projektes mit Sitz in Kanada. Es verfolgt das ehrgeizige Ziel, alle Tierarten weltweit genetisch zu erfassen. „Mit diesen genetischen Daten lassen sich künftig fast alle deutschen Wildbienenarten auf einfache Weise bis zur Art bestimmen. Bisher war das nur mit Hilfe hoch spezialisierter Fachleute möglich“, bringt Christian Schmid-Egger, Projektkoordinator für die Wildbienen, die Vorteile der neuen Methode auf den Punkt.
Wildbienen spielen eine bedeutende Rolle bei der Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. Sie besitzen damit eine zentrale Rolle für die Biodiversität und sichern gleichzeitig die Erträge zahlreicher Kulturpflanzen. Vor allem im Obst- und Beerenanbau werden Wildbienen bereits gezielt gezüchtet und zur Bestäubung eingesetzt. Zudem setzen Ökologen Wildbienen vielfach beim Monitoring für Zwecke des Naturschutzes und der Landschaftsplanung ein. Ihr Einsatz wird mit genetischen Methoden künftig deutlich erleichtert. Die Bestände von vielen Wildbienenarten sind derzeit in Deutschland stark bedroht, zahlreiche Arten stehen auf der Roten Liste bedrohter Tierarten.

Doch die Münchener Forscher erzielten mit dem DNA-Barcoding auch eine Reihe höchst bemerkenswerter wissenschaftlicher Ergebnisse. „Die fast vollständige genetische Durchforstung des Artenbestandes in ganz Deutschland versetzt uns in die Lage, Arten völlig neu zu bewerten oder gar problematische Artenpaare zu identifizieren“, sagt Stefan Schmidt, Projektleiter im Barcoding-Projekt. So konnten die Wissenschaftler bei 56 Arten eine unerwartet hohe genetische Variabilität feststellen. Das könnte einen Hinweis auf neue, noch unbekannte Arten geben, die sich bisher unter den bekannten Arten versteckt hatten, erläutert der Forscher. In den kommenden Jahren ist es Aufgabe des Projektes, diesen Fällen nachzugehen und sie zu klären. Daraus werden sich noch viele spannende Nachfolgeprojekte ergeben, freut sich Schmidt.

Die aktuelle Fachpublikation erscheint in der sehr renommierten Fachzeitschrift Molecular Ecology Resources und zeigt, welch hohen Stellenwert die genetische Forschung der Münchener Insektenspezialisten in der Fachwelt inzwischen genießt. Besonders freuen sie sich darüber, dass sie Paul Hebert, Leiter des weltweiten DNA-Barcoding-Projektes aus Guelph in Kanada, als Mitautor für die Veröffentlichung gewinnen konnten.
Die Zoologische Staatssammlung beherbergt rund 25 Millionen zoologische Objekte und gehört, als Teil der SNSB, weltweit zu den größten naturkundlichen Sammlungen. Die Barcoding-Projekte der ZSM werden gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, und das Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Ansprechpartner:
Dr. Stefan Schmidt
Hymenoptera@zsm.mwn.de
Tel. 089-8107159089-8107159

Dr. Christian Schmid-Egger
christian@bembix.de
Mobil: 0173-67143870173-6714387

Weitere Informationen:
http://www.zsm.mwn.de
http://www.faunabavarica.de
http://www.snsb.de

Quelle: idw

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E-Fahrzeuge für Fellbach

Juliane Segedi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Stadtverwaltung stellt nach Analyse des Fraunhofer IAO auf E-Mobilität um

Mit acht Elektroautos im Einsatz hat die Stadtverwaltung Fellbach ihren Fahrzeugpool fast vollständig auf elektromobile Fahrzeuge umgestellt. Im Vorfeld haben Wissenschaftler des Fraunhofer IAO im Rahmen des Projekts »elektromobilisiert.de« verschiedene Szenarien zur schrittweisen Elektromobilisierung der Fuhrparkflotte simuliert und hinsichtlich der Kosten und Umweltauswirkungen bewertet.

Ist eine Umstellung auf Elektroautos für einen Fuhrpark möglich – und wenn ja, lohnt sie sich? Das fragte sich Ende 2012 die Stadtverwaltung Fellbach. Den Fahrzeugpool aus neun Fahrzeugen stellten Wissenschaftler des Fraunhofer IAO und des kooperierenden IAT der Universität Stuttgart daher auf den Prüfstand: Wie gut sind die Fahrzeuge ausgelastet? Welche Strecken legen die Mitarbeiter der Stadtverwaltung durchschnittlich zurück? Parallel zur Analyse startete ein Feldversuch mit Elektroautos. Mit Testfahrzeugen des Fraunhofer IAO sammelten die Fellbacher ihre Erfahrungen mit den E-Autos, Informationen zu den zurückgelegten Strecken ermittelte eine vom Fraunhofer IAO entwickelte Software.

98 Prozent der Fahrtstrecken sind kürzer als 100 km
Die Analysen zeigten, dass der Fahrzeugpool durch begleitende Maßnahmen im Flottenmanagement um zwei Fahrzeuge verkleinert und auf Elektroantrieb umgestellt werden kann. Denn in 98 Prozent der Fälle legten die Fahrzeuge am Tag Strecken von deutlich unter 100 Kilometern zurück. Damit können die Dienstfahrten problemlos mit Elektrofahrzeugen bewältigt werden, zumal diese in der Regel in den Nachstunden nicht gebraucht werden und somit genügend Zeit haben, um in der Rathaustiefgarage geladen zu werden. So besitzt die Stadt Fellbach die besten Voraussetzungen für eine optimale Nutzung von E-Mobilen.

Die Stadtverwaltung Fellbach hat nun sieben VW e-up! im Fahrzeugpool im Einsatz, zusätzlich wurde ein größeres E-Fahrzeug für die Botenmeisterei beschafft. Anfang 2015 soll außerdem eine erste öffentlich zugängliche Ladesäule für Elektroautos im Umfeld des Rathauses installiert werden, weitere sollen folgen. Auch wirtschaftlich profitiert die Stadtverwaltung von der Umstellung: Durch die Fuhrparkverkleinerung wurden die Fixkosten gesenkt, die verbleibenden Fahrzeuge sind gut ausgelastet und die Betriebskosten sind niedriger.

»elektromobilisiert.de« analysiert Fahrzeugflotten individuell
Unter der Marke »elektromobilisiert.de« können Behörden, Kommunen und Firmen ihre Flotten professionell hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten von Elektrofahrzeugen untersuchen lassen, einschließlich eines praktischen Fahrzeugeinsatzes mit dem institutseigenen Elektro-Testfuhrpark. Eine eigens entwickelte Software wertet die Fahrtenbücher aus und ermittelt die Elektrifizierungspotenziale des bestehenden Fahrzeugpools der Teststädte, unter Berücksichtigung der Reichweiten und Ladezeiten.
Weitere Informationen:

http://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/geschaeftsfelder/mobilitaets-und-stadtsyste…
http://www.elektromobilisiert.de

Quelle: idw

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Zitrusduft hemmt Leberkrebs: Bochumer Forscher entschlüsseln Signalweg

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Duftrezeptor in Leberkrebszellen nachgewiesen
Terpene als Hauptbestandteil ätherischer Öle können das Wachstum verschiedener Krebszellen hemmen. Wie genau sie das tun, haben Bochumer Forscher um Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt jetzt an Leberkrebszellen genau untersucht. Sie konnten die molekularen Mechanismen aufklären, die bei Anwendung von (-)-Citronellal zu einem Wachstumsstopp der Krebszellen führten und wiesen nach, dass der Duftrezeptor OR1A2 die entscheidende Schaltstelle dafür ist. Der Duftrezeptor könnte künftig als Ziel für Diagnostik und Therapie des Leberkrebses dienen. Über ihre Ergebnisse berichten die Forscher im Journal Archives of Biochemistry and Biophysics.

Ätherische Öle schützen nicht nur vor Bakterien, Viren, Pilzen
Ätherische Öle kommen in vielen Pflanzen vor und schützen sie durch ihre antibakteriellen, antiviralen und pilztötenden Eigenschaften. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass Terpene, die Hauptbestandteile der Öle, auch verschiedene Krebszellen am Wachsen hindern können, darunter Leberkrebs. Was genau dabei passiert, war aber bislang unklar.

Geruchsrezeptoren nicht nur in der Nase
Terpene können Signalprozesse in Zellen anstoßen, indem sie Duft- Rezeptoren aktivieren. Diese kommen zwar vor allem in Riechzellen der Nase vor, aber nachweislich auch in allen anderen humanen Geweben, wie zum Beispiel Haut, Prostata oder Spermien. Bei der Krebsentstehung und seinem Wachstum spielen Terpene ebenfalls eine wichtige Rolle, wobei ungeklärt ist, welche Funktion sie genau ausüben.

Terpen stößt Signalweg in der Zelle an
Um dem auf die Spur zu kommen, nutzten die Bochumer Forscher ein Zellmodell für das hepatozelluläre Karzinom, einen häufigen Lebertumor. Sie setzten die Zellen verschieden hohen Konzentrationen mehrerer Terpene aus und beobachteten ihre Reaktion. Es zeigte sich, dass zwei der insgesamt elf getesteten Terpene zu einem deutlichen Anstieg der Kalziumkonzentration in den Zellen führten: (-)-Citronellal und Citronellol. In ihren weiteren Untersuchungen konzentrierten sich die Forscher daher auf (-)-Citronellal und gingen auf die Suche nach dem Rezeptor, auf den das Terpen passen muss wie ein Schlüssel in ein Schloss. Sie konnten zeigen, dass der entscheidende Geruchsrezeptor namens OR1A2inden Leberzellen vorkommt und für die Zellreaktion verantwortlich ist. Nahm man Zellen die Möglichkeit, diesen Rezeptor herzustellen, reagierten sie nämlich nicht auf das Terpen. Es gelang den Forschern außerdem, den Signalweg nachzuvollziehen, auf dem das Terpen dazu führt, dass sich die Kalziumkonzentration im Zellinnern erhöht und damit das Zellwachstum reduziert. „Diese Ergebnisse stellen ein weiteres Beispiel für die Bedeutung der Duftrezeptoren außerhalb der Nase dar und geben Hoffnung, für die Krebstherapie neue Medikamente mit geringeren Nebenwirkungen entwickeln zu können.“

Hintergrund
Das Hepatozelluläre Karzinom ist der häufigste bösartige Primärtumor der Leber. Es ist weltweit die dritthäufigste tumorbedingte Todesursache. In Deutschland erkranken aktuellen Schätzungen zufolge jährlich ca. 8900 Menschen (6200 Männer, 2700 Frauen) neu an dieser Krebsart.

Titelaufnahme
D. Maßberg et al.: Monoterpene (-)-citronellal affects hepatocarcinoma cell signaling via an olfactory receptor. In: Arch. Biochem. Biophys. (2014), doi:10.1016/j.abb.2014.12.004

Weitere Informationen
Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt, Lehrstuhl für Zellphysiologie, Fakultät für Biologie und Biotechnologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24586, Hanns.Hatt@rub.de

Quelle: idw

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TU Berlin: Revolte der Demokratieverdrossenen

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

PEGIDA zeigt eine Verschiebung in der deutschen Protestkultur und stellt die Demokratie vor neue Herausforderungen

Am 20. Oktober 2014, einem Montag, wurde aus der Facebook-Gruppe „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (PEGIDA) ein Straßenprotest, der seit mehreren Wochen die Schlagzeilen beherrscht. Mit der Frage, wie die Demokratieverdrossenheit der Aktiven dieser Bewegung sich aus den sozialen Netzwerken heraus auf die Straße Bahn bricht und wie sich diese neue Protestkultur unabhängig von den öffentlichen Medien und Parteien in Facebook und Co. verselbstständigt, befassen sich Forscher des Zentrums Technik und Gesellschaft der TU Berlin (ZTG).

Der Soziologe Dr. Simon Teune hat untersucht, wie die Verschiebung in der deutschen Protestkultur sich entwickelt und vor welche neuen Herausforderungen das die Demokratie stellt. Er legt dabei unter anderem eine Befragung des ZTG aus dem Sommer 2014 zugrunde, die bereits bei den der PEGIDA-Bewegung vorausgehenden „Montagsmahnwachen für den Frieden“ ein tiefes Misstrauen gegenüber öffentlichen und kommerziellen Medien sowie gewählten Vertreterinnen und Vertretern der etablierten Parteien offenbarte.

Die Medien verstärken diese Mischung aus Ressentiments gegen Minderheiten und aus einer verallgemeinerten Kritik an Demokratie und Medien, so Simon Teune. Parteien, Religionsgemeinschaften und Verbände, Medien und menschenrechtsorientierte Initiativen aus der Zivilgesellschaft müssten einen Umgang mit diesen Artikulationen finden, so Teune. „Anderenfalls drohen diese Ressentiments, die Infragestellung der unteilbaren Menschenrechte und die Neigung zu einer autoritären Option zu einer dauerhaften politischen Bewegung zu werden.“

Lesen Sie mehr unter:
www.tu-berlin.de/?id=155602
Die ZTG-Studie finden Sie unter: http://tinyurl.com/occupyfrieden

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Dr. Simon Teune, Koordinator der Initiative für ein Institut für Protest- und Bewegungsforschung am Zentrum Technik und Gesellschaft, TU Berlin
Tel.: (030) 314-26009(030) 314-26009
E-Mail: teune@ztg.tu-berlin.de

Quelle: idw

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Wie der Stickstoff auf die Erde kam

Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Mineralogen der Universität Jena analysieren das chemische Erbe von Meteoriten

Es ist das Gas, das mit fast 80 Prozent den Hauptbestandteil der Luft bildet: Stickstoff. Tagtäglich atmen wir mehrere tausend Liter davon ein. Das farb- und geruchlose Gas ist jedoch nicht nur in der Atmosphäre allgegenwärtig. Auch wir selbst und alle anderen Lebewesen bestehen zu einem erheblichen Teil aus Stickstoff – ohne ihn hätte sich das Leben auf der Erde vermutlich nie entwickelt.

Dabei weist der irdische Stickstoff eine recht charakteristische chemische Signatur auf, die ihn deutlich von Stickstoffvorkommen in anderen Regionen unseres Sonnensystems unterscheidet. Wie dieser einstmals auf die Erde gelangt ist, ist bislang jedoch ungeklärt. Mineralogen der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben jetzt in zwei Meteoriten neue Hinweise entdeckt, die zur Klärung dieser Frage beitragen können. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ präsentieren sie Forschungsergebnisse, die belegen, dass der in den Mineralen der Meteoriten gespeicherte Stickstoff und der Stickstoff in der Erdatmosphäre ursprünglich aus derselben Quelle stammen müssen (DOI: 10.1038/NGEO2339).

Dazu hat das Team um Prof. Dr. Falko Langenhorst Proben der Ende der 1970er Jahre von japanischen Forschern in der Antarktis entdeckten Meteoriten „Yamato 791198″ und „Yamato 793321″ untersucht. „Überraschenderweise haben wir darin das sehr seltene Mineral Carlsbergit gefunden“, sagt Prof. Langenhorst. Dieses Mineral enthält neben Chrom auch große Mengen Stickstoff. „Seiner atomaren Signatur nach stimmt der Stickstoff aus dem Meteoritengestein mit dem der Erdatmosphäre fast exakt überein“, so der Mineraloge. Daraus lasse sich schließen, dass beide gemeinsamer Herkunft sein müssen.

Denn: Stickstoff ist nicht gleich Stickstoff. „Wie alle Elemente kommt auch Stickstoff in unterschiedlich gebauten Atomarten vor“, erläutert Dr. Dennis Harries, der Erstautor der aktuellen Studie. So liegt weit mehr als 99 Prozent des in der Natur vorkommenden Stickstoffs als sogenanntes [hoch] 14 N-Isotop vor. „Zu einem geringen Anteil ist aber auch das etwas schwerere [hoch] 15 N-Isotop zu finden.“ Wie groß dieser Anteil exakt ist, könne ein Hinweis auf den Ursprung des Stickstoffs sein. So ist bekannt, dass im Sonnenwind weit weniger dieses schwereren Stickstoffs anzutreffen ist, als in weit vom Zentrum des Sonnensystems entfernten Kometen. „In seiner Isotopen-Zusammensetzung unterscheidet sich der irdische Stickstoff sowohl von dem der Sonne als auch dem weit entfernter Kometen – stimmt aber mit dem der Meteoriten sehr gut überein“, unterstreicht Harries.

Wo sich die ursprüngliche Stickstoffquelle befand, darüber können die Forscher nur spekulieren. „Sie ist aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr vorhanden“, sagt Langenhorst. Fest stehe allerdings, dass es sich um Stickstoff in Form von reaktivem Ammoniak gehandelt haben muss. Anders hätte der Carlsbergit nicht entstehen können, da molekularer Stickstoff – wie er etwa in der Erdatmosphäre vorkommt – viel zu reaktionsträge ist. Die Forscher vermuten daher, dass ammoniakhaltiges Eis vor etwa 4,5 Milliarden Jahren zu den Zutaten des solaren Nebels gehörte, aus denen sich im Laufe der Entstehung des Sonnensystems auch die Erde und der Mutterkörper der beiden Meteoriten bildeten.

Original-Publikation:
Harries D, Hoppe P, Langenhorst F.: Reactive ammonia in the solar protoplanetary disk and the origin of Earth’s nitrogen. Nature Geoscience 2015, DOI: 10.1038/NGEO2339

Kontakt:
Prof. Dr. Falko Langenhorst, Dr. Dennis Harries
Institut für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiss-Promenade 10, 07745 Jena
Tel.: 03641 / 948710, 03641 / 948736
E-Mail: falko.langenhorst@uni-jena.de, dennis.harries@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Studie: Artenreiches Grasland wächst nach Flutkatastrophen besser als artenarmes

Annette Mihatsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig

In den kommenden 100 Jahren wird die Häufigkeit und Intensität extremer Wetterereignisse zunehmen. In Europa kann das zu weiteren Hochwasserkatastrophen ähnlich der Flut im Jahr 2013 führen. Die Folgen solch extremer Wetterereignisse für Landschaften wie zum Beispiel das Grasland haben Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Universität Leipzig, der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Technischen Universität München untersucht. Fazit: Artenreiches Grasland ist in der Lage, zusätzliche Substanzen, die durch die Flut in eine Region geschwemmt werden, in Pflanzenbiomasse umzuwandeln. Die Studie ist bei Nature Communications erschienen.

Anfang Juni 2013 war Mitteleuropa von einer Jahrhundertflut betroffen, die Schäden von weit über zwölf Milliarden Euro anrichtete. In Thüringen trat die Saale über die Ufer und überschwemmte dabei die ökologischen Freilandversuchsflächen des in der internationalen Fachwelt bekannten Jena Experiments. In den Saaleauen werden bereits seit 2002 die Auswirkungen des Artensterbens in Mahdwiesen untersucht.

Ein Team von Wissenschaftlern um Nico Eisenhauer, Professor am Forschungszentrum iDiv und der Universität Leipzig, nutzte das extreme Wetterereignis, um Hypothesen und Fragestellungen nachzugehen, die seit über 30 Jahren in der ökologischen Fachliteratur kursieren, bisher aber noch nie im Kontext starker Überflutungsereignisse überprüft werden konnten.

Die Experten fanden heraus, dass artenreiche Pflanzengemeinschaften zusätzliches Wasser und Nährstoffe effizienter nutzen konnten als artenarme Gemeinschaften. „Es zeigte sich erstmals ein Szenario, in dem erhöhte Biodiversität mit erhöhter Biomasseproduktion, aber auch mit reduzierter Stabilität einherging“, erklärt Dr. Alexandra Wright, iDiv-Wissenschaftlerin und Hauptautorin der Studie. Nico Eisenhauer führt ergänzend aus: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass artenreiche Pflanzengemeinschaften sehr variabel auf extreme Umweltereignisse reagieren können und dass Stabilität nicht unbedingt die wichtigste Eigenschaft sein muss, um die Funktionsweise eines Ökosystems zu bewerten.“

Bislang ging man davon aus, dass in artenreichen Gemeinschaften die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass darin vorkommende Individuen eine Störung tolerieren und die Auswirkungen abpuffern können. Nun stellte sich heraus, dass vor allem artenreiche Pflanzengemeinschaften flexibel auf Störungen reagierten. Das heißt, dass sie in ihrer Biomasseproduktion am stärksten von den Vorjahren abwichen.

„Die Flut traf das Jena Experiment im Juni 2013 völlig überraschend und einige Versuchsparzellen standen daraufhin für bis zu drei Wochen komplett unter Wasser“, berichtet Prof. Eisenhauer. Auch Prof. Dr. Wolfgang Weisser von der TU München und Sprecher des Jena Experiments erinnert sich an die kritische Situation: „Wir waren besorgt, dass das Experiment zerstört sein könnte aufgrund dieser starken Störung.“ Doch die Wissenschaftler machten aus der Not eine Tugend und studierten im Detail die Auswirkungen des Hochwassers. Dr. Anne Ebeling, Wissenschaftliche Koordinatorin an der Universität Jena: „Hierfür organisierten wir innerhalb kürzester Zeit viele zusätzliche Messungen und nutzten die Stärke des Jena Experiments: die Zusammenarbeit von Mitgliedern unterschiedlichster Expertise – von Pflanzenökologen, Bodenökologen, Hydrologen und Chemikern bis hin zu Zoologen.“

Das Jena Experiment ist eines der weltweit größten Biodiversitätsexperimente und das am längsten bestehende in ganz Europa. Auf dem ca. zehn Hektar großen Gelände in der Saaleaue werden seit 2002 die Zusammenhänge zwischen Pflanzendiversität und Ökosystemprozessen im Grasland untersucht. Auf 80 Versuchsflächen (á 30 Quadratmeter) studieren Wissenschaftler unterschiedliche Biodiversitätseffekte von ober- und unterirdischen Prozessen.

Publikation:
Flooding disturbances increase resource availability and productivity but reduce stability in diverse plant communities. Nature Communications (DOI: 10.1038/ncomms7092)

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Nico Eisenhauer
Deutsches Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
E-Mail: nico.eisenhauer@idiv.de
Telefon: 0341 – 97 331670341 – 97 33167

Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und widmet sich der biologischen Vielfalt auf der Erde. iDiv ist eine zentrale Einrichtung der Universität Leipzig und wird zusammen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Friedrich-Schiller-Universität Jena betrieben – sowie in Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ und weiteren außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Info: http://www.idiv.de

Quelle: idw

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Studie mit über 500 Familien in Jena: Frühzeitiger Zahnarztbesuch bester Kariesschutz

Stefan Dreising Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

Ergebnisse des deutschlandweit einzigartigen Projekts zur Prävention von Karies bei Kleinkindern in Jena
Je früher Kinder das erste Mal zum Zahnarzt gehen, desto geringer ist der Kariesbefall der Milchzähne. Dies ist das eindeutige Ergebnis des mehrjährigen Präventionsprogramms „Vorsorge vor der Sorge“ der Zahnmediziner der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde am Universitätsklinikum Jena (UKJ) und dem Erstbesuchsdienst der Stadt Jena. Das Projekt ist in dieser Kooperationsform deutschlandweit bislang einzigartig. Heute (22. Januar) wurden die Ergebnisse des Präventionsprogramms präsentiert, bei dem seit Juli 2009 512 Jenaer Familien erfolgreich dafür sensibilisiert wurden, frühzeitig auf die Mundhygiene ihrer neugeborenen Kinder zu achten.

Hauptergebnis der Studie: Zähne von teilnehmenden Kindern zeigen deutlich weniger Kariesbefall als die der Nichtteilnehmer
Vier Jahre nach dem Start des Präventionsprogramms wurde der Einfluss des Projektes auf die Mundgesundheit der teilnehmenden heute drei- bis vierjährigen Kinder analysiert. „Die Ergebnisse des Präventionsprogrammes sprechen für sich. Wir haben gezeigt, dass eine frühzeitige Aufklärung und Sensibilisierung der Eltern für eine optimale Pflege der Milchzähne und für den Zahnarztbesuch im ersten Lebensjahr der Kinder sorgen kann“, erklärt Prof. Roswitha Heinrich-Weltzien, kommissarische Leiterin der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde am UKJ. Dr. Yvonne Wagner, Projektleiterin und Zahnärztin der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde am UKJ, appelliert an alle Eltern, ausgehend vom Erfolg des Präventionsprogramms bereits im ersten Lebensjahr ihren Nachwuchs beim Zahnarzt vorzustellen und die Milchzähne ab dem Zahndurchbruch zu pflegen. „Die Studie zeigt, dass bei einem erhöhten Kariesrisiko bis zu vier Zahnarztbesuche notwendig sein können, um den Kariesbefall der Milchzähne zu verhindern“, so Wagner.

Kleinkinder müssen wie die Erwachsenen zwei Mal im Jahr zum Zahnarzt
Vielen Eltern sei nicht bewusst, dass Kleinkinder bereits vor ihrem dritten Lebensjahr das erste Mal zum Zahnarzt gehen sollten. So haben bereits bis zu 20 Prozent der unter Dreijährigen Karies. Die frühkindliche Karies, Mediziner sprechen von Early Childhood Caries (ECC), dürfe nicht unterschätzt werden. Milchzähne, die gerade durchgebrochen sind, werden von dieser Karies befallen. Im schlimmsten Fall kann dadurch in kurzer Zeit das gesamte Gebiss zerstört werden. Um die frühkindlichen Karies vorzubeugen, wurde 2009 das Präventionsprogramm „Vorsorge vor der Sorge“ initiiert. Neben der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) unterstützten auch mehrere Unternehmen dieses Projekt. „Die Zusammenarbeit zwischen dem Erstbesuchsdienst der Stadt und dem Universitätsklinikum verlief reibungslos“, bestätigt Frank Schenker, Bürgermeister für Familie und Soziales der Stadt Jena. Der Erstbesuchsdienst informiert die Eltern aller Neugeborenen in Jena kurz nach der Geburt darüber, wie sie zur gesunden Entwicklung ihrer Kinder beitragen können. „Jede Berufsgruppe, seien es die von den Kinderzahnärztinnen geschulten Hebammen, Sozialarbeiter oder Krankenschwestern des Erstbesuchsdienstes bei der umfassenden Beratung der Familien oder die Kinderzahnärztinnen am UKJ bei der zahnärztlichen Untersuchung der Kinder in der Poliklinik, hat ihren eigenen wichtigen Beitrag für den Erfolg des Präventionsprogramms geleistet“, bestätigt Schenker. Heinrich-Weltzien betont zudem die gute Zusammenarbeit mit Dr. Monika Rudisch, Zahnärztin des Kinder- und Jugendzahnärztlichen Dienstes der Stadt Jena.

Neben den kurzfristigen Erfolgen des Präventionsprogramms interessieren die Zahnärztinnen der Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde am UKJ nun vor allem auch dessen Langzeitauswirkungen. Deshalb werden 2016 alle teilnehmenden und auch die nichtteilnehmenden Familien erneut zu einer zahnärztlichen Untersuchung der Kinder in die Poliklinik eingeladen. „Mit dieser erneuten Untersuchung der Kinder können wir dann erkennen, welchen Einfluss die frühzeitigen präventiven Maßnahmen auf die Kariesentwicklung beim Wechselgebiss besitzen“, erklärt Wagner.

Kontakt
Dr. Yvonne Wagner
Poliklinik für Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde
Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 / 934803
E-Mail: Yvonne.Wagner@med.uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uniklinikum-jena.de

Quelle: idw

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Wie Dorfläden erfolgreich sein können

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Wissenschaftler des Thünen-Instituts geben Empfehlungen zur Nahversorgung in ländlichen Räumen – Broschüre richtet sich an Kommunen, Anbieter und Bürger, die Dorfläden gründen und betreiben wollen

Der Bevölkerungsrückgang und die daraus resultierende sinkende Nachfrage führen vielerorts dazu, dass Einrichtungen und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs nicht mehr rentabel betrieben werden können. Das trifft auch auf den Einzelhandel in ländlichen Räumen zu. Bundesweit hat sich die Zahl der Lebensmittelgeschäfte von 1990 bis 2000 halbiert. In Orten unter 5.000 Einwohnern, die für die großen Lebensmittelketten wenig interessant sind, fehlen häufig fußläufig erreichbare Angebote. Das trifft vor allem Menschen, die kein eigenes Auto besitzen.

Basierend auf einer Studie, in der sie Betreiber von über 100 kleinflächigen Nahversorgungs-betrieben befragten, haben Wissenschaftler des Thünen-Instituts in einer Broschüre praxisrelevante Erkenntnisse zusammengestellt, wie sich die Nahversorgung in ländlichen Räumen sichern lässt. Ob kleinflächige Filialkonzepte von Lebensmittelgroßhändlern, Multifunktionseinrichtungen, die neben Lebensmitteln auch Dienstleistungen wie Post- und Bringdienste anbieten, Bürgerläden oder Integrationsmärkte: Konzepte stationärer Nahversorgungseinrichtungen werden seit Längerem in unterschiedlichen Größen und Organisationsformen in kleinen und größeren Orten umgesetzt. Ergänzend dazu gibt es mancherorts Angebote, die die Ware zum Kunden bringen. Insbesondere mobile Versorger und Lieferdienste stehen in Konkurrenz zu den Kleinflächenkonzepten. Mit Beispielen aus der Schweiz und den Niederlanden zeigen die Wissenschaftler allerdings auf, dass die stationären und mobilen Angebote auch gut miteinander kombinierbar sind.

„Ein gut funktionierendes Konzept ist jedoch nicht auf jeden Ort übertragbar. Die individuellen örtlichen Gegebenheiten entscheiden mit darüber, ob ein Laden erfolgreich ist“, sagen Winfried Eberhardt und Dr. Patrick Küpper, wissenschaftliche Mitarbeiter am Thünen-Institut für Ländliche Räume und Autoren des Impuls-Papiers für die Praxis. Standort, Ortsgröße und die Zahl der Einwohner, die den Laden fußläufig erreichen können, aber auch die Art des Warenbezugs, die Angebots- und Sortimentsgestaltung sind wichtige Erfolgsfaktoren. Neben der Versorgungsfunktion spielt auch die soziale Funktion des Ladens als Kommunikationsort und lokaler Identifikationspunkt eine wesentliche Rolle.

Welche Organisationsform können Betreiber wählen? Sollen Zusatzleistungen angeboten werden oder eine Begegnungsstätte? Die Broschüre „Sicherung der Nahversorgung in ländlichen Räumen“ gibt Antworten auf diese und weitere Fragen. Sie richtet sich an Kommunen, Anbieter und Bürger, die Dorfläden gründen und wettbewerbsfähiger betreiben wollen, sowie an Fachleute und Entscheidungsträger, die Förderprogramme entwickeln und Rahmenbedingungen mitgestalten. Herausgeber ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Die Publikation kann auf folgender Seite heruntergeladen werden: http://www.bmub.bund.de/service/publikationen/downloads/details/artikel/sicherung-der-nahversorgung-in-laendlichen-raeumen/

Ansprechpartner:
Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig
Dipl.-Geogr. Winfried Eberhardt, Tel.: 0531 596-51610531 596-5161, E-Mail: winfried.eberhardt@ti.bund.de
Dr. Patrick Küpper, Tel.: 0531 596-52270531 596-5227, E-Mail: patrick.kuepper@ti.bund.de

Quelle: idw

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Der Parasit im Parasit – Neue Erkenntnisse zum rätselhaften Rückgang der Aalpopulation in Europa

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Wissenschaftler des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums haben eine mögliche Ursache für die Bestandsabnahme des Europäischen Aals in deutschen Gewässern gefunden. Sie entdeckten eine neue Überlebensstrategie des eingewanderten Parasiten Anguillicoloides crassus, die es dem Schädling möglich macht ausgewachsene Aale zu befallen. Als Zwischenwirt des Parasiten fungieren Schwarzmundgrundeln – die derzeit häufigste invasive Fischart in Deutschland und Europa. Die Studie ist kürzlich im renommierten Fachjournal „Parasites & Vectors“ erschienen.

Der Aal ist ein dicker Fang: Der Körperfettanteil des Edelspeisefisches kann bis zu 30 Prozent betragen. Doch auch die besten Fettreserven helfen nicht, wenn jemand mitfrisst. „Seit den 1960er Jahren beobachten wir einen dramatischen Rückgang der europäischen Aalpopulationen“, erklärt Prof. Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe Universität Frankfurt. Neben zunehmender Fischerei, Schadstoffbelastung, Habitatverlust und Fraßdruck durch Wasservögel macht besonders der Schwimmblasenwurm Anguillicoloides (syn. Anguillicola) crassus dem Aal das Leben schwer. „Dieser Parasit wurde in den 80er Jahren aus Asien nach Europa eingeschleppt – mittlerweile steht er auf der Liste der 100 schlimmsten invasiven Arten Europas“, ergänzt Klimpel.

Das Immunsystem der Europäischen Aale (Anguilla anguilla) ist nicht auf den neuen Parasiten eingestellt, der sich in der Schwimmblase der Wirte einnistet und damit deren Schwimmleistung massiv beeinträchtigt. „Durch innere Entzündungen werden die Tiere geschwächt. Während ihrer langen Reise zurück zu den Laichgründen in der Sargassosee verbrauchen sie zu viel Energie und verenden schließlich“, erklärt Klimpel.
Trotz der Entwicklung erster Antikörper durch den schlangenartigen Fisch sind die Befallsraten von Aalen mit dem Fadenwurm weiterhin hoch: Zwischen 50 und 90 Prozent der Fische sind aktuell befallen. „Wir haben uns immer gewundert, warum das so ist“, sagt der Frankfurter Parasitologe und fügt hinzu: „Anguillicoloides crassus benutzt eine Vielzahl von Zwischenwirten, wie beispielsweise Ruderfußkrebse oder kleine Fische, um in den gewünschten Endwirt – den Aal – zu gelangen. Normalerweise tötet das Immunsystem der Fisch-Zwischenwirte die Larven des Parasiten effektiv ab und eine Übertragung des Wurms auf den Aal ist damit unterbunden.“

Eher zufällig – bei einer Untersuchung der hochinvasiven und als Parasitenträger bekannten Schwarzmundgrundel (Neogobius melanostomus) – stießen die Wissenschaftler auf eine mögliche Lösung: „Als wir im Rahmen einer Studie Kratzwürmer aus einer Grundel isolierten, befreiten sich aus diesen nach einiger Zeit winzige lebende Larven des Schwimmblasenwurms“, erläutert der am Projekt mitarbeitende Wissenschaftler Sebastian Emde und ergänzt: „Um diesem Phänomen des ‚Parasiten im Parasiten‘ nachzugehen, führten wir eine Stichprobe mit 60 Grundeln aus dem Rhein durch.“ Das Ergebnis war überraschend: Insgesamt wies jede dritte Grundel mit Anguillicoloides crassus infizierte Kratzwurmzysten auf. Im Gegensatz zu anderen Fisch-Zwischenwirten trat der Parasit ausschließlich innerhalb der Kratzerwurmzysten, nicht aber in der Leibeshöhle oder der Schwimmblase der Fische auf. „Eine kluge Überlebenstaktik“, meint Klimpel und fährt fort: „So versteckt sich der Parasit vor dem Immunsystem des Wirtes und hat eine bessere Chance den erforderlichen Endwirt Aal zu erreichen.“

Diese neue Lebenszyklusstrategie der Parasiten kann auch die anhaltend hohen Befallszahlen der europäischen Aale durch Anguillicoloides crassus erklären: Die eingeschleppten Grundeln stehen auf dem Speiseplan des Aals und fungieren so für den tödlichen Parasiten als „trojanisches Pferd“.

„In folgenden Studien und Versuchen möchten wir herausarbeiten, welche immunologischen Prozesse und Wirkmechanismen für dieses Wirt-Parasiten-Gefüge verantwortlich sind und wie die Übertragung von Anguillicoloides crassus nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch in der Natur funktioniert. Ferner werden wir untersuchen, ob diese neue Vorgehensweise des Parasiten auch bei weiteren Zwischenwirten nachgewiesen werden kann“, resümiert Klimpel.

Kontakt
Prof. Dr. Sven Klimpel
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Goethe-Universität Frankfurt
Tel. 069- 7542 1895069- 7542 1895
sven.klimpel@senckenberg.de

Publikation
Emde et al.: Nematode eel parasite found inside
acanthocephalan cysts – a „Trojan horse“ strategy? Parasites & Vectors
2014 7:504

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert.
Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

Weitere Informationen:
http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&year=0&kid=2&i…
Pressemitteilung „Der Parasit im Parasit“

Quelle: idw

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Bier, Milch und Co. im Bakterien-Schnelltest

Marion Horn Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Um eine hohe Qualität ihrer Biere zu garantieren, überwachen Brauereien den Produktionsprozess sehr genau. Mit einem neuartigen Polymerpulver lassen sich die Kontrollen künftig beschleunigen und vereinfachen. Auch Getränke wie Milch, Säfte, Cola und Rotwein können Hersteller mit dem Schnell-Check prüfen.

Es schmeckt vollmundig und würzig, ist süffig und vor allem in den heißen Sommermonaten eine willkommene Erfrischung – Bier erfreut sich weltweit großer Beliebtheit. Für Brauereien ist eine gleichbleibend hohe Qualität des Getränks unabdingbar. Um diese zu gewährleisten, sind die Unternehmen bemüht, das Produkt frei von schädlichen Mikroorganismen zu halten. Denn Erreger, die im Lauf des Brauprozesses ins Bier gelangen, können den Genuss verderben. Sie sorgen nicht nur für starke Abweichungen im Geschmack und Geruch, der Gerstensaft kann auch trüb, sauer und unbekömmlich werden.

Permanente Qualitätskontrollen begleiten daher den Produktionsprozess. Doch konventionelle mikrobiologische Methoden benötigen fünf bis sieben Tage, um Getränkeschädlinge wie Bakterien und Hefen nachzuweisen. Häufig ist es dann zu spät, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Forscher am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam haben in Zusammenarbeit mit der Firma GEN-IAL aus Troisdorf ein Polymerpulver entwickelt, das diese Tests deutlich vereinfacht und den Zeitaufwand verkürzt. Das Unternehmen beliefert Brauereien mit Analyse-Hilfsmitteln für die Qualitätskontrollen.

Vom Test bis zum zuverlässigen Ergebnis dauert es zwei bis drei Tage. Der Grund: Bisher wird das Bier in einer Anlage gefiltert. Bei diesem Vorgang bleiben die Bakterien in einer Membran hängen und werden anschließend aufwändig in einem speziellen Nährmedium kultiviert, bevor man sie mikroskopisch untersuchen kann. Das neue Polymerpulver vom IAP ersetzt diesen Vorgang: Der flüssigen Probe wird das Pulver zugegeben. Dessen funktionalisierte Oberfläche bindet die Bakterien effizient. Die Erreger haften an den 100 bis 200 Mikrometer großen Pulverpartikeln. Diese lassen sich samt den Mikroben in einer eigens entwickelten Anlage leicht ablösen und direkt mit unterschiedlichen mikrobiologischen Methoden analysieren. Das zeitaufwändige Anreichern in einem Nährmedium entfällt.

Qualitätskontrolle von großen Getränkemengen möglich
Mit der neuen Methode können Lebensmittelexperten Bier und viele weitere Getränke auf den Befall von Erregern untersuchen, bei denen dies mit dem klassischen Membranfiltrationsverfahren kaum bis gar nicht möglich war. »Die Membranfiltration eignet sich nicht für die Qualitätskontrolle von Getränken wie Fruchtsäften, Milch, Cola und Rotwein. Sie enthalten so viele Fest- beziehungsweise Trübstoffe, dass der Filter schnell verstopft«, erklärt Dr. Andreas Holländer, Wissenschaftler am IAP. Auch konnten Brauereien per Membranfiltration bisher nur kleine Probenvolumen von maximal einem Liter untersuchen. Mit dem Polymerpulver sind Checks von 30 Litern und mehr möglich. »Überall dort, wo wenige Mikroben aus einer großen Menge Flüssigkeit extrahiert werden müssen, kann die neue Technik nützlich sein«, ergänzt Holländer. »Durch den Einsatz des Pulvers erhöht sich die Lebensmittelsicherheit, da die Chance, Spurenkontaminationen zu entdecken, in größeren Getränkevolumen eher gegeben ist«, sagt Dr. Jutta Schönling, Geschäftsführerin von Gen-IAL.

Auch die Anlage, mit der die Oberfläche der Pulverpartikel funktionalisiert wird, entwickelten Dr. Holländer und sein Team vom IAP. Sie wird nun von der Firma GEN-IAL für die Pilotproduktion genutzt. 2015 soll der Marktstart erfolgen, interessierte Anwender können das Pulver bereits im Frühjahr dieses Jahres kaufen.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2015/Januar/bier-milch-un…
Presseinformation und Ansprechpartnerin

Quelle: idw

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Warum sich der Sauerstoff in der Erdatmosphäre nur langsam angereichert hat

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Die Dosis macht‘s: Eisen könnte die frühen Cyanobakterien vergiftet und den Start der Evolution von sauerstoffatmenden Tieren verzögert haben

Vor drei Milliarden Jahren bestand die Erdatmosphäre zu weniger als einem Promille aus Sauerstoff. Dass es heute etwa 20 Prozent sind, verdanken wir frühen Lebewesen in den Urozeanen, die trotz ihrer Winzigkeit diese umwälzende Entwicklung herbeigeführt haben. Cyanobakterien, die es in ähnlicher Form auch heute noch gibt, haben wahrscheinlich schon vor 3,5 Milliarden Jahren mithilfe der Energie des Sonnenlichts Fotosynthese betrieben und damit einen kleinen Teil des vorhandenen Kohlendioxids der frühen Atmosphäre in organische Stoffe umgesetzt. Sauerstoff entstand dabei als Abfallprodukt. Er machte nach rund zwei Milliarden Jahren die Evolution der zahlreichen heute lebenden Tiere, die Sauerstoff benötigen, erst möglich.

Nach Einschätzung von Wissenschaftlern hätte die massenhafte Sauerstofffreisetzung durch die Cyanobakterien eigentlich sehr viel schneller ablaufen können. Die Geomikrobiologen Dr. Elizabeth Swanner und Professor Andreas Kappler und Kollegen vom Fachbereich Geowissenschaften der Universität Tübingen haben in Zusammenarbeit mit Kollegen von der University of Alberta im kanadischen Edmonton erforscht, was die frühen Bakterien an einer schnelleren Ausbreitung gehindert hat. Sie haben eine Erklärung gefunden, über die sie in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ berichten: Sie gehen davon aus, dass sich lösliches Eisen in den Urozeanen mit dem Sauerstoff schnell zu Rost umsetzte und als Nebenprodukt sogenannte Sauerstoffradikale bildete. Diese schädigen biologische Gewebe und bremsten Wachstum und Tätigkeit der sauerstoffproduzierenden Bakterien beträchtlich.

Heute ist Eisen im Meerwasser oft Mangelware. Doch in den Ozeanen der frühen Erde war es in viel größeren Mengen vorhanden. Zum einen war der Sauerstoff, der das reduzierte Eisen zu Rost ausfällt, noch nicht bis in die Tiefen des Ozeans vorgedrungen. Zum anderen enthielt der Meeresboden zu dieser Zeit reiche Eisenvorkommen, die durch hydrothermale Aktivität ins Wasser freigesetzt wurden. „In diesen Perioden fanden wir regelmäßig keine Hinweise auf Sauerstofffreisetzung mehr“, sagt Elizabeth Swanner, die Erstautorin der Studie. Gemeinsam mit ihren Kollegen überprüfte sie im Labor, ob zwischen hohen Eisenkonzentrationen und geringem Wachstum der Cyanobakterien ein Zusammenhang bestehen könnte. Tatsächlich konnte das Eisen, das auch die Cyanobakterien zum Leben benötigen, in größeren Mengen die Fotosynthese hemmen und so die Energieversorgung der Bakterien abschneiden. „Zu viel Eisen in Anwesenheit von Sauerstoff wirkte schädlich. So gesehen haben sich die frühen Cyanobakterien selbst vergiftet“, sagt Andreas Kappler.

Die neuen Ergebnisse helfen den Wissenschaftlern, die globalen Kreisläufe von Kohlenstoff und Sauerstoff in den wiederkehrenden Perioden mit hoher Eisenkonzentration zu verstehen. Sie beleuchten auch die Vorgänge, bei denen Eisen für Cyanobakterien und andere Fotosynthese treibende Organismen vom Nährstoff zum Gift wird. Außerdem haben die neu erkannten Zusammenhänge Einfluss auf die Rekonstruktion der zeitlichen Abläufe in der Entwicklung von Tieren, die große Mengen an Sauerstoff verbrauchen.

Originalpublikation:
Swanner, E.D., Mloszewska, A.M., Cirpka, O.A., Schoenberg, R., Konhauser, K.O., Kappler, A. (2015). Modulation of oxygen production in Archaean oceans by episodes of Fe(II) toxicity. Nature Geoscience, in press.

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Kappler und Elizabeth D. Swanner
Universität Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Zentrum für Angewandte Geowissenschaften (ZAG) – Geomikrobiologie
Telefon +49 7071 29-74992+49 7071 29-74992
andreas.kappler@uni-tuebingen.de und elizabeth.swanner@ifg.uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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Azubis haben erneut deutlich mehr im Portemonnaie

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Entwicklung der tariflichen Ausbildungsvergütungen 2014

Die tariflichen Ausbildungsvergütungen sind im Jahr 2014 zum dritten Mal in Folge kräftig gestiegen. 802 € brutto im Monat verdienten die Auszubildenden durchschnittlich in Westdeutschland. Das ist ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 4,6 %. Der Zuwachs fiel damit noch stärker aus als 2013 mit 4,1 %. In Ostdeutschland stiegen die tariflichen Ausbildungsvergütungen um 4,1 % auf durchschnittlich 737 € im Monat. Prozentual fiel die Erhöhung aber etwas schwächer aus als 2013 mit 5,0 %. Im Osten hat sich der Abstand zum westlichen Tarifniveau nicht verändert:

Es wurden wie im Vorjahr 92 % der westlichen Vergütungshöhe erreicht. Für das gesamte Bundesgebiet lag der tarifliche Vergütungsdurchschnitt 2014 bei 795 € pro Monat und damit um 4,5 % über dem Vorjahreswert.

Zu diesen Ergebnissen kommt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in der Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen für das Jahr 2014. Ermittelt wurden dabei die durchschnittlichen Vergütungen für 179 Berufe in West- und 156 Berufe in Ostdeutschland. In diesen Berufen werden 88 % der Auszubildenden ausgebildet. Das BIBB führt die Auswertung seit 1976 jährlich zum Stichtag 1. Oktober durch.

Zwischen den Ausbildungsberufen gab es wiederum erhebliche Unterschiede in der Vergütungshöhe. Besonders hoch lagen die tariflichen Vergütungen in den Berufen des Bauhauptgewerbes – zum Beispiel Maurer/Maurerin – in Westdeutschland: Sie betrugen durchschnittlich 1.030 € im Monat. In Ostdeutschland fielen die Vergütungen in den Berufen des Bauhauptgewerbes mit durchschnittlich 834 € niedriger aus. Sehr hohe tarifliche Vergütungsdurchschnitte wurden beispielsweise auch in den Berufen Mechatroniker/Mechatronikerin (West: 964 €, Ost: 943 €), Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen (West und Ost: 961 €) und Medientechnologe/Medientechnologin Druck (West und Ost: 933 €) erreicht.

Eher niedrig waren die tariflichen Vergütungsdurchschnitte zum Beispiel in den Berufen Friseur/Friseurin (West: 474 €, Ost: 269 €), Bäcker/Bäckerin (West und Ost: 570 €), Florist/Floristin (West: 572 €, Ost: 312 €) sowie Maler und Lackierer/Malerin und Lackiererin (West und Ost: 583 €).

Seit dem Jahr 2012 sind insbesondere aufgrund der zunehmenden Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsstellen so starke Zuwächse bei den Ausbildungsvergütungen erreicht worden wie schon lange nicht mehr. Die durchschnittlichen Steigerungsraten lagen in den letzten drei Jahren in West- und Ostdeutschland zwischen 4 % und 5 %. In Berufen mit dem größten Bewerbermangel – zum Beispiel im Lebensmittelhandwerk, der Gastronomie oder der Reinigungsbranche – ließen sich 2014 allerdings nur vereinzelt überdurchschnittliche Anhebungen der tariflichen Ausbildungsvergütungen beobachten. Dies traf zum Beispiel in Westdeutschland für die Berufe „Restaurantfachmann/-frau“ und „Koch/Köchin“ mit jeweils + 4,9 % und in Ostdeutschland für den Beruf „Gebäudereiniger/Gebäudereinigerin“ mit + 8,2 % zu.

Auch zwischen den Ausbildungsbereichen bestanden 2014 in West- und Ostdeutschland wieder deutliche Unterschiede im Vergütungsniveau. Überdurchschnittlich hohe Ausbildungsvergütungen wurden in Industrie und Handel (West: 871 €, Ost: 797 €) und im Öffentlichen Dienst (West und Ost: 860 €) erreicht. Unter dem Gesamtdurchschnitt lagen dagegen die Landwirtschaft (West: 710 €, Ost: 601 €), die Freien Berufe (West: 697 €, Ost: 699 €) und das Handwerk (West: 669 €, Ost: 572 €).

Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse sowie den Download von vier Schaubildern finden Sie im Beitrag „Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2014: Deutliche Erhöhung in West und Ost“ im Internetangebot des BIBB unter http://www.bibb.de/ausbildungsverguetungen-2014

Eine Gesamtübersicht über die für 2014 ermittelten Vergütungsdurchschnitte in den erfassten Berufen ist abrufbar unter http://www.bibb.de/ausbildungsverguetung

Quelle: idw

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Teilnehmer/innen für eine Studie zu Selbstbau-Photovoltaik-Anlagen gesucht

Jesco Heyl Kommunikation und Medien
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

Das Institut für Transportation Design (ITD) der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) führt aktuell eine Studie durch, welche die Erfahrungen und Motive von Besitzerinnen und Besitzern von „Selbstbau-Photovoltaik-Anlagen“ untersucht. Hierfür suchen die Wissenschaftler Betreiber/innen von Ergänzungs- oder Kleinbauanlagen (Preis bis ca. 10.000 €), welche nicht über das Handwerk, sondern in Eigenregie installiert wurden. Außerdem sollte die Anschaffung nicht länger als 1-2 Jahre zurückliegen oder in naher Zukunft anfallen.

Interessierte Personen sollten bereit sein, in einem ca. 45-minütigen Telefoninterview über Motive und Erfahrungen beim Kauf einer Selbstbau-Anlage zu berichten. Die Teilnahme wird mit einer kleinen Aufwandsentschädigung vergütet.

Nachdem die Photovoltaik den Ruf der neuartigen Innovation abstreifen konnte und nun als solide und bewährte Technik den Massenmarkt erobert, ändert sich auch der Vertriebsweg der Anlagen. Während vor 10 bis 15 Jahren ausschließlich Fachhändler und -installateure vereinzelt PV-Anlagen anboten, können inzwischen schon fertige PV-Bausätze und PV-Ergänzungsanlagen in Bauhäusern oder über Internethändler zu einem Bruchteil des damaligen Preises erworben werden.
Die Studie möchte die Hintergründe dieses Wandels aufklären und Vorhersagen über den Markt der Zukunft treffen.

Die Forscher der HBK Braunschweig freuen sich über eine Kontaktaufnahme per Telefon unter der Rufnummer 0531-391-90520531-391-9052 oder per E-Mail an Herrn Arne Schmid (a.schmid@hbk-bs.de).

Das ITD beschäftigt sich mit dem Übergang und der Gestaltung hin zu einer postfossilen Mobilitäts- und Energiekultur. Im Rahmen dieser Themensetzung arbeitet das interdisziplinäre Team aus Design- und Sozialwissenschaftler/innen mit verschiedenen Methoden der Zukunftsforschung, insbesondere im Bereich Elektromobilität und alternative Energien.

Weitere Informationen zum Institut sind über www.transportation-design.org oder auf der Website der HBK Braunschweig zu finden.

Weitere Informationen:
http://hbk-bs.de/service/pressestelle/presseinformationen/institut-fuer-transpor…

Quelle: idw

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Drittgrößter Salzwassereinbruch seit Beginn der meereskundlichen Messungen in der Ostseee

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Vom 13. bis 26. Dezember 2014 kam es in der Ostsee zu einem für ihr Ökosystem wichtigen, aber sehr seltenen Phänomen: Sauerstoffhaltiges Salzwasser strömte über mehrere Tage aus der Nordsee in die Ostsee ein.

Nach Auswertung der in der fraglichen Zeit gemessenen Werte steht nun fest, dass es sich um den größten Salzwasser-Einbruch der letzten 60 Jahre handelte. In der Liste aller seit Beginn der ozeanographischen Beobachtungen im Jahr 1880 erfassten Salzwassereinbrüche nimmt er mit einem Volumen von rund 198 km³ Rang 3 ein. Insgesamt gelangten auf diesem Wege ca. 4 Gigatonnen Salz in die Ostsee. Wie sich diese Wassermassen in der Ostsee weiter verbreiten und welchen Effekt sie haben werden, wird das IOW in den kommenden Monaten regelmäßig untersuchen. Da das einströmende Wasser eine sehr gute Sauerstoffsättigung zeigte, wird davon ausgegangen, dass es einen positiven Effekt auf die Sauerstoffmangel-Gebiete im Bornholm- und Gotlandbecken haben wird.

Vorausgegangen war eine Phase langanhaltender Ostwinde, die einen starken Ausstrom verursachten, sodass der Meeresspiegel deutlich fiel und der Ausstrom schwach wurde. Als dann am 5. Dezember 2014 der Wind nach Südwest, später nach West drehte, konnte das Nordseewasser einströmen. Da die Windsituation über drei Wochen hinweg unverändert blieb, konnten große Mengen an Salzwasser zuerst über den Öresund, mit leichtem zeitlichen Versatz auch durch die Belte in die Ostsee gelangen.

Dass die Warnemünder Ozeanographen rechtzeitig vor Ort waren, um während des Geschehens das Ausmaß des Einstroms zu vermessen, verdanken sie einem „Frühwarnsystem“ – den autonomen Stationen des Marinen Umweltmessnetzes MARNET des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Drei der fünf in der Ostsee postierten Geräteträger werden vom IOW betreut, darunter auch die Station „Darsser Schwelle“. Sie sitzt auf einer untermeerischen Erhebung gleichen Namens, die die Beltsee von den Ostseebecken abtrennt. Eine weitere Station ist im östlich davon gelegenen Arkona-Becken verankert. Beide Stationen sind mit Temperatur- und Salzgehaltssensoren in unterschiedlichen Wassertiefen ausgestattet. Sie messen rund um die Uhr und schicken ihre Daten per Satellit an IOW und BSH. Auf diese Art und Weise kann der Wasseraustausch zwischen Nord- und Ostsee sehr effektiv überwacht werden. Erste Signale für einen Einstrom kamen am 12. Dezember von der Station „Arkona-Becken“. Sie führten dazu, dass eine planmäßig für den 15. Dezember anberaumte Fahrt mit dem Forschungsschiff „Elisabeth Mann Borgese“ genutzt wurde, um zusätzliche Informationen über die räumliche Ausdehnung der einströmenden Wassermassen zu erhalten.

Auf der nächsten Ausfahrt der „Elisabeth Mann Borgese“, die am 12. Januar starten wird, wird die Ausbreitung des Salzwassers im Bornholmbecken untersucht. Die Ozeanographen gehen davon aus, dass mittlerweile erste Teile des eingeströmten Salzwassers den westlichen Teil des Bornholm-Beckens erreicht haben dürften.

Kontakt:
Dr. Volker Mohrholz, Sektion Physikalische Ozeanographie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 1980381 5197 198
Dr. Michael Naumann, Sektion Physikalische Ozeanographie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 2670381 5197 267
Dr. Günther Nausch, Sektion Meereschemie, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 3320381 5197 332
Dr. Barbara Hentzsch, Öffentlichkeitsarbeit, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 1020381 5197 102

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 89 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 17.200 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 8.200 WissenschaftlerInnen, davon wiederum 3.300 NachwuchswissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,5 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Bio-Plastik, das hält, was es verspricht

Birgit Niesing Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

In Verpackungen wird Bio-Plastik bisher kaum eingesetzt. Der Grund: Es schützt die Ware nicht ausreichend vor Gerüchen, Sauerstoff und Wasserdampf. Fraunhofer-Forscher entwickeln nun in einem EU-Projekt ein kompostierbares, bio- abbaubares funktionelles Material, um Bio-Kunststoffe zu beschichten. So werden neue Einsatz- möglichkeiten für umweltfreundliche Verpackungen möglich. Vom 16. bis 25. Januar präsentieren die Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse auf der Grünen Woche in Berlin.

In Deutschland werden jährlich fast drei Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen entsorgt. Nicht einmal die Hälfte davon wird wiederverwertet. Der Rest wird verbrannt oder landet in der Natur. Bis sich eine normale Plastiktüte zersetzt hat, dauert es rund 400 Jahre. Plastikflaschen brauchen 450 Jahre, Nylonnetze für den Fischfang sogar 600 Jahre. Daher wird fieberhaft nach Alternativen zu erdölbasierten Kunststoffen gesucht, die sich vollständig biologisch abbauen lassen. Die Eigenschaften heutiger Bio-Kunststoffe sind nicht ausreichend. Sie reißen schnell und sind nicht problemlos kompostierbar. Noch schwieriger wird es bei Verpackungen von Lebensmitteln: Da Barriereeigenschaften gegenüber Wasserdampf, Sauerstoff und Geruchsstoffen unzureichend sind, verderben die Inhalte schnell oder nehmen den Geschmack anderer Lebensmittel an.

Diese Schwierigkeiten gehen Forscher im europäischen Projekt »DibbioPack«, kurz für Development of Injection and blow extrusion molded BIOdegradable and multifunctional PACKages by nanotechnology an (www.dibbiopack.eu). Mitbeteiligt ist das Würzburger Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC. Das Team um Dr. Sabine Amberg-Schwab, Leiterin des Fachbereichs Funktionelle Barriereschichten am ISC, hat eine hybride Kunststoffbeschichtung auf Basis von Biopolymeren entwickelt. Diese wird auf natürlichem Wege abgebaut und darf auf den Kompost wandern. Das neuartige bioabbaubare Beschichtungsmaterial eignet sich für Behälter sowie Verpackungen, etwa Folien. Die Materialien können sogar mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet werden und zum Beispiel antibakteriell wirken. Sie eignen sich für die Verpackung von Lebensmitteln, Kosmetika und Pharmazeutika.

Kunststoff im natürlichen Kreislauf
Der Schlüssel sind am Fraunhofer ISC neu entwickelte bioabbaubare Funktionsschichten: bioORMOCER®e. Diese können wie ein Lack auf biologisch abbaubare Folien aufgetragen werden und bilden so eine funktionelle Barriere. Sie hält Sauerstoff, Wasserdampf, Aromen oder chemische Substanzen vom Inhalt fern oder lässt sie umgekehrt nicht entweichen. Wie komplex diese Aufgabe ist, zeigt sich beispielsweise bei der Verpackung von Filterkaffee: Die Folien dürfen keine Feuchtigkeit und Luft von außen an das Pulver dringen lassen; es darf aber auch kein Aroma von innen nach außen entweichen. Sonst verliert der Kaffee an Geschmack. Bislang sind diese Anforderungen mit biologisch abbaubarem Material nicht zu erfüllen. »Wir hoffen, mit unserer Beschichtung kompostierbare Folien so veredeln zu können, dass nachhaltige Verpackungen genauso funktional wie herkömmliche sind und ein Erfolg am Markt werden«, sagt Sabine Amberg-Schwab.

Den Forschern vom ISC half ein Blick in die Natur, um diese Lösung zu entwickeln: »Wir verwenden in unterschiedlichen Rezepturen Naturstoffe, die biologisch abbaubar sind und von sich aus eine gute Barrierewirkung entfalten«, erklärt Amberg-Schwab. Für die neuartigen bioORMOCER®e modifizierten die Forscher Biopolymere wie Cellulose und Chitosan chemisch so, das man sie verarbeiten kann. Gebunden werden diese Stoffe durch ein anorganisches Gerüst aus Siliciumdioxid, das wiederum selbst über gute Barriereeigenschaften verfügt. Dieses Gerüst zerfällt zwar nicht im natürlichen Abbauprozess wie alle anderen verwendeten Naturstoffe, doch bleiben beim Abbau nur kleine Reste von Siliciumdioxid, sprich Sand, übrig.

Dass die mit bioORMOCER® beschichteten Folien tatsächlich verrotten, zeigte sich bei ersten Versuchen im Testkompost des Würzburger Instituts: Bereits nach sechs Wochen war der Zerfall deutlich zu erkennen. Nun wird der Abbauprozess im Rahmen des bis März 2016 laufenden Projektes nach internationalen Normen geprüft. Im nächsten Schritt wollen die Forscher den Lack aus bioORMOCER® im Pilotmaßstab per Rolle-zu-Rolle-Verfahren auf bioabbaubare Folien aufbringen. Zudem müssen die innovativen Bio-Kunststoffe in etlichen Verpackungstests ihre Alltagstauglichkeit beweisen. Denn: »Das neue Verpackungsmaterial muss genauso gut wie das sein, das dem derzeitigen Stand der Technik entspricht«, betont Amberg-Schwab. Einen Prototyp der mit bioORMOCER® beschichteten Folie präsentieren die Forscher vom 16. bis 25. Januar auf der Fachschau nature.tec der Grünen Woche in Berlin (Halle 5.2A).

Quelle: idw

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Gegen Medikamentenmissbrauch in Fitnessstudios

Julia Uehren Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen

Forscher der Katholischen Hochschule Nordrhein Westfalen (KatHO NRW) haben ein bundesweit einmaliges Programm zur Prävention von Medikamentenmissbrauch in Fitnessstudios entwickelt. Doping, also der Missbrauch leistungssteigernder Mittel, ist im Spitzensport ein großes Thema. Doch auch viele Hobbysportler – zurückhaltend geschätzt 350.000 bis 400.000 in Deutschland – dopen sich, indem sie mit Anabolika ihre Muskelmasse vermehren und den Fettanteil im Körper verringern wollen. Eine solide empirische Basis zu derartigem Medikamentenmissbrauch fehlt in Deutschland allerdings.

Ziel des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projektes „No roids inside“ ist es, den Missbrauch von leistungssteigernden Medikamenten dort vorzubeugen, wo er zumeist erlernt wird. „Wir haben ein Programm entwickelt, bei dem wir die Sportler in den Fitnessstudios vor Ort über das so genannte „Natural Training“ informieren und die Risiken aufzeigen, die Doping mit sich bringt“, erklärt der Leiter der Studie Professor Dr. Dr. Martin Hörning. Rund 300 Freizeitsportler konnten die Wissenschaftler mit ihrem Programm bereits erreichen.

Inwieweit Ärzte und Apotheker mit der Thematik vertraut sind und welche Rolle sie bei der Prävention spielen können, haben die Wissenschaftler ebenfalls untersucht – mit ernüchterndem Ergebnis: Ärzte und Apotheker sind noch nicht ausreichend mit dem Thema Medikamentenmissbrauch in Fitnessstudios vertraut. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass viele Ärzte sogar erstaunlich wenig dafür sensibilisiert sind oder zumindest wenig Interesse zeigen. Die Apotheker in unserer Umfrage waren da deutlich interessierter“, so Hörning. Dabei haben beide Berufsgruppen eigentlich eine wichtige Rolle in der Prävention, da sie wohl die ersten sind, die aufgesucht werden, wenn Nebenwirkungen – zum Beispiel starke Akne, Stimmungsschwankungen oder Bluthochdruck – auftreten. Häufig würden diese gar nicht als Nebenwirkungen von Medikamenten erkannt sondern als eigenständige Erkrankungen fehlgedeutet, vermutet Hörning.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Dr. Martin Hörning, Tel. 05273/367768-3 oder 05251/1225-47, m.hoerning@katho-nrw.de
Thorsten Dittmar, Tel.: 05251/1225-103, t.dittmar@katho-nrw.de

Redaktion:
Julia Uehren, presse@katho-nrw.de, Tel. 0221/7757-508

Quelle: idw

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Kohlendioxidaufnahme im Ozean durch Erwärmung ausgebremst

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Meeresforscher weisen positive Klimarückkopplung nach

Der Ozean nimmt einen großen Teil des in die Atmosphäre entlassenen Kohlendioxids auf. Wie eine jetzt in der amerikanischen Fachzeitschrift Pro-ceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie zeigt, führen höhere Wassertemperaturen durch einen bisher nicht bekannten Prozess zu einem Rückgang des Kohlenstofftransports in den tiefen Ozean. Dafür analysierten Wissenschaftler vom briti-schen National Oceanography Centre, Southampton und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel Daten aus Schlüsselregionen im Atlantik.

Ohne unsere Ozeane wäre der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre erheblich höher. Ein Teil des wichtigsten Treibhausgases wird derzeit vom Ozean aufgenommen und langfristig gespeichert. Wie eine neue Studie unter Federführung britischer Forscher zeigt, könnte dies bei steigenden Wassertemperaturen weniger werden. Dadurch würde sich die Klimaerwärmung letztendlich selbst verstärken.

Ein Schlüsselfaktor für die Kohlendioxidbilanz zwischen Ozean und Atmosphäre ist das Absinken von organischen Teilchen in die Tiefen des Ozeans. Diese sogenannte biologische Kohlenstoffpumpe wird durch CO2-Aufnahme von kleinen Organismen, dem sogenannten Phytoplankton, im Oberflächenozean angetrieben. Diese sterben ab und sinken in die Tiefsee, wo sie remineralisiert werden. Die Wissenschaftler haben in ihrer Studie die Abhängigkeit dieses Prozesses von der Temperatur untersucht. „Wir haben herausgefunden, dass bei steigender Temperatur die Remineralisierung schneller von statten geht“, erläutert Prof. Dr. Eric Achterberg vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, einer der Ko-Autoren der Studie. „Dadurch wird die Eindringtiefe des organischen Materials und somit der Transfer von Kohlenstoff in den tiefen Ozean reduziert, was letztendlich die CO2-Aufnahme des Ozeans herabgesetzt“, so Achterberg weiter. Die Ergebnisse waren insofern überraschend, weil bisherige Untersuchungen in wärmeren, tropischen Ozeanen einen effizienteren Partikelfluss gezeigt hatten.

Die Forscher nutzen für ihre Untersuchungen Daten aus verschiedenen Regionen des Nordatlantiks. In vier Schlüsselregionen dienten Sedimentfallen, die in unterschiedlichen Wassertiefen Messungen des absinkenden organischen Materials durchführten, als Beobachtungsplattform. Aus der Menge und der Zusammensetzung des Materials konnten die Stoffflüsse, die Remineralisierungstiefen und die Zusammenhänge zu Wassertemperaturen abgeleitet werden.

„Dies ist zwar nur ein kleiner, aber einzigartiger Datensatz. Durch die Auswahl der Stationen von subpolaren bis in subtropische Bereiche konnten wir sehr repräsentative Rückschlüsse auf die Flüsse von organischen Material und deren Abhängigkeit von der Temperatur gewinnen“, so Achterberg. „Natürlich benötigen wir noch weitere Daten, auch aus anderen Bereichen des Weltozeans. Wir glauben aber, dass die Ergebnisse sehr robust sind.“ Die jetzt nachgewiesene Abhängigkeit von der Temperatur sei auf jeden Fall kein gutes Zeichen, so der Wissenschaftler. Wenn künftig weniger des Treibhausgases CO2 vom Ozean aufgenommen werde, verbleibe mehr in der Atmosphäre, was den Erwärmungseffekt noch verstärke, so Achterberg abschließend.

Orginalarbeit:
Marsay, C.M., R.J. Sanders, S.A. Henson, K. Pabortsava, E.P. Achterberg, and R.S. Lampitt, 2015: Attenuation of sinking particulate organic carbon flux through the mesopelagic ocean, PNAS, DOI: 10.1073/pnas.1415311112.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de – GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.noc.ac.uk – National Oceanography Centre Southampton, Großbritannien

Quelle: idw

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Steigende Temperaturen reduzieren die weltweite Weizenproduktion

Monique Luckas Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.

Neue Veröffentlichung in: Nature Climate Change
Vor dem Hintergrund des gerade mühsam erzielten Kompromisses bei der Weltklimakonferenz in Lima, der versucht die Regierungen auf Maßnahmen zur Begrenzung der weltweiten Klimaerwärmung um maximal 2°C einzuschwören, erscheint beim renommierten Wissenschaftsjournal Nature Climate Change eine alarmierende Studie zu den Auswirkungen der steigenden Temperatur auf die weltweite Weizenproduktion. Die Studie, an der 53 Wissenschaftler aus 15 Ländern mitgewirkt haben, zeigt einen deutlich negativen Effekt allein durch die steigenden Temperaturen auf die globalen Erträge von Weizen, die erhebliche Bedeutung für die Welternährung haben können.

Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung ZALF ist an der Studie mit zwei Weizenertragsmodellen beteiligt. Für die Untersuchung wurden insgesamt 30 verschiedene Modelle an weltweit erhobenen Experimentaldaten mit mittleren Temperaturen von 15-32°C während der Wachstumsperiode geeicht. Die Ergebnisse der Modelle, die für 30 Standorte auf allen Kontinenten angewandt wurden, weisen auf Ertragsverluste von durchschnittlich etwa 6% pro Grad Temperaturanstieg hin.

Dr. Dr. Kurt-Christian Kersebaum, Agrarwissenschaftler am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, über die Bedeutung der Studie: „Trotz der Unsicherheiten der Klimaszenarien und Modelle ist die Grundtendenz aus der Vielzahl der Simulationen eindeutig und belegt, dass auch bei Einhaltung des 2 Grad Ziels bereits in vielen Regionen der Welt deutlich negative Folgen für die Weizenproduktion allein durch die Temperaturerhöhung zu erwarten sind. Ein Überschreiten dieser Grenze hat auch in den heute noch kühleren Regionen auf lange Sicht negative Auswirkungen und zeigt, wie wichtig ein internationales Abkommen zur Begrenzung des Treibhauseffekts ist.“

Der Artikel „Rising temperatures reduce global wheat production“ ist am 22. Dezember 2014 in Nature Climate Change, der renommierten Fachzeitschrift zu Klimaveränderung und globaler Erwärmung, online erschienen.

Link zum Artikel: http://www.nature.com/nclimate/journal/vaop/ncurrent/full/nclimate2470.html

Weitere Informationen:
http://www.zalf.de

Quelle: idw

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Klimawandel verändert Zeitfenster für Getreideernte und erhöht den Bedarf an Mähdruschkapazität

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Wie beeinflusst der Klimawandel in unseren Breiten den Beginn der Getreideernte und die Zahl der witterungsbedingt verfügbaren Erntestunden und damit den Einsatz von Erntemaschinen? WissenschaftlerInnen des Potsdamer Leibniz-Instituts für Agrartechnik und der Humboldt-Universität zu Berlin haben dazu erstmals Ernte- und Wetterdaten aus Brandenburg der letzten 50 Jahre analysiert. Die Ergebnisse wurden heute in der renommierten Fachzeitschrift „Agricultural and Forest Meteorology“ veröffentlicht.

Die Getreideernte zählt zu den am stärksten wetterabhängigen Prozessen in der Landwirtschaft. Der Feuchtegehalt des Korns entscheidet über Einsatzzeitpunkt und -dauer von teuren Erntemaschinen und damit letztlich auch über die Kosten der Produktion.

Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf den Beginn der Ernteperiode und die witterungsbedingt verfügbaren Mähdruschstunden in Brandenburg? Dieser Frage gingen WissenschaftlerInnen des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und der Humboldt-Universität zu Berlin nach. Sie analysierten Erntezeiten für die vier Getreidearten Winterweizen, Winterroggen, Winter- und Sommergerste über den Zeitraum 1961-2013 anhand von Wetterdaten, Aufzeichnungen zum Erntebeginn, den auf Kornfeuchte beruhenden möglichen Erntestunden sowie der benötigten Maschinenkapazität für den Mähdrusch.

Die exemplarisch für Brandenburg erstellte Studie zeigt signifikante Verschiebungen der Erntezeiten – wobei sich die Trends für die vier untersuchten Getreidearten erheblich unterscheiden. Insbesondere die Produktion von Roggen und Weizen, den in Brandenburg flächenmäßig dominierenden Getreidearten, ist durch den Klimawandel betroffen. Die Ernte von Winterweizen beginnt heute im Durchschnitt 11 Tage früher, die von Sommergerste 16 Tage früher als vor 53 Jahren. Während sich die Anzahl der Stunden, in der die Kornfeuchte eine Ernte erlaubt, bei Roggen um 3%, bei Wintergerste sogar um 20% verringerten, stiegen diese bei Weizen um 9% an. Diese Ausweitung der möglichen Erntestunden bei Weizen bringt jedoch keinen Vorteil: Wegen des früheren Erntebeginns bei Weizen kommt es zu einer zeitlichen Überlappung der Weizen- und Roggenernte; zeitgleich wird mehr leistungsfähige Erntetechnik benötigt, um das reife Getreide rechtzeitig einzufahren.

In Brandenburg beansprucht Winterroggen derzeit die höchsten Mähdruschkapazitäten. Im Vergleich zu Weizen muss für die Roggenernte zwei bis dreimal so viel Schlagkraft bereitgehalten werden. Gründe sind die geringe Zahl von Stunden, wann die Kornfeuchte eine Ernte möglich macht, und die insgesamt große Roggenanbaufläche. Die Zahl möglicher Erntestunden bei Weizen ist doppelt so hoch wie bei Roggen. Weizen kann zudem über durchschnittlich drei Wochen hinweg geerntet werden, Roggen nur binnen zwei Wochen.

„Das Wissen darum, wann Getreide mit einer bestimmten Kornfeuchte geerntet werden kann, ist für die Landwirte enorm wichtig, damit sie ihren Betrieb mit der angemessenen Maschinenkapazität ausstatten können bzw. in der Lage sind, die Ernte durch Lohnunternehmer optimal zu organisieren“, betont Prof. Dr. Annette Prochnow vom Leibniz-Institut für Agrartechnik.

Wird zu wenig Mähdruschkapazität vorgehalten, dauert die Ernte zu lange und Masse- und Qualitätsverluste müssen in Kauf genommen werden. Überkapazität dagegen resultiert in hohen Maschinenkosten bei zu geringer Auslastung. Beides schlägt sich in den Produktionskosten nieder.

„Unsere Studie zeigt, dass Landwirte für sich ändernde Erntezeitfenster gerüstet sein müssen. Entweder indem sie in höhere Druschkapazität investieren oder bei höheren Kornfeuchten ernten und die hierfür erforderlichen Trocknungsanlagen verfügbar sind. Je nach Betrieb sollten die Ernte- und Konservierungskapazitäten bestmöglich aufeinander abgestimmt sein“, ergänzt Annette Prochnow.

Es ist geplant, die in der Studie angewendeten Methoden der Datenanalyse in künftigen Untersuchungen auf Regionen mit anderen klimatischen Bedingungen zu übertragen.

Literatur:
Prochnow, A. et al.: Does climate change affect period, available field time and required capacities for grain harvesting in Brandenburg, Germany? Agricultural and Forest Meteorology, 203: 43-53, 2015; doi:10.1016/j.agrformet.2014.12.011

Weitere Informationen:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0168192314003219 – zum Artikel

Quelle: idw

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Gut durch den Arbeitstag – aber wie?

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

Psychologinnen der Universität Mannheim untersuchen in einer neuen Studie, welche Strategien dabei helfen, fit und zufrieden durch den Arbeitsalltag zu kommen

Ein Schreibtisch voller To-Do-Listen, die nahende Deadline für ein wichtiges Projekt, zehn Stunden im Büro. Wer bei solch vollbepackten Arbeitstagen trotzdem fit und zufrieden in den Feierabend gehen will, braucht gute Strategien im Umgang mit sich selbst und seinen Arbeitsanforderungen. Forscherinnen der Universität Mannheim wollen mehr darüber herausfinden, wie sich Personen bei der Arbeit verhalten, um gut durch den Tag zu kommen und welche äußeren Bedingungen dabei hilfreich beziehungsweise hinderlich wirken. Ziel des Forschungsprojekts ist es, wirksame Strategien und wichtige Einflussfaktoren für das Befinden bei der Arbeit zu identifizieren.

In einer Online-Studie werden hierzu Berufstätige über fünf Werktage hinweg zu ihrem Arbeitstag befragt. Die täglichen Befragungen bieten eine gute Gelegenheit, mehr über das eigene Verhalten und Befinden bei der Arbeit zu erfahren. Teilnehmer erhalten auf Wunsch Infos und Tipps zu Erholung bei und nach der Arbeit, sowie eine Rückmeldung zu den Ergebnissen der Studie. Als Dankeschön werden nach Abschluss der Studie zwei E-Book-Reader im Wert von je rund 100 Euro verlost.

Alle Angaben werden streng vertraulich behandelt. Sie werden anonymisiert verarbeitet und dienen ausschließlich als Datengrundlage für diese Studie.

Studienteilnahme
An der Studie können interessierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Selbständige (Vollzeit) teilnehmen, die prinzipiell oder ab und zu die Möglichkeit haben, ihren Arbeitstag selbst einzuteilen. Die Studie geht über eine Arbeitswoche und umfasst einen allgemeinen Fragenbogen (15 Minuten), sowie tägliche kurze Fragebögen am Feierabend (7-15 Minuten).

Kontakt:
Christine Bosch (M.Sc. Psych.)
Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie
Universität Mannheim
Schloss
68131 Mannheim
Telefon: 0621 / 181-2167
E-Mail: christine.bosch@uni-mannheim.de

Weitere Informationen:
https://www.soscisurvey.de/arbeitstag/?q=00 – Anmeldung

Quelle: idw

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Verschwenderischem Umgang mit „Lebensquell Phosphor“ deutlich Riegel vorschieben

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

DBU und Land Rheinland-Pfalz fördern wegweisendes Projekt der Chemischen Fabrik Budenheim zum Phosphorrecycling aus Klärschlamm

Budenheim. Phosphor ist für alle Lebewesen unersetzlich, neben Stickstoff die wichtigste Grundlage für Pflanzenwachstum und Hauptbestandteil von Pflanzendünger: ein wertvoller Mineralstoff. Doch während die Weltbevölkerung stetig wächst, schwinden die Phosphatvorkommen und können zudem nur unter großen Umweltbelastungen und hohem Energieaufwand gewonnen werden. „Die Lösung heißt Kreislaufwirtschaft: Menschen und Tiere nehmen nicht nur Phosphor auf, sondern scheiden ihn auch wieder aus. Nach der Abwasserreinigung bleibt der größte Teil im Klärschlamm zurück. Von den in Deutschland jährlich anfallenden zwei Millionen Tonnen Klärschlamm-Trockenmasse, die etwa 60.000 Tonnen Phosphor enthalten, werden aber nur 45 Prozent als Dünger oder anderweitig stofflich verwendet. Der Rest wird verbrannt und der Phosphor geht verloren. Das können wir uns nicht mehr leisten“, sagt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Mit fachlicher und finanzieller Unterstützung der DBU von 390.000 Euro entwickelt die Chemische Fabrik Budenheim (Rheinland-Pfalz) ein umweltfreundliches Verfahren, das mit Kohlensäure Phosphor aus Klärschlamm zurückgewinnt.

Weltweit wurden 2012 etwa 210 Millionen Tonnen Rohphosphat zum Herstellen von Phosphor für die chemische Industrie gefördert. Der größte Anteil wird mit 82 Prozent für die Produktion von Düngemitteln verwendet. Die mineralischen Phosphorvorkommen seien jedoch eine endliche Ressource und die riesigen Tagebaue würden gravierende ökologische Schäden am Boden und bleibende ökologische Einschnitte in den Ländern verursachen. Zudem werde in den Tagebauen von Marokko, China, Jordanien oder Südafrika zunehmend mit den Schadstoffen Cadmium und Uran belastetes Rohphosphat abgebaut. Europa importiere Phosphorerze mangels eigener Vorkommen und produziere daraus Düngemittel, mit denen diese Schadstoffe in die Böden gelangten. „Auch deshalb ist ein nachhaltigerer Umgang mit der endlichen Ressource, etwa durch eine gezieltere Düngung, und deren Rückgewinnung dringend notwendig“, fordert Dr. Hans-Christian Schaefer, DBU-Referent für Biotechnologie.

Um ein Umlenken in diese Richtung anzustoßen, fördere die DBU seit zehn Jahren Phosphorrecycling. So gebe es bereits unterschiedliche Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm und aus der Asche der Klärschlammverbrennung. Doch nur wenige Verfahren gelangten bisher zur technischen Umsetzung, weil die ökologischen und ökonomischen Nachteile aufgrund der benötigten Mengen an Chemikalien und Energie zu hoch seien.
Die Laborentwicklung des neuen Verfahrens der Chemischen Fabrik Budenheim unterstützte zuvor die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz mit 416.000 Euro. „Die Förderung innovativer Ideen und kreativer Unternehmer ist eines unserer zentralen Themen“, sagt die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke. „Das aussichtsreiche Verfahren hat das Potenzial zur signifikanten Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe und zur Vermeidung von Abfällen.“ Darauf aufbauend sollen jetzt umfangreiche Versuche mit einer Pilotanlage an der Kläranlage Mainz-Mombach durchgeführt werden, um Klarheit über die Wirtschaftlichkeit und die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen des Verfahrens zu bekommen. Die neu entwickelte Versuchsanlage ist verfahrenstechnisch so kompakt und einfach aufgebaut, dass nicht nur weniger Chemikalien, sondern auch deutlich weniger Wärme, also Energie, für die Verfahrensschritte benötigt wird, sagt Franz-Peter Heidenreich, DBU-Referent für Wasserwirtschaft und Bodenschutz.

Die gewonnenen Produkte sollen dann untersucht werden, ob sie sich für die Weiterverarbeitung zu Phosphordünger eignen. Denn das recycelte Phosphat müsse bestimmte Bedingungen erfüllen, damit es für Düngemittel verwendet werden könne: „Es muss löslich sein, damit es die Pflanzenwurzeln aufnehmen können. Außerdem sollte der Gehalt an Schadstoffen wie Schwermetallen und organischen Schadstoffen die gesetzlichen Vorgaben möglichst deutlich unterschreiten, um ein Anreichern von Schadstoffen im Boden zu verhindern“, erklärt Heidenreich.
Unter erhöhtem Druck werde Kohlenstoffdioxid in das Klärschlamm-Wasser-Gemisch geleitet, wandele sich zu Kohlensäure um, bringe den pH-Wert zum Sinken und löse die im Klärschlamm enthaltenen Phosphate heraus, die nun die Form von Kristallen leichter wiedergewonnen werden könnten, erklärt Projektleiterin Eva Stössel von der Chemischen Fabrik Budenheim. „Im Prozess kann im Gegensatz zu bisherigen Verfahren auf Chemikalien wie Salz- oder Schwefelsäure und Natronlauge vollständig verzichtet werden.“ Beim sogenannten Budenheim-Verfahren sollen keine umweltschädlichen Abwasser oder Abluftströme mehr entstehen. Die nach dem Trocknen übrigbleibenden Phosphate können dann zu Düngemittel weiterverarbeitet werden. Das bei diesem Prozess entweichende Kohlendioxid werde aufgefangen und im Kreislauf erneut für den Reaktionsbehälter genutzt.

„Ziel dieses Verfahrens ist es, je nach Herkunft des kommunalen oder industriellen Klärschlamms bis zu 50 Prozent des Phosphats zurückzugewinnen“, sagt Stössel. Dieses energiesparende Kreislaufverfahren gehe „weit über den bisherigen technischen Kenntnisstand hinaus, weil der gewonnene Dünger keine organischen und anorganischen Schadstoffe und Schwermetalle mehr enthält, die im Prozess weitgehend entfernt werden und im Klärschlamm-Rückstand zurückbleiben.“ Der phosphatarme Rückstand bzw. Restschlamm soll auf seine wertvollen Inhaltsstoffe analysiert werden, um die Reststoffe ebenfalls in den Kreislauf zurückzuführen und ressourcenschonend verwenden zu können.
Außerdem könnten die Verfahrenskosten mit geschätzten 60 bis 70 Cent pro Kilogramm gewonnenem Phosphor deutlich geringer sein als bei den bisherigen Verfahren, die zwischen zwei und 25 Euro pro Kilogramm Phosphor liegen. Heidenreich: „Durch die um ein Vielfaches günstigeren Verfahrenskosten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, den Phosphordünger auch am Markt verkaufen zu können. Das Budenheimer Verfahren hat somit gegenüber den bislang bekannten Verfahren deutliche verfahrenstechnische, ökologische, energetische und damit auch ökonomische Vorteile.“

Weitere Informationen:

https://www.dbu.de/123artikel35859_335.html

Quelle: idw

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Ulmer Forscher entdecken neue Krankheit

Jörg Portius Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Ulm

Inaktives Leptin führt zu extremer Adipositas: Ärzte und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Ulm haben eine neue Krankheit beschrieben. Bei einem Kind, das im Alter von drei Jahren bereits über 40 kg wog, konnte ein biologisch inaktives Sättigungshormon als Ursache für extremes Übergewicht identifiziert werden. Dieses neue Krankheitsbild und die dazugehörigen physiologischen Zusammenhänge, die Ergebnisse der durchgeführten Experimente und der Therapieerfolg wurden in dem ranghöchsten, renommierten medizinischen Fachjournal, dem „New England Journal of Medicine“, publiziert.

„Die Entdeckung ist bahnbrechend. Sie zeigt ein Grundprinzip möglicher biologischer Störungen von Signalübertragungsmolekülen im Körper. Das mögliche Vorkommen von biologisch inaktiven Signalmolekülen wurde bislang in der Medizin weitgehend ignoriert. Der Befund hier lässt uns wach werden und nach vergleichbaren Krankheitsbildern in anderen Bereichen suchen“, so Prof. Dr. Klaus-Michael Debatin, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums und Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.

Das Hormon Leptin (griechisch leptos = schlank) wurde 1994 in genetisch adipösen Mäusen entdeckt. Es wird im Fettgewebe in Abhängigkeit von der Fettzellgröße und der Fettmasse produziert und hemmt im Gehirn die Nahrungsaufnahme. Sind die Energiespeicher gut gefüllt, wird viel Leptin produziert und der Appetit wird gezügelt, wodurch die Fettspeicher wieder leerer werden. Kann das Hormon wegen einer Veränderung im Erbgut nicht produziert werden, erhält das Gehirn kein Sättigungssignal. In der Folge wird ungebremst Nahrung aufgenommen, und es entsteht extremes Übergewicht. Auch andere Prozesse, die an den Energiehaushalt des Körpers gekoppelt sind, werden durch Leptin beeinflusst, z.B. der Zucker- und Fettstoffwechsel, die Infektabwehr, die Pubertätsentwicklung und bei Erwachsenen auch die Fruchtbarkeit.

Bislang wurden Patienten mit dieser vererbten Erkrankung durch einen Bluttest identifiziert. War Leptin in der Blutbahn nicht nachweisbar, wurde die Diagnose des Leptin-Mangels gestellt. Bei dem oben beschriebenen Kind aber wurden normale, sogar hohe Werte des Hormons gemessen. Entgegen gängiger Richtlinien wurde daraufhin das Leptin-Gen untersucht. Völlig unerwartet konnte eine Mutation festgestellt werden.
„Diese Konstellation von Befunden hat mich an andere Krankheitsbilder aus der Kinderendokrinologie erinnert, bei denen Eiweißhormone vom Körper hergestellt werden und auch im Blut messbar sind, jedoch keine Wirkung entfalten. Wir sprechen dann von so genannten bioinaktiven Hormonen“, erklärt Prof. Dr. Martin Wabitsch, Leiter der Sektion Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum, der sich schon seit vielen Jahren mit den genetischen Ursachen der Adipositas beschäftigt. Er ergänzt: „Die Information des Botenstoffs kommt am Ziel nicht an. Damit wird dem Körper ein Hormonmangel vorgetäuscht, der mit herkömmlichen Verfahren nicht messbar ist, da die gemessenen Konzentrationen im Blut normal sind.“
Die endokrinologische Forschergruppe an der Kinderklinik führte daraufhin in Kooperation mit dem Institut für Pharmakologie und Toxikologie (PD Dr. Barbara Möpps und Prof. Dr. Peter Gierschik) des Universitätsklinikums zahlreiche Experimente durch. Letztendlich konnte gezeigt werden, dass das defekte Hormon im Fettgewebe des Patienten produziert und in die Blutbahn abgegeben wird, jedoch an den Zielorganen keine Wirkung entfaltet. Frau PD Dr. Pamela Fischer-Posovszky, die Leiterin der experimentellen Arbeitsgruppe: „Das defekte Hormon kann keine Reduktion der Nahrungsaufnahme erzielen, während das normale, gesunde Hormon zu einer raschen Gewichtsabnahme führt.“

Nach Vorliegen der experimentellen Ergebnisse beschloss Professor Wabitsch, den Patienten mit biotechnologisch hergestelltem Leptin zu behandeln. Das Medikament war bislang für diese Indikation nicht zugelassen, doch die Ethikkommission des Universitätsklinikums Ulm gab grünes Licht für die Behandlung. Nach gründlicher Aufklärung und einer Einwilligung der Eltern wurde das Kind schließlich mit Metreleptin behandelt. Bereits nach wenigen Tagen war eine eindeutige Wirkung zu erkennen. Die ausgeprägte Nahrungssuche und der übermäßige Appetit verschwanden vollständig. Im Verlauf der nächsten Wochen nahm der Patient deutlich an Gewicht ab, und sein Stoffwechsel gesundete zusehends. Die Eltern sind über diesen Erfolg sehr glücklich. Seit Geburt ihres Kindes hatten sie sich Sorgen über seine Entwicklung gemacht. Verwandte und Freunde warfen ihnen vor, das Kind zu überfüttern und nicht ausreichend zu kontrollieren. „Es ist davon auszugehen, dass dies kein Einzelfall ist. Wir haben bereits weitere Patienten mit dieser Diagnose identifiziert“, so Professor Wabitsch abschließend.

Gerne vermitteln wir Ihnen Gesprächspartner. Bitte kontaktieren Sie Jörg Portius, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Universitätsklinikum Ulm, unter der Runummer 0731 – 500430430731 – 50043043

Quelle: idw

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Revolutioniert DNA-Barcoding die Gewässergüteanalyse?

Gesche Hohlstein Pressestelle Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem
Freie Universität Berlin

Ein deutsches Forschungsteam verglich die Kieselalgen in den Flüssen Oder und Lausitzer Neiße systematisch mit klassischen und modernen Bestimmungsmethoden. Die moderne Bestimmung von Kieselalgenarten anhand ihrer Erbinformation, das DNA-Barcoding, ist demzufolge fast dreimal so genau wie die sehr detaillierte morphologische Untersuchung: Während molekulargenetisch 270 Taxa (d.h. Arten und Unterarten) entdeckt wurden, konnten morphologisch nur 103 Taxa identifiziert werden. Kieselalgen werden routinemäßig als Bioindikatoren innerhalb der EU-Wasserrahmenrichtlinie zur Bestimmung der Gewässergüte untersucht.

Die Untersuchung wird entscheidende Auswirkung für die Gewässergüteanalyse in Europa haben. Die verblüffenden Ergebnisse wurden gerade online in der renommierten Zeitschrift Molecular Ecology Resources veröffentlicht und wird in einer der nächsten gedruckten Ausgaben erscheinen. Beteiligt waren Forscherinnen und Forscher des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem der Freien Universität Berlin, des Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, der Universität Köln und der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Kieselalgen: Wichtige Bioindikatoren für die Gewässergüte
Kieselalgen (Diatomeen) sind in nahezu allen Gewässertypen zu finden. Die verschiedenen Kieselalgenarten reagieren empfindlich und spezifisch auf Änderungen der Umwelt wie Verschmutzung, Nährstoffversorgung, Säure und Salzgehalt und sind daher wichtige Bioindikatoren. Kieselalgen werden routinemäßig als Bioindikatoren innerhalb der EU-Wasserrahmenrichtlinie und global zur Bestimmung der Gewässergüte untersucht. Dabei werden vorrangig substratbewohnende Kieselalgen untersucht, da sie im Gegensatz zu freischwimmenden Kieselalgen nicht durch Strömung oder andere Einwirkungen verdriftet werden was zur Verfälschung der Ergebnisse führen kann. Um die Kieselalgen eines Gewässers für eine Gewässergüteanalyse zu untersuchen, werden sie von Steinen oder anderen Untergründen abgekratzt und anschließend im Labor untersucht. Diese bodenlebenden Kieselalgen kennt fast jeder als rutschigen Schleimfilm auf Steinen.

Schwächen der bisherigen Gewässergüteanalyse
Bei aktuellen Gewässergüteanalysen werden die darin lebenden Kieselalgen nur lichtmikroskopisch untersucht, um Aussagen über die Wasserqualität zu treffen. Tatsächlich sind jedoch viele für die Bestimmung wichtige Merkmale lichtmikroskopisch nicht oder nur schwer zu erfassen. Zudem hängt die routinemäßige Bestimmung der im Wasser lebenden Kieselalgen von den taxonomischen Fähigkeiten und Augen derjenigen ab, die die Proben auswerten.

DNA-Barcoding: Die konkurrenzfähige neue Methode
Die Bestimmung von Kieselalgenarten anhand ihrer Erbinformation, das DNA-Barcoding, ist sehr viel objektiver und feiner als die herkömmliche lichtmikroskopische Untersuchung. Langfristig wird im DNA-Barcoding die neue Methode zur Gewässergüteanalyse gesehen. Aktuell ist das DNA-Barcoding noch teurer und zeitaufwändiger als die klassische Untersuchungsmethode. Wird das Verfahren jedoch automatisiert, lassen sich Zeit und Kosten deutlich reduzieren. Langfristig könnte DNA-Barcoding die Gewässergüteanalyse somit revolutionieren. Wichtige Vorbedingung für erfolgreiches DNA-Barcoding ist die Erarbeitung einer Referenz-Datenbank der DNA -Sequenzen aller Kieselalgen eines Gewässersystems, da nur mit diesem die analysierten DNA -Sequenzen im Vergleich zugeordnet werden können.

Die Untersuchung an der Oder und Lausitzer Neiße ist ein Modellfall und auf andere Gewässer in Mitteleuropa übertragbar. Die Kieselalgen von sieben Standorten der beiden Flüsse wurden untersucht. Die molekulargenetische Untersuchung zeigte insgesamt 28.000 DNA -Sequenzen von Kieselalgen, die 270 Taxa (Arten und Unterarten) zugeordnet werden konnten. Der Vergleich erfolgte mithilfe einer Referenz-Datenbank mit Daten aus eigener Forschung und Daten anderer WissenschaftlerInnen. Interessant ist, dass etwa 70 Prozent der DNA -Sequenzen bis auf die Art genau bestimmt werden konnten, etwa 30 Prozent jedoch nur bis zur Gattung, entweder weil die Art noch unbekannt und neu ist oder weil sie bisher in der Referenzdatenbank nicht vorhanden ist. Das ist umso erstaunlicher, da die Norddeutsche Tiefebene eines der am besten untersuchten Gebiete der Erde ist in Bezug auf Kieselalgen. Die WissenschaftlerInnen konnten zeigen, dass selbst hier noch vieles unerforscht ist und von der angewendeten Methodik abhängt.

Kieselalgen sind die Lunge und Nahrung der Erde
Kieselalgen sind einzellige Algen von meist nur einem Zwanzigstel Millimeter Durchmesser, für deren Beobachtung ein leistungsstarkes Mikroskop erforderlich ist. Sie leben in großer Zahl in Seen, Flüssen und Meeren und besiedeln selbst kleinste feuchte Lebensräume wie Baumrinden und Erde. Die Zahl der Diatomeenarten wird auf mehrere 100.000 geschätzt, wobei gegenwärtig erst 30.000 Kieselalgenarten beschrieben sind. Trotz ihrer geringen Größe kommt Kieselalgen eine herausragende ökologische Bedeutung zu. Der dank ihrer Photosyntheseaktivität freigesetzte Sauerstoff macht etwa 25 % der weltweiten Sauerstoffproduktion aus. Sie leisten 25 % der Kohlendioxid-Fixierung der Erde, stehen am Anfang der Nahrungskette und tragen bis zu 25-45 % zur globalen Primärproduktion bei.

Charakteristische Kieselschale
Charakteristisch für den Aufbau der Diatomeen sind ihre gläsernen Schalen aus Kieselsäure, weswegen sie auch Kieselalgen genannt werden. Die Schalen umgeben die Zelle schützend, sind sehr vielfältig gestaltet und symmetrisch durchbrochen. Die Form der strukturierten Schalen ist artspezifisch und wurde schon früh in der Naturwissenschaft systematisch erfasst.

Publikation des Artikels:
Zimmermann, J., Glöckner, G., Jahn, R., Enke, N. und Gemeinholzer, B. (2014), Metabarcoding vs. morphological identification to assess diatom diversity in environmental studies. Molecular Ecology Resources.
doi: 10.1111/1755-0998.12336
Online http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1755-0998.12336/abstract

Weitere Informationen geben Ihnen gern:

Dr. Regine Jahn, Leiterin der Forschungsgruppe Diatomeen,
Freie Universität Berlin, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem,
Telefon: 030 / 838-50142030 / 838-50142, E-Mail: r.jahn@bgbm.org

Jonas Zimmermann, Forschungsgruppe Diatomeen,
Freie Universität Berlin, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem
und Systematische Botanik, Justus-Liebig-Universität Gießen,
Telefon: 030 / 838-50144030 / 838-50144, E-Mail: j.zimmermann@bgbm.org

Weitere Informationen:
http://www.bgbm.org/de/presse/pressefotos#Kieselalgen_Oder – Pressefotos
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1755-0998.12336/abstract – Artikel

Quelle: idw

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Ich weiß genau, dass du während der Arbeit chattest!

Blandina Mangelkramer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

FAU-Informatiker machen auf Gefahr für Privatsphäre durch WhatsApp aufmerksam

Es ist ein allgegenwärtiger Anblick in Bus, Bahn, Fußgängerzone oder im Café: Menschen richten ihren Blick alle paar Minuten konzentriert auf ihr Smartphone, tippen und erhalten kurz darauf die Antwort. Der Instant-Messaging-Dienst WhatsApp hat weltweit um die 600 Millionen Mitglieder, ist fest in den Alltag integriert und wird auf Smartphones weitaus häufiger genutzt als die Telefonfunktion, aber wie steht es um die Sicherheit der Privatsphäre der Nutzer? Der Lehrstuhl für Informatik 1 (Sicherheitsinfrastruktur) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat genau das untersucht – mit beunruhigenden Ergebnissen.

Wenn ein Nutzer WhatsApp öffnet, wird er im Netzwerk automatisch als „online“ angezeigt, schließt er sie, wird sein Status auf „offline“ gesetzt. Diese Funktion ist im Programm inhärent, das heißt der Nutzer hat keine Möglichkeit diese abzustellen. Hinzu kommt, dass der Online-Status eines Nutzers für jeden einsehbar ist, der dessen Rufnummer kennt. Eine Autorisierung durch den Nutzer ist dafür nicht nötig, sodass er ohne weiteres durch Dritte ausgespäht werden kann. Forscher des Lehrstuhls für Informatik 1 haben 1000 zufällig ausgewählte Nutzer aus aller Welt neun Monate lang rund um die Uhr beobachtet, um herauszufinden, welche Informationen sich über den Online-Status ablesen lassen und, ob WhatsApp dagegen vorgeht, dass ihre Nutzer ausgespäht werden.

Hierzu entwickelte die Forschergruppe ein spezielles Programm, das durchgehend im Netzwerk online ist und die Online-Stände der Nutzer protokolliert. Aus den Daten lässt sich beispielsweise erkennen, dass Nutzer sich im Durchschnitt 23 Mal am Tag einwählen und insgesamt 35 Minuten mit dem Schreiben und Lesen von Nachrichten verbringen. Deutsche Nutzer liegen hier knapp über dem Durchschnitt, sie öffnen die App 26 Mal am Tag und nutzen sie im Schnitt knapp 41 Minuten täglich – besonders häufig im Zeitfenster zwischen 13 Uhr und 21 Uhr.

Argloser Umgang mit Nutzerdaten
„Wenn über einen längeren Zeitraum beobachtet werden kann, wann ein Nutzer die App nutzt, lassen sich aus den gewonnenen Daten viele empfindliche Informationen über seine Lebensgewohnheiten rekonstruieren, z.B. wann geht er zu Bett, wann steht er auf, war er am Wochenende länger unterwegs, wie oft nutzt er WhatsApp während der Arbeitszeit,“ erklärt Andreas Kurtz vom Lehrstuhl für Informatik 1. Außerdem können Dritte so jederzeit einsehen, wann der Nutzer erreichbar ist. Angesichts dieser Gefährdung der Privatsphäre ist es erschreckend, dass WhatsApp bisher offenbar wenig unternommen haben, diese Problematik zu lösen und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen zu treffen. „Da unser Programm selbst keine Nachrichten verschickt, Kontakt zu vielen Nutzern gleichzeitig hat und rund um die Uhr mit dem Netzwerk verbunden ist, müsste es stark vom üblichen Nutzungsverhalten abweichen und seitens WhatsApp leicht zu erkennen und zu unterbinden sein.“, sagt Kurtz, allerdings sei nichts dergleichen geschehen. „Durch das Projekt möchten wir insbesondere dafür sensibilisieren, wie arglos WhatsApp mit den Daten zum Online-Zustand umgeht.“

Die Ergebnisse des Projektes und das Ausmaß der Informationen, die sich aus den gesammelten Daten ziehen lassen, sind auf www.onlinestatusmonitor.com einzusehen. Selbstverständlich sind sämtliche protokollierten Daten komplett anonymisiert und auch exakte Online-Zeitpunkte der Nutzer werden nicht veröffentlicht. Die Daten, die von den Forschern anonym von den WhatsApp-Servern abgefragt werden konnten werden lediglich in aggregierter Form veröffentlicht.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Felix Freiling
Andreas Kurtz
Tel.: 09131/ 86 69900
andreas.kurtz@cs.fau.de

Weitere Informationen:
http://www.onlinestatusmonitor.com

Quelle: idw

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Projekt der Universität in Landau zur Verbesserung der Wasserqualität für GreenTec Awards nominiert

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Die Arbeitsgruppe „Organische und Ökologische Chemie“ der Universität Koblenz-Landau hat mit dem Projekt „Wasser 3.0-StressFix“ die Top Ten in der Kategorie „Wasser und Abwasser“ der GreenTec Awards 2015 erreicht, Europas größtem Umwelt- und Wirtschaftspreis.

Das Projektteam um Juniorprofessorin Dr. Katrin Schuhen arbeitet seit zweieinhalb Jahren an neuen Materialien für die Verbesserung der Wasserqualität. Das nachhaltige Entfernen von organischen und anorganischen toxischen Verunreinigungen aus dem Wasser steht im Mittelpunkt des Projekts Wasser 3.0-StressFix. Durch den Einsatz von innovativen Hybridmaterialien lassen sich die unerwünschten Spurenstoffe bereits kurz nach Eintritt in den Wasserkreislauf oder alternativ als Endreinigungsstufe in der Kläranlage fixieren. Das Material erweist sich als multifunktional hinsichtlich der Reaktion gegenüber toxischen Spurenstoffcocktails und kann so die Wasserqualität verbessern. Die Herstellung und der Einsatz des Materials sind unkompliziert und wirtschaftlich.

Bedenkliche Substanzen in Gewässern nehmen zu
Durch die Weiterentwicklung der Umweltanalytik lassen sich seit Anfang der 1990er Jahre in fast allen Oberflächengewässern, im Grundwasser, im Abwässern und auch im Trinkwasser Arzneimittelrückstände nachweisen. Dadurch ist die Aufmerksamkeit für das Thema der pharmazeutischen Rückstände in Gewässern stark gestiegen. Da Arzneimittelrückstände in der aquatischen Umwelt auch in geringen Konzentrationen ein Risiko für die Umwelt und den Menschen darstellen, wurde in den vergangenen Jahren vermehrt an Möglichkeiten geforscht, um Einträge in Gewässer zu verhindern oder diese effektiv zu entfernen.

Für GreenTec Awards nominiert
Die GreenTec Awards ehren jedes Jahr innovative Produkte und Projekte, die den Weg in eine umweltbewusste Zukunft weisen. Das Projekt „Wasser 3.0-StressFix“ hat es nun unter die Top Ten in der Kategorie „Wasser und Abwasser“ geschafft. Bis zum 11. Januar 2015 kann jeder seinen persönlichen Favoriten im Wettbewerb um den GreenTec Award unter www.greentec-awards.com wählen. Über das Online-Voting erreicht das Projekt mit den meisten Stimmen direkt die Runde der Top 3. Die weiteren Plätze werden durch eine Jury vergeben. Im Anschluss bestimmt die Jury aus den Top 3 den Gewinner. Die GreenTec Awards werden im Mai 2015 in Berlin verliehen.

Kontakt:
Institut für Umweltwissenschaften Landau
AG Organische und Ökologische Chemie
Jun.-Prof. Dr. Katrin Schuhen
E-Mail: schuhen@uni-landau.de

Quelle: idw

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Intelligente Fassaden, die Strom, Wärme und Algen erzeugen

Claudia Hilbert Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Materialforscher der Universität Jena koordiniert neues EU-Projekt zu intelligenten Fassaden

Fenster, die auf Knopfdruck ihre Lichtdurchlässigkeit ändern, Fassaden, deren Farbe sich je nach Sonneneinstrahlung steuern lässt, Fassaden- oder Fensterbauteile, in denen transparente photovoltaische Module integriert sind oder Mikroalgen gezüchtet werden, um mit eigenem Biokraftstoff das Haus zu heizen: So oder so ähnlich könnten die Gebäude der Zukunft aussehen. „Viele dieser Ideen sind heute sicher denkbar, vor allem im Bereich der intelligenten Gebäudefassaden, die selbstständig auf ihre Umwelt reagieren und so die Energieeffizienz von Gebäuden verbessern“, sagt Prof. Dr.-Ing. Lothar Wondraczek von der Friedrich-Schiller-Universität. „Doch nur wenige sind derzeit realisiert, da es an entsprechenden Materialien und Herstellungsprozessen fehlt“, so der Lehrstuhlinhaber für Glaschemie.

Dass sich das ändert, ist das Ziel eines neuen internationalen Forschungsvorhabens, das von dem Jenaer Materialforscher Lothar Wondraczek koordiniert wird. Die Wissenschaftler wollen im Projekt „Large-Area Fluidic Windows – LaWin“ funktionale Fassaden, Fassaden- und Fensterbauteile sowie entsprechende Herstellungsverfahren entwickeln und zur Marktreife bringen. „Das erfordert ein enges Zusammenspiel von Architekten, Materialforschern und Ingenieuren. Deshalb ist auch das Konsortium entsprechend interdisziplinär aufgestellt“, betont Wondraczek. Insgesamt 14 Partner sind an „LaWin“ beteiligt: Neben der Universität Jena sind das die Uni Weimar, die Berliner Beuth Hochschule für Technik sowie Industrieunternehmen aus Deutschland, Österreich, Belgien und der Tschechischen Republik. Die Europäische Kommission fördert das Vorhaben in den kommenden drei Jahren mit sechs Millionen Euro im europäischen Rahmenprogramm Horizon 2020. Hinzu kommen 2,1 Millionen Euro der beteiligten Industrieunternehmen.

In Jena ist das Projekt am Zentrum für Energie und Umweltchemie (CEEC) angesiedelt. Konkret arbeiten Prof. Wondraczek und sein Team an neuartigen Glasmodulen für Gebäudefassaden, die aus zwei miteinander verbundenen Glasschichten bestehen: einer Schicht mit einem sehr dünnen und hochfesten Deckglas und einer Schicht mit einem strukturierten Glas. „Dieses strukturierte Glas enthält Mikrokanäle, durch die eine funktionale Flüssigkeit zirkuliert, welche es beispielsweise ermöglicht, den Lichteinfall automatisch anzupassen oder die Außenwärme zu speichern, um dann mithilfe einer Wärmepumpe Strom zu erzeugen“, erklärt Wondraczek. Die Wissenschaftler werden detaillierte Tests solcher Fassaden- und Fenstermodule durchführen, um die Materialien und ihr Zusammenspiel optimieren zu können.

Doch LaWin geht noch einen Schritt weiter – nämlich aus dem Labor heraus: So planen die Wissenschaftler – basierend auf den Ergebnissen der Laboruntersuchungen – die innovativen Fassaden an ausgewählten Referenzgebäuden anzubringen und damit auch unter „echten“ Bedingungen zu testen. „Die Großflächigkeit ist die Herausforderung“, betont Wondraczek. Denn bisher gebe es noch kein Verfahren zur Herstellung von derartigen großflächigen Gläsern mit integrierten Mikrostrukturen. Zudem müssen die neuen Glasfassaden sich in herkömmliche Fenster- und Fassadensysteme integrieren lassen und letztlich auch rentabel sein, so Wondraczek.

Immerhin ein Drittel aller Treibhausgasemissionen in der Europäischen Union und 40 Prozent des Energieverbrauchs sind auf das Heizen, Kühlen, Lüften und Beleuchten von Gebäuden zurückzuführen. Um den Ausstoß von Kohlendioxid erheblich zu reduzieren und die Klimaziele zu erreichen, sind für Lothar Wondraczek Investitionen in energieeffiziente Gebäude einer der wichtigsten Hebel. „Denn Energie sparen und effizient nutzen ist immer besser, als diese zu erzeugen, egal mit welcher Methode“, betont der Jenaer Materialforscher.

Das Themenfeld „energieeffiziente Gebäude“ ist daher eines von acht strategischen Schlüsselfeldern, auf denen die europäische Kommission in ihrer Public-Private-Partnership (PPP)-Initiative besondere Chancen für eine nachhaltige Stärkung der europäischen Innovations- und Industrieführerschaft im globalen Wettbewerb sieht.

Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Lothar Wondraczek
Otto-Schott-Institut für Materialforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fraunhoferstr. 6, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948504
E-Mail: lothar.wondraczek@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Alzheimer-Frühdiagnose durch Blutentnahme: Leipziger Forschergruppe entwickelt neues Testverfahren

Dr. Christian Leibinnes Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Eine frühe Diagnose der Alzheimer-Krankheit bringt viele Vorteile: Die Behandlung kann frühzeitig beginnen und damit Lebensqualität erhalten. Außerdem können Menschen, die in einem frühen Stadium diagnostiziert wurden, wichtige Dinge noch alleine regeln und für die Zukunft vorsorgen. Bislang ist eine Frühdiagnose mit den derzeit verfügbaren diagnostischen Verfahren aufwändig und führt nicht immer zu einem eindeutigen Ergebnis. Privatdozent Dr. Max Holzer vom Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung der Universität Leipzig möchte dies ändern. Mit seiner Forschungsgruppe entwickelt er einen Bluttest, der eine einfache und sichere Frühdiagnose ermöglichen soll.

Unterstützt wird Max Holzer mit 79.770 Euro von der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI). Sein Projekt ist eines von sieben innovativen Alzheimer-Forschungsvorhaben an deutschen Universitäten, welche die AFI ab sofort mit insgesamt 464.220 Euro bis 2016 fördert.

Die Leipziger Forscher arbeiten an einem Bluttest, der auf der Stimulierbarkeit von Lymphozyten beruht und leicht auszuwerten ist. Bei Menschen mit Alzheimer in fortgeschrittenem Stadium erreichte der Test eine sehr hohe diagnostische Aussagekraft. Jetzt wollen die Forscher an 100 Probanden testen, ob das Verfahren auch bei Menschen mit Alzheimer im Frühstadium eine vergleichbar hohe diagnostische Sicherheit erzielt.

„Mit diesen Untersuchungen soll ein diagnostisches Werkzeug zur Frühdiagnose der Alzheimer-Erkrankung geschaffen und damit die Möglichkeiten einer frühzeitig einsetzenden Behandlung der Patienten verbessert werden“, sagt Max Holzer, der nach 2006 bereits zum zweiten Mal von der AFI unterstützt wird.

Die AFI ist der größte private Förderer öffentlicher Alzheimer-Forschung in Deutschland. Seit ihrer Gründung 1995 hat die AFI insgesamt 155 Wissenschaftler mit rund 7 Millionen Euro unterstützt. Die förderungswürdigen Projekte wurden vom Wissenschaftlichen Beirat der AFI unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Walter E. Müller, Goethe-Universität Frankfurt, zusammen mit den Beiräten der Schwesterorganisationen in den Niederlanden und Frankreich ausgewählt.

Alle aktuellen Forschungsprojekte im Überblick:
Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. unterstützt ab sofort sieben Alzheimer-Forschungsprojekte an deutschen Universitäten. Gefördert werden Projekte in den Bereichen Grundlagen-, Ursachen-, Diagnose-, Präventions- und Wirkstoffforschung an den Universitätsstandorten Bonn, Frankfurt, Göttingen, Heidelberg, Leipzig, Münster und Tübingen. Beschreibungen zu allen Projekten finden Sie auf unserer Webseite:
http://www.alzheimer-forschung.de/forschung/index.htm?showyear=2014

Über die Alzheimer Forschung Initiative e.V.
Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein. Seit 1995 fördert die AFI mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscher und stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Botschafterin der AFI ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel. Bis heute konnte die AFI 155 Wissenschaftler mit rund 7 Millionen Euro unterstützen. Darüber hinaus wurden über 700.000 Ratgeber und Broschüren abgegeben. Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Informationen anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Möglichkeiten zu spenden.

Weitere Informationen:
http://www.alzheimer-forschung.de/forschung/index.htm?showyear=2014
Alle aktuellen Forschungsprojekte im Überblick
http://www.alzheimer-forschung.de/4563 – Kostenfreies Foto von PD Dr. Max Holzer

Quelle: idw

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Künftig Pflanzenkohle als Vorbeuger gegen Gestank von Gülle?

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Neuer Forschungsansatz verspricht Arbeitsplätze im Land

Pflanzenkohle als der universale Vorbeuger gegen Gerüche? Davon sind Rostocker Wissenschaftler überzeugt. Ihre verfahrenstechnische Forschung zur Nutzung von Moorbiomasse halten die Experten deutschland-und europaweit für kommerziell anwendbar. Gegenwärtig laufen Gespräche mit möglichen Praxispartnern aus Mecklenburg-Vorpommern. Wenn es am Ende gelinge, aus den Rohstoffen Biokohle herzustellen, bringe das für die Region auch Arbeitsplätze.

Über 130 Substanzen stinken im Tierstall zum Himmel. Aber: Eine gute Filteranlage kann das nachbarschaftliche Klima entscheidend verbessern. „Wenn heute Ställe gebaut werden, dürfen keine Gerüche mit Schadgasen mehr in Siedlungen, die bewohnt werden, ausströmen“, sagt Dr. Mathias Schlegel von der Agrar-und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) der Uni Rostock. In den letzten Jahren würden immer strengere Gesetze dies einfordern. „Vor 25 Jahren war das noch kein Thema“.
Fakt ist: ein Stall braucht frische Luft und die verbrauchte muss entweichen können. Der studierte Petrol-Chemiker Bassel Ibrahim, der aus Syrien stammt und der seit 2010 an der Uni Rostock arbeitet, ist einer Lösung sehr nahe. „Wir erforschen jetzt, wie aus Moorbiomasse, beispielsweise Schilf oder Rohrkolben, so genannte Biokohle auf kostengünstige und umweltfreundliche Art und Weise hergestellt werden kann. Diese Kohle kann dann für die Reinigung der verbrauchten und stinkenden Luft eingesetzt werden“, sagt Bassel Ibrahim. Der 39-jährige Vater einer Tochter, der mit einer Wissenschaftlerin aus seiner Heimat verheiratet ist, die eine Doktorarbeit schreibt, die in Kooperation zwischen dem Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) Dummerstorf und der Universität Rostock betreut wird, verweist auf die in der Region wachsenden Pflanzen, die sich als Biomassesubstrat zu Biokohle verarbeiten lassen müssten.

„Das ist ein neuer Forschungsansatz“, sagt Dr. Schlegel. Pflanzenkohle also als der universale Vorbeuger gegen Gerüche? Davon sind die Rostocker Wissenschaftler überzeugt. Ihre verfahrenstechnische Forschung zur Nutzung der Moorbiomasse ist deutschland-und europaweit kommerziell anwendbar, sind sie sicher. Gegenwärtig würden Gespräche mit möglichen Praxispartnern aus Mecklenburg-Vorpommern laufen. „Wenn es am Ende gelingt, aus den heimischen Rohstoffen Biokohle herzustellen, bringt das für die Region auf alle Fälle Arbeitsplätze“, sagt Bassel Ibrahim. Der Doktorand, der gern liest oder Musik hört, ist überzeugt: Die Biokohle kann Nährstoffe aus Gasen, wie z.B. der Stallluft, oder Flüssigkeiten (Gülle) binden, Nährstoffe also wie Stickstoff, Phosphor und Schwefel. So wäre die Biokohle auch als Dünger geeignet.
Schon jetzt stehe fest, dass auch Gülle mit ihren unangenehmen Geruchseigenschaften durch Biokohle mit einem modernen Verfahren behandelt werden könne. Gülle, die aus über 90 Prozent Wasser bestehe, müsse dann nicht mehr in dieser Form transportiert werden. „Die Nährstoffe sind durch das neuartige Verfahren stark in der Biokohle konzentriert, sie sind viel leichter zu transportieren“, sagt Ibrahim. So würden laut Schlegel gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das Nutzen solcher Biomasse für die Kohleherstellung reinigt beispielsweise die Stallluft und am Ende der Kette kann diese Biokohle als Mutterboden mit dem so wichtigen Nährstoffanteil genutzt werden.

Voraussichtlich 2035, so sagen Wissenschaftler voraus, kann der Nährstoffanteil im Boden nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen. Phosphor (P) ist für alle Lebewesen ein essenzieller Nährstoff und in der Landwirtschaft mitverantwortlich für das Pflanzenwachstum. Aufgrund der weltweit begrenzten P-Vorkommen wird schon ab etwa 2035 global die Nachfrage das Angebot an P-Mineralen übersteigen. Die daraus folgende Verknappung kann die weltweite Lebensmittelproduktion bedrohen.
Für die beiden Rostocker Forscher ergibt sich für die Biokohle auch deshalb ein unendlich großer Markt“. Noch wüssten viele nicht, dass man mit Biokohle Luft und andere Gase sowie Flüssigkeiten reinigen oder sie eben dann als Dünger für Mutterböden verwenden könne.

Lösungsstrategien zur Vermeidung einer solchen Verknappung von Phosphor zu erarbeiten, ist Anliegen einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit der Universität Rostock mit drei Leibniz-Instituten der Wissenschaftsregion Rostock: Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT) und Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN). Seitens der Universität Rostock sind in diesem WissenschaftsCampus die Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät (AUF), die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät (MNF) und die Juristische Fakultät (JUF) beteiligt. Ziel des WissenschaftsCampus Phosphorforschung, der im August dieses Jahres an der Uni Rostock gegründet wurde, ist es, Strategien zu entwickeln, welche die P-assoziierten Stoffströme schließen und somit durch eine effizientere P-Ausnutzung den Abbau der Lagerstätten erheblich verringern. „Aufgrund der zentralen Bedeutung von Phosphor in den unterschiedlichsten Produktions- und Umweltsystemen ist für die Entwicklung dieser Strategie eine interdisziplinare Herangehensweise in der Forschung unumgänglich“, sagt Prof. Dr. Peter Leinweber vom Institut für Bodenkunde der Universität Rostock, der in der P-Forschung eine der großen wissenschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahre sieht. Text: Wolfgang Thiel

Neuer Forschungsbau an der Satower Straße
Der Betrieb für Bau- und Liegenschaften (BBL-MV) hat der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät (AUF) an der Rostocker Satower Straße ein neues Forschungslaborgebäude übergeben. Es ergänzt die Bestandsbauten der Fakultät. Zum einen soll sich der kompakte zweigeschossige Baukörper in das stilistisch heterogene Ensemble einfügen, zum anderen setzt er ein städtebauliches Signal für die künftige architektonische Entwicklung der Fakultät.
Der BBL M-V vertritt das Land Mecklenburg-Vorpommern als Bauherr und hat das Projekt koordiniert.

Nicht nur bei der Nutzung, auch bei der Bauweise und beim Energiekonzept legt der BBL M-V Wert auf Nachhaltigkeit. Zum Einsatz sind ökologische Materialien mit optimierter Energiebilanz gekommen. „Das Land M-V hat mit Unterstützung der EU fast 10 Mio. Euro in das moderne Forschungs- und Laborgebäude investiert. Der Geschäftsbereichsleiter Hochschul-und Klinikbau des BBL, Uwe Sander, sagt: „Wir durften mit diesen Mitteln das markante Gebäude an der Satower Straße planen und errichten lassen. Wir freuen uns, der Universität Rostock den Neubau, ausgestattet mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach und einer variablen Grundstruktur übergeben zu können. Das Gebäude mit ca. 1.500 Quadratmetern Nutzfläche kann somit bei späteren und sehr wahrscheinlichen Nutzungsänderungen baulich ohne große Anstrengungen angepasst werden. Das war uns unter nachhaltigen Gesichtspunkten sehr wichtig und wir haben es bereits bei den Planungen in modularer Bauweise berücksichtigt“, sagt Uwe Sander, Geschäftsbereichsleiter Hochschul- und Klinikbau des BBL-MV.

Universität Rostock
Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Dr. Mathias Schlegel, Bassel Ibrahim
T: 0381 498 33430381 498 3343
Mail: mathias.schlegel@uni-rostock.de
bassel.ibrahim@uni-rostock.de

Quelle: idw

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Europas Vegetation nimmt mehr Kohlendioxid auf als erwartet

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Europas Vegetation entzieht der Atmosphäre mehr Kohlendioxid als bisher angenommen. Das ist die Kernaussage einer Studie von Umweltphysikern der Universität Bremen. In Kooperation mit nationalen und internationalen Partnern, darunter auch das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, haben sie CO2-Daten von zwei Satelliteninstrumenten ausgewertet. Ihre Forschungsergebnisse über die europäische Kohlenstoffsenke sind jetzt im international renommierten Journal Atmospheric Chemistry and Physics unter der Überschrift „Satellite-inferred European carbon sink larger than expected“ erschienen.

Das Wissenschaftlerteam analysierte acht Jahre umfassenden Messungen des SCIAMACHY-Instruments an Bord des (inzwischen aufgegeben) europäischen Umweltsatelliten ENVISAT und ein Jahr Daten des japanischen Satelliten GOSAT. Mithilfe einer neu entwickelten Analysemethode konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die europäische Biosphäre etwa 0.6 Mrd. Tonnen Kohlenstoff mehr aufnimmt als bisher zum Beispiel vom IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) angenommen wurde.

Die europäische Kohlenstoffsenke
Der Hauptautor der Studie, Dr. Maximilian Reuter, erklärt: „Die Existenz einer großen natürlichen Kohlenstoffsenke in mittleren bis hohen Breiten der nördlichen Hemisphäre ist wissenschaftlich unumstritten. Ohne sie wären die atmosphärischen CO2-Konzentrationen und die damit verbundene Erderwärmung heute deutlich größer. Es ist allerdings unklar, wo exakt die Senke ist. Bekannt ist lediglich, dass die außertropischen Landmassen der nördlichen Hemisphäre einen Großteil der natürlichen Kohlenstoffsenke ausmachen. Trotz jahrzehntelanger Forschung ist jedoch immer noch nicht geklärt, wo genau diese wichtige Kohlenstoffsenke zu finden ist, wie sie sich mit der Zeit verändert und wie ihre Pflanzen auf Klimaänderungen reagieren werden. Deshalb haben wir für unsere Studie möglichst viele der zur Verfügung stehenden Messungen atmosphärischer CO2-Konzentrationen verwendet. Dazu zählen auch relativ neue Satellitenmessungen im nah infraroten Spektralbereich, die von uns entwickelt und verwendet werden“.

Europa muss weiterhin CO2-Emissionen reduzierenDr. Michael Buchwitz, Koautor der Studie und ebenfalls Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Umweltphysik der Uni Bremen, weist ausdrücklich darauf hin, dass „unsere Ergebnisse definitiv nicht den Schluss zulassen, dass Europa weniger Anstrengungen unternehmen muss, seine CO2-Emissionen zu reduzieren. Da CO2 langlebig und gut durchmischt ist, handelt es sich um ein globales Problem, und wir wissen nicht, wie lange die Natur uns noch den Gefallen tun wird, einen großen Teil des vom Menschen emittierten CO2 zu binden.“

Weitere Forschungen notwendig
Die Analyse von Satellitendaten ist anspruchsvoll, da bereits kleine systematische Messfehler zu signifikanten Fehlern der abgeleiteten Kohlenstoffsenke führen können. Das liegt daran, dass die CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre bereits auf einem hohen Niveau sind, so dass auch starke Quellen und Senken nur eine kleine relative Änderung bewirken. Um die Auswertungsergebnisse auf sichere Füße zu stellen, führten die Umweltwissenschaftler eine Vielzahl von Fehleranalysen durch. Dabei wurden zusätzlich zu den europäischen Satelliten-Daten Messungen von japanischen und amerikanischen Kollegen genutzt. „Die unabhängige Entwicklung der fünf verwendeten Datenprodukte macht gemeinsame Fehlerquellen unwahrscheinlich und erhöht so das Vertrauen in die abgeleitete Kohlenstoffsenke“, erklärt Reuter. Um noch mehr vom globalen Kohlenstoffzyklus und ungeklärten Unterschieden in den verschiedenen Datenprodukten zu verstehen, sind weitere Forschungen erforderlich. „Dabei sind Satellitendaten wie zum Beispiel von dem kürzlich von der NASA gestartetem OCO-2 Satelliten und dem sich in der Entwicklung befindenden europäischen CarbonSat unerlässlich“, ergänzt Michael Buchwitz.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Physik / Elektrotechnik
Institut für Umweltphysik
Dr. Maximilian Reuter
Tel. 0421-218-620850421-218-62085
E-Mail: mreuter@iup.physik.uni-bremen.de

Dr. Michael Buchwitz
Tel. 0421-218-620860421-218-62086
E-Mail: buchwitz@uni-bremen.de

Reuter et al., Satellite-inferred European carbon sink larger than expected, Atmos. Chem. Phys., 2014.
Link: http://www.atmos-chem-phys.net/14/13739/2014/acp-14-13739-2014.html

Quelle: idw

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DGVS: Fettes Essen schädigt Leber

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin – Gans, Glühwein und viel zu viele Plätzchen: An den Weihnachtsfeiertagen essen Menschen oft zu viel. Wer sich den Rest des Jahres über gesund ernährt, darf mal über die Stränge schlagen. Diejenigen aber, die dauerhaft zu üppig essen und sich dabei auch noch wenig bewegen, riskieren Übergewicht und als Folge eine Fettleber. Über zehn Millionen Menschen in Deutschland – also mindestens jeder Achte – leiden unter einer Fettleber. Sie ist oft die Vorstufe von Leberzirrhose und -krebs und erhöht das Risiko für Diabetes, Schlaganfall oder Herzinfarkt, warnt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

„Die Fettleber entwickelt sich in jüngster Zeit in rasantem Tempo zu einer Volkskrankheit“, sagt DGVS-Sprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik III) an der Uniklinik RWTH Aachen. Die Gefahr, die von einer verfetteten Leber ausgehe, werde häufig unterschätzt.

Ursache für eine Fettleber ist nicht nur übermäßiger Alkoholgenuss, sondern oft auch zu fettiges Essen oder eine genetische Vorbelastung, erläutert Trautwein. Ein Diabetes kann Folge und Grund für die krankhafte Veränderung der Leber sein, auch die Einnahme von Medikamenten. Mit der wachsenden Zahl an Übergewichtigen in der Bevölkerung steige auch die der Fettleber-Patienten kontinuierlich an. Das Tückische: Betroffene spüren am Anfang so gut wie keine Symptome. „Völlegefühl, Müdigkeit, manchmal etwas Druck im rechten Oberbauch: das ist alles“, sagt Trautwein.

Dabei ist eine frühe Diagnose wichtig, denn bislang sind keine Medikamente gegen eine Fettlebererkrankung zugelassen. Dies gilt auch dann, wenn sich aus einer ‚einfachen‘ Fettleber eine Steatohepatitis, also eine Entzündung, oder bereits eine Leberzirrhose entwickelt hat. Bei Leberzirrhose vernarbt das Gewebe und das Organ verliert nach und nach seine Funktion. Oft folgt ihr Leberkrebs. Schwere Leberschäden sind irgendwann nur noch durch eine Lebertransplantation zu behandeln. „Menschen mit einer Fettleber müssen deshalb aktiv ihren Lebensstil ändern, und je eher sie dies tun, umso leichter kann sich die Leber regenerieren“, betont Trautwein.

Auch wenn es zunächst widersprüchlich klinge, könne die Weihnachtszeit hierfür ein guter Startpunkt sein. „Die Menschen sollen an den Festtagen Freude und Genuss empfinden“, sagt Trautwein. Doch vielleicht erlaube gerade auch die Ruhe dieser Tage, sich um die eigene Gesundheit und Zukunft Gedanken zu machen. „Für Menschen, die sich für eine Lebensstiländerung entscheiden, gibt es vielfältige Hilfsangebote“, erklärt Trautwein. Der Hausarzt oder auch der behandelnde Gastroenterologe könne die entsprechenden Kontakte vermitteln.

„Erklärtes Ziel der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheit ist es, der unheilvollen Entwicklung zunehmender Fettlebererkrankungen entgegenzuwirken“, so Trautwein. Ein erster Schritt müsse sein, die Menschen über die Krankheit und ihre möglichen Folgeerkrankungen zu informieren.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Weitere Informationen:
http://www.dgvs.de

Quelle: idw

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Abholzung bedroht Artenvielfalt in Fließgewässern

Sabine Wendler LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Durch Abholzung droht ein Verlust der Artenvielfalt in angrenzenden Fließgewässern. Dies haben modellierte Szenarien eines Teams der Universität Kiel, des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Kooperation mit weiteren Partnern gezeigt. Anhand eines Flusseinzugsgebietes in Südchina demonstrierten sie, dass der Artenrückgang mit einem veränderten Wasserhaushalt zusammenhängt, der aus der Umwandlung von Waldflächen in Ackerland resultiert. Die Studie wurde kürzlich im Fachjournal „Ecohydrology“ veröffentlicht.

Mit 1,3 Milliarden Einwohnern ist der Druck in China groß, geeignete Flächen in Ackerland umzuwandeln, um die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen. Dementsprechend liegt das Land, was das Ausmaß und die Intensität des Landnutzungswandels angeht, im weltweiten Vergleich weit vorne. Wie ein Team um Dr. Britta Schmalz, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Kooperation mit Dr. Mathias Kuemmerlen, LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) und Dr. Sonja Jähnig, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), in einer neuen Studie zeigt, könnte die Rodung von Wald die Abflussbedingungen des Oberflächenwassers verändern und sich dadurch negativ auf das Vorkommen von Kleinstlebewesen in Fließgewässern auswirken.

Teileinzugsgebiet am längsten chinesischen Fluss untersucht
Das Team untersuchte im Rahmen der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Studie eine ca. 1700 Quadratkilometer große südchinesische Region, die im Einzugsgebiet des Jangtsekiang-Flusses liegt und einen Zufluss zum Poyang-See bildet. Dabei wurde modelliert, wie unterschiedliche Landnutzungsformen und -intensitäten das Abflussregime beeinflussen können. Die fünf untersuchten Szenarien umfassten drei Abholzungsintensitäten und zwei Aufforstungsszenarien. Dabei kommt eine mittlere Abholzungsrate, bei der 53 Prozent Wald (von ursprünglichen 70 Prozent) erhalten bleibt und der Rest der Flächen als Ackerland und Teeplantagen genutzt wird, der bestehenden Ausweitungstendenz der Landwirtschaft in dieser Region Chinas am nächsten. Daher modellierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für dieses Szenario, wie sich eine solche Veränderung auf 72 Arten wirbelloser Lebewesen, sogenannte Makroinvertebraten, auswirken könnte.

Deutliche Rückgänge im Verbreitungsgebiet kleiner Wassertiere zu erwarten
Fließgewässer-Abschnitte mit einer hohen Artenvielfalt könnten als Folge der Abholzung deutlich weniger werden – besonders da, wo der Landnutzungswandel am stärksten voranschreitet, wären beispielsweise Insektenlarven, Schnecken, Würmer und Egel gefährdet. „Als Beispiel für eine einzelne Art haben wir das Verbreitungsgebiet der Steinfliege Topoperla sp. dargestellt. Durch die prognostizierten Veränderungen würde sie nur noch in 15 Prozent ihres jetzigen Verbreitungsgebietes vorkommen“, erklärt Mathias Kuemmerlen, BiK-F. Topoperla sp. gilt wie andere wirbellose Kleinstlebewesen als Bioindikator für die Wasserqualität. Daher liegt die Schlussfolgerung nahe, dass sich Abholzung auf die Wasserqualität negativ auswirkt.

Umwandlung in Ackerland verändert Wasserabfluss
Im untersuchten Fall liegt die Ursache der schwindenden Artenvielfalt im veränderten Wasserhaushalt, der sich aus der Umwandlung von Wald in Ackerland ergibt. Je mehr Wald abgeholzt wird, umso mehr Wasser fließt – so die Studie – während der Regenzeit in Flüsse und Bäche ab. „In bewaldeten Flächen läuft oberflächliches Wasser langsamer und in geringeren Mengen ab; ein beachtlicher Teil des Regenwassers wird von Boden und Bäumen aufgenommen. Höhere Abflussraten treten allenfalls in Flussauen auf. Werden die Wälder abgeholzt und in Felder umgewandelt, nimmt der Oberflächenabfluss zu“, so Kuemmerlen, BiK-F. Wird hingegen aufgeforstet, treten gegenteilige Effekte auf, u.a. können die Böden dann wieder mehr Wasser speichern.

Landnutzungswandel nachhaltig gestalten
Wie das Forschungsteam betont, liefern die Ergebnisse der Studie wissenschaftliche Grundlagen für eine nachhaltigere Raumplanung sowie ein künftiges Flächenmanagement, das den Wasserkreislauf der jeweiligen Region berücksichtigt. Ziel müsse es sein, die begrenzte Ressource Land so zu nutzen, dass einerseits der für die Nahrungsproduktion steigende Flächenbedarf gedeckt werden kann. Andererseits muss aber auch Raum für die notwendige Anpassung an globale Klimaveränderungen bleiben, zu der der Erhalt von Wäldern entscheidend beiträgt, in diesem Fall als Wasserspeicher und zur Regulation des Oberflächenabflusses. Modellierungsvorhaben dieser Art werden u.a. auch in Deutschland durchgeführt, um die gewonnenen Erkenntnisse weiter auszubauen.

Publikation:
Schmalz B., Kuemmerlen M., Kiesel J., Cai Q., Jähnig S.C. & Fohrer N. (2014) Impacts of land use changes on hydrological components and macroinvertebrate distributions in the Poyang lake area. Ecohydrology, DOI: 10.1002/eco.1569

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte:
Mathias Kuemmerlen
LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F)
Tel. +49 (0) 6051 619540+49 (0) 6051 619540
mathias.kuemmerlen@senckenberg.de

oder

Sabine Wendler
LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F),
Pressereferentin
Tel. +49 (0)69 7542 1838+49 (0)69 7542 1838
sabine.wendler@senckenberg.de

LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Frankfurt am Main
Mit dem Ziel, anhand eines breit angelegten Methodenspektrums die komplexen Wech-selwirkungen von Biodiversität und Klima zu entschlüsseln, wird das Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK‐F) seit 2008 im Rahmen der hessischen Landes‐Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) gefördert. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und die Goethe Universität Frankfurt sowie weitere direkt eingebundene Partner kooperieren eng mit regionalen, nationalen und internationalen Akteuren aus Wissenschaft, Ressourcen‐ und Umweltmanagement, um Projektionen für die Zukunft zu entwickeln und wissenschaftlich gesicherte Empfehlungen für ein nachhaltiges Handeln zu geben. Mehr unter www.bik‐f.de.

Quelle: idw

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Natürlicher Bakterienkiller entdeckt

Rebecca Winkels Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

Forscher des HIPS und des HZI entdecken neues Antibiotikum gegen gram-negative Bakterien

Die Erreger von Infektionserkrankungen Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Acinetobacter baumanii und Pseudomonas aeruginosa haben zwei große Gemeinsamkeiten: Sie gehören zu den sogenannten gram-negativen Bakterien und sind in Krankenhäusern besonders gefürchtet. Wissenschaftler des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig haben nun ein potenzielles neues Antibiotikum entdeckt, das gegen diese schwer zu bekämpfenden Bakterien wirkt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im renommierten Journal Angewandte Chemie International Edition.

Immer mehr Keime entwickeln Resistenzen gegen Antibiotika, sodass diese einstigen Wunderwaffen ihre Wirkungskraft verlieren. Vor allem in Krankenhäusern stellt die steigende Anzahl resistenter Keime das Personal vor große Probleme und ist eine große Gefahr für die Patienten. „Am schwierigsten zu behandeln ist die Gruppe der gram-negativen Bakterien. Diese besitzen zwei Zellmembranen. Potenzielle Wirkstoffe müssen durch beide hindurch, um eine Wirkung zu erzielen“, sagt Prof. Rolf Müller, Geschäftsführender Direktor des HIPS. Dadurch sind die Anforderungen an mögliche Wirkstoffe wesentlich komplexer als bei den gram-positiven Bakterien, die nur eine Zellmembran besitzen.

Trotz der komplexen Anforderungen ist es Müller und seinen Kollegen aus der Abteilung „Mikrobielle Naturstoffe“ am HIPS und „Mikrobielle Wirkstoffe“ am HZI gelungen, aus dem Myxobakterium Cystobacter sp. einen Stoff zu isolieren, der auch gegen gram-negative Bakterien wirkt. „Wir haben eine aus chemischer Sicht vollkommen neue Stoffklasse entdeckt, die wir Cystobactamide getauft haben“, sagt Müller. „In Experimenten haben wir gezeigt, dass diese gegen die gram-negativen Bakterien Escherichia coli und Acinetobacter baumannii wirksam sind.“ Die Wirkstoffe sind also in der Lage, die doppelte Zellmembran zu durchdringen und die Bakterien so bekämpfen.
Auch wie sie ihre Wirkung entfalten, konnten die Wissenschaftler bereits zeigen. „Wir konnten nachweisen, dass die Cystobactamide als Gyrasehemmer fungieren: Sie verhindern, dass die DNA der Bakterien platzsparend wie ein verdrillter Gartenschlauch verdichtet werden kann“, erläutert Müller. Wird dieser Vorgang gestört, kann die DNA auch nicht mehr korrekt abgelesen werden und der Stoffwechsel wird entscheidend behindert.

Gyrasehemmer an sich sind nichts Neues. Ganz im Gegenteil: Viele der bisherigen und wirksamsten Antibiotika basieren auf diesem Prinzip. „Allerdings konnten wir erstmals einen Wirkstoff aus Naturstoffen gewinnen, der so funktioniert“, sagt Müller. Das Potenzial der bekannten, chemisch hergestellten Gyrasehemmer ist praktisch ausgeschöpft. Sie können nach jahrzehntelanger Verbesserung nicht weiterentwickelt werden. In der neuen Stoffklasse der Cystobactamide hingegen gibt es noch vielfältige Optimierungsmöglichkeiten.

„Wir hoffen, durch chemische Veränderungen vor allem die Wirkung gegen gram-negative Bakterien weiter verstärken und verbreitern zu können“, sagt Müller. „Sollte uns das gelingen, sind Cystobactamide ein echter Hoffnungsträger im Kampf gegen Krankenhauskeime und andere gram-negative Bakterien.“

Originalpublikation:
Baumann, S., Herrmann, J., Raju, R., Steinmetz, H., Mohr, K. I., Hüttel, S., Harmrolfs, K., Stadler, M. and Müller, R. (2014), Cystobactamids: Myxobacterial Topoisomerase Inhibitors Exhibiting Potent Antibacterial Activity. Angew. Chem. Int. Ed.. doi: 10.1002/anie.201409964

Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern. http://www.helmholtz-hzi.de

Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS):
Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) ist eine Außenstelle des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und wurde im Jahr 2009 vom HZI und der Universität des Saarlandes gegründet. Die Forscher suchen hier insbesondere nach neuen Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten, optimieren diese für die Anwendung am Menschen und erforschen, wie sie am besten durch den Körper zum Wirkort transportiert werden können.

Weitere Informationen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/anie.201409964/abstract – Link zur Originalpublikation
http://www.helmholtz-hzi.de/de/aktuelles/news/ansicht/article/complete/natuerlic…
Diese Pressemitteilung auf der Homepage des HZI

Quelle: idw

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Schwere Unfälle: Nicht Weihnachten, nicht Silvester, der 1. Mai ist gefährlichster Tag des Jahres

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Das deutsche TraumaRegister DGU® sammelt seit 20 Jahren Daten über schwere Unfälle / Qualitätssicherung und Forschung zur Unfallversorgung

Wenn es um schwere Autounfälle geht, ist nicht der Jahreswechsel, sondern der 1. Mai der gefährlichste Tag des Jahres. Das ergibt eine Auswertung des deutschen TraumaRegister DGU® von Prof. Dr. Rolf Lefering, Statistiker an der Universität Witten/Herdecke: „Betrachtet man das Ranking der Jahrestage, dann fällt auf, dass zwischen Weihnachten und Neujahr erstaunlich wenige Unfälle passieren. Das TraumaRegister erfasst die vielen leichten Unfälle mit Böllern an Silvester nicht, weil diese selten intensivmedizinisch versorgt werden müssen, aber schwere Autounfälle gibt es in dieser Zeit erstaunlich wenig. Das könnte daran liegen, dass man vorsichtiger fährt, weil man seine Familie mit im Auto hat.“

Prof. Lefering ist seit vielen Jahren wissenschaftlicher Berater des TraumaRegister DGU® und in seinen Leitungsgremien vertreten. Er kann auf weit über 150.000 dokumentierte Einzelfälle im Register zugreifen. Seit 1993 sammelt das TraumaRegister DGU® Daten schwerverletzter Patienten, um den beteiligten Kliniken Rückmeldung über ihre Behandlungsqualität zu geben. Zudem werden die anonymisierten Daten genutzt, um epidemiologische und therapeutische Fragestellungen zu untersuchen. Aus anfänglich 5 Kliniken sind mittlerweile über 600 geworden, die aktuell über 35.000 neue Fälle pro Jahr dokumentieren. Diese Initiative der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) feierte im letzten Jahr ihren 20. Jahrestag.

„Heraus zum 1. Mai“, die alte Losung der Arbeiterbewegung, ist heute die Anleitung zum unglücklich werden: An diesem Tag werden die meisten Schwerverletzten in deutsche Krankenhäuser eingeliefert. „Das ist der Feiertag, an dem der Frühling viele Menschen nach draußen lockt. Motorradfahrer drehen wieder die ersten Runden nach dem Winter, oft in großen Gruppen, wo jeder zeigen will, was er noch drauf hat; es sind zudem viele Fußgänger unterwegs und für viele ist der 1. Mai ein Tag, an dem man ruhig mal etwas tiefer ins Glas schaut – eine ungute Kombination“, erklärt sich Rolf Lefering den statistisch deutlichen Zusammenhang.

Auf der anderen Seite ist unter den „Top Ten“ der Tage mit den meisten schweren Unfällen neben dem 1. Mai noch ein weiterer bundesweiter Feiertag: der 3. Oktober. Die übrigen „kritischen“ Tage liegen alle im Sommer, wo vor allem durch Motorradfahrer die Unfallzahlen fast doppelt so hoch sind wie im Winter. Ein anderes Ergebnis der Auswertung: Es gibt keinen belegbaren Einfluss der Mondphasen auf die Unfallhäufigkeit. „Alles, was über die psychische oder psychologische Dimension des Vollmondes so in Umlauf ist, kann ich als Statistiker in den Unfalldaten nicht wiederfinden“, winkt er ab. „Wenn man sich die Wochentage anschaut, haben wir am Wochenende ein leichtes Plus bei den Aufnahmen im Krankenhaus gegenüber den Werktagen. Wesentlich deutlichere Unterschiede zeigen sich aber im Tagesverlauf. Zwischen 17 und 19 Uhr, wenn viele müde und gestresst eilig nach Hause fahren, passieren die meisten schweren Unfälle“, fasst Prof. Lefering die Daten zusammen. Interessanterweise liegt dieser Zeitraum außerhalb der regulären Dienstzeiten der Krankenhäuser. Aber hier kann er Entwarnung geben: „Die Versorgungqualität unserer Krankenhäuser ist auch außerhalb der normalen Dienstzeiten sehr hoch, auch das belegen unsere Zahlen eindeutig.“

Weitere Informationen bei:
Prof. Dr. Rolf Lefering
Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM)
Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke
Ostmerheimer Str. 200, 51109 Köln
Tel: 0221 98957-160221 98957-16 (Fax: …-30)
Email: rolf.lefering@uni-wh.de

Die Zahlen stammen aus seiner aktuellen englisch-sprachigen Publikation in dem wissenschaftlichen Fachmagazin „Injury“. Die Referenz lautet: C. I. A. Pape-Köhler, C. Simanski, U. Nienaber, R. Lefering. External factors and the incidence of severe trauma: time, date, season and moon. Injury 2014 Suppl. 45S: S93-S99. Der Beitrag ist im Internet frei ferfügbar unter:
http://www.injuryjournal.com/article/S0020-1383(14)00387-8/pdf

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1983 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.800 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Weitere Informationen:
http://www.injuryjournal.com/article/S0020-1383(14)00387-8/pdf

Quelle: idw

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UMSICHT: Zur Sache! – Licht für die Umwelttechnik

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

»Licht für Wandel!« – so lautet das Motto des internationalen Jahres des Lichts der UNESCO 2015. Licht steht auch im Mittelpunkt des Workshops »Licht + Umwelt + Prozesse« aus der Reihe »UMSICHT: Zur Sache!«, der am 29. Januar 2015 bei Fraunhofer UMSICHT stattfindet. Wie kann Photonik die Verfahrenstechnik und Umwelt verändern? Spannende Fachvorträgen und ein Einblick ins neue Photoniklabor des Oberhausener Forschungsinstituts erwarten die Teilnehmer.

Die herkömmliche Glühbirne wird immer seltener und in naher Zukunft wohl komplett vom Markt verschwunden sein. Längst strahlen energieeffiziente Leuchtdioden Licht in allen erdenklichen Farben und erlauben die verschiedensten Lichtszenarien. Aber nicht nur das menschliche Wohlbefinden lässt sich dadurch gezielt positiv beeinflussen, sondern auch das Wachstumsverhalten von Pflanzen.

Die nächste Ausgabe der von Fraunhofer UMSICHT veranstalteten Workshopreihe »UMSICHT: Zur Sache!« thematisiert am 29. Januar 2015 das Zusammenspiel von Licht, Umwelt und Prozessen. »Wie finden die Photonik, Umwelt- und Verfahrenstechnik zusammen? Drüber wird in drei spannenden Fachvorträgen berichtet«, so Dr. Ilka Gehrke, Leiterin der Abteilung Prozessintensivierung bei Fraunhofer UMSICHT.

Photonik live erleben
Im Rahmen der Veranstaltung erhalten die Teilnehmer auch Einblick in das neue Photoniklabor. Dieses besteht aus einem Ultrakurzpulslaser, verschiedenen LED-Modulen und einem Analytikbereich für Lichtquellen. Dadurch wird der komplette Bereich Photonik bei Fraunhofer UMSICHT abgedeckt. Forscher können so LEDs und Beleuchtungsmodule charakterisieren. In speziellen Wachstumskammern wird untersucht, wie der Ertrag von Tomaten, Salat und Kräutern so weit gesteigert werden kann, dass sich ein landwirtschaftlicher Betrieb auch in Städten – z. B. auf Dächern – wirtschaftlich rechnet. Neben der Wirkung von LEDs auf Pflanzen werden hier auch technische Anwendungen getestet. Etwa können über photokatalytische Prozesse Schadstoffe im Wasser abgebaut werden.

Ganz andere Potenziale hingegen bietet die Lasertechnik. Mittels des Ultrakurzpulslasers werden bei Fraunhofer UMSICHT Komponenten für neue effiziente Prozesse entwickelt. Aus metallischen Folien werden feinste Siebe, die Spurenstoffe eliminieren und kleinste Schmutzpartikel abfiltrieren. Des Weiteren entstehen reibungsminimierte und wasserabweisende Mikrotopographien, die Energie zum Betrieb durchströmter Systeme (z. B. Rohre, Pumpen etc.) sparen.

Die Reihe
Die Referenten von »UMSICHT: Zur Sache!« erläutern wissenschaftlich-technische Sachverhalte verständlich, stellen die Produkte angewandter Forschung und Entwicklung zur industriellen Nutzung vor, wagen Prognosen für Zukunftsmärkte und reden über die praktische Umsetzung. Die Reihe findet auch in 2015 mehrmals im Jahr, immer donnerstags bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen statt und richtet sich an Personen aus den Bereichen Geschäftsführung, Betriebsleitung und Medien, an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Forschung und Entwicklung sowie an fachlich Interessierte. Studierende, Absolventinnen und Absolventen entsprechender Fachrichtungen sind gern willkommen.

Aufgrund der Einweihung des Photoniklabors findet »UMSICHT: Zur Sache! – Licht + Umwelt + Prozesse« direkt im Technikum statt.

Weitere Informationen:
http://www.umsicht.fraunhofer.de/de/messen-veranstaltungen/2015/licht-umwelt-pro…
weitere Informationen, Anmeldung und Programm

Quelle: idw

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Fußballtrainer entscheiden irrational

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Wenn eine Fußballmannschaft unerwartet zurückliegt, treffen Trainer oft falsche Entscheidungen – Internationale Studie zur Verhaltensökonomik

„Wir denken immer, Fußballtrainer seien Meister der Taktik. Wenn ihr Team aber hinter Erwartungen zurückliegt, dann fällen sie zuweilen ungünstige Entscheidungen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Daniel Schunk von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Trainer wechseln dann zum Beispiel zu oft offensive Spieler ein, was die Lage noch verschlimmert. Der Wirtschaftswissenschaftler hat zusammen mit Prof. Dr. Leif Brandes von der Warwick Business School in Großbritannien und Prof. Dr. Björn Bartling von der Universität Zürich das Verhalten von Trainern und Spielern in 12 Saisons der deutschen Bundesliga und der britischen Premier League untersucht. Die Ergebnisse erscheinen demnächst in der renommierten Fachzeitschrift „Management Science“.

Die Wissenschaftler werteten 8.200 Spiele mit insgesamt 22.460 Toren, 42.359 Einwechslungen und 30.694 gelben und roten Karten aus. Die Analyse zeigt, dass Fußballtrainer wesentlich häufiger zu einer offensiveren Strategie übergehen, wenn ihr Team unerwartet zurückliegt. Liegt ein Team beispielsweise 0:1 zurück und ist dies nicht erwartet, dann wechseln sie vermehrt Stürmer gegen Verteidiger ein – mit negativen Konsequenzen: Die Tordifferenz verschlechtert sich um 0,3 Tore pro offensivem Wechsel. Das heißt, dass derartige Wechsel die Anzahl der Gegentore stärker erhöhen als die Anzahl der selbst geschossenen Tore, was sich auch in einer um 0,3 verschlechterten Punktzahl für das Team niederschlägt. Wenn ein Rückstand den Erwartungen von Publikum und Trainer entspricht, zeigen sich solche Effekte nicht. Die Erwartungen an die Teams haben die Wissenschaftler anhand von Sportwetten ermittelt.

Die Analyse ergab außerdem, dass die Schiedsrichter bei einem unerwarteten Rückstand wesentlich mehr Regelverstöße ahnden mussten. „Die Spieler haben während dieser Zeit 14 Prozent mehr gelbe oder rote Karten pro Minute erhalten, das ist ein sehr signifikanter Unterschied“, ergänzt Schunk. Wie die Analyse außerdem ergab, wurden mehr Karten für Tätlichkeiten oder für Meckern angezeigt.

Mit ihrer Studie „Expectations as Reference Points: Field Evidence from Professional Soccer“ testeten die Wissenschaftler ein Modell aus der Verhaltensökonomik, einem Forschungsgebiet der Wirtschaftswissenschaften. Das Modell geht davon aus, dass sich Menschen nicht immer rational verhalten, wenn ein Ergebnis hinter ihren Erwartungen zurückbleibt.

„Genau dies sehen wir bei Fußballteams, wenn sie als Favoriten ins Spiel gehen“, sagt Leif Brandes. „Spieler und Trainer erhalten große Summen, um jede Woche vor einem riesigen Publikum zu spielen. Wie wir sehen, kann das psychischen Stress verursachen und irrationales Verhalten auslösen, indem ein zu großes Risiko eingegangen wird, falls die Erwartungen nicht erfüllt werden.“ Die jetzt vorgelegte Studie über die beiden Spitzenligen des europäischen Fußballs zeigt, dass derartige Verhaltensweisen nicht nur unter kontrollierten Laborbedingungen, sondern auch im wirklichen Leben vorkommen. Björn Bartling ergänzt: „Das Ausmaß des Effekts ist enorm. Karten wegen Tätlichkeiten nahmen um 85 Prozent zu, wenn das Team unerwartet zurück lag.“

Damit wird einmal mehr die „klassische“ Modellannahme der Wirtschaftswissenschaften in Frage gestellt, wonach der Mensch als Homo oeconomicus rein nach Gesichtspunkten der rationalen Nutzenmaximierung agiert.

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Daniel Schunk
Chair of Public Economics
Gutenberg School of Management and Economics
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-27297+49 6131 39-27297
Fax +49 6131 39-27695
E-Mail: daniel.schunk@uni-mainz.de
http://www.public.economics.uni-mainz.de/244_DEU_HTML.php

Quelle: idw

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Ein neuer Eindicker für die Kläranlage

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das Zentrum von Clermont-Ferrand des nationalen Forschungsinstituts für Agrar- und Umwelttechnik (IRSTEA), Mitglied des Carnot-Institut-Netzwerks (französisches Äquivalent der Fraunhofer-Gesellschaft), hat einen neuen Eindicker für Kläranlagen vorgestellt: die Scraper Box. Diese Anlage dient der Austrocknung des Klärschlammes durch einen innovativen Prozess.

Eines der größten Probleme in Kläranlagen ist das erhebliche Volumen von Schlämmen. Um überschüssige Mengen zu vermeiden, die man durch eine kostenaufwendige Logistik entsorgen muss, werden die Klärschlämme getrocknet. Dabei wird das Wasser von der festen Phase getrennt und es bleiben für den Anlagenbetreiber nur feste Abfälle und Abwasser zurück, die einfach zu behandeln sind. Ein klassischer Ansatz dafür ist die Reinigung des Abwassers durch ein Top-Down System: Die Schlämme fallen aufgrund ihres Eigengewichts herunter. Dort setzen sie sich mithilfe von chemischen Flockungsmitteln ab und werden dann entsorgt. Dieser Prozess erfordert viel Platz (große Flachreservoirs) und Zeit (die Absetzgeschwindigkeit ist kaum steuerbar). Demgegenüber funktioniert der neue Eindicker von IRSTEA nach einem Bottom-Up-Prinzip: Das noch schwere und nicht gereinigte Abwasser wird von unten in einen Tank eingespritzt. Bei ausreichendem Druck und steigendem Wasserniveau bleiben die Klärschlämme unter einem Strohfilter hängen, während das Wasser durchfließt.

Die Scraper Box zeichnet sich durch eine erhebliche Effizienzsteigerung gegenüber traditionellen Eindickern aus:
– die Schlammkonzentration wird um 60% reduziert (z.B.: 12 m3 von Schlämmen statt 20 m3)
– die Schlammtrockenheit beträgt 50 g/l (statt 30 g/l üblicherweise)
Zudem ist der Prozess umweltfreundlich, da kein Flockungsmittel für das Eindicken eingesetzt wird.

Der aktuelle industrielle Prototyp wird für eine Kläranlage eingesetzt, die auf 500 Einwohner ausgelegt ist. Da er aus einfachen Tanks besteht, können mehrere Scraper Boxen parallel eingesetzt werden, um so auch größere Anlagen auszustatten. Zielgruppe sind insbesondere die Vorortkommunen am Rande größerer Städte.

Weitere Informationen:
– Broschüre zum kommerziellen Produkt (auf Französisch):
http://www.irstea.fr/sites/default/files/ckfinder/userfiles/files/DVT/Offre-tech…

– Jean-Christophe Roux, Forschungsprojektträger, IRSTEA Clermont-Ferrand/Montoldre,
jean-christophe.roux@irstea.fr

– Véronique Vissac-Charles, technische Vertriebsabteilung, IRSTEA Antony, dvt@irstea.fr

Quelle:
Pressemitteilung des nationalen Forschungsinstituts für Agrar- und Umwelttechnik (IRSTEA)
http://www.irstea.fr/toutes-les-actualites/departement-ecotechnologies/innovatio…

Quelle: idw

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Gerinnungszustand von Blut einfacher überwachen

Dipl.-Soz.Wiss. Birgit Geile-Hänßel Hochschulkommunikation
Fachhochschule Südwestfalen

Iserlohn. Während einer Herzoperation muss das Herzkreislaufsystem häufig zeitweise durch eine Herzlungenmaschine ersetzt werden. Das Blut des Patienten kommt dann mit der völlig fremden Oberfläche dieser Maschine in Verbindung. Ohne blutgerinnende Medikamente würde das Blut sofort gerinnen und der Patient sterben. Ein neues Gerät zur Überwachung des Gerinnungszustandes des Blutes direkt am Patienten wird derzeit in einem Gemeinschaftsprojekt zwischen der Fachhochschule Südwestfalen, dem Universitätsklinikum Tübingen und Unternehmen entwickelt und soll bisherige Verfahren optimieren.

Wird das Blut durch Medikamente während der Operation verdünnt und unrinnbar gemacht, muss der Gerinnungszustand des Blutes kontrolliert werden, damit der Patient weder verblutet noch durch übermäßige Gerinnung stirbt. Aufgabe des Anästhesisten ist es, eine optimale Balance herzustellen. Dies geschieht bislang durch Blutabnahme und Analyse des Gerinnungszustandes. Bei Störungen gibt der Anästhesist Medikamente bzw. Blutplättchen, um die Balance wieder herzustellen. Das neuentwickelte Gerät soll 10- minütlich direkt online am Patienten im OP und auf der Intensivstation das Gerinnungssystem überwachen. Es arbeitet damit schneller und komfortabler als bisherige Verfahren und ersetzt die aufwendige Blutentnahme und -analyse.

Prof. Dr. Nicole Rauch, Dr. Theresia Groß und Silju Kunnakattu vom Labor für Mikro- und Nanoanalytik der Fachhochschule Südwestfalen in Iserlohn entwickeln gemeinsam mit den Partnern ein Gesamtsystem, welches direkt am Patienten zur Anwendung kommen soll (Point-of-Care-Überwachung). In diesem Gemeinschaftsprojekt werden in Iserlohn die rheologischen Untersuchungen durchgeführt, die Forscher beschäftigen sich also mit dem Fließverhalten des Blutes. „Blut ist eine sogenannte viskoelastische Flüssigkeit. Es besitzt sowohl Eigenschaften eines Festkörpers als auch einer Flüssigkeit. Gleiches findet man bei Honig oder Haargel“ erklärt Rauch, „diese Eigenschaften können wir mit rheologischen Modellen beschreiben, die es uns erlauben, unterschiedliches Fließ- und Deformationsverhalten qualitativ und quantitativ zu beschreiben. Diese Methode möchten wir auch jetzt nutzen, um die Blutgerinnung zu messen“.

Silju Kunnakattu ergänzt: „ Rheologische Eigenschaften verändern sich während der Gerinnung. Die Schwierigkeit besteht darin, genau diese Veränderung messtechnisch kontinuierlich zu erfassen“. Der Absolvent des FH-Studiengangs Bio- und Nanotechnologie ist wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Rauch und wird über dieses Forschungsprojekt im Rahmen einer kooperativen Promotion zwischen Fachhochschule und Universität Tübingen seinen Doktortitel erwerben.
An dem Projekt sind neben der Universitätsklinik Tübingen, die das medizinisch-biologische Wissen über Bluterinnung einbringt, auch die Unternehmen Probe & Go Labordiagnostica GmbH aus Osburg und ABW Medizin und Technik GmbH aus Lemgo beteiligt.

Den ersten Erfolg hat Silju Kunnamattu für seine Arbeit bereits eingeheimst. Er erhielt im Rahmen des Aulonius Ideenwettbewerbs 2014 der Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen eine Auszeichnung für seine Forschungsergebnisse.

Quelle: idw

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Mikroplastik im Meer: Biologen untersuchen Effekte auf Meerestiere

Folke Mehrtens Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Meeresasseln scheiden gefressene Mikroplastik-Partikel unverdaut wieder aus. Das ergab eine Studie von Biologen des Nordseebüros am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), die kürzlich in der Fachzeitschrift „Environmental Science and Technology“ erschienen ist. Die Studie bildet den Auftakt einer Reihe von Untersuchungen, um eine Gefährdungsmatrix zur Sensibilität verschiedenartiger Meereslebewesen gegenüber Mikroplastik-Verschmutzung zu erstellen.

Fressen manche Vögel oder Fische große Plastikteile, so kann das durch Verstopfungen des Magen-Darm Traktes letztlich dazu führen, dass die Tiere verhungern. „Wir haben uns gefragt, ob kleine Plastikteilchen einen vergleichbaren Effekt auf kleinere Tiere haben“, sagt Dr. Lars Gutow vom AWI-Nordseebüro. „Die Effekte von Mikroplastik auf die Lebewelt sind weitgehend unerforscht, so dass es eine große Unsicherheit gibt, welche Schäden entstehen können“, erläutert der Biologe die Motivation für die Studie.

Lars Gutow und seine Kollegen haben die Meeresassel Idotea emarginata als Modellorganismus für eine erste Fallstudie ausgewählt. In Fütterungsexperimenten boten die Forscher den Asseln künstliches Algenfutter an, das mit Kunststoffpartikeln angereichert war. Das Futter enthielt drei verschiedene Sorten von Mikroplastik in unterschiedlichen Konzentrationen. Dabei wurden industriell hergestellte Partikel aus Polystyrol mit einem Durchmesser von zehn Mikrometern sowie selbst hergestellte Fragmente und Fasern aus Polyethylen bzw. Polyacryl verwendet.

Unter dem Lichtmikroskop, mithilfe eines Fluoreszenzmikroskops und unter dem Elektronenmikroskop haben die Forscher die verschiedenen Gewebe untersucht. So konnten sie den Weg der Mikroplastik-Partikel durch die Asseln nachvollziehen und die Konzentrationen der Partikel in den Organen bestimmen. Ihr Ergebnis: Die Konzentration von Mikroplastik im Futter war ebenso hoch wie in den Ausscheidungen der Asseln. Sowohl im Magen als auch im Darm der Tiere fanden sie geringe Mengen Mikroplastik. In den Verdauungsdrüsen der Asseln konnten sie keine Mikropartikel nachweisen. „Die Meeresasseln haben das künstliche Futter mit den Mikroplastik-Partikeln gefressen und wieder ausgeschieden, ohne die Partikel zu resorbieren beziehungsweise zu akkumulieren,“ fasst Gutow die Ergebnisse zusammen. Die Plastik-Partikel in der untersuchten Größenordnung stellen demnach keine unmittelbare mechanische Gefahr für Meeresasseln und wahrscheinlich auch nicht für andere Krebsarten dar. „Bei Idotea emarginata geraten die von uns untersuchten Mikroplastik-Partikel nicht in die Verdauungsdrüse. In diesem sensiblen Organ findet bei Krebstieren hauptsächlich die Aufnahme von Nährstoffen statt“, so der Biologe vom AWI-Nordseebüro.

In einem länger angelegten Experiment fanden die Wissenschaftler zusätzlich heraus, dass die Asseln auch nach sechs bis sieben Wochen keine Langzeiteffekte zeigten. Fitnessparameter wie Überlebensrate oder Wachstum unterschieden sich nicht zwischen Tieren, die mit beziehungsweise ohne Mikroplastik in der Nahrung gefüttert wurden.
In einer früheren Studie hatte jedoch die AWI-Biologin Prof. Dr. Angela Köhler nachgewiesen, dass Miesmuscheln Mikroplastik-Partikel aufnehmen, resorbieren und Entzündungsreaktionen zeigen, wenn sie im Experiment hohen Partikelkonzentrationen ausgesetzt sind. Das zeigt eindeutig, dass die verschiedenen Tierarten ganz unterschiedlich auf Mikroplastik reagieren. „Anders als die filtrierenden Muscheln nehmen Meeresasseln der Gattung Idotea wahrscheinlich in ihrem natürlichen Lebensraum viel häufiger unverdauliche Partikel mit der Nahrung auf und sind entsprechend daran angepasst,“ erläutert Gutow.

Aber nicht nur der Ernährungstyp interessiert die Biologen bei ihren langfristigen Betrachtungen: „Wir wollen systematisch untersuchen, wie Lebensweise, Lebensraum, Physiologie und Anatomie von verschiedenen Meeresbewohnern die Aufnahme und Verwertung von Mikroplastik-Partikeln beeinflussen, um darauf aufbauend eine Gefährdungsmatrix für verschiedenste Organismentypen zu erstellen,“ sagt Lars Gutow. „Außerdem ist es wichtig, neben den von uns betrachteten physikalischen Effekten auch mögliche chemische (toxische) und biochemische Effekte zu überprüfen“, so sein Ausblick auf zukünftige Aufgaben.

Originalpublikationen:
Julia Hämer, Lars Gutow, Angela Köhler und Reinhard Saborowski, Environmental Science and Technology (2014): Fate of Microplastics in the Marine Isopod Idotea emarginata (DOI: 10.1021/es501385y)

Nadia von Moos, Patricia Burkhardt-Holm und Angela Köhler, Environmental Science and Technology (2012): Uptake and Effects of Microplastics on Cells and Tissue of the Blue Mussel Mytilus edulis L. after an Experimental Exposure (DOI: 10.1021/ es5302332w)

Ihr wissenschaftlicher Ansprechpartner ist Dr. Lars Gutow vom AWI-Nordseebüro (Tel.: 0471 4831-17080471 4831-1708; E-Mail: Lars.Gutow@awi.de). Ihre Ansprechpartnerin in der Abteilung Kommunikation und Medien ist Dr. Folke Mehrtens (Tel.: 0471 4831-20070471 4831-2007; E-Mail: Folke.Mehrtens@awi.de).

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Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Weitere Informationen:

http://www.awi.de/de/aktuelles_und_presse/pressemitteilungen/detail/item/micropl…

Quelle: idw

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In Kompostwerken Biogas erzeugen

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Bioabfall vorab pressen und Flüssigkeit an Bakterien verfüttern

Kompostwerke können mehr als den gesammelten Inhalt der Biotonnen in eine nährstoffreiche Erde umwandeln. Erweitert man die Anlagen um eine Biogasstufe, dann lässt sich dort auch Energie gewinnen. Dazu wird der Bioabfall vorab gepresst und die dabei gewonnene Flüssigkeit in Fermentern vergoren. Das BINE-Projektinfo „Bioabfall: Kompost und Biogas kombinieren“ (17/2014) stellt dieses Verfahren zur Biogaserzeugung und erste Praxiserfahrungen vor. Die Entwickler haben besonderen Wert auf einen wenig störanfälligen und wirtschaftlichen Prozess gelegt.

Beim neuen Verfahren wird neben Kompost zusätzlich Biogas gewonnen. Die beim Pressen des Bioabfalls abgetrennte Flüssigkeit ist der Nährstoff, der in den neu entwickelten Biofilmfermentern an Bakterien verfüttert wird. Das dabei erzeugte Biogas kann in einem Blockheizkraftwerk verstromt oder ins Erdgasnetz eingespeist werden. Das Verfahren hat sich in einem Praxistest als robust erwiesen. Der ausgepresste Bioabfall durchläuft anschließend die üblichen Kompostierverfahren und am Ende liegt eine Komposterde in nahezu unveränderter Qualität vor. Bisher waren Kompostwerke, besonders wegen der mechanischen Belüftungsanlagen, nur Energieverbraucher.

Mit der Erweiterung um eine Biogasstufe lässt sich die Kapazität bestehender Kompostwerke um 10 bis 15 % erhöhen, bei gleichem Energiebedarf und ohne Ausbau. Das Verfahren wurde von der Firma Sutco Recyclingtechnik in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen und der Entsorgungs-Gesellschaft Westmünsterland (EGW) entwickelt. Auf deren Kompostwerk in Gescher fanden die Praxistests statt.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe unter www.bine.info oder telefonisch unter 0228 92379-00228 92379-0 erhältlich.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:
http://www.bine.info/en – BINE Informationsdienst englisch
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Quelle: idw

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Das Frühstück zu Hause hält das Herz von Kindern gesund

Anja Wirsing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS

Wie wichtig das tägliche Frühstück für ein gesundes Herz bei Kindern ist, zeigt eine neue Studie zum Zusammenhang zwischen dem Frühstück zu Hause und Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Kindheit. Sie basiert auf Daten von Kindern aus acht europäischen Ländern, die am EU-Projekt IDEFICS teilgenommen hatten. Die Ergebnisse der Studie sind im „European Journal of Clinical Nutrition“ erschienen.

Das tägliche Frühstück zu Hause ist wichtig für ein gesundes Herz bei Kindern. Dies zeigt eine neue Studie, die erstmalig den Zusammenhang zwischen dem Frühstück zu Hause und Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Kindheit untersucht hat. Sie basiert auf Daten von Kindern aus acht europäischen Ländern, die am EU-Projekt IDEFICS teilgenommen hatten. Wissenschaftlerinnen des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS sind Mitautorinnen der Studie, die jetzt im „European Journal of Clinical Nutrition“ erschienen ist.

Über 8.500 Kinder von zwei bis neun Jahren waren bei der Studie eingebunden. Um Informationen zu ihren Frühstücksgewohnheiten zu erhalten, füllten ihre Eltern einen Fragebogen aus. Wichtig war insbesondere die Frage, wie häufig die Kinder zu Hause frühstückten. Die Ergebnisse zeigen: 79,8 Prozent der älteren Kinder von sechs bis zehn Jahren nehmen ihr Frühstück täglich zu Hause ein; diese Zahl liegt bei jüngeren Kindern bei 70,2 Prozent.

Die Untersuchungen lassen weiterhin erkennen: Jungen im Schulalter, die nicht täglich zu Hause frühstücken, haben ein höheres Risiko für hohe Blutfettwerte und einen niedrigen Spiegel an schützendem Cholesterin (HDL-Cholesterin). Mädchen im Schulalter haben zusätzlich ein höheres Risiko für ein besonders ungünstiges Verhältnis von Blutfetten zu schützendem Cholesterin im Vergleich zu denjenigen, die täglich frühstücken. Bei der Auswertung der Daten haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch wichtige andere Einflussfaktoren wie körperliche Aktivität berücksichtigt, die mit einem Bewegungsmesser (Accelerometer) erfasst wurden. Auch weisen die Zahlen darauf hin, dass Kinder, die seltener zu Hause frühstücken, sich weniger bewegen als Kinder mit einem täglichen Frühstück zu Hause. Letztere profitieren, so die Annahme, tagsüber von der Energie, die sie durch das Frühstück erhalten.

Die Studienautorin Dr. Stalo Papoutsou vom „Research and Education Institute of Child Health“ in Zypern erklärt: „Unsere Ergebnisse zeigen: Tägliches Frühstücken hilft den Kindern, das Gewicht im Rahmen zu halten und körperlich aktiv zu sein. Auch die Blutfette, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anzeigen, werden durch das tägliche Frühstück reguliert.“

Papoutsou fährt fort: „Risikofaktoren, die zu Gefäßverkalkungen und somit Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen und diese beschleunigen, beginnen in der Kindheit. Um die Ernährungsweise zu verbessern, werden in der Regel Salz, Fett und Zucker reduziert. Aber auch andere Verhaltensweisen bei der Ernährung wie das tägliche Frühstück sollten gefördert werden. Mit dem Frühstück zu Hause haben Eltern die Möglichkeit, ihren Kindern qualitativ hochwertiges Essen anzubieten. Sie können ihre Kinder auch darin unterstützen, sich satt zu essen – und hierdurch die tägliche Energieaufnahme mit im Blick behalten.“

Die Ernährungsgewohnheiten, auch beim Frühstück, werden im EU-Projekt I.Family – dem Folgeprojekt der IDEFICS-Studie – weiter erforscht. Die IDEFICS-Kinder sind mittlerweile ins Teenageralter gekommen. Bei der I.Family-Studie sind sie als Probanden wieder mit dabei, auch ihre Geschwister und Eltern sind zur Teilnahme eingeladen. In der Studie soll unter anderem untersucht werden: Welche Trends bestehen beim Ernährungsverhalten? Welche Faktoren bestimmen darüber, welche Nahrungsmittel die Jugendlichen wählen? Ist es vor allem die Familie oder das weitere soziale Umfeld? Welche Hindernisse halten Jugendliche davon ab, zu gesunden Lebensmitteln zu greifen? Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler möchten herausfinden, ob diese Einflussfaktoren das Risiko für Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Auch analysieren sie den Zusammenhang zwischen dem Frühstücksverhalten der Eltern und den Gewohnheiten ihrer Kinder.

Publikation:
„No breakfast at home: association with cardiovascular disease risk factors in childhood.“
Papoutsou S, Briassoulis G, Wolters M, Peplies J, Iacoviello L, Eiben G, Veidebaum T, Molnar D, Russo P, Michels N, Moreno LA, Tornaritis M. European Journal of Clinical Nutrition. 2014 Jul;68(7):829-34. doi: 10.1038/ejcn.2014.88.

Weitere Informationen:
Website zur IDEFICS-Studie: www.ideficsstudy.eu
Website zur I.Family-Studie: www.ifamily.eu

Kontakt:
Pressestelle I.Family
Rhonda Smith / Kate Viggers
Tel. +44/(0)1264/326427
E-Mail rhonda@minervacomms.net / kate@minervacomms.net

Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS
Prof. Dr. Wolfgang Ahrens
Tel. 0421/218-56822
E-Mail ahrens@bips.uni-bremen.de

Weitere Informationen:
http://www.ideficsstudy.eu
http://www.ifamily.eu

Quelle: idw

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Arbeitsplatz Start-up. HHL-Absolvent revolutioniert Markt der Schaumweine

MBA Volker Stößel Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

Hannes Kaltenbrunner verbindet mit Champagner „Eva Happersberger“ Vorzüge deutscher Winzersekte mit denen hochwertiger Champagner

Mit über 150 Gründungen, die in den letzten 15 Jahren von HHL-Absolventen ausgegangen sind, hat sich Deutschlands erste Adresse für den Management-Nachwuchs auch zu einem sehr erfolgreichen Inkubator für Unternehmensgründungen entwickelt. Erst vor wenigen Wochen wurde die HHL im zweiten Jahr hintereinander vom Stifterverband als eine der führenden Gründerhochschulen in Deutschland ausgezeichnet. Jüngstes Beispiel einer erfolgreichen Unternehmensgründung durch einen HHL-Absolventen ist die Happersberger GmbH (http://www.happersberger.fr). Das Unternehmenskonzept des Start-ups besteht in der Herstellung und des Vertriebs des qualitativ hochwertigen traditionell hergestellten Champagners „Eva Happersberger“.

„Wir bieten einen modernen Champagner an“
Die Geschäftsidee kam HHL-Absolvent Hannes Kaltenbrunner (31) und seinem Bruder Axel (34), einem studierten Önologen, bei der Verkostung edler Perlweine. „Wir haben festgestellt, dass sich die geschmacklich schönsten Schaumweine, insbesondere deutschen Winzersekte, durch ihre Frische auszeichnen, Champagner hingegen durch seine Komplexität und Fülle. Wir konnten jedoch kein Produkt finden, dass die Frische eines deutschen Winzersektes mit der Eleganz, Komplexität und Fülle eines Champagners kombiniert“, so Hannes Kaltenbrunner. 2009 haben die beiden Brüder den Business-Plan entwickelt und geeignete Kooperationspartner identifiziert. Ein Jahr später erfolgte die Partnerschaft mit dem Champagnerhaus A. Robert und der Start der Produktion. Nach der offiziellen Gründung des Unternehmens als GmbH und der Markenregistrierung kam es dieses Jahr zur Markteinführung in Deutschland.

„Unser erster Champagner ist benannt nach Eva Happersberger, Grande Dame und Großmutter von Helen Kaltenbrunner, die Frau meines Bruders“, so der HHL-Absolvent, der vor der Unternehmensgründung sechs Jahre im Investment Banking im Bereich Mergers & Acquisition in Frankfurt und zuletzt als Vice-President in Singapur gearbeitet hat. Hannes Kaltenbrunner sagt weiter: „Wir sind aktuell dabei, unseren ersten Champagner in Deutschland einzuführen. Wir möchten dabei einen qualitativ hochwertigen modernen Champagner abgestimmt auf die Geschmacksanforderungen von Endkunden zu einem angemessenen Preis anbieten.“
Neben dem Aufbau und der Etablierung der Marke „Happersberger“ in Deutschland, plant das Gründer-Duo bereits die Einführung weiterer Produkte sowie die Etablierung der Marke in weiteren Ländern.

HHL-Entrepeneurship-Ausbildung hilfreich im Gründungsprozess
Rückblickend auf seine Studienzeit an Deutschlands älteste BWL-Uni sagt Hannes Kaltenbrunner: „An der HHL wurde mein Interesse für die Gründung eines Start-ups geweckt. In Leipzig habe ich das notwendige Handwerkszeug zum Aufbau eines eigenen Unternehmens erhalten. Spannend für mich dabei war stets das generalistische Studium mit Fokussierung auf wichtige Fach- und Themengebiete, die mir heute noch ein theoretisches wie aber auch praktisches Rüstzeug bieten.“

Über die Gründerschmiede HHL Leipzig Graduate School of Management
Mit über 150 Gründungen, die in den letzten 16 Jahren von HHL-Absolventen ausgegangen sind, hat sich Deutschlands erste Adresse für den Management-Nachwuchs auch zu einem sehr erfolgreichen Inkubator für Unternehmensgründungen entwickelt. Prominente Beispiele sind neben Gollmann Kommissioniersysteme oder Mister Spex auch die Gewinner des WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb SunCoal Industries oder auch die Leipziger Unternehmen Spreadshirt und billigflieger.de. Durch das unternehmerische Engagement der Gründer konnten bereits mehr als 2.500 Jobs geschaffen werden, über 1.100 davon allein in der Region Leipzig. 2013 und nun auch 2014 errang die HHL einen der drei ersten Plätze für die besten Gründerhochschulen in Deutschland innerhalb des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) herausgegebenen Rankings „Gründungsradar“. Laut der Financial Times liegt die HHL im Bereich Entrepreneurship innerhalb des M.Sc.- sowie des EMBA-Programms national auf Platz 1 bzw. global unter den Top 5. http://www.hhl.de/EntrepreneurialGraduateSchool

Weitere Informationen:
http://www.hhl.de/EntrepreneurialGraduateSchool
http://www.happersberger.fr

Quelle: idw

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Meldungen von den Kläranlagen 2015

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Dezember 2015
Wien Kläranlage wird zum Kraftwerk  
Leipzig Mehr Stauraum im Abwassernetz: KWL beenden Kanalsanierung entlang B87 in Taucha 
Berlin Jörg Simon führt Wasserbetriebe auch in Zukunft 
Düppenweiler/EVS Bauarbeiten zur Sanierung der Kläranlage beginnen Anfang November 2015 
hanseWasser Vorbildlicher Einsatz für den Umweltschutz Bundesumweltministerin Hendricks zeichnet hanseWasser aus  
Kamen 90 Jahre Wasserwirtschaft an der Lippe 
Unteres Leinetal Feuchttücher bereiten große Probleme 
Wupperverband Video Wanderfische 
Berlin Filme machen Lust auf Arbeit bei den Wasserbetrieben 
November 2015
Bad Dürrenberg Vorbereitungen zum Beitritt vom AZV Saale-Rippachtal zum ZWA Bad Dürrenberg laufen auf Hochtouren 
Reisbach Verbesserungsbeitrag Kläranlage  
Kirchdorf Land gewährt Zuschüsse für die Kläranlage Heimertingen 
Hamburg Wasser WasserForum mit Sonderprogramm 
Berlin Spurenstoff-Entfernung geht nun in Serien-Test 
Hamburg Wasser Probleme bei der Nacherhebung von Niederschlagswassergebühren 
Berlin Integration durch Arbeit – Flüchtlinge werden Azubis 
Wiesbaden Hauptklärwerk hält vorbildlich Grenzwerte und baurechtliche Vorgaben ein 
Leipzig Programm zum Tag der offenen Tür im Klärwerk Rosental 
Bad Camberg 40-jähriges Dienstjubiläum 
Potsdam Umbau des Abwasserpumpwerkes „Am Stern“  
Hannover Abwassergebühren bleiben in Hannover bis 2018 konstant 
Königslutter Abwasserbeseitigungspflicht soll übertragen werden 
Oktober 2015
Zweibrücken Notstromaggregat in Betrieb genommen 
Bensheim Hochmoderne Waschmaschine für das Abwasser  
Berlin Abwasser heizt ausgezeichnetes Mehrgenerationenhaus 
September 2015
Erftverband Internet via Kanal? 
August 2015
Homburg Zukunftsaufgabe Klärschlammverwertung: Entsorgungsverband Saar installiert innovative Mineralisierungsanlage auf der Kläranlage Homburg 
Berlin Tücher im WC sind ganz und gar nicht okay 
Erftverband EuGH entscheidet zum Verschlechterungsverbot 
Rieschweiler In Rieschweiler wird Klärschlamm umweltfreundlich und wirtschaftlich behandelt 
Entsorgungsverband Saar Optimierung und Erweiterung der Kläranlage Nohfelden abgeschlossen. Offizielle Inbetriebnahme im Rahmen eines „Tages der offenen Tür“ 
Guntersblum Leininger Schloss  
Entsorgungsverband Saar Rheinland-pfälzisch-saarländisches Fachtreffen zur Energieoptimierung auf Kläranlagen
Entsorgungsverband Saar Unfallkasse des Saarlandes belohnt erfolgreiche Präventionsarbeit des Entsorgungsverbandes Saar
Juli 2015
OOWV Positionspapier Pflanzenschutzmittel 
Frankfurt Besichtigungstag 2015  
Niersverband Öffentliche Führungen auf den Kläranlagen Mönchengladbach-Neuwerk und Geldern
Oberhausen Emschergenossenschaft bohrt Tunnel unter Kanal und Emscher 
Offenbach kbv-badcamberg: Mit einem Hauch von Olympia in die Zukunft 
Emschergenossenschaft Dr. Emanuel Grün für weitere fünf Jahre als Technischer Vorstand gewählt 
Flensburg Kampf um Flensburgs Kanäle 
Innsbruck IKB gewinnt Energie aus Biogut 
Markersdorf Eine Forschungsreise zum Abwasserverband Anzbach-Laabental! 
Dinslaken „Emscher in the box“ – Drei Kuben informieren über Emscher-Umbau 
Stuttgart 44. Bauigelfest am Uni Campus -Vaihingen 
Oldenburg Abwasserwärme – bundesweit größtes Projekt  
Wasserverband Eifel-Rur Wasserverband Eifel-Rur informiert über Ausbildungsberufe 
Stuttgart Studienfahrt der Patenschaft-Studentinnen und -Studenten aus Straßburg 
Stuttgart Klärwerke als Kraftwerke der Zukunft 
Wiesbaden Abend des offenen Hauptklärwerks 
Thunersee Jahresbericht steht unter dem Motto „Perspektiven“ 
Berlin Lücke zum Selbstversorger wird immer kleiner 
Berlinwasser Holding AG in eine GmbH umfirmiert 
Juni 2015
Starnberger See Verbandsversammlung genehmigt Kanalbau für 3,9 Millionen Euro
Lippeverband Quappe ist in die Seseke zurückgekehrt 
Flerzheim Schlammbehandlung auf dem GKW  
Aggerverband Tag der Erneuerbaren Energien mit Sven Plöger 
Rhein-Selz Sanierungsarbeiten in der Verbandsgemeinde 
Erftverband Posterbeitrag zum Tag der Hydrologie 2015 ausgezeichnet 
Hetlingen Mädchen erobern das Klärwerk  
Emscher „EMSCHERSCHNELLWEG UNTER TAGE“ MACHT KILOMETER! 
Erftverband Der Erftverband im Film 
BWB Berliner Pflanze ausgezeichnet 
Zweckverband Rheinhessen 5 Jahre ZAR 
OOWV OOWV setzt neuen „Kraftprotz“ gegen verstopfte Abwasserkanäle ein – Spezialfahrzeug mit moderner Technik 
Bode-Wipper Beitragssatzung Gebiet II bekannt gemacht  
azv Südholstein Christine Mesek übernimmt das Ruder  
EVS Zertifiziertes Labor des Fachbegutachtung der Deutschen Akkreditierungsstelle erfolgreich abgeschlossen 
Wupperverband Wupper wird auf weiteren 2,5 Kilometern natürlicher 
Lübeck Deutscher Compliance Preis 2015 geht an die Entsorgungsbetriebe  
Berlin Riesen-Schlauch macht Abwasserleitung wieder fit 
Mai 2015
Euchen Heftiger Stickstoffeintrag belastete Kläranlage  
Hamburg HAMBURG WASSER und Remondis Aqua kaufen Anteile der Vattenfall Europe New Energy 
Peine Kläranlagenneubau in Algermissen geht gut voran: „Wir liegen voll im Plan.“ 
Wupperverband Behandlung des Gülle-Wasser-Gemischs in der Kläranlage Hückeswagen wird fortgesetzt 
Erfurt Neue Perspektiven für Klärschlammnutzung 
Xanten-Lüttingen Weitere Installation einer Fotovoltaikanlage bei der LINEG 
Tossens OOWV freut sich über neuen „Abwassermeister“ in seinen Reihen 
Rödingen Membranaustausch 
Ostfildern Kläranlage Nellingen 
Moers-Gerdt Einbau neuer Pumpen für die Rücklaufschlammförderung der Kläranlage Moers-Gerdt 
KWL Erfolgreich Energie sparen im Unternehmen – für Energiemanagement zertifiziert 
Kirkel Baumaßnahme Regenwasserbehandlung: Geplatzter Hydraulikschlauch bleibt ohne Folgen für die Umwelt 
Erftverband Wiederholungsprüfung desTechnisches Sicherheitsmanagement Gewässer durch die DWA bestätigt
Derneburg/Peine Informationsveranstaltung zur Kanalsanierung in Derneburg 
Braunschweig Wechsel an der Spitze 
April 2015
Eifel-Rur Auszubildende des Wasserverbands erfolgreich 
Aachen STAWAG und gewoge AG haben einen weiteren Meilenstein bei der energetischen Modernisierung im Aachener Norden erreicht 
Aggerverband Kreisfinale „Wirtschaftswissen im Wettbewerb“ an der Wiehltalsperre 
Bad Iburg Regenerative Energien auf der Kläranlage  
Malsburg-Marzell Gemeinde wehrt sich gegen Verteuerung 
Niederselters Schlammentwässerung der Kläranlage – Erneuerung der Kolbenmembranpumpe 
Pfaffenhofen Weil sich schwarzer Schlamm gesammelt hatte 
Riegel Neue Technik fürs Abwasser 
Stuttgart Führungen für Einzelpersonen und Kleingruppen im HKW S-Mühlhausen 
März 2015
Wupperverband Seit 85 Jahren für die Wupper verantwortlich 
Peine Neuer Anbau entsteht in den kommenden Monaten 
Niersverband Niersverband baut eine Abwasserüberleitung von der Kläranlage Tönisberg zur Abwasserpumpstation Vluyn  
Herne Aus altem Pumpwerkskeller wird Speicher für Regenwasser 
Februar 2015
Castrop-Rauxel Regenwasser-Trennung mit gewaltigen Dimensionen 
Berlin Abwasser im nächsten Jahr preiswerter 
Südholstein Vorstandswechsel beim azv  
KWL KWL verlegt zentrale Abwasserentsorgung für 650 Grundstücke in Grünau 
Emsbachtal Start des Abwasserverbands Emsbachtal 
Südholstein Vorstandswechsel beim azv 
Leipzig 6,8 Millionen Euro: KWL verlegt zentrale Abwasserentsorgung für 650 Grundstücke in Grünau 
Erftverband Zukunftspreis 2014 
Erftverband Neue Internetseite des Erftverbandes ist online 
Erftverband Erftverband beschließt Wirtschaftsplan 2015 
Berlin Und noch ein neuer Abwasserparkplatz im Untergrund 
Berlin Offener Dialog zwischen Kunden und Unternehmen 
Osnabrück „Oscar der Kanalbranche“ für die Stadtwerke 
Niersverband NEW und Niersverband gehen „onshore“ – Kooperation zum Thema Kleinwindenergieanlagen vorgestellt…mehr: 
Jena Karriere in der Stadtwerke Jena Gruppe 
Emscher Pro Arbeitstag werden zwei Millionen (!) Euro investiert 
Berlin Sauberes Wasser – (k)ein Geheimnis 
Berlin Riesen-Inliner macht Abwasserleitung wieder fit 
Januar 2015
Grünstadt KlärschlammReformerTM 
EGLV  „Deutschlands gesündeste Unternehmen“: Emschergenossenschaft und Lippeverband erhalten besondere Auszeichnung 
EGLV Emschergebiet – Gereinigte Abwassermengen 
Berlin Starke Infrastrukturen durch starke Partner 
Anzbach Laabental Ferialpraktikantin Magdalena Hölzl berichtet 
Schleifbach Photovoltaikanlage und Blockheizkraftwerk 
Krefeld Abwasser – Stadt liefert noch keine rechtssichere Lösung für Gebühren 
Bode-Wipper „Staßfurter Lösung“ vor Aufnahme ins KAG LSA? 
Rödental Energie aus Abwasser
Mainz-Mombach Infoflyer informiert über Klärschlammverbrennungsanlage 
Mannheim Spatenstich zum Ausbau der Pulveraktivkohle-Anlage (PAK) im Klärwerk 
Lippeverband Spurenstoffe: Bürger werden erneut zum Gewässerschutz befragt 
Gelsenkirchen Turbo-Aufzug fürs Abwasser 
EVS Homepage des Entsorgungsverbandes Saar jetzt auch unter der Internet-Endung „.Saarland“ erreichbar 

Wien: Kläranlage wird zum Kraftwerk

Nach einer energetischen Optimierung soll die Hauptkläranlage von Wien die zur Abwasserreinigung benötigte Energie selbst erzeugen. Leittechnik und Schaltanlagen für das Projekt liefert Siemens.

Die Stadt Wien will ihre Hauptkläranlage energetisch optimieren. Das Ziel des im April 2015 gestarteten Projekts E_OS 2020 (Energie-Optimierung Schlammbehandlung): Ab dem Jahr 2020 soll die Hauptkläranlage im Bezirk Simmering durch die Nutzung von Klärgas die zur Abwasserreinigung benötigte Energie selbst erzeugen. Die Leit-, Mess-, Analyse- und Schaltanlagenleittechnik sowie Niederspannungs- und Mittelspannungsschaltanlagen wird Siemens liefern. Wie der Konzern mitteilt, hat der Auftrag ein Volumen von rund 24 Millionen Euro. Nach Angaben des städtischen Unternehmens ebswien hauptkläranlage zählt die Anlage zu den größten kommunalen Energieverbrauchern. Rund 60 Gigawattstunden (GWh) Strom jährlich würden zur Reinigung der gesamten in Wien anfallenden Abwässer benötigt. Nach dem Umbau soll die Anlage jährlich 78 GWh Strom und 82 GWh thermische Energie erzeugen. Insgesamt sollen so rund 40.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Laut der Stadt Wien betragen die Gesamtkosten für das Projekt E_OS rund 250 Millionen Euro. (al)

www.ebswien.at
www.siemens.de/water
http://www.stadt-und-werk.de/druck/meldung_22736_Kl%C3%A4ranlage+wird+zum+Kraftwerk.html

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Leipzig: Mehr Stauraum im Abwassernetz: KWL beenden Kanalsanierung entlang B87 in Taucha

Nach gut neunmonatiger Bauzeit haben die Kommunalen Wasserwerke Leipzig GmbH ihre umfangreichen Arbeiten am Trink- und Abwassernetz entlang der B87 in Taucha beendet.
Die Arbeiten erstreckten sich beginnend am Abzweig Graßdorfer Straße bis zum Kreuzungsbereich Leipziger Straße sowie in der Leipziger Straße selbst bis zum Knotenpunkt Portitzer Straße. Die Investitionssumme wird bei rund 2,0 Million Euro liegen.
Baubeginn war am 2. März 2015. Das ursprünglich für Ende November avisierte Bauende schob sich aufgrund einer Änderung im Bauablauf auf den 11. Dezember: Beginnend von der Graßdorfer Straße bis vor den Kreuzungsbereich Leipziger/Sommerfelder Straße erneuerten die KWL nicht nur den Asphalt im Baubereich, sondern die komplette Straßendecke.
Mit Abschluss der Baumaßnahmen im Bereich der B87 ist die Ertüchtigung des Tauchaer Mischwassernetzes nahezu komplett. Damit können die KWL eine gewässerverträgliche Mischwasserentlastung entsprechend den Zielen der EU Wasserrahmenrichtlinie bis Ende 2015 gewährleisten.
In den vergangenen Jahren wurden dafür am Tauchaer Mischwassernetz umfangreiche Arbeiten durchgeführt. Neben dem Ausbau der Kläranlage Taucha wurde u.a. das Regenüberlaufbecken Spittelberg errichtet (2011) und der vorgelagert der Zulaufsammler in DN 1000/800 ausgewechselt.
Diese Arbeiten hatten ihrerseits ein Investitionsvolumen von rund 2,2 Millionen Euro.

Baudetails
Im Zuge der Baumaßnahme B87 wurden 2015 ca. 200 m Mischwasserleitung DN 800, rund 165 m Staukanal im Maulprofil  2,10 m x 1,35 m einschließlich des Ersatzneubaus der beiden Regenüberlaufbauwerke in der Graßdorfer Straße sowie rund 50 m Mischwasserleitung DN 1200 in der Leipziger Straße erneuert.
Parallel zu diesen Maßnahmen am Abwassernetz haben die KWL auch die Trinkwasserversorgungsleitungen im gesamten Baubereich erneuert. Es handelte sich hierbei um rund 350 Meter sowie die Straßenquerung der Hauptleitung (20 m). Verschiedene Medienträger und der Straßenbaulastträger haben die Vollsperrung genutzt um ihrerseits Erneuerungsmaßnahmen zu realisieren.
Bis Jahresende 2015 werden Arbeiten an den Gehwegen fertig gestellt. Dies geschieht jedoch ohne Beeinträchtigung des Fahrverkehrs in diesem neuralgischen Knotenpunkt.

Hintergrund Schmutzfrachtrückhaltung
Die KWL danken für das Verständnis der Anwohner und Verkehrsteilnehmer in diesem verkehrstechnisch bedeutsamen Bereich. Die Maßnahmen waren aufgrund ihres wasserrechtlichen Hintergrunds alternativlos. Sie schaffen aus Gewässerschutzgesichtspunkten im Netz wichtigen Stauraum für eine größtmögliche Schmutzfrachtrückhaltung. Bei größeren Regenereignissen kann damit beispielsweise Mischwasser gezielt im Netz eingestaut werden und dann zeitverzögert und kapazitätsabhängig zur Behandlung in die Kläranlage geleitet werden. Dies war das alte Netz nicht in diesem Umfang zu leisten im Stande.
Den ohnehin notwendigen Rückstausicherungen auf Grundstücken kommt damit allerdings eine noch größere Bedeutung zu. Die KWL empfehlen Grundstückseigentümern daher, die Funktionstüchtigkeit von Rückstauklappen zu prüfen und diese bei Bedarf nachzurüsten. Grundstückseigentümer sind grundsätzlich selbst verpflichtet, sich gegen einen Rückfluss aus dem Abwassernetz auf das Grundstück und ggf. in das Haus abzusichern. Bei technischen Fragen unterstützen die Fachleute der KWL gern beratend.

Die Kommunalen Wasserwerke Leipzig GmbH sind ein Unternehmen der LVV-Gruppe (Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH).

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BERLIN: Jörg Simon führt Wasserbetriebe auch in Zukunft

Aufsichtsrat verlängert Vertrag um weitere fünf Jahre
Die Aufsichtsräte der Berliner Wasserbetriebe und der Berlinwasser Holding GmbH haben gestern den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Jörg Simon um weitere fünf Jahre bis 2021 verlängert. „Mit Weitblick hat es Jörg Simon verstanden, die Berliner Wasserbetriebe auch durch bewegte Zeiten zu steuern.
Gleichzeitig hat er Kurs auf eine höhere Produktivität und eine Ausweitung der Investitionen genommen“, erklärt Berlins Finanzsenator, Dr. Matthias Kollatz-Ahnen, der auch Aufsichtsratschef der Wasserbetriebe ist. „Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit und bin überzeugt, dass die gut aufgestellten Berliner Wasserbetriebe unter der Führung von Herrn Simon die kommenden Herausforderungen meistern werden.“
Jörg Simon ist seit dem 1. November 1999 Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe und seit November 2002 Mitglied des Vorstands bzw. der Geschäftsführung der Berlinwasser Holding.
Der 53-jährige Diplom-Ingenieur sowie Diplom-Wirtschaftsingenieur ist darüber hinaus in seiner Funktion als Vizepräsident Wasser/Abwasser des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wichtiger Ansprechpartner der Branche für die Politik in Berlin und Brüssel.

http://www.bwb.de/content/language1/html/299_17109.php

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Düppenweiler/EVS: Bauarbeiten zur Sanierung der Kläranlage beginnen Anfang November 2015

Anfang November beginnt der Entsorgungsverband Saar mit der Sanierung der Kläranlage Düppenweiler in Beckingen. Die alte Kläranlage Düppenweiler wurde 1981 in Betrieb genommen. Aufgrund ihres Alters und der ständig steigenden Anforderungen an eine moderne Abwasserreinigung ist eine Sanierung notwendig geworden.

Besonders der Kondeler Bach, in den das gereinigte Abwasser eingeleitet wird, profitiert von der Maßnahme, mit der nach öffentlicher Ausschreibung das Unternehmen Wolf & Sofsky aus Zweibrücken beauftragt wurde .
Die Sanierung der Kläranlage Düppenweiler entspricht zu 90 Prozent einem Neubau; nur etwa 10 Prozent der alten Anlagenteile können in die neue Anlage integriert werden.

Die Sanierung findet unter laufendem Betrieb der Altanlage statt, was für Planer, Bauunternehmen und Kläranlagenmitarbeiter gleichermaßen eine große Herausforderung darstellt. Bei der neuen Kläranlage Düppenweiler kommt im Saarland erstmalig das sogenannte „BIOCOS- Verfahren“ zur Abwasserreinigung zum Einsatz. Das Verfahren zeichnet sich insbesondere durch eine hohe Wirtschaftlichkeit und eine sehr gute Reinigungsleistung aus.

Im Zuge der etwa anderthalb Jahre währenden Bauzeit muss im Zufahrtsbe-reich der Kläranlage – vor allem im Bereich der Friedrich-Ebert-Straße – mit zusätzlichem Verkehrsbelastungen gerechnet werden. Der EVS bittet die betroffenen Bürger hierfür um Verständnis.

Ansprechpartner für die Baumaßnahme ist EVS-Projektleiter Hans-Peter Schramm (Tel. 0681/ 5000-206).

http://www.evs.de/aktuell/presse/archiv/pressemeldung/artikel/bauarbeiten-zur-sanierung-der-klaeranlage-dueppenweiler-beginnen-anfang-november-2015/

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hanseWasser: Vorbildlicher Einsatz für den Umweltschutz Bundesumweltministerin Hendricks zeichnet hanseWasser aus

Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks gratulierte hanseWasser und 23 EMAS-registrierten Unternehmen und Organisationen für ihren vorbildlichen Umweltschutz. Anlass war ein fachlicher Austausch im Bundesumweltministerium. Motto: Umweltinnovationen als Beitrag zur Verbesserung der Umweltleistung.
„Sie haben das anspruchsvollste Umweltmanagementsystem EMAS eingerichtet. In diesem Rahmen haben Sie sich durch innovative Umweltschutzmaßnahmen ausgezeichnet“, begrüßte Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks hanseWasser und weitere 23 deutsche Unternehmen und Organisationen in Berlin.
Die Unternehmen und Organisationen hatten sich mit besonders effektiven und kreativen Innovationen im Produktionsprozess, der Wertschöpfungskette, der Organisation selber oder im Geschäftsmodell für den europäischen EMAS-Award beworben. Bundesumwelt-ministerin Dr. Barbara Hendricks gratulierte den EMAS-Teilnehmenden zu ihrem Engage-ment und zeichnete hanseWasser für die außergewöhnlichen Klimaschutzleistungen aus, die mit dem Projekt kliEN (Klimaschutz- und Energieeffizienz) erzielt wurden: Aufgrund der energetischen Optimierung des Kläranlagenbetriebs, dem Betrieb einer 2 MW Windenergie-anlage und der Installation modernerer Blockheiz-kraftwerke, reinigt die Kläranlage in Bremen-Seehausen die Abwässer klimaneutral. Mit kliEN hat hanseWasser aber nicht nur die technische Seite betrachtet, sondern die Mitarbeiter in den Mittelpunkt gestellt. Ergebnis: Eine Klimaschutzkultur, die alle Bereiche des Unternehmens aktiv leben.
hanseWasser ist bereits zum vierten Mal EMAS-zertifiziert worden. EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ist die höchste Auszeichnung für betrieblichen Umweltschutz. Seit 2015 ist das gesamte Unternehmen hanseWasser klimaneutral.

www.hansewasser.de

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Kamen: 90 Jahre Wasserwirtschaft an der Lippe

Der Ausbau von Kläranlagen hat die Wasserqualität erheblich verbessert und die Artenvielfalt in unseren Gewässern erhöht, Biodiversität in Seseke und Lippe kann sich sehen lassen – Lippeverband sieht Forderung nach 4. Reinigungsstufe kritisch.
Kamen. Vor 90 Jahren, im Dezember 1925, wurde das Lippeverband-Gesetz verabschiedet! 90 Jahre Wasserwirtschaft an der Lippe und ihren Zuflüssen – da gibt es viel, auf das es sich zurückzublicken lohnt: Eine der größten Leistungen war die Renaturierung der Seseke vom einstigen Hinterhof zum neuen Vorgarten, nachdem sie zuvor noch technisch ausgebaut und zur Köttelbecke degradiert wurde. Im Rahmen der Jahresversammlung des Lippeverbandes in Kamen blickte Dr. Jochen Stemplewski, seit nunmehr 24 Jahren Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes, nicht nur auf den Seseke-Umbau zurück. Vor allem der Ausbau der Kläranlagen im Lippegebiet hat sich bezahlt gemacht – die Wasserqualität in den Gewässern hat sich stark verbessert, die Artenvielfalt kann sich aktuell bestens sehen lassen. Doch die Zukunft bringt Herausforderungen mit sich: Kritisch sieht der Lippeverband Forderungen nach der sogenannten „vierten Reinigungsstufe“. Diese, das haben eigene Pilotprojekte des Lippeverbandes gezeigt, ist noch lange nicht ausgereift „90 Jahre Wasserwirtschaftsgeschichte an der Lippe – das ist eine durchaus spannende Geschichte: wie ein über lange Zeit von Industrie, Bergbau und Kommunen stark in Anspruch genommenes Flussgebiet in den letzten beiden Jahrzehnten zu großen Teilen wieder sauber und ökologisch intakt geworden ist. Und wie jetzt auch die allerletzten offenen Schmutzwasserläufe Stück für Stück wieder umgestaltet werden“, sagte Dr. Jochen Stemplewski zu Beginn seines Vorstandsberichts bei der Jahresversammlung des Lippeverbandes in Kamen.
„Und hier an der Seseke, in der Stadt Kamen, hat sich ein wesentlicher Teil dieser Geschichte abgespielt, deswegen ist das auch ein besonderer Ort.“
Vor über 100 Jahren führten die Abwassermissstände in der Region zunächst zur Gründung der Sesekegenossenschaft 1913. Doch griff die Zuständigkeit der Sesekegenossenschaft räumlich zu kurz: Es ging ja nur um einen kleinen Ausschnitt – eben das Einzugsgebiet des Lippe-Nebenflusses Seseke. Für die Lippe selbst und ihr weiteres Einzugsgebiet fehlte ein umfassendes wasserwirtschaftliches Konzept für die Lösung der Missstände. Verzögert durch den ersten Weltkrieg wurde im Januar 1926 als Folgeorganisation der Sesekegenossenschaft der Lippeverband gegründet.
Erfolgreiches Großprojekt: der Seseke-Umbau
Heute kann von einer Abwassermisere kaum noch die Rede sein. Kamen etwa hat mit der Seseke wieder einen schönen Stadtfluss, genauso wie Bergkamen, Bönen und Lünen. „Vor mehr als 25 Jahren haben wir als Lippeverband mit dem Umbau des Gewässersystems begonnen, dem sogenannten Seseke-Programm. Wir haben dabei seit den 90er-Jahren bis heute in dem 315 km² großen Einzugsgebiet eine komplett neue Flusslandschaft geschaffen“, sagt Stemplewski.
Grundlage dafür ist ein modernes Abwassersystem. 500 Millionen Euro hat der Lippeverband investiert, in vier Kläranlagen, 73 Kilometer Abwasserkanäle und 75 Kilometer neue naturnahe Gewässerläufe. „Der Seseke-Umbau ist ein erfolgreiches öffentliches Großprojekt, denn wir sind über 25 Jahre in der Spur, im Kostenrahmen geblieben. Von 1992 umgerechnet veranschlagten 520 Millionen Euro haben wir am Ende 505 Millionen Euro investiert“, sagt Stemplewski und nennt zwei Erfolgsfaktoren für das gute Gelingen: Durch konsequentes Projektmanagement und Controlling hat der Lippeverband erfolgreich gegen zusätzliche Kostenbelastungen angearbeitet.

Der Erfolg des Seseke-Programms kann sich sehen lassen: Der Lippeverband konnte im Sesekesystem bei den routinemäßigen Gewässermonitorings bislang rund 350 Tierarten nachweisen, Fische, Muscheln, Schnecken, Insekten, Krebstiere und mehr. Vor dem Umbau waren diese Gewässer weitgehend unbesiedelt, biologisch tot, verödet, wie die Fachleute damals sagten. „Wir haben die Natur zurückgeholt an die Bäche und Flüsse. Wir schaffen lebendige Gewässer und neue Biodiversität, die ansonsten weltweit zurückgeht“, erklärt Stemplewski.
Erfreuliches gibt es auch aus dem Bereich des Flusses Lippe zu vermelden. Dass es der Lippe heute insgesamt wieder gut geht, ist besonders den erheblichen Investitionen des Lippeverbandes in den Ausbau von Kläranlagen zu verdanken. „Heute reinigen wir das Abwasser von 1,4 Millionen, mit Blick auf die Einleitungen der Industrie von 2,3 Millionen Einwohnerwerten.“ Als der Lippeverband sich in der Gründungsphase befand, waren im heutigen Verbandsgebiet lediglich rund 430.000 Menschen an die Kanalisation angeschlossen. Es gab damals nur eine Handvoll Kläranlagen und diese waren oft nicht wirkungsvoll genug.

Ökologischer Erfolg nach Ausbau von Kläranlagen
Heute betreibt der Lippeverband 50 Kläranlagen im Verbandsgebiet. Der Erfolg stellte sich ein: In den späten 90er-Jahren erreichte die Wasserqualität der Lippe stabil den Bereich „gut“. Nur der Bereich unterhalb der Seseke musste noch bis zur Renaturierung des Sesekesystems warten.
Auch der ökologische Erfolg des Kläranlagenprogramms war groß: Mit über 400 Arten an wirbellosen Wassertieren – also Insekten, Muscheln, Schnecken, Kleinkrebsen und viele andere – hat sich die Biodiversität in der Lippe in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht. Und rund 60 Arten davon stehen auf einer Roten Liste, sind in den Flüssen Deutschlands also selten geworden oder sogar vom Aussterben bedroht – bei uns aber wieder anzutreffen!
Forderung nach der vierten Reinigungsstufe ist „kritisch“
Kritisch sieht der Lippeverband jedoch die aktuellen Forderungen, in den Kläranlagenausbau wieder viel Geld zu investieren, diesmal mit dem Ziel der Eliminierung der sogenannten Spurenstoffe aus Medikamenten, Hormonen und Industriechemikalien. Im aktuell vorgelegten Bewirtschaftungsplan des Landes NRW zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie sind mehrere Kläranlagen des Lippeverbandes betroffen, die um eine sogenannte „4. Reinigungsstufe“ erweitert werden sollen.
„Als Wasserwirtschaftsverband nehmen wir das Thema ernst: Intensiv beschäftigen wir uns in unseren Versuchskläranlagen im Lippegebiet mit den Möglichkeiten zur Beseitigung der sogenannten Spurenstoffe, etwa in Bad Sassendorf, in Hünxe und in Dülmen, wo wir die verschiedenen Verfahrensweisen intensiv erproben und ihre Vor- und Nachteile herausfinden wollen“, sagt Stemplewski. Neben der Tatsache, dass keines der Verfahren alle Stoffe vollständig eliminieren kann, ist zu bedenken, dass der „ökologische Fußabdruck“ einer vierten Reinigungsstufe in den Kläranlagen äußerst groß ausfällt. Anders ausgedrückt: Einer weitergehenden Reinigungsleistung steht ein deutlich höherer Energieverbrauch gegenüber.
Der Lippeverband ist überzeugt, „dass wir mehr in der Logik des Wasserkreislaufs und der Kreisläufe anderer Stoffströme denken müssen“. Bei den Spurenstoffen heißt das ganz konkret, dass der gesamte Weg von Medikamenten betrachtet werden muss: von der Produktion über den Verkauf, die Verwendung und letztlich die Entsorgung. Eine Lösung der Probleme rund um die Spurenstoffe am Ende der Kläranlage – „end of pipe“ – ist eine zunächst scheinbar einfache, aber weder technisch optimale noch ökologische, energiefreundliche Lösung!
In Dülmen erprobt der Lippeverband nicht nur auf seiner Kläranlage die Beseitigung von Spurenstoffen – hier technisch mit dem Verfahren der Aktivkohlebehandlung. Im Rahmen des Förderprojektes „Den Spurenstoffen auf der Spur“ (DSADS) hat der Lippeverband über zwei Jahre eine sehr umfassende Kampagne aufgelegt, an der sich Ärzte, Apotheker, viele Bürger und Schulen aktiv beteiligten. Ziel dabei ist die Vermeidung von Spurenstoffen möglichst bereits an der Quelle, im Gesundheitswesen oder beim Verbraucher. Und die Sensibilisierungskampagne hat Spuren hinterlassen! Die Informationen und Aktionen sowie die Berichterstattung darüber sind beim Verbraucher angekommen. Das Wissen und Informationsstand sind deutlich angestiegen, das Entsorgungsverhalten hat sich positiv entwickelt. Die DSADS-Anliegen werden von der Bevölkerung und Akteuren der medizinischen Versorgung in Dülmen aktiv angenommen. Das sieht der Lippeverband als einen großen Erfolg für das Projekt an: Aufklärung und Sensibilisierung sind das bessere Mittel, um Spurenstoffe im Abwasser zu vermeiden – indem sie erst gar nicht ins Wasser gelangen!

http://www.eglv.de/wasserportal/meta/presse/presseinformationen/presseinformationen-detail/article/kamen-90-jahre-wasserwirtschaft-an-der-lippe.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=287&cHash=13f17a4996ae9099173c558b3c388ed2

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Unteres Leinetal: Feuchttücher bereiten große Probleme

Betrieb der Abwasseranlagen kann gestört werden / Toilette nicht als Mülleimer missbrauchen / Am 19. November war Welttoilettentag
Der Mensch ist bequem: Einfach die Toilettenspülung betätigt und verschwunden sind fettige Soßen, Suppen, übrig gebliebene Kartoffeln, die Reste des Weihnachtsbratens, Mullbinden, Feuchttücher oder Mikrofaserlappen. Doch beim Betrieb der Abwasseranlagen bereitet dieses Verhalten immer größere Probleme. Der Aufwand und damit die Kosten steigen. Deshalb bittet die OEWA Wasser und Abwasser GmbH, die sich im Auftrag Abwasserzweckverbandes (AZV) Unteres Leinetal um den Betrieb der Abwasseranlagen kümmert, dringend darum, nur das in der Toilette zu entsorgen, was dort auch hinein gehört.
Jedes Jahr am 19. November wird der Welttoilettentag begangen. Willkommener Anlass für die OEWA, auf die Thematik hinzuweisen. Wer die Toilette gedankenlos als Mülleimer missbrauche, sorge schlimmstenfalls dafür, dass das Abwasser im öffentlichen Bereich nicht richtig abgeleitet werden kann und es zu Störungen kommt.
Insgesamt bereiten der OEWA als Betriebsführer des AZV Unteres Leinetal Feuchttücher immense Probleme. Die scheinen bei den Bürgern immer beliebter zu werden. Dabei darf man Feuchttücher offiziell und laut Verpackungshinweis sogar über die Toilette entsorgen. Aber: Sie zerreißen nicht, lösen sich nicht auf, wickeln sich um die Pumpenräder, die Pumpen fallen aus und das Abwasser kann nicht weitertransportiert werden. Der Aufwand, den Schaden zu beheben und die Pumpen wieder zum Laufen zu bringen, ist aus OEWA-Sicht unverhältnismäßig. Die Pumpen müssten oftmals mit Spezialtechnik ausgebaut, von Hand gereinigt und wieder eingebaut werden. Deshalb Feuchttücher – und vor allem Mikrofasertücher – nicht einfach in die Toilette werfen, sondern ab damit in den Hausmüll.
Was auch nichts in der Toilette zu suchen hat: Hygieneartikel wie Damenbinden und Tampons, Kondome, Wattestäbchen, Rasierklingen, Haare und natürlich Speisereste, die Ungeziefer und insbesondere Ratten anlocken.

http://www.azv-unteres-leinetal.de/aktuelles/presseinformationen/detailansicht/archive/2015/november/article/feuchttuecher-bereiten-grosse-probleme.html

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Wupperverband: Video Wanderfische

Die Wanderfische kehren aus dem Meer zurück und haben mit dem Aufstieg begonnen, um in der Wupper und ihren Nebengewässern zu laichen. Im Video sehen Sie zunächst eine männliche Meerforelle, einen so genannten Milchner, und anschließend das dazu gehörige Weibchen. Die Aufnahmen wurden am Fischaufstieg des Klärwerks Buchenhofen im Rahmen einer Messkampagne des Bergischen Fischereivereins (BFV e. V.) von unserer Mitarbeiter Herr Janßen erstellt.
Wir freuen uns über diese Aufnahmen, denn sie sind ein Hinweis für die deutliche Verbesserung des Lebensumfeldes für die Fische in unseren Gewässern im allgemeinen und natürlich auch in der Wupper in den letzten Jahren.

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/pa_video_wanderfische.html

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Berlin: Filme machen Lust auf Arbeit bei den Wasserbetrieben

Azubi-Videos gewinnen renommierten Kommunikationspreis in Gold
Die Videos, mit denen die Berliner Wasserbetriebe im Internet um Azubis werben, sind gestern Abend mit dem renommierten Econ Award in Gold in der Kategorie „Film und Video“ ausgezeichnet worden.
„Die Ausbildungsvideos der Berliner Wasserbetriebe sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man einer jungen Zielgruppe in ihrer Sprache begegnet“, heißt es in der Laudatio. „Sie (…) überzeugen durch Lebendigkeit. Die Freude an der Arbeit und das kollegiale Miteinander werden glaubhaft vermittelt – gern möchte man selbst bei den Berliner Wasserbetrieben tätig sein.“
Der Preis freut mich besonders, weil er würdigt, dass wir uns stark um junge Frauen für technische Berufe bemühen“, sagt Kerstin Oster, Personalvorständin der Berliner Wasserbetriebe.
Die vier Videos – zu sehen u. a. auf der Ausbildungs-Website des Unternehmens (http://www.ausbildung.bwb.de) und auf bwb.de – sind von Azubis für Azubis entstanden und räumen pointiert mit alten Bildern auf. So schaufeln Fachkräfte für Abwassertechnik nicht im Abwasser herum, sie nehmen stattdessen Proben von Klärschlamm und Abwasser und überwachen die Auslastung und Steuerung von Elektromotoren, Pumpen oder anderen Maschinen.
„Die gucken schon mal komisch, wenn ich als kleines Mädchen hier am Steuer sitze“, sagt in einem Video etwa Lisa, die als Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice mit einem großen Lkw in der Stadt unterwegs ist und mit ferngesteuerten Spezialkameras Abwasserkanäle kontrolliert und diese mit Robotern repariert.
Der Econ Verlag und das Handelsblatt präsentieren im Rahmen des Econ Awards jährlich hervorragende Beispiele der „Corporate Communication“. Die Berliner Wasserbetriebe haben bereits 2011 für ihre Kinder-Internetseite www.klassewasser.de einen Gold-Award und 2012 und 2013 jeweils Bronze für ihr Berliner Wasser Mobil und ihren Nachhaltigkeitsbericht errungen.

http://www.bwb.de/content/language1/html/299_17015.php

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Bad Dürrenberg: Vorbereitungen zum Beitritt vom AZV Saale-Rippachtal zum ZWA Bad Dürrenberg laufen auf Hochtouren

Der Abwasserzweckverband (AZV) Saale-Rippachtal wird zum 1. Januar 2016 beim Zweckverband für Wasserversorgung Abwasserbeseitigung (ZWA) Bad Dürrenberg eingegliedert. Zurzeit werden alle Maßnahmen getroffen, um einen problemlosen Übergang zu gewährleisten.

Ab 1. Januar 2016 wird es eine gemeinsame Satzung geben. Für die Bürgerinnen und Bürger wird es keine Änderungen hinsichtlich der Gebühren und Beiträge oder zuständigen Ansprechpartner geben. Im Dezember wird der Verbandsversammlung ein gemeinsamer Wirtschaftsplan vorgelegt.

Zum Wirtschaftsplan zählen Baumaßnahmen im Kanalnetz, an den Pumpstationen und Kläranlagen sowie Erneuerungen und Sanierungen im Straßenbereich. Die Planungen zur Investition von 2016 bis 2020 mit den Gemeinden, der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalts und dem Landkreis sind abgeschlossen. Somit kann der Zusammenschluss reibungslos erfolgen. Zurzeit wird bereits der Bau eines Schmutzwasserkanals in der Langen Straße in Kreischau gemeinsam von AZV Saale-Rippachtal und ZWA Bad Dürrenberg betreut.

http://www.zwa-badduerrenberg.de/index.php?id=53&tx_ttnews[tt_news]=225&tx_ttnews[backPid]=35&cHash=20bd860364

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Reisbach: Verbesserungsbeitrag Kläranlage

Kosten für die Optimierung der Kläranlage Reisbach werden auf Grundstückseigentümer umgelegt.

Der Abwasserzweckverband Mittlere Vils führt derzeit verschiedene Maßnahmen zur Optimierung der Kläranlage Reisbach durch. Mit den geplanten Maßnahmen erfolgt nicht nur eine Sanierung alter Anlagenteile, sondern neben der Verbesserung der Betriebssicherheit und der Prozessstabilität ergeben sich deutliche Einsparungen hinsichtlich des Energieverbrauchs.
Die Gesamtkosten für die verschiedenen Projekte betragen ca. 4 Mio. €. Die Verbandsversammlung des Abwasserzweckverbandes hat entschieden, die nötigen Investitionen mit der Festsetzung eines Verbesserungsbeitrags zu finanzieren. Aus diesem Grund erhalten die Grundstückseigentümer derzeit die Bescheide des Abwasserzweckverbands. Der Beitragssatz beträgt 1,85 € pro Quadratmeter Geschoßfläche. Diese wird nach den Außenmaßen des Gebäudes ermittelt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an den Abwasserzweckverband, Tel. 08734/1207.

http://www.marklkofen.de/index.php?id=2841,1

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Kirchdorf: Land gewährt Zuschüsse für die Kläranlage Heimertingen

Zum gemeinsamen Anschluss der Gemeinden Berkheim, Erolzheim und Kirchdorf an die Kläranlage Heimertingen ist nunmehr die Entscheidung über die gestellten Zuschussanträge gefallen.

Bild (von links): Bürgermeister Walther Puza, Ministerialdirektor Helmfried Meinel, Raimund Rau von der Stadt Memmingen, Bürgermeister Jochen Ackermann, Jürgen Nagler vom Wasserwirtschaftsamt Biberach, Silvia Poppenmaier als Stellvertreter des Kirchdorfer Bürgermeisters, Landrat Dr. Heiko Schmid, Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, Wolfgang Müller vom Wasserwirtschaftsamt Kempten, Ingenieur Daniel Trautmann, Erich Mittermayr vom Regierungspräsidium Tübingen, Ingenieurin Chritina Iftode

Am 02. Oktober 2015 wurden die Förderbescheide von Ministerialdirektor Helmfried Meinel im Beisein von Herrn Landrat Dr. Heiko Schmidt, Herrn Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und weiterer am Verfahren Beteiligter im Rathaus Berkheim an die Vertreter der Gemeinden übergeben. Für die Gesamtmaßnahme mit Investitionskosten von geschätzten 10,5 Mio. € wird damit eine Förderung in Höhe von insgesamt 6.111,700 € zur Verfügung stehen. Die Förderung verteilt sich auf die beteiligten Gemeinden entsprechend den anteiligen Investitionskosten und der aktuellen Höhe ihrer Gebühren im Wasser- und Abwasserbereich. Die höchste Zuwendung erhielt mit knapp 5,1 Mio. € die Gemeinde Berkheim, weshalb die Übergabe auch im dortigen Rathaus stattfand.

Auf die Gemeinde Erolzheim entfallen rd. 1,4 Mio. € an Zuschuss und auf die Gemeinde Kirchdorf, die bei einem Alleingang keinen Zuschuss bekommen hätte, 403.900 €, bei einem kalkulierten Kostenanteil in Höhe von
2.019.480 €.

Mit der Aufnahme in das Förderprogramm besteht nunmehr eine verlässliche finanzielle Basis für das gemeinsame Vorhaben eines Abwasseranschlusses an das Gruppenklärwerk der Stadt Memmingen in Heimertingen, auf der nun alles weitere entwickelt werden kann. Dem Regierungspräsidium Tübingen und dem Landratsamt, die von Anfang an das Miteinander der drei Gemeinden unterstützt und sich für eine Aufnahme in das Förderprogramm eingesetzt haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

http://www.kirchdorf-iller.de/,Lde/11484184.html

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HAMBURG WASSER: WasserForum mit Sonderprogramm

120 Denkmäler und 300 Veranstaltungen – die diesjährigen Tage der Industriekultur am Wasser bieten am 3. und 4. Oktober Einblick in viele spannende Orte Hamburgs. Mit dabei ist auch das WasserForum von HAMBURG WASSER.
Das Museum zur Geschichte und Gegenwart der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung bietet am 4. Oktober im Rahmen der Tage der Industriekultur einen Vortrag zur Geschichte der Hamburger Wasserwerke in Rothenburgsort mit anschließender Führung über das Betriebsgelände und Führungen durch die Trinkwasser- und Abwasserausstellung an.

Der NDR hat sich vorab im WasserForum umgesehen und beschreibt das museale Angebot von HAMBURG WASSER unter folgendem Link.

http://www.hamburgwasser.de/news/items/tage-der-industriekultur-am-wasser.html

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Berlin: Spurenstoff-Entfernung geht nun in Serien-Test

Forschung zeigt Perspektiven – dazu zählt gesellschaftliches Handeln
Immer feinere Messtechnik macht Spurenstoffe – manche Arzneimittel, Süßstoffe und andere chemische Verbindungen – im Wasser sichtbar, die die heutige Klärtechnik nicht entfernen kann. Obwohl bei vielen dieser Substanzen im Millionstel-Gramm-Bereich die Relevanzfrage wissenschaftlich offen ist und es dafür deshalb in der Trinkwasserverordnung auch keine Grenzwerte gibt, bestimmt in Deutschland der Grundsatz des Minimierungsgebots gesellschaftliches Handeln durch Vermeidung oder Entfernung.
Mit den Möglichkeiten des Aufspürens, Bewertens und Entfernens dieser Spurenstoffe im Wasser haben sich die dreijährigen Forschungsprojekte ASKURIS und IST4R beschäftigt, deren Ergebnisse heute an der TU Berlin vorgestellt wurden. Die Berliner Wasserbetriebe waren Partner der Projekte und testen deren Ergebnisse nun auf großtechnische Anwendbarkeit.
Technische Möglichkeiten allein sind keine Alternative zum Ansatz an der Quelle
„Die Entfernung von Spurenstoffen aus dem Wasserkreislauf ist ein wichtiges Ziel, das dem gesetzlichen Minimierungsgebot folgt – aber eines, das nicht ohne den Einsatz hoher finanzieller und energetischer Ressourcen zu haben ist“, sagt Jörg Simon, Vorstandschef der Berliner Wasserbetriebe. „ASKURIS hat aber auch gezeigt, dass kein technisches Verfahren allein in der Lage ist, alle bekannten Spurenstoffe zu eliminieren. Deshalb ist es umso wichtiger, auch an den Quellen dieser Stoffe anzusetzen und dort ihren Eintrag in den Wasserkreislauf geringstmöglich zu halten.“
In Versuchen, die in der Oberflächenwasseraufbereitungsanlage (OWA) Tegel und im Klärwerk Münchehofe durchgeführt wurden, prüften die Wasserbetriebe zusammen mit ihren Projektpartnern parallel die Verfahren Ozonung, Pulveraktivkohledosierung und Kornkohlefiltration als nachgeschaltete Reinigungsstufe zur bisherigen Klärtechnik. Ziel war es, die Kombination dieser Technologien hinsichtlich Spurenstoffentfernung, Wirtschaftlichkeit und möglicher Integration in Konzepte zur weitergehenden Abwasserbehandlung zu bewerten.
„In den Projekten ASKURIS und IST4R wurde für verschiedene technische Handlungsoptionen zur Spurenstoffentfernung im urbanen Wasserkreislauf eine hervorragende Datenbasis geschaffen“, sagt Prof. Martin Jekel, Lehrstuhlinhaber an der TU Berlin und Projektleiter von ASKURIS und IST4R. Neben der TU Berlin haben die Berliner Wasserbetriebe, das Umweltbundesamt, der Zweckverband Landeswasserversorgung Stuttgart, das Helmholtz Zentrum für Umweltforschung Leipzig und das Kompetenzzentrum Wasser Berlin an den Projekten gearbeitet.
Wie sich die Erkenntnisse großtechnisch umsetzen lassen, testen die Berliner Wasserbetriebe nun in der OWA Tegel. Hier haben die Arbeiten für die Errichtung eines Pulveraktivkohlesilos begonnen. Ende dieses Jahres soll hier ein Drittel der Wassermenge zusätzlich testweise mit Aktivkohle behandelt werden, um so Spurenstoffe zurück zu halten.
Allerdings kann die Wasserwirtschaft mit der Entfernung lediglich einen Teil des Problems lösen – bei der Vermeidung sind der Staat und jeder einzelne gefordert. Dabei kann der Staat durch Umweltverträglichkeitsprüfungen bei der Zulassung neuer Substanzen und bei der Überwachung ihrer Verwendung zur Reduzierung dieser Spurenstoffe beitragen, aber auch jeder Einzelne kann dies tun.
Nicht benutzte oder abgelaufene Medikamente gehören auf keinen Fall in die Toilette, sondern sollten umweltgerecht über die Schadstoffsammelstellen der BSR oder über mit entsprechenden Entsorgungssystemen kooperierende Apotheken entsorgt werden. Reinigungsmittel, Lacke, Düngemittel und andere Chemikalien sollten sparsam eingesetzt und keinesfalls mit dem Abwasser weggespült werden, denn so können sie in den Wasserkreislauf gelangen.
Im engen Wasserkreislauf erfordert steigender Medikamentenkonsum neue Lösungen
Trinkwasser hat in Deutschland eine sehr hohe Qualität, das Vertrauen der Bevölkerung in eine sichere Trinkwasserversorgung ist entsprechend hoch. Mittelfristig zeichnen sich jedoch Trends ab, die die Grundwasserqualität beeinträchtigen können. Dies betrifft vor allem urbane Zentren mit einem eng geschlossenen Wasserkreislauf.
So gehen Klimaprognosen in den nächsten Jahrzehnten von geringeren Niederschlägen im Sommer aus, was bei gleich bleibenden Ablaufmengen aus Klärwerken zu geringeren Wassermengen von Spree und Havel führen kann. Zudem steigt der Konsum von Medikamenten durch die Alterung in unserer Gesellschaft an. Beide Trends können langfristig die Konzentration von Spurenstoffen in den Flüssen und – deutlich geringer – auch im Grundwasser erhöhen.

Begriffserklärung:
ASKURIS: Anthropogene Spurenstoffe im urbanen Wasserkreislauf: Bewertung, Barrieren und Risikokommunikation
IST4R: Integration der Spurenstoffentfernung in Technologieansätze der 4. Reinigungsstufe bei Klärwerken

Weitere Informationen:
http://www.bwb.de/content/language1/html/askuris.php und http://www.bwb.de/content/language1/html/ist4r.php

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Hamburgwasser: Probleme bei der Nacherhebung von Niederschlagswassergebühren

Aufgrund eines technischen Problems kam es am 24. und 25.09.2015 bei der Übertragung von Grundstücksflächen in die Niederschlagswasser-Gebührenabrechnung zu rund 3 000 fehlerhaften Gebührenbescheiden.
Betroffen sind rund 1 100 Grundstücke, für die eine Flächenaufteilung auf unterschiedliche Eigentümer vorgenommen werden sollte. Jeder Teileigentümer erhielt einen Bescheid, der irrtümlich auf der Basis der gesamten gebührenpflichtigen Grundstücksfläche erstellt wurde. Wir konnten den Fehler bereits ermitteln. Die betroffenen Kunden werden sobald wie möglich geänderte Abrechnungen erhalten. Alle fehlerhaften Gebührenabrechnungen werden umgehend von uns storniert.
Für die entstandenen Unannehmlichkeiten bitten wir alle betroffenen Kunden um Entschuldigung.

http://www.hamburgwasser.de/news/items/probleme-bei-der-nacherhebung-von-niederschlagswassergebuehren.html

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Berlin: Integration durch Arbeit – Flüchtlinge werden Azubis

Kolat: Berliner Wasserbetriebe gehen mit gutem Beispiel voran
Gemeinsam mit der Initiative Arrivo Berlin und der gemeinnützigen Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen (GFBM) bieten die Berliner Wasserbetriebe sechs jungen Flüchtlingen die Chance, sich ab Januar 2016 auf eine Ausbildung in dem Unternehmen vorzubereiten.

„Die Berliner Wasserbetriebe als landeseigenes Unternehmen gehen hier mit gutem Beispiel voran und nehmen ihre Verantwortung wahr“, sagt Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen. „Viele der Geflüchteten bringen Potenziale und Qualifikationen mit, die unsere Gesellschaft bereichern können. Ich möchte, dass aus Geflüchteten Steuerzahler werden.“

Heute haben Kerstin Oster, Personalvorständin der Berliner Wasserbetriebe, und Barbara Meyer, Geschäftsführerin des Kulturzentrums Schlesische27, das als Träger des Arrivo-Projekts fungiert, eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. „Für uns ist diese Kooperation nicht nur Ausdruck unserer sozialen Verantwortung, sie erweitert auch unsere Möglichkeiten, künftige Fachkräfte für die Wasserbetriebe zu gewinnen und stärkt die gelebte Vielfalt im Unternehmen“, betont Kerstin Oster.

Zusammen mit Arrivo wirbt das Unternehmen unter anderem mit Flyern auf Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch um junge Flüchtlinge, die ab Januar 2016 betreute Praktika bei den Berliner Wasserbetrieben sowie Sprachkurse absolvieren und dabei von der GFBM auch sozialpädagogisch betreut werden. Wer diese Einstiegsqualifizierung erfolgreich durchläuft, kann im kommenden September eine reguläre technische Berufsausbildung bei den Wasserbetrieben beginnen.

„Integration durch Arbeit ist ein entscheidender Schritt für Geflüchtete. Wir freuen uns, dass wir mit den Berliner Wasserbetrieben nun auch ein großes Landesunternehmen als Partner haben“, sagt Barbara Meyer, Geschäftsführerin des Kulturzentrums Schlesische 27.

Mit der Einstiegsqualifizierung für Jugendliche haben die Berliner Wasserbetriebe seit langem gute Erfahrungen: Seit 2010 werden nach ähnlichem Prinzip jährlich sechs junge Berlinerinnen und Berliner, die aus unterschiedlichsten Gründen keinen „normalen“ Ausbildungsweg gefunden hatten, reif für das Erlernen eines Berufes gemacht. Dieses Projekt wird unverändert fortgeführt.

Die Berliner Wasserbetriebe bilden in 18 technischen, kaufmännischen und akademischen Berufen aus. Mehr auf www.ausbildung.bwb.de.

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Wiesbaden: Hauptklärwerk hält vorbildlich Grenzwerte und baurechtliche Vorgaben ein

ELW-Betriebsleiter Joachim Wack nimmt Stellung zum Artikel „Warum kein Verbund mit Mainz? – Ehemaliger Klärwerksleiter Wälti Schmitt äußert sich zu städtischen Erweiterungsplänen im Salzbachtal“, der am 15. September im Wiesbadener Kurier und einen Tag später im Wiesbadener Tagblatt erschienen ist.
„Etliche Aussagen führen in die Irre, andere sind schlichtweg falsch – und besonders die im Kurier abgedruckte Montage von Herrn Brandner bedarf eindeutig der Richtigstellung, damit die Diskussion über den Ausbau des Hauptklärwerks sachlich geführt werden kann“, sagt Joachim Wack. Denn die Montage zeigt nicht, wie das Klärwerk nach dem Bebauungsplan aussehen könnte. In der Montage sind drei technisch unterschiedliche Alternativen dargestellt. „Logischerweise würde nur eine der Varianten realisiert werden“, sagt der Betriebsleiter. „Und ein Umzug der ELW-Verwaltung ins Hauptklärwerk stand nie zur Diskussion.“ Im Herbst beginnen die ELW mit der Erweiterung des Verwaltungsgebäudes im Unteren Zwerchweg.
Völlig unbestritten ist auch, dass im Rahmen des beschlossenen Bauleitverfahrens unter anderem Standortalternativen in Betracht gezogen werden. Ebenso ist die Bürgerbeteiligung neben der Anhörung der Träger öffentlicher Belange ein wesentlicher Bestandteil des Verfahrens. „Meiner Einschätzung nach würde die von Herrn Schmitt ins Gespräch gebrachte Alternative einer Gemeinschaftsanlage mit Mainz – so sie überhaupt machbar ist, was zu prüfen wäre – mindestens eine Planungszeit von 8 bis 10 Jahren haben und Wiesbaden einen deutlich dreistelligen Millionenbetrag kosten“, sagt Joachim Wack. „Eventuell wäre es auch angebracht, bei einer seit 1885 am gleichen Standort im Rahmen der Daseinsvorsorge betriebenen Kläranlage, den Blickwinkel zu ändern und zu prüfen ob, das Klärwerk an die Wohnbebauung gerückt ist oder umgekehrt.“ Anders als im Artikel geschrieben, belaufen sich die Investitionskosten für eine vierte Klärstufe zur Reinigung des Abwassers von pharmazeutischen Rückständen nicht auf 60 bis 70 Millionen, sondern auf rund 30 Millionen Euro.
Zurzeit steht die Diskussion über eine Verlegung des gesamten Klärwerks jedoch nicht im Vordergrund. „Wir verfügen für das Hauptklärwerk über eine aktuelle Betriebserlaubnis vom Regierungspräsidium Darmstadt“, sagt Betriebsleiter Wack. Damit ist den ELW bescheinigt, dass sie alle wasserrechtlichen und baurechtlichen Vorgaben (Genehmigungen liegen vor) sowie die gesetzlichen Grenzwerte, die für Abwasserreinigungsanlagen (gebaut für mehr als 100.000 Einwohnerwerte) gelten, vorbildlich einhalten.
Denn anders als im Artikel dargestellt, gibt es die 300-Meter-Abstandsgrenze zur Wohnbebauung als Vorschrift in Hessen nicht. Das Land Hessen orientiert sich im entsprechenden Merkblatt zwar daran, setzt es jedoch so um, dass die Klärwerke, die näher an der Wohnbebauung liegen, für die baurechtliche Genehmigung strengere Vorgaben erfüllen müssen. Denn wesentlicher als eine Abstandsgrenze ist die Einhaltung der vorgeschriebenen Immissionswerte. Diese waren auch Bestandteil einer Umweltverträglichkeitsprüfung. „Deshalb haben wir in allen sensiblen Bereichen des Hauptklärwerks Abluftbehandlungen“, sagt Joachim Wack. „Sie sorgen mit dafür, dass wir die Grenzwerte für Immissionen einhalten.“

http://www.elw.de/aktuelle-pressemeldungen/detail/artikel/hauptklaerwerk-haelt-vorbildlich-grenzwerte-und-baurechtliche-vorgaben-ein/

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Leipzig: Programm zum Tag der offenen Tür im Klärwerk Rosental

Die Anmeldung erfolgt vor Ort.
Seit 121 Jahren – Abwasser, das sich gewaschen hat
Das Klärwerk Rosental ist die Hauptanlage zur Abwasserbehandlung von über 500.000 Menschen der Stadt Leipzig und des Umlandes. Bereits im November 1894 ging es in Betrieb, in den Folgejahren erfolgte der stetige Ausbau. Die Erweiterung war notwendig, um die wachsenden Mengen zu bewältigen und neue technische Entwicklungen zu berücksichtigen.

Nach 1990 wurde die vorhandene Mechanik modernisiert und die biologischen Abwasserbehandlungsstufen ausgebaut, so dass das Klärwerk heute alle gesetzlichen Ansprüche an die Abwasserreinigung erfüllt oder sogar übertrifft. Heute reinigt das Klärwerk jeden Tag etwa 110.000 Kubikmeter Abwasser – und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Leipziger Umwelt. In Zukunft werden die Ansprüche an die Arbeit des Klärwerks durch das Wachstum der Stadt Leipzig noch größer
– die KWL planen daher für die kommenden Jahre den zielgerichteten Ausbau der Anlage.
Programm zum Tag der offenen Tür im Klärwerk Rosental
• Rundgang über das Klärwerk Rosental inklusive Faulturmbesteigung
• Stündlicher Kanaleinstieg in Gruppen (letzter Einstieg 16 Uhr)
• Interessantes über die Leipziger Kanalnetzsteuerung
• mikroskopische Live-Bilder von Pantoffeltierchen & Co. (ab 12 Uhr)
• tolle Preise beim Quiz rund ums Klärwerk
• Wasserbaustelle, Experimente, Hüpfburg und Schminken für Kinder
Anschrift: Klärwerk Rosental, Am Sportforum 20, 04105 Leipzig
Anfahrt:
Am Gelände gibt es nur Parkmöglichkeiten für Fahrräder. Mit der
LVB-Linie 4 bis zur Haltstelle Am Mückenschlösschen erreicht man das Klärwerk zudem über einen kurzen Fußmarsch.

Die Kommunalen Wasserwerke Leipzig GmbH sind ein Unternehmen der LVV-Gruppe (Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH).

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Bad Camberg:40-jähriges Dienstjubiläum

Gabi Klarner wurde für ihr 40-jähriges Dienstjubiläum geehrt.

Es ist tatsächlich schon 40 Jahre her, dass Gabriele Klarner ihre Ausbildung bei der Kreisverwaltung in Limburg begann. Seit dem 01.09.1975 ist sie, zwar an unterschiedlichen Stellen, aber immer im öffentlichen Dienst beschäftigt. Das wurde in einer kleinen Feierstunde am 01. September vom Verbandsvorsteher des Kläranlagenbetriebsverbands Wolfgang Erk und Geschäftsführer Matthias Fink gebührend gewürdigt.

Direkt nach der Ausbildung zur Verwaltungsangestellten wurde Gabriele Klarner von der Kreisverwaltung übernommen und konnte bereits ein Jahr später den Verwaltungslehrgang I am Verwaltungsseminar in Wiesbaden besuchen. Nach dem Abschluss dieses Lehrgangs wurde sie 1980 ins Beamtenverhältnis übernommen. 1989 wechselte sie zur Gemeinde Selters und leitete dort viele Jahre die Außenstelle in Haintchen. Seit 01.01.2001 ist Gabriele Klarner, nun auch schon fast 15 Jahre, in der Geschäftsstelle des Kläranlagenbetriebsverbands angestellt.

http://www.kbv-badcamberg.de/news/2015-09-01-40-jaehriges-dienstjubilaeum.html

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Umbau des Abwasserpumpwerkes „Am Stern“

Ab Mitte September 2015 wird das Abwasserpumpwerk „Am Stern“ in der Schwarzschildstraße durch einen Umbau ersetzt. Dieses Pumpwerk der Energie und Wasser Potsdam (EWP) leitet das Abwasser von rund 30.000 Einwohnern der Landeshauptstadt Potsdam zur Kläranlage Stahnsdorf der Berliner Wasserbetriebe (BWB) ab.
Um den Anforderungen der wachsenden Stadt Potsdam gerecht werden zu können, zielt das Bauprojekt im Rahmen der EWP Strategie „Wasser 2030″ auf eine Erhöhung der Förderkapazität und auf eine Anhebung der Fließgeschwindigkeit des Abwassers. Dies wird durch neue hydraulische Technik und neue Steuer- und Regeltechnik erreicht. Die Abwasserentsorgung durch das Pumpwerk „Am Stern“ wird während des gesamten Bauzeitraumes weiterhin aufrechterhalten. Dies ist möglich, weil dieses Pumpwerk aus zwei identischen Teilen mit unterirdischen Kammern zur Sammlung des Abwassers und den entsprechenden Pumpenblöcken besteht.
Zudem sollen bauliche Mängel an dem in den 1970er Jahren errichteten Pumpwerk behoben werden. Deshalb ist der Umbau des Tiefbauteils einschließlich der Anlagentechnik notwendig. Die besondere bauliche Herausforderung ist, dass die Arbeiten in der vorhandenen Gebäudehülle durchgeführt werden.
Für den Umbau des Abwasserpumpwerkes Stern hat die EWP Baukosten in Höhe von 4,2 Millionen Euro eingeplant. Die Fertigstellung ist für Dezember 2017 vorgesehen.

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Hannover: Abwassergebühren bleiben in Hannover bis 2018 konstant

Hannovers Bürgerinnen und Bürger können sich freuen. Die Schmutzwasser- und Niederschlagswassergebühr bleibt voraussichtlich bis zum Jahr 2018 konstant auf niedrigem Niveau.
Dies ist das Ergebnis der jüngsten Gebührenkalkulation, die eine Anpassung der genannten Gebühren zum 01.01.2016 nicht erforderlich macht. Von 13 Großstädten mit über 500.000 Einwohnern steht Hannover der der Abwassergebühr auf Platz 5 und bei der Niederschlagswassergebühr auf Platz 2. Damit liegt die Niedersächsische Landeshauptstadt bei den beiden Gebührenarten im vorderen Feld und teilweise sogar an der Spitze. Beide Gebühren sind seit dem Jahr 2009 unverändert konstant.
Die aktuellen Gebührensätze der Stadtentwässerung Hannover finden Sie hier.

http://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Umwelt/Wasser-Abwasser/Abwasser/Stadtentwässerung-Hannover/Aktuelles-und-Infos

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Abwasserbeseitigungspflicht soll übertragen werden

WEB will Aufgaben der Stadt Königslutter übernehmen – Für Verbraucher ändert sich nichts
Auf die Wolfsburger Entwässerungsbetriebe (WEB) will die Stadt Königslutter am Elm die Abwasserbeseitigungspflicht zum 1. Januar 2016 übertragen. Hierzu soll eine Zweckvereinbarung nach dem niedersächsischen Gesetz über die kommunale Zusammenarbeit geschlossen werden. Entsprechende Beratungen und Beschlüsse zu dieser Frage sind im Verwaltungsrat der Wolfsburger Entwässerungsbetriebe gefasst worden.
Des Weiteren beschäftigt sich eine öffentliche Vorlage, die am Donnerstag, 24. September, im Planungs- und Bauausschuss beraten und im Rat der Stadt am 7. Oktober verabschiedet werden soll, mit diesem Thema. Der Rat der Stadt Königslutter berät darüber am 1. Oktober. In einem zweiten Schritt wird für 2018 eine gemeinsame Anstalt des öffentlichen Rechts angestrebt, die die Aufgaben der Abwasserbeseitigung für die Stadt Königslutter am Elm und die Stadt Wolfsburg übernimmt.
Für die Bürger Königslutters und Wolfsburgs gibt es durch die Übernahme der Aufgabe durch die Wolfsburger Entwässerungsbetriebe keine Veränderungen. Beide Partner erwarten eine verbesserte Effizienz durch die Bildung einer größeren Einheit.
Für die rund 16.000 Einwohner der Stadt Königslutter wird der Ansprechpartner bei Entwässerungsanträgen, Abflussstörungen oder Gebührenangelegenheiten die WEB sein. Die bisherige Anlaufstelle für alle Entwässerungsangelegenheiten im Rathaus von Königslutter wird bestehen bleiben. Für die Verbraucher werden die Gebühren mit dem Wechsel konstant gehalten.
„Die Weiterentwicklung der Abwasserbeseitigung der Stadt ist nötig, um die Aufgaben der Zukunft bewältigen zu können. Dies kann nur im Rahmen einer regionalen Lösung gemeinsam erfolgen“, erklärt der Bürgermeister der Stadt Königslutter am Elm, Alexander Hoppe.
Die Wolfsburger Entwässerungsbetriebe haben erst Anfang 2014 die Abwasserbeseitigungspflicht für die Samtgemeinde Boldecker Land übernommen. „Die bei dieser Erweiterung unseres Arbeitsgebietes gemachten guten Erfahrungen bestärken uns, die Abwasserbeseitigung im Bereich Wolfsburg-Königslutter zum Wohle aller Bürger zusammenzuführen“, hebt WEB-Vorstand Dr. Gerhard Meier hervor.
Das Kanalnetz der WEB verlängert sich durch die Netzanteile der Stadt Königslutter am Elm um etwa 200 Kilometer auf dann insgesamt rund 1.400 Kilometer. Daneben kommen 27 Pumpwerke und das Zentralklärwerk als neue Aufgaben in den Zuständigkeitsbereich der Wolfsburger Entwässerungsbetriebe.

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Zweibrücken: Notstromaggregat in Betrieb genommen

Unsere Kläranlage reinigt rund um die Uhr alle in der Stadt und den angeschlossenen Gemeinden anfallenden Abwässer. Dabei kommt modernste Technik für die Regelung und Überwachung der Anlagen zum Einsatz, um das gereinigte Wasser ohne schädliche Folgen dem Naturkreislauf zurück zu geben. Der Betrieb unserer Anlage ist ohne elektrische Energie nicht denkbar. So könnten unter Umständen schon kurzzeitige Stromausfälle zu erheblichen Betriebsstörungen und damit weitreichenden Folgen für die Umwelt führen. Die bei der letzten grundlegenden Überholung unserer Anlagen realisierte Ringeinspeisung aus dem städtischen Netz hat sich mittlerweile als zu unsicher erwiesen.

Wir haben uns daher dazu entschlossen, durch Installation einer sogenannten Netzersatzanlage die notwendigsten Grundfunktionen der Kläranlage zum Erhalt der Reinigungsleistung auch bei Netzausfall sicher zu stellen.

Im Laufe der ersten Septemberwoche wurde das neue Notstromaggregat der Kläranlage in Betrieb genommen und auf Herz und Nieren eine Woche lang in all seinen Funktionen ausführlich getestet. Die Steuerung erkennt automatisch, wenn die Netzspannung wegfällt. Die Kläranlage wird in diesem Fall sofort vom städtischen Stromnetz getrennt und das Aggregat läuft selbständig an. Innerhalb von 5 Minuten steht eine entsprechende Spannung zur Verfügung und die wichtigsten Aggregate, wie zum Beispiel die Zulaufschnecken und die Gebläse der Biologischen Stufe, werden nach einem festen Programm von der Prozesssteuerung gestartet. Damit ist sichergestellt, dass auch bei Stromausfall die Reinigungsleistung der Anlage erhalten bleibt. Bei Netzrückkehr wird das Aggregat geregelt wieder heruntergefahren und die Anlage auf Netzbetrieb umgeschaltet.

Die Verfügbarkeit unserer Anlagen rund um die Uhr stellt eine große Herausforderung an UBZ als Betreiber dar: Wir haben dem bei der Planung, bei der vorbeugenden Instandhaltung sowie durch organisatorische Maßnahmen wie Rufbereitschaft Rechnung getragen. Mit der nun realisierten Ersatzstromversorgung wurde ein weiterer wichtiger Schritt zu noch mehr Ausfallsicherheit getan.

Technische Daten des Stromerzeugers:
Dieselmotor IVECO Cursor 13TE3, Generator Mecc Alte ECO40-1S:
Leistung: 334 kW
Nennspannung: 400/231 V
Nennstrom: 578 A
http://www.ubzzw.com/abwasser/20-newsabwasser/326-news01

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Bensheim: Hochmoderne Waschmaschine für das Abwasser

In der Gruppenkläranlage an der Hartbrücke werden täglich rund 14000 Kubikmeter Wasser gereinigt
Presseartikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 25.08.2015 von BA-Mitarbeiterin Gerlinde Scharf

Wer einer Kläranlage zu nahe kommt, muss darauf gefasst sein, dass es dort gewaltig stinkt. Glaubt man. Denkste! Das ist längst Vergangenheit, versichern Frank Daum, Geschäftsführer des Zweckverbandes Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) und Daniel Zimmermann, Geschäftsbereichsleiter Kläranlagenbetrieb. Mehr:

http://www.kmb-bensheim.de/hochmoderne-waschmaschine-fuer-das-abwasser/

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Berlin: Abwasser heizt ausgezeichnetes Mehrgenerationenhaus

Kooperation mit EVM erspart dem Klima CO2 und den Mietern Kosten
Ein neues generationengerechtes Mehrfamilienhaus in Berlin-Karlshorst wird durch eine Kooperation der Berliner Wasserbetriebe mit der EVM Berlin e. E. – Erbbauverein Moabit – klimafreundlich mit Wärme aus Abwasser beheizt. Dafür wird in der Dorotheastraße direkt vor dem neuen Gebäude eine ein Meter starke Abwasserdruckleitung auf 78 Metern Länge mit ringförmigen Wärmetauschern versehen. So können dem Abwasser dort pro Jahr rund 314.000 kWh Wärme entzogen werden. Das deckt nicht nur 80 % des Bedarfs des viergeschossigen Neubaus mit 78 Wohnungen, sondern heizt teilweise auch weitere 120 Wohnungen in der Nachbarschaft mit.
„Das Vorhaben ist für uns in mehrfacher Hinsicht beispielhaft“, sagt Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe. „Die Kooperation zeigt unser energiewirtschaftliches Know-how, unterstützt die Berliner Klimaziele und nützt nicht zuletzt auch den Mietern, die von dieser nachhaltigen und hocheffizienten Lösung durch geringere Betriebskosten profitieren.“
Gegenüber einer Erdgas-Heizung erspart das Vorhaben der Berliner Luft pro Jahr 35 Tonnen CO2. Das EVM-Projekt wird nach seiner Fertigstellung im Oktober eine der größten Wärme-aus-Abwasser-Anlagen in Berlin. Das Karlshorster Bauprojekt des EVM Berlin ist mit dem Genossenschaftspreis Wohnen 2015 des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen ausgezeichnet worden.
Zwei Techniken sind möglich, nahe beim Nutzer müssen beide liegen
Das Wärmepotenzial im Abwasser lässt sich mit zwei alternativen Techniken erschließen: Mit in Schmutz- und Mischwasserkanälen angebrachten oder mit ringförmig um Abwasserdruckleitungen verlegten Wärmetauschern. Dabei haben Druckleitungen die Nase vorn, weil sie – anders als Kanäle – immer rundum gefüllt sind und damit von ihrer kompletten Fläche Wärme abgeben. Das Prinzip gleicht dem der Erdwärme-Heizungen: Abwasser gibt einen Teil seiner Wärme an ein flüssiges Medium ab und Wärmepumpen erhöhen diese Temperatur dann auf ein zum Heizen nutzbares Maß. Entscheidend ist nicht die absolute Temperatur des Abwassers, sondern die Differenz zur Temperatur des Mediums.
In Berlin sind bislang acht Anlagen in Betrieb, die dem Abwasser Wärme entziehen, weitere sechs befinden sich in Bau bzw. Planung. Fachleute schätzen, dass bis zu zehn Prozent aller Gebäude so beheizt werden könnten. Voraussetzung ist dabei immer, dass Gewinnung und Nutzung dicht beieinander liegen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.bwb.de/waa

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Erftverband: Internet via Kanal?

Die Bundesregierung will den Ausbau eines flächendeckenden schnellen Internets weiter forcieren und dafür u. a. Abwasserkanäle als Mantelrohr für Breitbandkabel nutzen. Das geht aus dem Entwurf des Wirtschaftsministeriums zur Änderung des Telekommunikationsgesetzes (§§ 77 ff TKG) zur Umsetzung entsprechender EU-Richtlinien hervor. Es ist vorgesehen, dass die Betreiber von Kanalnetzen grundsätzlich Auskunft über die Lage von Kanälen und die Bedingungen der Mitbenutzung von Abwasserkanälen geben müssen. Der Erftverband steht dem Gesetzentwurf kritisch gegenüber.

http://www.erftverband.de/ev-telegramm-82015/

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Homburg: Zukunftsaufgabe Klärschlammverwertung: Entsorgungsverband Saar installiert innovative Mineralisierungsanlage auf der Kläranlage Homburg

Der Entsorgungsverband Saar hat auf seiner Kläranlage in Homburg mit dem Bau einer innovativen, energieautarken Klärschlamm-Mineralisierungsanlage begonnen.

In der letzten 5 Jahren fielen auf der Kläranlage Homburg jährlich zwischen 4.500 und 4.800 Tonnen entwässerter Klärschlamm an, davon stammen 40-50 Prozent von anderen Kläranlagen bzw. von der Karlsberg-Brauerei.
Das neue Verfahren bringt eine Verringerung der zu verwertenden Klärschlammmenge um mehr als 80 Prozent gegenüber der bisher eingesetzten reinen Schlammentwässerung.

Die Baukosten in Höhe von 2,9 Mio. Euro werden sich bereits 5 Jahre nach Aufnahme des Betriebes amortisiert haben.

Die Mineralisierungsanlage, die am Standort Homburg installiert wird, ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen, wirtschaftlichen und innovativen Klärschlammverwertung. Es ist die zweite Anlage dieser Art, die in Deutschland gebaut wird.

Pro Jahr fallen auf den 140 Kläranlagen des Verbandes rund 650.000 Kubikmeter Klärschlamm an, für dessen Entsorgung bisher Kosten in Höhe von rund 6 Millionen Euro jährlich entstanden.
Bislang wurden rund 45 Prozent des im Saarland anfallenden Klärschlamms – das entspricht in etwa dem Bundesdurchschnitt – in der Landwirtschaft verwertet. Die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung ist nicht nur wirtschaftlich eine sinnvolle Lösung. Vielmehr werden auf diesem Wege wichtige und weltweit endliche Nährstoffe wie z.B. Phosphor wiederverwertet. Die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung ist also praktizierte Kreislaufwirtschaft.

Verschärfte Vorgaben, wie sie in der Novellierung der Klärschlammverordnung wie auch in der Düngemittelverordnung enthalten sind bzw. sein werden, verhindern künftig diesen praktikablen Entsorgungsweg.

Eine auf den ersten Blick nahe liegende Alternative ist die Verwertung des Klärschlammes in Verbrennungsanlagen. Diese ist jedoch deutlich teurer als die landwirtschaftliche Nutzung und widerspricht darüber hinaus den Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, das vorrangig eine stoffliche Verwertung der Abfälle fordert.

Die Mineralisierungsanlage, die auf der Kläranlage Homburg errichtet wird, verbindet dahingegen sämtliche Anforderungen aus Klärschlamm- und Düngemittelverordnung sowie Kreislaufwirtschaftsgesetz. Es handelt sich um eine innovative Technik, bei der Schadstoffe aus dem Klärschlamm entfernt werden, Phosphor jedoch in pflanzenverfügbarer Form erhalten bleibt. Das entstehende Produkt kann daher als Dünger landwirtschaftlich genutzt werden.

Wesentliche Vorteile des Verfahrens:
• CO² neutrale Verfahrenstechnik
• Einhaltung der zukünftig geltenden gesetzlichen Grenzwerte im zu verwertenden Klärschlamm
• Wirtschaftlichkeit
• vergleichsweise geringer Energiebedarf
• keine zusätzliche Lärm- oder Geruchsbelastung
• Elimination von Polymeren und organischen Schadstoffen
• Hygienisierung
• Erhaltung der Ressource Phosphor in pflanzenverfügbarer Form
• Kompaktheit der Anlage (Unterbringung in einem neu zu errichteten Anbau eines bestehenden Gebäudes) ermöglicht dezentralen Betrieb
• stabiler, einfacher Betrieb
• deutlich weniger Klärschlammtransporte

So funktioniert die Mineralisierungsanlage auf der EVS-Kläranlage Homburg:
Der entwässerte Klärschlamm wird durch einen Bandtrockner gefördert, wo heiße Luft dafür sorgt, dass der größte Teil des enthaltenen Wassers verdampft.
Im sich anschließenden Mineralisierungsreaktor wird der getrocknete Klärschlamm auf bis zu 800 °C erhitzt, dabei jedoch nicht verbrannt, sondern verkohlt (carbonisiert) – ähnlich wie bei der Herstellung von Holzkohle. Dabei entstehen Gase, die anschließend bei 1250° C vollständig verbrannt werden. Durch eine besondere Verbrennungstechnik entstehen hier sehr geringe Abgasemissionen, die mit anderen Verfahren nicht zu realisieren wären. Die dabei gewonnene Wärme beheizt die Mineralisierungsreaktoren und steht danach für die Klärschlammtrocknung zur Verfügung.
Die für die Trocknung und Mineralisierung benötigte Energie wird direkt dem Klärschlamm entnommen, der Bandtrockner wird mit der Abwärme aus dem Ofen und den vorhandenen Blockheizkraftwerken (BHKWs) betrieben. Der Betrieb der BHKWs erfolgt mit dem bei der Klärschlammfaulung entstehenden Klärgas. Für die Beheizung der Faultürme der Kläranlage Homburg steht ein weiterer Teil der Abwärme der BHKWs zur Verfügung.

http://www.evs.de/aktuell/presse/archiv/pressemeldung/artikel/zukunftsaufgabe-klaerschlammverwertung-entsorgungsverband-saar-installiert-innovative-mineralisieru/

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Berlin: Tücher im WC sind ganz und gar nicht okay

Feucht-Textil verstopft und verzopft und gehört daher in den Müll
Vlies-Tücher werden in Küchen und Bädern immer allgegenwärtiger. Sie sind so saugstark wie reißfest. Das wird geschätzt. Aber nach Gebrauch landen viele dieser Tücher in der Toilette. Weggespült lassen die Hightech-Tücher und Feucht-Papiere manchmal schon wenige Meter hinter der „Schüssel“ Installateure und Abwasserentsorger schwitzen. Denn die unkaputtbaren Lappen verstopfen Rohre in der Kanalisation und Rechenanlagen in den Klärwerken. Oder sie verwinden sich zu oberschenkeldicken Zöpfen, vor denen selbst PS-starke Pumpwerke kapitulieren.
„Unsere Entstörer müssen immer häufiger ausrücken, um blockierte Pumpen und Rechenanlagen wieder flott zu machen“, sagt Ulrike Franzke, Chefin der Abwasserentsorgung der Berliner Wasserbetriebe. Das sei sowohl für die Wasserbetriebe als auch – wenn es schon im eigenen Hause verstopfe – für die Bürger so teuer wie überflüssig. Mit rund einer Million Euro schlägt die Verstopfungsbeseitigung in Kanälen, Pump- und Klärwerken allein bei den Wasserbetrieben zu Buche, Tendenz steigend.
„Ein Klosett ist keine Mülltonne“, so Franzke. Nur menschliche Ausscheidungen, Klo-Papier und Wasser gehören in den Abfluss, alles andere ist Abfall und kein Abwasser, gehört also in die Mülltonne. Besonders ärgerlich sei es, so stellte auch der Kundenbeirat der Wasserbetriebe jüngst fest, dass manche Hersteller ihr Gewirk mit dem Hinweis verpackten, dass eine Entsorgung via WC in Ordnung ginge.

Forscher ändern Strömungen und machen Pumpen scharf und intelligent
Neben der Information der Öffentlichkeit rüsten die Wasserbetriebe aber nun auch technisch auf, um den Pumpenwürgern beizukommen. In Forschungsprojekten mit den Fluidsystemdynamiker von der TU Berlin werden Strömungen in Kanälen und Saugräumen von Pumpen so verändert, dass es die Lumpen schwerer haben, zu verzopfen. An Pumpen mit Hackmessern wird getüftelt und an solchen, die Blockaden schon im Ansatz erkennen und sich dann automatisch mit Laufumkehr oder heftigem Drehzahlwechsel wehren können.
———
Auf Wunsch stellen wir Ihnen gern Bildmaterial zur Verfügung. Zusätzliche Hintergrund-Informationen finden Sie auch hier:
www.bwb.de/content/language1/html/8998_10046.php
http://www.bwb.de/content/language1/html/13810.php
www.kuras-projekt.de
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/43185/Volles-Rohr
http://www.bwb.de/content/language1/html/299_16351.php

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Erftverband: EuGH entscheidet zum Verschlechterungsverbot

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat am 1. Juli 2015 sein mit Spannung erwartetes Urteil zum Verschlechterungsverbot nach Artikel 4 der Wasserrahmenrichtlinie verkündet. Es geht um die für die wasserwirtschaftliche Praxis wichtige Frage, ob eine Gewässerbenutzung bereits dann unzulässig ist, wenn sie zur Verschlechterung einzelner Parameter führt oder erst dann, wenn sie zu einer Verschlechterung ganzer Gewässerabschnitte führt. Der Erftverband wird seine Mitglieder über das Urteil und die damit möglicherweise verbundenen Folgen für die Wasserwirtschaft in der Region unterrichten, sobald die Urteilsgründe vorliegen.

http://www.erftverband.de/ev-telegramm-62015/

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Rieschweiler: In Rieschweiler wird Klärschlamm umweltfreundlich und wirtschaftlich behandelt

Umweltministerin Ulrike Höfken hat am Donnerstag auf der Kläranlage Schwarzbachtal in Rieschweiler-Mühlbach die neue Klärschlammvererdungsanlage offiziell in Betrieb genommen. „Diese Methode der Klärschlammbehandlung kommt ohne chemische Hilfsmittel aus und ist gerade für den ländlichen Raum eine wirtschaftliche, umweltfreundliche und nachhaltige Lösung“, sagte Höfken. Das Umweltministerium hat den Bau der Anlage der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen-Wallhalben (Landkreis Südwestpfalz) mit einem zinslosen Darlehen in Höhe von 384.000 Euro gefördert. Die Baukosten lagen insgesamt bei 1,36 Millionen Euro. „Da durch diese innovative Technologie künftig weniger Klärschlamm zu entsorgen ist, trägt die Maßnahme auch dazu bei, dass die Abgabenbelastung der Bürgerinnen und Bürger nicht weiter steigt“, betonte Höfken.

„Klärschlämme sind oftmals mit Schwermetallen und organischen Schadstoffen belastet, die sich in Böden und Gewässern langfristig anreichern und die Lebensmittelerzeugung belasten können. Vor dem Hintergrund der anstehenden Novellierung der Klärschlammverordnung des Bundes wollen wir für Rheinland-Pfalz die Strategie für eine umweltverträgliche und wirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm fortentwickeln“, erklärte die Umweltministerin. Dazu trage auch die neue Anlage in Rieschweiler bei, die im Jahr bis zu 16.700 Kubikmeter Schlamm aufnehmen und verarbeiten könne.
Bei der mit modernster Technik gesteuerten Klärschlammvererdung entziehen Schilfpflanzen dem Schlamm Wasser und nutzen dessen Nährstoffe zum Wachstum. Zusätzlich wird die Masse des Klärschlamms durch biologische Prozesse reduziert. Das Filtratwasser wird der Kläranlage zur Behandlung zugeführt. Übrig bleibt Klärschlammerde, die nach acht bis zehn Jahren nach den gesetzlichen Bestimmungen weiter verwertet werden kann. Dabei wird voraussichtlich auch eine landwirtschaftliche Verwertung möglich sein.

Höfken hob hervor, dass die Betriebskosten der neuen Anlage im Vergleich zur herkömmlichen Klärschlammbehandlung gering seien: „Zudem spart diese Technologie jährlich Dutzende Tonnen CO2-Emissionsen ein und trägt damit zum Klimaschutz bei.“ Darüber hinaus speichere die Anlage den im Klärschlamm enthaltenen Phosphor für die spätere Nutzung.

http://mulewf.rlp.de/no_cache/aktuelles/einzelansicht/archive/2015/june/article/hoefken-in-rieschweiler-wird-klaerschlamm-umweltfreundlich-und-wirtschaftlich-behandelt/

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Entsorgungsverband Saar: Optimierung und Erweiterung der Kläranlage Nohfelden abgeschlossen. Offizielle Inbetriebnahme im Rahmen eines „Tages der offenen Tür“

Der Entsorgungsverband Saar hat dieser Tage die Arbeiten zum Ausbau der Kläranlage Nohfelden, mit denen er Mitte 2013 begonnen hatte, abgeschlossen.

Am 27. Juni waren die Nohfeldener Bürgerinnen und Bürger eingeladen, ihre neu gestaltete Kläranlage im Rahmen eines Tages der offenen Tür offiziell in Betrieb zu nehmen.

Die Kapazitätserweiterung der Kläranlage Nohfelden um rund 3.000 Einwohnerwerte* erfolgte aufgrund des erhöhten Bedarfes, der sich aus dem An-schluss des Center Park Bostalsee an die Kläranlage Nohfelden ergab. Zugleich wurde die 1993 in Betrieb genommene Anlage technisch optimiert, um auch künftig den gesetzlichen Anforderungen an eine moderne Abwasserrei-nigung entsprechen zu können.

Der EVS investierte in das Maßnahmenpaket rund 2,4 Millionen Euro.

Die Bauarbeiten erfolgten unter laufendem Betrieb der Anlage, was für Betriebspersonal, Planer und Bauunternehmer gleichermaßen eine große Her-ausforderung darstellte.

Bei der Kläranlage Nohfelden handelt es sich um eine mechanisch-biologische Anlage mit integrierter Phosphor-Elimination (eine ausführliche Infobroschüre steht unter www.evs.de/Abwasser/Kläranlagen-Broschüren zum Download bereit).

Von der Optimierung der Kläranlage Nohfelden profitiert insbesondere die Nahe, in die das gereinigte Abwasser eingeleitet wird.

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Guntersblum: Leininger Schloss

Neue Mieter im Leininger Schloss
„Die Nutzung des Leininger Schlosses ist mindestens für die nächsten 10 Jahre gesichert“ freute sich der Guntersblumer Ortsbürgermeister Reiner Schmitt. In kleinem Rahmen haben VG-Bürgermeister Klaus Penzer und der Werkleiter des Zweckverbandes Abwasserentsorgung Rheinhessen (ZAR), Herwig Lepherc die Mietverträge zwischen den Parteien unterzeichnet. Neben der Ortsverwaltung im Erdgeschoss wird die Verbandsgemeindeverwaltung Rhein-Selz ein Bürgerbüro dort einrichten. In das Obergeschoss zieht die Verwaltung des ZAR ein, die derzeit noch in den stark beengten Räumlichkeiten des Betriebsgebäudes auf der Kläranlage Oppenheim ihren Sitz hat. VG-Bürgermeister Klaus Penzer sieht in der gefundenen Lösung gleich mehrere Vorteile „Umfassender Verwaltungsservice durch das VG-Bürgerbüro und unmittelbare Nähe zur Ortsverwaltung sowie zusätzliche Flächen als optimales Entwicklungspotential für den ZAR“.
Derzeit werden die dafür notwendigen Modernisierungsmaßnahmen geplant und ausgeschrieben. Dafür wurde Architekt Walter Schweitzer aus Dalheim beauftragt. Insbesondere Auflagen des baulichen Brandschutzes sowie die erforderlichen Normen für die Barrierefreiheit müssen für die zukünftige Nutzung erfüllt werden. Darüber hinaus sind die für ein Verwaltungsgebäude erforderlichen Sanitär- und Sozialbereiche zu ertüchtigen und an die Arbeitsstättenrichtlinien anzupassen. Neue Stromleitungen und eine moderne Netzwerktechnologie ergänzen den Erneuerungsaufwand des historischen Gebäudes

http://www.zweckverband-abwasserentsorgung-rheinhessen.de/de/aktuelles/meldungen/Leininger_Schloss.php

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EVS: Rheinland-pfälzisch- saarländisches Fachtreffen zur Energieoptimierung auf Kläranlagen

Seit vielen Jahren stehen Energieanalyse und Energieoptimierung von Kläranlagen im Fokus der Abwasserfachwelt. Spätestens seit dem Beginn der sogenannten Energiewende im Jahr 2011 sind Energiesparmaßnahmen ökonomisch und ökologisch ein zentrales Thema.

Am 2. Juni veranstalteten Abwasser-Fachkräfte des EVS gemeinsam mit Kollegen aus der Region Südwestpfalz-Kaiserslautern auf der EVS-Kläranlage Burbach eine Fortbildungsveranstaltung mit dem Schwerpunktthema „Energetische Optimierung von Kläranlagen“.

31 Teilnehmer aus den Reihen der DWA-Nachbarschaften (s.u.) nutzten die Möglichkeit, sich im Rahmen von Vorträgen und Praxisbeispielen in Burbach und Jägersfreude über die Energieeffizienz von Belüfersystemen sowie innovative Ansätze bei Kompressoren, Belüftern und Sauerstoffeintragsregelungen zu informieren und neue technische Lösungen zu diskutieren.

Die biologische Reinigungsstufe hat den größten Anteil am Stromverbrauch einer Kläranlage. Im Rahmen der biologischen Reinigung werden die Schmutzstoffe im Abwasser durch Mikroorganismen abgebaut. Besonders energieintensiv ist dabei die Belüftung, durch die die Mikrorganismen mit Sauerstoff versorgt werden.

Darum setzt der EVS mit verschiedenen Optimierungsansätzen gerade hier an.
Zwei ausgewählte aktuelle Projekte stellte der EVS im Rahmen der Veranstaltung vor:

Auf der Kläranlage Wustweiler wird eine innovative Gebläsetechnik für den Sauerstoffeintrag eingesetzt. Durch den Einsatz von sogenannten Drehkolbenverdichtern, die zum Zeitpunkt der Anschaffung im Jahr 2011 durch den EVS noch den Status von Prototypen hatten, spart der EVS jährlich rund 13.000 Euro bzw. 75.000 kWh bei der Belüftung ein.

Auf der Kläranlage Saarbrücken-Burbach erfolgt derzeit eine Ausrüstung der biologischen Reinigungsstufe mit neuartigen Flächenbelüftern. Hier stehen einmaligen Investitionskosten von rund 271.000 Euro jährliche (!) Einsparungen von über 150.000 Euro bzw. 870.000 kWh gegenüber.

Die Veranstaltung am 2. Juni fand im Rahmen der „Nachbarschaftstreffen“ der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) statt, die sich u.a. für Forschung und Entwicklung in der Abwasserwirtschaft einsetzt. Ziel der Nachbarschaften ist die berufliche Weiterbildung und der Erfahrungsaustausch der Teilnehmer.

http://www.evs.de/aktuell/presse/archiv/pressemeldung/artikel/pheinland-pfaelzisch-saarlaendisches-fachtreffen-zur-energieoptimierung-auf-klaeranlagen/

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EVS: Unfallkasse des Saarlandes belohnt erfolgreiche Präventionsarbeit des Entsorgungsverbandes Saar

Im Rahmen einer Feierstunde im Europasaal der Unfallkasse Saarland (UKS) übergab die UKS dem Entsorgungsverband Saar am 24. Juni eine Prämie für dessen erfolgreiche Präventionsarbeit.

Der Entsorgungsverband Saar betreibt im Saarland sämtliche 140 kommunalen Kläranlagen unterschiedlichen technischen Zuschnitts. Auch für den Betrieb zweier Wertstoff-Zentren und dreier Zentraldeponien zeichnet der Verband verantwortlich.

Bereits bei Planung und Bau der Abwasser- und Abfallanlagen wird viel getan, um sie sicherer zu machen für den Betrieb durch die EVS-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter.

„Mit der regelmäßigen Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen in allen Bereichen des Verbandes wird darüber hinaus konsequent ein großes Augenmerk auf die Gestaltung der einzelnen Arbeitsplätze und der Arbeitsabläufe gelegt“, so EVS-Geschäftsführer Georg Jungmann. „Hierdurch können Unfallschwerpunkte frühzeitig erkannt und beseitigt werden.“

Durch die stufenweise Übertragung der Pflichten im Arbeitsschutz an die jeweils Vorgesetzten wurden die Zuständigkeiten im Arbeits- und Gesundheitsschutz klar definiert und die Thematik insgesamt deutlich ins Bewusstsein der Vorgesetzten gerückt.

„Die Führungskräfte des Verbandes nehmen ihre Verantwortung für die Thematik sehr ernst“, betont EVS-Geschäftsführer Karl Heinz Ecker. „Regelmäßige Unterweisungen, Weiterbildungsmaßnahmen und Ersthelferkurse für die Mitarbeiter der EVS-Anlagen sind weitere wichtige Bausteine unserer Präventionsarbeit.“

Zum sicheren Arbeiten auf den Anlagen gehört für die EVS-Geschäftsführung auch eine hochwertige Schutzkleidung. Darum wird der Anbietermarkt konsequent sondiert, um den Mitarbeitern geeignetes Material zur Verfügung stellen zu können.

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Oldenburgisch‐Ostfriesischer Wasserverband:Positionspapier Pflanzenschutzmittel

Ausgangslage
Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel, das besonders geschützt werden muss.
Denn auch künftige Generationen sollen auf ebenso sauberes Trinkwasser vertrauen
können, wie es für uns heute selbstverständlich ist. Der Schutz des Trinkwassers ist
daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Unser Trinkwasser unterliegt besonderen Qualitätsansprüchen und strengen Kontrollen.
Der OOWV versorgt rund eine Million Kunden und bereitet ausschließlich Grundwasser
zu Trinkwasser auf. Die natürlichen Ressourcen können durch unterschiedliche äußere
Einflüsse gefährdet werden. Neben dem Eintrag von Nitraten durch die
Gülleausbringung geraten zunehmend auch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in
den Fokus. Sie können über das Grund‐ und Oberflächenwasser in das Rohwasser
gelangen und damit das Trinkwasser und auch den Naturhaushalt beeinträchtigen.
Der Schutz des Trinkwassers leitet sich aus folgenden Gesetzen/Vorschriften ab:
– EG‐Trinkwasserrichtlinie
– EG‐ Pflanzenschutz‐Rahmenrichtlinie
– Trinkwasserverordnung
– Pflanzenschutzmittelverordnung
– Nationaler Aktionsplan‐Pflanzenschutz (NAP)
– Niedersächsisches Wassergesetz
– Landesweite und regionale Schutzgebietsverordnungen

Problemstellung
Es gibt ungefähr 250 zugelassene Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln. Nach dem
Pflanzenschutzgesetz müssen diese Substanzen abbaubar sein, was aber nicht bedeutet,
dass sie völlig verschwinden. Es können Abbauprodukte von den ursprünglichen
Wirkstoffen auftreten. Diese Abbauprodukte bezeichnet man als Metaboliten. Da diese
Abbauprodukte in der Vergangenheit immer häufiger im Grundwasser anzutreffen
waren und zum Teil auch im Trinkwasser, wurden die Metaboliten seitens des
Umweltbundesamtes hinsichtlich ihrer Toxizität und Pestizität bewertet. Trifft eines der
beiden Kriterien zu, ist das Abbauprodukt im Sinne des Pflanzenschutzrechtes
als relevanter Metabolit einzustufen. Damit gilt für diese relevanten Metaboliten auch
der Grenzwert aus der Trinkwasserverordnung von 0,1 μg/l. Liegt keine Toxizität und
Pflanzenschutzmittelwirkung mehr vor, wird das Zwischenprodukt als nicht relevanter
Metabolit eingestuft. Die nicht relevanten Metaboliten fallen nicht unter das Pflanzenschutzrecht
und es gelten keine Grenzwerte entsprechend der Trinkwasserverordnung.
Vorsorglich hat das Umweltbundesamt für diese Stoffe sogenannte gesundheitliche
Orientierungswerte (GOW) von 1 bis 3 Mikrogramm je Liter Trinkwasser festgelegt.
Dabei sind die gesundheitlichen Orientierungswerte so niedrig angesetzt, dass selbst bei
lebenslanger Aufnahme der betreffenden Substanzen kein Anlass zur gesundheitlichen
Besorgnis besteht.

Das OOWV Trinkwasser wird regelmäßig auf etwa 100 Pflanzenschutzmittelwirkstoffe
und Metaboliten untersucht. Das OOWV Trinkwasser enthält bis auf das Trinkwasser
vom Wasserwerk Holdorf keine Pflanzenschutzmittelwirkstoffe und keine relevanten
Metaboliten. Im Trinkwasser vom Wasserwerk Holdorf können Pflanzenschutzmittelwirkstoffe
unterhalb des erlaubten Grenzwertes auftreten.

Die aktuell in der Öffentlichkeit thematisierten „nicht relevanten Metaboliten“ lassen
sich vielfach in Spuren feststellen. Im Wesentlichen handelt es sich um die
Abbauprodukte der beiden Herbizid‐Wirkstoffe Metolachlor sowie Metazachlor. Im
Wasserwerk Nethen lässt sich eine Grundbelastung der Förderbrunnen mit dem nicht
relevanten Desphenylchloridazon feststellen. Daraus resultiert eine entsprechende
Spurenbelastung des Trinkwassers. Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse vom
Trinkwasser sind jedoch aus fachlicher Sicht nicht beunruhigend bezogen auf die
gesundheitliche Gefährdung des Kunden, da die festgestellten Spuren mindestens um
eine Zehnerpotenz entfernt von den gesundheitlichen Orientierungswerten liegen.
Der Nachweis von Pflanzenschutzmitteln und die Gefahr der Belastung für das
Grundwasser hängen von unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu zählt beispielsweise die
Zusammensetzung des Pflanzenschutzmittels ebenso wie die Anwendung, die
Bodenverhältnisse, die Witterung sowie die Hangneigung der Fläche und die
wasserwirtschaftlichen Standorteigenschaften.

Es ist absehbar, dass durch die zunehmende Intensivierung in der Landwirtschaft,
insbesondere durch die intensive Anwendung von Wirtschaftsdüngern und durch den
verstärkten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, als Folge zunehmender Monokulturen
mittel‐ und langfristig auch das Grundwasser belastet wird.
Bei der Trinkwasseraufbereitung ist das Entfernen von Pflanzenschutzmitteln sehr
aufwändig und verursacht zusätzliche Kosten.

Lösung
Für den OOWV stehen die Gesundheit des Kunden und der Anspruch an Trinkwasser
von höchster Qualität an erster Stelle. Deshalb ist der Grundwasserschutz nicht verhandelbar.
Der OOWV unternimmt erhebliche eigene Anstrengungen in der Prävention.
Der OOWV fordert:
• Strengere Anforderungen an das Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln.
• Ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Wasserschutzgebieten, sobald deren Wirkstoffe oder
Metaboliten im Grundwasser gefunden werden.
• Eine Ausweitung der Kontrollen durch die zuständigen Behörden.
• Eine konsequente Ahndung von Verstößen.
• Fachkundige Beratung der Grundstückseigentümer und kein Verkauf von Pflanzenschutzmitteln über
Onlineshops oder Super‐/Restpostenmärkte
So unterstützen wir den ökologischen Landbau, gehen Kooperationen mit Landwirten
ein und fördern intensiv die Wasserschutzberatung der Landwirtschaftskammer.
Auch die Stilllegung von einzelnen Förderbrunnen ist vorstellbar, sofern die zulässigen
Grenzwerte von Pflanzenschutzmitteln überschritten werden. Dies kann jedoch zu
Engpässen in der Wasserversorgung führen. Die Versorgungssicherheit, zu der alle
Wasserversorger verpflichtet sind, muss gewährleistet bleiben, natürlich ohne Überschreitung
der gesetzlich einzuhaltenden Grenzwerte im abzugebenden Trinkwasser.
Die Lösung des Problems liegt somit nicht in der Stilllegung von Brunnen oder dem
Herausfiltern unerwünschter Stoffe aus dem Rohwasser. Vielmehr gilt es, den Eintrag
von schädlichen Stoffen in das Grundwasser von vornherein zu verhindern. Gesetzgeber
und Zulassungsbehörden stehen in einer besonderen Verantwortung zum
Grundwasserschutz.

Quelle: http://www.oowv.de/fileadmin/user_upload/2011/downloads/Positionspapier_PSM_final_2014-05-20_gum.pdf

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Frankfurt: Besichtigungstag 2015

Am 12.09.2015 bietet die Stadtentwässerung Frankfurt am Main in der Zeit von 11:00 Uhr – 15:00 Uhr einen Besichtigungstag an. Hierzu laden wir alle Interessierten recht herzlich ein. Sie haben an dem Tag die Möglichkeit zwei verschiedene Besichtigungen zu besuchen. Diese stellen sich wie folgt dar.
Besichtigung der Kanalisation

Es besteht die Möglichkeit, die Kanalisation auf einer kleinen Tour im Untergrund kennen zu lernen. In der Zeit von 11 – 15 Uhr können der Fremdeneingang, einer der ältesten Teile der Frankfurter Kanalisation, sowie ein weiteres, modernes Kanalisationsbauwerk zur Ableitung von Abwasser unter dem U-Bahntunnel am Willy-Brandt-Platz besucht werden. Die Besichtigung ist mit einer Begehung der Kanäle im Untergrund sowie einer Demonstration des TV-Inspektionsfahrzeugs zur Kanaluntersuchung verbunden.
Der Zugang erfolgt über Treppen, setzt aber Trittsicherheit voraus. Kinder unter 18 Jahren können an der Besichtigung nur in Begleitung von Erwachsenen teilnehmen.
Bei Regenwetter muss die Führung leider aus Sicherheitsgründen ausfallen.
Der Treffpunkt befindet sich an der Gallusanlage / Ecke Taunustor.
Gruppen über 6 Personen bitten wir um eine Voranmeldung (Frau Brand; Tel. 069 212 32907, laura.brand@stadt-frankfurt.de ).

Besichtigung der Abwasserreinigungsanlage Niederrad
Wir möchten unsere Anlage Niederrad für ein breites Publikum, für Anwohner und Interessierte öffnen und Sie in die Welt der Abwasserreinigung früher und heute entführen.
Es werden halbstündig Führungen angeboten, die allgemeine und aktuelle Fragen der Abwasserreinigung Ihnen näher bringen.
Treffpunkt: Abwasserreinigungsanlage Niederrad, Goldsteinstraße 160, 60528 Frankfurt/M.-Niederrad

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Niersverband: Öffentliche Führungen auf den Kläranlagen Mönchengladbach-Neuwerk und Geldern

Jeder von uns spült täglich ca. 120 Liter schmutziges Wasser in den Abfluss. Wo läuft dieses Abwasser hin und wie wird es wieder sauber? Das und vieles mehr erfahren Sie anschaulich bei einem Rundgang über die Kläranlage Mönchengladbach-Neuwerk.
Die Führungen sind kostenfrei. Bitte festes Schuhwerk anziehen.
Um uns die Organisation zu erleichtern ist eine Anmeldung bis mind. drei Tage vor dem Termin erforderlich unter niersinfo(at)niersverband.de oder Tel.: 02162/3704-102 (Mo. – Do., 8:00 – 12:00 Uhr).
Die Führungen finden erst ab einer Teilnehmerzahl von 10 Personen statt.

Nächster Termin:
Samstag 1. August 2015, 10:00 – 12:00 Uhr
Treffpunkt: Kläranlage Mönchengladbach-Neuwerk, Niersdonker Straße 10, 41066 Mönchengladbach, Foyer im Betriebsgebäude.

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Oberhausen: Emschergenossenschaft bohrt Tunnel unter Kanal und Emscher

Für die Herstellung des dafür erforderlichen Schachtes muss ab 6.7. ein Radweg am Legoland gesperrt werden
Oberhausen. Die Emschergenossenschaft muss wegen Bauarbeiten für den Abwasserkanal Emscher ab Montag, 6. Juli 2015, den Radweg direkt nördlich des Legolandes für zirka ein Jahr sperren. Umleitungen werden eingerichtet und auch ausgeschildert. Die Emschergenossenschaft bittet um Verständnis.
Unmittelbar südlich des Rhein-Herne-Kanals und nördlich des betroffenen Radweges erstellt die Emschergenossenschaft in der nächsten Zeit ein 22 Meter tiefes Schachtbauwerk. Von diesem aus wird in Richtung Norden ein zirka 350 Meter langer Anschlusskanal (Innendurchmesser: 1,60 Meter) an den Abwasserkanal Emscher vorgetrieben – dabei unterquert die Bohreinheit sogar den Rhein-Herne-Kanal und die Emscher!

Die Bauarbeiten finden statt im Rahmen des sogenannten Bauabschnitts 40 des Abwasserkanals Emscher, wegen seiner weitestgehend parallelen Lage zur A 42 auch bekannt als „Emscherschnellweg unter Tage“. Auf Bottroper Seite hatte die Emschergenossenschaft im vergangenen September mit den Arbeiten begonnen, die bis nach Oberhausen-Holten reichen. Verlegt wird ein rund zehn Kilometer langer Abwasserkanal mit einer Doppelrohrtrasse – streng genommen fährt die Emschergenossenschaft somit rund 20 Kilometer an Kanal auf!

Die Arbeiten im Bauabschnitt 40 sollen 2018 abgeschlossen sein. Der Bauauftrag (Auftragnehmer sind die Tunnelbauspezialisten von PORR aus Österreich) ist mit einem Investitionsvolumen von rund 170 Millionen Euro der zweithöchste Bauauftrag in der Geschichte des Emscher-Umbaus (Rang 1 hält der Bauabschnitt 30 des Abwasserkanals Emscher zwischen Dortmund und Bottrop mit rund 420 Millionen Euro, Auftragnehmer: Wayss & Freytag aus Frankfurt).

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kbv-badcamberg: Mit einem Hauch von Olympia in die Zukunft

Landesberufswettbewerb für Abwasserfachleute am Bieberer Berg in Offenbach.

14 Teams, bestehend aus jeweils drei Azubis und Berufsanfängern aus den drei Bundesländern Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, ein anspruchsvoller Aufgabenparcours und eine genau hinblickende Fach-Jury. Das sind die Zutaten, aus dem der „Olympische Abwasserwettbewerb“ bestand, der am Donnerstag, 2. Juli 2015 im Sparda-Bank-Hessen-Stadion am Bieberer Berg in Offenbach am Main stattfand.

Der Kläranlagenbetriebsverband Ems- und Wörsbachtal war mit seinen drei Auszubildenden ebenfalls vertreten. Die Aufgaben, die sich die Experten in der Jury ausgedacht hatten, waren durchaus anspruchsvoll. Sie bestanden aus einer praktischen sowie theoretischen Aufgaben und umfassten sehr viele Bereiche des vielseitigen Berufs „Fachkraft für Abwassertechnik“. Bei den theoretischen Aufgaben mussten sowohl fachliche Fragen zu den Themen Entwässerung und Abwasserreinigung als auch allgemeine Fragen zur Organisation und zum Fachverband DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.) beantwortet werden – und das natürlich alles unter Zeitdruck. Der praktische Höhepunkt aber war der fachgerechte Einstieg in einen Abwasserkanal, einschließlich Vorbereitung und Messung der Atmosphäre im Kanal und dem eigentlichen Einstieg mit den erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen.

Die Idee, die dahinter steckt: Den jungen Berufseinsteigern mit einem spielerischen, aber fachlich anspruchsvollen Wettkampf noch einmal deutlich machen, wie spannend und wichtig ihr Job ist und ihre Begeisterung anschließend als Multiplikator nutzen.

Die Auszubildenden des Kläranlagenbetriebsverbands Sebastian Loidl, Dietrich Gilgenberg und Patrick Rieth konnten die Aufgaben sehr gut bewältigen und erhielten eine Siegerurkunde, überreicht durch den Vorsitzeden des DWA-Landesverbands, Peter Lubenau und die Geschäftsführerin des DWA-Landesverbands, Vera Heckeroth. Auch wenn es diesmal nicht der erste Platz war, hat es doch Allen einen riesigen Spaß gemacht. Die zum kräftigen Anfeuern mitgereisten Ausbilder Markus Richter, Jens Stath, Carsten Gilberg und der Geschäftsführer des KBV Matthias Fink waren sehr zufrieden und planen auch beim nächsten Mal wieder die Teilnahme ein. Fazit: „Wichtig sind das Meistern der Herausforderungen im Team und der Spaß dabei. Nebenbei wird die Bedeutung dieses wichtigen Berufs hervorgehoben und das Selbstbewusstsein der Teilnehmer gestärkt.“

http://www.kbv-badcamberg.de/aktuelles/aktuelles.html

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Emschergenossenschaft: Dr. Emanuel Grün für weitere fünf Jahre als Technischer Vorstand gewählt

Die beiden Räte der Wasserwirtschaftsverbände bestätigten den 59-Jährigen in seinem Amt
Dr. Emanuel Grün, Technik-Vorstand der beiden Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband, ist von den beiden Räten der Verbände für weitere fünf Jahre gewählt worden. Damit begleitet der 59-Jährige die großen Investitionsvorhaben zum Emscher-Umbau bis zu ihrem geplanten Abschluss in 2020. Darüber hinaus tritt Grün seine nunmehr dritte Amtszeit als Vorstandsmitglied an. Erstmals wurde er 2005 gewählt, die erste Wiederwahl erfolgte 2010.

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Flensburg: Kampf um Flensburgs Kanäle

Die Politik steht vor einer weitreichenden Entscheidung: Verliert das Technische Betriebszentrum Kanalnetz und Klärwerk an die Stadtwerke?

Bekommen die Stadtwerke Klärwerk und Kanalisation? Oder doch nicht? Am Dienstag (16 Uhr) muss der Hauptausschuss entscheiden, wie es in einer Diskussion weiter geht, die von den Stadtwerken Anfang 2013 angestoßen wurde. Die städtische Tochter möchte alle Netze in ihrer Hand bündeln – also zusätzlich …mehr:

http://www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt/kampf-um-flensburgs-kanaele-id10194166.html

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INNSBRUCK: IKB gewinnt Energie aus Biogut

Die Innsbrucker Kläranlage versorgt sich in Zukunft selbst mit Energie. Auch für das Hallenbad Olympisches Dorf und das neue Restaurant am Baggersee liefert die Kläranlage bald Wärme.

Bereits seit 1976 wird in der Kläranlage der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (IKB) aus dem Klärschlamm Biogas erzeugt. Dazu braucht es nicht nur einen Faulturm zur Vergärung des Schlamms, sondern auch drei Motoren, die das Biogas in Strom und Wärme verwandeln. Diese so genannten Blockheizkraftwerke werden nun durch zwei neue, hocheffiziente Gasmotoren des traditionsreichen Tiroler Unternehmens GE Jenbacher ersetzt. Mit dem so erzeugten Strom und der Wärme wird die Kläranlage zur Selbstversorgerin, d. h., sie deckt ihren Eigenbedarf an Energie selbst. Und sie versorgt zusätzlich noch andere Nutzer: Der Strom, der nicht verbraucht wird, wandert ins Versorgungsnetz der IKB. Die überschüssige Wärme beheizt künftig das Hallenbad Olympisches Dorf und das neue Restaurant am Baggersee.

Biogut als Basis innovativer Energiekonzepte
„Der wirtschaftliche und ökologische Grundgedanke der Blockheizkraftwerke liegt einerseits in der intelligenten Erzeugung von Energie aus Biomasse und der innovativen Nutzung der vor Ort gewonnenen Wärme“, erläutert IKB-Vorstandsvorsitzender DI Harald Schneider das Grundprinzip.

Zusammen mit dem Klärschlamm kommt der biogene Abfall, also Bioabfall aus den Innsbrucker Haushalten, in die Faultürme und wird dort vergärt. Ca. 40 Tonnen Bioabfall pro Tag und damit etwa 8.000 Tonnen Bioabfall pro Jahr können so verwertet werden. Das über die Vergärung produzierte Gas wird in den Blockheizkraftwerken in Strom umgewandelt. Als Zusatzprodukt entsteht dabei noch Wärme. Der Leiter des IKB-Geschäftsbereichs Abwasser, DI Bernhard Zit, meint dazu: „So erzeugen wir aus Klärschlamm und Biomasse Energie und müssen diese nicht zukaufen. Damit sparen wir Kosten ein.“

Moderne Gasmotoren für die Zukunft
Mit den bisherigen Anlagen konnte der Strom-Eigenbedarf der Kläranlage zu 83 Prozent und der Wärmebedarf zu 100 Prozent gedeckt werden. Mit jeweils über 85.000 Betriebsstunden haben die Maschinen ihre technische Lebensdauer nun aber erreicht. Die neuen Anlagen mit höherer Leistung und besserem Wirkungsgrad werden den Eigenbedarf der Kläranlage zur Gänze decken.
„Der erstklassige Gesamtwirkungsgrad unserer modernen Blockheizkraftwerke von bis zu 86 Prozent ermöglicht der Innsbrucker Kläranlage neben der autonomen Versorgung mit Strom und Wärme zukünftig auch das Einspeisen überschüssiger Energie in das Versorgungsnetz der Innsbrucker Kommunalbetriebe“, erläutert Franz Luxner, Sales Manager bei GE für Österreich, Schweiz und Luxemburg, die Vorteile der modernen Anlagen von GE in Jenbach. Doch damit nicht genug: „Durch die Einbindung in das innovative Wärmeverbundsystem der IKB können nun auch Verbraucher außerhalb der Kläranlage versorgt werden“, so Luxner.

Die Jahresstromproduktion des neuen Blockheizkraftwerkes liegt bei rd. 8 Mio. kWh, was dem Verbrauch von rd. 2.300 Durchschnittshaushalten entspricht.

Kläranlage ist Teil des Smart-City-Districts von SINFONIA
Nicht erst seit Inkrafttreten des Bundesenergieeffizienzgesetzes beschäftigt sich die IKB mit dem effizienten und ressourcenschonenden Einsatz von Energie. Seit Mitte 2014 arbeitet die IKB im Rahmen des EU-Projekts SINFONIA an Smart-City-Lösungen für Innsbruck. Die IKB entwickelt intelligente Lösungen zur dezentralen Erzeugung, Verteilung und Speicherung von Strom und Wärme. Ein Schwerpunkt ist die Nutzung der energetischen Potenziale der Kläranlage, wie eben zur Wärmeversorgung des Hallenbades Olympisches Dorf. Vorstandsdirektor DI Helmuth Müller betont: „Die IKB sieht das Thema Energieeffizienz als Chance zur Verwirklichung innovativer und nachhaltiger Konzepte“.

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Markersdorf: Eine Forschungsreise zum Abwasserverband Anzbach-Laabental!

Diesem Aufruf folgte die NMS Eichgraben mit den Schülern der 1. Klasse und ihrer Lehrerin Dipl. Päd. Sabrina Leimer und der Begleitperson Julia Wegscheider. Sie besichtigten am 24.06.2015 das gesamte Areal der Kläranlage in Markersdorf. Nach der Begrüßung durch Betriebsleiter Franz W. Groß folgte die Erklärung über Funktion und Arbeitsweise dieser Abwasserreinigungsanlage. Besonderes Augenmerk legen wir bei den Schulexkursionen auf die Erklärung, wie wichtig es ist, das Abwasser nicht noch mehr zu verschmutzen durch Dinge wie zum Beispiel: Farben, Lacke, Essensreste oder Hygieneartikel. Abschließend wurden die Besucher und ihre Begleitpersonen mit einer gesunden Jause verabschiedet.

http://www.awv-anzbach-laabental.at/system/web/news.aspx?bezirkonr=0&menuonr=50385879&detailonr=50490727-20058

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Dinslaken: „Emscher in the box“ – Drei Kuben informieren über Emscher-Umbau

Mobile Ausstellung an der Mündung am Hagelkreuz
Dinslaken. Am Hof Emschermündung kann ab sofort bis Mitte September die mobile Ausstellung „Emscher in the Box“ besichtigt werden. Drei große Kuben präsentieren das „Gestern“, „Heute“ und „Morgen“ rund um die Emscher, die Emschergenossenschaft und das Großprojekt Emscher-Umbau. Besichtigt werden kann die Ausstellung während der Öffnungszeiten von „Mats & Mia“, dem Café im Emschermündungshof: dienstags bis freitags von 13 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr. Montags sind das Café und die Kuben geschlossen.

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Stuttgart: 44. Bauigelfest am Uni Campus -Vaihingen

Am 02.07.15 wird das Tiefbauamt/Stadtentwässerung Stuttgart am Nachmittag und am frühen Abend mit einem kleinen Stand zu den beruflichen Möglichkeiten für Studenten und Absolventen informieren.

Darüber hinaus werden aktuelle Projekte vom Tiefbauamt und der Stadtentwässerung Stuttgart vorgestellt.

Weitere Informationen: http://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/de/aktuelles/news/titel/44-bauigelfest-am-uni-campus-vaihingen/

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Oldenburg: Abwasserwärme – bundesweit größtes Projekt

Eine ganze Branche schaut derzeit auf Oldenburg: Am Alten Stadthafen entsteht ein neues Wohnviertel. Dort soll die Abwasserwärme für die Beheizung von rund 20.000 Quadratmetern Wohnfläche genutzt werden. Es wird das bundesweit größte Projekt dieser Art.

Seit 2010 arbeitet der Fachdienst Umweltmanagement der Stadt Oldenburg zusammen mit dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) und dem Institut für Rohrleitungsbau (iro) der Jadehochschule an dem Ziel, Abwasserwärmepotentiale in der Stadt Oldenburg zu eruieren und Projekte konkret umzusetzen.

Stadtbaurätin Gabriele Nießen freut sich über die von der Stadt initiierte kooperative Projektentwicklung am Alten Stadthafen: „Die Nutzung von Abwasserwärme zur Beheizung von Wohngebäuden ist ein Baustein des integrierten Energie- und Klimaschutzkonzeptes (InEKK) der Stadt Oldenburg, um dessen Umsetzung wir uns intensiv bemühen. Ich freue mich sehr, dass wir für diese Form der neuartigen klimafreundlichen Wärmegewinnung mit KUBUS Immobilien GmbH einen in der Sache sehr aufgeschlossenen Vorhabenträger gefunden haben. Damit die Energiewende in Oldenburg weiter an Fahrt gewinnt brauchen wir Vorzeigeprojekte dieser Art.“

Kanalnetz als Wärmequelle
Kubus als Projektentwickler nutzt mittels Wärmepumpentechnologie das Kanalnetz des OOWV als Wärmequelle für seine Gebäude. Oldenburgs durchflussstärkster Mischwasserkanal mit einem Durchmesser von 1,50 Meter steht dafür direkt quasi vor der Haustür liegend zur Verfügung.

Dr. Michael Janzen, Leiter des Trink- und Abwasserzentrums des OOWV in Oldenburg, spricht von einem Leuchtturm-Projekt, das weit über die Landesgrenzen hinausstrahlt. „Die Technik ähnelt der Energiegewinnung aus Erdwärme. Allerdings ist das Abwasser eine konstantere Wärmequelle“, erklärt er. Der Grund: Die durchschnittliche Temperatur im Mischwasserkanal beträgt rund zehn Grad. Durch einen Wärmetauscher, der in den Kanal eingebaut wird, und eine entsprechende Wärmepumpe kann die Eingangstemperatur auf Heizniveau gesteigert werden.

Ziel: Wärmetauscher von 200 Metern Länge
Im ersten Bauabschnitt sollen zunächst 7.500 Quadratmeter Wohnfläche mit Abwasserwärme beheizt werden. Dafür wird ein Wärmetauscher von 81 Metern Länge in den Mischwasserkanal eingebaut. Die Kosten für den ersten Bauabschnitt belaufen sich auf rund 260.000 Euro. Die Erfahrungen daraus sollen dann für einen weiteren Bauabschnitt genutzt werden, ehe am Ende Wärmetauscher von rund 200 Metern Länge eingebaut und damit Deutschlands größtes Projekt dieser Art fertiggestellt ist.

Weitere Projekte in Planung
„Die Abwasserwärmenutzung am Alte Stadthafen ist nicht das einzige Projekt dieser Art in Oldenburg. Im Bauprojekt „Wechloyer Tor“ an der Ammerländer Heerstraße wird die Abwasserwärme zukünftig rund 100 Wohneinheiten beheizen. „Zudem beabsichtigen wir, noch in diesem Jahr zusammen mit dem iro und dem OOWV weitere Detailmessungen im Kanalnetz durchzuführen, um möglichst noch weitere neue Projekte dieser Art anzustoßen,“ ergänzt Gerd Iwanuk Leiter des Fachdienstes Umweltmanagement der Stadt Oldenburg.

http://www.oldenburg.de/microsites/stadtplanung/sanierungsgebiete/stadtumbaugebiet-alter-stadthafen/stadthafen-waerme-aus-abwasser.html

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Wasserverband Eifel-Rur: informiert über Ausbildungsberufe

Der Wasserverband bietet zum Ausbildungsbeginn am 01. August 2016 Ausbildungsplätze für die Berufe Mechatroniker/in und Elektroniker/in für Betriebstechnik an. Diese Berufe stellt er Interessenten auf der Kläranlage Aachen-Soers am 20. Juni 2015 vor. Auf dieser Kläranlage befindet sich die Ausbildungswerkstatt für den Bereich Abwasserreinigung, in dem die Azubis tätig sein werden. Auch sie wird an diesem Tag vorgestellt. Daran schließt sich eine Besichtigung der Kläranlage mit einer Vorstellung der einzelnen Schritte der Abwasserreinigung an, bei der auch die umfangreiche Technik einer solchen Anlage betrachtet wird. Gerne dürfen interessierte Jugendliche ihre Eltern zu der Vorstellung mitbringen. Diese beginnt um 9 Uhr im Betriebsgebäude der Kläranlage, die über die Zufahrt an der Krefelder Straße (in der Nähe zur Auffahrt zur A 4) zu erreichen ist.
Der Wasserverband bittet aus organisatorischen Gründen um vorherige Anmeldung entweder telefonisch unter 0241 918163668 oder per Mail an leo.kratz@wver.de oder viktor.flaming@wver.de. Mehr Informationen zum Verband und zu den Ausbildungsberufen gibt es auch auf der Verbandshomepage www.wver.de

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Stuttgart: Studienfahrt der Patenschaft-Studentinnen und -Studenten aus Straßburg

Die Landeshauptstadt hat als erste Stadt außerhalb Frankreichs, die Patenschaft für den Ingenieurstudiengang 2013-2016 an der Ecole Nationale du Genie del’Eau et de l’Environnement (ENGEES) am 24. Januar 2014 in einer Feierstunde übernommen.

In dieser Zeit ist es Tradition die Patenstadt zu besuchen. Vom 27. bis 30. April 2015 waren deshalb 35 Studentinnen und Studenten der ENGEES aus Straßburg in ihrer Patenstadt Stuttgart. Sie haben darüber eine kleine Reportage verfasst – was und wie sie die Studienfahrt erlebten, lesen Sie in der Reportage (franz.):

http://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/de/aktuelles/news/titel/tudienfahrt-unserer-patenschaft-studentinnen-und-studenten-aus-strassburg/

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Stuttgart: Klärwerke als Kraftwerke der Zukunft

Das Hauptklärwerk Mühlhausen (HKW) in Stuttgart verfügt über alle technischen Anlagenteile, um die durch den Klärwerksprozess herausgefilterten organischen Brennstoffe durch Verbrennung zu verstromen.

Die eingesetzte Technik ist im Wesentlichen auf dem neuesten Stand bzw. bedarf in Teilbereichen der Klärschlammverbrennung noch der Betriebsoptimierung. Damit ist die Stromproduktion des HKW an ihrem Optimum angelangt. Darüber hinaus sind noch Anstrengungen notwendig, um den Stromverbrauch auch weiterhin zu reduzieren. Die Stromautonomie des Klärwerks kann somit langfristig durch die Anwendung neuer Technik und die gewonnenen Erkenntnisse der letzten 50 Jahre Wirklichkeit werden.

Sonderdruck unter:
http://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/de/aktuelles/news/titel/klaerwerke-als-kraftwerke-der-zukunft/

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Wiesbaden: Abend des offenen Hauptklärwerks

Freitag, 17. Juli 2015 von 16 bis 21.30 Uhr
Erleben Sie eines der modernsten Klärwerke Europas live. Um 16 Uhr öffnet das Hauptklärwerk für Sie seine Tore.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Alle weiteren wichtigen Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier

http://www.elw.de/aktuelle-meldungen/detail/artikel/abend-des-offenen-hauptklaerwerks/

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Thunersee: Jahresbericht steht unter dem Motto „Perspektiven“

Der Blick in die Zukunft ist geprägt vom bevorstehenden Ausbau zur Elimination von Spurenstoffen. Der erste Schritt zur Realisierung war die Suche nach dem Generalplaner. Ab Juli werden die Planungsarbei-ten beginnen. Der Blick zurück zeigt im Juli 2014 rekordverdächtige Abwassermengen, gute Reinigungs-leistungen nach der Normalisierung in der biologischen Stufe und einen günstigen Stromeinkauf nach der Ausschreibung letzten Sommer. Finanziell liegt der Abschluss im üblichen Rahmen ohne grosse Überraschungen.
Der erste Schritt zum Ausbau erfolgte mit der öffentlichen Ausschreibung des Generalplaners anfangs Februar. Vier Offerten sind eingegangen. Die Bewertung durch unsere Bauherrenberater und durch das Geschäftsleitungsteam der ARA führte zu einem klaren Sieger. Die Zuschlagsverfügung wird am 28. Mai verschickt. Erfolgt keine Einsprache, kann noch im Juni der Vertrag unterzeichnet und im Juli mit der Pla-nung begonnen werden. Weitere Meilensteine sollten der Baubeginn im Spätsommer 2016 und die Inbe-triebnahme im Sommer 2018 sein.
Das letzte Jahr war anfänglich geprägt von erfolgreichen Betriebsumstellungen zur Normalisierung unse-res Belebtschlammes. Seit April erreicht die Anlage wieder sehr gute Leistungen, die in den Monaten Juli und August durch die extrem hohen Abwassermengen leicht getrübt wurden. So wird auch im laufenden Jahr die Abwasserabgabe an den Kanton noch etwas höher bleiben als üblich. Kompensiert werden diese Kosten mit dem tieferen Preis für den Stromeinkauf auf dem Markt.
Finanziell konnte das letzte Jahr unter den budgetierten Kosten abgeschlossen werden. Allerdings liegen die den Gemeinden verrechneten Nettokosten leicht höher als noch 2013. Insbesondere die höheren Kosten für die Abgabe an den Kanton – immer noch als Folge des „granulierten“ Belebtschlammes an-fangs 2013 – führten zu dem leichten Kostenanstieg.
Zu befinden haben die Delegierten auch über ein neues Finanzreglement. Erforderlich war eine Anpas-sung des Kostenverteilers. Gleichzeitig sind unnötige Bestimmungen gestrichen und das Reglement ver-einfacht worden. In der Mitwirkung sind vorwiegend positive Rückmeldungen aus den Gemeinden einge-gangen. Einige konstruktive Vorschläge konnten in der Bearbeitung aufgenommen werden.
Martin Wells, Vorstandsmitglied und bisher Bauverwalter der Gemeinde Spiez hat eine neue Herausforde-rung gesucht und die Gemeinde Spiez verlassen. Für die Gemeinde Spiez ist deshalb ein neues Vor-standsmitglied zu wählen. Die Gemeinde Spiez schlägt Vinzenz Gnehm zur Wahl vor. Ab 1. August wird er in der Bauverwaltung Spiez seine Tätigkeit als Dienstchef Tiefbau/Umwelt (Stv. Abteilungsleiter) über-nehmen.
Weitere Informationen: Jahresbericht 2014; www.arathunersee.ch/publikationen

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Berlin: Lücke zum Selbstversorger wird immer kleiner

Klärwerk Schönerlinde macht sich noch mehr Strom und Wärme selbst
Und sie dreht und dreht und dreht sich: Eine neue, zweite Mikrogasturbine sorgt im Klärwerk Schönerlinde dafür, dass noch mehr Biogas aus der Klärschlammfaulung in Strom und Wärme umgewandelt werden kann. Damit wird der Anteil der eigenen Energieerzeugung auf 87 Prozent erhöht – und das Klärwerk im Nordosten Berlins ist auf dem besten Weg, das erste energieautarke Klärwerk der Berliner Wasserbetriebe zu werden.
Denn dort wird nicht nur das Biogas, das bei der Faulung des Klärschlamms entsteht, in inzwischen zwei Mikrogasturbinen und einem Blockheizkraftwerk energetisch verwertet. Zusammen kommen diese Anlagen auf knapp 6,3 Gigawattstunden (GWh) Strom pro Jahr. Außerdem liefern seit 2012 drei Windräder jährlich insgesamt über 10 GWh, wovon ein Teil in das öffentliche Netz gespeist wird. Denn an windreichen Tagen erzeugt das Klärwerk bereits heute mehr Strom als es verbraucht. Und: Durch die Eigenerzeugung von Strom und Wärme aus Wind und Faulgas können jährlich bis zu 13.000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden.

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Berlinwasser: Holding AG in eine GmbH umfirmiert

Leitung, Aufsicht und Rechtsbeziehungen bleiben unverändert
Die Berlinwasser Holding AG ist mit Beschluss der Hauptversammlung vom 14. April 2015 und der Eintragung ins Handelsregister Charlottenburg am 19. Mai 2015 in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt worden. Die Umfirmierung in die Berlinwasser Holding GmbH erfolgte im Rahmen der Rekommunalisierung der Berlinwasser Gruppe durch das Land Berlin und dient der Vereinfachung der Beteiligungsstruktur und damit der Reduzierung der Komplexität. Alle Verträge und Rechtsbeziehungen behalten Gültigkeit.
Operativ wird die Berlinwasser Holding GmbH auch künftig in Personalunion des Vorstands der Berliner Wasserbetriebe von Frank Bruckmann als Vorsitzendem der Geschäftsführung sowie Jörg Simon und Kerstin Oster als Mitgliedern der Geschäftsführung geführt. Erneut wurden auch die bisherigen Mitglieder des Aufsichtsrates, die Staatssekretäre Klaus Feiler (Senatsverwaltung für Finanzen, Vorsitzender des Aufsichtsrates) und Henner Bunde (Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung) sowie Lutz Neetzel, Personalrat der Berliner Wasserbetriebe, bestellt.
Die Berliner Wasserbetriebe und die Berlinwasser Holding GmbH sind jeweils landeseigene Unternehmen. Nach den vorangegangenen Umstrukturierungen bündeln sich die Kompetenzen der verbliebenen Wettbewerbsgesellschaften in der Berlinwasser Holding GmbH. Das sind neben der Berlinwasser International GmbH, das im In- und Ausland tätige Ingenieurbüro die p2m berlin GmbH, der Brunnenspezialist pigadi GmbH sowie der Kundenservice-Spezialist bluepartner GmbH.

http://www.bwb.de/content/lang

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Starnberger See: Verbandsversammlung genehmigt Kanalbau für 3,9 Millionen Euro

Der Abwasserverband kann den Starnberger Ortsteil Hanfeld mit seiner favorisierten Kanalvariante erschließen. Die Verbandsversammlung genehmigte die Planungen und die Projektkosten von rund 3,9 Millionen Euro. Im Herbst könnten die Bagger anrollen.
Starnberg – Nach intensiver Planung und Kostenanalyse hinsichtlich der Gebührengerechtigkeit, aber auch in Abstimmung mit dem Bürgerkreis Hanfeld, hat sich der Abwasserverband aus wirtschaftlichen Gründen dazu entschlossen, die Trassen für den Schmutz- und Regenwasserkanal im Ortsteil nach der sogenannten Variante „B“ auszubauen. Diese Planung bringt nach Ansicht des Verbands gleich mehrere Vorteile gegenüber der im Oktober 2013 vom Starnberger Stadtrat einstimmig beschlossenen Variante „A“, die wesentliche Kanalverlegungen im südlichen Dorfbereich über private Grünflächen bedeutet hätte.
„Es ist die kostengünstigere Lösung“, betont Geschäftsleiter Norbert Impelmann. Zur Versammlung wurden erstmals aktuelle Zahlen öffentlich vorgelegt. Der Stadtratsbeschluss hätte nach einer Neuberechnung Gesamtbaukosten in Höhe von brutto rund 4,057 Millionen Euro bedeutet. Die vom Abwasserverband gewünschte Variante kommt dagegen auf 3,951 Millionen Euro einschließlich Mehrwertsteuer. Die reinen Baukosten betragen danach 3,293 Millionen Euro, dazu kommen Baunebenkosten von circa 658.700 Euro.
Verbandsgeschäftsleiter Impelmann sieht aber vor allem logistische Vorteile in der beschlossenen Lösung. „Die Zugänglichkeit ist besser und 365 Tage im Jahr gegeben“, sagt er. Denn nun werden die Leitungen in dem betreffenden Gebiet statt über private Wiesen und Felder über öffentlichen Grund (Hirtwiesweg und St. Michael Straße) geführt. Was nur im Sinn des Verbands sei: „Das muss für jeden Netzbetreiber erste Wahl sein.“ Zudem bedeutet die von der Versammlung genehmigte Variante rund 500 Meter weniger Kanalstrecke – die zu unterhalten wären. „Wir handeln im Interesse der Gebührenzahler“, betont deshalb Impelmann.
Vorgesehen sind 2070 Meter Schmutzwasserkanal, dazu kommen 1030 Meter Druckleitung. Der Regenwasserkanal wird auf 1080 Meter Länge verlegt.
Der Verband rechnet damit, dass die Arbeiten im Herbst beginnen. Die Fertigstellung des Kanals ist für Herbst 2016 vorgesehen. Allerdings läuft diese Terminierung vorbehaltlich der Planungen der Stadt Starnberg, denn diese ist für den Straßenbau zuständig.
Mit dem Beschluss der Versammlung endete eine jahrelange Diskussion um den Kanal in Hanfeld. Verbandsvorsitzender Rupert Monn zeigt sich erleichtert darüber, dass die Arbeiten beginnen können.“ Bezüglich des Niederschlagswassers macht der Verband allerdings klar, dass es für die Hanfelder Bürger keinen Anschlusszwang an den neuen Regenwasserkanal gibt. Auch zahlen sie dafür keine Erschließungsbeiträge. „Gebühren fallen nur an, wenn sie anschließen“, so Geschäftsleiter Impelmann. „Wer versickert, muss nicht an das öffentliche Netz. Er muss allerdings belegen, dass die Versickerung funktioniert.“
Noch offen ist dagegen die Situation in Taubenhüll: Derzeit laufen die Planungen für einen Anschluss der Siedlung an das Hanfelder Kanalnetz. Angestrebt ist vom Verband eine zeitnahe Verknüpfung beider Ausbauvorhaben. Der benachbarte Würmtal-Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung plant eine Erweiterung seines Wasserschutzgebiets auch auf Hanfeld und Taubenhüll hinaus – der Abwasserverband Starnberger See erwartet, dass dem Antrag des Nachbarverbandes stattgegeben wird

http://www.av-starnberger-see.de/pressemitteilungen.html

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LIPPEVERBAND: Quappe ist in die Seseke zurückgekehrt

Die Quappe, eine mittlerweile selten gewordene Fischart der Region, ist in die Seseke zurückgekehrt. Nachdem der LIPPEVERBAND in Kooperation mit dem Landesfischereiverband Westfalen und Lippe in 2013 Quappen-Larven und -Jungfische in den renaturierten Fluss einsetzt hatte, wurden jetzt bei einer Elektrobefischung herangewachsene Quappen in der Seseke gefunden.
In der vergangenen Woche hatte Michael Prill, Fischereiberater des Kreises Unna, zusammen mit Mitarbeitern des LIPPEVERBANDES an der Seseke eine so genannte Elektro-befischung durchgeführt. Bei dieser Methode werden die Fische mit schwachen Stromstößen im Wasser kurzzeitig betäubt. Sie können dann leicht eingefangen und nach Art und Größe bestimmt werden. Anschließend werden die Tiere, die bei einer solchen Aktion keinen Schaden nehmen, wieder frei gelassen.
Nach Abschluss der Befischung der Seseke stand fest, was bisher nur Vermutung war: In der Seseke gibt es wieder Quappen! Die Herkunft der Fische geht zweifellos auf die beiden Besatzaktionen im Jahr 2013 zurück. Damals hatte der LIPPEVERBAND allein eine Million winzige Larven eingesetzt, etwas später folgte noch einmal eine Besatzaktion mit Jungfischen. Sicherlich fielen die weitaus meisten davon den verschiedenen Fressfeinden zum Opfer. Eine Anzahl Quappen hat es aber inzwischen geschafft, groß zu werden. Und einmal erwachsen, ist die Quappe kein kleiner Fisch, sondern eine stattliche Art. Damit ist davon auszugehen, dass die Quappen in der Seseke jetzt auch eine stabile Population darstellen und sich mit den Quappen, die bereits in der Lippe leben, früher oder später vermischen werden.
Die Lippe ist der letzte Fluss in NRW, in denen die selten gewordene Quappe noch heimisch ist. Im Rahmen eines Projektes zur Wiederansiedlung der Quappe hatte der Fischereiverband mit Unterstützung örtlicher Fischereivereine mehrere Millionen Larven im Jahr 2013 in die Lippe eingesetzt, die aus einer Fischzuchtanlage des Ruhrverbands stammen. Einen Teil davon hatte der LIPPEVERBAND für die Besiedlung der Seseke erworben.

Die Quappe
Die Quappe ist die einzige Spezies aus der Familie der Dorsche, die nicht nur im Meer, sondern auch im Süßwasser lebt. Die Quappe ist auf natürliche bzw. naturnahe Gewässerlandschaften angewiesen, wo sie sich in den Wintermonaten in flach überstauten Bereichen vermehren kann. Daher ist es nicht überraschend, dass die Quappe mittlerweile selten geworden ist: Dementsprechend setzt die Wiederansiedlung der Quappe auch bei der Lippe mit ihren Nebenläufen an, die durch ökologische Verbesserung inzwischen beste Voraussetzungen als Lebensraum für eine Vermehrung und Stabilisierung der Art bieten.

Das Sesekeprogramm
Ende der 1980er Jahre hatte der LIPPEVERBAND damit begonnen, die Seseke und ihre Nebenläufe im Kreis Unna vom Schmutzwasser zu befreien. Nach dem Bau von ge-schlossenen Abwasserkanälen und modernen Kläranlagen konnten die bis dahin technisch ausgebauten Wasserläufe wieder naturnah um-gestaltet werden. Die Körne (Dortmund, Kamen) als größter Nebenlauf wurde bereits 2005/ 2006 renaturiert. Die Seseke (Bönen, Kamen, Bergkamen, Lünen) folgte ab 2008 ist mittlerweile ebenfalls naturnah umgestaltet.

http://www.eglv.de/wasserportal/meta/presse/presseinformationen/presseinformationen-detail/article/quappe-ist-in-die-seseke-zurueckgekehrt.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=287&cHash=2067134d226b88e1a0e5a2ec1996f630

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Flerzheim: Schlammbehandlung auf dem GKW

Die neue maschinelle Überschussschlammeindickung und die maschinelle Schlammentwässerung auf dem Gruppenklärwerk Flerzheim wurden im April fertig gestellt und sind jetzt in Betrieb. Damit sind die Voraussetzungen zur weiteren Sanierung der Schlammbehandlung auf dem Gruppenklärwerk gegeben.

http://www.erftverband.de/ev-telegramm-415/

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Aggerverband: Tag der Erneuerbaren Energien mit Sven Plöger

400 Gäste folgten der Einladung der AggerEnergie und des Aggerverbandes zum Tag der Erneuerbaren Energien in die Halle 32 nach Gummersbach. Dass so viele interessierte Bürger kamen, lag nicht zuletzt daran, dass man für den Vortrag den bekannten Wettermoderator und Klimaexperten Sven Plöger für den Abend als Moderator gewinnen konnte.
Herr Plöger erklärte den Zuhörern sehr anschaulich, dass es den Klimawandel gibt und wies auf die Dringlichkeit der Energiewende hin. Die Zukunft liege in der Kraft von Sonne, Wind und Wasser. Der Aggerverband nutzt die Wasserkraft bereits seit 1930 an der Aggertalsperre. Heute betreibt er regenerierbare Energien in Form von 8 Photovoltaikanlagen, 19 Blockheizkraftwerken und 2 Wasserkraftturbinen. Diese Anlagen setzte der Fotoclub AggerFoto in einer interessanten Ausstellung im Foyer der Halle 32 gekonnt in Szene. Ausserdem präsentierte der Erdkundekurs des Lindengymnasiums seine Ergebnisse zum ökologischen Fußabdruck.

Tag der Erneuerbaren Energien mit Sven Plöger
Gummersbach. 400 Gäste folgten der Einladung der AggerEnergie und des Aggerverbandes zum Tag der Erneuerbaren Energien in die Halle 32 nach Gummersbach. Dass so viele interessierte Bürger kamen, lag nicht zuletzt daran, dass man für den Vortrag den bekannten Wettermoderator und Klimaexperten Sven Plöger für den Abend als Moderator gewinnen konnte.
Herr Plöger erklärte den Zuhörern sehr anschaulich, dass es den Klimawandel gibt und wies auf die Dringlichkeit der Energiewende hin. Die Zukunft liege in der Kraft von Sonne, Wind und Wasser. Der Aggerverband nutzt die Wasserkraft bereits seit 1930 an der Aggertalsperre. Heute betreibt er regenerierbare Energien in Form von 8 Photovoltaikanlagen, 19 Blockheizkraftwerken und 2 Wasserkraftturbinen. Diese Anlagen setzte der Fotoclub AggerFoto in einer interessanten Ausstellung im Foyer der Halle 32 gekonnt in Szene. Ausserdem präsentierte der Erdkundekurs des Lindengymnasiums seine Ergebnisse zum ökologischen Fußabdruck.

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Rhein-Selz: Sanierungsarbeiten in der Verbandsgemeinde

Kanalsanierung in der Verbandsgemeinde Rhein-Selz
Eine turnusmäßige Kamerabefahrung und Bewertung des Abwasserhauptkanals in der Stadt Oppenheim sowie den Ortsgemeinden Dienheim, Dexheim und Guntersblum hat in einigen Bereichen Sanierungsbedarf ergeben. Frau Dipl.-Ing. Karen Maier vom Zweckverband Abwasserentsorgung Rheinhessen (ZAR) berichtet, dass die Sanierungsarbeiten auf Grundlage der Vergabe im Werksausschuss von April / Mai bis November 2015 durchgeführt werden. Die Sanierung wird überwiegend in geschlossener Bauweise durch die Firma KATEC ausgeführt, wodurch Behinderungen möglichst gering gehalten werden können. Lediglich eine offene Baugrube in der Kinderschulstraße in Dienheim, ein Aufbruch in der Lohnbergstraße in Dexheim und fünf Baugruben in der Ortsgemeinde Guntersblum sind notwendig. Die Tiefbauarbeiten in Höhe von rd. 60.000 € werden von der Firma Waldmann, Alzey durchgeführt.
Die geschlossene Sanierung wird entweder mit Fräs- und Spachtelrobotern, die über die Hauptkanalschächte in die Abwasserrohre gelassen werden oder durch den Einzug von Inlinern erfolgen. Der Verfahrensablauf für die Inlinersanierung stellt sich wie folgt dar: Ein Roboter bereitet den Hauptkanal durch Fräsen von einragenden Stutzen, Entfernen von Ablagerungen etc. vor. Eine andere Kolonne zieht einige Tage später einen mit Kunstharz getränkten Gewebeschlauch unter bestimmten Temperaturen in den Hauptkanal über die Schächte ein. Er wird mittels Druck an die Wand des Altrohres gepresst und über mehrere Stunden mit Warmwasser, Dampf oder UV-Licht ausgehärtet. Dieser Inlinereinbau mit allen Vor- und Nacharbeiten kann bis zu 18 Stunden dauern und darf nicht unterbrochen werden. Andernfalls würde der Gewebeschlauch vorzeitig aushärten und wäre unbrauchbar. Es ist daher bei großen Kanälen möglich, dass die Aushärtung in den Nachtstunden erfolgen muss. Eine gewisse Lärmbelästigung ist daher nachts für wenige Tage nicht zu vermeiden. Es können ebenfalls Geruchsbelästigungen durch Styrol entstehen, die aber ungefährlich sind und nach kurzer Zeit verfliegen. Mehrmaliges An- und Abfahren an die Schächte ist über einige Tage durch den Einsatz von verschiedenen Fahrzeugen und Geräten möglich. Diese Verfahren der Kanalinnensanierung sind allerdings wesentlich schneller abgeschlossen, als ein Kanalneubau in offener Bauweise. Die direkt betroffenen Anlieger werden durch Handzettel über den Zeitraum der Inlinersanierung in ihrem Bereich und die notwendigen Einschränkungen informiert.
Neben den geringeren Behinderungen ist dieses Verfahren der Innensanierung auch wesentlich kostengünstiger. Die Kosten der Maßnahme in Höhe von 900.500€ würden für eine Sanierung in herkömmlicher offener Bauweise nicht ausreichen.
In einigen Bereichen werden Verkehrsbehinderungen oder Sperrungen auf Grund der Sanierungsarbeiten nicht zu verhindern sein.
Der ZAR bittet die Anlieger um Verständnis. Selbstverständlich ist die örtliche Bauleitung bemüht, die Behinderungen auf das unumgänglichste Maß einzuschränken.

http://www.zweckverband-abwasserentsorgung-rheinhessen.de/de/aktuelles/meldungen/Sanierung-VG-Rhein-Selz-2015.php

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Erftverband: Posterbeitrag zum Tag der Hydrologie 2015 ausgezeichnet

Am 19. und 20. März fand an der Universität Bonn der diesjährige Tag der Hydrologie mit zahlreichen Vorträgen und einer Posterausstellung zu verschiedenen Themen aus dem Bereich der hydrologischen Wissenschaften statt. Die fünfzig ausgestellten Poster wurden durch die Konferenzteilnehmer in drei Kategorien bewertet. Der Beitrag des Erftverbandes zu den Synergien zwischen technischem Hochwasserschutz und ökologischer Gewässerentwicklung im Hochwasserrückhaltebecken Niederberg wurde in der Kategorie „bester Themenbezug“ ausgezeichnet. Die Verleihung der Poster-Preise erfolgte durch die Deutsche Hydrologische Gesellschaft.

http://www.erftverband.de/ev-telegramm-415/

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Hetlingen: Mädchen erobern das Klärwerk

Beim Girls‘ Day lernen Schülerinnen technische Berufe kennen

Am heutigen Girls‘ Day erkunden 15 Mädchen „typische Männerberufe“ im Klärwerk Hetlingen. Die Schülerinnen im Alter von 11 bis 16 Jahren kommen aus Wedel, Uetersen, Tornesch, Elmshorn, Barmstedt, Tangstedt, Borstel-Hohenraden, Neuendeich, Hetlingen und Rissen. Nach der Begrüßung durch azv-Vorstand Christine Mesek werden die Mädchen erst einmal neu eingekleidet: für viele das erste Mal in Blaumann und Sicherheitsschuhen. Aber die Schülerinnen sollen beim azv nicht nur zusehen, sondern die verschiedenen Berufsbilder aktiv erkunden. Wie im echten Arbeitsleben wird dabei natürlich auch auf die Sicherheit geachtet.

Unter Anleitung von Ausbildern und Auszubildenden des azv Südholstein lernen die Mädchen die vier Berufe kennen, in denen das Kommunalunternehmen regelmäßig Nachwuchskräfte ausbildet: Fachkraft für Abwassertechnik, Industriemechaniker/in, Elektroniker/in für Betriebstechnik und Fachkraft für Lagerlogistik.

In der Maschinen- und Elektrowerkstatt stehen unter anderem Schweißen und Löten auf dem Programm. Die Schülerinnen stellen zwei raffinierte Würfelspiele her, die sie im Anschluss mit nach Hause nehmen können. Natürlich geht es im Klärwerk auch ums Wasser: Die Mädchen analysieren Abwasserproben am Mikroskop und finden heraus, wie die unterschiedlichen Reinigungsstufen funktionieren. Welche logistischen Arbeiten erforderlich sind, damit der Klärwerksbetrieb reibungslos abläuft, finden die jungen Besucherinnen im Magazin heraus.

Der Mädchen-Zukunftstag gibt Schülerinnen die Chance, erste Einblicke in die Berufswelt zu bekommen und dabei Berufe zu entdecken, die sie sonst möglicherweise nicht in Betracht gezogen hätten. „Bei den praktischen Übungen merken viele der Schülerinnen, dass sie über Fähigkeiten in handwerklichen und technischen Bereichen verfügen, die sie sich vorher nicht zugetraut hätten“, sagt Ute Hagmaier, Referentin für Umwelt und Bildung beim azv Südholstein. Das Kommunalunternehmen ist bereits zum elften Mal beim Girls‘ Day dabei. Die Plätze waren auch in diesem Jahr schnell ausgebucht.

Beim azv Südholstein gibt es zahlreiche Frauen in technischen Berufen und auch in Führungspositionen: Seit April steht mit Christine Mesek erstmals eine Frau an der Spitze des Kommunalunternehmens. In der zweiten Führungsebene sind drei von fünf Posten mit Frauen besetzt, von allen 39 Führungskräften des Unternehmens sind rund 36 Prozent weiblich. In der gesamten Mitarbeiterschaft liegt der Frauenanteil bei circa 30 Prozent. Wie in vielen Unternehmen ist aber auch beim azv der Anteil der weiblichen Mitarbeiter in der Verwaltung höher als beispielsweise in den Werkstätten. Ganz unabhängig vom Geschlecht gilt: Der azv ist stets an geeigneten Nachwuchskräften interessiert. „Der Girls‘ Day ist für uns eine gute Gelegenheit, uns als Ausbildungsbetrieb vorzustellen“, so Hagmaier. Wer den azv genauer kennenlernen möchte, kann sich auch für ein mehrwöchiges Schülerpraktikum bewerben.

Der Girls‘ Day wird vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V. in Bielefeld koordiniert. An dem jährlich stattfindenden Aktionstag Ende April informieren sich in ganz Deutschland Mädchen über Berufsmöglichkeiten jenseits traditioneller Rollenbilder. Im Jahr 2014 erkundeten rund 103.000 Mädchen technische und naturwissenschaftliche Berufe bei mehr als 9.000 Unternehmen und Organisationen.

azv Südholstein
Am Heuhafen 2, 25491 Hetlingen
Telefon: 04103 964-281
Internet: www.azv.sh

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„EMSCHERSCHNELLWEG UNTER TAGE“ MACHT KILOMETER!

Emschergenossenschaft schreitet mit Bau des Abwasserkanals Emscher gut voran.
Der unterirdische Vortrieb des neuen Abwasserkanals Emscher (AKE) liegt gut im Plan. Das zeigen die aktuellsten Zahlen rund um den auch als „Emscherschnellweg unter Tage“ bekannten Abwassersammler: Bislang wurden bereits mehr als 40 Kilometer der insgesamt 73 Kilometer Rohrtrassen verlegt. Insgesamt hat der AKE zwar nur eine Distanz von 51 Kilometern zwischen Dortmund und Dinslaken, doch mitsamt der teilweisen Doppelrohrstrecken zwischen Gelsenkirchen und Oberhausen kommt das Bauwerk insgesamt auf mehr als 70 Kilometer.
Mehr als 10.400 Kanalrohrelemente wurden bislang durch die Erde geschoben, mehr als 190.000 Tonnen wiegen sie! Allein für die 35 Kilometer lange AKE-Kanalstrecke zwischen Dortmund und Bottrop sowie für den Stauraumkanal Industriestraße in Castrop-Rauxel müssen insgesamt 46.970 Meter an Stahlbetonrohren aufgefahren werden. Die Innendurchmesser der Rohre reichen dabei von 30 Zentimeter bis 2,80 Meter – der größte Außendurchmesser beträgt 3,60 Meter. Stolze 35 Tonnen wiegen die schwersten Rohrelemente – jeweils, versteht sich!
Die kleinen Durchmesser-Rohre von 30 cm bis 1,40 Meter werden geliefert (machen insgesamt 2450 Meter Strecke aus), die anderen Rohre ab 1,60 bis 2,80 Meter Durchmesser entstehen in eigener Produktion. Dies macht 44.520 Meter Strecke aus, was einem Bedarf von 13.000 Rohren entspricht. Dafür werden zirka 104.000 Kubikmeter an Beton fällig sowie 10.500 Tonnen Stahl. Ende 2017/Anfang 2018 soll das Kanalsystem fertig gestellt werden.

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Der Erftverband im Film

Interessantes in 8 Minuten, unter:

http://www.erftverband.de/der-erftverbandfilm/

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BWB: Berliner Pflanze ausgezeichnet

Phosphor-Dünger aus Klärschlamm gewinnt GreenTec Award
Die zur Neige gehenden weltweiten Phosphorressourcen sind ein großes Problem – eine Lösung dazu kommt aus Berlin. Die Berliner Wasserbetriebe gewinnen seit 2010 Phosphor aus Klärschlamm zurück, und zwar in Form von Magnesium-Ammonium-Phosphat (MAP), einem hochwertigen mineralischen Pflanzendünger namens „Berliner Pflanze“. Dafür wurden sie im April 2015 mit dem GreenTec Award, Europas größtem Umwelttechnologiepreis, in der Kategorie Recycling und Ressourcen ausgezeichnet.
„Wir freuen uns über diesen Preis, weil er zeigt, wie man mit umsetzungsorientierter Forschung und hauseigenen Fachleuten Wissen und Werte schafft“, sagt Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe.
Eigentlich sollte MAP bloß aus dem Klärwerkskreislauf entfernt werden, um das Zusetzen von Rohren und Pumpen zu vermeiden. Dabei haben die Experten der Wasserbetriebe aber schnell gemerkt, dass damit nicht nur ein Verfahren zum störungsfreien Betrieb der Anlagen entwickelt, sondern gleichzeitig ein kleiner Schatz gehoben wurde. Rund 1.500 Tonnen MAP wurden unter dem Namen „Berliner Pflanze“ bisher an Agrarbetriebe verkauft. Auch die Lizenzen für das patentierte Verfahren bieten die Wasserbetriebe zum Kauf, sie werden in Amsterdam und von einigen anderen niederländischen Abwasserentsorgern bereits angewendet. Die Erlöse und die damit erzielten Einsparungen summieren sich auf rund 350.000 Euro pro Jahr.
Peter Kurth, Präsident des Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE), sagte bei der Preisverleihung: „Phosphor ist ein unersetzlicher Baustein des Lebens, seine Vorkommen bereits heute begrenzt. Für die Versorgung unserer Landwirtschaft und Industrie ist es deshalb unerlässlich, diesen lebenswichtigen Rohstoff zurückzugewinnen. Die Berliner Wasserbetriebe gewinnen Phosphor aus unserem Abwasser zurück und stellen daraus Pflanzendünger her – ein ausgereiftes und ressourcenschonendes Recyclingprodukt.“
Bis heute ist die Anlage der Berliner Wasserbetriebe im Klärwerk Waßmannsdorf die einzige ihrer Art in Berlin, die diesen nachhaltigen Dünger aus erneuerbaren Rohstoffen in wirtschaftlichen Mengen produziert und verkauft. Übrigens auch an Berliner: Im Kundenzentrum der Wasserbetriebe an der Neuen Jüdenstraße 1 gibt es zwei Kilo nachhaltige Pflanzenkraft schon für 4 Euro.

Weitere Informationen auf www.bwb.de/berlinerpflanze.

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Zweckverband Rheinhessen: 5 Jahre ZAR

Pressemitteilung zum 5 jährigen Bestehen des Zweckverband Abwasserentsorgung Rheinhessen
Am 21. Januar tagte die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Abwasserentsorgung Rheinhessen (ZAR) in der Aula des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) in Oppenheim. Nachdem Verbandsvorsteher Klaus Penzer die Sitzung eröffnet hatte, wurden die Verbandsvertreter aus der Stadt Alzey, den Verbandsgemeinden Alzey-Land und Rhein-Selz von dem Hausherrn des DLR, Otto Schätzel begrüßt. Er freute sich, dass die Wahl für diese besondere Sitzung auf das DLR gefallen ist und hob die Bedeutung und die Symbiose zwischen Weinbau und kommunaler Abwasserentsorgung in der Region hervor.
In der sich anschließenden Arbeitssitzung wurden von der Verbandsversammlung die Haushaltssatzung und der Wirtschaftsplan des ZAR für das Jahr 2015 sowie eine Zweckvereinbarung mit der Verbandsgemeinde Eich beschlossen. Der Schwerpunkt der Verbandsversammlung war aber eindeutig der fünfte Geburtstag des ZAR. In einer kleinen Festansprache reflektierte Verbandsvorsteher Klaus Penzer die mehrjährige Abstimmungs- und Gründungsphase vor dem 13. Januar 2010, dem Tag der konstituierenden Sitzung, bezeichnete die Gründung des Verbandes als Erfolgsgeschichte und verwies mit großer Zufriedenheit auf die sich einstellenden Synergieeffekte.
Als besonderen Gast in der Verbandsversammlung begrüßte er Herrn Ministerialdirigenten Werner Theis aus dem Umweltministerium. Werner Theis war bereits in der ersten Verbandsversammlung einer der prominentesten „Geburtshelfer“ und hob den Zweckverband mit aus der Taufe. Zum fünfjährigen Jubiläum brachte er eine Grußbotschaft von Frau Staatsministerin Ulrike Höfken mit. Im Rahmen seiner Laudatio lobte er die hohe Qualität sowie die zukunftsweisenden Projekte des ZAR in verschiedenen Bereichen. Insbesondere die vorbildliche interkommunale Zusammenarbeit der Verbandsmitglieder im Abwasserbereich wird für die im Verbandsgebiet lebenden rund 85.000 Bürgerinnen und Bürger von positiver, nachhaltiger Wirkung sein, so Werner Theis.
Die wohlwollende Haltung des Landes kommt auch in den hohen Fördermitteln zum Ausdruck, die im Bereich des ZAR eingesetzt wurden. Insgesamt mehr als 4,6 Millionen € sind seit 2010 in Projekte der Abwasserentsorgung im Verbandsgebiet geflossen. Abschließend wünschte er dem Verband und seinen Verantwortlichen eine weiterhin gute Entwicklung wie in den vergangenen fünf Jahren. Verbandsvorsteher Klaus Penzer dankte Herrn Theis für seinen Besuch und das große Lob, das er mitgebracht hatte. Den Abschluss des Abends bildeten ein Imbiss sowie kleine und größere Gesprächsrunden zum Thema Abwasserentsorgung.

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OOWV: setzt neuen „Kraftprotz“ gegen verstopfte Abwasserkanäle ein – Spezialfahrzeug mit moderner Technik

Hartnäckige Ablagerungen in Abwasserkanälen haben gegen diesen Kraftprotz des OOWV keine Chance mehr: Das Unternehmen setzt in Oldenburg und den umliegenden Gemeinden ein neues Spülfahrzeug ein. Das Spezialfahrzeug hat 450.000 Euro gekostet und ist mit modernster Technik ausgestattet. So können die Mitarbeiter zum Beispiel Kanäle mit einer Kamera befahren und Schäden ausfindig machen. „Wir arbeiten mit dem neuen Fahrzeug leiser, effizienter und setzen technisch neue Maßstäbe“, sagt Ulrich Siemermann vom OOWV-Leitungsservice. Die Kanalreinigung erfolgt mit Pumpen, die einen Wasserdruck von bis zu 175 bar erzeugen können. Im Kanal kommt das Wasser mit 60 bis 80 bar an. „Dieser Druck reicht aus, um eine 600 Meter hohe Wassersäule zu erzeugen“, veranschaulicht Siemermann. Der Druck wird mit einer sogenannten Plungerpumpe, bei der es sich um eine spezielle Form einer Kolbenpumpe handelt, aufgebracht. „Die hier verbaute neue Generation dieses Pumpentyps ist deutlich leiser als die bisherigen Systeme, sodass sich daraus auch eine geringere Lärmbelästigung für Anwohner bei nächtlichen Einsätzen ergeben sollte“, so Siemermann. Das Fahrzeug ist darüber hinaus mit einer Kameradüse ausgestattet. Durch diese Düse können zwei Arbeitsschritte in einem erledigt werden: „Wie bei der Endoskopie haben wir die Möglichkeit, direkt in den Kanal zu schauen“, erläutert Ulrich Siemermann. Diese Technik eignet sich für eine erste Begutachtung von Schäden oder Verstopfungen, um weitere Maßnahmen festzulegen. Dadurch soll häufiger auf den Einsatz eines voll ausgestatteten Kamerafahrzeuges für die Kanalinspektion verzichtet werden können. Der Vorteil für die Kunden des OOWV: Dies spart Kosten und trägt zur Stabilität des Abwasserentgelts bei. Die Mitarbeiter stehen rund um die Uhr bereit und rücken immer dann aus, wenn in einem verstopften Kanal nichts mehr geht. Siemermann bittet Anwohner und Autofahrer um Verständnis: „Die meisten Menschen freuen sich, wenn wir zügig unangenehme Probleme in der Abwasserentsorgung beseitigen. Allerdings kommt es auch vor, dass wir nachts spülen müssen oder den Verkehr behindern. Das lässt sich nicht immer vermeiden und sorgt manchmal für Unmutsäußerungen. Ich bitte ausdrücklich um Rücksicht und Verständnis für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

http://www.oowv.de/fileadmin/user_upload/oowv/content_pdf/presse/29-2015_-_PM_SpA1_4lfahrzeug_final.pdf

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„Bode-Wipper“: Beitragssatzung Gebiet II bekannt gemacht

Nachdem die Verbandsversammlung des Wasser- und Abwasserzweckverbandes „Bode-Wipper“ in ihrer Sitzung am 24.03.2015 einstimmig die Neufassung der Satzung über die Erhebung von Beiträgen für die Herstellung der zentralen Schmutzwasserentsorgung im Gebiet II beschlossen hat, ist diese nun auch veröffentlicht.

http://www.bode-wipper.de/beitragssatzung-gebiet-ii-bekannt-gemacht/

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azv Südholstein: Christine Mesek übernimmt das Ruder

beim Vorstandsposten des Kommunalunternehmens neu besetzt

Der azv Südholstein hat einen neuen Vorstand: Seit heute steht Christine Mesek an der Spitze des Hetlinger Kommunalunternehmens. Die studierte Bauingenieurin und Betriebswirtin ist seit fünfzehn Jahren in der Wasserwirtschaft tätig. Zuletzt leitete sie die Stadtentwässerung Braunschweig.

Christine Mesek (44) löst nun wie geplant Roland Krügel ab, der den Vorstandsposten zum Jahresbeginn kommissarisch übernommen hatte. Krügel ist weiterhin Vorsitzender des Verwaltungsrates des azv Südholstein und Verbandsvorsteher des Abwasser-Zweckverbands (AZV) Pinneberg, zu dem das Kommunalunternehmen gehört. Über 40 Städte, Ämter und Gemeinden sind Mitglied beim AZV Pinneberg.

Der azv Südholstein betreibt das Klärwerk Hetlingen und ist für die Betreuung des mehr als 400 Kilometer langen Kanalnetzes zuständig. Im Klärwerk Hetlingen werden im Jahr rund 32 Millionen Kubikmeter Wasser gereinigt. Das Abwasser kommt aus dem Kreis Pinneberg, aus Teilen der Kreise Steinburg und Segeberg und aus den nordwestlichen Stadtteilen Hamburgs.

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EVS: Zertifiziertes Labor des Fachbegutachtung der Deutschen Akkreditierungsstelle erfolgreich abgeschlossen

Externe Aufträge bringen Einnahmen für den Gebührenhaushalt Der Entsorgungsverband Saar verfügt über ein hochwertiges Zentrallabor, das die Qualität von Boden, Wasser und Abfällen untersucht. Um dauerhaft eine Top-Qualität bieten zu können, unterzieht sich das Labor regelmäßig Überprüfungen der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS).

Auch ein im letzten Monat stattgefundene Überwachungsaudit mit dem Schwerpunkt Chemie hat das EVS-Labor wiederum erfolgreich abgeschlossen. Neben chemisch-physikalischen Untersuchungen werden auch biologische, toxikologische und mikrobiologische Untersuchungen von Abwasser, Deponiesickerwasser, Klärschlamm, Boden, Bioabfall (Kompost, Gärprodukt), Trinkwasser, Grundwasser, Badebeckenwasser (Schwimmbäder) sowie Untersuchungen von Badegewässern und Oberflächengewässern durchgeführt.

Nicht nur der Verband selbst, der als Dienstleister der saarländischen Kommunen für eine moderne Abwasserreinigung und Abfallentsorgung verantwortlich zeichnet, profitiert vom hohen Standard des Labors für seine Qualitätssicherung. Über die EVS-SAB GmbH, eine Tochtergesellschaft des Verbandes, vermarktet das Zentrallabor seine Leistungen auch an private Unternehmen, um so einen positiven Beitrag für den Gebührenhaushalt zu erwirtschaften. Aufgrund der hohen analytischen Qualität, der umfassenden Erfahrung bei chemischen und biologischen Fragestellungen und dem im Saarland einmaligen Untersuchungsspektrum konnte sich das EVS-Labor auf dem Analytikmarkt zwischenzeitlich gut etablieren.

Die Akkreditierung und regelmäßige Reakkreditierung des EVS-Zentrallabors ist ein Gütesiegel für den hier vorgehaltenen hohen Standard.

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Wupperverband: Wupper wird auf weiteren 2,5 Kilometern natürlicher

In dieser Woche starteten die Arbeiten für den Wupperabschnitt zwischen Blombachtalbrücke und Waldeckstraße

Mit dem Beginn des Frühjahrs nehmen die Stadt Wuppertal und der Wupperverband einen weiteren Wupperabschnitt in Angriff. In dieser Woche startete die naturnahe Gestaltung des Wupperlaufs in dem rund 2,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen der A1 / Blombachtalbrücke und der Brücke Waldeckstraße in Heckinghausen.
Wie schon bei den bisherigen Wupperprojekten heißt auch hier die Devise, dem Stadtfluss im Rahmen des Möglichen wieder mehr Dynamik und Natürlichkeit zu verleihen.
Rund 500 Tonnen Steine wurden bereits Anfang März geliefert. Sie werden nun dazu genutzt, das kanalartige Flussbett aufzulockern. Große Störsteine, Inseln und Steinschüttungen am Ufer, die auch ein Wupperhochwasser überstehen, sorgen für eine abwechslungsreiche Strömung.
Statt einer eintönig kanalisierten Wupper soll ein lebendiger Fluss mit unterschiedlichen Zonen entstehen, z. B. mit Ruhebereichen für Fische und Kleinlebewesen und auch mit turbulenten Strömungen. Mehr Abwechslung im Strömungsmuster bedeutet auch mehr Sauerstoff im Fluss.
Durch die naturnahe Gestaltung wird die Wupper mitten im dicht bebauten Stadtgebiet wieder zu einem attraktiven Lebensraum für Fische und Kleinlebewesen. Ein lebendiger Flusslauf trägt außerdem zur Steigerung der Lebensqualität für die Menschen in der Stadt bei.
Bevor die Bagger zur Gestaltung des Gewässerbettes zum Einsatz kommen, haben Fischereiexperten die gesamte Stecke abgefischt und ermitteln den Bestand und die verschiedenen Fischarten. Es fühlen sich bisher schon wieder 32 Arten in der Wupper wohl. Die Fische aus dem Flussabschnitt wurden in benachbarte Wupperbereiche umgesetzt. In den letzten Jahren wurden so auch wieder die Meerforelle und der Lachs beobachtet, letzterer wurde seit 1840 für über 160 Jahre in der Wupper nicht mehr gesichtet.
Das Projekt ist Teil des ökologischen Maßnahmenprogramms der Stadt Wuppertal. Die Kosten für diesen Abschnitt betragen rund 400.000 Euro und werden zu 80 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. 20 Prozent bestreitet die Stadt Wuppertal mit Geldern, die für den naturnahen Gewässerausbau zweckgebunden sind.
Je nach Witterung und Wasserstand der Wupper werden die Arbeiten ca. vier bis sechs Monate dauern. In diesem Zeitraum kann es temporär zu Gewässertrübungen kommen, die durch die Arbeiten verursacht werden, aber keinen Einfluss auf die Wasserqualität haben.

Weiterer Mosaikstein im Gesamtbild
Mit dem aktuellen Projekt fügt sich ein weiterer Mosaikstein in das Gesamtbild ein.
Der aktuell bearbeitete Wupperabschnitt setzt oberhalb des bereits in 2009 umgestalteten Bereichs Rosenau in Oberbarmen an.
Insgesamt wurden in Wuppertal bisher rund sechs Kilometer des Wupperlaufs naturnah gestaltet. Nach Abschluss des Projektes zwischen Blombachtalbrücke und Brücke Waldeckstraße werden es bereits rund 8,5 Kilometer sein.
Weitere Projekte sind in Planung, z. B. der Wupperabschnitt im Bereich Pfälzer Steg / Brändströmstraße in Wuppertal-Oberbarmen im kommenden Jahr.
Bis zum Jahr 2025 wollen die Stadt Wuppertal und der Wupperverband im Rahmen der Strategie Wuppertal 2025 gemeinsam die „städtische“ Wupper mit ca. 15 Kilometern naturnah entwickeln. Somit ist in diesem Jahr bereits mehr als die Hälfte der geplanten Strecke geschafft.

Ihre Ansprechpartner:
Reinhard Gierse und Heike Obenlüneschloß, Stadt Wuppertal, Ressort Umweltschutz,
Telefon: 0202/ 563-5316 / 5212
Arnim Lützenberger, Wupperverband, Telefon: 0202 /583-259

http://www.wupperverband.de/internet

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Lübeck: Deutscher Compliance Preis 2015 geht an die Entsorgungsbetriebe

Am Montag, 23. März 2015 wurden die Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL) mit dem Deutschen Compliance Preis 2015 ausgezeichnet. Die festliche Ehrung der Preisträger fand in Anwesenheit von Senator Bernd Möller im Rahmen einer Abendveranstaltung der Deutschen Compliance Konferenz in Berlin statt. Der Preis wurde von Herrn Dr. Johannes Ludewig, Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrats, überreicht.
Der Preis stellt eine Würdigung besonderer Anstrengungen von Unternehmen im Compliance- und Risikomanagement dar. Die Aufgabe der Rechts- und Regeleinhaltung eines Unternehmens ist schwierig und erfordert beachtliches Engagement aller Mitarbeiter. Insbesondere von öffentlich-rechtlich organisierten Unternehmen wird ein gesetzes- und regelkonformes Verhalten erwartet. Compliance- und Risikomanagement bleibt in der Regel unsichtbar und in der Öffentlichkeit unerwähnt. Die Bedeutung der Aufgabe ergibt sich jedoch aus der Höhe möglicher Schäden und den zum Teil dramatischen Folgen für Mensch und Natur, wenn doch einmal etwas passiert.
Die Entsorgungsbetriebe Lübeck sind mit ihren breit angelegten Geschäftsfeldern von verschiedenen Rechtsgebieten betroffen. Das Spektrum reicht von Umweltrecht, über Bau- und Planungsrecht, Arbeitsschutzrecht bis hin zu Verwaltungs- und Abgabenrecht. Insgesamt sind es 900 Gesetze, Verordnungen oder rechtliche Einzelnormen. Aus jeder dieser Einzelnormen ergeben sich konkrete Pflichten, die einzuhalten sind. Vor etwa drei Jahren haben sich die Entsorgungsbetriebe Lübeck auf den Weg begeben, um diese Pflichten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter transparent zu machen und dort anzuordnen, wo die Beachtung von großer Wichtigkeit ist. Heute sind in 43 Betriebsteilen rund 16.000 Pflichten registriert, die in einem dynamischen Rechtsrahmen stets aktuell gehalten werden. Dazu wurde ein entsprechendes Managementsystem aufgebaut.
Herr Senator Möller stellte lobend fest, dass den Entsorgungsbetrieben Lübeck durch die Auszeichnung von fachlich sehr versierter Seite eine Anerkennung für gute Unternehmensführung
ausgesprochen wurde. „Ein Compliance-System ist eine Art vorbildlicher vorbeugender Brandschutz. Das System diene dem Fernhalten von Schäden.“, so Herr Umweltsenator Möller.
Der geschäftsführende Direktor Herr Dr. Jan-Dirk Verwey freut sich für sich und seine Mitarbeiter sehr über diese Anerkennung auf Bundesebene. „Als von der Größe her eher mittelständisches und kommunales Unternehmen ist dies eine besondere Ehre und zugleich Ansporn, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen“, so Verwey. Er setzt auch zukünftig auf das über mehrere Jahre aufgebaute Compliance- und Risikomanagement und dankt in diesem Zusammenhang allen Mitarbeitern, die den manchmal mühsamen Weg durch die „trockene Materie“ mitgegangen sind und zum Erfolg beigetragen haben. Die EBL sind Vorreiter unter den Entsorgungsbetrieben. Das Juryurteil lautet: „Das Beispiel der Entsorgungsbetriebe Lübeck zeigt, dass auch in mittelständischen Strukturen pragmatische und zugleich zielführende Compliance-Ansätze möglich und mit überschaubaren Ressourcen umsetzbar sind. Damit leistet das Unternehmen einen wertvollen Beitrag zur Compliace-Diskussion im Mittelstand.“, so Martin Stadelmaier, Jurymitglied und Leiter der Rechtsabteilung, Stuttgart Airport.
Der Deutsche Compliance Preis wurde zum 2. Mal verliehen. Ausgezeichnet wurden vier Unternehmen. Initiatoren des Preises sind die dfv Mediengruppe, die DQS GmbH Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen und ein auf Compliance-Themen spezialisiertes Anwaltsbüro.

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BERLIN: Riesen-Schlauch macht Abwasserleitung wieder fit

Ein 546-Meter-Schritt bei Rohrsanierung mitten im Verkehr
Sie ist einen Meter dick, 102 Jahre alt und dank eines neuen Kunststoff-Einsatzes wird sie wieder fit für die nächsten 50 Jahre gemacht: eine schmiedeeiserne Abwasserdruckleitung, die unter der Frankfurter Allee (B1/5) in Lichtenberg liegt, die wir seit einigen Jahren Schritt für Schritt sanieren. Und so ein Schritt kann mit 546 Metern ganz schön lang sein. Dieses stattliche Maß hat das neue Rohr, das am Sonnabend, 28. März, an einem Stück ins alte gezogen wird. Und zwar direkt neben dem brausenden Verkehr – innovative grabenlose, faktisch minimalinvasive Bauverfahren machen es möglich.

Der 546-Meter-Inliner, der gegenwärtig aus sechs Meter langen Einzelrohren zusammengeschweißt wird, würde in voller Länge mehrere Zufahrten zur Frankfurter Allee blockieren. Um diese Belastung kürzestmöglich zu halten, entstehen derzeit erst zwei 273 Meter lange Teilstücke, die am Freitag (27. März) unmittelbar vor dem Einzug zusammengefügt werden. Am Sonnabend (28. März) ist es dann so weit: Dann wird das Rohr von der Einzugsbaugrube auf Höhe Schulze-Boysen-Straße bis zur Gürtelstraße eingezogen, ein Schauspiel, das auch bei den Berliner Wasserbetrieben nicht an der Tagesordnung ist. Zuschauen und Fotografieren ist möglich.

Wie das technisch spektakuläre Verfahren funktioniert ist u. a. hier erklärt:
http://www.bwb.de/content/language1/html/299_14788.php
http://www.bwb.de/content/language1/html/299_15540.php

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Euchen: Heftiger Stickstoffeintrag belastete Kläranlage

Am vorletzten Wochenende gelangte eine sehr starke Stoßbelastung mit Ammonium und anderen Stickstoffverbindungen in die Kläranlage Würselen-Euchen. Der Stickstoff wird auf der Kläranlage eliminiert, um das Einleitgewässer vor Überdüngung zu schützen. Der stoßweise Zulauf war jedoch so ungewöhnlich und heftig, dass er die Anlage überlastete. Durch das Personal mussten erhebliche Maßnahmen ergriffen werden, um des Stickstoffs Herr zu werden. So musste die Belüftung der biologischen Abwasserreinigungsstufe stark erhöht werden, um die dort tätigen Bakterien zu einem stärkeren Abbau des Ammoniums anzuregen. Die Arbeiten wurden durch das Bereitschaftspersonal des Wochenendes durchgeführt. Der erfolgte, starke Ammoniumeintrag ist nicht mit den Vorgaben der Entwässerungssatzung vereinbar. Bezirksregierung, Untere Wasserbehörde der Städteregion und die Stadt Würselen wurden informiert, Untersuchungen zur Ermittlung der Herkunft und des Verursachers des verstärkten Eintrags sind noch im Gange. Der Wasserverband Eifel-Rur als Betreiber der Kläranlage Euchen weist ausdrücklich darauf hin, dass die Vorgaben der Entwässerungssatzung unbedingt einzuhalten sind, um eine betriebsstabile Abwasserreinigung auf der Anlage nicht zu gefährden. Verursacher können für Verstöße entsprechend zur Verantwortung gezogen werden.

http://www.wver.de/index.php/presse-oeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen/55-presse-oeffentlichkeitsarbeit/pressemitteilungen/372-20150319-heftiger-stickstoffeintrag-belastete-klaeranlage-euchen

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HAMBURG WASSER und Remondis Aqua kaufen Anteile der Vattenfall Europe New Energy

HAMBURG WASSER hat seine Unternehmensanteile an der VERA Klärschlammverbrennung GmbH von 11 Prozent auf 60 Prozent aufgestockt. Der kommunale Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger Hamburgs ist damit seit dem 20. März neuer Mehrheitseigner des Unternehmens.
Der bisherige Mehrheitseigner, Vattenfall Europe New Energy, hat sich vollständig aus der VERA Klärschlammverbrennung GmbH zurückgezogen und weitere sieben Prozent seiner Anteile an Remondis Aqua veräußert. Remondis Aqua besitzt damit nunmehr 40 Prozent der VERA Klärschlammverbrennung GmbH. Für die 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ändert sich durch die neue Eigentümerstruktur nichts.
„HAMBURG WASSER ist im Norden als zuverlässiger Dienstleister für die Klärschlammbeseitigung bekannt. Der Zukauf weiterer Anteile der VERA ist eine sinnvolle Ergänzung unseres Portfolios und passt zu unserer Strategie, das Leistungsspektrum im Bereich Klärschlammverwertung langfristig zu festigen“, begründete Nathalie Leroy, Kaufmännische Geschäftsführerin von HAMBURG WASSER, den Zukauf.
Die VERA verstromt seit 1997 das Faulgas, das auf dem benachbarten Klärwerk von HAMBURG WASSER gewonnen wird und verwertet Klärschlämme thermisch. Zusammengenommen produziert die VERA jährlich rund 170 Mio. Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom und Wärme. Damit kann der gesamte Wärmeigenbedarf des Klärwerks, der VERA und eines benachbarten Industriekunden bedient werden. Außerdem deckt der erzeugte Strom rund 80% des Bedarfs der Hamburger Kläranlage.
Partner aus der Stadtentwässerung, wie beispielsweise die hanseWasser Bremen GmbH, nutzen die Services von HAMBURG WASSER und der VERA, um eigene Reststoffe zu entsorgen. Ein langfristig geschlossener Vertrag sichert dem Bremer Unternehmen bis 2021 die thermische Entsorgung des in Bremen anfallenden Klärschlamms. HAMBURG WASSER nimmt Fremdschlämme täglich an. Die VERA arbeitet ohne Ausfallzeiten, weil allein im Hamburger Klärwerk täglich rund 3.500t Rohschlamm anfallen, die es zu verwerten gilt.

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Peine: Kläranlagenneubau in Algermissen geht gut voran: „Wir liegen voll im Plan.“

Der Neubau der Kläranlage in Algermissen macht weiter gute Fortschritte. „Wir liegen voll im Plan“, bestätigt Projektleiter Marco Knoop vom Wasserverband Peine. Der auffälligste Baufortschritt der letzten Wochen waren von außen betrachtetet die Asphaltierungsarbeiten auf dem Gelände. „Bis Mitte April werden wir fristgerecht unser erstes Los, das sind die Roh- und Ausbauarbeiten, abschließen können. Dann widmen wir uns mit Nachdruck den beiden anderen Losen, der Maschinen- und Leittechnik“, kündigt Ingenieur Knoop an. Die Fachfirmen seien bereits entsprech-end eingetaktet. Rund zehn Millionen Euro investiert der Wasserverband Peine in dieses Herzstück der Abwasserbeseitigung der Gemeinde Algermissen …

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Wupperverband: Behandlung des Gülle-Wasser-Gemischs in der Kläranlage Hückeswagen wird fortgesetzt

Täglich können zwischen 1.500 und 3.000 Kubikmetern mit behandelt werden

Seit Dienstag, dem 31. März kann der Wupperverband die Behandlung des Gülle-Wasser-Gemischs aus der Neyetalsperre im Klärwerk Hückeswagen fortsetzen.
Vom letzten Samstag bis zum 31. März musste die Mitbehandlung des Gülle-Wasser-Gemischs vorübergehend unterbrochen werden. Zuvor war das Gülle-Wasser-Gemisch im Regenüberlaufbecken des Klärwerks zwischengespeichert und dann dosiert in die Kläranlage abgegeben worden. Doch durch den Regen am vergangenen Wochenende wurde das Regenüberlaufbecken benötigt, um die größeren Zulaufmengen aus dem Kanalnetz zu puffern.
Am 31. März haben sich Vertreter der Bezirksregierung Köln und des Wupperverbandes erneut auf der Kläranlage getroffen, und die weitere Behandlung des Gülle-Wasser-Gemischs aus der Neyetalsperre besprochen. Dabei wurde eine Lösung entwickelt, die der Wupperverband seither umsetzt: Falls es regnet und das Regenüberlaufbecken für Wassermengen aus dem Kanalnetz benötigt wird, kann der Verband das Gülle-Wasser-Gemisch über eine Leitung auch direkt in den Zulauf zur Kläranlage einleiten. Das bedeutet, dass die Behandlung bei Regen nicht unterbrochen werden muss. Lässt der Regen nach, kann das Gülle-Wasser-Gemisch wieder im Regenüberlaufbecken zwischengespeichert werden, bevor es in die Kläranlage zudosiert wird.

Der Wupperverband geht davon aus, dass er nun die Behandlung des Gülle-Wasser-Gemischs aus der Neyetalsperre kontinuierlich fortsetzen kann. Dadurch können – je nach Wetterlage und Zuflussmengen zum Klärwerk – täglich zwischen 1.500 Kubikmetern und 3.000 Kubikmetern (bei Trockenwetter) des Gülle-Wasser-Gemischs aus der Neye-Talsperre in der Kläranlage mit gereinigt werden.
Wie lange die Reinigung des Gülle-Wasser-Gemischs in der Kläranlage dauern wird, hängt von der Wettersituation und den Zulaufmengen der Kläranlage ab. Der Wupperverband geht von einigen Wochen aus.
Am 18.3. waren von einem landwirtschaftlichen Betrieb in Halver rund 1.700 Kubikmeter Gülle aus einem Güllebehälter über eine geöffnete Leitung in den Neyebach und von dort in die Neyetalsperre geflossen. Diese Gülle-Welle hatte erhebliche Umweltschäden verursacht: der Bachlauf und einige Teiche oberhalb der Talsperre sind ökologisch tot. In der Talsperre hatte sich die Gülle als Gülleblase am Talsperrengrund vor der Staumauer eingelagert.
Die seit dem Vorfall regelmäßig durchgeführten Messungen zeigen, dass die oberen Wasserschichten der Talsperre nicht belastet sind.

Die Experten gehen davon aus, dass die Gülleblase am Talsperrengrund ein Volumen von mindestens 50.000 Kubikmetern hat.
Seit dem 25.3. wurde das Gülle-Wasser-Gemisch vom Talsperrengrund über eine bestehende Leitung zur Kläranlage Hückeswagen übergeleitet, um es dort mit dem kommunalen Abwasser zusammen zu reinigen.
Unmittelbar nach dem Vorfall am 18.3. hatten der Wupperverband und die EWR GmbH zunächst alle Verbindungen von der Neyetalsperre zur Eschbachtalsperre, zur Bever-Talsperre und zum Neyebach unterhalb der Neyetalsperre verschlossen.

Nachdem die Wasseruntersuchungen gezeigt hatten, dass die oberen Wasserschichten der Talsperre unbelastet sind, konnte seit dem 25.3. wieder Wasser aus der Talsperre an den Neyebach abgegeben werden. Dies erfolgte zunächst über vier vom Wupperverband installierte Leitungen, da der Grundablass am Fuß der Talsperre wegen der davor liegenden Gülleblase nicht geöffnet wird. Ab dem 30.3. erreichte die Neyetalsperre durch die großen Regenmengen vom Wochenende ihren Vollstau. Dadurch ist die Hochwasserentlastung der Talsperre angesprungen und hat zusätzlich zu den vier Leitungen unbelastetes Oberflächenwasser an den Neyebach abgeführt.
Da sowohl die Wasserproben im Bereich der Hochwasserentlastung als auch im Bereich zum Überleitungsstollen zur Bever-Talsperre seit Beginn des Vorfalls kontinuierlich unbedenkliche Messwerte ergaben, hat sich der Wupperverband nun entschieden, die Verbindung von der Neyetalsperre zur Bever-Talsperre wieder zu öffnen. Dies entlastet zum einen die Neyetalsperre und zum anderen den Bachabschnitt des Neyebachs unterhalb der Talsperre. Durch die Regenmengen der vergangenen Tage waren dort die Pegelstände deutlich angestiegen.
Eine Beeinträchtigung der Wasserqualität der Bever-Talsperre ist nicht zu erwarten. Der Wupperverband hat an der Verbindung zwischen Neye- und Bever-Talsperre eine Dauermesssonde installiert. Sollte diese Sonde einen erhöhten Messwert für die Leitfähigkeit – ein Hinweis auf eine Verunreinigung durch Gülle – anzeigen, wird der Stollen zur Bever-Talsperre umgehend geschlossen.

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/li_pm_guelle_neye_20150402.html

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Erfurt: Neue Perspektiven für Klärschlammnutzung

Kooperation der Landeshauptstadt mit den Stadtwerken Erfurt

Kosmetika, Medikamente, Nanopartikel, Reinigungsstoffe oder Hormone ? alles was wir zu uns nehmen oder im Haushalt benutzen, landet am Ende im Abwasser. Mit modernsten Reinigungsverfahren gelingt es heute viele – aber längst nicht alle – Schadstoffe herauszufiltern. Nach der Abwasserbehandlung sammeln sich diese im Klärschlamm. Die Auswirkungen dieser Reststoffe auf die Umwelt sind nicht komplett erforscht.

Die Kläranlage Erfurt-Kühnhausen reinigt das Abwasser aus fast dem gesamten Einzugsgebiet des Entwässerungsbetriebes der Landeshauptstadt für mehr als 200.000 Einwohner. Die Erfurter erzeugen ca. 18 Mio. m³ Abwasser im Jahr. Die im Kanalnetz gesammelten und zur Kläranlage geleiteten Abwässer aus Haushalten und Betrieben aber auch ein großer Teil des Regenwassers aus Straßeneinläufen und Dachentwässerungen werden in der modernen Kläranlage in Erfurt-Kühnhausen mit einer Kombination aus mechanischen, chemischen und biologischen Verfahren behandelt. Ca. 20.000 t Klärschlamm fallen dabei jährlich an.

Klärschlamm aus der modernen Anlage wurde lange Zeit landwirtschaftlich genutzt. Dem Klärschlamm aus Erfurt-Kühnhausen bescheinigten Fachverbände bereits 2007 seine ausgezeichnete Qualität und Eignung zur landwirtschaftlichen Nutzung. In den vergangenen Jahren erfolgte bundesweit ein Umdenken, auch wenn der Schadstoffgehalt in kommunalen Klärschlämmen in den letzten Jahren z.T. um über 90 % zurückgegangen ist. Die Nutzung in der Landwirtschaft ist nicht mehr die Vorzugsvariante für die Entsorgung des Reststoffes aus Kläranlagen, um die Belastung der Böden mit Schadstoffen oder zu viele Düngemitteln zu verhindern. Die Gewinnung des im Klärschlamm enthaltenen Phosphors steht zukünftig angesichts weltweit begrenzter Reserven an Phosphat-Mineralien verstärkt im Fokus.

Auch heute noch gibt es Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung. Allerdings mit Einschränkungen. Von giftigen Schwermetallen über Krankheitserreger bis zu Rückständen von Arzneimitteln kann die Palette der ungewünschten Stoffe im Klärschlamm reichen. Deshalb ist die Aufbringung auf die Felder mittlerweile streng geregelt. Auf Grünland, Obst- und Gemüseanbauflächen und im Forst darf beispielsweise gar kein Klärschlamm mehr verwendet werden. Für andere landwirtschaftliche Flächen gelten strikte Mengenbegrenzungen und enge Grenzwerte für die Schadstoffbelastung des Klärschlamms. „Ein Umdenken ist gefragt, als Aufgabenträger der Abwasserentsorgung suchen wir als Landeshauptstadt nach neuen Entsorgungsmöglichkeiten für die kontinuierlich anfallenden Mengen“, betont Oberbürgermeister Andreas Bausewein.

„Bereits 2010 gab es erste Gespräche zwischen dem Entwässerungsbetrieb der Landeshauptstadt und der Stadtwerketochter TUS Thüringer UmweltService GmbH (TUS GmbH), um neue Wege bei der Entsorgung des Klärschlamms zu beschreiten, der nicht nur ein Abfallprodukt, sondern auch ein Energieträger ist“, ergänzt Erfurts Stadtoberhaupt.

Aus dem Gedankenmodell, den Klärschlamm in der Restabfallbehandlungsanlage (RABA) der TUS GmbH zu trocknen und thermisch zu verwerten, folgte ein Fachkonzept. Mit einer Investition von 5,2 Mio. Euro entstanden auf dem Gelände der TUS GmbH in der Schwerborner Straße direkt neben der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung eine Klärschlammannahme, Anlagen für die Klärschlammzufuhr zur Trocknung und ein Trocknungsaggregat. „Künftig werden 20.000 t Klärschlamm aus dem Erfurter Entwässerungsbetrieb angeliefert, mit Dampf aus der thermischen Verwertung getrocknet und in der thermischen Verwertungsanlage der RABA gemeinsam mit dem aufbereiteten Abfall verbrannt. Die modernen Filteranlagen halten die Schadstoffe zurück. Die in der RABA vorhandene Abgasbehandlung garantiert die strikte Einhaltung der strengen gesetzlichen Grenzwerte“, erklärt TUS-Geschäftsführer Marco Schmidt den Prozess.

Die Vorteile für beide Partner liegen auf der Hand. Die Landeshauptstadt ist ein großes Problem los und die Stadtwerketochter TUS GmbH kann langfristig die Auslastung der Anlage mit kommunalen Abfällen sichern. Die Transportwege von Kühnhausen in die Schwerborner Straße sind kurz. Die Klärschlammtrocknung und Entsorgung lässt sich gut in die Prozesskette der Restabfallbehandlungsanlage integrieren, das wirkt positiv auf die Wirtschaftlichkeit. Die wenige, nach der Verbrennung noch verbleibende Schlacke gelangt dann auf die Deponie. Von einstmals 20.000 t Klärschlamm bleiben am Ende max. noch 1000 t Schlacke übrig und die werden sicher in Erfurt-Schwerborn gelagert.

https://www.stadtwerke-erfurt.de/pb/site/swegruppe/node/657687/Lde/index.html

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Xanten-Lüttingen: Weitere Installation einer Fotovoltaikanlage bei der LINEG

Fotovoltaikanlage auf den Freiflächen der KA Xanten-Lüttingen

Bisher hat die LINEG die Dachflächen folgender Standorte den jeweiligen Betreibern zum Betrieb von Fotovoltaikanlagen zur Verfügung gestellt:
– Werkstatt (Dach),
– KA Kamp-Lintfort (Rechengebäude) und
– ehemalige KA Pattberg (Filterpressengebäude).
Auf den Vorflutpumpanlagen Niederkamper Forst und Kamperbrück betreibt die LINEG eigene Anlagen.
Es ist geplant, in 2015 eine weitere eigenbetriebene Fotovoltaikanlage auf den Freiflächen der KA Xanten-Lüttingen zu errichten. Der so erzeugte Strom wird dann auf der Kläranlage selbst verbraucht.
Die Fotovoltaikanlage kann bis zu rd. 97 kW produzieren und soll pro Jahr ca. 80.000 kWh Strom erzeugen.
Neben den finanziellen Vorteilen hat der Betrieb der Anlage auch positive Auswirkungen auf die Umwelt. So werden ca. 51 t CO2 pro Jahr eingespart.

http://www.lineg.de/Umwelterklaerung/page72/index.php

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Tossens: OOWV freut sich über neuen „Abwassermeister“ in seinen Reihen

Mario Marotzki weiß was es heißt, aus dem Berufsleben heraus noch einmal die Schulbank zu drücken. 27 Monate lang hat er nach dem Feierabend und am Wochenende gebüffelt und sich auf Prüfungen …mehr:

http://www.oowv.de/der-oowv/presse/pressemitteilungen/news-einzelansicht/archiv/2015/m%C3%A4rz/12/artikel/oowv-und-slow-food-laden-zum-ersten-apfel-tag-ein/

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Rödingen: Membranaustausch

Die Membranbelebungsanlage Rödingen ist seit 1999 in Betrieb. Sie ist mit zwei Filterstraßen ausgerüstet, die bislang mit unterschiedlichen Filtertypen zweier Hersteller arbeiteten. Aufgrund des altersbedingten Zustands der Filter sowie der geringeren Filtrationsleistung eines Filtertyps wurde ein Austausch sämtlicher Membranfilter durchgeführt und auf die Anlage auf die Membranfilter eines Herstellers umgerüstet. Zusätzlich wurden Leistungen im Bereich Rohrleitungsbau erforderlich, um die Installation an die neuen Module anzupassen.

http://www.erftverband.de/ev-telegramm-22015/

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Ostfildern: Kläranlage Nellingen

Seit ein paar Wochen ist die um- und ausgebaute Kläranlage in Nellingen in Betrieb. Damit ist das Millionenprojekt in der Stadt aber nicht abgeschlossen. Nachdem die mechanische und die biologische Reinigung der Kläranlage fertig gestellt worden sind, steht nun mit der nächsten Ausbaustufe die Regenwasserbehandlung an.
Der Gemeinderat hat in der vergangenen Sitzung die Arbeiten dafür vergeben. Den Zuschlag für die notwendigen Roh- und Tiefbauarbeiten dazu erhielt das Unternehmen G. Brodbeck aus Metzingen. Das abgegebene Angebot beträgt 608.000 Euro. Die „Gesellschaft für Wassertechnik und Apparatebau“ aus dem bayerischen Nellingen erhielt den Zuschlag für die Lieferung und Montage der klärtechnischen Anlagen. Das Unternehmen hatte dazu ein Angebot in Höhe von knapp 294.000 Euro eingereicht. Das Unternehmen SAB Steuerungs- und Anlagenbau aus Nufringen wurde für die Installation der Elektro-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik beauftragt. Das Angebot wurde mit einer Summe in Höhe von etwas mehr als 106.000 Euro eingereicht.
Für alle drei Gewerke liegen die Angebote deutlich über den Kostenberechnungen, das Budget war für diesen Bauabschnitt mit 880.000 Euro veranschlagt worden. Jetzt ist mit Baukosten in Höhe von etwas mehr als einer Million Euro zu rechnen. Darauf machte die Verwaltung in der Vorlage für den Gemeinderat aufmerksam. Die deutlich höheren Angebotspreise seien der guten Baukonjunktur im Großraum Stuttgart und den vollen Auftragsbüchern der Unternehmen geschuldet, so heißt es in der Vorlage weiter. Die höheren Baukosten sollen durch Einsparungen bei den Kanalerneuerungen finanziert werden.
Bei der Ausbaustufe zur Regenwasserbehandlung wird ein altes Nachklärbecken in ein Regenüberlaufbecken mit einem Volumen von etwa 1.600 Kubikmetern umgebaut. Mit dem größeren Fassungsvermögen des Beckens unmittelbar vor dem Zulauf zur Kläranlage können künftig größere Regenwassermengen auch aus den Einzugsgebieten Ruit und Scharnhausen abgefangen werden. In der Ausbaustufe werden zudem ein Pumpwerk für das neue Regenüberlaufbecken sowie eine Rohrbrücke über den Katzenbach gebaut und mehrere Leitungen neu verlegt.
Die Arbeiten sollen im März beginnen und bis zum Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. In den kommenden Jahren steht beim Um- und Ausbau der Kläranlage in Nellingen noch die Ausbaustufe III zur Ertüchtigung der Schlammbehandlung an. Mit den Arbeiten dazu soll nächstes Jahr begonnen werden. Die Kläranlage Nellingen ist in den vergangenen Jahren umfangreich saniert und ausgebaut worden. Die Stadt investiert in das Bauprojekt insgesamt mehr als zwölf Millionen Euro.

http://www.ostfildern.de/Ein+Becken+f%C3%BCr+das+Regenwasser.html

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Moers-Gerdt: Einbau neuer Pumpen für die Rücklaufschlammförderung der Kläranlage Moers-Gerdt

Schraubenzentrifugalradpumpen sparen rd. 180.000 kWh/a Energie ein

Die A-Stufe der Kläranlage Moers-Gerdt (bestehend aus 3 Straßen mit jeweils 2 Hochlastbelebungsbecken und 2 Zwischenklärungen) ist in der heutigen Form seit Anfang der 1990-iger Jahre in Betrieb. Die Zwischenklärungen sind mit Räumerbrücken ausgerüstet, an denen jeweils 4 Pumpen mit einer Förderleistung von jeweils 75 m³/h befestigt sind, die den Schlamm aus der Zwischenklärung mit insgesamt 24 Pumpen zurück in die Hochlastbelebung fördern. Die gesamte Fördermenge an Rücklaufschlamm beträgt rd. 10.000.000 m³/a.
Die zwischenzeitlich erheblich gestiegenen Betriebs- und Wartungskosten sowie Hinweise aus der Energieanalyse haben dazu geführt, nach Alternativen zu der heutigen Form der Rücklaufschlammförderung zu suchen.
Eine Variantenuntersuchung wurde durchgeführt. Dabei wurden die Förderung mit Schraubenzentrifugalradpumpen, ein Hebersystem mit Schneckenpumpen und ein Hebersystem mit Propellerpumpen untersucht und bewertet.
Entschieden hat sich die LINEG aufgrund einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für den Einbau von 24 Schraubenzentrifugalradpumpen. Die Maßnahme soll in 2015 umgesetzt werden.
Aufgrund des wesentlich höheren Wirkungsgrads der Schraubenzentrifugalradpumpen gegenüber den alten Tauchmotorpumpen mit Freistromrad können rd. 180.000 kWh/a eingespart werden.
Da es sich um eine Maßnahme aus der Energieanalyse handelt, wurden Fördermittel des Landes in Höhe von 30 % der Investitionskosten beantragt.

http://www.lineg.de/Umwelterklaerung/page72/index.php

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KWL: Erfolgreich Energie sparen im Unternehmen – für Energiemanagement zertifiziert

DEKRA bescheinigt KWL sehr gute Energiepolitik

Leipzig. Die Kommunalen Wasserwerke Leipzig GmbH haben ihr Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 erfolgreich zertifizieren lassen. Mit dem Zertifikat bestätigt die DEKRA Certification GmbH, dass das Ver- und Entsorgungsunternehmen nachhaltig die Steigerung seiner Energieeffizienz und die Reduzierung seines Energieverbrauchs verfolgt. „Das Energiemanagement hilft uns, die Anlagen hinsichtlich ihrer Energierelevanz besser einzuschätzen und daraus weitere Optimierungen abzuleiten“, sagt der Technische KWL-Geschäftsführer Dr. Ulrich Meyer.

Die KWL verfolgen seit längerem eine Energiestrategie, die auf Energieeinsparung und damit Reduktion von Betriebskosten sowie auf die Etablierung von Systemen der Eigenerzeugung abzielt. Das Leipziger Hauptklärwerk im Rosental ist durch die Verbrennung von Klärgasen beispielsweise zu 100 Prozent wärmeautark und erzeugt zudem 62 Prozent der benötigten elektrischen Energie selbst. „Anlagen der Wasserver- und Abwasserentsorgung sind erfahrungsgemäß sehr energieintensiv. Durch die Erfassung aller Daten im Energiemanagementsystem fällt es uns nun leichter, bei der Energiebeschaffung aber auch bei der Weiterentwicklung unserer technischen Infrastruktur gezielter zu agieren – und das ressourcenschonend und umweltbewusst“, sagt Meyer.

Anlagen und Abläufe weiter optimieren
2014 haben die KWL die Einführung des Energiemanagementsystems geplant und vorbereitet. Erstellt wurde unter anderem eine Bestandsaufnahme aller Anlagen und deren Energieverbräuchen. Für die Zertifizierung bewertete ein externer Auditor abschließend die Funktionsfähigkeit des Systems. „Kontinuierlich Optimierungspotenzial auszuloten und dies auch regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen – das spiegelt die Bedeutung und Verantwortung wider, die man dem Thema Energiemanagement bei den KWL beimisst. Wir haben hier ein sorgfältig ausgearbeitetes Energiemanagementsystem vorgefunden“, sagt Frank Otto Vertriebsleiter Deutschland Ost der DEKRA Certification GmbH.

Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz
Für Unternehmen des produzierenden Gewerbes ist die Zertifizierung nach DIN EN ISO 50001 ab 2015 Voraussetzung, um den Spitzenausgleich nach Strom- und Energiesteuergesetz zu erhalten. Diese Bedingung erfüllen die KWL und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. „Von der Verringerung der Energiekosten profitieren nicht zuletzt die Kunden der KWL. In Zeiten steigender Belastungen bei den staatlichen Strompreisanteilen sehen wir uns in der Pflicht, uns bei internen Abläufen weiter zu verbessern“, betont Meyer.

Die Kommunalen Wasserwerke Leipzig GmbH sind ein Unternehmen der LVV-Gruppe (Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH).

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Kirkel: Baumaßnahme Regenwasserbehandlung: Geplatzter Hydraulikschlauch bleibt ohne Folgen für die Umwelt

Am frühen Donnerstagnachmittag ist an einem Bagger, der bei der Baumaßnahme des Entsorgungsverbandes Saar an der Regenwasserbehandlungsanlage in Kirkel eingesetzt wurde, der Hydraulikschlauch geplatzt.

An der Leckagestelle wurde sofort eine Auffangwanne untergeschoben, um das auslaufende Hydrauliköl aufzufangen. Ein kleinflächig kontaminierter Bereich wurde umgehend abgetragen und in Container verladen. Die Entsorgung des Materials erfolgt auf der Sonderdeponie des Unternehmens Bowesa (Homburg).

In den Kirkeler Bach ist keinerlei Öleintrag erfolgt. Das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz wurde umgehend über den Vorfall informiert.

http://www.evs.de/aktuell/presse/archiv/pressemeldung/artikel/baumassnahme-regenwasserbehandlung-kirkel-geplatzter-hydraulikschlauch-bleibt-ohne-folgen-fuer-die/

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Erftverband: Wiederholungsprüfung desTechnisches Sicherheitsmanagement Gewässer durch die DWA bestätigt

Die Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. – DWA – teilte schriftlich mit, dass nach dem zweitägigen Prüfungsgespräch im Januar kein Handlungsbedarf besteht, der der Ausstellung der TSM-Bestätigung entgegenstünde, und gratuliert dem Erftverband zu diesem hervorragenden Prüfungsergebnis. Die TSM-Bestätigung werde in Kürze ausgestellt.

http://www.erftverband.de/ev-telegramm-22015/

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Derneburg/Peine: Informationsveranstaltung zur Kanalsanierung in Derneburg

Kamera belegt deutlichen Sanierungsbedarf – Konzept vorgestellt
Staunen zeigte sich in so manchen Besucheraugen angesichts

der Bilder, die der Wasserverband Peine beim Informationsabend am 23. Februar in Derneburg
vorstellte: Manches hatte fast Kunstcharakter, wenn es sich nicht um deutliche Beeinträchtigungen
des Kanalsystems handeln würde. „Die Kamerabefahrung hat es deutlich gezeigt.
Hier ist dringender Sanierungsbedarf gegeben“, fasst Michael Wittemann, Technischer
Leiter des Wasserverbandes Peine die Bilder zusammen. Die Peiner Fachleute stellten ein
passgenaues Sanierungskonzept vor. 2015 und 2016 werden rund 190.000 Euro ins öffentliche
Schmutzwasserkanalnetz investiert werden, so die Schätzkosten der Planer.
Das Sanierungskonzept basiert auf den Ergebnissen der Kamerabefahrung. Dafür waren zwischen
März und Mai 2014 rund drei Kilometer Hauptkanal und rund 1200 Meter sogenannter Anschlussleitungen
vom kleinen Roboterwagen durchfahren und deren Zustand dokumentiert worden. Zudem
wurden 60 Kontrollschächte überprüft. „Die Bilder zeigen deutliche Schadensbilder, wie wir sie auch
aus anderen Ortsnetzen kennen“, erläutert Ralf Hamann, zertifizierter Kanalsanierer des Wasserverbandes
Peine. Die Besucher des Infoabends sehen Riss- und Scherbenbildungen im Steinzeugrohr,
Ablagerungen und Wurzeleinwüchse oder auch nicht fachgerechte Anschlüsse. „Sie alle
behindern den reibungslosen Ablauf im Kanal, sorgen teilweise für eine deutliche Verringerung des
Rohrdurchmessers und stören so die Ableitung des Schmutzwassers“, betont Hamann. Sanierungsbedarf
sei nichtbetrieblich, sondern auch umweltrechtlich geboten, da durch undichte Rohrleitungen
auch ein Austritt in den Boden nicht ausgeschlossen werden könne. Eine Boden- und Gewässerverunreinigung
sei dringend zu vermeiden.

Sanierungsarbeiten in 2015 und 2016 geplant
Nach und nach werden die Kanalnetze in den verschiedenen Ortschaften der Gemeinde Holle
überprüft. „Der Wasserverband leistet auch hier gute Arbeit. Die genaue Analyse und eine
Sanierungsstrategie mit Augenmaß und klaren Prioritäten zeichnet unsere langjährige, gute
Zusammenarbeit aus“, sagt Bürgermeister Klaus Huchthausen. „Die Kanalsanierung in anderen
Ortschaften unserer Gemeinde, etwa in Sillium, zeigt gute Erfolge. Die Menge an eindringendem
Fremdwasser konnte deutlich reduziert, Beeinträchtigungen beim Durchfluss beseitigt werden“, fasst
der Bürgermeister vor den gut 20 Gästen im Feuerwehrgerätehaus in Derneburg zusammen.
Auf Grundlage der Bildauswertung haben die Peiner Fachleute ein passgenaues Sanierungkonzept
für die beschädigten Teile des Derneburger Kanals erarbeitet. „Wir werden in zwei Bauabschnitten
vorgehen, einer ist für dieses Jahr geplant, einer für 2016″, blickt Hamann voraus. Es würden dabei
verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen, je nach Zustand des bestehenden Kanalrohrs und des
Schadensbildes. „Einiges können wir in sogenannter geschlossener Bauweise beheben, etwa durch
den Einzug harzgetränkter Schläuche ins bestehende Rohr, an anderen Stellen müssen wir Leitungen
auswechseln, das muss in offener Bauweise mit Erdaushub passieren.“ Die ersten Vorarbeiten sind
bereits erfolgt, für die Schlauchsanierung wurde eine gemeinsame Ausschreibung mit anderen Versorgern
vorbereitet. „Das spart Kosten und hat sich im Verfahren bereits in anderen Versorgungsgebieten
bewährt“, so Hamann. Allein knapp 600 Meter Schlauchliner müssen eingezogen werden,
rund 20 Kopflöcher eingerichtet werden, von denen der Kanal punktuell aus saniert werden wird.

Private Anlagen – auch hier ist Arbeit nötig
Die Überprüfung des Kanalnetzes hat aber auch Schäden und Fehlanschlüsse privater Leitungen
ergeben. Hier sind die Hausbesitzer in der Pflicht, ihre Anlagen gemäß den anerkannten Regeln der
Technik herzustellen und sicher zu betreiben. „Fehlanschlüsse müssen umgelegt und schadhafte
Leitungen saniert werden“, darauf weisen die Kanalexperten an diesem Abend hin.
Die Experten stehen dabei mit Rat zur Seite. „Wir schreiben die Hausbesitzer bis Ostern an und
erläutern die Schäden, geben auch Tipps zu möglichen Sanierungsverfahren. Wenn sich Anlieger
zusammenschließen, lassen sich günstigere Preise erzielen, auch dazu raten wir. Das hat sich in
anderen Ortschaften bereits bewährt“, so Kanalsanierer Hamann.
Eins zeigte dieser Infoabend in Derneburg deutlich: Öffentliches- und privates Abwassernetz bilden
eine Einheit, die zusammen optimal funktionieren muss, um hohe Umweltauflagen zu erfüllen und
höhere Betriebskosten durch Beeinträchtigungen zu vermeiden. Das dient der Werterhaltung der
Anlagen – auch auf den privaten Grundstücken.

http://www.wasserverband.de/wDeutsch/img/PDF_WVPE/PI_E_Infoabend_AW_Dernburg_25Feb2015.pdf

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Braunschweig: Wechsel an der Spitze

Für den 58-jährigen Diplom-Ingenieur Hartmann ist die Stadtentwässerung Braunschweig ein vertrautes Pflaster. Bevor Hartmann im Oktober 2010 an die Spitze des Kompetenzzentrums Wasser Berlin (KWB) wechselte, leitete er seit 1996 die SE|BS, von 2006 bis 2010 gemeinsam mit Mesek.
Den Posten als Geschäftsführer des KWB wird Hartmann bis voraussichtlich September 2015 weiter besetzen.
Auch während seiner Zeit in Berlin ist Hartmann Braunschweig weiter verbunden geblieben – zum Beispiel als Lehrbeauftragter des Institutes für Siedlungswasserwirtschaft der TU Braunschweig. Darüber hinaus kooperieren KWB und SE|BS bei der regelmäßigen Ausrichtung des internationalen Symposiums RE-WATER in Braunschweig und bei zahlreichen gemeinsamen Forschungsprojekten.

Hintergrund: Die Stadtentwässerung Braunschweig GmbH (SE|BS) ist eine 100 prozentige Tochter von BS Energy, der Braunschweiger Versorgungs-AG & Co. KG und seit 2006 im Auftrag der Stadt Braunschweig als Abwasserdienstleister tätig. Die SE|BS betreibt u.a. die Kläranlage Steinhof und das Kanalnetzes der Stadt Braunschweig. Weitere Aufgaben liegen im Hochwasserschutz sowie im Gewässerschutz und Gewässerpflege

http://www.stadtentwaesserung-braunschweig.de/ueber-uns/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/aktuelles/detailansicht/artikel/wechsel-an-der-spitze-der-stadtentwaesserung-braunschweig/

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Eifel-Rur: Auszubildende des Wasserverbands erfolgreich

Vier Auszubildende des Wasserverbands Eifel-Rur (WVER) legten jetzt ihre Prüfungen in verschiedenen Ausbildungsberufen ab. Dabei konnten sie Noten im Bereich „sehr gut“ und „gut“ erzielen. Der für die Ausbildung zuständige Personaldezernent Rainer Klee zeigte sich in einer kleinen Feierstunde am Verbandsstammsitz in Düren hochzufrieden: „Die Ergebnisse zeigen zum einen die Leistungsbereitschaft der Auszubildenden, zum anderen aber auch die hohe Qualität der Ausbildung beim WVER.“
Die betreffenden Azubis sind Astrid Hermanns, die ihre Ausbildung als Bürokauffrau trotz ihrer Verantwortung als junge Mutter mit einer Eins abschließen konnte, Philipp Horbach und Rainer Storms als Mechatroniker sowie Marc Kupzig als Elektroniker.
Der Wasserverband Eifel-Rur mit Sitz in Düren verrichtet vielfältige Aufgaben der Wasserwirtschaft im deutschen Einzugsgebiet der Rur, das von Aachen bis Düren und von der Nordeifel bis ins Heinsberger Land reicht. Er reinigt Abwässer aus Haushalt und Industrie in 44 Kläranlagen, betreibt Maßnahmen des Hochwasserschutzes und des Gewässerunterhalts an ca. 1.900 Kilometern Fließgewässer und besitzt sechs Talsperren in der Nordeifel, die zur Vergleichmäßigung des Wasserflusses und zur Versorgung von Trinkwasserherstellern und wassernutzender Industrie und Gewerbe dienen.

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Aachen: STAWAG und gewoge AG haben einen weiteren Meilenstein bei der energetischen Modernisierung im Aachener Norden erreicht

Zukünftig werden vier Wohnhäuser der gewoge AG im Wiesental durch eine innovative und saubere Technologie mit Wärme versorgt – genutzt wird dabei die vorhandene Wärme des Abwassers.

Hierzu wurde in einem der größten Abwasserkanäle der Stadt Aachen ein Wärmetauscher installiert, der mit einem separaten Wasserkreislauf die Wärme für die Wärmepumpen liefert. Diese erzeugen die Wärme für die Warmwasserbereitung und die Beheizung von über 120 Wohnungen im Wiesental.
„Mit diesem Projekt leisten die STAWAG und die gewoge AG einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und sorgen zugleich dafür, dass die Wohnqualität im Aachener Norden weiter steigt“, unterstreicht Elmar Wiezorek, Leiter Fachbereich Umwelt der Stadt Aachen, bei der Vorstellung des Projektes. „Im Rahmen von EU-GUGLE sanieren wir im Gebiet Aachen Nord bis zum Frühjahr 2018 rund 400 gesellschaftseigene und städtische Wohnungen, wobei die energetische Sanierung im Mittelpunkt steht. Neben der erheblichen energetischen Verbesserung der über 120 Wohnungen im Wiesental tragen unsere zusätzlichen Investitionen dazu bei, die Wohn- und Lebensqualität für die Bewohner deutlich zu steigern“, so Thomas Hübner, Vorstand der gewoge AG. „Wir sind sehr froh, dass die STAWAG mit ihrem Konzept nun auch noch eine CO2-neutrale Wärmeversorgung beisteuert.“
Das Pilotprojekt, bei dem vier Wohnhäuser der Wohnungsgesellschaft gewoge AG nach ihrer Sanierung mit Heizenergie aus Abwasser versorgt werden, ist eine Premiere in Aachen. „Wir haben uns als Vorreiter für die Energiewende einen Namen gemacht und erzeugen heute bereits jede zweite Kilowattstunde Strom für die Aachener Bürger mit eigenen Grünstromanlagen“, so Dr. Peter Asmuth, Vorstand der STAWAG. „Mit der Anlage im Wiesental nutzen wir nun erstmals zum Heizen und zur Warmwasserbereitung die ohnehin vorhandene Wärme des Abwassers – übrigens die größte Anlage in Europa. Aachen bietet unter anderem wegen seiner großen Anzahl an Thermalquellen ein großes Potenzial.“
Wärme aus Abwasser
Tief unter der Erde im Wiesental verläuft ein großer Abwasserkanal, über den die Abwässer von rund 150 000 Aachenern entsorgt werden. Mindestens 300 Liter Abwasser fließen pro Sekunde durch den 3,20 Meter breiten und 2,55 Meter hohen Kanal. Die Abwässer haben auch im Winter eine Temperatur von rund 15 °C, Wärme, die bislang ungenutzt blieb. Das Abwasser fließt auf einer Länge von rund 80 Meter über die eingebauten Edelstahlplatten, die sogenannten Wärmetauscher, und erwärmt das saubere Kaltwasser im Inneren, das dann in den Wärmepumpenkreislauf weiter in die Heizzentrale fließt. Dort stehen zwei Wärmepumpen und zwei Speicher mit einem Fassungsvermögen von 1 200 Liter. Das Wasser wird auf eine Temperatur von 50 °C erwärmt und über ein Nahwärmenetz den vier Wohnblocks im Wiesental zugeführt.
Während die Abwasserwärmenutzungsanlage finanziell durch das Land Nordrhein-Westfalen und den Bund unterstützt wurde, ist die energetische Modernisierung der Gebäude Bestandteil des Projektes EU-GUGLE. Mit diesem Projekt unterstützt die Europäische Union im Rahmen ihrer Smart City Initiative die Verbesserung der Energieeffizienz in sechs europäischen Städten. Im Teilprojekt Aachen werden in Aachen-Nord Wohnungen der Stadt Aachen und der gewoge AG saniert. Insgesamt 2,8 Mio. Euro Fördermittel werden dabei für bauliche und technische Maßnahmen zur Verfügung gestellt, um die energiepolitischen Klimaschutzziele für das Jahr 2020 zu erreichen. Die STAWAG stellt hierbei eine innovative Wärmeversorgung bereit.

http://www.stawag.de/unternehmen/presse/pressemeldungen/erstmals-abwasserwaermenutzung-in-aachen/

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Aggerverband: Kreisfinale „Wirtschaftswissen im Wettbewerb“ an der Wiehltalsperre

Über 700 Schüler und Schülerinnen der neunten Klassen der allgemeinbildenden Schulen aus Oberberg nahmen am diesjährigen Quiz „Wirtschaftswissen im Wettbewerb“ teil.
14 von Ihnen wurden von den Wirtschaftsjunioren Oberberg in die Räumlichkeiten des Aggerverbandes an der Wiehltalsperre zum Kreisfinale eingeladen.
Nach der Durchführung des Quiz brachen die Schüler, Lehrer und Eltern zusammen mit dem Talsperrenmeister Raimond Hauschka zu einer spannenden Führung durch den Damm, den Entnahmeturm und den Entnahmestollen der Wiehltalsperre auf.
Bei der anschließenden Siegerehrung durch die Wirtschaftsjunioren Oberberg und den ständigen Vertreter des Vorstandes des Aggerverbandes, Herrn Thorsten Falk, wurde Florian Wulkesch vom Städtischen Lindengymnasium Oberberg mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Er setzte sich bei der Befragung über Politik, Wirtschaft, Allgemeinbildung, Ausbildung und Internationales gegen seine 13 Konkurrenten durch und darf nun am Bundesfinale in Nürnberg im März 2015 teilnehmen.

Wir wünschen ihm dazu viel Erfolg!
http://www.aggerverband.de/heute/presseaktuelles

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Bad Iburg: Regenerative Energien auf der Kläranlage

Ein Blick auf die private Abrechung der Energieversorgung mit Strom und Gas zeigen es eindeutig – die Preisentwicklung steigt weiter an. Doch auch Stadtverwaltungen mit Ihren Eigenbetrieben sind davon betroffen.

Mit einer Photovoltaikanlage und einer Mikrogasturbine auf der städtischen Kläranlage stellt sich die Stadt Bad Iburg dieser Herausforderung verantwortungsbewusst. Ziel ist die Verringerung des zusätzlichen Strombezugs durch die nachhaltige Nutzung regenerativer Energiequellen.

Dazu trägt die Photovoltaikanlage, die auf zwei Dächern der Kläranlage im März 2012 installiert und in Betrieb genommen wurde, mit einer Anlagenleistung von 19,035 kWp bei. Die Investitionskosten belaufen sich auf ca. 56.000,-€ und werden sich bei einer Gesamtbetriebsdauer von 25 Jahren in 10 Jahren amortisiert haben. Bis Ende Oktober hat die Photovoltaikanlage ca. 17.700 kW Strom erzeugt und trägt mit 10.000 kg/Jahr zur CO2 – Einsparung bei.

Ende September 2012 wurde zusätzlich die neue Mikrogasturbine mit einer Anlagenleistung bis 30 kW in Betrieb genommen. Diese erzeugt Strom aus Klärgas, von dem bisher 50% abgefackelt werden mussten. Bei Mikrogasturbinen handelt es sich um eine ausgereifte Technik zur Gewinnung von regenerativer Energie. Mittlerweile sind über 100 Anlagen deutschlandweit in Betrieb. Die Investitionskosten belaufen sich auf ca. 200.000,-€ bei einer Amortisationszeit von ca. 4 ½ Jahren. Die neue Mikrogasturbine hat bis Ende Oktober bereits ca. 20.650 kW erzeugt und trägt mit insgesamt 131.000 kg/Jahr zur CO2 – Einsparung bei.

Bevor die Photovoltaikanlage und die Mikrogasturbine in Betrieb genommen wurden, musste die Kläranlage Bad Iburg etwa 40.000 kWh/Monat zusätzlich beziehen. Im Oktober 2012 hingegen belief sich der zusätzliche Strombezug auf lediglich 24.000 kWh. Das bedeutet, dass ca. 40% des benötigten Stroms durch die Photovoltaikanlage und die Mikrogasturbine selbst erzeugt wurde.

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MALSBURG-MARZELL: Gemeinde wehrt sich gegen Verteuerung

Weil Kandern für Klärschlammentsorgung mehr Geld will, ruft das Bergdorf das Landratsamt an.

Die Gemeinde Malsburg-Marzell liefert bekanntlich den Klärschlamm aus den gemeindlichen Kläranlagen in Malsburg und Marzell in der kommunalen Kläranlage der Stadt Kandern an, wo er …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/malsburg-marzell/gemeinde-wehrt-sich-gegen-verteuerung–100031941.html

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Niederselters: Schlammentwässerung der Kläranlage – Erneuerung der Kolbenmembranpumpe

Die Kolbenmembranpumpe zur Beschickung der Kammerfilterpresse der Schlammentwässerung auf der Kläranlage Niederselters war seit ca. 35 Jahren in Betrieb (Erstausrüstung). Trotz laufender Instandhaltung sowie wiederkehrender technischer Generalüberholung musste die Pumpe ausgetauscht werden, um die nötige Betriebssicherheit im Bereich der Schlammentwässerung der Kläranlage sicherzustellen. Aufgrund des Betriebsalters der Kolbenmembranpumpe wäre eine Generalüberholung aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar gewesen.
Ein unerwarteter Ausfall der Kolbenmembranpumpe hätte sich auf den Entsorgungsweg des Klärschlamms sowie den allgemeinen Betriebsablauf der Kläranlage erheblich negativ ausgewirkt und hätte innerhalb kürzester Zeit mit erheblichem Aufwand behoben werden müssen.

Nach eingehender Prüfung und Abwägung technischer und wirtschaftlicher Gesichtspunkte wurde daher eine neue Kolbenmembranpumpe zur Beschickung der Kammerfilterpresse für die Kläranlage Niederselters beschafft und montiert. Die notwendigen Anpassungen am Rohrleitungssystem konnten durch unser eigenes Personal ausgeführt werden.

Durch die neue Kolbenmembranpumpe können nunmehr der ordnungsgemäße Betrieb und die Betriebssicherheit der Schlammentwässerung wieder ohne Einschränkungen sichergestellt werden.

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Pfaffenhofen: Weil sich schwarzer Schlamm gesammelt hatte

Weil sich in einem Becken der Kläranlage Schwefelbakterien angesammelt hatten, ist am Aschermittwoch das Technische Hilfswerk angerückt. In rund viereinhalb Stunden pumpten die Helfer das Becken leer.

Insgesamt 2,6 Millionen Liter Wasser holten die THW-Leute aus dem Nachklärbecken. Denn vergangene Woche hatten die Mitarbeiter des Klärwerks Schwefelbakterien festgestellt. „Das deutet auf Faulvorgänge hin“, mehr:

Pfaffenhofen: Weil sich schwarzer Schlamm gesammelt hatte, pumpte das THW ein Becken leer – Lesen Sie mehr auf:

http://www.donaukurier.de/lokales/pfaffenhofen/Pfaffenhofen-Rund-2-6-Millionen-Liter-Wasser;art600,3020035#plx440682207

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RIEGEL: Neue Technik fürs Abwasser

Überlauf aus Kanalisation wird erschwert / Klappe soll Rückstau aus Leopoldskanal verhindern.
Wenn es heftig regnet, läuft im Abwasserkanal am Gemeindegarten das überschüssige Wasser in den Leopoldskanal. Dafür gibt es ein Regenüberlaufbauwerk. Das ist in die Jahre …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/riegel/neue-technik-fuers-abwasser–100075613.html

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Stuttgart: Führungen für Einzelpersonen und Kleingruppen im HKW S-Mühlhausen

Die Führungen sind auf jeweils 12 Teilnehmer begrenzt. Teilnehmer unter 14 Jahren bitte nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten.

Direkt zur Terminübersicht mit Anmeldemöglichkeit:

http://www.stuttgart-stadtentwaesserung.de/de/aktuelles/news/titel/fuehrungen-fuer-einzelpersonen-und-kleingruppen-im-hkw-s-muehlhausen/

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Wupperverband: Seit 85 Jahren für die Wupper verantwortlich

Flussgebietsmanagement von der Quelle bis zur Mündung

Am 8. Januar 1930 trat das Wuppergesetz in Kraft und der Wupperverband war somit gegründet. In diesem Jahr ist der Verband seit 85 Jahren für die Wupper und ihre Nebenbäche im gesamten Einzugsgebiet der Wupper mit einer Größe von 813 Quadratkilometern verantwortlich.
„Bei seiner Gründung stand der Wupperverband vor immensen Herausforderungen“, berichtet Wupperverbands-Vorstand Georg Wulf. „Die Wupper war kein Fluss mehr, sondern nur noch eine Kloake. Die schlechte Wasserqualität brachte Epidemien in der Bevölkerung mit sich. Weitere drängende Probleme waren Hochwässer auf der einen Seite und der Bedarf an Wasser für eine wachsende Industrie und Bevölkerung auf der anderen Seite.“
Die damals verantwortlichen Politiker entschieden sich dafür, diese Probleme in die Hände einer Organisation zu legen, die über kommunale Grenzen hinweg das gesamte Flussgebiet von der Quelle bis zur Mündung betreut. Dieser Ansatz ist auch heute noch wichtig und richtig.
Als Körperschaft des öffentlichen Rechts finanziert sich der Wupperverband damals wie heute aus den Beiträgen seiner Verbandsmitglieder. Dies sind die Städte und Gemeinden, Kreise, Wasserversorgungsunternehmen sowie Industrie und Gewerbe im Wuppergebiet.

Von der Abwasserreinigung bis zur Gewässerunterhaltung
Der Wupperverband reinigt das Abwasser von mehr als 900.000 Menschen sowie der örtlichen Unternehmen. Er reguliert den Wasserabfluss in der Wupper in Trockenzeiten (Niedrigwasseraufhöhung) und leistet Hochwasserschutz. Aus der Großen Dhünn-Talsperre stellt er Rohwasser für die Trinkwasseraufbereitung bereit. Er unterhält und entwickelt die Wupper und ihre Nebenbäche, die zusammen ein Gewässernetz von 2.300 Kilometern Länge bilden. Und er ermittelt die wasserwirtschaftlichen Grundlagen für sein Verbandsgebiet, z. B. Niederschlagsdaten.
Um diese Aufgaben zu erfüllen, betreibt der Wupperverband 12 Talsperren (davon zwei im Auftrag der EWR GmbH), 11 Klärwerke, eine Klärschlammverbrennungsanlage und weitere Anlagen, z. B. Regen- und Hochwasserrückhaltebecken.

Verbesserte Wasserqualität und naturnahe Strukturen
„Es hat Jahrzehnte gedauert, bis sich die Wasserqualität der Wupper verbessert hat“, sagt Georg Wulf. „Heute haben wir über 30 Fischarten in der Wupper. Sie zeigen an, dass sich die Wupper wieder zu einem Lebensraum entwickelt hat. Die Erfolge sind bereits sichtbar, und auch die Menschen zieht es in den letzten Jahren immer mehr an den Fluss.“
Neben der Verbesserung der Wasserqualität sind naturnahe Strukturen ebenfalls eine wichtige Grundlage für die Wiederansiedlung von Fischen, Kleinlebewesen und Pflanzen.
Hier hat der Wupperverband in den letzten Jahren zahlreiche Projekte umgesetzt, um die Wupper und ihre Nebenbäche naturnah zu gestalten. Die Zielvorgabe der EU-Wasserrahmenrichtlinie lautet, für alle Oberflächengewässer den guten Zustand herzustellen.
Erste Erfolge im Wuppergebiet sind u.a., dass das Flusssystem Dhünn bis zur Großen Dhünn-Talsperre und das Flusssystem Wupper bis zur Stauanlage Dahlhausen in Radevormwald wieder für Fische und Kleinlebewesen durchgängig sind.

Neue Herausforderungen
„Wir sind auf einem guten Weg und haben mit der Solidargemeinschaft der Verbandsmitglieder im Wuppergebiet schon viel erreicht“, lautet das Fazit des Wupperverbands-Vorstands. „An Aufgaben und Herausforderungen wird es uns aber auch in Zukunft nicht mangeln. Diese gehen wir schon heute aktiv an, z. B. wenn es um Auswirkungen des Klimawandels geht oder unseren Umgang mit Ressourcen und die Nutzung erneuerbarer Energien. Weitere Themenfelder sind der demografische und wirtschaftliche Wandel in der Region und seine Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft oder auch der Umgang mit so genannten Spurenstoffen, zum Beispiel Rückständen von Chemikalien und Medikamenten im Abwasser.“

Weitere Informationen zum Wupperverband gibt es auf www.wupperverband.de. Eine Chronik bietet einen Überblick über 85 Jahre Wupperverband.

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Peine: Neuer Anbau entsteht in den kommenden Monaten

Die ersten vorbereitenden Arbeiten auf dem Gelände des Wasserverbandes
zeigen es an: Am Horst 6 wird in den kommenden Monaten gebaut. „Wir investieren
bewusst in den Standort Peine. Mit einem Anbau und baulichen Optimierungen am Bestand
sichern wir Barrierefreiheit, eine bessere Energiebilanz und moderne Arbeitsplätze mit
entsprechendem Datentransfer“, sagt Verbandsvorsteher Hans-Hermann Baas. „Wir nutzen die
Chance, jetzt nicht nur die dringenden rechtlich gebotenen Raumsanierungen durchzuführen,
sondern sichern mit zukunftsgerichteten Optimierungen zeitgleich weitere Potenziale, um den
Standort mittel- und langfristig gut aufzustellen.“ Der Vorstand hatte die Investitionskosten von
rund 4,7 Millionen Euro im Dezember verabschiedet. „Damit haben unsere Mitgliedsgemeinden
ein klares Bekenntnis für den Standort Peine gegeben, das freut uns sehr“, betont Baas. Der
Wasserverband ist mit rund 180 Mitarbeitern in Südostniedersachsen ein wichtiger Arbeitgeber
und Wirtschaftsfaktor der Region.

Anbau, Aufstockung und energetische Optimierungen
Der Platzbedarf am Standort Peine ist in den letzten Jahren gewachsen: Organisatorische Einheiten
wurden zentral am Standort zusammengefasst, um zusätzlichen Aufwand dezentraler Büros zu
minimieren und damit Kosten einzusparen. Mittelfristig war ein Ausbau notwendig. „Vorgaben der
Arbeitsstättenverordnung und des Brandschutzes ließen uns, wie man es im Kreis auch beim Umbau
von Schulgebäuden kennt, bei einer Sanierung im Bestand schnell an Grenzen stoßen“, erläutert
Geschäftsführer Olaf Schröder. Ein Arbeitskreis aus Vorstandsmitgliedern hatte sich gemeinsam mit
erfahrenen Fachplanern im letzten Jahr intensiv mit den Zielen und möglichen Umsetzungen auseinandergesetzt.
„Der neue Anbau auf der Fläche des ehemaligen Teichs ist mit dem Riegelschluss im
Bestand die kostengünstigste Variante, um die Ziele Barrierefreiheit und ausreichend Raumangebot
für die Zukunft zu sichern“, so Schröder. Optimierungen an Fassaden und Gebäudetechnik sorgen
zudem für eine Verbesserung der Energiebilanz.

Kundenverkehr ist gesichert – Einfahrt und Parkplätze verlegt
Die Ausschreibung ist erfolgt, der Bauauftrag für den neuen Anbau an die Fachfirma Stratie vergeben.
Sie hat mit den vorbereitenden Arbeiten am 12. Januar begonnen und wird binnen des nächsten
halben Jahres den Rohbau für den zweige-schossigen Anbau auf dem vorgelagerten Gelände
errichten. Dieser Bereich ist dann zur Sicherheit durch einen Bauzaun abgetrennt „Wir erhalten
selbstverständlich auch während der Bauphase den Kunden- und Lieferantenbetrieb an unserem
zentralen Standort aufrecht“, betont Schröder. „Die Einfahrt wird verlegt und befindet sich bei den
Fahnen zwischen den Gebäuden, Hinweisschilder weisen den Weg. Der Eingang wechselt damit
während der Bauphase auf die Rückseite des Backsteingebäudes. Parkplätze stehen auf unserm
Betriebshof bereit.“

In den kommenden Monaten folgen dann noch die Arbeiten zur Aufstockung auf den Flachdachbereich
und die energetischen Optimierungen an den bestehenden Fassaden. „Wir können von
Bautätigkeiten bis etwa Mitte 2016 bei uns am Standort ausgehen“, so Schröder.

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Niersverband: baut eine Abwasserüberleitung von der Kläranlage Tönisberg zur Abwasserpumpstation Vluyn

Ende letzten Jahres konnten die Bürgerinnen und Bürger in Tönisberg erste Bauaktivitäten auf der Kläranlage am Neuenweg beobachten. Der Niersverband begann hier mit den Arbeiten zum Bau einer Abwasserdruckleitung. Diese soll zukünftig das Abwasser von Tönisberg zur Abwasserpumpstation Vluyn der Linksniederrheinischen Entwässerungsgenossenschaft (LINEG) leiten. Von dort wird es dann weiter in die Kläranlage Duisburg-Rheinhausen der LINEG gepumpt und dort gereinigt.
„Die fast 50 Jahre alte Kläranlage in Tönisberg ist stark sanierungsbedürftig“, erklärt Dr. Ulrich Otto, Leiter der Abteilung Abwasser beim Niersverband. „Wir mussten etwas unternehmen und haben daher verschiedene Varianten unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten untersucht“, so Dr. Otto weiter. „Letztendlich wollen wir eine Abwasserreinigung auf hohem Niveau für die Bürgerinnen und Bürger kostengünstig anbieten, ohne die Entwicklungsmöglichkeiten des Ortsteils Tönisberg einzuschränken. Mit der nun gewählten Variante können wir dies gewährleisten.“
Die Leitung wird zum größten Teil grabenlos im Spülbohrverfahren hergestellt. Dadurch wird es kaum zu Beeinträchtigungen für Anlieger kommen. Lediglich am Ortseingang von Neukirchen-Vluyn wird möglicherweise aufgrund der Vielzahl von querenden Leitungen auf eine offene Bauweise zurückgegriffen.
Ab Februar 2015 beginnt der Bau des Pumpwerks auf der Kläranlage Tönisberg, das zukünftig die Abwasserdruckleitung beschicken soll.
Nach Fertigstellung und Inbetriebnahme der Abwasserdruckleitung und des neuen Pumpwerks voraussichtlich im Herbst 2015 soll die alte Kläranlage Tönisberg abgeschaltet und dann nach und nach zurückgebaut werden.
Die Gesamtmaßnahme kostet rund 3 Mio. €.

http://www.niersverband.de/fileadmin/user_upload/Pressemitteilungen/PM_Toenisberg.pdf

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Herne: Aus altem Pumpwerkskeller wird Speicher für Regenwasser

Emschergenossenschaft nimmt das neue Rückhaltebecken Cranger-Heide in Betrieb
Herne. Die Emschergenossenschaft hat in den vergangenen zwei Jahren das gesamte Entwässerungssystem in Crange erneuert. Im Zuge dieser Maßnahme, die ein Bestandteil des Emscher-Umbaus ist, konnte auch das Pumpwerk Herne Cranger-Heide außer Betrieb genommen und abgerissen werden – zumindest der Hochbauteil, denn der ehemalige Kellerraum erfüllt nun eine völlig neue Funktion: und zwar als Regenrückhaltebecken, was den Hochwasserschutz in Starkregenfällen merklich verbessert. Die Emschergenossenschaft hat das neue Regenrückhaltebecken nach der Bauzeit nun auch offiziell in Betrieb genommen.
Die Emschergenossenschaft hat das neue Abwassersystem unter Crange in den vergangenen rund drei Jahren installiert. Baubeginn war Mitte September 2011. Der neue Stauraumkanal unter der Dorstener Straße ist zirka 2,6 Kilometer lang und führt das Abwasser aus dem bisherigen Einzugsgebiet des Pumpwerks Herne-Cranger Heide in Richtung Emscher ab. Dabei hat die Emschergenossenschaft den neuen Kanal so verlegt, dass er ein natürliches Gefälle hat – damit kann auf ein Heben durch das Pumpwerk Cranger-Heide verzichtet werden.

Der neue Stauraumkanal nimmt darüber hinaus nun auch das Abwasser aus Richtung des Pumpwerks Herne-Crange an der Heerstraße auf. Diese Anlage entwässerte zuvor zum Schmiedesbach nach Osten. Nun wird der Schmiedesbach nicht mehr „beschickt“, dafür hat die Emschergenossenschaft eine Anbindung an den westlich gelegenen neuen Stauraumkanal unter Crange geschaffen. Die Anschlussstelle der beiden Kanäle befindet sich in der Nähe des Kirmesgeländes an der Ecke Heerstraße/Dorstener Straße.

500 Kubikmeter Speicher
Durch diese Umleitung des Abwassers konnte auch das Pumpwerk Herne-Crange außer Betrieb genommen werden. Während die Folgenutzung dieses Gebäudes noch unklar ist, wurde der Hochbau des Pumpwerks Herne-Cranger Heide im vergangenen Jahr abgerissen und der Tiefbauteil zu einem Regenrückhaltebecken umgebaut. Das Regenrückhaltebecken hat ein Speichervolumen von 500 Kubikmetern bei einer Tiefe von rund sieben Metern.

Für die Anwohner in dem Stadtteil bedeutet dies eine in mehrfacher Hinsicht komfortable Entwässerung: Eine technische Störung des Pumpwerks, etwa durch einen Stromausfall, kann nun definitiv ausgeschlossen werden. Zudem wird das Risiko einer Überschwemmung infolge eines vollgelaufenen Kanals minimiert, da eben 500 Kubikmeter an Regenwasser nun in dem bisherigen Pumpenkeller an der Dorstener Straße zwischengespeichert werden können.

Naturnahe Umgestaltung
Der Stauraumkanal reicht bis nördlich des Rhein-Herne-Kanals auf die Emscher-Insel. Auf Höhe des oberirdischen Hauptkanals Wanne kommt es zur sogenannten Entlastung: Während das untenliegende schmutzige Abwasser gedrosselt in Richtung Emscher bzw. später in den derzeit entstehenden Abwasserkanal Emscher eingeleitet wird, schwappt das oben schwimmende saubere und nicht-klärpflichtige Regenwasser über eine Entlastungsschwelle in den Hauptkanal Wanne. Dieser wird über das Pumpwerk Herne-Hauptkanal Wanne, dass in der Resser Straße liegt, in die Emscher gehoben.

Der rund 300 Meter lange oberirdische Abschnitt des Hauptkanals Wanne auf der Emscher-Insel soll nach den derzeitigen Planungen der Emschergenossenschaft ebenfalls ab diesem Jahr naturnah umgestaltet werden. Die Genehmigung für diese Maßnahme liegt bereits vor.

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Castrop-Rauxel: Regenwasser-Trennung mit gewaltigen Dimensionen

Stauraumkanal Industriestraße wird derzeit parallel zum Abwasserkanal Emscher verlegt
Wie die Emschergenossenschaft in der vergangenen Woche berichtete, sind vom Abwasserkanal Emscher im Stadtgebiet von 7600 Metern bereits 6100 Meter verlegt worden. Im Gegensatz zu diesem gigantischen, auch „Emscherschnellweg unter Tage“ genannten Schmutzwassersammler gerät ein weiteres enorm wichtiges Kanalbauprojekt in Castrop-Rauxel fast schon in Vergessenheit: der Stauraumkanal Industriestraße. Dessen Dimensionen sind nicht weniger beeindruckend.
Der Stauraumkanal Industriestraße ist eine gewaltige Regenwasserbehandlungsanlage. So eine Anlage dient der Trennung von sauberem Regenwasser von schmutzigem Abwasser. Im Stauraumkanal wird in starken Regenfällen das Mischwasser zunächst „angehalten“ und beruhigt. Dabei kommt das physikalische Gesetz der Schwerkraft zum Tragen: Die schwereren Schmutzsedimente setzen sich nach unten ab und können gedrosselt durch eine Ableitung in den Abwasserkanal Emscher transportiert werden.

Das oben schwimmende weitestgehend saubere und nicht-klärpflichtige Regenwasser dagegen kann nach Erreichen einer bestimmten Menge und Höhe über fünf insgesamt 18 Meter sogenannte Schwellen und einen zehn Meter langen Entlastungskanal ins Gewässer „schwappen“. Auf diese Weise erhält der Fluss Emscher sauberes Wasser, während der unterirdische Abwasserkanal Emscher und insbesondere die Kläranlagen entlastet werden.

Schon 1200 Meter verlegt
Der Stauraumkanal Industriestraße ist insgesamt 4,5 Kilometer lang, verläuft überwiegend nördlich der Emscher und hat ein Fassungsvolumen von 16.000 Kubikmetern. Verlegt wird der Stauraumkanal von der Emschergenossenschaft in einer Tiefenlage von zwölf bis 18 Metern. Der Innendurchmesser des Kanals reicht von 1,60 Meter bis 2,40 Meter. Bislang sind bereits rund 1200 Meter des Stauraumkanals verlegt worden. Dafür wurden mehr als 320 Kanalrohrelemente mit einem Gesamtgewicht von zirka 8800 Tonnen verbaut.

Inklusive aller südlichen Einleitungen sind 46 Schächte für den Stauraumkanal notwendig, davon 30 entlang der Haupttrasse. Der Stauraumkanal Industriestraße nimmt zwölf Einleitungen auf, die aus dem Süden kommen und dafür an neun Stellen die Emscher kreuzen bzw. unterqueren müssen. Insgesamt gibt es 22 sogenannte Abwasserübernahmepunkte. Die Entlastung in die Emscher erfolgt im Bereich der Industriestraße (daher auch der Name des Stauraumkanals) westlich des Wasserkreuzes und östlich des Suderwicher Baches, wobei das Entlastungsbauwerk teilweise auf der Grenze zu Recklinghausen liegt.

Die Kosten für den Stauraumkanals Industriestraße belaufen sich auf zirka 53 Millionen Euro. Der Bau ist ein Teil des 423-Millionen-Euro-Auftrages, den die Emschergenossenschaft im Januar 2012 an die Firma Wayss & Freytag vergeben hat. Dieser Auftrag beinhaltet neben dem Stauraumkanal Industriestraße auch den Bau des 35 Kilometer langen Abwasserkanals Emscher zwischen Dortmund und Bottrop. Es ist der größte Einzelauftrag in der Geschichte der Emschergenossenschaft.

Wie das Gesamtsystem Abwasserkanal Emscher soll auch der Stauraumkanal Industriestraße nach 2017 in Betrieb gehen.

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Berlin: Abwasser im nächsten Jahr preiswerter

Nach der Wassertarifsenkung 2014 sparen Berliner 2015 erneut
Um rund 8 Euro sinkt im kommenden Jahr für jeden Berliner die Rechnung für Trink-, Schmutz- und Niederschlagswasser. Das folgt aus der im Herbst beschlossenen Senkung der Berliner Abwassertarife zum 1. Januar 2015 und ist die zweite Tarifsenkung des Unternehmens binnen Jahresfrist. Zusammen mit der Trinkwassertarifsenkung zu Beginn dieses Jahres, die pro Kopf durchschnittlich gut 14 Euro ausmachte, spart jeder Berlin 2015 im Vergleich zum früheren Preisniveau etwas mehr als 22 Euro beim Trink- und Abwasser.
Die Tarifsenkungen waren durch Gewinnverzicht des Landes Berlin sowie durch Kostensenkungen im Unternehmen möglich geworden. „Wir freuen uns, dass wir es gemeinsam geschafft haben, unsere klasse Leistungen jetzt auch zu günstigeren Preisen anbieten zu können“, so der Vorstandsvorsitzende der Wasserbetriebe, Jörg Simon. „Gleichzeitig haben wir uns dazu bekannt, dieses Tarifniveau real bis 2018 zu halten.“
Durch die Abwasser-Tarifsenkung zahlt ein typischer Berliner 2015 rund 211 Euro bzw. 58 Cent pro Tag für sein Trink-, Schmutz- und Niederschlagswasser, 8 Euro weniger als 2014.
Die Abwassertarife werden um durchschnittlich 6,1 Prozent günstiger. Im Einzelnen reduziert sich der Schmutzwasser-Mengentarif im neuen Jahr um 6,4 Prozent und der Tarif für Regenentwässerung um 4,3 Prozent. Auch die Entsorgung durch Sammelgruben wird für die Berliner preiswerter. Die bis 2018 zugesagten Tarife können ab 2016 jährlich um einen Inflationsausgleich von 1,1 Prozent angepasst werden.

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Südholstein: Vorstandswechsel beim azv

Lutz Altenwerth verlässt zum Jahresende das Unternehmen / Nachfolgerin steht fest
Zum Jahreswechsel verlässt Lutz Altenwerth (59) den azv Südholstein. Als Vorstand prägte er 16 Jahre lang die Entwicklung des Hetlinger Kommunalunternehmens. Als Verbandsvorsteher der Stadtentwässerung Glückstadt und des Abwasserverbands Elbmarsch bleibt er noch bis Mitte 2015 im Amt. „Der azv ist gut aufgestellt, hat hoch qualifizierte und engagierte Mitarbeiter und steht für eine sichere und effiziente Abwasserentsorgung. Ich bin sicher, meine Nachfolgerin wird das Unternehmen gut in die Zukunft geleiten“, so Altenwerth.
Neuer Vorstand des zum Abwasser-Zweckverband (AZV) Pinneberg gehörenden Kommunalunternehmens wird Christine Mesek (43). Die studierte Bauingenieurin und Betriebswirtin leitet zurzeit die Stadtentwässerung Braunschweig und wird voraussichtlich zum 1. April 2015 ihren neuen Posten als Vorstand des azv Südholstein antreten. Die Verbandsversammlung des AZV Pinneberg hatte sie auf seiner letzten Sitzung am 15. Dezember gewählt. „Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den Mitarbeitern und den Kommunen die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen anzugehen“, so Mesek. Bis zu ihrem offiziellen Amtsantritt übernimmt Roland Krügel, Vorsitzender der Verbandsversammlung, kommissarisch den Vorstandsposten des azv Südholstein.

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KWL: verlegt zentrale Abwasserentsorgung für 650 Grundstücke in Grünau

Mammutprojekt endet: Siedlung Grünau leitet Schmutzwasser zentral ab
Leipzig. Mit der Erschließung der Siedlung Grünau und der Kirschbergsiedlung hat die KWL – Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH im Dezember eines ihrer größten innerstädtischen Erschließungsprojekte beendet. Seit Baubeginn im September 2009 hat das Unternehmen in den Siedlungen nördlich und südlich der Ratzelstraße für rund 650 Grundstücke eine zentrale Abwasserentsorgung geschaffen. Während die Kirschbergsiedlung bereits 2012 fertiggestellt wurde, konnten nun in der Siedlung Grünau die Arbeiten abgeschlossen werden.
Seit Baubeginn 2009 hat die KWL insgesamt rund zehn Kilometer Schmutzwasserkanäle und rund 1.500 Meter Hausanschlüsse verlegt. In dem Zuge verlegte die KWL auf 670 Metern auch eine Trinkwasserleitung neu und wechselte alte, zum Teil bleihaltige Hausanschlüsse aus.
In die Schmutzwassererschließung hat die KWL rund 6,8 Millionen Euro investiert. Für die Maßnahme wurden keine Fördermittel ausgereicht. 30 Prozent der Kosten übernimmt die KWL, der Rest wird als Baukostenzuschuss durch die Anlieger getragen.

Rückblick: Elf Jahre von der Planung bis zur Realisierung
Die Planungen für beide Projekte hat die KWL 2003 begonnen. Beispielhaft waren die Bürgerbeteiligung und die Zusammenarbeit mit den Siedlern. 2007 fanden allein fünf Bürgerinformationsabende zur Schmutzwassererschließung und zum Straßenbau statt. 2008 wurde die schmutzwasserseitige Erschließung der Siedlung durch den Leipziger Stadtrat beschlossen. Vorangegangen war ein Votum der Bürger gegen den gleichzeitigen Straßenbau.
Die KWL handelt bei derartigen Projekten im Auftrag der Kommunen und Wasserrechtsbehörden gegenüber den Bürgern. „Wir haben einerseits die im Abwasserbeseitigungskonzept der Stadt Leipzig und des ZV WALL festgelegten Maßnahmen umgesetzt, auf der anderen Seite sehr gute Erfahrungen bei der Beteiligung der Bürgerschaft gemacht. Die kontinuierliche Information der Siedler zu den einzelnen Bauabschnitten und dem Baufortschritt werten wir als ausschlaggebend bei der konstruktiven Zusammenarbeit vor Ort“, sagt Mathias Wiemann, Unternehmensbereichsleiter Netze bei der KWL.

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Emsbachtal: Start des Abwasserverbands Emsbachtal

Abwasserverbände Obere Ems und Mittlere Ems fusionieren.

Die Abwasserverbände Obere Ems und Mittlere Ems schließen sich zum Abwasserverband Emsbachtal zusammen, um das anfallende Abwasser in Zukunft noch effizienter und wirtschaftlicher reinigen zu können.

In einer kleinen Feierstunde wurde der neu gebaute Verbindungssammler, der das Abwasser aus dem Einzugsgebiet Obere Ems in Richtung Niederselters leitet, von den anwesenden Vorstandsmitgliedern beider Verbände offiziell in Betrieb genommen. Beim Öffnen des Schiebers sind (v.l.n.r.) die Bürgermeister Christian Herfurth (Idstein), Werner Scherf (Waldems), Wolfgang Erk (Bad Camberg), Bernd Hartmann (Selters) und der Geschäftsführer Matthias Fink zu sehen. Damit wurde die Kläranlage Obere Ems außer Betrieb genommen – das komplette Abwasser wird somit bis nach Niederselters geleitet und in der dortigen Kläranlage gereinigt.

Im Anschluss eine eine kurze Führung über die ehemalige Kläranlage Esch sagte der Verbandsvorsitzende des Abwasserverbands Obere Ems, Werner Scherf, dass dies das „größte Projekt interkommunaler Zusammenarbeit“ sei, das er in seiner 13-jährigen Amtszeit kennen gelernt habe, und bedankte sich bei allen Beteiligten für ihre Mitwirkung an diesem erfolgreichen Projekt. Wolfgang Erk, Verbandsvorsteher des Abwasserverbands Mittlere Ems, ergänzte, dass hier wirklich „Alle an einem Strang gezogen haben“ und dankte ebenfalls den Mitwirkenden, insbesondere der Geschäftsführung des Kläranlagenbetriebsverbands.

Neben der betrieblichen und wirtschaftlichen Optimierung der Abwasserreinigung werden die Weichen gestellt, um den Auswirkungen des demografischen Wandels zu entgegnen, der allzu große Reserven nicht mehr sinnvoll erscheinen lässt.

Für den Zusammenschluss der beiden Einzugsgebiete wurde ein Verbindungskanal mit einem Durchmesser DN 400 Millimeter auf einer Länge von ca. 2,6 km vom heutigen Kläranlagenstandort bis zur Ortslage Bad Camberg-Würges gebaut. Aufgrund der Topografie kann das Abwasser in freiem Gefälle bis zur Kläranlage nach Niederselters fließen. Für den Anschluss auf der Kläranlage Esch wurden ein neuer Drosselschacht und Kanalleitungen für die künftige Nutzung als Regenrückhaltebecken gebaut. Die Baukosten hierfür betragen rund 1,0 Mio. Euro.

Im Jahr 2015 erfolgt noch der Umbau des Kläranlagenstandorts zum Regenüberlaufbecken. Hierfür wird voraussichtlich nochmals ein Betrag von 1,2 Mio. € benötigt. Die gesamten Investitionen können ohne Darlehensaufnahme durchgeführt werden.

Vorgeschichte
Dem Zusammenschluss vorausgegangen waren seit dem Jahr 2010 umfangreiche Grundlagenermittlungen, eine Diplomarbeit und eine Vielzahl von Untersuchungen verschiedener Varianten einschließlich Wirtschaftlichkeitsvergleichsrechnung. Ergebnis war, dass eine Abwasserüberleitung nach Niederselters die technisch günstigste und wirtschaftlichste Lösung für die künftige Aufgabenbewältigung aus der Sicht beider Verbände darstellt. Die Vorteile für den Abwasserverband Mittlere Ems bestehen darin, dass die vorhandenen großen Reserven der Kläranlage in Niederselters ausgenutzt werden und künftige Investitionen von einer größeren Anzahl von Nutzern finanziert werden. Die Vorteile für den Verband Obere Ems liegen in den im Vergleich niedrigeren Investitionen und den geringeren Betriebskosten.

Diese Untersuchungsergebnisse wurden in den Gremien der beiden Verbände Obere Ems und Mittlere Ems intensiv diskutiert. Es wurde eine Verhandlungsdelegation gebildet, die den Zusammenschluss näher konkretisierte. Im Jahr 2013 wurden die erforderlichen Verträge und die neue Satzung erarbeitet und in mehreren Besprechungsterminen mit dem Hessischen Umweltministerium, dem Hessischen Innenministerium, dem RP Gießen, der Kommunalaufsicht des Rheingau-Taunus-Kreises und einer externen Rechtsberatung abgestimmt. Am 11.12.2013 fand die notarielle Vertragsunterzeichnung statt.

Finanzielle Auswirkungen
Über den Zeitraum der nächsten 30 Jahre gemittelt ergeben sich insgesamt finanzielle Vorteile in einer Größenordnung von 400.000,- € pro Jahr für beide Verbände zusammen, verglichen mit einer weiterhin getrennten Abwasserreinigung. Ohne den Zusammenschluss wären die Gesamtkosten durch die unmittelbar bevorstehenden und die künftigen Investitionen in beiden Einzugsgebieten deutlich angestiegen.

Verglichen mit den bisherigen Kosten waren in den Vergleichsrechnungen für das erste Jahr des Zusammenschlusses Einsparungen von rund 140.000,- € pro Jahr vorausgeplant worden. Diese Einsparungen haben sich erfreulicher Weise sogar noch deutlich verbessert: Im Wirtschaftsplan 2015 (das erste Jahr des Abwasserverbands Emsbachtal) sind Einsparungen gegenüber dem Vorjahr (Umlagen beider bisherigen Verbände zusammen) in Höhe von rund 280.000,- € realisiert. Auch für die kommenden vier Jahre werden die Umlagen auf etwa diesem Niveau bleiben. Eingeschlossen sind bereits die Investitionen für den Kanalbau und den Umbau der Kläranlage zum Regenüberlaufbecken.

Damit kommen tatsächlich deutliche Einsparungen bei den fünf beteiligten Kommunen an, und das bereits im ersten Jahr des Zusammenschlusses.

http://www.kbv-badcamberg.de/news/2014-05-15-test-pdf-datei-6-3.html

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Südholstein: Vorstandswechsel beim azv

Lutz Altenwerth verlässt zum Jahresende das Unternehmen / Nachfolgerin steht fest
Zum Jahreswechsel verlässt Lutz Altenwerth (59) den azv Südholstein. Als Vorstand prägte er 16 Jahre lang die Entwicklung des Hetlinger Kommunalunternehmens. Als Verbandsvorsteher der Stadtentwässerung Glückstadt und des Abwasserverbands Elbmarsch bleibt er noch bis Mitte 2015 im Amt. „Der azv ist gut aufgestellt, hat hoch qualifizierte und engagierte Mitarbeiter und steht für eine sichere und effiziente Abwasserentsorgung. Ich bin sicher, meine Nachfolgerin wird das Unternehmen gut in die Zukunft geleiten“, so Altenwerth.
Neuer Vorstand des zum Abwasser-Zweckverband (AZV) Pinneberg gehörenden Kommunalunternehmens wird Christine Mesek (43). Die studierte Bauingenieurin und Betriebswirtin leitet zurzeit die Stadtentwässerung Braunschweig und wird voraussichtlich zum 1. April 2015 ihren neuen Posten als Vorstand des azv Südholstein antreten. Die Verbandsversammlung des AZV Pinneberg hatte sie auf seiner letzten Sitzung am 15. Dezember gewählt. „Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den Mitarbeitern und den Kommunen die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen anzugehen“, so Mesek. Bis zu ihrem offiziellen Amtsantritt übernimmt Roland Krügel, Vorsitzender der Verbandsversammlung, kommissarisch den Vorstandsposten des azv Südholstein.

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Leipzig: 6,8 Millionen Euro: KWL verlegt zentrale Abwasserentsorgung für 650 Grundstücke in Grünau

Mammutprojekt endet: Siedlung Grünau leitet Schmutzwasser zentral ab
Mit der Erschließung der Siedlung Grünau und der Kirschbergsiedlung hat die KWL – Kommunale Wasserwerke Leipzig GmbH im Dezember eines ihrer größten innerstädtischen Erschließungsprojekte beendet. Seit Baubeginn im September 2009 hat das Unternehmen in den Siedlungen nördlich und südlich der Ratzelstraße für rund 650 Grundstücke eine zentrale Abwasserentsorgung geschaffen. Während die Kirschbergsiedlung bereits 2012 fertiggestellt wurde, konnten nun in der Siedlung Grünau die Arbeiten abgeschlossen werden.
Seit Baubeginn 2009 hat die KWL insgesamt rund zehn Kilometer Schmutzwasserkanäle und rund 1.500 Meter Hausanschlüsse verlegt. In dem Zuge verlegte die KWL auf 670 Metern auch eine Trinkwasserleitung neu und wechselte alte, zum Teil bleihaltige Hausanschlüsse aus.
In die Schmutzwassererschließung hat die KWL rund 6,8 Millionen Euro investiert. Für die Maßnahme wurden keine Fördermittel ausgereicht. 30 Prozent der Kosten übernimmt die KWL, der Rest wird als Baukostenzuschuss durch die Anlieger getragen.

Rückblick: Elf Jahre von der Planung bis zur Realisierung
Die Planungen für beide Projekte hat die KWL 2003 begonnen. Beispielhaft waren die Bürgerbeteiligung und die Zusammenarbeit mit den Siedlern. 2007 fanden allein fünf Bürgerinformationsabende zur Schmutzwassererschließung und zum Straßenbau statt. 2008 wurde die schmutzwasserseitige Erschließung der Siedlung durch den Leipziger Stadtrat beschlossen. Vorangegangen war ein Votum der Bürger gegen den gleichzeitigen Straßenbau.
Die KWL handelt bei derartigen Projekten im Auftrag der Kommunen und Wasserrechtsbehörden gegenüber den Bürgern. „Wir haben einerseits die im Abwasserbeseitigungskonzept der Stadt Leipzig und des ZV WALL festgelegten Maßnahmen umgesetzt, auf der anderen Seite sehr gute Erfahrungen bei der Beteiligung der Bürgerschaft gemacht. Die kontinuierliche Information der Siedler zu den einzelnen Bauabschnitten und dem Baufortschritt werten wir als ausschlaggebend bei der konstruktiven Zusammenarbeit vor Ort“, sagt Mathias Wiemann, Unternehmensbereichsleiter Netze bei der KWL.

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Erftverband: Zukunftspreis 2014

Der Erftverband-Zukunftspreis, den der Verband im Rahmen seines Wasserwirtschaftssilvesters in diesem Jahr zum vierten Mal verliehen hat, geht 2014 an zwei Preisträger. Zum einen erhält Sebastian Ziskoven die Auszeichnung, der im Rahmen seines Studiums am Institut für Landmaschinentechnik und Regenerative Energien an der Fachhochschule Köln eine Bachelorarbeit zum Thema: „Wirtschaftlichkeit und Nutzen anaerober Schlammbehandlungsanlagen mit Blockheizkraftwerken auf kleinen Kläranlagen“ geschrieben hat. Mit seiner Ausarbeitung und seinen Berechnungen zeigte Ziskoven, dass Klärschlamm ein hochpotenter Energieträger ist, den es zu nutzen und zu optimieren gilt. Aufgrund seiner Wirtschaftlichkeitsberechnung entscheidet der Erftverband nun immer im Einzelfall, ob die Nutzung von Klärgas auf den kleinen Kläranlagen wirtschaftlich ist oder die Verwertung in großen Anlagen in Betracht kommt.
Den Zukunftspreis des Erftverbandes 2014 erhalten ebenfalls die Kinder, Eltern und Erzieher der städtischen Kindertageseinrichtung Euskirchen-Kreuzweingarten. Der Kindergarten trägt das Zertifikat der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Dazu müssen Erzieher und Lehrer einen Qualifizierungsprozess absolvieren, der ein hohes Maß an Engagement und Einsatz erfordert. Die Mitarbeiter und Leiter der Kindertageseinrichtung in Kreuzweingarten haben 2013 diese Zertifizierung erreicht und sofort mit der Umsetzung begonnen. 45 Forscher im Alter von zwei bis sechs Jahren haben seitdem in zwei Gruppen intensiv zum Thema Wasser geforscht. Unter anderem gehörte die altersgerechte Beschäftigung mit dem Wasserkreislauf und dem Wasserhaushalt genauso dazu wie Pflanzen- und Tierkunde im aquatischen Lebensraum, denn das Gelände des Kindergartens liegt direkt an der Erft. Die Kinder haben sich unter Anleitung der Erzieher intensiv mit dem Thema Wasser auseinandergesetzt und ein scheinbar selbstverständliches Thema wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt.

http://www.erftverband.de/zukunftspreis-2014/

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Erftverband: Neue Internetseite des Erftverbandes ist online

Der Erftverband hat seinen Internetauftritt www.erftverband.de komplett überarbeitet. Die neue Homepage ist ab sofort online. Sie gliedert sich in die Hauptkapitel „Aktuelles“, „Grundwasser“, „Flüsse und Seen“, „Abwasser“ und „Über uns“. Dort finden die Internetnutzer aktualisierte und neu illustrierte Informationen über den Erftverband und seine Aufgaben in den Bereichen Grundwasserschutz, Gewässerunterhaltung und Abwasserreinigung.
Weitere Seiten informieren über Ansprechpartner, Pressemitteilungen und Veröffentlichungen des Verbandes, Stellenangebote und Ausschreibungen sowie Forschungskooperationen. Eine Kontaktaufnahme ist von jeder Seite der neuen Homepage möglich.

Ein Link auf der neuen Homepage führt auf die Ausbildungshomepage www.ausbildung.erftverband.de. Sie bietet umfangreiche Informationen über die Ausbildungsmöglichkeiten und freien Ausbildungsplätze beim Erftverband. Hier finden die Jugendlichen alle Angaben rund um die Ausbildungsberufe des Verbandes, Bewerbungsfristen und Ansprechpartner.

Der Erftverband ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts – ein umwelt- und gemeinwohlorientiertes Non-Profit-Unternehmen. Er wird getragen von rund 250 Mitgliedern aus Kommunen, Kreisen, Elektrizitätswirtschaft, Gewerbe, Industrie, Wasserversorgung, Fischerei, Landwirtschaft und Bergbau. Mit seinen über 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sorgt der Erftverband für den wasserwirtschaftlichen Interessenausgleich in der Region.
Das Verbandsgebiet des Erftverbandes entspricht dem Einzugsgebiet der 105 Kilometer langen Erft. Mit seinen zahlreichen Nebengewässern hat es eine Größe von 1.900 Quadratkilometern. Hier reinigt der Verband das häusliche Abwasser von rund 750.000 Einwohnern und zusätzlich das Abwasser von Gewerbe und Industrie, das einer Abwasserbelastung von 450.000 Einwohnern entspricht. Zudem pflegt er einen sensiblen Naturraum und trägt zum Schutz der Siedlungsgebiete vor Hochwasser bei.

Der Tätigkeitsbereich des Verbandes geht aber weit über das Verbandsgebiet hinaus. Er ist 4.220 Quadratkilometer groß und umfasst das Gebiet, das durch den Rheinischen Braunkohlenbergbau beeinflusst ist. Dort erforscht der Erftverband die komplexen wasserwirtschaftlichen Verhältnisse, bewirtschaftet das Grundwasser, stellt die Wasserversorgung sicher und schützt die zahlreichen Feuchtgebiete.

http://www.erftverband.de/neue-internetseite-online/

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Erftverband: beschließt Wirtschaftsplan 2015

Zur Delegiertenversammlung trafen sich am 9. Dezember die Mitglieder des Erftverbandes in Grevenbroich, um über den Haushalt und die Investitionen im kommenden Jahr abzustimmen. Vorstand Norbert Engelhardt stellte den 102 Delegierten den Wirtschaftsplan 2015 vor. Dieser sieht ein Volumen von insgesamt 192 Millionen Euro vor. Die Mitgliedsbeiträge steigen im nächsten Jahr geringfügig um 1,2 Prozent an und liegen damit weiterhin unter der allgemeinen Preissteigerung von zwei Prozent.

Der Erftverband investiert im kommenden Jahr rund 46 Millionen Euro, vor allem in den Erhalt, die Sanierung und Erweiterung der Kläranlagen und Kanalnetze. Die im Masterplan Abwasser 2025 zusammengefasste Neustrukturierung des Bereichs Abwassertechnik beim Erftverband wird im kommenden Jahr fortgesetzt. Das Konzept sieht vor, in den nächsten elf Jahren 19 der 40 Kläranlagen des Verbandes stillzulegen und das Abwasser auf den verbleibenden Kläranlagen zu reinigen. So baut der Erftverband derzeit einen rund 7,3 Kilometer langen Abwasserkanal zwischen den Kläranlagen Villau und Grevenbroich. Die Kläranlage Villau wird anschließend zurückgebaut und das Abwasser auf der Kläranlage Grevenbroich gereinigt.

Weitere Arbeitsschwerpunkte des Erftverbandes sind der Hochwasserschutz und der Schutz bei Starkregenereignissen. Das Jahr 2014 war geprägt von Wetterextremen, angefangen mit einem sehr trockenen und deutlich zu warmen Winter. Es folgten im Frühjahr und Sommer viele Starkniederschläge, die die Arbeit des Verbandes im Bereich Gewässerunterhaltung, Hochwasserschutz und Kanalnetzbetrieb bis in den Herbst prägten. Auch an der Erft hinterließ Sturmtief „Ela“ zahllose entwurzelte Bäume und machte die Erft streckenweise unpassierbar.
Die naturnahe Umgestaltung der Erft und ihrer Nebengewässer steht auch im Jahr 2015 im Vordergrund. Als Beispiele dienen der neue Gewässerlauf der Erft bei Bergheim-Kenten und die Gewässerrenaturierungen am Gillbach und am Jüchener Bach. Die bislang kanalisierten und daher strukturarmen Gewässer fließen nun in naturnahen, mäandrierenden Gewässerbetten, die verschiedene Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bieten. Zwei weitere Projekte an der Erft bei Bedburg und Neuss-Gnadental befinden sich in Planung.

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Berlin: Und noch ein neuer Abwasserparkplatz im Untergrund

Riesendrossel unter der Warschauer Straße schafft Speicherraum
Eine neue Anlage, die die Spree wieder ein Stück sauberer machen wird, steht in Friedrichshain kurz vor ihrer Vollendung. Dazu bauen die Berliner Wasserbetriebe ein so genanntes Drosselbauwerk in einen zwei Meter hohen Mischwasserkanal unter der Warschauer Straße in Friedrichshain. Der 17 Meter lange Trumm verschlankt trompetenförmig und tief im Boden den großen Kanal auf 60 Zentimeter Durchmesser. Mehr als 200 Liter pro Sekunde lässt die Engstelle nicht durch.

Der „Rest“ – das können zusätzliche 900 m³ sein – staut sich dann in den Kanälen oberhalb der Drossel rund um die Frankfurter Allee und fließt zeitverzögert unter der Kopernikus- und Modersohnstraße zum Abwasserpumpwerk des Radialsystems XII an der Rudolfstraße. Dieses Pumpwerk kann dann zusammen mit weiteren derzeit entstehenden unterirdischen Staubauten in seinem Einzugsgebiet auch bei Wolkenbrüchen die anfallenden Abwassermengen bewältigen und Überläufe in die Spree vermeiden.

Die Arbeiten dazu sind in vollem Gange und sollen bis April 2015 abgeschlossen sein. Das rund eine Million Euro teure Drosselbauwerk ist Teil eines mit dem Senat vereinbarten Gewässergüteprogramms, in dem sich die Wasserbetriebe verpflichtet haben, bis 2020 rund 307.000 m³ Stauraumkapazität zu schaffen. Davon sind bereits gut 230.000 m³ fertig.

Diese Stauraumkapazitäten können die unterschiedlichsten Formen annehmen: Regenbecken, Röhren, Staumauern, Wehre in großen Kanälen oder eben Drosseln. Aber eines haben sie gemeinsam: Wenn sie erst einmal gebaut sind, liegen sie unsichtbar unter dem Berliner Pflaster. Auf www.bwb.de finden Sie im Pressebereich zahlreiche Meldungen zu diesem Thema.

Die Warschauer Straße bleibt nach Fertigstellung der Drossel bis Oktober 2015 weiter in beiden Richtungen teilweise nur einspurig befahrbar, weil dort das Tiefbauamt und die Wasserbetriebe 200 Meter Abwasserkanal erneuern, 72 Gullys neu setzen und 32 Einstiegsschächte reparieren sowie Geh- und Radwege verbessern.
Auf Wunsch senden wir Ihnen gern Bilder vom Bau der Drossel zu.

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Berlin: Offener Dialog zwischen Kunden und Unternehmen

Kundenbeirat der Berliner Wasserbetriebe trifft sich zum ersten Mal
Der Kundenbeirat der Berliner Wasserbetriebe, der in diesem Jahr gegründet wurde, hat sich am Dienstagabend zu seiner ersten Sitzung getroffen. Offen, transparent und interaktiv wurden Themen des Kundenservices diskutiert. Im Rahmen der Sitzung wählte der Kundenbeirat auch seinen Sprecher. Er und die anderen Mitglieder des Kundenbeirates werden den Berliner Wasserbetrieben in den kommenden Jahren beratend zur Seite stehen.
Seitens der Beiratsmitglieder gab es viel Anerkennung für die offene Form der Veranstaltung, die Zusammensetzung des Gremiums sowie das hohe persönliche Engagement der Teilnehmer.
„Wir haben den Kundenbeirat ins Leben gerufen, um Kundenorientierung und -zufriedenheit weiter zu verbessern“, so Finanzvorstand und Schirmherr des Kundenbeirats Frank Bruckmann. „Ziel ist ein offener und konstruktiver Dialog. Ich freue mich auf diesen Austausch, auf Ideen, Kritik und intensive Diskussionen.“
Der 15-köpfige Beirat, der im Oktober aus 300 Bewerbern ausgelost wurde, repräsentiert neben den direkten Kunden der Berliner Wasserbetriebe auch Mieter und somit alle Berlinerinnen und Berliner. Die Mitwirkung im Kundenbeirat ist ehrenamtlich.

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Osnabrück: „Oscar der Kanalbranche“ für die Stadtwerke

Goldener Kanaldeckel würdigt Qualitätssicherung im Kanalbau
Viel Gutes geschieht bekanntlich im Verborgenen. Im wörtlichen Sinn gilt das auch für das Osnabrücker Kanalnetz: Die Bürger erwarten mit Recht, dass die unterirdische Infrastruktur problemlos und kostengünstig funktioniert – aber kaum jemand ahnt, welche Leistung dahinter steckt. Um das etwas mehr ins Bewusstsein zu der Öffentlichkeit zu rücken, hat das Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT) in Gelsenkirchen einen Preis geschaffen: den „Goldenen Kanaldeckel“.

Unter den Preisträgern ist diesmal eine Mitarbeiterin der Stadtwerke Osnabrück.
Daniela Fiege, Leiterin der Bauüberwachung Entwässerungsnetze/ -anlagen bei den Stadtwerken, erhielt als Zweitplatzierte aus den Händen von NRW-Umweltminister Johannes Remmel den „Oscar“ der Kanalbranche für die Entwicklung des „Osnabrücker Modells zur Qualitätssicherung der am Bau Beteiligten“. Worum es dabei geht, erläutert die Preisträgerin selbst: „Ich habe in meiner täglichen Arbeit immer wieder Ansätze entdeckt, wie die Beteiligten beim Kanalbau besser zusammenarbeiten können: Auftraggeber, Ingenieurbüro, Baufirma. Und, ganz wichtig, wie die Bürger möglichst wenig beeinträchtigt werden und trotzdem möglichst von unserer Arbeit profitieren.“

Wertschätzung für Leistungen im Verborgenen
Transparenz, Nachvollziehbarkeit der Arbeitsschritte, Schulung der Auftragnehmer – das sind wesentliche Bausteine des Modells. Das Projekt läuft schon seit dem Jahr 2011. Qualitätsverbesserungen, wie zum Beispiel Termintreue der Baufirmen und mehr Bürgerfreundlichkeit, sind schon zu sehen. „Ich sehe den Preis auch als grundsätzliche Wertschätzung der Arbeit, die wir täglich im Verborgenen leisten“, sagt Ingo Hannemann, Technischer Leiter der Stadtwerke. „Die Kanal-Arbeit steht selten im Fokus, aber ein gut funktionierendes, regelmäßig instand gehaltenes Kanalnetz ist ganz zweifellos ein Stück jener Lebensqualität, für die wir als Stadtwerke Osnabrück einstehen wollen. Dass das Kanalnetz bei den Stadtwerken diese Kriterien erfüllt -das belegt diese Auszeichnung“, so Hannemann abschließend.

Über den Goldenen Kanaldeckel
Mit dem Goldenen Kanaldeckel zeichnet das Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT) seit dem Jahr 2002 Mitarbeiter von Kanalnetzbetreibern für herausragende Leistungen bei Neubau, Sanierung oder Betrieb einer modernen und zukunftsweisenden Kanalinfrastruktur aus. Der Kanaldeckel symbolisiert dabei die Schnittstelle zwischen Bürger und Kanalisation.

https://www.stadtwerke-osnabrueck.de/unternehmen/alle-meldungen/nachricht/archiv/2014/november/artikel/oscar-der-kanalbranche-fuer-die-stadtwerke.html?tx_ttnews%5Bday%5D=06&cHash=3e8d6a30c88f2bff8b76c81f59be2949

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Niersverband: NEW und Niersverband gehen „onshore“ – Kooperation zum Thema Kleinwindenergieanlagen vorgestellt…mehr:

http://www.niersverband.de/fileadmin/user_upload/Pressemitteilungen/Pressemitteilung_NEW_NV_Kleinwindenergieanlagen.pdf

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JENA: Karriere in der Stadtwerke Jena Gruppe

Aktuelle Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten bei der Stadtwerke Jena Gruppe präsentiert der PersonalService der Stadtwerke auf der Firmenkontakt-Messe „academix“ am Donnerstag, 4. Dezember, in Erfurt.
Die Jobmesse kann kostenfrei von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Der Stand der Stadtwerke Jena Gruppe ist in Halle 2 zu finden. Interessierten bietet sich die Möglichkeit, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtwerke ins Gespräch zu kommen und sich über die Unternehmensgruppe zu informieren.
Bereits zum vierten Mal versammelt die Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung ThAFF in der Messe Erfurt über 100 Unternehmen aus Thüringen. 2013 besuchten mehr als 2000 interessierte Studenten und Absolventen die Firmenkontakt-Messe.

http://www.stadtwerke-jena-gruppe.de/aktuell/stadtwerke-jena-aktuell/archivdetail/article/stadtwerke-jena-gruppe-bei-firmenkontakt-messe-academix.html

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Emscher-Umbau: Pro Arbeitstag werden zwei Millionen (!) Euro investiert

– Aktuelle Leistungszahlen beim Emscher-Umbau
– Kanalsystem: Rahmenverträge mit den Kommunen
– Abwassergebühren im Emschergebiet unter NRW-Schnitt
– Motor für die heimische Bauwirtschaft
– Natur- und Artenvielfalt durch den Emscher-Umbau
– IT-Planungswerkzeug soll Emscherkommunen helfen
– Investitionen am Kläranlagenstandort Bottrop
– Idee für eine Landesgarten- und Wasserschau im Jahr 2020
Emschergebiet. Wasser bewegt, und mit dem Emscher-Umbau bewegt die Emschergenossenschaft Manches in der Region. Unübersehbar sind die zahlreichen Baustellen im Revier, von Dortmund bis Dinslaken. Sie zeigen, dass etwas Neues entsteht – eine neue wasserwirtschaftliche Infrastruktur. Aus der Köttelbecke Emscher wird ein blauer Fluss mit grünen Ufern, aus dem einstigen Hinterhof des Reviers sein neuer Vorgarten. Auf ihrer Jahreshauptversammlung hat die Emschergenossenschaft am Freitag in Bochum über den aktuellen Stand des Großprojekts und über weitere Vorhaben informiert.

„Aktuell haben wir 285 von 423 Kilometern an neuen Kanälen fertiggestellt und 123 von insgesamt 326 Kilometern an Gewässer ökologisch umgestaltet. Im gesamten Emschergebiet arbeiten wir aktuell an 22 Kanalbaumaßnahmen und 11 Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung mit mehr als 180 Einzelbaustellen“, stellt Dr. Jochen Stemplewski, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, die aktuellsten Leistungszahlen des Emscher-Umbaus vor. Weit fortgeschritten ist auch der Bau des Abwasserkanals Emscher, der künftigen abwassertechnischen Hauptschlagader des Reviers: Mitte des Jahres konnte die Emschergenossenschaft das Bergfest feiern; bezogen auf die Lauflänge des Kanals von insgesamt 51 Kilometern sind aktuell knapp 35 Kilometer, also deutlich mehr als die Hälfte, fertig.

Verträge mit den Städten
Das neue Kanalsystem der Emschergenossenschaft wird dabei zunehmend mit den Kanälen der Kommunen im Emschergebiet verwoben. Dabei wird es immer wichtiger, die Schnittstellen eindeutig und dauerhaft nachvollziehbar zu dokumentieren, die Knotenpunkte des neuen, modernen Abwasser-Adersystems. „Mit den Emscherkommunen schließen wir dazu Rahmenverträge. Dabei werden die Übergabepunkte für das Abwasser genau bestimmt, denn die Kanaldatenbanken der Kommunen und unsere müssen zusammen passen. Insgesamt geht es um rund 2500 Übergabepunkte und Einleitstellen im Emschergebiet. Wir brauchen diese Regelungen auch für unser Abwasserbeseitigungskonzept und für die Abstimmung mit den städtischen Konzepten“, sagt Stemplewski.

Investition in die Region
Der Emscher-Umbau hat viel Potenzial für die Entwicklung der Region – er muss aber auch für die Region bezahlbar bleiben. Die Untersuchung der Abwassergebühren durch den Bund der Steuerzahler für 2014 hat ergeben, dass die Durchschnittsgebühren für einen 4-Personen-Haushalt im Emschergebiet 617,23 Euro betragen und damit 12,2 Prozent unter dem Landesdurchschnitt liegen.

Insgesamt investiert die Emschergenossenschaft im Rahmen des Emscher-Umbaus rund 4,5 Milliarden Euro in die Region. Mehr als drei Milliarden Euro wurden dabei bereits eingebracht. „Wir investieren an jedem einzelnen Arbeitstag rund zwei Millionen Euro in eine zukunftsfähige Infrastruktur und treiben mit unserem Großprojekt als Motor erheblich die Bauwirtschaft an, besonders hier in der Region. Allein im vergangenen Jahr haben wir 143 Aufträge mit einem Gesamtvolumen von 340 Millionen Euro vergeben“, so Stemplewski.

Dass sich die Investitionen lohnen, zeigte der diesjährige GEO-Tag der Artenvielfalt. Dabei standen die umgebaute Emscher, der Hörder Bach und der Phoenix-See in Dortmund-Hörde im Mittelpunkt. Gewässer also, die mehr als 100 Jahre verrohrt waren oder die es früher gar nicht gab, wie etwa der neue See. Die schöne Bilanz: Über 700 Tier- und Pflanzenarten wurden in nur 24 Stunden nachgewiesen – dort, wo vorher ein Stahlwerk bzw. eine große Industriebrache war. Auch das ist ein Ergebnis, das zeigt, dass der Emscher-Umbau auf einem guten Weg ist.

Erweiterung der Kooperation mit den Emscher-Kommunen
Der Emscher-Umbau kann aber noch mehr für die Region leisten: Mit einer Verbesserung des gestörten Wasserkreislaufes in unserem dicht besiedelten Gebiet kann das Hochwassermanagement optimiert werden. Ziel ist es, dass der Niederschlag nicht stoßartig über die versiegelten Flächen – Dächer, Wege, Straßen und Plätze – und dann über ein überlastetes Kanalnetz abfließen muss. Soweit es möglich ist, soll der Regen auf einfachen Wegen wieder dem Boden und dann dem nächsten Bach zugeführt werden. Dafür hat die Emschergenossenschaft in der „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ verabredet, gemeinsam mit den Emscherstädten bis 2020 zunächst 15 Prozent des Abflusses von der Kanalisation abzukoppeln.

Nun geht die Emschergenossenschaft den nächsten Schritt und will die Region beim Thema „Wasser“ noch weiter bewegen: In Rahmen der neuen Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“, deren Absichtserklärung im Mai alle Stadtspitzen der Emscherkommunen gemeinsam mit der Emschergenossenschaft und NRW-Umweltminister Remmel unterzeichnet haben, wurde jüngst erst ein mit der Stadt Herten entwickeltes Planungsinstrument mit dem Namen „ZuGaBe“ (Zukunftschancen ganzheitlich betrachten) vorgestellt.

„ZuGaBe“ ist ein praktisches IT-gestütztes Planungs-Werkzeug. Es hilft, Wasserthemen mit anderen städtischen Infrastrukturaufgaben wie Straßenbau, Grünpflege, Immobilienbewirtschaftung und Stadtgestaltung zusammen zu führen und zu überplanen: für technisch und wirtschaftlich sinnvolle Ansätze bei der Gestaltung von städtischen Flächen, wie etwa Grünanlagen, Sport- und Parkplätzen, Straßen – als Wasserflächen für das Stadtklima oder die Erholung am Wasser, aber auch als Notwasserwege bei Starkregen. Dieses Planungswerkzeug steht als Software allen Emscherstädten zur Verfügung und kann mit den eigenen städtischen Daten verbunden werden.

Ertüchtigung der eigenen Verbrennungsanlage Bottrop
Darüber hinaus beschäftigt sich die Emschergenossenschaft auch intensiv mit dem Thema Energiemanagement: Gemeinsam mit der „Schwester“, dem Lippeverband, ist die Emschergenossenschaft größter Kläranlagenbetreiber Deutschlands. 618 Millionen Kubikmeter Abwasser wurden in den fünf Kläranlagen der Emschergenossenschaft im vergangenen Jahr zuverlässig und nach den gesetzlichen Anforderungen gereinigt.

Die Emschergenossenschaft ist jedoch auch der größte Klärschlammproduzent mit 90.000 Tonnen Trockensubstanz pro Jahr. Im politischen Raum wird seit längerem über den zukünftigen Umgang mit Klärschlamm diskutiert. Dabei geht es um den schrittweisen Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung, um die verstärkte Nutzung von Klärschlamm als Biomasse und Biogasquelle und um das Recycling des im Klärschlamm vorhandenen Phosphors als Düngemittel. Die Emschergenossenschaft verwertet heute bereits mehr als 90 Prozent des Klärschlamms thermisch mit eigenen Anlagen in Lünen und Bottrop – den Rest über die Zementindustrie.

„Nach einem intensiven Planungsprozess haben wir uns dafür entschieden, unsere Verbrennungsanlage am Standort Bottrop stufenweise zu ertüchtigen und auszubauen, mit der Ertüchtigung der vorhandenen Öfen und der stufenweisen Errichtung einer thermo-solaren Klärschlammtrocknung“, erklärt Stemplewski, „damit verfolgen wir mehrere Ziele: zum einen eine hohe Entsorgungssicherheit und Steigerung unserer eigenen Stromerzeugung durch die Abwärmenutzung. Dadurch reduzieren wir auch den CO2-Ausstoß. Gleichzeitig wird damit die zukünftige Phosphorrückgewinnung vorbereitet. Mit einer Windkraftanlage und mit der Vernetzung der verschiedenen Komponenten setzen wir das Konzept des Hybrid-Kraftwerks Emscher schrittweise um.“

Dazu soll nun in einem ersten Schritt die Dampfturbine erneuert und die Klärschlammverbrennungsanlage ertüchtigt werden – Investitionskosten: rund 7,5 Millionen Euro.

Landesgartenschau 2020?
Langsam kommt der Emscher-Umbau auf seine Zielgerade. Zeit, sich Gedanken über den Abschluss der laufenden letzten Dekade des Generationenprojekts im Jahr 2020 zu machen. „Wir wollen den Abschluss des Emscher-Umbaus auch final mit einem Ausrufezeichen versehen. Nach dem Himmel über dem Revier wird auch das Wasser in der Emscher wieder blau!“, so Stemplewski, „diese große gemeinsame Kraftanstrengung unserer Mitglieder, der Städte und Gemeinden, der Industrie, aber auch des Landes Nordrhein-Westfalen, von Behörden und Verbänden, die dieses Projekt begleitet, genehmigt und gefördert haben, und nicht zuletzt unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hat es verdient, mit ihrem Abschluss 2020 auch in Szene gesetzt zu werden.“

Die Emschergenossenschaft plant, eine Idee aufgreifen, die schon einmal vor Jahren entwickelt wurde: eine Landesgarten- und Wasserschau im neuen Emschertal zu veranstalten – beispielsweise auf der Emscher-Insel. Dies würde zeigen, wie sich die Region und ihre Stadtlandschaft mit dem Emscher-Umbau verwandelt haben – mit vielen positiven Wirkungen für „Fluss, Stadt, Land“. Stemplewski dazu: „Deshalb wollen wir diese Idee im engen Dialog mit möglichen kommunalen und regionalen Partnern einmal auf Machbarkeit hin untersuchen und unter die Lupe nehmen.“

http://www.eglv.de/wasserportal/meta/presse/presseinformationen/presseinformationen-detail/article/emscher-umbau-pro-arbeitstag-werden-zwei-millionen-euro-investiert.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=287&cHash=c4b5cf06c5d31391789290150fce5b56

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Berlin: Sauberes Wasser – (k)ein Geheimnis

Kinderbuch der Wasserbetriebe geht dem Abwasser nach
Der Wasserkreislauf ist etwas sehr Kompliziertes – oder aber kinderleicht, wenn man nur die richtigen Worte findet. Die Wasserbetriebe haben jetzt ein Kinderbuch herausgegeben: „Das Geheimnis des sauberen Wassers“. Mit pfiffigen Illustrationen, einer liebevollen, kindgerechten Sprache sowie interessanten Hintergrundinformationen setzt das 24-seitige Buch den Wasserkreislauf phantasievoll in Szene.

Anna und Paul, zwei „Berliner Kinder, die mit allen Wassern gewaschen sind“ wollen wissen, was mit dem Wasser passiert, wenn es durch den Ausguss der Spüle oder in den Gully geflossen ist. Sie werfen einen Blick in den Kanal und schauen sich ein Klärwerk an.

Mehrere tausend Exemplare des Kinderbuchs haben die Wasserbetriebe bereits an Berliner Kitas und das Lesepatennetzwerk des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) verschenkt. Am 28. November und 1. Dezember lassen sich zudem rund 650 Berliner Kitakinder das Buch vorlesen: Im Foyer der Unternehmenszentrale in der Neuen Jüdenstraße machen sie es sich mit Kika-Moderator Christian Bahrmann (KiKAninchen) gemütlich und lüften mit ihm gemeinsam „Das Geheimnis des Berliner Wassers“.

Wer das Buch nicht nur lesen sondern hören will, kann das auch online tun: auf klassewasser.de, der Internetseite rund ums Wasser für Kinder, Jugendliche und Lehrer.

Das Buch ist kostenlos im Kundenzentrum der Berliner Wasserbetriebe, Neue Jüdenstraße 1, 10179 Berlin, erhältlich. Und wer mit seiner Schulklasse selbst nachsehen möchte, wie schmutziges Wasser wieder sauber wird und wo das Berliner Trinkwasser herkommt, kann sich hier zu einer Führung durch ein Wasser- oder Klärwerk anmelden: fuehrungen@bwb.de.

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BERLIN: Riesen-Inliner macht Abwasserleitung wieder fit

Sie ist einen Meter dick, 102 Jahre alt und bekommt derzeit ein Riesen-Implantat eingezogen, das sie fit für die nächsten 50 Jahre macht: eine schmiedeeiserne Abwasserdruckleitung, die unter der Frankfurter Allee (B1/5) liegt. Wir sanieren diese durch Einzug von Polyethylen-Inlinern. Heute werden in einem Rutsch und mit 250 t Kraft 317 Meter Rohr ins Rohr gezogen. Und zwar mitten im brausenden Verkehr, was die Vorzüge des grabenlosen Bauens perfekt illustriert. Im kommenden Frühjahr geht’s am Fuße der Lichtenberger Brücke bis zur Alfredstraße weiter, dann sogar mit 546 Metern am Stück.

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Grünstadt: KlärschlammReformerTM

Aus „Klärschlamm“ wird in Grünstadt zukünftig hochwertiger Phosphat-Dünger. Erzeugt wird das Basisprodukt für Dünger durch den Klärschlamm-Reformer, eine Anlage, die für die EBG (Ensorgungs- und Servicebetrieb Grünstadt) auf dem Gelände des Abwasserwerkes errichtet wurde. „Inbetriebnahme und Probelauf wird Ende des Jahres sein“, so Steffen Albert, Technischer Leiter der EBG.
Der Klärschlamm wird zunächst in der solaren Trocknungshalle auf 70 % Feststoffanteil getrocknet (siehe Foto) und dann im Reformer verglüht. Aus 1.600 t Klärschlamm werden 250 t Mineralasche Mineralasche mit hohem Phosphatanteil. Das Phosphat aus dem Dünger kann direkt von den Pfl anzen und durch die Nahrungskette an den Menschen weitergegeben werden. Da die Naturvorkommen von Phosphaten begrenzt sind, ist der Klärschlamm-Reformer eine nachhaltige Investition in die Zukunft der Phosphatgewinnung. Die Kleinanlage ist nur für Grünstadt ausgelegt und wird vom Land Rheinland-Pfalz finanziell gefördert.

http://www.swen-gruenstadt.de/unternehmen/news/240-klaerschlammreformer

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Emschergenossenschaft/Lippeverband: „Deutschlands gesündeste Unternehmen“: Emschergenossenschaft und Lippeverband erhalten besondere Auszeichnung

Wasserverbände gewinnen „Corporate Health Award“ in der Kategorie „Energie und Wasserwirtschaft“
An Emscher und Lippe. Eine besondere Ehre für Emschergenossenschaft und Lippeverband. Die beiden Wasserwirtschaftsverbände mit Sitz in Essen sind in Bonn mit dem „Corporate Health Award“ ausgezeichnet worden. Bei dieser renommierten Auszeichnung handelt es sich um eine gemeinsame Initiative von Handelsblatt, TÜV SÜD Life Service und EuPD Research unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). 331 Unternehmen aus ganz Deutschland haben in diesem Jahr in insgesamt elf Kategorien teilgenommen. Emschergenossenschaft und Lippeverband konnten sich mit ihrer betrieblichen Gesundheitsförderung in der Kategorie „Energie und Wasserwirtschaft“ gegen die Mitbewerber durchsetzen.
Der Corporate Health Award will die Vorbildfunktion guten betrieblichen Gesundheitsmanagements durch das Verleihen von Preisen und Gütesiegeln in besonderem Maße hervorheben. Verliehen werden sie an Unternehmen, die sich nachweislich überdurchschnittlich für die Gesundheit der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren, eine vorausschauende, nachhaltige Personalstrategie verfolgen und dies im Rahmen des Corporate Health Audits in entsprechender Form dokumentieren. Im Rahmen der Qualitätssicherung wurde ein mehrstufiges Verfahren sowie eine individuelle Punktesystematik entwickelt. Das Ergebnis von Emschergenossenschaft und Lippeverband ist seit 2010 überdurchschnittlich gut!

„Die Auszeichnung bestätigt das Niveau, das wir bei der Umsetzung unserer Idee vom „gesunden Menschen im gesunden Unternehmen“ erreicht haben. Er ist eine herausragende Belohnung für die Menschen, die sich bei uns dem Thema Gesundheit verschrieben haben und mit Leidenschaft täglich ihren Verantwortungsbereich gesünder und damit leistungsfähiger gestalten“, sagt Raimund Echterhoff, Personalvorstand bei Emschergenossenschaft und Lippeverband.

Gesundheit am Arbeitsplatz wird bei den beiden in der Emscher-Lippe-Region beheimateten Wasserverbänden Emschergenossenschaft und Lippeverband besonders groß geschrieben. Das Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagement zählt zu den erklärten Zielen der Verbände und ist ein wichtiger Bestandteil des internen Managementsystems. Vorstand und Personalrat von Emschergenossenschaft und Lippeverband stimmen überein, dass die Förderung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes unverzichtbarer Bestandteil einer modernen Personalpolitik sind und einer besonderen Beachtung und Unterstützung bedürfen.

Es gibt bei Emschergenossenschaft und Lippeverband eine Vielzahl von konkreten Dienstvereinbarungen und detaillierten Verfahrensanweisungen, die direkt oder indirekt Einfluss nehmen auf arbeitsschutzrechtliche und gesundheitsrelevante Aspekte des Arbeitsalltags. Zu nennen sind unter anderem die Verfahrensanweisungen „Arbeits und Gesundheitsschutz verbessern“ sowie die Dienstvereinbarungen „Betriebliche Hilfe bei Suchtmittelmissbrauch“ oder „Integration von Menschen mit Behinderung“.

Zu den vorgeschriebenen Angeboten, die bei Emschergenossenschaft und Lippeverband umgesetzt werden, gehören die arbeitsmedizinische Vorsorge sowie sicherheitstechnische Begehungen und entsprechende Beratungen durch die BAD-Zentren Duisburg, Essen und Dortmund und das Gesundheitsteam in Hamm.

Als freiwillige soziale Leistungen der beiden Verbände sind zu werten: ein umfangreiches Präventionsprogramm mit Gesundheitsangeboten aus verschiedenen Präventionsfeldern für Beschäftigte, vielfältige Angebote des Arbeitsbereichs „Arbeitsschutzmanagement“ wie etwa Sonderuntersuchungen und Schutzimpfungen für besondere Beschäftigtengruppen und die Ausstattung der Verwaltungen und Betriebsstätten mit Defibrillatoren, Gesundheitsangebote im Rahmen des unternehmensspezifischen Fort- und Weiterbildungsprogramms, etwa zum Stressmanagement, Aktionen zur Brustkrebsvorsorge, persönliche Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten in allen Fragen der Hilfs- und Pflegebedürftigkeit, persönliche Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern sowie das Eltern-Kind-Arbeitszimmer – ein besonderer Service für Eltern mit Betreuungsengpässen für ihre Kinder bis zum Alter von 12 Jahren.

Der Corporate Health Award ist die führende Qualitätsinitiative zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement im deutschsprachigem Raum. Auf Basis eines mehrstufigen expertengestützten Bewertungssystems wird der Corporate Health Award in diesem Jahr zum sechsten Mal an Deutschlands gesündeste Unternehmen vergeben werden. Die Bewertung erfolgt anhand fester, qualifizierbarer Kriterien, die um qualitative Expertenbewertungen ergänzt werden. Die 22 besten teilnehmenden Unternehmen gewinnen ein Corporate Health Audit. Die Auditergebnisse werden von einem Expertenbeirat gesichtet und analysiert, woraufhin die Auswahl der Gewinner in elf Kategorien erfolgt.

http://www.eglv.de/wasserportal/meta/presse/presseinformationen/presseinformationen-detail/article/deutschlands-gesuendeste-unternehmen-emschergenossenschaft-und-lippeverband-erhalten-besonder.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=287&cHash=dfbf5e723fb8bcdeb4daf3170339b4ae

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EGLV: Emschergebiet – Gereinigte Abwassermengen

Die Gesamtmenge, des in den Kläranlagen der EMSCHERGENOSSENSCHAFT im Jahr 2013 gereinigten Wassers betrug 617.968.476 m³. Das Klärwerk Emschermündung in Dinslaken trägt hier einen Anteil von 398.989.521 m³, die Kläranlage Bottrop von 129.255.883 m³, die Kläranlage Dortmund-Deusen von 51.815.506 m³, die Kläranlage Duisburg-Alte Emscher 37.880.000 m³ und die Kläranlage Gelsenkirchen-Marienhospital von 27.306 m³.

http://www.eglv.de/wasserportal/meta/presse/presseinformationen/presseinformationen-detail/article/emschergebiet-gereinigte-abwassermengen.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=287&cHash=fce619cff64764f072d82e386f5a83a8

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Berlin: Starke Infrastrukturen durch starke Partner

Nachhaltige Partnerschaft zwischen Berlin Energie, den Berliner Verkehrsbetrieben und den Berliner Wasserbetrieben
Der Landesbetrieb Berlin Energie hat heute weitgehende Kooperationsvereinbarungen mit den Berliner Wasserbetrieben (BWB) und den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) vereinbart. Der Rahmenvertrag mit den BWB sieht u. a. die gemeinsame Nutzung der bestehenden Funkleitstelle und des Rechenzentrums der BWB vor. Ferner soll Berlin Energie im kaufmännisch-administrativen Bereich unterstützt werden. Die Kooperation mit der BVG wird sich insbesondere auf das Sicherheitsmanagement und die gemeinsame Nutzung der BVG-U-Bahn-Leitstelle erstrecken. Diese Dienstleistungen werden von den Landesbetrieben dann verbindlich und gegen Entgelt zur Verfügung gestellt.
Staatssekretär Christian Gaebler formuliert die Erwartungen des Landes Berlin: „Der Landesbetrieb Berlin Energie soll sich mit Unterstützung der BWB und der BVG als Kombinationsnetzbetreiber für die Berliner Energienetze etablieren. Dieses Ziel unterstützen die Landesbetriebe mit ihrem über Jahrzehnte aufgebauten Know-how für den sicheren und zukunftsfähigen Betrieb der Berliner Infrastrukturen. Das Land möchte starke Infrastrukturen, die durch starke Partner langfristig und zukunftssicher betrieben werden.“

Wolfgang Neldner, Geschäftsleiter des Landesbetriebs Berlin Energie, dankte den Berliner Wasserbetrieben und den Berliner Verkehrsbetrieben für ihre Kooperationsbereitschaft und Unterstützung: „Durch diese Zusammenarbeit mit den Landesbetrieben und zahlreichen weiteren Partnern wird die Position der Berlin Energie im laufenden Stromkonzessionsverfahren weiter gestärkt. Zugleich sichert diese Unterstützung uns dabei ab, das Gasnetz mitsamt dem gesamten zugehörigen Personal des Altkonzessionärs sowie allen betriebsnotwendigen Anlagen, Verträgen, Prozessen und Betriebsdokumenten sicher, in einem angemessenen Zeitrahmen und ohne Probleme für die Kunden, die Beschäftigten und das Land Berlin zu übernehmen.“

Dr. Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe, weist auf die umfassenden Erfahrungen der BVG mit dem Betrieb der Stromversorgungsnetze der BVG hin und betont: „Eine Kooperation von BVG und Berlin Energie kann in naher Zukunft einen Mehrwert für die Stadt Berlin schaffen. Ein von diesen landeseigenen Unternehmen der Daseinsvorsorge detailliert abgestimmtes Vorgehen würde z. B. bei notwendigen Baumaßnahmen dazu beitragen, Verkehrsstörungen, Lärmimmissionen und die Umweltbelastung zu reduzieren. Durch eine gemeinsame Nutzung bestimmter Infrastrukturanlagen, z. B. der Kundencenter, würde die Servicedichte für die Bürgerinnen und Bürger erhöht. Die BVG verfügt selbst über jahrzehntelange Erfahrungen mit dem Betrieb und der Instandhaltung von umfangreichen Stromnetzen. Diese Expertise kann bei einer Kooperation von BVG und Berlin Energie gemeinsam für die Stadt Berlin fruchtbar gemacht werden.“

Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe, unterstreicht, dass Wasser und Gas in ähnlichen Rohren durch die ganze Stadt strömen: „Diese Rohre müssen gekauft, installiert, instandgehalten und repariert werden. Die Kunden beider Medien sind fast immer dieselben, brauchen einen Hausanschluss, Abrechnung oder Hilfe, wenn es mal ein Problem gibt. Die Spezialisten für die Netze, den Einkauf, den Kunden- und den Entstörungsdienst sind bei Gas und Wasser ähnlich profiliert. Viele Ansätze, Dienstleistungen zu bündeln – etwa auch bei Mehrspartenhausanschlüssen – und sie damit einfacher zu machen. Für Berlin und für seine Bürger. Für die Hauptstadt wäre das neu. In vielen Gemeinden wirken Stadtwerke erfolgreich nach diesem Prinzip.“

Über Berlin Energie:
Der Landesbetrieb „Berlin Energie“ ist ein rechtlich unselbstständiger, abgesonderter Teil der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Berlin Energie wurde im März 2012 gegründet, um die Teilnahme des Landes Berlin an den Konzessionsverfahren für das Gas- und Stromnetz zu ermöglichen. Die Geschäftsleitung übernahm im Mai 2013 Dipl.-Ing. Wolfgang Neldner.

Weitere Informationen finden Sie auf www.berlinenergie.de

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Anzbach Laabental: Ferialpraktikantin Magdalena Hölzl berichtet:

Hallo, mein Name ist Magdalena Hölzl, ich bin 17 Jahre alt und habe gerade mein drei monatiges Praktikum in der Kläranlage des Abwasserverbandes Anzbach Laabental beendet. Momentan besuche ich die Höhere Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft in Yspertal. Ein Teil der Ausbildung an unserer Schule ist es, zwischen der dritten und vierten Klasse ein drei monatiges Praktikum zu absolvieren. Dieses Praktikum soll in den Bereichen Labor, Büro und Betrieb absolviert werden. Da diese drei Bereiche in der Kläranlage vorhanden sind habe ich mich hier für mein Praktikum beworben.In den drei Monaten durfte ich im Labor die Beprobung des Abwassers übernehmen, bevor ich dies allerdings tun durfte musste ich eine Einführung absolvieren. Auch durfte ich im Bereich der Bürotätigkeiten die Leistungserfassung und die Arbeitszeiterfassung für 2015 vorbereiten. Am Nachmittag war ich oft auf der Anlage und habe verschiedene Arbeiten an der Anlage durchgeführt, wie etwa rasenmähen, Stiegenhaus putzen und reinigen des Betriebsgeländes. Das Arbeitsklima hier war sehr gut, mir wurde gut erklärt was ich zu erledigen hatte. War mir etwas nicht klar konnte ich noch einmal nachfragen und mir wurde es nochmal gut erklärt. Die Kollegen sind auch sehr nett. Ich kann jedem empfehlen der ein Praktikum in diesen Bereichen benötigt sich hier zu bewerben. Ihr könnt alle eure Bereiche gut abdecken und das Arbeiten macht auch sehr viel Spaß.

http://www.awv-anzbach-laabental.at/system/web/news.aspx?bezirkonr=0&menuonr=50385879&detailonr=50467197-20058

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Schleifbach: Photovoltaikanlage und Blockheizkraftwerk

Rund 1,1 Millionen Euro investiert der Abwasser-Zweckverband Schleifbach in eine Photovoltaikanlage und ein neues Blockheizkraftwerk. Bald sollen die Neuanschaffungen 75 Prozent des Strombedarfs sicherstellen. Mehr:

http://www.op-online.de/lokales/nachrichten/seligenstadt/abwasserverband-schleifbach-investiert-millionen-photovoltaikanlage-blockheizkraftwerk-4358421.html  

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Krefeld: Abwasser – Stadt liefert noch keine rechtssichere Lösung für Gebühren

Das Schmutzwasser der Krefelder Bürger und Betriebe wird in der Kläranlage in Elfrath gereinigt. Die Stadt hat einen Festpreis vereinbart.
Acht Monate nach Gerichtsurteil: Die Verwaltung erklärt, die Verfahrensprüfung sei nicht abgeschlossen.Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/abwasser-stadt-liefert-noch-keine-rechtssichere-loesung-fuer-gebuehren-aid-1.4631613

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Bode-Wipper: „Staßfurter Lösung“ vor Aufnahme ins KAG LSA?

Die Regierungskoalitionen aus SPD und CDU haben sich am 22.10.2014 dahingehend geeinigt, dass die sog. „Staßfurter Lösung“ in das neue Kommunalabgabengesetz des Landes Sachsen-Anhalt aufgenommen werden soll. Demnach sollen Grundstücke, die bereits aufgrund einer nicht wirksamen Satzung bestands- oder rechtskräftig veranlagt worden sind, unter gewissen Voraussetzungen von einer erneuten Beitragserhebung freigestellt werden. Mit dieser Regelung soll vermieden werden, dass Grundstückseigentümer, die vor vielen Jahren Ihren Beitrag bereits entrichtet haben, nochmals veranlagt werden.
Damit würde der Gesetzgeber dem Vorschlag, den die Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden Staßfurt, Hecklingen und der Verbandsgemeinde Egelner Mulde, den Vertretern der Verbandsmitglieder und dem Vorstand der Bürgerinitiative „Bezahlbares Abwasser“ am 14. August 2014 in Hecklingen erarbeitet haben, folgen. Die Verbandsversammlung des Wasser- und Abwasserzweckverbandes hat zudem mit großer Mehrheit am 22.09.2014 und 21.10.2014 diesen Vorschlag beschlossen und als politisches Signal verstanden.
Unterstützt wurde dieser Vorschlag durch den Städte- und Gemeindebund des Landes Sachsen-Anhalt, indem dieser im Rahmen der öffentlichen Anhörung am 02. Oktober 2014 dem Ausschuss für Inneres und Sport vorgestellt wurde. Weitere Unterstützung erfolgte durch rund 14.000 Unterschriften der Bürgerinitiative „Bezahlbares Abwasser“.

http://www.bode-wipper.de/aktuelles/nachrichten/

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Rödental: Energie aus Abwasser

Folgende Einzelbausteine wirken für Nachhaltigkeit, Energieeinsparung und Umweltschutz und werden eingesetzt:

Einsatz einer Entwässerung mit sehr gutem Entwässerungsgrad:
Die Bucherpresse Die Bucherpresse schafft sehr gute Entwässerungswerte. Sie entwässert den Klärschlamm von 5 % auf etwa 30 % Trockenstoffgehalt. Das Filtrat gelangt zurück in den Klärprozess. Die Bucherpresse ist ein gekapseltes System. Sie ist damit sehr hygienisch zu betreiben und begrenzt durch die Kapselung die mikrobiologischen Emissionen aus dem Klärschlamm und dient somit dem aktiven Gesundheitsschutz. Die Bucherpresse sichert so die besten Eingangsbedingungen für eine Solartrocknung.

Wir holen die Sonne zu Hilfe:
Niedertemperaturwärme in der solaren Klärschlamm-Trocknung Trogkettenförderer transportieren den entwässerten Klärschlamm mit 30 % Trockenstoff und 70 % Wasser in eine solare Klärschlammtrocknungsanlage. Das sind große lichtdurchlässige Hallen. Wir zapfen wie im Gewächshaus die Kraft der Sonne an. Ein automatisches Wendegerät dreht die Schüttung immer wieder um und schiebt den Klärschlamm durch die Hallen. Der Klärschlamm trocknet so von 70 % auf 30 % oder weniger Wassergehalt.

Solar getrockneter Klärschlamm brennt wie Braunkohle. Damit können wir in Zukunft den Rohstoff für weitere Verfahrensschritte, wie Monoverbrennung mit Phosphatrückgewinnung oder Gas-, Öl oder Kohleproduktion nutzen.

Diese Anlagen werden gerade im Pilotbetrieb an anderen Standorten erforscht. Noch müssen wir unseren Klärschlamm im MHKW Coburg verbrennen. Auch da lohnt sich die Solartrocknung, denn wir fahren weniger Wasser und sparen so LKW-Fracht, Diesel und CO2-Emission.

Mikrogasturbine: Schnell, leise, sauber – aber die volle Power!
Der Faulturm produziert Klärgas, mit dem wiederum der Faulturm beheizt wird. Ein Sammelbehälter speichert das anfallende überschüssige Klärgas. Die Mikrogasturbine verarbeitet das Gas in Kraft-Wärme-Kopplung zu Strom und zu Wärme. Mikrogasturbinen haben geringen Wartungsaufwand und sind langlebig. Sie haben geringe Emissionen und wenig Stickoxid. Mikrogasturbinen sind regelbar und haben einen hohen Wirkungsgrad.

Mikrogasturbinen arbeiten ebenfalls CO2 – neutral. Wir machen einen Teil unseres Strombedarfes selbst und können den Faulturm besser aufheizen. Das verbessert die Gasproduktion des Faulturms, ein sich selbst verstärkender Prozess.
Wenn der Faulturm zur Heizung der Anlagen nicht genug Faulgas produziert, brauchen wir eine zusätzliche Wärmequelle. Jetzt nutzen wir Heizöl. In Zukunft stellen wir auf nachhaltige Energiegewinnung um: Eine Wärmepumpe nutzt die Wärme, die im Klärschlamm selbst gespeichert ist, als innovative Wärmequelle.

Mit einer Wärmepumpe brauchen nur 25 % der Energie als Strom von außen zugeführt werden und man gewinnt mindestens 75 % der Energie aus dem Prozess! Eine Wärmepumpe arbeitet ebenfalls CO2 – neutral.

Mehr Retentionsraum für die Itz
Die neue Anlage entsteht auf der Nordseite des Geländes. Wenn die neue Anlage den Betrieb von der Altanlage übernommen hat, wird diese abgerissen. Das gesamte Areal wird renaturiert und als Stauraum für zukünftige Hochwässer dem Fluss zurückgegeben. Dazu wird auch ein weiterer Straßendurchlass geschaffen. So leisten wir außerdem noch einen Zusatzbetrag beim Hochwasserschutz für die Unterlieger.

Die Vision: Modellprojekt die „regenerative Kläranlage“
Die Energie aus Klärschlamm und die Eigenenergie aus dem Faulgas sind CO2 – neutral. Mit dem Einsatz dieser neuen Techniken haben wir dabei die folgende Vision für die Zukunft, vielleicht für weitere kommunale Abwasserbetriebe:
• Ersatz fossiler Brennstoffe durch die Vergasung oder Verbrennung von Klärschlamm,
• Verarbeitung auch von Klärschlamm anderer Kommunen,
• Aufbau einer regionalen Klärschlammbewirtschaftung mit anderen Kommunen.
Die Sanierung der Kläranlage Rödental soll den Eigenbetrieb der Stadt Rödental vom Umweltschutz „nur“ auf der Wasserseite und dem Gewässerschutz hin zum integrierten Energieunternehmen auch in allen Nebenabläufen der Abwasserreinigung erweitern. Die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern sinkt oder fällt ganz.

In Zukunft werden wir verstärkt die Kooperation mit anderen kommunalen Partnern suchen, um die kritische Betriebsgröße zu überscheiten, an der sich die weiter gehende Klärschlammnutzung zu rechnen beginnt.

Die neue Kläranlage „Energie aus Abwasser“ führt die Stadt Rödental mit der nachhaltigen Energienutzung des Klärschlamms und des Faulgases weiter in Richtung einer energieautarken Stadt.

Stadtwerke Rödental – wir klären das!

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Mainz-Mombach: Infoflyer informiert über Klärschlammverbrennungsanlage

Das jüngste Gutachten hat es noch einmal bestätigt: Eine Klärschlammverbrennungsanlage auf dem Klärwerksgelände in Mainz-Mombach ist zukunftsweisend, sorgt für Gebührenstabilität und vermeidet Emissionen. Dem Wirtschaftsbetrieb Mainz und der Thermischen Verwertung Mainz GmbH geht es jedoch nicht nur darum, dass die Gutachter von dem Projekt überzeugt sind, sondern dass alle Mainzer dahinter stehen.
Lesen Sie hier weiter…

http://www.mainz.de/WGAPublisher/online/html/default/csce-9qje9n.de.html

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Mannheim: Spatenstich zum Ausbau der Pulveraktivkohle-Anlage (PAK) im Klärwerk

•Deutschlandweit erste Pilotanlage im großtechnischen Maßstab erfolgreich
•Stadtentwässerung erweitert PAK-Anlage zur Elimination von Spurenstoffen von 20% auf 90% des Abwasserstroms

Beim feierlichen Spatenstich gab Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala den
Startschuss zum Ausbau der 4. Reinigungsstufe im Klärwerk Mannheim. Mit der vorsorglichen
Elimination von Spurenstoffen aus dem Abwasser, für die es noch keine gesetzlichen
Vorgaben gibt, ist Mannheim Vorreiter beim Thema Gewässerschutz.
Seit 2010 läuft im Klärwerk eine Pilotanlage im großtechnischen Maßstab zur Beseitigung
von Spurenstoffen aus dem gereinigten Abwasser. Mit Hilfe von Pulveraktivkohle (PAK)
werden organische Spurenschadstoffe wie Reststoffe von Arzneimitteln oder Haushaltschemikalien
aus einem Teilstrom des gereinigten Abwassers entfernt. Die Wirksamkeit
dieses Verfahrens wurde von der Hochschule Biberach und dem Bayerischen Landesamt für
Umwelt in verschiedenen messtechnischen Untersuchungen und anhand eines
Fischmonitorings bestätigt.
Aufgrund der positiven Ergebnisse wird die PAK-Anlage jetzt für 90 % des Abwasseranfalls
ausgebaut, die Gesamtkosten betragen ca. 7 Mio. Euro. Das Land Baden-Württemberg gibt
hierfür einen Zuschuss von ca. 1,4 Mio. Euro. „Mit seinem innovativen Projekt zur
Spurenstoffelimination mithilfe von Pulveraktivkohle ist der EBS absoluter Vorreiter im
Bereich Gewässerschutz“, erklärte Umweltbürgermeisterin Kubala. „Als Kommune sehen wir
den Handlungsbedarf im abwassertechnischen Bereich, um die Umwelt und damit das Wohl
der Allgemeinheit zu schützen – auch wenn der Gesetzgeber hierzu noch keine entsprechenden
Maßnahmen vorgibt“. Betriebsleiter Alexander Mauritz informierte die Gäste über die
vorteilhaften Rahmenbedingungen für den Ausbau der PAK-Anlage und unterstrich die
Notwendigkeit der 4. Reinigungsstufe: „Die gezielte Spurenstoffelimination halten wir gerade
vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung für eine präventive Maßnahme und
wichtige Zukunftsaufgabe, denn ältere Menschen nehmen wesentlich mehr Medikamente ein
als junge.“ Da die neue Anlage in bereits vorhandene Beckenstraßen eingebaut werden kann, sind die
Gesamtkosten für den Ausbau überschaubar. „Eine kurzfristige Gebührenerhöhung wird es
deswegen nicht geben“, sagte Mauritz. Die Mehrkosten durch den Betrieb der PAK-Anlage
bezifferten sich langfristig auf 6 Cent pro Kubikmeter Schmutzwasser.

Kontakt:
Sabine Pich
Stadtentwässerung Mannheim
Tel. 0621/293-5245
sabine.pich@mannheim.de
www.mannheim.de/stadtentwaesserung

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Lippeverband: Spurenstoffe: Bürger werden erneut zum Gewässerschutz befragt

400 Haushalte in Dülmen werden angerufen
Dülmen. Zum Auftakt des Projektes „Den Spurenstoffen auf der Spur in Dülmen“ waren im Januar / Februar 2013 rund 400 Dülmener Haushalte über ihre Meinungen und Verhaltensweisen zum Schutz und zur Reinhaltung des Wassers befragt worden. Eine weitere Befragung, die in der kommenden Woche beginnt, soll klären, ob sich hier etwas geändert hat.

Wie bereits die erste Befragung wird auch diese erneute Umfrage vom Sozialwissenschaftlichen Umfragezentrum Duisburg im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union durchgeführt. Sie ist Teil des Dülmener Spurenstoffe-Projektes, das der Frage nachgeht, ob durch sachgerechte Information und Sensibilisierung von Bürgerinnen und Bürgern die Gewässerbelastung durch Arzneimittel gesenkt werden kann.
„Jetzt wird es spannend“, so Joachim Liesenfeld, Leiter der Umfrage, „wir wollen ja wissen, inwieweit die Kampagne, mit der der Lippeverband und seine Partner das Thema Spurenstoffe im Wasser immer wieder aufgegriffen hat, Wirkung gezeigt hat und bei den Dülmenern angekommen ist. Darum befragen wir erneut 400 Haushalte in Dülmen, wie sie zu dem Thema eingestellt sind. Die Haushalte, die wir anrufen, werden wiederum nach dem Zufallsprinzip ausgewählt“. Die Telefon-Umfrage beginnt am 3. November und soll bis Mitte November abgeschlossen sein.
Die Belastung des Wassers durch Rückstände von Arzneiwirkstoffen beschäftigt seit Jahren die Umweltforschung. Auch wenn diese Stoffe bisher keine akute Gefahr für den Menschen darstellen, weiß niemand, ob sie langfristig die Gesundheit beeinträchtigen können.
Eine Beseitigung der Rückstände in Kläranlagen ist technisch immer noch schwierig – die Ergebnisse sind nicht umfassend und der Aufwand enorm. Mit dem Spurenstoffe-Projekt soll herausgefunden werden, inwieweit nachhaltige Verhal-tensänderungen beim Umgang mit Medikamenten zur Lösung des Problems beitragen können. Dazu dient die Informationskampagne in Kooperation mit Apothekern und Medizinern, die durch Bildungsarbeit in Schulen ergänzt wird. Im „DSADS“-Projekt sollen über gezielte Informationen Verhaltensänderungen bei der Verordnung, Einnahme und Entsorgung von Medikamenten bewirkt werden, um Umweltbelastungen im Wasser zu senken.
Das Projekt „Den Spurenstoffen auf der Spur in Dülmen“ ist Teil eines umfassenderen EU-Projektes mit dem Titel „noPILLS in water“, mit dem sowohl technische Innovationen als auch soziale Faktoren erforscht werden. Das Dülmener Pro-jekt wird getragen vom Land NRW, der Stadt Dülmen und dem LIPPE-VERBAND. In die Förderung teilen sich das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MKULNV) und die Europäische Union mit dem INTERREG-IV-B-Programm.
Der Lippeverband arbeitet mit kompetenten Partnern zusammen:
• Institut für Nachhaltige Chemie und Umweltchemie (INUC) der Leuphana Universität Lüneburg
• Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung (RISP), Duisburg
• Keep it balanced (kib), Berlin
• Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), Frankfurt
Weitere Informationen www.DSADS.de und www.no-pills.eu

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Gelsenkirchen: Turbo-Aufzug fürs Abwasser

Bau des neuen Pumpwerks schreitet gut voran. Eine der tiefsten Erdbaustellen des Landes – hier wird das Abwasser künftig 35 Meter nach oben befördert
Die Emschergenossenschaft kommt gut voran mit dem Bau des neuen Abwasser-Pumpwerks im Bereich der Sutumer Brücken. Der Saugraum ist nahezu fertigstellt, ebenso die beiden Kammern für die insgesamt zehn Pumpen. Die Baustelle in Gelsenkirchen, unmittelbar an der Emscher gelegen, ist eine der tiefsten Erdbaustellen des Landes, die Baugrube ist rund 40 Meter tief – und misst ungefähr genau so viel im Durchmesser! Die künftige Anlage in Gelsenkirchen ist eines von drei Pumpwerken, die die Grundvoraussetzung für das Funktionieren des neuen unterirdischen Abwasserkanals Emscher bilden.

Der Abwasserkanal Emscher verläuft von Dortmund bis Dinslaken. Damit sich keine Ablagerungen bilden und das Abwasser eine konstante Fließgeschwindigkeit von etwa 4 km/h hat, verfügt der „Emscherschnellweg unter Tage“ über ein Gefälle von 1,5 Promille. Das bedeutet: 1,50 Meter Gefälle auf einem Kilometer. Würde der Kanal durchgängig von Dortmund nach Dinslaken führen, käme er in rund 80 Metern Tiefe an – zu tief, um das Abwasser dann noch heben zu können.

Also muss das Abwasser bereits zwischendurch immer wieder hochgepumpt werden, um dann wieder im Freigefälle abfließen zu können. Drei Pumpwerke wird es geben: Bottrop und Gelsenkirchen (beide bereits im Bau) sowie Oberhausen (befindet sich derzeit in der Genehmigungsphase).

16 Kreiselpumpen werden zusammen insgesamt 13.300 Liter Abwasser pro Sekunde (!) zirka 35 Meter nach oben befördern. Der sich in der Mitte des gigantischen Erdlochs befindende Saugraum ist ebenso fast fertig gestellt wie die beiden Kammern für die Pumpen. Der Rohbau des Innengebäudes soll bis Mitte kommenden Jahres abgeschlossen sein, anschließend folgt der Einbau der Maschinen- und Elektrotechnik.

Mit dem Bau wurde vor fünf Jahren begonnen, der Spatenstich am 11. September 2009 unter Beteiligung des damaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers markierte auch den Startschuss für das Projekt „Abwasserkanal Emscher“. Die Emschergenossenschaft plant, das Pumpwerk bis Ende 2017 fertig zu stellen.

Erst wenn die Pumpwerke in Betrieb genommen werden können, kann auch der insgesamt 51 Kilometer lange Abwasserkanal Emscher zwischen Dortmund und Dinslaken genutzt werden – es wäre das „Wasser, marsch!“ für die neue, saubere Emscher. Der Fluss wird dann nur noch sauberes Grund-, Quell- und Regenwasser führen, während das Schmutzwasser den „Emscherschnellweg unter Tage“, die Abwasser-Autobahn der Zukunft, und anschließend im Pumpwerk den „Abwasser-Turboaufzug“ nimmt

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EVS: Homepage des Entsorgungsverbandes Saar jetzt auch unter der Internet-Endung „.Saarland“ erreichbar

Der Entsorgungsverband Saar geht als einer der ersten Nutzer mit der neuen Top-Level-Domain für das Saarland online. Ab sofort ist der Verband somit auch unter www.evs.saarland erreichbar. Mit der Domain-Endung bringt der EVS seine enge Verbindung zum Saarland zum Ausdruck.
SAARLAND Webseiten-Endungen sind seit dem 30. Oktober für alle Saarländer und Saarland-Fans zur direkten Registrierung freigegeben. Verbände wie der EVS, Behörden und Unternehmen konnten sich bereits im Vorfeld in der eingeschränkten Registrierungsphase eine Domain sichern.
Dass die Bundesländer überhaupt eine eigene Top-Level-Domain beantragen konnten, geht auf eine Entscheidung der globalen Internetverwaltung ICANN zurück. Sie hatte 2012 beschlossen, neben „.de“ oder „.com“ neue Top-Level-Domains zuzulassen. Unterstützt wird die Einführung der Domain-Endung .Saarland durch den gemeinnützigen Verein dotSaarland e.V, zu dessen Mitgliedern unter anderem das Land, die IHK und die HWK Saarland gehören. Mit der Domainendung .saarland soll, so der Ansatz der Initiatoren, der digitale Dialog der Saarländer miteinander unterstützt werden, das Saarland gleichzeitig aber auch zu einer Marke im Netz werden. Die Domain-Endung soll zudem das Profil des Saarlandes als IT-Standort und innovativen Wirtschaftsraum weiterentwickeln.

http://www.evs.de/aktuell/presse/archiv/pressemeldung/artikel/homepage-des-entsorgungsverbandes-saar-jetzt-auch-unter-der-internet-endung-saarland-erreichbar/

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Allgemeine Klärwerksmeldungen 2015

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Dezember 2015
Neustadt Moderate Töne in der Diskussion um Kläranlagen  
Michelfeld Kampf um die Kläranlage  
Auernhofen Kläranlage umgekippt 
Südliche Ortenau Rust muss künftig doppelt so viel bezahlen 
Kist Ein isolierter Container für die Kläranlage 
Osterzhausen Segen für das Zwei-Millionen-Bauwerk  
Nothbachtal Umbau und Erweiterung der Kläranlage auf Schlammfaulung ist abgeschlossen 
Lahr Die Einweihung der 4. Reinigungsstufe auf der KA fand unter Beteiligung der Weber-Ingenieure für die Leistungen der örtlichen Bauüberwachung statt. 
Köln Sanierung von 12 Regenwasserpumpwerken  
Linz Unkel Energieeffiziente Klärschlammverwertung in Linz Unkel auf den 18. Energietagen Rheinland-Pfalz vorgestellt 
Rhein-Hunsrück-Kreis Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner mbH erarbeitet innovatives Klärschlamm-Konzept für den Rhein-Hunsrück-Kreis 
Assenheim Erste Klärschlammvererdungsanlage in der Wetterau 
Bleesbrück Luxembourg KA 130.000 EW – Aktueller Stand der Erweiterung 
Dissen Sanierung einer bestehenden Pumpstation 
Aggerverband Masterplan 2030 
Großostheim Kläranlage Bachgau unter den besten 15 Prozent 
Memmingen Optimierung der Abwasserreinigung im Landkreis Biberach 
Öhringen Land fördert Elimination von Spurenstoffen an der Ohrn mit über 2,5 Millionen Euro 
Neu-Ulm DWA-Fachausschuss KA-8 besichtigt Klärwerk Steinhäule 
Köln Wie Abwasser mit fast gleichem Energieaufwand noch sauberer wird 
Wien Kläranlage testet neue Erfindung zur Identifikation von Fäkalkeimen 
Vohburg Wohin mit dem Abwasser? 
Wermelskirchen Interessanter Rundgang durchs 55 Jahre alte Klärwerk 
Leutershausen Überfülltes Klärbecken – Fischsterben in der Altmühl 
Dissen Sanierung einer bestehenden Pumpstation in Dissen 
Rheinfelden Richtfest in Kläranlage 
Küps Metall-Diebe brechen in Kläranlage ein  
Melle Melle investiert in seine Kläranlagen  
Steinenbronn Eine Firma kümmert sich ums Abwasser  
Landkreis Ludwigsburg Immer mehr Strom aus Klärgas 
November 2015
Kolitzheim Photovoltaik und Phosphatfällstation 
Kist Kläranlage sucht Partner 
Hückeswagen 45 Jahre sauberes Wasser aus der Kläranlage in Hückeswagen 
Heidenheim Mergelstetter Kläranlage wird saniert 
Griese „Neue Kläranlage Luger Tal trägt zum Gewässerschutz und stabilen Gebühren bei“ 
Lobenhausen Kontaminiertes Löschwasser kommt auf den Acker 
Braunsbedra Schilf hilft beim Reinigen 
St. Leon-Rot Bauwerksinstandsetzung auf Kläranlage  
Bestwig Auszeichnung fürs Abwasserwerk  
Auernhofen Kläranlage umgekippt 
Roth Geld sparen und Geld ausgeben 
Merseburg Gericht soll Streit mit Dow klären
Hengersberg-Niederalteich Wärmegewinnung aus Klärschlamm 
Hagen Messersystem gegen verstopfte Pumpen 
Langen Abwasser soll deutlich sauberer werden 
Kaarst Bundesumweltministerium fördert neue Verfahrenskombination im Gruppenklärwerk Kaarst-Nordkanal 
Mittelsinn/Obersinn Bessere Reinigung mit weniger Strom 
Stuttgart Wo Windeln die Schnecke stoppen  
Wüstenstein Umstrittene Kläranlage in Wüstenstein – Der Bau beginnt 
Heilbach Streit ums Abwasser endet nach 22 Jahren 
Riedenburg Sonnenstrom aus der Kläranlage 
Selters Schlauchpumpen zur Dosierung von Fällungsmitteln 
Itzehoe Reise in die Itzehoer Unterwelt 
Oktober 2015
Waßmannsdorf Phosphor-Rückgewinnung, wie sie das Klärwerk betreibt, ist eine zukunftsorientierte Strategie der Schlammbehandlung  
Pforzheim Spurenstoffelimination auf der KA Pforzheim (250.000 E) 
Opferbaum Wo wird Opferbaums Abwasser geklärt? 
Linz-Unkel Kläranlage testet neue Klärschlamm-Verwertung – Griese: Neue Anlage hat Pilotfunktion 
Karbach Tag der offenen Kläranlage 
Iserlohn „Saure Schübe“ – Störfallhäufung in der Kläranlage 
Crailsheim Florian Greiner klärt auch schwierige Fälle 
Linz-Unkel Deutschlandweit erste PYREG-Anlage zur Klärschlammbehandlung in Betrieb
Gräfenhainichen Bürger fühlen sich abgezockt 
Dachau Befundung und Retrofit der Schneckenpumpen-Antriebe im Klärwerk Dachau 
Mittlerer Itzgrund Millioneninvestition in Umweltschutz  
Warstein Millionen-Investition schützt Warstein gegen Legionellen 
EVS ZUKUNFTSWEISEND
Bochum Kläranlage Bochum-Ölbachtal: auf dem Weg zur energieneutralen Abwasserreinigung
Saarburg Optimierung der Kläranlage  
Linz-Unkel Nigerianische Gäste besuchten die Kläranlage  
Karbach Karbacher zahlen mehr für Kläranlage 
Münster Extremregen in Münster und Greven – Was lernen wir? 
Altomünster Kläranlage wird zu Musterbeispiel für die Energiewende  
Unterriexingen Alle Fische tot – Schlamm aus Klärwerk Talhausen in der Glems 
Schwandorf Klärschlamm gemeinsam entsorgen 
Laichingen Baden-Württemberg fördert Vernichtung von Spurenstoffen 
Weißenfels Ein Herzstück für das Klärwerk 
Herford Reduktion von Spurenstoffen – Pilotanlage in Herford geht in Betrieb 
Freyburg Projekt an der Hochschule Anhalt Strom aus Klärschlamm 
Schwandorf Probleme mit dem Klärschlamm 
Merseburg Neue Kläranlage geplant 
Maukendorf Abwasser soll künftig nicht mehr nach „auswärts“ fließen 
Schwandorf Klärschlamm gemeinsam entsorgen 
Aurich Bald mehr Platz für die Mikroben 
Altomünster Kläranlage wird zu Musterbeispiel für die Energiewende  
Adelberg Kläranlage schließt 
Coswig Abwasserkläranlage – Alles geklärt! 
Lahr Weltweit erste Anlage dieser Art 
Bergtheim Abwasser-Streit vor einer Lösung? 
Trockau Trockau soll Maßstäbe für ganz Bayern setzen 
Glückstadt 34 Millionen Euro für das Kanalnetz  
Breisach Sanierung der Kläranlage kostet Millionen 
Eslohe Neue Kläranlage kurz vor Fertigstellung 
Aggerverband Masterplan 2030 
Langenau Geldgeber für Kläranlagen gesucht – Sechs Anlagen im Raum Langenau müssen modernisiert werden 
Südliche Ortenau Kläranlage stößt an ihre Grenzen 
Hinterzarten Kläranlage kann gebaut werden 
Rheinfelden Ihre Arbeit wird oft unterschätzt 
Erkelenz Anschlusszwang für Niederschlagswasser 
Aidlingen Ein fauler Faulturm und rührige Reisende 
Pegnitzgrund 25. Juli 1965: „Faul-Ei“ im Pegnitzgrund 
Hagen Kanalführung – Hinabgestiegen in die Hagener Unterwelt 
Laichingen Vierte Reinigungsstufe ist nahezu fertig 
Pilotvorhaben „4. Reinigungsstufe“ in Weißenburg 
Dülmen Inbetriebnahme der ersten PAK-Anlage in Nordrhein-Westfalen 
Volkach Punktlandung für Kläranlage? 
Fürth Viele Millionen fließen ins Fürther Abwasser 
Heidenheim Spiel mit dem Risiko 
September 2015
Dattenhausen Plan – aus Klärgas Strom gewinnen 
Lontal Monteur stirbt nach Zusammenbruch in Schacht 
Hamminkeln Einlaufbecken wird für 230 000 Euro saniert 
Bad Rothenfelde Bad Rothenfelde vor Kläranlagen-Modernisierung 
Seligenstadt Abwasseranlage- Eine knifflige Angelegenheit 
Neu-Ulm Klärwerk Steinhäule – Ofen für 60 Millionen Euro 
Wegberg Darum ist das Abwasser in Wegberg so teuer 
Steinenbronn Mehr Aufwand durch kaputten Sandfang  
MELLRICHSTADT Wie Schmutzwasser rein wird 
Westerheim Kläranlage – Baggerbiß am 09.06.2015 
HOHENROTH Gemeinschaftswerk – eine saubere Sache 
Titting Haushalt mit 8,2 Millionen Euro 
Plieningen Klopapier in der Körsch
Plieningen Klopapier in der Körsch  
Owschlag Nur Schlamm und Finsternis -Tauchgang in der Kläranlage 
Vohburg Energie sparen kann teuer werden 
Dülmen Inbetriebnahme der ersten PAK-Anlage in Nordrhein-Westfalen 
Paderborn Erfolgreicher Abschluss des BaSYS Anwendertreffen West 2015 
Wupperverband Wupperverband zeichnet Hochschulabsolventen aus 
Schopfheim CDU ging Klärungsfragen nach 
Eckernförde Bakterien müssen sich hier wohl fühlen 
Aggerverband ENERWATER macht europäische Kläranlagen effizienter FH Köln und Aggerverband beteiligen sich an EU-Projekt 
Offenau Land fördert interkommunales Abwasserprojekt in Offenau mit über 2,8 Millionen Euro
Kusel Abwassertechnischer Anschluss der Ortsgemeinde Albessen an die Kläranlage Kusel 
Sulzbach-Laufen Großprojekte offiziell übergeben 
Neckartenzlingen Der Faulturm ist marode 
Hückeswagen Wer muss Kanal überprüfen lassen? 
Forchheim Hallerndorfer Abwasser falsch abgerechnet  
Forchheim Kläranlage ist auf dem neuesten Stand  
Forchheim Kläranlage ist auf dem neuesten Stand
Wolpertshausen Ausreichend für 5000 Einwohner Kläranlage Cröffelbach soll erheblich erweitert werden 
Lotte SOLARSTROM FÜR KLÄRANLAGEN GUT – Untersuchung im Ausschuss vorgestellt 
Pölitz Gleichbehandlung beim Abwasserpreis 
Papenburg Klärschlamm nicht mehr auf die Felder  
Mönchengladbach Kläranlage – Viel mehr als nur Gestank 
Haselünnen KAPAZITÄTEN ERWEITERT – Richtfest an Kläranlage 
Hemer/Arnsberg Keuco klagt gegen die PFT-Auflagen 
Bönnigheim Kläranlage: Der Mikrokosmos unter einem Quadratmeter Wasserfläche 
Seligenstadt Abwasseranlage: Eine knifflige Angelegenheit 
Schluchsee Viel Geld für die Kläranlage 
Chemnitz Starkregen in Chemnitz 
Thalmässing Goldener Mittelweg wird teuer 
Olten Auf dem Weg zum modernsten Kanalnetz der Schweiz 
Todtnau Alles geklärt – Einblick in die Abwasserreinigung 
Breisgau-Hochschwarzwald Gemeinsam arbeiten für eine saubere Sache 
Simmern Spatenstich zum Umbau und Erweiterung der Kläranlage 
EVS Pumpwerk Husar, Werksprobelauf  
azv Südholstein Ein Klärwerk macht Schule 
Kehl Unter dem Läger fließt das Regenwasser 
Darmstadt Pilotprojekt will Energie aus Klärschlamm gewinnen 
Ulm Kläranlage leistet einen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge 
Renningen Wie aus Klärschlamm wertvoller Dünger wird  
Seubersdorf Neue Kläranlage in Betrieb genommen 
Kappe Lange Leitung nach Zehdenick  
August 2015
Zehdenick Klärschlammfrage vor Lösung  
Fuldabrück Kläranlage aufgerüstet – Investition von 300 000 Euro 
Humprechtsau Die Zeit der Dreikammer-Gruben in den Anwesen ist in Humprechtsau vorbei. 
Eningen Großinvestition vertagt 
Königsberg Edelstahlbleche über Nacht weg – Diebstahl in Kläranlage  
Ergersheim 2,5 Millionen Euro -Ergersheim bekommt eine eigene Kläranlage  
Wegberg „Gewerbliches Abwasser belastet Bürger“ 
Ingolstadt Klärschlammtrocknung auf der KA- eine Erfolgsgeschichte 
Lingen Kohle aus Klärschlamm in Lingener Kläranlage  
Malente Über vier Millionen Euro in acht Jahren 
Roding Sanierung des nördlichen Entlastungskanals
Haselünne ROHBAU DES REAKTORS FAST FERTIG 
Renningen Wie aus Klärschlamm wertvoller Dünger wird  
Nersingen Tag der offenen Tür: Kläranlage der Öffentlichkeit präsentiert 
Steingriff Mit Druckluft gegen den Mief ankämpfen 
Titting Kläranlage wird saniert 
Mandern In Mandern wird Klärschlamm künftig umweltfreundlicher und wirtschaftlicher behandelt 
Haigerloch Klärwerte liegen alle im guten Bereich 
Grevenbroich Grevenbroichs Kanalnetz – Expedition in die Unterwelt 
Melle-Mitte FIT FÜR DIE ZUKUNFT – Stadt investiert in Kläranlage  
Wupperverband Film Ausbildung beim Wupperverband 
Dormagen Kläranlage Rheinfeld wird modernisiert 
Breisach-Grezhausen Die Investitionen zahlen sich aus 
Hönnepel Kläranlage macht Plus 
Dietzenbach Sperrung an Kläranlage wegen neuer Pumpen 
Obersontheim Große Projekte – Kläranlage in Obersontheim kostet eine Million Euro 
Esselbach Zu viel Phosphor fließt in den Bach 
Mittleres Wiesental Kläranlage sorgt für Top-Wasser und knapp 74 000 Euro Überschuss 
Stass Neuen Auftrag für Klärschlammverwertungsanlage erhalten 
Rödental Rödental gewinnt Umweltpreis 
Hetlingen Schlichtungsversuch in Hetlingen: AZV informierte über Umbaumaßnahmen im Klärwerk 
Juli 2015
Niebüll Sanierung – Kläranlage an der Belastungsgrenze 
Südliche Ortenau Kläranlage erzeugt 63 Prozent des Stroms 
Duisburg Duisburgs dicke „Ostereier“ 
Sögel Kläranlage in Sögel bekommt neues Betriebsgebäude 
Affler Sauberes Wasser  
Neu-Ulm Messungen in Neu-Ulm: Verhalten von Nanomaterialien bei der Klärschlammverbrennung 
Haimhausen Das ist jetzt auch geklärt  
Linz-Unkel Baufortschritt auf der Kläranlage  
Wiefelstede Baustart für Abluftanlage im Mai 
Abtsgmünd Untersteller übergibt letzte Förderbescheide für Abwasser-Großprojekt 
Maifeld Schrumpfbach wird vom Beton befreit – Präsident der SGD Nord überbrachte Förderbescheid über 208.000 Euro 
Seubersdorf Neue Kläranlage in Betrieb genommen 
Bitburger Land Präsident der SGD Nord überbrachte Förderbescheid über 250.000 Euro – Außengebietsentwässerung für die Ortsgemeinde Gondorf 
Lübben Sanierte Kläranlage spart Kosten 
Kelberg Präsident der SGD Nord überbrachte Förderbescheid über 225.000 Euro; Abwasserentsorgung im Außenbereich der VG Kelberg 
Juni 2015
Partenstein Einbruch in Kläranlage 
Oppenau Eigenbetrieb für das Abwasser 
Achern-Önsbach Viel Geld ins Klärwerk gepumpt 
Wallerfangen Umweltministerium fördert Fremdwasserentflechtung mit 30.000 Euro – Minister Jost überreicht zwei Zuwendungsbescheide  
Lippeverband Lippeverband und Trianel schließen Renaturierung des Lippeufers ab 
Lahr Mehr als 1,3 Millionen Euro für Sanierung der Kläranlage Lahr 
Lahr Land unterstützt Sanierung der Kläranlage 
Nordenham Ausschüsse beraten über Klärgasstudie 
Sendenhorst Betreiber müssen nachrüsten – Kunstoffmüll im Klärwerk  
Wiefelstede Baustart für Abluftanlage im Mai 
Greven Millionen gegen Mikropartikel 
Darmstadt Pilotprojekt will Energie aus Klärschlamm gewinnen 
Warstein Ruhrverband investiert weiter in Abwasserbehandlung 
Murg Die Kläranlage erzeugt Strom 
Bad Säckingen Großaufträge für Erweiterung der Kläranlage 
Fürth Geld stinkt nicht: Fürths Kläranlage wird runderneuert  
Weil im Schönbuch Mit der Beauftragung des 2. BA wird die Ertüchtigung der Kläranlage Weil im Schönbuch fortgesetzt 
Zellingen Niemand hat die Pumpe bestellt 
Mai 2015
Treuchtlingen Abwasseranlagenplanung vorgestellt 
Ahrensburg So faul, dass es sich auszahlt 
Rio de Janeiro Rios Sorgenkind 2016: Olympisches Segeln in der Kloake? 
Rommerskirchen Ende für Kläranlage Villau rückt näher 
Mt. St. Michel Mt. St. Michel mit modernster KSB-Abwasserentsorgung 
Hetlingen Hetlingen macht gegen AZV mobil 
Hagen Hagen spart Geld durch Investitionen  
Werlte Werlte plant Millionenprojekt – Ein Faulturm für die Kläranlage 
Nenzing Abwasserbeseitigung: Weitere Landesbeiträge an Gemeinden bewilligt 
Erndtebrück In der Poleposition 
Stuttgart Sanierung eines maroden Abwasserkanals in Stuttgart  
Luxembourg Erweiterung der Kläranlage Bleesbrück 
Ulm Mit Aktivkohle gegen Hormone und Medikamente – Radiobeitrag von Bayern 1 – 
Steinfurt/Ochtrup Faulturm der Kläranlage wird saniert – Arbeiten sind Premiere nach über 30 Jahren 
Sandhausen Kläranlage muss dringend saniert werden 
Hedemünden Klärwerk wird für 2,53 Mio. Euro erneuert 
Emmingen-Liptingen Forschungsprojekt soll Fischleben retten 
Dinklage 4,3 Millionen Euro für Kläranlagen-Sanierung 
Amberg-Sulzbach Klärschlamm – So stinkt’s keinem 
Bad Iburg Bad Iburg erhält Preis für das Klärwerk 
Bisingen Wie funktioniert eigentlich eine Kläranlage? 
Bramsche Modellversuch zur Abluftreinigung 
Cardiff Klumpen blockiert Abwasserkanal  
Duisburg Homberg-Hakenfeld Ertüchtigung der Abwasserpumpanlage 
Haselünne Vier Millionen Euro Kosten 
Hechingen Fremdes Wasser bleibt weiterhin ein Problem 
Hückeswagen Abwasser-Betrieb ist für die Stadt kleine Goldgrube 
Immenstedt TEURE PUMPENREPARATUREN – Müll verstopft die Kanalisation 
April 2015
Kirchlauter Neue Kläranlage zeigt Wirkung 
Krefeld Pensionäre klagen weiter 
Langenmosen Etwas Neues für die Kläranlage 
Leinfelden-Echterdingen Stadtwerke stehen unter verschärfter Beobachtung 
Metzingen Abwasserverband investiert weiter 
Neumarkt Japanische Forscher staunen über Neumarkts Klärwerk 
Pinneberg Zehn Millionen Euro für das Klärwerk 
Ulm/Neu-Ulm Größte Aktivkohle-Filteranlage im Steinhäule gestartet 
Velden Stadtratssitzung im neuen Jahr: Die Bürger müssen zahlen 
Wolpertshausen 1,5 Millionen Euro für Kläranlage 
Thalexweiler Umweltministerium fördert Fremdwasserentflechtung mit rund 42.000 Euro
Saarbrücken-Eschringen Umweltministerium fördert Fremdwasserentflechtung mit 35.000 Euro  
Pforzheim Land fördert Abwasserprojekte in Elztal und Pforzheim mit sechs Millionen Euro 
St. Ingbert Umweltministerium fördert Fremdwasserentflechtung mit rund 16.000 Euro 
Heusweiler Land unterstützt Gemeinde bei der Hochwasservorsorge – Umweltminister Jost überreicht Förderbescheid über 64.880 Euro 
Xanten Xantener Wasser für Kalkarer Kläranlage 
Warstein Legionellen-Epidemie – Ermittlungen eingestellt 
Schwandorf-Wackersdorf „Überschuss-Strom“ wird zu Gas 
Remlingen Wohin mit dem Klärschlamm? 
Reichartshofen Schon wieder Dachrinnen gestohlen 
Pfattertal Initiative hofft auf Urteilsspruch 
Leverkusen „Gisela“ macht den Chemiepark sauber 
Giengen Kläranlage wird weiter Geld kosten 
Furth Kläranlage kostet 12,2 Millionen Euro 
Ebern Bäume wachsen nicht in den Himmel 
Duisburg Kläranlage produziert jetzt Strom 
Betzenstein Innovativer Umgang mit Abwasser 
Bad Säckingen Schulden fürs Abwasser 
Albstadt Sanierung der Kläranlage geht richtig ins Geld 
März 2015
Schrobenhausen Stadtwerke investieren 
Pfaffenhofen Dauerthema Kläranlage 
Südliche Ortenau 1,27 Millionen Euro für die Kläranlage 
Ingolstadt Gemeinsame Kläranlage mit Bergheim 
Idsteiner Land Neuer Abwasserverband: Waldems, Idstein, Glashütten und Bad Camberg 
Haselünne Vier Millionen Euro Kosten – Haselünner Kläranlage wird erweitert 
Glandorf Ursachenforschung läuft – Zu viel Kupfer im Klärschlamm 
Flörsheim Flörsheim stellt die Weichen für die Zukunft  
Bramsche Modellversuch zur Abluftreinigung Bramscher Klärwerker hoffen auf Algenfilter 
Sisseln Inbetriebnahme einer Optifiber®-Tuchfiltration zur CSB Reduktion in Sisseln (CH)
Madrid Erster Mecana AquaDiamondTM in Europa erfolgreich in Betrieb gesetzt 
Laichingen Reinigungsstufe – Erweiterung der Kläranlagen Lahr und Laichingen 
Lahr Mecana montiert drei Tuchfilter vom Typ SF12/60 in Lahr (D) 
Sighet Die bisher größte, von WEBER Romania SRL geplante Kläranlage wurde jetzt feierlich eröffnet 
Köln Millioneneinsparung für die Stadtentwässerungsbetriebe 
Wolnzach Bis zu 19 Zentimeter gewölbt 
Mittlerer Weisachgrund Pilotprojekt für Kläranlage  
Wacken Einwohnerversammlung in Wacken zur Übertragung der Abwasseranlage erst nach der Vertragsunterzeichnung 
Treuchtlingen Treuchtlinger Kläranlage: Weniger Schlamm 
Treptitz Ein Dorf baut seine eigene Kläranlage  
Teublitz Kläranlage: 75 000 Euro für Siebrechen 
Rohrbach Sündteures Pumpwerk 
Riekofen Solarstrom für die Kläranlage geplant 
Riedenburg Obst aus der Kläranlage 
Rheinfelden Drei Varianten sind zu klären 
Rheinberg Ein neuer Kanalspülwagen für den DLB 
Reichertshofen Kupferdieb an der Kläranlage 
Pfullingen Erste Schritte zum Aktivkohlefilter 
Oberursel Investitionen in Kläralage 
Obersontheim Eine Kanalsanierung ist überfällig – Kosten bei knapp 700.000 Euro
Nittenau Notlösung in Fischbach für 150 000 Euro 
Neuried Verband investiert in die Kläranlage 
Langballig Klärschlamm-Entsorgung wird teuer 
Laichingen Richtfest an Laichinger Kläranlage: Beitrag zu sauberem Wasser 
Kulmbach Wasser und Abwasser in Kulmbach werden teurer 
Kalkar-Hönnepel Energiewende geschafft 
Isselburg Eine milde Generalabrechnung 
Huckingen Graffiti macht Kläranlage zum 180 Meter langen Blickfang 
Grünstadt Innovative Technik in Grünstadt hat Pilotfunktion fürs ganze Land
Heßdorf Heßdorf bereitet Abwasser-Überleitung nach Erlangen vor 
Hemau 42 Millionen in den Kanalbau gepumpt 
Haslachtal Ein gutes Ergebnis erzielt 
Goch Nähr-Engel: Förderung für Kläranlage 
Gablingen Millionen für eine moderne Abwasserentsorgung 
Breisgauer Bucht Kläranlage wird ab 2016 erweitert 
Duisburg Wo Schmutzwasser wieder sauber wird 
Espelkamp Million Euro für sauberes Trinkwasser 
Duisburg Giftiger Klärschlamm lagert immer noch in Duisburg-Fahrn  
Bornhöved Gemeinde setzt auf Schilf und investiert 400 000 Euro 
Amberg-Weiden Blockheizkraftwerk als optimale Lösung 
Adelberg Adelberg gibt eigenes Klärwerk auf 
Wildberg Land fördert Abwasserprojekt mit über zwei Millionen Euro 
Simonswald Viel Aufwand für weiteren Betrieb der Kläranlage 
Rheinberg Die Stadt muss ins Kanalnetz investieren 
Lörrach Wieseverband investiert stetig 
Isfahan Deutscher Botschafter besichtigt Pilotanlage in der Kläranlage Isfahan 
Gemünden Schmierige Straße: Laster verlor Flockungsmittel  
Frankenstein SGD Süd genehmigt Neubau der Kläranlage Frankenstein 
Burghausen Daniel Düsentrieb der Kläranlage 
Albbruck Fast zwei Millionen Euro Landesförderung für Umbau einer Kläranlage in Albbruck 
Februar 2015
Vestenbergsgreuth Kläranlage muss saniert werden: Zwei Varianten sind möglich 
Treuchtlingen Eine Führung für die „Neuen“ 
Theuern Millionen fließen in die Sicherheit 
Seubersdorf Neue Kläranlage kostet 3,3 Millionen 
Rödental Leuchtturmprojekte im Landkreis Coburg  
Regensburg Moderne Technik schützt die Donau 
Höchstädt Kläranlage: Rohbau soll bald fertig sein 
Herzebrock-Clarholz Neuer Leiter für die Kläranlage 
Abensberg Petition „für erledigt erklärt“ 
Sassenberg Stadt modernisiert Kläranlage – Belüftungstechnik wird optimiert 
Petersberg Nano-Membran-Kläranlage eingeweiht – Neue Technik gegen Medikamentenrückstände? 
Peffingen Die letzten drei sind bald auch dabei 
OOWV Tierarzneimittel in Grundwasser
Möhringen Erneuerungen für 1,3 Millionen für das Klärwerk 
Löhma Millionenprojekt Kläranlage ist fertig 
Leinfelden-Echterdingen In den Kläranlagen stehen teure Sanierungen an 
Burgharting Spatenstich in Burgharting – Zwei Millionen Euro für neue Abwasserbeseitigung 
Westerheim Westerheim erhält 1,6 Millionen Euro für die Erweiterung der Kläranlage und Ausbau des Regenüberlaufbeckens 
Thaleischweiler-Fröschen Zweite KSV Anlage in Rheinland-Pfalz
Mannheim Mannheim: Pressemitteilung Eigenbetrieb Stadtentwässerung „Spatenstich zum Ausbau der Pulveraktivkohle-Anlage (PAK) im Klärwerk Mannheim“ 
Dübendorf Beitrag aus der EUWID „Schweiz: Erste Reinigungsstufe zur Entfernung von Spurenstoffen offiziell in Betrieb gegangen“ 
Berlin HTC – eine neue Option für die Klärschlammbehandlung in Berlin? 
Januar 2015
Zülpich Herbizid gelangt in Kläranlage 
Warstein Kanalsanierung wird teurer 
Rohrenfels Bis Mitte November muss die Elektrik funktionieren 
Pfatter Volumen der Kläranlage soll bleiben 
Obersontheim Dem Schlamm das Wasser entziehen – Baukosten: 1,5 Millionen Euro 
Nürnberg Warum in Nürnberg mehr Geld in dunkle Kanäle fließen soll 
Mönchengladbach Stadt will selbst rechnen 
Möhringen 1,3 Millionen für das Klärwerk
Mitteleschenbach Kläranlage muss modernisiert werden 
Leopoldshöhe Sparen kann teuer werden 
Horsmar Hydro-Ingenieure in Thüringen – Kläranlage Horsmar 
Göppingen Kläranlage bald autark?  
Geislingen Kläranlage reinigt sehr gut 
Breisgauer Bucht Sturmflächen als Ausgleich 
Detmold Zentralkläranlage – Pilotprojekt zur Spurenstoffelimination
Creglingen Sandklassierer statt Absetzcontainer 
Bürrig 300 Tonnen Stahlbauteile 
Breisach Neues BHKW fürs Klärwerk 
Petersberg Nano-Membran-Kläranlage eingeweiht – Neue Technik gegen Medikamentenrückstände? 
Köln Kanal und Kläranlagen Kolloquium  
Geiselbullach Belüftungstechnologie auf der Kläranlage  
Beeskow 2-Megawatt-Solarpark in Betrieb 
Albbruck Gemeinde will Kläranlage Birkingen umbauen  

NEUSTADT: Moderate Töne in der Diskussion um Kläranlagen

Chef des Wasserwirtschaftsamtes: Neustart im Umgang miteinander angeboten –
– Ein neuer Tonfall schwingt beim Thema Abwasser im Landkreis mit. Thomas Keller, seit Sommer Leiter des Wasserwirtschaftsamtes in Ansbach, stand mit Abteilungsleiter Harald Tremel und Sachgebietsleiter Jochen Schübel bei der gestrigen Bürgermeister-Dienstversammlung Rede und Antwort. Auf besonders positive Resonanz stießen die Ankündigungen zu kleinen Kläranlagen…mehr:

http://www.nordbayern.de/region/bad-windsheim/moderate-tone-in-der-diskussion-um-klaranlagen-1.4736387?searched=true

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Michelfeld: Kampf um die Kläranlage

Kann Landrätin Tamara Bischof mit einem Federstrich die Probleme Marktstefts mit der Michelfelder Kläranlage lösen? Glaubt man den Aussagen des Herstellers von Pflanzenkläranlagen Hermann Hugel in ..mehr:

http://www.mainpost.de/regional/kitzingen/Klaeranlagen-Produktionsunternehmen;art773,8967735

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AUERNHOFEN: Kläranlage umgekippt

Zum wiederholten Mal war eine milchige Flüssigkeit in die Kläranlage in Auernhofen eingeleitet worden und hat ein Fischsterben in einem nahegelegenen Teich ausgelöst sowie einen noch nicht zu beziffernden Schaden ander Kläranlage …mehr:

http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Klaeranlage-umgekippt;art779,8948263

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SÜDLICHE ORTENAU: Rust muss künftig doppelt so viel bezahlen

Die Erweiterung der Kläranlage in den nächsten beiden Jahren kostet den Abwasserzweckverband rund sechs Millionen Euro.

Grundlegende Entscheidungen hat die Verbandsversammlung des Abwasserzweckverbands Südliche Ortenau in ihrer jüngsten Sitzung in Kappel beschlossen. Angesichts der bevorstehenden Erweiterung der Kläranlage ist der Investitionskostenschlüssel neu errechnet worden. Zuletzt ist das bei der Kläranlagenerweiterung im Jahr 2000 geschehen.

Ziel der Neuberechnung ist nach den Worten des Verbandsvorsitzenden Bruno Metz eine möglichst verursachergerechte Kostenverteilung auf die sechs Mitgliedsgemeinden. Besonders von der Neuberechnung betroffen ist die Gemeinde Rust. Ihr Anteil steigt von bislang 17 Prozent auf 35,3 Prozent. Die Anteile …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/ettenheim/rust-muss-kuenftig-doppelt-so-viel-bezahlen–113422105.html

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KIST: Ein isolierter Container für die Kläranlage

Die Kläranlage muss nachgerüstet werden. Der Grund: Ab 2017 muss die Gemeinde den neuen Grenzwert für Phosphor von zwei Milligramm je Liter Abwasser aus der Kläranlage in den hinteren Tierberggraben einhalten. Daher hat der Gemeinderat …mehr:

http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Klaeranlagen-Phosphor;art736,8988147

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Osterzhausen: Segen für das Zwei-Millionen-Bauwerk

„Heute ist ein besonderer Tag für Pöttmes“, meinte Bürgermeister Franz Schindele bei der offiziellen Inbetriebnahme der Kläranlage in Osterzhausen. Mit dem Zwei-Millionen-Projekt sind nun alle Pöttmeser Ortsteile an die öffentliche Kanalisation …mehr:

http://www.donaukurier.de/lokales/schrobenhausen/Osterzhausen-Segen-fuer-das-Zwei-Millionen-Bauwerk;art603,3136975

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Nothbachtal: Umbau und Erweiterung der Kläranlage auf Schlammfaulung ist abgeschlossen

Am 18.09.2015 erfolgte unter Beisein der rheinlandpfälzischen Umweltministerin Ulrike Höfken die Einweihung der Kläranlage Nothbachtal in der Verbandsgemeinde Maifeld. Damit ist die fünfte von der Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner mbH entwickelte Kompaktfaulanlage in Betrieb genommen worden. In etwas mehr als zwei Jahren Bauzeit wurde die Anlage von 15.000 auf 35.000 Einwohnerwerte erweitert. Angeschlossen sind nun ebenfalls die Gemeinde Kehrig aus der Verbandsgemeinde Vordereifel und die Bäckerei „Griesson-de Beukelaer“ aus Polch. An den Investitionskosten von ca. fünf Millionen Euro beteiligten sich das Land mit ca. 450.000,00 € und die Kooperationspartner mit ca. 610.000,00 € (VG Vordereifel) und 500.000,00 € (Griesson-de Beukelaer).

http://www.siekmann-ingenieure.de/neuigkeiten/aktuelle-neuigkeiten/?page=2

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Lahr: Die Einweihung der 4. Reinigungsstufe auf der KA fand unter Beteiligung der Weber-Ingenieure für die Leistungen der örtlichen Bauüberwachung statt.

Spurenstoffelimination auf der KA Lahr (100.000 E)

Die Anlage unter Zugabe von Pulveraktivkohle behandelt im Teilstrom 350 l/s und umfasst die Kontaktbecken
(1.000 m3), ein Sedimentationsbecken (3.550 m3) sowie eine Tuchfiltration mit einer Filterfläche von 180 m2. Die Weber-Ingenieure erbrachten hier die Leistungen der örtlichen Bauüberwachung.

Eine ähnliche Anlage wird aktuell von den Weber-Ingenieuren für die KA Wendlingen als Generalplaner geplant
(220.000 E, 800 l/s).

http://www.weber-ing.de/de/news/newsansicht.html?news_id=149

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Köln: Sanierung von 12 Regenwasserpumpwerken

Die Dr. Pecher AG hat von den Stadtentwässerungsbetrieben Köln AöR den Auftrag zur Sanierung von 12 Regenwasserpumpwerken erhalten. Bei den Pumpwerken, welche der Straßenentwässerung dienen, soll die komplette technische Ausrüstung erneuert werden. Zusätzlich sind die erforderlichen bautechnischen Sanierungen vorzunehmen und die Anlagen an die aktuellen Anforderungen hinsichtlich Brandschutz und Arbeitssicherheit anzupassen. Dafür sind aktuell rd. 2 Mio. EUR Umbaukosten für die 12 Pumpwerke eingeplant.

Die Dr. Pecher AG hat umfangreiche Erfahrungen im Neubau und der Sanierung von Bauwerken in der Abwasserentsorgung, insbesondere auch für Pumpwerke. Durch die betroffenen Gewerke (Bautechnik, Maschinentechnik, Elektrotechnik sowie Prozess- und Verfahrenstechnik) können für die meist komplexen Aufgabenstellungen nur in einem interdisziplinären Team wirtschaftlich und betrieblich optimale Lösungen erarbeitet werden. Für die besonderen Belange bei der Planung von Pumpwerken hat die Dr. Pecher AG dabei auch in den letzten Jahren eine Mitarbeiterfortbildung zur „Pumpenfachingenieurin“ sowie „Geprüfte Energieberaterin für Pumpen und Systeme“ gefördert. Diese Qualifikation ist nur durch ein umfangreiches Zusatzstudium mit theoretischen und praktischen Inhalten an den speziell dafür kooperierenden Universitäten TU Graz, TU Berlin und Erlangen-Nürnberg zu erlangen. Die Dr. Pecher AG verfügt damit heute über eine der wenigen Spezialistinnen in diesem Fachgebiet in Deutschland.

http://www.pecher.de/aktuelles2.php?id=289

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Linz Unkel: Energieeffiziente Klärschlammverwertung in Linz Unkel auf den 18. Energietagen Rheinland-Pfalz vorgestellt

Im Rahmen der 18. Energietage Rheinland-Pfalz in Bingen stellte unser Mitarbeiter Thomas Siekmann im Themenblock „Zukunftsweisende Projekte“ die „Umsetzung eines energieeffizienten Klärschlammverwertungsverfahrens auf der Kläranlage Linz-Unkel“ vor.
Angesichts sich verändernder Rahmenbedingungen mit steigenden Strombezugskosten und hinsichtlich einer künftigen Klärschlammverwertung hob Herr Siekmann die Bedeutung einer frühzeitigen Anpassung an diese Entwicklungen hervor.

http://www.siekmann-ingenieure.de/neuigkeiten/aktuelle-neuigkeiten/?page=1

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Rhein-Hunsrück-Kreis: Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner mbH erarbeitet innovatives Klärschlamm-Konzept für den Rhein-Hunsrück-Kreis

Spätestens ab 2025 darf ein Großteil der Klärschlämme nicht mehr auf den Äckern landwirtschaftlich verwertet werden. Dies sieht der Koalitionsvertrag der Bundesregierung von 2013 vor. Auf der Suche nach einer Alternative erarbeitet die Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner mbH für den Rhein-Hunsrück-Kreis ein Konzept für die Behandlung und Verwertung der Klärschlämme von kreisweit 33 Kläranlagen. Dabei wird jede Kläranlage von Boppard-Ewigbach bis Gemünden (ca. 65 km von Nord nach Süd) und von Oberwesel bis Raversbeuren (ca. 60 km von Ost nach West) betrachtet und in ein ganzheitliches Konzept eingebunden.

Quelle: http://www.siekmann-ingenieure.de/neuigkeiten/aktuelle-neuigkeiten/?page=0

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Assenheim: Erste Klärschlammvererdungsanlage in der Wetterau

Eine Zentrifuge hat dem Klärschlamm der Assenheimer Kläranlage jahrelang das Wasser entzogen. Nun hat die Zentrifuge ausgedient. Ihren Job übernehmen 15 500 Schilfpflanzen. Sie bilden das Herz der 1,2 Millionen Euro teuren Klärschlammvererdungsanlage. Es ist die erste ihrer Art in der Wetterau.
Dr. Bernhard Hertel, Bürgermeister und Vorsitzender des Abwasserverbands Assenheim-Bruchenbrücken, sein Vize Reinhard Huth sowie die Planer Karl-Toni Zöller und Armin Uhrig haben am Montag die letzten Schilfpflanzen vor den Toren Assenheims gesetzt. Neben der Kläranlage entstanden in den vergangenen Monaten für die Pflanzen drei Beete, insgesamt etwa so groß wie ein Fußballfeld. Ab Dienstag soll der flüssige Klärschlamm der Kläranlage über Rohrleitungen, Pumpen und Schieber in den Beeten verteilt werden. Ein Teil des Wassers versickert oder verdunstet. Die Pflanzen tun ihr Übriges. Sie wachsen – im Sommer bis zu einen Zentimeter pro Tag – und entziehen dem Schlamm dabei

http://www.eko-plant.de/jml/erste-klaerschlammvererdungsanlage-in-der-wetterau.html

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Bleesbrück Luxembourg: KA 130.000 EW – Aktueller Stand der Erweiterung

Die Rohbauarbeiten zu den 4 überdachten Nachklärbecken mit Funktionsgebäude im 1. Bauabschnitt sind abgeschlossen und die Ausführungsplanung zur Erweiterung der Gesamtkläranlage Bleesbrück mit einer Ausbaugröße von 130.000 EW unter der Projektleitung der Hydro-Ingenieure GmbH ist im vollen Gange.
Im 2. Bauabschnitt wird ab dem 2. Quartal 2016 nahezu die gesamte Abwasseranlage unter Betrieb der Neubauteile als provisorische Belebungsstufe (s. Bild 2 links) abgerissen und es werden ein Sandfang, eine Vorklärung (jeweils 2straßig) sowie eine 3-straßige biologische Stufe als 2er-Kaskade neu errichtet

Der abwassertechnische Teil der Kläranlage wird fast vollständig von einem befahrbaren Werkhof und in zwei Reihen angeordneten Hochbauwerken überbaut. Die Bauzeit für den 2. Bauabschnitt beträgt circa 4 Jahre. Die Investitionskosten für die gesamte Maßnahme inklusive der administrativen und betrieblichen Gebäude und allen Außenanlagen betragen rd. 60 Mio. € netto.
Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zu diesem Projekt, so stehen Ihnen gerne telefonisch unsere Frau Barnscheidt unter 0211 / 44 99 1-48 und unser Herr Helling unter 0211 / 44 99 1-51 zur Verfügung. Oder schicken Sie einfach eine E-Mail an inge.barnscheidt@hydro-ingenieure.de oder markus.helling@hydro-ingenieure.de.

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Dissen: Sanierung einer bestehenden Pumpstation

Abwasser-Pumpstationen haben in der Regel sehr heterogene Zuflüsse. Dies gilt besonders in industriell und gewerblich genutzten Gebieten. Das städtische Pumpwerk im Industriegebiet Süd auf dem Gelände der Firma Flottmann ist ein solches Bauwerk. Neben den alltäglichen Abwasserbestandteilen wird die Pumpstation mit dem Schmutzwasser der benachbarten Fleischverarbeitungsindustrie beaufschlagt. Ablagerungen und Korrosion an Schacht und Pumpen erforderten hier regelmäßige Einsätze der Gemeindemitarbeiter.

Tierische Beimengen sorgen für Verschleiß
Es handelt sich bei der betrachteten Pumpstation um einen Betonschacht mit einem Durchmesser von 2 Metern. Zwei Freistromradpumpen der Dimension DN100 fördern das gesammelte Abwasser in eine entfernt verlaufende Freigefällekanalisation.
In das Bauwerk läuft kontinuierlich aggressives Abwasser, welches aus einer naheliegenden Produktionsstätte für Specksorten stammt. Der hohe Anteil schwefelwasserstoffbildender Substanzen im Abwasser sorgt dafür, dass die Standzeit von Pumpen und Bauwerk zeitlich sehr begrenzt sind. So müssen die beiden Pumpen nach 1- 2 Jahren Betrieb immer wieder ersetzt werden.
Deutlich sichtbar wird die Korrosion an den Gusskomponenten der Pumpen und an dem grünen Belag, der sich auf allen Bauwerkskomponenten niederschlägt. Die NBR-Bestandteile der Gleitringdichtungen und die Anschlussleitung werden ebenfalls stark angegriffen. Dazu kommt ein deutlicher Abrieb an den Pumpenlaufrädern, welcher zu schlechten hydraulischen Wirkungsgraden und Betriebsproblemen führt.

Gut aufgestellt für die Zukunft
Um dem hohen Wartungs- und Materialaufwand künftig besser zu begegnen, wurden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen beschlossen. So wurde der Schacht nach Ausbau aller Einbauten zunächst mit einer Spezialbeschichtung saniert, was durch die Firma Wehe aus Neuenkirchen-Vörden ausgeführt wurde. In zweiwöchiger Arbeit wurde in mehreren Arbeitsgängen eine Hybrid-Silikat Beschichtung auf die gesamte Innenfläche des Schachtes aufgebracht. Anders als z.B. eine GFK-Auskleidung wird diese als dampfdiffusionsfähig eingestuft und glänzt mit absoluter Beständigkeit gegen biogene Schwefelsäurekorrosion.
Der Verler Abwasserspezialist, Abwasserservice Winter (ASW), wurde damit beauftragt, Armaturen und Pumpentechnik zu erneuern. Ziel war es, durch angepasste Materialien und Beschichtungen die Standzeiten der Anlage deutlich zu erhöhen.
Das Herzstück der Anlage bilden nun zwei MULTIFREE 35/4 CW1 Abwasserpumpen in explosionsgeschützter Ausführung. Diese Freistromrad-Pumpen sind mit ihrem großen freien Durchgang von 100 mm als äußerst robust bekannt und fördern einen Volumenstrom von max. 122 m3/h. Besondere Eignung finden die Pumpen bei der Förderung von faser- und feststoffhaltigem Abwasser. Die Pumpen werden an robusten Gleitrohrsystemen installiert und können zur Wartung leicht aus dem Schacht gezogen werden. Die Motorleistung beträgt ca. 4 kW, die maximale Förderhöhe 12 m.
Um bei Pumpen und Armaturen zukünftig eine längere Lebensdauer zu erreichen, wurden diese vom Hersteller (Pentair Jung Pumpen) besonders behandelt. Die Gussoberflächen von Pumpen, Gleitrohrfüßen und -klauen wurden tauchgrundiert und doppelt lackiert, Laufräder und Ringgehäuse wurden mit einer speziellen Flüssigkeramik beschichtet.
Weiterhin wurden hochbeständige Gleitringdichtungen (GLRD) verbaut: Die Elastomere darin sind aus Fluorkautschuk (Viton), welches eine hohe chemische Beständigkeit gegen Schwefelsäure und sehr gute mechanische Eigenschaften besitzt. Die Federn der GLRDs bestehen aus Hastelloy. Bei diesem Werkstoff handelt es sich um eine hochkorrosionsbeständige Nickel-Molybdän-Legierung, die unter anderem für Triebwerke von Düsenjets entwickelt wurde. Um auch die Gummi-Anschlussleitungen der Pumpen nicht direkt dem Abwasser auszusetzen, wurden diese im getauchten Bereich noch mit einem Kabelschutzschlauch versehen.
Nachdem die Auskleidung des Betonschachtes ausgehärtet war, wurde der Einbau in einer Eintagesaktion vorgenommen. So saniert und „getunt“ wird das Dissener Problem-Pumpwerk nun wesentlich länger seinen Dienst verrichten.

http://www.jung-pumpen.de/service/presse/presse-details/article/lang-soll-sie-leben.html

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Aggerverband: Masterplan 2030

Der Aggerverband betreibt 32 Kläranlagen im Bergischen Land. Die Hydro-Ingenieure GmbH wurde in Zusammenarbeit mit WiW, Wuppertal mit der Erstellung eines Master-planes mit nachfolgenden Zielen unter Berücksichtigung zukünftiger Anforderungen wie der demographischen Entwicklung, dem Klimawandel, den veränderten Anforderungen an die Abwasserreinigung und dem höheren Schutz der Gewässer beauftragt.
• Technisch optimierte Anlagenplanung
• Effiziente Leistungserbringung
• Nachhaltige Kostenentwicklung
Die Frage der möglichen Zentralisierung von Kläranlagen wird unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sowie unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien (4. Reinigungsstufe, Phosphorrecycling, Wasserrahmenrichtlinie etc.) im Rahmen des Projektes beantwortet.

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zu diesem Projekt, so stehen Ihnen gerne telefonisch unsere Herr Alt unter 0211 / 44 99 1-55 und unser Herr Maas unter 0211 / 44 99 1-30 zur Verfügung. Oder schicken Sie einfach eine E-Mail an klaus.alt@hydro-ingenieure.de oder hubert.maas@hydro-ingenieure.de.

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Großostheim: Kläranlage Bachgau unter den besten 15 Prozent

Umwelt: Stete Modernisierungen tragen zum positiven Ergebnis einer Energie-Optimierungs-Simulation bei
Auch nach über 40 Jahren ist die Kläranlage Bachgau immer noch optimal aufgestellt. Das war das Ergebnis einer Simulation zur Verfahrenstechnik und Energieoptimierung der Arbeitsgruppe ZAK der Wasserwerke Gelsenwasser, Stadtentwässerung Dresden und HanseWasserBremen (ZAK).

Sie hatte ein entsprechendes Programm entwickelt und suchte nun Testkläranlagen. Unter den vergleichbaren Anlagen liegt das Bachgau-Klärwerk deutschlandweit unter den besten 15 Prozent, freuten sich die Klärmeister Artur Ullrich und Heiko Schwind. Bürgermeister Herbert Jakob (CSU) hatte ihre Arbeit

http://www.main-echo.de/regional/stadt-kreis-aschaffenburg/art4012,3754335

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Memmingen: Optimierung der Abwasserreinigung im Landkreis Biberach

Berkheim, Erolzheim und Kirchdorf an der Iller im Landkreis Biberach schließen ihre Abwasserreinigung an das Gruppenklärwerk in Heimertingen bei Memmingen an. Dieser Beschluss macht bauliche Investitionen von rund 9,7 Millionen Euro erforderlich, wovon das Land Baden-Württemberg rund 63 Prozent übernimmt.
Helmfried Meinel, Ministerialdirektor im Umweltministerium, übergab heute die Förderbescheide an die drei Gemeinden: „Die Verbesserung der Abwasserbeseitigungsstrukturen, also auch der Zusammenschluss kleiner zu größeren Abwassereinheiten ist ein wichtiger Aspekt in unserer Umweltpolitik. Damit verbessern wir die Qualität der Abwasserbehandlung und leisten einen weiteren Beitrag zum Gewässerschutz.“
Insgesamt unterstütze das Land allein im Jahr 2015 Maßnahmen zur Abwasserbeseitigung mit 62 Millionen Euro. Das Projekt im Landkreis Biberach gehöre zu den größeren Vorhaben, sagte Meinel. Besonders hervorzuheben sei dabei sowohl die interkommunale Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Gemeinden als auch der länderübergreifende Charakter des Vorhabens.
Die Kläranlage Heimertingen liegt in Bayern, so dass zunächst eine Verwaltungsvereinbarung auf Länderebene geschlossen werden musste. „Unterm Strich steht jetzt eine Lösung, die wirtschaftlich, wasserwirtschaftlich und betrieblich die Abwasserbeseitigung der Region verbessert.“
Abwasserreinigung im Landkreis Biberach
Bislang wird im Raum Berkheim, Erolzheim und Kirchdorf an der Iller das anfallende kommunale und gewerbliche Abwasser in den beiden Kläranlagen Erolzheim und Kirchdorf gereinigt. Bei den Kläranlagen wäre in den nächsten Jahren mit erheblichen Ersatz- und Erneuerungsinvestitionen zu rechnen gewesen. Vor diesem Hintergrund wurde ein Strukturgutachten beauftragt, in dem Alternativen einer interkommunalen Lösung untersucht wurden. Als beste Lösung wurde der Anschluss an das Gruppenklärwerk Heimertingen, Memmingen ermittelt.
Das Fördervorhaben umfasst folgende Maßnahmen: Pumpendruckleitungen mit einer Länge von über neun Kilometern, die beiden Pumpwerke Kirchdorf und Erolzheim, den Umbau des Regenüberlaufbeckens auf der Kläranlage Kirchdorf, den Anschluss an das Gruppenklärwerk Heimertingen und den Einkauf von 17.000 Einwohnerwerten im Gruppenklärwerk Heimertingen, Memmingen. Insgesamt sehen die Planungen zuwendungsfähige Kosten von 9.765.000 Euro vor, 6.111.700 Euro davon trägt das Land. Die Gemeinde Berkheim erhält einen Zuwendungsbescheid über 5.090.800 Euro, die Gemeinde Erolzheim erhält 617.000 Euro und die Gemeinde Kirchdorf an der Iller erhält 403.900 Euro.

http://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/optimierung-der-abwasserreinigung-im-landkreis-biberach/

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Öhringen: Land fördert Elimination von Spurenstoffen an der Ohrn mit über 2,5 Millionen Euro

Der Amtschef des Umweltministeriums, Ministerialdirektor Helmfried Meinel, hat der großen Kreisstadt Öhringen sowie den Gemeinden Pfedelbach und Zweiflingen im Hohenlohekreis Zuwendungsbescheide des Landes in Höhe von insgesamt rund 2,5 Millionen Euro übergeben. Der Zuschuss ermöglicht den Kommunen den Bau einer Anlage zur Elimination von Spurenstoffen auf der gemeinsamen Kläranlage Öhringen mit Gesamtkosten von über 3,2 Millionen Euro.
„Ich freue mich, heute die Förderbescheide für ein richtungsweisendes Abwasserprojekt übergeben zu können“, erklärte Helmfried Meinel. Zwar habe die Abwasserreinigung in Baden-Württemberg bereits einen hohen Stand erreicht, allerdings werde der Gewässerschutz immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. „Hierzu gehört es insbesondere, organische Spurenschadstoffe wie Arzneimittel, Biozide oder Flammschutzmittel aus dem Abwasser zu eliminieren. Diese Stoffe können wir, nicht zuletzt auch dank verbesserter Analysemethoden, heute in fast allen Gewässern nachweisen.“
Technische Lösungen wie die in Öhringen geplante zusätzliche Reinigung des Abwassers leisteten einen sehr wichtigen Beitrag zur Gewässerreinhaltung, sagte der Amtschef des Umweltministeriums weiter. „Aber auch sie haben ihre Grenzen“, betonte Meinel. Ziel einer vorausschauenden Umweltpolitik sei es daher, die schädlichen Stoffe möglichst schon aus den Gewässern heraus zu halten. „Denn nur dann müssen wir sie auch nicht wieder mit viel Aufwand aus dem Wasser herausfiltern“, so Helmfried Meinel. „Deshalb müssen wir uns die Frage stellen, welchen Beitrag die Hersteller und der Handel, aber auch wir als Verbraucher leisten können, um die Belastung der Gewässer mit Spurenstoffen zu senken.“

Kläranlagen in Baden-Württemberg
Insgesamt sind in Baden-Württemberg derzeit zehn Kläranlagen mit einer Aktivkohleadsorptionsstufe zur gezielten Spurenstoffentfernung in Betrieb. Neun weitere Anlagen, darunter die nun geförderte in Öhringen, sind in Bau oder kurz vor Baubeginn.
Das Land unterstützt Maßnahmen der Kommunen zur Abwasserbeseitigung im Jahr 2015 insgesamt mit rund 62 Millionen Euro.

http://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/land-foerdert-elimination-von-spurenstoffen-an-der-ohrn-mit-ueber-25-millionen-euro-1/

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Neu-Ulm: DWA-Fachausschuss KA-8 besichtigt Klärwerk Steinhäule

Am 24. und 25. September 2015 tagte der DWA-Fachausschuss KA-8 „Weitergehende Abwasserreinigung“ in den neuen Räumlichkeiten des Klärwerks Steinhäule in Neu-Ulm. Im Rahmen der zweitätigen Sitzung nutzen die Mitglieder die Möglichkeit die neu errichtete Adsorptionsstufe im Klärwerk in Augenschein zu nehmen.

http://www.koms-bw.de/

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Köln: Wie Abwasser mit fast gleichem Energieaufwand noch sauberer wird

Membranbelebungsanlagen in Klärwerken reinigen Abwasser besonders gut. Manko bisher: ein höherer Energiebedarf. Am Beispiel der größten Membranbelebungsanlage Europas nahe Köln will das Umweltinnovationsprogramm zeigen, dass der Energiebedarf nicht wesentlich höher sein muss, als der konventioneller Abwasserbehandlungsanlagen.
Eine Membranbelebungsanlage erfüllt zwei Funktionen: Bakterien und Kleinstlebewesen reinigen das Wasser wie in einem konventionellen Belebungsbecken. Indem das Wasser durch Membranen strömt, wird es zusätzlich mechanisch von Mikrokunststoffteilchen, Bakterien und anderen potenziell pathogenen Mikroorganismen sowie von feinsten Schmutzpartikeln und Schwimmschlamm befreit. Mit dem jetzigen Vorhaben will der Erftverband erstmalig eine Membranbelebungsanlage mit einer Faulung kombinieren. Das Abwasser wird vorgeklärt, das Fließverhalten durch Steuerung des Feststoffgehaltes verbessert und durch die Verstromung des Faulgases aus der anaeroben Stabilisierung des Überschussschlamms können künftig in einem Blockheizkraftwerk fast 900 Megawattstunden Strom pro Jahr gewonnen werden. Das entspricht etwa dem Jahresbedarf von 260 Zweipersonenhaushalten. Das Projekt läuft noch bis April 2018.

http://www.umweltbundesamt.de/themen/wie-abwasser-fast-gleichem-energieaufwand-noch

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Wien: Kläranlage testet neue Erfindung zur Identifikation von Fäkalkeimen

Dank der Unterstützung des universitären Gründerservice INiTS konnten die ersten Coliminder-Messgeräte hergestellt werden, die nun in einem gemeinsamen Projekt mit der TU Wien und der Hauptkläranlage der Stadt Wien getestet werden. Die Messung kann via Internet gesteuert und verfolgt werden.
Eine neue Methode des österreichischen Startup-Unternehmens Vienna Water Monitoring (VWM) stellt 190-fach schneller als die Standardmethode fest, ob Wasser mit Fäkalkeimen belastet ist.
Herkömmliche Untersuchungen im Labor auf Fäkalkeime (E. coli) dauern…den ganzen Artikel unter:

http://www.process.vogel.de/wasser_abwasser/articles/507935/?cmp=nl-254

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Vohburg: Wohin mit dem Abwasser?

Die Vohburger Kläranlage soll erweitert werden – und das hat Konsequenzen für die Geisenfelder Kämmerei: Denn die Stadt müsste sich wohl an den Kosten beteiligen. Daher überlegt die Stadt, ob es eine günstigere Alternative gibt.

Ilmendorf: Geisenfeld überlegt, Ilmendorf an die eigene Kläranlage anzuschließen – Bisher Leitung nach Vohburg – Lesen Sie mehr auf:

http://www.donaukurier.de/lokales/pfaffenhofen/Ilmendorf-Wohin-mit-dem-Abwasser;art600,3130913#plx110608115

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Wermelskirchen: Interessanter Rundgang durchs 55 Jahre alte Klärwerk

Anlässlich des 55-jährigen Bestehens des Wermelskirchener Klärwerks lud der Wupperverband zu einem Blick hinter die Kulissen der Abwasserreinigungsanlage ein. Bei einem kurzweiligen Rundgang zwischen Schaltzentrale, Filteranlage und Klärbecken bekamen die Besucher nicht nur viel zu sehen und zu riechen. Sie erfuhren auch jede Menge interessante …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wermelskirchen/interessanter-rundgang-durchs-55-jahre-alte-klaerwerk-aid-1.5408800

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LEUTERSHAUSEN: Überfülltes Klärbecken – Fischsterben in der Altmühl

Ungeklärtes Wasser wurde in den Fluss geleitet – Mehrere Hundert Tiere tot
Mehrere Hundert tote Fische trieben am Mittwoch gegen 16 Uhr in der Altmühl und stauten sich am Wehr der Weißenmühle. Vermutlich ist dafür ein Becken der Kläranlage in Leutershausen verantwortlich: Es konnte nach starken Regenfällen kein Wasser mehr aufnehmen.
Das Wasserwirtschaftsamt Ansbach sowie die örtliche Feuerwehr wurden hinzugezogen. Als vermutlicher Grund für das plötzliche Fischsterben…mehr:

http://www.nordbayern.de/region/ansbach/uberfulltes-klarbecken-fischsterben-in-der-altmuhl-1.4706387?searched=true

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Dissen: Sanierung einer bestehenden Pumpstation in Dissen

Abwasser-Pumpstationen haben in der Regel sehr heterogene Zuflüsse. Dies gilt besonders in industriell und gewerblich genutzten Gebieten. Das städtische Pumpwerk im Industriegebiet Süd auf dem Gelände der Firma Flottmann ist ein solches Bauwerk. Neben den alltäglichen Abwasserbestandteilen wird die Pumpstation mit dem Schmutzwasser der benachbarten Fleischverarbeitungsindustrie beaufschlagt. Ablagerungen und Korrosion an Schacht und Pumpen erforderten hier regelmäßige Einsätze der Gemeindemitarbeiter.
Tierische Beimengen sorgen für Verschleiß
Es handelt sich bei der betrachteten Pumpstation um einen Betonschacht mit einem Durchmesser von 2 Metern. Zwei Freistromradpumpen der Dimension DN100 fördern das gesammelte Abwasser in eine entfernt verlaufende Freigefällekanalisation.
In das Bauwerk läuft kontinuierlich aggressives Abwasser, welches aus einer naheliegenden Produktionsstätte für Specksorten stammt. Der hohe Anteil schwefelwasserstoffbildender Substanzen im Abwasser sorgt dafür, dass die Standzeit von Pumpen und Bauwerk zeitlich sehr begrenzt sind. So müssen die beiden Pumpen nach 1- 2 Jahren Betrieb immer wieder ersetzt werden.
Deutlich sichtbar wird die Korrosion an den Gusskomponenten der Pumpen und an dem grünen Belag, der sich auf allen Bauwerkskomponenten niederschlägt. Die NBR-Bestandteile der Gleitringdichtungen und die Anschlussleitung werden ebenfalls stark angegriffen. Dazu kommt ein deutlicher Abrieb an den Pumpenlaufrädern, welcher zu schlechten hydraulischen Wirkungsgraden und Betriebsproblemen führt.

Gut aufgestellt für die Zukunft
Um dem hohen Wartungs- und Materialaufwand künftig besser zu begegnen, wurden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen beschlossen. So wurde der Schacht nach Ausbau aller Einbauten zunächst mit einer Spezialbeschichtung saniert, was durch die Firma Wehe aus Neuenkirchen-Vörden ausgeführt wurde. In zweiwöchiger Arbeit wurde in mehreren Arbeitsgängen eine Hybrid-Silikat Beschichtung auf die gesamte Innenfläche des Schachtes aufgebracht. Anders als z.B. eine GFK-Auskleidung wird diese als dampfdiffusionsfähig eingestuft und glänzt mit absoluter Beständigkeit gegen biogene Schwefelsäurekorrosion.
Der Verler Abwasserspezialist, Abwasserservice Winter (ASW), wurde damit beauftragt, Armaturen und Pumpentechnik zu erneuern. Ziel war es, durch angepasste Materialien und Beschichtungen die Standzeiten der Anlage deutlich zu erhöhen.
Das Herzstück der Anlage bilden nun zwei MULTIFREE 35/4 CW1 Abwasserpumpen in explosionsgeschützter Ausführung. Diese Freistromrad-Pumpen sind mit ihrem großen freien Durchgang von 100 mm als äußerst robust bekannt und fördern einen Volumenstrom von max. 122 m3/h. Besondere Eignung finden die Pumpen bei der Förderung von faser- und feststoffhaltigem Abwasser. Die Pumpen werden an robusten Gleitrohrsystemen installiert und können zur Wartung leicht aus dem Schacht gezogen werden. Die Motorleistung beträgt ca. 4 kW, die maximale Förderhöhe 12 m.
Um bei Pumpen und Armaturen zukünftig eine längere Lebensdauer zu erreichen, wurden diese vom Hersteller (Pentair Jung Pumpen) besonders behandelt. Die Gussoberflächen von Pumpen, Gleitrohrfüßen und -klauen wurden tauchgrundiert und doppelt lackiert, Laufräder und Ringgehäuse wurden mit einer speziellen Flüssigkeramik beschichtet.
Weiterhin wurden hochbeständige Gleitringdichtungen (GLRD) verbaut: Die Elastomere darin sind aus Fluorkautschuk (Viton), welches eine hohe chemische Beständigkeit gegen Schwefelsäure und sehr gute mechanische Eigenschaften besitzt. Die Federn der GLRDs bestehen aus Hastelloy. Bei diesem Werkstoff handelt es sich um eine hochkorrosionsbeständige Nickel-Molybdän-Legierung, die unter anderem für Triebwerke von Düsenjets entwickelt wurde. Um auch die Gummi-Anschlussleitungen der Pumpen nicht direkt dem Abwasser auszusetzen, wurden diese im getauchten Bereich noch mit einem Kabelschutzschlauch versehen.
Nachdem die Auskleidung des Betonschachtes ausgehärtet war, wurde der Einbau in einer Eintagesaktion vorgenommen. So saniert und „getunt“ wird das Dissener Problem-Pumpwerk nun wesentlich länger seinen Dienst verrichten.

http://www.jung-pumpen.de/service/presse/presse-details/article/lang-soll-sie-leben.html

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RHEINFELDEN: Richtfest in Kläranlage

Neue Aufenthalts-, Sanitär- und Lagerräume entstehen.
Am Freitag wurde in der Kläranlage Herten das Richtfest für die Aufstockung des Gebäudes gefeiert. Mit großem Schwung flog das geleerte Glas zu Boden und zersprang glück- und segenbringend in tausend Scherben.Mehr:

http://www.badische-zeitung.de/rheinfelden/richtfest-in-klaeranlage–112242186.html

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Küps: Metall-Diebe brechen in Kläranlage ein

Einbrecher haben sich in der Kläranlage von Küps zu schaffen gemacht. Schaden: 20.000 Euro.
Unbekannte verschafften sich in der Nacht von zum Donnerstag Zutritt zum Gelände der Kläranlage in Nagel, indem sie ein Stahltor aufbrachen. Aufgrund der Reifenspuren dürfte ein größerer Transporter auf das Gelände gefahren sein, teilt die Polizei am Freitag mit.

Von der Abwasserrinne des Rechens wurden etwa 148 Edelstahl-Abdeckplatten in der Größe von 114 mal 114 Zentimeter entwendet. Die Platten waren mit Rändelschrauben …mehr:

http://www.np-coburg.de/lokal/kronach/kronach/Metall-Diebe-brechen-in-Klaeranlage-ein;art83426,4346729

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Melle investiert in seine Kläranlagen

Rund 153000 Euro investiert Melle in seine Kläranlagen. Aufträge in entsprechender Höhe hat der Verwaltungsausschuss während seiner Sitzung am Mittwoch vergeben.
So beschloss der Verwaltungsausschuss (VA), ein Fachunternehmen aus Neuss mit der Lieferung und Montage einer Rechenanlage und einer Sandbehandlung …mehr:

http://www.noz.de/lokales/melle/artikel/619964/melle-investiert-in-seine-klaranlagen

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Steinenbronn: Eine Firma kümmert sich ums Abwasser

Eine EnBW-Tochter kümmert sich ein Jahr lang um den ordnungsgemäßen Betrieb der kommunalen Abwasserreinigung.
Die Kläranlage in Steinenbronn wird seit Kurzem nicht mehr von einem Mitarbeiter der Gemeinde, sondern von einem der Firma RBS Wave aus Stuttgart geleitet. Die Tochtergesellschaft der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) hat für ein Jahr die Betriebsführung der Kläranlage übernommen. Das wurde nötig, weil Michael Seiferth, der Leiter …mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.steinenbronn-eine-firma-kuemmert-sich-ums-abwasser.b05ef858-c2a5-4bd6-94b1-897247dde27a.html

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Landkreis Ludwigsburg: Immer mehr Strom aus Klärgas

In der Debatte um alternative Energiegewinnung rückt eine Energiequelle selten in den Fokus: Klärgas. Dabei stieg im Land die Stromgewinnung aus Klärgas 2014 weiter an. Genutzt wird die Energie für den Eigenbedarf.
Die Tendenz ist steigend und der Ertrag so hoch wie nie: 2014 wurden in 274 Kläranlagen in Baden-Württemberg durch anaerobe Stabilisierung (Faulung) des anfallenden Rohschlamms 114,8 Millionen Kubikmeter Klärgas gewonnen. Laut Statistischem Landesamt wird es in 268 Klärwerken für die eigene Energieerzeugung genutzt. In den Stromerzeugungsanlagen …mehr:

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/landkreis_ludwigsburg/Immer-mehr-Strom-aus-Klaergas;art1188795,3448864

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KOLITZHEIM: Photovoltaik und Phosphatfällstation

Seit genau einem Jahr erzeugt die neue Photovoltaikanlage auf dem Gelände der Stammheimer Kläranlage Strom für den Eigenbedarf der Anlage. Die Investition hat sich bereits in den ersten zwölf Monaten gelohnt.
Wie Klärwärter Jürgen Rettner in der Sitzung des Zweckverbands Abwasserbeseitigung (AZV) Stammheim am Mittwoch im Rathaus in Kolitzheim erläuterte, lieferte die Photovoltaikanlage stolze 9500 Kilowattstunden Strom. Gute Voraussetzungen …mehr:

http://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/Investitionen-Klaeranlagen-Photovoltaik;art769,8950492

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Kläranlage: Kist sucht Partner

Einstimmig befürwortete der Gemeinderat eine mögliche interkommunale Zusammenarbeit mit dem Zweckverband Abwasserbeseitigung Ahlbach-Gruppe beim Betrieb der Kister Kläranlage. Außerdem entschied das Gremium, bei der Regierung von Unterfranken einen Förderantrag zu stellen. Mit dieser Finanzspritze und einem Eigenanteil in Höhe von 3000 Euro wird soll der aktuelle Zustand der Kister Kläranlage ermittelt werden. Mit diesem Ergebnis ist dann die Entscheidung möglich, ob …mehr:

http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Klaeranlagen-Zweckverbaende;art736,8911453

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Hückeswagen: 45 Jahre sauberes Wasser aus der Kläranlage in Hückeswagen

Seit nunmehr 45 Jahren sorgt der Wupperverband mit der Kläranlage an der Wuppervorsperre dafür, dass die Abwässer aus Hückeswagen, Kierspe und Wipperfürth gereinigt in die Wupper abfließen…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/hueckeswagen/45-jahre-sauberes-wasser-aus-der-klaeranlage-in-hueckeswagen-aid-1.5427086

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Heidenheim: Mergelstetter Kläranlage wird saniert

Der Zahn der Zeit hat enorm genagt am Beton und Stahl der Nachklärbecken in der Kläranlage in Mergelstetten. Deshalb ist derzeit ein spezialisiertes Unternehmen damit beschäftigt, die Stahlbeton-Konstruktion zu sanieren.

Das erste der drei Becken ist schon fertiggestellt und wieder in Betrieb. Um an den rostenden Stahl heranzukommen, muss der brüchige Beton entfernt werden. Erst dann lassen sich die Metallstreben behandeln und später wieder ummanteln, wofür voraussichtlich 70 Tonnen Beton …mehr:

http://www.swp.de/heidenheim/lokales/heidenheim/Mergelstetter-Klaeranlage-wird-saniert;art1168893,3450153

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Griese: „Neue Kläranlage Luger Tal trägt zum Gewässerschutz und stabilen Gebühren bei“

Umweltstaatssekretär Thomas Griese hat am Freitag die neue Gruppenkläranlage Luger Tal in der Verbandsgemeinde Hauenstein offiziell in Betrieb genommen. „Die neue Kläranlage trägt einerseits zum Gewässerschutz und anderseits zu stabilen Abwassergebühren bei. So profitieren Mensch und Umwelt gleichermaßen“, sagte Griese bei der Feierstunde, an der auch Bürgermeister Werner Kölsch und Landrat Hans-Jörg Duppré teilnahmen. Das Land habe die Kosten des Projekts in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro mit 1,6 Millionen Euro gefördert. In der neuen Anlage der Verbandsgemeindewerke Hauenstein werden die Abwässer von rund 1700 Einwohnern der Ortsgemeinden Lug, Dimbach, Darstein und Schwanheim behandelt.

Staatssekretär Griese nutzte die Gelegenheit zudem zur Übergabe von Förderbescheiden für weitere Maßnahmen der Abwasserbeseitigung in der Region. Bürgermeister Kölsch konnte für seine Verbandsgemeinde Förderbescheide in Höhe von 234.800 Euro entgegennehmen. Wolfgang Bambey, dem Bürgermeister der benachbarten Verbandsgemeinde Dahner Felsenland, übergab Griese Förderbescheide des Landes in Höhe von 1,155 Millionen Euro.

„Die Flüsse und Bäche in Rheinland-Pfalz sind in den vergangenen Jahren wieder sauberer geworden“, erklärte Griese. Diese positive Entwicklung sei vor allem auf den kontinuierlichen Ausbau der kommunalen und industriellen Kläranlagen zurück zu führen. Seit 1985 seien von den Kommunen im Land mit Unterstützung des Landes rund 8,4 Milliarden Euro in Kläranlagen investiert worden. Zudem fördere das Land den Erhalt der Abwasserinfrastruktur mit rund 160 Millionen Euro jährlich. „Damit werden wir unserer Verantwortung für die Daseinsvorsorge und für den Umweltschutz gerecht“, sagte Griese. Die neue Gruppenkläranlage Luger Tal werde die Wasserqualität des Rimbachs und der Queich verbessern, wo bislang die Nitrat- und Phosphatwerte zu hoch seien.

http://mulewf.rlp.de/no_cache/aktuelles/einzelansicht/archive/2015/september/article/griese-neue-klaeranlage-luger-tal-traegt-zum-gewaesserschutz-und-stabilen-gebuehren-bei/

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Lobenhausen: Kontaminiertes Löschwasser kommt auf den Acker

Zwei Gutachten, eines zur Brandursache und eines zur Gewässerverunreinigung, sollen die noch offenen Fragen zur Jagstkatastrophe klären.
Die Frage, ob es sich beim Mühlenbrand in Lobenhausen am 22. August um vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung handelte, dürfte sich schneller beantworten lassen. Ein Ergebnis stehe laut Polizei „in Kürze“ an. Auf die Frage, wie überhaupt und wie viel kontaminiertes Löschwasser am Ende in die Jagst gelangte, gibt es wohl erst später eine Antwort, das Ganze sei dem Vernehmen nach „sehr komplex“. Was man weiß: Ein sogenanntes Rohrdichtkissen …mehr:
http://www.swp.de/crailsheim/lokales/crailsheim/Kontaminiertes-Loeschwasser-kommt-auf-den-Acker;art5507,3458732

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Braunsbedra: Schilf hilft beim Reinigen

Klärschlamm wird bei der Kläranlage Braunsbedra künftig natürlich aufbereitet. Dafür werden in den kommenden Tagen 90.000 Schilfpflanzen gesetzt. Das spart Strom und schont die Umwelt.

Diese Woche fiel der Startschuss. Mit einer symbolischen Anpflanzung wurde bei der Kläranlage Braunsbedra die biologische Schlammbehandlungsanlage ihrem Zweck

Quelle: Kläranlage Braunsbedra: Schilf hilft beim Reinigen | Merseburg/Querfurt – Mitteldeutsche Zeitung – Lesen Sie mehr auf:
http://www.mz-web.de/merseburg-querfurt/klaeranlage-braunsbedra-schilf-hilft-beim-reinigen,20641044,32063692.html#plx1286476477

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St. Leon-Rot: Bauwerksinstandsetzung auf Kläranlage

Die Weber-Ingenieure wurden auf der Kläranlage (23.500 E) mit umfänglichen Maßnahmen zur Betoninstandsetzung beauftragt.

Es ist vorgesehen, das Belebungsbecken (4 Kammern) im Zeitraum vom 2016 bis 2017 im laufenden Betrieb instand zu setzen. Dabei werden Gesamtkosten von ca. 1.100.000,-€ netto erwartet.
Quelle: http://www.weber-ing.de/de/news/newsansicht.html?news_id=147

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Bestwig: Auszeichnung fürs Abwasserwerk

Der Ruhrverband hat die Abwasserwerke von Olsberg und Bestwig mit dem „Fremdwasserpreis Ruhr 2015″ ausgezeichnet.

Der Ruhrverband hat die Abwasserwerke von Olsberg und Bestwig mit dem „Fremdwasserpreis Ruhr 2015″ ausgezeichnet. Damit würdigt der Verband die Erfolge in der so genannten „Fremdwasserreduzierung“. Fremdwasser ist vorwiegend Grundwasser, das über undichte Stellen in den Kanal gelangt – und dort zu erheblichen Problemen führt. „Es belastet die Kläranlagen

Auszeichnung fürs Abwasserwerk Bestwig

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-meschede-eslohe-bestwig-und-schmallenberg/auszeichnung-fuers-abwasserwerk-bestwig-id11154318.html#plx1364042795

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AUERNHOFEN: Kläranlage umgekippt

Zum wiederholten Mal war eine milchige Flüssigkeit in die Kläranlage in Auernhofen eingeleitet worden und hat ein Fischsterben in einem nahegelegenen Teich ausgelöst sowie einen noch nicht zu beziffernden Schaden ander Kläranlage verursacht. Wie die Polizei mitteilt, war das verunreinigte Wasser …mehr:

http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Klaeranlage-umgekippt;art779,8948263

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ROTH: Geld sparen und Geld ausgeben

Eine Million Euro für die Kläranlage – Das Energiekonzept spürt nicht nur Mehrkosten auf –
In die Rother Kläranlage sinkt viel – nicht nur Abwasser in dunkle Kanäle, sondern auch viel Geld, wie bei der jüngsten Sitzung des Bauausschusses wieder einmal festgestellt wurde. Aus gegebenem Anlass: Das vor einem halben Jahr beschlossene Energiekonzept für die Anlage spürt zwar Kosten- und Energiefallen auf, gibt aber natürlich auch neue „Handlungsempfehlungen“. Die wurden nun präsentiert …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/roth/geld-sparen-und-geld-ausgeben-1.4706716?searched=true

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Merseburg: Gericht soll Streit mit Dow klären

Wieviel Cent muss der Abwasserzweckverband (AZV) Merseburg an das Unternehmen Dow für die Reinigung eines Kubikmeter Abwassers in der firmeneigenen Kläranlage zahlen? Um den Streit zu klären, hat der AZV das Landesverwaltungsamt verklagt.

Abwasserzweckverband Merseburg: Gericht soll Streit mit Dow klären | Merseburg/Querfurt – Mitteldeutsche Zeitung – Lesen Sie mehr auf:

http://www.mz-web.de/merseburg-querfurt/abwasserzweckverband-merseburg-gericht-soll-streit-mit-dow-klaeren,20641044,32135388.html#plx993312563

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Hengersberg-Niederalteich: Wärmegewinnung aus Klärschlamm

Der Zweckverband Abwasserbeseitigung Hengersberg-Niederalteich realisierte zusammen mit Stiebel Eltron ein Wärmepumpenprojekt in einem …mehr:

http://www.ingenieur.de/UmweltMagazin/2015/Ausgabe-07-08/Energie/Waermegewinnung-aus-Klaerschlamm

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HAGEN: Messersystem gegen verstopfte Pumpen

In einem Hagener Regen-Rückhaltebecken kam es nach starken Regenfällen häufig zu verstopften Pumpen. Die Pumpen konnten die Menge an Abfällen im Wasser nicht mehr bewältigen. Durch die Ausfälle …mehr:

http://www.ingenieur.de/UmweltMagazin/2015/Ausgabe-09/Wasser/Messersystem-gegen-verstopfte-Pumpen

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LANGEN: Abwasser soll deutlich sauberer werden

Das Regierungspräsidium fördert ein Pilotprojekt in der Langener Kläranlage. Dabei geht es um die Entfernung von Arzneimittelrückständen.
Martin Wagner, Professor an der Technischen Universität Darmstadt (TU), hat unlängst in Singapur Erstaunliches vorgesetzt bekommen. Der südostasiatische Stadtstaat, der sein Trinkwasser für viel Geld importieren muss, filtert die Abwässer so gründlich, dass diese wieder getrunken werden können. „Das stand dort statt Cola auf dem Tisch“, berichtete …mehr:

http://www.fr-online.de/kreis-offenbach/langen-abwasser-soll-deutlich-sauberer-werden,1473032,31690350.html

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Kaarst: Bundesumweltministerium fördert neue Verfahrenskombination im Gruppenklärwerk Kaarst-Nordkanal

Der Erftverband KöR erhält rund 2,7 Mill. Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums. Die Fördergelder kommen der erstmaligen Kombination einer Membranbelebungsanlage mit einer Faulung zugute, durch die Strom …mehr:

http://www.ingenieur.de/UmweltMagazin/Branchen-News/Bundesumweltministerium-foerdert-neue-Verfahrenskombination-im-Gruppenklaerwerk-Kaarst-Nordkanal

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Mittelsinn/Obersinn: Bessere Reinigung mit weniger Strom

Dass der Besuch einer Fachmesse sich auszahlt, dem Arbeitgeber einige Tausend Euro Einsparung und eine deutliche Verbesserung der Umweltbilanz bringen kann, das bewies Klärwärter Florian Filippi vom Abwasserzweckverband Mittelsinn/Obersinn.
Seit 1991 ist Filippi Klärwärter der Gemeinschaftskläranlage in Mittelsinn inne, in der die Abwässer aus Ober- und Mittelsinn gereinigt werden. Dreimal jährlich besucht er Fortbildungen und ist regelmäßiger Gast der Fachmesse in München. Mehr:

http://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Fachmessen-Oekobilanz;art768,8890886

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Stuttgart: Wo Windeln die Schnecke stoppen

Drei Stunden im Hauptklärwerk Mühlhausen, wo mehr als die Hälfte des Stuttgarter Abwassers gereinigt wird. Auch was der Bad Cannstatter den Abfluss hinab jagt, landet dort. Wenn das Wasser gereinigt ist, wird es in den Neckar geleitet. Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.24-stunden-serie-wo-windeln-die-schnecke-stoppen.b9c4bd03-a873-46ad-a9d5-667e16ccc186.html

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WÜSTENSTEIN: Umstrittene Kläranlage in Wüstenstein – Der Bau beginnt

Geringer Protest bei symbolischem Spatenstich
Spatenstich für ein umstrittenes Projekt: die Ortskläranlage wird nun in Angriff genommen. Bürgermeister Helmut Taut zeigte sich optimistisch: „„Ich bin überzeugt, dass wir heute einen Tag der Freude haben werden.“ Protest begleitete die Feierstunde.

http://www.nordbayern.de/region/forchheim/umstrittene-klaranlage-in-wustenstein-der-bau-beginnt-1.4632778?searched=true

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Heilbach:Streit ums Abwasser endet nach 22 Jahren

Heilbach und Niehl erhalten Fördergeld für Klein-Kläranlagen
Jahre lang tobte zwischen der Verbandsgemeinde und Heilbach ein Abwasserstreit. Die Gemeinde hat gewonnen und darf als erster Ort in Rheinland-Pfalz private Kleinkläranlagen bauen. Am Ende eines …mehr:

http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/bitburg/aktuell/Heute-in-der-Bitburger-Zeitung-Streit-ums-Abwasser-endet-nach-22-Jahren-Heilbach-und-Niehl-erhalten-Foerdergeld-fuer-Klein-Klaeranlagen;art752,4265855

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Riedenburg: Sonnenstrom aus der Kläranlage

(sja) Umweltfreundlicher Sonnenstrom soll die Betriebskosten in der Riedenburger Kläranlage senken. Die Module auf den Dächern der Einrichtung erzeugen laut Prognose rund 30 000 Kilowattstunden pro Jahr – rund ein Elftel des Stromverbrauchs in der Kläranlage.

Riedenburg: Dachmodule sollen Energiekosten der städtischen Einrichtung deutlich reduzieren – Lesen Sie mehr auf:
http://www.donaukurier.de/lokales/riedenburg/Riedenburg-Sonnenstrom-aus-der-Klaeranlage;art602,3108705#plx1748343046

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Selters: Schlauchpumpen zur Dosierung von Fällungsmitteln

Bei der Dosierung von Fällungsmitteln zur Phosphateliminierung entschloss man sich im Hauptklärwerk der Verbandsgemeinde Selters, neue Wege zu gehen: Anstelle der für diese Aufgabe traditionell verwendeten Membranpumpen setzt man auf die Qdos-Dosierpumpe der Watson-Marlow Fluid Technology Group. Durch den Einsatz dieser Schlauchpumpe konnte der Zeitaufwand für Wartung und Instandhaltung der Fällungsmitteldosieranlage deutlich reduziert werden.
Die Verbandsgemeindewerke Selters im Westerwald betreiben zur Reinigung der anfallenden Abwässer eine Kläranlage mit angeschlossenem semi-zentralem Flockungsmittel können in Membranpumpen Verstopfungen verursachen, die einen erhöhten Wartungsaufwand bedingen und längere Stillstandszeiten nach sich führen.
Umgebungsbedingungen wie die Temperatur wirken sich nicht nur auf die Viskosität der Flüssigkeit sondern auch auf die Leistung der Membranpumpen aus.
www.qdospumps.com/de  

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Itzehoe: Reise in die Itzehoer Unterwelt

Ein Blick in das 267 Kilometer lange Abwassersystem unter der Stadt offenbart: Mit Ratten und Kloake hat das nichts zu tun.
Der Gang in den Untergrund beginnt vor dem Landgericht. Peter Bräuß, Betriebsleiter Kanalbetreuung beim Kommunalservice, hat einen Helm aufgesetzt und steigt vorsichtig durch einen Gully einige Meter in die Tiefe. Im Ringkanal schaltet er seine Taschenlampe an, bringt so Licht ins Dunkel der Itzehoer Unterwelt. „Ist doch ganz schön hier“, sagt …mehr:

http://www.shz.de/lokales/norddeutsche-rundschau/reise-in-die-itzehoer-unterwelt-id10602926.html

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Waßmannsdorf: Phosphor-Rückgewinnung, wie sie das Klärwerk betreibt, ist eine zukunftsorientierte Strategie der Schlammbehandlung

Endress+Hauser unterstützt die Steuerung und Überwachung der Prozesse . Im Klärwerk Waßmannsdorf am Rande Berlins wird seit 1998 eine Form des Phosphorrecyclings praktiziert, die gleich mehrere ökologische und ökonomische Vorteile bietet: die optimierte biologische Phosphatelimination im Abwasser mit kontrollierter Magnesiumammoniumphosphat (MAP)-Fällung. Die Anwesenheit freier ungebundener Phosphate aus der biologischen Abwasserreinigung zur Schlammbehandlung über den Überschussschlamm bewirkt allerdings eine neue Situation: Der Prozess mit biologischer Phosphorelimination und Faulung konzentrierter Schlammströme begünstigte offenbar die Bildung von Inkrustationen in der Schlammbehandlung, die vorwiegend aus schwerlöslichen MAP-Ablagerungen bestehen. Hintergrund: Das Entgasen der mit Kohlensäure übersättigten Faulschlämme und Prozesswässer bewirkt eine pH-Wert-Erhöhung der wässrigen Phase dieser Medien. Das Löslichkeitsgleichgewicht wird verschoben. MAP kristallisiert aus und lagert sich an Rohrwänden und Pumpen ab. Zu viel Phosphat Die Eindickung des Überschussschlammes durch Zentrifugation sowie die Schwerkrafteindickung des Primärschlamms sind umweltverträgliche Methoden mit geringem Energieaufwand. Durch die Erhöhung der Konzentration der Feststoffe in der Schlammbehandlung findet ebenfalls eine Anreicherung der gelösten Inhaltsstoffe statt, die eine erhöhte Neigung des Ausfällpotenzials besitzen.

http://endress.softwerk.de/eh-online/landing-pages/resource.nsf/imgref/D_perspUMWELT_KA-Wassmannsdorf.pdf/$FILE/perspUMWELT_KA-Wassmannsdorf.pdf  

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Pforzheim: Spurenstoffelimination auf der KA Pforzheim (250.000 E)

Die Weber-Ingenieure werden nach einem VOF-Verfahren als Generalplaner für eine 4. Reinigungsstufe auf der Kläranlage Pforzheim beauftragt. Beabsichtigt ist eine Teilstrombehandlung des Abwassers für maximal ca. 800 l/s.

Das Leistungsbild umfasst sowohl alle maßgeblichen Leistungen der HOAI für Ingenieurbauwerke, Technische Ausrüstung und Tragwerksplanung sowie die örtliche Bauüberwachung und SiGeKo.
Damit werden bereits für die dritte Kläranlage der Größenklasse 5 in Baden-Württemberg nach den Projekten in Wendlingen (220.000 E, Baubeginn im Herbst 2015) und Freiburg beim AZV Breisgauer Bucht (LP 1- 3, in Bietergemeinschaft) entsprechende Ingenieurleistungen erbracht.

Quelle: http://www.weber-ing.de/de/news/newsansicht.html?news_id=146

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OPFERBAUM: Wo wird Opferbaums Abwasser geklärt?

Streit im Abwasserverband: Seit langem zanken sich die Mitglieder, wer wessen Zeche zahlt und wie viel die Solidarität kosten darf
Die zwölf Ratsmitglieder des „Zweckverbands Abwasserbeseitigung Obere Pleichach“ sind nicht zu beneiden. Seit Mai 2014 müssen sich „alte und neue Verbandsräte“ zusammenraufen, um die Probleme mit der Klärschlammtrocknung oder dem Verkaufsvertrag der Biogasanlage sowie den Verbindlichkeiten …mehr:

http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Klaeranlagen-Opferbaum-Stadtteile-Zweckverbaende;art736,8906035

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Linz-Unkel: Kläranlage testet neue Klärschlamm-Verwertung – Griese: Neue Anlage hat Pilotfunktion

„Die Kläranlage Linz-Unkel erprobt eine zukunftsweisende Alternative der Klärschlammverwertung und nutzt intelligent die Abwärme. Die innovative Anlage im Landkreis Neuwied hat Pilotfunktion“, erklärte Umweltstaatssekretär Thomas Griese. Gemeinsam mit dem Präsidenten der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, Ulrich Kleemann sowie Vertretern der Kommunen und den beteiligten Firmen nahm der Staatssekretär die Anlage in Betrieb. Mit der Klärschlammtrocknung und -der neuen Technik zur Klärschlammmineralisierung werde die Kläranlage Linz-Unkel noch effizienter und klimafreundlicher, so Griese. Der mineralisierte Klärschlamm soll zukünftig zur Düngemittelherstellung genutzt werden können. Präsident Kleemann erklärte: „Ich freue mich, dass die SGD Nord dieses zukunftweisende Projekt im Genehmigungsverfahren begleiten durfte und gratuliere allen Beteiligten zu dem positiven Ergebnis. Vor allem die energieeffiziente Arbeitsweise der Kläranlage und die ressourcenschonende Verwertung des Klärschlamms haben Vorbildcharakter“.

Die Gesamtinvestitionen der Verbandsgemeinden Linz am Rhein und Unkel für die neue Technik betragen etwa 2,4 Millionen Euro. Das Land fördert die Investition mit 995.000 Euro. Darüber hinaus übergab Umweltstaatssekretär Thomas Griese Förder-bescheide für weitere abwassertechnische Maßnahmen in der Verbandsgemeinde Linz in Höhe von insgesamt 266.245 Euro. In der Kläranlage Linz-Unkel wird das Abwasser von etwa 28.000 Einwohnern aus den beiden Verbandsgemeinden Linz am Rhein und Unkel sowie der ortsansässigen Industrie und dem Gewerbe gereinigt.

Im Jahr 2011 wurde die Kläranlage bereits mit einem innovativen Ansatz auf Biogaserzeugung aus Klärschlamm umgestellt. Das neuartige Konzept der Umstellung wurde im Jahr 2012 mit dem Umweltpreis des Landes ausgezeichnet. Inzwischen hat sich das Konzept schon auf anderen Kläranlagen bewährt. „Die Ergebnisse des neuen Pilotprojektes auf der Kläranlage Linz-Unkel sollen ebenfalls wertvolle Informationen für andere rheinland-pfälzischen Kommunen geben. Die zukünftige Verwertung der anfallenden Klärschlämme ist Thema für viele Kommunen“, so Griese.

http://mulewf.rlp.de/no_cache/aktuelles/einzelansicht/article/klaeranlage-linz-unkel-testet-neue-klaerschlamm-verwertung-griese-neue-anlage-hat-pilotfunktion/

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KARBACH: Tag der offenen Kläranlage

Der Markt Karbach lädt zum „Tag der offenen Kläranlage“ am Sonntag, 20. September, ein. Die Anlage kann von 13 bis 17 Uhr besichtigt werden. Mehr:
http://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Tag-der-offenen-Klaeranlage;art776,8908100

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Iserlohn: „Saure Schübe“ – Störfallhäufung in der Kläranlage

Der Ruhrverband und die Stadt Iserlohn sind in höchster Sorge um das biologische System.

Eine Häufung von unerlaubten und höchst problematischen Zuläufen in die Kläranlage Baarbachtal versetzt die Verantwortlichen des Ruhrverbandes in Sorge. Seit einem guten Jahr und in immer kürzer werdenden Abständen kommen in der Anlage Schmutzwasserfrachten mit einem deutlich zu niedrigen ph-Wert an. Die sauren „Schübe“, die schon Konzen¬trationen von mittlerer Salzsäure aufwiesen, stellen eine enorme Gefahr für das fragile biologische System dar.

Störfallhäufung in der Kläranlage | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/staedte/iserlohn/stoerfallhaeufung-in-der-klaeranlage-id11054893.html#plx2047562412

http://www.derwesten.de/staedte/iserlohn/stoerfallhaeufung-in-der-klaeranlage-id11054893.html

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Crailsheim: Florian Greiner klärt auch schwierige Fälle

Er hat seit Juli seinen Abschluss und einen Arbeitsvertrag in der Tasche: Florian Greiner absolvierte bei der Stadtverwaltung in Crailsheim eine Ausbildung als Abwassertechniker und erhielt im Anschluss eine Festanstellung. Drei Jahre…mehr:
http://www.swp.de/crailsheim/lokales/crailsheim/Florian-Greiner-klaert-auch-schwierige-Faelle;art5507,3422668

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Linz-Unkel: Deutschlandweit erste PYREG-Anlage zur Klärschlammbehandlung in Betrieb

Es ist soweit: Unsere bundesweit erste PYREG-Anlage zur Klärschlammverwertung inklusive Phosphor-Recycling auf der Kläranlage Linz-Unkel ist nun offiziell in Betrieb. Das musste natürlich zusammen mit unseren Projektpartnern und weiteren Vertreter aus Wirtschaft und Politik gefeiert werden. Mehr:
http://www.pyreg.de/unternehmen/aktuelles/details–einweihung_337.html

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Gräfenhainichen: Bürger fühlen sich abgezockt

Der Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbehandlung Gräfenhainichen bittet Grundstücksbesitzer für den sogenannten Herstellungsbeitrag II zur Kasse. In der Heide kocht deswegen Volkes Seele. Die Entscheidungen sind aber bereits gefallen.

Abwasser in Gräfenhainichen: Bürger fühlen sich abgezockt | Wittenberg/Gräfenhainichen – Mitteldeutsche Zeitung – Lesen Sie mehr auf:

http://www.mz-web.de/wittenberg-graefenhainichen/abwasser-in-graefenhainichen-buerger-fuehlen-sich-abgezockt,20641128,31710418.html#plx1122261599

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Dachau: Befundung und Retrofit der Schneckenpumpen-Antriebe im Klärwerk Dachau

Das Klärwerk Dachau hat eine Kapazität von 95 000 Einwohnerwerten. Drei Schneckenpumpen am Einlauf des Klär-werks heben das Abwasser auf das für die Weiterbearbeitung erforderliche Ge-ländeniveau. Die Unempfindlichkeit von Archimedischen Schnecken auch gegen-über stark verunreinigtem Wasser hat mit dazu beigetragen, dass Schnecken-pumpen aus zahlreichen Anwendungen nicht mehr wegzudenken sind.
Angetrieben werden Schneckenpum-pen meist von asynchronen Drehstrom-motoren mit nachgelagertem Riemen-trieb sowie Stirn- und Kegelstirnradge-trieben. Eine elastische Abtriebskupp-lung gleicht den Wellenversatz ….
….Projektfazit:
Mit der installierten Antriebseinheit hat der Betreiber des Klärwerks – die Stadt-werke Dachau – weitestgehend standar-disierte Industriegetriebe erhalten, die über Jahre zuverlässig arbeiten werden. Die Bereitstellung aller erforderlichen Antriebskomponenten aus einer Hand verhinderte Schnittstellenprobleme und reduzierte den Montageaufwand im Klärwerk. Durch die Nähe des SEW- Servicecenters in Kirchheim bei Mün-chen wird darüber hinaus auch nach In-betriebnahme der Antriebe eine umfas-sende Betreuung sichergestellt.

www.sew-eurodrive.de

Quelle: Korrespondenz Abwasser Heft 9-2015

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Mittlerer Itzgrund: Millioneninvestition in Umweltschutz

Der Abwasserzweckverband „Mittlerer Itzgrund“ saniert die Kläranlage bei Meschenbach. Dafür steigen zwar erst einmal die Gebühren, aber auf Dauer rechnet

https://www.np-coburg.de/lokal/coburg/coburgland/Millioneninvestition-in-Umweltschutz;art83421,4305477

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Warstein: Millionen-Investition schützt Warstein gegen Legionellen

Der Legionellen-Ausbruch in Warstein von 2013 soll ein Einzelfall bleiben: Der Ruhrverband investiert 7,5 Millionen Euro in seine Kläranlage.

Eigentlich möchte man das Wort am liebsten aus dem Sprachschatz streichen oder auf eine Liste der Unwörter des Jahrhunderts setzen. Schließlich haben die elf Buchstaben im Sommer 2013 genug Not und Leid …mehr:

Millionen-Investition schützt Warstein gegen Legionellen | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/staedte/warstein/millionen-fuer-mehr-sicherheit-id11058359.html#plx911768560

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EVS: ZUKUNFTSWEISEND

Der Entsorgungsverband Saar (EVS) hat auf seiner Kläranlage in Homburg mit dem Bau einer PYREG-Anlage zur Klärschlammverwertung begonnen. Es ist nach Linz-Unkel die zweite Anlage dieser Art, die in Deutschland gebaut wird. Pro Jahr fallen auf den 140 Kläranlagen des Verbandes rund 650.000 Kubikmeter Klärschlamm an, für dessen Entsorgung bisher Kosten in Höhe von rund 6 Millionen Euro jährlich entstanden.
 Das neue innovative Verfahren bringt allein eine Verringerung der zu verwertenden Klärschlammmenge um mehr als 80 Prozent gegenüber der bisher eingesetzten reinen Schlammentwässerung…mehr:

http://www.pyreg.de  

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Kläranlage Bochum-Ölbachtal: auf dem Weg zur energieneutralen Abwasserreinigung

Nahezu vier Millionen Euro hat der Ruhrverband in den vergangenen zwei Jahren in die energetische Optimierung der Kläranlage Bochum-Ölbachtal investiert. Dieser Aufwand zahlt sich in mehrfacher Hinsicht aus: Wie die ersten Verbrauchsergebnisse nach dem Umbau zeigen, benötigt die biologische Reinigungsstufe dank effizienterer Maschinen- und Belüftungstechnik nur noch etwas mehr als 50 Prozent der zuvor erforderlichen Energie. Zugleich wurden die Blockheizkraftwerke durch Gasmotoren der neuesten Generation ersetzt und produzieren mit der gleichen Brennstoffmenge erheblich mehr Strom als bisher.
Insgesamt konnte der Eigenversorgungsgrad der Kläranlage Bochum-Ölbachtal durch diese Optimierungsmaßnahmen von zuletzt rund 60 auf jetzt über 90 Prozent (bezogen auf den durchschnittlichen Jahresenergiebedarf) gesteigert werden. Als weitere positive Auswirkung der Sanierung kann die biologische Reinigungsstufe nun deutlich mehr Stickstoff aus dem Abwasser entfernen als zuvor. Dies ist nicht nur gut für die Gewässerqualität, sondern senkt auch die Abwasserabgabe, die der Ruhrverband bezahlen muss, und wirkt sich da-durch gebührenmindernd für die Bochumer Bevölkerung aus.

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Saarburg: Optimierung der Kläranlage

Die Kläranlage Saarburg ist eine mechanisch biologische Kläranlage mit anaerober Schlammstabilisierung. Sie ist ausgelegt auf 38.000 EW und mit 28.000 EW belastet.

Im Vorfeld zur Optimierungsmaßnahme hat BITControl eine Energieeffizienzstudie nach DWA A-216 durchgeführt.
Hieraus wurden folgende Maßnahmen zur Optimierung und Modernisierung der Kläranlage abgeleitet:

Energetische und verfahrenstechnische Optimierung der Biologie:
Umstellung von vorgeschalteter auf intermittierende Denitrifikation
Flexibilisierung der Abwasserführung: Umfahrung Vorklärung,lastabhängige Nutzung des Anerobbeckens, Bypassleitung
Entfernung der Rührwerke und Installation von Plattenbelüftern

Weiterlesen:
http://www.bitcontrol.info/

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Linz-Unkel: Nigerianische Gäste besuchten die Kläranlage

Besuch aus Nigeria hatte die Kläranlage Linz-Unkel. Nach einer kurzen Einführung in das Thema folgte eine Führung über die Kläranlage. Die Delegation zeigte sich von der zweistufigen Kompaktfaulung und der Pyreg- Anlage zur thermischen Klärschlammbehandlung beeindruckt. Mehr:

http://www.siekmann-ingenieure.de/neuigkeiten/aktuelle-neuigkeiten/?page=0

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KARBACH: Karbacher zahlen mehr für Kläranlage

Die Karbacher Bürger müssen höhere Beiträge für die Ertüchtigung der Kläranlage zahlen, als bisher veranschlagt. In seiner jüngsten Sitzung beschloss der Marktgemeinderat einstimmig eine Neufassung der Beitrags- und Gebührensatzung, nachdem die Verwaltungsgemeinschaft eine Neukalkulation durchgeführt hatte. Mehr:

http://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Klaeranlagen;art776,8829455

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Münster: Extremregen in Münster und Greven – Was lernen wir?

Vor etwa einem Jahr, Ende Juli 2014 ging in Münster und Greven ein Rekordregen nieder: An der Hauptkläranlage Münster fielen in nur sieben Stunden 292 Liter Niederschlag, der höchste gemessene Wert seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1891!
Im Rahmen einer Tagesveranstaltung am 1. Oktober 2015 in Münster werden von Referenten aus dem Kreis der Mitar-beiter der Städte Münster und Greven sowie Vertreterinnen der Bezirksregie-rung und der Facebook-Initiative „Regen in Münster“ dargestellt, wie die tatsächlichen Abläufe im besagten Zeitraum in Münster und Greven waren.
Die Auswirkungen dieses Ereignisses für Bürger wie auch die städtische Infrastruktur und die daraus abzuleitenden Konsequenzen sowie gewonnenen Er-kenntnisse werden im Rahmen der Veranstaltung erläutert und anderen Institu-tionen zugänglich gemacht.
Andere Kommunen sollen von den Erfahrungen in Münster und Greven lernen können. Deshalb stehen Austausch und Diskussion mit Mittelpunkt der Veranstaltung.
Weitere Informationen und Anmel-dung unter www.dwa-nrw.de

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Altomünster: Kläranlage wird zu Musterbeispiel für die Energiewende

• auch die Reinigungswirkung wird besser.
• Gas aus Klärschlammfaulung wird in Strom verwandelt.
• Die Kosten liegen bei 3,3 Millionen Euro.
Mehr:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/altomuenster-musterbetrieb-am-zeitlbach-1.2598601

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Unterriexingen: Alle Fische tot – Schlamm aus Klärwerk Talhausen in der Glems

In der Glems bei Unterriexingen sind haufenweise Fische verendet. Nach einem Störfall im Klärwerk sind Abwasser und Schlamm in den Fluss geschwappt. Ein Klärbecken war außer Betrieb – und dann kam der Starkregen. Mehr:

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/landkreis_ludwigsburg/Alle-Fische-tot-Schlamm-aus-Klaerwerk-Talhausen-in-der-Glems;art1188799,3373740

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Schwandorf: Klärschlamm gemeinsam entsorgen

Das setzen nun die Kommunen im Landkreis Schwandorf nach langer Zeit und intensiven Beratungen um. Dazu soll ein neuer Zweckverband gegründet werden.
Zu dessen Aufgaben wird unter anderem gehören, eine Klärschlammtrocknungsanlage in Schwandorf zu errichten und auch zu betreiben und die Rohstoffrückgewinnung aus dem Klärschlamm durchzuführen…mehr:SCSCHWANDORF: INTERKOMMUNALE KLÄRSCHLAMMENTSORGUNG HWANDORF: INTERKOMMUNALE KLÄRSCHLAMMENTSORGUNG

http://www.otv.de/schwandorf-interkommunale-klaerschlammentsorgung-181001/

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Laichingen: Baden-Württemberg fördert Vernichtung von Spurenstoffen

Das Land fördert den über 4,5 Millionen Euro teuren Bau der Anlage zur Elimination von Spurenstoffen auf der Kläranlage Laichingen mit rund 2,1 Millionen Euro. „Besonders freut es mich, dass wir der Stadt für dieses richtungsweisende Abwasserprojekt eine 20-prozentige Extraförderung gewähren konnten“, erklärte Helmfried Meinel, Ministerialdirektor im Umweltministerium, als er der Stadt den Förderbescheid überreichte.
Darüber hat der Staatsanzeiger für Baden-Württemberg, Ausgabe Nr. 22, am 5. Juni 2015 berichtet.
Den kompletten Beitrag lesen Sie hier.

http://www.koms-bw.de/

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Weißenfels: Ein Herzstück für das Klärwerk

Das Weißenfelser Klärwerk hat am Donnerstag sein neues Herzstück erhalten. Der technisch anspruchsvolle Einbau der Membran-Filteranlage ist zugleich ein entscheidender Abschnitt der Erweiterung der Anlage.Weißenfels.
Mit der Membrantechnologie entsteht auf der Anlage im Weißenfelser Norden eine dritte Reinigungsstraße für das Abwasser.

Lesen Sie mehr auf:
http://www.mz-web.de/weissenfels/weissenfels-ein-herzstueck-fuer-das-klaerwerk,20641108,31184166.html#plx752116038

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Herford: Reduktion von Spurenstoffen – Pilotanlage in Herford geht in Betrieb

Pöyry betreut Versuchsanlage – Interessierte können Anlage besuchen
Auf der Kläranlage Herford laufen aktuell Pilotversuche zur Reduktion von Spuren- und Mikroschadstoffen. Hintergrund sind die künftigen Anforderungen an Abwasserreinigungsanlagen. Dafür muss eine weitere Reinigungsstufe in die bestehende Anlage und die spezielle Verfahrenstechnik der Kläranlage Herford eingebunden werden. Eine besondere Herausforderung, denn die Anlage arbeitet mit dem in Deutschland seltenen Biostyr®-Verfahren. Pöyry testet deshalb gemeinsam mit den Herforder Abwassertrieben die Implementierung einer Pulveraktivkohle-Anlage (PAK-Anlage). Das Consulting- und Engineering-Unternehmen erstellte dafür das Versuchs- und Analyseprogramm und begleitet die Versuchsanlage wissenschaftlich. Die Ergebnisse dienen der weitergehenden Planung zur Umsetzung einer großtechnischen Anlage.
Durch die vollautomatisierte Pilotanlage können bis zu 50 m³ Abwasser pro Stunde behandelt werden. Dabei werden Leistungsfähigkeit und Grenzen der Verfahrenstechnik zur Spurenstoffelimination getestet. „Die Pilotversuche laufen sehr vielversprechend. Wir konnten bereits in den ersten Tagen die Ablaufwerte der Kläranlage deutlich reduzieren und können davon ausgehen, dass die Anlage sehr gut in die Kläranlage Herford integriert werden kann“, sagt Ralf Janyga, Niederlassungsleiter Essen und Kompetenzbereichsleiter Wasser bei Pöyry.

Pöyry hatte bereits die Machbarkeitsstudie für mögliche Verfahren zur Elimination von Spurenstoffen auf der Kläranlage Herford mit einer Anschlussgröße von 250.000 Einwohnerwerten durchgeführt. Die Experten untersuchten, wie das Abwasser wirtschaftlich von Spurenstoffen befreit werden kann. Dabei stellte sich die Aktivkohleadsorption als besonders vielversprechend heraus.
„Das innovative Verfahren eignet sich sehr gut für die Aufbereitung des Abwassers in Herford. Mit Pöyry haben wir einen Partner an der Seite, der die Herausforderungen unserer Kläranlage gut im Blick hat und auf uns zugeschnittene Lösungen entwickelt“, betont Gerhard Altemeier, Geschäftsführer der Herforder Abwasser GmbH. Nach Abschluss der Pilotierung soll die Entscheidung über eine mögliche großtechnische Anlagenauslegung in den politischen Entscheidungsgremien getroffen werden. Dafür müssen die Investitions- und Betriebskosten ermittelt werden.
Pöyry ist bereits seit vielen Jahren an Optimierung und Umbau einiger der größten Kläranlagen Deutschlands beteiligt, unter anderem in Köln, Dortmund, Mannheim, Nürnberg, Erfurt und an der Emschermündung. In der Schweiz betreibt Pöyry darüber hinaus seit März 2015 zusammen mit dem Abwasserwerk Rosenbergsau erfolgreich eine Pilotanlage zur Reduktion von Mikroverunreinigungen mittels Ozonung. „Mit den Pilotversuchen in Herford werden nun wichtige Erkenntnisse gewonnen, die den bisherigen Kenntnisstand im Bereich Elimination von Mikroverunreinigungen mit Pulveraktivkohle ergänzen. Die Ergebnisse sind nicht nur für die Kläranlage in Herford relevant, sondern auch für Ausbauten in anderen Abwasserreinigungsanlagen in den nächsten Jahren“, ergänzt Janyga.

Über Pöyry
Pöyry ist ein international tätiges Consulting- und Engineering-Unternehmen und bietet eine umfassende Dienstleistungspalette mit integrierten Lösungen entlang des gesamten Projektlebenszyklus. Mit ausgewiesenen Kompetenzen in den Bereichen Energie, Industrie, Verkehr, Hoch- und Städtebau, Wasser und Umwelt ist Pöyry ein gefragter Partner privater und öffentlicher Auftraggeber. Pöyry bietet seinen Kunden Management Consulting sowie Dienstleistungen für Engineering und Projektabwicklung. Als globaler Konzern mit ca. 6.000 Mitarbeitern erzielte Pöyry 2014 einen Nettoumsatz von 571 Millionen Euro. In Deutschland ist das Unternehmen flächendeckend an 17 Standorten und mit ca. 650 Experten präsent.

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Freyburg: Projekt an der Hochschule Anhalt Strom aus Klärschlamm

Im Studiengang Biotechnologie der Hochschule Anhalt hat ein ehemaliger Masterstudent die Leitung eines wissenschaftlichen Zukunftsprojekts übernommen

Eine fünfstellige Summe an Energiekosten gibt das Klärwerk in Freyburg jeden Monat allein für die Belüftung der Klärbecken bei der Abwassereinigung aus.

Lesen Sie mehr auf:
http://www.mz-web.de/koethen/projekt-an-der-hochschule-anhalt-strom-aus-klaerschlamm,20641024,31242056.html#plx1655201727

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SCHWANDORF: Probleme mit dem Klärschlamm

Zurzeit lagern 800 Tonnen Klärschlamm
Die Stadt Schwandorf hat zunehmend Probleme, den Klärschlamm aus der Verbandskläranlage, Klärwerkstrae 1, wieder loszuwerden. Wie Betriebsleiter Robert Merkl im Stadtrat erläuterte, lagern zurzeit 800 Tonnen …mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/gemeinden/schwandorf/probleme-mit-dem-klaerschlamm-22800-art1264767.html

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Merseburg: Neue Kläranlage geplant.

Hat Dow beim Abwasser zu hoch gepokert?
Weil der Chemiekonzern Dow zu viel Geld verlangt, will der Abwasserzweckverband Merseburg (AZV) jetzt wohl doch eine neue Kläranlage bauen. Werden die Kosten dafür auf die Verbraucher umgelegt?
In den zähen Verhandlungen um die künftige Annahme von Schmutzwasser …mehr:

Lesen Sie mehr auf:
http://www.mz-web.de/merseburg-querfurt/neue-klaeranlage-geplant-hat-dow-beim-abwasser-zu-hoch-gepokert-,20641044,31208946.html#plx897293452

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Maukendorf: Abwasser soll künftig nicht mehr nach „auswärts“ fließen

Wittichenau baut Druckleitung zu eigener Kläranlage
Die Stadt Wittichenau will künftig das im Ortsteil Maukendorf anfallende Abwasser nicht mehr in die Kläranlage der Versorgungsbetriebe Hoyerswerda in Bergen einleiten, sondern in die eigene Kläranlage …mehr:

http://www.lr-online.de/regionen/hoyerswerda/Maukendorfs-Abwasser-soll-kuenftig-nicht-mehr-nach-auswaerts-fliessen;art1060,5104827

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Schwandorf: Klärschlamm gemeinsam entsorgen

Das setzen nun die Kommunen im Landkreis Schwandorf nach langer Zeit und intensiven Beratungen um. Dazu soll ein neuer Zweckverband gegründet werden.
Zu dessen Aufgaben wird unter anderem gehören, eine Klärschlammtrocknungsanlage in Schwandorf zu errichten und auch zu betreiben und die Rohstoffrückgewinnung aus dem Klärschlamm durchzuführen…mehr:SCSCHWANDORF: INTERKOMMUNALE KLÄRSCHLAMMENTSORGUNG HWANDORF: INTERKOMMUNALE KLÄRSCHLAMMENTSORGUNG

http://www.otv.de/schwandorf-interkommunale-klaerschlammentsorgung-181001/

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Aurich: Bald mehr Platz für die Mikroben

Am Klärwerk in Aurich soll im kommenden Jahr das Belebungsbecken erweitert werden. Das ist nur eines der vielen Projekte des Zukunftskonzepts. Denn das größere Becken ist nur der erste Schritt…mehr:

http://www.oz-online.de/-news/artikel/158819/Bald-mehr-Platz-fuer-die-Mikroben

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Altomünster: Kläranlage wird zu Musterbeispiel für die Energiewende

• auch die Reinigungswirkung wird besser.
• Gas aus Klärschlammfaulung wird in Strom verwandelt.
• Die Kosten liegen bei 3,3 Millionen Euro.
Mehr:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/altomuenster-musterbetrieb-am-zeitlbach-1.2598601

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Adelberg: Kläranlage schließt

Für sein Abwasserkonzept musste Adelberg ganz neue Wege suchen: Die Gemeinde schließt wegen zu hoher Sanierungskosten das Klärwerk.
Die Abwässer gehen künftig in die zum Zweckverband Marbach-/Krettenbachtal gehörende Anlage …mehr:

http://www.swp.de/goeppingen/lokales/landkreis_gp/Adelberger-Klaeranlage-schliesst;art1210078,3355364

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Coswig: Abwasserkläranlage – Alles geklärt!

Die wichtigsten Mitarbeiter sind unsichtbar und von ihnen gibt es zig Billionen. Es sind günstige Kollegen, sie arbeiten rund um die Uhr, pflegeleicht und anspruchslos, solange sie täglich ihr Futter bekommen: das Abwasser. Von diesem gibt es in der Coswiger Kläranlage reichlich

Lesen Sie mehr auf:
http://www.mz-web.de/wittenberg-graefenhainichen/abwasserklaeranlage-in-coswig-alles-geklaert-,20641128,31068144.html#plx975513860

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LAHR: Weltweit erste Anlage dieser Art

Die vierte Klärstufe ist seit vier Wochen im Probebetrieb
Die vierte Stufe der Kläranlage läuft seit vier Wochen im Probebetrieb. Sie soll im Oktober offiziell eingeweiht werden. Die neue Anlage, in die der Abwasserverband 9,3 Millionen Euro investiert hat, soll Spuren- und Reststoffe wie Medikamente oder Chemikalien aus dem Abwasser filtern. Am Donnerstag hat der Umweltausschuss vor Ort getagt. Danach nahmen die Mitglieder die neue Anlage in Augenschein.Mehr:

http://www.koms-bw.de/

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BERGTHEIM: Abwasser-Streit vor einer Lösung?

Ruhig scheint es geworden zu sein um den „Abwasserzweckverband Obere Pleichach“ mit seinen Mitgliedsgemeinden Bergtheim, Hausen, Oberpleichfeld, Unterpleichfeld. Aber brisant ist die Situation weiterhin. Es gibt immer noch Spannungen im Verbandsrat, ausufernde Sitzungen ohne Beschlüsse und überraschende Wendungen.
Ein kleiner Rückblick: Nach öffentlichen Attacken aus Unterpleichfeld, vor allem …mehr:

http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Klaeranlagen-Landwirte-und-Bauern-Opferbaum;art736,8834179

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Trockau: soll Maßstäbe für ganz Bayern setzen

Der neuen Kläranlage wird Modellcharakter attestiert – Bereits mit dem Abwasser-Innovationspreis geadelt –
– Ihr wird Modellcharakter zugeschrieben. Mehr noch: Maßstäbe soll sie setzen für ganz Bayern: Die Kläranlage Trockau, die am Freitag nach Um- und Ausbau …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/pegnitz/trockau-soll-massstabe-fur-ganz-bayern-setzen-1.4541679?searched=true

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STADTENTWÄSSERUNG GLÜCKSTADT: 34 Millionen Euro für das Kanalnetz

Christine Mesek ist die neue Verbandsvorsteherin der Stadtentwässerung und übernimmt das Amt von Lutz Altenwerth.
Christine Mesek ist neue Verbandsvorsteherin der Stadtentwässerung Glückstadt (SEG). Sie wurde einstimmig auf der jüngsten Versammlung des Zweckverbandes in das Ehrenamt gewählt. Vorsitzender Dr. Manfred Lück begrüßte die 44-jährige Bauingenieurin mit einem bunten Blumenstrauß.

„Auf die neuen Herausforderungen in Glückstadt freue ich mich. In den kommenden Jahren steht weiterhin die umfangreiche Sanierung …mehr:

http://www.shz.de/lokales/norddeutsche-rundschau/34-millionen-euro-fuer-das-kanalnetz-id10379876.html

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BREISACH: Sanierung der Kläranlage kostet Millionen

Die Kläranlage in Breisach muss, wie bereits berichtet, modernisiert werden, weil sie in die Jahre gekommen ist und die Abwässer von immer mehr Bewohnern aufnehmen muss. Der Breisacher Gemeinderat hat nun dafür zwei größere Aufträge vergeben. Mehr:

http://www.badische-zeitung.de/breisach/sanierung-der-klaeranlage-kostet-millionen–108684985.html

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Eslohe: Neue Kläranlage kurz vor Fertigstellung

Nach fast eineinhalbjähriger Bauzeit ist die neue Kläranlage am Fischacker nun fast fertig. Ende Oktober soll die Anlage voraussichtlich in Betrieb genommen werden.

„Mit dem Neubau der Kläranlage und des Regenüberlaufbeckens Eslohe wird ein wirksamer Beitrag zum Gewässerschutz und eine Stärkung der Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde Eslohe erreicht.“ Damit sei eine langfristige Entsorgungssicherheit für neue Baugebiete, Industrie

Neue Kläranlage kurz vor Fertigstellung | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-meschede-eslohe-bestwig-und-schmallenberg/neue-klaeranlage-kurz-vor-fertigstellung-id10938320.html#plx1457105000

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Aggerverband: Masterplan 2030

Der Aggerverband betreibt 32 Kläranlagen im Bergischen Land. Die Hydro-Ingenieure GmbH wurde in Zusammenarbeit mit WiW, Wuppertal mit der Erstellung eines Master-planes mit nachfolgenden Zielen unter Berücksichtigung zukünftiger Anforderungen wie der demographischen Entwicklung, dem Klimawandel, den veränderten Anforderungen an die Abwasserreinigung und dem höheren Schutz der Gewässer beauftragt.
• Technisch optimierte Anlagenplanung
• Effiziente Leistungserbringung
• Nachhaltige Kostenentwicklung
Die Frage der möglichen Zentralisierung von Kläranlagen wird unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sowie unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien (4. Reinigungsstufe, Phosphorrecycling, Wasserrahmenrichtlinie etc.) im Rahmen des Projektes beantwortet.

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zu diesem Projekt, so stehen Ihnen gerne telefonisch unsere Herr Alt unter 0211 / 44 99 1-55 und unser Herr Maas unter 0211 / 44 99 1-30 zur Verfügung. Oder schicken Sie einfach eine E-Mail an klaus.alt@hydro-ingenieure.de oder hubert.maas@hydro-ingenieure.de.

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Langenau: Geldgeber für Kläranlagen gesucht – Sechs Anlagen im Raum Langenau müssen modernisiert werden

Die Klärwerke im Raum Langenau müssen nachgerüstet werden, um die Wasserqualität für Millionen Menschen im Land zu verbessern. Die Kommunen fordern vom Wasserversorger und vom Land finanzielle Hilfe…mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/alb_donau/Geldgeber-fuer-Klaeranlagen-gesucht-Sechs-Anlagen-im-Raum-Langenau-muessen-modernisiert-werden;art1158552,3368317

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SÜDLICHE ORTENAU: Kläranlage stößt an ihre Grenzen

Verbandskläranlage in Kappel muss für rund 6,5 Millionen Euro erweitert werden / Gründe: Wasserpark und neue Hotels.
Der Europa-Park baut einen Wasserpark und mindestens zwei neue Hotels in östlicher Ortsrandlage von Rust – mit Folgen für den Abwasserzweckverband Südliche Ortenau. Der muss nicht nur sein Kanalnetz am künftigen Abwasseraufkommen ausrichten, sondern auch die Kapazität …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/ettenheim/klaeranlage-stoesst-an-ihre-grenzen–108438906.html

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HINTERZARTEN: Kläranlage kann gebaut werden

Landeszuschuss eingetroffen.
(jfz). Über den aktuellen Sachstand bei der Errichtung einer Pflanzenkläranlage im Bereich Hanselehof informierte Bürgermeister Klaus-Michael Tatsch im Rahmen der Gemeinderatssitzung im Waldhotel Fehrenbach in Alpersbach. Im Jahr 2011 war das Thema erstmals auf dem Tisch. Nun kann die Firma mit den Bauarbeiten beginnen. Im Juni traf nämlich der Bewilligungsbescheid des Landes über einen Zuschuss über 58500 Euro für die vor gut vier Jahren mit insgesamt 150 000 Euro veranschlagten Maßnahme ein.

Die Pflanzenkläranlage ersetzt die bisher bestehende Kleinkläranlage, die …mehr:
http://www.badische-zeitung.de/hinterzarten/klaeranlage-kann-gebaut-werden–109253965.html

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RHEINFELDEN: Ihre Arbeit wird oft unterschätzt

Benno Ferdinand und Robert Schmidt überwachen die Kanäle.
Geschickte Handwerker sind bei den Technischen Diensten gefragt. Die Mitarbeiter des von Siegfried von Au geleiteten städtischen Amts pflanzen, sägen, graben, schrauben, bauen kontrollieren und reparieren. In ihrem Domizil an der Güterstraße sind alle Abteilungen vereint. Die BZ stellt das vielfältige Aufgabengebiet der Technischen Dienste in einer Serie vor, heute …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/rheinfelden/ihre-arbeit-wird-oft-unterschaetzt–109371851.html

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Erkelenz: Anschlusszwang für Niederschlagswasser

Die Stadt Erkelenz hatte gegenüber einer Grundstückseigentümerin angeordnet, die Dachflächen, von denen Niederschlagswasser abfließt und im Garten versickert, an die öffentliche Abwasseranlage anzuschließen. Die 7. Kammer hat mit Urteil vom 29. Juli 2015 entschieden, dass diese Anordnung rechtmäßig …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/erkelenz/erkelenz-anschlusszwang-fuer-niederschlagswasser-aid-1.5279575

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Aidlingen: Ein fauler Faulturm und rührige Reisende

– Wer sich fragt, wie ein beleidigter Bürgermeister klingt, bekommt jetzt Antwort von Ekkehard Fauth: „Solange die Kläranlage nicht einwandfrei funktioniert, wird auch nicht gefeiert“, teilte Aidlingens Rathauschef diese Woche mit. Der Mann ist stinkig. Denn in seinem Faulturm schäumt es nur – anstatt kräftig zu blähen. Methangas für das Blockheizkraftwerk sollte das Bauwerk längst produzieren, doch …mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kolumne-fallobst-ein-fauler-faulturm-und-ruehrige-reisende.a8c4b7fb-1bbc-4284-a660-d3da604a24e8.html

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Pegnitzgrund: 25. Juli 1965: „Faul-Ei“ im Pegnitzgrund

Für den Schlamm aus Abwässern –
Baureferent Stadtrat Heinz Schmeißner, Baudirektor Otto Betz und Oberbaurat Dr.-Ing. Hans Hartmann machten gestern mit einem seltsamen Ei bekannt. So sieht nämlich der neue Schlammfaulbehälter aus, der im Klärwerk I an der Fuchsstraße entsteht. 32 Meter wird der Koloß über das Pegnitztal ragen. 13 Meter tief wurzelt er auf hartem Sandstein fest im Boden. Die Nürnberger stellen damit einen Rekord auf. Ein „Faul-Ei“ dieser Größe gibt es auf der Welt nicht wieder. Rekorde sind aber auch teuer. Die Baukosten betragen insgesamt 3,2 Millionen Mark. Wenn im Winter 1966/67 der Betrieb beginnt, fault darin die täglich anfallende Frischschlamm-Menge …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/nuernberg/25-juli-1965-faul-ei-im-pegnitzgrund-1.4538833?searched=true

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HAGEN: Kanalführung – Hinabgestiegen in die Hagener Unterwelt

Redaktions-Mitarbeiter Flemming Krause hat im Rahmen des Hagener Urlaubskorbes an einer Kanalführung teilgenommen. Er ist hinabgestiegen in die Unterwelt. Da, wo es mieft und ein sehr komplexen System besteht. Seine Reportage lesen Sie hier.

Ich gehe die kleine Treppe auf dem Gelände der Gärtnerei Knop an der Lenaustraße mit einem unsicheren Gefühl nach unten. Ein paar Stufen noch, dann bekomme ich zum ersten Mal einen Stauraumkanal zu Gesicht.Was erwartet mich, wenn ich die letzte Stufe genommen habe und rechts durch die Stahltür abgebogen bin? Übler Gestank und Fäkalien an den Kanalwänden? Der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) bot ihm Rahmen des Hage

Kanalführung: Hinabgestiegen in die Hagener Unterwelt | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/staedte/hagen/hinabgestiegen-in-die-hagener-unterwelt-id10957220.html#plx507419780

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Laichingen: Vierte Reinigungsstufe ist nahezu fertig

Die Kläranlage Laichingen wird ausgebaut. Hintergrund ist die besondere Herausforderung bei der Abwasserreinigung auf der Schwäbischen Alb. Häufig gibt es kein geeignetes Fließgewässer in der Nähe, in das die Kläranlage ihren Ablauf einleiten kann. Damit gelangt bisher das mit Schadstoffen belastete Wasser direkt ins Karstgestein und dann ins Grundwasser.
Darüber hat der Staatsanzeiger für Baden-Württemberg, Ausgabe Nr. 22, am 5. Juni 2015 berichtet.

Quelle: http://www.koms-bw.de/pressemitteilungen/

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Pilotvorhaben „4. Reinigungsstufe“ in Weißenburg

Anthropogene Spurenstoffe bzw. Mikroverunreinigungen in Oberflächengewässern sind in den letzten Jahren in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Für Arzneimittelwirk-
stoffe bzw. ihre Metaboliten ist bekannt, dass sie v.a. über Haushaltsabwässer in kommunale Kläranlagen gelangen und mit dem gereinigten Abwasser in das Gewässernetz emittiert werden, weil für viele dieser Verbindungen die üblichen Abwasserreinigungsverfahren nach dem Stand der Technik nicht ausreichend effizient sind.
Bayern verfolgt daher eine schrittweise Vorgehensweise hinsichtlich des Umgangs mit anthropogenen Spurenstoffen und der Frage der Notwendigkeit einer 4. Reinigungsstufe. In einem ersten Schritt wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz eine Studie zur Bewertung der Eignung bestehender Technologien für die Elimination anthropogener Spurenstoffe auf kommunalen Kläranlagen erstellt. Die Ergebnisse fließen aktuell in die Konzeption der bayerischen Pilotanlage ein, die auf dem Gelände der städtischen Kläranlage in Weißenburg (35.000 EW) errichtet werden soll. Ausschlaggebend für den Standort Weißenburg war neben den guten Voraussetzungen für die Umsetzbarkeit auf der Kläranlage vor allem die Einleitung des Abwassers in die Schwäbische Rezat, die aufgrund der niedrigen Abflüsse als wasserwirtschaftlich sensibles Gewässer gilt.
Mit der Nachrüstung der Kläranlage Weißenburg wird erstmals in Bayern eine 4. Reinigungs-
stufe großtechnisch realisiert. Die geplanten Baumaßnahmen werden ebenso wie die zugehörigen Ingenieurleistungen vom Freistaat Bayern mit einem Zuwendungssatz von 75% gefördert.
Von den Projektbeteiligten wird die Installation einer Ozonierungsanlage mit anschließender Passage von zwei parallel betriebenen Filtersystemen (biologisch aktivierter Filter aus granulierter Aktivkohle und Sandfilter) zur Elimination der entstandenen Transformations-
produkte favorisiert. Durch Einbringen von Ozon (O3) als starkes Oxidationsmittel in den Abwasserstrom lassen sich organische sowie anorganische Abwasserinhaltsstoffe in kleinere Verbindungen transformieren oder im Idealfall mineralisieren.
Durch Einsatz der unterschiedlichen Filter können verschiedene Verfahrensmöglichkeiten der nachgeschalteten Stufe hinsichtlich Kosten und Reinigungsleistung geprüft und untersucht werden. Dies dient dem Ziel für den späteren Dauerbetrieb eine wirtschaftliche Lösung zu erreichen.

http://www.wwa-an.bayern.de/abwasser/landkreis_wug/pilotvorhaben_wug/index.htm

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DÜLMEN: Inbetriebnahme der ersten PAK-Anlage in Nordrhein-Westfalen

Nach einjähriger Bauzeit wurde am 20.5.2015 auf der Kläranlage Dülmen die neue Pulveraktivkohlebehandlungsanlage feierlich in Betrieb genommen. Neben Vertretern des Betreibers, der Emschergenossenschaft/Lipperverband waren Vertreter des Umweltministeriums NRW und der Stadt Dülmen anwesend.
Die Anlage kann bis zu 200 l/s Abwasser reinigen und besteht aus den in die Filtrationsanlage integrierten Kontaktbecken, einem neuen Absetzbecken, der ertüchtigten Filteranlage und dem weithin sichtbaren Pulveraktivkohlesilo. Die künstlerische Gestaltung des Silos kann sicher bei der Bevölkerung die durch mehrere Kooperationsprojekte zwischen der Stadt Dülmen und der EG/LV begonnene Sensibilisierung im Umgang mit Medikamenten und Chemikalien sichtbar machen.

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zu diesem Projekt, so steht Ihnen unsere Frau Kuhlamnn gerne telefonisch unter 0211 / 44 99 1-33 zur Verfügung. Oder schicken Sie einfach eine E-Mail an silke.kuhlmann@hydro-ingenieure

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VOLKACH: Punktlandung für Kläranlage?

in Volkach und Obervolkach waren die dicksten Brocken, mit denen sich der Verwaltungsrat der Stadtwerke Volkach am Mittwochabend befasste. Zunächst besichtigte der Verwaltungsrat, der sich aus Stadträten zusammen setzt, die Photovoltaikanlage des Klärwerks in Obervolkach, ehe im Sitzungssaal des Rathauses eine umfangreiche Tagesordnung abgearbeitet wurde. Mehr:

http://www.mainpost.de/regional/kitzingen/Kilowattstunden-Klaeranlagen-Pumpen-Stadtwerke;art773,8799166

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FÜRTH :Viele Millionen fließen ins Fürther Abwasser

Nicht nur sauber, sondern rein: Neue Nachklärbecken in Betrieb genommen – Weitere Investitionen laufen
Die Stadt macht ihre Kläranlage fit für die Zukunft. In diesem Jahr beginnen gleich mehrere Baumaßnahmen. Ein anderes Großprojekt ist abgeschlossen: Drei neue Nachklärbecken helfen dabei, das Abwasser …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/fuerth/viele-millionen-fliessen-ins-further-abwasser-1.4492038?searched=true

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Heidenheim: Spiel mit dem Risiko

Gegenstand des Cross-Border-Geschäfts: Kläranlage in Heidenheim-Mergelstetten
Um Cross-Border-Leasing ist es still geworden. Nun sorgt einer der umstrittenen Deals auf der Ostalb für Sorgenfalten. Eine beteiligte Bank ist im Rating gefallen. In vergleichbaren Fällen kostete das Städte Millionen.
Die Verträge sind mehrere 1000 Seiten dick und geheim, eine Vielzahl von Banken, Anwälten und Beratern sind beteiligt. Vor der Finanzkrise galt „Cross-Border-Leasing“ als Zauberwort für Kommunen. Doch viele der umstrittenen Millionen-Deals entpuppten sich als Fiasko. So erlitten…mehr:

http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/Spiel-mit-dem-Risiko;art4319,3208708

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Dattenhausen: Plan – aus Klärgas Strom gewinnen

Die Gruppenkläranlage Dattenhausen stand thematisch im Mittelpunkt der Versammlung des Abwasserzweckverbands Härtsfeld. Vor Ort informierten sich die Mitglieder über die derzeitige Baustelle zur Erweiterung der Kläranlage.

http://www.swp.de/heidenheim/lokales/kreisheidenheim/Plan-aus-Klaergas-Strom-gewinnen;art1168195,3322604

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Lontal: Monteur stirbt nach Zusammenbruch in Schacht

Der 71-jährige Monteur, der am vergangenen Donnerstag bei Arbeiten in einem Schacht in der Kläranlage Bissingen/Lontal nach einem Zusammenbruch ohne Sauerstoffversorgung geblieben war, ist wenige Stunden nach dem Unfall verstorben. Mehr:

http://www.swp.de/heidenheim/lokales/polizeibericht/Monteur-stirbt-nach-Zusammenbruch-in-Schacht;art1180840,3304804

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Hamminkeln: Einlaufbecken wird für 230 000 Euro saniert

Der Einlaufbereich der Hamminkelner Kläranlage, bestehend aus Rechen, Sandfang und Venturi-Rinne, steht im kommenden Jahr auf der Sanierungsliste der Stadt. Baukosten von 230 000 Euro sind dafür vorgesehen. Die Planungskosten von rund 30 000 Euro stehen…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wesel/klaeranlage-einlaufbecken-wird-fuer-230-000-euro-saniert-aid-1.5223688

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Bad Rothenfelde: vor Kläranlagen-Modernisierung

Bis zu 1,45 Millionen Euro könnte die Optimierung und Sanierung der Bad Rothenfelder Kläranlage im Ortsteil Aschendorf kosten. Prokurist Dietmar Gerdes vom Oldenburger Planungsbüro „aqua consult“ stellte eineinhalb Jahre nach dem ersten Entwurf im Zuge des Klimaschutzkonzeptes dem Finanz- und Betriebsausschuss mehrere Modernisierungs-Varianten vor. Mehr:

http://www.noz.de/lokales/bad-rothenfelde/artikel/588548/bad-rothenfelde-vor-klaranlagen-modernisierung

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Seligenstadt: Abwasseranlage- Eine knifflige Angelegenheit

Eine kostenintensive und knifflige Herausforderung für alle Beteiligten: das neue Abwasserpumpwerk an der Steinheimer Straße in Seligenstadt. Von Michael Hofmann
Während der Baumaßnahmen muss der Betrieb der Anlage aufrecht erhalten werden, die Kosten liegen bei 5,35 Millionen …mehr:

http://www.op-online.de/region/seligenstadt/abwasseranlage-seligenstadt-eine-knifflige-angelegenheit-5050365.html

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Neu-Ulm: Klärwerk Steinhäule – Ofen für 60 Millionen Euro

Kaum läuft die 44 Millionen Euro teure Aktivkohlefilteranlage, plant der Zweckverband Klärwerk Steinhäule das nächste Bauvorhaben: Ein Ofen für die Klärschlammverbrennung – für 60 Millionen Euro. Mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/Klaerwerk-Steinhaeule-Ofen-fuer-60-Millionen-Euro;art4329,3303762

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Wegberg : Darum ist das Abwasser in Wegberg so teuer

In Wegberg sind die Gebühren für die Abwasserbeseitigung mehr als doppelt so hoch wie in Erkelenz. Die Stadt nennt mehrere Gründe…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wegberg/darum-ist-das-abwasser-in-wegberg-so-teuer-aid-1.5223936

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Steinenbronn: Mehr Aufwand durch kaputten Sandfang

Der Sandfang und das Betriebsgebäude der Kläranlage Steinenbronn sind marode. Und auf den Computern läuft noch Windows 95. Im Technischen Ausschuss haben die Räte für neue …mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.steinenbronn-mehr-aufwand-durch-kaputten-sandfang.71bfbe6f-05a2-4231-a914-b3512789731a.html

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MELLRICHSTADT: Wie Schmutzwasser rein wird

Wiederverwertbar: In der ersten Stufe der Reinigung wird auch Sand aus dem Abwasser herausgefiltert, wie Helmut …
Ein Bürgervertreter in Stadt- oder Gemeinderat kann nicht alles wissen und braucht auch nicht alles zu wissen, was an Fachkenntnissen für den Betrieb einer intakten Gemeinde notwendig ist. Dafür gibt es die entsprechenden Experten. Aber er sollte zumindest einen Einblick in die grundlegenden Sachzusammenhänge haben, wie etwa in das Funktionieren einer Kläranlage. Darum …mehr:

http://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/Klaeranlagen;art777,8786663

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Westerheim Kläranlage – Baggerbiß am 09.06.2015

Die Bauarbeiten für die Erweiterung der Kläranlage Westerheim um eine Aktivkohle- und Filteranlage haben begonnen.
Am Dienstag, den 09.06.2015 fand auf der Kläranlage Westerheim der Spatenstich statt.
Darüber hat die Schwäbische Zeitung am 12. Juni 2015 berichtet.

Quelle:
http://www.koms-bw.de/pressemitteilungen/

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HOHENROTH: Gemeinschaftswerk – eine saubere Sache

„Wir haben schon Fußbälle und Skateboards in unserer Rechenanlage gefunden. Binden, Q-Tipps, Essensreste, Sand und Schotter sind normal. Große Probleme bereiten uns die Feuchttücher, die zersetzen sich nicht und werden hart wie Beton“, erklärt Stefan Mohler, Technischer Betriebsleiter der Kläranlage, und führt die kleine Gruppe zum Rohrwasserhebewerk. Die Besucher schauen über das Geländer in 20 Meter Tiefe, rümpfen die Nasen ob der üblen Gerüche und marschieren dann weiter zur Rechenanlage. Dort schwächt sich der Geruch wieder in den „normalen Kläranlagengeruch…mehr:

http://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/Abwasserreinigung-Fussball-Klaeranlagen-Leiter-von-Werken-und-Betrieben-Millionen-Euro;art765,8791665

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Titting: Haushalt mit 8,2 Millionen Euro

(EK) Ohne Gegenstimme verabschiedete der Marktgemeinderat Titting den Haushalt von 2015 mit einem Gesamtvolumen von 8,2 Millionen Euro. Die Hälfte davon, über vier Millionen, sind Investitionen in zahlreiche Projekte – allen voran die Generalsanierung der Tittinger Kläranlage.

Titting: Einstimmiger Beschluss in Titting – Hohe Investitionen – Generalsanierung der Kläranlage – Lesen Sie mehr auf:
http://www.donaukurier.de/lokales/eichstaett/Titting-Haushalt-mit-8-2-Millionen-Euro;art575,3075007#plx271026274

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Plieningen: Klopapier in der Körsch

Mehrere Menschen haben es gesehen: In der Körsch schwamm, was in der Körsch nicht schwimmen sollte. Klopapier, Damenbinden und anderer Abfall. Die Stadt entschuldigt sich für den Zwischenfall. Schuld war ein verstopfter Abfluss. Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.verschmutzung-in-plieningen-klopapier-in-der-koersch.d8398d94-7abe-4558-b44f-a559b9e64a8c.html

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Owschlag: Nur Schlamm und Finsternis -Tauchgang in der Kläranlage

Umfangreicher Umbau / Die Modernisierung wird rund 214 000 Euro kosten
Langsam, Schritt für Schritt macht sich Taucher Bodo Kummert auf den Weg nach unten. Über die Leiter klettert der 35-Jährige beherzt in die braune jedoch völlig geruchlose Masse. Der Konstant-Volumen-Anzug mit Taucherhelm schirmt…mehr:

http://www.shz.de/lokales/landeszeitung/nur-schlamm-und-finsternis-tauchgang-in-der-klaeranlage-id10108516.html

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Vohburg: Energie sparen kann teuer werden

(DK) Bei der jüngsten Stadtratssitzung am Dienstagabend hat Professor Markus Brautsch einen Teil-Energienutzungsplan vorgestellt. Er hat drei Projekte untersucht mit dem Ergebnis: Nicht alles, was ökologisch sinnvoll ist, rechnet sicht auch.

Vohburg: Professor Brautsch stellt Energienutzungsplan für Vohburg im Stadtrat vor – Lesen Sie mehr auf:
http://www.donaukurier.de/lokales/vohburg/Vohburg-Energie-sparen-kann-teuer-werden;art288320,3071453#plx258907863

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Dülmen: Inbetriebnahme der ersten PAK-Anlage in Nordrhein-Westfalen

Nach einjähriger Bauzeit wurde am 20.5.2015 auf der Kläranlage Dülmen die neue Pulveraktivkohlebehandlungsanlage feierlich in Betrieb genommen. Neben Vertretern des Betreibers, der Emschergenossenschaft/Lipperverband waren Vertreter des Umweltministeriums NRW und der Stadt Dülmen anwesend.
Die Anlage kann bis zu 200 l/s Abwasser reinigen und besteht aus den in die Filtrationsanlage integrierten Kontaktbecken, einem neuen Absetzbecken, der ertüchtigten Filteranlage und dem weithin sichtbaren Pulveraktivkohlesilo. Die künstlerische Gestaltung des Silos kann sicher bei der Bevölkerung die durch mehrere Kooperationsprojekte zwischen der Stadt Dülmen und der EG/LV begonnene Sensibilisierung im Umgang mit Medikamenten und Chemikalien sichtbar machen.

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zu diesem Projekt, so steht Ihnen unsere Frau Kuhlamnn gerne telefonisch unter 0211 / 44 99 1-33 zur Verfügung. Oder schicken Sie einfach eine E-Mail an silke.kuhlmann@hydro-ingenieure.de.

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GKD Paderborn: Erfolgreicher Abschluss des BaSYS Anwendertreffen West 2015

Rund 45 Anwender des Netzinformationssystems BaSYS trafen sich am 28. Mai 2015 zum jährlichen BaSYS Anwendertreffen West. Die Veranstaltung fand in den Räumlichkeiten des Heinz Nixdorf MuseumsForums in Paderborn statt. Gastgeber war der kommunale Zweckverband GKD Paderborn.

Im Mittelpunkt stand der fachliche Austausch über Erfahrungen im Umgang mit dem Netzinformationssystem BaSYS sowie entsprechende Anforderungen daran. Im Anschluss an das Anwendertreffen fand eine 60-minütige Führung durch das Computermuseum statt.

Das nächste BaSYS Anwendertreffen West findet im Mai 2016 statt. Gastgeber wird die Stadt Düren sein. Mehr:
http://www.barthauer.de/Aktuelles-Einzelmeldung.75+M54cad737ce2.0.html

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Wupperverband zeichnet Hochschulabsolventen aus

Im Rahmen des 18. Symposiums Flussgebietsmanagement in Wuppertal hat Wupperverbandsvorstand Georg Wulf am 19. Mai 2015 vier Hochschulabsolventinnen und -absolventen für ihre Studienab-
schlussarbeiten ausgezeichnet. Seit 2005 lobt der Wupperverband jährlich Preise für Abschlussarbeiten aus, die sich mit für die Wasserwirtschaft im Wuppergebiet relevanten Themen beschäftigen.
Der erste Preis, der mit 1000 Euro dotiert ist, ging an Mats Marius Müller aus Wuppertal. In seiner Bachelorarbeit an der Technischen Fachhochschule Georg Agricola zu Bochum hat sich Müller mit der Geotechnischen Untersuchung und Standsicherheitsüberprüfung eines Hochwasserrückhaltebeckens beschäftigt.
Der zweite Preis in Höhe von 800 Euro wurde in diesem Jahr an zwei Hochschulabsolventinnen vergeben. Nina Mini aus Wuppertal erhielt den Preis für ih-re Diplomarbeit zum Thema „Optimierung der Gefährdungsbeurteilung von Regenbecken des Wupperverbandes“ an der Bergischen Universität Wuppertal. Susanne Gebauer aus Köln wurde für ihre Masterarbeit an der RWTH Aachen zum Thema „Sanierung eines Teiches in einem städtischen Gebiet“ ausgezeichnet.
Der dritte Preis und 500 Euro gingen an Jedrzej Baryla aus Mainz für seine Masterarbeit zum Thema „Temperatur-modellierung der Unteren Dhünn und der Großen Dhünn-Talsperre“ an der Hochschule Darmstadt.
Auch im kommenden Jahr wird der Verband erneut Abschlussarbeiten prämieren. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Arbeiten einen Bezug zum Aufgabenspektrum des Wupperverbandes haben und bereits benotet sind.

Informationen:
www.wupperverband.de, dort: Über uns/ Personal/Studierende und Absolventen

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SCHOPFHEIM: CDU ging Klärungsfragen nach

Der Schopfheimer Stadtverband machte sich ein Bild der Verbandskläranlage in Steinen.
Umwelt- und Gewässerschutz, diese beiden wichtigen Punkte hatten die Teilnehmer des Schopfheimer CDU Stadtverbands bei ihrem Besuch im Steinener Klärwerk zunächst nicht im Sinn, „durften aber feststellen, dass dies neben der reinen Kläraufgabe eine heute ebenso wichtige Aufgabe einer Kläranlage ist“, wie es …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/schopfheim/cdu-ging-klaerungsfragen-nach–107519038.html

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Eckernförde: Bakterien müssen sich hier wohl fühlen

Tag der offenen Tür auf der Kläranlage / Gemeinde bot Führungen über das Gelände an / Holger Ohm kennt die Anlage in- und auswendig
1973 wurde sie erbaut, 1993 ausgebaut, 2009 modernisiert und erweitert. 315 000 Kubikmeter Abwasser durchfließen sie im Jahr, davon 260 000 Kubikmeter Schmutzwasser. Das entspricht einer Belastung von etwa 12 500 Einwohnerwerten…mehr:

http://www.shz.de/lokales/eckernfoerder-zeitung/bakterien-muessen-sich-hier-wohl-fuehlen-id10048021.html

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Aggerverband: ENERWATER macht europäische Kläranlagen effizienter FH Köln und Aggerverband beteiligen sich an EU-Projekt

Die europäischen Kläranlagen verbrauchen jährlich etwa 15.000 Gigawattstunden und damit
rund ein Prozent der Energieproduktion des Kontinents. Um diesen Wert zu reduzieren, haben
sich neun Hochschulen und Unternehmen aus Spanien, Deutschland, Italien und Großbritannien
zu dem Forschungsprojekt ENERWATER zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist die Entwicklung
einer neuartigen, standardisierten Methode zur Beurteilung und Verbesserung der Energieeffi
zienz von Kläranlagen. Aus Deutschland beteiligen sich die Fachhochschule Köln und der
Aggerverband an ENERWATER. Das Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt und wird durch das EUFörderprogramm
Horizont 2020 gefördert.

„Es gibt zurzeit weder eine europäische Gesetzgebung noch Normen oder Standards, die den
Energieverbrauch von Kläranlagen bemessen oder begrenzen“, sagt Prof. Dr. Michael Bongards
vom Campus Gummersbach der Fachhochschule Köln. „Daher liegt in diesem Industriesektor ein
großes, in vielen Fällen bislang ungenutztes Energieeinsparpotenzial.“ Neben der Verbesserung
der Energieeffi zienz und der Verbreitung der neu entwickelten Methoden in ganz Europa ist es daher
auch ein Ziel des Projektes, einen Impuls für eine entsprechende europäische Rechtsvorschrift
zu geben.

In einem ersten Arbeitsschritt möchten die Projektpartner den Energieverbrauch von Kläranlagen
aus ganz Europa vergleichbar machen. Bongards wird mit seinem Team deshalb ermitteln, welche
Kennzahlen für einen solchen Vergleich erforderlich sind, und den Partnern ein Programm zur
Verfügung stellen, mit dem die Daten erfasst werden können. Anschließend werden in insgesamt
65 Kläranlagen europaweit, darunter 20 des Aggerverbandes, die Daten zum Energieverbrauch
erhoben und ein erstes Energie-Audit erstellt.
Der Aggerverband bearbeitet im Projekt die Anwenderseite. Seine Mitarbeiter testen die Beurteilungsmethode,
die durch die Hochschulen entwickelt wird, auf ihre Praxistauglichkeit. Auftretende
Probleme oder Fehler im Programm können so direkt behoben werden. „Durch ENERWATER hat
der Aggerverband die Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit seiner Anlagen noch weiter steigern. Ein
Ziel des Projektes ist es, genaue Energieverbrauchsdaten pro Verfahrensstufe zentral und online
vorzulegen – dadurch können wir Energieeinsparpotenziale schnell fi nden und realisieren. Nach
derzeitigen Schätzungen gehen wir davon aus, dass bis zu zehn Prozent Energieeinsparung pro
Anlage möglich sein wird“, sagt Prof. Dr. Lothar Scheuer, Vorstand des Aggerverbandes.
Bildmaterial zur honorarfreien Verwendung bei Copyright-Angabe stellen wir Ihnen gerne zur
Verfügung. Bitte wenden Sie sich dazu an pressestelle@fh-koeln.de.

ENERWATER-Projektpartner: Aus Spanien die Universidad de Santiago de Compostela, die das Projekt
koordiniert, die spanische Gesellschaft für Standardisierung und Zertifi zierung AENOR sowie
die Unternehmen Wellness Smart Cities und Espina y Delfi n. Aus Deutschland beteiligen sich die
Fachhochschule Köln (Campus Gummersbach) sowie der Aggerverband, aus Italien die University
of Verona und ETRA Spa. Aus Großbritannien sind die Cranfi eld University und die Thames Water
Utilities Limited vertreten.
Die Fachhochschule Köln ist die größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Deutschland. Mehr
als 23.000 Studierende werden von rund 420 Professorinnen und Professoren unterrichtet. Das Angebot der
elf Fakultäten und des ITT umfasst mehr als 80 Studiengänge aus den Ingenieur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften
und den Angewandten Naturwissenschaften. Die Fachhochschule Köln ist Vollmitglied in
der Vereinigung Europäischer Universitäten (EUA) und gehört dem Fachhochschulverband UAS7 an. Die EUKommission
bestätigt der Hochschule internationale Standards in der Personalentwicklung der Forscherinnen
und Forscher durch ihr Logo „HR Excellence in Research“. Die Fachhochschule Köln ist zudem eine nach
den europäischen Öko-Management-Richtlinien EMAS und ISO 14001 geprüfte umweltorientierte Einrichtung
und als familiengerechte Hochschule zertifi ziert.
Der Aggerverband ist ein sondergesetzlicher Wasserwirtschaftsverband in der Rechtsform einer KöR. In seinem
Verbandsgebiet ist er mit seinen 400 Mitarbeitern für die Reinigung des anfallenden Abwassers für
rund 360.000 Einwohnerinnen und Einwohner zuständig. Er betreibt zurzeit 32 Kläranlagen. Darüber hinaus
versorgt er rund 500.000 Menschen mit Trinkwasser und ist zuständig für die Unterhaltung von 3.000 km
Gewässerstrecke. Das Verbandsgebiet umfasst rund 1.100 km². Der Jahresumsatz beträgt rund 65 Millionen
Euro, die Bilanzsumme rund 340 Millionen Euro.

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Offenau: Land fördert interkommunales Abwasserprojekt in Offenau mit über 2,8 Millionen Euro

Der Amtschef des Umweltministeriums, Ministerialdirektor Helmfried Meinel, hat der Gemeinde Offenau im Landkreis Heilbronn einen Förderbescheid in Höhe von rund 2,8 Millionen Euro überreicht. „Für ihr zukunftsfähiges Abwasserprojekt erhält die Gemeinde einen der größten Förderzuschüsse, den das Land in diesem Jahr im Bereich Abwasser vergeben kann“, betonte Helmfried Meinel.
Mit dem Landeszuschuss kann die Gemeinde den Anschluss an die Abwasserbehandlung des Zweckverbands Unteres Sulmtal herstellen. Der Stellvertreter von Umweltminister Franz Untersteller lobte diese Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg: „Eine moderne Abwasserentsorgung kann eine Gemeinde alleine an die finanzielle Grenze bringen“, sagte Ministerialdirektor Meinel. Denn vergleichsweise wenig Gebührenzahler müssten relativ lange Abwasserkanäle und aufwändige Verbesserungsmaßnahmen finanzieren. „Die Gemeinde Offenau hat erkannt, dass es wirtschaftlich und technisch sinnvoll ist, diese Aufgabe gemeinsam mit anderen zu erfüllen.“ Sie habe dabei nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch die für den Umweltschutz beste Lösung gefunden, so Meinel.
Um landesweit ein hohes Umweltschutzniveau zu erreichen, gleiche die Landesregierung mit Fördermitteln besonders die strukturellen Nachteile im ländlichen Raum aus, betonte Helmfried Meinel weiter. „Das Land stellt den Städten und Gemeinden dieses Jahr rund 58 Millionen Euro zur Verfügung, damit sie ihr Abwasser effizienter und umweltverträglicher beseitigen können.“

http://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/land-foerdert-interkommunales-abwasserprojekt-in-offenau-mit-ueber-28-millionen-euro-1/

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Kusel: Abwassertechnischer Anschluss der Ortsgemeinde Albessen an die Kläranlage Kusel

Neustadt an der Weinstraße/Kusel – Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) hat der Verbandsgemeinde Kusel den Bau und Betrieb der Pumpstation in der Ortsgemeinde Albessen sowie der Druckleitung von Albessen nach Konken genehmigt. Die Druckleitung dient dem abwassertechnischen Anschluss der Ortsgemeinde Albessen an die Kläranlage Kusel.
Die Abwasserentsorgung der Ortsgemeinde Albessen erfolgt derzeit noch über abflusslose Gruben mit mobiler Abfuhr zur Kläranlage Kusel. Da die bestehenden Gruben nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen, wird die Entsorgung der Abwässer neu geordnet.
Die Kanalisation in Albessen wird neu hergestellt. Am östlichen Ortsrand von Albessen wird ein zentrales Pumpwerk errichtet. Über eine Druckleitung wird das Abwasser zum Freispiegelkanal in der Ortsgemeinde Konken und von dort zur Kläranlage Kusel abgeleitet.
Mit der Baumaßnahme, die in Teilabschnitten realisiert wird, soll noch in diesem Frühjahr begonnen werden.
Die Maßnahme ist beim Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz zur Förderung für die erstmalige Herstellung von Abwasseranlagen mit Investitionskosten in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro beantragt

http://www.sgdsued.rlp.de/icc/Internet/nav/f3c/broker.jsp?uMen=f3c705e6-8f8d-a811-6d16-9bb102700266&uCon=fe142d79-c06e-d41f-43f9-df4c58268462&uTem=aaaaaaaa-aaaa-aaaa-aaaa-000000000042

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SULZBACH-LAUFEN : Großprojekte offiziell übergeben

Am Sonntag konnte man die neue Kläranlage und den Hochbehälter Eichelberg bei Sulzbach-Laufen besichtigen. Nun war die offizielle Übergabe. mehr :

http://www.swp.de/crailsheim/lokales/landkreis_schwaebisch_hall/Grossprojekte-offiziell-uebergeben;art5722,3260884

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NECKARTENZLINGEN : Der Faulturm ist marode

Bausachen, darunter die Sanierung der Kläranlage, Förderprogramme und ein Ökokonto beschäftigten den Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Das Thema Sanierungsgebiet Ortsmitte wurde vertagt. mehr:

http://www.swp.de/metzingen/lokales/alb-neckar/Der-Faulturm-ist-marode;art5678,3261268

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Hückeswagen: Wer muss Kanal überprüfen lassen?

Zu reichlich Ärger und Diskussionen haben in den vergangenen Jahren die Dichtigkeitsprüfungen von Abwasserleitungen geführt. „Die Rechtslage war dabei oft recht unübersichtlich..mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/hueckeswagen/wer-muss-kanal-ueberpruefen-lassen-aid-1.5158022

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Forchheim: Hallerndorfer Abwasser falsch abgerechnet

Die Klärung gärender Fragen rund um die Kläranlage von Hallerndorf und Eggolsheim rückt in Reichweite: In der jüngsten Sitzung gaben der Eggolsheimer Bürgermeister Claus Schwarzmann als Vorsitzender des Zweckverbandes und sein Hallerndorfer Bürgermeisterkollege Torsten Gunselmann Antworten, auf die die Hallerndorfer Bürger seit Jahren warten. Die Ursache für die seit exorbitant gestiegenen Abwassermengen ist …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/forchheim/hallerndorfer-abwasser-falsch-abgerechnet-1.4416910?searched=true

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Forchheim: Kläranlage ist auf dem neuesten Stand

Die acht Jahre dauernde und 14 Millionen Euro teure Modernisierung der Forchheimer Kläranlage ist abgeschlossen. Im letzten Abschnitt wurden nun die beiden Faultürme …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/forchheim/forchheimer-klaranlage-ist-auf-dem-neuesten-stand-1.4419457?searched=true

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WOLPERTSHAUSEN: Ausreichend für 5000 Einwohner Kläranlage Cröffelbach soll erheblich erweitert werden

Wolpertshausen ist so stark gewachsen, dass die Kläranlage von 1995 nicht mehr ausreicht. Die Anlage in Cröffelbach soll deshalb durch ein neues Kompaktbecken erweitert werden. Kosten: 2,3 Millionen Euro. mehr :

http://www.swp.de/crailsheim/lokales/landkreis_schwaebisch_hall/Ausreichend-fuer-5000-Einwohner-Klaeranlage-Croeffelbach-soll-erheblich-erweitert-werden;art5722,3263443

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Lotte: SOLARSTROM FÜR KLÄRANLAGEN GUT – Untersuchung im Ausschuss vorgestellt

Sowohl an der Kläranlage Lotte, als auch an der Kläranlage Wersen ist eine wirtschaftliche Nutzung von Photovoltaikanlagen möglich. Zu diesem Ergebnis …mehr:

http://www.noz.de/lokales/lotte/artikel/584226/lotte-untersuchung-im-ausschuss-vorgestellt

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PÖLITZ: Gleichbehandlung beim Abwasserpreis

Die Schmachthagener sollen mehr als das Doppelte pro Kubikmeter Abwasser zahlen, als Bewohner der anderen Ortsteile…mehr:

http://www.shz.de/lokales/stormarner-tageblatt/gleichbehandlung-beim-abwasserpreis-id9867871.html

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Papenburg: Klärschlamm nicht mehr auf die Felder

Das geänderte Konzept zur Verwertung von Schlamm aus der Papenburger Kläranlage war Thema im Umweltausschuss der Stadt. mehr :

http://www.noz.de/lokales/papenburg/artikel/578270/papenburger-klarschlamm-nicht-mehr-auf-die-felder

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Mönchengladbach: Kläranlage – Viel mehr als nur Gestank

Von Faultürmen und Schaumlachen: RP-Mitarbeiterin Anke Schönlau hat den Mikrokosmos Kläranlage unter die Lupe genommen.
Wenn Sie morgens um 7 Uhr in Bonnenbroich vor dem Spiegel stehen und sich die Zähne putzen, weiß Karl-Günter Borg darüber Bescheid. Er weiß …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/eine-klaeranlage-ist-viel-mehr-als-nur-gestank-aid-1.5135173

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Haselünnen: KAPAZITÄTEN ERWEITERT -Richtfest an Kläranlage

Die Erweiterung der städtischen Kläranlage an der Hammer-Tannen-Straße kostet etwa 4,2 Millionen Euro, die Baumaßnahme …mehr:

http://www.noz.de/lokales/haseluenne/artikel/580214/richtfest-an-haselunner-klaranlage

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Hemer/Arnsberg: Keuco klagt gegen die PFT-Auflagen

Der heimische Badausstatter Keuco klagt gegen behördliche Auflagen für Abwasserwerte, speziell Richtwerte für PFT. Die Bezirksregierung hatte dem Unternehmen im Rahmen der Änderung der bestehenden Indirekteinleitergenehmigung einen Grenzwert bei der Einleitung ..mehr:

Keuco klagt gegen die PFT-Auflagen | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/staedte/hemer/keuco-klagt-gegen-die-pft-auflagen-id10725043.html#plx1846874989

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BÖNNIGHEIM : Kläranlage: -Der Mikrokosmos unter einem Quadratmeter Wasserfläche

In einem Kubikmeter Belebtschlamm tummeln sich Wimperntierchen, Rädertierchen, Vielzeller und rotierende Zahnräder. Albrecht Hamm, Betriebsleiter der Bönnigheimer Kläranlage, erklärt das Leben im Mikrokosmos. mehr:

http://www.swp.de/bietigheim/lokales/boennigheim/Klaeranlage-Der-Mikrokosmos-unter-einem-Quadratmeter-Wasserflaeche;art1188793,3238456

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Seligenstadt: Abwasseranlage: Eine knifflige Angelegenheit

Eine kostenintensive und knifflige Herausforderung für alle Beteiligten: das neue Abwasserpumpwerk …mehr:

http://www.op-online.de/region/seligenstadt/abwasseranlage-seligenstadt-eine-knifflige-angelegenheit-5050365.html

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SCHLUCHSEE: Viel Geld für die Kläranlage

Schluchsee zahlt 308 000 Euro.
(ljd). In die Kläranlage Schluchsee wird viel Geld fließen. Bereits in der Haushaltsplanungsberatung für das Jahr 2015 hatte der Gemeinderat über die Notwendigkeit der Erneuerung der SPS der Kläranlage berichtet und beraten. Die Arbeiten wurden ausgeschrieben, …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/schluchsee/viel-geld-fuer-die-klaeranlage–105308162.html

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Chemnitz: Starkregen in Chemnitz

Die Hydro-Ingenieure GmbH wurde beauftragt, die auftretenden Betriebsprobleme im Zulaufbereich der Kläranlage infolge von Starkregenereignissen zu optimieren und mithilfe innovativer Planungswerkzeuge, wie die CFD-Simulation neu zu durchdenken. Im Rahmen einer Bestandsanalyse und hydraulischen Überprüfungen wird mit dem Betriebspersonal der Kläranlage die Basis geschaffen, um Optimierungsansätze zu diskutieren.

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zu diesem Projekt, so stehen Ihnen gerne telefonisch unsere Frau Kuhlamnn unter 0211 / 44 99 1-33 und unser Herr Bosbach unter 0211 / 44 99 1-74 zur Verfügung. Oder schicken Sie einfach eine E-Mail an silke.kuhlmann@hydro-ingenieure.de oder ralf.bosbach@hydro-ingenieure.de.

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Thalmässing: Goldener Mittelweg wird teuer

Der Marktrat hat sich in seiner Sitzung bei der Sanierung der Kläranlage Eysölden für den goldenen Mittelweg entschieden – doch auch der wird teuer.

1,95 Millionen Euro setzt das Ingenieurbüro dafür an und damit fast doppelt so viel wie in einer Studie 2009 errechnet worden war. „Die Reinigungsleistung ist relativ gut, der bauliche Zustand schlecht“,

Thalmässing: Goldener Mittelweg wird teuer – Lesen Sie mehr auf:

http://www.donaukurier.de/lokales/hilpoltstein/Thalmaessing-Goldener-Mittelweg-wird-teuer;art596,3062818#plx251850460

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Olten: Auf dem Weg zum modernsten Kanalnetz der Schweiz

Der Zweckverband der Abwasserregion Olten ist dabei, sein Kanalnetz auf den modernsten Stand auszubauen. Mengengenaue pneumatische Abflussregler spielen bei der optimalen Ausnutzung der Infrastruktur eine Hauptrolle.

Mehr:
http://www.stebatec.ch/uploads/media/Stebatec_Projektbericht_Winznau_DE_Web.pdf

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Todtnau: Alles geklärt – Einblick in die Abwasserreinigung

„Tag der offenen Tür“ in der Kläranlage Todtnau-Schlechtnau, die für mehr als 2,2 Millionen Euro erweitert und modernisiert wurde . Mehr:

http://www.badische-zeitung.de/todtnau/alles-geklaert-einblick-in-die-abwasserreinigung–105475861.html

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BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD: Gemeinsam arbeiten für eine saubere Sache

Deutsch-französische Klärwärter sehen Weinlese als Problem.

Mehr grenzüberschreitendes Miteinander nach Frankreich auch auf der Verwaltungsebene, dies wünschte sich Landrätin Dorothea Störr-Ritter schon zu Beginn ihrer Amtszeit im März 2008. Aus diesem Gedanken entstand die Idee zum deutsch-französischen Klärwärter-Treffen. Das erste „Come Together“ rund um die Reinigung …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/kreis-breisgau-hochschwarzwald/gemeinsam-arbeiten-fuer-eine-saubere-sache–105947545.html

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Simmern: Spatenstich zum Umbau und Erweiterung der Kläranlage

Mit dem symbolischen Spatenstich fiel am 17.04.2015 der offizielle Startschuss für die Bauarbeiten zum Umbau und Erweiterung der Kläranlage in Simmern. Mit der Baumaßnahme, ein gemeinsames Projekt des Abwasserzweckverbands (AZV) Simmern und des Eigenbetriebs Energieversorgung Region Simmern, wird die sechste von der Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner mbH entwickelte zweistufige Kompaktfaulungsanlage realisiert.
Die Bauzeit für die gesamte Anlage beträgt etwa anderthalb Jahre und umfasst ein Investitionsvolumen von ca. 4,5 Mio. Euro.

Quelle: http://www.siekmann-ingenieure.de/neuigkeiten/aktuelle-neuigkeiten/?page=1

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EVS: Pumpwerk Husar, Werksprobelauf

Das Hochwasserpumpwerk Husar in Saarlouis, das vom Entsorgungsverband Saar betrieben wird, muss sowohl in technischer als auch in baulicher Hinsicht saniert werden. Die entsprechenden Arbeiten werden seit Ende 2014 vor Ort ausgeführt. Bevor jedoch die vier neuen Hochwasserpumpen, die jeweils einen Fördervolumenstrom von rd. 1.800 l/s und eine Stromaufnahme von rd. 400 kW besitzen , eingebaut werden dürfen, müssen Werksprobeläufe durchgeführt werden. Am 06.05.2015 fand unter Beteiligung der Dr. Pecher AG der erfolgreiche Werksprobelauf der 2. Hochwasserpumpe statt. Diese Pumpe wird nun wieder ausgebaut und zum Herstellerwerk gebracht. Dort erhält sie den letzten Schutzanstrich und wird anschließend im PW Husar eingebaut.
Im Spätsommer 2015 werden die Sanierungsarbeiten voraussichtlich abgeschlossen sein.

http://www.pecher.de/aktuelles2.php?id=276

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azv Südholstein: Ein Klärwerk macht Schule

Landesregierung zeichnet azv Südholstein aus

Fünf außerschulische Lernorte wurden gestern in Mölln von der Landesregierung Schleswig-Holstein als Bildungseinrichtung für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Mit dabei: der azv Südholstein. Bereits zum zweiten Mal erhielt das Kommunalunternehmen das begehrte Zertifikat.

„Die erneute Auszeichnung ist eine schöne Bestätigung unserer Arbeit“, so Ute Hagmaier, Referentin für Umwelt und Bildung beim azv Südholstein. Gemeinsam mit Julia Weilbeer, Geschäftsbereichsleiterin Produktion, nahm sie die Urkunde entgegen. Umweltminister Robert Habeck überreichte die Zertifikate: „Der azv setzt die Prinzipien der Bildung für Nachhaltigkeit nicht nur in der Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten um, sondern auch in der beruflichen Bildung“, hob der Minister lobend hervor. Dabei geht das Unternehmen auch ungewöhnliche Wege: Als „Energiedetektive“ sind die Auszubildenden auch schon mal in Kitas unterwegs und erklären den Kleinen, wie der Klimawandel funktioniert oder was es mit dem Wasserkreislauf auf sich hat.

Das Zertifizierungsverfahren wird gemeinsam vom Umwelt-, vom Bildungs- und vom Sozialministerium des Landes Schleswig-Holstein getragen. Eine Kommission begutachtet die Arbeit der Bewerber und prüft, ob die Bildungsangebote das Leitbild einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung unterstützen. Das pädagogische Konzept und dessen praktische Umsetzung sind natürlich Hauptkriterien der Prüfung, aber damit ist es nicht getan: Auch das Leitbild, die fachliche Qualifizierung, die begleitende Öffentlichkeitsarbeit, die Verankerung des Bildungsthemas innerhalb des Unternehmens oder der Organisation sowie das allgemeine Engagement der Bewerber für ökologisches und sozialverträgliches Wirtschaften spielen eine Rolle. Der azv Südholstein konnte erneut in all diesen Bereichen überzeugen. Im Jahr 2010 war das Unternehmen erstmals als Bildungseinrichtung für Nachhaltigkeit ausgezeichnet worden.

Ursprünglich ein Konzept aus Schleswig-Holstein, gibt es die Zertifizierung mittlerweile außer in Bremen in allen norddeutschen Bundesländern. Seit dem vergangenen Jahr firmiert daher auch die „Norddeutsche Partnerschaft zur Unterstützung der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (NUN)“ als Herausgeber der Urkunden. Das Zertifikat ist fünf Jahre gültig.

azv Südholstein
Am Heuhafen 2, 25491 Hetlingen
Telefon: 04103 964-281
Internet: www.azv.sh

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Kehl: Unter dem Läger fließt das Regenwasser

Kaum bekannte Kanäle schützen vor Hochwasser
Der Läger ist jedem Kehler ein Begriff – doch nur wenige wissen, was sich unter dem großen Platz permanent abspielt: Das gesamte Ab- und Regenwasser der Kehler Kernstadt fließt dort auf dem Weg zur Kläranlage an einem 900 Quadratmeter großes Becken vorbei. Bei Starkregen kann Wasser in das Becken gepumpt und vorübergehend darin gespeichert werden.
Das Regenüberlaufbecken fasst …mehr:

http://www.bo.de/lokales/kehl/unter-dem-laeger-fliesst-das-regenwasser

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DARMSTADT: Pilotprojekt will Energie aus Klärschlamm gewinnen

Energie – TU, HSE und Stadt erproben in einem Projekt, wie Klärschlamm zur Strom- und Wärmequelle werden kann
Kann die Zentralkläranlage an der Gräfenhäuser Straße zu einem Kraftwerk werden? In einem bundesweit einzigartigen Projekt erforschen Wissenschaftler der Technischen Universität die Möglichkeit, aus Klärschlamm so viel Energie zu erzeugen, dass Strom und Wärme in die Netze eingespeist werden können.
Rund 120 Liter Wasser verbraucht ein Darmstädter im Durchschnitt am Tag. Abwasser, das in den beiden Kläranlagen gereinigt wird, ist mehr als eine braune Brühe. Aus der Sicht Darmstädter Wissenschaftler

http://www.echo-online.de/region/darmstadt/Pilotprojekt-will-Energie-aus-Klaerschlamm-gewinnen;art1231,5978761.

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ULM: Kläranlage leistet einen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge

Zweckverband Klärwerk Steinhäule investiert in eine adsorptive Reinigungsstufe
Im Klärwerk Steinhäule in Ulm ist auf eine Fläche von sechs Hektar eine Aktivkohle- und Filteranlage entstanden. Die Anlage, die Schadstoffe wie Medikamentenrückstände aus dem Abwasser löst, wird in diesem Jahr nach sechsjähriger Bauzeit in Betrieb genommen.
Darüber hat das Magazin Blickwinkel im April 2015 berichtet.

Den kompletten Artikel lesen Sie hier:
http://www.koms-bw.de/pulsepro/data/files/Zweckverband%20Steinhaeule.pdf

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Renningen: Wie aus Klärschlamm wertvoller Dünger wird

Was nach der Kläranlage übrig bleibt, ist wenig appetitlich. Doch die stinkende Schlacke enthält wertvolle Mineralien und Phosphor. In Renningen will man mit einem Pilotprojekt diese Stoffe aus dem Abfall gewinnen – und mit Gewinn …mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.renningen-wie-aus-klaerschlamm-wertvoller-duenger-wird.412e410b-963f-4890-a829-2a136d1e336a.html

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Seubersdorf: Neue Kläranlage in Betrieb genommen

3,3 Millionen Euro hat die Gemeinde in die neue Kläranlage investiert. Nun wurde sie in Betrieb genommen
Mit einem symbolischen Knopfdruck an der Schalterzentrale der neuen Kläranlage…mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/neumarkt/gemeinden/seubersdorf/neue-klaeranlage-in-betrieb-genommen-21175-art1235096.html

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Kappe: Lange Leitung nach Zehdenick

(MZV) Schluss mit den Experimenten! Für die Kläranlage in Kappe wird es so oder so in diesem Jahr eine Lösung geben müssen, kündigte Stadtwerke-Chef Uwe Mietrasch im Werkausschuss des Entwässerungsbetriebes Zehdenick an.

Mehr:
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1387759/

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Zehdenick: Klärschlammfrage vor Lösung

(MZV) Mit einer sogenannten Vererdungsanlage will der Entwässerungsbetrieb Zehdenick das Klärschlammproblem endgültig lösen. Mit Hilfe von Mikrobakterien und Schilf zur Belüftung soll der Klärschlamm in wertvollen Humus umgewandelt werden.
Alle andere Alternativen zu Verwertung des Klärschlamms haben die Stadtwerke Zehdenick zwar auch unter die Lupe …mehr:

http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1387344/

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Fuldabrück: Kläranlage aufgerüstet – Investition von 300 000 Euro

Schlamm wird getrocknet
Seit mehr als 30 Jahren reinigt die Gemeinde Fuldabrück das Abwasser der Gemeinde im Klärwerk Fuldabrück (Buchenwiese). Im Laufe der vergangenen Jahre wurden circa 2,5 Mio. Euro investiert…mehr:

http://www.hna.de/kassel/kreis-kassel/schlamm-wird-getrocknet-4986564.html

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HUMPRECHTSAU: Die Zeit der Dreikammer-Gruben in den Anwesen ist in Humprechtsau vorbei.

Gestern ist die neue Kläranlage für den Bad Windsheimer Ortsteil der Öffentlichtkeit präsentiert worden. Davor war einiges an Arbeit nötig. Für rund 666.000 Euro …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/bad-windsheim/grosses-interesse-an-der-neuen-humprechtsauer-klaranlage-1.4376582?searched=true

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Eningen: Großinvestition vertagt

Der Zweckverband „Sammelklärwerk Oberes Echaztal“ wählte einstimmig Bürgermeister Michael Schrenk als Nachfolger von Rudolf Heß zum Vorsitzenden. In eine vierte Klärstufe wird vorerst nicht investiert.
Das Sammelklärwerk „Oberes Echaztal“ ist seit beinahe 30 Jahren in Betrieb. „Die technischen Anlagen erfordern weiterhin hohe Aufwendungen“, erklärte… Mehr:

http://www.swp.de/reutlingen/lokales/reutlingen/Grossinvestition-vertagt;art5674,3215017

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Königsberg: Edelstahlbleche über Nacht weg – Diebstahl in Kläranlage

Aus der Kläranlage der Stadt Königsberg an der Straße zwischen Römershofen und Rügheim, auf Höhe der Abzweigung nach Holzhausen, haben Unbekannte in der Nacht auf Mittwoch Buntmetall im Wert von rund 15 000 Euro gestohlen. Die Diebe montierten nach Polizeiangaben über 100 Bleche von einem Becken ab und flüchteten …mehr:
Hinweise an die Polizei in Haßfurt unter Tel. (0 95 21) 92 70.

http://www.mainpost.de/regional/hassberge/Edelstahlbleche-ueber-Nacht-weg;art1726,8722421

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ERGERSHEIM: 2,5 Millionen Euro -Ergersheim bekommt eine eigene Kläranlage

Betriebskosten in Bad Windsheim höher – Abwasserkonzept bis Juni –
– Es ist entschieden: Das Abwasser aus Ergersheim und seinen Ortsteilen wird nicht nach Bad Windsheim gepumpt. Im Haupt¬ort der Gemeinde soll stattdessen eine eigene Kläranlage für alle Orts¬teile gebaut werden. Die Entschei¬dung …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/bad-windsheim/2-5-millionen-euro-ergersheim-bekommt-eine-eigene-klaranlage-1.4318227?searched=true

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Wegberg : „Gewerbliches Abwasser belastet Bürger“

Gewerbliche Abwasser überlasten zu bestimmten Zeitpunkten die Kläranlage Wegberg. Mit einer neuen Entwässerungssatzung soll das in Zukunft verhindert werden. Darin sind Höchstwerte für Schadstoffe festgelegt.Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/wegberg/gewerbliches-abwasser-belastet-buerger-aid-1.5070679

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Ingolstadt: Klärschlammtrocknung auf der KA- eine Erfolgsgeschichte

Trocknung erfolgt auf einem sehr geringen Temperaturniveau
Auf der Kläranlage Ingolstadt sind seit August 2005 zwei HUBER Bandtrockner des Typs KULT BT 80 (siehe Bild 1) in Betrieb. Die installierte Trocknerfläche je Trockner beträgt 80 m². Dies entspricht unserem neuen Trocknertyp BT 16.
Der Lieferumfang der Firma HUBER SE umfasste damals neben den Trocknungsanlagen auch die Schlammbunker und die Dickschlammpumpen. Die Abluftreinigung wurde bauseits errichtet. Die Gesamtanlage ist auf Bild 2 dargestellt.
Die Besonderheit der Klärschlammtrocknung in Ingolstadt ist, dass die Trocknung…mehr:

http://www.huber.de/de/huber-report/praxisberichte/schlammbehandlung/klaerschlammtrocknung-auf-der-ka-ingolstadt-eine-erfolgsgeschichte.html

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LINGEN: Kohle aus Klärschlamm in Lingener Kläranlage

Da sind selbst die Grünen aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen. Der Betriebsleiter der Lingener Kläranlage, Laurenz Hüer, konnte dem niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel erklären,dass eine Kläranlage zu einer Produktion von Strom- und Wärmeüberschüssen umgewandelt werden kann. Und wie aus Klärschlamm Kohle …mehr:

http://www.noz.de/lokales/lingen/artikel/569312/kohle-aus-klarschlamm-in-lingener-klaranlage#gallery&0&0&569312

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Malente: Über vier Millionen Euro in acht Jahren

2007 übernahm der ZVO das Malenter Klärwerk und investierte seitdem kräftig
Als die Gemeinde 2007 die Beseitigung des Schmutzwassers auf den Zweckverband Ostholstein (ZVO) übertrug, war dies nicht unumstritten. Zwar interessierten sich…mehr:

http://www.shz.de/lokales/ostholsteiner-anzeiger/ueber-vier-millionen-euro-in-acht-jahren-id9521741.html

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Roding: Sanierung des nördlichen Entlastungskanals

Um den Anforderungen an den Hochwasserschutz gerecht zu werden, führte die ARGE Swietelsky-Faber und Pfaffinger umfangreiche Kanalsanierungen durch. Bei Hochwasser werden dadurch Wasseraustritte im Binnengebiet vermieden. Die ARGE setzte bei diesem Projekt auf das Alphaliner-System. Ein Entlastungskanal mit großen Querschnitten …mehr:

http://www.swietelsky-faber.de/sanierung-des-nordlichen-entlastungskanals-zum-hochwasserschutz-in-roding-oberpfalz/?lang=de

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Haselünne: ROHBAU DES REAKTORS FAST FERTIG

Gut voran kommt die Umrüstung der Kläranlage in Haselünne. Für annähernd vier Millionen Euro werden auf dem Gelände an der Hammer Straße umfangreiche Erweiterungen durchgeführt.
Anlass für die Investition sind die inzwischen fast ausgeschöpfte Leistungsgrenze der Kläranlage und die Einleitung von nährstoffreichem aufwendig zu behandelndem Abwasser .Mehr

http://www.noz.de/lokales/haseluenne/artikel/568761/erweiterung-der-klaranlage-haselunne-kommt-gut-voran#gallery&0&0&568761

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Renningen: Wie aus Klärschlamm wertvoller Dünger wird

Was nach der Kläranlage übrig bleibt, ist wenig appetitlich. Doch die stinkende Schlacke enthält wertvolle Mineralien und Phosphor – und das könnte einmal ziemlich wichtig werden. Global betrachtet, aber eben auch lokal. Denn einerseits ist Phosphor äußerst selten auf der Welt und wird in den kommenden 50 Jahren zur gefragten Handelsware. Andererseits fällt vor Ort immer Dreck an. Daher schreitet man in Renningen voran, um einen vom Land geförderten „Klärschlamm-Reformer“ zu bauen, wie es technisch mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.renningen-wie-aus-klaerschlamm-wertvoller-duenger-wird.412e410b-963f-4890-a829-2a136d1e336a.html

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Nersingen: Tag der offenen Tür: Kläranlage der Öffentlichkeit präsentiert

Keine alltägliche Veranstaltung: Mit einem Tag der offenen Tür hat die Nersinger Kläranlage ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert. Mehrere hundert Besucher schauten hinter die Kulissen des Betriebs. Mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/kreis_neu_ulm/Tag-der-offenen-Tuer-Klaeranlage-der-Oeffentlichkeit-praesentiert;art4333,3210747

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Steingriff: Mit Druckluft gegen den Mief ankämpfen

„Die Lösung des Problems steht unmittelbar bevor“, verkündet Karlheinz Stephan. Damit spricht der Schrobenhausener Bürgermeister von einem Thema, das die Steingriffer Bürger seit Jahren beschäftigt: „Es stinkt in Steingriff

Lesen Sie mehr auf:

http://www.donaukurier.de/lokales/schrobenhausen/Steingriff-Mit-Druckluft-gegen-den-Mief-ankaempfen;art603,3049513#plx1541214695

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Titting: Kläranlage wird saniert

Die Tittinger Kläranlage soll generalsaniert werden: Diesen Grundsatzbeschluss fassten die Marktgemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung. Die Verwaltung soll jetzt entsprechende Angebote einholen. Bürgermeister Andreas Brigl erinnerte in der Sitzung daran, dass die Kläranlage Anfang der 1980er Jahre gebaut wurde und damit seit über 30 Jahren in Betrieb ist.

Titting: Tittinger Marktrat fasst Grundsatzbeschluss zur Erneuerung – Lesen Sie mehr auf:
http://www.donaukurier.de/lokales/hilpoltstein/Titting-Klaeranlage-wird-saniert;art596,3050470#plx565030272

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Mandern: In Mandern wird Klärschlamm künftig umweltfreundlicher und wirtschaftlicher behandelt

Den Klärschlamm der Verbandsgemeinde Kell am See werden künftig Schilfpflanzen behandeln: Umweltministerin Ulrike Höfken hat am Dienstag auf der Kläranlage „Oberes Ruwertal“ bei Mandern den ersten Spatenstich für die neue Klärschlammvererdungsanlage gesetzt. „Diese Methode der Klärschlammbehandlung kommt ohne chemische Hilfsmittel aus und ist gerade für den ländlichen Raum eine wirtschaftliche, umweltfreundliche und nachhaltige Lösung“, sagte Höfken. Das Umweltministerium fördere den Bau der Anlage mit 525.000 Euro zu mehr als 70 Prozent. „Da durch diese innovative Technologie künftig weniger Klärschlamm zu entsorgen ist, trägt die Maßnahme auch dazu bei, dass die Abgabenbelastung der Bürgerinnen und Bürger nicht weiter steigt“, betonte Höfken.

„Klärschlämme sind oftmals mit Schwermetallen und organischen Schadstoffen belastet, die sich in Böden und Gewässern langfristig anreichern und die Lebensmittelerzeugung belasten können. Vor dem Hintergrund der anstehenden Novellierung der Klärschlammverordnung des Bundes wollen wir für Rheinland-Pfalz die Strategie für eine umweltverträgliche und wirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm fortentwickeln“, erklärte die Umweltministerin. Dazu trage auch die neue Anlage in Mandern bei, die im Jahr bis zu 4500 Kubikmeter Schlamm aufnehmen und verarbeiten könne.

Bei der mit modernster Technik gesteuerten Klärschlammvererdung entziehen Schilfpflanzen dem Schlamm Wasser und nutzen dessen Nährstoffe zum Wachstum. Zusätzlich wird die Masse des Klärschlamms durch biologische Prozesse reduziert. Das Filtratwasser wird der Kläranlage zur Behandlung zugeführt. Übrig bleibt Klärschlammerde, die nach acht bis zwölf Jahren nach den gesetzlichen Bestimmungen weiter verwertet werden kann.

Höfken hob hervor, dass die Betriebskosten der neuen Anlage im Vergleich zur herkömmlichen Klärschlammbehandlung gering seien: „Zudem spart diese Technologie jährlich Dutzende Tonnen CO2-Emissionsen ein und trägt damit zum Klimaschutz bei.“ Darüber hinaus speichere die Anlage den im Klärschlamm enthaltenen Phosphor für die spätere Nutzung. Notwendig wurde der Neubau, weil die bislang auf der Kläranlage „Oberes Ruwertal“ genutzte Kammerfilterpresse aus dem Jahr 1985 marode ist.

Im Rahmen des Termins überreichte die Ministerin zudem einen Bewilligungsbescheid in Höhe von 72.200 Euro zur Optimierung der Wasserversorgung der VG Kell am See an Bürgermeister Martin Alten.

http://mulewf.rlp.de/no_cache/aktuelles/einzelansicht/archive/2015/may/article/hoefken-in-mandern-wird-klaerschlamm-kuenftig-umweltfreundlicher-und-wirtschaftlicher-behandelt/

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Haigerloch: Klärwerte liegen alle im guten Bereich

Keine größeren Probleme gab es im Betriebsjahr 2014 in der Kläranlage des Abwasserverbandes Unteres Eyachtal. Die Werte sind wie immer gut.
Den Mitgliedern des Abwasserverbandes Unteres Eyachtal konnte Abwassermeister Gerd Hölle zufrieden vermelden: 2014 gab es in der Kläranlage Mühringen keine größeren Probleme. Das liegt sicherlich …mehr:

http://www.swp.de/hechingen/lokales/haigerloch/Klaerwerte-liegen-alle-im-guten-Bereich;art5608,3196856

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Grevenbroichs Kanalnetz – Expedition in die Unterwelt

Unter Grevenbroich verläuft ein 350 Kilometer langes Kanalnetz. Wer hinabsteigt, erhält eine ganz andere Perspektive der Stadt. Von Carsten Sommerfeld
Die Schritte hallen im Dunkeln, nur die Lampe am Helm des Vordermannes wirft Licht auf den Weg – auf den glitschigen Belag am Boden. „Vorsicht, Rutschgefahr“, sagt Olaf Rosellen und geht voran in den Tunnel. Zuvor gibt der Kanalfacharbeiter …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/extra/stadtportraet-grevenbroich/expedition-in-die-grevenbroicher-unterwelt-aid-1.5035284

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Melle-Mitte: FIT FÜR DIE ZUKUNFT – Stadt investiert in Kläranlage

Seit dem Jahr 2014 wird die Kläranlage in Melle-Mitte fit für die Zukunft gemacht – und zwar mit verschiedenen Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen.
Nachdem bereits im vergangenen Jahr die ersten Maßnahmen mit einem Gesamtkostenaufwand in Höhe von 625000 Euro beauftragt worden waren, steht für das Jahr 2015 die Umsetzung weiterer Teilmaßnahmen …mehr:

http://www.noz.de/lokales/melle/artikel/573576/stadt-investiert-in-klaranlage-melle-mitte-1

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Wupperverband: Film Ausbildung beim Wupperverband

Interessante Einblicke in die Ausbildungspraxis bei uns…mehr unter:

http://www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/pa_de_ausbildung.html

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Dormagen: Kläranlage Rheinfeld wird modernisiert

Rund 200 000 Euro investieren die für die Stadtentwässerung zuständigen Technischen Betriebe Dormagen (TBD) aktuell, damit die Anlage technisch auf neuestem Stand bleibt und die gründliche Reinigung von Abwasser gesichert ist. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/dormagen/klaeranlage-rheinfeld-wird-modernisiert-aid-1.5089556

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BREISACH-GREZHAUSEN: Die Investitionen zahlen sich aus

Der Abwasserzweckverband ist mit dem Geschäftsjahr zufrieden.
Mit einem zufriedenstellenden Ergebnis hat der Abwasserzweckverband Staufener Bucht (AZV) das vergangene Betriebs- und Geschäftsjahr abgeschlossen. 14 Gemeinden und der Gewerbepark Breisgau gehören dem Zusammenschluss an. Mehr:

http://www.badische-zeitung.de/breisach/die-investitionen-zahlen-sich-aus-x1x–104331827.html

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Hönnepel: Kläranlage macht Plus

Wirtschaftsprüfer zog im Betriebsausschuss des Abwasserbehandlungsverbandes für 2014 eine positive Bilanz. Weiterer Schuldenabbau, hohe Eigenkapital-Quote

Trotz weiter gesunkener Mengen an Regen- und Schmutzwasser, was bekanntlich dem Wegfall von gewerblichen Einleitern in Kehrum geschuldet ist: Der Abwasserbehandlungsverband Kalkar-Rees hat das Wirtschaftsjahr 2014 mit einem positiven Betriebsergebnis von 232 000 Euro

Kläranlage in Hönnepel macht Plus | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-kleve-und-der-region/klaeranlage-in-hoennepel-macht-plus-id10649940.html

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Dietzenbach: Sperrung an Kläranlage wegen neuer Pumpen

– Auf der Kläranlage müssen zwei große Pumpen mithilfe eines Krans getauscht werden. Deshalb gibt es eine Sperrung. Mehr:

http://www.op-online.de/lokales/nachrichten/dietzenbach/dietzenbach-sperrung-klaeranlage-wegen-neuer-pumpen-4834123.html

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Obersontheim: Große Projekte – Kläranlage in Obersontheim kostet eine Million Euro

Auch 2015 investiert und baut die Gemeinde Obersontheim an allen Ecken und Enden. Große Projekte sind die Erweiterung der Kläranlage mit solarer Klärschlammtrocknung und der Ausbau …mehr unter:

http://www.swp.de/crailsheim/lokales/landkreis_schwaebisch_hall/Grosse-Projekte-Klaeranlage-in-Obersontheim-kostet-eine-Million-Euro;art5722,3151307

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ESSELBACH: Zu viel Phosphor fließt in den Bach

Versammlung des Abwasserverbands Esselbach: Bericht der Gewässeraufsicht
Wie sieht der künftige Betrieb der Abwasseranlagen aus? Die Haushaltsberatungen des Abwasserverbands Esselbach boten im Esselbacher Ratssaals die Gelegenheit, mehr:

http://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Zu-viel-Phosphor-fliesst-in-den-Bach;art776,8665063

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Mittleres Wiesental: Kläranlage sorgt für Top-Wasser und knapp 74 000 Euro Überschuss

Das Plus aus Steinen teilen sich die Mitgliedskommunen / Rund zehn Prozent weniger Wasser als im Vorjahr verarbeitet / Über zwei Millionen Euro neue Investitionen.
Die Gemeindeprüfungsanstalt hat die Finanzen Abwasserverbandes Mittleres Wiesental unter die Lupe genommen. Mehr:

http://www.badische-zeitung.de/schopfheim/klaeranlage-sorgt-fuer-top-wasser-und-knapp-74-000-euro-ueberschuss–102218313.html

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Stass Austria: Neuen Auftrag für Klärschlammverwertungsanlage erhalten

Energieautarke Schlammverwertung durch Klärschlammtrocknung und Reformierung.

Thermo-System hat im Dezember 2014 den Auftrag zum Bau einer Anlage zur Klärschlammtrocknung und Reformierung in Strass/Österreich erhalten. Die dort anfallende Schlammmenge von 25.000 t/a wird in einem SmartDryTM Bandtrockner auf 90 %TR getrocknet und anschließend im KlärschlammReformerTM vergast. Bei der Mineralisierung des Schlammes werden organische Schadstoffe zerstört und Schwermetalle teilweise abgereichert, so dass die entstehende Düngekohle die Anlage als hochwertiges Endprodukt verlässt und in den Nährstoffkreislauf zurückgeführt werden kann. Das in die Klär- und Biogasanlage integrierte innovative Anlagenkonzept setzt neue Maßstäbe bezüglich Energieeffizienz und Umweltschutz.

http://www.thermo-system.com/unternehmen/aktuelles/news-detailanzeige/news/neuen-auftrag-fuer-klaerschlammverwertungsanlage-erhalten/

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Rödental: gewinnt Umweltpreis

…für ihre Leistungen zur Umsetzung der Energiewende im Bereich des ökologisch nachhaltigen und regionalen Wirtschaftens.

Vor allem die neue Abwasserreinigungsanlage sei ausschlaggebend für diesen Erfolg gewesen… Die neue Kläranlage trocknet den Klärschlamm mit Solarthermie…

http://www.thermo-system.com/unternehmen/aktuelles/news-detailanzeige/news/stadt-roedental-gewinnt-umweltpreis/

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SCHLICHTUNGSVERSUCH IN HETLINGEN : AZV informierte über Umbaumaßnahmen im Klärwerk

Hitzige Diskussion um den Gestank: Der AZV informierte über Umbaumaßnahmen im Klärwerk, Hetlinger Bürger äußerten ihre Bedenken.
Knapp 60 Hetlinger hatten sich Mittwochabend auf den Weg in die Mehrzweckhalle gemacht, um vom AZV Südholstein Details über die anstehenden Baumaßnahmen am Klärwerk zu erfahren. Ihre kritische Wissbegier war so groß, dass den Informationsvorträgen von Dr. Julia Weilbeer und Hilmar Poschmann eine überaus lebhafte Diskussion folgte, …mehr:

http://www.shz.de/lokales/wedel-schulauer-tageblatt/azv-informierte-ueber-umbaumassnahmen-im-klaerwerk-id9321206.html

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Niebüll: Sanierung – Kläranlage an der Belastungsgrenze

Mit steigender Einwohnerzahl wachsen auch die Anforderungen an die Kläranlage Niebüll. Seit 2012 wird die Anlage zur Aufbereitung von Schmutzwasser daher schrittweise modernisiert. Jetzt steht …mehr:

http://www.shz.de/lokales/nordfriesland-tageblatt/sanierung-niebuells-klaeranlage-an-der-belastungsgrenze-id9311856.html

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Südliche Ortenau: Kläranlage erzeugt 63 Prozent des Stroms

ETTENHEIM (BZ). Bakterien in Kläranlagen können mehr, als nur Abwasser reinigen: Sie produzieren indirekt Klärgas, aus dem Strom erzeugt wird. Auch die Stadt Ettenheim und die Mitglieder des Abwasserzweckverbandes Südliche Ortenau (AZV) setzen auf diese Energiequelle. Mehr:

http://www.badische-zeitung.de/ettenheim/klaeranlage-erzeugt-63-prozent-des-stroms–102550649.html

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Duisburgs: dicke „Ostereier“

Die drei Faulbehälter-Giganten der Kläranlage Emschermündung dienen der Gewinnung von Energie. Die Anlage am Drei-Städte-Dreieck misst 75 Hektar.
Was immer am Oster-Wochenende in Haus oder Garten gefunden wurde – die dicksten Eier finden sich im hohen Norden der Stadt. Vielleicht sogar die weltgrößten. Zumindest bei der Inbetriebnahme im Jahr 1998 rühmte sich die Emschergenossenschaft,

Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/duisburgs-dicke-ostereier-id10532234.html#plx1730384892

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Kläranlage in Sögel bekommt neues Betriebsgebäude

Die Kläranlage in Sögel bekommt ein neues Betriebsgebäude. Das hat der Samtgemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich beschlossen. Acht Ratsmitglieder

http://www.noz.de/lokales/soegel/artikel/561276/klaranlage-in-sogel-bekommt-neues-betriebsgebaude

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Affler: Sauberes Wasser

In Kooperation haben Land und Eifelkreis in Affler nicht nur ein neues Abwassersystem installiert und in Betrieb genommen, sondern …mehr:

http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/bitburg/aktuell/Heute-in-der-Bitburger-Zeitung-Sauberes-Wasser-fuer-Affler;art752,4167739

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Messungen in Neu-Ulm: Verhalten von Nanomaterialien bei der Klärschlammverbrennung

Ob in Kosmetika, Kleidung oder Lebensmitteln: Nanomaterialien sind Bestandteil von Produkten des täglichen Lebens. Damit Ketchup gut fließt, Socken nicht müffeln und Creme vor Sonne schützt, machen sich Entwickler die speziellen Eigenschaften kleiner Teilchen zu nutze. Das Besondere an Nanomaterialien ist das hohe Verhältnis von Oberfläche zu Volumen. Dieses verleiht ihnen eine höhere chemische Reaktivität und biologische Aktivität. Nach ihrer eigentlichen Verwendung landen mittlerweile nicht unerhebliche Mengen an Nanomaterialien im Abwasser. Nicht nur Umwelt- und Verbraucherschutzgruppen sondern auch die Hersteller der Stoffe sind am weiteren Verbleib der kleinen Teilchen interessiert. Um Licht ins Dunkel zu bringen untersuchten die Wissenschaftler von Fraunhofer UMSICHT zuletzt den Verbrennungs- und Rauchgasreinigungsprozess einer Müllverbrennungsanlage, nun war eine Klärschlammverbrennungsanlage in Neu-Ulm an der Reihe.

Die Messung von Nanomaterialien im Rauchgas erfordert einiges an Knowhow und eine komplexe Messtechnik. »Die Verbrennung von Klärschlamm gilt als umweltfreundlich und effizient, allerdings ist das Verhalten von Nanomaterialien in diesem Prozess bislang weitgehend unbekannt«, erläutert Julia Zach von Fraunhofer UMSICHT die Motivation der Wissenschaftler. Sie führten im März und April 2015 im Klärwerk Steinhäule in Neu-Ulm mehrere Messungen durch. Hier werden jährlich etwa 20 000 Tonnen entwässerter Klärschlamm verbrannt. »In der Anlage herrschen Temperaturen von über 850 Grad Celsius, am ersten Messpunkt immerhin noch 200 Grad Celsius, eine Herausforderung für die empfindlichen Messgeräte – aber machbar«, so die Ingenieurin.

Titandioxid als Testmaterial
Als Nanomaterial kam bei den Messungen Titandioxid zum Einsatz. Es wurde dem Klärschlamm in großen Mengen zugegeben und gemeinsam mit ihm verbrannt. Titandioxid ist ungiftig, wenig reaktionsfreudig und kommt beispielsweise in Wandfarben, Zahnpasta und Sonnencremes zum Einsatz. »Wir wollen mit unseren Messungen ermitteln, wie sich das Titandioxid in der Anlage verteilt und welche Mengen an die Umwelt abgegeben werden«, beschreibt Projektleiterin Julia Zach das Ziel der Untersuchungen. Dazu haben die Wissenschaftler die Messinstrumente vor beziehungsweise nach den jeweiligen Stufen der Abgasreinigung angebracht. Zunächst führten sie Referenzmessungen durch, bevor sie den Klärschlamm mit Titandioxid versetzten. An drei Messpunkten richteten die Wissenschaftler sogenannte Impaktormessungen ein. Mit dieser Methode können auch Partikel mit einer Größe von nahezu null Nanometern gemessenen werden. Dies wird durch ein System ermöglicht, das eine getrennte Erfassung von Partikeln in 13 Stufen zulässt. Mit der Impaktormessung lassen sich auch Feinstäube und Ultrafeinstäube untersuchen. Ein weiterer Vorteil neben der bloßen Ermittlung der Partikelgröße: die Teilchen werden auf einer sogenannten Prallplatte gesammelt und können im Anschluss näher analysiert werden. Zudem nahmen die Forscher an drei weiteren Punkten in der Klärschlammverbrennungsanlage Proben der Feststoffe, beziehungsweise der Asche. Die ersten Ergebnisse der Messungen werden im Juni 2015 erwartet.
Ähnliche Untersuchungen in einer Müllverbrennungsanlage in Schweinfurt lieferten erfreuliche Resultate: etwa 96,5 Prozent des eingesetzten Materials tauchen in der Rost- und Flugasche (Kessel- und Zyklonasche) wieder auf, im gereinigten Rauchgas, das an die Umgebung abgegeben wird, wurden lediglich 0,001 Promille gemessen. Die Rauchgasreinigung verhinderte effektiv, dass die Teilchen in die Luft gelangten. Allerdings gelten diese Werte nur für Titandioxid und können nicht auf andere Nanomaterialien übertragen werden. Es besteht also noch großer Forschungsbedarf.

http://www.umsicht-suro.fraunhofer.de/de/presse-medien/pressemitteilungen/2015/nanomaterialien_klaerschlammverbrennung.html

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Haimhausen: Das ist jetzt auch geklärt

Haimhausen investiert 1,6 Millionen Euro in die Sanierung seiner Kläranlage. Die muss mit dem Ort wachsen. Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser verteuern das Projekt

Das ist jetzt auch geklärt: Etwa 1,6 Millionen Euro lässt sich die Gemeinde Haimhausen die Ertüchtigung ihrer in die Jahre gekommenen Kläranlage kosten. Mehr:

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/das-ist-jetzt-auch-geklaert-auf-expansionskurs-1.2413467

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Linz-Unkel: Baufortschritt auf der Kläranlage

Die Kläranlage Linz-Unkel gilt als Vorreiter in Bezug auf die Umstellung der Verfahrensführung von Kläranlagen mit aerober Schlammstabilisierung auf Schlammfaulung. Ende 2011 wurde auf dieser Anlage die erste von der Ingenieurgesellschaft Dr. Siekmann + Partner mbH entwickelte 2-stufige Kompaktfaulungsanlage in Betrieb genommen. Nach den erfolgreich verlaufenden ersten Betriebsjahren steht jetzt der nächste innovative Behandlungsschritt zur thermischen Behandlung des ausgefaulten Schlammes an.
Ende August letzten Jahres war der Spatenstich zum Bau einer Klärschlamm-Mineralisierungsanlage nach dem Pyreg-Verfahren. Der ausgefaulte Schlamm wird zuerst über eine Schneckenpresse maschinell entwässert, anschließend über einen Niedertemperaturtrockner technisch getrocknet und danach der PYREG®500 zur thermischen Verwertung zugeführt. Die Bauarbeiten schreiten zügig voran, so dass mit einer Inbetriebnahme im Juli gerechnet werden kann.
Zwei weitere Anlagen zur thermischen Klärschlammverwertung sind in Planung. So werden auch die Kläranlagen Homburg und Emmerich fit gemacht für einen baldigen Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung.

http://www.siekmann-ingenieure.de/neuigkeiten/aktuelle-neuigkeiten/?page=0

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Wiefelstede: Baustart für Abluftanlage im Mai

Erste Maßnahmen zur Beseitigung unzulässiger Müffelei beginnen
Knapp 700 000 Euro wird der erste Abschnitt kosten. Das wird Auswirkungen auf die Abwassergebühr haben. Sie könnte 2016 um geschätzte 16 Cent pro Kubikmeter steigen. Mehr:

http://www.nwzonline.de/ammerland/wirtschaft/baustart-fuer-abluftanlage-im-mai_a_25,0,810566654.html

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Abtsgmünd: Untersteller übergibt letzte Förderbescheide für Abwasser-Großprojekt

Umweltminister Franz Untersteller hat in Abtsgmünd zwei Förderbescheide für den vierten und letzten Funktionsabschnitt des Projektes „Interkommunale Abwasserbeseitigung Abtsgmünd Adelmannsfelden – IA3″ übergeben. Mit knapp 731.000 Euro unterstützt das Land den Anschluss des Teilortes Wilfingen an die Kläranlage in Abtsgmünd und gut 37.000 Euro erhält die Gemeinde Adelmannsfelden, damit drei Anwesen auf ihrer Gemarkung ebenfalls an die Kläranlage angeschlossen werden können.
Das Gesamtprojekt schließt dreizehn Teilorte und Weiler der Gemeinden Abtsgmünd und Adelmannsfelden sowie zwei Weiler der Nachbargemeinde Neuler zusätzlich an die zentrale Kläranlage in Abtsgmünd an. „Die erweiterte, moderne Kläranlage wird ökonomischer und besser arbeiten als die vielen kleinen Einheiten vorher. Eine solch zukunftsfähige Abwasserbeseitigung dient sowohl dem Schutz unserer wichtigen Lebensgrundlage Wasser als auch der Gesundheit der betroffenen Bürgerinnen und Bürger“, erklärte Franz Untersteller.
Der Umweltminister wies darauf hin, dass eine moderne Abwasserbeseitigung einen wesentlichen Teil der Daseinsvorsorge darstelle und dass die Kommunen alle Möglichkeiten nutzen müssten, unabhängig von Gemeindegrenzen die Kosten hierfür zu senken. „Gerade im ländlichen Raum mit seinen langen Abwasserkanälen und einer vergleichsweise geringen Einwohnerdichte sind die Randbedingungen für die Abwasserbeseitigung besonders schwierig“, betonte Untersteller. Diese strukturellen Nachteile gleiche die Landesregierung daher mit Fördermitteln aus. „Insgesamt stellt das Land den Städten und Gemeinden dieses Jahr knapp 48 Millionen Euro zur Verfügung, damit sie ihr Abwasser effizienter und umweltverträglicher beseitigen können.“

Weitere Informationen
Das Gesamtprojekt „Interkommunale Abwasserbeseitigung Abtsgmünd Adelmannsfelden – IA³“ umfasst im Wesentlichen die Erweiterung der Sammelkläranlage Abtsgmünd von 5.000 Einwohnerwerten auf 13.000 Einwohnerwerte (Funktionsabschnitt 1), die Stilllegung der hydraulisch überlasteten Kläranlagen Fischhaus, Pommertsweiler und Adelmannsfelden (Funktionsabschnitt 2) sowie den Anschluss aller Teilorte der Flächengemeinden Abtsgmünd und Adelmannsfelden an die Sammelkläranlage Abtsgmünd (Funktionsabschnitte 3 und 4). Ferner hat das Land im Rahmen dieses Projektes bereits im Jahr 2013 den Anschluss von zwei Weilern der Gemeinde Neuler an die Kläranlage Abtsgmünd bezuschusst.
Einschließlich der nun bewilligten Maßnahmen (Funktionsabschnitt 4) stellt das Land den beteiligten Kommunen insgesamt rund 8,9 Millionen Euro an Fördermitteln für die Umsetzung der kommunalen Abwasserbeseitigungsmaßnahme IA³ zur Verfügung. Davon erhält die Gemeinde Abtsgmünd circa 6,5 Millionen Euro, die Gemeinde Adelmannsfelden erhält rund 2,3 Millionen Euro und die Gemeinde Neuler 62.200 Euro.

http://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/untersteller-uebergibt-letzte-foerderbescheide-fuer-abwasser-grossprojekt-in-abtsgmuend/

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Maifeld: Schrumpfbach wird vom Beton befreit – Präsident der SGD Nord überbrachte Förderbescheid über 208.000 Euro

Die Renaturierung des Schrumpfbaches kann beginnen. Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord überbrachte heute im Auftrag von Umweltministerin Ulrike Höfken der Verbandsgemeinde Maifeld den Förderbescheid über 208.000 Euro. Gefördert werden im Rahmen der „Aktion Blau Plus“ vom Land Rheinland-Pfalz 90 Prozent der Gesamtkosten von 232.000 Euro. Neben der Renaturierung des Schrumpfbaches wird die Landesregierung in diesem Jahr rund 520 wasserwirtschaftliche Maßnahmen rheinland-pfälzischer Kommunen mit insgesamt 110 Millionen Euro fördern. „Mit der Aktion Blau Plus leistet das Land Rheinland-Pfalz einen großen Beitrag zur ökologischen Umgestaltung und Renaturierung  unserer Gewässer und damit zur nachhaltigen Sicherung einer unserer wichtigsten Ressourcen, dem Wasser“, so Präsident Dr. Kleemann bei Übergabe des Bescheides.

„In den nächsten Wochen werden wir mit dem ersten Bauabschnitt beginnen“, kündigte  Bürgermeister Maximilian Mumm bei der Übergabe des Förderbescheides an. Auf einem Kilometer in der Gemarkung Metternich und auf einem etwa 200 Meter langen Teilabschnitt des Mörzer Bachs zwischen Mörz und der Kreisstraße K 40 werden die Betonschalen entfernt. Basis dafür sind der Gewässerpflegeplan der Verbandsgemeinde Maifeld sowie die bereits getätigten Grundstückskäufe.
So hat die Verbandsgemeinde in den vergangenen Jahren Gewässerrandstreifen und sogenannte Gewässerentwicklungsflächen erworben, um dem schmalen Bachbett mehr Platz, der Pflanzen- und Tierwelt mehr Lebensraum zu geben.
Schon nach den Sommerferien -so die Planung – werden die im Zuge einer früheren Begradigung gesetzten Betonteile im Bereich zwischen Dorfgemeinschaftshaus und Kläranlage Metternich beseitigt sein. Das freut auch die Bachpaten vom Junggesellenverein Metternich, die die Renaturierung des Schrumpfbaches immer vorangetrieben und bereits in Eigenregie und -leistung einzelne Betonschalen entfernt haben.
Bereits seit einigen Jahren kümmert sich die Verbandsgemeinde Maifeld mit Förderung durch die „Aktion Blau“ des Landes um die Renaturierung der Gewässer dritter Ordnung. Immer, wenn sich Gelegenheiten ergeben, werden Gewässerrandstreifen erworben. Den Auftakt machte 2010 die Freilegung des verrohrten Ochtendunger Dorfbach, 2011 und 2012 folgten Maßnahmen am Viedeler Bach in Polch im Bereich Blumenbergstraße und der Quellen im Polch. Außerdem wurden 2012 am Nothbach – Gemarkung Rüber und Kalt – Querbauwerke beseitigt sowie ein Wehr umgestaltet. Betonschalen zu beseitigen galt es auch 2013 am Kalter Dorfbach und am Bur Münstermaifeld, wo noch das Gewässerbett neu angelegt wurde.  Im Folgejahr 2014 entfernte man als ersten Bauabschnitt die Betonrinne im Ruitscher Bach.
Dieses Jahr wird der erste Bauabschnitt am Schrumpfbach umgesetzt. 2016 geht es in einem zweiten Bauabschnitt Nothbach um die Umgestaltung des Wehrs am Gappenacher Birkenhof und um die Beseitigung des Querbauwerks am Polcher Bach in der Gemarkung Rüber.
Nach und nach soll so die Renaturierung aller in der Zuständigkeit der Verbandsgemeinde liegenden Dorfbäche realisiert werden. Mit dem großen Ziel, dass die Bäche wieder in ihren natürlichen Zustand zurückgesetzt werden und frei fließen können. Damit werden die Voraussetzungen für eine gute Wasserqualität und einen natürlichen Lebensraum für Pflanzen und Tiere geschaffen.
„Der gute ökologische Zustand unserer Gewässer liegt uns sehr am Herzen. Und wir übernehmen die Renaturierungsmaßnahmen sehr gerne, zumal wir ja nur 10 Prozent der Kosten selbst übernehmen müssen“, sagt Bürgermeister Maximilian Mumm. Werden die Grundstücke im Rahmen von Ausgleichsmaßnahmen für Bebauungspläne oder Bauvorhaben vom Abwasserwerk benötigt, entfällt sogar der Eigenanteil der Verbandsgemeinde. So geschehen beispielsweise bei der Renaturierung des Münstermaifelder Burs, bei der Ausgleichsflächen für die Kläranlage Nothbachtal angerechnet wurden.
Bürgermeister Mumm verweist auch darauf, dass die Gewässerrenaturierung keine freiwillige Aufgabe der Verbandsgemeinde ist: „Nach den EU-Wasserrahmenrichtlinien sind wir dazu verpflichtet, für einen guten ökologischen Zustand der Gewässer zu sorgen. Und dieser Verpflichtung kommen wir im Interesse unserer Kinder und Kindeskinder sehr gerne nach.“

http://sgdnord.rlp.de/einzelansicht/archive/2015/june/article/sgd-nord-schrumpfbach-wird-vom-beton-befreit-praesident-der-sgd-nord-ueberbrachte-foerderbescheid/

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Seubersdorf: Neue Kläranlage in Betrieb genommen

3,3 Millionen Euro hat die Gemeinde Seubersdorf in die neue Kläranlage investiert. Nun wurde sie in Betrieb genommen

http://www.mittelbayerische.de/region/neumarkt/gemeinden/seubersdorf/neue-klaeranlage-in-betrieb-genommen-21175-art1235096.html

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Bitburger Land: Präsident der SGD Nord überbrachte Förderbescheid über 250.000 Euro – Außengebietsentwässerung für die Ortsgemeinde Gondorf

Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord überbrachte heute im Auftrag von Umweltministerin Ulrike Höfken der Verbandsgemeinde Bitburger Land den Förderbescheid über 250.000 Euro. 50 Prozent der Gesamtkosten von 500.000 Euro werden im Rahmen des Projektes „Außengebietsentwässerung Gondorf“ vom Land gefördert. Neben diesem Projekt wird die Landesregierung in diesem Jahr rund 520 wasserwirtschaftliche Maßnahmen rheinland-pfälzischer Kommunen mit insgesamt 110 Millionen Euro fördern. „Überflutungen werden in Gondorf bald der Vergangenheit angehören“, freut sich Dr. Kleemann. „Das Projekt der „Außengebietsentwässerung“ kann nun beginnen!“

Die Problematik der Außengebietsentwässerung ist schon lange Thema in der Ortsgemeinde Gondorf. Das auf die Gemeinde unkontrolliert zufließende Wasser des Außengebietes hat in der Vergangenheit bereits größere Schäden sowohl in der Ortsgemeinde als auch in dem bekannten Freizeit- und Tierpark Gondorf (Eifelpark) verursacht. Um zukünftig weitere Schäden zu vermeiden, hat die Ortsgemeinde Gondorf das Büro Ralf Karst Ingenieure 2012 mit der Erstellung der ingenieurtechnischen Planung der Außengebietswasserableitung beauftragt. Die Entwurfsplanung wurde den Verbandsgemeindewerken Bitburger Land und der SGD Nord am 05. November 2013 vorgestellt und für gut befunden. Nach Erteilung der wasserrechtlichen Genehmigung konnte schließlich auch seitens des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten dem beantragten Förderantrag stattgegeben werden.
In der heutigen Feierstunde im Rathaus der Verbandsgemeinde Bitburger Land hatten Ortsbürgermeister Otmar Kaufmann und Bürgermeister Josef Junk nochmals Gelegenheit, sich bei den zuständigen Verantwortlichen des Ministeriums sowie der SGD Nord zu bedanken. „Das Umsetzen dieser Maßnahme, die dem Schutz der Bürgerinnen und Bürger der Ortsgemeinde Gondorf dient, konnte nur erfolgen, weil das Land Rheinland-Pfalz diese großzügige Förderung ausgesprochen hat“, freuten sich die beiden bei Übergabe des Bescheides.

http://sgdnord.rlp.de/einzelansicht/archive/2015/june/article/praesident-der-sgd-nord-ueberbrachte-foerderbescheid-ueber-250000-euro-aussengebietsentwaesserung/

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Lübben: Sanierte Kläranlage spart Kosten

Erster Bauabschnitt abgeschlossen / Türme ersetzen offene Becken
LÜBBEN Die Kläranlage in Lübben-Ost wird bei laufendem Betrieb saniert. Der erste Bauabschnitt ist realisiert. Interessierte konnten sich vom Baufortschritt während des Tags der offenen Tür am Samstag überzeugen.
Ein Teil der Kläranlage in Lübben ist schon erneuert. Die Behälter ..mehr:

http://www.lr-online.de/regionen/spreewald/luebben/Sanierte-Luebbener-Klaeranlage-spart-Kosten;art1058,5044130

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Kelberg: Präsident der SGD Nord überbrachte Förderbescheid über 225.000 Euro; Abwasserentsorgung im Außenbereich der VG Kelberg

Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, überbrachte heute im Auftrag von Umweltministerin Ulrike Höfken der Verbandsgemeinde Kelberg einen weiteren Förderbescheid über 225.000 Euro. Seit 2013 werden im Außenbereich der Verbandsgemeinde 26 Anwesen durch Förderung des Landes Rheinland-Pfalz mit Leitungen an die öffentliche Abwasserbeseitigung angeschlossen. Zwei Bauabschnitte erfolgten bereits in den Jahren 2013 und 2014. Der nun folgende dritte Bauabschnitt stellt den Schlusspunkt dieser Maßnahmenreihe dar. Dabei belaufen sich die Gesamtkosten des ganzen Projektes auf 635.000 Euro, welches zu 100 Prozent vom Land Rheinland-Pfalz gefördert wird.

„Durch den kontinuierlichen Ausbau der Abwasseranlagen und den damit verbundenen hohen Investitionen wurde in Rheinland-Pfalz ein hoher Stand in der Abwasserbeseitigung erreicht. Mit der Förderung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen leistet das Land Rheinland-Pfalz einen wesentlichen Beitrag zur weiteren Verbesserung der Gewässergütesituation“, so Präsident Dr. Kleemann bei Übergabe des Bescheides.
Der Abschluss der Maßnahme, mit dem Ziel einer ordnungsgemäßen Abwasserbeseitigung nach dem Stand der Technik, wird bis Ende des Jahres erwartet.
Neben der Unterstützung des Projektes in der Verbandsgemeinde Kelberg wird die Landesregierung in diesem Jahr rund 520 wasserwirtschaftliche Maßnahmen rheinland-pfälzischer Kommunen mit insgesamt 110 Millionen Euro fördern.

http://sgdnord.rlp.de/einzelansicht/archive/2015/june/article/praesident-der-sgd-nord-ueberbrachte-foerderbescheid-ueber-225000-euro-abwa

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PARTENSTEIN: Einbruch in Kläranlage

Kupfer gestohlen
„Geld stinkt nicht“ dachten sich Einbrecher in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, als sie sich auf dem Kläranlagengelände …mehr:

http://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Einbruch-in-Klaeranlage;art774,8620257

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Oppenau: Eigenbetrieb für das Abwasser

Oppenau gliedert städtischen Aufgabenbereich aus / Gebühren bleiben für Einwohner gleich
Vorteile für die Arbeit der Stadtverwaltung, keine Nachteile für die Bevölkerung: Unter diesen Voraussetzungen …mehr:

http://www.bo.de/lokales/achern-oberkirch/eigenbetrieb-fuer-das-abwasser

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Achern-Önsbach: Viel Geld ins Klärwerk gepumpt

Investitionen in Abwasserreinigung »Vorderes Renchtal« / Legionellenproblem auch in Önsbacher Halle
Im Mittelpunkt der Sitzung des Önsbacher Ortschaftsrats stand am Dienstagabend der Abwasserzweckverband »Vorderes Renchtal«. In dessen Klärwerk in Renchen werden die Abwässer der Önsbacher und Mösbacher gereinigt.
In die Verbandskläranlage Vorderes Renchtal muss wieder ordentlich investiert werden. Das Schlempepumpwerk …mehr:

http://www.bo.de/lokales/achern-oberkirch/viel-geld-ins-klaerwerk-gepumpt

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Wallerfangen: Umweltministerium fördert Fremdwasserentflechtung mit 30.000 Euro – Minister Jost überreicht zwei Zuwendungsbescheide

Das saarländische Umweltministerium stellt über das Förderprogramm „Aktion Wasserzeichen“ für eine Fremdwasserentflechtung im Wallerfanger Ortsteil Ittersdorf rund 30.000 Euro zur Verfügung. Umweltminister Reinhold Jost überreichte jetzt einen entsprechenden Zuwendungsbescheid an Bürgermeister Günter Zahn.
Im Bereich der Schloßstraße soll das Niederschlagswasser gesammelt und über einen neuen, 200 m langen Kanal in den Dorfbach eingeleitet werden.
Durch diese Baumaßnahme werden ca. 1.250.000 m³/Jahr Fremdwasser nicht mehr in die Kläranlage Bedersdorf eingeleitet. Dies führt zu einer Steigerung der Reinigungsleistung der Kläranlage, zugleich bleibt das unbelastete Oberflächenwasser dem natürlichen Wasserkreislauf erhalten.
„Von den im Rahmen der „Aktion Wasserzeichen“ geförderten Projekten profitieren unsere Bürgerinnen und Bürger ebenso wie der Umweltschutz: Durch die Verringerung des Fremdwassers in den Abwassersystemen verbessern wir die Wirkungsweise unserer Kläranlagen und reduzieren damit gleichzeitig die Kosten der Gebührenzahler“, so Jost.
Eine effiziente Abwasserreinigung setzt voraus, dass auch die Abwassermengen auf das notwendige Maß reduziert sind. Daher sollten Wassermengen, die von ihrer Herkunft und Beschaffenheit her nicht gereinigt werden müssen, auch nicht in Abwasseranlagen eingeleitet werden. Hierzu zählen das in Kanalisationen eingeleitete nicht behandlungsbedürftige Oberflächenwasser sowie Grundwasser aus defekten Kanälen oder Drainage-Wasser. Gerade im Saarland macht das Fremdwasser mit über 70 % den weitaus größten Teil der Abwassermenge aus. Die daraus resultierenden Gewässermehrbelastungen einerseits und die technischen und finanziellen Folgewirkungen für den Anlagenbau, den Anlagenbetrieb und die Abwasserabgabe andererseits sind enorm.
Im 2. Betriebswirtschaftsplan gemäß der Wasserrahmen-Richtlinie (WRRL) sind 34 kommunale Kläranlagen aufgeführt, in denen der Fremdwasseranteil zu hoch ist und deshalb Maßnahmen zur Reduzierung des Fremdwassers gefordert werden.

Die „Aktion Wasserzeichen – Förderprogramm zur Regenwasserbewirtschaftung“ ist ein Programm des saarländischen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, mit dem die Gemeinden und Städte des Saarlandes bei ihren Bemühungen, Fremdwasser von reinigungsbedürftigem Abwasser zu trennen, finanziell unterstützt werden. Es wird aus Mitteln der Abwasserabgabe gespeist.
Bei seinem Besuch in Wallerfangen brachte der Umweltminister noch ein weiteres „Gastgeschenk“ mit: Einen Förderbescheid in Höhe von rund 2800 Euro, der für die Gestaltung des Silwinger Platzes im Ortsteil Rammelfangen bestimmt ist. Auf diesem Platz wollen die Bewohner zwei Fitnessgeräte als Freizeitangebot für die Erwachsenen aufbauen und in diesem Zusammenhang auch für den Einbau eines Fallschutzes und für einen grünen Sichtschutz durch Anpflanzungen sorgen. Aufgrund der hohen Eigenleistung sind es vor allem die Materialkosten, die hier zu Buche schlagen. Jost: „Rammelfangen hat sich dank vieler engagierter Bürgerinnen und Bürger eine funktionierende Dorfgemeinschaft erhalten. Dieses Engagement im Sinne einer nachhaltigen Dorfentwicklung wollen wir mit unserer Förderung unterstützen.“

http://www.saarland.de/SID-3F38B809-523F397C/125312.htm

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Lippeverband und Trianel schließen Renaturierung des Lippeufers ab

Trianel Kohlekraftwerk Lünen: Begleitende Maßnahmen zum Natur- und Umweltschutz
Lünen. Mit der Pflanzung von Schwarz-Pappeln sind in dieser Woche die Arbeiten zur Renaturierung des südlichen Lippeufers im Bereich im Mersche/Mühlenfeld abgeschlossen worden. Die Renaturierung des Lippeufers gehört zu den sogenannten Kohärenzmaßnahmen für das neue Steinkohlekraftwerk am Lüner Stummhafen. Die vom Kraftwerk umgesetzten Maßnahmen gehen weit über den gesetzlich vorgeschriebenen Umfang hinaus. „Als Kraftwerksbetreiber sind wir uns unserer Verantwortung bewusst. Darum sind uns Maßnahmen in unserer Region wichtig, die eine sinnvolle und langfristige Wirkung für den Natur- und Umweltschutz entfalten“, so Stefan Paul, Geschäftsführer der Trianel Kohlekraftwerk GmbH & Co. KG.
In den vergangenen Monaten wurde auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern das bereits bestehende Naturschutzgebiet am südlichen Lippeufer weiter aufgewertet und natürliche Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten geschaffen. Dabei wurde ein 150 Meter langer Abschnitt der Lippe entfesselt. Durch neugeschaffene Flutrinnen sowie Überflutungsbereiche wurde der natürliche Lebensraum für Fische und Rundmäuler wie Flussneunaugen erweitert. Zusätzlich ist ein Steilufer angelegt worden, das als Brutplatz für den Eisvogel und der Uferschwalbe dient. Das nun renaturierte FFH-Gebiet, das von Trianel als Eigentum auf den Lippeverband übertragen wurde, grenzt unmittelbar an intensiv ackerbaulich genutzte Flächen. Quer zur Lippe angepflanzte Sträucher grenzen die Fläche als Gehölzstreifen von den Feldern ab. Bereits im Frühjahr 2014 wurde am südlichen Ufer der Lippe nahe dem Wehr Beckinghausen eine Kiesbank angeschüttet, die als Laichplatz für Flussneunaugen dient.
Schon vor und während der 5-jährigen Bauphase des Kraftwerks wurde eine Vielzahl von Natur- und Umweltschutzmaßnahmen angestoßen. So wurde 2012 mit langfristigen Maßnahmen zur Sicherung und Weiterentwicklung des naturnahen Waldbestandes in den Cappenberger Wäldern begonnen. Über einen Zeitraum von über 30 Jahren wird auf einer Waldfläche von mehr als 100 Fußballfeldern der heimische Baumbestand gefördert und durch verschiedene forstliche Maßnahmen der natürliche Lebensraum von Fledermäusen, verschiedener Vogelarten sowie Höhlenbrütern erhalten. Während des Stromleitungsbaus wurden in Waltrop auf einer Fläche von rund 300.000 Quadratmetern begleitende Naturschutzmaßnahmen umgesetzt. Dazu gehören unter anderem die Aufforstung eines Waldgebiets in unmittelbarer Nähe zur Burgruine Wilbring und die Vergrößerung des angrenzenden Grünlands, das als Jagdrevier für den hier heimischen Uhu dient.
Das Trianel Kohlekraftwerk Lünen wurde von 2008 bis 2013 am Lüner Stummhafen errichtet und nahm 2014 den Regelbetrieb auf. Mit einem elektrischen Wirkungsgrad von 45,95 Prozent gilt es als eines der modernsten und effizientesten Steinkohlekraftwerke in Europa. In die begleitenden Natur- und Umweltschutznahmen investiert Trianel rund fünf Millionen Euro.

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LAHR: Mehr als 1,3 Millionen Euro für Sanierung der Kläranlage Lahr

Abwasserzweckverband Raumschaft Lahr bekommt zweiten Teilbetrag für Aktivkohleadsorptionsanlage

Das Regierungspräsidium Freiburg hat den zweiten Teilzahlungsantrag des Abwasserverbandes Raumschaft Lahr an die Landesbank mit der Bitte um Auszahlung von etwas mehr als 1,3 Millionen Euro übersandt. Damit unterstützt das Land unter anderem aus EU-Fördermitteln des EFRE-Programms die Sanierung der Kläranlage in Lahr (Ortenaukreis).
Mit dem Geld wird die Aktivkohleadsorptionsanlage mit Tuchfilter zur Entnahme organischer Spurenschadstoffe auf der Kläranlage Lahr realisiert. Damit sind nun rund zwei von den bewilligten rund 3,2 Millionen Euro ausbezahlt. Die Bauarbeiten gehen gut voran und sind schon weitgehend abgeschlossen, teilt das Regierungspräsidium mit. Was wurde gebaut? Das Sedimentationsbecken, die Tuchfiltration, die Pulveraktivkohledosierung und das Technikgebäude mit Rührwerken, Rohrleitungen und Pumpwerken sind so gut wie fertiggestellt. Das Gleiche gilt für die Pflaster- und Asphaltarbeiten. Die elektrotechnische Ausrüstung befindet sich noch in Bau.
Die Inbetriebnahme ist bis Anfang Mai 2015 geplant. Damit ist das Gesamtprojekt zwar gemäß Rahmenterminplanung um etwa fünf bis sechs Wochen verzögert, aber angesichts der Größe des Projektes noch akzeptabel im Zeitplan. Nach den Vorgaben der EU muss das Vorhaben bis 30. Juni 2015 abgeschlossen und abgerechnet sein.

http://www.rp.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/menu/1398881/index.html

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Lahr: Land unterstützt Sanierung der Kläranlage

Das Regierungspräsidium Freiburg hat die zweite Teilzahlung in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro in die Wege geleitet. Damit sind jetzt rund zwei der bewilligten 3,2 Millionen …mehr:

http://www.bo.de/lokales/ortenauticker/land-unterstuetzt-sanierung-der-lahrer-klaeranlage

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Nordenham: Ausschüsse beraten über Klärgasstudie

Mit der Optimierung der Faulung und Klärgasnutzung in der Nordenhamer Kläranlage werden sich der Bauausschuss sowie der Ausschuss für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Nordenhamer Stadtrates in einer gemeinsamen …mehr:

http://www.nwzonline.de/wesermarsch/wirtschaft/ausschuesse-beraten-ueber-klaergasstudie_a_25,0,105193198.html Rolf Bultmann

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Sendenhorst: Betreiber müssen nachrüsten – Kunstoffmüll im Klärwerk

Kuschelige Fleecejacken werden für die Betreiber von Kläranlagen im Münsterland zum Problem. Mit jeder Wäsche landen Mikroplastik-Teilchen im Abwasser. Die Filter in den Klärwerken sind dem nicht gewachsen und müssten nachgerüstet werden. Rund eine Million Euro würde das beispielsweise in Sendenhorst kosten.

Die Gefahr lauert nicht nur in Fleecejacken. Mikroplastik, also Kunststoffteilchen von weniger als 5 Millimeter Durchmesser, steckt in Sonnencremes, Bodylotion, Shampoo und Handcremes. Mit bloßem Auge sind sie als Kügelchen in Peelings zu erkennen. Eines haben sie gemeinsam: die Kläranlagen sind mit ihnen überfordert. Und das hat dramatische Folgen.

Der Plastikmüll landet in der Nahrungskette
Weil die Plastikteilchen so schwer zu filtern sind, landen sie in Flüssen…mehr
http://www1.wdr.de/studio/muenster/themadestages/kunstoff_klaeranlage100.html Von Holger Beller

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Wiefelstede: Baustart für Abluftanlage im Mai

Erste Maßnahmen zur Beseitigung unzulässiger Müffelei beginnen
Knapp 700 000 Euro wird der erste Abschnitt kosten. Das wird Auswirkungen auf die Abwassergebühr haben. Mehr:

http://www.nwzonline.de/ammerland/wirtschaft/baustart-fuer-abluftanlage-im-mai_a_25,0,810566654.html

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Greven: Millionen gegen Mikropartikel

Mikropartikel, aber auch Medikamente werden immer mehr zu einer Bedrohung für die Umwelt. Doch eine normale Kläranlage wird damit nicht fertig. Jetzt denkt man in Greven darüber nach, Millionen zu investieren – Fördertöpfe dafür gibt es.
Mikroplastikpartikel, die sind doch so klein, dass sie niemandem schaden können – könnte man meinen. Weit gefehlt. Mikroplastikpartikel sind fiese Gesellen. Sie tummeln sich im Wasser …mehr:

http://www.westline.de/westfalen/greven/nachrichten/ln/Millionen-gegen-Mikropartikel;art1478,2181158

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DARMSTADT: Pilotprojekt will Energie aus Klärschlamm gewinnen

Energie – TU, HSE und Stadt erproben in einem Projekt, wie Klärschlamm zur Strom- und Wärmequelle werden kann
Kann die Zentralkläranlage an der Gräfenhäuser Straße zu einem Kraftwerk werden? In einem bundesweit einzigartigen Projekt erforschen Wissenschaftler der Technischen Universität die Möglichkeit, aus Klärschlamm so viel Energie zu erzeugen, dass Strom …mehr:

http://www.echo-online.de/region/darmstadt/Pilotprojekt-will-Energie-aus-Klaerschlamm-gewinnen;art1231,5978761

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Warstein: Ruhrverband investiert weiter in Abwasserbehandlung

Der Ruhrverband plant, demnächst mit der zweiten Bauphase des Abwasserbehandlungskonzepts an der Warsteiner Kläranlage zu beginnen. Dabei geht es um den Bau zweier Stahl-Silos. In denen soll das Brauerei-Abwasser behandelt werden, bevor es mit anderen Gewässern in Kontakt kommt.

Ruhrverband investiert weiter in Abwasserbehandlung – | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/staedte/warstein/ruhrverband-investiert-weiter-in-abwasserbehandlung-aimp-id10429422.html#plx644149612

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MURG: Die Kläranlage erzeugt Strom

Ja zu Photovoltaikanlage.
(mig). Der Murger Gemeinderat hat einstimmig beschlossen, in der Kläranlage auf dem Dach der Sickerwasserpumpstation und des Maschinenhauses für 43 000 Euro eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 25 Kilowattpeak errichten zu lassen. Der Strom wird in der Kläranlage selbst …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/murg/die-klaeranlage-erzeugt-strom–101242675.html

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BAD SÄCKINGEN: Großaufträge für Erweiterung der Kläranlage

Ziel ist höhere Leistung.
Die hydraulische Erweiterung der Bad Säckinger Kläranlage ist ein Millionenprojekt. Für 1,7 Millionen Euro wird die hydraulische Leistungsfähigkeit der Kläranlage von bisher 250 Litern pro Sekunde auf 395 Liter pro Sekunde vergrößert. Mehr:

http://www.badische-zeitung.de/bad-saeckingen/grossauftraege-fuer-erweiterung-der-klaeranlage–101526128.html

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Fürth: Geld stinkt nicht: Fürths Kläranlage wird runderneuert

Die Weichen für das Wachstum der Kleeblattstadt werden dort gestellt, wo man die Nase rümpft. In der Kläranlage an der Erlanger Straße führen derzeit die Bagger …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/fuerth/geld-stinkt-nicht-furths-klaranlage-wird-runderneuert-1.4242900?searched=true

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Weil im Schönbuch: Mit der Beauftragung des 2. BA wird die Ertüchtigung der Kläranlage Weil im Schönbuch fortgesetzt

In einem 1. BA wurden das bestehende RÜB (mit neuer Lamellentauchwand), die Rechenanlage (QM = 110 l/s) und das Schlammsilo (V = 390 m3) einschließlich der EMSR-Technik umfassend saniert. Im jetzt beauftragten 2. BA werden die bestehenden zwei Kombibecken (V = 2.600 m3) umfassend ertüchtigt. Neben der bautechnischen Instandsetzung werden die bestehenden Schreiber-Rundbecken kaskadiert, die Belüftung einschließlich der Gebläse neu strukturiert sowie die Niederspannungsverteilung (NSV) der biologischen Stufe erneuert. Die Baumaßnahmen werden bei einem Kostenaufwand von ca. 1. Mio. € bis Ende des Jahres 2016 andauern.

Quelle: http://www.weber-ing.de/de/news/newsansicht.html?news_id=139

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ZELLINGEN: Niemand hat die Pumpe bestellt

Zellinger Bauausschuss stellte die Rechnungsgenehmigung zurück
Wer hat nur die Pumpe bestellt, die vor Monaten auf der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Zellingen eingetroffen ist und für eine künftige Wasserentnahmestelle gedacht war? „Wir haben sie nicht bestellt, …mehr:

http://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Niemand-hat-die-Pumpe-bestellt;art772,8622833

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Treuchtlingen: Abwasseranlagenplanung vorgestellt

Konzept für die nächsten zwei Jahrzehnte – Bürger sollen mit ihrem Wissen helfen –
Im Treuchtlinger Kanalnetz läuft vieles nicht rund, oder besser: nicht dorthin, wo es hin soll. Dieses nicht ganz billige Problem beschäftigt die Kommune …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/treuchtlingen/treuchtlinger-abwasseranlagenplanung-vorgestellt-1.4239879?searched=true

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Ahrensburg: So faul, dass es sich auszahlt

Das Ahrensburger Klärwerk erzeugte im vergangenen Jahr erstmals mehr Strom als die Anlage verbrauchte.
Das Ahrensburger Klärwerk war schon immer etwas Besonderes. Wegen des Untergrunds hatte man sich seinerzeit dazu entschlossen, die Rohrleitungen nicht in die Erde zu legen…mehr:

http://www.shz.de/lokales/stormarner-tageblatt/so-faul-dass-es-sich-auszahlt-id9183781.html

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Rio de Janeiro: Rios Sorgenkind 2016: Olympisches Segeln in der Kloake?

Weiße Segel, schicke Boote, blauer Himmel, Sonne und der Zuckerhut im Hintergrund – so werden die Bilder vom Olympia-Segeln 2016 wohl um die Welt gehen. Doch die Athleten sollten nicht ins Wasser fallen, rät ein Biologe, der das Segelrevier als Latrine bezeichnet.
Ruhig schaukeln die Segelboote im sanften Auf und Ab der Wellen in der Bucht vor Rios Botafogo-Strand. Sie liegen …mehr:

http://www.sueddeutsche.de/news/sport/olympia-rios-sorgenkind-2016-olympisches-segeln-in-der-kloake-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-150313-99-12325

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Rommerskirchen: Ende für Kläranlage Villau rückt näher

Die in die Jahre gekommene Kläranlage in Rommerskirchen-Villau wird bald nicht mehr benötigt. Der Erftverband informierte jetzt, dass sie still gelegt wird. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/rommerskirchen/ende-fuer-klaeranlage-villau-rueckt-naeher-aid-1.4937762

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Mt. St. Michel: mit modernster KSB-Abwasserentsorgung

Französische Tochterfirma lieferte Schmutzwasser-Hebeanlagen für weltberühmte Klosterinsel
Die Benediktiner-Klosterburg Mont-Saint-Michel an der Grenze zwischen Normandie und Bretagne gehört zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Das hohe Touristenaufkommen produziert viel Abwasser, das abtransportiert werden muss. Hier kommen die Schmutzwasser-Hebeanlagen …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/pegnitz/mt-st-michel-mit-modernster-ksb-abwasserentsorgung-1.4232859?searched=true

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Hetlingen macht gegen AZV mobil

CDU und FW wollen Gestank während des Klärwerk-Umbaus verhindern
Der Abwasserzweckverband (AZV) will Millionen in die Modernisierung seiner Kläranlage stecken – und den Hetlingern stinkt es schon jetzt. Mehr:

http://www.shz.de/lokales/wedel-schulauer-tageblatt/hetlingen-macht-gegen-azv-mobil-id9206681.html

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Hagen spart Geld durch Investitionen

Die Investitionen in Beleuchtung und Klärwerk zahlen sich auf der Stromrechnung für die Gemeinde Hagen aus. Mehr:

http://www.noz.de/lokales/hagen/artikel/551916/hagen-spart-geld-durch-investitionen

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Werlte plant Millionenprojekt – Ein Faulturm für die Kläranlage

Die Samtgemeinde (SG) Werlte will das auf 4,7 Millionen Euro geschätzte Großprojekt „Sanierung der Werlter Kläranlage“ in Angriff nehmenMehr:

http://www.noz.de/lokales/werlte/artikel/552707/samtgemeinde-werlte-plant-millionenprojekt

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Nenzing: Abwasserbeseitigung: Weitere Landesbeiträge an Gemeinden bewilligt

300.000 Euro freigegeben – LH Wallner und LR Schwärzler: „Investitionen in die Wasser-Infrastruktur sichern hohe Lebensraumqualität“
Fontanella/Sonntag/Nenzing (VLK) – Von Landesseite wird der weitere Ausbau von zwei Abwasserbeseitigungsanlagen mit insgesamt mehr als 300.000 Euro unterstützt. Den entsprechenden Beschluss hat die Landesregierung kürzlich gefasst, informieren Landeshauptmann Markus Wallner und Wasserwirtschaftsreferent Landesrat Erich Schwärzler. Konkret fließen die Landesmittel in den Ausbau der Abwasserbeseitigungsanlage Fontanella-Sonntag. In der Marktgemeinde Nenzing wird die Ortskanalisation im Gebiet Mengschlucht, Nagrand und Beschling ausgebaut.
„Für die Attraktivität einer Gemeinde und die Lebensqualität der Menschen vor Ort ist ein gut ausgebautes und funktionierendes Abwasserbeseitigungsnetz unverzichtbar“, sind sich Wallner und Schwärzler einig. Wie in vielen anderen Bereichen nimmt das Land daher auch hier die Rolle eines verlässlichen und starken Partners ein. Von Landesseite werden die Gemeinden nicht nur beim Bau und Ausbau von entsprechenden Anlagen unterstützt. Das Land beteiligt sich auch an deren Betrieb. „Durch die Landeszuschüsse werden die Kanalgebühren gestützt und für die Menschen auf einem leistbaren Niveau gehalten“, erklärt der Landeshauptmann. Im Vordergrund würde auch hier stehen, in allen Teilen des Landes für die Menschen gleichwertige Lebensverhältnisse sicherzustellen, so Wallner weiter.

Unverzichtbare Grundausstattung
Für Landesrat Schwärzler ist ein hochwertiges Abwasserbeseitigungsnetz wichtige Grundausstattung einer Gemeinde. „Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass der Wasserreichtum unseres Landes auch kommenden Generationen zugute kommt“, so Schwärzler. In den vergangenen Jahrzehnten sind in Vorarlberg über eine Milliarde Euro in die Abwasserwirtschaft investiert worden. „Dadurch können wir heute sagen, dass in unserem Land praktisch keine Abwässer mehr ungeklärt in den natürlichen Kreislauf zurückfließen“, informiert der Wasserlandesrat. Wert und Notwendigkeit einer intakten Wasser-Infrastruktur werden von Landesseite immer wieder mit unterschiedlichen Aktivitäten und Aktionen ins Bewusstsein gerufen.

Weitere Landesunterstützung in Höhe von mehr als 300.000 Euro
Mit mehr als 300.000 Euro wird sich das Land an den Projekten beteiligen. In Summe werden rund 1,5 Millionen Euro investiert. „Derartige Investitionen in die Lebensraumqualität setzen immer auch einen wertvollen wirtschaftlichen Impuls. Es werden Arbeitsplätze vor Ort gesichert und die Wertschöpfung bleibt in der Region“, freut sich der Landeshauptmann.

http://presse.cnv.at/land/dist/vlk-48477.html

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Erndtebrück: In der Poleposition

Man wird viele Gründe anführen können, warum die Abwassergebühren in Erndtebrück im laufenden Jahr sicher wieder steigen werden. Beliebt ist es, die strengen gesetzlichen Vorgaben dafür verantwortlich zu machen. Schuld daran sind …mehr:

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-bad-berleburg-bad-laasphe-und-erndtebrueck/in-der-poleposition-aimp-id10456270.html#plx987891948

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GEIGER: Sanierung eines maroden Abwasserkanals in Stuttgart

Materiallieferung erfolgte mit Hilfe eines Hubschraubers Die Sanierung eines Abwasserkanals im Stuttgarter Stadtteil Sonnenberg wäre eigentlich eine relativ einfache Maßnahme. Auf einer Länge von 160 Metern sollte ein Inliner in den bestehenden, maroden Abwasserkanal (DN 250) eingezogen werden. Für die Niederlassung Stuttgart der Geiger Kanaltechnik eigentlich ein Standardauftrag, wenn nicht das Gelände sehr steil und extrem schwer zugänglich gewesen wäre. Schon bei Vertragsabschluss war klar, dass das Baumaterial weder mit einem LKW noch mit einem Kran zum Ort der Sanierung transportiert werden kann. Entsprechend spektakulär war dann die Belieferung aus der Luft. Ein Helikopter wurde gebucht, der innerhalb von einer Stunde das ganze Material – in zwölf Anflügen – punktgenau absetzte. Bis auf die Geiger Kanaltechnik hat sich kein Unternehmen an dieses außergewöhnliche Projekt getraut. Die Sanierung des Kanalabschnitts war nach drei Tagen vollzogen. Der Helikopter musste nochmals eingesetzt werden, um die Baustelleneinrichtung und die restlichen Baumaterialien wieder zu entfernen und die Baumaßnahme erfolgreich abzuschließen.

http://www.geigergruppe.de/web/web.nsf/gfx/61090FBECF76CD7BC1257DA3002EAA60/$file/GKT_Newsletter_Dezember_Helieinsatz.pdf

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Luxembourg: -Erweiterung der Kläranlage Bleesbrück

Die Hydro-Ingenieure GmbH wurde zusammen mit den Partnern TR-ENGINEERING, Dahlem, Schroeder & Associés, IBR und LUXauTEC mit Planungsleistungen sowie der Bauoberleitung im Zusammenhang mit der Erweiterung der Kläranlage Bleesbrück beauftragt. Die Baustellenarbeiten für den 1. Bauabschnitt – 4 längs durchströmte Rechtecknachklärbecken und Funktionsgebäude – sind im vollem Gange. Das geplante Investitionsvolumen liegt für alle Bauabschnitte insgesamt bei rund 81 Mio. € brutto.

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zu diesem Projekt, so stehen Ihnen gerne telefonisch unsere Frau Barnscheidt unter 0211 / 44 99 1-48 und unser Herr Helling unter 0211 / 44 99 1-51 zur Verfügung. Oder schicken Sie einfach eine E-Mail an inge.barnscheidt@hydro-ingenieure.de oder markus.helling@hydro-ingenieure.de.

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ULM: Mit Aktivkohle gegen Hormone und Medikamente – Radiobeitrag von Bayern 1 –

Arzneimittel, Hormone, krebserregende Stoffe – all das findet sich im Wasser der Donau. Die Doppelstadt Ulm und Neu-Ulm hat schnell gehandelt und ihr Klärwerk um eine hochmoderne Aktivkohleanlage erweitert. Es ist die erste in Bayern.
Darüber hat Radio Bayern 1 am 12. Februar 2015 berichtet.
Den kompletten Beitrag sehen Sie hier:

http://www.koms-bw.de/pressemitteilungen/

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Steinfurt/Ochtrup: Faulturm der Kläranlage wird saniert – Arbeiten sind Premiere nach über 30 Jahren

Nach über 30 Jahren als Leiter der Kläranlage erwartet Norbert Feldevert jetzt eine Premiere: Der Faulturm wird grundlegend saniert. Welche Arbeiten auf dem Plan stehen, ist noch offen: „Wir müssen uns überraschen lassen, was wir im Innern vorfinden.“ Mehr:

http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Steinfurt/Ochtrup/1868354-Faulturm-der-Klaeranlage-wird-saniert-Arbeiten-sind-Premiere-nach-ueber-30-Jahren

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Sandhausen: Kläranlage muss dringend saniert werden

Untersuchungen an den Bauteilen einiger Becken ergaben einen umfangreichen Sanierungsbedarf. Ein Ingenieurbüro wurde mit der Schadensbewertung …mehr:

http://www.rnz.de/nachrichten/region_artikel,-Sandhausen-Klaeranlage-muss-dringend-saniert-werden-_arid,73448.html

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Hedemünden: Klärwerk wird für 2,53 Mio. Euro erneuert

In zwei Wochen beginnen die Bauarbeiten. Die aus den 1970er Jahren stammende Anlage wird erneuert und erweitert. Im Oktober 2016 soll …mehr:

http://www.hna.de/lokales/hann-muenden/hann-muenden-ort60343/klaerwerk-wird-253-mio-euro-erneuert-4657229.html

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Emmingen-Liptingen: Forschungsprojekt soll Fischleben retten

– Presseartikel der Schwäbischen Zeitung –
Kurz vor dem Abschluss steht ein Forschungsprojekt in der Kläranlage Emmingen-Liptingen. Experten testen dort deutschlandweit erstmalig im größeren Rahmen neuartige Filter mit granulierter Aktivkohle. Die sollen besser als herkömmliche Filter Mikroschadstoffe wie Arzneirückstände aus dem Abwasser entfernen, die die Gesundheit von Wassertieren bedrohen. Die Ergebnisse sind vielversprechend: So konnte das neuartige Filtersystem Rückstände von Schmerzmitteln und Betablockern im Wasser bis zu 80 Prozent eliminieren.
Darüber hat die Schwäbische Zeitung am 10. Februar 2015 berichtet.
Den kompletten Beitrag lesen Sie hier:

http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Forschungsprojekt-soll-Fischleben-retten-_arid,10173319_toid,694.html
Quelle: http://www.koms-bw.de/pressemitteilungen/

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Dinklage: 4,3 Millionen Euro für Kläranlagen-Sanierung

„Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, wird die sanierte Dinklager Kläranlage im Juli 2017 komplett betriebsfertig sein“, sagt OOWV-Ingenieur…mehr:

http://www.made-in-dinklage.de/43-millionen-euro-fuer-klaeranlagen-sanierung/

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Amberg-Sulzbach: Klärschlamm – So stinkt’s keinem

Amberg-Sulzbach. (ll) Die Müllverbrennungsanlage in Schwandorf ist schon Endstation für einen großen Teil des Abfalls aus der Region Amberg-Sulzbach. Bald könnte der Nachbarlandkreis auch für den unpopulären Klärschlamm eine willkommene Entsorgungsmöglichkeit bieten.
Die Masse der Gemeinden im Schwandorfer Gebiet will einen Zweckverband zur Klärschlammtrocknung gründen…mehr:

http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/4463844-129-klaerschlamm-so-stinkts-keinem,1,0.html

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Bad Iburg: erhält Preis für das Klärwerk

Die Bemühungen der Stadt Bad Iburg um den Klimaschutz machen sich gleich doppelt bezahlt. Die 2012 in Betrieb genommene Mikrogasturbine auf dem Klärwerk schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den städtischen Geldbeutel, indem sie überflüssiges Klärgas in Strom umwandelt. Die Anlage wurde nun als „Leuchtturmprojekt“ im Rahmen des Wettbewerbs „Klima kommunal 2014″ ausgezeichnet.
Für die Stadt ist die seit September 2012 laufende Turbine …mehr:

http://www.noz.de/lokales/bad-iburg/artikel/546677/bad-iburg-erhalt-preis-fur-das-klarwerk

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Bisingen: Wie funktioniert eigentlich eine Kläranlage?

Etliche Millionen hat die Gemeinde Bisingen in Kanalnetz, Regenwasserbehandlung und Kläranlage investiert. Der Klingenbach hat inzwischen wieder beste Wasserqualität, mehr:

http://www.swp.de/hechingen/lokales/bisingen/Wie-funktioniert-eigentlich-eine-Klaeranlage;art5598,3061241

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Bramsche: Modellversuch zur Abluftreinigung

Klärwerker hoffen auf Algenfilter
In einem Modellversuch soll auf der Kläranlage an der Maschstraße die Wirksamkeit von Algen bei der Geruchsfilterung getestet werden. Wenn alles läuft …mehr:

http://www.noz.de/lokales/bramsche/artikel/533708/bramscher-klarwerker-hoffen-auf-algenfilter#gallery&0&0&533708

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Klumpen blockiert Abwasserkanal

Riesiger Fettkloß unter Cardiff entdeckt
Cardiff. So manchem Einwohner der walisischen Stadt Cardiff dürfte übel werden beim Gedanken daran, was sich unter seinen Füßen befindet: Im Abwassersystem der Stadt wurde ein riesiger Fettkloß entdeckt, der die Stadtentwässerung vor Probleme stellt.

Wie die „Southwales Evening Post“ berichtet, ist der Fettbrocken fast zwei Meter breit.
http://www.rp-online.de/panorama/ausland/cardiff-riesiger-fettkloss-unter-der-stadt-entdeckt-aid-1.4865498

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Duisburg Homberg-Hakenfeld: Ertüchtigung der Abwasserpumpanlage

Die LINEG betreibt in Duisburg die Mischwasserbehandlungsanlage „Homberg-Hakenfeld“. Auf Basis des GEPs der Stadt Duisburg wurde ein neuer Nachweis der Mischwasserbehandlung erforderlich, der mit dem Einbau von Lamellenabscheidern im vorhandenen RÜB 2 erreicht wird. Das bestehende Pumpwerk dient als Drossel der RÜBs.
Für die vorhandene Pumpwerksanlage wurden Ertüchtigungsvarianten ausgearbeitet. Lösungsmöglichkeiten waren u.a. die Erweiterung bzw. Sanierung mit trocken- und nass aufgestellten Pumpenaggregaten. Weiterhin wurde die bestehende Bausubstanz des vorhandenen Fettfangs sowie des Emscherbrunnens und das Pumpwerksgebäude in der Variantenplanung berücksichtigt, um im laufenden Betrieb umbauen zu können.
Die ausgewählten Tauchmotorpumpen fördern die Drosselwassermenge von 900 m³/h über eine bestehende, 4,1 km lange Druckrohrleitung, wobei ein geodätischer Höhenunterschied von ca. 11 Metern zu überwinden ist. Der Systembemessung ging eine Druckstoßberechnung sowie eine Ermittlung der integralen Rauheit in der Druckrohrleitung vorweg.

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zu diesem Projekt, so steht Ihnen unser Herr Wegener gerne telefonisch unter 0211 / 44 99 1-44 zur Verfügung. Oder schicken Sie einfach eine E-Mail an andre.wegener@hydro-ingenieure.de.

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Haselünne: Vier Millionen Euro Kosten

Kläranlage wird erweitert
Die Stadt rüstet ihre Kläranlage um. Umfangreiche Erweiterungen werden dazu durchgeführt. Annähernd vier Millionen Euro werden in die Maßnahme …mehr:

http://www.noz.de/lokales/haseluenne/artikel/536210/haselunner-klaranlage-wird-erweitert#gallery&0&0&536210

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Hechingen: Fremdes Wasser bleibt weiterhin ein Problem

Die Mitarbeiter der Kläranlagen im Zollernalbkreis trafen sich zum Nachbarschaftstag und Leistungsvergleich 2014 bei der Hechinger Kläranlage.
Auf Kläranlagen ist Ingenieurskunst und handwerkliches Fachwissen gefragt. Mit Hilfe einer komplexen Abfolge von mechanischen, biologischen und chemischen Klärprozessen ..mehr:

http://www.swp.de/hechingen/lokales/hechingen/Fremdes-Wasser-bleibt-weiterhin-ein-Problem;art5612,3030264

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Hückeswagen: Abwasser-Betrieb ist für die Stadt kleine Goldgrube

Hückeswagen. Die schlechte Haushaltslage der Stadt wäre noch miserabler, gäbe es da nicht den städtischen Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung. Der erwirtschaftet schon seit vielen Jahren Gewinne in sechsstelliger Höhe…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/hueckeswagen/abwasser-betrieb-ist-fuer-die-stadt-kleine-goldgrube-aid-1.4855350

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Immenstedt:TEURE PUMPENREPARATUREN – Müll verstopft die Kanalisation

Die Gemeinde Immenstedt beklagt monatliche Reparaturkosten von mehreren tausend Euro an der Pumpe der dörflichen Kanalisation. Mehr:

http://www.shz.de/lokales/husumer-nachrichten/muell-verstopft-die-kanalisation-id8978381.html

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Kirchlauter: Neue Kläranlage zeigt Wirkung

Der Gemeinderat Kirchlauter traf sich am Samstag an der umgebauten Kirchlauterer Kläranlage. Dort besichtigten …mehr:

http://www.np-coburg.de/lokal/hassberge/hassberge/Neue-Klaeranlage-zeigt-Wirkung;art83430,3902121

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Krefeld: Pensionäre klagen weiter

Rund ein Jahr nach dem Gerichtsurteil hat die Stadt Krefeld noch keine Lösung parat, wie sie die Rechtsfehler bei der Erhebung und der Kalkulation der Entwässerungsgebühren abstellen soll. Eine Projektgruppe …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/abwasser-pensionaere-klagen-weiter-aid-1.4877336

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Langenmosen: Etwas Neues für die Kläranlage

Der patentierte Extrem-Separator ExSep ist eine Vorrichtung zur mechanischen Fest-/Flüssigtrennung, durch die sich die Betriebskosten einer Kläranlage signifikant reduzieren lassen. In der kommunalen Abwasserbehandlung ersetzt der ExSep, der sich durch eine Effizienz von 99,9 Prozent auszeichnet,
– Lesen Sie mehr auf:

http://www.donaukurier.de/lokales/schrobenhausen/Langenmosen-Etwas-Neues-fuer-die-Klaeranlage;art603,3015001#plx1246479704

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Leinfelden-Echterdingen: Stadtwerke stehen unter verschärfter Beobachtung

Drei Fraktionen üben im Gemeinderat von L.-E. scharfe Kritik an den Stadtwerken. CDU und FW stören sich an der „Rekordverschuldung“ in Höhe von 50 Millionen Euro.
Die Haushaltsdebatte am vergangenen Dienstag im Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen war für Peter Friedrich, den kaufmännischen Geschäftsführer der Stadtwerke, keine reine Freude. Bei gleich drei Fraktionen steht der städtische Eigenbetrieb, der nicht nur für die klassischen Aufgaben wie Wasser und Abwasser, sondern …mehr:.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stadtwerke-leinfelden-echterdingen-stadtwerke-stehen-unter-verschaerfter-beobachtung.02493bb6-921e-4c87-a043-ce278767dd03.html

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Metzingen: Abwasserverband investiert weiter

Der Abwasserverband Ermstal setzt 2015 die Sanierung von Schächten und Schmutzwasserkanälen fort. Im dritten von vier Bauabschnitten wird der Verbandssammler zwischen der OMV Tankstelle und der Metzinger Kläranlage …mehr:

http://www.swp.de/metzingen/lokales/metzingen/Abwasserverband-investiert-weiter;art5660,3053895

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NEUMARKT: Japanische Forscher staunen über Neumarkts Klärwerk

Eine Delegation aus Japan hat die städtische Kläranlage in Neumarkt besucht. Weil die Yamanashi Universität Partner der Technischen Hochschule Nürnberg ist, begleiteten …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/neumarkt/japanische-forscher-staunen-uber-neumarkts-klarwerk-1.4167442?searched=true

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Pinneberg: Zehn Millionen Euro für das Klärwerk

Der Abwasser-Zweckverband investiert im kommenden Jahr etwa zehn Millionen Euro. Für Baumaßnahmen und Planungen auf dem Klärwerksgelände in Hetlingen werden davon etwa sieben Millionen Euro eingeplant. Gleich zwei Bauprojekte sind im Klärwerk vorgesehen. Mehr:

http://www.shz.de/lokales/pinneberger-tageblatt/zehn-millionen-euro-fuer-das-klaerwerk-id8474506.html

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Ulm/Neu-Ulm: Größte Aktivkohle-Filteranlage im Steinhäule gestartet

Der dreimonatige Probelauf war erfolgreich. Inzwischen reinigt die neue Aktivkohle-Filteranlage im Klärwerk Steinhäule 1300 Liter Abwasser pro Sekunde. Sie filtert etwa Medikamente und Hormone heraus. Mit einem Kommentar von Carolin Stüwe: Es gibt noch viel zu klären.
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Dies ist ein richtungsweisendes Projekt in Baden-Württemberg“, sagte Landesumweltminister …mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/ulm_neu_ulm/Groesste-Aktivkohle-Filteranlage-im-Steinhaeule-gestartet;art4329,3045140 CAROLIN STÜWE

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Velden: Stadtratssitzung im neuen Jahr: Die Bürger müssen zahlen

In der ersten Stadtratssitzung des neuen Jahres ging es in allen Tagesordnungspunkten um die bereits begonnene Verbesserung sowie Erneuerung der Entwässerungseinrichtung (Kläranlage)…mehr:

http://www.nordbayern.de/stadtratssitzung-im-neuen-jahr-die-burger-mussen-zahlen-1.4132337?searched=true

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Wolpertshausen: 1,5 Millionen Euro für Kläranlage

Von den Personalkosten bis zur Schuldenübersicht nahm der Gemeinderat den Haushaltsplan unter die Lupe, um ihn dann einstimmig zu billigen. Größte Investition: die Erweiterung der Kläranlage in Cröffelbach. Mehr:

http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/art1188139,3040805

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Thalexweiler: Umweltministerium fördert Fremdwasserentflechtung mit rund 42.000 Euro

Regen-, Schnee- und Quellwasser fließen bisher vom Heischberg oberhalb der Dirminger Straße ins Kanalnetz von Thalexweiler. Das wird sich bald ändern. Um die Abwasserkanäle und die Kläranlage Bubach-Calmesweiler zu entlasten, soll das unbelastete Oberflächenwasser mit Hilfe von Gräben gefasst und über zwei Einlaufbauwerke in den neuen Regenwasserkanal abgeleitet werden. Im weiteren Verlauf kann dieses Wasser großflächig versickern bzw. wird es über Gräben in den Schellenbach gelenkt.
Rund 42.000 Euro stellt das Umweltministerium über das Förderprogramm „Aktion Wasserzeichen“ für die Fremdwasserentflechtung im Lebacher Stadtteil Thalexweiler zur Verfügung. Umwelt-Staatssekretär Roland Krämer überreichte 20. November einen entsprechenden Zuwendungsbescheid an den Lebacher Bürgermeister Klauspeter Brill.

„Von den im Rahmen der „Aktion Wasserzeichen“ geförderten Maßnahmen profitieren unsere Bürgerinnen und Bürger ebenso wie der Umweltschutz: Durch die Verringerung des Fremdwassers in den Abwassersystemen verbessern wir die Wirkungsweise unserer Kläranlagen und reduzieren damit gleichzeitig die Kosten der Gebührenzahler“, so Krämer.
Eine effiziente Abwasserreinigung setzt voraus, dass auch die Abwassermengen auf das notwendige Maß reduziert sind. Daher sollten Wassermengen, die von ihrer Herkunft und Beschaffenheit her nicht gereinigt werden müssen, auch nicht in Abwasseranlagen eingeleitet werden. Hierzu zählen das in Kanalisationen eingeleitete nicht behandlungsbedürftige Oberflächenwasser sowie Grundwasser aus defekten Kanälen oder Drainage-Wasser. Gerade im Saarland macht das Fremdwasser mit über 70 % den weitaus größten Teil der Abwassermenge aus. Die daraus resultierenden Gewässermehrbelastungen einerseits und die technischen und finanziellen Folgewirkungen für den Anlagenbau, den Anlagenbetrieb und die Abwasserabgabe andererseits sind enorm.
Die „Aktion Wasserzeichen – Förderprogramm zur Regenwasserbewirtschaftung“ ist ein Programm des saarländischen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, mit dem die Gemeinden und Städte des Saarlandes bei ihren Bemühungen, Fremdwasser von reinigungsbedürftigem Abwasser zu trennen, finanziell unterstützt werden…mehr:

http://www.saarland.de/SID-71E0AB02-ED7B5723/121384.htm

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Saarbrücken-Eschringen: Umweltministerium fördert Fremdwasserentflechtung mit 35.000 Euro

Die Stadt Saarbrücken führt im Stadtteil Eschringen eine so genannte Fremdwasserentflechtungsmaßnahme durch. Das Niederschlagswasser im Einzugsbereich der „In der Hembach-Straße“ wird vom vorhandenen Kanalnetz abgetrennt und direkt in den Saarbach eingeleitet. Dazu wird in Fortführung einer früheren Maßnahme, ein Regenwasserkanal verlegt.Mehr:

http://www.saarland.de/SID-71E0AB02-ED7B5723/122728.htm

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Pforzheim: Land fördert Abwasserprojekte in Elztal und Pforzheim mit sechs Millionen Euro

Das Land hat zwei weitere Maßnahmen zur Modernisierung der Abwasserbehandlung im Regierungsbezirk Karlsruhe mit insgesamt sechs Millionen Euro gefördert. Umweltminister Franz Untersteller: „Die finanzielle Unterstützung der Landesregierung ermöglicht es Städten und Gemeinden, ihr Abwasser effizient und umweltschonend zu beseitigen.“ Mehr:

http://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/land-foerdert-abwasserprojekte-in-elztal-und-pforzheim-mit-sechs-millionen-euro/

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St. Ingbert: Umweltministerium fördert Fremdwasserentflechtung mit rund 16.000 Euro

Rund 16.000 Euro stellt das Umweltministerium über das Förderprogramm „Aktion Wasserzeichen“ für eine Fremdwasserentflechtung in St. Ingbert-Mitte zur Verfügung. Die Maßnahme soll im Zuge der Sanierung des Rohrbachdurchlasses zwischen Gustav-Clauss-Anlage und Ludwigstraße durchgeführt werden. Mehr:

http://www.saarland.de/SID-71E0AB02-ED7B5723/121250.htm

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Heusweiler: Land unterstützt Gemeinde bei der Hochwasservorsorge – Umweltminister Jost überreicht Förderbescheid über 64.880 Euro

Das Unwetter am 3. Juli 2009 ist vielen Heusweiler Bürgern noch in Erinnerung. Durch den Starkregen traten damals Bäche über ihre Ufer. Wahlbach und Rödelbach, beides Zuflüsse des Köllerbachs, wurden zu „reißenden Strömen“, die für große Verwüstungen in Gärten, Straßen und Häusern sorgten. Zum Schutz vor solchen Hochwasserschäden will die Gemeinde, wie in ihrem 2012 fertiggestellten Hochwasserschutzkonzept vorgesehen, zwei Rückhaltebecken in den Ortsteilen Berschweiler und Dilsburg bauen. Die Planungskosten hierfür in Höhe von 92.685 Euro bezuschusst das Land zu 70 Prozent. Umweltminister Reinhold Jost überreichte am 10. November einen entsprechenden Zuwendungsbescheid über rund 64.880 Euro an den Heusweiler Bürgermeister Thomas Redelberger.
„Wir können Hochwasser und Überflutungen zwar nicht verhindern, ein Restrisiko wird immer bleiben, allerdings können durch bestmögliche Vorbereitung größere Verluste und Schäden vermieden werden“, so Minister Jost. Der Schutz der Bevölkerung vor Hochwasserschäden sei als Teil der allgemeinen Daseinsvorsorge Aufgabe der Städte und Gemeinden. Das Land fördere jedoch Vorsorgemaßnahmen als freiwillige Leistungen.
Der Minister verwies darauf, dass sich das Umweltministerium darüber hinaus seit Jahren intensiv mit allen Möglichkeiten einer umfassenden Hochwasservorsorge beschäftige. So seien im ganzen Land Hochwasserpartnerschaften gegründet worden. Hier wurden in Workshops alle Aspekte der Vorsorge mit den Gemeinden diskutiert und Maßnahmen beschlossen, die in den so genannten Risikomanagementplan des Landes einfließen. „Auch die von uns erstellten Gefahren- und Risikokarten sind Teil dieser Strategie. Sie sollen den Betroffenen helfen, ihre Gefährdung durch Hochwasser zu erkennen“, so Jost.
Als Reaktion auf die Schäden 2009 hatte der Heusweiler Gemeinderat beschlossen, ein Hochwasserschutzkonzept zu erstellen, das Aufschluss darüber geben soll, mit welchen Maßnahmen so massive Überflutungen künftig vermieden werden können. Das Konzept, das ebenfalls bereits vom Umweltministerium mit rund 37.000 Euro gefördert wurde, war im Juli 2012 fertig. Es sieht den Bau von insgesamt 7 Rückhaltebecken und einige flankierende Maßnahmen vor. Eine erste grobe Schätzung geht dabei von Kosten in Höhe von 1,7 Millionen Euro aus.

http://www.saarland.de/SID-71E0AB02-ED7B5723/120858.htm

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Xanten: Xantener Wasser für Kalkarer Kläranlage

Um die Abwasserwerke in Hönnepel besser auszunutzen, ist gestern ein Vertrag mit Xanten unterzeichnet worden. Ab Herbst 2015 soll auch Abwasser aus Vynen und Marienbaum…mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/xanten/xantener-wasser-fuer-kalkarer-klaeranlage-aid-1.4734070

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Warstein: Legionellen-Epidemie – Ermittlungen eingestellt

Die Staatsanwaltschaft Arnsberg hat die Ermittlungen im Zusammenhang mit der Warsteiner Legionellen-Epidemie vor anderthalb Jahren eingestellt. Ein…mehr:

http://www.derwesten.de/staedte/warstein/legionellen-epidemie-ermittlungen-eingestellt-id10228166.html

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Schwandorf-Wackersdorf: „Überschuss-Strom“ wird zu Gas

…Zweckverband Verbandskläranlage Schwandorf-Wackersdorf an der Kläranlage in Schwandorf in…der Verbandskläranlage haben die Wissenschaftler…der Verbandskläranlage wurde ein Elektrolyseur…der Verbandskläranlage für die gute…Bereich der Kläranlage stünden Energieeinsparung…mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/artikel/ueberschuss-strom-wird-zu-gas/1169905/ueberschuss-strom-wird-zu-gas.html

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REMLINGEN: Wohin mit dem Klärschlamm?

Der Marktgemeinderat Remlingen trifft sich zur nächsten Sitzung am Dienstag, 16. Dezember, um 19 Uhr im Rathaus.

Mehr:
http://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Wohin-mit-dem-Klaerschlamm;art776,8480406

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Reichartshofen: Schon wieder Dachrinnen gestohlen

…, den Maschendrahtzaun auf dem Gelände der Kläranlage Reichertshofen durchgeschnitten. Dann montierte der Täter beide Fallrohre…mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/neumarkt/artikel/schon-wieder-dachrinnen-gestohlen/1168477/schon-wieder-dachrinnen-gestohlen.html

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Pfattertal: Initiative hofft auf Urteilsspruch

Die BI „Transparenz beim Abwasserzweckverband Pfattertal“ ist von der Politik enttäuscht. Im März ist ein Gerichtstermin. Mehr:

http://www.mittelbayerische.de/regensburg-land/artikel/azv-initiative-hofft-auf-urteilsspruch/1177997/azv-initiative-hofft-auf-urteilsspruch.html

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Leverkusen: „Gisela“ macht den Chemiepark sauber

Der Tunnel im ehemaligen Bayerwerk führt zur Kläranlage in Bürrig. Durch ihn laufen 1500 m3 Abwasser pro Stunde.Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/leverkusen/gisela-macht-den-chempark-sauber-aid-1.4777575

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Giengen: Kläranlage wird weiter Geld kosten

2010 wurde die Erweiterung der Giengener Kläranlage eigentlich abgeschlossen. Weitere Investitionen stehen dennoch an. In welcher Höhe…mehr:

http://www.swp.de/heidenheim/lokales/giengen/Giengener-Klaeranlage-wird-weiter-Geld-kosten;art1168894,2993675

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FURTH: Kläranlage kostet 12,2 Millionen Euro

…der Further Kläranlage beschäftigte am Donnerstagabend…….Erweiterung einer Kläranlage von 18 000 auf…mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/cham/cham/artikel/klaeranlage-kostet-122-millionen-euro/1166693/klaeranlage-kostet-122-millionen-euro.html

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EBERN: Bäume wachsen nicht in den Himmel

… In Rentweinsdorf seien große Rohre verlegt worden, weil es damals geheißen hatte, dass möglichst viel Wasser in der Kläranlage ankommen solle. Seit dem Anschluss an die Eberner Kläranlage habe sich dies geändert. Weil jetzt gepumpt wird, soll es möglichst wenig Wasser …mehr:

http://www.np-coburg.de/lokal/hassberge/hassberge/Baeume-wachsen-nicht-in-den-Himmel;art83430,3835028

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Duisburg: Kläranlage produziert jetzt Strom

Im neuen Block-Heiz-Kraftwerk wird das Gas aus den Faulbehältern verstromt und für den Betrieb der Anlage genutzt. 1,5 Millionen Euro investieren die Wirtschaftsbetriebe Duisburg.
Von Martin Ahlers
Die Flammen, die bis vor kurzem noch regelmäßig aus der Gasfackel in der Kläranlage an der Kaiserswerther Straße loderten, sind Vergangenheit. Die wertvolle Energie wird jetzt über ein Block-Heiz-Kraftwerk (BHKW) verstromt und für den Betrieb der Anlage eingesetzt, statt wie bisher den Himmel über Huckingen zu erwärmen.

Nach einjähriger Bauzeit …mehr: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duisburg/klaeranlage-produziert-jetzt-strom-aid-1.4739553

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BETZENSTEIN: Innovativer Umgang mit Abwasser

Staatsministerium verleiht Preis an die Verwaltungsgemeinschaft Betzenstein .
Die Verwaltungsgemeinschaft Betzenstein ist neben der Stadt Nürnberg mit dem Abwasser-Innovationspreis 2014 ausgezeichnet worden.

Zur Verleihung des Preises, der mit einer Förderung in Höhe von 30 000 Euro in Aussicht gestellt wurde, mehr:
http://www.nordbayern.de/region/pegnitz/innovativer-umgang-mit-abwasser-1.4092337?searched=true

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BAD SÄCKINGEN: Schulden fürs Abwasser

Städtischer Eigenbetrieb will 2015 weitere Kredite aufnehmen.
Die gute Nachricht für die Bürger gab’s zu Weihnachten: Die Abwassergebühr in Bad Säckingen wird gesenkt auf 1,60 Euro…mehr:

http://www.badische-zeitung.de/bad-saeckingen/schulden-fuers-abwasser–98925706.html

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Albstadt: Sanierung der Kläranlage geht richtig ins Geld

Das ist richtig happig : 24,3 Millionen Euro muss Albstadt in den kommenden zehn Jahren in die dringliche Sanierung der Kläranlage …mehr:

http://www.swp.de/hechingen/lokales/zollernalbkreis/Sanierung-der-Klaeranlage-geht-richtig-ins-Geld;art5616,2959447

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Schrobenhausen: Stadtwerke investieren

(jsp) Kräftig investieren wollen die Schrobenhausener Stadtwerke im kommenden Jahr. Alleine die neue Denitrifikation in der Zentralkläranlage, die dazu dient, den Stickstoffwert des gereinigten Wassers noch weiter als bisher zu senken, wird rund 1,8 Millionen Euro verschlingen.

Schrobenhausen: Stadtwerke investieren – Lesen Sie mehr auf:

http://www.donaukurier.de/lokales/schrobenhausen/Schrobenhausen-Stadtwerke-investieren;art603,2995604#plx1298019939

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Pfaffenhofen: Dauerthema Kläranlage

Eigentlich sollte sie schon lange laufen, die neue Kläranlage für fast sechs Millionen Euro. Aber die Baustelle ruht, seitdem vor mehr als einem Jahr Risse in den Bodenplatten der Kombinationsbecken festgestellt wurden. Anfang Dezember liegt endlich das lang erwartete Gerichtsgutachten vor, die Ergebnisse werden dem Gemeinderat in einer Sondersitzung vorgestellt.

Eigentlich: Dauerthema Kläranlage – Lesen Sie mehr auf:

http://www.donaukurier.de/lokales/pfaffenhofen/Eigentlich-Dauerthema-Klaeranlage;art600,3002514#plx1201490699http://www.donaukurier.de/lokales/pfaffenhofen/Eigentlich-Dauerthema-Klaeranlage;art600,3002514

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Südliche Ortenau: 1,27 Millionen Euro für die Kläranlage

Investitionen von mehr als zwei Millionen Euro beim Abwasserzweckverband / Zusätzliches Personal und neue Technik.
Der Abwasserzweckverband Südliche Ortenau wird im kommenden etwa 2,1 Millionen Euro in Kanalnetz, Erweiterung der Kläranlage und zusätzliches Personal investieren. Etwa 1,27 Millionen Euro davon fließen in die Erweiterung …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/kappel-grafenhausen/1-27-millionen-euro-fuer-die-klaeranlage–97508651.html

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Ingolstadt: Gemeinsame Kläranlage mit Bergheim

(peh) Die Ingolstädter Kommunalbetriebe blicken auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2014 zurück. „Wir haben 24 Millionen unter die Erde gebracht“, so Vorstand Thomas Schwaiger. Er freut sich besonders darüber, …mehr:

Ingolstadt: Ingolstädter Kommunalbetriebe ziehen eine positive Jahresbilanz – Lesen Sie mehr auf:
http://www.donaukurier.de/lokales/ingolstadt/Ingolstadt-Gemeinsame-Klaeranlage-mit-Bergheim;art599,3001223#plx2031838624

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IDSTEINER LAND: Neuer Abwasserverband: Waldems, Idstein, Glashütten und Bad Camberg

– „Das ist das größte Projekt interkommunaler Zusammenarbeit, das ich in meiner Amtszeit mit auf den Weg gebracht habe.“ Werner Scherf, nur noch wenige Monate …mehr:

http://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/untertaunus/waldems/neuer-abwasserverband-waldems-idstein-glashuetten-und-bad-camberg-arbeiten-zusammen_14866597.htm

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Haselünne: Vier Millionen Euro Kosten – Haselünner Kläranlage wird erweitert

Die Stadt Haselünne rüstet ihre Kläranlage um. Umfangreiche Erweiterungen werden dazu durchgeführt. Annähernd vier Millionen Euro werden in die Maßnahme auf dem Areal an den Hammer Tannen investiert. Nach eineinhalbjähriger Vorbereitung und Voruntersuchung laufen jetzt die Arbeiten.
Anlass für die Investitionsmaßnahme sind die derzeit fast ausgeschöpfte Leistungsgrenze der Kläranlage und die Einleitung von nährstoffreichem aufwendig zu behandelndem Abwasser. „Aufgrund der prognostizierten zusätzlichen Abwassermengen bzw. -frachten war es erforderlich, …mehr:

http://www.noz.de/lokales/haseluenne/artikel/536210/haselunner-klaranlage-wird-erweitert#gallery&0&0&536210

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Glandorf: Ursachenforschung läuft – Zu viel Kupfer im Klärschlamm

Wie kommt Kupfer in den Klärschlamm? Das fragt man sich im Glandorfer Rathaus. Denn der schwermetallbelastete Schlamm, der aus den Glandorfer Abwässern gewonnen wird, kann nicht mehr als Dünger verwendet werden. Der Klärschlamm muss verbrannt werden. Das kostet Geld.
„Wir haben von der Politik den Auftrag bekommen, den Verursacher zu suchen“, sagte Glandorfs Bauamtsleiter Torsten Dimek auf Anfrage unserer Redaktion. Im Betriebsausschuss …mehr:

http://www.noz.de/lokales/glandorf/artikel/529045/zu-viel-kupfer-im-glandorfer-klarschlamm

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Flörsheim: stellt die Weichen für die Zukunft

….Erklärtes Ziel ist es, das Neubau-Projekt bis Ende 2016 abzuschließen. Nach dem Umzug des Bauhofs – der zum Jahreswechsel 2016/17 wegen des Winterdienstes schwierig werden könnte – soll zeitnah mit der Erweiterung der Kläranlage begonnen …mehr:

http://www.wiesbadener-kurier.de/lokales/main-taunus/floersheim/floersheim-stellt-die-weichen-fuer-die-zukunft_14903210.htm

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Bramsche: Modellversuch zur Abluftreinigung Bramscher Klärwerker hoffen auf Algenfilter

In einem Modellversuch soll auf der Kläranlage an der Maschstraße die Wirksamkeit von Algen bei der Geruchsfilterung getestet werden. Wenn alles läuft wie erhofft, könnte der Abwasserbeseitigungsbetrieb der Stadt mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Bisher wird die beim Klärprozess entstehende Abluft über einen Biofilter …mehr:

http://www.noz.de/lokales/bramsche/artikel/533708/bramscher-klarwerker-hoffen-auf-algenfilter#gallery&0&0&533708

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Sisseln:Inbetriebnahme einer Optifiber®-Tuchfiltration zur CSB Reduktion in Sisseln (CH)

Mecana installiert drei Tuchfilter vom Typ SF9/45, zur Schlussfiltration in der Industriekläranlage in Sisseln (CH). Die Tuchfilter mit einer Filterfläche von jeweils 45m2 sind in einer Edelstahlwanne montiert und über Gelände aufgestellt. Das Ziel ist es, die organische Belastung im Abwasser weiter zu reduzieren (CSB-Anteile die an suspendierte Schmutzstoffe gebunden bzw. abfiltrierbar sind). Das gereinigte Abwasser wird in den Rhein eingeleitet. Die Tuchfiltration wurde am 02. Dezember 2014 in Betrieb genommen.

http://www.mecana.ch/de/kurze-news

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Madrid:Erster Mecana AquaDiamondTM in Europa erfolgreich in Betrieb gesetzt

Mecana hat vier Mecana AquaDiamondTM Tuchfilter in der Kläranlage Viveros de la Villa in Madrid in Betrieb genommen. Das Tuchfilter System wird zur Vorfiltration für einen nachgeschalteten AOP Prozess eingesetzt (UV/Ozone). Die Anlage ist ausgelegt auf eine Durchsatz-Leistung von über 200‘000 m3/Tag. Das gereinigte Abwasser wird in den Fluss Manzanares abgeleitet, welcher durch das dicht besiedelte Zentrum der Stadt Madrid fliesst.

http://www.mecana.ch/de/kurze-news

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Laichingen: Reinigungsstufe – Erweiterung der Kläranlagen Lahr und Laichingen

Einsatz von Tuchfiltern zur Abtrennung von Pulveraktivkohle Persistente Mikroverunreinigungen belasten die Gewässer. Vor allem aus der Siedlungsentwässerung und Landwirtschaft gelangen permanent potenziell gefährliche Substanzen in den Wasserkreislauf. Für eine vom Abwasserverband Raumschaft Lahr beauftragte Errichtung einer Reinigungsstufe zur Elimination von Spurenstoffen sowie im Zuge der Erweiterung der Kläranlage Laichingen (beide BadenWürttemberg), werden für diesen Anwendungsbereich erstmals Mecana Tuchfilter zur Schlussfiltration eingesetzt (Bild 1). Tuchfiltration Mecana Tuchfilter kommen in der kommunalen und industriellen Abwasserbehandlung zum Einsatz. Die Filter zeichnen sich durch eine hohe Betriebssicherheit, Energieeffizienz und einen geringen Platzbedarf aus.

http://www.mecana.ch/images/sampledata/PDF/Downloads/PCMF_englisch/Deutsch/SUESSER%202014%20Vierte%20Reinigungsstufe%20-%20Erweiterung%20der%20Klranlagen%20Lahr%20und%20Laichingen.pdf

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LAHR: Mecana montiert drei Tuchfilter vom Typ SF12/60 in Lahr (D)

Für eine vom Abwasserverband Raumschaft Lahr in Auftrag gegebene Errichtung einer Reinigungsstufe zur Elimination von Spurenstoffen, werden für diesen Anwendungsbereich erstmals Polstofffilter zur Schlussfiltration eingesetzt. Die Inbetriebnahme ist Anfangs 2015 geplant.

http://www.mecana.ch/de/kurze-news

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Weber-Ing: Die bisher größte, von WEBER Romania SRL geplante Kläranlage wurde jetzt feierlich eröffnet.

Die Anlage mit einer Ausbaugröße von 37.500 E ist unter anderem mit einer anaeroben Zone (611 m3) und einer zweistraßigen, intermittierenden n7DN ausgestattet (2 * 9.454 m3). Die Anlage wurde von der STRABAG AG / STRABAG SRL erstellt, die Baukosten betrugen ca. 7 Millionen € netto.
Nähere Informationen zur Einweihung mit einem kleinen Video ist dem nachfolgenden Link zu entnehmen.

http://maramedia.ro/sighet-s-a-inaugurat-noua-sta-ie-de-epurare-una-dintre-cele-mai-performante-din-ara
http://www.weber-ing.de/de/news/newsansicht.html?news_id=137

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Köln: Millioneneinsparung für die Stadtentwässerungsbetriebe

Die Dr. Pecher AG plant zurzeit die zentrale Abwasserableitung einschließlich Mischwasserbehandlung und Regenrückhaltung für die Stadtteile Esch, Pesch und Auweiler von Köln. Die zentrale Lösung besteht dabei im Wesentlichen aus einem kaskadierten Stauraumkanal DN 2800 / DN 1400, welcher neben dem notwendigen Mischwasserbehandlungsvolumen auch Regenrückhaltevolumen für Starkniederschlagsereignisse zur Verfügung stellt. Die Vorflut wird über ein zentrales Schmutzwasser- und Entlastungspumpwerk sichergestellt. Die behandlungspflichtigen Abflüsse werden dabei über zwei Druckleitungen DN 300 zur Kläranlage Köln-Langel gefördert. Der nicht behandlungspflichtige Mischwasserstrom wird mit maximal 3.200 l/s über zwei Druckleitungen DN 1200 dem Kölner Randkanal zugeführt.

Aufgrund des Pumpwerksstandortes gelangen die Zuflüsse über zwei Zuleitungskanäle DN 2800 zum Pumpwerk. Zur Minimierung der Strömungsturbulenzen und der Gefahr von Schmutzstoffausträgen über die Entlastungsschwelle war in einer früheren Planung eine Vereinigung beider Zuflussäste vor dem Pumpwerk mit anschließender Beruhigungsstrecke vorgesehen. Im Rahmen der Planungsoptimierung wurde von der Dr. Pecher AG eine bautechnisch deutlich einfachere Variante entwickelt und die Wirkungsweise mittels CFD-Simulationen (computational fluid dynamics = numerische Strömungsmechanik) nachgewiesen. Gegenüber der bisherigen Lösung konnte dabei eine siebenstellige Euro-Investitionssumme eingespart und darüber hinaus weitere Vorteile für den Gewässerschutz und den Anlagenbetrieb gewonnen werden. Die vorgeschlagene Lösung, welche von bisherigen Standardlösungen deutlich abweicht, wurde schon in der Planungsphase intensiv mit der Bezirksregierung Köln abgestimmt. Da auch von dieser Seite keine Bedenken gegen die neue Konzeption bestanden, wurde im November die Genehmigungsplanung eingereicht. Der Baubeginn ist für 2015 geplant.

Ziel der Dr. Pecher AG ist es, für ihre Kunden möglichst optimale, an ihre jeweiligen Bedürfnisse angepasste Lösungen zu erarbeiten und diese umzusetzen. Gerade zu Zeiten knapper Kassen ist die Wirtschaftlichkeit dabei ein wichtiger Gesichtspunkt. Durch innovative Lösungen können gegenüber herkömmlichen „Standardlösungen“ oftmals Kosten eingespart werden. Teilweise lässt sich das auch mit weiteren technischen, betrieblichen und ökologischen Vorteilen kombinieren. Dies verlangt eine entsprechende Erfahrung, den Mut zu neuen Ansätzen sowie persönliches Engagement und Überzeugungskraft. Ein Planer, der selbstverständlich ebenfalls wirtschaftlichen Zwängen unterliegt, benötigt dafür einen großen inneren Antrieb, da wirtschaftliche Optimierungen meist zu geringeren anrechenbaren Kosten und damit geringerem Honorar bei gleichzeitig höheren Aufwand/Kosten führen.

Die Dr. Pecher AG hat den Ehrgeiz ihren Kunden beste Lösungen zu entwickeln, die keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Dafür können erfahrene und motivierte Mitarbeiter auch auf neueste Entwicklungen und technische Planungshilfsmittel zurückgreifen. Nachweislich konnten dadurch in den letzten Jahren in diversen Projekten viele Millionen Euro an Kosten eingespart werden ohne dass dadurch die Qualität der Lösung vermindert wurde.

Seit diesem Jahr bietet die Dr. Pecher AG solche Optimierungsansätze auch für fremde Projekte an, ohne dass der jeweilige Auftraggeber in diesem Zusammenhang ein finanzielles Risiko eingeht. Für nähere Informationen dazu freuen wir uns auf die Kontaktaufnahme.

Weitere Informationen:
http://www.pecher.de/upload/produktinformation_cfd.pdf
http://www.pecher.de/upload/produktinformation_vme.pdf

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Wolnzach: Bis zu 19 Zentimeter gewölbt

(WZ) Das Gutachten zur Kläranlage ist da, aber in Händen halten es nur wenige: Nur die Prozessbeteiligten haben eine Ausführung bekommen, eine davon liegt im Rathaus. Eine Vervielfältigung hat das Gericht …mehr:

Wolnzach: Schäden in den Klärbecken sind erheblich – Originalgutachten ist für die Räte nur im Rathaus einsehbar – Lesen Sie mehr auf:

http://www.donaukurier.de/lokales/wolnzach/Wolnzach-Bis-zu-19-Zentimeter-gewoelbt;art274246,2994295#plx1603929693

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Mittlerer Weisachgrund: Pilotprojekt für Kläranlage

Ein Lamellenabscheider soll das Wasser nachklären. Er kann in das vorhandene Becken eingebaut werden. Das erspart den Bau eines weiteren Klärbeckens. Dies ist ein Pilotprojekt …mehr:

http://www.np-coburg.de/lokal/hassberge/hassberge/Pilotprojekt-fuer-Klaeranlage;art83430,3748452

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Wacken: Einwohnerversammlung in Wacken zur Übertragung der Abwasseranlage erst nach der Vertragsunterzeichnung.

Gemeinde erläutert ihre Gründe.
Der Wasserverband Unteres Störgebiet hat das Wackener Klärwerk einschließlich aller Leitungen übernommen. Der kurzfristig geschlossene …mehr:

http://www.abwasserbetrieb-troisdorf.de/downloads/16-89-3177/Ingenieur-in%20f%C3%BCr%20den%20Bereich%20Netzplanung.pdf

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Treuchtlinger Kläranlage: Weniger Schlamm

Die Städtereinigung Ernst kümmert sich in den nächsten zwei Jahren um die Entsorgung des Treuchtlinger Klärschlamms. In seiner jüngsten …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/treuchtlingen/treuchtlinger-klaranlage-weniger-schlamm-1.4036774?searched=true

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Treptitz: Ein Dorf baut seine eigene Kläranlage

Bis Ende 2015 müssen alle Haushalte in Sachsen ihre Abwasserentsorgung auf vollbiologisch umrüsten. Ein 140-Seelen-Ort bei Riesa hat das Problem gemeinsam auf eigene Faust gelöst – ein Vorzeigeobjekt für ganz Deutschland.
Tilo Sahlbach klappt den Deckel hoch und fragt: „Riechen Sie was?“ Mehr:

http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/SACHSEN/Ein-Dorf-baut-seine-eigene-Klaeranlage-artikel9044643.php

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TEUBLITZ: Kläranlage: 75 000 Euro für Siebrechen

Der alte Rechen im Klärwerk des Abwasserzweckverbands für Maxhütte-Haidhof und Teublitz war schon sehr störanfällig.Mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/artikel/klaeranlage-75000-euro-fuer-siebrechen/1161889/klaeranlage-75000-euro-fuer-siebrechen.html

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Rohrbach: Sündteures Pumpwerk

(PK) Die Räte konnten es kaum fassen. Das Pumpwerk am äußeren Sportweg muss neu gebaut werden. Das Häuschen ist zwar winzig. Aber …mehr:

Rohrbach: Sündteures Pumpwerk – Lesen Sie mehr auf:
http://www.donaukurier.de/lokales/pfaffenhofen/Rohrbach-Suendteures-Pumpwerk;art600,2995175#plx845206089

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Riekofen: Solarstrom für die Kläranlage geplant

Johann Schiller stellte das Projekte für die Gemeinde Riekofen vor. Rund 90 …mehr:

http://www.mittelbayerische.de/regensburg-land/artikel/solarstrom-fuer-die-klaeranlage-geplant/1155483/solarstrom-fuer-die-klaeranlage-geplant.html

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Riedenburg: Obst aus der Kläranlage

Bei der Riedenburger Kläranlage wachsen seit gestern rund 50 Obstbäume. Die Mädchen und Buben des Waldkindergartens haben die Apfel-, Birnen- und Quittenpflanzen am Vormittag mit der Obstbäuerin Luise Naderer auf dem Gelände in Aicholding eingepflanzt.

Lesen Sie mehr auf:

http://www.donaukurier.de/lokales/riedenburg/Aicholding-Obst-aus-der-Klaeranlage;art602,2995197#plx1855331043

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RHEINFELDEN/SCHWÖRSTADT: Drei Varianten sind zu klären

Die Belastungsgrenze der Kläranlage Schwörstadt erreicht und wird bei starkem Regen auch überschritten / Baldige Entscheidung.
Wie die Kläranlage Schwörstadt erweitert oder ihr Betrieb optimiert werden soll, wird bis März 2015 entschieden. So schnell wie möglich wollen die Verantwortlichen …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/rheinfelden/drei-varianten-sind-zu-klaeren–96048409.html

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Rheinberg: Ein neuer Kanalspülwagen für den DLB

Die Stadt reinigt die Abwasserkanäle seit fünf Jahren selbst. Jetzt wurde der „Canalmaster“ geleast. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/rheinberg/ein-neuer-kanalspuelwagen-fuer-den-dlb-aid-1.4669459

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Reichertshofen: Kupferdieb an der Kläranlage

Ganoven montierten die Regenrinnen ab
SENGENTHAL – Der oder die Kupferdiebe treiben weiter ihr Unwesen im Landkreis Neumarkt. Nun waren sie an der Kläranlage Reichertshofen. Mehr:

http://www.nordbayern.de/region/neumarkt/kupferdieb-an-der-klaranlage-reichertshofen-1.4018945?searched=true

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PFULLINGEN: Erste Schritte zum Aktivkohlefilter

Verbandsversammlung diskutiert erneut über Medikamentenrückstände im geklärten Wasser.
Medikamentenrückstände im Abwasser sind ein Problem: Sie sorgen nachweislich nicht nur dafür, dass manche Fischarten nur noch weibliche Exemplare hervorbringen, sie können möglicherweise auch Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen haben. Deshalb diskutierte die Mitgliederversammlung des Zweckverbands Sammelklärwerk Oberes Echaztal …mehr:

http://www.gea.de/region+reutlingen/pfullingen+eningen+lichtenstein/erste+schritte+zum+aktivkohlefilter.3974448.htm

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Oberursel: Investitionen in Kläralage

Millionen für die Oberurseler Kläranlage
In Oberursel investiert der städtische Betrieb Bau und Service Oberursel (BSO) über mehrere Jahr verteilt 5,8 Millionen Euro in die Kläranlage. Das Geld fließt in einige …mehr:

http://www.taunus-zeitung.de/lokales/hochtaunus/vordertaunus/Millionen-fuer-die-Oberurseler-Klaeranlage;art48711,1136370

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Obersontheim: Eine Kanalsanierung ist überfällig – Kosten bei knapp 700.000 Euro

In die Kläranlage Unterfischach gelangt viel Wasser, was eigentlich nicht gereinigt werden müsste. Es dringt aus Bächen in die undichten Kanäle ein. Jetzt sollen die ärgsten Schäden an den Kanälen beseitigt werden. Mehr:

http://www.swp.de/crailsheim/lokales/landkreis_schwaebisch_hall/Eine-Kanalsanierung-ist-ueberfaellig-Kosten-bei-knapp-700-000-Euro;art5722,2909954

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Nittenau: Notlösung in Fischbach für 150 000 Euro

Die Abwasseranlage wurde um einen Oxidationsteich ergänzt. Bis 2020 soll der Anschluss ans Klärwerk Nittenau erfolgen.Mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/artikel/notloesung-in-fischbach-fuer-150000-euro/1159179/notloesung-in-fischbach-fuer-150000-euro.html

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NEURIED/ SCHUTTERWALD: Verband investiert in die Kläranlage

Schulden leicht reduziert.
(df). Beim Abwasserzweckverband Neuried/ Schutterwald gibt es keine großen Veränderungen, was das Volumen des …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/neuried/verband-investiert-in-die-klaeranlage–95193495.html

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LANGBALLIG: Klärschlamm-Entsorgung wird teuer

Weil die Rückstände der Kläranlage in Unewatt mit Kupfer belastetet sind, müssen sie als Sondermüll entsorgt werdenMehr:

http://www.shz.de/lokales/schleibote/klaerschlamm-entsorgung-wird-teuer-id8300241.html

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Laichingen: Richtfest an Laichinger Kläranlage: Beitrag zu sauberem Wasser

Die Kläranlage Laichingen erhält einen Aktivkohlefilter: Das Vorhaben mit Kosten von 5,25 Millionen Euro ist das derzeit größte Projekt der Stadt. Acht Monate nach Baubeginn ist gestern Richtfest gefeiert worden. Mehr:

http://www.swp.de/ulm/lokales/alb_donau/Richtfest-an-Laichinger-Klaeranlage-Beitrag-zu-sauberem-Wasser;art4299,2920912

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Kulmbach: Wasser und Abwasser in Kulmbach werden teurer

Am Donnerstagabend wurde der städtische Haushalt für 2015 einstimmig genehmigt. Nur bei der Kalkulation der Stadtwerke, die Bürger und Unternehmen im Geldbeutel merken werden, spielte die SPD nicht …mehr:mit.

http://www.infranken.de/regional/kulmbach/Wasser-und-Abwasser-in-Kulmbach-werden-teurer;art312,885816

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Kalkar-Hönnepel: Energiewende geschafft

Zum ersten Mal wurde in der Kläranlage Kalkar-Hönnepel mehr Strom produziert als verbraucht. Im kommenden Jahr wird auch das Abwasser von Xanten-Vynen …mehr:

Energiewende geschafft  Lesen Sie mehr auf:

http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-kleve-und-der-region/energiewende-geschafft-id10117523.html

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Isselburg: Eine milde Generalabrechnung

Unter dem Strich steht beim Projekt Klärwerk-Ertüchtigung mit all seinen vielen Facetten eine Gesamtsumme von 8,5 Millionen Euro. Es könnte des Dramas letzter Akt gewesen sein. Mehr:

Eine milde Generalabrechnung | WAZ.de – Lesen Sie mehr auf:

http://www.derwesten.de/staedte/isselburg/eine-milde-generalabrechnung-id10109341.html#plx1945585317

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Huckingen: Graffiti macht Kläranlage zum 180 Meter langen Blickfang

Das Festbett-Becken der Kläranlage Huckingen war bisher nur eine Betonwanne zur Aufbereitung von Schmutzwasser. Jetzt ist sie ein Riesen-Kunstwerk.
Das Festbett-Becken der Kläranlage Huckingen
war bisher eine unansehnliche Betonwanne zur Aufbereitung von Schmutzwasser. Nun ist der unansehnliche Zweckbau …mehr:
Graffiti macht Kläranlage zum 180 Meter langen Blickfang
Lesen Sie mehr auf:

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/sued/graffiti-macht-klaeranlage-zum-180-meter-langen-blickfang-id10102953.html#plx748963282

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Höfken: „Innovative Technik in Grünstadt hat Pilotfunktion fürs ganze Land“

Eine Pilotanlage zur zukunftsweisenden Verwertung von Klärschlamm hat Umweltministerin Ulrike Höfken am Donnerstag an der Kläranlage Grünstadt in Betrieb genommen. „Klärschlämme sind oftmals mit Schwermetallen und organischen Schadstoffen belastet, die sich in Böden und Gewässern langfristig anreichern und die Lebensmittelerzeugung belasten können. Vor dem Hintergrund der anstehenden Novellierung der Klärschlammverordnung des Bundes wollen wir für Rheinland-Pfalz die Strategie für eine umweltverträgliche und wirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm fortentwickeln“, erklärte Höfken. Dabei sei der so genannte Klärschlammreformer in Grünstadt ein Leuchtturmprojekt. Das Land habe die Anlage mit knapp 440.000 Euro gefördert. Bauherr und Betreiber ist der Entsorgungs- und Servicebetrieb Grünstadt AöR.

Mit der innovativen Technik in Grünstadt soll Klärschlamm umweltfreundlich und energieeffizient in Dünger umgewandelt werden. Durch die thermische Behandlung werden die im Klärschlamm enthaltenen Schadstoffe reduziert. „Dabei bleibt der wertvolle Nährstoff Phosphor erhalten. Diese Möglichkeit der Rückgewinnung des weltweit knappen Rohstoffs könnte Schule machen“, sagte Höfken und verwies darauf, dass eine ertragreiche Landwirtschaft auf hochwertige Phosphatdünger angewiesen sei. In Grünstadt werde nun erprobt, ob sich der reduzierte Klärschlamm als Pflanzendünger eigne. Vorbildlich sei darüber hinaus die Energieeffizienz der Kläranlage in Grünstadt, wo Klärgas in Strom umgewandelt werde. Zudem werde die entstehende Abwärme zur Unterstützung der vorhandenen solaren Klärschlammtrocknung verwertet.

Die Ministerin wies darauf hin, dass in Rheinland-Pfalz derzeit 65 Prozent der anfallenden Klärschlämme in der Landwirtschaft als Dünger ausgebracht werden. „Bereits ab 2015 wird sich durch eine Verschärfung der Grenzwerte für Schadstoffe der Anteil des Klärschlamms, der in die Landwirtschaft ausgebracht werden kann, erheblich reduzieren“, erklärte Höfken. Zudem werde mit der geplanten Novellierung der Klärschlammverordnung die landwirtschaftliche Nutzung weiter eingeschränkt. Vor diesem Hintergrund könne sich der Klärschlammreformer zu einer geeigneten Alternative für die Verwertung der Klärschlämme entwickeln, die aufgrund ihrer Belastung nicht wie bisher in der Landwirtschaft ausgebracht werden können. Die Anlage in Grünstadt solle nach einem vier- bis sechsmonatigen Probebetrieb in den Regelbetrieb übergehen.

http://mulewf.rlp.de/einzelansicht/archive/2014/november/article/hoefken-nimmt-anlage-zur-verwertung-von-klaerschlamm-in-betrieb-innovative-technik-in-gruenstadt/

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Heßdorf: bereitet Abwasser-Überleitung nach Erlangen vor

Weil die wasserrechtliche Genehmigung für die Kläranlage der Gemeinde Heßdorf im Ortsteil Hannberg ausläuft, plädierte der ehemalige Bürgermeister Helmut Maar (BB) schon vor Jahren für die kostengünstigste Lösung der Abwasserbeseitigung und damit für die Überleitung nach Erlangen. Mehr:

http://www.infranken.de/regional/erlangenhoechstadt/Hessdorf-bereitet-Abwasser-Ueberleitung-nach-Erlangen-vor;art215,877455

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Hemau: 42 Millionen in den Kanalbau gepumpt

Mit Inbetriebnahme der neuen Pumpstation ist das Hemauer Abwasserkonzept abgeschlossen. 7587 Bewohner sind angeschlossen.
Es war ein „historischer Moment“ für Bürgermeister Hans Pollinger, als er am Donnerstag mit einer kleinen Handbewegung die neue Pumpstation im Ortsteil Schacha offiziell in Betrieb nahm – er drehte den Schalter nach rechts. Damit hat die Stadt Hemau …mehr:

http://www.mittelbayerische.de/regensburg-land/artikel/42-millionen-in-den-kanalbau-gepumpt/1160241/42-millionen-in-den-kanalbau-gepumpt.html

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Haslachtal: Ein gutes Ergebnis erzielt

Abwasserzweckverband investierte im Jahr 2013 insgesamt 686 000 Euro.

LENZKIRCH /FELDBERG. Seit vier Jahren wird die Zentralkläranlage des Abwasserverbandes Haslachtal, den die Gemeinden Lenzkirch und Feldberg bilden, in mehreren Stufen und drei Bauabschnitten mit großem finanziellen …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/feldberg/ein-gutes-ergebnis-erzielt–96123963.html

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Goch: Nähr-Engel: Förderung für Kläranlage

Ein innovatives Vorhaben der Gocher Firma wird mit 480 000 Euro aus dem Umwelt- und Innovationsprogramm gefördert. Umweltministerin Dr. Barbara Hendricks (SPD) übergab …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/goch/naehr-engel-foerderung-fuer-klaeranlage-aid-1.4709002

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Millionen für eine moderne Abwasserentsorgung

Gablingen schafft Verbesserungen für Kläranlage und Kanäle

http://www.augsburger-allgemeine.de/augsburg-land/Millionen-fuer-eine-moderne-Abwasserentsorgung-id32125427.html

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Breisgauer Bucht: Kläranlage wird ab 2016 erweitert

Abwasserzweckverband investiert rund 48 Millionen Euro / 2015 steigt die Gesamtumlage auf 16 Millionen Euro.
Der Abwasserzweckverband Breisgauer Bucht arbeitet weiter an der Erweiterung seiner Anlagen. Derzeit laufen die Genehmigungsplanungen …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/forchheim/klaeranlage-wird-ab-2016-erweitert–95914008.html

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Duisburg: Wo Schmutzwasser wieder sauber wird

Im vergangenen Jahr wurden in dem Klärwerk der Emschergenossenschaft rund 38 Millionen Kubikmeter an dreckigem Wasser aufbereitet. Nach dem Prozess fließt …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duisburg/wo-schmutzwasser-wieder-sauber-wird-aid-1.4721817

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Espelkamp: Million Euro für sauberes Trinkwasser

Stadtwerke planen Bau einer 4. Reinigungsstufe für Klärwerk / Ozonierungs-Anlage vorgestellt
Weil im Ablauf der Zentralkläranlage hohe Mikroschadstoff-Konzentrationen gemessen wurden soll eine vierte Reinigungsstufe gebaut werden. Grundsätzliche Zustimmung signalisierte der Verwaltungsrat der Stadtwerke in seiner …mehr:

http://www.nw.de/lokal/kreis_minden_luebbecke/espelkamp/espelkamp/11305585_Million_Euro_fuer_sauberes_Trinkwasser.html?set_style=1

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DUISBURG: Giftiger Klärschlamm lagert immer noch in Duisburg-Fahrn

Vor knapp einem Jahr stellte das Verwaltungsgericht Düsseldorf klar, dass belasteter Klärschlamm entsorgt werden muss. Doch in Fahrn tut sich nichts.
Die Pläne waren hochtrabend: Vor nunmehr sieben Jahren verkündete die Emschergenossenschaft (EG), sie wolle auf dem Gelände …- Lesen Sie mehr auf:

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/giftiger-klaerschlamm-lagert-immer-noch-in-duisburg-fahrn-id10127287.html#plx1303729057

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Bornhöved: Gemeinde setzt auf Schilf und investiert 400 000 Euro

Es gab den ersten Spatenstich für die neue Klärschlammvererdungsanlage. Mehr:

http://www.shz.de/lokales/holsteinischer-courier/gemeinde-setzt-auf-schilf-und-investiert-400-000-euro-id8424051.html

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Amberg-Weiden: Blockheizkraftwerk als optimale Lösung

Die OTH Amberg-Weiden hat ein verbessertes Energiekonzept für die Verbandskläranlage Schwandorf-Wackersdorf vorgestellt.

http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/artikel/blockheizkraftwerk-als-optimale-loesung/1157067/blockheizkraftwerk-als-optimale-loesung.html

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Adelberg: gibt eigenes Klärwerk auf

Das Adelberger Klärwerk ist marode, eine Sanierung würde rund 1,5 Millionen Euro kosten. Daher soll die Anlage stillgelegt werden und künftig das Abwasser in das Klärwerk bei Börtlingen geleitet werden. Mehr:

http://www.swp.de/goeppingen/lokales/landkreis_gp/Adelberg-gibt-eigenes-Klaerwerk-auf;art1210078,2914595

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Wildberg Land fördert Abwasserprojekt mit über zwei Millionen Euro

Umweltminister Franz Untersteller: „Vom Landeszuschuss profitieren Mensch und Umwelt in Wildberg.“
Die Stadt Wildberg hat einen Landeszuschuss in Höhe von 2.026.400 Euro erhalten. Dies ermöglicht den Neubau eines Regenüberlaufbeckens sowie eines Pumpwerks an der Nagold. Vier bestehende Regenüberläufe, die nicht mehr dem Stand der Technik entsprechen, können somit zurückgebaut werden.
„Mit der Förderung des Landes wird sich die Abwassersituation in Wildberg verbessern, hiervon werden sowohl die Bürgerinnen und Bürger der Stadt als auch die Nagold profitieren“, erklärte Umweltminister Franz Untersteller heute (01.10.) in Stuttgart. Gerade im ländlichen Raum benötigten Projekte, die das Abwasser möglichst effizient beseitigen und dabei unsere Umwelt entlasten, die Unterstützung der Landesregierung, betonte Untersteller. Insgesamt unterstütze das Land die Kommunen bei Verbesserungen im Bereich der Abwasserbeseitigung dieses Jahr daher mit rund 46 Millionen Euro.
Regierungspräsidentin Nicolette Kressl führte aus, dass Wildberg sich mit dem Neubau des Regenüberlaufbeckens und des Pumpwerks auf den Weg macht, die Abwassersituation rechts der Nagold von Grund auf neu zu strukturieren. „Ich setze auf die zügige Umsetzung der Maßnahmen und den reibungslosen Anschluss der Folgeprojekte, um die angestrebten Ziele zu erreichen“, betonte die Regierungspräsidentin.
Ergänzende Informationen
Die Stadt Wildberg reinigt das Abwasser aus ihren Ortsteilen auf der Sammelkläranlage im Nagoldtal. Über verschiedene Regenwasserbehandlungsanlagen wird der Zufluss zur Kläranlage begrenzt. Die nun anstehenden Maßnahmen, die bis zum Oktober 2016 fertig gestellt sein sollen, sind Teil der Gesamtentwässerungsplanung aus dem Jahr 2003. Insgesamt werden die nun geförderten Maßnahmen voraussichtlich rund 2.533.000,00 Euro kosten.

http://um.baden-wuerttemberg.de/de/presse-service/presse/pressemitteilung/pid/land-foerdert-abwasserprojekt-in-wildberg-mit-ueber-zwei-millionen-euro/

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SIMONSWALD: Viel Aufwand für weiteren Betrieb der Kläranlage

Gemeinderat vergibt Prüfungsauftrag an Fachingenieurbüro.
Die Erlaubnis, geklärtes Abwasser aus der Kläranlage Simonswald in die Wilde Gutach zu leiten, ist 2013 unter Auflagen bis zum 31. März 2016 …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/simonswald/viel-aufwand-fuer-weiteren-betrieb-der-klaeranlage–94342418.html

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Rheinberg: Die Stadt muss ins Kanalnetz investieren

Themen im Rheinberger Bau- und Planungsausschuss: Abwasserbeseitigungskonzept und Budberger Pumpen. Mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/rheinberg/die-stadt-muss-ins-kanalnetz-investieren-aid-1.4649900

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LÖRRACH: Wieseverband investiert stetig

Lörrachs neuer OB Jörg Lutz folgt Gudrun Heute-Bluhm an der Spitze des Abwasserverbandes / Stammkapital stabil.

Es war nur eine Formsache, doch das geplante „Highlight“, wie Wolfgang Dietz das nannte, blieb aus: Gudrun Heute-Bluhm hatte kurzfristig abgesagt und konnte als bisherige Vorsitzende des Wieseverbands nicht offiziell verabschiedet …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/loerrach/wieseverband-investiert-stetig–94206812.html

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Isfahan: Deutscher Botschafter besichtigt Pilotanlage in der Kläranlage Isfahan

Der deutsche Botschafter in Iran, Freiherr von Ungern-Sternberg, hat am 18. Oktober mit einer Delegation eine Pilotanlage des IWRM-Projekts in Isfahan besichtigt. In der Anlage im Klärwerk Isfahan Nord wird innovative Abwasserreinigungstechnologie aus Deutschland präsentiert und erprobt. Bei dieser Gelegenheit stellte inter 3-Geschäftsführer Dr. Mohajeri das BMBF-geförderte Projekt „Integriertes Wasserressourcen-Management in Isfahan (Iran)“ vor, das seit 2010 umgesetzt wird. Übergeordnetes Ziel des Projektes ist die gemeinsame Entwicklung eines IWRM-Prozesses im Iran.
Dr. Mohajeri erörterte mit dem Botschafter insbesondere die wasserwirtschaftlichen Herausforderungen im Einzugsgebiet des Flusses Zayandeh Rud und die Potenziale für deutsche Unternehmen aus der Wasserbranche, im Iran neue Geschäftsfelder zu erschließen. Angesichts akuter Wasserprobleme und wachsender politischer Relevanz des Themas bietet sich jetzt die Gelegenheit, sich wirtschaftlich gut in der Region aufzustellen und deutsches Know-how und innovative Technologie zu platzieren.

http://www.inter3.de/de/aktuelles/details/article/deutscher-botschafter-besichtigt-pilotanlage-in-isfahan.html

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GEMÜNDEN: Schmierige Straße: Laster verlor Flockungsmittel

Wirkung wie Schmierseife

Das Fahrzeug, das am Dienstagmorgen eine ölige Flüssigkeit auf der Straße zwischen Zollberg und Rieneck verteilt hat, ist ermittelt (wir berichteten am Donnerstag). Es handelt sich um den Lastwagen einer Firma, die Kläranlagen reinigt. Von der Ladefläche tropfte Flockungsmittel, das wie Schmierseife …mehr:

http://www.mainpost.de/regional/main-spessart/Schmierige-Strasse-Laster-verlor-Flockungsmittel;art768,8418083

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Frankenstein: SGD Süd genehmigt Neubau der Kläranlage Frankenstein

Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) hat der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn die gehobene Erlaubnis für die Einleitung von gereinigtem Abwasser aus der neuen Kläranlage Frankenstein in den Hochspeyerbach, sowie die Genehmigung zum Umbau bei laufendem Betrieb, der Kläranlagen erforderlichen Anlagen, erteilt.
Wie der Vizepräsident der SGD Süd, Willi Tatge, mitteilt, wurde dieser Schritt notwendig, da die alte Kläranlage aus den 1960er Jahren mit einem Anschlusswert von 1200 Einwohnerwerten nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. Eine Sanierung der alten Anlage wäre nicht wirtschaftlich gewesen.
Um dem Ziel, eine langfristige qualitativ hochwertige Abwasserreinigung sicher zu stellen, gerecht zu werden und um die für die Zukunft wirtschaftlichste und ökologischste Lösung zu finden, wurde im Vorfeld ein Ideenwettbewerb durchgeführt.
Für die Ausführung der geplanten Variante ist eine innovative Lösung für Reinigung des Abwassers vorgesehen. Das „Constant Waterlevel Sequenzing Batch-Reactor“ Verfahren (CWSBR). Dieses Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass sich alle Reaktionsräume für die biologische Abwasserreinigung in einem durchgängigen Becken befinden, die durch spezielle Hydrosegel unterteilt werden.
Dieses Verfahren ermöglicht verschiedene positive Betriebsergebnisse. Hierzu gehören beispielsweise die Optimierung des Energieverbrauchs, geringere Beckenvolumina durch die verschiebbaren Hydrosegel, ein Ausgleich bei Zulaufschwankungen, sowie eine hohe Anpassungsfähigkeit im Falle von Erweiterungen.
Die Maßnahme wurde in das Förderprogramm des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen. Die Bruttokosten belaufen sich auf 2,38 Millionen Euro.
Baubeginn wird voraussichtlich im Frühjahr 2015 sein.
Die Genehmigung und die Pläne findet man auf der Website der SGD Süd www.sgdsued.rlp.de unter Öffentlichkeitsbeteiligung.

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Burghausen: Daniel Düsentrieb der Kläranlage

Eigentlich ist eine Kläranlage ja nicht ein Ort, an dem Neues entsteht. Eher ein Ort, an dem schon Entstandenes hinkommt. Nicht so in Burghausen. Christian Drothler ist der dortige Klärwärter und der „Daniel Düsentrieb“ der Anlage: Er hat eine Druckluftspülung für Rechengut erfunden. Und auch wenn das einem Laien zunächst nichts sagt, die Stadt spart …mehr:

http://www.pnp.de/region_und_lokal/landkreis_altoetting/burghausen/1373808_Daniel-Duesentrieb-der-Klaeranlage.html

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Albbruck: Fast zwei Millionen Euro Landesförderung für Umbau einer Kläranlage in Albbruck (Landkreis Waldshut-Tiengen)

Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer hat am Donnerstag, den 13. November in Albbruck Zuwendungsbescheide in einer Gesamthöhe von 1,92 Mio. Euro an die Gemeinden Albbruck, Dogern und Görwihl für den Umbau der Industriekläranlage der ehemaligen Papierfabrik Albbruck (Landkreis Waldshut-Tiengen) übergeben. Die Zuwendungsbescheide wurden vom Vorsitzenden des Abwasserzweckverbandes Vorderes Albtal und dem Bürgermeister der Gemeinde Albbruck, Stefan Kaiser, stellvertretend entgegengenommen. Der förderfähige Anteil beträgt 65,2 Prozent der Gesamtkosten von etwa 5,2 Millionen Euro.
Bärbel Schäfer sagte bei der Übergabe: „Ich begrüße die hohe Förderung dieser strukturverbessernden Maßnahme durch das Land Baden-Württemberg sehr und unterstütze sie ausdrücklich.“ Durch den nun geplanten Umbau und Modernisierung der Kläranlage der ehemaligen Papierfabrik Albbruck und den Anschluss der kleineren Ortsteilkläranlagen an diese werde nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch die Reinigungsleistung auf den aktuellen Stand der Technik gebracht und damit erheblich verbessert.
Nach ihrer Meinung ist es gelungen, die beste Lösung für ein nicht alltägliches Vorhaben zu finden und die größtmögliche Unterstützung des Landes zu gewähren. „Die Konvertierung einer großen privaten Industrieabwasserkläranlage in eine kleine kommunale Kläranlage ist ein besonderer und schwieriger Einzelfall den man nicht alle Tage auf dem Tisch hat“, betonte die Regierungspräsidentin. Insgesamt werden bei diesem Projekt in zwei Teilabschnitten Investitionen von 6,5 Mio. Euro getätigt – davon trägt das Land 2,75 Mio. Euro.
Die hohe Landesförderung wird auch von Umweltminister Franz Untersteller ausdrücklich unterstützt: „Es freut mich sehr, dass der Abwasserverband Vorderes Albtal diese wichtige Maßnahme nun in Angriff nehmen kann. Die geplante Umstrukturierung wird nicht nur den Betrieb der Kläranlage erleichtern und wirtschaftlicher machen, sondern auch den Gewässerschutz verbessern, der letztendlich auch dem Trinkwasserschutz dient.“ Der Zuschuss des Landes zeige, dass sich die Kommunen in solch schwierigen Lagen auf die Unterstützung der Landesregierung verlassen könnten, betonte Franz Untersteller.
„Es tut gut zu wissen, nach der Schließung der Papierfabrik nicht alleine zu stehen,“ so Stefan Kaiser. „Ein herzlicher Dank an das Land Baden-Württemberg für die großzügige Unterstützung und ein besonderer Dank an die Mitarbeiter des RP Freiburg für das stets offene Ohr und die ausgezeichnete Zusammenarbeit in dieser schwierigen Situation. Die interkommunale Zusammenarbeit im Zweckverband hat sich bewährt und zahlt sich jetzt für alle Beteiligten aus“.
Der Anschluss der beiden Ortsteilkläranlagen Birkingen und Unteralpfen an die Industriekläranlage der ehemaligen Papierfabrik wurde bereits im August mit 780.000 Euro bezuschusst.

http://www.rp.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/menu/1395145/index.html

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Vestenbergsgreuth: Kläranlage muss saniert werden: Zwei Varianten sind möglich

Kostenspanne von 1,4 Millionen bis zu 640 000 Euro – 04.11.2014 15:30 Uhr
Nach Auslaufen der wasserrechtlichen Erlaubnis steht für die Kläranlage in Vestenbergsgreuth eine Sanierung an. Drei Varianten fassen die Verantwortlichen ins Auge. Die Kostenspanne reicht von 640 000 Euro bis 1,4, Millionen Euro. Darüber hinaus muss der Fremdwasseranteil …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/hoechstadt/klaranlage-muss-saniert-werden-zwei-varianten-sind-moglich-1.3988251?searched=true

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Treuchtlingen- Eine Führung für die „Neuen“

Im Stadtrat gab es kürzlich in der Treuchtlinger Zentralkläranlage. Mit den „Neuen“ waren die Ratsmitglieder gemeint, die bei der Kommunalwahl im März erstmals ins Stadtparlament gewählt wurden. Sie nutzten die Gelegenheit zahlreich, das „teuerste Stück“ Treuchtlingens …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/treuchtlingen/treuchtlinger-stadtrat-besichtigte-klaranlage-1.3961556?searched=true

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Theuern: Millionen fließen in die Sicherheit

1,3 Millionen Euro sind für die Modernisierung des Theuerner Klärwerks eingeplant, unter anderem für Stromversorgung und Technikräume.

Kilometerlange Rohre bestimmen das Bild im Inneren des Klärwerks in Theuern. Foto: Röttenbacher

Morgens um sieben ist für Wolfgang Roth, den Betriebsleiter des Klärwerks Theuern, die Welt noch in Ordnung. Die gewaltige Anlage mit Faultürmen, Auffangbecken…mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/amberg/amberg/artikel/millionen-fliessen-in-die-sicherheit/1144739/millionen-fliessen-in-die-sicherheit.html Von Christina Röttenbacher

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Seubersdorf: Neue Kläranlage kostet 3,3 Millionen

Das Seubersdorfer Abwasser wird bald nach dem Biocos-Verfahren gereinigt. Dabei wird dank kompakter Bauweise viel Energie eingespart.

30 Meter lang, 20 Meter breit und 4,50 Meter tief – das sind die Maße des „Herzens“ der neuen Kläranlage der Gemeinde Seubersdorf, die seit dem Frühjahr neben der Altanlage bei Eichenhofen entsteht. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes „Biocos-Becken“, abgeleitet vom patentierten gleichnamigen biologischen Reinigungsverfahren.

Mehr:
http://www.mittelbayerische.de/region/neumarkt/artikel/neue-klaeranlage-kostet-33-millionen/1145349/neue-klaeranlage-kostet-33-millionen.html

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Rödental: Leuchtturmprojekte im Landkreis Coburg

Die Stadtwerke Rödental setzen auf regenerative Energien. Dafür werden sie ausgezeichnet.
Die Stadtwerke Rödental (SWR), die Mitglied im Initiativkreis Stadtwerke Nordbayern sind, erhalten Anerkennung für ihren Einsatz im Rahmen der Energiewende. Bei den Energy Awards, die das Handelsblatt und das Unternehmen General Electric ausloben, kamen sie unter die besten Drei in der Kategorie „Stadtwerk des Jahres“. Zudem haben sie jetzt den renommierten Umweltpreis der Bayerischen Landesstiftung …mehr:

http://www.np-coburg.de/regional/wirtschaft/Leuchtturmprojekte-im-Landkreis-Coburg;art83481,3697380

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Regensburg: Moderne Technik schützt die Donau

Bürgermeister Jürgen Huber besuchte das Regensburger Klärwerk. Ein Ziel des Betriebs ist die schwarze Null beim Eigenenergieverbrauch.
Das Regensburger Klärwerk am östlichen Stadtrand ist vermutlich den wenigsten Bürgern bekannt. Ihnen ist wichtig, dass die Abwasserentsorgung gut funktioniert. Nun hat Umwelt-Bürgermeister Jürgen Huber dem Klärwerk einen Besuch abgestattet und sich bei einer Führung den komplizierten…mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/regensburg/artikel/moderne-technik-schuetzt-die-donau/1147230/moderne-technik-schuetzt-die-donau.html

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Höchstädt: Kläranlage: Rohbau soll bald fertig sein

Arbeiten gehen im Winter weiter – Brehm hält leicht geringere Kosten für möglich –
Der Bau der neuen Höchstadter Kläranlage schreitet voran: In etwa zwei Wochen könnte der Rohbau fertiggestellt sein. Mehr:

http://www.nordbayern.de/region/hoechstadt/hochstadter-klaranlage-rohbau-soll-bald-fertig-sein-1.3994137?searched=true

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Herzebrock-Clarholz: Neuer Leiter für die Kläranlage

Gemeinde Herzebrock-Clarholz setzt auf heimische Kräfte

Herzebrock-Clarholz. Die Kläranlage Herzebrock-Clarholz wird ab der zweiten Jahreshälfte 2015 für rund sechs Millionen Euro umgebaut und renoviert. Da passe es gut, einen Fachmann an Bord zu haben, der die Anlage von der Pike auf kennt, sagte …mehr:

http://www.nw-news.de/owl/kreis_guetersloh/herzebrock_clarholz/herzebrock_clarholz/11298830_Neuer_Leiter_fuer_die_Klaeranlage.html

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Abensberg: Petition „für erledigt erklärt“

Landtagsausschuss folgt Stellungnahme des Innenministeriums und gibt dem Weg der Stadt Abensberg recht.

Der Petitionsausschuss des bayerischen Landtags hat die von den beiden Freie-Wähler-Stadträten Harald Hillebrand und Josef Weber eingereichte Petition in Sachen Abwassergebühren der Stadt Abensberg für „erledigt erklärt“. Mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/kelheim/artikel/petition-fuer-erledigt-erklaert/1146514/petition-fuer-erledigt-erklaert.html

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Sassenberg: Stadt modernisiert Kläranlage – Belüftungstechnik wird optimiert

Die Stadt Sassenberg muss rund eine halbe Millionen Euro in die Optimierung der Belüftungstechnik in den Belebungsbecken der Kläranlage stecken. Im Zuge des Austauschs von defekten Belüftern im Frühjahr waren starke Korrosionsschäden sowie Ablagerungen …mehr:

http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Warendorf/Sassenberg/1779437-Stadt-modernisiert-Klaeranlage-Belueftungstechnik-wird-optimiert

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Petersberg: Nano-Membran-Kläranlage eingeweiht – Neue Technik gegen Medikamentenrückstände?

Neubau Nano-Membran-Kläranlage Neue Kläranlage filtert nanokleine Teilchen – Höfken startet Pilotprojekt „Die neue Nano-Kläranlage in Petersberg geht innovative Wege im Gewässerschutz. Die größte Membrankläranlage im Land filtert kleinste Teilchen und erprobt die neue Technik unter wissenschaftlicher …mehr:

http://www.landeszeitung-rlp.de/tag/nano-membran-klaeranlage/

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Peffingen: Die letzten drei sind bald auch dabei

Jetzt werden auch die letzten drei Orte im Gebiet der alten Verbandsgemeinde Irrel an die Kanalisation angeschlossen: In Peffingen starten heute die Bauarbeiten für die ortseigene Kläranlage. Mehr:

http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/bitburg/aktuell/Heute-in-der-Bitburger-Zeitung-Die-letzten-drei-sind-bald-auch-dabei;art752,4034704

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OOWV: Tierarzneimittel in Grundwasser

Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) ist besorgt wegen des Antibiotika-Funds im Kreis Cloppenburg. Der Antibiotikaeinsatz in der Tiermast …mehr:

http://www.nwzonline.de/region/weitere-untersuchungen-des-grundwassers-oowv-will-untersuchungen-umgehend-ausweiten_a_19,0,3971046318.html

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Möhringen: Erneuerungen für 1,3 Millionen für das Klärwerk

…Brauchwasser, nennt sich das, die Möhringer Kläranlage im Körschtal benötigt davon jährlich…nicht dessen Qualität“. Was die Kläranlage in die Körsch entlässt, ist zwar sauber…weiter genutzt werden, weshalb die Kläranlage nicht etwa abgeschaltet werden muss…Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.erneuerungen-in-moehringen-1-3-millionen-fuer-das-klaerwerk.85eaa790-e93c-410f-a3d3-a5f370930b4f.html

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Löhma: Millionenprojekt Kläranlage ist fertig

Die Gesamtinvestitionssumme für die am Dienstag offiziell übergebene Kläranlage in Löhma beläuft sich nach Angaben aus dem Zweckverband Wasser/Abwasser auf 1,172 Millionen Euro. Mehr:

http://schleiz.otz.de/web/lokal/wirtschaft/detail/-/specific/Millionenprojekt-Klaeranlage-in-Loehma-ist-fertig-909599059

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Leinfelden-Echterdingen: In den Kläranlagen stehen teure Sanierungen an

Die Stadtentwässerung ist eine kostspielige, aber notwendige Angelegenheit. Das ist die zentrale Botschaft, die Mitglieder des gemeinderätlichen Stadtwerke-Ausschusses von einer ausführlichen Vor-Ort-Besichtigung des Klärwerks Fleinsbach in Stetten mitgenommen haben. „Wir müssen hohe Beträge einsetzen, um die Stadtentwässerung …mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.abwasserreinigung-in-leinfelden-echterdingen-in-den-klaeranlagen-stehen-teure-sanierungen-an.df1697fc-1347-4c32-adae-15325886ef3d.html

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Burgharting: Spatenstich in Burgharting – Zwei Millionen Euro für neue Abwasserbeseitigung

Offizieller Start für ein langgeplantes Projekt: Für den Neubau der zentralen Kläranlage in Burgharting ist am Mittwochabend der Spatenstich erfolgt. Mehr:

http://www.merkur-online.de/lokales/erding/holzland/zwei-millionen-euro-neue-abwasserbeseitigung-4142847.html

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Westerheim: erhält 1,6 Millionen Euro für die Erweiterung der Kläranlage und Ausbau des Regenüberlaufbeckens

Fast 1,6 Millionen Euro hat die Gemeinde Westerheim am Dienstag vom Regierungspräsidium (RP) Tübingen erhalten. Das Geld dient der Erweiterung der Kläranlage und dem Ausbau des Regenüberlaufbeckens.
400000 Euro der Summe sind für das Regenüberlaufbecken und der Rest der Summe für die Kläranlage, die eine neue Filteranlage erhält. Wie berichtet, sollen mit dem Bauvorhaben das Ab und Mischwasser besser gereinigt werden

Quelle: http://www.koms-bw.de/

Darüber hat die Schwäbische Zeitung Laichingen am 30. September 2014 berichtet.
http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Westerheim-erhaelt-16Millionen-Euro-_arid,10094366_toid,353.html

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Thaleischweiler-Fröschen: Zweite KSV Anlage in Rheinland-Pfalz

Symbolisch setzten Vertreter der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen-Wallhalben am 16. September 2014 den ersten Spatenstich für die neue Klärschlammvererdungsanlage oberhalb der Gruppen-Kläranlage Schwarzbachtal. Seitdem entstehen auf einer Fläche von knapp 1,7 ha drei mit Schilf bepflanzte Beete, die ab Inbetriebnahme der Anlage kontinuierlich den anfallenden Klärschlamm von bis zu 16.700 m³ pro Jahr aufnehmen und vererden werden. Für die Verbandsgemeinde ist diese Anlage die optimale Lösung zur Klärschlammentwässerung. Nach der KSV Newel der Verbandsgemeindewerke Trier- Land ist dies die zweite Anlage von EKO-PLANT in Rheinland-Pfalz. Bundesweit werden bereits über 80 solcher Anlagen erfolgreich betrieben. Auf Norderney wurde vor 23 Jahren die erste großtechnische Klärschlammvererdungsanlage in Betrieb genommen. Sie arbeitet seitdem effizient und wirtschaftlich.

http://www.eko-plant.de/allgemein-presse/116-presse-klaerschlammvererdung/382-zweite-ksv-anlage-in-rheinland-pfalz.html

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Mannheim: Pressemitteilung Eigenbetrieb Stadtentwässerung „Spatenstich zum Ausbau der Pulveraktivkohle-Anlage (PAK) im Klärwerk Mannheim“

Beim feierlichen Spatenstich gab Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala den Startschuss zum Ausbau der 4. Reinigungsstufe im Klärwerk Mannheim. Mit der vorsorglichen
Elimination von Spurenstoffen aus dem Abwasser, für die es noch keine gesetzlichen Vorgaben gibt, ist Mannheim Vorreiter beim Thema Gewässerschutz.

Quelle: http://www.koms-bw.de/

Lesen Sie die komplette Presseinformation zum Spatenstich zum Ausbau der Pulveraktivkohle-Anlage (PAK) im Klärwerk Mannheim unter:
http://www.koms-bw.de/pulsepro/data/img/uploads/PM%20Spatenstich%20Ausbau%20PAK-Anlage.pdf

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Dübendorf: Beitrag aus der EUWID „Schweiz: Erste Reinigungsstufe zur Entfernung von Spurenstoffen offiziell in Betrieb gegangen“

In Dübendorf im Schweizer Kanton Zürich ist die schweizweit erste Reinigungsstufe zur Entfernung von Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser eingeweiht worden. Die neue Reinigungsstufe der Abwasserreinigungsanlage (ARA) Neugut laufe nach einer Erprobungsphase seit März im Vollbetrieb, teilte der Kanton Zürich mit. Darüber hat die EUWID am 10. September 2014 berichtet.

Quelle: http://www.koms-bw.de/
Den kompletten Beitrag lesen Sie hier.

http://www.euwid-wasser.de/news/wirtschaft/einzelansicht/archive/2014/september/Artikel/schweiz-erste-reinigungsstufe-zur-entfernung-von-spurenstoffen-offiziell-in-betrieb-gegangen.html

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Berlin: HTC – eine neue Option für die Klärschlammbehandlung in Berlin?

In Berlin fallen jedes Jahr bis zu 250.000 t entwässerter Klärschlamm an. Um diesen Klärschlamm energieeffizient zu verbrennen, sollte der Wassergehalt minimal sein. Das Projekt HTC-Berlin soll nun prüfen, ob das neue Verfahren der hydrothermalen Carbonisierung (HTC) die Energie-und Treibhausgasbilanz der Berliner Klärschlammentsorgung verbessern kann.
Bei der HTC wird entwässerter Klärschlamm bei hoher Temperatur (160 bis 220°C) behandelt und lässt sich anschließend weiter entwässern, so dass nur noch ein geringer Wassergehalt (<30%) übrig bleibt und die nachfolgende Verbrennung energieeffizienter wird. Gleichzeitig entsteht bei der HTC ein mit Organik und Nährstoffen hochbelastetes Filtrat, das bei seiner Rückführung in den Faulturm zwar Biogas erzeugen kann, aber über refraktäre Anteile auch die Ablaufqualität der Kläranlage beeinflusst. KWB wird in diesem Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit den Berliner Wasserbetrieben verschiedene Berliner Klärschlämme in HTC-Laborversuchen testen und diese Ergebnisse in eine umfassende Energie- und Treibhausgasbilanz überführen, um Potentiale und Grenzen der HTC für die Bedingungen in Berlin einzuschätzen. Das Projekt wird im Rahmen des Umweltentlastungsprogramms II (UEP II) vom Land Berlin (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt) gefördert und durch die Europäische Union (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung – EFRE) kofinanziert. Kontakt: boris.lesjean@kompetenz-wasser.de

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ZÜLPICH: Herbizid gelangt in Kläranlage

Rund 150 Liter Unkrautvernichtungsmittel sind am Montag bei einem Unfall in Zülpich-Geich ausgelaufen. Schläuche einer Feldspritze waren gerissen. Landwirt und Helfer konnten die Gefahr eindämmen, doch ein Teil des Herbizids gelangte in die Kläranlage.
Materialermüdung war vermutlich die Ursache eines Chemieunfalls, bei dem… mehr:

http://www.ksta.de/zuelpich/chemie-unfall-in-zuelpich-herbizid-gelangt-in-klaeranlage,15189166,28566950.html

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Warstein: Kanalsanierung wird teurer

Die Sanierung des städtischen Verbindungskanals von der Brauerei zur kommunalen Kläranlage wird deutlich teurer. 360 000 Euro wurden zusätzlich zu den geplanten 1,5 Millionen Euro veranschlagt…mehr:
http://www.derwesten.de/staedte/warstein/kanalsanierung-wird-teurer-aimp-id9927687.html

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Rohrenfels: Bis Mitte November muss die Elektrik funktionieren

lm) Ein paar Falten mehr auf der geröteten Stirn sind’s bei Bürgermeister Wigbert Kramer schon gewesen, als er seinen Situationsbericht zum Stand der Arbeiten bei der Abwasserbeseitigung gab. Man spürt förmlich den enormen Zeitdruck.

Rohrenfels: Gemeinderat Rohrenfels gibt Bericht zu Arbeiten an Kläranlage – Lesen Sie mehr auf:

http://www.donaukurier.de/lokales/neuburg/Rohrenfels-Bis-Mitte-November-muss-die-Elektrik-funktionieren;art1763,2970993#plx633713062

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Pfatter: Volumen der Kläranlage soll bleiben

Mit einer Verringerung könnte Pfatter keine Kosten sparen. Der Beschluss von 2012 zur Verringerung der Einwohnergleichwerte wurde aufgehoben. Mehr:

http://www.mittelbayerische.de/regensburg-land/artikel/volumen-der-klaeranlage-soll-bleiben/1133074/volumen-der-klaeranlage-soll-bleiben.html

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Obersontheim: Dem Schlamm das Wasser entziehen – Baukosten: 1,5 Millionen Euro

Neue Wege geht die Gemeinde Obersontheim. Nach Frankenhardt bekommt die Bühlertalgemeinde die zweite solare Klärschlammtrocknung im Landkreis. Inbetriebnahme soll im April 2015 sein. Mehr:

http://www.swp.de/crailsheim/lokales/landkreis_schwaebisch_hall/Dem-Schlamm-das-Wasser-entziehen-Baukosten-1-5-Millionen-Euro;art5722,2828458

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NÜRNBERG: Warum in Nürnberg mehr Geld in dunkle Kanäle fließen soll

Baustelle Untergrund – „Freistaat verrottet unterhalb der Erde“
Rund 1460 Kilometer lang ist das Nürnberger Kanalnetz. Alle fünf Jahre wird hier der Bauzustand kontrolliert. Nun soll mehr Geld in die Instandhaltung der Kanäle …mehr:

http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/politik/warum-in-nurnberg-mehr-geld-in-dunkle-kanale-fliessen-soll-1.3876238?searched=true

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Mönchengladbach: Stadt will selbst rechnen

Als Helfer der Verwaltung fungiert die NEW, wenn es um die Abrechnung von Schmutz- und Regenwasser im Kanal geht. Doch es gibt Rechtsunsicherheit. Deshalb will die Stadt den Dienst …mehr:

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/moenchengladbach/abwasser-stadt-will-selbst-rechnen-aid-1.4590442

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Möhringen: 1,3 Millionen für das Klärwerk

Ein Kubikmeter Trinkwasser aus der Leitung der Netze BW, einer Tochter der EnBW, kostet so um die zweieinhalb Euro. Auch dann, wenn es gar nicht getrunken, sondern nur zum Säubern von Rechen im Klärwerk benutzt wird. Das Geld will sich die Stadt sparen und benutzt dafür lieber das Wasser, das es selber in der Anlage reinigt und anschließend ohnehin in die Körsch einleitet. Mehr:

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.erneuerungen-in-moehringen-1-3-millionen-fuer-das-klaerwerk.85eaa790-e93c-410f-a3d3-a5f370930b4f.html

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Mitteleschenbach:Kläranlage muss modernisiert werden

Die höher werdenden Anforderungen zwingen die Gemeinde zu der 1,8-Millionen-Euro-Investition – Baubeginn im Frühjahr 2016 anvisiert
Auf die Gemeinde Mitteleschenbach – und damit auf ihre Bürger – kommt eine größere Investition …mehr:

http://www.nordbayern.de/region/gunzenhausen/klaranlage-mitteleschenbach-muss-modernisiert-werden-1.3925374?searched=true

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Leopoldshöhe: Sparen kann teuer werden

Bürger haben kaum Möglichkeiten, die höheren Abwassergebühren auszugleichen

Die Erhöhung der Abwassergebühren um rund 30 Prozent hat zu Jahresbeginn für viel Unmut gesorgt. Können die Bürger irgendwo sparen, um die Mehrausgaben …mehr:

http://www.nw-news.de/owl/kreis_lippe/leopoldshoehe/leopoldshoehe/11266693_Sparen_kann_teuer_werden.html

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Horsmar: Hydro-Ingenieure in Thüringen – Kläranlage Horsmar

Die Kläranlage Horsmar in Thüringen ist im Zuge von Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen zu überplanen. Bei einer Ausbaugröße von 15.000 EW ist eine Verfahrensumstellung auf die anaerobe Schlammfaulung geplant, die eine deutlich verbesserte, energetische Gesamtbewertung nach sich zieht. Aktuelle Erkenntnisse und innovative Technologien werden im Rahmen der Vorplanung gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Poch + Zänker aus Erfurt ermittelt.

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zu diesem Projekt, so steht Ihnen unsere Frau Barnscheidt gerne telefonisch unter 0211 / 44 99 1-48 zur Verfügung. Oder schicken Sie einfach eine E-Mail an inge.barnscheidt@hydro-ingenieure.de.

http://www.hydro-ingenieure.de/hydro-ingenieure-in-thueringen-klaeranlage-horsmar/

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Göppingen: Kläranlage bald autark?

Die Stadtentwässerung Göppingen als Betreiber der Kläranlage erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Überschuss von 577 000 Euro. Das wurde im Umweltausschuss bei der Verabschiedung des Jahresabschlusses deutlich. Der Eigenbetrieb bewirtschaftet neben drei Kläranlagen auch 36 Regenüberlaufbecken und 310 Kilometer Abwasserkanäle. Die abgerechnete Abwassermenge blieb im Vergleich …mehr:

http://www.swp.de/goeppingen/lokales/goeppingen/Nachrichten-vom-30-September-2014;art5583,2818025

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Geislingen: Kläranlage reinigt sehr gut

In der Geislinger Sammelkläranlage stehen in den kommenden Jahren keine größeren Investitionen an – es sei denn, eine vierte Klärstufe wird verbindlich. Das erfuhren Stadträte …mehr:

http://www.swp.de/geislingen/lokales/geislingen/Geislinger-Klaeranlage-reinigt-sehr-gut;art5573,2812342

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Breisgauer Bucht: Sturmflächen als Ausgleich

Der Abwasserzweckverband Breisgauer Bucht plant die Erweiterung seiner Kläranlage im Forchheimer Wald. Dafür muss der Verband Ausgleichsflächen …mehr:

http://www.badische-zeitung.de/forchheim/sturmflaechen-als-ausgleich–91937920.html

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Detmold: Zentralkläranlage – Pilotprojekt zur Spurenstoffelimination

Die Stadt Detmold betreibt die Zentralkläranlage Detmold mit einer Ausbaugröße von ca. 135.000 EW. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurde der Einsatz verschiedener Verfahren zur weitergehenden Abwasserreinigung mit dem Ziel einer Spurenstoffelimination untersucht. Das Ergebnis ist, dass unter technischen und wirtschaftlichen Aspekten sowie der Betrachtung nicht monetärer Kriterien eine Ozonierung des Abwassers ein geeignetes Verfahren zur Integration auf der zentralen Kläranlage Detmold ist.
Für die endgültige Festlegung der Größe dieser Ozonanlage und Verifizierung der Bemessungsansätze wurde ein Pilotversuch direkt auf der Kläranlage Detmold unter Betreuung der Hochschule Ostwestfalen Lippe durchgeführt.
Die Lippische-Landeszeitung berichtete am 23./24. August 2014 über das Pilotprojekt. Lesen Sie hier mehr ….

Haben Sie Interesse an weiteren Informationen zu diesem Projekt, so stehen Ihnen gerne telefonisch unser Herr Alt unter 0211 / 44 99 1-55 und unsere Frau Kuhlmann unter 0211 / 44 99 1 -33 zur Verfügung. Oder schicken Sie einfach eine E-Mail an klaus.alt@hydro-ingenieure.de oder silke.kuhlmann@hydro-ingenieure.de

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Creglingen: Sandklassierer statt Absetzcontainer

Kläranlage: 24 000 Euro-Investition reduziert Wartungs- und Energieaufwand
Der Absetzcontainer auf der Sammelkläranlage Creglingen ist in die Jahre gekommen: Seit 16 Jahren sorgt er dafür, dass feste Stoffe – unter anderem Sand – aus dem Abwasser entfernt werden. Mehr:

http://www.swp.de/bad_mergentheim/lokales/vorbach_und_taubertal/Sandklassierer-statt-Absetzcontainer-Klaeranlage-24-000-Euro-Investition-reduziert-Wartungs-und-Energieaufwand;art5640,2776646

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BÜRRIG: 300 Tonnen Stahlbauteile

Das Bürriger Gemeinschaftsklärwerk bekommt einen neuen Tank großem Ausmaßes: Er ist21 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 32 Metern und fasst 15 Millionen Kubikmeter Abwasser. 300 Tonnen Stahlbauteile wurden verschweißt.
Gerade wird er im Bürriger Gemeinschaftsklärwerk an das Abwassernetz angeschlossen. Der Stahltank dient vor allem als Puffer für Regenwasser. Schließlich nutzen rund 350 000 Einwohner …mehr:

http://www.ksta.de/stadt-leverkusen/infrastruktur-in-buerrig-300-tonnen-stahlbauteile,15189132,28670214.html

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BREISACH: Neues BHKW fürs Klärwerk

Wartungsvertrag gehört dazu.
(apt). Das Blockheizkraftwerk in der Breisacher Kläranlage soll erneuert werden. Die Stadtverwaltung hatte sich für ein Container-Modul entschieden und in der Ausschreibung von den Firmen auch ein Angebot für einen Wartungsvertrag angefordert.

Mehr:
http://www.badische-zeitung.de/breisach/neues-bhkw-fuers-klaerwerk–92157319.html

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Petersberg: Nano-Membran-Kläranlage eingeweiht – Neue Technik gegen Medikamentenrückstände?

Neubau Nano-Membran-Kläranlage Neue Kläranlage filtert nanokleine Teilchen – Höfken startet Pilotprojekt „Die neue Nano-Kläranlage in Petersberg geht innovative Wege im Gewässerschutz. Die größte Membrankläranlage im Land filtert kleinste Teilchen und erprobt die neue Technik …mehr:

http://www.landeszeitung-rlp.de/tag/nano-membran-klaeranlage/

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Köln: Kanal und Kläranlagen Kolloquium

Das diesjährige 15. Kölner Kanal und Kläranlagen Kolloquium findet am 1. und 2. Oktober 2014 in Köln statt. Die Veranstalter, das Institut für Siedlungswasserwirtschaft, der RWTH Aachen zusammen mit den Stadtentwässerungsbetrieben Köln, dem Institut für Unterirdische Infrastruktur und der FH Köln in Abstimmung mit dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, haben ein Programm mit folgenden Schwerpunkten zusammengestellt: Großprofile, Kanalbetrieb, Kanalbau, Hochwasser, Überflutungsvorsorge, Planungswerkzeuge für die Wasserwirtschaft, Abwasserreinigung, Klärschlamm, Spurenstoffe – Praxisbeispiele, Energie.

www.kanalkolloquium.de  

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Geiselbullach: Belüftungstechnologie auf der Kläranlage

2013 entschieden sich die Anlagenbetreiber für eine umfassende Modernisierung: Ein Fokus lag dabei auf den Turbogebläsen, die durch die magnetgelagerte Variante, Typ E-Turbo Gebläse, ersetzt wurden. Des Weiteren tauschten die Verantwortlichen die bisherigen Festbetten mit Aluminiumkäfigen, durch neue Festbetten mit Edelstahlrahmengestell aus. Das Ergebnis: weniger Korrosion und mehr Durchstromfluss des Festbettkörpers. Ein bedeutender Schritt bei der Modernisierung bestand im Austausch der bisherigen Belüftungstechnologie. Anstelle der teilweise stark beschädigten Keramikbelüfter wurden 616 Aerostrip-Streifenbelüfter pro Belebungsbecken und 156 Belüfter je DN-/N-Zone (ehemaliges Anaerob Becken) der Firma Aquaconsult aus Traiskirchen bei Wien eingebaut. Eine Besonderheit der Belüfter ist die Membran aus Polyurethan, das ohne Weichmacher und Stabilisatoren hergestellt wird und so eine Versprödung der Membrane erfolgreich verhindert, so Aquaconsult. Internationale Studien würden die Langlebigkeit der Aerostripbelüfter belegen. Gleichzeit führt die bei diesem Belüftungssystem die Art der Perforation, die den Austritt ultrafreier Blasen mit einem Umfang von rund 1 mm ermöglicht, zu verbessertem Sauerstoffübertrag. Das Ergebnis dieser Maßnahmen, die im Frühjahr 2014 abgeschlossen worden sind, übertraf die bereits hochgesteckten Erwartungen. „Wir haben es geschafft, den Eigenversorgungsgrad an elektrischer Energie auf rund 85 Prozent zu erhöhen“, so Betriebsleiter Christian Kriegner. „Der wichtigste Faktor dabei sind zweifelsohne die Aerostripbelüfter“, erklärt Kriegner weiter. Weitere Modernisierungen sind geplant: Ein Becken, das bisher die meiste Zeit des Jahres mit Rührwerken betrieben wird, soll noch in diesem Jahr auf eine Durchmischung durch Impulsstoßbelüftung umgerüstet werden. Bei diesem Konzept wird die Energie, die beim Belüften zur Verfügung steht, auch für das Rühren in der unbelüfteten Zone (Denitrifikationszone) verwendet. Die Idee: Durch kurzzeitiges stoßartiges Belüften lässt sich eine Durchmischung des Beckens erzeugen ohne Einsatz der sonst hierfür notwendigen Rührwerke. Momentan läuft in Geiselbullach die Testphase. Derzeit wird eine Impulsbelüftung im Rhythmus alle zwölf Minuten für drei Minuten Belüftung im Becken gefahren. Durch weitere Reduzierung der Belüftungszeit und damit des Energieverbrauchs soll das Einsparungspotenzial noch mehr gehoben werden. Die Rührwerke in Geiselbullach sind allerdings noch nicht ausgebaut. Sobald der Datenvergleich Betrieb mit Rührwerken versus Betrieb mit Impulsstoßbelüftung abgeschlossen ist, folgt die Entscheidung, welche Technik zur Durchmischung hier eingesetzt wird. Ein weiteres Vorhaben, mit dem in Geiselbullach die Energieeffizienz gesteigert werden soll, ist der „Thermal Hydrolysis Process“ (THP) der norwegischen Firma Cambi in der Aufbereitungsstufe der Überschussschlammbehandlung, um den zu faulenden Schlamm noch besser zu zerlegen. Hier wird derzeit in einer großtechnischen Pilotanlage ein innovatives Verfahren (SolidStream®) erprobt, um die Biogasausbeute weiter zu steigern.

www.aquaconsult.at 

Die Kläranlage Geiselbullach des Amperverbands im Landkreis München setzt bei ihrer umfassenden Modernisierung insbesondere auf innovative Belüftungstechnologie. Die Kläranlage Geiselbullach reinigt etwa 30 000 m³ Abwasser pro Tag. Das entspricht 250 000 EW. Die 1967 errichtete,

mehr: Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 9-2014 ab Seite 814

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Beeskow: 2-Megawatt-Solarpark in Betrieb

Am 18. September 2014 hat die bejulo GmbH aus Mainz auf dem Gelände des ehemaligen Rieselfeldes der Kläranlage in Beeskow eine 2,0 Megawatt große PV Anlage mit kristallinen Modulen und einem Konzept mit Zentralwechselrichtern und Stringwechselrichtern in Betrieb genommen.
Die Anlage speist nun jährlich ca. 2,1 Millionen kWh Solarstrom ins Netz ein und versorgt mit einem Teil des PV-Stroms die Kläranlage Beeskow direkt. Die Verbandsvorsteherin des Wasser- und Abwasserzweckverbandes Beeskow und Umland (WAZV…mehr:

http://www.b4bberlin-brandenburg.de/nachrichten/frankfurt-oder_artikel,-2-Megawatt-Solarpark-in-Beeskow-in-Betrieb-_arid,140195.html

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Albbruck: Gemeinde will Kläranlage Birkingen umbauen

Die Kleinkläranlagen in Birkingen und Unteralpfen sollen schrittweise stillgelegt und die Abwässer der Kläranlage Albbruck zugeführt werden. Gesamtkosten betragen 505 000 Euro…mehr:

http://www.suedkurier.de/region/hochrhein/albbruck/Gemeinde-Albbruck-will-Klaeranlage-Birkingen-umbauen;art372587,7278678

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Tägliche Meldungen 2016

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Dezember 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.12.2016 Wissenschaft für Mensch und Umwelt 
30.12.2016 Verstädterung – die historische Ursache für niedrigen Sauerstoffgehalt in vielen Seen Europas 
28.12.2016 Leipziger Fachgespräch diskutierte Fragen zum Thema „Gasmanagement von Biogasanlagen“ 
25.12.2016 Record Biomap: neue Chancen für die Biomethanproduktion in kleinen Biogasanlagen 
23.12.2016 Im Regenwald sorgt Regen für neuen Regen 
19.12.2016 Aquakultur: Klares Wasser dank Kork 
16.12.2016 Forschungsprojekt HypoWave: neuer Ansatz für Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft 
15.12.2016 EU fördert Projekt zum Hochwasserrisikomanagement mit 6,9 Millionen Euro 
13.12.2016 Kläranlagen: Schlamm optimal verwerten 
12.12.2016 Herbstlaub wird zu Aktivkohle – Forschungsprojekt entwickelt clevere Biomassen-Verwertung 
11.12.2016 Regionale Bioenergiedaten online zusammenstellen: DBFZ stellt Bioenergie-Atlas vor 
09.12.2016 Abwasser mittels naturnaher Systeme reinigen 
07.12.2016 Hochschule Koblenz engagiert im Umwelt- und Klimaschutz: Neues Forschungsprojekt und Auszeichnung 
06.12.2016 Fokus Phosphor-Problematik: Internationale IPW8-Konferenz in Rostock zeigt Lösungen auf 
01.12.2016 Aus Kohlendioxid und Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht zu neuen Rohstoffen 
Gesundheit
27.12.2016 Vom Rhein nach Westafrika: Biologische Mückenbekämpfung hilft gegen Malaria 
24.12.2016 Auch Männer erkranken an Osteoporose 
17.12.2016 TU Berlin: Mit feinkörnigem Eisenhydroxid Schwermetalle aus Wasser entfernen 
14.12.2016 Nicht nur bei Übergewicht: Bewegung als Medikament
10.12.2016 Was steckt hinter der Tagesmüdigkeit? Neuer EEG-Algorithmus hilft bei der Diagnose 
05.12.2016 Bertelsmann-Studie zeigt: Eltern unzufrieden mit Schulessen 
01.12.2016 Kohlenhydrate – optimale Ernährung zur Gewichtsabnahme und für ein längeres Leben 
Gesellschaft
29.12.2016 Warum Frauen und Männer unterschiedlich mit ihrer Gesundheit umgehen 
26.12.2016 Welche Autos das Herz am höchsten schlagen lassen 
20.12.2016 Uni-Studie untersucht Methoden zur Feststellung von Ängstlichkeit bei Kindern 
08.12.2016 Auszubildende sind zufrieden mit ihrem Betrieb, aber nicht mit ihrer Berufsschule 
02.12.2016 Keine Einzelkämpfer in der Arbeitswelt. Neue Befunde der Arbeitssoziologie 
November 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.11.2016 The challenges of phosphorus – International IPW8 Conference in Rostock identifies solutions 
28.11.2016 Hochwasserschutz – Simulation für den Ernstfall 
26.11.2016 Plastikpiraten erobern deutsche Flüsse 
21.11.2016 Halten Spiralwirbel und Bakterien Methan im Meerwasser zurück? Poseidon-Fahrt erfolgreich beendet 
18.11.2016 Neues Autolicht revolutioniert Sicherheit im Verkehr 
17.11.2016 Meeresbiologin mit Weltruf erforscht die Ostsee 
14.11.2016 Bäume erkennen Rehe am Speichel und wehren sich gegen Verbiss 
12.11.2016 Neue Wege für den Umweltschutz durch Abgaskatalyse 
10.11.2016 Offenes Wasser um den Nordpol: Arktisches Meereis auf dem Rückzug 
07.11.2016 »Sweedhart«: Unkraut nicht bekämpfen, sondern als Biomasse nutzen 
04.11.2016 Der Pinguin als Messstation: Symposium beleuchtet Perspektiven der Erdbeobachtung durch Tiere
01.11.2016 Effiziente Wiederverwertung von Lithium-Ionen-Batterien – Forschungsprojekt gestartet 
Gesundheit
29.11.2016 Das Geschäft mit dem Sterben 
27.11.2016 Ständige Impfkommission veröffentlicht neue Impfempfehlungen 
19.11.2016 Guter Schlaf schützt das Gehirn – schlechter Schlaf fördert Alzheimer und Parkinson 
16.11.2016 „Wer glaubt, multiresistente Keime wären in Deutschland ein Problem, sollte mal ins Ausland gehen!“ 
13.11.2016 Pflanzenbetonte Ernährungsweise kann Entzündungen vorbeugen 
11.11.2016 Neue Studien: Alkohol schützt das Herz doch nicht 
08.11.2016 Lässt Stress schneller altern oder hält er sogar geistig fit? 
05.11.2016 Studie belegt erstmals: Autofahren mit Flip Flops ist gefährlich 
02.11.2016 Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen aktualisiert 
01.11.2016 Getränkeindustrie fördert Adipositas-Welle und Zivilisationskrankheiten 
Gesellschaft
15.11.2016 „Jeder ist seines Alters Schmied“ 
09.11.2016 Selbstbestimmte Arbeitszeiten:Männer verdienen mehr, Frauen nicht – selbst wenn sie länger arbeiten 
06.11.2016 Die Zukunft der E-Mobilität: Intelligente Navis machen Autos grüner 
03.11.2016 Unstatistik des Monats: Fußball-Fans haben die höchste Bildung 
01.11.2016 Gehirn räumt im Schlaf auf – und bleibt dadurch lernfähig 
Oktober 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.10.2016 Viel Regen, wenig Wespen
28.10.2016 Umweltrat: Umweltprogramm 2030 ist ein wichtiger Meilenstein 
25.10.2016 In einer der dunkelsten Regionen Deutschlands testen Forscher die Folgen der Lichtverschmutzung 
24.10.2016 Allergieforschung: Reaktion auf Hausstaubmilben hängt vom Alter ab 
20.10.2016 Körperwärme als Stromquelle 
17.10.2016 Startschuss für die wissenschaftliche Begleitforschung zur stofflichen CO2-Nutzung 
16.10.2016 Zukunft Altbau: Fraunhofer IFAM veröffentlicht Studie zur Nachdämmung bereits gedämmter Außenwände 
14.10.2016 Blühende Wiesen zum Wohl des Menschen 
10.10.2016 Nanopelz gegen die Ölpest 
08.10.2016 Steigende Wassertemperaturen und Ozeanversauerung beeinträchtigen wichtigen Plankton-Organismus 
06.10.2016 Marine Organismen am Meeresboden überleben in saurer Umgebung 
05.10.2016 EU-Projekt will Jugendliche für Umweltveränderungen sensibilisieren 
02.10.2016 Wärmetechnische Komponenten mit Schaum verbessern 
01.10.2016 Nützlicher Appetit von Algen 
Gesundheit
29.10.2016 Fortschritt bei der Impfung gegen Wespengift 
27.10.2016 Allergieforschung: Reaktion auf Hausstaubmilben hängt vom Alter ab 
23.10.2016 Selenversorgung beeinflusst Risiko für Krebsentwicklung 
18.10.2016  Gewicht und BMI liefern keine Hinweise auf Blutfettwerte
13.10.2016 Studie: Weniger Lebenszufriedenheit nach Jobverlust, emotionales Wohlbefinden erholt sich 
07.10.2016 Alles im Fluss: Wie der Flow unser Wohlbefinden bei der Arbeit fördert 
04.10.2016 Ausdauersport oder Krafttraining: Was bremst den Alterungsprozess am stärksten? 
01.10.2016 Dem Alter kann man kein Schnippchen schlagen: Warum wir alt aussehen – oder eben nicht 
Gesellschaft
30.10.2016 Wandel der Arbeitswelt – Soziale Medien steigern den Leistungsdruck 
26.10.2016 Hochschule Düsseldorf: Neue Studie – Kölsch versus Alt 
19.10.2016  UDE: Frauen arbeiten konstant kürzer als Männer – Zurückstecken für die Familie
15.10.2016 Spielfeld Arbeitsplatz: Was Manager von Profikickern lernen können 
12.10.2016 Neues im Netzwerk für Ausbilderinnen und Ausbilder 
09.10.2016 Wie uns Bakterien schützen oder schaden 
03.10.2016 Leere Bäuche lernen gerne? 
01.10.2016 „Roboter helfen uns, den Menschen besser zu verstehen“ 
September 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
29.09.2016 SmartEnCity – Auf dem Weg zu intelligenten und energieneutralen Städten in Europa 
27.09.2016 Alarmierende Ergebnisse: Schadstoffbelastung durch Mikroplastik im Sediment höher als erwartet
25.09.2016 Neue Projektideen für die Bioenergie 
23.09.2016 Großer Handlungsbedarf beim Problem Gülle 
22.09.2016 Warum Bioenergie Fluch und Segen zugleich ist 
20.09.2016 Universität Koblenz-Landau will Wasserqualität verbessern 
19.09.2016 Erdbeobachtung durch Tiere 
16.09.2016 Ozeanversauerung und die gesellschaftlichen Folgen 
15.09.2016 FluidSTORY: eine innovative Lösung zur Speicherung von Energie 
13.09.2016 Richtig Gärtnern für Wildbienen: Was schützt, was schadet 
11.09.2016 Für die deutsche Meeresforschung: 30 Jahre Forschungsschiff METEOR 
09.09.2016 Klimawandel: Hochwasser könnten noch größere Schäden verursachen als gedacht 
07.09.2016 Wie das Schmelzwasser der Eisschilde das Klima durcheinanderbrachte 
05.09.2016 Gleichspannung revolutioniert die industrielle Energieversorgung 
04.09.2016 Krankheitserregende Bakterien per Anhalter durch Nord- und Ostsee? 
01.09.2016 Sonnenhäuser wissenschaftlich bewertet 
Gesundheit
30.09.2016 Mit Twitter-Daten Grippewelle vorhersagen – Universität Osnabrück kooperiert mit Weltkonzern IBM 
26.09.2016 Zu wenig Kochsalz erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen 
24.09.2016 Urologen warnen: Volksleiden Nykturie oft ein Alarmsignal 
17.09.2016 Wann ist Nano sicher? Broschüre für jedermann zeigt Arbeit des Forschungsverbundes Nanosicherheit 
14.09.2016 UDE/UK Essen: Die meisten Schlaganfälle lassen sich vermeiden 
10.09.2016 Schwarzer Hautkrebs 
06.09.2016 Heftige Dosis Sonne: Bei der Arbeit im Freien bekommt die Haut einiges an UV-Strahlung ab 
02.09.2016 Der Urlaub kann eine Gefahr für die Leber sein: Jetzt gegen Virushepatitis impfen 
Gesellschaft
28.09.2016 Zuckerabhängigkeit: Schalter für Zuckertransport ins Gehirn entdeckt 
21.09.2016 Einkommen und Vermögen, Armut und Reichtum – die häufigsten Fragen auf den Punkt beantwortet 
18.09.2016 Nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten kann Arbeitszeitwünsche verwirklichen 
12.09.2016 Die DGOU begrüßt gesetzliche Klarstellung zur Bildung der Rettungsgasse 
08.09.2016 „Pokémon Go“ aus wissenschaftlicher Perspektive 
03.09.2016 Lohn- und Arbeitskosten: Deutschland weiter auf Position acht 
August 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.08.2016 Sicherer, effizienter, dynamischer: Ulmer Ingenieure entwickeln Allradantrieb für Elektro-Zweiräder
28.08.2016 Drohnen sollen Pflanzenwachstum erfassen 
26.08.2016 Mee(h)r Wissen über den Regen – Neue Methode ermöglicht genauere Rekonstruktion 
24.08.2016 „Uhrwerk Ozean“ 
22.08.2016 Phosphor-Dünger aus Klärschlamm: Pilotanlage erprobt Praxistauglichkeit des Hohenheimer Verfahrens 
19.08.2016 Bedarf an Bewässerungswasser stärker bestimmt durch Kulturpflanze als durch Klimaänderung
17.08.2016 Wie Wasser seine außergewöhnlichen Eigenschaften erhält 
16.08.2016 Mit Abgas das Klima retten 
13.08.2016 Gemeinsam für den Klimaschutz – Kohlendioxid sinnvoll nutzen 
10.08.2016 Mit Laserlicht dem Plastikmüll im Trinkwasser auf der Spur 
09.08.2016 Wer mit wem und wo am Ostseeboden? Biologen des IOW präsentieren Resultat einer umfassenden Inventur 
07.08.2016 Mehr Wildkatzen als gedacht – Studie zeigt Verbreitung von Wildkatzen in Deutschland 
06.08.2016 Die Mikroben-Versteherin 
05.08.2016 Uni forscht für gesündere Gewässer 
02.08.2016 Glyphosat-Diskussion: Agrarwissenschaftler plädiert für gezielteren Einsatz statt Verbot 
01.08.2016 Ein grüner Alleskönner aus Orangenschalen und Kohlendioxid: Grundlage für neue Kunststoffe
Gesundheit
30.08.2016 Mehr als nur der kleine Unterschied: Männer und Frauen variieren auffällig in punkto Blutfette 
27.08.2016 Gewitter: Diese Regeln sollte Ihr Kind kennen 
25.08.2016 Tourismusbranche unter Druck – Terrorismus verschiebt Reisegewohnheiten 
23.08.2016 Pneumokokken: Impfraten bei Senioren zu gering 
20.08.2016 Schnelltest identifiziert Krankheitserreger 
18.08.2016 Seetang statt Salz
14.08.2016 Wo die Angst sitzt 
11.08.2016 Funktionsweise von Contergan aufgedeckt 
08.08.2016 Bakterien im Darm als Spiegel der Gesundheit 
03.08.2016 Gewichtsabnahme durch Aktivierung des braunen Fettgewebes möglich 
01.08.2016 Was alles so drin ist im Muntermacher: Kaffee ist eine Herausforderung für die Risikobewertung
Gesellschaft
29.08.2016 Agile Arbeitswelt: Wunschdenken oder bereits Wirklichkeit? 
21.08.2016 Betriebe mit einer mitarbeiterorientierten Personalpolitik haben engagiertere Mitarbeiter 
15.08.2016 Cloud-Dienst des KIT deutschlandweit verfügbar 
12.08.2016 Neue App revolutioniert Arbeit der Fußballschiedsrichter 
04.08.2016 Geflüchtete verbinden mit Deutschland Rechtsstaatlichkeit, Menschenwürde und Religionsfreiheit 
01.08.2016 Immer mehr Menschen arbeiten auch im Ruhestand 
Juli 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.07.2016 Hochwasserschutz leicht gemacht 
29.07.2016 Nach den Unwettern kommen die Mücken – Mückenatlas bittet um Zusendungen 
28.07.2016 „Umweltschutz ist eine Aufgabe, die uns unser Leben lang begleitet“ 
27.07.2016 Zukunftsmarkt Wasser – Chancen für die deutsche Wasserwirtschaft 
26.07.2016 Wissenschaftler des Fraunhofer ISI präsentieren Forschungsergebnisse bei der „Woche der Umwelt“ 
24.07.2016 Schutz vor den Wassermassen 
22.07.2016 Internationales Projekt zur Wasseraufbereitung im Gebiet des Viktoriasees startet 
20.07.2016 Keimfreies Wasser ohne Chemie 
19.07.2016 Starre Wasserrohre, fit für die Zukunft 
16.07.2016 Thermooptische Messanlagen könnten Millionen Tonnen CO2 in Kohlekraftwerken einsparen 
15.07.2016 TU Berlin: Damit das Wasser der Ozeane trinkbar wird 
12.07.2016 Aufbruch in die unbekannte Welt der Brackwasser-Bakterien 
10.07.2016 Wie Bakterien lernen, ihre Feinde zu lieben 
05.07.2016 Wasserstoff – wichtiger Baustein der Energiewende 
02.07.2016 Große Pumpen für die Fische 
01.07.2016 Die Sulfatbelastung der Spree – Ursachen, Wirkungen und aktuelle Erkenntnisse
Gesundheit
30.07.2016 Sommerurlaub 2016: Auf Reisen ist Impfschutz ebenso wichtig wie Sonnenschutz 
25.07.2016 Zinkmangelernährung ist für Mensch und Tier schädlich 
17.07.2016 Gewürze und Kräuter: Zutaten, die ein gesundheitliches Risiko bergen können 
14.07.2016 Warum schon Kinder über Kreuzweh klagen 
11.07.2016 Risiko Ausdauersport? Mediziner finden keine Hinweise für Herzschäden durch langjährigen Sport 
08.07.2016 Schuppenflechte: Neue Details entschlüsselt 
06.07.2016 Du bist, was Du isst!
03.07.2016 Legionellen schwächen Abwehr durch Voraus-Kommando 
01.07.2016 Schlafprobleme am Wochenende? Grübeleien über unerledigte Aufgaben könnten der Grund sein
Gesellschaft
23.07.2016 Problem trotz guter Konjunktur: Langzeitarbeitslosigkeit belastet Ältere und Geringqualifizierte 
21.07.2016 Dresdner Riechforscher: Das Geheimnis eines erfüllten Liebeslebens ist der passende Geruch 
18.07.2016 Betriebsvereinbarungen: Digitales, Arbeitszeit u. Schutz vor psychischen Belastungen sind TopThemem 
13.07.2016 Göttinger Studie: Verbraucher wollen faire Preise für Milch, Fleisch und Backwaren 
04.07.2016 Menschenaffen kommunizieren kooperativ 
01.07.2016 Weisse Liste veröffentlicht neue Auswertung des Pflege-TÜV 
Juni 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.06.2016 Gute Beispiele für Synergien zwischen Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit gesucht! 
26.06.2016 Auf dem Weg zu einer besseren Wasserqualität 
23.06.2016 Neues Design für das Fahrradportal 
21.06.2016 Nutzung von Klärschlamm für Biogas wird erforscht 
18.06.2016 21. Mai 2016 World Fish Migration Day: Der millionste Stör wurde in die Oder entlassen 
16.06.2016 Wie verhalten sich Fische in Fischtreppen? 
14.06.2016 Tägliches Auf und Ab der Plankton-Tiere im Meer 
12.06.2016 Ségolène Royal startet die Initiative „100 Projekte für das Klima“ 
10.06.2016 Innovativ und energieeffizient: Sauberes Wasser ohne Chemie 
08.06.2016 Winzige Mikroroboter, die Wasser reinigen können 
06.06.2016 Riesige Einzeller sind die heimlichen Stars des Ozeans 
05.06.2016 Wasserver- und -entsorgung zukunftsfest ausrichten 
02.06.2016 Superstar auf Sendung: Schalten Sie um auf Adler-TV 
Gesundheit
29.06.2016 Ernährung beeinflusst Stresshormonspiegel bei Kindern 
27.06.2016 Vitamin C-reiche Ernährung und Sport schützen vor Grauem Star 
24.06.2016 Unterdrückung unliebsamer Testergebnisse? Blutzucker-Messgeräte-Hersteller geht gegen Prüflabor vor 
22.06.2016 Wie Schwangerschaft die Wahrnehmung verändert 
20.06.2016 Plasma-Kamm gegen Läuse – Technologie erobert Medizin und Haushalt 
17.06.2016 Gradmesser für die Fettverbrennung 
15.06.2016 Fettreiche Ernährung lässt Gehirn hungern 
13.06.2016 Arbeitsfähigkeit wird durch Arbeitsängste beeinträchtigt 
09.06.2016 Welt Hypertonie Tag 2016 „Blutdruck in Bewegung“ – Hochdruckliga: Richtig Messen und Bewegen 
07.06.2016 SPRINT-Studie: Wie tief soll der Blutdruck gesenkt werden? 
03.06.2016 Tinnitus durch Lärm: Wenn es rauscht im Ohr 
Gesellschaft
28.06.2016 Was ändert sich in meinem Job, wenn alles digitalisiert ist? 
19.06.2016 Wirtschaftsfaktor RB Leipzig: Erstligist spült über 16 Millionen Euro pro Saison in die Stadt 
11.06.2016 Statistiker: Deutschland wird Fußball-Europameister 
04.06.2016 Sturm und Drang in der Jugend, Eremit im Alter 
Mai 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.05.2016 Auswirkungen von Bewässerungslandwirtschaft auf das Klima 
30.05.2016 Fließgewässer effizienter renaturieren 
28.05.2016 Der frühe Vogel hat Probleme 
26.05.2016 Trinkwasser: CO2-Steuer kann weltweit Versorgungslücken schließen  
24.05.2016 Messung der Luftverschmutzung durch Tauben 
22.05.2016 Neue Plattform zur Erforschung der Abwasserreinigung durch Pflanzen in Bordeaux 
18.05.2016 Die üblichen Verdächtigen: Eine eingeschworene Bakteriengemeinschaft räumt in der Nordsee auf
11.05.2016 Grundwasser: weltweit wichtigste Trinkwasserressource 
10.05.2016 Bio-Sprit auf dem Prüfstand 
06.05.2016 Umweltschonend und kostensparend: Messsystem überwacht Ölqualität in Blockheizkraftwerken
04.05.2016 Meeresspiegelanstieg: Zu groß zum Wegpumpen 
02.05.2016 Effizienz der Wasserelektrolyse verdoppelt 
01.05.2016 Biogas repowered – Umfassende Maßnahmen zur effizienteren Biogasgewinnung 
Gesundheit
29.05.2016 Bakterien im Urin: Keine Symptome, kein Antibiotikum 
27.05.2016 Innovative Therapien gegen hohen Blutfettspiegel 
23.05.2016 Nach dem Infarkt: Schrittzähler motivieren zur Bewegung 
19.05.2016 Hygienische Wasseruntersuchung ab sofort einfach und kostengünstig möglich 
08.05.2016 Magenschleimhaut in Gefahr: Helicobacter-Beseitigung beugt Magenkrebs vor 
05.05.2016 Rückengesundheit: Orthopäden und Unfallchirurgen geben Tipps gegen den Handynacken 
01.05.2016 Potenzmittel Sildenafil kann Wachstum von Hauttumoren verstärken 
Gesellschaft
25.05.2016 Arbeitszeugnisse: Machen sie noch Sinn? 
21.05.2016 Die dunkle Seite der Religion – Wie Menschenopfer halfen, hierarchische Gesellschaften aufzubauen 
12.05.2016 Aktuelle Studie: Zecken fast ganzjährig und selbst in waldfernen Gärten aktiv 
09.05.2016 Wer sich sozial engagiert, lebt und stirbt zufriedener 
03.05.2016 Rechte Wutbürger untergraben die Demokratie 
01.05.2016 Brutto-Stundenverdienste in Frauenberufen 2014 um acht Euro niedriger als in Männerberufen 
April 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
29.04.2016 Industrielle Abwärme als Energieträger: Mit neuen Wärmespeichern zur konstanten Stromversorgung 
27.04.2016 Die Kraniche kommen – vielleicht ein letztes Mal 
26.04.2016 Forscher entdecken Feenkreise in Australien 
23.04.2016 Energetische Sanierungen bei Wohngebäuden rückläufig 
20.04.2016 „Alice, der Klimawandel und die Katze Zeta“: Ein Märchen über die Wahrheit 
18.04.2016 Aktive Reduzierung der Feinstaubbelastung mit Moosen 
17.04.2016 Hochschule Koblenz und Bundesanstalt für Gewässerkunde richteten „Tag der Hydrologie 2016″ aus
13.04.2016 Grundwasser, Trinkwasser, Abwasser und mehr – Wasserchemiker tagen an der Regnitz in Bamberg
12.04.2016 Arzneimittelrückstände im Wasserkreislauf: Technische Lösungen stoßen an ihre Grenzen 
11.04.2016 Strom aus Abwärme – Keramik macht‘s möglich 
10.04.2016 Tsunamigefahr am Ätna? 
08.04.2016 Stromkunden sind bereit für Ökostrom von Stadtwerken und Genossenschaften mehr zu zahlen
05.04.2016 Forschung zur saisonalen Wärmespeicherung im Untergrund 
04.04.2016 Erhöhte Feinstaubbildung in küstennahen Gebieten 
01.04.2016 Wieso altern Batterien? 
Gesundheit
30.04.2016 Bluttest zur Diagnose von Alzheimer entwickelt 
28.04.2016 Omega-3-Fettsäuren wirken nachweislich positiv auf das alternde Gehirn 
24.04.2016 Spielen im Freien schützt vor Kurzsichtigkeit: Schon 40 Minuten täglich können helfen 
19.04.2016 Ökologisch erzeugte Rohmilch enthält weniger antibiotikaresistente Keime als konventionell erzeugte 
14.04.2016 Kasseler Biologin erforscht die innere Uhr 
09.04.2016 Neue Wege in der Schwerhörendenversorung 
06.04.2016  Bei Sommerhitze komfortabel arbeiten
02.04.2016 Sodbrennen: Echtzeit-MRT macht Ursachen sichtbar 
Gesellschaft
25.04.2016 Tiefe Kluft zwischen Frauen und Männern bei der Rente 
21.04.2016 Das Bild vom Migranten als sexuelle Gefahr 
03.04.2016 Borreliose: Übertragung durch Mückenstich? 
März 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.03.2016 TU Darmstadt eröffnet ETA-Modellfabrik – Energieeffizienz im großen Maßstab begreifen 
26.03.2016 Neue Plattform für die Herstellung von Biomethan 
25.03.2016 Europa um eine Schlange reicher – Neue Ringelnatter-Art entdeckt 
24.03.2016 Unterirdische CO2-Speicherung: Risiken für Stoffkreisläufe im Boden 
22.03.2016 Wissenschaftler schlagen Alarm: Bedeutung der Versalzung von Gewässern wird weltweit unterschätzt 
20.03.2016 BHKW´s könnten effizienter und wirtschaftlicher werden 
19.03.2016 Dem Rebound-Effekt auf der Spur: Wenn sparsame Technik nicht zu weniger Energieverbrauch führt 
18.03.2016 Bessere Wassernutzung könnte globale Ernährungslücke halbieren 
16.03.2016 Rheinzufluss mit tropischen Parasiten 
15.03.2016 Unstatistik des Monats: 337 Prozent zu warm! 
12.03.2016 Künstliche Biofilme für ressourcenschonende Biotechnologie 
11.03.2016 Biomasseforschungszentrum zeigt innovative Katalysatoren auf der Woche der Umwelt 
09.03.2016 Spinströme aus Abwärme: Forscherteam legt neue Erkenntnisse über magnetische Spinwellen vor 
08.03.2016 Energie aus der Luft und dem Wasser 
06.03.2016 Einzeller mit Durchblick: Wie Bakterien „sehen“ 
05.03.2016 Bioökonomie als Motor des nächsten Wirtschaftszyklus 
02.03.2016 Kraftstoffe, die keine schädlichen Abgase produzieren 
Gesundheit
28.03.2016 Wenn Patienten googlen, fühlen sie sich gesünder 
23.03.2016 Chemische Substanzen in Verpackungen, Cremes oder Nahrung stören das Hormonsystem 
21.03.2016 Grippe trifft besonders Menschen mittleren Alters 
10.03.2016 Norovirus: Nach der Erkrankung noch zwei Tage zu Hause bleiben 
04.03.2016 Aktuelle Gefühlszustände beeinflussen Tinnitus: Forscherteam nutzt Tinnitus-App für neue Studie
Gesellschaft
29.03.2016 Auch in Doppelverdiensthaushalten: Vollzeiterwerbstätige Frauen leisten mehr Hausarbeit als Männer 
17.03.2016 MYTHOS MÜNDIGER VERBRAUCHER – DER KONSUMENT AUS SICHT DER VERHALTENS- UND HIRNFORSCHUNG 
13.03.2016 Gemeinsamkeiten in Hirnarchitektur 
07.03.2016 Angeln mal ganz wissenschaftlich und trotzdem unterhaltsam 
03.03.2016 Nachhaltige Kommunalentwicklung: Vor allem kleinen Gemeinden fehlt ein Gesamtkonzept 
Februar 2016
Umwelt
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt
29.02.2016 Demonstration von intelligenter Energiespeicherung und Energiemanagement auf der Insel Borkum
28.02.2016 Thermoelektrik: Abwärme direkt in Strom wandeln 
27.02.2016 Erneuerbare Energien aus organischen Abfällen 
26.02.2016 Gewässerschutz als Thema auf der Woche der Umwelt 2016 
24.02.2016 Eine kompakte Biogasanlage für alle Arten von Substraten 
23.02.2016 Forscher der Uni Rostock wollen Meinung der Bürger zu „ihren“ Gewässern 
20.02.2016 Biogas-Fachgespräch diskutiert effektive Maßnahmen zum Fortbestand von Biogasanlagen 
19.02.2016 Dünger aus Biogasanlagen: Forschungsprojekt soll Einsatzmöglichkeiten verbessern 
18.02.2016 Deutscher Fachkongress für kommunales Energiemanagement 
16.02.2016 Projekt „WaterNeeds“ 
15.02.2016 Angegriffene Meerestiere – Was wir von Schnecken über den Klimawandel lernen können 
14.02.2016 Mit biologischen Abfällen zu nachhaltigen Batterien 
12.02.2016 Biogas flexibler und schneller produzieren 
10.02.2016 Biogas als Stromspeicher: „Künftige Anlagen müssen auch Wind- & Sonnenenergie speichern“ 
09.02.2016 „Clichy-Batignolles“: ein neues Ökoviertel im Herzen von Paris 
08.02.2016 Durchbruch in der Messtechnik: Neuer Hochleistungslaser könnte Wettervorhersage revolutionieren
07.02.2016 Energiewende – Was wir können und was wir wollen 
05.02.2016 Menschgemachter Klimawandel unterdrückt die nächste Eiszeit 
04.02.2016 Studie der Uni Halle: Weltgeschehen beeinflusst Bienenvölker stärker als Pestizide 
01.02.2016 LIFE-Projekt „Lebendige Lahn“ – Hessen, Rheinland-Pfalz und der Bund gemeinsam für mehr Leben 
Gesundheit
21.02.2016 Körpergröße beeinflusst Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, und Krebs 
17.02.2016 Stellenwert des erholsamen Schlafes wird gesellschaftlich nicht hinreichend erkannt 
13.02.2016 Mammographie-Screening: Neues G-BA-Merkblatt veröffentlicht 
11.02.2016 Wann ist ein Vitamin-D-Präparat noch ein Nahrungsergänzungsmittel? 
06.02.2016 Mikroplastikpartikel in Speisefischen und Pflanzenfressern 
03.02.2016 Weniger als die Hälfte der Mädchen in Deutschland gegen krebserregende humane Papillomviren geimpft 
Gesellschaft

25.02.2016

Nicht die Ungleichheit ist das Neue, sondern die Unsicherheit 
22.02.2016 „Moment, hier war ich doch schon!“ – Wie das Gehirn Ortserinnerungen bildet 
02.02.2016 Rente: Deutsche oft deutlich schlechter abgesichert als Österreicher 
Januar 2016
Umwelt
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt
31.01.2016 Wie die Taiga das Weltklima verändert 
28.01.2016 Wie die Taiga das Weltklima verändert 
24.01.2016 Neue Einsichten in die Folgen von Methanaustritten am Meeresboden 
22.01.2016 Ausbau der Wasserkraft bedroht Biodiversität 
20.01.2016 Erhöhte Giftigkeit durch Wanderschaft? – Invasive Meeresalge verstärkt ihre Abwehrmechanismen
18.01.2016 Neues Messgerät erfasst Stickstoffdioxide im Abgas eines vorausfahrenden Fahrzeugs 
15.01.2016 Sind die Flüsse tropischer Torfsümpfe wirklich CO₂-Schleudern? 
13.01.2016 Wie mikrobielle Stickstoff-Freisetzungen den Klimawandel beeinflussen 
11.01.2016 Wasserqualität in China: Hilfe für den Tai-See 
10.01.2016 Wie Urbakterien heute noch überleben 
07.01.2016 Gewässer- und Bodenschutz – ein neuer Forschungsschwerpunkt an der Ostfalia 
05.01.2016 Mehr Futter für den Feldhamster! Die Deutsche Wildtier Stiftung richtet „Kornkammer“ ein 
04.01.2016 Warum erwärmt sich die innere Antarktis nicht? 
02.01.2016 TU Berlin: Mehr Wissen über urbane Wasserkreisläufe 
Gesundheit
29.01.2016 Ein von jungen Jahren an sportlich aktives Leben schützt Männer vor Muskelschwund im Alter 
26.01.2016 500 Jahre Reinheitsgebot: Die Kelten kannten es nicht – und brauten trotzdem hochwertig 
23.01.2016 Warum reißen Achillessehnen? / Dissertation erforscht Gründe für Achillessehnenrupturen 
17.01.2016 Warnleuchte: Warum die Nutzung von Smartphone und Laptops am Abend für ADHS-Patienten riskant ist 
14.01.2016 Körperliche Aktivität fördert Knochenentwicklung bei Kindern 
09.01.2016 Einflüsse auf die Arbeit von Fachkräften für Arbeitssicherheit 
02.01.2016 Neue Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Leberkrebsrisiko 
Gesellschaft
30.01.2016 Selbstgemacht schmeckt besser 
24.01.2016 WSI-Tarifarchiv: Tariflöhne und -gehälter 2015: Reale Tarifsteigerungen von 2,4 Prozent 
21.01.2016 Macht Wochenendarbeit unzufrieden? 
19.01.2016 »kicker Archiv«: Fraunhofer IAIS macht 50 Jahre Fußballgeschichte digital verfügbar 
16.01.2016 IMK: Deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs, Arbeitslosigkeit wächst trotz Zuwanderung kaum 
12.01.2016 Wie frei ist der Wille wirklich? 
08.01.2016 Sinnlose Arbeit ist ein Motivationskiller 
06.01.2016 Lohnt sich die Nutzung sozialer Medien im Berufsleben? 
02.01.2016 Verblüffendes Studienergebnis: „Der Ehrfurchtseffekt“ 

Wissenschaft für Mensch und Umwelt

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Das Forschungsprojekt „AufLand: Land-Wasser-Interaktionen unter dem Einfluss neuer anthropogener Stressoren“ der Universität Koblenz-Landau untersucht die Prozesse im Übergangsbereich zwischen Land und Wasser. Unter dem Motto „Ressourcen nutzen – Natur schützen!“ präsentierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsschwerpunktes im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Science to Mayence“ ihre Forschungsergebnisse zu aktuellen Umweltthemen.

Land und Wasser sind zwei sehr unterschiedliche Komponenten unserer Umwelt. Die Übergangszonen zwischen Land und Wasser tragen durch ihre hohe Biodiversität, intensive biogeochemische Prozesse und nicht zuletzt durch ihre ästhetische Ausstrahlung zum ökologischen und gesellschaftlichen Wert einer Landschaft bei. Gleichzeitig sind sie sensibel gegenüber Umweltveränderungen und oft stoßen dort nicht nur Wasser und Land, sondern auch Mensch und Umwelt sowie gesellschaftliche Interessengruppen aufeinander. Der von der Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz geförderte Schwerpunkt AufLand fokussiert insbesondere, wie sich Veränderungen in Gewässern auf das angrenzende Landökosystem auswirken. Im Gegensatz zur intensiv beforschten Richtung vom Land aufs Wasser ist das ökologische Wirkungsgefüge für die Richtung vom Wasser aufs Land nahezu unbekannt und wenig verstanden – obwohl gerade diese Richtung entscheidenden Einfluss auf die Qualität wichtiger Ökosysteme nimmt, wie zum Beispiel Auenlandschaften, Wässerwiesen, aber auch alle Uferrandzonen von Flüssen und Seen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Science to Mayence“ und unter dem Titel „Ressourcen nutzen – Natur schützen!“ informierte der Forschungsschwerpunkt im Erbacher Hof in Mainz über aktuelle Fragestellungen zum Einfluss von Schadstoffen auf die Umwelt, synthetischen Nanopartikeln und Folgen der Nutzung des Lands durch den Menschen.

Mit dem Format „Science to Mayence“ wird der Wissenstransfer in die Gesellschaft und Politik intensiviert. Forscherinnen und Forscher der Universität Koblenz-Landau kommen in die Landeshauptstadt und präsentieren Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Medien profilbildende Forschungsprojekte und -schwerpunkte der Universität Koblenz-Landau.

„AufLand ist interdisziplinär und campusübergreifend angelegt und zeigt eindrucksvoll die Forschungsstärke der Universität im Bereich der Umweltwissenschaften. Von Bedeutung ist insbesondere der Transfer der Forschungsergebnisse in die Gesellschaft hinein. Ich freue mich, dass heute das Projekt der Politik und Bürgergesellschaft in einem innovativen Rahmen vorgestellt wird“, sagte Prof. Dr. Roman Heiligenthal, Präsident der Universität Koblenz-Landau. „Der Forschungsschwerpunkt AufLand ist ein wichtiger Baustein der Forschungsaktivitäten im Profilbereich Umwelt unserer Universität, gerade da es hier um einen klassischen Ökosystemgrenzen überschreitenden Ansatz geht“, hob auch Vizepräsident Prof. Dr. Ralf Schulz hervor.

„Das Schicksal und die Wirkung neuer anthropogener Stressoren in den hochempfindlichen Ökosystemen der Übergangszone zwischen Land und Wasser sind hochaktuelle umweltwissenschaftliche Themen, die uns alle angehen – als betroffene Bürger, als Mitglieder der Gesellschaft oder als verantwortungsbewusste Verbraucher. Die Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir im Rahmen von AufLand diese Themen mit modernsten analytischen und instrumentellen Methoden auf international anerkanntem Niveau erforschen können und dürfen“, bekräftigte Prof. Dr. Gabriele Schaumann, Sprecherin des Forschungsschwerpunktes.

„Die Universität Koblenz-Landau leistet mit ihrer Forschung in den Umweltwissenschaften einen wichtigen Beitrag für das Verständnis des Ökosystems“, sagte der rheinland-pfälzische Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Prof. Dr. Konrad Wolf, und führte weiter aus: „Diese Forschungsleistung hat sich sehr dynamisch entwickelt. Ich freue mich über beachtliche Drittmitteleinnahmen, zahlreiche Kooperationen mit der Wirtschaft und den erfolgreichen Wissenstransfer in die Wirtschaft und in die Gesellschaft. Das zeigt, dass die Forschungsarbeiten der Universität Koblenz-Landau in den Umweltwissenschaften ein hohes Ansehen genießen.“

Neben den einführenden Vorträgen von Prof. Dr. Gabriele Schaumann, Prof. Dr. Andreas Lorke, Stellvertretender Sprecher des Forschungsschwerpunkts, Dr. Constanze Buhk und Dr. Carola Winkelmann, Sprecherinnen zweier Teilprojekte, wurde mit dem „Café Science“ der interaktive Diskurs mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft eröffnet. Das Café Science bot an sieben Tischen, korrespondierend mit den Themenschwerpunkten von AufLand, ein Menü aus Hintergrundinformationen zu aktuellen Umweltthemen mit dem Ziel der Diskussion ihrer Bedeutung für Mensch und Umwelt: Wie relevant sind synthetische Nanopartikel für die Umwelt? Welche ökologischen Auswirkungen hat die Stechmückenbekämpfung am Oberrhein? Wie lange ernährt uns der Boden noch? Warum ist genetische Diversität wichtig? Welchen ökologischen und ökonomischen Nutzen hat die historische Wiesenbewässerung in Rheinland-Pfalz? Wie erfolgreich ist die Renaturierung von Fließgewässern in Rheinland-Pfalz? Welche Bedeutung hat der Lebensraum Biofilm?

Im Rahmen des Café Science erhielten die Teilnehmer Gelegenheit, zwei der sieben Themen und deren ökologische und gesellschaftliche Relevanz zu diskutieren. In der „Vernissage Science“ kamen die Diskussionsergebnisse zur Ausstellung. In der abschließenden „Poster & Wein“-Ausstellung stand die Forschungsgruppe den Tagungsteilnehmern für vertiefende Gespräche zur Verfügung.

WEITERE INFORMATIONEN

Forschungsschwerpunkt AufLand
Der umweltwissenschaftliche Forschungsschwerpunkt AufLand wird seit 2008 im Rahmen der Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz gefördert. Durch die Einrichtung und Förderung des Schwerpunktes wurde die dynamische Entwicklung der umweltwissenschaftlichen Forschung in Koblenz und Landau signifikant unterstützt. Aus dem Forschungsschwerpunkt sind inzwischen eine Vielzahl renommierter Forschungsvorhaben und Projekte hervorgegangen, unter anderem die Forschergruppe INTERNANO und mehrere Projekte der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und der Europäischen Union. Im Zentrum des Forschungsschwerpunkts stehen Fragen der aktuellen Ökosystem- und Umweltforschung.

Landesforschungsinitiative Rheinland-Pfalz
Die Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz wird durch das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur gefördert und dient der Profilbildung an den Universitäten des Landes. Mit Hilfe der Forschungsinitiative etabliert die Universität Koblenz-Landau neue Forschungsschwerpunkte, die national und international sichtbar sind, und die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb ihres Profils Bildung-Mensch-Umwelt ausbauen. Die Forschungsinitiative unterstützt die Universität Koblenz-Landau unter anderem darin, ihre modernen umweltwissenschaftlichen Laboratorien und Feldstationen in Koblenz und Landau aufzubauen und interdisziplinäre Pionierprojekte zu fördern. Dadurch wird die Entwicklung innovativer Forschungsaktivitäten möglich. Die Universität Koblenz-Landau gehört zu den anerkannten Institutionen für interdisziplinäre umweltwissenschaftliche Grundlagenforschung in der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft.
Es bestehen zurzeit folgende Forschungsschwerpunkte: Land-Wasser-Interaktionen unter dem Einfluss neuer anthropogener Stressoren (AufLand), Kulturelle Orientierung und normative Bindung (Kultur-Norm), Kommunikation-Medien-Politik: Vermittlung, Wahrnehmung und Verarbeitung politisch relevanter Diskurse (KoMePol).

Internet: http://www.uni-koblenz-landau.de

Ansprechpartnerin Forschungsschwerpunkt AufLand:
Institut für Umweltwissenschaften Landau
Rebekka Gerlach
Fortstraße 7
D-76829 Landau

Phone: +49 (0)6341 280 31 521
E-Mail: gerlachr@uni-landau.de
Internet: http://www.uni-koblenz-landau.de/de/aufland

Weitere Informationen:
http://www.uni-koblenz-landau.de/de/aufland

Quelle: idw

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Verstädterung – die historische Ursache für niedrigen Sauerstoffgehalt in vielen Seen Europas

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht Studienergebnisse mit Beteiligung des Instituts für Geographie der Uni Bremen

Mangelnde Sauerstoffkonzentrationen in Seen lassen sich seit mehr als 160 Jahren nachweisen. Die Entwicklung der Städte mit ihren Abwässern sowie der Einsatz von Kunstdünger in der Landwirtschaft haben das ökologische Gleichgewicht der europäischen Seen kontinuierlich verändert. Das haben internationale Wissenschaftler – unter ihnen Geographie-Professor Bernd Zolitschka von der Universität Bremen – in einer Studie nachgewiesen, deren Ergebnisse jetzt in einer Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ publiziert worden sind. Sie belegt auch, dass die Regeneration der Seen nur langsam voranschreitet.

Bereits seit 1850 entwickeln sich niedrige Sauerstoffkonzentrationen in zahlreichen europäischen Seen. Diese sogenannten Hypoxia sind Folge der Anreicherung von Nährstoffen in den Seen durch von Menschen hervorgerufene Umweltbelastungen – Wissenschaftler sprechen von anthropogener Eutrophierung. Sie stört das ökologische Gleichgewicht der stehenden Gewässer erheblich. Dieser Zustand erfasste seit Beginn des 20. Jahrhunderts viele Seen, lange bevor Kunstdünger großflächig angewandt (1950er Jahre) oder der globale Klimawandel nachweisbar wurde (1970er Jahre). Ein internationales Team von Wissenschaftlern konnte den Wandel der Lebensstile und das damit verbundene Wachstum von Städten (Urbanisation) als Ursache für die niedrige Verfügbarkeit von Sauerstoff in einer großen Anzahl an Seen in Europa nachweisen.

Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass ein erhöhter Abwassereintrag seit Beginn des 20. Jahrhunderts die biologische Produktivität in Seen steigerte, was zu einem Anstieg der Sauerstoffzehrung führte. Forscher aus Deutschland, Finnland, Frankreich und Kanada, darunter der Geographie-Professor Bernd Zolitschka von der Universität Bremen, haben jetzt diese Forschungsergebnisse in der renommierten Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht. Die Studie basiert auf Arbeiten der „Varve Working Group“ des Internationalen Geosphären-Biosphären Programms, IGBP-PAGES (Past Global Changes), an dem Bernd Zolitschka ebenfalls mitarbeitete.

Ein Hauptverursacher für Sauerstoffmangel sind städtische Abwässer
Die Wissenschaftler haben mögliche Auslöser, darunter klimatische Rahmenbedingungen und historische Landnutzung, und die Sedimentdaten von mehr als 1500 Einzugsgebieten europäischer Seen analysiert. Erstmalig verglichen sie Rekonstruktionen der Flächennutzung und deren zeitliche Entwicklung im kontinentalen Maßstab mit Daten der Sauerstoffzehrung in Seen während der vergangenen 300 Jahre. Somit konnten städtische Abwässer, vor allem das darin gelöste Phosphor, als ursächliche Faktoren für den markanten Anstieg von Hypoxia am Grunde von Seen seit Beginn des 20. Jahrhunderts identifiziert werden.

Ein zweiter Hauptverursacher ist Dünger aus der Landwirtschaft
Die Variationen der regionalen Umweltfaktoren sowie ihre Interaktionen aber auch Unsicherheiten bei den Langzeitstudien stellten eine große Herausforderung bei der Durchführung dieser Untersuchung dar. Dabei ist zu berücksichtigen, dass punktuelle und diffuse Quellen stets gemeinsam zum Nährstoffeintrag in Seen beitragen. Ihre Anteile variieren jedoch in Raum und Zeit. Die vorgestellten Ergebnisse dokumentieren die Bedeutung von punktuellen Einträgen städtischer Abwässer als dominierende Ursache der Eutrophierung in europäischen Seen während der gegenwärtigen Epoche der Erdgeschichte – dem Anthropozän. Allerdings lösten diffuse Nährstoffquellen durch den vermehrten Einsatz von Düngemitteln und die Beseitigung punktueller Nährstoffquellen durch den Bau von Abwasserreinigungsanlagen in den vergangenen Jahrzehnten diese als vorherrschende Eutrophierungsursache in den Industrieländern ab.

Trotz verbessertem Umweltschutz regenerieren sich die Seen nur langsam
Trotz der generellen Umweltverbesserung in den meisten Einzugsgebieten von Seen seit den 1980er Jahren sind die tiefsten Schichten dieser Seen weiterhin sauerstofffrei und die einmal etablierten Hypoxia bleiben bestehen. „Diese sehr langsamen Reaktionszeiten der Seesysteme illustrieren die Bedeutung historischer Landnutzungsstudien, aber auch die Notwendigkeit von Langzeitstrategien zur Erhaltung und Verbesserung der Wasserqualität in Seen“, ist die Quintessenz der Autoren.

Publikation:
„Urban point sources of nutrients were the leading cause for the historical spread of hypoxia across European lakes“. Jenny, J.-P., A. Normandeau, P. Francus, Z.E. Taranu, I. Gregory-Eaves, F. Lapointe, J. Jautzy, A.E.K. Ojala, J.-M. Dorioz, A. Schimmelmann and Bernd Zolitschka. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Sozialwissenschaften
Institut für Geographie
Prof. Dr. Bernd Zolitschka
Tel.: 0421-218.67150
E-Mail: zoli@uni-bremen.de

Weitere Informationen:
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1605480113

Quelle: idw

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Warum Frauen und Männer unterschiedlich mit ihrer Gesundheit umgehen

Gabriele Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

Inwiefern sind Frauen und Männer unterschiedlich gesund? Wie können Gender-Aspekte angemessen in die Forschung integriert werden? Und wie sollten gendergerechte Gesundheitsinformationen aussehen?

Warum Frauen und Männer unterschiedlich mit ihrer Gesundheit umgehen
Internationale ceres-Tagung zum Thema Gender und Gesundheitskompetenz

In den letzten 20 Jahren hat das Konzept der Gesundheitskompetenz in Wissenschaft und Politik enorm an Bedeutung gewonnen. Es beschreibt die Fähigkeit, sich Zugang zu Gesundheitsinformationen zu verschaffen, diese zu verstehen, zu beurteilen und in gesundheitsförderndes Handeln umzusetzen. Allerdings werden die genderbezogenen Besonderheiten von Gesundheitskompetenz trotz teils enormer Unterschiede zwischen Frauen und Männern bislang weder in der Gesundheitspolitik noch im klinischen Alltag oder in der Forschung angemessen berücksichtigt. So kommt es zu einer genderbezogenen Über-, Unter- und Fehlversorgung, weil Unterschiede z.B. in der Symptomatik von Krankheiten, in der Wahrnehmung von Krebsvorsorgemaßnahmen, im Umgang mit Gesundheitsinformationen oder in Ernährung, Lebensweise und Risikoverhalten weitgehend ignoriert werden.

Die internationale ceres-Tagung „Gender-Sensitive Health Literacy – A Future Concept for Public Health?“ versammelte am 27.10.2016 weltweit führende Expert/innen in Köln, um genderbezogene Besonderheiten der Gesundheitskompetenz und -versorgung zu diskutieren und Ansätze für die zukünftige Gestaltung eines gendergerechten Gesundheitswesens zu entwickeln. Referieren werden u.a. Prof. Richard Osborne, PhD (Australien), Prof. Cristine Smith, EdD (USA) und Prof. John Oliffe, PhD, RN (Kanada). Tagungssprache ist Englisch.

Die Veranstaltung wird gemeinsam mit dem Prodekanat für Akademische Entwicklung und Gender der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln sowie der Abteilung für Medizinische Psychologie und Gender Studies der Uniklinik Köln ausgerichtet.

ceres, das Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health, ist ein Zentrum für inter- und transdisziplinäre Forschung, Aus- und Fortbildung sowie Beratung zu gesellschaftsrelevanten Fragen im Bereich der Gesundheit. Es wird getragen von fünf Fakultäten und dem Rektorat der Universität zu Köln.

Quelle: idw

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Leipziger Fachgespräch diskutierte Fragen zum Thema „Gasmanagement von Biogasanlagen“

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Die flexible Erzeugung von Strom aus Biogas stellt in der zukünftigen Energieversorgung einen wichtigen Baustein zum Ausgleich der fluktuierenden erneuerbaren Energiequellen dar. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen sowohl die Biogasproduktion als auch deren Verbrauch abgestimmt, überwacht sowie geregelt werden können. Das Leipziger Biogas-Fachgespräch am 23. November widmete sich daher dem Thema „Gasmanagement von Biogasanlagen“ in vier Vorträgen aus Forschung und Praxis.

Bei der Verstromung am Biogasanlagenstandort ist ein präzises Gasmanagement notwendig. Dies ist einerseits über eine präzise Zustandsbeschreibung wie über eine Prognose des Verhaltens von Gasproduktionsrate, Gasspeicherfüllstand und Gasverbrauchsrate möglich. Aus den Erfahrungen der Praxis zeigt sich jedoch, dass die Füllstandüberwachung der Rohbiogasspeicher in Abhängigkeit der Anlagengröße und Betreibermotivation eine teilweise zu geringe Priorität genießt und das Gasmanagement für einen bedarfsgerechten Anlagenbetrieb angepasst werden muss. Somit sind mit gezielten und einfachen Maßnahmen eine direkte Verbesserung der Biogasspeicherung, -bereitstellung und -verfügbarkeit realisierbar.

Im Rahmen des Biogas-Fachgesprächs am 23. November soll das Thema „Gasmanagement von Biogasanlagen“ anhand von vier Fachvorträgen vorgestellt und vertieft werden. Nach einer thematischen Einordnung wird Mathias Stur vom DBFZ das Forschungsvorhaben MANBIO vorstellen und die Entwicklung von technischen Maßnahmen zur Verbesserung des Gasmanagements von Biogasanlagen demonstrieren. Herr Prof. Jürgen Wiese von der Hochschule Magdeburg-Stendal präsentiert eine Mess- und Automationstechnik für ein optimales Gasmanagement von Biogasanlagen. Nach einer Kaffeepause erläutert Dr. Jürgen Kube, wie sich das Thema „Gasmanagement von Biogasanlagen“ aus Herstellersicht darstellt. Zum Abschluss der Veranstaltung stellt Thomas Heidenreich vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) den aktuellen Stand zur Novellierung der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft) und deren Auswirkungen für Biogasanlagenbetreiber vor. Nach den Vorträgen bietet sich Raum für eine Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse. Das Fachgespräch wird moderiert von Tino Barchmann (DBFZ).

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Tino Barchmann
Tel. +49 (0)341 2434-375
E-Mail: tino.barchmann@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2016/leipziger-biogas-fachgespraec…
http://www.leipziger-fachgespraech.de

Quelle: idw

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Vom Rhein nach Westafrika: Biologische Mückenbekämpfung hilft gegen Malaria

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Wissenschaftler des Instituts für Public Health am Universitätsklinikum Heidelberg übertragen Methode zur Stechmückenbekämpfung erfolgreich vom Oberrhein nach Burkina Faso / Manfred Lautenschläger-Stiftung hat das Projekt in den vergangenen drei Jahren mit rund 450.000 Euro gefördert

Eine am Oberrhein bewährte Methode zur Stechmückenbekämpfung kann in Afrika helfen, die durch Moskitos übertragene Tropenkrankheit Malaria einzudämmen. Das ist die Bilanz des Projekts „Ecologic Malaria Reduction for Africa“ (EMIRA) am Institut für Public Health des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Manfred Lautenschläger-Stiftung hat das EMIRA-Projekt im westafrikanischen Burkina Faso mit rund 450.000 Euro gefördert. Seit 2013 haben die Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) e.V. aus Speyer und dem Gesundheitsministerium Burkina Fasos ein biologisches Mittel im Nordwesten des afrikanischen Landes eingesetzt. Dieses tötet Mückenlarven in den Brutgewässern ab und verhindert die Ausbreitung der Überträgermücken.

„In Afrika ist Malaria eine der Haupttodesursachen“, sagt Dr. Ali Sié, Direktor Gesundheitsforschungszentrum Nouna des Gesundheitsministeriums von Burkina Faso, bei einer Pressekonferenz am 18. Oktober 2016 am Universitätsklinikum Heidelberg. Insbesondere bei Kleinkindern kann die Krankheit rasch zu Koma und Tod führen. „Wenn es uns gelingt die Zahl der Mücken zu reduzieren, können wir auch die Malaria zurückdrängen.“

Mückenlarven in Brutgewässern bekämpfen – Malaria-Infektionsgefahr senken
„Der Transfer der Stechmückenbekämpfung vom Oberrhein nach Burkina Faso ist hervorragend geglückt“, so Projektleiter Professor Dr. Rainer Sauerborn, Institut für Public Health am Universitätsklinikum Heidelberg. „Die Anzahl der Stechmücken in den Dörfern ging deutlich zurück.“ Das Larvenvernichtungsmittel Bti, ein Eiweiß aus dem Bodenbakterium „Bacillus thuringiensis israelensis“ wird am Oberrhein bereits seit mehr als 30 Jahren erfolgreich eingesetzt. Das Mittel ist leicht zu handhaben – wichtig für den Einsatz in Afrika. Das Larvizid in Pulverform wird in Wasser gelöst und von den Uferbereichen in die Gewässer gespritzt. „Die Methode ist sicher, sie wirkt zuverlässig nur gegen Mückenlarven und ist unbedenklich für Menschen, andere Tiere oder Pflanzen“, betonte Professor Dr. Norbert Becker, Wissenschaftlicher Direktor der KABS.
Die Anzahl der Übertragungsmücken in den Dörfern haben die Wissenschaftler mithilfe von Lichtfallen gemessen. Die Geräte locken Mücken aus einem relativ kleinen Umkreis an und setzen diese in einem Netzzylinder fest. „Im Labor werden die Mücken gezählt und Art und Geschlecht be-stimmt“, erklärte Sauerborn. Nur die Mückengattung „Anopheles“ und hiervon wiederum nur die weiblichen Tiere übertragen Malaria. „Die Anzahl der weiblichen Anopheles ist ein guter Indikator für das Übertragungsrisiko. Weniger Tiere bedeuten ein geringeres Infektionsrisiko“.

Kosten sparen durch gezielte, sparsame Behandlung
Da eine flächendeckende Behandlung aller stehenden Gewässer und Tümpel in ländlichen Regionen zu teuer für die sehr armen westafrikanischen Länder wäre, haben die Wissenschaftler eine neue selektive Anwendung erprobt: Ein Team des Instituts für Public Health entwickelte zusammen mit Spezialisten für Fernerkundungen des französischen Raumforschungszentrums Centre des Etudes Spatiales (CNES) ein Verfahren, um anhand von Satellitenbildern die von Moskitos bevorzugten Brutstätten ausfindig zu machen. So stellen die Malaria-Mücken bestimmte Ansprüche an Ufervegetation, Lage und Wassertiefe. Anhand dieser Risikokarten wurden die Gewässer gezielt mit dem biologischen Larvenvernichter behandelt. „Die selektive Anwendung des Larvengifts ist ein Novum in der Malariabekämpfung“, erklärte Sauerborn. Im Modelldistrikt konnten die Forscher zeigen, dass die Methode effektiv die Malaria-Mücken bekämpft.

„Damit wird die Behandlung mit weniger als einem Dollar pro Einwohner und Jahr relativ günstig und auch für Länder wie Burkina Faso erschwinglich“, sagte Markus Lautenschläger, Geschäftsführer der Manfred Lauten-schläger-Stiftung. „Wir hoffen, dass wir mit dem Projekt einen weiteren Stein im Kampf gegen Malaria ins Rollen gebracht haben.“

Literatur:
Dambach, P., Traoré, I., Kaiser, A., Sié, A., Sauerborn, R., Becker, N. 2016. Challenges of implementing a large scale larviciding campaign against malaria in rural Burkina Faso – Lessons learned and recommendations derived from the EMIRA project. BMC Public Health

Dambach, P., Schleicher, M., Stahl, H.C., Traoré, I., Becker, N., Kaiser, A., Sié, A., Sauerborn, R., 2016. Routine implementation costs of larviciding with Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) against malaria vectors in a district in rural Burkina Faso. Malaria Journal

Dambach, P., Traoré, I., Becker, N., Kaiser, A., Sié, A., Sauerborn, R., 2014b. EMIRA: Ecologic Malaria Reduction for Africa – Innovative tools for integrated malaria control. Glob Health Action 7, 25908.

Dambach, P., Louis, V.R., Kaiser, A., Ouedraogo, S., Sié, A., Sauerborn, R., Becker, N., 2014a. Efficacy of Bacillus thuringiensis var. israelensis against malaria mosquitoes in Northwestern Burkina Faso. Parasit. Vectors 7, 371.

Manuskripte derzeit in Vorbereitung:
Dambach, P., Traoré, I., Becker, N., Kaiser, A., Sié, A., Sauerborn, R., Louis, V.R., Reduction of malaria vector mosquitoes in a large scale intervention trial in rural Burkina Faso using Bti based larval source management.

Dambach, P., Traoré, I., Savadogo, H., Zabré, P., Lelii, S., Becker, N., Kaiser, A., Sié, A., Sauerborn, R., Community perception and acceptability of environmental larviciding against malaria with Bti formulations in Burkina Faso.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. www.klinikum.uni-heidelberg.de

Weitere Informationen:
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Vom-Rhein-nach-Westafrika-Biologische-Mue… Online-Pressemappe mit

Bilderstrecke
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Institute-of-Public-Health.5358.0.html Institute of Public Health
http://www.manfred-lautenschlaeger-stiftung.de/neuigkeiten.html Manfred Lautenschläger-Stiftung

Quelle: idw

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Welche Autos das Herz am höchsten schlagen lassen

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Volvo ist unangefochten die Nummer eins der Automarken, die von ihren Fahrern am meisten geliebt wird. Audi und BMW folgen mit deutlichem Abstand. Das ist das Ergebnis des Projektteams Testentwicklung um Dr. Rüdiger Hossiep von der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum. Die Forscher werten jährlich die Einträge in das Online-Forum „Motor-Talk.de“ aus und beziehen Daten des Kraftfahrzeugbundesamts ein. Ihr Involvement-Index gibt Aufschluss über den emotionalen Wert der 36 in Deutschland verbreitetsten Automarken.

Gewinner des Jahres 2016
Den höchsten Involvement-Zuwachs verzeichnet in diesem Jahr die Marke Land Rover, die sich dadurch gegenüber dem Vorjahr um einen Platz verbessern konnte und nun den vierten Rang belegt. „Ansprechendes Design und gute Markenführung sind hier erfolgreich“, erläutert Hossiep. „Einen beachtlichen Sprung nach vorn hat auch die Marke Alfa Romeo gemacht“, stellt er fest. „Sie hat sich um sieben Plätze verbessert und es damit bis in die Top 10 geschafft.“ Auch Mazda konnte neun Plätze dazugewinnen und liegt jetzt im hinteren Mittelfeld auf Platz 20.

Verlierer des Jahres 2016
Den höchsten Involvement-Verlust verzeichnet wie schon im Vorjahr die Marke Porsche. „Hier schlagen die großen Neuzulassungszahlen – also die zunehmende Popularisierung der Marke – zu Buche“, begründet das Rüdiger Hossiep. Zwar konnte sie den siebten Platz halten, der Vorsprung zum achtplatzierten VW fällt nun aber nur noch hauchdünn aus. Hohe Involvement-Verluste musste auch die Marke Dacia hinnehmen, welche dadurch um neun Plätze abgestürzt ist und jetzt auf dem 31. Rang liegt. Deutlich verloren hat auch die japanische Premiummarke Lexus, die im Ranking um sechs Plätze auf Platz 19 gerutscht ist.

Wie die Bewertung funktioniert

Als Berechnungsgrundlage ziehen die Forscher die Anzahl der Forenbeiträge bei „Motor-Talk.de“ heran, dem größten deutschsprachigen Automobilforum. Für jede Automarke setzten sie die Anzahl der Forenbeiträge mit der jeweiligen Anzahl der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge in Relation – also den Fahrzeugbestand. „Wir gehen grundlegend davon aus, dass die emotionale Bindung eines Autofahrers an sein Fahrzeug desto höher ist, je mehr er darüber spricht“, erklärt Rüdiger Hossiep.
Um die Ergebnisse nicht zu verzerren, werden im Involvement-Index nur die Marken aufgeführt, die in Deutschland häufig zugelassen sind. 36 Marken sind im Ranking vertreten.

Weitere Informationen:
http://www.testentwicklung.de/testverfahren/Fahr/involvement_index.html – Link zu den aktuellen Ergebnissen

Quelle: idw

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Record Biomap: neue Chancen für die Biomethanproduktion in kleinen Biogasanlagen

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Im Rahmen eines neuen EU-Projekts „Record Biomap“ arbeiten Wissenschaftler verschiedener europäischer Forschungseinrichtungen in Kooperation mit Industrieunternehmen an innovativen Lösungen, die Biomethanproduktion zukünftig auch im kleinen und mittleren Leistungsbereich kosteneffizient gestalten zu können. Das Projektkonsortium stellt eine Online-Plattform zum Wissenstransfer vor und sucht innovative Konzepte für kleine Biomethananlagen.

Bisher lohnt sich die Aufbereitung des Biogases zu Biomethan nur in großen Biogasanlagen. Um aber zukünftig auch kleine und mittlere Anlagen energie- und kosteneffizient zu betreiben, wurden im Vorläuferprojekt SE.Biomethane (Laufzeit 1.2.2013 – 30.4.2016) bereits neue Technologien entlang der gesamten Prozesskette, d.h. von der Substrataufbereitung, über die Fermentertechnologie bis hin zur Biogasaufbereitung zu Biomethan entwickelt. Um eine flexiblere Nutzung des Biomethans gegenüber einer vor-Ort-Verstromung von Biogas möglich zu machen, müsse die Biomethanproduktion in kleinen Biogasanlagen (Produktion < 200 Nm³/h Roh-Biogas) nach Ansicht der DBFZ-Wissenschaftler nun weiter ausgebaut werden. So ist der Einsatz als Kraftstoff in landwirtschaftlichen Betrieben ebenso denkbar wie eine Verstromung des Biomethans außerhalb der Biogasanlage mit gleichzeitig hochwertiger Wärmenutzung. Nicht zuletzt kann die Erzeugung von Biomethan auch klimaneutral gestaltet werden und bei Substitution von fossilen Brennstoffen wie z.B. Erdgas einen positiven Klimaeffekt bewirken.

„Mit dem Forschungsvorhabens Record Biomap versuchen wir, die Brücke zwischen Wissenschaft und Industrie zu spannen und aktiv dazu beizutragen, die Technologien kontinuierlich weiterzuentwickeln, marktreif zu machen und an neue Bedingungen anzupassen. Gemeinsam mit unseren schwedischen und polnischen Partnern wollen wir ein europäisches Netzwerk initiieren und damit die Entwicklung sowie die Implementierung kleiner und mittlerer Biomethananlagen vorantreiben. Dafür suchen wir innovative Konzepte“, erläutert Kathrin Bienert, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DBFZ und Projektleiterin des Vorhabens.

Um nicht nur die Entwicklungen neuer Technologien sondern auch deren Markteintritt aktiv zu unterstützen sowie Netzwerke aufzubauen, wurde eine Online-Plattform zum Wissenstransfer aufgebaut. So verzeichnet die Webseite www.biomethane-map.eu unter anderem eine interaktive Karte mit europäischen Vertretern aus Industrie und Forschung sowie Fokus auf dem Gebiet der Biogas- bzw. Biomethanproduktion im kleinen und mittleren Maßstab. Diese Plattform bietet den teilnehmenden Institutionen und Unternehmen dabei nicht nur die Möglichkeit zur Präsentation ihrer Technologieansätze, auch die gegenseitige Vernetzung über regelmäßig stattfindende Workshops ist Ziel des Projektes. Darüber hinaus werden über die verfügbaren Informationen zu relevanten Forschungsausschreibungen auch neue multilaterale Kooperationen und internationale Projektkonzepte forciert. Das Projektkonsortium ruft interessierte Firmen und Forschungseinrichtungen ausdrücklich zur Mitarbeit auf und steht für Rückfragen zum Thema als Ansprechpartner zur Verfügung.

Das EU-Vorhaben Record Biomap ist am 1. April 2016 gestartet und läuft bis März 2018. Partner des vom DBFZ koordinierten Vorhabens sind die polnische Universität UWM (Warmińsko-Mazurski) aus Olzstyn und das JTI Swedish Institute of Agricultural and Environmental Engineering aus Uppsala, Schweden.

Weitere Informationen unter: www.biomethane-map.eu

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Kathrin Bienert
Tel: +49 (0)341 2434-477
E-Mail: kathrin.bienert@dbfz.de

Weitere Informationen:
http://www.biomethane-map.eu
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2016/record-biomap-neue-chancen-fu…

Quelle: idw

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Auch Männer erkranken an Osteoporose

Holger Ostermeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Am 20. Oktober war Weltosteoporosetag. Die Knochenerkrankung ist heute längst keine klassische Frauenkrankheit mehr. Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung leiden immer mehr Männer unter Osteoporose. Risikofaktoren sind bei Männern bestimmte Krankheiten, verschiedene Medikamente sowie Rauchen und Alkohol. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde 2015 am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden das „UniversitätsCentrum für Gesundes Altern“ gegründet, das am Weltosteo­porosetag die Öffentlichkeit für diese Krankheit sensibilisieren möchte.

Im Klinikalltag unterstützt das Zentrum die weiblichen wie männlichen Patienten des Dresdner Uniklinikums mit Sportgymnastikkursen, die durch die Stiftung Hochschulmedizin Dresden finanziert werden und bietet eine komplette Diagnostik und moderne Therapie an. Eine neu eingestellte Koordinatorin ist nun Ansprechpartnerin für Patienten und Angehörige. Sie sorgt künftig dafür, dass die Patienten während des Klinikaufenthalts noch zielgerichteter betreut werden können.

Eine Folge der steigenden Lebenserwartung sind instabilere Knochen und damit verbunden eine erhöhte Gefahr von Brüchen. Wenn die Dichte der Knochen deutlich sinkt, sprechen die Experten von Osteoporose – eine Knochenerkrankung, von der immer mehr Menschen betroffen sind. „Osteoporose ist kein reines Frauenproblem“, sagt Prof. Lorenz Hofbauer, Stoffwechselexperte und Direktor des UniversitätsCentrums für Gesundes Altern (UCGA). „Wir wollen den Welt­osteoporosetag dazu nutzen, darauf aufmerksam zu machen, dass zunehmend auch Männer an Osteoporose erkranken.“ Zwar gibt es bei Männern keine wechseljahresbedingte Verschlechterung der Knochenstruktur, aber auch sie verlieren im Alter Knochensubstanz. „Daher raten wir jedem Mann über 70, die Knochendichte messen zu lassen“, so Prof. Hofbauer. „Wir gehen davon aus, dass Risikofaktoren für Osteoporose bei Männern Untergewicht, Rauchen, Alkohol, Diabetes oder auch vorangegangene Brüche sind.“ Hinzu kommen gesundheitliche Vorbelastungen wie rheumatoide Arthritis, eine Parkinsonerkrankung, Multiple Sklerose oder Schlaganfall. Negativ können sich auch dauerhaft eingenommene Medikamente auswirken – etwa das entzündungshemmende Prednisolon oder Säureblocker.

Um Osteoporose entgegenzuwirken, bietet das UCGA Programme zum Muskelaufbau an und rät zu Vorsorgemaßnahmen wie zum Beispiel eine ergänzende Einnahme von Kalzium und Vitamin D. Menschen, die an Osteoporose erkranken und stürzen, ziehen sich dabei deutlich häufiger Knochenbrüche zu. „Stürze im Alter sind meist auf nachlassendes Gleichgewichts- und Balancegefühl, Blutdruckschwankungen, Sehstörungen, und eine eingeschränkte Kognition zurückzuführen. Aber auch verschiedene Medikamente sowie äußere Umstände wie schlecht sitzende Schuhe, Kleidung, nicht angepasste Hilfsmittel und mangelnde Beleuchtung führen gerade in dieser Jahreszeit zu Stürzen“, erklärt Prof. Hofbauer.

Das UniversitätsCentrum für Gesundes Altern widmet sich der Diagnostik und Therapie von Alterserkrankungen und vereint zu diesem Zweck Pflege, Forschung und Lehre unter einem Dach. Ziel des Teams, welches aus Internisten, Neurologen und Psychiatern besteht, ist es, den Senioren ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Zentraler Punkt der Prophylaxe von Stürzen ist das Trainieren von Balance und Gleichgewicht. Außerdem sensibilisieren die Therapeuten Betroffene dafür, gut sitzendes, rutschhemmendes festes Schuhwerk zu nutzen sowie Hilfsmittel wie Gehstock oder Rollator, sowie Brillen zu verwenden.

Koordination für einen reibungslosen Klinikbesuch
Mit einer neuen administrativen Koordinatorin sollen Patienten nun noch zielgerichteter betreut werden. „Silke Müller verfügt über eine ausgewiesene Expertise im pflegerischen Bereich und in der geriatrischen Versorgung. Sie wird als Ansprechpartnerin für ältere Patienten und deren Angehörigen sein und deren Ambulanz- und Klinikbesuche koordinieren“, erklärt Prof. Lorenz Hofbauer. Die Koordinatorin plant gemeinsam mit den zumeist betagten Patienten und deren Angehörigen die Terminkette und sorgt damit für die Umsetzung des sogenannten ‚One Stop Shop‘-Prinzips mit kurzen Wegen, geringen Wartezeiten und direkten Ansprechpartnern. Damit soll den alten Patienten der Aufenthalt im Klinikum so angenehm wie möglich gestaltet werden. Die Koordinatorin wird zukünftig dabei unterstützen, Menschen mit erhöhtem Sturzrisiko bei einer Osteoporose-Vorerkrankung zu identifizieren, um sie und deren Angehörige im Rahmen von Präventionsprogrammen zu beraten. Bei fortgeschrittner Osteoporose steht dem Betroffenen bereits jetzt ein Spektrum individualisierter Therapieverfahren zur Verfügung.

Das UniversitätsCentrum für Gesundes Altern wurde am 1. Dezember 2015 gegründet. Ziel ist es, die gegenwärtige Versorgungsqualität und Patientensicherheit älterer Patienten zu verbessern. Dies geschieht in interdisziplinären Fallkonferenzen, in der verbesserten Zusammenarbeit der Bereiche Diagnostik und Therapie sowie durch die Förderung von klinischer Forschung und Grundlagenforschung im Bereich altersassoziierter Erkrankungen. Dabei wird neben der reinen geriatrischen Gesundheitsversorgung auch ein spezieller Fokus auf präventive Maßnahmen gelegt.

Kontakt für Patienten
Universitäts-Centrum für Gesundes Altern
Zentrumskoordinatorin: Silke Müller
Tel. 0351/ 458 18858
E-Mail: gesundalt@uniklinikum-dresden.de

Kontakt für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Universitäts-Centrum für Gesundes Altern
Prof. Dr. med. Lorenz Hofbauer
Tel. 0351/ 458 4309
E-Mail: lorenz.hofbauer@uniklinikum-dresden.de

Weitere Informationen:

http://www.uniklinikum-dresden.de

Anhang
Pressemitteilung
https://idw-online.de/de/attachment51320

Quelle: idw

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Im Regenwald sorgt Regen für neuen Regen

Dr. Susanne Benner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemie

Im Amazonasgebiet bringt Abwind bei Niederschlag Aerosolpartikel aus großen Höhen herunter in die Luftschicht, aus der Wolken entstehen.

In einer gemeinsamen Studie haben Wissenschaftler untersucht, wie sich Wolken und damit Regen über dem Amazonasregenwald entwickeln. Sie fanden heraus, dass dort winzige Aerosolpartikel, die anschließend zu Wolkenkeimen werden, aus höheren atmosphärischen Schichten in die Luftschicht gebracht werden, aus der Wolken entstehen. Dafür sorgen die Abwinde, die bei Regen entstehen. Regen ist im Amazonaswald also die Voraussetzung für neuen Regen. Da es in diesem Gebiet keine Aerosol-partikel aus anthropogenen Quellen gibt, könnten diese Erkenntnisse erklären, wie Wolken und Niederschlag vor der Industrialisierung der Erde entstanden.

Damit Feuchtigkeit in der Luft kondensieren kann und sich so Wolken bilden, braucht es Aerosolpartikel. Manche Partikel wie Mineralstaub, Seesalze oder Pollen werden direkt von der Erde an die Luft abgegeben. Die meisten aber entstehen erst aus Gasen in der Atmosphäre und sind zunächst nur wenige Millionstel Millimeter groß. Anschließend wachsen sie durch Kondensation so lange, bis sie zu größeren Kondensationskeimen werden, an denen sich Nebel, Wolken und Niederschlag bilden können.

Welcher Mechanismus hinter der Neubildung der kleinen Partikel steckt, wissen Forscher für dichtbesiedelte Gebiete recht genau: Verbrennungsprozesse setzen Schwefeldioxid frei, aus dem wiederum Schwefelsäurepartikel entstehen.

Nicht so im Amazonasregenwald. In dem Gebiet, das zu den unberührtesten Regionen der Erde zählt, fehlen die Schwefelsäurepartikel aus anthropogenen Quellen, und die Atmosphäre ist in der Regenzeit meist beinahe so sauber wie vor der Industrialisierung. Daher hat ein internationales Team von Wissenschaftlern an einem abgelegenen Ort mitten im Urwald untersucht, woher dort die Vorläufer der Wolkenkeime stammen. Denn das könnte helfen, die Frage zu klären, wie in vorindustrieller Zeit Wolken und Niederschlag entstanden sind.

Die Wissenschaftler, darunter auch Forscher der beiden Max-Planck-Institute für Chemie und für Biogeochemie, konnten zeigen, dass über dem Regenwald Abwinde für den Transport der feinsten Partikel verantwortlich sind. Diese Winde, die sich meist im Zusammenhang mit Niederschlag bilden und räumlich begrenzt sind, befördern die winzigen Teilchen aus der oberen Troposphäre aus einer Höhe von mehreren Kilometern nach unten. So versorgen sie die bodennahe Schicht, die atmosphärische Grenzschicht, mit Aerosolpartikeln. Aus dieser Schicht heraus, die über dem Regenwald nur etwa ein bis zwei Kilometer hoch ist, entstehen Wolken und später Niederschlag.

„Im Regenwald liegt die Kinderstube der kleinen Aerosolpartikel nicht in den unteren Kilometern der Atmosphäre, wie es in belasteten Gebieten der Fall ist, sondern in viel größeren Höhen“, kommentiert Christopher Pöhlker, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz die Messergebnisse, die in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature veröffentlicht werden.

Darin erläutern die Forscher, wie sie die Größenverteilung der Aerosolpartikel über dem Regenwald bestimmt haben. Sie nutzen dazu einerseits die ATTO-Messstation (Amazon Tall Tower Observatory), die sich 150 Kilometer nordöstlich von Manaus inmitten des Urwalds befindet und gemeinsam von der Max-Planck-Gesellschaft und dem brasilianischen Institut für Amazonas-forschung INPA betrieben wird. In einer Höhe von 60 Metern und somit deutlich über den Baumkronen sammelten sie kontinuierlich Luftproben. Ein Partikelsammler bestimmte anschließend die Anzahl und Größe der Aerosolpartikel. Die Partikelverteilung in einer Höhe von 60 Metern ist dabei charakteristisch für die Verteilung in der atmosphärischen Grenzschicht, da diese Luftschicht in sich gut durchmischt ist.

Außerdem überflogen die Wissenschaftler mit einem Forschungsflugzeug das Gebiet in unterschiedlichen Höhen und zu unterschiedlichen Zeiten. An Bord des Flugzeugs, einer Gulfstream-1 des US-amerikanischen Energieministeriums, befand sich ein Lufteinlasssystem, über das die Partikel zu einem Mess-instrument gelangten, das ebenfalls die Anzahl und Größe bestimmte.

Abwinde bringen die Vorläufer der Wolkenkeime in bodennahe Grenzschichten
Mit Hilfe des Messflugzeugs stellten die Wissenschaftler fest, dass die Konzentration an Partikeln, die kleiner als 50 Nanometer (Millionstel Millimeter) waren und somit zu den kleinsten Partikeln zählen, in der mittleren und oberen Troposphäre sehr hoch ist. An der Bodenmessstation registrierten sie, dass die Anzahl dieser kleinen Partikel nach Regen oder Sturm deutlich höher war als zuvor. Während vor dem Zeitpunkt des Niederschlags die durchschnittliche Partikelgröße deutlich über 100 Nanometer lag, sank sie direkt nach dem Niederschlag auf unter 50 Nanometer. Daraus schließen die Forscher, dass Abwinde, wie sie bei Regen oder Gewittern auftreten, die kleinen Aerosolpartikel aus der oberen Troposphäre in die bodennahe Grenzschicht befördern. In dieser Schicht wachsen die Partikel zu größeren heran, an denen Feuchtigkeit kondensieren kann, wodurch sich wiederum Wolken bilden. Man kann also sagen, dass der Regen im Amazonasgebiet dafür sorgt, dass neuer Regen entstehen kann.

Als nächstes werden die Forscher der Frage nachgehen, woher genau die kleinen Aerosolpartikel in der Troposphäre stammen. Allerdings haben sie bereits eine Vermutung, die sie aus noch unveröffentlichten Messungen mit dem deutschen Forschungsflugzeug HALO über dem Amazonas ableiten: „Diese Partikel stammen wahrscheinlich aus chemischen Reaktionen in der oberen Troposphäre“, sagt Meinrat O. Andreae, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. „Wenn es uns gelingt, dies zu belegen, sind wir einen großen Schritt weiter im Verständnis, wie Niederschlagsprozesse abliefen, bevor der Mensch irreversibel die Natur und auch die Atmosphäre verändert hat“, fügt er mit Blick auf das Anthropozän, das Zeitalter des Menschen, hinzu.

Die Ergebnisse des Forscherteams aus Brasilien, China, Deutschland, Finnland, Schweden und den USA haben aber noch eine weitere wichtige Bedeutung: In den Computermodellen, die den Klimawandel berechnen und vorhersagen, spielen Aerosolpartikel eine wichtige Rolle. Gleichzeitig sind die Teilchen noch einer der größten Unsicherheitsfaktoren in den Modellen, da man bisher nur eingeschränkt verstand, wie sie unter natürlichen Bedingungen entstehen. Die neuen Erkenntnisse über den Transport der kleinen Vorläufer der Wolkenkeime über dem Regenwald werden also dazu beitragen, die Vorhersagen des Klimawandels noch zuverlässiger zu machen.

Originalpublikation
Jian Wang, Radovan Krejci, Scott Giangrande, Chongai Kuang, Henrique M. J. Barbosa, Joel Brito, Samara Carbone, Xuguang Chi, Jennifer Comstock, Florian Ditas, Jost Lavric, Hanna E. Manninen, Fan Mei, Daniel Moran-Zuloaga, Christopher Pöhlker, Mira L. Pöhlker, Jorge Saturno, Beat Schmid, Rodrigo A. F. Souza, Stephen R. Springston, Jason M. Tomlinson, Tami Toto, David Walter, Daniela Wimmer, James N. Smith, Markku Kulmala, Luiz A. T. Machado, Paulo Artaxo, Meinrat O. Andreae, Tuukka Petäjä, and Scot T. Martin:
Vertical transport during rainfall sustain aerosol concentration in Amazon boundary layer, Nature, 2016, 10.1038/nature19819

Kontakt
Prof. Dr. Meinrat O. Andreae
Max-Planck-Institut für Chemie
Telefon: 06131-3056000
E-Mail: m.andreae@mpic.de

Dr. Christopher Pöhlker
Max-Planck-Institut für Chemie
Telefon: 06131-3054800
E-Mail: c.poehlker@mpic.de

Dr. Jošt V. Lavrič
Max-Planck-Institut für Biogeochemie
Tel: 03641-57 6368
E-Mail: jlavric@bgc-jena.mpg.de

Weitere Informationen:
http://www.mpic.de/aktuelles/pressemeldungen/news/imregenwaldsorgtregenfr.html

Quelle: idw

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Uni-Studie untersucht Methoden zur Feststellung von Ängstlichkeit bei Kindern

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Wissenschaftliche Studie erforscht, ob Fragebögen Ängstlichkeit bei Kindern zuverlässig erfassen können – Noch Studienteilnehmer gesucht

Das Psychologische Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) startet eine neue Studie, um herauszufinden, mit welchen Methoden man Ängstlichkeit bei Kindern zuverlässig erkennen kann und ob die Berücksichtigung nonverbaler Ausdrucksformen wie beispielsweise des Gesichtsausdrucks zu einem genaueren Eindruck führt. Eigentlich gelten in der klinischen Diagnostik Fragebögen als Mittel der Wahl. „Dabei ist es gar nicht sicher, ob Fragebögen auch wirklich geeignet sind, um das psychische Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen zu erfassen. Besonders jüngere Kinder haben Schwierigkeiten, abstraktere Zustände und Gefühle in Worte zu fassen“, erklärt Aleksandra Kaurin, die die Studie an der Abteilung für Klinische Psychologie und Neuropsychologie unter der Leitung von Prof. Dr. Michèle Wessa durchführt. Für diese Studie werden noch Kinder im Alter zwischen 7 und 13 Jahren mit und ohne Angststörungen zusammen mit ihren Müttern bzw. Vätern gesucht.

Erfahrene Versuchsleiter werden die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Studie einem sozialen Stresstest und einer psychologischen Testung unterziehen. Im Vorfeld werden die Eltern telefonisch über Ereignisse im Alltag des Kindes befragt. Für die Teilnahme wird eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro entrichtet. Interessenten können sich mit der Studienleiterin Aleksandra Kaurin unter der E-Mail-Adresse alkaurin@uni-mainz.de oder der Telefonnummer 06131 39-39216 in Verbindung setzen.

Weitere Informationen:
Aleksandra Kaurin (M. Sc.)
Abt. Klinische Psychologie und Neuropsychologie
Psychologisches Institut
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-39216
E-Mail: akaurin@uni-mainz.de
http://www.clinical-psychology-and-neuropsychology.uni-mainz.de/department-membe…

Weitere Links:
https://www.klinische-psychologie-und-neuropsychologie.uni-mainz.de/
https://www.klinische-psychologie-und-neuropsychologie.uni-mainz.de/forschung/ae…

Quelle: idw

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Aquakultur: Klares Wasser dank Kork

Annette Siller Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technologie Lizenz-Büro (TLB) der Baden-Württembergischen Hochschulen GmbH

Die Überfischung der Weltmeere ist ein globales Problem. Einen Ausweg liefert die Aquakultur, die schon heute mehr als die Hälfte der weltweit verzehrten Menge an Fisch liefert.
Mit einem jährlichen Wachstum von acht Prozent ist die Branche ein Zukunftsmarkt – die aber auch Umwelt- und Qualitätsstandards permanent überprüfen und verbessern muss.
Experten der Fischereiforschungsstelle des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg haben einen Futterzusatz entwickelt, der sich sehr gut für die Produktion in der Aquakultur eignet.
Die TLB GmbH Die Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH ist mit der weltweiten wirtschaftlichen Umsetzung dieser Erfindung beauftragt.

Die Überfischung der Weltmeere ist ein globales Problem. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft – sie alle sind gefordert, eine Lösung für die weltweit steigende Nachfrage nach Fisch bei schwindenden Ressourcen zu suchen. Dies zeigte sich vor kurzem wieder, als die Fischereiminister der EU eine spürbare Reduzierung der Dorsch-Fangquoten in der Ostsee beschlossen, um die Bestände nicht weiter zu gefährden.
Der enorme Druck auf die Wildfischbestände muss verringert werden. Einen Ausweg aus dem Dilemma liefert die Aquakultur, die schon heute mehr als die Hälfte der weltweit verzehrten Menge an Fisch liefert. Mit einem jährlichen Wachstum von acht Prozent ist die Branche ein Zukunftsmarkt – die aber auch Umwelt- und Qualitätsstandards permanent überprüfen und verbessern will und muss.

So ist derzeit ein Umdenken nötig. Denn die Fischfütterung in der Aquakultur – sowohl im Meer als auch in Teichen – kann sich negativ auf die Wasserqualität auswirken. An diesem zentralen Punkt setzt die Fischereiforschungsstelle des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg an. Die Experten des Instituts haben einen Futterzusatz entwickelt, der sich sehr gut für die Produktion in der Aquakultur eignet.
Die Erfindung löst ein Hauptproblem der Fischerzeugung: die Eintrübung des Wassers durch Fäkalien. Denn trübes Wasser führt zu Krankheiten und Wachstumsproblemen bei den Fischen, belastet die Umwelt und gefährdet insbesondere bei modernen geschlossenen Anlagen die Systemstabilität.

Das Besondere an dem neu entwickelten Fischfutter ist die Beimischung von Kork. Dem Futter werden kleinste Korkpartikel zugesetzt, die sich unverdaut in den Ausscheidungen anreichern und den ausgeschiedenen Kot an die Wasseroberfläche schwimmen lässt, wo er leicht quantitativ abgeschöpft werden kann. Der Kork-Zusatz ist für die Fische unschädlich und gleichzeitig umweltfreundlich, da die gewonnenen Ausscheidungen der Fische direkt als Dünger Verwendung finden. In Aquakulturen werden die Filtersysteme weniger belastet und die Reinigungszyklen können signifikant verlängert werden.

Das Futter ist auch für den Einsatz in Aquaponik-Systemen geeignet, weil die Ausscheidungen dann mit geringem Aufwand zur Düngung der Pflanzen verwendet werden können.

Die Patente für diese Erfindungen wurden in Norwegen, Dänemark, Frankreich, Großbritannien und Deutschland erteilt. In Kanada und Chile wurde das Patent angemeldet. Die Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH ist mit der weltweiten wirtschaftlichen Umsetzung der Erfindung beauftragt und bietet Unternehmen Möglichkeiten der Zusammenarbeit oder Lizenzierung.

Für weitere Informationen:
Anne Böse (boese@tlb.de).

Weitere Informationen:

http://www.tlb.de
http://www.lazbw.de/pb/,Lde/Startseite/Fischereiforschungsstelle

Quelle: idw

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TU Berlin: Mit feinkörnigem Eisenhydroxid Schwermetalle aus Wasser entfernen

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

Durch die Kombination verschiedener Verfahren bei der Wasserreinigung sollen Ressourcen und Energie gespart werden

In höheren Konzentrationen wirken Schwermetalle toxisch auf Mensch und Umwelt. Im Wasser vieler Flüsse, Seen und im Grundwasser treten die Schadstoffe natürlicherweise auf oder wurden durch den Menschen eingetragen. Sie zu entfernen, ist mit großem Aufwand an Betriebsmitteln und Energie verbunden. An einem neuen Verfahren hierzu forscht nun das deutsch-israelische Kooperationsprojekt „Entfernung organischer Wasserschadstoffe durch neuartige Hybridprozesse mit Adsorption und Filtration“ (AdsFilt): Die Wissenschaftler kombinieren unterschiedliche Verfahren und setzen dabei feinkörnige eisenhaltige Materialien ein. Diese binden die Schwermetalle schnell und lassen sich inzwischen auch wieder leicht und vollständig abtrennen.

In der Trinkwassergewinnung werden an vielen Standorten grobe Granulate aus Eisen-Hydroxiden eingesetzt. Da bei der Herstellung dieser Granulate kleine Partikel in erheblichen Mengen anfallen und diese aufgrund ihrer großen Oberfläche Schadstoffe besonders gut aufnehmen, würde es sich lohnen, sie ebenfalls einzusetzen. Bislang war dies jedoch nicht möglich, da feine Partikel in Wasser als Suspension vorliegen und nicht wieder abgetrennt werden konnten. Das Verbundprojekt AdsFilt erforscht und entwickelt nun neue Hybridverfahren, in denen sehr kleine Partikel die Schwermetalle aus dem Wasser binden und anschließend durch Filter oder Membranen vollständig abgetrennt werden.

Sollte es gelingen, die eisenhaltigen pulverförmigen Adsorptionsmittel in Hybrid-Prozessen erfolgreich einzusetzen, könnten erhebliche Mengen an Ressourcen und Energie eingespart werden. Außerdem könnten diese Hybrid-Verfahren mit weiteren Prozessen kombiniert werden, wie der Entfernung organischer Schadstoffe durch Pulveraktivkohle. Weitere Ziele des Projektes sind die Rückgewinnung und Regeneration der Partikel sowie die Rückgewinnung der Schwermetalle. Im späteren Projektverlauf wird die neu entwickelte Verfahrenstechnik unter realen Bedingungen an einem kontaminierten Standort erprobt.

AdsFilt ist ein Kooperationsprojekt der TU Berlin, Fachgebiet Wasserreinhaltung, mit dem Israel Institute of Technology in Haifa (TECHNION). Es wird im Rahmen der deutsch-israelischen Kooperation in der Wassertechnologieforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom israelischen Wissenschaftsministerium (MOST) gefördert.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Prof. Dr. Martin Jekel
TU Berlin
Fachgebiet Wasserreinhaltung
Tel. 030-314-25058
martin.jekel@tu-berlin.de

Quelle: idw

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Forschungsprojekt HypoWave: neuer Ansatz für Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Regionale Konkurrenzen um die Ressource Wasser sind keine Seltenheit. Durch Klimawandel, Urbanisierung und Verschmutzung der Wasserressourcen könnten sich Nutzungskonflikte in den nächsten Jahrzehnten noch verschärfen. Deshalb sind neue Verfahren für die Wasseraufbereitung und Wasserwiederverwendung sinnvoll. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt „HypoWave“ wird jetzt ein wassersparendes Konzept für die Landwirtschaft unter-sucht: die hydroponische Pflanzenproduktion unter Verwendung von aufbereitetem Abwasser.

Besonders in wasserarmen Regionen beansprucht die landwirtschaftliche Produktion nicht selten den Großteil des vorhandenen Wassers. Große Mengen der knappen Ressource verdunsten dabei oder versickern in der Erde. Der Vorteil einer hydroponischen Pflanzenproduktion, wie man sie entfernt auch von Hydrokulturen bei Zimmerpflanzen kennt, liegt zunächst im geringen Wasserverbrauch. Die Pflanzen werden über eine Nährlösung in Pflanzgefäßen ohne Erde versorgt. Dabei versickert kein Wasser und es verdunstet nur wenig.

Im jetzt gestarteten Verbundprojekt „Einsatz hydroponischer Systeme zur ressourceneffizienten landwirtschaftlichen Wasserwiederverwendung (HypoWave)“ untersucht ein interdisziplinäres Team, wie die Effizienz dieser hydroponischen Pflanzenproduktion durch die Nutzung von kommunalem Abwasser für die Bewässerung noch erhöht werden kann. „Die abwassertechnische Innovation besteht darin, die Aufbereitung des Bewässerungswassers gezielt auf eine optimale Nährstoffverwertung der Pflanzen auszurichten“, sagt Projektleiter Thomas Dockhorn vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität Braunschweig. Gleichzeitig garantiere die angepasste Abwasseraufbereitung eine hohe Produktqualität, die weitgehend frei ist von Schwermetallen, organischen Spurenstoffen oder pathogenen Keimen.

Pilotanlage in Wolfsburg: Marktfähige landwirtschaftliche Produktion der Zukunft?
Dazu wird zunächst eine Pilotanlage zur Wiederverwendung des gezielt aufbereiteten kommunalen Abwassers in einem hydroponischen Gewächshaussystem auf der Kläranlage Hattorf in der Nähe von Wolfsburg errichtet. Neben dem erstmaligen Einsatz einer biologisch abbaubaren Folie zur Verringerung der Wasserverdunstung oberhalb des Wurzelraumes der Pflanzen sollen außerdem die technischen Abläufe, die Pflanzenproduktion, die Wirtschaftlichkeit der Anlage sowie die Qualität der erzeugten Produkte untersucht werden. „Wichtig ist dabei auch, zu ermitteln, wie die konkrete Vernetzung zwischen Siedlungswasserwirtschaft und Landwirtschaft gelingen kann, damit das Konzept tragfähig wird“, sagt Martina Winker vom Projektpartner ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt.

In einem zweiten wichtigen Schritt wird das Potenzial und die Marktfähigkeit eines solchen Konzeptes mithilfe von Fallstudien im Inland (u. a. Hessisches Ried) und in der Grenzregion zwischen Belgien und Deutschland sowie im portugiesischen Évora untersucht. Im Zuge der Forschungsarbeiten werden auch die möglichen Akteure solcher Systeme über einen Stakeholderdialog in das Forschungsprojekt eingebunden. Daraus ergeben sich Hinweise auf die Marktpotenziale für die hydroponische Landwirtschaft unter Verwendung von aufbereitetem Abwasser. „Die Lösungen müssen ökologisch und ökonomisch tragfähig sein“, fasst Projektleiter Dockhorn zusammen, „denn Ziel ist, dass diese Form der Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft dazu beitragen kann, langfristig das lokal knapper werdende Angebot der Ressource Wasser zu erhöhen.“

Das Forschungsprojekt HypoWave
Das Verbundprojekt „Einsatz hydroponischer Systeme zur ressourceneffizienten landwirtschaftlichen Wasserwiederverwendung (HypoWave)“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Projektpartner im Forschungsverbund unter der Leitung der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISWW), sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, die Universität Hohenheim (UHOH), der Abwasserverband Braunschweig (AVB), WEB – Wolfsburger Entwässerungsbetriebe, ACS-Umwelttechnik GMBH & Co. KG, aquadrat ingenieure (a2i), aquatectura – studios for regenerative landscapes, aquatune – Dr. Gebhardt & Co. GmbH, BIOTEC Biologische Naturverpackungen GmbH und Co. KG sowie Xylem Services GmbH (Xylem). Die dreijährige Laufzeit von HypoWave endet am 31. August 2019.

Projektleitung
Technische Universität Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft
Prof. Dr.-Ing. Thomas Dockhorn
Pockelsstr. 2a
38106 Braunschweig
Tel. + 49 531 391-7937
t.dockhorn@tu-braunschweig.de
www.tu-braunschweig.de/isww

Anhang
Pressemitteilung HypoWave

Quelle: idw

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EU fördert Projekt zum Hochwasserrisikomanagement mit 6,9 Millionen Euro

Anke Westwood Presse & Kommunikation
Jade Hochschule – Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth

Seit der Besiedlung der Flachküsten in Nordwestdeutschland waren Hochwasser und Sturmfluten Themen, die die Existenz bestimmen. Über Jahrhunderte wurden Deiche gebaut und effiziente Entwässerungssysteme entwickelt, die vor Sturmfluten schützten und Binnenhochwässer in die Nordsee abführten. Erfahrungen haben zu einer Verbesserung dieser Systeme sowie zu einem subjektiven Gefühl der Sicherheit geführt. Die Umsetzung der EU-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie sowie Projektionen des zu erwartenden Klimawandels machen jedoch deutlich, dass es keinen einhundertprozentigen Schutz vor Extremereignissen geben kann. Umso wichtiger ist es, die verbleibenden Hochwasserrisiken zu managen.

Vor diesem Hintergrund hat das Referat Forschung & Transfer der Jade Hochschule zusammen mit dem Lead Partner Provincie Zuid Holland und in Kooperation mit Projektpartnern aus dem Nordseeraum (Niederlande, Belgien, Dänemark und Großbritannien) sowie der Universität Oldenburg und dem Oldenburgisch-Ostfriesischen-Wasserverband OOWV die Idee zum Projekt FRAMES (Flood Resilient Areas by Multi-layEred Safety) entwickelt. Im Rahmen des Nordseeprogramms der Europäischen Union „Interreg Vb“ wird FRAMES von 2016 bis 2019 mit insgesamt 6,9 Millionen Euro gefördert.

Zielregion der Forschungsaktivitäten der Jade Hochschule ist die Wesermarsch, die zu einem großen Teil unter dem Meeresspiegel liegt. Projektleiter Prof. Dr. Helge Bormann will integrative Lösungsansätze des Entwässerungsmanagements entwickeln sowie das Katastrophenmanagement analysieren und unterstützen. Schwachstellen sollen identifiziert und Informationslücken geschlossen werden. „Das Projekt ergänzt die Aktivitäten des KLEVER Projekts, das im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel durch das Bildungsministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert wird und die bestehenden Entwässerungssysteme im Nordwesten unter die Lupe nimmt“.

Gemeinsam mit den Kollegen der Universität Oldenburg, des OOWV und der europäischen Partner soll in den jeweiligen Pilotregionen durch beispielhafte Aktivitäten die Resilienz gegenüber Hochwasser erhöht werden. „Der technische Hochwasserschutz allein reicht dazu heutzutage nicht mehr aus. Er muss durch Maßnahmen in den Bereichen hochwasserangepasste Planung, Katastrophenmanagement und Nachsorge ergänzt werden“, erklärt Bormann. Das im FRAMES Projekt angewendete Prinzip der „Multi-layEred Safety“ trägt diesen aktuellen Erfordernissen Rechnung.

Weitere Informationen:

https://www.jade-hs.de/jadewelt/forschung/detailseite/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=43…
KLEVER Projekt

Quelle: idw

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Nicht nur bei Übergewicht: Bewegung als Medikament

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Die Ergebnisse zahlreicher Studien zeigen, dass regelmäßige Bewegung das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen reduzieren und das Leben verlängern kann. Wichtige Voraussetzungen für wirksames Training sind eine kardiologische Abklärung und sinnvolle Trainingspläne, betonten Experten im Rahmen der DGK Herztage in Berlin.

„Bewegung ist die Medizin des 21. Jahrhunderts. Umgekehrt gehört Bewegungsmangel weltweit zu den wichtigsten vermeidbaren Todesursachen“, betonte Dr. Susanne Berrisch-Rahmel, CardioCentrum Düsseldorf, heute im Rahmen der DGK-Herztage in Berlin. „Diese Entwicklung wird Folgen haben. Übergewicht alleine ist zwar kein gesicherter Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit, wohl aber für Diabetes Typ 2. Und Diabetes erhöht das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen.“

In Deutschland beträgt der Anteil der Übergewichtigen in der erwachsenen Bevölkerung WHO-Daten zufolge 54,8 Prozent, das ist deutlich über dem weltweiten Schnitt von etwa 39 Prozent.

Die vorbeugende Wirkung von regelmäßiger Bewegung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herz-infarkt, Schlaganfall und Bluthochdruck ist wissenschaftlich gut belegt. Regelmäßiges sportliches Training vermindert das kardiovaskuläre Gesamtrisiko um die Hälfte und reduziert darüber hinaus das Risiko, Krebs oder psychische Erkrankungen zu entwickeln.

Fachgesellschaften empfehlen 150 Minuten Aktivität pro Woche
„Für gesunde Erwachsene werden moderate Aktivitäten von mindestens 30 Minuten pro Tag, fünfmal in der Woche, empfohlen, was einer wöchentlichen Gesamttrainingszeit von 150 Minuten ent-spricht“, so Dr. Berrisch-Rahmel. „Dabei gibt es im Detail Unterschiede zwischen den Empfehlungen verschiedener Fachgesellschaften.“

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) empfiehlt vier- bis fünfmal pro Woche 30 bis 45 Minuten Bewegung, davon mindestens zehn Minuten „mäßig intensiv“. Die aktuelle Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie ESC empfiehlt zumindest 150 Minuten wöchentlich bzw. 30 Minuten fünfmal pro Woche moderate aerobe Aktivität; alternativ 75 Minuten wöchentlich bzw. 15 Minuten fünfmal pro Woche intensive aerobe Bewegung; oder eine entsprechende Kombination da-von. Unter „moderater“ Bewegung nennt die ESC-Empfehlung etwa rasches Gehen (4,8 bis 6,5 km/h), langsames Radfahren, Staubsaugen, Rasenmähen, Golf, Tennis (Doppel), Tanzen oder Wasser-Aerobic. Unter intensive Bewegung fällt etwa Joggen, schnelles Radfahren (über 15 km/h), Tennis (Einzel), Schwimmen oder intensive Gartenarbeit (Umgraben).

„Gemeinsam haben die verschiedenen Empfehlungen, dass sie relativ anspruchsvoll sind. Vollkommen untrainierte und womöglich deutlich übergewichtige Menschen schaffen die vorgegebenen Ziele oft nicht, was zu Frustration und zum Abbruch der Bemühungen führen kann“, gibt Dr. Berrisch-Rahmel zu bedenken. „Daher ist es wichtig zu betonen, dass auch bereits eine geringfügige Steigerung der Bewegungsaktivität, etwa durch tägliches schnelles Gehen oder Radfahren, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt und die Lebensqualität deutlich erhöht.“

Zwar ist ein individuell vom Arzt erstellter Trainingsplan gemäß den Empfehlungen der Fachgesell-schaften ideal, doch könne man auch ohne „Sport“ zumindest für den Anfang zu einer gesunden Dosis Bewegung kommen, so die Expertin: „Jeder Schritt zählt und es lässt sich zum Beispiel mit Hilfe eines Schrittzählers gut die tägliche Dosis an Bewegung erhöhen. Zieldosis sind 10.000 Schritte am Tag.“

Vor dem regelmäßigen Training zur Untersuchung
Wünschenswert sei, dass sich auch Übergewichtige langfristig für regelmäßigen Sport entscheiden. Wichtig bei der Wahl der richtigen Sportart seien drei Grundregeln, betont Dr. Berrisch-Rahmel: „Die sportliche Betätigung soll Spaß machen. Es muss langsam begonnen werden. Und vor Trainingsbeginn nach einer langen Pause oder für Newcomer sollte eine Sporttauglichkeitsuntersuchung durch sportkardiologisch erfahrene Fachärzte durchgeführt werden.“

Grundsätzlich bedarf jedes Training einer Planung. „Das Erreichen der anaeroben Schwelle ist optimal, um einen guten Trainingseffekt zu erzielen. Erreichbare Ziele sind wichtig. Da sich Ausdauer auch bei Untrainierten rasch verbessert, muss das Training angepasst werden, wobei das Prinzip „ÖLI“, also öfter, länger, intensiver“ gilt“, so Dr. Berrisch-Rahmel. „In der Anfangsphase des Trainings ist Durchhaltevermögen gefragt, da es dauern kann, bis sich positives Feedback mit Steigerung des Wohlbefindens einstellt. Gesundheits-Apps sind für viele Menschen hilfreich, eine fachärztliche Emp-fehlung können sie jedoch nicht ersetzen.“

Bei der Wahl der Sportart auch auf die Gelenke achten
Besonders bei Übergewichtigen ist es wichtig, die Gelenke nicht zu überlasten, rät Dr. Berrisch-Rahmel: „Wer stark übergewichtig ist, sollte eine gelenkschonende Trainingsform wählen wie zum Beispiel Schwimmen oder Radfahren. Nicht zuletzt ist es wichtig, eine Trainingsform zu wählen, die das ganze Jahr durchgeführt werden kann, zum Beispiel Fahrrad-Heimtrainer, eine Mitgliedschaft in einem Turnverein oder Fitnesscenter, die Teilnahme an von Krankenkassen geförderten Kursen oder die Teilnahme an einer Herzgruppe der Herzstiftung.“

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 9800 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.dgk.org/presse
http://www.kardiologie.ord

Quelle: idw

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Kläranlagen: Schlamm optimal verwerten

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Die Weinlese stellt Kläranlagen vor Herausforderungen: Die Abwasserfracht steigt durch die Verarbeitung der Trauben um ein Vielfaches – in Edenkoben in der Pfalz etwa um das 17fache. Die Hochlastfaulung ermöglicht, hier flexibel zu reagieren. Die Bilanz: Die Kläranlage verbraucht 20 Prozent weniger Energie, erzeugt über die Hälfte des benötigten Stroms selbst und produziert deutlich weniger Klärschlamm.

Saftig und reif hängen die Trauben an den Reben – nun gilt es für die Weinbauern und ihre Helfer, sie zu Wein zu verarbeiten. Dabei fällt stark belastetes Abwasser an, das die örtlichen Klärwerke jedes Jahr aufs Neue vor Herausforderungen stellt. So auch in der pfälzischen Verbandsgemeinde Edenkoben: Während an üblichen Sonn- und Feiertagen nur 7000 Einwohnerwerte (EW) die Kläranlage belasten, können es zur Zeit der Weinernte bis zu 120 000 EW sein – 17-mal so viel. Mit der Abwasserfracht schießt auch der Stromverbrauch der Klärwerke in die Höhe: Er klettert während der Weinlese auf das Dreifache. Damit der Schlamm, der nach der Reinigung des Abwassers zurückbleibt, nicht anfängt zu stinken, setzte man beim Bau der kleineren Klärwerke auf die aerobe Stabilisierung des Schlamms – und tut es auch heute noch. Dabei wird der Schlamm belüftet und somit stabilisiert. Das Manko dabei: Die Belüftung verbraucht viel Energie.

Energiebedarf um 20 Prozent senken
Mittlerweile arbeitet die Kläranlage deutlich effizienter – nicht nur was den Stromverbrauch betrifft. Möglich macht es die anaerobe Hochlastfaulung, die Forscher am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart entwickelt haben. »Wir haben den Prozess in Edenkoben auf eine anaerobe Hochlastfaulung umgestellt, gemeinsam mit Kollegen aus verschiedenen Ingenieurbüros. Der neue Prozess in Edenkoben bietet gleich mehrere Vorteile: Zum einen gewinnen wir durch den Prozess Energie, statt sie zu verbrauchen. Zum anderen sinkt die Menge an Schlamm, die kostenintensiv entsorgt werden muss«, erläutert Dr. Werner Sternad, Wissenschaftler am Fraunhofer IGB. Da dieser Prozess keine energieintensive Belüftung benötigt, sinkt der Energieverbrauch um 20 Prozent. Der Rest lässt sich zu 50 Prozent und mehr aus Eigenstrom beziehen, der aus dem Faulgas in den beiden Blockheizkraftwerken erzeugt wird. Hierdurch muss nur noch weniger als die Hälfte der Energie, die das Klärwerk braucht, fremdbezogen werden. Auch bei der Schlammentsorgung lässt sich viel Geld einsparen: Statt wie zuvor jeden Tag Restschlamm zu pressen, bleibt nun außerhalb der Kampagne so wenig zurück, dass er lediglich zweimal pro Woche gepresst werden muss.

Betrieb flexibel anpassen
In Edenkoben haben die Forscher nun vor allem die Situation des Kampagnebetriebs berücksichtigt, also die stark unterschiedliche Auslastung im Laufe des Jahres. »Wir haben daher zwei Faulbehälter eingebaut. Diese lassen sich während der Weinlese parallel betreiben, im restlichen Jahr seriell. Somit können wir den Prozess an den Schlammvolumenstrom anpassen und den Schlamm optimal verwerten«, berichtet Sternad. Anfang 2016 ging die Anlage in Betrieb: Im seriellen Betrieb verwertet sie etwa 40 Kubikmeter Schlamm pro Tag, während der Weinlese sind es nun erstmalig bis zu 130 Kubikmeter. Sternad: »Mit der Hochlastfaulung können wir flexibel auf die Abwasserfracht reagieren. Zudem sparen wir Energie, erzeugen Eigenstrom und senken die Menge an zu entsorgendem Schlamm deutlich.«

Weitere Informationen:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2016/oktober/klaeranlage…

Quelle: idw

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Herbstlaub wird zu Aktivkohle – Forschungsprojekt entwickelt clevere Biomassen-Verwertung

Sebastian Mense Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Kassel

Eine Forschergruppe der Universität Kassel entwickelt ein Verfahren, um aus Biomasse aus Parks oder von Straßenrändern wertvolle Aktivkohle herzustellen. Die Ergebnisse könnten den deutschen Städten immense Kosten sparen.

Herbstlaub verursacht den deutschen Stadtkämmerern jedes Jahr hohe Kosten, zu denen die Biomasse auf Kompostanlagen entsorgt wird. Gleiches gilt für Grünschnitt, wie er etwa regelmäßig an Straßenrändern oder in Parks anfällt. Schätzungen besagen, dass jedes Jahr in Nordwesteuropa rund 34 Mio. Tonnen Restbiomasse aus Landschafts- und Stadtpflege ungenutzt bleiben. Dabei steckt in dieser Biomasse viel mehr als ein Entsorgungsproblem: Eine Projektgruppe um den Kasseler Universitäts-Professor Dr. Michael Wachendorf hat sich zum Ziel gesetzt, die Energie dieser Abfälle zu nutzen und aus Gras und Laub Aktivkohle für Kläranlagen herzustellen. Die Wissenschaftler bauen dabei auf Forschungsergebnissen zur Biomassekonversion auf, die an der Universität Kassel bereits in mehreren europäischen Großprojekten gewonnen wurden. Die EU fördert das Verbundprojekt „Re-Direct“ mit elf Partnern aus fünf Ländern nun für die nächsten drei Jahre mit rund 3,2 Mio. Euro, davon entfallen 1,3 Mio. Euro auf die Uni Kassel.

Untersucht wird dabei, wie Restbiomassen in smarten, dezentralen Anlagen zu Bio- und Aktivkohle verarbeitet werden können. Bio- und Aktivkohle sind in der Lage, in Kläranlagen komplexe chemische Verbindungen wie z.B. Medizinrückstande aus dem Wasser filtern. „Wir werden innovative Technologien kombinieren, um Restbiomassen in regionalspezifischen Kreislaufsystemen zu hochwertigen Kohleprodukten zu veredeln“, so Wachendorf, Leiter des Fachgebiets Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe an der Universität Kassel. Zum Nachweis der Praxistauglichkeit im industriellen Maßstab erstellen und betreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine städtische Bio- und Aktivkohle produzierende Anlage, die an das Klär- und Kompostwerk der Stadt Baden-Baden angeschlossen ist, sowie eine kleinere ländliche Biomasse-Konversionsanlage in Wales (UK).

Wachendorf, der das EU-Projekt leitet, betont: „Die Forschungsergebnisse werden auch für die deutschen Städte sehr interessant sein, die zum Management und zur Beseitigung der Restbiomassen jährlich immense Steuergelder aufwenden müssen, ohne dass die in diesen Biomassen enthaltene Energie oder Inhaltsstoffe genutzt werden.“

Kontakt:
Dr. Frank Hensgen
Universität Kassel
Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe
Tel.: 05542-98-1245.
Email: hensgen@uni-kassel.de

Das Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe beschäftigt sich in Forschung und Lehre zum einen mit den komplexen Beziehungen zwischen Grünlandvegetation und Standort sowie mit der Qualität der produzierten Biomasse und deren Bedeutung für Landwirtschaft und Umwelt. Zum anderen werden neue Anbauverfahren beforscht, um Pflanzen als Nachwachsende Rohstoffe z.B. zur Energiegewinnung als Biogas oder Festbrennstoff zu nutzen. Zur schnellen und genauen Erfassung und Beurteilung der Pflanzenbestände werden neue, sensorische und fernerkundliche Methoden erprobt, die zukünftig als Entscheidungshilfe für eine optimierte Bewirtschaftung der Bestände in der Praxis dienen sollen. Diese zukunftsorientierten Sektoren eröffnen der Landwirtschaft neue Einkommensquellen und bringen wichtige Impulse für die Diskussion um die nachhaltige Nutzung von Ressourcen.

Weitere Informationen zum Fachgebiet finden Sie unter www.uni-kassel.de/agrar/gnr bzw. www.researchgate.net/profile/Michael_Wachendorf .

Weitere Informationen:
http://www.uni-kassel.de

Quelle: idw

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Regionale Bioenergiedaten online zusammenstellen: DBFZ stellt Bioenergie-Atlas vor

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Deutschland verfügt über große Potenziale an trockener und feuchter Biomasse. Mit einem vom DBFZ entwickelten interaktiven Bioenergie-Atlas lassen sich nationale und regionale Biomassepotenziale mit nur wenigen Mausklicks schnell und einfach am Rechner visualisieren und die zugrundeliegenden Daten für weitere Recherchen als Excel-Datei downloaden. Damit steht Forschern, Investoren und interessierten Laien ein leistungsfähiges und kostenfrei nutzbares Tool zur Verfügung.

Die Nutzung der Bioenergie stellt eine wesentliche Option für den Ausgleich der volatilen, regenerativen Energiequellen im Stromnetz dar. Eine Vielzahl von Biomassen, speziell von Abfall- und Reststoffen, bergen ein hohes Potenzial für den weiteren Ausbau einer integrierten stofflichen und energetischen Nutzung. Die Datenbasis im Bereich der Biomassepotenziale ist bislang jedoch noch weitestgehend heterogen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen wissenschaftlichen Partnern (u.a. Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, INFRO, HS Bremen, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe), konnten Wissenschaftler des DBFZ im Rahmen einer Meta-Studie verschiedenste Daten zu biogenen Rest- und Abfallstoffen sammeln, vereinheitlichen und vergleichbar machen. Mit dem vorliegenden Tool werden die erarbeiteten Ergebnisse in einer leistungsstarken und intuitiv bedienbaren Webanwendung zusammengeführt.

Mit dem vom DBFZ und der IPM GmbH entwickelten Bioenergie-Atlas ist es dem Nutzer damit erstmalig möglich, die Potenzialergebnisse verschiedener Biomassen individuell zusammenzustellen. So können mit dem Tool Informationen zu technischen Biomassepotenzialen in t TS sowie zur installierten Leistung von Bioenergieanlagen in kW individuell nach Themen und Regionen abgerufen werden. In interaktiven Karten lassen sich derzeit die Potenziale von 15 Biomassen/-kategorien z.T. bis auf Landkreisebene darstellen. Je nach Lizenzrecht der Datenquelle (Urheber) ist auch ein Download der Daten zur weiteren Verwendung möglich.

Das interaktive Tool ist zusätzlich in ein breites Online-Angebot von weiterführenden Informationen zum Thema Biomassepotenziale eingebettet. So verfügt die Webseite über eine wachsende Anzahl von Daten, Abbildungen, Karten, Datenblätter, Publikationen, Tools und Länderprofilen. Mit dem umfangreichen Informationsangebot stellt das DBFZ eine zentrale Anlaufstelle im Themenfeld Biomassepotenziale vor. Dem Nutzer wird mit dem Bioenergie-Atlas schnell ein biomassespezifisches Ergebnis präsentiert, zusätzlich können sich interessierte Nutzer durch die bereitgestellten Daten schrittweise immer tiefer in die Grundlagen bewegen. Nicht zuletzt besteht die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten und die Ergebnisse zu diskutieren und zu verbessern. Hierfür stehen institutsübergreifend die jeweiligen wissenschaftlichen Ansprechpartner zur Verfügung.
Weitere Informationen

Auf den folgenden Seiten finden Sie neben dem Bioenergie-Atlas ein kontinuierlich wachsendes Informationsangebot zu Biomassepotenzialen. In Ergänzung zu Forschungsberichten und verschiedenen Publikationsformaten erhalten Sie Direktzugriff auf Forschungsergebnisse: www.dbfz.de/biomassepotenziale

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Dipl. Geogr. André Brosowski
Tel. +49 (0)341 2434-718
E-Mail: andre.brosowski@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2016/regionale-bioenergiedaten-onl…
https://www.dbfz.de/biomassepotenziale

Quelle: idw

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Was steckt hinter der Tagesmüdigkeit? Neuer EEG-Algorithmus hilft bei der Diagnose

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Ein neuer EEG-Algorithmus hilft zu erkennen, ob ein müder Patient schläfrig oder übererregt ist.
Tagesmüdigkeit ist ein belastendes Symptom, das sowohl bei psychischen Störungen wie Depression, Angst und Schlafstörungen als auch bei diversen nicht-psychiatrischen Erkrankungen häufig berichtet wird. Neurophysiologen des Universitätsklinikums Leipzig haben nun eine Methode entwickelt, die dazu beitragen soll, zu erkennen, ob die Erschöpfung bei einem Patienten mit einem zu niedrigem oder einem zu hohen zentralnervösen Erregungsniveau einhergeht.

Vom Vigilanz Algorithmus Leipzig (VIGALL 2.1) erhoffen sich Experten der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) damit gleichzeitig, den Zusammenhang zwischen gestörter Wachheitsregulation am Tag und psychischen Erkrankungen wie Depression, Manie und ADHS besser zu verstehen und die Behandlung von Betroffenen zu verbessern.

Depressive Patienten leiden häufig unter schwerer Erschöpfung, aber trotzdem gleichzeitig unter Schlaflosigkeit mit Einschlafproblemen, nächtlichen Wachphasen und frühmorgendlichem Aufwachen. „Untersuchungen mit dem VIGALL an Patienten mit typischer Depression weisen darauf hin, dass eine konstant hohe Aktivität des zentralen Nervensystems vorliegt, die auch in Ruhe und geschlossenen Augen kaum zurückgeht“, erklärt Professor Dr. med. Ulrich Hegerl, Präsident der DGKN. „Damit im Einklang ist, dass trotz großer Erschöpfung sich die Betroffenen häufig ruhelos und angespannt, wie vor einer Prüfung, fühlen“.

Vom aktiven Wachzustand, über entspannte Ruhe und Dösigkeit, bis zum Schlaf zeigt das zentrale Nervensystem unterschiedliche Aktivitätszustände. Wissenschaftler sprechen von unterschiedlichen „Arousalniveaus“. Die Regulation dieses Arousals ist überlebenswichtig. „Im Straßenverkehr oder bei Gefahr muss das Gehirn schneller reagieren und das Arousal hoch gehalten werden, anders in der Hängematte“, erklärt Hegerl. Durch bestimmtes Verhalten kann der Organismus das Arousal auch selbst regulieren. Ein gutes Beispiel dafür sind übermüdete Kinder. Hier ist der Organismus eigentlich schläfrig, das Arousal neigt also zum Abfallen. Dieser Einschlaftendenz wird aber durch Aufgedrehtheit, Hyperaktivität und Schaffung einer reizintensiven Umwelt entgegengesteuert.
Obwohl die Regulation des Arousals von fundamentaler Bedeutung für menschliches Verhalten ist, gab es bisher kein praktikables und ausreichend validiertes Verfahren, um die Arousalregulation im Wachzustand zu bestimmen. Mit dem VIGALL 2.1 legt nun die Leipziger Arbeitsgruppe eine überarbeitete Version des Vigilanz Algorithmus Leipzig vor, der Abschnitten aus einem Elektro-Enzephalogramm (EEG) jeweils eines von sieben Arousalstadien zuordnet. Im Rahmen eines 15-minütigen Ruhe-EEGs mit geschlossenen Augen in halb liegender Position können nun der Verlauf und die Regulation des Arousals bestimmt werden.
„VIGALL 2.1 könnte bei der Diagnostik psychischer Erkrankungen und der Wahl der richtigen Therapie helfen“, so Hegerl. An Patienten mit unipolarer oder bipolarer (manischer) Depression und ADHS wurde das Verfahren bereits getestet. So ist das Arousal bei Menschen mit unipolarer Depression hochreguliert- das Nervensystem bleibt trotz der ruhigen Umgebung hochaktiv. Patienten mit Manie und ADHS haben dagegen Schwierigkeiten, ihr Arousal aufrechtzuerhalten (siehe schematische Darstellung in Abbildung). Die Software VIGALL 2.1 stellen die Leipziger Wissenschaftler kostenlos zur Verfügung.

Quelle:
Ulrich Hegerl, Tilman Hensch. The vigilance regulation model of affective disorders and ADHD. Neuroscience an Biobehavioral Reviews 44 (2014) 45-57

Links:
VIGALL 2.1 zum Download, Handbuch und Studien
http://research.uni-leipzig.de/vigall/
www.dgkn.de

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Ärzte und Wissenschaftler in Deutschland, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Anliegen der DGKN ist es, die Forschung auf diesem Gebiet zu fördern sowie eine qualitätsgesicherte Aus-, Weiter- und Fortbildung zu garantieren. Zu diesem Zweck richtet die DGKN wissenschaftliche Tagungen, Symposien und Fortbildungsveranstaltungen aus. Sie erarbeitet Richtlinien und Empfehlungen für die Anwendung von Methoden wie EEG, EMG oder Ultraschall. Darüber hinaus setzt sich die DGKN für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein, indem sie etwa Stipendien und Preise vor allem für junge Forscher vergibt. Die Methoden der klinischen Neurophysiologie kommen Patienten bei der Diagnose und Therapie von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Migräne, Epilepsie, Schlaganfall oder Multiple Sklerose zugute.

Quelle: idw

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Abwasser mittels naturnaher Systeme reinigen

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Deutsch-israelisches Verbundvorhaben gestartet: Es untersucht, wie naturnahe technische Systeme – wie technische Feuchtgebiete (z. B. Pflanzenkläranlagen) oder Sandfilter – die Belastung des gereinigten Abwassers mit Arzneistoffen, Haushaltschemikalien, Krankheitserregern und antibiotika-resistenten Bakterien verringern können.

Am 30. und 31. August fand in der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Koblenz die Kick-off-Veranstaltung zum deutsch-israelischen Verbundforschungsprojekt „OPTI“ statt. Vier Institutionen aus Deutschland und Israel werden im Rahmen dieser Forschungsinitiative eng zusammenarbeiten, um die Eliminierung von Arzneistoffen, Haushaltschemikalien, Krankheitserregern und antibiotika-resistenten Bakterien in naturnahen technischen Systemen zur Nachbehandlung von gereinigtem Abwasser zu untersuchen. Ziel der Nachbehandlung ist die Verbesserung der Wasserqualität für eine direkte landwirtschaftliche Nutzung des Abwassers.

Das auf drei Jahre ausgelegte Verbundprojekt „Optimization of subsurface treatment units based on novel indicators (OPTI)“ wird im Rahmen der deutsch-israelischen Kooperation in der Wassertechnologieforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom israelischen Wissenschaftsministerium (MOST) gefördert. Koordiniert wird das Projekt von der BfG durch Prof. Dr. Thomas Ternes und Dr. Ann-Kathrin Ghattas. Weitere Partner sind das Technologiezentrum Wasser aus Karlsruhe, die Münchner Firma vermicon AG sowie die israelische Galilee Society.

Aufgrund des rapiden weltweiten Bevölkerungswachstums und des zunehmenden Wasserverbrauchs von Landwirtschaft und Industrie sowie infolge des Klimawandels schrumpfen die nutzbaren Wasserressourcen. Gereinigtes Abwasser wird dadurch zu einer wertvollen erneuerbaren Ressource, u. a. um den Wasserbedarf in der Landwirtschaft arider Gebiete zu stützen. Die Nutzung dieser Ressource setzt allerdings eine ausreichende Wasserqualität voraus, welche jedoch durch die vermehrte Einleitung chemischer und biologischer Verunreinigungen – wie Arzneistoffe und Haushaltschemikalien („neuartige Schadstoffe“) sowie Pathogene und antibiotika-resistente Bakterien – beeinträchtigt wird.

Innerhalb des Forschungsprojekts OPTI werden naturnahe Systeme (technische Feuchtgebiete und Sandfilter) zur Nachbehandlung kommunal gereinigten Abwassers auf ihre landwirtschaftliche Nutzbarkeit in Gebieten mit Wasserknappheit untersucht. Im Fokus der Untersuchungen stehen außerdem sogenannte Retentionsbodenfilter, die zur Behandlung von überschüssigem Schmutzwasser bei Starkregenereignissen einsetzbar sind. OPTI untersucht die Aspekte:

• Entfernung neuartiger Schadstoffe in Abhängigkeit von unterschiedlichen
Behandlungsverfahren und Betriebsbedingungen
• Aufklärung und Nachweis der entstandenen Transformations- bzw.
Abbauprodukte der neuartigen Schadstoffe
• Aufklärung der am Abbau beteiligten mikrobiellen Gemeinschaften und
enzymatischen Prozesse
• Inaktivierung von Krankheitserregern und Entfernung antibiotika-resistenter
Bakterien.

Das eingehende Verständnis der Zusammenhänge zwischen den Betriebsbedingungen, der Zusammensetzung der mikrobiellen Gemeinschaft und der Entfernung chemischer und biologischer Verunreinigungen wird genutzt, um Optimierungsstrategien und neuartige Bewertungskonzepte hinsichtlich der Entfernung chemischer und biologischer Verunreinigungen zu entwickeln.

Weitere fachliche Informationen: Prof. Dr. Thomas Ternes, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon: 0261/1306 5560, Mail: ternes@bafg.de.

Quelle: idw

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Auszubildende sind zufrieden mit ihrem Betrieb, aber nicht mit ihrer Berufsschule

Petra Schmidt-Bentum Referat für Kommunikation und Marketing, Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Hochschule Köln

Die Mehrheit der Auszubildenden in Deutschland ist zufrieden bis sehr zufrieden mit ihrer betrieblichen Berufsausbildung. Weniger gut schneiden dagegen die Berufsschulen ab. Nicht einmal die Hälfte der Auszubildenden ist mit dem dortigen Unterricht zufrieden. Sie bemängeln vor allem die fehlende Abstimmung der Unterrichtsinhalte mit der Tätigkeit im Unternehmen und den Prüfungsanforderungen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung am Schmalenbach Institut der Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften der TH Köln. Befragt wurden bundesweit rund 1.350 Auszubildende aus den Bereichen Handel, Industrie und der Dienstleistungsbranche.

Ziel der quantitativen Befragung war die Erfassung der Auszubildendenzufriedenheit im dualen System der Berufsausbildung. Unter der Leitung von Dr. Christian Ernst, Professor für Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Berufsbildung und Personalführung, stand dabei der Vergleich der Lernorte Betrieb und Berufsschule im Mittelpunkt der Analyse.

Gute Betreuung und hohes Niveau, unzufriedener mit der Bezahlung
Dreiviertel der Befragten (73 Prozent) sind zufrieden bis sehr zufrieden mit der betrieblichen Ausbildung. Die Atmosphäre der Auszubildenden untereinander und der Praxisbezug werden dabei besonders positiv bewertet. 76 Prozent sind der Meinung, dass das Unternehmen ein hohes praktisches Qualifikationsniveau sicherstellt. Auch die Erreichbarkeit der Ausbildungsleiter, die persönliche Betreuung und die Ausstattung des Arbeitsplatzes werden gut bewertet. Die Zufriedenheit sinkt jedoch markant mit der Länge der Ausbildung: Von den Azubis im

Verbesserungsbedarf sehen viele Auszubildende lediglich bei der Vergütung. Hier sind nur 55 Prozent zufrieden, aber 20 Prozent ausdrücklich unzufrieden. Dabei fällt die monetäre Zufriedenheit in Industrieunternehmen mit 80 Prozent deutlich höher aus als in den anderen Branchen. Auch in Konzernen sind Auszubildende mit ihrer Vergütung zufriedener (70 Prozent) als in kleinen Unternehmen (39 Prozent). „Das ist nicht überraschend aufgrund der höheren Verbreitung tarifvertraglich geregelter Ausbildungsvergütungen in diesen Unternehmen“, kommentiert Prof Dr. Christian Ernst das Ergebnis.

Berufsschulen: Schlechte Abstimmung der Lehrinhalte und mangelnde Motivation
Im Vergleich zur guten Qualität der Berufsbildung im Betrieb schneiden die Berufsschulen in der Wahrnehmung der Auszubildenden deutlich schlechter ab. Wirklich zufrieden sind lediglich 44 Prozent, 16 Prozent dagegen unzufrieden oder sogar sehr unzufrieden. Bemängelt werden vor allem die fehlende Abstimmung der Unterrichtsinhalte mit der Tätigkeit im Unternehmen und den Prüfungsanforderungen. Damit sind nur 42 Prozent zufrieden. Besonders die Auszubildenden in den Dienstleistungsunternehmen sind darüber unzufrieden. Allgemein werden auch die fehlende Aktualität des Lernstoffes und die mangelnde Motivation der Lehrerinnen und Lehrer kritisiert. Das Fachwissen des Lehrpersonals schneidet hingegen weniger schlecht ab.

„Die fehlende Abstimmung der Unterrichtsinhalte zwischen den beiden Lernorten ist ein altbekanntes Problem, dass diese Analyse noch einmal bestätigt“, sagt Professor Ernst. Die kritisierte Motivation der Lehrerinnen und Lehrer, und damit die Art des Unterrichts, liegen aus seiner Sicht an strukturellen Versäumnissen der Lehrerausbildung und vor allem am schulischen Personalmanagement. „Wenn man dem Aderlass der Lehre nicht weiter Vorschub leisten will, müssen Berufsschulen und Unternehmen näher zusammenrücken.“ So könnten obligatorische Hospitationen der BerufsschullehrerInnen in den Betrieben eingeführt und AusbilderInnen vermehrt im Unterricht eingesetzt werden. Außerdem würden die Lehrkräfte gerade in schwierigen Berufsschulklassen pädagogisch zu sehr allein gelassen, so Professor Ernst. Er empfiehlt eine Betreuung durch lernfeldorientierte Coaches, um den Unterricht didaktisch und methodisch weiterzuentwickeln. „Ebenso sollte die Reduzierung des Berufsschulunterrichts auf acht Wochenstunden kein Tabu in der Diskussion um eine Neuorientierung der Berufsschulen sein.“

Zur Befragung
Bundesweit wurden 1348 Auszubildende befragt. 46 Prozent der Befragten sind weiblich, 54 Prozent männlich. 81,1 Prozent waren zum Zeitpunkt der Analyse zwischen 18 und 23 Jahre alt. 35 Prozent befanden sich im ersten, 37 Prozent im zweiten und 27 Prozent im dritten Ausbildungsjahr. Mit 48 Prozent arbeitet die Mehrheit der Befragten im Handel, 26 Prozent in der Industrie bzw. dem produzierenden Gewerbe und neun Prozent in Dienstleistungsunternehmen. 26 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in Kleinunternehmen mit bis zu 50 Angestellten ausgebildet. Neun Prozent in Konzernen mit über 10.000 Angestellten.

Den Abschlussbericht der Studie „Auszubildendenzufriedenheit“ können Sie einsehen unter https://www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/hochschule/aktuell/pm/2016/abschlu…

Die TH Köln bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind mehr als 25.000 Studierende in über 90 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinäres Denken und Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen Aktivitäten machen uns in vielen Bereichen zur geschätzten Kooperationspartnerin und Wegbereiterin. Die TH Köln wurde 1971 als Fachhochschule Köln gegründet und zählt zu den innovativsten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.

Quelle: idw

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Hochschule Koblenz engagiert im Umwelt- und Klimaschutz: Neues Forschungsprojekt und Auszeichnung

Dipl.-Ing. (FH) Melanie Dargel-Feils RheinAhrCampus Remagen Pressestelle
Hochschule Koblenz – University of Applied Sciences

Nachhaltigkeit ist an der Hochschule Koblenz kein abgestumpftes Modewort, sondern Realität und stets mit neuen Maßnahmen anvisiertes Handlungsziel zugleich. Nun wurde die Hochschule wieder mit dem begehrten ÖKOPROFIT- Siegel für ökologisch engagierte Betriebe ausgezeichnet. Parallel dazu fiel der Startschuss für das nächste Projekt zur Entwicklung und Umsetzung frischer Ideen für Umwelt- und Klimaschutz: Gemeinsam mit 10 Hochschulen des Bundes nimmt die Hochschule Koblenz an ECHO teil, einem anwendungsorientierten Forschungsprojekt zum Thema nutzerbedingte Energieeinsparung.

KOBLENZ. Nachhaltigkeit ist an der Hochschule Koblenz kein abgestumpftes Modewort, sondern Realität und stets mit neuen Maßnahmen anvisiertes Handlungsziel zugleich. Nun wurde die Hochschule wieder mit dem begehrten ÖKOPROFIT- Siegel für ökologisch engagierte Betriebe ausgezeichnet. Parallel dazu fiel der Startschuss für das nächste Projekt zur Entwicklung und Umsetzung frischer Ideen für Umwelt- und Klimaschutz: Gemeinsam mit 10 Hochschulen des Bundes nimmt die Hochschule Koblenz an ECHO teil, einem anwendungsorientierten Forschungsprojekt zum Thema nutzerbedingte Energieeinsparung. Die Fragen: Wie viel Energie kann man sparen, wenn jeder Einzelne auf freiwilliger Basis durch sein Verhalten etwas dafür tut? Wie nachhaltig sind Aktionen bezüglich des Nutzerverhaltens?

Der ÖKOPROFIT Klub verbindet Ökologie und Ökonomie: „Kosten sparen durch Umweltschutz“ lautet sein Motto. Unterstützt wird der Klub von der Industrie- und Handelskammer zu Koblenz, der Handwerkskammer Koblenz und der Wirtschaftsförderung am Mittelrhein. Das vom Landkreis Mayen-Koblenz, der Stadt Koblenz und dem Landkreis Mainz-Bingen initiierte Projekt endete nun mit einer feierlichen Abschlussveranstaltung in der Kreisverwaltung Mainz-Bingen. Neben Jochen Wiebusch, Abteilungsleiter der Technik und Hausverwaltung an der Hochschule Koblenz, nahmen sieben weitere Unternehmensvertreterinnen und
-vertreter die Urkunden entgegen. Wiebusch freute sich über die erneute Auszeichnung: „Seit 2012 nimmt die Hochschule am ÖKOPROFIT Klub teil und erhielt 2013 erstmals das Siegel. Seither konnten wir unsere Einsparungen zu Gunsten des Umweltschutzes deutlich steigern. Mit 70.000 Euro im Jahr bedeutet das außerdem eine erhebliche Reduktion der Fixkosten des Gebäudeunterhalts, die zur Hälfte die Energie betreffen.“

Im vergangenen Jahr begleitete das Beratungsunternehmen Arqum die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer und erschloss Möglichkeiten, die Betriebe in Bezug auf Umweltthemen weiter zu optimieren. Im Vordergrund standen dabei Maßnahmen zur Kostenreduzierung und Vermeidung von Umweltbelastungen. Zentral war nicht nur die Beratung vor Ort, sondern auch der Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmenden in drei gemeinsamen Workshops. Welche technischen Verbesserungen kann man einführen? Lohnt sich beispielsweise die Investition in eine sogenannte Kraft-Wärme-Kopplungsanlage zur Eigenstromerzeugung? Welche Förderungsmöglichkeiten für Energieeffizienzmaßnahmen in Unternehmen gibt es? Wie können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Umweltfragen sensibilisiert werden? Diese und viele weitere Fragen wurden in den Workshops ausführlich behandelt und diskutiert.

In der Abschlussphase des Projekts waren alle Unternehmen aufgerufen, je eine der geplanten oder bereits umgesetzten Maßnahmen auszuwählen und vorzustellen, um innerhalb dieser Auswahl die „Beste“ auszuzeichnen. Die Hochschule Koblenz geht den nächsten Schritt in eine umweltfreundliche Zukunft mit dem ECHO-Projekt. „Großes Einsparungspotential, sowohl finanziell als auch ökologisch, sehen wir im Bereich Nutzerverhalten“, erläutert Wiebusch. Zwei Teile des Hochschulgebäudes am RheinMoselCampus Koblenz werden als Pilot ausgewählt und in der Erhebungsphase regelmäßig mit Infomaterial, Tipps und Hinweisen zum Thema Energiesparen versorgt. Stoßlüften, die Heizung abdrehen, PC und Licht ausschalten: Es geht um die vielen kleinen Handgriffe, die beim Energiesparen helfen können. „Natürlich werden wir keine Maßnahmen ‚aufdiktieren‘ und auch niemanden persönlich kontrollieren. Das Ganze läuft auf rein freiwilliger Basis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Wiebusch, „Rückschlüsse in Bezug auf den Erfolg dieser Idee werden wir nur aus den Energiedaten der jeweiligen Gebäudekomplexe ziehen.“ Im Anschluss an den Pilotversuch sollen die Erkenntnisse auf das komplette Gebäude ausgeweitet werden. Nicht außer Acht gelassen wird im Nachgang des Projekts die Frage, ob das Nutzerverhalten sich dauerhaft geändert hat. „Spannend werden für uns außerdem die regelmäßigen Treffen mit den zehn anderen teilnehmenden Hochschulen“, sagt Wiebusch, „von diesem intensiven Erfahrungsaustausch werden wir mit Sicherheit profitieren und neue Impulse erhalten.“

Weitere Informationen:

http://www.hs-koblenz.de

Quelle: idw

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Fokus Phosphor-Problematik: Internationale IPW8-Konferenz in Rostock zeigt Lösungen auf

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Vom 12. bis 16. September 2016 fand in Rostock der 8. Internationale Phosphor-Workshop (IPW8) mit dem Titel „Phosphor 2020: Herausforderungen für Synthese, Landwirtschaft und Ökosysteme“ statt. 230 Wissenschaftler aus aller Welt diskutierten mögliche Lösungen, die die aktuelle Forschung für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem begrenzt verfügbaren Rohstoff Phosphor anzubieten hat. Dabei gilt es, zum einen gravierende Umweltschäden wie Gewässerüberdüngung zu vermeiden und zum anderen die für die Welternährung essenzielle Phosphorversorgung durch nachhaltige Nutzung auch in Zukunft sicherzustellen.

Zu den wichtigsten Ergebnissen der Phosphorforschung der letzten Jahre zählen nach Auffassung der IPW8-Teilnehmer folgende Aspekte:

1. Phosphor-Düngung und Eintrag in Gewässer:
Auch die aktuellsten Forschungsergebnisse belegen, dass nach wie vor zu große Mengen Phosphor in die Gewässer gelangen. In Richtlinien verbindlich festgelegte Gewässerschutzziele werden da-her nicht erreicht. Als wichtige Ursachen hierfür identifizierten die Forscher, dass Phosphor in der intensiven Landwirtschaft immer noch zu ineffizient eingesetzt wird und die traditionellen Tests der landwirtschaftlichen Bodenuntersuchung auf pflanzenverfügbaren Phosphor das Austragsrisiko von Phosphor nicht adäquat anzeigen können. Zudem konnte nach-gewiesen werden, dass etablierte Gewässerschutzmaßnahmen (z.B. reduzierte Düngung) mitunter in den Gewässern noch keine Erfolge zeigen, weil es lange Verzögerungszeiten gibt, bis der Phosphor aus den Böden in die Gewässer ge-langt. Auch zeigte sich, dass durch Klimawandel bedingte häufigere Extremniederschläge die Mobilisierung und Auswaschung von Phosphor fördern.

2. Verbesserung der Untersuchungsmethoden:
In den letzten Jahren konnten zahlreiche Analysemethoden so verfeinert werden, dass nun eine Vielzahl von Phosphorverbindungen, beispielsweise der Unkrautvernichter Glyphosat, in der Umwelt nachgewiesen und ihre Umsetzung nachvollzogen werden können. In der Forschung werden bereits sehr anspruchsvolle spektroskopische Methoden, Isotopentechniken sowie auch Teilchenbeschleuniger für viele Fragestellungen eingesetzt, um Phosphor-Verbindungen und -umsetzungen mit größter Detailliertheit zu erforschen.

3. Phosphor-Recycling und -Synthese:
Erstmals wurden im Rahmen eines IPW verschiedene Technologien für Phosphor-Recycling und chemische Katalyse mit Phosphorverbindungen als zukunftsweisende Strategie für einen nach-haltigen Umgang mit Phosphor diskutiert. Dabei wurden sowohl grundlegende neue Reaktionswege und Verbindungen als auch eine Vielzahl an-wendungsreifer Technologien vorgestellt, die insbesondere auf die Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlämmen, Schlachtabfällen oder Gärresten aus Biogasanlagen abzielen.

4. Forschungsansatz Genetik:
Da die genetischen Grundlagen der Phosphornutzung durch Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere zunehmend besser verstanden sind, eröffnen sich neue Möglichkeiten, Prozesse rings um die Phosphoraufnahme, -nutzung und -ausscheidung zu optimieren. Beispiele sind die Identifizierung von Genvarianten für die Züchtungen von Schweinen, die Phosphor im Futter effektiver verwerten können, oder neue Futterergänzungsmittel und Fütterungsregime, die die Verdaulichkeit und Ver-wertung von Phosphor-Verbindungen durch Tiere verbessern.

Als wichtigsten Forschungs- und Handlungsbedarf arbeiteten die IPW8-Teilnehmer folgende Aspekte heraus:

1.System-Zusammenhänge konsequent erforschen:
Bislang ist zu wenig darüber bekannt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede Phosphor-Umsetzungsprozesse in verschiedenen Umweltsystemen – etwa im Wasser oder auf dem Land – aufweisen und wie sie mit anderen Stoffkreisläufen – etwa Kohlenstoff und Stickstoff – im gesamten Erdsystem gekoppelt sind. Zudem gibt es kaum integrierte Forschung, die Zusammenhänge zwischen Phosphor-Umsetzungen auf unterschiedlichen Größenskalen betrachtet, an-gefangen bei einzelnen Zellen über Organismen bis hin zu ganzen Ökosys-temen. Dies ist aber wichtig, da die meisten Vorgänge in Ökosystemen mit-einander gekoppelt sind und daher auch nur durch einen ganzheitlichen Ansatz richtig verstanden werden.

2. Innovative Technik konsequent in die Anwendung überführen:
Sowohl im Bereich der Phosphorrückgewinnung als auch bei den Untersuchungsmethoden zum Nachweis pflanzenverfügbaren Phosphors in Ackerböden, die eine wichtige Voraussetzung für effizienten Düngemitteleinsatz sind, wurden große wissenschaftliche und technologische Fortschritte erzielt. Dennoch mangelt es bisher an einer breiten Anwendungspraxis dieser Technologien. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich: Entweder fehlt noch die praxisorientierte Anwendungsreife oder es gibt gesetzliche Hindernisse wie Richtlinien und Verordnungen, die keinen Raum für die Anwendung bestimmter Verfahren bieten. Probleme liegen zum Teil in unklaren politischen Rahmenbedingungen begründet, wie z. B. der Novellierung der Klärschlammverordnung in Deutschland und Anforderungen an Recyclingdünger europaweit. Hier sehen die IPW8-Forscher sowohl Handlungsbedarf in der Forschung als auch in der Politik.

3. Problembewusstsein und Umdenken konsequent fördern:
Eine für die IPW neue Sichtweise war die Einbeziehung der ethischen, umweltrechtlichen und umweltpolitischen Aspekte beim Einsatz von Phosphor. Verschiedene Aspekte, wie die Vorteile einer ausgewogenen Ernährung vor dem Hintergrund der Phosphorverfügbarkeit und -belastung oder die Möglichkeit, durch Anreize oder Verbote effektiv den Phosphor-Einsatz zu steuern, wurden auf der Konferenz lebhaft diskutiert. Es wurde deutlich, dass die bisher fast ausschließlich betriebenen natur- und agrarwissenschaftlichen Forschungsansätze durch entsprechende gesellschaftswissenschaftliche Ansätze ergänzt werden müssen, um eine nachhaltige Nutzung und Wiedergewinnung der Ressource Phosphor bei schonendem Umgang mit der Umwelt tatsächlich in akzeptierte Praxis umzusetzen.

Fazit:
Die Teilnehmer waren sich darin einig, dass nur eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen „im Konzert“, wie züchterische Fortschritte, verbesserte landwirtschaftliche Untersuchungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen, neue Techniken und Technologien der Phosphor-Ersparnis und -Rückgewinnung, ein gesellschaftlicher Normen- und Bewusstseinswandel des Konsumverhaltens und flankierende politische Maßnahmen gemeinsam die Phosphor-Problematik lösen können. Hierzu ist auch die Entwicklung von neuen akademischen Strukturen notwendig, wie z. B. Leibniz-WissenschaftsCampi, die Transfer von Technologie, Methodik und Ideen unterstützen.

Der Internationale Phosphor-Workshop (IPW) findet alle drei Jahre in wechselnden europäischen Ländern statt und gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen auf dem Gebiet der Phosphorforschung in Europa. In diesem Jahr war zum ersten Mal Deutschland der Gastgeber und konnte eine Rekordteilnehmerzahl willkommen heißen. Veranstalter war der Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock, ein Zusammenschluss von fünf Leibniz-Instituten und der Universität Rostock.

*IPW8-Vorsitz:
Prof. Dr. Ulrich Bathmann, Sprecher des Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock
Prof. Dr. Peter Leinweber, Sprecher der Universität für den Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock

*Kontakt:
Dr. Inga Krämer, Koordinatorin des Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock | 0381 5197-3471 | inga.kraemer@io-warnemuende.de

*Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock
Aufgrund der zentralen Bedeutung von Phosphor in einer Vielzahl von Produktions- und Umweltsystemen ist ein interdisziplinärer Forschungsansatz notwendig. Deshalb haben sich fünf Leibniz-Institute und die Universität Rostock in einem Netzwerk zusammengeschlossen, um die Zusammenarbeit und Forschung rund um dieses essentielle Element und sein nachhaltiges Management zu intensivieren. Der Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock fördert im Rahmen seiner strategischen Forschung die Interdisziplinarität in Themen, Projekten und Methoden. Die bestehenden Expertisen in verschiedensten Aspekten der Erforschung des essentiellen Elementes Phosphor, seiner vielfältigen chemischen Verbindungen und spezifischen Wirkungsweisen in Agrar- und Umweltsystemen wie auch in technischen und industriellen Prozessen werden in dem WissenschaftsCampus zusammengeführt. Der WissenschaftsCampus wird durch die Leibniz-Gemeinschaft und das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz MV gefördert.

Quelle: idw

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Bertelsmann-Studie zeigt: Eltern unzufrieden mit Schulessen

Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Berlin – Auch wenn die Mehrheit der Eltern mit dem pädagogischen Angebot an den Ganztagsschulen zufrieden ist: Das Essensangebot stößt bei fast der Hälfte der Erziehungsberechtigten auf Kritik. Das ist eines der Ergebnisse der repräsentativen Umfrage der Bertelsmann Stiftung unter mehr als 4000 Eltern schulpflichtiger Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren. „Ein großer Teil der Eltern hält das Essen für nicht gesund und ausgewogen“, sagt Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Damit zeigt die neue Studie eindrucksvoll die Notwendigkeit, verbindliche Qualitätsstandards für die Schulverpflegung einzuführen.“

Die Fachgesellschaft sieht jetzt die Schulpolitik in der Pflicht, gesundes Essen an Schulen und Kitas zu fördern und so Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen.

Nur 60 Prozent der befragten Eltern waren zufrieden mit der Essensauswahl an den Ganztagsschulen, an den gebundenen Ganztagsschulen 53 Prozent. Die Halbtagsschulen schnitten noch schlechter ab: Hier zeigten sich nur 37 Prozent der Eltern zufrieden mit dem Angebot der Schulkantine. „Eine gesunde Kita- und Schulverpflegung kann einen nachhaltigen Beitrag leisten, um Übergewicht bei Kindern und jungen Erwachsenen zu vermeiden“, betont Dietrich Garlichs, zugleich Sprecher der Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK). Denn 15 Prozent der drei- bis 17-Jährigen in Deutschland sind übergewichtig – Tendenz steigend. Ihnen droht auch im Erwachsenenalter Übergewicht und die damit verbundenen Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs oder Gelenkverschleiß.

Bisher gibt es aber nur wenige Schulen, die die Vorgaben einer gesunden Ernährung erfüllen, wie eine bundesweite Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigt. So wird in 60 Prozent der Schulen das Essen gekocht angeliefert und stundenlang warmgehalten. „Für die Schulen ist dies die preisgünstigste Variante – Vitamine werden sie in diesen Mahlzeiten allerdings kaum noch finden“, sagt Professor Ulrike Arens-Azevedo von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Zu selten würden dagegen frische Produkte angeboten. Nur bei einem Drittel der Schulen kommt täglich Gemüse oder Rohkost auf den Tisch. Geschmacklich können die meisten Schulkantinen auch nicht überzeugen: Die Hälfte der Schüler bewertet das Essen als schlecht, rund jeder Dritte verpflegt sich beim Imbiss, Bäcker oder Fast Food Restaurant, oft mit ungesunden und fettigen Snacks

Bereits im Jahr 2007 hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Qualitätsstandards zur Verbesserung der Kita- und Schulverpflegung erlassen. Doch bisher haben nur das Bundesland Berlin und das Saarland diese umgesetzt. Wie eine Umfrage der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten DANK unter den Kultusministern der übrigen vierzehn Bundesländer ergab, plant keines der Länder eine Einführung von verbindlichen Standards. Die Ministerien verweisen stattdessen auf die Eigenverantwortung der Schulen und Kitas. Jedoch sind die Qualitätsstandards der DGE nur bei 50 Prozent der Schulen und Kitas bekannt. Davon wiederum setzen nur die Hälfte die Standards um.

Im Rahmen einer Pressekonferenz hatte DANK daher erneut verbindliche Qualitätsstandards für die Kantinen in Schulen und Kitas gefordert. „Die repräsentative Bertelsmann-Umfrage macht einmal mehr deutlich, dass die Schulpolitik die Verantwortung für gesunde Schulverpflegung nicht länger auf die Schulen abschieben darf“, kritisiert Garlichs. Neben den Qualitätsstandards der DGE können auch Qualifizierungsnachweise für Caterer und Mitbestimmungsrechte für Schüler und Eltern dazu beitragen, das Essensangebot an Schulen und Kitas nachhaltig zu verbessern.

Weiterführende Links:
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2016/september/…
http://www.dank-allianz.de/

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Geschäftsstelle
Albrechtstraße 9, 10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-0, Fax: 030 3116937-20
info@ddg.info

Weitere Informationen:
http://www.ddg.info

Quelle: idw

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Keine Einzelkämpfer in der Arbeitswelt. Neue Befunde der Arbeitssoziologie

Dr. Jennifer Villarama Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)

Die Gesellschaft wird ungleicher. Wie denken Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer darüber? In der Erwerbsarbeitssphäre, das zeigt das aktuelle Schwerpunktheft der WSI-Mitteilungen, finden sich eine ausgeprägte „moralische Ökonomie“, Bereitschaft zur Solidarität und vitale interessenpolitische Ansprüche der Beschäftigten. Die versammelten Heftbeiträge verweisen auf Ansätze kollektiver Interessenvertretung und solidarischen Handelns. Konzipiert und koordiniert wurde die aktuelle Ausgabe der WSI-Mitteilungen von Knut Tullius, Berthold Vogel und Harald Wolf vom Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI).

Die Zeitdiagnostik malt das Bild einer Wirtschafts- und Arbeitswelt, in der Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten zwar wachsen, zugleich aber auch die normativen und moralischen Grundlagen für Kritik und Protest schwinden. Diese Diagnose ist Herausforderung und Ansporn für die soziologische Arbeitsforschung, sich erneut stärker den Ungerechtigkeitserfahrungen und Gerechtigkeitsansprüchen von Beschäftigten zuzuwenden und nach ihrem Arbeitsbewusstsein zu fragen.

Das neue Schwerpunktheft der WSI-Mitteilungen geht dieser Aufgabenstellung auf Basis aktueller empirischer Forschungsbefunde nach und zeigt zugleich die konzeptionellen Erweiterungen der heutigen Forschungsansätze auf. Deutlich wird: Die Beschäftigten haben konkrete Vorstellungen, wie Arbeitsbedingungen und Beschäftigungsverhältnisse rational und gerecht zu gestalten sind; damit zeigen sich Ansatzpunkte für kollektive Interessenvertretung und solidarisches Handeln – auch über die Arbeitswelt hinaus. Schließlich: Eine am „Arbeitsbewusstsein“ interessierte Soziologie hat den Anspruch, Quellen politischer Veränderung der Arbeitswelt ausfindig zu machen und mit ihren Befunden klärend in die öffentliche Diskussion über soziale Gerechtigkeit, Arbeitnehmerbewusstsein und Interessenvertretung einzugreifen.

Zum Inhalt der WSI-Mitteilungen 7/2016
Schwerpunktheft „Gerechtigkeitsansprüche und Arbeitnehmerbewusstsein heute – neue Ansätze, neue Befunde“:

EDITORIAL: KNUT TULLIUS, BERTHOLD VOGEL, HARALD WOLF
Gerechtigkeitsansprüche und Arbeitnehmerbewusstsein heute – neue Ansätze, neue Befunde

KNUT TULLIUS, HARALD WOLF
Moderne Arbeitsmoral: Gerechtigkeits- und Rationalitätsansprüche von Erwerbstätigen heute

STEFANIE HÜRTGEN, STEPHAN VOSWINKEL
Ansprüche an Arbeit und Leben – Beschäftigte als soziale Akteure

BERTHOLD VOGEL, ANDREAS PFEUFFER
Amtsethos oder Job? Zum Arbeitsbewusstsein im öffentlichen Dienst

BARBARA HEIL, MARTIN KUHLMANN
„Die da oben, wir hier unten“ – Arbeits- und Betriebsverständnis von Industriearbeitern

WOLFGANG MENZ, SARAH NIES
Gerechtigkeit und Rationalität – Motive interessenpolitischer Aktivierung

MARIA DAMMAYR, THOMAS GEGENHUBER, DORIS GRAß, HERBERT ALTRICHTER, BRIGITTE AULENBACHER,
ROBERT BAUER
Legitime Leistungspolitiken? Governance und Gerechtigkeit in Schule, Altenpflege und Kreativwirtschaft

REINER HOFFMANN, THOMAS FISCHER
Gewerkschaftliche Gestaltungsanforderungen an die Arbeit der Zukunft – Überlegungen zur Praxisrelevanz der Arbeitsbewusstseinsforschung

FRIEDERIKE BAHL
Arbeit und Subjekt – Herausforderungen für eine Forschungstradition

MICHAEL SCHUMANN
Arbeitsbewusstsein und Gesellschaftsbild revisited

Weitere Informationen und Kontakt:
Dr. Jennifer Villarama
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
Tel.: +49 551 52205-19
E-Mail: kommunikation@sofi.uni-goettingen.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/wsi-mitteilungen_67665.htm

Anhang
Flyer WSI-Mitteilungen 7/2016 „Gerechtigkeitsansprüche und Arbeitnehmerbewusstsein heute – neue Ansätze, neue Befunde
https://idw-online.de/de/attachment51361

Quelle: idw

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Kohlenhydrate – optimale Ernährung zur Gewichtsabnahme und für ein längeres Leben

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Kohlenhydrate machen krank und dick? Ganz im Gegenteil, wie die University of Sydney meldet. Eine kohlenhydratreiche Ernährung unterstützt die Produktion eines Hormons, das den Appetit zügelt, die Gesundheit erhält und auch als lebensverlängernd gilt.

Neue Erkenntnisse von Wissenschaftlern des Charles Perkins Centre der University of Sydney zeigen, welche Bedeutung die Ernährung in Bezug auf die Produktion des Hormons Fibrolast Growth Factor 21 (FGF21) – dem so genannten „Jungbrunnen“-Hormon – hat. Die Ergebnisse, welche Ende September in der renommierten Zeitschrift „Cell Metabolism“ veröffentlicht wurden, veranschaulichen, dass eine optimale Ernährung mit vielen Kohlenhydrate die Produktion des Hormons ankurbelt, welches als lebensverlängernd gilt und Fettleibigkeit bekämpfen kann.

Frühere Studien zeigten bereits, dass FGF21 eine wichtige Rolle dabei spielt, Appetit zu zügeln, den Stoffwechsel zu mäßigen, das Immunsystem zu verbessern und das Leben zu verlängern. Zudem wird das Hormon heutzutage bereits in der Behandlung von Diabetes eingesetzt. Dennoch ist noch nicht viel darüber bekannt, wie das Hormon produziert und ausgeschüttet wird.

Um die Hormonproduktion genauer in Bezug zur Ernährungsaufnahme zu studieren, fütterten die Wissenschaftler für ihre Studien Mäuse nach fünfundzwanzig verschiedenen Ernährungsplänen. Diese unterschieden sich in der Menge der Proteine, Kohlenhydrate, Fette und dem Energiegehalt. Anschließend werteten die Wissenschaftler den Nährstoffgehalt aus und erforschten, welche Zusammensetzungen die besten Ergebnisse bezüglich der Ausschüttung von FGF21 erzielten.

Entgegen derzeitigen Trends von Diäten wie der „Paleo“-Diät, die eine Ernährung mit vielen Proteinen und wenig Kohlenhydrate vorschreiben, beobachteten die Wissenschaftler, dass ein gegenteiliger Ernährungsplan zu einer höheren Ausschüttung von FGF21 führt. Demzufolge ist eine Ernährung mit wenig Proteinen und vielen Kohlenhydraten am vorteilhaftesten für unsere Gesundheit und ein langes Leben, sagt Hauptautor Dr Samantha Solon-Biet.

Ausschlaggebend für eine hohe Ausschüttung des Hormons ist demnach die Zusammensetzung des Nährstoffgehalts und die damit verbundene Balance zwischen den Protein- und Kohlehydratanteilen.

Dr Solon-Biet betont in diesem Zusammenhang auch, dass weiterführende Studien zur Aktivierung von FGF21 essentiell für die Forschung an chronischen Krankheiten sein werden, denn FGF21 kann der Schlüssel zu Medikamenten für die Behandlung von Diabetes und anderen Stoffwechselstörungen sein. Im nächsten Schritt muss also der genaue Signalweg von FGF21 entschlüsselt werden, um unsere Ernährung noch zielgenauer anzupassen und alle Vorteile des Hormons auszuschöpfen.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem ANZAC Research Institut, der Macquarie University, EWOS Innovation in Norwegen und dem Pennington Biomedical Research Centre in Louisiana, USA durchgeführt.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Emily Cook
Media and PR Adviser
Tel.: +61 2 8627 1433
Email: emily.cook@sydney.edu.au

Bei Veröffentlichung der Pressemitteilung bitten wir um eine Quellenangabe sowie die Zusendung eines Belegexemplars.

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de
http://www.ranke-heinemann.at
http://www.ranke-heinemann.tv

Quelle: idw

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Aus Kohlendioxid und Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht zu neuen Rohstoffen

Dr. Barbara Heller Pressestelle
Leibniz-Institut für Katalyse e. V. an der Universität Rostock

Mit einer Millionen Euro fördert das BMBF über drei Jahre ein Verbundprojekt mit dem Kürzel PROPHECY. Wissenschaftler aus dem Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT Rostock) suchen gemeinsam mit Kollegen der Universität Oldenburg und dem Karlsruher Institut für Technologie neue Wege zur Gewinnung von Ausgangsstoffen für die chemische Industrie, die völlig unabhängig von fossilen Rohstoffen sind. Die Forschungen der drei akademischen Partner werden von der Siemens AG industriell bewertet. Mit Hilfe von Sonnenlicht sollen aus Kohlendioxid und Wasser durch neue Material- und Prozesskonzepte Produkte wie Methan, Methanol oder auch Synthesegas ökologisch und ökonomisch sinnvoll produziert werden.

Das in vorindustriellen atmosphärischen Konzentrationen lebenswichtige Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) wird durch seine gigantische menschengemachte Freisetzung, vor allem aus der Verbrennung fossiler Energieträger, in der heutigen Zeit zusehends zum „Klimakiller“. Wenn CO2 wieder zu nutzbaren Rohstoffen oder Brennstoffen recycelt werden könnte, wären wir einerseits unseren Emissions- und Klimaschutzzielen näher und gleichzeitig könnten wir auch die Industrie mit Ausgangsstoffen versorgen, die von fossilen Rohstoffquellen unabhängig sind.
Deshalb wird schon seit etwa 30 Jahren das Ziel einer praktikablen photokatalytischen Umsetzung von CO2 verfolgt. Dabei soll Sonnenlicht genutzt werden, um auf der Oberfläche geeigneter Halbleitermaterialien eine Reaktion zwischen CO2 und Wasser auszulösen und dann Chemikalien wie Methan oder Methanol zu erzeugen. Trotz intensiver Forschungsanstrengungen konnten die Ausbeuten bisher nicht zu ökologisch und ökonomisch sinnvollen Größen gesteigert werden. Damit ist klar, dass sich am bekannten Forschungsansatz etwas ändern muss. Aber wo liegt eigentlich die Grenze für eine „sinnvolle“ Umsetzung? Welche Ausbeuten müssen erzielt werden? Und sind vielleicht völlig andere Material- und Prozesskonzepte erforderlich, um die Ausbeuten an Wertprodukten zu steigern?
Diesen Fragen soll im gerade gestarteten BMBF-Verbundprojekt „PROPHECY: PROzesskonzepte für die PHotokatalytische CO2-Reduktion verbunden mit LifE-CYcle-Analysis“ im Rahmen der Fördermaßnahme CO2Plus nachgegangen werden. Das Konsortium, bestehend aus den Gruppen um Prof. Dr. Jennifer Strunk (Leibniz-Institut für Katalyse, Rostock), Prof. Dr. Michael Wark (Universität Oldenburg) und Dr. Andreas Patyk (Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie), betrachtet neue Materialkonzepte und neue Prozesskonzepte in enger Verzahnung. Das gemeinsame Ziel ist die Steigerung der Gesamtproduktausbeute in der photokatalytischen CO2-Reduktion um mehrere Größenordnungen. Die Produktselektivität ist vorerst von untergeordneter Bedeutung, da alle möglichen Produkte (Methan, Synthesegas, Methanol o.ä.) gegenüber dem Abfallprodukt CO2 eine Wertsteigerung darstellen.
Im Hinblick auf den Prozess sollen dem äußerst reaktionsträgen Gemisch aus Kohlendioxid und Wasser regenerativ erzeugte Additive, z.B. Bioethanol oder Elektrolyse-Wasserstoff aus Windkraft, zugesetzt werden, die eine höhere Reaktivität besitzen und das Produktspektrum beeinflussen, zum Beispiel in Richtung längerer Kohlenwasserstoffketten. Materialseitig sollen nicht nur neue Synthesewege bekannter Photokatalysatoren wie TiO2 und ZnO zum Einsatz kommen, sondern auch völlig neuartige Materialien getestet werden, auch mit dem Ziel, einen größeren Teil des Sonnenlichts zu nutzen. Ob ein solcher Prozess mit allen verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozessen „von der Wiege bis zur Bahre“ dann noch ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist, wird in der begleitenden Nachhaltigkeitsanalyse von Beginn der F&E-Arbeiten an geprüft und kritisch bewertet.
Das Projekt wird mit einem Volumen von einer Millionen Euro vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) gefördert. Start des Projektes war der 01. September 2016. Die Laufzeit beträgt drei Jahre. Die Forschungen der drei akademischen Partner werden von der Siemens AG industriell begleitet und bewertet.

Quelle: idw

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The challenges of phosphorus – International IPW8 Conference in Rostock identifies solutions

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

From September 12 to 16, 2016, the 8th International Phosphorus Workshop (IPW8), entitled „Phosphorus 2020: Challenges for synthesis, agriculture, and ecosystems“, took place in Rostock. 230 scientists from around the world discussed possible solutions arising from their latest research regarding the responsible use of this finite raw material. The aim is to avoid serious damage to the environment, such as the eutrophication of water bodies, and to ensure that, through its sustainable use, there will be enough phosphorus to maintain the world’s food supply in the future

According to IPW8 participants, the most important results of phosphorus research in recent years include those related to the following aspects:

1. Phosphate fertilizers and inputs into water bodies: The latest research continues to show that large amounts of phosphorus still end up in water. The binding water protection objectives set by various guidelines will therefore not be reached. As an important reason, the researchers cited the persisting inefficient use of phosphorus in intensive farming and the inability of traditional agricultural soil testing of plant-available phosphorus to adequately assess the risk of phosphorus seepage. In addition, it was demonstrated that established water protection measures (for example buffer strips, reduced fertilization) have yet to show success because of the long delays until the phosphorus is transported from the soil into water. It was also demonstrated that more extreme precipitation events due to climate change promote the mobilization and leaching of phosphorus.

2. Improved investigation methods: In recent years, the refinement of numerous analytical methods has allowed environmental monitoring of the presence of a large number of phosphorus compounds, for example, the weed-killer glyphosate, and their reaction products. Research methods already include the use of very sophisticated isotope and spectroscopic techniques, e.g. synchroton-based X-ray absorption, to carry out very detailed investigations of phosphorus compounds and their transformations.

3. Phosphorus recycling and synthesis: For the first time, the various technologies for phosphorus recycling and phosphorus-based chemical catalysis, as forward-looking strategies for the sustainable use of phosphorus, were discussed in the context of an IPW. Both fundamental, new reaction pathways and connections as well as a variety of mature technologies were presented, with phosphorus recovery from sewage sludge, slaughterhouse waste or biogas digestate as important targets.

4. Genetic research approaches: As our understanding of the genetic basis of phosphorus utilization by microorganisms, plants, and animals continually improves, new possibilities and processes related to phosphorus uptake, utilization, and dispersion are opening up. Examples are the identification of gene variants for the breeding of pigs such that they utilize the phosphorus in their feed more effectively, or new feed supplements and feeding regimes that increase the digestibility and utilization of P compounds by animals.

Important research goals and call for action identified by the IPW8 participants were:
1. Integrated system-based research: So far too little is known about the similarities and differences exhibited by phosphorus transformation processes in various environmental systems, such as in water or on land, and how they are coupled with Earth’s other biogeochemical cycles, including those of carbon and nitrogen. In addition, there is little integrated research into the relationship between phosphorus reactions at different size scales, from individual cells to organisms to entire ecosystems. This is important because most ecosystems processes are coupled and can therefore be properly understood only through a holistic approach.

2. The translation of innovative methodologies into applications: Both in the area of phosphorus recovery as well as with respect to analytical methods for the detection of plant-available phosphorus in agricultural soils – both of which are important prerequisites for the efficient use of fertilizers – major scientific and technological progress has been made. Yet so far widespread practical application of these technologies is lacking. Among the many different reasons are that either the practical application stage has yet to reach maturity or there are legal obstacles, such as those related to guidelines and regulations, that did not foresee the use of certain procedures. The problems partly lie in the unclear political conditions, such as revision of the Sewage Sludge Ordinance in Germany and European requirements for the recycling of manure. Here the IPW8 researchers recognize the need for action in research as well as in politics.

3. Encourage an awareness and a constant rethinking of problems: A new perspective for the IPW was the inclusion of ethical as well as legal- and political-environmental issues affecting the use of phosphorus. Various aspects, such as the benefits of a balanced diet in the light of phosphorus availability and load or the ability to effectively control phosphorus use through incentives or bans were lively topics of discussion at the conference. It became clear that the biological and agricultural research approaches pursued almost exclusively thus far must now be complemented by social science approaches aimed at making the sustainable use and recovery of phosphorus, via its more environmentally mindful utilization, an accepted practice.

Conclusion:
The participants agreed that only a wide range of individual measures implemented „in concert,“ such as advances in breeding methods, improved agricultural analyses and management measures, new techniques and technologies for the conservation and recovery of phosphorus, new societal norms, greater consumer awareness and complementary policy programs can solve the phosphorus problem. This joint strategy requires the development of new academic structures, such as the Leibniz ScienceCampi, that support the transfer of technologies, methodologies, and ideas.

The International Phosphorus Workshop (IPW) takes place every three years in different European countries and is one of the most important events in the field of phosphorus research in Europe. This year, for the first time, Germany was the host and was able to welcome a record number of participants. The workshop organizer was the Leibniz ScienceCampus Phosphorus Research Rostock, a consortium of five Leibniz institutes, and the University of Rostock.

IPW Chairs:
Prof. Dr. Ulrich Bathmann, Spokesman for the Leibniz Sci-enceCampus Phosphorus Research Rostock
Prof. Dr. Peter Leinweber, University Spokesman for the Leibniz ScienceCampus Phosphorus Research Rostock

Contact:
Dr. Inga Krämer, Coordinator of the Leibniz ScienceCampus Phosphorus Research Rostock | +49 (0)381 5197-3471 | inga.kraemer@sciencecampus-rostock.de

Leibniz ScienceCampus Phosphorus Research Rostock
Because of the central importance of phosphorus in many production and environmental systems, an interdisciplinary research approach is necessary. Therefore, five Leibniz Institutes and the University of Rostock have joined to form a network to intensify joint research and other forms of cooperation regarding this essential element and its sustainable management. The Leibniz ScienceCampus Phosphorus Research Rostock promotes, as part of its strategic research, interdisciplinarity in its topics, projects and methods. Established fields of expertise in various aspects of the exploration of the essential element P, its different chemical compounds and reactions, and its specific modes of action in agricultural and environmental systems as well as in technical and industrial processes are combined at the ScienceCampus. The ScienceCampus is funded by the Leibniz Association and the Ministry of Agriculture, Environment, and Consumer Protection Mecklenburg-Vorpommern.

Quelle: idw

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Das Geschäft mit dem Sterben

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Wenn Sterbende kurz vor ihrem Tod noch Chemotherapie, Bestrahlung und Operationen über sich ergehen lassen müssen, vergrößert das ihr Leid und verhindert einen würdevollen Abschied. Weil die Vergütung im Gesundheitssystem diese Überbehandlung belohnt, sind immer mehr Schwerkranke betroffen. In seinem Buch „Patient ohne Verfügung“, das am 1. September im Piper-Verlag erscheint, gibt Dr. Matthias Thöns, Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin der Ruhr-Universität (Prof. Dr. Herbert Rusche) Anregungen für Veränderungen.

Jeder dritte Sterbenskranke erhält in den letzten Lebenswochen Chemotherapie, Apparatemedizin oder gar Wiederbelebung, jeder zweite Deutsche stirbt in der Klinik. Matthias Thöns berichtet aus seinem Alltag als ambulant tätiger Palliativmediziner. Er beschreibt selbst erlebte Schicksale und erläutert die Hintergründe laienverständlich.

Vergütungssystem verschärft das Problem
So wird das Problem der überflüssigen Apparatemedizin am Lebensende durch das 2004 eingeführte Vergütungssystem im deutschen Gesundheitswesen gespeist: Viele Eingriffe bei schlimmen Diagnosen werden von den Krankenkassen besonders hoch bezahlt, und die Ärzte an diesen Gewinnen durch „Bonusverträge“ beteiligt.
Obwohl der Politik das Problem bekannt ist, fanden sich im Jahr 2015 solche Klauseln noch in 97 Prozent der Chefarztverträge an deutschen Kliniken. „Längst warnen auch Fachverbände, die Bundesärztekammer, der Deutsche Ethikrat und die Bertelsmann Stiftung vor der Problematik“, unterstreicht Matthias Thöns.

Immense Kosten und großes Leid
Neben dem zusätzlichen Leid der Sterbenskranken verursacht die Übertherapie auch immense Kosten: Bis zu 25 Prozent der Gesamtausgaben der Krankenkassen fließen hinein. Fast jeder zweite Euro ambulanter Pflegeleistungen wird für zumeist ungewollte „Apparatemedizin zuhause“ ausgegeben.

Hausärzte haben es in der Hand
Hausärzte besäßen eine Schlüsselposition, diese Missstände zu verändern, legt Thöns dar: So werden durch die hausarztzentrierte Versorgung weniger Patienten sinnlos in Kliniken eingewiesen und unnötige Eingriffe vermieden. „Hausärzte sollten sich als neutrale Zweitmeinungsberater engagieren“, sagt Matthias Thöns. „Zweitmeinung vermeidet Studien zufolge bis zu 60 Prozent der unnötigen Eingriffe.“

Originalpublikation
Matthias Thöns: Patient ohne Verfügung. Das Geschäft mit dem Lebensende. Piper, München 2016, 320 Seiten, ISBN 978-3-492-05776-0

Quelle: idw

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Hochwasserschutz – Simulation für den Ernstfall

Rebecca Schweier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Im HTWK-Wasserbaulabor wird der Umbau der Hochwasserentlastungsanlage der Talsperre Lehnmühle geplant

In Talsperren aufgestaute Flüsse versorgen die Bevölkerung mit Trinkwasser, schützen vor Hochwasser und erzeugen regenerativen Strom. Viele der 370 Staumauern in Deutschland wurden im letzten Jahrhundert errichtet. Für sehr extreme Hochwasser, wie sie durch den Klimawandel in Zukunft theoretisch möglich werden könnten, sind sie oft nicht ausgelegt und müssen dementsprechend angepasst werden. So auch die Talsperre Lehnmühle im sächsischen Erzgebirge, für welche der Umbau der Hochwasserentlastungsanlage anhand eines Miniaturmodells an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) geplant wurde.

„Die Talsperre Lehnmühle stellt zusammen mit der Talsperre Klingenberg einen wichtigen Bestandteil des Hochwasserschutzes im Südraum Dresdens dar. Die Talsperre wurde so gebaut, dass sie selbst Extremhochwassern standhält, wie sie statistisch nur alle 10.000 Jahre vorkommen. Aufgrund der Hochwasserereignisse in den letzten Jahren mussten die statistischen Kennzahlen jedoch angepasst werden. Um den nun höheren Sicherheitsanforderungen zu entsprechen, werden wir die hydraulische Leistungsfähigkeit des Bauwerks steigern. Dazu soll ab 2017 die aus insgesamt 11 Wehrfeldern bestehende Hochwasserentlastungsanlage umgebaut werden“, so Michael Humbsch, Projektverantwortlicher bei der Landestalsperrenverwaltung Sachsen, Betrieb Oberes Elbtal. Um den Umbau auf Grundlage wissenschaftlicher Daten optimal zu planen, hat das Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft (IWS) der HTWK Leipzig im Auftrag der Landestalsperrenverwaltung die Talsperre im Maßstab 1 : 8 nachgebaut. Genauer gesagt wurde für die Planungen ein Teil der Hochwasserentlastungsanlage nachgebildet.

„Unser Modell dient der Verdeutlichung der komplexen Strömungen, die beim Abfließen eines Hochwassers durch die Entlastungsanlage der Staumauer auftreten. Im Vergleich zu rein theoretischen Berechnungen können Messungen an einem Modell genauere Ergebnisse liefern. Außerdem können wir Umbaumaßnahmen im Miniaturmaßstab testen und ihre Auswirkungen auf das Bauwerk prüfen“, erklärt Tilo Sahlbach vom Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft. Eingebunden ist das Talsperrenmodell in das Wasserbaulabor der HTWK Leipzig. Hier sind auf einer Fläche von 350 Quadratmetern hydraulische Großversuche möglich. Kernstück des Labors sind drei leistungsstarke Pumpen, die einen Wasserdurchfluss von 540 Litern pro Sekunde erzeugen können. Im Modell der Talsperre Lehnmühle lassen sich so Extremhochwasser simulieren, wie sie nur alle hundert, tausend oder gar alle zehntausend Jahre vorkommen.

Auf Grundlage der Forschungsarbeiten an der HTWK Leipzig hat die Landestalsperrenverwaltung im Sommer 2016 einen Planungsentwurf für den Umbau vorgelegt. Voraussichtlich im Frühjahr 2017 soll mit den Baumaßnahmen begonnen werden.

Hintergrund: Hochwasserentlastung in der Talsperre Lehnmühle
Mit einer 50 Meter hohen Staumauer und einem Rückhaltevolumen von rund 22 Millionen Kubikmetern Wasser gehört die Talsperre Lehnmühle zu den großen Talsperren in Deutschland. Sie wurde von 1926 bis 1930 gebaut und staut die Wilde Weißeritz auf, die im Erzgebirge entspringt und bei Dresden schließlich als Vereinigte Weißeritz in die Elbe mündet. Der Stausee funktioniert bei Hochwassern wie ein Puffer und schützt so zahlreiche Orte im Südraum Dresdens vor Überschwemmungen. Bei extremen Hochwassern fließt ein Teil der Wassermenge über die Hochwasserentlastungsanlage der Talsperre ab. Die Überlauföffnungen im oberen Teil der Staumauer funktionieren ähnlich einem Notüberlauf in der Badewanne. Denn würde ein Hochwasser ungehindert die Krone der Staumauer überfließen, könnte das die Standsicherheit und Funktionsfähigkeit des Bauwerks einschränken. Mit dem geplanten Umbau wird die Leistungsfähigkeit der Hochwasserentlastungsanlage erhöht.

Quelle: idw

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Ständige Impfkommission veröffentlicht neue Impfempfehlungen

Susanne Glasmacher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) hat ihre neuen Empfehlungen im Epidemiologischen Bulletin 34/2016 veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht die Überarbeitung der Empfehlungen zur Pneumokokken-Schutzimpfung für Senioren und andere gefährdete Risikogruppen. Außerdem gibt die STIKO erstmals Hinweise zur Verringerung von Schmerz- und Stressreaktionen beim Impfen.

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) hat ihre neuen Empfehlungen im Epidemiologischen Bulletin 34/2016 veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht die Überarbeitung der Empfehlungen zur Pneumokokken-Schutzimpfung für Senioren und andere gefährdete Risikogruppen. Außerdem gibt die STIKO erstmals Hinweise zur Verringerung von Schmerz- und Stressreaktionen beim Impfen.

Pneumokokken stellen in Europa die Hauptursache von bakteriellen Lungenentzündungen dar. Die STIKO schätzt, dass jedes Jahr mehr als 5.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Pneumokokken-Erkrankung sterben. Besonders gefährdet sind Kinder unter 2 Jahren, Menschen ab 60 Jahren sowie Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit bestimmten Grundkrankheiten, z. B. Personen mit einer Immunschwäche oder mit chronischen Krankheiten des Herzens oder der Lunge.

Neben dem bereits seit 1983 zugelassenen 23-valenten Pneumokokken-Polysaccharid-impfstoff (PPSV23) steht seit einigen Jahren mit dem 13-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PCV13) ein zweiter Impfstoff für die Impfung von Erwachsenen zur Verfügung. Dies hat die STIKO veranlasst, ihre Empfehlungen zur Pneumokokken-Impfung für Erwachsene zu überarbeiten. Nach gründlicher Analyse aller verfügbaren Studien empfiehlt die STIKO auch weiterhin für alle Personen ab dem Alter von 60 Jahren eine alleinige Impfung mit PPSV23. PPSV23 hat gegenüber PCV13 den Vorteil, gegen ein deutlich breiteres Spektrum (nämlich 23 statt 13) der insgesamt über 90 Pneumokokken-Serotypen zu schützen. Nur für Personen mit einer Immunschwäche und einige wenige weitere Risikogruppen ist eine zusätzliche Impfung mit PCV13 sinnvoll. Für Kinder unter 2 Jahren gilt weiterhin die Empfehlung der routinemäßigen Impfung mit Konjugatimpfstoff, weil sie nach Impfung mit PPSV23 keine ausreichende Immunantwort entwickeln.

Eine bessere Umsetzung der Impf-Empfehlungen ist dringend wünschenswert: bislang sind nur 31 Prozent der Senioren (im Alter von 65 bis 79 J.) gegen Pneumokokken geimpft. Das zeigen Daten der Deutschen Erwachsenengesundheitsstudie DEGS des Robert Koch-Instituts. Die Pneumokokken-Impfung kann beim gleichen Impftermin durchgeführt werden wie die Grippeschutzimpfung, die ebenfalls für Ältere und für chronisch Kranke aller Altersstufen empfohlen ist.

Schmerzen und Stressreaktionen können bei jeder Impfung und in jedem Alter auftreten. Die Sorge davor kann die Einstellung gegenüber dem Arztbesuch, dem Impfen und die Akzeptanz von Impfungen ein Leben lang beeinträchtigen. Die STIKO gibt erstmals generelle Hinweise zur Verringerung von Schmerz- und Stressreaktionen beim Impfen. Zu den Empfehlungen gehören Hinweise auf bestimmte Injektionstechniken, schmerzstillende Medikamente und altersabhängige Ablenkungsmethoden.

Eine ausführliche Darstellung aller Neuerungen und die wissenschaftlichen Begründungen werden in den Ausgaben 35 bis 37 des Epidemiologischen Bulletins veröffentlicht.

Weitere Informationen:
Internetseite der STIKO http://www.rki.de/stiko
RKI-Internetseite zum Impfen http://www.rki.de/impfen

Herausgeber
Robert Koch-Institut
Nordufer 20
D-13353 Berlin

www.rki.de
Twitter: @rki_de

Kontakt
Tel.: 030-18754-2239, -2562 und -2286
E-Mail: presse@rki.de

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.

Quelle: idw

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Plastikpiraten erobern deutsche Flüsse

Christine Rutke Redaktionsbüro Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane

Teilnehmer der Jugendaktion „Plastikpiraten“ im Wissenschaftsjahr Meere und Ozeane messen Plastikbelastung in Fließgewässern

Ein großer Teil des Mülls in den Meeren und Ozeanen gelangt über die Flüsse dorthin. Bis zu 13 Millionen Tonnen landen jährlich in den Meeren. 41 Prozent aller Deutschen aber meinen, dass sie durch den täglichen Gebrauch von Plastikartikeln wie Verpackungen keine große oder so gut wie keine Mitverantwortung an der Plastikmüllverschmutzung der Meere tragen, so das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen forsa-Umfrage im Auftrag des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane.

Am 16. September startete die bundesweite Citizen Science-Aktion „Plastikpiraten – Das Meer beginnt hier!“ des Wissenschaftsjahres, um die Belastung durch Plastik in fließenden Gewässern zu messen und die Öffentlichkeit stärker für das Problem zu sensibilisieren. Bis zum 18. November werden Jugendliche selbst zu Forscherinnen und Forschern: Schulklassen und Jugendgruppen fischen mit feinmaschigen Netzen in Flüssen nach Mikroplastik, sammeln Plastik am Ufer ein und dokumentieren das Ergebnis auf einer digitalen Karte unter http://www.wissenschaftsjahr.de/jugendaktion.

Den Auftakt hat am vergangenen Freitag eine Schülergruppe des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Preetz am Falckensteiner Strand an der Kieler Förde gemacht, und die erste Untersuchung vorgenommen. Alle Ergebnisse werden anschließend von der Kieler Forschungswerkstatt wissenschaftlich ausgewertet. Das Schülerlabor ist Partner der Aktion und wird unterstützt vom Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“.
„Klimawandel, Überfischung und Vermüllung bedrohen den größten Lebensraum des Planeten“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. „Wir brauchen eine Trendwende hin zu einem nachhaltigen Umgang mit den Meeren. Das wollen wir mit der Aktion ‚Plastikpiraten‘ jungen Menschen nahebringen. Jeder und jede Einzelne kann etwas dafür tun, um die Meere zu schützen“.

Viele Deutsche würden Mehrkosten für umweltschonendere Alternativen akzeptieren
Immerhin sind viele Deutsche schon jetzt bereit, zum Schutz der Meere und Ozeane ihren Teil beizutragen: 86 Prozent geben laut forsa-Umfrage an, höhere Kosten zu akzeptieren, wenn beispielsweise Lebensmittelproduzenten zunehmend auf Plastikverpackungen verzichten und umweltschonendere, aber möglicherweise teurere Alternativen verwenden würden. Sogar bei den Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.500 Euro liegt die Bereitschaft noch bei 78 Prozent, so das Ergebnis der forsa-Umfrage.

Mehr Forschung zum Thema Plastikmüll gewünscht
Dass Aufklärung wichtig ist, sagen fast alle: 90 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Erforschung der Plastikbelastung in Meeren und Ozeanen staatlich gefördert werden soll. Zudem glauben 87 Prozent, dass die Auswirkungen von Plastikmüll auf die Gesundheit des Menschen nicht ausreichend bekannt sind. Rund die Hälfte der Befragten (53 Prozent) weiß nicht, dass in vielen Kosmetikartikeln kleine Plastikpartikel – sogenanntes Mikroplastik – enthalten sind, die durch die Verwendung dieser Produkte in die Meere gelangen. Um die Erforschung der Plastikmüll-Belastung zu fördern, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Juni 2016 die Förderrichtlinie „Plastik in der Umwelt“ veröffentlicht.

Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Die Meeresforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2016*17. Zu 71 Prozent bedecken Ozeane und Meere unseren Planeten. Sie sind Klimamaschine, Nahrungsquelle, Wirtschaftsraum – und sie bieten für viele Pflanzen und Tiere Platz zum Leben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Ozeane seit Jahrhunderten; und doch sind sie noch immer geheimnisvoll und in weiten Teilen unerforscht. Im Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane geht es um die Ergründung der Gewässer, ihren Schutz und eine nachhaltige Nutzung. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie tragen als zentrales Instrument der Wissenschaftskommunikation Forschung in die Öffentlichkeit. Das Wissenschaftsjahr 2016*17 wird vom Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) als fachlichem Partner begleitet.

http://www.wissenschaftsjahr.de

Quelle: idw

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Halten Spiralwirbel und Bakterien Methan im Meerwasser zurück? Poseidon-Fahrt erfolgreich beendet

Friederike Balzereit Kieler Exzellenzcluster Ozean der Zukunft
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Seit mehr als 25 Jahren beschäftigt Meeresforscher ein Gasfeld in der nördlichen Nordsee rund 200 Kilometer von Schottland entfernt. Nach einer Öl-Probebohrung kam es hier zu einem Gas-Blowout. Seitdem steigen große Mengen an klimaschädigendem Methangas vom Meeresboden in die Wassersäule auf. Trotz dieses massiven Eintrags werden jedoch nachweislich nur relativ geringe Mengen bis in die Atmosphäre transportiert. Zwei mögliche Ursachen dafür waren nun Forschungsgegenstand einer zweiwöchigen Expedition des Kieler Forschungsschiffs Poseidon unter Leitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW).

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten, ob für diese „Abpufferung“ die besondere Form des Spiralwirbels verantwortlich sein kann, in der das Gas innerhalb der Wassersäule nach oben steigt. Eine weitere Hypothese geht davon aus, dass mit den aufsteigenden Gasblasen Methan-abbauende Mikroorganismen in die Wassersäule gelangen, die das Klimagas in unschädlichere Substanzen umwandeln.

Im Jahr 1990 kam es im englischen Sektor in der zentralen Nordsee nach Probebohrungen im Auftrag der Firma Mobil North Sea (heute ExxonMobil) zu einem unkontrollierten Gas-Blowout. Der anfangs extreme Strom an Methangas an die Wasseroberfläche schwächte sich zwar schnell ab, ein Versiegen der Quelle konnten die Forscher aber bis heute nicht feststellen: Nach wie vor zählt diese Stelle zu einer der aktivsten marinen Methangasquellen weltweit. Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel hatten bereits im Jahr 2005 während einer Forschungsreise mit dem Forschungsschiff ALKOR anhaltende Austritte des Klimagases Methan aus einem 50 Meter breiten und 20 Meter tiefen Krater am Meeresboden bis an die Meeresoberfläche nachweisen können. Dank zahlreicher Folgefahrten konnten die Forscher belegen, dass dabei jedoch nur sehr geringe Mengen an Methan von der Quelle bis in die Atmosphäre transportiert werden.

Unter Fahrtleitung von Dr. Jens Schneider von Deimling, Geophysiker am Institut für Geowissenschaften an der Universität Kiel, hat das Forschungsteam der Uni Kiel und des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung gemeinsam mit Kollegen der University of California (UCLA) und des GEOMAR nun den Krater in 95 Metern Wassertiefe mit einer Verknüpfung von hydroakustischen, biogeochemischen, mikrobiologischen und ozeanographischen Methoden untersucht. Dabei standen zum einen komplexe Gaswirbel und die Einschichtung unter der sommerlichen Sprungschicht in der Nordsee im Fokus. Bereits vorangegangene Untersuchungen gaben den Forschern deutliche Hinweise auf die Ausbildung von großen Gasblasen-Spiralwirbeln in der Wassersäule. Videoaufnahmen mit dem ROV PHOCA des GEOMAR und schiffsbasierte Fächerecholotstudien zum so genannten „Spiral Vortex“ in der durch Gasblasen beeinflussten Wassersäule zeigten, dass individuelle, vom Sediment freigesetzte Gasblasenströme sich zu einem spiralförmigen Wirbel vereinen. Im Rahmen der aktuellen Expedition wurden nun spezielle Sonargeräte eingesetzt, um derartige Spiralbewegung nachzuweisen und quantitativ zu erfassen. Die Wirbel befinden sich unterhalb der Temperatur-Sprungschicht in rund 50 Metern Wassertiefe, wo sich methanangereichertes Wasser befindet. Die Forscher vermuten, dass diese das Lösungsverhalten und die Verteilung des Methans im Wasser wesentlich beeinflussen.
„Anscheinend tragen die gasblasen-induzierten Verwirbelungen entscheidend dazu bei, dass sich Methanblasen deutlich stärker im Wasser lösen als wir es in Modellen zuvor angenommen haben“, sagt Fahrtleiter Dr. Jens Schneider von Deimling vom Institut für Geowissenschaften an der Uni Kiel. Mithilfe akustischer Spezialverfahren erhoffen sich die Forscher weitere Erkenntnisse darüber wie genau die Spiralbewegung der Gasaustritte den Transport des klimaschädlichen Methans beeinflusst. Die Ergebnisse könnten eine entscheidende Grundlage für die Aufschlüsselung von Prozessen auch an natürlichen Gasfeldern sein.

Einen weiteren Schwerpunkt der Expedition bildete die Frage, in welchem Maße aufsteigende Gasblasen als Transport-Vehikel für Bakterien dienen, die anschließend das gelöste Methan in der Wassersäule in unschädlichere Substanzen umwandeln. Diese so genannten methanotrophen Mikroorganismen kommen sowohl im Sediment als auch in der Wassersäule von methanreichen Gebieten vor. „Dass Methan-abbauende Bakterien einen solchen Transport nutzen, konnten wir bereits mithilfe unseres Bubble Catchers an einer weniger starken, natürlichen Methanquelle vor der Küste Kaliforniens zeigen. Nun wollten wir prüfen, wie sich diese Ergebnisse auf starke Gasaustritte, so genannte Mega-Seeps, übertragen lassen. Der lokal begrenzte Austritt von Gasblasen im Kraterinneren ermöglicht zudem eine bessere Abschätzung, wie groß der Anteil der mit den Blasen aufsteigenden Bakterien am Gesamt-Pool der Methan-verzehrenden Mikroorganismen in der den Krater umgebenden Wassersäule ist,“ sagt Dr. Oliver Schmale, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde und Leiter des DFG-Projektes „Bubble shuttle – transport of methane-oxidizing microorganisms from the sediment into the water column through gas bubbles“. Oliver Schmale war an Bord der Poseidon für die Untersuchungen des mikrobiellen Gasblasen-Transportes zuständig. Der mit künstlichem, sterilem Meerwasser gefüllte Zylinder des Bubble Catchers fängt die vom Boden aufsteigenden Gasblasen samt der ihnen anheftenden Bakterien möglichst kontaminationsfrei auf, sodass durch anschließende mikroskopische Analysen (CARD-FISH) eine Bestimmung erfolgen kann. Auf der Poseidon kam ein neuer, handlicher Bubble Catcher zum Einsatz, der auch von einem ROV (Remote Operating Vehicle) bedient werden kann. „Der Einsatz eines solchen ferngesteuerten Unterwasser-Arbeitsgerätes, das dann auch noch ein hochspezialisiertes Probennahme- und Messgerät wie unseren Bubble Catcher bedienen muss, ist immer Nerven aufreibend. Zuviel kann schief gehen, was dann die Arbeit von Monaten zunichtemachen kann. Aber dank einer guten Vorbereitung und der reibungslosen Zusammenarbeit zwischen dem ROV-Team des GEOMAR, der Schiffsbesatzung und uns war der Einsatz ein voller Erfolg.“ Für Oliver Schmale und IOW-Doktorand Sebastian Jordan hat damit der riskanteste Teil der Projektarbeit seinen glücklichen Abschluss gefunden: die Proben sind genommen. Nun beginnen die Laborarbeiten in Warnemünde und Kiel.
„Die genauen Ergebnisse der Expedition, wann und in welcher Ausprägung sich Spiralwirbel ausbilden, werden erst in einigen Monaten feststehen. Bis dahin gilt es allein in Kiel, mehr als drei Terrabyte an Daten zu verarbeiten“, resümiert Fahrtleiter Dr. Jens Schneider von Deimling.

Publikationen zum Thema
Schneider von Deimling, J., P. Linke, M. Schmidt and G. Rehder (2015). Ongoing methane discharge at well site 22/4b (North Sea) and discovery of a spiral vortex bubble plume motion. Marine and Petroleum Geology, Vol 68, Part B: 718-730, doi: 10.1016/j.marpetgeo.2015.07.026 (open access)

Schmale O., Leifer I., Schneider v. Deimling J., Stolle C., Krause S., Kießlich K., Frahm A., and Treude T. (2015). Bubble Transport Mechanism: Indications for a gas bubble-mediated inoculation of benthic methanotrophs into the water column, Cont. Shelf Res., 103, 70-78.

Kontakt
Dr. Jens Schneider von Deimling, Institut für Geowissenschaften, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Telefon (0431) 880-5792, jschneider@geophysik.uni-kiel.de
Dr. Oliver Schmale, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Sektion Meereschemie, Telefon (0381) 5197-305, oliver.schmale@io-warnemuende.de

Weitere Informationen:
http://www.futureocean.org
http://www.io-warnemünde.de

Quelle: idw

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Guter Schlaf schützt das Gehirn – schlechter Schlaf fördert Alzheimer und Parkinson

Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V., Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Der Mensch verschläft rund ein Drittel seines Lebens. „Guter Schlaf erhöht die Chancen, bis ins hohe Alter geistig fit und gesund zu bleiben“, sagt der Neurologe und Schlafmediziner Professor Geert Mayer von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. In seinem Symposium „Schlafstörungen in der Neurologie“ werden auf dem Neurologenkongress in Mannheim aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert, die zeigen, wie Schlaf das Gehirn vor neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson schützen kann. „Schlafstörungen und neurologische Erkrankungen hängen oft eng zusammen“, so Mayer weiter.

Wenn man Auffälligkeiten im Schlaf wahrnimmt und ernst nehme, lasse sich manchmal sogar ein Schlaganfall verhindern.

Schlaf entgiftet das Gehirn
Ausreichend erholsamer Schlaf ist für den Menschen überlebenswichtig. Während der Körper ruht, regenerieren die Muskeln, speichert das Gehirn Gelerntes ab und das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren, um Krankheiten abzuwehren. Neue wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass guter Schlaf auch vor neurologischen Altersleiden wie Parkinson schützen kann. „Schlaf ist für das Gehirn wie ein Spülprogramm, denn im Schlaf werden Abbaustoffe ausgewaschen“, erklärt Professor Geert Mayer, Chefarzt der Neurologie und des Schlafmedizinischen Zentrums der Hephata-Klinik in Schwalmstadt. „Fehlt die Nachtruhe, kann sich in den Nervenzellen Abfall des Gehirnstoffwechsels anhäufen und Schaden anrichten.“ Eine mögliche Folge von Schlafmangel ist z.B., dass fehlerhaft gefaltetes Alpha-Synuklein nicht ausreichend aus dem Zentralnervensystem entfernt wird. Das Eiweiß wird als Ursache der Parkinson-Krankheit diskutiert. Es lagert sich typischerweise im Gehirn der Erkrankten ab, wo es in den Nervenzellen sogenannte Lewy-Körperchen bildet. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto mehr dieser schädlichen Ablagerungen entstehen im Gehirn. „Abbaustoffe, die charakteristisch für die Alzheimer-Erkrankung sind, wie Tau-Proteine oder Beta-Amyloid, werden ebenfalls vorwiegend im Schlaf aus dem Gehirn gewaschen“, ergänzt Mayer.

Diagnose im Schlaflabor
Schlaf kennt viele Varianten des Normalen. Während Babys noch den halben Tag verschlafen, kommen Erwachsene oft mit wenigen Stunden Schlaf aus. Viele Menschen, vor allem ältere, wünschen sich mehr erholsame Nachtruhe. „Nicht jeder, der das Gefühl hat, schlecht zu schlafen, leidet unter einer behandlungsbedürftigen Schlafstörung“, betont der Schlafmediziner. „Aber Tagesschläfrigkeit, Ein- und Durchschlafstörungen, die länger als drei Monate anhalten, sehr unruhiger Schlaf, Atemaussetzer und andere auffällige motorische Phänomene im Schlaf sollten im Schlaflabor abgeklärt werden.“ Bei entsprechenden Symptomen könne der Hausarzt oder der behandelnde Neurologe den Patienten in eines der mindestens 34 neurologischen Schlaflaboratorien in Deutschland überweisen. Für eine exakte Diagnose wird der Patient dort verkabelt, um Vitalfunktionen zu kontrollieren, es wird ein EEG aufgezeichnet und der Schlaf via Videokamera überwacht.

Schlafstörung geht Parkinson voraus
Eine Störung, die im Schlaflabor aufgedeckt werden kann, ist die REM-Schlafverhaltensstörung (REM sleep behavior disorder, RBD). Im Traumschlaf ist die Muskulatur normalerweise inaktiv. Patienten mit RBD sind in dieser Schlafphase dagegen auffällig in Bewegung, wie Mayer in einem eindrucksvollen Video präsentiert. „Betroffen sind vorwiegend Männer über sechzig mit kardiovaskulären Erkrankungen. Sie haben aggressive Träume und schlagen und treten um sich, wobei sie nicht selten sich selbst oder ihre Bettpartner verletzen“, erklärt der Neurologie und ergänzt: „Wir wissen, dass etwa 90 Prozent der Betroffenen innerhalb weniger Jahre eine Parkinson-Erkrankung entwickeln.“ Auch bei REM-Schlafstörungen sind Ablagerungen von Alpha-Synuklein nachweisbar. Sie stehen derzeit im Fokus der Forschung, weil diese Patienten für eine Frühbehandlung der Parkinson-Erkrankung in Frage kommen.

Atemaussetzer erhöhen Schlagunfallrisiko
Der Zusammenhang zwischen Schlaf und einer anderen neurologischen Erkrankung ist seit einigen Jahren bekannt: Wenn die Atmung im Schlaf unbewusst aussetzt, steigt das Schlaganfallrisiko. „Mit einer gezielten Behandlung können wir das Schlaganfallrisiko und das langfristige kardiovaskuläre und Mortalitätsrisiko wirksam senken“, sagt Mayer. Deshalb sei es essenziell, schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) frühzeitig zu erkennen.

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen
Prof. Dr. Geert Mayer
Hephata-Klinik
Schimmelpfengstr. 6
34613 Schwalmstadt
E-Mail: geert.mayer@hephata.de

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 8000 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin.
www.dgn.org

Präsident: Prof. Dr. med. Ralf Gold, Stellvertretender Präsident: Prof. Dr. med. Gereon R. Fink
Past-Präsident: Prof. Dr. med. Martin Grond
Geschäftsführer: Dr. rer. nat. Thomas Thiekötter, Geschäftsstelle: Reinhardtstr. 27 C, 10117 Berlin, Tel.: +49 (0) 30 531437930, E-Mail: info@dgn.org

Weitere Informationen:

http://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/51-pressemitteilung-2016/3310-guter…

Anhang

Pressemitteilung als PDF
https://idw-online.de/de/attachment50959

Quelle: idw

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Neues Autolicht revolutioniert Sicherheit im Verkehr

Tobias Steinhäußer Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

• Intelligenter Pixelscheinwerfer bringt mehr blendfreies Licht auf die Straße
• Blendung des Gegenverkehrs wird zuverlässig vermieden
• Vervielfachung der bis dato technisch möglichen Auflösung revolutioniert Lichtverteilung

Ein deutscher Forschungsverbund mit namhaften Mitgliedern aus Industrie und Forschung hat die Grundlagen für einen intelligenten LED-Fahrzeugscheinwerfer mit hoher Auflösung entwickelt, der so genanntes adaptives Fahrlicht in eine neue Dimension bringt. Das Demonstrationsmodell wurde vom Gesamtprojektleiter Osram gemeinsam mit den Projektpartnern Daimler, Fraunhofer, Hella und Infineon entwickelt. Jeder Scheinwerfer enthält drei neuartige LED-Lichtquellen mit jeweils 1 024 einzeln ansteuerbaren Punkten. Dadurch lässt sich das Scheinwerferlicht sehr genau an die jeweilige Verkehrssituation anpassen, so dass immer optimale Lichtverhältnisse herrschen, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden. Das Licht kann an jeden denkbaren Kurvenverlauf so angepasst werden, dass es keine dunklen Randbereiche gibt. Mithilfe von Sensoren im Fahrzeug kann zudem das Umfeld analysiert werden, um andere Verkehrsteilnehmer ausreichend anzuleuchten. Dies macht sie für den Fahrer deutlicher wahrnehmbar. Gleichzeitig können aber die Köpfe entgegenkommender Verkehrsteilnehmer vom Lichtstrahl ausgespart werden, um zuverlässig deren Blendung zu vermeiden. Solch ein variables Fernlicht bräuchte daher auf der Landstraße nie mehr abgeblendet zu werden.

LED-Chip mit 1 024 einzeln ansteuerbaren Lichtpunkten
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt wurde mit der Herstellung und dem Feldtest von Scheinwerfer-Demonstratoren jetzt nach dreieinhalb Jahren erfolgreich abgeschlossen. Für die Umsetzung entwickelte Osram Opto Semi-conductors mit Infineon und dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) einen neuartigen LED-Chip mit 1 024 einzeln ansteuerbaren Lichtpunkten. Bisher wurden bei adaptiven Scheinwerfern mehrere LED-Komponenten neben- und übereinander eingesetzt. Um das Ein- und Ausschalten von Licht-Segmenten zu bewerkstelligen, waren zusätzliche elektronische Komponenten notwendig. Die Zahl der Segmente war infolge des begrenzten Platzes im Scheinwerfer limitiert. Im neuen Ansatz ist die Elektronikansteuerung der LED in den Chip integriert. Für das neuartige intelligente Autolicht entwickelte der Geschäftsbereich Osram Specialty Lighting in einem zweiten Schritt rund um den hochauflösenden LED-Chip ein LED-Modul, das mit seiner elektrischen und thermischen Schnittstelle die direkte Anbindung an die Fahrzeugelektronik ermöglicht.

Variable und adaptive Lichtverteilung
Beim Einsatz eines intelligenten und hochauflösenden Scheinwerfers, dessen Machbarkeit nun in dem Projekt erfolgreich demonstriert wurde, werden die Fahr- und Wettersituationen kontinuierlich analysiert: Wie ist der Straßenverlauf, wie hoch die Geschwindigkeit, kommt Gegenverkehr und wie ist der Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern? Darauf basierend sorgt die variable und adaptive Lichtverteilung in jeder Situation für eine passgenaue Beleuchtung. Bei höherer Geschwindigkeit vergrößert sich beispielsweise automatisch auch die Reichweite des Lichtkegels. Im Stadtverkehr bringt hingegen eine breitere Lichtverteilung mehr Sicherheit, die zusätzlich zur Straße auch den Bürgersteig und Randbereiche besser ausleuchtet. Diese Funktionen werden vollelektronisch ohne mechanische Stellmotoren realisiert. Beim blendfreien Fernlicht bekommt der Fahrer stets die bestmögliche Sicht bei Nacht – ohne andere Verkehrsteilnehmer zu beeinträchtigen. Das bedeutet für den Autofahrer ein deutliches Plus an Wahrnehmung und ist ein wichtiger Beitrag zur Verringerung des Unfallrisikos bei Nachtfahrten.

»Wir wollen diese neue Art hochauflösender LED-Lichtquellen nun zur Serienreife bringen und sehen großes Potenzial für die Anwendung im Fahrzeuglicht«, sagte Stefan Kampmann, Technikvorstand der OSRAM Licht AG.

Intelligente Treiberschaltung von Infineon
Die Infineon Technologies AG entwickelte die intelligente Treiberschaltung im neuartigen LED-Chip. Mit ihr lässt sich jeder einzelne der 1 024 Lichtpunkte individuell ansteuern. Dem Halbleiterhersteller ist es gelungen, sie so zu designen, dass sie im LED-Chip direkt mit dem über ihr liegenden lichtemittierenden LED-Array zu verbinden ist. Die speziellen Anforderungen der neuartigen Verbindungstechnik mussten dabei mit den Fertigungstechnologien für LED-Treiber in Einklang gebracht werden. Mit der intelligenten Treiberschaltung und seinem breiten Anwendungswissen für Automobilanwendungen unterstützt Infineon den Trend zu hochinnovativen, adaptiven Frontlichtsystemen.

Hella: technische Anforderungen an die Lichtquelle spezifiziert
Die HELLA KGaA Hueck & Co spezifizierte ausgehend von den funktionalen Anforderungen von Daimler die wesentlichen technischen Anforderungen an die Lichtquelle. Der Licht- und Elektronikspezialist entwickelte das gesamte optische System der Lichtmodule sowie deren Entwärmungskonzept und baute die Prototypenscheinwerfer auf. Diese erzielen eine sehr hohe Systemeffizienz und erzeugen ein ausgesprochen homogenes Lichtbild bei gleichzeitig guter Abbildungsqualität der einzelnen Lichtpunkte. Die unterschiedlichen Lichtbilder können damit rein elektronisch und somit ganz ohne mechanische Aktoren erzeugt werden. Dies ist ein Schritt in Richtung Digitalisierung im Lichtbereich. Mit der Entwicklung wird Hella dem eigenen Anspruch gerecht, innovative Lichtsysteme mit und für Kunden zu entwickeln und diese nicht nur in der geforderten Genauigkeit und Qualität in Serie zu bringen, sondern technologisch auch immer einen Schritt voraus zu denken.

Daimler hat Scheinwerfer-Gesamtsystem im Blick
Von der Daimler AG wurden im Forschungsprojekt die funktionalen Anforderungen und die zukünftigen Fahrzeugeigenschaften für das Scheinwerfer-Gesamtsystem spezifiziert. Daraus ergaben sich die Komponenten und die Moduleigenschaften für das Scheinwerfer-Gesamtsystem, das unter Berücksichtigung künftiger Sensoren und Fahrzeug-Architekturen die optimale Lichtverteilung berechnet und an die Pixel-Scheinwerfer weitergibt. Im Hinblick auf zukünftige Elektrofahrzeuge stellte auch das Thema Energieeffizienz eine wesentliche Anforderung an die neu entwickelte LED. Für die Erprobungstests im Realverkehr war ein Fahrzeug von Daimler mit den intelligenten LED-Scheinwerfern im Einsatz.

In der aktuellen Mercedes-Benz E-Klasse arbeiten MULTIBEAM LED Scheinwerfer von Hella mit je 84 einzeln ansteuerbaren Osram-Hochleistungs-LED. Daimler treibt die Entwicklung von LED-Scheinwerfern mit immer mehr und immer feineren Pixeln voran und baut seine Vorreiterrolle im Lichtsektor weiter aus.

Fraunhofer IZM: LED-Arrays auf aktive Treiberschaltung gebracht
Fraunhofer brachte in das Projekt seine Kompetenz zu Verbindungstechnik (LED & ICs) und Materialien sowie zur Erkennung und Isolation von Defekten ein. Die sehr hohe Auflösung gelang durch eine noch feinere Strukturierung mit einer außergewöhnlichen, miniaturisierten Anschlusstechnik. Hierzu wurden am Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin LED-Arrays von Osram mit 1 024 Pixeln auf eine aktive Treiberschaltung von Infineon montiert, die jeden Pixel individuell ansteuert. Bei einer extrem guten Entwärmung wurden die Chips so aufgebaut, dass sie den Ausgleich einiger Mikrometer Höhenunterschied ermöglichen. Dabei wurden zwei Technologievarianten parallel untersucht: das Thermokompressions-Bonden mit nanoporösem Goldschwamm und das Reflowlöten mit hoch zuverlässigem Gold-Zinn. Beide Montagetechniken wurden erfolgreich mit hoher Ausbeute angewandt und bewiesen ein robustes Interface für nachfolgende LED-Prozesse.

Fraunhofer IAF: Reparatur von Defekten während der Herstellung
Zu den technologischen Herausforderungen des hochauflösenden LED-Scheinwerfers gehört der vergleichsweise große Chip mit 1 024 einzeln ansteuerbaren Pixeln. Denn mit zunehmender LED-Chipgröße steigt bei der Herstellung das Risiko für ein Versagen oder eine niedrigere Leuchtkraft einzelner Lichtpunkte innerhalb der Pixel-Matrix. Um dieser Problematik zu begegnen, hat das Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF in Freiburg eine neue Technologie zur Reparatur von Defekten während des laufenden Herstellungsverfahrens entwickelt. Sie baut auf ultravioletter Laser-Mikrobearbeitung auf und ermöglicht die Reparatur von Defekten in LED-Chips im laufenden Herstellungsprozess. Und so funktioniert das Verfahren: Die mikroskopischen Defektbereiche werden identifiziert und mit einem UV-Laser durch behutsame Materialabtragung entfernt oder elektrisch isoliert, ohne dass der Laser versehentlich neue Defekte, sogenannte „Leckstrom-Pfade“, verursacht. Nach der Bearbeitung erstrahlen die reparierten Pixel wieder mit voller Leuchtkraft – das „Lumineszenzbild“ ist wieder homogen.

Der wirtschaftliche Nutzen der Laser-Mikrobearbeitung des Fraunhofer IAF liegt nicht nur in der Reduzierung der Defekte während der Produktion und in der Folge sinkendem Ausschuss, was niedrigere Herstellungskosten der großflächiger LED-Chips bedeutet: Das Verfahren kann die durchschnittliche Lebensdauer der LED erhöhen, was einen wichtigen Wettbewerbsvorteil darstellt und für mehr Kundenzufriedenheit sorgt.

Das Projekt μAFS wurde durch das BMBF unter dem Förderkennzeichen 13N12510 gefördert und lief von Februar 2013 bis September 2016. Die Projektpartner haben das Forschungsziel erreicht und eine intelligente Lichtlösung entwickelt, die als technische Grundlage für eine neue Klasse energieeffizienter LED-Frontscheinwerfer mit ergänzenden Verkehrssicherheitsfunktionen gelten kann. Auf dieser Basis können adaptive Frontbeleuchtungssysteme (AFS) entstehen, die Fahrern, Insassen sowie weiteren Verkehrsteilnehmern ein Plus an Sicherheit bringen.

Quelle: idw

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Meeresbiologin mit Weltruf erforscht die Ostsee

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Aktuelle Studie: wie interagieren Stressfaktoren im Meer miteinander

Heutzutage belasten die Meere gleich mehrere Stressfaktoren. Die steigenden Kohlendioxidwerte in der Luft lassen das Meereswasser immer saurer werden. Durch den Klimawandel erwärmt sich das Wasser, und durch Wasserverschmutzungen entsteht der Sauerstoffmangel oder sogar Toxizität. Das macht Korallen, Stachelhäuter, Weich- und Krebstiere sowie Fische das Leben schwer. „Das Problem ist unsichtbar aber sehr dringend“, sagt Prof. Inna Sokolova, die seit Juli 2016 an der Universität Rostock als Meeresbiologin forscht und jetzt die Ostsee unter die Lupe nimmt.

„Die Probleme, die die großen Weltmeere haben, sind in etwa alle ähnlich“, hat die 46-jährige Wissenschaftlerin mit internationalen Erfahrungen herausgefunden. „Allerdings treten die Stressfaktoren in der Ostsee wie beispielsweise Sauerstoffmangel oder Erwärmung viel stärker auf“, betont sie. Sokolova beobachtet, dass die Ostsee eines der Gebiete ist, die sich schneller erwärmen als viele andere Meere. Als Ursache macht sie unter anderem die geografische Lage der Ostsee und ihre Tiefe aus. Ihre Forschung erstreckt sich über die Ökosysteme von der Atlantik- und Pazifikküste der USA, der Nordsee, dem arktischen Weißmeer und jetzt besonders auf die Ostsee. Dass es auch hier den Muscheln schlecht geht, beunruhigt sie. „Diese Tiere sind im Ökosystem die Ingenieure“.

Die gebürtige Westukrainerin, die in St. Petersburg studierte, an der Russischen Akademie der Wissenschaften promovierte, sich in den USA habilitierte und auch an einer Universität in Kanada als Wissenschaftlerin arbeitete, sagt: „Im Vergleich zu vor 150 Jahren sind die Meere erwärmt und versauert, und in Küstengebieten mangelt es auch mehr an Sauerstoff“. Diese Prozesse gehen rasant weiter. Was mit der Ostsee passiert – darauf basieren jetzt ihre Forschungen an der Uni Rostock. Für sie ist es an der Alma Mater sehr interessant, wie hier neuzeitliche Forschung fächerübergreifend und in Kooperation zwischen verschiedenen Gebieten angegangen wird. „Hier habe ich auch direkt am Meer die Möglichkeiten zur Feldarbeit“, sagt die weltweit renommierte Forscherin.

Der Kohlendioxid-Anstieg in der Atmosphäre führt zur Erwärmung der Meere durch den Klimawandel und lässt sie saurer werden. Die ganze Artenzusammensetzung der Meere könnte sich in naher Zukunft tiefgreifend ändern. „Das Klima ändert sich über die ganze Erde hinweg“, sagt die Rostocker Forscherin. „Die Meeresorganismen wie eben Korallen oder Muscheln sowie Krebse leiden. Die sich zu bildenden Schalen drohen sich aufzulösen“. Ozeane nehmen nämlich gut ein Viertel des ausgestoßenen CO2 auf. Im Wasser reagiert das Kohlendioxid zu Kohlensäure. Das habe fatale Folgen für die Lebewesen im Meer, legt Sokolova den Finger in die Wunde.

In ihrer aktuellen Forschungsarbeit geht sie der Frage nach, wie mehrere Stressfaktoren, beispielsweise CO2, Temperaturschwankungen, Versauerung, Sauerstoffmangel und Wasserverschmutzung sich gegenseitig beeinflussen und welche Auswirkungen das für die Meerestiere hat. Wie diese Stressfaktoren miteinander interagieren, darüber gibt es noch keine umfangreicheren Forschungen.

Bisher ist das Ausmaß der Schäden für die Weltmeere insgesamt noch nicht hinreichend untersucht. „Das Verständnis der Wissenschaftler über die vom Menschen verursachten Belastungen der Ozeane und deren Folgen für Meeresorganismen ist allerdings deutlich gewachsen, die Gefahr ist erkannt, sagt Inna Sokolova. Die Politik sei sensibilisiert und bestrebt, die ökologische Verwundbarkeit zu verringern. Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Universität Rostock
Prof. Dr. Inna Sokolova
Institut für Biowissenschaften
Meeresbiologie
Tel.: 0381 / 498 – 6050
inna.sokolova@uni-rostock.de
http://www.meeresbiologie.uni-rostock.de/

Quelle: idw

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„Wer glaubt, multiresistente Keime wären in Deutschland ein Problem, sollte mal ins Ausland gehen!“

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Priv.-Doz. Dr. Beniam Ghebremedhin hat in Krankenhäusern in Nigeria und Kenia Keime beschrieben, die kaum noch auf Antibiotika reagieren

Multiresistente Erreger sind in deutschen Krankenhäusern immer häufiger anzutreffen und verursachen schwere Infektionen. Schlagzeilen machen einzelne Todesfälle, geschätzt sterben 7000 Menschen jährlich an einer Infektion mit multiresistenten Keimen. Bis zum Jahr 2050 könnte sich diese Zahl sogar verzehnfachen, prognostizieren Experten. „Das ist alles nichts, verglichen mit der Bedrohung in afrikanischen Krankenhäusern. Aber wir wissen bis heute nur sehr wenig über die Verbreitung der verschiedenen Bakterien und welche Gefahr von ihnen ausgeht“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Beniam Ghebremedhin, der in Nigeria und Kenia erstmals Daten dazu gesammelt hat. Ghebremedhin ist Facharzt für Medizinische Mikrobiologie und Virologie/Infektionsepidemiologie und Biochemiker am HEILOS-Universitätsklinikum Wuppertal und Dozent an der Universität Witten/Herdecke.

„Ich habe einen Erreger, den Escherichia coli Klon ST131isolieren können, der sehr, sehr schwere Harnwegsinfektionen auslöst. Der bleibt trotz Antibiotikagabe im Körper haften und kommt immer wieder. Die Patienten werden quasi Dauergäste im Krankenhaus“, beschreibt der gebürtige eritreische Mediziner ein Beispiel seiner Forschungen. Und weil es kaum Isolierstationen gibt und die Krankenhäuser oft überfüllt sind, werden solche Patienten gerne auch mal entlassen, ohne geheilt zu sein. Der Ausbreitung sind dann keine Grenzen mehr gesetzt. Die Relevanz von E. coli als Verursacher von Infektionen des Menschen ist schon seit 100 Jahren bekannt. E. coli spielt als häufigster Verursacher von bakteriellen Harnwegsinfektionen eine wichtige Rolle. Ghebremedhin hat sich mit solchen Isolaten aus west- sowie ostafrikanischen Ländern beschäftigt. Er hat sogenannte multi-resistente E.coli-Isolae (n>500 Isolate) aus fünf verschiedenen Krankenhäusern (insgesamt 3000 Betten) hinsichtlich deren Resistenzmechanismen und Virulenzeigenschaften untersucht. Er kam zu der Erkenntnis, dass der globale Klon ST131 auch in diesen Regionen zirkuliert und insbesondere eine hohe Infektionskraft aufweist, was unter -Umständen zu immer wiederkehrenden Harnwegsinfektionen bei Frauen führt, wie in seinen Studien gezeigt werden konnte.

„In vielen afrikanischen und asiatischen Ländern sind Antibiotika nicht verschreibungspflichtig, es gibt sie frei verkäuflich in jedem Laden, und sie werden auch einfach unter Patienten weiter gereicht“, erklärt Ghebremedhin die Ursache dafür, dass die Medikamente immer weniger wirken, weil die Erreger sich anpassen und resistent werden. „Wir kennen das ja auch von Malaria- und Tuberkulose-Medikamenten.“ Für ihn ist die Situation der Ärzte in den Ländern südlich der Sahara ziemlich aussichtslos. Denn nur wenn mehr Forschung betrieben würde, welche verschiedenen Stämme und Abwandlungen von Erregern in Umlauf sind, können seine Kollegen dort gezielter die Antibiotika auswählen, die helfen können. „Außerdem gibt es immer mehr Hinweise darüber, dass diese Erreger auch vom Menschen auf Tiere und umgekehrt übertragen werden können. Wir müssen also auch dringend mehr mit Tierärzten zusammen arbeiten, um die Verbreitung einzudämmen.“

Für seine bisherige Arbeit und seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist er im Juni in Boston von der Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy (ICAAC) mit dem ID Fellows Program Award ausgezeichnet worden. Das Wissenschaftskomitee würdigte die internationale Zusammenarbeit von Ghebremedhin mit Ländern der Subsahara Afrikas und in diesem Zusammenhang die molekulargenetische Charakterisierung von ESBL-produzierenden Erregern mit erhöhter Virulenz.

Weitere Informationen bei Priv.-Doz. Dr. med. Beniam Ghebremedhin, 0202/896-22 62, beniam.ghebremedhin@uni-wh.de

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.300 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Quelle: idw

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„Jeder ist seines Alters Schmied“

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Wie kann man älter werden und doch jung bleiben? Mit dieser Frage beschäftigt sich Sven Voelpel, Demographie-Experte und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Jacobs University in Bremen, schon seit mehr als einem Jahrzehnt. Nun hat er wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem Thema in einem Buch für ein breites Publikum zusammengetragen. Der Titel ist dabei Programm: „Entscheide selbst, wie alt du bist“. Auch privat hat sich der 42-Jährige fürs Jungbleiben entschieden.

Eine Schildkröte im kraftvollen Sprung, kurz davor eine Frisbeescheibe zu fangen. Schon das Titelbild spielt mit dem Klischee des Älterwerdens. Die Schildkröte, Sinnbild für gemächliche Langlebigkeit, wird auf dem Buchcover zur dynamischen Sportlerin. Wer rastet, der rostet – dass dieses Sprichwort tatsächlich stimmt, sei durch mehrere Studien belegt, sagt Voelpel. So unterstütze Sport nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch die geistige Fitness. „Interessant dabei ist, dass je nach Sportart auch unterschiedliche geistige Fähigkeiten trainiert werden: Tai Chi fördert zum Beispiel die Präzision beim Formulieren, Nordic Walking dagegen die Reaktionsfähigkeit.“

Es sind erstaunliche Forschungsergebnisse wie diese, die Voelpel in seinem neuen Buch zusammengetragen hat. Der Blick aufs Thema Alter wird dabei unterteilt in das kalendarische, das biologische, das gefühlte und das soziale Alter. Doch egal aus welchem Blickwinkel Voelpel das Thema betrachtet – eine Botschaft steht über allem: Alter hat weniger mit Lebensjahren und mehr mit der inneren Einstellung zu tun, als viele Menschen glauben.

Plastizität – dieses Wort nimmt Sven Voelpel immer wieder in den Mund, wenn er über die Chancen des Älterwerdens spricht. „Das menschliche Gehirn kann auch im hohen Alter noch neue Synapsen bilden, und unser Körper ist viel anpassungsfähiger als wir glauben.“ Die 60-Jährige, die Vierlingsmutter wird, der 80-Jährige, der den Mount Everest besteigt, der 90-Jährige, der im Bürgermeisteramt bestätigt wird, oder der 100-Jährige, der einen Marathon läuft – sie alle sind für den Forscher zwar Einzelfälle, die aber doch zeigen, dass viele Aktivitäten und Lebensstile heute längst nicht mehr problemlos bestimmten Altersgruppen zuzuordnen sind.“

Auch das berufliche Umfeld spiele dabei eine Rolle: „Wer sich in seinem Beruf immer wieder auf neue Menschen und andere Themen einstellen muss, bleibt geistig leichter fit als jemand, der nur wenig Abwechslung im Beruf habe. Umso wichtiger sei es dann, sich in der Freizeit immer wieder neuen Dingen zuzuwenden.“ Mit seinem Buch möchte Sven Voelpel Menschen Mut machen, die Angst vor dem Älterwerden haben. „Unsere Möglichkeiten, gesund und glücklich alt zu werden, sind größer als wir oft denken.“

Der Blick aufs Älterwerden sei jedoch immer noch von Vorbehalten belastet – auch und gerade in der Arbeitswelt. „Daran muss sich etwas ändern. Denn wir leben in einer alternden Gesellschaft“, sagt Voelpel und kommt auf sein Engagement für das WISE Demografie Netzwerk, kurz WDN, zu sprechen. Vor neun Jahren hat er das Netzwerk an der Jacobs University in Zusammenarbeit mit mehreren namhaften Unternehmen gegründet. Auf regelmäßigen Treffen tauschen sich Vertreter der Mitgliedsfirmen regelmäßig darüber aus, wie sich der demographische Wandel als Chance nutzen lässt. „Es ist wichtig, ältere Mitarbeiter nicht bloß mit einfachen Routineaufgaben zu betrauen, denn das führt dazu, dass sie sich abgeschoben fühlen und sich immer weniger zutrauen. Sie brauchen, wie alle Mitarbeiter, Aufgaben, die sie weder überfordern noch unterfordern“, sagt Voelpel. Eine Chance liege auch darin, die Potentiale altersgemischter Teams stärker als bisher zu nutzen: Ältere Mitarbeiter brächten häufig ein größeres Erfahrungswissen mit, das ihnen beim Lösen vieler Aufgaben zugute kommt, jüngere könnten sich oft schneller auf neue Aufgaben und Arbeitsbedingungen einstellen. „Wenn mehrere Generationen in einem Betrieb zusammen arbeiten, können sie viel voneinander lernen“, betont Voelpel.

Sich selbst hält der Vater zweier Kinder im Alter von zwei und vier Jahren mit kurzem, aber intensivem Krafttraining und gesunder Ernährung fit. Und wie sehr weicht sein gefühltes Alter von dem auf seinem Personalausweis ab? Sven Voelpel schmunzelt: „Von der Neugier her fühle ich mich manchmal noch wie ein 17-Jähriger“, sagt er. „Aber wenn ich daran denke, was ich meinem Beruf schon alles erleben, erfahren und erkunden könnte, dann fühle ich mich deutlich älter als 42. Diese Mischung fühlt sich ziemlich gut an.“

Weitere Informationen unter:
Weitere Informationen zum Buch sowie kostenfreies E-Mail-Coaching http://www.alter-ist-kopfsache.de
http://svoelpel.user.jacobs-university.de/
http://wdn.jacobs-university.de/
http://www.jacobs-university.de

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Sven Voelpel| Professor of Business Administration
S.Voelpel@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4773/3467

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Kontakt:
Kristina Logemann | Brand Management, Marketing & Communications
k.logemann@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 4454

Quelle: idw

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Bäume erkennen Rehe am Speichel und wehren sich gegen Verbiss

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Biologen der Universität Leipzig und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) haben in einer Studie herausgefunden, dass Bäume unterscheiden können, ob eine ihrer Knospen oder Triebe nur zufällig durch eine Sturmbö abgerissen wurde oder einem gefräßigen Reh zum Opfer gefallen ist. Bei Rehverbiss setzen sie Abwehrmechanismen in Gang. Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler kürzlich in dem Fachjournal „Functional Ecology“ veröffentlicht.

Hell und maigrün leuchten im Frühjahr die jungen, zarten Knospen und Triebe aus dem Wald. Sie sind die Zukunft der Wälder, lassen sie doch vor allem junge Baumzöglinge groß werden. Doch sie haben ein Problem: Rehe mögen sie zum Fressen gern. Und leider schmecken ihnen eben gerade die Knospen, die für die kleinen Bäume und ihr Wachstum so wichtig sind. Mit Glück braucht das angefressene Bäumchen nur ein paar Jahre länger zum Wachsen als seine nicht verbissenen Artgenossen, hat es Pech, wird aus ihm ein Krüppelbaum, oder es muss nach mehreren Jahren den Überlebenskampf aufgeben. So können Rehe schnell viel Schaden anrichten und die Verjüngung von Beständen vieler Laubbaumarten erschweren.

Um sich vor der Reh-Gefahr zu schützen, setzen Bäume sich gezielt zur Wehr. Biologen der Universität Leipzig und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) haben jetzt anhand von Studien an jungen Buchen und Bergahornen herausgefunden, dass Bäume dabei genau erkennen, ob ein Ast oder eine Knospe gezielt durch ein Reh abgeknabbert wurde – oder nur zufällig durch einen Sturm oder eine andere mechanische Störung abgerissen wurde. Das Signal dafür liefert ihnen der Speichel der Tiere.

Verköstigt sich ein Reh an einem Baum und hinterlässt dabei seine Spuren, fährt er seine Produktion an Salizylsäure hoch. Dieses Signal-Hormon veranlasst ihn wiederum, eine Extraportion bestimmter Gerbstoffe zu bilden. Von manchen dieser Stoffe weiß man, dass sie die Rehe in ihrem Fressverhalten beeinflussen, sodass diese den Appetit auf die Triebe und Knospen verlieren. Zusätzlich steigert das Bäumchen die Konzentration weiterer Pflanzenhormone, besonders der Wachstumshormone. Durch das zusätzliche Wachstum wird die verlorene Hauptknospe kompensiert.

„Bricht ein Ast oder eine Knospe dagegen ab, ohne dass ein Reh am Werk war, kurbelt der Baum weder seine Produktion des Signal-Hormons Salizylsäure noch die der Gerbstoffe an. Stattdessen bildet er vor allem Wund-Hormone“, erklärt Bettina Ohse, die Erstautorin der Studie. Sie ist Doktorandin am Institut für Spezielle Botanik und Funktionelle Biodiversität der Universität Leipzig. Zu ihren Erkenntnissen kamen die Wissenschaftler, indem sie Bäumchen im Leipziger Auwald austricksten: Sie simulierten, dass ein Reh an ihnen gefressen hat, indem sie die Schnittstelle mit echtem Rehspeichel aus der Pipette beträufelten. Kurz darauf erfassten sie die Konzentration der Hormone und der Gerbstoffe im Bäumchen.

„Im Anschluss an diese erste Grundlagenforschung wäre es interessant, auch weitere Baumarten auf ihre Abwehrstrategien gegenüber Rehen zu untersuchen“, so die Forscherin. „Würden sich hier einige als von Natur aus wehrhafter herausstellen, könnten diese möglicherweise in Zukunft in den Wäldern mehr gefördert werden.“

Originaltitel der Veröffentlichung in „Functional Ecology“:
„Salivary cues: simulated roe deer browsing induces systemic changes in phytohormones and defence chemistry in wild-grown maple and beech saplings“
Doi: 10.1111/1365-2435.12717

Verena Müller

Weitere Informationen:
Bettina Ohse
Institut für Biologie der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 9738595
E-Mail: bettina.ohse@uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2435.12717/abstract

Quelle: idw

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Pflanzenbetonte Ernährungsweise kann Entzündungen vorbeugen

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Übergewicht geht oft mit einer chronischen Entzündung einher, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs erhöht. Ein Forscherteam um Krasimira Aleksandrova und Fabian Eichelmann vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) hat nun 29 wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet, welche die Effekte einer pflanzenbetonten Kost auf die Entzündungsmarker-Spiegel übergewichtiger Menschen untersuchten. Wie die in Obesity Reviews publizierte Analyse* zeigt, sanken unter einer pflanzenreichen Ernährung im Vergleich zu einer Kontrolldiät die Werte des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP) um durchschnittlich 0,55 mg/l und die Werte für Interleukin-6 um 0,25 ng/l.

„Unsere Ergebnisse weisen somit darauf hin, dass übergewichtige Menschen durch eine pflanzenbetonte Ernährung ihr Entzündungsmarker-Profil deutlich verbessern und hierdurch möglicherweise selbst viel dazu beitragen können, sogenannten Volksleiden wie Herzinfarkt und Diabetes vorzubeugen“, sagt Studienleiterin Aleksandrova. „Eine pflanzenbetonte Kost ist so definiert, dass sie hauptsächlich auf Lebensmitteln wie Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten und Obst basiert. Zudem enthält sie gar kein oder nur sehr wenig Fleisch, kann aber moderate Mengen an Eiern, Milchprodukten und Fisch mit einschließen“, erklärt Erstautor Eichelmann.

Warum fördert Übergewicht Entzündungsreaktionen?
Die körpereigenen Fettdepots speichern nicht nur Energie, sondern setzen auch Botenstoffe frei. Da einige dieser Substanzen entzündliche Prozesse im Körper fördern, sind die Entzündungsmarker-Werte im Blut übergewichtiger Menschen häufig erhöht. Ein Zustand, der wiederum mit einem deutlich erhöhten Risiko für Stoffwechselkrankheiten einhergeht. Da nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit die Zahl der krankhaft übergewichtigen (adipösen) Menschen beständig steigt, suchen Forscher und Mediziner auch nach wissenschaftlich basierten Ernährungsstrategien, die dabei helfen, trotz eines übermäßigen Körpergewichts gesund zu bleiben.

Warum eine Meta-Analyse?
Beobachtungs- und Interventionsstudien** weisen zwar seit Langem darauf hin, dass eine pflanzenbetonte Ernährung übergewichtsbedingten Entzündungsreaktionen entgegenwirkt. Oftmals sind in Interventionsstudien die Teilnehmerzahlen jedoch relativ gering, sodass die beobachteten Effekte manchmal nur schwach ausgeprägt sind. „Daher haben wir eine umfangreiche, systematische Literaturanalyse durchgeführt und die Einzelergebnisse entsprechender Interventionsstudien erstmals zu einem Gesamtergebnis zusammengefasst. Hierdurch lässt sich die Effektstärke einer solchen Ernährungsweise auf das Entstehen chronischer Entzündungen besser beurteilen. Eine wichtige Voraussetzung, um Empfehlungen abzuleiten“, sagt Erstautor Eichelmann.

Studiengrundlage
In der aktuellen Analyse untersuchten die Forscher alle in Frage kommenden Ernährungsstudien, die von Januar 1946 bis Januar 2016 in Medline, EMBASE sowie im Cochrane central register of Controlled Trials erschienen waren. Von ursprünglich 2.583 identifizierten Studien erfüllten nur 29 Publikationen, mit Daten von insgesamt 2.689 Studienteilnehmern im Alter zwischen 28 und 68 Jahren, die für die Meta-Analyse gestellten Auswahlkriterien. Zu den Einschlusskriterien gehörten:

• Es handelt sich um eine Interventionsstudie.
• Die Studienteilnehmer waren älter als 18 Jahre.
• Als Interventions-Diät wurde eine pflanzenbetonte Kost verzehrt, die aber auch kleine Mengen Fleisch, Fisch und Milchprodukte enthalten durfte.
• Vorhandensein einer ausreichend großen Datenmenge, die Unterschiede in den Entzündungsmarker-Spiegeln zwischen Interventions- und Kontrollgruppe erfassen lässt.

Quelle: F. Eichelmann, L. Schwingshackl, V. Fedirko and K. Aleksandrova: Effect of plant-based diets on obesity-related inflammatory profiles: a systematic review and meta-analysis of intervention trials; Obesity Reviews 2016;
DOI: 10.1111/obr.12439; http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/obr.12439/epdf

Hintergrundinformationen
* Bei der aktuellen Analyse handelt es ich um eine sogenannte Meta-Analyse. In Meta-Analysen fassen Forscher die Einzelergebnisse mehrerer Studien zu einem Gesamtergebnis zusammen, um eine gemeinsame Aussage bezüglich einer Fragestellung zu finden.

** Bei einigen Interventionsstudien werden dieselben Teilnehmer vor und nach einer Intervention (Behandlung) untersucht, beispielsweise vor einer bestimmten Diät und hinterher. In anderen Interventionsstudien untersuchen Wissenschaftler die Studienteilnehmer im sogenannten cross-over design. Die möglichst per Zufallsprinzip ausgesuchten Studienteilnehmer werden dabei auf zwei Teilnehmergruppen aufgeteilt. Während eine Gruppe die zu untersuchende Diät (z. B. pflanzenbetonte Kost) erhält, muss die zweite Gruppe eine Kontrolldiät einhalten. Nach der Hälfte der Studiendauer wechseln die Gruppen. Die Interventionsgruppe erhält die Kontrolldiät und umgekehrt.

Übergewicht: Die Zahl der übergewichtigen und adipösen Erwachsenen ist weltweit auf mehr als 1,9 Milliarden angestiegen und nimmt weiterhin zu. Allein in Deutschland sind mehr als die Hälfte der Frauen und Männer übergewichtig, fast jeder vierte Erwachsene ist laut Robert Koch-Institut adipös. Aber nicht nur in Europa und den USA sind viele Menschen zu dick, auch Länder wie Afrika sind betroffen. Mit dem Übergewicht steigt auch die Zahl der Menschen, die unter chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes leiden. Schätzungsweise 6 Millionen Menschen in Deutschland sind zuckerkrank. Effektive Gegenstrategien zu entwickeln, erscheint daher mehr als notwendig.

Quellen:
• World Health Organization: Obesity and overweight Fact sheet; Updated June 2016 http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs311/en/

• Global, regional, and national prevalence of overweight and obesity in children and adults during 1980-2013: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2013
http://www.thelancet.com/pdfs/journals/lancet/PIIS0140-6736(14)60460-8.pdf

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Mehr Informationen unter http://www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 88 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Milliarden Euro. Mehr Informationen unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Kontakt:
Dr. Krasimira Aleksandrova
Abteilung Epidemiologie
Leiterin des Start-up-Labs Ernährung, Immunität und Metabolismus
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2712
E-Mail: Krasimira.Aleksandrova@dife.de

Fabian Eichelmann
Abteilung Epidemiologie
Start-up-Lab Ernährung, Immunität und Metabolismus
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2717
E-Mail: Fabian.Eichelmann@dife.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=EIM

Quelle: idw

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Neue Wege für den Umweltschutz durch Abgaskatalyse

Vanessa Dreibrodt Stabsstelle Presse und Kommunikation
Universität Paderborn

Arbeiten von Prof. Dr. Matthias Bauer zu neuen nachhaltigen Systemen für die Abgaskatalyse als Cover des ChemSusChem Journals ausgewählt – Auf dem Weg in ein neues Eisenzeitalter

Zum ersten Mal konnte die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Matthias Bauer, Fachbereich Anorganische Chemie und analytische Chemie im Department Chemie der Universität Paderborn, durch eine systematische Studie detaillierte Hinweise auf die katalytisch aktive Spezies in der eisenkatalysierten Oxidation von Kohlenmonoxid erhalten. Die Veröffentlichung „Pollution control meets sustainability: Structure-Activity studies on new iron-based CO oxidation catalysts“ wurde im renommierten Journal ChemSusChem für Arbeiten an der Grenzfläche von Nachhaltigkeit und Chemie aufgrund exzellenter Gutachten für ein Cover ausgewählt.

Kohlenmonoxid CO entsteht in nahezu allen Verbrennungsmotoren und wird zum Beispiel mit Autoabgasen ausgestoßen. Die akute Toxizität erfordert die vollständige Entfernung durch Umwandlung zu Kohlendioxid CO2 mittels Reaktion mit Luftsauerstoff O2. Diese Reaktion wird durch Katalysatoren ermöglicht. Aktuell werden zur oxidativen CO-Entfernung Edelmetallkatalysatoren auf Platin- oder Palladiumbasis eingesetzt. Diese Metalle spielen in sehr vielen Technologien eine zentrale Rolle. In naher Zukunft ist deshalb mit einer Verknappung und deutlichen Preissteigerung zu rechnen, die ein ökonomisches Risiko darstellen. Zudem ist nach wie vor nicht geklärt, ob Edelmetall-Nanopartikel, die aus Drei-Wege-Katalysatoren emittiert werden, ein gesundheitliches Risiko bedeuten. Ansätze, die den Ersatz von Edelmetallen durch Eisen verfolgen sind deshalb doppelt wichtig: Sie reduzieren gesundheitliche Risiken, da Eisen auch im menschlichen Körper vorkommt. Zudem sind Engpässe bei diesem Metall nicht zu erwarten, da es in nahezu unerschöpflichen Mengen auf der Erde vorkommt.
„Bis dorthin ist es jedoch noch ein langer Weg, der nur gegangen werden kann wenn die aktive Spezies eindeutig bekannt ist, um so gezielt effiziente Katalysatoren zu entwickeln“, sagt Prof. Dr. Matthias Bauer. Um diese Ziel zu erreichen werden hochmoderne Methoden an Teilchenbeschleunigern – sogenannten Synchrotrons – eingesetzt. Die dort zugängliche Röntgenstrahlung liefert einzigartige Einblicke in die untersuchten Katalysatoren.

Weitere Informationen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cssc.201600508/abstract

Quelle: idw

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Neue Studien: Alkohol schützt das Herz doch nicht

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiologiekongress (ESC) 2016 in Rom

Niedriger bis moderater Alkoholkonsum hat offenbar doch keine herz- und gefäßschützende Funktion. Zu diesem Ergebnis kommen eine Reihe von Studien, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Rom vorgestellt wurden.

So lieferte eine über 20 Jahre laufende dänische Studie mit fast 19.000 Krankenschwestern („The danish nurses‘ cohort study“) nach der Bereinigung um Gesundheits-, Lebensstil- und psychosoziale Faktoren keine Hinweise auf einen signifikanten günstigen Zusammenhang zwischen niedrigem oder moderatem Alkoholkonsum und der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit. Kombinierter Endpunkt war die Schlaganfall-, Herzinfarkt- und Herz-Kreislauf-Sterblichkeit. Die Studienautoren fanden auch keinen signifikanten Zusammenhang zwischen niedrigem bis mittlerem Alkoholkonsum mit den separaten Endpunkten Schlaganfall und Herzinfarkt.

Ausgewertet wurden Fragebögen zum individuellen Alkoholkonsum in Kombination mit dem dänischen Diagnose-spezifischen Krankenhausentlas-sungs-Register, Todesursachen und Gesundheitsstatus.Keine signifikante Wirkung auf Gesamt-Plaque-Volumen der Halsschlagader oder Gefäß-wand-Volumen.

Eine auf dem ESC-Kongress präsentierte Studie aus Israel und den USA untersuchte den Einfluss moderaten Alkoholkonsums auf das Fortschreiten der Atherosklerose der Halsschlagader (Karotis) bei Patienten mit gut kontrolliertem Diabetes Typ 2, die ansonsten keinen Alkohol zu sich nahmen.
Während der zweijährigen Untersuchungsdauer der CASCADE-Studie wurden die Probanden in drei Gruppen aufgeteilt und erhielten täglich entweder 150 Milliliter Mineralwasser, Weißwein oder Rotwein. Alle Studienteilnehmer hielten eine mediterrane Diät ohne Beschränkung der Kalorienzahl ein.
Zu Studienbeginn und nach zwei Jahren wurden das Gesamt-Plaque-Volumen der Halsschlagader und das Gefäßwandvolumen mittels 3D-Ultraschall gemessen. Es lagen verwertbare Ultraschall-Bilder von 174 Patienten vor, bei der Erstuntersuchung wurde bei 55 Prozent Plaque in der Halsschlagader gefunden. Das durchschnittliche Gesamt-Plaque-Volumen veränderte sich in der Gesamtgruppe nicht signifikant, ebenso wenig in den Kontrollgruppen. Allerdings ergab eine Detailanalyse der 78 Patienten mit zu Studienbeginn feststellbarer Plaque, dass im Drittel mit der stärksten Plaque der Weinkonsum mit einer etwas stärkeren Plaque-Reduktion assoziiert war. Bezüglich des Gefäßwand-Volumens zeigten sich keine signifikanten Veränderungen in den drei Gruppen.

„Wir konnten in unserer zweijährigen Studie keine signifikante Wirkung des Weinkonsums auf die Gesamt-Plaque-Volumen der Halsschlagader oder das Gefäßwand-Volumen in der Gesamtgruppe feststellen“, so die Studienautoren zusammenfassend. „Der schwache Hinweis auf die etwas stärkere Verringerung des Gesamt-Plaque-Volumens der Halsschlagader durch Weinkonsum bei den Patienten, die zu Studienbeginn das größte Plaque-Volumen aufwiesen, sollte in größeren Studien weiter untersucht werden.“

„Es gibt immer wieder Berichte über den positiven Einfluss eines moderaten Konsums von unterschiedlichen alkoholischen Getränken, insbesondere von Wein, auf die Herz- und Gefäßgesundheit. Andere Studien wiederum konnten diese günstige Wirkung nicht bestätigen. Eine mögliche schädliche Wirkung maßvollen Weintrinkens auf die Herzgesundheit ließ sich allerdings auch nicht stichhaltig und zweifelsfrei belegen. Unklar sind auch die vielfach behaupteten Mechanismen eines möglichen Herzschutzes“, so Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). „Wer also etwas für seine Herzgesundheit tun möchte, braucht dafür keinen Alkohol zu trinken. Starker Alkoholkonsum kann sich negativ auf viele Organe unseres Körpers auswirken, auch auf das Herz zum Beispiel durch Rhythmusstörungen oder Pumpschwäche, und sollte jedenfalls vermieden werden.“

Quellen: ESC 2016 Abstracts Heberg et al. Low to moderate alcohole consumption ist not associated with a reduction in cardiovascular events – The danish nurses‘ cohort study; Golan et al. The effect of moderate wine intake on carotid atherosclerosis in type 2 diabetes; a 2-jear intervention study

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82
Pressestelle: Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692 43
presse@dgk.org
B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung, Dr. Birgit Kofler, Berlin/Wien, Tel.: +49-172-7949286; +43-676-6368930; +43-1-31943780; kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9.000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.dgk.org/presse
http://www.kardiologie.org

Quelle: idw

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Offenes Wasser um den Nordpol: Arktisches Meereis auf dem Rückzug

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

In diesem September ist die Fläche des Arktischen Meereises auf eine Größe von knapp 4,1 Millionen Quadratkilometern (Mio km2) abgeschmolzen. Dies ist die zweitkleinste Fläche seit Beginn der Satellitenmessungen. Weniger Meereis gab es nur im Negativ-Rekord-Jahr 2012 mit 3,4 Mio km2. „Dies ist erneut ein massiver Eisverlust in der Arktis“, so Prof. Lars Kaleschke von der Universität Hamburg. Prof. Christian Haas vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) bestätigt: „Der Trend setzt sich fort.“ Nordost- und Nordwestpassage sind jetzt gleichzeitig für Schiffe befahrbar.

Jeweils im September wird Bilanz gezogen. Die Schmelzsaison in der Arktis geht zu Ende, die Größe der übrig gebliebenen Eisfläche, das Septemberminimum, ist ein wichtiger Indikator für Klimaänderungen. „Im Winter 2015/2016 war die Luft über dem arktischen Ozean in weiten Teilen mehr als sechs Grad Celsius wärmer als im langjährigen Durchschnitt“, sagt Meereisphysiker Kaleschke vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg. „Durch die höheren Temperaturen wächst das Eis im Winter weniger stark an.“

Auch die Eisdicke wurde untersucht. Hochauflösende Flugzeugmessungen in verschiedenen Gebieten der Arktis zeigen: „Besonders das neu gebildete, erstjährige Eis war in diesem Jahr sehr dünn, kaum dicker als einen Meter. Normalerweise ist es beinahe doppelt so dick“, sagt Christian Haas. „Das mehrjährige Eis war dagegen in etwa so dick wie in den Vorjahren, rund drei bis vier Meter. Dies hat den Eisverlust im Juni und Juli stark verzögert, bevor es im August aufgrund starker Winde doch noch schmolz.“ Für eine kontinuierliche Eisdickenbestimmung entwickelten die Universität Hamburg und das AWI gemeinsam ein neues Datenprodukt. Es kombiniert erstmals Messungen der zwei ESA-Satelliten CryoSat und SMOS und kann Trends aufzeigen. „So konnten wir schon am Ende des arktischen Winters sehen, dass das Eis zehn Zentimeter dünner war als in den Vorjahren, eine deutliche Verminderung“, sagt Lars Kaleschke.

Die jeweils aktuelle Fläche des Meereises wird mit Hilfe von Satellitendaten bestimmt. Ein vom Team um Kaleschke verbessertes Verfahren erlaubt jetzt eine Abbildung bis auf drei Kilometer genau. Üblich sind bisher Auflösungen von etwa mindesten zwölf Kilometern. In der Visualisierung werden dadurch Details wie Wirbel, Rinnen und Eiskanten besonders gut sichtbar – und geben wertvolle Hinweise auf die Dynamik im Eis und damit seine Stabilität. So lässt sich erkennen, wie nördlich von Alaska der so genannte Beaufort-Wirbel das Eis ungewöhnlich früh aufbricht, bereits im April. Im Mai und Juni war die Eisfläche im Vergleich dann tatsächlich kleiner als jemals zuvor. Ebenfalls ungewöhnlich: Auch ganz zentral in der Nähe des Nordpols zeigt das Meereis in diesem Jahr viele offene Wasserflächen.

Seit Ende August 2016 sind die Nordost- und die Nordwestpassage in der Arktis wieder offen. Die südliche Route der Nordwestpassage wurde in diesen Wochen von Yachten und einem Kreuzfahrtschiff durchfahren. Beide Schiffspassagen waren erstmals im Jahr 2008 gleichzeitig passierbar.

Das Meereis der Arktis gilt als kritisches Element im Klimageschehen und als Frühwarnsystem für die globale Erwärmung. In den 1970er und 1980er Jahren lagen die sommerlichen Minimumwerte noch bei durchschnittlich rund sieben Mio km2. „Der Rückzug des arktischen Meereises ist ein deutlicher Hinweis, dass die globale Erwärmung ungebremst fortschreitet“, sagt Lars Kaleschke.

Zusatzmaterial wie die Visualisierung, Grafiken und Bilder zum Download finden Sie hier:
https://www.cen.uni-hamburg.de/about-cen/news/2016-09-13-arctic-sea-ice-2016.htm…

Für Rückfragen:
Prof. Lars Kaleschke
Universität Hamburg
CEN – Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit
Tel.: +49 40 42838-6518
E-Mail: lars.kaleschke@uni-hamburg.de

Prof. Christian Haas
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Tel.: +49 471 4831-2285
E-Mail: christian.haas@awi.de

Stephanie Janssen
Universität Hamburg
CEN – Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 40 42838-7596
E-Mail: stephanie.janssen@uni-hamburg.de

Sina Löschke
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Pressereferentin, Kommunikation und Medien
Tel.: +49 471 4831-2008
E-Mail: sina.loeschke@awi.de

Quelle: idw

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Selbstbestimmte Arbeitszeiten:Männer verdienen mehr, Frauen nicht – selbst wenn sie länger arbeiten

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Männer, die im Rahmen von Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit über ihre Arbeitszeit selbst bestimmen können, arbeiten länger und verdienen mehr. Frauen haben dagegen kaum finanzielle Vorteile – selbst wenn sie mehr Überstunden machen.

Immer mehr Erwerbstätige können selbst über Arbeitsbeginn und Feierabend bestimmen, so Dr. Yvonne Lott und Dr. Heejung Chung. Die Soziologinnen von der Hans-Böckler-Stiftung und der University of Kent haben empirisch untersucht, was diese Entwicklung für die Gleichstellung von Mann und Frau bedeutet. Überraschenderweise nicht nur Gutes: Ihrer Analyse zufolge besteht die Gefahr, dass selbstbestimmte Arbeitszeiten bestehende Geschlechterungleichheiten verstärken.*

Lott und Chung haben für ihre Untersuchung Daten des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2003 bis 2011 ausgewertet. Von den deutschen Beschäftigten haben demnach 45 Prozent feste Arbeitszeiten. Ein weiteres Fünftel hat wechselnde Arbeitszeiten, die der Arbeitgeber vorgibt. Knapp ein Viertel darf im Rahmen von Gleitzeit über Anfang und Ende des Arbeitstags bestimmen, ein Zehntel hat volle Autonomie über die Arbeitszeit. Gravierende Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt es hier kaum.

Dagegen unterscheiden sich die Auswirkungen der Arbeitszeitarrangements erheblich zwischen den Geschlechtern: Wenn Männer von festen Arbeitszeiten zu Gleitzeit wechseln, machen sie im Schnitt eine Überstunde pro Woche mehr, Frauen nur eine halbe Stunde. Wenn männliche Beschäftigte autonom über ihre Arbeitszeit bestimmen dürfen, wächst ihr Überstundenpensum um zwei Stunden, bei weiblichen um eine Stunde. Die Geschlechterdifferenzen gehen vor allem auf Frauen in Teilzeit zurück, Frauen in Vollzeit leisten die gleiche Mehrarbeit wie Männer.

Als Erklärung verweisen die Forscherinnen auf die ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit: Weil Haushalt und Kinderbetreuung nach wie vor überwiegend in der Verantwortung von Frauen liegen, nutzten viele Frauen flexible Arbeitszeiten in erster Linie, um ihren familiären Pflichten nachkommen zu können. Tatsächlich konnte Lott in einer früheren Studie zeigen, dass Frauen mit selbstbestimmten Arbeitszeiten weniger Schwierigkeiten mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben haben. Männer konzentrierten sich dagegen traditionell auf die Erwerbsarbeit und seien daher eher geneigt, länger zu arbeiten.

Auch bei den Einkommen gibt es geschlechtsspezifische Effekte: Bei männlichen Beschäftigten steigt der Jahresbruttolohn im Schnitt um 1.200 Euro bei Gleitzeit und um 2.400 Euro bei vollständiger Arbeitszeitautonomie. Wenn man die zusätzlichen Überstunden berücksichtigt, bleiben Zuwächse von 1.100 und 2.100 Euro. Das Lohnplus beruht also nicht nur auf der Vergütung der Mehrarbeit, sondern dürfte auch eine Belohnung für höheres Engagement und mehr Produktivität sein. Bei weiblichen Beschäftigten sind dagegen keine signifikanten Auswirkungen auf das Gehalt nachweisbar – auch dann nicht, wenn man nur die Vollzeit-Arbeitnehmerinnen betrachtet.

Die Differenz in den Einkommenszuwächsen erklären Lott und Chung zum einen damit, dass Frauen flexible Arbeitszeiten eher für familiäre Verpflichtungen nutzen als Männer. Dass Frauen in Vollzeit ihre Überstunden ebenso stark ausbauen wie Männer, ohne finanziell davon zu profitieren, deute zudem darauf hin, dass auch Diskriminierung durch Arbeitgeber eine Rolle spielt: Vorgesetzte scheinen Frauen weniger Engagement und Produktivität als Männern zuzuschreiben, selbst wenn sie ihre Leistung mit flexiblen Arbeitszeiten vergleichbar steigern.

*Yvonne Lott, Heejung Chung: Gender Discrepancies in the Outcomes of Schedule Control on Overtime Hours and Income in Germany, European Sociological Review (online), August 2016

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Yvonne Lott
Forschungsförderung
Tel.: 0211-7778-600
E-Mail: Yvonne-Lott@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Quelle: idw

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Lässt Stress schneller altern oder hält er sogar geistig fit?

Verena Kemmler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Lebenslanges Lernen, höheres Renteneintrittsalter, demographischer Wandel – drei Schlagworte, die zeigen, wie wichtig es ist, auch im Alter noch fit zu sein. Das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund – IfADo will dem Thema gesundes Altern in einer breit angelegten Forschungsinitiative, der Dortmunder Vital-Studie, auf den Grund gehen.

Während der eine mit 70 Jahren bereits stark vergesslich ist, sitzt der andere im gleichen Alter noch im Aufsichtsrat eines Unternehmens. In keiner Lebensspanne sind die Unterschiede der menschlichen Leistungen so groß wie im Alter. Aber woran kann das liegen? In der „Dortmunder Vital-Studie“ wollen Forscherinnen und Forscher am IfADo interdisziplinär die Auswirkungen und Zusammenhänge von Alter, Lebensstil und Stress auf verschiedenen Ebenen untersuchen: von der Immunreaktion über die subjektive Empfindung und Gehirnaktivität bis hin zu Stoffwechselfunktionen.

Langfristig versprechen sich die Forscherinnen und Forscher Antworten auf die Frage, wie Lebensstil, Stress, Stoffwechsel, Immunsystem und geistige Leistungsfähigkeit über die Lebensspanne hinweg zusammenhängen. Dazu sucht das IfADo in den nächsten Jahren nach über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwischen 20-70 Jahren. Besonders gefragt sind 30-50 jährige, berufstätige Personen.

Hat jemand, der positiv mit Druck umgehen kann, ein stärkeres Immunsystem? Leiden Menschen, die eine abwechslungsreiche Arbeit haben, seltener an Altersdemenz? Wie wirkt sich das zunehmende Alter auf Gehirnfunktionen, Immun- und Stoffwechselprozesse aus? Diesen Fragen werden die Forschenden am IfADo in den nächsten Jahren nachgehen. Die Versuchspersonen sollen dabei aus verschiedenen Altersgruppen kommen und unterschiedlichen Aktivitäten nachgehen. So wollen die Forscherinnen und Forscher Risikofaktoren für Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit Depressivität, Burn-out oder Alterserkrankungen wie Altersdemenz ermitteln.

Damit mögliche Zusammenhänge von psychologischen und physiologischen Faktoren entdeckt werden können, sind verschiedene Untersuchungsmethoden notwendig: Die Forschenden messen unter anderem mittels Elektroenzephalogramm die Gehirnaktivitäten, ermitteln durch Fragebögen Persönlichkeitseigenschaften und erfassen aus geringen Blutmengen den Status des Immunsystems. Um auch Langzeitwirkungen von Umwelteinflüssen, Stress oder Lebensstil zu erforschen, sollen die Messungen alle fünf Jahre wiederholt werden.

Teilnahme-Bedingungen:
• Die Teilnehmenden sollten zwischen 20-70 Jahre alt sein, erwerbstätige Personen im Alter von 30 bis 50 Jahren sind besonders willkommen. Wichtig sind zudem gute Deutschkenntnisse und ein guter Gesundheitszustand.
• Aufwandsvergütung: Die Tests werden ca. neun Stunden (aufgeteilt auf zwei Tage) in Anspruch nehmen. Dafür erhalten alle Teilnehmenden 100 Euro für den ersten und 60 Euro für den zweiten Termin.
• Wer Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich hier melden: www.ifado.de/vital-studie/anmeldung

Die Dortmunder Vital-Studie
Die Dortmunder Vital-Studie wird rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern untersuchen. Dazu werden die Teilnehmenden an zwei Terminen untersucht; fünf Stunden am ersten und vier Stunden am zweiten Termin. Es werden Fragebögen zu den Themen Stress und Lebensstil eingesetzt, diverse psychologische Tests zum Gedächtnis und zur Aufmerksamkeit durchgeführt, das Seh- und Hörvermögen erfasst sowie Blut-, Urin- und Haarproben gesammelt. Darüber hinaus werden Körpermaße genommen und es wird ein Sportcheck am Fahrradergometer mit EKG- Kontrolle durchgeführt. Aus diesen Daten wird ein umfassendes körperliches und mentales Profil erstellt. Nachuntersuchungen sollen alle 5 Jahre erfolgen. Alle Daten werden ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke erhoben und anonymisiert ausgewertet.

Das IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht die Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Aus den Ergebnissen werden Prinzipien der leistungs- und gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitswelt abgeleitet. Das IfADo hat mehr als 200 Mitarbeiter/innen aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 88 selbstständige Einrichtungen umfasst. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro.

Weitere Informationen:

http://www.ifado.de/vital-studie

Quelle: idw

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»Sweedhart«: Unkraut nicht bekämpfen, sondern als Biomasse nutzen

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Der Zugang zu Lebensmitteln ist für westliche Gesellschaften problemlos möglich – aber auch selbstverständlich? Landwirte leiden schon heute unter zu geringen Mengen an Agrarerzeugnissen, weil Unkraut ihre Felder belastet. Da die wilden Pflanzen gegen Herbizide Resistenzen ausgebildet haben, können sie den Nutzpflanzen ungehindert schaden und so langfristig die Nahrungsmittelsicherheit bedrohen. Statt Unkraut nur zu bekämpfen, lässt sich aber auch davon profitieren: Im Projekt »Sweedhart« entwickelt Fraunhofer UMSICHT neue Methoden, um der Unkrautbelastung entgegenzuwirken und die Pflanzen gleichzeitig als Energieträger zu nutzen.

Unkraut ist längst nicht nur ein Problem von Hobbygärtnern, sondern eins für die gesamte Gesellschaft: Die wilden Pflanzen wachsen auf den Feldern von Landwirten und behindern somit die gesunde Entwicklung der dort angebauten Nutzpflanzen. Schon jetzt hat die Anwesenheit der ungebetenen Gäste einen negativen Einfluss auf den Ernteertrag der Landwirte und stellt somit eine Bedrohung für die weltweite Nahrungsmittelsicherheit dar. Um der Unkrautbelastung entgegenzuwirken, werden derzeit Herbizide eingesetzt. Doch die wilden Pflanzen haben in den letzten Jahren verstärkt Resistenzen gegen die Unkrautvernichtungsmittel entwickelt, weshalb deren Effektivität immer weiter zurückgeht. Gleichzeitig ist die Entwicklung neuer Herbizid-Sorten weitestgehend erschöpft oder wegen Risiken für die Umwelt durch EU-Richtlinien eingestellt worden.

Unkraut: Schädling und Energieträger
Es bedarf neuer Alternativen, um die weltweite Unkraut-Belastung auf agrarwirtschaftlich betriebenen Feldern zu reduzieren. Am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT ist im Mai 2016 das Projekt »Sweedhart« gestartet, das genau an dieser Schnittstelle ansetzt. »Wir adressieren die Problematik, indem wir untersuchen, wie der Unkrautbefall der Felder auch ohne Herbizide gehemmt werden kann«, erzählt Dr. Christoph Glasner von Fraunhofer UMSICHT, der das Forschungsprojekt koordiniert. Gleichzeitig soll die Forschung einen Beitrag zur Biomasseproduktion leisten – und auch in diesem Rahmen spielt Unkraut eine große Rolle.

Während der Feldernte führt die Verarbeitung des Mähguts durch den Mähdrescher zu etwa 25 Prozent Häcksel, das aus kurz geschnittenem Heu, Stroh, aber auch energiereichen Unkrautsamen besteht. Ohne weitere Behandlung werden diese Überreste meist zurück auf die Felder geführt. Dadurch bleibt das in der Biomasse gespeicerhte Energiepotenzial nicht nur ungenutzt, sondern führt auch dazu, dass die nächste Unkrautgeneration auf den Feldern heranwachsen kann. »Ein Ziel von Sweedhart ist es deshalb, die Unkrautsamen bereits während der Ernte durch die Abwärme des Mähdreschers thermisch zu desinfizieren und so die Keimung des Unkrauts zu unterbinden«, erklärt Dr. Glasner.

Mehr Biomasse, weniger Kohlendioxid-Emission
In einem nächsten Schritt will die Forschergruppe untersuchen, wie sich die Häcksel weiter verwerten lassen: Beispielsweise als erneuerbare Energiequelle durch Verbrennung, aber auch als Ausgangsstoff für Materialien oder als neue Quelle für die Tierfütterung. Innerhalb der dreijährigen Projektlaufzeit soll die Realisierbarkeit des Konzepts eingehend geprüft werden. »Am Ende wollen wir einen Katalog an erfolgreichen sowie nachhaltigen Maßnahmen bereitstellen, die die Unkrautbelastung auf Feldern verhindern und dem wachsenden Problem der Herbizid-Resistenz und dem invasivem Unkrautwachstum entgegenwirken.« Durch den Einbezug des Unkrauts für die Biomasseproduktion birgt das Sweedhart-Konzept großes Potential, eine nachhaltige Agrarkultur mitzugestalten und einen wichtigen Beitrag auf dem Weg hin zu einer biobasierten Wirtschaft zu leisten.
Derzeit entwickelt das Projektteam ein Hygenisierungskonzept während der Ernte, erarbeitet mechanische Maßnahmen, damit weniger Unkraut auf dem Feld verstreut wird und evaluiert die Verwertungsmöglichkeiten von Nebenprodukten.

Über das Projekt
»Sweedhart« wird als eins von 14 europäischen Projekten im Rahmen von FACCE SURPLUS (Sustainable and Resilient agriculture for food and non-food systems) mit insgesamt 1,45 Millionen Euro gefördert. FACCE SURPLUS ist ein von der Europäischen Union gestartetes Vorhaben, das eine nachhaltige Biomasseproduktion und -konversion zur Verwendung als Lebensmittel und zur industriellen Nutzung anstrebt.

An »Sweedhart« sind neben Fraunhofer UMSICHT/der Fraunhofer Gesellschaft noch drei weitere Projektpartner beteiligt:
• Norwegian University of Science and Technology (NTNU), Norwegen
• University of Copenhagen, Dänemark
• CLAAS Selbstfahrende Erntemaschinen GmbH, Deutschland

Weitere Informationen:
http://faccesurplus.org/research-projects/sweedhart/ Projekt »Sweedhart«
http://faccesurplus.org/ EU-Vorhaben FACCE SURPLUS

Quelle: idw

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Die Zukunft der E-Mobilität: Intelligente Navis machen Autos grüner

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

Ein interdisziplinäres Forscherteam der Universität Mannheim ist an der Entwicklung eines Navigationssystems für Elektrofahrzeuge beteiligt, das nicht nur die Lebensdauer der Fahrzeug-Batterien verlängert, sondern auch Instabilitäten im Stromnetz vorbeugt und die Nutzung erneuerbarer Energien fördert. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird im Rahmen des EU-Programms „Horizon 2020″ an der Universität Mannheim mit 630.000 Euro gefördert. Das Projekt ist am 1. September 2016 gestartet.

Eine Million Elektrofahrzeuge sollen laut Bundeskanzlerin Angela Merkel bis 2020 auf deutschen Straßen unterwegs sein. Doch noch haben E-Autos starke Absatzprobleme: Neben den Anschaffungskosten ist es vor allem die geringe Reichweite der Batterie, die potentielle Käufer abschreckt. Ein Forscherteam an der Universität Mannheim arbeitet nun daran, die Attraktivität von E-Fahrzeugen zu steigern, indem es die Lebensdauer der Batterien erhöht. Hierbei stehen nicht technologische Innovationen, sondern der Nutzer im Zentrum. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus BWL, Psychologie und Informatik entwickeln zusammen mit zehn anderen europäischen Partnern im Rahmen des EU- Projekts „ELECTRIFIC“ ein hochkomplexes Navigationssystem. Dieses soll das Nutzerverhalten optimieren: „Wir geben den Fahrern ein Tool an die Hand, das es ihnen erlaubt, durch perfekte Fahrtrouten und Ladezeitpunkte Reichweite und Lebensdauer ihrer Batterie zu verlängern“, erklärt Sonja Klingert vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II, Leiterin des Projekts an der Universität Mannheim.

„Weiß ich als Fahrer, dass ich am nächsten Tag die Kinder zur Schule fahre und danach zur Arbeit, zur Reinigung und zum Supermarkt muss, habe ich oft bereits einen bestimmten Ablauf im Kopf“, erklärt Sonja Klingert. In solchen Situationen neigen Nutzer dazu die Batterie vor Fahrtbeginn vollständig zu laden und gegebenenfalls auf dem Heimweg „schnell“ nachzuladen. „Beides – voller Ladezustand und schnelles Nachladen – wirkt sich aber langfristig negativ auf die Lebensdauer der Batterie aus“, so Klingert. Genau das soll das „Advanced Driver Assistance System“ (ADAS) – so heißt das Navigationssystem, an dem die Forscherinnen und Forscher der Universität Mannheim arbeiten – vermeiden: Es kennt den Ladezustand der Batterie und die geplante Route – durch manuelle Eingabe oder die Analyse vergangener Fahrten – und schlägt dem Fahrer basierend auf dem so genannten Electric Vehicle Smart Algorithm (ELSA) batteriefreundlichere Ladezeitpunkte und -orte vor.

Risikofaktor Elektrizitätsnetz
Damit allein ist es aber nicht getan. „Das System kann noch mehr: Es bezieht aktuelle Informationen aus dem Elektrizitätsnetz und schlägt dem Nutzer eine Route vor, mit der die Fahrer möglichst viel Strom aus erneuerbaren Energiequellen nutzen“, sagt Thomas Schulze vom Lehrstuhl für Softwaretechnik. Das ADAS soll außerdem den Ladeprozess so gut ins Netz integrieren, dass starke Spannungsschwankungen ausbleiben. Das sei für den Ausbau der E-Mobilität ein besonders wichtiger Faktor: „Mit der massiven Verbreitung von Elektrofahrzeugen stehen wir zukünftig nämlich vor einem Problem: Wenn alle gleichzeitig laden, könnte es zu Instabilitäten und Stromausfällen im Elektrizitätsnetz kommen“, so Schulze. Das ADAS passt deswegen die Verteilung der Ladezeitpunkte aller E-Fahrzeuge an die Lastkurve des örtlichen Elektrizitätsnetzes und die Wetterprognosen an. Denn es ist weniger wahrscheinlich, dass viele Fahrer gleichzeitig zum Nachladen fahren, wenn das System die optimalen Stationen auf Basis individueller Faktoren berechnet. Zum Beispiel könnte das ADAS Fahrern empfehlen, ihre Pläne aufgrund der Wetterdaten anzupassen: „Wenn mittags um 14 Uhr am Supermarkt die Sonne scheint, kann es unter Umständen sinnvoller sein, das Nachladen früher als geplant vorzunehmen.“ Das habe mehrere Vorteile: „Der Prozentsatz an Solarenergie an der Ladestation ist dann deutlich höher, das heißt, der Strom, der letztendlich in der Batterie landet, ist umweltfreundlicher. Weil der Einkauf ohnehin eine halbe Stunde dauert, kann die Batterie zudem ganz nebenbei nachgeladen werden“, erklärt Thomas Schulze, der die Projektaufgaben im Bereich der Softwaretechnik leitet.

Herausforderung „Big Data“
Die Entwicklung eines solchen Systems ist komplex. Das sei auch einer der Gründe, warum das Forscherteam über Fächergrenzen hinweg arbeite. So spielen psychologische Faktoren eine herausragende Rolle: „Damit der Fahrer die angebotenen Vorschläge annimmt, müssen sie für ihn attraktiv und transparent sein“, erklärt Prof. Dr. Michaela Wänke, Inhaberin des Lehrstuhls für Konsumentenpsychologie und Ökonomische Psychologie. „Wir arbeiten daher gemeinsam mit den Wirtschaftsinformatikern an psychologischen und ökonomischen Anreizmechanismen, um den Fahrer für vorbildliches Verhalten zu belohnen.“ Neben Boni und Preisrabatten an Ladestationen ist auch wichtig, wie und in welcher Reihenfolge der Fahrerin Alternativen präsentiert werden. Nicht zuletzt sind die Daten eine Herausforderung: „Wir haben es mit enormen Datenmengen und höchst sensiblen Daten zu tun“, so Dr. Florian Kutzner, Leiter der psychologischen Arbeitsaufträge im Projekt. Neben Wetterdaten und Batteriekapazität müsse das System auf historische Daten zum Fahrverhalten und Topographie zurückgreifen, um attraktive Vorschläge machen zu können und um den Energieverbrauch pro Fahrt korrekt zu berechnen. Gleichzeitig dürfe aber die Selbstbestimmung der Nutzer über ihre Daten nicht aus dem Blick geraten.

Das Projekt startet am 1. September 2016 und läuft über drei Jahre. Im ersten Projektjahr sollen zunächst die Anforderungen an das System ermittelt und gleichzeitig die Modellierung vorgenommen werden. Im zweiten und dritten Jahr erfolgen die Implementierung sowie zwei Testphasen, in denen das System in der Praxis überprüft wird. Im Anschluss an die Entwicklung soll ADAS der Automobilindustrie frei zur Verfügung gestellt werden.

Die Projektteilnehmer
An der Universität Mannheim ist das Gemeinschaftsprojekt fakultätsübergreifend an den drei Lehrstühlen Wirtschaftsinformatik II (BWL), Softwaretechnik (Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsmathematik) sowie Konsumentenpsychologie und Ökonomische Psychologie (Sozialwissenschaften) verortet. Externe Projektpartner sind unter anderem die französische IT-Consultingfirma GFI Informatique, die Universität Passau, das Deggendorf Institute of Technology und der E-Carsharing-Anbieter E-WALD GmbH.

Über Horizon 2020
Horizon 2020 ist das Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation. Ziel ist es, EU-weit eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen und zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Das Projekt „ELECTRIFIC“ wird im Rahmen der Challenge „Smart, Green and Integrated Transport“ mit insgesamt 6,2 Million Euro gefördert, davon gehen 630.000 Euro an das Forscherteam der Universität Mannheim.

Kontakt:
Sonja Klingert
Projektleitung
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II
Universität Mannheim
Tel. +49 (0) 160 / 1066 942
E-Mail: klingert@uni-mannheim.de

Dr. Florian Kutzner
Lehrstuhl für Konsumentenpsychologie und Ökonomische Psychologie
Universität Mannheim
Tel. +49 (0) 621 / 181-1689
E-Mail: florian.kutzner@psychologie.uni-heidelberg.de

Thomas Schulze
Lehrstuhl für Softwaretechnik
Universität Mannheim
Tel. +49 (0) 621 / 181-3906
E-Mail: schulze@informatik.uni-mannheim.de

Quelle: idw

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Studie belegt erstmals: Autofahren mit Flip Flops ist gefährlich

Henning Zuehlsdorff Pressestelle
Leuphana Universität Lüneburg

An heißen Sommertagen ist die Verlockung groß, mal eben mit Flip Flops ins Auto zu springen und einfach loszufahren. Wie gefährlich das ist, haben jetzt Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg mit einer Untersuchung belegt. Professor Friedrich Müller und sein Team vom LüneLab, dem Institut für Experimentelle Wirtschaftspsychologie der Leuphana, werteten dazu an einem Fahrsimulator 5.400 Bremsmanöver aus.

Die Wissenschaftler untersuchten die Reaktionen von 34 Personen in sorgfältig ausbalancierten Versuchen an einem Fahrsimulator. Die Probanden trugen bei jeweils der Hälfte der Bremsvorgänge feste, gut sitzende Schuhe, in den anderen Situationen hatten sie Flip Flops an. Gemessen wurden unter anderem die Reaktionszeiten, die Zeit für die Bewegung vom Gas- zum Bremspedal (Umsetzzeit) und die Zeiten etwa vom Aufleuchten einer Ampel oder dem Erscheinen von Personen auf der Fahrbahn bis zum vollständigen Betätigen des Bremspedals (sog. Vorbremszeiten).

Die Wissenschaftler kamen zu einem eindeutigen Ergebnis: Unter allen Bedingungen sind die Vorbremszeiten mit Flip Flops deutlich länger als die mit festen Schuhen. In überraschend auftretenden Bremssituationen (ein Kind fährt plötzlich mit einem Skateboard auf die Straße) verlängert sich der Bremsweg – bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h im Durchschnitt um etwa 2,5 m. Situationen, in denen die Fahrer bei Bremsmanövern vom Pedal abrutschten, an Pedalen hängen blieben oder sich zwischen den Pedalen verhakten, wurden ausschließlich bei Flip Flop-Fahrern beobachtet. Knapp die Hälfte der Fahrer mit Flip Flops verfehlte mindestens einmal das Bremspedal, ein knappes Drittel rutsche mindestens einmal vom Pedal ab.

80% der Fahrer berichten, dass sie sich beim Fahren mit Flip Flops deutlich unsicherer fühlten. Das Fahren mit ungeeignetem Schuhwerk erfordert also insgesamt eine deutlich höhere Aufmerksamkeit vom Fahrzeuglenker. Die Verkehrspsychologen nehmen deshalb an, dass sich die Bremszeiten weiter verlängern, wenn Fahrer durch ein komplexes Verkehrsgeschehen, weitere Mitfahrer oder andere Reize abgelenkt werden. Solchen Einflüssen wollen die Wissenschaftler mit einem am LüneLab neu konzipierten Fahrsimulator in einer weiteren Studie auf die Spur kommen.

Entstanden ist die vorliegende Untersuchung in Kooperation mit der Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation. Eine Unfallverhütungsvorschrift verlangt von Berufskraftfahrern, bei der Ausübung ihres Berufes festes Schuhwerk zu tragen. Die Berufsgenossenschaft wollte wissen, ob es Belege für die vermutete Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit gibt.

Quelle: idw

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Der Pinguin als Messstation: Symposium beleuchtet Perspektiven der Erdbeobachtung durch Tiere

Caroline Wichmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

Pinguine und See-Elefanten sammeln Messdaten im Meer, Vögel zeigen Wissenschaftlern die Ausbreitung von Infektionskrankheiten an, Huftierherden dienen als Indikatoren für den Zustand von Grasland-Ökosystemen. Die Erdbeobachtung durch Tiere verspricht vielfältige Möglichkeiten, das Gesundheitsmanagement zu verbessern, Ökosysteme zu erforschen und Naturkatastrophen früher zu erkennen. Welche Entwicklungen das Forschungsgebiet aktuell kennzeichnen und welche Perspektiven es bietet ist Thema des Leopoldina-Symposiums „Erdbeobachtung durch Tiere“ in Berlin.

Mit den Fortschritten der Satelliten gestützten Technologien hat sich das Forschungs- und Anwendungsfeld „Erdbeobachtung durch Tiere“ schnell weiterentwickelt. Immer kleinere Chips und Sensoren ermöglichen es den Forschern, immer mehr Tierarten per Telemetrie zu orten und Messwerte in Echtzeit auszuwerten. Bei dem Symposium in Berlin berichten Forscher unter anderem über „Vögel als Indikatoren für die Ausbreitung hochpathogener zoonotischer Krankheiten“ (Timm Harder, Friedrich-Loeffler-Institut Riems), über „Meeresvögel als Umweltindikatoren für die Meeres- und Umweltforschung“ (Petra Quillfeldt, Universität Gießen), über die „Veränderungen von Tierbewegungen durch globalen Wandel“ (Thomas Müller, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Frankfurt am Main) und über „Fernerkundung: Beobachtungsinstrumente für den Naturschutz“ (Aurélie Shapiro, World Wildlife Fund for Nature, Berlin).

Für das Symposium ist eine Anmeldung bis zum 28. September erforderlich.

Weitere Informationen:
http://www.leopoldina.org/de/veranstaltungen/veranstaltung/event/2418

Quelle: idw

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Unstatistik des Monats: Fußball-Fans haben die höchste Bildung

Jörg Schäfer Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Wer es noch nicht gewusst hat – Fußball ist Bildungsland: „Auf Platz 1: der SC Freiburg. 73,4 Prozent seiner Fans haben laut „Xing“ einen Hochschulabschluss“, so berichtete der Südkurier. Die berichteten Prozent-Zahlen allerdings beziehen sich nicht auf die Mitglieder der Fußballvereine, sondern nur auf jene, die zugleich Mitglied bei Xing sind, und dort sind überdurchschnittlich viele Akademiker Mitglied.

Wer es noch nicht gewusst hat – Fußball ist Bildungsland: „Auf Platz 1: der SC Freiburg. 73,4 Prozent seiner Fans haben laut „Xing“ einen Hochschulabschluss“, so berichtete der Südkurier. Selbst der drittletzte in diesem neuesten Bildungs-Ranking der Bundesligavereine strotzt vor Intelligenz: „Mehr als die Hälfte (63,5 Prozent) der HSV-Fans hat einen Hochschulabschluss“, weiß das norddeutsche Zeitungsportal shz.de zu berichten. All das hat angeblich Xing bei einer Befragung seiner Nutzer herausgefunden.

Wie kann das sein? Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat Deutschland wiederholt wegen der geringen Akademikerrate gerügt. Im Jahr 2015 verfügten in Deutschland nur 16,3 Prozent der Bevölkerung über einen Hochschulabschluss (Bachelor, Master, Diplom oder Promotion, siehe www.destatis.de). Wenn aber selbst unter den HSV-Fans mehr als die Hälfte angeblich einen Hochschulabschluss haben, dann stimmt hier etwas nicht.

In der Tat. Die berichteten Prozent-Zahlen beziehen sich nicht auf die Mitglieder der Fußballvereine, sondern nur auf jene, die zugleich Mitglied bei Xing sind. Die Zahlen betreffen also die Schnittmenge. Da Xing, wie der Konkurrent Linkedin, überdurchschnittlich viele Akademiker als Mitglieder hat, gibt es dort auch viele Hochschulabschlüsse – bei Xing, nicht beim HSV. Mit anderen Worten: die Mitglieder von Xing sind weder repräsentativ für die Bevölkerung noch für alle Fußballfans in Deutschland. Hier ist Journalisten ein altbekannter Fehler unterlaufen: man berichtet eine korrekte Prozentzahl, aber die falsche Referenzklasse. Richtig wäre gewesen: 73,4 Prozent der Xing-Mitglieder, die zugleich Fan des FC Freiburg sind, haben einen Hochschulabschluss. Die Moral der Geschichte lautet: Frage immer „Prozent von was?“

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Tel.: (030) 82406-0
Sabine Weiler (Pressestelle RWI), Tel.: (0201) 8149-213

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.

Weitere Informationen:

http://www.unstatistik.de – Weitere Informationen, Kontakte & Archiv

Anhang

Pressemitteilung (pdf)
https://idw-online.de/de/attachment50730

Quelle: idw

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Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen aktualisiert

Dr. Katharina Reiss Pressestelle
Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie

Gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung im Säuglingsalter kommt eine besondere Bedeutung zu, denn hier werden wichtige Weichen für eine lebenslange Gesundheit gestellt. Das Netzwerk Gesund ins Leben hat die bundesweit einheitlichen Handlungsempfehlungen für das erste Lebensjahr eines Kindes aktualisiert und erweitert. Die Themen „Bewegung“ und „Essen lernen“ sowie neue Ernährungstrends sind erstmals aufgegriffen. Die Handlungsempfehlungen sind in der Monatsschrift Kinderheilkunde erschienen und stehen unter http://www.gesund-ins-leben.de bereits online.

Wie lange stillen? Schützt ein früher Beikoststart vor Allergien? Vegane Ernährung für Säuglinge? Wie wichtig ist Bewegung für Babys? Dürfen stillende Frauen Sport treiben? Auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse geben die aktualisierten „Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen“ Fachkräften klare Antworten für die Beratung junger Eltern, z.B. im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen.

Neue Themen: Bewegung und Essen lernen im ersten Lebensjahr
Eine ausgewogene und bedarfsangepasste Ernährung fördert die Entwicklung des Kindes und wirkt sich kurz-, mittel- und langfristig auf seine Gesundheit aus. Eltern sollen dabei unterstützt werden, ein gesundheitsförderndes Essverhalten möglichst früh zur Gewohnheit werden zu lassen. Die Begleitung des Kindes während der Mahlzeiten, das Eingehen auf die kindlichen Signale und das gemeinsame Essen am Tisch können die Bindung zwischen Eltern und Kind stärken.
Neben der Ernährung spielt ausreichend Bewegung eine entscheidende Rolle. Sie ist nicht nur für die motorische Entwicklung elementar, sondern bleibt ein Leben lang für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Bedeutung. Deshalb soll Eltern vermittelt werden, wie sie die Bewegung ihres Kindes bereits ab dem Säuglingsalter fördern können und auch der stillenden Mutter wird empfohlen, körperlich aktiv zu sein.
Diese neuen Empfehlungen zu den Themen „Bewegung“ und „Essen lernen“ ergänzen die aktuelle Ausgabe der „Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen“ des Netzwerks Gesund ins Leben. Das Netzwerk Gesund ins Leben ist ein Teil von IN FORM, Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung der Bundesregierung.

Expertenkonsens als Basis für Handlungsempfehlungen
Die Verständigung auf bundesweit einheitliche Handlungsempfehlungen im Konsens mit allen relevanten Fachgesellschaften und Berufsverbänden ist ein zentrales Ziel des Netzwerks Gesund ins Leben. Die erstmals 2010 erschienenen Empfehlungen zur Ernährung im ersten Lebensjahr und in der Stillzeit wurden nun anhand der derzeitigen wissenschaftlichen Datenlage im Rahmen eines Revisionsprozesses überarbeitet. Dafür wurden die Empfehlungen aller relevanten Fachgesellschaften und Institutionen zu Ernährung, Gesundheit, Nahrungsmittelallergien und Bewegung von Schwangeren, Stillenden und Kindern im ersten Lebensjahr recherchiert und geprüft.
Ergänzend wurden Metaanalysen, systematische Übersichtsarbeiten, Leitlinien sowie weitere einschlägige Fachpublikationen miteinbezogen. Es wurde kein Anspruch auf eine systematische Recherche erhoben. Die vom wissenschaftlichen Beirat des Netzwerks Gesund ins Leben im Konsens formulierten Handlungsempfehlungen entsprechen dem Evidenzniveau einer Expertenempfehlung. Die Handlungsempfehlungen werden von den Berufsverbänden der Frauenärzte (BVF), der Hebammen (DHV) und der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sowie den Deutschen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) unterstützt. Diese berufsgruppenübergreifende Verständigung auf bundesweit einheitliche Handlungsempfehlungen im Bereich Ernährung und Bewegung ist europaweit einzigartig.
Verbreitet werden die Inhalte der aktualisierten Handlungsempfehlungen über eine intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Fortbildungsangebote für Fachkräfte sowie über Beratungs- und Informationsmedien für Fachkräfte und für junge Familien.

Die aktualisierten „Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen“ sind über folgenden Link erhältlich:
http://www.gesund-ins-leben.de/fuer-fachkraefte/handlungsempfehlungen/erstes-lebensjahr

Über Gesund ins Leben:
Gesund ins Leben ist ein Netzwerk von Institutionen, Fachgesellschaften und Verbänden, die sich mit jungen Familien befassen. Das Ziel ist, Eltern einheitliche Botschaften zur Ernährung und Bewegung zu vermitteln, damit sie und ihre Kinder gesund leben und aufwachsen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert Gesund ins Leben als Teil des Nationalen Aktionsplans IN FORM: http://www.gesund-ins-leben.de

Über IN FORM:
IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Sie wurde 2008 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) initiiert und ist seitdem bundesweit mit Projektpartnern in allen Lebensbereichen aktiv. Ziel ist, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Menschen dauerhaft zu verbessern: http://www.in-form.de

Kontakt:
Dr. Katharina Reiss
Geschäftsstelle: Netzwerk Gesund ins Leben
aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Heilsbachstraße 16
53123 Bonn
Tel.: 0228 8499-169 Fax: 0228 8499-177
E-Mail: k.reiss@aid-mail.de
Internet: www.gesund-ins-leben.de; www.aid.de

Quelle: idw

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Effiziente Wiederverwertung von Lithium-Ionen-Batterien – Forschungsprojekt gestartet

Marie-Luise Righi Marketing und Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird ein innovatives und hocheffizientes Verfahren entwickelt, um wertvolle Batteriematerialien möglichst ressourcenschonend zurückzugewinnen und wieder für neue Batterien einzusetzen. Ziel des Projekts NEW-BAT ist es, einen robusten, energieeffizienten und kostengünstigen Prozess zu entwickeln, der breit eingesetzt werden kann.

Lithium-Ionen-Batterien sind eine Schlüsseltechnologie für die Energiewende und Elektromobilität. Die große Verbreitung dieser Energiespeicher führt zu einem hohen Aufkommen an ausgemusterten Batterien und Akkus, die eine wertvolle Rohstoffquelle sind. Aktuell werden für gebrauchte Batterien und Produktionsabfälle aus der Batteriefertigung energieintensive metallurgische Recyclingmethoden eingesetzt. Damit können allerdings nur elementare Metalle zurückgewonnen werden. Die Wertschöpfung beruht deshalb meist nur auf den Metallwerten von beispielsweise Nickel, Cobalt oder Mangan. Wertvoller wäre eine Rückgewinnung der eigentlichen Batteriematerialien, die bereits mit hohem Aufwand aus den Grundelementen hergestellt wurden, beispielsweise hochwertige Lithium-Metalloxide und bisher gar nicht recyclingfähige Kohlenstoffverbindungen. Das würde Energie und Kosten sparen und wertvolle Ressourcen wie Lithium nachhaltig sichern.

Hier setzt das Projekt NEW-BAT an, das mit rund 1,6 Millionen Euro im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme »r4- Forschung zur Bereitstellung wirtschaftsstrategischer Rohstoffe« gefördert wird. Unter der Leitung von Andreas Bittner von der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS arbeiten Wissenschaftler und Ingenieure aus Forschung und Industrie an einem neuen Verfahren, mit dem genau diese wertvollen Batteriematerialien komplett aus den Altbatterien zurückgewonnen und so aufbereitet werden, dass sie direkt wieder in neuen Batterien eingesetzt werden können.

Intelligent zerkleinern statt ziellos zerschreddern
Das Kernstück des neuen Recyclingprozesses ist die elektrohydraulische Zerkleinerung mit Hilfe von Schockwellen. Bei diesem Verfahren wird das zu zerkleinernde Material in ein flüssiges Medium, zum Beispiel Wasser, eingebracht. Über elektrische Entladung werden Schockwellen freigesetzt, die durch das Medium Wasser sehr gleichmäßig an das Material weitergegeben werden.

Damit ist es möglich, Komposite quasi berührungsfrei an den Materialgrenzen aufzuspalten und so eine einfache und schonende Separation der Komponenten zu erreichen. Das Materialgemisch aus den verschiedenen Batteriekomponenten – Kathode, Anode, Elektrolyt, Separator sowie Zell- und Batteriegehäuse – kann danach effizienten Trennverfahren unterzogen werden. Um möglichst reines Batteriematerial zu erhalten, werden Verfahren eingesetzt, die sowohl physikalische Eigenschaften, wie unterschiedliche Korngröße und Dichte, als auch die unterschiedliche chemische Zusammensetzung der Materialien zur Separation nutzen.

Das Verfahren ist besonders energieeffizient, da im Gegensatz zu metallurgischen Prozessen keine hohen Temperaturen benötig werden, und kann für Produktionsausschüsse sowie für Altprodukte eingesetzt werden.

Aufbereiten mit funktionellen Beschichtungen
Da insbesondere die Elektrodenmaterialien der Batterien im Lauf der Batterienutzung altern, müssen die Recyclingmaterialien einer genauen Prüfung und Aufbereitung unterzogen werden, um ihre ursprüngliche Qualität wiederherzustellen. Mit speziellen Niedertemperaturverfahren können beim Projektpartner Fraunhofer ISC insbesondere Materialien von Lithium-Ionen-Batterien von unerwünschten Degradationsprodukten an den Oberflächen befreit und Defekte in den Kristallstrukturen behoben werden. Diese Aufbereitung kann mit einer Veredelung in Form einer Kern-Schale-Beschichtung verknüpft werden, die das recycelte Material hinsichtlich der Lebensdauer sowie der Lade- und Entladeeigenschaften deutlich verbessern.

Das Projektteam
Zwei Partner aus der Wissenschaft – die Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS in Alzenau/Hanau als Koordinator und ihr Mutterinstitut, das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg – bringen ihre Expertise auf den Gebieten Recycling, Substitution und Ressourcenstrategien sowie Materialentwicklung und elektrochemische Energiespeicher ein. Vervollständigt wird das Konsortium durch Industriepartner mit gebündelter Anwendungskompetenz aus Recycling, Batterien und Anlagenbau, die Lars Walch GmbH & Co. KG in Baudenbach, die GRS Service GmbH in Hamburg und die ImpulsTec GmbH in Dresden.

Weitere Informationen:
http://www.isc.fraunhofer.de
http://www.iwks.fraunhofer.de

Quelle: idw

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Gehirn räumt im Schlaf auf – und bleibt dadurch lernfähig

Benjamin Waschow Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Freiburg

Wesentliche Funktion von Schlaf geklärt / Schlaf reduziert die Übertragung zwischen Nervenzellen und schafft dadurch Platz für Neues und Wichtiges / Publikation in Nature Communications

Noch immer ist nicht eindeutig geklärt, weshalb Menschen und Tiere schlafen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg zeigen in einer am 23. August 2016 im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichten Studie, dass im Schlaf die allgemeine Aktivität der als Synapsen bezeichneten Nervenzell-Verbindungen reduziert wird. Die meisten Verbindungen werden geschwächt, manche sogar ganz abgebaut. Nur wichtige Synapsen bleiben bestehen oder werden gestärkt. Dadurch schafft das Gehirn wieder Platz, um neue Informationen zu speichern. Diese als synaptische Plastizität bezeichnete Anpassungsfähigkeit ist eine wichtige Grundlage für Lernen und eine flexible Informationsverarbeitung. Der Abbau dürfte zudem Platz und Energie sparen, da beides im Gehirn zu einem Großteil von den Verbindungsstellen benötigt wird.

Nehmen wir tagsüber Informationen auf, werden im Gehirn Synapsen gestärkt oder neu angelegt. „Wir konnten jetzt erstmals beim Menschen zeigen, dass Schlaf die Synapsen wieder heruntergeregelt und damit Platz für neue Informationen schafft. Das Gehirn räumt also im Schlaf auf“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Christoph Nissen, Ärztlicher Leiter des Schlaflabors an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. „Wird dieser Prozess durch Schlafmangel unterbunden, gerät das Gehirn in einen Sättigungszustand. Synapsen können dann nicht mehr ausreichend verstärkt oder neu aufgebaut werden. Entsprechend schwer fallen auch Lernen und flexible Informationsverarbeitung.“

Schlaf senkt die tagsüber gestiegene Aktivität der Synapsen
Zunächst untersuchten die Forscher die allgemeine Aktivität der Synapsen im Gehirn, die auch als Gesamtverbindungsstärke bezeichnet wird. Mit Hilfe einer Magnetspule über dem Kopf der Probanden reizten sie einen Bereich im Gehirn, der für die Steuerung eines Daumenmuskels zuständig ist. Dieses Vorgehen wird als Transkranielle Magnetstimulation (TMS) bezeichnet. Nach Schlafentzug löste bereits ein deutlich schwächerer Reiz eine Kontraktion des Muskels aus, was ein Zeichen für eine hohe synaptische Verbindungsstärke ist.

Außerdem werteten die Forscher mittels Elektroenzephalografie-Messungen (EEG) die unterschiedlichen Frequenzen der Hirnströme aus. Schlafentzug führte dabei zu einem deutlichen Anstieg sogenannter Theta-Wellen. Vorangegangenen Tier- und Humanstudien zufolge ist dies ein weiteres Anzeichen erhöhter synaptischer Gesamtstärke. „Schlaf senkt die tagsüber gestiegene Gesamtstärke der Synapsen im Gehirn. Nach Schlafentzug bleibt die Aktivität dagegen auf einem hohen Niveau“, sagt Prof. Nissen.

Gehirn wehrt sich gegen Überladung
Außerdem fanden die Forscher erstmals beim Menschen Hinweise für ein Prinzip, das eine dauerhafte Reizverarbeitung gewährleistet, die sogenannte homöostatische Plastizität. Sind die Synapsen durch lange Wachphasen bereits maximal aktiv, führen neue Reize oder Informationen nicht zu einer Stärkung, sondern zu einer Schwächung der Nervenzell-Verbindungen. Neu ankommende Reize können dann wieder normal verarbeitet werden. „Es ist anzunehmen, dass praktisch alle Funktionen des Gehirns dadurch beeinflusst werden, wie etwa Emotionsregulation, Konzentration oder Lernen“, sagt Prof. Nissen.

Im Experiment kombinierten die Forscher wiederholt die Reizung des motorischen Gehirn-Areals mit einem elektrischen Reiz am Arm, der ins Gehirn weiter geleitet wird. Findet eine Stärkung der Verknüpfung von Nervenzellen statt, kontrahiert sich der Daumenmuskel stärker als zuvor. Dieser Effekt zeigte sich nach Nachtschlaf. Nach Schlafentzug dagegen war die Kontraktion des Daumenmuskels sogar schwächer. Auf Verhaltensebene beobachteten die Freiburger Forscher zudem ein schlechteres Neulernen von Wortpaaren nach Schlafentzug.

Möglicher Grund, warum Menschen Schlafmangel unterschiedlich gut vertragen
Weiterhin fanden sie Hinweise darauf, dass der Wachstumsfaktor BDNF (brain derived neurotrophic factor) bei der Regulation der synaptischen Aktivität eine wichtige Rolle spielt. Es ist bekannt, dass BDNF nach normalem Schlaf die Neuverknüpfung von Nervenzellen und damit Lernen fördert. Die Forscher konnten nun zeigen, dass eine anhaltend hohe BDNF-Konzentration im Blut unter Schlafentzug eher zu einer Sättigung von Synapsen führte. „Das könnte erklären, warum manche Menschen Schlafmangel besser verkraften als andere“, sagt Prof. Nissen.

Therapieansätze für Depression und Schlaganfall
Die Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten beitragen, etwa nach Schlaganfall oder bei depressiven Störungen. Bei diesen Erkrankungen ist es wichtig, Verschaltungen im Gehirn zu verändern. Hierzu könnten eine gezielte Beeinflussung des Schlaf-Wach-Verhaltens, aber auch andere Verfahren wie die transkranielle Gleichstromstimulation oder Medikamente mit neuen Wirkmechanismen auf Plastizität genutzt werden.

Original-Titel der Arbeit: Sleep recalibrates homeostatic and associative synaptic plasticity in the human cortex

DOI: 10.1038/ncomms12455

Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Nissen
Ärztlicher Leiter Schlaflabor
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-65010
christoph.nissen@uniklinik-freiburg.de

Weitere Informationen:
http://www.uniklinik-freiburg.de/psych/forschung-research/research-groups/rg-nis…
Weitere Informationen zur Forschungsgruppe von Prof. Nissen

Quelle: idw

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Getränkeindustrie fördert Adipositas-Welle und Zivilisationskrankheiten

Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Berlin – Die Verbraucherorganisation „foodwatch“ hat eine Marktstudie veröffentlicht, wonach 60 Prozent von 463 getesteten Erfrischungsgetränken überzuckert sind. Demnach enthalten zuckergesüßte Limonaden, Schorlen & Co im Schnitt mehr als sechs Stück Würfelzucker pro 250 Milliliter. „Diese Ergebnisse sind erschreckend“, erklärt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Sie demonstrieren wieder einmal, dass die Mehrheit der Hersteller am Übergewicht verdient und Krankheitsfolgen wie Diabetes, Herzkreislauf- und Krebserkrankungen in Kauf nimmt.“ Die Fachgesellschaft fordert eine Steuer oder Herstellerabgabe auf stark zuckerhaltige Getränke.

Foodwatch hatte alle Erfrischungsgetränke auf Zuckergehalt und Süßstoffe getestet, die in den drei größten deutschen Supermärkten angeboten werden – darunter Limonaden, Energydrinks, Saftschorlen, Brausen, Eistees, Fruchtsaft und sogenannte Near-Water-Getränke. Dabei gilt in der Foodwatch-Untersuchung als „überzuckert“, was einen Anteil von mehr als fünf Prozent Zucker je 100 Milliliter Flüssigkeit aufweist. Dieser Wert bemisst sich an der jüngst beschlossenen Softdrink-Steuer in Großbritannien. Dort müssen Hersteller ab 2018 eine gestaffelte Abgabe zahlen, sofern Getränke diese Fünf-Prozent-Grenze erreichen beziehungsweise überschreiten.

Großbritannien ist nicht das einzige Land, das Maßnahmen erlässt, um den Verbrauch von Zuckergetränken zu verringern. Auch Finnland, Frankreich, Belgien, China, Ungarn, Mexiko und einige US-amerikanische Städte erheben Steuern auf zugesetzten Zucker. Diese Nationen folgen der Auffassung von Margret Chan, Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach das bisherige Scheitern beim Kampf gegen die Übergewichts-Epidemie nicht auf individuelle Willensschwäche zurückzuführen ist, sondern auf mangelnden politischen Willen.* „Jetzt sollte endlich auch die Bundesregierung aktiv werden, um die bedrohliche Adipositas-Welle zu stoppen“, fordert Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der DDG. „Selbst die konservative britische Regierung hat sich dazu durchgerungen, wann wird die Bundesregierung endlich folgen?“

Der Vorschlag der DDG sieht vor, stark zuckerhaltige Getränke mit dem vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zu besteuern, gesunde Lebensmittel hingegen durch Wegfall der Mehrwertsteuer zu entlasten. „Damit würde man eine Preisspreizung erreichen, die gesünderes Konsumverhalten belohnt und ein Umdenken bei den Herstellern anstößt“, meint Garlichs. „Das Instrument Mehrwertsteuer wäre transparent und nachvollziehbar“, fügt der DDG Geschäftsführer hinzu. Aber auch eine Herstellerabgabe, wie Großbritannien sie einführt, sei aus Sicht der DDG eine gute Lösung, um die zunehmende Übergewichtsdynamik einzudämmen. „Ob nun Abgabe oder Steuer“, resümiert Garlichs, „konkret bezogen auf die Foodwatch-Studie sollte das Ergebnis am Ende des Tages sein: mehr von Bad Liebenwerdas leichter Apfel-Schorle, weniger Pepsi & Co.“

* „Not one single country has managed to turn around its obesity epidemic…. This is not a failure of individual will-power. This is a failure of political will to take on big business…“ (siehe http://www.who.int/dg/speeches/2013/health_promotion_20130610/en)

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft:
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit fast 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Geschäftsstelle
Albrechtstr. 9, 10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-0, Fax: 030 3116937-20
info@ddg.info
http://www.ddg.info

Quelle: idw

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Viel Regen, wenig Wespen

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Die Deutsche Wildtier Stiftung: Königinnen und ihre Brut sind oft ertrunken

Haben Sie sich über den vielen Regen in diesem Jahr geärgert? Jetzt können Sie sich freuen! Die Wespenplage bleibt im Spätsommer 2016 in den meisten Regionen Deutschland aus. Die heftigen Regenfälle im Frühjahr haben die Nester der Wespen einfach weggespült. Viele Königinnen sind samt Brut ertrunken.

„Wespen-Königinnen verbringen ihre Winter in geschützten Hohlräumen unter Steinen, in Baumhöhlen oder in Holzstapeln“, sagt Manuel Pützstück, Wildbienenexperte der Deutschen Wildtier Stiftung. „Der starke Regen im Frühjahr war für die schwarz-gelben Insekten verheerend.“ Betroffene Wespenvölker brauchen Zeit, sich wieder vollends von den Unwettern zu erholen.

Der Tod der Wespen hat für den Menschen nicht nur Vorteile: „Sie haben ihr schlechtes Image zu Unrecht, denn Wespen sind effektive Schädlingsbekämpfer. Sie verfüttern Fliegen, Blattläuse und Mücken, die sie als Nahrung für den Nachwuchs ins Wespennest bringen.“ Weitgehend unbekannt ist auch, dass Wespen bei der Bestäubung von Blüten helfen, sich häufig von Nektar ernähren und bei einigen Vögeln sogar auf der Speisekarte stehen. Deshalb bittet die Deutsche Wildtier Stiftung um mehr „Toleranz gegenüber den Insekten mit der Wespen-Taille.“ Ihr Lebensende naht ohnehin schon im Herbst.

Nur im Nordosten Deutschlands, dort wo es weniger geregnet hat, kann es jetzt vermehrt Wespen geben, die Sie bei frischem Pflaumenkuchen und Grillwürsten im Garten belästigen. Drei Tipps, wie Sie sich die Plagegeister vom Tisch fernhalten:

Wespe im Anflug – das können Sie tun
1/ Schokoladenkuchen servieren, denn Wespen mögen keine Schokolade! Auch gut: die Ablenkungsfütterung. Stellen Sie an einer entfernten Ecke des Gartens eine Schale mit Lebensmitteln auf, die Wespen anlocken. Zum Beispiel reife Bananen und Weintrauben.
2/ Ruhe bewahren und nicht pusten. Das Kohlendioxid in der Atemluft macht die hungrigen Insekten erst recht aggressiv.
3/ Nicht nach den Tieren schlagen. Keine hektischen Bewegungen machen, auch nicht mit den Fingern zerquetschen! Denn auch tote Wespen können stechen. Durch einen Reflex wird das Gift noch aus dem Stachel gepumpt.

Weitere Informationen:

Kostenloses Bildmaterial: www.Presse.DeutscheWildtierStiftung.de
E.Goris@DeutscheWildtierStiftung.de, www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Wandel der Arbeitswelt – Soziale Medien steigern den Leistungsdruck

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Facebook, Xing und andere Web-2.0-Anwendungen verschärfen die Aufforderung zur Eigenverantwortung im Job, auch die Tendenz zur Selbstvermarktung verstärkt sich, zeigen Untersuchungen der LMU-Soziologin Tanja Carstensen.

„Soziale Medien bringen eine neue Dynamik in den Wandel der Arbeitswelt, denn sie sind die perfekte technologische Unterstützung für selbstorganisiertes und eigenverantwortliches Arbeiten“, sagt Dr. Tanja Carstensen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie und Gender Studies der LMU. Durch das Arbeiten in Projekten, wie es sich seit Jahren durchsetzt, steigt die Gestaltungsfreiheit, zugleich bleibt es aber allen selbst überlassen, wie sie ihre Ziele und ihr Arbeitspensum schaffen. „Damit gehen neue Freiräume einher, zugleich gibt es aber eine Tendenz zur Selbstausbeutung.“ Das verschärft sich mit Technologien wie sozialen Netzwerken und Smartphones, durch die Beschäftigte nun jederzeit erreichbar sind. Zudem geben Präsenzanzeigen darüber Auskunft, wer wann wie lange online ist. Ein Teil der Beschäftigten schätze die neuen Möglichkeiten, sich auszutauschen und zu profilieren. „Das steigert aber auch den Leistungsdruck“, sagt Carstensen.

Die Untersuchungen der LMU-Soziologin zeigen, welch zunehmende Bedeutung die sozialen Netzwerke mit ihren Möglichkeiten, sich digital zu präsentieren, heute für den Joballtag und beruflichen Erfolg haben. „Die Beschäftigten werden dazu aktiviert, sich mit all ihrer Leidenschaft, Kreativität und Motivation einzubringen und als ganze Persönlichkeit sichtbar zu werden.“

Mehr Transparenz und Austausch und dadurch mehr Effizienz erhoffen sich Unternehmen von internen sozialen Netzwerken. Bislang haben sich diese Hoffnungen Tanja Carstensen zufolge kaum erfüllt. Der Einsatz sozialer Medien bedeute den Wechsel von einer Bring- zur Holschuld. Man bekommt keine E-Mails mehr zugeschickt, sondern ist selbst verantwortlich dafür, sich zu informieren. „Das verschärft die Aufforderung zur Selbstorganisation und verlangt mehr Eigenverantwortung“, sagt Carstensen. „Soziale Netzwerke erleichtern es Unternehmen zudem, Arbeit auszulagern und ihre Strukturen weiter aufzulösen. Für die Festangestellten steigt damit der Wettbewerb, sie konkurrieren so auch mit den Externen.“

Interview zum Thema:
„Social Media steigert den Leistungsdruck“
LMU-Soziologin Tanja Carstensen über Facebook und andere Web-2.0-Anwendungen in der Arbeitswelt
http://www.uni-muenchen.de/aktuelles/medien/spotlight/2016_meldungen/carstensen_…

Kontakt:
Dr. Tanja Carstensen
Lehrstuhl für Soziologie und Gender Studies der LMU
E-Mail: Tanja.Carstensen@soziologie.uni-muenchen.de

Quelle: idw

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Fortschritt bei der Impfung gegen Wespengift

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Gerade im Spätsommer geht unter Allergikern die Angst vor Wespenstichen um. Die sogenannte Hyposensibilisierung kann helfen, ist allerdings mit erheblichem Aufwand für Patienten und Krankenkassen verbunden. Forscher am Helmholtz Zentrum und der Technischen Universität in München haben nun im Fachmagazin ‚Allergy‘ eine Methode vorgestellt, die ein personalisiertes Verfahren erlaubt.

Im Spätsommer ein Stück Kuchen im Freien zu genießen, das kann schnell zum Wagnis werden: Binnen weniger Augenblicke umschwirren einen meist die ersten Wespen. Die Tiere stellen im Spätsommer ihre Ernährung um und „fliegen“ besonders jetzt auf zuckerhaltige Produkte. Wer nicht aufpasst oder falsch reagiert, dem drohen Wespenstiche. Für Allergiker teilweise eine bedrohliche Situation.

Die Hyposensibilisierung ist eine gängige Therapie gegen Allergien. Der Patient bekommt dabei in bestimmten zeitlichen Abständen eine Impfung mit dem Allergen in steigender Konzentration. Dabei gewöhnt sich der Körper langsam an das Allergen, in diesem Fall das Insektengift. Die Prozedur kann sich aber über Jahre hinziehen. „Wichtig für den Erfolg ist, dass die Patienten mit genau dem Stoff behandelt werden, der die Allergie auslöst“, erklärt Dr. Simon Blank, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Allergieforschung (IAF) am Helmholtz Zentrum München. Allerdings gibt es zahlreiche verschiedene Varianten des Wespengifts. „Die Gifte verschiedener Wespenarten waren bislang kaum diagnostisch zu unterscheiden“, so Blank weiter. „Dadurch ist es entsprechend schwer, den Patienten die optimale Behandlung anzubieten. Das führt dazu, dass sie häufig unnötigerweise gegen mehrere Gifte behandelt werden – mit Belastungen für Patienten und Krankenkassen.“

Bessere Diagnostik durch neue Testmethode
Dieses Problem konnten Blank und seine Kollegen um IAF-Direktor Prof. Carsten Schmidt-Weber mit einem neuen Test beheben: Dazu produzierten sie zunächst in umfunktionierten Insektenzellen gezielt die Allergenkomponenten der Gifte von insgesamt sieben verschiedenen Insektenarten.* Diese untersuchten sie dann auf deren Wechselwirkung mit den allergieauslösenden Antikörpern von 63 Patienten. „Eine Abfolge mehrerer Testmethoden ermöglicht uns, aus Blutproben exakt das Gift zu bestimmen, gegen das die Patienten allergisch reagieren“, so Erstautor und Doktorand Maximilian Schiener. „Auf diese Weise wäre es möglich, die jeweils optimale Impfung anzubieten.“ Allerdings, so die Forscher, sei eine Hyposensibilisierung noch nicht gegen alle Gifte verfügbar und daher weitere Arbeit nötig.

Die Ergebnisse kommen genau zur richtigen Zeit, denn der Klimawandel scheint auch neue Wespenarten nach Deutschland zu bringen, die wiederum eigene Gifte produzieren. „Kürzlich haben uns Kollegen aus Aachen berichtet, sie hätten die aus dem Mittelmeerraum bekannte Feldwespe gesichtet“, erläutert Studienleiter Blank. „Sollten sich diese neuen Bewohner hier weiter verbreiten, wäre es natürlich von Vorteil, wenn wir für Allergiker direkt die passenden Gegenmaßnahmen einleiten könnten – den Impfstoff gibt es bereits. Ein Test wie der Unsere könnte das auslösende Gift zuvor eindeutig identifizieren.“

Weitere Informationen
* Konkret handelte es sich um das Antigen5 genannte Allergen aus dem Wespengift.

Hintergrund:
Das Verfahren hatten die Wissenschaftler schon erprobt, um die Gifte von Bienen und Wespen unterscheiden zu können. „Die immer besser werdenden technischen Möglichkeiten erlauben uns jetzt im nächsten Schritt, noch einmal innerhalb der Wespengifte Unterscheidungen zu treffen“, so Studienleiter Blank.

Auch in anderen Bereichen der Allergologie hat die molekulare Diagnostik zu erheblichen Verbesserungen geführt. Wissenschaftlich beschrieben werden diese im ebenfalls aktuell publizierten Molecular Allergology User’s Guide der Europäischen Akademie für Allergie und klinische Immunologie (EAACI). Unter den über 50 Autoren aus 15 Ländern befindet sich auch Dr. Simon Blank vom Helmholtz Zentrum München.

Original-Publikation:
Schiener, M. et al. (2016): Application of recombinant antigen 5 allergens from 7 allergy-relevant Hymenoptera species in diagnostics. Allergy, DOI: 10.1111/all.13000

Übersichtsartikel zum Thema:
Ollert, M. & Blank, S. (2015): Anaphylaxis to insect venom allergens: role of molecular diagnostics. Current Allergy and Asthma Reports, DOI: 10.1007/s11882-015-0527-z

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Institut für Allergieforschung (IAF) erforscht molekulare Entstehungsmechanismen von Allergien, weltweit zunehmenden Erkrankungen. Das IAF will die epidemiologische Ausbreitung aufhalten, indem Wissenschaftler und Kliniker zusammen intensiv an individuellen Präventionsansätzen forschen. Im therapeutischen Bereich wollen Wissenschaftler des Instituts neue auf den Patienten abgestimmte Ansätze entwickeln. Das IAF kooperiert dabei mit der Technischen Universität München in der gemeinsamen Einrichtung Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM). Außerdem ist das IAF Mitglied des Cluster für Allergie und Immunität (CAI) und des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL). http://www.helmholtz-muenchen.de/iaf

Das Zentrum Allergie und Umwelt (Leitung: Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber) in München ist eine gemeinsame Einrichtung von Helmholtz Zentrum München und Technischer Universität München. Die in der deutschen Forschungslandschaft einzigartige Kooperation dient der fachübergreifenden Grundlagenforschung und Verknüpfung mit Klinik und klinischen Studien. Durch diesen translationalen Ansatz lassen sich Erkenntnisse über molekulare Entstehungsmechanismen von Allergien in Maßnahmen zu ihrer Vorbeugung und Therapie umsetzen. Die Entwicklung wirksamer, individuell zugeschnittener Therapien ermöglicht betroffenen Patienten eine bessere Versorgung. http://www.zaum-online.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 500 Professorinnen und Professoren, rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 39.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um Wirtschafts- und Bildungswissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. http://www.tum.de

Fachlicher Ansprechpartner:
Dr. Simon Blank, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Allergieforschung & Zentrum Allergie und Umwelt, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 4140 2625 – E-Mail: simon.blank@helmholtz-muenchen.de

Quelle: idw

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Umweltrat: Umweltprogramm 2030 ist ein wichtiger Meilenstein

Rainer Kintzel Pressestelle
Sachverständigenrat für Umweltfragen

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) begrüßt nachdrücklich das heute durch Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks vorgestellte Integrierte Umweltprogramm 2030. Das Programm ist ein Meilenstein in der Weiterentwicklung der deutschen Umweltpolitik und unterstützt die Ziele der deutschen Nachhaltigkeits-strategie.

„Das neue Programm zielt darauf, mit der Umwelt eine zentrale Grundlage unseres Wohlstandes zu sichern. Die ökologischen Belastungsgrenzen unseres Landes, aber auch der Erde insgesamt, sind in vielen Bereichen erreicht. Daher ist eine zukunftsorientierte Erneuerung nicht nur beim Klimaschutz, sondern in zahlreichen weiteren Bereichen notwendig. Dies reicht vom Verkehr zum Bauen, vom Naturschutz zur Landwirtschaft“, erklärt Ratsmitglied Prof. Dr. Wolfgang Lucht.

Das Integrierte Umweltprogramm zeigt auf, dass wichtige umweltpolitische Ziele auf ein Zusammenwirken der gesamten Bundesregierung angewiesen sind. Umweltpolitik wird zunehmend zu einem integralen Bestandteil auch der Wirtschafts-, Sozial- und Gesundheitspolitik. Energie, Mobilität und Konsum sind zentrale Themen, bei welchen Politik auf wissenschaftlicher Grundlage fachübergreifend koordiniert werden muss. Daher begrüßt der SRU das im Programm formulierte Bekenntnis zu einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft.

„Nur mit einer wirksamen Umweltpolitik kann der notwendige Wandel erreicht und Wohlstand dauerhaft gesichert werden. Das vorgeschlagene Initiativrecht des Umweltministeriums würde die notwendige Integration von Umweltbelangen in andere Ressorts erheblich unterstützen. Am Ende wird sich die Wirksamkeit des Integrierten Umweltprogramms 2030 jedoch daran messen lassen, ob die formulierten Ziele in der Praxis erreicht worden sind“, betont die Ratsvorsitzende Prof. Dr. Claudia Hornberg.
Für weitere Informationen steht Ihnen Frau Dr. Julia Hertin zur Verfügung,
Tel.: +49 30 263696-0.

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) berät die Bundesregierung seit nahezu 45 Jahren in Fragen der Umweltpolitik. Die Zusammensetzung des Rates aus sieben Professorinnen und Professoren verschiedener Fachdisziplinen gewährleistet eine wissenschaftlich unabhängige und umfassende Begutachtung, sowohl aus naturwissenschaftlich-technischer als auch aus ökonomischer, rechtlicher und politikwissenschaftlicher Perspektive.

Der Rat besteht aus folgenden Mitgliedern:
Prof. Dr. Claudia Hornberg (Vorsitzende), Universität Bielefeld
Prof. Dr. Manfred Niekisch (stellv. Vorsitzender), Goethe-Universität und Zoologischer Garten Frankfurt
Prof. Dr. Christian Calliess, Freie Universität Berlin
Prof. Dr. Claudia Kemfert, Hertie School of Governance und Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Prof. Dr. Wolfgang Lucht, Humboldt-Universität zu Berlin und Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker, Universität Siegen
Prof. Dr.-Ing. Vera Susanne Rotter, Technische Universität Berlin

Sachverständigenrat für Umweltfragen, Luisenstraße 46, 10117 Berlin
Telefon: +49 30 263696-0
Internet: http://www.umweltrat.de
E-Mail: info@umweltrat.de

Weitere Informationen:
http://www.umweltrat.de

Quelle: idw

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Allergieforschung: Reaktion auf Hausstaubmilben hängt vom Alter ab

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Bei erwachsenen Hausstaubmilben-Allergikern führt eine Kaskade von Entzündungssignalen auf der Oberfläche der Atemwege zum sogenannten Airway Remodeling. Dieser Prozess ist nicht durch die standardmäßige Cortisontherapie zu beeinflussen. Das berichten Forscher am Helmholtz Zentrum und der Technischen Universität München in der neuesten Ausgabe des ‚Journal of Allergy and Clinical Immunology‘.

Weltweit sind mehr als 300 Millionen Menschen von Asthma betroffen. Ein häufiges Symptom in diesem Zusammenhang ist das Airway Remodeling: ein krankhafter Umbau der Atemwegsstruktur, bedingt durch fehlgesteuerte Reparaturprozesse.* Je nach Alter der Patienten können als Leukotriene bekannte Botenstoffe dabei eine wichtige Rolle spielen, wie Forscher um Dr. Julia Esser-von Bieren nun herausfanden. „Es gibt zwar bereits Medikamente, die gegen Leukotriene gerichtet sind, über die genauen Krankheitsmechanismen wissen wir aber noch viel zu wenig“, so die Gruppenleiterin am Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM), einer gemeinsamen Forschungseinrichtung des Helmholtz Zentrums und der Technischen Universität München.

Die Forschenden interessierten sich in der aktuellen Arbeit vor allem dafür, ob es altersbedingte Unterschiede bei der Ausprägung einer Hausstaubmilben-Allergie gab. Sie untersuchten in Zusammenarbeit mit Prof. Benjamin Marsland vom Universitätsspital CHUV in Lausanne ein entsprechendes Versuchsmodell. Dabei stellte sich heraus, dass ein Extrakt aus Hausstaubmilben unterschiedliche Reaktionen hervorrief, je nachdem in welchem Zeitfenster er auf das Immunsystem trifft.

„Auffällig ist, dass Leukotriene vor allem dann eine wichtige Rolle zu spielen scheinen, wenn Erwachsene eine Allergie erwerben“, berichtet Katharina Dietz, die Erstautorin der Studie. „Sie sind Teil einer ganzen Kaskade von Signalen, die letztlich zur Reaktion auf den Hausstaubmilbenextrakt führt.“ Dabei involviert sind der Studie zufolge vor allem das Signalprotein Wnt5a, die Enzyme Transglutaminase 2 und Phospholipase A2 sowie die Leukotriene selbst. Diese Ergebnisse konnten die Wissenschaftler in menschlichen Zellen und Nasenpolypengewebe von Patienten bestätigen.

Durch Cortison nicht aufzuhalten
Interessant war für die Forscher auch, woher diese Moleküle stammen: so konnten sie zeigen, dass vor allem die Epithelzellen der Bronchien die Kaskade selber antreiben. „Bisher wurde angenommen, dass die Leukotriene bei Allergien hauptsächlich von bestimmten weißen Blutkörperchen, den sogenannten eosinophilen Granulozyten, produziert werden“, ordnet Studienleiterin Esser-von Bieren die Ergebnisse ein.

Aber die Ergebnisse dienen nicht nur dem Verständnis, sondern sind auch für die Therapie relevant, denn: „Diese Kaskade lässt sich durch eine Cortisonbehandlung, wie sie standardmäßig bei Allergikern durchgeführt wird, nicht aufhalten“, so Esser-von Bieren. Sie hält es daher für möglich auch, dass sich die Ergebnisse künftig auch therapeutisch auswirken könnten: „Die starke Präsenz der Leukotrienkaskade im entzündeten Atemwegsepithel widerlegt die verbreitete Annahme, dass strukturelle Zellen als Leukotrien-Produzenten zu vernachlässigen sind. Im Gegenteil: Bei einer chronischen, Kortison-resistenten Entzündung in Form von Asthma oder Nasenpolypen sollte je nach Alter und Allergiestatus des Patienten die Anwendung von Medikamenten erwogen werden, die auf die Leukotrienkaskade im Atemwegsepithel zielen.“

Weitere Informationen

Hintergrund:
Die aktuelle Studie führte Experten für unterschiedliche Teilbereiche in einer Kooperation zusammen: Die ZAUM-Forscher aus München sind bestens vertraut mit den Reaktionen des Atemwegepithels. Erst kürzlich konnten sie zeigen, wie Allergien die Oberfläche der Atemwege prägen http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-medien/pressemitteilungen/2015/pressemit…. Die Schweizer Forscherinnen und Forscher aus Lausanne widmen sich der Entschlüsselung der zeitlichen Abfolge der Allergieprozesse. Unter anderem befassen sie sich mit der Entstehung von Asthma in der frühen Entwicklungsphase und welche Rolle beispielsweise Mikroben dabei spielen http://www.snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/news-140515-medienmitteilung….

* Dies beinhaltet beispielsweise die vermehrte Einlagerung von Bindegewebe in die Wand der Bronchien, eine Zunahme von schleimbildenden Drüsenzellen im Bronchialepithel oder ein verstärktes Wachstum von Muskelzellen in den Atemwegswänden. Ein wichtiger Auslöser für diesen fehlerhaften Umbau sind offenbar fortwährende Entzündungsprozesse in den Atemwegen.

Original-Publikation:
Dietz, K. et al. (2016): Age dictates a steroid resistant cascade of Wnt5a, transglutaminase-2 and leukotrienes in inflamed airways. Journal of Allergy and Clinical Immunology, doi: 10.1016/j.jaci.2016.07.014

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Zentrum Allergie und Umwelt (Leitung: Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber) in München ist eine gemeinsame Einrichtung von Helmholtz Zentrum München und Technischer Universität München. Die in der deutschen Forschungslandschaft einzigartige Kooperation dient der fachübergreifenden Grundlagenforschung und Verknüpfung mit Klinik und klinischen Studien. Durch diesen translationalen Ansatz lassen sich Erkenntnisse über molekulare Entstehungsmechanismen von Allergien in Maßnahmen zu ihrer Vorbeugung und Therapie umsetzen. Die Entwicklung wirksamer, individuell zugeschnittener Therapien ermöglicht betroffenen Patienten eine bessere Versorgung. http://www.zaum-online.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 500 Professorinnen und Professoren, rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 39.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um Wirtschafts- und Bildungswissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. http://www.tum.de

Fachliche Ansprechpartnerin:
Dr. Julia Esser-von Bieren, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Allergieforschung & Zentrum Allergie und Umwelt, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 4140 3464 – E-Mail: julia.esser-von-bieren@tum.de

Quelle: idw

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Hochschule Düsseldorf: Neue Studie – Kölsch versus Alt

Simone Fischer Informations- und Pressestelle
Hochschule Düsseldorf

Erkenntnisse aus konsumentenpsychologischen Experimenten :
„KÖLSCH versus ALT“: Kölner und Düsseldorfer können in einem Blindtest „ihr“ Bier nicht voneinander unterscheiden

Konsumentenpsychologische Experimente, die Prof. Dr. Helmut Quack am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Düsseldorf durchführte, zeigen auf, dass die Kölner und Düsseldorfer in einem Test mit verbundenen Augen (Blindtest) zwischen KÖLSCH und ALT nicht unterscheiden können, das heißt, sie können die beiden Biere vom Geschmack her nicht differenzieren und bevorzugen auch keines der beiden Biere. An der Studie haben jeweils 50 Kölner und 50 Düsseldorfer im Alter von 35 bis 65 Jahren teilgenommen.

„fremde“ Bier. Kölsch wird jetzt als mild und ALT als würzig beschrieben, obgleich im Blindtest keine Unterschiede geschmeckt wurden. Man bewertete offenbar so, wie man es angesichts der hellen oder dunklen Bierfarbe vermutete. Diese Erkenntnisse eröffnen dem Marketing viele Möglichkeiten, um die Wahrnehmung des Biers zu beeinflussen, da der Geschmack von vielen Faktoren wie Farben, Markenwissen und -emotionen sowie Bezugsgruppen beeinflusst wird. Die Studie ist im Internet abrufbar unter:

Weitere Informationen:
http://wiwi.hs-duesseldorf.de/forschung-transfer/publikationen/forschungsbericht…
http://www.hs-duesseldorf.de

Quelle: idw

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In einer der dunkelsten Regionen Deutschlands testen Forscher die Folgen der Lichtverschmutzung

Angelina Tittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Am Stechlinsee im Norden Brandenburgs kann man noch Nächte fast so dunkel wie vor der Einführung der elektrischen Beleuchtung erleben. Zu diesem Schluss kommt eine eben erschienene Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Von diesen guten Bedingungen profitieren nicht nur Sternengucker, sondern auch Forscher. Im IGB-Seelabor, einer im Stechlinsee schwimmenden Forschungsplattform, untersuchen sie die Auswirkungen der zunehmenden Lichtverschmutzung auf Seen und deren Organismen. Im Fokus des heute startenden Versuchs steht die diffuse Aufhellung des Nachthimmels durch Kunstlicht, das sogenannte Himmelsleuchten.

Himmelsleuchten (engl. skyglow) ist ein Phänomen, das über Gebieten mit künstlicher Beleuchtung (z.B. Städte, Gewächshäuser) auftritt und weltweit rasch an Bedeutung gewinnt. Das in den Nachthimmel abgestrahlte Licht wird von Aerosolen und Wolken in der Atmosphäre wieder in Richtung Erde zurückgestreut, so dass ein glühendes Gewölbe am Himmel erscheint. Untersuchungen des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben jetzt gezeigt, dass der Stechlinsee im Norden Brandenburgs davon kaum betroffen ist. Der See liegt in einer der dunkelsten Regionen Deutschlands.

Motivation für die im Fachblatt Journal of Quantitative Spectroscopy and Radiative Transfer veröffentlichte Studie war die Idee, in einem Freilandexperiment zu erforschen, wie sich das Himmelsleuchten auf Seen auswirkt. Dafür braucht es aber ein Gewässer, das nicht bereits durch Lichtverschmutzung belastet ist. Prinzipiell schien den IGB-Forschern der Stechlinsee dafür geeignet. Darauf deuteten Modellrechnungen hin, die auf nächtlichen Satellitenaufnahmen aus den 1990er Jahren beruhten. Doch seither hat sich in puncto Beleuchtung viel getan. Aus diesem Grund untersuchten Dr. Andreas Jechow und Kollegen die Himmelshelligkeit über dem Stechlin erneut. Statt sich wieder auf Satellitenbilder zu stützen, die nur begrenzte Aussagekraft haben, arbeiteten sie diesmal mit einem auf dem See installierten Sensor. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass der Nachthimmel über dem Stechlinsee heute noch nahezu so dunkel ist wie in klaren mondlosen Nächten vor Einführung der elektrischen Beleuchtung. «Besonders überrascht hat uns, dass trotz der Nähe zu Berlin die Himmelshelligkeit über dem Stechlinsee durch Wolken sogar noch weiter herabgesetzt wird. Eigentlich ist das normal, trifft aber heute nur noch auf ganz wenige Regionen der Welt zu», sagt der Physiker Andreas Jechow.

Der Stechlinsee bietet also beste Referenzbedingungen für das heute beginnende Freilandexperiment. Der Versuch, an dem 60 Wissenschaftler aus über 10 Ländern beteiligt sind, dauert bis Mitte Oktober und findet am Seelabor, der im Stechlinsee schwimmenden Forschungsplattform des IGB, statt. Die Versuchsanlage besteht aus 24 Zylindern, die Seebecken von jeweils neun Metern Durchmesser und zwanzig Metern Tiefe einschließen. Für die Versuche haben die IGB-Wissenschaftler ein spezielles System mit LED-Leuchten entwickelt und installiert, mit dem das diffuse Licht des Himmelsleuchtens im Seelabor simuliert wird. Um die Reaktionen im Ökosystem See zu verfolgen, werden in den nächsten Wochen am Tag und in der Nacht umfangreiche Proben genommen. Dabei kommt auch modernste Video- und Sonartechnik zum Einsatz, mit der die Forschenden das Wanderverhalten von Schlüsselarten wie den Wasserflöhen und Fischen beobachten. «Die Effekte dieser Art von Lichtverschmutzung auf das Ökosystem und die Biodiversität sind weitgehend unbekannt, könnten aber erheblich sein», erklärt Prof. Dr. Mark Gessner, der Co-Leiter des Forschungsprojekts «Seeökosysteme erleuchten». Die Ergebnisse des Versuchs versprechen sowohl grundlegend neue Erkenntnisse zur Wirkung nächtlicher Beleuchtung auf Seen als auch Hinweise, die für das Gewässermanagement bedeutsam sind.

Weitere Informationen unter http://www.seelabor.de

Originalstudie:
Jechow A., Hölker F., Kolláth Z., Gessner M.O., Kyba C.C.M. (2016) Evaluating the summer night sky brightness at a research field site on Lake Stechlin in northeastern Germany. Journal of Quantitative Spectroscopy and Radiative Transfer 181, 24-32.
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022407315301825

Foto-Download:
http://www.seelabor.de/index.php/medieninfo-start-seelabor-experiment-2016.html

Kontakt:
Dr. Martina Bauchrowitz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Seelabor
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Tel: 0151 4038 0962
martina.bauchrowitz@igb-berlin.de

Weitere Informationen zum IGB:
http://www.igb-berlin.de

Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Quelle: idw

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Allergieforschung: Reaktion auf Hausstaubmilben hängt vom Alter ab

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Bei erwachsenen Hausstaubmilben-Allergikern führt eine Kaskade von Entzündungssignalen auf der Oberfläche der Atemwege zum sogenannten Airway Remodeling. Dieser Prozess ist nicht durch die standardmäßige Cortisontherapie zu beeinflussen. Das berichten Forscher am Helmholtz Zentrum und der Technischen Universität München in der neuesten Ausgabe des ‚Journal of Allergy and Clinical Immunology‘.

Weltweit sind mehr als 300 Millionen Menschen von Asthma betroffen. Ein häufiges Symptom in diesem Zusammenhang ist das Airway Remodeling: ein krankhafter Umbau der Atemwegsstruktur, bedingt durch fehlgesteuerte Reparaturprozesse.* Je nach Alter der Patienten können als Leukotriene bekannte Botenstoffe dabei eine wichtige Rolle spielen, wie Forscher um Dr. Julia Esser-von Bieren nun herausfanden. „Es gibt zwar bereits Medikamente, die gegen Leukotriene gerichtet sind, über die genauen Krankheitsmechanismen wissen wir aber noch viel zu wenig“, so die Gruppenleiterin am Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM), einer gemeinsamen Forschungseinrichtung des Helmholtz Zentrums und der Technischen Universität München.

Die Forschenden interessierten sich in der aktuellen Arbeit vor allem dafür, ob es altersbedingte Unterschiede bei der Ausprägung einer Hausstaubmilben-Allergie gab. Sie untersuchten in Zusammenarbeit mit Prof. Benjamin Marsland vom Universitätsspital CHUV in Lausanne ein entsprechendes Versuchsmodell. Dabei stellte sich heraus, dass ein Extrakt aus Hausstaubmilben unterschiedliche Reaktionen hervorrief, je nachdem in welchem Zeitfenster er auf das Immunsystem trifft.

„Auffällig ist, dass Leukotriene vor allem dann eine wichtige Rolle zu spielen scheinen, wenn Erwachsene eine Allergie erwerben“, berichtet Katharina Dietz, die Erstautorin der Studie. „Sie sind Teil einer ganzen Kaskade von Signalen, die letztlich zur Reaktion auf den Hausstaubmilbenextrakt führt.“ Dabei involviert sind der Studie zufolge vor allem das Signalprotein Wnt5a, die Enzyme Transglutaminase 2 und Phospholipase A2 sowie die Leukotriene selbst. Diese Ergebnisse konnten die Wissenschaftler in menschlichen Zellen und Nasenpolypengewebe von Patienten bestätigen.

Durch Cortison nicht aufzuhalten
Interessant war für die Forscher auch, woher diese Moleküle stammen: so konnten sie zeigen, dass vor allem die Epithelzellen der Bronchien die Kaskade selber antreiben. „Bisher wurde angenommen, dass die Leukotriene bei Allergien hauptsächlich von bestimmten weißen Blutkörperchen, den sogenannten eosinophilen Granulozyten, produziert werden“, ordnet Studienleiterin Esser-von Bieren die Ergebnisse ein.

Aber die Ergebnisse dienen nicht nur dem Verständnis, sondern sind auch für die Therapie relevant, denn: „Diese Kaskade lässt sich durch eine Cortisonbehandlung, wie sie standardmäßig bei Allergikern durchgeführt wird, nicht aufhalten“, so Esser-von Bieren. Sie hält es daher für möglich auch, dass sich die Ergebnisse künftig auch therapeutisch auswirken könnten: „Die starke Präsenz der Leukotrienkaskade im entzündeten Atemwegsepithel widerlegt die verbreitete Annahme, dass strukturelle Zellen als Leukotrien-Produzenten zu vernachlässigen sind. Im Gegenteil: Bei einer chronischen, Kortison-resistenten Entzündung in Form von Asthma oder Nasenpolypen sollte je nach Alter und Allergiestatus des Patienten die Anwendung von Medikamenten erwogen werden, die auf die Leukotrienkaskade im Atemwegsepithel zielen.“

Weitere Informationen

Hintergrund:
Die aktuelle Studie führte Experten für unterschiedliche Teilbereiche in einer Kooperation zusammen: Die ZAUM-Forscher aus München sind bestens vertraut mit den Reaktionen des Atemwegepithels. Erst kürzlich konnten sie zeigen, wie Allergien die Oberfläche der Atemwege prägen http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-medien/pressemitteilungen/2015/pressemit…. Die Schweizer Forscherinnen und Forscher aus Lausanne widmen sich der Entschlüsselung der zeitlichen Abfolge der Allergieprozesse. Unter anderem befassen sie sich mit der Entstehung von Asthma in der frühen Entwicklungsphase und welche Rolle beispielsweise Mikroben dabei spielen http://www.snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/news-140515-medienmitteilung….

* Dies beinhaltet beispielsweise die vermehrte Einlagerung von Bindegewebe in die Wand der Bronchien, eine Zunahme von schleimbildenden Drüsenzellen im Bronchialepithel oder ein verstärktes Wachstum von Muskelzellen in den Atemwegswänden. Ein wichtiger Auslöser für diesen fehlerhaften Umbau sind offenbar fortwährende Entzündungsprozesse in den Atemwegen.

Original-Publikation:
Dietz, K. et al. (2016): Age dictates a steroid resistant cascade of Wnt5a, transglutaminase-2 and leukotrienes in inflamed airways. Journal of Allergy and Clinical Immunology, doi: 10.1016/j.jaci.2016.07.014

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Zentrum Allergie und Umwelt (Leitung: Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber) in München ist eine gemeinsame Einrichtung von Helmholtz Zentrum München und Technischer Universität München. Die in der deutschen Forschungslandschaft einzigartige Kooperation dient der fachübergreifenden Grundlagenforschung und Verknüpfung mit Klinik und klinischen Studien. Durch diesen translationalen Ansatz lassen sich Erkenntnisse über molekulare Entstehungsmechanismen von Allergien in Maßnahmen zu ihrer Vorbeugung und Therapie umsetzen. Die Entwicklung wirksamer, individuell zugeschnittener Therapien ermöglicht betroffenen Patienten eine bessere Versorgung. http://www.zaum-online.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 500 Professorinnen und Professoren, rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 39.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um Wirtschafts- und Bildungswissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. http://www.tum.de

Fachliche Ansprechpartnerin:
Dr. Julia Esser-von Bieren, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Allergieforschung & Zentrum Allergie und Umwelt, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 4140 3464 – E-Mail: julia.esser-von-bieren@tum.de

Quelle: idw

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Selenversorgung beeinflusst Risiko für Krebsentwicklung

Manuela Zingl GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

Charité-Wissenschaftler untersuchen Zusammenhänge

Das Spurenelement Selen ist ein essentieller Nahrungsbestandteil. Wie Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit mit der International Agency for Research on Cancer nun zeigen konnten, sorgt ein hoher Selenwert im Blut für ein vermindertes Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. Die aktuelle Studie hat auch weitere Risikofaktoren einbezogen und den Einfluss der Selenversorgung auf die Entwicklung anderer Krebsarten betrachtet. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin American Journal of Clinical Nutrition* veröffentlicht.

Das Spurenelement Selen (Se) ist unter anderem in Fisch, Meeresfrüchten, Fleisch, Milch und Ei enthalten, auch einige südamerikanische Nüsse wie die Paranuss sind gute Selenquellen. Das Element findet seinen Weg über den Boden und die Pflanzen im Zuge der Ernährung in Mensch und Tier. Im Gegensatz zu anderen Regionen der Erde sind die europäischen Böden eher selenarm, was sich in einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Selenmangel der Bevölkerung niederschlägt. In Deutschland wird das Spurenelement daher bereits in der Tiermast ergänzend eingesetzt.

Durch eine selenreiche Ernährung oder eine angemessene Supplementation entstehen keine Nachteile. Selenmangel dagegen kann ein Risikofaktor für eine Reihe von Erkrankungen sein. „Wir konnten nachweisen, dass ein Mangel an Selen einen starken Risikofaktor für Leberkrebs darstellt“, sagt Prof. Dr. Lutz Schomburg vom Institut für Experimentelle Endokrinologie. „Das Drittel der Bevölkerung mit dem stärksten Selenmangel hat unseren Daten entsprechend ein fünf- bis zehnfach höheres Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom, auch Leberkrebs genannt“, so der Wissenschaftler.

Bei der aktuellen Untersuchung handelt es sich um eine Fall-Kontroll-Studie. Aus einer Kohorte von 477.000 Probanden wurden diejenigen identifiziert, die in den folgenden zehn Jahren ein hepatozelluläres Karzinom entwickelt hatten. Die Analyse der Blutproben auf den Selenstatus erfolgte, als die Probanden noch gesund waren. „Unsere Studie zeigt nicht direkt, dass eine Supplementation mit Selen vor Leberkrebs schützt. Sie untermauert allerdings erneut die Wichtigkeit einer ausgewogenen Ernährung, in der das Spurenelement Selen nicht fehlen darf“, erklärt Prof. Schomburg. Vorangegangene Studien hatten bereits ähnliche Zusammenhänge von Selenstatus und Darmkrebsrisiko oder der Wahrscheinlichkeit von Schilddrüsenerkrankungen nahe gelegt.

*Hughes DJ, et al.. Prediagnostic selenium status and hepatobiliary cancer risk in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition cohort. Am J Clin Nutr. 2016 Aug;104(2):406-14. doi: 10.3945/ajcn.116.131672.

Kontakt:
Prof. Dr. Lutz Schomburg
Institut für Experimentelle Endokrinologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 524289 / 450 524105
E-Mail: lutz.schomburg@charite.de

Weitere Informationen:
http://www.charite.de
https://expendo.charite.de/

Quelle: idw

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Körperwärme als Stromquelle

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

In Kleidung integrierbare Thermozellen auf Gel-Elektrolyt-Basis nutzen Körperwärme

In Textilien integrierte Elektronik liegt im Trend: Systeme wie das Smartphone-Display im Ärmel oder Sonden für Körperfunktionen in der Sportbekleidung wurden bereits realisiert. Woran es am meisten hapert, ist eine bequeme, ebenfalls „anziehbare“ Stromversorgung. Chinesische Wissenschaftler wollen die benötigte Energie jetzt aus überschüssiger Körperwärme beziehen. In der Zeitschrift Angewandte Chemie stellen sie eine flexible, am Körper tragbare Thermozelle vor, die auf zwei verschiedenen gelartigen Elektrolyten basiert.

Durch Muskelarbeit und Stoffwechsel erzeugt unser Körper ständig Wärme. Ein Teil davon wird einfach über die Haut an die Umgebung abgegeben. Aufgrund der relativ geringen Temperaturunterschiede zwischen den ungefähr 32 °C der Haut und der Umgebungstemperatur ist eine Nutzung der Körperwärme nicht so einfach zu realisieren. Bisherige thermoelektrische Generatoren, beispielsweise auf Halbleiterbasis, liefern zu wenig Energie, sind kostspielig oder zu zerbrechlich für Systeme, die am Körper getragen werden sollen. Und Thermozellen mit Elektrolytlösungen lassen sich nicht gut zu großflächigen „anziehbaren“ Systemen integrieren. Das Team um Jun Zhou von der Huazhong University of Science and Technology (Wuhan, China) hat eine Lösung für dieses Problem gefunden: Thermozellen mit Elektrolyten auf Gelbasis.

Die Forscher nutzen dabei einen thermogalvanischen Effekt: Werden zwei Elektroden, die sich im Kontakt mit einer Elektrolytlösung – oder einem Elektrolytgel – auf unterschiedlicher Temperatur gehalten, baut sich eine Potentialdifferenz auf. Die Ionen eines Redoxpaares im Elektrolyten können rasch zwischen zwei verschiedenen Ladungszuständen wechseln, indem sie an den Elektroden Elektronen aufnehmen bzw. abgeben. Um dies zur Gewinnung von Strom zu nutzen, kombinierten die Wissenschaftler zwei Typen von Zellen mit unterschiedlichen Redoxpaaren miteinander. Jede Zelle besteht aus zwei winzigen Metallplättchen als Elektroden, dazwischen befindet sich das Elektrolygel. Zelltyp 1 enthält das Redoxpaar Fe2+/Fe3+, Zelltyp 2 die Komplexionen [Fe(CN)6]3-/[Fe(CN)6]4-. Die Wahl der Redoxpaare bewirkt, dass bei einer Temperaturdifferenz auf der kalten Seite in Zelltyp 1 ein negatives Potential entsteht, in Typ 2 dagegen ein positives.

Die Forscher arrangierten eine Vielzahl der beiden Zelltypen zu einem Schachbrettmuster. Je zwei benachbarte Zellen wurden alternierend oben und unten von einem gemeinsamen Metallplättchen bedeckt und somit alle Zellen in Reihe geschaltet. Dieses „Schachbrett“ integrierten sie in einen Handschuh. Wird er angezogen, entsteht die erwünschte Temperaturdifferenz zwischen oberen und unteren Metallplättchen. Dadurch entsteht eine elektrische Spannung zwischen benachbarten Zellen, die sich aufsummiert. So ließe sich Strom zur Versorgung eines Geräts oder zur Aufladung eines Akkus gewinnen.

Bei einer Umgebungstemperatur von 5 °C konnten etwa 0,7 V Spannung sowie eine Leistung von etwa 0,3 µW erreicht werden. Eine Reihe von Optimierungen soll nun die Leistung auch bei geringeren Temperaturdifferenzen verbessern.

Angewandte Chemie: Presseinfo 30/2016

Autor:
Jun Zhou, Huazhong University of Science and Technology (China), mailto:jun.zhou@mail.hust.edu.cn

Link zum Originalbeitrag:
http://dx.doi.org/10.1002/ange.201606314

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

Weitere Informationen:
http://presse.angewandte.de

Quelle: idw

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UDE: Frauen arbeiten konstant kürzer als Männer – Zurückstecken für die Familie

Katrin Koster Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Immer mehr Frauen sind erwerbstätig, doch nach wie vor klafft bei Lohn und Arbeitszeit eine Lücke zwischen den Geschlechtern. Vor allem Mütter sind meist ausschließlich in Teilzeitjobs tätig. Mit durchschnittlich 30,1 Wochenstunden arbeiteten Frauen im Jahr 2015 hierzulande 8,2 Stunden kürzer als die Männer – und zahlen mit dieser sogenannten Gender Time Gap den Preis für ein funktionierendes Familienleben. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE), die jetzt im Informationsportal Sozialpolitik aktuell veröffentlicht wurde.

„Die Entwicklung in Deutschland verläuft gegen den europäischen Trend“, zeigt Arbeitszeitforscherin Dr. Angelika Kümmerling auf. In Europa betrug die Arbeitszeitlücke im Jahr 2015 5,8 Stunden und hat sich damit seit 2002 um 0,3 Stunden reduziert. Noch größer als in Deutschland und Österreich ist sie in Großbritannien und den Niederlanden. Dabei scheinen die Arbeitszeitunterschiede im Zeitverlauf „erstaunlich stabil“. „Vermutlich halten Frauen wie Männer unbeirrt an ihren konventionellen Erwerbsstrategien fest.“

Männer arbeiten nach wie vor nahezu ausschließlich in Vollzeit, während Frauen zumindest in der Familienphase auf Jobs mit weniger Stunden setzen, z.B. um sich verstärkt um die Kinder kümmern zu können. „Diese Teilzeitstrategie, mit den bekannten Auswirkungen eines geringeren Einkommens und schlechteren Karriereaussichten, führt zu einer nicht ausreichenden eigenständigen sozialen Absicherung der Frauen sowohl in der Erwerbsphase als auch bei Krankheit, Arbeitslosigkeit oder im Alter“, warnt Kümmerling.

Den Preis für eine bessere Vereinbarkeit und ein entspannteres Familienleben zahlen damit Frauen, indem sie nicht über die Rolle der Hinzuverdienerinnen im Haushalt hinaus kommen. Einen negativen Einfluss auf die Arbeitszeiten von Frauen können Steuersysteme wie das Ehegattensplitting haben, weil sie das Zweiteinkommen „bestrafen“ und mehr Stunden häufig nicht zu einem höheren Netto führen. In Schweden, Finnland, Dänemark oder und Litauen, wo dieses System nicht angewandt wird, liegt die Arbeitszeitlücke auch bei hoher weiblicher Erwerbstätigenquote unter dem EU-Durchschnitt.

Weitere Informationen:
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelde…
Dr. Angelika Kümmerling, Institut Arbeit und Qualifikation, Tel. 0203/379-1825, angelika.kuemmerling@uni-due.de

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0157/71283308, presse-iaq@uni-due.de

Quelle: idw

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Gewicht und BMI liefern keine Hinweise auf Blutfettwerte

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiologiekongress (ESC) 2016 in Rom

Übergewicht und ein hoher Body-Mass-Index (BMI) könnten Hinweise darauf sein, dass auch die Blutfettwerte eine ungesunde Entwicklung nehmen, so eine verbreitete Meinung. Dass dem allerdings nicht so ist, zeigt die internationale DYSIS-Studie, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress in Rom präsentiert wurde.

Im Rahmen von DYSIS (Dyslipidemia International Study) wurden mehr als 50.000 Patienten in 30 Ländern untersucht. Die Autoren analysierten unter anderem den Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index (BMI), LDL- sowie HDL-Cholesterin und Triglyceriden. „Wir konnten keinen Einfluss des Body Mass Index auf das LDL-Cholesterin finden“, berichtet Dr. Dominik Lautsch. Der Einfluss auf HDL-Cholesterin und Triglyceride sei zwar statistisch signifikant, aber bei 2 bis 3 Prozent in der Realität eher gering. „Der Body-Mass-Index sollte daher nicht als Basis für die Durchführung eines Lipidprofils bei einem individuellen Patienten dienen, da eine Schlussfolgerung von Körpergewicht oder BMI auf Cholesterin nicht möglich ist.“

Quelle: ESC 2016 Abstract Lautsch et al. Do blood lipids correlate to body mass index? Findings from 52.916 statin treated patients.

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82
Pressestelle: Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692 43
presse@dgk.org
B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung, Dr. Birgit Kofler, Berlin/Wien, Tel.: +49-172-7949286; +43-676-6368930; +43-1-31943780; kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nau-heim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.dgk.org/presse
http://www.kardiologie.org

Quelle: idw

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Startschuss für die wissenschaftliche Begleitforschung zur stofflichen CO2-Nutzung

Dr. Christine Dillmann Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

Die Unterstützung von Forschungsprojekten zur stofflichen Nutzung von CO2 bleibt weiterhin im Fokus der BMBF Technologieförderung: 15 Millionen Euro stellt das BMBF im Rahmen der BMBF Fördermaßnahme CO2Plus bereit. Mit den Schwerpunktthemen CO2-Abtrennung, CO2 als Baustein für chemische Grundstoffe sowie elektro- und photokatalytische Aktivierung von CO2 beschäftigen sich 13 Verbundprojekte, bestehend aus Industriepartnern, Forschungseinrichtungen und Universitäten.

Am 1. Juli 2016 startete das Projekt CO2Net+ das die Fördermaßnahme wissenschaftlich begleitet. Das Projekt mit einer Laufzeit von 3½ Jahren wird von der DECHEMA koordiniert und vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) Potsdam und der Universität Kassel unterstützt.

Im Fokus der Begleitforschung stehen unter Federführung der DECHEMA die Synthese und Aufbereitung von Ergebnissen der geförderten Projekte für die Öffentlichkeit, die Vernetzung der Projekte sowie die Bewertung und Potenzialabschätzung der Ergebnisse der Fördermaßnahme. Das Center for Environmental Systems Research an der Universität Kassel führt Stoffstromanalysen zur ökobilanziellen Bewertung der Quellen und technischen Nutzungspfade der stofflichen CO2-Nutzung durch, analysiert die ökonomisch wichtigen Einflussfaktoren und entwickelt zusammen mit relevanten Akteuren eine Roadmap, wie die chemische Industrie in Deutschland künftig verstärkt über das Recycling von CO2 versorgt werden kann. Das IASS Potsdam beleuchtet Fragestellungen zu wahrgenommenen Potenzialen und Risiken und zur Akzeptanz der CO2-Nutzung in der Gesellschaft und entwickelt Informationsmaterialien für unterschiedliche Zielgruppen.

Die Projekte zur stofflichen Nutzung von CO2 liefern einen wesentlichen Beitrag zur Verbreiterung der Rohstoffbasis der chemischen Industrie und eröffnen neue Wege, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Das wissenschaftliche Begleitvorhaben CO2Net+ stellt wirksame Werkzeuge zur Unterstützung der Projekte zur Verfügung, die einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung und Verbreitung der entwickelten Technologien leisten.

Die Partner:
DECHEMA e.V. http://www.dechema.de
Universität Kassel http://www.uni-kassel.de/einrichtungen/cesr
IASS Potsdam http://www.iass-potsdam.de

Weitere Informationen:
http://www.chemieundco2.de

Quelle: idw

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Zukunft Altbau: Fraunhofer IFAM veröffentlicht Studie zur Nachdämmung bereits gedämmter Außenwände

Fraunhofer IFAM, Dipl.-Biol. Martina Ohle Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Wärmedämmungen für Gebäude gibt es bereits seit Jahrzehnten. Viele Dämmungen der schon vor 20 oder 30 Jahren sanierten Häuser entsprechen allerdings nicht mehr dem Stand der Technik eines guten Wärmeschutzes. Gefördert durch die Forschungsinitiative »Zukunft Bau« des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) hat das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM eine Studie durchgeführt, die technische Möglichkeiten, Potenziale, Erfahrungen und Wirtschaftlichkeit einer Aufdoppelung älterer Wärmedämmverbundsysteme für eine nachhaltige Entwicklung an Wohngebäuden aufzeigt.

Viele ältere Außenwanddämmungen entsprechen nicht mehr den heutigen klimaschutzbedingten Erfordernissen und sind erst recht nicht „fit für die Zukunft“. Solche unzureichend gedämmten Außenwände sollten daher noch ein weiteres Mal gedämmt werden. Wurde bisher ein so genanntes Wärmedämmverbundsystem (WDVS) verwendet, so kann diese Verbesserung durch eine so genannte Aufdoppelung erfolgen. Im Wesentlichen werden dabei eine zweite Dämmschicht und ein neuer Putz aufgebracht.

Zukunftsfähige Dämmqualität
Eine der Grundlagen zur Entscheidung für eine Aufdoppelung bildet der Wärmedurchgangskoeffizient des Alt-Systems, der sogenannte U-Wert, der den Wärmeschutz in eine Zahl fasst. Je niedriger der U-Wert, desto weniger Energie kann nach außen entweichen. Bei Gebäuden gelten Außenwände mit Dämmschichtdicken von weniger als 10 cm bei einer Wärmeleitfähigkeit von 0,040 W/(m*K) bzw. einem Wärmedurchgangskoeffizienten von mehr als 0,35 W/(m²*K) als nicht mehr zukunftsfähig. Damit ein zeitgemäßer U-Wert von höchstens 0,20 W/(m²*K) erreicht wird, können die Häuser problemlos mit einem zweiten Wärmedämmverbundsystem nachgerüstet werden. Ist beispielsweise ein Alt-WDVS mit einer Dämmschichtdicke von 6 cm auf einem üblichen Mauerwerk vorhanden, so wird die genannte U-Wert-Anforderung mit einer zweiten10 cm dicken Dämmschicht mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/(m*K) erreicht.

An vier Modellgebäuden wurde untersucht, dass in Bezug auf die Außenwandfläche durch die Aufdoppelung eine Endenergieeinsparung von 19,4 bis 27,2 kWh/(m²*a) erzielt werden kann. Im Durchschnitt können etwa 22,0 kWh/(m²Wand*a) erreicht werden. Das entspricht einer Kostensenkung von ca. 1,35 € bei Erdgas und 2,20 € bei Fernwärme pro Quadratmeter Wandfläche eines Hauses pro Jahr.

Gute Zeitpunkte für die Aufdoppelung ergeben sich, sobald an der Fassade gearbeitet wird, sei es eine Putzausbesserung, eine Neugestaltung oder auch ein frischer Anstrich. Bei einer Umfrage nach Erfahrungen mit Aufdoppelungen gaben die Hauseigentümer vor allem Schäden am Alt-System und die Verbesserung des Wärmeschutzes als Gründe für die Entscheidung zur Aufdoppelung an. Welche Systeme für diese spezifische Sanierungsweise zugelassen sind, regelt das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) in Berlin.

Eine Abschätzung der Studie des Fraunhofer IFAM ergab, dass es in Deutschland ein Potenzial von ca. 417 Mio. m² aufdoppelbarer Wandfläche gibt. Wenn diese Fläche im Jahr 2030 nachgedämmt wäre, würde dann im Vergleich gegenüber dem Stand von 2015 eine Endenergieeinsparung von ca. 9,2 Terawattstunden (TWh) pro Jahr erzielbar sein. Dies entspricht dem jährlichen Endenergieverbrauch für Heizung und Warmwasser von ca. 400.000 Einfamilienhäusern.

Die Studie richtet sich an Entscheider, Energieberater, Hersteller sowie Verarbeiter und steht kostenlos als Download unter http://s.fhg.de/Xfv zur Verfügung.

Kontakt
Architekt Dr.-Ing. Klaus-Dieter Clausnitzer
Projektleiter Energiesystemanalyse
Telefon +49 421 2246-7021
Klaus-Dieter.Clausnitzer@ifam.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
http://www.ifam.fraunhofer.de

Quelle: idw

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Spielfeld Arbeitsplatz: Was Manager von Profikickern lernen können

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Ein Spiel dauert neunzig Minuten, der Ball ist rund und natürlich muss das Runde in das Eckige – der Fußball steckt voller Lebensweisheiten. Dass sie sich auch auf die Wirtschaft übertragen lassen, dass Manager und Unternehmen von Erfolgen und Misserfolgen im Profifußball lernen können, belegt das soeben erschienene Buch „Spielfeld Arbeitsplatz. Managementwissen mit Kick“. Einer der Autoren ist Sven Voelpel, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der internationalen Jacobs University.

Beim Fußball wie in der Wirtschaft komme es auf die Förderung von individuellen Fähigkeiten, auf Motivation, Zusammenspiel, Führung und Strategie an, meint Prof. Voelpel. Dabei geht es in dem Werk nicht um das Aufzeigen von Parallelen zwischen der Unternehmens- und der Fußballwelt. Es geht um das anschauliche, unterhaltsame und praxisorientierte Vermitteln von aktuellem Managementwissen.

„Die große Stärke des Buches ist zuallererst das äußerst solide fachliche Fundament“, schreibt Roland Berger, Gründer und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats von Roland Berger Strategy Consultants in seinem Geleitwort. Den Autoren sei es gelungen, die „erhebliche Anspruchslücke zwischen den häufig beeindruckend langatmigen Lehrbüchern für Betriebswirtschaft und den oftmals unterhaltsameren, dafür aber wenig fundierten populärwissenschaftlichen Werken zu schließen“, lobt Berger.

Erstautor ist Ralf Lanwehr, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Business & Information Technology School Iserlohn (BiTS), weiterer Co-Autor ist Prof. Dr. Henning Staar, Fachdozent für Unternehmenspsychologie an der BiTS. Zahlreiche Experten schildern in kurzen Gastbeiträgen ihre Erfahrungen, darunter Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung des SV Werder Bremen oder Henning Lühr, Staatsrat für Finanzen, Personal und IT in der Freien Hansestadt Bremen.

In Kapiteln mit Überschriften wie „Spieler“, „Mannschaft“, „Trainer“ oder „Verein“ nähern sich die Autoren ihrem Thema. Konkrete Handlungsempfehlungen und Tests vermitteln Mehrwert und helfen bei der Selbstreflexion, der Einschätzung von Führungskräften und der Organisationskultur. Anders als ein Fußballspiel dauert die Lektüre länger als 90 Minuten – dafür wirkt sie wie ein guter Kick nach.

Lanwehr, R., Staar, H. & Voelpel, S. C. (2016). Spielfeld Arbeitsplatz! Managementwissen mit Kick. Für Führungskräfte und engagierte Mitarbeiter. Erlangen – New York: Publicis, Preis: € 27.90

Weitere Informationen unter:
http://www.kickingleadership.de

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Sven Voelpel| Professor of Business Administration
S.Voelpel@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4773/3467

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Kontakt:
Kristina Logemann | Brand Management, Marketing & Communications
k.logemann@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 4454

Quelle: idw

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Blühende Wiesen zum Wohl des Menschen

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Je mehr es wimmelt, kreucht und fleucht, desto besser für den Menschen, der von den vielfältigen, kostenlos erbrachten Dienstleistungen der Natur profitiert. Das ist das Ergebnis einer Studie von über 300 Forschenden unter anderem des Instituts für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums. Ein artenreiches Ökosystem erbringt demnach die umfangreichsten Ökosystemdienstleistungen, berichtet das Team heute im Fachjournal „Nature“. Besonders wichtig sei auch die Vielfalt der beim Menschen eher unbeliebter Insekten und die Vielfalt unscheinbarer Bodenorganismen.

Eine blühende Wiese – neben dem ästhetischen Wert dieser Ökosysteme erbringt die Natur auch jeden Tag handfeste, kostenlose Dienstleistungen für den Menschen. Dazu zählen unterstützende Leistungen wie beispielsweise die Bodenbildung, Versorgungsleistungen wie die Lebensmittelproduktion, Regulierungsleistungen wie Schädlingsbekämpfung und Klimaregulierung und kulturelle Leistungen wie beispielweise der Nutzen der Ökosysteme als Erholungsraum. Diese komplexen Ökosysteme setzen sich aus verschiedenen sogenannten trophischen Gruppen respektive Gliedern in der Nahrungskette zusammen. Welchen Einfluss die schwindende Artenvielfalt auf die Ökodienstleistungen hat, wurde bislang lediglich anhand einzelner leicht zu untersuchender trophischer Gruppen wie Pflanzen studiert.

Ein 300-köpfiges internationales Forscherteam um Dr. Santiago Soliveres von der Universität Bern hat daher erstmals alle Gruppen entlang einer Nahrungskette in einer natürlichen Graslandschaft untersucht. Sie sammelten dazu Daten zu insgesamt 4600 Tier- und Pflanzenarten aus neun Gruppen der Nahrungskette; darunter auch zu bislang eher vernachlässigten Arten wie Mikroorganismen, die den Boden zersetzen und Abfallfressern wie Regenwürmern. Erhoben wurden die Daten als Teil eines von der Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Programms auf 150 Grünlandflächen quer durch Deutschland, den „Biodiversitätsexploratorien“, die die umfassendsten ökologischen Freilandversuchsflächen Europas darstellen.

Artenvielfalt innerhalb aller trophischer Gruppen notwendig
„Wie bei einem Puzzle haben wir uns ein zusammenhängendes Bild davon gemacht, wie bedeutsam einzelne trophische Gruppen für vierzehn von uns gemessene Ökosystemdienstleistungen sind. Jede Ökosystemdienstleistung ist demnach von mindestens drei Gruppen abhängig. Je vielfältiger die Arten innerhalb der Gruppe, desto zuverlässiger wird die Ökosystemdienstleistung erbracht. Außerdem beeinflusst jede einzelne Gruppe zumindest eine Ökosystemdienstleistung“, fasst Soliveres, Erstautor der Studie, die Ergebnisse zusammen.

Dr. Peter Manning vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum ergänzt: „Wir müssen also Artenreichtum in mindestens drei der untersuchten Gruppen der Nahrungskette sicherstellen. Es sind aber nicht immer die gleichen drei Gruppen, die für das Funktionieren einer individuellen Ökosystemdienstleitung maßgeblich sind. Deshalb muss der Artenreichtum in allen Gruppen der Nahrungskette erhalten bleiben, damit die Natur zuverlässig weiter für uns im Verborgenen ‚arbeitet‘ wie wir es gewohnt sind.“ Hohe Artenvielfalt über alle Gruppen hinweg ist besonders wichtig für regulierende Prozesse sowie kulturelle Dienstleistungen.

Die Wichtigkeit von „Schädlingen“
Die Studie zeigt zudem, wie wichtig auch vermeintliche Schädlinge und unscheinbare Dienstleister sind. Viele Insekten und Bodenorganismen spielen nämlich, neben Pflanzen, so die Studie, eine zentrale Rolle bei den Leistungen, die Natur für uns erbringt. „Pflanzen liefern Biomasse, die den Anfang der Nahrungskette bildet, aber Insekten wirken als Bestäuber und Bodenorganismen erhöhen durch Zersetzung und Rückhalt von chemischen Elementen wie Phosphor die Bodenfruchtbarkeit. Je mehr und je unterschiedlichere Individuen es besonders innerhalb dieser drei Gruppen gibt, desto positiver wirkt sich das auf alle Dienstleistungen aus“, erklärt Soliveres.
Häufig wird der Boden gedüngt, um die Bodenfruchtbarkeit und damit das Wachstum von Pflanzen zu erhöhen. Kurzfristig hilft Dünger zwar, wenn dabei aber die Artenvielfalt verringert wird, überwiegen die Nachteile. Eine hohe Artenvielfalt entlang der gesamten Nahrungskette zu erhalten, ist langfristig gesehen daher preiswerter und sinnvoller, als sie zu zerstören.

Bedeutung biologischer Vielfalt für Ökosystemdienstleistungen bisher unterschätzt
„Wenn biologische Vielfalt rapide zerstört wird, welche Konsequenzen hat das für die Menschen? Welche Handlungsoptionen gibt es? Das ist bisher nicht umfassend genug erforscht und einer der Gründe, warum der internationale Biodiversitätsrat IPBES gegründet wurde“, führt Prof. Markus Fischer, Leiter des Forschungsprojektes vom Institut für Pflanzenwissenschaft der Universität Bern und Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum aus. Die beispielhafte Studie zeige auch, dass in der bisherigen Forschung, die nur auf einzelne trophische Gruppen fokussierte, die Bedeutung biologischer Vielfalt über alle Gruppen einer Nahrungskette hinweg unterschätzt worden sei: „Unser umfassendes Forschungsprogramm demonstriert, wie wichtig es ist, den Gesamtzusammenhang zu untersuchen und dass Handlungsbedarf zum Schutz der Ökosysteme besteht“, resümiert Fischer.

Kontakt
Dr. Santiago Soliveres (nur Englisch), Institut für Pflanzenwissenschaften, Universität Bern
Tel. +41 31 631 49 23 / santiago.soliveres@ips.unibe.ch

Prof. Dr. Markus Fischer (Deutsch und Englisch), Institut für Pflanzenwissenschaften, Universität Bern, Tel. +41 31 631 49 43 / markus.fischer@ips.unibe.ch

Sabine Wendler
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
Soliveres et al.: Biodiversity at multiple trophic levels is needed for ecosystem multifunctionality. Nature, 17. August 2016, in press.

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig, † 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel „die beste der möglichen Welten“ – einem Leibniz-Zitat – rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen. www.bestewelten.de

Quelle: idw

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Studie: Weniger Lebenszufriedenheit nach Jobverlust, emotionales Wohlbefinden erholt sich

Dr. Nina Diezemann Stabsstelle für Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

Wissenschaftler der Freien Universität Berlin und des DIW Berlin untersuchen differenziert die Gefühlslagen von Arbeitslosen: Auch lange Zeit nach einem Jobverlust erreichen Arbeitslose einer Studie zufolge nicht wieder das Niveau an Lebenszufriedenheit, auf dem sie sich vor der Arbeitslosigkeit befunden haben.

Die Untersuchung, die der Direktor des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) im DIW Berlin, Jürgen Schupp, und die Soziologen Christian von Scheve und Frederike Esche von der Freien Universität Berlin auf Basis der SOEP-Daten erstellt haben, zeigt jedoch, dass dies nicht so sehr auf die emotionale Befindlichkeit der Betroffenen zurückzuführen ist. Vielmehr spielt die kognitive Wahrnehmung des eigenen Wohlbefindens dabei eine wichtige Rolle. Die Ergebnisse wurden in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of Happiness Studies publiziert.

Auf Basis von Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), die zwischen 2007 und 2014 erhobenen wurden, untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mithilfe panelökonometrischer statistischer Verfahren Veränderungen in der Lebenszufriedenheit und im emotionalen Wohlbefinden vor und nach einem Verlust des Arbeitsplatzes. Mit der Lebenszufriedenheit werden die kognitiven Bestandteile des Wohlbefindens, also resümierende Bewertungen der jeweiligen derzeitigen Verfassung, erfasst, wohingegen die emotionalen Aspekte auf aktuelle Gefühlslagen verweisen. Anders als in früheren Studien nutzten die Forscher kein zusammengefasstes Maß für das emotionale Wohlbefinden, sondern betrachteten die vier im SOEP erhobenen Emotionen (Angst, Ärger, Traurigkeit, Glück) getrennt voneinander. So konnten sie erstmals differenzierte Aussagen über die durch Arbeitslosigkeit hervorgerufenen Veränderungen spezifischer Emotionen treffen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass mit dem Jobverlust die Lebenszufriedenheit nachhaltig abnimmt und Arbeitslose langfristig deutlich häufiger Traurigkeit und Freudlosigkeit empfinden. Der Verlust des Arbeitsplatzes geht jedoch nur kurzfristig mit einem häufigeren Erleben von Angst einher und steht in keinem bedeutenden Zusammenhang mit dem Empfinden von Ärger. Darüber hinaus zeigen die SOEP-Daten: Die Veränderungen im emotionalen Wohlbefinden sind unabhängig von der Persönlichkeit der Betroffenen. „In Phasen der Arbeitslosigkeit sind alle Menschen ängstlicher als zuvor oder danach – unabhängig davon, wie ängstlich sie sonst sind“, erklärt der SOEP-Direktor Jürgen Schupp.

„Einblicke in Emotionen, die mit Arbeitslosigkeit einhergehen, sind wichtig, weil sie nicht nur das Befinden, sondern auch das Denken und Handeln der Betroffenen beeinflussen“, sagt Christian von Scheve, Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin. „Daher ist es wichtig zu verstehen, welche Folgen sich für das emotionale Wohlbefinden der Betroffenen ergeben“, erklärt Frederike Esche, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Freien Universität. Deshalb sei es sinnvoll, dass neben den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit in jüngster Zeit auch die subjektiven Erfahrungen von Arbeitslosen verstärkt untersucht worden seien, sagt sie. Wenngleich Studien bereits die schädlichen Effekte von Arbeitslosigkeit auf das kognitive und affektive Wohlbefinden dokumentiert haben, gab es bislang keine Vergleiche dieser beiden Dimensionen. Die vorliegende Studie schließt diese Lücke.

Stichwort SOEP
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung in mehreren tausend Haushalten statistische Daten erhoben. Zurzeit sind es etwa 30.000 Personen in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

Publikation
Von Scheve, Christian, Esche, Frederike & Schupp, Jürgen (2016).: „The Emotional Timeline of Unemployment: Anticipation, Reaction, and Adaptation“, in: Journal of Happiness Studies (Online First). S.1-24. Doi: 10.1007/s10902-016-9773-6; URL: http://link.springer.com/article/10.1007/s10902-016-9773-6

Kontakt
Prof. Dr. Christian von Scheve, Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-57695, E-Mail: christian.von.scheve@fu-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2016/fup_16_281-studie-arbeitsl…
http://www.diw.de/de/diw_02.c.242689.de/pressemitteilungen.html?id=diw_01.c.5413…

Quelle: idw

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Neues im Netzwerk für Ausbilderinnen und Ausbilder

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

BIBB-Internetportal „foraus.de“ mit Relaunch, Workshops und Online-Umfrage

Das Internetportal „foraus.de“ des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) präsentiert sich nach einem Relaunch nicht nur in neuem Design, sondern bietet Ausbilderinnen und Ausbildern auch vielfältige neue und aktuelle Angebote, Informationen und Workshops: So wird im Lernzentrum von foraus.de das Konzept „Kompetenzwerkstatt“ zur handlungsorientierten, lernortübergreifenden Ausbildung präsentiert und über Anwenderworkshops zur Nutzung digitaler Medien im Ausbildungsalltag informiert.

Ausbilderinnen und Ausbilder können zudem zum Thema „Einsatz digitaler Medien im Betrieb“ noch bis zum 30. September an einer Online-Befragung teilnehmen. Sie unterstützen so die Entwicklung geeigneter, praxisrelevanter Materialien zur Förderung der Medienkompetenz.

Im foraus.de-Netzwerk stehen Ausbilderinnen und Ausbildern zahlreiche Angebote zur Diskussion, Recherche und Unterstützung ihrer täglichen Ausbildungspraxis zur Verfügung. Das Portal bietet unter anderem ein Forum zum Erfahrungsaustausch, Lernbausteine zum Selbstlernen im Lernzentrum, Weiterbildungsangebote und hilfreiche Hinweise für das Ausbildungspersonal.

Eine Reihe von Features, mit deren Hilfe der online-gestützte Informationsaustausch übersichtlicher und strukturierter möglich ist, wurde überarbeitet oder neu in das Portal integriert:

• Das Konzept „Kompetenzwerkstatt“ richtet seinen Blick auf die Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Es zeigt, wie die Herausforderungen einer digitalisierten Arbeitswelt didaktisch, methodisch und medial zeitgemäß aufgegriffen werden können. Mithilfe der Kompetenzwerkstatt lässt sich eine attraktive, qualitativ hochwertige und effektive Berufsausbildung im Betrieb und in der Berufsschule realisieren, die sich an beruflichen Arbeitsprozessen orientiert, zielgerichtet digitale Medien einsetzt und so die Kompetenzen der Auszubildenden fördert. Die Praxishandreichungen „Kompetenzwerkst@tt“ führen vom Curriculum zum softwaregestützten beruflichen Lernen. Für foraus.de entwickelte Erklärvideos erleichtern die Umsetzung im betrieblichen Ausbildungsalltag.

• Zentrales Anliegen der Online-Befragung zum Einsatz digitaler Medien im Betrieb ist, durch die Einschätzungen und Expertisen der Fachleute aus der Praxis Informationen darüber zu erhalten, wie grundlegende Anforderungen an eine medienpädagogische Kompetenz des Aubildungspersonals zu gestalten sind. Auf dieser Basis sollen anwendungsorientierte Angebote zur Unterstützung des Ausbildungspersonals entwickelt werden. Die Online-Befragung erfolgt im Rahmen des BIBB-Forschungsprojekts „Digitale Medien in der betrieblichen Berufsausbildung – Medienaneignung und Mediennutzung in der Alltagspraxis von betrieblichem Ausbildungspersonal“.

• Passend hierzu wird die Ausbildungspraxis in Anwenderworkshops über die Nutzung digitaler Medien im Ausbildungsalltag informiert. Der nächste Workshop findet am 21. September 2016 in Dresden statt, weitere folgen in Hamburg am 13. Oktober und in Saarbrücken am 2. November.

Zum Hintergrund:
foraus.de richtet sich mit seinen Angeboten an haupt- und nebenberufliche Ausbilderinnen und Ausbilder, an ausbildende Fachkräfte in Betrieben, an Multiplikatoren zur Qualifizierung des Berufsbildungspersonals sowie an Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter im Bereich der betrieblichen, überbetrieblichen und außerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung. Weiterhin werden mit den Informationen und Diensten von foraus.de leitendes Personal im beruflichen Bildungswesen, Verantwortliche im Bereich der Personal- und Organisationsentwicklung sowie Personen, die an pädagogischen Prozessen und innovativen Entwicklungen in der beruflichen Bildung interessiert sind, angesprochen. Mit den Online-Services von foraus.de leistet das BIBB einen Beitrag zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildungspraxis.

Weitere Informationen unter http://www.foraus.de,
zur Online-Befragung unter http://www.foraus.de/html/foraus_1900.php
sowie zu den Workshops unter http://www.foraus.de/html/foraus_2827.php

Ansprechpartner/-in im BIBB:
Franziska Kupfer, E-Mail: kupfer@bibb.de
Thomas Neuhaus, E-Mail: neuhaus@bibb.de

Quelle: idw

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Nanopelz gegen die Ölpest

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Einige Schwimmfarne können in kurzer Zeit große Mengen Öl aufnehmen, denn ihre Blätter sind zugleich stark wasserabstoßend und in hohem Maße ölabsorbierend. Eine Forschergruppe des KIT hat gemeinsam mit Kollegen der Universität Bonn herausgefunden, dass die Wasserpflanze die ölbindende Eigenschaft der haarähnlichen Mikrostruktur ihrer Blattoberfläche verdankt. Sie dient nun als Vorbild, um das Material Nanofur weiterzuentwickeln, das Ölverschmutzungen umweltfreundlich beseitigen soll. (DOI: 10.1088/1748-3190/11/5/056003)

Beschädigte Pipelines, Tankerhavarien und Unfälle auf Förderplattformen können Wasserflächen mit Roh- oder Mineralöl verschmutzen. Herkömmliche Verfahren zum Entfernen der Ölpest haben spezifische Nachteile: Das Verbrennen von Öl sowie der Einsatz chemischer Mittel, die seine Zersetzung beschleunigen, belasten ihrerseits die Umwelt. Viele natürliche Materialien zum Aufsaugen des Öls – wie Sägemehl oder Pflanzenfasern – sind wenig effektiv, weil sie zugleich große Mengen Wasser aufsaugen. Auf der Suche nach einer umweltfreundlichen Möglichkeit, Ölteppiche zu entfernen, haben die Forscher verschiedene Schwimmfarn-Arten verglichen. „Dass die Blätter dieser Pflanzen wasserabstoßend sind, war bereits bekannt, wir haben erstmals ihre Eigenschaft Öl zu absorbieren untersucht“, sagt Claudia Zeiger, die die Studie am Institut für Mikrostrukturtechnik des KIT durchgeführt hat.

Die aus tropischen und subtropischen Regionen stammenden Schwimmfarne sind mittlerweile auch in Teilen Europas heimisch. Da sie sich stark vermehren, gelten sie mancherorts als lästiges Unkraut. Sie haben jedoch großes Potenzial als kostengünstige, schnelle und umweltfreundliche Ölabsorber, was eindrucksvoll in einer kurzen Videosequenz unter http://www.kit.edu/kit/pi_2016_115_nanopelz-gegen-die-oelpest.php zu sehen ist. „Die Pflanzen könnten zum Beispiel in Seen eingesetzt werden, um dort unbeabsichtigt eingetretenes Öl zu absorbieren“, so Zeiger. Bereits nach weniger als 30 Sekunden haben die Blätter die maximale Absorption erreicht und können zusammen mit dem aufgenommenen Öl abgeschöpft werden. Die Wasserpflanze mit dem biologischen Namen Salvinia besitzt an der Blattoberfläche Trichome – haarähnliche, zwischen 0,3 und 2,5 Millimeter lange Ausläufer. Beim Vergleich unterschiedlicher Salvinia-Arten zeigte sich, dass nicht etwa die Blätter mit den längsten Haaren besonders viel Öl absorbierten. „Ausschlaggebend für die Öl-Aufnahmefähigkeit ist die Form der Haarenden“, betont Zeiger. Das meiste Öl absorbieren die Blätter der Schwimmfarn-Art Salvinia molesta, deren Haarenden in der Form eines Schneebesens miteinander verbunden sind.

Das neue Wissen über den Zusammenhang der Oberflächenstruktur der Blätter und ihre Öl-Absorptionsfähigkeit nutzen die Forscher nun, um das an ihrem Institut entwickelte Material Nanofur zu verbessern. Dieser Nanopelz aus Kunststoff ahmt den wasserabstoßenden und ölanziehenden Effekt von Salvinia nach, um Öl und Wasser zu trennen. „Wir untersuchen in der Natur vorkommende Nano- und Mikrostrukturen, um sie für technische Entwicklungen zu übernehmen“, sagt Privatdozent Hendrik Hölscher, Leiter der Arbeitsgruppe Biomimetische Oberflächen am Institut für Mikrostrukturtechnik des KIT. Bei gleichem Material seien es häufig Unterschiede innerhalb dieser feinsten Strukturen, die zum Beispiel Pflanzen mit bestimmten Eigenschaften ausstatten.

Als Erstautorin stellt Claudia Zeiger die Untersuchungsergebnisse unter dem Titel „Microstructures of superhydrophobic plant leaves – inspiration for efficient oil spill cleanup materials“ im Fachmagazin Bioinspiration & Biomimetics vor. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des vom Bionik-Pionier Wilhelm Barthlott gegründeten Nees-Instituts für Biodiversität der Pflanzen an der Universität Bonn. Die Forschung wurde gefördert durch ein Promotionsstipendium der Carl-Zeiss-Stiftung, durch das brasilianische Forschungs- und Austauschprogramm Ciências sem Fronteiras sowie durch die Hochtechnologieplattform Karlsruhe Nano-Micro-Facility (KNMF) am KIT.

Claudia Zeiger, Isabelle C Rodrigues da Silva, Matthias Mail, Maryna N Kavalenka, Wilhelm Barthlott and Hendrik Hölscher: Microstructures of superhydrophobic plant leaves – inspiration for efficient oil spill cleanup materials. Bioinspiration & Biomimetics. DOI: 10.1088/1748-3190/11/5/056003

Die Veröffentlichung online:
http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-3190/11/5/056003

Mehr Informationen zu Nanofur:
http://kit-neuland.de/2013/nanopelz
https://www.imt.kit.edu/1436.php

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter:
http://www.kit.edu

Weitere Informationen:
http://www.kit.edu/kit/pi_2016_115_nanopelz-gegen-die-oelpest.php
http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-3190/11/5/056003
http://kit-neuland.de/2013/nanopelz
https://www.imt.kit.edu/1436.php

Anhang

Nanopelz gegen die Ölpest
https://idw-online.de/de/attachment50646

Quelle: idw

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Wie uns Bakterien schützen oder schaden

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

MHH-Wissenschaftler untersuchen das Leben im Darm. Für ihre Forschungen erhalten sie mehr als 1,3 Millionen Euro von der DFG

Hundert Billionen Bakterien leben im Darm eines Menschen – es handelt sich um ein äußerst komplexes mikrobielles Ökosystem, das die Gesundheit beeinflusst und bei zahlreichen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt – beispielsweise bei entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn. Die Wechselwirkungen zwischen diesen Mikroorganismen und Immunfunktionen sowie genetischer Veranlagung des Menschen stehen Mittelpunkt des Schwerpunktprogramms 1656 „Intestinale Mikrobiota“. Im Rahmen dieses Programms werden die Forscher der Medizinische Hochschule Hannover (MHH) nun mehr als 1,3 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) weiter unterstützt. Das Programm fördert die DFG seit 2013. Es nehmen 22 Arbeitsgruppen aus 17 Standorten in Deutschland teil – koordiniert von der Technischen Universität München und der Eberhard Karls Universität Tübingen.

1,1 Million Euro erhält Professor André Bleich, PhD. „Bei der Vielzahl an Darmbakterien ist es schwer zu erkennen, welche Bakterien wie mit dem Darm interagieren. Deswegen brauchen wir Forscher keimfreie Mausmodelle, die mit einzelnen Bakterienarten kolonialisiert werden können“, sagt der Leiter des MHH-Instituts für Versuchstierkunde und des Zentralen Tierlaboratoriums. Sein Team züchtet solche Tiere für die Wissenschaftler des Schwerpunkprogramms, führt aber auch Experimente durch und bietet Kurse zum Umgang mit den Tieren an.

233.800 Euro bekommt Professor Dr. Guntram Graßl. „Wir untersuchen Wechselwirkungen der Mikrobiota mit darmpathogenen Krankheitserregern wie Salmonellen. Denn die Zusammensetzung der Mikrobiota ist entscheidend dafür, ob Salmonellen krank machen. „Wenn bestimmte Zucker auf der Oberfläche der Darmschleimhaut fehlen, verändert sich die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und das führt zu erhöhter Resistenz des Wirts gegenüber Samonellen“, berichtet der Forscher des MHH-Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene. Die veränderte Mikrobiota und damit die Resistenz gegenüber der Infektion könne man mittels Stuhltransplantation auf andere Mäuse übertragen. Seine Professur wird über das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) finanziert.

Ebenfalls weiter am Schwerpunktprogramm 1656 mitarbeiten werden die Arbeitsgruppen von Professor Dr. Sebastian Suerbaum und Profesorin Dr. Christine Josenhans vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene mit Fördermitteln von 311.000 Euro. Ihr Projekt befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen der Mikrobiota des Darms und dem pathogenen Bakterium Helicobacter hepaticus. Dieser Verwandte des Magenkrebsbakteriums Helicobacter pylori löst bei Mäusen entzündliche Darmerkrankungen aus, deren Schwere entscheidend von der Zusammensetzung der Mikrobiota abhängt.

Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.intestinal-microbiota.de und bei Professor Dr. André Bleich, bleich.andre@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6567, Professor Dr. Guntram Graßl, grassl.guntram@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-4540, Professor Dr. Sebastian Suerbaum, suerbaum.sebastian@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6769 und Professorin Dr. Christine Josenhans, josenhans.christine@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-4348.

Quelle: idw

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Steigende Wassertemperaturen und Ozeanversauerung beeinträchtigen wichtigen Plankton-Organismus

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

In einem Experiment mit Organismen aus der Kieler Förde zeigt ein Wissenschaftsteam des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel erstmals, dass Ozeanversauerung und steigende Wassertemperaturen die Zusammensetzung der Fettsäuren von Ruderfußkrebsen in der natürlichen Planktongemeinschaft negativ beeinflussen. Dadurch steht beispielsweise Fischen qualitativ schlechtere Nahrung zur Verfügung, argumentieren die Forschenden in einer neuen Veröffentlichung im Fachmagazin PLOS ONE.

Ozeanversauerung, Temperaturanstieg, Nährstoffeintrag und Sauerstoffmangel: Tiere und Pflanzen im Meer müssen mit einer Vielzahl an Umweltfaktoren zurechtkommen. Wie werden sie reagieren, wenn sich die Lebensbedingungen im Zuge des globalen Klimawandels ändern? Labor- und Freiland-Experimente, Beobachtungen an natürlich-extremen Lebensräumen sowie Modellrechnungen helfen Forschenden, die Reaktionen des Ökosystems Ozean abzuschätzen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel nutzten so genannte „Indoor Mesokosmen“, um den Ozean der Zukunft im Labor abzubilden. In zwölf je 1400 Liter großen Versuchstanks setzten sie im Herbst 2012 die natürliche Planktongemeinschaft aus der Kieler Förde zwei verschiedenen Temperaturstufen und zwei unterschiedlichen Kohlendioxid-Konzentrationen aus. Nach einem Monat untersuchten sie die Anzahl und Körpergröße sowie den Gehalt an für die Ernährung wichtigen Fettsäuren verschiedener Entwicklungsstadien von Ruderfußkrebsen. Die bis zu einem Millimeter großen Tiere machen etwa achtzig Prozent des Zooplanktons aus und sind eine wichtige Nahrungsquelle für Fische und Fischlarven. Das Fachmagazin PLOS ONE veröffentlichte die Ergebnisse der Studie, die im Rahmen des Deutschen Forschungsverbunds BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) stattfand.

„Aus verschiedenen Experimenten ist bekannt, dass sich die Auswirkungen verschiedener Umweltfaktoren auf Meeresorganismen entweder aufaddieren oder gegenseitig abschwächen können. Da die Körperfunktionen verschiedener Organismen sehr unterschiedlich auf die Kombination der Faktoren reagiert, ist es sehr schwierig, das Ergebnis in letzter Konsequenz abzuschätzen“, erklärt Dr. Jessica Garzke, Meeresbiologin am GEOMAR und Erst-Autorin der Veröffentlichung. „Für die Ruderfußkrebse haben wir gezeigt, dass steigende Wassertemperaturen insgesamt einen deutlich negativeren Einfluss als die Versauerung haben. Die Versauerung kann einige Reaktionen abmildern – beispielsweise, weil durch das zusätzlich im Meerwasser gelöste Kohlendioxid mehr Phytoplankton als Nahrung für die Krebstierchen heranwächst. Diese Vorteile sind jedoch nicht stark genug, um insgesamt einen positiven Effekt zu erzielen.“

Die Kieler Studie gibt erstmals Einblick in die Auswirkungen von Ozeanversauerung und Temperaturanstieg auf die Zusammensetzung der Fettsäuren einer natürlichen Gemeinschaft von Ruderfußkrebsen. „Nach unseren Beobachtungen wird die Fettsäure-Zusammensetzung eher negativ beeinflusst. Das heißt, dass die Futter-Qualität für übergeordnete Ebenen des Nahrungsnetzes sinkt“, hebt Garzke hervor. „Nahrungsnetze, die von der Futter-Qualität beeinflusst werden – nicht etwa von der puren Masse des Angebots – wären hiervon beeinträchtigt.“

Das Team um Dr. Garzke geht davon aus, dass ihre Ergebnisse auch auf andere küstennahe Regionen übertragen werden können, die der Kieler Förde ähneln. „Weil die Kohlendioxid-Konzentrationen aufgrund der Strömungsverhältnisse in der Förde stark schwanken, könnten Organismen an erhöhte Werte angepasst sein und weniger leiden als ihre Artgenossen in anderen Gewässern“, vermutet die Biologin. „Zudem ist zu bedenken, dass weitere Umweltfaktoren hinzukommen. Wir benötigen weitere Experimente, um diese Szenarien für ökologisch bedeutsame Arten untersuchen zu können.“

Originalveröffentlichung:
Garzke J., Hansen T., Ismar S.M.H., Sommer U. (2016): Combined Effects of Ocean Warming and
Acidification on Copepod Abundance, Body Size and Fatty Acid Content. PLoS ONE 11(5): e0155952. doi: 10.1371/journal.pone.0155952

BIOACID in Kürze:
Unter dem Dach von BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) untersuchen zehn Institute, wie marine Lebensgemeinschaften auf Ozeanversauerung reagieren und welche Konsequenzen dies für das Nahrungsnetz, die Stoff- und Energieumsätze im Meer sowie schließlich auch für Wirtschaft und Gesellschaft hat. Das Projekt begann 2009 und ging im Oktober 2015 in die dritte, finale Förderphase. BIOACID wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Koordination liegt beim GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Eine Liste der Mitglieds-Institutionen, Informationen zum wissenschaftlichen Programm und den BIOACID-Gremien sowie Fakten zur Ozeanversauerung sind auf der Website www.bioacid.de zu finden.

Bildmaterial:
Unter www.geomar.de/n4650 steht Bildmaterial zum Download bereit.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.bioacid.de Biological Impacts of Ocean Acidification

Quelle: idw

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Alles im Fluss: Wie der Flow unser Wohlbefinden bei der Arbeit fördert

Verena Kemmler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Es gibt diese Tage, da geht einem die Arbeit ganz leicht von der Hand: Der Vortrag im Meeting lief perfekt, alle wichtigen Aufgaben sind von der Liste gestrichen und die Arbeitszeit vergeht wie im Flug – kurz man erlebt einen Flow. Wie wichtig dieses Flowerleben für die Mitarbeitergesundheit ist, stellte nun ein Forscherteam vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund fest.

Vorangegangene Studien belegen, dass eine starke Identifikation mit dem Unternehmen das psychische Wohlbefinden fördert und die negativen Auswirkungen von Stress abschwächt. Unklar ist dabei, welche Mechanismen für die gesundheitsförderlichen Effekte einer starken Organisationsbindung verantwortlich sind. Dr. Wladislaw Rivkin erforschte im Forschungsteam, inwiefern Mitarbeiteridentifikation den alltäglichen Flow bei der Arbeit fördert. Ein solcher Flow stellt eine Form der intrinsischen Motivation dar, also einen besonders starken inneren Antrieb. Daher war die Ausgangshypothese der Forscher, dass Menschen, die eine starke Identifikation mit ihrem Unternehmen haben, häufiger einen Flow bei der Arbeit erleben, was wiederum die schädlichen Auswirkungen von Stress auf das psychische Wohlbefinden reduziert.

Zehn Arbeitstage lang untersuchte das Team 90 Mitarbeiter der Dienstleistungsbranche, die täglich Fragen zu ihrem Arbeitserleben, insbesondere dem Flow bei der Arbeit, beantworteten. Dabei zeigte sich wie vermutet, dass Beschäftigte mit hoher Organisationsbindung an insgesamt mehr Arbeitstagen Flow erlebten. Gleichzeitig wirkte Arbeitsstress bei häufigem Flowerleben weniger schädlich auf das Wohlbefinden der Beschäftigten. Im Gegensatz dazu erlebten Mitarbeiter mit geringer Organisationsbindung seltener Flow und hatten ein geringeres Wohlbefinden als Folge von Arbeitsstress.

In Zeiten hoher Arbeitsplatzunsicherheit und befristeter Verträge mag es für Unternehmen mitunter schwierig sein, die Identifikation der Mitarbeiter mit dem eigenen Unternehmen zu fördern. Dennoch sollten Betriebe zur Prävention von Stress und zur Förderung der Mitarbeitergesundheit versuchen Arbeitsumgebungen zu schaffen, in denen das Erleben von Flow begünstigt wird, beispielsweise durch eine gute Passung von den Arbeitstätigkeiten und der Fähigkeiten der Mitarbeiter.

Weitere Informationen:
http://www.ifado.de

Quelle: idw

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Marine Organismen am Meeresboden überleben in saurer Umgebung

Dr. Boris Pawlowski Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Der Meeresboden ist ein besonders artenreicher Lebensraum für kalkbildende Arten. Seeigel, Seesterne, Kalkalgen und viele Schalentiere wie Muscheln sind hier zuhause. Diese kalkbildenden marinen Organismen spielen für das Ökosystem Ozean eine wichtige Rolle, denn sie erfüllen zahlreiche Funktionen. So sind sie Nahrungslieferant für andere Organismen oder speichern Kohlenstoff. Bereits heute nimmt der Ozean rund ein Viertel des vom Menschen ausgestoßenen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre auf – mit weitreichenden Folgen für die chemische Zusammensetzung des Meerwassers und die Lebenswelt vieler mariner Organismen.

In einer kürzlich im Fachmagazin Global Biogeochemical Cycles erschienenen Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sowie weiteren internationalen Partnern aus den USA, Neuseeland und Großbritannien überraschende Erkenntnisse über am Meeresboden lebende (benthische), kalkbildende Organismen gewonnen. In die Studie sind die Daten von mehr als 100 marinen Benthos-Organismen, von der Küstenzone bis zur Tiefsee, von tropischen, gemäßigten und polaren Regionen, in die Untersuchungen eingeflossen.

Löst sich Kohlendioxid (CO2) im Meer, verändern sich die chemischen Parameter. Der pH-Wert sinkt und das Wasser wird saurer. Die Ozeanversauerung gehört damit zu den wichtigsten Forschungsbereichen, wenn es um die Auswirkungen des CO2-Ausstoßes auf benthische, kalkbildende Meeresorganismen und den Lebensraum Ozean geht. Viele Organismen nehmen Magnesium für den Bau ihrer Kalkskelette auf. Sie gelten dabei als besonders anfällig für die Auswirkungen von saurer werdendem Meerwasser. Im Gegensatz zu Kalzit oder Aragonit löst sich Magnesium in einer sauren Umgebung besonders schnell auf. Die Analyse der chemischen Lebensbedingungen der Organismen ergab jetzt, dass 24 Prozent und damit fast ein Viertel der analysierten Arten bereits heute in einer Umgebung leben, die sich ungünstig auf den Erhalt ihres Kalkskelettes auswirkt. Dieser Zustand wird Kalziumkarbonat (CaCO3)-Untersättigung genannt. „Das Ergebnis hat uns mehr als überrascht und ist für uns ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sich viele marine Organismen sehr wohl im Laufe ihrer physiologischen und evolutionären Entwicklung an das saure Meerwasser anpassen und darin leben können“, ordnet der Erstautor der Studie Dr. Mario Lebrato vom Institut für Geowissenschaften an der CAU die Beobachtungen ein.

Für ihre Untersuchung hat das internationale Forscherteam einen verbesserten Indikator (ΩMg-x) bestimmt. Dieser beschreibt einen für verschiedene Meeresorganismen individuellen Sättigungsgrad von Magnesium im Meerwasser. Mit ihm kann der Sättigungsgrad des Meerwassers im Verhältnis zum Magnesiumgehalt verschiedener Organismen individuell bestimmt werden. Bisher konzentrieren sich die meisten Untersuchungen auf Kalzit oder Aragonit als Indikatoren für die Bildung von Kalkskeletten oder Kalkschalen unter bestimmten chemischen Verhältnissen. „Dadurch, dass wir den Sättigungsgrad des Meerwassers jetzt für jeden einzelnen Organismus mit Hilfe ihres Magnesiumgehaltes berechnen können, erschließt sich uns deren potentielle Gefährdung durch Ozeanversauerung. In unseren Berechnungen berücksichtigen wir Faktoren der natürlichen Lebensumgebung wie Tiefe und Temperatur“, so Lebrato weiter.

Trotzdem argumentieren die Forschenden, dass vorherige Schwellenwerte für risikobehaftete Organismen durchaus zutreffen könnten. Im Allgemeinen wird ein nominaler Wert von 1 als Anfangspunkt einer Auflösung, also „Risiko“ für den Organismus genutzt. Dieser Wert könnte aber für bestimmte Organismen nicht ausschlaggebend sein, da sie sich schon in dieser Umgebung entwickelt und an sie angepasst haben. Entsprechend sind weitere Forschungsarbeiten zur Löslichkeit von Magnesiumkalzit geplant, um zu verstehen, wie Organsimen mit bestimmten Bedingungen von Meereswasser umgehen. Der überraschend hohe Wert derjenigen Organismen am Meeresboden, die sich bereits an die veränderten, saureren Lebensbedingungen angepasst haben, scheint auf neuartige Anpassungsmechanismen von Arten hinzudeuten. So gab die Studie keine Einsichten in die allgemeine Anfälligkeit von Organismen in untersättigten Lebensbedingungen.

Offen ist auch die Frage, wie sich die übrigen 76 Prozent der Organismen, die sich noch nicht in saureren Bedingungen befinden, entwickeln werden, wenn die Folgen der Ozeanversauerung auch ihre Lebensräume erfassen. Weitere Aufschlüsse dazu erhoffen sich die Forschenden von der Untersuchung von Schwellenwerten aus Zeiten, als sich das Ozeanwasser entsprechend veränderte und sich Organismen allmählich daran anpassen mussten. Diese Untersuchungen sollen mit weiteren Feld- und Laborexperimenten kombiniert werden.

Diese Studie wurde im Rahmen des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel durchgeführt.

Es stehen Fotos zum Download bereit:
www.uni-kiel.de/download/pm/2016/2016-268-1.jpg
Die am Meeresboden lebende Tiefseegarnele wurde von dem internationalen Forscherteam auf ihre Anpassungsfähigkeit an saures Meerwasser untersucht.
Foto: Serpent project
www.uni-kiel.de/download/pm/2016/2016-268-2.jpg
Schlangensterne am Meeresboden im Nordost-Atlantik.
Foto: Serpent project

Originalpublikation:
Lebrato, M., Andersson, A. J., Ries, J. B., Aronson, R. B., Lamare, M. D., Koeve, W., Oschlies, A., Iglesias-Rodriguez, M. D., Thatje, S., Amsler, M., Vos, S. C., Jones, D. O. B., Ruhl, H. A., Gates, A. R. and McClintock, J. B. (2016), Benthic marine calcifiers coexist with CaCO3-undersaturated seawater worldwide Global Biogeochemical Cycles . DOI 10.1002/2015GB005260

Kontakt:
Dr. Mario Lebrato
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Institut für Geowissenschaften
E-Mail: mlebrato13@gmail.com

Weitere Informationen:
http://www.uni-kiel.de/pressemeldungen/index.php?pmid=2016-268-lebrato

Quelle: idw

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EU-Projekt will Jugendliche für Umweltveränderungen sensibilisieren

Verena Loos Presse & Kommunikation
Pädagogische Hochschule Heidelberg

Das EU-Projekt „Young Scientists as Change Explorers – Students Evaluating Environmental Change in Europe with Digital Space Technologies (YCHANGE)“ wird für zwei Jahre aus Mitteln des „Erasmus+“-Programms für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport gefördert. Die Leitung haben Professor Dr. Alexander Siegmund und Dr. Thomas Kisser von der Abteilung Geographie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg inne; die Forscher kooperieren mit der Karls-Universität Prag und der Universität Tallinn. Das Projekt will Schülerinnen und Schülern die Nutzung von Satellitenbildern im Unterricht nahebringen, um selbst Umweltveränderungen zu analysieren.

Das EU-Projekt „Young Scientists as Change Explorers – Students Evaluating Environmental Change in Europe with Digital Space Technologies (YCHANGE)“ wird für zwei Jahre aus Mitteln des „Erasmus+“-Programms für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport gefördert. Die Leitung haben Professor Dr. Alexander Siegmund und Dr. Thomas Kisser von der Abteilung Geographie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg inne; die Forscher kooperieren mit der Karls-Universität Prag (Tschechische Republik) und der Universität Tallinn (Estland). Das Projekt will Schülerinnen und Schülern die Nutzung von Satellitenbildern im Unterricht nahebringen, um selbst Umweltveränderungen zu analysieren.

In den neu konzipierten Workshops kommen laut Alexander Siegmund und Thomas Kisser didaktisch innovative Lehr-Lern-Module zum Einsatz, welche die Potenziale von Fernerkundungsdaten für die Bildungsarbeit eröffnen und individuelles, forschungsbasiertes Lernen fördern. Die Jugendlichen führen dabei auf Grundlage der Daten von modernen Erdbeobachtungssatelliten wie dem Copernicus-Programm der Europäischen Weltraumbehörde eigene Analysen der Satellitenbilder durch und stellen ihre Ergebnisse auf einer Web-Plattform online. „Durch das ‚YCHANGE‘-Projekt entsteht so ein Daten-Pool zu umweltrelevanten Fragestellungen für verschiedene Raumausschnitte Europas, der jedermann öffentlich zugänglich ist“, erklären Siegmund und Kisser.
Die ausgewählten Fallbeispiele orientieren sich dabei an Aspekten des Globalen Wandels, wie etwa Überschwemmungen oder der Suburbanisierung. „Auf diese Weise sollen die Schülerinnen und Schüler für die Folgen des menschlichen Einflusses auf die Umwelt sensibilisiert und durch den aktiven Umgang mit modernen Geotechnologien wie Satellitenbildern das Interesse an natur-, umwelt- und geowissenschaftlichen Themen gestärkt werden“, sagt Kisser. Im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung fördert die Arbeit mit Fernerkundungsdaten so das Verständnis von Jugendlichen für ökologische, ökonomische und soziale Zusammenhänge.

Laut Alexander Siegmund, der den Fachbereich Geographie leitet, erweitert das „YCHANGE“-Projekt das Profil der Abteilung im Bereich der Verknüpfung angewandter Fernerkundung und Fernerkundungsdidaktik um eine zusätzlich europäische Komponente. „Das Projekt fügt sich in eine Reihe solcher Bildungsvorhaben ein, wie die von der Deutschen Raumfahrtagentur geförderte Entwicklung einer adaptiven Lernplattform zum schulischen Einsatz von Satellitenbildern (‚Space4Geography‘), deren Nutzung auch maßgeblich durch die Kurs-Angebote der GIS-Station, dem Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für digitale Geomedien an der Pädagogischen Hochschule, gefördert wird.“ Für ihre innovativen Ansätze zur Nutzung und Vermittlung solcher modernen Geotechnologien wird die Abteilung Geographie von der UNESCO im Herbst als UNESCO-Chair ausgezeichnet.

Weitere Informationen:
http://www.ph-heidelberg.de/geographie

Quelle: idw

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Ausdauersport oder Krafttraining: Was bremst den Alterungsprozess am stärksten?

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Wilhelm P. Winterstein-Preis für Studie, die belegt: Moderater Ausdauersport und hochintensives Intervalltraining bremsen den Alterungsprozess stärker als Krafttraining

Wer moderat regelmäßig Ausdauersport wie Joggen betreibt, bremst den Alterungsprozess von Zellen und Organismus und schützt sich so besser vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Herzschwäche und anderen altersbedingten Krankheiten wie Diabetes. Dass moderater Ausdauersport und hochintensives Intervalltraining in dieser Hinsicht dem reinen Krafttraining überlegen sind, haben nun erstmals der Kardiologe Dr. Christian Werner und Kollegen vom Universitätsklinikum des Saarlandes Homburg/Saar in einer Studie belegt, die mit dem Wilhelm P. Winterstein-Preis der Deutschen Herzstiftung (Dotation: 10.000 Euro) ausgezeichnet wurde*. „Die Studie liefert ein wichtiges Messverfahren zur genauen Bestimmung, wie effektiv eine spezielle Trainingsform auf die Zellalterung wirkt und so den Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Ein großer Gewinn für die Prävention von Herzkrankheiten“, würdigt Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, die (noch unveröffentlichte) Arbeit „Differentielle Effekte von Ausdauer-, Intervall- und Krafttraining auf die zelluläre Seneszenz“. (Tipps zur Ausdauerbewegung sind erreichbar unter www.herzstiftung.de/ausdauer-verbessern und unter www.herzstiftung.de/Herzschwaeche.html).

Zellalterung im Gefäßsystem gebremst
Das Alter ist der Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Moderate und regelmäßige Ausdauerbewegung bremst den Alterungsprozess der Zellen im Gefäßsystem und erhöht so den Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Joggen und Intervalltraining sind dabei dem Krafttraining anscheinend deutlich überlegen. Allerdings verbessern alle Trainingsformen die körperliche Fitness“, betont Dr. Werner. Ausschlaggebend für diesen Befund ist die Aktivierung des Enzyms Telomerase durch das Ausdauertraining sowie die Steigerung Telomer-erhaltender und -schützender Proteine (TRF2, POT1, Ku70) in den Blutzellen der Probanden. Telomere sind einsträngige Enden der Erbgutträger (Chromosomen) in den Zellen, die die Erbinformation schützen. Die Telomerase wirkt der Telomerverkürzung als Folge der Zellteilung während des Alterns entgegen, indem sie die Verkürzung verhindert oder gar eine Verlängerung bewirkt.

Neuer Biomarker für Vorbeugungsprogramme
Eine Trainingsstudie (randomisiert, kontrolliert) zeigte die erhöhte Telomeraseaktivität bei moderatem Ausdauertraining, intensivem Intervalltraining, aber nicht bei intensivem Krafttraining. Von 124 gesunden, nicht sportlich Aktiven (30-60 Jahre) haben 89 Personen in drei unterschiedlichen Trainingsgruppen (Ausdauer, Intervall, Kraft) sechs Monate lang 3 x 45 Minuten pro Woche trainiert. Die Personen der Kontrollgruppe trainierten nicht. In den Trainingsgruppen war die Telomeraseaktivität höher als in der Kontrollgruppe, am höchsten in der Ausdauertrainingsgruppe. Das Ausdauertraining bestand aus 45 Minuten Joggen im aeroben Bereich (bei 60 % der Herzfrequenzreserve, HRR). Das Intervalltraining erfolgte im Wechsel aus vierminütigen hohen Belastungsphasen (Rennen bei 80-90 % der HRR) und anschließender dreiminütiger Erholung bei niedriger Belastung (Rennen bei 65-70 % der HRR). Nach Aufwärmphase wurde diese Abfolge viermal durchgeführt, am Ende erfolgte ein Auslaufen. Das Krafttraining umfasste ein Zirkeltraining mit acht Übungen an Geräten. Die Telomeraseaktivität lässt sich messen. „Damit haben wir einen Biomarker, der es ermöglicht, Trainingsempfehlungen für gesunde Menschen (Primärprävention) und für Herzkranke (Sekundärprävention) abzuleiten. Gesunde Menschen können sich durch regelmäßige Ausdauerbewegung vor Herzkrankheiten schützen. Dabei sollte Krafttraining ergänzend zu Ausdauertraining durchgeführt werden, nicht aber als Ersatz dafür.“

*Der Wilhelm P. Winterstein-Preis wird alljährlich für eine wissenschaftlich herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bevorzugt aus einem patientennahen Forschungsbereich, vergeben. 2016 haben die Stifter Wilhelm P. und Ursula Winterstein den Preis für zwei ausgezeichnete Forschungsprojekte vergeben. Neben Dr. Werner wurde Dr. med. Hanna Fröhlich, Assistenzärztin der Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pulmologie am Universitätsklinikum Heidelberg, mit diesem Wissenschaftspreis ausgezeichnet (Presseinfo zu ihrer Forschungsarbeit folgt in Kürze).

Tipp: Wie sich die tägliche Dosis Ausdauerbewegung erhöhen lässt, erläutert der kostenfreie Ratgeber für mehr Bewegung „Jeder Schritt zählt!“ (20 Seiten), unter www.herzstiftung.de/ausdauer-verbessern oder telef. unter 069 955128400 erhältlich. Wichtige Informationen für Herzschwächepatienten bietet der Expertenbeitrag unter www.herzstiftung.de/Herzschwaeche.html

Download/Druckfähiges Bildmaterial (Bildunterschriften/-nachweise im Ansichts-PDF):
www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/forschung-dr-werner-23-2016.jpg
www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/forschung-winterstein-preis-23-2016.jpg
www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/forschung-dr-werner-klinik-23-2016.jpg
www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/sportratgeber-23-2016.jpg

23/2016
Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert /Pierre König
Tel. 069/955128-114/-140
Fax: 069/955128-345
E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.herzstiftung.de/ausdauer-verbessern
http://www.herzstiftung.de/Herzschwaeche.html
http://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/forschung-dr-werner-23-2016.jpg
http://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/forschung-winterstein-preis-23-20…
http://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/forschung-dr-werner-klinik-23-201…
http://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/sportratgeber-23-2016.jpg
Anhang
DHS_Dr. Werner_Sportstudie_Bildnachweise/Bildunterschriften
https://idw-online.de/de/attachment50573

Quelle: idw

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Leere Bäuche lernen gerne?

Anke Schlee Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Psychiatrie

Ein voller Bauch studiert nicht gern – dieses Credo kennen wir noch aus Schulzeiten. Aber wie steht es mit Phasen des Hungers? Seit mehr als einem Jahrzehnt ist bekannt, dass das Hunger-Hormon Ghrelin in Nagetiermodellen die Denkleistung verbessert, vor allem auf dem Feld des räumlichen Lernens. Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie sahen sich die Wirkung des Peptids am Menschen an. Hier ist die Lage komplexer.

Nicht überall in der Natur ist der Akt der Nahrungsaufnahme so einfach, dass der Griff in den Kühlschrank genügt, um sich mit Energie und Nährstoffen zu versorgen. Nahrung in ausreichender Menge zu finden, zu horten, zu verteidigen und zu einem passenden Zeitpunkt zu konsumieren fällt im Tierreich in die Kategorie der kognitiven Höchstleistungen. Daher verwundert es nicht, dass zahlreiche Hormone, die den Energiehaushalt eines Organismus steuern, auch in Denkprozesse modulierend eingreifen und diese teils sogar positiv beeinflussen. So verhält es sich auch im Falle von Ghrelin – zumindest, wenn man den Blick auf Mäuse und Ratten richtet.

Seit mehr als einem Jahrzehnt ist dieser Sachverhalt mehrfach publiziert, nur sehr wenig war jedoch bislang darüber bekannt, ob und wie Ghrelin am Menschen kognitive Leistungen beeinflusst. Zum ersten Mal in dieser Form untersuchten Forscher der Arbeitsgruppe Prof. Axel Steiger am Max-Planck-Institut für Psychiatrie, welche Auswirkungen Ghrelin auf räumliches Lernen und eine ganze Reihe weiterer Hirnsport-Disziplinen am Menschen hat. Dazu mussten 21 gesunde, männliche Probanden zunächst einen virtuellen Spaziergang unternehmen: Die Forscher modifizierten ein Freeware-Computerspiel für ihre Zwecke, die Probanden „liefen“ durch eine digitale Vorstadt-Umgebung, während in Echtzeit mit einem hochmodernen 3T-Magnetresonanztomographie-Gerät die Aktivität verschiedener Hirnareale aufgezeichnet wurde (fMRT).

Auf der digitalen Route wurden Begriffe eingeblendet, die sich die Probanden merken sollten. Einmal wurde dabei Ghrelin verabreicht, bei einem weiteren Termin Placebo. Welche Substanz jeweils im Spiel war, wussten weder die Probanden noch die verabreichenden Forscher – nur die im Hintergrund agierenden Ärzte waren informiert. In diesem doppelblinden Modus wurden die Probanden tags darauf gefragt, welche Begriffe ihnen im Gedächtnis geblieben waren. Das Ergebnis wurde jüngst im renommierten Fachmagazin NeuroImage publiziert: Es gab keinerlei Unterschiede zwischen Ghrelin und Placebo.

Welche Schlussfolgerungen lassen sich also ziehen? Ghrelin scheint keine Wunderdroge für Menschen zu sein, die uns nach intravenöser Gabe zu wandelnden Gedächtniswundern werden lässt, so viel scheint festzustehen. Wie verhält es sich aber mit der langfristigen Gabe des Hormons? Wie werden kognitive Prozesse emotionalen Inhalts beeinflusst, zum Beispiel die Wahrnehmung einer Speise als attraktiv oder uninteressant? Welche Auswirkungen haben die endogenen, das heißt ohnehin vom menschlichen Organismus synthetisierten Mengen an Ghrelin auf unsere Gedächtnisleistung? Dieser Forschungsansatz hilft möglicherweise auch beim Verständnis von Entwicklung und Therapie von Krankheiten wie Anorexie, Diabetes und Parkinson sowie Alzheimer-Demenz.

Quelle: idw

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Wärmetechnische Komponenten mit Schaum verbessern

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Die Energieeffizienz von Wärmeübertragern, Konvektoren und Kühlelementen lässt sich noch verbessern. Hier bieten offenporige Strukturen aus Metallschaum, die über eine gute Wärmeleitfähigkeit verfügen und eine große Oberfläche bilden, interessante Möglichkeiten. Das BINE-Projektinfo „Metallschaum – ein Werkstoff für die Wärmetechnik“ (11/2016) stellt die Entwicklungsarbeiten an diesen Materialien vor. Ziele sind, die Herstellungsverfahren zu optimieren, die Kosten zu senken und die Werkstoffe auf Testständen zu erproben. Die Materialeigenschaften der verschiedenen Legierungen werden in einer Datenbank erfasst.

Offenporige Metallschäume bieten höhere Wärmeübertragung
In vielen Komponenten der Wärmetechnik zirkuliert im Inneren eine Flüssigkeit oder ein Gas als Wärmeträgermedium. Offenporige Metallschäume verfügen gegenüber den bisher in den Bauteilen meist üblichen mäandrierenden Rohrbündeln oder Lamellen über den Vorteil der größeren Oberfläche. Dies erleichtert die Übertragung großer Wärmemengen. Die Metallschäume können mit Zellenweiten zwischen 0,3 und 5 mm hergestellt werden. Die Produktion startet mit offenzelligen Polyurethanschäumen. Diese werden mit einer dünnflüssigen Keramiksuspension umgossen. Durch Erhitzen wird anschließend der Kunststoff im Inneren verbrannt. Die so entstandene Gussform kann mit verschiedenen Metalllegierungen in einem Feingussverfahren oder einem pulvermetallurgischen Verfahren befüllt werden.

Offenporige Metallschäume bieten sich beispielsweise für einen Einsatz in Autokühlern, Hochleistungsverdampfern und Latentwärmespeichern an. Das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung in Dresden führt die Forschungsarbeiten gemeinsam mit industriellen Partnern durch.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich – unter www.bine.info oder 0228 – 92379-0.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe
hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:

http://www.bine.info/en – BINE Information Service – Energy research for practical applications
http://www.twitter.com/bineinfo – Folgen Sie BINE Informationsdienst aktuell auf Twitter
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Quelle: idw

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Dem Alter kann man kein Schnippchen schlagen: Warum wir alt aussehen – oder eben nicht

Nina Meckel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Menschen altern unterschiedlich: Der eine bemerkte schon im Studium das erste graue Haar, der andere wirkt noch als Rentner jugendlich-sportlich. Doch was sind die Gründe dafür? Wie lässt sich das biologische Alter einer Person bestimmen und welche Rückschlüsse ergeben sich daraus für den weiteren Alterungsprozess? Um den Antworten auf diese Fragen näher zu kommen, hat Professor Dr. Alexander Bürkle fünf Jahre lang die Gesundheitsdaten von 3.300 Probanden im Alter von 35 bis 74 Jahren protokolliert. Ein Datenschatz, der noch unter vielen anderen Gesichtspunkten Erkenntnisse liefern wird. In drei Jahren wissen wir mehr – so hoffen die Wissenschaftler.

„Um wahrzunehmen, dass Menschen unterschiedlich altern, muss man kein Wissenschaftler sein“, so Professor Bürkle. Jeder kenne aus seinem Bekanntenkreis Männer oder Frauen, denen man ihr kalendarisches Alter nicht ansehe. „Kürzlich war ich beim Klassentreffen zur Feier von 40 Jahren Abitur. Dort traf ich einige Schulkameraden, die deutlich älter wirkten. Es gab aber auch eine Mitschülerin, die man für zehn bis 15 Jahre jünger gehalten hätte.“ Warum nur? Was ist der Jungbrunnen? Was lässt andersherum einen Menschen rasant altern? Diese Fragen beschäftigen Bürkle, der Molekulare Toxikologie im Fachbereich Biologie an der Universität Konstanz lehrt, seit vielen Jahren. Was er mit Sicherheit sagen kann: „Man kann dem Alter kein Schnippchen schlagen bezüglich Gesundheit und kognitiver Fähigkeiten!“

Rund 400 Biomarker auf Aussagekraft untersucht
Woran es aber liegt, dass einige bis ins hohe Alter rege und von gravierenden Krankheiten verschont bleiben, während andere schon in mittleren Jahren deutlich verbraucht wirken – hierauf hat die Forschung bisher keine eindeutigen Antworten gefunden. Einzelne Biomarker, die Auskunft über das tatsächliche biologische Alter einer Person und ihren weiteren Alterungsprozesses geben könnten, erwiesen sich in der Vergangenheit als nicht haltbar.

Dies könnte sich jetzt ändern! Gefördert von der EU-Kommission, haben sich 26 Arbeitsgruppen aus 14 Ländern an der multizentrischen Studie MARK-AGE beteiligt. Fünf Jahre lang wurden die Gesundheitsdaten von rund 3.300 Probanden im Alter von 35 bis 74 Jahren protokolliert.

Besonders spannend: Unter den Teilnehmern befanden sich die Nachkommen von Personen, die zuvor an dem so genannten GEHA-Projekt (Genetics of Healthy Aging) beteiligt waren. Damalige Probanden mussten mindestens 90 Jahre alt und überdurchschnittlich gesund sein sowie Geschwister vorweisen, die gleichermaßen langlebig und fit waren. „Uns interessierte, ob man bei diesen ‚genetisch begünstigten‘ Menschen schon im mittleren Lebensalter eine Verlangsamung des Alternsprozesses feststellen kann“, so Bürkle. „Denn es deutet alles darauf hin, dass Altern eine Mischung aus Genetik und Umwelteinflüssen ist.“

Knapp drei Jahre dauerte die Erstauswertung der Daten bisher. Rund 400 Biomarker wurden auf ihre Aussagekraft geprüft. Die zehn relevantesten wird Professor Bürkle auf dem größten deutschsprachigen Kongress für Altersmedizin in Stuttgart Anfang September vorstellen. Bis dahin will er noch nichts zu den Ergebnissen der Studie verraten. „Aber das ist nur der Anfang“, ist er überzeugt. „Das ist ein Datenschatz, der noch unter vielen anderen Gesichtspunkten Erkenntnisse liefern wird.“

Zur Person:
Prof. Dr. Alexander Bürkle studierte Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wo er auch promovierte. Von 1984 bis 2000 war er am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg tätig. Die Habilitation erfolgte 1995 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Von 2000 bis 2002 war er Senior Lecturer am Department of Gerontology an der University of Newcastle upon Tyne in Großbritannien. Seit 2002 lehrt er Molekulare Toxikologie im Fachbereich Biologie an der Universität Konstanz.
Bürkle ist unter anderem Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Toxikologie und Mitglied des Fachkollegiums Medizin der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 2011 wurde er mit dem GT-Toxicology-Preis für seine Forschung zur biochemischen Wirkung des Enzyms „Poly[ADP-Ribose]Polymerase“ (PARP), das die Erbgutreparatur beeinflusst, ausgezeichnet.

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Ärzte, die sich auf die Medizin der späten Lebensphase spezialisiert haben. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind neben vielen anderen Bewegungseinschränkungen und Stürze, Demenz, Inkontinenz, Depressionen und Ernährungsfragen im Alter. Häufig befassen Geriater sich auch mit Fragen der Arzneimitteltherapie von alten Menschen und den Wechselwirkungen, die verschiedene Medikamente haben. Bei der Versorgung geht es darum, den alten Menschen ganzheitlich zu betreuen und ihm dabei zu helfen, so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Die DGG wurde 1985 gegründet und hat heute rund 1700 Mitglieder.

Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie ist bewusst interdisziplinär ausgerichtet. Sie unterstützt zum einen Gerontologen und Geriater aktiv in der Forschung und Lehre über das Altern. Daneben finden hier alle in diesem Arbeitsfeld tätigen Berufsgruppen die Möglichkeit, sich fachlich auszutauschen und zu diskutieren – z. B. Biologen, Psychologen, Sozial- und Pflegewissenschaftler sowie Alten- und Krankenpfleger. Darüber hinaus ist der die Förderung des Nachwuchses ein besonderes Anliegen der Fachgesellschaft. Die DGGG wurde 1990 gegründet und hat heute rund 1200 Mitglieder.

Weitere Informationen:
http://www.dggeriatrie.de/presse-469/1142-pm-dem-alter-kann-man-kein-schnippchen…

Anhang
Dem Alter kann man kein Schnippchen schlagen: Warum wir alt aussehen – oder eben nicht
https://idw-online.de/de/attachment50578

Quelle: idw

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„Roboter helfen uns, den Menschen besser zu verstehen“

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Es war in mehrfacher Hinsicht ein bewegendes Ereignis: Bei der Eröffnungszeremonie der Fußball-WM 2014 in Brasilien brachte ein querschnittsgelähmter Brasilianer mit einem Schuss den ersten Ball ins Rollen. Der junge Mann trug ein Exoskelett, dessen Bewegungen er mit der Kraft seiner Gedanken steuerte. Zwei Jahre später veröffentlichen die Forscher des Walk-Again-Projekts nun eine aufsehenerregende Studie: Das Training an der Mensch-Maschine-Schnittstelle hat die Genesung der Patienten gefördert. Prof. Gordon Cheng war maßgeblich an der Entwicklung des Exoskeletts beteiligt. Im Interview spricht er über die neuen Ergebnisse und darüber, wie unsere Zukunft mit den Robotern aussehen könnte.

Was begeistert Sie so an Robotern?
Ich war schon in meiner Kindheit von Robotern fasziniert. In den Zeichentricksendungen, mit denen ich aufgewachsen bin, ging es immer darum, dass Roboter den Menschen helfen. Ich hatte daher immer eine sehr positive Einstellung zu ihnen. Diese Faszination sowie das technische und wissenschaftliche Interesse für Roboter sind bis heute geblieben.

Haben Sie einen Lieblingsroboter?
Alle Roboter aus Star Wars, besonders R2D2 natürlich. Und Astro Boy ist einer meiner Favoriten. Das ist ein Roboter, der fortwährend den Menschen hilft, was mir sehr gefällt.

Auch beim Projekt Walk Again soll die Technik den Menschen unterstützen. Was war hier Ihr Ansatz?
Walk Again wurde 2008 ins Leben gerufen. Forschungsleiter ist mein guter Freund Prof. Miguel Nicolelis. Er ist einer der Top-Experten in den Neurowissenschaften, insbesondere im Bereich der Mensch-Maschine-Schnittstelle. Wir hatten das Ziel, ein robotergesteuertes System zu entwickeln, das gelähmten Menschen helfen kann, wieder zu fühlen und zu gehen.

Wie würden Sie den Moment beschreiben, in dem der junge Mann im Stadion in Brasilien gegen den Ball getreten hat?
Das war ein wundervoller Moment, ein Meilenstein. Wir haben viele Monate damit verbracht, Patienten beim Umgang mit dem Exoskelett zu trainieren. Wir wollten sehen, ob es möglich wäre, dass sie mit seiner Hilfe gehen und fühlen können. Viele Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen haben zusammengearbeitet, um das zu erreichen. Für uns alle war es ein sehr wichtiger Augenblick.

Nun gibt es neue Ergebnisse aus dem Projekt. Könnten Sie diese kurz zusammenfassen?
In den vergangenen zwei Jahren hat das medizinische Team die klinischen Studien an den Patienten fortgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass sich ihr physiologischer und mentaler Zustand verbessert hat. Sie konnten ein gewisses Maß an Kontrolle über die Bewegung ihrer Beine wiedererlangen. Das hat uns sehr überrascht.

Welche mögliche Erklärung könnte es dafür geben?
Die sogenannte neuronale Plastizität spielt eine Rolle. Das Gehirn kann sich mithilfe von Training über eine gewisse Zeit umorganisieren. Es gibt eine Menge Theorien über das Körperschema, eine Repräsentation unseres Körpers im Gehirn, mit dessen Hilfe wir Empfindungen und Bewegungen zuordnen können. Mit dem entsprechenden Training können wir aber neue Vernetzungen im Gehirn erzeugen, die es uns erlauben, das Körperschema neu zu organisieren und ein neues Element wie das Exoskelett zu integrieren.

Wie konnten die Patienten die Beinbewegungen des Exoskeletts überhaupt wahrnehmen?
Ein Schlüsselelement war die taktile Rückmeldung, die es den Patienten ermöglicht, das Aufsetzen bei jedem Schritt zu fühlen. Dafür haben wir hier an der TU München eine künstliche Haut entwickelt. Ihre Sensoren können Vibration, Temperatur, Druck und Annäherung messen. Die künstliche Haut wird unter den Füßen des Roboters angebracht. Mithilfe der Sensoren kann das Exoskelett jeden Schritt detektieren. Diese Information wird weitergeleitet und die Patienten erhalten über kleine Motoren an den Armen ein taktiles Feedback. Nach einer gewissen Zeit verbindet das Gehirn dieses Feedback mit den Schritten. Damals wussten wir nicht, ob das wirklich funktionieren würde. Aber nach sechs Monaten intensiven Trainings berichteten die Patienten, dass sie Bewegung des Exoskeletts tatsächlich als Schritte wahrnehmen konnten.

Was ist das Besondere an der künstlichen Haut?
Wir haben eine neue Generation künstlicher Haut entwickelt, die Annäherung und Berührung detektieren kann. Mit ihrer Hilfe ist es zum Beispiel möglich, einen Roboter sicher zu machen. Ein Standard-Industrieroboterarm würde normalerweise nicht bemerken, ob Sie sich ihm nähern. Wir haben eine künstliche Haut entwickelt, die sehr sensitiv ist. Man kann den Arm dann mit sehr leichten Berührungen kontrollieren. Eine der wichtigsten Besonderheiten dieser künstlichen Haut ist, dass sie ihr eigenes Körperschema organisieren kann. Der Roboter weiß automatisch, wo sich die Haut befindet und wo sie berührt wird. Das Konzept des Körperschemas, das in unserem Gehirn unseren Körper repräsentiert, haben wir auf den Roboter übertragen.

Können wir von Robotern lernen?
Die Arbeit an humanoiden Robotern hilft uns, bessere Roboter für Menschen zu konstruieren. Es ermöglicht uns gleichzeitig, die Menschen besser zu verstehen. Wenn wir einen humanoiden Roboter bauen, der wie ein Mensch laufen kann, wird uns das dabei helfen, ein besseres Exoskelett zu entwickeln. Der Algorithmus, den wir für den Lauf-Roboter programmieren, kann auch direkt auf das Exoskelett angewandt werden, das einem Menschen helfen kann, wieder mobil zu werden.

Wird es in der Zukunft normal sein, dass Menschen und Roboter zusammenleben?
Ich hoffe es. Es wird eine ähnliche Evolution wie bei der Mikrowelle und dem Handy stattfinden und sie werden Teil unseres Lebens werden. Und ich wette, ein positiver Teil.

Wie sind die Pläne für die Zukunft des Walk-Again-Projekts?
Ich hoffe, dass all die Technologie, die wir entwickeln wie die nächste Generation des Exoskeletts oder der künstlichen Haut den Menschen in Zufkunft noch unmittelbarer in ihrem Alltag helfen kann.

Weitere Informationen:
http://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/kurz/article/33312/

Quelle: idw

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Nützlicher Appetit von Algen

Erhard Jakobs Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen

Die Entwicklung technischer Lösungen für den Gewässerschutz gehört zu den fachlichen Schwerpunkten des Kompetenzzentrums für Energie- und Umweltsystemtechnik (ZEuUS) der TH Mittelhessen. Zurzeit arbeitet ein Team der Hochschule, das von Prof. Dr. Ulf Theilen geleitet wird, an einem hessischen Pilotprojekt zur „Phosphor-Elimination durch Mikroalgen“. Für dieses Forschungsvorhaben wurde ein Versuchsbetrieb auf der Kläranlage von Rotenburg an der Fulda eingerichtet.

Bei einer Fachtagung an der THM hatte Prof. Theilen vor einigen Jahren über die Phosphorbelastung hessischer Gewässer berichtet und aufgezeigt, dass 65 Prozent davon aus den kommunalen Kläranlagen stammen.

Vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie den Stadtwerken Rotenburg mit 620.000 Euro gefördert kooperiert die Arbeitsgruppe der THM in dem laufenden Projekt mit der Phytolutions GmbH aus Bremen. Die Partner verfolgen mehrere Ziele. Sie wollen die Einleitung von Nährstoffen in die Fulda verringern, die Konzentrationen von Phosphor und Stickstoff im Ablaufwasser der Kläranlage senken und die entstehende Biomasse aus Algen für die Biogasgewinnung nutzen.

Dabei kommt ein „Photobioreaktor“ zum Einsatz, in dem die Mikroalgen unter Einwirkung von Sonnenlicht und Kohlenstoffdioxyd wachsen. Phosphate und Stickstoffe, die noch im Ablauf der Kläranlage enthalten sind, sollen von den Algen aufgenommen und durch Abtrennung der Biomasse daraus entfernt werden.

Nach rund einem Jahr – Projektstart war im Sommer 2015, die Laufzeit endet im Juni 2017 – zieht ZEuUS-Sprecher Ulf Theilen eine positive Zwischenbilanz. „Das Ziel ist absolut erreicht worden, die Alltagstauglichkeit damit bewiesen“, bewertet der Ingenieurwissenschaftler die bisherigen Resultate. Die Mikroalgen leisten also, was die Fachleute erwartet hatten.

In den entnommenen Abwasserproben seien nach dem Photobioreaktor Phosphate kaum noch nachweisbar. Auch den Stickstoffgehalt habe man gesenkt. Nach Ansicht des Professors für Siedlungswasserwirtschaft und anaerobe Verfahrenstechnik können diese Ergebnisse dazu führen, dass künftig in der Rotenburger Kläranlage deutlich weniger oder gar keine Fällmittel (Chemikalien) mehr anfallen, die üblicherweise zur Phosphorelimination genutzt werden.

In einem nächsten Schritt will man testen, ob es erfolgversprechend und wirtschaftlich ist, eine solche Algen-Anlage zur Abwasserreinigung in großem Maßstab zu bauen. Im Auftrag des hessischen Umweltministeriums soll abschließend ein Leitfaden zum Einsatz der neu entwickelten Technologie erarbeitet werden.

Weitere Informationen:
http://www.thm.de/site/forschung/forschung-an-der-thm/kompetenzzentren/zeuus.htm…

Quelle: idw

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Mit Twitter-Daten Grippewelle vorhersagen – Universität Osnabrück kooperiert mit Weltkonzern IBM

Dr. Utz Lederbogen Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Osnabrück

OSNABRÜCK. Die Osnabrücker Kognitionswissenschaftler und ihre Studierenden entwickeln neue und intelligente Expertensysteme, die im Alltag helfen, die Flut an täglichen Informationen effektiv zu nutzen. Um mit großen Datenmengen arbeiten zu können, ist das Institut für Kognitionswissenschaft der Universität Osnabrück eine Kooperation mit IBM eingegangen und erhält für seine Forschungsvorhaben zur computergestützten Intelligenz Zugriff auf das IBM Computersystem »Watson«. Die Universität Osnabrück gehört neben den amerikanischen Eliteuniversitäten Stanford und Berkeley zu den ersten Hochschulen in Europa, die das Computersystem »Watson« nicht nur nutzen, sondern auch weiterentwickeln.

Das Osnabrücker Team von Prof. Dr. Gordon Pipa und Prof. Dr. Kai-Uwe Kühnberger setzt den neuen intelligenten Kommilitonen zum Beispiel ein, um mit Twitter-Daten Grippewellen vorherzusagen. Zur Analyse nutzen die Wissenschaftler die etwa 500 Millionen Tweets, die täglich weltweit abgesetzt werden. »Watson ist ein kognitives System, und deshalb stellt es eine neue Generation von Suchmaschinen dar«, so Pipa. »Watson versteht den Inhalt von Nachrichten und geht damit weit über das Suchen von Schlüsselwörtern hinaus.«

Erste Forschungsergebnisse haben die Osnabrücker Masterstudierenden Pascal Nieters und Hendrik Berkemeyer in Boston mit Entwicklern von Watson diskutiert und weiterentwickelt. »Mit diesem Watson-System haben unsere Studierende innerhalb nur eines halben Jahres ein Projekt umgesetzt, das marktrelevant ist und bei IBM zu großer Begeisterung führte«, berichtet der Osnabrücker Kognitionswissenschaftler Prof. Pipa. Das Projekt zeige, dass die Qualität der Forschung am Institut für Kognitionswissenschaft in Osnabrück vergleichbar ist mit der an Eliteuniversitäten in den USA.

Neben der Forschung wird die Arbeitsgruppe »Watson« einsetzen, um die Studierenden mit Cognitive Computing praktisch vertraut zu machen. Dazu lernen die Studierenden in Projektteams Technologien an der Schnittstelle zwischen Informatik und Linguistik zu nutzen, um Anwendungen selbst zu entwickeln. »Im Kern geht es dabei um die statistische Modellierung der Bedeutung sprachlicher Ausrücke zur automatischen Analyse von Abhängigkeiten zwischen unseren Fragen und dem Überfluss von Wissen, das im Internet vorhanden ist«, erläutert Pipa. »So werden Maschinen intelligent und können riesige Mengen Text automatisch lesen und verstehen, um uns dann auf die entsprechenden Quellen im Internet hinzuweisen, die Antworten auf unseren Fragen beinhalten.«

Bezogen auf Twitter-Daten zu Grippewellen bedeutet dies: Es macht einen Unterschied ob jemand twittert, dass er sich gegen Grippe impfen lässt, oder ob er schreibt, dass er bereits an Symptomen leidet. Um diesen Unterschied zu erkennen, muss Watson den Satz verstehen. »Das gibt uns die Möglichkeit, die Entwicklung von Grippewellen vorherzusagen«, so der Osnabrücker Wissenschaftler.

»Die Kognitionswissenschaft repräsentiert den interdisziplinären Geist der Universität Osnabrück und ist ein wichtiger Baustein zu unserer internationalen Sichtbarkeit. Mit dem Cognitive Computing wird ein neues hoch relevantes und zukunftsträchtiges Forschungsfeld erschlossen«, so Prof. Dr. Wolfgang Lücke, Präsident der Universität Osnabrück.

Quelle: idw

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SmartEnCity – Auf dem Weg zu intelligenten und energieneutralen Städten in Europa

Anette Mack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Steinbeis-Europa-Zentrum

SmartEnCity heißt ein neues europäisches Projekt, das vom Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union gefördert wird. 35 Partner aus sechs Ländern arbeiten daran, intelligente und energieneutrale Städte in Europa Realität werden zu lassen. Nach dem Schneeballprinzip werden die Maßnahmen zunächst in den drei Demonstrationsstädten Vitoria-Gasteiz, Tartu und Sønderborg gestartet. Es folgen Lecce und Asenovgrad, die von den Praxiserfahrungen profitieren. Die guten Beispiele werde für weitere Nachahmer zur Verfügung gestellt. Interessierte Städte können sich im SmartEnCity-Netzwerk registrieren und erhalten Projektergebnisse und Hilfestellungen aus erster Hand.

SmartEnCity heißt ein neues europäisches Projekt, das durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union gefördert wird. 35 Partner aus sechs Ländern arbeiten unter der Koordination von TECNALIA Research & Innovation daran, intelligente und energieneutrale Städte in Europa Realität werden zu lassen. Nach dem Schneeballprinzip werden die Maßnahmen zunächst in den drei Demonstrationsstädten Vitoria-Gasteiz, Tartu und Sønderborg gestartet. Es folgen Lecce und Asenovgrad, die direkt von den Praxiserfahrungen profitieren werden. Die guten Beispiele werden zusammengefasst und für weitere Nachahmer zur Verfügung gestellt. Interessierte Städte können sich im neuen SmartEnCity-Netzwerk registrieren und erhalten Projektergebnisse und Hilfestellungen aus erster Hand.

SmartEnCity zielt darauf ab, Strategien zu entwickeln, die in weiteren europäischen Städten konkret und effektiv angewendet werden können. Ziel ist es, den Energieverbauch nachhaltig zu verringern und insgesamt die Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen zu erhöhen. Dabei stehen besonders kleine und mittelgroße Städte im Fokus. Die Aktivitäten der Projektpartner umfassen neben der Sanierung von Gebäuden auch intelligente integrierte Infrastrukturen, nachhaltige Mobilität und die Nutzung von IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien).

Dieser integrierte Ansatz wird zunächst in den drei Leuchtturm-Demonstrationsstädten Vitoria-Gasteiz in Spanien, Tartu in Estland und Sønderborg in Dänemark im Detail definiert, geplant und schließlich in die Tat umgesetzt. Die bewährten Maßnahmen werden dann in die beiden Städte Lecce (Italien) und Asenovgrad (Bulgarien) übertragen, um festzustellen, ob die Prozesse standardisiert und somit leichter von anderen Städten nachgeahmt werden können.

„Unsere Vision ist es, intelligente Städte zu schaffen, die nachhaltig und klimafreundlich sind und Inklusion berücksichtigen; Städte, die die Lebensqualität der Bürger verbessern, Arbeitsplätze, Wohlstand und Möglichkeiten des Wachstums schaffen, mit gleichen Chancen für alle,“ betont Francisco Rodríguez Pérez-Curiel, Projektkoordinator von SmartEnCity.

Um es möglichst vielen europäischen Städten zu ermöglichen, von den Erfahrungen des Projekts zu lernen, wird ein SmartEnCity-Netzwerk von interessierten Städten aufgebaut. Dieses Netzwerk wurde nun offiziell Anfang Juni 2016 in Tartu (Estland) ins Leben gerufen, wo die Leuchtturmstädte aus dem Projekt mit Städten aus der Ostseeregion zusammenkamen. Gemeinsam und über Ländergrenzen hinweg diskutierten sie über den Weg zu klimaneutralen Städten und das gegenseitige Interesse am SmartEnCity-Netzwerk.

„Ich bin sehr zufrieden mit der Resonanz, die wir auf der Eröffnungsveranstaltung des SmartEnCity-Netzwerks in Tartu erhalten haben. Die Städte scheinen ein großes Interesse daran zu haben, ihren CO2-Ausstoß zu verringern, innovative Ansätze zu testen und sich über die ehrgeizigen Ziele und bewährte Verfahren auszutauschen“, sagt Peter Rathje, verantwortlicher Projektpartner für das Netzwerk. Er richtet einen eindringlichen Appell an alle kleinen und mittleren Städte in Europa: „Treten Sie unserem SmartEnCity-Netzwerk bei – Sie müssen keine Hauptstadt sein, um eine Vorreiterrolle in Europa zu übernehmen!“.

Informationen über das SmartEnCity-Netzwerk:
http://smartencitynetwork.eu
www.smartencity.eu

Kontakt:
TECNALIA Research & Innovation
Francisco Rodríguez Pérez-Curiel / Silvia Urra Uriarte (Projektkoordinatoren)
E-Mail: francisco.rodriguez@tecnalia.com / silvia.urra@tecnalia.com
Telefon: +34 946 430 850

SmartEnCity wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union gefördert. Förderungsvertragsnummer: 691883
Laufzeit: 66 Monate (Februar 2016 – Juli 2021)
Koordinator: TECNALIA Research & Innovation
Konsortium: 35 Partner aus 6 Ländern (Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Italien, Spanien)

Weitere Informationen:
http://smartencitynetwork.eu – Informationen über das SmartEnCity-Netzwerk:
http://www.smartencity.eu – Projektwebsite (momentan noch im Aufbau)

Quelle: idw

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Zuckerabhängigkeit: Schalter für Zuckertransport ins Gehirn entdeckt

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Unser Gehirn holt sich Zucker durch einen aktiven Prozess aus dem Blut. Das haben jetzt Diabetesforscher am Helmholtz Zentrum München, entdeckt. Bisher ging man davon aus, dass es sich dabei um einen rein passiven Vorgang handelte. Wissenschaftler um Professor Matthias Tschöp berichten im renommierten Fachmagazin ‚Cell‘, dass der Zuckertransport ins Gehirn durch sogenannte Stützzellen reguliert wird. Die Forscher konnten zudem zeigen, dass diese Zellen auf Hormone wie Insulin oder Leptin reagieren – dies hielt man bisher nur bei Nervenzellen für möglich.

Unsere Gesellschaft steht durch den rapiden Anstieg von Übergewicht und der damit verbundenen Verbreitung von Typ-2-Diabetes vor einer enormen Herausforderung. Immer noch fehlt es an effizienten und sicheren Medikamenten, um diese Entwicklung aufzuhalten. Dies liegt vor allem daran, dass die Mechanismen des Zucker- und Energiestoffwechsels immer noch völlig unzureichend erforscht sind.

Treibstoff für die Schaltzentrale
Ein Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Matthias Tschöp, Direktor des Helmholtz Diabetes Zentrums (HDC) und der Abteilung für Stoffwechselerkrankungen an der Technischen Universität München, erforscht, wie Schaltzentralen im Gehirn unseren Stoffwechsel fernsteuern, um ihn optimal auf unsere Umwelt einzustellen. Das Hirn ist das Organ mit dem höchsten Zuckerverbrauch im Körper und kontrolliert unser Hungergefühl. „Wir vermuteten deswegen, dass es bei so einem wichtigen Vorgang, wie der Versorgung des Gehirns mit ausreichend Zucker, nicht um einen zufälligen Prozess handeln konnte“, sagt Dr. Cristina García Cáceres, Neurobiologin am HDC und Erstautorin der Studie. „Lange Zeit ließen wir uns davon in die Irre führen, dass Nervenzellen diesen Prozess offensichtlich nicht kontrollieren. Dann hatten wir die Idee, dass Astrozyten*, die man bisher als weniger wichtige ‚Stützzellen‘ missverstanden hatte, vielleicht etwas mit Zuckertransport ins Gehirn zu tun haben könnten.“

Die Wissenschaftler untersuchten deshalb zunächst die Aktivität von Insulinrezeptoren auf der Oberfläche der Astrozyten, also jenen Strukturen, über die Insulin Einfluss auf Zellen nimmt. Dabei stellten sie fest, dass beispielsweise Mäuse, denen dieser Rezeptor auf bestimmten Astrozyten fehlte, eine deutlich geringere Aktivität in Nervenzellen aufwiesen, die die Nahrungsaufnahme zügeln (die sogenannten Proopiomelanocortin Neuronen). Gleichzeitig hatten solche Mäuse Schwierigkeiten, ihren Stoffwechsel anzupassen, wenn sich die Zuckerzufuhr änderte. Mit Hilfe bildgebender Methoden konnten die Wissenschaftler dann zeigen, dass Hormone wie Insulin und Leptin an Stützzellen wirken, um die Aufnahme von Zucker ins Gehirn zu regulieren. Ohne Insulinrezeptoren zeigten die Astrozyten vor allem im Bereich der Appetitzentralen im sogenannten Hypothalamus entsprechend schlechtere Transportraten von Glukose ins Gehirn.

Ein Paradigmenwechsel
„Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass essentielle Stoffwechsel- und Verhaltensprozesse nicht nur über Nervenbahnen reguliert werden, sondern dass auch andere Zelltypen wie Astrozyten, hier eine entscheidende Rolle spielen“, so Studienleiter Matthias Tschöp, der auch die Entwicklung neuer Therapien am Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) leitet. „Das stellt einen Paradigmenwechsel dar und könnte ein Grund dafür sein, dass sich die Entwicklung neuer Medikamente für Diabetes und Adipositas bisher so schwierig gestaltete.“ Um das alte Modell der Kontrolle von Nahrungsaufnahme und Körperstoffwechsel durch Nervenzellen im Gehirn jetzt durch ein Konzept zu ersetzen, bei dem auch Astrozyten und eventuell sogar Immunzellen des Gehirns eine wichtige Rolle spielen, müssen zahlreiche neue Studien auf den Weg gebracht werden, so die Wissenschaftler. Erst wenn das Zusammenspiel dieser verschiedenen Zellen etwas besser verstanden ist, gelte es dann, Wege und Stoffe zu finden, wie man in diese Signalketten eingreifen kann, um eventuell Zuckerabhängigkeit zu unterbinden und letztlich die wachsende Zahl an Zuckerkranken und Übergewichtigen besser behandeln zu können. „Da liegt sehr viel Arbeit vor uns,“ so Garcia-Caceres, „aber wenigstens wissen wir jetzt, in welchen Zellen wir suchen müssen.“

Weitere Informationen
Hintergrund:

* Astrozyten sind die häufigsten Zellen im Gehirn. Unter anderem bilden sie die Bluthirnschranke, indem sie die im Hirn verlaufenden Blutgefäße umschließen und nur bestimmte Stoffe gezielt zu den Nervenzellen durchlassen.

Erst vor kurzem hatten die Wissenschaftler bereits gezeigt, dass Astrozyten auch auf das Stoffwechselhormon Leptin reagieren (Kim et al., 2014). Dieses ist ein wichtiger Faktor für das Sättigungsgefühl. Da nun sowohl Leptin als auch Insulin nachweislich auf Astrozyten Einfluss haben, schlagen die Forscher vor, ein neues Modell zu entwickeln, was neben den Nervenzellen auch die Astrozyten als Stellschrauben des Stoffwechsels und des Hungergefühls berücksichtigt. Von dem dann detaillierteren Bild erhoffen sie sich neue Perspektiven für die Entwicklung von Medikamenten.

Original-Publikation:
Caceres, C. et al. (2016): Astrocytic insulin signaling couples brain glucose uptake with nutrient availability, Cell, DOI: 10.1016/j.cell.2016.07.028
http://www.cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(16)30974-6

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 500 Professorinnen und Professoren, rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 39.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um Wirtschafts- und Bildungswissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. http://www.tum.de

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. http://www.dzd-ev.de

Weitere Informationen:
https://www.helmholtz-muenchen.de/forschung/forschungsexzellenz/forscherportraet… – Portrait Matthias Tschöp
http://www.helmholtz-muenchen.de/hdc – das Helmholtz Diabetes Center

Quelle: idw

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Alarmierende Ergebnisse: Schadstoffbelastung durch Mikroplastik im Sediment höher als erwartet

Dr. Katharina Jeorgakopulos Presse und Kommunikation
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Zu alarmierenden Ergebnissen kommt die Untersuchung von Mikroplastik im Sediment von Elbe, Weser, Trave, der Boddengewässer und der Nord- und Ostsee: Mikroplastik bindet deutlich mehr Schad- und Giftstoffe im Sediment als bisher vermutet. Die kleinen Plastikteilchen sind um das Drei- bis Vierfache stärker belastet als das ohnehin schon kontaminierte Sediment. Die größte Schadstoffbelastung wurde nahe der Kläranlage Lübeck gemessen.

Seit 2015 untersucht ein Forscher-Team um Prof. Dr. habil. Gesine Witt von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojektes neben der Schadstoffbelastung auch die Plastik-Vermüllung im Sediment von Gewässern. Auf zwei Expeditionen mit dem Forschungsschiff ALDEBARAN wurde die Kontaminierung im Sediment über drei Monate mit eigens von der HAW Hamburg entwickelten Plastik-Schadstoffsammlern gemessen. Anschließend wurden die Proben im Labor der HAW-Fakultät Life Sciences auf Schadstoffkonzentrationen untersucht.

Was man bis jetzt weiß ist, dass kleinste Plastikteile auf Schadstoffe wie Magnete wirken: Je länger sie sich im Wasser befinden, desto mehr Giftstoffe binden sie an sich und bilden eine Art Giftcocktail. Lagern sie sich im Sediment ab, können sie durch Würmer, Muscheln und Fische in die menschliche Nahrungskette gelangen.
Mikroplastik drei- bis vierfach stärker belastet als umliegendes Sediment
Bislang vermutete das Forscher-Team, dass die Belastung von Mikroplastik mit Schadstoffen im Vergleich zu dem umliegenden Sediment mindestens genauso hoch sei. Mit den aktuellen Messdaten haben die Forscher um Prof. Dr. habil. Gesine Witt nun ein erweitertes Schadensbild: „Mit 50 Probensammlern konnten wir nachweisen, wie stark Mikroplastikteile in Sedimenten tatsächlich belastet sind. Die kleinen Plastikteilchen sind um das Drei- bis Vierfache stärker belastet als das ohnehin schon kontaminierte Sediment. Zusätzlich wissen wir nun besser, wo sich die unterschiedlich großen Teile nach ihrem Gebrauch im Gewässer oder im Sediment aufhalten.“

Polyethylen: meistverwendeter Kunststoff der Industrie bindet noch mehr Schadstoffe
Zusätzlich beklemmend ist die weitere Erkenntnis: „Schlickhaltiges Sediment nimmt im Gegensatz zu sandhaltigem deutlich mehr Schadstoffe auf, was im Umkehrschluss auch mit einer höheren Belastung des Mikroplastiks einhergeht. Darüber hinaus können wir mit den Ergebnissen der untersuchten Silikon-Proben aus den Probensammlern und vergleichenden Labortests auf die schadstoffbindenden Eigenschaften von Polyethylen schließen. Demnach bindet Polyethylen noch einmal etwa doppelt so viele Schadstoffe wie Silikon“, warnt die Umweltchemikerin Prof. Dr. Gesine Witt. „Dies ist von besonderer Bedeutung, denn Polyethylen ist der in der Industrie meistverwendete Kunststoff.“
Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass insbesondere Mikroplastik aus Weser- und Elbsedimenten erhöht mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet ist. Hier traten je nach Fettlöslichkeit der Schadstoffe Konzentrationen im Bereich von 1,5 bis 280 µg pro kg Polyethylen auf.

Die höchste Belastung durch polycyclische aromatische Kohlen¬wasserstoffe (PAK) wurde in den Hafensedimenten des Stralsunder Hafens und des Fischereihafens Marienehe (Rostock) ermittelt. Dies liegt vorwiegend daran, dass Öl- und Ölprodukte wie Dieselkraftstoffe PAK enthalten – einige davon sind krebserzeugend. Die maximale Schadstoffbelastung wurde mit bis zu 1400 µg Fluoranthen pro kg Silikon nahe der Kläranlage Lübeck gemessen. Weitere hohe Belastungswerte fand das Team ebenfalls in der Wesermündung und der Warnow bei Rostock.

Daten zur Expedition und zum Forschungsprojekt
Mit dem Hamburger Forschungsvorhaben verbunden waren Projekte der Universität Bayreuth und des Geoforschungszentrums Potsdam, bei denen Mikroplastikproben im Wasserkörper mit Spezialnetzen gesammelt wurden. Erstmals kamen Satellitenbeobachtungen für die Identifikation von Plastik in Gewässern zum Einsatz. Mit dem auf Flachwasser spezialisierten Forschungsschiff ALDEBARAN legten die Wissenschaftler/innen insgesamt 1.025 Seemeilen (etwa 2.000 km) auf norddeutschen Flüssen und Küsten zurück. Die Expeditionen auf der ALDEBARAN wurden vom Portal Deutsche Forschungsschiffe, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem BMBF gefördert. Das Forschungsprojekt hat ein Volumen von mehr als 200.000 Euro und finanziert sich aus Mitteln der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH), der HAW Hamburg und weiteren Drittmitteln. Unterstützt wird es ebenfalls von ALDEBARAN Marine Research & Broadcast.

Die ALDEBARAN: ein segelndes Forschungsschiff
Um mit Forschungstaucheinsätzen, Bodengreifern und Wasserschöpfern bei geringem Tiefgang effektiv in der Elbe und den Küstengewässern Plastikmüll-Verunreinigungen aufzuspüren, nutzen die Wissenschaftler/innen das dafür bewährte und flachwassergängige Forschungsschiff ALDEBARAN. Das 14 Meter lange und privat betriebene Forschungs-Segelschiff ist seit knapp 25 Jahren im Dienste der Wissenschaft mit einem modern ausgestatteten Mini-Labor und mit einem kleinen Radio-Studio an Bord für eine aktuelle Wissenschaftskommunikation vor Ort unterwegs, um über Meeres- und Klimathemen zu informieren. Die Forschungsergebnisse und das Forschungsschiff ALDEBARAN werden auch auf dem Tag der offenen Tür der Bundesregierung vor dem Bundesverkehrsministerium Ende August in Berlin präsentiert.

Kontakte:
HAW Hamburg
Fakultät Life Sciences
Department Umwelttechnik
Prof. Dr. habil. Gesine Witt, Professorin für Umweltchemie
Tel.: +49 157 313 60 814
gesine.witt@haw-hamburg.de

Forschungsprofile von Gesine Witt:
http://bit.ly/Witt-DFG und http://bit.ly/Witt-Profil

ALDEBARAN Marine Research & Broadcast
Geschäftsführer
Dipl.-Biol. Frank Schweikert
Tel.: +49 40 325 721-13
frank.schweikert@aldebaran.org

Weitere Informationen:
http://bit.ly/2a1PwOx
http://bit.ly/2a5KhyA
http://www.haw-hamburg.de/uploads/tx_atlpressemappe/Impetus_24.pdf
http://www.aldebaran.org

Quelle: idw

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Zu wenig Kochsalz erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Mainz – Die Menge des Salzkonsums ist einer der beeinflussenden Faktoren für den Blutdruck. Bekannt ist: Hochdruckpatienten können ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflussen, wenn sie sich beim Salzverzehr zurückhalten. Für Menschen ohne Bluthochdruck gilt das jedoch nicht. Ihr Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt nicht mit hohem Salzkonsum, sondern eher mit zu wenig Salz pro Tag. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) anlässlich einer aktuell in The Lancet erschienenen Metaanalyse.

Täglich höchstens sechs Gramm Kochsalz zu sich nehmen, so empfiehlt es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Erwachsenen. Die Realität sieht anders aus: Männer mögen es dabei noch salziger als Frauen, sie nehmen durchschnittlich 10,0 Gramm Salz am Tag zu sich, Frauen 8,4 Gramm. Das bedeutet, viele Menschen werden also wesentlich mehr Salz zuführen als diese Mittelwertzahlen anzeigen. Dass viel Kochsalz den Blutdruck erhöht und damit Organe und Gefäße schädigt, haben in der Vergangenheit zahlreiche Untersuchungen nahegelegt. Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz aus Bochum vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE): „Das im Kochsalz enthaltene Natrium bindet Wasser und erhöht damit das Blutvolumen. Der Druck in den Gefäßen wird höher und damit auch der Blutdruck, so eine vereinfachte Erklärung eines komplexen Vorgangs“. Die Folge einer Hypertonie können lebensbedrohliche Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sein, so der Experte. „Heute weiß man, dass Bluthochdruck viele Ursachen hat. Bluthochdruck einfach mit viel Natrium gleichzusetzen, trifft nicht zu.“ Lange Zeit galt in Bezug auf Salz die Devise „je weniger, desto besser“. „Das müssen wir nach den Ergebnissen der Lancet-Studie nun differenzierter betrachten“, erklärt Professor Schatz.

Die Forscher um Andrew Mente von der McMaster University in Hamilton, Kanada, verglichen in einer Metaanalyse von vier großen prospektiven Studien mit insgesamt 135.000 Menschen aus 49 Ländern die tägliche Urinausscheidung von Natrium und Herz-Kreislauf-Ereignisse sowie Gesamttodesfälle. An der Natriumausscheidung im Harn kann man die Aufnahme von Kochsalz beurteilen; dieses besteht nämlich aus Natrium und Chlor (NaCl), wobei fünf Gramm Kochsalz etwa 2,3 Gramm Natrium entsprechen. Andrew Mente und seine Mitarbeiter unterschieden in ihrer Metaanalyse zwischen Menschen mit und ohne Bluthochdruck. Bei Hochdruckpatienten stieg die Ereignisrate erwartungsgemäß bei einer Natriumaufnahme, die über vier bis fünf Gramm pro Tag hinausging. Dies war bei Menschen mit normalem Blutdruck jedoch nicht der Fall. Bei einer Zufuhr von Natrium unter drei Gramm pro Tag wurden Herz-Kreislauf-Ereignisse und Gesamttodesfälle hingegen sowohl bei Menschen mit als auch ohne Bluthochdruck erhöht.

Es ist nicht die erste Arbeit, die das Salz-Dogma infrage stellt: Bereits 2011 zeigte eine europäische Populationsstudie, dass bei niedrigem Salzkonsum eine erhöhte kardiovaskuläre Mortalität besteht, allerdings war es ein relativ kleine Studie mit nur etwa 3700 Teilnehmern.

Für Professor Dr. med. Matthias Weber, DGE-Mediensprecher von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, haben diese Erkenntnisse durchaus einen gesundheitspolitischen Einfluss. „Die Lancet-Arbeit zeigt uns, zu wenig Salz – unabhängig davon ob der Mensch einen erhöhten oder einen normalen Blutdruck hat – sollte man auch nicht zu sich nehmen. Aber das Problem stellt sich angesichts der Produktionsbedingungen und Ernährungsgewohnheiten in Deutschland nicht“, so Professor Weber. Fertiggerichte, Brot, Wurst, Käse und Milchprodukte enthalten alle reichlich Kochsalz. Professor Weber hält fest: „Bluthochdruckpatient sollten nach wie vor Salz meiden oder nur sparsam verwenden. Dies gilt auch für Patienten mit Herzinsuffizienz. Menschen mit normalem Blutdruck müssen weniger auf Ihren Salzkonsum achten.“

Literatur:
Mente A et al.: Associations of urinary sodium excretion with cardiovascular events in individuals with and without hypertension: a pooled analysis of data from four studies. Lancet 2016. 388:465 ff.
Stolarz-Skrzypek K et al.: European project on genes in hypertension (EPOGH). Fatal and nonfatal outcomes, incidence of hypertension, and blood pressure changes in relation to urinary sodium excretion. J. Amer. Med. Assoc. 2011. 305:1777 ff.

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

Weitere Informationen:
http://www.endokrinologie.net

Quelle: idw

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Neue Projektideen für die Bioenergie

Diana Pfeiffer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Skizzeneinreichung im BMWi-Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ vorerst zum letzten Mal noch bis zum 30. September 2016 möglich

Der vorerst letzte Stichtag zum Einreichen von Projektskizzen im Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ ist der 30. September 2016. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützt mit dieser Forschungsinitiative die Entwicklung effizienter und kostengünstiger Technologien der Bioenergiebereitstellung.

Ein systemrelevanter Baustein der Energiewende besteht darin erneuerbarem Strom und Wärme flexibel und bedarfsgerecht zu erzeugen, um die Versorgungssicherheit im gesamten Energie-system zu gewährleisten. Dies kann die Bioenergie grundsätzlich bieten. Um die ambitionierten Ziele der Bundesregierung jedoch zu erreichen, muss die Entwicklung zukunftsweisender und effizienter Technologien und das Zusammenspiel der erneuerbaren Energien weiter vorangetrieben werden.

Daher fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Programm „Energetische Biomassenutzung“ vor allem Forschungs- und Demonstrationsvorhaben, die sich u. a. mit der kosten- und umwelteffizienten Wärme- und Stromerzeugung, Kraft-Wärme-Kopplung, Reststoffverwertung oder der Flexibilisierung und Integration bioenergetischer Anwendungen in das Gesamtsystem erneuerbarer Energien befassen. Projektskizzen können im Elektronischen Formularsystem der Bundesregierung (easy-Online) noch bis zum
30. September 2016 zu folgenden Themenschwerpunkten eingereicht werden.

WÄRME: Entwicklung von Technologien zur effizienten Erzeugung von Wärme aus Biomasse

STROM: Forschung, Entwicklung und Innovation zur effizienten Erzeugung von Strom aus Biomasse und dessen Integration ins Stromsystem

BIOMASSEREST- UND ABFALLSTOFFE: Erschließung kostengünstiger Biomasserest- und Abfallstoffe außerhalb der Forst- und Landwirtschaft für die energetische Nutzung im Wärme- und Strombereich

KWK: Entwicklung und Demonstration neuer und fortschrittlicher Technologien zur effizienten Nutzung von Biomasse in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen

MARKTPOTENZIAL: Validierung des Marktpotenzials von Forschungsergebnissen

STUDIEN & KONZEPTE für die Energieerzeugung aus Biomasse

Folgende Ziele werden mit dem Förderprogramm verfolgt:

→ Effiziente Wärmenutzung bei hohen Verstromungswirkungsgraden
→ Kostengünstige Emissionsminderung
→ Erhöhung der Substratflexibilität
→ Hohe Energieeffizienz & Gesamtwirkungsgrade
→ Substitution fossiler Energieträger
→ Nachhaltige & flexible Energiebereitstellung

Skizzeneinreichung mit dem easy-Online-Tool:
https://foerderportal.bund.de/easyonline

Fragen zum Antragprozedere können an Lena Panning vom Projektträger Jülich gerichtet werden.

Ansprechpartner:
Lena Panning
Telefon: 030 20199-3132
E-Mail: l.panning@fz-juelich.de
Web: www.ptj.de/bioenergie

Weitere Informationen:
http://www.ptj.de/bioenergie
http://www.energetische-biomassenutzung.de

Quelle: idw

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Urologen warnen: Volksleiden Nykturie oft ein Alarmsignal

Bettina-Cathrin Wahlers Pressestelle der DGU
Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

Nächtliche Toilettengänge sind nicht nur ein Männerproblem und mehr als lästig

Allnächtlich aufzuwachen, weil die Blase den Gang zur Toilette fordert, ist ein verbreitetes Leiden – und ein gefährliches zugleich: Zum einen werden die Folgen der regelmäßigen Unterbrechung des Nachtschlafes zum Wasserlassen, fachsprachlich Nykturie genannt, unterschätzt. Zum anderen sind die nächtlichen Toilettengänge häufig ein Alarmsignal, das auf eine behandlungsbedürftige Erkrankung hinweist.

„Fälschlicherweise wird Nykturie in der Bevölkerung vielfach als eine unvermeidbare Alterserscheinung, vorrangig des Mannes, abgetan, obwohl es der Abklärung der individuellen Ursachen bedarf“, sagt Prof. Dr. Kurt Miller, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), die das Volksleiden auf dem 68. DGU-Kongress vom 28. September bis 1. Oktober 2016 in Leipzig thematisiert.

Tatsächlich ist die Nykturie die häufigste Ursache von Schlafstörungen, aus denen wiederum Risiken für Gesundheit und Lebenserwartung der Betroffenen resultieren. Anders als vielfach angenommen, sind Männer wie Frauen gleichermaßen betroffen. Zuverlässige aktuelle Zahlen zur Häufigkeit gibt es nicht, nach älteren Studien leiden aber mehr als 60 Prozent aller Menschen von 70 und mehr Jahren an einer behandlungsbedürftigen Nykturie, die die Betroffenen zwei Mal oder öfter pro Nacht zum Wasserlassen treibt. Fortgeschrittenes Alter ist zwar ein wesentlicher Faktor für Nykturie, bewahrt aber jüngere Menschen nicht davor. In der Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen ist etwa jeder fünfte bis sechste betroffen – hier öfter Frauen als Männer.

„Nykturie ist keine eigenständige chronische Erkrankung, sondern Symptom anderer körperlicher Störungen. Unterschiedliche Ursachen kommen für den Drang zum nächtlichen Wasserlassen in Betracht, die zunächst im Bereich der Urinproduktion sowie im System der Speicherung und Ableitung des Harns zu suchen sind“, sagt Prof. Dr. Stephan Roth. Bei zahlreichen Nykturie-Patienten liegt eine nächtliche Polyurie vor. Sie scheiden nachts mehr als den sonst üblichen Anteil der 24-Stunden-Urinmenge aus, der für jüngere Menschen bis 20 Prozent, jenseits der 65 bis 33 Prozent liegen sollte. Bei anderen Patienten wird eine reduzierte Kapazität der Harnblase festgestellt, die zur häufigeren Entleerung kleinerer Mengen nötigt. Besonders bei älteren Menschen fallen oft mehrere Faktoren zusammen, die für eine Nykturie ursächlich sein können: Dazu gehören die sinkende Fähigkeit, Urin zu halten, erhöhte Restharnvolumina, Veränderungen am Detrusormuskel, niedrige Konzentration des Antidiuretischen Hormons (ADH), chronische Infekte der unteren Harnwege, überaktive Blase und bei Männern auch eine vergrößerte Prostata.

„Bei einer Polyurie“, so der Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Wuppertal weiter, „ist es notwendig, die Ursachen der erhöhten nächtlichen Urinproduktion abzuklären“. Infrage kommen, laut Roth, eine Herzinsuffizienz, für die ein Übermaß an auszuscheidendem Gewebewasser ein Indiz wäre; auch ein Diabetes, ein erhöhter systolischer Blutdruck oder Störungen der Nierenfunktion können sich, ebenso wie Medikamente, auf die Urinproduktion auswirken.

Schnarchen, das mehr als die Hälfte aller Männer betrifft, und nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe) sind eng verbunden mit der Nykturie, die sogar als ein Leitsymptom des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms gilt. Wird diese gefährliche Schlafstörung effektiv behandelt, so bessert sich auch der Drang zum nächtlichen Wasserlassen. Als weiterer Risikofaktor für Nykturie wird Übergewicht betrachtet.

Die Folgen der Nykturie können schwerwiegend sein: Schlafstörungen führen oft zu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwächen, Verminderung der geistigen Leistung und Kopfschmerzen. In manchen Fällen können Depressionen die Folge sein. Dänische Forscher ermittelten, dass Nykturie die Arbeitsproduktivität um bis 24 Prozent senken kann. Besonders ältere Menschen haben erhöhte Risiken für Stürze und Knochenbrüche. Für herzkranke Patienten wird bei gleichzeitiger Nykturie von einem erhöhten Mortalitätsrisiko ausgegangen.

„Angesichts des hohen Leidensdrucks, möglicher Komplikationen und der zum Teil schwerwiegenden ursächlichen Erkrankungen wird die Notwendigkeit zur gründlichen medizinischen Abklärung einer Nykturie deutlich“, resümiert DGU-Präsident Prof. Dr. Kurt Miller und lädt die Medienvertreter ein, sich auf dem 68. DGU-Kongress in Leipzig über das unterschätzte Volksleiden zu informieren.

Weitere Informationen:
DGU-Pressestelle
Bettina-C. Wahlers
Sabine M. Glimm
Grandkuhlenweg 5-7
22549 Hamburg
Tel.: 040 – 79 14 05 60
Mobil: 0170 – 48 27 28 7
E-Mail: redaktion@bettina-wahlers.de

Weitere Informationen:
http://www.urologenportal.de
http://www.dgu-kongress.de

Quelle: idw

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Großer Handlungsbedarf beim Problem Gülle

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Experten und Expertinnen aus Ministerien, Kammern, Agrar- und Energiewirtschaft sowie Wissenschaftler aus dem Ingenieur-, Logistik- und Agrarbereich trafen sich auf Einladung des Instituts für Umweltverfahrenstechnik (IUV) in der Universität Bremen zu einem Workshop, um Bewegung in das Thema „Nährstoffbioökonomie“ zu bringen. Hinter dem Begriff verbirgt sich das Agrarproblem, einen Nährstoffüberschuss aus Regionen der intensiven Viehhaltung in Regionen zu bringen, die aufgrund von intensivem Landbau einen hohen Nährstoffbedarf haben, denn Gülle, und ebenso Gärreste aus Biogasanlagen, stellen wertvolle organische Dünger dar.

Die Auswirkungen eines regionalen Nährstoffüberschusses durch Wirtschaftsdünger (Gülle) sind beim Eintrag in die Umwelt vielfältig und reichen von ökologischen Beeinträchtigungen von Grund- und Oberflächengewässern sowie Küstengebieten durch erhöhte Nährstoffeinträge (zum Beispiel im Raum Weser-Ems und Wattenmeer) bis hin zur Beeinträchtigung von Atmosphäre und Klima (zum Beispiel durch Feinstaub- und Klimagasemissionen). Diese Probleme sind seit Jahren bekannt, dennoch konnte trotz aller bisherigen Maßnahmen, beispielsweise im Weser-Ems-Gebiet, eine Verringerung der Kontamination von Wasserkörpern mit Nährstoffen nicht erreicht werden. Aufgrund des Verstoßes der Bundesrepublik Deutschland gegen die „Nitratrichtlinie“ führte dies bereits im April 2016 zu einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Hierdurch wird die Dringlichkeit einer „Transport-Lösung“ für Nährstoffe aus den Viehveredelungsregionen in Landbauregionen umso deutlicher. Derzeit werden laut aktuellem Nährstoffbericht des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz allein aus der Region Weser-Ems 2,6 Mio. t Gülle und Gärreste exportiert; Tendenz steigend.

Die offensichtliche und einfache Lösung, Gülle, Dung und Gärreste – davon fallen allein in Niedersachsen jährlich 60 Millionen Tonnen an – dorthin zu transportieren, wo es Bedarf gibt, geht nicht auf: Die Kosten für Transport und Logistik von Wirtschaftsdünger und Gärresten aus Biogasanlagen in der natürlich anfallenden Form – mit einem überwiegendem Anteil von Wasser – sind zu hoch. Die Wirtschaftlichkeit des Gülletransports ist gegenwärtig nicht gegeben. Doch der Handlungsdruck auf die Viehwirtschaft ist enorm: Wie in einem Vortragsbeitrag während des Workshops plakativ veranschaulicht wurde, würden LKW aus der Weser-Ems-Region bis Hannover dicht an dicht im Stau stehen, wenn alle anfallenden Überschüsse der Wirtschaftsdünger und Gärreste in die Bedarfsregionen in Süd-Niedersachsen transportiert werden sollten. Vor dem Hintergrund der Prognosen, dass für das generelle Güterverkehrsaufkommen im Bundesgebiet, insbesondere auf der Straße, eine Verdopplung in den nächsten 10 bis 20 Jahren zu erwarten ist, wie seitens einiger Teilnehmer des Logistiksektors angeführt wurde, müssen hier dringend Lösungen gefunden werden.

Technologie zur Herstellung konzentrierter Düngeprodukte und Infrastruktur fehlen
Aber, darin stimmten die Fachleute beim Treffen in Bremen überein, derzeit stehen am Markt keine ausgereiften, wirtschaftlich arbeitenden und ökologisch sinnvollen Technologien zur Verfügung, um aus Gülle, Dung und Gärresten ein konzentriertes Düngeprodukt zu machen, bei dem sich dann aufgrund des geringen Wasseranteils und einer hohen Nährstoffdichte der Transport in Abnehmerregionen rechnet. Außerdem fehle noch die Infrastruktur und eine geeignete Logistik, um die Düngermengen ökonomisch und ökologisch bedarfsgerecht für die Landwirte zu bewegen.

Was muss also getan werden, um den Gülleüberschuss mit einer „Nährstoffbioökonomie“ sinnvoll in den Griff zu bekommen? Die Fachleute aus ganz unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen waren sich einig: Zur Lösung des Problems müssen neue Technologien entwickelt werden, um hochkonzentrierte Nährstoffprodukte wirtschaftlich erzeugen zu können. Die vielfältigen Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen des Workshops wurden von den Initiatoren und Organisatoren des Workshops, Dr.-Ing. Saskia John und den Mitarbeitern des IUV, ausgewertet und in einer Roadmap mit einem Zeitfenster von zehn Jahren zusammengefasst.

Anregungen für konkrete Entwicklungswege
Konkrete Entwicklungswege bei der Aufbereitung der Gülle zu konzentrierten organischen und mineralischen Düngern könnten hiernach zum Beispiel das Gewinnen von Phosphor und insbesondere das systematische Bewahren von pflanzenverfügbarem organischen Stickstoff sein, der mit den zurzeit bekannten Verfahren noch überwiegend in die Atmosphäre entweicht und dort in Form von Lachgas klimaschädigend wirkt oder gebunden in einer Fracht mit hohem Wasseranteil und entsprechend hohen Transportkosten anfällt. Überdies ließen sich auf diese Weise große Mengen von energieintensiv produzierten chemischen Stickstoffdüngern einsparen.

Neue Technologien, auch um eventuell eine Aufwertung zu anderen, höherwertigen Produkten zu schaffen, wurden daher als notwendig identifiziert. Bereits etablierte Technologien, wie sie beispielsweise aus den Bereich der Abwassertechnik bekannt sind, müssten hierfür gezielt weiterentwickelt werden, um wirtschaftlich zu arbeiten und die Produktpreise für den Verbraucher bezahlbar zu halten. Hierfür wäre neben anwendungsorientierter Entwicklungsarbeit auch Grundlagenforschung erforderlich, da die zu behandelnde Reststoffgruppe für moderne Aufbereitungstechnologien bisher nur wenig untersucht wurde.

Alle Beteiligten besser vernetzen
Darüber hinaus haben Logistik und Infrastruktur in der Wertschöpfungskette einen großen Einfluss, weil die Transportkosten die maximale wirtschaftliche Transportdistanz bestimmen. Diese müsste weiter als 300 km reichen, wenn eine Nährstoffbioökonomie umgesetzt werden soll. Weiterhin müssten Datenbanken erstellt und mit modernen Messtechniken sowie mit den Aufgabenbereichen der Düngerabnehmer, der Gülleverarbeitung und des Gülletransports vernetzt werden. Für den abnehmenden Landwirt sind genaueste Produktdaten und eine entsprechend gute Dosierbarkeit notwendig, um sinnvoll düngen zu können, andernfalls würden weiterhin chemisch produzierte Dünger bevorzugt verwendet werden. Auch die Gesetzgebung als entscheidende Regulationsgröße müsste die Anforderungen an eine funktionierende Nährstoffbioökonomie berücksichtigen. Allein am Beispiel der Düngerdeklaration ließen sich viele Fragen stellen, die derzeit in Bezug auf behandelte bzw. umgewandelte Gülle und Gärreste noch offen bleiben.

Abschließend heißt es, dass es angesichts der drängenden Problemlage zukünftig dringend erforderlich sei, noch deutlich systematischer in Forschungs- und Entwicklungsaufgaben, insbesondere im Bereich der Technologieentwicklung zu investieren, um die genannten Anforderungen technisch und infrastrukturell erfüllen zu können. Ökonomische und ökologisch verträgliche Konzepte für die regionale und überregionale Logistik und Infrastruktur seien innovativ voranzutreiben und zu erproben. Damit dies insgesamt zielgerichtet und reibungsfrei in einer ökonomischen Wertschöpfungskette münden kann, müssten alle technischen, strukturellen und informellen Entwicklungsprozesse sowie Pilotprojekte administrativ umfassend begleitet werden, zum Beispiel durch speziell ausgerichtete Zentren und Verbünde. Es wäre daher wünschenswert, diese Anstrengungen durch Politik und Wirtschaft befördert zu sehen.

Die am Institut für Umweltverfahrenstechnik durchgeführte Veranstaltung wurde gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, vertreten durch den Projektträger Jülich.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Produktionstechnik
Institut für Umweltverfahrenstechnik (IUV)
Dr. rer. nat. Stefan Kurtz
Tel. 0421 218 63340
E-Mail: kurtz@iuv.uni-bremen.de
Internet: http://www.iuv.uni-bremen.de/projekte/biotechnologie/226-kreativworkshop-naehrst…

Quelle: idw

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Warum Bioenergie Fluch und Segen zugleich ist

Axel Burchardt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Neue Nachwuchsgruppe der Universität Jena erforscht Bioökonomie und soziale Ungleichheiten aus einer länderübergreifenden Perspektive

Mit Rapsöl Auto fahren, Biogas aus Gülle gewinnen und Plastiktaschen auf Pflanzenbasis produzieren. Das klingt nach ökologischen und nachhaltigen Wirtschaftsformen und genießt ein positives Renommee. Aber ist das weltweit die geeignetste Wirtschaftsform oder gibt es auch kritische (Neben-)Wirkungen, die zu bedenken sind, wenn Staaten ihre Wirtschaftspolitik auf Bioenergie ausrichten?

Mit dem großen Fragenkomplex der Bioökonomie beschäftigt sich eine neue Forschungsgruppe am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die jetzt ihre Arbeit aufgenommen hat. Unter der Leitung der Umweltsoziologin Dr. Maria Backhouse wird die sechsköpfige Nachwuchsgruppe in den nächsten fünf Jahren das Thema „Bioökonomie und soziale Ungleichheiten – Verflechtungen und Wechselbeziehungen im Bioenergie-Sektor aus transnationaler Perspektive“ (Bioinequalities) untersuchen. Das Bundesforschungsministerium (BMBF) fördert die Jenaer Gruppe im Rahmen des Programms „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“ mit rund 2,6 Millionen Euro.

Pflanzen zum Tanken statt für die Ernährung
In vielen Teilen Europas steht die Bioenergie im Mittelpunkt einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik und weltweit wird ihre Erzeugung ausgebaut. In Deutschland wird dieser Ausbau vom Staat vor allem durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert. Doch die Gewinnung von Bioenergie aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Holz, Palmöl oder Weizen, hat auch „Schattenseiten“. Pflanzen zum Tanken statt für die Ernährung einzusetzen, ist ein solcher Kritikpunkt, über den mittlerweile weltweit gestritten wird. „Deutschland hat nicht genug Flächen, um den eigenen wachsenden Biomassebedarf zu decken und ist auf Importe aus dem globalen Süden angewiesen. Dort entstehen nicht nur neue Einkommensmöglichkeiten, es ist auch mit negativen Entwicklungen zu rechnen: Landkonflikte, Verdrängung und Ausbeutung, die Minderheiten und Frauen besonders treffen“, weist Dr. Backhouse auf weitere Aspekte hin. Die sechs Jenaer Nachwuchskräfte werden der forschungsleitenden Frage nachgehen, wie sich die entstehende Bioökonomie auf transnationale soziale Ungleichheiten innerhalb und zwischen Westeuropa, Südamerika und Südostasien auswirkt.

Das Soziologie-Team, das mit Sozial-, Agrar- und Naturwissenschaften kooperieren wird, untersucht die sozialen und kulturellen Implikationen dieses Struktur- und Politikwandels. Fragen nach der Veränderung der sozialen Verhältnisse in den Ländern, aber auch zwischen den Staaten wollen sie exemplarisch durch Fallstudien in Brasilien, Indonesien und Deutschland beantworten. Diese werden mit übergreifenden Analysen transnationaler Verflechtungen verzahnt. Denn sog. Schwellenländer wie Brasilien und Malaysia gehören zu den großen „Playern“ in der Bioenergie. Wenn Bioenergie verstärkt genutzt wird, verändert dies auch die Bedeutung dieser Schwellenländer und damit die globalen Verhältnisse. Und so stellen sich die Soziologen auch wirtschaftspolitischen, -ethischen und politiktheoretischen Fragen, etwa zu veränderten Handelsbeziehungen und globalen Handelsregularien, zu Arbeits- und Landzugangsverhältnissen, zur politischen Mitbestimmung. Auch die Frage, wer die entsprechenden Technologien entwickelt, wird in den geplanten Studien untersucht. Diese empirischen Untersuchungen nehmen Akteure – aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – sowie politische und normative Rahmensetzungen und nicht zuletzt polit-ökonomische Entwicklungen, wie Handel und Investitionen, in den Blick.

„Unser Ziel ist es, Zusammenhänge darzustellen, zum Beispiel die Energiesysteme nicht nur im deutschen Kontext zu betrachten“, erläutert Backhouse an einem Beispiel – und verweist auf aktuelle „grüne Strategien“ Chinas, also die internationale Perspektive, auf der das neue Forschungsprojekt basiert.

Kontakt:
Dr. Maria Backhouse
Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Humboldtstr. 34
07743 Jena
E-Mail: maria.backhouse@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Einkommen und Vermögen, Armut und Reichtum – die häufigsten Fragen auf den Punkt beantwortet

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Neues Angebot

Einkommen und Vermögen, Armut und Reichtum – die häufigsten Fragen auf den Punkt beantwortet
Öffnet sich die soziale Schere in Deutschland oder nicht? Das ist auch unter Fachleuten nicht unumstritten. Wo gibt es überhaupt aussagekräftige Zahlen zur Ungleichheit, wo fehlen sie und warum? Was kann man auf der Basis der vorliegenden Daten über die Entwicklung von Ungleichheit sagen? Stärkt oder schwächt Ungleichheit das Wirtschaftswachstum? Wohin geht der Trend angesichts von Flüchtlingszuwanderung auf der einen und Mindestlohn auf der anderen Seite? Und was sollten Politik und Wirtschaft tun?

Die häufigsten Fragen rund um Einkommen, Vermögen, Armut und Reichtum beantworten die „FAQs Ungleichheit“, ein neues Angebot der Hans-Böckler-Stiftung.

Für die Antworten haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) und des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Stiftung die relevanten Quellen zusammengefasst. Sie sind auch für Laien verständlich, und sie beschränken sich auf eine Seite – inklusive einer zentralen Grafik, deren Daten heruntergeladen werden können. Das neue Angebot findet sich im Verteilungsmonitor des WSI der Hans-Böckler-Stiftung.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Dorothee Spannagel
WSI, Expertin für Verteilung
Tel.: 0211-7778-205
E-Mail: Dorothee-Spannagel@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/wsi_66092.htm – Direkter Link
http://www.focus.de/finanzen/videos/brisante-neue-studie-die-ungleichheit-waechs… – Die Ungleichheit wächst – und bremst Deutschland Wachstum. Video auf FOCUS Online

Quelle: idw

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Universität Koblenz-Landau will Wasserqualität verbessern

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

NachbarschafftInnovation: „Deutschland – Land der Ideen“ und Deutsche Bank prämieren „Wasser 3.0 – innovatives Verfahren zur Wasserreinigung“ – ein Projekt der Universität Koblenz-Landau – als ausgezeichnetes Beispiel für den Mehrwert gemeinschaftlichen Handelns.

Die AG Organische und Ökologische Chemie der Universität Koblenz-Landau ist mit dem Projekt „Wasser 3.0 – innovatives Verfahren zur Wasserreinigung“ Preisträger im bundesweiten Innovationswettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2016. Zum Thema „NachbarschafftInnovation – Gemeinschaft als Erfolgsmodell“ liefert das Projekt in der Kategorie Umwelt eine Antwort auf die Frage, wie ein Forschungsverbund zur weltweiten Gewährleistung von sauberem Wasser beitragen kann.

Obwohl Wasser für die Menschheit unverzichtbare Lebensgrundlage ist, wird oft wenig schonend damit umgegangen. Kläranlagen haben heutzutage viel zu tun – und auf die Entfernung von Schadstoffen aus Pestiziden und Pharmazeutika sind sie gar nicht erst ausgelegt. Hier hilft das Verfahren Wasser 3.0, das die Universität Koblenz-Landau mit dem Chemikalien-Großhändler abcr entwickelt hat. Mit anpassbaren, anorganisch-organischen Hybridkieselgelen lassen sich Wirkstoffe und Abbauprodukte von Medikamenten aus dem Wasser entfernen. Die Gele sind komplett recycelbar, völlig ungiftig und überall anwendbar. So können sie auch in Entwicklungsländern unkompliziert zum Einsatz kommen.

Katrin Schuhen, Juniorprofessorin für Organische und Ökologische Chemie und Projektleiterin des Projekts Wasser 3.0 kommentierte die Auszeichnung: „Wir sind stolz, ein ‚Ausgezeichneter Ort‘ im Land der Ideen zu sein, und freuen uns, mit unserem Projekt den Mehrwert gemeinschaftlichen Handelns herausstellen zu können.“ Sie ist der Auffassung, dass immer noch zu wenig für das Wasser und dessen Schutz weltweit gemacht werde. Durch die Auszeichnung und das damit verbundene mediale Interesse erhoffen sich die Forscherinnen und Forscher nun endlich auch die dringend notwendigen Investoren zu finden, die das Projekt unterstützen, so dass das oberste Forschungsziel – weltweit sauberes Wasser zu ermöglichen – auch erreicht werden kann.

Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank zeichnen im Rahmen des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2016 Ideen und Projekte aus, die die Potenziale von Nachbarschaft im Sinne von Gemeinschaft, Kooperation und Vernetzung nutzen und dadurch zur Bewältigung gegenwärtiger oder künftiger gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen. „Die Welt rückt – gefühlt und tatsächlich – immer enger zusammen. Das heißt gleichzeitig auch: Wir sind alle Nachbarn. Deshalb betrifft das diesjährige Wettbewerbsthema auch uns alle. Denn es geht um Engagement und damit um die Gemeinschaft als Erfolgsmodell“, begründete Caroline Schmieder von der Deutschen Bank das diesjährige Wettbewerbsthema.

Eine Expertenjury aus Wissenschaftlern, Wirtschaftsmanagern, Journalisten und Politikern wählte „Wasser 3.0 – innovatives Verfahren zur Wasserreinigung“ gemeinsam mit einem sechsköpfigen Fachbeirat aus über 1.000 Bewerbungen aus. Caroline Schmieder überreichte Frau Jun.-Prof. Dr. Katrin Schuhen stellvertretend für die AG Organische und Ökologische Chemie die Auszeichnung als „Ausgezeichneter Ort“ und betonte: „Wasser 3.0 schreibt die Erfolgsgeschichte einer Forschungskooperation zweier innovativ denkender Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft – der Universität Koblenz-Landau und der abcr GmbH – und ist damit ein Vorbild für ganz Deutschland.“

Weitere Informationen:
http://www.wasserdreinull.de
http://www.ausgezeichnete-orte.de
http://www.facebook.com/deutschland.landderideen

Quelle: idw

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Erdbeobachtung durch Tiere

Julia Wandt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Prof. Dr. Martin Wikelski ist Max-Planck-Forschungspreisträger 2016

Prof. Dr. Martin Wikelski, Honorarprofessor an der Universität Konstanz und Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie, Radolfzell und Seewiesen, erhält den Max-Planck-Forschungspreis für seine Forschung zur Interaktion von Tieren mit ihrer Umwelt. Martin Wikelskis Arbeit, die als weltweit führend gilt, bedient sich eines grundsätzlich neuen Ansatzes – der Lebenszeitbeobachtung von Tieren im Freiland. Mithilfe des von ihm initiierten Satellitensystems ICARUS wird es ab 2017 möglich sein, das Verhalten auch kleiner Tiere weltweit durchgehend zu beobachten. Auch die globale Datenbank Movebank geht auf Initiative des Biologen zurück. Langfristiges Ziel dieser Forschung ist, durch das Verhalten der Tiere, insbesondere durch Wanderbewegungen auch kleiner Tiere, das Leben auf der Erde zu beobachten und dadurch Naturkatastrophen oder den Ausbruch von Krankheiten wie Ebola voraussagen zu können. Der gemeinsame Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung und der Max-Planck-Gesellschaft ist mit 750.000 Euro dotiert.

„Martin Wikelski ist auf seinem Gebiet einer der kreativsten Forscher weltweit. Der Max-Planck-Forschungspreis ist eine hochverdiente Anerkennung seiner Leistung. Ich bin sehr glücklich über diesen exzellenten Wissenschaftler an der Universität Konstanz und gratuliere herzlich“, so Rektor Prof. Dr. Ulrich Rüdiger.

Anstatt unter Laborbedingungen forscht Martin Wikelski im Freiland. Nur so lässt sich untersuchen, wie ein Vogel von Europa nach Afrika navigiert oder nachts im Dunkeln durch einen bewölkten Himmel von Amerika nach Kanada findet. Der Biologe untersucht die Orientierungsmechanismen von Tieren, wie sie Informationen aus der Umwelt aufnehmen, verarbeiten und in Entscheidungen umsetzen. „Anhand ihrer besseren Messsysteme und überlegener Informationsverarbeitung können Tiere Vorhersagen machen, zu denen menschengemachte, technische Sensorik nicht in der Lage ist“, sagt Martin Wikelski. Wobei es hierbei nicht um das Verhalten von Einzeltieren geht, sondern von Tierkollektiven, verstanden als Netzwerke von intelligenten Sensoren, die sich über Milliarden von Jahren entwickelt haben. Seit 2015 wird Martin Wikelskis Forschung an der Universität Konstanz durch die Professur für Biodiversität und Kollektivverhalten von Prof. Iain D. Couzin ergänzt, der eine neu gegründete zweite Abteilung am Max-Planck-Institut für Ornithologie, Teilinstitut Radolfzell, leitet.

Martin Wikelski stattet einzelne Tiere mit Miniatursendern aus, die nicht nur Daten zum Tierverhalten, sondern auch zu den Umweltbedingungen aufzeichnen, in denen sich die Tiere bewegen. Bedeutenden Anteil am Bau der Sender haben die Wissenschaftlichen Werkstätten der Universität Konstanz. Die gesendeten Daten werden in der globalen Datenbank Movebank gespeichert, die Martin Wikelski in Kooperation mit dem Kommunikations-, Informations-, Medienzentrum (KIM) der Universität Konstanz weiterentwickelt. Erfasst werden die Daten bald durch das Satellitensystem ICARUS (International Cooperation for Animal Research Using Space), das der Biologe federführend auf den Weg gebracht hat und mit dessen Hilfe die Daten überall auf der Welt ausgelesen werden können. ICARUS wird von der Raumfahrtfirma SpaceTech in Immenstaad am Bodensee federführend gebaut und von einem internationalen Konsortium von Wissenschaftlern betrieben. Im Juni 2017 soll ICARUS auf der internationalen Raumstation ISS installiert werden.

Zur Analyse der Positions-, Körper- und Umgebungsdaten der Tiere nutzt Martin Wikelski eine weitere Konstanzer Expertise. Der Informatiker Prof. Dr. Daniel Keim ist spezialisiert auf die visuelle Analyse großer Datenmengen. Er verknüpft die multiplen Datensätze in ausgeklügelten Visualisierungen, wodurch sie erst interpretierbar werden. Martin Wikelski versteht sich als Teamplayer beim Aufbau eines „Powerhauses“, das weltweit einzigartig ist. Die Verleihung des Max-Planck-Forschungspreises sieht er entsprechend als „Auszeichnung dieser Entwicklung an der Universität Konstanz“.

Martin Wikelski ist wichtig, dass die Förderung durch den Max-Planck-Forschungspreis in einen größeren Zusammenhang gestellt wird, der konkrete Auswirkungen auf das Leben der Menschen hat. Die global gesammelten Daten werden es ermöglichen, Erkenntnisse zum Klimawandel zu sammeln, Erdbeben vorauszusagen oder beispielsweise den Ebola-Wirt zwischen zwei Epidemien zu identifizieren. Schließlich könnten in naher Zukunft Heuschreckenplagen der Vergangenheit angehören, weil es möglich sein wird, das Schwarmverhalten der Tiere zu verstehen. Die Idee dahinter ist, überall auf der Welt „Anzeigetiere“ zu haben, mit deren Hilfe ein globales Beobachtungssystem aufgebaut werden kann.

Über den Preisträger:
Martin Wikelski hatte von Juni 2008 bis April 2016 die Professur für Ornithologie an der Universität Konstanz inne und lehrt hier nun als Honorarprofessor. Als Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie leitet er seit Dezember 2007 die Abteilung „Tierwanderungen und Immunökologie“ in Radolfzell. Nach seinem Studium der Zoologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und seiner Promotion in Verhaltensökologie an der Universität Bielefeld forschte Martin Wikelski von 1995 bis 2007 an verschiedenen Universitäten und Forschungseinrichtungen in den USA, zuletzt seit 2000 an der Princeton University. Er ist „Emerging Explorer“ der National Geographic Society. Seit 2011 ist Martin Wikelski Leiter der Migration Ecology Group der FAO Task Force for Wildlife and Ecosystem Health. Er ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Seine Forschung wurde mehrfach ausgezeichnet.

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: + 49 7531 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de

Quelle: idw

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Nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten kann Arbeitszeitwünsche verwirklichen

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Aktuelle Untersuchung

Kürzer oder längerer arbeiten – nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten kann Arbeitszeitwünsche verwirklichen

Millionen Beschäftigte würden gern kürzer oder länger arbeiten als ihre momentane Arbeitszeit vorsieht. Doch nur einer Minderheit gelingt es, diesen Wunsch umzusetzen, zeigt eine aktuelle Studie.

Gut die Hälfte der Beschäftigten ist mit ihrer aktuellen Wochenarbeitszeit unzufrieden. Das geht aus der Untersuchung einer Forschungsgruppe um den Arbeitszeitexperten Dr. Hartmut Seifert, Senior Research Fellow im Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, hervor*. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben im Rahmen eines von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungsprojekts Daten des Sozio-oekonomischen Panels der Jahre 2011 bis 2014 ausgewertet. In jedem Beobachtungsjahr wurden mehr als 10.000 Beschäftigte befragt; die Ergebnisse sind repräsentativ für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland.

– Kürzer arbeiten würden am liebsten rund 40 Prozent der Befragten in allen Beobachtungsjahren, wobei nur die gezählt wurden, deren Wunscharbeitszeiten um mehr als fünf Wochenstunden von den tatsächlichen Büro- oder Fabrikstunden abweichen (siehe auch die Infografik; Link unten). Darunter sind besonders viele Beschäftigte, meist Männer, die über 40 Stunden pro Woche arbeiten. Die Beschäftigten wären bereit, für eine Arbeitszeitreduzierung entsprechend auf Einkommen zu verzichten.

– Länger arbeiten würden gern 12 Prozent. Dies sind überwiegend Frauen, die bisher nur 20 Stunden in der Woche oder weniger berufstätig sind. Gezählt wurden wiederum nur Beschäftigte, bei denen Wunsch und Wirklichkeit um mindestens fünf Wochenstunden auseinanderliegen.

– Unabhängig vom Geschlecht am ehesten zufrieden mit ihrem zeitlichen Pensum sind Beschäftigte mit 34 bis 40 Stunden. Zwei Drittel von ihnen wollen gar keine Veränderung oder würden sich mit einer Anpassung von bis zu fünf Stunden pro Woche begnügen.

Diese Befunde bestätigen grundsätzlich die Ergebnisse früherer Untersuchungen. Neu ist, dass sich mit den gewählten Daten auch ermitteln lässt, inwieweit es Beschäftigten gelingt, ihre Arbeitszeitwünsche zu realisieren. Das kann grundsätzlich auf unterschiedlichen Wegen gelingen: Durch Veränderung der Arbeitszeit auf der bestehenden Stelle, durch einen Jobwechsel innerhalb des Betriebes oder durch Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber.

Betrachtet man diejenigen, die 2011 angegeben haben, gern deutlich kürzer arbeiten zu wollen, zeigt sich: Bis 2014 ist es nur rund 40 Prozent von ihnen gelungen, die tatsächliche Arbeitszeit um mindestens drei Stunden zu reduzieren. Von denen, die im Jahr 2011 eine Verlängerung anstrebten, konnten 44 Prozent ihren Wunsch bis 2014 umsetzen oder ihre Arbeitszeit wenigstens um drei Stunden aufstocken.

Diese relativ geringen Quoten zeigen nach Auffassung der Forschungsgruppe, dass gesetzliche oder tarifliche Regelungen zu Wahlarbeitszeiten dringend nötig sind. Alle Beschäftigte sollten verbriefte Ansprüche erhalten, die Arbeitszeiten nach ihren persönlichen Lebensbedingungen zu gestalten und bei Bedarf auch wieder zu ändern, schreiben die Forscher in den WSI-Mitteilungen.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:

http://media.boeckler.de/Sites/A/Online-Archiv/19052 – *Hartmut Seifert, Elke Holst, Wenzel Matiaske, Verena Tobsch: Arbeitszeitwünsche und ihre kurzfristige Realisierung. In: WSI-Mitteilungen, Heft 4/2016.
http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=66291&chunk=1 – Infografik zum Download im Böckler Impuls 12/2016

Quelle: idw

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Wann ist Nano sicher? Broschüre für jedermann zeigt Arbeit des Forschungsverbundes Nanosicherheit

Dr. Carola Jung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien gGmbH

Sechs Leibniz-Institute stellen in der neuen Broschüre ihre Forschung zum Thema Nanosicherheit vor. Als Forschungsverbund Nanosicherheit nähern sie sich diesem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Unter der Leitung des INM widmen sie sich zum Beispiel den Fragen, wie Nanopartikel Zellen beeinflussen, wann Nanopartikel sicher sind, wie dazugehörige Testsysteme beschaffen sein müssen oder wie die Gesellschaft mit dem Begriff Nano umgeht. Seine Ziele und Projekte hat der Forschungsverbund nun in einer Broschüre zusammengefasst, die beim INM unter contact@leibniz-inm.de und bei den Partnerinstituten erhältlich ist.

Der Forschungsverbund Nanosicherheit wurde 2012 gegründet. Seitdem setzt er seine Arbeit auch mit Unterstützung der Leibniz-Gemeinschaft fort.

„Wir freuen uns sehr, dass die Leibniz-Gemeinschaft diesen Forschungsverbund fördert, weil die Erkenntnisse zu einer nachhaltigen Entwicklung der Nanotechnologie beitragen“, betont Eduard Arzt, Sprecher des Forschungsverbundes und Wissenschaftlicher Geschäftsführer des INM. Dies sei nötig, da sich Nanopartikel im Alltag und Arbeitsleben fast überall fänden. Sie werden zum Beispiel in Touchscreens verarbeitet und für Energiespeichermaterialien, medizinische Implantate oder in der medizinischen Diagnostik verwendet.

Mit 1 bis 100 Nanometer haben Nanopartikel ähnliche Größen wie manche Viren oder medizinische Wirkstoffmoleküle. Deshalb drängen sich viele Fragen auf: Welchen Einfluss haben Nanopartikel auf die Reaktionen in menschlichen Zellen und wie funktioniert der Wirkmechanismus auf molekularer Ebene? Welche Eigenschaften müssen Nanopartikel aufweisen, um sicher zu sein und welche Testsysteme kann man für die Überprüfung der Sicherheit heranziehen? Was verbinden Fachleute und Laien eigentlich mit den Begriffen „Nano“ und „Nanosicherheit“? Und wie gelingt es am besten, die wissenschaftlichen Daten dazu nutzbar und vergleichbar zu machen?

Diesen und anderen Fragen werden die Partner im Forschungsverbund weiter nachgehen. In ihm beteiligen sich Chemiker, Physiker, Materialwissenschaftler, Toxikologen, Mediziner, Biologen, Bildungswissenschaftler und Datenbankspezialisten mit ihren fachspezifischen Sicht- und Arbeitsweisen. „Diese Kompetenzen ergänzen sich und erlauben uns so, Antworten auf die drängenden Fragen zu finden“, fasst Annette Kraegeloh, Koordinatorin des Verbundes und Leiterin der Arbeitsgruppe Nano Zell Interaktionen am INM, die Vorteile des Verbundes zusammen.

Hintergrund:
Das INM koordiniert den 2012 gegründeten Forschungsverbund Nanosicherheit. Für seine Arbeit stellt die Leibniz-Gemeinschaft bisher 280.000 Euro bis 2020 zur Verfügung. Zum Forschungsverbund gehören neben dem INM das FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur, das Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften, das IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, das IUF – Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sowie das IWM – Leibniz-Institut für Wissensmedien Tübingen. Neben der Koordination des Forschungsverbundes Nanosicherheit ist das INM auch Verbundpartner im Leibniz-Forschungsverbund Medizintechnik.

Weitere Informationen zu den Leibniz-Forschungsverbünden unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de/forschung/leibniz-forschungsverbuende/.

Download der Broschüre unter http://www.leibniz-inm.de/wp-content/uploads/Broschüre-Forschungsverbund-Nanosic….

Ihre Expertin:
Dr. Annette Kraegeloh
INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien
Leiterin Nano Zell Interaktionen
Koordinatorin des Forschungsverbundes Nanosicherheit
Tel: 0681-9300-440
annette.kraegeloh@leibniz-inm.de

Das INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien erforscht und entwickelt Materialien – für heute, morgen und übermorgen. Chemiker, Physiker, Biologen, Material- und Ingenieurwissenschaftler prägen die Arbeit am INM. Vom Molekül bis zur Pilotfertigung richten die Forscher ihren Blick auf drei wesentliche Fragen: Welche Materialeigenschaften sind neu, wie untersucht man sie und wie kann man sie zukünftig für industrielle und lebensnahe Anwendungen nutzen? Dabei bestimmen vier Leitthemen die aktuellen Entwicklungen am INM: Neue Materialien für Energieanwendungen, Neue Konzepte für medizinische Oberflächen, Neue Oberflächenmaterialien für tribologische Systeme sowie Nano-Sicherheit und Nano-Bio. Die Forschung am INM gliedert sich in die drei Felder Nanokomposit-Technologie, Grenzflächenmaterialien und Biogrenzflächen.

Weitere Informationen:
http://www.leibniz-gemeinschaft.de/forschung/leibniz-forschungsverbuende/
http://www.leibniz-inm.de
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: idw

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Ozeanversauerung und die gesellschaftlichen Folgen

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Wissenschaftler der Uni Bremen entwickeln Ökosystemmodell in Zusammenarbeit mit Akteuren in Norwegen ein Ökosystemmodell, über das sie in der Fachzeitschrift „Frontiers in Marine Science“ berichten.

Der Klimawandel führt nicht nur zu einer Erwärmung der Erde und einer Verstärkung von Wetterextremen – auch die Ozeane sind vom fortschreitenden Eintrag von Kohlendioxid aus der Atmosphäre betroffen, was ihren pH-Wert stetig absenkt. Diese Versauerung der Meere geht derzeit ungebremst voran, und die möglichen Folgen für die marinen Ökosysteme und menschliche Gesellschaften sind nur sehr unvollständig verstanden.

Wissenschaftler der Universität Bremen haben jetzt erste Ergebnisse zu den erwarteten ökologischen Veränderungen und ihren Auswirkungen in Norwegen veröffentlicht. Sie haben in Zusammenarbeit mit potentiell betroffenen gesellschaftlichen Akteuren ein Ökosystemmodell entwickelt, das die relevanten Umweltprozesse integriert und die resultierenden ökologischen Veränderungen und deren sozioökonomische Auswirkungen untersucht. Diese partizipative Methode beschreiben sie in dem Artikel „Stakeholder-Informed Ecosystem Modeling of Ocean Warming and Acidification Impacts in the Barents Sea Region“ in der Open-Access-Zeitschrift „Frontiers in Marine Science“.
(doi:10.3389/fmars.2016.00093)

„Es bestehen noch große wissenschaftliche Unsicherheiten über die Folgen der Ozeanversauerung, dennoch müssen wir schon jetzt versuchen die möglichen Folgen für die Gesellschaft zu verstehen – denn wenn alle Unklarheiten ausgeräumt sind, könnte es zu spät zum Handeln sein“, beschreibt der Leiter der Studie, Professor Stefan Gößling-Reisemann vom artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen, die Motivation hinter der Arbeit, die innerhalb des deutschen Forschungsnetzes BIOACID (Biological Impacts of Ocean ACIDification) stattfindet. „Es ist daher wichtig, unter Berücksichtigung aller Unsicherheiten zu untersuchen, welche Akteure potentiell betroffenen sind und welche vorbeugenden Anpassungsmöglichkeiten es gibt. Unser Forschungsansatz basiert auf der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Dazu nutzen wir Computermodelle, die auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft sind und gleichzeitig die Wahrnehmungen und Interessen der Akteure berücksichtigen.“

Vom Ökosystem zur Gesellschaft
Das erstellte Modell wurde mit den Akteuren aus der Fischerei, dem Tourismussektor und von Umweltschutzorganisationen in einem Workshop in Tromsø, Nordnorwegen diskutiert, und gemeinsam über gesellschaftliche Anpassungsoptionen an die prognostizierten Veränderungen beraten. Nach übereinstimmender Meinung der Akteure ist das norwegische Fischerei- und Küstenmanagement generell gut aufgestellt, um mit den ökologischen Veränderungen der Zukunft umgehen zu können, wie z.B. mit dem Einwandern neuer Arten durch die Erwärmung der Meere. Die zusätzlichen Auswirkungen der Ozeanversauerung könnten jedoch den Druck auf die marinen Arten und damit die von ihnen abhängigen Gruppen stark erhöhen. Einige Akteure, wie Küstenfischer und lokale Tourismusunternehmen, sind stark abhängig von bestimmten Arten wie dem Kabeljau, Pottwalen oder Seevögeln, die durch indirekte Auswirkungen im Nahrungsnetz von der Versauerung und Erwärmung der Ozeane betroffen sein können. Wenn die Bestände sich verringern oder in andere Regionen abwandern, bedeutet dies daher zusätzliches gesellschaftliches Konfliktpotenzial und eine Herausforderung für das Management der Meere und Küsten.

„Die Interaktionen zwischen den Arten im marinen Nahrungsnetz spielen eine wichtige Rolle in der Wahrnehmung von marinen Ökosystemen bei den gesellschaftlichen Akteuren. Dieses Wissen basiert auf jahrzehntelanger Erfahrung und Beobachtung. Diese Interaktionen sind daher eine Grundlage, um zukünftige Verschiebungen im Ökosystem zu verstehen und diese mit den betroffenen Gruppen zu diskutieren“ erklärt Stefan Königstein, Meeresbiologe an der Uni Bremen. „So hilft dieses Wissen uns, zu verstehen, welche Kompromisse in der Nutzung des Meeres notwendig werden können. Selbst in einem wirtschaftsstarken Land wie Norwegen gibt es Gesellschaftsgruppen, die stärker unter den vom Klimawandel verursachten Umweltveränderungen leiden werden. Diese Auswirkungen können durch gutes gesellschaftliches Management und faire Verteilung der Nutzungsrechte abgefedert werden.“

Das BIOACID-Forschungsprojekt
Biological Impacts of Ocean Acidification III (Biologische Auswirkungen der Ozeanversauerung, Phase III) ist ein Verbundprogramm, das vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel koordiniert wird. Ziel von BIOACID III ist es, die biologischen Veränderungen in marinen Systemen zu integrieren und ihre Auswirkungen auf Gesellschaften besser zu verstehen. Das Themengebiet zu „Systemübergreifenden Auswirkungen der Ozeanversauerung für Ökosysteme und Gesellschaften“ wird dabei gemeinsam von Wissenschaftlern der Universität Bremen und dem Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven geleitet.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
artec – Forschungszentrum Nachhaltigkeit
Prof. Dr. Stefan Gößling-Reisemann
Tel. 0421 218 64884
E-Mail: sgr@uni-bremen.de

Stefan Königstein
Tel. 0421 218 64894
E-Mail: koenigstein@uni-bremen.de
http://www.bioacid.de

Quelle: idw

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FluidSTORY: eine innovative Lösung zur Speicherung von Energie

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das Projekt FluidSTORY, gefördert von der nationalen Forschungsagentur Frankreichs (ANR), befasst sich seit 2016 mit der Untersuchung der Machbarkeit einer Zukunftslösung für die unterirdische Speicherung von Energie. Das Prinzip besteht darin, den Überschuss an Strom in Methan umzuwandeln und zu speichern, um ihn später bei Bedarf in Form von elektrischer Energie wieder abzugeben.

Erneuerbare Energien werden bis 2020 in Europa 20 % des Energiemixes ausmachen. Um ein Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Energieproduktion zu finden und die Netzstabilität zu gewährleisten, ist es notwendig, Lösungen zu finden, um die Fluktuationen der erneuerbaren Energien auszugleichen und Energie im großen Maße zu speichern und freizugeben, wenn sie benötigt wird.

Einer der vielversprechendsten Ansätze zur Speicherung besteht darin, elektrische Energie in Flüssigkeiten zu transformieren. Das Elektrolyse-Methanisierungs-Oxyfuel-Verfahren (aus Oxy für Oxygen (Sauerstoff) und fuel für Brennstoff), kurz EMO, verwandelt den überschüssigen Strom in Methan. Der Prozess erfolgt in zwei Schritten: Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff durch Elektrolyse von Wasser und Methan durch die Reaktion von Wasserstoff mit CO2. Das Methan treibt dann eine Turbine zur Stromerzeugung an. Dieses Verfahren ermöglicht die temporäre Speicherung in reversibler und fester Form von großen Mengen an Flüssigkeiten (Sauerstoff, CO2 und Methan).

Geplant ist, diese Flüssigkeiten in Hohlräumen in den tieferen Salzschichten der Erde zu speichern, so wie es heutzutage schon für die Lagerung von Kohlenwasserstoffen (strategischen Reserven, die saisonale Speicherung) angewandt wird. Das Hauptziel des Projektes FluidSTORY ist es, die Machbarkeit, Sicherheit und Integrität der Speicherung von Sauerstoff und CO2 für das EMO-Konzept in solchen Hohlräumen zu untersuchen. Ein wichtiger Teil des Projekts widmet sich der Bearbeitung von verschiedenen technischen und ökologischen Fragen, wie: Können verschiedene Flüssigkeiten in getrennten Hohlräumen oder im gleichem Volumen gespeichert werden? Wie reagiert das Gas mit dem Restwasser in diesen Hohlräumen? Was sind die Risiken in der Betriebsphase oder bei einer Standortschließung? Zudem sollen die erforderlichen Bedingungen definiert werden, die mittel- bis langfristig erfüllt sein müssen, um bis 2030-2050 der wirtschaftlichen Rentabilität dieser Speicherlösung in Frankreich gerecht zu werden. Das Projekt hat somit auch eine wirtschaftliche Komponente, um die Bedürfnisse in Bezug auf die Lagerung und den Energiekontext zu beurteilen, in dem das Verfahren eine Lösung bieten könnte.

Eine methodische Bestandsaufnahme der vorhandenen Hohlräume und potenzieller neuer Hohlräume ermöglicht die genaue Erfassung der Verfügbarkeit von Speicher-Volumen, die für den Einsatz dieser Technologie vorhanden sind.

Das Projekt wird mit 2,1 Millionen Euro über einen Zeitraum von 4 Jahren von der ANR gefördert und vereint 3 öffentliche und 4 private Partner mit folgenden Aufgabenbereichen:

BRGM (Forschungsbüro für Geologie und Bergbau): Koordination, geologische Untersuchungen und Sicherheitsrisiken
ARMINES: Thermodynamik und Geochemie, Oberflächenprozesse
X-LMS Polytechnic: Thermomechanik, Simulationen
Brouard Consulting: Thermomechanik
Geostock: Geotechnik, Expertise in Hohlräumen
Geogreen: Strategie und Wirtschaft
AREVA H2-GEN: Elektrolyse

Die Projektaktivitäten werden von einem externen Ausschuss der Industrie im Energiesektor überwacht, an denen Air Liquide und Engie teilnehmen. Das Projekt wird zudem von Avenia Cluster und S2E2 unterstützt.

Weitere Informationen:
Kontakt: Arthur De Pas, Tel.: +33 (0)2 38 64 46 65 – presse@brgm.fr

Quelle: „Projet FluidSTORY : une solution innovante pour stocker l’énergie“, Pressemitteilung des , französischen Forschungsbüros für Geologie und Bergbau (BRGM), 01.07.2016 – http://www.brgm.fr/publication-presse/projet-fluidstory-solution-innovante-stock…

Redakteurin: Daniela Niethammer, daniela.niethammer@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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UDE/UK Essen: Die meisten Schlaganfälle lassen sich vermeiden

Beate Kostka M.A. Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Die meisten Schlaganfälle lassen sich vermeiden, wenn die Risikofaktoren rechtzeitig behandelt werden. Das ist das Ergebnis einer großen internationalen Studie mit knapp 27.000 Teilnehmern in 32 Ländern weltweit, die jetzt in der Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht wurde. Beteiligt ist auch die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) am Universitätsklinikum Essen.

Die häufigste Ursache für Tod und schwere Behinderungen weltweit ist heutzutage der Schlaganfall; gefolgt von Krebserkrankungen und Herzinfarkt. Welche Rolle dabei den beeinflussbaren Risikofaktoren zukommt, war bislang noch nicht umfassend datengestützt untersucht worden. Der Neurologe Prof. Dr. Hans-Christoph Diener: „Unsere Studie zeigt auf, dass ca. 90 Prozent dieser Schlaganfälle vermeidbar gewesen wären, hätten die Betroffenen gesünder gelebt – sei es, dass sie weniger Nikotin oder Alkohol zu sich genommen oder auch mehr Sport getrieben hätten.“

Die Interstroke Studie wurde vom Population-Health-Research-Institut der McMaster University in Hamilton/Kanada geleitet. Die Deutschlandkoordination übernahm die Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Fakultät der UDE am UK Essen unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener und Prof. Dr. Christian Weimar. Zwischen 2007 und 2015 wurden 26.919 Teilnehmer aus 32 Ländern untersucht. Erfasst wurden Patienten mit einem akuten Schlaganfall, denen jeweils eine Kontrollperson ohne Schlaganfall desselben Alters und Geschlechts zugeordnet wurde. Dann wurde nach Risikofaktoren für einen Schlaganfall geschaut.

Die Studie identifizierte wichtige behandelbare Risikofaktoren für den Schlaganfall wie Bluthochdruck, mangelnde körperliche Betätigung, erhöhte Blutfette, ungesunde Ernährung, Übergewicht, Rauchen, Herzerkrankungen, übermäßiger Alkoholkonsum und Diabetes mellitus. Prof. Diener: „Behandelt man diese relevanten Faktoren konsequent, gingen die Schlaganfälle drastisch zurück. Wichtig wäre deshalb, dass auch in Deutschland entsprechende Förderungsprogramme initiiert und umgesetzt werden.“

Weitere Informationen:
Global and regional effects of potentially modifiable risk factors associated with acute stroke in 32 countries (INTERSTROKE): a case-control study
Christine Harrell, Tel. 0201/723-1615, christine.harrell@uni-due.de

Weitere Informationen:
http://www.thelancet.com/pdfs/journals/lancet/PIIS0140-6736(16)30506-2.pdf

Quelle: idw

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Richtig Gärtnern für Wildbienen: Was schützt, was schadet

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Ratgeber der Deutschen Wildtier Stiftung zeigt auf, was man im Spätsommer für die nächste Wildbienen-Generation tun kann

Nur noch zwei Monate, dann hält der Altweibersommer bei uns Einzug. Die immer schwächer werdenden Wildbienen drehen ihre allerletzten Runden über duftende Stauden und Blumenwiesen. Das Leben der „Wildbienen-Eltern“ geht jetzt zu Ende; aber für den Nachkommen haben sie vorgesorgt. Die Wildbienenbrut schlummert in sorgsam angelegten Nestern. Wer einen Garten hat, übernimmt auch Verantwortung für die jungen Wildbienen. Wie sie sicher durchs Jahr kommen, zeigt der neue Ratgeber der Deutschen Wildtier Stiftung. Jeder der einen grünen Daumen hat, kann sich am Wildbienenschutz beteiligen.

1) Beete nicht mit Torfmulch abdecken
Wildbienen graben ihre Nester in lockeren Erdboden. Dicke Torfschichten meiden sie. Geeignete Böden sind offene Bodenstellen, z. B. zwischen Gehwegplatten.
2) Exotische Pflanzen nur bedingt pflanzen
Sträucher werden im Herbst gesetzt – aber bitte möglichst keine exotischen Pflanzen! Ein Beispiel: Die aus China stammende Forsythie liefert trotz ihrer leuchtend gelben Blüten weder Nahrung noch ist sie eine geeignete Nisthilfe.
3) Leere Schneckenhäuser nicht wegwerfen
Die zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene legt ihre Eier ausschließlich in leere Schneckenhäuser. Das zerbrechliche Kalk-Häuschen tarnt sie mit Reisig und Laub.
4) Totholz liegenlassen
Manche Wildbienenarten nagen Gänge in morsches Holz und legen hier ihre Eier hinein. Oder sie nutzen alte Käfer-Bohrlöcher, um dort ihre Nester zu bauen.
5) Sonnige Ecken wählen
Alle Nisthilfen für Wildbienen nutzen nichts, wenn sie im Schatten liegen. Die Brut kann sich nur entwickeln, wenn sich der Ort, an dem sie ruht, immer wieder erwärmen kann.
6) Hohle Stängel über den Winter stehen lassen
Wildbienen, die oberirdisch nisten, bauen ihre Nester in stabilen Pflanzenstängeln. Holunderbusch- oder Brombeerstängel sind ideal. 50 bis 80 cm über dem Boden schneiden und über den Winter stehen lassen.
7) Nisthilfe selber bauen
Nutzen Sie dafür hohle Bambusstäbe, die ca. 10 cm lang sind. In eine saubere, leere Konservendose bis zur Mitte Gips gießen. Stäbe einsetzen, trocknen lassen, Nisthilfe waagerecht an einen sonnigen, regen- und windgeschützten Ort legen.
8) Natürliche Nischen entwickeln
Wildbienen brauchen Vielfalt. Je mehr Wildpflanzen, Laub und Totholz sie vorfinden, desto besser. Solche Nischen können auch in aufgeräumten Gärten integriert werden.
9) Trockenmauer aufbauen
In warmen Steinmauern suchen sich die Wildbienen Plätze in Ritzen oder kleben Nester aus Pflanzenharz und mineralischem Mörtel an die Steine.
10) Sandhaufen anlegen
Er sollte ca. 30 Zentimeter hoch sein und sonnig liegen. Im Sand bauen die Wildbienen ihre Nester. Auch mit Sand gefüllte Blumentöpfe stellen gute künstliche Nisthilfen dar.

Der aktuelle Praxis-Ratgeber der Deutschen Wildtier Stiftung „Wildbienen – schützen und fördern im Kleingarten“ bietet Anregungen, wie Garten oder Balkon zum Paradies für die fleißigen Bestäuber werden. Er wurde mit dem führenden deutschen Wildbienenexperten Dr. Christian Schmid-Egger entwickelt und kann kostenlos unter www.deutschewildtierstiftung.de/publikationen bestellt oder unter Telefon 040 970 786 90 angefordert werden. Bitte fordern Sie das Cover bei uns in der Pressestelle an.

www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Die DGOU begrüßt gesetzliche Klarstellung zur Bildung der Rettungsgasse

Susanne Herda und Stefanie Becker Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) begrüßt die Initiative des Gesetzgebers, die Vorgaben zur Bildung einer Rettungsgasse in der Straßenverkehrsordnung (StVO) mittels einer verständlichen Verhaltensregel zu vereinfachen. Autofahrer müssen die Rettungsgasse künftig immer unabhängig von der Anzahl der Fahrbahnen zwischen dem äußerst linken und dem unmittelbar rechts daneben liegenden Fahrstreifen bilden (§11 Absatz 2 StVO).

„Das ist eine sinnvolle Maßnahme zur Verbesserung der Rettungskette, da die derzeitige Regelung von Autofahrern oft nicht zufriedenstellend umgesetzt wird“, sagt Professor Dr. Reinhard Hoffmann, Generalsekretär der DGOU. Die Folge: Der Weg für Notärzte und Rettungskräfte ist häufig blockiert. Hier sei auch das Verantwortungsbewusstsein der Autofahrer gefordert.

Sobald Fahrzeuge auf Autobahnen oder mehrspurigen Außerortsstraßen Schritt-Tempo fahren oder sich im Stillstand befinden, muss künftig die Rettungsgasse gebildet werden. Damit wird der Zeitpunkt für die Bildung der Rettungsgasse konkretisiert. Der Begriff „Stockender Verkehr“ wurde in der Vergangenheit oft missverständlich interpretiert. Leicht einprägen können sich Autofahrer die neue Vorgabe anhand der sogenannten „Rechte-Hand-Regel“: Dabei befindet sich die Rettungsgasse immer zwischen Daumen und Zeigefinger. Der Daumen markiert die linke Fahrspur und die anderen Finger eine beliebige Anzahl weiterer Fahrbahnen. Damit die vom Bundeskabinett beschlossene Novelle der Straßenverkehrsordnung für mehr Verkehrssicherheit in Kraft treten kann, muss noch der Bundesrat zustimmen. „Nach einem Unfall zählt für Ärzte und Rettungskräfte jede Sekunde, die schwerverletzten Verkehrsopfer schnellstmöglich zu erreichen und ihre Überlebenschancen zu verbessern“, unterstreicht Hoffmann die Notwendigkeit einer reibungslos funktionierenden Rettungsgasse.

Aus Sicht der Unfallchirurgen ist die gesetzliche Klarstellung zur Rettungsgasse ein wichtiger Mosaikstein für eine reibungslose Notfallmedizin: „Von der Rettung bis zum Eintreffen der schwerverletzten Patienten in eine Klinik darf keine unnötige Zeit verstreichen, denn Zeit ist Leben“, betont Hoffmann. Die präklinische Versorgung ist bei Mehrfachverletzten von entscheidender Bedeutung. Die ersten lebensrettenden Maßnahmen finden direkt am Unfallort durch Notarzt und Sanitäter statt: Aufgabe ist es, möglichst schnell die lebenswichtigen Körperfunktionen der Unfallopfer zu stabilisieren und sie in einen transportfähigen Zustand zu versetzen. Denn: Die besten Überlebenschancen hat der Patient in der sogenannten „Golden Hour of Shock“ – also innerhalb von 60 Minuten nach Eintreffen des Rettungsdienstes am Unfallort und der stationären Einlieferung in eine Klinik und den speziell für Schwerverletzte vorgesehenen Schockraum.

Durch die 2006 von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) gegründete Initiative TraumaNetzwerk DGU® garantieren mehr als 600 Traumazentren die Aufnahme von Schwerverletzten rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Alle Schwerverletzten werden entsprechend der S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletztenversorgung der DGU behandelt. „Wir werden auch in der Zukunft unsere Kräfte auf allen medizinischen Ebenen bündeln, um die Überlebenschancen von Schwerverletzten weiter zu erhöhen“, betont Hoffmann. Doch auch die Autofahrer stehen in der Pflicht: Eine Rettungsgasse kann nur funktionieren, wenn alle Pkw-Fahrer an einem Strang ziehen, die Vorschriften einhalten und ein Bewusstsein für die Situation entwickeln.

Dazu raten Verkehrsexperten:
• Bereits bei Schrittgeschwindigkeit eine Rettungsgasse bilden – nicht erst bei Annäherung der Einsatzfahrzeuge, da unnötig Zeit verloren geht.
• Bei Blaulicht und Einsatzhorn: die Geschwindigkeit verringern und klären, aus welcher Richtung die Einsatzfahrzeuge kommen.
• Blinker setzen, um den Verkehrsteilnehmern und Rettungsfahrzeugen mitzuteilen, zu welcher Seite ausgewichen wird.
• Im Zweifelsfall anhalten oder den Pkw möglichst parallel zur Fahrtrichtung ausrichten, damit nicht das Heck des Fahrzeugs in die Rettungsgasse hineinragt.
• Ausreichend Abstand zum vorderen Fahrzeug halten, um die Rettungsgasse bilden zu können. Stehen die Autos im Stau bereits dicht auf dicht, ist das oft nicht mehr möglich.
• Vor der Weiterfahrt prüfen, ob noch weitere Einsatzfahrzeuge folgen.

„Halten sich alle Autofahrer konsequent an die Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Rettungsgasse, würde das unsere Arbeit vor Ort erheblich erleichtern“, so die Unfallchirurgen. Begrüßenswert wäre daher auch die Einführung einer einheitlichen Regelung innerhalb Europas. Nach Ansicht der DGOU machen länderspezifische Abweichungen keinen Sinn und führen innerhalb der EU-Nachbarländer zu unnötiger Verunsicherung bei den Autofahrern.

Hintergrund:
Um die Überlebenschancen Schwerstverletzter zu erhöhen, haben Unfallchirurgen im Jahr 2006 im Weißbuch Schwerverletztenversorgung die optimalen Bedingungen für die Versorgung von Schwerverletzten festgehalten und die Initiative TraumaNetzwerk DGU® (TNW) gegründet. Ziel ist es, durch diese Vernetzungsstruktur die Behandlungsqualität zu sichern und zugleich die schnelle Versorgung der Patienten zu optimieren. Gegenwärtig erfüllen bundesweit rund 600 Traumazentren die Qualitätsvorgaben der DGU und sind in 51 zertifizierten TraumaNetzwerken DGU® (TNW) zusammengeschlossen. Diese Zusammenarbeit hat sich in enger Abstimmung mit den Rettungsdiensten in der Vergangenheit bewährt. Insbesondere bei Massenunfällen auf Autobahnen können viele schwerverletzte Menschen somit schnell und effizient versorgt werden.

Referenzen:
www.bmvi.de

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda und Stefanie Becker
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -06 oder -16
Telefax: +49 (0)30 340 60 36 01
E-Mail: presse@dgou.de

Weitere Informationen:
http://www.dgou.de
http://www.traumanetzwerk-dgu.de

Quelle: idw

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Für die deutsche Meeresforschung: 30 Jahre Forschungsschiff METEOR

Magdalena Schaeffer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

DFG-Präsident Strohschneider: „Unverzichtbare Infrastruktur der Meeresforschung“ / Jubiläumsfahrt vor den Azoren

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Forschungsschiffes METEOR die Bedeutung von Forschungsschiffen hervorgehoben. Auf einer Jubiläumsfahrt am 17. Juli 2016 vor der atlantischen Inselgruppe der Azoren sagte der Präsident der DFG, Professor Dr. Peter Strohschneider: „Die besondere Leistungskraft der deutschen Meeresforschung auch im internationalen Vergleich wäre ohne Forschungsschiffe undenkbar. Mit der umfangreichen Förderung von Forschungsschiffen als Hilfseinrichtungen sichert die DFG insbesondere auch der erkenntnisgeleiteten Forschung und zumal an den Universitäten den Zugang zu dieser unverzichtbaren Infrastruktur.“

Die METEOR ist das drittgrößte Forschungsschiff der deutschen Forschungsflotte. Sie ermöglicht Untersuchungen von Wasser, Organismen im Meer, Meeresboden und Atmosphäre und dient damit der Grundlagenforschung in allen relevanten Disziplinen der Meeresforschung. Die laufenden Kosten für den Schiffsbetrieb der METEOR wie auch der MARIA S. MERIAN, dem zweiten von der DFG geförderten Forschungsschiff, tragen zu 70 Prozent die DFG und zu 30 Prozent das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das auch der Eigentümer der METEOR ist. Die DFG-Senatskommission für Ozeanographie koordiniert die wissenschaftliche Fahrtplanung. Die Leitung des Schiffsbetriebs liegt bei der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe am Institut für Meereskunde der Universität Hamburg.

„Die Schiffe sind die zentralen Plattformen der Meeresforschung. Wichtige Erkenntnisse über die Rolle der Ozeane bei der Veränderung des Klimas oder auch faszinierende Entdeckungen wie die erstaunlichen Lebensgemeinschaften am mittelozeanischen Rücken, die ohne Sauerstoff auskommen, konnten nur mithilfe von Forschungsschiffen gewonnen werden“, sagte der Vorsitzende der DFG-Senatskommission für Ozeanographie, Professor Dr. Michael Schulz. „Zeit für die Forschung auf dem Schiff ist daher eine sehr wertvolle Ressource. Die Aufgabe der Senatskommission ist es, diese nach Kriterien der wissenschaftlichen Qualität zu verteilen.“

Das mit 30 Plätzen für wissenschaftliches Personal ausgestattete Forschungsschiff METEOR wurde am 15. März 1986 in Dienst gestellt. Die erste Bewilligung von Mitteln für die Hilfseinrichtung erfolgte am 15. Juli 1986. Es ist das dritte Forschungsschiff dieses Namens: In Anlehnung an das „graue“ Forschungsschiff METEOR (1925-1946) und das „weiße“ Forschungsschiff METEOR (1964-1985) wird das heutige Forschungsschiff nach seiner Farbe auch die „blaue“ METEOR genannt. Es hat rund 400 Forschungsfahrten in den Atlantischen, den Ostpazifischen und den Westindischen Ozean sowie das Mittelmeer und Nord- und Ostsee unternommen und dabei 1,3 Millionen Seemeilen zurückgelegt, was einer Strecke entspricht, die 60-mal um die Erde reicht. Die Fahrten, an denen 9800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teilnahmen, wurden durch eine Gesamtbewilligungssumme für die Betriebskosten von fast 250 Millionen Euro ermöglicht.

Ziel der Jubiläumsfahrt unter der Leitung des Geologen Dr. Christoph Beier von der Universität Erlangen-Nürnberg ist es, mithilfe des Bremer Tauchroboters MARUM-QUEST Beobachtungen in den Unterwasservulkanen vor den Azoren durchzuführen, um das Phänomen des Vulkanismus besser zu verstehen. Die Forscherinnen und Forscher wollen so der Antwort auf die Frage näherkommen, wie die Azoren entstanden sind.

Die METEOR wurde stetig an die Bedürfnisse der Wissenschaft angepasst und ist aus wissenschaftlicher Sicht bis heute in sehr gutem Zustand. Sie soll noch bis Ende dieser Dekade eingesetzt werden, danach soll ein Neubau sowohl die METEOR als auch das Forschungsschiff POSEIDON ersetzen. „Es ist sehr erfreulich, dass der Bund die Weichen entsprechend gestellt hat und die Mittel für einen Neubau bereitstellen wird“, sagte DFG-Präsident Peter Strohschneider. „Die DFG wird den Betrieb des neuen Schiffes mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen, um der deutschen Meeresforschung auch in Zukunft eine bestmögliche Infrastruktur zu bieten.“

Die Erforschung der Meere und Ozeane steht auch im Mittelpunkt des vom BMBF ausgerufenen Wissenschaftsjahrs 2016*17. Unter dem Motto „Entdecken – Nutzen – Schützen“ zeigt das Jahr, welchen Beitrag die Forschung dazu leistet, die Meere besser zu verstehen und nachhaltig zu nutzen. Die DFG ist in diesem Jahr wieder mit zahlreichen Aktionen für interessierte Bürgerinnen und Bürger verschiedener Altersgruppen dabei: unter anderem mit dem multimedialen Webformat „KlimaTaucher“, das Fragen zum Klimawandel aufgreift, und mit dem Videowettbewerb „MeerWissen“ im Rahmen des Wettbewerbs „fast forward science“ von Wissenschaft im Dialog.

Weiterführende Informationen
Ausführliche Informationen zum Forschungsschiff METEOR:
www.dfg.de/gefoerderte_projekte/hilfseinrichtungen_forschung/meteor/index.html

Ausführliche Informationen zur DFG-Senatskommission für Ozeanographie:
www.dfg.de/dfg_profil/gremien/senat/ozeanographie/index.html

Weitere Auskünfte erteilt auch der Vorsitzende der DFG-Senatskommission für Ozeanographie:
Prof. Dr. Michael Schulz, Universität Bremen, MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Tel. +49 421 218-65500, mschulz@marum.de

Ausführliche Informationen zu den Aktivitäten der DFG im Wissenschaftsjahr 2016*17: www.dfg.de/meere_ozeane

Quelle: idw

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Schwarzer Hautkrebs

Dr. med. Svenja Ludwig Pressestelle
Deutsche Krebshilfe

Entstehung von Metastasen vermeiden

Hannover (elf) – Die Bildung von Metastasen macht das maligne Melanom zu einer besonders gefährlichen Krebsart. Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule in Hannover wollen nun einen Weg finden, um die Metastasierung beim schwarzen Hautkrebs zu drosseln. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit rund 245.000 €.

Krebszellen sind mitunter deutlich beweglicher und dynamischer als gesunde Zellen. Beim schwarzen Hautkrebs ist dieser Bewegungsdrang der Tumorzellen besonders ausgeprägt. Sie wandern dabei von der Haut ins Köperinnere und gelangen ins Blutsystem. Von dort können sie sich im Körper ausbreiten. Die Metastasen, die auf diesem Weg entstehen, machen den schwarzen Hautkrebs besonders gefährlich.

Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover wollen nun einen Weg finden, um die Bildung von Metastasen beim schwarzen Hautkrebs zu drosseln. Ihr Ziel: die Melanomzellen in ihrer großen Wanderlust bremsen.

„Die Zellen unseres Körpers tragen in ihrer Hülle Sensoren, mit denen sie Signale aus ihrer Umgebung empfangen. Über diese Sensoren kann der sogenannte Ionenaustauscher NHE1 durch bestimmte Proteine und Zuckerketten den Befehl ‘Bewegung drosseln‘ erhalten“, erläutert die Projektleiterin Professor Dr. Daniela G. Seidler von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule. Gemeinsam mit Professor Dr. Christian Stock möchte sie diesen zelleigenen Signalweg dafür nutzen, die Krebszellen zum Stillstand zu bringen.

In einem ersten Schritt arbeiten die Forscher nun daran, den Mechanismus der Signalübertragung genau zu verstehen. Damit wollen sie den Grundstein für eine effektivere Behandlung von schwarzem Hautkrebs legen. „Glykotherapeutika – das sind zuckerartige Wirkstoffe – könnten die Signal-gebenden Zuckerketten nachahmen und gezielt an der Oberfläche von Tumorzellen an NHE1 binden“, so Seidler. Den Krebszellen könne auf diese Art vermittelt werden, ihre Beweglichkeit und Dynamik herabzusetzen.

Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, betont: „Wenn die gefährliche Metastasierung beim malignen Melanom künftig verhindert werden könnte, wäre dies ein wichtiger und sehr großer Fortschritt in der Krebsmedizin und für die Versorgung der betroffenen Patienten.“

Hintergrundinformation: Schwarzer Hautkrebs
Derzeit erkranken nach Hochrechnungen des Krebsregisters Schleswig-Holstein in Deutschland rund 30.600 Menschen jedes Jahr an schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom). Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt für Männer bei 64 Jahren und für Frauen bei 58 Jahren.

Die Anzahl der nach der Geburt erworbenen Pigmentmale stellt den höchsten Risikofaktor für das maligne Melanom dar. Menschen mit mehr als 100 Pigmentmalen tragen ein etwa siebenfach erhöhtes Risiko, an dieser Art des Hautkrebses zu erkranken. Sonnenbrände in der Kindheit und Jugend erhöhen das Hautkrebsrisiko um das Zwei- bis Dreifache.

Weitere Informationen finden Sie unter www.krebshilfe.de.

Quelle: idw

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Klimawandel: Hochwasser könnten noch größere Schäden verursachen als gedacht

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Schäden durch Hochwasser nehmen in Deutschland mit dem Klimawandel voraussichtlich zu, wie eine neue Studie zeigt. In der Vergangenheit haben Überschwemmungen an der Elbe und ähnliche Extremereignisse bereits gezeigt, welche verheerenden Schäden entstehen können, wenn in Verbindung mit bestimmten Wetterlagen heftiger und lang anhaltender Regen nicht mehr vom Boden aufgenommen werden kann und die Pegel der Flüsse ansteigen. Ohne entsprechende Anpassungsmaßnahmen könnten sich in Deutschland die jährlichen Schadenskosten von derzeit etwa 500 Millionen Euro künftig vervielfachen, zeigt die umfassende Analyse der Fachleute im Journal Natural Hazards and Earth System Sciences.

„Hochwasser wie das Juni-Hochwasser 2013 sind zwar seltene Ereignisse, sie haben jedoch große Folgen für Mensch und Umwelt und verursachen immense finanzielle Schäden“, erklärt Leitautor Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Eine Abschätzung dieser Schäden ist deshalb nicht nur wichtig für Kommunen vor Ort, sondern etwa für Versicherer. Aufbauend auf einer früheren Studie im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherer (GDV) haben die Wissenschaftler nun erneut einen Blick auf das Ausmaß möglicher Flutschäden geworfen und ihre ursprünglichen Ergebnisse mithilfe noch breiter aufgestellter Computersimulationen bestätigt. Doch nicht nur das: „Unsere jetzt noch viel aufwendigere Analyse illustriert nicht nur erneut, dass wir künftig wohl mit einer Zunahme der Schäden durch Hochwasser rechnen müssen – die Schadenskosten könnten sogar noch deutlich höher liegen als ursprünglich gedacht“, so Hattermann.

+++Rhein, Donau, Elbe, Weser und Ems: 5473 Flussabschnitte+++
„Wir haben für die fünf größten Flüsse Deutschlands in 35 verschiedenen Projektionen untersucht, wie sich der Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts auswirken könnte, und dabei insgesamt 5473 Flussabschnitte von Rhein, Donau, Elbe, Weser und Ems berücksichtig“, sagt Hattermann. Diese Veränderungen wurden dann sozusagen „übersetzt“ in Flutrisiko und Schadenspotenzial. „Bemerkenswert ist, dass trotz der großen Unsicherheit, die mit jeder Szenarienanalyse verbunden ist, alle neueren Szenarien einen Anstieg der Schäden projizieren. Um so wichtiger ist es, sich konsequent an das sich ändernde Klima anzupassen. Und gerade bei Hochwasser gibt es dazu viele Möglichkeiten“, so der Ko-Autor Olaf Burghoff, Leiter Sachstatistik und Naturgefahrenmodellierung beim GDV.

„Forschung ist nie ein einzelner abgeschlossener Vorgang, sondern ein Prozess. Als Wissenschaftler stellen wir unsere Arbeit deshalb kontinuierlich selbst auf die Probe, mit dem Ziel noch robustere Ergebnisse zu erzielen“, sagt Ko-Autor Peter Hoffmann vom PIK. Hier war der zweite Blick gleich zweifach interessant, denn die Bestätigung der Ergebnisse zeigt auch, dass die ersten Abschätzungen noch zu konservativ waren.“ Berücksichtigt für das Schadenspotenzial wurden auch in dieser Studie jedoch nur Eigenheime und kleine Betriebe, nicht aber Großbetriebe oder etwa Kraftwerke, die fast immer in Flussnähe angesiedelt sind. In der Realität liegen die Schadenskosten deshalb meist noch höher.

Artikel: Hattermann, F.F.; Huang, S.; Burghoff, O.; Hoffmann, P.; Kundzewicz, Z. (2016): Brief Communication: An update of the article „Modelling flood damages under climate change conditions – a case study for Germany“. Nat. Hazards Earth Syst. Sci. [DOI:10.5194/nhess-16-1617-2016]

Weblink zum Artikel nachdem er veröffentlich ist:
http://www.natural-hazards-and-earth-system-sciences.net/index.html

Link zur vorherigen Studie im Auftrag des GDV:
Hattermann, F.F.; Huang, S.; Burghoff, O.; Willems, W.; Österle, H.; Büchener, M.; Kundzewicz, Z. (2014): Modelling flood damage under climate change conditions – a case study for Germany. Nat. Hazards Earth Syst. Sci., 14, 3151-3168. [DOI:10.5194/nhess-14-3151-2014]
http://www.nat-hazards-earth-syst-sci.net/14/3151/2014/

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Quelle: idw

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„Pokémon Go“ aus wissenschaftlicher Perspektive

Benedikt Bieber Pressestelle
Frankfurt University of Applied Sciences

Prof. Dr. Claus-Peter H. Ernst von der Frankfurt UAS hat das Phänomen „Pokémon“ in einer empirischen Studie untersucht / Statement zu der Veröffentlichung von „Pokémon Go“

„Pokémon Go“ zählt bereits jetzt zu den erfolgreichsten mobilen Videospielen. Das Spiel ist in der Lage, generationsübergreifend zu begeistern: Die älteren Spieler/-innen kennen die Pokémon-Figuren noch aus ihrer Kindheit und Jugend durch Game Boy, Anime und Sammelkartenspiel; die jüngeren Spieler/-innen erleben das Phänomen gerade aktuell durch Nintendo 3DS, Netflix und eben „Pokémon Go“. Prof. Dr. Claus-Peter H. Ernst, Experte für Mediennutzung an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), hat im letzten Jahr in einer empirischen Studie die Erfolgsfaktoren der Pokémon-Spiele untersucht. Die Studie „Why People Play Pokémon: The Role of Perceived Belonging“ ist eine der weltweit ersten Studien, die sich wissenschaftlich mit dem Phänomen „Pokémon“ auseinandersetzt. Die Ergebnisse wurden dem Fachpublikum bei der Americas Conference on Information Systems 2015 vorgestellt und der zugehörige Forschungsartikel im Rahmen des begleitenden Tagungsbands veröffentlicht.

Das neuste Spiel der Pokémon-Reihe konnte Millionen von Nutzerinnen und Nutzern in nur wenigen Tagen erreichen. Diesen großen Erfolg führt Ernst auf mehrere Faktoren zurück: „Das neuste Spiel der Reihe ermöglicht den Spielerinnen und Spielern, sich einen lang gehegten Traum zu erfüllen und zum ersten Mal wirklich auf ihre eigene Pokémon-Reise zu gehen. Während bei jüngeren Spielerinnen und Spielern Spaß und Wettkampf im Vordergrund stehen, spielt bei den älteren gleichzeitig das Schwelgen in Nostalgie eine entscheidende Rolle. Hinzu kommt der gefühlt große technologische Sprung durch die Umsetzung mittels Augmented Reality. Während dies bei jüngeren Menschen, welche die schwarz-weiße Game Boy-Ära nicht miterlebt haben und gestochen scharfe, farbenfrohe Videospielunterhaltung gewohnt sind, nur einen untergeordneten „Wow-Faktor“ hervorruft, sind die neuen technischen Möglichkeiten für die Älteren keine Selbstverständlichkeit und Grund genug, sich erneut für Pokémon begeistern zu können. Schließlich sind auch soziale Bedürfnisse Teil des aktuellen Phänomens. Spieler/-innen begegnen sich zufällig in der realen Welt beim Fangen von Pokémon oder treffen sich gezielt zur Eroberung von Arenen. Somit wird das gemeinsame Erleben und Spielen aus dem Internet wieder in die Realität transferiert und Menschen mit gleichen Interessen einander näher gebracht.“

Prof. Dr. Claus-Peter H. Ernst lehrt und forscht im Bereich der Mediennutzung an der Frankfurt University of Applied Sciences und beschäftigt sich u. a. mit dem Erfolg von Videospielen. So veröffentlichte er gemeinsam mit Alexander Ernst im letzten Jahr eine empirische Studie zu den Erfolgsfaktoren der Pokémon-Videospiele und präsentierte die Ergebnisse einem interessierten Fachpublikum bei der Americas Conference on Information Systems 2015.

Gerne steht Prof. Dr. Ernst für Interviews, Fragen und Statements bzgl. des aktuellen Erfolgs von „Pokémon Go“ zur Verfügung.

Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht, Prof. Dr. Claus-Peter H. Ernst, Telefon: 0151/41900131, E-Mail: cernst@fb3.fra-uas.de

Weitere Informationen zu Prof. Dr. Ernst und seinen Forschungsthemen unter: https://www.frankfurt-university.de/?id=12862

Weitere Informationen:
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Quelle: idw

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Wie das Schmelzwasser der Eisschilde das Klima durcheinanderbrachte

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Wie heute das Grönlandeis, so schmolz am Ende der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren ein großer Eispanzer in Nordamerika. Sein Schmelzwasser hat das Klima in Nordwest-Europa und Nordwestafrika tiefgreifend beeinflusst. Der zuvor entgegengesetzte Zusammenhang zwischen den Niederschlagsmengen in Nordwestafrika und Nordwesteuropa kehrte sich um. Ob und wie das Schmelzen des Grönlandeises unser Klima verändern wird, simulierten internationale Forscher. Sie nutzten dafür Tropfsteine aus Höhlen als Klimatagebücher der Vergangenheit.

Wie wird das Abschmelzen des Grönlandeises unser Klima beeinflussen? Um eine Vorstellung davon zu erlangen, blicken Forscher weit zurück in die Vergangenheit. Im frühen Holozän – vor etwa 11.700 bis 8.000 Jahren – schmolz ein großer Eispanzer in Nordamerika ab. Anhand von Tropfsteinen in Höhlen, sogenannten Speläothemen, und Computersimulationen rekonstruierte ein internationales Team um Dr. Jasper Wassenburg von der Ruhr-Universität Bochum die Folgen: Heute beobachtet man einen entgegengesetzten Zusammenhang zwischen den Niederschlagsmengen in Nordwestafrika und Nordwesteuropa. Wenn in Nordwesteuropa ein feuchtes Winterklima vorherrscht, ist das Klima in Nordwestafrika trocken. Dieser Zusammenhang kehrte sich im frühen Holozän infolge des Abschmelzens des Eispanzers um, so dass es an beiden Orten zeitgleich feucht beziehungsweise trocken war. Das Klima veränderte sich tiefgreifend. Die Forscher berichten in der aktuellen Ausgabe von Nature Geoscience.

Luftdruck-Gegensatz bestimmt das Klima
Maßgeblich für das Winterklima in Nordwesteuropa und im Mittelmeerraum ist die Nordatlantische Oszillation (NAO): die Schwankungen des Luftdruck-Gegensatzes zwischen dem Azorenhoch im Süden und dem Islandtief im Norden des Nordatlantiks. Die Forscher wollten wissen, wie sich die NAO verhält, wenn – wie zurzeit bedingt durch den Klimawandel – Eisschilde und Gletscher rund um den Nordatlantik abschmelzen.

Klimatagebuch aus der Höhle
Um das herauszufinden, nutzten sie Speläotheme als Klimaarchiv: Sie konnten zeigen, dass in Nordwestmarokko das Verhältnis der darin enthaltenen Sauerstoff-Isotope 18O und 16O unter anderem durch die Niederschlagsmengen beeinflusst ist. Somit konnten sie anhand von Speläothemen aus Nordwestmarokko und Westdeutschland auf das dortige Klima vom frühen bis zum späten Holozän vor etwa 11.700 bis 2.500 Jahren schließen.

Korrelation kehrt sich um
Es zeigte sich, dass über mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte hinweg die Niederschlagsmenge an den beiden Orten im mittleren Holozän (vor 8.000 bis 5.900 Jahren) und im späten Holozän vor 4.700 bis 2.500 Jahren in negativer Korrelation zueinander standen. Es gab also an einem der beiden Orte weniger Niederschlag, wenn es am anderen viel Niederschlag gab, genau wie heute. Im frühen Holozän gab es jedoch eine positive Korrelation der Niederschläge zwischen beiden Regionen. Im Übergang zum mittleren Holozän hat sich der Zusammenhang umgekehrt.

Klimasimulationen verdeutlichen Reaktion des Klimas auf das Abschmelzen
Um die Gründe dafür herauszufinden, führte das Team Klimasimulationen mit einem gekoppelten Atmosphäre-Ozean-Modell durch. „Eine mögliche Erklärung für die umgekehrte Korrelation ist das endgültige Abschmelzen des Nordamerikanischen Eisschildes im frühen Holozän“, erklärt Jasper Wassenburg, der die Untersuchung in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Adrian Immenhauser am Lehrstuhl für Sediment- und Isotopengeologie der Ruhr-Universität Bochum durchführte und inzwischen ans Institut für Geowissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gewechselt ist. Dieser Eispanzer bedeckte während der letzten Eiszeit große Teile Kanadas. Gewaltige Mengen an Schmelzwasser flossen in den Nordatlantik und veränderten dessen Strömungsmuster. „Mit den Simulationen unseres Klimamodells konnten wir zeigen, dass nur ein kombinierter Effekt, bestehend aus der Wirkung des Nordamerikanischen Eisschildes auf die atmosphärische sowie seines Schmelzwassers auf die ozeanische Zirkulation, die positive Korrelation der Niederschläge in Marokko und Deutschland erklären kann“, erklärt Dr. Stephan Dietrich, der die Simulationen am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung auswertete und mittlerweile an der Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz beschäftigt ist.

Eisschild hatte einen stark kühlenden Effekt
Atmosphärische Zirkulationsmuster wie die NAO sind abhängig von Luftdruckmustern, die durch die Aufheizung und Abkühlung von Luft entstehen. Meeresströmungen spielen dabei eine wichtige Rolle, weil sie die Verteilung der Wärme und somit auch die Luftzirkulation beeinflussen. Der Nordamerikanische Eisschild hatte einen stark kühlenden Effekt: Schnee und Eis reflektieren viel Sonnenlicht, die Forscher nennen diesen Effekt Albedo. Er führte dazu, dass sich über dem Eisschild ein stabiles Hochdruckgebiet entwickelte.
Außerdem beeinflusste das Schmelzwasser die Stärke der Ozeanströme, insbesondere den Nordatlantikstrom. „Auch wenn die genauen Mechanismen noch unbekannt sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Effekte maßgeblich dafür sind, dass sich die positive Korrelation der Niederschläge in Marokko und Deutschland nach dem endgültigen Abschmelzen des Nordamerikanische Eisschildes in eine negative umgekehrt hat“, erklärt Jasper Wassenburg.

Ähnliches Szenario ist möglich
Wenn nun das Grönlandeis abschmilzt und sein Schmelzwasser in den Nordatlantik fließt, könnte sich ein ähnliches Szenario ergeben, in dem sich die NAO wie im frühen Holozän verändert, folgern die Forscher. „Allerdings gibt es entscheidende Unterschiede zwischen den klimatischen Gegebenheiten im frühen und im späten Holozän, so dass wir nur schwer voraussagen können, ob und wie die NAO beeinflusst werden wird“, so der Forscher.
„Wir nehmen an, dass es vor allem von der Geschwindigkeit, mit der das Grönlandeis schmilzt, und von der Menge des Schmelzwassers abhängt.“ Detailliertere Rekonstruktionen des Klimas und genaue Messungen der Veränderung des Grönlandeises seien notwendig, um die Mechanismen zu verstehen, die zur Veränderung der Korrelationsmuster beitragen.

Internationales Team der Studie
An der Studie beteiligt waren Forscher der Ruhr-Universität Bochum, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, des Alfred-Wegener-Instituts, des Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung Bremerhaven, der Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Universität Innsbruck, der Faculty of Sciences Dhar Mahraz Fès und des Max-Planck-Instituts für Chemie, Mainz.

Förderung
Die Studie wurde gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG IM44/1; WA3532/1-1) und die Max-Planck-Gesellschaft.

Originalpublikation
Jasper A. Wassenburg, Stephan Dietrich, Jan Fietzke, Jens Fohlmeister, Klaus Peter Jochum, Denis Scholz, Detlev K. Richter, Abdellah Sabaoui, Christoph Spötl, Gerrit Lohmann, Meinrat O. Andreae and Adrian Immenhauser. Reorganization of the North Atlantic Oscillation during early Holocene deglaciation, in: Nature Geoscience, 2016, DOI: 10.1038/ngeo2767

Quelle: idw

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Heftige Dosis Sonne: Bei der Arbeit im Freien bekommt die Haut einiges an UV-Strahlung ab

Stefan Boltz Pressestelle
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – DGUV

Wer im Freien arbeitet, bekommt mehr Sonne und damit krebserzeugende ultraviolette Strahlung ab als andere Beschäftigte. Wie stark sonnenbelastet welche Berufe tatsächlich sind, darüber fehlten bislang präzise Angaben. Diese Wissenslücke hat das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) nun geschlossen. Im Rahmen eines Forschungsprojektes hat es detaillierte Belastungsdaten für die verschiedensten Tätigkeiten in Außenbereichen gesammelt und ausgewertet. Das Ergebnis: Über die Sommermonate ist die Belastung der betroffenen Berufsgruppen so verschieden wie ihre Arbeit. Maßgeschneiderte Prävention ist deshalb wichtig.

Seit 2015 kann weißer Hautkrebs durch Sonnenstrahlung als Berufskrankheit anerkannt werden. Das betrifft vor allem Menschen, die beruflich viel im Freien arbeiten. Im Fall einer Berufskrankheit leistet die gesetzliche Unfallversicherung. Sie nutzt aber auch alle geeigneten Mittel, um Berufskrankheiten erst gar nicht entstehen zu lassen. „Dafür brauchen wir sehr genaue Informationen darüber, für welche Beschäftigten die Belastung besonders hoch ist“, sagt Dr. Walter Eichendorf, stv. Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Eichendorf: „Nur dann können wir zielgerichtete und wirksame Präventionsmaßnahmen ergreifen.“
Diese Informationen hat das IFA als Ergebnis einer groß angelegten Untersuchung an bislang 600 Personen nun geliefert: Demnach sind beispielsweise Beschäftigte in Steinbrüchen oder im Kanalbau mehr als dreimal so stark UV-belastet wie Personen, die im Ackerbau oder zu Fuß in der Postzustellung tätig sind. Der Projektleiter und IFA-Strahlungsexperte Dr. Marc Wittlich: „Einige Ergebnisse haben uns wirklich überrascht. So ist zum Beispiel die Belastung auf dem Bau sehr verschieden, je nachdem ob Dächer gedeckt oder Gerüste gebaut werden.“ Die Gründe hierfür gälte es jetzt genau zu beleuchten. Wittlich: „Klar ist aber: Bei allen beobachteten Beschäftigten ist die Belastung so hoch, dass etwas getan werden muss.“

Bei den Schutzmaßnahmen, die Arbeitgeber ergreifen müssen, haben technische und organisatorische Lösungen laut Arbeitsschutzgesetz Vorrang. „Dazu zählen zum Beispiel der Einsatz von Sonnensegeln oder die Verlagerung der Arbeit in Zeiten mit geringerer UV-Belastung, wie am frühen Morgen oder späten Nachmittag“, sagt Bernhard Arenz, Präventionsleiter der Berufsgenossenschaft für die Bauwirtschaft (BG BAU). „Reicht das nicht aus, ist auf jeden Fall körperbedeckende Kleidung plus Kopfschutz notwendig“, erklärt Reinhold Knittel, Sprecher der Geschäftsführung der Sozialversicherung für Landwirtschaft Forsten und Gartenbau (SVLFG). „Sonnenschutzmittel sollten dann verwendet werden, wenn anderer Schutz nicht möglich ist, und sie müssen einen hohen Lichtschutzfaktor haben.“
Grundsätzlich gilt: Schon bei Aufenthaltszeiten von wenigen Minuten im Freien ist im Sommer Schutz notwendig. Denn langfristige Schäden können auch ohne Sonnenbrand entstehen. „Das sollte man nicht nur bei der Arbeit beachten, sondern auch in der Freizeit“, so Eichendorf.

Hintergrund
Hautkrebs durch UV-Strahlung stellt eine der zukünftigen Herausforderungen für die Prävention von Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren dar. Gleichzeitig ist das Wissen über die Strahlungsdosis bei Tätigkeiten im Freien gering. Es liegen weltweit nur einige wenige, regional begrenzte Studien vor.
Das Forschungsprojekt GENESIS-UV (von GENeration and Extraction System for Individual expoSure) ist eine Untersuchung im Auftrag von Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, Träger der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland. Um die Strahlungsdosis an möglichst vielen verschiedenen Außenarbeitsplätzen ermitteln und bewerten zu können, hat das IFA ein Messsystem entwickelt, mit dem sich die UV-Belastung direkt an der Person über eine komplette Arbeitsschicht messen lässt, ohne dass Einschränkungen während der Tätigkeit entstehen.
Alle Testpersonen erhalten eine Einheit des GENESIS-UV-Systems. Sie besteht aus einem Datenlogger-Dosimeter und einem Tablet-PC. Das System erfasst UV-Belastungsdaten automatisch zwischen 07:30 Uhr und 17:30 Uhr. Das Auslesen der Daten und der Datentransfer an einen zentralen Datenbankserver geschieht am Ende jeder Arbeitswoche. Dazu wird das Messgerät an den Tablet-PC angeschlossen. Der weitere Prozess läuft automatisch ab. So erhält das IFA wochenaktuelle Messwerte aus allen Regionen Deutschlands. Die Auswertung der Daten geschieht anonym, nur mit Blick auf die untersuchte Tätigkeit. Ein Rückschluss auf einzelne Personen ist ausgeschlossen.
600 Probanden und Probandinnen wurden bislang mit dem System ausgestattet und sammelten seit 2014 an insgesamt 65 000 Messtagen bereits 2 300 000 000 Datensätze, die die Grundlage für die Projektergebnisse bilden. Weitere Details zu den Ergebnissen erscheinen in Kürze unter www.genesis-uv.eu.

Weitere Informationen:
http://www.genesis-uv.eu – Website des Projekts

Anhang
Infografiken – Messergebnisse UV-Dosis nach Berufsgruppen und Branchen
https://idw-online.de/de/attachment50369

Quelle: idw

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Gleichspannung revolutioniert die industrielle Energieversorgung

Jörg Walz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

Die Erhöhung der Energieeffizienz, der Umgang mit schwankenden Energieangeboten sowie mit einer geringeren Energiebereitstellungsqualität sind Aufgaben, denen sich Produktionen in naher Zukunft verstärkt stellen müssen. Das Fraunhofer IPA und das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart entwickeln nun seit Anfang Juli gemeinsam mit Forschungspartnern und Industrieunternehmen im Forschungsprojekt »DC-INDUSTRIE« neue Formen der industriellen Energieversorgung, mit denen sich diese Aufgaben lösen lassen.

Im industriellen Umfeld ist heute die dreiphasige 400-V-AC-Stromversorgung Standard. Durch den Trend hin zu energieeffizienten, drehzahlveränderlichen elektrischen Antrieben werden in Anlagen immer häufiger Frequenzumrichter eingesetzt, die über einen Gleichspannungs- Zwischenkreis verfügen. Hier ist stets eine Wandlung der elektrischen Energie von Wechselspannung in Gleichspannung notwendig.

Die Idee des Forschungsprojekts
Die Abkehr von der Wechsel- hin zur Gleichspannung eröffnet enorme Effizienzvorteile und Energieeinsparungen bei der Versorgung von Maschinen und Anlagen. Dabei ist das Ziel die bedarfsorientierte Verteilung von Energie innerhalb von Produktionsanlagen mit einem Höchstmaß an Energiewiederverwendung und einer Minimierung von Wandlungsverlusten.

Zusätzlich bieten die technisch vereinfachte Integration von Energiespeichern und regenerativen Energiequellen sowie die systemimmanente Möglichkeit der Rekuperation, d. h. die Wiedergewinnung und -verwendung von Bremsenergie neue Chancen für ein intelligentes Energiemanagement. EEP und IPA entwickeln gemeinsam die notwendigen Methoden für die Planung, Einführung und Nutzung des industriellen Mikro DC Smart Grid.

Eine über das DC-Netz versorgte Produktion ist robust hinsichtlich schwankender Netzqualität und kann flexibel auf schwankende Energieangebote reagieren. Das trägt zu einer Stabilisierung des Energienetzes bei.

Das Projekt »DC-INDUSTRIE – Intelligentes offenes DC-Netz in der Industrie für hocheffiziente Systemlösungen mit elektrischen Antrieben« hat ein Gesamtvolumen von knapp zehn Millionen Euro. Es wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert und hat eine Laufzeit von drei Jahren.

Fachlicher Ansprechpartner
Timm Kuhlmann | Telefon +49 711 970-1903 | timm.kuhlmann@ipa.fraunhofer.de | Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA |

Weitere Informationen:
http://www.ipa.fraunhofer.de/projekt_dc-industrie.html
http://www.ipa.fraunhofer.de

Quelle: idw

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Krankheitserregende Bakterien per Anhalter durch Nord- und Ostsee?

Ralf Röchert Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

AWI-Forscher weisen erstmalig lebende, potentiell krankheitserregende Vibrionen auf Mikroplastikpartikeln nach

Mit steigender Wassertemperatur nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass in Nord- und Ostsee potentiell krankheitserregende Bakterien auftreten. AWI-Wissenschaftler haben jetzt nachgewiesen, dass eine Gruppe dieser Bakterien, sogenannte Vibrionen, auch auf Mikroplastikpartikeln leben können. Sie wollen zukünftig die Rolle der Partikel für die Anreicherung und mögliche Verbreitung dieser Bakterien genauer untersuchen.

Sommerliche Hitzewellen können dazu führen, dass sich krankheitserregende Bakterien in Nord- und Ostsee stark vermehren. In den vergangenen Jahren waren darunter auch Bakterien der Gattung Vibrio, die Durchfallerkrankungen oder schwere Entzündungen hervorrufen können. „Vibrionen sind Klimawandel-Gewinner, weil ihre Anzahl bei hohen Temperaturen in die Höhe schnellt“, sagt Dr. Gunnar Gerdts, Mikrobiologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) auf Helgoland. Die Bakterien sind in gemäßigten Sommern nur vereinzelt im Meerwasser nachweisbar, können sich aber bei Hitzewellen explosionsartig vermehren, wenn die Wassertemperatur 22 Grad Celsius übersteigt. Gerade in küstennahen Gebieten der Ostsee kam es in der Vergangenheit bei solchen Hitzewellen immer wieder zu Krankheits- und auch Todesfällen, hervorgerufen durch das Bakterium Vibrio vulnificus.

Gerdts und sein Team haben Proben aus dem Meer genommen und untersucht, ob die Bakterien auch von einem neuen Lebensraum profitieren, der sogenannten „Plastisphäre“. In Biofilmen auf der Oberfläche von Plastikpartikeln leben Bakterien, Pilze und Kleinstalgen, die in einer Schleimschicht wachsen. Sie sind beispielsweise bekannt als Grundlage für den Bewuchs auf Schiffsrümpfen. Die Zusammensetzung dieser Biofilme variiert dabei abhängig von der Beschaffenheit der Oberfläche und den Lebewesen im umgebenden Wasser. Aufgrund von Gensequenzierungen lag die Vermutung nahe, dass auch Vibrionen Teil dieser Lebensgemeinschaft sein könnten.

Jetzt ist es den Helgoländer Mikrobiologen erstmalig gelungen, lebende, potentiell humanpathogene Vibrio-Spezies in Biofilmen auf Mikroplastikpartikeln nachzuweisen. „Das zeigt das Potential auf, dass die Krankheitserreger möglicherweise auf den Partikeln hitchhiken, sich also per Anhalter innerhalb eines Ökosystems verteilen und auch darüber hinaus verbreiten können“, ordnet Gunnar Gerdts die aktuellen Forschungsergebnisse ein.

Für ihre Studie, die jetzt online in der Fachzeitschrift Marine Environmental Research publiziert wurde, hatten die AWI-Wissenschaftler mit dem Forschungsschiff Heincke an 62 Stationen in Nord- und Ostsee Wasserproben genommen. Zusätzlich nutzten sie einen sogenannten Neuston-Katamaran (Foto), mit dessen Hilfe sie Mikroplastikpartikel direkt unterhalb der Wasseroberfläche abfischten und im Labor weiter untersuchten. Insgesamt hatten die Wissenschaftler 185 Partikel gesammelt. Davon wurden auf 19 Plastikpartikeln Vibrionen nachgewiesen, welche auch überwiegend in den Wasserproben an denselben Stationen vorhanden waren.

Die gute Nachricht: Im Rahmen ihrer Untersuchungen stießen die Helgoländer AWI-Forscher nicht auf krankheitserregende Genotypen. Mikrobiologe Gunnar Gerdts tauscht sich zu diesem Thema auch mit Behörden aus. „An der Nord- und Ostseeküste untersuchen die Landesuntersuchungsämter bereits exemplarisch Wasserproben hinsichtlich Vibrio-Spezies. Sollte sich in der Zukunft zeigen, dass mit Vibrionen „aufgeladene“ Mikroplastikpartikel regelmäßig vorkommen, gibt das Anlass zur Sorge, da Biofilme allgemein höhere Bakterien-Dichten aufweisen als das Freiwasser“, berichtet der AWI-Forscher.

Die in der Studie verwendete Untersuchungsmethode lässt übrigens derzeit keine Rückschlüsse darauf zu, ob sich Vibrionen an den Plastikpartikeln anhäufen. In dem genutzten Kulturansatz konnten die Wissenschaftler ausschließlich nachweisen, ob Vibrionen im Wasser oder an Mikroplastikpartikeln leben oder nicht. „In Zukunft wollen wir daher die Anzahl der Vibrionen auf den Plastikpartikeln zusätzlich mittels der sogenannten quantitativen Polymerase-Kettenreaktion bestimmen, die dann auch quantitative Vergleiche ermöglicht“, nennt Gunnar Gerdts die nächsten Forschungsziele.

Hintergrund:
Bei Vibrionen unterscheidet man neben Arten auch Genotypen, deren krankheitserregendes Potential unterschiedlich ist. Die in der Studie nachgewiesenen Genotypen wiesen aber nicht die Virulenzgene auf, wie sie z.B. in pandemischen Genotypen, wie z.B. Vibrio cholerae El-Tor, einem der Cholera-Erreger, vorhanden sind. Gleichwohl können aber auch solche nicht „klassisch virulenten“ Vibrionen durchaus zu ernsthaften Erkrankungen führen, wenn der Gesundheitszustand des infizierten Menschen eine Vorschädigung aufweist (z.B. Diabetes).

Originalstudie:
Inga V. Kirstein, Sidika Kirmizi, Antje Wichels, Alexa Garin-Fernandez, Rene Erler, Martin Löder, Gunnar Gerdts: Dangerous hitchhikers? Evidence for potentially pathogenic Vibrio spp. on microplastic particles. Marine Environmental Research (Volume 120, September 2016, Pages 1-8) http://dx.doi.org/10.1016/j.marenvres.2016.07.004

Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: idw

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Lohn- und Arbeitskosten: Deutschland weiter auf Position acht

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

EU-Vergleich des IMK

Lohn- und Arbeitskosten: Deutschland weiter auf Position acht – Normalisierung beim Zuwachs, Rückstand noch nicht aufgeholt

Deutschland rangiert bei den Lohn- und Arbeitskosten für die private Wirtschaft wie in den Vorjahren im westeuropäischen Mittelfeld – Ende 2015 lag die Bundesrepublik unverändert an achter Stelle unter den EU-Ländern.

Mit nominal 2,7 Prozent lag der Zuwachs der deutschen Arbeitskosten 2015 oberhalb des Durchschnitts von EU (2,2 Prozent) und über dem sehr niedrigen Mittel des Euroraums (1,6 Prozent). Effekte des gesetzlichen Mindestlohns auf die gesamtwirtschaftliche Arbeitskostenentwicklung sind zwar nicht eindeutig auszumachen, es zeigen sich aber in einigen Dienstleistungsbranchen positive Lohneffekte. Trotz des etwas stärkeren Anstiegs hat Deutschland seinen über Jahre aufgelaufenen Rückstand bei der Entwicklung von Löhnen, Arbeitskosten und Lohnstückkosten noch nicht wieder aufgeholt, was auch zum erneuten Rekordüberschuss der deutschen Leistungsbilanz von 8,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beigetragen hat. Zu diesen Ergebnissen kommt der neue Arbeits- und Lohnstückkostenreport, den das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung heute auf einer Pressekonferenz in Berlin vorstellt.*

„Nachdem sich die deutschen Arbeitskosten in der Privatwirtschaft in den gesamten 2000er Jahren deutlich geringer als der EU-Durchschnitt entwickelt haben, scheint sich die Entwicklung seit 2011 in Deutschland langsam zu normalisieren“, schreiben die Wissenschaftler. Die Arbeitskosten spiegelten die kräftigere Entwicklung bei den Löhnen wider, die zuletzt wesentlich dazu beitrug, die hartnäckige Nachfrageschwäche bei den privaten Haushalten zu überwinden. „Dass die deutsche Wirtschaft in einem schwierigen internationalen Umfeld noch ganz passabel wächst, ist vor allem dieser Normalisierung zu verdanken“, sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK. „In Zeiten von Wachstumsschwäche in den Schwellenländern, von Brexit und nachwirkender Euroraum-Krise würden wir mit dem alten einseitig exportorientierten Wachstumsmodell Schiffbruch erleiden.“

Dabei konstatieren die Ökonomen in der längerfristigen Betrachtung allerdings noch einige Luft nach oben: Zwischen 2000 und 2015 nahmen die Arbeitskosten laut IMK in der Privatwirtschaft in der EU um durchschnittlich 2,8 Prozent pro Jahr zu, im Euroraum um 2,5 Prozent. Das Wachstum in Deutschland lag in diesem Zeitraum lediglich bei 2,0 Prozent im Jahresdurchschnitt – EU-weit der drittniedrigste Wert nach Griechenland (0,5 Prozent) und Portugal (1,8 Prozent), wo die Arbeitskosten im Zuge der Krise in den vergangenen Jahren zeitweise stagnierten oder sogar sanken.

In welchem Maße sich der Angleichungsprozess in diesem Jahr fortsetzt, ist nach Analyse des IMK noch offen. Zwar hat das Statistische Bundesamt für das 1. Quartal 2016 kürzlich einen Anstieg um 3,3 Prozent gemeldet. Da die Quartalswerte aber von Stichtagen abhängen, zu denen beispielsweise Tarifabschlüsse oder gesetzliche Änderungen wirksam werden, schwankten sie erfahrungsgemäß innerhalb eines Jahres sehr stark. Die Ökonomen haben die Quartalsentwicklung der vergangenen 15 Jahre unter die Lupe genommen. Ihr Ergebnis: In all den Jahren, in denen die Arbeitskosten im 1. Quartal um mindestens drei Prozent stiegen, lagen die endgültigen Jahresdurchschnittswerte unter dieser Marke – nicht selten deutlich. Das sei auch in diesem Jahr zu erwarten.

– Lohnstückkostenentwicklung: 12 Prozent unter dem Mittel des Euroraums ohne Deutschland – Auch bei den für die internationale Wettbewerbsfähigkeit wichtigeren Lohnstückkosten weist Deutschland für den Zeitraum von 2000 bis ins 1. Quartal 2016 weiterhin eine moderate Tendenz auf. Trotz einer ebenfalls etwas stärkeren Steigerung in den vergangenen Jahren sind die deutschen Lohnstückkosten seit Beginn der Währungsunion deutlich schwächer gestiegen als in allen anderen in der Studie betrachteten Mitgliedsstaaten des Euroraums mit Ausnahme Irlands und schwächer, als mit dem Inflationsziel der EZB vereinbar ist. Die deutsche Lohnstückkostenentwicklung lag zuletzt laut IMK immer noch um kumuliert gut 12 Prozent unter dem Durchschnitt des Euroraums ohne Deutschland. Das langjährige extrem schwache Wachstum der deutschen Lohnstückkosten trug zu den ausgeprägten wirtschaftlichen Ungleichgewichten im Euroraum bei.

Eine langfristig „stabilitätskonforme“ Wachstumsrate liegt nach Analyse des IMK bei zwei Prozent pro Jahr – nahe an der EZB-Zielinflationsrate. Dieser Wert sei 2015 in Deutschland zwar erreicht worden, während die Rate im Euroraum bei sehr niedrigen 1,2 Prozent lag. Im längerfristigen Durchschnitt seit 2000 nahmen die deutschen Lohnstückkosten aber nur um ein Prozent im Jahr zu. Das zeige, dass weiterhin Spielraum und erheblicher Nachholbedarf bei der Stärkung der inländischen Nachfrage bestehe, so die Forscher. „Die deutschen Exporte haben sich seit Anfang 2000 real mehr als verdoppelt, während die Binnennachfrage preisbereinigt gerade einmal um rund 11 Prozent zulegte“, schreiben die Studienautoren Dr. Alexander Herzog-Stein, Prof. Dr. Camille Logeay, Dr. Ulrike Stein und Dr. Rudolf Zwiener.

Um künftig gefährlichen Ungleichgewichten in der Währungsunion vorzubeugen, empfehlen die Ökonomen in Deutschland und europaweit eine makroökonomisch ausgerichtete Lohnpolitik, die sich an der Summe aus EZB-Zielinflation und dem längerfristigen Trend des Produktivitätszuwachses orientiert. Dabei sehen sie auch die Politik am Zuge: Unterstützung bei der Reichweite von Tarifverträgen helfe bei der Stabilisierung ebenso wie konsequente staatliche Investitionen. Halte sich der Staat fiskalpolitisch zu sehr zurück – wie beispielsweise in der Bundesrepublik – könne das die Lohnpolitik als dann einzige Stütze der Binnennachfrage überfordern, geben die Ökonomen zu bedenken.

– Arbeitskosten 2015: 32,70 Euro pro Stunde – Zu den Arbeitskosten zählen neben dem Bruttolohn die Arbeitgeberanteile an den Sozialbeiträgen, Aufwendungen für Aus- und Weiterbildung sowie als Arbeitskosten geltende Steuern. Das IMK nutzt für seine Studie die neuesten verfügbaren Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat.

2015 mussten deutsche Arbeitgeber in der Privatwirtschaft (Industrie und privater Dienstleistungsbereich) 32,70 Euro pro geleistete Arbeitsstunde aufwenden (siehe auch Tabelle 1 in der pdf-Version dieser PM; Link unten). Höher liegen die Arbeitskosten in sieben Ländern: In Dänemark, Belgien, Schweden, Luxemburg, Frankreich, Finnland und den Niederlanden müssen zwischen 43 und 33,30 Euro pro Stunde ausgegeben werden. Fast gleichauf mit den deutschen sind die Arbeitskosten in Österreich (32,60 Euro). Der Durchschnitt des Euroraums liegt bei 29,50 Euro. Etwas darunter folgen Großbritannien, das 2015 Arbeitskosten von 29,10 Euro auswies, Irland (28,70) und Italien (27,30 Euro). In den übrigen südeuropäischen EU-Staaten betragen sie zwischen 21,10 Euro (Spanien) und 12,50 Euro (Malta). Die „alten“ EU-Länder Griechenland und Portugal liegen mittlerweile hinter dem EU-Beitrittsland Slowenien, wo 15,80 Euro aufgewendet werden müssen. In Estland, der Slowakei, der Tschechischen Republik, Kroatien, Polen, Ungarn und Lettland betragen die Stundenwerte zwischen 10,80 und 7,50 Euro. In diesen Ländern waren die Steigerungsraten mit bis zu 7,4 Prozent im vergangenen Jahr überdurchschnittlich, während die Entwicklung in den meisten (ehemaligen) Krisenländern, aber auch in Belgien und den Niederlanden nahezu stagnierte. Schlusslichter sind Rumänien und Bulgarien mit Arbeitskosten von 5 bzw. 4,10 Euro pro Stunde.

– Nach Mindestlohn-Einführung wächst Abstand zwischen Industrie und Dienstleistungen erstmals nicht weiter – Im Verarbeitenden Gewerbe betrugen 2015 die Arbeitskosten in Deutschland 38 Euro pro Arbeitsstunde. Im EU-Vergleich steht die Bundesrepublik damit wie im Vorjahr an vierter Stelle als Teil einer größeren Gruppe von Industrieländern, die deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt von 32 Euro liegen. Dazu zählen auch Belgien mit industriellen Arbeitskosten von 43,30 Euro, Dänemark (42,40 Euro), Schweden (41,10 Euro) sowie Frankreich (37 Euro), Finnland (36,80 Euro), die Niederlande (34,80 Euro), und Österreich (35,20 Euro). Dabei ist nicht berücksichtigt, dass das Verarbeitende Gewerbe in der Bundesrepublik stärker als in jedem anderen EU-Land von günstigeren Vorleistungen aus dem Dienstleistungsbereich profitiert (siehe folgenden Abschnitt). 2015 stiegen die industriellen Arbeitskosten in Deutschland um 2,7 Prozent. Im Durchschnitt von EU und Euroraum waren es 2,0 bzw. 1,8 Prozent.

Im privaten Dienstleistungssektor lagen die deutschen Arbeitskosten 2014 mit 29,90 Euro weiterhin an neunter Stelle nach den nordischen EU-Staaten, den Benelux-Ländern, Frankreich und Österreich. Den höchsten Wert wies Dänemark mit 43,60 Euro aus, der Durchschnitt im Euroraum beträgt 28,50 Euro, in der gesamten EU 25,60. 2015 stiegen die Arbeitskosten im deutschen Dienstleistungssektor um 2,7 Prozent. Damit lag der Zuwachs über dem Durchschnitt in EU (2,2 Prozent) und Euroraum (1,5 Prozent).

Dass der Anstieg bei den Dienstleistungen in Deutschland anders als in den meisten Vorjahren nicht hinter dem in der Industrie zurückgeblieben ist, erklären die Forscher des IMK auch mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns. Dessen Wirkungen seien zwar auf Ebene der Gesamtwirtschaft nicht eindeutig zu identifizieren. In verschiedenen Dienstleistungsbranchen, in denen zuvor viele Beschäftigte für Stundenlöhne unter 8,50 Euro arbeiteten, ließen sich aber deutliche Lohneffekte ausmachen. „Somit kann davon ausgegangen werden, dass die Arbeitskostenentwicklung in der Privatwirtschaft und insbesondere dem Dienstleistungssektor im Jahr 2015 durch den Mindestlohn positiv beeinflusst wurde“, schreiben die Wissenschaftler.

– Industrie kann Vorleistungen günstiger einkaufen – Gleichwohl bleibt der Abstand der Arbeitskosten zwischen Verarbeitendem Gewerbe und Dienstleistungssektor weiterhin größer als in jedem anderen EU-Land, so das IMK. Er betrug Ende 2015 mehr als 21 Prozent. Vom vergleichsweise niedrigen Arbeitskostenniveau in den deutschen Dienstleistungsbranchen profitiert auch die Industrie, die dort Vorleistungen nachfragt. Dadurch entsteht eine Kosteneinsparung für die Industrie von acht bis zehn Prozent oder rund 3 Euro pro Stunde. Während der Dienstleistungssektor die Industrie hierzulande entlaste, sei es insbesondere in den mittel- und osteuropäischen EU-Ländern umgekehrt, so die Forscher.

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Prof. Dr. Gustav A. Horn
Wissenschaftlicher Direktor IMK
Tel.: 0211-7778-331
E-Mail: Gustav-Horn@boeckler.de

Ulrike Stein, PhD
IMK
Tel.: 0211-7778-339
E-Mail: Ulrike-Stein@boeckler.de

Alexander Herzog-Stein, PhD
IMK
Tel.: 0211-7778-235
E-Mail: Alexander-Herzog-Stein@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/p_imk_report_116_2016.pdf – *Alexander Herzog-Stein, Camille Logeay, Ulrike Stein, Rudolf Zwiener: Deutsche Arbeitskosten auf Stabilitätskurs. Arbeits- und Lohnstückkostenentwicklung 2015 im europäischen Vergleich. IMK Report Nr. 116, Juli 2016.
http://www.boeckler.de/pdf/pm_imk_2016_07_11.pdf – Die PM mit Tabelle (pdf)
https://youtu.be/8hKOkQWD3mI – Videostatement von Dr. Alexander Herzog-Stein

Quelle: idw

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Der Urlaub kann eine Gefahr für die Leber sein: Jetzt gegen Virushepatitis impfen

Rita Wilp externe Pressestelle
Deutsche Leberstiftung

Jetzt startet die Reise-Hauptsaison. Die Freude ist groß, doch in vielen beliebten Urlaubsregionen gibt es auch ein häufig unterschätztes Gesundheitsrisiko: Die Ansteckung mit einem Hepatitis-Virus. Einen wirksamen Schutz bietet die Impfung gegen Hepatitis A und B. Anlässlich des 17. Deutschen Lebertages am 20. November 2016 weisen die Ausrichter Deutsche Leberstiftung, Deutsche Leberhilfe e. V. und Gastro-Liga e. V. auf die Ansteckungsgefahren und Vorsorgemöglichkeiten hin. Der Lebertag steht unter dem Motto: „Leber/wert/voll“. Das Motto unterstreicht die Wichtigkeit des zentralen Stoffwechselorgans Leber und betont gleichzeitig die Notwendigkeit, die Leberwerte bestimmen zu lassen.

Ferienzeit – Hauptsaison für Hepatitis A
„Jede Reise-Hauptsaison ist gleichzeitig eine Hepatitis-Hauptsaison. In Deutschland ist die Hepatitis A zu einer Reisekrankheit geworden. Über die Hälfte der auftretenden Hepatitis A-Virusinfektionen wurden auf Reisen erworben“, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Die Hepatitis A wird durch das Hepatitis-A-Virus (HAV) verursacht. Die Ausscheidung des Erregers erfolgt über den Darm. Das HAV ist stabil gegenüber vielen Umwelteinflüssen und resistent gegenüber vielen Desinfektionsmitteln.

Eine Hepatitis A klingt zwar bei gesunden Menschen in der Regel nach einer Weile von selbst ab, doch bei älteren oder kranken Menschen kann eine Hepatitis A auch zu einem akuten Leberversagen führen. Eine wirkungsvolle Impfung schützt vor Hepatitis A. Selbst kurz vor Antritt der Reise ist es nicht zu spät für die Impfung.

Ferienzeit – Hepatitis B-Risiko bei Sex, Tattoo und Piercing
Neben der Ansteckungsgefahr mit dem HAV besteht im Urlaub ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Hepatitis B-Virus (HBV). Die Ansteckung erfolgt in erster Linie über Blut, Sperma oder Vaginalsekret. In einigen Fällen ist auch eine Übertragung durch Speichel möglich. Der häufigste Übertragungsweg ist ungeschützter Sex. Auch Tätowierungen, Ohrlochstechen oder Piercings, die nicht steril durchgeführt werden, sind riskant. Das Hepatitis B-Virus ist fünfzig- bis hundertmal infektiöser als HIV und schon eine kleine Menge Blut reichen aus, um sich zu infizieren. Sogar bei Kontakten mit der Gefahr kleinster Hautverletzungen wie beim Friseur (beispielsweise beim Nackenausrasieren), bei der Fußpflege oder bei unvorhergesehenen ärztlichen und zahnärztlichen Behandlungen besteht ein Infektionsrisiko, wenn keine hygienischen Bedingungen herrschen. Meist bemerken Infizierte nichts von ihrer Erkrankung. Kommt es jedoch zu einer chronischen Entzündung, besteht ein erhöhtes Risiko für bindegewebsartige Veränderungen der Leber (Fibrose) oder Zirrhose. Vor allem bei einer bestehenden Zirrhose ist das Risiko für einen Leberzellkrebs deutlich erhöht. Größtmöglichen Schutz vor einer Übertragung des Hepatitis B-Virus gewährleistet eine entsprechende Impfung.

Ferienzeit – Kombinationsimpfung bietet Schutz
Einen wirksamen Schutz vor einer Ansteckung mit Hepatitis A und B bietet eine Impfung. Beim Einsatz von Kombinations-Impfstoffen, die gegen Hepatitis A und B schützen, ist die Anzahl der notwendigen Injektionen vermindert und schützt für viele Jahre gegen eine Neuinfektion. Die Impfung erfolgt in drei Etappen: Die erste und zweite Spritze werden in einem Abstand von einem Monat gegeben; die dritte Spritze erfolgt nach weiteren fünf Monaten. Bei gesunden Erwachsenen besteht auch die Möglichkeit, durch ein beschleunigtes Schema an den Tagen 0, 7 und 21 den Impfschutz schneller zu erreichen. Die Impfungen sind im Allgemeinen gut verträglich.

Eine Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis D, da diese Erkrankung nur mit einer Hepatitis B gemeinsam vorkommen kann.

Ferienzeit – Restrisiko Hepatitis C
Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis C steht bisher nicht zur Verfügung. Das Hepatitis C-Virus (HCV) wird fast ausschließlich über Blut-Kontakte übertragen. Unsterile Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser sind die Haupt-Infektionsquellen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) infizieren sich jährlich mehrere Millionen Menschen mit dem Virus. In einigen Regionen Asiens oder Afrikas tragen mehr als fünf Prozent der Bevölkerung das Hepatitis C-Virus in sich. Es gibt heute sehr wirksame Therapien gegen Hepatitis C. Die Heilungsraten liegen in der Regel zwischen 90 und 100 Prozent. Allerdings wird die Erkrankung oft spät erkannt und kann unbehandelt in einer Leberzirrhose oder einem Leberzellkrebs münden. Auch hier ist die frühe Entdeckung der Erkrankung im Rahmen einer Untersuchung wichtig.

Auf die Bedeutung der Vorsorge-Untersuchungen und Schutzmöglichkeiten durch Impfungen weisen die Ausrichter des 17. Deutschen Lebertages am 20. November 2016 hin. Aufmerksamkeitsstark wird der bundesweite Aktionstag unter das Motto „Leber/wert/voll“ gestellt. Das Motto unterstreicht die Wichtigkeit des zentralen Stoffwechselorgans Leber und impliziert gleichzeitig die Notwendigkeit, die Leberwerte bestimmen zu lassen.

http://www.lebertag.org

Ansprechpartner
Deutsche Leberhilfe e. V.
Prof. Dr. Claus Niederau, Vorstandsvorsitzender
Krieler Straße 100, 50935 Köln
info@leberhilfe.org
http://www.leberhilfe.org

Deutsche Leberstiftung
Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender
Bianka Wiebner, Hauptgeschäftsführerin
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
presse@deutsche-leberstiftung.de
http://www.deutsche-leberstiftung.de

Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten
von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des
Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e. V.
Prof. Dr. Peter R. Galle, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats
Friedrich-List-Straße 13, 35398 Gießen
geschaeftsstelle@gastro-liga.de
http://www.gastro-liga.de

Weitere Informationen:
http://www.lebertag.org 17. Deutscher Lebertag – Leber/wert/voll
http://www.leberhilfe.org Deutsche Leberhilfe e. V.
http://www.deutsche-leberstiftung.de Deutsche Leberstiftung
http://www.gastro-liga.de Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e. V.

Quelle: idw

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Sonnenhäuser wissenschaftlich bewertet

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Primärenergiebedarf und Kosten im Vergleich Nach der aktuellen Energieeinsparverordnung sollen neue Wohngebäude ein Viertel weniger Primärenergie benötigen. Sonnenhäuser mit großen Kollektorflächen erfüllen diesen Anspruch. In den gut gedämmten Gebäuden deckt eine Solaranlage mindestens 50 Prozent des Wärmebedarfs. Das BINE-Projektinfo „Sonnenhäuser energetisch und ökonomisch bewertet“ (09/2016) präsentiert Kosten und Energiebedarf verschiedener Solarhaus-Konzepte.

Primärenergiebedarf und Kosten im Vergleich
Um die Gebäude wissenschaftlich bewerten zu können, entwickelten die Wissenschaftler im Forschungsprojekt „HeizSolar“ ein neues Simulationsverfahren. Hiermit können Experten unterschiedliche Solarhaus-Konstellationen in Hinblick auf Primärenergiebedarf und Mehrkosten analysieren. Die Forscher variierten zum Beispiel den solaren Deckungsanteil von 50 bis 100 Prozent und kombinierten die Daten mit verschiedenen Effizienzhaus-Standards. Zusätzlich verglichen sie das Sonnenhaus-Konzept mit anderen CO2-armen Wärmeversorgungskonzepten, wie etwa der Deckung des Wärmebedarfs mit Pellets oder Scheitholz.

Die Basis für die Entwicklung des Simulationsverfahrens bildeten Auswertungen an drei Mehrfamilien- und sechs Einfamilienhäusern. Hierbei handelt es sich um konzeptionell unterschiedliche Solarhäuser, die über mehrere Heizperioden vermessen wurden. Aus den Monitoring-Ergebnissen und Betriebserfahrungen leiteten die Wissenschaftler Optimierungsvorschläge für Kollektoranordnung und Speichertechnologie ab.

Das Forschungsprojekt „HeizSolar“ fand unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme statt. Beteiligte Institute waren außerdem das Sonnenhaus-Institut, die Technische Universität Ilmenau sowie Solar- und Wärmetechnik Stuttgart.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich – unter www.bine.info oder 0228 – 92379-0.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe
hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:
http://www.bine.info/en – BINE Information Service – Energy research for practical applications
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Quelle: idw

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Sicherer, effizienter, dynamischer: Ulmer Ingenieure entwickeln Allradantrieb für Elektro-Zweiräder

Marieke Behnel Pressestelle
Universität Ulm

Verbesserte Fahrdynamik in kritischen Situationen und effektive Bremskraftnutzung für eine höhere Reichweite: Ulmer Ingenieure des Instituts für Mess-, Regel- und Mikrotechnik der Universität Ulm haben einen Allradantrieb für rein elektrisch betriebene Zweiräder entwickelt, der E-Krafträder nicht nur sicherer, sondern auch energieeffizienter macht. Nach drei Jahren haben die Wissenschaftler das Verbundprojekt „Sicherheitsfahrwerk mit Elektro-Allradantrieb für E-Bikes und E-Motorräder“ erfolgreich abgeschlossen – und präsentieren gemeinsam mit den Industriepartnern, dem Ulmer Unternehmen GIGATRONIK Technologies und den Stuttgarter Firmen ID-BIKE und ipdd, einen funktionsfähigen Prototypen.

Verbesserte Fahrdynamik in kritischen Situationen und effektive Bremskraftnutzung für eine höhere Reichweite: Ulmer Ingenieure des Instituts für Mess-, Regel- und Mikrotechnik (MRM) der Universität Ulm haben einen Allradantrieb für rein elektrisch betriebene Zweiräder entwickelt, der E-Motorräder nicht nur sicherer, sondern auch energieeffizienter macht. Nach drei Jahren haben die Wissenschaftler das Verbundprojekt „Sicherheitsfahrwerk mit Elektro-Allradantrieb für E-Bikes und E-Motorräder“ nun erfolgreich abgeschlossen – und präsentieren gemeinsam mit dem Unternehmen GIGATRONIK Technologies aus Ulm sowie den Stuttgarter Firmen ID-BIKE und ipdd einen funktionsfähigen Prototypen. Gefördert wurde das Projekt vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg sowie den Industriepartnern.

Im Automobilbereich schätzen Fahrer den Allradantrieb bereits seit längerem und besonders bei widrigen Straßenverhältnissen wie einer glatten, rutschigen Fahrbahn durch nasses Laub, Matsch oder Schnee. Obwohl auch Zweiräder enorme Vorteile durch das Antriebsprinzip haben, konnte sich ein zusätzlicher Motor am Vorderrad jedoch unter anderem aufgrund von Problemen bei der Konstruktion bisher nicht in der Serienproduktion durchsetzen. Ulmer Ingenieure haben nun einen Allradantrieb für E-Motorräder und andere rein elektrisch betriebene Zweiräder entwickelt, der die Fahrsicherheit in allen Fahrsituationen erhöht und das Energiemanagement optimiert. Als Prototyp diente ein Elektroleichtkraftrad mit Nabenmotor auf Basis des bis zu 45 km/h schnellen Elmoto-Kleinkraftrads vom Fahrzeughersteller ID-BIKE, der das „Krad“ für den Allradantrieb modifizierte. Der Entwicklungs- und Beratungsdienstleister im Bereich Elektronik, Embedded Systems und IT, GIGATRONIK, hat das Testgefährt mit einem hybriden Energiespeicher ausgestattet und eine neue Stromregelung für die Elektromotoren implementiert, damit beim Bremsen Energie zurückgewonnen werden kann. Für den Fall, dass der Speicher voll ist oder der Fahrer bei geringen Geschwindigkeiten bremsen muss, hat ein weiterer Partner, die Produktdesign- und -entwicklungs-Agentur ipdd, eine elektromechanische Bremseinheit bereitgestellt, mit der über eine elektrische Ansteuerung auch die klassische Reibbremse eingesetzt werden kann.

„Das Herzstück des Prototypen ist die Gesamtsteuerung, die den Fahrerwunsch für Antrieb oder Bremsen auf die Räder verteilt“ erklärt Dr. Michael Buchholz, der das Projekt am MRM (Leitung Prof. Klaus Dietmayer) koordiniert hat. „Über ein sensorgestütztes Verfahren erfasst die Steuerungseinheit zusätzlich den momentanen Fahrzustand und passt daraufhin gezielt die Verteilung von Brems- oder Antriebsmomenten auf Vorder- und Hinterrad an“, so Buchholz weiter. „Die Dynamik und insbesondere auch die Sicherheit verbessern sich beim Fahren hierdurch enorm.“ Ein weiterer Vorteil von zwei über den Elektromotor angetriebenen beziehungsweise gebremsten Rädern: Es kann deutlich mehr und effizienter Bremskraft gewonnen und als Energie gespeichert werden. Dadurch wird die Reichweite erhöht und es tritt kaum Verschleiß beim Bremsen auf. Der so entstehende zusätzliche Freiheitsgrad gegenüber Elektrokrafträdern mit Einzelmotoren wurde von den Ingenieuren weiter ausgenutzt, um die Energieeffizienz zu steigern: Sie haben einen intelligenten Algorithmus programmiert, der die optimale Ansteuerung der beiden Motoren in Echtzeit berechnet. Gleichzeitig berücksichtigt der Algorithmus nach wie vor auch vom Fahrer ausgeführtes Bremsen oder Gas geben. Die Ulmer Wissenschaftler konnten mit diesem System auch die Sicherheit während des Fahrens steigern: Zusätzlich haben sie ein Zweirad-ABS entwickelt, das ebenfalls über die Elektromotoren funktioniert. Hierdurch bietet sich eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, diese Technik in allen Leistungsklassen zu realisieren, insbesondere auch bei Leicht- und Kleinkrafträdern, wo solche Systeme heutzutage noch nicht verfügbar sind.

Darüber hinaus untersuchten die Ingenieure im Zuge des Projekts beispielsweise auch das Bremslenkmoment, eine häufige Unfallursache bei Motorradunfällen. Bremst ein Fahrer in einer Kurve plötzlich, kann sich die Maschine durch die Einwirkung auf das Vorderrad überraschend aufrichten und fährt einen viel weiteren Bogen als erwartet. „Das Motorrad läuft dadurch Gefahr, von der Spur abzukommen und in den Graben zu fahren oder mit einem entgegenkommenden Auto zu kollidieren“, erklärt Projektkoordinator Buchholz. „Bislang konnte der Fahrer diese Situation nur kontrollieren, indem er die Bremse zur richtigen Zeit im richtigen Maße einsetzt – in einem Schreckmoment ist das jedoch selbst für geübte Motorradfahrer eine Herausforderung.“ In der funktionsintegrierten Gesamtsteuerung der Ulmer „Tüftler“ übernimmt der intelligente Algorithmus die richtige Dosierung von Bremskraft auf beide Räder in kritischen Situationen: Dem gefährlichen Bremslenkmoment wird also entgegengesteuert.

Die Ergebnisse des Verbundprojekts können auf alle Klassen von Zweirädern mit elektrischem Antriebsstrang übertragen werden. Und auch herkömmlich betriebene Motorräder könnten von den Erkenntnissen der Ulmer Ingenieure profitieren und deutlich sicherer werden. Sind diese mit sogenannten Brake-by-Wire-Systemen ausgestattet, lassen sich die in Ulm entwickelten Algorithmen auch bei diesen Zweirädern problemlos integrieren. Derzeit planen die Ingenieure bereits Folgeprojekte, die auch Chancen für Kooperationen mit weiteren Partnern aus Forschung und Industrie bieten.

Anhang
Flott unterwegs mit dem Prototypen des Allrad-Elektro-Leichtkraftrads: Doktorand Matthias Baumann
https://idw-online.de/de/attachment50407

Quelle: idw

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Mehr als nur der kleine Unterschied: Männer und Frauen variieren auffällig in punkto Blutfette

Konrad Kästner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Ein Fünftel aller Deutschen weist Fettstoffwechselstörungen auf, an deren Folgen durch Herzinfarkt und andere Gefäßerkrankungen etwa die Hälfte aller Menschen stirbt. In einer Studie an jungen gesunden Männern und Frauen haben Forscher der Medizinischen Klinik und Poliklinik 3 des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus und des Max-Planck-Instituts für Molekulare Zellbiologie und Genetik jetzt in Dresden herausgefunden, dass sich Männer und Frauen wesentlich stärker in ihren Blutfetten unterscheiden als bisher angenommen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der bei „nature“ erscheinenden Scientific Reports.

Bei einem Teil der Männer zeigten die Analysen darüber hinaus, dass bei noch normalen Blutfettwerten bereits frühe Anzeichen eines gestörten Fettstoffwechsels erkennbar waren, die die Gefahr einer späteren Gefäßschädigung in sich trugen. Dramatische Veränderungen der Blutlipidmuster wurden bei Frauen durch die Einnahme oraler Kontrazeptiva beobachtet, die auf eine Reizung der Leberzellen zurückzuführen war. Der Einsatz moderner Analysentechnik soll in Zukunft dazu dienen, Veränderungen des Blutlipidmusters frühzeitig zu erkennen, um Schäden an Gefäßen und Organen effizient vorbeugen zu können.

Reicht aber die Bestimmung von Cholesterol und Triglyceriden im Blut aus, um das individuelle Risiko zu erkennen? Was sind die molekularen Grundlagen von Fettstoffwechselstörungen? Das sind die Fragen, mit denen sich derzeit Professor Jürgen Gräßler, Leiter des Bereiches für Pathologische Biochemie der Medizinischen Klinik 3 an der TU Dresden, befasst. Er sagt: „Mittels moderner Analysemethoden wie der Massenspektrometrie lassen sich heute bereits schon mehr als 280 verschiedene Fettmoleküle im Blut bestimmen. Unklar ist allerdings noch, welche dieser Moleküle die wichtigen Informationen über Krankheitsentstehung und deren Verlauf liefern.“ Um diese Frage beantworten zu können, ist die Definition eines „gesunden Blutfettmusters (Lipidoms)“ von entscheidender Bedeutung.

Genau jener Problemstellung widmeten sich Forschungsgruppen der Medizinischen Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikums Dresden unter der Leitung von Klinikdirektor Professor Stefan R. Bornstein und Professor Jürgen Gräßler, in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerteams des Dresdener Max-Planck-Instituts für Molekulare Zellbiologie und Genetik unter der Leitung von Dr. Andrej Shevchenko, und der Firma „Zora Biosciences“ aus Finnland.

Umfangreiche klinische und klinisch-chemische Untersuchungen zum Ausschluss jeglicher Art von Begleiterkrankungen wurden durchgeführt, um eine homogene Population gesunder junger Frauen und Männer zu etablieren, die sich für die Bestimmung einer normalen biologischen Variabilität, der Untersuchung von Geschlechtsunterschieden und generellen Einflussfaktoren auf das Blutfettmuster eignete. Das erste und in diesem Umfang unerwartete Ergebnis war, dass sich 112 der 281 gemessenen Blutfettmoleküle hochsignifikant zwischen Frauen und Männern unterschieden. Für neu zu planende Untersuchungen des Blutfettmusters bedeutet das strikte separate Analysen für Frauen und Männer, die durch statistische Verfahren gemischtgeschlechtlicher Untersuchungsgruppen allein nicht realisiert werden können.

Eine weitere Überraschung, so Professor Gräßler: „Nach einer gesonderten Auswertung der Blutfettprofile von Frauen, die orale Kontrazeptiva einnahmen, haben wir plötzlich gesehen, dass die bisher stoffwechselmäßig als harmlos angesehenen Präparate doch eine Auswirkung auf den Fettstoffwechsel haben. Es kam zu auffälligen Veränderungen, die auf eine Reizung der Leberzellen und einer damit einhergehenden allgemein erhöhten Entzündungsaktivität schließen lassen.“ Persönliche Berichte von Frauen, die nach Beginn der Einnahme von Kontrazeptiva über eine Zunahme des Körperfetts klagten, stützen diesen Befund. Der gravierende Effekt der oralen Kontrazeption auf das Blutfettmuster ist ein zentrales Einflussmoment, das bei künftigen Studien unbedingt Beachtung finden muss.

Eine grundlegend neue Erkenntnis ergab sich aus der Charakterisierung einer Subpopulation von Männern, die sich nach komplexen mathematischen Analysen, die am Biotechnologischen Zentrum der TU Dresden (BIOTEC) durch die Gruppe für Biomedizinische Kybernetik unter Leitung von Dr. Carlo V. Cannistraci durchgeführt wurden, herauskristallisiert hatte. Diese Gruppe von Männern, die circa 20 Prozent aller untersuchten Männer ausmachte, zeichnete sich durch Veränderungen des Blutfettmusters aus, wie sie in wesentlich stärkerer Ausprägung bei Patienten mit metabolischem Syndrom beobachtet werden. Bemerkenswert dabei ist besonders, dass diese Männer zu diesem Zeitpunkt einen normalen Body-Mass-Index und normale (klinisch-chemische) Blutfettwerte hatten. Die biochemische Signatur für das metabolische Syndrom ist demzufolge lange vor dessen klinischer Ausprägung vorhanden. Auch bei den Frauen war diese Konstellation erkennbar, allerdings deutlich seltener.

Diese aktuelle Untersuchung belegt, dass durch die Kombination von systematischer, anspruchsvoller klinischer Arbeit mit ausgefeilter analytischer Technik im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit eine wesentliche Vertiefung unseres Wissens zum Fettstoffwechsel erreicht werden konnte, die eine weitreichende Wirkung für zukünftige Untersuchungen haben wird.

Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der bei „nature“ erscheinenden Scientific Reports:
Susanne Sales, Juergen Graessler, Sara Ciucci, Rania Al-Atrib, Terhi Vihervaara, Kai Schuhmann, Dimple Kauhanen, Marko Sysi-Aho, Stefan R. Bornstein, Marc Bickle, Carlo V. Cannistraci, Kim Ekroos & Andrej Shevchenko: Gender, Contraceptives and Individual Metabolic Predisposition Shape a Healthy Plasma Lipidome; in: Scientific Reports 6, Article number: 27710 (2016), doi:10.1038/srep27710

Kontakt:
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Technische Universität Dresden
Medizinische Klinik und Poliklinik 3
Prof. Dr. med. Jürgen Gräßler
Tel.: +49 0351 458 3691
Fax: +49 0351 458 5330
E-Mail: Juergen.Graessler@uniklinkum-dresden.de

Weitere Informationen:
http://www.uniklinikum-dresden.de/mk3

Quelle: idw

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Agile Arbeitswelt: Wunschdenken oder bereits Wirklichkeit?

Désirée Tschernatsch Hochschulkommunikation
ESCP Europe Business School Berlin

Die Studie „Smart Workforce“ der Haufe Akademie und der Wirtschaftshochschule ESCP Europe Berlin zeigt: Mitbestimmung, Gestaltungsfreiheit sowie die Möglichkeit individueller Karrierewege und flexibler Arbeitszeitmodelle kommen in Unternehmen bisher noch zu kurz.

Als Basis für die aktuelle Untersuchung dient der Haufe Quadrant, ein von Haufe entwickeltes Modell, das die Interaktion zwischen den Mitarbeitern und dem Organisationsdesign eines Unternehmens veranschaulicht. Im Zentrum der Forschung standen folgende Leitfragen: „Wie gestaltet sich das Organisationsdesign heute und wie sollte es zukünftig sein?“ und „Welche Rolle haben Mitarbeiter heute und welche sollen sie zukünftig einnehmen?“ Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Unternehmen und Mitarbeiter sich eine agile Arbeitswelt mit einem hohen Grad an Eigenverantwortung wünschen. Mitarbeiter fordern darüber hinaus mehr Gestaltungsfreiheit als Intrapreneure – als Unternehmer im Unternehmen. Die Rahmenbedingungen in Unternehmen hingegen lassen diese Art zu arbeiten bisher kaum zu. Damit wird klar: Für Unternehmen gibt es noch Einiges zu tun, um die an sie gestellten Herausforderungen zu meistern. Mit der Studie „Smart Workforce“ zeigen die Haufe Akademie und die ESCP Europe Wege auf, um diesen Gap zu schließen.

Das Organisationsdesign
Die Ergebnisse zum aktuellen Organisationsdesign, das sich gemäß des Haufe Quadranten zwischen den Extremen „gesteuert“ und „selbstorganisierend“ bewegt, zeigen deutlich: Der Wunsch nach selbstorganisierenden Unternehmen ist groß. 96 Prozent der Befragten nannten dies als Organisationsform ihrer Wahl – insbesondere Mitarbeiter, die in einer gesteuerten Unternehmensstruktur arbeiten, äußerten diesen Wunsch. Erfreulich: 77 Prozent der Studienteilnehmer haben aktuell das Gefühl, bereits in einer „Selbstorganisation“ zu arbeiten.
Trotz dieser an sich guten Ergebnisse konnten die Macher der Studie einige Punkte identifizieren, bei denen es durchaus Verbesserungsbedarf gibt. So wünschen sich bspw. die Mehrheit der Befragten mehr Möglichkeiten der Mitbestimmung und Gestaltungsfreiheit (rund 80%) sowie eine offene Unternehmenskultur, in der Leistung auch durch ein Mehr an Verantwortung honoriert wird (rund 70%). Insgesamt wünschen sich 90 Prozent der Befragten, dass Mitarbeiter stärker von ihren Vorgesetzten ermutigt werden, die Initiative zu ergreifen und Verantwortung zu übernehmen.

Die Rolle der Mitarbeiter
Die Rolle der Mitarbeiter wird im Haufe Quadranten mit den Extremen „Umsetzer“ und „Gestalter“ definiert. Die Ergebnisse zeigen: Den Mitarbeiter der Zukunft wünschen sich 96 Prozent der Befragten in der Rolle des Gestalters, der aktiv als Intrapreneur in Erscheinung tritt. Aktuell betrachten aber nur knapp 70 Prozent der Studienteilnehmer ihre Mitarbeiter als solchen. Denn: Bisher haben bspw. lediglich 26 Prozent der Befragten das Gefühl, dass sich ihre Mitarbeiter eigenverantwortlich schwierigen Angelegenheiten stellen oder Verantwortung für ihre Fehler übernehmen (28 Prozent). Auch bei der intrinsischen Motivation, die Gestaltern nachgesagt wird, gibt es laut Studienergebnissen noch Verbesserungspotenzial. Obwohl sich 93 Prozent motivierte und damit leistungsfähigere und engagiertere Mitarbeiter wünschen, sehen dies in der Realität nur weniger als die Hälfte der Befragten (45 Prozent).

„Auf Basis der Ergebnisse konnten wir klare Forderungen an Unternehmen ableiten“, so Torsten Bittlingmaier, Geschäftsführer Inhouse Training & Consulting der Haufe Akademie. „Sie müssen Kompetenz- und Laufbahnmodelle individualisieren und so Mitarbeitern Gestaltungsspielraum und Eigenverantwortung bieten. Auch die Erweiterung der Talent Programme um Jobcrafting-Elemente ist ein wichtiger Schritt. „Die Befähigung der Mitarbeiter zu eigenverantwortlichem und agilem Arbeiten sieht auch Prof. Dr. Marion Festing, Rektorin der ESCP Europe Berlin, als eine der wichtigsten Erkenntnisse: „In einer agilen Arbeitsumgebung wird HR zum Gestalter. Denn dort können Plattformen, Netzwerke und Instrumente etabliert werden, die auf Mitbestimmung und Austausch ausgelegt sind.“

Informationen zur Studie
Die Haufe Akademie beauftragte die ESCP Europe mit der Durchführung der Studie „Smart Workforce – Arbeitswelten der Zukunft“. Von September 2015 bis März 2016 wurde dafür die Einschätzung von Unternehmenseigentümern, Führungskräften und HR-Mitarbeitern in leitender und operativer Funktion erfasst. Insgesamt 237 Personen beteiligten sich an der Studie. Den Großteil der Teilnehmer machen mit 71% Mitarbeiter in Führungspositionen aus, darunter knapp 20% Mitglieder der Geschäftsführung. 22% der Studienteilnehmer sind Mitarbeiter ohne Personalverantwortung.

„Smart Workforce – Arbeitswelten der Zukunft“
Eine Kurzfassung der von der Haufe Akademie in Zusammenarbeit mit der ESCP Europe durchgeführten Befragung steht kostenlos zum Download zur Verfügung: http://www.escpeurope.eu/fileadmin/user_uploads/campus_Berlin_uploads/Campus/hau…
Die ausführliche Fassung erhalten Sie gerne auf Anfrage: https://docs.google.com/a/escpeurope.eu/forms/d/e/1FAIpQLSe8ok2F0a5wvtTqbri_SAmL…

Über die ESCP Europe
Die ESCP Europe, die weltweit älteste Wirtschaftshochschule (est. 1819), mit ihrem seit 1973 bestehenden Multi-Campus Modell in Berlin, London, Madrid, Paris, Turin und Warschau „lebt“ und fördert aktiv den europäischen Gedanken. Heute hat die ESCP Europe rund 4.000 Studierende und 5.000 Executives aus über 90 Nationen an ihren sechs europäischen Standorten.
Die ESCP Europe in Berlin ist als wissenschaftliche Hochschule staatlich anerkannt und bundesweit die erste Hochschule, die von allen drei wichtigen internationalen Akkreditierungsagenturen – AACSB, AMBA und EFMD (EQUIS) – anerkannt wurde und damit die so genannte „Triple Crown“ erhalten hat. Als solche kann sie Abschlüsse verleihen, inklusive Doktortitel. Ihr Erfolg spiegelt sich auch in Rankings wider – im FT European Business School Ranking belegt die ESCP Europe regelmäßig Spitzenplätze.

Über Haufe
„Menschen, die das Richtige tun“: Als Spezialist für HR-Themen steht Haufe für ein Management, das Mitarbeiter ins Zentrum unternehmerischen Denkens und Handelns stellt. Bereits seit mehreren Jahrzehnten ist Haufe ein bewährter Partner für Personalabteilungen und bietet innovative und verlässliche Lösungen für das HR-Management.
Darüber hinaus entwickelt Haufe digitale Arbeitsplatzlösungen, die Mitarbeiter bei ihrer täglichen Wissensarbeit optimal unterstützen. Denn es sind die Beschäftigten, die Unternehmen erfolgreich machen. Diese Überzeugung prägt alle Aktivitäten von Haufe und ist Grundphilosophie für ein einzigartiges integriertes Portfolio aus Software, Inhalten, Weiterbildung und Beratung.
Über fünf Millionen Nutzer in rund 100.000 Unternehmen und Organisationen aller Branchen und Größen arbeiten erfolgreich mit Lösungen von Haufe. Zu den Kunden zählen unter anderem Airbus, Allianz, BMW Group, Carl Zeiss, Deutsche Telekom, EDEKA, Infineon, PricewaterhouseCoopers und Siemens.
Haufe ist neben der Haufe Akademie und Lexware eine Marke der Haufe Gruppe. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Freiburg wurde bereits 1951 gegründet und beschäftigt heute rund 1.500 Mitarbeiter im In- und Ausland. Die Unternehmensgruppe konnte im Geschäftsjahr 2015 (Juli 2014 bis Juni 2015) einen Umsatz von über 292 Mio. Euro erzielen (Vorjahr: über 266 Mio. Euro).

Quelle: idw

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Drohnen sollen Pflanzenwachstum erfassen

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Wie gut wachsen die Kulturen auf dem Feld? Leiden die Pflanzen unter Krankheiten oder Stress? Wurde zu wenig oder zu viel gedüngt? Daten zu solchen Fragen sollen künftig automatisch erfasst werden – mit Kameras am Traktor und an einer Drohne. Das Projekt „Cropwatch – Informationssystem zur Prozesskontrolle und -analyse in der Pflanzenproduktion“ des Instituts für Geodäsie und des Instituts für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz der Universität Bonn sowie der Firma terrestris wird in den nächsten drei Jahren mit fast 800.000 Euro gefördert. Peter Bleser, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, übergab den Förderbescheid.

Das Wachstum der Pflanzen auf den Feldern lässt sich nur begrenzt steuern: Umweltbedingungen wie Kälte, Regen oder Schädlinge sind kaum vorauszusehen, außerdem wechseln sie fast täglich. „Wie viel Dünger zum Beispiel Landwirte zuführen müssen, hängt aber von solchen Umweltbedingungen ab“, sagt Prof. Dr. Jens Léon von der Professur für Pflanzenzüchtung der Universität Bonn. Um die Umwelt zu schonen und ein möglichst effizientes Pflanzenwachstum zu erzielen, soll die Bewirtschaftung der Felder deshalb noch präziser und gezielter erfolgen. „Außerdem geht es darum, Pflanzensorten zu züchten, die auch mit weniger Wasser oder Nährstoffen auskommen“, ergänzt Prof. Léon.

Kameras sollen Pflanzen aus unterschiedlicher Höhe aufnehmen
Ein Informationssystem zur Kontrolle und Analyse des Pflanzenproduktionsprozesses soll helfen, diese Ziele zu erreichen. Digitale Kameras an Traktoren und Drohnen sollen die Pflanzenbestände aus rund zwei und 20 Metern Höhe aufnehmen und damit ortsgenaue Informationen über die Vitalität der Kulturen liefern. „Computeralgorithmen werden dann aus diesen Rohdaten Informationen gewinnen, zum Beispiel wie stark die Pflanzen den Boden bedecken, wie groß sie sind, ob sie unter Krankheiten oder Stresssymptomen leiden und wann der optimale Erntezeitpunkt ist“, berichtet Prof. Dr.-Ing. Heiner Kuhlmann vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn.

Ein Mausklick zeigt die aktuelle Vitalität der Kulturen auf einer Karte
Mit einem Klick ins Internet sollen die Nutzer in die Lage versetzt werden, tagesaktuell auf farbigen Karten Informationen zum Gedeihen der Pflanzen auf dem Feld abzurufen. Landwirte können dann besser entscheiden, ob zum Beispiel bei ausreichend Regen weitere Nährstoffe zugeführt werden sollten oder ob eine Schädlingsplage abgewendet werden muss. „Darüber hinaus sollen Prognosen zum voraussichtlichen Ertrag und zur Effizienz des Ressourceneinsatzes gerechnet werden“, sagt Hinrich Paulsen, Geschäftsführer der Bonner Firma terrestris. Zu den Nutzern des künftigen Informationssystems zählen Landwirte, Lohnunternehmer, Beratungsfirmen und Pflanzenzüchter, die an ressourceneffizienteren Sorten arbeiten.

Prof. Dr.-Ing. Heiner Kuhlmann
Institut für Geodäsie und Geoinformation
Universität Bonn
Tel. 0228/732620
E-Mail: heiner.kuhlmann@uni-bonn.de

Quelle: idw

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Gewitter: Diese Regeln sollte Ihr Kind kennen

Giulia Roggenkamp Pressestelle
Stiftung Kindergesundheit

Die Wahrscheinlichkeit, im Lotto sechs richtige Zahlen zu tippen, liegt 20- bis 40-mal höher als die Gefahr, hierzulande von einem Blitz getötet zu werden. Aber das Risiko ist da und wird wegen der Klimaerwärmung von Jahr zu Jahr größer. In Deutschland wurden im Jahr 2014 mehr als 600.000 Blitzeinschläge registriert, besonders viele davon im Monat Juli. Da eine Gewitterfront sehr schnell und unerwartet aufziehen kann, sollten schon Kinder die Regeln des richtigen Verhaltens kennen, und zwar schon bevor es blitzt und donnert, betont die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme.

Blitze haben durch Strom, Hitze, Druckwellen und elektromagnetische Fernwirkung eine vierfache Zerstörungspotenz. Um die Gefährlichkeit eines Blitzes zu demonstrieren, hier einige Zahlen: Die elektrische Spannung eines Blitzes reicht von 50 bis 500 Millionen Volt. Die Spitzenwerte der Stromstärke liegen bei über 100.000 Ampere. Die Temperatur im Blitzkanal kann Werte um 30.000 Grad Celsius erreichen; das ist das Fünffache der Hitze auf der Oberfläche der Sonne. Die Geschwindigkeit eines Blitzes liegt bei rund 1.000 Kilometer pro Sekunde.

Jedes Jahr 130 Verletzte
Die unvorstellbare Gewalt der Blitzentladung macht deutlich, dass ein Blitzschlag nur überlebt werden kann, wenn die Blitzwirkung den menschlichen Körper nicht vollständig, sondern nur am Rande tangiert hat. Der extrem kurzzeitige Kontakt von einer tausendstel bis zehntausendstel Sekunde bietet eine weitere Überlebenschance. Pro Jahr sind etwa 800 Menschen in Deutschland direkt durch Blitze betroffen, davon gibt es durchschnittlich rund 130 Verletzte und drei bis sieben Todesfälle.

Im Haus, in einem Auto, in der Bahn und auch in einem Flugzeug ist man durch das so genannten Faraday’schen Schutzphänomen weitgehend geschützt. In Häusern ohne Blitzableiter kann ein Blitz allerdings alle Leitungen für Wasser, Strom, Heizung und Telefon unter Strom setzen. Bei Gewitter sollten solche Leitungen nicht berührt werden, hebt die Stiftung Kindergesundheit hervor. Sie empfiehlt, Stecker von Elektrogeräten und Antennenstecker von Radio- und Fernsehgeräten rechtzeitig herauszuziehen und auch Computer vom Netz zu nehmen. Auch sollte man bei Gewittern nicht duschen oder in die Badewanne steigen und nur Telefone ohne Kabel benutzen.

Risiko beim Baden und Zelten
Große Gefahr besteht beim Aufenthalt im Freien, besonders am Rand von Wäldern, im Wasser oder beim Zelten. Um die Gefahr möglichst gering zu halten, sollten Eltern und Kinder bei einem Gewitter unbedingt folgende Verhaltensregeln beherzigen:

• Runter vom Fahrrad, raus aus dem Wasser und Schutz in festen Gebäuden suchen. Falls mit einem Boot unterwegs: Schnell anlegen und sich mit einem Mindestsicherheitsabstand von 30 Metern vom Ufer entfernt aufhalten.
• Im Freien nicht stehenbleiben, aber sich auch nicht hinlegen. Weg mit dem Regenschirm! Am besten in die Hocke gehen, Kopf einziehen, Arme an die Brust, Füße eng schließen (nicht mit den Knien den Boden berühren!). Sind die Kinder mit einer Gruppe unterwegs, sollte jeder von ihnen einzeln in der Hocke bleiben und keine andere Personen oder Tiere mit den Händen berühren.

• Nicht unter einem freistehenden Baum aufhalten – die Baumart (Eiche oder Buche) spielt keine Rolle! Im Wald am besten in der Mitte zwischen den Bäumen bleiben. Optimal ist ein Abstand von etwa zehn Metern zu Bäumen und Ästen. Schutz besteht auch unter Hochspannungsdrähten, in der Mitte zwischen den Masten.

• Auf Hügelkuppen, an Hecken, Waldrändern und Wassergräben sollte man sich nicht aufhalten.

• Während eines Gewitters sollte man die Berührung von Metallgegenständen vermeiden. Sonst könnte man durch die so genannte elektromagnetische Induktion auch dann einen Schlag bekommen, wenn der Blitz ein paar hundert Meter entfernt niedergeht. Zu vermeiden sind auch Metallzäune und Weidezaunanlagen. Auch Drahtseile, nasse Kletterseile und eiserne Leitern im Gebirge sind tabu.

• Der Aufenthalt in einem Zelt ist bei Gewittern genauso gefährlich wie das Verweilen im Freien. Wohnwagen mit Metallgerüst sind dagegen sicher („Faradayscher Käfig“).

• Im geschlossenen Auto mit Metallkarosserie besteht keine Gefahr. Man sollte aber nicht unter Brücken parken. Zwar ist man unter Stahlbeton oder Stahlbrücken vor einem direkten Blitzeinschlag sicher. Aber auch hier besteht das Risiko einer so genannten Schrittspanne.

Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt allen Eltern das Merkblatt „Donner-Wetter! Comic für Kids zu Donner & Blitz“. Zielgruppe des Comics sind vor allem Kinder im Grundschulalter, es eignet sich aber auch noch für Kinder der 5. und 6. Klassen. Herausgeber des kindgerecht gestalteten Comics, das auch als App bei Google Play und im App Store von Apple angeboten wird, ist der „VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik“. Homepage: www.donner-wetter.info.

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Quelle: idw

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Mee(h)r Wissen über den Regen – Neue Methode ermöglicht genauere Rekonstruktion

Sabine Wendler Stab Wissenschaftskoordination
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Mal viel zu viel, mal viel zu wenig Regen: so sieht die Klimabilanz des 20. Jahrhunderts für die afrikanische Sahelzone aus. Mit einer innovativen Methode, die ein Team um Senckenberg-Wissenschaftlerin Dr. Eva Niedermeyer, kürzlich im Fachjournal „Geochimica et Cosmochimica Acta“ publizierte, können diese Schwankungen nun rückblickend genauer rekonstruiert werden. Hierzu wurden die Regenmengen der Vergangenheit erstmals unter Berücksichtigung von Isotopenverhältnissen in Pflanzenwachsen berechnet. Die neue Methode treibt die Erforschung des Klimas in der Kurz- und Langzeitperspektive voran.

In der Sahelzone südlich der Sahara geht es heiß her – hier regnet es nur zwischen Juli und September; während des restlichen Jahres herrscht Trockenheit. Die Vegetation ist dem Klima angepasst: Weite Teile der Sahelzone bestehen aus Grasland und Savanne, in der vereinzelt Bäume und Sträucher stehen. Anhand von Resten dieser Pflanzen kann quantitativ berechnet werden, wieviel es hier in den letzten 100 Jahren geregnet hat. Der Vergleich mit Messdaten der Niederschlagsmenge in diesem Zeitraum zeigt, dass die neue Methode ein sehr genaues Abbild der Regenhistorie liefert.

Die Studie ist eine Pionierarbeit, denn „bisher ließ die Rekonstruktion von Niederschlagsmengen anhand von Isotopenverhältnissen in Pflanzenresten oft nur die relative Aussage zu, ‚Es hat mehr oder weniger geregnet‘.“ so die Leitautorin der Studie, Dr. Eva Niedermeyer vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt. „Grund hierfür ist, dass außer der reinen Niederschlagsmenge, ein hochkomplexes Zusammenspiel weiterer verschiedener Faktoren das finale Isotopensignal bestimmt.“ Einen davon haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaflter als besonders bedeutsam berücksichtigt: die Zusammensetzung des Ökosystems; denn Savannengräser und Bäume unterscheiden sich maßgeblich darin, wie Wasserstoff und seine Isotope in der obersten Schicht der Pflanzen, den sogenannten Pflanzenwachsen, eingelagert wird.

Auf der Suche nach Regenspuren in der Sahelzone begaben sich die Forschenden aufs Meer vor Nordwestafrika. Dort findet man im Meeresboden in 323 Meter Tiefe Pflanzenwachse vom Kontinent. Sie wurden mit dem Wind verfrachtet oder durch den Senegal-Fluss ins Meer gespült und dann abgelagert. Der Gehalt stabiler Wasserstoff-Isotope in diesen Pflanzenwachsen hängt von der Menge an Niederschlag ab, dem die Pflanzen zur Zeit des Wachstums ausgesetzt waren. Außerdem berechnete das Team anhand von Kohlenstoff-Isotopen das Verhältnis von Gräsern zu Bäumen im Untersuchungsgebiet. Betrachtet man beide Ergebnisse zusammen unter Berücksichtigung des Zusammenspiels von Niederschlagsmenge und der Isotopenzusammensetzung des Wassers, lässt sich die quantitative Regenmenge für den Zeitraum 1910 bis 2006 berechnen.

Im 20. Jahrhunderten hatten die Menschen in der Sahelzone mit enormen Schwankungen der Niederschlagsmenge zu kämpfen. Auf Zeiträume mit besonders viel Niederschlag zwischen 1925 bis 1935 und 1950 bis 1965 folgten die großen Dürreperioden während der 70er und 80er Jahre. „In Gebieten mit solchen Extremen ist es besonders wichtig zu verstehen, inwieweit sie natürliche Ursachen haben und welche Mechanismen dahinter stecken.“, erläutert Niedermeyer. Das ist auch mit Blick auf den Klimawandel interessant, denn die Länder der Sahelzone sind von dessen negativen Auswirkungen besonders betroffen. Über die jüngste Vergangenheit hinaus liefert die Methode zudem wichtige Impulse zur Erforschung des Paläoklimas, um Klimaveränderungen in der Langzeitperspektive zu verstehen.

Kontakt

Dr. Eva M. Niedermeyer
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 069 7542 1882
eniedermeyer@senckenberg.de

Publikation
Niedermeyer, E. M., Forrest, M., Beckmann, B., Sessions, A. L., Mulch, M., Schefuß, E. (2016): The stable hydrogen isotopic composition of sedimentary plant waxes as quantitative proxy for rainfall in the West African Sahel. Geochimica et Cosmochimica Acta, 184, 55-57, doi:10.1016/j.gca.2016.03032

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig, † 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel „die beste der möglichen Welten“ – einem Leibniz-Zitat – rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen. www.bestewelten.de

Anhang

Pressemitteilung zum Download
https://idw-online.de/de/attachment50245

Quelle: idw

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Tourismusbranche unter Druck – Terrorismus verschiebt Reisegewohnheiten

Daniel Lichtenstein Marketing & Communications
International School of Management (ISM)

Ganz gleich ob alleine, zu zweit oder mit der Familie: Die Sommerferien sind traditionell die beliebteste Zeit zum Reisen. Gewandelt haben sich allerdings die favorisierten Reiseziele der Urlauber, denn die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben auch Auswirkungen auf den Tourismus. Die Branche hat mit einem strukturellen Wandel zu kämpfen. Tourismusexperte Prof. Bernd Schabbing von der International School of Management (ISM) skizziert die aktuellen Entwicklungen und die möglichen langfristigen Folgen für Branche und Reiseländer.

Nicht erst seit dem weitgehenden Ausfall von Ägypten und Tunesien als Reiseziele und dem starken Rückgang für Reisen in die Türkei von bis zu 30 Prozent in den letzten Monaten ist klar: Der Reisemarkt ist nicht nur im Mittelmeer im Umbruch. Die politischen Unruhen in Nordafrika und Arabien sowie die Zunahme von terroristischen Angriffen auf Hotels und Urlaubsgebiete haben einen strukturellen Wandel ausgelöst. Die Urlauber orientieren sich um – und die Veranstalter müssen folgen.

So war das erste Halbjahr 2016 für Reiseveranstalter vor allem durch die Umplanung und den Umbau von großen Kapazitäten in kurzer Zeit geprägt: Statt Ägypten, Tunesien und der Türkei waren bei den Buchungen für den Sommer vor allem Spanien, Italien, Portugal und Kroatien gefragt. Die begrenzten Kapazitäten am Mittelmeer führen zudem dazu, dass mehr Urlauber Skandinavien, Nord- und Ostsee sowie Fernreiseziele ansteuern. Durch die hohe Nachfrage hat hier die Preisschraube deutlich angezogen und für Kapazitätsengpässe gesorgt.

„Über den Verlierern dieser Entwicklung – insbesondere arabischen und muslimisch geprägten Reisezielen, wie eine Umfrage von ISM-Studierenden ergab – schwebt das Damoklesschwert weiterer Anschläge, die sofort weitere Negativeffekte nach sich ziehen würden“, erklärt Experte Prof. Dr. Bernd Schabbing, Studiengangsleiter für den Bereich Tourismus und Eventmanagement an der ISM. Wie in Ägypten und Tunesien können derartige Ereignisse auch in anderen Reiseländern zu einem entsprechenden Preisverfall führen und sogar dazu, dass Urlauber diese Reiseziele längerfristig ganz aus ihrer Reiseplanung streichen. „Durch Anschläge, Irritationen und auch kritische Berichterstattung sinkt das subjektive Sicherheitsgefühl der Touristen, weshalb sie die entsprechenden Regionen meiden. Gerade der aktuelle Anschlag am Atatürk-Flughafen wird hier leider noch mal ein starker Dämpfer für den Türkei-Tourismus der nächsten Monate sein“, so Schabbing.

Allen Veränderungen zum Trotz zeigt sich der Tourismus auch in der Krise als eine der robustesten Branchen. Der Grund ist einfach: die Menschen machen nicht weniger Urlaub, sondern einfach woanders, sodass die Branche auch für 2016 vom üblichen Wachstum von drei bis vier Prozent weltweit ausgeht. Wie es 2017 weitergeht, bleibt abzuwarten. Abschreiben will Schabbing die in diesem Jahr gemiedenen Ziele aber nicht: „Bei einem einmaligen kritischen oder terroristischen Ereignis sind die Touristen oft schon nach etwa einem halben Jahr bereit, das Reiseziel wieder zu buchen – sofern der Preis stimmt.“

Hintergrund:
Die International School of Management (ISM) zählt zu den führenden privaten Wirtschaftshochschulen in Deutschland. In den einschlägigen Hochschulrankings firmiert die ISM regelmäßig an vorderster Stelle.
Die ISM hat Standorte in Dortmund, Frankfurt/Main, München, Hamburg, Köln und Stuttgart. An der staatlich anerkannten, privaten Hochschule in gemeinnütziger Trägerschaft wird der Führungsnachwuchs für international orientierte Wirtschaftsunternehmen in kompakten, anwendungsbezogenen Studiengängen ausgebildet. Alle Studiengänge der ISM zeichnen sich durch Internationalität und Praxisorientierung aus. Projekte in Kleingruppen gehören ebenso zum Hochschulalltag wie integrierte Auslandssemester und -module an einer der über 170 Partneruniversitäten der ISM.

Weitere Informationen:
http://www.ism.de – Ausführliche Informationen zum Studienangebot der ISM

Quelle: idw

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Lübecker Unterwasserroboter beteiligten sich an meereswissenschaftlicher Expedition „Uhrwerk Ozean“

Rüdiger Labahn Informations- und Pressestelle
Universität zu Lübeck

Die vermessenen Meereswirbel haben vermutlich einen großen Einfluss auf die Nahrungskette der Ozeane und unser Klima – Überwachung der Wasserqualität und Unterwasserinspektion von Windenergieanlagen als weitere Monitoring-Aufgaben für MONSUN

Mit seinen schwarmfähigen Unterwasserrobotern MONSUN hat sich das Institut für Technische Informatik der Universität zu Lübeck erfolgreich an der meereswissenschaftlichen Expedition „Uhrwerk Ozean“ beteiligt. Das unter Leitung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, Zentrum für Material- und Küstenforschung, am 16. Juni gestartete Experiment dient der Erforschung von Meereswirbeln in der Ostsee.

Die am Lübecker Institut für Technische Informatik (Direktor: Prof. Dr.-Ing. Erik Maehle) entwickelten Unterwasserroboter MONSUN konnten im Rahmen der Expedition erstmalig in einem realen Einsatz auf der Ostsee getestet werden. Bei MONSUN handelt es sich um einen circa 60 Zentimeter langen, zigarrenförmigen Roboter mit vier vertikalen und zwei horizontalen Propellern, der bis zu 20 Meter tief tauchen kann.

Das Besondere an MONSUN ist, dass nicht, wie heute üblich, ein einziger Roboter, sondern mehrere Roboter nach dem biologischen Vorbild eines Schwarms gemeinsam eine Aufgabe erledigen. Dazu kommunizieren die Roboter, ähnlich wie Delphine, über akustische Signale miteinander. Mittels optionaler Sonden werden unter anderem Temperatur, Salzgehalt und Druck des Wassers gemessen. Der Vorteil eines Schwarms ist dabei, dass die Messungen schneller, effizienter und zuverlässiger möglich sind als mit einem einzelnen Roboter. Fällt zum Beispiel einer der Roboter aus, können die übrigen die Mission trotzdem fortsetzen.

In dem zwölftägigen Experiment, bei dem erstmalig weltweit ein Zeppelin für die Meeresforschung zum Einsatz kam, suchten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Gebiet zwischen Usedom und Bornholm nach Meereswirbeln, um diese zu vermessen. Die grundlegenden ozeanografischen Prozesse dieser kleinen Wirbel, die wie die Zahnräder eines großen Uhrwerks in einander greifen, sind nahezu unerforscht. Von dem Zeppelin und einem Motorsegelflugzeug aus wurden die Wirbel zunächst mit Infrarot-Kameras aufgespürt und ihre Position an die beteiligten Schiffe, die größtenteils auf Bornholm stationiert waren, per Funk durchgegeben. Drei der Schiffe waren unter anderem mit Schleppketten mit Messsonden ausgerüstet, um den Wirbel zu vermessen.

Von einem vierten, von der Universität zu Lübeck gecharterten Boot wurden zwei MONSUN-Unterwasserroboter ausgesetzt und ihnen ein Weg durch den Wirbel vorgegeben, den sie dann autonom abfuhren. Da unter Wasser das Satellitennavigationssystem GPS nicht funktioniert, mussten sich beide Roboter über akustische Signale untereinander abstimmen. Ein MONSUN blieb dabei an der Oberfläche und bestimmte seine Position per GPS. Ein weiterer MONSUN tauchte ab und fuhr den gleichen Kurs auf einer vorher festgelegten Tiefe synchron mit. Nach Ende der Mission wurden die Roboter vom Boot aus wieder eingeholt.

„Die Kommunikation zwischen den beiden Robotern hat gut funktioniert“, stellt Benjamin Meyer, M.Sc., fest, der MONSUN zusammen mit Cedric Isokeit, M.Sc., entwickelt hat. Prof. Maehle fügt hinzu: „Der nächste Schritt wird es sein, weitere MONSUN-Unterwasserroboter fertigzustellen und so einem Schwarm näher zu kommen. Wir hoffen damit, für die Meeresforschung, aber auch für andere Monitoring-Aufgaben wie zum Beispiel die Überwachung der Wasserqualität in Häfen oder der Unterwasserinspektion von Windrädern im Meer, eine neues, flexibel einsetzbares Instrument zu schaffen, das präzisere und kostengünstigere Messungen erlaubt als herkömmliche Methoden.“

Unter der Federführung von Prof. Dr. Burkard Baschek, Institutsleiter am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, sind mehr als 40 weitere Ozeanografen an dem Experiment beteiligt – aus verschiedenen Gruppen des HZG, dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, der Universität zu Lübeck, der Fachhochschule Aachen, dem Havariekommando Cuxhaven, der Freien Universität Berlin und dem Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven. Aus den USA nehmen das Naval Research Laboratory und die Woods Hole Oceanographic Institution an „Uhrwerk Ozean“ teil. Während der Expedition lieferten das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie die Strömungs-vorhersagen und der Deutsche Wetterdienst die Wetterberichte.
Weitere Informationen:

http://www.uhrwerk-ozean.de/index.html.de

Anhang

Meereswissenschaftliche Messdaten für die Expedition „Uhrwerk Ozean“
https://idw-online.de/de/attachment50314

Quelle: idw

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Pneumokokken: Impfraten bei Senioren zu gering

Barbara Ritzert Pressestelle Versorgungsatlas – ProScience Communications
Versorgungsatlas

Ältere Menschen zwischen 60 und 64 Jahren werden – vor allem in den alten Bundesländern – zu selten gegen Pneumokokken geimpft. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Senioren ab 60 Jahren eine solche Standardimpfung. Eine neue Studie der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas liefert eine Landkarte der Impflücken.

http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

»Das Präventionspotenzial der Pneumokokken-Impfung bei Senioren wird zu wenig genutzt, aber regional unterschiedlich.« So lautet das Fazit der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas in einer jetzt veröffentlichten Studie. Bei ihrer Untersuchung haben die Forscher die Behandlungsdaten von mehr als 500.000 gesetzlich Versicherten ausgewertet, die 2010 60 Jahre alt geworden waren. Das Team überprüfte, ob diese Menschen zwischen 2010 und 2014 die empfohlene Impfung gegen Pneumokokken erhalten haben.

Nur zehn Prozent sind geschützt.
Die Auswertung zeigt, dass am Ende des Beobachtungszeitraums im Jahr 2014 insgesamt nur 10,2 Prozent der Senioren in der untersuchten Gruppe gegen Pneumokokken geimpft war, Frauen mit 10,9 Prozent etwas häufiger als Männer (9,3 Prozent).

Deutliches Ost-West-Gefälle.
Wie bei anderen Impfungen sind die Raten auch bei der Pneumokokken-Impfung in den neuen Bundesländern (mit 20 bis 25 Prozent) generell höher als die in den alten (knapp 5 bis 15 Prozent). Am geringsten sind die Impfquoten im Süden und Südwesten der Republik: Baden-Württemberg (4,6%), Rheinland-Pfalz (4,7%) und Bayern (5,7%). Durchgängig höher lagen die Impfraten bei jenen Versicherten, bei denen im Laufe des Beobachtungszeitraums eine »impfrelevante« Erkrankung diagnostiziert wurde, beispielsweise eine Lungenerkrankung.

Gender-Aspekt: höhere Impfraten bei Frauen.
Die Forscher fanden auch moderate Unterschiede bei der Impfhäufigkeit zwischen Männer und Frauen, die größtenteils signifikant waren. Auf Bundesebene hatten Frauen eine um knapp 20 Prozent höhere Chance, im Untersuchungszeitraum geimpft zu werden als Männer.

Chronische Krankheiten beeinflussen Impfhäufigkeit.
Tritt eine chronische Erkrankung auf, verdoppelt sich die Chance der betroffen Patienten, eine Impfung zu erhalten. Liegt eine impfrelevanten Erkrankung in dieser Altersgruppe vor wirkt sich diese »doppelte Impfindikation« positiv auf die Impfquote aus.
Mögliche Ursachen. Gründe für die geringen Impfquoten lassen sich aus der Datenanalyse nicht ableiten. Allerdings liefert die Analyse der Rahmenbedingungen einige Anhaltspunkte. Die eher niedrige Impfquote bei Menschen ohne impfrelevante Erkrankungen in dieser Altersgruppe, deutet darauf hin, dass das Alter für sich genommen eher als schwächerer „Risikofaktor“ eingeschätzt wird. Auch die komplexe Diskussion, welcher Impfstoff eingesetzt werden soll, könnte vielen Ärzte die Entscheidung erschweren. Nicht zuletzt geben in Einzelfällen auch die Leitlinien wissenschaftlicher Fachgesellschaften Empfehlungen zur Impfung, die teilweise von jenen der STIKO abweichen. »Hier könnte eine noch engere Abstimmung der STIKO mit den medizinischen Fachgesellschaften hilfreich sein«, erklärt Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum, der Leiter des Versorgungsatlas.

Impfraten verbessern.
»Um die Impfraten zu verbessern, müssen die Zielgruppen intensiver über die Bedeutung dieser Schutzimpfung aufgeklärt werden«, betont Dr. Bätzing-Feigenbaum. »Dies dürfte am ehesten über die Ärzte gelingen, die den Gesundheitszustand ihrer Patientinnen und Patienten sowie Notwendigkeit und Risiken einer Impfung am besten einschätzen können«. Ebenso empfehlen die Wissenschaftler vom Versorgungsatlas, aufgrund der nahezu identischen Indikationen bei älteren Erwachsenen, die eine Influenza-Impfung erhalten, auch gleichzeitig den Status der Pneumokokken-Impfung abzufragen und falls indiziert die Impfung zu empfehlen.

DIE STUDIE.
Die Wissenschaftler des Versorgungsatlas haben in ihre Studie alle GKV-Versicherten aufgenommen, die im Jahr 2010 das 60. Lebensjahr vollendet hatten (Jahrgang 1950) und die ab 2010 bis zum Jahr 2014 mindestens ein Arztkontakt pro Jahr gehabt hatten. Ausgeschlossen wurden Patienten, bei denen 2009 mindestens eine impfrelevante Erkrankung diagnostiziert worden war. Die übrigen Patienten (307.904 Frauen und 221.835 Männer) wurden in mehrere Gruppen aufgeteilt: eine Gruppe umfasste Personen ohne impfrelevante Erkrankungen; eine weitere Gruppe enthielt Personen die im Untersuchungszeitraum eine impfrelevante Erkrankung bekamen.
Braeter U, Schulz Mandy, Goffrier B, Schulz Maike, Ihle P, Bätzing-Feigenbaum J.
Pneumokokkenimpfung bei GKV-Versicherten im Altersbereich 60 bis 64 Jahre – Regionalisierte Analyse zur Umsetzung der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission anhand bundesweiter vertragsärztlicher Abrechnungsdaten. | Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi).
Versorgungsatlas-Bericht Nr. 16/04. | Berlin 2016 | DOI: 10.20364/VA-16.04

PNEUMOKOKKEN. Das Bakterium Streptococcus pneumoniae kann schwere Infektionen bis hin zu Todesfällen verursachen. Gefährdet sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder sowie ältere Menschen. Die Erreger verursachen einerseits nicht invasive Erkrankungen wie Nasennebenhöhlen-, Mittelohr- und Lungenentzündungen. Gelangen die Bakterien ins Blut, können sie invasive Erkrankungen verursachen: Blutvergiftung (Sepsis), Hirnhautentzündung (Meningitis) oder schwere Lungenentzündungen mit Streuung der Bakterien. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jährlich acht bis 34 von 100.000 Menschen an einer solchen invasiven Pneumokokken-Infektion erkranken. Die Sterblichkeitsraten liegen bei zehn Prozent, können bei Risikogruppen aber bis auf 30 Prozent steigen. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt darum eine Grundimmunisierung für Säuglinge und Kleinkinder und für ältere Erwachsene ab 60 Jahren eine Standardimpfung sowie für Patienten mit »impfrelevanten Erkrankungen«, etwa bei bestimmten chronischen Krankheiten und geschwächtem Immunsystem unabhängig vom Alter eine Pneumokokken-Impfung.

DER VERSORGUNGSATLAS. www.versorgungsatlas.de ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Er wurde institutionalisiert als öffentlich zugängliche Informationsquelle mit Studien zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt der Studien sind regionale Unterschiede in der Versorgung sowie deren unterschiedliche Strukturen und Abläufe. Die Analysen sollen Anhaltspunkte liefern, wie die Versorgung verbessert werden kann. Die Studien der Wissenschaftler des Versorgungsatlas basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland. Zuschriften von Nutzern zu den Beiträgen sind ausdrücklich erwünscht. Die Internet-Plattform steht auch anderen Forschergruppen zur Verfügung, die vorzugsweise regionalisierte Untersuchungsergebnisse nach einem Peer-Review veröffentlichen wollen.

Weitere Informationen:
http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

Quelle: idw

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Phosphor-Dünger aus Klärschlamm: Pilotanlage erprobt Praxistauglichkeit des Hohenheimer Verfahrens

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Bioökonomie-Projekt der Universität Hohenheim nutzt Abfall aus Kläranlagen als Rohstoff / Gewonnene Klärschlammkohle ersetzt Braun- oder Steinkohle

Rohstoffe aus Abfall gewinnen: Kommunale Kläranlagen haben jährlich knapp zwei Millionen Tonnen trockenen Klärschlamm zu entsorgen. Er enthält lebensnotwendiges Phosphor, das sich mit dem neuen Verfahren der Hohenheimer Agrartechnologin Prof. Dr. Andrea Kruse schadstofffrei und kostengünstig aus dem Schlamm für Dünger gewinnen lässt. Eine AVA cleanphos-Pilotanlage, die das HTC-Verfahren (hydrothermale Carbonisierung) nun praxisähnlich erprobt, geht dieser Tage bei der AVA Green Chemistry Development GmbH in Karlsruhe in Betrieb. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt.

Ein Durchbruch bei der Phosphor-Rückgewinnung, wie sie die Novelle der Klärschlammverordnung fordert – das erwartet die Industrie durch die erfolgreiche AVA cleanphos-Pilotierung. Das HTC-Verfahren wandelt Klärschlamm zuerst in CO2-neutrale Biokohle um. Dann wird das Phosphat isoliert und zurückgewonnen.

So entstehen gleich zwei wirtschaftlich interessante Produkte: Ein wertvolles Phosphor-Produkt und die phosphorfreie HTC-Klärschlammkohle. Diese lässt sich dank AVA cleanphos in Zukunft als Ersatz für Braun- oder Steinkohle in der Mitverbrennung einsetzen. Das führt zu beträchtlichen Einsparungen von CO2-Emissionen.

Erste Ergebnisse aus dem Betrieb der AVA cleanphos-Anlage werden der Öffentlichkeit bereits im 4. Quartal 2016 vorgestellt. Das HTC-Verfahren in Kombination mit der AVA cleanphos-Lösung macht den Weg frei für eine echte, langfristige Klärschlammverwertung.

Neue Möglichkeiten für die Landwirtschaft
Der gewonnene Phosphor kann in der Landwirtschaft zur Düngung Verwendung finden. Das war bisher nicht ohne Weiteres möglich. „Obwohl Klärschlamm viel wertvolles Phosphat enthält, sprach bis jetzt vieles gegen eine landwirtschaftliche Verwertung“, erklärt Prof. Dr. Andrea Kruse, Agrartechnologin der Universität Hohenheim. „Der Schlamm kann Krankheitserreger mit sich führen und enthält zusätzlich viele Schwermetalle.“

Bisherige Technologien für die Phosphor-Rückgewinnung setzten zudem vor allem auf die Entsorgung in Monoverbrennungsanlagen, um aus der Asche das Phosphat zu gewinnen und als Dünger zu verarbeiten. Diese Verfahren seien aber teurer und deutlich aufwendiger als die HTC.

Bisher stamme das Phosphat noch aus Mineralwerken in China, den USA und Marokko. „Diese Mineralwerke sind aber mittlerweile stark ausgebeutet“, so Prof. Dr. Kruse weiter. „Wir brauchen daher neue Phosphatquellen. Der Klärschlamm ist eine davon, und mit der HTC basierten AVA cleanphos Technologie kann er nutzbar gemacht werden.“

HTC günstige Alternative zur derzeitigen Klärschlamm-Verbrennung
Das wertvolle Phosphat von den giftigen Schwermetallen trennen – das ist der große Vorteil des HTC-Verfahrens. Über 80 Prozent des Phosphats aus dem Klärschlamm bleiben erhalten. Die Schwermetalle bleiben jedoch in der Kohle zurück und kommen so nicht auf das Feld.

In der Praxis seien noch ein paar mehr Schritte notwendig, so Prof. Dr. Kruse. „Diese untersuchen wir nun im Pilotbetrieb der AVA cleanphos-Anlage.“

Bioökonomie bietet Alternativen
Das Projekt von Prof. Dr. Kruse ist eine Kooperation mit dem Schweizer Biotechnologie-Unternehmen AVA-CO2. Ziel ist eine Produktion in großen Mengen zu ermöglichen. Dies ist ganz im Sinne der Bioökonomie, dem Schwerpunkt in Forschung und Lehre der Universität Hohenheim, betont die Agrartechnologin.

„Nahrungs- und Futtermittel, Energie, Chemikalien, Kunststoffe oder eben Dünger aus Abfällen und erneuerbaren Rohstoffen ist ein wichtiges Thema an der Universität Hohenheim. Um die Bioökonomie zu etablieren, müssen wir immer weiter forschen, Alternativen anbieten und erreichen so hoffentlich einen Wandel in der Wirtschaft und Gesellschaft.“

Quelle: idw

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Betriebe mit einer mitarbeiterorientierten Personalpolitik haben engagiertere Mitarbeiter

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

In Betrieben mit mitarbeiterorientierten Maßnahmen wie Angeboten zum Gesundheitsschutz, Qualifizierungsangeboten oder regelmäßigen Mitarbeitergesprächen sind die Beschäftigten zufriedener, engagierter und denken seltener über einen Arbeitgeberwechsel nach. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Sie beruht auf Befragungen von mehr als 7.000 Beschäftigten und rund 1.000 Betrieben mit mindestens 50 Mitarbeitern.

Acht von zehn Beschäftigten in Deutschland berichten von mindestens einer belastenden Arbeitsbedingung wie Termindruck, Informationsflut, körperlicher Anstrengung oder von unangenehmen Umgebungsbedingungen wie Hitze, Kälte oder Lärm. Am häufigsten werden Termindruck und Multitasking genannt: Sechs von zehn Beschäftigten sind davon nach eigenen Angaben betroffen. Von unangenehmen Umgebungsbedingungen berichten vier von zehn Beschäftigten, von einer schwer zu bewältigenden Menge an Informationen drei von zehn Beschäftigten.

Gleichzeitig steuern aber auch acht von zehn Betrieben dem entgegen, indem sie beispielsweise Maßnahmen zum Gesundheitsschutz und zur Gesundheitsförderung anbieten, die über die gesetzlich verpflichtenden Maßnahmen hinausgehen. So analysiert mehr als die Hälfte der Betriebe den Krankenstand im Betrieb. Je ein Drittel führt Mitarbeiterbefragungen zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz durch oder hat innerbetriebliche Angebote wie etwa eine aktive Pausengestaltung, Betriebssport oder Gesundheitstage. Schulungen und Beratungen werden von mehr als einem Viertel der Betriebe angeboten, externe Gesundheitsangebote werden von einem Sechstel finanziell unterstützt.

„Auf Dauer können körperliche und psychische Belastungen am Arbeitsplatz ein Gesundheitsrisiko darstellen. Zwar sind Beschäftigte, die von Termindruck und Multitasking oder von einer schwer zu bewältigenden Menge an Information berichten, nicht häufiger krank als andere Beschäftigte; sie äußern aber zum Befragungszeitpunkt ein schlechteres allgemeines Wohlbefinden“, schreiben die IAB-Forscher in der Studie.

Betriebe können ihren Beschäftigten durch das Angebot von Gesundheitsmaßnahmen zeigen, dass sie sich der bestehenden Belastungen bewusst sind und auf diese reagieren, so die Arbeitsmarktforscher. Sie betonen: Beschäftigte in Betrieben, die das gesundheitsbewusste Verhalten ihrer Mitarbeiter fördern, sind im Durchschnitt zufriedener. Gesundheitsförderung sei allerdings nur ein Teilaspekt guter Personalführung und bestimme damit letztlich auch nur einen Teil der subjektiv empfundenen Arbeitsqualität von Beschäftigten. Neben dem richtigen Umgang mit potenziellen Belastungen bei der Arbeit hänge Arbeitsqualität maßgeblich mit Entwicklungsförderung und Wertschätzung durch den Betrieb zusammen. „Beschäftigte in Betrieben, die dies in ihren Personalmaßnahmen berücksichtigen, sind zufriedener und engagierter, fühlen sich stärker ihrem Arbeitgeber verbunden und denken deutlich seltener über einen Arbeitgeberwechsel nach“, erklären die Arbeitsmarktforscher.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2016/kb1616.pdf

Quelle: idw

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Schnelltest identifiziert Krankheitserreger

Tobias Steinhäußer Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Bakterien, Pilze oder Viren lassen sich heute in der Regel nur mit aufwendigen Labortests oder Tierversuchen sicher nachweisen. Die Lebensmittel- und Pharmaindustrie wünscht sich schnellere Tests, um ihre Produkte zu überprüfen. Fraunhofer-Forscher entwickeln deshalb einen Stick, der wie ein Schwangerschaftstest funktioniert und schnell ein Ergebnis liefert. Künftig sollen damit auch Allergene und Krankheitserreger im Blut nachgewiesen werden.

Forscherinnen und Forscher vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB entwickeln einen Test, der schnell und günstig Bakterien, Pilze oder Viren nachweist. Geringe Spuren wie Bestandteile ihrer Zellwände (Pyrogene) reichen für den Nachweis aus. Er lässt sich direkt vor Ort ohne Labortechnik und Spezialwissen durchführen. »Der ImmuStick kann Pyrogene bereits außerhalb des Körpers detektieren – zum Beispiel auf medizinischen Geräten oder in Krankenhauszimmern. Grundsätzlich wäre die Technologie aber auch interessant, um menschliches Blut auf Krankheitserreger oder Allergien zu testen«, sagt Dr. Anke Burger-Kentischer.

Einfach wie ein Schwangerschaftstest
Die Methode funktioniert so simpel wie ein Schwangerschaftstest: Der ImmuStick ist ein Teststreifen, auf den ein wenig Flüssigkeit geträufelt wird. Enthält die Flüssigkeit Pyrogene, Bruchstücke von Erregern, wird das durch einen Farbstreifen in einem Sichtfenster angezeigt. Auf der Oberfläche des Sticks werden zunächst Immunrezeptoren des Menschen befestigt, die für bestimmte Pyrogene empfindlich sind. Dabei handelt es sich um nach dem biologischen Vorbild synthetisierte, im Labor hergestellte Immunrezeptoren. An die Andockstelle der Immunrezeptoren, an der normalerweise die Pyrogene anbinden, wird bei der Herstellung zunächst eine Art Platzhalter montiert, der mit einem Farbstoff markiert ist. Tröpfelt man dann beim Test eine Flüssigkeit auf den Teststreifen, die Pyrogene enthält, drängen die Pyrogene an die Andockstelle am Immunrezeptor. Die mit dem Farbstoff markierten Platzhalter wandern mit der Flüssigkeit durch den Teststreifen, bis sie im Sichtfenster zu sehen sind. Das Farbsignal ist also der Hinweis darauf, dass Pyrogene enthalten sind, die sich an die Immunrezeptoren angedockt haben.

Das ImmuStick-Projekt wurde mit Geldern des Discover-Progamms gefördert. Damit unterstützt die Fraunhofer-Gesellschaft Projekte für die Dauer von einem Jahr, um die Machbarkeit einer Technologie zu zeigen. Diesen Test hat der ImmuStick bestanden. »Wir konnten zeigen, dass er für das Bakterien-Pyrogen LPS sehr gut funktioniert. Jetzt wollen wir ihn gemeinsam mit Industriepartnern zu einem Produkt weiterentwickeln«, sagt Projektleiterin Burger-Kentischer. »Derzeit testen wir weitere Immunrezeptoren, die spezifisch für andere Pyrogene sind.

Blutvergiftungen und Allergien aufspüren
Angedacht sind derzeit Anwendungen in der Lebensmittel- und Pharmabranche oder in der Medizintechnik, da es dort auf absolute Keim- beziehungsweise Pyrogenfreiheit ankommt. Grundsätzlich wäre der ImmuStick auch für die Untersuchung von Blut interessant. Pyrogene im Blut führen oft zu einer Blutvergiftung, einer Sepsis, an der auch heute noch viele Menschen sterben, insbesondere geschwächte Intensivpatienten. »Das Blut ist allerdings eine besondere Herausforderung, weil es komplex ist und viele Inhaltsstoffe enthält. Mittelfristig streben wir aber eine Blutanalyse an«, sagt Burger-Kentischer.

Da auch bestimmte Allergieauslöser zu den Pyrogenen zählen, wäre hier ebenfalls eine Anwendung denkbar. In der Lebensmittel- und Pharmaindustrie zum Beispiel ist es wichtig, dass die Produkte frei von Allergenen sind. Mit dem ImmuStick ließe sich dies in kürzester Zeit kostengünstig und einfach nachweisen. Aufwendige Labortests wären damit hinfällig oder könnten ergänzt werden. Derzeit suchen die IGB-Forscher Kooperationspartner, die den ImmuStick zur Marktreife weiterentwickeln wollen.

Pyrogene werden zum Problem, wenn es besonders auf Hygiene ankommt – zum Beispiel in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie oder auf Intensivstationen im Krankenhaus. Vor allem Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, können schwer erkranken. Vielfach werden deshalb Tests durchgeführt und die Oberfläche von Maschinen oder medizinischen Gegenständen durch Abstriche auf Pyrogene getestet. Diese Tests sind bislang allerdings recht aufwendig, weil sich die Pyrogene nur mit Labortechnik nachweisen lassen. Ein weit verbreiteter Standardtest ist der Nachweis von LPS, einer Struktur, die in der Membran bestimmter Bakterien auftritt. Dieser Test nimmt bislang etwa zwei Stunden in Anspruch. Andere Pyrogene lassen sich sogar nur im Tierversuch nachweisen.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2016/juli/schnelltest-ide…

Quelle: idw

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Bedarf an Bewässerungswasser stärker bestimmt durch Kulturpflanze als durch Klimaänderung

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Erstmals haben Potsdamer Wissenschaftler den Bedarf an Bewässerungswasser der letzten 100 Jahre in Deutschland am Beispiel ausgewählter landwirtschaftlicher Kulturen (Sommergerste, Hafer, Winterweizen und Kartoffeln) retrospektiv und modellhaft errechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass Anbaufläche und Pflanzenart einen stärkeren Einfluss auf den Bedarf an Bewässerungswasser hatten als die Klimaänderungen. Die Ergebnisse wurden soeben im Fachblatt „Science of the Total Environment“ veröffentlicht.

Weltweit steigt der Bedarf an Bewässerungswasser – auch in Regionen, wo, wie in Teilen Deutschlands, bei relativ geringen Niederschlagsmengen Kulturen mit hohen Wasseranspüchen wie Zuckerrüben und Kartoffeln angebaut werden.

Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftler der Potsdamer Leibniz-Institute für Agrartechnik (ATB) und Klimafolgenforschung (PIK) analysiert, wie sich der Bedarf an Zusatzwasser für die Bewässerung zwischen 1902 und 2010 in Deutschland räumlich und zeitlich verändert hat. Die Fragestellung erlaubte einen Blick in die Vergangenheit der landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen von der Zeit des Deutschen Kaiserreichs bis in die Gegenwart. Die betrachteten Kulturen waren Winterweizen, Sommergerste, Kartoffeln und Hafer. Für die Modellierung kam das AgroHyd Farmmodell zum Einsatz, eine am ATB entwickelte datenbankgestützte Software, die in hoher regionaler Auflösung auf globale Boden-, Wetter- und Ertragsdaten zugreift.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Fläche und die Art der darauf angebauten Kulturen einen deutlich stärkeren Einfluss auf den Bedarf an Bewässerungswasser hatte als die klimatischen Veränderungen. Während in Deutschland im Durchschnitt der letzten hundert Jahre die Temperatur jährlich um 0,01 K und der Niederschlag um 1 mm zunahmen, spiegelten sich diese klimatischen Trends nicht unmittelbar in einem veränderten Bedarf an Bewässerungswasser wider. Dies ist unter anderem darin begründet, dass die Verlagerung der Niederschläge von der Vegetationsperiode in die Wintermonate der mengenmäßigen Zunahme an Regenwasser entgegen wirkte. Verändert hat sich auch das Spektrum der angebauten Pflanzenarten. Deutschlandweit waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts Hafer und Kartoffeln die in der Fläche dominierenden Kulturen. Heute ist die Kartoffelanbaufläche um bis zu 90 % zurückgegangen. Dagegen hat der Anbau von Weizen seitdem in der Fläche eine große Ausdehnung erfahren.

Im Durchschnitt der untersuchten 109 Jahre lag der Bedarf an Zusatzwasser auf dem Gebiet der heutigen „Bundesrepublik Deutschland“ bei jährlich 112 mm. Große Unterschiede zeigten sich jedoch regional hinsichtlich der Entwicklung des Zusatzwasserbedarfs – je nachdem welche Pflanzen auf welchen Flächenanteilen angebaut wurden.

Die Frage, wieviel Wasser künftig für die Bewässerung aufgewendet werden muss, hängt nach den Ergebnissen der Studie maßgeblich davon ab, in welchem Umfang Kulturpflanzen mit hohen Wasseransprüchen angebaut werden. Die Wahl der Pflanzenart ist für Anpassungsstrategien an die zu erwartenden lokalen und zeitlichen Wasserknappheiten von entscheidender Bedeutung. Der Anbau von Kulturen mit hohem Wasserbedarf, wie Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse, muss mit Bedacht und unter Berücksichtigung des zur Verfügung stehenden Grund- und Oberflächenwassers geplant werden. Dies gilt insbesondere für den Anbau innerhalb eines sich vom Südwesten nach Nordosten Deutschlands erstreckenden Gürtels mit erhöhtem Bedarf an Bewässerungswasser.

Es ist zu erwarten, dass der Klimawandel auch in Deutschland zumindest lokal zu Wasserknappheit führen wird. Um Ertragseinbußen entgegenzuwirken, wird daher auch der Bedarf an Bewässerung steigen. Eine erhöhte Wassernutzung für die Bewässerung kann den Wasserhaushalt jedoch langfristig gefährden. Aus Sicht der Wissenschaftler ist in Anpassung an den Klimawandel ein strategisches Wassermanagement auf regionaler Ebene erforderlich, um Bewässerungsmaßnahmen auch begrenzend steuern zu können. Dies sollte auch eine Koordination des angebauten Kulturpflanzenspektrums und der Wasserrechte auf regionaler Ebene beinhalten.

Drastig, K., Prochnow, A., Libra,J., Koch, H., Rolinski, S.: Irrigation water demand of selected agricultural crops in Germany between 1902 and 2010. Science of the Total Environment. DOI:10.1016/j.scitotenv.2016.06.206
Online unter: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969716313961

Kontakt:
Dr. Katrin Drastig – Leiterin der Arbeitsgruppe „AgroHyd“ am ATB
Tel.: 0331 5699-218, E-Mail: kdrastig@artb-potsdam.de

Helene Foltan – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0331 5699-820, E-Mail: hfoltan@atb-potsdam.de

Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB)
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam

www.atb-potsdam.de

Quelle: idw

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Seetang statt Salz

Tobias Steinhäußer Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Salz (Natriumchlorid) ist ein lebenswichtiges Nahrungsmittel. Es versteckt sich vor allem in industriell gefertigten Lebensmitteln. Zuviel Natrium schadet Herz, Magen und Nieren. Seetang hat von Natur aus einen salzigen Geschmack. Fraunhofer-Forscher zeigen, dass Algen das Potenzial aufweisen als Salzersatz zu dienen.

Ohne Salz erscheinen viele Speisen geschmacklos und fad. »Salz wirkt wie ein natürlicher Geschmacksverstärker, hat eine konservierende Wirkung und ist für den menschlichen Organismus essentiell«, erklärt Dominic Wimmer, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising. Die positive Wirkung verpufft jedoch, wenn wir zu viel Salz essen. Laut aktuellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO konsumieren Europäer acht bis zwölf Gramm Salz pro Tag. Die Empfehlung liegt bei fünf Gramm. »Es ist nicht das Nachsalzen am Tisch«, sagt Wimmer: Etwa 77 Prozent der Salzaufnahme geschieht über industriell hergestellte Lebensmittel. Ganz vorne dabei sind Brot, Käse, Snacks, Fertiggerichte und Wurstwaren. Vor allem das im Salz enthaltende Natrium gilt als problematisch und kann mitverantwortlich für Bluthochdruck und Herzkrankheiten sein. Als weitere Folgen werden Nierenleiden, Osteoporose oder auch Magenkrebs beschrieben.

Forschung an Aroma, Geschmack und Verfahrenstechnik
Im von der Europäischen Union geförderten Projekt TASTE haben Forscher des IVV zusammen mit Partnern aus Island, Irland, Frankreich, Spanien, Slowenien und Deutschland untersucht, ob sich Seetang als Salzersatz eignet. Die Salzwasser-Algen schmecken von Natur aus salzig und enthalten Mineralien wie Kalium oder Magnesium sowie Spurenelemente. Das Ergebnis: Braunalgen könnten als Salzersatz verwendet werden und dazu beitragen, dass der Salzgehalt industriell erzeugter Lebensmittel sinkt. Die Freisinger Wissenschaftler erforschten das Aroma und den Geschmack der Algen und entwickelten wesentliche Bestandteile der Fertigungskette. Außerdem testete das Institut die gewonnene Algenzutat in Brot. Die Forschung bei TASTE konzentrierte sich auf die Salzwasser-Großalgen Ascophyllum nodosum, Saccharina latissima und Fucus vesiculosus – Braunalgen-Arten, die in Europa heimisch sind. Man kann sie an Küsten kultivieren oder wild ernten.

Die Forscher untersuchten welche Salzaustauschstoffe es aktuell am Markt gibt. Das reicht von Mineralsalzen über Aromen bis hin zu Geschmacksverstärkern. »Wir brauchten eine Benchmark, um zu wissen, wie der Seetang bearbeitet werden muss«, so Wimmer. Zu den Vorarbeiten gehörte es auch, eine gemeinsame Geschmackssprache zu entwerfen, die alle Projektpartner verstehen. »Die Geschmäcker unterscheiden sich von Land zu Land. Was wir hier in Bayern als fischig bezeichnen, muss für einen Isländer noch lange nicht gelten«, sagt Wimmer. In der »Flavour Language« ist dem Begriff »fischig« daher beispielsweise eine eindeutige Substanz zugeordnet: Trimethylamin.

Die IVV-Forscher ermittelten zusammen mit den Partnern welche Substanzen die Seetangarten enthalten. »Auf Basis der Daten entwickelten wir dann die Verfahrenstechnik. Ziel war ein Algenprodukt, das sich industriell als Salzersatz verarbeiten lässt«, erläutert Wimmer. Die Herausforderung dabei: Algen so zu zerkleinern, dass die darin enthaltenden Mineralstoffe erhalten bleiben und geruchsintensive Bestandteile abgeschieden werden.

Die Forscher mahlten, kochten, blanchierten und trockneten. Im Freisinger Institut stehen die dafür notwendigen Geräte in verschiedensten Größen im Lebensmitteltechnikum zur Verfügung. Zwei Partner kümmerten sich parallel um die enzymatische Behandlung der Algen. Es entstand ein braungrünliches Algenpulver, das zukünftig als Salzersatz industriell eingesetzt werden könnte. »Ergebnis der Arbeiten sind zwei Methoden für die Arten Ascophyllum nodosum und Saccharina latissima, die auch im Technikumsmaßstab bis 400 Liter funktionieren«, sagt Wimmer.

Doch wie salzig schmecken Brot, Wurst und Co. mit Seetang? Ändern sich Konsistenz und Aussehen der Lebensmittel? Lassen sie sich weiter in gleicher Qualität fertigen? Auch das testeten die Forscher in Wurst, Snacks, Suppen und Soßen. Die Experten nahmen sich Weißbrot vor. Es hat einen großen Anteil am überhöhten Salzkonsum der Gesellschaft. Das Fazit: Die braungrünliche Färbung des Algenpulvers ist nach dem Backen noch zu erkennen und der salzige Geschmack ist weniger stark als mit Salz. Aber: Die Zutat lässt sich gut verarbeiten und kann den Salzgehalt reduzieren. »Ganz ersetzen lässt sich Salz nicht: Als funktionelle Backzutat ist es nicht wegzudenken «, so Wimmer.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2016/juli/seetang-statt-s…

Quelle: idw

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Wie Wasser seine außergewöhnlichen Eigenschaften erhält

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Mit einer neuen Simulationsmethode haben Chemiker einige ungewöhnliche Eigenschaften von Wasser erklärt, unter anderem den Schmelzpunkt von Eis und das Dichtemaximum bei vier Grad Celsius. Sie zeigten, dass Van-der-Waals-Wechselwirkungen entscheidend sind für die Geometrie und Flexibilität der Wasserstoffbrücken-Bindungen, die wiederum die Eigenschaften des Wassers bestimmen. Für die Simulationen nutzte das Team der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Wien neuronale Netze. Das neue Verfahren ist ebenso präzise wie quantenmechanische Berechnungen, aber 100.000-mal schneller. Die Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ berichtet über die Ergebnisse.

Mit künstlichen neuronalen Netzen haben Bochumer und Wiener Forscher die atomaren Wechselwirkungen von Wassermolekülen untersucht. Anhand der Ergebnisse erklären sie den Schmelzpunkt von Eis sowie das Dichtemaximum bei vier Grad Celsius – allein basierend auf Computersimulationen.

Die neu entwickelte Methode ist ebenso präzise wie quantenmechanische Berechnungen, aber 100.000-mal schneller. Das Team um Privatdozent Dr. Jörg Behler von der Ruhr-Universität Bochum und Prof. Dr. Christoph Dellago von der Universität Wien beschreibt die Arbeit in der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“, kurz PNAS.

Ungewöhnliche Eigenschaften
Wasser hat eine Reihe von Eigenschaften, die nicht allein aufgrund seines chemischen Aufbaus zu verstehen sind. Seine höchste Dichte erreicht es bei vier Grad Celsius, sodass Eis auf flüssigem Wasser schwimmt. Auch ungewöhnlich ist, dass das kleine Molekül bei Raumtemperatur flüssig und nicht gasförmig ist. Eine wichtige Rolle für diese Phänomene spielen Wasserstoffbrücken-Bindungen.

Die Analysen ergaben, dass Van-der-Waals-Wechselwirkungen entscheidend für die Geometrie und Flexibilität der Wasserstoffbrücken sind. Auf diese Weise bestimmen sie die Eigenschaften von Wasser, obwohl sie nur sehr schwache Kräfte ausüben, schwächer zum Beispiel als elektrostatische Wechselwirkungen.

Methode aus der Hirnforschung
Jörg Behler entwickelte die Methode basierend auf einem Verfahren, das ursprünglich aus der Hirnforschung stammt. Seine neuronalen Netze erlernen die Kräfte zwischen einzelnen Atomen als Funktion ihrer geometrischen Anordnung. „Wir können damit Computersimulationen durchführen, die mit dem herkömmlichen quantenmechanischen Verfahren nicht möglich wären, weil der Rechenaufwand selbst für Supercomputer zu hoch wäre“, sagt der Nachwuchsgruppenleiter am Bochumer Lehrstuhl für Theoretische Chemie.

Dr. Tobias Morawietz wandte die Methode in seiner Doktorarbeit erstmals an, um die Eigenschaften von Wasser zu untersuchen. Die Simulationen fanden im Rahmen des Bochumer Exzellenzclusters Resolv statt, in enger Zusammenarbeit mit Andreas Singraber in der Gruppe von Christoph Dellago an der Universität Wien. Dort führte Tobias Morawietz auch Teile seiner Simulationen durch; heute setzt er seine Forschung als Postdoktorand in Wien fort.

Förderung
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte die Arbeiten im Rahmen des Exzellenzclusters Resolv (EXC 1069) und weiterer Projekte (Emmy-Noether-Projekt Be3264/3-1, Heisenberg-Stipendium Be3264/6-1 und Projekt Be3264/5-1). Zusätzliche Förderung kam von der Studienstiftung des Deutschen Volkes, der Ruhr-University Research School Plus (DFG GSC 98/3) sowie dem Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF (P24681-N20, SFB Vicom, F41). Die Berechnungen erfolgten unter anderem am Vienna Scientific Cluster.

Originalveröffentlichung
Tobias Morawietz, Andreas Singraber, Christoph Dellago, Jörg Behler: How van der Waals interactions determine the unique properties of water, in: PNAS, 2016, DOI: 10.1073/pnas.1602375113

Pressekontakt
Privatdozent Dr. Jörg Behler, Lehrstuhl für Theoretische Chemie, Fakultät für Chemie und Biochemie, Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234 32 26749, E-Mail: joerg.behler@theochem.rub.de

Redaktion: Dr. Julia Weiler

Weitere Informationen:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/solvation/ – Resolv-Webseite

Quelle: idw

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Mit Abgas das Klima retten

Anne-Kathrin Thran Pressereferat
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Wie bleibt der Stahlstandort Deutschland wettbewerbsfähig? Das Projekt „Carbon2Chem“ soll darauf eine Antwort geben. Acht Industrieunternehmen entwickeln gemeinsam mit Max-Planck und Fraunhofer-Gesellschaft sowie Universitäten eine weltweit einsetzbare Lösung, um die Abgase der Hochöfen in Vorprodukte für Kraftstoffe, Kunststoffe oder Dünger umzuwandeln. Der dafür benötigte Wasserstoff wird mit Überschussstrom aus erneuerbaren Energien produziert. Mit dem „Carbon2Chem“-Ansatz sollen 20 Millionen Tonnen des jährlichen deutschen CO2-Ausstoßes der Stahlbranche künftig wirtschaftlich nutzbar gemacht werden.

17 Partner aus Industrie und Wissenschaft wollen Rohstoffe aus Hüttengasen gewinnen / Wanka: „Klimaschutz und Standortsicherung gehen Hand in Hand“

Wie bleibt der Stahlstandort Deutschland wettbewerbsfähig? Das Projekt „Carbon2Chem“ soll darauf eine Antwort geben. Acht Industrieunternehmen entwickeln gemeinsam mit Max-Planck und Fraunhofer-Gesellschaft sowie Universitäten eine weltweit einsetzbare Lösung, um die Abgase der Hochöfen in Vorprodukte für Kraftstoffe, Kunststoffe oder Dünger umzuwandeln. Der dafür benötigte Wasserstoff wird mit Überschussstrom aus erneuerbaren Energien produziert. Mit dem „Carbon2Chem“-Ansatz sollen 20 Millionen Tonnen des jährlichen deutschen CO2-Ausstoßes der Stahlbranche künftig wirtschaftlich nutzbar gemacht werden. Dies entspricht 10 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen der deutschen Industrieprozesse und des verarbeitenden Gewerbes.

„Mit Carbon2Chem zeigen wir, wie Klimaschutz und eine wettbewerbsfähige Stahlproduktion dank Forschung und Innovation in Deutschland erfolgreich verbunden werden können. Damit sichern wir Arbeitsplätze in der Stahlbranche in unserem Land. Damit sichern wir den Industriestandort Deutschland.“, betonte Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung.

Unser Wohlstand hängt maßgeblich von der hiesigen Stahlindustrie und ihren rund 90.000 Beschäftigten ab. Autos, Häuser und Maschinen entstehen aus den 43 Millionen Tonnen Stahl, die die Branche jährlich produziert. Noch ist Deutschland Europas größter Stahlerzeuger. Die internationale Konkurrenz gefährdet ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Nach dem Pariser Klimaabkommen vom 12. Dezember 2015 soll die globale Erwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius begrenzt werden. Um das gesteckte Ziel zu erreichen, haben sich die Vertragsparteien der Klimaneutralität verpflichtet. Ab der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts darf nicht mehr Treibhausgas ausgestoßen werden, als durch Senken gebunden werden kann. Demnach muss die Branche ihren Treibhausgasausstoß ganz erheblich reduzieren.

„Eine zukunftsfähige Industrieproduktion und engagierter Klimaschutz gehören zusammen. Mit Carbon2Chem zeigen wir dies glaubwürdig. So füllen wir das Abkommen von Paris mit Leben“, sagte Bundesforschungsministerin Wanka bei der Pressekonferenz zum Start des Vorhabens in Duisburg. Der Stahlstandort Duisburg ist der größte der Branche. „Carbon2Chem“ zielt darauf ab, den CO2-Ausstoß hier und an anderen Stahlstandorten wirtschaftlich nutzbar zu machen. Würde dies gelingen, wird erstmals ein klimarelevanter CO2-Einspareffekt erreicht.

Das Forschungsprojekt „Carbon2Chem“ entwickelt in den kommenden zehn Jahren eine nachhaltige Wertschöpfungskette, die verschiedene Sektoren miteinander verbindet – der Klimaschutz treibt die Innovationen branchenübergreifend voran. Denn von „Carbon2Chem“ profitiert nicht nur die Stahlindustrie. Chemieunternehmen erschließen eine neue, saubere Rohstoffquelle: „Innovationssprünge entstehen heute an den Grenzen zwischen den Branchen“, betonte Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der Thyssen Krupp AG. „Carbon2Chem bringt Akteure aus allen Bereichen des Innovationsgeschehens zusammen. Grundlagenforschung, Anwendungsforschung und industrielle Praxis – und das aus unterschiedlichen Sektoren.“

Gleichzeitig soll „Carbon2Chem“ zwei zentrale Fragen der Energiewende beantworten: Wie kann man elektrische Energie speichern und die Stromnetze stabilisieren?

Die Partner aus Wissenschaft und Industrie schlagen mit „Carbon2Chem“ eine Brücke von der Grundlagenforschung in den Markt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit mehr als 60 Millionen Euro. Die beteiligten Partner planen Investitionen von mehr als 100 Millionen Euro bis 2025. Für die kommerzielle Realisierung haben sie mehr als eine Milliarde Euro vorgesehen.

Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.bmbf.de/de/energiewende-und-nachhaltiges-wirtschaften-146.html

Quelle: idw

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Cloud-Dienst des KIT deutschlandweit verfügbar

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Online-Speicherdienste für die Wissenschaft unterliegen besonderen Anforderungen, die kommerzielle Produkte nicht bieten, etwa in Sachen Volumen, Verfügbarkeit, Datenschutz, Datensicherheit und Flexibilität. Der am KIT betriebene Dienst bwSync&Share kann nun deutschlandweit von allen wissenschaftlichen Einrichtungen im Deutschen Forschungsnetz DFN bezogen werden. Damit haben Einrichtungen außerhalb Baden-Württembergs erstmals die Möglichkeit, einen auf die Bedürfnisse von Forschung und Lehre in Deutschland zugeschnittenen Online-Speicherdienst zu nutzen. Die Universität Rostock ist der erste Nutzer im DFN-Rahmen.

Der Dienst bwSync&Share ermöglicht es den Beschäftigten und Studierenden der teilnehmenden Einrichtung, Daten auf den Systemen des KIT zu speichern und diese zwischen Desktop-Rechnern und mobilen Endgeräten zu synchronisieren. Darüber hinaus kann der Nutzer seine abgespeicherten Daten durch die Vergabe entsprechender Zugriffsrechte anderen Nutzern zugänglich machen. Dabei können auch Nutzern, die nicht der teilnehmenden Einrichtung angehören, Zugriffsrechte erteilt werden.

Die Universität Rostock ist als erste Hochschule außerhalb Baden-Württembergs Teil der größten deutschen Hochschul-Cloud „bwSync&Share“. Der Dienst wird über das Deutsche Forschungsnetz (DFN) eingebunden und vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gehostet. Das Steinbuch Centre for Computing (SCC) des KIT hat diesen Dienst in Zusammenarbeit mit der Firma PowerFolder aufgebaut. Damit können nun rund 15.000 Studierende und 3.000 Mitarbeiter unter dem Dienstnamen „Uni Rostock Box“ und im eigenen Web- und App-Design ein Konto mit jeweils 10 Gigabyte Speicherkapazität in Karlsruhe anlegen.

Forschungsergebnisse, Hausarbeiten, Bilder oder Videos können gespeichert, geteilt und synchronisiert werden. Der Zugriff erfolgt dabei über Desktop-Systeme, Smartphones, Tablets oder plattformübergreifend über eine Web-Schnittstelle und bietet dem Nutzer so größtmöglichen Komfort. Der Zugriff erfolgt komfortabel mit den Anmeldedaten seiner eigenen, lokalen Einrichtung, zusätzliche Zugangsdaten sind nicht notwendig.

Im Gegensatz zu den meisten kommerziellen Anbietern werden die Daten nicht an ausländischen Serverstandorten, sondern am KIT und damit im deutschen Rechtsraum gespeichert. Die Kommunikation zwischen den Endgeräten der Nutzer und den zentralen Speichersystemen erfolgt verschlüsselt. Der Datenzugriff ist beschränkt auf den die Daten bereitstellenden Nutzer und von ihm autorisierte weitere (auch externe) Nutzer.

Der Speicherdienst wird teilweise vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg getragen und ist dadurch für Mitglieder der Landesuniversitäten und -hochschulen kostenfrei. Die DFN-Einrichtungen außerhalb Baden-Württembergs können den Dienst kostenpflichtig beziehen.

Einrichtungen außerhalb Baden-Württembergs können sich hier über den Zugang informieren:
https://www.dfn.de/dfn-cloud/bwsyncshare-in-der-dfn-cloud/

Nutzer aus Baden-Württemberg finden hier Informationen:
https://www.scc.kit.edu/dienste/bwSyncAndShare.php

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Weitere Informationen:
https://www.dfn.de/dfn-cloud/bwsyncshare-in-der-dfn-cloud/
https://www.scc.kit.edu/dienste/bwSyncAndShare.php

Anhang
Cloud-Dienst des KIT deutschlandweit verfügbar
https://idw-online.de/de/attachment50265

Quelle: idw

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Wo die Angst sitzt

Anke Schlee Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Psychiatrie

Stress kann Angst erhöhen. Der Glucocorticoidrezeptor für das Stresshormon Cortisol vermittelt verstärkte Angst. Spielen unterschiedliche Zelltypen, in denen er sich findet, dabei eine Rolle? Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie konnten erstmals nachweisen, dass nicht nur die Hirnregion, sondern auch die Art der Neuronenpopulation eine entscheidende Rolle spielt. Diese Erkenntnis liefert einen neuen Ansatzpunkt zur Behandlung von Angststörungen.

Rund 20 Prozent der Bevölkerung erkranken irgendwann in ihrem Leben an einer Angststörung. Sehr häufig ist eine erhöhte Ängstlichkeit auch Begleiterscheinung anderer psychiatrischer Erkrankungen. So haben 60 bis 70 Prozent aller Menschen, die an einer Depression leiden, auch Probleme mit vermehrter Angst.

Forscher wissen, in welchen Hirnregionen die Angst sitzt, zum Beispiel in der Amygdala, dem sogenannten Mandelkern. Sie wissen auch, dass Stress Angst erhöhen kann. Eine wichtige Erkenntnis, denn viele der Grunderkrankungen, die mit verstärkter Angst gekoppelt sind, sind ebenfalls Stress-bedingt.

Was die Forscher bisher nicht wussten ist, ob ein bestimmter Zelltyp im Gehirn für verstärkte Ängstlichkeit verantwortlich ist. Der Hauptrezeptor für das Stresshormon Cortisol, der Glucocorticoidrezeptor, vermittelt verstärkte Angst. Doch welcher Typ von Nervenzellen vermittelt diesen Effekt? Wird der Botenstoff Glutamat von den Nervenzellen gebildet, agieren diese erregend, während Nervenzellen mit dem Botenstoff GABA neuronale Aktivität hemmen. Dieser Thematik gingen Wissenschaftler um Mathias Schmidt am Max-Planck-Institut für Psychiatrie nach.

Im Mausmodell schaltete Schmidt mit seinem Team den Glucocorticoidrezeptor entweder nur in der erregenden, glutamatergen Zellpopulation oder in hemmenden, GABAergen Nervenzellen aus. Die jetzt in der renommierten Zeitschrift „Molecular Psychiatry“ publizierten Ergebnisse zeigen: Nur Mäuse, in denen der Glucocorticoidrezeptor in glutamatergen Neuronen ausgeschaltet war, hatten weniger Angst. Die andere Gruppe mit einer Manipulation in GABAergen Neuronen zeigte keinen Effekt auf die Angst. Die Art der Zellpopulation scheint also entscheidend für die Entstehung von Stress-induzierter Angst.

In einem zweiten Schritt betrachteten die Forscher einen kleineren Bereich im Gehirn, nämlich ausschließlich die Amygdala. Hier konnten die Ergebnisse noch weiter aufgeschlüsselt werden und eine Funktion des Glucocorticoidrezeptors speziell auf das Furchtgedächtnis nachgewiesen werden.

Besonders interessant war es für die Forscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie, dass die Effekte von Stress-induzierter Angst und Furcht unterschiedlichen Hirnregionen zugeordnet werden können. Diese Erkenntnis liefert wertvolle Hinweise für eine differenzielle Behandlung von Angst und Furcht.

Noch wichtiger ist das gewonnene Verständnis, dass außer der Hirnregion auch der Typ der Zellen entscheidend ist. Auch das ist für die Behandlung von Angststörungen wichtig, liefert es doch einen Ansatzpunkt, welche Schaltkreise konkret für Angst zuständig sind, wo also medikamentös am besten angesetzt werden sollte.

Quelle: idw

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Gemeinsam für den Klimaschutz – Kohlendioxid sinnvoll nutzen

Christin Ernst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion

Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPI CEC) bringt wissenschaftliche Kompetenz ins Verbundprojekt „Carbon2Chem“ ein.

17 Partner aus Industrie und Wissenschaft starten mit dem Verbundprojekt „Carbon2Chem“ eine groß angelegte Klimaschutz-Initiative.

Ziel des Projekts ist es, Hüttengase, die bei der Stahlproduktion aus den Hochöfen entweichen, für die Produktion von Chemikalien zu nutzen und Kohlenstoffdioxidausstoß anhaltend zu verringern. Dafür wird zusätzlich Wasserstoff benötigt, der mit Hilfe erneuerbarer Energien erzeugt werden soll. Der CO2-Ausstoß in der Region und auch an anderen Stahlstandorten soll auf diese Weise wirtschaftlich nutzbar gemacht und somit ein klimarelevanter CO2-Einspareffekt erreicht werden.

Die Besonderheit des Großprojekts, das in sieben Teilbereiche untergliedert ist, ist die enge Zusammenarbeit von Industrie, der Fraunhofer- und der Max-Planck-Gesellschaft sowie Universitäten. Entstehen soll ein Gesamtsystem aus Stahlwerk, elektrischer Energieerzeugung und chemischer Energieumwandlung. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Einer der Initiatoren von „Carbon2Chem“ ist Prof. Robert Schlögl, geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemische Energiekonversion in Mülheim an der Ruhr und des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin. „Die Forschungsaufgaben, denen wir in diesem Projekt nachgehen, sind ganz wesentlich für ein System, das in Bezug auf CO2-Einsparung, betriebliche Stabilität und Wirtschaftlichkeit optimiert werden soll. ‚Carbon2Chem‘ ist ein gutes Beispiel dafür, dass Grundlagenforschung effektiv in die Anwendung überführt werden kann. Nämlich dann, wenn sich verschiedene Branchen und Institutionen zusammenschließen und ihr Wissen für die Schaffung eines Technologiesystems bündeln,“ so Schlögl.

Das MPI CEC kümmert sich in einem Teilprojekt mit weiteren Partnern um die Analyse, Reinigung und Aufbereitung der Abgase – der erste wichtige Schritt, um die entweichenden Gase (wie z.B. Kohlenmonoxid, Kohlendioxid oder Stickstoff) aus der Stahlproduktion nutzen zu können.

Zudem entwickelt das Institut ein zentrales Labor (PLANCK Labor), das allen Projektpartnern zur Verfügung stehen wird. Hier entsteht eine besondere Gasversorgung, die es ermöglichen soll, die komplexe Zusammensetzung der Gase aus dem Stahlwerk unter definierten Bedingungen nachzustellen.

Eine weitere zentrale Rolle kommt dem MPI CEC bei der Untersuchung von Katalysatoren zu. Denn um das CO2 in nutzbare Stoffe, wie. z.B. alternative Treibstoffe umzuwandeln, benötigt man zwingend Katalysatoren, also Reaktionsbeschleuniger.
In den nächsten zehn Jahren wird „Carbon2Chem“ eine nachhaltige Wertschöpfungskette und die enge Verzahnung von produzierenden Branchen, Grundlagen- und anwendungsbezogener Forschung vorantreiben.

Hintergrundinformationen:
Das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (www.cec.mpg.de) in Mülheim an der Ruhr beschäftigt sich mit grundlegenden chemischen Prozessen, die bei der Speicherung und Umwandlung von Energie eine Rolle spielen. Das Ziel besteht darin, Sonnenlicht in kleinen, energiereichen Molekülen zu speichern und Energie so orts- und zeitunabhängig nutzbar zu machen.

In den drei Abteilungen Heterogene Reaktionen, Molekulare Theorie und Spektroskopie und Biophysikalische Chemie arbeiten rund 100 Forscher aus über 30 Ländern, und tragen mit ihrem Expertenwissen zur Vorbereitung einer nachhaltigen Energiewende bei.

Weitere Informationen:
http://www.cec.mpg.de/media/Presse/2016/16-06-27_Carbon2Chem_MPI_CEC.pdf

Anhang
Pressemitteilung des MPI für Chemische Energiekonversion
https://idw-online.de/de/attachment50239

Quelle: idw

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Neue App revolutioniert Arbeit der Fußballschiedsrichter

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Während der aktuellen UEFA Euro in Frankreich kann beobachtet werden, wie fleißige Schiedsrichter die ausgeteilten Karten und Auswechslungen auf Zetteln notieren. Um die Statistikführung zu vereinfachen, wurde nun in Australien eine App entwickelt, die diesen Prozess effizienter und zentraler gestaltet.

In jedem Fußballspiel müssen unzählige Daten und Statistiken dokumentiert werden. Von der Anzahl der gelben Karten bis hin zu den Auswechslungen der Spieler. Bisher wurde dies akribisch mit Stift und Papier vom Schiedsrichtergespann festgehalten. Doch Fußballer und Unternehmer Simon Murphy hat jetzt eine App auf den Markt gebracht, die den administrativen Prozess am Spieltag für Schiedsrichter vereinfachen soll. Die Idee dazu entwickelte er während seines Studiums an der Swinburne University of Technology in Melbourne.

Zum ersten erfolgreichen Einsatz kam die App RefLIVE Anfang Juni 2016 beim vor-olympischen Spiel zwischen der australischen und neuseeländischen Frauenfußballnationalmannschaft und die Rückmeldungen der teilnehmenden Schiedsrichter war durchweg positiv. Die App ist so entworfen, dass die Statistikführung effizienter und zentraler durchgeführt werden kann. Vor dem Spiel kann sich der Schiedsrichter die entsprechenden Teams, Spieler sowie das Stadion in der App abrufen und speichern. Während des Spiels können dann die Tore, Karten und Auswechslungen direkt in die App eingegeben werden und der Nachspielbericht im Anschluss online hochgeladen werden.

Die App wurde bereits ins Japanische übersetzt, und Murphys Ziel ist es, RefLIVE auf die verschiedenen Ligen anzupassen und sie so weltweit anbieten zu können, mit dem ultimativem Ziel, zukünftig auch bei Weltmeisterschaften eingesetzt zu werden.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Doseda Hetherington
Swinburne University of Technology
Email: dhetherington@swin.edu.au
Tel. +61 3 9214 5662

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de
http://www.ranke-heinemann.at
http://www.ranke-heinemann.tv

Quelle: idw

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Funktionsweise von Contergan aufgedeckt

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Mitte des 20. Jahrhunderts verursachte Contergan schwere Missbildungen bei Kindern, deren Mütter das Beruhigungsmittel eingenommen hatten. Erst jetzt steht fest, wie es zu den verheerenden Auswirkungen kommen konnte: Forscherinnen und Forscherer der Technischen Universität München (TUM) haben den Wirkungsmechanismus des Medikaments auf molekularer Ebene identifiziert. Diese Erkenntnis ist auch für aktuelle Anwendungen relevant, da verwandte Substanzen essentiell für einige Krebstherapien sind.

Vor 55 Jahren wurde bekannt, dass Thalidomid, das unter dem Markennamen Contergan als Beruhigungsmittel vertrieben wurde, zu schweren Missbildungen bei ungeborenen Kindern führt. Weltweit kamen zwischen 5.000 und 10.000 geschädigte Kinder auf die Welt. Mehr als 2000 Menschen in Deutschland und anderen Ländern leben bis heute mit den Folgen. Contergan wurde nach Bekanntwerden der Nebenwirkungen vom Markt genommen. Thalidomid erlebte jedoch in den letzten Jahren eine Renaissance, nachdem durch Zufall entdeckt worden war, dass der Wirkstoff das Wachstum einiger Tumore hemmt.

Mittlerweile sind mit Lenalidomid und Pomalidomid zwei Thalidomid-Nachfolgesubstanzen auf dem Markt. Beide werden, in Kombination mit anderen Maßnahmen, erfolgreich zur Therapie bestimmter Krebserkrankungen des Knochenmarks, zum Beispiel des Multiplen Myeloms, eingesetzt. Bei den Nachfolgesubstanzen wurden einige Nebenwirkungen verringert und die Anti-Tumorwirkung verstärkt. Nach wie vor können diese Medikamente aber schwere Missbildungen bei ungeborenen Kindern verursachen und dürfen deshalb nicht bei schwangeren Patientinnen eingesetzt werden.

Verschiedene Proteine im Fokus
Thalidomid und seine Nachfolgesubstanzen werden unter der Bezeichnung Immunomodulatory Drugs, kurz IMiDs, zusammengefasst. Der Name leitet sich von ihrer Fähigkeit, die Immunantwort des Körpers zu verändern, ab. Ein Team um Prof. Florian Bassermann von der III. Medizinischen Klinik am Klinikum rechts der Isar der TUM, hat jetzt die Funktionsweise der IMiDs auf molekularer Ebene untersucht. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ erschienen. Prof. Bassermann ist Principle Investigator des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK).

Aus Forschungsarbeiten anderer Teams war bereits bekannt, dass ein körpereigenes Protein namens Cereblon für die Funktion von IMiDs eine wichtige Rolle spielt. Den genauen Wirkmechanismus konnten aber erst Bassermann und sein Team herausarbeiten: Cereblon bindet in Zellen an die Proteine CD147 und MCT1. Diese beiden treten insbesondere in Zellen des blutbildenden Systems und in Immunzellen auf und spielen unter anderem eine Rolle bei der Gefäßneubildung und dem Stoffwechsel der Zelle. Bei Krebsarten wie dem Multiplen Myelom sind CD147 und MCT1 in den Tumorzellen in besonders großer Zahl vorhanden.

IMiDs „verdrängen“ Protein
Als sogenannter Proteinkomplex treten CD147 und MCT1 immer paarweise auf. Um zueinander zu finden und aktiv werden zu können, sind sie auf Cereblon angewiesen. Die Bindung an das Protein fördert ihre Ausreifung und Stabilität wodurch das Wachstum der Zelle gefördert wird und Stoffwechselprodukte wie Laktat ausgeschieden werden. Bei einer Erkrankung wie dem Multiplen Myelom führt das vermehrte Auftreten des Proteinkomplexes dazu, dass sich die Tumorzellen stark vermehren und ausbreiten können.

Wird eine Krebserkrankung mit IMiDs behandelt, verbinden diese sich mit Cereblon und verdrängen gewissermaßen den Proteinkomplex. Die beiden Proteine können dadurch nicht aktiviert werden und verschwinden. „Letztlich führt das dazu, dass die Tumorzelle abstirbt“, sagt Ruth Eichner, Erstautorin der Studie.

Das Verschwinden des Proteinkomplexes ist auch für Missbildungen bei Ungeborenen verantwortlich, wie die TUM-Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit einem Team des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) zeigen konnten. „Hier gibt es einen gemeinsamen Mechanismus“, sagt Bassermann. „Wenn man den Proteinkomplex mit anderen Mitteln ausschaltet, führt das zu denselben Entwicklungsschäden wie eine Behandlung mit Thalidomid.“ Ohne die beiden Proteine können sich Blutgefäße nicht normal entwickeln. Das bestätigt die Vermutung, dass die typischen durch Contergan verursachten Fehlbildungen mit Problemen bei der Gefäßneubildung zusammenhängen.

Neue Therapieansätze
Eine direkte Konsequenz für die Praxis lässt sich aus dem Zusammenhang zwischen der klinischen Wirksamkeit einer IMiD-Therapie und den beobachteten Effekten auf molekularer Ebene ziehen. „Nur bei Patienten, bei denen eine Therapie anschlug, konnten wir auch einen Verlust des Proteinkomplexes feststellen“, sagt Florian Bassermann. Das lasse sich nutzen, um die Erfolgschancen einer Behandlung vorab abzuschätzen: Nur wenn der Proteinkomplex in vorab entnommenen Tumorzellen nach einer Behandlung mit IMiDs verschwinde, sei es auch sinnvoll, den Kranken eine Therapie mit IMiDs zuzumuten, sagt Bassermann.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie könnten auch ein Ausgangspunkt für neue Krebstherapien ohne IMiDs sein. Als Ansatzpunkt für eine Behandlung von Tumorzellen ist der Proteinkomplex besonders geeignet, da er sich in an der Zelloberfläche befindet und gewissermaßen das Innere der Zelle mit dem Äußeren verbindet. Möglicherweise lässt er sich auch mit anderen Medikamenten oder mit eigens dafür geschaffenen Antikörpern deaktivieren. An letzteren forschen Bassermann und seine Mitarbeiter derzeit.

Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Florian Bassermann
III. Medizinische Klinik (Hämatologie/Onkologie)
Technische Universität München
Tel.: 089 4140 5038
Email: florian.bassermann@tum.de

Originalpublikation:
Eichner R., Heider M., Fernández-Sáiz V., v. Bebber F., Garz A.K., Lemeer S., Rudelius M., Targosz, B.S., Jacobs L., Knorn A.M., Slawska J., Platzbecker U., Germing U., Langer C., Knop S., Einsele H., Peschel C., Haass C., Keller U., Schmid B., Götze K.S., Kuster B., and Bassermann F. Immunomodulatory drugs disrupt the cereblon-CD147- MCT1 axis to exert antitumor activity and teratogenicity, Nature Medicine, 2016. DOI: 10.1038/nm.4128

Quelle: idw

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Mit Laserlicht dem Plastikmüll im Trinkwasser auf der Spur

Daniela Metz Laser- und Optikforschung
VDI Technologiezentrum GmbH

Das kürzlich gestartete Verbundprojekt „OPTIMUS“ entwickelt ein Analysegerät mit optischen Methoden wie der Ramanspektroskopie und der holografischen Mikroskopie zur ständigen Kontrolle von Wasserströmen.

Meldung des BMBF-Verbundprojekts „OPTIMUS“
Plastikmüll in Gewässern ist derzeit eines der wichtigsten und aktuellsten Forschungsthemen in der Wasseranalytik. Das kürzlich gestartete Forschungsprojekt OPTIMUS will Plastikmikropartikel in Trinkwasserströmen identifizieren und analysieren. Die insgesamt neun Partner des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts haben vor, ein innovatives Messsystem zu entwickeln, das mit optischen Methoden wie der Ramanspektroskopie und der holografischen Mikroskopie arbeitet. Hierdurch soll eine ständige Kontrolle erstmals ermöglicht werden.

Plastikteilchen an sich gelten als ungefährlich und dürfen laut Gesetz auch in Kosmetika enthalten sein, wirken im Wasser aber wie Sammler für Schadstoffe. Diese können sowohl gefährliche und toxische organische Schadstoffe wie PCB, Dioxine und Insektizide als auch Schwermetalle (z.B. Arsen und Blei) sein. Mikroplastikpartikel und ihnen anhaftende Verunreinigungen sind mittlerweile in der Umwelt allgegenwärtig. Sie werden weltweit im Meerwasser genauso gefunden wie in Flüssen und Seen.

Auch im Trinkwasser und in trinkwasserbasierten Produkten wie Bier und Limonaden finden sich in zunehmend besorgniserregendem Maße Mikroplastikteilchen. Mikroplastik fasst dabei als Oberbegriff die Partikel unterschiedlichster Formen, Größen und Materialien zusammen. Dies macht Mikroplastik im Gegensatz zu natürlich auftretenden Sedimenten zu einer Herausforderung für etablierte Nachweis- und Reinigungsverfahren.

Die derzeitigen Verfahren zum Nachweis und zur Identifikation von Mikroplastik erlauben bisher nur Stichproben und sind zur ständigen Kontrolle des Wassers auf Mikroplastik eher ungeeignet. Die dem Mikroplastik anhaftenden ökotoxischen Spurenstoffe können aufgrund ihrer geringen Konzentrationen nur durch aufwändige chemische Laboruntersuchungen nachgewiesen werden.

Die Verbundpartner von OPTIMUS entwickeln ein Gerät, das eine ständige Kontrolle von Trinkwasserströmen auf Plastikmikropartikel ermöglicht. Die einzelnen Partner entwickeln Teile des Geräts, für die sie exzellentes spezielles Know-How haben. So muss die für die fortschrittliche Ramanspektroskopie benötigte Laserquelle entwickelt werden. Sie stellt technisch in ihren Leistungsdaten eine innovative und anspruchsvolle Erweiterung dar. Der Dauereinsatz des Geräts und die automatische Echtzeitanalyse der Mikroplastikteilchen sind wichtige Kriterien für das Gesamtsystem.

Das OPTIMUS-Projekt wurde am 1. März 2016 in den Räumen des Uni-Hauptgebäudes im Senatssaal des Welfenschloss gemeinsam mit allen beteiligten Partnern und dem Projektträger gestartet. Der Förderungszeitraum beträgt drei Jahre und wird mit insgesamt 1,26 Millionen Euro im Rahmen der Bekanntmachung „Vor-Ort-Analytik mit photonischen Verfahren für den Einsatz in den Lebenswissenschaften“ im Programm „Photonik Forschung Deutschland“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Zuständiger Projektträger im Auftrag des BMBF ist die VDI Technologiezentrum GmbH. Das Konsortium setzt sich aus einem Institut und einem Forschungszentrum der Leibniz Universität Hannover, drei assoziierten Partnern und vier privaten Firmen zusammen.

Das Konsortium

Universitäts-Institute und -Zentren
– Das Institut für Quantenoptik der Leibniz Universität Hannover deckt die Forschung an der für den Demonstrator notwendigen Laserquelle, einem nichtkollinear optisch-parametrischen Oszillator (NOPO), ab. Dieses Teilprojekt legt somit die experimentellen Grundlagen für den Nachweis von Mikroplastik mittels stimulierter Ramanspektroskopie, einer analytunabhängigen, hochsensitiven aber für die Anwendung noch nicht etablierten Methode.
– Das Hannoversche Zentrum für Optische Technologien der Leibniz Universität Hannover untersucht die Grundlagen für den Nachweis der Mikroplastiken mittels konfokaler und resonanter Ramanspektroskopie basierend auf einem optofluidischen System und erstellt eine Datenbank für die Online-Identifizierung der Mikroplastiken in der Anwendung.

Firmenpartner

– Die VENTEON Laser Technologies GmbH, Hannover, erforscht das neuartige NOPO-System mit dem Ziel, sehr hohe Ausgangsleistungen zu erzeugen und einen stabilen Langzeitbetrieb zu gewährleisten.
– Die TEM Messtechnik GmbH, Hannover, wird eine Methode erforschen, den NOPO elektronisch zu steuern und Möglichkeiten erproben, wie das komplexe Lasersystem für einfach bedienbar wird.
– Die Firma -4H- JENA engineering beschäftigt sich innerhalb des Projekts mit dem Thema Mikrofluidik, Antifouling und Separierung von Teilchen im Geräteflusssystem. -4H- JENA wird auch den ersten Modellaufbau (den Demonstrator) zusammenstellen.
– Die Firma bbe Moldaenke, Kiel übernimmt die Automatisierung der Objekterkennung durch Volumen-Mikroskopie und computergestützte Erkennung der mikroskopischen Bilder („digitale holografische Mikroskopie“). Die Projektkoordination des Verbundprojekts OPTIMUS liegt bei bbe Moldaenke.

OPTIMUS wird von drei assoziierten Firmen und Institutionen projektbegleitend unterstützt, die bei der Anwendung des zu entwickelnden Gerätes ihre praktischen Erfahrungen beitragen und Tests am und mit dem Demonstrator durchführen werden.

– INNOWATECH GmbH, Empfingen
– Brauhaus Ernst August GmbH & Co. KG, Hannover
– Institut für Hygiene und Umwelt, Hamburg

Weitere Informationen:
http://www.photonikforschung.de
Das Portal des BMBF für Photonik-Forschung in Deutschland

Anhang
https://idw-online.de/de/attachment50151
Projektsteckbrief als PDF mit Kurzbeschreibung, allen beteiligten Unternehmen und Instituten sowie Ansprechpartner

Quelle: idw

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Wer mit wem und wo am Ostseeboden? Biologen des IOW präsentieren Resultat einer umfassenden Inventur

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Im ICES Journal of Marine Science veröffentlichte kürzlich ein Team um die Wissenschaftler Mayya Gogina und Michael Zettler aus dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung erstmalig einen Überblick über die Verbreitung der Gemeinschaften des so genannten Makrozoobenthos in der gesamten Ostsee. Anhand der Häufigkeit der Arten an über 7.000 Stationen identifizierten sie 10 Haupt-Gemeinschaften. Besonders häufig ist eine Gemeinschaft aus Monoporeia affinis (am Boden lebender Flohkrebs), Marenzelleria spp. (im Boden lebender Wurm) und Macoma balthica (Baltische Plattmuschel). Sie dominieren den Ostseeboden nördlich des Bornholm-Beckens – ein Areal, das circa 60 % des Gesamtgebietes ausmacht.

In Sauerstoffmangel-Gebieten, wie den tiefen Becken der zentralen Ostsee, waren erwartungsgemäß kaum benthische Gemeinschaften vorhanden. Wesentlich vielfältiger sieht das Bild mit steigendem Salzgehalt in der westlichen Ostsee aus. Die taxonomische Vielfalt steigt an und die Gemeinschaften grenzten sich kleinräumiger ab. Für die Gesamtanalyse wurden mehr als 1.000 taxonomische Einheiten einbezogen.

Ergänzend zu diesen Studien ermittelten Mayya Gogina und das Team, wie sich das Bild ändert, wenn man anstatt der Häufigkeit einzelner Arten ihren Anteil an der Gesamt-Biomasse einer Station berücksichtigt. Das Ergebnis ist etwas differenzierter: anstatt 10 finden sich anhand dieser Betrachtung 17 Hauptgemeinschaften in der Ostsee. Die nach dieser Charakterisierung ermittelte häufigste Gemeinschaft am Ostseeboden sieht etwas anders aus: neben Macoma balthica und Monoporeia affinis umfasst sie auch eine weitere Flohkrebs- sowie eine Priapswurm-Art und die Ostsee-Riesenassel (Saduria entomon). Mit einer Körpergröße von bis zu 9 cm wirkt sie sich neben den benachbarten kleineren Arten natürlich auf die Biomasse einer Probe aus, auch wenn von ihr nur wenige Individuen auftreten.

Das hier im Zentrum stehende Makrozoobenthos umfasst alle am Boden von Gewässern lebenden Tiere die größer als 1 Millimeter sind. Sie übernehmen für das Gesamtsystem wichtige Aufgaben: einige von ihnen durchwühlen den Meeresboden und vergraben dabei Ablagerungen. Sie können auf diese Art und Weise dem System Schadstoffe entziehen. Andere, die so genannten Filtrierer, entnehmen dem Wasser Schwebstoffe und sorgen so für mehr Licht. Mit 2.035 Arten nimmt das Makrozoobenthos im Artenspektrum der Ostsee auch Zahlen-mäßig eine wichtige Rolle ein. Durch offshore-Bautätigkeiten sind die benthischen Gemeinschaften immer besonders betroffen, deshalb ist es wichtig, einen Überblick über ihre Verteilung und Funktion zu bekommen. Mayya Gogina beschreibt die Nutzer ihrer Arbeit: „Mit unserer Studie bieten wir grundlegende Informationen zur Verteilung der Makrofauna in der gesamten Ostsee als Management-Werkzeug für die marine Raumplanung oder die Fischerei an.“

Für die Studie wurden Daten der Jahre 2000 – 2013 aus allen Ostsee-Staaten zu-sammengestellt und standardisiert. Mithilfe statistischer Methoden und Vorhersage-Modelle wurden aus den Punktförmigen Datenquellen flächige Karten. Allerdings macht Mayya Gogina auf drei Schwachstellen aufmerksam: die Mehrzahl der verwendeten Daten (70 %) wurden im Frühling und Sommer genommen. Die Aussagen gelten folglich aufgrund einer schlechten Datenlage im Winter und Herbst hauptsächlich für diese Periode. Innere Küstenfjorde, Flussmündungen und Lagunenregionen wurden aus der Analyse ausgeschlossen, da diese Gebiete einen großen Anteil an Süßwasserorganismen enthalten und daher nicht repräsentativ für die gesamte Ostsee sind. Auch in den tiefen Becken der zentralen Ostsee ist die Datenlage ungünstig. Interpolationen in diesen Gebieten sind daher mit Vorsicht zu betrachten.
Die vorgestellten Gemeinschaftskarten präsentieren jedoch erstmalig eine allge-meine Übersicht. Weitere Untersuchungen werden die Unsicherheiten beseitigen müssen.
Die hier beschriebenen Ergebnisse wurden veröffentlicht unter: Gogina, M., Nygård, H., Blomqvist, M., Daunys, D., Josefson, A.B., Kotta, J., Maximov, A., Warzocha, J., Yermakov, V., Gräwe, U., Zettler, M. L. 2016: The Baltic Sea scale inventory of benthic faunal communities. ICES Journal of Marine Science 73: 1196-1213. doi:10.1093/icesjms/fsv265
Der ICES Science Fund und das BMBF-Projekt „SECOS – The Service of Sediments in German Coastal Seas“ unterstützten die Arbeiten maßgeblich.

Expertenkontakt:
Dr. Mayya Gogina, Tel.: 0381 5197 393 | mayya.gogina@io-warnemuende.de
Dr. Michael L. Zettler, Tel.: 03815197236 | michael.zettler@io-warnemuende.de

Kontakt IOW-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Kristin Beck | Tel.: 0381 – 5197 135 | kristin.beck@io-warnemuende.de
Dr. Barbara Hentzsch | Tel.: 0381 – 5197 102 | barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Karten auf Anfrage

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 88 Forschungsinstitu-te und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwis-senschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insge-samt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,64 Mrd. Euro. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Bakterien im Darm als Spiegel der Gesundheit

Jacqueline Hirscher Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, ein Leibniz-Institut

Unsere Darmflora ist der Spiegel unserer Gesundheit. Ändert sich die Zusammensetzung der Darmflora, können Entzündungen des Darms die Folge sein, aber auch Rheuma oder Krebs. Wissenschaftler des Leibniz Instituts Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, der Charité und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig haben eine Methode zur einfachen und schnellen Bestimmung der Zusammensetzung der Darmflora aus Stuhlproben entwickelt. Mit der neuen Methode kann jetzt der Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Krankheit genau untersucht werden. Es wird möglich, diese Krankheiten frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.

In unserem Darm leben Billionen von Bakterien – 10mal mehr, als unser Körper Zellen hat. Mehr als 100 verschiedene Bakterienarten bilden diese Darmflora. Die Darmflora hilft uns, unsere Nahrung zu verdauen. Aber sie beeinflusst auch unser Immunsystem. Die Zusammensetzung unserer Darmflora hängt wesentlich von unserem Lebensstil ab, z.B. davon, was wir essen. Auch Krankheiten können unsere Darmflora verändern. Und eine veränderte Darmflora kann uns krank machen, insbesondere chronische Entzündungen des Darms verursachen, aber auch Rheuma und andere chronisch-entzündliche Erkrankungen. Bisher wissen wir nur wenig darüber, denn die Untersuchung der Darmflora ist schwierig. Ein Team aus Wissenschaftlern rund um Dr. Hyun-Dong Chang vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin, einem Institut der Leibniz Gemeinschaft, hat nun gemeinsam mit Wissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Helmholtz-Instituts für Umweltforschung in Leipzig eine neue Methode entwickelt, die „Mikrobiota-Zytometrie“, mit der die Bakterien der Darmflora einzeln und ultraschnell optisch vermessen werden können. Mit der „Mikrobiota-Zytometrie“ kann die Zusammensetzung der Darmflora aus Stuhlproben genau bestimmt und einzelne Arten können gezielt isoliert werden. Die neue Methode ist ein Durchbruch bei der Erforschung der Frage, wie die Darmflora unsere Gesundheit bestimmt. Es wird möglich, Krankheiten, die durch Bakterien der Darmflora verursacht werden, früh zu erkennen und gezielt zu behandeln. Bakterien, die vor Krankheiten schützen, können mit der Methode identifiziert, isoliert, und zur Behandlung eingesetzt werden. Erste Ergebnisse mit der neuen Methode der „Mikrobiota-Zytometrie“ stellten die Wissenschaftler jetzt im European Journal of Immunology vor (1). Sie untersuchten die Veränderungen der Darmflora bei einer chronischen Darmentzündung. Dabei verschwinden viele Arten von Bakterien, andere breiten sich aus. Die Forscher konnten einige Arten identifizieren, die möglicherweise die Darmentzündung verursacht hatten. Sie werden jetzt genauer untersucht.

Veröffentlichung:
(1) Zimmermann J*, Hübschmann T*, Schattenberg F, Schumann J, Durek P, Riedel R, Friedrich M, Glauben R, Siegmund B, Radbruch A, Müller S**, Chang HD**. High-resolution microbiota flow cytometry reveals dynamic colitis-associated changes in fecal bacterial composition. Eur J Immunol. 2016 May;46(5):1300-3. doi: 10.1002/eji.201646297 */** equal contribution

Kontakt
Prof. Dr. Andreas Radbruch
Wissenschaftlicher Direktor
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, ein Leibniz Institut
Charitéplatz 1
10117 Berlin
Tel: 030 28460 601
raulfs@drfz.de

Quelle: idw

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Mehr Wildkatzen als gedacht – Studie zeigt Verbreitung von Wildkatzen in Deutschland

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Senckenberg-Wissenschaftler zeigen in einer groß angelegten Studie, dass Wildkatzen in Deutschland weiter verbreitet sind als bisher vermutet. Das Forscherteam wertete über 6000 DNA-Proben der scheuen Wildtiere aus und zeigt in einer kürzlich im Fachjournal „Conservation Genetics“ erschienenen Studie, dass die Katzen in weiten Teilen der waldreichen Mittelgebirgsregion Deutschlands nahezu flächendeckend vorkommen. Eine genetische Vermischung mit Hauskatzen konnte nur bei knapp vier Prozent der untersuchten Tiere festgestellt werden. Die Ergebnisse helfen bei der Planung weiterer Schutzmaßnahmen für die scheuen Wildkatzen.

Eine Wildkatze zu beobachten ist angesichts deren scheuen Lebensweise kaum jemandem vergönnt – und dann gilt es auch noch die Tiere von getigerten Hauskatzen zu unterscheiden. „Die tatsächlichen Wildkatzenbestände in Wäldern zu erfassen ist demnach nicht einfach“, erklärt Katharina Steyer, Doktorandin am Senckenberg Forschungsinstitut und der Goethe-Universität Frankfurt. Solch eine umfassende, bundesweite Bestandsaufnahme hat sich das Wissenschaftler-Team rund um die Biologin aber in ihrer Studie zum Ziel gesetzt. „Wir haben über 6000 Proben genetisch untersucht, um herauszufinden in welchen Wäldern Deutschlands tatsächlich Wildkatzen leben“, erläutert Steyer.

Das überraschende Ergebnis: Wildkatzen sind häufiger und vor allem flächendeckender verbreitet, als noch vor wenigen Jahren angenommen wurde. Insgesamt 2220 Individuen von Felis silvestris konnten aus den DNA-Proben bestimmt werden; lediglich 86 Individuen wurden als Hybridformen zwischen Wild- und Hauskatze identifiziert.
„44 Prozent der von uns bestimmten Wildkatzen-Proben wurden außerhalb des vor Beginn der genetischen Analysen bekannten Verbreitungsgebiets gesammelt“, ergänzt Steyer. In einer Studie aus dem Jahr 2009 war man noch von einer eher zerfaserten Verbreitung der scheuen Wildtiere ausgegangen. „Diese Verbreitungskarte konnten wir nun ergänzen“, sagt Steyer und fährt fort: „Unsere Analysen deuten darauf hin, dass im zentralen Verbreitungsgebiet, das sich von Nordbayern bis nach Südniedersachsen und von Eifel, Hunsrück und Pfälzerwald im Westen bis zum Thüringer Wald im Osten erstreckt, kaum noch größere Waldgebiete von der Art unbesiedelt sind.“

Im Westerwald, Kellerwald und der Rhön – Gebiete von denen man noch vor 10 Jahren annahm, dass dort keine Wildkatzen dauerhaft leben – konnten klare Hinweise auf reproduzierende Populationen gefunden werden. Auch gänzlich neue Verbreitungsgebiete wie der Kottenforst bei Bonn oder der Arnsberger Wald wurden durch die zahlreichen Proben belegt.

„Ohne die Hilfe von mehr als 100 Projektpartnern und tausenden freiwilligen Helferinnen und Helfer würde es diese Studie nicht geben“, bedankt sich Steyer. Verschiedenste Institutionen wie Umweltbehörden, Forschungseinrichtungen und Naturschutzorganisationen, allen voran der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), haben die Proben gesammelt. Hierbei kamen in vielen Projekten freiwillige Helfer wie Bürgerwissenschaftler oder Schulen zum Einsatz. „Nur die Bereitschaft von Bürgern, sich im Rahmen derartiger Citizen Science-Projekte in Forschung und Naturschutz zu engagieren, machen solch umfassende Aussagen zum Status einer bedrohten, derart scheuen Art möglich“, ergänzt Dr. Carsten Nowak, Leiter des Fachgebiets Naturschutzgenetik am Senckenberg Forschungsinstitut.

Bei der Probennahme wurde überwiegend die „Lockstock-Methode“ eingesetzt – hierzu werden Stöcke mit Baldrian eingerieben und im Wald aufgestellt. Der Baldrian wirkt auf die Wildkatzen wie ein Sexualpheromon: Die Katzen werden angelockt, reiben sich an den Lockstöcken und lassen so an der angerauten Oberfläche Haare zurück, die für genetische Analysen genutzt werden können. „Unsere Proben stammen größtenteils von solchen Lockstöcken und wurden im Zeitraum 2007 bis 2013, vor allem in der Paarungszeit der Wildkatzen von Januar bis April gesammelt. Weitere Proben stammen von überfahrenen Tieren.“, fügt Steyer hinzu.

Die Untersuchungen des Erbgutes zeigen, dass sich Haus-und Wildkatzen – trotz ähnlicher Optik – nur sehr selten gemeinsam fortpflanzen: „Nur bei knapp vier Prozent aller untersuchten Wildkatzen fanden wir Spuren von Hauskatzen-DNA, die von Hybridisierungsereignissen stammt.“ Hybridisierung mit Hauskatzen kommt demnach nur sehr selten vor und bedroht die heimischen Wildkatzen-Bestände nicht.

Trotz des großen Verbreitungsgebietes: die Wildkatze bleibt in Deutschland mit 5.000 – 10.000 Tieren eine seltene Art. „Unsere Daten fließen immer zeitnah in die offiziellen Verbreitungskarten ein und helfen so, ein effektives Schutzmanagement für die Wildkatze zu etablieren“, resümiert Steyer. „Gute Nachrichten sind im Naturschutz ja eigentlich selten, daher sollten wir uns über die erstaunliche Wiederausbreitung dieser faszinierenden Art besonders freuen“.
Laut den Wissenschaftlern haben insbesondere der strenge bundesweite Schutz, ein Umdenken im Waldbau sowie die starken Sturmereignisse in den vergangenen Jahren, die deckungs- und nahrungsreiche Offenlandstrukturen in den ansonsten eher monotonen deutschen Wirtschaftswäldern geschaffen haben, für günstige Bedingungen gesorgt. Ob es sich jedoch in allen Regionen wirklich um eine Ausbreitung handelt, oder die Art mangels geeigneter genetischer Analyseverfahren in der Vergangenheit vielerorts schlichtweg übersehen wurde, bleibt zunächst noch offen. „Dies wollen wir mit unserem weltweit wohl einmaligen Datensatz zukünftig ergründen. Wir möchten zudem verstehen, wie sich Wildkatzen in unserer Kulturlandschaft fortbewegen und ausbreiten und welche Effekte Barrieren wie Straßen und großräumige Agrarflächen haben“, gibt Nowak einen Ausblick.

Kontakt
Dipl.-Biol. Katharina Steyer
Abteilung Ökologie und Evolution
Johann Wolfgang Goethe-Universität
Biologicum
Max-von-Laue-Straße 13,
60438 Frankfurt am Main,
Katharina.Steyer@gmx.de

Dr. Carsten Nowak
Fachgebiet Naturschutzgenetik
Senckenberg Standort Gelnhausen
Clamecystraße 12
63571 Gelnhausen
Tel.: 06051-61954-3138
cnowak@senckenberg.de

Judith Jördens
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
Katharina Steyer, Robert H. S. Kraus, Thomas Mölich, Ole Anders, Berardino Cocchiararo, Christiane Frosch, Alexander Geib, Malte Götz, Mathias Herrmann, Karsten Hupe, Annette Kohnen, Matthias Krüger, Franz Müller, Jacques B. Pir, Tobias E. Reiners, Susan Roch, Ulrike Schade, Philipp Schiefenhövel, Mascha Siemund, Olaf Simon, Sandra Steeb, Sabrina Streif, Bruno Streit, Jürgen Thein, Annika Tiesmeyer, Manfred Trinzen, Burkhard Vogel, Carsten Nowak (2016): Large-scale genetic census of an elusive carnivore, the European wildcat (Felis s. silvestris). Conservation Genetics, pp 1-17, DOI: 10.1007/s10592-016-0853-2

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig, † 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel „die beste der möglichen Welten“ – einem Leibniz-Zitat – rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen. www.bestewelten.de

Quelle: idw

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Die Mikroben-Versteherin

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Es sind spannende Zeiten für Dr. Julia Busch. Ob an den Küsten der Nord- und Ostsee, ob an Weser, Elbe, Saale, Fulda oder Havel – überall haben Bürger am 21. Juni, der Sommersonnenwende, ein kleines Röhrchen mit Wasser gefüllt. Sie haben ihr Handy gezückt und Fotos von der Wasserfarbe gemact. Sie haben mit Thermometern die Wassertemperatur gemessen. All diese Proben, Aufnahmen und Daten werden in Bremen landen, bei der Meereswissenschaftlerin und ihren Kollegen, und sie werden Auskunft geben über den Zustand der deutschen Gewässer.

Dr. Julia Busch arbeitet für den „My Ocean Sampling Day“ (MyOSD), einem Gemeinschaftsprojekt der Jacobs University und des Max-Planck-Institutes für Marine Mikrobiologie in Bremen unter Leitung von Prof. Dr. Frank Oliver Glöckner. Erstmals in Deutschland sind Hobbywissenschaftler in einem großen Umfang an dem Sammeln von wissenschaftlichen Informationen zum maritimen Ökosystem beteiligt, seit 2014 findet der OSD jährlich statt. Das Ziel ist klar: „Wir wollen den Einfluss des Menschen auf die Flüsse und Küstengewässer dokumentieren“, sagt die 38-Jährige.

Dies geschieht mithilfe von Kleinstlebewesen, die einen äußerst zweifelhaften Ruf genießen: Mikroben. „Die meisten Menschen bringen sie mit Krankheiten, Seuchen und Verschmutzungen in Verbindung“, erzählt Dr. Julia Busch. Tatsächlich sind sie die „Guten“. Sie bauen totes biologisches Material ab und führen es dem Nährstoffkreislauf zu. Manche machen sich über Mikroplastik her, andere verspeisen Ölreste. Sie vertilgen Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff. Rund die Hälfte des Sauerstoffs, den der Mensch an Land einatmet, stammt von Mikroorganismen aus dem Meer.

Das Projekt „My Ocean Sampling Day“ ist Teil des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane, in dem es um die Ergründung der Gewässer, ihren Schutz und ihre nachhaltige Nutzung geht. Ausgerichtet wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD).

In ihrem Team an der Jacobs University und dem Max-Planck-Institut gilt die Bremerin als Mikroben-Versteherin. Schon in ihrer Doktorarbeit hat sie sich mit Kleinstlebewesen beschäftigt, allerdings nicht mit Bakterien, sondern mit gefährlichen Algenblüten in Aquakulturen in Spanien. Das Meer, seine Ruhe, Weite und Vielfalt faszinieren sie, seitdem sie als Jugendliche zum Tauchen kam – und sie kennt es gut. Studien- und Forschungsaufenthalte führten sie an die Küsten Australiens, Mexikos, Perus und Indonesiens.

Trotz ihrer gewaltigen Bedeutung für das Leben ist das Wissen über die Verbreitung und Funktion der Mikroben gering, gerade in deutschen Flüssen und Küstengewässern. Der MyOSD soll das ändern helfen. Wie wirken sich Städte oder Industrie auf die Artenvielfalt aus? Wie verändert sich die Gemeinschaft der Mikroben von der Quelle eines Flusses bis zur Mündung? Das sind einige der Fragestellungen, die die Forscher interessieren.

Dabei ist Julia Busch die Beteiligung der Bürger besonders wichtig. „Beim Kontakt zwischen Wissenschaftlern, Entscheidern und Bürgern hapert es noch“, findet sie. „Citizen Science“ heißt der Ansatz, der die Bürger stärker einbeziehen will, nicht nur als Lieferanten von Daten. So hat MyOSD eigens einen Fragebogen entwickelt für alle, die mitmachen. „Wir wollen wissen, woran die Leute gerne forschen würden.“

Rund 800 so genannte Sampling Kits für die Probenentnahme hat MyOSD bereits verteilt. Wer sich beeilt, kann noch kurzfristig Mikroorganismen einsammeln. In Forschungseinrichtungen entlang der Küste, von Wilhelmshaven über Bremen, Tönning, Kiel und Warnemünde bis hin nach Stralsund stehen Materialien für die Entnahme zur Abholung bereit oder werden bis zum Mittag des 15. Juni versendet (Liste der Einrichtungen unter: http://www.my-osd.org/mitmachen/hubs).

Auch wer dazu keine Gelegenheit hat, kann sich beteiligen – mithilfe zweier kostenloser Apps für Android-Smartphones und iPhones. Die OSD Citizen App dient unter anderem dazu, die Wassertemperatur zu erfassen, die mit einem normalen Haushaltsthermometer gemessen werden kann. Mit der EyeOnWater-Colour App können Fotos von der Wasseroberfläche gemacht und verschickt werden. Die Färbung des Wassers ist Indikator für Stoffeinträge, je grüner das Wasser, desto mehr Mikroalgen enthält es. „Möglichst viele Wasserbilder zu haben wäre toll“, sagt Dr. Julia Busch. „Sie würden uns helfen, das Puzzle, mit dem wir es zu tun haben, zu vervollständigen.“

Weiter Informationen unter:
http://www.my-osd.org/mitmachen/
http://www.my-osd.org
http://www.wissenschaftsjahr.de/2016-17/
http://www.jacobs-university.de
http://www.mpi-bremen.de/en/Microbial_Genomics_Group.html

Fragen beantwortet:
Dr. Julia Busch | MPI for Marine Microbiology – Postdoctoral Fellow Microbial Genomics and Bioinformatics Group
myosd-contact@microb3.eu | Tel.: +49 421 2028 – 982

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Kontakt:
Kristina Logemann | Brand Management, Marketing & Communications
k.logemann@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 4454

Quelle: idw

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Uni forscht für gesündere Gewässer

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Landwirtschaftsministerium fördert Projekt mit 650 000 Euro

Das Land Mecklenburg-Vorpommern fördert im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommern (EPLR MV 2014 – 2020) die Zusammenarbeit der operationellen Gruppe „DRAINFIT“ mit einem Gesamtvolumen von etwa 650 000 Euro.

Vor dem aktuellen Hintergrund der Belastung der Grundwasserkörper sowie der Fließ-, Stand- und Küstengewässer durch erhöhte Nährstoffeinträge (Nitrat, Phosphat) arbeiten die Partner aus Forschung (Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät sowie Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei), Praxis (Landwirtschaftsbetrieb Müller & Mundt GbR) und Unternehmensberatung (LMS Agrarberatung GmbH) gemeinsam an neuen und innovativen Strategien zur Minderung der Nährstoffeinträge für drainierte landwirtschaftlich genutzte Flächen. Hierbei sollen während der insgesamt vierjährigen Projektlaufzeit sowohl wasserseitige (Kombination von kontrollierter Drainung und reaktivem Graben) als auch acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen erprobt und ausgewertet werden. Die Uni hat dabei den Hut für den entscheidenden Versuch auf.

„Die Konzeption und Umsetzung eines reaktiven Grabens auf einer landwirtschaftlich genutzten, drainierten Fläche ist als neuartige und vielversprechende Maßnahme ein Schwerpunkt des Innovationsprojekts“, sagt Professor Bernd Lennartz. Durch sogenannte kontrollierte Drainung wird der Drainwasserabfluss reguliert, die Verweilzeit des Wassers im Boden und folglich der Abbau von Nährstoffen (Denitrifikation) erhöht. Dieser Denitrifikationsprozess wird durch Einleiten des Drainagewassers in den reaktiven Graben unterstützt. Durch mikrobielle Prozesse an organischem Füllmaterial (Holzhackschnitzel) erfolgt der Abbau von Nitrat und somit ein verminderter Nährstoffeintrag ins Oberflächenwasser.

Dazu Landwirtschaftsminister Till Backhaus: „Nährstoffausträge aus Agrarflächen spielen im landwirtschaftlich geprägten Mecklenburg-Vorpommern eine besondere Rolle“. Hier setze das Projekt „Drainfit“ an, in dem die Projektpartner in einem landwirtschaftlichen Unternehmen Strategien entwickeln, um die Austräge von dränierten Flächen zu reduzieren. „Ich erhoffe mir von diesem Projekt Ansätze, die dann auch in vielen anderen Landwirtschaftsbetrieben umgesetzt werden können“, sagt der Minister. „Auf diese Weise können wir flächendeckende Effekte erzielen und die Oberflächengewässer und das Grundwasser für nachfolgende Generationen schützen und verbessern“. Auch sei das Projekt Ausdruck für die enge Zusammenarbeit zwischen Land- und Wasserwirtschaft.“ Es zeigt, dass es möglich ist, Gewässer zu schützen und dabei den Anforderungen an eine nachhaltige wettbewerbsfähige Landwirtschaft gerecht zu werden“, so Backhaus.

Kontakt:
Prof. Dr. Bernd Lennartz
Universität Rostock
Agrar-und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Telefon: ++49 (381) 498 3180
Fax: ++49 (381) 498 3122
e-mail: bernd.lennartz@uni-rostock

Quelle: idw

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Geflüchtete verbinden mit Deutschland Rechtsstaatlichkeit, Menschenwürde und Religionsfreiheit

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Die meisten Geflüchteten verbinden mit Deutschland Rechtsstaatlichkeit, Achtung der Menschenwürde und Religionsfreiheit. Diese Werte werden von fast allen Befragten geteilt, zeigt eine Studie, die sich auf Interviews mit 123 Geflüchteten stützt. Erstellt wurde sie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am DIW Berlin. Mit der Durchführung der Befragung war das Sozialforschungsinstitut QMR betraut.

Die meisten Befragten – mit Ausnahme derjenigen aus den Balkanländern – berichteten von persönlichen Bedrohungen durch Krieg und Verfolgung, oft auch von traumatischen Erlebnissen auf der Flucht. Viele Befragte betonten, wie sehr sie Toleranz und Religionsfreiheit in Deutschland schätzen, dass Menschen verschiedener Religionen problemlos zusammenleben können und dass Religion eine Privatsache ist.

Obwohl die meisten männlichen Befragten die Gleichstellung von Mann und Frau als abstraktes Prinzip durchaus unterstützen, stieß in vielen Interviews das in Deutschland gelebte Frauenbild beispielsweise im Hinblick auf Bekleidung, das Auftreten von Frauen in der Öffentlichkeit oder die Arbeitsteilung im Haushalt auf Vorbehalte. Insgesamt sind traditionelle Familienwerte und eine eher paternalistische Grundhaltung, in der dem Mann die Rolle des Schutzes von Ehefrau und Schwestern zukommt, in den Interviews weit verbreitet. Aber fast alle Befragten – Männer wie Frauen – zeigen in den Interviews eine ausgeprägte Erwerbs- und Bildungsorientierung.

Die Bildungsbiografien der Befragten variieren stark in Abhängigkeit von der Situation in den Herkunftsländern. Große Herausforderungen für die Arbeitsmarktintegration sind der Studie zufolge der Erwerb der notwendigen Sprachkompetenz und die Vermittlung realistischer Erwartungen bei den Geflüchteten, insbesondere vor dem Hintergrund fehlender oder nicht vergleichbarer Bildungsabschlüsse. Hinzu komme die Überwindung institutioneller Hürden, die sich beispielsweise durch die Regelungen zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse oder die Vorrangprüfung bei der Arbeitsaufnahme von Asylbewerbern und Geduldeten ergeben.

Die Studie stützt sich auf eine Befragung von 123 Flüchtlingen aus 13 Herkunftsländern, die zwischen Mai 2013 und Dezember 2015 nach Deutschland eingereist sind. Befragt wurden Personen ab 18 Jahren. Die Befragung fand im Zeitraum vom Dezember 2015 bis März 2016 statt. Aufgrund der Fallzahlen können aus der Befragung allerdings keine verallgemeinerbaren Aussagen für alle in Deutschland lebenden Flüchtlinge abgeleitet werden. Erst eine derzeit laufende Befragung von mehr als 2000 Geflüchteten wird im statistischen Sinne repräsentative Ergebnisse liefern.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2016/kb1516.pdf

Quelle: idw

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Gewichtsabnahme durch Aktivierung des braunen Fettgewebes möglich

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Forscher des IFB AdipositasErkrankungen der Universität Leipzig haben einen vielversprechenden Ansatz zur Gewichtsreduktion und Verbesserung der Insulinresistenz im braunen Fettgewebe gefunden. Sie testeten ein Substrat, das den genetischen Pfad zur Aktivierung im Fettgewebe erstmals auch im Menschen positiv beeinflusst. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt im renommierten Fachjournal „EMBO Molecular Medicine“ veröffentlicht.

Braunes Fettgewebe ist für die Wärmeentwicklung (Thermogenese) im Körper verantwortlich und verbraucht dazu große Mengen an Energie. Für Menschen mit Übergewicht und Adipositas ist die Erhöhung des Energieumsatzes ein wichtiges Ziel. Die Aktivierung des braunen Fettgewebes kann durch Kälteeinwirkung erreicht werden, aber auch durch medikamentöse Intervention, wie Forscher des IFB AdipositasErkrankungen von der Medizinischen Fakultät nun nachweisen konnten.

Lange Zeit ging man davon aus, dass braunes Fettgewebe nur in Kindern aktiv ist und
in Erwachsenen eine untergeordnete Rolle für die Energiebilanz spielt. In den vergangenen Jahren belegten verschiedene Forschungsstudien, dass braunes Fettgewebe auch im Erwachsenen aktivierbar ist. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass weißes Fettgewebe, welches sonst nur als reiner Energiespeicher dient, teilweise in „beiges Fettgewebe“ umgewandelt werden kann.
Forscher der Arbeitsgruppe um Dr. Wiebke Fenske des IFB AdipositasErkrankungen identifizierten jetzt erstmalig im Menschen ein Enzym PDE10A (Phosphodiesterase 10A) im braunen Fettgewebe und in einem Teil des Großhirns, dem sogenannten Striatum. Die Aktivität des Striatums ist mit Übergewicht und Adipositas assoziiert. Die Forscher wendeten dabei unter anderem spezielle kombinierte Bildgebungstechniken (PET/MRT) an.

Die zielgerichtete Ausschaltung dieses Enzyms durch ein Substrat MP-10 führt zu einer deutlichen Gewichtsabnahme und Verbesserung der Insulinresistenz durch Aktivierung des braunen Fettgewebes. Den Effekt einer vermehrten Aktivierung des braunen Fettgewebes und einer Umwandlung von weißem in beiges Fettgewebe beobachten die Wissenschaftler in menschlichen Zelllinien.
Das Substrat MP-10 ist gut für den Menschen verträglich. Ein Vorteil des Substrats und des enzymatischen Angriffspunkts im Vergleich zu anderen Forschungsansätzen ist sein dualer Wirkansatz zur Gewichtsreduktion über einen zentralen Pfad im Gehirn und im Fettgewebe. Die Leipziger Forschergruppe um Wissenschaftlerin Fenske hofft, dadurch negative kardiologische Nebenwirkungen vermeiden und übergewichtigen Patienten eine sichere Gewichtsabnahme und eine Verbesserung des Diabetes ermöglichen zu können.

Das IFB AdipositasErkrankungen ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Zentrum, das Forschung und Behandlung zu Adipositas unter einem Dach vereint. In Leipzig steht Adipositas mit deren häufigen Begleiterkrankungen Typ-2-Diabetes, Atherosklerose, Fettgewebestörung und Fettleber im Mittelpunkt.
Originaltitel der Veröffentlichung im Fachjournal „EMBO Molecular Medicine“:
„A novel thermoregulatory role for PDE10A in mouse and human adipocytes“ doi: 10.15252/emmm.

Weitere Informationen:
Dr. Wiebke K. Fenske
IFB AdipositasErkrankungen
Telefon: +49 341 97-13306
E-Mail: wiebkekristin.fenske@medizin.uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://www.ifb-adipositas.de
http://embomolmed.embopress.org/content/early/2016/05/31/emmm.201506085.long

Quelle: idw

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Glyphosat-Diskussion: Agrarwissenschaftler plädiert für gezielteren Einsatz statt Verbot

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Forscher der Universität Hohenheim für beschränkten und maßvollen Glyphosat-Einsatz / Anwender sollte Sachkunde nachweisen / Fruchtfolge beugt Schäden vor

Es ist effizient, kostengünstig, relativ umweltverträglich und verursacht kaum Unkrautresistenzen – und doch ist kein Pflanzenschutzmittel derzeit in der EU so umstritten wie Glyphosat. Die Kehrseite der Medaille: Es schmälert die Artenvielfalt, Rückstände finden sich zunehmend in Gewässern, Futter- und Nahrungsmitteln – und es steht im Verdacht, zu den krebserregenden Stoffen zu gehören. Prof. Dr. Günter Neumann von der Universität Hohenheim sieht mehr Sachverstand bei der Anwendung des Herbizids für dringend geboten. Er setzt sich für einen gezielteren Einsatz des Mittels ein. Doch ein komplettes Verbot hält er für kontraproduktiv – die Vorteile beim Einsatz in bodenschonenden Anbauverfahren seien derzeit nicht mit anderen Methoden zu erreichen.

Weltweit werden immer mehr glyphosathaltige Herbizide gegen Unkräuter eingesetzt – mit der Folge, dass sich auch zunehmend Rückstände in Gewässern und in der Nahrungskette finden. „In den vergangenen Jahren mehren sich Zweifel an der generellen Unbedenklichkeit von Glyphosat und der Zusatzstoffe im Spritzmittel“, berichtet Prof. Dr. Neumann, Agrarwissenschaftler an der Universität Hohenheim.

Die Fronten sind verhärtet: Bis Ende des Monats muss die EU-Kommission eine Entscheidung fällen, ob sie die Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat verlängert. „Da gibt es Pro und Contra auch jenseits der Diskussion, ob diese Substanz als wahrscheinlich krebserregend einzustufen ist oder nicht“, meint der Agrarwissenschaftler, „auch wenn die öffentliche Diskussion derzeit hauptsächlich darauf fokussiert.“

Er plädiert dafür den Einsatz von Glyphosat auf ein unbedingt nötiges Maß zu reduzieren.

Pro und Contra Glyphosat
„Glyphosat ist ein wichtiges und wertvolles ackerbauliches Werkzeug und sollte auch als solches behandelt werden. Es wirkt hocheffizient gerade bei Problemunkräutern und tötet auch die Wurzeln ab. Die Substanz ist vergleichsweise umweltverträglich und kostengünstig. Und im Gegensatz zu vielen anderen Wirkstoffen sind für Glyphosat zumindest in Europa bisher kaum Unkraut-Resistenzen bekannt.“

Allerdings setze man in anderen Ländern wie den USA, Brasilien und Argentinien besonders stark auf Anbausysteme mit Glyphosat-toleranten Kulturpflanzen, gibt der Experte zu bedenken. „Und dort treten aufgrund des langjährigen, intensiven Einsatzes von Glyphosat inzwischen vermehrt resistente Unkräuter auf. Hier wird also einer der wesentlichsten Vorteile des Wirkstoffs wissentlich verspielt.“

Auch negative Einflüsse von Glyphosat auf den Artenreichtum unserer Kulturlandschaften seien unumstritten, stellt Prof. Dr. Neumann fest: „Als Totalherbizid wirkt es schließlich auf alle Pflanzenarten.“

Beschränkungen und maßvoller Einsatz mit Sachverstand
Gerade vor diesem Hintergrund sei ein kritischer, bewusster Umgang mit der Substanz notwendig, betont Prof. Dr. Neumann. „Dass sie immer wieder in Oberflächengewässern zu finden ist, hängt oft mit unsachgemäßer Anwendung zusammen – vor allem auch außerhalb der Landwirtschaft. Glyphosat sollte daher nur noch von Personen mit Sachkundenachweis angewandt werden.“

Im Heimgartenbereich oder in Parks sollte es ganz verboten werden, und auch den unkontrollierten Verkauf über das Internet sieht der Experte kritisch: „Glyphosat galt viel zu lange als relativ unproblematisches Allheilmittel, und das muss sich ändern.“

In Heimgärten sei die Anwendung in Problembereichen wie Pflaster-Ritzen wegen der Abschwemmungsgefahr sowieso bereits strengstens verboten. In Beeten sei meist nur aufwendige Einzelpflanzenbehandlung möglich um benachbarte Zierpflanzen nicht zu gefährden. „Und die langsam dahinwelkenden, absterbenden Unkräuter ergeben für sehr lange Zeit auch ein recht unschönes Bild.“

Insgesamt sei es daher ein richtiger Schritt, meint Prof. Dr. Neumann, dass in Deutschland die Aufwandmengen in der Praxis begrenzt sind und Glyphosat nur noch im Notfall zur Beschleunigung der Abreife angewandt werden darf. „Im Einzelfall mag es aber sicherlich noch Anpassungsbedarf geben um flexibler auf Problemsituationen reagieren zu können.“

Zusatzstoffe und mögliche Wechselwirkungen berücksichtigen
Prof. Dr. Neumann lenkt das Augenmerk auf einen weiteren wunden Punkt: Die sogenannten Formulierungshilfsstoffe. Das sind Chemikalien, die zum Beispiel die Aufnahme der Substanz in die Pflanzen vermitteln.

„Die Sicherheitsbewertung bezieht sich bislang in erster Linie auf die Reinsubstanz. Und das ist realitätsfern, da die Möglichkeit von Wechselwirkungen mit den Zusatzstoffen besteht“, erklärt er.

Totalverbot würde Bodenschutz erschweren
Ein komplettes Verbot von Glyphosat sieht Prof. Dr. Neumann dagegen eher kritisch. Glyphosat spielt eine wichtige Rolle beim Resistenzmanagement und für den Anbau in Mulch- oder Direktsaat. Bei diesen Methoden erfolgt die Saat ohne vorheriges Pflügen, Pflanzenreste der Zwischen- oder Vorfrucht bedecken nach der Neuaussaat die Bodenoberfläche. Auf diese Weise bleibt der Boden vor Erosion geschützt und der Landwirt spart Zeit und Energie.

In eigenen Untersuchungen der Arbeitsgruppe konnten bisher in diesen Anbausystemen auch in keinem Fall Glyphosat-Rückstände in den oberirdischen Pflanzenteilen nachgewiesen werden, die eventuell später zur Kontamination von Ernteprodukten führen könnten.

„Ganz ohne das Totalherbizid, das den Unkrautbewuchs reguliert, wären diese wertvollen bodenschonenden Verfahren derzeit noch schwer umsetzbar – und Alternativen stecken, nicht zuletzt wegen des großen Erfolgs von Glyphosat, häufig noch in der Testphase.“

Alternativen zu Glyphosat noch nicht ausgereift
Deren Entwicklung voranzutreiben sei aber auf jeden Fall wichtig, betont Prof. Dr. Neumann. „Doch mechanische Verfahren zur Unkrautbekämpfung, etwa mit Messerwalzen, oder Neuentwicklungen wie der ‚Elektroherb‘ zur Unkrautbekämpfung mit Strom müssen erst noch ihre Wirtschaftlichkeit unter Beweis stellen.“

Ein Glyphosatverbot könne daher vom Regen in die Traufe führen: „Das würde wohl zunächst eher die Verwendung anderer herbizider Wirkstoffe begünstigen, die oft deutlich weniger untersucht und gegebenenfalls sogar problematischer sind als Glyphosat.“

Rückstandsprobleme kann Verbot in EU nicht lösen
Prof. Dr. Neumann geht auch davon aus, dass ein Totalverbot von Glyphosat das Problem der Rückstände in der Nahrungskette nicht grundlegend verändern würde. „Für die Futter- und Nahrungsmittelindustrie wird in großem Maßstab Soja importiert, und das stammt überwiegend von Glyphosat-resistenten Sorten.“

„Da in den Ursprungsländern aber auch immer mehr Unkräuter resistent sind, müssen die Felder häufiger und auch später in der Kulturperiode mit dem Herbizid behandelt werden“, warnt der Forscher. „Das erhöht das Risiko von Rückständen in den Ernteprodukten erheblich.“

Vielseitige Fruchtfolge gegen Glyphosat-Schäden
Doch auch im heimischen Ackerbau können selbst bei bestimmungsmäßigem Glyphosat-Gebrauch unerwartete Probleme auftreten: Verschiedene Landwirte, die mit Direktsaat arbeiten, haben beobachtet, dass der Ertrag bei langjähriger Anwendung über zehn und mehr Jahre immer weiter zurückging.

„Zunächst wurden vor allem die Wurzeln der Kulturpflanzen geschädigt. Die Herbizid-Rückstände im Boden und in den Resten der behandelten Unkräuter wurden erheblich langsamer abgebaut, die Aktivität der Mikroorganismen in den betreffenden Böden stark vermindert“, fasst Prof. Dr. Neumann die Ergebnisse zusammen. Die Symptome traten besonders bei langjährig engen Weizen/Raps-Fruchtfolgen oder Weizen-Monokulturen auf.

Um das zu vermeiden empfiehlt der Agrarwissenschaftler vielseitige Fruchtfolgen und den Anbau von Zwischenfrüchten. „Damit konnten die betroffenen Landwirte solche Schadeffekte inzwischen weitgehend vermeiden. Offenbar bedingt die höhere biologische Vielfalt im Anbausystem auch eine größere Vielfalt an Mikroorganismen im Wurzelraum – und damit auch einen beschleunigten Abbau der Herbizid-Rückstände. Und gleichzeitig leistet man damit auch ein Beitrag zur Artenvielfalt.“

Mehr Informationen: Expertenliste Glyphosat
Die Universität Hohenheim hat zur Diskussion um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat eine Liste mit Experten zu diesem Thema herausgegeben – zu finden unter www.uni-hohenheim.de/expertenliste-glyphosat

Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Günter Neumann, Universität Hohenheim, Fachgebiet Ernährungsphysiologie der Kulturpflanzen
T 0711 459 24273, E guenter.neumann@uni-hohenheim.de

Text: Elsner

Quelle: idw

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Immer mehr Menschen arbeiten auch im Ruhestand

Sylvia Nagel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Altersfragen

Die neuesten Ergebnisse des Deutschen Alterssurveys (DEAS) wurden Anfang Juni 2016 von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer (Deutsches Zentrum für Altersfragen) vorgestellt. Im DEAS werden seit 1996 Menschen zu ihrer Lebenssituation in der zweiten Lebenshälfte befragt, er ist die wichtigste Langzeitstudie über das Altern in Deutschland.

Ältere Menschen sind immer länger erwerbstätig und arbeiten häufiger über den Rentenbeginn hinaus. Vor 20 Jahren waren 5 Prozent der Menschen im Ruhestand erwerbstätig, heute sind es 12 Prozent. Projektleiterin Dr. Katharina Mahne erläutert: „Dabei sind es selten nur materielle Gründe, die die Älteren dazu bewegen zu arbeiten. Gleichzeitig ist bedenklich, dass immer mehr Menschen kein direkter Übergang vom Erwerbsleben in die Rente gelingt, sondern sie vor dem Ruhestand eine Phase der Arbeitslosigkeit erleben.“

Das bisschen Haushalt… – Bei der Aufteilung der Hausarbeit hat sich wenig geändert
Obwohl die Erwerbsbeteiligung der Frauen steigt, hat sich wenig bei der Aufteilung der Hausarbeit getan. Für Frauen steigt somit auch die Mehrfachbelastung durch Erwerbsarbeit, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen und Hausarbeit. Frauen sind selbst dann, wenn beide Partner in Vollzeit erwerbstätig sind, in fast der Hälfte der Fälle für die Hausarbeit zuständig.

Es gibt viele Verbesserungen im Alter, aber auch problematische Entwicklungen
Ältere Menschen sind heute aktiver als vor 20 Jahren: Sie engagieren sich häufiger ehrenamtlich, sie treiben mehr Sport und sind mehrheitlich sozial gut eingebunden. Trotz wachsender Wohnentfernungen zwischen Eltern und erwachsenen Kindern zeichnen sich die Beziehungen durch häufigen Kontakt aus und werden als eng beschrieben. Zudem wird das soziale Netzwerk zunehmend um Freundinnen und Freunde erweitert, die ebenfalls Rat und Trost spenden können. Kein Wunder also, dass die Vorstellungen über das eigene Älterwerden positiver geworden sind und ältere Menschen sich nicht einsamer fühlen als jüngere.
Bedenklich dagegen ist, neben den weiterhin bestehen Unterschieden zwischen den Geschlechtern, der Einfluss der Bildungsniveaus: „Menschen mit niedriger Bildung sind weniger gesund, neigen eher zu Depressionen und sind materiell schlechter gestellt als Menschen mit hoher Bildung. Die Bildungsungleichheit zieht sich bis ins hohe Alter: seit 1996 gibt es eine starke Zunahme der Einkommensarmut bei Personen mit niedrigem Bildungsniveau“, sagt Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer, Leiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen.

Die zukünftigen Alten: mit neuen Stärken – vor neuen Herausforderungen
Für die jüngeren Altersgruppen gilt: Sie sind höher gebildet als die Vorgängergenerationen und ihre Bereitschaft zur beruflichen Mobilität ist hoch. Jedoch sind ihre Erwerbsverläufe vielfältiger und brüchiger im Vergleich zu denen der Älteren – auch aufgrund des veränderten Arbeitsmarktes. Dies wird sich auch auf ihre Rentenhöhe im Alter auswirken.
Auch nimmt in den jüngeren Altersgruppen der Anteil der Menschen ohne Partnerin oder Partner zu, Partnerschaften sind weniger stabil und es gibt mehr Kinderlose. Inwieweit Freundschaften im Alter den Bedarf an Rat, Trost und Unterstützung auffangen können, bleibt abzuwarten.

Der Bericht ‚Altern im Wandel – Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey (DEAS)‘ wurde vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) erstellt.

Vollständiger Bericht, Tabellenband und Kurzfassung: www.dza.de/forschung/deas

Weitere Informationen:
http://www.dza.de/forschung/deas

Quelle: idw

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Ein grüner Alleskönner aus Orangenschalen und Kohlendioxid: Grundlage für neue Kunststoffe

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Man nehme Orangenschalen, entziehe ihnen den Naturstoff Limonen, oxidiere ihn und verbinde ihn mit Kohlendioxid: Und schon hat man einen biobasierten Kunststoff, aus dem sich ohne hohe Kosten umweltfreundliche Funktionsmaterialien für verschiedenste industrielle Anwendungen herstellen lassen. ‚PLimC‘ ist der Name dieses grünen Alleskönners, der es erstmals ermöglicht, allein auf der Basis nachwachsender Rohstoffe ein breites Spektrum leistungsstarker Kunststoffe herzustellen. Dies hat jetzt ein Forschungsteam an der Universität Bayreuth herausgefunden, das seine Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin ‚Nature Communications‘ vorstellt.

PLimC ist ein Polycarbonat, das aus einer Synthese von Limonenoxid (Betonung: Limonénoxid) mit Kohlendioxid hervorgeht. So ist gewährleistet, dass es im Unterschied zu herkömmlichen Polycarbonaten nicht die gesundheitsschädliche Substanz Bisphenol A enthält. Zudem bringt der neue bio-basierte Kunststoff eine Reihe von Eigenschaften mit, die ihn für industrielle Anwendungen attraktiv machen: PLimC ist hart, äußerst hitzebeständig und durchsichtig und eignet sich deshalb besonders gut als Material für Beschichtungen. „Diese Erkenntnisse, die wir bereits im vorigen Jahr veröffentlicht haben, konnten wir jetzt mit unserer neuen Studie entscheidend erweitern“, erklärt Prof. Dr. Andreas Greiner, der Leiter des Bayreuther Forschungsteams. „Wir haben an einigen konkreten Beispielen gezeigt, dass sich PLimC hervorragend als Grundstoff eignet, aus dem sich vielseitige Kunststoffe mit sehr spezifischen Eigenschaften entwickeln lassen. PLimC besitzt nämlich eine Doppelbindung, die gezielt für weitere Synthesen genutzt werden kann.“

Ein Beispiel für solche neuen PLimC-basierten Kunststoffe sind antimikrobielle Polymere, die beispielsweise imstande sind, eine Anlagerung von E.Coli-Bakterien zu verhindern. Als Materialien für Behälter, die in der medizinischen Versorgung und Pflege zum Einsatz kommen, können sie das Infektionsrisiko nicht zuletzt in Krankenhäusern deutlich senken. Auch für die Herstellung von Kunststoff-Implantaten, von denen möglichst keine Entzündungsrisiken ausgehen sollen, können solche Polymere interessant sein. Ein anderes Beispiel sind meerwasserlösliche Polymere, die sich im salzigen Meerwasser in ökologisch unbedenkliche Bestandteile auflösen und anschließend zersetzen. Solche Kunststoffe könnten, wenn sie künftig für Flaschen, Tüten oder andere Behälter verwendet werden, der dramatisch ansteigenden Verschmutzung der Meere durch nicht-lösliche Plastik-Partikel entgegenwirken. PLimC ist ebenso ein Grundstoff für hydrophile Polymere. Diese wiederum haben den Vorteil, dass sie eine hohe Wechselwirkung mit Wasser aufweisen und dadurch vergleichsweise schnell von Mikroorganismen abgebaut werden können.

„Wenn wir gezielt neue Materialien auf der Grundlage von PLimC entwickeln wollen, sind der Phantasie fast keine Grenzen gesetzt“, erklärt Oliver Hauenstein M.Sc., der als Doktorand entscheidende Forschungsarbeiten zur Synthese und Anwendung dieses neuen Kunststoffs geleistet hat. „Die Herstellung von PLimC ist einfach zu handhaben und ausgesprochen umweltfreundlich. Die Schalenabfälle von Unternehmen, die Orangensäfte produzieren, können recycelt werden, und ebenso kann das Treibhausgas CO2 verwertet werden, bevor es in die Atmosphäre entweicht. Zudem sind die vielfältigen Kunststoffe, die auf Basis von PLimC ohne großen technischen oder finanziellen Aufwand synthetisiert werden können, ökologisch unbedenklich und recyclebar.“

Prof. Greiner fügt hinzu: „Die Kunststoff-Industrie steht ja häufig unter dem Verdacht, dass sie ihre technologischen Fortschritte nur mit ökologisch bedenklichen Materialien erzielen kann, was so natürlich nicht richtig ist. Unsere Forschungsergebnisse zeigen klar: Moderne Kunststoffe können umweltfreundlich sein und zugleich sehr hohen technologischen Anforderungen gerecht werden.“

Veröffentlichungen:
O. Hauenstein, S. Agarwal and A. Greiner, Bio-based polycarbonate as synthetic toolbox, Nature Communications 2016, DOI: 10.1038/ncomms11862
=> http://www.nature.com/ncomms/2016/160615/ncomms11862/full/ncomms11862.html

O. Hauenstein, M. Reiter, S. Agarwal, B. Rieger and A. Greiner, Bio-based polycarbonate from limonene oxide and CO2 with high molecular weight, excellent thermal resistance, hardness and transparency, Green Chem. 2016, 18, 760. DOI: 10.1039/c5gc01694k

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Greiner
Lehrstuhl Makromolekulare Chemie II
Universität Bayreuth
95447 Bayreuth
Telefon: +49 (0)921 55 3399
E-Mail: andreas.greiner@uni-bayreuth.de

Quelle: idw

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Was alles so drin ist im Muntermacher: Kaffee ist eine Herausforderung für die Risikobewertung

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Gefahrenbasierte Einstufung von geringer Aussagekraft für Verbraucherinnen und Verbraucher

Nach der am 15. Juni 2016 veröffentlichten Gefahreneinstufung von Kaffee durch die bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angesiedelte Internationale Krebsagentur (IARC) weist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) darauf hin, dass die Gefahreneinschätzung von komplexen Gemischen, wie sie Lebensmittel darstellen, für Verbraucherinnen und Verbraucher nur von begrenzter Aussagekraft sind. „Jedes Lebensmittel kann regelmäßig, aber meist nur in Spuren Stoffe enthalten, die ein krebserregendes Potential haben. Daneben sind allerdings oft auch gesundheitsfördernde Stoffe wirksam“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Lebensmittel wie Kaffee oder Fleisch sind in der Regel viel zu komplexe Gemische, um allgemeine Aussagen über ihr krebserregendes Potential ableiten zu können, die für Verbraucher von praktischem Nutzen wären.“ Die IARC stuft in ihrer heute vorab veröffentlichten Studie Kaffee als „nicht klassifizierbar bezüglich seiner Kanzerogenität für Menschen“ (Gruppe 3) ein.

Kaffee enthält neben verschiedenen die Gesundheit fördernden Stoffen auch solche Inhaltsstoffe, die isoliert beim Menschen krebserregende Wirkungen haben können. Dazu zählen u. a. Furan, Acrylamid und Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Darüber hinaus kann Koffein gesundheitlich schädliche Wirkungen haben. Allerdings lässt sich bisher durch die Gesamtheit der verfügbaren Studien kein krebserregendes Potential durch Kaffee belegen. Wie auch bei anderen Lebensmitteln kann es zwei Ursachen für die unterschiedliche Wirkung der isolierten Inhaltsstoffe und des gesamten Lebensmittels geben. Zum einen ist es möglich, dass innerhalb des Lebensmittels einige Substanzen die potentiell schädlichen Wirkungen von anderen Substanzen mildern oder neutralisieren. Zum anderen ist es möglich, dass der Gehalt an unerwünschten Stoffen so niedrig ist, dass in verfügbaren Studien bei üblichem Konsum keine schädlichen Wirkungen zu beobachten sind.

Die IARC hat seit Beginn ihres Bestehens 989 Chemikalien, Substanzen, Lebensmittel oder Tätigkeiten auf ihr krebserregendes Potential untersucht (Stand laut IARC von Februar 2016). Darunter wurde bisher nur ein Stoff in die Gruppe 4 als „wahrscheinlich nicht kanzerogen bei Menschen“ eingestuft. Die Einstufungen der IARC werden unabhängig von Zulassungs- oder Genehmigungsverfahren durchgeführt. Im Unterschied zum BfR, das die möglichen gesundheitlichen Risiken bewertet, beurteilt die IARC ausschließlich das Gefahrenpotential eines Stoffes. Bei der Risikobewertung wird zusätzlich zum Gefahrenpotential auch die tatsächliche Aufnahmemenge (Exposition) berücksichtigt.

Die IARC veröffentlichte die Zusammenfassung ihrer Monographie zu Heißgetränken, Mate-Tee und Kaffee vorab. Darin stuft die IARC Kaffee als „nicht klassifizierbar bezüglich der Kanzerogenität beim Menschen“ (Gruppe 3) ein und ändert damit ihre Klassifizierung von Kaffee, den sie 1991 noch als „möglicherweise kanzerogen beim Menschen“ (Gruppe 2B) einstufte.

Unabhängig von der Einschätzung des krebserregenden Potentials bei Kaffee hat das BfR wiederholt auf das gesundheitliche Risiko durch Koffein hingewiesen. Koffein kann bei Erwachsenen zu Nervosität, Schlaflosigkeit, Herzrhythmusstörungen, erhöhtem Blutdruck und gastrointestinalen Störungen führen.

Für gesunde Erwachsene gilt die Aufnahme von bis zu 200 mg Koffein innerhalb kurzer Zeit als gesundheitlich unbedenklich. Dies entspricht etwa zwei Bechern Filterkaffee. Über den Tag verteilt können Erwachsene etwa das Doppelte trinken. Schwangere und Stillende sollten über den Tag verteilt nicht mehr als zwei Becher Kaffee trinken, Kinder sollten Kaffee meiden. Die Empfindlichkeit gegenüber Koffein kann individuell sehr verschieden sein. So führt bei manchen Personen schon eine Tasse Kaffee zu Schlafstörungen. Empfindliche Personen sollten auf den Konsum von Koffein, insbesondere in höheren Dosen, verzichten.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/de/mediathek.html
Ein Video zu gesundheitlichen Risiken durch Kaffee in der BfR-Mediathek

Quelle: idw

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Hochwasserschutz leicht gemacht

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle
Technische Universität Chemnitz

Wissenschaftler der TU Chemnitz haben ein temporäres Systems zum Schutz gegen Hochwasser entwickelt – Herzstück ist eine textile Membran, die das Wasser aufhält und die wirkenden Kräfte ableitet

Hochwasser kann innerhalb von Stunden aus Flüssen und Bächen reißende Wassermassen machen. Rettungskräfte sowie die Bewohner der betroffenen Städte und Dörfer haben oft nur wenig Zeit, auf die herannahende Bedrohung zu reagieren. Häufig reichen permanent angelegte Dammanlagen nicht aus. Wissenschaftler des Forschungsbereiches Leichtbau im Bauwesen der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der Technischen Universität Chemnitz haben gemeinsam mit Partnern ein temporäres System entwickelt, das schnell und mit geringem Personalbedarf installiert werden kann und sich durch geringe Anschaffungskosten, unkomplizierte Lagerung und eine hohe Lebensdauer auszeichnet. Dieses kann für die Dauer eines Hochwassers – in der Regel wenige Tage im Jahr – aufgebaut werden.

Basis des Systems ist eine Entwicklung der 3dtex GmbH aus Berlin. Das System besteht aus einem Fundament, aus Stützen und einer textilen Membran. Es kann am Ufer von stehenden oder fließenden Gewässern bodeneben installiert werden und lässt sich im Bedarfsfall mit wenig Aufwand zum Einsatz bringen. Das Fundament hat die Form einer Rinne und dient gleichzeitig für die Aufbewahrung des Systems. Die Stützen wirken während der Lagerung als Abdeckung dieser Rinne. Im Einsatzfall halten sie die textile Membran, die letztlich den Schutz gegen das Wasser bietet. Die Chemnitzer Wissenschaftler waren zuständig für Simulationen der Strömung und der Mechanik, für Tests im Strömungskanal, für die Entwicklung der Stützen und die Auslegung der Abspann- und Verankerungssysteme sowie für die Materialprüfung der Membran, der Stützen und der Abspannung. Das entstandene System genügt den Anforderungen, die der Bund der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau (BWK) e. V. in seinem „Merkblatt – Mobile Hochwasserschutzsysteme“ festhält.

„Die Besonderheit bei diesem System liegt in der Ableitung der im Hochwasserfall wirkenden großen Lasten, die auf die Bauteile wirken“, sagt Dr. Sandra Gelbrich, Leiterin des Forschungsbereiches Leichtbau im Bauwesen, und erklärt: „Bei vielen bekannten temporären Stauwandsystemen resultieren aus dem Wasserdruck hohe Biegemomente, die insbesondere auf Stützen und Fundamente einwirken. Entsprechend groß ist der konstruktive und materielle Aufwand dieser Anlagen. Der konstruktive Vorteil des neuen Systems liegt in der Vermeidung dieser Biegemomente.“ Die Lösung der Chemnitzer Forscher ist eine flexible, wenig dehnbare Membran. Diese besteht aus PVC und ist mit Textilien verstärkt. Sie formt sich unter dem Wasserdruck definiert aus und reagiert ausschließlich mit Zugspannungen. Abgeleitet werden die Kräfte zum einen über die Membranverankerung in den Boden und zum anderen über die Membranrandverstärkungen in die Stützen.

Selbst wenn Treibgut gegen das System prallt, wirken nahezu ausschließlich Normalkräfte in den Stützen. „Diese können somit extrem schlank und leicht ausgeführt werden“, erklärt Gelbrich. Dies haben die Entwickler durch eine spezielle Geometrie der Membran und eine bestimmte Anordnung der Komponenten erreicht. Die Konstruktion lässt Stauhöhen bis 1,50 Meter zu. Treibgutanprall hält sie nachweislich bis 400 Kilogramm aus – getestet bei einem Aufprallwinkel von 90 Grad zur Fließrichtung und einer Geschwindigkeit von vier Metern pro Sekunde. „Die leichtbaugerechte Ausführung lässt den Aufbau selbst mehrerer hundert Meter Hochwasserschutz problemlos durch zwei Personen zu“, hebt Gelbrich hervor.

Das Projekt „Textiler Hochwasserschutz – Produktentwicklung eines effizient errichtbaren Hochwasserschutzsystems“ wurde von März 2013 bis September 2015 von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen gefördert. Das Volumen des Teilprojektes an der TU Chemnitz lag bei rund 175.000 Euro. Partner der Chemnitzer Forscher waren neben der 3dtex GmbH die Karsten Daedler e.K. und das Ingenieurbüro Schulze & Rank.

Weitere Informationen erteilt Dr. Sandra Gelbrich, Leiterin des Forschungsbereiches Leichtbau im Bauwesen, Telefon 0371 531-32192, E-Mail sandra.gelbrich@mb.tu-chemnitz.de.

Quelle: idw

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Sommerurlaub 2016: Auf Reisen ist Impfschutz ebenso wichtig wie Sonnenschutz

Rita Wilp externe Pressestelle
Deutsche Leberstiftung

Der Sommer-Urlaub 2016 steht bei vielen Menschen an. Die Vorfreude auf unbeschwerte Tage ist groß. Eine Reise ans Mittelmeer oder in die Tropen ist bereits gebucht oder ein Last Minute-Schnäppchen wird noch gesucht. Auf den Checklisten fürs Kofferpacken ist „Sonnenschutz“ ganz selbstverständlich aufgeführt: Sonnenbrille, Sonnenhut und Sonnenschutzmittel – die Gefahren starker UV-Strahlung kennt heute jeder. Doch nicht nur die Sonne ist in vielen beliebten Reiseländern ein Gesundheitsrisiko: Die Deutsche Leberstiftung weist auf die Gefahr hin, sich im Urlaubsland mit einer gefährlichen Virushepatitis zu infizieren.

Urlaubsrisiko: Hepatitis A-Virus
In vielen beliebten Reisegebieten – wie beispielsweise in der Mittelmeer-Region und in den Tropen – sind Hepatitis A-Viren weit verbreitet. Deshalb zählt Hepatitis A zu den typischen „Reisekrankheiten“. Da das Virus sehr widerstandsfähig ist und auch ungünstige Umweltbedingungen wie hohe Temperaturen oder viele Desinfektionsmittel überlebt, ist die Ansteckungsgefahr groß. So kann es nach dem Verzehr von ungenügend gegartem Gemüse oder dem Trinken von belastetem oder verunreinigtem Trinkwasser (auch als Eiswürfel) zu einer Infektion mit dem Virus kommen. Sogar eine Schmierinfektion durch direkten Kontakt zwischen Menschen ist möglich. „Viele Urlauber glauben, wenn sie den ganzen Urlaub in einer separaten Hotelanlage verbringen, wären sie vor einer Ansteckung sicher. Doch das ist ein Irrglaube, auch hier können sie sich über kontaminierte Lebensmittel oder eine Schmierinfektion anstecken“, betont Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.

Eine Hepatitis A klingt zwar bei gesunden Menschen in der Regel nach einer Weile von selbst ab, doch bei älteren oder kranken Menschen kann eine Hepatitis A auch zu einem akuten Leberversagen führen. Eine wirkungsvolle Impfung schützt vor Hepatitis A. Selbst kurz vor Antritt der Reise ist es nicht zu spät für die Impfung.

Urlaubsrisiko: Hepatitis B-Virus
Ein weiteres Infektionsrisiko im Urlaub ist das Hepatitis B-Virus. Die Ansteckung erfolgt über Körpersekrete wie Blut, Sperma oder Speichel. Neben ungeschütztem Sex zählen Tätowierungen oder Piercings, die nicht steril durchgeführt werden, zu den häufigsten Übertragungswegen. Auch bei Kontakten mit der Gefahr kleinster Hautverletzungen wie beim Barbier, bei der Fußpflege oder bei unvorhergesehenen ärztlichen und zahnärztlichen Behandlungen besteht ein Infektionsrisiko, wenn unhygienische Bedingungen herrschen. Meist bemerken Infizierte nichts von ihrer Erkrankung. Kommt es jedoch zu einer chronischen Entzündung, besteht ein erhöhtes Risiko für bindegewebsartige Veränderungen der Leber (Fibrose) oder Zirrhose. Vor allem bei einer bestehenden Zirrhose ist das Risiko für einen Leberzellkrebs deutlich erhöht. Größtmöglichen Schutz vor einer Übertragung des Hepatitis B-Virus gewährleistet eine entsprechende Impfung.

Die Verwendung von Kombinations-Impfstoffen, die gegen Hepatitis A und B schützen, vermindert die Anzahl der notwendigen Injektionen. „Die Wichtigkeit von hohen Schutzfaktoren beim Sonnen in südlichen Ländern ist den meisten Menschen bekannt, ich hoffe, dass auch die Gefahren durch Hepatitis-Viren und die Schutzwirkung von Impfungen zukünftig ebenso ins öffentliche Bewusstsein gelangen“, sagt Prof. Manns.

Eine kombinierte Impfung gegen Hepatitis A und B schützt für mehrere Jahre gegen eine Neuinfektion. Die Impfung erfolgt in drei Etappen: Die erste und zweite Spritze werden in einem Abstand von einem Monat gegeben; die dritte Spritze erfolgt nach weiteren sechs Monaten. Bei gesunden Erwachsenen besteht die Möglichkeit, durch ein beschleunigtes Impfschema an den Tagen 0, 7 und 21 den Impfschutz schneller zu erreichen. Die Impfungen sind gut verträglich.

Eine Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis delta, da diese Erkrankung nur mit einer Hepatitis B gemeinsam vorkommen kann.

Urlaubsrisiko: Hepatitis C-Virus
Das Hepatitis C-Virus wird fast ausschließlich über Blut-Kontakte übertragen. Zu den Haupt-Infektionswegen zählen unsterile Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser. In einigen Regionen Asiens oder Afrikas tragen mehr als fünf Prozent der Bevölkerung das Hepatitis C-Virus in sich. Eine Impfung gibt es gegen Hepatitis C nicht. Es gibt heute sehr gut wirkende Therapien gegen eine Hepatitis C-Virusinfektion. Allerdings wird auch diese Erkrankung oft spät erkannt und kann unbehandelt in einer Leberzirrhose oder einem Leberzellkrebs münden.

„Auch wenn die Infektion mit einem Hepatitis-Virus in vielen Fällen schon gut behandelt werden kann – wenn sie denn entdeckt wird – ist natürlich die Vermeidung einer Infektion durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen immer noch der beste Schutz der Gesundheit“, ruft Prof. Manns zur Vorsorge, beispielsweise durch Impfungen auf.

10 Jahre Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Diese Aufgaben erfüllt die Stiftung seit ihrer Gründung vor zehn Jahren sehr erfolgreich. Weitere Informationen: www.deutsche-leberstiftung.de.

BUCHTIPP: „Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen, ihre Diagnosen und Therapien – jetzt in zweiter, aktualisierter Auflage! „Das Leber-Buch“ ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-89993-642-1, € 16,95: www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch.

Kontakt:
Deutsche Leberstiftung
Bianka Wiebner
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Tel 0511 – 532 6815
Fax 0511 – 532 6820
presse@deutsche-leberstiftung.de
www.deutsche-leberstiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.deutsche-leberstiftung.de
presse@deutsche-leberstiftung.de

Quelle: idw

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Nach den Unwettern kommen die Mücken – Mückenatlas bittet um Zusendungen

Dipl.-Biologin Elke Reinking Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit

Die aktuelle Wetterlage mit starken Niederschlägen und sommerlichen Temperaturen bietet ideale Fortpflanzungsmöglichkeiten für Stechmücken. Potenzielle Brutplätze bilden sich auf Wiesen, in Parks und Wäldern und im Siedlungsbereich, z.B. in Regentonnen. In kürzester Zeit sind bis zu 300 Eier pro Mückenweibchen abgelegt, und die Brut benötigt bei den vorliegenden klimatischen Bedingungen nur ca. 2 Wochen bis zum Schlupf der neuen Generation. Nach den größtenteils niederschlagsarmen Jahren 2014 und 2015 mit eher geringen Populationsdichten der Stechmücken könnte die aktuelle Situation ein Startschuss für ein hohes Aufkommen in der Mückensaison 2016 sein.

Wann, wo und mit welchen Arten die Mücken in Deutschland vorkommen, kartiert mit Hilfe interessierter Bürger der Mückenatlas – ein Projekt, welches vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und vom Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), etabliert wurde.

Die Wissenschaftler konnten zuletzt mit Hilfe der Mückenatlas-Einsendungen Ansiedlungen der Asiatischen Buschmücke (Aedes japonicus) in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen nachweisen. Die als potenzieller Überträger von Krankheitserregern ungleich gefährlicher einzuschätzende Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) wurde hingegen in Baden-Württemberg und Thüringen gefunden.

„Durch die in Europa in den letzten Jahren zunehmenden Ausbrüche von Stechmücken übertragenen Krankheiten, wie Dengue-, Westnil- oder Chikungunya-Fieber, sowie den jüngsten Zika-Virus-Ausbruch in Südamerika wurde die aktuelle Bedeutung von Stechmücken als Krankheitsüberträger unter Beweis gestellt. Zur Risikoabschätzung benötigen wir dringend Daten zur Verbreitung der in Deutschland vorkommenden invasiven und einheimischen Arten.“ sagt Dr. Doreen Walther vom ZALF und bittet um Mithilfe bei dem Projekt Mückenatlas.

Da es in Deutschland bisher kein Überwachungs- oder Meldesystem über das Vorkommen medizinisch relevanter Stechmückenarten gab, wurden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zwei Verbundprojekte zur deutschlandweiten Überwachung und Erforschung von Stechmücken ins Leben gerufen, in die der Mückenatlas integriert ist.
Näheres zum Mückenatlas und zur Möglichkeit der Einsendung von Stechmücken finden sich unter www.mueckenatlas.de.

Kontakt:
Dr. Doreen Walther
Institut für Landnutzungssysteme
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.
Telefon 033432 82-363
doreen.walther@zalf.de

Weitere Informationen:
http://www.mueckenatlas.de

Quelle: idw

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„Umweltschutz ist eine Aufgabe, die uns unser Leben lang begleitet“

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Berlin. „Umweltschutz ist ein bedeutender zivilisatorischer Lernprozess, mühsam und langwierig. Diesen Lernprozess müssen wir mit Kreativität und Leidenschaft vorantreiben, bisweilen auch gegen kurzfristige Interessen – über alle Generationen hinweg, weil Jung und Alt gleichermaßen Ressourcen verbrauchen. Umweltschutz ist also eine Aufgabe, die uns unser Leben lang begleitet.“ – Mit diesen Worten eröffnete heute Bundespräsident Joachim Gauck mit der DBU-Kuratoriumsvorsitzenden Rita Schwarzelühr-Sutter im Park von Schloss Bellevue in Berlin die fünfte „Woche der Umwelt“ des Bundespräsidenten und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Speziell begrüßte Gauck, dass bei dieser „Woche der Umwelt“ junge Menschen besonders engagiert seien. Gauck: „Viele der Jüngeren wollen dazu beitragen, den Zerstörungen, die wir unserem Planeten schon zugefügt haben, Einhalt zu gebieten. Wir brauchen viele, wir brauchen sehr viele, die mit Pioniergeist den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen weiter vorantreiben.“

Der Bundespräsident unterstrich, dass die Botschaft von Johannes Rau, Umweltfragen dürften nicht in den Hintergrund gedrängt werden, aktuell sei, auch wenn Rau das als Bundespräsident bereits bei der ersten „Woche der Umwelt“ vor 14 Jahren formuliert habe. Ob bei Produkt und Konsum, dem Abbau von Rohstoffen, der Energiever- und Abfallentsorgung, der Städte- und Verkehrsplanung und der Bildung – überall sei Umweltschutz gefragt. Zusammenhänge besser zu erkennen und dann vernetzend tätig zu werden, sei eine der großen Herausforderungen für den Umweltschutz. Schutz und Schonung natürlicher Lebensgrundlagen könne allerdings nur durch die Mobilisierung möglichst vieler Kräfte gelingen und bei der „Woche der Umwelt“ als Schaufenster umweltfreundlicher Initiativen und Technologien fänden sich dafür zahlreiche Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

Zusätzlicher Schwung werde gerade jetzt gebraucht, wo international ehrgeizige Ziele für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz festgelegt worden seien. Zwar sei die Staatengemeinschaft von vielen ihrer Ziele weit entfernt. Und auch national müsse man sich in Deutschland erheblich anstrengen, die internationalen Versprechen zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz einzulösen. Hoffnungsvoll stimmten aber Erfolge beim Klimaschutz. 2014 sei global das erste Jahr seit Jahrzehnten, in dem die Wirtschaft gewachsen, dennoch die Treibhausgasemissionen der Energiebranche gesunken seien. Und die klimaschädlichen Emissionen in Deutschland seien im vergangenen Vierteljahrhundert um 27 Prozent zurückgegangen.

Die Energiewende werde uns noch über Jahre fordern. Die Verluste in der Tier- und Pflanzenwelt seien mittlerweile so alarmierend, dass die Vereinten Nationen die gegenwärtige Dekade dem Schutz der biologischen Vielfalt gewidmet haben. Artensterben habe es zwar auch früher gegeben. Aber jetzt sei es vor allem der Mensch, der die Verluste verursache. Schon mehr als die Hälfte des tropischen Regenwaldes, wo die meisten Arten lebten, sei gerodet. Die Staatengemeinschaft zähle den Bestand von Tier- und Pflanzenarten inzwischen zu den sogenannten planetaren Leitplanken, ein Orientierungsrahmen, der helfen könne, die Stabilität der Erde zu bewahren, sofern bestimmte Grenzwerte zum Schutz von Boden, Wasser, Luft, Flora und Fauna beachtet werden. Gauck: „Was wir essen, wie wir uns kleiden, wie wir wohnen, wie wir wirtschaften und wie wir uns fortbewegen – all das spielt eine Rolle für den Zustand der Meere und Flüsse, der Wälder, Graslandschaften und Felder und der dort lebenden Tiere und Pflanzen – und damit für die Lebensqualität, die wir für uns und unsere Kinder erhalten wollen.“

DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter lobte die Entschiedenheit des Bundespräsidenten, dem Anliegen des Umweltschutzes und damit einer der zentralen Grundlagen der gesellschaftlichen Vielfalt und zukünftigen Entwicklung mit der Veranstaltung Nachdruck zu verleihen. Umweltschutz brauche „möglichst viele Menschen, die sich in ganz unterschiedlichen Bereichen engagieren, die gesellschaftlich und unternehmerisch Verantwortung übernehmen, Menschen, die an morgen und auch an übermorgen denken“. Es liege „an uns, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass die Welt für kommende Generationen lebenswert bleibt“. Die Situation vieler Ökosysteme auf der Welt, der Klimawandel, der Artenverlust – all das verlange ein Umsteuern hin zu einer Wirtschafts- und Lebensweise, die die ökologischen Grenzen unserer Welt respektiere.

Mit der Verabschiedung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Herbst des Vorjahres sei die Grundlage gelegt worden für einen überzeugenden Strukturwandel, der den ökologischen Fußabdruck, den Ressourcen- und Energiebedarf und bestehende soziale Ungleichheiten weltweit deutlich verringere. Erstmalig würden das Bekämpfen von Armut und das Bewahren der natürlichen Lebensgrundlagen auf unserem Planeten systematisch verbunden. Schwarzelühr-Sutter: „Es geht darum, jetzt und heute die richtigen Entscheidungen zu treffen, jetzt und heute zügig und entschlossen zu handeln.“ Dazu müssten Wirtschaft und Gesellschaften schlüssige Antworten auf die globalen Megatrends finden wie die fortschreitende Urbanisierung, die steigende Nachfrage nach Rohstoffen und Energie, die Änderung der Konsum- und Lebensgewohnheiten, besonders in den bevölkerungsreichen Schwellenländern, den Klimawandel, die Digitalisierung, Migration und Flucht und den demografischen Wandel.

Nachhaltigkeit dürfe kein Wohlstandsthema allein für das gute Gewissen der Einkommens-Eliten sein. Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen strebten nach mehr sozialer Balance und mehr Gerechtigkeit – innerhalb der Gesellschaften, zwischen den Gesellschaften, zwischen den Generationen, national und international. Gesucht und notwendig seien neue und kreative Lösungen, soziale Innovationen und eine breite gesellschaftliche Diskussion über die besten Wege – offen und unter breiter Beteiligung aller, vor allem der Generation, die zukünftig Verantwortung in unserer Gesellschaft übernehmen werde. Schulen komme für die Umsetzung eine wichtige Funktion zu, denn sie könnten „junge Menschen dazu befähigen, Ideen für eine nachhaltige Entwicklung einzubringen und Umsetzungsstrategien innerhalb der eigenen Lebenswelt zu entwickeln und zu verwirklichen“. Es liege in unserer Verantwortung, die geeigneten Lernumgebungen zu schaffen und diese für alle gleichermaßen zugänglich zu machen. Schwarzelühr-Sutter: „Bildung ist also auch der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung.“

Knapp 200 Aussteller zeigen heute und morgen bei der „Woche der Umwelt“ von Bundespräsident Joachim Gauck und DBU, wie lösungsorientierte Innovationen entwickelt und Modellvorhaben praxisnah umgesetzt werden. Gesprächsforen widmen sich den Belastungsgrenzen des Planeten – Themen sind Ressourcen- und Bodenschutz, Energiewende, Digitalisierung, Urbanisierung, Mobilität und demografischer Wandel. Zum ersten Mal öffnet die große Umwelt-Schau am zweiten Veranstaltungstag, Mittwoch, ab 13 Uhr ihre Tore für alle Interessierten zu einem „Publikumsnachmittag“.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel36785_2362.html

Quelle: idw

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Zukunftsmarkt Wasser – Chancen für die deutsche Wasserwirtschaft

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Um die weltweite Wasserversorgung zu sichern, muss zeitnah in großem Umfang in neue Trinkwasser- bzw. Abwasseranlagen sowie in den Bau sanitärer Einrichtungen investiert werden. Doch nicht nur die Länder des globalen Südens stehen vor erheblichen Herausforderungen im Wassersektor, auch die meisten Industrieländer kämpfen mit veralteten Infrastrukturen. Angesichts des globalen Investitionsbedarfes ist mit einem rasant wachsenden Markt für Wasser- und Abwassertechnologien zu rechnen, der auch der deutschen Industrie Absatzchancen bietet. Die AutorInnen von „Wasser 2050 – Mehr Nachhaltigkeit für Systemlösungen“ zeigen Wege in den Zukunftsmarkt auf.

Deutsche Anbieter von Wassertechnologien haben im Ländervergleich langfristig große Chancen auf dem Weltmarkt, wenn sie auf integrierte Systemlösungen setzen. Zu dieser Einschätzung kommen die AutorInnen des Buches „Wasser 2050″, die die Position deutscher Unternehmen im Zukunftsmarkt Wasser untersucht haben – ausgehend von den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Danach soll der Anteil der Weltbevölkerung mit Zugang zu nachhaltigen Wasser- und Sanitärystemen langfristig deutlich erhöht werden. Technologien für die Abwasserwiederverwendung spielen dabei eine große Rolle.

Der Markt für nachhaltige Wasserbedarfslösungen zeichnet sich aber nicht nur in Schwellen- und Entwicklungsländern ab, sondern auch in Europa. Denn die zunehmende Verstädterung, der demographische Wandel, globale Klimaveränderungen und steigende Energiepreise erfordern hier Anpassungen an die veralteten und kaum flexiblen Wasserinfrastrukturen, wenn die Wasserqualität gehalten werden soll. Es wird deshalb darauf ankommen, auf den konkreten Bedarf abgestimmte Systemlösungen im Wassersektor zu entwickeln.

Integrierte Wassersystemlösungen – Nachhaltig für Infrastrukturen und Umwelt
Das Konzept der integrierten Systemlösungen geht weit über die herkömmliche Kombination einzelner Komponenten hinaus: Mit dem Ziel einer ressourcenschonenden Bereitstellung von Wasser werden sie flexibel an die jeweiligen Nutzungsbedürfnisse, soziale Situationen und ökonomische wie ökologische Bedingungen angepasst. So wird zum Beispiel nicht für alle Zwecke Trinkwasser verwendet, sondern für unterschiedliche Bedarfe werden verschiedene Qualitäten aufbereiteten Wassers zur Verfügung gestellt. Beispiel Hotelanlagen: Hier lässt sich etwa das „Grauwasser“ aus den Duschen für die Gartenbewässerung verwenden. Solarbetriebene Membranfilter können andernorts einwandfreies Frischwasser aus Abwasser herstellen, gleichzeitig können auf diese Weise landwirtschaftlich gut nutzbare Düngenährstoffe zurückgewonnen werden.

Raus aus der Nische: Systemisches Verständnis verbessert deutsche Exporterfolge
Die Marktszenarien im Buch „Wasser 2050″ zeigen, dass integrierte Systemlösungen nicht nur technisch ein beträchtliches Potenzial haben, die weltweiten Herausforderungen an Wasserbe-darf und Wasserqualität zu bewältigen. „Sie können die Position deutscher Unternehmen auf dem Weltmarkt stärken“, sagt Engelbert Schramm, Wasserforscher am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und Herausgeber des Buches. „Zwar gelten französische, britische und US-amerikanische Unternehmen im Wassersektor als Spitzenreiter, aber im Technologiebereich für Wassernutzungssuffizienz als wesentlichem Aspekt der Nachhaltigkeit als auch für Wasserverteilung und Kanalisation liegen große Exportpotenziale für deutsche Unternehmen.“

Das setze ein systemisches Verständnis dieser Technologie voraus, die zusammen gedacht werden müsse mit Innovations- und Managementstrategien. Auch gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen seien zu überdenken und anzupassen. „Für die deutsche Außenwirtschaft empfehlen sich Änderungen der vorhandenen GovernanceStrukturen“, sagt Wasserforscher Schramm. „Ähnlich wie in der Energiepolitik, in der die Grundlagen für eine Veränderung mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gelegt wurden, müssen auch für eine Was-serwende politische Regelungen für Orientierung und Planungssicherheit sorgen.“

Auch müssten die Investitionen in die Wasserinfrastruktur sowohl im Entwicklungszusammenhang als auch in den Industrienationen mit Maßnahmen des Capacity-Developments begleitet werden, folgern die AutorInnen von Wasser 2050. „Es erhöht die Exportchancen deutscher Wassertechnologien, wenn in den Zielländern das Verständnis und das Wissen von Bau, Betrieb und Wartung nachhaltiger Wasserbedarfslösungen sowohl beim Handwerk als auch in den politischen Institutionen verbessert wird“, sagt Schramm.

In dem Buch Wasser 2050 – Mehr Nachhaltigkeit durch Systemlösungen fassen die Autorinnen und Autoren zentrale Ergebnisse aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundvorhaben Wasser 2050 unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung mit dem Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) zusammen. Zur Illustration dessen, was an nachhaltigen Lösungen im Wassersektor bereits möglich ist, stellen Fachleute aus der Wirtschaft und der Forschung einschlägige Beispiele aus anderen Forschungs- und Entwicklungs-Vorhaben (FuE-Vorhaben) des BMBF vor.

Thomas Kluge/Engelbert Schramm (Hrsg): Wasser 2050 – Chancen für die deutsche Wasserwirtschaft
oekom verlag 2016. ISBN 978-3-86581-218-6, ca. 320 S., gebunden.

Weitere Informationen:
http://www.isoe.de

Quelle: idw

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Wissenschaftler des Fraunhofer ISI präsentieren Forschungsergebnisse bei der „Woche der Umwelt“

Anne-Catherine Jung Pressestelle
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

Drei Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI beteiligten sich am 7. und 8. Juni 2016 an der „Woche der Umwelt“ in Berlin: Dr.-Ing. Thomas Hillenbrand wirkte bei einem Fachforum über Mikroschadstoffe in der Umwelt mit, Prof. Dr. Rainer Walz war bei einer Diskussionsrunde zu globalen Herausforderungen im Umweltbereich dabei. Prof. Dr.-Ing. Harald Bradke moderierte eine Diskussion darüber, wie sich unerwünschte Wirkungen höherer Energiepreise sozialpolitisch abfedern lassen und diskutierte auf der Hauptbühne in einer live vom Deutschlandfunk übertragenen Sendung zum Thema „Energiewende und Klimaschutz“.

Vom 7. bis zum 8. Juni 2016 fand die „Woche der Umwelt“ auf Einladung des Bundespräsidenten Joachim Gauck und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Park von Schloss Bellevue in Berlin statt. Kernstück war eine Ausstellung mit knapp 200 Projekten aus dem Umweltbereich. Parallel dazu fanden auf der Hauptbühne moderierte Diskussionsrunden statt, für die vertiefende Diskussion wurden 80 Fachforen zu aktuellen Nachhaltigkeitsthemen angeboten. Bei einigen davon stellten Wissenschaftler des Fraunhofer ISI aktuelle Forschungsergebnisse vor.

Im Forum „Mikroschadstoffe in unserer Umwelt – Was tun?“ informierte Dr.-Ing. Thomas Hillenbrand über strategische Maßnahmen, um den Eintrag von Mikroschadstoffen in Gewässer zu verringern. Solche Chemikalien, beispielsweise Rückstände von Arzneimitteln oder Biozide aus Baumaterialien, haben selbst in sehr niedrigen Konzentrationen nachteilige Wirkungen auf aquatische Ökosysteme. Hillenbrand zeigte auf, wie verschieden die Emissionsmuster und Eintragspfade in die Gewässer sind – mit der Konsequenz, dass es unterschiedlicher und angepasster Emissionsminderungsmaßnahmen bedarf, um zukünftig eine ausreichende Minderung der Einträge zu erreichen. Kriterien für die Ableitung solcher Maßnahmen sind die Umsetzung des Verursacherprinzips, eine hohe Effizienz und eine ausreichende Effektivität. Für die künftig zu erarbeitende „Strategie Mikroschadstoffe“ wird deshalb ein Mix unterschiedlicher Einzelmaßnahmen erforderlich sein.

Um „Megatrends im Umweltbereich – Perspektiven für die Technologieentwicklung“ ging es in dem Forum, an dem Prof. Dr. Rainer Walz teilnahm. Hier wurde diskutiert, wie die globalen Herausforderungen im Umweltbereich gemeistert werden können und welche Perspektiven sich daraus für Gesellschaft und Unternehmen ergeben. Walz stellte in seinem Beitrag besonders heraus, dass sich der Markt für Umwelttechnologien erheblich verändert: Umwelttechnologien sind zwar nach wie vor eine überproportionale Stärke Deutschlands bei Patentierung und Außenhandel, aber die jüngsten Analysen zeigen, dass der Vorsprung Deutschland schmilzt. Starkes Marktwachstum in Schwellen- und Entwicklungsländer geht mit dem Auftreten neuer Wettbewerber einher. Die Adaption der Technologien an die Anforderungen in den schnell wachsenden Märkten wird zur neuen Herausforderung. Statt einzeltechnologischer Lösungen gewinnen Systeminnovationen an Bedeutung, für deren Umsetzung es immer stärker auch organisatorischer Innovationen und neuer Geschäftsmodelle bedarf. Schließlich werden die anstehenden Transformationen hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft durch das Zusammenspiel von technologischen und sozialen Innovationen gekennzeichnet sein, was neue Akteurskonstellationen und Spielräume für das Ausprobieren ganz neuer Lösungen erfordert.

Energiethemen wurden auf der „Woche der Umwelt“ unter anderem in zwei Foren diskutiert, an denen Prof. Dr.-Ing. Harald Bradke teilnahm: Als Moderator leitete er die Runde „Wie lassen sich unerwünschte Wirkungen höherer Energiepreise sozialpolitisch abfedern?“, zudem diskutierte er in der live vom Deutschlandfunk übertragenen Sendung „Energiewende und Klimaschutz: Worauf kommt es jetzt an?“ mit. Hier betonte Bradke die besondere Bedeutung eines planvollen und sozial abgefederten langfristigen Ausstiegs aus der Kohleverstromung und die hohen noch brachliegenden Energieeffizienzpotenziale in vielen Bereichen der Industrie, die über Energieeffizienznetzwerke erschlossen werden können. Auch wies er auf die immensen Herausforderungen einer Reduktion der Treibhausgase um mehr als 80 Prozent hin, aber auch auf die hervorragenden Chancen der deutschen Industrie, die hierfür erforderlichen innovativen Technologien für den Weltmarkt bereitzustellen.

Weitere Informationen zu den Fachforen:
• Mikroschadstoffe in unserer Umwelt – Was tun? (https://www.woche-der-umwelt.de/index.php?menuecms=2708&programm_id=140)
• Megatrends im Umweltbereich – Perspektiven für die Technologieentwicklung (https://www.woche-der-umwelt.de/index.php?menuecms=2708&programm_id=219)
• Wie lassen sich unerwünschte Wirkungen höherer Energiepreise sozialpolitisch abfedern? (https://www.woche-der-umwelt.de/index.php?menuecms=2708&programm_id=162)
• Energiewende und Klimaschutz: Worauf kommt es jetzt an? (https://www.woche-der-umwelt.de/index.php?menuecms=2708&programm_id=126)
• Sendung „Länderzeit“ vom 08.06.2016 im Deutschlandfunk anhören (http://www.deutschlandfunk.de/woche-der-umwelt-worauf-kommt-es-jetzt-im-klimasch…)

Projekte:
• Wirksamkeit und Kosteneffizienz von produktbezogenen und nachgeschalteten Maßnahmen zur Verminderung des Eintrages von Mikroschadstoffen in die Gewässer (http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/n/projekte/uba-mikroschadstoffe.php)
• Implikationen des wirtschaftlichen Aufstiegs der Schwellenländer für die globalen Technologischen Innovationssysteme bei Umwelttechnologien (TITUS) (http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/n/projekte/TITUS.php)
• Erarbeitung der fachlichen Grundlagen für einen deutschen Öko-Innovationsplan (Eco-AP) (http://www.isi.fraunhofer.de/isi-de/n/projekte/Eco-AP.php)

Kontakt:
Anne-Catherine Jung MA
Telefon: +49 721 6809-100
E-Mail: presse@isi.fraunhofer.de

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Wir erforschen die kurz- und langfristigen Entwicklungen von Innovationsprozessen und die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer Technologien und Dienstleistungen. Auf dieser Grundlage stellen wir unseren Auftraggebern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft Handlungsempfehlungen und Perspektiven für wichtige Entscheidungen zur Verfügung. Unsere Expertise liegt in der fundierten wissenschaftlichen Kompetenz sowie einem interdisziplinären und systemischen Forschungsansatz.

Quelle: idw

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Zinkmangelernährung ist für Mensch und Tier schädlich

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Zink beeinflusst die essentiellen Funktionen des Stoffwechsels der meisten Organismen. Dass schon ein minimaler Zinkmangel die Verdauungsleistung einschränkt, allerdings ohne typische Anzeichen wie Hautprobleme oder Erschöpfung, belegt eine Studie der Technischen Universität München (TUM). Selbst eine kurzfristige Zinkmangelernährung sei daher zu vermeiden, so der Rat der Wissenschaftler.

Die Versuchsreihe belegt, dass selbst ein leichter Zinkmangel die Verdauungsaktivität der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) hemmt und sich die Verdauung bereits in diesem frühen Stadium signifikant verschlechtert. Die Studie von Daniel Brugger vom Lehrstuhl für Tierernährung der TUM ist gerade im British Journal of Nutrition erschienen.

Der Wissenschaftler hat einen neuen Weg eingeschlagen, denn zuvor gab es nur Untersuchungen, bei denen Tiere mit klinischem Zinkmangel mit Tieren verglichen wurden, die ausreichend mit diesem Spurenelement versorgt waren. „Dabei tritt ein klinischer Zinkmangel in der Natur weder bei Tieren noch bei Menschen wirklich auf“, erklärt Erstautor Daniel Brugger. Seine Studie hat er deshalb an Tieren mit einem kurzfristigen Zinkmangel durchgeführt. Weil das Spurenelement nur in geringen Mengen im Körper vorkommt, muss es über die Nahrung dem Körper zugeführt werden. Zu einem klinischen Zinkmangel kommt es wiederum bei Ferkeln unter praktischen Fütterungsbedingungen erst nach rund zehn Tagen, erklärt der TUM-Wissenschaftler. Deshalb endete seine Studienreihe bereits nach acht Tagen.

Wie reagiert der Stoffwechsel auf ein schwindendes Zinkdepot?
Der Beginn eines Zinkmangels geht nicht mit sichtbaren Symptomen einher. Es lassen sich jedoch in Leber oder Blut minimale Veränderungen ablesen. So wurden gerade abgestillte (abgesetzte) Ferkel in dieses frühe Zinkmangelstadium gefüttert: Ihr Futter war mit unterschiedlichen Anteilen von Zink versetzt. Nur so konnten die Wissenschaftler nachvollziehen, wie sich ein schwindendes Zinkdepot im Körper auf den Stoffwechsel auswirkt. Zu beobachten war einerseits, wie der Körper versucht, effizienter das Zink aufzunehmen und andererseits, wie er die Zinkausscheidung über die Bauchspeicheldrüse reduziert.

„Da ein klinischer Zinkmangel die Fresslust der Versuchstiere verringert, gab es die verschiedensten Thesen darüber wie etwa, dass der Zinkmangel den Vagusnerv (Anm.: Nerv, welcher die Arbeit aller inneren Organe wie etwa der Bauchorgane regelt) direkt beeinflusst“, sagt Brugger. „Doch die Wahrheit ist möglicherweise einfacher: Nicht verdaute Nahrung im Magen-Darm-Trakt aufgrund des Zinkmangels führt zu weniger Hunger.“

Bauchspeicheldrüse braucht Zink zur Verdauung
Die Bauchspeicheldrüse ist die Schaltzentrale für die Nahrungsverdauung und eine ausgeglichene Energiebilanz im Körper. Von ihr wird bei gesunden Lebewesen Zink in den Magen-Darm-Trakt gepumpt, um dort ein gleichbleibendes Niveau des Spurenelements zu halten. Im Gegensatz dazu reduziert der Organismus bei Zinkmangel seine Zinkausscheidung über die Bauchspeicheldrüse auf ein Minimum. Da die Futterverdauung für heranwachsende Nutztiere von enormer Bedeutung ist und gerade die ersten Wochen nach dem Absetzen von der Mutter die entscheidenden sind, ist das Wohlbefinden eines Tieres in dieser Zeit ein für Landwirte nicht zu unterschätzender Faktor. „Wir belegen nun, dass der Gehalt an Verdauungsenzymen in der Bauchspeicheldrüse in direktem Zusammenhang mit dem Zinkstatus des gesamten Organismus steht“, erläutert Brugger seine Studie – „selbst kurze Phasen der Zinkmangelernährung sollten deshalb bei Nutztieren wie Schweinen nicht eintreten.“

Der Wissenschaftler fügt hinzu: „Wenn wir aufgrund der Nähe der Organismen dieses Ergebnis ebenso auf den menschlichen Körper übertragen, müssen wir schlussfolgern: Öfter mal ein Ei kann nicht schaden!“ Er empfiehlt Veganern oder Vegetariern sowie älteren Menschen deshalb besonders auf ihre Versorgung mit Zink zu achten, weil ein subklinischer Zinkmangel beim Menschen unter anderem mit erhöhten Entzündungswerten im Blut und einer reduzierten Immunabwehr in Verbindung gebracht wurde.

Publikation:
Daniel Brugger and Wilhelm M. Windisch: Subclinical zinc deficiency impairs pancreatic digestive enzyme activity and digestive capacity of weaned piglets; British Journal of Nutrition 27.05.2016. DOI: http://dx.doi.org/10.1017/S0007114516002105

http://journals.cambridge.org/action/displayAbstract?fromPage=online&aid=103…

Kontakt:
Daniel Brugger
Lehrstuhl für Tierernährung
Technische Universität München (TUM)
Zentralinstitut Hans-Eisenmann-Zentrum für Agrarwissenschaften
Liesel-Beckmann-Straße 2
85354 Freising-Weihenstephan
Tel. +49 (0) 8161 – 714009
Daniel.Brugger@wzw.tum.de
http://www.wzw.tum.de/lte

Weitere Informationen:
http://go.tum.de/698564

Quelle: idw

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Schutz vor den Wassermassen

André Zeppenfeld Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Siegen

Siegener Professoren Dr. Jürgen Jensen und Dr. Richard Herrmann erklären in einem neuen Buch, wie moderne Sicherungsanlagen aussehen müssen.

Welche Folgen Sturmfluten, Starkregen und Unwetter haben können, haben jüngst tausende Menschen in Deutschland im Mai und Juni 2016 erlebt. Um zu verhindern, dass Straßen und Häuser überschwemmt werden und Menschenleben in Gefahr geraten, sind moderne Sicherungsanlagen nötig. Wie diese aussehen sollten, haben Prof. Dr. Jürgen Jensen und Prof. Dr. Richard Herrmann in ihrem Werk „Sicherung von Dämmen, Deichen und Stauanlagen“ dargestellt. Das Buch ist als 5. Band erschienen und hat sich längst als Standardwerk etabliert, das aktuellste Forschungsergebnisse aufbereitet.

„Die Sicherheit von Siedlungs- und Lebensräumen zu gewährleisten, ist eine Dienstleistung an der Gesellschaft. Der Schutz vor Hochwasserkatastrophen spielt hier eine große Rolle. Seit Jahren wird an der Uni Siegen an diesem Thema gearbeitet, das Buch bündelt dieses Wissen und verknüpft es mit aktuellen Entwicklungen und Ereignissen“, erklärt. Prof. Jensen, Leiter des Forschungsinstituts Wasser und Umwelt an der Universität Siegen.

Der interdisziplinäre Hochwasserschutz stellt in Siegen ein Alleinstellungsmerkmal dar, Forscherinnen und Forscher aus den Lehrgebieten des Wasserbaus und der Geotechnik arbeiten erfolgreich vernetzt zusammen. Diese Vernetzung spiegelt sich im Buch wider. „Wir bilden das gesamte Spektrum ab: Vom auslösenden Ereignis wie einer Sturmflut, einem Hurrikan oder einem Tsunami über die Bemessung eines Bauwerks und der Risikoanalyse bis hin zur Organisation eines Evakuierungsplans“, verdeutlicht Jensen.

Wie sollen nun Dämme, Deiche und Stauanlagen aussehen, um Menschen optimal zu schützen? Die neueste Forschung hat ergeben, dass überlastbare Konstruktionen gefragt sind. „Wir müssen Deiche bauen, die längerfristig überströmt werden können, ohne geschädigt zu werden“, sagt Prof. Jensen. Ein Bauwerk soll also nicht bei einer Überschwemmung zusammenbrechen, sondern diese aushalten, um die verbliebene Wassermenge weiterhin zu kontrollieren.

Berücksichtigt werden müssen außerdem Faktoren wie der ansteigende Meeresspiegel, der als sogenannter „Klimazuschlag“ berücksichtigt wird. „Ideal ist deshalb, dass die Dämme anpassbar sind. Ein Bauwerk, das nach Bedarf erweitert werden kann, ist zukunftssicher. Die Lebensdauer eines Deiches darf nicht wie bei einer Straße auf 30 oder 40 Jahren bemessen sein“, sagt Prof. Jensen. Das Buch sammelt Anforderungen wie diese, um politischen Entscheidungsträgern eine Hilfestellung zu geben, wenn es um die strategische Planung des Deichbaus geht.

Weitere Entwicklungen gibt es auf dem Gebiet der genutzten Baustoffe. „Es gibt Geo-Kunststoffe, die den Boden bewähren, einen Bruch verhindern und den Deich stabiler, leistungsfähiger und sicherer machen. Auch Geo-Textilien sind mit ihren Eigenschaften als Filter und Schutz inzwischen wichtige Bestandteile. Ein Deich ist heute ein hochwertiger Ingenieurbau“, sagt Prof. Herrmann, Leiter des Instituts für Geotechnik an der Uni Siegen.

Das Buch setzt auf dem renommierten gleichnamigen Symposium auf, das eine Plattform für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bietet, um sich auszutauschen und neue Ideen sowie vielfältige Sichtweisen zu erhalten – und in der Buchform wiedergegeben. „Die Symbiose von Praxis, Theorie und viel Erfahrung hat in Siegen einen historischen Hintergrund, das ist unsere Tradition, unsere Marke. Seither haben wir exzellente Kontakte zur Berufspraxis“, erklärt Prof. Herrmann. Das zeigte sich auch im Hochschulranking des CHE, in dem die Bauingenieure den Spitzenplatz in der Kategorie „Berufspraxis“ belegen.

In der neuen Ausgabe verfolgen die beiden Professoren das Ziel, weitere Länder zu beteiligen. Hintergrund: Die Standards im Damm- und Deichbau haben sich wesentlich erhöht, das Risiko eines Hochwassers hat sich in der Folge auch geografisch nach Osteuropa verschoben. Durch die breitere Aufstellung soll das Wissen vermehrt geteilt werden. Die Haupt-Vorträge hielten Carlo Sörensen (Dänemark) und Heinz Brandl (Österreich).

„Die aktuellen Ereignisse in Baden-Württemberg und Bayern zeigen, dass zukünftig auch kleine Wasser-Einzugsgebiete zu betrachten sind und dass dort negative bauliche Veränderungen aus der Vergangenheit korrigiert und zukünftig zu vermeiden sind, um Schäden an Menschen und Gütern, d.h. zumindest große Schäden zu vermeiden. Dies wird auch Thema unseres nächsten Symposiums sein“, so Prof. Herrmann.

Quelle: idw

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Problem trotz guter Konjunktur: Langzeitarbeitslosigkeit belastet Ältere und Geringqualifizierte

Benjamin Stappenbeck Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Langzeitarbeitslosigkeit ist eine der größten Herausforderungen für jeden Arbeitsmarkt: Je länger eine Person ohne Arbeit bleibt, desto schwerer wird es, in einem neuen Job Fuß zu fassen.
Eine Studie zeigt: Im EU-Vergleich ist die Quote von langfristig Erwerbslosen in Deutschland niedrig. Für deutsche Langzeitarbeitslose ist der Wiedereinstieg aber oft besonders schwer.

Während viele EU-Staaten noch unter den Auswirkungen der Finanz- und Schuldenkrise leiden, eilt die deutsche Wirtschaft von einem Beschäftigungsrekord zum nächsten. Die gute Wirtschaftslage lässt sich auch an der sinkenden Quote der langfristig Erwerbslosen ablesen: Betrug die Langzeitarbeitslosenquote im Jahr 2008 noch 3,7 Prozent, ist sie 2015 auf 1,9 Prozent gefallen. Damit ist Deutschland das einzige EU-Land, in dem die Langzeitarbeitslosigkeit seit dem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich gesunken ist. Das geht aus einer Studie der Bertelsmann Stiftung hervor, für die Daten der Europäischen Arbeitskräfteerhebung (AKE) ausgewertet wurden. Trotz der guten Ergebnisse für Deutschland gibt es keinen Grund zur Entwarnung: Deutsche Langzeitarbeitslose profitieren kaum vom Beschäftigungsaufschwung und sind im EU-Vergleich älter und besonders lange ohne Arbeit.

2015 waren EU-weit mehr als 10 Millionen Personen länger als 12 Monate erwerbslos. Das entspricht 4,3 Prozent der Erwerbsbevölkerung. Dabei offenbart die Studie ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: Am höchsten ist die Langzeitarbeitslosigkeit in Griechenland (17,7 Prozent), Spanien (10,8 Prozent) und Kroatien (10,4 Prozent). Anders als in Deutschland bleibt Langzeitarbeitslosigkeit in diesen Ländern nicht auf sogenannte Risikogruppen wie Geringqualifizierte beschränkt, sondern zieht sich quer durch die gesamte Erwerbsbevölkerung. Niedriger als hierzulande ist die Langzeitarbeitslosigkeit nur in Großbritannien und Schweden (1,5 Prozent) sowie Luxemburg, Dänemark und Österreich (1,6 Prozent). „Viele südeuropäische Länder leiden unter der Abhängigkeit von einzelnen Wirtschaftsbereichen, die in den Krisenjahren massiv eingebrochen sind. Deutschlands Wirtschaft steht auf mehreren festen Säulen und konnte, zügig vom Krisen- in den Produktionsmodus umschalten“, sagte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung.

Alt und abgehängt: Langzeitarbeitslose in Deutschland
Obwohl die allgemeine Arbeitslosenquote hierzulande auf einem historischen Tief verharrt, können viele langfristig Erwerbslose nicht von der guten Konjunkturlage profitieren. So ist der relative Rückgang der Langzeitarbeitslosenquote seit 2012 vor allem auf die steigende Beschäftigung in Deutschland zurückzuführen. Doch gerade der Anteil Langzeitarbeitsloser an allen Arbeitslosen ist in Deutschland noch immer hoch: Mehr als jeder dritte Arbeitslose in Deutschland ist langzeitarbeitslos (Anteil: 43,1 Prozent, 796.000 Personen).

Auch in Bezug auf das Alter der Betroffenen und die Dauer der Langzeiterwerbslosigkeit schneidet Deutschland schlecht ab. Mehr als ein Viertel der deutschen Langzeitarbeitslosen (26 Prozent) ist älter als 55 Jahre. Im EU-Schnitt sind nur 13 Prozent in dieser Altersklasse. Besonders gravierend: Die langfristig Erwerbslosen in Deutschland bleiben auffallend lange ohne neue Beschäftigung. Zwei Drittel der deutschen Langzeitarbeitslosen sind bereits seit mehr als zwei Jahren ohne Arbeit. Zum Vergleich: In Schweden und Österreich sind es nur etwa 40 Prozent. Zurückzuführen ist dies auch auf unterschiedliche sozialrechtliche Regelungen in den EU-Staaten. So beziehen in vergleichbaren Ländern wie Dänemark, Schweden oder Österreich deutlich mehr nichterwerbstätige Personen Früh- oder Erwerbsminderungsrenten und verschwinden so aus den Arbeitslosenstatistiken. In Deutschland wurde diese Praxis der vorzeitigen Verrentung Arbeitsloser weitgehend zugunsten der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt aufgegeben. Diese gestaltet sich allerdings oft schwierig. „Jobverlust im Alter wird in Deutschland zunehmend zu einer Falle, aus der sich die Betroffenen nicht befreien können“, sagte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung. „Angesichts des demografischen Wandels und des steigenden Renteneintrittsalters müssen Politik und Unternehmen gemeinsam daran arbeiten, auch älteren Arbeitslosen neue Beschäftigungschancen zu eröffnen.“

Soziale Teilhabe und Erwerbsintegration ermöglichen
Wie schwierig sich die Vermittlung der deutschen Langzeitarbeitslosen gestaltet, zeigt sich nicht nur an der Alters- sondern auch an der Qualifikationsstruktur dieser Gruppe. Fast jeder dritte Langzeitarbeitslose ist geringqualifiziert. Hinzu kommen weitere persönliche Vermittlungshemmnisse wie gesundheitliche und soziale Einschränkungen. Joscha Schwarzwälder, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung, schlussfolgert daher, dass sich die Langzeitar-beitslosigkeit hierzulande nicht allein mit den herkömmlichen Aktivierungsmaßnahmen beheben lässt.

Die auf eine rasche Vermittlung ausgerichtete Politik des Förderns und Forderns stößt beim „harten Kern“ der Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland an ihre Grenzen. Trotzdem sei es laut Schwarzwälder falsch, ALG-II-Empfänger bereits mit 63 zum vorzeitigen Renteneintritt zu zwingen. Neben einer intensiven persönlichen Betreuung durch entsprechend qualifizierte Fachkräfte in den Jobcentern, brauche es mehr Möglichkeiten, schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose durch öffentlich geförderte Beschäftigung wieder an den Arbeitsmarkt heranzuführen. Dabei müsse außer der Erwerbsintegration auch das Ziel der sozialen Teilhabe im Vordergrund stehen. Statt längeren Förderdauern für Ein-Euro-Jobs, ließen sich diese Ziele besser durch die Schaffung sozialversicherungspflichtiger und betriebsnaher Beschäftigungsverhältnisse im Rahmen eines „sozialen Arbeitsmarkts“ erreichen.

Zusatzinformationen
Die vorliegende Studie wurde im Auftrag der Bertelsmann Stiftung von Economix Research & Consulting erstellt. Datengrundlage bildet die Europäische Arbeitskräfteerhebung (AKE) sowie weitere europaweit vergleichbare Datensätze. Die harmonisierten Arbeitslosenquoten für die Mitgliedstaaten der EU basieren auf dem Erwerbslosenkonzept der ILO und können von den nationalen Statistiken zu registrierten Arbeitslosen abweichen. Die Studie untersucht für alle 28 EU-Mitgliedsstaaten die Entwicklung von Langzeitarbeitslosigkeit und Inaktivität seit 2008, deren Struktur und Ursachen sowie Ansätze der aktiven Arbeitsmarktpolitik zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit.

Unsere Experten: Joscha Schwarzwälder, Telefon: 0 52 41 81 81 530
E-Mail: joscha.schwarzwaelder@bertelsmann-stiftung.de

Dr. Daniel Schraad-Tischler, Telefon: 0 52 41 81 81 240
E-Mail: daniel.schraad-tischler@bertelsmann-stiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de

Quelle: idw

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Internationales Projekt zur Wasseraufbereitung im Gebiet des Viktoriasees startet

Holger Gust M. A. Pressestelle
Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft

3 Mio. Euro Förderung durch das EU-Programm „Horizon 2020″: Unter Leitung der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft starten zehn europäische und afrikanische Partner ein Projekt zur Wasseraufbereitung im Gebiet des Viktoriasees

Am Dienstag, 7. Juni 2016, startete mit einem gemeinsamen Treffen in Karlsruhe das internationale Forschungsprojekt „Integrated aquaculture based on sustainable water recirculating system for the Victoria Lake Basin (VicInAqua)“. Unter der Projektleitung von Prof. Dr. Jan Hoinkis, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Angewandte Forschung der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft (HsKA), haben sich insgesamt zehn Partner aus Europa und Afrika zusammengeschlossen, um ein nachhaltiges, kombiniertes Wasserreinigungssystem für die Fischzucht in der Region des Viktoriasees zu entwickeln. Am Projekt sind aus Deutschland neben der HsKA, das Steinbeis Europazentrum und das Unternehmen BPE International beteiligt. Europäische Partnerorganisationen sind das Institute on Membrane Technology (Italien), die University of Calabria, die Firmen AquaBioTech (Malta) und OxyGuard International (Dänemark). Aus Afrika sind die Jomo Kenyatta University of Agriculture and Technology (Kenia), das Department of Agriculture, Fisheries and Livestock Development (Kenia) sowie die National Agricultural Research Organisation (Uganda) am Projekt beteiligt.

Ziel des Projekts ist die Entwicklung und der Test eines kombinierten, nachhaltigen Wasserbehandlungsystems für Kreislaufsysteme in der Fischzucht und zur Abwasserbehandlung von industriellem und häuslichem Abwasser. Das dreijährige Projekt wird über das EU-Rahmenprogramm „Horizon 2020″ mit 3 Mio. Euro gefördert.

Der Viktoriasee ist das größte Binnengewässer Afrikas und der zweitgrößte Süßwassersee der Welt. Er hat große Bedeutung für seine Anrainerstaaten Kenya, Uganda und Tansania; sein Süßwasserreservoir bildet die wesentliche Grundlage für Fischerei, Wirtschaft und Tourismus. Die Region des Viktoriasees ist allerdings aktuell durch Überfischung, Überdüngung durch das Abwasser der am See angesiedelten Industrie und die steigende Zahl an Siedlungen sowie eine wachsende Verarmung der am See lebenden Bevölkerung bedroht. Aufgrund des Überangebots an Nährstoffen ist der See in weiten Gebieten durch Wasserhyazinthen überwuchert, durch deren rasantes Wachstum heimische Wasserpflanzen verdrängt werden.

Ziel des Projekts ist daher die Entwicklung eines Systems für eine nachhaltige und umweltfreundliche Fischzucht in Verbindung mit einer effektiven Abwasserreinigung. Die Grundlage bildet ein Mehrzweck-Filtrationssystem basierend auf einem Membranbioreaktor, das sowohl als Rezirkulationssystem für Fischtanks und zur Abwasserbehandlung genutzt werden kann. Wesentlich ist dabei die Entwicklung eines effizienten und robusten Reinigungssystems sowie einer nachhaltigen dezentralen Energieversorgung – nur so lässt sich das neue System im Einklang mit den lokalen sozio-ökonomischen Bedingungen einsetzen.

Bei den derzeitigen kommerziellen Membranbioreaktoren besteht das Problem, dass sich Deckschichten (Fouling) auf den Membranen bilden, die den Wasserdurchfluss und damit die Reinigungsleistung reduzieren. Deshalb müssen sie in kurzen Zeitabständen mit Chemikalien gereinigt werden. Die Projektpartner haben sich daher das Ziel gesetzt, ein neuartiges Membranmaterial für den Einsatz in Membranbioreaktoren zu entwickeln, das sich durch Nanokatalysatoren komplett selbst reinigt. Dies ist insbesondere in afrikanischen Entwicklungsländern von großer Bedeutung, da hier die Verwendung von Chemikalien (Logistik, Sicherheit) schwierig ist.

Das internationale Forscherteam kann dabei auf den Ergebnissen eines früheren von der EU über das Programm FP7 geförderten Projekts „BioNexGen“ aufbauen, in dem unter Federführung des IAF-Direktors der Hochschule Karlsruhe Prof. Dr. Jan Hoinkis mit feinporigen Membranen eine Bioreaktortechnik zur Filtration und damit zur biologischen Reinigung des zu behandelnden Abwassers entwickelt werden konnte. Diese Anlagen lassen sich mit geringen Abmaßen realisieren und erzeugen eine vergleichsweise hohe Wasserqualität – die Systeme lassen sich dadurch sehr variabel einsetzen.

Im neuen Projekt „VicInAqua“ soll das behandelte Wasser zur Rezirkulation in Fischtanks und zur landwirtschaftlichen Bewässerung verwendet werden. Nach den vorgelagerten Forschungs- und Entwicklungsarbeiten soll das Konzept vor Ort am Viktoriasee innerhalb einer Pilotanlage getestet werden.

Neben der Entwicklung des innovativen Filtrationssystems wird sich VicInAqua auch mit einem neuartigen sensorkontrollierten Energieversorgungssystem für einen energieautarken Betrieb befassen. Hierbei soll ein Hybridsystem aus Photovoltaik, biogasbasierter Prozesswärme und thermoelektrischem Generator zur Steigerung des Energieertrags entstehen. Mit einem thermoelektrischen Generator lässt sich elektrische Energie direkt aus der Umgebungswärme gewinnen. Durch die hohen Temperaturen in tropischen Ländern lässt sich so der Wirkungsgrad von Photovoltaikelementen steigern. Mithilfe eines thermoelektrischen Generators kann auch auf einem höheren Temperaturniveau Wärme durch Verbrennung von Biogas zur Erzeugung von elektrischer Energie genutzt werden. Dieses Gas kann unter anderem durch Vergärung von Abfallbiomasse – beispielsweise von den am Viktoriasee reichlich vorhandenen Wasserhyazinthen – erzeugt werden.

Eine der wesentlichen Herausforderungen des Projekts liegt in der Entwicklung von robusten Verfahren, die sich optimal an die sozio-ökonomischen Bedingungen in Entwicklungsländern anpassen lassen. Daher sind im Projekt auch Ausbildungs- und Trainingskurse für lokale Experten und der Austausch von Studierenden zwischen den europäischen und afrikanischen Partnern vorgesehen.

Weitere Informationen:
http://www.hs-karlsruhe.de/hochschule/aktuelles/presse/eu-foerdert-projekt-zur-w…

Quelle: idw

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Dresdner Riechforscher: Das Geheimnis eines erfüllten Liebeslebens ist der passende Geruch

Konrad Kästner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Dass die Schönheit allein im Auge des Betrachters liegt, ist heute hinlänglich widerlegt. Menschen suchen bei der Partnerwahl nicht nur die visuellen Reize – sie sind auch recht versiert, was die olfaktorische Kommunikation angeht. Dabei ist weniger entscheidend, welcher Designerduft dem Heer an Paarungswilligen unter die Nase gehalten wird, viel wichtiger ist bei der Partnerwahl der natürliche Duft von Mann und Frau. Und dieses „Parfum naturel“ ist quasi ein Spiegelbild unseres Genpools. Das unterstreichen auch die Ergebnisse der Forschungsarbeit von Jana Kromer an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus, TU Dresden.

Es ist mehr als nur eine Laune der Natur, dass wir alle ganz unterschiedliche Duftstoffe ausdünsten. Die sind nicht jedermanns oder jederfraus Sache, aber in aller Regel findet sich zu jeder speziellen Variante ein sinnlicher Genießer. Dabei finden wir die Note am besten, die uns relativ große genetische Unterschiede signalisiert. Jana Kromer hat dieses Wissen jetzt genauer aus einer wissenschaftlichen Perspektive beleuchtet, und dabei sind ganz interessante Ergebnisse offenkundig geworden – die man vielleicht immer wieder beobachtet hat, aber nie richtig beschreiben konnte. „Es zeigte sich die Tendenz, dass Paare, die in den HLA-Allelen Klasse I nicht übereinstimmen, den Körpergeruch, die Sexualität besser bewerten als Paare, die gleiche HLA-Allele besitzen. Auf den Punkt gebracht heißt das nichts anderes als ‚opposites attract‘“, sagt die junge Wissenschaftlerin, die diese Erkenntnisse unlängst in einer Doktorarbeit zusammengefasst und publiziert hat. Betreut wurde sie dabei von Experten für Riechen und Schmecken, Dr. Ilona Croy und Prof. Thomas Hummel an der Klinik für Psychosomatik beziehungsweise dem interdisziplinären Zentrum „Riechen und Schmecken“ am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus.

„Auch ich bin davon ausgegangen“, sagt Jana Kromer, „dass das Sozialverhalten und die Liebe ganz einfach nach einem Zufallsprinzip funktionieren, dann finden zwei Menschen sich interessant und es passt oder eben nicht.“ Dass die Natur wenig dem Zufall überlässt, wird bei derartigen Untersuchungen nur allzu deutlich. Und die Doktorandin sagt weiter: „Selten habe ich so einen Spaß bei der Arbeit gehabt. Umso mehr Fragen gestellt wurden, desto klarer wurden die Antworten. Ich bin in den letzten Jahren immer wieder von Teilnehmern der Studie gefragt worden, ob zwei Menschen gut zusammenpassen, ob sie sich auch in einigen Jahren noch attraktiv finden und ob es sinnvoll ist zu heiraten. Aber ich sehe mich nicht unbedingt als Partnervermittlerin – auch wenn es schön ist zu sehen, warum manche Paare über viele Jahre miteinander harmonieren.“

Besonders standen die HLA-Allele der Klasse I und II im Focus der Untersuchungen. Diese Immunrezeptoren findet man an den Zelloberflächen, und sie können vom Menschen wahrgenommen werden. . „Der Geruchssinn arbeitet hier im Unterbewusstsein und übernimmt teilweise die Steuerung bei der Partnersuche“, erklärt Jana Kromer. Mann und Frau erschnüffeln sich so, ohne einen Gedanken daran zu verlieren, ihren idealen Liebhaber oder Liebhaberin, mit dem es evolutionstechnisch perfekt wäre, die Reproduktion zu starten, weil beide sehr unterschiedlich in bestimmten Erbanlagen sind.

Der Vorteil liegt klar auf der Hand, eine größere Vielfalt heißt auch bessere Chancen, sich auf Krankheiten einzustellen, körpereigene Heilungsprozesse zu organisieren und ein besserer Schutz vor Mutationen. „Als Erklärung hierfür wird der evolutionäre Vorteil für die Nachkommen gesehen. Durch die kodominante Expression der HLA-Allele werden die Nachkommen heterozygote HLA-Allelträger, wenn die Eltern unterschiedliche HLA-Allele besitzen. So ergibt sich für die Nachkommen ein breiteres Spektrum, um spezifisch gegen pathogene Antigene zu agieren.“ Konkret heißt das: weniger Infekte, weniger Autoimmunerkrankungen, weniger Allergien.

Insgesamt wurden über 250 Paare zwischen 18 und 60 Jahren befragt, wie zufrieden sie mit ihrer Beziehung sind, ob sie einen Kinderwunsch haben und wie aufregend sie ihr gemeinsames Sexualleben finden. Den Versuchspersonen wurde dann eine Speichelprobe entnommen und die fraglichen Gene miteinander verglichen. Je nachdem, wie unterschiedlich ihre untersuchten Gene waren, desto mehr Anziehungskraft hatten die Partner aufeinander. Allerdings veränderte sich diese Wirkung bisweilen, beispielsweise durch die Einnahme der Pille.

Die vorliegende Promotion ist damit die erste wissenschaftliche Erhebung, die eine große Probandengruppe untersucht und erstmals den Kinderwunsch mit einbezogen hat. „Zudem konnten wir eine hohe Genauflösung im Labor durchführen“, sagt Jana Kromer und ist erstaunt über die vielfältige Resonanz, die es bereits heute auf die Forschungsarbeit gibt. Interesse an dieser Arbeit hat auch bereits die Industrie, die heute die wissenschaftlichen Daten wahrscheinlich gern dazu verwenden würde, um ein ganz individuelles Parfüm zu kreieren – einen Duft, der zu dem eigenen Genpool passt.

Infokasten
Die Gene für nahezu alle HLA-Proteine befinden sich auf dem Chromosom 6. Sie sind Teil des angeborenen Immunsystems. Sie erkennen den Unterschied von pathogenen Eindringlingen und sind wichtig für die Differenzierung von Eigen- und Fremdmaterial, beispielsweise bei einer Organtransplantation. Ihre Eigenschaften werden codominant vererbt und als Duftstoffe über die Nase unterbewusst wahrgenommen. Bei vielen unterschiedlichen HLA-Allelen besitzt der Mensch ein entsprechend breites Spektrum an Immunrezeptoren, der Organismus erkennt so viele Parasiten und Viren.

Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Interdisziplinäres Zentrum für Riechen und Schmecken
+49 (0) 351 458 4189
+49 (0) 351 458 7370
Institut/Klinik
Prof. Dr. med. Thomas Hummel
Tel.: +49 351 458 4189
E-Mail: thummel@mail.zih.tu-dresden.de
Internet: https://www.uniklinikum-dresden.de/de/das-klinikum/kliniken-polikliniken-institu…

Quelle: idw

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Keimfreies Wasser ohne Chemie

Eva Tritschler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Die 10. Bonner Wissenschaftsnacht am Donnerstag und Freitag, 2./3. Juni 2016, stand unter dem Motto „WasserWelten“. Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS), genauer gesagt der Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften ist bei der Bonner Wissenschaftsnacht zusammen mit rund 20 weiteren Einrichtungen der Wissenschaftsregion mit einer Präsentation vertreten. Im Wissenschaftszelt auf dem Münsterplatz zeigt das Team um Prof. Dr. Steffen Witzleben ein Mikrodesinfektionssystem zur dezentralen Entkeimung von Wasser.

Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Um Wasser in der erforderlichen Qualität bereitstellen zu können, ist es in der Regel notwendig, dieses vorher zu desinfizieren. Als moderne Alternative zur Chlorierung von Wasser gewinnt die Ozonierung von Wasser zunehmend an Bedeutung. Das gereinigte und keimfreie Wasser findet dann Verwendung als Trinkwasser und ist auch für die Nutzung in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie geeignet. In sehr kleinen Trinkwasseraufbereitungsanlagen oder dünn besiedelten Regionen ist eine konventionelle Desinfektion sehr aufwendig, weshalb die Verwendung von Ozon eine optimale Alternative sein kann.

Um das Wasser im notwendigen Umfang zu desinfizieren und die Ozonmenge optimal zu dosieren, erfolgt die Erzeugung von Ozon direkt im zu behandelnden Wasser. Das Ozon wird mittels Elektrolyse hergestellt, was bedeutet, dass das Wasser gleichzeitig auch Betriebsmittel ist (sogenannte in-situ-Erzeugung). Eine Zugabe von Chemikalien ist nicht notwendig. Nach der Desinfektion baut sich das Ozon selbstständig zu Sauerstoff ab, wie er auch in der Luft vorkommt.

Die aktuellen Forschungsarbeiten befassen sich unter anderem mit der analytischen Untersuchung von Nebenprodukten und weiteren Anwendungsmöglichkeiten von Elektrolysezellen (Mikrozellen).

Mitmachaktion auf der Wissenschaftsnacht
Die Besucher können sich vor Ort von der Wirksamkeit der Methode selbst überzeugen. Es werden experimentelle Aufbauten installiert, welche Rohwasser zu genussfähigem Trinkwasser aufarbeiten. Hierbei übernimmt eingefärbtes Wasser die Rolle eines künstlichen Rohwassers. Die Besucher können eigenständig die Produktionsrate von Ozon regeln und die Entfärbung des Wassers beschleunigen oder verlangsamen.

Bei der 10. Bonner Wissenschaftsnacht stellt eine unglaubliche Vielfalt an Vorträgen und Präsentationen die faszinierenden Aspekte des Lebenselixiers Wasser aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln in den Mittelpunkt.

Kontakt:
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Prof. Dr. Steffen Witzleben
E-Mail: steffen.witzleben@h-brs.de
Tel. 02241/865-494

Quelle: idw

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Starre Wasserrohre, fit für die Zukunft

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Wasserinfrastrukturen – zum Beispiel Leitungen, Rohre, Kanäle oder Wasserspeicher – sind starre Systeme. Sie werden in bestimmten Sanierungszyklen erneuert. Für kommunale Kanalsysteme kann das bis zu 70 Jahre dauern, für Bäder in Mietwohnungen bis zu 30 Jahre. »Das muss man berücksichtigen, wenn man Konzepte für die Zukunft der Wasserinfrastruktur erstellt«, sagt Dr.-Ing. Thomas Hillenbrand, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe.

Im Bestand modernisieren
Das Institut entwickelte im Verbundprojekt Transitionswege Wasserinfrastruktursysteme TWIST++ das integrierte WasserEnergieTransitionskonzept i.WET. Das Konzept zeigt anhand realer Szenarien, wie eine moderne und intelligente Wasserversorgung und Abwasserentsorgung im städtischen Raum Schritt für Schritt im Bestand umgesetzt werden kann. Es berücksichtigt Sanierungszyklen bestehender Systeme, kann flexibel modular umgesetzt werden und kombiniert neue Wasser- und Abwassertechnologien auf intelligente Weise. i.WET enthält Lösungen für die drei großen Herausforderungen der Wasserinfrastruktur in Deutschland: den demographischen Wandel, den Klimawandel und die Energiewende. In Lünen, Stadt und Einzugsgebiet von 90 000 Menschen im westlichen Westfalen, sollen die Ergebnisse von i.WET in den nächsten Jahren in einem Pilotprojekt umgesetzt werden.

i.WET sieht einzelne Maßnahmen für Gebäude, Kanalsystem und Kläranlage vor. Entscheidender Punkt dabei ist die Trennung von weniger und stark belastetem Abwasser bereits im Haushalt (Grau-/Schwarzwasser). Die Forscher wollen dafür eigene Leitungen für das Wasser aus Dusche und Waschbecken einerseits, und den Rest des Abwassers aus Toilette, Wasch- und Spülmaschine andererseits, in Gebäude einbauen. Etwa 110 Liter Wasser verbraucht jeder Deutsche pro Tag im Haushalt. »Bis zur Hälfte dieses Wassers wird zum Duschen und Baden verbraucht. Dieses Wasser ist gut geeignet zur Wiederverwertung – zum Beispiel für die Toilettenspülung«, beschreibt Hillenbrand das Verfahren.

Energieallee als grüne Wasseraufbereitung
Das Wasser, das nicht im Haushalt wiederverwertet wird, fließt in die »Energieallee« – einem Grünstreifen mit feuchtigkeitsliebenden Pflanzen. Sie stehen mit den Wurzeln im Wasser, nehmen restliche Nährstoffe auf und haben optimale Wachstumsbedingungen. »Es entsteht Biomasse, die Städte werden grüner und die Überflutungsgefahr wird reduziert – durch die Wasserspeicher unter den Pflanzen. Ein Quadratmeter pro Einwohner reicht aus. Langfristig ist so ein System günstiger als das heutige Standardkanalsystem«, ist Hillenbrand überzeugt. Die Kanäle wollen die Wissenschaftler anfangs durch regelmäßige Schwallspülungen mit Restwasser der Haushalte und langfristig mit einer Unterdruckentwässerung betriebsfähig halten.

Die Kläranlage erreicht dann nur noch sehr konzentriertes Abwasser. Es läuft direkt zur Methangewinnung in die Faulung. So kann der Energieaufwand für die Behandlung reduziert werden. »Der Energiegewinn ist deutlich. Außerdem können wir Stickstoff und Phosphor zurückgewinnen«, sagt Hillenbrand.

Pilotprojekt in Westfalen
In Lünen ist vorgesehen, dass eine Wohnungsbaugesellschaft die getrennten Leitungen für Grau- und Schwarzwasser in den Gebäuden des Modellquartiers einbaut. Der Abwasserentsorger saniert das Kanalsystem. »Die Zeit ist günstig. Die Sanierungszyklen laufen jeweils gerade ab«, berichtet Hillenbrand. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen die Maßnahmen umgesetzt sein.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2016/Mai/starre-wasserroh…

Quelle: idw

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Betriebsvereinbarungen: Digitales, Arbeitszeit u. Schutz vor psychischen Belastungen sind TopThemem

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Aktuelle Auswertung
Betriebsvereinbarungen: Digitales, Arbeitszeit und Schutz vor psychischen Belastungen sind Top-Themen

In Betriebsvereinbarungen können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den Wandel der Arbeitswelt im eigenen Betrieb mit gestalten – wenn sie denn einen Betriebsrat gewählt haben. Eine aktuelle Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung zeigt: Datenschutz, Arbeitszeit und psychische Belastungen zählen derzeit zu den Top-Themen bei solchen Vereinbarungen zwischen Arbeitnehmervertretung und Management.*

Arbeit 4.0, digitale Wirtschaft, Sharing Economy – für den Wandel der Arbeitswelt gibt es viele Schlagworte. Doch nur die Wenigsten können sich darunter etwas vorstellen. Wer konkret wissen will, wie die Zukunft der Arbeit aussieht, sollte einen Blick auf die Themen werfen, mit denen sich Betriebsräte aktuell beschäftigen. Diese haben zuletzt vermehrt Vereinbarungen zu Themen wie Datenschutz und flexibler Arbeitszeitgestaltung ausgehandelt. Auch psychische Belastungen am Arbeitsplatz spielen eine größere Rolle. Das geht aus Daten des Archivs Betriebliche Vereinbarungen und der Betriebsrätebefragung 2015 hervor, die Helge Baumann vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) und Manuela Maschke aus der Mitbestimmungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung ausgewertet haben. Ihre Analyse ist in der aktuellen Ausgabe der WSI-Mitteilungen erschienen.

In fast jedem mitbestimmten Betrieb ab 20 Beschäftigten gibt es mindestens eine Betriebsvereinbarung. Dabei gilt: Je größer der Betrieb, desto mehr Regelungen existieren. Kleinbetriebe mit bis zu 50 Beschäftigten haben im Schnitt zehn, große Betriebe mit mehr als 2.000 Beschäftigten rund 60 Vereinbarungen.

Das meistverbreitete Thema ist inzwischen der Datenschutz – knapp zwei Drittel der Betriebe haben dazu ein gültiges Abkommen. Davon sind fast 30 Prozent erst seit 2014 abgeschlossen worden (siehe auch die Infografik; Link unten). Notwendig werden solche Regelungen, weil moderne Informations- und Kommunikationstechnologien stärker zum Einsatz kommen – verbunden mit neuen Möglichkeiten der Überwachung durch den Arbeitgeber. Aufgabe der Betriebsräte ist es, den Einsatz der Technik so zu gestalten, dass Arbeitnehmern keine Nachteile entstehen. „Es geht vor allem darum, Leistungs- und Verhaltenskontrolle zu begrenzen, Datenschutz für Beschäftigte zu gewährleisten, Auswertung von Protokollen zu regulieren“, schreiben Baumann und Maschke.

Doch nicht nur beim Datenschutz, auch in anderen Bereichen schlagen sich die Themen Digitalisierung und Vernetzung nieder, etwa in Betriebsvereinbarungen, in denen es um die Nutzung von Internet und E-Mail, Social Media oder mobilen Endgeräten geht. Betriebsräte seien dabei häufig in einer Zwickmühle: Einerseits müssten die Regelungen ein Mindestmaß an Schutz vor Leistungsverdichtung und überzogener Flexibilität bieten. Andererseits sollten sie auch denjenigen ¬gerecht werden, die sich Freiräume durch individuelle Arbeitszeiten und eigenständige Arbeitsorganisation wünschen.

– Psyche zunehmend auf der Agenda –
Viele Möglichkeiten zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen birgt nach wie vor das klassische Feld der Arbeitszeitgestaltung: Seit Jahren gehören flexible Arbeitszeitmodelle – Arbeitszeitkonten, Arbeitszeitkorridore, Gleitzeit, Rufbereitschaften, Wochenendarbeit, Vertrauensarbeitszeit – zu den wichtigsten Themen in Betriebsvereinbarungen. Aktuell haben beispielsweise rund 63 Prozent der Betriebe eine Regelung zu Arbeitszeitkonten. „Vor allem der Ausgleich von Überstunden, die Rücksichtnahme auf private und der nicht ausschließliche Vorrang betrieblicher Belange sind regelmäßig umkämpftes Terrain im Betrieb“, schreiben Baumann und Maschke.

In etwa der Hälfte der Betriebe sind Vereinbarungen zu ¬Urlaub und Mehrarbeit vorhanden. Dahinter folgen Regelungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz, die es in etwa 42 Prozent der Betriebe gibt. Dass diese Themen weit oben auf der Agenda von Betriebsräten stehen, sei nicht verwunderlich. Schließlich handele es sich um Themen, so die Autoren, für die bereits gute Mitbestimmungsmöglichkeiten existieren.

Die viel diskutierte Tele- und Heimarbeit ist in rund 12 Prozent der Betriebe mittels Betriebsvereinbarung geregelt. Wobei es in Großbetrieben etwa 2,5-mal so häufig eine Homeoffice-Regelung gibt wie in Kleinbetrieben. Außerdem werden in jüngeren Vereinbarungen die Themen Homeoffice und mobiles Arbeiten sehr oft vermischt. Schließlich gestatten Laptop und Smartphone die Arbeit an jedem Ort, auch zu Hause.

Erst in jüngster Zeit werden Gefährdungsbeurteilungen zu psychischen Belastungen stärker beachtet. Dazu gibt es zwar nur in 11,5 Prozent der Betriebe eine Vereinbarung, mehr als 40 Prozent davon wurden aber erst seit 2014 abgeschlossen. „An diesem Thema wird deutlich, dass – wenngleich es noch nicht in jedem Betrieb angekommen ist – die psychischen Gefährdungsbeurteilungen zunehmend auf die Agenda von Betriebsräten rücken“, schreiben die Forscher.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Manuela Maschke
Leiterin Archiv Betriebliche Vereinbarungen
Tel.: 0211-7778-224
E-Mail: Manuela-Maschke@boeckler.de

Helge Baumann
WSI
Tel.: 0211-7778-603
E-Mail: Helge-Baumann@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://media.boeckler.de/Sites/A/Online-Archiv/18566 – Helge Baumann, Manuela Maschke: Betriebsvereinbarungen 2015 – Verbreitung und Themen, in: WSI-Mitteilungen 3/2016.

Quelle: idw

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Gewürze und Kräuter: Zutaten, die ein gesundheitliches Risiko bergen können

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Gewürze und Kräuter können natürlicherweise oder zufällig mit Krankheitserregern oder fremden Stoffen verunreinigt werden. Letztere werden, wie zum Beispiel bestimmte unerlaubte Farbstoffe, nicht selten auch vorsätzlich hinzugefügt. Um die Sicherheit der Warenketten in Europa weiter zu erhöhen, wurde im Jahr 2013 das EU-Projekt SPICED initiiert. Zum Abschluss des Projekts fand am 1. und 2. Juni 2016 im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) das internationale Symposium „Spices and Herbs – A Risk-free Taste Experience?“ statt. Dort werden die Ergebnisse der Forschungsarbeiten präsentiert und mit Akteuren aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft diskutiert. Das BfR koordiniert das Forschungsprojekt, das mit Mitteln des 7. EU-Rahmenprogramms gefördert wird. „Im Projekt SPICED haben wir mit Partnern aus sieben europäischen Ländern erfolgreich zusammengearbeitet“, so BfR-Präsident Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel. „Unser Fokus im BfR war darauf gerichtet, neue Analyseverfahren zum Nachweis von Verunreinigungen in Gewürzen und Kräutern zu entwickeln und bestehende Verfahren zu verbessern. Damit haben wir eine wichtige Grundlage geschaffen, um mögliche Gesundheitsrisiken für Verbraucher zu verringern.“

Die Europäische Union (EU) ist weltweit einer der größten Märkte für Gewürze und Kräuter. Die Waren werden als getrocknete Rohstoffe meist aus Regionen außerhalb der EU importiert. Verunreinigungen können an zahlreichen Stellen in der Produktions- und Lieferkette auftreten und möglicherweise ein Gesundheitsrisiko für Verbraucherinnen und Verbraucher darstellen. Gewürze und Kräuter werden zwar nur in sehr geringen Mengen, aber dafür in sehr vielen Lebensmitteln eingesetzt. In sechs Arbeitspaketen wurde im SPICED-Projekt u. a. zu den Produktions- und Handelsketten von Gewürzen und Kräutern geforscht, um mögliche Schwachstellen für den Eintrag von Kontaminanten zu identifizieren und um neue Erkenntnisse über das Verbraucherverhalten zu gewinnen.

Verunreinigungen von Gewürzen und Kräutern z. B. durch Mikroorganismen können weitreichende Auswirkungen haben, da über eine einzelne Produktcharge infolge des Einsatzes in zahlreichen Folgeprodukten der Lebensmittelkette und bei der Speisenzubereitung im Haushalt viele Konsumenten erreicht werden. Außerdem können einige Mikroorganismen sogar in getrockneten Kräutern und Gewürzen über Wochen oder Monate überdauern, dazu gehören vor allem sporenbildende Bakterien. Ein besonderer Fokus im SPICED-Projekt lag daher auf der zuverlässigen und standardisierten Analyse von biologischen Verunreinigungen in Gewürzen und Kräutern. Bei der Optimierung der Nachweismethoden für verschiedene Mikroorganismen, wie z. B. dem Sporenbildner Bacillus cereus oder Salmonellen, wurden auch antimikrobielle Eigenschaften der verschiedenen Produkte berücksichtigt.

Gewürze und Trockenkräuter werden im internationalen Handel häufig verfälscht. Je nach Art der Verfälschung kann sich diese auch nachteilig auf die Gesundheit der Konsumenten auswirken. So wurden z. B. in der Vergangenheit qualitativ minderwertigen Paprika- oder Currygewürzen von einigen Produzenten illegale und potenziell gesundheitsgefährdende Farbstoffe zugesetzt. Für sogenannte Authentizitätsprüfungen haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im SPICED-Projekt spektrometrische und spektroskopische Analysemethoden zum Nachweis von verschiedenen Verfälschungen von Gewürzen und Kräutern entwickelt.

Die Analyse der gesamten Warenkette vom Erzeuger, über Verarbeitung, Handel, Transport etc. bis hin zum Verbraucher diente der Identifizierung von Schwachstellen, an denen mikrobielle oder chemische Verunreinigungen eingetragen werden könnten. Dieses Wissen hilft, Präventionsmaßnahmen zu optimieren. Um potentiellen Gesundheitsgefährdungen des Konsumenten durch kontaminierte Gewürze und Kräuter vorzubeugen und bei Gefährdungslagen schnell reagieren zu können, wurden außerdem verschiedene Berichts-, Warn- und Monitoring-Systeme geprüft und Verbesserungsvorschläge erarbeitet.

Kontaminierte Gewürze und Kräuter als Ursache einer lebensmittelbedingten Infektion oder Vergiftung zu identifizieren ist oft schwierig, da sich Verbraucher, Forscher, Ärzte und Behörden bei der Ursachenforschung in erster Linie auf die Hauptlebensmittelzutaten konzentrieren. Ein Ziel des Projekts ist daher, das Bewusstsein für mögliche Gesundheitsrisiken durch verunreinigte Kräuter und Gewürze zu schärfen. Das SPICED-Projekt wurde daher beispielsweise auf einer Verbrauchermesse in Ungarn und bei der Langen Nacht der Wissenschaft in Österreich vorgestellt. Zudem haben das BfR und die Projektpartner eine Wanderausstellung zum Thema entwickelt, die in sogenannten „Science Centers“ insbesondere für die Zielgruppe Familien mit Kindern präsentiert wird.

Das SPICED-Symposium soll den wissenschaftlichen Austausch von Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft fördern. Langfristiges Ziel ist es, die Forschungsaktivitäten und die Zusammenarbeit im Netzwerk, das im Rahmen des Projekts aufgebaut wurde, fortzusetzen. Die Forschungsergebnisse des SPICED-Projekts wurden und werden zudem in internationalen Fachzeitschriften sowie einer Sonderausgabe des wissenschaftlichen Journals „Food Control“ veröffentlicht.

Weitere Informationen über das EU-Projekt SPICED stehen auf der Projekt-Website zur Verfügung: http://www.spiced.eu

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/de/securing_the_spices_and_herbs_commodity_chains_in_euro… Weitere Informationen zum Forschungsprojekt

Quelle: idw

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Thermooptische Messanlagen könnten Millionen Tonnen CO2 in Kohlekraftwerken einsparen

Marie-Luise Righi Marketing und Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC

Kohlekraftwerke als konventionelle Energiequellen sind essenziell zur Sicherstellung der Energieversorgung. Doch aufgrund ihres hohen CO2-Austoßes gibt es großen Handlungsbedarf, um die Energiegewinnung effizienter und umweltverträglicher zu gestalten. Das Center of Device Development CeDeD des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC konnte nun in verschiedenen Projekten durch eine Verbesserung der Verbrennungsprozesse nachweisen, dass in großem Umfang der CO2-Ausstoß erheblich minimiert und primäre Energie eingespart werden kann.

Mit der Energiewende und der Abkehr von Atomkraft werden erneuerbare
Energiequellen wichtiger denn je. Doch bislang kann die Energieversorgung – insbesondere die Stromerzeugung für die Grundlast – nicht allein durch saubere Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft sichergestellt werden. Herkömmliche Energiequellen wie Mineralöl, Gas und Kohle erleben daher einen großen Aufschwung. Sie belasten jedoch aufgrund ihrer Emissionen die Umwelt und den Menschen.

Mit dem Klimaabkommen von Paris Ende 2015 beschlossen 195 Staaten, den Klimaschutz weiter voranzutreiben und die weltweiten Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren. Ziel soll die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf höchstens 2 °C, wenn möglich sogar nur 1,5 °C, über dem vorindustriellen Niveau sein. Insbesondere Kohlekraftwerke erzeugen einen hohen Ausstoß an CO2-Gas und haben große Auswirkungen auf das Klima. In verschiedenen Projekten konnten Dr. Andreas Diegeler, Leiter des CeDeD, und sein Team eine enorme Reduzierung an CO2-Ausstoß in Kohlekraftanlagen aufzeigen.

Zunächst mussten die Wissenschaftler die Prozesse bei der Verbrennung von Kohle und die Entstehung von Abfallschlacke oder Gasen genau analysieren. Dafür setzten sie thermooptische Messanlagen (TOM) ein, die im Fraunhofer ISC entwickelt werden. Die Anlagen charakterisieren die Veränderungen von Materialien unter kontrollierter Atmosphäre bei unterschiedlichen Bedingungen, angefangen bei Raumtemperatur bis hin zu extrem hohen Temperaturen von bis zu 2400 °C.

Die TOM-Anlage besteht aus einem zentral gelegenen Hochtemperaturofen mit Fenstern auf beiden Seiten. Mit einer starken Lichtquelle auf der linken Seite, die das Innere des Ofens erleuchtet, und einer CMOS-Kamera mit speziellen Linsen und Filtern auf der rechten Seite ist eine exakte Beobachtung des zu verbrennenden Materials – in diesem Fall Kohle – möglich. Eine Analyse der Kamerabilder mit einer Genauigkeit von bis zu 0,3 µm erlaubt es, die Änderung der Konturen des Kohlestücks während der Verbrennung im Ofen zu messen. Zusätzlich werden durch IR-Spektroskopie und Gaschromatographie die Verbrennungsgase bestimmt und wenn erforderlich, kontrolliert Gase zugeführt. Die Reaktion der Gase und ihre Auswirkung auf den Verbrennungsprozess werden ebenfalls direkt in situ erfasst.

Mit diesen Daten gelang es dem Team von CeDeD die Verbrennungsprozesse zu optimieren und unerwünschte Abfallprodukte zu reduzieren. Bei der Verbrennung von Braunkohle konnte durch eine Absenkung der Temperatur um 50 °C im Hochofen und durch die Zuführung von Gasen eine enorme Verbesserung des Reinigungsprozesses erreicht werden und die CO2-Emission um rund 10 Prozent reduziert werden. In einem Standardverbrennungsprozess könnten somit 1000 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (kWh) auf rund 900 Gramm gesenkt werden. Welche Auswirkungen das hat, lässt sich anhand eines modernen Braunkohlekraftwerks errechnen. Ein Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 4 Gigawatt benötigt jährlich mehr als 30 Millionen Tonnen Kohle, um rund 30 Terawattstunden (also 30 Milliarden kWh) Energie zu erzeugen. In einem Kohlekraftwerk dieser Größe können also rund 3 Millionen Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden.

Das Center of Device Development CeDeD hat sich auf die Fertigung von Pilot- und Spezialanlagen für die Charakterisierung von Materialien spezialisiert und setzt TOM bereits erfolgreich für verschiedene Projekte in der Energieindustrie ein.

Weitere Informationen:
http://www.isc.fraunhofer.de
http://www.ceded.de

Quelle: idw

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TU Berlin: Damit das Wasser der Ozeane trinkbar wird

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

Aus Meerwasser soll mit Hilfe des Sonnenlichts Trinkwasser, Wasserstoff und Strom gewonnen werden. Ein neues DFG-Verbundprojekt untersucht die Grundlagen

Die trockensten Wüsten der Erde grenzen häufig an Ozeane. Gleichzeitig sind sie diejenigen Regionen mit einem großen Trinkwasserproblem. Sonnenlicht wiederum gibt es im Überfluss, mit dessen Hilfe aus dem salzigen Meerwasser zunächst Wasserstoff als solarer Energiespeicher erzeugt werden kann, aus dem dann „on demand“ Trinkwasser und nutzbarer Strom gewonnen wird. Für diese chemische Reaktionskaskade aber braucht man maßgeschneiderte Funktionsmaterialien, sogenannte Selektivkatalysatoren.

Mit ihrer Erforschung beschäftigt sich ein neues Verbundprojekt („Selective bifunctional catalysts for regenerative seawater splitting“) am Fachgebiet Elektrochemische Katalyse und Materialien. Unter Leitung von Prof. Dr. Peter Strasser sollen die chemischen Grundlagen der Herstellung, Struktur, Lebensdauer und Leistungsfähigkeit solch neuartiger reversibler Katalysatormaterialien für gekoppelte katalytische Reaktionskaskaden untersucht werden.

Salzhaltiges Meerwasser mit Hilfe von Sonnenlicht in Trinkwasser zu verwandeln, beruht auf der elektrolytischen Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff durch elektrischen Strom. Die elektrolytische Spaltung wurde im Jahre 1800 entdeckt. Seitdem wurden die wissenschaftlichen Grundlagen dieses katalytischen Prozesses in vielen Einzelheiten erforscht. Die Verwendung von Reinstwasser war dabei eine wichtige Voraussetzung, da sonst störende katalytische Nebenreaktionen stattfinden können. Reinstwasser ist aber eine kostbare Ressource und in den sonnenreichen Gegenden meist nicht ausreichend verfügbar.

Durch die Entwicklung von sogenannten Selektivkatalysatoren für die elektrochemische Wasserelektrolyse könnte es jedoch möglich werden, selbst stark salzhaltiges Meerwasser für die Spaltung von Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht einzusetzen. Der dabei entstehende gasförmige Wasserstoff kann anschließend elektrokatalytisch mit Luftsauerstoff in der Umkehrreaktion zur Reaktion gebracht werden, woraus Reinstwasser und Strom erzeugt werden. Bisher sind die chemischen Grundlagen solch hoch selektiver Katalysatoren für die Meerwasserelektrolyse nicht erforscht. Darüber hinaus wäre es wünschenswert, wenn ein einziger elektrochemischer Reaktor beide Funktionen, also die Meerwasserspaltung und die Umwandlung des molekularen Wasserstoffes in Strom und Reinstwasser, in sich vereinen könnte. Dazu müssen jedoch Katalysatoren entwickelt werden, die zugleich sehr flexibel und spezialisiert sind. Denn neben der Spaltung des salzhaltigen Meerwassers in Wasserstoff sollen sie auch über die Fähigkeit verfügen, diesen in Strom und Reinstwasser umzuwandeln. „Das stellt besonders hohe Anforderungen an die zu untersuchenden Nanomaterialien“, sagt Prof. Dr. Peter Strasser, „aber wenn es gelänge, solche Katalysatoren zu entwickeln und alle katalytischen Prozesse der Spaltung und Umwandlung in einem einzigen elektrochemischen Reaktor ablaufen zu lassen, wäre das eine sehr elegante Lösung für Energie- und Wasserprobleme“.

Das Vorhaben wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit 300.000 Euro für drei Jahre gefördert. Die TU-Chemiker arbeiten mit Partnern der Max-Planck-Gesellschaft und der FU Berlin zusammen.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Prof. Dr. Peter Strasser
TU Berlin
Fachgebiet Elektrochemische Katalyse und Materialien
Tel.: 030/314-29542
E-Mail: pstrasser@tu-berlin.de

Quelle: idw

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Warum schon Kinder über Kreuzweh klagen

Giulia Roggenkamp Pressestelle
Stiftung Kindergesundheit

Dass Kinder häufig unter Bauchschmerzen leiden, wissen alle Eltern aus Erfahrung. Rückenschmerzen vermutet man dagegen eher bei Erwachsenen. Leider ein Irrtum: Mittlerweile gehören auch Rückenschmerzen zu den häufigsten Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen, berichtet die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme.

Warum schon Kinder über Kreuzweh klagen
Stiftung Kindergesundheit informiert über ein zunehmendes Gesundheitsproblem

Dass Kinder häufig unter Bauchschmerzen leiden, wissen alle Eltern aus Erfahrung. Rückenschmerzen vermutet man dagegen eher bei Erwachsenen. Leider ein Irrtum: Mittlerweile gehören auch Rückenschmerzen zu den häufigsten Beschwerden bei Kindern und Jugendlichen, berichtet die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Stellungnahme.

„Noch in den 1980er Jahren war es eine weitverbreitete Lehrmeinung, dass Rückenschmerzen bei Kindern selten auftreten und wenn doch, dann seien sie fast immer Symptome einer ernstzunehmenden Erkrankung“, berichtet Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Inzwischen haben jedoch mehrere große Untersuchungen ergeben, dass Rückenschmerzen auch bei Kindern und Jugendlichen ein weit verbreitetes Phänomen sind und in den letzten Jahren massiv zugenommen haben“.

An der europaweit größten Kinderstudie KiGGS des Robert-Koch-Instituts Berlin – KiGGS steht für „Kinder und Jugendgesundheitssurvey“ – haben 17.641 Kinder und Jugendliche gemeinsam mit ihren Eltern teilgenommen. Mehr als drei Viertel aller 11- bis 17jährigen Kinder gaben in dieser Studie an, in den letzten drei Monaten Schmerzen gehabt zu haben. Fast die Hälfte von diesen Kindern klagte über Rückenschmerzen.

Klagt ein Kind oder ein Heranwachsender häufig und regelmäßig über Rückenschmerzen, sollte selbstverständlich auch heute der Kinder- und Jugendarzt oder ein Kinderorthopäde konsultiert werden, um eine organische Ursache der Beschwerden auszuschließen, betont Professor Koletzko und verweist als Beispiel auf zwei Störungsbilder, die gerade im Jugendlichenalter besonders häufig Probleme machen.

Skoliose. Bei ca. jedem 200. Kind in Deutschland muss damit gerechnet werden, dass es später eine Skoliose, also eine seitlich verkrümmte, starre Wirbelsäule bekommt. Mädchen sind viermal häufiger und zumeist auch schwerer betroffen als Jungen. Die Ursache der Skoliose ist in der Mehrzahl der Fälle nicht geklärt.
Eltern sollten wissen: Die Skoliosebehandlung hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Diese können aber nur dann genutzt werden, wenn die Krankheit rechtzeitig erkannt und früh genug behandelt wird. Je früher Eltern die Entwicklung einer Fehlstellung der Wirbelsäule erkennen, desto weniger aufwändig und belastend sind die notwendigen Maßnahmen zur Behandlung der Skoliose und desto größer sind die Erfolgsaussichten. Heute werden rund 90 Prozent aller Skoliosen konservativ, also mit Krankengymnastik und gegebenenfalls mit Korsetten behandelt und bedürfen keiner Operation.

Scheuermann. Die häufigste Veränderung der Wirbelsäule bei Jugendlichen ist die Scheuermann-Krankheit, eine Verknöcherungsstörung der Wirbelsäule. Dabei krümmt sich die Wirbelsäule nach vorne, es entsteht ein runder Rücken. Die Krankheit tritt typischerweise im Alter zwischen 8 und 14 Jahren auf. Vom Morbus Scheuermann sind nach unterschiedlichen Schätzungen bis zu 30 Prozent aller Jugendlichen betroffen, Jungen doppelt so häufig wie Mädchen. Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt. Die Therapie ist vom Ausmaß der Krümmung abhängig.
Diese und andere organische Erkrankungen finden die Ärzte allerdings bei höchstens 15 Prozent von Kindern und Jugendlichen, die über „Rücken“ klagen. Was also steckt hinter dem so rasant zunehmenden Problem?
Auf der Suche nach den Ursachen führte vor kurzem das Forsa-Institut Berlin im Auftrag der DAK eine bundesweite Umfrage unter 100 Kinder- und Jugendärzten durch. Diese Ärzte sind ja die ersten, die mit den Gesundheitsproblemen der Altersgruppe konfrontiert werden. Die Studie ergab: Die Zahl der Jungen und Mädchen mit Rückenschmerzen hat in den vergangenen zehn Jahren spürbar zugenommen. Die Probleme beginnen meist schon bei der Einschulung und treten besonders oft bei den 11- bis 14-Jährigen auf.

Als häufigste Ursachen für die Zunahme von Rückenschmerzen vermuteten die befragten Pädiater vor allem folgende:
• Die Kinder und Jugendlichen bewegen sich zu wenig in der Freizeit (98 Prozent);
• sie verbringen zu viel Zeit mit Medien und PC (95 Prozent);
• die Eltern regen die motorische Entwicklung ihrer Kinder nicht genug an (91 Prozent);
• die Kinder erhalten zu wenig oder schlechten Schulsportunterricht (60 Prozent).

Leider gibt es für diese Vermutungen handfeste Beweise, bestätigt die Stiftung Kindergesundheit.

Nicht mal eine Stunde am Tag aktiv
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt für Kinder und Jugendliche eine moderate bis starke Bewegungsaktivität, mindestens eine Stunde pro Tag und das an fünf Tagen in der Woche. Dieser Richtwert wird in Deutschland gegenwärtig nur von 27,5 Prozent der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen erreicht, ergab die erste Folgebefragung von 12.368 Teilnehmern der KiGGS-Studie (KiGGS Welle 1). Je älter die Kinder werden, umso stärker lassen ihre Alltagsaktivitäten nach. Von den Jungen zwischen 14 und 17 Jahren sind nur noch 15 Prozent in dem von der WHO empfohlenen Maß aktiv – immerhin noch doppelt so viele wie die Mädchen mit lediglich acht Prozent.

Dabei hätten viele Kinder gute Möglichkeiten, sich ausreichend zu bewegen, betont die Stiftung Kindergesundheit. Schließlich sind nach den gleichen Erhebungen 59,7 Prozent der Kinder und Jugendlichen in einem Sportverein organisiert, mehr als je zuvor. So ergibt sich die paradoxe Situation, dass zwar der Organisationsgrad der Kinder ansteigt, ihre Aktivität in der Freizeit jedoch abnimmt. Die Aktivität in Sportvereinen kann offenbar den Bewegungs- und Fitnessmangel im Alltag nicht kompensieren.

Unterwegs in „Mamas Taxi“
In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler um rund zehn Prozent verschlechtert. Ihr Leben spielt sich im Sitzen ab: Nach einer Untersuchung von Professor Dr. Klaus Bös am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Karlsruhe bei über 1000 Grundschülern verbringen die Kinder etwa neun Stunden am Tag im Sitzen, ebenfalls neun Stunden im Liegen, fünf Stunden stehend und lediglich eine Stunde in Bewegung.

Legten anfangs der 70er Jahre noch 91 Prozent der Erstklässler den Schulweg allein oder mit anderen Kindern zurück, waren es im Jahr 2012 nur noch 50 Prozent. Zugenommen haben dagegen Fahrten im „Mamas Taxi“. Nach Erhebungen des Bundesverkehrsministeriums legen heute Kinder und Jugendliche 58 Prozent ihrer täglichen Wege passiv sitzend in Transportmitteln zurück.
Die Folgen sind besorgniserregend:

• 43 Prozent der Kinder und Jugendlichen können beim Rumpfbeugen das Fußsohlenniveau nicht erreichen.
• 35 Prozent schaffen es nicht, zwei oder mehr Schritte auf einem drei Zentimeter breiten Balken rückwärts zu balancieren.
• Ihre Leistungen beim Weitsprung aus dem Stand haben sich im Laufe von zwanzig Jahren um 14 Prozent verschlechtert.
• Nach Ansicht Kölner Sportmediziner benötigen 30 bis 50 Prozent aller Grundschulkinder eine motorische Förderung.

Medien als Freizeit-Diebe
Die Nutzung von Medien beansprucht einen immer höheren Anteil der Zeit von Kindern und Jugendlichen. Über 70 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren können ein Leben ohne Handy nicht mehr vorstellen. Bereits 2013 besaßen 96 Prozent von ihnen ein eigenes Mobiltelefon. Ein Jahr später verfügten 94 Prozent über ein eigenes Smartphone, mit dem sie mehr können als nur telefonieren: 78 Prozent hören Musik, 70 Prozent surfen im Internet und über 90 Prozent nutzen Apps, allen voran WhatsApp, Facebook, Instagram und Snapchat. Diese Apps werden im durchschnitt hundertmal am Tag, etwa alle zehn Minuten aufgerufen. Manche Heranwachsende können das Gerät auch am Abend und während der Nacht nicht loslassen.
Acht von zehn Jugendlichen sehen regelmäßig fern, nach eigenen Angaben durchschnittlich 113 Minuten am Tag. Fernsehzeit stellt naturgemäß keine Bewegungszeit dar, geht jedoch häufig mit einem erhöhten Kalorienkonsum einher.
Die von Professor Dr. Wolfgang Ahrens vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen koordinierte IDEFICS-Studie untersuchte bei über 11.000 Kindern in acht europäischen Ländern die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Lebensstil und sozialen Determinanten und der Entwicklung von Übergewicht bei zwei- bis neunjährigen Kindern. Mit jeder zusätzlichen Stunde, die ein Kind am Tag vor dem Fernseher verbrachte, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit um 22 Prozent, zur Gruppe mit dem größten Zuwachs des Body-Mass-Index zu gehören. Diese Gefahr wächst um 33 Prozent, wenn das Fernsehgerät im Kinderzimmer steht und um 22 Prozent, wenn während des Essens ferngesehen wird.

Damit beginnt jedoch oft eine besorgniserregende Spirale, so die Stiftung Kindergesundheit: Dicke Kinder bewegen sich weniger wegen ihres Körpergewichts. Ihre Inaktivität führt zu einem ständig schlechteren Abschneiden in sportlichen Leistungen. Die so entstehende Frustration führt dann oft zu noch mehr Essen, noch mehr Sitzen, noch mehr Rückenschmerzen.

Eltern sollten bessere Vorbilder sein
Wissenschaftliche Gremien in Europa empfehlen, mindestens an drei, besser jedoch an allen Tagen der Woche eine halbe Stunde körperlich aktiv zu sein, wobei Puls und Atemfrequenz zunehmen und ein leichtes Schwitzen auftreten sollten. Als günstig gelten beispielsweise Ausdauersportarten wie Dauerlauf, Schwimmen, Radfahren, Rudern und Skilanglauf, doch selbst eine halbe Stunde zügiges Gehen am Tag kann bei Ungeübten einen positiven gesundheitlichen Effekt erzielen.

Leider halten sich lediglich 13 Prozent der erwachsenen Bevölkerung an diese Empfehlung. Laut Robert-Koch-Institut Berlin (RKI) treiben ab 18 Jahren 37,4 Prozent der Männer und 38,4 Prozent der Frauen in Deutschland überhaupt keinen Sport. Weitere 20,9 Prozent der Männer und 28,4 Prozent der Frauen sind weniger als zwei Stunden pro Woche sportlich aktiv. Die übrigen 41,7 Prozent der Männer und 33,2 Prozent der Frauen geben an, sich zwei oder mehr Stunden in der Woche zu bewegen.

Die Stiftung Kindergesundheit appelliert an die Eltern, bewegte Vorbilder für ihre Kinder zu sein. Sie sollten von klein auf mit ihren Kindern gemeinsame Aktivitäten entfalten:
Gemeinsam Sport treiben, lieber mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen, anstatt das Auto zu benutzen. Ihr gutes Beispiel wirkt ansteckend auf die Kinder und nutzt auch den Eltern selbst.

Mehr Platz für Kinder
Um die Bewegungsdefizite von Kindern und Jugendlichen auszugleichen, sind viele Maßnahmen nötig, betont die Stiftung Kindergesundheit und nennt Beispiele:
• Sport- und Gesundheitsunterricht für Kindergarten- und Schulkinder so oft wie möglich, am besten täglich.
• Eine konsequente Verkehrsberuhigung in Wohngebieten und die verstärkte Ausweisung von Spielstraßen.
• Die Schaffung von attraktiven Bewegungsräumen, wo Kinder gefahrlos und weitgehend unbeaufsichtigt spielen können. Dadurch hätten sie die Chance, dort auch ungeplant andere Kinder zu treffen, die als Spielpartner bei allen Bewegungsaktivitäten benötigt werden. Wer allein spielt, bewegt sich wenig.
• Das Schaffen von bewegungsfreundlichen Rahmenbedingungen in Ausbildungsstätten.
• Rigorose Kontrolle des Medienkonsums durch die Eltern.
• Intensive Nutzung der Bewegungsangebote von Sportvereinen.

„TigerKids“ haben Spaß an der Bewegung
Als einen eigenen Beitrag zur Bewegungs- und Ernährungserziehung entwickelte die Stiftung Kindergesundheit gemeinsam mit der Kinderklinik der Universität München und verschiedenen weiteren Partnern das Präventionsprojekt „TigerKids – Kindergarten aktiv“. Das bundesweit erfolgreich eingeführte Programm wird derzeit in etwa 4.000 KiTas durchgeführt. Die Ziele des Projekts für eine bewegte Kinderwelt:

• Verhaltensänderung der ganz Kleinen, um ein gesundes, aktives Erwachsenwerden zu ermöglichen
• Förderung regelmäßiger Bewegung, die Spaß macht
• Gesundheitsfördernde Auswahl von Speisen und Getränken
• Erleben und Einüben eines gesunden Lebensstils.

Fördern auch Sie die Gesundheit unserer Kinder durch Ihre Spende, die in voller Höhe den Projekten der Stiftung Kindergesundheit zugute kommt.

Mit einem Beitritt zum Freundeskreis der Stiftung Kindergesundheit können Sie die Arbeit der
Stiftung regelmäßig fördern.

Mehr Informationen hierzu finden Sie unter: www.kindergesundheit.de
Spendenkonto: HypoVereinsbank München
IBAN: DE41 7002 0270 0052 0555 20
SWIFT (BIC): HYVEDEMMXXX
Vielen Dank!

Quelle: idw

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Göttinger Studie: Verbraucher wollen faire Preise für Milch, Fleisch und Backwaren

Romas Bielke Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

Viele Verbraucher sind der Meinung, dass die Leistungen der Landwirte in der Lebensmittelproduktion unfair entlohnt werden. In einer Studie des Lehrstuhls „Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte“ der Universität Göttingen sollten sie einschätzen, wieviel ein Landwirt bei den heutigen Preisen im Einzelhandel für Backwaren, Fleisch und Milch verdient. Zugleich sollten die Verbraucher angeben, welche Preise sie für angemessen halten würden. „Die Ergebnisse zeigen, dass viele Verbraucher in einer fairen Welt den Landwirten einen höheren Anteil zusprechen würden als den, der heute gezahlt wird“, so Hauptautorin Gesa Busch. Die Studie ist jetzt im Journal of Economic Psychology erschienen.

Verbraucher wollen faire Preise für Milch, Fleisch und Backwaren
Göttinger Studie zeigt grundsätzliches Wohlwollen der Gesellschaft für die Arbeit von Landwirten

(pug) Viele Verbraucher sind der Meinung, dass die Leistungen der Landwirte in der Lebensmittelproduktion unfair entlohnt werden. In einer Studie des Lehrstuhls „Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte“ der Universität Göttingen sollten sie einschätzen, wieviel ein Landwirt bei den heutigen Preisen im Einzelhandel für Backwaren, Fleisch und Milch verdient. Zugleich sollten die Verbraucher angeben, welche Preise sie für angemessen halten würden. „Die Ergebnisse zeigen klar, dass viele Verbraucher in einer fairen Welt den Landwirten einen höheren Anteil zusprechen würden als den, der heute gezahlt wird“, so Gesa Busch, Hauptautorin der Studie. Das gilt vor allem für die Milchpreise. Der Lebensmitteleinzelhandel hingegen sollte nach Verbrauchermeinung bei allen Produkten Anteile abgeben.

Beeinflusst wird die Höhe des erwünschten fairen Anteils unter anderem dadurch, wie die Verbraucher das Verhältnis von Erlös zu Arbeitsaufwand der Landwirte und deren Investitionen einschätzen. Je mehr die Verbraucher hier ein Missverhältnis vermuten, desto höhere Erlösanteile würden sie den Landwirten in einer gerechten Welt zuteilen. Auch nicht-monetäre Werte, wie eine gerechte Behandlung der Landwirte durch die Gesellschaft und die Abnehmer haben aus Sicht der Verbraucher einen Einfluss auf eine faire Verteilung. Ebenso spielt eine Rolle, dass die Landwirtschaft als relativ machtlos wahrgenommen wird.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass viele Verbraucher die Position der Landwirte gestärkt sehen möch-ten. Co- Autor Prof. Dr. Achim Spiller weist darauf hin, dass die Befragung bereits vor der aktuellen Preiskri-se für Milch und Fleisch durchgeführt wurde. „Auch wenn eine Stärkung der Landwirte aus politischer Sicht schwierig umzusetzen ist, so verdeutlicht die Studie doch ein grundsätzliches Wohlwollen der Gesellschaft für die Landwirtschaft“, sagt er. „Es gibt wahrscheinlich keine andere Warengruppe, bei der die Verbraucher ein so deutliches Störgefühl bei den heutigen Preisen haben.“ Mit höheren Erzeugeranteilen würde sowohl den Landwirten in Zeiten niedriger Weltmarktpreise geholfen, als auch den Anforderungen vieler Verbraucher besser entsprochen. So können Verbraucher in Schweden zum Beispiel im Geschäft entscheiden, ob sie einen freiwilligen Aufschlag von etwa 10 Cent für die Bauern bezahlen möchten: Zwei Drittel der Verbraucher zahlen den Aufschlag.

Originalveröffentlichung: Busch, Gesa & Spiller, Achim (2016). Farmer share and fair distribution in food chains from a consumer’s perspective. In: Journal of Economic Psychology. doi: 10.1016/j.joep.2016.03.007.

Kontaktadresse:
Petra Geile
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
Platz der Göttinger Sieben 5, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-9897
E-Mail: lehrstuhl.marketing@agr.uni-goettingen.de
Internet: www.agrarmarketing.uni-goettingen.de

Quelle: idw

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Aufbruch in die unbekannte Welt der Brackwasser-Bakterien

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Am 3. Juni startete eine Gruppe von Warnemünder Mikrobiologen von Rostock aus zu einer Forschungsfahrt mit FS Alkor in die Ostsee. Sie untersuchen entlang ihrer Fahrtroute, die von West nach Ost durch sehr unterschiedlich salzhaltiges Wasser führt, wie sich die Zusammensetzung der Bakterien-Gemeinschaften sowie die Häufigkeit und Aktivität einzelner Bakterien entlang dieses „Salzgradienten“ unterscheiden. In einem zweiten Fahrtabschnitt, der zu den tiefsten Stellen der Ostsee führt, stehen die Auswirkungen des Salzwassereinbruchs vom Dezember 2014 auf die Zusammensetzung der mikrobiellen Gemeinschaften im Fokus.

Wenn es um Brackwasser geht, so verkünden schon die Schulbücher, dass die Biodiversität hier gegenüber dem Salzwasser- oder dem Süßwasser-Milieu am niedrigsten ist. Für Bakterien, die an nahezu allen wichtigen Prozessen im Meer beteiligt sind, trifft diese Lehrmeinung allerdings nicht zu, das konnte Daniel Herlemann, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, bereits vor vier Jahren nachweisen. Verglichen mit den Verhältnissen im Salzwasser, sind im Brackwasser Bakterien in gleicher, wenn nicht sogar größerer Vielfalt vertreten. Trotz dieses „starken Auftritts“ sind die Informationen über Brackwasser-Bakterien erst sehr spärlich. „Wir haben bereits sehr viele unterschiedliche taxonomische Einheiten im Brackwasser nachgewiesen, aber im Gegensatz zu den marinen Arten wissen wir noch nicht, was diese Arten auszeichnet, was ihre Funktion ist und was sie, allgemein gesprochen, alles können.“

Daniel Herlemann wird auf dem ersten Fahrtabschnitt von Rostock in den Skagerrak und von dort nach Saßnitz die Fahrtleitung übernehmen. Gemeinsam mit seinen Kolleg*innen an Bord wird er das Sediment sowie die Wassersäule von den tiefsten Bereichen bis in die obersten, Licht durchfluteten 10 m des Oberflächenwassers beproben. Auch wenn die Fahrt zuerst ins Skagerrak, in ein annähernd vollmarines Milieu, führt, so liegt das Hauptaugenmerk des ersten Fahrtabschnittes doch auf dem Brackwasserbereich der deutschen Ostsee. Die Verhältnisse im salzigeren Wasser des Übergangsbereiches zwischen Ostsee und Nordsee werden jedoch zu Vergleichszwecken mitunte-sucht.

„Kein anderes Seegebiet als die Ostsee bietet derart gute Möglichkeiten, Brackwasser-Bakterien zu untersuchen. Wir können sie vor unserer Haustür beproben und dann beobachten, wie sie mit den unterschiedlichen Klimabedingungen und Salzgehalten der Ostsee zurechtkommen.“ Ein wichtiger erster Schritt für solche Untersuchungen ist die Isolierung einzelner Bakterien-Arten. Erst wenn es nach der Probennahme auf See im heimischen Labor gelungen ist, die Mikroorganismen zu vereinzeln, kann die Erforschung von Funktionen beginnen und dem „Heer“ an unterschiedlichen Bakterien auch unterschiedliche Eigenschaften zugewiesen werden.

Eine weitere Fragestellung, die auf dem ersten Fahrabschnitt verfolgt wird, widmet sich dem so genannten Oberflächenfilm – den obersten Millimetern des Meeres. In dem Projekt MarParCloud wird die Wechselwirkung zwischen Meer und Atmosphäre untersucht und der Frage nachgegangen, welche Rolle Mikroorganismen dabei spielen. Die Beprobung des dünnen Oberflächenfilms und der darüber lagernden Luftschicht erfordert spezielle Probennahmetechnik. MarParCloud wird im Rahmen des Leibniz-Wettbewerbs gefördert.

Im zweiten Fahrtabschnitt, der von Sassnitz aus in das Gotland-Becken und Landsort-Tief führen wird, übernimmt Klaus Jürgens, Leiter der Arbeitsgruppe Mikrobielle Ökologie am IOW, die Fahrtleitung auf FS Alkor. Dort, wo die Ostsee am tiefsten ist und meist unter Sauerstoff leidet, sucht er nach den Folgen des großen Salzwassereinbruchs vom Dezember 2014. „Im Zuge des Klimawandels nehmen die Seegebiete mit Sauerstoff-mangel weltweit zu. In der Ostsee können wir sehr gut untersuchen, was an der Grenz-schicht zwischen Sauerstoffhaltigem und Sauerstoffarmem Wasser passiert und welche Organismen die Ausbreitung dieser Zonen kontrollieren.“ Klaus Jürgens wird in den tiefen Becken untersuchen, wie es nach dem letzten Salzwassereinbruch, der große Mengen an Sauerstoff in das Tiefenwasser der Ostsee eingetragen hat, zu erneuter Sauerstoffnot kommt. Die Alkor-Fahrt endet am 17. Juni in Rostock.

Fragen zur ALKOR-Expedition beantwortet
Dr. Daniel Herlemann, Tel.: 0381 5197 367, daniel.herlemann@io-warnemuende.de
Prof. Dr. Klaus Jürgens, Tel.: 0381 5197 250, klaus.juergens@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 88 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswis-senschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 Wissen-schaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,64 Mrd. Euro. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Risiko Ausdauersport? Mediziner finden keine Hinweise für Herzschäden durch langjährigen Sport

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Belgische Wissenschaftler haben 2012 eine Studie veröffentlicht, die in die These mündet, dass wiederholte intensive Ausdauerbelastungen auf Leistungssport-Niveau zu einer krankhaften Vergrößerung der rechten Herzkammer führen können. Damit entstünden Gefahren bis hin zum plötzlichen Herztod. In der Fachwelt hat diese Arbeit für viel Aufsehen gesorgt. Sportmediziner der Universität des Saarlandes haben sie nun erstmals an sogenannten Masterathleten, älteren Leistungssportlern, gezielt überprüft. Ihr Ergebnis widerlegt die Annahmen ihrer belgischen Kollegen. Die Studie wurde im renommierten Fachmagazin „Circulation“ veröffentlicht.

Ausdauersportler, die an einem plötzlichen Herztod versterben, sind in trauriger Regelmäßigkeit Teil der medialen Aufmerksamkeit. Auch vor einigen Wochen ging eine Nachricht durch Fernsehen, Zeitungen und Internet: Der niederländische Radprofi Gijs Verdick erlag im Krankenhaus zwei Herzattacken, die er eine Woche zuvor bei einem Rennen erlitten hatte.

Mögliche Gefahren des Ausdauersports für das Herz werden bereits seit über hundert Jahren in der medizinischen Fachwelt diskutiert. Obwohl mittlerweile weitgehend Konsens besteht, dass es sich beim vergrößerten Sportherz um eine gesunde Anpassungsreaktion an regelmäßig betriebenen Ausdauersport handelt, lassen manche Studien auch sportbedingte krankhafte Veränderungen vermuten. So auch eine Arbeit belgischer Kardiologen und Sportmediziner, die 2012 publiziert wurde und weltweite Beachtung fand (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22160404). Die Forscher stellten darin einen Zusammenhang zwischen Extrem-Ausdauersport und der akuten Vergrößerung und Funktionseinschränkung der rechten Herzkammer unmittelbar nach Belastung her. Genauer gesagt, beobachteten sie eine Vergrößerung und Funktionseinschränkung der rechten Herzkammer nach mehrstündigen Ausdauerwettkämpfen. Allerdings wurde die daraus abgeleitete Hypothese einer langfristigen Schädigung der rechten Herzkammer durch Ausdauersport, zwischenzeitlich auch als „belastungsinduzierte Arrhythmogene Rechtsventrikuläre Cardiomyopathie (ARVC)“ bezeichnet, bislang nicht durch längsschnittliche Untersuchungen bestätigt. Deshalb war noch unklar, ob die von den Belgiern festgestellte und in der Fachwelt häufig diskutierte akute Vergrößerung der rechten Herzkammer nach Extrem-Ausdauersport tatsächlich in einen gefährlichen Dauerzustand mündet.

Für die Saarbrücker Forscher um Prof. Dr. Jürgen Scharhag, Kardiologe und Sportmediziner, und Dr. Philipp Bohm war die Hypothese: „Ausdauersport führt zu krankhafter Vergrößerung der rechten Herzkammer“, nicht unmittelbar einleuchtend. Am Saarbrücker Institut für Sport- und Präventivmedizin untersuchen die Wissenschaftler seit Jahrzehnten Spitzensportler aus vielen Disziplinen, darunter Triathleten, Schwimmer und Profi-Fußballer. Anzeichen, die die belgische These untermauerten, fanden die Saar-Forscher dabei nie. Daher beschlossen sie, die Hypothese zu überprüfen.

Dafür untersuchten sie 33 sogenannte Elite-Masterathleten (im Schnitt 47 Jahre alt) und verglichen sie mit einer Kontrollgruppe (ebenfalls 33 Männer), die ihnen in Alter, Größe und Gewicht ähnelte, aber keinerlei Ausdauersport betrieben hat. Die Athleten, unter denen ehemalige Olympia-Teilnehmer ebenso wie ehemalige professionelle Ironman-Sieger und Teilnehmer zu finden waren, sind seit rund 30 Jahren leistungssportlich aktiv und trainieren nach wie vor rund 17 Stunden pro Woche.

Die saarländischen Wissenschaftler konnten zwar feststellen, dass die Herzen der langjährigen Spitzensportler erwartungsgemäß deutlich größer und kräftiger waren als die der Kontrollgruppe. „Aber wir fanden keine Hinweise für eine dauerhafte Schädigung, krankhafte Vergrößerung oder Funktionseinschränkung der rechten oder linken Herzkammer durch langjährig betriebenen intensiven Ausdauersport“, erläutert Philipp Bohm, der inzwischen am universitären Herzzentrum Zürich arbeitet.

Der Rückgriff auf hochtrainierte und leistungssportlich aktive Masterathleten ist ein Kniff, den die Saarbrücker Forscher angewendet haben: Da die beste Methode, das Herz und insbesondere die rechte Herzkammer zu untersuchen, die kardiale Magnetresonanztomographie (MRT) ist, diese jedoch noch nicht lange genug zur Verfügung steht und auch kein Routineverfahren zur Untersuchung von Sportlern darstellt, wird es auf absehbare Zeit keine systematischen kernspintomographischen Verlaufsstudien zum Sportherzen geben können. Eine Längsschnitt-Studie, bei der die Probanden vielleicht sogar über mehrere Jahrzehnte begleitet werden, wäre demnach mittels MRT noch gar nicht möglich. „Diese sogenannten Mastersportler repräsentieren derzeit also am besten den Langzeitverlauf langjährig betriebenen Ausdauerwettkampfsports“, erklärt Jürgen Scharhag.

Hintergrund:
Die Saarbrücker Sportmedizin hat eine lange Tradition in der Erforschung medizinischer Aspekte des Spitzensports und der Sportkardiologie. So erforschen die saarländischen Mediziner beispielsweise mit dem Weltfußballverband FIFA den plötzlichen Herztod bei Fußballern. Institutsdirektor Professor Tim Meyer ist als Mannschaftsarzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft tätig wie bereits sein Vorgänger Professor Wilfried Kindermann. Jürgen Scharhag betreut in derselben Funktion die U-21-Auswahl des DFB. Darüber hinaus betreuen und betreuten die Mediziner des Instituts diverse deutsche Olympiamannschaften und Nationalteams sowie die Athleten des hiesigen Olympiastützpunktes.

Die Studie im Internet:
„Right and Left Ventricular Function and Mass in Male Elite Master Athletes“ (12. April 2016): http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27073129

Weitere Informationen bei:
Prof. Dr. Jürgen Scharhag
Tel.: (0681) 30270400
E-Mail: juergen.scharhag@uni-saarland.de

Dr. med. Philipp Bohm
E-Mail: philipp.bohm@usz.ch

Weitere Informationen:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27073129

Quelle: idw

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Wie Bakterien lernen, ihre Feinde zu lieben

Dr. Manfred Schloesser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Tag ein, Tag aus, auf engstem Raum mit deinem größten Feind. Klingt unvorstellbar? In der Welt der Mikroben ist dies seit Jahrmilliarden Alltag. Diese Nähe kann zu ungewöhnlichen Partnerschaften führen, wie eine Studie von Forschern des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie und der Universität Calgary zeigt.

Mit Mikroben auf Zeitreise
Möchte man wissen, wie unsere urzeitlichen Vorfahren aussahen, hilft ein Blick durchs Mikroskop. Mit etwas Glück entdeckt man sie: kleine, einzellige Eukaryoten – auch Protisten genannt. Protisten sind direkte Verwandte von Tieren, Pflanzen und Pilzen. Doch diese Einzeller haben sich im Laufe der Evolution kaum weiterentwickelt. Viele Protisten machen noch heute genau das, was schon ihre Vorfahren vor Urzeiten taten: Sie jagen und verspeisen andere Mikroorganismen. Zu diesen räuberischen Protisten zählen beispielsweise die Breviaten. Diese Gruppe tauchte das erste mal vor etwa einer Milliarde Jahren auf – zu einer Zeit, in der in den Tiefen des Ozeans noch kaum Sauerstoff vorhanden war.

Als Anpassung an den Sauerstoffmangel nutzen Breviaten einen recht einfachen Stoffwechsel: die sogenannte Fermentation, eine Form der Gärung. Dieser Prozess liefert deutlich weniger Energie als beispielsweise die bakterielle Nitratatmung. Wäre es da nicht sinnvoll für die Breviaten, mit Bakterien zusammenzuarbeiten um ihren Stoffwechsel effizienter zu machen? Klingt logisch. Doch es gibt ein Problem: Bakterien sind die bevorzugte Beute von Breviaten.

Eine internationale Forschergruppe um Emmo Hamann, Harald Gruber-Vodicka und Marc Strous wollte trotzdem wissen, ob solche Partnerschaften möglich sind – und liefert spannende Antworten, die nun in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurden.

Breviaten und Arcobacter – ziemlich beste Freunde
Zunächst fuhren Hamann und seine Kollegen ins Wattenmeer, um dort Sedimentproben, also Proben des Meeresbodens, zu sammeln. Mit etwas Geduld und dem richtigen Nährstoffcocktail gelang es ihnen, anschließend im Labor sowohl einen Breviaten als auch nitratatmende Bakterien aus diesen Proben zum Wachsen zu bringen. „Der Breviat war eine bislang unbekannt Art“, berichtet Hamann. „Wir gaben ihm den Namen Lenisia limosa.“ Bei den Nitratatmern handelte es sich um Bakterien der Gattung Arcobacter. Arcobacter hat einen schlechten Ruf. Einige Vertreter besiedeln die Darmschleimhaut von Mensch und Tier und verursachen unangenehme Infektionen. Nun haben Breviaten zwar keinen Darm, aber dennoch ließen sich die Bakterien direkt auf deren Oberfläche nieder.

„Die interessante Frage war nun: Warum besiedelt ein Bakterium, dessen Verwandte normalerweise mit Tieren zusammenleben, einen räuberischen Breviaten?“ erklärt Harald Gruber-Vodicka vom Bremer Max-Planck-Institut. Um diese Frage zu beantworten, warfen die Forscher einen genauen Blick auf die Stoffwechsel beider Organismen. Sie erlebten eine Überraschung: Die beiden lebten freundschaftlich zusammen. Arcobacter half sogar, das Wachstum des Breviaten anzukurbeln. „Lenisia wuchs etwa doppelt so gut in Anwesenheit von Arcobacter“, so Gruber-Vodicka.

Ein Blick hinter die Kulissen
„Mit Hilfe von Wachstumsexperimenten und Proteinanalysen konnten wir genau nachvollziehen, was passiert, wenn die Bakterien auf die Breviaten treffen“, erläutert Hamann. „Die Breviaten geben beim Stoffwechsel Wasserstoff ab. Dieser Wasserstoff wird dann von den Bakterien entfernt. Beim Zusammentreffen der beiden Organismen werden ihre Stoffwechsel sozusagen kurzgeschlossen.“ Für die Breviaten erleichtert das die Fermentation und sorgt dafür, dass sie deutlich mehr Energie gewinnen. „Wir fanden mehrere Enzyme, die für den Energiegewinn notwendig waren. Diese Enzyme wurden nur dann gebildet, wenn Arcobacter in der Nähe war.“

Beide Organismen können auch alleine leben, die Symbiose ist also nicht zwingend. Ein großer Vorteil für das Bakterium liegt allerdings darin, dass es den freiwerdenden Wasserstoff zur Nitratatmung nutzen kann. „Die beobachtete Verbindung ist also eine klare Win-win-Situation“, fasst Hamann zusammen.

Wie finden die Partner zusammen?
Die Forscher fanden erstaunliche Gemeinsamkeiten mit Fällen, in denen Bakterien als Parasiten in Tieren leben. „Um ihren Wirt zu besiedeln, nutzen viele Bakterien sogenannte Virulenzfaktoren“, sagt Gruber-Vodicka. Das sind Proteine, die dabei helfen, sich an die Oberfläche der Wirtszelle zu heften. „Und genau diese Proteine waren auch in der Symbiose zwischen Breviaten und Arcobacter aktiv. Virulenzfaktoren sind also nicht nur bei Krankheiten wichtig, sondern ermöglichen scheinbar auch vorteilhafte Partnerschaften zwischen räuberischen Protisten und Bakterien. Wenn sich diese Vermutung bestätigt, wirft das ein völlig neues Licht auf die Rolle von Virulenzfaktoren.“

„Es wäre möglich, dass Bakterien ihre Fähigkeit zur Symbiose sehr früh in der Evolution an Protisten entwickelt haben“, erklärt Marc Strous, der mittlerweile an der Universität Calgary arbeitet. „An diesen Partnern lernten sie, wie man das Gewebe eines Wirts erkennt und sich dann auf ihm fortpflanzt. Später haben sie dann Tiere besiedelt.“ Doch um diese Vermutung zu bestätigen, muss weiter geforscht werden. „Wir suchen nach weiteren ähnlichen Symbiosen, um diesen Fragen nachzugehen“, so Hamann. Den Forschern des Max-Planck-Instituts und der Universität Calgary stehen also spannende Zeiten bevor. „Und wer weiß? Vielleicht werden Protisten dann bald als kleine Zeitmaschinen genutzt um einen Blick auf die Ursprünge heutiger Symbiosen zu werfen.“

Originalveröffentlichung
Environmental Breviatea harbor mutualistic Arcobacter epibionts
Emmo Hamann, Harald Gruber-Vodicka, Manuel Kleiner, Halina E. Tegetmeyer, Dietmar Riedel, Sten Littmann, Jianwei Chen, Jana Milucka, Bernhard Viehweger, Kevin W. Becker, Xiaoli Dong, Courtney W. Stairs, Kai-Uwe Hinrichs, Matthew W. Brown, Andrew J. Roger und Marc Strous. Nature. DOI: 10.1038/nature18297

Beteiligte Institute
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen
Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie, Göttingen
Universität Calgary, Kanada
MARUM, Universität Bremen
Mississippi State University, USA
South St Dalhousie University, Halifax, Kanada

Rückfragen an
Emmo Hamann
E-Mail: emmohamann@gmail.com

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1038/nature18297
http://www.mpi-bremen.de

Quelle: idw

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Schuppenflechte: Neue Details entschlüsselt

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Spezielle Zellen des Immunsystems – sogenannte B-Lymphozyten – spielen im Krankheitsgeschehen der Schuppenflechte eine wichtige Rolle. Das haben Würzburger Wissenschaftler jetzt in einer neuen Studie gezeigt. Die Zellen eignen sich damit möglicherweise als Ansatz für eine neue Therapie.

„Eine krankhafte und sehr komplexe Immunreaktion der Haut“: So beschreiben Ärzte und Wissenschaftler eine Krankheit, von der zwischen ein und drei Prozent der Bevölkerung betroffen sind – die Schuppenflechte (Psoriasis). Zu ihren charakteristischen Merkmalen gehören eine beschleunigte Zellteilung in den oberen Hautschichten mit einer Vermehrung von Hautzellen und einer Entzündung der darunterliegenden Haut. In dem komplexen Geschehen spielen viele unterschiedliche Zellen eine Rolle: Hautzellen (Keratinozyten) und Zellen des Immunsystems, unter anderem T-Lymphozyten, Makrophagen, Mastzellen und andere mehr.

Einfluss auf einen entzündungshemmenden Botenstoff
Jetzt haben Wissenschaftler der Universität und des Universitätsklinikums Würzburg ihren Blick auf eine Zellart geworfen, die bisher im Zusammenhang mit der Schuppenflechte nur wenig Beachtung gefunden hatte: die sogenannten B-Lymphozyten. Sie konnten zeigen, dass diese Zellen über die Regulation des entzündungshemmenden Botenstoffs Interleukin-10 (IL-10) die Hautkrankheit beeinflussen können. Damit bieten sie sich möglicherweise als Angriffspunkt für eine neue Therapie gegen diese Krankheit an, die nach dem derzeitigen Stand der Forschung nicht heilbar ist. Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Wissenschaftler jetzt in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

An der Studie federführend beteiligt waren die Professoren Matthias Goebeler, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie Würzburg, und Edgar Serfling, aktiver Seniorprofessor in der Abteilung für Molekulare Pathologie am Pathologischen Institut der Universität Würzburg, der die Studie initiiert hatte. „Wichtig war die neue Erkenntnis, dass die Produktion des entzündungshemmenden Botenstoffs IL-10 durch die B-Lymphozyten über eine Wechselwirkung mit dem Protein „Nuclear Factor of Activated T cells“ (NFATc1), einem Transkriptionsfaktor, vermindert wurde“, schildert Matthias Goebeler das zentrale Ergebnis der Arbeit. NFATc1 hemme die Ablesung des IL-10-Gens in B-Zellen und führe schließlich zu einer schlechteren Kontrolle des entzündlichen Geschehens in der Haut. „Die weitere Aufschlüsselung der Wechselwirkung könnte zukünftig zur Entwicklung von Medikamenten führen, die noch spezifischer die entzündlichen Prozesse bei der Psoriasis unterdrücken“, so die Wissenschaftler.

Stichwort Schuppenflechte (Psoriasis)
Die Psoriasis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die bei ein bis drei Prozent der Bevölkerung vorkommt. Die Ausprägung der Psoriasis kann zwischen einzelnen entzündeten und schuppenden Stellen, sogenannten Plaques, an den Ellenbogen oder Knien in leichten Fällen bis hin zu einem sehr schweren Krankheitsbild, bei dem die gesamte Haut betroffen ist, schwanken. Bei etwa 20 Prozent der Psoriasis-Patienten treten zusätzlich schmerzhafte Gelenkentzündungen auf.

Typischerweise erleben Psoriasis-Patienten in ihrem Leben wiederkehrende Schübe verschieden starker Ausprägung. Je nach Ausmaß und Verlauf sind individuell verschiedene Therapieformen von äußerlichen Salben- und/oder Lichtbehandlungen bis hin zu Therapien durch Tabletten oder Injektionen möglich.

NFATc1 supports imiquimod-induced skin inflammation by suppressing IL-10 synthesis in B cells. Hani Alrefai, Khalid Muhammad, Ronald Rudolf, Duong Anh Thuy Pham, Stefan Klein-Hessling, Amiya K. Patra, Andris Avots, Valesca Bukur, Ugur Sahin, Stefan Tenzer, Matthias Goebeler, Andreas Kerstan & Edgar Serfling. DOI: 10.1038/ncomms11724

Kontakt
Prof. Dr. Matthias Goebeler, T: (0931) 201 26351, E-Mail: Goebeler_M1@ukw.de
Prof. Dr. Edgar Serfling, T: (0931) 31-81207, E-Mail: serfling.e@uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Du bist, was Du isst!

Samira Rosenbaum Dezernat Kommunikation
Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Zusammenschau verschiedener Studien bestätigt Zusammenhang zwischen Übergewicht und Persönlichkeit

Es gibt einen Zusammenhang zwischen verschiedenen Persönlichkeitseigenschaften und Übergewicht. Diese Erkenntnis liefert eine umfassende Übersicht über publizierte Studien, die von den Universitäten Bamberg und Bochum durchgeführt wurde. Die Schlussfolgerungen gehen aus einer Zusammenstellung von mehr als 70 fragebogenbasierten Studien aus der Zeitspanne von 1993 bis 2013 hervor. „Die Ergebnisse zeigen, dass bestimmte individuelle Merkmale das Risiko von starkem Übergewicht, auch als Adipositas oder Fettleibigkeit bekannt, erhöhen können. Ebenso verhält es sich mit Essanfällen, dem sogenannten Binge-Eating“, erklärt Prof. Dr. Sabine Löber, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Bamberg.

Jeder der 70 untersuchten Fallstudien liegt das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeitspsychologie, auch „Big Five“ genannt, zu Grunde. Es kategorisiert die Persönlichkeitseigenschaften eines Menschen in fünf verschieden Dimensionen. Die erste Kategorie ist der Neurotizismus, gekennzeichnet durch Ängstlichkeit, Impulsivität und Verletzlichkeit. Die zweite ist Extraversion, die mit Geselligkeit, Selbstsicherheit und Abenteuerlust einhergeht. Die dritte Dimension umfasst Gewissenhaftigkeit und ist charakterisiert durch Kompetenz, Pflichtbewusstsein und Ehrgeiz. Verträglichkeit wird an vierter Stelle angeführt und enthält die Merkmale Vertrauen, Geradlinigkeit und Empfindsamkeit. Die letzte der „Big Five“ ist Offenheit, beschrieben durch Fantasie, ästhetisches Empfinden und Ideenreichtum.

Was sich ergibt, wenn man dieses Fünf-Faktoren-Modell auf Essstörungen bezieht, erklärt Sabine Löber: „Die vorliegenden Studien sprechen dafür, dass übergewichtige Menschen gehäuft neurotische und impulsive Persönlichkeitszüge zeigen. Insbesondere bei Frauen ist Neurotizismus ein Risikofaktor für Übergewicht.“ Zudem seien übergewichtige oder adipöse Menschen mit und ohne Binge-Eating-Störung extravertierter und belohnungssensitiver, also empfänglicher für Belohnungen. Belohnungssensitivität und Impulsivität seien bei Männern mit Binge-Eating-Störung besonders ausgeprägt. Gewissenhaftigkeit und Selbstkontrolle erweisen sich hingegen für beide Geschlechter als Schutzfaktor vor Übergewicht. Keinen Zusammenhang mit Übergewicht scheint es hingegen bei Verträglichkeit und Offenheit zu geben.

Diese Erkenntnisse liefern wichtige Impulse für die therapeutische Praxis. „Durch den festgestellten Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsmerkmalen und Übergewicht lassen sich individuelle Strategien für Therapien erarbeiten“, erklärt die Forscherin. Eine der Methoden, die auf der Basis der Ergebnisse effektiv sein könnte, sind computergestützte Trainings, in denen die Patienten lernen, ihre Reaktionen auf Bilder von hochkalorischen Nahrungsmitteln zu hemmen oder diese zu vermeiden. „Im Suchtbereich werden ähnliche Trainings bereits mit gutem Erfolg eingesetzt“, erklärt Löber. Solche computergestützten Trainings könnten Patienten mit impulsiven Zügen helfen, ihren Heißhunger besser zu kontrollieren und so die Eigenschaft der Selbstkontrolle zu erhöhen, die sich als so wichtiger Schutzfaktor vor Übergewicht erwiesen hatte.

Weitere Informationen:
http://www.uni-bamberg.de/klinpsych

Quelle: idw

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Wasserstoff – wichtiger Baustein der Energiewende

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Fraunhofer ISE bietet Lösungen für Wasserstofftechnologien in der Mobilität

Im Rahmen ihrer Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie (MKS) verweist die Bundesregierung auf die zunehmend engere Verbindung des Ausbaus der erneuerbaren Energien im Stromsektor und des Straßen- und Schienenverkehrs, aber auch des Schiffs- und Flugverkehrs, um die klimapolitischen Ziele erreichen zu können.

Hierfür ist es notwendig, die Energiebasis des Verkehrs insbesondere hinsichtlich strombasierter Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien zu erweitern, und im Fall von Brennstoffzellen- und batterieelektrischen Antrieben die erforderliche Infrastruktur aufzubauen. Synthetische Flüssigkraftstoffe, erzeugt aus nachhaltigem Elektrolysewasserstoff, und CO2 aus vorhandenen Industrie- oder Biomasseanlagen können die bestehende globale Infrastruktur natürlich direkt nutzen. Am Fraunhofer ISE durchgeführte Analysen des deutschen Energiesystems wie die Studie »Was kostet die Energiewende?« zeigen, dass die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung, die Treibhausgasemissionen um mindestens 80 Prozent zu reduzieren, nicht nur technologisch möglich sind, sondern je nach regulatorischen Randbedingungen im Endzustand auch keine Mehrkosten gegenüber dem heutigen Status verursachen. Diese modellbasierten Untersuchungen erstrecken sich über alle Sektoren und Energieträger, also auch den Verkehrssektor und weisen auf Basis unterschiedlicher Szenarien verschiedene, kostenoptimierte Transformationspfade auf. Der stark wachsende Anteil fluktuierender, erneuerbarer Energien macht eine zunehmend flexibel reagierende, komplementäre Residuallast ebenso notwendig wie eine Flexibilisierung der Stromnachfrage. Diese Flexibilisierung gelingt nur, wenn neue Stromanwendungen insbesondere auch für den Verkehr hinzukommen.

Die Modelle haben gezeigt, dass in den kostenoptimierten Szenarien bereits im kommenden Jahrzehnt regional verteilte Elektrolyseure im Gigawatt-Leistungsmaßstab nötig sein werden, um die Kopplung zwischen Energiewirtschaft und Mobilität zu realisieren. »Das Erreichen der Ziele der Energiewende erfordert die Wasserstofferzeugung über die Wasserelektrolyse und die Verwendung des Wasserstoffs als Kraftstoff in Brennstoffzellenfahrzeugen sowie die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen aus Wasserstoff und Kohlendioxid (Power-to-Liquid, PtL)«, ist Dr. Christopher Hebling, Bereichsleiter Wasserstofftechnologien am Fraunhofer ISE, überzeugt. Folgerichtig hat das Fraunhofer ISE zur Weiterentwicklung der PEM-Elektrolyse im letzten Jahr ein hochmodernes Testzentrum eingeweiht, in dem die Freiburger Forscher Elektrolysestapel bis 1 MWel charakterisieren können. Die PEM-Elektrolyse ist ideal geeignet, um nicht bedarfsgerecht erzeugten, regenerativen Strom zu verwenden und in Form des chemischen Energieträgers Wasserstoff zu speichern.

Idealerweise wird dieser regenerativ erzeugte Wasserstoff in der Mobilität mit Brennstoffzellen-Autos genutzt. Seit nunmehr vier Jahren erproben die Forscher am Fraunhofer ISE erfolgreich die Brennstoffzellenmobilität in Freiburg mit drei Daimler B-Klasse F-CELL Fahrzeugen in der Praxis, neuerdings aber auch mit weiteren Generationen von Brennstoffzellen-PKWs von Hyundai (ix35 fuel cell) sowie dem »Mirai« von Toyota. Zusammen mit der ebenfalls seit vier Jahren betriebenen, öffentlichen Solaren Wasserstoff-Tankstelle des Fraunhofer ISE demonstriert das Institut die künftige, emissionsfreie Individualmobilität basierend auf vor Ort produziertem, solarem Wasserstoff mittels Solarzellen und Leitungswasser. »Vom Photon zur Traktion« – ohne jegliche Kohlenwasserstoffe in der Wandlungs- und Transportkette.

Für die leistungsintensivere sowie die Langstrecken-Mobilität im Schwerlast-, Schiffs- und Flugverkehr sind jedoch auch künftig flüssige Kraftstoffe mit hoher volumetrischer Energiedichte notwendig. Dahingehend entwickelt das Fraunhofer ISE Technologien zur Erzeugung synthetischer, flüssiger Kraftstoffe (z. B. Oxymethylenether, OMEs) und Basischemikalien (z. B. Methanol) basierend auf erneuerbarem Wasserstoff und Kohlendioxid und evaluiert diese ökonomisch und ökologisch (Life-Cycle-Assessment, LCA). Diese flüssigen synthetischen Kraftstoffe haben ein hohes Anwendungspotenzial und können bereits jetzt in beliebigen Mengen konventionellen Kraftstoffen beigefügt werden.

Dr. Christopher Hebling blickt optimistisch in die Zukunft: »Wir freuen uns, dass Politik und Wirtschaft ein deutliches Zeichen für die Wasserstofftechnologien als Teil der Energiewende, insbesondere als Kraftstoff und Speichermedium, setzen. Elektrolyse-, Brennstoffzellen- und Power-to-Liquid-Technologien werden uns in unseren Klimazielen unterstützen und uns zunehmend von fossilen Energieträgern unabhängig machen. Das Fraunhofer ISE bietet seinen Kunden und Partnern eine 25jährige Erfahrung in der marktgerechten Entwicklung dieser Technologien«.

Weitere Informationen:
http://www.ise.fraunhofer.de

Anhang
Presseinformation im PDF-Format
https://idw-online.de/de/attachment49971

Quelle: idw

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Menschenaffen kommunizieren kooperativ

Dr. Stefan Leitner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Ornithologie

Menschliche Sprache ist ein kooperatives Zusammenspiel und beinhaltet schnelle Rollenwechsel. Diese Art der kooperativen Kommunikation könnte als Teil genereller kooperativer Fähigkeiten entstanden sein, die für den Menschen einzigartig sind. In einer artübergreifenden Studie an Bonobos und Schimpansen im Freiland haben Forscher der Humboldt Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen jetzt jedoch gezeigt, dass die gestische Kommunikation von Menschenaffen ähnliche kooperative Grundelemente und Rollenwechsel aufweist wie unsere menschliche Sprache. Trotzdem unterscheiden sich Bonobos und Schimpansen gravierend in ihren Kommunikationsstilen voneinander.

Menschliche Sprache ist ein hoch kooperatives Unterfangen, welches schnelle Rollenwechsel beinhaltet. Eine Hypothese besagt, dass sich kooperative Kommunikation als Teil genereller kooperativer Fähigkeiten entwickelte, die für den Menschen einzigartig sind. Der erste Schritt auf dem Weg zur Sprache beginnt bereits vor der Verwendung erster Wörter, wenn Kleinkinder anfangen, Gesten zu verwenden, um mit ihrem Gegenüber zu kommunizieren. Folglich wurde lange angenommen, dass sich gesprochene Sprache stammesgeschichtlich aus Gestik und nicht aus Lauten oder einer Kombination aus Gestik und Lauten entwickelte.

Die Max-Planck-Forscher haben nun herausgefunden, dass die gestische Kommunikation unserer nächsten lebenden Verwandten, der Menschenaffen, ähnliche kooperative Grundelemente und Rollenwechsel aufweist wie die menschliche Sprache. Das Forscherteam um Marlen Fröhlich und Simone Pika der Humboldt-Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen hat zusammen mit Kollegen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, der Ludwig-Maximilians-Universität in München und der Kyoto Universität in Japan erstmalig die kommunikativen Interaktionen von Bonobos und Schimpansen in vier verschiedenen Populationen und Feldstationen miteinander verglichen. Zwei Jahre lang beobachteten sie Bonobos im Salonga-Nationalpark und Luo Scientific Reserve in der Demokratischen Republik Kongo und Schimpansen im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste und Kibale-Nationalpark in Uganda.

Die Auswertung förderte zwei erstaunliche Erkenntnisse zu Tage: Zum einen ist die Kommunikation von Menschenaffen zwischen Mutter-Kind-Paaren der des Menschen ähnlicher als bisher angenommen, zum anderen unterscheiden sich Bonobos und Schimpansen gravierend in ihren Kommunikationsstilen: „Für Bonobos spielt das Blickverhalten eine größere Rolle, und sie reagieren auf Signale schneller als Schimpansen“, sagt Marlen Fröhlich, Erstautorin der Studie. Schimpansen verwenden dagegen klarer unterscheidbarere Kommunikationselemente und verbringen mehr Zeit mit ausgedehnten Verhandlungen.

Die Kommunikation von Bonobos scheint der des Menschen mehr zu ähneln als die Kommunikation von Schimpansen. „Kommunikative Interaktionen von Menschenaffen weisen folglich viele der Grundelemente auf, die auch menschliche Konversation charakterisieren und lassen den Schluss zu, dass sich kooperative Kommunikation entwickelte, um gemeinsame Aktionen effizienter zu koordinieren“, fasst Simone Pika, Leiterin der Studie, zusammen.

Weitere Informationen:
http://orn.iwww.mpg.de/3702149/news_publication_10529676?c=2162

Quelle: idw

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Legionellen schwächen Abwehr durch Voraus-Kommando

Johannes Scholten Pressestelle
Philipps-Universität Marburg

Der Erreger der Legionärskrankheit vermehrt sich besonders gut in den Fresszellen des menschlichen Immunsystems, wenn er Transportbläschen als Vorhut eingesetzt hat, die krankmachende Stoffe enthalten. Das haben Marburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Professor Dr. Bernd Schmeck herausgefunden. Das Team des Forschungsverbundes „Universites of Giessen and Marburg Lung Center“ (UGMLC) veröffentlicht seine Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts „PLoS Pathogens“.

Eine Infektion mit Legionellen-Bakterien kann eine lebensbedrohliche Lungenentzündung hervorrufen. Die stäbchenförmigen Erreger tricksen die körpereigene Abwehr aus, indem sie sich in Zellen des Immunsystems verstecken, den Makrophagen. Wie geht das zu? „Wir haben erstmals untersucht, wie sich eine Vorbehandlung mit Transportbläschen auf eine anschließende Legionellen-Infektion auswirkt“, erklärt Mitverfasser Bernd Schmeck, der die zugrunde liegende Forschungsarbeit leitete.

Legionellen und andere Bakterien schnüren Bläschen aus ihrer Zellhülle ab, so genannte Vesikel. Diese enthalten krankmachende Substanzen, zum Beispiel Enzyme, aber auch Lipopolysaccharide aus der äußeren Hüllmembran der Bakterien. Mit Vesikeln können die Erreger auch entfernte Ziele infizieren.

Schmecks Team behandelte Zellen von Mensch und Maus mit Legionellen-Vesikeln. Das Ergebnis: Zunächst ruft die Behandlung eine Immunreaktion hervor, nämlich eine Freisetzung von Entzündungsstoffen, so genannten Zytokinen. Wenn aber die Infektion mit Vesikeln anhält, so führt sie zu einer stärkeren Vermehrung von Legionellen in den betroffenen Makrophagen. Die Wirtszellen weisen eine erhöhte Anzahl von Hohlräumen auf, in denen sich Bakterien befinden, während die Zytokinproduktion abnimmt. „Die Bakterienlast liegt um das Doppelte höher als ohne Vorbehandlung“, erläutert die Erstautorin Anna Lena Jung.

Die Vesikel bewirken also, dass Fresszellen des Immunsystems sich zu einer Brutstätte für Legionellen wandeln, ohne sich effizient gegen die Krankheitserreger wehren zu können. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Vesikel die Ausbreitung von Legionellen im Wirtsgewebe fördern“, resümiert Schmeck.

Professor Dr. Bernd Schmeck leitet das Institut für Lungenforschung an der Philipps-Universität. Er ist Mitglied im Deutschen Zentrum für Lungenforschung. Die Arbeit an der aktuellen Veröffentlichung wurde durch den transregionalen Sonderforschungsbereich TR84 der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell gefördert.

Originalveröffentlichung: Anna Lena Jung & al.: Legionella pneumophila-derived outer membrane vesicles promote bacterial replication in macrophages,
PLoS Pathogens 22. 4. 2016

Weitere Informationen:
Ansprechpartner: Professor Dr. Bernd Schmeck,
Direktor des Instituts für Lungenforschung
Telefon: 06421 28-65713
E-Mail: bernd.schmeck@uni-marburg.de

Pressemitteilung zum UGMLC: http://www.uni-marburg.de/aktuelles/news/2012d/1130b

Quelle: idw

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Große Pumpen für die Fische

Sabine Johnson Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

BAW und BfG starten Laboruntersuchungen zum Fischaufstieg in einer neuen Versuchsanlage der BAW.

Das Verhalten von Fischen in unterschiedlichen Strömungsmustern zu verstehen, ist das Ziel der Untersuchungen in einer neuen Versuchsanlage an der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Karlsruhe. Anfang April setzten Fischexperten der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) die ersten Fische in die Versuchsrinne, um ihr Schwimmverhalten unter definierten Laborbedingungen genau zu beobachten. Zuvor hatten die Ingenieure der BAW in einer wasserbaulichen Versuchsrinne baulich und hydraulisch vergleichbare Bedingungen zu einer realen Fischaufstiegsanlage geschaffen.

Um diese realen Bedingungen zu erreichen, waren umfangreiche Anpassungen an einer bestehenden Versuchsanlage erforderlich. Denn während im klassischen wasserbaulichen Versuchswesen Strömungen im verkleinerten Maßstab analysiert werden können, erfordern Untersuchungen mit Fischen andere Bedingungen. Reale Strömungsgeschwindigkeiten sowie eine für den Fisch ausreichende Fließtiefe machen vergleichsweise große Durchflüsse in der Versuchsanlage notwendig, sodass als wesentlicher Baustein der Umbauarbeiten neue Pumpen installiert wurden. Diese sind in der Lage, die für die Versuche erforderliche Wassermenge von 1.000 l/s zu fördern. Weiterhin wurden 11 Kameras an der Rinnenwand installiert. Mit diesen Kameras ist es nicht nur möglich, die Fischbewegungen zu dokumentieren, sondern auch den Pfad aufzuzeichnen, den die Fische gewählt haben, um durch die Versuchsanlage zu schwimmen. Die dreidimensionalen, zeitaufgelösten Fischpfade werden im Anschluss an die Versuche am Computer ausgewertet. Diese Daten stellen eine wertvolle Basis dar, um das Zusammenspiel zwischen Strömung und Fischverhalten besser zu verstehen.

Aber wozu dieser große Aufwand?
Durchwanderbare Flüsse sind eine wesentliche Voraussetzung für intakte Fischpopulationen und damit für den guten Zustand der Fließgewässer. Diese langfristig in einem guten ökologischen Zustand bzw. einem guten ökologischen Potenzial zu erhalten, ist das Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu dem sich die Mitgliedsstaaten der EU vor über 15 Jahren verpflichtet haben. Ein wesentlicher Schritt hierzu ist der Bau von Fischaufstiegsanlagen an den Stauanlagen der Flüsse, die Fischen, wie z. B. Nasen, Brachsen und Gründlingen, Wanderungen zu ihren Laich-, Aufzucht- und Nahrungsgebieten ermöglichen.

Derzeit plant die zuständige Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) an über 40 Stauanlagen neue Fischaufstiegsanlagen. Diese Planungen stellen Ingenieure und Biologen häufig vor große Herausforderungen. Den Einstieg in eine Fischaufstiegsanlage zu finden, ist für Fische oftmals schwierig. Zum einen ist die Einstiegsöffnung der Fischaufstiegsanlage im Vergleich zur Breite der gesamten Stauanlage, insbesondere an den großen Flüssen, sehr klein. Zum anderen erzeugen Turbinen in den Wasserkraftanlagen oder der Überfallstrahl an großen Wehranlagen große Verwirbelungen, die die Fische irritieren können.

Damit Fische den Einstieg einer Fischaufstiegsanlage finden können, ist nach derzeitigem Kenntnisstand die Ausbildung einer Leitströmung entscheidend. Diese muss sich von der turbulenten Strömung im Unterwasser einer Stauanlage unterscheiden und den Fischen den Weg zum Einstieg weisen. Insbesondere an den großen Flüssen reicht hierfür der Abfluss in der Fischaufstiegsanlage nicht aus. In Folge dessen ist es erforderlich, kurz oberhalb des Einstiegs zusätzliches Wasser in die Fischaufstiegsanlage hinzuzugeben. Doch stellen sich konkrete Fragen: Wieviel Wasser braucht man, um für Fische eindeutige hydraulische Signale zur Auffindbarkeit zu senden? Wie kann das Wasser in eine Fischaufstiegsanlage zugegeben werden, ohne dass die Fische eine Anlage schlechter passieren?

Hier setzen nun die gemeinsamen Versuche der Fischexperten der BfG und der Wasserbau-Experten der BAW an. Denn nur im Labor können Fische gleichzeitig beobachtet und die hydraulischen Größen hochauflösend aufgenommen werden.

Weitere Informationen:
http://www.baw.de
http://www.bafg.de

Quelle: idw

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Weisse Liste veröffentlicht neue Auswertung des Pflege-TÜV

Jochen Lange Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Die sogenannten Pflegenoten des medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) in Deutschland haben in ihrer derzeitigen Form kaum Aussagekraft. Eine neue Auswertung der Ergebnisse aus dem „Pflege-TÜV“ macht Qualitätsunterschiede von Pflegeeinrichtungen transparenter.

Welcher Pflegedienst passt zu mir, welches Pflegeheim ist gut für mich? Ab sofort bietet das unabhängige Vergleichsportal www.weisse-liste.de, ein gemeinsames Projekt der Bertelsmann Stiftung und der Dachverbände der größten Patienten- und Verbraucherorganisationen, mehr Orientierung bei der schwierigen Entscheidung für eine geeignete Pflegeeinrichtung.

Neue Auswertung schafft mehr Transparenz
Für jede der rund 26.000 Einrichtungen in Deutschland zeigt das Portal an, inwieweit diese die fachlichen Mindestanforderungen an die Qualität der Pflege erfüllt. Die Weisse Liste wertet dazu die Ergebnisse aus dem sogenannten „Pflege-TÜV“ neu aus. Die Methode macht Unterschiede sichtbar, die bei der Entscheidung eines Nutzers für die Auswahl einer Einrichtung in seiner Region relevant sein können. Die Weisse Liste zeigt für jede Pflegeeinrichtung in Form eines Prozentwerts für „Pflegequalität“ an, wie viele der überprüften Kriterien voll erfüllt werden. Zudem wird der Wert immer ins Verhältnis zum Bundesdurchschnitt gesetzt.

Die neuen Ergebnisse zeigen den Verbrauchern somit Unterschiede und negative Ausreißer zwischen den Pflegeheimen und Pflegediensten, die aus den Pflegenoten bislang nicht hervorgehen. Es werden keine Durchschnittsnoten gebildet. „Die neue Auswertung der Prüfergebnisse kann zwar die grundsätzlichen Schwächen des Bewertungssystems nicht kurieren, sie bietet aber mehr Transparenz und Orientierung für Verbraucher“, sagt Uwe Schwenk, Programmleiter bei der Bertelsmann Stiftung. Grundsätzlich sei es ratsam, Pflegeeinrichtungen vor Ort zu besuchen und den Anbietern Fragen zu stellen. „Schneidet eine Einrichtung vergleichsweise schlecht ab, lohnt ein noch genauerer und kritischerer Blick“, so Schwenk.

Kritik an bisherigen Pflegenoten
Die Pflegenoten stehen seit langem in der Kritik. Durch das bisherige System mit durchweg sehr gut ausfallenden Durchschnittswerten in Form von Noten für die Einrichtungen werden Unterschiede in den Prüfergebnissen für die Verbraucher nicht deutlich. Der Grund: Die Werte werden über alle geprüften Kriterien und alle überprüften Pflegebedürftigen hinweg berechnet. Aufgrund dieser Berechnungsmethodik können Mängel in einem relevanten Bereich durch ein anderes – vielleicht weniger relevantes – Kriterium ausgeglichen werden. Das führt dazu, dass die Pflegeanbieter fast durchweg „sehr gut“ abschneiden, obwohl ihre Prüfergebnisse sich teils deutlich unterscheiden.

Bei der Auswertung in Form von Pflegenoten liegt der bundesweite Durchschnitt bei Pflegediensten und -heimen bei jeweils 1,3. 26 Prozent der Heime und 40 Prozent der Dienste erhalten eine glatte 1,0. Nach der neuen Auswertungsmethode der Weissen Liste erfüllen nur 11 Prozent der Heime beziehungsweise 29 Prozent der Dienste die bei ihnen geprüften Kriterien zu 100 Prozent. Rund zwei Prozent der Pflegeheime (rund 180 bei 11.600 Einrichtungen) und vier Prozent der Pflegedienste (rund 530 bei 14.000) schneiden nach der neuen Auswertung besonders schlecht ab – und haben lediglich ein Drittel oder weniger der bewerteten Kriterien bei allen überprüften Pflegebedürftigen in der Stichprobe voll erfüllt.

„Pflege-TÜV“ wird überarbeitet
Die Politik hat inzwischen einen Qualitätsausschuss ins Leben gerufen, der ein neues Qualitätsprüfungs- und Veröffentlichungssystem für Pflegeeinrichtungen entwickeln soll. Dieser Ausschuss konstituiert sich aktuell. Aber frühestens 2019 ist mit den neuen Prüfergebnissen zu rechnen. Bis dahin werden die Pflegenoten weiter in der bisherigen Form veröffentlicht. „In der Übergangszeit wollen wir mit der neuen Auswertungsmethode der Pflege-Prüfergebnisse den Verbrauchern mehr Orientierung bieten“, so Uwe Schwenk von der Bertelsmann Stiftung. Parallel arbeite die Stiftung derzeit an eigenen Vorschlägen für das neue Veröffentlichungssystem. Heute hat sie dazu ein erstes Eckpunktepapier herausgegeben.

Tipps für Verbraucher
Die Weisse Liste empfiehlt Verbrauchern, sich bei der Suche nach dem passenden Pflegeanbieter ein eigenes Bild über die Unterschiede und die Qualität der Einrichtungen zu machen und mit den Fachkräften vor Ort zu sprechen. Das Vergleichsportal bietet dafür auf seiner Website Checklisten an, anhand derer sich Verbraucher orientieren können. Zudem zeigt das Portal an, welche Pflegeberatungsstelle sich in der Nähe des jeweiligen Nutzers befindet.

Zusatzinformationen
Die zugrundliegenden Daten für die neue Berechnungsmethode beruhen auf Prüfungen des medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) der Pflegedienste und Pflegeheime. Die Prüfungen erfolgen unangemeldet (Pflegeheime) beziehungsweise mit einer Anmeldung einen Tag vorher (Pflegedienste). Die aus den Prüfungen veröffentlichten Informationen beziehen sich vor allem auf die Dokumentation der erbrachten Leistungen. Geprüft wird streng genommen die „Dokumentationsqualität“, weniger das, was die Arbeit der Pflegekräfte bewirkt (also die „Ergebnisqualität“).

Diese Schwäche kann die neue Auswertungsmethode der Weissen Liste nicht „kurieren“, sie greift an der zweiten zentralen Schwäche an: den Durchschnittswerten. Jedoch kann grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass die Qualität und Sorgfalt der Dokumentation Rückschlüsse auf die tatsächliche Pflegequalität zulässt. Und: Geprüft werden auch „harte“ Kriterien wie die Korrektheit der Medikamentengabe und das Vorliegen von Genehmigungen für freiheitseinschränkende Maßnahmen.

Bei der Auswertung der Weissen Liste werden nur pflegerische Kriterien herangezogen, die an den Pflegebedürftigen überprüft werden. Andere Prüfkriterien, etwa die durchweg sehr gut bewerten Kriterien zur Organisation, Einrichtungsmerkmale oder Befragungsergebnisse werden nicht in die Auswertung einbezogen.

Unser Experte: Stefan Etgeton, Telefon: 030 31987050-16
E-Mail: stefan.etgeton@bertelsmann-stiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de und unter
http://www.weisse-liste.de/pflege.

Quelle: idw

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Die Sulfatbelastung der Spree – Ursachen, Wirkungen und aktuelle Erkenntnisse

Johannes Graupner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

IGB veröffentlicht frei zugängliches Dossier mit allgemeinverständlichem Überblick
Vermehrt strömt Sulfat über das Grundwasser und die Nebenflüsse in die Spree. Dieses Phänomen ist Gegenstand intensiver öffentlicher Debatten, in denen mitunter wissenschaftlich begründete Argumente fehlen. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) hat daher ein kostenloses und frei zugängliches Dossier erstellt, das die Ursachen, Wirkungen und aktuellen Erkenntnisse der Sulfatbelastung allgemeinverständlich für die Öffentlichkeit zusammenfasst.

„Wie unsere eigenen IGB-Messdaten und auch die der Landesbehörden zeigen, liegen die Sulfatwerte in einigen Spreeabschnitten mittlerweile deutlich über dem Trinkwassergrenzwert von 250 Milligramm pro Liter“, erklärt IGB-Wissenschaftler Dr. Jörg Gelbrecht, Leiter der Abteilung Chemische Analytik und Biogeochemie und einer der Autoren des IGB Dossiers.

Die erhöhte Konzentration in der Spree hat auch Folgen für den Müggelsee, aus dem durch Uferfiltration Trinkwasser gewonnen wird – und dessen Sulfatkonzentrationen seit Sommer 2015 dauerhaft den Grenzwert überschreiten. Steigen die Werte noch weiter an, könnte das die Trinkwasseraufbereitung deutlich erschweren.
Auch Folgen für die Artenvielfalt in den Gewässern können nicht ausgeschlossen werden: „Erste Studien legen nahe, dass bereits Sulfatkonzentrationen von 200 Milligramm pro Liter die aquatischen Lebensgemeinschaften empfindlich stören können“, merkt Gelbrecht an. Auch sei bekannt, dass der Klimawandel und die damit verbundene Häufung extremer Wetterereignisse die Problematik verschärfen könnten.

Das IGB Dossier erklärt Ursachen und bisher bekannte Auswirkungen der steigenden Sulfatkonzentration, lenkt den Blick aber auch auf bisherige Wissenslücken: Nach wie vor gibt es Unsicherheiten bei der Modellierung und Prognose der Sulfatkonzentrationen. Welche langfristigen Folgen diese Steigerungen für Mensch und Umwelt haben und wie lange sie anhalten werden, ist noch nicht abschließend erforscht.

Dies gilt auch für geeignete Gegenmaßnahmen: „Viele der bisher getesteten Verfahren führen nur zu geringen oder kurzfristigen Effekten, ganzheitliche sowie wirtschaftlich vertretbare Konzepte fehlen bislang“, fasst Gelbrecht zusammen. Ein neuer Ansatz könnte sein, die Sulfatbelastung der Gewässerökosysteme durch künstliche Feuchtgebiete einzudämmen. Aktuell werden dazu am IGB Experimente im Labormaßstab vorbereitet.

Das IGB Dossier zur Sulfatbelastung der Spree ist als elektronisches Dokument verfügbar und kann unter folgendem Link kostenfrei heruntergeladen werden:
http://bit.ly/IGB_Dossier_Sulfat

„‘Forschen für die Zukunft unserer Gewässer‘ ist der Leitspruch des IGB. Deshalb möchten wir den gesellschaftlichen Akteuren und der Öffentlichkeit objektive wissenschaftliche Einschätzungen bereitstellen und so unter anderem über unsere IGB Dossiers sachliche Entscheidungshilfen liefern“, erklärt Institutsdirektor Prof. Dr. Klement Tockner anlässlich der Veröffentlichung.

Erstellt wurde das IGB Dossier im Nachgang des 5. Dialog am Müggelsee im November 2015, bei dem sich IGB-Wissenschaftler mit Akteuren aus Forschung, Politik, Behörden, Verwaltung, Umweltverbänden und Wirtschaft über Auswirkungen, mögliche Handlungsoptionen und den aktuellen Forschungsstand ausgetauscht haben. Die Veranstaltung bildete den thematischen Auftakt des vom IGB, der BTU Cottbus-Senftenberg sowie des GFZ Potsdam gegründeten Zentrums für Nachhaltige Landschaftsentwicklung. Das IGB dankt allen Kolleginnen und Kollegen, die sich bei der Zusammenstellung mit hilfreichen inhaltlichen Hinweisen eingebracht haben.

Kontakt:
Dr. Jörg Gelbrecht
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Tel.: 030 64 181 730
E-Mail: gelbr@igb-berlin.de

Dr. Dominik Zak
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Tel. 030 64 181 730
E-Mail: zak@igb-berlin.de

Öffentlichkeitsarbeit und Wissenstransfer: Angelina Tittmann/Johannes Graupner
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Tel.: 030 64 181 -703/-631
E-Mail: ssi@igb-berlin.de

Weitere Informationen zum IGB:
www.igb-berlin.de

Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren.
Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume.
Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Weitere Informationen:
http://bit.ly/IGB_Dossier_Sulfat Download-Link zum IGB Dossier
http://www.igb-berlin.de/chemische_analytik_und_biogeochemie.html IGB-Abteilung Chemische Analytik und Biogeochemie

Quelle: idw

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Schlafprobleme am Wochenende? Grübeleien über unerledigte Aufgaben könnten der Grund sein

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Berufstätige die am Wochenende über unerledigte Arbeitsaufgaben sorgenvoll grübeln, schlafen schlechter. Wer dagegen auch kreativ und problemlösend über die liegengebliebenen Aufgaben nachdenkt, kann davon profitieren. Zu diesem Schluss kommen Psychologen von der Universität Trier und der Fernuniversität Hagen in einer dreimonatigen Tagebuchstudie mit 59 Arbeitnehmern. Die Ergebnisse wurden jetzt im „Journal of Occupational Health Psychology“ veröffentlicht.

Freitags kurz vor Feierabend ist die Freude auf das Wochenende groß – endlich Zeit für Erholung von der anstrengenden Arbeitswoche. Viele Menschen fühlen sich aber auch an den freien Tagen von der Arbeit gestresst und schlafen dadurch schlechter. „Uns hat interessiert, ob das Grübeln über unerledigte Aufgaben ein Bindeglied zwischen Arbeitsstress und Schlafproblemen sein könnte“, sagt Conny Antoni, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Trier und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. „Wir unterscheiden zwischen zwei Arten des Grübelns über unerledigte Aufgaben: sorgenvolles Grübeln ist ein Zustand, in dem negative, wiederkehrende Gedanken über die Arbeit auftreten, ohne dass nach Lösungen gesucht wird. Problemlösendes Grübeln hingegen beschreibt das kreative, von der Arbeit losgelöste Nachdenken über Probleme. Mit unserer aktuellen Studie zeigen wir, dass beide Arten die Beziehung zwischen Arbeitsstress und Schlafproblemen unterschiedlich beeinflussen.“

Online Tagebuchstudie über drei Monate hinweg
An der Tagebuchstudie nahmen 59 Beschäftigte (76% Frauen) unterschiedlicher Branchen teil, die zugleich im Fernstudium Psychologie studierten. Die Beschäftigten wurden über 12 Wochen hinweg per Online-Fragebögen immer am Freitagnachmittag zu ihrem Arbeitsstress befragt, gemessen an erlebtem Zeitdruck und unerledigten Aufgaben am Ende der Woche. Montags direkt vor Arbeitsbeginn machten sie jeweils Angaben zu ihrer Schlafqualität, zu sorgenvollem Grübeln einerseits („An diesem Wochenende war ich angespannt, wenn ich über arbeitsbezogene Themen nachgedacht habe“) und zu problemlösendem Grübeln andererseits („An diesem Wochenende habe ich in meiner Freizeit Lösungen für arbeitsbezogene Probleme gefunden“).

Sorgenvolles Grübeln führt zu Schlafproblemen
Die Analysen zeigen: wer mehr unerledigte Aufgaben hat, ist stärker von Schlafstörungen betroffen. Der Zusammenhang zwischen sorgenvollem Grübeln und Schlafstörungen ist ebenfalls ein positiver: Beschäftigte, die viel sorgenvoll Grübeln, haben mehr Schlafstörungen. Der Zusammenhang zwischen problemlösendem Denken und Schlafstörungen ist entgegengesetzt, wenn auch nur schwach ausgeprägt. Beschäftigte, die problemlösend über unerledigte Aufgaben nachdenken, berichten weniger von Schlafstörungen.
Unerledigte Aufgaben regen sowohl sorgenvolles als auch problemlösendes Grübeln an. Eine Vermittlerrolle zwischen unerledigten Aufgaben und Schlafqualität zeigt sich aber nur für sorgenvolles Grübeln. „Unerledigtes führt so zu schlaflosen Nächten – denn gedanklich lässt es uns auch in der Freizeit nicht los“, folgert Christine Syrek, Psychologin und Hauptautorin der Studie.
Problemlösendes Grübeln erweist sich als besonders hilfreich für die Schlafqualität von Beschäftigten, die viel sorgevoll grübeln. „Problemlösendes Grübeln wirkt hier als eine Art Puffer. Die negative Wirkung des sorgenvollen Grübelns kann dadurch etwas aufgefangen werden“, erklärt Christine Syrek.

Zeitdruck, unerledigte Aufgaben und Schlafqualität
Der Zeitdruck am Ende einer Arbeitswoche hängt nicht direkt mit der Schlafqualität am Wochenende zusammen. Betrachtet man hingegen das Ausmaß an Zeitdruck über die drei Monate hinweg, zeigen sich Zusammenhänge zwischen Menge an Zeitdruck und Schlafstörungen.
Auch das Gesamtlevel an unerledigten Aufgaben über den Dreimonatszeitraum hinweg beeinflusst den Wochenendschlaf. Beschäftigte, die über drei Monate hinweg am häufigsten über unerledigte Aufgaben berichteten, schliefen an den Wochenenden schlechter – unabhängig von den unerledigten Aufgaben der jeweiligen Woche.

Die Originalpublikation finden Sie hier:
Syrek, C. J., Weigelt, O., Peifer, C., & Antoni, C. (2016). Zeigarnik’s sleepless nights: How unfinished tasks at the end of the week impair employee sleep on the weekend through rumination. Journal of Occpuational Health Psychology, 2016 Apr 21. [Epub ahead of print].

Kontakt bei Rückfragen:
Dr. Christine Syrek
Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie
Universität Trier
54286 Trier,
Tel: 0651 201 2032
Email: syrek@uni-trier.de

Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 3900 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Experten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de

Quelle: idw

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Gute Beispiele für Synergien zwischen Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit gesucht!

Sybille Wenke-Thiem Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Urbanistik

Im Auftrag des UBA führt das Difu in Kooperation mit dem IfS Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik sowie sociodimensions ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zu Möglichkeiten der verstärkten Nutzung von Synergien zwischen Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit in Programmen wie der „Sozialen Stadt“ durch.

Es werden Projekte von Kommunen oder lokalen Initiativen gesucht, die Maßnahmen zur sozialen und ökologischen Gerechtigkeit im Rahmen der Städtebauförderung oder auch darüber hinaus erfolgreich miteinander verknüpft haben.

Das Programm Soziale Stadt ist wie auch andere Programme der Städtebauförderung durch einen integrierten, partizipativen und quartiersbezogenen Ansatz gekennzeichnet, der Möglichkeiten zur Verknüpfung von Strategien und Maßnahmen zur sozialen Gerechtigkeit und zur Verbesserung der Umweltsituation bietet. Mittels eines Methodenmixes aus Dokumentenanalyse, Durchführung von vier Fallstudien mit Experteninterviews und teilnehmender Beobachtung einschließlich narrativer Interviews mit Quartiersbewohner/innen sowie Dokumentation von best practices wird auf verschiedenen Ebenen der Frage nachgegangen, ob und wie umweltpolitische Anliegen und sozioökonomische Herausforderungen auf Quartiersebene – insbesondere im Hinblick auf Verteilungs- und Zugangsgerech-tigkeit, Verfahrensgerechtigkeit, nachhaltige Lebensstile und Konsummuster sowie lokale Innovationen – im Rahmen von Programmen wie der Sozialen Stadt implementiert und umgesetzt werden können.

Der Schwerpunkt des Vorhabens liegt auf den Städtebauförderprogrammen und insbe-sondere auf dem Programm Soziale Stadt. Zur Identifizierung von weiteren best practices wird der Fokus darüber hinaus auf lokale Beispiele für „gelebte“ Synergien zwischen Verbesserung von Umweltqualität und sozialer (nachhaltiger) Gerechtigkeit in benachteiligten Stadtteilen erweitert.

Hierzu werden Projekte von Kommunen oder lokalen Initiativen gesucht, die Maßnahmen zur sozialen und ökologischen Gerechtigkeit im Rahmen der Städtebauförderung oder auch darüber hinaus erfolgreich miteinander verknüpft haben. Von besonderem Interesse sind Ansätze, die auf eine Stärkung von nachhaltigen Lebensstilen und Konsummustern abzielen und diese mit Maßnahmen zum Empowerment von benachteiligten Zielgruppen verbinden.

Die Ergebnisse der best practice Projekte werden im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens aufbereitet, diskutiert und dokumentiert. Auf Basis dieser sowie der Untersuchungsergebnisse aus den Fallkommunen/-gebieten werden erste Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Umwelt- und Stadtentwicklungspolitik im Rahmen der Städtebauförderung sowie für sozialpolitische und zivilgesellschaftliche Akteure auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene abgeleitet. Diese (Zwischen-)Ergebnisse werden im Rahmen von Fachgesprächen mit Expert/innen aus verschiedenen Bereichen diskutiert, ergänzt und weiterentwickelt.

Hinweise und Projektvorschläge bitte per eMail an winkler-kuehlken@ifsberlin.de oder schriftlich an das IfS Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik GmbH, Lützowstr. 93, 10785 Berlin bis spätestens Ende Juni 2016

Weitere Informationen:
http://www.difu.de/projekte/2015/moeglichkeiten-der-verstaerkten-nutzung-von-syn…

Quelle: idw

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Ernährung beeinflusst Stresshormonspiegel bei Kindern

Caroline Link Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Forscherteam der Universitäten Gießen und Bonn entdeckt hormonellen Mechanismus zum Zusammenhang von Ernährungsqualität und Gesundheit

Eine mineralstoffarme Ernährung kann bei Kindern zu einem erhöhten Stresshormonspiegel führen. Grund für die gesteigerte Produktion des Stresshormons Cortisol ist die ernährungsbedingte Säurebelastung. Dies haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Universität Bonn herausgefunden. Die Ergebnisse der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Untersuchung hat das das Forscherteam nun in der renommierten Fachzeitschrift „Kidney International“ veröffentlicht.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten bereits zuvor beobachtet, dass eine regelmäßig erhöhte Säurebelastung durch die Ernährung nicht nur mit einer verringerten Knochenstabilität, sondern auch mit höheren Blutdruckwerten bei Kindern einhergeht. Die aktuellen Studienergebnisse zeigen erstmals einen hormonellen Mechanismus auf, über den die Qualität der Ernährung langfristig auf unsere Gesundheit wirkt.

In die Hormonstudie wurden 200 gesunde Kinder eingeschlossen, die ohne Vorgaben zu ihrer Ernährung jeweils über 24 Stunden Urin gesammelt hatten. In den Urinproben von 100 dieser Kinder hatten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor Beginn der Hormonmessungen eine niedrige Säureausscheidung über die Nieren gemessen (Net Acid Excretion, NAE), in den anderen 100 Urinproben eine hohe NAE. Die NAE gilt als ein verlässlicher Biomarker zur Beurteilung der Nettosäurebelastung des Gesamtorganismus.

Bei den Kindern mit hoher NAE fanden die Forscherinnen und Forscher – nach Ausschluss aller Störeinflüsse wie unterschiedlicher Urinmenge oder Eiweißzufuhr – nicht nur eine höhere Sekretion des Stresshormons Cortisol. Es war auch die Ausscheidung an spezifischen zellulären Cortisol-Umbauprodukten, etwa des 6-beta-Hydroxycortisols oder des Cortisons signifikant gegenüber den Kindern der Niedrig-NAE-Gruppe gesteigert.

„Diese Ergebnisse legen nahe, dass Cortisol auch bereits unter einer weniger stark ausgeprägten, lediglich durch die Ernährung beeinflussten Säurebelastung in Zielgeweben wie der Niere oder den Knochenzellen wirkt“, sagt der Bonner Wissenschaftler Prof. Dr. Thomas Remer. „Wir gehen davon aus, dass den Glucocorticoid-Hormonen, also dem Cortisol und Cortison, eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von langfristigen ungünstigen Ernährungseinflüssen auf das Skelettsystem und auf andere relevante Gesundheits-Parameter zukommt. Auffällig bei unseren Untersuchungen war, dass sich die signifikanten Zusammenhänge in keiner Weise abschwächten, als wir die sogenannte potenzielle renale Säurelast (PRAL) im Urin bestimmten und mit den Hormonmesswerten verglichen.“ Die PRAL stellt einen noch spezifischeren Säure-Biomarker der nahrungsabhängigen Mineralstoffzufuhr und des Eiweißabbaus dar als die NAE.

Die von der DFG geförderte Untersuchung erfolgte als Kooperationsprojekt zwischen dem Dortmunder Außenlabor „DONALD Studie“ (DOrtmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed) der Universität Bonn und dem international renommierten Steroidhormonforschungslabor an der Kinderklinik der Universität Gießen. Dieses Labor zählt zu den wenigen Einrichtungen weltweit, in denen mittels massenspektrometrischer Verfahren diffizile Bestimmungen von Hormonen durchgeführt werden können. „Wir mussten für diese Studie eigens eine neue Hormonmessmethode auf der Basis der Tandem-Massenspektrometrie entwickeln“, sagt Laborleiter und Ko-Autor Prof. Dr. Stefan Wudy, der den laboranalytischen Teil der Studie leitet.

„Wir sind gespannt, ob sich die Ergebnisse im Wesentlichen bestätigen lassen, wenn wir nun gezielt das Hormonsystem von gesunden Kindern der DONALD Studie analysieren, die spezifisch danach ausgewählt wurden, ob sie besonders reichlich Obst und Gemüse verzehrten oder nur sehr wenig“, so Wudy. Nach Auffassung der an der Untersuchung beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind Obst und Gemüse diejenigen Lebensmittel, die vor allem aufgrund ihres Kalium- und Magnesiumgehaltes in besonders günstiger Weise die täglich im Stoffwechsel entstehende Säurebelastung neutralisieren.

Publikation:
Jonas Esche, Lijie Shi, Alberto Sánchez-Guijo, Michaela F. Hartmann, Stefan A. Wudy, Thomas Remer: Higher diet-dependent renal acid load associates with higher glucocorticoid secretion and potentially bioactive free glucocorticoids in healthy children; Kidney International; online veröffentlicht am 8. Mai 2016
DOI: 10.1016/j.kint.2016.02.033

Kontakt:
Prof. Dr. Stefan A. Wudy
Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin
Pädiatrische Endokrinologie & Diabetologie
Steroid Research & Mass Spectrometry Unit
Telefon: 0641 985-43451

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1016/j.kint.2016.02.033 (Publikation)
http://www.ernaehrungsepidemiologie.uni-bonn.de/forschung/donald-1 (DONALD Studie)

Quelle: idw

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Was ändert sich in meinem Job, wenn alles digitalisiert ist?

Sandra Sieraad Pressestelle
Universität Bielefeld

Forschende der Universität Bielefeld untersuchen in ostwestfälischen Unternehmen Lösungen für die Arbeitswelt der Zukunft

Wie wird sich mein Job in den nächsten Jahren verändern, wenn die Digitalisierung immer mehr zunimmt? Was wird leichter? Und wie kann ich mich in diesen Veränderungsprozessen weiterentwickeln? Das untersuchen die Arbeitsgruppe Arbeits- und Organisationspsychologie und das Research Institute for Cognition and Robotics (CoR-Lab) der Universität Bielefeld in Unternehmen der Region Ostwestfalen-Lippe. Im Verbundprojekt „Arbeit 4.0 – Lösungen für die Arbeitswelt der Zukunft“ arbeiten sie mit Partnern aus Wissenschaft, Bildung, Regionalmarketing und Wirtschaft zusammen.

Die Forschenden untersuchen, wie Arbeit in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Ostwestfalen-Lippe gestaltet ist. Darauf aufbauend wollen sie gezielt Unterstützungsinstrumente für den digitalen Wandel entwickeln und testen. Das können zum Beispiel Checklisten, Ablaufpläne oder Screening-Instrumente zur Identifikation von Schwachstellen sein. Wenn neue Technologien eingeführt werden, dann ändert sich oft der Arbeitsalltag der Beschäftigten. Das Team um Professor Dr. Günter Maier untersucht Belastungsfaktoren und Chancen dieser Veränderungen. „Die beste Technologie bringt keine Erfolge, wenn es keine Beschäftigten gibt, die ihr Potenzial damit ausschöpfen können“, sagt er.

In einem ersten Schritt machen die Forschenden eine Bestandsaufnahme: Wo wird in OWL bereits in welchem Maße digital gearbeitet? Wie ändern sich derzeit die Arbeitsprozesse durch Vernetzung, Individualisierbarkeit, in Echtzeit auf Kundenwünsche reagieren zu können? Sind die Beschäftigten damit zufrieden? Wie belastet, wie motiviert oder demotiviert sind sie? Die Wissenschaftler entwickeln Methoden und Instrumente, damit Arbeitgeber den digitalen Wandel so gestalten können, dass Arbeitnehmer weiterhin motiviert bleiben. Danach ermitteln die Forschenden in ausgewählten Bereichen, welche Kompetenzen ein Arbeitnehmer für eine bestimmte Stelle haben muss. Daraus leiten sie die Zukunftsfähigkeit der derzeitigen Berufsbilder und den nötigen Qualifizierungsbedarf ab. Ziel ist es, die KMU in der Region für Chancen und Risiken des digitalen Wandels zu sensibilisieren und sie darin zu unterstützen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Das Projekt ist ein Teilprojekt des integrierten Handlungskonzepts „OWL 4.0 – Industrie, Arbeit, Gesellschaft“, das vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung NRW bis Dezember 2018 gefördert wird.

Zu den Partnern des Verbundprojekts gehören neben der Universität Bielefeld die Universität Paderborn, das Innovationszentrum Fennel, die ScMI AG und die OstWestfalenLippe GmbH; koordiniert wird das Projekt von OWL Maschinenbau e.V. Assoziierte Partner sind die Wirtschaftsförderungseinrichtungen der Kreise und der Stadt Bielefeld, die Unternehmer/innenverbände der Metallindustrie sowie weiterer Branchen, die Technologieberatungsstelle des DGB (TBS NRW), die IG Metall, der DGB OWL, die IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, die IHK Lippe zu Detmold, die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld und das Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL. Als überregionale Transferpartner sind Produktion.NRW, Südwestfalen Agentur und In|Die Region RheinRuhr beteiligt.

Weitere Informationen:
http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE10/

Quelle: idw

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Vitamin C-reiche Ernährung und Sport schützen vor Grauem Star

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Fast zehn Millionen Menschen sind hierzulande von der Augenkrankheit „Grauer Star“ betroffen. Gesunde Ernährung mit viel Vitamin C kann das Risiko für die Trübung der Augenlinse um rund ein Drittel senken. Zu diesem Ergebnis kommt eine Londoner Zwillings-Studie, die kürzlich im Fachblatt „Ophthalmology“ erschien. Die DOG rät zu einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung, um der Trübung der Augenlinse vorzubeugen. Vor allem Senioren sollten zu Lebensmitteln greifen, die reich an Vitamin C sind. Nahrungsergänzungsmittel zeigten allerdings keinen zusätzlichen schützenden Effekt.

Die Londoner Wissenschaftler beobachteten die Linsentrübung und die Ernährungsgewohnheiten bei 324 weiblichen Zwillingspärchen über einen Zeitraum von zehn Jahren. „Genetische Untersuchungen an den Schwestern zeigten außerdem, dass das Erbgut nur zu einem Drittel für Fortschritt und Schweregrad des Grauen Stars verantwortlich ist“, sagt DOG-Präsident Professor Dr. med. Horst Helbig. „Umweltfaktoren, Alter und Lebensstil spielen eine deutlich größere Rolle.“ Eine gesunde Ernährung mit ausreichend Vitamin C schützt die Augenlinse. Die Forscher gehen davon aus, dass Vitamin C sich in der Augenflüssigkeit ansammelt und dort die Trübung der Linse verhindert.

Die Studienergebnisse seien aber keine Aufforderung, zu Nahrungsergänzungsmitteln zu greifen, so Helbig, der die Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Regensburg leitet. „Die meisten Menschen in Deutschland können sich mit Vitaminen ausreichend über Lebensmittel versorgen, sodass Nahrungsergänzungsmittel keinen zusätzlichen Effekt bringen. Nicht nur Orangen, Grapefruit und Mandarinen sind reich an Vitamin C – Brokkoli, Rosenkohl und Grünkohl übertreffen die Zitrusfrüchte in dieser Hinsicht sogar. Vor allem Senioren sollten darauf achten, dass sie täglich ausreichend Vitamine über Obst und Gemüse zu sich nehmen.

Grauer Star ist der häufigste Grund für Sehbehinderungen und Erblindung weltweit. Medikamente gibt es dagegen bisher nicht. Nach Schätzung der DOG müssen Augenärzte in Deutschland bei mindestens 800 000 Augen pro Jahr die getrübte Linse durch eine Kunstlinse ersetzen, um das Augenlicht der Betroffenen wieder herzustellen.

„Die Londoner Studie ist eine weitere Arbeit, die verdeutlich, wie sehr der Lebensstil auch die Gesundheit der Augen beeinflusst“, sagt DOG-Mediensprecher Professor Dr. med. Christian Ohrloff. Frühere Studien wiesen bereits darauf hin, dass auch regelmäßige Bewegung und Sport die Augen gesund halten: So können 60 Minuten tägliches Laufen oder Radfahren das Risiko für einen Grauen Star um 16 Prozent senken. Gleichzeitig kann ein gesunder Lebensstil auch vor anderen Augenleiden schützen: Der Verzicht auf Zigaretten etwa mindert das Risiko, an altersabhängiger Makuladegeneration (AMD) zu erkranken. Die Netzhauterkrankung kann das Sehen nach und nach bis zur Blindheit einschränken. Deshalb ist Vorbeugen hier besonders wichtig.

Quellen:
E. Yonova-Doing et al.: Genetic and dietary factors influencing the progression of nuclear cataract, 2016, Ophthalmology , Vol. 0, Issue 0

J. Z. Selzin et al.: Long-term physical activity and risk of age-related cataract: a population-based prospective study of male and female cohorts, 2015, Ophthalmology; 122: 274-280

Weitere Informationen:
http://www.dog.org/

Quelle: idw

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Auf dem Weg zu einer besseren Wasserqualität

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Im Auftrag der Weltumweltorganisation UNEP haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Universität Kassel in den letzten zwei Jahren Wissen zusammengetragen und analysiert, das einen ersten Einblick gibt, wie es um die Qualität der Fließgewässer und Seen weltweit bestellt ist und welche Folgen das hat. Die Vorstudie zu einem World Water Quality Assessment (WWQA), an der weltweit mehr als 40 Autorinnen und Autoren mitgewirkt haben, wurde am 19. Mai 2016, anlässlich eines Science-Policy Forums in Nairobi der Öffentlichkeit vorgestellt.

Hunderttausende Datensätze zur weltweiten Wasserqualität gibt es bereits – nur: Sie beinhalten völlig unterschiedliche Messgrößen und lassen auf der Weltkarte etliche weiße Flecken erkennen. Das hierzu verfügbare Material zu analysieren und aufzubereiten, war eines der wichtigen Ziele für die Vorstudie zum World Water Quality Assessment (WWQA), an der im Auftrag der Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP) Forscher vom UFZ gemeinsam mit Kollegen vom Center for Environmental Systems Research (CESR) der Universität Kassel gearbeitet haben. Schon während dieser Studie konnten sie dank aufwendiger daten- und modellbasierter Analysen neue Rückschlüsse auf die weltweite Wasserqualität ziehen.
„Bei allen internationalen Studien stand bislang vor allem die Wasserquantität im Mittelpunkt“, erläutert Prof. Dr. Dietrich Borchardt, der als Leiter des UFZ-Departments Aquatische Ökosystemanalyse für die Studie verantwortlich ist. Wie schnell sich die Schere zwischen der Menge an verfügbarem Süßwasser und dem Bevölkerungswachstum öffnet – das ist die Leitfrage, an der sich bislang die Wissenschaftler orientiert haben. Beim WWQA wurde eine weiterreichende Perspektive eingenommen: „Wir lenken den Blick auf die Wasserqualität, die Ursachen nachteiliger Veränderungen und stellen die Verbindung zur menschlichen Gesundheit, der Nahrungssicherheit sowie zum Einfluss auf die Ökosysteme her. Und wir benennen wirksame Maßnahmen. Ein so angelegtes, weltweites Assessment hat es bisher noch nicht gegeben“, sagt Borchardt.

Die Studie, die in mehr als zweijähriger Arbeit entstanden ist, wird jetzt auf dem Science-Policy Forum in der kenianischen Hauptstadt Nairobi vorgestellt. Auf dieser Tagung, die ein wichtiger Bestandteil der United Nations Environment Assembly ist, kommen bis zum 27. Mai Wissenschaftler, Politiker und Akteure aus der Zivilgesellschaft zusammen, um die ökologische Dimension von nachhaltiger Entwicklung zu debattieren. Das Forum soll unter anderem aufzeigen, wie wissenschaftliche Ergebnisse besser für künftige politische Entscheidungen innerhalb der 2030 Agenda für Nachhaltige Entwicklung berücksichtigt werden können.
Gerade die Informationen zur Wasserqualität sind hochgradig relevant, um eine sinnvolle Wasserpolitik zu gestalten. „Schon heute leben mehr Menschen mit einem Mobiltelefon als mit einer sicheren Wasserversorgung“, so Dietrich Borchardt. Im nächsten Schritt sollen deshalb auch Sozialwissenschaftler eingebunden werden, um den Bereich der Politikberatung mit abzudecken. „Viele der betroffenen Länder bekommen Geld von internationalen Gebern, um ihre Wasserinfrastruktur aufzubauen. Da geht es also konkret um die Frage, wie internationale Programme gestaltet sein müssen, um Fehler zu vermeiden – und beispielsweise auch darum, wie sich Nachbarstaaten am selben Flusslauf absprechen sollten“, erläutert Borchardt.

Das WWQA soll eine Brückenfunktion übernehmen: Bei den Vereinten Nationen sind eine ganze Reihe von Organisationen für ihre Arbeit auf Informationen zur Wasserqualität angewiesen, von der Weltgesundheitsorganisation bis zur Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation. Sie alle benötigen indes spezifische Daten. Bei der Vorstudie, die nun präsentiert wird, war es deshalb eines der wichtigen Ziele, in der Fülle des vorhandenen Datenmaterials jene Parameter ausfindig zu machen, die für die anschließende konkrete Arbeit am dringendsten benötigt werden. Denn im Global Environmental Monitoring System (GEMS) der Vereinten Nationen laufen Umweltinformationen aus vielen tausend Messstationen weltweit zusammen, aber enthalten sind häufig unterschiedliche Messgrößen und Zeitreihen.

Bei der Arbeit zur jetzt vorgelegten Studie haben sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunächst auf Lateinamerika, Afrika und Asien konzentriert, weil die Probleme hier besonders groß sind. Das sind ausgerechnet aber die Regionen, in denen vielfach die größten Lücken in den verfügbaren Messdaten bestehen. „Es gibt noch echte weiße Flecken“, sagt Dr. Ilona Bärlund, die als Managerin an dem Projekt mitarbeitet. Um dennoch eine flächendeckende Aussage treffen zu können, haben die Forscher eine Methodenkombination gewählt: Wo Daten vorliegen, haben sie analytisch-statistische Auswertungsmethoden eingesetzt. Zugleich haben sie ein integriertes globales Modellierungssystem verwendet, das die Oberflächenwassersysteme mit hoher räumlicher Auflösung abbildet. Mithilfe der Modellberechnungen können so Aussagen dann auch für Regionen abgeleitet werden, aus denen keine konkreten Messdaten verfügbar sind.

Neben den methodischen Klärungen hat die Vorstudie aber auch greifbare Ergebnisse zutage gefördert. In Lateinamerika ist etwa ein Viertel aller Flusskilometer durch Abwasser verschmutzt, also etwa 300.000 Kilometer. In Afrika sind es zwischen zehn und 25 Prozent und in Asien fast die Hälfte, was etwa 800.000 Kilometern entspricht. Gewaltig groß ist auch die Zahl der Menschen, die dadurch gefährdet sind: Zwischen 8 und 25 Millionen sind es in Lateinamerika, 32 bis 164 Millionen in Afrika und 31 bis 134 Millionen in Asien – „wobei die große Spannweite der Schätzungen zeigt, dass es noch eine Rechnung mit vielen Unbekannten ist“, wie es in der Vorstudie heißt.
Mit diesen methodischen und inhaltlichen Ergebnissen der Vorstudie sind alle Weichen für eine Hauptstudie gestellt, die sich jetzt anschließen und zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele unter der 2030 Agenda für Nachhaltige Entwicklung beitragen soll.

Publikation:
UNEP 2016. A Snapshot of the World’s Water Quality: Towards a global assessment. United Nations Environment Programme, Nairobi, Kenya.162pp.
Report: http://www.wwqa-documentation.info/report.html
Policy-Brief: http://www.wwqa-documentation.info/assets/policy_brief_unep_wwqa_web.pdf

Weiterführende Informationen:
Prof. Dr. Dietrich Borchardt
Leiter des UFZ-Departments Aquatische Ökosystemanalyse
E-mail: dietrich.borchardt@ufz.de

Dr. Ilona Bärlund
UFZ-Departments Aquatische Ökosystemanalyse
Telefon: +49 (0)391 8109 102
E-Mail: ilona.baerlund@ufz.de

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=21/2016

Quelle: idw

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Unterdrückung unliebsamer Testergebnisse? Blutzucker-Messgeräte-Hersteller geht gegen Prüflabor vor

Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Berlin – Ein Hersteller von Blutzucker-Messgeräten hat dem Institut für Diabetes-Technologie Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH an der Universität Ulm (IDT) per einstweiliger Verfügung untersagt, Testergebnisse seiner Produkte unter Nennung des Herstellernamens, des Produktes oder des Vertriebsweges auf dem Diabetes Kongress 2016 zu veröffentlichen. Hintergrund der Auseinandersetzung: Die Testung einer Charge von Blutzuckerstreifen durch das IDT hatte ergeben, dass die Messungenauigkeit der Produkte dieses Herstellers erheblich war und die Sicherheit der Diabetespatienten gefährden könnte.

Besonders pikant: Die Messstreifen wurden in einem führenden Discounter vertrieben. „Hier geht es unserer Auffassung nach um Geld und Marktmacht versus Sicherheit der Patienten und Freiheit der Wissenschaft“, erklärt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Die Fachgesellschaft fordert den Hersteller auf, umgehend eine Rückrufaktion der bemängelten Charge einzuleiten.

Der Medizinproduktehersteller hat im Mai 2016 eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Berlin erwirkt (AZ.: 27 O 200/16), wonach die „namentliche Nennung unserer Mandantin (…) und/oder des Vertriebsweges (…)“ auf dem angekündigten Poster untersagt ist. „Wir haben aufgrund dieses rechtlichen Vorgehens die Namensnennungen auf dem Poster entfernt, das die Testergebnisse auf dem Diabetes Kongress 2016 in wissenschaftlich korrekter Form darstellte“, berichtet Dr. med. Guido Freckmann, Geschäftsführer des IDT. Sein Institut will jetzt Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung einlegen, die Zuwiderhandlungen mit einem Ordnungsgeld von 250.000 Euro oder einer Ordnungshaft von bis zu sechs Monaten ahndet.

Hintergrund der rechtlichen Auseinandersetzung: Das IDT hatte zu Jahresbeginn auf eigene Initiative hin eine Charge von Blutzucker-Messstreifen einer Blutzucker-Messgeräte- und Teststreifen-Firma geprüft, die über einen großen Discounter vertrieben wurden. „Wir haben eine Teststreifencharge des Messsystems nach der zutreffenden Norm ISO 15197 getestet“, berichtet Freckmann. „Das IDT ist ein akkreditiertes Prüflabor, das alle Messungen nach höchsten wissenschaftlichen Standards durchführt.“

Doch die Tests mit den Blutzucker-Messstreifen aus dem Discounter fielen in Bezug auf die erforderliche Genauigkeit mangelhaft aus. „Besonders im niedrigen Blutzuckerbereich lagen die Messwerte deutlich zu hoch und waren geeignet, eine drohende Unterzuckerung zu verschleiern“, erläutert Professor Dr. Lutz Heinemann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Technologie der DDG. Die Produkte hatten Werte angegeben, die im Durchschnitt um 16 Prozent überhöht waren. „Dies stellt eine Patientengefährdung dar, beispielsweise wenn der Patient eine Autofahrt beginnen möchte“, erläutert der DDG Experte.

Die Testergebnisse meldete das IDT pflichtgemäß an den Hersteller, Ende März 2016 auch an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Eine Information der betroffenen Patienten erfolgte bislang nicht. „Leider hat der Hersteller nicht die Konsequenz gezogen, einen Rückruf zu starten“, bedauert Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der DDG. Das müsste nach Ansicht der DDG Experten jedoch umgehend passieren. Stattdessen hat der Hersteller rechtliche Mittel eingelegt – mit der Begründung, die Testung nur einer Charge sei nicht ausreichend, es müssten drei Chargen überprüft werden. „Das ist nicht korrekt“, erklärt Heinemann. „Nach derzeit noch geltender ISO-Norm der Europäischen Union reicht eine Charge, um die auf dem Markt deklarierte Leistung zu überprüfen.“

„Hier geht es offenbar um Marktmacht“, bilanziert DDG Präsident Gallwitz. „Das ist insofern skandalös, als die Sicherheit der Patienten dem Kommerz geopfert wird.“ Besonders bedauerlich in diesem Zusammenhang sei, dass das BfArM bislang nicht eingeschritten ist. „Das BfArM muss als Aufsichtsbehörde seine Kontrollfunktion wahrnehmen“, betont Garlichs. „Auf die Selbstkontrolle der Medizinproduktehersteller ist nicht immer Verlass, wie dieser Fall einmal mehr zeigt.“ Die DDG hofft, dass der Discounter ein größeres Interesse hat, die gesundheitliche Sicherheit seiner Kunden zu schützen.

Über das IDT:
Das IDT führt Testungen zur Prüfung von Medizinprodukten im Auftrag verschiedener Hersteller, aber auch auf eigene Initiative durch. Ein Schwerpunkt ist dabei die Leistungsbewertungsprüfung von Blutzuckermesssystemen zur Eigenanwendung nach der internationalen Norm ISO 15197. Für die Durchführung der Testung ist das IDT seit 2015 von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) akkreditiert und von der Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten (ZLG) anerkannt.

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG):
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit fast 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Geschäftsstelle
Albrechtstraße 9, 10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-0, Fax: 030 3116937-20
info@ddg.info
http://www.ddg.info

Quelle: idw

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Neues Design für das Fahrradportal

Sybille Wenke-Thiem Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Urbanistik

Das Fahrradportal, die Online-Informationsplattform zur Radverkehrsförderung in Deutschland, hat ein neues Design bekommen

Auf der Website des vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderten Angebots finden Interessierte Praxisbeispiele, Ausschreibungen und diverse Neuigkeiten rund um den Nationalen Radverkehrsplan und zur Radverkehrsförderung in Deutschland.

Die Online-Plattform richtet sich an die Mitarbeiter aus Politik und Verwaltung des Bundes, der Länder und Kommunen, an die Fachcommunity, Forschung, Verbände und Medien. Diese können sich auf dem Portal über aktuelle Forschung und gelungene Praxisbeispiele im In- und Ausland informieren und sich besser vernetzen. Zusammengetragen werden die Informationen durch das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu).

Neben dem neuen Design wurde das Portal zugleich auch nutzerfreundlicher und bietet erweiterte Suchmöglichkeiten. Interessierte finden so einen schnellen Zugang zu Neuigkeiten, Projekten, Finanzierungsmöglichkeiten, Veranstaltungen, Seminarangeboten, Praxisbeispielen und Wettbewerbsausschreibungen.

Dazu Prof. Dipl.-Ing. Martin zur Nedden, Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu): „Der Radverkehr hat sich in Deutschland in der letzten Dekade zum ‚Mainstream-Verkehrsmittel‘ gewandelt. Das ist gut so, denn er ist umweltfreundlich, kostensparend und gesundheitsfördernd. Die Kommunen müssen und wollen sich darauf einstellen. Dabei sind Wissensvermittlung und Vernetzung wesentlich, um Akteure auf lokaler, regionaler und auf Bundesebene in die Lage zu versetzen, den Radverkehr wirkungsvoll zu fördern. Als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum unterstützt das Difu daher Kommunen und Kommunalverbände intensiv durch Forschung, Fortbildung, Beratung und Information bei der Verkehrsentwicklung und Radverkehrsförderung.“

Weitere Informationen:
Doris Reichel
Telefon: 030/39001-233
E-Mail: reichel@difu.de
https://nationaler-radverkehrsplan.de

Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Kommunen, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut – mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) – bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.

Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH
Sitz Berlin, AG Charlottenburg, HRB 114959 B
Geschäftsführer: Prof. Dipl.-Ing. Martin zur Nedden, Dr. Busso Grabow

Weitere Informationen:
http://www.difu.de
https://nationaler-radverkehrsplan.de

Quelle: idw

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Wie Schwangerschaft die Wahrnehmung verändert

Dr. Stefanie Merker Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Neurobiologie

In der Schwangerschaft verändern sich die Wahrnehmung und Reaktionen auf bestimmte Gerüche und Geschmäcker mitunter drastisch. Das ist auch bei Fliegen so. Was die Veränderung in der Wahrnehmung jedoch auslöst, ist weder bei Säugetieren noch bei Insekten verstanden. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie in Martinsried zeigen nun in Fruchtfliegen, dass die Konzentration eines bestimmten Rezeptors in den Sinnesorganen befruchteter Fliegenweibchen steigt. Dadurch wird der Geschmack und Geruch von wichtigen Nährstoffen, den Polyaminen, anders im Gehirn verarbeitet: Befruchtete Fliegen entscheiden sich für polyaminreiche Nahrung und steigern so ihren Reproduktionserfolg.

Eine Schwangerschaft bedeutet eine enorme Herausforderung für den Organismus der Mutter. Um die heranwachsenden Nachkommen optimal zu versorgen und gleichzeitig die eigenen, gesteigerten Körperfunktionen aufrecht zu erhalten, muss sich die Ernährung auf die geänderten Anforderungen umstellen. „Wir wollten wissen, ob und wie eine werdende Mutter die benötigten Nährstoffe wahrnimmt“, erklärt Ilona Grunwald Kadow, Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Neurobiologie.

Polyamine sind Nährstoffe, die der Körper selbst und auch die Darmbakterien herstellen können. Ein Teil der benötigten Polyamine muss jedoch über die Nahrung aufgenommen werden. Mit fortschreitendem Alter wird die Aufnahme von Polyaminen mit der Nahrung immer wichtiger, da die körpereigene Produktion zurückgeht. Polyamine spielen in unzähligen Zellprozessen eine Rolle, sodass sich eine Polyamin-Unterversorgung negativ auf die Gesundheit, kognitiven Fähigkeiten, Reproduktion und Lebenserwartung auswirken kann. Doch auch zu viele Polyamine können schädlich sein. Die Polyaminaufnahme sollte daher an die aktuellen Bedürfnisse des Körpers angepasst sein.

Die Martinsrieder Neurobiologen konnten nun zeigen, dass Fruchtfliegenweibchen nach der Paarung Nahrung mit einem höheren Polyaminanteil bevorzugen. Eine Kombination aus Verhaltensstudien und physiologischen Untersuchungen ergab, dass die veränderte Anziehungskraft von Polyaminen auf Fliegen vor und nach der Paarung durch einen Neuropeptid-Rezeptor, den sogenannten Sex Peptid Rezeptor (SPR) und seine Neuropeptid-Bindungspartner ausgelöst wird. „Es war bekannt, dass der SPR die Eiproduktion in verpaarten Fliegen ankurbelt“, erklärt Ashiq Hussain, einer der beiden Erstautoren der Studie. „Dass der SPR auch die Aktivität der Nervenzellen reguliert, die den Geschmack und Geruch von Polyaminen erkennen, hat uns überrascht.“

In trächtigen Weibchen werden deutlich mehr SPR-Rezeptoren in die Oberflächen der chemosensorischen Nervenzellen eingebaut. Polyamine werden so bereits sehr früh in der Verarbeitungskette von Gerüchen und Geschmäckern verstärkt wahrgenommen. Die Bedeutung des Rezeptors zeigte sich, als die Forscher durch eine genetische Modifikation das SPR-Vorkommen in Geruchs- und Geschmacksneuronen nicht-trächtiger Weibchen steigerten: Diese Veränderung reichte aus, um die Nervenzellen von jungfräulichen Fliegen deutlich stärker auf Polyamine reagieren zu lassen. Letztendlich führte dies dazu, dass die Weibchen ihre Vorlieben änderten und wie ihre verpaarten Artgenossinnen die polyaminreiche Nahrungsquelle anflogen.

Die Studie zeigt erstmals einen Mechanismus, über den Trächtigkeit (oder Schwangerschaft) die chemosensorischen Nervenzellen modifizieren und so die Wahrnehmung wichtiger Nährstoffe und das Verhalten darauf verändern können. „Da Geruch und Geschmack in Insekten und Säugetieren ähnlich verarbeitet werden, könnte ein entsprechender Mechanismus auch bei uns Menschen dafür sorgen, dass das heranwachsende Leben optimal versorgt ist“, vermutet Habibe Üc̗punar, die zweite Erstautorin der Studie. In einer parallel erscheinenden Studie konnten die Wissenschaftler zudem zeigen, wie die wichtigen Polyamine von den Fruchtfliegen überhaupt wahrgenommen werden.

ORIGINALVERÖFFENTLICHUNG:
Ashiq Hussain, Habibe K. Üc̗punar, Mo Zhang, Laura F. Loschek, Ilona C. Grunwald Kadow
Neuropeptides modulate female chemosensory processing upon mating in Drosophila
PLOS Biology, online am 4. Mai 2016

KONTAKT:
Dr. Stefanie Merker
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Neurobiologie, Martinsried
Tel.: 089 8578 – 3514
E-Mail: merker@neuro.mpg.de
www.neuro.mpg.de

Dr. Ilona Grunwald Kadow
Chemosensorische Kodierung
Max-Planck-Institut für Neurobiologie, Martinsried
Tel.: 089 8578 3159
Email: ikadow@neuro.mpg.de

Weitere Informationen:
http://www.neuro.mpg.de/kadow/de – Webseite der Forschungsgruppe von Dr. Grunwald Kadow

Quelle: idw

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Nutzung von Klärschlamm für Biogas wird erforscht

Dr. Margareta Bögelein Pressestelle
Hochschule Coburg

Die Verstromung von Biogas aus nachwachsenden Rohstoffen wird durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz von 2014 stark eingeschränkt. Das stellt die Betreiber dieser Anlagen vor Herausforderungen. An einer Lösung arbeitet die Hochschule Coburg mit mehreren bayerischen Hochschulen und Industriepartnern im Verbundprojekt FOR10‘000. Ziel ist es, ein Energienutzungskonzept zu entwickeln, das organische Abfälle wirtschaftlich nutzbar macht.

Die Biogasbranche muss sich neuen Herausforderungen stellen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz 2014 brachte eine weitgehende Streichung der Subventionen für die Biogasproduktion. Die Anlagen sollen in Zukunft verstärkt auf organische Reststoffe anstelle der nachwachsenden Rohstoffe setzen. Organischer Abfall wie Klärschlamm birgt ein großes Potenzial für die Biogasproduktion. Bereits etablierte technische Verfahren erlauben jedoch keine wirtschaftlich rentable Nutzung im kommunalen Maßstab. Das Verbundprojekt FOR 10‘000 arbeitet an einem Energie- und Abfallkonzept, das biologische Reststoffe für kleinere Biogasanlagen nutzbar macht.

Prof. Dr. Matthias Noll von der Hochschule Coburg forscht gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Mitarbeiter im Bereich der Substratvorbereitung für die Biogasproduktion. Sie nehmen molekular- und mikrobiologische Analysen von Biomasseproben vor und untersuchen den Einfluss verschiedener Vorbehandlungsmethoden und variierender Rahmenbedingungen auf die mikrobielle Gemeinschaft der Biomasse. Das Verständnis der Stoffwechselaktivitäten ist entscheidend, denn sie bilden die Grundlage aller Prozesse während der Gärung von Biomasse.

Das Projekt wird von der bayerischen Forschungsstiftung gefördert und läuft zwei Jahre. Koordinator ist die Universität Bayreuth. Die Forscher möchten die Biogasproduktion in der Region Oberfranken stärken. Damit ist nicht nur der Wirtschaft geholfen. Der Region wird auf lange Sicht eine dezentrale Versorgung mit erneuerbarer Energie ermöglicht.

Weitere Informationen:

https://www.hs-coburg.de/news-detailseite/news/News/detail/nutzung-von-klaerschl…

Quelle: idw

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Plasma-Kamm gegen Läuse – Technologie erobert Medizin und Haushalt

Sabine zu Klampen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen

Die HAWK-Forschung ist auf dem Weg, Volkskrankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte mit Hilfe von Plasma-Behandlungen signifikant zu lindern. Plasma-Anwendungen wie Handgeräte zur Wundheilung oder der Plasma-Läusekamm werden in den nächsten Jahren womöglich zur Selbstverständlichkeit in Haushalt und Handwerk.

Gezähmte Blitze
Plasma ist der vierte Aggregatzustand der Materie. Nach fest, flüssig, gasförmig folgt ein weiterer energiereicher Zustand, das Plasma. Bekannt ist dieser Zustand vom Gewitterblitz. „Wir haben die Möglichkeiten, diese großartige Energie ganz klein zu machen, zu zähmen, kalt zu lassen, so dass man sogar solche Gewitterblitze auf die Haut einwirken lassen kann, ohne dass etwas zu spüren ist“, sagt der Leiter und Initiator der entsprechenden Forschungsgruppe, Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl, Vizepräsident für Forschung und Transfer der HAWK und Leiter des Anwendungszentrums für Plasma und Photonik des Fraunhofer IST im niedersächsischen Göttingen. Viöl ist für seine Entwicklungen vielfach ausgezeichnet worden. Die HAWK-Plasma-Forschung ist auch in den Medien aufgegriffen worden. N-TV, arte, NDR, MDR, Heise.de, Süddeutsche Zeitung oder die Deutsche Apotheker Zeitung haben berichtet.

Schlüsseltechnologie
Plasma ist eine Schlüsseltechnologie, die industriell schon in vielen Bereichen eingesetzt wird. Die HAWK-Wissenschaftler untersuchen jedoch als weltweit erste die Behandlung menschlicher Haut mit Atmosphärendruck-Plasma. Es ist im Verhältnis zu anderen Plasmen, die sich etwa zur Bearbeitung von Metallen oder Kunststoffen nutzen lassen, vergleichsweise kühl und sein Druck entspricht etwa dem normalen Luftdruck. Die weltweit ersten klinischen Studien zur plasmaunterstützten Wundheilung liefen am Klinikum Schwabing (München) und an der Universitätsmedizin Göttingen.

PlasmaDerm gegen Hautkrankheiten
Entwickelt wurde schon das PlasmaDerm, mit dem man Wunden heilen kann. Hautkrankheiten wie Neurodermitis, die Schuppenflechte oder das sogenannte Offene Bein gelten als Volkskrankheiten. Um Hautwunden zu behandeln, müssen unter anderem der gestörte Sauerstoffzufluss wiederhergestellt und Keime bekämpft werden. „Bislang wurde Plasma hauptsächlich unter Vakuum-Bedingungen erzeugt oder bei atmosphärischen Bedingungen mit so hohen Energiedichten, dass es am Menschen nicht anwendbar war. Die Herausforderung für die Forschergruppe bestand also darin, ein gewebekompatibles Plasma bei atmosphärischem Druck bereitzustellen. Und natürlich mussten eine schmerzfreie Behandlung und die Einhaltung der hohen Sicherheitsanforderungen der Medizintechnik gewährleistet sein. Den Wissenschaftlern gelang dies mit nicht thermischem, also kaltem Plasma, das in etwa Körpertemperatur besitzt“, erläutert Dr. Andreas Helmke, Gruppenleiter für Plasmamedizin.

Klinische Studien
Prof. Dr. Steffen Emmert konnte an der Hautklinik der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) in einer klinischen Studie die positive Wirkung der Behandlung nachweisen. Weit über hundert PlasmaDerm-Geräte sind bereits im Einsatz und deutlich über 10.000 Behandlungen wurden durchgeführt. Emmert: „In einer älter werdenden Gesellschaft nehmen gerade Hauterkrankungen immer weiter zu. Und das geht natürlich mit zunehmenden Kosten für das Gesundheitswesen einher. Es werden dringend genau in diesem Bereich deshalb neue, effektive Behandlungsmethoden gesucht. Wir konnten in unserer Zulassungsstudie für PlasmaDerm zeigen, dass Plasma die Keime auf Wunden reduzieren und die Wundheilung fördern kann.“

Läusekamm
Kurz vor der Markteinführung ist der Läusekamm auf Plasmabasis, mit dem man Läuse auf den Haaren töten kann – aber auch zusätzlich die Nissen, was andere Produkte nicht können. Der Läusekamm wird voraussichtlich in etwa ein bis zwei Jahren auf dem Markt erhältlich sein. Die Plasma-Technologie macht hier Schluss mit Chemie auf dem Kopf unzähliger Kita- oder Schulkinder oder Bettwäsche im Gefrierschrank. Professor Viöl: „Wir erzeugen ein Hochspannungsfeld auf dem Kopf. In der Luft zündet dann so etwas wie ein ganz kleiner Gewitterblitz. Das hört sich sehr gefährlich an, aber wir benutzen Hochspannungspulse, die man gar nicht spürt, die absolut ungefährlich sind, weil sie ganz bestimmte Frequenzen besitzen. So ist das Plasma kalt. Das Besondere an diesem Kamm ist, dass es mit einem rein physikalischen Verfahren funktioniert – eben ohne Chemikalien.“

Milbenstaubsauger und Handdesinfektion
Zudem wurde ein Staubsauer entwickelt, der die Milben in einem Teppich tötet. Oder DesiHand – ein Plasmasystem zur Trocknung und Desinfektion der Handoberfläche, das in großen Sanitäranlagen installiert werden kann.

Elektronen unter Hochspannung
Plasma ist ein Zustand, den jedes beliebige Gas, zum Beispiel Luft, unter elektrischer Ladung annimmt. Die Elektronen gewinnen unter Hochspannung so viel Energie, als wären sie bis zu 80.000 Grad heiß. So heiß wird es normalerweise noch nicht mal auf der Sonne. Alle anderen Bestandteile des Plasmas bleiben aber kalt. Und deswegen ist es für Mensch und Haustiere völlig ungefährlich, nicht aber für kleinere Lebewesen, wie zum Beispiel Läuse. Die stille elektrische Entladung ist eine Wechselspannungs-Gasentladung, bei der mindestens eine der Elektroden vom Gasraum durch galvanische Trennung mittels eines Dielektrikums elektrisch isoliert ist.

In Zukunft mit Plasma-Stick
„Die Zukunft stelle ich mir so vor: Die Mutter greift zu einen Plasma-Stick und nicht mehr nach Jod, um das aufgeschlagene Knie ihres Kindes zu heilen, der Allergiker ‚saugt‘ Milben mit dem Plasma-Staubsauger weg und in Arztpraxen ist die Behandlung von Hautproblemen mit Plasma ein gängiges Verfahren“, sagt Viöl.

Weitere Informationen:
http://www.hawk-hhg.de/aktuell/default_211593.php
http://www.hawk-hhg.de/naturwissenschaften/179220.php

Anhang
Preise und Auszeichnungen für die Pasma-Forschung
https://idw-online.de/de/attachment49662

Quelle: idw

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Wirtschaftsfaktor RB Leipzig: Erstligist spühlt über 16 Millionen Euro pro Saison in die Stadt

MBA Volker Stößel Media Relations
HHL Leipzig Graduate School of Management

RB Leipzig und die wirtschaftliche Bedeutung eines Erstligisten für die Region. Ein Interview mit Prof. Dr. Henning Zülch, Inhaber des Lehrstuhls Accounting and Auditing an der HHL Leipzig Graduate School of Management. In seiner Forschung beschäftigt sich der gebürtige Dortmunder neben der Finanzmarktkommunikation mit der Übertragbarkeit betriebswirtschaftlicher Grundprinzipien auf die erfolgreiche Führung von Sportvereinen.

RB Leipzig hat mit dem Sieg gegen den Karlsruher SC am vergangenen Sonntag alles klar gemacht. Die erste Fußballbundesliga kann kommen. Der viel geschmähte Verein soll nunmehr seine wirtschaftliche Strahlkraft für die Region Leipzig und gar den gesamten ostdeutschen Raum entfalten. Was bedeutet dies konkret?
ZÜLCH: Zunächst muss man schauen, was eigentlich die wesentlichen Faktoren sind, die die Strahlkraft von RB Leipzig ausmachen können. Mir fallen spontan zwei relevante Faktoren ein, und zwar die Zuschauerentwicklung und der Imagegewinn für die Stadt und die gesamte Region.

Lassen sie uns zunächst bei der Zuschauerentwicklung bleiben. Was bedeutet der Erstligaaufstieg in diesem Zusammenhang?
ZÜLCH: Schaut man sich die Zuschauerentwicklung an, so ist festzustellen, dass RB Leipzig in der zweiten Liga durchschnittlich 27.800 Zuschauer pro Spiel ins Stadion gelockt hat. Das bedeutet Platz drei in der Zuschauertabelle der 2. Bundesliga hinter Nürnberg und St. Pauli. Bemerkenswert für einen Club, dem Seelenlosigkeit vorgeworfen wird. Die große Frage ist nun: Wie geht es weiter in Liga 1? Betrachtet man genau die seit 2013 aufgestiegenen Vereine Frankfurt, Berlin, Köln, Ingolstadt und Darmstadt, so fällt auf, dass die Zuschauerzahlen dieser Vereine im Jahr nach dem Aufstieg um 26,8% angestiegen sind und auf diesem Niveau grundsätzlich verharrten. Wird dies auf RB Leipzig und die kommende Saison übertragen und unterstellt man eine Wachstumsrate von 35% aufgrund des besonderen Umfeldes und der bisherigen Erfahrung, so ist für die kommende Saison eine Steigerung der Zuschauerzahlen auf 165.500 Zuschauer zu kalkulieren. Das bedeutet, dass durchschnittlich 37.500 Zuschauer ein Heimspiel von RB Leipzig besuchen werden. Auch die Gästefans werden über kurz oder lang ihre Boykotthaltung aufgeben und zu weiter steigenden Zuschauerzahlen führen. Der Erfolg wird sich durchsetzen und die Erkenntnis, dass RB Leipzig nicht wirklich anders ist als Leverkusen und Bayern.

Was bedeutet diese Entwicklung nun finanziell für Leipzig?
ZÜLCH: Laut einschlägiger Studien in den vergangenen Jahren lässt ein Stadionbesucher in Leverkusen ungefähr 25 EUR im Stadion selbst und zusätzliches Einkommen außerhalb des Stadion wird in Höhe von ebenso 25 EUR generiert. In Wolfsburg sieht dies ähnlich aus: 14 EUR im Stadion und 23 EUR außerhalb des Stadions. Hinzu kommt der Steuergewinn der Stadt.

… Was heißt das nun konkret für Leipzig?
ZÜLCH: Übertragen auf Leipzig bedeutet dies, dass bei einem Zugewinn von 165.500 Zuschauern in der Saison 2016/2017 bei 25 EUR Ausgaben pro Besucher ca. 4.14 Mio. EUR zusätzliche Einnahmen außerhalb des Stadions generiert werden. In der Summe ergibt sich über alle 17 Heimspiele von RB Leipzig bei einer durchschnittlichen Zuschauerzahl von 37.500 Zuschauern pro Heimspiel eine Gesamtzuschauerzahl von 637.500 Zuschauern (Platz 12 der aktuellen Zuschauertabelle) für die kommende Saison, was Einnahmen i.H.v. ca. 16 Mio. EUR außerhalb des Stadions für die gesamte Saison bedeuten würde. Und dies ist eine meines Erachtens eine noch eher pessimistische Schätzung. Geht man auf realistische 30 EUR pro Besucher hoch, erreicht man Gesamteinnahmen von gar 19,13 Mio. EUR.

Sie sprachen zuvor die Stadtkasse Leipzig an. Wie profitiert diese denn von den Einnahmen?
ZÜLCH: Von den Ausgaben der Stadionbesucher in Leipzig profitiert selbstverständlich auch die Leipziger Stadtkasse durch Steuereinnahmen. Die zusätzlichen Zuschauer verursachen auch Kosten für zusätzliche Transportmöglichkeiten und Sicherheitskonzepte. Zieht man von den Einnahmen in der Stadtkasse die zusätzlichen Ausgaben ab, so kommt man in Leverkusen bspw. auf 7,65 Euro pro Stadionbesucher. Legt man diese Maßgröße der Leipziger Berechnung zugrunde, wären es ca. 1,27 Mio. EUR zusätzlich für die Stadtkasse durch den Zuschaueranstieg um 165.500 Besucher in Leipzig pro Jahr. Insgesamt würde die Stadtkasse Leipzig bei dieser Berechnung über die gesamte Saison 2016/2017 bei einer Zuschauerzahl von 637.500 Zuschauern ein Ergebnis von 4,88 Mio. EUR verbuchen. Das ist schon nicht unwesentlich.

Durch den Erstligaaufstieg wird auch für die Stadt Leipzig ein zusätzlicher Imagegewinn einhergehen. Können Sie uns erklären, was damit alles – auch finanziell – verbunden ist?
ZÜLCH: Hält sich RB Leipzig in der ersten Bundesliga – wovon ja auszugehen ist, so macht der Verein unzweifelhaft Werbung für die Stadt Leipzig. In Leverkusen müsste die Stadt bspw. 2,2 Mio. EUR, in Wolfsburg 1,2 Mio. EUR zusätzlich an Werbeausgaben tätigen, um denselben Effekt zu erzielen. Wird unterstellt, dass die mediale Aufmerksamkeit von RB Leipzig auf das Niveau vom VfL Wolfsburg steigt – auch oder gerade deshalb, weil Leipzig dann der einzige ostdeutsche Verein der ersten Bundesliga ist, so ergäbe sich ein Äquivalent von 1,2 Mio. EUR Werbeausgaben im Jahr, die für die Stadt Leipzig gratis getätigt würden. Hinzu kommt, dass Leipzig nicht mehr nur als eine Kulturhauptstadt, sondern auch als Fußballstadt wahrgenommen würde, was den Tourismus zusätzlich ankurbeln würde.

Können Sie diesen Tourismuseffekt auch finanziell beziffern?
ZÜLCH: Ausgangspunkt sind die sogenannten Ankünfte in Leipzig. Im Zeitraum zwischen 2010 und 2014 ist die Zahl der Ankünfte in Leipzig jährlich um 7,7% gewachsen (2010: 1.121.257 bzw. 2014: 1.510.374). Wenn man dieselbe Wachstumsrate für die Folgejahre ansetzt sowie zusätzlich von einem konservativ geschätzten RB-Sondereffekt von 5% ausgeht, würden sich zusätzliche Ankünfte, die nur auf den Aufstieg zurückzuführen sind, von 95.000 ergeben. Unterstellt man, dass diese zusätzlichen Besucher ebenfalls wie die restlichen Besucher durchschnittlich rund 50 EUR ausgeben, ergeben sich Zusatzerlöse von 4,75 Mio. EUR als indirekter Effekt der zusätzlichen Werbung für Leipzig durch RB pro Jahr. Von diesen Zusatzerlösen würde wiederum der eine oder andere Euro sicherlich auch in die Stadtkasse fließen. Sie sehen, da ist ordentlich Bewegung drin.

Welche Auswirkungen hat der Aufstieg für den Arbeitsmarkt in Leipzig?
ZÜLCH: Das ist ganz schwierig zu sagen. Zurzeit kursieren ja die wildesten Zahlen. Die zusätzlichen Zuschauerzahlen, die zusätzlichen Einnahmen der Stadtkasse Leipzig und die Werbewirkung für die Region Leipzig lassen mittel- bis langfristig vermuten, dass bis zu 1.500 neue Arbeitsplätze in den flankierenden Sektoren (Hotel- und Gastgewerbe, Sicherheitsgewerbe, Einzelhandel etc.) geschaffen werden, um den gestiegenen Bedürfnissen gerecht zu werden. Dieser hohe Arbeitsplatzeffekt mag überraschen, beruht aber auf der Tatsache, dass Arbeitsplätze in den erwähnten Gewerben meist durch Teilzeit und relativ geringe Stundenlöhne charakterisiert sind.

Zum Abschluss noch einige Sätze zum Erstligisten RB Leipzig. Was sind die kommenden Herausforderungen des Vereins?
ZÜLCH: Der Verein selbst steht jetzt m.E. vor immensen Herausforderungen. Neben der sportlichen Herausforderung „1. Bundesliga“, die die Verpflichtung neuer Stammkräfte bedeuten wird und die Integration des Trainers Hasenhüttl, sind in einem weiteren Schritt zusammen mit der Stadt Leipzig wichtige infrastrukturelle Fragen zu lösen, um die prognostizierten Zuschauermassen zu kanalisieren und Fankrawalle zu vermeiden. Hier stellt sich also eine zunehmend logistische Herausforderung. Ferner muss der Verein beweisen, dass er kein Fremdkörper in der Region ist. Er muss aktiv Gemeinwohl stiften und zeigen, dass er über den Sport hinaus einen gesellschaftlichen Beitrag für die Region leistet, wie dies bereits andere Bundesligisten mit großem Erfolg tun. Seine unternehmerischen Wurzeln hat RB sicherlich in Österreich, der Sport wird aber in Leipzig betrieben. Dies ist eine gesellschaftspolitische Herausforderung. Zu guter Letzt hat sich das Unternehmen „RB Leipzig“ so aufzustellen, dass es mit solider Basis auch wirtschaftliche und sportliche Tiefschläge auszuhalten vermag. Die Organisationsstruktur muss Kontinuität und Stabilität ausdrücken. Dies ist eine unternehmerische Herausforderung. Also, alles in allem vier Herausforderungen auf einmal. Manche sind schon mit einer überfordert.

Weitere Informationen:
http://www.hhl.de/accounting
http://www.dierotenbullen.com/

Quelle: idw

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21. Mai 2016 World Fish Migration Day: Der millionste Stör wurde in die Oder entlassen

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Wanderfische wie Lachs, Aal und Stör wandern oft tausende von gefahrvollen Kilometern im Meer oder zwischen Salz- und Süßwasser hin und her. Der „World Fish Migration Day“ (WFMD) am 21. Mai wurde auf die Probleme von Fischen auf ihren Wanderungen aufmerksam gemacht. Zu diesem Anlass laden das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der Nationalpark Unteres Odertal, die Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V., der NABU Deutschland e.V. und die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV mit Unterstützung des Deutschen Angelfischerverbandes zu einem Symposium ein. Dabei wird der millionste Stör in die Oder entlassen, Besucher können Störpaten werden.

Im Fokus der Veranstaltung stehen die aktuellen Ausbaupläne der Oder. An der Oder liegt Deutschlands einziger und Polens größter Auen-Nationalpark. Viele Bereiche im Odereinzugsgebiet werden durch Schutzgebietsverordnungen vor Eingriffen weitgehend bewahrt, um sie als möglichst unveränderten Naturraum zu erhalten und das darin lebende einzigartige Artenaufkommen zu sichern.

Dr. Jörn Gessner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) sieht die Ausbaupläne der Oder kritisch. Der Wissenschaftler koordiniert am IGB das Projekt zur Wiederansiedlung des Baltischen Störs (Acipenser oxyrinchus). Der Stör war einst in der Oder und den Nebenflüssen heimisch. Dort, in Gewässerabschnitten mit Kies- oder Steinboden, befinden sich seine ursprünglichen Laichgründe und damit auch die Kinderstube des Stör-Nachwuchses. „Das gesamte Entwicklungskonzept und die vielfältigen Maßnahmen zur Erhaltung und zum Aufbau funktionaler Wanderfischgemeinschaften des Lachses, der Meerforelle, des Schnäpels, des Aals oder des Störes werden durch diese Prozesse erschwert, wenn nicht sogar rückgängig gemacht“, so Jörn Gessner. Ende der 1960er Jahre wurde in der Oder der letzte Baltische Stör gefangen. Fischerei, Gewässerverschmutzung und die Verbauung der Flüsse hatten die einst reichen Bestände ausgelöscht. Seit 1994 versucht das Team aus Fischereibiologen des IGB und Naturschützern der Gesellschaft zur Rettung des Störs (GRS) den wohl ursprünglichsten aller Knochenfische mit viel Aufwand zurückzubringen. Freisetzungen von Jungfischen, die seit 2006 durchgeführt werden, sollen langfristig den Grundstock einer neuen, sich selbst erhaltenden Population in Deutschland bilden. Jörn Gessner ist schon gespannt: „Am 21. Mai ist es soweit; wir freuen uns sehr, den millionsten kleinen Stör in der Oder aussetzen zu können, immer in der Hoffnung, dass die Lebensbedingungen, die er dort antrifft, sich verbessern werden“.

Hintergrundinformation zum geplanten Ausbau der Oder:
Die Oder ist in Deutschland als Nebenwasserstraße des Bundes klassifiziert, spielt also für die Verkehrsinfrastruktur nur eine sehr untergeordnete Rolle. Aktuell steht jedoch erneut die Verbesserung der Schiffbarkeit zur Diskussion. Polen und Deutschland unterzeichneten 2015 einen Staatsvertrag zum Ausbau der Grenzoder für die Sicherung von Eisbrecher-Einsätzen, der eine Vertiefung der Flusssohle um bis zu 40 Zentimeter vorsieht. Dies bedeutet, dass der an vielen Stellen naturnahe Fluss auf einer Länge von mehr als 150 Kilometern um etwa 25 bis 30 Prozent vertieft werden soll. Dieser Eingriff hätte zur Folge, dass wichtige ökologische Funktionsräume wie Kolke, Sand- und Kiesbänke verschwinden. Dieser Staatsvertrag fällt zusammen mit der Ankündigung weiterer Ausbaupläne der Oder; unter anderem durch den Bau neuer Stauhaltungen in Polen. Weitere Einschränkungen für Fauna und Flora könnten aktuell aus der geplanten „Ertüchtigung und Verbesserung des hydrologischen Regimes im polnischen Zwischenoderland“ folgen, die „in ihrem Umfang und ihren Folgen bislang noch nicht abzuschätzen sind“, so Dr. Michael Tautenhahn, Stellvertretender Leiter des Nationalparks Unteres Odertal.

Ansprechpartner:
Nationalpark Unteres Odertal:
Dr. Michael Tautenhahn, Am Park 2, 16303 Schwedt/Oder, OT Criewen, Tel: 033322677207
IGB:
Dr. Jörn Geßner, Müggelseedamm 310, 12587 Berlin, Tel: 03064181626
Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV:
Gerd-Michael Arndt, Fischerweg 408, 18069 Rostock, Tel: 038120260532

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de/veranstaltungen_details/events/world-fish-migration-day…

Quelle: idw

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Gradmesser für die Fettverbrennung

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Braune Fettzellen können überflüssige Pfunde abschmelzen lassen. Das haben Forscher der Universität Bonn an Mäusen mehrfach gezeigt. Nun haben sie eine neue Methode entwickelt, wie sich die Aktivität von braunem Fett ohne großen Aufwand auch am Menschen nachweisen lässt. Die microRNA miR-92a ist ein indirektes Maß für die Aktivität der energiezehrenden braunen Zellen. Sie lässt sich auf vergleichsweise einfache Weise aus dem Blut gewinnen. Die Wissenschaftler stellen ihre Ergebnisse im renommierten Fachjournal „Nature Communications“ vor.

Wer starkes Übergewicht hat, stößt beim Abnehmen häufig schnell an seine Grenzen: Trotz aller Diäten und Zurückhaltung beim Essen wollen die überflüssigen Pfunde nicht so richtig verschwinden. Das hat meist auch Konsequenzen für die Gesundheit der Betroffenen, da übergewichtige Menschen ein höheres Risiko zum Beispiel für Diabetes oder Herzkreislauferkrankungen haben. Prof. Dr. Alexander Pfeifer vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Bonn erforscht seit Jahren an Mäusen, wie sich unerwünschte weiße Fettzellen in energiezehrende braune Fettzellen umwandeln lassen. Die braunen Zellen „verbrennen“ überschüssige Energie und wandeln in Wärme um, was sich sonst als Röllchen vor allem an Hüften und Bauch ansetzt.

Prof. Pfeifer hat inzwischen modellhaft an Nagern zahlreiche Signalketten im Stoffwechsel entschlüsselt und Ansatzpunkte gefunden, wie sich die unerwünschten weißen Fettzellen in die Fettverbrenner umwandeln lassen. Die Ergebnisse aus der Grundlagenforschung lassen sich aber nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen. „Es müsste deshalb an Probanden getestet werden, welche der inzwischen gefundenen Wirkstoffe besonders effizient und schonend weiße in braune Fettzellen verwandeln“, sagt Prof. Pfeifer. Doch gibt es derzeit keine Methode, die mit geringem Aufwand, kostengünstig und ohne gesundheitliche Risiken die Aktivität der braunen Fettzellen misst.

Braune Fettzellen verschicken miR-92a-Päckchen im Blut
Zusammen mit Wissenschaftlern der Universitäten Maastricht (Niederlande) und Turku (Finnland) sowie der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf hat das Forscherteam um Prof. Pfeifer einen Marker gefunden, der auf vergleichsweise einfache Art und Weise die Aktivität der braunen Fettzellen anzeigt: die exosomale microRNA miR-92a. Von solchen microRNAs ist bekannt, dass sie bei der Genregulation eine Rolle spielen. Das Team um Prof. Pfeifer hat nun erstmals gefunden, dass braune Fettzellen microRNAs in sogenannte Exosomen verpacken und ins Blut abgeben. „Bei den Exosomen handelt es sich um eine Art Päckchen, die von den braunen Fettzellen im Blut verschickt werden – den Päckchen-Inhalt, die mircoRNAs, konnten wir aufklären, aber der Adressat ist uns noch nicht bekannt“, berichtet der Pharmakologe der Universität Bonn.

Das Forscherteam hat ganz verschiedene microRNAs untersucht. Davon kommt miR-92a sowohl in Mäusen als auch in Menschen vor und steht mit der Aktivität von braunen Fettzellen in Zusammenhang. Immer dann, wenn sehr wenig miR-92a im Blut vorhanden ist, verbrennen die braunen Fettzellen besonders viel Energie. Dass dies auch im Menschen funktioniert, haben die Wissenschaftler an insgesamt 41 Probanden aus den Niederlanden und Finnland nachgewiesen. „Es ergibt sich ein signifikanter statistischer Zusammenhang, der jedoch noch mit einer größeren Stichprobe unterfüttert werden müsste“, berichtet Erstautor Joschka Johannes Buyel aus dem Team von Prof. Pfeifer. Dann ließe sich die Aktivität der braunen Fettzellen mit miR-92a noch genauer einschätzen. Doch solche Paralleluntersuchungen mit verschiedenen Methoden sind teuer und aufwendig.

Biomarker ermöglicht Wirksamkeitsprüfung neuer Pharmaka
„Nichtsdestotrotz erscheint miR-92a als ein vielversprechender Biomarker, mit dem neuartige Wirkstoffe zur Gewichtsreduktion durch Umwandlung von weißen in braunen Fettzellen am Menschen überprüft werden könnten“, sagt Prof. Pfeifer. Ein einfacher Bluttest könne dies absehbar leisten. Diese Methode könnte in Zukunft möglicherweise neue Behandlungsverfahren im Kampf gegen Fettleibigkeit und viele Folgeerkrankungen vorantreiben.

Publikation: Exosomal microRNA miR-92a concentration in serum reflects human brown fat activity, Fachjournal „Nature Communications“, DOI: 10.1038/ncomms11420

Quelle: idw

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Wie verhalten sich Fische in Fischtreppen?

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

BfG und BAW starten ethohydraulische Versuche

Die großen Flüsse in Deutschland sollen wieder durchgängig werden, insbesondere für Fische. Ein Schritt dorthin sind Fischaufstiegsanlagen an Querbauwerken wie Wehren und Staustufen. Wie jedoch muss eine solche Anlage konstruiert sein, damit Fische den Einstieg in diese Fischtreppe finden und passieren können? In ethohydraulischen Versuchen werden nun die Bedürfnisse von Fischen erforscht, um diese später beim Bau der Fischaufstiegsanlagen zu berücksichtigen.

Das Verhalten von Fischen in unterschiedlichen Strömungsmustern zu verstehen, ist das Ziel der Untersuchungen in einer neuen Versuchsanlage an der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Karlsruhe. Fischexperten der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) setzten Anfang April die ersten Fische in die Versuchsrinne, um das Aufstiegsverhalten zu beobachten. Vorher hatten die Ingenieure der BAW in der Versuchsrinne vergleichbare Bedingungen wie in einer realen Fischaufstiegsanlage geschaffen. Die gemeinsame Analyse dieser sogenannten ethohydraulischen Versuche durch die Experten der BfG und BAW bildet einen wesentlichen Baustein für die Bemessung von Fischaufstiegsanlagen.

Durchwanderbare Flüsse sind eine wesentliche Voraussetzung für intakte Fischpopulationen und damit für den guten Zustand der Fließgewässer. Diese langfristig in einen guten ökologischen Zustand zu bringen, ist das Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Ein wesentlicher Schritt hierzu ist der Bau von Fischaufstiegsanlagen an den Stauanlagen der Flüsse, die den Fischen Wanderungen zu ihren Laich-, Aufzucht- und Nahrungsgebieten ermöglichen.

Derzeit plant die zuständige Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) an über 40 Stauanlagen neue Fischaufstiegsanlagen. Diese Planungen stellen Ingenieure und Biologen häufig vor große Herausforderungen, denn den Einstieg in eine Fischaufstiegsanlage zu finden, ist für Fische oft schwierig. Zum einen ist die Einstiegsöffnung der Fischaufstiegsanlage im Vergleich zur Breite der gesamten Stauanlage sehr klein, insbesondere an den großen Flüssen. Zum anderen erzeugen Turbinen in den Wasserkraftanlagen oder der Überfall an großen Wehren starke Turbulenzen, die Fische irritieren können.

Dazu erläutert der Leiter der Projektgruppe Ökologische Durchgängigkeit im Referat Tierökologie, Dr. Matthias Scholten: „Damit Fische den Einstieg einer Fischaufstiegsanlage finden können, ist nach derzeitigem Kenntnisstand die Ausbildung einer Leitströmung entscheidend. Diese muss sich von der turbulenten Strömung im Unterwasser einer Stauanlage absetzen und den Fischen den Weg zum Einstieg weisen.“ Insbesondere an den großen Flüssen reicht hierfür der Durchfluss in der Fischaufstiegsanlage nicht immer aus. In Folge dessen kann es erforderlich werden, kurz oberhalb des Einstiegs zusätzliches Wasser in die Fischaufstiegsanlage hinzuzugeben. Doch wieviel Wasser braucht man, um für Fische eindeutige hydraulische Signale zur Auffindbarkeit zu senden? Wie kann das Wasser in eine Fischaufstiegsanlage zugegeben werden, ohne die Passierbarkeit für Fische zu verschlechtern?

Hier setzen nun die gemeinsamen Versuche der Fischexperten der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und der Experten für Hydraulik der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) an: Denn nur im Labor können Fische in ihrem Verhalten im Zusammenhang mit den erzeugten Strömungen beobachtet werden.

Weitere fachliche Informationen: Dr. Matthias Scholten, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Referat Tierökologie, Fon: 0261/1306 5937, Mail: scholten@bafg.de

Quelle: idw

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Fettreiche Ernährung lässt Gehirn hungern

Dr. Maren Berghoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung

Eine fettreiche Ernährung führt in Mäusen nach nur drei Tagen zu einer geringeren Zuckerversorgung des Gehirns, berichtet eine Forschungsgruppe um Jens Brüning, Direktor am Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln. Das Mäusegehirn hat nach vier Wochen seinen Zuckerspiegel wieder hergestellt, allerdings auf Kosten des restlichen Körpers.

Fettreiche Ernährung bringt unseren Körper durcheinander. Übergewicht und Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 können die Folge sein. Aber was macht eine fettreiche Ernährung eigentlich mit unserem Gehirn? Forscher vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln haben jetzt in einer Studie Mäusen ins Gehirn geschaut, um zu verstehen, wie sich Übergewicht und Diabetes entwickeln.

Schlechter Glukose-Transport an der Blut-Hirn-Schranke
„Eine fettreiche Diät senkt schon nach drei Tagen die Aufnahme des Blutzuckers Glukose in das Gehirn. Das Gehirn hungert also, obwohl die Mäuse täglich viele Kalorien zu sich nehmen. Verantwortlich dafür ist das Protein GLUT-1, welches der wichtigste Glukose-Transporter an der Blut-Hirn-Schranke ist“, erklärt Alexander Jais, Autor der Studie. Mögliche Auslöser für die Rückbildung des GLUT-1 Transporters sind freie gesättigte Fettsäuren, die toxisch an der Blut-Hirn-Schranke wirken. Die Glukose fehlt dem Gehirn in wichtigen Regionen: im Hypothalamus, der den Stoffwechsel steuert und in der Hirnrinde, die für Lernen und Erinnerung zuständig ist.

Das Gehirn wirkt seinem Energiemangel entgegen. Makrophagen, spezialisierte Zellen des Immunsystems, produzieren den Wachstumsfaktor VEGF, welcher die Bildung von GLUT-1 steigert, und setzen ihn direkt an den Gefäßzellen der Blut-Hirn-Schranke frei. So lassen sich nach vier Wochen wieder normale Glukosespiegel im Gehirn messen, obwohl die Mäuse weiterhin fettreich essen. Fehlt den Mäusen VEGF, bleibt die Glukoseaufnahme in das Gehirn verringert. „Das hat zur Folge, dass die Mäuse langsamer lernen und ein schlechteres Erinnerungsvermögen haben“, sagt Jais.

Das egoistische Gehirn
Der Ausgleich des Zuckerbedarfs des Gehirns bei weiterhin fettreicher Ernährung funktioniert nur auf Kosten des restlichen Körpers. „Man spricht von dem egoistischen Gehirn, da es seinen Zucker dadurch bekommt, dass es den Appetit auf süße Nahrungsmittel anregt und die Zuckeraufnahme in Muskeln und Fett verhindert. Die Zellen in der Muskulatur werden dann resistent gegen das körpereigene Hormon Insulin, welches normalerweise den Zucker in die Zellen schleust. Dadurch kann dann im schlimmsten Fall Diabetes entstehen“, so Jais.

Weitere Informationen:
http://www.sf.mpg.de
http://www.mpg.de

Quelle: idw

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Tägliches Auf und Ab der Plankton-Tiere im Meer

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

Eine einzigartige mehrjährige Messreihe aus dem Südpolarmeer bringt neue Erkenntnisse über die tägliche Vertikalwanderung von Zooplanktongemeinschaften: Wissenschaftler des Thünen-Instituts für Seefischerei in Hamburg und des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven beobachten Änderungen im Jahresverlauf und zwischen den Jahren. Das antarktische Zooplankton ist die wichtigste Nahrungsquelle für viele Fische und Walarten, u.a. dem größten Säugetier der Welt, dem Blauwal.

Erstmals ist es Wissenschaftlern gelungen, den Jahresgang von Zooplanktongemeinschaften im Südpolarmeer zu dokumentieren. Anhand von Daten aus verankerten akustischen Doppler-Strömungsmessern (ADCP) konnten Dr. Boris Cisewski vom Thünen-Institut für Seefischerei und Dr. Volker Strass vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung die tägliche Vertikalwanderung des Zooplanktons durchgehend über drei Jahre aufzeichnen. Außerdem untersuchten sie, wie einzelne Umweltparameter wie Licht, Meereisbedeckung, Nahrungsverfügbarkeit, Zirkulation und Temperatur sowie Salzgehalt das Wanderverhalten beeinflussen.

Die tägliche Vertikalwanderung von Zooplankton – vielfach Krebstiere mit Körperlängen zwischen Millimetern und Zentimetern – wird im Wesentlichen vom Tag-Nacht-Zyklus ausgelöst. Um möglichen Fressfeinden zu entkommen, tauchen sie bei Sonnenaufgang in dunkle Tiefen ab und verweilen dort tagsüber. Nach Sonnenuntergang steigen sie wieder in die oberen Schichten auf, um zu fressen, wo das Sonnenlicht pflanzliches Plankton hat wachsen lassen. Bislang existierten nur kleine zeitliche Ausschnitte über die Wanderungsbewegungen des Zooplanktons im Südpolarmeer. Wegen seiner saisonalen Meereisbedeckung sind viele Gebiete während des Südwinters nicht mit dem Schiff zu erreichen. Eine biologische Netzbeprobung ist zu dieser Jahreszeit daher nur lückenhaft möglich.

Die aktuelle Studie beruht auf Daten, die während drei Polarstern-Expeditionen und mit Hilfe von Tiefsee-Verankerungen in den Jahren 2005 bis 2008 im Südpolarmeer im Rahmen des LAKRIS-Projektes (Lazarev Sea Krill Study) erhoben wurden. Dazu wurden an drei verschiedenen geographischen Positionen entlang des Greenwich-Meridians ADCP-Geräte verankert, die in festen Zeitintervallen Schallwellen aussenden und damit eine bis zu 500 Meter tiefe Wasserschicht unter der Oberfläche erfassen. Dabei gibt die Stärke des Echos Auskunft über die Konzentration des Zooplanktons, während sich aus der Dopplerverschiebung der Schallfrequenz die Wanderungsgeschwindigkeit errechnen lässt.

Auf Basis dieser Langzeitmessungen untersuchten die Wissenschaftler nicht nur tägliche, sondern auch saisonale Vertikalwanderungsmuster einzelner Zooplanktongemeinschaften. Dabei stellten sie zum Beispiel fest, dass das Zooplankton zu Beginn des Südsommers von Ende November bis in den Januar sein Wanderverhalten für einige Wochen einstellt. „Das große Nahrungsangebot im Oberflächenwasser scheint so attraktiv für die Tiere zu sein, dass sie zu seinen Gunsten darauf verzichten, sich tagsüber vor Fressfeinden in größere Tiefen zurückzuziehen“, folgern die beiden Ozeanographen. Weitere Indizien für diese Hypothese liefern Messungen der Meereisbedeckung und der Chlorophyllverteilung. Mit Beginn der Eisschmelze bilden sich sogenannte Eisrand-Algenblüten, die die Hauptnahrungsquelle für Antarktisches Zooplankton zu dieser Jahreszeit bilden.

Überraschend waren die großen Unterschiede im Zooplanktonbestand zwischen den drei untersuchten Jahren. „Welche Ursachen das hat, ist abschließend noch nicht geklärt. Daher sind weitere physikalische und biologische Messungen erforderlich, damit zukünftige durch den Klimawandel bedingte Änderungen im Ökosystem des Südpolarmeers abgeschätzt werden können“, so Cisewski und Strass. Mit dem bevorstehenden Umzug des Thünen-Instituts von Hamburg nach Bremerhaven verbinden die beiden Autoren die Hoffnung auf eine intensivere Zusammenarbeit der beiden wissenschaftlichen Einrichtungen.

Die vollständigen Ergebnisse der Langzeitstudie sind in Volume 144 der Fachzeitschrift Progress in Oceanography unter http://www.sciencedirect.com/science/journal/00796611 veröffentlicht.

Kontakt:
Dr. Boris Cisewski
Thünen-Institut für Seefischerei, Hamburg
Tel.: 040 38905-224 o. 0152 32014946
Mail: boris.cisewski@thuenen.de

Dr. Volker Strass
Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven
Tel.: 0471 4831-1822
Mail: Volker.Strass@awi.de

Dr. Folke Mehrtens
Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven
Tel.: 0471 4831-2007
Mail: Folke.Mehrtens@awi.de

Quelle: idw

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Arbeitsfähigkeit wird durch Arbeitsängste beeinträchtigt

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Arbeitsängste sind spezielle Ängste, und unterscheidbar von klassischen Angsterkrankungen. Arbeitsängste beeinträchtigen die Arbeitsfähigkeit in besonderer Weise. Je nach Art der Arbeitsangst unterscheiden sich Betroffene im Ausmaß und im Muster ihrer Beeinträchtigungen. Das zeigt eine Studie mit 244 Reha-Patienten, die in der Fachzeitschrift „International Archives of Occupational and Environmental Health“ veröffentlicht wurde. Die Erkenntnisse bieten neue Ansatzpunkte für eine optimierte Wiedereingliederung von Arbeitnehmern nach längeren Krankschreibungszeiten.

Arbeitsängste sind Ängste, die sich auf Gegebenheiten oder Personen am Arbeitsplatz oder auf den Arbeitsplatz als Ganzes beziehen. Das können zum Beispiel arbeitsbezogene soziale Ängste sein, arbeitsbezogene Sorgen, oder phobische Ängste und Vermeidungsverhalten. „Aus der Rehabilitationsforschung wissen wir, dass Menschen mit Arbeitsängsten besonders häufig in eine Langzeitarbeitsunfähigkeit geraten, oder gar auf eine Frühberentung hinsteuern“, sagt Beate Muschalla. Die Rehabilitationspsychologin und Verhaltenstherapeutin erforscht seit langem, wie Arbeitsängste die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen, und was man dagegen tun kann.

Studie mit 244 Reha-Patienten
In einer neuen Studie untersuchte sie 1610 Patienten einer Rehabilitationsklinik im arbeitsfähigen Alter (18-65 Jahre). Mit einem diagnostischen Interview identifizierte sie zunächst 244 Patienten mit Arbeitsangst und erfragte deren spezifische Ängste. Die von Arbeitsangst betroffenen Patienten wurden dann hinsichtlich der Beeinträchtigungen ihrer Arbeitsfähigkeit beurteilt. Grundlage hierfür war das international evaluierte Fremdbeurteilungsrating Mini-ICF-APP für psychisch bedingte Fähigkeitsbeeinträchtigungen. Mit diesem können 13 relevante (Arbeits-) Fähigkeitsdimensionen von Menschen beurteilt werden (u.a. Entscheidungs- und Urteilsfähigkeit, Durchhaltefähigkeit, Selbstbehauptungsfähigkeit, Gruppenfähigkeit). Die Autorin analysierte den Zusammenhang zwischen Arbeitsängsten, Art der Fähigkeitsbeeinträchtigungen und den Arbeitsunfähigkeitszeiten im Zeitraum sechs Monate nach der Reha.

Spezifische Arbeitsängste gehen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen einher
Die Analysen zeigen, dass sich verschiedene Arbeitsängste im Ausmaß und Muster ihrer Fähigkeitsbeeinträchtigungen unterscheiden: Arbeitsbezogene soziale Ängste sind vor allem bei sozialen Kontakten am Arbeitsplatz beeinträchtigend, jedoch nicht hinsichtlich der generellen Anwendung von Wissen und Kompetenzen. Die Angst davor, die Arbeit unzureichend auszuführen oder nicht zu schaffen (Insuffizienzangst) geht einher mit einer schwächeren Durchhaltefähigkeit. Menschen mit ausgeprägtem arbeitsbezogenen Sorgenverhalten haben oft Probleme mit der Entscheidungs- und Urteilsfähigkeit. Patienten mit Arbeitsplatzphobie zeigen eine erhöhte Beeinträchtigung ihrer Mobilität, speziell in der Fähigkeit, den Arbeitsplatz zu erreichen.

Mehr „Toleranzarbeitsplätze“
„Die moderne Arbeitswelt per se ‚macht‘ nicht ‚krank‘, sondern stellt zunehmend Anforderungen an kognitive und interpersonelle Leistungsfähigkeit, die Menschen mit psychischen Erkrankungen teilweise nicht erfüllen können. Immer mehr Beschäftigte mit psychischen Erkrankungen – epidemiologisch gesehen sind es 30% der Normalbevölkerung – laufen bei immer enger werdenden Anforderungen und Controlling Gefahr, aus der Arbeitswelt herauszufallen. Die Person-Umwelt-Passung muss wieder mehr beachtet werden. Nicht jeder Mensch muss alles können. Unsere Arbeitswelt braucht ‚Toleranzarbeitsplätze‘, damit auch zukünftig Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeitsprofilen arbeitsfähig bleiben“ sagt Beate Muschalla. „Die Erkenntnisse unserer Studie liefern uns auch wichtige Ansatzpunkte für Interventionen bei Arbeitsängsten, wie zum Beispiel Wiedereingliederungsmaßnahmen. Je nach Art der Arbeitsangst können gezielte Maßnahmen eingesetzt werden: Bei sozialen Ängsten kann zum einen ein soziales Kompetenztraining versucht werden, andererseits können auch Arbeitsplatzanpassungen hilfreich sein, wie die Versetzung aus einer reinen Verkaufstätigkeit in eine Tätigkeit mit mehr Büroarbeit.“

Die Originalstudie finden Sie hier:
Muschalla, B. (2015). Different work capacity impairments in patients with different work-anxieties. International Archives of Occupational and Environmental Health, online published.
DOI 10.1007/s00420-015-1099-x

Weitere Informationen:
Dr. Beate Muschalla
Psychologische Psychotherapeutin VT
Freie Universität Berlin
Klinische Psychologie und Psychotherapie JK 26 / 320 Habelschwerdter Allee 45
14195 Berlin
Email: beate.muschalla@fu-berlin.de

und

Leitende Psychologin in der Zusammenarbeit mit Rehabilitationseinrichtungen
Abteilung Rehabilitation
Deutsche Rentenversicherung Bund
Postanschrift: 10704 Berlin
E-Mail: dr.beate.muschalla@drv-bund.de

Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 3800 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Experten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de

Quelle: idw

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Ségolène Royal startet die Initiative „100 Projekte für das Klima“

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Die Ministerin für Umwelt, Energie und Meeresangelegenheiten, zuständig für die internationale Klimapolitik, Ségolène Royal, startete im Rahmen der Umweltkonferenz in Paris am 25. April 2016 eine neue Internet-Plattform, mit der die weltweit 100 innovativsten Bürgerinitiativen für das Klima gefördert werden sollen.

Die Ministerin für Umwelt, Energie und Meeresangelegenheiten, zuständig für die internationale Klimapolitik, Ségolène Royal, startete im Rahmen der Umweltkonferenz in Paris am 25. April 2016 eine neue Internet-Plattform, mit der die weltweit 100 innovativsten Bürgerinitiativen für das Klima gefördert werden sollen.

Die dreisprachige Plattform 100projetspourleclimat.gouv.fr stellt die Initiativen, Engagements und Lösungen vor, die von Bürgern aus der ganzen Welt zum Thema Kampf gegen den Klimawandel eingereicht wurden.

Die auf dieser Plattform veröffentlichten Lösungen umfassen alle Bereiche des Kampfes gegen den Klimawandel: Projekte zur Verringerung der Treibhausgasemissionen und zur Anpassung an den Klimawandel, zum Schutz der Gesundheit, zum Erhalt der Biodiversität, zur Entwicklung von Frühwarnsystemen etc.

Die Bürger sind weltweit dazu aufgerufen, ihre Projekte in einer der drei Sprachen (Französisch, Englisch und Spanisch) bis zum 6. Juni 2016 einzureichen. Vom 6. Juni bis zum 6. Juli 2016 können die Bürger dann ihre Favoriten auswählen. Nach der Abstimmung der Internetnutzer werden die 100 Projekte mit den meisten Stimmen von Ségolène Royal zum Sieger gekürt. Diese werden bis zur COP22 im November in Marrakesch betreut und gefördert.

Quellen:
„Ségolène Royal lance l’opération 100 projets pour le climat“, Pressemitteilung des Umweltministeriums, 25.04.2016 – http://www.developpement-durable.gouv.fr/Segolene-Royal-lance-l-operation.html

„100 projets pour le climat“, Pressemitteilung des Umweltministeriums, 25.04.2016, http://100projetspourleclimat.gouv.fr/fr/

Übersetzerin:
Jana Ulbricht, jana.ulbricht@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/umwelt-klima-agronomie/segolene-royal-s…

Quelle: idw

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Statistiker: Deutschland wird Fußball-Europameister

Dr. Dirk Frank Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Der Mathematiker Matthias Ludwig hat mit fussballmathe.de den Ausgang der EM 2016 in Frankreich simuliert.

Die deutsche Nationalmannschaft tritt als amtierender Weltmeister an. Doch welche Chancen haben die Mannen von Jogi Löw auf den begehrten Titel Europameister? Matthias Ludwig, Professor für Didaktik der Mathematik an der Goethe-Universität, und sein Mitarbeiter Iwan Gurjanow können bereits mit einer wissenschaftlich fundierten Prognose aufwarten: Statistisch betrachtet hat Deutschland die größten Chancen, Fußball-Europameister zu werden. Laut dem verwendeten Prognosemodell, das drei Faktoren berücksichtigt – historische Ergebnisse inklusive des Torverhältnisses zwischen den Mannschaften, die derzeitig erreichten FIFA-Punkte sowie den aktuellen Mannschaftswert -, gewinnt Deutschland mit einer Wahrscheinlichkeit von 15,84 Prozent den Titel. Spanien kommt knapp dahinter auf 15,57 Prozent, England auf 10,15 Prozent.

„Beim Prognosemodell im Web kann der Benutzer die Gewichtung der drei Faktoren aber auch individuell ändern“, erläutert Ludwig. Wer beispielsweise die Gewichtung des Mannschaftswerts deutlich erhöht, erhält als Ergebnis Spanien als wahrscheinlichen Europameister. Ebenfalls kann der Benutzer in einer Simulation eine ganz persönliche EM durchspielen. Die einzelnen Spielausgänge werden über das jeweilige Torverhältnis, den aktuellen Fifa-Rang und den Mannschaftswert berechnet. „Da kann es schon mal vorkommen, dass Island Weltmeister wird. Aber eben nur in einem von 1000 Fällen“, sagt Matthias Ludwig.

Zur Prognose und Simulation der Fußball-EM auf fussballmathe.de:
http://fussballmathe.de/2015/12/wer-wird-europameister-2016/

fussballmathe.de zur EURO 2016 ist ein Projekt der Arbeitsgruppe MATIS I des Instituts für Didaktik der Mathematik und Informatik (Goethe-Universität Frankfurt a.M.) in Kooperation mit der Stiftung Rechnen. Auf der Website finden Mathematiklehrkräfte kostenfrei weiteres interessantes Material und Aufgaben für ihren Unterricht zum Download.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Matthias Ludwig, Institut für Didaktik der Mathematik und Informatik (IDMI), Goethe-Universität Frankfurt am Main, Tel. (069) 798-28695; ludwig@math.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Innovativ und energieeffizient: Sauberes Wasser ohne Chemie

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Ob als Rohstoff, Kühl- oder Lösemittel: Wasser ist auch aus der industriellen Produktion nicht wegzudenken. Die umweltschonende Aufbereitung dieses Prozesswassers ist Gegenstand des Forschungsprojekts „Eco-UV“, welches die Europäische Union mit 3,9 Millionen Euro im Programm „Horizon 2020″ fördert. Ingenieure des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entwickeln dafür effiziente UV-Strahler und langlebige Betriebselektronik.

Ultraviolette (UV) Strahlung wird unter anderem bereits in der Trinkwasseraufbereitung eingesetzt: Die kurzwellige Strahlung kann die Keimzahl in kurzer Zeit deutlich reduzieren – ganz ohne chemische Zusatzstoffe. Ziel des EU-Projekts „Eco-UV“ mit Partner aus Industrie und Wissenschaft ist es, eine innovative UV-Technologie zur Wasseraufbereitung – von der Entkeimung von Trinkwasser bis zur Entgiftung von Prozesswasser aus der Industrie – zu entwickeln. Das Verfahren soll zudem den Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) sowie die Umweltbelastung insgesamt reduzieren. „Hohe Energieeffizienz und lange Lebensdauer werden wesentliche Merkmale des neuen Systems sein“, sagt Dr. Rainer Kling vom Lichttechnischen Institut des KIT, der den Karlsruher Teil des Projektes leitet. „Am KIT entwickeln wir dafür das ‚Herzstück‘: einen neuen, quecksilberfreien UV-Strahler.“ Die Ingenieure des KIT liefern außerdem das Vorschaltgerät für diese Lampe. „Hier erreichen wir mit Siliziumkarbid als Halbleitermaterial eine sehr hohe Leistungsdichte. Wir erhöhen damit nicht nur den Wirkungsgrad, sondern sparen gleichzeitig Energie und CO2 ein.“

Das Projekt wird die neue UV-Strahler-Technologie unter realen Anwendungen und vollständig erproben – mit Blick auf langfristige Stabilität, Alterungseffekte und Dosis-Wirkungs-Beziehung. Dazu führt „Eco-UV“ Industrie und Wissenschaft in diesem gemeinsamen Projekt zusammen: Die am KIT entwickelten Strahler werden in eine Anlage des britischen UV-Systemherstellers Hanovia (Gesamtkoordinator) integriert. Die DVGW-Forschungsstelle am Engler-Bunte-Institut des KIT übernimmt das Monitoring und die Zertifizierung der Systeme, das schwedische Umweltforschungsinstitut IVL erstellt eine vollständige Lebenszyklus-Bewertung von Kosten und Nutzen für die Umwelt im Vergleich zu herkömmlichen UV-Technologien. So sollen für verschiedene Endbenutzer-Anwendungen Testprotokolle abgeleitet werden, die als Grundlage für eine zukünftige standardisierte Validierung für UV-Anwendungen in der EU dienen können.

Eco-UV wird mit Mitteln aus der Europäischen Union Horizont 2020 Forschungs- und Innovationsprogramm unter Grant Nr 641.702 gefördert.

Weiterer Kontakt:
Margarete Lehné, Pressereferentin, Tel.: +49 721 608-48121, Fax: +49 721 608-43658, E-Mail: margarete.lehne@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.
Anhang
Innovativ und energieeffizient: Sauberes Wasser ohne Chemie
https://idw-online.de/de/attachment49560

Quelle: idw

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Welt Hypertonie Tag 2016 „Blutdruck in Bewegung“ – Hochdruckliga: Richtig Messen und Bewegen

Stephanie Priester Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Berlin/Heidelberg – Unter dem Motto „Blutdruck in Bewegung“ fand am 17. Mai der Welt Hypertonie Tag statt. Der Aktionstag rückt in den Fokus, wie wichtig es ist, vorbeugend gegen die Risikofaktoren für eine Hypertonie anzugehen: Neben bewusster Ernährung, einem normalen Gewicht und Entspannung ist Bewegung ein wichtiges Mittel, um gesund zu bleiben und eine Hochdruckerkrankung zu bekämpfen. Vertreter der Deutschen Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention informieren darüber auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des Welt Hypertonie Tag 2016. Sie diskutieren auch, wie Betroffene richtig messen und mit welchen Geräten.

Bewegen, bewegen, bewegen – dies gilt nicht nur für Erwachsene, von denen in Deutschland rund 20 bis 30 Millionen an Bluthochdruck leiden, sondern auch für Kinder und Jugendliche: Nach Schätzungen haben 700.000 zu hohe Blutdruckwerte. Das Gefährliche daran: Bluthochdruck macht lange Zeit keine Beschwerden, Betroffene erfahren oft erst davon, wenn es zu spät ist: durch Folgeschäden wie Schlaganfall, Herzerkrankungen, Gefäßerkrankungen oder Nierenversagen. Dabei ließe sich die Hälfte der Schlaganfälle mit einem gut eingestellten Blutdruck verhindern. Aber: Jeder fünfte betroffene Erwachsene weiß nichts von seiner Erkrankung, bei den erkrankten Kindern und Jugendlichen bleibt Bluthochdruck meist unentdeckt – nur bei maximal 0,5 Prozent wird er diagnostiziert.

„Die Diagnostik ist sehr wichtig und jeder sollte seinen Blutdruck kennen.“ sagt Professor Dr. med. Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. „Denn rechtzeitig erkannt, lässt sich zu hoher Blutdruck gut regulieren, und Folgeschäden vermeiden.“ Vor allem die Zahl der Schlaganfälle kann durch eine konsequente Behandlung des Bluthochdrucks dramatisch verändert werden. Oft senken bereits gezielt veränderte Lebensgewohnheiten den Blutdruck: Normales Gewicht, regelmäßige Bewegung und salzarme ausgewogene gesunde Ernährung bieten Kindern und Erwachsenen Schutz vor den Folgen des Bluthochdruck und senken den Blutdruck. „Wenn diese Lebensstiländerungen nicht die gewünschten Ziel-Werte bringen, ist eine medikamentöse Behandlung erforderlich“, betont Professor Hausberg.

Zu hoch ist ein Blutdruck nach der aktuell gültigen Leitlinie, wenn bei Erwachsenen in der Arztpraxis wiederholt Blutdruckwerte von 140/90 mmHg und mehr gemessen werden. Auch wenn nur einer der beiden Werte erhöht ist, handelt es sich um Bluthochdruck. „Bei Kindern gibt es keine festen Grenzwerte“, erklärt Professor Hauberg. Bei ihnen spricht man von einem zu hohen Blutdruck, wenn nur noch fünf Prozent der Altersgenossen höhere Werte aufweisen.

Da der Blutdruck im Tagesverlauf schwankt, ist eine einzelne Messung wenig aussagekräftig. „Die beste Möglichkeit, Bluthochdruck festzustellen, ist für Erwachsene die Blutdruckselbstmessung“, sagt Professor Hausberg. Neben der richtigen Messmethodik, über die der Hausarzt informiert, sei auch darauf zu achten, dass das Gerät ein Prüfsiegel der Deutschen Hochdruckliga trägt. „Blutdruckmessgeräte müssen Medizinprodukt eine bestimmte Messgenauigkeit aufweisen“, sagt der Experte. „Sie liefern aber nicht immer verlässliche Werte.“ Die Anforderung des Prüfsiegels der Deutschen Hochdruckliga gehe daher über die Kriterien der Prüfung als Medizinprodukt hinaus. Gerätetests werden in unregelmäßigen Abständen beispielsweise auch durch die Stiftung Warentest durchgeführt. Der wesentliche Unterschied im Vorgehen liegt darin, dass die Stiftung Warentest die Messgenauigkeit nur an 32 statt an 96 Probanden testet. Die Deutsche Hochdruckliga setzt bei ihren Messungen eine deutlich größere Probandenanzahl von 96 Personen ein, um nicht ausschließbare Messschwankungen bei Probanden mit Herzunregelmäßigkeiten (Arrhythmien) auszuschließen. Falls Blutdruckmessgeräte öfters aussetzen, könnte das auf Herzunregelmäßigkeiten und Vorhofflimmern hinweisen. Andere Geräte haben eine entsprechende Warnfunktion. In beiden Fällen sollte das unbedingt vom Arzt abgeklärt werden, so Professor Hausberg, um das Herz bzw. Gehirn rechtzeitig zu schützen und auch Schlaganfälle zu vermeiden.

In Zusammenhang mit der Blutdruckmessung fragen in letzter Zeit viele Patienten, ob sich Smartphone-Apps für die Blutdruckmessung eignen. Das Gesundheitsministerium hat am 25. April eine Studie veröffentlicht, die vor möglichen Gefahren von Gesundheits-Apps warnt. Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe fordert klare Qualitäts- und Sicherheitsstandards für Patienten, medizinisches Personal und App-Hersteller. Die Hochdruckliga sieht derzeit vor allem Gefahren bei blutdruckmessenden APPs über die Smartphone-Camera oder Smart-Watches: „Diese Geräte müssten als Medizinprodukt der Klasse I m deklariert sein, sind es derzeit aber nicht und dürften nicht angeboten werdenDie Hochdruckliga fordert daher, dass APP Storeanbieter sich verpflichten sollten, bei APPs die Einhaltung des Medizinproduktegesetzes zu prüfen. APPs die gegen das Medizinproduktegesetz verstoßen, dürfen nicht angeboten werden. Die APPs zum Blutdruckmessen müssen aus dem APP Store entfernt werden. Bei fehlender Deklaration sollte bei entsprechender Meldung von Amts wegen vorgegangen werden. Die Speicherung der Blutdruckdaten in APPs ist zu begrüßen, falls auf den Datenschutz geachtet wird. Die Werte selbst sollten Patienten aber mit einem konventionellen Messgerät erheben“, sagt Professor Hausberg.

Über die Diagnostik von Bluthochdruck, seine Folgen und Behandlungswege informieren Experten der DHL bundesweit am Welt Hypertonie Tag am 17. Mai. Schon am 9. Mai diskutieren sie darüber auf einer Pressekonferenz in Berlin. Dabei geht es vor allem auch um die Rolle von Bewegung bei Bluthochdruck und die richtige Blutdruckmessung. Dann kommt auch zur Sprache, welche Bedeutung die Art des Messverfahrens im Vergleich der so wichtigen Studien SPRINT und Accord spielt.

Weitere Informationen:
http://www.hypertonietag.de
http://www.hochdruckliga.de

Quelle: idw

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Winzige Mikroroboter, die Wasser reinigen können

Annette Stumpf Public Relations – Standort Stuttgart
Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme

Forscher des Max-Planck-Institutes Stuttgart haben winzige „Mikroroboter“ mit Eigenantrieb entwickelt, die Blei aus kontaminiertem Wasser entfernen oder organische Verschmutzungen abbauen können.

In Zusammenarbeit mit Kollegen in Barcelona und Singapur verwendete die Gruppe von Samuel Sánchez Graphenoxid zur Herstellung ihrer Motoren im Mikromaßstab. Diese können Blei aus Industrieabwasser adsorbieren und so in nur einer Stunde von einem Niveau von 1000 Teile pro Milliarde bis auf unter 50 Teile pro Milliarde reduzieren. Das Blei kann später zum Recycling entnommen und die Mikromotoren können immer wieder verwendet werden.

„Die Außenhülle des Mikroroboters, welche aus Graphen besteht, fängt das Blei ein“, sagt Sanchez, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart und am Institute for Bio-Engineering of Catalonia (IBEC) in Barcelona. „Die innere Platinschicht funktioniert als Antrieb und zerfallendes Wasserstoffperoxid als Treibstoff, sodass der Roboter sich selbst antreiben kann.“ Wenn Wasserstoffperoxid dem Abwasser zugesetzt wird, zersetzt das Platin es zu harmlosem Wasser und Sauerstoffblasen, welche von der Rückseite des Mikroroboters zu dessen Antrieb ausgestoßen wer-den. „Es ist wichtig, ein System zur Schadstoffbeseitigung zu verwenden, welches keine zusätzliche Verschmutzung erzeugt“, erklärt Sanchez.

Zwischen dem Graphenoxid und den Platinschichten befindet sich eine Nickel-Schicht, welche es den Forschern ermöglicht, die Bewegung und Richtung des Mikroroboters magnetisch von außen zu steuern. „Ein Magnetfeld kann verwendet werden, um sie alle aus dem Wasser zu sammeln, wenn sie fertig sind“, sagt Sanchez. „Zukünftig könnten unsere Mikroroboter-Schwärme durch ein automatisiertes System gesteuert werden, welches sie mittels Magneten dazu bringt, verschiedene Aufgaben zu erfüllen.“

Schwermetall-Kontaminierungen im Wasser – durch Blei, Arsen, Quecksilber und andere Metalle – entstehen durch Aktivitäten der Industrie und stellen ein großes Risiko für die öffentliche Gesundheit sowie für die Tierwelt dar. Diese neuen Mikroroboter – jeder davon ist kleiner als ein menschliches Haar breit ist – bieten eine Lösung, die potenziell schneller und günstiger als aktuelle Methoden der Wasserreinigung sind. Zudem sind sie umweltfreundlich: Sie ermöglichen den verantwortungsvollen Umgang mit den gesammelten Schadstoffen, da das Blei danach zum Recycling genutzt werden kann. Außerdem sind sie selbst wiederverwendbar.

Neben dem Abfangen von Schwermetallverunreinigungen studierten die Forscher auch selbst-angetriebene Microbots, die in der Lage sind organische Verschmutzungen abzubauen. Diese Microbots können nach deren Einsatz wiederhergestellt und ohne Wirkverlust für wiederholte Anwendungen für einen Zeitraum von bis zu 5 Wochen eingesetzt werden.

„Wir planen nun, unsere Mikroroboter weiterzuentwickeln, sodass sie auch andere Schadstoffe sammeln können. Auch werden wir an der Senkung der Kosten für ihre Herstellung sowie daran arbeiten, sie in großen Mengen herstellen zu können“, sagt Sanchez, der auch an Mikro- und Nanorobotern mit Eigenantrieb für Anwendungen wie etwa der Verabreichung von Medikamenten arbeitet.

Weitere Informationen:
http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acs.nanolett.6b00768
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/adfm.201600381/epdf
http://pubs.acs.org/doi/suppl/10.1021/acs.nanolett.6b00768

Quelle: idw

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SPRINT-Studie: Wie tief soll der Blutdruck gesenkt werden?

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Experten-Interview der Herzstiftung mit wichtigen Hinweisen für Betroffene und Ärzte zur viel diskutierten Blutdrucktherapie-Studie

In Deutschland leben nach Schätzungen ca. 20 Millionen Erwachsene mit einem zu hohen Blutdruck. Ein nicht oder nicht ausreichend behandelter Bluthochdruck erhöht das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen und Herzschwäche deutlich. „Dennoch wissen etwa 20 Prozent der Betroffenen nichts von ihrem Bluthochdruck und riskieren damit eine schleichende Schädigung ihrer Gefäße und Organe wie Herz und Gehirn sowie eine Verkürzung ihrer Lebenszeit. Weniger als die Hälfte aller Bluthochdruckpatienten erreicht heute den angestrebten Blutdruck von unter 140/90 mmHg, der zur Senkung dieses Herz-Kreislauf-Risikos notwendig ist“, warnt Herzspezialist Prof. Dr. med. Heribert Schunkert vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums München im Rahmen eines umfangreichen Interviews in der Zeitschrift HERZ HEUTE zur viel beachteten Blutdrucktherapie-Studie SPRINT*. Das Interview kann in voller Länge auf der Seite www.herzstiftung.de/sprint-studie mit vielen weiteren Tipps für Betroffene zum richtigen Umgang mit Bluthochdruck und zur Therapie heruntergeladen oder telefonisch unter 069 955128-400 bei der Herzstiftung angefordert werden.

Trotz SPRINT-Ergebnissen: Für die meisten bleibt es beim Zielwert unter 140/90 mmHg
Die SPRINT-Studie hat gezeigt, dass viele Patienten mit mäßigem Herz-Kreislauf-Risiko von Blutdruckwerten unter 130 mmHg systolisch deutlich profitieren. Den Blutdruck von Patienten, der schon bei 140 mmHg liegt, auf 120 mmHg weiter zu senken, wie es die SPRINT-Studie nahelegt, bringt nach den Ergebnissen der Studie bei geeigneten Patienten beeindruckende Erfolge. „Allerdings muss eine solche Blutdrucksenkung immer von der individuellen Situation des Patienten abhängig gemacht werden“, fordert Prof. Schunkert. Der Herzspezialist sieht es als die „große Aufgabe, die vor uns liegt“, zunächst das Gros der Patienten auf den heute geltenden Zielwert von unter 140 mmHg des oberen (systolischen) und unter 90 mmHg des unteren (diastolischen) Blutdruckwerts zu bringen (bei Patienten über 80 Jahren toleriert man auch Blutdruckwerte bis zu 150 mmHg). Risikofaktoren für Bluthochdruck sind neben einer erblichen Vorbelastung insbesondere Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, Alter (Männer ab 55 Jahren, Frauen ab 65 Jahren), zu viel Alkohol und hormonelle Störungen. Entscheidend ist: Wie der einzelne Patient behandelt werden sollte, hängt von seinem Gesamtrisiko, d. h. der Anzahl der Risikofaktoren und seinen Begleiterkrankungen (z. B. Nierenerkrankung, koronare Herzkrankheit (KHK), Diabetes) ab: „Je höher das Gesamtrisiko, umso dringlicher die Notwendigkeit einer Behandlung“, betont Prof. Schunkert. „Wichtig bei jeder Behandlung des Bluthochdrucks ist, darauf zu achten, dass die Therapie auf Dauer von den Patienten gut vertragen wird.“

Besondere Vorsicht bei Bluthochdruckpatienten mit KHK
Die in Fachkreisen im Zuge der SPRINT-Studie viel diskutierte Senkung des Blutdruckwertes auf 120 mmHg ist besonders bei Hochdruckpatienten mit Begleiterkrankungen mit gewisser Vorsicht anzustreben: „Besonders mit Hochdruckpatienten, die zugleich an koronarer Herzkrankheit leiden, sollte man vorsichtig umgehen, besonders wenn sie älter sind“, warnt Prof. Schunkert. Nach Einschätzung des Herzstiftungs-Experten sollte für Patienten mit Bluthochdruck und KHK der alte systolische Zielwert gelten: unter 140 mmHg. „Eine zu drastische Senkung mit diastolischen Werten unter 60 mmHg kann für Patienten mit KHK problematisch werden, weil die Durchblutung der Herzkranzgefäße, besonders wenn noch Engstellen vorliegen, gefährdet werden kann.“

Intensive Senkung: Für wen kommt sie in Frage?
Wie Prof. Schunkert erläutert, kommt nach den Ergebnissen der SPRINT-Studie eine intensive Senkung auf 120 mmHg für bestimmte Patienten über 50 Jahre, wie sie an der Studie teilnahmen, in Frage, deren Herz-Kreislauf-Risiko von ärztlicher Seite als nicht zu hoch eingestuft wird. „Allerdings darf dies nicht unkritisch erfolgen, enge Kontrollen sind hier wegen möglicher Nebenwirkungen angebracht“, unterstreicht der Herzspezialist. „Je jünger und gesünder ein Hochdruckpatient ist, desto näher sollte er an 120 mmHg herangeführt werden: Kommt eine junge Frau oder ein junger Mann mit einem Blutdruck von 140 mmHg zu mir, sage ich: ,Da ist mehr drin‘.“ Der Kardiologe begründet dies damit, dass sich bei jungen Menschen im Lauf der Jahre der Schaden, den der Bluthochdruck in den Organen anrichtet, akkumuliert – „das lässt sich durch eine intensivierte Blutdrucktherapie vermeiden“. Wichtig dafür ist eine Veränderung des Lebensstils durch gesunde Ernährung, körperliche Aktivität, wenig Salz, wenig Alkohol. Dadurch kann der Blutdruck um 10 mmHg gesenkt werden.

*Randomized Trial of Intensive versus Standard Blood-Pressure Control, NEJM, Nov. 2015

Das umfangreiche Interview „SPRINT: Wie tief soll der Blutdruck gesenkt werden?“ (6. S.) mit Prof. Dr. Heribert Schunkert aus der aktuellen Ausgabe der Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ HEUTE kann in voller Länge kostenfrei auf der Seite www.herzstiftung.de/sprint-studie mit vielen weiteren Tipps für Betroffene zum richtigen Umgang mit Bluthochdruck und zur Therapie heruntergeladen oder telefonisch unter 069 955128-400 angefordert werden.

Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert/Pierre König
Tel. 069/955128-114/-140
Fax: 069/955128-345
E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.herzstiftung.de/sprint-studie

Anhang
SPRINT-Studie

Quelle: idw

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Riesige Einzeller sind die heimlichen Stars des Ozeans

Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

– Französisch-deutsches Forscherteam veröffentlicht in Nature neue Erkenntnisse zur Zusammensetzung des Zooplanktons –

Einzellige Planktontierchen spielen im Ökosystem Ozean eine größere Rolle als bisher angenommen. Das zeigt eine Studie, die Meeresforscherinnen und Meeresforscher aus Frankreich und vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel heute in der internationalen Fachzeitschrift Nature veröffentlichen. Die Entdeckung hat Einfluss auf das Verständnis des marinen Nahrungsnetzes und wichtiger Stoffkreisläufe im Ozean.

Von mikroskopisch kleinen Bakterien bis zur meterlangen Qualle – der Begriff Plankton, um 1880 vom Kieler Meeresbiologen Victor Hensen für frei im Wasser treibende Organismen geprägt, umfasst eine riesige Gruppe verschiedener Lebensformen. Trotz der geringen Größe vieler Planktonarten spielen sie aufgrund ihrer Häufigkeit zentrale Rollen für das Nahrungsnetz und die Stoffkreisläufe im Ozean. So produzieren photosynthetisch aktive Arten beispielsweis Sauerstoff und binden Kohlenstoff aus der Atmosphäre, größere räuberische Arten bilden die Nahrungsgrundlage für Fische, Seevögel und Wale. Gleichzeitig stellen die geringe Größe und die große Empfindlichkeit vieler Organismen die Wissenschaft auch vor technische Herausforderungen bei der Erforschung des Planktons.

Jetzt veröffentlichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Pierre und Marie Curie (UPMC) Paris und des französischen Centre national de la recherche scientifique (CNRS) sowie des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel in der internationalen Fachzeitschrift Nature eine Studie, nach der einzellige Planktontierchen aus der Gruppe der Rhizaria einen viel größeren Anteil am tierischen Plankton haben als bisher angenommen. „Bisher wurde tierisches Plankton vor allem mit kleinen Ruderfußkrebsen gleichgesetzt. Dieses Bild muss nun revidiert werden“, sagt Dr. Rainer Kiko vom GEOMAR, einer der Ko-Autoren der Studie.

Die Studie beruht auf Daten, die während 20 Expeditionen in den vergangenen acht Jahren im Mittelmeer, im Atlantischen, Pazifischen und Indischen Ozean erhoben wurden. Dabei kamen neu entwickelte sogenannte „Underwater Vision Profiler“ (UVP) zum Einsatz. Die Geräte bestehen aus einer Lichtquelle, die ein genau definiertes Wasservolumen ausleuchtet, und einer integrierten Kamera, welche pro Sekunde mehrere Bilder des ausgeleuchteten Wasservolumens aufnimmt. Lässt man das Gerät vom Schiff aus in die Tiefe, kann man somit Planktonorganismen ablichten, diese anschließend bestimmen und ihre Häufigkeit ermitteln.

Auf diese Weise lassen sich Organismen erfassen, die einen halben Millimeter und größer sind, ohne sie aus ihrem Lebensraum entfernen zu müssen oder sonst wie störend in den Lebensraum einzugreifen. Das ist ein bedeutender Vorteil gegenüber bisherigen Methoden. „Plankton wird bisher mit besonders feinmaschigen Netzen gefangen, an Bord geholt, fixiert und dann im Labor ausgezählt. Dabei gehen aber viele der einzelligen Rhizarier verloren, da sie im Laufe der Probenahme zerstört werden“, sagt Dr. Helena Hauss vom GEOMAR, ebenfalls Ko-Autorin der Nature-Studie.

Wie die UVP-Zählungen ergaben, ist der Anteil der einzelligen Rhizaria in allen Ozeanen weit größer als auf Grundlage älterer Netzfänge vermutet – im Durchschnitt machen sie ein Drittel des tierischen Planktons aus. Vor allem in den nährstoffarmen tropischen Ozeanen sind sie stark vertreten. „In Biogeochemischen Modellen zu Nahrungsnetzen oder zum Einfluss des Planktons auf den Kohlenstoffkreislauf und damit das Klima kamen diese Rhizaria bisher kaum vor – das muss sich jetzt ändern. In den offenen tropischen Ozeanen könnten sie eine ähnlich wichtige Funktion wie die Korallen der Küstenregionen einnehmen, da sich auch viele Rhizarier als Räuber von anderen Planktontieren ernähren und mit Hilfe photosynthese-betreibender Symbionten Energie gewinnen“, betont Dr. Kiko. Damit ist die neue Studie auch ein wichtiges Ergebnis des Kieler Sonderforschungsbereichs 754, der seit 2008 die Interaktion zwischen Ozean und Klima in den tropischen Regionen erforscht und die aktuelle Studie mitfinanziert hat.

Diese erste globale Erfassung des Zooplanktons mit optischen Methoden eröffnet neue Wege zur Beurteilung der Rolle des Planktons bei vielen Prozessen, aber sie ist natürlich nur der Anfang. „Die Datenerhebung geht weiter, und wir hoffen bald besser zu verstehen, ob Rhizarier auch in hochproduktiven Küstengebieten des Altantiks und Pazifiks eine besondere Rolle spielen“, sagt Dr. Kiko.

Originalarbeit:
Biard, T, L. Stemmann, M. Picheral, N. Mayot, P. Vandromme, H. Hauss, G. Gorsky, L. Guidi, R. Kiko, F. Not (2016): In situ imaging reveals the biomass of giant protists in the global ocean. Nature, Advance Online Publication, http://dx.doi.org/10.1038/nature17652

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.upmc.fr Die Universität Pierre und Marie Curie
http://www.cnrs.fr Das Centre national de la recherche scientifique
http://www.sfb754.de Der Sonderforschungsbereich 754 „Klima – Biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“

Quelle: idw

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Wasserver- und -entsorgung zukunftsfest ausrichten

Sybille Wenke-Thiem Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Urbanistik

Ergebnisse aus 13 Forschungsprojekten veröffentlicht: Für den Erhalt der gewohnt hohen Leistungen der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung sind Umdenken und die Umsetzung von Innovationen erforderlich

Berlin. Die Versorgung mit Trinkwasser und Entsorgung von Abwasser werden in Deutschland von den meisten Menschen als selbstverständlich angesehen. Doch demografische Veränderungen, die Auswirkungen des Klimawandels, die Anforderungen der Energiewende und weitere aktuelle Tendenzen stellen die Wasserinfrastrukturen in Deutschland vor erhebliche Herausforderungen. Die Anpassungsfähigkeit der teilweise veralteten Systeme muss verbessert werden. Damit die gewohnt hohen Leistungen der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung erhalten bleiben, sind ein Umdenken und die Umsetzung von Innovationen erforderlich.

Um den Handlungsbedarf in diesem wichtigen Zukunftsfeld zu erkennen und darauf frühzeitig reagieren zu können, wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung“ (INIS) mit insgesamt 33 Millionen Euro finanziert. Die Fördermaßnahme INIS ist im Förderschwerpunkt „Nachhaltiges Wassermanagement“ (NaWaM) verankert. In 13 Forschungsprojekten wurden innovative technische Systemlösungen zur Optimierung bestehender Anlagen und deren Betrieb sowie zur sektorübergreifenden Erschließung von Energie- und Ressourcenpotenzialen entwickelt. Darüber hinaus wurden Management- und Planungsansätze sowie Modelle zur Organisation, Struktur und Steuerung künftiger Infrastrukturplanung erarbeitet, die eine langfristige Transformation der Systeme möglich machen.

Begleitet wird die Fördermaßnahme durch das Vernetzungs- und Transfervorhaben INISnet. INISnet wird vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu), von der DVGW-Forschungsstelle TUHH, Technischen Universität Hamburg-Harburg, und von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) gemeinsam durchgeführt.

Auf der Abschlusskonferenz zur INIS-Fördermaßnahme am 20. und 21. April 2016 in Berlin werden die Ergebnisse aus den 13 Forschungsprojekten den Teilnehmenden aus Wasserwirtschaft, Stadtentwicklung, Politik und Forschung vorgestellt. Die Ergebnisse sollen Impulse für eine zukunftsfähige Gestaltung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung geben.

In der vom BMBF angestoßenen Forschung sind anwendungsreife Lösungen für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung entwickelt worden. Allerdings reicht der Erkenntnisgewinn allein nicht aus, um die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen zu bewältigen. Der Abstand zwischen den vorliegenden Erkenntnissen und der tatsächlichen Umsetzung muss deutlich verringert werden. Gesellschaft, Medien und insbesondere die Politik sind gefordert, nun auch die Umsetzung voranzutreiben.

Aus der Gesamtschau der INIS-Ergebnisse lässt sich folgender Status quo-Bericht mit zehn daraus folgenden Botschaften ableiten:

Wasserversorgung und Abwasserentsorgung unter Veränderungsdruck
Die Wasserwirtschaft ist in einem hoch urbanisierten und industrialisierten Land wie Deutschland ein essenzieller Teil der Daseinsvorsorge. Die Infrastrukturen der Wasserwirtschaft sorgen im Spannungsfeld zwischen Umwelteinflüssen und anthropogenen Eingriffen für die sichere Versorgung mit Trinkwasser, für hygienische Verhältnisse in Siedlungen, für Überflutungsschutz und für den Schutz der Umwelt. Sie ermöglichen erst eine Vielzahl von wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten und sind dadurch eine Säule unseres Wohlstands.

Die deutsche Wasserversorgung und Abwasserentsorgung befinden sich europa- und weltweit im Vergleich aktuell auf einem hohen Stand. Die dazu gehörigen Infrastrukturen stellen ein großes Anlagenvermögen dar, deren Erhalt und Erneuerung erheblicher Aufwendungen bedarf. Laut den Aussagen der großen Fachverbände der Wasserwirtschaft werden jährlich sechs bis sieben Milliarden Euro in Anlagen und Netze investiert. Mit Blick auf die aktuellen Netzerneuerungsraten wird vielfach argumentiert, dass der eigentliche Investitionsbedarf rund zweimal so hoch liegt. Parallelen zum Investitionsstau bei Straßen, Brücken und Schienennetzen liegen auf der Hand, sind allerdings nur selten sichtbar, denn die Infrastrukturen liegen größtenteils wortwörtlich im Sand vergraben.

Zum hohen Investitionsbedarf hinzu kommt ein wachsender Veränderungsdruck auf die Infrastrukturen der Wasserver- und Abwasserentsorgung. Einige der zentralen Stichworte sind hier: Klimawandel, demografische Veränderungen, Spurenstoffe und Energiewende. Innerstädtische Überflutungen und gewässerschädliche Mischwasserüberläufe infolge von überlasteten Kanälen bei Starkregen sind heute bereits weitverbreitete und ernsthafte Probleme. Wasserarme Regionen hingegen kämpfen mit saisonalen Knappheitsproblemen und Qualitätsbeeinträchtigungen und suchen die Lösung, etwa im Ausbau teurer Regional- und Fernversorgungssysteme. Andernorts führt eine sinkende Wassernachfrage, zum Beispiel aufgrund abnehmender Bevölkerungszahlen, zu Unterauslastungen von Netzen und Anlagen. Die zunehmende und flächendeckende Belastung von Gewässern mit anthropogenen Spurenstoffen wie Arzneimitteln, Industriechemikalien oder Pflanzenschutzmitteln stellt gesteigerte Anforderungen an die Behandlungsverfahren für Trinkwasser und Abwasser zugleich. Und nicht zuletzt ist die ressourcenintensive Wasserwirtschaft dazu aufgefordert, ihren Beitrag zum Gelingen der Energiewende zu leisten.

Die Anpassung der Wasserver- und Abwasserentsorgungssysteme an diese sich überlagernden und zum Teil widerstreitenden Herausforderungen erfordern Innovationen und Umdenken auf allen Ebenen: von neuen technischen Lösungen und ihrer Integration in der Stadtentwicklung über Management – und Finanzierungsansätze bis hin zum regulativen Rahmen und Verbraucherverhalten. Nur so können die hohen Leistungen der Wasserwirtschaft bei weiterhin bezahlbaren Preisen in Zukunft gesichert werden.

Zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung – zehn Botschaften an Politik und Praxis:

Technische Systeme: Anlagen und Betrieb optimieren
1. Der Weg in die Zukunft führt über eine Optimierung des Bestands. Herkömmliche Planungsprozesse mit langen Zeithorizonten haben statische Lösungen und vielfach überdimensionierte Anlagen hervorgebracht. Die Systeme verursachen hohe Fixkosten für Unterhalt und Betrieb und weisen deshalb große Optimierungspotentiale auf. Die Herausforderung liegt darin, die Leistungsfähigkeit des Systems unter verschiedenen Belastungssituationen zu sichern.

2. Robuste und flexible Lösungen ermöglichen eine zukunftsfähige Gestaltung des urbanen Wasserhaushalts. Vor dem Hintergrund zu erwartender Prognoseunsicherheiten werden robuste Systeme benötigt, die auch bei unerwarteten Extremereignissen nicht vollständig versagen und zugleich kosteneffizient sowie rückbau- und erweiterungsfähig konstruiert sind. Dezentrale Komponenten können die Anpassungsfähigkeit der Systeme erhöhen. Flexible Planungsprozesse und Betriebsweisen sind erforderlich, um kurz- und mittelfristig bzw. stufenweise auf unvorhersehbare Entwicklungen reagieren zu können.

3. Ein Schlüssel für die Optimierung liegt im intelligenten Betrieb. Während in allen wesentlichen Infrastrukturbereichen die intelligente, IT-basierte Steuerung bereits Standard ist, sind die städtischen Wasserinfrastrukturen größtenteils immer noch auf dem Stand der Technik des 19. und 20. Jahrhunderts. Durch den Einsatz von Mess-, Steuer- und Datentechnik lassen sich Kontaminationen schneller erkennen und erhebliche Reserven in den bestehenden Entwässerungssystemen aktivieren.

Sektorübergreifende Lösungen: Erschließung ungenutzter Potenziale

4. Abwasser ist eine Ressource, kein Abfall. Technologien und Konzepte zur energetischen und stofflichen Wiederverwendung bzw. Nutzung von Abwasser sind erarbeitet und können umgesetzt werden. Mehr noch: alternative dezentrale Wasseraufbereitungstechnologien können zu innovativen Lebensmittelanbaumethoden beitragen, bedürfen in dieser Hinsicht allerdings noch der Weiterentwicklung.

5.„Energieeffizienz“ der Wasserinfrastrukturen muss begrifflich weiterentwickelt werden. Die Erweiterung der Wasserinfrastruktursysteme um Funktionen der Energieerzeugung als Beitrag zur Energiewende schlägt sich bislang nicht in der Bewertung der „Energieeffizienz“ solcher Anlagen nieder. Eine alleinige Quantifizierung über den Bedarf an Jahreskilowattstunden (kWh/a) pro Leistungseinheit (m3 Trinkwasserversorgung bzw. gereinigtes Abwasser) erfasst den Beitrag der Wasserinfrastrukturen zur Energiewende nicht sachgerecht.

Wasser in der Stadt: Integration von Stadt- und Infrastrukturentwicklung

6. Wassersensitive Stadtentwicklung setzt integrierende Planungsprozesse voraus. Die Hauptaufgaben der Siedlungsentwässerung, der Schutz von Menschen und deren Eigentum einerseits und der Gewässerschutz andererseits, lassen sich allein durch konventionelle unterirdische Systeme nur begrenzt erfüllen. Optimale Lösungen, die z.B. auch einen positiven Beitrag zur Stadtklima- oder Freiraumqualität leisten können, lassen sich nur durch eine verbesserte räumliche Organisation der Stadt erzielen. Dazu müssen verstärkt multifunktionale Flächennutzungen für den Rückhalt, die Versickerung und die Verdunstung von Niederschlagswasser in den Stadtraum integriert werden.

Entscheiden und Kommunizieren: zum Umgang mit Komplexität

7. Eine Unsicherheitsbetrachtung muss zum Standardwerkzeug der Planer werden. Das Konzept der Unsicherheitsbetrachtung muss fest in den Köpfen von Planern, Betreibern und Entscheidungsträgern verankert werden. Die Auswirkungen der erheblichen Ungewissheiten zukünftiger Entwicklungen können über die fundierte Erstellung von Szenarien und deren Bewertung, z.B. durch Simulationsmodelle, aufgezeigt und so die Komplexität und Ungewissheit reduziert werden. Nur über eine interdisziplinäre und ressortübergreifende Bearbeitung können Wasserinfrastrukturen sicher und zukunftsfähig geplant werden.

8. Multifunktionelle Infrastrukturen erfordern eine ganzheitliche Bewertung. Die angestrebte Multifunktionalität neuartiger Infrastrukturen, aber auch die vielfältigen Wechselwirkungen von Teilsystemen und -prozessen, erfordern zwingend eine integrierte Bewertung der Ziele und Wirkungen von Maßnahmen und Entscheidungen. Auch die indirekten Wirkungen von Infrastruktursystemen sind entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu berücksichtigen.

Transformation: Akteure, Strategien und Institutionen

9. Es liegt im Interesse der Kommunen, den Transformationsprozess zu koordinieren. Bei der Implementierung von multifunktionellen und differenzierten Systemlösungen für Wasser-, Energie- und Ressourcenmanagement auf Stadt-, Quartiers- und Gebäudeebene werden Leistungen und Anlagen teilweise dezentralisiert oder in den privaten Raum verlagert. Es Bedarf neuer Kooperationsformen zwischen Ver- und Entsorgungsträgern und mit den Bürgern. Der Kommune obliegt die kommunale Daseinsvorsorge. Sie ist dem örtlichen Gemeinwohl verpflichtet und prädestiniert, diesen Transformationsprozess im Gemeinwohlinteresse zu koordinieren. In der operativen Umsetzung und im Betrieb können dabei vielfältige unternehmerische Strategieoptionen sinnvoll sein.

10. Demonstrationsprojekte sind der notwendige nächste Schritt, um Umsetzungshemmnisse zu erkennen und abzubauen. Die Transformation bestehender Wasserinfrastrukturen auf Gebäude- wie auch Quartiersebene ist technisch und organisatorisch möglich und wird zur Verbesserung der Zukunftsfähigkeit bestehender Systeme als sinnvoll und erforderlich erachtet. In Hinblick auf den rechtlichen Regulierungsrahmen und finanzielle Anreizsysteme sind derzeit viele Fragen offen. Diese wirken sich als Umsetzungshemmnisse aus. Vor diesem Hintergrund sollten Demonstrationsprojekte forciert werden.

Kontakt:
Dr. Jens Libbe
Deutsches Institut für Urbanistik (Difu)
Vernetzungs- und Transfervorhaben INISnet
E-Mail: libbe@difu.de
Telefon: 030/39001-115

Weitere Informationen:
http://www.bmbf.nawam-inis.de

Veröffentlichung (PDF): http://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/default/files/dokumente/publikationen/2016-n… (oder als Short-Link: http://bit.ly/20QFaRV)

Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs-, Beratungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut – mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) – bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.

Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH
Sitz Berlin, AG Charlottenburg, HRB 114959 B
Geschäftsführer: Prof. Dipl.-Ing. Martin zur Nedden, Dr. Busso Grabow

Weitere Informationen:
http://www.difu.de
http://www.bmbf.nawam-inis.de
http://www.bmbf.nawam-inis.de/sites/default/files/dokumente/publikationen/2016-n… (Veröffentlichung PDF)
http://www.difu.de/presse/2016-04-20/zukunftsfeste-wasserver-und-entsorgung-erge… (Medieninfo)

Quelle: idw

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Sturm und Drang in der Jugend, Eremit im Alter

Sandra Sieraad Pressestelle
Universität Bielefeld

Psychologen der Universität Bielefeld erforschen, was Individuen einzigartig macht

In der Jugend ein Draufgänger, als Erwachsener auf Sicherheit bedacht, und introvertiert im Rentenalter: Die Persönlichkeit ändert sich im Laufe des Lebens gleich mehrfach. Warum das so ist und welchen Einfluss die Gene auf solche Veränderungen haben, untersuchen Persönlichkeitspsychologen der Universität Bielefeld in der Längsschnittstudie „SPeADy“. Dafür bitten sie Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer verschiedener Altersgruppen und deren Freunde sowie Zwillingspaare und deren Familien zur Befragung.

So wollen die Forschenden herausfinden, was Individuen einzigartig macht. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und ist für eine Dauer von sechs Jahren geplant.

SPeADy steht für „Study of Personality Architecture and Dynamics“, ist also eine Studie der Persönlichkeitsarchitektur und -dynamiken. Dabei geht es Projektleiter Dr. Christian Kandler vor allem um Muster und Einflüsse darauf, wie sich die Persönlichkeit entwickelt. „Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale“, erklärt der Psychologe, „entwickeln sich bei den meisten Menschen in eine ganz bestimmte Richtung, die es Ihnen ermöglicht, effektiver im Austausch mit anderen zu sein. Da es diese Entwicklungstrends auch bei Primaten gibt, vermuten wir, dass die Ursachen dafür zu einem gewissen Grad in den Genen liegen.“ So haben Kandler und sein Team in den vergangenen Jahren herausgefunden, dass sich die Persönlichkeit nach einer Sturm-und-Drang-Phase während der Pubertät im Erwachsenenalter in eine Richtung entwickelt, die sich günstig auf die Beziehungen zu anderen Menschen und im Beruf auswirkt. „In der Jugend hat man viele Lebensziele, die man sich erfüllen möchte, als junger Mensch sucht man sich die Umwelt, die zu einem passt. Später dagegen wollen Menschen das Erreichte bewahren, sie passen sich eher den Umwelten an“, sagt Christian Kandler. Vor allem im hohen Alter finden sich wieder deutliche Veränderungen. Ältere werden emotional wieder weniger stabil, introvertierter und weniger gewissenhaft. „Vielleicht ist das eine sinnvolle, funktionale Entwicklung, dass ältere Menschen furchtsamer sind im Hinblick auf Gefahren des Alltags. Sie kompensieren körperliche wie kognitive Einschränkungen durch einen Fokus auf das Wesentliche und die wichtigen Menschen im Leben, um eine hohe Lebensqualität zu bewahren.“

Wie sich solche Muster im Laufe des Lebens entwickeln, wollen Kandler und sein Team untersuchen. Insgesamt befragen sie ihre Probanden drei Mal innerhalb von sechs Jahren. Themen sind dann nicht nur typische Eigenschaften, Interessen oder Einstellungen, sondern auch Lebensziele. Auch die subjektiv wahrgenommene Attraktivität einer Person bei sich selbst, moralische Grundvorstellungen und wie Menschen auf ihre Umwelt wirken, spielen mit in die Studie hinein. Etwa eine Stunde schätzen sich die Probanden selbst mittels eines Online-Fragebogens ein. Anschließend bewerten Freunde und Bekannte die Studienteilnehmer. „Für eine möglichst hohe Objektivität ist es uns wichtig, sowohl die Selbst- als auch die Bekanntenperspektive zu erfassen“, sagt Kandler, und zwar in allen Altersgruppen.

In einem zweiten Teil der Studie stehen Zwillingspaare und deren Familien im Fokus. „Nur so können wir feststellen, was genetisch oder über die Umwelt vermittelt weitergegeben wird“, sagt Studienleiter Kandler. Bereits jetzt weiß sein Team, dass sich Zwillingspaare mit der Zeit immer unähnlicher werden und nur Umweltunterschiede und Unterschiede in den individuellen Erfahrungen der Zwillinge kann dies erklären. Um ihre Thesen zu überprüfen, untersuchen die Persönlichkeitspsychologen neben eineiigen Zwillingen auch zweieiige Zwillinge. „Diese Paare sind genetisch betrachtet so ähnlich wie normale Geschwister, sind aber exakt gleich alt“, erklärt Kandler. „Das was eineiige Zwillinge ähnlicher macht als zweieiige Zwillinge kann auf genetische Einflüsse zurückgeführt werden.“

Für das Projekt sucht Kandler noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedlicher Altersgruppen, „gern auch im hohen Lebensalter mit viel Lebenserfahrung.“ Interessierte für die Altersgruppenstudie melden sich bitte per E-Mail: altersgruppen@speady.de oder telefonisch: 0521 – 106-4449. Interessierte für die Zwillingsfamilienstudie melden sich bitte per E-Mail: zwillinge@speady.de oder telefonisch: 0521 – 106-4468.

Weitere Informationen im Internet:
www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE04/Forschung/index.html

Kontakt
Dr. Christian Kandler, Universität Bielefeld
Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft, Abteilung für Psychologie
Abteilung für Psychologie
Telefon: 0521 106-4540
E-Mail: christian.kandler@uni-bielefeld.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE04/Forschung/index.html

Quelle: idw

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Tinnitus durch Lärm: Wenn es rauscht im Ohr

Andrea Reisener Geschäftsbereich Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Münster

Weltweiter Tag gegen Lärm sensibilisiert für Gefahren konstanter Lärmbelastung / In Münster entwickeln Mediziner auf Basis neurowissenschaftlicher Studien eine App gegen das Störgeräusch

Ob laute Musik über In-Ohr-Kopfhörer oder eine Geräuschkulisse am Arbeitsplatz: Lärm ist ein ständiger Begleiter. Beinahe überall ist man einer konstanten Lärmbelastung ausgesetzt – teilweise bis zu 100 dB. „Das ist eine immense Belastung für das Ohr“, weiß Prof. Dr. Christo Pantev, Direktor des Instituts für Biomagnetismus und Biosignalanalyse an der Medizinischen Fakultät Münster. Gemeinsam mit Prof. Dr. Claudia Rudack, Direktorin der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des UKM (Universitätsklinikum Münster), forscht er seit Langem über die Gefahren konstanter Lärmbelastung, die in diesem Jahr Motto des weltweiten Tags gegen Lärm sind.

Die Folgen von Lärm können von Unkonzentriertheit und erhöhtem Stressempfinden bis zum belastenden Tinnitus (Ohrensausen) führen. Letzterer beginnt im Innenohr und führt erst zu einer partiellen Hörminderung, die durch das Gehirn ausgeglichen wird. „Mit der Zeit kommt es zu einer komplett unabhängig vom Ohr gesteuerten Schallempfindung“, erklärt Pantev. „Die hyperaktiven Neuronen im Gehirn senden permanent Signale, die nur die Betroffenen hören können.“ Für sie stellt die Tinnitus-Wahrnehmung eine enorme Einschränkung ihrer Lebensqualität dar. Um diesen Menschen zu helfen, entwickelten die Wissenschaftler in Münster eine elektrophysiologische Musiktherapie.

Auf der Basis von neurowissenschaftlichen Studien mit über 250 Teilnehmern fanden die Forscher eine positiv-lindernde Wirkung des sogenannten physiologischen Effekts der seitlichen Hemmung heraus. „Wir setzen quasi eine Kerbe im Musikspektrum rund um die Frequenz des Tinnitus und passen so die Musik individuell an“, macht Pantev den Prozess deutlich. Durch das Auslassen der jeweiligen Frequenzen im Musikspektrum werden die für den Tinnitus verantwortlichen Neuronen nicht weiter gereizt. Durch die Mobilisierung der Nachbarneuronen kann der Tinnitus dauerhaft gelindert werden. Im Laufe der münsterschen Studien konnte die durchschnittliche Tinnituslautheit um etwa 25 Prozent reduziert werden. Momentan entwickeln die Wissenschaftler in Kooperation mit einem australischen Unternehmen eine App, mit der Betroffene zuerst ihre Tinnitusfrequenz zuverlässig bestimmen und dementsprechend ihre Lieblingsmusik individuell anpassen können. So kann eine ausreichend lange Nutzung zu einer nachhaltigen Minderung führen. Die App wird voraussichtlich im Sommer 2016 erhältlich sein.

Generell gilt, dass zu lautes Musik hören über Kopfhörer das Ohr auf Dauer schädigt – wenn der Sitznachbar im Zug mithören kann, ist es zu laut. Ist man am Arbeitsplatz von einer starken Lärmbelastung betroffen, hilft das konsequente Tragen von Ohrenschützern. In seltenen Fällen ist ein Tinnitus eine Nebenwirkung von Medikamenten wie beispielsweise Antidepressiva oder Blutdrucksenkern. Hier hilft eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt.

Weitere Informationen:

http://campus.uni-muenster.de/biomag/startseite/

Quelle: idw

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Superstar auf Sendung: Schalten Sie um auf Adler-TV

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Deutsche Wildtier Stiftung: Verfolgen Sie das Brutgeschehen der Schreiadler in den kommenden Wochen unter www.Schreiadler.org

Die letzten Tage waren spannend, denn die Reise war gefährlich: 10.000 Kilometer hat das Schreiadlerpärchen zurückgelegt. Nach überstandenem Powerflug sind die Thermikflieger wohlbehalten aus dem südlichen Afrika im heimischen Nest gelandet. Noch ist der Horst nicht fertig und wird jetzt renoviert: Die „Eheleute Schreiadler“ sind dabei, das Nest mit Zweigen und Tannengrün auszupolstern, damit der Nachwuchs es später schön gemütlich hat.

Die Web-Cam läuft: Serien-Junkies können das Pärchen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang live beobachten. „Wenn alles klappt, können wir mit der versteckten Kamera Familie Schreiadler perfekt studieren. Natürlich warten alle gespannt darauf, dass das Adlerweibchen zwei Eier legt und etwa 40 Tage später der Nachwuchs schlüpft“, sagt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. Spätestens dann werden die Adler weltweit zu Superstars!

Die versteckte Kamera in gut zehn Metern Höhe dokumentiert wie aus einem seltenen Greifvogel-Küken ein stolzer Adler wird. Doch es geht nicht nur um schöne Bilder, sondern um handfeste Forschung. „Die Übertragung ist Teil eines Projektes der Staatlichen Forstverwaltung in Lettland, bei dem die Nahrungszusammensetzung für Schreiadler-Küken untersucht wird“, sagt Dr. Andreas Kinser. Ugis Bergmanis, lettischer Schreiadler-Experte und Kooperationspartner der Deutschen Wildtier Stiftung, hat die Technik an den Schreiadler-Horsten versteckt. Dabei muss der Forscher extrem vorsichtig sein: Schreiadler, die sich ein Leben lang treu bleiben, sind sehr sensibel. Werden sie gestört, suchen sie sich ein neues Plätzchen. Und das ist schwer zu finden: In Deutschland sind die Schreiadler bereits vom Aussterben bedroht.

Die letzten 110 Brutpaare aus Deutschland leben in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. „Die Bedrohung hängt mit der Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft zusammen“, sagt Kinser. In einem Modellprojekt, das durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird, erprobt die Deutsche Wildtier Stiftung derzeit, wie eine schreiadlerfreundliche Landbewirtschaftung aussehen könnte.

Kostenloses Bildmaterial: www.Presse.DeutscheWildtierStiftung.de

Weitere Informationen:
http://Eva Goris, Pressesprecherin, Christoph-Probst-Weg 4, 20251 Hamburg,
http://Telefon 040 9707869-13, Fax 040 9707869-19,
http://E.Goris@DeutscheWildtierStiftung.de, www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Auswirkungen von Bewässerungslandwirtschaft auf das Klima

Dr. Annette Kirk Kommunikation
Max-Planck-Institut für Meteorologie

Forscher des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (MPI-M) zeigen in einer neuen Studie, dass künstliche Bewässerung nicht nur lokale Auswirkungen auf das Klima hat, sondern auch entfernt liegende Regionen beeinflusst. Ihre Ergebnisse wurden gerade in Geophysical Research Letters veröffentlicht.

Während in trockenen Regionen die künstliche Bewässerung oft die einzige Möglichkeit darstellt, um Landwirtschaft zu betreiben, werden in feuchtgemäßigten Klimabereichen die landwirtschaftlichen Flächen zusätzlich bewässert, um die Erträge zu steigern. Je nach vorherrschendem Klima variieren die Techniken und Methoden zur Bewässerung: von der Anstauung des Wassers auf Flächen (wie beispielsweise im Reisanbau) bis hin zur punktgenauen Ausbringung des Wassers durch Schläuche und Düsen.

Der Einfluss von Bewässerungsanlagen auf das lokale Klima wurde bereits in vielen Studien untersucht. Die große Menge an Wasser, die durch Verdunstungsprozesse in die Atmosphäre abgegeben wird, weist bereits darauf hin, dass Bewässerung auch auf das globale Klima einen Einfluss haben muss. Allerdings haben bisher nur wenige Studien die Folgen auf einer globalen Skala untersucht. Dr. Philipp de Vrese, Dr. Stefan Hagemann und Prof. Martin Claußen, alle Wissenschaftler in der Abteilung „Land im Erdsystem“ am MPI-M, untersuchten nun zum ersten Mal, welche Auswirkungen die in Asien genutzte künstliche Bewässerung auf andere Regionen hat. Sie nutzten hierfür das Zirkulationsmodell des MPI-M, das mit dem Landmodell JSBACH gekoppelt wurde. Für die Simulationen wurde in das Landmodell ein Bewässerungsschema integriert. Die Autoren legten ihren Fokus vor allem auf die Bewässerungslandwirtschaft in Südasien, weil sich dort, u.a. durch den Reisanbau, der weltweit größte Anteil an Bewässerungsanlagen befindet.

Sie fanden heraus, dass Bewässerung unmittelbar das Klima in Entfernungen von mehreren tausend Kilometern beeinflussen kann. Die Auswirkungen der Bewässerung in Asien treten nicht nur lokal auf, sondern schaffen sogar den interkontinentalen Sprung über das Meer nach Afrika. Bis zu 40 % des heutigen Niederschlags in bestimmten ariden Gebieten Ostafrikas stehen in Zusammenhang mit der Bewässerungslandwirtschaft in Asien.

Zugrundeliegende Mechanismen – Wie kann Bewässerung in Asien den Regen in Ostafrika beeinflussen?
Die Autoren untersuchten die hierfür verantwortlichen Mechanismen und konnten die Advektion von Wasserdampf sowie die Veränderung des Asiatischen Monsuns durch die Bewässerung als Schlüsselmechanismen ausmachen. Der Wasserdampf stammt von der durch Bewässerung erhöhten Evapotranspiration. Der Begriff bezeichnet die Summe aus Transpiration von Wasser über die Blattflächen der Pflanzen und Evaporation, also die Verdunstung von Wasser über Wasseroberflächen und Böden.

Zu Beginn des Frühlings auf der nördlichen Halbkugel (Februar – März) ist der Feuchtestrom, der von der Verdunstung aus Bewässerungsanlagen in Südasien hervorgerufen wird, bereits hoch. Durch die daraus entstehende Evapotranspiration steigt die Luftfeuchtigkeit an. Während dieser Zeit bewegen sich die bodennahen Winde des Arabischen Meeres in südwestliche Richtung. Daher strömt ein großer Teil des atmosphärischen Wasserdampfes, der aus Bewässerungsanlagen in Südasien stammt, über das Arabische Meer zu Afrikas Ostküste, wo er die Luftfeuchtigkeit deutlich erhöht. Zum Ende des Frühlings (April-Mai) versiegt aufgrund drehender Winde der Feuchtestrom aus Asien. Dafür wird Wasserdampf von Gebieten im Mittleren Osten vermehrt nach Ostafrika transportiert. Der Anstieg an Wasserdampf in der Atmosphäre führt zu vermehrtem Niederschlag. In manchen der trockneren Gebiete Ostafrikas entspricht dieser Anstieg des Niederschlags mehr als einem Drittel des simulierten Jahresniederschlags.

Darüber hinaus resultiert aus der Bewässerung in Asien eine Abschwächung des Monsuns, welcher im Sommer für einen Großteil des Niederschlages in Südostasien verantwortlich ist. So kann Bewässerung nicht nur zu einer Erhöhung des Niederschlages in entfernten Regionen führen, sondern diesen auch reduzieren.

Auswirkungen
Der vermehrte Niederschlag führt zu verstärkter Evapotranspiration und einer damit verbundenen Kühlung der Landoberfläche: Der zusätzliche Wasserdampf in der Atmosphäre beeinflusst die Wolkenbildung. Teilweise erhöht sich die mittlere Wolkenbedeckung in der unteren Troposphäre um mehr als 7,5 %, was die einfallende Sonnenstrahlung auf der Landoberfläche reduziert. Zusammen führen diese zwei Effekte in den betroffenen Gebieten zu einer Abkühlung der Landoberfläche von bis zu 0,5 Grad Celsius.

Die Abschwächung des Monsuns reduziert den Niederschlag in einigen Gebieten Südostasiens, was zu verringerter Evapotranspiration und der damit verbundenen Abkühlung der Erdoberfläche führt. Dies kann in einigen Fällen den Niederschlag im Sommer um bis zu 2 mm pro Tag verringern und zu einem Temperaturanstieg von bis zu 2° C führen.

Fazit
Die Autoren haben ihre Untersuchung der Auswirkungen auf Gebiete in Ostafrika, Südostasien und das südliche China eingeschränkt, da die zugrundeliegenden Mechanismen hier am deutlichsten sichtbar sind. Allerdings deuten die durchgeführten Simulationen darauf hin, dass die Effekte auch in anderen Regionen auftreten können. Zum Beispiel gelangt Wasserdampf von Bewässerungsgebieten durch Advektion nach Russland, wo es das bodennahe Klima beeinflusst, und die Bewässerung in Südeuropa hat vermutlich starke Auswirkungen auf den Feuchtegehalt der Atmosphäre und die Temperaturen in Westeuropa und Skandinavien.

Selbst wenn die Bewässerungstechniken in Zukunft wesentlich effizienter gestaltet werden, steigt der für die künstliche Bewässerung benötigte Wasserbedarf bis 2050 (im Vergleich zum Jahr 2000) vermutlich um 50 % an, da sich die Bewässerungslandwirtschaft dem steigenden Lebensmittelbedarf einer wachsenden Weltbevölkerung anpassen muss.

Während die künstliche Bewässerung, durch die Umverteilung von Wasser, ihrerseits Auswirkungen auf den Wasserkreislauf und den Energiehaushalt der Landoberfläche hat, wird sie selbst durch Klimaänderungen und abnehmende Frischwasserressourcen beeinflusst. Es ist wahrscheinlich, dass ein zukünftiger Ausbau oder ein Rückgang der bewässerten Gebiete – durch die steigende Lebensmittelnachfrage oder abnehmende Trinkwasserressourcen – auch den Niederschlag und die Temperaturen anderer Gebiete, die vom Verursachungsort entfernt liegen, beeinflussen wird.

Originalveröffentlichung
Philipp de Vrese, Stefan Hagemann, Martin Claussen (2016). Asian Irrigation, African Rain: Remote Impacts of Irrigation. Geophysical Research Letters. doi: 10.1002/2016GL068146

Kontakt

Dr. Philipp de Vrese
Tel.: 040 41173 138
E-Mail: philipp.de-vrese@mpimet.mpg.de

Dr. Stefan Hagemann
Tel.: 040 41173 101
E-Mail: stefan.hagemann@mpimet.mpg.de

Prof. Dr. Martin Claußen
Tel.: 040 41173 226 (Assistentin Sylvia Houston)
E-Mail: martin.claussen@mpimet.mpg.de

Weitere Informationen:
http://mpimet.mpg.de/kommunikation/aktuelles/single-news/?no_cache=1&tx_ttne… MPI-M Homepage
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/2016GL068146/abstract Link zur Veröffentlichung

Quelle: idw

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Fließgewässer effizienter renaturieren

Angelina Tittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Der Renaturierungsbedarf bei Fließgewässern ist groß: Verschiedene Maßnahmen sollen helfen, den Verlust der Artenvielfalt zu bremsen und wertvolle Funktionen für uns Menschen zu erhalten. Der gewünschte Erfolg nach Renaturierungen bleibt aber oftmals aus. Forscher des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben deshalb einen neuen Ansatz getestet, der Renaturierungen effizienter macht: Sie verknüpfen systematische Planung mit lokalem Expertenwissen. – Eine Pilotstudie an Spree und Havel ist vielversprechend. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse kürzlich in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“.

Fließgewässer gehören zu den am stärksten gefährdeten Ökosystemen der Welt. Die intensive Nutzung und die damit verbundenen Veränderungen wie Kanalisierung oder Wasserentnahme beeinträchtigen ihre Artenvielfalt und werden auch für den Menschen zum Problem: Die Trinkwassergewinnung, der Hochwasserschutz durch natürliche Auen oder der Nährstoffrückhalt werden zunehmend eingeschränkt. Durch Renaturierungen sollen Fließgewässer in einen besseren Zustand überführt werden – zum Wohl von Mensch und Natur.

Bessere Planung dank Priorisierung und Einbindung lokaler Experten
Die gewählten Maßnahmen sollen dabei nicht nur die Umweltziele erreichen, sondern auch möglichst kosteneffizient sein. „Einer der Gründe für den oft ausbleibenden Erfolg von Renaturierungsmaßnahmen ist, dass sie meist ad hoc, das heißt zum Beispiel an Stellen, an denen gerade Ufergebiet verfügbar ist, umgesetzt werden“, erklärt Dr. Simone Langhans, die das Projekt am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) leitet. Um die Erfolgsquote von Renaturierungen zu erhöhen, helfe eine systematische Planung: Unter Berücksichtigung von Kosteneffizienz und Biodiversitätszielen werden dabei geeignete Renaturierungsstellen und potenzielle Maßnahmen priorisiert. Noch effizienter lassen sich Renaturierungen planen und umsetzen, wenn zudem lokale Experten eingebunden werden. Eine Pilotstudie an Spree und Havel zeigt: Werden systematische Planungen mit lokalem Expertenwissen kombiniert, wirkt sich das positiv auf den ökologischen Gewinn, die Kosteneffizienz sowie auf die Praktikabilität eines solchen Vorhabens aus.

Neuer Ansatz an Spree und Havel getestet
Entlang der Spree und der Havel identifizierten die Forscher gemeinsam mit lokalen Fischökologen Flussstellen, an denen die Wiederherstellung von Laichplätzen für typische Flussfischarten sinnvoll wäre. Anschließend schätzten sie für jede Stelle die individuellen Maßnahmenkosten ab. Beide Informationen flossen dann in Berechnungen mit der Software Marxan ein. „Die Software wählt mit einem mathematischen Algorithmus jene Flussstellen aus, in denen die ökologischen Ziele mit dem geringsten finanziellen Aufwand erreicht werden können“, erklärt Langhans. Als ökologische Zielgröße nutzten die Forscher dabei die Jungfischpopulationen von elf wichtigen Flussarten, darunter auch Wanderfische wie Stör, Lachs, Meerforelle, Fluss- und Meerneunauge.

Neue Methode auch auf andere Fließgewässer übertragbar
„Es ist uns wichtig, möglichst anwendungsorientiert zu arbeiten. Unsere Ergebnisse sollen den örtlichen Entscheidungsträgern konkret weiterhelfen“, betont Langhans. Mit der entwickelten Methode könnten Renaturierungen von Laichplätzen auch in anderen Fließgewässern optimal geplant werden, ist sie sich sicher. Die Methode soll nun so weiterentwickelt werden, dass auch zusätzliche ökologische Kenngrößen wie zum Beispiel das Vorkommen aquatischer oder terrestrischer Wirbeltiere bei der systematischen Planung berücksichtigt werden können.

Die Studie wurden im Rahmen des durch die Alexander von Humboldt-Stiftung finanzierten Projekts „Money for rivers: a new framework to optimize rehabilitation funds“ durchgeführt.

Vertonte Flussrenaturierung:
Gemeinsam mit der Schweizer Band „Knuts Koffer“ vertonte Simone Langhans ihre Arbeit an Havel und Spree. Das Musikvideo ist online verfügbar: http://bit.ly/Musikclip-Flussfisch

Ansprechpartner:
Dr. Simone D. Langhans
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
E-Mail: langhans@igb-berlin.de
Tel.: + 49(0)30 64181 943

Dr. Jörn Geßner
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
E-Mail: sturgeon@igb-berlin.de
Tel.: + 49(0)30 64181 626

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Angelina Tittmann/Nadja Neumann
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
E-Mail: pr@igb-berlin.de
Tel.: +49 (0) 30 64181 -631/-975

Publikation:
Langhans SD, Gessner J, Hermoso V, Wolter C (2016) Coupling expert judgement and systematic planning enhances the efficiency of river restoration, Science of the Total Environment 560-561: 266-273.

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969716306696

Weitere Informationen zum Leibniz-IGB:
http://www.igb-berlin.de

Die Arbeiten des Leibniz-IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das Leibniz-IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das Leibniz-IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de

Quelle: idw

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Bakterien im Urin: Keine Symptome, kein Antibiotikum

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Schmerzen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang sind typische Symptome einer Blasenentzündung. Meist verursachen Bakterien die Infektion. Bei einer schmerzhaften Blasenentzündung ist der Einsatz eines Antibiotikums oft sinnvoll – aber erst dann. Der alleinige Nachweis von Bakterien im Urin ohne Symptome dagegen erfordert bis auf wenige Ausnahmen keine Behandlung. Dennoch verschreiben Ärzte häufig ein Antibiotikum. Im Rahmen der Initiative „Klug entscheiden“ hat die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) medizinische Leistungen benannt, die zu häufig oder aber zu selten fachgerecht erbracht werden.

Mit den nun veröffentlichten, konkreten Handlungsempfehlungen zielt die Fachgesellschaft darauf ab, Über- und Unterversorgung in der Infektiologie zu reduzieren, die Entwicklung von Resistenzen einzudämmen und die Patientenversorgung zu verbessern.

Routineuntersuchungen weisen mitunter Bakterien im Urin nach. „Dies kann unterschiedliche Ursachen haben und kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern“, sagt Privatdozentin Dr. med. Norma Jung, Oberärztin an der Klinik für Innere Medizin der Universitätsklinik Köln und Beiratsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. „Behandlungsbedürftig sind Bakterien im Urin nicht. Erst wenn typische Beschwerden einer Harnwegsinfektion, also einer Blasenentzündung, bestehen, sollte eine Therapie eingeleitet werden.“ Eine vorsorgliche Antibiotikabehandlung verhindere nicht, dass sich aus dem symptomlosen Auftreten von Bakterien eine symptomatische Harnwegsinfektion entwickle, so Jung. Von dieser Regel gibt es nur wenige, definierte Ausnahmen: Wenn sich während einer Schwangerschaft oder vor einem urologischen Eingriff Bakterien im Urin nachweisen lassen, sollten Ärzte auch ohne konkrete Krankheitszeichen eine Antibiotikatherapie einleiten.

Der fachgerechte Umgang mit dem asymptomatischen Auftreten von Bakterien im Urin ist ein Aspekt, mit dem sich die DGI im Rahmen der Initiative „Klug entscheiden in der Infektiologie“ befasst. Die Initiative „Klug entscheiden“ wurde 2014 von der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, Über- und Unterversorgung in der Medizin zu identifizieren. „Für die Infektiologie, eine der Subspezialisierungen der Inneren Medizin, hat die DGI in einem mehrstufigen Verfahren fünf Positiv- und fünf Negativ-Empfehlung formuliert“, erklärt Professor Dr. med. Gerd Fätkenheuer, Vorsitzender der DGI und Leiter der Infektiologie an der Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln. „Diese richten sich in der ersten Stufe an Ärzte, liefern aber auch Patienten hilfreiche Informationen – etwa wenn es darum geht, eine bestimmte Behandlung zu beginnen oder eben nicht.“

Zu den Negativ-Empfehlungen, also den unnötigen Therapiemaßnahmen, zählt auch die Behandlung von unkomplizierten oberen Atemwegsinfektionen mit Antibiotika: Bei akuten Infektionen der oberen Atemwege und bei Bronchitis verursachen diese eher Schaden als Nutzen. Sie helfen gegen die überwiegend durch Viren verursachten Erkrankungen nicht, bergen aber das Risiko, Nebenwirkungen auszulösen und befeuern die Resistenzentwicklung. „Obere Atemwegsinfektionen gehören zu jenen Erkrankungen, bei denen am häufigsten unnötigerweise Antibiotika verordnet werden“, sagt Jung. „Für die USA existieren Daten, wonach zwischen 70 und 80 Prozent der Patienten, die sich in einer Praxis oder Ambulanz mit einer akuten Atemwegsinfektion vorstellen, Antibiotika verschrieben bekommen.“

Bei den Positiv-Empfehlungen, also den Maßnahmen, die sinnvoll sind, aber zu selten durchgeführt werden, liegt das Augenmerk vor allem auf der Prävention, etwa dem Durchführen von Impfungen gemäß der Vorgaben der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO).

Die fünf Positiv- und Negativ-Empfehlungen, die die DGI im Rahmen der Initiative „Klug entscheiden in der Infektiologie“ erarbeitet hat, sind jetzt im Deutschen Ärzteblatt erschienen: http://www.aerzteblatt.de/archiv/175621

Literatur:
Jung, Norma, Klug entscheiden: ….in der Infektiologie
Dtsch Arztebl 2016; 113(13): A-608 / B-514 / C-510

Weitere Informationen:
http://www.dgi-net.de

Quelle: idw

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Der frühe Vogel hat Probleme

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Auch Zugvögel reagieren auf den Klimawandel und kehren früher aus ihren Winterquartieren zurück als noch vor wenigen Jahren. Das hat den Vorteil, dass sie eher mit dem Eierlegen beginnen können. Trotzdem profitieren die Tiere davon kaum, zeigt eine von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Universität Leipzig und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie Leipzig kürzlich im Fachjournal „Ecology and Evolution“ veröffentlichte Studie.

Rauchschwalben gelten als klassische Frühlingboten. Nach dem langen Rückflug aus dem Süden Afrikas treffen sie typischerweise im April wieder in Europa ein und beginnen dann innerhalb weniger Tage mit dem Eierlegen. Nach etwa zwei Wochen Brutzeit schlüpfen die Küken, die anschließend noch rund drei Wochen von den Eltern gefüttert werden. Wenn der erste Nachwuchs der Saison das Nest verlassen hat, schließen die Tiere im Sommer noch eine zweite Brut an.

UFZ-Forscherin Annegret Grimm und ihre Kolleginnen und Kollegen des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und der Universität in Leipzig sowie weiterer Forschungseinrichtungen haben nun untersucht, ob sich die Termine dieser Bruten vor dem Hintergrund des sich ändernden Klimas verändert haben. Dazu haben sie Daten der Jahre 1997 bis 2010 für Ostdeutschland ausgewertet, die von der beim Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) Mecklenburg-Vorpommern angesiedelten Beringungszentrale Hiddensee erhoben wurden. Dieser Datensatz enthält beispielsweise, wann und wo Ornithologen Küken beringt haben, um später ihre Zugrouten verfolgen zu können. „Junge Rauchschwalben werden im Alter zwischen zehn und 15 Tagen beringt“, erklärt Annegret Grimm. „Deshalb können wir aus diesem Datum auch schließen, wann die Eltern mit der Brut begonnen haben müssen.“

Bei den 7.256 Bruten, die das Team auf diese Weise analysiert hat, zeichnet sich eine deutliche Tendenz zu einem immer früheren Beginn ab. „Im Durchschnitt haben die Tiere den Termin für ihre erste Brut um mehr als einen halben Tag pro Jahr nach vorn verlegt. Das sind von 1997 bis 2010 immerhin 6,5 Tage“, berichtet die Forscherin. Dieser zeitliche Vorsprung schlägt sich jedoch nicht im Bruterfolg nieder. Die Biologen vermuteten ein für die Rauchschwalben negatives Zusammenspiel des Klimas auf verschiedenen Skalenebenen. Deshalb haben sie die Bruttermine bzw. Gelegegrößen und verschiedene Wetterdaten in Computermodelle eingespeist und nach statistischen Zusammenhängen gesucht.

Wann die Vögel aus dem Süden zurückkehren und mit dem Eierlegen beginnen, hängt demnach vor allem von der sogenannten Nordatlantischen Oszillation (NAO) ab – jener Schwankungen des Luftdrucks, die über dem Nordatlantik zwischen dem Islandtief und dem Azorenhoch auftreten. Sind beide Druckgebilde stark ausgebildet, sprechen Experten von einem positiven NAO-Index. Der führt in Europa normalerweise zu starken Westwind-Lagen und einer milden, feuchten Witterung. Bei einem negativen NAO-Index mit schwachem Azorenhoch und Islandtief schwächen dagegen die Westwinde ab, es wird trockener und kälter. Die Auswirkungen dieses großräumigen Wetterphänomens treffen allerdings nicht nur Europa, sondern reichen auch bis in den Süden Afrikas. Offenbar liefern sie den Schwalben dort Anhaltspunkte dafür, wann es in Europa warm genug für die Reise Richtung Norden ist.

„Das lokale Wetter im Brutgebiet ist für den Zeitpunkt des Brutbeginns weniger wichtig“, sagt Annegret Grimm. Dafür bestimmen die dortigen Temperaturen und Niederschläge ganz allein darüber, wie erfolgreich die Vogeleltern ihren Nachwuchs aufziehen können. Und diese Bilanz ist schlecht: Der Bruterfolg der Rauchschwalben im Untersuchungsgebiet ist in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen, immer weniger Jungvögel erreichen das Erwachsenenalter.
Dabei ist ein früher Bruttermin eigentlich von Vorteil: Paare, die zeitig im Jahr mit der Brut beginnen, legen oft mehr Eier, bringen mehr Jungvögel durch als die Spätstarter unter ihren Artgenossen – und haben vielleicht sogar Zeit für eine zusätzliche Brut. So ziehen Deutschlands Rauchschwalben in warmen Jahren oft dreimal statt nur zweimal Junge auf – ein Trend, der sich noch verstärken und auch irgendwann positiv auf die Bestandsentwicklung auswirken könnte.

„Bisher aber scheinen die Nachteile des Klimawandels die Vorteile des frühen Brutbeginns zu überwiegen“, sagt Annegret Grimm. Das Problem besteht offenbar darin, dass die Vögel bisher noch nicht das richtige Timing gefunden haben, um ihrem Nachwuchs gute Startchancen zu verschaffen. Zwar sind die April-Temperaturen in den ostdeutschen Brutgebieten in den letzten Jahren gestiegen, dafür ist es im Mai aber kühler geworden – ausgerechnet dann, wenn die Schwalben-Eltern reichlich Insekten für ihre geschlüpften Küken bräuchten. „Dieses Versorgungsproblem steckt wahrscheinlich hinter dem sinkenden Bruterfolg“, sagt Annegret Grimm. Und dieser wiederum könnte den Rückgang der europäischen Schwalbenbestände erklären, den Vogelschützer seit etwa 20 Jahren beobachten.

Ob sich dieser Trend fortsetzt, sei derzeit schwer zu sagen. Zum einen müsse die kühle und insektenarme Phase im Mai keineswegs von Dauer sein. Zum anderen werden vielleicht künftig auch so viele Paare ein drittes Mal im Jahr Eier legen, dass sie die geringere Zahl von Küken pro Brut kompensieren können. In jedem Fall unterstreiche die vorliegende Studie einmal mehr, so Grimm, wie wichtig es sei, mehrere ökologische Prozesse parallel zu betrachten und mit den Daten der Klima- und Wetterphänomene auf regionaler und überregionaler Skala zu verknüpfen.

Publikation:
Annegret Grimm, et al. (2015): Earlier breeding, lower success: does the spatial scale of climatic conditions matter in a migratory passerine bird?
Ecology and Evolution, Band 5, Ausgabe 23, Seite 5722-5734, Dezember 2015
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ece3.1824/full

Die Studie wurde unterstützt durch das EU-FP 7-Projekt SCALES, das EU-FP-7-Projekt EU BON, die Universität Leipzig und das Beringungszentrum Hiddensee.

Weiterführende Links:
http://www.beringungszentrale-hiddensee.de/cms2/BZH_prod/BZH/index.jsp,
http://www.eva.mpg.de/pks/staff/schloegl/
http://www.scales-project.net/
http://www.eubon.eu/show/project_2731/

Weiterführende Informationen:
Annegret Grimm
UFZ-Department Naturschutzforschung
Telefon: 0341 235 1652
http://www.ufz.de/index.php?de=31232

Dr. Brigitte Schlögl (ehem. Weiß)
Universität Leipzig und Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie Leipzig
Telefon: 0341 97-36754
E-Mail: brigitte.schloegl@uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=15/2016

Quelle: idw

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Innovative Therapien gegen hohen Blutfettspiegel

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Neue Medikamente erleichtern die Behandlung eines erhöhten LDL-Cholesterin-Spiegels. Davon profitieren Menschen mit einem hohen kardiovaskulären Risiko, bei denen die maximal tolerierte Statin-Therapie alleine nicht ausreicht, um das LDL-Cholesterin ausreichend zu senken, oder die unter einer Statin-Unverträglichkeit leiden. Das berichten Experten auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim.

„Erhöhte Blutfettspiegel, und hier besonders das LDL-Cholesterin, stellen einen wichtigen Risikofaktor für Arteriosklerose und damit auch kardiovaskuläre Erkrankungen dar und müssen daher konsequent behandelt werden“, sagt Prof. Dr. Ulrich Laufs (Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg) auf der 82. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Vom 30. März bis 2. April 2016 treffen auf diesem Kongress in Mannheim rund 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammen. „Können Patienten mit der maximalen verträglichen Statindosis nicht auf den angestrebten Zielwert gebracht werden oder werden Statine nicht vertragen, gibt es heute mit Ezetimib und den PCSK9-Hemmern zwei ergänzende Therapien, welche die erforderlichen Präventionsbemühungen unterstützen.“

Vielfach nachgewiesen ist, dass Menschen mit erhöhten Blutfetten von einer LDL-Senkung profitieren. Dies gilt insbesondere dann, wenn es bereits zu kardiovaskulären Ereignissen wie zum Beispiel einem Herzinfarkt gekommen ist. Eine weitere Patientengruppe, deren Cholesterinspiegel auf jeden Fall behandelt werden muss, sind Menschen mit familiärer Hypercholesterinämie.

Für die Behandlung der Hyperlipidämie wurden von den medizinischen Fachgesellschaften Zielwerte definiert. Prof. Laufs: „Bei Personen mit sehr hohem kardiovaskulären Risiko sollte der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie ESC zufolge ein LDL-Ziel von weniger als 70 mg/dl angestrebt werden.“ In diese Gruppe gehören unter anderem Menschen, die schon einmal einen Herzinfarkt hatten oder unter Typ II-Diabetes mellitus in Kombination mit koronarer Herzkrankheit leiden. Auch eine fortschreitende koronare Herzkrankheit bedeutet ein sehr hohes Risiko.

Wenn Statine unverträglich sind
Mittel der Wahl zur Behandlung überhöhter Cholesterinspiegel sind Statine. Diese sind wirksam und für die meisten Behandelten gut verträglich. Allerdings stößt die Behandlung in der Praxis an zwei Grenzen, so Prof. Laufs: „Zum einen reicht die Wirkung nicht immer aus, um bei Hochrisikopatienten die Zielwerte zu erreichen. Zum anderen werden Statine nicht von allen Menschen gut vertragen. Diese Statinintoleranz äußert sich in der Regel in sehr unangenehmen Muskelschmerzen.“

Besteht eine Statinintoleranz oder können Patienten mit der maximalen verträglichen Statindosis nicht auf den angestrebten Zielwert gebracht werden, gibt es zwei Alternativen bzw. ergänzende Therapien.

Kombination mit Ezetimib bringt stärkere Cholesterin-Senkung
Ezetimib hemmt die Aufnahme von Cholesterin aus dem Darm und senkt nachweislich den LDL-Spiegel im Blut. „Im Rahmen der IMPROVE-IT Studie wurde nachgewiesen, dass es zu weniger Herzinfarkten kommt, wenn bei Hochrisikopatienten die Statin-Therapie mit Ezetimib ergänzt wird“, berichtet Prof. Laufs. „Ezetimib eignet sich also für Patienten, die mit einem Statin alleine ihren Zielwert nicht erreichen.“

Neue Option: Stärkerer LDL-Cholesterinabbau über die Leber
Mit der neuen Gruppe der PCSK9-Inhibitoren steht seit kurzem eine neue Option zur Verfügung, um ungünstige Cholesterinspiegel zu behandeln. Die Verabreichung eines PCSK9-Inhibitors führt dazu, dass an der Zellmembran von Leberzellen mehr LDL-Rezeptoren aktiv sind und daher auch mehr LDL-Cholesterin abgebaut wird. Wie alle anderen therapeutisch eingesetzten Antikörper müssen die PCSK9-Inhibitoren regelmäßig injiziert werden.

„Die ersten zugelassenen Vertreter dieser Gruppe haben sich in Studien in allen problematischen Patientengruppen mit hohen LDL-Spiegeln bewährt“, so Prof. Laufs. „Sie führen in Kombination mit Statinen zu einer massiven Reduktion des LDL-Spiegels, in der Regel um 50 bis 60 Prozent, sind bei Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie wirksam und können auch bei Menschen eingesetzt werden, die keine Statine vertragen.“

Was allerdings noch fehlt, sind Endpunktstudien, in denen gezeigt wird, dass Patienten, die einen PCSK9-Inhibitor erhalten, nicht nur niedrigere Cholesterinspiegel, sondern tatsächlich ein geringeres Herzinfarktrisiko haben. Prof. Laufs: „Viele Experten nehmen an, dass das so sein wird. Denn PCSK9-Inhibitoren senken das LDL-Cholesterin deutlich und wir wissen, dass die LDL-Senkung mit Statinen alleine oder Statinen und Ezetimib auch das kardiovaskuläre Risiko reduziert. Mit Sicherheit wird man das erst wissen, wenn die entsprechenden Studien, die gerade laufen, publiziert sind.“

Nicht zuletzt bleibe dann noch die Frage der Kosten, so der Experte: „PCSK9-Inhibitoren sind teure Medikamente. Es sollte also sichergestellt sein, dass sie jenen Patienten verschrieben werden, die sie auch tatsächlich benötigen und die nicht ebenso gut mit einem Statin behandelt werden können. Das sind also Personen mit sehr hohem Risiko und hohem LDL-Cholesterin, bei denen die Behandlung mit Statin und Ezetimib nicht zu einer Cholesterinsenkung führt, die ihrem kardiovaskulären Risiko angemessen wäre.“

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Presse/Kommunikation
Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher
Pressebüro während des Kongresses in Mannheim
Tel.: 0621 4106-5002; 0621 4106-5005
Hauptstadtbüro Berlin
Leonie Nawrocki
Tel.: 030 206 444 82
Geschäftsstelle Düsseldorf
Kerstin Krug
Tel.: 0211 600692-43,
presse@dgk.org
B&K-Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung
Dr. Birgit Kofler
Tel.: 0172 7949286
kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nau-heim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.dgk.org/presse
http://www.kardiologie.org

Quelle: idw

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Trinkwasser: CO2-Steuer kann weltweit Versorgungslücken schließen

Fabian Löhe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) gGmbH

Über 700 Millionen Menschen haben kein fließendes Wasser. Eine Steuer auf Kohlendioxid könnte Abhilfe schaffen und gleichzeitig viel zum Klimaschutz beitragen. Das zeigt heute eine neue Studie.

„Bis 2030 könnte man in den meisten Ländern weltweit eine flächendeckende Versorgung mit Trinkwasser finanzieren“, sagt Dr. Michael Jakob, Leitautor der Studie vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin. Allein in Indien würde eine CO₂-Steuer rund 115 Milliarden US-Dollar im Jahr einbringen „und nur einen Bruchteil davon bräuchte man für sauberes Wasser – zusätzlich bliebe genug Geld für sanitäre Anlagen und Strom“, so der Wissenschaftler. Tatsächlich würde die benötigte Infrastruktur im zweitgrößten Land der Welt jeweils nur etwa vier Prozent der Einnahmen kosten.

Nicht reichen würden die Mittel in wenigen Nationen, vor allem in Afrika südlich der Sahara (siehe Abbildung im Anhang). Hier sind die CO₂-Emissionen sehr niedrig und eine Steuer brächte wenig ein. „Doch diese finanzielle Lücke könnte geschlossen werden, wenn man berücksichtigt, dass Entwicklungsländer ihr Nutzungsrecht an der Atmosphäre noch nicht ausgeschöpft haben“, erklärt Jakob. „Vermeidung von Emissionen würde dann zu Ausgleichszahlungen von Seiten der Industriestaaten führen.“

Die MCC-Studie, die neben Wasser, Sanitäranlagen und Strom auch die Entwicklungsmöglichkeiten bei Telekommunikation und Straßen untersucht, wurde heute unter dem Titel „Carbon pricing revenues could close infrastructure gaps“ in der Zeitschrift World Development veröffentlicht. Für ihre Berechnungen gehen die Forscher davon aus, dass weltweit jedes Land ab sofort eine wachsende CO₂-Steuer einführt. Im Jahr 2020 müsste sie 40 US-Dollar pro Tonne CO₂ betragen und bis 2030 auf 175 Dollar ansteigen.

„Neben den Einnahmen für Infrastruktur würde man so zum internationalen Ziel beitragen, die Klimaerwärmung auf zwei Grad zu begrenzen“, erklärt Dr. Sabine Fuss, MCC-Mitautorin der Studie und Gastwissenschaftlerin am International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg, Österreich. „Denn die Steuer bestraft die Nutzung fossiler Energien und schafft Anreize für CO₂-freie Technologien.“ Mit Geld, das nicht für die Versorgung gebraucht wird, könnten Folgen des Klimawandels abgefedert werden. Davon seien gerade Entwicklungsländer betroffen, etwa durch den steigenden Meeresspiegel.

Doch die steigenden Kosten für Kohle, Öl und Gas führen auch zu Problemen: „Mehr zahlen möchte niemand gerne – aber gerade hier liegt die Stärke der Idee, direkt aus den CO₂-Einnahmen lebenswichtige Infrastrukturen zu finanzieren“, sagt MCC-Kollege Jakob. Die Zweckbindung erhöhe die Akzeptanz in der Bevölkerung und die Gefahr von Unterschlagungen sinke. Ergänzend könnte man mit den Einnahmen Belastungen verringern, die gerade ärmere Bevölkerungsteile treffen – etwa die Mehrwertsteuer. „Klar ist: Wirklichen Klimaschutz gibt es nur, wenn er Teil einer nachhaltigen Gesamtentwicklung wird – und umgekehrt“, betont Jakob. „Mehr Geld alleine reicht nicht. Entscheidend sind auch ein funktionierender Staat, demokratische Entscheidungsprozesse und entsprechende Institutionen.“

Link zur zitierten Studie:
Jakob, M.; Chen, C.; Fuss, S.; Marxen, A.; Rao, N.; Edenhofer, O. (2016): Carbon pricing revenues could close infrastructure gaps. World Development, http://dx.doi.org/10.1016/j.worlddev.2016.03.001 (online nach Speerfrist)

Über das MCC:
Das MCC erforscht nachhaltiges Wirtschaften sowie die Nutzung von Gemeinschaftsgütern wie globalen Umweltsystemen und sozialen Infrastrukturen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Sieben Arbeitsgruppen forschen zu den Themen Wirtschaftswachstum und -entwicklung, Ressourcen und Internationaler Handel, Städte und Infrastrukturen, Governance sowie wissenschaftliche Politikberatung. Das MCC ist eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Quelle: idw

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Arbeitszeugnisse: Machen sie noch Sinn?

Sigrid Neef Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ernst-Abbe-Hochschule Jena

Empirische Studie der Ernst-Abbe-Hochschule Jena zur Zeugnispraxis in Deutschland

Jeder Beschäftigte hat in Deutschland bei Beendigung seines Arbeitsverhältnisses einen Rechtsanspruch auf die Ausstellung eines einfachen Arbeitszeugnisses. Dieses enthält Aussagen zur Art und Zeitdauer der ausgeübten Tätigkeit.

Auf Verlangen des Beschäftigten sind auch Aussagen über seine Leistungen und sein Verhalten aufzunehmen. Durch diesen Bewertungsteil wird aus dem einfachen Arbeitszeugnis ein qualifiziertes Arbeitszeugnis. Häufig stellen Unternehmen ohne explizite Anforderung der Beschäftigten ein qualifiziertes Zeugnis aus. Die Rechtsprechung hat die Direktive aufgestellt, dass Arbeitszeugnisse einerseits wahr, andererseits aber auch wohlwollend formuliert sein müssen, um den Arbeitnehmer in seinem weiteren beruflichen Fortkommen nicht zu stark zu behindern.

Die Frage ist, ob diese beiden Vorgaben überhaupt zu vereinbaren sind. Punktuelle Gespräche mit Personalverantwortlichen lassen vermuten, dass sich die Unternehmen zur Umgehung rechtlicher Probleme bei schwacher Leistung oder negativem Verhalten des Mitarbeiters aus dieser Formulierungszwickmühle zwischen Wahrheit und Wohlwollen herauswinden, indem Negatives überhaupt nicht angesprochen wird oder in positiven Formulierungen versteckt wird. Vielfach wird also die Existenz eines „Zeugniscodes“ behauptet, den man beim Lesen eines Arbeitszeugnisses entschlüsseln muss.

Aber wie rational ist es eigentlich, dass der Zeugnisersteller zunächst Wahrheiten versteckt, die der Zeugnisleser dann mühsam enttarnen soll? Und funktioniert das überhaupt mit hinreichender Präzision? Diese Frage ist höchst relevant, da Arbeitszeugnisse bei der Erstellung (Bürokratie-)Kosten verursachen und nach wie vor ein Standardbaustein jeder Bewerbungsunterlage sind, also im Rahmen der Personalauswahl für eine neue Stelle potenziell eine wichtige Funktion wahrnehmen.

Wenn aber nun viele Unternehmen einerseits Bedenken wegen möglicher Zeugnisstreitigkeiten mit dem scheidenden Arbeitnehmer haben und andererseits ahnen (wissen?), dass man im Zeugnis nur höchst eingeschränkt Wahrheiten findet, wie wahrscheinlich ist es dann, dass Zeugnisse zum einen sorgfältig und aussagekräftig formuliert und zum anderen systematisch ausgewertet werden? Beides ist aber Voraussetzung dafür, dass das Dokument „Arbeitszeugnis“ Sinn macht. Sind diese Voraussetzung nicht gegeben, dann könnte man sich den Zeit- und Kostenaufwand für Zeugnisse auch komplett sparen.

Diese Grundskepsis gegenüber Arbeitszeugnissen war für die beiden Forscher am Fachbereich Betriebswirtschaft der Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Steffi Grau und Prof. Dr. Klaus Watzka, Anlass für eine explorative empirische Fragebogenuntersuchung zur Erstellung und zur Nutzung von Arbeitszeugnissen in deutschen Unternehmen.

Es wurden dazu Mitte des Jahres 2015 zwei getrennte Fragebögen für Zeugnisersteller und Zeugnisauswerter erstellt und in einer Auflage von jeweils 500 Exemplaren an Unternehmen aller Größenklassen in Deutschland versandt. Es konnte ein guter Rücklauf von fast 20% erzielt werden. Konkret lagen von Zeugniserstellern 97 und von Zeugnisauswertern 89 auswertbare Fragebögen vor. In der Datenanalyse wurde differenziert nach kleinen (bis 49 Mitarbeiter), mittleren (bis 249) und großen Unternehmen (ab 250 Mitarbeiter).

Die Ergebnisanalyse zeigte ernüchternde Ergebnisse und legt den Schluss nahe, dass die Anfertigung von Arbeitszeugnissen in Deutschland über weite Strecken zu einem relativ sinnfreien Ritual mutiert ist. Es frisst Zeit und Kosten, an einem hinreichenden Nutzen in der Personalauswahl müssen dagegen erhebliche Zweifel angemeldet werden. So zeigte sich unter anderem:

• Nur noch 7,3% der Zeugnisse werden wirklich individuell angefertigt. Dominierende Hilfsmittel sind PC-gestützte Zeugnisgeneratoren (41,7%), selbst erstellte Textbausteine (27,1%) und Textbausteine aus Literatur/Internet (24%). Viel spricht also für eine „schablonenhafte Erstarrung“ des Arbeitszeugnisses, die der Individualität des einzelnen Mitarbeiters nur sehr eingeschränkt gerecht wird.

• 49,5% der Zeugnisersteller haben keinerlei Schulung für ihre Tätigkeit erhalten (in kleinen Unternehmen sogar 80%). Zeugnisabfassung als „gottgegebene Gabe“?

• Als gravierendste Probleme geben Zeugnisersteller selbst den „Konflikt zwischen Wahrheit und Wohlwollen“ (18,3%) und die mangelnde „Individualität des Zeugnisses“ (18,3%) an. Überraschenderweise stellt sich das zentrale Problem aber bei der „Rekonstruktion des Werdegangs des Mitarbeiters“ im Unternehmen (28,3%)! Dies wirft kein gutes Licht auf die Führung der Personalakte als wichtige Zeugnisgrundlage.

• Nur ein Drittel der Unternehmen führt im Vorfeld der Zeugniserstellung ein Vorgespräch mit dem Vorgesetzten (durchschnittliche Länge: ca. 15 Minuten). Die wichtigste Quelle für eine valide Einschätzung von Leistung und Verhalten wird also nur unzureichend genutzt.

• Die Spannweite für die Anzahl der im Bewertungsteil zugrunde gelegten Bewertungskriterien differiert im Sample zwischen 2 und 17 (Mittelwert: 6,9). Arbeitszeugnisse fallen also hinsichtlich der Differenziertheit der vorgenommenen Leistungs- und Verhaltensbewertung extrem unterschiedlich aus.

• Lediglich die Hälfte der Unternehmen schätzt die Aussagekraft der von ihnen selbst erstellten Zeugnisse als „hoch“ oder „sehr hoch“ ein. Das ist entlarvend. Man entledigt sich also vielfach nur einer Pflichtaufgabe und hat dabei den „Kunden“, also den späteren Zeugnisleser nicht im Blick.

• Es gibt keine einheitliche Zeugnissprache und auch keine einheitliche Notenskala für die Gesamtbewertung eines Mitarbeiters! Dieser Schluss muss aus einer Mini-Fallstudie im Fragebogen gezogen werden. Die Teilnehmer sollten dabei für die Verhaltens- und Leistungsbeschreibung eines fiktiven Mitarbeiters eine Zeugnispassage entwerfen. Es zeigte sich eine extreme Formulierungsvielfalt. Wenn aber schon die Chiffrierung nicht einheitlich gelingt, wie sollte dann die Dechiffrierung auf Seiten des Zeugnislesers einheitlich sein?

• Die häufigste Reaktion auf die Fallstudie zeigte, dass viele Unternehmen schwache Leistungen oder negatives Verhalten im Zeugnis überhaupt nicht thematisieren. „Weg mit Schaden“ scheint oftmals die Grundhaltung zu sein. Die Angst vor (rechtlichen) Auseinandersetzungen dominiert also oftmals die Pflicht zur Wahrheit. Welchen Nutzen haben Zeugnisse dann aber für die Personalauswahl?

• In großen Unternehmen sind durchschnittlich mehr als fünf Mitarbeiter im Personalbereich mit Analyse und Erstellung von Zeugnissen befasst. Die Prozesse sind also wenig spezialisiert – mit negativen Folgen für die Expertise.

• 53,9% aller Zeugnisauswerter haben keinerlei Schulung für diese Tätigkeit erhalten (in kleinen Unternehmen sogar 90%). Auch hier offenbar die Grundhaltung „Zeugnis kann jeder.“ Beherrschen diese Mitarbeiter dann wirklich die behauptete „Zeugnissprache“? Trotzdem fühlen sich 68,2% bei der Zeugnisanalyse „sicher“ – eine trügerische Sicherheit?

• Die Hälfte der Unternehmen nutzt bei der Personalauswahl Arbeitszeugnisse nur „weniger intensiv“ (41,4%) oder sogar „kaum“/„gar nicht“ (9,1%).

• Bei der Analyse einer Bewerbungsmappe sind Arbeitszeugnisse mit großem Abstand auf Lebenslauf und Anschreiben nur das drittwichtigste Dokument für die Personalauswahl.

• Für die Analyse von Arbeitszeugnissen wenden die meisten Unternehmen (48,8% als Modalwert) nur eine Zeitspanne von 0-3 Minuten auf. Ist damit wirklich eine fundierte Zeugnisanalyse möglich?

• 54% der Zeugnisauswerter lesen ein Zeugnis nicht komplett durch (sog. „Selektivleser“). Selektivleser interessieren sich vor allem für die Tätigkeitsbeschreibung (85%), die Schlussformel (61%) und die zusammenfassende Leistungsaussage (54%). Auch in einer anderen Frage stellt sich eine „ausführliche Tätigkeitsbeschreibung“ als „wichtigster Vorteil“ von Arbeitszeugnissen heraus.

• Nur 27% der befragten Zeugnisanalytiker schätzen die Aussagekraft von Arbeitszeugnissen für die Personalauswahl als „hoch“ ein (kein einziger als „sehr hoch“!).

• In einer Testsituation sollten die Befragten fünf vorgegebenen, typischen Zeugnisformulierungen auf einer Viererskala die richtige Bewertung zuordnen. Es zeigte sich u.a., dass

– nur bei drei von fünf Zeugnisaussagen mehr als 50 % der Befragten richtig antworteten,
– nur ein einziger Befragter (von 88) alle Aussagen korrekt bewertete,
– die Streuung der Antworten mit einer Standardabweichung von 0,94
(bei einer Viererskala) sehr hoch ist.

Der Test zeigt klar, dass es eine einheitliche und eindeutige Zeugnissprache nicht gibt. Dies gilt auch für die zusammenfassende Leistungsbewertung. Der kommunikative Zeichensatz auf Sender- und Empfängerseite stimmt oftmals nicht überein. Wie soll so präziser Informationsaustausch gelingen?

In einem provokant zugespitzten Fazit könnte man für Arbeitszeugnisse in Deutschland auf Basis der Untersuchungsergebnisse festhalten:

„Oftmals von ungeschultem Personal lieblos zusammengeschustert – auf der anderen Seite oft nur oberflächlich zur Kenntnis genommen. Es existiert eher babylonische Sprachverwirrung als eine einheitliche, eindeutige Zeugnissprache – sie gehört ins Reich der gut gepflegten Mythen und Legenden.“

Für vertieft interessierte Leser wurde noch eine ausgeweitete Ergebniszusammenstellung beigefügt (Tabellen 1 und 2).

Die beiden Forscher ziehen vor dem Hintergrund dieser Daten den Schluss, dass die Zeugnispraxis samt ihrer gesetzlichen Grundlagen in Deutschland dringend veränderungsbedürftig ist, wenn das Dokument einen hohen Nutzen in der Personalauswahl entfalten soll.

Der dürftige Aussagewert ist eigentlich allen mit Arbeitszeugnissen befassten Personen bewusst. Trotzdem wird dieses sinnentleerte Spiel tapfer weiter mitgespielt. Veränderungsinitiativen sind nicht zu sehen. Für eine auf hohe Effizienz bedachte Wirtschaft ist das erstaunlich. Zum Thema „Arbeitszeugnisse“ scheint es fast schon eine Art Omertà aller Beteiligten zu geben.

Den größten Nutzen stiften Arbeitszeugnisse derzeit noch dadurch, dass sie dem Arbeitnehmer eine Bestätigung von dritter Seite über die ausgeübten Tätigkeiten an die Hand geben und damit den Angaben eines Arbeitnehmers über seine vorhandenen Qualifikationen/Erfahrungen im Bewerbungsprozess eine größere Glaubwürdigkeit verleihen. Aber selbst hier muss fraglich bleiben, ob die Angaben im Zeugnis nicht auch zum Teil „um des lieben Friedens“ willen geschönt sind. Die Aussagen zu Leistung und Verhalten jedoch haben keinen Selektionswert, wenn man nicht weiß, ob und zu welchem Teil sie wahre Aussagen enthalten oder lediglich streitvermeidende Gefälligkeitsaussagen sind. Ein solch unsinniges Ritual gehört abgeschafft.

Die Autoren der Studie sehen folgende grundsätzlichen Handlungsoptionen:
1. Komplettabschaffung der Zeugnispflicht als radikalste Lösung. Es müsste dann allerdings auf anderem Wege sichergestellt sein, dass ein ausscheidender Arbeitnehmer eine Bestätigung über seine ausgeübten Tätigkeiten und wahrgenommenen Funktionen erhält.

2. Beschränkung der gesetzlichen Zeugnispflicht auf eine aussagekräftige Darstellung der ausgeübten Tätigkeiten. Aus ihr muss auch hervorgehen, wie lange (z.B. 15 Monate) und mit welchem relativen Zeitanteil an der Gesamtbeschäftigung (z.B. 50%) die Tätigkeit wahrgenommen wurde. Es entsteht dann ein Dokument, das einer Stellenbeschreibung ähnelt. Informationen über ausgeübte Tätigkeiten sind laut unserer Studienergebnisse für einstellende Unternehmen auch die eindeutig wichtigste Information. Dies würde einen kompletten Verzicht auf wertende Aussagen, also auf das qualifizierte Zeugnis bedeuten. Aus Sicht der Autoren wäre das der zu favorisierende Weg.

3. Will man auf wertende Aussagen zu Leistung und Verhalten nicht gänzlich verzichten, dann sollten sie anhand eines vom Gesetzgeber vorgegebenen Kriterienkatalogs getroffen werden. Diese Standardisierung bewirkt eine stärkere Vereinheitlichung und damit eine bessere Vergleichbarkeit von Arbeitszeugnissen. Eine Bewertungsskala sollte ebenfalls standardisiert vorgegeben werden und nur drei Stufen umfassen: sehr deutlich über der betriebsüblichen Leistung  betriebsübliche Leistung  sehr deutlich unter der betriebsüblichen Leistung. Die Regeleinstufung wäre eine weit verstandene „betriebsübliche Leistung“. Die Spitzeneinstufung ist den wirklichen Leistungsträgern vorbehalten und darf nicht justitiabel sein, sondern muss allein der Einschätzung des Arbeitgebers vorbehalten sein. Die schlechteste Einstufung sollte im Ausnahmefall dann eingesetzt werden, wenn Leistung und/oder Verhalten des Mitarbeiters auch Überlegungen zu einer personen- oder verhaltensbedingten Kündigung rechtfertigen würden.

Bei diesen Handlungsvorschlägen ist zu sehen, dass es dem Arbeitgeber selbstverständlich völlig freisteht, einem geschätzten Mitarbeiter auf freiwilliger Basis jedwedes wertende Schreiben an die Hand zu geben; er ist nur nicht dazu verpflichtet.

Die einzelnen Handlungsoptionen sind im Rahmen der Studie detailliert ausgeführt und begründet, bis hin zu einem Vorschlag für eine gesetzliche Neufassung der Zeugnispflicht.

Veröffentlichung: Die Studie wird in ausführlicher Form im 3. oder 4. Quartal 2016 in Buchform beim SpringerGabler-Verlag/Wiesbaden unter dem Titel „Arbeitszeugnisse in Deutschland – Kritische Analysen zur Erstellung und zur Nutzung in der Personalauswahl“ veröffentlicht werden.

Steffi Grau, Klaus Watzka

Kontakt:
• Steffi Grau (Master of General Management): st.grau91@gmx.de
• Dr. Klaus Watzka (Professor für Allgemeine Betriebswirtschaft, insbesondere Personalwirtschaft): klaus.watzka@t-online.de, 03641/440120

ANLAGEN

Tab. 1: Ausführliche Ergebniszusammenfassung zur Zeugniserstellung

ZEUGNISERSTELLUNG
• In großen Unternehmen dominieren eindeutig qualifizierte Arbeitszeugnisse; in kleinen Unternehmen ist dagegen der Anteil einfacher Arbeitszeugnisse höher.

• 62,9 % aller Unternehmen erstellen bei Ausscheiden eines Mitarbeiters auch ohne explizite Anforderung ein qualifiziertes Zeugnis.

• Der durchschnittliche Zeitaufwand für ein einfaches Arbeitszeugnis beträgt 0,5 Stunden.

• Der durchschnittliche Zeitaufwand für ein qualifiziertes Arbeitszeugnis beträgt 1,2 Stunden. Kleine Unternehmen benötigen länger und weisen stärkere Schwankungen auf. Es bestehen Zweifel, ob die Unternehmen alle Vorbereitungsarbeiten einkalkuliert haben.

• Drei Viertel der Unternehmen halten den Aufwand für Arbeitszeugnisse für „angemessen“, ein Viertel für zu hoch.

• Arbeitszeugnisse werden im Durchschnitt 16,4 Tage nach Ausscheiden des Mitarbeiters übergeben. Kleine Unternehmen benötigen am längsten.

• Personalabteilungen sind bei 90 % der Unternehmen die wichtigsten beteiligten Akteure bei der Zeugniserstellung; bei 60 % agieren sie sogar allein. Vorgesetzte sind in 31 % der Fälle beteiligt, aber nie Alleinakteur. In kleinen und mittleren Unternehmen spielt die Geschäftsleitung eine wichtige Rolle. Komplettes Outsourcing gab es nur in einem Fall.

• Nur noch 7,3 % der Zeugnisse werden individuell angefertigt.

• Dominierendes Hilfsmittel sind bei 41,7 % Zeugnisgeneratoren vor selbst erstellten Textbausteinen (27,1 %) und Textbausteinen aus der Literatur oder dem Internet (24 %). Arbeitszeugnisse werden so immer stärker zu einem standardisierten Dokument.

• Als wichtigste unterstützende Unterlagen verwenden Unternehmen Formblätter für Zuarbeiten von Führungskräften (86,5 %), Anforderungsprofile (83,3 %), Personalakte (79,2 %), Stellenbeschreibungen (71,9 %) und frei formulierte Zuarbeiten von Führungskräften (54,2 %). Fast alle setzen mehr als eine unterstützende Unterlage ein.

• 49,5 % aller Zeugnisersteller haben keinerlei Schulung für diese Tätigkeit erhalten. Bei kleinen Unternehmen sind es sogar über 80 %.

• Nur etwa die Hälfte der durchgeführten Schulungen stellen ausführlichere Präsenzseminare dar. Die andere Hälfte hat eher informalen Charakter (z.B. Einarbeitung on the job, Kenntnisse aus Ausbildung oder Studium).

• Nahezu alle Teilnehmer (95,8 %) einer Schulung haben die Maßnahmen als „hilfreich“ eingestuft.

• Befragte ohne Schulungsmaßnahmen sehen nur zu 36,2 % Schulungsbedarf und wünschen sich dann mit einem Anteil von 46,7 % hauptsächlich Seminare/Weiterbildungen zum Thema.

• 85,3 % der Befragten haben sich schon selbständig mit Literatur zur Zeugniserstellung beschäftigt.

• 80 % fühlen sich bei der Erstellung von Zeugnissen „sicher“. Bei kleinen Unternehmen liegt der Wert nur bei 30 %.

• Befragte mit Schulungsmaßnahmen fühlten sich um 14,3 % sicherer bei der Zeugniserstellung als ungeschulte Personen.

• Die gravierendsten Probleme bei der Zeugniserstellung: Rekonstruktion des Lebenslaufs (28,3 %), Konflikt zwischen Wahrheit und Wohlwollen (18,3 %), Individualität des Zeugnisses (18,3 %).

• Nur ein Drittel der Unternehmen führt im Vorfeld der Zeugniserstellung ein Vorgespräch von etwa einer Viertelstunde mit dem Vorgesetzten. Vorgespräche mit dem Mitarbeiter selbst kommen nahezu nicht vor. Die wenigsten und kürzesten Gespräche finden in Großunternehmen statt.

• 38,5 % der Unternehmen lassen sich „manchmal“ einen Zeugnisentwurf vom Mitarbeiter selbst anfertigen; 2,1 % sogar „immer“.

• Nahezu alle Zeugnisse werden nach Erstellung Korrektur gelesen. Wichtigste Korrekturleser sind mit 70 % die Vorgesetzten des Mitarbeiters. Mitarbeiter selbst werden mit 16 % kaum als Korrekturleser eingesetzt.

• Die Spannweite der im qualifizierten Zeugnis zugrunde gelegten Bewertungskriterien liegt zwischen 2 und 17. Der Mittelwert im Gesamtsample beträgt 6,9 Beurteilungskriterien. Zeugnisse fallen damit sehr uneinheitlich aus.

• Beanstandungen des Mitarbeiters nach Zeugnisübergabe kommen bei 68 % der Unternehmen gar nicht oder in maximal 3 % der Fälle vor. 28 % der Unternehmen haben Beanstandungsquoten zwischen 3 % und 10 %. In großen Unternehmen kommen Beanstandungen häufiger vor.

• Zeugnisbesprechungen mit dem Mitarbeiter vor der Zeugnisübergabe erhöhen die Beanstandungsquote in kleinem Umfang.

• Beanstandungen des Mitarbeiters führen in 95 % der Unternehmen „immer“ (39,8 %) oder zumindest „manchmal“ (55,4 %) zu Zeugniskorrekturen.

• 86,7 % der Unternehmen hatten in den letzten fünf Jahren keine Arbeitsgerichtsprozesse wegen Zeugnissen. Der arithmetische Mittelwert für die Anzahl der Prozesse in fünf Jahren liegt bei 0,29 Prozessen.

• Nur die Hälfte der Unternehmen schätzt die Aussagekraft der von ihnen selbst erstellten Zeugnisse als „hoch“ oder „sehr hoch“ ein.
Kleine Unternehmen sind skeptischer als große Unternehmen.

• Geschulte Zeugnisersteller attestieren dem eigenen Zeugnis eine um etwa 17 % höhere Aussagekraft.

• Zeugniserstellung ist vielfach eine unbeliebte Tätigkeit. 45 % der Befragten fertigen „eher ungern“ (39,8 %) oder sogar „sehr ungern“ (5,4 %) Zeugnisse an. Bei großen Unternehmen ist die Tätigkeit am beliebtesten.

• Die Aufforderung an die Befragten zur Formulierung einer Zeugnispassage auf Basis einer Verhaltens- und Leistungsbeschreibung eines fiktiven Mitarbeiters (= Fallstudie) zeigte eine extreme Formulierungsvielfalt und wies nach, dass es eine einheitliche Zeugnissprache nicht gibt und auch eine einheitliche Notenskala für die Gesamtbewertung nicht existiert.

• Die häufigste Reaktion auf die Fallstudie zeigte, dass viele Unternehmen schwache Leistungen und negatives Verhalten im Arbeitszeugnis grundsätzlich nicht thematisieren. Damit wird die Umsetzung der Wahrheitspflicht problematisch.

Tab. 2: Ausführliche Ergebniszusammenfassung zur Zeugnisanalyse

ZEUGNISANALYSE

• Wichtigster beteiligter Akteur bei der Zeugnisanalyse ist mit 88,6 % der Personalbereich. Allerdings agiert er viel weniger allein als bei der Zeugniserstellung, sondern in 59,1 % der Fälle mit der Fachabteilung als Kooperationspartner, die ihrerseits nie allein agiert. In kleinen Unternehmen dominieren die Geschäftsleitungen mit 45,5 % als Alleinakteure.

• In großen Unternehmen sind durchschnittlich mehr als fünf Mitarbeiter im Personalbereich mit Analyse und Erstellung von Zeugnissen befasst. Die Prozesse sind also wenig spezialisiert.

• Die Hälfte der Unternehmen (50,5 %) nutzt bei der Personalauswahl die Arbeitszeugnisse nur „weniger intensiv“ (41,4 %) oder sogar „kaum“ oder „gar nicht“.

• Die komplette Bewerbungsunterlage wird von 47 % der Unternehmen innerhalb von maximal zehn Minuten analysiert; 22 % geben sich mehr als 26 Minuten Zeit. Die Standardabweichung liegt bei 4,4 Minuten.

• Die Analyse von Arbeitszeugnissen erfolgt bei 48,8 % der Unternehmen (= Modalwert) in einer Zeit zwischen 0-3 Minuten.

Große Unternehmen sind sowohl bei der Analyse der Bewerbungsunterlage, als auch von Zeugnissen am schnellsten.

• Arbeitszeugnisse sind in einer Bewerbungsmappe mit sehr deutlichem Abstand auf Lebenslauf und Anschreiben nur das drittwichtigste Dokument für die Personalauswahl.

• 54 % der Unternehmen lesen ein Arbeitszeugnis nicht komplett durch (Selektivleser).

• Die wichtigsten Bestandteile eines Zeugnisses sind für Selektivleser die Tätigkeitsbeschreibung (85 %), die Schlussformel (61 %) und die zusammenfassende Leistungsbewertung (54 %).

Auch für Komplettleser ist die Tätigkeitsbeschreibung mit Abstand das wichtigste Element.

• 54,5 % der Unternehmen (Modalwert) lehnen „manchmal“ Bewerber wegen schlechter Zeugnisse ab; 30,6 % tun das „selten“ oder „nie“.

• Den mit Abstand wichtigsten Vorteil von Arbeitszeugnissen sehen Unternehmen in der ausführlichen Tätigkeitsbeschreibung.

• Die Nachteile des Arbeitszeugnisses werden in der eingeschränkten Wahrheit und Aussagenpräzision aufgrund der Zeugnissprache gesehen.

• Nur 27 % der Befragten schätzen die Aussagekraft von Zeugnissen für die Personalauswahl als „hoch“ ein, niemand als „sehr hoch“. Der Modalwert liegt mit 56,2 % bei „mittelmäßiger“ Aussagekraft.

• 40 % sehen den Nutzen von Zeugnissen in Relation zum Aufwand nur „teilweise“ oder „nicht“ gerechtfertigt; 60 % votieren mit „eher ja“, im seltenen Einzelfall auch „eindeutig ja“.

• 40 % verrichten die Tätigkeit der Zeugnisanalyse „eher ungern“, 60 % mindestens „überwiegend gern“.

• 53,9 % aller Zeugnisanalytiker haben keinerlei Schulung für diese Tätigkeit erhalten. Bei kleinen Unternehmen sind es sogar über 90 %.

• Nur knapp die Hälfte der durchgeführten Schulungen (44,7 %) finden als ausführlichere Präsenzseminare statt. Zweitwichtigste Qualifikationsquelle sind „Kenntnisse aus Ausbildung oder Studium“ (28, 9%).

• Nahezu alle Teilnehmer (95,1 %) einer Schulung haben die Maßnahmen als „hilfreich“ eingestuft.

• Befragte ohne Schulungsmaßnahmen sehen nur zu 33,3 % Schulungsbedarf und wünschen sich dann mit einem Anteil von 61,5 % hauptsächlich Seminare/Weiterbildungen zum Thema.

• 68,2 % der Befragten fühlen sich bei der Zeugnisinterpretation mindestens „sicher“; 28,5 % „mittelmäßig sicher“. Die größte Unsicherheit ist bei kleinen Unternehmen zu finden.

• Befragte mit Schulungsmaßnahmen fühlten sich um 28 % sicherer bei der Zeugnisanalyse als ungeschulte Personen.

• Nur 46 % der Befragten bestätigen mit mindestens „eher ja“, dass es eine „einheitliche und eindeutige“ Zeugnissprache gibt.

• In einer Testsituation sollten die Befragten fünf vorgegebenen typischen Zeugnisaussagen auf einer Viererskala die richtige Bewertung zuordnen. Es zeigte sich u.a., dass

– nur bei drei von fünf Zeugnisaussagen mehr als 50 % der Befragten
richtig antworteten,
– nur ein einziger Befragter (von 88) alle Aussagen korrekt bewertete,
– die Streuung der Antworten mit einer Standardabweichung von 0,94
(bei einer Viererskala) sehr hoch ist.

Der Test zeigt, dass es eine einheitliche und eindeutige Zeugnissprache nicht gibt. Dies gilt auch für die zusammenfassende Leistungsbewertung.

• Referenzschreiben werden von 64,7 % nicht als aussagekräftiger als Arbeitszeugnisse angesehen. Als wichtigste Vorteile werden die größere Individualität, die Freiwilligkeit der Erstellung und die gute Personenkenntnis des Referenzgebers genannt. Als wichtigste Nachteile werden die starke Subjektivität und die generell positive Bewertung gesehen.

• Striktere gesetzliche Vorgaben für das Arbeitszeugnis werden mit einer großen Mehrheit von 85,2 % abgelehnt. Es zeigte sich bei der Auswertung, dass die Befragten gedanklich unzureichend zwischen Gesetz und Rechtsprechung trennen.

• Ein Viertel der Befragten machte Vorschläge zur Veränderung der Zeugnispraxis. Die häufigsten Vorschläge zielten auf

– Einführung von Standardkriterien zur Beurteilung,
– Schaffung einer einheitlichen Zeugnissprache,
– gänzliche Abschaffung von qualifizierten Zeugnissen und Beschränkung auf einfache Zeugnisse,
– Verzicht auf verbale Ausführungen und Einführung eines reinen Noten- oder Punktesystems.

Weitere Informationen:
http://www.eah-jena.de

Quelle: idw

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Messung der Luftverschmutzung durch Tauben

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

In Zusammenarbeit mit DigitasLbi [1] hat das französische Start-up Plume Lab die Aktion „Pigeon Air Patrol“ in London durchgeführt. Zehn abgerichtete Tauben wurden mit einem Sensor von 25 Gramm und einen Standortbestimmungsgerät GPS ausgerüstet, um die Ozonkonzentration, Stickstoffdioxide und flüchtige organische Verbindungen zu messen. Ziel diese Erprobung ist es, über drei Tage den Grad der Luftverschmutzung in London in der Hauptverkehrszeit zu quantifizieren.

In Zusammenarbeit mit DigitasLbi [1] hat das französische Start-up Plume Lab die Aktion „Pigeon Air Patrol“ in London durchgeführt. Zehn abgerichtete Tauben wurden mit einem Sensor von 25 Gramm und einen Standortbestimmungsgerät GPS ausgerüstet, um die Ozonkonzentration, Stickstoffdioxide und flüchtige organische Verbindungen zu messen. Ziel diese Erprobung ist es, über drei Tage den Grad der Luftverschmutzung in London in der Hauptverkehrszeit zu quantifizieren.

Das Start-up hat schon eine Internet- und eine Smartphone-App entwickelt, mit denen der Grad der Luftverschmutzung in ungefähr sechzig Städten weltweit im Stundentakt angezeigt wird. Plume Lab stützt sich dabei auf Daten, die von verschiedenen Einrichtungen veröffentlicht werden, wie z.B. AirParif [2] in Paris.

In Zusammenarbeit mit dem französischen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) werden in einem nächsten Schritt Menschen mit einem personengebundenen mobilen Sensor ausgerüstet, mit dem in Echtzeit der Grad der Luftverschmutzung gemessen wird, dem die Person draußen, in Verkehrsmitteln und zu Hause ausgesetzt ist (Quantified Environment). Mit der Unterstützung des London Imperial College werden hundert Beta-Tester in London mit solchen Sensoren ausgestattet. Um die Initiative auf die gesamte Hauptstadt ausweiten zu können, wirbt das Projekt derzeit in einer Förderkampagne auf der Online-Plattform Crowdfunder.co um finanzielle Unterstützung.

Mittelfristiges Ziel dieses Projektes ist der Aufbau eines „sozialen Netzwerks“ zur Luftverschmutzung auf der Grundlage der Daten, die von den Nutzern gesammelt wurden.

[1] DigitasLbi ist eine internationale Behörde im Bereich Digitales.

[2] Agentur zur Überwachung der Luftqualität in der Region Île-de-France

Quelle: „Des pigeons connectés pour surveiller la pollution“, Artikel aus Industrie&Technologies, 17.03.2016 – http://www.industrie-techno.com/des-pigeons-connectes-pour-surveiller-la-polluti…

Redakteur: Aurélien Gaufrès, aurelien.gaufres@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/start-ups/messung-der-luftverschmutzung…

Quelle: idw

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Nach dem Infarkt: Schrittzähler motivieren zur Bewegung

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Schrittzähler und die regelmäßige Online-Dokumentation der zurückgelegten Strecke können Herz-infarkt-Patienten dabei unterstützen, auch längerfristig aktiv zu bleiben und ihre täglichen Gehstrecken sogar zu steigern. Sie können sinnvolle Instrumente in der Sekundärprävention darstellen, zeigt eine neue Studie, die auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim präsentiert wurde.

„Schrittzähler in Kombination mit einer Online-Dokumentation der absolvierten Schrittzahlen sind hilfreiche Instrumente in der Sekundärprävention nach Myokardinfarkt, um Patienten langfristig zu körperlicher Aktivität zu motivieren“, sagt Dr. Harm Wienbergen (Klinikum Links der Weser, Bremen) auf der 82. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiolo-gie (DGK). Vom 30. März bis 2. April 2016 treffen in Mannheim auf diesem Kongress rund 8.500 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern zusammen.

Körperliche Inaktivität ist ein wichtiger modifizierbarer Risikofaktor in der Sekundärprävention nach Myokardinfarkt. „Erfahrungsgemäß ist es allerdings eine durchaus herausfordernde Aufgabe, Patientinnen und Patienten nach einem Herzinfarkt auch langfristig zu motivieren, körperlich aktiv zu werden und zu bleiben“, so Dr. Wienbergen.

Im Rahmen der randomisierten IPP-Präventions-Studie („Intensive Prevention Program after Myocardial Infarction in Northwest Germany“), an der das Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung, das Institut für Informatik Oldenburg (OFFIS), das Klinikum Oldenburg und das Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen beteiligt sind , wurde untersucht, ob Schrittzähler und eine Online-Dokumentation der Schrittzahlen hilfreiche Instrumente in der Langzeit-Prävention darstellen können.

Den Patienten wurden nach einem akuten Myokardinfarkt und im Anschluss an die Rehabilitation Schrittzähler zur Erfassung ihrer körperlichen Aktivität angeboten und sie wurden eingeladen, ihre Schrittzahlen auf einer Internet-Seite zu dokumentieren. Es erfolgte ein Feedback durch das Studienzentrum. Alle Patienten dieser Studiengruppe nahmen an einem Präventionsprogramm mit Gruppenfortbildungen und Telefonvisiten teil.

Schrittzähler sind populär, Schrittzahlen nehmen zu
„Der Anteil der Patienten, die die Schrittzähler regelmäßig nutzten und die Daten online dokumentierten, lag bei 75 Prozent der 122 untersuchten Patienten“, so Dr. Wienbergen. Die Zahl der Online-Dokumentationen pro Patient und Monat nahm im zeitlichen Verlauf zu.
Bei den Patienten, die mindestens sechs Monate lang ihre Schrittzahlen dokumentierten, kam es im Beobachtungszeitraum zu einer signifikanten Zunahme der täglichen Schrittzahlen von 7.453 auf 9.044 Schritte. Dr. Wienbergen: „Es war also jedenfalls in dieser Studiengruppe nicht so, dass mit zunehmendem zeitlichen Abstand vom Myokardinfarkt die körperliche Aktivität wieder vernachlässigt wurde.“

Mehr Schritte, bessere klinische Werte
Bei den Patienten, bei denen eine Steigerung der Schrittzahlen um mehr als 30 Prozent dokumentiert wurde, kam es im Vergleich zur gesamten Studiengruppe auch zu einer stärkeren Verbesserung der klinischen Parameter LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin und Body Mass Index. Ebenso schnitt diese Gruppe bei der körperlichen Aktivität, gemessen anhand des IPAQ-Fragebogens (International Physical Activity Questionnaire), deutlich besser ab.

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Presse/Kommunikation
Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher
Pressebüro während des Kongresses in Mannheim
Tel.: 0621 4106-5002; 0621 4106-5005
Hauptstadtbüro Berlin
Leonie Nawrocki
Tel.: 030 206 444 82
Geschäftsstelle Düsseldorf
Kerstin Krug
Tel.: 0211 600692-43,
presse@dgk.org
B&K-Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung
Dr. Birgit Kofler
Tel.: 0172 7949286
kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nau-heim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.dgk.org/presse
http://www.kardiologie.org

Quelle: idw

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Neue Plattform zur Erforschung der Abwasserreinigung durch Pflanzen in Bordeaux

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Die Biostation wurde neben dem existierenden Klärwerk „Clos-de-Hilde“ aufgebaut. Dort werden auf einem Gelände von 6 000 m2 mehrere Projekte zur Reinigung von Abwasser getestet: sechs Becken wurden ausgebaggert, um drei Arten von pflanzlichen Abwasserbehandlungszonen kombiniert mit zwei Arten von verunreinigtem Wasser zu untersuchen. In einem Teil der Becken wurde der vor Ort natürlich vorkommende Boden genutzt, bei den anderen gemischte Böden aus importierten Rohstoffen.

Die Biostation wurde neben dem existierenden Klärwerk „Clos-de-Hilde“ aufgebaut. Dort werden auf einem Gelände von 6 000 m2 mehrere Projekte zur Reinigung von Abwasser getestet: sechs Becken wurden ausgebaggert, um drei Arten von pflanzlichen Abwasserbehandlungszonen kombiniert mit zwei Arten von verunreinigtem Wasser zu untersuchen. In einem Teil der Becken wurde der vor Ort natürlich vorkommende Boden genutzt, bei den anderen gemischte Böden aus importierten Rohstoffen.

In diesen Becken sollen Phänomene wie Evaporation, Evapotranspiration, Bodeninfiltration usw. nachgestellt und optimiert werden. Ziel ist der biologische Abbau der Schadstoffe durch, unter anderem, Ansammlungen in den Wurzeln der Pflanzen. Solche biologischen Kläranlagen existieren bereits [1]. An diesem neuen Standort sollen nun mehrere Methoden gleichzeitig verglichen werden, um die besten Lösungen auszuwählen und sie anschließend an das zu behandelnde Wasser anzupassen.

Die erste Testphase geht über drei Jahre – bis 2018. Dann sollen Becken in industrieller Größe für die kommunale Abwasserbehandlung gebaut werden. Das Projekt Biotrytis wurde 2013 unter der Leitung des IRSTEA gestartet. Die Kosten von 2 Mio. € werden von der Stadt Bordeaux, der Wasserbehörde Adour-Garonne und dem nationalen Amt zum Schutz der Gewässer (ONEMA) getragen.

[1] Siehe : „Eine biologische Kläranlage zur Reinigung industrieller Abwässer“, Wissenschaft Frankreich, 18.02.2016 – http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/umwelt-klima-agronomie/eine-biologische…

Weitere Informationen:
Webseite des IRSTEA (auf Englisch und Französisch): irstea.fr
Webseite des ONEMA (auf Englisch und Französisch): onema.fr

Quelle: „Epuration des eaux. Inauguration d’une biostation expérimentale inédite“, Pressemitteilung des IRSTEA, http://www.irstea.fr/toutes-les-actualites/departement-eaux/epuration-pollution-…

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/umwelt-klima-agronomie/neue-plattform-z…

Quelle: idw

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Die dunkle Seite der Religion – Wie Menschenopfer halfen, hierarchische Gesellschaften aufzubauen

Petra Mader Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte / Max Planck Institute for the Science of Human History

Rituelle Menschenopfer spielten eine wichtige Rolle beim Aufbau hierarchischer Gesellschaften. Denn sie trugen entscheidend dazu bei, dass die sozialen Eliten ihre Macht über die unteren sozialen Schichten festigen und weiter ausbauen konnten. Das zeigt eine neue in Nature veröffentlichte Studie. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena, der Universität Auckland und der Viktoria Universität Wellington untersuchten dabei den Zusammenhang zwischen der Tötung von Menschen und wie ungleich oder hierarchisch eine Gesellschaft strukturiert war.

„Religion wird traditionell als ein Schlüsselfaktor für Moral und Kooperation in Ge-sellschaften gesehen, aber unsere Studie zeigt, dass religiöse Rituale noch eine andere, dunkle Rolle bei der Entwicklung moderner Gesellschaften spielen“, sagt Joseph Watts von den Universität Auckland, Hauptautor der Studie.

Das Forschungsteam verwendete computerbasierte Methoden aus der Evolutions-biologie, um die Daten von 93 historischen Kulturen des sogenannten austronesi-schen Raums zu analysieren. Menschenopfer waren in den analysierten Gesellschaften weit verbreitet: 40 von ihnen praktizierten in der einen oder anderen Form ritualisierte Tötungen. Der Begriff „austronesisch“ bezieht sich auf eine große Sprachfamilie, deren Ursprungsland Taiwan ist und deren Verbreitungsgebiet, sich über weite Teile des indischen und Teile des pazifischen Ozeans erstreckt. Austronesische Kulturen bilden eine Art natürliches Labor für interkulturelle Studien, da sie eine riesige Bandbreite an Religionen, Sprachen, Gesellschaftsgrößen und -formen aufweisen und in unterschiedlichsten klimatischen und geografischen Regionen angesiedelt sind.

Die Methoden der rituellen Tötungen in diesen Kulturen waren vielfältig und teilweise extrem grausam. Anlass für die Tötung konnte zum Beispiel das Begräbnis eines Anführers, die Einweihung eines neuen Bootes oder Hauses oder die Bestrafung für die Verletzung von Traditionen oder Tabus sein. Die Opfer hatten typischerweise einen niedrigen sozialen Status, sie waren beispielsweise Sklaven, während die Initiatoren der Menschenopfer normalerweise zu den gesellschaftlichen Eliten gehörten, wie zum Beispiel Priester oder Häuptlinge.

Für die Studie unterteilten die Wissenschaftler die 93 unterschiedlichen Kulturen in drei Kategorien mit geringer, moderater oder starker soziale Schichtung. Dabei zeigte sich, dass die Kulturen mit den am stärksten ausgeprägten Hierarchien am ehesten Menschenopfer praktizierten(67 Prozent). Bei den Kulturen mit moderater sozialer Schichtung lag der Anteil bei 37 Prozent und bei den am wenigsten hierarchisch gegliederten Gesellschaften war dieser Anteil mit 25 Prozent am geringsten.

„Die Machthaber benutzten Menschenopfer dazu, Tabubrüche zu bestrafen, die Angehörigen der unteren sozialen Schichten zu entmutigen und ihnen Angst einzuflößen. Dadurch waren sie in der Lage, soziale Kontrolle aufzubauen und zu verstärken“, sagt Joseph Watts.

Russell Gray, Direktor der Abteilung Sprach- und Kulturevolution am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte und Co-Autor der Studie, erläutert: „Menschenopfer boten ein besonders effektives Mittel der sozialen Kontrolle, da sie eine übernatürliche Rechtfertigung für die Bestrafung lieferten. Herrscher, wie Priester und Häuptlinge, galten oft als Gesandte der Götter, und die rituelle Tötung eines Menschen war die ultimative Demonstration ihrer Macht.“

Ein besonderes Merkmal der Studie ist, dass das Team durch die Anwendung computerbasierter evolutionärer Methoden rekonstruieren konnte, wie sich in der Geschichte des pazifischen Raums das Ritual des Menschenopfers und die sozialen Unterschiede innerhalb der jeweiligen Gesellschaft verändert haben. Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler untersuchen, ob die Praxis der Menschenopfer eine Folge der Hierarchien oder der Auslöser für weitere Veränderungen in der sozialen Schichtung der Gesellschaften war.

Laut Quentin Atkinson von der Universität Auckland, einem weiteren Co-Autor der Studie, waren Menschenopfer ein wesentlicher Faktor für die Etablierung sozialer Differenzen: „Wie unsere Ergebnisse zeigen, führten solche Tötungsrituale dazu, dass Gesellschaften mit hoher Wahrscheinlichkeit eine starke Hierarchie entwickelten und eher nicht zu einer egalitären Gesellschaftsform zurückkehrten.“

Orginalveröffentlichung
Watts, J., Sheehan, O., Atkinson, Q.D., Bulbulia, J., & Gray, R.D.: Ritual human sacri-fice promoted and sustained the evolution of stratified societies, Nature (2016),

Weitere Informationen
Prof. (Univ. Auckland) Russell Gray, Ph.D. (Univ. Auckland)
Direktor Abteilung Sprach- und Kulturevolution
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, Kahlaische Str. 10,
07745 Jena, Germany, +49 3641 686-800,
E-Mail: gray@shh.mpg.de

Das Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte
Das Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte hat sich zum Ziel gesetzt, die Geschichte der Menschheit unter Verwendung modernster analytischer und genetischer Methoden umfassend zu erforschen. Um grundlegende Fragen zur biologischen und kulturellen Entwicklung des Menschen von der Steinzeit bis heute zu beantworten, arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, wie Genetik, Linguistik, Archäologie, Anthropologie und Geschichte zusammen, und entwickeln gemeinsam innovative Methoden insbesondere in den Bereichen Gensequenzierung, Sprachdokumentation, Bioinformatik und Phylogeographie.

Weitere Informationen:

http://www.shh.mpg.de

Anhang

FAQs und weitere Materialien_PDF
https://idw-online.de/de/attachment49273

Quelle: idw

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Hygienische Wasseruntersuchung ab sofort einfach und kostengünstig möglich

Dr. Claudia Vorbeck Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB

Wasser muss für den menschlichen Gebrauch frei von Krankheitserregern, ge-nusstauglich und rein sein. Dafür hat nicht nur die öffentliche Trinkwasserver-sorgung, sondern auch der Haus- und Wohnungsbesitzer selbst zu sorgen. Ab sofort kann – neben wesentlichen chemisch/physikalischen Qualitätsparametern – auch der hygienische Zustand des häuslichen Trinkwassers selbst überprüft werden.

Verunreinigungen des Trinkwassers durch beispielsweise Blei aus Hausleitungen, Nickel aus Armaturen oder Nitrat vor allem bei Hausbrunnen sind bekannte chemisch-physikalische Probleme, die die Wasserqualität negativ beeinflussen. Weniger bekannt ist, dass das Trinkwasser am Entnahmepunkt im Haushalt derart bakteriologisch belastet sein kann, dass es als »genussuntauglich« eingestuft werden muss. Die Ursachen kön-nen vielfältig sein.

Belastete Hausleitungen
In Wasserleitungen können sich Krankheitserreger ansiedeln, wenn es von außen zu Verunreinigungen kommt, z. B. durch Bau- oder Sanitärarbeiten, defekte Leitungen oder die Nähe zu landwirtschaftlichen Anlagen, insbesondere bei Hausbrunnen. Ein gehäuftes Auftreten von Fäkal- oder Darmkeimen wie Escherichia coli und coliformen Keimen, welche zu Durchfallerkrankungen führen können, deuten auf Hygienemängel hin. Pseudomonas aeruginosa gilt selbst in geringen Keimzahlen als gesundheitlich bedenklich, vor allem bei älteren Menschen und Säuglingen. In wenig genutzten Leitungen mit ste-hendem Wasser, etwa in Zweitwohnsitzen, können Biofilme in Leitungen zu vermehrtem Auftreten von Bakterien im Trinkwasser führen.

Hausbrunnen
Über eine Million Menschen in Deutschland versorgen sich über einen eigenen Hausbrunnen mit Trinkwasser. Neben Problemen mit erhöhten Nitratwerten haben diese oft mit unzureichender Hygiene zu kämpfen. Ursachen können beispielsweise bauliche Mängel an den Hausbrunnen selbst sein (Niederschläge, Blätter oder Kleintiere gelangen in den Brunnen) oder das Grundwasser selbst ist hygienisch nicht in Ordnung.

Eingeschränkte Nutzung
Da bakteriologisch verunreinigtes Wasser die Gesundheit wesentlich beeinflussen kann, sollte dieses – sofern eine Belastung festgestellt wurde – nur eingeschränkt genutzt werden. So ist beispielsweise das Abkochen des Wassers eine einfache Methode für eine kurzfristige Desinfektion. Dies empfiehlt sich für die Zubereitung von Speisen und zum Zähneputzen. Für die Zubereitung von Speisen muss das Wasser dabei die Siedetemperatur für mindestens drei Minuten halten (wallend kochen). Das Wasser darf von gesunden Personen grundsätzlich für die Körperpflege, etwa zum Hände waschen, verwendet werden. Besteht aber eine Kontamination mit Pseudomonas aeruginosa, sollte man damit nicht duschen. Es besteht die Gefahr von Infektionen der Atemwege, da diese Bakterien durch feinste Wassertröpfchen eingeatmet werden können.

Test bringt Sicherheit
AQA bietet nun einen unabhängigen und zuverlässigen WasserCheck für die bakteriolo-gische Qualitätsüberprüfung für private Haushalte an. Dabei entnimmt der Konsument selbst die Wasserprobe nach genauer Anleitung mittels eines Testkits und schickt die Probe an das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB. Das Wasser wird auf die in der Trinkwasserverordnung festgelegten bakteriologischen Werte wie coliforme Bakterien, Escherichia coli, Enterokokken und Pseudomonas aeruginosa analysiert. Der WasserCheck Bakteriologie unterliegt höchsten Qualitätsanforderungen und beinhaltet eine leicht verständliche Anleitung zur Probenentnahme. Das Ergebnis wird den Grenzwerten aus der Trinkwasserverordnung gegenübergestellt und Über-schreitungen werden gesondert ausgewiesen. Damit kann jeder Haushalt die Qualität des Trinkwassers überprüfen lassen – seriös und sicher. Der WasserCheck Bakteriologie ist online unter www.wassercheck.com verfügbar und kostet Euro 89,90 zzgl. Versand-kosten.

Weitere Informationen:
http://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2016/pi-wasser…

Anhang

Presseinformation zum Download
https://idw-online.de/de/attachment49257

Quelle: idw

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Die üblichen Verdächtigen: Eine eingeschworene Bakteriengemeinschaft räumt in der Nordsee auf

Dr. Manfred Schloesser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Jedes Frühjahr blühen in der Nordsee die Algen. Dabei können von Jahr zu Jahr unterschiedliche Algenarten die Überhand gewinnen. Bei den Bakterien, welche die Algen wieder abbauen, herrschen dennoch alljährlich dieselben spezialisierten Gruppen vor.

Kleine Algen, die zu Abertausenden in jedem Milliliter Meerwasser leben, haben große Auswirkungen. Zusammen sind sie ebenso wichtig wie die Landpflanzen, um Sauerstoff zu produzieren und Kohlendioxid aus der Atmosphäre zu entfernen. Doch die Algen sind kurzlebig. Nach ihrem Tod werden sie von Bakterien zersetzt. Dadurch wird das aufgenommene Kohlendioxid zum Großteil wieder frei.

Über 5 Millionen Bakteriengene erlauben einen Einblick in mikrobielle Prozesse in der Deutschen Bucht
Um diesen Teil des marinen Kohlenstoffkreislaufs zu verstehen, muss man also erforschen, wie genau die Bakteriengemeinschaft des Meeres die Algen abbaut. Deshalb haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Zusammenarbeit mit der Biologischen Anstalt Helgoland des Alfred-Wegener-Instituts in einer umfassenden Studie die Dynamik von Bakterien und Algen vor der Insel Helgoland während der alljährlichen Frühjahrsblüte untersucht. Die Forscher um Hanno Teeling, Bernhard Fuchs und Rudolf Amann vom Bremer Max-Planck-Institut analysierten über einen Zeitraum von vier Jahren mehr als 11.000 Datenpunkte. Sie sequenzierten fast 450 Milliarden Basenpaare aus dem Erbgut der ansässigen bakteriellen Gemeinschaften. So erhielten sie Informationen über mehr als 5 Millionen Bakteriengene – das entspricht etwa dem 200-fachen der Gene des menschlichen Erbguts. Es sind so viele Daten, dass die online frei zugängliche Veröffentlichung anstelle herkömmlicher Abbildungen ganze Poster enthält.

Spezialisierte Bakterien zersetzen Algenbiomasse
„Aus einer früheren Studie wissen wir, dass sich die Bakteriengemeinschaft verändert, während sie die Algen einer Frühjahrsblüte abbaut „, sagt Hanno Teeling. Spezialisierte Bakteriengruppen begleiten verschiedene Phasen der Blüte und bauen nach und nach einen Großteil der Algenbiomasse ab. „Die nun vorliegende Studie zeigt: Es scheint dabei weit weniger bedeutsam zu sein als wir dachten, welche Algen gerade ihre Blütezeit haben. In verschiedenen Jahren können unterschiedliche Algenarten die Frühjahrsblüte dominieren“, erklärt Bernhard Fuchs. „Aber trotzdem haben wir stets eine ähnliche Abfolge der vorherrschenden Bakteriengruppen beobachtet.“

Offensichtlich sind also nicht die Algen selbst, sondern vor allem deren Bestandteile – allen voran die sogenannten Mehrfachzucker oder Polysaccharide – entscheidend dafür, welche Bakterien sich vorrangig vermehren. „So ist es möglich, dass Jahr für Jahr die gleichen Bakterien auftauchen, auch wenn die Frühjahrsblüte der Algen ganz unterschiedlich ausfällt“, so Fuchs. Ein Beispiel: Zwischen 2009 und 2011 waren Kieselalgen die häufigsten Algen in der Frühjahrsblüte, während 2012 Silikoflagellaten der Gattung Chattonella vorherrschten. Trotzdem war die während der Blüten auftretende Bakteriengemeinschaft sehr ähnlich, insbesondere innerhalb der Gruppe der sogenannten Flavobakterien, denen vermutlich eine Schlüsselrolle beim Abbau von Algenpolysacchariden zukommt. So dominierten beispielsweise während aller vier Studienjahre Flavobakterien der Gattungen Polaribacter und Formosa.

Und nicht nur die Bakteriengruppen zeigen immer gleiche Muster. „Als wir einen genauen Blick darauf warfen, wofür die untersuchen Gene eigentlich verantwortlich sind, wurde deutlich: Es ist immer eine ähnliche zeitliche Abfolge von Genen, die den Abbau bestimmter Polysaccharide regeln“, sagt Hanno Teeling. „Das deutet darauf hin, dass unterschiedliche Algen in der Frühjahrsblüte ähnliche oder sogar die gleichen Polysaccharide haben.“

Neue Teile im Kohlenstoffpuzzle
Im nächsten Schritt wollen die Bremer Forscher denjenigen bakteriellen Enzymen auf den Zahn fühlen, die diese Polysaccharide abbauen. Welche Enzyme greifen welche Algenpolysaccharide an? Wie machen sie das? „Daraus können wir ableiten, welche die wichtigsten Algenpolysaccharide sind“, erläutert Rudolf Amann. „Und mit dieser Information können wir dann einen weiteren Puzzlestein in unserem Verständnis des Kohlenstoffkreislaufs des Meeres ergänzen.“

Originalveröffentlichung (open access)
Recurring patterns in bacterioplankton dynamics during coastal spring algae blooms
Hanno Teeling, Bernhard Fuchs, Christin Bennke, Karen Krüger, Meghan Chafee, Lennart Kappelmann, Greta Reintjes, Jost Waldmann, Christian Quast, Frank Oliver Glöckner, Judith Lucas, Antje Wichels, Gunnar Gerdts, Karen Wiltshire, Rudolf Amann

Rückfragen bitte an
Dr. Hanno Teeling / 0421 2028 976 / hteeling@mpi-bremen.de
PD Dr. Bernhard Fuchs / 0421 2028 935 / bfuchs@mpi-bremen.de
Prof. Dr. Rudolf Amann / 0421 2028 930 / ramann@mpi-bremen.de

Beteiligte Institute
Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiology, Bremen
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Helgoland und List auf Sylt

Weitere Informationen:
http://www.mpi-bremen.de
Veröffentlichung: http://elifesciences.org/content/5/e11888v1

Anhang
Blick auf Helgoland
https://idw-online.de/de/attachment49451

Quelle: idw

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Aktuelle Studie: Zecken fast ganzjährig und selbst in waldfernen Gärten aktiv

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Der Lebensraum der Zecken beginnt vor der Haustür – so lautet das wichtigste Ergebnis einer aktuellen Studie der Universität Hohenheim in rund 100 Gärten aus dem Großraum Stuttgart. Dank Klimawandel sind die Spinnentiere auch nicht mehr nur im Sommer, sondern fast ganzjährig aktiv, so Prof. Dr. Ute Mackenstedt auf einer Pressekonferenz am heutigen Dienstag.

Insgesamt ca. 221 Menschen erkrankten in Deutschland im vergangenen Jahr an der Hirnhautentzündung FSME, die durch Zecken übertragen wird, eine verhältnismäßig geringe Zahl. Auch 2014 war die Zahl mit 265 gemeldeten Fällen unterdurchschnittlich: 2013 waren es noch 420.

Doch der Trend ist trügerisch, kommentiert Prof. Dr. Mackenstedt von der Universität Hohenheim. „Grund für die rückläufigen Zahlen sind zwei besonders heiße und trockene Sommer“, vermutet die Zecken-Expertin. „Bei solchen Temperaturen sind weder Mensch noch Ixodes ricinus, der Gemeine Holzbock, sonderlich aktiv, so dass beide nicht zusammen kommen.“

Neue Erkenntnis 1: Zecke wird zum quasi ganzjährig aktiven Tier
Gleichzeitig bewirke das veränderte Wetter jedoch, dass Zecken bereits ab Februar und bis in den Dezember hinein aktiv seien. Die Gefahr: „Wir sind es nicht gewohnt, in den ehemals kalten Monaten mit Zeckenstichen zu rechnen und schützen uns nicht entsprechend.“
Auch Ärzte seien noch nicht unbedingt gewohnt bei FSME-Symptomen außerhalb des Sommers gleich an Hirnhautentzündung zu denken. Doch: „Der Klimawandel hat die Zecke in Deutschland zu einem quasi ganzjährig aktiven Tier gemacht.“

Erstmals Zeckenaktivität an Weihnachten
Bestätigt wurden diese Ausführungen von Dr. Olaf Kahl, Geschäftsführer der Berliner Firma tick-radar. Dabei handelt es sich um einen Informations-Dienstleister mit eigenem Forschungsansatz zum Thema Zecken mit Schwerpunkt auf Zeckenaktivität (Homepage zeckenwetter.de).
„In diesem Winter haben wir in unseren Zeckenstationen sogar an den Weihnachtsfeiertagen aktive Zecken gefunden“, berichtete Dr. Kahl.

Neue Erkenntnis 2: Gärten werden als Lebensraum von Zecken unterschätzt
Auch in anderer Hinsicht würden sich viele Menschen in trügerischer Sicherheit wähnen: Nämlich im eigenen Garten. Zu Unrecht: „Wer aus der Haustür tritt, steht im Lebensraum der Zecken“, fasst Prof. Dr. Mackenstedt die Ergebnisse einer laufenden Studie zusammen.
Seit 2014 kontrolliert die Parasitologin rund 100 Gärten im Großraum Stuttgart regelmäßig auf Zecken. Ergebnis: „Inzwischen können wir in 60 Prozent aller Gärten Zecken nachweisen – in Einzelfällen fanden wir in einer halben Stunde bis zu 800 Tiere.“
Bislang beschränken sich die Untersuchungen auf den Raum Stuttgart. „Wir können jedoch davon ausgehen, dass sich die Ergebnisse auf andere Städte übertragen lassen.

Eingeschleppt durch Vögel, Haus- und Wildtiere
Zur Überraschung der Studienleiterin scheinen sich die Blutsauger in ganz unterschiedlichen Umgebungen wohlzufühlen: vom verwilderten Garten am Waldrand bis zum akkurat gepflegten Stadtgarten. Faktoren wie ein naher Wald, Unterholz und hohes Gras begünstigen zwar große Zeckenpopulationen, sind aber keinesfalls Voraussetzung. „Selbst in kleinen und gepflegten Gärten in den Stadtaußengebieten waren die Zecken noch anzutreffen.“
Ein Grund für die große Verbreitung sind Haus-, Wild- und Nagetiere: „Wir haben insgesamt drei verschiedene Arten von Zecken gefunden. Eine davon wird vor allem durch Vögel verbreitet.“ Andere seien typisch für Wild- und Haustiere. „Man kann einen Garten nicht zeckenfrei halten“, schlussfolgert Prof. Mackenstedt. „Einmal eingeschleppt, bilden sie stabile Populationen.“
Ein weiterer Befund der Studie: Die Tiere breiten sich nicht gleichmäßig in den Gärten aus, sondern beschränken sich mitunter auf extrem kleine Stellen. „In einem Garten fanden wir Zecken nur in einem kleinen Rosmarinstrauch.“
Laut Zecken-Expertin Prof. Dr. Mackenstedt zeigten die Ergebnisse, dass der Mensch lernen müsse, mit Zecken zu leben: „Wir müssen akzeptieren, dass wir die Zecken nicht vollständig vermeiden können. Umso wichtiger ist es, sich entsprechend zu schützen.“

Verbreitungsgebiete in Deutschland weiten sich aus
Nicht nur im Jahresverlauf, auch geografisch dehne sich die Aktivität der Zecken aus, berichtet PD Dr. Gerhard Dobler auf der Pressekonferenz. Der Mediziner leitet das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr und ist Leiter des Deutschen Konsiliarlabors für Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Die Gebiete mit FSME-Vorkommen lägen überwiegend in Baden-Württemberg und Bayern und in kleineren Teilen von Thüringen, Hessen, Sachsen und Rheinland-Pfalz. In den letzten Jahren mehrten sich allerdings auch Berichte von FSME-Fällen außerhalb dieser bekannten Verbreitungsgebiete, u.a. in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen-Anhalt.
In Baden-Württemberg gelten 44 Landkreise als endemisch für die FSME. Davon haben im Jahr 2015 insgesamt 28 Landkreise Erkrankungsfälle gemeldet. Darunter lag der Landkreis Ravensburg mit elf gemeldeten Erkrankungsfällen an der Spitze in Baden-Württemberg.

Bandbreite der übertragenen Krankheiten ist groß
Gleichzeitig sei die Bandbreite der Krankheiten, die durch Zecken übertragen würden, größer als oft bekannt, führte Dr. Rainer Oehme vom Landesgesundheitsamt Stuttgart aus. So können die Spinnentiere Viren, Bakterien und auch Parasiten übertragen.
Die bisher wichtigsten Pathogene in Deutschland seien das FSME-Virus und das die Lyme-Borreliose auslösende Bakterium Borrelia burgdorferi sensu lato. Aber auch in Zellen lebende Bakterien, wie Rickettsien, Anaplasmen, Ehrlichien und Coxiella burnetii (der Erreger des Q-Fiebers) seien nachgewiesen worden. Für den Erreger der Hasenpest (Francisella tularensis) sei auch die Übertragung durch einen Zeckenstich beschrieben worden.

Die Liste der Pathogen sei sicher noch nicht abgeschlossen, denn in jüngster Vergangenheit seien zwei neue Pathogene gefunden worden (Candidatus Neoehrlichia mikurensis und Borrelia miyamotoi, eine Rückfallfieberborrelie). Bei den Parasiten seien in Deutschland die Babesien zu nennen.

HINTERGRUND: Gartenstudie
In ihrer Gartenstudie zählt Prof. Dr. Mackenstedt seit 2014 Zecken in 100 Gärten im Raum Stuttgart und erfasst die Merkmale der verschiedenen Gärten (Waldnähe, naturbelassener Garten/gepflegter Garten). Darunter sind sowohl Haus- als auch Obst- und Schrebergärten, die meisten davon mit einer Fläche von 400 Quadratmetern oder mehr. Viele der Gartenbesitzer beteiligen sich an der sogenannten „Beflaggung“. Dabei ziehen die Forscher weiße Stoffbahnen über Rasen und Büsche hinter sich her. Die Zecken wechseln auf die Zeckenfahnen und werden anschließend abgesammelt und gezählt. Diese Methode erfasst nicht alle in einem Garten lebenden Zecken, sondern nur die Tiere, die sich auf Wirtssuche befinden und deshalb an Pflanzen emporklettern.
Text: D. Barsch / Klebs

Weitere Informationen:
http://www.zeckenkongress.de

Quelle: idw

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Grundwasser: weltweit wichtigste Trinkwasserressource

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Grundwasser ist weltweit die wichtigste Süßwasserressource, allein in Deutschland stammen 75 Prozent des Trinkwassers aus Quellen und Brunnen. In vielen Teilen der Erde übersteigt die Wasserentnahme jedoch die Grundwasserneubildung.

„Grundwasser ist nicht nur unsere wichtigste Trinkwasserressource. Als Teil des globalen, unterirdischen Wasserkreislaufs spielt es auch in Ökosystemen wie Niedermooren oder Auenwäldern, in der Landwirtschaft oder für die Energiegewinnung durch oberflächennahe Geothermie eine wichtige Rolle“, sagt Professor Nico Goldscheider vom Institut für Angewandte Geowissenschaften des KIT und einer der Organisatoren der Tagung. „Die Wassernutzung für Energie und Ernährung unter den Bedingungen des globalen Wandels mit dem Erhalt der Ökosysteme in Einklang zu bringen, gehört zu den großen Herausforderungen der Menschheit.“ Es gebe aber auch eine ganze Reihe positiver Entwicklungen, neue Ansätze und Technologien, die eine ökologisch verträglichere Nutzung der Wasserressourcen ermöglichen.

Um verschiedene Aspekte dieser Thematik geht es in 14 Sessions der Tagung. Das Spektrum reicht dabei von der Hydrogeologie alpiner Räume bis hin zu Grundwasserfragen im Zusammenhang mit Bauvorhaben oder Endlagern. Ebenso wird es um Grundwasserbiologie, thermische Grundwassernutzung, die Hydrogeologie in Städten und viele weitere Themen gehen. Zu den Höhepunkten im Programm zählt neben den drei eingeladenen Plenarvorträgen auch ein öffentlicher Abendvortrag.

Referent Michael Kühn, Mitglied der Arge Blautopf, gibt seinem Publikum Einblick in die Blauhöhle, die mit knapp 13 Kilometern Länge eines der längsten Höhlensysteme Deutschland ist. Der Vortrag zeigt die Geschichte der Blauhöhlenforschung und legt den Fokus auf die neuesten Erkenntnisse sowie Entdeckungen. Der Abendvortrag ist öffentlich, eine Registrierung für die Konferenz ist daher nicht erforderlich.

Trinkwasser, Klimawandel und mehr
Neben den 14 Sessions setzen sich auch drei Plenarvorträge mit wesentlichen Aspekten der Grundwasserforschung auseinander. Veranstaltungsort ist jeweils das Audimax A am KIT-Campus Süd (Gebäude 30.95, Straße am Forum 1).

Hydrogeologie am KIT
Hydrogeologie ist die Wissenschaft vom Grundwasser und seinen Wechselwirkungen mit den Gesteinen. In den meisten Teilen der Welt ist Grundwasser die quantitativ wichtigste und qualitativ beste Trinkwasserressource. Die Hydrogeologie befasst sich mit dem Vorkommen, der Bewegung, der Qualität, der Nutzung und dem Schutz des Grundwassers. Die Forscherinnen und Forscher des Instituts für Angewandte Geowissenschaften am KIT decken die gesamte Bandbreite der Grundwasserforschung ab. Besondere Schwerpunkte sind die alpine und Karst-Hydrogeologie, grundwasserabhängige Ökosysteme, integriertes Wasserressourcen-Management (IWRM), Markierungs- und Pumpversuche, sowie urbane Hydrogeologie und thermische Grundwassernutzung.

Satelliten finden nachhaltige Energie in Städten:
https://www.kit.edu/kit/pi_2015_156_satelliten-finden-nachhaltige-energie-in-sta…

Nachhaltiges Wassermanagement für das Jordantal:
https://www.kit.edu/kit/pi_2014_15315.php

Schadensfälle durch Erdwärmesonden sind sehr selten:
https://www.kit.edu/kit/pi_2014_15907.php

Details zum KIT-Zentrum Klima und Umwelt: http://www.klima-umwelt.kit.edu

Weiterer Kontakt:
Margarete Lehné, Pressereferentin, Tel.: +49 721 608-48121, Fax: +49 721 608-43658, E-Mail: margarete.lehne@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Weitere Informationen:
https://www.bayceer.uni-bayreuth.de/fhdgg2016/?lang=de
https://www.kit.edu/kit/pi_2015_156_satelliten-finden-nachhaltige-energie-in-sta…
https://www.kit.edu/kit/pi_2014_15315.php
https://www.kit.edu/kit/pi_2014_15907.php
http://www.klima-umwelt.kit.edu

Anhang
Grundwasser: weltweit wichtigste Trinkwasserressource
https://idw-online.de/de/attachment49331

Quelle: idw

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Bio-Sprit auf dem Prüfstand

André Zeppenfeld Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Siegen

Ergänzung vom 31.03.2016
Forschungsprojekt der Universität Siegen und des Fraunhofer Instituts untersucht die Auswirkungen von Biokraftstoffen auf Filtersysteme in Fahrzeugen mit Ottomotor.

Wer einen Benziner fährt, kann sein Auto seit 2011 auch mit E10 tanken. Der Biokraftstoff enthält zwischen fünf und zehn Prozent Bioethanol, die Beimischung soll den Verbrauch fossiler Energie und die CO2-Emissionen reduzieren. Wie bei anderen Spritsorten auch, entweichen aus den Tanks von Wagen mit Ottomotoren Kraftstoffdämpfe. Um so wenig wie möglich davon in die Umwelt zu entlassen, gibt es seit Jahren sogenannte Kraftstoffdampfrückhaltesysteme (KDRS), die mit Aktivkohlefiltern arbeiten. In einem neuen Forschungsprojekt untersuchen Forscherinnen und Forscher der Universität Siegen und des Fraunhofer Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) in Oberhausen nun die Auswirkungen des Einsatzes von Biokraftstoffen auf solche Filtersysteme.

Wie funktioniert ein KDRS?
Ein KDRS besteht im Wesentlichen aus einem mit Aktivkohle gefüllten Kunststoffbehälter (Polizeifilter), in dem die Benzindämpfe (flüchtige Kohlenwasserstoffe/VOCs) in den Poren der Aktivkohle (AK) adsorbieren. Wenn die Aktivkohle fast vollständig beladen ist und eine Abgabe der Dämpfe an die Umgebung bevorsteht, wird die Anlage umgeschaltet. Der Aktivkohlefilter wird mit feuchter Umgebungsluft regeneriert, da die Luft die Benzindämpfe von der Kohle desorbiert. Die mit VOCs angereicherte Spülluft wird somit vom Motor angesaugt und dort verbrannt. Das Wechselspiel zwischen Adsorption (Beladung) sowie Desorption (Regenerierung) des AK-Filters läuft zyklisch während der gesamten Betriebsstunden des PKW-Motors.

Was steht bereits fest?
Ein durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördertes Vorläuferprojekt (Finanzvolumen etwa 580.000 Euro) der Forschergruppen UMSICHT und der Arbeitsgruppe Technische Thermodynamik der Universität Siegen (TTS-USi) belegte, dass die Funktionsfähigkeit von AK-Filtern, die mit den Dämpfen von Normalbenzin beladen sind, durch Spülen mit feuchter Umgebungsluft nicht beeinträchtigt wird.

Was wird nun erforscht?
Offen ist, ob diese Funktionsfähigkeit auch für Filter gilt, die mit bioethanolhaltigen Kraftstoffdämpfen wie E10 beladen sind. Deshalb soll im Rahmen des aktuellen Projekts der AK-Filter für verschieden lange Betriebszeiten unter realitätsnahen Bedingungen wissenschaftlich untersucht werden. Die hierfür notwendige Kenntnis über die genaue Zusammensetzung der Gasphase (Spülluft und VOCs) liefert eine moderne optische Messmethode (RAMAN-Streuung). Diese Messmethode ist von Prof. Dr.-Ing. Thomas Seeger (Institut für Fluid- und Thermodynamik der Universität Siegen) entwickelt und für zahlreiche industrielle Anwendungen erweitert worden. Für die Anwendung wie auch Bewertung des komplexen Adsorptionsprozesses der Bioethanolkraftstoffdämpfe an der Aktivkohle werden die langjährigen Erfahrungen des ehemaligen Lehrstuhlinhabers, Prof. Dr. sc. techn. Jürgen U. Keller, von großem Nutzen sein.

Was sind die Rahmendaten des Projekts?
Das Forschungsvorhaben wird in Kooperation zwischen der Universität Siegen und dem Fraunhofer Institut UMSICHT in Oberhausen durchgeführt. Es wird von einem ständig beratenden Ausschuss begleitet, in dem etwa 15 Vertreter der Automobilindustrie, der Filterhersteller und Aktivkohleproduzenten ehrenamtlich mitarbeiten. In diesem Ausschuss werden die erzielten Ergebnisse zeitnah präsentiert und diskutiert. Nach Abschluss der Forschungsarbeiten sollen alle Ergebnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Die Fördersumme für dieses Drittmittelverbundprojekt beträgt 800.000 Euro.

Hintergrund:
Nicht nur aus den Tanks von Autos entweichen Kraftstoffdämpfe, sondern auch aus denen von LKWs und Bussen. Bei einem Bestand von rund 30 Millionen Fahrzeugen in Deutschland ergibt dies eine jährliche Umweltbelastung von 330.000 Tonnen an flüchtigen Kohlenwasserstoffen (VOCs). Diese Verluste an Kraftstoff sollten aus energetischen und sicherheitstechnischen Gründen vermieden werden, da diese Kraftstoffdämpfe z.B. bei Anreicherung in schlecht belüfteten Tiefgaragen zur Explosionsgefahr führen können. Darum gibt es die Kraftstoffdampfrückhaltesysteme (KDRS).

Im Zuge verschärfter Emissionsvorschriften (EURO 6), Diskussionen über die CO2-Emissionen sowie im Hinblick auf langfristig steigende Rohölpreise wird verstärkt der Einsatz von Biokraftstoffen (z.B. E10) favorisiert. Bis zum Jahr 2020 sollen entsprechend einer von der Bundesregierung bereits übernommenen EU-Biokraftstoffrichtlinie nahezu 10 Prozent aller fossilen Kraftstoffe durch Biokraftstoffe ersetzt werden. Ein Beitrag hierzu ist in Deutschland das Beimischen von Bioethanol zum Ottokraftstoff (Benzin). Das Bioethanol wird aus nachwachsenden pflanzlichen Materialien durch Vergärung gewonnen.

Ergänzung vom 31.03.2016
Die Fördersumme für dieses Drittmittelverbundprojekt beträgt ca. 800.000 Euro und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durch die FNR unter dem Förderkennzeichen 22403115 bereitgestellt.

Quelle: idw

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Wer sich sozial engagiert, lebt und stirbt zufriedener

Hans-Christoph Keller Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Humboldt-Universität zu Berlin

Neue Studie zum Wohlbefinden am Ende des Lebens von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin zusammen mit einem internationalen Team veröffentlicht

In den letzten Jahren vor dem Tod nimmt das Wohlbefinden häufig stark ab. Doch wer mit mehr sozialen Werten in die letzte Phase des Lebens geht und auch bei einem schlechten Gesundheitszustand sozial aktiv bleibt, dem geht es besser, besagt eine neue Studie. Häufig beginnt das Wohlbefinden von Menschen bereits einige Jahre vor ihrem Tod rapide abzunehmen. Warum hierbei jedoch große Unterschiede zwischen den Betroffenen bestehen, ist bislang wissenschaftlich nicht genau geklärt. Dass der Gesundheitszustand für das Wohlbefinden gerade am Ende des Lebens zentral ist, ist offensichtlich. Weniger klar war bisher jedoch, welche Rolle psychosoziale Faktoren spielen. Wissenschaftler des Instituts für Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) untersuchten in einer Studie, die in Kooperation mit der Längsschnittstudie Sozio-ökonomisches Panel (SOEP) entstand, den Zusammenhang zwischen sozialem Engagement und Wohlbefinden im letzten Lebensabschnitt. Die Ergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift Psychology and Aging veröffentlicht.

Für die Studie „Terminal decline in well-being: The role of social orientation“ wertete die Forschergruppe Daten der Längsschnittuntersuchung SOEP aus, die unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft am DIW Berlin durchgeführt wird. Untersucht wurden die Daten von 2.910 verstorbenen Personen, die vor ihrem Tod bis zu 27-mal an der jährlich durchgeführten Erhebung teilgenommen hatten. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt ihres Todes betrug 74 Jahre und das Verhältnis von Männern und Frauen war ausgeglichen. An der Auswertung der Daten waren auch nordamerikanische Wissenschaftlerinnen der Arizona State University, der Cornell University, der Pennsylvania State University und der University of British Columbia beteiligt.

Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl ein sozial aktives Leben als auch das Verfolgen von sozialen Zielen unabhängig voneinander mit einem höheren Wohlbefinden in dieser letzten Lebensphase in Verbindung stehen. Der Zusammenhang ist unabhängig von anderen bereits bekannten Faktoren wie dem Gesundheitszustand, Behinderungen oder Krankenhausaufenthalten sowie beispielsweise dem Geschlecht, dem sozio-ökonomischen Status und dem Bildungsstand zu beobachten. Die Stärke des Effektes liegt bei annähernd zehn Prozent im Hinblick auf die Höhe des Wohlbefindens und bei beinahe zwanzig Prozent in Bezug auf dessen Abnahme kurz vor dem Tod. „Wir fanden es erstaunlich zu sehen, dass die Zusammenhänge von sozialer Teilhabe und Wertschätzung mit dem Wohlbefinden – also wie zufrieden Menschen mit ihrem Leben sind – auch am Ende des Lebens so ausgeprägt sind. Das hätten wir so nicht erwartet“, sagt Denis Gerstorf von der Humboldt-Universität zu Berlin, einer der Autoren der Studie. „Menschen mit sozialer Orientierung sind daran interessiert, anderen zu helfen und engagieren sich in sozialen und politischen Initiativen. Offensichtlich ist dies auch und gerade am Ende des Lebens für das eigene Wohlbefinden von Bedeutung“, ergänzt Gerstorf.

Besonders interessant: Wenn die untersuchten Personen sowohl weniger sozial aktiv waren als auch soziale Ziele weniger wichtig fanden, verstärkten sich die an sich schon einzeln vorhandenen Effekte erheblich. Diese Menschen schätzten ihre Lebenszufriedenheit ein Jahr vor ihrem Tod besonders niedrig ein. Außerdem konnte gezeigt werden, dass soziale Teilhabe nicht nur an sich wichtig ist, sondern dass es auch darauf ankommt, sozial aktiv zu bleiben. So war die Abnahme des Wohlbefindens vor dem Tod weniger ausgeprägt bei Menschen, deren hohes Niveau an sozialen Aktivitäten – trotz Krankheit und Behinderung – kaum abnahm. „Sozial aktive ältere Menschen fühlen sich gut, wahrscheinlich weil sie etwas machen, was ihnen Freude bringt. Indirekt kann die allgemeine Lebenszufriedenheit dadurch gestärkt werden, weil das Selbstwertgefühl steigt ebenso wie das Gefühl, noch etwas bewegen zu können“, erklärt Gert G. Wagner (DIW Berlin), einer der Koautoren der Studie.

Publikation
Gerstorf, D., Hoppmann, C. A., Löckenhoff, C. E., Infurna, F. J., Schupp, J., Wagner, G. G., & Ram, N. (2016). Terminal decline in well-being: The role of social orientation. Psychology and Aging. doi: 10.1037/pag0000072

Link zur Studie
http://psycnet.apa.org/journals/pag/31/2/149/

Kontakt
Dr. Katrin Schaar
Humboldt-Universität zu Berlin
Tel.: 030 2093-9421
schaar@mpib-berlin.mpg.de

Quelle: idw

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Magenschleimhaut in Gefahr: Helicobacter-Beseitigung beugt Magenkrebs vor

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Berlin – Etwa die Hälfte der erwachsenen Menschen in Deutschland ist mit dem Magenbakterium Helicobacter pylori infiziert. Bei jedem Fünften kommt es im Verlauf des Lebens zu Magenbeschwerden oder zur Ausbildung von Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren. Doch auch wenn der Keim keine Beschwerden verursacht, erhöht er langfristig das Risiko, an Magenkrebs zu erkranken. Die neu überarbeitete Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) empfiehlt eine „Eradikationstherapie“ daher auch für bestimmte Risikogruppen.

Das erste Zeichen einer Helicobacter-Infektion ist häufig eine Entzündung der Magenschleimhaut: die akute Gastritis. Geht diese – meist in der Kindheit unbemerkt – in eine chronische Entzündung über, kann es zu einer Reihe von Komplikationen kommen. Auf dem Boden der chronischen Gastritis entstehen bei jedem fünften Patienten Magenbeschwerden bis hin zu Geschwüren im Magen- und Zwölffingerdarm. Langfristig erhöht der Keim das Magenkrebsrisiko, und er ist auch für das MALT-Lymphom, einen seltenen Lymphdrüsenkrebs, verantwortlich.

„Eine Eradikationstherapie, also die Beseitigung von Helicobacter pylori, lindert nicht nur die akuten Beschwerden bei einer Magenschleimhautentzündung, einem Magen- oder einem Zwöffingerdarmgeschwür“, sagt Professor Dr. med. Peter Malfertheiner, Direktor der Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie in Magdeburg und einer der beiden Leitlinienkoordinatoren. „Sie hat auch das Potential, das Widerauftreten von Geschwüren und die Entstehung eines Magenkarzinoms zu verhindern.“ Bei nahen Verwandten von Magenkrebspatienten oder bei Menschen, die bereits eine Krebserkrankung in der Frühphase durchgemacht haben, rät die DGVS daher zu einer Behandlung – auch dann, wenn die Patienten keine Beschwerden haben.

Auch Menschen, die länger als ein Jahr sogenannte Protonenpumpeninhibitoren einnehmen, sollten den Magenkeim entfernen lassen. „Denn die Behandlung mit diesen Säureregulatoren führt auf Dauer zu einer Atrophie oder zu einer Intestinalen Metaplasie der Magenschleimhaut. Diese nicht mehr rückbildungsfähigen Veränderungen erhöhen wiederum das Magenkrebsrisiko“, erläutert Malfertheiner. Protonenpumpeninhibitoren, kurz „PPI“, hemmen die Bildung von Magensäure. Ärzte verschreiben sie häufig zur Behandlung der Refluxkrankheit, also bei Sodbrennen.

Auch bei Patienten, die ein erhöhtes Risiko für Magenblutungen mitbringen, sollten Ärzte eine Helicobacter-Behandlung erwägen. „Die dauerhafte Einnahme von ASS oder bestimmten Rheumamedikamenten, den nicht-steroidalen Antirheumatika, sollte Anlass sein, über eine vorsorgliche Beseitigung des Keims nachzudenken“, erklärt Leitlinienkoordinator Professor Dr. med. Wolfgang Fischbach, Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau. Denn die Beseitigung des Keims kann das Risiko für Magenblutungen senken.

Voraussetzung für eine Behandlung sei der Nachweis des Keims, betont der Experte. Da kein Testverfahren hundertprozentig sicher ist, sollten zwei Tests positiv ausfallen. Die neue Version der Leitlinie lässt jedoch auch eine Ausnahme zu: Wird der Keim bei einer Magenschleimhautentzündung in einer Gewebeprobe nachgewiesen, sind weitere Tests nicht mehr nötig.

Die Eradikationstherapie ist heute in der Regel erfolgreich. Sie erfordert jedoch die Mitarbeit und die Geduld des Patienten, der mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen muss. Standard ist eine Tripeltherapie aus zwei Antibiotika und einem Protonenpumpeninhibitor. Ist der Keim gegen eines der Antibiotika resistent, sollten Ärzte zu einer Therapie mit vier Wirkstoffen wie der Bismut-basierten Quadrupeltherapie greifen. „Dies betrifft häufig Menschen mit Migrationshintergrund oder Patienten, die zuvor schon mit Clarithromycin oder einem verwandten Antibiotikum behandelt wurden“, erklärt Fischbach: „In diesen Fällen ist das Risiko hoch, dass die klassische Tripeltherapie nicht anschlägt.“

„Mit der neuen Leitlinie liegt uns ein gut funktionierendes Konzept zum Umgang mit Helicobacter vor, das sich an den aktuellen Erkenntnissen orientiert“, so die beiden Experten.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten. Mehr unter www.dgvs.de

Weitere Informationen:
http://www.dgvs.de

Quelle: idw

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Umweltschonend und kostensparend: Messsystem überwacht Ölqualität in Blockheizkraftwerken

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

Ein Messsystem, das eingebaut in Blockheizkraftwerk-Motoren die Ölqualität während des laufenden Betriebs permanent überwacht und voraussagt, wann genau das Öl gewechselt werden muss, entwickelt das Forscherteam von Professor Andreas Schütze von der Universität des Saarlandes gemeinsam mit Partner-Unternehmen aus Thüringen. Das Öl fließt durch eine kleine Messzelle, in der es durchleuchtet und auf seinen chemischen Zustand hin geprüft wird. Für Betreiber der Anlagen sind Wartungseinsätze auf diese Weise planbar. Verfrühte, teure und umweltbelastende turnusmäßige Ölwechsel entfallen.

Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Projekt mit insgesamt 440.000 Euro im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), 175.000 Euro davon fließen ins Saarland.

Blockheizkraftwerke liefern Strom und Wärme direkt am Ort, an dem sie verbraucht werden. Verlustreiche lange Transportwege der Energie entfallen bei diesen Mini-Kraftwerken, die einen hohen Wirkungsgrad erreichen. Nicht nur für die Industrie bieten sie eine unabhängige Stromversorgung. Auch für Schulen, Krankenhäuser und sogar das private Heim kann sich die Investition in solche Anlagen lohnen, denn nicht selbst genutzter Strom kann ins öffentliche Netz eingespeist werden. Auf die ökonomische wie ökologische Bilanz der Anlagen wirken sich allerdings die Ölwechsel negativ aus, die turnusmäßig anfallen. „Das Öl, das im Motor Reibung und Verschleiß verringert und ein Heißlaufen verhindert, wird im Betrieb stark belastet. Dabei oxidiert es und Zusätze, die seine Schmiereigenschaften optimieren, sind irgendwann verbraucht. Außerdem kann sich Wasser im Öl anreichern. Durch späten Ölwechsel kann es zu Schäden kommen“, erläutert der Sensorik-Experte Professor Andreas Schütze von der Saar-Universität.

Wann genau der Ölwechsel ansteht, ist bislang schwer zu beurteilen. Das Öl regelmäßig im Labor untersuchen zu lassen, ist teuer und für Betreiber solcher Kleinanlagen häufig nicht praktikabel. „Meist wird bei erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerken das Öl etwa alle 1.500 Betriebsstunden gewechselt, ob es nötig ist oder nicht. Das ist schlecht für die Umwelt, weil noch gutes Öl vorzeitig entsorgt und so mehr Öl verbraucht wird. Das erhöht zugleich die Betriebskosten der Anlagen“, erläutert Schütze.

Ein Messsystem, das die Qualität des Schmieröls während des laufenden Betriebs des Mini-Kraftwerks permanent überwacht und genau zum richtigen Zeitpunkt anzeigt, wann der Ölwechsel fällig ist, entwickelt Schützes Forschergruppe an der Universität des Saarlandes und am Saarbrücker Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA) gemeinsam mit den auf Anlagenbau und Blockheizkraftwerke spezialisierten Unternehmen WEGRA Anlagenbau GmbH und EAW Energieanlagenbau GmbH (assoziierter Partner) in Römhild (Thüringen), sowie der Sensorikfirma ZILA GmbH aus dem thüringischen Suhl.

Die Forscher optimieren dabei ein Verfahren, das Schützes Team gemeinsam mit weiteren Partnern entwickelt hat, um es serienmäßig in Mini-Kraftwerke mit einer Leistung von 40 bis zu 200 Kilowatt einzubauen. Bei dem Saarbrücker Verfahren misst eine kleine Messzelle fortwährend auf optische Weise den chemischen Zustand des Öls. Das Öl wird in der Messzelle mit einer Infrarot-Quelle durchleuchtet und die Strahlen aufgefangen, die es durchdringen. „Hierdurch können wir Rückschlüsse auf den chemischen Zustand des Öls, insbesondere den Oxidationsgrad, ziehen, denn wenn sich das Öl chemisch verändert, verändert sich auch das empfangene Lichtspektrum“, erklärt Ingenieur Eliseo Pignanelli, der das System mitentwickelt hat und jetzt daran mitarbeitet, es für Blockheizkraftwerke zu optimieren. So kann etwa auch ermittelt werden, ob Wasser in das System eingedrungen ist.

Die Daten aus dem Messsystem werden ins Steuerungs- und Fernüberwachungssystem der Anlage eingebunden, so dass die Auswertung unabhängig vom Standort der Anlage erfolgen kann. Die Saarbrücker Messzelle kann auch mobil zum Einsatz kommen und außer in Blockheizkraftwerken auch in sonstige Industrie-, Windkraftanlagen und Maschinen eingebaut werden. Auch zur Überwachung anderer Flüssigkeiten eignet sich das Verfahren.

Die Saarbrücker Ingenieure entwickelten das Verfahren in mehreren Forschungsprojekten, an denen Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft beteiligt waren. Das Bundesforschungsministerium, das saarländische Wirtschaftsministerium und der europäische Fond für regionale Entwicklung förderten diese Forschungen. Das aktuelle Projekt fördert das Bundeswirtschaftsministerium jetzt mit weiteren 440.000 Euro.

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Schütze, Tel.: 0681/302 4663, E-Mail: schuetze@lmt.uni-saarland.de, http://www.lmt.uni-saarland.de
Dipl.-Ing. Eliseo Pignanelli: Tel.: 0681 – 8578744, E-Mail: e.pignanelli@lmt.uni-saarland.de

Hintergrund:
Am Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik ZeMA in Saarbrücken arbeiten Saar-Uni, Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie Industriepartner zusammen, um Mechatronik und Automatisierungstechnik im Saarland zu stärken sowie den Technologietransfer zu fördern. In zahlreichen Projekten wird industrienah entwickelt und neue Methoden aus der Forschung in die industrielle Praxis umgesetzt. http://www.zema.de/

Quelle: idw

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Rückengesundheit: Orthopäden und Unfallchirurgen geben Tipps gegen den Handynacken

Susanne Herda Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Viele Menschen verbringen immer mehr Zeit am Smartphone, Tablet oder E-Book. Doch der Rücken leidet, übertreibt der Nutzer mit dem Gebrauch seines Mobilgerätes. Ein ständig geneigter Kopf führt zur Überlastung der Halswirbelsäule. Muskelverspannungen sowie Schmerzen im Nacken- und Schulterbereich sind die Folge – seit kurzem bekannt als Handynacken. Das Krankheitsbild ist nicht ganz neu. Auch Menschen, die während ihrer täglich mehrstündigen Schreibtischarbeit in einer dauerhaft falschen Sitzposition verharren, bekommen Rückenprobleme.

Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) zum „Tag der Rückengesundheit“ am 15. März 2016 hin. Orthopäden und Unfallchirurgen raten zu regelmäßigem Sport und mehr körperlicher Bewegung im Alltag und geben Tipps für eine starke Rückenmuskulatur.

Mit dem Begriff Handynacken wird die Überlastung der Wirbelsäule dem verursachenden Gegenstand zugeordnet. Die Krankheit entsteht erst, wenn der Mobile-Nutzer stundenlang mit herabhängendem Kopf und damit in einer unnatürlichen Haltung auf das Display blickt – nicht aber, weil er etwa kurz seine E-Mails abruft. Eine untrainierte Rückenmuskulatur begünstigt den Handynacken.

Professor Bernd Kladny, stellvertretender DGOU-Generalsekretär, sagt zum Thema Rückengesundheit: „Der Mensch ist eigentlich ein Lauf- und Bewegungstier. Aber heutzutage sitzen wir viel zu viel – und falsch. Viele Rückenleiden könnten verhindert werden, wenn wir durch regelmäßigen Sport und Ausgleich mehr in unsere Muskulatur investieren würden. Da kann jeder sehr viel für sich tun!“

In einer Beugung der Halswirbelsäule von circa 15 Grad nach vorn wirken statt der 4 bis 6 Kilogramm Kopfgewicht zusätzlich 13 Kilogramm auf den Rücken. Je weiter der Kopf nach vorn geneigt wird, desto stärker ist die Belastung. Beim Blick auf das Handy senkt der Nutzer sein Haupt meist um über 45 Grad – dann wirken Kräfte von über 20 Kilogramm. Das entspricht mehr als einem Kasten Wasser. Hält diese Haltung oft und lange an – etwa durch mehrstündiges Lesen eines E-Books oder das Arbeiten am Tablet bzw. Smartphone – werden Muskeln, Sehnen und Bandscheiben erheblich strapaziert und die Halswirbelsäule überlastet. Dies kann zu dauerhaften Muskelverhärtungen und einer Schonhaltung führen. Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich, Kopfschmerzen und Verschleißerscheinungen sind die Folge.

Ob vor dem Smartphone, am Schreibtisch oder über den Büchern: Orthopäden und Unfallchirurgen geben folgende Tipps, um eine Überlastung der Halswirbelsäule zu vermeiden:

• Regelmäßig Pausen einlegen und zwischendurch Lockerungsübungen machen: Den Kopf von rechts nach links bewegen und das Ohr zur jeweiligen Schulter senken, bis ein Zug in der Halswirbelsäule spürbar wird. Den Kopf nach oben strecken und die Schultern nach unten ziehen.
• Mobile Geräte näher vor das Gesicht bringen und lieber die Augen senken als Kopf und Nacken. Immer wieder die Haltung überprüfen und diese gegebenenfalls korrigieren.
• Auf die richtige Sitzposition am Schreibtisch achten: Wer im Berufsalltag viele Stunden am Computerbildschirm arbeiten muss, sollte eine rückenfreundliche Grundhaltung einnehmen. Denn nach Stunden vor dem PC sacken viele in sich zusammen, was zu Rückenschmerzen führen kann. Deshalb ist es besser, mit entspannten Schultern gerade zu sitzen und dabei die Füße am Boden nebeneinander zu stellen. Zwei- bis dreimaliges Aufstehen in der Stunde fördert dynamisches, rückenfreundliches Sitzen. Da im Idealfall die oberste Bildschirmzeile unterhalb der Augenhöhe liegen sollte, sind höhenverstellbare Stühle und Bildschirme sinnvoll.
• Zur Stärkung der Muskulatur mindestens ein- bis zweimal in der Woche Sport treiben: Ideal sind Schwimmen, Pilates, Walking oder Yoga.
• Den Rücken stärken durch Rückengymnastik: Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur sollten in den täglichen Tagesablauf eingebaut werden. Die Rückenschulen-Angebote der Krankenkassen bieten Anregungen.
• Bewegung im Alltag fördern: Viele Menschen unterschätzen, dass schon leicht umzusetzende Aktivitäten die Rückenmuskulatur stärken. Wer also viel sitzt, sollte jede Gelegenheit nutzen, um sich zu bewegen, beispielsweise die Rolltreppe meiden und Treppen steigen, kurze Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen anstatt mit dem Auto zu fahren.
• Falsche Bewegungen vermeiden: Beim Heben schwerer Gegenstände in die Knie gehen und dabei den Rücken gerade halten. Das schont den Rücken und die Bandscheiben.

Rückenerkrankungen sind ein zentrales Thema im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie. „80 bis 85 Prozent der Menschen in Deutschland leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Rückenschmerzen. Daher ist der chronische Rückenschmerz auch dieses Jahr wieder einer der Schwerpunktthemen auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie“, sagt DGOU- und Kongresspräsident Professor Heiko Reichel. Der DKOU findet vom 25. bis zum 28. Oktober 2016 in Berlin statt.

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -06 oder -00
Telefax: +49 (0)30 340 60 36 01
E-Mail: presse@dgou.de

Weitere Informationen:
http://www.dgou.de
http://www.dkou.de

Quelle: idw

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Meeresspiegelanstieg: Zu groß zum Wegpumpen

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Der Anstieg des Meeresspiegels könnte in Zukunft so massiv werden, dass ihn sogar ein noch nie dagewesener technischer Eingriff ins Erdsystem nicht lösen könnte – nämlich Wassermassen auf den Antarktischen Kontinent zu pumpen. Diese Idee von Geo-Engineering haben jetzt Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung durchgerechnet. Zwar würde das auf die Antarktis gepumpte Wasser dort gefrieren, sein Gewicht würde aber das Eis verstärkt in Richtung der antarktischen Küste drücken, wo dann Eismassen in den Ozean abbrechen. Damit das Wasser für ein Jahrtausend auf der Antarktis gespeichert werden kann, müsste es deshalb mindestens 700 Kilometer ins Landesinnere gepumpt werden.

Dabei müsste ein Zehntel der aktuellen weltweiten Energieversorgung aufgewendet werden, um die derzeitige Anstiegsrate des Meeresspiegels auszugleichen.

„Wir haben nach einem Weg gesucht, wie der selbst mit strengem Klimaschutz nicht mehr vermeidbare Meeresspiegelanstieg zumindest verzögert werden könnte – bis Ende des Jahrhunderts reden wir dabei wenigstens über 40 Zentimeter im globalen Mittel“, sagt Leitautorin Katja Frieler. „Unser Ansatz ist zwar extrem, aber extrem ist eben auch die Herausforderung durch den Meeresspiegelanstieg.“ Durch das Verbrennen von Kohle, Gas und Öl entstehen Treibhausgasemissionen, diese treiben die globalen Temperaturen in die Höhe. In der Folge lässt die thermische Ausdehnung der Ozeane und das Schmelzen von Gletschern und Eisschilden langsam aber unaufhörlich den Meeresspiegel steigen – auf Jahrtausende hin. Ohne Klimaschutz könnte der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 bereits mehr als 130 Zentimeter ansteigen.

+++Die Antarktis opfern, um Bangladesch zu retten?+++
„Das ist enorm. Anpassung vor Ort, etwa durch Deichbau, wird nicht überall auf der Welt möglich sein, denn nicht überall gibt es die nötigen technischen Voraussetzungen und finanziellen Mittel“, sagt Frieler. „Wie gut eine Region geschützt wird, kann von ihrer wirtschaftlichen Situation abhängen – New York würde vielleicht gerettet, aber Bangladesch nicht. Es geht also auch um Gerechtigkeitsfragen.“

„Das ist der Grund für unser Interesse an einer universellen Schutzlösung“, so Frieler. „Wir wollten prüfen, ob es theoretisch möglich ist, unbewohnte Regionen der Antarktis zu opfern, um stark bevölkerte Küstenregionen auf der ganzen Welt zu schützen.“ Schon heute verstärkt der steigende Meeresspiegel das Risiko von Sturmfluten, mit möglichen Folgen für Millionen von Menschen auf der Welt. Langfristig wird der Anstieg die Küstenlinien unseres Planeten neu zeichnen.

Die Wissenschaftler haben das Problem unter dem Gesichtspunkt der Eis-Dynamik betrachtet, gestützt auf ausgeklügelte Computer-Simulationen der Antarktis. Weil das Eis sich ständig bewegt, kann das Heraufpumpen und Festfrieren von Ozeanwasser auf dem Eis der Antarktis den Anstieg des Meeresspiegels nur verzögern – und wenn es zu dicht am Rand des Kontinents abgelagert wird, kann es durch sein Gewicht den Eisverlust an der Küste und damit den Anstieg des Meeresspiegels sogar verstärken, wie die Studie zeigt. Deshalb müsste das Wasser weit ins Landesinnere gepumpt werden.

+++„Sogar wenn es machbar wäre, würde es uns nur einen Aufschub bringen“+++
Der Eispanzer der Antarktis ist bis zu 4000 Meter hoch, und das würde einen unvorstellbaren technischen Aufwand bedeutet. So viel Wasser so hoch zu pumpen, erfordert eine ungeheure Menge Energie. Die Antarktis ist sehr windig, daher könnte der Strom für die Pumpen grundsätzlich von Windturbinen erzeugt werden. Allerdings müssten hierfür etwa 850.000 Windräder auf den Eiskontinent gebaut werden. Die Kosten wären voraussichtlich deutlich höher als die in anderen Studien für örtliche Anpassung errechneten Kosten, wobei diese örtlichen Maßnahmen naturgemäß begrenzt in Ziel und Umfang sind, so die Forscher.

„Die Größenordnung des Meeresspiegel-Anstiegs ist so gewaltig, dass ein kaum vorstellbarer technischer Ansatz nötig wäre ihn in den Griff zu bekommen“, erklärt Ko-Autor Anders Levermann, Leiter der Forschung zu globalen Anpassungsstrategien am PIK und Wissenschaftler an der Columbia Universität in New York. „Selbst wenn es machbar wäre, würde es uns nur einen Aufschub bringen – wenn wir eines Tages mit dem Pumpen aufhören, würde zusätzlicher Masseverlust der Antarktis den Meeresspiegel-Anstieg beschleunigen. Solch eine Maßnahme würde künftigen Generationen eine zusätzliche Last aufbürden.“ Zudem würden die besonders empfindlichen Ökosysteme an den Küsten der Antarktis von solchem Geo-Engineering schwer getroffen.

+++Treibhausgas-Reduktionen, lokaler Küstenschutz, Rückzug+++
Wenn überhaupt, dann würde ein Verzögern des Meeresspiegel-Anstiegs durch das Pumpen von Wasser auf die Antarktis nur in einem Szenario ehrgeiziger Klimapolitik Wirkung zeigen, also im Falle einer strikten Begrenzung der globalen Erwärmung. „Wenn wir mit den Treibhausgasausstoß weitermachen wie bisher“, so Levermann, „dann würde nicht einmal ein solch riesiges Makro-Anpassungsprojekt genügen, um den Anstieg des Meeresspiegels substanziell zu begrenzen. Deshalb ist eine rasche Reduktionen unseres Ausstoßes von Treibhausgasen unverzichtbar, wenn der Anstieg des Meeresspiegels handhabbar bleiben soll. In jedem Fall werden starke Investitionen in örtlichen Küstenschutz notwendig, wenn ein schrittweiser Rückzug von Siedlungen verhindert werden soll.“

Artikel: Frieler, K., Mengel, M., Levermann, A. (2016): Delaying future sea-level rise by storing water in
Antarctica. Earth System Dynamics

Weblink zum Artikel sobald er veröffentlicht ist: http://www.earth-syst-dynam.net/

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Quelle: idw

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Rechte Wutbürger untergraben die Demokratie

Christoph Sachs Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Philosophie München

Wer rechtspopulistische Parteien wählt, untergräbt nach Ansicht von Philosophie-Professor Michael Reder Grundwerte unserer Gesellschaft. „‚Wir sind das Volk‘ zu rufen alleine, ist noch kein Zeugnis einer demokratischen Grundhaltung“, kritisiert der Inhaber des Lehrstuhls für Praktische Philosophie mit Schwerpunkt Völkerverständigung der Hochschule für Philosophie München die rechten Wutbürger. „Populistische Vereinfachungen ignorieren die Vielschichtigkeit der Realität.“ Wer nicht konstruktiv, sondern nur mit solchen Parolen in den Diskurs eingreife oder Populisten unterstütze, schade deshalb der Demokratie, betont Reder.

Die Grundlage der Demokratie ist Reder zufolge der Wille der Bürger, sich komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen, diese konstruktiv zu meistern und aus Erfahrungen zu lernen. „Diesen Willen lassen AfD, Pegida und ihre Anhänger mit ihrem realitätsfernen und häufig fremdenfeindlichen Gebaren vermissen“, sagt er. Gleichzeitig nähmen sie aber die demokratischen Grundrechte wie das Recht auf freie Meinungsäußerung für sich in Anspruch und behaupteten, die Demokratie zu verteidigen. „Das Gegenteil ist der Fall“, stellt der Sozialphilosoph klar. „Den Rechtpopulisten geht es in erster Linie um Macht – nicht um die Probleme der Gesellschaft.“

Gerade angesichts dessen hält Reder eine offensive argumentative Auseinandersetzung mit Rechtspopulisten und rechten Wutbürgern für zentral. Bezug nehmend auf eine aktuelle Debatte in der politischen Philosophie fordert er mehr Streit. „Populisten schwächt man am besten, wenn man Ihre Anhänger wieder in den demokratischen Diskurs zurückholt“, ist er überzeugt. „Nur wenn wir diesen Menschen zuhören und mit ihnen und ihren Wortführern offen, leidenschaftlich und kontrovers diskutieren, haben wir die Chance, sie vom Wert der Demokratie zu überzeugen – und davon, wie haltlos und gefährlich ihre Parolen sind.“ Das sei Aufgabe aller Bürgerinnen und Bürger. „Demokratie bedeutet auch, dass unsere Verantwortung nicht an der Wahlurne endet“, erklärt Reder. Gerade in Auseinandersetzungen wie diesen sei die Haltung aller gefragt.

** Michael Reder steht gerne für Interviews zur Verfügung. Anfragen richten Sie bitte direkt an: michael.reder@hfph.de.

Anhang

Pressemitteilung als PDF
https://idw-online.de/de/attachment48948

Quelle: idw

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Effizienz der Wasserelektrolyse verdoppelt

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Forscher haben die Effizienz der Wasserelektrolyse gesteigert. Sie brachten eine Schicht aus Kupferatomen in eine herkömmliche Platinelektrode ein. Dadurch können sich die Reaktionszwischenprodukte etwas leichter von der Katalysatoroberfläche lösen. Das so modifizierte System erzeugt doppelt so viel Wasserstoff wie eine Platinelektrode ohne Kupferschicht. In der Zeitschrift „Nature Communications“ berichtet das Team der Ruhr-Universität Bochum, der Technischen Universität München und der Universität Leiden über die Ergebnisse.

Die Wasserelektrolyse hat sich als Verfahren für die Produktion von Wasserstoff bislang nicht durchgesetzt. Zu viel Energie geht in dem Prozess verloren. Forscher haben die Effizienz der Reaktion nun verdoppelt.

In der Zeitschrift „Nature Communications“ berichten Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum, der Technischen Universität München und der Universität Leiden, wie sich die Effizienz der Elektroden für die Wasserelektrolyse steigern lässt. Diese enthalten üblicherweise Platin als Katalysator, um die Umsetzung von Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff zu beschleunigen. Damit die Reaktion möglichst effizient abläuft, dürfen Zwischenprodukte weder zu stark noch zu schwach an der Katalysatoroberfläche haften.

Herkömmliche Elektroden binden Zwischenprodukte zu stark
Das Team um Prof. Dr. Aliaksandr Bandarenka vom Münchener Lehrstuhl für Physik der Energieumwandlung und -speicherung und Prof. Dr. Wolfgang Schuhmann vom Bochumer Zentrum für Elektrochemie berechnete, wie stark die Zwischenprodukte an den Elektroden haften sollten, um eine möglichst effiziente Reaktion zu erlauben. Die Analyse ergab, dass herkömmlichen Elektroden aus Platin, Rhodium und Palladium die Zwischenprodukte etwas zu stark binden.

Die Forscher modifizierten die Eigenschaften der Platin-Katalysatoroberfläche, indem sie eine Schicht aus Kupferatomen einfügten. Mit dieser Zusatzschicht erzeugte das System doppelt so viel Wasserstoff wie mit einer reinen Platinelektrode. Allerdings nur, wenn die Forscher die Kupferschicht direkt unter der obersten Lage der Platinatome einbrachten. Die Gruppe beobachtete zudem, dass die Elektroden mit der Kupferschicht langlebiger waren, zum Beispiel widerstandsfähiger gegen Korrosion.

Wasserelektrolyse hat sich bislang nicht großflächig durchgesetzt
Nur vier Prozent des weltweit produzierten Wasserstoffs entstehen bislang durch Wasserelektrolyse. Weil die verwendeten Elektroden nicht effizient genug sind, lohnt sich eine großflächige Anwendung nicht. „Bisher wird Wasserstoff überwiegend aus fossilen Brennstoffen gewonnen, wobei eine hohe Menge CO2 freigesetzt wird“, sagt Wolfgang Schuhmann. „Es wäre ein großer Schritt in Richtung klimaschonender Energieumwandlung, wenn wir Wasserstoff stattdessen mittels Elektrolyse gewinnen würden. Dafür könnten wir den Überschussstrom zum Beispiel aus der Windkraft nutzen.“

„Darüber hinaus ermöglicht uns die Forschung an dieser Reaktion zu testen, wie gut wir Katalysatoroberflächen designen können, indem wir unterschiedliche Metallatome präzise positionieren,“ ergänzt Aliaksandr Bandarenka. „Dieses Wissen könnte auch vielen anderen katalytischen Prozessen zugute kommen.“

Förderung
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte die Arbeiten im Rahmen der Exzellenzcluster RESOLV (EXC 1069) und Nanosystems Initiative Munich (NIM). Weitere Unterstützung kam von der Helmholtz-Energie-Allianz „Stationäre elektrochemische Speicher und Wandler“ (HA-E-0002).

Originalveröffentlichung
J. Tymoczko, F. Calle-Vallejo, W. Schuhmann, A. S. Bandarenka (2016): Making the hydrogen evolution reaction in polymer electrolyte membrane electrolyzers even faster, Nature Communications, DOI: 10.1038/NCOMMS10990

Weitere Informationen
Prof. Dr. Wolfgang Schuhmann, Analytische Chemie, Zentrum für Elektrochemie, Fakultät für Chemie und Biochemie der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel.: 0234 32 26200, E-Mail: wolfgang.schuhmann@rub.de

Quelle: idw

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Potenzmittel Sildenafil kann Wachstum von Hauttumoren verstärken

Dr. Karl Guido Rijkhoek Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Tübinger Biochemiker entdecken Signalweg in Zellen des malignen Melanoms, der von dem Medikament beeinflusst wird

Tübinger Wissenschaftler haben neue Hinweise gefunden, dass die Einnahme des Wirkstoffs Sildenafil das Wachstum von Hauttumoren anregen kann. Sildenafil wird häufig bei Männern zur Behandlung von Erektionsproblemen eingesetzt. Professor Robert Feil und seine Arbeitsgruppe vom Interfakultären Institut für Biochemie der Universität Tübingen konnten im Tierversuch und an menschlichen Zellkulturen nun nachweisen, dass Sildenafil offenbar stimulierend in die Wirkung des Botenstoffes cyclisches Guanosinmonophosphat (cGMP) eingreift, was wiederum das Wachstum von bereits bestehenden bösartigen Melanomen anregt. Ein Angriff auf den cGMP-Signalweg in Melanomzellen könnte im Gegenzug möglicherweise für die Behandlung von Hautkrebs genutzt werden. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Cell Reports veröffentlicht.

Der Signalstoff cGMP spielt in vielen komplexen Stoffwechselwegen eine wichtige Rolle, von den Zellen der Blutgefäße und des Herzens bis hin zu Nerven- und Sinneszellen. Seine genaue Wirkung auf erwünschte und unerwünschte Wachstumsprozesse im Körper ist noch weitgehend unbekannt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtete 2013 zum Thema „cGMP-Signalwege beim Zellwachstum und Überleben“ eine Forschergruppe an der Universität Tübingen ein.

„Wir haben entdeckt, dass auch Zellen des malignen Melanoms den cGMP-Signalweg für ihr Wachstum nutzen“, sagte Feil. Normalerweise sorge in der Zelle ein Enzym, die Phosphodiesterase 5 (PDE5), dafür, dass neu gebildetes cGMP kontinuierlich abgebaut werde. Sildenafil wiederum hemme die Wirkung von PDE5. „PDE5 wirkt in der Zelle wie eine Bremse auf das cGMP“, sagte Feil: „Die Einnahme von Sildenafil schaltet diese Bremse gewissermaßen aus.“ Die Folge sei, dass die Melanome stärker zu wachsen beginnen. Dieser biochemische Mechanismus könnte erklären, warum Sildenafil das Melanomrisiko bei Männern erhöht.

Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Einnahme von Sildenafil und Krebs wird in der For-schung seit mehreren Jahren diskutiert. Bei der Auswertung einer Langzeitstudie an rund 15.000 Männern in den USA hatte sich 2014 der Verdacht ergeben, dass die Einnahme von Sildenafil mit einem erhöhten Risiko für bösartige Melanome verbunden ist. Dieser Verdacht erhärtete sich 2015 durch eine weitere Studie an etwa 24.000 Männern aus Schweden. Die beiden Untersuchungen konnten jedoch nicht abschließend klären, ob das erhöhte Melanomrisiko tatsächlich auf eine biolo-gische Wirkung des Arzneimittels auf die Tumorzellen zurückzuführen ist. Nicht ausgeschlossen wurde, dass das vermehrte Auftreten von Hautkrebs bei Männern, die Sildenafil einnehmen, auch eine Folge ihres Lebensstils sein könnte, der durch zahlreiche Urlaube mit intensiven Sonnenbädern oder Besuche in Solarien geprägt war.

Der Tübinger Biochemiker betonte, auch vor dem Hintergrund der neuen Ergebnisse bestehe kein Anlass, Männern generell von der gelegentlichen Einnahme von PDE5-Hemmern zur Behandlung von Erektionsstörungen abzuraten. Zunächst seien weitere Untersuchungen notwendig, um die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen abzuschätzen. Es sei aber eher unwahrscheinlich, dass der Wirkstoff bereits die Entstehung von Melanomzellen begünstige. „Wir gehen davon aus, dass Sildenafil und möglicherweise auch andere PDE5-Hemmer in erster Linie das Fortschreiten bereits vorhandener Melanome verstärken könnten, vor allem wenn diese Medikamente dauerhaft in hohen Dosen eingenommen werden“, sagte Feil.

Die Ergebnisse anderer Forschungsgruppen deuteten zudem darauf hin, dass der Wirkstoff auf weitere Tumorarten möglicherweise positive Effekte hat, so etwa das Wachstum bestimmter Darmtumore hemmen könnte. Melanompatienten allerdings sollten die Verwendung solcher Medikamente mit ihren Ärzten abklären. „Letztlich sollten wir alle daran denken, unser Melanomrisiko zu reduzieren, indem wir unsere Sonnenexposition vermindern und wirksamen UV-Schutz verwenden“, sagte Feil.

Publikation:
Sandeep Dhayade, Susanne Kaesler, Tobias Sinnberg, Hyazinth Dobrowinski, Stefanie Peters, Ulrike Naumann, He Liu, Robert E. Hunger, Martin Thunemann, Tilo Biedermann, Birgit Schittek, Hans-Uwe Simon, Susanne Feil, and Robert Feil: Sildenafil Potentiates a cGMP-Dependent Pathway to Promote Melanoma Growth. Cell Reports (2016), http://dx.doi.org/10.1016/j.celrep.2016.02.028

Kontakt:
Prof. Dr. Robert Feil
Universität Tübingen
Interfakultäres Institut für Biochemie
Telefon +49 7071 29-73350
robert.feil@uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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Brutto-Stundenverdienste in Frauenberufen 2014 um acht Euro niedriger als in Männerberufen

Renate Bogdanovic Pressestelle
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin

Typische Männerberufe oftmals mit höherem Akademisierungsgrad – doch auch akademisierte Frauenberufe werden häufig schlechter bezahlt – Aufwertung weiblich konnotierter Berufe durch bessere Bezahlung

Berufe, in denen überwiegend Frauen arbeiten, sind im Jahr 2014 um rund acht Euro brutto in der Stunde geringer entlohnt worden als männlich dominierte Berufe. In typischen Frauenberufen wurden durchschnittlich zwölf Euro pro Stunde verdient, in typischen Männerberufen 20 Euro. Die Differenz beträgt damit fast 40 Prozent. Dies zeigt eine Sonderauswertung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Basis von Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) anlässlich des Equal Pay Day am 19. März 2016. Die Analyse berücksichtigt Erwerbstätige in der Privatwirtschaft in typischen Frauen- und Männerberufen. Hierbei handelt es sich um Berufe, in denen die Anteile von Frauen beziehungsweise Männern jeweils bei 70 Prozent und mehr liegen. Der Unterschied zwischen den Brutto-Stundenlöhnen in typischen Frauen- und Männerberufen bewegt sich seit 2001 auf hohem Niveau und hat sich im Untersuchungszeitraum nur leicht verringert.

Akademisierungsgrad beinflusst die Verdienstlücke – aber nicht nur
Eine ökonomische Erklärung für die bessere Bezahlung in Männerberufen ist der höhere Anteil akademischer Abschlüsse in dieser Gruppe. Ein Vergleich der zehn am häufigsten ausgeübten Frauen- und Männerberufe auf Basis des SOEP zeigt, dass drei der häufigsten Männerberufe – nämlich SoftwareentwicklerIn, UnternehmerIn und IngenieurIn – eine langjährige Qualifikation erfordern, während dies bei den häufigsten Frauenberufen nur für die SozialpädagogInnen zutrifft. „Eine weitere Akademisierung der Frauenberufe vor allem im Bereich Gesundheit und Pflege wäre daher ein Schritt in die richtige Richtung zu mehr Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männer“, argumentiert die DIW-Forschungsdirektorin für Gender Studies Elke Holst.

Dies dürfte jedoch als Erklärung für die Verdienstlücke noch nicht ausreichen. Ein weiterer Faktor bei der Entgeltungleichheit ist neben dem niedrigen Akademisierungsgrad die Tatsache, dass selbst akademisierte Frauenberufe deutlich schlechter bezahlt werden als Männerberufe. Beispielsweise erhielten SozialarbeiterInnen 2014 für eine Stunde Erwerbsarbeit im Schnitt 16 Euro brutto, wohingegen der männlich dominierte Beruf der IngenieurInnen mit durchschnittlich 29 Euro vergütet wurde. Da die Bildungsdauer in beiden Berufen mit 15 Jahren gleich lang ist, kann man daraus schließen, dass Erwerbstätige in diesen Männerberufen finanziell stärker von ihrer Investition in Bildung profitieren.

Männlich konnotierte Tätigkeiten erfahren höhere Wertschätzung
Eine häufig in der Sozialwissenschaft angeführte Erklärung ist, dass männlich konnotierte Tätigkeiten gesellschaftlich eine höhere Wertschätzung erfahren als weiblich konnotierte. Holst verweist auf Studien, die dies belegen: „Da typische Frauenberufe meist im Bereich Pflege, Erziehung und Soziales angesiedelt sind, wird auch von der gesellschaftlichen Abwertung der Care-Arbeit gesprochen.“ In der Tat verdienten AltenpflegerInnen im Jahr 2014 durchschnittlich zwölf Euro brutto pro Stunde. Demgegenüber wurde der von Männern dominierte Beruf der TechnikerInnen mit 18 Euro pro Stunde vergütet, obwohl Erwerbstätige in beiden Berufen im Durchschnitt gleichermaßen zwölf Jahre in ihre Bildung investiert hatten. „Dieses Muster dürfte auf die Vorstellung zurückgehen, dass Care-Arbeit keine spezifische Qualifikation erfordert, da sie in der Vergangenheit vor allem in den Bereichen Kinderbetreuung und Altenpflege unbezahlt von Frauen in Familien geleistet wurde“, so Gender-Expertin Holst. Durch die stark gestiegene Erwerbsbeteiligung der Frauen wächst jedoch die Nachfrage nach institutionellen Angeboten für Kinderbetreuung und Altenpflege. Dadurch wird Care-Arbeit zunehmend marktmäßig organisiert – jedoch vergleichsweise gering entlohnt.

Die geringere monetäre Bewertung von typischen Frauenberufen trägt maßgeblich zur Verdienstlücke zwischen Frauen und Männer (Gender Pay Gap) bei. „Um diese zu schließen, bedarf es auch einer Aufwertung der Care-Arbeit durch höheren Löhne in typischen Frauenberufen“, so Holst.

Equal Pay Day
Der Equal Pay Day soll auf die schlechtere Bezahlung von Frauen aufmerksam machen. Um das Einkommen zu erzielen, das Männer bereits am 31. Dezember des Vorjahres hatten, müssen Frauen bis zum sogenannten Equal Pay Day des Folgejahres arbeiten.
Weitere Informationen:
http://diw.de/documents/dokumentenarchiv/17/diw_01.c.528913.de/20160311_pm_equal… – Abbildungen zur Pressemitteilung
http://diw.de/documents/dokumentenarchiv/17/diw_01.c.528915.de/20160311_pm_equal… – Tabelle zur Pressemitteilung

Quelle: idw

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Biogas repowered – Umfassende Maßnahmen zur effizienteren Biogasgewinnung

Angela Gröber Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Die technische Entwicklung schreitet voran. Ein Repowering der Bestandsbiogasanlagen für die Energiewende ist notwendig. Das vom BMWi geförderte Projekt „Repowering – Maßnahmen zur Effizienzsteigerung für den vorhandenen Anlagenbestand“ hat auf Basis einer umfassenden Datenanlyse von über 1.800 Biogasanlagen die Möglichkeiten zur Optimierung und die Kosten eines Repowerings zusammengetragen.

Im Zuge der Energiewende sieht sich Biogas ungeachtet seiner Vielzahl positiver Eigenschaften – Ende 2015 erzeugten allein ungefähr 8.000 Anlagen Strom und Wärme aus regenerativen Quellen – vielen Herausforderungen gegenüber: So ergeben sich neue Anforderungen durch die notwendige flexible Energiebereitstellung, die alte Bestandsanlagen (20 % sind älter als 10 Jahre) ohne technische Nachrüstung nicht leisten können. Heute steht ein breites Angebot an neuen Technologien (z. B. Gaseinspeisung) bereit, um die Effizienz der einzelnen Biogasanlage signifikant zu erhöhen. Darüber hinaus wissen die Betreiber heute besser, was im Biogasprozess vor sich geht und können die Prozessbiologie positiv beeinflussen.

„Unsere Analysen bestätigen, dass es große Unterschiede in der technischen Ausgestaltung und Prozessführung der Biogasanlagen gibt und teilweise signifikante Verbesserungen und Ertragssteigerungen realisiert werden könnten“, erklärt Joachim Krassowski vom Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT. Zusammen mit den Partnern der Bioreact GmbH, der gewitra mbH und der bonalytic GmbH wurde im Projekt „Repowering“ (03KB071) eine Strategie und Maßnahmen zur effizienteren Biogasgewinnung entwickelt. Ziel ist es, dass Bestandsanlagen zur Stromerzeugung auf Grundlage neuester Erkenntnisse und Technologien optimiert werden.

Als Repowering-Maßnahmen wurden technische Optionen zur Weiterentwicklung des Biogasanlagen-bestands identifiziert. Dazu gehören verfahrenstechnische und biologische Optimierungen, der Anlagenneubau, der Zusammenschluss einzelner Biogasanlagen sowie die Erweiterung bestehender Anlagen. Ebenso wurden verschiedene Gasverwertungskonzepte, wie die Vorortverstromung, die Gaseinspeisung und die direkte Nutzung von Biogas als Fahrzeugkraftstoff, betrachtet.

Insgesamt wurden die Daten von 1.809 Biogasanlagen ausgewertet. Grundsätzlich zeigte sich, dass ein großes Potenzial für das Repowering und damit auch für eine bessere Integration in ein regeneratives Energiesystem besteht. Unter Berücksichtigung des aktuellen regulatorischen Rahmens sind ins¬be¬sondere die Vermeidung von Methanverlusten und eine Optimierung der Gärbiologie die am ehesten wirtschaftlichen Maßnahmen.

Technische Maßnahmen
„Leckagen können nicht zwangsläufig über den Geruchssinn wahrgenommen werden Regelmäßige Wartung durch Leckage- und Dichtheitsuntersuchungen verringert die Methan-Emissionen der Anlagen. Denn Gas, das nutzlos aus der Anlage entweicht, liefert keinen Strom und schadet dem Klima“, fasst Projektleiter Joachim Krassowski die erste und einfache Maßnahme im Repowering-Paket zusammen.

Prozessrelevante Maßnahmen
Die Forscher entwickelten ein Konzept zur enzymatischen Vorhydrolyse als mögliche Alternative zu kostenintensiven technisch-physikalischen Aufschlussverfahren für faserhaltige Substrate mit geringerem Energiebedarf. In der Praxis kann dieses Konzept in verfahrenstechnischer Hinsicht auf alle bestehenden, anaeroben Vergärungsverfahren aufgesetzt werden.
Ferner untersuchten die Forscher auch die Flexibilisierung der Biogasbeschickung. Mit dem Einsatz einer Hydrolysestufe kann ein Umstieg von einer überwiegend auf Maissilage basierenden Substratmischung zu vorwiegend Reststoffen ermöglicht werden.

Flexibilisierungsmaßnahmen und Anlagenkonzept
Den höheren Kosten durch Nachrüstung an der Biogasanalage (z. B. durch zusätzliche Gasspeicher und BHKWs, Gaseinspeisung) stehen deutliche Vorteile bei der Anlagenflexibilität, der Energieeffizienz und beim Treibhausgasminderungspotenzial gegenüber.

Flexibilität ist vor allem im Hinblick auf Wärmenutzungskonzepte das Gebot der Stunde. Mögliche Konzepte betreffen Nahwärmenetze, Satelliten-BHKWs aber auch ein Mikrogassystem, in dem das Biogas zum potenziellen Nutzer mittels Gasleitung transportiert wird. Flexibilisierung vor Ort ist immer dann vorteilhaft, wenn ein ausreichende Gasspeicherkapazitäten, und eine sinnvolle Wärmenutzung gewährleistet werden. In Planbeispielen zeigten die Forscher, dass ein Verbund von verschiedenen Biogasanlagen und einer gemeinsamen Gaseinspeisung sinnvoll sein kann, um eine höhere Flexibilität und bessere Wärmekonzepte realisieren zu können.

Resümee
Die Erkenntnisse des Repowering-Projektes wurden anschaulich in übersichtlichen Factsheets zusammengefasst und in einer Datenbank zugänglich gemacht, die einzelne Repowering-Optionen und ggf. vorhandene Umsetzungshemmnisse enthält.

Koordination
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT
Osterfelder Straße 3, 46047 Oberhausen
Joachim Krassowski – Projektleiter
Telefon: +49 (0)208 8598-1162
E-Mail: joachim.krassowski@umsicht.fraunhofer.de

https://www.energetische-biomassenutzung.de/de/vorhaben/liste-aller-vorhaben/pro…
http://maps4use.de/2015/09/bioenergie/

Anhang
Sheets zum Repowering von Biogasanlagen
https://idw-online.de/de/attachment48947

Quelle: idw

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Bluttest zur Diagnose von Alzheimer entwickelt

Raffaela Römer Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Die Alzheimerkrankheit wird heute zu spät diagnostiziert. Forscher der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben jetzt zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Göttingen und des dortigen Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) einen Alzheimer-Bluttest entwickelt, der potenziell auch eine Früherkennung ermöglicht. Er basiert auf einem immuno-chemischen Verfahren in Form eines Infrarotsensors.

Titelgeschichte in renommierter Fachzeitschrift
Die Oberfläche des Sensors ist mit hochspezifischen Antikörpern belegt. Sie fischen Biomarker für die Alzheimerkrankheit aus dem Blut oder dem Nervenwasser, das im unteren Bereich des Rückens entnommen werden kann, heraus. Der Infrarotsensor misst, ob die Biomarker bereits krankhaft verändert sind, was schon mehr als 15 Jahre vor dem Auftreten klinischer Symptome der Fall sein kann. Die Methode wurde jetzt als Titelgeschichte in der international renommierten Fachzeitschrift „Biophotonics“ vorgestellt und die klinischen Studienergebnisse in der „Analytical Chemistry“ veröffentlicht.

Diagnose kommt heute meist zu spät
Ein großes Problem der Diagnose von Morbus Alzheimer ist die Tatsache, dass beim Auftreten erster klinischer Symptome bereits massive irreversible Schäden des Gehirns vorliegen. Zu diesem Zeitpunkt ist nur noch eine symptomatische Behandlung möglich. „Wenn wir in Zukunft über ein Medikament verfügen wollen, dass den weiteren Krankheits-Verlauf deutlich verlangsamen kann, benötigen wir dringend Bluttests, die die Alzheimerkrankheit bereits in prädemenziellen Phasen entdecken können“, sagt Prof. Dr. Klaus Gerwert, Leiter des Lehrstuhls für Biophysik der RUB. „Ein frühzeitiger Einsatz derartiger Medikamente könnte die drohende Demenz entweder aufhalten oder zumindest den Zeitraum verlängern, bis sie auftritt“, ergänzt Prof. Dr. med. Jens Wiltfang, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen und Koordinator der Klinischen Forschung des dortigen Standorts des DZNE.

Morbus Alzheimer und die Fehlfaltung des Amyloid-beta-Peptids
Als Biomarker dient bei dem neu entwickelten Test die Struktur der sogenannten Amyloid-beta-Peptide. Sie verändert sich bei der Alzheimererkrankung. In der fehlgefalteten, krankhaften Struktur können sich immer mehr Amyloid-beta-Peptide aneinander lagern und nach einiger Zeit die für Alzheimer typischen sichtbaren Plaque-Ablagerungen im Gehirn bilden. Dies geschieht schon mehr als 15 Jahre bevor klinische Symptome bei den Patienten sichtbar werden. Zwischenzeitlich kann man die krankhaften Beta-Amyloid-Plaques zwar auch durch die Positronen-Emissions-Tomografie, kurz Amyloid-PET, sichtbar machen, dieses Verfahren ist aber vergleichsweise teuer und mit einer Strahlenbelastung verbunden.

Patentiertes Verfahren zur Diagnose von Alzheimer
Die Gruppe um Prof. Dr. Klaus Gerwert hat gemeinsam mit Prof. Dr. med. Jens Wiltfang aus Göttingen im Rahmen der Doktorarbeiten von Andreas Nabers und Jonas Schartner nun ein Verfahren entwickelt, das genau diese Fehlfaltung der Amyloid-beta-Peptide nachweist. Ihr infrarotbasierter Sensor extrahiert das Amyloid-beta-Peptid gezielt aus Körperflüssigkeiten. Das Verfahren ist zum Patent angemeldet. Anfangs arbeiteten die Wissenschaftler mit Proben von Nervenwasser, erweiterten das Verfahren dann aber auch auf die Analyse von Blut. „Dabei selektieren wir nicht nur eine einzelne mögliche Faltung des Peptids, sondern detektieren erstmals die Verteilung aller vorliegenden Amyloid-beta-Strukturen, also der gesunden und der kranken Formen gleichzeitig“, so Gerwert. Erst die Summe aller Sekundärstrukturen erlaube eine präzise Diagnostik. Tests, die das Amyloid-beta-Peptid analysieren, gibt es bereits mit den sogenannten Enzyme-Linked-Immunosorbent-Assays (ELISA). Sie bestimmen die Gesamtkonzentration, Verhältnisse verschieden langer Formen oder auch die Konzentration einzelner Konformationen in Körperflüssigkeiten, bisher aber nicht die diagnostisch wichtige Verteilung aller Formen gleichzeitig. „Daher zeigen die bisherigen ELISA-Tests in der Praxis nur einen mäßigen Erfolg bei Anwendung auf Blutproben“, erklärt Klaus Gerwert.

Erste klinische Studien sind gelaufen
Mit dem in Bochum und Göttingen neu entwickelten Verfahren haben die Wissenschaftler bereits Proben von 141 Patienten untersucht. Dabei haben sie eine diagnostische Genauigkeit von 84 Prozent in Blut und 90 Prozent in Nervenwasser im Vergleich zum klinischen Goldstandard erzielt. Im Test zeigt sich eine Zunahme fehlgefalteter Biomarker als spektrale Verschiebung der Amyloid-beta-Bande unterhalb eines Schwellwertes und diagnostiziert dadurch Alzheimer. „Das Besondere ist dabei, dass es sich hier um einen einzigen robusten markerfreien Test mit einem einzigen Grenzwert handelt“, beschreibt Andreas Nabers das Ergebnis seiner Dissertation.

Ein potenzieller Sensor für die Früherkennung
Im Rahmen der veröffentlichten Studie haben die Forscher bereits an einer kleinen Gruppe von Patienten auch das wichtige Potenzial zur Früherkennung von Morbus Alzheimer getestet. Die Ergebnisse deuten an, dass auch in prädemenziellen Stadien ein erhöhter Anteil an fehlgefalteten Amyloid-beta-Peptiden in Körperflüssigkeiten detektiert werden kann. Damit könnte künftig die Diagnose von Morbus Alzheimer in präklinischen Stadien möglich sein. „Je früher man Alzheimer erkennt, desto größer sind die Chancen auf eine mögliche Therapie. Dieser Sensor ist ein wichtiger Meilenstein in diese Richtung“, ergänzt Prof. Dr. Jens Wiltfang. Derzeit laufen Messungen an Proben zur Früherkennung von 800 Probanden, um die statische Signifikanz weiter zu verbessern.

Projektförderung
Fördermittel für das Projekt stammen aus PURE (Protein Research Unit Ruhr within Europe), dessen Sprecher Prof. Dr. Klaus Gerwert ist.

Originalveröffentlichungen
A. Nabers, J. Ollesch, J. Schartner, C. Kötting, J. Genius, U. Haußmann, H. Klafki, J. Wiltfang, and K. Gerwert (2016): An infrared sensor analysing label-free the secondary structure of the Abeta peptide in presence of complex fluids, Journal of Biophotonics, DOI: 10.1002/jbio.201400145
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/jbio.201400145/abstract

A. Nabers, J. Ollesch, J. Schartner, C. Kötting, J. Genius, H. Hafermann, H. Klafki, K. Gerwert, and J. Wiltfang (2016): The Amyloid-beta seconday structure distribution in CSF and blood measured by an immuno-IR-sensor: a novel biomarker candidate for Alzheimer’s disease, Analytical Chemistry, Doi:10.1021/acs.analchem.5b04286.

Angeklickt
Frühere Presseinformation zu dem Thema
http://aktuell.ruhr-uni-bochum.de/pm2013/pm00067.html.de

Weitere Informationen
Prof. Dr. Klaus Gerwert, Lehrstuhl für Biophysik, Fakultät für Biologie und Biotechnologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel.: 0234 32 24461, E-Mail: gerwert@rub.de

Prof. Dr. med. Jens Wiltfang, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen und DZNE – Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V., Koordinator der Klinischen Forschung am Standort Göttingen, von-Siebold-Str. 5, 37075 Göttingen, Tel.: 0551-39 66601, E-Mail: jens.wiltfang@med.uni-goettingen.de

Weitere Informationen:
http://aktuell.ruhr-uni-bochum.de/pm2016/pm00034.html.de

Quelle: idw

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Industrielle Abwärme als Energieträger: Mit neuen Wärmespeichern zur konstanten Stromversorgung

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Ein neuartiger Wärmespeicher, wie er jetzt zu Forschungszwecken auf dem Campus der Universität Bayreuth installiert wurde, ermöglicht in Verbindung mit einer ORC-Anlage eine konstante Stromerzeugung auf der Basis von Abwärme. Daraus ergeben sich interessante Perspektiven für die Energiewende – nicht zuletzt deshalb, weil sich auf diesem Weg wetterbedingte Schwankungen von Photovoltaik- und Windkraftanlagen ausgleichen lassen.

Große Kernreaktoren und Kohlekraftwerke durch kleinere umweltfreundlichere Anlagen zu ersetzen, ist eine zentrale Herausforderung der Energiewende. Neue Technologien der Energiegewinnung sind gefragt, um auch künftig eine zuverlässige und flächendeckende Stromversorgung gewährleisten zu können. Dabei richtet sich das Interesse zunehmend auf die in Industrieanlagen entstehende Abwärme. Sie wird bisher in den meisten Fällen ungenutzt über Kamine oder Kühlsysteme an die Umgebung abgegeben. Eine besonders aussichtsreiche Technologie, mit der aus dieser Abwärme Strom erzeugt werden kann, beruht auf dem Organic Rankine Cycle (ORC). Dies ist ein Dampfkraftprozess, der im Prinzip schon vor rund 150 Jahren von dem schottischen Ingenieur William Rankine entwickelt wurde. In ORC-Anlagen, die Abwärme zur Stromerzeugung nutzen, kommen allerdings anstelle von Wasser organische Fluide, wie beispielsweise Kältemittel, zum Einsatz. Sie haben den Vorteil, dass sie bereits bei verhältnismäßig niedrigen Temperaturen verdampfen und hierbei einen für die Verstromung ausreichend hohen Druck aufbauen.

Industrielle Abwärme: ein vielversprechender Energieträger
Wie können kleine ORC-Anlagen optimal für die Stromerzeugung genutzt werden? Diese Frage bildet seit mehreren Jahren einen Forschungsschwerpunkt am Lehrstuhl für Technische Thermodynamik und Transportprozesse (LTTT), der dem Zentrum für Energietechnik (ZET) der Universität Bayreuth angehört. Unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Dieter Brüggemann wurde hier ein ORC-Minikraftwerk entwickelt, das im Mai 2015 auf dem Bayreuther Campus in Betrieb ging. Partner in diesem Projekt waren die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden und die DEPRAG Schulz GmbH u. Co in Amberg. Während der Forschungsarbeiten bestätigte sich, dass industrielle Abwärme grundsätzlich ein sehr vielversprechender Energieträger ist. Doch um sie für eine verlässliche Stromversorgung von Unternehmen oder Privathaushalten nutzen zu können, muss eine entscheidende Hürde genommen werden: Industrielle Abwärme unterliegt oft starken Temperaturänderungen, so dass auch die aus der Abwärme gewonnene elektrische Energie erheblich schwankt. Wie können die Schwankungen ausgeglichen werden?

Konstante Stromerzeugung dank eines neuartigen Zwischenspeichers
Bei der Lösung des Problems ist das Bayreuther Forschungsteam um Prof. Brüggemann jetzt einen wesentlichen Schritt vorangekommen. Grundlage hierfür war eine enge Zusammenarbeit mit zwei baden-württembergischen Industriepartnern, der enolcon GmbH und der STORASOL GmbH in Bietigheim-Bissingen. Im Rahmen dieser Kooperation wurde zu Forschungszwecken auf dem Bayreuther Campus ein neuartiger Wärmespeicher errichtet. Dieser Speicher besteht aus mehreren Modulen, die sich einzeln und voneinander unabhängig zum Be- und Entladen von insgesamt bis zu 1,5 Megawattstunden Wärme nutzen lassen. Ebenso ist aber auch ein paralleler Betrieb dieser Module und eine Serienschaltung von zwei oder mehr Modulen möglich. Hauptsächliches Speichermaterial ist Sand, der in mehreren Schichten („Speichermaterial-Wänden“) angeordnet ist. Diese werden vom gasförmigen, bis zu 600 Grad Celsius heißen Wärmeträgermedium – also von Luft oder Rauchgas – durchströmt.

Der von der Firma enolcon entwickelte Speicher wurde mit dem ORC-Minikraftwerk auf dem Bayreuther Campus gekoppelt und vor wenigen Tagen im Rahmen einer energietechnischen Fachtagung offiziell in Betrieb genommen. Überschüssige Abwärme, die nicht unmittelbar für die Stromerzeugung benötigt wird, kann jetzt im Wärmespeicher aufgefangen werden. Sobald der Abwärmestrom schwächer wird, kann zusätzliche Wärme aus dem Speicher in die ORC-Anlage eingespeist werden. So lassen sich ‚Spitzen‘ und ‚Täler‘ des Abwärmestroms wechselseitig ausgleichen – mit dem Ergebnis, dass die Stromerzeugung durch die ORC-Technologien im Wesentlichen konstant bleibt. „Diese Kombination einer ORC-Anlage mit einem leistungsstarken Wärmespeicher macht die Nutzung industrieller Abwärme für die Stromgewinnung deutlich attraktiver“, freut sich Prof. Brüggemann.

Weitere Perspektiven: Vernetzungen mit Photovoltaik- und Windkraftanlagen
Der Bayreuther Ingenieurwissenschaftler hat zugleich weiterreichende Anwendungen im Blick. Da ORC-Anlagen in Kombination mit Wärmespeichern die Möglichkeit bieten, die aus industrieller Abwärme erzeugte elektrische Leistung nach Bedarf zu regulieren, können sie gezielt eingesetzt werden, um wetterbedingte Schwankungen von Photovoltaik- und Windkraftanlagen auszugleichen. Sobald diese nicht genügend Strom liefern, können ORC-Anlagen einspringen und zusätzlich benötigten Strom in die Versorgungsnetze einspeisen.

„Die Kombination von ORC- und Speichertechnologien, wie wir sie zu Forschungszwecken auf dem Bayreuther Campus realisiert haben, eröffnet spannende Perspektiven für Vernetzungen unterschiedlicher dezentraler Energiesysteme. Solche Vernetzungen sind technologisch anspruchsvoll und eine wesentliche Bedingung für das Gelingen der Energiewende“, meint Prof. Brüggemann.

Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Dieter Brüggemann
Lehrstuhl für Technische Thermodynamik und Transportprozesse (LTTT)
Zentrum für Energietechnik (ZET)
Universität Bayreuth
D-95440 Bayreuth
Tel.: +49 (0) 921 55 -7160 / -7161
E-Mail: brueggemann@uni-bayreuth.de

Quelle: idw

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Omega-3-Fettsäuren wirken nachweislich positiv auf das alternde Gehirn

Manuela Zingl GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

Natürliche Nahrungsergänzung zur Vorbeugung von Alzheimer Demenz

Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin konnten nachweisen, dass sich die menschliche Gedächtnisleistung bei einer Einnahme von Omega-3-Fettsäuren verbessert. Über einen sechsmonatigen Studienzeitraum haben die Forscher den Einfluss dieser natürlichen Nahrungsergänzung bei gesunden, älteren Personen überprüft. Die Erinnerungsfähigkeit der Teilnehmer hat sich während dieser Zeit signifikant gesteigert, berichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of Alzheimer‘s Disease*.

Gedächtnisveränderungen und Gedächtnisverluste gehören zum Alterungsprozess. Im Fall von neurodegenerativen Erkrankungen, wie der Alzheimer Demenz oder ihrem Vorstadium, einer leichten kognitiven Beeinträchtigung, verläuft dieser Prozess allerdings beschleunigt. Derzeit gibt es keine effektiven Behandlungsmöglichkeiten für diese Erkrankungen. Um die Leistungsfähigkeit und damit auch Selbstständigkeit der Patienten möglichst lange aufrechtzuerhalten, suchen Mediziner und Wissenschaftler beständig nach neuen Ansätzen. Eine gezielte Vorbeugung ist für den möglichst langen Erhalt der Gehirnleistung ebenfalls entscheidend.

„Es sollte sich idealerweise um Maßnahmen handeln, die sich langfristig und präventiv bereits bei gesunden älteren Probanden anwenden lassen und leicht in den Alltag integrierbar sind“, sagt Dr. Nadine Külzow, von der Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie der Charité. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ist eine solche Möglichkeit. „Für verschiedene Nahrungsinhaltsstoffe, darunter Omega-3-Fettsäuren, wird eine direkte Wirkung auf die Funktion von Nervenzellen diskutiert. Daher haben wir die Effekte einer Einnahme von 2.200 Milligramm pro Tag auf das Gedächtnis über sechs Monate hinweg untersucht“, so Dr. Külzow.

Probanden, die Omega-3-Fettsäure erhalten hatten, verbesserten sich in der Bewältigung einer Gedächtnisaufgabe stärker als Menschen, die ein Placebo in Form von Sonnenblumenöl einnahmen. Für eine bessere Sprachlernfähigkeit konnten die Wissenschaftler allerdings keinen Beleg finden. „Die Ergebnisse der Studie verweisen auf eine möglichst langfristige Strategie, um die kognitive Leistungsfähigkeit im Alter zu erhalten. Gezielte Ernährungsinterventionen können dabei zentrales Element sein“, resümieren die Wissenschaftler. Ob sich die nachgewiesenen Verbesserungen im Alltag bemerkbar machen, muss an weiteren, größeren klinischen Studien geprüft werden. In einem nächsten Schritt soll vorerst die Wirksamkeit einer kombinierten Gabe von Omega-3-Fettsäuren mit Vitamin B geprüft werden. Studien aus Oxford legen nahe, dass sich hierbei synergistische Effekte ergeben könnten.

*Nadine Külzow, Veronica Witte, Lucia Kerti, Ulrike Grittner, Jan Philipp Schuchardt, Andreas Hahn and Agnes Flöel. Impact of Omega-3 Fatty Acid Supplementation on Memory Functions in Healthy Older Adults. Journ. Alzheimers Dis. 2016 Feb 10. doi: 10.3233/JAD-150886.

Teilnehmer gesucht:
Für weitere Untersuchungen zur Wirksamkeit einer regelmäßigen Nahrungsergänzung auf kognitive Fähigkeiten wie Lernen und Gedächtnis werden derzeit noch Teilnehmer zwischen 60 und 80 Jahren gesucht, die an einer Verschlechterung der Gedächtnisfunktion leiden. Informationen hierzu stehen im Internet bereit: http://www.neurocure.de/ag-kognitive-neurologie.html

Kontakt:
Dr. Nadine Külzow
Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie
Neurocure Clinical Research Center
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 560 365
E-Mail: nadine.kuelzow@charite.de

Weitere Informationen:
http://www.charite.de
http://neurologie.charite.de/forschung/

Quelle: idw

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Die Kraniche kommen – vielleicht ein letztes Mal

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Industrielle Windenergieanlage gefährdet ein Wildtier-Paradies in Mecklenburg-Vorpommern

Die Kraniche kommen. Viele Tausend der majestätischen Vögel sind nach ihrem kräftezehrenden Nonstop-Flug aus dem Süden Europas jetzt im Anflug auf Mecklenburg-Vorpommern. Die ersten sind bereits gelandet, um ihre Brutplätze zu besetzen und ihre spektakulären Balztänze aufzuführen. Der Galenbecker See ist seit Jahrhunderten ihre Heimat. Hier rasten die eleganten Vögel, hier ziehen sie ihren Nachwuchs auf. Die nahegelegene Friedländer Große Wiese ist für die „Vögel des Glücks“ – so die japanische Mythologie – ein wichtiges Nahrungshabitat. Die Kraniche können nicht ahnen, dass die 4. Änderung des Flächennutzungsplanes der kleinen Gemeinde Ferdinandshof sie in naher Zukunft zu heimatlosen „Pechvögeln“ machen wird. Denn genau in diesem wertvollen EU-Vogelschutzgebiet nahe der Stadt Neubrandenburg soll eine Windkraftanlage gebaut werden! Die Großanlage würde im Abstand von 3,5 bis 8 Kilometern von drei wichtigen Kranichschlafplätzen gebaut und würde den Fortbestand der Rastplätze gefährden.
Die ausgewiesene Fläche für den Bau der Windkraftanlage befindet sich direkt im Hauptflugkorridor zwischen den Schlafplätzen und den Nahrungsgewässern für Kraniche. Aber auch Grau-, Bläss- und Saatgänse sowie Höcker- und Singschwäne brauchen die Friedländer Große Wiese, die mit rund 20.000 Hektar Moorboden etwa so groß wie 25.000 Fußballfelder ist. Damit ist das Gebiet das größte und wichtigste Niedermoor in Norddeutschland!
„Die Auswirkungen einer industriellen Windenergieanlage auf dieses wertvolle Biotop sind immens“, sagt Prof. Dr. Fritz Vahrenholt, Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Die negativen Folgen auf die Vogelwelt sind beträchtlich und in vergleichbaren Lebensräumen nachgewiesen.“ Am Ende wird ein Wildtier-Paradies einem umstrittenen Energie-Projekt geopfert.
Der Lebensraum des größten geschlossenen Niedermoorgebietes liest sich wie das „Who is who“ bedrohter Arten: Schreiadler brüten hier, Kornweihen und Raufußbussarde, Sumpfohreulen sowie viele Tausend Buch- und Bergfinken, Rot- und Wacholderdrosseln, Wiesenpieper und Goldammern nutzen das Nahrungshabitat. Die Friedländer Große Wiese ist für Laub-, Moor- und Grasfrösche, Erdkröten und Ringelnattern ein überlebenswichtiger Lebensraum. „Allesamt sind Rote-Listen-Arten und verdienen besonderen Schutz“, sagt der Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. „Seltene Wildtiere sollen hier einer unausgegorenen Energiepolitik geopfert werden“, kritisiert Prof. Vahrenholt. „Das rasante Artensterben und der Schwund der Biodiversität werden heruntergespielt, ignoriert und einer fragwürdigen Klimapolitik gegen den Willen der Bürger geopfert.“
Auf die Frage: „Wohin mit der vielen Windenergie, falls der Wind bläst?“, bleibt die Landespolitik ohnehin eine Antwort schuldig. Denn bei mäßigem bis starkem Wind sind die Stromleitungen im Norden nicht in der Lage, den Strom abzutransportieren. „Dann müssen ganze Windparks abgestellt werden – doch der nicht produzierte Strom wird dem Windparkbetreiber trotzdem vergütet.“ Für Prof. Fritz Vahrenholt erhöht „jeder neue Windpark in Mecklenburg-Vorpommern die Wahrscheinlichkeit dieser unsinnigen Nullsummenpolitik“. Einige Wenige profitieren von der Schildbürgerei: „Es sind die Projektentwickler und Betreiber der Windenergieanlagen! Die Rechnung zahlt hinterher der private Haushaltstromkunde und die Natur bleibt auf der Strecke.“

Weitere Informationen:
http://Kostenloses Bildmaterial: www.Presse.DeutscheWildtierStiftung.de
http://Pressekontakt
http://Eva Goris, Pressesprecherin, Christoph-Probst-Weg 4, 20251 Hamburg,
http://Telefon 040 9707869-13, Fax 040 9707869-19,
http://E.Goris@DeutscheWildtierStiftung.de, www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Forscher entdecken Feenkreise in Australien

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Die kreisrunden, kahlen Stellen, die in einem sehr regelmäßigen Muster das trockene Grasland Namibias überziehen, galten bisher als weltweit einmalig. Sind sie aber nicht, zeigt eine neue Studie im Fachjournal PNAS: Gemeinsam mit israelischen und australischen Kollegen haben Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig die rätselhaften Strukturen nun auch im menschenleeren Outback Australiens entdeckt. Die dortigen Untersuchungen liefern auch neue Indizien dafür, dass solche Feenkreise bei Wassermangel durch eine Selbstorganisation der Pflanzen entstehen.

Aufmerksam geworden sind die Forscher auf das Naturphänomen in Australien durch das Foto einer australischen Kollegin in Newman. Diese hatte ihnen ein Luftbild aus der Umgebung der Stadt geschickt. Darauf waren Pflanzenformationen zu sehen, die den Feenkreisen, die sonst nur im südlichen Afrika zu finden sind, sehr ähnlich schienen.

In der Fachwelt gibt es verschiedene Theorien darüber, wie diese kahlen, von Gras gesäumten Kreise entstehen: Einige Forscher haben dabei vor allem Termiten oder Ameisen in Verdacht. Diese Insekten sollen der Theorie zufolge an den Wurzeln der Gräser knabbern und sie dadurch zum Absterben bringen. Andere Wissenschaftler vermuten dagegen, dass unter den Kreisen Kohlenmonoxid als giftiges Gas aus dem Erdinneren aufsteigt und die Vegetation abtötet. Und eine dritte Fraktion geht davon aus, dass die kahlen Stellen unter bestimmten Bedingungen ganz von selbst entstehen. Am Übergang zwischen Wüste und Grasland reicht das Wasserangebot demnach nicht für eine geschlossene Vegetationsdecke aus. Also konkurrieren die einzelnen Gewächse um die kostbare Flüssigkeit und bilden dabei durch Selbstorganisation den charakteristischen, löchrigen Grasteppich.

Feenkreis-Experte Dr. Stephan Getzin vom UFZ favorisiert seit Jahren die dritte Theorie. Vor allem Luftbilder von den entsprechenden Landschaften haben ihn davon überzeugt. Darauf hat er in früheren Studien die genaue Lage der kahlen Stellen analysiert. „Das Besondere an Feenkreisen ist, dass sie sich auch über größere Gebiete erstaunlich regelmäßig und homogen verteilen, aber nur innerhalb eines engen Niederschlagsbereichs“, erläutert der Forscher. Ein solches Muster, das an die sechseckige Struktur von Bienenwaben erinnert, kann seiner Ansicht nach am ehesten durch die Konkurrenz um Wasser entstehen. Diese Einschätzung haben er und seine Co-Autoren Hezi Yizhaq und Ehud Meron von der Ben-Gurion-Universität des Negev in Israel auch mit Computer-Simulationen bestätigt. „Lange hatten Ökologen die Selbstorganisation von Pflanzen in Trockengebieten nicht so recht wahrgenommen, da die theoretischen Grundlagen für diese Prozesse ursprünglich in der Physik zu finden sind“, sagt Stephan Getzin und verweist auf die langwierigen Vorarbeiten seiner beiden israelischen Kollegen. „Inzwischen aber wird immer klarer, wie wichtig dieser Prozess ist.“
Trotzdem sind etliche Kollegen skeptisch geblieben. Wenn ein solcher Mechanismus dahinterstecke, müsse es ähnliche Strukturen auch in anderen Trockengebieten der Erde geben, laute ein gängiger Einwand. Schließlich sei das Grasland Namibias keineswegs die einzige Region, in der Pflanzen um Wasser konkurrieren. Und tatsächlich ist bekannt, dass Trockenheit auch anderenorts interessante Vegetationsmuster schafft. Nirgends aber schienen sich kahle Flecken in einer so regelmäßigen Sechseck-Struktur anzuordnen wie in Namibia.

Umso elektrisierter war Stephan Getzin von dem Luftbild, das er 2014 aus Australien geschickt bekam. Um das Phänomen genauer zu untersuchen, reiste Getzin gemeinsam mit seinem israelischen Kollegen Hezi Yizhaq nach Australien. In vier Gebieten der kaum besiedelten Region haben die Wissenschaftler die kahlen Kreise vermessen, ihre Oberflächen-Temperaturen mit denen von bewachsenen Bereichen verglichen und die Spuren von Ameisen und Termiten kartiert. Sie haben beobachtet, wie an diesen Stellen das Wasser versickert und Bodenproben genommen, um sie später im Labor zu analysieren. Das alles haben sie mit Luftbild-Auswertungen, statistischen Analysen der Landschaftsmuster und Computersimulationen ergänzt. Seitdem sind sie sicher, dass es sich tatsächlich um echte Feenkreise handelt, die das gleiche Muster bilden wie ihre 10.000 Kilometer entfernten Pendants in Namibia.

Auch für ihre Theorie zur Entstehung der kahlen Flecken haben die Forscher neue Bestätigung gefunden. Wo in Namibia in oder an den Feenkreisen meist zwei bis drei Termiten- oder Ameisenarten herumkrabbeln und Raum für Spekulation eröffnen, ist die Situation in Australien eindeutiger. „Dort haben wir in den Kreisen überwiegend keine Nester von ihnen gefunden und verborgene Sandtermiten wie in Namibia gibt es nicht in Australien“, berichtet Stephan Getzin. „Und die vorhandenen Nester haben ein komplett anderes Verteilungsmuster als die Feenkreise.“ Für ihn sei das ein deutlicher Hinweis darauf, dass die kahlen Flecken nicht durch tierische Aktivitäten, sondern durch die Selbstorganisation der Pflanzen entstehen. Dafür spreche auch, dass die in der Region dominierenden Gräser der Gattung Triodia in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Feenkreisen auch noch andere typische Trockenheitsmuster wie Streifen, Labyrinthe oder von kahlem Boden umgebene Einzelpflanzen bilden. Insbesondere die Streifen- und Labyrinthmuster bilden sich bevorzugt auf harten Bodenoberflächen mit oberirdischem Wasserabfluss und sind vor allem bekannt von Gehölzen an Berghängen.

Nach ihren Untersuchungen vor Ort haben die Forscher auch eine Vorstellung davon, wie das Wechselspiel zwischen Boden und Vegetation in dieser Region funktioniert. Wo keine Vegetation den australischen Lehmboden schützt, wird seine Oberfläche nicht nur extrem heiß. Sie verbackt auch zu einer harten Kruste, in der kaum Wasser versickern kann. Das Wasser der wenigen Regenfälle fließt dort oberirdisch ab. Das aber sind extrem schlechte Bedingungen für keimende Pflanzen – die unbewachsenen Bereiche bleiben weiter kahl. Anders ist die Lage an Stellen, auf denen bereits erste Gräser gedeihen. Die Pflanzen sorgen dort für eine kühlere Oberfläche und einen lockereren Boden, in dem die Niederschläge besser versickern. Daher können sich lokal weitere Pflanzen ansiedeln und die Bedingungen wieder ein wenig verbessern – ein selbstverstärkender, kleinskaliger Prozess, der auf großer Landschaftsskala zu dem beobachteten Grasteppich mit Lückenmuster führt.
„In Namibia ist der sandige Boden der Feenkreise dagegen viel durchlässiger, so dass die Niederschläge problemlos versickern können“, sagt Stephan Getzin. Daher bilden sich dort unter den kahlen Flecken Wasserreservoirs, die das umliegende Gras über Diffusionsprozesse im Boden mit Feuchtigkeit versorgen. „Das ist im Detail zwar ein anderer Mechanismus als in Australien“, erläutert er. „Er führt aber zum gleichen Vegetationsmuster, da beide Lückensysteme von der gleichen Instabilität ausgelöst werden“.
Der UFZ-Mitarbeiter will dem Phänomen nun weiter nachgehen. Er hält es durchaus für wahrscheinlich, dass es auch noch in anderen trockenen und dünn besiedelten Regionen der Erde bisher unbekannte Feenkreise gibt. Die Zeit für Entdeckungen ist wohl noch nicht vorbei.

Publikation:
Stephan Getzin, Hezi Yizhaq, Bronwyn Bell, Todd E. Erickson, Anthony C. Postle, Itzhak Katra, Omer Tzuk, Yuval R. Zelnik, Kerstin Wiegand, Thorsten Wiegand, Ehud Meron: Discovery of fairy circles in Australia supports self-organization theory. PNAS http://dx.doi.org/10.1073/pnas.1522130113

Weitere Informationen:
Dr. Stephan Getzin
UFZ-Department Ökosystemanalyse
Phone: ++49 341 235 1719
http://www.ufz.de/index.php?en=36 656
stephan.getzin@ufz.de

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=11/2016

Quelle: idw

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Tiefe Kluft zwischen Frauen und Männern bei der Rente

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Frauen von eigenständiger Sicherung im Alter weit entfernt

Tiefe Kluft zwischen Frauen und Männern bei der Rente

Der Lohnrückstand von Frauen ist in Deutschland mit konstant 22 Prozent sehr groß im europäischen Vergleich. Doch schaut man auf die Renten, fällt der Abstand noch weitaus gravierender aus. Das konstatieren Dr. Christina Klenner, Gender-Expertin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, sowie Dr. Peter Sopp und Dr. Alexandra Wagner vom Forschungsteam Internationaler Arbeitsmarkt in Berlin.

In einer neuen Auswertung aktueller Daten aus dem WSI GenderDatenPortal haben sie dokumentiert, welche Unterschiede es bei der Alterssicherung zwischen Frauen und Männern gibt. Nach ihrer Analyse sind Frauen sowohl bei der gesetzlichen Rente als auch bei der betrieblichen Altersversorgung klar im Nachteil. Gleichzeitig profitieren sie stärker von Elementen des sozialen Ausgleichs im Rentenrecht, vor allem bei der Hinterbliebenenversorgung.

Die Rente sei damit ein „Spiegelbild der geschlechtsspezifischen Ungleichheiten bei der Erwerbsbeteiligung“, heißt es in der Studie, die heute als WSI-Report erscheint. Dass Arbeitnehmerinnen schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen, häufiger in Minijobs oder Teilzeit beschäftigt sind und oft Auszeiten für die Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen nehmen müssen, weil Männer hier weniger Zeit investieren, habe Folgen für die finanzielle Situation im Alter. Ausgleichsmechanismen wie die Anrechnung von Erziehungszeiten könnten diese Schieflage nur zum Teil korrigieren.

Betrachtet man alle eigenen Alterssicherungseinkommen aus gesetzlicher Rente, privater Vorsorge und Betriebsrenten, zeigt sich eine erhebliche Lücke zulasten von Frauen. Klenner, Sopp und Wagner zitieren Berechnungen der Rentenexpertin Brigitte Loose, denen zufolge der „Gender Pension Gap“ 2011 bei 57 Prozent lag. Im Osten, wo Frauen traditionell häufiger berufstätig sind, war die Kluft mit 35 Prozent deutlich kleiner als im Westen mit 61 Prozent. Langfristig zeigt sich ein Trend zur Angleichung zwischen den Geschlechtern: 1992 betrug der Unterschied in Deutschland noch 69 Prozent.

Als gesetzliche Altersrente erhielten Frauen 2014 durchschnittlich 618 Euro, Männer 1.037 Euro. Das entspricht einer Differenz von über 40 Prozent. Wesentlich besser schneiden Frauen bei den Hinterbliebenenrenten ab: Witwen bekommen mit 592 Euro im Schnitt etwa doppelt so viel ausbezahlt wie Witwer. Der Grund: Die Rente des verstorbenen Ehepartners war bei den Witwen in der Regel höher als bei den Witwern, die eigenen Altersbezüge, die auf die Hinterbliebenenrente angerechnet werden, fallen bei den Frauen geringer aus.

Erheblich zurück liegen die Frauen bei der betrieblichen Altersvorsorge: 2011 bezogen 25 Prozent der männlichen und sechs Prozent der weiblichen Ruheständler eine Betriebsrente der Privatwirtschaft. Die Zahlungen waren mit 574 Euro bei den Männern im Schnitt fast dreimal so hoch wie bei den Frauen. Zumindest bei der Reichweite zeichnet sich aber eine Änderung ab: Aktuell erwerben 46 Prozent der Arbeitnehmerinnen und 51 Prozent der Arbeitnehmer Ansprüche in der betrieblichen Altersvorsorge der Privatwirtschaft. Im öffentlichen Dienst geht es schon jetzt ausgeglichener zu. Männer und Frauen erhalten hier ähnlich oft Leistungen aus einer Zusatzversicherung. Allerdings beziehen die männlichen Rentner durchschnittlich 392 Euro, die weiblichen nur 250 Euro. Bei den staatlichen Zulagen für die Riester-Rente haben die weiblichen Sparer die Nase vorn, was vor allem mit der Kinderzulage zusammenhängen dürfte.

Angesichts der Unwucht bei den Rentenbezügen überrascht es nicht, dass Frauen etwas häufiger als Männer auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind. 2014 waren 314.000 oder 3,2 Prozent der Frauen über 64 und 201.000 oder 2,7 Prozent der Männer betroffen. Ausschlagegebend für die seit Jahren kontinuierlich steigende Zahl ist der Analyse zufolge das sinkende Niveau der gesetzlichen Rente – bei gleichzeitig steigendem Grundsicherungsniveau.

Zumindest in einer Hinsicht stehen Frauen deutlich besser da als Männer: Sie beziehen wegen der höheren Lebenserwartung im Schnitt fünf Jahre länger Rente. Bei den Hinterbliebenenrenten ist die Zahl der weiblichen Leistungsberechtigten auch deshalb ungleich höher, weil viele Frauen jünger als ihre Ehepartner sind.

Alles in allem sei die Rentenlücke angesichts steigender Frauenerwerbstätigkeit und stärkerer Anerkennung von Erziehungszeiten zuletzt zwar kleiner geworden, resümieren Klenner, Sopp und Wagner. Es sei aber noch viel zu tun. Notwendig für eine eigenständige Alterssicherung wären Verbesserungen bei den Erwerbschancen im Allgemeinen und bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Besonderen. Zudem gehörten die Rentenreformen des vergangenen Jahrzehnts auf den Prüfstand: Die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente hätten das Risiko der Altersarmut erhöht, das Drei-Säulen-Modell sei insgesamt gescheitert und habe die Geschlechterunterschiede zum Teil sogar verstärkt. Empfohlen wird die Rückbesinnung auf eine gesetzliche Rente, die sich an der Sicherung des Lebensstandards orientiert.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_29_2016.pdf – Christina Klenner, Peter Sopp, Alexandra Wagner: Große Rentenlücke zwischen Männern und Frauen, WSI Report 29, März 2016.
http://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_29-1_2016.pdf – Tabellenband mit allen Daten zum Report

Quelle: idw

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Spielen im Freien schützt vor Kurzsichtigkeit: Schon 40 Minuten täglich können helfen

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

München – Schon 40 Minuten tägliches Toben auf dem Spielplatz oder Pausenhof können Kinder im Grundschulalter vor Kurzsichtigkeit schützen. Zu diesem Ergebnis kommt eine chinesische Studie, die den Zusammenhang zwischen Freiluftaktivität und Kurzsichtigkeit bei Kindern in einer randomisierten Clusterstudie untersuchte. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) sieht einen Mangel an Tageslicht als mögliche Erklärung für die weltweit steigende Zahl kurzsichtiger junger Menschen. Die Fachgesellschaft rät Eltern, ihre Kinder möglichst viel bei Tageslicht draußen spielen zu lassen.

Die chinesische Forschergruppe untersuchte die Sehkraft bei Erstklässlern ohne Sehschwäche an zwölf Grundschulen. Die Hälfte der Schüler verbrachte über einen Zeitraum von drei Jahren täglich 40 Minuten draußen bei Sport und Spiel. Zusätzlich sollten ihre Eltern sie nachdrücklich ermutigen, draußen zu spielen. Nach drei Jahren stellten die Untersucher bei rund 30 Prozent der Schüler eine Kurzsichtigkeit fest. In der Kontrollgruppe – deren Spielverhalten während der Studie unverändert blieb – waren es 40 Prozent. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, wie schon andere Studien zuvor, dass Spielen im Freien tatsächlich das Risiko für Kurzsichtigkeit mindert, sagt DOG-Experte Professor Dr. med. Wolf Lagrèze von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg: „Vermutlich wären die Unterschiede zwischen den Gruppen bei einer täglichen Spielzeit von zwei Stunden draußen noch deutlicher.“ Es bleibt aber abzuwarten, ob der Effekt auch über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt. Die chinesischen Forscher planen bereits Langzeitstudien, um diese Frage zu untersuchen.

Das Phänomen lässt sich erklären: „Normalerweise hemmt helles Tageslicht das Längenwachstum des Augapfels im Kindesalter“ erklärt Professor Dr. rer. nat. Frank Schaeffel vom Forschungsinstitut für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen. Bei Lichtmangel wächst der Augapfel zu sehr in die Länge, sodass durch die Linse einfallendes Licht schon vor der Netzhaut gebündelt wird. „Um das zu verhindern, sollten die Augen täglich Beleuchtungsstärken von rund 10 000 Lux ausgesetzt sein“, so Schaeffel. Dies entspricht ungefähr den Werten eines leicht bewölkten Sommertags. Zum Vergleich: Ein durchschnittliches Klassenzimmer bringt es auf etwa 500 Lux. Starke Fehlsichtigkeit von -6 Dioptrien oder mehr erhöht das Risiko für schwere Augenerkrankungen wie eine Netzhautablösung, Grünen Star oder Makuladegeneration.

Experten beobachten weltweit eine Zunahme der Kurzsichtigkeit. In China sind bis zu 90 Prozent der jungen Erwachsenen kurzsichtig. In Deutschland beträgt der Anteil derzeit 35 bis 40 Prozent. Schon seit einiger Zeit steht die Naharbeit an Bildschirmen unter Verdacht, die Sehkraft zu mindern. In jedem Fall nimmt die Zeit vor dem Bildschirm vielen Kindern die Zeit für das Spielen im Freien.

Literatur:
Mingguang et al., Effect of Time Spent Outdoors at School on the Development of Myopia Among Children in China – A Randomized Clinical Trial, JAMA. 2015;314(11):1142-1148. doi:10.1001/jama.2015.10803

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Energetische Sanierungen bei Wohngebäuden rückläufig

Christian Schlag Stab Direktor
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Über 170 Mrd. Euro sind 2014 in die Modernisierung und Instandsetzung von Gebäuden in Deutschland geflossen. Mehr als zwei Drittel aller im Baubereich investierten Mittel wurden damit für Bestandsmaßnahmen aufgewandt. Allerdings sind die Investitionen in die energetische Sanierung von Wohngebäuden zwischen 2010 und 2014 deutlich zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Die Studie stützt sich auf eine empirische Erhebung der Investitionen in den gesamten deutschen Gebäudebestand im Jahr 2014. In einer repräsentativen Umfrage haben die Forscher zudem Privathaushalte nach ihren Motiven für eine Modernisierung befragt.

2014 flossen demnach 34,8 Mrd. Euro in die energetische Verbesserung von Wohngebäuden. Vier Jahre zuvor waren es noch 40,9 Mrd. Euro. Auch der Anteil der energetischen Sanierung an den Modernisierungsmaßnahmen im Wohnungsbestand insgesamt ist geschrumpft. Der Zuwachs bei energetisch bedingten Investitionen im Geschosswohnungsbau konnte das deutliche Minus bei den Ein- und Zweifamilienhäusern nicht wettmachen.

94 Prozent aller Modernisierungen betrafen der Studie zufolge einzelne Maßnahmen wie den Austausch von Fenstern, Türen oder Heizungen. Stark rückläufig waren hingegen große Einzelmaßnahmen ab 10.000 Euro. Dazu zählt insbesondere die Gebäudedämmung. Einen besonders starken Rückgang (-33 Prozent) gab es bei der energetischen Komplettmodernisierung. Die Investitionen sanken von 2,9 Mrd. Euro im Jahr 2010 auf 1,9 Mrd. Euro im Jahr 2014.

Zurückhaltung bei älteren Wohnungseigentümern
Verantwortlich für das Minus sind der Studie zufolge sowohl einzelne Effekte als auch generelle Trends. „Seit dem Jahr 2012 gibt es weniger Förderung für die Photovoltaik. Folglich brachen die Investitionen in diesem Bereich ein“, sagt der Leiter der Studie Stefan Rein. „Durch die stark gesunkenen Energiepreise rentieren sich Modernisierungsmaßnahmen viel weniger als noch in der Phase mit sehr hohen Energiepreisen. Eigentümer müssen länger warten, bis sich Maßnahmen zur energetischen Verbesserung amortisieren. Deshalb zögern besonders Ältere zu investieren“, erläutert Rein.

Nur gut ein Fünftel der von Privathaushalten angestoßenen Investitionen entfällt laut Studie auf über 60-jährige Wohnungseigentümer. 2010 lag der Anteil dieser Altersgruppe noch bei einem Drittel. Lediglich bei den unter 40-Jährigen blieb der Anteil mit gut einem Drittel des Sanierungsvolumens konstant.

Nur wenige rufen Fördermittel ab
Die Privateigentümer, die Geld in eine Modernisierung ihrer Immobilie steckten, ließen sich von pragmatischen Erwägungen leiten: Über zwei Fünftel der befragten Privateigentümer nannten als Motiv die Beseitigung von Schäden. Für ein Viertel der Befragten gab die Wert- bzw. Komforterhöhung der Wohnung den Ausschlag für die Investition. Die Energieeinsparung spielt bei den Befragten hingegen kaum eine Rolle. Nur zwei Prozent der Befragten, die 2014 mindestens eine Maßnahme an ihrem Wohngebäude ausführten, nutzten Fördermittel für die Maßnahmen, für lediglich ein Drittel war die Förderung der tatsächliche Anlass zur Sanierung.

Die Studie „Struktur der Bestandsmaßnahmen im Hochbau“ können Interessierte beim BBSR (stefan.rein@bbr.bund.de) anfordern. Eine PDF-Version ist unter http://www.bbsr.bund.de abrufbar.

Download der Studie
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Home/Topthemen/Downloads/analysen_kompakt_1_2016.pdf?__blob=publicationFile&v=1

Kontakt
Christian Schlag
Stab Direktor und Professor
Tel.: +49 22899 401-1484
christian.schlag@bbr.bund.de

Stefan Rein
Referat II 4 – Bauwesen, Bauwirtschaft, GAEB
Tel. +49 22899 401-1349
stefan.rein@bbr.bund.de
Folgen Sie dem BBSR auf Twitter: twitter.com/bbsr_bund

***
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

Quelle: idw

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Das Bild vom Migranten als sexuelle Gefahr

Dr. Paul Stoop Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Rechtspopulistische Kampagnen haben vor allem dort Erfolg, wo sie an ein traditionelles Frauenbild anknüpfen können

Wer Männer für das starke und Frauen für das zu beschützende Geschlecht hält, ist besonders empfänglich für rechte Propaganda über angeblich sexuell bedrohliche Fremde. Bei Betrachtern mit progressiveren Einstellungen zum Verhältnis von Mann und Frau hingegen können entsprechende Plakate zu entgegengesetzten Reaktionen führen: Sie nehmen Migranten vor der Unterstellung in Schutz. Den Resonanzboden für Rechtspopulismus haben Marc Helbling vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Oriane Sarrasin und Eva G.T. Green von der Universität Lausanne und Nicole Fasel (Universität Lissabon) untersucht.

In Online-Umfrageexperimenten in Deutschland und der Schweiz konfrontierte das Team 181 (D) bzw. 142 (CH) Probanden mit fiktiven Darstellungen krimineller Migranten, wie sie in der Schweiz tatsächlich im Vorfeld der Abstimmung über die Ausweisung straffällig gewordener Ausländer plakatiert worden waren. Es zeigten sich Unterschiede in der Reaktion je nach vorhandener Einstellung der Betrachterinnen und Betrachter: Wurden Migranten als gewalttätig oder als Drogendealer dargestellt, löste dies vor allem bei jenen negative Gefühle aus, die generell ihr Umfeld als unsicher wahrnehmen. Bei der Darstellung von Migranten als Sexualstraftätern spielen solche Ängste keine verstärkende Rolle. Hier beeinflusst das Frauenbild die Wahrnehmung: Sind Menschen der Meinung, dass Frauen von Männern geschützt werden müssen, führen solche Plakate zu deutlich negativeren Einstellungen gegenüber Migranten, als wenn ihnen keine kriminellen Migranten präsentiert werden.

Die Studie zeigt, dass rechtspopulistische Kampagnen von einem vorfindlichen Resonanzboden profitieren: Erfolg haben sie vor allem, wo sie an ein traditionelles Frauenbild anknüpfen können.

Präsentation der Ergebnisse in den WZB-Mitteilungen 1/2016: „Ivan S., der Vergewaltiger“. Wie wirken rechtspopulistische Kampagnen, die Migranten als sexuelle Bedrohung darstellen? (pdf)

Zur wissenschaftlichen Studie in Frontiers in Psychology 6/2015: When Sexual Threat Cues Shape Attitudes toward Immigrants: The Role of Insecurity and Benevolent Sexism

Lesen Sie weiter! Das neue Heft der WZB-Mitteilungen präsentiert unter dem Titel „Flucht Aufnahme, Abwehr“ eine breite Palette von Analysen zu Mustern des Rechtspopulismus, der Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, zu unterschiedlichen Bewertungen von Fluchtgründen und europäischen Diskussionslagen.

Weitere Informationen:
http://www.wzb.eu/sites/default/files/publikationen/wzb_mitteilungen/greenfasels… Präsentation der Ergebnisse
http://journal.frontiersin.org/article/10.3389/fpsyg.2015.01033/abstract wissenschaftliche Studie
https://www.wzb.eu/de/publikationen/wzb-mitteilungen/wzb-mitteilung/151

Quelle: idw

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„Alice, der Klimawandel und die Katze Zeta“: Ein Märchen über die Wahrheit

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Beim Schulausflug auf den Potsdamer Telegrafenberg läuft Alice einem weißen Kaninchen hinterher – und rutscht in den Lüftungsschacht des Supercomputers eines Klimaforschungs-Instituts. Es folgt eine Reise durch die virtuelle Welt der Rechenmodelle, vom tropischen Regenwald bis ins stille Eis der Antarktis. So ungewöhnlich beginnt eine neue Veröffentlichung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, frei nach Lewis Carrolls philosophischem Kinderbuchklassiker „Alice im Wunderland“. Mehr als 50 Wissenschaftler des Hauses lieferten Hintergründe und Expertisen für das jetzt auf der Buchmesse Leipzig vorgestellte und im Buchhandel erhältliche Werk von Margret Boysen.

„Dieses Buch erzählt das Abenteuer der Klimaforschung als ‚Märchen über die Wahrheit‘“, so Lord Martin Rees, vormaliger Präsident der Royal Society Großbritanniens und Master des Trinity College in Cambridge. „Ich wünsche der unterhaltsamen und unverwechselbaren Erzählung eine große Leserschaft“.

Die Geschichte beginnt mit kleinen Rechenschritten im Schnee, gipfelt in einem chaotischen Klimakongress, der zu einem Gerichtsprozess mutiert, und führt sogar ins Gefängnis, wo zum Glück die Graviationsphysik zur richtigen Zeit eine befreiende Formel zur Verfügung stellt. Nie zuvor ist die Wissenschaft von der menschgemachten Erwärmung der Erde und deren Folgen, von neuartigen Wetterextremen bis zum Meeresspiegelanstieg, in einer solchen literarischen Form dargestellt worden. „‚Alice, der Klimawandel und die Katze Zeta‘ ist eine gelungene, höchst kreative und sprachlich großartige allegorische Bereicherung der Wissenschaftskommunikation“, bestätigt Joachim Müller-Jung von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Logik und Lyrik alleine reichen nicht aus – es braucht Mitgefühl
Die Autorin ist gelernte Geologin und leitet am PIK ein Programm, das regelmäßig Schriftsteller oder bildende Künstler für einige Monate zum Austausch zwischen Kunst und Wissenschaft ans Institut holt. „Es war ein Vergnügen, die absurde Geschichte ‚Alice im Wunderland‘ abermals auf den Kopf zu stellen, und dabei auch noch die Brücke zu einigen der spannendsten wissenschaftlichen Erkenntnissen unserer Zeit zu schlagen“, kommentiert Boysen ihr Buch. „Carrolls Katze erklärte Alice nur, dass rechts und links egal sind: Wohin das Mädchen auch geht, wird sie auf Verrückte treffen. Die mathematisch-metaphorische Katze Zeta hingegen verrät Alice auch Wege, die aus der Katastrophe herausführen“, erläutert Boysen weiter und spielt auf die Gabe der Katze an, jeden wissenschaftlichen Sachverhalt mit einer bildhaften Geschichte verständlich zu machen.

„Weil Logik und Lyrik allein jedoch nicht ausreichen, eine gefährliche Erderwärmung zu verhindern, sondern sie nur beschreiben, geht es in meinem Buch auch um Mitgefühl bzw. Gleichgültigkeit. Wir Menschen werden uns nur dann für das Richtige entscheiden, wenn wir uns auf das Schicksal anderer einlassen – so wie meine Protagonistin.“ Ob es um den in einer Datenflut ertrunkenen Professor Glazival, ein entführtes Walross oder die „Terrarismus-verdächtige“ Albatros-Dame Molly Mauk geht – Alice entscheidet sich, Farbe zu bekennen.

Buch: Boysen, M. (2016): Alice, der Klimawandel und die Katze Zeta. Edition Rugerup (ISBN 978-3-942955-52-2, 21,90 Euro)

Weblink zum Buch: https://www.edition-rugerup.de/?product=alice-der-klimawandel-und-die-katze-zeta

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Quelle: idw

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Ökologisch erzeugte Rohmilch enthält weniger antibiotikaresistente Keime als konventionell erzeugte

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

BVL veröffentlicht Bericht zum Zoonosen-Monitoring 2014

Die Ergebnisse der repräsentativen Untersuchungen zum Zoonosen-Monitoring 2014, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heute veröffentlicht hat, zeigen, dass in Rohmilchproben aus ökologischen Milchrinderbetrieben Zoonosenerreger und insbesondere die multiresistente MRSA-Keime seltener auftreten als in den entsprechenden Proben aus konventionellen Betrieben. Eine mögliche Ursache hierfür könnten Unterschiede in der Wirtschaftsweise bei konventionell und ökologisch gehaltenen Milchkühen sein.

Die Ergebnisse bestätigen weiterhin, dass Geflügelfleisch häufig mit Campylobacter spp. kontaminiert ist. Angesichts der hohen Zahl an Erkrankungen des Menschen an einer Campylobacter-Infektion besteht Handlungsbedarf, um die Belastung von Lebensmitteln mit diesen Keimen zu reduzieren. Die Ergebnisse der Resistenzuntersuchungen zeigen gegenüber den Vorjahren insgesamt eher einen Rückgang der Resistenzraten. Die zu beobachtende Entwicklung bei den Resistenzraten von Bakterien-Isolaten gegenüber den in der Humanmedizin wichtigen Fluorchinolonen bedarf jedoch der weiteren Beobachtung.

Insgesamt haben die Bundesländer im Rahmen des Zoonosen-Monitorings 6.865 Proben auf allen Ebenen der Lebensmittelkette genommen und in ihren Untersuchungseinrichtungen auf das Vorkommen der wichtigsten über Lebensmittel übertragbaren Erreger untersucht. Dabei wurden 3.515 Bakterien-Isolate gewonnen und in den Nationalen Referenzlaboratorien am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weitergehend charakterisiert und auf ihre Resistenz gegen ausgewählte Antibiotika untersucht. Die wichtigsten Ergebnisse sind:

MRSA
Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) wurden in Rohmilch aus konventionellen Milchviehbetrieben mit 9,7 % positiver Proben signifikant häufiger nachgewiesen als in Rohmilch aus ökologischen Betrieben (1,7 % positive Proben). Weitere gezielte Untersuchungen sind notwendig, um mögliche Unterschiede in der Belastung von Tieren und Lebensmitteln mit humanpathogenen Keimen zwischen ökologischer und konventioneller Erzeugung zu ermitteln. Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft ist der Verzehr oder die Handhabung von mit MRSA kontaminierten Lebensmitteln zwar nicht mit einem erhöhten Risiko verbunden, durch diese Bakterien besiedelt oder infiziert zu werden. Ein solches Risiko besteht aber für Menschen, die einen häufigen Kontakt zu positiven Tierbeständen haben, wie Landwirte und Tierärzte.

Campylobacter
Die Ergebnisse des Zoonosen-Monitorings 2014 zeigen, dass bei der Verringerung von Campylobacter spp. in den Lebensmittelketten Mastpute und Masthähnchen in den letzten Jahren keine Fortschritte erzielt wurden. 26,5 % der Proben von frischem Putenfleisch und sogar über die Hälfte (54 %) der Proben von frischen Hähnchenschenkeln waren mit Campylobacter kontaminiert. Damit verdeutlichen die Ergebnisse, dass die Anstrengungen, das Vorkommen von Campylobacter in der Geflügelfleischkette zu verringern, weiterhin intensiviert werden müssen.

Salmonellen
Die Ergebnisse des Zoonosen-Monitorings 2014 zeigen, dass sich die Erfolge der EU-weiten Salmonellen-Bekämpfungsmaßnahmen in den Geflügelbeständen auch weiterhin in der Lebensmittelkette niederschlagen. Bei Mastputen und Masthähnchen ist im Zoonosen-Monitoring 2014 die Kontaminationsrate sowohl der Schlachtkörper als auch des frischen Fleisches mit Salmonellen weiter gesunken. Während in den Jahren 2010 und 2011 noch rund 18 % der Schlachtkörper von Mastputen und Masthähnchen mit Salmonellen kontaminiert waren, waren 2014 nur noch jeweils etwa 7 % der entsprechenden (Hals)hautproben Salmonella-positiv. Frisches Putenfleisch war zu 1,7 % und frisches Hähnchenfleisch zu 4,7 % mit Salmonellen kontaminiert.

Listeria monocytogenes
Listeria monocytogenes wurden in Proben von Rohmilch aus konventionellen Milcherzeugerbetrieben zu 3,5 % und damit tendenziell häufiger nachgewiesen als in den entsprechenden Proben aus ökologischen Betrieben, die zu 1,3 % mit dem Erreger kontaminiert waren. Proben von Schnittkäse aus Rohmilch vom Rind waren zu 0,3 % positiv für Listeria mononcytogenes. Da Konsummilch in Deutschland vor der Abgabe an Verbraucher grundsätzlich wärmebehandelt wird, stellen Zoonoseerreger in der Tankmilch keine Gefahr für den Verbraucher dar. Eine gesundheitliche Gefahr geht aber dann von der Rohmilch aus, wenn die Erhitzung ausbleibt, wie bei der Herstellung von Rohmilchkäse. Empfindlichen Verbrauchergruppen wie Kleinkindern, älteren und immungeschwächte Menschen sowie Schwangeren wird deshalb vom Konsum von Rohmilchprodukten abgeraten. Rohmilch sollte vor dem Verzehr grundsätzlich durcherhitzt werden.

ESBL/AmpC-bildende E. coli
ESBL/AmpC-bildende E. coli wurden in Erzeugerbetrieben von Zuchthühnern der Legerichtung und Legehennen häufig nachgewiesen (etwa 40 % positive Kotproben). Auf der Schale von Konsumeiern wurden ESBL/AmpC-bildende E. coli mit 0,5 % positiver Proben deutlich seltener gefunden. Die Kontaminationsrate der Proben von frischen Kräutern mit ESBL/AmpC-bildenden E. coli betrug 2,2 %. Der Nachweis von ESBL/AmpC-bildenden E. coli in Proben von frischen Kräutern ist im Hinblick auf den gesundheitlichen Verbraucherschutz insofern von besonderer Bedeutung, weil diese häufig roh verzehrt werden und somit resistente Keime vom Menschen unmittelbar aufgenommen werden können. Dies unterstreicht die Empfehlung, frische Kräuter vor dem Verzehr gründlich zu waschen.

Resistenzlage
Im Rahmen des Zoonosen-Monitorings wird ein allmählicher Anstieg der Resistenzrate von Salmonella-Isolaten aus der Mastputenkette gegen das Fluorchinolon Ciprofloxacin beobachtet, der bedeutsam ist, weil dieser Wirkstoff als besonders wichtig für die antibiotische Behandlung beim Menschen gilt. Dabei wiesen Isolate von Mastputenschlachtkörpern die höchste Resistenzrate (74,2 %) gegen Ciprofloxacin auf. Gegenüber den getesteten Cephalosporinen der 3. Generation war dagegen keines der untersuchten Isolate resistent.

Die Resistenzraten von kommensalen E. coli-Isolaten wiesen insgesamt im Vergleich zu den Vorjahren eine rückläufige Tendenz auf. Der Anteil resistenter Isolate war im Zoonosen-Monitoring 2014 in den Lebensmittelketten Mastpute und Masthähnchen mit jeweils etwa 80 % niedriger als in den Vorjahren, in denen jeweils etwa 87 % der Isolate resistent waren E. coli-Isolate aus Rohmilch und aus frischen Kräutern waren überwiegend sensibel. Der Anteil sensibler Isolate war bei E. coli-Isolaten aus ökologisch erzeugter Tankmilch (95,9 % sensible Isolate) noch etwas höher als bei Isolaten aus konventioneller Tankmilch (89,5 % sensible Isolate). E. coli-Isolate aus der Masthähnchenkette waren gegenüber den in der Humanmedizin wichtigen Substanzklassen der Cephalosporine der 3. Generation und Fluorchinolone seltener resistent als in der Vergangenheit.

Bei der Interpretation der Ergebnisse der Resistenzuntersuchungen muss beachtet werden, dass die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) anhand der epidemiologischen Cut-Off-Werte bewertet wurden. Diese bestimmen den Anteil mikrobiologisch resistenter Isolate und geben frühzeitig Hinweise auf eine beginnende Resistenzentwicklung, erlauben aber keine unmittelbare Aussage über die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges mit einem Antibiotikum.

Hintergrund
Zoonosen sind Krankheiten bzw. Infektionen, die auf natürlichem Weg direkt oder indirekt zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Zoonoseerreger können von Nutztieren zum Beispiel während der Schlachtung und Weiterverarbeitung auf das Fleisch übertragen werden. Mit Zoonoseerregern kontaminierte Lebensmittel stellen eine wichtige Infektionsquelle für den Menschen dar. Häufige Erreger lebensmittelbedingter Infektionen sind Campylobacter spp. und Salmonella spp. Infektionen mit Listeria monocytogenes oder verotoxinbildende E. coli (VTEC) treten seltener auf. Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und ESBL/AmpC-bildende E. coli sind weltweit verbreitete Erreger von zum Teil schwerwiegenden Krankenhausinfektionen. Bei Nutztieren hat sich ein spezifischer Typ von MRSA ausgebreitet. Eine Besiedlung des Menschen mit diesen „Nutztier-assoziierten“ MRSA-Stämmen scheint jedoch nur in seltenen Fällen zu schweren Krankheitserscheinungen führen.

Basierend auf der Richtlinie 2003/99/EG zur Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern, sind alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, repräsentative und vergleichbare Daten über das Auftreten von Zoonosen und Zoonoseerregern sowie diesbezüglicher Antibiotikaresistenzen in Lebensmitteln, Futtermitteln und lebenden Tieren zu erfassen, auszuwerten und zu veröffentlichen, um so Aufschluss über Entwicklungstendenzen und Quellen von Zoonosen und Zoonoseerregern zu erhalten. Dabei werden vor allem diejenigen Zoonoseerreger überwacht, die eine besondere Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen. Das Zoonosen-Monitoring wird von den Ländern seit dem Jahr 2009 auf Grundlage einer Verwaltungsvorschrift bundesweit einheitlich jährlich im Rahmen der amtlichen Lebensmittel- und Veterinärüberwachung durchgeführt. Die von den Ländern erhobenen Untersuchungsergebnisse werden vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gesammelt, ausgewertet und zusammen mit den Ergebnissen der Typisierung und Resistenztestung sowie der Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im Bericht über die Ergebnisse des jährlichen Zoonosen-Monitorings veröffentlicht. Das BfR übermittelt die Ergebnisse gemäß den Bestimmungen des Artikels 9 der Richtlinie 2003/99/EG an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

Im Zoonosen-Monitoring werden repräsentative Daten zum Vorkommen von Zoonoseerregern bei den wichtigsten Lebensmittel liefernden Tierarten und ihren Produkten sowie anderen Lebensmitteln und Futtermitteln gewonnen. Diese ermöglichen es, die Exposition der Verbraucher gegenüber den Zoonoseerregern abzuschätzen. Die Resistenzuntersuchungen tragen dazu bei, Beziehungen zwischen dem Antibiotikaeinsatz in der Tierproduktion und der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen besser analysieren zu können.

Weitere Informationen:
http://www.bvl.bund.de/ZoonosenMonitoring Vollständiger Bericht zum Zoonosen-Monitoring 2014
http://www.bvl.bund.de/lebensmittelhygiene Verbrauchertipps zum Schutz gegen lebensmittelbedingte Infektionen
http://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2014/11/rohmilch__abkochen_schuetzt_… Empfehlung zum Umgang mit Rohmilch und Rohmilchprodukten

Anhang
Presseinformation Zoonosen-Monitoring 2014
https://idw-online.de/de/attachment49017

Quelle: idw

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Aktive Reduzierung der Feinstaubbelastung mit Moosen

Andrea Mayer-Grenu Abteilung Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

Feinstaub hat eine Vielzahl von negativen Auswirkungen auf die Gesundheit. In Ballungsgebieten ist Straßenverkehr die dominierende Staubquelle. Eine biologische Methode, Feinstaub aktiv zu reduzieren, testet die Universität Stuttgart jetzt mit einer Modellanlage beim Neckartor in Stuttgart: Eine Mooswand reinigt die Luft.

Feinstaub hat eine Vielzahl von negativen Auswirkungen auf die Atemwege und das Herz-Kreislaufsystem des Menschen. In Ballungsgebieten ist der Straßenverkehr die dominierende Staubquelle. Dabei gelangt Feinstaub nicht nur aus Motoren in die Luft, sondern auch durch Bremsen- und Reifenabrieb sowie durch die Aufwirbelung des Staubes von der Straßenoberfläche.

Moose können die Feinstaubbelastung durch verschiedene Mechanismen reduzieren. Die extrem große Oberfläche der Moose (bis zu 0,17 m²/cm³), die durch spezielle Strukturierung erreicht wird, hält den Feinstaub elektrostatisch fest. Ammoniumnitrate, die am Feinstaub einen Anteil von bis zu 50 Prozent haben, werden von den Moosen aufgenommen und in Pflanzenmasse umgewandelt. In der Summe können bis zu 75 Prozent des Feinstaubs beseitigt werden. Die Wirksamkeit dieser Mechanismen wurde im Labormaßstab nachgewiesen. Was derzeit fehlt, ist eine Messung der Auswirkung auf die Luftqualität unter realen Umgebungsbedingungen.

Das Amt für Umweltschutz der Stadt Stuttgart hat daher die Vorbereitung und wissenschaftliche Begleitung eines Modellversuchs am Neckartor, der Straße mit der höchsten Feinstaubbelastung in Deutschland, beauftragt. Initiiert wurde das Projekt durch das Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE) unter der Leitung von Prof. Jan Knippers. Weitere Partner sind das Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik (Dr. Ulrich Vogt) für die Messungen der Luftqualität sowie das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart (Dr. Martin Nebel) für die botanischen Aspekte des Projektes. Neben den Messungen der Feinstaubbelastung stehen die Entwicklung einer beispielhaften baulichen Umsetzung im innerstädtischen Raum sowie die langfristige Pflanzenpflege im Mittelpunkt des Projektes.

Anhang
Die Presseinformation als PDF
https://idw-online.de/de/attachment49030

Quelle: idw

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Hochschule Koblenz und Bundesanstalt für Gewässerkunde richteten „Tag der Hydrologie 2016″ aus

Dipl.-Ing. (FH) Melanie Dargel-Feils RheinAhrCampus Remagen Pressestelle
Hochschule Koblenz – University of Applied Sciences

Weit mehr als 300 Hydrologinnen und Hydrologen aus sechs Nationen nahmen am „Tag der Hydrologie 2016″ an der Hochschule Koblenz teil, der diesmal unter dem Motto „Wasserressourcen – Wissen in Flussgebieten vernetzen“ stand. Der inzwischen 18. „Tag der Hydrologie“ findet jährlich an einer anderen Hochschule im deutschsprachigen Raum statt. Angesichts der regionalen Nähe und der passenden Kompetenzen veranstalteten die Hochschule Koblenz und die Bundesanstalt für Gewässerkunde die Hydrologentagung in diesem Jahr gemeinsam am RheinMoselCampus.

KOBLENZ. Weit mehr als 300 Hydrologinnen und Hydrologen aus sechs Nationen nahmen am „Tag der Hydrologie 2016″ an der Hochschule Koblenz teil, der diesmal unter dem Motto „Wasserressourcen – Wissen in Flussgebieten vernetzen“ stand. Der inzwischen 18. „Tag der Hydrologie“ findet jährlich an einer anderen Hochschule im deutschsprachigen Raum statt. Angesichts der regionalen Nähe und der passenden Kompetenzen veranstalteten die Hochschule Koblenz und die Bundesanstalt für Gewässerkunde die Hydrologentagung in diesem Jahr gemeinsam am RheinMoselCampus.
Die Teilnehmer aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Österreich und der Schweiz erwartete an dieser zweitägigen Veranstaltung ein umfangreiches Tagungsprogramm. Fast 50 Beiträge zu den Themenfeldern „Wasser- und Stoffkreisläufe – grenzüberschreitend verstehen“, „Hydrologische Extreme beschreiben und bewältigen“ und „Aus der Forschung für die Praxis, aus der Praxis in die Forschung – hydrologisches Wissen vernetzen“ standen auf der Agenda.
Eröffnet wurde der „Tag der Hydrologie 2016″ durch Prof. Dr. Kristian Bosselmann-Cyran, Präsident der Hochschule Koblenz, und Dipl.-Ing. Michael Behrendt, Leiter der Bundesanstalt für Gewässerkunde. Im Eröffnungsprogramm standen zwei Vorträge im Zentrum des Interesses: Andreas Meuser vom rheinland-pfälzischen Landesamt für Umwelt referierte über Hydrologische Extreme. Er stellte Methoden der Erfassung vor und gab einen informativen Überblick über Maßnahmen, mit denen diesen Extremen begegnet werden könne. Der bekannte Autor und Kabarettist Konrad Beikircher betrachtete die hydrologischen Wissenschaften aus seinem sehr speziellen Blickwinkel. In seinem ausgesprochen amüsanten Beitrag hob er unter anderem auf die Mentalität des Rheinländers ab, der selbst Hochwasser mit Gelassenheit zu nehmen, sogar zu feiern wisse. Natürlich durfte auch die internationale Bedeutung des Rheins nicht zu kurz kommen, der alle Kontinente miteinander verbinde, „außer Australien, das liegt rechtsrheinisch.“
Die umfangreiche Posterausstellung mit 65 hydrologischen Themen bot den Hydrologinnen und Hydrologen weiterhin eine gute Möglichkeit, sich über aktuelle Forschungsprojekte und Themenstellungen auszutauschen. Abgerundet wurde die Veranstaltung durch eine Begleitausstellung, die größtenteils überregionale Firmen und Institutionen wie der Deutsche Wetterdienst oder Fachbuchverlage gestalteten. Zudem nutzten viele lokale Firmen wie Ingenieurbüros die Veranstaltung, um sich der hydrologischen Fachgemeinschaft und potentiellen zukünftigen Mitarbeitern zu präsentieren.
Im Vordergrund der Veranstaltung stand die interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeit in den Flussgebieten, die zusammen mit den Akteuren in Gesellschaft und Wasserwirtschaft erfolgt – auch über politische und Verwaltungsgrenzen hinweg. Hierzu Michael Behrendt: „Die Bundesanstalt für Gewässerkunde als Ressortforschungseinrichtung und die Hochschule Koblenz möchten mit der Veranstaltung ihren Beitrag leisten, um nachhaltige Lösungen, die die Hydrologie für Wasserwirtschaft und Wasserstraßen bietet, in den Fokus zu rücken. Der Tag der Hydrologie bietet vielen jungen Menschen die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und Wege in die praxisorientierte wissenschaftliche Community zu finden.“
Prof. Dr. Kristian Bosselmann-Cyran verwies auf das Studienangebot der Hochschule Koblenz, das nicht zuletzt im Hinblick auf ökologische Themen besonders zukunftsorientiert sei: „Studiengänge wie ‚Wasser- und Infrastrukturmanagement‘ oder unser neuer Studiengang ‚Wasserbau/Bauingenieurwesen dual‘ vermitteln auf hohem Niveau unter anderem hydrologische Kenntnisse und tragen so zum Schutz der für uns alle besonders wertvollen Ressource Wasser bei.“

Weitere Informationen:
http://www.hs-koblenz.de

Quelle: idw

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Kasseler Biologin erforscht die innere Uhr

Sebastian Mense Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Kassel

Die Zeitumstellung steht kurz bevor und damit eine Art kollektiver Jetlag. Viele Menschen müssen ihre innere Zeit schnellstmöglich wieder mit der Armbanduhr synchronisieren – aber auch Haus- und Nutztiere geraten aus dem Takt. Eine Biologin der Uni Kassel erforscht mit ihrem Team am Beispiel der Madeira-Schabe und des Tabakschwärmers die Grundlagen von inneren Uhren. Die Ergebnisse können biologische Uhren bei anderen Tieren und beim Menschen erklären helfen.

Biologische Uhren steuern viele lebenswichtige Prozesse in Menschen und Tieren. Sie entscheiden beispielsweise über Ess- und Schlafrhythmen. Dabei sind im Körper viele kleine Uhren verteilt, die sich etwa im Gehirn, im Auge, der Leber oder der Niere befinden. Hier laufen bestimmte chemische Prozesse in sehr regelmäßigen Kreisläufen ab. Geraten diese Uhren aus dem Takt, werden Mensch und Tier müde, weniger leistungsfähig oder sogar krank. Biologinnen und Biologen der Uni Kassel untersuchen am Beispiel der Madeira-Schabe und des Tabakschwärmers, wie die Vernetzung und das Zusammenspiel der vielen inneren Uhren im Insekt durch Neuropeptide gesteuert wird. Prof. Dr. Monika Stengl, Leiterin des Fachgebiets Tierphysiologie / Neuroethologie an der Uni Kassel, erklärt: „Ob Schabe oder Mensch – auf der molekularen Ebene unterscheiden sich die Prozesse, die sich in den sogenannten inneren Uhren im 24 Stunden-Takt abspielen, kaum. Natürlich gibt es kleine Unterschiede – die generelle Logik ist aber die gleiche.“

Einen Teil des Mechanismus von inneren Uhren bei Madeira-Schaben hat Prof. Stengl bereits erforscht. Sie erläutert: „Eine zentrale innere Uhr befindet sich im Gehirn der Schabe und besteht aus einzelnen Neuronen, die miteinander über Neuropeptide kommunizieren. Durch diese Kommunikation werden Rhythmen im Verhalten und in der Physiologie der Tiere gesteuert – die Schabe schläft beispielsweise immer am Tag und wird zu Beginn der Nacht aktiv. Diese Verhaltensrhythmen wiederum werden durch äußere Rhythmen, sogenannte Zeitgeber beeinflusst. So ein externer Zeitgeber ist zum Beispiel der 24-Stunden-Rhythmus von Tag und Nacht.“ Prof. Stengl weiter: „Die vielen inneren Uhren koppeln sich untereinander und werden durch den Wechsel von Tag und Nacht mit der Umwelt synchronisiert. Lichtimpulse finden also Eingang in innere Uhren und beschleunigen sie, oder bremsen sie ab, abhängig von der Tageszeit.“ So synchronisiert sich auch der 24-Stunden-Rhythmus des Menschen mit dem externen 24-Stunden-Rhythmus von Tag und Nacht. Durch den Eingang von Licht in den Mechanismus der inneren Uhr wird laut Stengl ein Uhr-Protein erzeugt, das wiederum seine eigene Produktion hemmt. Der Rhythmus, in dem dieser Prozess sich vollzieht, dauert in etwa 24 Stunden. Laut Prof. Stengl könne man die inneren Uhren anhand des Spiegels von Uhr-Proteinen in den Schrittmacherzellen ablesen, oder an elektrischen Rhythmen ihrer Zellmembran.

Bereits vor 13 Jahren konnte die Biologin die Schrittmacherneurone ausfindig machen, die im Gehirn der Madeira-Schabe eine zentrale innere Uhr bilden – diese Uhr-Neurone enthalten das Neuropeptid PDF (pigment-dispersing factor), welches andere biologische Uhren synchronisiert. Prof. Stengl erklärt: „Zerstört man dieses Peptid im Körper der Schabe, so wird diese a-rhythmisch – das heißt, dass sie beispielsweise nicht mehr regelmäßig schläft und isst.“ Auch beim Menschen gebe es ein dem PDF entsprechendes Peptid im Gehirn. Dieses trägt als wichtigstes Kopplungssignal unter anderem dazu bei, dass ein Zeitgefühl (z.B. „heute – gestern – morgen“) ausgebildet wird.

Aktuell versuchen die Kasseler Forscherinnen und Forscher weitere Substanzen wie Neuropeptide und Neurotransmitter, die ebenfalls zum inneren Uhrwerk gehören, ausfindig zu machen. Sie wollen das Netzwerk der Uhr-Neurone verstehen, wie genau die zentrale Uhr im Gehirn der Schabe mit vielen weiteren inneren Uhren im Körper der Schabe verknüpft ist. Auch die Auswirkung von einzelnen Neuropeptiden auf das rhythmische Fressverhalten der Schaben interessiert das Forscherteam. Zudem wollen die Biologinnen und Biologen den Zusammenhang zwischen den elektrischen Rhythmen in der Zellmembran der Schrittmacherneurone und den Rhythmen in ihrer Genregulation in den Schaben erforschen. Die Ergebnisse der Grundlagen-Forschung könnten laut Prof. Stengl später zum Beispiel in der Medizin Anwendung finden als Grundlage für Forscherteams, die sich mit dem Einfluss von nicht zeitlich synchronisierten Körperfunktionen auf die menschliche Psyche beschäftigen.

Auch die Auswirkungen von Jetlags und Zeitumstellungen beim Menschen können durch solche Grundlagen-Forschungen langfristig noch besser erklärbar werden.

Tipp von der Biologin bei Jetlags
Zu wissen, wie innere Uhren ticken, hilft auch dabei ein bekanntes Phänomen zu erklären: Es ist sehr viel einfacher, die innere Uhr zu verzögern, als sie zu beschleunigen. Wer seinen Körper auf die Winterzeit einstellen möchte oder nach Westen fliegt, sollte sich zu Beginn der Nacht viel Licht aussetzen und sich außerdem sofort dem neuen Schlaf- und Essregime anpassen. Bei einem Flug nach Osten oder der Einstellung auf die Sommerzeit haben wir es weitaus schwerer. Prof. Stengl berichtet: „Man muss über mehrere Tage in der späten Nacht Licht geben, um innere Uhren zu beschleunigen.“

Ein Foto von einer Madeira-Schabe (Foto: Achim Werckenthin, Uni Kassel) unter: http://www.uni-kassel.de/uni/fileadmin/datas/uni/presse/Rhyparobia_maderae_male_…

Ein Foto von Prof. Dr. Monika Stengl (Foto: Sonja Rode) unter: https://www.uni-kassel.de/uni/fileadmin/datas/uni/presse/Prof._Dr._Stengl__Monik…

Kontakt:
Prof. Dr. Monika Stengl
Universität Kassel
Professur für Tierphysiologie
Tel.: +49 561 804 4564
E-Mail: stengl@uni-kassel.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-kassel.de

Quelle: idw

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Grundwasser, Trinkwasser, Abwasser und mehr – Wasserchemiker tagen an der Regnitz in Bamberg

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Im 90. Jahr ihres Bestehens lädt die Wasserchemische Gesellschaft, eine Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), zu ihrer Jahrestagung nach Bamberg ein. Zur „Wasser 2016″, die vom 2. bis 4. Mai stattfindet, werden rund 250 Teilnehmer erwartet – natürlich Wasserchemiker, aber auch viele andere im Wasserfach tätige Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Neben den für die Jahrestagung charakteristischen Themenblöcken, zu denen beispielsweise Spurenstoffe und Abwasser, Gewässer und Grundwasser oder Trinkwasser und Hygiene gehören, beschäftigt sich das diesjährige Spezialthema mit dem regionalen Aspekt der Nutzung von Wasserressourcen in Süddeutschland.

Im 90. Jahr ihres Bestehens lädt die Wasserchemische Gesellschaft, eine Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), zum zweiten Mal nach 1966 zu ihrer Jahrestagung nach Bamberg ein. Zur „Wasser 2016″, die vom 2. bis 4. Mai stattfindet, werden rund 250 Teilnehmer erwartet – natürlich Wasserchemiker, aber auch viele andere im Wasserfach tätige Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Neben den für die Jahrestagung charakteristischen Themenblöcken, zu denen beispielsweise Spurenstoffe und Abwasser, Gewässer und Grundwasser oder Trinkwasser und Hygiene gehören, beschäftigt sich das diesjährige Spezialthema mit dem regionalen Aspekt der Nutzung von Wasserressourcen in Süddeutschland.

In Bamberg, auch Hauptstadt des Bieres genannt, erwartet die Tagungsteilnehmer unter anderem der Vortrag „Mythos Brauwasser“. Dr.-Ing. Karl Glas, Leiter der Abteilung Wassertechnologie der Technischen Universität München in Weihenstephan, wird die besonderen Anforderungen an das Wasser für den Bierbrauprozess darlegen. Über Trockenheit, Niedrigwasser und die Auswirkungen auf die bayerischen Gewässer berichtet Dr. Michael Altmayer vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz in seinem Vortrag „Trockenheit 2015 – das kommt jetzt öfter, was können wir tun?“ Und Thomas Keller, Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach, wird in seinem Vortrag „Wasser für Franken – die Überleitung Donau-Main“ verdeutlichen, warum der wasserwirtschaftliche Ausgleich zwischen Donau- und Maingebiet erforderlich ist, um wasserbedingte Hemmnisse in Franken abzubauen.

Ein weiterer bayernbezogener Vortrag findet sich im Themenblock „Gewässer und Grundwasser“: „Wasserwirtschaftliche Auswirkungen des zunehmenden Maisanbaus in Bayern“. Hier geht es um erhöhte Konzentrationen an Pflanzenschutzmitteln und Nitrat vor allem in kleinen Fließgewässern und im Grundwasser in Gebieten mit intensivem Maisanbau. Am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig befasst man sich mit einer ähnlichen Thematik und stellt in Bamberg den „Einfluss von Hydrologie und Landnutzung auf die molekulare Zusammensetzung von gelöstem organischen Kohlenstoff“ vor, der in der Wasseraufbereitung durch Flockung entfernt werden muss.

Weitere aktuelle Themen sind, um einige Beispiele herauszugreifen, die Transformationswege von Diclofenac in der biologischen Abwasserbehandlung, die Untersuchung von Krankenhausabwasser auf östrogene und androgene Effekte und deren Elimination mittels Ozon sowie die Charakterisierung von Mikroplastik-Partikeln aus Umweltproben. Ferner tragen der diesjährige Willy-Hager-Preisträger, Dr.-Ing. Timo Pittmann, Stuttgart, und der Empfänger des diesjährigen Promotionspreises, Dr. Thorsten Hüffer, Wien, über ihre Arbeiten vor: „Herstellung von Biokunststoffen aus Stoffströmen einer kommunalen Kläranlage“ bzw. „Sorption organischer Verbindungen an kohlenstoff-basierten Nanomaterialien – Systematische Charakterisierung, Modelliierung und Anwendung“. Die Ehrennadel der Fachgruppe wird in diesem Jahr an Professor Dr. Heinz-Jürgen Brauch für sein langjähriges Engagement in der Wasserchemischen Gesellschaft vergeben. Brauch ist seit 1984 Mitglied der Fachgruppe und hat als Beisitzer des Vorstands, als Mitglied des Programmausschusses und als Beirat im Normenausschuss Wasserwesen (NAW) über viele Jahre die Arbeit der Wasserchemischen Gesellschaft sehr maßgeblich unterstützt.

Als öffentlichen Abendvortrag bietet die Wasserchemische Gesellschaft in Kooperation mit dem Verlag Wiley-VCH im Rahmen der ChiuZ-Roadshow am 2. Mai um 19 Uhr das Thema „H2O – abgezapft und original verkorkst“ an. Der für seine kurzweiligen Vorträge bekannte Berliner Chemieprofessor Klaus Roth wird die bunte und manchmal auch schrille Welt des Wassers diesseits und jenseits der Grenze exakter Naturwissenschaften mit Wohlwollen, kritischer Distanz und einer großen Portion Galgenhumor beleuchten. Im Anschluss an den Abendvortrag im Welcome Kongresshotel Bamberg lädt Wiley-VCH zum Sektempfang, um den 50. Geburtstag der Zeitschrift Chemie in unserer Zeit, die Roth zu ihren wichtigsten Autoren zählt, zu feiern.

Weitere Informationen unter www.gdch.de/wasser2016.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit über 31.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 28 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Wasserchemische Gesellschaft, 1926 als „Fachgruppe für Wasserchemie“ im Verein Deutscher Chemiker gegründet. 1948 erfolgte die Neugründung als „Fachgruppe Wasserchemie“ in der GDCh, seit 2000 heißt sie „Wasserchemische Gesellschaft – Fachgruppe in der GDCh“. Ihre rund 950 Mitglieder sind tätig für den wirksamen Schutz, die sinnvolle Nutzung, die zweckmäßige Aufbereitung und Reinigung sowie die sachgemäße Untersuchung und Beurteilung des Wassers.

Weitere Informationen:
http://www.gdch.de

Quelle: idw

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Arzneimittelrückstände im Wasserkreislauf: Technische Lösungen stoßen an ihre Grenzen

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Pharmazeutische Rückstände, wie sie in Deutschland in nahezu allen Gewässern nachgewiesen werden können, beschäftigen Wissenschaft und Wasserbetriebe schon seit Jahren. Denn selbst aufwendige technische Verfahren in den Kläranlagen können die Spurenstoffe aus Medikamenten nicht vollständig entfernen. Wasserexpertinnen und -experten des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung empfehlen jetzt einen Lösungsansatz für den Gewässerschutz, der technische Maßnahmen der Abwasserbehandlung und präventive Maßnahmen verbindet.

Durch unsachgemäße Entsorgung und durch Ausscheidung von Medikamenten gelangen Arzneimittelrückstände in das Abwasser. Selbst modernste Reinigungstechnologien können nicht alle chemischen Verbindungen vollständig entfernen. Über den Ablauf aus den Kläranlagen in Flüsse, Seen und Bäche verbleiben sie im Wasserkreislauf. „Eine akute Gefährdung für den Menschen besteht nach bisherigem Wissensstand zwar nicht“, sagt Martina Winker, Leiterin des Forschungsschwerpunkts Wasserinfrastruktur und Risikoanalysen am ISOE. Tier- und Pflanzenwelt werden jedoch nachweislich gestört, bekannt sind etwa Nierenschäden bei Fischen und die Verweiblichung männlicher Regenbogenforellen.
Es sei daher nachvollziehbar, meint Winker, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland solche Wirkstoffe nicht in ihrem Trinkwasser haben wollten. Auch die Verantwortlichen in der Wasserwirtschaft sehen Handlungsbedarf. „Verantwortung und Lösungen können aber nicht allein bei den Entsorgern liegen“, sagt Winker. Vielmehr sei die Konzentration auf Vermeidung und Vorsorge erforderlich. „Denn gerade da, wo die Probleme entstehen – bei der Medikamentenentwicklung und -einnahme – wird die Umweltproblematik bislang kaum berücksichtigt.“

Technische Aufrüstung von Kläranlagen mit Präventionsmaßnahmen bündeln
In mehreren Forschungsprojekten hat das ISOE wirksame Strategien entwickelt, die verschiedene präventive Maßnahmen bündeln. Dazu gehören Richtlinien zur Arzneimittelinnovation, zum Arzneimitteleinsatz und zum Emissionsmanagement in der Siedlungswasserwirtschaft. „Deutlich geworden ist, dass das Problembewusstsein für den Gewässerschutz sowohl in der Bevölkerung als auch bei den Multiplikatoren im Gesundheitswesen noch nicht stark genug ausgeprägt ist“, beobachtet Winker. Das zeige aber auch, wie viel Potenzial für Vermeidung und Reduzierung von Medikamenteneinträgen in die aquatische Umwelt vorhanden sei, etwa durch zielgruppenspezifische Aufklärung.
In einer Umfrage unter Medizinern und Klinikpflegepersonal im Forschungsverbund SAUBER+ hat mehr als ein Viertel der Befragten erklärt, keinerlei Kenntnisse über die Umweltauswirkungen der Medikamente, die sie verschreiben bzw. verabreichen, zu besitzen. Für die Reduzierung und Verhinderung pharmazeutischer Einträge in die aquatische Umwelt sei die Sensibilisierung und Wissensvermittlung daher von großer Bedeutung. „Denn ohne Problembewusstsein für den Gewässerschutz werden alternative Therapiemöglichkeiten von vornherein gar nicht in Erwägung gezogen“, sagt Winker.

Früh in der Wirkungskette ansetzten, um Umweltprobleme zu vermeiden
Die Wasserexpertin empfiehlt deshalb einen Lösungsansatz, der die bereits erprobten Maßnahmen zur Verhaltensänderung im Umgang mit Medikamenteneinnahme und -entsorgung mit der Weiterentwicklung der Reinigungsstufen in Kläranlagen verbindet. „Die kosten- und energie¬intensive Aufrüstung der Kläranlagen in Deutschland kann nur im Zuge eines ganzheitlichen Ansatzes erfolgversprechend sein“, sagt Winker. Konsumenten und Schlüsselakteure in Pharmaindustrie und Gesundheitswesen müssten strategisch miteinbezogen werden. Wichtig sei, weit vorne in der Wirkungskette anzusetzen, möglichst schon bei der umweltfreundlichen Entwicklung von Arzneimitteln.
„Wir haben gesehen, dass die verschiedenen Maßnahmen auf die einzelnen Wirkstoffe ganz unterschiedliche Effekte haben“, sagt Martina Winker. „Das heißt, es gibt nicht die eine Maßnahme, die das Problem der Arzneimittelrückstände in den Gewässern löst.“ Deshalb sei es so wichtig, einen Ansatz zu verfolgen, der umwelttechnische und gesundheitspolitische Maßnahmen bündelt, um so den Eintrag der Chemikalien in die Umwelt gezielt zu reduzieren und im besten Falle sogar ganz zu vermeiden.

ISOE-Publikation zur Wirkungsabschätzung der Reduzierung von Arzneimitteleinträgen
in Gewässer

Im Projekt SAUBER+ hat das ISOE die drei Handlungsfelder „umwelttechnische Maßnahmen“, „gesundheitspolitische Maßnahmen“ sowie „innovative Ansätze in der Arzneimittelentwicklung“ hinsichtlich ihrer Wirkung für eine Minderung der Arzneimitteleinträge in die Gewässer untersucht. Die sozial-ökologische Wirkungsabschätzung mithilfe von Bayes’schen Netzen ist in der Zeitschrift Total Science of the Environment erschienen.

Caterina Brandmayer, Heide Kerber, Martina Winker, Engelbert Schramm (2015): Impact assessment of emission management strategies of the pharmaceuticals Metformin and Metoprolol to the aquatic environment using Bayesian networks. Science of the Total Environment 532: 605-616

ISOE-Projektübersicht zur Entwicklung nachhaltiger Strategien gegen Medikamentenrückstände im Wasserkreislauf
■ SAUBER+ – Innovative Konzepte für Abwasser aus Einrichtungen des Gesundheitswesens
■ TransRisk – Schadstoffe als Risiko im Wasserkreislauf
■ DSADS – Den Spurenstoffen auf der Spur
■ Arznei für Mensch und Umwelt?
■ Pharmas – Risikoabschätzung für Medikamente in der Umwelt
■ Elimination von Spurenstoffen in Kläranlagen
■ Kommunikationsstrategien zum nachhaltigen Umgang mit Arzneimitteln
■ start – Strategien zum Umgang mit Arzneimittelwirkstoffen im Trinkwasser

ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. Seit mehr als 25 Jahren entwickelt das Institut wissenschaftliche Grundlagen und zukunftsfähige Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Zu den Forschungsthemen gehören Wasser, Energie, Klimaschutz, Mobilität, Urbane Räume, Biodiversität und sozial-ökologische Systeme.

Weitere Informationen:
http://www.isoe.de/fileadmin/redaktion/Presse-Aktuelles/Pressemitteilungen/2016/…

Quelle: idw

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Strom aus Abwärme – Keramik macht‘s möglich

Dipl.-Chem. Katrin Schwarz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS

Dort, wo konventionelle Werkstoffe an ihre Grenzen stoßen, kann Keramik ihre hervorragenden Eigenschaften ausspielen. Funktionale Keramiken – so genannte Thermoelektrika – können beispielsweise in Hochtemperaturprozessen Abwärme direkt in Strom umwandeln. Auf der Hannover Messe 2016 präsentiert Europas größtes Keramikforschungsinstitut erstmalig ein System, mit dem die zuverlässige Funktionalität der am IKTS entwickelten thermoelektrischen Keramikmodule demonstriert wird.

Gegenwärtig wird weniger als die Hälfte der eingesetzten Energie in Industrieprozessen, Verkehr oder Haushalten tatsächlich genutzt. Der Großteil der Primärenergie entweicht trotz zahlreicher Energiesparmaßnahmen immer noch als Abwärme in die Umwelt. Thermoelektrische Generatoren (TEG) können helfen, diese ungenutzte Wärmeenergie in Elektrizität umzuwandeln. Allerdings gibt es bisher noch Hürden hinsichtlich Kosteneffizienz, Rohstoffverfügbarkeit, Verarbeitbarkeit und Umweltverträglichkeit der eingesetzten thermoelektrischen Werkstoffe.

Keramische Werkstoffe bieten hier mit ihrem außergewöhnlich flexiblen Eigenschaftsspektrum eine Lösung. Sie lassen sich umweltfreundlich und aus leicht verfügbaren Rohstoffen fertigen. Bislang konnten allerdings nur keramische TEGs für begrenzte Aufgaben und mit niedriger Energiewandlungseffizienz realisiert werden.

Das Fraunhofer IKTS verfügt über ein umfassendes Know-how zur Herstellung von keramischen Thermoelektrika. Als erste deutsche Forschungseinrichtung ist es dem IKTS gelungen, voll funktionsfähige keramische TEGs kosteneffizient herzustellen, die über eine lange Lebensdauer verfügen und bei hohen Temperaturen einsetzbar sind, was sie energetisch interessant macht. »Wir bieten unseren Kunden wirtschaftlich attraktive keramische TEG-Module, mit denen wertvolle Abwärme autark und zuverlässig verstromt werden kann – und das bei Temperaturen bis zu 1000 °C. Solche robusten, wartungsfreien und vor allem langlebigen TEGs sind für eine Vielzahl von Anwendungen attraktiv, z. B. in metallurgischen Prozessen oder in den heißen Zonen von Verbrennungsmotoren.« erläutert Hans-Peter Martin, Leiter der Gruppe »Nitridkeramik und elektrisch funktionelle Strukturkeramik« am Fraunhofer IKTS.

Die Wissenschaftler des Fraunhofer IKTS bieten die kundenspezifische Entwicklung keramischer TEG-Module an – adaptiert für die jeweiligen Bedingungen des Wirtsprozesses. Dafür werden die keramischen Komponenten hinsichtlich elektrischer Parameter, chemischer Wechselwirkungen und geometrischer Anforderungen optimiert und – auf Wunsch – in das individuelle thermische System integriert.

Mit dem in Hannover gezeigten Systemaufbau erleben Besucher live, wie die anfallende Abwärme eines bei 800 °C arbeitenden vollkeramischen Heizleiters in den keramischen TEG-Modulen umgewandelt und für die Ansteuerung eines Displays genutzt wird.

Die Kompetenz zum Aufbau solcher TEGs am Fraunhofer IKTS leitet sich ab aus der jahrzehntelangen Erfahrung des Instituts mit elektrisch funktionalisierten Hochtemperatur-Werkstoffen, wie zum Beispiel Heizleitern, Verdampfern und Schaumkeramiken. Auch über diese Technologieangebote können sich Gäste und Partner auf der Hannover Messe 2016 informieren.

Weitere Informationen:
http://www.ikts.fraunhofer.de/de/pressemedien/pressemitteilungen/teg.html

Quelle: idw

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Tsunamigefahr am Ätna?

Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Auf Satellitennavigation gestützte Messungen an Land zeigen, dass die Ostflanke des Ätnas langsam Richtung Meer rutscht. Bisher beschränken sich diese Messungen allerdings auf den an Land gelegenen Teil des Vulkans, obwohl sich die Vulkanflanke weit in das Ionische Meer fortsetzt. Kieler Meeresforscher bringen jetzt ein neuartiges Vermessungsnetz vor der Küste Siziliens aus, um durch entsprechende Messungen unter Wasser diese Lücke zu schließen. Das Forschungsschiff POSEIDON verlässt dafür heute den Hafen von Malaga und nimmt Kurs auf Süditalien.

Alleine sieben Ausbrüche seit der Jahrtausendwende – der Ätna auf Sizilien wird seinem Ruf als aktivster Vulkan Europas gerecht. Lavaströme zerstören immer wieder Häuser, Straßen und andere Infrastruktur in der näheren Umgebung. Da die Küstenregion am Fuß des Ätnas mit der Inselhauptstadt Catania etwa eine Millionen Einwohner hat und zu den wichtigsten Industriezentren Süditaliens gehört, überwachen Wissenschaftler und Behörden den Vulkan sehr intensiv. An Land kommen dabei zum Beispiel Stationen zum Einsatz, die jede Bewegung des Berges mit Hilfe von Satellitennavigation genau registrieren.

Kieler Meeresforscher werden jetzt diese Messnetze vor der Küste Siziliens unter Wasser erweitern. Dabei kommen neuartige Systeme zum Einsatz, die in ähnlicher Form seit einigen Monaten auch in den erdbebengefährdeten Regionen vor Istanbul und vor Nordchile am Meeresboden installiert sind. „Signale von Navigationssatelliten dringen nicht ins Wasser ein. Bisher war es daher schwierig, Bewegungen und Verformungen des Bodens unter Wasser zu messen. Wir nutzen jetzt eine schallbasierte Variante, die ganz neue Wege für die Erforschung von Naturgefahren im Meer eröffnet“, erklärt die Projektleiterin Dr. Morelia Urlaub vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

Während der Expedition POS496 des Kieler Forschungsschiffes POSEIDON legen die Forscherinnern und Forscher insgesamt sechs dieser Geodäsie-Stationen in Wassertiefen um 700 Meter vor der Ostküste Siziliens aus. „Wir stellen sie sozusagen auf dem von Wasser bedeckten Osthang des Ätnas ab“, erklärt Professor Dr. Sebastian Krastel vom Institut für Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, der die Fahrtleitung an Bord inne hat.

Von den Messstationen an Land ist bekannt, dass diese Flanke des Vulkans instabil ist und sich Richtung Meer bewegt. „Bisher weiß aber niemand, ob und wie sich diese Bewegung unter Wasser auswirkt. Das wollen wir ermitteln“, ergänzt Dr. Urlaub. Die sechs Geodäsie-Geräte messen per Schall den Abstand zueinander auf Bruchteile von Zentimetern genau. Drei Boden-Neigungsmesser und sechs klassische Ozeanbodenseismometer, die auch kleinste Schwingungen im Untergrund erkennen können, vervollständigen das Messnetz.

Gerade die Bewegung der Vulkanflanken stellt neben den eigentlichen Eruptionen eine potenzielle Gefahrenquelle für die gesamte Region dar. Eine schnelle Hangrutschung unter Wasser kann einen Tsunami auslösen. Er würde rund um das Mittelmeer auf dicht besiedelte Küsten treffen, die in den Sommermonaten zusätzlich von Millionen von Touristen frequentiert werden. „Die Vorstellung eines Tsunamis im Mittelmeer ist nicht aus der Luft gegriffen. So hat ein Erdbeben in der Straße von Messina 1908 eine Flutwelle ausgelöst, die etwa zweitausend Menschen getötet hat“, sagt Professor Krastel.

Die marine Geodäsie, also die schallbasierte Vermessung unter Wasser, ist noch eine sehr junge Methode bei der Erforschung von Naturgefahren. „Wir hoffen, dass wir so das Wissen über die Bewegungen des Ätnas deutlich erweitern können“, betont Dr. Urlaub.

Expedition auf einen Blick:
POSEIDON-Expedition POS496
Forschungsthema: Naturgefahren am Ätna
Wissenschaftlicher Fahrtleiter: Prof. Dr. Sebastian Krastel (Universität Kiel)
Projektleitung: Dr. Morelia Urlaub (GEOMAR)
Start: 24.03.2016, Malaga (Spanien)
Ende: 04.04.2016, Catania (Italien)

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.ifg.uni-kiel.de Das Institut für Geowissenschaften der Universität Kiel

Quelle: idw

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Neue Wege in der Schwerhörendenversorung

Exzellenzcluster Hearing4all Öffentlichkeitsarbeit und Presse
HörTech, Kompetenzzentrum für Hörgeräte-Systemtechnik

Geschirrklappern, Musik, Stimmengewirr – Schwerhörige haben große Schwierigkeiten in solchen Situationen einem Gespräch zu folgen oder auch Geräusche zu lokalisieren. Normalhörende haben deutlich weniger Probleme mit Hintergrundgeräuschen und der Ortung von einzelnen Klangquellen. Hauptgrund dafür ist, dass sie beidohrig (binaural) hören können. Forscher des Exzellenzclusters Hearing4all sind nun maßgeblich daran beteiligt, das Prinzip des binauralen Hörens auf die Cochlea Implantat-Technologie zu übertragen.

Die Einführung von Cochlea-Implantaten bedeutete eine wegweisende Veränderung bei der Versorgung von hochgradig schwerhörenden und ertaubten Menschen. Ein Cochlea Implantat kann bei Taubheit oder hochgradiger Schwerhörigkeit helfen wieder Geräusche zu hören und Stimmen zu verstehen. Im Unterschied zum Hörgerät, das die Lautstärke des Schalls verstärkt, wandelt das Cochlea-Implantat Schall in elektrische Impulse um, durch die der Hörnerv im Innenohr (Cochlea) stimuliert wird. Obwohl eine beidseitige Implantation (d.h. unabhängige Implantate in jedem Ohr) binaurales Hören bis zu einem gewissen Grad ermöglicht, fehlt hier jedoch die zeitliche Information völlig, die für ein echtes binaurales Hören notwendig ist. Denn die Signale, die die Ohren erhalten, werden vom Hörsystem im Gehirn so verarbeitet und miteinander verrechnet, dass die Differenzen zwischen links und rechts ausgewertet werden können. Die Ohren kommunizieren also miteinander und sind so in der Lage, Sprachsignale hervorzuheben bzw. Hintergrundgeräusche zu unterdrücken.

Um die Vorteile dieses natürlichen Prinzips auch für CI-Patienten nutzbar zu machen, wurden im Rahmen des EU-geförderten Forschungsprojekts Advancing Binaural Cochlear Implant Technology (ABCIT) Technologien für binaurale Implantate entwickelt, die einen einzelnen, gemeinsamen Prozessor benutzen und daher koordiniert zusammenarbeiten. Dadurch wird den Anforderungen der binauralen Hörverarbeitung im Gehirn Rechnung getragen, um effektives Hören wieder herzustellen. Umfangreiche Studien zeigten, dass Methoden der binauralen Vorverarbeitung, die in modernen Hörgeräten bereits verwendet werden, auf CIs übertragbar sind und für CI-Hörer oft sogar noch einen größeren Vorteil bieten, als dies bei Hörgeräteträgern der Fall ist. Dieser Forschungsfortschritt wurde nur durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Wissenschaftlern in Deutschland, Frankreich und England möglich. Durch ihre unterschiedlichen Kompetenzen aus den Bereichen Grundlagenforschung, Audiologie und Algorithmenentwicklung für Cochlea-Implantate und Hörgeräte konnten die Wissenschaftler in enger Zusammenarbeit mit der Industrie den Grundstein für eine neue Generation von CIs legen. Die CIs der Zukunft sollen es ermöglichen, deutlich leichter Sprache bei Hintergrundgeräuschen zu verstehen, wie z.B. auf einer Party oder im Restaurant, und Geräusche besser zu lokalisieren und sich so z.B. in Verkehrssituationen besser zu orientieren.

Die Zeitschrift „Trends in Hearing“ würdigte diese Forschungsleistung mit einem Sonderband, in dem insgesamt 13 Publikationen des ABCIT-Projekts versammelt sind, davon 8 mit Beteiligung von Forschern des Exzellenzclusters.

Über ABCIT
Im September 2012 startete das Forschungsprojekt „Advancing Binaural Cochlear Implant Technology“, kurz: ABCIT, das von der Europäischen Union über einen Zeitraum von 3 Jahren in einer Höhe von 4 Mio. € gefördert wurde. Koordiniert wurde das Projekt vom Ear Institute am University College in London (UCL). Weitere Partner des Projekts waren der dänisch/französische Cochlea-Implantat-Hersteller Oticon Medical/Neurelec, die Universität Oldenburg sowie HörTech. Ziel des Projekts war die Verbesserung des räumlichen Hörvermögen von Cochlea -Implantat -Nutzern, speziell derer, die das binaurale Neurelec-Gerät verwenden, welches beide implantierten Ohren synchron stimuliert. Binaurales Hören ist notwendig, um Schallquellen zu lokalisieren sowie für das Hören in lärmbehafteten Umgebungen.

Über Hearing4all
Ziel des Exzellenzclusters „Hearing4all“ ist buchstäblich das „Hören für alle“. Durch eine Verbesserung der individualisierten Hördiagnostik und der darauf angepassten Versorgung mit persönlichen Hörhilfen wollen die WissenschaftlerInnen die Kommunikationssituation von Betroffenen entscheidend verbessern. Hierbei werden grundlegende, auf Modellen basierende Arbeiten zur Diagnose und zum auditorischen Profil von Normal- bis schwerhörenden Menschen durchgeführt, um zu einem besseren Verständnis des individuellen Gehörs zu gelangen. Darüber hinaus werden diese Modelle benutzt, um die individuelle Versorgung mit technischen Hörhilfen zu verbessern und an die jeweilige Situation angepasst zu optimieren. Die Federführung des Konsortiums liegt bei der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Neben der Medizinischen Hochschule Hannover und der Leibniz Universität Hannover sind auch das Kompetenzzentrum HörTech, die Jade Hochschule, die Hörzentren Hannover und Oldenburg, die Projektgruppe Hör-, Sprach- und Audiotechnologie des Fraunhofer IDMT, das Laser Zentrum Hannover e.V. und das Hanse-Wissenschaftskolleg Delmenhorst am Exzellenzcluster beteiligt. Der Cluster ist eingebettet in das Netzwerk „Auditory Valley“, das weitere öffentliche und private Einrichtungen, die im Bereich der Hörforschung im Nordwesten Deutschlands aktiv sind, verbindet.

Weitere Informationen:
http://tia.sagepub.com/content/19
http://www.hearing4all.eu

Quelle: idw

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Stromkunden sind bereit für Ökostrom von Stadtwerken und Genossenschaften mehr zu zahlen

Ibou Diop Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Humboldt-Universität zu Berlin

Stromkunden sind bereit für Ökostrom von Stadtwerken und Genossenschaften mehr zu zahlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Befragung von mehr als 2.000 Verbraucher/innen in Deutschland. An Stadtwerke würden die Befragten für Ökostrom über vier Cent und an Genossenschaften 2,7 Cent pro Kilowattstunde mehr zahlen als an Privatunternehmen. Die Studie führten Wissenschaftler der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und der Universität Erfurt zusammen mit forsa.omninet durch. Projektleiter war Agrarökonom Prof. Dr. Markus Hanisch von der Humboldt-Universität zu Berlin.

Zahlungsbereitschaft der Kunden von Unternehmensform abhängig
Im Jahr 2011 wechselten nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima viele Stromkunden in Deutschland zu einem Ökostromanbieter. Unter den Ökostromanbietern konnten sich auch viele Genossenschaften etablieren. Doch gibt es verschiedene Arten von Ökostrom und es ist für Endverbraucher nicht immer leicht, sich auf dem Markt zu orientieren. Es stellt sich darum die Frage, ob Kunden auf dem Ökostrommarkt Unterschiede zwischen den Unternehmen wahrnehmen. Die repräsentative Befragung hat nun gezeigt, dass die Unternehmensform einen wichtigen Unterschied macht hinsichtlich der Zahlungsbereitschaft für Ökostrom.
„Da die Verbraucher die Herkunft von Ökostrom nur schwer nachvollziehen können, wird die Glaubwürdigkeit des Anbieters wichtiger“, so Jens Rommel von der HU, Co-Autor der Studie. „Stadtwerken und Genossenschaften gelingt es besser als privaten Anbietern, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.“

Die Autoren der Studie plädieren darum dafür, den Wettbewerb durch Akteursvielfalt auf dem Ökostrommarkt zu erhalten. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Identität von Verbraucher und Produzent bei Ökostrom zusätzlichen Nutzen schafft und somit die gesamtwirtschaftlichen Kosten der Energiewende sinken.“

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Energiewende am Strommarkt davon abhängt, welche Wahl die Verbraucher treffen. „Um diese Entscheidungen auf einer guten Grundlage zu treffen, brauchen die Kunden vor allem einen guten Zugang zu Informationen“, so Markus Hanisch, Projektleiter sowie Professor an der HU am Institut für Agrarwissenschaften. „Die Politik könnte dazu beitragen, dass mehr Transparenz geschaffen und Informationsunterschiede behoben werden.“

Die Autoren der Studie schlagen darum ein europäisches Ökostrom-Label vor, das das Vertrauen, die Glaubwürdigkeit und die Akzeptanz der Verbraucher in Strom aus erneuerbaren Energien europaweit stärken könnte.

Publikation
J. Rommel, et al., Quality uncertainty and the market for renewable energy. Evidence from German consumers, Renewable Energy (2016)
Die Studie kann auf Anfrage abgefordert werden.

Projekt Energeno
Das Projekt Energeno ist der Frage nachgegangen, warum Menschen Strom von Genossenschaften beziehen oder sogar Eigentümer/innen ihres Elektrizitätsversorgers werden wollen. Die Befragung wurde von der DZ Bank-Stiftung gefördert.
https://www.agrar.hu-berlin.de/de/institut/departments/daoe/koopwiss/forschung/e…

Kontakt (Projektleitung)
Prof. Dr. Markus Hanisch
Tel.: 030 2093-6500
hanischm@hu-berlin.de

Quelle: idw

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Bei Sommerhitze komfortabel arbeiten

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Viele Büro- und Verwaltungsgebäude im Bestand sind nicht klimatisiert. Dies erschwert bei steigenden Temperaturen konzentriertes Arbeiten. Wissenschaftler haben analysiert, mit welchen Maßnahmen die Nutzerzufriedenheit verbessert werden kann. Das BINE-Projektinfo „Kühler Kopf trotz Sommerhitze“ (04/2016) stellt Untersuchungen sowie Modelle zur Bewertung der thermischen Behaglichkeit vor.

Thermische Behaglichkeit in nicht-klimatisierten Gebäuden verbessern
Das persönliche Empfinden der Nutzer beeinflusst die Beurteilung des thermischen Komforts. Diese kann je nach Jahreszeit unterschiedlich sein. Beispielsweise werden im Sommer höhere Raumtemperaturen toleriert als im Winter. Es zeigte sich in Versuchen, dass die Probanden mit dem thermischen Komfort zufriedener sind, wenn sie das Raumklima selbst beeinflussen können, zum Beispiel indem sie Fenster öffnen und den Sonnenschutz oder Deckenventilatoren individuell bedienen können. Die Wissenschaftler führten in sechs Bürogebäuden in Karlsruhe und Stuttgart Felduntersuchungen durch. Zusätzlich fanden Versuchsreihen auf verschiedenen Testständen statt.

Als ein Ergebnis ihrer Untersuchungen kombinierten die Forscher die beiden gängigen Komfortmodelle, PMV-(Predictive Mean Vote) – Modell und adaptives Modell, zum so genannten adaptiven Bilanzmodell (ATHB). Jetzt können neben den Standardfaktoren wie zum Beispiel Lufttemperatur, Luftgeschwindigkeit und gleitender Mittelwert der Außentemperatur auch psychologische oder gebäudebezogene Faktoren (z.B. Art der Klimatisierung) berücksichtig werden. Komfortmodelle dienen dazu, die thermische Behaglichkeit in Gebäuden objektiv beurteilen und modellieren zu können. Sie sind unter anderem Bestandteil von Normen.

Das Projekt „Passiv Kühl“ wird von Wissenschaftlern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der Bergischen Universität Wuppertal gemeinsam durchgeführt.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich – unter www.bine.info oder 0228 – 92379-0.

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BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe
hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

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Quelle: idw

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Forschung zur saisonalen Wärmespeicherung im Untergrund

Dipl.Met. Franz Ossing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ beginnt Forschungsbohrung auf dem Campus der TU Berlin
Am heutigen Tag beginnt das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ mit einer Forschungsbohrung auf dem Campus der TU Berlin in Charlottenburg. Die Bohrung liefert Daten für wissenschaftliche Untersuchungen des Berliner Untergrundes auf seine Eignung als Wärme- und Kältespeicher. Sie wird von umfangreichen Bohrlochmessungen und Laboruntersuchungen begleitet.

Poröse, wasserführende Gesteinsschichten, sogenannte Aquifere, bieten ein großes Potenzial für die jahreszeitliche Speicherung von Wärme oder Kälte. Beispielsweise kann im Sommer Wärme in diesen tiefen Gesteinsschichten gespeichert werden, um sie dann im Winter zur Wärmeversorgung zu nutzen. Ernst Huenges, Leiter der Geothermieforschung am GFZ und Professor an der TU Berlin: „Berlins Wärmeversorgung beruht derzeit fast vollständig auf fossilen Brennstoffen. Die saisonale Wärmespeicherung im Untergrund hat großes Potenzial, Metropolen wie Berlin mit heimischer Energie zu versorgen.“ Projektleiter Ali Saadat vom GFZ ergänzt: „Wenn wir an zukünftige Energieversorgungskonzepte für Quartiere wie zum Beispiel den TU Campus Berlin denken, sind Aquiferspeicher unverzichtbar. Mit verlässlichen Nutzungskonzepten wollen wir zum Ausbau dieser umweltfreundlichen Technologie beitragen.“

Bisher gibt es nur wenige Daten aus dem tiefen Untergrund von Berlin. Die Ergebnisse der Bohrung und die begleitenden Untersuchungen in Feld und Labor werden das geologische Verständnis über den Aufbau des tieferen Untergrundes Berlins deutlich verbessern. Die Erkundungsbohrung wird als Vertikalbohrung bis in eine Tiefe von ca. 530 Metern abgeteuft, also bis weit unterhalb der Trinkwasserschichten. Für die wissenschaftlichen Untersuchungen werden Gesteinsproben und bis zu 100 Meter Bohrkerne entnommen, die vor Ort und in den Spezial-Laboren des GFZ untersucht werden.

Die Bohrung ist Teil eines gemeinsamen Forschungsprojektes des Deutschen GeoForschungsZentrums, der Technischen Universität Berlin und der Universität der Künste Berlin. Darin wird das Wissen der Fachdisziplinen Energietechnik, Geochemie und Geologie, Architektur und Städtebau zusammengeführt, um saisonale Speicherkonzepte für die Wärmeversorgung von Stadtquartieren und Gebäudekomplexen zu entwickeln. Bereits seit dem Jahr 2000 versorgen saisonale Wärme- und Kältespeicher unterhalb des Platzes der Republik die Berliner Parlamentsbauten.

Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Informationen über die Bohrung und den aktuellen Stand finden sich unter:
http://www.gfz-potsdam.de/ates

Bilder finden sich hier:
http://www.gfz-potsdam.de/medien-kommunikation/mediathek/bildarchiv/geothermie/t…

Quelle: idw

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Erhöhte Feinstaubbildung in küstennahen Gebieten

Dr. Torsten Fischer Pressestelle
Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung

Das größtenteils in der Landwirtschaft emittierte Ammoniak verstärkt die Bildung bestimmter Feinstaubpartikel in der Luft und fördert damit Verschmutzung im Küstenraum. In Kombination mit Schiffsemissionen ist die Partikelbildung besonders effizient. Eine der Hauptquellen der Ammoniak-Emissionen ist die Tierhaltung. Anna M. Backes und ihre Kollegen der Abteilung Chemietransportmodellierung des Instituts für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum Geesthacht (HZG) haben in einer Modellstudie gezeigt, dass durch eine Halbierung der Ammoniak-Emissionen die Konzentration besonders der kleinen Feinstaubpartikel in Teilen Europas im Winter um etwa ein Viertel reduziert wird.

Die Emissionen von Ammoniak (NH3) folgen einem Jahresgang und sind zwischen April und Juni sowie im September am intensivsten. Ursache ist die in dieser Zeit zumeist weit verbreitete Felddüngung. Die Wissenschaftler der Abteilung Chemietransportmodellierung im Bereich Biogeochemie im Küstenmeer zeigten in einer Simulation einen Zusammenhang zwischen NH3-Emissionen aus der Landwirtschaft und vorwiegend durch die Schifffahrt im Küstenraum der Nordsee emittierten Stickoxiden (NOx) und Schwefeldioxiden (SO2).

Demnach wird durch das Zusammentreffen beider Emissionen die Bildung insbesondere kleinster Feinstaubpartikel (PM2.5) deutlich verstärkt. Partikel mit einer maximalen Größe von 2,5 Mikrometern können beim Menschen bis weit in die Lungen gelangen und dort gesundheitsschädigend wirken.

Entwicklung verschiedener Szenarien
Die Forscher entwickelten drei Szenarien, deren Schwerpunkte als „politisch“ (NEC2020), „technisch“ (MTFR) und „verhaltensbezogen“ (RCAP) definiert wurden. NEC2020 zeigt den politisch anvisierten Zustand im Jahr 2020 und fußt auf den National Emission Ceilings (NEC).

Das MTFR-Szenario beinhaltet eine technisch machbare maximale Reduktion der Emissionen, während im RCAP-Szenario eine Reduktion des Konsums tierischer Produkte angenommen wurde. „Mit letzterer Simulation konnten wir für alle Jahreszeiten die deutlichste Reduktion der NH3-Emissionen und damit auch der Feinstaubpartikelbildung nachweisen“, erklärt Anna M. Backes, Umweltwissenschaftlerin am HZG.

Effekte in Wintermonaten am größten
Am markantesten zeigten sich die Differenzen in den Herbst- und Wintermonaten. Mit NEC2020 betrug die Reduktion der PM2.5-Partikel im Winter lediglich zwei Prozent, während mit RCAP knapp ein Viertel (minus 24 Prozent) weniger Feinstaubpartikel der Größe PM2.5 simuliert wurde.

Die kälteren Jahreszeiten bilden die Effekte besser ab, da durch andere Emissionsquellen wie vermehrtes Heizen und durch typische meteorologische Situationen mit mehr Feuchtigkeit und reduzierter Vermischung der Luft die Partikelbildung verstärkt ist. Außerdem spielt die Tierhaltung bei der Betrachtung der Ursachen der NH3-Emissionen eine größere Rolle, da die Felddüngung als Emissionsquelle in den Wintermonaten weitgehend wegfällt.

Weitere Informationen:
http://www.hzg.de/public_relations_media/news/061206/index.php.de

Quelle: idw

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Borreliose: Übertragung durch Mückenstich?

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Senckenberg-Wissenschaftler haben erstmalig Borrelien in deutschen Stechmücken nachgewiesen. Die drei identifizierten Arten der Bakterien können beim Menschen die Multisystemerkrankung Lyme-Borreliose auslösen. In ihrer kürzlich im Fachjournal „Ticks and Tick-borne Diseases“ veröffentlichten Studie zeigen die Forschenden außerdem, dass die Krankheitserreger die Umwandlung der Mückenlarve zur Puppe und schließlich zum erwachsenen Tier überleben. Auch wenn die Mücken potentielle Borreliose-Vektoren sein können, spielen sie nach derzeitigem Erkenntnisstand höchstens eine untergeordnete Rolle bei der Übertragung der Krankheitserreger.

Kreisrunde, rote Verfärbungen um einen Zeckenstich – da schrillen bei den meisten Menschen die Alarmglocken. Die sogenannte „Wanderröte“ ist eines der wenigen klaren Anzeichen für eine Borreliose-Infektion. „Obwohl die Lyme-Borreliose in Europa als die häufigste vektorübertragene Krankheit gilt und schwere Schäden verursachen kann, sind Daten bezüglich ihrer Verbreitung sowie den Ursachen und Folgen nur unzureichend vorhanden“, erklärt Prof. Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe Universität Frankfurt und fährt fort: „Dies liegt vor allem daran, dass eine Meldepflicht von Borreliose nur in wenigen Staaten besteht und die Grundlagen der Meldepflichten nicht einheitlich sind.“
Die geschätzten Neuerkrankungen an Lyme-Borreliose schwanken entsprechend stark: In Deutschland bewegen sich die jährlichen Zahlen zwischen 40.000 und 214.000 Personen, die sich mit den Erregern der Multisystemerkrankung anstecken.

Als allgemein bekannter Überträger (Vektor) des Borreliose-Erregers fungiert in Deutschland der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) aus der Familie der Schildzecken und als sogenannte Reservoirwirte werden Nagetiere (Wildmäuse) und Vögel genutzt. Vor dem Hintergrund, dass auch in weiteren Arthropoden wie Bremsen, Flöhen oder Kriebelmücken vereinzelt Borrelien-Erreger gefunden wurden, hat das Wissenschaftlerteam rund um Klimpel nun auch Mücken auf ihr Übertragungspotential untersucht. Der Frankfurter Parasitologe hierzu: „Mücken sind bekannte Überträger zahlreicher Infektionserreger wie beispielsweise Malaria, dem Dengue-Virus oder auch dem aktuell grassierenden Zika-Virus. Wir wollten überprüfen, ob die Insekten theoretisch auch Borreliose-auslösende Borrelien übertragen können.“

An 42 Fangstandorten über das gesamte Bundesgebiet verteilt haben die Wissenschaftler im Jahr 2013 von April bis Oktober Stechmücken gefangen – von den insgesamt 3615 gefangenen Mücken wurden 682 Pools gebildet und auf Borrelien getestet, wobei 28 positive Pools identifiziert wurden. Dies bedeutet, dass zehn verschiedene Stechmückenarten aus vier Gattungen an 11 Standorten Borrelien in sich trugen. „Wir haben bestimmte Borrelien-spezifische Gene mit molekularbiologischen Methoden nachgewiesen und konnten so die Borrelien-Arten Borrelia afzelii, Borrelia bavariensis und Borrelia garinii identifizieren“, ergänzt Klimpel. Alle drei Borrelien-Arten sind humanpathogen und gelten in Deutschland sowie Europa als die bedeutendsten Erreger der Lyme-Borreliose.

In ihrer Studie konnten die Parasitologen zudem erstmalig in wild-gefangenen und unter Laborbedingungen geschlüpften und aufgezogenen Stechmücken Borrelien-DNA nachweisen. „Dass wir die DNA der Erreger auch in den aufgezogenen Mücken gefunden haben, ist erstaunlich und zeigt, dass die Borrelien die Umwandlung der Larve zur Puppe und schließlich zum ausgewachsenen Tier überdauern können“, erläutert Klimpel.

Bei den untersuchten Mücken lagen die Befallshäufigkeiten mit den Borrelien-Erregern zwischen 0,13 und 8,33 Prozent – bei der Rheinschnake (Aedes vexans) zum Beispiel bei 0,3 Prozent, bei der häufigen Stechmückenart Aedes cataphylla bei 11,1 Prozent.

„Es besteht aber kein Grund zur Panik“, beruhigt Klimpel und fährt fort: „Nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand sind Stechmücken als Überträger der Lyme-Borreliose auslösenden Erreger nur bedingt geeignet. Wenn überhaupt spielen sie eine eher untergeordnete Rolle.“

Kontakt
Prof. Dr. Sven Klimpel
Senckenberg Biodiversität und
Klima Forschungszentrum
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. 069- 7542 1895
sven.klimpel@senckenberg.de

Judith Jördens
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
Christian Melaun, Sina Zotzmann, Vanesa Garcia Santaella, Antje Werblow, Helga Zumkowski-Xylander, Peter Kraiczy, Sven Klimpel, Occurrence of Borrelia burgdorferi s.l. in different genera of mosquitoes (Culicidae) in Central Europe, Ticks and Tick-borne Diseases, Volume 7, Issue 2, March 2016, Pages 256-263, ISSN 1877-959X, http://dx.doi.org/10.1016/j.ttbdis.2015.10.018.

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig, † 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel „die beste der möglichen Welten“ – einem Leibniz-Zitat – rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen. www.bestewelten.de

Quelle: idw

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Sodbrennen: Echtzeit-MRT macht Ursachen sichtbar

Stefan Weller Stabsstelle Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsmedizin Göttingen – Georg-August-Universität

Weltweit einzigartig: Ärzte der Universitätsmedizin Göttingen und Forscher des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie entwickeln neue Methode zur Darstellung und Entdeckung der Ursachen von Sodbrennen. Veröffentlicht in Scientific Reports.

(umg) Den Vorgang des Schluckens mit bildgebenden Verfahren darstellen – das war bisher nicht möglich. Göttinger Ärzten und Forschern ist dies zum ersten Mal weltweit gelungen. Sie haben einen Weg für eine filmische Darstellung des Schluckens gefunden. Die neue Methode zur Darstellung des Schluckvorgangs hat eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe von Ärzten der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Forschern des Max-Planck-Instituts (MPI) für biophysikalische Chemie, Göttingen, erarbeitet. Das Göttinger Forscherteam nutzt dafür das Verfahren der Magnetresonanz-Tomografie (MRT) in Echtzeit. Mit Hilfe dieser Technik, der sogenannten „Echtzeit-MRT“, kann der Schluckakt mit 25 Bildern pro Sekunde dokumentiert und untersucht werden. Das Echtzeit-MRT liefert Bilder, die für diagnostische Zwecke in der Klinik und für die Behandlung nutzbar sind. Ursachen von Sodbrennen oder Schluckstörungen lassen sich genauer erkennen und untersuchen. Für eine individuelle und gezielte Behandlung der Volkskrankheit Sodbrennen eröffnen sich damit neue Wege.

Leiter des interdisziplinären Teams sind Prof. Dr. Jens Frahm, Biomedizinische NMR Forschungs GmbH im MPI für biophysikalische Chemie Göttingen, und Priv.-Doz. Dr. Alexander Beham, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der UMG (Direktor: Prof. Dr. Michael Ghadimi). Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe mit einer Untersuchung an 24 Patienten wurden im Juli 2015 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

Originalpublikation: Diagnosis of Gastroesophageal Reflux Disease Using Real-time Magnetic Resonance Imaging. Zhang S, Joseph AA, Gross L, Ghadimi M, Frahm J, Beham AW. Sci Rep. 2015 Jul 15;5:12112.
doi: 10.1038/srep12112. PMID: 26175205

„Bilder vom Schluckakt in Echtzeit liefern uns völlig neue Grundlagen für detaillierte Analysen von krankhaften Zuständen. Wir können Ursachen von Sodbrennen oder verschiedene Formen von Schluckstörungen genauer erkennen und die Behandlung gezielt darauf ausrichten“, sagt Priv.-Doz. Dr. Alexander Beham, Experte für die Behandlung von Sodbrennen in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der UMG.

Die Echtzeit-MRT liefert Bilder, mit denen der Schluckvorgang vom Mundraum durch die Speiseröhre bis zum Mageneingang verfolgt werden kann. Auch der Reflux, der entscheidende Akt für Sodbrennen, lässt sich unmittelbar beobachten: Um den Eintritt von Magensäure in die Speiseröhre auszulösen, reicht eine einfache Pressung auf den Bauch des Patienten. „Auf diese Weise lässt sich Sodbrennen diagnostizieren. Gleichzeitig können wir auch die anatomische oder funktionelle Veränderung entdecken, die dem Sodbrennen zugrunde liegt. Wir können jetzt ganz genau sehen, was die Ursache ist: Das kann eine verzögerte Muskelbeweglichkeit (Peristaltik) der Speiseröhre sein oder eine Störung des Übergangs von der Speiseröhre in den Magen oder eine Entleerungsstörung des Magens in den Darm“, so Priv.-Doz. Dr. Beham.

Zurzeit untersuchen die Göttinger Forscher gemeinsam mit Kollegen aus dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie (Direktor: Prof. Dr. Joachim Lotz) der UMG und aus der Klinik für Gastroenterologie und gastrointestinale Onkologie (Direktor: Prof. Dr. Volker Ellenrieder) der UMG eine größere Patientengruppe mit 100 Patienten. Ziel ist es herauszufinden, inwieweit die bisher verwendeten, invasiveren Techniken zur Abklärung von Refluxerkrankungen und Schluckstörungen durch die Echtzeit-MRT ersetzt werden können.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN
Rund zehn Prozent der westlichen Bevölkerung leiden an Sodbrennen, auch als „Reflux-Erkrankung“ bekannt. Verschiedene Gründe können für den Eintritt von Magensäure in die Speiseröhre verantwortlich sein. Häufige Ursachen sind die unvollständige Entleerung der Speiseröhre. Die Gründe dafür können eine verminderte Beweglichkeit (Peristaltik) sein oder eine Störung in der Funktion des Schließmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen. Auch Magenentleerungsstörungen können zum Aufstau von Magensäure und in der Folge zu Reflux führen. Wegen der vielen verschiedenen Ursachen von Reflux sind auch die therapeutischen Maßnahmen entsprechend vielfältig. Daher ist eine genaue Diagnostik die wichtigste Voraussetzung für die Entscheidung zur richtigen Therapie. Diese basiert derzeit auf einer invasiven Messung der Säure in der Speiseröhre und einer endoskopischen Untersuchung (Gastroskopie). Eine direkte Darstellung des Schluckaktes war bis jetzt nicht möglich.

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie
Priv.-Doz. Alexander Beham
Telefon 0551 / 39-22952
abeham@chirurgie-goettingen.de

Quelle: idw

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Wieso altern Batterien?

Marie-Luise Righi Marketing und Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC

Drei Jahre lange untersuchte das Zentrum für Angewandte Elektrochemie ZfAE, Teil des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung ISC in Würzburg, im EU-Projekt ABattReLife die Ursachen für Batteriealterung. Dafür standen dem Zentrum Altbatterien aus Elektroautos zur Verfügung, die ausführlich getestet und analysiert wurden. Im »Journal of Energy Storage« stellt das ZfAE seine Analyseergebnisse im Detail vor.

In Deutschland stieg in den letzten Jahren die Nutzung von Elektrofahrzeugen wie Elektroautos oder E-Bikes kontinuierlich an. Umso größer ist der Bedarf nach sicheren, langlebigen und zuverlässigen Energiespeichern, die den Ausbau der Elektromobilität weiter vorantreiben. Hersteller fokussieren sich daher auf die Entwicklung von Batterien mit längerer Lebensdauer und größeren Reichweiten. Doch dafür müssen zunächst die Ursachen für Alterung und nachlassende Leistung von Batterien geklärt werden, um mögliche Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.

Ab einer Restkapazität von 80% zeigen die meisten Batterien eine Änderung ihres Verhaltens: Ihre Leistungskurve erfährt einen deutlichen Knick und die nichtlineare, rapide Alterung beginnt. Um die Gründe für diesen Alterungsprozess herauszufinden, untersuchte das Zentrum für Angewandte Elektrochemie im Projekt ABattReLife Altbatterien aus der ersten Elektrofahrzeuggeneration und mit eigens gefertigten Laborzellen gleicher Bauweise verglichen. Sowohl die gebrauchten Batterien als auch die laborgefertigten Zellen – die einer kontrollierten, schnellen Alterung unterzogen wurden – durchliefen verschiedene mechanische, thermische und chemische Tests, deren Ergebnisse das ZfAE anschließend für die Analysen der Zellveränderungen nutzte. Um eine ortsaufgelöste Untersuchung zu ermöglichen, wurden die kleinen Laborzellen aus verschiedenen Teilen der Elektroden gebaut.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass kurz vor dem Leistungsknick kleine Bereiche der Kathode starke Beeinträchtigungen in Form eines metallischen Lithiumschleiers – das sogenannte Lithium-Plating – aufwiesen. Während die positive Elektrode kaum Veränderungen zeigte, war die negative Graphitelektrode durch Mikrorisse, Ablagerungen und das Lithium-Plating beeinträchtigt. Da das Plating teils irreversibel ist, griff der Vorgang im weiteren Verlauf auf benachbarte Bereiche über und die Batterie erreichte ihr Lebensende.

Für das Abscheiden von Lithium an der Kathode und den damit verbundenen Leistungsknick sind insbesondere zwei Faktoren entscheidend: Zu schnelles Laden führt zur Abscheidung von Lithium-Metall, sodass für weitere Ladezyklen immer weniger Lithium zur Verfügung steht. Zum Zweiten konnten die Wissenschaftler des Fraunhofer ISC mittels Computertomographie außerdem feststellen, dass die anfänglich betroffenen Bereiche durch einen Ableiter stärker komprimiert wurden als der Rest der Batterie. Daraus ließ sich schließen, dass der mechanische Druck eine lokale Überladung erzeugt, die zu massivem Lithiumverlust führt und diesen Bereich zerstört. Somit verstärkt oder verzögert ein entsprechendes Zelldesign den Alterungsprozess. Solche mechanisch nicht ausgereiften Batterien sind für eine mögliche Zweitverwendung – beispielsweise als stationäre Energiespeicher – ungeeignet.

Um das Lithium-Plating zu verhindern, können beispielsweise Batteriezellen gebaut werden, deren Ableiter so angebracht wird, dass lokale Verspannungen bzw. Druckspitzen vermieden werden können. Da auch zu hohe Laderaten, zu hohe Entladetiefen und zu niedrige Temperaturen den Alterungsvorgang beschleunigen, sollte darüber hinaus der Ladevorgang genau gesteuert werden, sodass Ladetemperatur, -geschwindigkeit und -spannung kontrolliert ablaufen.

Neben der Durchführung von Analysen und Tests zu bestimmten Batterietypen forscht das ZfAE an neuen Materialien und Zellkomponenten für leistungsfähigere und langlebigere Batterien. Dazu gehören funktionelle Schutzbeschichtungen für moderne Elektrodenmaterialien und Materialien für zukünftige Festkörperbatterien aus organisch-anorganischen Hybridpolymeren bis hin zu reinen Glaskeramiken, die eine hohe chemische Stabilität und damit eine längere Haltbarkeit gewährleisten.

Mehr Informationen zum Thema Batteriealterung liefert der frei zugängliche Artikel »Nonlinear aging of cylindrical lithium-ion cells linked to heterogeneous compression« (Tobias Bach, Simon Schuster, Elena Fleder, Jana Müller, Martin J. Brand, Henning Lorrmann, Andreas Jossen und Gerhard Sextl) in »Journal of Energy Storage«.

Weitere Informationen:
http://www.isc.fraunhofer.de

Quelle: idw

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TU Darmstadt eröffnet ETA-Modellfabrik – Energieeffizienz im großen Maßstab begreifen

Bettina Bastian Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

An der TU Darmstadt ist heute im Beisein von Staatssekretärin Brigitte Zypries und des Hessischen Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir die ETA-Modellfabrik eröffnet worden. Hier wird unter Realbedingungen und im Originalmaßstab erforscht und vermittelt, wie sich durch intelligente Vernetzung aller Gebäude- und Produktionskomponenten Energie in der Industrie noch effizienter nutzen lässt – mit großem Einsparpotenzial.

Das jüngste und wohl größte „Forschungsgerät“ der TU Darmstadt ist ein Fabrikgebäude mit einer Grundfläche von etwa 810 Quadratmetern. Glas dominiert die Fassade, das Innere mit seinem Maschinenpark und den Büroräumen ist hell und luftig. Das Besondere: Das Gebäude der ETA-Fabrik ist nicht bloß Hülle für die Produktionsanlagen, sondern integraler Teil davon. Maschinen und Gebäude arbeiten zusammen und ermöglichen so eine besonders effiziente Energienutzung. Dass dieses Konzept funktioniert, lässt sich auf dem Campus Lichtwiese der TU Darmstadt seit heute anschaulich im Originalmaßstab verfolgen. Am Ende einer realen, im allgemeinen Maschinenbau typischen Produktionsprozesskette laufen Steuerscheiben für Hydraulikaxialkolbenpumpen vom Band.

Die ETA-Fabrik umfasst die Stufen der industriellen Fertigung vom Roh- bis zum Fertigteil. Von den Maschinen bis zur Gebäudeausrüstung und Gebäudehülle ist alles darauf ausgerichtet, Energie optimal zu nutzen und den Energiebedarf zu senken. Dafür sind die einzelnen Elemente vernetzt. So dient beispielsweise die Abwärme der Werkzeugmaschinen, die eigentlich verloren wäre, in der 550 Quadratmeter großen Maschinenhalle dazu, weitere Anlagen mit Wärme zu versorgen oder die Halle zu beheizen. Die ausgeklügelten Werkstoffe in der mit Kapillarmatten durchzogenen Fassade interagieren gleichsam mit der Außenwelt, so dass möglichst energiearm geheizt oder gekühlt werden kann. Auch die Teilsysteme Maschine, technische Infrastruktur und Gebäude sind hinsichtlich der Energieeffizienz optimiert, die Gebäudekonstruktion ist nahezu vollständig recyclebar.

Dahinter steckt die Idee, verborgene Einsparmöglichkeiten zu erschließen. Energieeffizienz in der Industrie bietet ein bisher kaum beachtetes Potenzial, das aber bei steigenden Energiepreisen und zunehmendem Kostendruck zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor wird. Zusätzlich 15 bis 20 Prozent lassen sich mit dem integrierenden, ganzheitlichen Ansatz der ETA-Fabrik gegenüber der Optimierung einzelner Komponenten an Energie einsparen. Die Erkenntnisse und Erfahrungen, wie man eine solche Fabrik gestaltet, wird die TU in die Wirtschaft zurückspielen.

Da es sich bei der ETA-Fabrik um eine Forschungsumgebung handelt, können hier zudem im Maßstab 1:1 Erkenntnisse gewonnen werden. Maschinen können jederzeit angehalten, Gebäudedetails angepasst werden, um das optimale Zusammenspiel zu finden.

Die ETA-Fabrik generiert Innovation an der Schnittstelle zwischen den Disziplinen und zwischen Forschung und Praxis: Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Maschinenbau, Bauingenieurwesen und Architektur. Dazu kommen mehr als 30 Partnerunternehmen aus der Industrie. Die Federführung des Projektes liegt beim Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU Darmstadt.

Die Bauphase der ETA-Fabrik dauerte etwa 16 Monate. Rund 15 Millionen Euro kostete das Gesamtprojekt. Davon kamen 8 Millionen Euro vom Bund, 1,2 Millionen Euro vom Land Hessen und rund 2 Millionen Euro aus dem Budget der TU Darmstadt. Mit etwa 4 Millionen Euro beteiligten sich Partner aus der Industrie.

Technische Universität mit Energie
Die ETA-Fabrik fügt sich hervorragend ins Forschungsprofil der TU Darmstadt. Dem zukunftsweisenden Thema Energieforschung widmet sich ein eigener, interdisziplinär angelegter Profilbereich der Universität: Der Profilbereich „Energiesysteme der Zukunft“ vernetzt und koordiniert die Energieforschung der für dieses Querschnittsthema relevanten Fachdisziplinen vom technologischen bis hin zum gesellschaftswissenschaftlichen Bereich und ermöglicht eine fachübergreifende und ganzheitliche Sichtweise auf die komplexe Transformation unseres Energiesystems. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen sowohl an den Grundlagen für die notwendigen Basistechnologien (zum Beispiel chemische Energiespeicher, CO2-Speicherung) als auch in den Bereichen Integration von Technologien (zum Beispiel intelligente Energienetze, energieeffiziente Fabrik) sowie der Betrachtung auf Ebene des Gesamtsystems „Energie“ (Systemintegration), inklusive gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Aspekte (Akzeptanz, Finanzierbarkeit).

Statements zur ETA-Fabrik
Brigitte Zypries,
Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie

„Die Steigerung der Energieeffizienz ist der Schlüssel für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende. Besonderes Potenzial gibt es hierfür bei der industriellen Produktion. Auf die Erforschung genau dieser Potenziale zielt das Verbundprojekt ,ETA-Fabrik‘. Denn hier wird erstmals eine industrielle Fertigung in ihrer Gesamtheit betrachtet und die energetische Optimierung des Gesamtsystems im Zusammenspiel von Produktionskette und Gebäude untersucht. Ich freue mich, dass das Projekt mit den rund 35 Industriepartnern und Forschungsinstituten hervorragend in Industrie, Forschung und Lehre eingebunden ist und damit auch helfen wird, die Ergebnisse in die Praxis umzusetzen.“

Tarek Al-Wazir,
Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

„In der ETA-Fabrik wird die Zukunft der energie- und ressourcensparenden, hoch-effizienten und hoch-vernetzten Produktionstechnik für Hessen, Deutschland und weit darüber hinaus sichtbar. Sie zeigt, wie wichtig digitale Technologien für die Energiewende sind. Mich freut besonders, dass sich 36 Firmen an diesem Modellprojekt beteiligen, und ich hoffe, dass sich möglichst viele Unternehmen hier Anregungen holen.“

Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel,
Präsident der TU Darmstadt

„Die Senkung des Energiebedarfs stellt nicht nur einen relevanten Wettbewerbsfaktor für Unternehmen dar, sondern trägt auch zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und so zu einem entscheidenden Beitrag für unsere Zukunft bei. Deshalb freue ich mich, dass wir an der TU Darmstadt die ETA-Fabrik als energieeffiziente Modellfabrik realisieren konnten. Das gesamte Projekt hat nicht nur die in dieser Form weltweit einzigartige Fabrik zum Ergebnis, sondern besticht durch den Mut und die Idee der Ganzheitlichkeit, die ihm zugrunde liegen.
Das Projekt konnte gelingen, weil wir an der TU Darmstadt exzellente Forschung in den relevanten Einzeldisziplinen betreiben, mit der gelebten Interdisziplinarität fruchtbare Synergien schaffen und mit verlässlichen Partnern aus Wissenschaft und Industrie zusammenarbeiten dürfen.“

Prof. Dr.-Ing. Eberhard Abele,
TU Darmstadt, Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen, Fachbereich Maschinenbau:

„Die Vision, eine Energieeffizienzfabrik auf dem Campus zu bauen, wurde inspiriert durch die positiven Erfahrungen der früher schon auf dem Campus Lichtwiese realisierten Lernfabrik für Produktionsmanagement. Produktionstechnische Forschung muss anfassbar sein. Wir blicken heute mit Stolz auf die hervorragende Teamarbeit bei diesem Projekt, in dessen Rahmen bereits neue, weitertragende Ideen entstanden sind.“

Prof. Dr.-Ing. Jens Schneider,
TU Darmstadt, Institut für Statik und Konstruktion,
Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften:

„Innovationen entstehen häufig an Schnittstellen der Fachdisziplinen. Maschinenbauer, Bauingenieure und Architekten zeigen, dass die Stärke der Technischen Universität Darmstadt in der interdisziplinären Zusammenarbeit zu realen Ergebnissen führt – die ETA-Fabrik kann ab sofort als Forschungsgroßgerät in Forschung, Lehre und Weiterbildung genutzt werden. Die in ungewöhnlich kurzer Zeit umgesetzten Innovationen waren möglich, weil das gesamte Forscherteam mit den vielen Partnern aus Planung, Bau, Industrie, Fördergebern und dem Dezernat Baumanagement der TU außerordentlich gut zusammengearbeitet hat.“

Video:
Ein Video, das Idee und Entstehung der ETA-Fabrik von der Grundsteinlegung bis zur fertigen Fabrik nachzeichnet, gibt es unter
https://youtu.be/eY2kjUZB1oM

Zahlen, Daten, Fakten zur ETA-Fabrik
unter
http://www.tu-darmstadt.de/vorbeischauen/aktuell/einzelansicht_142720.de.jsp

Weitere Informationen:
http://www.eta-fabrik.tu-darmstadt.de/eta/index.de.jsp
https://youtu.be/eY2kjUZB1oM
http://www.tu-darmstadt.de/vorbeischauen/aktuell/einzelansicht_142720.de.jsp

Quelle: idw

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Auch in Doppelverdiensthaushalten: Vollzeiterwerbstätige Frauen leisten mehr Hausarbeit als Männer

Renate Bogdanovic Pressestelle
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin

SOEP-Sonderauswertung anlässlich des Weltfrauentags am 8. März: Tradierte Aufgabenteilung im Haushalt besteht fort – DIW-Forschungsdirektorin Elke Holst spricht sich für stärkere partnerschaftliche Aufgabenteilung im Haushalt aus – Familienarbeitszeit und Kita-Ausbau würden dies unterstützen

Erwerbstätige Frauen, die mit ihrem ebenfalls erwerbstätigen Partner in einem Haushalt leben, leisten in Deutschland im Durchschnitt mehr Hausarbeit und kümmern sich länger um die Kinder als ihre Partner. Das ist selbst dann der Fall, wenn die Frau einen Vollzeitjob hat, wie aus einer aktuellen Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März hervorgeht. Auf Basis von Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) hat die DIW-Forschungsdirektorin für Gender Studies Elke Holst herausgefunden, dass geschlechtsspezifische Unterschiede in der Hausarbeit und Kinderbetreuung zwar leicht zurückgehen, Frauen in Paarhaushalten aber durchschnittlich noch immer deutlich mehr leisten als ihre Partner. So kümmerten sich vollzeiterwerbstätige Frauen in sogenannten Doppelverdiensthaushalten im Jahr 2014 an einem Werktag gut eineinhalb Stunden um den Haushalt und fast fünf Stunden um die Betreuung der Kinder. Vollzeiterwerbstätige Männer investierten im Durchschnitt gut eine Stunde beziehungsweise rund zweieinhalb Stunden in diese Aufgaben. Die Frauen wendeten damit an einem Werktag durchschnittlich gut drei Stunden mehr Zeit für Hausarbeit und Kinderbetreuung auf. „Mehrbelastungen bei der unbezahlten Arbeit schränken die Zeitsouveränität und damit die Flexibilität ein – das ist ein Nachteil auf dem Arbeitsmarkt, der vor allem Frauen trifft“, erklärt Holst.

Mehr Männer als noch vor zehn Jahren beteiligen sich an Hausarbeit und Kinderbetreuung
Im Jahr 2014 leisteten in Doppelverdiensthaushalten unter allen erwerbstätigen Frauen – neben vollzeiterwerbstätigen also auch teilzeiterwerbstätige – 98 Prozent Hausarbeit an einem Werktag. Ihre erwerbstätigen Partner beteiligten sich daran zu einem Anteil von 65 Prozent – sechs Prozentpunkte mehr als zehn Jahre zuvor. Ihr Arbeitseinsatz in Höhe von gut einer Stunde an einem Werktag veränderte sich über die Zeit nicht und lag weiterhin deutlich unter dem der Frauen (rund zwei Stunden pro Tag). Lebten Kinder in einem Alter bis einschließlich sechs Jahre im Haushalt, beteiligten sich fast alle erwerbstätigen Frauen und Männer an der Kinderbetreuung. Unterschiede gab es jedoch beim zeitlichen Umfang: Während erwerbstätige Frauen ihre Kinder im Jahr 2014 fast sechseinhalb Stunden pro Werktag betreuten, taten Männer dies nur zweieinhalb Stunden – kaum mehr als im Jahr 2004. „Die Entlastung der Frauen bei der Kinderbetreuung um nahezu eineinhalb Stunden geht also weniger auf die Männer zurück, sondern dürfte eher am Ausbau der Kindertagesstätten seit dem Jahr 2010 liegen“, so Holst.

Auch wenn man Erwerbs- und Hausarbeit sowie Kinderbetreuung zusammen betrachtet, sind Frauen im Durchschnitt stärker belastet als Männer: Zwar sind sie werktags gut zweieinhalb Stunden weniger erwerbstätig, kümmern sich dafür aber gut viereinhalb Stunden mehr um den Haushalt und die Kinder. „Soll die Chancenungleichheit auf dem Arbeitsmarkt weiter abgebaut werden, führt kein Weg daran vorbei, dass sich Männer und Frauen die Arbeit im Haushalt und bei der Kinderbetreuung gleichmäßiger aufteilen“, betont Holst. „Die vom DIW Berlin erarbeiten Vorschläge zur Familienarbeitszeit und zum Ausbau qualitativer Kita-Plätze sind richtige Schritte auf dem Weg zu diesem Ziel.“

Weitere Informationen:

http://diw.de/de/diw_01.c.528162.de/themen_nachrichten/auch_in_doppelverdienstha…

Quelle: idw

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Wenn Patienten googlen, fühlen sie sich gesünder

Dr. Evamarie Blattner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Wissensmedien

Forscherinnen und Forscher des Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen „Bildung in Informationsumwelten“ haben herausgefunden, dass das Suchen und Lesen von medizinischer Information im Internet zu einer positiveren Wahrnehmung der eigenen Gesundheit führen kann – und zwar dann, wenn Patienten nach einer Diagnose gesundheitliche Bedrohung erleben.

Plötzliche Kälte, wechselhafte Temperaturen und Regen – bei diesem Wetter haben Viren ein leichtes Spiel. Patienten suchen bei vielen Erkrankungen das Gespräch mit Ihrem Arzt, doch dies wird häufig als zu kurz oder oberflächlich empfunden. Erkrankte nutzen daher das Internet, um ihre Diagnose besser zu verstehen und Informationen über das Heilungsverfahren oder den Krankheitsverlauf zu erfahren.

Psychologen des Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen „Bildung in Informationsumwelten“ haben herausgefunden, dass Patienten nach medizinischen Diagnosen und im Falle eines von Krankheit ausgehenden Gefühls der Bedrohung Informationen über ihre Krankheit bei der Internetsuche einseitig aufnehmen. Dabei ist überraschend: Je schwerer die Erkrankung, desto zuversichtlicher fühlen sich Menschen nach intensiver Internetrecherche in Bezug auf ihre eigene Gesundheit.

Den Grund vermuten die Wissenschaftler darin, dass das Gefühl von Einschränkung und persönlicher Bedrohung, wie es häufig durch eine medizinische Diagnose ausgelöst wird, zu einer einseitigen Informationsauswahl und Verarbeitung führt. Das bedeutet, dass sich viele Menschen unter Bedrohung bei ihrer Internetrecherche unbewusst auf die positiven Informationen konzentrieren und negative ausblenden, wie der Psychologe Prof. Dr. Kai Sassenberg erklärt: „Um das Gefühl der Bedrohung zu reduzieren, wählen Patienten bei der Informationssuche im Internet mehr positive Links aus und erinnern sich öfter an positive Informationen aus gelesenen Texten.“ Erkrankte formen sich so einen verfälschten Eindruck von ihrer eigenen Situation, denn sie übersehen potentielle negative Verläufe ihrer Krankheit.

Da Patienten nach der Internetsuche häufig mit diesem einseitigen Bild zum Arzt zurückkehren, sehen sich Ärzte neuen Herausforderungen gegenüber. In einer Zusammenarbeit mit Dozenten des Universitätsklinikums Tübingen arbeiten die Forscherinnen und Forscher des Leibniz-Instituts für Wissensmedien derzeit im Rahmen des Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen an Unterrichtseinheiten für zukünftige Ärzte. Darin lernen Medizinstudierende den angemessenen Umgang mit (fehl-)informierten Patienten.

Studie:
http://dx.doi.org/10.2196/jmir.5140

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Kai Sassenberg
Leibniz-Institut für Wissensmedien
Schleichstraße 6, 72076 Tübingen
k.sassenberg@iwm-tuebingen.de
07071/979-220.

Weitere Informationen zum Leibniz-WissenschaftsCampus:
Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen
Meike Romppel M.A. (Koordination)
Leibniz-Institut für Wissensmedien
Schleichstraße 6, 72076 Tübingen
m.romppel@iwm-tuebingen.de
07071/979-213.

Der Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen „Bildung in Informationsumwelten“
Der Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen ist ein interdisziplinärer Forschungsverbund des Leibniz-Instituts für Wissensmedien Tübingen und der Eberhard Karls Universität Tübingen. Weitere Partner sind das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, die Albert-Ludwigs-Universität und die Pädagogische Hochschule Freiburg, das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung Bonn und die Hochschule der Medien in Stuttgart. Die Grundidee des Leibniz-WissenschaftsCampus ist es, außeruniversitäre und universitäre Forschung zu vernetzen, um ein Maximum an Grundlagenforschung und Anwendungsrelevanz zu generieren.
Die Forschung im Verbund widmet sich Bildungsprozessen in modernen Wissens- und Informationsgesellschaften und betreibt fachübergreifende Bildungsforschung. Die Expertise der 60 beteiligten Wissenschaftler erstreckt sich von Psychologie, Informatik, Erziehungswissenschaft, Soziologie, Wirtschaftswissenschaft, Medienwissenschaft bis hin zu Medizin.
Bildung und Lernen – zwei Begriffe, die hauptsächlich mit realen Orten wie Schule oder Hochschule verbunden sind. Das digitale Zeitalter schafft jedoch neue Lernorte, erweitert die Quellen für Informationen und lässt Nutzer auch zu Produzenten von Wissen werden. Medien, allen voran das Internet verändern den Wissenserwerb und Bildung nachhaltig. Aus der Fülle der Informationen stellen sich Lernende nach ihren Interessen, Bedürfnissen und Fähigkeiten ihre bildungsrelevanten Informationen zusammen und schaffen so ihre persönliche Informationsumwelt. Der Leibniz-WissenschaftsCampus Tübingen geht der Frage nach, wie Informationsumwelten den Wissenserwerb bereichern, aber auch wie Technologien gestaltet sein müssen, um Barrieren und Verzerrungen beim Lernen entgegenzuwirken.

Das Leibniz-Institut für Wissensmedien
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen erforscht das Lehren und Lernen mit digitalen Technologien. Rund 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kognitions-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften arbeiten multidisziplinär an Forschungsfragen zum individuellen und kooperativen Wissenserwerb in medialen Umgebungen.

Quelle: idw

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Neue Plattform für die Herstellung von Biomethan

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Im März 2016 wird die neue Plattform für Biomethanherstellung Gaya in Saint-Fons, im sogenannten Vallée de la Chimie in Lyon [1], eingeweiht. Das Projekt wird vom Unternehmen Engie und der französischen Behörde für Atom- und alternative Energien (CEA) getragen. In der Anlage wird Biomethan aus Biomasse der zweiten Generation hergestellt, das heißt aus non-Food-Biomasse wie Holz, Stroh und Pappe.

Gaya ist eine Demonstrationsanlage, in der Technologien im industriellen Maßstab getestet werden sollen. Zu diesem Zweck wird eine Lieferkette mit lokalen Partnern aus der Papierindustrie sowie der Land- und Forstwirtschaft aufgebaut. Die trockene Biomasse wird dann in einem Vergaser auf mehr als 800 °C erhitzt, um Kohlenstoffe, Sauerstoff und Wasserstoff zu synthetisieren. Dieses Synthesegas wird anschließend durch Methanisierung mit Katalysatoren in reines (Bio-)Methan umgewandelt. Das erzeugte Biomethan steht dann für Erdgasfahrzeuge zur Verfügung. Das Synthesegas kann aber auch ins Netz eingespeist werden und somit Haushalte und die Industrie versorgen.

Die Plattform ist modular aufgebaut, so dass später neue Technologien einbezogen werden können. Ziel ist es, die regionale Branche optimaler zu organisieren, um den kritischen industriellen Maßstab zu erreichen. Aus diesem Grund steht das Projekt auch neuen Partnern offen. Angestrebt wird ein 24 Stunden-Betrieb, 23 Wochen pro Jahr, mit einem energetischen Wirkungsgrad von 65%. Nach einer dreijährigen Testphase ist für 2020 der Bau einer industriellen Anlage geplant.

Neben Engie und der CEA nehmen 9 weitere Partner an diesem Projekt teil, darunter Forschungslabore und Unternehmen. Die Finanzierung wird zum größten Teil von Engie (38 Millionen €) und der französischen Organisation für Umwelt- und Energiewirtschaft (ADEME) (17 Millionen €) getragen.

[1] Siehe „Über 300 Millionen Euro für das „Vallée de la Chimie“ von 2012 bis 2016″, Wissenschaft Frankreich, 03/02/2016 – http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/forschungspolitik-und-innovation/ueber-…

Weitere Informationen:
Webseite des Projektes (auf Englisch und Französisch): projetgaya.com

Quelle: „Un procédé de production de gaz vert à l’essai“, Presseartikel aus Les Echos, 01.02.2016

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/umwelt-klima-agronomie/neue-plattform-f…

Quelle: idw

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Europa um eine Schlange reicher – Neue Ringelnatter-Art entdeckt

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Wissenschaftler der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden haben mit einem internationalen Team eine neue Schlangenart in Europa entdeckt. Die Forscher konnten in einer heute im Fachjournal „Biological Journal of the Linnean Society“ veröffentlichten integrativen Studie zeigen, dass die „Iberische Ringelnatter“ keine Unterart der weit verbreiteten eurasiatischen Ringelnatter, sondern eine eigene Art ist.

Die Ringelnatter ist in Europa weit verbreitet; in Deutschland zählt das für den Menschen harmlose Reptil mit dem charakteristischen hellen Halsring zu den am häufigsten auftretenden Schlangenarten. „Vielleicht liegt es an dieser Häufigkeit, dass es auch bezüglich ihrer Taxonomie eine Vielfalt an Meinungen gibt“, sagt Prof. Dr. Uwe Fritz, Direktor der Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden und fährt fort: „Die Spanne reicht je nach Autor von 4 bis 14 Unterarten.“

Fritz hat nun gemeinsam mit der Doktorandin Carolin Kindler, Kollegen vom Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn und weiteren internationalen Partnern herausgefunden, dass die bisher als Unterart geführte „Iberische Ringelnatter“ eine eigene Art ist. „Europas Wirbeltiere gelten als gut erforscht – da ist die Entdeckung einer neuen Art schon etwas ganz Besonderes“, freut sich Kindler.

Das Wissenschaftlerteam hat mehr als 300 Schlangen aus verschiedenen Sammlungen mit unterschiedlichen Methoden untersucht und diese Daten mit genetischen Mustern von 85 Ringelnattern kombiniert: „Wir haben die externe Morphologie, wie beispielsweise die Zahl der Schuppen, mit Eigenschaften des Knochenbaus und genetischen Merkmalen verknüpft und konnten anhand dessen zeigen, dass die Iberische Ringelnatter – Natrix astreptophora – eine eigene Art ist“, erläutert Fritz.

Die genetischen Untersuchungen zeigen auch, dass die neu entdeckte Art ihren Lebensraum nicht mit der in Europa und Asien weit verbreiteten Ringelnatter-Art Natrix natrix und deren Unterarten teilt. Natrix astreptophora kommt in der nordafrikanischen Maghreb-Region, auf der Iberischen Halbinsel und im Süden Frankreichs vor. Kindler hierzu: „Die beiden Arten treffen nur in Südfrankreich nahe der Pyrenäen aufeinander.“ Dennoch wurden in diesem Gebiet fast keine Hybride der Arten gefunden – „ein weiterer Beleg, dass es sich bei Natrix astreptophora um eine eigene Art handelt“, ergänzt Fritz.

Als Jäger von Amphibien und anderen Kleintieren sind die bis zu 150 Zentimeter langen Ringelnattern an feuchte Lebensräume gebunden. Durch Entwässerung von Feuchtgebieten, der Regulierung von Flussläufen und der Intensivierung der Teichwirtschaft ist ihr Lebensraum jedoch bedroht. Die Iberische Ringelnatter ist allerdings vom Wasser wesentlich unabhängiger als die weiter verbreitete Art. Zahlreiche Ringelnattern werden Opfer des Straßenverkehrs; an großen Seen führt Tourismus zu einer weiteren Bedrohung der Ringelnattern. „Zu wissen, mit welcher Art wir es zu tun haben, hilft uns ihre Gefährdung besser einzuschätzen und rechtzeitig Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Dies ist umso wichtiger, weil die Iberische Ringelnatter andere Lebensräume bevorzugt“, fasst Kindler zusammen.

Kontakt
Frau Carolin Kindler
Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden
Tel. 0351 795841 4362
carolin.kindler@senckenberg.de

Prof. Dr. Uwe Fritz
Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden
Tel. 0351 – 795841 4326
Uwe.Fritz@senckenberg.de

Judith Jördens
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
Felix Pokrant, Carolin Kindler, Martin Ivanov, Marc Cheylan,
Philippe Geniez, Wolfgang Böhme & Uwe Fritz (2015): Integrative taxonomy provides evidence for the species
status of the Ibero-Maghrebian grass snake Natrix
astreptophora. Biological Journal of the Linnean Society

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig, † 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel „die beste der möglichen Welten“ – einem Leibniz-Zitat – rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen. www.bestewelten.de

Quelle: idw

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Unterirdische CO2-Speicherung: Risiken für Stoffkreisläufe im Boden

Axel Burchardt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Hohe Konzentration von Kohlendioxidgas in Böden kann die Gemeinschaften von Bodenlebewesen langfristig stark verändern – und damit auch Prozesse im Ökosystem wie den unterirdischen Kohlenstoffkreislauf und die Kohlenstoffspeicherung. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Team. Für ihre Studie hatten die Forschenden Bodenorganismen und Stoffkreisläufe an einer natürlichen Kohlendioxidquelle (Mofette) und in einem Vergleichsboden untersucht. Die Ergebnisse erlauben Rückschlüsse auf die Auswirkungen möglicher Lecks bei der Kohlendioxid-Einlagerung im Untergrund, die langfristig das Nahrungsnetz und den Stoffwechsel im Boden verändern könnten.

Je deutlicher die Dimensionen der globalen Erwärmung werden, umso größer wird auch der Druck, Möglichkeiten zu finden, um einen weiteren Anstieg der Konzentration von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre zu vermeiden. Dabei wird auch die Abscheidung und unterirdische Speicherung dieses Treibhausgases diskutiert. Doch welche Auswirkungen und Risiken hätten solche Speicher?

Was passieren würde, wenn ein solcher Speicher undicht würde, lässt sich kaum durch praktische Versuche herausfinden. In den letzten Jahren ist daher ein kleines Tal im tschechischen Bäderdreieck zu einer Art Freilandlabor geworden. Denn hier strömt in sogenannten Mofetten Kohlendioxid in großen Mengen natürlich aus der Tiefe. An diesen Spätfolgen des Vulkanismus lassen sich die Auswirkungen hoher Kohlendioxid-Konzentrationen studieren, ohne dass der Mensch in die Natur eingreifen muss. Heilbäder wie Karlovy Vary (Karlsbad), Mariánské Lázne (Marienbad) oder Františkovy Lázně (Franzensbad), aber auch die Kurorte Bad Elster und Bad Brambach in Sachsen verdanken ihre Existenz den vulkanischen Aktivitäten in früheren Zeiten.

Kohlendioxid im Boden bewirkt, dass Bodentiere ausgeschlossen werden
Das Team unter der Leitung von Prof. Dr. Kirsten Küsel vom Lehrstuhl für Aquatische Geomikrobiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) nahm rund um eine Mofette den Boden unter die Lupe, in dem die Luft durch beinahe reines Kohlendioxid geprägt war. Von 2012 bis 2014 sammelten die Forschenden dreimal pro Jahr Proben. Diese verglichen sie anschließend mit Proben von einem Vergleichsboden ohne erhöhte Kohlendioxid-Konzentration, der nur wenige Meter entfernt war. „In dem Boden von der Mofette fanden wir deutlich mehr organisches Material, also Reste von abgestorbenen Pflanzen und Tieren, die normalerweise von kleinen Bodentieren und von Einzellern, Bakterien und Pilzen abgebaut werden“, berichtet Dr. Felix Beulig von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der inzwischen an der Universität Aarhus in Dänemark forscht. Durch moderne chemische und molekularbiologische Methoden konnten die Forschenden den Mechanismus aufdecken, der diese Veränderung bewirkt hatte: Das Kohlendioxid hatte die Lebensbedingungen im Boden so verändert, dass Bodentiere ausgeschlossen wurden und sich die Gemeinschaft der Mikroorganismen hin zu weniger vielfältigen, dafür aber höher spezialisierten Arten verschoben hatte. Dadurch wurde das Nahrungsnetz im Boden weniger effizient beim Abbau von organischem Material, das sich daraufhin im Boden angereichert hatte. Zudem konnte durch Isotopenmessungen gezeigt werden, dass im organischen Bodenmaterial große Mengen an Kohlenstoff aus dem Erdmantel gebunden war. Diesen hatten zuvor Pflanzen und Mikroorganismen über das ausströmende Kohlendioxid aufgenommen.

Sogenannte „omics“-Methoden hatten es den Forschenden erlaubt, gleichzeitig die gesamte in allen Bodenlebewesen vorhandene Erbinformation (DNA und RNA) bei ihrer Analyse zu berücksichtigen. Zudem konnte das Team feststellen, welche Erbinformation gerade aktiv genutzt wurde. Dadurch ließen sich Rückschlüsse auf jene Stoffkreisläufe im Boden ziehen, die Bindung und Abbau von Kohlenstoff beeinflussen. „Unsere Ergebnisse lassen darauf schließen, dass extrem hohe Konzentrationen von Kohlendioxid langfristig das Nahrungsnetz und den Stoffwechsel im Boden verändern“, erklärt Prof. Kirsten Küsel von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dem iDiv. Die umfassende Analyse mit einer Kombination von „omics“- und biogeochemischen Methoden wurde auch von Prof. Dr. Joshua Schimel von der University of California in einem Kommentar hervorgehoben, der in der gleichen Ausgabe von „Nature Microbiology“ erschienen ist.

Die untersuchte Mofette ist ein extremes Habitat, das lange als lebensfeindlicher Ort galt. Dass stark angepasste Organismen sich dort aber durchaus wohl fühlen, konnte das Forscherteam bereits im vorigen Jahr zeigen. Die aktuelle Studie brachte nun Einblicke in die komplexen Zusammenhänge zwischen Organismengemeinschaften und der Kohlenstoffdynamik im Boden. Die Ergebnisse werden helfen, die Umweltrisiken der unterirdischen Kohlendioxid-Speicherung besser beurteilen zu können. [Tilo Arnhold, Tabea Turrini]

Publikationen:
Felix Beulig, Tim Urich, Martin Nowak, Susan E. Trumbore, Gerd Gleixner, Gregor D. Gilfillan, Kristine E. Fjelland and Kirsten Küsel (2016): Altered carbon turnover processes and microbiomes in soils under long-term extremely high CO2 exposure. Nature Microbiology Vol. 1, Article number: 15025. 27 January 2016. doi:10.1038/nmicrobiol.2015.25
http://www.nature.com/articles/nmicrobiol201525

Kommentar („News and Views“) dazu:
Joshua Schimmel (2016): Microbial ecology: Linking omics to biogeochemistry. Nature Microbiology Vol. 1, Article number: 15028. 27 January 2016. doi:10.1038/nmicrobiol.2015.28
http://www.nature.com/articles/nmicrobiol201528

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Kirsten Küsel
Lehrstuhl für Aquatische Geomikrobiologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena und stellvertretende Direktorin des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
Tel.: 03641-949461
http://www.geomicrobiology.de/
https://www.idiv.de/de/das_zentrum/mitarbeiterinnen/mitarbeiterdetails/eshow/kue…
und
Dr. Felix Beulig
Friedrich-Schiller-Universität Jena
derzeit
Aarhus University (Dänemark)
http://bios.au.dk/en/
http://pure.au.dk/portal/en/persons/id%288b62ba4d-0479-4df2-9cf9-8d4c16cba6ec%29…
sowie
Axel Burchardt, Pressestelle der FSU Jena
Tel.: 03641-931030
http://www.uni-jena.de/pressestelle.html
und
Tilo Arnhold/Tabea Turrini, Pressestelle iDiv
Tel.: 0341-9733-197, -106
http://www.idiv.de/de/presse/mitarbeiterinnen.html

Weitere Informationen:
https://www.uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM150401_Mofetten.html – Leben für Spezialisten: im giftigen Atem schlafender Vulkane (Pressemitteilung der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom 01.04.2015)
https://www.ufz.de/index.php?de=6141 – Wissenschaftler finden neue Erklärung für Schwarmbeben im Vogtland (Pressemitteilung des UFZ vom 22.09.2005)

Quelle: idw

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Chemische Substanzen in Verpackungen, Cremes oder Nahrung stören das Hormonsystem

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Mainz – Das menschliche Hormonsystem ist ein fein austariertes System, das Stoffwechsel, Wachstum, Reproduktion, Schlaf und Stimmung reguliert. Hormone binden an spezielle Rezeptoren, die dann die biologischen Wirkungen vermitteln. Substanzen, welche die Hormonbindung beeinträchtigen, können beispielsweise zu Störungen im Blutzuckerhaushalt oder im Kalziumstoffwechsel führen und damit Diabetes oder Osteoporose begünstigen. Diese Endokrine Disruptoren genannten Chemikalien finden sich in Plastikverpackungen, Fertignahrung und in Kosmetika. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) mahnt zu einem bewussten Umgang mit diesen im Alltag weit verbreiteten Stoffen.

Seit längerer Zeit wissen Experten, dass Endokrine Disruptoren starke Auswirkungen auf die Gesundheit haben können. Von den über 800 chemischen Substanzen, die überall im Alltag zu finden sind, wirken manche wie Hormone und binden im Körper an einen Hormonrezeptor. Andere wiederum blockieren Hormonrezeptoren und verhindern so, dass körpereigene Hormone andocken und wirksam werden können. Wieder andere stören die Produktion oder die Umwandlung körpereigener Hormone und bringen so das fein austarierte Hormonsystem aus der Balance.

Endokrine Disruptoren (engl.: endocrine disrupting chemicals, EDC) finden sich in Kunststoffverpackungen, Fertignahrung, Kosmetika und elektronischen Geräten. „Wir wissen nicht, ob alle diese Stoffe das Hormonsystem nachhaltig beeinflussen. In letzter Zeit mehren sich aber die Hinweise, dass auch zunächst unverdächtige und scheinbar nützliche Chemikalien wie Weichmacher für Plastik, Flammschutzmittel, Beschichtungen für Pfannen und Verpackungen als EDC auf Menschen wirken“, erläutert Professor Dr. rer. nat. Ulrich Schweizer vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Zur Wirkungsweise der EDC erklärt der Wissenschaftler und Hormonexperte, dass diese durch die Bindung an Hormonrezeptoren deren Wirkung entweder übertreiben oder blockieren. „So können Xenoöstrogene das Eintrittsalter in die Pubertät senken und Antiandrogene zu vermehrten Penismissbildungen sowie zu einer seit Jahrzehnten beobachteten Verminderung der Samenqualität führen“, sagt Professor Schweizer. Auch nähmen hormonabhängige Krebsarten wie Brust- und Prostatakrebs beständig zu und korrelierten mit der Anreicherung bestimmter EDC im Körper, so der DGE-Experte.

Fünf Jahre nach einer ersten systematischen Studie hat die US-amerikanische Endocrine Society ein Papier (EDC-2) vorgelegt, in dem die gesamte neue Literatur systematisch analysiert wurde. Professor Schweizer erläutert: „Die Auswertung zeigt deutlich, dass EDC auch zur Erhöhung chronischer Erkrankungen wie Übergewicht und Diabetes beitragen.“ Für einige Stoffe liegen bereits belastbare Daten vor. Dazu gehören Bisphenol A (BPA), das in vielen Beschichtungen für Lebensmittelverpackungen enthalten ist, Phthalsäureester (Phthalate), die als Weichmacher für Plastik dienen, Pestizide und Herbizide wie DDT und Atrazin sowie Industriechemikalien wie polychlorierte Biphenyle (PCB) und polybromierte Diether. Letztere werden als Flammschutzmittel in Matratzen und Elektrogeräten verarbeitet. All diese Produkte werden jährlich im Tonnenmaßstab produziert und wirken schon in geringsten Konzentrationen auf Mensch und Tier.

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) weist schon seit Jahren auf die Gefahren durch Endokrine Disruptoren hin. Sie unterstützt die Schlussfolgerungen des internationalen Expertenteams, welches neben einer intensivierten und international koordinierten Forschung eine verstärkte Information der Öffentlichkeit, der Politik und der regulatorischen Behörden fordert, um dem länderübergreifenden Problem einer zunehmenden Belastung von Nahrungsmitteln und Umwelt mit EDC entgegenzuwirken.
Problematisch ist aus Sicht von Professor Dr. med. Matthias Weber, Mediensprecher der DGE und Leiter der Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, dass neue Chemikalien auf den Markt kommen, nachdem sie zwar auf akute Giftigkeit hin getestet wurden, aber ohne dass ihre Unbedenklichkeit als EDC geprüft wäre. „Zur Sicherheit gehört eben auch zu klären, ob sie bereits in niedrigen Dosen in das Hormonsystem eingreifen.“ Professor Schweizer ergänzt: „So wurde das in Verruf geratene BPA durch Bisphenol S ersetzt, das sich im Nachhinein als genauso wirksame EDC entpuppt hat wie die Substanz, die es ersetzen sollte.“

Den Verbrauchern rät Professor Schweizer, ihre Macht als Kunden zu nutzen und gegebenenfalls das Kaufverhalten zu ändern. „Jeder kann selbst entscheiden, ob er die Wurst oder den Käse scheibenweise in Folie verpackt kaufen möchte, ob Äpfel einzeln eingeschweißt sein müssen und ob man seinen Kaffee im Gehen aus beschichteten Pappbechern trinken möchte.“

Literatur:
Gore, A. C. , Chappell, V. A., Fenton, S. E. et al.: Executive Summary to EDC-2: The Endocrine Society’s Second Scientific Statement on Endocrine-Disrupting Chemicals. Endocr. Rev. 2015 Dec;36(6):593-602. doi: 10.1210/er.2015-1093.
Abstract: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26414233

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

http://www.endokrinologie.net

Quelle: idw

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Wissenschaftler schlagen Alarm: Bedeutung der Versalzung von Gewässern wird weltweit unterschätzt

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Zu viel Salz ist nicht nur für den Menschen schlecht, es schadet auch Gewässern. Die Versalzung von Gewässern wird allerdings laut einer aktuellen internationalen Studie unter Beteiligung der Universität Koblenz-Landau weltweit unterschätzt und die Folgen zu wenig beachtet.

Zu viel Salz ist nicht nur für den Menschen schlecht, es schadet auch Gewässern. Die Versalzung von Gewässern wird allerdings laut einer aktuellen internationalen Studie unter Beteiligung der Universität Koblenz-Landau weltweit unterschätzt und die Folgen zu wenig beachtet. Die Wissenschaftler fordern daher Politik und Behörden in einem in der Fachzeitschrift „Science“ gerade veröffentlichen Artikel auf, die Versalzung künftig in ihrem Gewässermanagement zu berücksichtigen. Die Forscher haben Ursachen und Lösungen für verschiedene Versalzungsphänomene zusammengetragen und schlagen ein Konzept vor, wie die Versalzung reguliert werden sollte.

Weltweit gibt es viele Ursachen, die dazu führen, dass Gewässer versalzen: Landwirtschaft, Abwässer aus der Gewinnung von Ressourcen wie Berg- und Salzabbau oder das Ausbringen von Salz auf Straßen können eine erhöhte Salzkonzentration bewirken. In Deutschland liegen die Gründe für die Gewässerversalzung hauptsächlich in den Abwässern aus der chemischen und Kali-Industrie. Regional gibt es in Gewässern auch hohe Salzgehalte aufgrund der geologischen Bedingungen. „Künftig könnte auch Fracking zu einem erheblichen Anstieg an salzbelasteten Abwässern führen“, so Ralf Schäfer, Juniorprofessor für Landschaftsökologie am Institut für Umweltwissenschaften Landau der Universität Koblenz-Landau. Auch der Klimawandel und die zunehmende Nachfrage nach Trinkwasser sind Treiber der weltweiten Gewässerversalzung.

Versalzen Gewässer, sterben gewässertypische salzempfindliche Arten wie Eintags-, Stein- und Köcherfliegen. Dadurch nehmen Ökosystemdienstleistungen wie das Bereitstellen von Trinkwasser und Biodiversität ab. Begünstigt wird dagegen eine massenhafte Entwicklung salzrobuster Tierarten, Algen und Wasserpflanzen. Auch die Einwanderung gebietsfremder Arten wird begünstigt. Die Gewässerqualität nimmt ab. „Das könnte bedeuten, dass durch die Versalzung von Gewässern in Europa die Zielstellung des guten Zustandes, wie ihn die EU-Wasserrahmenrichtlinie vorgibt, nicht erreicht werden kann“, gibt Schäfer zu bedenken. Bei gravierender Versalzung, wie sie insbesondere in Südost-Asien auch von Trinkwasserreserven und auf landwirtschaftlichen Flächen vorkommt, entstehen bedeutende wirtschaftliche Schäden und die Kosten für die Trinkwasserbehandlung steigen. Regional sind sogar Überlebensfragen mit der Umweltbelastung verbunden.

Die Versalzung von Gewässern ist nicht neu. „Das Phänomen ist bekannt, es wird bisher allerdings kaum beachtet“, so Schäfer. Dies liegt einerseits daran, dass die Zunahme an Leitfähigkeit oder Ionen-Konzentration, die Versalzung anzeigt, typischerweise als Ausdruck von anderen Problemen betrachtet wurde wie Abwasserreinigung oder landwirtschaftliche Nährstoffeinträge. Andererseits sind sowohl Landwirtschaft als auch Ressourcenabbau wichtige wirtschaftliche Bereiche. „Deren starke Akteure dürften an einer strikten Regulierung allerdings kaum ein Interesse haben“, so Oliver Frör, Professor für Umweltökonomie am Institut für Umweltwissenschaften Landau der Universität Koblenz-Landau.

Die 23 Ko-Autoren der Studie, die alle bewohnten Kontinente abdecken, haben auf Basis ihrer Erfahrungen, wie in den jeweiligen Ländern und Regionen Versalzung gemanagt wird, ein Konzept entwickelt, wie die Belastung durch Salz reguliert werden könnte. Wie bei anderen Schadstoffen auch, sollen dafür in Experimenten zunächst für unterschiedliche Salzbelastungen Schwellenwerte abgeleitet werden, deren Einhaltung Ökosysteme nicht gefährdet.

„Es müssen dringend Umweltstandards entwickelt werden, um eine voranschreitende Versalzung von Gewässern aufzuhalten“, so Schäfer. Die Wissenschaftler sehen hierbei die Politiker über gesetzliche Regeln sowie Behörden und Ämter der Wasserwirtschaft gefordert. Auch sollten Forschung und Umweltverwaltung in enger Kooperation zusammenarbeiten, damit wissenschaftliche Erkenntnisse in Verwaltungshandeln umgesetzt werden können. „In unserem Konzept spielt die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen, Politik und Verwaltung eine wesentliche Rolle“, so Frör. Dabei gelte es auch, Umweltschäden in ökonomische Rechnungen aufzunehmen, die bislang keine Beachtung gefunden haben. Wichtig sei außerdem der Erfahrungsaustausch mit Ländern, die bereits stark betroffen sind und schon Sanierungsmaßnahmen getroffen haben.

In ihrem Artikel stellen die Autoren verschiedene Lösungsansätze vor, wie sie teilweise schon praktiziert werden. Die Belastung von Gewässern ließe sich bereits durch einen reduzierteren Wassereinsatz in der Landwirtschaft sowie durch Alternativen zum Streusalz minimieren. Salzhaltige Abwässer, wie sie durch den Kali-Abbau entstehen, müssten beispielsweise mittels Eindampfen entsprechend behandelt und in Kläranlagen ein Verfahren zur Entsalzung eingesetzt werden, um die Salzfracht aus städtischen Gebieten zu reduzieren. „In Forschung und Entwicklung zur Wertstoffrückgewinnung müsste investiert werden“, so Ralf Schäfer.

Kurzprofil Institut für Umweltwissenschaften Landau
Das Institut für Umweltwissenschaften Landau betreibt grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung, in deren Fokus die vielfältigen Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt stehen. Das Institut vereint die Expertisen von neun interdisziplinären Arbeitsgruppen und damit aktuelle Forschung vom Molekül über Ökosysteme bis zur menschlichen Gesellschaft. Das Institut für Umweltwissenschaften Landau wurde 2004 an der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau gegründet. Weitere Informationen: http://www.umwelt.uni-landau.de

Die Studie:
„Saving freshwater from salts: Ion-specific standards are needed to protect biodiversity“, Cañedo-Argüelles M., Hawkins C.P., Kefford B.J., Schäfer R.B., Dyack B.J., Brucet S., Buchwalter, D. B., Dunlop, J.E., Frör, O. et al. Die Studie wurde am 25.02.2016 in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht:
http://science.sciencemag.org/content/351/6276/914

Kontakt:
Universität Koblenz-Landau
Institut für Umweltwissenschaften Landau
Jun.-Prof. Dr. Ralf Schäfer
Fortstraße 7
76829 Landau
Tel.: (06341) 280-31536
E-Mail: schaefer-ralf@uni-landau.de

Universität Koblenz-Landau
Institut für Umweltwissenschaften Landau
Prof. Dr. Oliver Frör
Fortstraße 7
76829 Landau
Tel.: (06341) 280-31534
E-Mail: froer@uni-landau.de

Weitere Informationen:
http://science.sciencemag.org/content/351/6276/914 Studie
http://www.umwelt.uni-landau.de Homepage des Instituts

Quelle: idw

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Grippe trifft besonders Menschen mittleren Alters

Susanne Thiele Presse und Kommunikation
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung

Experten des HZI geben eine Einschätzung der Lage und erklären die Ursachen

Die Grippewelle ist da. Wie üblich zu dieser Jahreszeit, nehmen in den letzten Wochen die Influenzafälle in Deutschland zu. Prof Klaus Schughart, Leiter der Abteilung Infektionsgenetik, Prof. Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie, und Prof. Carlos A. Guzmán, Leiter der Abteilung Vakzinologie, am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig äußern sich zur aktuellen Lage und den Hintergründen.

„Wir können aktuell einen Anstieg beobachten, der nicht ungewöhnlich für diese Jahreszeit ist. Nach dem bisherigen Verlauf zu urteilen, erwarten wir den Höhepunkt in etwa zwei bis drei Wochen“, sagt Klaus Schughart. Wie schlimm die Grippewelle in diesem Jahr wird und ob der Höhepunkt wirklich wie erwartet auftritt, lässt sich hingegen noch nicht sagen.

Einen entscheidenden Unterschied zu vergangenen Grippewellen gibt es allerdings, denn die Grippe trifft in diesem Jahr eine Bevölkerungsgruppe besonders schlimm, die normalerweise kaum unter ihr zu leiden hat. „Die aktuelle Grippewelle trifft nach ersten Erkenntnissen Menschen mittlerer Altersgruppen, also Menschen zwischen 15 und 59 Jahren, häufiger und schwerer, als bei Grippewellen, die von anderen Virusstämmen dominiert werden. Normalerweise sind vor allem Kinder und ältere Menschen, also Menschen mit einem noch nicht ausgereiften oder bereits geschwächten Immunsystem betroffen“, sagt Krause.

Dominant ist in diesem Jahr der Virusstamm A(H1N1)pdm09. „Etwa 70 Prozent der bisherigen Erkrankungen sind auf diesen Virusstamm zurückzuführen. Im letzten Jahr waren es nur etwa 15 Prozent. Damals dominierte der H3N2-Stamm“, sagt Guzmán. Die derzeit dominierende Variante des H1N1-Stammes ist noch sehr jung und trat erstmals 2009 auf. Da die Variante zunächst bei Schweinen zirkulierte, erhielt sie damals den Beinamen „Schweinegrippe“. „Inzwischen ist diese Bezeichnung aber nicht mehr sinnvoll, denn der Virusstamm wird mittlerweile hauptsächlich von Mensch zu Mensch übertagen. Die Übertragung von Schwein zu Mensch spielt hier inzwischen epidemiologisch keine Rolle mehr“, sagt Krause.

Identisch ist aber, dass auch im Jahr 2009 vergleichsweise häufig schwere Erkrankungen in der mittleren Altersgruppe zu beobachten waren. „Ein Grund dafür ist vermutlich, dass diese Altersgruppe noch nicht so häufig Gelegenheit hatte, eine Immunität gegen den Virusstamm aufzubauen. Das liegt daran, dass wir es mit einer relativ neuen Variante zu tun haben“, sagt Krause. Normalerweise entwickelt der Körper eine Immunität gegen Viren, mit denen er bereits in Kontakt war, beziehungsweise die er erfolgreich bekämpft hat. Diese Immunität kann entweder durch eine Impfung zustande kommen oder durch eine natürliche Infektion. „Personen mittleren Alters hatten vielleicht einfach noch keinen Kontakt mit einem Virusstamm, der dem aktuellen ähnlich ist. Deshalb sind sie schlechter geschützt, als ältere Menschen, die einer ähnlichen Variante des Virus bereits begegnet sind“, sagt Guzmán.

Ob der aktuell empfohlene Grippeimpfstoff die Grippewelle verhindern kann, lässt sich dahingegen kaum voraussagen. „Vorläufige Daten aus der Saison 2013/2014 hatten gezeigt, dass der Influenza-Impfstoff gegen den aktuell dominierenden Virusstamm A(H1N1)pdm09 nur eine mäßige Wirksamkeit hatte. Wie sich das in dieser Saison verhält, kann jetzt noch nicht abgeschätzt werden“, sagt Krause. Im Winter 2014/2015 zeigte der Impfstoff eher eine schlechte Wirkung. „Der Grund war vor allem, dass sich das Virus während der Saison verändert hat. Gegen den Virustyp vom letzten Jahr wirkt der aktuelle Impfstoff sehr gut. Wie er gegen den aktuell dominierenden Stamm wirkt, lässt sich noch nicht sagen“, sagt Guzmán.

Weitere Informationen:
http://www.helmholtz-hzi.de – Webseite des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung

Quelle: idw

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BHKW´s könnten effizienter und wirtschaftlicher werden

Michael Ehring Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Oel-Waerme-Institut GmbH

Neue Reformgasmotortechnik erhöht elektrischen Wirkungsgrad um mindestens 10 %

Kleine Blockheizkraftwerke (BHKW) im Leistungsbereich von 50 kW elektrisch könnten künftig deutlich wirtschaftlicher betrieben werden. Möglich wird dies durch die Reformertechnologie, die parallel zum Betrieb des Verbrennungsmotors aus Erdgas und Wasserdampf ein energetisch höherwertiges Brenngas herstellt. Das erzeugte Brenngas (Reformat) besteht aus Wasserstoff, Methan, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid und wird direkt in den Motor geleitet. Dadurch wird weniger Brennstoff benötigt und der elektrische Gesamtwirkungsgrad des Systems erhöht sich signifikant.

Der Clou des Reformgasmotor-Konzepts ist, dass keine zusätzliche Hilfsenergie von außen erforderlich ist, da die für die Reformierung erforderliche Wärme aus dem heißen Motorabgas entnommen wird. Das Prinzip stammt aus der Dampfreformierung von Diesel und wurde auf den Reformgasmotor übertragen.

Die ECC Automotive GmbH und die OWI Oel-Waerme-Institut GmbH haben nun zum Abschluss ihres gemeinsamen Forschungsprojektes an einer Versuchsanlage gezeigt, dass das gekoppelte System am Beispiel eines innovativen Gasmotors und eines Dampfreformers funktioniert. Am Motorenprüfstand wurde die thermische Energie des Abgases direkt für die Reformierung und Verdampfung genutzt. In den Versuchen mit einem auf hohe Abgastemperaturen optimierten Motor konnten durch die Reformierung mehr als 10 % der im Brennstoff enthaltenen Energie im System zurückgewonnen werden. Durch die Steigerung der erzeugten Strommenge kann bei einer Netzeinspeisung mit einer erhöhten Wirtschaftlichkeit von BHKW´s gerechnet werden. Gleichzeitig sind Einsparungen fossiler Ressourcen beziehungsweise bei den CO2-Emissionen im Vergleich zu konventionellen Systemen zu erwarten. Darüber hinaus kann eine integrierte Abgasnachbehandlung im Reformer umweltschädliche Emissionen von Kohlenwasserstoffen (Formaldehyd, Methan) sowie Kohlenmonoxid deutlich reduzieren.

Das Gesamtsystem besteht aus einem Erdgas-Verbrennungsmotor zur Stromerzeugung mit einer Leistung von 20 bis zu 40 kW elektrisch, einem Dampfreformer mit einem katalytisch beschichteten Plattenwärmetauscher und den benötigten Nebenaggregaten. Dieses Konzept wurde vom OWI bereits in ähnlicher Form für die Dampfreformierung von Dieselkraftstoff im Forschungsprojekt „MÖWE“ erfolgreich zum Betrieb von Brennstoffzellen eingesetzt. Um eine maximale Wirkungsgradsteigerung im gekoppelten Betrieb zu erzielen, wurden der Verbrennungsmotor (ECC) und Reformer (OWI) aufeinander abgestimmt. Der Betrieb unter Bedingungen im Hochtemperaturbereich oberhalb von 700 °C erforderte Neuentwicklungen von Komponenten. Um den Motor mit dem energiereicheren „Reformgas“ zu betreiben und die Reformgaserzeugung mit hoch wasserstoffhaltigen Brenngasen gefahrlos einzusetzen, war ein spezielles Saugrohr zu entwickeln. Zudem wurde der Motor hinsichtlich der Wärmeverluste so optimiert, dass eine möglichst hohe Abgastemperatur für die Reformierung zur Verfügung stand. In weiteren Entwicklungsschritten ist das Fernziel, die Technik auch auf mobile Anwendungsbereiche und alternative Kraftstoffe zu übertragen.

Weitere Informationen:
http://www.owi-aachen.de/mehr-strom-und-laengere-laufzeiten/ – Hintergrundinformationen

Quelle: idw

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Dem Rebound-Effekt auf der Spur: Wenn sparsame Technik nicht zu weniger Energieverbrauch führt

Sebastian Mense Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Kassel

Moderne Technik wird immer energie-effizienter, dennoch kann der Energieverbrauch steigen – Wirtschaftswissenschaftler nennen das den Rebound-Effekt. Um auf globaler Ebene gegensteuern zu können, muss man diesen Effekt zunächst verstehen. Diese Aufgabe geht ein Team von Volkswissenschaftlern aus Kassel, Pisa und Canberra an.

Ist es möglich, den Klimawandel durch energiesparende Technologie noch zu verhindern? Dieser Frage geht Dr. Stephan Bruns vom Fachgebiet Allgemeine Wirtschaftspolitik von Prof. Guido Bünstorf im wissenschaftlichen Projekt „Energy Efficiency Innovation: Diffusion, Policy and the Rebound Effect“ nach. Das Vorhaben, das 2016 startet und über drei Jahre durchgeführt wird, ist eine Kooperation zwischen Bruns, Prof. David Stern von der Australian National University in Canberra und Prof. Alessio Moneta von der Scuola Superiore Sant‘ Anna in Pisa. Das Australian Research Council unterstützt das Projekt mit umgerechnet etwa 180.000 Euro.

„In diesem Projekt werden wir zwei Forschungsfragen nachgehen“, erklärt Stephan Bruns: „Einmal wollen wir herausfinden, wie sich technische Innovationen wie beispielsweise ein Kühlschrank mit der besten Energieeffizienzklasse, erst national und dann global ausbreiten; wir betrachten also die Diffusion dieser Energieeffizienz-Innovation. Vor allem aber ist es unser Ziel, dem Rebound-Effekt auf die Schliche zu kommen, ihn auf der Ebene einer ganzen Volkswirtschaft besser zu verstehen und durch statistische Analysen erkenntlich machen zu können.“

Der „Rebound-Effekt“ beschreibt den Umstand, dass energieeffiziente Innovationen durch ein angepasstes Verhalten der Konsumenten letztendlich nicht zu den Energieeinsparungen führen, die durch die effizientere Energienutzung möglich wären. Im Beispiel: Da ein modernes Gerät weniger Energie benötigt als der alte Kühlschrank, kann der Verbraucher geneigt sein sich einfach einen zweiten Kühlschrank in den Keller zu stellen. Ein anderes, häufig zitiertes Beispiel ist Licht: Die Einführung von energieeffizienteren Lichtquellen führte historisch vor allem zu mehr Beleuchtung. Es kann sogar zu einem sogenannten „Backfire“ kommen, erklärt Bruns. Dies ist der Fall, wenn durch die Verhaltensanpassung des Konsumenten der Energieverbrauch sogar steigt.

Das Interesse an dieser Fragestellung entwickelte Bruns mit seinen Kollegen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Die International Energy Agency geht davon aus, dass energieeffiziente Technik maßgeblich helfen kann, den Temperaturanstieg auf 2°C zu begrenzen. „Bislang aber gibt es keine umfassenden Studien, die den Rebound-Effekt für eine ganze Volkswirtschaft untersuchen, sondern überwiegend Studien zu spezifischen technischen Innovationen und ihrem Rebound-Effekt oder Studien, die sich auf Simulationen aber nicht auf Daten stützen“, sagt Bruns. Daher will er empirisch untersuchen, wie sich Energieeffizienzinnovationen auf den Energieverbrauch in ein bzw. mehreren Ländern auswirken. Die Untersuchung erfordert relativ komplizierte ökonometrische Modelle: Mit Hilfe von so genannten „causal discovery-Algorithmen“, die aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz stammen, wird das Wechselverhältnis zwischen Energiekonsum und Energieeffizienz über eine längere Zeitspanne betrachtet.

Kontakt:
Dr. Stephan Bruns
Universität Kassel
Fachgebiet Allgemeine Wirtschaftspolitik
Tel: 0561 804-3681
Email: bruns@uni-kassel.de

Weitere Informationen:
http://uni-kassel.de

Quelle: idw

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Bessere Wassernutzung könnte globale Ernährungslücke halbieren

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Verbessertes landwirtschaftliches Wassermanagement könnte helfen, die globale Ernährungslücke bis 2050 zu halbieren und einige schädliche Folgen von Klimaveränderungen auf Ernteerträge abzufedern. Zum ersten Mal haben Wissenschaftler systematisch das weltweite Potential untersucht, mehr Nahrung mit der gleichen Menge Wasser zu produzieren, indem Regennutzung und Bewässerung optimiert werden. Sie fanden heraus, dass die Möglichkeiten bislang unterschätzt wurden. Investitionen in eine kluge Bewässerung von Agrarflächen könnten den globalen Hunger erheblich verringern und gleichzeitig Bevölkerungszuwächse ausgleichen.

Allerdings bedarf die Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis spezifischer lokaler Lösungen, was eine Herausforderung bleibt.

„Intelligente Wassernutzung kann die landwirtschaftliche Produktion ankurbeln – wir waren erstaunt, auf globaler Ebene solch beträchtliche Effekte zu sehen“, sagt Leitautor Jonas Jägermeyr vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). In einem Szenario mit ambitioniertem Wassermanagement könnte die globale Kilokalorien-Produktion um 40 Prozent steigen; laut UN-Schätzungen sind etwa 80 Prozent nötig, um Unterernährung bis Mitte des Jahrhunderts auszurotten. Aber selbst bei weniger ambitionierten Szenarien zeigen die Ergebnisse, dass ganzheitliches Management landwirtschaftlicher Wasserverfügbarkeit einen wesentlichen Beitrag leisten könnte, die Teller der Armen zu füllen, so Jägermeyr. „Es zeigt sich, dass landwirtschaftliches Wassermanagement ein bislang vielfach unterbewerteter Ansatz zur Minderung von Unterernährung in kleinbäuerlichen Betrieben ist, und zur Steigerung ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Auswirkungen des Klimawandels.“

+++Großes Potential zur Steigerung von Ernteerträgen in China, Mexiko, Australien+++
Die Wissenschaftler haben umfassende biophysikalische Computersimulationen durchgeführt. Dabei haben sie für die Berechnungen festgelegt, dass sich Agrarflächen nicht in Wälder ausdehnen dürfen und keine zusätzlichen Wasserressourcen gebraucht werden. Da es sich um eine globale Studie handelt, zeigt sie detaillierte Vegetationsdynamiken und Wassernutzungseffekte in Flussgebieten zwar zu grobkörnig, um die Bedingungen auf der Ebene einzelner landwirtschaftlicher Betriebe zu simulieren, aber durchaus geeignet zum Identifizieren regionaler Brennpunkte. Das Potential zur Steigerung der Ernteerträge durch landwirtschaftliches Wassermanagement ist demnach besonders groß zum Beispiel in wasserarmen Regionen wie in China, Australien, dem Westen der USA, Mexiko und Südafrika.

„Die Abschätzung des Potentials ist oft verzwickt: Wenn Landwirte flussaufwärts Wasser, das sonst nicht genutzt würde, für eine verbesserte Bewässerung und Produktion einsetzen, erreicht weniger Wasser die Nutzer flussabwärts – und das kann dann ihre Ernten verringern“, erklärt Ko-Autor und Teamleiter Dieter Gerten vom PIK. „Wir fanden heraus, dass die Produktion aber unter dem Strich steigt. Trotzdem gibt es natürlich einige Herausforderungen bei der Verteilung. Zudem braucht es vielerlei gesetzliche Regulierung vor Ort und Anreize wie etwa Mikrokredite, um landwirtschaftliches Wassermanagement großflächig zu verwirklichen.“

+++Mulchen und Tröpfchenbewässerung als Mittel gegen Klimafolgen+++
Die Wissenschaftler bezogen eine Vielzahl sehr verschiedener konkreter Möglichkeiten des Wassermanagements mit ein, von Low-Tech-Lösungen für bäuerliche Kleinbetriebe bis hin zu industrieller Bewässerung. Wasser sammeln durch das Auffangen von überschüssigem Regenwasser in Zisternen – für zusätzliche Bewässerung während Trockenperioden – ist zum Beispiel ein in manchen Regionen weit verbreiteter traditioneller Ansatz, etwa in der Sahelzone Afrikas, wird allerdings kaum genutzt in vielen anderen halbtrockenen Regionen etwa in Asien oder Nordamerika. Mulchen ist eine weitere Möglichkeit – Böden werden mit den Ernteresten vom Feld bedeckt, um die Verdunstung zu verringern, manchmal auch mit Plastikplanen. Nicht zuletzt die Verbesserung von Bewässerung durch Tropfensysteme ist ein großer Beitrag zum weltweiten Potential.

Gerade bei anhaltendem Klimawandel wird Wassermanagement immer wichtiger, um Nahrungsrisiken zu mindern. Durch die globale Erwärmung treten wahrscheinlich vermehrt Dürren auf und Niederschlagsmuster verändern sich, so dass die Verfügbarkeit von Wasser noch wichtiger wird als bisher. Unter der Voraussetzung eines moderaten CO2-Düngungseffekts – Pflanzen nehmen CO2 auf und können so von höheren Konzentrationen in der Luft profitieren, wobei die Größenordnung noch diskutiert wird – zeigt die Studie, dass in den meisten klimapolitischen Szenarien Wassermanagement einen großen Teil der regionalen Klimafolgen auf die Landwirtschaft aufwiegen kann. Wenn jedoch in einem Business-as-usual-Szenario die Treibhausgasemissionen aus dem Verfeuern fossiler Brennstoffe nicht reduziert werden, wird solches Wassermanagement ganz klar nicht ausreichen, um die negativen Klimafolgen aufzuwiegen.

+++Planetare Grenzen bald erreicht – Entscheider sollten sich mit Wassernutzung befassen+++
„Wassermanagement ist zentral, um die große Herausforderung der Nachhaltigkeit anzupacken“, sagt Ko-Autor Wolfgang Lucht, PIK-Forschungsbereichsleiter. „Es wurde in vielen lokalen und regionalen Studien erforscht und seine Effekte im Feld gut dargelegt, aber die globale Ebene wurde bisher vernachlässigt. Die erneuerten Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen, die eine nachhaltige Landwirtschaft einfordern, brauchen Belege, wie die Ziele tatsächlich zu erreichen sind. Da wir aber sehr rasch an planetare Grenzen stoßen, sollte unsere Studie die Aufmerksamkeit von Entscheidungsträgern auf allen Ebenen auf das Potential von verbessertem landwirtschaftlichen Wassermanagement lenken.“

Artikel: Jaegermeyr, J., Gerten, D., Schaphoff, S., Heinke, J., Lucht, W., Rockström, J. (2016): Integrated crop water management might sustainably halve the global food gap. Environmental Research Letters 11, 025002 [doi: 10.1088/1748-9326/11/2/025002]

Weblink zum Artikel, sobald er veröffentlicht ist: http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/11/2/025002

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Quelle: idw

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MYTHOS MÜNDIGER VERBRAUCHER – DER KONSUMENT AUS SICHT DER VERHALTENS- UND HIRNFORSCHUNG

Dr. Johannes Schnurr Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Publikationen
Daimler und Benz Stiftung

Das Bild eines rationalen Entscheiders bestimmt nach wie vor unsere Vorstellung vom Verbraucher: Er kennt seine Bedürfnisse, vergleicht Angebote, wägt Kosten und Nutzen ab. Doch die Verhaltensforschung konnte in den letzten Jahren aufzeigen, dass dieses Bild leider nicht stimmt. Signale wie Verpackungsdesign, Siegel und Auszeichnungen oder wohlklingende Markennamen lenken die Wahrnehmung, verändern die Bewertung von Produkten und verführen zum Kauf.

Weshalb schmeckt vielen ein teurer Wein besser? Warum lassen sich Menschen von Vorgaben beeinflussen und welche Rolle spielt Selbstkontrolle bei externen Einflüssen? Moderne Methoden der Hirnforschung erlauben einen Blick in die Köpfe der Verbraucher und helfen Entscheidungsverzerrungen besser zu verstehen, ja sogar Produkt- und Kampagnenerfolge vorherzusagen. Der Vortrag gibt einen Überblick über die neuronalen Prozesse, welche unseren Entscheidungen als Konsumenten zugrunde liegen, und wie diese sowohl von äußeren Reizen als auch durch individuelle Faktoren beeinflusst werden.

Zur Person:
Prof. Dr. BERND WEBER leitet seit 2005 die Abteilung für strukturelle und funktionelle Bildgebung des Gehirns am Life & Brain Center in Bonn. Seit Juli 2010 hat er eine Professur für Neuroökonomie an der Universität Bonn inne und ist Direktor des Center for Economics and Neuroscience. Weber ist zudem Vorsitzender der Neuromarketing Business Association in Deutschland sowie Herausgeber mehrerer Fachzeitschriften, die sich mit der interdisziplinären Erforschung der biologischen Ursachen ökonomischen Entscheidungsverhaltens beschäftigen.

Rückfragen bitte an:
Dr. Johannes Schnurr
Presse und Medien
Tel.: 0 62 03-10 92 0
mobil: 0176-216 446 92
E-Mail: schnurr@daimler-benz-stiftung.de

Daimler und Benz Stiftung
Impulse für Wissen – die Daimler und Benz Stiftung verstärkt Prozesse der Wissensgenerierung. Ihr Fokus richtet sich dabei auf die Förderung junger Wissenschaftler, fachübergreifende Kooperationen sowie Forschungsprojekte aus sämtlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Die operativ tätige und gemeinnützige Stiftung zählt zu den großen wissenschaftsfördernden Stiftungen Deutschlands.

Weitere Informationen:
http://www.daimler-benz-stiftung.de

Quelle: idw

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Rheinzufluss mit tropischen Parasiten

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität Frankfurt haben eingewanderte tropische Fische in einem nordrheinwestfälischen Bach untersucht. Sie zeigen in ihrer kürzlich im Fachjournal „Parasitology Research“ erschienenen Studie, dass sich in dem künstlich erschaffenen Warmwasserlebensraum eine tropische Fauna etabliert hat. Auch nicht-heimische Parasiten, die eine potentielle Gefahr für die heimische Fischwelt darstellen, fühlen sich in dem von einem Braunkohlewerk aufgeheizten Gewässer wohl.

Der Gillbach nahe Köln erinnert nicht gerade an das tropische Flair Guatemalas – dennoch hat sich in dem etwa 3 Meter breiten und 30 bis 90 Zentimeter tiefen Fließgewässer eine exotische Fischfauna ausgebildet. „Wir haben im Gillbach neben Guppys und Antennenwelsen die Buntbarschart Amatitlania nigrofasciata gefangen und untersucht. Diese ist ursprünglich in Mittelamerika heimisch“, erklärt Prof. Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe Universität Frankfurt und fährt fort: „Die Fische wurden wohl von Aquariumsbesitzern im Gewässer ausgesetzt und haben sich dort vermehrt. Weltweit wurden so 115 Süßwasserfischarten verschleppt – in Deutschland sind es immerhin 5 von 15 nicht-heimischen Arten.“
Das die Fische in dem deutschen Fließgewässer überleben und sich sogar fortpflanzen, liegt an der Besonderheit des Gillbaches: das Gewässer, das über die Erft in den Rhein mündet, ist sogar im Winter durchschnittlich 19 Grad Celsius warm. Grund ist das Braunkohlekraftwerk Niederaußem, dessen etwa 30 Grad Celsius warmes Kühlwasser in den Gillbach eingeleitet wird.

„Limnische Gewässersysteme gehören zu den am stärksten anthropogen beeinflussten und bedrohten Ökosystemen weltweit. Uns hat daher interessiert, wie sich so ein künstlich geschaffener Warmwasserlebensraum auf die Flora und Fauna auswirkt und welche Risiken hiermit verbunden sind“, erläutert Klimpel. Insgesamt 77 Fische hat das Wissenschaftlerteam rund um den Frankfurter Parasitologen an zwei Probennahmestellen – in Quellnähe und in etwa 3 Kilometer Entfernung zum warmen Zufluss – auf Parasiten und ihre Nahrungsökologie untersucht. In ihrer Studie konnten sie so erstmalig den tropischen Zebrabuntbarsch Amatitlania nigrofasciata als häufig befallenen End- und Zwischenwirt für heimische, aber auch nicht-heimische subtropische und tropische Parasitenarten definieren. Besonders häufig fanden die Forschenden den ursprünglich aus Asien stammenden Fadenwurm Camallanus cotti in den untersuchten Fischen. Dieser Parasit ist aus der Aquaristik bekannt und kann bei befallenen Fischen zum Tod führen. „Beunruhigender Weise zeigen unsere Stichproben, dass auch heimische Fische wie Döbel oder Gründling bereits von dem tropischen Parasiten befallen werden. Ob der Wurm auch beispielsweise die kühleren Wassertemperaturen des Rheins übersteht, können wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht sagen“, ergänzt Klimpel.

In den Mägen der eingeschleppten Buntbarsche fanden sich neben Insekten- und Pflanzenresten auch auffallend viele Schuppen heimischer Fischarten. „Wir führen das auf die aggressive Brutpflege von Amatitlania nigrofasciata zurück“, sagt Klimpel. Die tropischen Fische verteidigen ihren Nachwuchs in dem sie andere Fische durch Rammstöße vertreiben und anschließend deren Schuppen fressen.

„Der Gillbach bildet mit seinem stets warmen Wasser ein Reservoir für nicht heimische Krankheitserreger und damit ein Einfallstor in weitere Fließgewässer. Insgesamt hat unsere Studie gezeigt, dass sich in langjährigen, künstlich erschaffenen Warmwasserhabitaten nicht nur eine tropische Fauna etablieren kann, sondern dass sich dort gleichzeitig auch das Gefüge von Krankheitserregern, wie beispielsweise Parasiten, verändert“, fasst Klimpel zusammen.

Zukünftig könnte der Gillbach auch als Modellsystem für die Veränderung von Faunengemeinschaften im Kontext des globalen Klimawandels dienen – dort kann „live“ beobachtet werden, wie sich höhere Temperaturen und invasive Arten auf die heimische Artenvielfalt auswirkt.

Kontakt
Prof. Dr. Sven Klimpel
Senckenberg Biodiversität und
Klima Forschungszentrum
Goethe-Universität Frankfurt
Tel. 069- 7542 1895
sven.klimpel@senckenberg.de

Publikation
Sebastian Emde, Judith Kochmann, Thomas Kuhn, Dorian D. Dörge, Martin Plath, Friedrich W. Miesen & Sven Klimpel (2015): Cooling water of power plant creates „hot spots“ for tropical fishes and parasites. Parasitology Research January 2016, Volume 115, Issue 1, pp 85-98
DOI 10.1007/s00436-015-4724-4

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig, † 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel „die beste der möglichen Welten“ – einem Leibniz-Zitat – rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen. www.bestewelten.de

Quelle: idw

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Unstatistik des Monats: 337 Prozent zu warm!

Katharina Fischer Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

Schneekanonen funktionieren nicht mehr. Sonnenbaden im T-Shirt im Wiener Burggarten – die Unstatistik des Monats Februar ist die Berichterstattung der Tageszeitung „Österreich“ und des Wetter-Portals „wetter.at“ vom 7. Februar über den „wärmsten Winter aller Zeiten“.

Ein Klimaexperte erklärte, jedes Kind wisse, dass der Ausstoß von Treibhausgasen daran schuld sei. Und die Journalisten hatten eine innovative Idee, die Erwärmung zu messen. Nicht in Celsius, sondern in Prozent: Im Jänner 337 Prozent zu warm!

Wie fühlen sich 337 Prozent wärmer an? wetter.at berichtete, dass die übliche Durchschnittstemperatur in Wien im Jänner (deutsch: Januar) 0,8 Grad Celsius sei, während sie in diesem Jahr bei 3,5 Grad lag. Das ist ein Anstieg um 2,7 Grad. Aber auch um 337 Prozent – was dramatischer klingt. Dazu muss man nur 2,7 durch 0,8 teilen.

Beschreibt man Veränderungen (egal, ob Anstiege oder Abfälle) in relativen statt absoluten Zahlen, so kann man damit rechnen, dass mehr Menschen beeindruckt sind. Dies haben wir wiederholt im Rahmen der „Unstatistik des Monats“ veranschaulicht, zuletzt anlässlich der Wursthysterie („18% höheres Darmkrebsrisiko“). Aber ein relativer Anstieg ist immer relativ zum Ausgangspunkt. Wenn man in Wien nicht mit Celsius, sondern mit Fahrenheit rechnen würde, wären relative Angaben weniger beeindruckend: Der Anstieg entspräche dem von 33,4 auf 38,3 Grad Fahrenheit, also einem absoluten Unterschied von 4,9 Grad. Das ergibt aber nur noch 15 Prozent wärmer. In Vienna (Ohio, USA) – ja, diesen Ort gibt es – würde also der Trick mit den 337 Prozent nicht glücken…

Laut dem befragten Klimaexperten wird es in Zukunft mit Sicherheit noch viel wärmer werden. Also können wir im Januar nächsten Jahres vielleicht auf 500 Prozent mehr Wärme hoffen und das T-Shirt hundertprozentig durch Bikini und Badehose ersetzen.

———-
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Gerd Gigerenzer (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung), Tel.: (030) 82406-0

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de

Weitere Informationen:

http://www.unstatistik.de – Weitere Informationen, Kontakte & Archiv
http://www.wetter.at/wetter/oesterreich-wetter/Waermster-Winter-aller-Zeiten/223… – wetter.at: „Wärmster Winter aller Zeiten“

Anhang
Pressemitteilung im PDF-Format

Quelle: idw

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Einige Vögel sind genauso schlau wie Affen: Forscher ergründen Gemeinsamkeiten in Hirnarchitektur

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Einige Vogelgruppen sind mental ebenso schlau wie Menschenaffen. Zu dieser Schlussfolgerung kommen Prof. Dr. Onur Güntürkün von der Ruhr-Universität Bochum und Prof. Dr. Thomas Bugnyar von der Universität Wien in einem Übersichtsartikel in der Zeitschrift „Trends in Cognitive Sciences“. Die Forscher trugen zahlreiche neuroanatomische Studien zusammen, die eine Reihe von Ähnlichkeiten in den Gehirnen von Vögeln und Säugetieren offenbaren. Diese könnten dem komplexen kognitiven Verhalten zugrunde liegen.

Die Gehirne von Vögeln und Säugetieren sind auf den ersten Blick sehr verschieden. Trotzdem sind die kognitiven Fähigkeiten einiger Vogelgruppen denen von Menschenaffen ebenbürtig.

Forschungsergebnisse der vergangenen Jahrzehnte legen nahe, dass Vögel ausgeklügelte kognitive Fähigkeiten besitzen. Eine Theorie besagt, dass sie diese nur in speziellen Bereichen, zum Beispiel beim Verstecken von Futter, anwenden können. Dass dies nicht der Fall ist, belegen Prof. Dr. Onur Güntürkün von der Ruhr-Universität Bochum und Prof. Dr. Thomas Bugnyar von der Universität Wien in einem Übersichtsartikel in der Zeitschrift „Trends in Cognitive Sciences“.

Die beiden Forscher trugen Studien zusammen, die diverse kognitive Fähigkeiten bei Vögeln nachgewiesen haben. „Das mentale Geschick von Rabenvögeln und Papageien ist ebenso ausgeprägt und vielfältig wie das der Menschenaffen“, sagt Onur Güntürkün, Leiter der Abteilung Biopsychologie in Bochum. Sie können unter anderem logisch denken, sich selbst im Spiegel erkennen und sich in andere hineinversetzen.

Komplexe Kognition braucht keinen Kortex
Bei Säugetieren ist die mehrschichtige Großhirnrinde, auch Neocortex genannt, für das kognitive Können verantwortlich. Diese Hirnstruktur besitzen Vögel nicht; bei ihnen meistert stattdessen das sogenannte Pallium die komplexen mentalen Aufgaben. Zudem haben Vögel erheblich kleinere Gehirne als Menschenaffen. „Wie können Vögel trotzdem die gleichen kognitiven Leistungen erbringen?“, fragt Güntürkün. „Ist es möglich, dass sich in den 300 Millionen Jahren unabhängiger Entwicklung von Vögeln und Säugetieren sehr unterschiedliche Hirnmechanismen für komplexe Denkprozesse entwickelt haben?“

Im Hinblick auf diese Frage wertete er gemeinsam mit seinem Kollegen zahlreiche neuroanatomische Studien aus. Fazit: Im Großen und Ganzen sind die Gehirne der beiden Tiergruppen tatsächlich sehr verschieden aufgebaut. Schaut man aber ins Detail, ergeben sich Gemeinsamkeiten. Einzelne Module der Gehirne sind zum Beispiel auf ähnliche Weise verschaltet, und beide Tiergruppen besitzen eine präfrontale Hirnstruktur, die ähnliche exekutive Funktionen steuert.

Ursprung der Gemeinsamkeiten unklar
Unklar ist, wie diese Gemeinsamkeiten zustande kamen. Entweder hat der letzte gemeinsame Vorfahre Vögeln und Säugetieren die neuronale Basis dafür vererbt. Oder – und das halten die Autoren für wahrscheinlicher – sie sind unabhängig voneinander in der Evolution entstanden, weil die beiden Tiergruppen vor den gleichen Herausforderungen standen. Das würde bedeuten, so die Forscher, dass bestimmte Verschaltungsmuster im Gehirn notwendig sind, um höhere Denkleistungen zu erbringen.

„Klar ist, dass der mehrschichtige Kortex der Säugetiere für komplexe Kognition nicht erforderlich ist“, schlussfolgert Güntürkün. „Auch das absolute Hirngewicht spielt für die mentalen Fähigkeiten keine Rolle.“ Während die Gehirne von Menschenaffen durchschnittlich 275 bis 500 Gramm auf die Waage bringen, schaffen es die kognitiv ebenso geschickten Vögel ohne Kortex gerade einmal auf 5 bis 20 Gramm.

Originalveröffentlichung
O. Güntürkün, T. Bugnyar (2016): Cognition without Cortex , Trends in Cognitive Sciences, DOI: 10.1016/j.tics.2016.02.001

Weitere Informationen
Prof. Dr. Onur Güntürkün, Abteilung Biopsychologie, Institut für Kognitive Neurowissenschaft, Fakultät für Psychologie, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel.: 0234 32 26213, E-Mail: Onur.Guentuerkuen@rub.de

Bild im Netz
Ein Foto zu dieser Presseinformation finden Sie im Internet unter: http://aktuell.ruhr-uni-bochum.de/pm2016/pm00026.html.de

Quelle: idw

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Künstliche Biofilme für ressourcenschonende Biotechnologie

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Im neuen bayerischen Projektverbund BayBiotech kooperieren Bioprozesstechnik und Makromolekulare Chemie an der Universität Bayreuth, um ein innovatives Konzept für künstliche Biofilme zu entwickeln. Deren Potenziale sollen in unterschiedlichen Bereichen der Industrie systematisch genutzt werden können – zum Beispiel in der Energietechnik, der Umwelttechnik oder der Pharmazie.

Welche Chancen bietet die Biotechnologie für eine innovative, in wirtschaftlicher Hinsicht effiziente und zugleich umweltfreundliche Nutzung von Rohstoffen? Um diese Frage geht es in dem neuen Projektverbund Ressourcenschonende Biotechnologie (BayBiotech), der vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz mit insgesamt rund zwei Mio. Euro gefördert wird. An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), die den Verbund koordiniert, fand am 3. Februar 2016 die Auftaktveranstaltung statt. Dabei stellten sich sechs anwendungsorientierte Forschungsprojekte vor, die künftig an BayBiotech mitwirken. Dazu zählt auch ein Vorhaben der Universität Bayreuth zum Thema „Biofilme für die Prozessintensivierung“, in dem Forschungsteams aus der Bioprozesstechnik und der Makromolekularen Chemie unter der Leitung von Prof. Dr. Ruth Freitag und Prof. Dr. Andreas Greiner kooperieren.

Von der Natur zur industriellen Nutzung
Das Projekt zielt darauf ab, ein neues Konzept für künstliche Biofilme zu entwickeln und im Industriemaßstab umzusetzen. In der Natur gibt es vielfältige Beispiele für Biofilme. Sie entstehen überall dort, wo sich Bakterien, Pilze oder Algen an feuchte Oberflächen anheften und sich hier aufgrund günstiger Lebensbedingungen vermehren, wie etwa an Brückenpfeilern, Rohrleitungen oder Schiffsturbinen. In manchen Bereichen der Industrie werden bereits heute großflächige Biofilme eingesetzt. Biofilme kommen insbesondere bei der Abwasserbehandlung, in Bio-Filtern für die Luftreinhaltung, in Biogasanlagen oder auch bei der Produktion von Essigsäure zum Einsatz, die für die Lebensmittel- und für die Kunststoffindustrie ein unentbehrlicher Rohstoff ist.

In diesen Fällen arbeitet man mit natürlichen Biofilmen, die meist mehrere Arten von Mikroorganismen enthalten. Für viele weitere Anwendungen in der industriellen Biotechnologie gibt es jedoch keine geeigneten natürlichen Biofilme, oder sie sind aus hygienischen Gründen nicht erwünscht. Hier setzt das neue Bayreuther Konzept der „Biokomposite“ an: Dies sind Biofilme, bei denen die Mikroorganismen nicht nur gezielt ausgewählt, sondern auch in ein maßgeschneidertes Substrat aus Polymeren eingebettet werden.

Vielfältige Anwendungspotenziale maßgeschneiderter Biofilme
Die an BayBiotech beteiligten Forscher an der Universität Bayreuth sind überzeugt, dass das Potenzial derartiger künstlicher Biofilme groß ist. Dies gilt vor allem für „Single Species“-Biofilme, die ausschließlich eine einzige Art von Mikroorganismen enthalten, so dass sich deren Stoffwechselfunktionen gezielt steuern und kontrollieren lassen. „Für einen sparsamen Umgang mit Rohstoffen wird es immer wichtiger, dass die in Abfällen enthaltenen Wertstoffe erneut genutzt werden“, erklärt Prof. Freitag, Inhaberin der Lehrstuhls für Bioprozesstechnik. „Dies gilt für Abfälle aus der Industrie und der Landwirtschaft ebenso wie für den Müll von Privathaushalten. Phosphat, Schwefel und Metalle sind Rohstoffe, die viel zu wertvoll sind, um verbrannt zu werden. Mithilfe spezieller Mikroorganismen können sie isoliert und zurückgewonnen werden.“

Ein weiteres zukunftsweisendes Anwendungsgebiet ist die Energietechnik. So können Mikroorganismen in Brennstoffzellen zur Stromerzeugung genutzt werden. Als Katalysatoren können sie hier Elektronen freisetzen, die – wenn sie direkt auf die Anode der Brennstoffzelle geleitet werden – einen Stromkreislauf in Gang setzen. Nicht zuletzt sind Biofilme auch für die Chemieindustrie zunehmend interessant, beispielsweise wenn es um strukturspezifische Synthesen, natürliche Schädlingsbekämpfung und -schadstoffabreicherung oder die Förderung des Pflanzenwachstums geht.

Bis heute fehlt der Industrie jedoch ein universell einsetzbares Konzept für die Produktion von „Single Species“-Biofilmen, die passgenau auf bestimmte biotechnologische Funktionen hin zugeschnitten sind. Das Bayreuther Forschungsprojekt unter dem Dach von BayBiotech will in den nächsten Jahren wichtige Eckpunkte eines solchen Konzepts erarbeiten. Auf diese Weise sollen industrielle biotechnologische Prozesse intensiviert und die Potenziale von Biofilmen in unterschiedlichen Branchen systematisch genutzt werden können.

Biokomposite – eine vielversprechende Materialklasse für die Biotechnologie
Von zentraler Bedeutung für dieses Vorhaben ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Bioprozesstechnik und Makromolekularer Chemie auf dem Bayreuther Campus. Unter der Leitung von Prof. Greiner, der an der Universität Bayreuth einen Lehrstuhl für Makromolekulare Chemie innehat, sollen neue Biokomposite entwickelt werden. Hierbei handelt es sich um eine neuartige Materialklasse, bei der Bakterien oder andere Mikroorganismen gezielt in einer Polymer-Matrix platziert werden. Diese Verbundmaterialien haben, wenn sie als Biofilme eingesetzt werden, zahlreiche Vorteile. Die Mikroorganismen sind innerhalb der Matrix an ausgewählten Punkten fixiert und können sich nicht frei bewegen, so dass sich das Zusammenspiel ihrer Stoffwechselprozesse und somit auch die Funktionen der Materialien präzise kontrollieren lassen.

„Wir verfügen an der Universität Bayreuth über modernste Technologien, die für das Design und die Produktion von Biokompositen im Labor erforderlich sind“, erklärt Prof. Greiner. „So haben wir zum Beispiel Anlagen für das Elektro- und das Nass-Spinnen, mit denen sich feinstrukturierte Vliese und Gewebe aus Polymeren herstellen lassen. Dies sind Trägermaterialien, deren hochinteressante Eigenschaften auf dem Gebiet der Biofilme bisher noch viel zu wenig genutzt worden sind.“

BayBiotech – ein Beitrag zum „Mega-Projekt Rohstoffwende Bayern“
Anlässlich der Auftaktveranstaltung in Erlangen betonte die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf die Bedeutung des neuen Projektverbunds für einen schonenden Umgang mit Ressourcen: „Es ist für die Zukunft unseres Landes von enormer Bedeutung, dass wir mit unseren endlichen Ressourcen sparsam und intelligent umgehen. Deshalb brauchen wir die Rohstoffwende – aus ökonomischen und ökologischen Gründen. Mit dem neuen Projektverbund erschließen wir innovative Möglichkeiten der Biotechnologie, um Ressourcen zu schonen. BayBiotech ist neben dem Projektverbund ForCycle ein weiterer starker Baustein im Handlungsfeld Forschung und Entwicklung unseres Mega-Projekts Rohstoffwende Bayern.“

Kontakte:

Prof. Dr. Ruth Freitag
Lehrstuhl für Bioprozesstechnik
Fakultät für Ingenieurwissenschaften
Universität Bayreuth
95447 Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 55-7371
E-Mail: ruth.freitag@uni-bayreuth.de

Prof. Dr. Andreas Greiner
Lehrstuhl für Makromolekulare Chemie II
Universität Bayreuth
D-95448 Bayreuth
Telefon: +49 (0)921 55 3399
E-Mail: andreas.greiner@uni-bayreuth.de

Quelle: idw

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Biomasseforschungszentrum zeigt innovative Katalysatoren auf der Woche der Umwelt

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Die katalytische Minderung von schadhaften Emissionen zählt zu den wesentlichen Forschungsaufgaben im Bereich der energetischen Biomassenutzung und stellt einen der fünf wissenschaftlichen Schwerpunkte am Deutschen Biomasseforschungszentrum dar. Auf der Woche der Umwelt in Berlin präsentiert sich das DBFZ vom 7.-8. Juni 2016 mit dem Forschungsprojekt „REMISBIO – Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen von Biogasanlagen“ und stellt mit Exponaten den Stand der Forschung im Bereich der Bioenergie und der innovativen Katalysatorentechnik für Biogasanlagen vor.

Rund 8.000 Biogasanlagen sind derzeit in Deutschland in Betrieb und erzeugten im Jahr 2014 eine Leistung von ca. 9 Mrd. m3 Biogas (DBFZ, Bereich Biochemische Konversion, AG Systemoptimierung). Bei der Verbrennung von Biogas können durch „Methanschlupf“ jedoch nennenswerte Mengen von unverbranntem Methan das Blockheizkraftwerk (BHKW) verlassen und als Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre gelangen. Die Methankonzentrationen im Abgas sind dabei abhängig vom BHKW-Typ und liegen ungefähr im Bereich von 1.000 bis 5.000 ppm.

Im Forschungsvorhaben REMISBIO, das federführend vom Deutschen Biomasseforschungszentrum gemeinsam mit den Partnern, Caterpillar Energy Solutions GmbH und Heraeus Deutschland GmbH & Co. KG, betreut wird, stellt das DBFZ ein innovatives Konzept vor, das die Emissionsminderung an Biogasanlagen unterstützt. Dabei werden geeignete Katalysatormaterialien hergestellt und getestet sowie anschließend in großtechnische Anlagen eingebaut, um deren Wirksamkeit zu testen. Hierfür wurde am DBFZ eine mobile Anlage entwickelt, die es erlaubt, Katalysatoren für die katalytische Nachverbrennung von Abgasen aus mit Biogas betriebenen Blockheizkraftwerken (BHKW) mit realem Abgas hinsichtlich der Aktivität und Stabilität zu testen. Damit sind Untersuchungen möglich, ohne dass dabei der Betrieb des BHKW gestört wird. Neu entwickelte Katalysatoren müssen mit der entwickelten Testanlage nicht mehr direkt in den Abgastrakt des BHKW ein- und ausgebaut werden, was mit dem Abschalten des BHKW verbunden wäre, sondern können extern mit dem Abgas der bestehenden Anlage getestet werden.

Das Projekt REMISBIO wurde im BMWi-Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ gefördert und im Rahmen des DBFZ-Forschungsschwerpunkts „Katalytische Emissionsminderung“ von Dr. Ingo Hartmann (DBFZ/ETE EmTechEngineering) koordiniert.

Mit weiteren Exponaten, Postern sowie Vorträgen zum Thema „Smart Bioenergy“ werden Experten des DBFZ im Rahmen der Woche der Umwelt für Informationen und Fragen persönlich zur Verfügung stehen. Weitere Informationen zur Woche der Umwelt unter: www.woche-der-umwelt.de

Hintergrund: Woche der Umwelt
Bereits zum fünften Mal seit 2002 findet die große Umwelt-Schau im Park des Berliner Amtssitzes des Bundespräsidenten statt. Für zwei Tage stehen das Thema Umweltschutz und die damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Chancen im Fokus der Öffentlichkeit. Rund 200 Aussteller aus Deutschland und der Schweiz werden sich auf fast 4.000 Quadratmetern zu den Themen Klimaschutz, Energie, Ressourcen, Boden und Biodiversität, Mobilität und Verkehr, Bauen und Wohnen präsentieren. Parallel zur Ausstellung wird es ein hochkarätiges und vielfältiges Vortrags- und Diskussionsangebot geben. Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft werden in moderierten Diskussionsrunden zu den Schwerpunktthemen diskutieren und neue Entwicklungen aufzeigen.

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. rer. nat. Ingo Hartmann
Tel. +49 (0)341 2434-541
E-Mail: ingo.hartmann@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2016/biomasseforschungszentrum-zei…

Quelle: idw

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Norovirus: Nach der Erkrankung noch zwei Tage zu Hause bleiben

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Der Winter ist Hochsaison für Durchfallerreger

Wenn es kalt ist, haben Noroviren Hochsaison: Fast die Hälfte der im vergangenen Jahr in Deutschland registrierten 89 000 Infektionen fiel auf die Monate Januar bis März. Dabei umfasst die Zahl nur Fälle, bei denen das Magen-Darm-Virus durch eine Laboruntersuchung nachgewiesen wurde. Die tatsächliche Fallzahl liegt um ein Vielfaches höher. Der wirksamste Schutz besteht in häufigem und sorgfältigem Händewaschen, so die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Erkrankte sollten zudem zwei Tage über das Abklingen der Symptome hinaus zu Hause bleiben.

„Wenn Erkrankte zu früh wieder in Kontakt mit anderen Menschen treten, besteht ansonsten das Risiko, dass sich die Noroviren weiter ausbreiten“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena. Zudem gelte es, auch im Anschluss an eine Erkrankung auf sorgfältige Hygiene zu achten. „Der Körper scheidet die Viren noch über ein bis zwei Wochen aus“, so der Experte.

In den meisten Fällen sei es sinnvoll, zu Hause abzuwarten, bis Durchfall und Erbrechen vorbei sind. Da die Krankheit dem Körper Wasser und Elektrolyte entzieht, sollten Patienten viel trinken: verdünnte Säfte, Brühe oder gezuckerter Tee können die Verluste ausgleichen. Selten müssen Betroffene eine Infusion bekommen, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. „Kinder unter fünf und ältere Menschen über 70 Jahren erkranken nicht nur häufiger, sondern oft auch schwerer als andere Altersgruppen“, betont Stallmach. Wenn Angehörige oder Pflegende feststellen, dass sich der Allgemeinzustand eines Patienten verschlechtert, sollten sie medizinische Hilfe suchen. Wichtig dabei: die Voranmeldung in der Klinik oder der Praxis. Denn dort breitet sich das Virus weiter aus und gefährdet andere. 2014 kam es laut Robert Koch-Institut in deutschen Kliniken zu 850 Norovirus-Ausbrüchen mit über 9000 Infektionen. „Für schwerkranke Patienten in Kliniken kann eine Norovirus-Infektion lebensbedrohlich sein. Deshalb müssen Erkrankte soweit möglich isoliert werden.“

Der Experte erklärt, welche Möglichkeiten es gibt, sich vor Noroviren zu schützen: „Das Wichtigste ist, sich möglichst von Erkrankten fern zu halten und separate Toiletten zu benutzen“, so Stallmach. Denn Noroviren sind hochansteckend. Stallmach: „Pflegende und Angehörige sollten beim Waschen von Kleidungsstücken und Handtüchern oder beim Toilettenputzen unbedingt Einmalhandschuhe nutzen.“ Damit beim Ausziehen der Handschuhe keine Erreger an die Hände gelangen, wenden Profis folgende Technik an: Zunächst zieht die eine Hand den Handschuh der anderen ab und hält diesen Locker in der Hand. Dann krempelt die freie Hand vom Arm her vorsichtig den zweiten Handschuh über den ersten. Anschließend wandern beide in den Müll.

Da Noroviren gegenüber vielen Desinfektionsmitteln unempfindlich sind, bleiben sie auch nach sorgfältigen Putzaktionen meist noch im Umlauf. Sie überstehen Temperaturen von minus 20 bis plus 60 Grad Celsius und halten sich nicht nur im Privathaushalt, sondern auch in Kitas, Senioreneinrichtungen und Kreuzfahrtschiffen äußerst hartnäckig. „Wir hoffen sehr auf die Impfstoffe, die derzeit in der Entwicklung sind und die zum Teil bereits in klinischen Studien getestet werden“, sagt DGVS-Experte Stallmach. Die Krankheitslast und die wirtschaftlichen Kosten, die das Norovirus verursacht, seien enorm und könnten durch einen wirksamen Impfstoff drastisch gesenkt werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.

Weitere Informationen:

http://www.dgvs.de

Quelle: idw

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Spinströme aus Abwärme: Forscherteam legt neue Erkenntnisse über magnetische Spinwellen vor

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Grundlagen der Umwandlung von Wärmeströmen in magnonische Spinströme verstanden – Untersuchung an komplexen magnetischen Materialien

Einem internationalen Forscherteam ist es gelungen, neue Erkenntnisse über magnetische Spinwellen zu erhalten. Die Spinwellen können in elektrisch nichtleitenden Materialien durch ein Temperaturgefälle entstehen und dann in einer benachbarten metallischen Schicht in elektrische Ströme umgewandelt werden. Aus Wärme kann somit elektrische Energie entstehen. Das Prinzip, das erst vor kurzer Zeit entschlüsselt wurde, bietet für die Zukunft neue Möglichkeiten, Abwärme rückzugewinnen und damit Prozesse energieeffizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. An dem gemeinsamen Forschungsprojekt sind Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), des Walther-Meißner-Instituts (WMI) in Garching, der Tohoku University, Japan, und der Delft University of Technology, Niederlande, beteiligt. Die Forschungsarbeit wurde im Fachmagazin Nature Communications publiziert.

Magnetische Spinwellen, auch Magnonen genannt, sind elementare magnetische Anregungen, durch die der Drehimpuls und Energie und damit Informationen innerhalb von magnetischen Festkörpern transportiert werden können. Weil die Existenz der magnetischen Wellen an den Festkörper gekoppelten ist, lassen sich diese jedoch nur schwer nachweisen. In dem gemeinsamen Projekt konnten die Forscher zeigen, dass auch in komplexen, aus mehreren magnetischen Atomsorten aufgebauten Materialien Magnonen durch Wärmetransport angeregt werden. Grundlage für den Nachweis bildet der Spin-Seebeck-Effekt, dessen Ursprung ebenfalls erst vor Kurzem verstanden wurde. Die neuen Ergebnisse zeigen außerdem, dass es durch den Spin-Seebeck-Effekt möglich ist, fundamentale Eigenschaften des Systems auf einfache Weise zu erfassen und das komplexe Wechselspiel der einzelnen magnetischen Unterstrukturen zu bestimmen.

Der Spin-Seebeck-Effekt stellt einen sogenannten Spin-thermoelektrischen Effekt dar, der es möglich macht, sogar in elektrisch nichtleitenden Materialien thermische Energie in elektrische Energie umzuwandeln. Im Gegensatz zu konventionellen thermoelektrischen Effekten kann damit in magnetischen Isolatoren, die mit einer dünnen Metallschicht kombiniert werden, Wärmeenergie rückgewonnen werden. Forschern der JGU war es vor kurzer Zeit gelungen, den Ursprung des Effekts auf die thermisch angeregten magnetischen Wellen in Festkörpern, also die Magnonen, zurückzuführen.

Basierend auf dieser Erkenntnis haben die beteiligten Wissenschaftler nun neue Untersuchungen an komplexeren magnetischen Materialien, sogenannten kompensierten Ferrimagneten, durchgeführt. Temperaturabhängige Untersuchungen dieser Materialien mittels des Spin-Seebeck-Effekts offenbarten ein einzigartiges und somit charakteristisches Signalverhalten, das neue Erkenntnisse über die dem Effekt zugrundeliegenden Magnonen und deren Verteilung liefert.

„Als ich zum ersten Mal unsere komplexen Messdaten gesehen habe, hätte ich nicht für möglich gehalten, wie viele Informationen wir über das umfassende Wechselspiel innerhalb des Materials gewinnen können. All dies war nur durch die gute Zusammenarbeit mit unseren nationalen und internationalen Kollegen möglich“, betont Andreas Kehlberger, Mitarbeiter in der Forschergruppe von Univ.-Prof. Dr. Mathias Kläui, der kürzlich seine Promotion als Stipendiat der Exzellenz-Graduiertenschule „Materials Science in Mainz“ (MAINZ) an der JGU abgeschlossen hat.

„Ich freue mich, dass dieses spannende Ergebnis in Zusammenarbeit zwischen einem Doktoranden der Exzellenz-Graduiertenschule Materials Science in Mainz in meiner Gruppe und Kollegen aus Garching, mit denen wir im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms ‚Spin Caloric Transport‘ kollaborieren, entstanden ist“, so Mathias Kläui, Direktor der Exzellenz-Graduiertenschule MAINZ. „Es zeigt, dass komplexe Forschung erst in Teams möglich wird – bestenfalls gefördert, wie in diesem Fall durch das DAAD SpinNet-Austauschprogramm mit der Tohoku Universität.“

Die Graduiertenschule MAINZ wurde in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder im Jahr 2007 bewilligt und erhielt in der zweiten Runde 2012 eine Verlängerung. Sie besteht aus Arbeitsgruppen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Technischen Universität Kaiserslautern und des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung. Einer der Forschungsschwerpunkte ist die Spintronik, wobei die Zusammenarbeit mit führenden internationalen Partnern eine wichtige Rolle spielt.

Veröffentlichung:
Stephan Geprägs et al.
Origin of the spin Seebeck effect in compensated ferrimagnets
Nature Communications, 4. Februar 2016
DOI: 10.1038/ncomms10452

Weitere Informationen:
Univ.-Prof. Dr. Mathias Kläui
Theorie der kondensierten Materie
Institut für Physik
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-23633
E-Mail: klaeui@uni-mainz.de
http://www.klaeui-lab.physik.uni-mainz.de/308.php

Exzellenz Graduiertenschule Materials Science in Mainz
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-26984
Fax +49 6131 39-26983
E-Mail: mainz@uni-mainz.de
http://www.mainz.uni-mainz.de/

Weitere Links:
http://www.nature.com/ncomms/2016/160204/ncomms10452/full/ncomms10452.html (Article)
http://www.phmi.uni-mainz.de/9955.php (Pressemitteilung „Hinweise auf Ursprung des Spin-Seebeck-Effekts entdeckt“)
http://www.spinnet.uni-mainz.de (Homepage des SpinNet-Projektes zwischen JGU, Tohoku University, Stanford University und IBM)

Quelle: idw

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Energie aus der Luft und dem Wasser

André Zeppenfeld Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Siegen

In drei neuen Projekten erforscht die Uni Siegen, wie erneuerbare Energien optimal nutzbar sind.

Maschinen für erneuerbare Energien – das ist die neue Ausrichtung der Forschung von Prof. Dr. Thomas Carolus an der Uni Siegen. „Wir erleben einen Boom der erneuerbaren Energien, das wird sehr spannend“, sagt Prof. Carolus. Wie spannend, das zeigen drei neue Projekte, am Institut für Fluid- und Thermodynamik aktuell bearbeitet werden. Es geht um leise Großwindturbinen, Gezeitenenergie der Weltmeere und kleine Windräder, z.B. auf dem Dach von Hochhäusern. Rund 1 Million Euro fließen an Fördermitteln durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) nach Siegen.

Seit November 2015 wird an der Entwicklung eines leisen Rotorblatts für große Windturbinen geforscht. Im Blick steht die Steigerung des Energieertrags von guten Windkraftstandorten. „Windturbinen werden trotz erheblicher Fortschritte oft als Quellen von unzumutbarem Umgebungslärm angesehen“, sagt Prof. Carolus. Ein Ziel ist daher eine weitere Schallminderung von Windenergieanlagen. Die Wissenschaftler der Uni Siegen entwickeln wissenschaftliche Methoden der Strömungsakustik, um daraus Erkenntnisse für lärmarme Konstruktionen zu gewinnen. Ein weiteres Ziel ist aber auch die Entwicklung eines fortschrittlichen Verfahrens zur Schallprognose. Damit kann prognostiziert werden, wie viel Schall beispielsweise ein ganzer Windpark verursachen wird. Die Ergebnisse der Vorarbeit im Labor fließen in die Konstruktion einer Großwindturbine der nächsten Generation ein. Das Projekt mit dem Titel „RENEW“ wird vom BMWi mit 660.000 Euro für drei Jahre gefördert, Sachbearbeiter sind Farhan Manegar und Leonard Schorle. Am Projekt beteiligt ist die Senvion GmbH, ein Unternehmen der Windenergiebranche mit Hauptsitz in Hamburg.

Im zweiten Forschungsprojekt stehen die Gezeiten der Weltmeere im Mittelpunkt. Die Nutzung der Gezeitenenergie beruht auf großräumigen Meeresströmungen, die durch Tidenhub entstehen. Der Tidenhub ist der Unterschied zwischen dem höchsten und dem tiefsten Pegelstand des Meerwassers. „Im Gegensatz zu Wind-, Wellen- und Solarenergie ist der Tidenhub genau vorhersagbar. Turbinen unter Wasser an Standorten mit starken Gezeitenströmungen können kosteneffizient und klimafreundlich elektrische Energie erzeugen“, sagt Prof. Carolus und erklärt weiter: „Das ist eine attraktive Möglichkeit, erneuerbare Energien zu nutzen und gleichzeitig zur Stabilisierung des zukünftigen Stromnetzes beizutragen.“ Das Projekt „TidalPower“ beschäftigt sich deshalb mit der Entwicklung eines kompletten Systems zur kosteneffizienten Nutzung von Gezeitenströmungsenergie. Aufgabe der Universität Siegen ist die hydrodynamische Optimierung von Unterwasserturbinen mit Blick auf hohe abgegebene Leistung und niedrige Installationskosten. Unter der Federführung der Firma Schottel Hydro GmbH mit Sitz in Spay am Rhein sind deutschlandweit weitere vier Verbundpartner an dem Projekt beteiligt. Das BMWi fördert das Projekt mit mehren Millionen Euro, der Anteil für die Universität Siegen beträgt 280.000 Euro für drei Jahre, Sachbearbeiter ist Nicholas Kaufmann.

Forschungsprojekt Nummer 3 verfolgt eine Vision: kleine Windturbinen für die dezentrale Energieversorgung. Denkbar sind Windturbinen auf hohen Gebäuden. „Das lohnt sich natürlich nur in windreichen Gegenden. Auch hier ist wichtig, dass die Turbinen leise sind und so effizient wie möglich“, sagt Prof. Carolus. Ein Test-Objekt steht bereits auf dem Dach des Paul-Bonatz-Gebäudes in Siegen. Hier werden beispielsweise kontinuierlich Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Energieertrag sowie Schallemission erfasst. Sogar die Kräfte auf die Rotorblätter werden gemessen. Das Projekt vereint Forscherinnen und Forscher verschiedenster Fachrichtungen der Uni Siegen. Beteiligt sind Turbinen-, Strömungs- und Akustikexperten wie Prof. Carolus und Prof. Dr. Holger Foysi, Experten der Schadensfrüherkennung wie Prof. Dr. Claus-Peter Fritzen, Informatiker wie Prof. Dr. Madjid Fathi und Wirtschaftsexperten wie Prof. Dr. Ulrich Seidenberg. „Wir alle möchten Windenergie noch umweltfreundlicher und kostengünstiger machen“, sagt Prof. Carolus. Sachbearbeiter des Projekts am Lehrstuhl von Professor Carolus ist Kevin Volkmer.

Weitere Informationen:

https://www.uni-siegen.de/start/news/oeffentlichkeit/656769.html

Quelle: idw

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Angeln mal ganz wissenschaftlich und trotzdem unterhaltsam

Angelina Tittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Forscher planen nationale Informationsveranstaltungen für Angelpraxis:

Wer meint, dass Wissenschaft und Anglerpraxis nichts miteinander gemein haben, der kennt das Projekt Besatzfisch nicht. Hier forschten in den vergangenen sechs Jahren junge Wissenschaftler aus Berlin zusammen mit 18 Angelvereinen aus Niedersachsen zum Sinn und Unsinn von Fischbesatz. Nun will das Projekt mit seinen praxisrelevanten Ergebnissen auf Deutschlandtournee gehen. Für die Planung von insgesamt sechs Großveranstaltungen im Herbst diesen Jahres möchten die Mitarbeiter des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) möglichst alle Landesanglerverbände und Angelvereine mit ins Boot holen.

„Komm, lass uns Neues zur Bewirtschaftung von Angelgewässern erfahren“, so könnte bald ein Gespräch zwischen Gewässerwarten, Angelvereinsvorständen und interessierte Petrijüngern in Deutschlands klingen. Doch nur nicht nur Zuhören, sondern auch Schauen, Diskutieren, Netzwerken und Schmunzeln stehen auf der Agenda der geplanten Informationsveranstaltungen des Projekts Besatzfisch. Projektleiter Prof. Dr. Robert Arlinghaus, Professor für Integratives Fischereimanagement an der Humboldt-Universität zu Berlin und Wissenschaftler am IGB, verspricht: „Die Ergebnisse geben wertvolle Impulse für die anglerische Hege und Pflege.“ Im Fokus stehen der Fischbesatz und alternative Vorgehen bei der Bewirtschaftung von Angelgewässern. Geplant sind im Jahr 2016 sechs Großveranstaltungen über ganz Deutschland verteilt. Alle Landesanglerverbände sind herzlich eingeladen, Mitveranstalter zu werden. Entsprechende Einladungsschreiben sind kürzlich versandt worden. Vereine und Privatpersonen, die die Chance zur kostenlosen Teilnahme nutzen wollen, können sich zudem unter http://www.besatz-fisch.de über die neuesten Entwicklungen informieren.

„Hand in Hand für nachhaltige Angelfischerei“, diesen Leitsatz schrieben sich die Nachwuchsforscher um Prof. Dr. Robert Arlinghaus auf die Fahnen, als sie im Jahr 2010 das Projekt Besatzfisch starteten. Gemeinsam mit 18 niedersächsischen Angelvereinen forschte das Team fünf Jahre zu den zu ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten von Fischbesatz. Die wissenschaftlichen Ergebnisse wurden in einer Broschüre, einem Handbuch, zahlreichen Aufsätzen, einem Film sowie diversen Presse-, Hörfunk-, und Fernsehbeiträgen für die Öffentlichkeit aufbereitet. „Aufgrund zeitlicher Beschränkungen konnten wir unsere Ergebnisse aber persönlich bisher nur an unsere kooperierenden Vereine in Niedersachsen herantragen“, bedauert Arlinghaus. „Darum haben wir nun ein Folgeprojekt namens Besatzfisch2.0 gestartet, das allen Angelvereinen und darin organsierten Gewässerwarten und Anglern deutschlandweit die Chance geben soll, die praxisrelevanten Ergebnisse aus erster Hand zu erfahren.“ Ein weiteres Ziel von Besatzfisch2.0 ist die Entwicklung einer Hegeplanungs-Software für Gewässerwarte.

Ansprechpartner:

Tobias Rapp, Ph.D.
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Abteilung für Biologie und Ökologie der Fische
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
Tel: 030 – 64181-657
E-Mail: rapp@igb-berlin.de

Weitere Informationen zum IGB:
http://www.igb-berlin.de

Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Weitere Informationen:

http://www.besatz-fisch.de
http://www.igb-berlin.de
http://www.facebook.com/ifishman.science

Anhang

Mögliche Veranstaltungsorte für eine nationale Tournee könnten diese sein. Die finale Auswahl richtet sich nach den nun anstehenden Absprachen mit den Landesangelverbänden.
https://idw-online.de/de/attachment48613

Quelle: idw

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Einzeller mit Durchblick: Wie Bakterien „sehen“

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Ein 300 Jahre altes Rätsel der Biologie ist geknackt. Wie eine internationale Forschergruppe aus Deutschland, Großbritannien und Portugal herausgefunden hat, nutzen Cyanobakterien – weltweit vorkommende mikroskopisch kleine Einzeller – das Funktionsprinzip des Linsenauges, um Licht wahrzunehmen und sich darauf zuzubewegen. Der Schlüssel zu des Rätsels Lösung war eine Idee aus Karlsruhe: Jan Gerrit Korvink, Professor am KIT und Leiter des Instituts für Mikrostrukturtechnik (IMT) am KIT, nutzte Siliziumplatten und UV-Licht, um den Brechungsindex der Einzeller zu messen.

Cyanobakterien bevölkern die Erde schon seit mehr als 2,5 Milliarden Jahren und kommen überall dort vor, wo es Licht gibt: im Eis, in Wüsten, Flüssen und Seen, aber auch an Hauswänden und in Aquarien. Sie betreiben Fotosynthese und gewinnen mithilfe von Licht ihre Energie. In den Ozeanen, die etwa 70 Prozent der Erdoberfläche bedecken, gehören sauerstoffproduzierende Cyanobakterien zu den wichtigsten fotosynthetisch aktiven Organismen und bilden somit einen Grundpfeiler der Biosphäre.

Licht ist als zentrale Energiequelle für Cyanobakterien überlebenswichtig. Obwohl sie nur aus einer einzigen Zelle bestehen, sind sie in der Lage, direkt und präzise auf eine Lichtquelle zuzuströmen. Doch wie genau diese Lichtwahrnehmung funktioniert, war seit 300 Jahren – also seit es Mikroskope gibt – ein Rätsel. Bis heute. Wie Forscherinnen und Forscher des KIT, der Universität Freiburg, der Queen Mary University London (QMUL) und weiterer Institutionen aus Großbritannien und Portugal herausgefunden haben, funktionieren Cyanobakterien wie winzige Linsenaugen, können so die Lichtrichtung wahrnehmen und darauf reagieren. Die Studie wurde nun in der wissenschaftlichen Zeitschrift „eLIFE“ veröffentlicht.

Eine ungewöhnliche Idee
„Die Zusammenarbeit begann bei einem Mittagessen in Freiburg“, sagt Jan Gerrit Korvink, Leiter des Instituts für Mikrostrukturtechnik (IMT) am KIT. „Conrad Mullinieux, Professor an der QMUL, besuchte gerade die Freiburger Arbeitsgruppe um Professor Annegret Wilde und fragte mich, ob ich einen Weg wüsste, den Brechungsindex eines winzigen Bakteriums zu messen. Der Brechungsindex beschreibt eine wesentliche optische Eigenschaft von Linsen, die das Licht brechen.“

„Zunächst musste ich Conrad Mullinieux enttäuschen: Bakterien mit einem Durchmesser von 3 Mikrometern – also 3 Millionsteln eines Meters – sind so klein, dass schlicht geeignete Geräte fehlen, um so eine Messung vorzunehmen. Doch die Frage ließ mir keine Ruhe. Und schließlich kam mir eine Idee“, erklärt der Professor.

Korvink und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seines Teams am KIT beschichteten eine flache, etwa 10 Zentimeter durchmessende Scheibe aus Silizium mit einer extrem dünnen Schicht eines Photo-Polymers, das aushärtet, wenn es ultraviolettem Licht ausgesetzt wird. Dann platzierten sie einige Cyanobakterien auf dem Polymer und ließen UV-Licht auf die Platte fallen.

„Überall, wo keine Bakterien platziert waren, fiel das Licht gleichmäßig auf die Scheibe und auch das Polymer härtete gleichmäßig aus. Aber in Bereichen mit Bakterien, wurde das Licht gebündelt. Es formte einen konzentrierten Nanojet aus Photonen, so dass das Polymer unterhalb der Bakterien in einem bestimmten Muster aushärtete“, erläutert Jan Gerrit Korvink.

Im nächsten Schritt fixierten die Forscherinnen und Forscher des KIT das Photopolymer chemisch und bestimmten die Oberflächenstruktur mit einem Rasterkraftmikroskop. So konnten sie genau nachvollziehen, wie die Bakterien das Licht gebrochen haben. „Schließlich konnten wir mithilfe einer Simulation die genauen Lichtbündelungseigenschaften von Cyanobakterien bestimmen und vorhersagen.“

Das erste „Auge“ der Evolutionsgeschichte?
In weiteren Untersuchungen konnte das internationale Forscherteam bestätigen, dass ein einzelnes Cyanobakterium tatsächlich wie ein winziger Augapfel funktioniert. Das Licht trifft auf die Oberfläche der runden Einzeller, wo es wie durch eine mikroskopisch kleine Linse gebrochen wird. Dadurch entsteht ein Brennpunkt auf der gegenüberliegenden Seite der Zelle. Dies aktiviert im Bereich des Lichtpunkts winzige, fadenförmige Fortsätze außerhalb der Zelle, die das Bakterium in Lichtrichtung vorwärtstreiben.

„Cyanobakterien sind die ersten bekannten Organismen, die wir aus fossilen Funden kennen“, sagt Jan Gerrit Korvink. „In einer – zugegeben – sehr primitiven Form funktionieren die Bakterienzellen wie winzige Augäpfel. Möglicherweise war es also das erste Mal in der Evolutionsgeschichte, dass sich mit der Entstehung der frühen Cyanobakterien ein mit dem Linsenauge vergleichbarer Mechanismus zur Lichtwahrnehmung entwickelt hat. Ein spannender Gedanke!“

Originalveröffentlichung:
„Cyanobacteria use micro-optics to sense light direction“; Nils Schuergers, Tchern, Ronald Kampmann, Markus V. Meissner, Tiago Esteves, Maja Temerinac-Ott, Jan G. Korvink, Alan R. Lowe, Conrad W. Mullineaux, Annegret Wilde;

DOI: http://dx.doi.org/10.7554/eLife.12620

Weiterer Kontakt:
Nils Ehrenberg, Presse, Pressereferent, Tel.: +49 721 608-48122, Fax: +49 721 608-45681, E-Mail: nils.ehrenberg@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.7554/eLife.12620

Anhang
Einzeller mit Durchblick: Wie Bakterien „sehen“
https://idw-online.de/de/attachment48638

Quelle: idw

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Bioökonomie als Motor des nächsten Wirtschaftszyklus

Anette Schober-Knitz Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
HBC Hochschule Biberach

Nachhaltiges Wirtschaften lautet die Lösung für das fortschreitende Wachstum der Weltbevölkerung – und stand im Mittelpunkt des diesjährigen Neujahrsempfanges der Fakultät Biotechnologie an der Hochschule Biberach, an dem rund 60 Professoren, Mitarbeiter aus Lehre und Forschung sowie Vertreter von Unternehmen aus der Region sowie der Politik teilnahmen. Referent des Empfanges war Dr. Holger Zinke, Gründer eines auf die sogenannte Weiße Biotechnologie spezialisierten Unternehmens, der Brain AG (Zwingenberg/Darmstadt).

Zinke ist ein Netzwerk-Partner der Hochschule Biberach und hat zahlreiche wichtige Funktionen innerhalb der Branche inne, beispielsweise als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Brain AG sowie als Mitglied des Bioökonomierates, einem unabhängigen Beratungsgremium der Bundesregierung.

In seinem Vortrag „Biökonomie, Biologisierung und Transformation“ machte er die Bedeutung der Biologisierung der Industrie deutlich. Gerade in der Weißen Biotechnologie würden darin viele Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft schon heute den Motor des nächsten, innovationsgetragenen Wirtschaftszyklus sehen. Mehr noch: Das fortschreitende Wachstum der Weltbevölkerung, die Verknappung der Ressourcen und der globale Klimawandel fordern laut Dr. Zinke ein großräumiges Umdenken. „Bioökonomie bietet innovative Lösungen und neue Perspektiven für diese drängenden Zukunftsfragen“. Die Abhängigkeit von Rohstoffen zu Gunsten von mehr Nachhaltigkeit, Natur- und Klimaschutz könne damit beendet werden.
Die Weiße – auch Industrielle Biotechnologie genannte – Sparte sieht der Experte als Grundpfeiler dieser Entwicklung. Aufbauend auf einem „Werkzeugkasten der Natur“ ermögliche sie die Konstruktion von Mikroorganismen und Synthesewegen, mit denen sich neuartige Produkte und Materialien aus Naturstoffen entwickeln lassen. „Diese Aufnahme von biotechnischen Methoden in die industrielle Produktion nutzt die biologische Kreativität aus 3,5 Milliarden Jahren Evolution“, so Zinke. „Zahlreiche industrielle Prozesse können so effektiver, umweltfreundlicher und nachhaltiger gestaltet werden“.
Damit ist laut Zinke klar, welche Chancen die Biotechnologie bietet – gerade jungen Menschen, die berufliche Perspektiven suchen und sich gleichzeitig an der Lösung gesellschaftlicher Zukunftsfragen beteiligen möchten. Die Studienangebote der Hochschule Biberach im Bereich der industriellen wie pharmazeutischen Biotechnologie seien zur rechten Zeit gekommen und würden als Sprungbrett in eine spannende und innovative Branche dienen. „Die Biberacher Fakultät Biotechnologie hat den Luxus, in einem Bereich tätig sein zu können, der für die Zukunft der Menschheit von entscheidender Bedeutung sein wird“, so Dr. Holger Zinke.
Für dieses breit gefächerte Potenzial steht auch die Brain AG, die in diesen Tagen erfolgreich in den Börsenhandel gestartet ist. Wie das Unternehmen mitteilte, ist es aus dem Bereich der Bioökonomie als erstes Unternehmen dieser Branche im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notiert. Die Brain AG gehört in Europa zu den technologisch führenden Unternehmen auf dem Gebiet der industriellen Biotechnologie. Die Gesellschaft zielt darauf ab, die Nutzung von biotechnologischen Lösungen und biologischen Produkten zu vereinfachen bzw. auszuweiten. Besondere Wachstumspotenziale sieht das Unternehmen in großen Teilen der Chemiebranche, die in den kommenden Jahren laut Experten einen steigenden Anteil von biotechnologischen Produkten und Verfahren verzeichnen wird.

Weitere Informationen:

http://www.hochschule-biberach.de

Quelle: idw

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Aktuelle Gefühlszustände beeinflussen Tinnitus: Forscherteam nutzt Tinnitus-App für neue Studie

Alexander Schlaak Referat II/2, Kommunikation
Universität Regensburg

Der aktuelle Gefühlszustand hat Einfluss auf das Belastungsempfinden von Tinnitus-Patienten. Dies hat jetzt ein Forscherteam der Universitäten Regensburg, Ulm und Witten/Herdecke nachgewiesen. Bislang war lediglich bekannt, dass Stress mit Tinnitus zusammenhängt. Für ihre neuen Untersuchungen nutzten die Wissenschaftler die Smartphone-App „TrackYourTinnitus“ (www.trackyourtinnitus.org). Die Ergebnisse ihrer Studie wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht (DOI: 10.1038/srep20382).

Unter Tinnitus versteht man die Wahrnehmung von Geräuschen ohne eine entsprechende äußere Schallquelle. Die hohe Prävalenz – bzw. Häufigkeit der Erkrankung – von Tinnitus mit bis zu 15 % und die enormen gesellschaftlichen Kosten, die sich gemäß Schätzungen wissenschaftlicher Studien auf über 5 000 Euro pro Patient im Jahr belaufen, verdeutlichen die Relevanz effektiver Therapien gegen diese Störung. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Identifikation der Prozesse, die einen Einfluss darauf haben, wie die Tinnitus-Lautstärke zu mehr oder weniger Belastung durch den Tinnitus führt. Dafür eignet sich der Einsatz von Techniken und Methoden des sogenannten „Ecological Momentary Assessment“ (EMA) – einer Form des ambulanten Assessments bzw. der Datenerfassung im Alltag der Betroffenen.

Für eine solche tagebuchartige Erfassung aktueller Selbstberichte eignet sich die Smartphone-App „TrackYourTinnitus“, die von Forschern um Dr. Winfried Schlee (Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Regensburg) entwickelt wurde. Ein Team von Forscherinnen und Forschern aus Regensburg, Ulm und Witten/Herdecke untersuchte mit Hilfe der App im Alltag von Betroffenen, ob aktuelle emotionale Zustände dazu beitragen, dass die Tinnitus-Lautstärke mit mehr oder weniger Belastung durch den Tinnitus verknüpft ist. Als aktueller emotionaler Zustand wurde das Ausmaß von zwei Komponenten von aktuellen emotionalen Zuständen einbezogen: „Arousal“ und „Valenz“. Unter „Arousal“ versteht man das Ausmaß der inneren Aktivierung des Nervensystems und unter „Valenz“ die mehr positive oder mehr negative Färbung der aktuellen Stimmungslage. Für ihre Untersuchung analysierten die Forscher die Daten aus dem Alltag von 658 Tinnitus Patienten.

Die Analysen zeigten, dass die Tinnitus-Lautstärke bei höherem „Arousal“ und verstärkt negativer „Valenz“ ebenso wie bei höherem aktuellen Stresserleben mit einer stärkeren Belastung durch Tinnitus verbunden ist. Diese Beobachtung hat Konsequenzen für die therapeutische Praxis: So dürften gerade solche Therapieansätze, die auf eine Veränderung von Emotionen und Stress abzielen, dazu führen, dass die Belastung durch den Tinnituston sinkt und sich der Zustand der Patientinnen und Patienten verbessert.

Titel des Original-Aufsatzes:
Probst, T., Pryss, R., Langguth, B., & Schlee, W. (2016). Emotional states as mediators between tinnitus loudness and tinnitus distress in daily life: Results from the „TrackYourTinnitus“ application. Scientific Reports, 6, 20382.

Der Aufsatz im Internet unter:
http://www.nature.com/articles/srep20382
http://epub.uni-regensburg.de/33298/1/srep20382.pdf

Quelle: idw

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Nachhaltige Kommunalentwicklung: Vor allem kleinen Gemeinden fehlt ein Gesamtkonzept

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Experte der Universität Hohenheim: Gemeinden setzen Nachhaltigkeit oft punktuell um. Aber das Querschnittsdenken kommt noch zu kurz.

Nachhaltigkeit ist bereits in vielen Städten und Gemeinden ein Thema – doch ein Gesamtkonzept dazu eher die Ausnahme. Insbesondere kleinere Gemeinden hätten hier noch Nachholbedarf, meint Prof. Dr. Frank Brettschneider, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Hohenheim. Auch die Beteiligung der Bürger an solchen Entscheidungsprozessen zur nachhaltigen Kommunalentwicklung lässt mancherorts noch zu wünschen übrig. Die Wissenschaftler befragten für ihre Studie alle 1.101 Kommunen in Baden-Württemberg.

Die drei Säulen der Nachhaltigkeit – gesunde Umwelt, sozialer Ausgleich und wirtschaftliche Entwicklung – spielen auch bei der Kommunalentwicklung zunehmend eine Rolle. Das Land Baden-Württemberg hat es sich in seiner Nachhaltigkeitsstrategie auf die Fahnen geschrieben, diese Grundlagen auch langfristig zu sichern – gemeinsam mit den Bürgern des Landes.

Ob und wie weit nachhaltige Kommunalentwicklung unter Mitwirkung der Bürger bereits bei den Städten und Gemeinden des Landes gelebte Realität ist, hat nun Prof. Dr. Frank Brettschneider, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Hohenheim, gemeinsam mit seinem Team untersucht. Das Pilotprojekt wurde vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg gefördert.

Defizite beim Konzept und bei der Bürgerbeteiligung
Die Forscher befragten dazu alle 1.101 Kommunen in Baden-Württemberg – von denen 419 (38 %) an der Umfrage teilnahmen. „Nachhaltigkeit ist vor allem für die kleinen Kommunen noch eine punktuelle Angelegenheit – eine Biogasanlage hier oder ein Mehrgenerationenhaus dort“, schildert Prof. Dr. Brettschneider. „Das lässt sich alles natürlich in den Bereich Nachhaltigkeit einordnen, aber der Querschnittsgedanke, ein Gesamtkonzept ist dann noch nicht realisiert.“

Hinzu kommt, dass auch die Beteiligung der Bürger an diesen Prozessen oft noch zu wünschen übrig ließe, sagt Prof. Dr. Brettschneider. Er hält dies jedoch für essenziell zum Gelingen der Entscheidungsprozesse: „Nachhaltigkeit lässt sich nicht verordnen. Ein Klimaschutzkonzept oder ein Mobilitätskonzept für eine Gemeinde muss letztendlich von den Menschen umgesetzt werden. Daher ist es sinnvoll, sie von Anfang an einzubeziehen.“ Außerdem würden, gerade im kommunalen Bereich, die Einwohner über sehr wertvolles Wissen verfügen.

Erfolgsfaktoren für nachhaltige Kommunalentwicklung mit Bürgerbeteiligung
Damit nachhaltige Kommunalentwicklung mit Bürgerbeteiligung in einer Gemeinde von Erfolg gekrönt ist, identifizierten die Wissenschaftler vier Faktoren:

• Erfolgsfaktor Struktur
In der Kommunalverwaltung muss es eine Einheit geben, die sich mit dem Thema beschäftigt. Nachhaltige Kommunalentwicklung und Bürgerbeteiligung müssen als Querschnittsaufgaben wahrgenommen werden. Dafür sollen personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen. „Nachhaltige Kommunalentwicklung ist kein kurzfristiges Projekt, Verlässlichkeit ist daher oberstes Gebot“, betont Prof. Dr. Brettschneider. „Insbesondere kleinen Gemeinden fehlt das dafür notwendige Geld.

• Erfolgsfaktor Person
Die Person, die nachhaltige Kommunalentwicklung erfolgreich umsetzen soll, muss ein geeignetes Persönlichkeitsprofil aufweisen. Prof. Dr. Brettschneider fasst zusammen: „Sie sollte kommunikativ, offen und empathisch sein, die Verwaltungsabläufe kennen und idealerweise Erfahrung mit Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligungsverfahren haben.“

• Erfolgsfaktor Kultur
Wichtig ist, dass die Kommunalverwaltung nicht abteilungsweise denkt, sondern aufgabenbezogen. „Schließlich können etwa Veränderungen im Bereich Soziales Auswirkungen auf die Umwelt haben“, erklärt der Experte. Bürgermeister und Gemeinderat müssen hinter dem Prozess stehen und den Mitarbeitern der Verwaltung Rückendeckung geben. Dabei sollen alle Teile der Verwaltung in den Prozess einbezogen werden und bereit sein, ergebnisoffen zu arbeiten.

• Erfolgsfaktor Handwerkzeug
Bevor man einen Prozess mit Bürgerbeteiligung startet, sind Fokus und Ziel dieser Beteiligung klar festzulegen und zu kommunizieren. „Es macht einen Unterschied, ob die Bürger informiert oder konsultiert werden sollen, oder ob eine Entscheidung zu fällen ist. In diesem Fall müssen auch Handlungsoptionen vorhanden sein“, rät Prof. Dr. Brettschneider.

Vor diesem Hintergrund sind die passenden Beteiligungsformate auszuwählen, wie etwa Bürger-Foren, moderierte Bürgerversammlungen, oder ein World Café, ein Runder Tisch oder Online-Foren. Dabei stellt sich die Frage welche Personengruppen einbezogen werden. Sie sollten unterschiedliche Interessen vertreten und können verfasste oder nicht verfasste Akteure sein – also zum Beispiel Handwerkerverbände, Verkehrsbetriebe und Anwohner. Auch Zufalls-Bürger können beteiligt sein.

Im nächsten Schritt sind die Themenfelder zu analysieren. „Welche Themen stehen überhaupt zur Diskussion? Welche hängen miteinander zusammen? Und welche Lösungen sind möglich?“, umreißt Prof. Dr. Brettschneider die Fragen.

Kommunen müssen Ziele definieren
Zunächst sind also die Kommunen selbst gefragt. Sie müssen klare Ziele definieren, die sich jedoch von Gemeinde zu Gemeinde stark unterscheiden können. „Die Situationen sind sehr spezifisch, hängen von der Größe und der Struktur der Gemeinde ab. Die Probleme liegen daher in unterschiedlichen Bereichen – das kann eine Überalterung der Bevölkerung sein, der mangelnde Breitbandanschluss oder ökonomische Schwierigkeiten“, veranschaulicht Prof. Dr. Brettschneider.

Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg
Um anschließend einen Prozess in Gang zu setzen, benötigen viele Kommunen Unterstützung, so die Erkenntnisse der Wissenschaftler. Diese erhalten sie in Baden-Württemberg durch das Land und durch die kommunalen Spitzenverbände.

Im Rahmen von Landesnetzwerken des Städte-, des Gemeinde- und des Landkreistages können Erfahrungen ausgetauscht werden. Schulungen für Verwaltungsmitarbeiter bietet vor allem die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW). Sie vermittelt Kenntnisse etwa zum fairen kommunalen Beschaffungswesen oder zu der Frage, wie man Nachhaltigkeitsberichte erstellt. „Auch eine Gemeinde, die zum ersten Mal einen solchen Prozess beginnen möchte, kann vom Land Starthilfe erhalten“, empfiehlt Prof. Dr. Brettschneider. „Das kann eine Erstberatung sein, Unterstützung bei der Wahl der Beteiligungsformate oder auch die Finanzierung eines Moderators für die erste Veranstaltung.“

Kein Patentrezept für nachhaltige Kommunalentwicklung
Ein Patentrezept gebe es nicht, meint der Forscher. Doch könnten Kommunen aus den Erfahrungen anderer Gemeinden lernen. Und wenn sie dabei die allgemeinen Regeln beachten, dann sei es sehr wahrscheinlich, gesellschaftlich tragfähige Lösungen zu finden.

„Unsere Befragung hat gezeigt: Am meisten motiviert die Kommunen die eigene positive Erfahrung, ersatzweise auch die anderer Gemeinden. Dann ist die Chance groß, dass die nächsten Male der Prozess ebenfalls erfolgreich ist.“

Hintergrund: Pilotprojekt „Nachhaltige Kommunalentwicklung – Gemeinsam auf dem Weg in die Zukunft“
Das kürzlich abgeschlossene Pilotprojekt „Nachhaltige Kommunalentwicklung – gemeinsam auf dem Weg in die Zukunft“ hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg geplant und gefördert. Ziel war es, ein Unterstützungsangebot für Kommunen bei ihrem Weg zu einer nachhaltigen Kommunalentwicklung mit Bürgerbeteiligung zu entwickeln und zu erproben. Beteiligt waren neben dem Ministerium die für Bürgerschaftliches Engagement zuständigen Netzwerke der Kommunalen Landesverbände als dezentrale Beratungsstellen und das Zukunftsbüro Ludwigsburg als zentrale Beratungsstelle.

Die wissenschaftliche Begleitforschung erfolgte durch das Fachgebiet für Kommunikationswissenschaft, insbesondere Kommunikationstheorie an der Universität Hohenheim. Sie hatte zum Ziel mehr über die Unterstützungsangebote herauszufinden, die geeignet sind nachhaltige Entwicklungsprozesse auf kommunaler Ebene anzustoßen und zu verstetigen.

Weitere Informationen:
http://uhoh.de/abschlussberichtnk
„Abschlussbericht Nachhaltige Kommunalentwicklung“

Quelle: idw

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Kraftstoffe, die keine schädlichen Abgase produzieren

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Moderne Verbrennungsmotoren werden immer sparsamer und sauberer. Die Motorenentwickler stehen nun jedoch vor dem schwer lösbaren technischen Zielkonflikt, ob Kraftstoffverbrauch oder Abgasemission weiter gesenkt werden. Diesen Gordischen Knoten könnten Chemiker und Ingenieure mit ausgefeilten Kraftstoffen zerschlagen, die helfen, die Verbrennung im Motor zu optimieren. Die Entwicklung im Projekt OME wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) nun für drei Jahre mit 800.000 Euro gefördert.

Gleichzeitig Kraftstoffverbrauch, Abgasemission und Nutzerkomfort zu optimieren, führt zu einem technischen Zielkonflikt. Auch die anspruchsvollen Anforderungen an die Abgas-Qualität haben Motoren und Abgas-Nachbehandlung immer komplexer werden lassen. „Die Weiterentwicklung von Diesel- oder Benzin-Kraftstoffen bietet nun eine Chance, die Bildung schädlicher Abgase direkt am Ursprung, nämlich bereits bei der Verbrennung im Motor, zu vermeiden“, erklärt Jörg Sauer, Leiter des Instituts für Katalyseforschung und -technologie am KIT. „Ein vielversprechendes Konzept für Dieselkraftstoffe ist die Verwendung von Oxymethylenethern.“

Oxymethylenether (OME) sind synthetische Verbindungen aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff (CH3O(CH2O)nCH3). Aufgrund ihres hohen Sauerstoffgehalts wird die Schadstoffbildung bereits im Verbrennungsstadium unterbunden. Als Dieselkraftstoffe senken sie den Ausstoß von Ruß und Stickoxiden. Allerdings stellt die wirtschaftliche Produktion der OMEs im technischen Maßstab noch eine Herausforderung dar. Das Projekt OME wird an neuen und effizienten Verfahren zur Herstellung des chemischen Produkts OME arbeiten.

OME könnten aus nachwachsenden Rohstoffen, wie am KIT-Projekt bioliq gezeigt, hergestellt werden. So trügen sie nicht nur zur Schadstoffminderung bei, sondern leisten auch einen Beitrag zur Minderung von Kohlendioxidausstoß durch den Verkehr. OME haben ein Verhältnis von Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff, welches stark dem von Biomasse ähnelt, sodass eine Herstellung mit hoher Energie- und Atomeffizienz möglich ist. „Neben der systematischen Variation von Reaktionsparametern wie Druck, Temperatur und Konzentration, müssen auch effiziente Verfahren für die Aufarbeitung der OME entwickelt werden, um eine hohe Kraftstoffqualität zu garantieren“, erläutert Jakob Burger vom Lehrstuhl für Thermodynamik an der TU Kaiserslautern.

Über die Wirkungsweise der OME bei der motorischen Verbrennung und weitere Aspekte der Anwendung von OME im Fahrzeug ist heute noch zu wenig bekannt. Umfangreiche Untersuchungen in Motorentests werden diese Anwendungsaspekte beleuchten und dazu beitragen, Potenziale für die Effizienzsteigerung bei der Anwendung der OME zu verdeutlichen. Diese Untersuchungen sollen einen detaillierten Einblick in die Zusammenhänge zwischen chemischer Struktur der OME und Verbrennungseigenschaften ermöglichen. Ziel ist die Demonstration einer stark vereinfachten Abgasnachbehandlung, die auf Partikelfilter und katalytische Nachbehandlung verzichtet. „Mit dem Einsatz von OME können wir den Kraftstoff als Wirkstoff betrachten. Dies eröffnet uns ein großes Potenzial, den trade-off zwischen Verbrauch und Emissionen zu entschärfen und damit eine nachhaltige Mobilität zu sichern“, so Georg Wachtmeister, Leiter des Lehrstuhls für Verbrennungskraftmaschinen an der TU München.

Im OME-Projekt arbeiten die TU Kaiserslautern, die TU München und der Koordinator KIT zusammen. Das Projekt mit einem Fördervolumen von insgesamt rund 800.000 € ist für die Dauer von drei Jahren angelegt und wird über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. als Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Kontakt: Monika Landgraf, Pressesprecherin, Leiterin Presse, Tel: +49 721 608-47414, Fax: +49 721 608-43658, E-Mail: presse@kit.edu

Details zum KIT-Zentrum Energie: http://www.energie.kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Anhang

Kraftstoffe, die keine schädlichen Abgase produzieren
https://idw-online.de/de/attachment48646

Quelle: idw

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Demonstration von intelligenter Energiespeicherung und Energiemanagement auf der Insel Borkum

Anette Mack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Steinbeis-Europa-Zentrum

Das Leuchtturm-Projekt NETfficient stellt sich einer der größten Herausforderungen des Energiemarktes, verfügbare erneuerbare Energien effizienter nutzen zu können und somit die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Ziel ist die Entwicklung und Demonstration von intelligenter Energiespeicherung und leistungsfähigem Energiemanagement im Pilotbetrieb durch die Einbindung in das reale Netz der Nordseeinsel Borkum (Deutschland).

Nach einem erfolgreichen ersten Jahr stehen im Projekt NETfficient für 2016 der Start des Pilotbetriebs auf der Insel und die Entwicklung der Energie-Management-Plattform im Vordergrund. Bisher konnten rund 46 Endverbraucher für die praktische Anwendung gewonnen werden.

In NETfficient arbeiten 13 renommierte Forschungseinrichtungen, Großunternehmen, KMU und Stadtverwaltungen aus sieben europäischen Ländern an der Umsetzung der Projektziele. Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und Demonstration von intelligenter Energiespeicherung und leistungsfähigem Energiemanagement im Pilotbetrieb auf Borkum. Die Projektarbeit ist ferner auf die Verwertung und Verbreitung der Demonstrationsergebnisse ausgerichtet, zur Entwicklung valider und auf andere „Smarte“ Städte und Kommunen übertragbarer Geschäftsmodelle sowie einem erleichterten Markteintritt für innovative Speicher- und Verteilertechnologien. Gefördert wird das Projekt von der Europäischen Kommission durch das Programm Horizont 2020, unter der gesellschaftlichen Herausforderung „Kohlenstoffarme Energien“ mit fast neun Millionen Euro.

Für die Demonstration auf Borkum werden innovative, lokale Speichertechnologien, wie zum Beispiel gebrauchte Batterien von Elektrofahrzeugen und hybride Heimtechnologien im Stromnetz der Insel installiert und analysiert. Die verschiedenen Anwendungsfälle, u.a. Wohnhäuser, öffentliche Gebäude und Straßenbeleuchtung und binden die gesamte Energie-Wertschöpfungskette – von dem Energieerzeuger bis zum Endverbraucher – als aktive „Prosumenten“ (Konsumenten, die gleichzeitig auch Stromproduzenten sind) ein. Die Analyse dieser marktnahen Energiebedarfsszenarien liefern wertvolle Daten zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit und Vorhersage der Lebenserwartung.

Zur Vorbereitung der für 2016 geplanten Implementierung lag der Fokus im vergangenen Jahr insbesondere auf der Konzeption und Präzisierung der Anwendungsfälle hinsichtlich der Anforderungen des Endverbrauchers.
Zur Gewinnung von Endverbrauchern für diese Anwendungsfälle und zur Bewerbung der innovativen Technologien präsentierte sich NETfficient in seinem ersten Jahr erfolgreich auf Fach- und Verbrauchermessen. Insgesamt interessieren sich bisher ca. 46 Endverbraucher für die Anwendungsfälle „Wohnhäuser“ (40) und „Öffentliche Gebäude“ (6).

Zur erfolgreichen Bewerbung des Projekts trägt auch die eigene Webseite (http://netfficient-project.eu) bei. Inzwischen dient sie als umfangreiche Informationsplattform. Printmaterialien, wie die Projektbroschüre, der erste Projektnewsletter (Download: http://netfficient-project.eu/downloads) und Aktivitäten in den Sozialen Medien ergänzen die Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt.

Das nächste Projekttreffen ist für Juni 2016 in Cagliari, Hauptstadt von Sardinien, geplant. Die Stadt beheimatet nicht nur zwei der Forschungspartner, sondern ist als potenzieller frühzeitiger Anwender auch sehr an den Projektergebnissen interessiert. Mitarbeiter der Stadt sind im Beratungsausschuss des Projektes vertreten.

Kontakt: NETfficient-Büro für Kommunikation
Dr. Annette C. Hurst, Steinbeis-Europa-Zentrum
E-Mail: hurst@steinbeis-europa.de, Phone: +49 (0)721 935 19126

NETfficient wird koordiniert von Ayesa Advanced Technologies S.A. in Kooperation mit zwölf weiteren Partnern: Williams Advanced Engineering, Fraunhofer Institute for Solar Energy Systems ISE; Win Inertia; Center for Advanced Studies, Research and Development in Sardinia (CRS4); Steinbeis-Europa-Zentrum; Department of Electrical and Electronic Engineering (DIEE) of the University of Cagliari; Ayuntamiento de Santander, City Council’s Information and Communications Department; Swerea IVF; PowerTech Systems; Wirtschaftsbetriebe der Stadt NSHB Borkum GmbH; Schneider Electric GmbH und Vandenborre Energy Systems NV und wird von dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 mitfinanziert, Projekt Nr. 646463.

Weitere Informationen:
http://www.netfficient-project.eu – Über das Projekt NETfficient

Quelle: idw

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Thermoelektrik: Abwärme direkt in Strom wandeln

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Beim Automotor, bei der Beheizung des Hauses und in industriellen Prozessen, überall wird ein Teil der eingesetzten Energie als Abwärme an die Umgebung abgegeben. Thermoelektrische Generatoren können dieses bisher größenteils ungenutzte Energiereservoir erschließen. Das neue BINE-Themeninfo „Thermoelektrik: Strom aus Abwärme“ (I/2016) stellt auf 24 Seiten die technischen Grundlagen, laufende Forschungsprojekte und aussichtsreiche Anwendungsgebiete vor.

Thermoelektrische Generatoren können kleinste Temperaturdifferenzen nutzen
Thermoelektrik funktioniert in zwei Richtungen: Sie kann Wärme direkt in Strom umwandeln oder, als sogenanntes Peltierelement, mit elektrischer Energie Kälte erzeugen. Vereinfacht bestehen thermoelektrische Elemente aus zwei verschieden leitfähigen Materialien, deren elektrische Kontakte sich in unterschiedlichen Temperaturbereichen befinden. Durch die Differenz zwischen beiden Temperaturen entsteht eine elektrische Spannung und damit Strom. Mittlerweile sind die Elemente in der Lage bis zu 1.000 Watt zu erzeugen. Neue Materialien werden größere Temperaturdifferenzen verarbeiten können und damit noch höhere Leistungen erzeugen. Großer Vorteil von thermoelektrischen Elementen ist, dass sie vibrationsfrei, geräuschlos und ohne bewegliche Teile arbeiten. Damit sind sie vergleichsweise wartungsarm und langlebig.

Bisher werden thermoelektrische Elemente insbesondere in der Raumfahrt, z. B. im Marsrover Curiosity, für energieautarke und wartungsfreie Sensoren, für die Kühlung von elektrischen Geräten sowie in lautlosen Hotelkühlschränken und Campingkühlboxen eingesetzt. Zukünftig könnten die Elemente eine stärkere Rolle im Automobilbau, z. B. für eine Unterstützung der Bordstromversorgung, und in der industriellen Abwärmenutzung spielen. Dr. Jan König, vom Fraunhofer-Institut für physikalische Messtechnik, koordinierte für dieses BINE-Themeninfo eine Gruppe von Autoren, die in deutschen Forschungsinstituten und Firmen zu diesem Thema arbeiten.

Das BINE-Themeninfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich – unter www.bine.info oder 0228 – 92379-0.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:

http://www.bine.info/en – BINE Information Service – Energy research for practical applications
http://www.twitter.com/bineinfo – Folgen Sie BINE Informationsdienst aktuell auf Twitter
https://www.facebook.com/BINE.Informationsdienst – Auch auf Facebook mit aktuellen News und Infos rund um die Uhr

Quelle: idw

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Erneuerbare Energien aus organischen Abfällen

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Die Universität Bayreuth koordiniert ein neues Verbundprojekt zur optimierten kommunalen Energieversorgung.

Organische Abfälle sind eine Ressource für die Energiegewinnung, die im Zuge der ‚Energiewende‘ weiter an Bedeutung gewinnen wird. Bisher werden sie jedoch nur im Umkreis größerer Städte zur Energieversorgung genutzt. Denn erst ab 200.000 Einwohnern entstehen pro Jahr so große Mengen organischer Abfälle, dass diese für die Energieerzeugung in Biogasanlagen wirtschaftlich genutzt werden können. Hier setzt das neue bayerische Forschungsprojekt FOR10‘000 an. Es wird vom Lehrstuhl für Bioprozesstechnik an der Universität Bayreuth unter der Leitung von Prof. Dr. Ruth Freitag koordiniert und von der Bayerischen Forschungsstiftung für die nächsten zwei Jahre mit 600.000 Euro gefördert. Die Projektpartner aus Wissenschaft und Industrie wollen gemeinsam ausloten, wie organische Abfälle auch in kleineren Städten und ländlichen Regionen optimal im Sinne einer Kreislaufwirtschaft verwertet werden können.

Eine Beispielregion bilden dabei die Stadt und der Landkreis Bayreuth, in denen jährlich rund 10.000 Tonnen Biomüll anfallen. Das Ziel ist es, für die Energiegewinnung und -nutzung aus diesen Abfällen ein realistisches, langfristig angelegtes Konzept zu erarbeiten. Es soll neueste technologische Entwicklungen einbeziehen, in wirtschaftlicher Hinsicht attraktiv sein und auf kommunaler Ebene umgesetzt werden können. Ein wichtiger Aspekt sind dezentrale Formen der Energiegewinnung, die es kleineren Betrieben oder Privathaushalten ermöglichen, vergleichsweise geringe jährliche Abfallmengen zur Eigenversorgung mit Energie zu nutzen. Damit würde die Unabhängigkeit von großen Stromnetzen steigen.

Ein Verbund von Kompetenzen aus Wissenschaft und Praxis
Seitens der Universität Bayreuth bringen zahlreiche Lehrstühle der Fakultät für Ingenieurwissenschaften ihre speziellen Kompetenzen in der Energieforschung und Energietechnik in das Projekt ein. Darüber hinaus sind auch Partner an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden sowie an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Coburg und Hof beteiligt. „Mit diesen beiden Hochschulen ist die Universität Bayreuth bereits im Rahmen der TechnologieAllianzOberfranken (TAO) vernetzt, und wir begrüßen es sehr, dass diese Kooperation durch FOR10‘000 weiter gestärkt wird“, freut sich Prof. Freitag. „Bei aller wissenschaftlichen Begeisterung ist auch die konkrete technische Umsetzbarkeit gewährleistet. Dafür sorgen kleine und mittlere Unternehmen aus dem nordbayerischen Raum – sei es aus dem Anlagenbau oder der Energie- Gas- und Materialtechnik – sowie einige Betreiber von Biogas-, Klär- und Kompostieranlagen in Oberfranken, die gleichfalls am Projekt beteiligt sind.“ Die Bayreuther Projektleiterin verweist zudem auf die enge Zusammenarbeit mit der Bioenergieregion Bayreuth und dem Fachverband Biogas: „Beide Partner haben uns bei der Vorbereitung des Projekts nachdrücklich unterstützt.“

In FOR10‘000 werden insgesamt sechs Nachwuchswissenschaftler an ihren Dissertationsvorhaben arbeiten und auf diese Weise wichtige Kontakte für ihre weitere berufliche Entwicklung knüpfen können. Drei dieser Projekte werden direkt an der Universität Bayreuth angesiedelt sein, die drei anderen werden im Rahmen von koordinierten Promotionsvor-haben gemeinsam mit den beteiligten Fachhochschulen durchgeführt.

Biogas aus Abfällen – ein vielversprechender Energieträger
Die Projektpartner stimmen in der Einschätzung überein, dass das bei der Verarbeitung organischer Abfälle entstehende Biogas einen stofflichen Energieträger darstellt, dessen Potenziale noch längst nicht ausgeschöpft sind. So produziert beispielsweise ein in Bayreuth angesiedeltes Biomasseheizkraftwerk, das jährlich rund 4.000 Tonnen Biomasse verbraucht, täglich rund 2.600 Kubikmeter Biogas; hiermit können mehr als 18.000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden. In solchen ‚klassischen‘ NaWaRo-Anlagen wird das Biogas allerdings aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais oder Zuckerrüben gewonnen. „Die gegenwärtige energiepolitische Entwicklung läuft darauf hinaus, dass man solche landwirtschaftlichen Produkte – die ja auch Nahrungsmittel sind – mit Recht nicht länger im bisherigen Umfang für die Energieerzeugung einsetzen will“, meint Prof. Freitag und fügt hinzu: „Bio-Abfälle sind ein viel interessanterer Rohstoff, zumal die Frage der Entsorgung für zahlreiche Kommunen immer drängender wird.“

Die Zusammensetzung organischer Abfälle ist allerdings sehr vielfältig und schwankt mit den Jahreszeiten erheblich. Ein wichtiger Aspekt von FOR10‘000 ist daher die sogenannte ‚Substratvorbehandlung‘. Hierbei geht es um die Entwicklung von Technologien, mit denen verschiedenste Arten von Bio-Müll so zusammengeführt und aufbereitet werden, dass sie in ein und derselben Biogasanlage weiterverarbeitet werden können. Der in Biotonnen gesammelte organische Müll aus Privathaushalten und landwirtschaftliche Abfälle wie beispielsweise Gülle sollen gleichermaßen verwertbar sein. Damit wird der Betrieb von Biogasanlagen erheblich flexibler, weil sie nicht länger von einem einzigen Substrat abhängig sind.

Veredelung von Biogas und regenerative Stromerzeugung
Ein weiterer innovativer Schwerpunkt des Projekts ist die Veredelung von Biogas zu Methan. Das aus organischen Abfällen erzeugte Biogas setzt sich ungefähr jeweils zur Hälfte aus Methan und Kohlendioxid (CO2) zusammen. Für das Methan gibt es vielfältige Verwendungsmöglichkeiten: Es kann in das Erdgasnetz eingespeist werden oder auch an Gas-Tankstellen weitergeleitet und hier beispielsweise für Fahrzeuge des öffentlichen Nahverkehrs genutzt werden. Zudem lässt sich das Methan in mobilen Gasflaschen speichern und je nach Bedarf einsetzen. Was aber geschieht mit dem Kohlendioxid? Durch eine – nach dem Chemiker Paul Sabatier benannte – katalytische Reaktion können CO2 und Wasserstoff zu Methan und Wasser umgewandelt werden. So kann der Methangehalt des Biogases auf mehr als 90 Prozent gesteigert werden, das auf diese Weise die Qualität von Erdgas gewinnt.

Es ist eine ökologische Pointe dieses Verfahrens, dass sich damit eine Chance für die optimale Nutzung von Solar- und Windkraftanlagen eröffnet. Hier wird zu Spitzenzeiten oftmals Strom produziert, der von den Stromkunden nicht unmittelbar abgerufen wird und die Stromnetze überlastet. Diese überschüssige Energie kann zur Elektrolyse von Wasser genutzt werden: So entsteht genau der Wasserstoff, der für die Biogas-Veredlung benötigt wird.

Rückgewinnung von Wertstoffen
Organische Abfälle enthalten häufig Wertstoffe, die wesentlich zur Fruchtbarkeit von Böden oder zur Qualität pflanzlicher Lebensmittel beitragen – wie etwa Phosphat, Stickstoff, Mineralien oder organische Fasern. Die Partner in FOR10‘000 wollen darauf hinarbeiten, dass diese Wertstoffe bei der Biogas-Produktion nicht verlorengehen, sondern der Landwirtschaft wieder zur Verfügung gestellt werden können. Dafür sollen, dem aktuellen Stand der Technik entsprechend, möglichst kostengünstige Verfahren der Rückgewinnung etabliert werden.

Auf dem Weg zu neuen kommunalen Dienstleistungen
Auch wenn das Forschungsprojekt sich an vielen Stellen mit Detailfragen der technologischen und wirtschaftlichen Optimierung befassen wird, wollen die Projektverantwortlichen dabei nicht stehen bleiben. Sie betonen vielmehr, dass es letztlich darum geht, leistungsstarke kleine und mittlere Biogas-Anlagen in kommunale Gesamtsysteme der Energieversorgung und Abfallverwertung zu integrieren. FOR10‘000 versteht sich daher nicht nur als wissenschaftliches Vorhaben, sondern will überdies einen Weg zu innovativen öffentlichen Dienstleistungen bahnen, die konkret zur Energiewende beitragen. „Wir freuen uns daher besonders über die politische Unterstützung, die wir bei der Vorbereitung des Projekts erfahren haben – sei es von der Oberbürgermeisterin der Stadt Bayreuth, dem Landrat des Landkreises Bayreuth oder dem Bayerischen Staatsminister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat. Auch der Bayerischen Forschungsstiftung möchten wir noch einmal ausdrücklich für die großzügige Förderung danken“, so Prof. Freitag.

Kontakt:
Prof. Dr. Ruth Freitag
Lehrstuhl für Bioprozesstechnik
Fakultät für Ingenieurwissenschaften
Universität Bayreuth
95447 Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 55-7371
E-Mail: ruth.freitag@uni-bayreuth.de

Quelle: idw

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Gewässerschutz als Thema auf der Woche der Umwelt 2016

Nadja Neumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Nun stehen die Aussteller für die „Woche der Umwelt“ 2016 fest. Die Umweltschau des Bundespräsidenten und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) findet am 7. und 8. Juni im Park von Schloss Bellevue in Berlin statt. Aus über 600 Bewerbungen wählte die Jury 190 Projekte aus. Das IGB ist mit dabei und präsentiert das Seelabor, eine große Versuchsanlage, um die Auswirkungen des Klimawandels auf Seen zu erforschen. Außerdem stellt das IGB das Projekt Moneris vor, welches die Nährstoffbelastungen von Flüssen im Fokus hat.

Bundespräsident Joachim Gauck lädt am 7. und 8. Juni 2016 gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zur „5. Woche der Umwelt“ in den Park von Schloss Bellevue ein. Rund 190 Partner und Institutionen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Medien werden im Juni ihre innovativen Vorhaben zu den Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen Klimaschutz, Energie, Ressourcen, Boden und Biodiversität, Mobilität und Verkehr, Bauen und Wohnen am Amtssitz des Bundespräsidenten ausstellen.
Vielfältig sind die Einflüsse des globalen Umweltwandels auf Flüsse und Seen. So untersucht das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), wie sich eine veränderte Landnutzung, intensivere Landwirtschaft und der fortschreitende Klimawandel auf Gewässer weltweit auswirken und entwickelt Maßnahmen für den Schutz aquatischer Ökosysteme. Exemplarisch dafür stehen die Projekte Moneris und Seelabor, die u.a. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden. Das prozessorientierte mathematische Modell Moneris quantifiziert die Einträge und den Verbleib von Nährstoffen in Flüssen und Flusseinzugsgebieten. Es umfasst auch einen Szenariomanager, der Management-Alternativen zur Verbesserung der Wasserqualität hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit vergleicht. Moneris wird bereits in 27 Ländern in Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika angewandt. Das Seelabor ist eine große Feldversuchsanlage im brandenburgischen Stechlinsee. Hier wird erforscht, wie sich der Klimawandel auf Seen auswirkt. Die weltweit einzigartige Forschungsplattform besteht aus 24, vom umgebenden Wasser bis zum Gewässergrund abgetrennten Versuchszylindern von je 9 m Durchmesser und 20 m Tiefe. Dort werden zukünftige Klimaszenarien wie extreme Wetterereignisse simuliert und analysiert.
Klement Tockner, Direktor des IGB, betont die Bedeutung von Grundlagenforschung und lösungsorientierter Forschung, um effiziente Konzepte zum Gewässerschutz zu entwickeln: „Eine fundierte Datenbasis zum Zustand und zur Veränderung der Gewässer und ihrer Lebensgemeinschaften ist zentral für alle Entscheidungen. Nur mit einem flächendeckenden Gewässer-Monitoring, umfassenden Freilandexperimenten und aussagekräftigen Vorhersagemodellen können wirksame Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Exemplarisch für diesen Ansatz stehen die beiden Projekte Moneris und Seelabor.“
„Anders als bei Laborexperimenten finden die Versuche im Seelabor in der natürlichen Umwelt statt und berücksichtigen die Komplexität des Ökosystems. Diese Forschung unter realitätsnahen Bedingungen ist das Besondere am weltweit einzigartigen Seelabor. So können wir Ursache und Wirkung in einen direkten Zusammenhang bringen“, ergänzt Mark Gessner, Leiter der IGB-Abteilung Experimentelle Limnologie und des Seelabors.

Kontakt:
Nadja Neumann/ Angelina Tittmann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
Tel: 030 64181-975/-631
E-Mail: pr@igb-berlin.de

Dr. Martina Bauchrowitz
Öffentlichkeitsarbeit Seelabor
Tel.: 0151 40 38 09 62
E-Mail: seelabor@igb-berlin.de

Weitere Informationen zum IGB:
Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Weitere Informationen:
http://www.igb-berlin.de
http://www.seelabor.de
http://www.moneris.igb-berlin.de
https://www.woche-der-umwelt.de

Quelle: idw

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Nicht die Ungleichheit ist das Neue, sondern die Unsicherheit

Dr. Jennifer Villarama Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)

Die Oxfam-Studie „An economy for the 1%“ hat auch in Deutschland eine neue Debatte um die Verteilung von Reichtum ausgelöst. Ihre Ergebnisse lassen sich aber nicht eins zu eins auf die hiesige, aktuelle Lage übertragen. Der dritte Bericht zur sozioökonomischen Entwicklung in Deutschland (soeb 3) zeigt, dass die Ungleichheit seit den 1980er-Jahren deutlich zugenommen hat, aber dass sich für den Moment dieser langjährige Trend in Deutschland abschwächt. Von neuer, besorgniserregender Qualität sind aus Sicht des Forschungsverbunds jedoch makroökonomische Unsicherheiten, die hinter der relativ guten konjunkturellen Lage verdeckt sind und in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen werden.

Die Oxfam-Studie „An economy for the 1%“ hat auch in Deutschland eine neue Debatte um die Verteilung von Reichtum ausgelöst. Die Ergebnisse einer globalen Langzeitstudie lassen sich aber nicht eins zu eins auf die Lage in einzelnen Ländern übertragen. Der dritte Bericht zur sozioökonomischen Entwicklung in Deutschland (soeb 3), der im August 2016 erscheint, wird zeigen, dass die Ungleichheit seit den 1980er-Jahren deutlich zugenommen hat. Zwar hat sich für den Moment dieser langjährige Trend in Deutschland abgeschwächt. Von neuer, besorgniserregender Qualität sind aus Sicht des Forschungsverbunds jedoch makroökonomische Unsicherheiten, die hinter der relativ guten konjunkturellen Lage verdeckt sind und in der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen werden – auch hinsichtlich ihrer Konsequenzen für die Verteilungsentwicklung. Im Falle potenzieller Verschlechterungen der Rahmenbedingungen oder gesamtwirtschaftlicher Schocks muss mit einer wieder zunehmenden Ungleichheit von Ressourcen und Teilhabe gerechnet werden.

Die Ursachen für die Fragilität der makroökonomischen Erfolge liegen erstens in Risiken im Finanzsystem, die seit Beginn der Krise im Jahr 2008 zugenommen haben: Da Unternehmen seither weniger Außenfinanzierung in Anspruch nehmen, beobachten wir eine Verschiebung der Kreditvergabe durch Banken weg von Unternehmen und hin zu privaten Haushalten, häufig auch als Immobilienkredite. Wie schon im Vorfeld der Subprime-Krise in den USA – die am Anfang der Verwerfungen in 2007 stand – birgt dies die Gefahr, dass sich eine Überschuldungsproblematik bei Privathaushalten aufbaut, wenn die Niedrigzinsphase ausläuft und Immobilienpreise nachgeben. Dies könnte negative Rückwirkungen auf die kreditvergebenden Finanzinstitutionen und damit das Finanzsystem haben. Zweitens liegen in dem für Deutschland so wichtigen Außenhandel Unsicherheiten im Zusammenhang mit der geopolitischen und finanziellen Situation der Handelspartner: Seit Beginn des 21. Jahrhunderts haben sowohl die Risiken als auch die Erfolgschancen aufgrund der deutschen Exporte erheblich zugenommen. Durch Abhängigkeiten im Außenhandel sind gleichzeitig über Kapitalexporte deutsche Vermögen im Ausland angehäuft worden, die von Ausfall bedroht sind.

Im selben Zeitraum verlangsamte sich der langjährige Trend der immer weiteren Abkoppelung ärmerer Bevölkerungsschichten. Während die Krise von 2008 viele europäische Länder vor Herausforderungen wie hochschnellende Arbeitslosenquoten stellte, kam Deutschland relativ gut mit den Problemen zurecht: das Wachstum des Niedriglohnsektors wurde gestoppt, die Lohnquote stieg, die Arbeitslosigkeit ging bis heute auf historische Tiefstände zurück und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm wieder zu. Allerdings hat die günstige Wirtschaftslage nicht zu einer Umkehr der Verteilungsentwicklung geführt. Vielmehr verharren Ungleichheits- und Armutsindikatoren auf hohem Niveau. Wenn aber – wie schon mehrfach seit den 1980er Jahren – makroökonomisch gegebene Verteilungsspielräume nicht zu einem Aufholprozess für Verlierer früherer Episoden führen, muss damit gerechnet werden, dass der Trend zunehmender Armut und Ausgrenzung nur unterbrochen wurde und sich in der nächsten Krise fortsetzt – ganz abgesehen von den Effekten der jüngsten Flüchtlingswelle. Dass die skizzierten makroökonomischen Risiken gegebenenfalls zu einem neuerlichen Abwärts für untere Einkommensschichten führen, ist auch vor dem Hintergrund anzunehmen, dass die Schutzfunktion sowohl des Haushaltskontextes als auch sozialstaatlicher Netze vor relativer Einkommensarmut seit der Jahrtausendwende abgenommen hat (verbundinterne Analysen).

Auch in Deutschland scheint die von Oxfam ausgelöste Ungleichheitsdebatte daher seit langem schon mehr als angebracht. Es sollten jedoch auch aktuelle Entwicklungen und zukünftige Risiken in den Blick genommen werden: Es muss darüber nachgedacht werden, welche makroökonomischen Stellschrauben neu zu justieren sind, um die derzeit vergleichsweise günstige Lage vor einem drohenden Einbruch zu bewahren. Gleichzeitig sollte geprüft werden, welche steuer- und sozialpolitischen Maßnahmen zur Korrektur der Ungleichheit und zur Vermeidung einer erneut zunehmenden Spreizung der Teilhabechancen geeignet sind.

Kontakt:
Dr. René Lehweß-Litzmann
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
Friedländer Weg 31
D-37085 Göttingen
Fon: ++49 (0)551 52205-26
E-Mail: rene.lehwess@sofi.uni-goettingen.de

Der Forschungsverbund soeb wird seit 2000 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Weitere Informationen unter www.soeb.de

Anmeldung soeb-Newsletter an: Sarah Cronjäger (sarah.cronjaeger@sofi.uni-goettingen.de)

Weitere Informationen:

http://www.soeb.de
http://www.sofi.uni-goettingen.de

Quelle: idw

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Eine kompakte Biogasanlage für alle Arten von Substraten

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das Start-up Mini-Green Power aus Hyères (Provence-Alpes-Côte-d’Azur) hat eine neuartige Biogasanlage entwickelt, die sich für kleine und ländliche Gemeinden eignet. Das Konzept ist ein Alleskönner, der eine Vielzahl von unterschiedlichen Substraten verwerten kann: Abfälle aus der Agrarindustrie (z.B. Schalen und Kerne), Holz, Stroh, Bioabfälle aus Haushalten etc. Grundsätzlich kann die Anlage alle Arten von Biomasse verwerten, solange sie einen Feuchtigkeitsgrad von unter 60% aufweisen.

Das Start-up Mini-Green Power aus Hyères (Provence-Alpes-Côte-d’Azur) hat eine neuartige Biogasanlage entwickelt, die sich für kleine und ländliche Gemeinden eignet. Das Konzept ist ein Alleskönner, der eine Vielzahl von unterschiedlichen Substraten verwerten kann: Abfälle aus der Agrarindustrie (z.B. Schalen und Kerne), Holz, Stroh, Bioabfälle aus Haushalten etc. Grundsätzlich kann die Anlage alle Arten von Biomasse verwerten, solange sie einen Feuchtigkeitsgrad von unter 60% aufweisen.

Die Anlage ist in drei Module untergliedert: in einen Biomasse-Speicher mit einer Trocknungsfunktion, um die Feuchtigkeit der Anlage anzupassen (der Biomasseverbrauch pro Jahr beträgt zwischen 2 000 und 2 500 Tonnen), einen Vergaser, mit dem die Biomasse in Synthesegas umgewandelt wird und einen Kessel, in dem das aufbereitete Gas unmittelbar danach verfeuert wird. Für den Einsatz der Anlage gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird die erzeugte Wärme direkt zu einer Turbine mit einer Kraft-Wärme-Kopplung geleitet oder die Wärme wird für die Beheizung von Gebäuden und für die Trocknung von Holz oder Klärschlämmen genutzt. Die Leistung der ersten Option beträgt 36 kW elektrisch und 120 kW thermisch. Bei der zweiten Option können mit der Anlage ungefähr 12 000 m3 Gebäude beheizt (ca. 50 Wohnungen von 100 m2) oder zwischen 600 und 1 000 kg Biomasse pro Stunde getrocknet werden. Das Gewicht der getrockneten Klärschlämme wird auf ein Drittel reduziert und kann somit einfacher transportiert werden. Beim Holz wird das Gewicht ebenfalls reduziert, wobei der Brennwert, und somit der Handelswert, verdoppelt wird. Insgesamt wurden drei Patente für das grüne Mini-Kraftwerk eingereicht.

Das Konzept von Mini-Green Power wurde gemeinsam mit der französischen Behörde für Atomenergie und alternative Energien (CEA) entwickelt. Das Unternehmen wurde bei der Gründung (2014) vom Start-up Inkubator Incubateur Paca-Est (IPE) unterstützt und erhielt einen rückzahlbaren Vorschuss von 400.000 € von der öffentlichen Investitionsbank BPIfrance.

Weitere Informationen:
Webseite von Mini-Green Power (auf Englisch und Französisch): minigreenpower.com

Quelle: „La start-up provençale Mini-Green Power présente à la Cop21“, Pressemitteilung von Mini-Green Power, 13.10.2015 – http://media.wix.com/ugd/5465da_a5e4b010c1a34e50a4997437d79e96fa.pdf

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/umwelt-klima-agronomie/eine-kompakte-bi…

Quelle: idw

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Forscher der Uni Rostock wollen Meinung der Bürger zu „ihren“ Gewässern

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Rostock wird zur Modell-Region für Deutschland

Was sind den Rostockern ihre kleinen städtischen Gewässer und Feuchtgebiete wert? „Klimawandel, Hochwasserschutz, aber auch Gewässerentwicklung, das sind Themen, um die länger kein Bogen mehr gemacht werden kann und sollte“, sagt Professor Jens Tränckner von der Universität Rostock, der eine Stiftungsprofessur von Eurawasser innehat. Ein wichtiger Aspekt seiner aktuellen Forschung ist eine anonyme Internetumfrage (https://www.kogge.auf.uni-rostock.de/).

Auf der Plattform sollen sich Rostocker, Bewohner des Landkreises, aber auch Besucher der Stadt darüber äußern, welchen Stellenwert sie den kommunalen Gewässern beimessen und welche Erwartungen sie mit diesen Gewässern verbinden. Bei der Umfrage soll auch herausgefunden werden, wie groß die Bereitschaft der Menschen ist, einen eigenen Beitrag für den Gewässerschutz zu leisten.

Tränckner leitet das Forschungs-Verbund-Projekt „KOGGE“ der Universität Rostock, das der Bund in den nächsten drei Jahren mit 1,5 Millionen Euro fördert. Ziel: Kommunale Gewässer, kurz „KOGGE“ sollen gemeinschaftlich gefördert werden. Rostock ist damit Modell-Region für Deutschland. Das sei bisher einzigartig für eine „kleinere“ Großstadt. So wird es möglich, den Zustand kleiner Fließgewässer zu erfassen und zu verbessern.

Nach den verheerenden Überschwemmungen durch Starkregen im Sommer 2011 haben die Rostocker Akteure bereits ein integrales Entwässerungskonzept (INTEK) erarbeitet. Mit dem Verbundprojekt KOGGE solle jetzt, so Professor Tränckner, ein strategisches, stadtübergreifendes Gewässerentwicklungskonzept nachgelegt und auf den Weg gebracht werden.

Über 200 Kilometer so genannte Fließ-und Standgewässer wie beispielsweise Bäche, Gräben und auch die Warnow ziehen sich durch Rostock. Nur ein Bruchteil davon wird regelmäßig gepflegt, so wie die Europäische Wasserrahmenrichtlinie es fordert. Wie es um die Gewässer ganz konkret bestellt ist, das soll jetzt mit dem stadtübergreifenden Gewässerentwicklungskonzept herausgefunden werden. „Wir nehmen die Gewässer unter die Lupe, vor allem mit Blick auf ihren ökologischen Aspekt, aber ebenso auf den Hochwasserschutz und die Siedlungsentwässerung“, sagt Prof. Tränckner. Wichtige Aspekte für den Wissenschaftler sind sowohl die Zustandsanalyse aber auch die Pflege der Gewässer.

Das Konzept trägt die verschiedensten Handschriften von Akteuren der Rostocker Wasserwirtschaft. Mit im Boot sind neben der Universität Rostock der Wasser-und Bodenverband Untere Warnow-Küste, Eurawasser Nord sowie das Institut für ökologische Forschung und Planung GmbH (biota). Praxispartner sind das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg sowie das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie MV.

So wird es möglich, eine gemeinsame web-basierte Geodatenstruktur aufzubauen. Um zuverlässige Analysen und Daten zu bekommen, werden auch Drohnen eingesetzt. So können Geländemodelle in Zentimeterqualität erstellt werden. „Alle Partner werden dann Zugriff auf die Daten haben“, sagt Prof. Tränckner. Für ihn sei das ein entscheidender Aspekt, um frühzeitig mögliche Hochwasserrisiken bewerten zu können. Für den Forscher ist es „äußerst wichtig“, wie er mehrfach betont, „die Bürger frühzeitig in die Entwicklung des Gewässerkonzeptes einzubeziehen“.

Die Hansestadt ist zwar nicht projektfinanzierter Partner, jedoch u.a. mit der Bereitstellung von Daten, insbesondere den Ergebnissen aus dem Projekt Integriertes Entwässerungskonzept (INTEK) sowie dessen Fortschreibung- und aktiver Mitwirkung in der Projektgruppe KOGGE beteiligt. Das Gewässermonitoring des Amtes für Umweltschutz am Schmarler Bach passe sich in die gleichartige Zielsetzung des großräumig angelegten Forschungsvorhabens KOGGE ein. Das Konzept für das Monitoring des Schmarler Bachs ist beispielsweise gerichtet auf kontinuierliche Durchflusserfassung, Bestimmung der Sedimentfracht, des Wirkungsgrades des Schöpfwerks, kontinuierliche Messung stofflicher Leitparameter zur Bestimmung der Gewässercharakteristik aus hydrologischen und stofflichen Parametern sowie der Optimierung der Wehrsteuerung am Schöpfwerk Schmarler Bach.
Im Haushalt des Amtes für Umweltschutz für die Jahre 2015/2016 sind Gelder in Höhe von 20000 Euro eingeplant. Sie werden für die Planung, Beschaffung und Inbetriebnahme einer Durchflussmessstelle entsprechend des KOGGE-Pegelkonzeptes der Universität Rostock am Schmarler Bach eingesetzt. Text: Wolfgang Thiel

Stadt unterstützt Forschung der Uni
Das Forschungsprojekt findet großes Interesse im Rostocker Rathaus. „Der mit KOGGE verfolgte Ansatz, Hochwasserschutz, Flächennutzung und ökologische Gewässerentwicklung zu einem funktionsfähigen Gesamtkonzept zu vereinen, entspricht in vollem Umfang den Interessen der Hansestadt“, sagt Sven Schmeil, Abteilungsleiter im Umweltamt. Gerade die Anpassung an Klimaänderungen und die Verbesserung des Ökologischen Zustandes bzw. des ökologischen Potenzials der Gewässer zweiter Ordnung stünden im Fokus der kommunalen Nachhaltigkeitspolitik und des Verwaltungshandelns. „Der Senatsbereich Bau und Umwelt befindet die zu erwartenden Resultate als förderlich für die Verbesserung der Gewässerqualität und sieht zukünftig potenzielle Einsatzbereiche für das zu entwickelnde innovative Messsystem zur Schadstoffdetektion in städtischen Gewässern“, betont Schmeil.

Kontakt:
Universität Rostock
Agrar-und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Professor Jens Tränckner
Tel: 0381/ 498 3461
Mail: jens.traenckner@uni-rostock.de

Quelle: idw

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„Moment, hier war ich doch schon!“ – Wie das Gehirn Ortserinnerungen bildet

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Tübinger Forscher aktivieren im Experiment vormals ruhende Gedächtniszellen

Tübinger Neurowissenschaftlern ist es gelungen, ruhende Gedächtniszellen von Ratten zu aktivieren. Durch gezielte schwachelektrische Impulse konnten sie vormals inaktive Zellen im Hippocampus dazu bringen, den Ort der Impulsverabreichung wiederzuerkennen. Der Hippocampus ist bei Nagetieren wie auch dem Menschen für das Gedächtnis zuständig. Die Studie des Forscherteams am Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften (CIN) der Universität Tübingen gibt daher Hinweise darauf, wie in unserem Gehirn Erinnerungen gebildet werden. Die Ergebnisse wurden nun im Fachmagazin Current Biology veröffentlicht.

Das Gedächtnis ist eine der wichtigsten Funktionen unseres Gehirns. Mit seiner Hilfe können wir nicht nur unseren Enkelkindern eines Tages aus unserer Jugend erzählen. Gerade für ganz alltägliche Abläufe ist es unverzichtbar. Es ist ständig und sofort aktiv, wenn wir etwas erleben: Wenn wir jemanden kennenlernen, erkennen wir sie oder ihn auch nach Stunden oder Tagen wieder. Und auch wer zum ersten Mal die Parfümabteilung, das Personalbüro oder die Toilette in einem fremden Gebäude aufsucht, findet den Ausgang gewöhnlich ohne Schwierigkeiten wieder.

Das Gedächtnis „denkt“ also nicht nur ständig „mit“, es bildet neue Erinnerungen auch besonders schnell, meist schon bei der ersten Interaktion. Das liegt daran, dass für jede Person, für jeden Ort und wohl auch für viele andere Konzepte bestimmte Gedächtniszellen direkt zuständig sind. Ein Typ dieser Neuronen, die Körnerzellen, sitzt im Hippocampus, einer zentralen Hirnregion. Wenn Gedächtniskonzepte wie „mein Wohnzimmer“ oder „Angela Merkel“ aktiviert werden – zum Beispiel durch das Betreten des Wohnzimmers oder das Betrachten einer Fotografie der Bundeskanzlerin – reagiert eine kleine Anzahl zuständiger Körnerzellen mit elektrischen Impulsen. Die weit überwiegende Mehrzahl der Körnerzellen bleibt dagegen untätig.

Bisher war unklar, durch welchen Mechanismus einzelne Gedächtniszellen einer bestimmten Erinnerung zugewiesen werden – zumal die allermeisten Körnerzellen normalerweise ruhen und keine Funktion zu haben scheinen. Das Tübinger Forscherteam unter Leitung von Dr. Andrea Burgalossi ging nun der Frage nach, ob ruhende Körnerzellen unter bestimmten Umständen „aufgeweckt“ werden können. Ihre Vermutung: Körnerzellen können durch elektrische Impulse zu aktiven Gedächtniszellen werden. Um die Hypothese zu überprüfen, legten sie haarfeine Mikroelektroden in den Gyrus dentatus – einen Bereich im Hippocampus, der das Ortsgedächtnis enthält – von Ratten, durch die sie schwache elektrische Impulse in einzelne Körnerzellen senden konnten.

Die Ratten liefen frei durch ein einfaches Labyrinth. An einem bestimmten Ort innerhalb des Labyrinths wurden einzelne Körnerzellen per Mikroelektrode mit schwachen elektrischen Impulsen (im Nanoamperebereich) angeregt. Mithilfe derselben Elektrode maßen die Forscher anschließend die Aktivität der behandelten Körnerzellen. Das Ergebnis: Kamen die Ratten erneut an den Ort im Labyrinth, wo der Impuls zuvor verabreicht worden war, feuerten die stimulierten Körnerzellen nun von sich aus. Der Impuls hatte den Gyrus dentatus angeregt, in den betroffenen Körnerzellen eine Erinnerung an den Ort zu bilden.

Burgalossi und seine Forschergruppe fanden zudem heraus, dass Dauer und Art der verabreichten Impulse eine große Rolle spielen. Sie führten zu einer stabileren Ortserinnerung, wenn sie in Übereinstimmung mit der natürlichen Thetaschwingung des Gehirns erfolgten, einem Auf- und Abbau elektrischen Potenzials, der etwa vier- bis zwölfmal in der Sekunde stattfindet. Ebenso bedeutsam könnte ein anderer Befund sein: Ratten, die den Impuls beim ersten Betreten des Labyrinths erhielten, reagierten deutlich stärker auf die induzierte Ortserinnerung als Ratten, die sich im Labyrinth vorher bereits auskannten. Offenbar werden Gedächtniszellen leichter aktiviert, wenn das Gehirn neue Informationen verarbeiten muss.

Die neuen Einsichten in die Gedächtnisbildung erhellen eine der wichtigsten Hirnfunktionen. Zwar ist noch viel zu tun, bevor so grundlegende Erkenntnisse wie die nun vorliegenden zur Entwicklung von Behandlungsmethoden für Gedächtnisstörungen (etwa bei Alzheimer, Parkinson oder Demenz) beitragen können – aber sie sind ein unverzichtbarer erster Schritt auf dem Weg dorthin.

Publikation:
Maria Diamantaki, Markus Frey, Patricia Preston-Ferrer, Andrea Burgalossi: Priming Spatial Activity by Single-Cell Stimulation in the Dentate Gyrus of Freely-Moving Rats. Current Biology (im Druck). 4. Februar 2016.

Autor:
Dr. Andrea Burgalossi
Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften (CIN)
andrea.burgalossi@cin.uni-tuebingen.de

Weitere Informationen:
http://www.cin.uni-tuebingen.de

Quelle: idw

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Körpergröße beeinflusst Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, und Krebs

Dr. Astrid Glaser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung

Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) und der Harvard School of Public Health haben im Journal Lancet Diabetes & Endocrinology* die Erkenntnisse über den Zusammenhang von Körpergröße mit den bedeutsamsten Volkskrankheiten zusammengefasst. Große Menschen haben zwar ein erniedrigtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes, aber ein höheres Risiko für Krebs. Eine kalorienreiche Ernährung mit einem erhöhten Anteil an Milch und Milchprodukten in schnellen Wachstumsphasen, wie z.B. in der Schwangerschaft, ist wahrscheinlich für das weltweit zunehmende Größenwachstum und seine Zusammenhänge mit diesen Erkrankungen verantwortlich.

Die Körpergröße ist weitgehend genetisch festgelegt, dennoch beobachtet man in den vergangenen Jahrzehnten weltweit eine stete Zunahme bei Kindern und Erwachsenen: Die Kinder sind im Erwachsenenalter fast immer deutlich größer als ihre Eltern. Die größte Zunahme der Körpergröße über die letzten Jahrzehnte findet man in den Niederlanden. Holländische Männer sind mittlerweile 20 cm größer als sie es vor 150 Jahren waren. Interessanterweise ist in den Niederlanden auch der Pro-Kopf-Konsum von Milch und Milchprodukten weltweit am höchsten.

Diese Beobachtungen nahmen die Wissenschaftler des DZD, Prof. Norbert Stefan und Prof. Hans-Ulrich Häring von der Medizinischen Klinik IV in Tübingen und dem Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrums München an der Universität Tübingen (IDM) und Prof. Matthias Schulze vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam (DIfE), in Zusammenarbeit mit Prof. Frank Hu von der Harvard School of Public Health und Medical School in Boston, USA, zum Anlass, die Ursachen und medizinischen Auswirkungen dieser Zunahme im Größenwachstum zu analysieren.

Körpergröße beeinflusst Erkrankungsrisiko wichtiger Volkskrankheiten
Die Untersuchung zeigt, dass die Körpergröße einen wichtigen Einfluss auf die Sterblichkeitsrate bestimmter Volkskrankheiten hat, und zwar unabhängig von Körperfettmasse und anderen modulierenden Faktoren. Bisherige Studien belegen anschaulich, dass große im Vergleich zu kleinen Menschen ein erniedrigtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes haben, aber ein erhöhtes Risiko haben, an Krebs zu erkranken. „Epidemiologische Daten zeigen, dass pro 6,5 cm Körpergröße das Risiko für kardiovaskuläre Sterblichkeit um 6 Prozent sinkt, dafür aber die Krebsmortalität um 4 Prozent steigt“, erläutert Prof. Schulze.

Mehrere Ursachen werden vermutet
Die Autoren gehen davon aus, dass eine zunehmende Körpergröße Ausdruck eines Überangebots von hochkalorischer Nahrung reich an tierischem Eiweiß in verschiedenen Stadien des Wachstums ist. Dadurch könnte bereits im Mutterleib eine lebenslange Programmierung stattfinden, die bislang vor allem für das insulin like growth factor 1 und 2 sowie das IGF-1/2-System belegt werden konnte. Eine Aktivierung dieses Systems führt u.a. dazu, dass der Körper empfindlicher wird für die Wirkung des Insulins und, dass der Fettstoffwechsel günstig beeinflusst wird. „Entsprechend zeigen unsere neuen Daten, dass große Menschen insulinempfindlicher sind und einen geringeren Fettgehalt in der Leber haben, was ihr niedriges Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes mit erklären kann“, schlussfolgert Prof. Stefan. Diese Erkenntnisse passen zu publizierten Daten, die nahelegen, dass große Menschen einen relativen Schutz vor Fettstoffwechselstörungen haben. Aber gerade diese Aktivierung des IGF-1/2-System und anderer Signalwege könnte zu einem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten,vor allem Brustkrebs, Dickdarmkrebs, schwarzer Hautkrebs, führen, indem das Zellwachstum dauerhaft gefördert wird vermuten die Autoren. Es resultieren somit zwar positive Auswirkung für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes, aber negative Auswirkungen für die Entstehung von Krebs.

Fazit: Körpergröße bei Prävention stärker berücksichtigen
Die Wissenschaftler plädieren dafür, den Faktor Größenwachstum und Körpergröße mehr als bislang bei der Prävention der genannten Volkskrankheiten einzubeziehen. Diesbezüglich sollten Ärzte besonders dafür sensibilisiert werden, dass große Menschen, obwohl sie weniger häufig mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes auffallen, ein erhöhtes Risiko für Krebskrankheiten haben. Schließlich kommt der Ernährung, vor allem in der Schwangerschaft und im Kindes- und Jugendalter, eine bislang unterschätzte Bedeutung zu.

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD)
Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es vernetzt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verbindet durch seinen integrativen Forschungsansatz Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten.
Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. www.dzd-ev.de

Quelle
Norbert Stefan, Hans-Ulrich Häring, Frank B Hu, Matthias B Schulze. Divergent associations of height with cardiometabolic disease and cancer: epidemiology, pathophysiology, and global implications. Lancet Diabetes & Endocrinology 2016 [epub ahead of print] http://dx.doi.org/10.1016/S2213-8587(15)00474-X

Weitere Informationen:
http://www.dzd-ev.de

Quelle: idw

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Biogas-Fachgespräch diskutiert effektive Maßnahmen zum Fortbestand von Biogasanlagen

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Mit der Neuausrichtung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2014 liegt der Schwerpunkt im Biogasbereich heute weniger auf dem Bau von neuen Anlagen als vielmehr auf der Frage, wie der Fortbestand vorhandener Biogasanlagen in Zukunft sinnvoll abgesichert werden kann. Beim Biogas-Fachgespräch am 23. Februar in Nossen wird unter dem Titel „Zukunft für Biogasbestandsanlagen – ein Widerspruch?“ diskutiert, wie die Wertigkeit des erzeugten Biogas erkannt und richtig dargestellt werden kann.

Die Mehrzahl des aktuellen Biogasanlagenbestands hat die Hälfte der ehemals zugesicherten Vergütungsdauer von 20 Jahren bereits heute erreicht bzw. überschritten. Um die bestehenden Anlagen für die Zukunft fit zu machen, gilt es für die Betriebe, ihre Anlage zu ertüchtigen, sie entsprechenden Repoweringmaßnahmen zu unterziehen oder sinnvolle Alternativen zu entwickeln. Das kann heißen, den Ausbau des Wärmenetzes vorzunehmen, durch geeignete Maßnahmen Methanemissionen zu verringern, im Rahmen der Flexibilisierung ein weiteres BHKW zuzubauen oder ein BHKW mit höherem Wirkungsgrad zu ersetzen und ggf. den Gasspeicher zu erweitern. In diesem Zusammenhang sind jedoch immer auch ökonomisch tragfähige Konzepte gefragt. So können größere Investitionserfordernisse, wie bspw. ein zusätzliches Gärproduktlager, insbesondere bei Anlagen mit kurzen Restlaufzeiten, im Einzelfall auch die Entscheidung einer vorfristigen Anlagenstilllegung beeinflussen.

Im Rahmen des Biogas-Fachgespräches wird Frau Dr. Claudia Brückner (LfULG) zunächst Kurzinformationen zum Förderprogramm „Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz in der Landwirtschaft und im Gartenbau“ vom 6. Oktober 2015 präsentieren. Im Anschluss erläutert Dipl.-Volkswirt Martin Lohrmann (Coach für Energie- und Umweltprojekte) den Nutzen der Biogasanlagen für die Energiewende. Unter dem Titel „Flexibilisierung – jetzt oder nie?“ wirft Martin Dotzauer vom Deutschen Biomasseforschungszentrum in seinem Vortrag die Frage auf, in welchem Zeitfenster eine Flexibilisierung von Biogasanlagen (noch) sinnvoll umsetzbar ist. Nach einer Pause spricht Torsten Reinelt vom DBFZ zum Thema „Methanemissionen aus Bestandsbiogasanlagen – Minderung und Betriebsoptimierung“, den Abschluss bildet ein Exkurs in die Finanzierung von landwirtschaftlichen Biogasanlagen. Frau Lore Schöffel, Prokuristin der Volksbank Pirna eG und Dr. Danilo Stephan, Abt.-Direktor Strukturierte Finanzierungen Agrarwirtschaft der DZ Bank AG Leipzig, stellen anhand verschiedener Beispiele konkrete Handlungsmöglichkeiten dar und zeigen auf, wie die Bank in der jetzigen Situation ein wichtiger Partner sein kann. Im Anschluss an die Vorträge bietet sich die Möglichkeit für einen gemeinsamen Austausch sowie Diskussion der Ergebnisse. Die Moderation der Veranstaltung übernimmt Frau Dr. Claudia Brückner (LfULG).

Der Termin noch einmal zusammengefasst:

Datum: 23. Februar 2016, 13:00 bis 16:00 Uhr
Adresse: Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG),
Landwirtschafts- und Umweltzentrum Nossen (LUZ)
Waldheimer Straße 219 / Haus 3, Julius-Kühn-Haus, 01683 Nossen
Teilnahme: Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Anmeldung: per E-Mail über eveline.zschoche@smul.sachsen.de
oder per Fax: + 49 (0)351 451 2610 009

Weitere Informationen unter: www.dbfz.de/fachgespraeche

Hintergrund:
Die Leipziger Fachgespräche zum Thema Biogas richten sich insbesondere an ein Fachpublikum, das sich mit den verschiedensten Aspekten der Energieerzeugung aus Biogas beschäftigt. Dazu zählen landwirtschaftliche Unternehmen und Genossenschaften, die Biogasanlagen betreiben oder dies planen. Aber auch Mitarbeiter von Kommunen sowie der lebensmittelbe- und -verarbeitenden Industrie, bei denen eine Biogaserzeugung zur Lösung des Abfallproblems beitragen kann, sind angesprochen. Neben Herstellern von Biogasanlagen bzw. Anlagenkomponenten sind auch Händler und Planer von Biogasanlagen, Mitarbeiter von Forschungseinrichtungen, Ministerien, Behörden und Verbänden zum Leipziger Biogas-Fachgespräch eingeladen.

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Weitere Informationen:
http://www.dbfz.de/fachgespraeche
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2016/biogas-fachgespraech-diskutie…
Anhang
Veranstaltungsflyer Biogas-Fachgespräch
https://idw-online.de/de/attachment48477

Quelle: idw

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Dünger aus Biogasanlagen: Forschungsprojekt soll Einsatzmöglichkeiten verbessern

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Universität Hohenheim untersucht wie verschiedene Ausgangsstoffe unterschiedlich verwendbaren Dünger produzieren / Ein Werkstattbericht

Gärreste aus Biogasanlagen stellen einen wertvollen Dünger dar. Doch um diesen gezielt einsetzen zu können, muss der Landwirt wissen, welche Nährstoffe in welchen Mengen enthalten sind und wie sie nach Ausbringung im Boden wirken. Und das hängt stark davon ab aus welchem Ausgangsmaterial das Biogas produziert wurde. Mit Laboranalysen, Feldversuchen und Isotopenanalysen nehmen Wissenschaftler der Universität Hohenheim nun verschiedene Gärreste unter die Lupe. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) fördert das Forschungsprojekt an der Universität Hohenheim mit knapp 480.000 Euro. Damit zählt es zu den Schwergewichten der Forschung an der Hochschule.

Die Rückstände einer Biogasanlage, die Gärreste, gelten als hochwertiger organischer Dünger. Ihre Nutzung stellt die Landwirte allerdings vor ein Problem: Sie kennen nicht die genaue Düngewirkung, die vor allem vom Ausgangsubstrat abhängt. Wissenschaftler der Universität Hohenheim und der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie erforschen diese Frage nun gemeinsam mit Kollegen der Universität Rostock.

„Wir untersuchen die Stickstoff- und Humuswirkung verschiedener Gärreste, also welche Nährstoffe und Kohlenstoffverbindungen in welchen Mengen enthalten sind und wie sich diese nach der Feldapplikation verhalten“, skizziert PD Dr. Kurt Möller vom Fachgebiet Düngung und Bodenstoffhaushalt an der Universität Hohenheim das Forschungsprojekt.

Mit diesen Kenntnissen, so der Experte, kann der Landwirt die Dünge- und Humuswirkung der jeweiligen Gärreste besser einschätzen. Er kann sie in Mineraldüngeräquivalente umrechnen und den Dünger bedarfsgerecht und gezielter ausbringen. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel des Landwirts.

Versuche mit unterschiedlichen Ausgangssubstraten
An der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie betreiben die Forscher zu diesem Zweck 40 kleine Versuchs-Biogasanlagen mit unterschiedlichen Substraten, die teilweise gezielt mit Stickstoffisotopen angereichert werden. Dazu gehören unter anderem Mais, Kleegras, Zuckerrüben, Schweinegülle oder Gülle aus der Milchviehhaltung.

Die Forscher an der Universität Hohenheim haben ihr Augenmerk vor allem auf die Inhaltsstoffe der Gärreste wie Stickstoff, Phosphor, Kalium und andere Nährsalze gerichtet. Die Bodenkundler an der Universität Rostock dagegen nehmen die organischen Bestandteile und die Humuswirkungen ins Visier.

Inkubationsversuche zur Humuswirkung
Zunächst geben sogenannte Inkubationsversuche den Forschern Aufschluss darüber, wie stark die organische Masse der jeweiligen Gärreste abbaubar ist. Dafür mischen sie in Glasgefäßen Erdboden und Gärrest, inkubieren die Mischung unter konstanten Bedingungen und messen über zwei Monate die Menge des Kohlendioxids, das beim Abbauprozess entsteht. „Die Humuswirkung ist umso größer, je weniger das Material abbaubar ist“, erklärt PD Dr. Möller.

Versuche im Gewächshaus und auf dem Feld
Parallel dazu simulieren die Wissenschaftler im Gewächshaus eine Fruchtfolge mit Weidelgras und Mais, bei der sie sechs Mal ernten, den Boden wieder umbrechen und dabei mit dem jeweiligen Gärrest düngen. „Wir können aus diesen Versuchen die kurzfristige Stickstoff-Düngewirkung und die Stickstoff-Nachwirkung abschätzen“, so der Experte. Und über Kohlenstoffgehalt und Humusform könnten zudem die Rostocker Kollegen den Einfluss auf die Bodeneigenschaften beurteilen.

Um die Ergebnisse schließlich auch unter realen Bedingungen zu erproben, ergänzen Feldversuche mit Gärresten aus Praxisanlagen das Programm. In diesen Biogasfermentern werden überwiegend Mais, Kleegras, Geflügelmist, Bioabfälle oder Milchviehgülle vergoren. Die Forscher analysieren jeweils die Gehalte an Stickstoff und zahlreicher weiterer Nährstoffe und schätzen die Düngewirkung der Gärreste im Feld ab.

Vergärungsversuche mit isotopisch markiertem Substrat

Interessant ist für Forscher und Bauern jedoch nicht nur wie viel Stickstoff insgesamt im Gärrest enthalten ist, sondern auch aus welcher Fraktion er stammt. „Die feste und die flüssige Fraktion des Gärrestes werden bisweilen getrennt ausgebracht, so dass wir sie auch jeweils einzeln beschreiben müssen“, erläutert PD Dr. Möller den Hintergrund.

Um das herauszufinden, hat die Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie an der Universität Hohenheim einen Teil der Ausgangssubstrate mit isotopisch markiertem Stickstoff hergestellt. Dazu ziehen sie Mais, Gras und Zuckerrüben heran, denen Stickstoff in Form eines Isotops zugeführt wird, um es gegenüber den natürlichen Gegebenheiten damit anzureichern. Es weist ein Neutron mehr im Atomkern auf und ermöglicht durch diese Kennzeichnung den Weg dieses Nährstoffs nachzuvollziehen.

„Wenn wir im nächsten Schritt nur jeweils eine Fraktion mit dieser Markierung verwenden, können wir unter anderem erklären, ob der Stickstoff aus der festen oder der flüssigen Fraktion stammt“, erklärt PD Dr. Möller das Ziel.

Basis-Arbeit für bessere Düngung
Am Ende des Projektes in knapp zwei Jahren wollen die Forscher nicht nur die verschiedenen Gärreste so genau charakterisieren können, dass die Landwirte sie bedarfsgerechter einsetzen können. „Wir möchten auch Grundlagen dafür erarbeiten, dass die Biogasproduzenten über das Substratmanagement ihres Fermenters gezielt die Düngewirkung der Gärreste beeinflussen können“, resümiert PD Dr. Möller.“

Hintergrund des Projekts

Das Forschungsprojekt „Optimiertes Substratmanagement und Einfluss von Gärrestzusammensetzung auf den Boden-Stickstoff- und Boden-Humushaushalt“ startete am 1. November 2014 und ist auf drei Jahre ausgelegt. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe fördert die Arbeit an der Universität Hohenheim mit rund 479.429 Euro. Beteiligt sind außer dem Fachgebiet Düngung und Bodenstoffhaushalt auch die Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie an der Universität Hohenheim sowie die Professur für Bodenkunde an der Universität Roststock.

Hintergrund: Schwergewichte der Forschung
Rund 30 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2014 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 250.000 Euro bei den Experimental- bzw. 125.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.

Quelle: idw

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Deutscher Fachkongress für kommunales Energiemanagement

Sybille Wenke-Thiem Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Urbanistik

Einladung/Terminhinweis:
In Kiel steht am 25. und 26. April 2016 die „Kommunale Energiewende“ im Fokus

Köln/Berlin. Die Mitwirkung von Kommunen ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in Deutschland. Mit gezieltem Energiemanagement und umfangreichen Klimaschutzmaßnahmen leisten sie hier wertvolle Beiträge. Der diesjährige Kongress wird sich daher intensiv mit der „Kommunalen Energiewende“ befassen. Darüber hinaus stehen 16 Workshops zu den Themenschwerpunkten: Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Energie im Gebäudemanagement, Kooperation, Beratung und Öffentlichkeitsarbeit zur Auswahl.

Veranstaltet wird der Fachkongress vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) gemeinsam mit der Landeshauptstadt Kiel als Gastgeberin. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und der Deutsche Landkreistag sowie das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein.

Das Programm richtet sich an Führungs- und Fachpersonal aus den Bereichen Stadtentwicklung und Stadtplanung, Wirtschaftsförderung, Liegenschaften sowie an Ratsmitglieder. Veranstaltungsort ist das Wissenschaftszentrum Kiel, Fraunhoferstraße 13, 24118 Kiel.

Weitere Informationen, Konditionen und Anmeldung unter:
www.difu.de/21_fachkongress_energiemanagement.html
http://www.staedtetag.de/fachinformationen/energie/061541/index.html

Teilnehmerkreis:
Führungs- und Fachpersonal aus den Bereichen Stadtentwicklung und Stadtplanung, Wirtschaftsförderung, Liegenschaften sowie Ratsmitglieder

Veranstalter:
Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH (Difu)
Landeshauptstadt Kiel

Veranstaltungsort:
Wissenschaftszentrum Kiel
Fraunhoferstraße 13
24118 Kiel

Ansprechpartnerin:
Sigrid Künzel
Telefon: 0221/340308-0
Telefax: 0221/340308-28
E-Mail: kuenzel@difu.de

Kurzinfo: Deutsches Institut für Urbanistik
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs-, Beratungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut – mit einem weiteren Standort in Köln (Bereich Umwelt) – bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.

Deutsches Institut für Urbanistik gGmbH
Sitz Berlin, AG Charlottenburg, HRB 114959 B
Geschäftsführer: Prof. Dipl.-Ing. Martin zur Nedden, Dr. Busso Grabow

Weitere Informationen:
http://www.difu.de/21_fachkongress_energiemanagement.html
http://www.staedtetag.de/fachinformationen/energie/061541/index.html

Quelle: idw

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Stellenwert des erholsamen Schlafes wird gesellschaftlich nicht hinreichend erkannt

Wolfgang Müller M.A. AWMF Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) will schlafmedizinische Versorgungsstrukturen in unserem Gesundheitssystem optimieren.
Über 1900 Teilnehmer fanden vom 3. – 5. Dezember den Weg nach Mainz, um an der 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) teilzunehmen. Das Kongressthema „Die schlaflose Gesellschaft“ beschäftigte nicht nur die Fachbesucher, die sich interdisziplinär aus Neurologen, Psychologen, Psychiatern, Internisten, Kinder- und Jugendärzten, HNO-Ärzten, Hausärzten, Arbeits- und Verkehrsmedizinern sowie Naturwissenschaftlern zusammensetzten.

Ein breites Medienecho und ein gut besuchtes Patientenforum stehen dafür, dass auch die Öffentlichkeit sich von diesem Thema stark angesprochen fühlte. Der thematische Schwerpunkt des Kongresses beschäftigte sich mit der Frage, inwieweit die 24-Stunden-Non-Stop-Gesellschaft negative Auswirkungen auf Schlaf und Gesundheit ausübt und andererseits Schlaf und Schlafstörungen die Gesellschaft beeinflussen. Gesunder und ausreichender Schlaf fördert hingegen das Leistungsvermögen, die Aufmerksamkeit sowie Lern- und Gedächtnisprozesse. Weiterhin wird unser emotionales Befinden gefördert und über positive Auswirkungen auf die Gesundheit die Lebenserwartung erhöht.

„Lange hat die Gesellschaft das Thema Schlaf verschlafen“, betonte der diesjährige Tagungspräsident Dr. Hans-Günter Weeß. Sechs Prozent der Deutschen weisen behandlungsbedürftige Ein- und Durchschlafstörungen auf. Diese haben eine hohe Chronifizierungsneigung und können Herz-Kreislauf Erkrankungen, Diabetes und vor allem psychische Störungen, wie Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen begünstigen. Ungefähr 1 Mio. Bundesbürger nehmen aus diesem Grunde regelhaft Schlafmittel ein. „Deutschland benötigt eine neue Schlafkultur“ so der Kongresspräsident Dr. Hans-Günter Weeß. „Die Deutschen stehen zu früh auf und schlafen häufig zu wenig“. Über 80 Prozent der Bundesbürger würden gern später aufstehen. Die gesellschaftlich festgelegten Zeiten für den frühen Arbeits- und Schulbeginn sind nicht in Übereinstimmung mit der inneren Uhr der meisten Menschen. Jugendliche kommen durch den auch im europäischen Vergleich sehr frühen Schulbeginn in Deutschland in ein chronisches Schlafdefizit. Die Folge sind Übermüdung und Lernschwierigkeiten. Aktuelle Forderungen nach einem späteren Schulbeginn sind die logische Konsequenz dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse. „Wenn die Schule nur eine Stunde später beginnen würde“, so Weeß, „dann würden die Schüler bessere Leistungen erbringen. Im Speziellen, sollte man in den höheren Klassen Klausuren erst ab 11 Uhr schreiben, da dann das Gehirn am leistungsfähigsten ist“. Ungefähr 20 Prozent der Manager, Führungskräfte und Politiker schlafen weniger als 5 Stunden, mehr als die Hälfte der Spitzenkräfte in unserem Land fühle sich laut einer aktuellen Studie chronisch übermüdet und trifft doch in diesem kritischen Zustand wichtige Entscheidungen für Unternehmen und Gesellschaft. Internet, Smartphones und PCs rauben insbesondere den Jugendlichen den Schlaf und führen zu weiterer Übermüdung in Schule und Unterricht. Dieses Thema traf den Nerv der Zeit und rief ein breites mediales Interesse hervor. Die Schlafexperten wiesen u.a. auf das blaue Licht der Displays hin, welches Melatonin-unterdrückende Wirkung hat, d.h. im Klartext wach hält.
Dr. Alfred Wiater, der Vorsitzende der DGSM, brachte noch weitere wichtige Punkte zur Sprache: „Schlafmangel führt zu einer Störung des Sättigungsgefühls und erhöht somit das Adipositasrisiko. Bei zu wenig Schlaf entstehen hormonelle Imbalancen, die das Essverhalten beeinflussen.“ Schlafmangel und Adipositas sind oft vergesellschaftet mit übermäßigem und nicht altersgemäßem Medienkonsum im Kindes- und Jugendalter. Nach neuesten Erkenntnissen seien fast fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren durch inadäquate Internetnutzung gesundheitlich beeinträchtigt. Beispielhaft nannte er die sehr bedenkliche Entwicklung beim Umgang mit Videospielen. Oft fordern diese zu aggressiven Handlungen auf, welche im Anschluss, etwa durch das Erreichen des nächsthöheren Levels, belohnt werden. Im Unterbewusstsein kann dadurch eine falsche Prägung entstehen, durch die aggressive Verhaltensweisen als positiv empfunden werden. Besonders problematisch ist die Entwicklung, wenn die Grenze zwischen der virtuellen Welt und der Realität nicht mehr wahrgenommen wird.

Die Schichtarbeit stand ebenfalls im Fokus der Jahrestagung. Geschichtlich leitete Dr. Weeß sehr anschaulich her, dass Schichtarbeit gegen die menschliche Natur verstößt. Mehr als 30 Prozent der Schichtarbeiter klagen über Schlafstörungen. Darüber hinaus haben sie ein höheres Risiko für Magen-Darm und Herz-Kreislauf Erkrankungen. Zudem ist bei Schichtarbeitern das Unfallrisiko auf dem Nachhauseweg auf das bis zu 8-fache erhöht. Prof. Thomas Erren, ein anerkannter Arbeitsmediziner, erläuterte, dass in der Arbeitsmedizin dringend Studien benötigt werden, die die Chronotypen bei der Erfassung möglicher schichtbedingter Gesundheitsrisiken berücksichtigen, um belastbare epidemiologische Aussagen treffen zu können.

Prof. Hagen Malberg verwies auf die Bedeutung der modernen schlafmedizinischen Erkenntnisse für wichtige gesellschaftliche Bereiche, wie die IT- und die Automobilbranche. „Künftig ist mit einem Wandel zu rechnen. Die technischen Innovationen werden in der Zukunft dafür sorgen, dass die Schlafmedizin immer weiter in den außerklinischen Bereich dringt“, gibt Malberg eine Prognose ab. Als Beispiele dafür nannte er die Zunahme der Krankenversorgung im häuslichen Bereich, die rasante Entwicklung von technischen Systemen zum Stress- und Belastungsmonitoring. „Es müssen sich daher technische Innovationen zur besseren Nutzbarkeit im außerklinischen Bereich etablieren. Wenn die Medizintechnik in die Häuser, in die Autos geht, dann muss sie tragbarer und angenehmer sein, ja sie muss sogar Spaß machen und „in“ werden.“ Die DGSM unterstütze diese Entwicklung und werde dazu beitragen, diese strategische Entwicklung zu sichern, so Malberg. Als Signal dafür stehe u.a., dass mit ihm erstmals ein Medizintechnik-Ingenieur gemeinsam mit etablierten Schlafmedizinern die Jahrestagung 2016 in Dresden leitet. Er hofft dabei auf eine interdisziplinär-stimulierende Diskussion.

Den Bedarf an qualifizierter Medizintechnik insbesondere für den Bereich der Geriatrie unterstützte PD Dr. Helmut Frohnhofen. Aktuell sind Schlafstörungen neben der Inkontinenz der Hauptgrund dafür, dass die familiäre Pflege von Patienten mit Demenz aufgegeben wird, weil sich die Angehörigen stark damit überfordert fühlen. Technische Innovationen könnten diesen Negativtrend möglicherweise stoppen. Überdies könnten auch im Bereich der schlafbezogenen Atmungsstörungen bei Frauen, wo sich bei betroffenen Patientinnen innerhalb von 3 bis 4 Jahren die Gefahr eine Hirnleistungsstörung zu entwickeln verdoppelt, medizintechnische Neuerungen eine Entlastung bringen. Jüngere schlafmedizinische Studien würden darauf hindeuten, dass Schlafstörungen neurodegenerative Erkrankungen im Alter, wie z.B. die Alzheimer Demenz fördern könnten. Aus diesem Grunde komme der rechtzeitigen Erkennung und erfolgreichen Behandlung von Schlafstörungen eine weitere wichtige Bedeutung zu.

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin hat es sich zum Ziel gesetzt, die schlafmedizinischen Versorgungsstrukturen in unserem Gesundheitssystem zu optimieren. „Die schlafmedizinische Versorgung in Deutschland wird dem breiten Spektrum schlafmedizinischer Erkrankungen derzeit bei weitem nicht gerecht“, stellt der Vorsitzende der Gesellschaft Dr. Alfred Wiater klar. Ein Grund dafür sei, dass in die Problematik der Schlafstörungen nahezu alle medizinischen Fachdisziplinen einbezogen werden müssen, unser Gesundheitssystem jedoch wenig ausgerichtet sei auf Interdisziplinarität. Dazu komme, dass schlafmedizinische Leistungen in den Gebührenordnungen nicht hinreichend abgebildet seien und die Vergütungsspirale abwärts gerichtet sei, sodass qualitätsorientierte schlafmedizinische Leistungen nicht mehr kostendeckend erbracht werden könnten. „Das führt dazu, dass diese Leistungen nicht mehr angeboten werden, seitens potenzieller Leistungserbringer das Interesse an der Thematik schwindet und die Patientenversorgung schlechter wird“, erklärt Wiater. Ein weiterer Grund ist die konkrete Patientenversorgung. So benötigen viele Schlafapnoepatienten im Schlaf atmungsunterstützende Geräte. Leider wird seitens der Kostenträger vielerorts versucht, die apparative Versorgung der Patientinnen und Patienten einem so hohen Kostenruck auszusetzen, dass die medizinisch gebotenen Minimalstandards der Versorgung in den Hintergrund geraten.
Dr. Wiater: „Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass der Stellenwert des erholsamen Schlafes in unserer Gesellschaft nach wie vor nicht hinreichend erkannt wird.“ Um die Patientenversorgung zu verbessern und auch die Folgen von Schlafstörungen für unsere Gesellschaft zu reduzieren, beabsichtigt die DGSM die hausärztlich tätigen Kolleginnen und Kollegen intensiver als bisher in die schlafmedizinische Thematik einzubeziehen. So kann gleich beim ersten Arzt-Patient-Kontakt auf Schlafstörungen adäquat reagiert werden. Darüber hinaus sollen in unterschiedlichen Versorgungsebenen Patientinnen und Patienten mit schlafmedizinischen Erkrankungen, im Bedarfsfall auch interdisziplinär, behandelt werden können.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die fächerübergreifenden und auch teilweise bis in den öffentlichen Bereich geführten Diskussionen der Jahrestagung wichtige Impulse geliefert haben, um gesellschaftliche Gegebenheiten in Frage zu stellen und aufzubrechen. Jedoch: „Der gesellschaftliche Wandel ist ein langer Prozess des Umdenkens“, so Dr. Alfred Wiater.

Die nächste DGSM-Jahrestagung findet vom 1. bis 3. Dezember 2016 in Dresden statt. Das Thema dann: „Schlafmedizin – grenzüberschreitend und innovativ“.

Kontakt für Rückfragen:
Conventus Congressmanagement
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Romy Held
Tel. 03641/ 3116280
romy.held@conventus.de

Anhang
PDF-Version der Pressemitteilung
https://idw-online.de/de/attachment48379

Quelle: idw

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Nachhaltige Wasserwirtschaft: Uni Osnabrück erwartet erste Ergebnisse des Projekts „WaterNeeds“

Dr. Oliver Schmidt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Osnabrück

Die Universität Osnabrück erwartet erste Ergebnisse des Projekts „WaterNeeds“. Dabei geht es um eine tiefgreifende Untersuchung, inwieweit verschiedene Länder nachhaltig mit ihren Wasserressourcen umgehen.

Die nachhaltige Bewirtschaftung von Wasserressourcen ist eine der größten globalen Herausforderungen. Klimawandel, Bevölkerungswachstum, wirtschaftliche Entwicklung, Verlust an Biodiversität erhöhen den Druck auf die bereits übernutzen Wasserressourcen weltweit. Oft werden die gesellschaftlichen Bedürfnisse, zum Beispiel nach Trink- und Brauchwasser, auf Kosten der Umwelt befriedigt. Dies erscheint kurzfristig profitabel, ist jedoch langfristig keine nachhaltige Strategie. Das Forschungsprojekt „WaterNeeds“, unter der Leitung von Prof. Dr. Claudia Pahl-Wostl am Institut für Umweltsystemforschung der Universität Osnabrück, befasst sich mit dieser Thematik.

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Projekt startete im Januar 2013 und befindet sich aktuell auf der Zielgeraden. Im Sommer dieses Jahres soll es erfolgreich abgeschlossen werden. Dr. Kathrin Knüppe, Mitarbeiterin im Projekt: »Anhand verschiedener Fallstudien in Europa, Südafrika, China und Australien geht es um die Frage, inwieweit verschiedene Nutzungsansprüche zwischen natürlichen und menschlichen Belangen gerecht reguliert werden können und was die Voraussetzungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Wasserressourcen sind.«

Inzwischen wurden alle Zielländer bereist und mehr als 70 Experteninterviews durchgeführt. Unter anderem haben die Projektmitarbeiter mit Landesbehörden, Wasserverbänden, Landwirten, Umweltorganisationen und Wissenschaftlern gesprochen, um zu erfahren, wie Wasserressourcen in der jeweiligen Fallstudie bewirtschaftet und geschützt werden. Nach ersten Analysen, können folgende Zwischenergebnisse zusammengefasst werden, wie Dr. Knüppe berichtet: »Die Konkurrenz um Wasserressourcen wird in den kommenden Jahren in allen Fallstudien weiter steigen, da das Angebot an Flächen knapp ist, um Wasser- und Naturschutzgebiet auszuweisen und um Flüssen ihren natürlichen Raum wiederzugeben.« Vor allem Konflikte und Nutzungskonkurrenzen zwischen landwirtschaftlichen Nutzflächen oder industrieller Nutzung des Flusses, wie beispielsweise Schifffahrt, Wasserkraft, und dem Schutz wichtiger ökologischer Prozesse und Funktionen seien in fast allen Ländern zu beobachten.

Knüppe erklärt, dass fast alle Experten in den bereisten Ländern auf bereits existierende ausreichende Gesetze hinwiesen, die den nachhaltigen Umgang mit Wasser regeln würden. Allerdings mangelt es vor allem an einer schnellen und effektiven Umsetzung dieser Gesetze. »Die Gründe dafür sind vielfältig und lassen sich nicht pauschalisieren. Es sind politische, wirtschaftliche und soziale Umstände und Entwicklungen eines Landes, die großen Einfluss auf die Umsetzung nachhaltiger Managementstrategien haben.« Weiterhin werde der Klimawandel einen negativen Effekt in Form von Hochwasserereignissen, zum Beispiel Deutschland und Ungarn, und Dürreperioden wie in Südafrika und Australien haben und die Problematik zusätzlich verschärfen. »Um Wasser in ausreichender Qualität und Quantität für Mensch und Umwelt in Zukunft zu sichern, zählt vor allem der politische Wille, um Gesetze zu implementieren und Maßnahmen in enger Zusammenarbeit mit Städten und Kommunen sowie Landwirten, Industrie, Umweltverbänden und der allgemeinen Bevölkerung umzusetzen.«

In den kommenden sieben Monaten werden die Ergebnisse aus Experteninterviews und Literatur zusammengetragen, um im Anschluss die untersuchten Regionen vergleichend zu analysieren. Dabei steht weniger im Vordergrund, welches Land besser oder schlechter mit seinen Wasserressourcen umgeht. Vielmehr sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Bereich der Bewirtschaftung identifiziert werden. Dadurch können die Wissenschaftler Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft ableiten und Best-Practices von einer auf eine andere Region übertragen.

Im Rahmen des Projekts wurde bereits eine Vielzahl von studentischen Abschlussarbeiten verfasst. »Dabei war es besonders schön zu beobachten, dass die Studierenden Einblicke in die komplexen Zusammenhänge der Wasserbewirtschaftung erhalten und selbständig nachhaltige Lösungsstrategien entwickelten«, berichtet Knüppe. Ebenfalls wurde zwischen dem Institut für Umweltsystemforschung und nationalen und internationalen Akteuren die Zusammenarbeit gestärkt und für zukünftige Forschungsvorhaben Netzwerke aufgebaut.

Quelle: idw

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Angegriffene Meerestiere – Was wir von Schnecken über den Klimawandel lernen können

Dr. Johannes Schnurr Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Publikationen
Daimler und Benz Stiftung

Die Versauerung und Erwärmung der Weltmeere sind bedrohliche Begleiter des globalen Klimawandels. Unsere Ozeane nehmen seit Beginn der Industrialisierung etwa die Hälfte des anthropogen verursachten Kohlenstoffdioxids auf. Durch Untersuchungen säureempfindlicher Meeresbewohner lassen sich die Auswirkungen der Ozeanversauerung quantifizieren. Flügelschnecken sind dabei hilfreiche Klimaindikatoren.

Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts hat sich die Erde um 0,7 Grad Celsius erwärmt – diesen Wert haben selbst Skeptiker inzwischen anerkannt. Während desselben Zeitraums ist die Kohlen-dioxidkonzentration in unserer Atmosphäre von 315 auf 400 ppm (parts per million) angestiegen. Das Meerwasser absorbiert etwa ein Drittel des Treibhausgases und verändert sich in seiner che-mischen Zusammensetzung, was zu einer Herabsenkung des pH-Werts führt. Dadurch sind Mee-reslebewesen wie Korallen, Muscheln oder Flügelschnecken, sogenannte Pteropoden, bedroht.

„Die sukzessive Versauerung stellt nicht nur kalkbildende Lebewesen vor Probleme, sondern zu-gleich die gesamte Nahrungskette und damit unser Ökosystem“, erklärt die Biologin Dr. Nina Keul vom Institut für Geowissenschaften der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Gefördert von der Daimler und Benz Stiftung sowie der Reinhard Frank-Stiftung erforscht sie die Auswirkungen von anthropogen verursachtem Kohlendioxid und Klimawandel auf Meerestiere.

Die Pteropoden haben ein zartes Kalkgehäuse, das aus leicht löslichem Aragonit besteht und emp-findlich auf korrosives Wasser reagiert. Keul untersucht die Schale von Flügelschnecken aus Oze-ansedimenten, sie stellen eine Art Klimaarchiv dar. Dadurch lassen sich Kohlendioxid- und Tempe-raturwerte aus vergangenen Epochen ohne anthropogene Einflüsse rekonstruieren und quantifi-zieren.

Keuls wissenschaftliches Ziel ist es, verlässliche Prognosen über den zu erwartenden Klimawandel und die damit verbundenen Gefahren für die Meerestiere zu liefern. Untersuchungen weisen da-rauf hin, dass kalkbildende Lebewesen wie Pteropoden bei einem weiter sinkenden pH-Wert der Ozeane massive Probleme bekommen werden und die Artenvielfalt insgesamt abnehmen wird. Um die gefährlichen Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern, muss der Kohlenstoffdioxid-ausstoß erheblich reduziert und die anthropogen verursachte Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius begrenzt werden.

Stipendienprogramm für Postdoktoranden
Die Daimler und Benz Stiftung vergibt jährlich zwölf Stipendien von jeweils 40.000 Euro für die Dauer von zwei Jahren. Postdoktoranden, Juniorprofessoren oder Leiter junger Forschungsgruppen können die Mittel frei verwenden – etwa zur Finanzierung wissenschaftlicher Hilfskräfte oder technischer Ausrüstung, für Forschungsreisen oder zur Teilnahme an Tagungen.

Daimler und Benz Stiftung
Impulse für Wissen – die Daimler und Benz Stiftung verstärkt Prozesse der Wissensgenerierung. Ihr Fokus richtet sich dabei auf die Förderung junger Wissenschaftler, fachübergreifende Kooperationen sowie Forschungsprojekte aus sämtlichen wissenschaftlichen Disziplinen. Die operativ tätige und gemeinnützige Stiftung zählt zu den großen wissenschaftsfördernden Stiftungen Deutschlands.

Ansprechpartner:
Dr. Johannes Schnurr, +49 176-216 446 92
Patricia Piekenbrock, +49 152-289 093 77

Weitere Informationen:
http://www.daimler-benz-stiftung.de

Quelle: idw

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Mit biologischen Abfällen zu nachhaltigen Batterien

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Ein kohlenstoffbasiertes Aktivmaterial, das aus Apfelresten gewonnen wird, und ein Material aus Schichtoxiden könnten helfen die Kosten für zukünftige Energiespeicher zu senken. Beide zeigen exzellente elektrochemische Eigenschaften und stehen für umweltfreundliche und nachhaltige Nutzung von Ressourcen. In den Zeitschriften „ChemElectroChem“ und „Advanced Energy Materials“ stellen Forscher des Helmholtz-Instituts Ulm des Karlsruher Instituts für Technologie die neuen Materialien vor.

Natrium-Ionen-Batterien sind nicht nur deutlich leistungsstärker als Systeme wie Nickel-Metallhydrid- oder Bleisäure-Akkumulatoren, sondern repräsentieren auch eine Alternative zur Lithium-Ionen-Technologie, da ihre Ausgangsrohstoffe weit verbreitet, einfach zugänglich und kostengünstig sind. Daher sind Natrium-Ionen-Batterien eine äußerst vielversprechende Technologie für stationäre Energiespeicher, welche eine zentrale Rolle in der Energiewende einnehmen und damit einen äußerst attraktiven Markt in der Zukunft darstellen.

In der Entwicklung von Aktivmaterialien für Natrium-basierte Energiespeichersysteme ist dem Team um Professor Stefano Passerini und Dr. Daniel Buchholz am Helmholtz-Institut Ulm des Karlsruher Instituts für Technologie nun ein bedeutender Schritt gelungen. Für die negative Elektrode wurde ein kohlenstoffbasiertes Material entwickelt, welches aus Apfelabfällen gewonnen werden kann und exzellente elektrochemische Eigenschaften besitzt. Über 1000 Lade- und Entladezyklen mit hoher Zyklenstabilität und hoher Kapazität konnten bisher demonstriert werden. Diese Entdeckung stellt einen wichtigen Schritt zur nachhaltigen Nutzung und Verwertung von Ressourcen wie beispielsweise biologischer Abfälle dar.

Für die positive Elektrode wurde ein Material entwickelt, welches aus verschiedenen Schichten von Natriumoxiden besteht. Dieses Aktivmaterial kommt völlig ohne das teure und umweltschädliche Element Cobalt aus, welches heutzutage häufig noch immer ein wichtiger Bestandteil in Aktivmaterialien von kommerziellen Lithium-Ionen-Batterien ist. Das neue Aktivmaterial, in dem die eigentliche elektrochemische Speicherung von Energie stattfindet, kann im Labor ohne Kobalt über Hunderte Zyklen die gleichen Leistungsdaten erreichen, wenn es um Effizienz, Zyklenstabilität, Kapazität sowie Spannung geht.

Mit diesen Materialien ist nun ein wichtiger Schritt hin zur Entwicklung kostengünstiger und umweltfreundlicher Natrium-Ionen-Batterien gemacht worden. Die Ergebnisse werden nun in zwei Fachmagazinen vorgestellt:

„Apple Biowaste-Derived Hard Carbon as a Powerful Anode Material for Na-Ion Batteries“ ChemElectroChem, doi: 10.1002/celc.201500437;

„Layered Na-Ion Cathodes with Outstanding Performance Resulting from the Synergetic Effect of Mixed P- and O-type Phases“ Advanced Energy Materials, doi: 10.1002/aenm.201501555.

Über das Helmholtz-Institut Ulm (HIU)
Das HIU wurde im Januar 2011 vom KIT als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft in Kooperation mit der Universität Ulm gegründet. Mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) sind zwei weitere renommierte Einrichtungen als assoziierte Partner in das HIU eingebunden. Das internationale Team aus rund 125 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern forscht im HIU an der Weiterentwicklung der Grundlagen von zukunftsfähigen Energiespeichern für den stationären und mobilen Einsatz.

Mehr Informationen zum KIT-Zentrum Energie: http://www.energie.kit.edu

Weiterer Kontakt:
Daniel Messling, HIU Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: +49 731 50 34013, E-Mail: Daniel.Messling@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Anhang
Mit biologischen Abfällen zu nachhaltigen Batterien

Quelle: idw

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Mammographie-Screening: Neues G-BA-Merkblatt veröffentlicht

Corinna Heinrich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kooperationsgemeinschaft Mammographie

Jede Frau zwischen 50 und 69 Jahren erhält alle zwei Jahre mit ihrer Einladung zum Mammographie-Screening-Programm eine Informationsbroschüre des Gemeinsamen Bundesauschusses (G-BA). Das nun überarbeitete Merkblatt soll Frauen dabei unterstützen, Vor- und Nachteile des Programms für sich abzuwägen.Verständliche Zahlen können eine Orientierung geben und die informierte Entscheidung unterstützen. Doch sollte auch berücksichtigt werden, dass Frauen Vor- und Nachteile unterschiedlich gewichten.

Jede Frau zwischen 50 und 69 Jahren erhält alle zwei Jahre mit ihrer Einladung zum Mammographie-Screening-Programm eine Informationsbroschüre des Gemeinsamen Bundesauschusses (G-BA). Das nun überarbeitete Merkblatt soll Frauen dabei unterstützen, Vor- und Nachteile des Programms für sich abzuwägen.

„Das Merkblatt ist aus unserer Sicht ein weiterer Schritt in Richtung informierte Entscheidung“, sagt Dr. Vanessa Kääb-Sanyal, Leiterin der Geschäftsstelle Kooperationsgemeinschaft Mammographie. „Wir begrüßen, dass Begriffe wie falsch-positive Befunde und Überdiagnosen ausführlicher und verständlich erklärt werden.“ Vor allem wenn über Überdiagnosen gesprochen wurde, führte das bislang häufig zu einem Missverständnis. Es entstand der Eindruck, Frauen erhalten im Mammographie-Screening eine Brustkrebsdiagnose und anschließende Behandlung, obwohl sie nicht an Brustkrebs erkrankt sind.“ Überdiagnosen sind jedoch Karzinome und Brustkrebsvorstufen, die durch die Früherkennung entdeckt werden, aber ohne diese Früherkennung zu Lebzeiten der Frau nicht aufgefallen wären. „Also werden auch Frauen behandelt, bei denen es nicht notwendig gewesen wäre. Überdiagnosen kommen in jeder Krebsfrüherkennung vor. Sie gehören zu den unerwünschten Effekten, lassen sich aber nicht vermeiden“, betont Kääb-Sanyal.

Nach Meinung von Kääb-Sanyal kann das neue Merkblatt auch ein Signal in der öffentlichen Diskussion über die Vor- und Nachteile des Brustkrebsfrüherkennungsprogramms setzen. „Das Merkblatt stellt klar, dass Frauen durch eine Teilnahme am Screening vor dem Brustkrebstod bewahrt werden können.“ Für diesen wichtigsten Vorteil gibt die Infobroschüre des G-BA neue Zahlen an. Von 1000 Frauen, die über 10 Jahre lang zum Mammographie-Screening eingeladen werden, können 1 bis 2 Frauen vor dem Brustkrebstod bewahrt werden. Als wichtigsten Nachteil nennt das Merkblatt nun die Überdiagnosen: Von 1000 Frauen erhalten demnach 5 bis 7 Frauen eine Überdiagnose.

Kääb-Sanyal sagt aber, dass auch die vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ermittelten Zahlen zur Brustkrebsmortalität und zu Überdiagnosen Schätzungen sind. „Vor allem bei den Schätzungen zu den Überdiagnosen gibt es bislang keine international konsentierte Methodik zur Quantifizierung, wie das IQWIG selbst betont.“ Hochrechnungen dazu sind mit großen Unsicherheiten verbunden.

„Verständliche Zahlen sind als Basis hilfreich. Sie können eine Orientierung geben und die informierte Entscheidung unterstützen. Doch wir sollten auch berücksichtigen, dass Frauen Vor- und Nachteile für sich unterschiedlich gewichten.“ Auch sollte in der Diskussion nach Auffassung von Kääb-Sanyal ein wichtiger Aspekt nicht vergessen werden: „Wenn eine Frau zwischen 50 und 69 Jahren eine Maßnahme zur Brustkrebsfrüherkennung in Anspruch nehmen will, dann ist das Mammographie-Screening die einzige wirksame Methode. Das ist durch Studien belegt.“

Kooperationsgemeinschaft Mammographie
2002 beschließt der Deutsche Bundestag parteiübergreifend, das Mammographie-Screening-Programm in Deutschland einzuführen. Im August 2003 wird in gemeinsamer Trägerschaft von den gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) die Kooperationsgemeinschaft Mammographie gegründet. Ihre Aufgabe ist die Koordination, Qualitätssicherung und Evaluation des Mammographie-Screening-Programms. Im Jahr 2005 gehen die ersten Screening-Einheiten an den Start. Seit 2009 ist das Programm in Deutschland flächendeckend umgesetzt. Heute wird das Mammographie-Screening von 95 Screening-Einheiten an rund 400 Standorten angeboten.

Kontakt:
Pressestelle Kooperationsgemeinschaft Mammographie
Corinna Heinrich
Telefon: 030/319985130
E-Mail: cheinrich@koop-mammo.de

Weitere Informationen:
http://www.mammo-programm.de Informationen für Frauen zu Vor- und Nachteilen des Mammographie-Screenings
http://bit.ly/1P880JH Link zum Merkblatt

Quelle: idw

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Biogas flexibler und schneller produzieren

Uwe Krengel Pressestelle
Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES

Im Energiemix der Zukunft werden Biogasanlagen als regelbare Erzeuger und Ausgleich für die fluktuierende Energieerzeugung aus Windkraft und Photovoltaik zunehmend wichtiger. Zugleich steigen die Anforderungen an ihre Flexibilität. Im Rahmen des Projektes „ReBi 2.0″ entwickeln Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik in Kassel (IWES) und der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Göttingen ein innovatives Anlagenkonzept für eine gezielte und bedarfsorientierte Verstromung von Biogas.

„Wir müssen mit Blick auf den zunehmenden Anteil erneuerbarer Energien an der Energieversorgung auch unsere Biogasanlagen zukunftsfähig machen und intelligent mit anderen Energieerzeugern verknüpfen“, betont Dr.-Ing. Bernd Krautkremer, am Fraunhofer IWES Abteilungsleiter für Bioenergie-Systemtechnik. Schon jetzt haben die Bestandsanlagen den Vorteil, dass sie sowohl Biomasse als auch bereits produziertes Biogas für eine begrenzte Zeit zwischenspeichern können, um es bei Bedarf zu verstromen, wenn die Energieproduktion aus Sonne und Wind Schwankungen unterliegt. Allerdings stoßen dabei die Biogasspeicher schnell an ihre Kapazitätsgrenze. „Deswegen versuchen wir die zeitliche Flexibilität der Gasbildung zu erhöhen“, erklärt Krautkremer.

Im Rahmen des Projektes „ReBi 2.0″ (Regelung der Gasproduktion von Biogasanlagen für eine am Bedarf orientierte, gesteuerte Biogasverstromung) erproben die Experten des Fraunhofer IWES und der HAWK ein Anlagenkonzept im Demonstrationsmaßstab, das die für die Biogasproduktion zuständigen Prozessschritte intelligent entkoppelt. In herkömmlichen Biogasanlagen finden diese Prozessschritte alle in einem oder maximal zwei Behältern, sogenannten Fermentern, statt. Dadurch ist es nicht möglich, optimale Bedingungen für alle am Prozess beteiligten Mikroorganismen zu schaffen. Das organische Material muss zudem für mehr als 100 Tage in den Fermentern verbleiben. „Hierdurch arbeiten zum einen die verschiedenen für die Biogasbildung nötigen Mikroorganismen unter nicht optimalen Bedingungen. Zum anderen dauert der Prozess sehr lange. Dies macht es deutlich schwieriger, flexibel und bedarfsorientiert Biogas zu produzieren“, erläutert Dr. Henning Hahn, Projektleiter des Forschungsvorhabens „ReBi 2.0″.

In dem neuen System wird die Biogasproduktion nun auf drei Fermenter verteilt. Im ersten wird die zugeführte Organik durch Hydrolyse für die an den nachfolgenden Prozessschritten beteiligten Mikroorganismen leichter zugänglich gemacht, verbleibt dort aber nur wenige Tage. Danach erfolgt eine Trennung in festes und flüssiges Material. Das feste Material kommt in einen konventionellen Fermenter und wird dort kontinuierlich zu Biogas vergoren. Das flüssige Material wird in einem Pufferspeicher zwischengespeichert, bis es zur gezielten Gasproduktion einem Hochleistungs-Fermenter zugeführt wird. Dort kann es innerhalb von Stunden zu Biogas umgesetzt werden. Dabei können rund zwei Drittel durch die flexible Vergärung der Flüssigphase bereit gestellt werden. Das neue Anlagenkonzept bietet zudem den Vorteil, dass nun auch schwerer abbaubare Substrate wie ligninhaltiges Stroh und – aufgrund der kurzen Verweilzeiten im ersten Prozessschritt – auch schnell wechselnde Substrattypen verarbeitet werden können. Dies bietet die Möglichkeit, das Substratspektrum für die Biogasproduktion zu erhöhen.

Das Verfahren wurde im Fachgebiet Nachhaltige Energie- und Umwelttechnik an der HAWK in Göttingen unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Achim Loewen erprobt: „In unserem Technikum haben wir mit dem neuen ReBi-System bereits vielversprechende Ergebnisse erzielt. Ab Dezember 2015 wollen wir nun zusammen mit Fraunhofer in den großtechnischen Maßstab gehen und eine Demonstrationsanlage am Hessischen Biogasforschungszentrum (HBFZ) in Bad Hersfeld aufbauen.“ Hierbei begleiten die Ingenieure der FLEXBIO Technologie UG, die sich auf die Vergärung von Prozessabwässern in Hochleistungsfermentern spezialisiert haben, den Aufbau der Pilotanlage. Ihre Inbetriebnahme ist für Herbst 2016 vorgesehen. „Mit einem Konzept wie diesem werden wir die zweite Generation von Biogasanlagen auf den Weg bringen“, sind sich die Projektpartner sicher.

Das HBFZ, welches gemeinsam vom IWES und dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) betrieben wird, bietet mit seiner in den landwirtschaftlichen Betrieb eingebundenen Forschungsbiogasanlage und seiner Nähe zu den Biogaslaboren des Landesbetriebs hessischer Landeslabore (LHL) ideale Voraussetzungen für den Feldtest. Erste Ergebnisse erwarten die Wissenschaftler für den Winter 2016.

Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und wird über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. als Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.

Fachansprechpartner:
Dr. Henning Hahn
Fraunhofer IWES, Abteilung Bioenergie-Systemtechnik
Tel. +49 561 7294261
E-Mail: Henning.Hahn@iwes.fraunhofer.de

Prof. Dr. Achim Loewen
Fachgebiet NEUTec, Nachhaltige Energie- und Umwelttechnik
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Fakultät Ressourcenmanagement
Telefon: +49 551 5032-257
E-Mail: achim.loewen@hawk-hhg.de

Weitere Informationen:
http://s.fhg.de/rebi2016

Anhang
Pressemitteilung als Download
https://idw-online.de/de/attachment48433

Quelle: idw

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Wann ist ein Vitamin-D-Präparat noch ein Nahrungsergänzungsmittel?

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Stellungnahme der Gemeinsamen Expertenkommission von BVL und BfArM

Gerade in den dunklen Wintermonaten greifen viele Menschen verstärkt zu Vitamin-D-haltigen Produkten. Doch bei welchen Vitamin-D-Mengen handelt es sich um ein Nahrungsergänzungsmittel und bei welchen Mengen ist von einem Arzneimittel auszugehen? Diese Frage stellt sich auch, da zunehmend Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin-D-Konzentrationen auf den Markt kommen, die bislang nur zur Behandlung von Mangelerkrankungen in Arzneimitteln üblich waren. Die Gemeinsame Expertenkommission des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat jetzt in einer Stellungnahme festgestellt, dass ein Produkt, das maximal 20 Mikrogramm (800 I.E.) Vitamin D zur Deckung des täglichen Bedarfs enthält, als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft werden kann.

Vitamin D unterscheidet sich von den meisten anderen Vitaminen dadurch, dass es bei entsprechender Sonneneinstrahlung vom Körper selbst gebildet werden kann und nur in geringem Maße über das Essen aufgenommen werden muss. Unter normalen Umständen kann ein gesunder Erwachsener seinen Vitamin-D-Bedarf in unseren Breitengraden (37 – 60° N) durch eine regelmäßige Zufuhr von Sonnenlicht zu 80 – 90 Prozent abdecken, in den Sommermonaten sogar bis zu 100 Prozent.
In den Monaten Oktober bis März ist eine Vitamin-D-Bildung durch direkte Sonnenbestrahlung nur eingeschränkt möglich. Jedoch kann der menschliche Körper Vitamin D, das in den Sommermonaten gebildet wurde, im Fettgewebe und in der Skelettmuskulatur speichern, so dass auch in Wintermonaten in der Regel eine ausreichende Versorgung sichergestellt ist.

Über das Essen werden nur 10 – 20 Prozent des täglichen Vitamin-D-Bedarfs abgedeckt. Lebensmittel mit einem hohen Vitamin-D-Gehalt sind vor allem Fisch und Fischerzeugnisse (insbesondere fettreiche Sorten wie Hering, Wildlachs und Sardinen). Auch Leber, Eigelb und einige Speisepilze enthalten zu geringeren Teilen Vitamin D. Einige Margarinen sind ebenfalls mit dem Vitamin angereichert.

Gesundheitliche Bedeutung
Vitamin D trägt wesentlich dazu bei, die Knochen im menschlichen Körper zu härten. Ein Mangel an Vitamin D kann die Knochen weich werden lassen (Osteomalazie) und zu Knochenschwund (Osteoporose) führen.

Bei der Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland liegt kein Vitamin-D-Mangel vor. Neuste Studien zeigen, dass dennoch mehr als die Hälfte der Deutschen in den dunklen Wintermonaten nicht optimal mit dem Vitamin versorgt ist. Eine Folge daraus kann eine höhere Anfälligkeit für Stürze und Knochenbrüche im Alter sein.

Risikogruppen
Zu den Bevölkerungsgruppen, die häufig zu wenig Vitamin D in der Haut bilden, zählen:
– Menschen, die sich nur selten im Freien aufhalten (insbesondere chronisch kranke und pflegebedürftige Menschen)
– Menschen, die aus kulturellen Gründen nur mit vollständig bedecktem Körper ins Freie gehen
– Dunkelhäutige Menschen (durch den hohen Melamingehalt der Haut, wird die UV-B- Strahlung stärker abgeschirmt)
– Ältere Menschen (die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden, nimmt mit steigendem Alter ab)

Bei den genannten Bevölkerungsgruppen kann eine zusätzliche Aufnahme von Vitamin D, z. B. in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, sinnvoll sein. Wenn bereits ein Vitamin-D-Mangel besteht, ist dieser in Rücksprache mit dem Arzt mit Arzneimitteln zu behandeln. Auch zur Rachitisprophylaxe bei Säuglingen werden Vitamin-D-haltige Arzneimittel eingesetzt.

Empfehlung der Kommission
Die Empfehlung beruht auf den rechtlichen Regelungen für Nahrungsergänzungsmittel: Sie sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung zu ergänzen. Die enthaltenen Nährstoffe müssen eine ernährungsspezifische oder physiologische Wirkung entfalten. Gesetzliche Höchstmengen für Vitamin D gibt es bisher nicht.

Nach Ansicht der Expertenkommission von BVL und BfArM wird von einer solchen Wirkung ausgegangen, wenn das Lebensmittel den täglichen Bedarf des Nährstoffes ganz oder teilweise deckt. Der Richtwert von Vitamin D, der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) festgelegt wurde, liegt bei bis zu 20 Mikrogramm (800 I.E.) pro Tag für Erwachsene. Dieser kann als angemessene Zufuhr von Vitamin D für alle Personen angesehen werden, die ihren Vitamin-D-Bedarf nicht auf die herkömmliche Weise (Sonnenlichtzufuhr) decken.

Vitamin-D-Präparate bis zu einer Tagesdosis von 20 Mikrogramm Vitamin D werden daher von der Expertenkommission aufgrund ihrer ernährungsspezifischen und physiologischen Wirkung als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft.
Im Fall einer echten Mangelerkrankung kann eine Behandlung mit einem höher dosierten Vitamin-D-Präparat sinnvoll sein. Ein solches Produkt ist demzufolge als Arzneimittel zu bewerten und entsprechend zu kennzeichnen.

Hintergrund
Die Gemeinsame Expertenkommission wurde 2013 ressortübergreifend im Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) eingerichtet.

Hintergrund war, dass Stoffe, die bislang vorwiegend oder ausschließlich in Arzneimitteln verwendet wurden, vermehrt als Lebensmittel oder Lebensmittelzutaten in Verkehr gebracht werden. Seitens der Behörden bestehen jedoch häufig Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und der Verkehrsfähigkeit dieser Erzeugnisse als Lebensmittel.

Ziel dieser Gemeinsamen Expertenkommission ist es, als unabhängiges Gremium unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse und rechtlicher Vorgaben Kriterienkataloge, Entscheidungsbäume und Stellungnahmen zu erarbeiten, um mögliche Gesundheitsgefahren besser erkennen oder die Einstufung eines Stoffes als Arzneimittel erleichtern zu können.

Weitere Informationen:
http://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/01_Lebensmittel/expertenkommission/Z… – Stellungnahme der Gemeinsamen Expertenkommission zur Bewertung von Vitamin-D-haltigen Produkten
http://www.bfr.bund.de/de/ausgewaehlte_fragen_und_antworten_zu_vitamin_d-131898…. – Gemeinsame FAQ des BfR, der DGE und des MRI zu Vitamin D
http://www.bvl.bund.de/nahrungsergaenzungsmittel – Flyer des BVL zu Nahrungsergänzungsmitteln

Anhang
Presseinformation Vitamin D
https://idw-online.de/de/attachment48418

Quelle: idw

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Biogas als Stromspeicher: „Künftige Anlagen müssen auch Wind- & Sonnenenergie speichern“

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Will Deutschland erneuerbare Energien ausbauen, darf auf den weiteren Ausbau der Biogaserzeugung nicht verzichtet werden

Biogasanlagen produzieren Gas für Wärme, Strom und Fahrzeugantrieb und nebenbei noch Chemikalien, Designer-Dünger. Künftige Anlagen müssen auch noch überschüssigen Strom aus der Wind- und Sonnenenergie in das speicherbare Biomethan umformen, so die Forderung von Dr. Hans Oechsner von der Universität Hohenheim. Insgesamt sei die Branche in einem starken technischen Umbruch.

Schon heute sind Biogasanlagen regelrechte Allrounder: Gefüttert werden sie mit organischen Abfällen wie Gemüse- und Obstreste oder Stroh, tierischen Exkrementen und vor allem mit Energiepflanzen wie beispielsweise Mais, Ganzpflanzensilage von Getreide, Hirse, Sonnenblume und Wiesengras.
Daraus produzieren sie nicht nur Biogas für die Wärme- und Stromnetze kleiner Blockheizkraftwerke und gereinigtes Bio-Erdgas für das Erdgas-Netz und Fahrzeugantriebe. In Kombination mit Biogas können auch Plattformchemikalien wie zum Beispiel Milchsäure und Designer-Dünger erzeugt werden.

Optimierung und Potenziale: alternative Substrate, bessere Technik und Biogas
„Die Anforderungen an Biogasanlagen sind in den letzten Jahren gestiegen“, erklärt Dr. Hans Oechsner, Leiter der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim. Dazu gehörten vor allem 3 Bereiche
• Flexible Stromproduktion aus Biogas sowie die Pufferung von überschüssigem Strom in Form des chemischen Energiespeichers „Methan“: Stromspitzen von Wind- und Sonnenenergie können als Biomethan zwischengespeichert werden.
• Größere Bandbreite bei den Ausgangsstoffen: Die Anbaufläche für Energiepflanzen ist ausgereizt. Hier gilt es, Alternativen zu erschließen.
• Mehr Effizienz von der Aufbereitung bis zur Anlagentechnik: Durch bessere Vorbehandlung und die Optimierung der Anlagentechnik lässt sich die Biogas-Ausbeute weiter erhöhen.

Biogasanlagen als Puffer für überschüssigen Strom
Wind und Sonne sind fluktuierende Energiequellen, das heißt, sie erzeugen nur dann Energie, wenn die Sonne scheint oder Wind weht. Dabei entstehen auch Stromspitzen an überschüssigem Strom, der nicht gespeichert werden kann. Bei Biogasanlagen kann dagegen die Stromproduktion flexibel und an den Bedarf angepasst werden.
Eine weitere Lösung ist das System „Power to Gas“ direkt im Bereich der Biogasanlage. Hierbei wird überschüssig produzierte Energie von Sonne und Wind dazu verwendet, Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff elektrolytisch zu trennen. Der Wasserstoff wird in die Biogasanlage eingespeist. Dort nutzen ihn spezielle Methanbakterien zusammen mit Kohlendioxyd und produzieren zusätzliches Methan. Damit wird die Gasproduktion erhöht. Das entstehende Biogas enthält zudem einen höheren Methananteil, was dessen Aufbereitung zu Biomethan erheblich erleichtert.
„Dieses Biogas lässt sich je nach Bedarf direkt zur Stromproduktion verwenden oder zu Bio-Erdgas reinigen, in das Gasnetz einspeisen und dort für längere Zeit speichern oder als regenerativer Kraftstoff Erdgas-Autos antreiben“, erklärt Dr. Oechsner. Der Prototyp einer solchen Anlange soll im Zuge eines Forschungsprojekts an der Universität Hohenheim entwickelt werden.

Größere Bandbreite bei den Ausgangsstoffen
Der Hauptanteil der Biomasse für Biogasanlagen komme aktuell von Energiepflanzen, so Dr. Oechsner. Mehr von ihnen für die Biogasanlagen anzubauen, sei jedoch derzeit nicht möglich. „Wir nutzen in Deutschland bereits 11 Prozent der Ackerflächen, um Pflanzen für Biogasanlagen zu erzeugen. Diese Fläche kann nicht beliebig gesteigert werden, da wir die anderen Flächen für die Erzeugung von Nahrung und Futtermitteln benötigen.“
Derzeit gibt es eine Reihe von Forschungsprojekten zu alternativen Ausgangsstoffen für Biogas. Dazu gehören Reststoffe wie Bioabfälle, Pferdemist, Stroh oder Landschaftspflegegras. Ein hohes Potenzial sieht Dr. Oechsner bei den Kommunen und Landkreisen: „Derzeit werden Bioabfälle meist nur kompostiert, wobei keine Energie entsteht. Es gibt in Deutschland über 1.000 kommunale Kompostierungsanlagen aber nur 100 kommunale Biogasanlagen für die Behandlung von Bioabfällen. Dies muss sich schnell ändern. In Stuttgart wird derzeit eine solche Anlage geplant.“

Mehr Effizienz von der Aufbereitung bis zur Anlagentechnik
Außerdem ließe sich der gesamte Prozess der Biogasproduktion noch effizienter gestalten. Das beginne bei Lagerung und Aufbereitung von Substrat. „Eine schlechte Lagerung kann zu einem Ertragsverlust führen. Damit verlieren wir jährlich ca. 10 bis 20 % der Energiepflanzenmasse.“
Neue Ausgangsstoffe wie Pferdemist oder Landschaftspflegegras seien oft sehr faserreich. „Die Biogasanlage kann diese langen Fasern nicht optimal zu Biogas verarbeiten. Hier müssen die Anlagen verbessert werden. Ein Ansatz ist es, wie beispielsweise in einem Forschungsprojekt an der Forschungsbiogasanlage am Unteren Lindenhof untersucht, die Fasern vor Zugabe in den Fermenter mit dem sogenannten Querstromzerspaner zu zerkleinern. Schon nach 30 Sekunden Vorbehandlung steigt die Gasproduktion bei Pferdemist sogar um bis zu 24%.“
Auch die Anlagen selbst seien verbesserungsfähig: „Durch verbesserte Homogenisierungstechnik, optimalem Einsatz von Spurennährstoffen, anaeroben Pilzen oder verbesserte Prozessüberwachung und -regelung können wir eine noch höhere Ausbeute erreichen“, so Dr. Oechsner.

Quelle: idw

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„Clichy-Batignolles“: ein neues Ökoviertel im Herzen von Paris

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Im Nordosten von Paris, im 17ten Arrondissement an der Ringstraße (die sogenannte „Périphérique“), entsteht das neues Ökoviertel „Clichy-Batignolles“ auf einem ehemaligen Industriegelände. Das Projekt wurde vom Pariser Stadtrat 2002 initiiert. Ziel ist es, 3 400 Wohnungen und 12 700 Arbeitsplätze in einer umweltschonenden Umgebung zu schaffen.

Das neue Viertel erstreckt sich über eine Fläche von 54 ha, davon 10 ha Park in der Mitte, und wird CO2-neutral sein. Entgegen der in Paris geltenden Vorschrift einer maximal zulässigen Gebäudehöhe von 37m dürfen in Clichy-Batignolles 50m hohe Gebäude entstehen. Zudem werden alle Gebäude einen niedrigen Energieverbrauch aufweisen: Es wurde ein Zielwert von maximal 50 kWh/m2 pro Jahr festgelegt, der der aktuellen Wärmeverordnung in Frankreich entspricht (die sogenannte „RT2012“). Für den Heizungsverbrauch wurde sogar der Zielwert von 15 kWh/m2 pro Jahr festgelegt (wie bei der deutschen „Passivhaus“-Zertifizierung). Der Pariser Justizpalast wird dort ein 160m hohes Gebäude beziehen. Es wird einen neuen Rekordwert für Hochhäuser mit einem maximalen Energieverbrauch von 75 kWh/m2 pro Jahr erreichen (zum Vergleich: die neuesten Hochhäuser des Pariser Geschäftsviertels La Défense verbrauchen circa 150 kWh/m2 pro Jahr).

Die Energieversorgung wird teilweise über Solaranlagen gewährleistet: 2020 sollen auf insgesamt 35 000 m2 Fläche (Dächer und Fassaden) Solarpanele installiert werden, die 3 500 MWh pro Jahr erzeugen. Mit der Solarenergie sollen ungefähr 40% des gesamten Stromverbrauchs abgedeckt werden. Die Energie für die Heizung und die Warmwasserbereitung wird über Geothermie gewonnen. Zu diesem Zweck wird Clichy-Batignolles mit dem bereits vorhandenen Pariser Wärmenetz verbunden.

Um den Auto- und LKW-Verkehr im Viertel zu umgehen, werden zwei neue Metrohaltestellen gebaut, die die vollautomatisierte Linie 14 verlängern. Existierende Bus-, Straßenbahn- und Metro-Haltestellen liegen auch in der Nähe und ermöglichen es den Einwohnern von Clichy-Batignolles, in nur 20 Minuten die wichtigsten Bahnhöfe im Zentrum von Paris zu erreichen (Gare de Lyon, Gare Saint-Lazare, Châtelet-les-Halles).

Der Müll wird über eine automatisierte pneumatische Anlage entsorgt. Hierfür werden an öffentlichen Plätzen und in allen Gebäuden Anschlusspunkte installiert, sogenannte im Boden verankerte Müllsäulen. Der Müll wird angesaugt, verdichtet und drei Mal pro Woche per LKW entsorgt.

Ein großer Teil des Projekts ist schon fertiggestellt: der Park, die pneumatische Anlage, der Ostflügel etc. und die ersten Bewohner sind bereits 2012 eingezogen. 2020 sollen die letzten Gebäude eingeweiht werden. Das Projekt wurde durch öffentliche und private Investoren finanziert.

Weitere Informationen:
Webseite des Projekts (auf Englisch und Französisch): clichy-batignolles.fr
Ein Projekthaus kann vor Ort besichtigt werden; Fachbesuche können ebenfalls organisiert werden (155 bis rue Cardinet, Paris – contact@parisbatignolles.fr).

Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr

Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/

Quelle: idw

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Durchbruch in der Messtechnik: Neuer Hochleistungslaser könnte Wettervorhersage revolutionieren

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Wetter- und Klimaforscher der Universität Hohenheim entwickeln Fernerkundungssysteme einer neuen Generation / Paper in Reviews of Geophysics

Wetterprognosen und Klimasimulationen könnten künftig wesentlich genauer werden. Möglich macht das die Lidar-Methode, die weltweit präziseste Technik zur Fernerkundung der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur. Mit neuartigen Geräten haben Wetter- und Klimaforscher der Universität Hohenheim der Lidar-Technik zu einem entscheidenden Durchbruch verholfen. In den Hohenheimer Systemen kommt die neueste Hochleistungslaser-Technologie zur Anwendung. Ein internationales Forscherteam hat jetzt verschiedene Methoden zur Fernerkundung miteinander verglichen. Das Ergebnis: Die Hohenheimer Lidar-Systeme messen Wasserdampf und Temperatur in den unteren Atmosphärenschichten genauer und mit höherer Auflösung als alle anderen Systeme. Auch die Klimaforschung kann von der neuen Technik profitieren. Veröffentlicht ist die Studie in Reviews of Geophysics unter http://dx.doi.org/10.1002/2014RG000476

Diese Studie zeigt, dass noch heute dramatische Lücken in der Messung der Verteilung der Luftfeuchtigkeit und der Temperaturen in den unteren Atmosphärenschichten (bis zu 2-3 km Höhe) herrschen und damit die Qualität von Wettervorhersagen und Klimasimulationen deutlich beschränken.
Doch ganze Branchen sind von ihm abhängig: Der Wetterbericht entscheidet, ob der Bauer aufs Feld fährt, die Baustelle pausiert oder das Open-Air-Konzert stattfindet. Leider kann das öfters unliebsame Überraschungen geben.
Das soll sich künftig ändern – mit den neuen Lidar (Light Detection and Ranging)-Systemen, entwickelt von Wetter- und Klimaexperten der Universität Hohenheim. „Lidar wird die Wettervorhersage revolutionieren“, ist Prof. Dr. Volker Wulfmeyer, Leiter des Instituts für Physik und Meteorologie, überzeugt. „Vor allem bezüglich Genauigkeit und Vorhersagezeitraum kann diese Fernerkundungsmethode entscheidende Verbesserungen bringen.“
Ein internationales Forscherteam hat verschiedene Messtechniken miteinander verglichen. „Die Lidar-Systeme der Universität Hohenheim zur Wasserdampf- und Temperaturmessung zählen weltweit zu den am höchsten entwickelten bodengebundenen Systemen zur Erstellung von thermodynamischen Profilen“, bestätigt Dr. David D. Turner vom National Severe Storms Laboratory in den USA als einer der Koautoren der Studie.
Die Ergebnisse haben die Forscher jetzt in Reviews of Geophysics veröffentlicht. Diese Zeitschrift hatte im Jahr 2014 den höchsten Impact Factor aller Zeitschriften in den Geowissenschaften noch vor Nature Geoscience. Der Impact-Faktor gibt an, wie häufig im Jahresdurchschnitt ein in diesem Journal veröffentlichter Artikel zitiert wird.

Lidar-System schließt Daten-Lücken
Will man den Wasser- und Energiekreislauf im Erdsystem besser verstehen, sind möglichst genaue Darstellungen von Wasserdampf- und Temperaturprofilen in der unteren Troposphäre elementar. Fernerkundung liefert bereits heute wichtige Daten. „Diese sind jedoch noch recht ungenau“, bemängelt Prof. Dr. Wulfmeyer. „Besonders die Daten in Bodennähe lassen sehr zu wünschen übrig, Profile können praktisch noch nicht erstellt werden.“
„Es ist kaum zu glauben, wie lückenhaft unser Wissen über die Temperatur- und Feuchteverteilung in der Region ist“, so der Experte. „Man muss diesen Bereich noch heute als Terra Incognita bezeichnen. Dieses mangelhafte Wissen behindert elementar Fortschritte in der Qualität von Wettervorhersagen und Klimasimulationen.“
Diese Lücken konnten die Forscher mit Lidar schließen. Der Laser sendet einen kurzen Impuls in die Atmosphäre aus und analysiert dann das zurückgestreute Licht. Um Informationen über die Temperatur zu erhalten, arbeiten die Forscher im nicht sichtbaren UV-Bereich, zur Wasserdampf-Messung schickt Lidar einen infraroten Laserstrahl gen Himmel. Die Laufzeit der Signale lässt auf die Entfernung schließen. Die Signale sind so stark, dass innerhalb von Sekunden genaue Profile bis zu einer Höhe von mehreren Kilometern gemessen werden können.

Lidar-System bringt auch der Klimaforschung Vorteile
Eine Besonderheit der Hohenheimer Methode besteht darin, dass sie auch dreidimensionale Darstellungen ermöglicht. „Dafür wird der Laser wie ein Radar während des Messvorgangs gekippt“, erläutert Prof. Dr. Wulfmeyer. „Ohne diese Technik erhält man nur Informationen aus dem Teil der Atmosphäre, der senkrecht über dem Laser steht. Mit unserer Messung legen wir dagegen einen kompletten Schnitt von mehreren Quadratkilometern über die Landschaft.“ Und das sei besonders für die Entwicklung besserer Wettervorhersagemodelle interessant.
Koautor Dr. Turner bestätigt: „Einige hochentwickelte Lidar-Systeme haben über 10 Jahre lang Daten zu Wasserdampf und Temperatur gesammelt. Dazu zählt auch der Wasserdampf-Lidar, den wir im ‚Atmospheric Radiation Measurement‘-Programm verwenden. Diese Systeme sammeln jedoch nur Daten der direkt darüber befindlichen Luftsäule. Ein Alleinstellungsmerkmal der Hohenheimer Lidar-Systeme ist ihre Fähigkeit, mit Hilfe eines Scanners Temperatur und Wasserdampf in allen drei Dimensionen zu messen.“
Doch der Anwendungsbereich der neuen Technik beschränkt sich nicht nur auf die Wettervorhersage, sie ist für die Klimaforschung gleichermaßen von Bedeutung. „Modelle sind nur so gut wie die Daten, die für ihre Überprüfung genutzt werden“, so Prof. Dr. Wulfmeyer. „Klimamodelle haben immer noch ein Problem mit der Darstellung der Luftfeuchtigkeits- und Temperaturfelder nahe am Boden, sie müssen präziser werden. Diese Verbesserung ist auch entscheidend für eine genauere Simulation von Wolken und Niederschlag inklusive extremer Ereignisse.“
Dr. R. Michael Hardesty von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) in Colorado/USA, ebenfalls Mitautor der Studie, erläutert: „Die Hohenheimer Lidar-Systeme gehören zu den weltweit ersten, deren Genauigkeit und Auflösung ausreicht, um Turbulenzmessungen durchzuführen und die neue Generation von hochauflösenden Wetter- und Klima-Modellen zu verifizieren. Ihre Auflösung ist mit der von handelsüblichen Doppler Lidar-Systemen für Windmessungen vergleichbar.“

Lidar-System bereit für den Praxis-Einsatz
Nun bleibt für das Lidar-System der Sprung in die Praxis. „Die Technik ist praxisreif und kann jetzt kommerzialisiert werden“, so Prof. Dr. Wulfmeyer zum Stand der Dinge. Er wünscht sich ein möglichst dichtes Netzwerk an kompakten und permanent messenden Lidar-Systeme mit der neuen Hochleistungslasertechnologie in der Hand der Wetterdienste: „20 Systeme wären für den Anfang schon recht gut.“
Text: Elsner / Klebs

Quelle: idw

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Energiewende – Was wir können und was wir wollen

Ibou Diop Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Humboldt-Universität zu Berlin

Was können erneuerbare Energien leisten? Wie entstehen daraus Strom und Wärme? Welche Rolle spielt Wasserstoff in einer nachhaltigen Energieversorgung? Warum verabschieden wir uns nicht ganz von Öl und Kohle? Robert Schlögl, der renommierte deutsche Chemiker und Katalyseforscher, wird diesen Fragen im Rahmen der Helmholtz-Vorlesung nachgehen.

Es wird allgemein angenommen, dass die Energiewende unser Weg in eine sichere und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft ist. Die Optimierung des Einsatzes von erneuerbaren und fossilen Energieträgern soll zur Lösung des globalen Energieproblems des 21. Jahrhunderts beitragen. Erneuerbare Energien sind umweltfreundlich, global einsetzbar und reduzieren als heimische Energiequellen die Abhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland.

Durch den Vertrag von Paris hat die Energiewende eine neue Dimension bekommen, meint Robert Schlögl. Sie ist nun eine Verpflichtung, die Deutschland gemeinsam mit der EU eingegangen ist. Um diese zu erfüllen wird ein gesellschaftlich akzeptiertes Gesamtziel eines nachhaltigen Energiesystems benötigt. Es umfasst nicht nur Strom, sondern alle Sektoren der Verwendung von Energieträgern, die von der industriellen Produktion über Dienstleistung bis in den privaten Verbrauch reichen. In seinem Vortrag wird Robert Schlögl die Folgen der nicht auflösbaren Diskrepanz zwischen Angebot und Verbrauch aufzeigen. Darüber hinaus wird er auf die Rolle von chemischer Katalyse und Elektrokatalyse bei der Umwandlung erneuerbarer Energien in stoffliche Energieträger eingehen und die damit verbundenen Möglichkeiten und Grenzen an Beispielen der Wasserspaltung und der Synthese von Methanol aus CO2 erörtern.

Über Robert Schlögl:
Robert Schlögl (geb. 1954) wurde 1982 an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert und war nach der Habilitation 1989 Professor für Anorganische Chemie an der Universität Frankfurt am Main, bevor er 1994 als Direktor an das Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin berufen wurde. Er ist Gründungsdirektor am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion in Mülheim an der Ruhr und einer der Initiatoren des Forschungsverbundes MAXNET Energy. Schwerpunkt seiner Forschung ist die heterogene Katalyse, insbesondere die Verknüpfung von wissenschaftlicher Durchdringung mit technischer Anwendbarkeit sowie Fragestellungen zur Entwicklung nanochemisch optimierter Materialien für Energiespeicherkonzepte. Robert Schlögl ist Honorarprofessor an der Technischen Universität Berlin, der Humboldt-Universität, der Universität Duisburg-Essen und der Ruhruniversität Bochum. Er ist Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Organisationen, u.a. der Leopoldina, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und der Royal Society of Chemistry.

Über die Helmholtz-Vorlesungen:
Die Helmholtz-Vorlesungen bringen schwierige wissenschaftliche Sachverhalte in einer verständlichen und unterhaltsamen Form einem breiten Publikum näher. Sie sind daher an die interessierte Öffentlichkeit und nicht an ein Fachpublikum gerichtet, auch wenn sie, ganz im Sinne von Helmholtz, grundsätzlich von wichtigen neuen Ideen, Entwicklungen oder Perspektiven im Detail handeln.

Gefördert von der Stiftung Mercator.

Kontakt:
Olga Shmakova
Humboldt-Universität zu Berlin
Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik
Telefon: (030) 20932715
shmakool@hu-berlin.de

Cathrin Sengpiehl
Stiftung Mercator
Telefon: (0201) 24522841
cathrin.sengpiehl@stiftung-mercator.de

Quelle: idw

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Mikroplastikpartikel in Speisefischen und Pflanzenfressern

Ralf Röchert Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Müll im Meer: Neue AWI-Studien zeigen, dass die Plastikreste in Nord- und Ostsee auch von Speisefischen und Meeresschnecken gefressen werden

Mikroplastikpartikel stellen nicht nur für Seevögel, Wale und Lebewesen am Meeresboden eine Gefahr dar. In zwei neuen Studien zeigen Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) jetzt, dass die Plastikreste auch von Meeresschnecken sowie Nord- und Ostseefischen wie Kabeljau und Makrele gefressen werden.

Plastik verrottet nicht, es verwittert nur. Das heißt, es zerbricht – zermürbt durch Sonnenlicht, UV-Strahlen, Wind und Wellen – in immer kleinere Fragmente. Sind diese Plastikreste kleiner als fünf Millimeter, gehören sie zum sogenannten Mikroplastik, das Forscher inzwischen in allen Weltmeeren nachweisen konnten.

Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung untersuchen die Menge und Verbreitung von Mikroplastik im Meer sowie dessen Auswirkungen auf die Meeresbewohner. In zwei neuen Studien haben die Biologen nun weitere Tiergruppen identifiziert, die Mikroplastikpartikel aufnehmen. Die erste Gruppe umfasst Nord- und Ostsee-Speisefische wie Kabeljau und Makrelen; die zweite Gruppe sind Pflanzenfresser wie Strandschnecken, die sich von Großalgen ernähren und Fischen sowie Krebsen als Beute dienen.

Makrelen verwechseln Plastikfasern mit Beute
In der Fisch-Studie haben die Wissenschaftler den Verdauungstrakt und Mageninhalt von 290 Makrelen, Flundern, Heringen, Dorschen und Klieschen aus der Nord- und Ostsee untersucht. Dabei zeigte sich, dass beispielsweise der Hering zu bestimmten Jahreszeiten gar keine Mikroplastikpartikel aufzunehmen scheint. Bei der Makrele hingegen schwankte der Prozentsatz der Tiere mit Mikroplastik in den Verdauungsorganen je nach Meeresregion zwischen 13 und 30 Prozent. Damit verschlucken Makrelen deutlich häufiger Mikroplastikpartikel als in Bodennähe lebende Fischarten wie Flunder und Kliesche.

„Die Ursache dafür liegt vermutlich im Fressverhalten der Fische“, sagt AWI-Biologe und Studienleiter Dr. Gunnar Gerdts. „Bei den gefundenen Mikroplastikpartikeln gehen wir davon aus, dass die Tiere die in der Wassersäule treibenden Fragmente ganz zufällig bei der Futtersuche mit aufgenommen haben. Anders sieht es bei einer Vielzahl der Plastikfasern aus, die wir vor allem bei den Makrelen gefunden haben. Vermutlich haben die Fische sie für Beute gehalten.“

Der Grund: Die Fasern treiben oft in relativ hoher Dichte an der Wasseroberfläche. Sie ähneln dann in Form und Farbe frisch geschlüpften Seenadeln, auf die Makrelen wiederum gern Jagd machen. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Fischarten, die an der Wasseroberfläche oder in den oberen Schichten nach Fressbarem suchen, eher Gefahr laufen, Plastik zu verschlucken, als andere“, so Gunnar Gerdts.

Wenig bekannt ist bisher über die Folgen der Plastikaufnahme für die Fische: „Bei einem der untersuchten Kabeljaue fanden wir ein etwa 50 Zentimeter langes Gummiband im Magen. Das Tier hatte es nicht wieder ausspucken können, war körperlich schon gezeichnet und wäre vermutlich auf lange Sicht verhungert“, erzählt Gunnar Gerdts. Könnte eine Ansammlung von Mikroplastikpartikeln im Fischmagen ebenso schwere Folgen haben? „Wir haben zumindest in unserer Studie keine Hinweise darauf gefunden“, so der AWI-Forscher.

Strandschnecken fressen Mikroplastik von Algenoberfläche
In der zweiten Mikroplastik-Studie untersuchte der AWI-Biologe Lars Gutow gemeinsam mit Kollegen im Labor, ob Pflanzenfresser wie die Gemeine Strandschnecke Littorina littorea Mikroplastikpartikel bei der Futtersuche aufnehmen. Die Schnecken leben zum Beispiel an der Felsküste Helgolands und fressen dort Blasentang und andere im Kelpwald wachsende Großalgen.

„Felsküsten und die dort lebenden Organismen, wie große Algen und deren Konsumenten, sind überraschender Weise bisher kaum auf Mikroplastik untersucht worden. Dabei sind es Orte wie diese, an denen das Meer die größeren Plastikstücke auf dem felsigen Untergrund in immer kleinere Teilchen zerreibt“, sagt Lars Gutow.

„Unsere Experimente zeigten, dass Mikroplastikpartikel besonders gut auf der strukturierten und klebrigen Oberfläche des Blasentangs haften. Dieses Ergebnis gab uns Anlass, anzunehmen, dass Tiere, die diese Algen abgrasen, unmittelbar Gefahr laufen, die Mikroplastikpartikel mit aufzunehmen“, so der AWI-Biologe.

Um diese Annahme zu überprüfen, nahmen die Wissenschaftler Algenproben an der Nordseeküste, sammelten Strandschnecken und bauten im Labor am AWI Bremerhaven Aquarien für verschiedene Versuche auf. Zuerst überprüften sie, wie viele Mikroplastikpartikel sich auf der Oberfläche des Blasentangs absetzten. Anschließend verfütterten die Wissenschaftler die Algen mit den daran anhaftenden fluoreszierenden Plastikfragmenten an die Schnecken.

Die Ergebnisse der anschließenden Untersuchungen im Fluoreszenz-Mikroskop waren eindeutig: „Je höher die Mikroplastik-Konzentration im Wasser ausfiel, desto mehr Partikel setzten sich auf der Algenoberfläche fest“, berichtet Lars Gutow. „Gleichzeitig konnten wir nachweisen, dass die Schnecken diese Plastikfragmente ganz unbeeindruckt mitfressen. Das heißt im Umkehrschluss: Wir müssen auch die Gruppe der marinen Pflanzenfresser in den Kreis der durch Mikroplastik betroffenen Tierarten mit aufnehmen.“

Bisher hatten sich Meeresforscher bei der Suche nach gefährdeten Arten vor allem auf jene Organismen konzentriert, die für die Nahrungsaufnahme den Meeresboden durchwühlen oder Meerwasser filtrieren. „Jetzt wissen wir, dass das Spektrum der betroffenen Arten viel größer ist und wir Lebensräume wie die Felsküstenbereiche ebenfalls berücksichtigen müssen“, so Lars Gutow.

Die Untersuchungen der AWI-Biologen zeigten allerdings auch, dass die Schnecken das aufgenommene Mikroplastik nahezu vollständig wieder ausschieden. „Die Schnecken besitzen in ihrem Magen eine komplexe Sortiereinheit. Diese sortiert mithilfe zahlloser Wimpernhärchen Partikel ab einer bestimmten Größe wieder aus. Das von uns eingesetzte Mikroplastik ist demzufolge weder verdaut worden, noch in den Blutkreislauf oder in das Gewebe der Tiere gelangt“, erklärt der AWI-Experte.

Die Gemeine Strandschnecke Littorina littorea gehört zu einer Reihe von Schlüsselorganismen, die AWI-Biologen in Hinblick auf das Gefährdungspotenzial von Mikroplastik untersuchen. „Unser Langfristziel lautet, eine genaue Risikoabschätzung darüber abgeben zu können, mit welcher Wahrscheinlichkeit bestimmte Tiergruppen Mikroplastikpartikel aufnehmen. Im Falle der Pflanzenfresser wissen wir jetzt, dass sie dies mit einer höheren Wahrscheinlichkeit machen als bisher angenommen wurde“, sagt Lars Gutow und fügt zum Abschluss hinzu: „Allerdings ist bisher sowohl für Fische als auch für die Strandschnecke völlig unbekannt, ob und wie es sich auf die Gesundheit der Tiere auswirkt, wenn sie über einen langen Zeitraum Mikroplastikpartikel aufnehmen.“

Die Studien sind unter folgendem Titeln in den Fachjournalen Marine Pollution Bullentin und Environmental Science & Technology erschienen:

• Christoph D. Rummel, Martin G.J. Löder, Nicolai F. Fricke, Thomas Lang, Eva-Maria Griebeler, Michael Janke, Gunnar Gerdts: Plastic ingestion by pelagic and demersal fish from the North Sea and Baltic Sea, Marine Pollution Bulletin, Link: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0025326X15301922
• Lars Gutow, Antonia Eckerlebe, Luis Gimenez, and Reinhard Saborowski: Experimental evaluation of seaweeds as vector for microplastics into marine food webs, Environmental Science & Technology, DOI: 10.1021/acs.est.5b02431 (Link: http://pubs.acs.org/doi/pdf/10.1021/acs.est.5b02431)

Druckbare Fotos sowie eine Infografik zum Thema „Wie gelangt der Müll in das Meer“ finden Sie in der Online-Version dieser Pressemitteilung unter:
http://www.awi.de/nc/ueber-uns/service/presse/pressemeldung/mikroplastikpartikel-in-speisefischen-und-pflanzenfressern.html

Weiterführende Informationen zur Müll-im-Meer-Forschung am Alfred-Wegener-Institut finden Sie auf unserer Online-Schwerpunktseite: http://www.awi.de/im-fokus/muell-im-meer.html

Ihre wissenschaftlichen Ansprechpartner am Alfred-Wegener-Institut sind:
• Dr. Gunnar Gerdts (Tel: +49 (0)4725 819 – 3245; E-Mail: Gunnar.Gerdts@awi.de)
• Dr. Lars Gutow (Tel.: +49 (0)471 4831 – 1708; E-Mail: Lars.Gutow@awi.de)

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: idw

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Menschgemachter Klimawandel unterdrückt die nächste Eiszeit

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Der Mensch ist zu einer geologischen Kraft geworden, die den Beginn der nächsten Eiszeit unterdrücken kann – das zeigt eine Studie, die jetzt im renommierten Fachmagazin Nature veröffentlicht wird. Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung haben den Code der Eiszeiten geknackt und in dem Verhältnis von Sonneneinstrahlung auf die Erde und CO2-Konzentration in der Atmosphäre den Schlüssel gefunden, um die letzten acht Eiszyklen der Erdgeschichte zu erklären. Gleichzeitig machen ihre Ergebnisse deutlich, dass schon eine moderate Störung des natürlichen Kohlenstoffhaushalts des Planeten durch den Menschen die nächste Eiszeit um 100.000 Jahre verschieben könnte.

„Auch ohne den menschengemachten Klimawandel würden wir den Beginn einer neuen Eiszeit erst in etwa 50.000 Jahren erwarten – das macht das Holozän als gegenwärtige Epoche bereits zu einer ungewöhnlich langen Phase zwischen zwei Eiszeiten“, erklärt Leitautor Andrey Ganopolski. „Unsere Studie zeigt jedoch auch, dass bereits relativ moderate zusätzliche CO2-Emissionen aus der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas ausreichen, um die nächste Eiszeit um weitere 50.000 Jahre zu verzögern. Unter dem Strich bedeutet dies, dass wir einen kompletten Eiszeitzyklus überspringen, was beispiellos ist. Es ist wirklich verblüffend: Der Mensch ist in der Lage, einen der fundamentalen Mechanismen zu stören, die die Welt geformt haben, wie wir sie heute kennen.“

Erstmals kann die Wissenschaft den Beginn der letzten Eiszeiten durch die Bestimmung von Schlüsselfaktoren erklären, die dem Beginn einer neuen Eiszeit vorangehen. „Unsere Ergebnisse lassen eine funktionale Beziehung zwischen der Sonneneinstrahlung im Sommer und atmosphärischem CO2 erkennen, die den Beginn einer neuen Eiszeit kennzeichnet. So lässt sich nicht nur die Vergangenheit erklären, es ermöglicht uns auch künftige Perioden abzusehen, in denen ein neuer Eiszeitzyklus einsetzen kann“, sagt Ganopolski.

Der Mensch als geologische Kraft
Mit einem ausgeklügelten Computermodell des Erdsystems, in dem die Dynamik von Atmosphäre, Ozean, Eisschilden und der globale Kohlenstoffzyklus simuliert werden, haben die Wissenschaftler den Effekt menschgemachter CO2-Emissionen auf das Eisvolumen der Nordhalbkugel untersucht. „Weil Kohlendioxid in der Atmosphäre extrem langlebig ist, haben vergangene wie künftige Emissionen großen Einfluss darauf, wann ein neuer Eiszeitzyklus beginnt“, sagt Ko-Autorin Ricarda Winkelmann. „Unsere Analyse zeigt, dass schon geringe zusätzliche Kohlenstoff-Emissionen die Entwicklung der Eisbedeckung auf der Nordhalbkugel wohl auf zehntausende Jahre beeinflussen würde, während künftige CO2-Emissionen von 1.000 oder 1.500 Gigatonnen Kohlenstoff die nächste Eiszeit um mindestens 100.000 Jahre verschieben könnten.“

Die Suche nach den Ursachen von Eiszeitzyklen gehört zu den faszinierendsten Fragen der Erdsystemanalyse und der Paläo-Klimatologie, der Wissenschaft von Klimaveränderungen in der gesamten Geschichte des Planeten. Für gewöhnlich markiert eine Periode geringer Sommer-Sonneneinstrahlung den Beginn einer neuen Eiszeit; Bedingungen wie wir sie derzeit vorfinden. Allerdings gibt es derzeit keine Hinweise auf den Beginn einer neuen Eiszeit: „Das war die Motivation für diese Studie. Das Rätsel zu lösen, welche Mechanismen die vergangenen Eiszeitzyklen angetrieben haben, ermöglicht uns auch, den Anfang eines neuen Eiszeitalters abzusehen“, so Winkelmann.

„Wie keine andere Kraft auf dem Planeten haben Eiszeiten unsere globale Umwelt geformt und damit auch die Entwicklung der menschlichen Zivilisation bestimmt. Wir verdanken unter anderem unsere fruchtbaren Böden der letzten Eiszeit; sie hat auch unsere heutige Landschaft gestaltet durch Gletscher und Flüsse, Fjorde, Moränen und Seen, die aus ihr entstanden sind. Heute ist es jedoch die Menschheit mit ihren Emissionen aus fossilen Brennstoffen, die die zukünftige Entwicklung des Planeten bestimmt“, sagt Ko-Autor Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts. „Das zeigt sehr deutlich, dass wir schon längst in eine neue Ära eingetreten sind, und dass die Menschheit im Anthropozän selbst zur geologischen Kraft geworden ist. Tatsächlich führt das vielleicht eine Epoche herbei, die mit dem Begriff Deglazial überschrieben werden könnte.“

Artikel:
Ganopolski, A., Winkelmann, R., Schellnhuber, H.J. (2016): Critical insolation-CO2 relation for diagnosing past and future glacial inception. Nature [DOI:10.1038/nature16494]

Weblink zum Artikel: http://www.nature.com/nature/index.html

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima

Quelle: idw

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Studie der Uni Halle: Weltgeschehen beeinflusst Bienenvölker stärker als Pestizide

Tom Leonhardt Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Pestizide und Parasiten sind nicht für den regionalen Rückgang von Honigbienenvölkern verantwortlich. Wie Biologen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) herausgefunden haben, spielen politische und sozio-ökonomische Veränderungen, wie Revolutionen oder auch Bürgerkriege, und der globale Honighandel eine wesentlich größere Rolle. Weltweit wächst die Zahl der Bienenvölker und es wird auch mehr Honig produziert. Ihre Erkenntnisse haben die Forscher im Journal „Agriculture, Ecosystems & Environment“ veröffentlicht.

Bienen erfüllen für Mensch und Natur viele wichtige Aufgaben. Dazu gehört vor allem das Bestäuben von Nutzpflanzen. Während in der Landwirtschaft der Bestäubungs-Bedarf in den letzten 50 Jahren um über 300 Prozent angewachsen ist, stieg die Zahl der Bienenvölker weltweit nur um 60 Prozent an. Allerdings ist diese Entwicklung regional extrem unterschiedlich wie Prof. Dr. Robin Moritz und Dr. Silvio Erler vom Institut für Biologie der MLU zeigen. In West-Europa und den USA verzeichnet man seit Jahren einen starken Rückgang. Allein in Europa seien zwischen 1989 und 1995 rund sieben Millionen Bienenvölker verschwunden.

Für ihre Forschung haben die Wissenschaftler die statistischen Angaben der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zu Honigproduktion und -handel der letzten 50 Jahre aus rund 100 Ländern ausgewertet. Dazu gehören Angaben über die Anzahl der Bienenvölker in einem Land, die Menge an jährlich produziertem Honig sowie Aussagen darüber, wie viel Honig ein Land pro Jahr importiert und exportiert.

Der extreme Rückgang der Bienenvölker in Europa Anfang der 1990er Jahre fällt zeitlich mit dem Ende der Sowjetunion und auch der politischen Wende in Deutschland zusammen. „Vor 1989 wurde die Imkerei in der DDR staatlich stark subventioniert“, so Robin Moritz. Die Imker hätten ihren Honig zu hohen Preisen an den Staat verkaufen können, der den Honig dann deutlich günstiger weiterverkaufte. Nach der Wiedervereinigung verlor die Imkerei durch die fehlenden Subventionen an Attraktivität, zudem nahm die Bevölkerung in den neuen Bundesländern rapide ab. Dadurch ging auch die Anzahl der Bienenvölker um bis zu 50 Prozent zurück. „Das zeigt deutlich, dass politische Entwicklungen einen starken Einfluss auf die Zahl der Bienenvölker haben können“, fasst Moritz zusammen.

In den Medien werde jedoch häufig die These vertreten, dass vor allem der Einsatz von Pestiziden, Parasiten oder Wetterextreme für den Rückgang von Bienenvölkern verantwortlich sind. „Für die Bienenvölker, die von Imkern gehalten werden, trifft das aber nur bedingt zu“, so Silvio Erler. Würde ein Bienenvolk zum Beispiel in Folge eines besonders harten Winters sterben, so gleichen die Imker dies in der Regel im Folgejahr aus. Faktoren, wie Pestizide oder Krankheiten, hätten zwar Einfluss auf das Bienensterben, aber keinen größeren Einfluss auf die Zahl der gehaltenen Bienenvölker. Dies gilt jedoch nur für von Imkern gehaltene Honigbienen, sie lassen keine Rückschlüsse auf das Sterben der vielen Wildbienen zu, die keine Imker haben, die sich um die Bienen kümmern.

Die Statistik der FAO zeigt, dass der globale Honighandel in einem sehr engen Zusammenhang mit der Zahl der Bienenvölker steht: Länder, in denen sich Honig relativ einfach und kostengünstig produzieren lässt, verkaufen diesen auf dem Weltmarkt zu günstigen Preisen. Diese Länder haben auch viele Bienenvölker. „Länder, die viel Honig importieren, erleiden hingegen einen Rückgang an Bienenvölkern“, ergänzt Erler. Für einige dieser Länder haben die Wissenschaftler eine kuriose Beobachtung gemacht: Obwohl die Zahl der Bienenvölker zurückgeht, bleibt die Menge des erzeugten Honigs konstant. „Besonders erstaunlich ist, dass die Produktivität eines Bienenvolks oft exakt mit der Menge des importierten Honigs zunimmt. Das wäre nur möglich, wenn die Bienen vorher wüssten, wie viel Honig im nächsten Jahr importiert wird, um sich dann beim Sammeln besonders anzustrengen“, so Moritz. Das sei biologisch wenig plausibel und ein Grund zur Annahme, dass in einigen Ländern im großen Maßstab importierter Honig als selbst erzeugter ausgegeben wird.

Aus der FAO-Statistik lässt sich noch eine weitere Beobachtung ableiten: „In Asien kommt die westliche Honigbiene immer häufiger als die einheimische Honigbiene zum Einsatz.“ Die westliche Honigbiene werde von asiatischen Imkern bevorzugt, weil sie einfacher in der Haltung ist und ihre Völker mehr Honig produzieren. Aus dieser Entwicklung ergebe sich nicht nur ein Problem für die Imkerei, sondern auch für die Artenvielfalt. Die Varroamilbe, ursprünglich ein eher harmloser Parasit der asiatischen Honigbiene, wurde durch die Importe nach Asien weltweit ein gefährlicher Bienenparasit für die westliche Honigbiene. Da die westliche Honigbiene immer häufiger in weiten Teilen Asiens eingesetzt wird, droht einerseits die Gefahr neuer Krankheiten durch weitere Erreger, zum anderen werden die ursprünglichen Arten der Honigbiene in Asien verdrängt. Derzeit gibt es in Asien noch neun unterschiedliche Bienenarten. Das könnte sich aber innerhalb weniger Jahre ändern.

Zur Publikation:
Robin F.A. Moritz, Silvio Erler (2016) Lost colonies found in a data mine: Global honey trade but not pests or pesticides as a major cause of regional honeybee colony declines. Agriculture, Ecosystems & Environment, Volume 216, 15 January 2016, Pages 44-50, ISSN 0167-8809, http://dx.doi.org/10.1016/j.agee.2015.09.027.

Quelle: idw

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Weniger als die Hälfte der Mädchen in Deutschland gegen krebserregende humane Papillomviren geimpft

Barbara Ritzert Pressestelle Versorgungsatlas – ProScience Communications
Versorgungsatlas

In Deutschland wird weniger als die Hälfte der Mädchen gegen humane Papillomviren (HPV) geimpft, die bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs eine Rolle spielen. Das zeigt eine im Versorgungsatlas veröffentlichte Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI) in Kooperation mit den Kassenärztlichen Vereinigungen. Auffallend sind vor allem die sehr ausgeprägten regionalen Unterschiede auf Länder- und Kreisebene.

Seit Mai 2007 empfiehlt die ständige Impfkommission (STIKO) für Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren die HPV-Impfung. Da ein bundesweites Monitoring der HPV-Impfquoten nicht existiert, haben Wissenschaftler des Robert Koch-Institutes in Kooperation mit den Kassenärztlichen Vereinigungen diese Quoten aus bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten für das Ende des Jahres 2013 berechnet. In der Gruppe der 12-jährigen Mädchen hatten bundesweit weniger als ein Prozent die drei erforderlichen Immunisierungen erhalten. Bei den 17-Jährigen hatten 40 Prozent die komplette Impfung erhalten. Die Quoten steigen in den Altersgruppen linear an.

Höhere Quoten in den neuen Bundesländern.
Im Ländervergleich sind bei den 12-Jährigen Baden-Württemberg und Bremen die Schlusslichter – nur 0,3 Prozent der Mädchen sind dort jeweils vollständig geimpft. Am höchsten war die Quote in dieser Altersgruppe mit 2,2 Prozent in Sachsen-Anhalt. Bei den 17-Jährigen sind die Quoten in Bremen mit 30 Prozent am geringsten. In Mecklenburg-Vorpommern sind hingegen 59 von 100 Mädchen gegen eine HPV-Infektion geschützt.

Bayern ist Schlusslicht auf Kreisebene.
In der bayerischen kreisfreien Stadt Kaufbeuren konnten die Wissenschaftler in den Daten der 12-Jährigen kein einziges Mädchen identifizieren, bei dem die Impfung zumindest begonnen wurde. In 61 der 402 bundesweiten Kreise und kreisfreien Städte hatte keines der Kinder eine vollständige Impfung erhalten. Mehr als die Hälfte dieser Kreise liegen in Bayern. Im Unstrut-Hainich- Kreis (Thüringen) verzeichneten die Forscher mit 3,5 Prozent die höchste Quote vollständig geimpfter 12-jähriger Kinder.

Auch in der Gruppe der 17-Jährigen kommen die Schlusslichter aus Bayern: Im Landkreis Mühlendorf am Inn sind nur 13 von 100 Mädchen vollständig immunisiert. Demgegenüber glänzt der Kyffkäuserkreis in Thüringen mit einem Höchstwert von 70 Prozent.

Studie liefert Informationen für Empfehlungen.
„Die KV-Impfsurveillance bietet zeitnahe Informationen für die Überprüfung und Optimierung gegenwärtiger Impfempfehlungen und für gezielte Interventionen“, schreiben die Wissenschaftler. So haben die Daten einer vorausgegangenen Untersuchung aus dem Jahr 2014 die Entscheidung der Ständigen Impfkommission unterstützt, das empfohlene Impfalter auf neun bis 14 Jahre zu senken. In diesem Alterssegment genügen zwei statt drei Impfstoffdosen zur vollständigen Immunisierung. Außerdem können Ärztinnen und Ärzte die Vorsorgeuntersuchungen (U11 und J1) nutzen, um die HPV-Impfung anzubieten. „Dies kann sich positiv auf die Impfquoten auswirken“, hoffen die Forscher.

DIE STUDIE HPV-Impfquoten im Regionalvergleich: Eine Sekundärdatenanalyse aus der KV-Impfsurveillance. Thorsten Rieck, Marcel Feig, Ole Wichmann. Robert Koch-Institut, Fachgebiet 33 – Impfprävention.
Für Ihre Untersuchung hat das Wissenschaftler-Team des RKI vertragsärztliche Abrechnungsdaten der Jahre 2008 bis 2013 von 16 der insgesamt 17 Kassenärztlichen Vereinigungen ausgewertet. Das Team zog eine Stichprobe mit 1,13 Millionen Mädchen, die knapp die Hälfte (49%) der 12-17-jährigen Mädchen des Jahres 2013 repräsentiert. Erstmals wurden dabei die Impfquoten nach Altersgruppe und bis auf Kreisebene ausgewertet. Die Forscher berechneten sowohl die Quoten der angefangenen als auch die der abgeschlossenen Immunisierungen.

DER VERSORGUNGSATLAS www.versorgungsatlas.de ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Er wurde institutionalisiert als öffentlich zugängliche Informationsquelle mit Studien zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt der Studien sind regionale Unterschiede in der Versorgung sowie deren unterschiedliche Strukturen und Abläufe. Die Analysen basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung und Arzneiverordnungsdaten in Deutschland und sollen Anhaltspunkte liefern, wie die Versorgung verbessert werden kann. Die Internet-Plattform steht aber auch anderen Forschergruppen zur Verfügung, die ihre Untersuchungen nach einem Peer-Review veröffentlichen können.

Weitere Informationen:
http://www.versorgungsatlas.de/hpv-impfung (direkt zur Studie)
http://www.versorgungsatlas.de

Anhang
HPV-Impfquoten im Regionalvergleich: Eine Sekundärdatenanalyse aus der KV-Impfsurveillance
https://idw-online.de/de/attachment48288

Quelle: idw

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Rente: Deutsche oft deutlich schlechter abgesichert als Österreicher

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Neue Studie untersucht Reformen in Nachbarländern

Deutschland und Österreich sind sich sozial, wirtschaftlich und politisch sehr ähnlich. Trotzdem sind die beiden Länder bei den Reformen ihrer Rentensysteme ganz unterschiedliche Wege gegangen.

In Österreich konzentriert sich die Altersversorgung nach wie vor weitgehend auf die umlagefinanzierte Gesetzliche Rentenversicherung (GRV), in die auch die Selbständigen einbezogen wurden und deren Bestimmungen schrittweise für Beamte zur Anwendung kommen. In Deutschland wurde und wird über die kommenden Jahre das Niveau dieser „ersten Säule“ dagegen deutlich reduziert, um den Beitragssatz in der GRV zu stabilisieren. Die geringeren Leistungen sollte vor allem die private, aber staatlich subventionierte, Riester-Vorsorge ausgleichen.

Nach rund 15 Jahren lassen sich laut einer neuen Studie der Hans-Böckler-Stiftung deutliche Konsequenzen dieser unterschiedlichen Ansätze beobachten: In Deutschland sind Beschäftigte über die GRV mittlerweile weitaus geringer abgesichert. Das unterstreichen zahlreiche Kennziffern. Beispielsweise erhielten im Jahr 2013 langjährig (mindestens 35 Jahre) und besonders langjährig (mindestens 45 Jahre) versicherte Männer, die neu in Rente gingen – die Einschränkung auf Männer erfolgt, weil hier in der Regel von durchgehender Vollzeitbeschäftigung ausgegangen werden kann – in Deutschland im Durchschnitt 1.050 Euro monatliche Altersrente. In Österreich kam ein vergleichbarer Neurentner dagegen auf 1.560 Euro – bei 14 Auszahlungen pro Jahr. Auch für die heute Jüngeren sind die Rentenperspektiven in Österreich wesentlich besser als in Deutschland.

Eine der Bedingungen für die besseren Leistungen in der Alpenrepublik ist ein spürbar höherer Beitrag zur GRV. Die gesamte Beitragsbelastung für Beschäftigte ist im Vergleich zu Deutschland allerdings nur höher, wenn man die 4 Prozent Beitragssatz zur zusätzlichen Riester-Vorsorge nicht mit einrechnet. Auch wenn die Arbeitgeber in Österreich höhere Beiträge leisten müssen, war die gesamtwirtschaftliche Entwicklung dort seit Beginn der Reformen günstiger als in Deutschland.

Zu diesen Ergebnissen kommt die neue Studie, die Wissenschaftler des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) und des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Forschern der Arbeiterkammer Wien und der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft erstellt haben.* Sie wird heute auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt.

„Der Vergleich zeigt, dass das österreichische System einen deutlich besseren Schutz im Alter durch höhere Leistungen gewährleistet“, konstatieren die Autoren Dr. Florian Blank, Prof. Dr. Camille Logeay , Mag. Erik Türk, Dr. Josef Wöss und Dr. Rudolf Zwiener. „Dabei sind die ökonomischen Rahmendaten in Österreich denen in Deutschland weiterhin vergleichbar – ein starkes öffentliches Rentensystem belastet also offenbar nicht die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes.“ Die Forscher halten es für möglich, durch Orientierung an Österreich ein stabileres Alterssicherungssystem zu erreichen – ohne dass ein erneuter Systemwechsel nötig sei.

– Erwartungen an Kapitaldeckung haben sich nicht erfüllt –
Einen wichtigen Grund für das schwächere Abschneiden des deutschen Alterssicherungssystems sehen die Wissenschaftler darin, dass sich die Erwartungen, die zur Jahrtausendwende mit einem teilweisen Umstieg auf Kapitaldeckung verbunden waren, nicht erfüllt haben. Die deutlichen Reduzierungen in der GRV werden durch die kapitalgedeckte „zweite“ (betriebliche Altersvorsorge) und „dritte“ (Riester-Rente) Säule oft nicht ausgeglichen. „Übrig geblieben ist ein System, das in Zukunft viele noch nicht einmal vor Altersarmut schützen wird“, schreiben die Wissenschaftler. Das habe zwei Ursachen: Erstens erreiche weder die betriebliche noch die Riester-Rente alle Beschäftigten. Umfragen zeigen, dass nur rund 35 Prozent „riestern“. Aussicht auf eine betriebliche Rente haben gut 56 Prozent. Knapp 30 Prozent aller Arbeitnehmer nutzen keine der freiwilligen Vorsorgeformen. Das gilt besonders häufig für Beschäftigte mit niedrigen Einkommen. Sie hätten zwar eine zusätzliche Absicherung besonders nötig, verzichten aber darauf – oft aus finanziellen Gründen.

Zweitens bringen insbesondere viele Riester-Verträge nach Einschätzung der Wissenschaftler nicht die Renditen, die nötig wären, um Lücken in der gesetzlichen Rente auszugleichen. Das zeige sich an den hohen Gebühren und am stetig sinkenden Garantiezins, der von 4 Prozent im Jahr 2000 auf mittlerweile nur noch 1,25 Prozent herabgesetzt wurde.

– Ersatzrate der GRV in Österreich rund doppelt so hoch –
Neben den aktuellen Unterschieden bei den Auszahlungsbeträgen für (besonders) langjährig Versicherte nennen die Wissenschaftler weitere Kennzahlen, die für die nächsten Jahrzehnte einen deutlichen Rückstand der Alterssicherung in Deutschland gegenüber Österreich illustrieren. So nimmt Deutschland in internationalen Vergleichen der Industrieländer-Organisation OECD beim gesetzlichen Rentenniveau einen Platz am unteren Rand ein, während Österreich relativ weit oben rangiert.

Diese Differenz drückt sich unter anderem im so genannten Rentenniveau aus. Es beziffert, wie hoch die Rente eines „Standardrentners“ im Verhältnis zum mittleren Einkommen ist. Für Österreich weist die neueste OECD-Projektion ein zukünftiges Rentenniveau von 78,1 Prozent (brutto, vor Steuern und Sozialabgaben) und 91,6 Prozent (netto) aus. In Deutschland ist das zukünftige Rentenniveau der GRV hingegen weitaus niedriger: 37,5 Prozent brutto und 50,0 Prozent netto. Den Berechnungen der OECD liegt jeweils ein Rentenalter von 65 Jahren nach 45 Beitragsjahren mit „Durchschnittsverdienst“ zugrunde. Während in Österreich 65 Jahre das reguläre Rentenalter darstellen, basieren die Berechnungen für Deutschland auf der Sonderregelung für besonders langjährig Versicherte, die künftig nach 45 Beitragsjahren eine abschlagsfreie Rente ab 65 Jahren vorsehen. Der große Rückstand der Deutschen lasse sich durch private Zusatzvorsorge selbst unter den aus Sicht der Forscher zu optimistischen Annahmen der OECD nur zur Hälfte ausgleichen.

Auch Geringverdiener sind nach Analyse der Wissenschaftler im österreichischen System merklich besser abgesichert. Neben dem höheren Rentenniveau sichern die von der Rentenversicherung ausbezahlten, steuerfinanzierten „Ausgleichszulagen“ mit rund 12.000 Euro jährlich (für Alleinstehende) Rentnern ein merklich höheres Mindesteinkommen.
Eine leichte Annäherung der Rentenniveaus im hohen Alter sei allenfalls unter günstigen Bedingungen durch die unterschiedlichen Anpassungsmechanismen bei Bestandrenten zu erwarten, so die Forscher: Während die österreichische GRV einen jährlichen Inflationsausgleich vorsieht, koppelt die deutsche GRV die Rentenentwicklung an das Wachstum der Löhne, allerdings gedämpft unter anderem durch den so genannten Nachhaltigkeitsfaktor. In den vergangen zehn Jahren führten die unterschiedlichen Anpassungsmechanismen tatsächlich aber zu einem deutlich größeren Abstand.

– Höherer Beitrag, trotzdem bessere wirtschaftliche Entwicklung –
Die deutlich höheren GRV-Leistungen in Österreich sind mit einem deutlich höheren Beitragssatz verbunden. Er beträgt seit 1988 unverändert 22,8 Prozent, in Deutschland sind es im Jahr 2015 18,7 Prozent. Rechnet man in Deutschland 4 Prozent Beitragssatz zur Riester-Vorsorge hinzu, dann sind die Beitragssätze in beiden Ländern fast gleich hoch. Dabei tragen die österreichischen Arbeitgeber einen höheren Anteil am Rentenbeitrag als die Beschäftigten (12,55 Prozent vs. 10,25 Prozent), während es in Deutschland umgekehrt ist, wenn man die Beiträge zur Riester-Rente mit einrechnet. Die demografische Situation ist in Österreich aufgrund deutlich höherer Immigration in der Vergangenheit günstiger, was durch ein niedrigeres durchschnittliches Rentenalter allerdings zum Teil relativiert wird.

Als weiteren Faktor bei der Stärkung des gesetzlichen Rentensystems nennt die deutsch-österreichische Forschergruppe die Ausgestaltung der österreichischen GRV als Erwerbstätigenversicherung. Zudem werden seit rund einem Jahrzehnt die vordem deutlich großzügigeren Regelungen zur Beamtenversorgung an das Leistungsniveau der GRV angeglichen.

Die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft haben die höheren Lohnnebenkosten zur Alterssicherung offenbar nicht gebremst, betonen die Wissenschaftler. Die wichtigsten Rahmendaten zeigen: Auch bei einem höheren Rentenbeitrag und insgesamt stärker steigenden Arbeitskosten seit der Jahrtausendwende hat sich die österreichische Wirtschaft in diesem Zeitraum deutlich kräftiger entwickelt. Während das Bruttoinlandsprodukt in Österreich von 2000 bis 2014 um 23 Prozent zunahm, betrug das Wirtschaftswachstum in Deutschland 17 Prozent. Die Erwerbstätigkeit nahm in Österreich um 15 Prozent zu, in Deutschland um sieben Prozent. Auch die Arbeitsproduktivität pro Stunde wuchs in Österreich (19 Prozent) stärker als beim Nachbarn (17 Prozent), gleichzeitig legten die nominalen Arbeitnehmerentgelte in der Alpenrepublik kräftiger zu.

„Letztlich verfolgte Österreich seit Beginn der europäischen Währungsunion im Jahr 1999 einen balancierteren Wachstumskurs, mit einem stärkeren Wachstum der Binnennachfrage und einem guten, aber geringeren Exportwachstum als Deutschland“, schreiben die Forscher. „Ein stärkeres öffentliches Sicherungssystem ist möglich und setzt die Wirtschaft auch nicht unter übermäßigen Druck.“

– Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung sinnvoll –
Sozialpolitische Strategien seien nicht einfach von einem Land auf das andere übertragbar, betonen die Forscher. Trotzdem halten sie eine intensive Beschäftigung mit dem österreichischen Weg der Alterssicherungsreformen für empfehlenswert. Die Erfahrungen aus dem Nachbarstaat zeigten, dass eine starke öffentliche Alterssicherung bessere Ergebnisse bringt. So habe es sich als sinnvoller erwiesen, öffentliche Mittel in eine Stärkung der GRV unter anderem zur Aufstockung niedriger Renten zu investieren als damit kapitalgedeckte Zusatzvorsorge zu subventionieren, von der Besserverdienende am ehesten profitieren.

Daher ist es aus Sicht der Forscher sinnvoll, in einem ersten Schritt den Riester-Faktor aus der Rentenformel zu entfernen und so das Leistungsniveau der GRV zu stabilisieren. Gleichzeitig solle die öffentliche Förderung der Riester-Rente nur eine untergeordnete Bedeutung haben – sofern sie „aus Vertrauensschutzgründen“ überhaupt weiterhin notwendig sei.

Auch bei der Gestaltung der betrieblichen Altersvorsorge sehen die Wissenschaftler bedenkenswerte Ansätze in Österreich. Dort sind Arbeitgeber an der Finanzierung der – insgesamt wenig verbreiteten Betriebsrenten – verpflichtend mindestens zur Hälfte beteiligt. In Deutschland ist es dagegen möglich, dass der Arbeitgeber bei der „Entgeltumwandlung“ keine Beiträge leistet, so unter dem Strich sogar Lohnnebenkosten einspart und damit durch die Nutzung einer „betrieblichen Altersvorsorge“ sogar Zusatzgewinne erzielen kann. „Eine mindestens paritätische Mitfinanzierung der Arbeitgeber wäre Bedingung für eine tragfähige Entgeltumwandlung als Teil der betrieblichen Altersvorsorge, die dann auch verpflichtend für alle Beschäftigten gemacht werden müsste und die gesetzliche Rente nicht schmälern dürfte“, schreiben die Forscher.

Schließlich halten die Forscher einen Ausbau der GRV zu einer Erwerbstätigenversicherung für empfehlenswert. Österreich zeige, dass auch eine schrittweise Anpassung der Beamtenversorgung an die gesetzliche Rente wirtschaftlich und rechtlich möglich und, bei großzügigen Übergangsregeln, auch im Konsens umzusetzen sei.

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Florian Blank
Sozialversicherungsexperte, WSI
Tel.: 0211-7778-581
E-Mail: Florian-Blank@boeckler.de

Dr. Rudolf Zwiener
Rentenexperte, IMK
Tel.: 0211-7778-333
E-Mail: Rudolf-Zwiener@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_report_27_2016.pdf – *Florian Blank, Camille Logeay, Erik Türk, Josef Wöss, Rudolf Zwiener: Alterssicherung in Deutschland und Österreich: Vom Nachbarn lernen? WSI-Report Nr. 27, Januar 2016.

Quelle: idw

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LIFE-Projekt „Lebendige Lahn“ – Hessen, Rheinland-Pfalz und der Bund gemeinsam für mehr Leben

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Das LIFE-Projekt „Lebendige Lahn“ kann starten! Mit dem Projekt wollen die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz, die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und die Bundesanstalt für Gewässerkunde die Lahn ökologisch aufwerten.
Für dieses Integrierte Projekt im Rahmen von LIFE (LIFE IP) stellt die Europäische Kommission rund neun Millionen Euro zur Verfügung, weitere etwa sechs Millionen Euro steuern die Projektpartner über die Gesamtlaufzeit des Projektes von zehn Jahren bei.

Die Lahn ist ein typischer Mittelgebirgsfluss mit bedeutenden Städten und malerischen Landschaften. Im Zuge ihres Ausbaus zur Wasserstraße im 19. Jahrhundert wurde sie über weite Strecken ökologisch von ihren Auen abgeschnitten, ihre Ufer befestigt und ihre Dynamik durch Staustufen eingeschränkt.
Von Gießen bis zur Mündung in den Rhein ist die Lahn im Eigentum des Bundes. Heute hat sie aufgrund veränderter Transportströme und Schiffsgrößen ihre Bedeutung für den Güterverkehr verloren. Deshalb wird die zuständige Wasser- und Schifffahrtsverwaltung ihre Ziele für zukünftige Unterhaltungsmaßnahmen und Investitionen überprüfen.

Mit den EU Fördermitteln soll unter anderem ein Konzept für die Zukunft der Bundeswasserstraße Lahn entwickelt werden, das die notwendige Neuorientierung unterstützen soll. Das Lahn-Konzept verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, um die zahlreichen Belange und Nutzungsinteressen der Lahnanlieger zu integrieren. Dazu werden die Projektpartner die Zusammenarbeit mit den Land- und Gewässernutzern, den Naturschutz- und Tourismusverbänden und natürlich den Menschen vor Ort suchen.

Darüber hinaus werden im Rahmen des LIFE Projekts „Lebendige Lahn“ verschiedene Maßnahmen durchgeführt, um zum Beispiel bisher unüberwindbare Wanderhindernisse für Fische durchgängig umzubauen. Ein weiteres wesentliches Ziel ist die Aufwertung des ökologischen Zustands des Oberlaufs der Lahn und ihrer Nebenflüsse. Die Maßnahmen im Projekt sollen auch positive Auswirkungen auf das Hochwasserrückhaltevermögen haben. Auch die Naherholungsmöglichkeiten für Wanderer und Paddler an und auf der Lahn sollen verbessert werden. Außerdem werden Qualität und Transport der Sedimente in der Lahn wissenschaftlich untersucht.

„Das Programm ergänzt in idealer Weise unsere Aktionen zum Erreichen eines guten ökologischen Zustands und eines ökologischen Hochwasserschutzes an der Lahn“, betont die hessische Umweltministerin Priska Hinz.

„Wir hoffen, dass das EU-Projekt auch für andere Flüsse nutzbar sein wird. Hierzu werden die Bundeswasserstraßenverwaltung und die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz intensiv zusammenarbeiten“, sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken.

Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes ist zuständig für rund 7.300 Kilometer Binnenwasserstraßen. Prof. Hans Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt: „Das LIFE-Projekt „Lebendige Lahn“ bietet die große Chance, der Lahn eine Zukunft zu geben. Mit diesem Ziel vor Augen werden wir gemeinsam mit allen Lahnanliegern die jeweiligen Interessen sorgfältig abwägen, ein integriertes Konzept für die Lahn entwickeln und die notwendigen Schritte tun. Für die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung hat das Projekt „Lebendige Lahn“ darüber hinaus Pilotfunktion. Denn es geht darum, nachhaltige Nutzungskonzepte für die über 2.800 Kilometer Bundeswasserstraßen zu entwickeln, die für die Berufsschifffahrt keine große Rolle mehr spielen. Dies ist eine Generationenaufgabe!“

Das LIFE-IP-Projekt „Lebendige Lahn“ steht in enger Verbindung mit dem „Bundesprogramm Blaues Band Deutschland“ zur Renaturierung von Fließgewässern und Auen.

Die Auftaktveranstaltung, in der das Projekt mit seinen konkreten Maßnahmen der Öffentlichkeit vorgestellt wird, findet am Freitag, den 5. Februar 2016, in Limburg an der Lahn, Pater-Richard-Henkes-Saal, Wiesbadener Straße 1, statt.

Das LIFE-Projekt „Lebendige Lahn“ wird von folgenden Institutionen getragen:
• Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
• Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz
• Bundesanstalt für Gewässerkunde
• Regierungspräsidium Gießen
• Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (Rheinland-Pfalz)
• Wasser- und Schifffahrtsamt Koblenz

Was ist LIFE:
L’Instrument Financier pour l’Environnement – kurz: LIFE ist ein spezielles Förderinstrument der Europäischen Kommission zur Finanzierung von Umweltschutzmaßnahmen in der gesamten EU sowie bestimmten Nachbarländern und Beitrittskandidaten. Das LIFE-Programm ist strukturell in zwei Teilprogramme „Umwelt“ und „Klimapolitik“ mit jeweils drei Schwerpunkten gegliedert.
Die Besonderheit der „Integrierten Projekte“ liegt darin, dass sie Umwelt- oder Klimapläne oder -strategien, die in spezifischen umwelt- oder klimapolitischen Unionsrechtsvorschriften vorgeschrieben sind, aus anderen Unionsrechtsakten oder von Behörden der Mitgliedstaaten entwickelt werden, in einem großen räumlichen Maßstab und unter Einbeziehung der betroffenen Interessenvertreter umsetzen.

Weitere fachliche Informationen: Dr. Michael Schleuter, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon: 0261/1306 5469, Mail: schleuter@bafg.de

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde ist das zentrale wissenschaftlich eigenständige Institut des Bundes für die wissenschaftlich-technische Versuchs- und Forschungsarbeit und die praxisbezogene Beratung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung in den Fachgebieten Hydrologie und Gewässernutzung, Gewässerbeschaffenheit sowie Ökologie und Gewässerschutz. Sie unterstützt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie andere Bundesressorts in fachspezifischen Fragestellungen zu Bundeswasserstraßen und deren Einzugsgebiete und vertritt diese auch international.

Quelle: idw

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Wie die Taiga das Weltklima verändert

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Botanikerin der Universität Jena analysiert die Folgen von Waldbränden in Sibirien

Mit Freudentränen und bewegenden Worten wurde der Erfolg weltweit bejubelt: Vor wenigen Wochen einigten sich in Paris 195 Staaten und die EU darauf, die globale Erwärmung zu begrenzen. Weniger als zwei Grad, so sieht es der unterzeichnete Klimavertrag vor, soll die Durchschnittstemperatur maximal über die vom Ende des 19. Jahrhunderts steigen. Ein ehrgeiziges Ziel, das den Vertragspartnern einschneidende Veränderungen abverlangt und lange Verhandlungen notwendig machte.

Dennoch wird auch die nun beschlossene moderate Erderwärmung langfristige Folgen haben. „Schon der bisherige Temperaturanstieg führt zu vermehrt auftretenden Extremwetterlagen“, sagt Susanne Tautenhahn von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Stürme, Starkregen und Gewitter seien immer häufiger zu erwarten, berichtet die Botanikerin über klimawissenschaftliche Erkenntnisse. Besonders in den kaltgemäßigten Breiten der Nordhalbkugel sind die Folgen des Klimawandels bereits jetzt zu beobachten. Hier – von Kanada und den USA, über Skandinavien bis Russland und Japan – wachsen die borealen Nadelwälder, die Susanne Tautenhahn im Rahmen ihrer Promotion am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena untersucht hat. Wie die Wissenschaftlerin vom Institut für Spezielle Botanik der Uni Jena nun mit einem internationalen Team in einer Publikation schreibt, setzt der Temperaturanstieg in diesen Wäldern eine Kette von Ereignissen in Gang, in deren Folge die borealen Nadelwälder nicht nur ihr charakteristisches Aussehen verlieren, sondern selbst maßgeblich das Weltklima beeinflussen können. Ihre Studie haben die Forscher aus Jena, Freiberg, Leipzig, Krasnoyarsk (Russland) und Gainesville (USA) kürzlich in der Fachzeitschrift „Global Change Biology“ veröffentlicht (DOI: 10.1111/gcb.13181).

So erwarten die Forscher, dass etwa die sibirische „dunkle Taiga“, in der heute vorwiegend Nadelbäume wie Fichten, Tannen und Kiefern wachsen, langfristig von Laubbäumen dominiert wird. Aus dem heute dunklen, wird so künftig ein viel lichterer Wald, wodurch sich grundlegende Klimaeinflussgrößen verändern, wie Albedo (Reflexionsvermögen der Erdoberfläche für Sonneneinstrahlung), Kohlenstoff-Speicherung und Verdunstungskühlung. „Da die borealen Wälder einer der größten Kohlenstoff-Speicher der Erde sind, wovon zwei Drittel in Sibirien zu finden sind, ist zu erwarten, dass sich diese Änderungen massiv auf das Weltklima auswirken“, ist Susanne Tautenhahn überzeugt.

Ursache für den sich abzeichnenden Wandel sind Waldbrände. „Feuer ist ein wichtiger Regulator im natürlichen Entwicklungszyklus der Wälder“, so Tautenhahn. Erst durch die Störung des alten Baumbestandes könnten neue Pflanzen größere Flächen besiedeln. „Doch infolge des Klimawandels werden die Brände etwa durch Blitzeinschläge häufiger und intensiver und die natürlichen Regenerationsprozesse geraten aus dem Gleichgewicht“, erläutert die Nachwuchswissenschaftlerin.

In mehreren mehrmonatigen Expeditionen haben Susanne Tautenhahn und ihre Kollegen ehemalige Feuerflächen entlang des Flusses Jenissei in Sibirien untersucht: gezählt wie viele Keimlinge sich seit dem Brand angesiedelt, wie viele alte Bäume das Feuer überstanden haben und mit ihrem Samen für neues Wachstum sorgen könnten. Zusammen mit Satellitenbildern der Region und Informationen über die Schwere der Brände und die Zeiträume, die seither vergangen sind, konnten die Forscher ein Modell entwickeln, mit dem sich die Regeneration des Waldes detailliert nachvollziehen lässt.

Dabei zeigte sich, dass die Wiederansiedlung von Nadelbäumen durch ihre begrenzte Samenausbreitung limitiert ist. Die Samen werden in der Regel durch den Wind transportiert und können nur relativ kurze Strecken zurücklegen. Gerade infolge schwerer Brände, die sich über große Flächen erstrecken, können die Samen der verbliebenen Nadelbäume nur lokal begrenzt für Nachkommen sorgen. Laubbäume dagegen, deren Samen sehr klein sind und somit weite Strecken mit dem Wind transportiert werden können, überwinden weitaus größere Strecken und können sich so deutlich leichter regenerieren wenn Feuer intensiver und größer werden.

Wie die Folgen dieses Wandels auf das weltweite Klima konkret aussehen, darüber diskutieren die Forscher derzeit intensiv: Während für die borealen Wälder Nordamerikas angenommen wird, dass die verstärkte Ansiedlung von Laubbäumen zu einem Abbremsen der Erderwärmung und einer geringeren Feuerhäufigkeit führen kann, vermuten Susanne Tautenhahn und ihre Kollegen für die sibirischen Wälder langfristig einen anderen Effekt. „Wie in Nordamerika sollte es auch in der sibirischen dunklen Taiga durch einen höheren Albedo und höhere Verdunstungskühlung insgesamt zu einer Abkühlung kommen“, sagt die Jenaer Botanikerin. Gleichzeitig werde aber mit dem Zurückdrängen der typisch-sibirischen Nadelbäume, die viel Feuchtigkeit in Bodennähe speichern, die Wahrscheinlichkeit für Waldbrände weiter erhöht. „Das kann zu einem sich selbst verstärkenden Teufelskreis werden, der das Ökosystem nachhaltig verändert.“

Original-Publikation:
Tautenhahn S et al.: Dispersal limitation drives successional pathways in Central Siberian forests under current and intensified fire regimes, Global Change Biology 2015, DOI: 10.1111/gcb.13181

Kontakt:
Susanne Tautenhahn
Institut für Spezielle Botanik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Philosophenweg 16, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949267
E-Mail: susanne.tautenhahn@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Selbstgemacht schmeckt besser

Gabriele Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

Wer sein Essen selbst zubereitet, dem schmeckt es auch besser. Dies bestätigt eine Studie der Kölner Gesundheits- und Ernährungspsychologin Dr. Simone Dohle, die in der Fachzeitschrift Health Psychology erscheint. Dohle und ihre Kolleg/inn/en an der ETH Zürich haben untersucht, inwieweit sich die Zubereitung von Essen auf den Geschmack auswirkt.

Selbstgemacht schmeckt besser
Kölner Psychologin untersucht, wie sich Zubereitung von Essen auf den Geschmack auswirkt

Wer sein Essen selbst zubereitet, dem schmeckt es auch besser. Dies bestätigt eine Studie der Kölner Gesundheits- und Ernährungspsychologin Dr. Simone Dohle, die in der Fachzeitschrift Health Psychology erscheint. Dohle und ihre Kolleg/inn/en an der ETH Zürich haben untersucht, inwieweit sich die Zubereitung von Essen auf den Geschmack auswirkt.

Die Teilnehmer/innen der Studie wurden dazu zufällig auf verschiedene Gruppen aufgeteilt. Ein Teil durfte einen Shake nach Rezept selbst zubereiten. In einer anderen Gruppe bereiteten nicht die Teilnehmer/innen, sondern die Studienleiterin den Shake zu; die Teilnehmer/innen bekamen aber auch hier das Rezept und die Zutatenliste zu sehen. Zusätzlich zu diesen beiden Szenarien wurde noch variiert, um was für einen Shake es sich handelte. Bei der Hälfte der Teilnehmer/innen wurde ein Shake aus gesunden Zutaten gemixt, bei der anderen Hälfte bestand der Shake nur aus ungesunden Zutaten.

Die Ergebnisse des Experiments zeigen, dass der Shake den Personen, die ihn selbst zubereiten konnten, besser schmeckte. Dies war vor allem dann der Fall, wenn es sich um einen gesunden Shake handelte.

Die Forscher/innen erklären das Ergebnis damit, dass das Zubereiten des Shakes mit Aufwand verbunden ist. Durch die Zubereitung erhöht sich das Bedürfnis, diesen Aufwand zu rechtfertigen, was sich in einer besseren Geschmacksbewertung niederschlägt. Wer den Shake selbst zubereitet, schenkt zudem den Zutaten eine höhere Beachtung. Handelt es sich vor allem um ungesunde Zutaten, fällt dies bei eigenhändiger Zubereitung eher auf als wenn eine andere Person den Shake zubereitet.

In einer Zeit, wo immer mehr Menschen zu Fertigprodukten greifen und nur noch wenig selbst kochen, lassen diese Ergebnisse wichtige Folgerungen zu. Es kann vermutet werden, dass Fertigprodukte allein schon deshalb weniger gut schmecken, weil sie keinen Aufwand verursachen. Wer dagegen etwas Zeit und Mühe in der Küche aufwendet, wird sein Essen auch mehr genießen können. Da dies vor allem für gesundes Essen der Fall zu sein scheint, könnten gerade Personen davon profitieren, denen eine gesunde Ernährung wichtig ist.

Originalveröffentlichung:
Dohle, S., Rall, S., & Siegrist, M. Does self-prepared food taste better? Effects of food preparation on liking. Health Psychology.
http://psycnet.apa.org/psycinfo/2015-57034-001/

Bei Rückfragen:
Dr. Simone Dohle
Universität zu Köln
Social Cognition Center Cologne
Richard-Strauss-Str. 2
50931 Köln

Tel: +49 (0) 221 470 6784
E-Mail: simone.dohle@uni-koeln.de
http://soccco.uni-koeln.de

Quelle: idw

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Ein von jungen Jahren an sportlich aktives Leben schützt Männer vor Muskelschwund im Alter

Monika Wimmer Pressestelle
Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)

Ältere Männer, die seit dem jungen Erwachsenenalter kontinuierlich Sport treiben, haben im Vergleich zu weniger aktiven Altersgenossen ein deutlich geringeres Risiko, an einem die Gesundheit gefährdenden Rückgang der Muskelmasse – der sogenannten Sarkopenie – zu erkranken. Das zeigt eine Studie, die Forschende der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) und der Charité Universitätsmedizin Berlin im Rahmen der Berliner Altersstudie II (BASE II) erstellt haben. „Nur als junger Mann Sport zu treiben, oder erst als Senior damit zu beginnen, reicht hingegen nicht aus, um das Risiko einer Sarkopenie zu verringern“, sagt der Gesundheitsökonom Peter Eibich, einer der Autoren.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie sind in der Fachzeitschrift „Journals of Gerontology“ veröffentlicht.

Der Begriff „Sarkopenie“ bezeichnet einen im Alter auftretenden übermäßigen Verlust an Muskelmasse und, damit verbunden, auch an Muskelkraft. Infolgedessen besteht unter anderem ein erhöhtes Risiko zu stürzen und sich dabei Knochen zu brechen.

Um herauszufinden, inwieweit Sport in unterschiedlichen Lebensphasen das Risiko einer Sarkopenie senken kann, hatten die Forscher im Rahmen der Berliner Altersstudie II (BASE-II) 891 Männer und Frauen im Alter von 60 bis 85 Jahren in der Universitätsklinik Charité medizinisch untersucht und mit Hilfe eines Fragebogens befragt. Die Fragen stammen aus dem Katalog der für ganz Deutschland repräsentativen Langzeitbefragung „Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)“.

Die Auswertung der Ergebnisse zeigt: Diejenigen Männer, die bereits im jungen Erwachsenalter, also im Alter von weniger als 30 Jahren, begonnen hatten, Sport zu treiben und bis heute sportlich aktiv sind, hatten im Vergleich zu Männern, die nie im Leben aktiv Sport getrieben haben, einen deutlich höheren Anteil an Muskelmasse. Damit haben sie ein nur halb so hohes Risiko an Sarkopenie zu erkranken. Auch beim so genannten Greifkrafttest, der über die Muskelkraft und den Gesundheitszustand im Allgemeinen Auskunft gibt, schnitten sie deutlich besser ab.

Doch Sport sollte kontinuierlich betrieben werden. „Bei den Männern, die nur in jungen Jahren oder erst kurz vor der Untersuchung trainiert hatten, zeigte sich im Vergleich zu Männern, die nie Sport getrieben haben, kein messbarer Effekt auf die Muskelmasse oder die Greifkraft „, sagt die Studienautorin Kristina Norman, Medizinwissenschaftlerin in der Forschungsgruppe Geriatrie der Charité. Somit widerlegt die Studie die unter vielen Menschen verbreitete Annahme, dass es genüge, in jungen Jahren Sport zu treiben, um auch im Alter noch fit zu sein.

Bei Frauen hingegen konnten die Forschenden keine signifikante Veränderung der Muskelmasse feststellen, unabhängig davon, in welchem Lebensalter und wie kontinuierlich sie Sport getrieben haben. „Möglicherweise trainieren viele Frauen nicht intensiv genug, um ausreichend Muskeln aufzubauen“, sagt der Gesundheitsökonom Peter Eibich, Hauptautor der Studie, der heute an der Universität Oxford forscht.

Die Autoren fordern mehr Gesundheitsprogramme, die vor allem junge Erwachsene motivieren, kontinuierlich Sport zu treiben. „Gerade in dieser Lebensphase, der sogenannten Rush Hour des Lebens, hören viele Männer und Frauen auf, Sport zu treiben, da eine Ballung von Entscheidungen zu Beruf, Partnerwahl und Kindern dafür wenig Zeit lässt“, sagt Peter Eibich.

STICHWORT SOEP
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP am DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung in mehreren tausend Haushalten statistische Daten erhoben. Zurzeit sind es etwa 30.000 Personen in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

STICHWORT BASE-II
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Berliner Altersstudie II (BASE-II) erforschen, inwieweit körperliche, geistige und soziale Bedingungen zu einem möglichst erfolgreichen Altern beitragen können. Insgesamt wurden bislang 2.200 Berlinerinnen und Berliner untersucht, davon sind 1.600 zwischen 60 und 80 Jahre, und in der Vergleichsgruppe 600 zwischen 20 und 35 Jahre alt. Die Teilnehmenden werden auch ebenso wie die Teilnehmenden an der jährliche Befragung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) befragt und stellen so Informationen zu ihrer Lebenssituation und ihren Lebensbedingungen zur Verfügung. An der groß angelegten BASE II-Studie beteiligten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Charité Universitätsmedizin Berlin der Humboldt-Universität zu Berlin, des Max Planck Institut für Bildungsforschung und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).

DIE STUDIE:
Peter Eibich, Nikolaus Buchmann, Martin Kroh, Gert G. Wagner, Elisabeth Steinhagen-Thiessen, Ilja Demuth, Kristina Norman, „Exercise at Different Ages and Appendicular Lean Mass and Strength in Later Life: Results from the Berlin Aging Study II“, The Journals of Gerontology : Series A, Medical Sciences, [online first: 2015-09-09] , 2015.

http://biomedgerontology.oxfordjournals.org/content/early/2015/10/05/gerona.glv1…

KONTAKT ZU DEN AUTOREN:
E-mail: peter.eibich@dph.ox.ac.uk
E-mail: kristina.norman@charite.de

Weitere Informationen:
http://biomedgerontology.oxfordjournals.org/content/early/2015/10/05/gerona.glv1… Link zur Studie
http://www.diw.de/soep Das Sozio-oekonomische Panel im DIW Berlin
http://www.facebook.com/soepnet.de Das SOEP auf Facebook

Quelle: idw

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Wie die Taiga das Weltklima verändert

Dr. Ute Schönfelder Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Botanikerin der Universität Jena analysiert die Folgen von Waldbränden in Sibirien

Mit Freudentränen und bewegenden Worten wurde der Erfolg weltweit bejubelt: Vor wenigen Wochen einigten sich in Paris 195 Staaten und die EU darauf, die globale Erwärmung zu begrenzen. Weniger als zwei Grad, so sieht es der unterzeichnete Klimavertrag vor, soll die Durchschnittstemperatur maximal über die vom Ende des 19. Jahrhunderts steigen. Ein ehrgeiziges Ziel, das den Vertragspartnern einschneidende Veränderungen abverlangt und lange Verhandlungen notwendig machte.

Dennoch wird auch die nun beschlossene moderate Erderwärmung langfristige Folgen haben. „Schon der bisherige Temperaturanstieg führt zu vermehrt auftretenden Extremwetterlagen“, sagt Susanne Tautenhahn von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Stürme, Starkregen und Gewitter seien immer häufiger zu erwarten, berichtet die Botanikerin über klimawissenschaftliche Erkenntnisse. Besonders in den kaltgemäßigten Breiten der Nordhalbkugel sind die Folgen des Klimawandels bereits jetzt zu beobachten. Hier – von Kanada und den USA, über Skandinavien bis Russland und Japan – wachsen die borealen Nadelwälder, die Susanne Tautenhahn im Rahmen ihrer Promotion am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena untersucht hat. Wie die Wissenschaftlerin vom Institut für Spezielle Botanik der Uni Jena nun mit einem internationalen Team in einer Publikation schreibt, setzt der Temperaturanstieg in diesen Wäldern eine Kette von Ereignissen in Gang, in deren Folge die borealen Nadelwälder nicht nur ihr charakteristisches Aussehen verlieren, sondern selbst maßgeblich das Weltklima beeinflussen können. Ihre Studie haben die Forscher aus Jena, Freiberg, Leipzig, Krasnoyarsk (Russland) und Gainesville (USA) kürzlich in der Fachzeitschrift „Global Change Biology“ veröffentlicht (DOI: 10.1111/gcb.13181).

So erwarten die Forscher, dass etwa die sibirische „dunkle Taiga“, in der heute vorwiegend Nadelbäume wie Fichten, Tannen und Kiefern wachsen, langfristig von Laubbäumen dominiert wird. Aus dem heute dunklen, wird so künftig ein viel lichterer Wald, wodurch sich grundlegende Klimaeinflussgrößen verändern, wie Albedo (Reflexionsvermögen der Erdoberfläche für Sonneneinstrahlung), Kohlenstoff-Speicherung und Verdunstungskühlung. „Da die borealen Wälder einer der größten Kohlenstoff-Speicher der Erde sind, wovon zwei Drittel in Sibirien zu finden sind, ist zu erwarten, dass sich diese Änderungen massiv auf das Weltklima auswirken“, ist Susanne Tautenhahn überzeugt.

Ursache für den sich abzeichnenden Wandel sind Waldbrände. „Feuer ist ein wichtiger Regulator im natürlichen Entwicklungszyklus der Wälder“, so Tautenhahn. Erst durch die Störung des alten Baumbestandes könnten neue Pflanzen größere Flächen besiedeln. „Doch infolge des Klimawandels werden die Brände etwa durch Blitzeinschläge häufiger und intensiver und die natürlichen Regenerationsprozesse geraten aus dem Gleichgewicht“, erläutert die Nachwuchswissenschaftlerin.

In mehreren mehrmonatigen Expeditionen haben Susanne Tautenhahn und ihre Kollegen ehemalige Feuerflächen entlang des Flusses Jenissei in Sibirien untersucht: gezählt wie viele Keimlinge sich seit dem Brand angesiedelt, wie viele alte Bäume das Feuer überstanden haben und mit ihrem Samen für neues Wachstum sorgen könnten. Zusammen mit Satellitenbildern der Region und Informationen über die Schwere der Brände und die Zeiträume, die seither vergangen sind, konnten die Forscher ein Modell entwickeln, mit dem sich die Regeneration des Waldes detailliert nachvollziehen lässt.

Dabei zeigte sich, dass die Wiederansiedlung von Nadelbäumen durch ihre begrenzte Samenausbreitung limitiert ist. Die Samen werden in der Regel durch den Wind transportiert und können nur relativ kurze Strecken zurücklegen. Gerade infolge schwerer Brände, die sich über große Flächen erstrecken, können die Samen der verbliebenen Nadelbäume nur lokal begrenzt für Nachkommen sorgen. Laubbäume dagegen, deren Samen sehr klein sind und somit weite Strecken mit dem Wind transportiert werden können, überwinden weitaus größere Strecken und können sich so deutlich leichter regenerieren wenn Feuer intensiver und größer werden.

Wie die Folgen dieses Wandels auf das weltweite Klima konkret aussehen, darüber diskutieren die Forscher derzeit intensiv: Während für die borealen Wälder Nordamerikas angenommen wird, dass die verstärkte Ansiedlung von Laubbäumen zu einem Abbremsen der Erderwärmung und einer geringeren Feuerhäufigkeit führen kann, vermuten Susanne Tautenhahn und ihre Kollegen für die sibirischen Wälder langfristig einen anderen Effekt. „Wie in Nordamerika sollte es auch in der sibirischen dunklen Taiga durch einen höheren Albedo und höhere Verdunstungskühlung insgesamt zu einer Abkühlung kommen“, sagt die Jenaer Botanikerin. Gleichzeitig werde aber mit dem Zurückdrängen der typisch-sibirischen Nadelbäume, die viel Feuchtigkeit in Bodennähe speichern, die Wahrscheinlichkeit für Waldbrände weiter erhöht. „Das kann zu einem sich selbst verstärkenden Teufelskreis werden, der das Ökosystem nachhaltig verändert.“

Original-Publikation:
Tautenhahn S et al.: Dispersal limitation drives successional pathways in Central Siberian forests under current and intensified fire regimes, Global Change Biology 2015, DOI: 10.1111/gcb.13181

Kontakt:
Susanne Tautenhahn
Institut für Spezielle Botanik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Philosophenweg 16, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 949267
E-Mail: susanne.tautenhahn@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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500 Jahre Reinheitsgebot: Die Kelten kannten es nicht – und brauten trotzdem hochwertig

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Beifußkraut und Möhrensamen statt Hopfen: Archäobotaniker der Universität Hohenheim analysiert prähistorische Brauereien – mit erstaunlichen Ergebnissen.

Vor 2.500 Jahren braute man es schon: das keltische Bier. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts gab es unzählige Zubereitungsarten. Erst das Reinheitsgebot vom 23. April 1516 regelte das Bierbrauen in Deutschland. Trotzdem sei schon das Gerstengold der Kelten ein süffig-hochwertiges Gebräu besonderer Qualität gewesen, weiß Dr. Hans-Peter Stika, Archäobotaniker der Universität Hohenheim.

Die Spelzgerste machte den Geschmack des dunklen und rauchigen Bieres, und die obergärigen Hefen brachten zusammen mit Milchsäurebakterien einen säuerlich spritzigen Geschmack hinzu, der im Sommer bei heißen Temperaturen Abkühlung versprach. Abgemildert hat die Komposition eine leichte Karamell-Note im Abgang, verursacht durch Kochsteine. Gewürzt wurde mit Beifußkraut und Möhrensamen.

Geschmacklich unterscheidet sich das Kelten-Bier von den heute bekannten Biersorten. Doch schon die Kelten legten Wert auf eine hohe Qualität ihrer Produkte, schlussfolgert Dr. Hans-Peter Stika vom Institut für Botanik der Universität Hohenheim.

Ausgrabungen in Hochdorf und Berlin
Derzeit untersucht Dr. Stika in Berlin zwei Ausgrabungsstellen. Auf der Fischerinsel – heute besser bekannt unter dem Namen Museumsinsel – haben die Forscher größere Mengen an Gerstenmalz zusammen mit den Rohfrüchten Roggen und Hafer entdeckt. Dort wurde wohl ein Mischbier aus Gerste, Roggen und Hafen gebraut.

Einen weiteren Malzfund von Spelzgerste und einen Hopfengarten untersuchen die Wissenschaftler in der Wüstung Diepensee unter dem neuen Flughafen BER. Alle Funde stammen aus dem 12. bis 14. Jahrhundert und verweisen auf Malzherstellung im Zuge von Brauvorgängen.

Die Untersuchungen im mittelalterlichen Berlin laufen noch, Theorien werden geprüft, Bodenproben analysiert. Die Ausgrabung und Untersuchung einer frühkeltischen Ausgrabungsstätte in Hochdorf hingegen ist bereits abgeschlossen – und liefert erstaunliche Erkenntnisse.

„Bei Ausgrabungen legten wir Gräben frei, die vermutlich Teile einer Bierbrauerei waren“, erklärt der Experte der Universität Hohenheim. „Diese Gräben wurden wohl zuerst zum Ankeimen der Gerste genutzt. Das dadurch entstandene Grünmalz konnte dann auf einem Aufbau über den Gräben, die so zudem auch als Darren genutzt worden waren, getrocknet werden. Bei einem Schadfeuer verkohlten die angekeimten Gerstenkörner und blieben bis in unsere heutige Zeit erhalten.“

Gärung durch Hefen
Anhand der Funde konnten die Wissenschaftler das Bierbrauen der Kelten nachempfinden, so Dr. Stika. „Das Kelten-Bier unterscheidet sich im Geschmack von unseren heutigen Bieren. Die Kelten wussten einfach nichts über Hefe und ihre Wirkung, sie vertrauten der Spontangärung durch wilde Hefestämme.

Die Gärung stellte sich durch Hefeverunreinigungen an den Gefäßen, Rührern und Schöpfkellen aus Holz ein. Anders als in den neuzeitlichen Braukesseln aus Kupfer und Stahl erfolgte das mittelalterliche Brauen in Holzgefäßen nicht unter sterilen Bedingungen. So konnten sich neben Hefen auch Milchsäurebakterien an der Gärung beteiligen. Selbst geringe Mengen an Milchsäure konnten das fertige Keltenbier für längere Zeit haltbar machen.“

„Ob die frühen Kelten durch Zugabe süßer Früchte oder Honig – beides kann natürlicherweise wilde Hefen tragen – eine Spontangärung absichtlich in Gang brachten, entzieht sich unserer Kenntnis. Dazu liegen keine Bodenfunde vor“, so der Experte.

Das Kelten-Bier aus dem Holzkessel
Seinen eigentümlichen Geschmack bekam das Kelten-Bier durch seine Würzmischung aus Beifuß und Möhrensamen anstatt Hopfen und durch die andere Zubereitungsart. „Das Bier der Kelten war rauchig und säuerlich, aber sehr erfrischend. Wir vermuten, dass ein Teil dieses Geschmackes von der Trocknung der angekeimten Gerstenkörner über dem offenen Feuer herrührt. Ein anderer Teil wurde vermutlich durch den Brauvorgang selbst verursacht.“

Bier brauten die Kelten nämlich in Holzgefäßen. Sie legten heiße Steine in das Gebräu und erhitzten es so langsam. „All diese Dinge zusammen geben einen besonderen Geschmack, der mit heutigen Bieren nicht zu vergleichen ist.“

Älteste Bierbrauerei Deutschlands
Obwohl das deutsche Reinheitsgebot in diesem Jahr erst seinen 500. Geburtstag feiert und vor 2.500 Jahren noch keine Rolle spielte, könnte das Keltenbier damals gut geschmeckt haben. „Unsere Untersuchungen des Keltenmalzes haben ergeben, dass es eine hohe Qualität besaß. Das spricht dafür, dass die Bierbrauer in der freigelegten Hochdorfer Brauerei viel Erfahrung beim Malzen hatten.“

„Die Darren in Hochdorf gehörten zur ältesten Brauerei, die bislang bei archäologischen Ausgrabungen in Deutschland gefunden wurde. Eine Hochrechnung ergab, dass das gefundene Braumalz von Hochdorf mindestens zum Brauen von ca. 750 bis 1.000 Liter Bier mit einem heute üblichen Alkoholgehalt von etwa 5 Prozent ausreichte. Das ist eindeutig zu viel für ein feuchtfröhliches Wochenende im Rahmen der Familie.“

Die Kelten: zeremonielle und organisierte Bierbraumeister
Die wahrscheinlichste Theorie: In Hochdorf wurden große Mengen Gerstenmalz hergestellt, die im Rahmen von rituellen oder zeremoniellen Festivitäten für eine Gemeinschaft zu Bier gebraut wurden. „Am Fuße des Fürstengrabhügels unweit der Keltensiedlung haben wir auch mehrere Gar- und Kochgruben entdeckt. Rituelle Ess- und Trinksitten am Grab der Ahnen scheinen das wahrscheinlichste Szenario zu sein, um diese Bodenfunde zu erklären.“

Auch anhand der Menge der Gerste lassen sich Schlussfolgerungen ziehen: „Wir vermuten, dass die Spelzgerste besonders zum Brauen angebaut wurde. Anders als in römischen Schriftquellen oft dargestellt können wir sagen, dass die Kelten keineswegs unkoordinierte Barbaren waren, auch nicht in der Landwirtschaft. Sie hatten ein durchdachtes Anbausystem, nutzen die fruchtbaren Böden der Gegend und düngten diese, um den größtmöglichen Nutzen und Ertrag zu gewährleisten. Die Wälder im Neckarbecken waren Großteils gerodet, eine große Fläche wurde für Pflanzenanbau genutzt.“

Die ersten Bierbraumeister der Geschichte waren die Kelten aber nicht: Bereits die alten Ägypter stellten Bier in abgeänderter Form her, indem sie halb fertig gebackenes Brot aus Malz mit Wasser vergärten. Und auch die Römer kannten das aus Getreide hergestellte Gebräu, hielten sich jedoch lieber an den Wein, zumindest wenn man den schriftlichen Quellen Glauben schenkt. Denn für sie war Bier nicht mehr als das Getränk der Germanen – und damit der Barbaren.

500 Jahre deutsches Reinheitsgebot: Eine Expertenliste zum Thema erscheint am Freitag, 15. Januar 2016 unter www.uni-hohenheim.de/expertenlisten

Quelle: idw

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WSI-Tarifarchiv: Tariflöhne und -gehälter 2015: Reale Tarifsteigerungen von 2,4 Prozent

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Die Tariflöhne haben im Jahr 2015 real (nach Abzug der Inflation) spürbar zugelegt. Die Verbraucherpreise sind im vergangenen Jahr lediglich um 0,3 Prozent gestiegen, die Tarifvergütungen dagegen um nominal 2,7 Prozent. Daraus ergibt sich im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt ein reales Wachstum der Tariflöhne und -gehälter um 2,4 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die Bilanz der Tarifpolitik des Jahres 2015, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung heute vorlegt.

„Damit ist es den Gewerkschaften bereits seit 2012 jedes Jahr gelungen, Tarifsteigerungen durchzusetzen, die oberhalb der laufenden Preissteigerungsrate lagen“, sagt Dr. Reinhard Bispinck, Leiter des WSI-Tarifarchivs (siehe Grafik 1 in der pdf-Version dieser Pressemeldung; Link unten).

Am höchsten fällt die jahresbezogene Tarifsteigerung mit nominal 3,5 Prozent im Investitionsgütergewerbe aus, gefolgt vom Bereich private Dienstleistungen, Organisationen ohne Erwerbszweck mit 3,0 Prozent und dem Baugewerbe mit 2,8 Prozent. Genau im Durchschnitt liegt das Nahrungs- und Genussmittelgewerbe mit 2,7 Prozent. Um 2,6 Prozent stiegen die tariflichen Entgelte in den Bereichen Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe sowie Kreditinstitute, Versicherungsgewerbe. Mit 2,4 Prozent nur wenig dahinter rangieren die Bereiche Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft sowie Energie- und Wasserversorgung, Bergbau und Gebietskörperschaften, Sozialversicherung, gefolgt vom Verbrauchsgütergewerbe mit 2,3 Prozent. Im Handel liegt der jahresbezogene Tarifanstieg bei nominal 1,7 Prozent (siehe Grafik 2 in der pdf-Version).

Bei den effektiven Bruttoeinkommen – hier fließen unter anderem auch die Einkommen von Beschäftigten ein, die nicht nach Tarif bezahlt werden – fiel der Zuwachs im vergangenen Jahr ähnlich aus: Die Bruttolöhne und -gehälter sind 2015 nominal je Arbeitnehmer/in um 2,8 Prozent gestiegen, preisbereinigt bedeutet dies einen Anstieg um 2,5 Prozent. Der neu eingeführte gesetzliche Mindestlohn dürfte dazu beigetragen haben, dass die Bruttoeinkommen erstmals seit längerer Zeit wieder etwas stärker als die Tarifeinkommen angestiegen sind.

Insgesamt schlossen die DGB-Gewerkschaften in Deutschland im vergangenen Jahr Lohn- und Gehaltstarifverträge für rund 12,5 Mio. Beschäftigte ab, darunter etwa 10,8 Mio. in den alten und 1,7 Mio. in den neuen Bundesländern. Die Laufzeit der Verträge beträgt durchschnittlich 21,1 Monate und liegt damit niedriger als im Vorjahr mit 22,4 Monaten. Für weitere 6,8 Mio. Beschäftigte traten im Jahr 2015 Erhöhungen in Kraft, die bereits 2014 oder früher vereinbart worden waren.

Die Tarifrunde 2016 hat bereits begonnen: Verhandelt wird bereits in der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie, Ende Januar folgt die Deutsche Telekom AG, Ende Februar der öffentliche Dienst (Bund, Gemeinden), Ende März die Metall- und Elektroindustrie und im Sommer dann u. a. die chemische Industrie.

Die wirtschaftliche Ausgangssituation für die Tarifrunde 2016 ist nach Auffassung des WSI-Tarifexperten durchaus günstig. Die Prognosen gehen von einer Verbesserung der Konjunkturentwicklung aus. „Um den überwiegend von der Binnennachfrage getragenen Aufschwung zu stabilisieren, kommt es auf eine kräftige Lohnentwicklung an. Sie kann dazu beitragen, eine besser balancierte wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland zu fördern. Das unterstützt zugleich auch die konjunkturelle Entwicklung in den europäischen Nachbarländern“, sagt WSI-Tarifexperte Bispinck.

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung

Dr. Reinhard Bispinck
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 0211 / 77 78-232
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2016_01_08.pdf – Die PM mit Grafik (pdf)

Quelle: idw

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Neue Einsichten in die Folgen von Methanaustritten am Meeresboden

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Ein Krater am Boden der Nordsee, der 1990 durch eine Gasexplosion im Zuge von Öl-Explorationen entstand, eröffnet einem internationalen Forscher-Team neue Einblicke in das Schicksal von Methanaustritten am Meeresboden. Zusätzliche Untersuchungen und Überwachungsstrategien sind nötig, um die Triebkräfte weiterer Emissionen besser zu verstehen, argumentieren die Wissenschaftler in einer Sonderausgabe des Fachmagazins „Journal of Marine and Petroleum Geology“.

– Gemeinsame Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel –

Am 20. November 1990 stießen Bohrungen im Auftrag der Firma Mobil North Sea (heute ExxonMobil) in etwa 100 Metern Wassertiefe im Britischen Sektor der Nordsee „UK 22″, ungefähr 200 Kilometer von Schottland entfernt, auf ein flaches Gasvorkommen. Die dabei ausgelöste Explosion setzte große Mengen Methan frei und hinterließ einen Krater am Meeresboden. Während einer Expedition im Jahr 1994 beobachteten Wissenschaftler in dem Gebiet deutliche Gasemissionen. „Die Konzentrationen, die wir an der Oberfläche feststellten, sind noch immer die höchsten, die ich je im Meer messen konnte“, berichtet Prof. Gregor Rehder, Meereschemiker am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW). Rehder leitete die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen an dem verlassenen Bohrloch. Eine weitere Expedition bestätigte 2005, dass nach wie vor Gasblasen aus dem 60 Meter breiten und 20 Meter tiefen Krater aufstiegen. Ein Tauchgang mit dem Forschungstauchboot JAGO eröffnete 2006 detaillierte Einblicke in die noch immer aktive Austrittsstelle.

2011 initiierte das Britische Ministerium für Energie und Klimawandel (Department of Energy and Climate Change, DECC) eine genauere Untersuchung. Ziel war, Emissionsraten zu erfassen und Veränderungen des Gases bei seinem Aufstieg in der Wassersäule eingehend zu analysieren, bevor es in die Atmosphäre gelangen konnte. Die von ExxonMobil finanzierten Arbeiten wurden von Dr. Ira Leifer (Bubbleology Research International) geleitet. Zu den beteiligten Spezialisten gehörten Dr. Alan Judd (Alan Judd Partnership), Dr. Peter Linke (GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel) und David Long (British Geological Survey) sowie viele weitere Experten aus Deutschland, den Niederlanden, den USA und Großbritannien.

Neben einem Gesamtüberblick aus wissenschaftlicher Perspektive lieferte das interdisziplinäre Team erstmals eine Quantifizierung eines massiven Gasblasenaustritts in einem flachen Meeresgebiet sowie Beobachtungsdaten über einen längeren Zeitraum. Die Ergebnisse sind in einer Sonderausgabe des Fachmagazins „Journal of Marine and Petroleum Geology“ zusammengefasst. „Das GEOMAR ist an sieben der insgesamt 13 Beiträge beteiligt, für vier Artikel zeichnen GEOMAR-Mitarbeiter als Erstautoren verantwortlich“, hebt Dr. Linke hervor. Der Biologe war Fahrtleiter von drei Expeditionen zum Krater, den Reisen ALKOR AL374 (2011), ALKOR AL412 (2013) und CELTIC EXPLORER CE12010 (2012) sowie Berater der Kampagne von DECC und ExxonMobil. „Insgesamt fließen Informationen aus sechs GEOMAR-Expeditionen ein.“
Auf ihren Expeditionen in den Jahren 2011 und 2012 stellten die Wissenschaftler fest, dass die Quelle noch immer Gas freisetzte. Über die Verteilung des Methans entschieden allerdings jahreszeitlich schwankende Bedingungen: Im Sommer lagern verschieden warme Wasserschichten der Nordsee klar getrennt übereinander. „In solchen Phasen mit wenig Durchmischung erreicht nur wenig Methan in den Gasblasen die Oberfläche“, erklärt Dr. Linke. „Strömungen können das Gas dann von der Quelle forttransportieren, es kann verteilt und gelöst werden. Ein Teil wird von Mikroben in der Wassersäule und am Meeresboden abgebaut. Aber wir wissen noch nicht, wie dies Organismen beeinflusst, die in der Nähe der Quelle leben.“

Vom Spätherbst bis zum Frühling sorgen Wind und Wellen für eine tiefere Durchmischung der Nordsee. Die Forscher gehen davon aus, dass das Methan dann bis an die Oberfläche und in die Atmosphäre gelangt. So wurden die höchsten Konzentrationen von Methan in der Atmosphäre in einem Gebiet von vier mal vier Kilometern über dem Krater gemessen. Doch auch wenn der Krater signifikant zum Methan-Budget der Nordsee beiträgt, stellt er für das Klima insgesamt kein vergrößertes Risiko dar, so die Wissenschaftler. „Wir waren zunächst überrascht darüber, dass wir keine höheren Konzentrationen über der Temperatur-Sprungschicht messen konnten“, erinnert sich Dr. Jens Schneider von Deimling, Geophysiker am GEOMAR. „Aber seit wir entdeckt haben, daß die am Meeresboden austretenden Gasblasen einen großen Wirbel bilden nehmen wir an, dass bislang nicht verstandene Prozesse die Verbreitung und den Austausch des Gases noch fördern. Es kann sein, dass Blasen aus größeren Wirbeln nicht mehr viel Methan enthalten, wenn sie die Oberfläche erreichen.“

Langzeit-Untersuchungen mit so genannten Landern, Plattformen für verschiedene Messungen und Experimente am Meeresboden, deuteten auf schwankende Emissionen hin. Im Dezember 2011 wurde eine Eruption mit dramatisch erhöhten Gasfreisetzungen registriert. Nachfolgende Untersuchungen mit dem Tauchroboter ROV KIEL 6000 offenbarten, dass sich die Struktur am Meeresboden nochmals verändert hatte. „Dies belegt, dass eruptive Kräfte eine sporadische, aber wichtige Rolle spielen“, folgert Dr. Linke. „Der Krater ist auch heute noch immer aktiv und wird es auch für einige Jahre bleiben. Wir sind der Meinung, dass die Stelle nicht nur überwacht werden muss – wir sollten sie auch als natürliches Laboratorium nutzen und daraus für zukünftige Explorationen lernen.“ Die Wissenschaftler empfehlen, zusätzliche Daten zu sammeln, Hypothesen zu überprüfen und die Veränderungen des Methans in der Wassersäule und am Meeresboden genauer zu untersuchen und das Monitoring zu verbessern. Für Ende August 2016 ist bereits eine weitere Ausfahrt zum Krater geplant.

Originalveröffentlichung:
Ira Leifer and Alan Judd (Herausgeber, 2015): The 22/4b Study: Investigations of the Geologic, Water-Column, and Atmospheric Phenomena of a Persistent North Sea Gas Blowout. Marine and Petroleum Geology, Volume 68, Part B, Pages 705-882 (December 2015)

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.gov.uk/government/organisations/department-of-energy-climate-change Department of Energy & Climate Change (DECC)
http://www.bgs.ac.uk British Geological Survey
http://www.io-warnemuende.de Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)

Quelle: idw

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Warum reißen Achillessehnen? / Dissertation erforscht Gründe für Achillessehnenrupturen

Nicola Veith Pressestelle
Frankfurt University of Applied Sciences

In den vergangenen Jahren ist eine Zunahme von Achillessehnenverletzungen feststellbar, obwohl diese die stärksten Sehnen des menschlichen Körpers sind. Eine Ursache dafür ist die ungleichmäßige Belastung der Achillessehne durch schräge Fußhaltung, aber auch hohe gleichmäßige Belastung kann zu Problemen führen. Die Dissertation, die M. Eng. Majid Kardeh vom Fachbereich Informatik und Ingenieurswissenschaften der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) vorgelegt hat, beschäftigt sich mit einer „Methode zur Beurteilung des Achillessehnenruptur-Risikos auf Basis bildgebender Verfahren und der Finite Elemente-Methode“.

Kardeh entwickelte ein virtuelles Verfahren, das die Belastung der Achillessehne unter verschiedenen Bedingungen simuliert und Schwachstellen erkennt.

„Unter Berücksichtigung von Majid Kardehs Erkenntnissen können künftig vorbeugende Maßnahmen bei der Entwicklung von Schuhen getroffen werden, die dem Risiko einer Achillessehnenruptur entgegenwirken“, ordnet der Betreuer Prof. Dr.-Ing. Gerhard Silber von der Frankfurt UAS die Bedeutung der Dissertation ein. „Das Potenzial des genutzten Verfahrens liegt in der Entwicklung und Optimierung von Schuhen am Computer, die sowohl im Komfort als auch im Schutz besonders gefährdeter Muskeln und Sehnen verbessert werden können.“ Die Arbeit wurde in enger Kooperation mit Prof. Dr. Dr. med. Thomas J. Vogl vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main verfasst. Die radiologischen Aufgaben beinhalteten insbesondere die Entwicklung und Analyse spezifischer Magnetresonanztomographie-Sequenzen zur Bildgebung.

In das Forschungsförderungsprogramm LOEWE (Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz) war der Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften der Frankfurt UAS im Rahmen des Schwerpunktes „Präventive Biomechanik – PräBionik“ eingebunden. Kardeh entwickelte innerhalb dieses Schwerpunktes eine Methode, welche die Interaktion von Fuß, Schuh und Untergrund simuliert. Gleichzeitig zeigt sie die Belastungen der jeweiligen Weichgewebe im Fuß auf. Mit Hilfe dieser Methode untersuchte Kardeh die besonderen Anforderungen an die Achillessehne bei verschiedenen Fußstellungen. Dabei wurden auch unterschiedliche Konstellationen der drei Parameter Fuß, Schuh und Untergrund überprüft. Das virtuelle Verfahren ermöglicht die genaue Darstellung der inneren Belastung der Achillessehne in verschiedenen Szenarien. Die Beine von Versuchsteilnehmer(-inne)n wurden mittels des Magnetresonanztomographie-Verfahrens digitalisiert und die mechanischen Eigenschaften des Weichgewebes durch Versuche, die das hyperelastische Verhalten von Materialien ermitteln, identifiziert. In Kombination mit Laufanalysen konnten mittels eines Mehrkörpersystems, das die Berechnung der Bewegung verschiedener Körper in einem System ermöglicht, die erforderlichen Muskelkräfte für das virtuelle Modell ermittelt werden.

Kardeh kommt zu dem Ergebnis, dass die größte Spannung und Dehnung der Achillessehne beim Laufen in neutraler Fußhaltung im Bereich der Achillessehnentaille besteht. Diese Stelle wird auch als „kritische Stelle“ bezeichnet, da 80 % aller Achillessehnenrisse in diesem Bereich auftreten. Bei einer ungleichmäßigen bzw. asymmetrischen Belastung der Achillessehne ist je nach Art der Asymmetrie der innere – bei einer Eversion – oder der äußere – bei einer Inversion – Teil der Sehne stärker gefährdet. Bei einer Inversion ist das Risiko für eine Ruptur insgesamt höher als bei einer Eversion.

Kardeh hat sein Diplom in Maschinenbau und auch seinen Master in Automotive Engineering an der Frankfurt UAS absolviert. Er ist seit 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Materialwissenschaften und Lehrender am Fachbereich Informatik und Ingenieurswissenschaften. Seine kooperative Promotion in theoretischer Medizin schloss er im November 2015 an der Goethe-Universität Frankfurt erfolgreich ab. Sie wurde von zwei Gutachtern betreut: Prof. Dr.-Ing. Gerhard Silber ist Professor am Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften der Frankfurt UAS und Direktor des Instituts für Materialwissenschaften; Prof. Dr. Dr. med. Thomas J. Vogl ist Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Bereits 2012 befasste sich Christophe Then von der Frankfurt UAS in seiner Dissertation im LOEWE-Schwerpunkt „Präventive Biomechanik – PräBionik“ mit einem besseren Verständnis der biomechanischen Vorgänge bei Liegegeschwüren und zeigte Möglichkeiten zu ihrer Vermeidung auf. Der Titel der von Then in englischer Sprache verfassten Dissertation lautete: „Application of the Finite Element Method to Optimize Interaction of Human Soft Tissue and Soft Polymeric Foam Supports“.

Die Frankfurt UAS, die Goethe-Universität Frankfurt am Main, die Philipps-Universität Marburg und die Duale Hochschule Baden-Württemberg Mosbach wurden für ihre gemeinsame Forschung im biomechanischen Bereich von 2010 bis 2013 mit rund 3,8 Millionen Euro aus dem LOEWE-Programm gefördert. Konsortialführer des LOEWE-Schwerpunkts war Prof. Dr.-Ing. Gerhard Silber, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Materialwissenschaften (IfM) der Frankfurt UAS.

Das Institut für Materialwissenschaften (IfM) ist als Forschungsschwerpunkt an der Frankfurt UAS am Fachbereich Informatik und Ingenieurwissenschaften angesiedelt und widmet sich den Materialwissenschaften, der Biomedizin und der Biomechanik. Das Institut setzt sich aus den Laboren für Materialwissenschaft, Kunststoff und Kautschuk, Werkstoffe und für Computeralgebra zusammen. Geschäftsführender Direktor des Instituts ist Prof. Dr.-Ing. Gerhard Silber.

Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Institut für Materialwissenschaften (IfM), Prof. Dr.-Ing. Gerhard Silber, Telefon: 069/1533-3035, E-Mail: silber@fb2.fra-uas.de

Weitere Informationen:
http://www.frankfurt-university.de/ifm

Quelle: idw

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Ausbau der Wasserkraft bedroht Biodiversität

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Wissenschaftler warnen in internationaler Studie vor den ökologischen und sozialen Folgen von 450 geplanten Dämmen an Amazonas, Mekong und Kongo – Umweltsystemwissenschaftlerin der Universität Tübingen beteiligt

Der globale Ausbau der Wasserkraft bedroht die artenreichsten Gewässer der Erde. Darauf weisen Wissenschaftler in einer internationalen Studie hin, in der sie Daten zu den Flüssen Amazonas, Mekong und Kongo auswerten. Der ökonomische Nutzen von Staudämmen werde häufig überschätzt, die langfristigen Konsequenzen für Artenreichtum und Fischerei hingegen unterschätzt, warnen die Autoren. Um die Auswirkungen auf Umwelt und Mensch zu minimieren, fordern sie überregionale Analysen zur Risikoabschätzung bei Dammbauten, die sowohl soziale als auch ökologische Prozesse und ihre Wechselwirkungen berücksichtigen. Die Ergebnisse wurden am Freitag im renommierten Fachjournal Science veröffentlicht. DOI: http://dx.doi.org/10.1126/science.aac7082

Professorin Christiane Zarfl vom Zentrum für Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen hatte gemeinsam mit dem Berliner Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei eine Datenbank von allen großen Wasserkraftanlagen weltweit zusammengestellt, die sich derzeit im Bau befinden oder geplant sind. Ein internationales Wissenschaftlerteam kombinierte nun diese Informationen mit aktuellen Daten zur Verteilung von Fischarten in den drei großen Flusssystemen und stellte sie in Karten dar.

In den tropischen Einzugsgebieten von Amazonas, Mekong und Kongo leben mit mehr als 4000 Arten knapp ein Drittel aller Süßwasserfischarten der Erde, die meisten davon sogar nur hier. Derzeit sind diese Flüsse noch weitgehend unverbaut, jedoch ist die Errichtung von mehr als 450 großen Dämmen geplant. Dies habe nicht nur soziale Auswirkungen, wie die Umsiedlung der ansässigen Bevölkerung, sagen die Autoren. Die besten Stellen für die Elektrizitätsgewinnung seien zugleich Gebiete, die eine einmalige Artenvielfalt aufwiesen. Es bestehe die akute Gefahr, dass große Dämme den Fischreichtum reduzierten und Hindernisse für wandernde Fische darstellten. „Dies kann Fischpopulationen trennen und deren Lebenszyklen unterbrechen“, sagt Zarfl. „Staudämme schränken die natürliche Dynamik eines Flusses ein und schaffen somit einheitlichere und unproduktivere Lebensräume. Das reduziert nicht nur den Artenreichtum, es beeinträchtigt auch die Fischerei und die von der Dynamik des Gewässers abhängige Landwirtschaft.“

Mit der Studie wolle man zeigen, wie wichtig eine abwägende Auswahl des Staudammstandortes für ein nachhaltiges Gewässermanagement sei, sagt Zarfl. Die Autoren empfehlen daher mit Nachdruck eine integrative Planung des Wasserkraftausbaus, die eine Balance zwischen Ausschöpfung des Wasserkraftpotentials und dem Erhalt natürlicher Ressourcen wahrt. Zur Risikoabschätzung müssten alle verfügbaren Daten genutzt werden. Vor allem Geldgeber seien aufgerufen, Analysen zu fordern, die kumulative Effekte bestehender und geplanter Staudämme berücksichtigen und explizit alternative Standorte mit einbeziehen: „Nur so können soziale Ziele erreicht und die Auswirkungen auf die Umwelt reduziert werden.“

Publikation:
K. O. Winemiller, P. B. McIntyre, L. Castello, E. Fluet-Chouinard, T. Giarrizzo, S. Nam, I. G. Baird, W. Darwall, N. K. Lujan, I. Harrison, M. L. J. Stiassny, R. A. M. Silvano, D. B. Fitzgerald, F. M. Pelicice, A. A. Agostinho, L. C. Gomes, J. S. Albert, E. Baran, M. Petrere Jr., C. Zarfl, M. Mulligan, J. P. Sullivan, C. C. Arantes, L. M. Sousa, A. A. Koning, D. J. Hoeinghaus, M. Sabaj, J. G. Lundberg, J. Armbruster, M. L. Thieme, P. Petry, J. Zuanon, G. Torrente Vilara, J. Snoeks, C. Ou, W. Rainboth, C. S. Pavanelli, A. Akama, A. van Soesbergen, L. Sáenz: Balancing hydropower and biodiversity in the Amazon, Congo, and Mekong. Science, Vol. 351, no. 6269 pp 8. Januar 2016.

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1126/science.aac7082

Quelle: idw

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Macht Wochenendarbeit unzufrieden?

Renate Bogdanovic Pressestelle
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin

Mehr als 40 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland arbeiten nicht nur von Montag bis Freitag sondern auch an Samstagen, ein Viertel geht sogar sonntags regelmäßig zur Arbeit. Zwischen 1996 und 2014 ist der Anteil derjenigen, die am Wochenende arbeiten, leicht gestiegen.

Wie sich das Arbeiten am Wochenende auf die Schlaf- und Lebenszufriedenheit der Betroffenen auswirkt, ist indes wenig bekannt. Die vorliegenden Analysen zeigen, dass Personen, die am Wochenende arbeiten, im Durchschnitt eine geringere Gesundheits-, Familien- und Schlafzufriedenheit haben und auch mit ihrem Leben insgesamt unzufriedener sind als Personen, die samstags und/oder sonntags nicht arbeiten. Ausschlaggebend dafür ist aber nicht die Wochenendarbeit als solche. Betrachtet man Personen, die zunächst nicht am Wochenende arbeiten und dann zur Wochenendarbeit wechseln, zeigt sich, dass sich ihre Zufriedenheit in den meisten Bereichen nicht ändert; lediglich die Arbeitszufriedenheit sinkt bei einem Wechsel zur Sonntagsarbeit leicht.

Weitere Informationen:
http://diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.522128.de/15-50-1.pdf

Quelle: idw

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Erhöhte Giftigkeit durch Wanderschaft? – Invasive Meeresalge verstärkt ihre Abwehrmechanismen

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Eine aus Asien stammende, essbare Meeresalge schützt sich gegen Fraßfeinde durch giftige Substanzen. Die nach Nordamerika und Europa eingewanderten Stämme der Alge enthalten aber deutlich mehr Abwehrstoffe, wie eine internationale Wissenschaftlergruppe unter der Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel in einer jüngst veröffentlichten Studie herausgefunden hat. Sollten diese resistenteren Stämme ihren Weg nach Asien zurückfinden, könnte dort die Zahl der Vergiftungsfälle deutlich zunehmen.

Invasive Arten versuchen in ihrer neuen Umgebung zu überleben. Manchmal haben sie Glück, weil ihre natürlichen Feinde dort nicht zu finden sind. Dann breiten sich diese Arten oft rasch aus und können zu Schädlingen werden. Beispiele aus dem Bereich von Nord- und Ostsee sind die Wollhandkrabbe, die Pfahlbohrmuschel oder auch die Pazifische Auster. Andere Arten haben es nicht so leicht und müssen ihre Abwehrkräfte sogar stärken, wie die Meeresalge Gracilaria vermiculophylla, die ursprünglich in Asien beheimatet war, sich in jüngerer Zeit aber sowohl in den europäischen wie in den nordamerikanischen Raum ausgebreitet hat.

In ihrem ursprünglichen Verbreitungsraum wird sie als Lebensmittel genutzt und bevorzugt roh gegessen, obwohl sie eine hormonartige Substanz – Prostaglandin – enthält, das immer wieder mal zu Vergiftungsfällen führt, gelegentlich sogar mit tödlichem Ausgang. Prostaglandin ist eigentlich gegen Fraßfeinde der Alge, wie Schnecken oder Kleinkrebse gedacht, die auch sehr empfindlich darauf reagieren. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Alge nach Europa und Nordamerika ausgebreitet. Die eingewanderten Stämme von Gracilaria vermiculophylla wappnen sich in Europa und Nordamerika offensichtlich besser gegen ihre Feinde, denn sie enthalten deutlich mehr Prostaglandin als die nativen Populationen in Asien, wie eine Studie in der internationalen Fachzeitschrift Harmful Algae unter der Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel zeigt.

„Wir haben 12 ausgewählte Populationen der Alge aus Ostasien, Mexiko und Europa untersucht“, erläutert Dr. Florian Weinberger, Projektleiter und Ko-Autor der internationalen Studie. „Die Untersuchungen waren sehr aufwändig, weil wir lebende Organismen benutzt haben, die wir zunächst unter streng kontrollierten Bedingungen in den Kulturräumen des GEOMAR gehältert haben. So konnten wir eine gute Vergleichsbasis für unsere Analysen sicherstellen“, so Weinberger weiter.

Das Ergebnis der Analysen war für die Forscher schon bemerkenswert. „Die eingewanderten Arten enthielten deutlich mehr Prostaglandin als die aus Südostasien stammenden Proben, die Konzentration war um bis zu 390% erhöht, erläutert Mareike Hammann, Hauptautorin der Studie, die im Rahmen ihrer Doktorarbeit entstand. „Offensichtlich müssen sich die wandernden Stämme von Gracilaria vermiculophylla stärker gegen Fraßfeinde schützen, sodass sie mehr Abwehrstoffe einlagern“, so Hammann weiter.

Dieses Ergebnis wirft ganz neue Fragen auf: was passiert, wenn die invasiven Stämme von Gracilaria vermiculophylla irgendwann zurück nach Asien wandern? „Die Zahl der Vergiftungsfälle dort könnte dann deutlich zunehmen“, meint Florian Weinberger. Ein dauerhaftes Monitoring sei unerlässlich, um gegebenenfalls rechtzeitig entsprechende Warnungen vor dem Verzehr geben zu können, so der Kieler Meeresbiologe.

Originalarbeit:
Hammann, M., M. Rempt, G. Pohnert, G. Wang, S. Min Boo, F. Weinberger, 2016: Increased potential for wound activated production of Prostaglandin E2 and related toxic compounds in non-native populations of Gracilaria vermiculophylla. Harmful Algue, 51, 81-88,
http://dx.doi.org/10.1016/j.hal.2015.11.009

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de/n4178 Link zur Pressemitteilung

Quelle: idw

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»kicker Archiv«: Fraunhofer IAIS macht 50 Jahre Fußballgeschichte digital verfügbar

Katrin Berkler Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS

Fußballfans haben jetzt vom Computer, Tablet oder Smartphone Zugriff auf über 5.000 Ausgaben des »kicker-sportmagazins«, vom ersten Heft nach Einführung der Fußball-Bundesliga im Jahr 1963 bis hin zur aktuellen Ausgabe am Kiosk. Das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS realisierte das »kicker Archiv« – durch den Einsatz neuester Dokumentenanalyse-Technologien zur Erschließung von digitalisierten Dokumentbeständen können Abonnenten und Redakteure mittels Volltextsuche in über 300.000 kicker-Seiten stöbern. Dabei gehen die Funktionen der Plattform weit über die bloße Darstellung digitalisierter Dokumente am Bildschirm hinaus.

»Mit dem kicker Archiv haben wir die Basis für eine Vielzahl von Anwendungen zur Zweitverwertung der historischen kicker-Ausgaben entwickelt, die eine Suche direkt in den Artikeltexten ermöglichen«, sagt Dr. Joachim Köhler, Abteilungsleiter NetMedia am Fraunhofer IAIS. »Der Nutzer kann beispielsweise den Namen eines Spielers als Suchbegriff eingeben und erhält in der Ergebnisübersicht nicht wie bisher üblich nur die Ausgaben und Seitenzahlen genannt, sondern auch die Artikeltexte, in denen der Begriff vorkommt. Technisch möglich ist das durch Artikel-Separierung mit einer speziell angepassten OCR-Verarbeitung.« kicker-Journalisten sowie Leser können auf diese Weise viel genauer nach archivierten Inhalten suchen und den Kontext, in dem der Suchbegriff auftaucht, erfassen.

Die inhaltliche Erschließung von digitalisierten Zeitungen stellt durch Layout-Besonderheiten eine Herausforderung dar: Eine konventionelle Texterkennung ist nicht in der Lage, einzelne Artikel seitenübergreifend zu separieren und ihre Bestandteile zu identifizieren. Aber nur mit Metadaten wie Überschrift, Textkörper, Autorenangaben, Bildern und Bildunterschriften kann ein zeitgemäßes Archiv aufgebaut und eine optimale Suche ermöglicht werden. Dabei kommen zum Beispiel Algorithmen zur Bildoptimierung zum Einsatz. Automatische Verfahren zur semantischen Erschließung großer digitalisierter Dokumentsammlungen ermöglichen die gezielte Suche und Verknüpfung von Informationen in den Dokumentbeständen. Die Suche erfolgt dabei ähnlich, wie es Internetnutzer von Suchmaschinen für Webseiten gewöhnt sind.

Dank der Fraunhofer-Software können auch eingescannte Print-Dokumente der älteren Jahrgänge ausgewertet werden, obwohl sie meist keine gute Qualität aufweisen. Auch schwierige Farbkombinationen wie weiße Überschrift auf blauem Hintergrund, die die Texterkennung erschweren, stellen mit dem Fraunhofer-Verfahren kein Problem dar und minimieren die manuelle Nachbereitung und Qualitätssicherung auf ein Minimum. Für beste Ergebnisse setzt das Team des Fraunhofer IAIS auch beim »kicker Archiv« auf ein kombiniertes Modell aus automatischen und manuellen Erschließungsmethoden und arbeitet für die manuelle Nachbereitung mit dem Archivierungsdienstleister ArchivInForm zusammen. Die Darstellung der Inhalte erfolgt über diverse Plattformen, beispielsweise über die Anwendung MyBib eL® von ImageWare oder App-basierte Anwendungen, die speziell für Smartphones und Tablets entwickelt wurden. So können Anwender einzelne Ausgaben im kicker eMagazine abrufen und nutzen.

Die semantischen Technologien zur Artikelsegmentierung und -erschließung, die beim »kicker Archiv« zum Einsatz kommen, haben die Fraunhofer-Wissenschaftler ursprünglich im Kontext des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Forschungsprogramms THESEUS entwickelt. Die Technologien zur Erschließung von Zeitungs- und Zeitschriftenbeständen werden in den unterschiedlichsten Bereichen der Medienbranche, wie Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen, Bibliotheken und Archiven, eingesetzt.

Ansprechpartner
Dr. Joachim Köhler
Abteilung NetMedia
Telefon 02241 14-1900
joachim.koehler@iais.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
http://www.iais.fraunhofer.de Webseite Fraunhofer IAIS

Anhang
Pressemitteilung als PDF
https://idw-online.de/de/attachment48218

Quelle: idw

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Neues Messgerät erfasst Stickstoffdioxide im Abgas eines vorausfahrenden Fahrzeugs

Heidelberger Umweltphysiker ermöglichen mobile Messungen im realen Straßenverkehr

Welchen Anteil haben einzelne Fahrzeuge – abhängig von Alter, Zustand oder auch Motor – an der Luftverschmutzung im Stadtverkehr? Mit dieser Frage beschäftigen sich Wissenschaftler der Universität Heidelberg. Das Team um den Umweltphysiker Dr. Denis Pöhler hat ein neuartiges Gerät entwickelt, mit dem Stickstoffdioxid im Abgas eines vorausfahrenden Fahrzeugs gemessen werden kann. Dieses spektroskopische Messinstrument liefert verlässliche Emissionswerte bei realem Fahrverhalten, die bisher nur mit aufwendigen Systemen direkt am Fahrzeug erfasst werden konnten. Die bei diesen mobilen Messungen gewonnenen Daten können anstelle unzureichender Modellrechnungen herangezogen werden, um die Hauptverursacher hoher Schadstoffbelastung zu ermitteln, wie Dr. Pöhler betont.

Stickoxidemissionen (NOx) von Fahrzeugen tragen wesentlich zur schlechten Luftqualität in Städten bei. Vor allem hohe Konzentrationen von Stickstoffdioxid (NO2) sind dabei problematisch. Die NOx-Emissionen variieren jedoch sehr stark von Fahrzeug zu Fahrzeug und hängen von zahlreichen Parametern ab, die nach Angaben von Denis Pöhler nicht alle ausreichend genau bekannt sind. Dazu gehören Fahrzeug- und Motortyp, Abgasbehandlung, Alter, Zustand und Fahreigenschaften. Ein weiteres Problem sind die Daten, die Behörden und Wissenschaft für ihre Modellrechnungen benötigen, um die NOx-Emissionen verschiedener Fahrzeuge abschätzen und deren Beitrag zur Luftverschmutzung bestimmen zu können. Erforderlich sind nicht nur verlässliche Fahrzeugemissionsdaten unter realen Fahrbedingungen, sondern auch Untersuchungen der tatsächlich gefahrenen Kilometer verschiedener Fahrzeugtypen. „Beide Datensätze sind jedoch nur sehr unzureichend vorhanden oder schwer zu erheben“, sagt Dr. Pöhler. Der Wissenschaftler verweist in diesem Zusammenhang auch auf die zum Teil großen Diskrepanzen, die zwischen den Abgaswerten auf dem sogenannten Rollenprüfstand und tatsächlichen Emissionen während der Fahrt beobachtet wurden.

Für das „Datenproblem“ haben Dr. Pöhler und sein Team ein schnelles und mobil einsetzbares Gerät zur Messung von Stickstoffdioxid mit der Bezeichnung „NO2 ICAD“ entwickelt. Eine genaue NO2-Messung wird dabei durch die spektroskopische Absorption von Molekülen erreicht. „Dieses Messgerät ist daher unempfindlich gegenüber Störungen wie zum Beispiel Intensitätsschwankungen durch Temperaturänderungen oder Vibrationen. Auch andere Gase und Partikel haben keinen Einfluss auf die Messungen“, so Dr. Pöhler. Bei den Untersuchungen ist das Instrument in einem Fahrzeug installiert, so dass die Konzentration von NO2 in den Abgasfahnen von PKWs, Bussen, LKWs oder Zweirädern während der Fahrt gemessen werden kann.

Im Praxistest kam das „NO2 ICAD“-Gerät unter anderem bei Messungen in Mainz zum Einsatz. Im Auftrag der Stadt wurden diese an sieben Tagen im März und im April 2014 durchgeführt. Dabei haben die Heidelberger Wissenschaftler des Instituts für Umweltphysik mehr als 730 Fahrzeuge im realen Stadtverkehr erfasst. Sie bestimmten – in „parts per billion“ (ppb), also „Teilen pro Milliarde“ – den NO2-Anteil in der jeweiligen Abgasfahne und verglichen diesen Wert mit der sogenannten Hintergrundkonzentration an Stickstoffdioxid. Auf diese Weise konnten sie Rückschlüsse auf die Emissionen der einzelnen Fahrzeuge ziehen.

„Wir haben bei diesem Praxiseinsatz Stickstoffdioxid-Werte von wenigen parts per billion bis zu 7000 ppb gemessen. Dabei gab es nicht nur, wie erwartet, Unterschiede zwischen den Fahrzeugkategorien, sondern auch innerhalb einer Kategorie selbst“, erläutert Denis Pöhler. Nur 7,6 Prozent aller Fahrzeuge überschritten einen NO2-Wert von 500 ppb, vor allem Busse älterer Modelle, aber auch einzelne PKW und Motorräder. „Diese machen nach unserer Datenanalyse aber 45 Prozent der gesamten Emissionen aus. Somit könnte die Umweltbelastung durch technische Nachbesserungen an nur wenigen Fahrzeugen bereits nahezu halbiert werden“, erläutert der Heidelberger Physiker. „Mit unseren Messdaten konnten wir außerdem die Schwachstellen von Simulationen aufzeigen, in denen bestimmte Parameter und Faktoren wie Fahrzeugzählung, Fahrzeugflotte oder Emissionswerte nicht repräsentativ berücksichtigt werden.“ Aktuell finden weitere Messungen in mehreren deutschen Städten statt.

Ziel von Dr. Pöhler ist es, sein neues Gerät zur Messung von Stickstoffdioxid in der Luft zur Marktreife zu bringen. Das System wird derzeit um Messmöglichkeiten für Stickstoffmonoxid (NO) und Kohlendioxid (CO2) erweitert. Damit lassen sich dann eine Vielzahl unterschiedlicher Umweltbeobachtungen und Emissionsmessungen realisieren. Die Anwendungsgebiete reichen von High-End-Nutzern in der Wissenschaft über Emissionsmessungen von Fahrzeugen und der Überwachung der Luftqualität bis zur Nutzung in Industrie und Medizin.

Kontakt:
Dr. Denis Pöhler
Institut für Umweltphysik
Telefon (06221) 54-6311
denis.poehler@iup.uni-heidelberg.de

Quelle: idw

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Warnleuchte: Warum die Nutzung von Smartphone und Laptops am Abend für ADHS-Patienten riskant ist

Dr. Anne Hardy Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Über die Funktion der Inneren Uhr und die Zusammenhänge von Licht und seelischen Erkrankungen berichten zwei Beiträge in der soeben erschienenen Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ zum Jahr des Lichts.

FRANKFURT. Unsere biologische Uhr muss täglich neu gestellt werden, um den inneren Rhythmus von ungefähr 24 Stunden mit dem Rhythmus der Außenwelt zu synchronisieren. Licht spielt in diesem komplexen Prozess eine besondere Rolle. Ist die Innere Uhr falsch getaktet, kann dies gravierende Folgen haben: Schlaf- und Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, aber auch Veränderungen des Immunsystems sowie vermehrter Konsum von Genussmitteln. Über die Funktion der Inneren Uhr berichtet in der soeben erschienenen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins der Goethe-Universität „Forschung Frankfurt“ der Neurobiologe Prof. Dr. Horst-Werner Korf, während sich die Psychiater Prof. Andreas Reif und Dr. Christine Reif-Leonhard in ihrem Beitrag mit den Zusammenhängen zwischen Licht und seelischen Erkrankungen beschäftigen.

Lichtreize, welche die Innere Uhr takten, werden in erster Linie von circadianen Photorezeptoren wahrgenommen, die den Sehfarbstoff Melanopsin enthalten und erst vor 20 Jahren entdeckt wurden. Während die klassischen Photorezeptoren der Netzhaut, die Stäbchen und Zapfen, uns die Orientierung im Raum ermöglichen, dienen die circadianen Photorezeptoren der Orientierung in der Zeit. Sie liegen in der Tiefe der Netzhaut und vermitteln Informationen über die Umgebungshelligkeit an die Hauptuhr im Gehirn, die in den „bilateral angeordneten suprachiasmatischen Kernen“, kurz „SCN“, verortet ist. Hier tickt ein molekulares Uhrwerk: „Im Zentrum steht ein Ensemble von Uhrengenen, die in sogenannten transkriptional-translationalen Rückkopplungsschleifen interagieren. Ihre Proteinprodukte sind hemmende oder aktivierende Transkriptionsfaktoren, die Gene an- oder abschalten“, erläutert Korf, Direktor der Dr. Senckenbergischen Anatomie und des Chronomedizinschen Instituts. Inzwischen konnten mehr als 3000 Gene identifiziert werden, die unter Kontrolle dieses Uhrwerks stehen.

Besonders sensibel reagieren die circadianen Photorezeptoren übrigens auf das Licht im blauen Bereich des sichtbaren Spektrums. „Deshalb können Menschen, die spät am Abend vor Smartphone, Tablet oder Laptop sitzen, häufig schlecht schlafen“, ergänzt der Neurobiologe. Besonders nachteilige Folgen zeigt der Gebrauch dieser Geräte am Abend bei Menschen, die unter dem Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) leiden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Patienten eine genetische Veranlagung zu einer leicht veränderten molekularen Uhr haben. „Wird diese dann noch zusätzlich durch Beleuchtungsmuster – wie das blaue Licht – desynchronisiert, führt dies über noch unbekannte Mechanismen zur Erkrankung,“ so Andreas Reif, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Uni-Klinikums. „Deshalb gilt: bei ADHS haben iPhone & Co nachts Pause!“

Licht ist gut für die Seele, dies ist die gängige Auffassung; doch ganz so einfach ist es nicht, wie schon das ADHS-Beispiel zeigt. Saisonale Stimmungsschwankungen werden häufig als „Winterdepression“ bezeichnet. Zwar lässt sich ein eindeutiges Nord-Süd-Gefälle erkennen: So leiden fast 10 Prozent der in Alaska Lebenden an dieser Depression, in Florida sind es dagegen nur 1,5 Prozent. Aber vielleicht hatten die Menschen, die im Norden leben, deshalb eine höhere Anfälligkeit, weil ihr genetisches Risiko für Stimmungserkrankungen in einer Region mit geringerer Sonnenscheindauer eher zur Ausprägung kommen kann. So haben der Dresdner Psychiater Prof. Michael Bauer und sein Team in diesem Jahr herausgefunden, dass auch weniger Sonnenscheindauer am Geburtsort zu einer früheren Ersterkrankung bei bipolar affektiven Störungen (früher „manisch-depressive Erkrankung“) führen kann. Weitere Untersuchungen, an denen auch das Team von Prof. Reif beteiligt war, belegen die These, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Ersterkrankungsalter bei bipolaren Störungen und der regionalen Sonneneinstrahlung gibt.

Die aufhellende Wirkung des Lichts zeigt bei saisonaler Depression gute Wirkung: Als „therapeutisches Licht“ wird eine helle Lichtquelle (10.000 Lux) circa 30 Minuten bei offenen Augen angewendet. „Auch bei nichtsaisonaler Depression zeigt die ‚Bright Light Therapy‘ eine gute Wirkung. Allerdings gibt es hier noch zu wenige Studien“, sagt die Psychiaterin und Neurologin Dr. Christine Reif-Leonhard. Unter Frankfurter Leitung startet im nächsten Jahr ein internationales Forschungskonsortium, um den therapeutischen Effekt von Licht bei ADHS weiter zu untersuchen.

Informationen: Prof. Dr. Horst-Werner Korf, Dr. Senckenbergischen Anatomie und Dr. Senckenbergisches Chronomedizinschen Institut, Fachbereich Medizin, Tel. 069/6301 6040, Korf@em.uni-frankfurt.de; Prof. Andreas Reif und Dr. Christine Reif-Leonhard, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum, Campus Niederrad, Tel. 069/6301-5222, andreas.reif@kgu.de, christine.reif-leonhard@kgu.de

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“, die sich mit ganz unterschiedlichen Facetten des Lichts beschäftigt, können Journalisten kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Internet steht sie unter: www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de.

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto „Wissenschaft für die Gesellschaft“ in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften.“

Herausgeber: Die Präsidentin
Abteilung Marketing und Kommunikation,
60629 Frankfurt am Main
Redaktion: Ulrike Jaspers, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung Marketing und Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1
60323 Frankfurt am Main,
Tel: (069) 798-13066, Fax: (069) 798-763 12531, jaspers@pvw.uni-frankfurt.de
Internet: www.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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IMK: Deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs, Arbeitslosigkeit wächst trotz Zuwanderung kaum

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

1,7 Prozent Wachstum 2015, 1,8 Prozent 2016

IMK: Deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs, Arbeitslosigkeit wächst trotz Zuwanderung kaum

Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr um 1,7 Prozent wachsen und auch 2016 ihren moderaten Aufschwung fortsetzen. Dabei dürfte sich die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) leicht auf 1,8 Prozent beschleunigen. Wichtigster Wachstumstreiber ist die lebhafte Nachfrage im Inland. Doch auch die deutschen Exporteure behaupten sich trotz der Abkühlung in wichtigen Schwellenländern. Sie profitieren weiterhin vom niedrigen Eurokurs, der starken Nachfrage aus den USA und einer langsamen Erholung im Euroraum.

Vor diesem Hintergrund dürfte 2016 auch die bislang schwache Entwicklung bei den Unternehmens- und den Bauinvestitionen etwas Fahrt aufnehmen. Die gute Konjunktur, aber auch die schleppende Bearbeitung von Asylanträgen und Qualifizierungsmaßnahmen für Flüchtlinge sorgen dafür, dass die Zahl der Arbeitslosen trotz der sehr starken Zuwanderung im Jahresdurchschnitt 2016 nur um 20.000 Personen zunehmen wird (mehr siehe unten im Abschnitt Arbeitsmarkt). Zu diesen Ergebnissen kommt die neue Konjunkturprognose, die das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung heute auf einer Pressekonferenz in Berlin vorstellt.*

Unter dem Strich sieht das IMK die deutsche Wirtschaft „auf langsamer Fahrt“ voraus. Gegenüber ihrer Prognose vom Oktober senken die Forscher die Wachstumserwartung für 2015 minimal um 0,1 Prozentpunkte – und landen so wieder fast genau bei ihrer Vorhersage vom Dezember 2014. Für 2016 rechnen sie mit 0,2 Prozent weniger BIP-Zunahme als im Oktober. „Die zuvor erwartete Dynamik des selbsttragenden Aufschwungs hat sich leider nicht eingestellt. Dafür war und ist die Unsicherheit bei den Unternehmen zu groß“, erklärt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK.

Umso wichtiger sei es, dass es neben „dem für Deutschland üblichen konjunkturellen Antriebsfaktor“ der Ausfuhren nun ein zweites, im vergangenen Jahrzehnt kaum wirksames Antriebsaggregat gebe: den privaten Verbrauch. „Ausgelöst wurde dies durch eine beschleunigte Lohndynamik nach der Finanzmarktkrise, die aber dennoch die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in Deutschland wahrte und damit maßgeblich zum Aufbau einer zweiten Aufschwungsstütze neben dem Export beitrug“, schreiben die Konjunkturexperten. Dazu habe auch der neu eingeführte Mindestlohn beigetragen. Für das kommende Jahr rechnet das IMK mit einer Fortsetzung dieser positiven Tendenz durch spürbare nominale und reale Lohnzuwächse. Gleichzeitig nehme die Bedeutung der Inlandsnachfrage noch zu, weil die absehbare Leitzinserhöhung in den USA das Wachstum in großen Schwellenländern durch weitere Kapitalabflüsse wahrscheinlich noch einmal bremst.

Zusätzliche Impulse dürfte die deutsche Konjunktur 2016 durch etwas steigende Investitionen erhalten. Vor allem die Ausgaben für neue Gebäude dürften laut IMK zunehmen, weil die Einkommen wachsen und die Zinsen noch niedrig sind. Auch viele Unternehmen, die in diesem Jahr mit Investitionen noch gezögert haben, dürften ihre Ausgaben für neue Maschinen und sonstige Ausrüstungen moderat ausweiten. „Gleichwohl bleibt die prognostizierte Investitionsdynamik im Vergleich zu früheren Zyklen äußerst verhalten“ – und die Investitionen weiterhin eine Schwachstelle des Aufschwungs, so die Konjunkturforscher.

Kerndaten der Prognose (siehe auch Tabelle 1 im Prognose-Report):

– Arbeitsmarkt –
Das Wirtschaftswachstum lässt die Beschäftigung weiter kräftig steigen. Die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland nimmt 2015 und 2016 um jeweils 0,8 Prozent im Jahresdurchschnitt zu. Da durch die sehr starke Zuwanderung auch die Zahl der Erwerbspersonen steigt, wird die Arbeitslosigkeit 2016 allerdings nicht mehr weiter sinken. Nach einem Rückgang um rund 100.000 Personen im Jahresdurchschnitt 2015 auf knapp 2,8 Millionen erwartet das IMK, dass die Zahl der Arbeitslosen im kommenden Jahr um durchschnittlich 20.000 Personen zunimmt. Den insgesamt geringen Anstieg 2016 erklären die Forscher mit der guten Konjunktur sowie mit relativ langen Asylverfahren und Qualifizierungsmaßnahmen, die dazu führen, dass die Zuwanderer zeitverzögert auf den Arbeitsmarkt gelangen. Die Arbeitslosenquote beträgt nach der IMK-Prognose in beiden Jahren 6,4 Prozent.

– Außenhandel –
Die deutschen Ausfuhren wachsen im Jahresdurchschnitt 2015 um 5,4 Prozent. 2016 schwächt sich die stimulierende Wirkung der Euro-Abwertung ab, zudem dürfte als Folge des niedrigen Ölpreises die Nachfrage aus den Förderländern sinken. Die Exportentwicklung bleibt mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 4,5 Prozent aber recht robust. Die Importe legen infolge der stärkeren deutschen Binnennachfrage 2015 um 6,2 Prozent im Jahresmittel zu, 2016 um 6,0 Prozent. Der extrem hohe deutsche Leistungsbilanzüberschuss sinkt nur geringfügig.

– Investitionen –
Die Unternehmen weiten ihre Investitionen nur schrittweise wieder aus: 2015 dürften die Ausrüstungsinvestitionen um 4,3 Prozent wachsen, 2016 legen sie um 5 Prozent zu. Die Bauinvestitionen wachsen in diesem Jahr um 0,6 Prozent und 2,2 Prozent im kommenden Jahr.

– Einkommen und Konsum –
Die verfügbaren Einkommen steigen 2015 nominal um durchschnittlich 3 Prozent. Da die Inflation niedrig ist, liegt der reale Zuwachs nur wenig niedriger. 2016 legen die verfügbaren Einkommen nominal um 3,5 Prozent zu. Bei wieder zunehmender Teuerung real allerdings nur um 2,2 Prozent. Die realen privaten Konsumausgaben wachsen 2015 um 2 Prozent, 2016 um 2,2 Prozent.

– Inflation und öffentliche Finanzen –
Die allgemeine Preisentwicklung in Deutschland ist 2015 extrem schwach. Im Jahresdurchschnitt liegt die Teuerungsrate laut IMK bei nur 0,3 Prozent. 2016 beschleunigt sie sich auf 1,1 Prozent, bleibt damit aber weiterhin weit unter dem EZB-Inflationsziel. „Was aus Sicht der Beschäftigten im Hinblick auf hohe Realeinkommenszuwächse positiv erscheint, ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht problematisch“, schreiben die Düsseldorfer Forscher.

Von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung profitiert auch die öffentliche Hand, vor allem in diesem Jahr. Das Staatsbudget wird 2015 einen Überschuss von 0,9 Prozent des BIP aufweisen. Für 2016 prognostiziert das IMK einen Überschuss von 0,4 Prozent des BIP.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung:
Prof. Dr. Gustav A. Horn
Wissenschaftlicher Direktor IMK
Tel.: 0211-7778-331
E-Mail: Gustav-Horn@boeckler.de

Peter Hohlfeld
IMK, Experte für Konjunkturprognosen
Tel.: 0211-7778-338
E-Mail: Peter-Hohlfeld@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/p_imk_report_110_2015.pdf – *IMK Arbeitskreis Konjunktur: Auf langsamer Fahrt. Die konjunkturelle Lage in Deutschland zur Jahreswende 2015/2016. IMK Report 110, Dezember 2015.
https://youtu.be/QncKUkvQrLM – Videostatement von Gustav Horn

Quelle: idw

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Sind die Flüsse tropischer Torfsümpfe wirklich CO₂-Schleudern?

Dr. Susanne Eickhoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT)

Tropische Torfsümpfe gehören zu den wichtigsten terrestrischen Kohlenstoffspeichern der Erde. Südostasien galt wegen der weit verbreiteten Torfsümpfe bislang als „Hotspot“ der CO₂-Emissionen von Flüssen. Wissenschaftler des ZMT und ihre Partner haben die CO₂-Emissionen aus südostasiatischen Torfsumpfflüssen nun erstmals gemessen.

Tropische Torfsümpfe gehören zu den wichtigsten terrestrischen Kohlenstoffspeichern der Erde. Einen Großteil dieser Ökosysteme findet man in Indonesien und Malaysia. Allein dort sind mehr als 66 Gigatonnen Kohlenstoff im Torf gespeichert – eine Menge, die etwa dem Achtfachen der jährlichen globalen Emission an Kohlenstoffdioxid (CO₂) durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe entspricht.

Die zunehmende Rodung der Torfwälder Südostasiens setzt diese empfindlichen Ökosysteme jedoch starkem Druck aus: Immer mehr Kohlenstoff geht an die Umgebung verloren. Ein Teil davon gelangt in Flüsse, wo Mikroorganismen den Kohlenstoff aus seinen organischen Verbindungen lösen und teilweise zu CO₂ umwandeln. Dieses CO₂ gelangt über die Wasseroberfläche in die Atmosphäre und trägt dort als Treibhausgas zur globalen Erwärmung bei.

Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenökologie (ZMT) und der Universität Hamburg haben die CO₂-Emissionen aus südostasiatischen Torfsumpfflüssen nun erstmals gemessen. Die Studie, die die Forscher in Kooperation mit dem Institut für Umweltphysik der Universität Bremen und Partnern in Indonesien und Malaysia durchgeführt haben, ist diese Woche in der renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature Communications“ erschienen.

Wegen der weit verbreiteten Torfsümpfe galt Südostasien unter Forschern bislang immer als „Hotspot“ der CO₂-Emissionen von Flüssen – eine spekulative Annahme, denn Messdaten aus dieser Region gab es nicht. Um der Rolle der südostasiatischen Flüsse im Kohlenstoffkreislauf auf den Grund zu gehen, unternahmen die ZMT-Forscher und ihre Partner mehrere Expeditionen nach Sumatra und Borneo. Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützten Forschungsprojekts untersuchten sie dabei erstmals die Ausgasung von CO₂ aus sechs verschiedenen Torfsumpfflüssen vor Ort.

Die Messungen der Wissenschaftler zeigten, dass eine relativ geringe Menge CO₂ aus den beprobten Flüssen freigesetzt wird. Nur etwa die Hälfte des aus den Torfsümpfen eingetragenen Kohlenstoffs wird dabei als CO₂ in die Atmosphäre abgegeben, der Rest gelangt in die Ozeane. Während die untersuchten Flüsse und ihr Einzugsgebiet durchschnittlich 25 Gramm Kohlenstoff pro Quadratmeter und Jahr emittieren, liegt dieser Wert beispielsweise im Amazonas bei 120 Gramm. Eine überraschende Erkenntnis, die bisherige Spekulationen, Südostasien sei ein Brennpunkt der CO₂-Emissionen von Flüssen, widerlegt.

Der vorrangige Grund hierfür ist die kurze Zeit, die der eingetragene organische Kohlenstoff in den Flüssen verweilt. Die meisten Torfsümpfe liegen dicht an der Küste, so dass die Flüsse erst relativ kurz vor ihrer Mündung ins Meer die Fracht an organischem Material aufnehmen. Im Schnitt befindet sich der organische Kohlenstoff nur zehn Tage in den Flüssen, bevor er ins Meer gespült wird. Daher bleibt Mikroorganismen nur wenig Zeit, den organisch gebundenen Torf-Kohlenstoff in CO₂ umzuwandeln.

Doch auch im Ozean kann noch CO₂ aus dem eingetragenen Kohlenstoff entstehen. Wieviel davon wieder in die Atmosphäre abgegeben wird oder im Ozean verbleibt, ist aber noch ungeklärt.

Publikation:
Francisca Wit, Denise Müller, Antje Baum, Thorsten Warneke, Widodo Setiyo Pranowo, Moritz Müller and Tim Rixen (2015) The impact of disturbed peatlands on river outgassing in Southeast Asia. Nature Communications 6. doi:10.1038/ncomms10155

Kontakt:
Dr. Tim Rixen
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie, Bremen
Tel: 0421 / 23800-55 oder 040 / 42838 7062
Mail: tim.rixen@zmt-bremen.de

Das LEIBNIZ-ZENTRUM FÜR MARINE TROPENÖKOLOGIE – ZMT in Bremen widmet sich in Forschung und Lehre dem besseren Verständnis tropischer Küstenökosysteme. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu ihrer Struktur und Funktion, ihren Ressourcen und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber menschlichen Eingriffen und natürlichen Veränderungen. Das ZMT führt seine Forschungsprojekte in enger Kooperation mit Partnern in den Tropen durch, wo es den Aufbau von Expertise und Infrastruktur auf dem Gebiet des nachhaltigen Küstenzonenmanagements unterstützt. Das ZMT ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

Quelle: idw

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Körperliche Aktivität fördert Knochenentwicklung bei Kindern

Anja Wirsing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS

Körperliche Aktivität fördert bereits im Kindesalter die Knochenentwicklung, während sitzendes Verhalten diese negativ beeinflusst. Nur zehn Minuten zusätzliche moderate bis intensive körperliche Aktivität am Tag erhöhen die Knochenfestigkeit bei Vorschul- und Grundschulkindern. Dies zeigen Untersuchungen von rund 4.500 Kindern zwischen zwei und zehn Jahren im Rahmen der europäischen IDEFICS-Studie, die das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS und die Universität Bremen koordinierten. Die Ergebnisse sind im „International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity“ erschienen.

Ziel der Studie war es zu erforschen, wie körperliche Aktivität, sitzendes Verhalten und Muskelkraft kombiniert auf die Knochengesundheit und -entwicklung bei Kindern wirken. Die Knochenfestigkeit der Kinder wurde mit einem Ultraschallgerät am Fersenknochen gemessen. Weiterhin wurden die Kinder mit einem Bewegungsmesser (Accelerometer) ausgestattet, der ihre Bewegungsaktivität aufzeichnete. So war zu erkennen, wie viel Zeit die Kinder in sitzender, leichter, moderater oder intensiver körperlicher Aktivität verbracht hatten. Zusätzlich gaben die Eltern in einem Fragebogen an, welche Art von Sport das Kind treibt, wie viel es sich in seiner Freizeit bewegt und vor dem Bildschirm sitzt. Sprungweite und Handgreifkraft wurden gemessen, um die Muskelkraft zu ermitteln.

Die Untersuchungen zeigten, dass bei Jungen und Mädchen im Vorschul- und Grundschulalter die Knochenfestigkeit um bis zu zwei Prozent höher lag, wenn sich die Kinder nur zehn Minuten zusätzlich am Tag moderat bis intensiv bewegten. Sitzendes Verhalten war hingegen mit einer geringeren Knochenfestigkeit verbunden.

Einen bedeutenden positiven Effekt auf die Knochenentwicklung im Kindesalter haben vor allem die gewichtsbelastenden sportlichen Aktivitäten – hierzu zählen beispielsweise Ballspiele wie Fußball und Basketball, aber auch Seilspringen und Rennspiele. Dies ist mit den mechanischen Belastungen zu erklären, die auf die Knochen wirken und deren Aufbau fördern. In der Studie zeigte sich: Wenn die Intensität der körperlichen Aktivität gering war, wurde eine geringere Knochensteifigkeit bei den Kindern festgestellt.

Prof. Dr. Wolfgang Ahrens, stellvertretender Direktor am BIPS und Mitautor der Studie, erklärt: „Die Grundlage für eine gute Knochengesundheit wird im Kindesalter gelegt und dabei ist Bewegung elementar. Eine moderate bis intensive sowie gewichtsbelastende körperliche Aktivität beschleunigt die Knochenaufbauprozesse, stärkt die Knochenfestigkeit und senkt somit das Risiko von Knochenbrüchen.“

Dr. Diana Herrmann, Erstautorin der Studie, die zum Thema Knochengesundheit am BIPS promovierte, führt fort: „Eine hohe Knochenfestigkeit im Kindesalter gilt als ein wichtiger Schutzfaktor gegen Knochenbrüche oder Osteoporose im Erwachsenenalter. Somit ist es wichtig, Kinder so früh wie möglich für Bewegung zu begeistern – denn im Erwachsenenalter kann keine neue Knochenmasse mehr aufgebaut, sondern nur der altersbedingte Knochenabbau verzögert werden.“

In der IDEFICS-Studie wurden von 2006 bis 2012 weitere gesundheitsrelevante Werte, wie zum Beispiel Blutdruck und Übergewicht, bei mehr als 18.000 zwei- bis elfjährigen Kindern in acht europäischen Ländern erhoben und ausgewertet. Die Untersuchungen der IDEFICS-Studie werden in der EU-finanzierten I.Family-Studie weitergeführt.

Weitere Informationen:
IDEFICS-Studie: http://www.ideficsstudy.eu/Idefics/
I.Family-Studie: http://www.ifamilystudy.eu

Publikation:
Herrmann D, Buck C, Sioen I, Kourides Y, Marild S, Molnar D, Mouratidou T, Pitsiladis Y, Russo P, Veidebaum T, Ahrens W, on behalf of the IDEFICS consortium. Impact of physical activity, sedentary behaviour and muscle strength on bone stiffness in 2-10-year-old children-cross-sectional results from the IDEFICS study. International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity. 2015;12:112. http://dx.doi.org/10.1186/s12966-015-0273-6

Kontakt:
Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS
Prof. Dr. Wolfgang Ahrens
Tel. 0421/218-56822
E-Mail ahrens@bips.uni-bremen.de

Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1186/s12966-015-0273-6
http://www.ideficsstudy.eu/Idefics/
http://www.ifamilystudy.eu

Quelle: idw

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Wie mikrobielle Stickstoff-Freisetzungen den Klimawandel beeinflussen

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Neue DFG-Forschergruppe unter Federführung der Universität Gießen beschäftigt sich mit der Denitrifikation

Welche Bedeutung hat die mikrobielle Stickstoff-Freisetzung aus dem Boden für den Klimawandel? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine neue Forschergruppe, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) fördert. Trotz jahrzehntelanger intensiver Forschung können die Auswirkungen der mikrobiellen Umwandlung des im Nitrat gebundenen Stickstoffs zu gasförmigem Stickstoff und zu Stickoxiden (Denitrifikation) noch nicht zuverlässig vorhergesagt werden. Die neue DFG-Forschergruppe „Denitrification in Agricultural Soils: Integrated Control and Modelling at Various Scales (DASIM)“ beleuchtet mit analytischen und molekularbiologischen Methoden sowie mit Freiland-Experimenten und verschiedenen Modellansätzen den Prozess der Denitrifikation von der Mikroskala zur Feldskala.

Die DFG fördert das Projekt DASIM zunächst für drei Jahre mit 3,15 Milllionen Euro. Neben der federführenden JLU (Sprecher: Prof. Dr. Christoph Müller, Institut für Pflanzenökologie) sind elf deutsche Universitäts- und Forschungsinstitute sowie zwei ausländische Kooperationspartner an der Forschergruppe beteiligt.

Die mikrobielle Umwandlung von organischem Stickstoff zu mineralischem und schließlich zu atmosphärischem Stickstoff (N2) geschieht unter sauerstoffarmen bzw. -freien Bedingungen. Klimarelevantes Lachgas (N2O) ist dabei ein Zwischenprodukt, dessen Freisetzung von verschiedenen Umweltfaktoren – zum Beispiel Feuchte und Temperatur – beeinflusst wird. Untersuchungen an der JLU im Rahmen des LOEWE-Schwerpunkts FACE2FACE haben gezeigt, dass sich die Lachgas-Freisetzungen mehr als verdoppeln, wenn erhöhte atmosphärische Kohlendioxidgehalte herrschen, wie sie gegen Mitte dieses Jahrhunderts erwartet werden.

Trotz intensiver Forschungen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts können die Denitrifikationsraten und Emissionen der gasförmigen Produkte immer noch nicht zufriedenstellend vorhergesagt werden. Dieses liegt einerseits daran, dass geeignete analytische Methoden zur Messung von Stickstoff-Freisetzungen aus dem Boden fehlen. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, dass man relativ kleine Stickstoffmengen gegen einen immensen Hintergrund – die atmosphärische Stickstoff-Konzentration beträgt etwa 78 Prozent – zuverlässig bestimmen muss.

Ein weiteres Problem stellt die hohe Heterogenität des Bodens dar: Im Boden existieren sauerstoffreiche und sauerstoffarme Räume in direkter Nachbarschaft. Diese „Microsites“ können durch verschiedene mikrobielle Gemeinschaften und unterschiedliche Stickstoff-Umwandlungsprozesse geprägt sein. Denitrifikation findet beispielsweise nur unter anaeroben Bedingungen statt und ist vor allem in sogenannten „Hotspots“ besonders stark, die durch eine erhöhte organische Substanz charakterisiert sind.

Die Forschergruppe DASIM kombiniert nun die aktuellen Methoden (unter anderem Xray μCT, 15N Tracing, Nanosims, Mikrosensoren, NMR-Spektroskopie und Next-generation-Sequenzierung), um den Prozess der Denitrifikation mit einer bisher beispiellosen räumlichen und zeitlichen Auflösung zu untersuchen. Die neuen Erkenntnisse sollen dazu dienen, neue mathematische Modelle von der Mikroskala zur Feldskala zu entwickeln und vorhandene Simulationsmodelle zu verbessern. Diese Modelle sollen unter anderem dazu genutzt werden, die gasförmigen Stickstoff-Freisetzungen (unter anderem N2O, N2) unter einem sich ändernden Klima vorherzusagen.

Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Müller, PhD.
Institut für Pflanzenökologie
Telefon: 0641 99-35301
E-Mail: pflanzenoekologie@bot2.bio.uni-giessen.de

Quelle: idw

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Wie frei ist der Wille wirklich?

Manuela Zingl GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

Berliner Wissenschaftler prüfen Grundmuster von Entscheidungen
Unser Wille ist freier als bislang angenommen. In computergestützten Experimenten haben Hirnforscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin Entscheidungsabläufe am Beispiel von Bewegungen untersucht. Die entscheidende Frage: Lassen sich Prozesse im Gehirn wieder stoppen, wenn sie einmal angestoßen sind? Die Forscher kommen zu dem Schluss: Ja, bis zu einem gewissen Punkt, dem „point of no return“. Die Ergebnisse der Studie sind im aktuellen Fachmagazin PNAS* veröffentlicht.

Hintergrund der neuen Untersuchungen: Spätestens seit den 1980er Jahren diskutieren Hirnforscher, Psychologen, Philosophen und Öffentlichkeit über die Bewusstheit und Vorbestimmtheit menschlicher Entscheidungen. Seinerzeit studierte der amerikanische Forscher Benjamin Libet Hirnprozesse von Probanden, während sie einfache freie Entscheidungen fällten. Er zeigte, dass das Gehirn Entscheidungen bereits unbewusst vorwegnahm. Noch bevor sich eine Person willentlich entschieden hatte, war ein sogenanntes „Bereitschaftspotenzial“ in ihren elektrischen Hirnwellen zu erkennen.

Wie aber kann es sein, dass das Gehirn vorab weiß, wie sich ein Proband entscheiden wird, obwohl es diesem selbst noch gar nicht bewusst ist? Die Existenz der vorbereitenden Hirnwellen galt bis dato oft als Beleg für den sogenannten „Determinismus“. Demnach ist der freie Wille eine Illusion – unsere Entscheidungen werden durch unbewusste Hirnmechanismen erzeugt und nicht durch unser „bewusstes Ich“ gesteuert. Die Forscher um Prof. Dr. John-Dylan Haynes vom Bernstein Center for Computational Neuroscience der Charité haben die Thematik gemeinsam mit Prof. Dr. Benjamin Blankertz und Matthias Schultze-Kraft von der Technischen Universität Berlin neu aufgerollt. Mit aktuellen Messtechniken sind sie der Frage nachgegangen, ob Menschen geplante Bewegungsabläufe stoppen können, nachdem das Bereitschaftspotential für eine Handlung ausgelöst worden ist.

„Unser Ziel war herauszufinden, ob mit dem Auftreten der frühen Hirnwellen eine Entscheidung automatisch und unkontrollierbar erfolgt, oder ob sich der Proband noch umentscheiden, also ein „Veto“ ausüben kann“, erklärt Prof. Haynes. Dazu haben die Wissenschaftler Probanden in ein „Hirnduell“ mit einem Computer geschickt und während des Spiels die Hirnwellen per Elektroenzephalographie abgeleitet. Ein speziell „trainierter“ Computer versuchte anhand der Hirnwellen vorherzusagen, wann sich ein Proband aufgrund von Anreizen bewegen würde und sollte den Probanden überlisten: Sobald die Hirnwellen Anzeichen dafür gaben, dass sich der Proband in Kürze bewegen würde, wurde das Spiel zugunsten des Computers manipuliert.
Wenn es Probanden möglich ist, aus der Falle der Vorhersagbarkeit ihrer eigenen Hirnprozesse zu entkommen, wäre dies ein Anzeichen dafür, dass sie über ihre Handlungen noch weit länger Kontrolle haben, als bisher angenommen. Genau das konnten die Forscher nun aufzeigen: „Die Probanden sind den frühen Hirnwellen nicht unkontrollierbar unterworfen. Sie waren dazu in der Lage, aktiv in den Ablauf der Entscheidung einzugreifen und eine Bewegung abzubrechen“, sagt Prof. Haynes. „Dies bedeutet, dass die Freiheit menschlicher Willensentscheidungen wesentlich weniger eingeschränkt ist, als bisher gedacht. Dennoch gibt es einen Punkt im zeitlichen Ablauf von Entscheidungsprozessen, ab dem eine Umkehr nicht mehr möglich ist, den ‚point of no return‘.“ In weiteren Studien werden die Berliner Wissenschaftler komplexere Entscheidungsabläufe untersuchen.

*Matthias Schultze-Kraft, Daniel Birman, Marco Rusconi, Carsten Allefeld, Kai Görgen, Sven Dähne, Benjamin Blankertz and John-Dylan Haynes. Point of no return in vetoing self-initiated movements. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA, Dec. 2015. doi/10.1073/pnas.1513569112.

Kontakt:
Prof. Dr. John-Dylan Haynes
Direktor des Berlin Center for Advanced Neuroimaging (BCAN)
Bernstein Center for Computational Neuroscience
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 1525 463 9421
E-Mail: john-dylan.haynes@charite.de

Weitere Informationen:
http://www.charité.de
https://sites.google.com/site/hayneslab/

Quelle: idw

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Wasserqualität in China: Hilfe für den Tai-See

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Im Verbundprojekt „SIGN – Sauberes Wasser von der Quelle bis zum Verbraucher“ kämpfen chinesische und deutsche Partner für eine bessere Wasserqualität im Tai-See. Der See versorgt Millionen Menschen mit Trinkwasser, ist jedoch stark mit organischen Schadstoffen, Nährstoffen und Schwermetallen belastet. Die Arbeitsgruppe Umweltmineralogie und Umweltsystemanalyse des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entwickelt für SIGN neue Monitoring-Technologien. Kürzlich nahmen die Wissenschaftler Wasserproben vor Ort.

Die Gegend um den Tai-See ist eine der am schnellsten wachsenden Regionen in China. Infolge der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung steigt der Bedarf an Brauch- und Trinkwasser. Der Tai-See, mit 2 250 Quadratkilometern der drittgrößte Süßwassersee Chinas, dient als Trinkwasserquelle für rund zehn Millionen Menschen. Doch das Wasser ist durch industrielle und landwirtschaftliche Einträge stark mit organischen Schadstoffen, Nährstoffen wie Stickstoff und Phosphor sowie Schwermetallen belastet. Die schlechte Rohwasserqualität führte in den vergangenen Jahren wiederholt zu Versorgungsschwierigkeiten. 2007 kam es zu einem Blaualgenausbruch, der durchschnittlich nur zwei Meter tiefe Tai-See kippte um, und die Wasserversorgung der Millionenstadt Wuxi war tagelang unterbrochen. Ähnliche Probleme treten in anderen Regionen Chinas auf. Daher weist das Projekt SIGN (Sino-German Water Supply Network) Modellcharakter auf.

„SIGN – Sauberes Wasser von der Quelle bis zum Verbraucher“ zielt auf eine Verbesserung der Wasserqualität und damit auch der Lebensqualität der Menschen am Tai-See. Besondere Schwerpunkte liegen auf den Metropolen Wuxi und Suzhou. SIGN betrachtet den gesamten Wasserkreislauf und erstreckt sich von urbanem Abwasser- und Regenwassermanagement über Monitoring- und Frühwarn-Systeme, Schadstoffminderung, Trinkwasseraufbereitung und Trinkwasserverteilung, Weiterbildung und Markteinführung bis hin zu Handlungsempfehlungen für Wasseraufbereitung und Ressourcenmanagement. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt drei Millionen Euro geförderte Verbundprojekt startete im April 2015 und ist auf drei Jahre angelegt. Beteiligt sind 15 deutsche Partner aus Forschung und Industrie, unter ihnen das KIT, sowie zehn chinesische Wissenschaftseinrichtungen, Behörden und Wasserwerke. Die Koordination des Gesamtvorhabens erfolgt durch Professor Andreas Tiehm und Dr. Kathrin Schmidt am DVGW-Technologiezentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe.

Ende November/Anfang Dezember dieses Jahres reisten Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Umweltmineralogie und Umweltsystemanalyse des KIT nach China in die Region am Tai-See, um Messungen durchzuführen sowie Proben aus dem See selbst und aus Renaturierungszonen im Uferbereich zu nehmen. Vier Tage war die Gruppe, in der mehrere deutsche und chinesische Projektpartner vertreten waren, mit einem Forschungsschiff des Nanjing Institute of Geography and Limnology (NIGLAS) der Chinese Academy of Sciences (CAS) auf dem nördlichen Tai-See unterwegs. „Dieser Teil des Sees ist nach bisherigen Studien am stärksten mit Schadstoffen belastet“, berichtet Andreas Holbach vom KIT:

Die Arbeitsgruppe Umweltmineralogie und Umweltsystemanalyse des KIT unter der Leitung von Professor Stefan Norra hat innerhalb von SIGN das Teilprojekt DYNAQUA (Dynamik der Qualität des Wassers) übernommen. Dabei entwickeln, bewerten und nutzen die Forscher neue Monitoring-Technologien, um räumliche und zeitliche Veränderungen der Wasserqualität zu untersuchen. Während der China-Reise setzten sie erstmals das an Flachwasser angepasste Sensorsystem BIOFISH ein. Dieses basiert auf einem System, das für ein früheres Projekt am Jangtse-Fluss entwickelt und nun an die besonderen Bedingungen des Tai-Sees angepasst wurde, das heißt an das dortige flache Wasser und die häufig vorkommenden Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt, die verschiedene Giftstoffe bilden und die Gewässernutzung erheblich einschränken. Der BIOFISH misst in der jeweils eingestellten Tiefe verschiedene chemisch-physikalische Parameter und zeichnet sie zeitlich und räumlich hoch aufgelöst auf: Temperatur, pH-Wert, elektrische Leitfähigkeit, photosynthetisch aktive Strahlung, Trübung sowie Gehalt an organischen Stoffen, Sauerstoff, Chlorophyll a und anderen Stoffen.

Außerdem verfügt der BIOFISH über ein Probeentnahmesystem, das sich vom Schiff aus per Knopfdruck steuern lässt. Die gewonnenen Wasser- und Sedimentproben werden nun auf Nährstoffe, Schwermetalle und organische Spurenstoffe sowie auf die Verhältnisse stabiler Isotope und auf schadstoffabbauende Mikroorgansimen untersucht. Dabei übernimmt die Arbeitsgruppe Umweltmineralogie und Umweltsystemanalyse, die am Institut für Angewandte Geowissenschaften (AGW) und am Institut für Geographie und Geoökologie (IfGG) des KIT angesiedelt ist, die Untersuchungen auf Nährstoffe und Schwermetalle. Das TZW untersucht die Proben auf schadstoffabbauende Mikroorganismen.

Im Rahmen von SIGN widmen sich die Forscher des KIT auch der Entwicklung einer neuen Profilierungsboje, um Schichtungsbedingungen im Wasserkörper und meteorologische Einflüsse punktuell und langfristig zu beobachten. „Die Ergebnisse der Messungen mit dem BIOFISH und der Profilierungsboje werden wir zu den Schadstoffgehalten aus Wasser- und Sedimentproben in Beziehung setzen und daraus umweltrelevante Prozesse im Wasser des Tai-Sees ableiten“, erklärt Professor Stefan Norra. Ein weiteres Ziel des Teilprojekts DYNAQUA ist, mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität zu erarbeiten. Zudem untersuchen die Wissenschaftler die Wirksamkeit bereits vorgenommener Renaturierungsmaßnahmen in einigen Uferbereichen, wo künstlich angelegte Feuchtbiotope die Funktion der ursprünglich vorhandenen Vegetationsgürtel übernehmen und Schadstoffe zurückhalten oder abbauen sollen.

Dem Projekt SIGN kommt große politische und soziale Bedeutung zu: In einem Programm, das die chinesische Regierung zur Überwachung und Behandlung von verschmutztem Wasser gestartet hat, stellt die Gegend um den Tai-See eine der Schwerpunktregionen dar.

Details zum KIT-Zentrum Klima und Umwelt: http://www.klima-umwelt.kit.edu

Das KIT verfügt über umfangreiche fachliche Kompetenzen zur Erforschung, Entwicklung und integrativen Planung der Stadt der Zukunft in allen wesentlichen Aspekten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus fünf KIT-Zentren – Klima und Umwelt; Energie; Mobilitätssysteme; Mensch und Technik; Information, Systeme, Technologien – befassen sich aus disziplinärer Perspektive und in inter- und transdisziplinärer Weise mit der Erforschung und nachhaltigen Gestaltung urbaner Räume.

Weiterer Kontakt:
Margarete Lehné, Pressereferentin, Tel.: +49 721 608-48121, Fax: +49 721 608-43658, E-Mail: margarete.lehne@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Weitere Informationen:
http://www.klima-umwelt.kit.edu

Anhang
Wasserqualität in China: Hilfe für den Tai-See
https://idw-online.de/de/attachment48225

Quelle: idw

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Wie Urbakterien heute noch überleben

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Sie besiedelten die Erde lange bevor es Pflanzen und Tiere gab: Seit Milliarden von Jahren nutzen bestimmte Mikroorganismen nicht Sauerstoff zum Atmen, sondern Sulfat. Bislang war nicht vollständig verstanden, auf welchem biochemischen Weg diese zumeist im Meer vorkommenden Bakterien durch Atmung Energie für ihr Wachstum gewinnen. Ein internationales Forscherteam unter Federführung portugiesischer Wissenschaftler aus Lissabon und unter Beteiligung der Universität Bonn hat nun diesen fehlenden Schritt entschlüsselt. Die Ergebnisse erscheinen nun im renommierten Fachjournal „Science“.

Wer bei einer Wattwanderung mit den Gummistiefeln im Schlick herumstreift, riecht es sofort: den Geruch nach faulen Eiern. Er rührt von Schwefelwasserstoff her, den winzige Bakterien im Meeressediment produzieren. „Es handelt sich dabei um einen uralten Prozess, der schon vor mehr als drei Milliarden Jahren funktionierte – lange bevor erste Pflanzen und Tiere unseren Planeten besiedelten“, berichtet Privatdozentin Dr. Christiane Dahl vom Institut für Mikrobiologie & Biotechnologie der Universität Bonn. Mit den Cyanobakterien und später den grünen Pflanzen kam der Sauerstoff auf die Erde – doch auch schon vorher erschlossen sich Mikroorganismen durch Atmung Energie. Statt Sauerstoff nutzten sie Sulfat, dass sie zu übel riechendem Schwefelwasserstoff reduzierten.

„Im Meerwasser ist Sulfat in etwa 100-fach höherer Konzentration gelöst als Sauerstoff“, sagt Dr. Dahl. Überall wo Sulfat reichlich vorhanden und Sauerstoff knapp ist, kommen Bakterien und Archaebakterien vor, die auf diese „Sulfatatmung“ spezialisiert sind: Neben den Meeres- auch in Vulkanregionen. Bisher ging die Wissenschaft davon aus, dass es auf dem Weg vom Sulfat zum Schwefelwasserstoff nur drei Schritte gibt. Einer dieser Schritte ist die Reduktion von Sulfit, an dem das Enzym Sulfitreduktase (DsrAB) beteiligt ist.

Eine Voraussetzung für Energiegewinnung durch Atmung ist, dass Membranen in den lebenden Zellen wie eine Batterie aufgeladen werden. „Allerdings war bislang nicht klar, welcher Schritt der Sulfatatmung an eine bakterielle Zellmembran gekoppelt ist“, berichtet die Mikrobiologin der Universität Bonn. Unter der Federführung von Wissenschaftlern um Prof. Dr. Inês A. C. Pereira von der Universidade Nova de Lisboa in Portugal und unter Beteiligung von Dr. Dahl hat ein Forscherteam nun den fehlenden vierten Schritt entdeckt.

Eine Brücke aus Schwefelatomen

Das Forscherteam untersuchte diesen wichtigen Prozess am Urbakterium Archaeoglobus fulgidus, das vor allem in Vulkangebieten vorkommt. Der aus dem Sulfit stammende Schwefel wird gar nicht sofort von der Sulfitreduktase als Schwefelwasserstoff freigesetzt, sondern erst einmal vom Protein DsrC wie in einer Brücke zwischen zwei Schwefelatomen festgehalten. Ein weiteres Protein in der Zellmembran des Bakteriums setzt den Schwefel wieder frei. Dabei wird die Membran aufgeladen und Energie für das Wachstum der Mikroorganismen zur Verfügung gestellt. „Das ist der bislang unbekannte, aber umso wichtigere biochemische Schritt bei der Energiegewinnung durch Atmung“, sagt Dr. Dahl.

Dr. Fabian Grein, der bei Dr. Dahl an der Universität Bonn promovierte, wies während seiner Postdoc-Phase im Labor von Prof. Pereira in Lissabon nach, dass das im Reagenzglas untersuchte Prinzip genauso in sulfatatmendenden Mikroorganismen abläuft – wie etwa dem Bakterium Desulfovibrio vulgaris. „Wenn wir das DsrC-Protein in seiner Menge herunterregelten, dann wuchs das Bakterium deutlich schlechter, weil die Sulfatatmung stark eingeschränkt war“, berichtet Dr. Grein. „Dieses Bakterium ist von besonderer Bedeutung, da es auch im menschlichen Verdauungstrakt vorkommt und hier entzündliche Erkrankungen hervorrufen kann“, führt Dr. Grein aus. Der intensive Austausch junger Forscher zwischen den Universitäten Lissabon und Bonn war eine wesentliche Voraussetzung dafür, die komplexen biochemischen Vorgänge gemeinsam aufzuklären.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie ein universelles Prinzip entdeckt haben, das bei allen sulfatatmenden Bakterien vorkommt. In vielen alten Gesteinen sind heute noch Spuren von Mikroorganismen feststellbar, die schon lebten als auf der Erde die Sauerstoffatmung noch nicht erfunden war. „Je besser wir diese Milliarden Jahre alten Prozesse verstehen, umso besser können wir diese Spuren aus der frühen Erdgeschichte lesen“, sagt die Mikrobiologin der Universität Bonn. Darüber hinaus ist Schwefel auch für den Menschen ein lebensnotwendiger Nährstoff, den er mit Aminosäuren aufnimmt. Dr. Dahl: „Die verbreiteten Mikroorganismen sorgen durch ihre Sulfatatmung mit dafür, dass Schwefelformen recycled werden, die für die menschliche Ernährung wichtig sind.“

Publikation: A protein trisulfide couples dissimilatory sulfate reduction to energy conservation, Fachjournal „Science“, DOI: 10.1126/science.aad3558

Quelle: idw

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Einflüsse auf die Arbeit von Fachkräften für Arbeitssicherheit

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Berlin – Kommunikation, Engagement und gezieltes Handeln sind Erfolgsfaktoren für die Arbeit von Fachkräften für Arbeitssicherheit und einen wirksamen Arbeitsschutz in Unternehmen und Betrieben. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt ein Gutachten, das die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in Auftrag gegeben hat. Das Gutachten „Betriebliche und überbetriebliche Einflussgrößen auf die Tätigkeit und Wirksamkeit von Fachkräften für Arbeitssicherheit“ beruht auf den Daten zweier unterschiedlicher Studien. Die anhand der identifizierten Einflussgrößen abgeleiteten Handlungsempfehlungen runden die Ergebnisse des jetzt veröffentlichten Gutachtens ab.

Fachkräfte für Arbeitssicherheit unterstützen die Organisation, die Führungskräfte und die Mitarbeiter in allen Fragen der Arbeitssicherheit, des Gesundheitsschutzes und der menschengerechten Arbeitsgestaltung. Das Gutachten untersucht anhand der Sifa-Langzeitstudie und der GDA-Betriebsbefragung 2011 die betrieblichen und überbetrieblichen Einflussgrößen auf die Tätigkeit und Wirksamkeit von Fachkräften für Arbeitssicherheit. Um aus beiden Studien gemeinsame Parameter und Indikatoren für eine Untersuchung zu ermitteln, wurde eigens dafür ein Drei-Ebenen-Modell ermittelt.

Die Zusammenfassung der Befunde zeigt, dass die Sicherheits- und Gesundheitskultur eines Betriebes sowie die betriebliche Regelung des Arbeitsschutzes die Handlungsbedingungen der Fachkräfte für Arbeitssicherheit und die Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen beeinflussen. Auch der Zugang zur Unternehmensleitung ist eine identifizierte Einflussgröße. Je besser dieser ist, desto erfolgstreibender ist die Wirksamkeit der eingesetzten Fachkräfte. Systeme des Arbeitsschutz- und Gesundheitsmanagements haben ebenfalls einen positiven Einfluss. Es konnten Unterschiede zwischen den Betreuungsmodellen hinsichtlich der formalen betrieblichen Regelung und den Arbeitsweisen von Fachkräften festgestellt werden.

Die in der Zusammenschau analysierten formalen und kulturellen betrieblichen Aspekte bieten erste beziehungsweise pragmatische Anknüpfungspunkte unter anderem für das Aufsichtspersonal, um die Handlungsbedingungen des betrieblichen Arbeitsschutzes zu verbessern: zum Beispiel die Schulung von Führungskräften als Elemente der betrieblichen Arbeitsschutzorganisation einfordern oder die Integration von Sicherheits- und Gesundheitsschutzthemen in vorhandene betriebliche Kommunikationsstrukturen unterstützen.

„Betriebliche und überbetriebliche Einflussgrößen auf die Tätigkeit und Wirksamkeit von Fachkräften für Arbeitssicherheit. Ergebnisse der Sifa-Langzeitstudie und der GDA-Betriebsbefragung 2011 (Gutachten)“; Werner Hamacher, Clarissa Eickholt, Sebastian Riebe; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2015; ISBN: 978-3-88261-164-9; 314 Seiten. Das Gutachten gibt es im PDF-Format im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/publikationen.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/7478422 Direkter Link zum Bericht „Betriebliche und überbetriebliche Einflussgrößen auf die Tätigkeit und Wirksamkeit von Fachkräften für Arbeitssicherheit. Ergebnisse der Sifa-Langzeitstudie und der GDA-Betriebsbefragung 2011 (Gutachten)“.

Quelle: idw

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Sinnlose Arbeit ist ein Motivationskiller

Peter Kuntz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Trier

Zählt am Ende nur der Lohn oder ist es Arbeitnehmern wichtig, eine sinnvolle Tätigkeit auszuführen? Wissenschaftler der Universität Trier haben herausgefunden, dass die Motivation stark leidet, wenn Arbeitskräfte erfahren, dass eine vorherige Tätigkeit sich im Nachhinein als wenig sinnhaft oder sogar als nutzlos herausstellt. Außerdem beeinträchtigt dieses Wissen das emotionale Befinden der Personen.

Sollten Arbeitskräfte in die Hintergründe ihrer Tätigkeit einbezogen werden, um ihre Motivation und die Loyalität zum Arbeitgeber zu steigern? Was sich plausibel anhört, könnte bei weniger erfreulichen Begleitumständen zu einem Problem werden. Etwa dann, wenn am Ende stundenlanger Arbeit ein wertloses Ergebnis steht. Diese Frage untersuchte das Trier Forscherteam an einem konkreten Arbeitsprozess an der Universität. Bei einem umfangreichen Inventarisierungsprojekt von über Jahrzehnte angesammelten Geschäftsberichten zeigte sich, dass die Sammlung sehr lückenhaft und in einem schlechten Zustand war. Das mit großem Aufwand gestartete Projekt konnte keinen erfolgreichen Ausklang nehmen.

Für die Studie befragte das Forscherteam des Instituts für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Union (IAAEU) mehr als 100 an der Inventarisierung beteiligte Hilfskräfte. Einer durch Zufall bestimmten Gruppe wurde im Lauf der Befragung mitgeteilt, dass kaum Interesse an der Verwendung des mit ihrer Hilfe erstellten Unternehmensarchivs besteht. Ihre Arbeit sei somit weitestgehend überflüssig. Einer anderen Gruppe wurde diese Information vorenthalten. Die über die „Sinnlosigkeit“ informierten Arbeitskräfte zeigten sich bei einer anschließenden Arbeitsaufgabe weniger motiviert als die Vergleichsgruppe. Zudem ließen sie signifikant mehr Enttäuschung und andere negative Gefühle erkennen.

Die Wissenschaftler untermauerten ihre Erkenntnisse durch ein Anschluss-Ereignis. Als sich eine alternative Verwendung für die inventarisierten Geschäftsberichte – in diesem Fall im Rahmen einer weiteren Forschungsarbeit – ergab, wurden die zuvor gezeigten negativen Auswirkungen und Emotionen kompensiert. Diese Ergebnisse bestätigen die Bedeutung von sinnhafter Arbeit auf Motivation und Emotionen und erweitern damit bisherige Befunde in der personalökonomischen Forschung zur Rolle nicht-monetärer Anreize im Arbeitsplatz-Kontext.

Die Studie von Adrian Chadi, Sabrina Jeworrek und Vanessa Mertins erscheint demnächst in „Management Science“, einem der führenden Management-Journale („A+“-Ranking nach VHB-Jourqual). Der Beitrag trägt den Titel „When the Meaning of Work Has Disappeared – Experimental Evidence on Employees‘ Performance and Emotions“. Adrian Chadi und Sabrina Jeworrek sind weiterhin Mitarbeiter des IAAEU, Vanessa Mertins forscht und lehrt mittlerweile als Professorin an der Universität Vechta.

Quelle: idw

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Gewässer- und Bodenschutz – ein neuer Forschungsschwerpunkt an der Ostfalia

Evelyn Meyer-Kube Presse/Public Relations
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Vor dem Hintergrund aktueller Fragestellungen wie Klimawandel, demografischer Wandel, Verbreitung von Schadstoffen anthropogener Herkunft, wurde ein neuer Forschungsschwerpunkt am Campus Suderburg der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften etabliert. Dieser beinhaltet insbesondere das Erforschen der Wechselwirkungen zwischen Wasser und Boden sowie der auf den Flächen wachsenden Vegetation. Gefördert wird der Forschungsschwerpunkt „Gewässer und Bodenschutz“ einschließlich der Forschungsinfrastruktur (Gebäude, Labore, Geräte und sonstige Ausstattung) bis Mitte 2015 vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur in Höhe von 951.000 Euro, weitere 300.000 Euro investiert die Ostfalia an Eigenmitteln in die Forschungsinfrastruktur.

Vor wenigen Tagen wurde im Rahmen der Veranstaltung „Impuls“ der neue Forschungsschwerpunkt an der Fakultät Bau-Wasser-Boden der Ostfalia am Campus Suderburg 40 Teilnehmern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vorgestellt. Aufgrund der komplexen Aufgabenstellung wird die Fakultät fachübergreifend zusammenarbeiten. Durch eine Vielzahl von Forschungsprojekten, die in Zusammenarbeit mit Partnern wie Landwirtschaftskammer, Fraunhofer-Gesellschaft, OOWV sowie regional und überregional tätigen Unternehmen auf nationaler und internationaler durchgeführt werden sollen, wird die Infrastruktur des neuen Forschungsschwerpunktes genutzt. „Erste Förderzusagen liegen bereits vor, weitere Forschungsanträge befinden sich in der Antragsphase“, berichtet Prof. Dr. Gert Bikker, Vizepräsident für Forschung, Entwicklung und Technologietransfer der Ostfalia.

Weitere Informationen:
https://www.ostfalia.de/cms/de/presse/pressemitteilungen/2015/Neuer_Forschungssc…

Quelle: idw

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Lohnt sich die Nutzung sozialer Medien im Berufsleben?

Dr. Evamarie Blattner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Wissensmedien

Können soziale Medien erfolgreich im Arbeitsleben eingesetzt werden? Berufliche Netzwerke wie LinkedIn versprechen ihren Nutzern, durch „Zugang zu Personen, Stellen, News, Updates und Insider-Informationen […] im Beruf erfolgreich zu bleiben“. Aber ist dies wirklich der Fall? Und haben andere soziale Medien dieselben informationellen Vorteile? Prof. Dr. Sonja Utz (Leibniz-Institut für Wissensmedien, IWM Tübingen) hat herausgefunden, dass insbesondere Nutzer beruflicher Netzwerke wie LinkedIn von höheren informationellen Vorteilen berichten als Nicht-Nutzer. Darüber hinaus ist die Art der Nutzung von den jeweiligen Social-Media-Plattformen von Bedeutung.

Tübingen, 7. Dezember 2015 Prof. Dr. Sonja Utz erforschte, ob Nutzer sozialer Medien (LinkedIn, Twitter, Facebook) berufliche Vorteile aus der Verwendung sozialer Medien ziehen können. Als berufliche informationelle Vorteile werden das rechtzeitige Erhalten von relevanten Informationen und Hinweise auf Karrieremöglichkeiten vom eigenen Netzwerk definiert – wichtige Anzeichen für Karriereerfolg.

Es wurde eine Umfrage unter einer repräsentativen Auswahl von niederländischen Online-Nutzern durchgeführt. Von den 1959 Berufstätigen nutzen 76% Facebook oder ein anderes soziales Netzwerk für private Zwecke, 32% nutzen LinkedIn oder ein anderes berufliches Netzwerk und 18% nutzen Twitter oder einen anderen Mikroblogging-Dienst.
Die Ergebnisse der Studie, welche neulich in der Fachzeitschrift New Media & Society erschien, zeigt deutliche Plattform-Effekte auf: LinkedIn-Nutzer berichteten von erheblich höheren beruflichen informationellen Vorteilen als Nicht-Nutzer. Das gleiche Ergebnis, wenn auch weniger stark ausgeprägt, wurde bei Nutzern von Twitter gefunden, während Facebook-Nutzer von geringeren informationellen Vorteilen als Nicht-Nutzer berichteten.

Nur ein Profil zu haben reicht allerdings nicht. Für alle drei Arten von Social-Media-Plattformen wurden die beruflichen informationellen Vorteile vorhergesagt durch die Häufigkeit der beruflich relevanten Posts und durch strategisches Netzwerken, z. B. das Hinzufügen von potentiell wichtigen Kontakten. Daraus folgt, dass sowohl der Inhalt als auch die Gestaltung von Online-Netzwerken von Bedeutung sind. Regelmäßiges Lesen von fremden Posts war nur bei LinkedIn wichtig. „Berufliche Netzwerke wie LinkedIn oder Xing sind explizit auf berufliche Zwecke ausgelegt. Der Großteil der Kommunikation dort ist arbeitsbezogen, deshalb ist die Chance größer als bei Facebook, relevante Informationen zu erhalten“, so Prof. Dr. Sonja Utz. Zusätzlich ist es wichtig, mit wem die Nutzer reden. Berufliche Netzwerke vereinfachen es, mit engen Freunden und Kollegen in Kontakt zu bleiben (sogenannte strong ties), aber auch mit ehemaligen Bekannten oder Menschen, die man nur einmal getroffen hat (sogenannte weak ties). Die Studie zeigt, dass die Anzahl an strong ties und weak ties bei LinkedIn informationelle Vorteile voraussagten. Die Ergebnisse sind damit im Einklang mit zwei Forschungstraditionen: Soziologischen Theorien, welche die Bedeutung von weak ties betonen, und Arbeiten in Organisationen, die zeigten, dass Leute es vorziehen, sich an ihre strong ties zu wenden, da sie diesen mehr vertrauen. Insgesamt zeigt die Studie, dass das Nutzen von sozialen Medien berufliche informationelle Vorteile hat. Dennoch sollten Nutzer dem Rat folgen: Eher berufliche Netzwerke als Facebook nutzen, über die Arbeit sprechen und Kontakte strategisch auswählen!

Die Studie ist Teil des ERC-Starting Grant Projektes ReDefTie (Redefining tie strength – how social media (can) help us to get non-redundant useful information and emotional support). Die Forscher untersuchen die Auswirkungen der Nutzung sozialer Medien. Basierend auf den Resultaten werden Empfehlungen zur Nutzung sozialer Medien für bestimmte Zwecke abgeleitet.

Link zur Studie (open access):
http://nms.sagepub.com/content/early/2015/10/15/1461444815604143

Kontakt:
Prof. Dr. Sonja Utz, Leibniz-Institut für Wissensmedien, Schleichstraße 6, 72076 Tübingen. Tel.: 07071/ 979-308, E-Mail: s.utz@iwm-tuebingen.de

Das Leibniz-Institut für Wissensmedien
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen erforscht das Lehren und Lernen mit digitalen Technologien. Rund 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kognitions-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften arbeiten multidisziplinär an Forschungsfragen zum individuellen und kooperativen Wissenserwerb in medialen Umgebungen. Seit 2009 unterhält das IWM gemeinsam mit der Universität Tübingen Deutschlands ersten Leibniz-WissenschaftsCampus zum Thema „Bildung in Informationsumwelten“. Internetadresse: www.iwm-tuebingen.de.

Kontakt & weitere Informationen zum Leibniz-Institut für Wissensmedien
Dr. Evamarie Blattner, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Wissensmedien, Schleichstraße 6, 72076 Tübingen.
Tel.: 07071/ 979-222, E-Mail: presse@iwm-tuebingen.de

Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 89 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen u.a. in Form der WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro.
www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: idw

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Mehr Futter für den Feldhamster! Die Deutsche Wildtier Stiftung richtet „Kornkammer“ ein

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Die Schutzgemeinschaft Deutsches Wild hat den Feldhamster gerade zum Tier des Jahres 2016 gekürt – und was macht der Preisträger? Er schlummert! „Schon im Oktober hat sich der Feldhamster in seinen Bau unter dem Acker zurückgezogen. Dort wird der hochbedrohte Nager bis zum Frühjahr weiter schlafen“, erklärt Peer Cyriacks, Biologe der Deutschen Wildtier Stiftung. Der Gewinner ist eigentlich ein Verlierer: Der Feldhamster gehört mittlerweile zu den am stärksten bedrohten Säugetieren Deutschlands. Wenn nicht schnell gegengesteuert wird, wird das Aussterben der Art in vielen Regionen weitergehen!

„Die Auszeichnung zum Tier des Jahres 2016 ist wichtig“, betont Peer Cyriacks. „Sie hilft uns, auf die Probleme des extrem seltenen Säugetieres aufmerksam zu machen.“ In Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gibt es insgesamt nur noch wenige hundert Tiere – in anderen Bundesländern ist der Feldhamster bereits seit langem ausgestorben. „Der Wandel in der Landwirtschaft hat in den letzten Jahrzehnten die Welt des Feldhamsters sehr stark verändert. Der intensive und großräumige Anbau von nur noch wenigen Kulturpflanzen raubt den Tieren die Möglichkeit, ausreichend Futtervorräte für den Winter zu hamstern“, erklärt der Biologe der Deutschen Wildtier Stiftung. Vorräte, die das Tier für seinen Winterschlaf benötigt. Bleiben die Hamsterbacken leer, verhungert er – von Menschen unbemerkt – in seinem Winterquartier unterm Acker!

Die Deutsche Wildtier Stiftung schützt in Zusammenarbeit mit Landwirten den Feldhamster in Hessen und Sachsen-Anhalt. Landwirte erhalten in den Projektregionen einen finanziellen Ausgleich, wenn sie Teile ihrer Flächen hamsterfreundlich bewirtschaften. „Dieses Projekt soll auch ein Modell für eine wildtierfreundlichere Agrarpolitik sein, die bisher noch viel zu viel Geld ohne ökologische Gegenleistung an die Landwirtschaft verteilt“, sagt Peer Cyriacks. Bis es soweit ist, werden für die Finanzierung Spenden und Patenschaften eingesetzt. So können Feldhamster-Freunde mithelfen, die Kornkammer des Feldhamsters zu füllen – damit die Hamsterbacken 2016 wieder dicker werden.

Sie möchten mithelfen, den Hamster zu füttern? Zur Kornkammer geht’s hier entlang:
http://www.deutschewildtierstiftung.de/de/schuetzen/arten-schuetzen/feldhamster/…

Weitere Informationen:
http://www.Presse.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Warum erwärmt sich die innere Antarktis nicht?

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Bremer Klimaforscher untersuchen die Bedeutung von CO2 über der Antarktis. Die Forschungsergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ vorgestellt worden.

Die Erdoberfläche hat sich im Mittel in den vergangenen Jahrzehnten messbar erwärmt. Diese Erwärmung beruht zum größten Teil auf den anthropogenen Emissionen von CO2, die den natürlichen Treibhauseffekt verstärken. Beobachtungen zeigen aber, dass in der inneren Antarktis die Oberflächentemperatur in den vergangenen Jahrzehnten kaum oder gar nicht angestiegen ist. Wissenschaftler der Universität Bremen und des Bremerhavener Alfred-Wegener Instituts haben die Besonderheit der Antarktis in Bezug auf den Treibhauseffekt mit Hilfe von Satellitenmessungen und Strahlungstransferrechnungen untersucht und in einem Artikel für die Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ veröffentlicht.

Die Erde empfängt die sichtbare Strahlung der Sonne und erwärmt sich. Als Konsequenz strahlt die Erde die empfangene Strahlung wieder ab, allerdings aufgrund der im Vergleich zur Sonne wesentlich niedrigeren Temperatur im infraroten Spektralbereich, also als Wärmestrahlung. Diese wird von der Atmosphäre, hauptsächlich vom Wasserdampf und dem CO2, absorbiert, und sowohl in den Weltraum, als auch zurück in Richtung Erdboden abgestrahlt. Die Rückstrahlung von der Atmosphäre erwärmt die Erdoberfläche zusätzlich zur solaren Einstrahlung. Dies bezeichnet man als natürlichen Treibhauseffekt. Er trägt dazu bei, dass die Temperatur auf der Erdoberfläche im Mittel +15 Grad beträgt. Ohne die Treibhausgase läge die mittlere Temperatur bei etwa -18 Grad.

Bei einer Zunahme der CO2-Konzentration wird normalerweise mehr von der Atmosphäre absorbiert und zurückgestrahlt, und weniger in den Weltraum abgestrahlt. Diesen Zusammenhang bezeichnet man als anthropogenen Treibhauseffekt, er ist die Hauptursache für die gegenwärtige globale Erwärmung.

Dies gilt jedoch nur, wenn die Temperatur der Erdoberfläche höher ist als die Temperatur der höheren Luftschichten. In den Hochlagen der Antarktis auf 3000 m Höhe ist es im Jahresmittel kälter als in der Stratosphäre. Dies führt dazu, dass in dieser Region bei einer Zunahme der CO2-Konzentration die langwellige Abstrahlung in den Weltraum zunimmt. Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven und vom Institut für Umweltphysik der Universität Bremen haben diesen Zusammenhang jetzt im Detail untersucht. Die Arbeiten der Wissenschaftler beruhen auf Satellitenmessungen und einfachen Modellrechnungen. Die Ergebnisse belegen, dass bei einer Zunahme der CO2-Konzentration in der Antarktis der Treibhauseffekt nicht vergleichbar mit den Prozessen in mittleren Breiten ist. Darüber veröffentlichten jetzt die Klimaforscher einen Artikel in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“.

Die Forschungsergebnisse erlauben aber keine Aussage darüber, wo sich dieser Energieverlust im System Erdoberfläche-Atmosphäre bemerkbar macht, ob sich also wirklich die Erdoberfläche abkühlt. Dies muss durch weitere globale Modellrechnungen erfolgen. Die neuen Ergebnisse widersprechen nicht unserem Verständnis vom Treibhauseffekt, nachdem im Rest der Welt eine CO2-Zunahme zu einer Erwärmung führt. Die physikalischen Prozesse sind überall identisch, aber das Hochplateau in der inneren Antarktis spielt auf Grund der niedrigen Temperaturen eine Sonderrolle.

Paper: Holger Schmithüsen, Justus Notholt, Gerd König-Langlo, Thomas Jung. How increasing CO2 leads to an increased negative greenhouse effect in Antarctica. Geophysical Research Letters, in press, 2015. doi: 10.1002/2015GL066749.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Physik / Elektrotechnik
Institut für Umweltphysik
Prof. Dr. Justus Notholt
Tel: 0421-218-62190
Mobil: 0176-30346533
E-Mail: jnotholt@uni-bremen.de

Quelle: idw

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Verblüffendes Studienergebnis: „Der Ehrfurchtseffekt“

Nina Liesenfeld Presse und Öffentlichkeitsarbeit
WHU – Otto Beisheim School of Management

Verblüffendes Studienergebnis: Charismatische Führungskräfte haben lähmende Wirkung auf Mitarbeiter und können so Unternehmen auf lange Sicht schaden

Düsseldorf, 8. Dezember. Charismatische Führungskräfte versetzen ihre Mitarbeiter in Ehrfurcht und verhindern so, dass Mitarbeiter sich offen äußern. Das kann dem Erfolg eines Unternehmens auf lange Sicht schaden, so das erstaunliche Fazit einer neuen Studie der WHU – Otto Beisheim School of Management.

Obwohl charismatische Führungskräfte Menschen rasch begeistern und für sich gewinnen können, haben diese Führungskräfte eine einschüchternde Wirkung auf Mitarbeiter. Im Bann von Charismatikern trauen sich Mitarbeiter nicht, ihre Gefühle auszudrücken. Das kann zu emotionaler Erschöpfung, weniger Zufriedenheit und unzureichendem Austausch an Informationen führen – und damit Unternehmen schaden.

„Charismatische Führungskräfte sollten sich im Klaren darüber sein, dass sie eine einschüchternde Wirkung auf Mitarbeiter haben“, so Prof. Dr. Jochen Menges von der WHU, Leitautor der kürzlich in The Leadership Quarterly veröffentlichten Studie. „Obwohl die Ehrfurcht, die ihnen entgegen gebracht wird, die Position von Führungskräften stärkt, schadet Ehrfurcht der Zusammenarbeit und dem Ideenaustausch der Mitarbeiter innerhalb einer Arbeitsgruppe.“

Durchgeführt wurde die Studie von Prof. Dr. Jochen Menges und Sarah Kern, beide Lehrstuhl für Führung und Personalmanagement an der WHU, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Martin Kilduff vom University College London und Prof. Dr. Heike Bruch von der Universität St. Gallen.

„Charismatische Führungskräfte überwältigen ihre Mitarbeiter geradezu mit ihrer begeisternden und oft auch hypnotisierenden Wirkung. Sie werden angehimmelt, das dient ihrem Machtmotiv, aber sie unterdrücken gleichzeitig den Emotionsausdruck der Mitarbeiter, weil die Mitarbeiter quasi vor Ehrfurcht erstarren. Wer seine Emotionen so unterdrückt hat eine geringere Auffassungsgabe, kann weniger erinnern und ist insgesamt weniger leistungsfähig“, erklärt Menges. „Das kann dazu führen, dass die Aussagen von charismatischen Führungskräfte nicht hinterfragt werden und die Mitarbeiter in ihrem moralischen Urteilsvermögen eingeschränkt sind. Das verblüffende an diesem Befund ist, dass Charismatiker uns zwar begeistern und mitreißen, gleichzeitig uns aber auch lähmen und einschüchtern. Das erklärt, weshalb charismatische Führungskräfte einen großen Einfluss auf Mitarbeiter haben, zum Guten, aber eben auch zum Schlechten.“

Charismatische Führungskräfte können dem Ehrfurchtseffekt entgegenwirken, indem sie auf Mitarbeiter individuell zugehen und Mitarbeitern Raum geben, sich auszudrücken. Charismatische Führungskräfte sollten sich in bestimmten Situationen bewusst zurücknehmen und verschiedene Betrachtungsweisen zu einem Thema anbieten. Für Mitarbeiter von charismatischen Führungskräfte gibt es auch einen Trick, dem Ehrfurchtseffekt entgegenzuwirken: Sie sollten sich bewusst machen, dass auch die charismatischste Persönlichkeit nur mit Wasser kocht.

WHU – Otto Beisheim School of Management:
Die WHU – Otto Beisheim School of Management ist eine international ausgerichtete, privat finanzierte Wirtschaftshochschule. Die 1984 gegründete Business School gehört inzwischen zu den renommiertesten deutschen Wirtschaftshochschulen und genießt auch international hohes Ansehen. Mit dem WHU Campus Düsseldorf hat die Hochschule im Oktober 2012 ihren zweiten Standort eröffnet.

Weitere Informationen unter: http://www.whu.edu/

Lehrstuhl Führung und Personalmanagement

Weitere Informationen unter: http://www.whu.edu/leadership

Studie
Menges, J. I., Kilduff, M., Kern, S., & Bruch, H. 2015. The Awestruck Effect: Followers suppress emotion expression in response to charismatic but not individually considerate leadership. The Leadership Quarterly, 26: 627-641

https://www.whu.edu/fileadmin/data/Dokumente/Forschung/Fakultaet/ManagementGroup…

Quelle: idw

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Neue Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Leberkrebsrisiko

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Wie zahlreiche Studien zeigen, haben Menschen, die viel Kaffee trinken, im Vergleich zu Personen, die nur wenig oder keinen konsumieren, ein vermindertes Leberkrebsrisiko. Die Ursachen für diesen Zusammenhang sind jedoch noch nicht geklärt. Ein internationales Forscherteam um Krasimira Aleksandrova und Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) hat nun Biomarker* im Blut von Studienteilnehmern identifiziert, die erste Hinweise auf entzündungshemmende und zellschützende Mechanismen geben, die der beobachteten Risikobeziehung zu Grunde liegen könnten. Die Forscher publizierten kürzlich ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift American Journal of Clinical Nutrition**.

Wie die aktuelle Untersuchung im Rahmen einer der größten europäischen Langzeiternährungsstudien (EPIC***) zeigt, haben Menschen, die täglich mehr als 600 ml (4 Tassen) Kaffee konsumieren im Vergleich zu Menschen, die weniger als 300 ml (2 Tassen) trinken, ein um 75 Prozent vermindertes Risiko an Leberkrebs zu erkranken. Diese Beobachtung deckt sich mit den Ergebnissen zahlreicher anderer Beobachtungsstudien und Meta-Analysen der letzten Jahre. Neu an der Studie ist, dass die Wissenschaftler darüber hinaus den Einfluss von 21 leberrelevanten Biomarkern auf den beobachteten Zusammenhang untersuchten, um hierdurch mehr über die zu Grunde liegenden biologischen Mechanismen zu erfahren. Hierzu analysierten sie die Blutproben von 125 Menschen, die während der Studie erstmals an Leberkrebs erkrankt waren, sowie die von 250 gesunden Studienteilnehmern. Die Blutproben hatten die Wissenschaftler zu Beginn der Studie und damit 2,4 bis 6,8 Jahre vor dem Auftreten der Leberkrebserkrankungen entnommen und bis zur Analyse bei -196°C in flüssigem Stickstoff gelagert. Wie die Forscher feststellten, spielen besonders drei der untersuchten Biomarker für die Risikobeziehung zwischen Kaffeekonsum und Leberkrebs eine große Rolle. Zu diesen zählen der Botenstoff Interleukin-6, der an der Regulation von Entzündungsreaktionen beteiligt ist, sowie die beiden Enzyme Aspartat-Aminotransferase und Gamma-Glutamyltransferase, die auf eine Schädigung der Leberzellen bzw. Gallenerkrankungen hinweisen.

„Unsere Biomarkeranalysen sprechen dafür, dass es eine ursächliche Beziehung zwischen einem starken Kaffeekonsum und einem verminderten Leberkrebsrisiko gibt. Sie lassen zudem annehmen, dass Kaffee die Leber vor Entzündungen und Zellschäden schützt und so der Krebsentstehung entgegenwirkt“, sagt Erstautorin Aleksandrova.

„Wie eine von uns bereits 2012 im Rahmen der EPIC-Studie durchgeführte Untersuchung**** zudem zeigt, ist der Genuss von Kaffee nicht mit einem erhöhten Risiko für chronische Erkrankungen verbunden. Daher spricht aus gesundheitlicher Sicht nichts dagegen, Kaffee zu trinken, wenn man ihn gut verträgt“, ergänzt Heiner Boeing, der die Abteilung Epidemiologie am DIfE leitet. „Andersherum sollten sich Menschen aber aufgrund der Ergebnisse nicht genötigt sehen, viel Kaffee zu trinken. Kaffeetrinken sollte Genuss und keine Pflichtübung sein. Um Krankheiten wirksam vorzubeugen, kommt es auf die gesamte Lebensweise an. Wer nicht raucht, ausreichend Gemüse, Obst und ballaststoffreiches Getreide isst, sich körperlich bewegt sowie auf ein normales Körpergewicht achtet, besitzt ein wesentlich geringeres Erkrankungsrisiko als diejenigen, die sich gegenteilig verhalten – nicht zuletzt hinsichtlich des Leberkrebsrisikos“, weiß Boeing. Man könne durch einen gesunden Lebensstil sicher nicht jede Erkrankung verhindern, jedoch das persönliche Erkrankungsrisiko verringern.

Hintergrundinformationen:
* Biomarker sind charakteristische biologische Merkmale, die objektiv gemessen werden und auf einen normalen biologischen oder krankhaften Prozess im Körper hinweisen können. Bei einem Biomarker kann es sich um Zellen, Gene, Stoffwechselprodukte oder bestimmte Moleküle wie Hormone handeln. Als eingängiges Beispiel sei das Blutbild genannt, das Hinweise auf den Gesundheitszustand des Patienten gibt (Quelle: Wikipedia).

** Aleksandrova et al.: The association of coffee intake with liver cancer risk is mediated by biomarkers of inflammation and hepatocellular injury: data from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition; American Journal of Clinical Nutrition; 2015; doi: 10.3945/ajcn.115.116095.
http://ajcn.nutrition.org/content/early/2015/11/11/ajcn.115.116095.long

*** EPIC steht für European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition. Sie ist eine der größten prospektiven („vorausschauenden“) Studien, welche die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind zehn europäische Länder mit insgesamt 519.000 weiblichen und männlichen Studienteilnehmern im Erwachsenenalter beteiligt. In Deutschland gehören das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg sowie das DIfE zu den EPIC-Studienzentren. Die Potsdamer EPIC-Teilstudie schließt mehr als 27.500 erwachsene Studienteilnehmer/innen ein. Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die Teilnehmer zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitestgehend verhindert werden kann – ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven Studien.

**** http://www.dife.de/presse/pressemitteilungen/?id=1165

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Mehr unter www.dife.de. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Weitere Informationen zum DZD finden Sie unter http://www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft vereint 89 Einrichtungen, die anwendungsbezogene Grundlagenforschung betreiben und wissenschaftliche Infrastruktur bereitstellen. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Einrichtungen rund 18.100 Menschen – darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – bei einem Jahresetat von insgesamt knapp 1,64 Milliarden Euro. Die Leibniz-Gemeinschaft zeichnet sich durch die Vielfalt der in den Einrichtungen bearbeiteten Themen und Disziplinen aus. Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft bewahren und erforschen das natürliche und kulturelle Erbe. Darüber hinaus sind sie Schaufenster der Forschung, Orte des Lernens und der Faszination für die Wissenschaft. Mehr unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Kontakt:
Prof. Dr. Heiner Boeing
Leiter der Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2711
E-Mail: boeing@dife.de

Dr. Krasimira Aleksandrova
Abteilung Epidemiologie
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2712
E-Mail: Krasimira.Aleksandrova@dife.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=EIM Informationen zum Start-up-Lab Ernährung, Immunität und Metabolismus
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=EPI Informationen zur Abteilung Epidemiologie des DIfE

Quelle: idw

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TU Berlin: Mehr Wissen über urbane Wasserkreisläufe

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

Neues Graduiertenkolleg „Urban Water Interfaces“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit 4,7 Millionen Euro gefördert

Die Wasserqualität und -quantität in städtischen Wasserversorgungssystemen sind insbesondere in Metropolregionen vielfältigen Belastungen ausgesetzt. So können klimatische und demografische Entwicklungen die Wasserknappheit zu Spitzenzeiten verschärfen und erhöhte Konzentrationen von neuen, schwer abbaubaren Substanzen im Wasserkreislauf zur Folge haben. Damit die urbanen Wassersysteme unter den derzeitigen und den künftig zu erwartenden Bedingungen zuverlässig funktionieren, ist ein Management auf Grundlage eines soliden Systemverständnisses erforderlich. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des neuen Graduiertenkollegs „Urban Water Interfaces“ (UWI) legen dabei ihren Fokus auf die Erforschung von Grenzzonenprozessen in urbanen Wassersystemen. Ziel ist es, eine zukunftsorientierte nachhaltige Wasserwirtschaft in urbanen Räumen sicherzustellen.

Das Graduiertenkolleg wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zunächst für 4,5 Jahre mit rund 4,7 Millionen Euro gefördert. Es ist eine Zusammenarbeit zwischen der TU Berlin und dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Berlin. 13 Doktorandinnen und Doktoranden erhalten dort ihre Ausbildung.

Grenzzonen können natürlicher Art sein zum Beispiel zwischen Flüssen und Grundwasser, technischer zum Beispiel in Abwasserkanälen und natürlich-technischer wie bei der Trinkwassergewinnung aus Uferfiltration. Hierbei fließt Wasser vom Oberflächengewässer (z.B. Tegeler See) einige hundert Meter durch den Untergrund zum Entnahmebrunnen des Trinkwasserwerks. Auf dieser Bodenpassage werden sowohl Schwebstoffe, aber auch andere Stoffe wie Pharmaka zum Teil zurückgehalten. Während durch diese Form der Trinkwassergewinnung die natürliche Reinigungskraft des Grundwasserleiters genutzt wird, wird auf der anderen Seite vermutet, dass die Uferfiltration jedoch auch zum Rückgang von Wasserpflanzen in Ufernähe geführt hat.

Die Grundhypothese des Graduiertenkollegs lautet, dass die komplexen physikalischen, biologischen und biogeochemischen Prozesse in Grenzzonen ein Schlüsselfaktor für ein verbessertes System- und Prozessverständnis sind, um den urbanen Wasserkreislauf zu verstehen und optimieren zu können. Dazu sollen innovative Verknüpfungen von empirischen Beobachtungen, Labor- und Feldversuchen sowie Simulationswerkzeuge entwickelt werden. Mit dem Graduiertenkolleg soll die interdisziplinär und international ausgerichtete Ausbildung und Forschung zu Grenzzonen in enger Zusammenarbeit von Ingenieur- und Naturwissenschaften auf eine neue Ebene gehoben werden, um – wie gesagt – verbesserte Grundlagen für eine zukunftsorientierte nachhaltige Wasserwirtschaft in urbanen Räumen zu liefern.

Zum vierköpfigen Koordinationsteam gehören die drei TU-Professoren Dr. Reinhard Hinkelmann, Dr. Birgit Kleinschmit und Dr. Mark Geßner, der am IGB Abteilungsleiter für Experimentelle Limnologie ist, sowie Dr. Sabine Hilt vom IGB.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Prof. Dr. Reinhard Hinkelmann
TU Berlin
Fachgebiet Wasserwirtschaft und Hydrosystemmodellierung
Tel.: 030/314-72307
E-Mail: reinhard.hinkelmann@wahyd.tu-berlin.de

Quelle: idw

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Meldungen zu Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm 2016

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November 2016
Fokus Phosphor-Problematik: Internationale IPW8-Konferenz in Rostock zeigt Lösungen auf 
Förderprogramm zur Phosphor-Rückgewinnung 
Phosphor-Dünger aus Klärschlamm: Pilotanlage erprobt Praxistauglichkeit des Hohenheimer Verfahrens 
Die DPP auf dem Restl-Festl in Wien 
Nützlicher Appetit von Algen 
August 2016
Phosphor-Dünger aus Klärschlamm: Pilotanlage zum Hohenheimer Verfahren gestartet  
Hessen: Projekt zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm gestartet  
Wertvoller Phosphor aus Klärschlamm: AVA cleanphos Pilotanlage in Karlsruhe nimmt Betrieb auf  
Baden-Württemberg: zwölf Millionen Euro für die Phosphorrückgewinnung  
Optimierung des Stuttgarter Verfahrens/ Phosphor 
Phosphorrückgewinnung  
DPP: Neue zukunftssichere Ansätze zum Phosphor-Management in Norddeutschland 
LFU Bericht zu P-Rezyklatdüngern 

Fokus Phosphor-Problematik: Internationale IPW8-Konferenz in Rostock zeigt Lösungen auf

Vom 12. bis 16. September 2016 fand in Rostock der 8. Internationale Phosphor-Workshop (IPW8) mit dem Titel „Phosphor 2020: Herausforderungen für Synthese, Landwirtschaft und Ökosysteme“ statt. 230 Wissenschaftler aus aller Welt diskutierten mögliche Lösungen, die die aktuelle Forschung für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem begrenzt verfügbaren Rohstoff Phosphor anzubieten hat. Dabei gilt es, zum einen gravierende Umweltschäden wie Gewässerüberdüngung zu vermeiden und zum anderen die für die Welternährung essenzielle Phosphorversorgung durch nachhaltige Nutzung auch in Zukunft sicherzustellen.

Zu den wichtigsten Ergebnissen der Phosphorforschung der letzten Jahre zählen nach Auffassung der IPW8-Teilnehmer folgende Aspekte:

1. Phosphor-Düngung und Eintrag in Gewässer:
Auch die aktuellsten Forschungsergebnisse belegen, dass nach wie vor zu große Mengen Phosphor in die Gewässer gelangen. In Richtlinien verbindlich festgelegte Gewässerschutzziele werden da-her nicht erreicht. Als wichtige Ursachen hierfür identifizierten die Forscher, dass Phosphor in der intensiven Landwirtschaft immer noch zu ineffizient eingesetzt wird und die traditionellen Tests der landwirtschaftlichen Bodenuntersuchung auf pflanzenverfügbaren Phosphor das Austragsrisiko von Phosphor nicht adäquat anzeigen können. Zudem konnte nach-gewiesen werden, dass etablierte Gewässerschutzmaßnahmen (z.B. reduzierte Düngung) mitunter in den Gewässern noch keine Erfolge zeigen, weil es lange Verzögerungszeiten gibt, bis der Phosphor aus den Böden in die Gewässer ge-langt. Auch zeigte sich, dass durch Klimawandel bedingte häufigere Extremniederschläge die Mobilisierung und Auswaschung von Phosphor fördern.

2. Verbesserung der Untersuchungsmethoden:
In den letzten Jahren konnten zahlreiche Analysemethoden so verfeinert werden, dass nun eine Vielzahl von Phosphorverbindungen, beispielsweise der Unkrautvernichter Glyphosat, in der Umwelt nachgewiesen und ihre Umsetzung nachvollzogen werden können. In der Forschung werden bereits sehr anspruchsvolle spektroskopische Methoden, Isotopentechniken sowie auch Teilchenbeschleuniger für viele Fragestellungen eingesetzt, um Phosphor-Verbindungen und -umsetzungen mit größter Detailliertheit zu erforschen.

3. Phosphor-Recycling und -Synthese:
Erstmals wurden im Rahmen eines IPW verschiedene Technologien für Phosphor-Recycling und chemische Katalyse mit Phosphorverbindungen als zukunftsweisende Strategie für einen nach-haltigen Umgang mit Phosphor diskutiert. Dabei wurden sowohl grundlegende neue Reaktionswege und Verbindungen als auch eine Vielzahl an-wendungsreifer Technologien vorgestellt, die insbesondere auf die Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlämmen, Schlachtabfällen oder Gärresten aus Biogasanlagen abzielen.

4. Forschungsansatz Genetik:
Da die genetischen Grundlagen der Phosphornutzung durch Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere zunehmend besser verstanden sind, eröffnen sich neue Möglichkeiten, Prozesse rings um die Phosphoraufnahme, -nutzung und -ausscheidung zu optimieren. Beispiele sind die Identifizierung von Genvarianten für die Züchtungen von Schweinen, die Phosphor im Futter effektiver verwerten können, oder neue Futterergänzungsmittel und Fütterungsregime, die die Verdaulichkeit und Ver-wertung von Phosphor-Verbindungen durch Tiere verbessern.

Als wichtigsten Forschungs- und Handlungsbedarf arbeiteten die IPW8-Teilnehmer folgende Aspekte heraus:

1.System-Zusammenhänge konsequent erforschen:
Bislang ist zu wenig darüber bekannt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede Phosphor-Umsetzungsprozesse in verschiedenen Umweltsystemen – etwa im Wasser oder auf dem Land – aufweisen und wie sie mit anderen Stoffkreisläufen – etwa Kohlenstoff und Stickstoff – im gesamten Erdsystem gekoppelt sind. Zudem gibt es kaum integrierte Forschung, die Zusammenhänge zwischen Phosphor-Umsetzungen auf unterschiedlichen Größenskalen betrachtet, an-gefangen bei einzelnen Zellen über Organismen bis hin zu ganzen Ökosys-temen. Dies ist aber wichtig, da die meisten Vorgänge in Ökosystemen mit-einander gekoppelt sind und daher auch nur durch einen ganzheitlichen Ansatz richtig verstanden werden.

2. Innovative Technik konsequent in die Anwendung überführen:
Sowohl im Bereich der Phosphorrückgewinnung als auch bei den Untersuchungsmethoden zum Nachweis pflanzenverfügbaren Phosphors in Ackerböden, die eine wichtige Voraussetzung für effizienten Düngemitteleinsatz sind, wurden große wissenschaftliche und technologische Fortschritte erzielt. Dennoch mangelt es bisher an einer breiten Anwendungspraxis dieser Technologien. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich: Entweder fehlt noch die praxisorientierte Anwendungsreife oder es gibt gesetzliche Hindernisse wie Richtlinien und Verordnungen, die keinen Raum für die Anwendung bestimmter Verfahren bieten. Probleme liegen zum Teil in unklaren politischen Rahmenbedingungen begründet, wie z. B. der Novellierung der Klärschlammverordnung in Deutschland und Anforderungen an Recyclingdünger europaweit. Hier sehen die IPW8-Forscher sowohl Handlungsbedarf in der Forschung als auch in der Politik.

3. Problembewusstsein und Umdenken konsequent fördern:
Eine für die IPW neue Sichtweise war die Einbeziehung der ethischen, umweltrechtlichen und umweltpolitischen Aspekte beim Einsatz von Phosphor. Verschiedene Aspekte, wie die Vorteile einer ausgewogenen Ernährung vor dem Hintergrund der Phosphorverfügbarkeit und -belastung oder die Möglichkeit, durch Anreize oder Verbote effektiv den Phosphor-Einsatz zu steuern, wurden auf der Konferenz lebhaft diskutiert. Es wurde deutlich, dass die bisher fast ausschließlich betriebenen natur- und agrarwissenschaftlichen Forschungsansätze durch entsprechende gesellschaftswissenschaftliche Ansätze ergänzt werden müssen, um eine nachhaltige Nutzung und Wiedergewinnung der Ressource Phosphor bei schonendem Umgang mit der Umwelt tatsächlich in akzeptierte Praxis umzusetzen.

Fazit:
Die Teilnehmer waren sich darin einig, dass nur eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen „im Konzert“, wie züchterische Fortschritte, verbesserte landwirtschaftliche Untersuchungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen, neue Techniken und Technologien der Phosphor-Ersparnis und -Rückgewinnung, ein gesellschaftlicher Normen- und Bewusstseinswandel des Konsumverhaltens und flankierende politische Maßnahmen gemeinsam die Phosphor-Problematik lösen können. Hierzu ist auch die Entwicklung von neuen akademischen Strukturen notwendig, wie z. B. Leibniz-WissenschaftsCampi, die Transfer von Technologie, Methodik und Ideen unterstützen.

Der Internationale Phosphor-Workshop (IPW) findet alle drei Jahre in wechselnden europäischen Ländern statt und gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen auf dem Gebiet der Phosphorforschung in Europa. In diesem Jahr war zum ersten Mal Deutschland der Gastgeber und konnte eine Rekordteilnehmerzahl willkommen heißen. Veranstalter war der Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock, ein Zusammenschluss von fünf Leibniz-Instituten und der Universität Rostock.

*IPW8-Vorsitz:
Prof. Dr. Ulrich Bathmann, Sprecher des Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock
Prof. Dr. Peter Leinweber, Sprecher der Universität für den Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock

*Kontakt:
Dr. Inga Krämer, Koordinatorin des Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock | 0381 5197-3471 | inga.kraemer@io-warnemuende.de

*Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock
Aufgrund der zentralen Bedeutung von Phosphor in einer Vielzahl von Produktions- und Umweltsystemen ist ein interdisziplinärer Forschungsansatz notwendig. Deshalb haben sich fünf Leibniz-Institute und die Universität Rostock in einem Netzwerk zusammengeschlossen, um die Zusammenarbeit und Forschung rund um dieses essentielle Element und sein nachhaltiges Management zu intensivieren. Der Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock fördert im Rahmen seiner strategischen Forschung die Interdisziplinarität in Themen, Projekten und Methoden. Die bestehenden Expertisen in verschiedensten Aspekten der Erforschung des essentiellen Elementes Phosphor, seiner vielfältigen chemischen Verbindungen und spezifischen Wirkungsweisen in Agrar- und Umweltsystemen wie auch in technischen und industriellen Prozessen werden in dem WissenschaftsCampus zusammengeführt. Der WissenschaftsCampus wird durch die Leibniz-Gemeinschaft und das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz MV gefördert.

Gemeinsame Pressemitteilung:
Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde
Universität Rostock

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Förderprogramm zur Phosphor-Rückgewinnung

Baden-Württemberg fördert mit Hilfe der Europäischen Union die Entwicklung und den Bau von Anlagen zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm oder Klärschlammasche. Insgesamt stehen in dem Programm des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) acht Millionen Euro zur Verfügung. Das Land ergänzt diese Mittel durch weitere vier bis sechs Millionen Euro.
Aus einer ersten Bewerbungsphase sind zwei viel versprechende Projekte hervorgegangen. Ab sofort läuft die zweite Bewerbungsphase. Grundsätzlich förderfähig sind Versuchsanlagen und großtechnische Pilotanlagen.
Umweltminister Franz Untersteller bezeichnete das Förderprogramm als „eine Riesenchance, auf dem Gebiet der Phosphor-Rückgewinnung vorwärts zu kommen. Ich hoffe sehr, dass sich die sprichwörtliche Innovationskraft baden-württembergischer Forschungseinrichtungen und Unternehmen auch auf diesem Gebiet beweist. Unser Ziel ist es, durch gute Technologien von Phosphorimporten weitgehend unabhängig zu werden.“
Das Förderprogramm richtet sich an privat-gewerbliche Unternehmen, Gebietskörperschaften (einschließlich deren Eigenbetriebe), öffentlich-rechtliche Zusammenschlüsse von Gebietskörperschaften und kommunale Unternehmen in privater Rechtsform mit einem kommunalen Anteil von mehr als 50 Prozent.
Die Möglichkeit zur Einreichung der Projektskizzen besteht bis zum 30. November 2016.

http://www.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/efre-foerderprogramm-zur-phosphor-rueckgewinnung-geht-in-die-zweite-runde-1/

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Phosphor-Dünger aus Klärschlamm: Pilotanlage erprobt Praxistauglichkeit des Hohenheimer Verfahrens

Bioökonomie-Projekt der Universität Hohenheim nutzt Abfall aus Kläranlagen als Rohstoff / Gewonnene Klärschlammkohle ersetzt Braun- oder Steinkohle
Rohstoffe aus Abfall gewinnen: Kommunale Kläranlagen haben jährlich knapp zwei Millionen Tonnen trockenen Klärschlamm zu entsorgen. Er enthält lebensnotwendiges Phosphor, das sich mit dem neuen Verfahren der Hohenheimer Agrartechnologin Prof. Dr. Andrea Kruse schadstofffrei und kostengünstig aus dem Schlamm für Dünger gewinnen lässt. Eine AVA cleanphos-Pilotanlage, die das HTC-Verfahren (hydrothermale Carbonisierung) nun praxisähnlich erprobt, geht dieser Tage bei der AVA Green Chemistry Development GmbH in Karlsruhe in Betrieb. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt.

Ein Durchbruch bei der Phosphor-Rückgewinnung, wie sie die Novelle der Klärschlammverordnung fordert – das erwartet die Industrie durch die erfolgreiche AVA cleanphos-Pilotierung. Das HTC-Verfahren wandelt Klärschlamm zuerst in CO2-neutrale Biokohle um. Dann wird das Phosphat isoliert und zurückgewonnen.

So entstehen gleich zwei wirtschaftlich interessante Produkte: Ein wertvolles Phosphor-Produkt und die phosphorfreie HTC-Klärschlammkohle. Diese lässt sich dank AVA cleanphos in Zukunft als Ersatz für Braun- oder Steinkohle in der Mitverbrennung einsetzen. Das führt zu beträchtlichen Einsparungen von CO2-Emissionen.

Erste Ergebnisse aus dem Betrieb der AVA cleanphos-Anlage werden der Öffentlichkeit bereits im 4. Quartal 2016 vorgestellt. Das HTC-Verfahren in Kombination mit der AVA cleanphos-Lösung macht den Weg frei für eine echte, langfristige Klärschlammverwertung.

Neue Möglichkeiten für die Landwirtschaft
Der gewonnene Phosphor kann in der Landwirtschaft zur Düngung Verwendung finden. Das war bisher nicht ohne Weiteres möglich. „Obwohl Klärschlamm viel wertvolles Phosphat enthält, sprach bis jetzt vieles gegen eine landwirtschaftliche Verwertung“, erklärt Prof. Dr. Andrea Kruse, Agrartechnologin der Universität Hohenheim. „Der Schlamm kann Krankheitserreger mit sich führen und enthält zusätzlich viele Schwermetalle.“

Bisherige Technologien für die Phosphor-Rückgewinnung setzten zudem vor allem auf die Entsorgung in Monoverbrennungsanlagen, um aus der Asche das Phosphat zu gewinnen und als Dünger zu verarbeiten. Diese Verfahren seien aber teurer und deutlich aufwendiger als die HTC.

Bisher stamme das Phosphat noch aus Mineralwerken in China, den USA und Marokko. „Diese Mineralwerke sind aber mittlerweile stark ausgebeutet“, so Prof. Dr. Kruse weiter. „Wir brauchen daher neue Phosphatquellen. Der Klärschlamm ist eine davon, und mit der HTC basierten AVA cleanphos Technologie kann er nutzbar gemacht werden.“

HTC günstige Alternative zur derzeitigen Klärschlamm-Verbrennung
Das wertvolle Phosphat von den giftigen Schwermetallen trennen – das ist der große Vorteil des HTC-Verfahrens. Über 80 Prozent des Phosphats aus dem Klärschlamm bleiben erhalten. Die Schwermetalle bleiben jedoch in der Kohle zurück und kommen so nicht auf das Feld.

In der Praxis seien noch ein paar mehr Schritte notwendig, so Prof. Dr. Kruse. „Diese untersuchen wir nun im Pilotbetrieb der AVA cleanphos-Anlage.“

Bioökonomie bietet Alternativen
Das Projekt von Prof. Dr. Kruse ist eine Kooperation mit dem Schweizer Biotechnologie-Unternehmen AVA-CO2. Ziel ist eine Produktion in großen Mengen zu ermöglichen. Dies ist ganz im Sinne der Bioökonomie, dem Schwerpunkt in Forschung und Lehre der Universität Hohenheim, betont die Agrartechnologin.

„Nahrungs- und Futtermittel, Energie, Chemikalien, Kunststoffe oder eben Dünger aus Abfällen und erneuerbaren Rohstoffen ist ein wichtiges Thema an der Universität Hohenheim. Um die Bioökonomie zu etablieren, müssen wir immer weiter forschen, Alternativen anbieten und erreichen so hoffentlich einen Wandel in der Wirtschaft und Gesellschaft.“

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Die DPP auf dem Restl-Festl in Wien

Pflanzen benötigen zum Wachsen Nährstoffe, die nicht immer ausreichend im Boden vorkommen. Diese Nährstoffe müssen in Zukunft klug verwendet werden: Mit dem Nahrungsmittelbedarf einer wachsenden Bevölkerung wird die
Nachfrage nach Düngemitteln steigen, während Nährstoffe wie zum Beispiel Rohphosphat immer knapper werden. Deshalb legte die Europäische Kommission Ende 2015 ein Maßnahmenpaket zur Kreislaufwirtschaft vor. Ziel ist es, Abfälle zu recyceln und als wiederverwendbare Ressource zu nutzen. Nährstoff-Recycling rückt deshalb immer mehr in den Fokus. Wie kann gelebte Nährstoff-Kreislaufwirtschaft aussehen? Ist es sinnvoll, in komplexe und aufwendige Verfahren nachhaltigen Nährstoff-Recyclings zu investieren?

Um diese und weitere Fragen gemeinsam zu diskutieren, lud das Ökosoziale Forum gemeinsam mit dem CAS – BOKU Zentrum für Agrarwissenschaften am 27.06.2016 zur Veranstaltung „Restl-Festl am Feld: Nährstoff-Recycling der Zukunft“.

Auch die Deutsche Phosphor-Plattform war vor Ort, vertreten durch den Geschäftsführer Dr. Daniel Frank. Die Präsentation der DPP können Sie unter unten genanntem Link herunterladen

http://www.deutsche-phosphor-plattform.de/die-dpp-auf-dem-restl-festl-wien/

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Nützlicher Appetit von Algen

Die Entwicklung technischer Lösungen für den Gewässerschutz gehört zu den fachlichen Schwerpunkten des Kompetenzzentrums für Energie- und Umweltsystemtechnik (ZEuUS) der TH Mittelhessen. Zurzeit arbeitet ein Team der Hochschule, das von Prof. Dr. Ulf Theilen geleitet wird, an einem hessischen Pilotprojekt zur „Phosphor-Elimination durch Mikroalgen“. Für dieses Forschungsvorhaben wurde ein Versuchsbetrieb auf der Kläranlage von Rotenburg an der Fulda eingerichtet.

Bei einer Fachtagung an der THM hatte Prof. Theilen vor einigen Jahren über die Phosphorbelastung hessischer Gewässer berichtet und aufgezeigt, dass 65 Prozent davon aus den kommunalen Kläranlagen stammen.

Vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie den Stadtwerken Rotenburg mit 620.000 Euro gefördert kooperiert die Arbeitsgruppe der THM in dem laufenden Projekt mit der Phytolutions GmbH aus Bremen. Die Partner verfolgen mehrere Ziele. Sie wollen die Einleitung von Nährstoffen in die Fulda verringern, die Konzentrationen von Phosphor und Stickstoff im Ablaufwasser der Kläranlage senken und die entstehende Biomasse aus Algen für die Biogasgewinnung nutzen.

Dabei kommt ein „Photobioreaktor“ zum Einsatz, in dem die Mikroalgen unter Einwirkung von Sonnenlicht und Kohlenstoffdioxyd wachsen. Phosphate und Stickstoffe, die noch im Ablauf der Kläranlage enthalten sind, sollen von den Algen aufgenommen und durch Abtrennung der Biomasse daraus entfernt werden.

Nach rund einem Jahr – Projektstart war im Sommer 2015, die Laufzeit endet im Juni 2017 – zieht ZEuUS-Sprecher Ulf Theilen eine positive Zwischenbilanz. „Das Ziel ist absolut erreicht worden, die Alltagstauglichkeit damit bewiesen“, bewertet der Ingenieurwissenschaftler die bisherigen Resultate. Die Mikroalgen leisten also, was die Fachleute erwartet hatten.

In den entnommenen Abwasserproben seien nach dem Photobioreaktor Phosphate kaum noch nachweisbar. Auch den Stickstoffgehalt habe man gesenkt. Nach Ansicht des Professors für Siedlungswasserwirtschaft und anaerobe Verfahrenstechnik können diese Ergebnisse dazu führen, dass künftig in der Rotenburger Kläranlage deutlich weniger oder gar keine Fällmittel (Chemikalien) mehr anfallen, die üblicherweise zur Phosphorelimination genutzt werden.

In einem nächsten Schritt will man testen, ob es erfolgversprechend und wirtschaftlich ist, eine solche Algen-Anlage zur Abwasserreinigung in großem Maßstab zu bauen. Im Auftrag des hessischen Umweltministeriums soll abschließend ein Leitfaden zum Einsatz der neu entwickelten Technologie erarbeitet werden.

Weitere Informationen:
http://www.thm.de/site/forschung/forschung-an-der-thm/kompetenzzentren/zeuus.htm…

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Phosphor-Dünger aus Klärschlamm: Pilotanlage zum Hohenheimer Verfahren gestartet

Eine Pilotanlage zur Rückgewinnung von Phosphat aus Klärschlamm, die auf der hydrothermalen Carbonisierung (HTC) beruht, ging im Juli 2016 bei der AVA Green Chemistry Development GmbH in Karlsruhe in Betrieb. Entwickelt wurde das in der Anlage angewendete Verfahren (cleanphos) von der Hohenheimer Agrartechnologin Prof. Dr. Andrea Kruse. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt. Die HTC wandelt Klärschlamm zuerst in Biokohle um. Dann wird das Phosphat isoliert und zurückgewonnen. So entstehen gleich zwei wirtschaftlich interessante Produkte: als Dünger geeignetes Phosphat und die phosphorfreie HTC-Klärschlammkohle. Diese lässt sich als Ersatz für Braun- oder Steinkohle in der Mitverbrennung einsetzen. Das cleanphos-HTC-Verfahren soll 80 Prozent des Phosphats aus dem Klärschlamm erhalten. Die Schwermetalle bleiben jedoch in der Kohle zurück. Das Projekt von Andrea Kruse ist eine Kooperation mit dem Schweizer Biotechnologie- Unternehmen AVA-CO2 und der IWKS des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung (ISC). Ziel ist es, eine Produktion in großen Mengen zu ermöglichen.

E-Mail: Andrea_Kruse@uni-hohenheim.de

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Hessen: Projekt zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm gestartet

Das hessische Umweltministerium hat ein Gutachten erstellen lassen, mit dem die Voraussetzungen für eine Phosphorrückgewinnung in Hessen aus dem Abwasser, dem Klärschlamm beziehungsweise der Klärschlammasche detailliert untersucht und bewertet werden. Es berücksichtigt insbesondere die regionale Siedlungsstruktur und die demografische Entwicklung. Die Landesumweltministerin kündigte an, ihr Haus werde in den kommenden Monaten mit allen betroffenen Akteuren themenbezogen und regional ausgerichtet in einen Dialog treten. Dabei würden auch die möglichen finanziellen Auswirkungen berücksichtigt. „Mein Anliegen ist es, die anfallenden Kosten für die Umstellung auf eine Phosphorrückgewinnung in einem vertretbaren Rahmen zu halten. Dazu werden kluge und auf die regionalen Verhältnisse angepasste Lösungen erarbeitet werden, um Synergieeffekte zu erzielen“, so die Ministerin.

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Wertvoller Phosphor aus Klärschlamm: AVA cleanphos Pilotanlage in Karlsruhe nimmt Betrieb auf

Der Startschuss ist gefallen: Die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte AVA cleanphos Pilotanlage in Karlsruhe nimmt Anfang Juli 2016 den Betrieb auf. Das AVA cleanphos Verfahren von AVA-CO2 ermöglicht eine kostengünstige und effiziente Gewinnung von Phosphor aus Klärschlamm. Die Lösung erlaubt außerdem auch in Zukunft die Mitverbrennung und somit den Ersatz fossiler Energieträger, wie z.B. Braunkohle. Mehr:

http://www.ava-co2.com/web/media/downloads_DE/medienmitteilungen/Medienmitteilung_AVA-cleanphos-Pilotanlage_DE.pdf

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Baden-Württemberg: zwölf Millionen Euro für die Phosphorrückgewinnung

In Baden-Württemberg läuft die zweite Bewerbungsphase für die Förderung von Projekten zur Phosphorrückgewinnung. Grundsätzlich förderfähig sind Versuchsanlagen und großtechnische Pilotanlagen. Das Förderprogramm richtet sich an privat- gewerbliche Unternehmen, Gebietskörperschaften (einschließlich deren Eigenbetriebe), öffentlich-rechtliche Zusammenschlüsse von Gebietskörperschaften und kommunale Unternehmen in privater Rechtsform mit einem kommunalen Anteil von mehr als 50 Prozent. Die Möglichkeit zur Einreichung der Projektskizzen besteht bis zum 30. November 2016. Das Land fördert mithilfe der Europäischen Union die Entwicklung und den Bau von Anlagen zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm oder Klärschlammasche. Insgesamt stehen in dem Programm des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) acht Millionen Euro zur Verfügung. Baden-Württemberg ergänzt diese Mittel durch weitere vier bis sechs Millionen Euro.

www.efre-bw.de
www.um.baden-wuerttemberg.de

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Optimierung des Stuttgarter Verfahrens/ Phosphor

– English version below –

Durch die zusätzliche Integration einer Ultrafiltrationseinheit in der Struvit-Pilotanlage des Abwasserzweckverbands Raum Offenburg (Projektförderung durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden Württemberg) konnte der organische Anteil im Rückgewinnungsprodukt (MAP = Magnesium-Ammonium-Phosphat = Struvit) nochmals deutlich verringert werden. Neben der verbesserten Produktqualität führt die Ultrafiltration auch zur leichteren Produktentwässerung und-trocknung. Zudem wurde die Effizienz der Ultrafiltration (UF) durch eine Verfahrensmodifikation erhöht. Die zur Komplexierung von Metallen notwendige Zitronensäure wird nun bereits dem zu filtrierenden Medium und nicht wie ursprünglich dem Permeat zugegeben. Dadurch wird einem UF-Membran-Scaling entgegengewirkt, welches zu einem schnellen und starken Abfall des Transmembranflusses führen würde. Die Häufigkeit der notwendigen chemischen Reinigungen der UF nahm dadurch deutlich ab.

Optimization of the Stuttgart Process
By integrating an ultrafiltration unit into the original Stuttgart Process at the struvite pilot plant of Abwasserzweckverband Raum Offenburg (project funded by Ministry of the Environment, Climate Protection and the Energy Sector Baden Wuerttemberg) the organic content of the recovered product (struvite) was reduced significantly. Moreover, the product dewatering and drying was enhanced by the ultrafiltration. Also the ultrafiltration process performance itself was improved by adding citric acid as metal complexation agent to the medium to be filtered, and not to the permeate as done before. This prevents membrane scaling which would lead to a quick and strong decline of the membrane flux. Hence, the frequency of chemical cleaning of the UF membranes was reduced drastically.

http://www.deutsche-phosphor-plattform.de/optimierung-des-stuttgarter-verfahrens/

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Phosphorrückgewinnung

Die Schweiz hat als erste Nation weltweit die Phosphorrückgewinnung u.a. aus Klärschlamm verpflichtend gemacht. Es gilt eine Übergangsfrist von zehn Jahren. Dies regelt die revidierte Technische Verordnung über Abfälle, die der Bundesrat ab 1.1.2016 in Kraft gesetzt hat. Dr. Kaarina Schenk, Leiterin der Sektion Bauabfälle und Deponien im Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU), gibt auf der ABWASSER.PRAXIS 2017 einen Einblick in das P-Recycling in der Schweiz.

http://www.abwasserpraxis.de/

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DPP: Neue zukunftssichere Ansätze zum Phosphor-Management in Norddeutschland

Diese Veranstaltung richtet sich an Teilnehmer im norddeutschen Raum, die sich nicht nur über Technologien zur Phosphorrückgewinnung informieren möchten, sondern gleichzeitig anhand von Praxisbeispielen einen Ansatz erhalten wollen, sich mit dem Rohstoff Phosphor nachhaltig auseinanderzusetzen.
Dabei haben wir nicht nur Betreiber von Kläranlagen, Entsorgungsbetrieben, Monoverbrennungsanlagen, Zementwerken und Zweckverbände im Blick, sondern wir wollen auch die Akteure aus dem Bereich der Landwirtschaft ansprechen, die seit Jahren auf der Suche sind, landwirtschaftliche Reststoffe nicht nur als Problem zu betrachten.
Neben Vorträgen aus der Praxis wollen wir den Teilnehmern auch die Möglichkeit geben, ihre Arbeiten anhand von Posterbeiträgen vorzustellen. Des weiteren soll die Veranstaltung genutzt werden, um miteinander ins Gespräch zu kommen und neue Kontakte zu knüpfen.

http://www.deutsche-phosphor-plattform.de/veranstaltung/neue-zukunftssichere-ansaetze-zum-phosphor-management-in-norddeutschland/

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LFU Bericht zu P-Rezyklatdüngern

Das Thema Phosphorrückgewinnung aus Abwässern und Klärschlämmen gewinnt sowohl gesellschaftlich als auch politisch immer stärker an Bedeutung. Der Abschlussbericht eines zweijährigen Forschungsvorhabens gibt eine Übersicht und Bewertung der Stand 2014 in Diskussion befindlichen Phosphat-Rückgewinnungsverfahren aus Klärschlämmen/Klärschlammaschen. Insbesondere werden die Untersuchungsergebnisse zum Nähr- und Schadstoffgehalt (Schwermetalle, organische Schadstoffe) sowie zur Düngewirkung von Klärschlammaschen und Recyclingdüngern zusammengefasst.
Der Bericht ist ebenfalls direkt beim Bayerischen LFU erhältlich: www.bestellen.bayern[…].de

http://www.deutsche-phosphor-plattform.de/lfu-bericht-zu-rezyklatduengern/

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Meldungen zur Schlammbehandlung 2016

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November 2016
Rohstofflager Klärschlamm 
Englische Leitfäden geben Rat beim Klärschlamm-Management 
August 2016
„Thermische Verwertung von Klärschlamm“: Thomas Siekmann referiert im Rahmen einer Sitzung des VKU-Arbeitskreises „Wärme“ 
Synthetische Polymere sind verordnungskonform 
Landkreis Kelheim: Das Klärschlammkonzept – kaum umgesetzt 
Klärschlammentsorgung in der Praxis 
ERWAS AUF DER IWA-KONFERENZ „HOLISTIC SLUDGE MANAGEMENT“ IN SCHWEDEN 
Destatis: 60 Prozent des Klärschlamms in 2014 verbrannt 
Interkommunale Zusammenarbeit ermöglicht wirtschaftliche Klärschlammentwässerung  
Können sie den Klärschlamm reduzieren?  
Klärschlammdüngung: Umweltbundesamt veröffentlicht Risikoanalyse 

Rohstofflager Klärschlamm

Der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Stefan Müller nimmt eine Pilotanlage auf dem Großklärwerk Nürnberg in Betrieb, mit der ein neues Verfahren erprobt wird, um Phosphor aus Klärschlamm zurück zu gewinnen.

Rohstofflager Klärschlamm
Der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Stefan Müller, nimmt eine Pilotanlage auf dem Großklärwerk Nürnberg in Betrieb, mit der ein neues Verfahren erprobt wird, um Phosphor aus Klärschlamm zurück zu gewinnen.

Für Klärschlamm werden derzeit alternative Verwertungsmöglichkeiten gesucht. Grund dafür sind die bevorstehenden Novellierungen der Klärschlamm- bzw. Düngemittelverordnung. Die Bundesregierung beabsichtigt, die Klärschlammausbringung zu Düngezwecken stark einzuschränken, um so Trinkwasser und Meere besser zu schützen. Zugleich soll Phosphor, der für die Landwirtschaft ein unerlässlicher Mineraldünger ist, als Rohstoff aus dem Abwasserstrom zurückgewonnen werden. „Unser Ziel, das Wirtschaftswachstum weitgehend vom Ressourceneinsatz zu entkoppeln, werden wir nur erreichen, wenn wir die Ressourceneffizienz in Produktion und Konsum steigern und eine entsprechende Kreislaufwirtschaft aufbauen“, so Müller heute in Nürnberg. Die Rückgewinnung von Phosphor bei gleichzeitiger Verwertung und energetischer Nutzung des Klärschlamms sei ein gutes Beispiel dafür, wie innovative Forschungsprojekte in die Anwendung kommen können.

Bis etwa zur Hälfte des deutschen Phosphorbedarfs könnte aus dem in Deutschland anfallenden Klärschlamm gedeckt werden und so die Abhängigkeit von ausländischen Phosphorproduzenten reduzieren. Phosphor findet nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in vielen technischen Bereichen Verwendung. Grundlage der halbtechnischen, vom BMBF geförderten Pilotanlage ist das sogenannte Metallurgische Phosphorrecycling-Verfahren. Das Herzstück der Anlage ist ein sogenannter Kupolofen, der üblicherweise zur Herstellung von Gusseisen aus Schrott und Roheisen verwendet wird: In ihm wird der Klärschlamm bei Temperaturen von bis zu 2.000°C eingeschmolzen. Die Technologie wird erstmalig in dieser Größenordnung und für die Verwertung von Klärschlamm erprobt. In dem vom BMBF mit 4,2 Mio. € geförderten Vorhaben arbeiten unter der Leitung der Klärschlammverwertung Nürnberg GmbH zwei Wirtschaftspartner sowie vier Forschungseinrichtungen zusammen. Die Pilotanlage ist Teil der BMBF-Fördermaßnahme „Zukunftsfähige Technologien und Konzepte für eine Energieeffiziente und Ressourcenschonende Wasserwirtschaft“ in dem BMBF-Rahmenprogramm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA)“.

Weitere Informationen:
https://www.fona.de/de/9847
https://bmbf.nawam-erwas.de
https://www.nuernberg.de/internet/krn_mephrec/
http://www.forumz.de/Default.asp?Menue=18&Bereich=5&SubBereich=0&KW=0&NewsPPV=16960

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Englische Leitfäden geben Rat beim Klärschlamm-Management

Ländern, bei denen eine Modernisierung von Anlagen zur Abwasserbehandlung und Klärschlammverwertung ansteht – zum Beispiel, um sie an EU-Vorgaben anzupassen – stehen ab sofort zwei englischsprachige Leitfäden zur Verfügung.
Sie bieten einen Überblick über den Stand der Technik und unterstützen Betreiber solcher Anlagen sowohl bei der Entscheidungsfindung für Investitionen als auch bei der Organisation. Die Leitfäden wurden im Nachgang eines Beratungshilfeprojekts des UBA erarbeitet und haben zum Ziel, dass Klärschlämme in möglichst vielen Ländern umweltfreundlich und ressourcenschonend behandelt und verwertet werden.

Publikationen
• Guidance for decision – making on sewage sludge management
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/guidance-for-decision-making-on-sewage-sludge
Quelle:http://www.umweltbundesamt.de/themen/englische-leitfaeden-geben-rat-beim-klaerschlamm

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„Thermische Verwertung von Klärschlamm“: Thomas Siekmann referiert im Rahmen einer Sitzung des VKU-Arbeitskreises „Wärme“

Im Rahmen einer Sitzung der VKU-Landesgruppe Rheinland-Pfalz am 18.April 2016
referierte Herr Siekmann zur Thematik „Thermische Verwertung von Klärschlamm“.
Hierbei hob er hervor, dass bedingt durch rechtliche Entwicklungen, die Einbindung des Klärschlamms in ein ganzheitliches Wärmekonzept auf Kläranlagen an Bedeutung gewinne.
• Vortrag „Thermische Verwertung von Klärschlamm“ anlässlich der Sitzung des VKU-Arbeitskreises

http://www.siekmann-ingenieure.de/files/16-04-18_praesentation_thermische_kl__rschlammverwertung_1.pdf

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Synthetische Polymere sind verordnungskonform

Das Fraunhofer Institut hat nun die Untersuchungen im Rahmen des Forschungsprojektes über die biologische Abbaubarkeit von synthetischen Polymeren abgeschlossen. Das Institut wurde in Absprache mit dem Beirat für Düngungsfragen vom Verband der Polymerhersteller beauftragt herauszufinden, ob synthetische Polymere, die in der Abwasserreinigung und bei der Düngemittelherstellung eingesetzt werden, im Boden zu 20 % in zwei Jahren biologisch abgebaut werden. Mit dem Ergebnis der dreijährigen Untersuchungen wurde dieser Nachweis nun erbracht.

Das Fraunhofer Institut hat nun die Untersuchungen im Rahmen des Forschungsprojektes über die biologische Abbaubarkeit von synthetischen Polymeren abgeschlossen. Das Institut wurde in Absprache mit dem Beirat für Düngungsfragen vom Verband der Polymerhersteller beauftragt herauszufinden, ob synthetische Polymere, die in der Abwasserreinigung und bei der Düngemittelherstellung eingesetzt werden, im Boden zu 20 % in zwei Jahren biologisch abgebaut werden. Mit dem Ergebnis der dreijährigen Untersuchungen wurde dieser Nachweis nun erbracht.

Damit dürfen Düngemittel, die mit solchen Polymeren umhüllt werden, sowie organische Düngemittel, die bei der Abwasserreinigung unter Verwendung von Polymeren entstehen, auch nach dem 1.1.2017 in der Landwirtschaft verwendet werden. Nach geltender Düngemittelverordnung ist ihre Verwendung nämlich nur dann noch zulässig, „soweit sämtliche Bestandteile und das Endprodukt sich um mindestens 20 % in zwei Jahren abbauen“. Laut Mitteilung des Verbandes der Polymerhersteller werden die gesetzlichen Anforderungen der Düngemittelverordnung bei einer Verwendung von synthetischen Polymeren in vollem Umfang erfüllt.

http://www.qdr-ev.de/aktuelles_detail.html?&tx_ttnews%5btt_news%5d=35&cHash=c2b6c215530c8c057163c37e185e3637

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Landkreis Kelheim: Das Klärschlammkonzept – kaum umgesetzt

Der Umgang mit Klärschlamm ist im Landkreis Kelheim eigentlich per Konzept geregelt – wird aber kaum umgesetzt
Zwischen Oktober 2009 und Mai 2010 erstellte die U.T.E. Ingenieur GmbH ein Klärschlamm-Konzept für den Landkreis Kelheim. Es regelt den Umgang mit Klärschlamm – oder sollte es zumindest. Mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/kelheim/gemeinden/kelheim/das-klaerschlammkonzept-kaum-umgesetzt-22796-art1360630.html

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Klärschlammentsorgung in der Praxis

Wie trennt man – energieeffizient – das Gute vom Schlechten? Mit dieser Frage bschäftigten sich fünf Experten in Schwandorf.

SCHWANDORF. Das Ressourcenpotential von Klärschlamm ist enorm. In ihm schlummern wichtige Nährstoffe wie Phosphat, die in der Landwirtschaft benötigt werden: andererseits enthält er auch Schadstoffe, die Gesundheit und Umwelt gefährden. Die entscheidende Frage ist: Wie trennt man das Gute vom Schlechten – und das möglichst energieeffizient? Oder wissenschaftlich ausgedrückt: Wie geht energetisch und stofflich optimierte…mehr:

http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/gemeinden/schwandorf/klaerschlammentsorgung-in-der-praxis-22800-art1348148.html

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ERWAS AUF DER IWA-KONFERENZ „HOLISTIC SLUDGE MANAGEMENT“ IN SCHWEDEN

Im Rahmen der 2nd IWA Conference on Holistic Sludge Management (06.-09.06.2016 in Malmö, Schweden) konnten diverse Projektergebnisse aus verschiedenen ERWAS-Verbundprojekten der internationalen Fachwelt präsentiert werden. Gerade im Bereich einer ressourcenorientierten Klärschlammbehandlung nimmt Deutschland durch die durchgeführten Forschungstätigkeiten eine besondere Position ein.
Während der Konferenz waren dabei verschiedene ERWAS-Verbundpartner aktiv eingebunden:
Unter der Leitung von Christian Schaum konnten im Rahmen der Session „Sludge management in a German perspective – The ERWAS project“ verschiedene Projekte präsentiert werden:
• The COD Balance of a WWTP: Possibilities and Limitations for Improving the Energy Efficiency; präsentiert durch Martin Kaleß von der RWTH Aachen (E-Klär).
• From Sewage Sludge Treatment to Demand-driven energy supply using an anaerobic membrane digester; präsentiert durch Robert Lutze von der TU Darmstadt (ESiTI)
• The Mephrec Process: Simultaneous Recovery of Energy and Phosphorus from Sewage Sludge; präsentiert durch Otto Schwarzmann von der Klärschlammverwertung Region Nürnberg (KRN Mephrec)
In einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Decision making for final sludge dispositions“ diskutierten Vertreter aus Schweden, USA, Japan und Deutschland die Motivationen und Hemmnisse einer Klärschlammverwertung. Deutschland wurde dabei durch Christian Schaum (TU Darmstadt) vertreten.
Die Session „Holistic Sludge Management – System Approaches“ wurde von Martin Kaleß (RWTH Aachen) als Co-Chair mit begleitet; Robert Lutze (TU Darmstadt) hat zusammen mit drei weiteren Young Professionals im Rahmen der Abschluss-Session die Konferenz in der Zusammenfassung präsentiert.
Ergänzt wurden die Beiträge aus Deutschland von Johannes Rühl (TU Darmstadt) zum Thema „Sewage Sludge Dewatering – A Key Element of a Resource-oriented Sewage Sludge Management“, Werner Sternad (Fraunhofer IGB) „High Load Anaerobic Digestion for WWTPs with Seasonal Variation: First Operational Results“ und Karl-Georg Schmelz (Emschergenossenschaft/Lippeverband) zum Thema „Sludge Management in Germany with focus on the legal Framework“.
Mit der Besichtigung der Power-to-Gas Anlage sowie der Monoklärschlammverbrennung auf der Kläranlage Kopenhagen-Avedøre wurde die Konferenz in Malmö abgeschlossen.

Die IWA Conference on Holistic Sludge Management wird 2019/2020 in Kanada eine Fortsetzung erfahren
Quelle: http://www.esiti.de/index.php/de/

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Destatis: 60 Prozent des Klärschlamms in 2014 verbrannt

Im Jahr 2014 wurden in Deutschland mehr als 1,8 Mio. t Klärschlamm (Trockenmasse) von öffentlichen Abwasserbehandlungsanlagen entsorgt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, ist die Menge des entsorgten Klärschlamms im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 % gestiegen. Mit rund 1,1 Mio. t (60 %) wurde der überwiegende Teil des Klärschlamms verbrannt. Dies entspricht einer Steigerung von 4,8 % gegenüber 2013. Parallel zum Anstieg der Klärschlammverbrennung ging die stoffliche Verwertung zurück. Noch 26 % des Klärschlamms wurden in der Landwirtschaft und rund 12 % …mehr:

http://www.ingenieur.de/UmweltMagazin/Branchen-News/Destatis-60-Prozent-des-Klaerschlamms-in-2014-verbrannt

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Interkommunale Zusammenarbeit ermöglicht wirtschaftliche Klärschlammentwässerung

Im Nordwesten Niederösterreichs, im Oberen Waldviertel, liegt das Tal der Lainsitz. Hier befinden sich die Stadt Weitra, die Marktgemeinden St. Martin, Bad Großpertholz, Großschönau sowie die Gemeinden Unserfrau-Altweitra und Moorbad Harbach. Diese sechs Kommunen sind durch die Kleinregion Lainsitztal verbunden. Mit der Gründung des Abwasserverbandes Lainsitz- Mitte (AVLM) im Bereich der Stadt Weitra und der Gemeinde Unserfrau-Altweitra wurde 1999 eine kommunale Zusammenarbeit mit den Aufgaben der Abwasserentsorgung begonnen. In der Folge wurde eine Kläranlage mit einer Ausbaugröße von 5800 EW errichtet. St. Martin und Bad Großpertholz arbeiten..

Den ganzen Artikel lesen Sie in: Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 4-2015 unter https://klaerwerk.info/DWA-Informationen

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Können sie den Klärschlamm reduzieren?

Effektive Mikroorganismen
Die Klärschlammentsorgung kostet Geld. Je weniger Schlamm anfällt, desto besser. Daher wäre es für Kommunen sehr interessant, wenn durch den Einsatz von Zusatzmitteln die Klärschlammmenge reduziert werden könnte. Meldungen über eine schlammreduzierende Wirkung von sogenannten „Effektiven Mikroorganismen“ haben das Bayerische Landesamt für Umwelt veranlasst, eigene Untersuchungen zu diesem Thema durchzuführen. Deshalb wurden auf den Kläranlagen Petershausen und Altomünster vom August 2011 bis Oktober 2012 Untersuchungen vorgenommen, um der Frage nachzugehen, inwieweit durch den Einsatz Effektiver Mikroorganismen der Klärschlamm reduziert werden kann. Es wurden Effektive Mikroorganismen (EM-B Aktiv), vulkanisches Urgesteinsmehl und kinetische Abwasserstäbe eingesetzt. Das Produkt EM-B Aktiv besteht laut Herstellerangaben aus Wasser, EM-B-Urlösung (Milchsäurebakterien, Photosynthesebakterien, Hefen), Zuckerrohrmelasse, Greengold und Kin-Material. Greengold ist ein nicht näher definiertes Bodenhilfs- und Pflanzenstärkungsmittel. Um was es sich bei Kin-Material handelt, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Das Urgesteinsmehl soll die Mikroorganismen mit Mineralien und Spurenelementen versorgen sowie wegen seiner großen Oberfläche als Aufwuchskörper dienen. Die kinetischen Abwasserstäbe bestehen aus Keramik und sollen laut Hersteller die Wirkung der Effektiven Mikroorganismen unterstützen. Die Zugabemengen betrugen 1 l EM-B/m3 Schlamm und 25 g Gesteinsmehl/m3 Schlamm laut Herstellerempfehlung…

Den ganzen Artikel lesen Sie in: Betriebsinfo Informationen für das Betriebspersonal von Abwasseranlagen Heft 4-2015 unter https://klaerwerk.info/DWA-Informationen

Autorin
Dipl.-Ing. (FH) Karla Mix-Spagl
Bayerisches Landesamt für Umwelt
Referat 67 „Kommunale und häusliche Abwasserbehandlung“
Bürgermeister-Ulrich-Straße 160, 86179 Augsburg, Deutschland
E-Mail: karla.mix-spagl@lfu.bayern.de

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Klärschlammdüngung: Umweltbundesamt veröffentlicht Risikoanalyse

Das Umweltbundesamt (UBA) hat im November die Studie „Risikoanalyse der bodenbezogenen Verwertung kommunaler Klärschlämme unter Hygieneaspekten“ veröffentlicht. Ziel des Forschungsvorhabens sei gewesen, verschiedene Risikominderungsmaßnahmen im Hinblick auf ihre Eignung zur Verbesserung der Klärschlammhygiene zu prüfen und daraus Empfehlungen für die Ausgestaltung der Klärschlammverordnung abzuleiten. Besonders persistente Schadorganismen und Krankheitserreger sind demnach in gezielten Untersuchungen auf ihre Überlebensfähigkeit während einer thermischen Behandlung bzw. einer Langzeitlagerung von Klärschlamm und/oder in anderen Wirtschaftsdüngern untersucht worden. Auch auf die geplante Novelle der Klärschlammverordnung wird in der Meldung des UBA eingegangen. Das UBA kommt nach einer Literaturrecherche zu dem Ergebnis, dass der überwiegende Teil der vorrangig in Klärschlamm vorkommenden Schadorganismen der Seuchen- und Phytohygiene durch die in den Entwürfen zur Novellierung der Klärschlammverordnung im Anhang 2 aufgeführten Behandlungsverfahren inaktiviert werden können.

Quelle und weitere Informationen:
UBA, Risikoanalyse der bodenbezogenen Verwertung kommunaler Klärschlämme unter Hygieneaspekten, Texte 96/2015,
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/risikoanalyse-der-bodenbezogenen-verwertung
AöW-Stellungnahme, Verordnung zur Neuordnung der Klärschlammverwertung Referentenentwurf, 05.10.2015, [PDF]
http://www.aoew.de/media/Publikationen/Stellungnahmen/2015/AoeW_Stellungnahme_Klaerschlammverordnung_2015-10-05_Final

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Nachrichten von Verbänden 2016

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Oktober 2016
BDEW Entwurf des Energie- und Stromsteuergesetzes gefährdet Blockheizkraftwerke der Abwasserentsorger 
AGW WRRL – „Gewässer im Fokus“ 
August 2016
BDEW BDEW zur aktuellen Situation der Klärschlamm-Entsorgung 
BDEW Entwurf des Energie- und Stromsteuergesetzes 
VKU VKU-Innovationspreis 2017 
BDE Berichterstatterin des Europaparlaments schlägt deutliche Verschärfungen der Kommissionsvorschläge zur Kreislaufwirtschaft vor 
BDE BDE-Experten diskutierten auf der IFAT die aktuellen Herausforderungen der Wasserwirtschaft 
GDCh Grundwasser, Trinkwasser, Abwasser und mehr – Wasserchemiker tagen an der Regnitz in Bamberg 
AGW Entwurf einer Verordnung zum Schutz von Oberflächengewässern beschlossen 

Entwurf des Energie- und Stromsteuergesetzes gefährdet Blockheizkraftwerke der Abwasserentsorger

BDEW: Benchmarking-Projekte weiter ausbauen
Die vorgesehenen gravierenden Einschränkungen bei der Stromsteuerfreiheit von Blockheizkraftwerken würden hocheffiziente Blockheizkraftwerke der Abwasserentsorger in Deutschland teilweise unrentabel machen und zusätzliche CO2-Einsparungen gefährden. Darauf hat heute BDEW-Vizepräsident Jörg Simon hingewiesen: „Seit Jahrzehnten setzen die Abwasserentsorger das bei der Klärschlammaufbereitung anfallende Klärgas umweltschonend und energieeffizient in Blockheizkraftwerken ein und nutzen es zur Eigenstromversorgung. Die jetzt vorgesehenen Regelungen, die diese Woche zwischen den Bundesministerien beraten werden, würden die Wirtschaftlichkeit von Anlagen in nahezu allen großen Städten Deutschlands gefährden“, sagte Simon heute zum Auftakt der Wasserwirtschaftlichen Jahrestagung des BDEW. „Seit Jahrzehnten gibt es in Deutschland die Nutzung des Kuppelproduktes Klärgas in KWK-Anlagen. Es ist unbestritten, dass dies sowohl ökologisch als auch ökonomisch die beste Alternative darstellt. Es sei denn, das Abfackeln von Klärgas und damit Stichflammen in den Städten und Gemeinden sollen wieder die Skyline illustrieren.“

Simon betonte zudem die Bedeutung der freiwilligen Leistungsvergleiche zwischen den Unternehmen der Wasserwirtschaft. „Die in den Bundesländern laufenden freiwilligen Leistungsvergleiche in Form von Benchmarking-Projekten haben sich erfolgreich entwickelt. Die Branche ist gefordert, durch eine rege Teilnahme an den freiwilligen Benchmarking-Projekten Politik und Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass der Weg der Modernisierung und Effizienzsteigerung konsequent weitergegangen wird“, sagte Jörg Simon, BDEW-Vizepräsident Wasser/Abwasser, heute zum Auftakt der 12. Wasserwirtschaftlichen Jahrestagung des BDEW in Berlin. Benchmarking sei das Instrument der Wahl, das Transparenz und Effizienz in der Wasserwirtschaft auf einen Nenner bringt. Das Bundeskartellamt habe in seinem neuen Bericht zur Wasserwirtschaft auch klargestellt, dass die kartellrechtliche Missbrauchsaufsicht die überlegenere Aufsichtssystematik gegenüber der Regulierung darstelle.

Ein zentrales Thema, das auch die Wasserwirtschaft in verstärktem Maße beschäftige, sei die Frage, ob zukünftig genügend Fachkräfte für die Unternehmen der Wasserwirtschaft zur Verfügung stehen. Dies gilt nicht nur isoliert für die Wasserwirtschaft, sondern auch im Wettbewerb mit anderen Unternehmen in Deutschland. „Wir tun deshalb gut daran, uns intensiv mit der Personalfrage zu beschäftigen und konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Die Wasserwirtschaft im BDEW fördert deshalb gemeinsam mit dem DVGW das Internetportal „Berufswelten Energie und Wasser“, das das Interesse für Berufs- und Studienanfänger für die Branche wecken und Angebote für die berufliche Zukunft aufzeigen soll.“ Auch die Wasserwirtschaftliche Jahrestagung 2016 wird sich intensiv mit diesem Thema befassen.

https://www.bdew.de/internet.nsf/id/20160913-pi-simon-entwurf-des-energie-und-stromsteuergesetzes-gefaehrdet-blockheizkraftwerke-der-a

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AGW: WRRL – „Gewässer im Fokus“

Die neue „agw im Fokus“ beschäftigt sich in dieser Ausgabe mit der Umsetzung der WRRL und hat die „Gewässer im Fokus“. Für die Zusendung einer Printversion kontaktieren Sie bitte die agw Geschäftsstelle unter info@agw-nw.de .

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BDEW: zur aktuellen Situation der Klärschlamm-Entsorgung:

In Deutschland droht Entsorgungsnotstand bei Klärschlamm
Geplantes Verbot synthetischer Polymere würde für viele Abwasserentsorger massive Kostensteigerungen bedeuten
Ohne eine Änderung bestehender Regelungen im Düngemittelrecht droht in Deutschland ab Januar 2017 ein Notstand bei der Entsorgung von Klärschlamm, so der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Hintergrund ist ein Passus in der Düngemittelverordnung, der den Einsatz so genannter synthetischer Polymere nur noch bis zum 31. Dezember 2016 erlaubt. Klärschlamm, der bei der Abwasserentsorgung anfällt, kann, sofern er bestimmte Qualitätskriterien erfüllt, unter anderem als Dünger in der Landwirtschaft verwendet werden. Zur Eindickung von Klärschlamm werden so genannte synthetische Polymere benötigt. Hierfür gibt es zurzeit keine adäquaten Ersatzstoffe.

„Bleiben die geplanten gesetzlichen Vorgaben zum Verbot synthetischer Polymere bestehen, würde die landwirtschaftliche Klärschlammverwertung bereits ab 2017 vor dem Aus stehen – damit müssten kurzfristig 687.000 Tonnen Trockenmasse pro Jahr verbrannt werden“, sagte Jörg Simon, BDEW-Vizepräsident Wasser/Abwasser heute in Berlin. Es sei auch aufgrund fehlender geeigneter Verbrennungskapazitäten jedoch völlig unklar, was mit diesen zusätzlichen Mengen geschehen solle. „Die Entsorger wären de facto in vielen Fällen von einem Entsorgungsnotstand betroffen“, kritisierte Simon.

Das Verbot bedeute zudem immense Kostensteigerungen: „Kurz- und mittelfristig ist der Zubau zusätzlicher Verbrennungskapazitäten nicht möglich. Wird die geltende Rechtslage nicht entschärft, müssen in Zukunft zusätzliche Kapazitäten zu Verbrennung errichtet werden. Dies würde die Klärschlammentsorgungskosten bei denjenigen Abwasserentsorgern, deren Klärschlamm zum Teil landwirtschaftlich verwertet wird, um etwa 180 Prozent verteuern. Diese Kosten müssten dann zum Teil auf die von den Verbrauchern zu zahlenden Abwassergebühren umgelegt werden.“

Es sei deshalb notwendig, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium schnell eine Novellierung der Düngemittelverordnung vorlege, um eine geordnete Diskussion zur zukünftigen Verwertung von Klärschlamm in Deutschland führen zu können. „Der BDEW fordert, die Düngemittelverordnung hinsichtlich der Verwendung synthetischer Polymere anzupassen und eine Verwendung bis 2030 zuzulassen“, sagte der BDEW-Vizepräsident Wasser/Abwasser abschließend.

https://www.bdew.de/internet.nsf/id/20160719-pi-in-deutschland-droht-entsorgungsnotstand-bei-klaerschlamm-de

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BDEW: Entwurf des Energie- und Stromsteuergesetzes:

Geplante Steuerbelastung für Klärgas gefährdet effiziente Blockheizkraftwerke der Abwasserentsorger
Simon: Zwei-Megawatt-Grenze für Steuerfreiheit von Blockheizkraftwerken beibehalten / Pläne kontraproduktiv für Klimaschutzpolitik

Der BDEW kritisiert die im Entwurf für ein novelliertes Energie- und Stromsteuergesetz geplanten gravierenden Einschränkungen bei der Stromsteuerfreiheit von Blockheizkraftwerken. „Damit würden hocheffiziente Blockheizkraftwerke der Abwasserunternehmen in Deutschland teilweise unrentabel, zusätzliche CO2-Einsparungen würden aufs Spiel gesetzt. Seit Jahrzehnten setzen die Abwasserentsorger das bei der Klärschlammaufbereitung anfallende Klärgas umweltschonend und energieeffizient in Blockheizkraftwerken ein und nutzen es zur Eigenstromversorgung. Die jetzt vorgesehenen Regelungen, die diese Woche zwischen den Bundesministerien beraten werden, würden die Wirtschaftlichkeit von Anlagen in nahezu allen großen Städten Deutschlands gefährden“, sagte Jörg Simon, BDEW-Vizepräsident Wasser/Abwasser heute in Berlin. Klärgas fällt im Gesamtprozess der Abwasserbehandlung an und wurde früher abgefackelt. Heute wird es effizient und umweltfreundlich in Blockheizkraftwerken genutzt, die Strom und Wärme erzeugen.
Strom aus Klärgas ist bislang von der Stromsteuer befreit, sofern es für den Eigenverbrauch genutzt wird. Das Bundesfinanzministerium will Steuererleichterungen für Blockheizkraftwerke zukünftig nur noch für Anlagen bis zu einer Leistungsgrenze von einem Megawatt gewähren und dies über eine Mengenbegrenzung auch noch stark einschränken. Der Weg zu einer energieautarken Kläranlage, der im Rahmen der Energiewende und aus Effizienzgründen richtig sei, werde mit den Plänen verbaut, kritisierte Simon. Notwendig sei deshalb, die Grenze, ab der Blockheizkraftwerke Steuererleichterungen erhalten, wieder auf zwei Megawatt anzuheben und auch von der vorgesehenen Mengenbegrenzung abzusehen.

„Die Pläne der Politik würden auch der Klimaschutzpolitik der Bundesregierung zuwider laufen: Die jetzigen Vorstellungen des Bundesfinanzministeriums bieten alle Anreize dafür, dass in deutschen Städten wieder Flammen in den Himmel lodern, um das Klärgas zu verbrennen, anstatt es sinnvoll in Blockheizkraftwerken zu nutzen. Wir fordern das Bundesfinanzministerium deshalb auf, sich den Argumenten von Bundesumwelt- und Bundeswirtschaftsministerium anzuschließen und die jetzigen Vorschläge anzupassen“, so der BDEW-Vizepräsident abschließend.

https://www.bdew.de/internet.nsf/id/20160707-pi-geplante-steuerbelastung-fuer-klaergas-gefaehrdet-effiziente-blockheizkraftwerke-der-abw

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VKU-Innovationspreis 2017

Der VKU-Innovationspreis zeichnet die Innovationsfähigkeit in kommunalen Unternehmen in den Kategorien „Kommunale Energiewirtschaft“, „Kommunale Wasser-/Abwasserwirtschaft“, „Breitband/Telekommunikation“ sowie „Kommunale Abfallwirtschaft und Stadtreinigung“ aus. Bewerben können sich Mitglieder des VKU bis zum 30. Juni 2016.

Der Aufruf des VKU zum Innovationspreis wird im Folgenden wiedergegeben:

„Sie haben eine innovative und zukunftsweisende Idee erfolgreich umgesetzt und setzen damit neue Maßstäbe in Ihrer Region? Sie finden, Ihr Projekt sollte Nachahmer finden und einem breiten Fachpublikum vorgestellt werden? Dann laden wir Sie recht herzlich ein, sich für den VKU-Innovationspreis 2017 bis zum 30. Juni 2016 zu bewerben.

Eine hochkarätig besetzte Jury aus Politik und Wissenschaft sowie dem VKU-Präsidenten, den Vizepräsidenten der Sparten und der VKU-Hauptgeschäftsführerin nominiert die innovativen Projekte. Das sind die externen Juryteilnehmer: Uwe Beckmeyer, Parlamentarischer Staatssekretär Bundeswirtschaftsministerium, Karl Falkenberg, Sonderberater für nachhaltige Entwicklung, Europäisches Zentrum für politische Strategie (EPSC) der EU-Kommission, Jochen Flasbarth, Staatssekretär Bundesumweltministerium, Regine Günther, Generaldirektorin Politik und Klimaschutz WWF Deutschland, Thomas Jarzombek, Mitglied des Deutschen Bundestages, Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Digitale Agenda.

Die Preisverleihung findet im festlichen Rahmen anlässlich der Abendveranstaltung der VKU-Verbandstagung am 14. März 2017 in Berlin statt. Wir erwarten erneut rund 1.000 Führungskräfte und Entscheidungsträger von kommunalen Versorgungs- und Entsorgungsunternehmen sowie nationale und internationale Gäste aus Politik und Wirtschaft.

Alle Informationen rund um die Teilnahme finden Sie auch unter www.vku.de/veranstaltungen/vku-innovationspreis.“

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Berichterstatterin des Europaparlaments schlägt deutliche Verschärfungen der Kommissionsvorschläge zur Kreislaufwirtschaft vor

BDE unterstützt Deponiezwischenziel bis 2025 und Stärkung der Getrenntsammlung und Verwertung biologischer Siedlungsabfälle
Anfang Juni hat die Berichterstatterin des Umweltausschusses des Europaparlaments, Simona Bonafè, ihre Berichtsentwürfe zu den Kommissionsvorschlägen der Änderung der Abfallrahmenrichtlinie, der Deponierichtlinie und der Verpackungsrichtlinie veröffentlicht.

Peter Kurth, Präsident des BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V., sagte: „Frau Bonafè hat umfangreiche Änderungsvorschläge erarbeitet. Sie greift eine Reihe von Forderungen des Pietikäinen-Berichts über die Kreislaufwirtschaft vom letzten Sommer auf und verlangt deutliche Verschärfungen der Kommissionsvorschläge, insbesondere in den Bereichen Abfallvermeidung, Getrenntsammlung, Verbrennung. Wir begrüßen, dass Frau Bonafè BDE-Forderungen aufgreift, wie zum Beispiel die einer stufenweisen Deponiereduktion und bis 2030 nur noch die Deponierung von Restabfällen aus der Siedlungsabfallverwertung zuzulassen. Aber auch einige neue Ideen der Berichterstatterin bewerten wir positiv.“

So schlage Frau Bonafè vor, so Kurth weiter, dass bis 2030 65 Prozent der biologischen Siedlungsabfälle organisch recycelt, also kompostiert beziehungsweise vergärt, werden sollen. Ihren Fokus auf biologische Abfallfraktionen zu legen, sei nicht verwunderlich, schließlich stehe die Region der Berichterstatterin, Norditalien, europaweit in diesem Bereich an der Spitze.

Kurth sagte: „Andere Regionen Europas, auch Deutschland, sollten sich bei der Verwertung von Küchenabfällen stärker anstrengen. Vorreiter wie die Stadt Mailand zeigen, dass mit einfachen Mitteln noch viel erreicht werden kann.“
Kritisch bewerte der BDE, dass Bonafè sich gegen die statistische Erfassung der Recyclingmengen nach der Sortierung ausspreche. Dies mache die vollständige Erfassung unmöglich.

Kurth erklärte: „Große Mengen europäischen Altpapiers und Kunststoffabfälle decken die Rohstoffnachfrage der industriellen Zentren Asiens. In Europa kann die Recyclingmenge nur vollständig erfasst werden, wenn berücksichtigt wird, wie viel aufbereitetes und sortiertes Material die EU verlässt. Es ist nicht nachzuvollziehen, warum diese Möglichkeit nicht bestehen soll. Denn ob der Ballen Altpapier beim Verlassen der Sortieranlage oder bei Ankunft an der Papierfabrik erfasst wird, ändert an der Statistik nichts.“

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Alexander-Georg Rackow

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BDE-Experten diskutierten auf der IFAT die aktuellen Herausforderungen der Wasserwirtschaft

Im Rahmen der IFAT, der weltweit größten Leitmesse für Umwelttechnik, hat der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. gestern in München die Chancen und Herausforderungen der deutschen Wasserwirtschaft diskutiert. Die Experten fordern dabei eine Öffnung der Branche zum Wettbewerb. Über eine stärkere Nutzung des Know-hows der privaten Dienstleister könne die Wasserwirtschaft Effizienzsteigerungen und technische Weiterentwicklungen erreichen.

Skeptisch sehen die Experten die Bestrebungen einiger kommunaler Betreiber zur Verstaatlichung der Wasserwirtschaft, die dem Trend in anderen Ländern entgegenläuft. Die wettbewerblichen Strukturen werden in Deutschland aktuell zurückgedrängt, obwohl die Erfahrungen aus vielen Kooperationsprojekten auch auf kommunaler Seite sehr positiv sind. Der Vorsitzende des BDE-Fachbereichs, Marten Eger, sagte dazu: „Das enorme Interesse für die auf der IFAT gezeigten Technologien und Innovationen verdeutlicht die Bedeutung der Branche. Der Rückgriff auf das Know-how ermöglicht es Kommunen und Industrie, die an sie gestellten Aufgaben vor Ort effektiv und wirtschaftlich zu erfüllen. Die Öffnung der kommunalen Betreiberstrukturen für den Wettbewerb würde Effizienzgewinne bringen und die Entwicklung technischer Lösungen beschleunigen.“

Neben den wettbewerblichen Fragestellungen diskutierten die Experten vor allem die Reform der Klärschlammverwertung und die Weiterentwicklung der Phosphorrückgewinnung. Außerdem diskutierten die Experten über die Belastungen von Böden und Gewässern durch Stickstoffeinträge sowie durch Mikroplastik und Nanopartikel.

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Alexander-Georg Rackow

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Grundwasser, Trinkwasser, Abwasser und mehr – Wasserchemiker tagen an der Regnitz in Bamberg

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Im 90. Jahr ihres Bestehens lädt die Wasserchemische Gesellschaft, eine Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), zu ihrer Jahrestagung nach Bamberg ein. Zur „Wasser 2016″, die vom 2. bis 4. Mai stattfindet, werden rund 250 Teilnehmer erwartet – natürlich Wasserchemiker, aber auch viele andere im Wasserfach tätige Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Neben den für die Jahrestagung charakteristischen Themenblöcken, zu denen beispielsweise Spurenstoffe und Abwasser, Gewässer und Grundwasser oder Trinkwasser und Hygiene gehören, beschäftigt sich das diesjährige Spezialthema mit dem regionalen Aspekt der Nutzung von Wasserressourcen in Süddeutschland.

Im 90. Jahr ihres Bestehens lädt die Wasserchemische Gesellschaft, eine Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), zum zweiten Mal nach 1966 zu ihrer Jahrestagung nach Bamberg ein. Zur „Wasser 2016″, die vom 2. bis 4. Mai stattfindet, werden rund 250 Teilnehmer erwartet – natürlich Wasserchemiker, aber auch viele andere im Wasserfach tätige Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Neben den für die Jahrestagung charakteristischen Themenblöcken, zu denen beispielsweise Spurenstoffe und Abwasser, Gewässer und Grundwasser oder Trinkwasser und Hygiene gehören, beschäftigt sich das diesjährige Spezialthema mit dem regionalen Aspekt der Nutzung von Wasserressourcen in Süddeutschland.

In Bamberg, auch Hauptstadt des Bieres genannt, erwartet die Tagungsteilnehmer unter anderem der Vortrag „Mythos Brauwasser“. Dr.-Ing. Karl Glas, Leiter der Abteilung Wassertechnologie der Technischen Universität München in Weihenstephan, wird die besonderen Anforderungen an das Wasser für den Bierbrauprozess darlegen. Über Trockenheit, Niedrigwasser und die Auswirkungen auf die bayerischen Gewässer berichtet Dr. Michael Altmayer vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz in seinem Vortrag „Trockenheit 2015 – das kommt jetzt öfter, was können wir tun?“ Und Thomas Keller, Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamtes Ansbach, wird in seinem Vortrag „Wasser für Franken – die Überleitung Donau-Main“ verdeutlichen, warum der wasserwirtschaftliche Ausgleich zwischen Donau- und Maingebiet erforderlich ist, um wasserbedingte Hemmnisse in Franken abzubauen.

Ein weiterer bayernbezogener Vortrag findet sich im Themenblock „Gewässer und Grundwasser“: „Wasserwirtschaftliche Auswirkungen des zunehmenden Maisanbaus in Bayern“. Hier geht es um erhöhte Konzentrationen an Pflanzenschutzmitteln und Nitrat vor allem in kleinen Fließgewässern und im Grundwasser in Gebieten mit intensivem Maisanbau. Am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig befasst man sich mit einer ähnlichen Thematik und stellt in Bamberg den „Einfluss von Hydrologie und Landnutzung auf die molekulare Zusammensetzung von gelöstem organischen Kohlenstoff“ vor, der in der Wasseraufbereitung durch Flockung entfernt werden muss.

Weitere aktuelle Themen sind, um einige Beispiele herauszugreifen, die Transformationswege von Diclofenac in der biologischen Abwasserbehandlung, die Untersuchung von Krankenhausabwasser auf östrogene und androgene Effekte und deren Elimination mittels Ozon sowie die Charakterisierung von Mikroplastik-Partikeln aus Umweltproben. Ferner tragen der diesjährige Willy-Hager-Preisträger, Dr.-Ing. Timo Pittmann, Stuttgart, und der Empfänger des diesjährigen Promotionspreises, Dr. Thorsten Hüffer, Wien, über ihre Arbeiten vor: „Herstellung von Biokunststoffen aus Stoffströmen einer kommunalen Kläranlage“ bzw. „Sorption organischer Verbindungen an kohlenstoff-basierten Nanomaterialien – Systematische Charakterisierung, Modelliierung und Anwendung“. Die Ehrennadel der Fachgruppe wird in diesem Jahr an Professor Dr. Heinz-Jürgen Brauch für sein langjähriges Engagement in der Wasserchemischen Gesellschaft vergeben. Brauch ist seit 1984 Mitglied der Fachgruppe und hat als Beisitzer des Vorstands, als Mitglied des Programmausschusses und als Beirat im Normenausschuss Wasserwesen (NAW) über viele Jahre die Arbeit der Wasserchemischen Gesellschaft sehr maßgeblich unterstützt.

Als öffentlichen Abendvortrag bietet die Wasserchemische Gesellschaft in Kooperation mit dem Verlag Wiley-VCH im Rahmen der ChiuZ-Roadshow am 2. Mai um 19 Uhr das Thema „H2O – abgezapft und original verkorkst“ an. Der für seine kurzweiligen Vorträge bekannte Berliner Chemieprofessor Klaus Roth wird die bunte und manchmal auch schrille Welt des Wassers diesseits und jenseits der Grenze exakter Naturwissenschaften mit Wohlwollen, kritischer Distanz und einer großen Portion Galgenhumor beleuchten. Im Anschluss an den Abendvortrag im Welcome Kongresshotel Bamberg lädt Wiley-VCH zum Sektempfang, um den 50. Geburtstag der Zeitschrift Chemie in unserer Zeit, die Roth zu ihren wichtigsten Autoren zählt, zu feiern.

Weitere Informationen unter www.gdch.de/wasser2016.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit über 31.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 28 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Wasserchemische Gesellschaft, 1926 als „Fachgruppe für Wasserchemie“ im Verein Deutscher Chemiker gegründet. 1948 erfolgte die Neugründung als „Fachgruppe Wasserchemie“ in der GDCh, seit 2000 heißt sie „Wasserchemische Gesellschaft – Fachgruppe in der GDCh“. Ihre rund 950 Mitglieder sind tätig für den wirksamen Schutz, die sinnvolle Nutzung, die zweckmäßige Aufbereitung und Reinigung sowie die sachgemäße Untersuchung und Beurteilung des Wassers.

Weitere Informationen:
http://www.gdch.de

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AGW: Entwurf einer Verordnung zum Schutz von Oberflächengewässern beschlossen

Das Bundeskabinett hat den Entwurf einer Verordnung zum Schutze der Oberflächengewässer beschlossen. Durch die Verordnung sollen neue EU-rechtliche Bestimmungen in Deutschland umgesetzt werden. Es sind dies insbesondere die novellierte Richtlinie 2008/105/EG über Umweltqualitätsnormen im Bereich der Wasserpolitik, die zuletzt durch die Richtlinie 2013/39/EU geändert worden ist.
Der Bundesrat hat am 18. März 2016 seine Zustimmung gegeben, allerdings eine Reihe von Änderungsvorschlägen und einen Entschließungsantrag in das weitere Verfahren formuliert. Insbesondere argumentiert der Bundesrat mit Blick auf einseitige Maßnahmen für die Reduktion von Spurenstoffen wie folgt:
„Fachlich ist darüber hinaus nicht nachvollziehbar, warum explizit die Einträge über den Abwasserpfad hervorgehoben werden, obwohl sich bundesweit gezeigt hat, dass der überwiegende Teil der UQN-Überschreitungen prioritärer Stoffe aus diffusen Einträgen, z.B. über den Luftpfad (Quecksilber), und nicht aus Abwassereinleitungen resultiert.“
Die agw hatte sich in die Beratungen zum Referentenentwurf vom 29.04.2015 mit einer Stellungnahme eingebracht und die beabsichtigte 1:1-Umsetzung der EU-Vorgaben ausdrücklich begrüßt.

Mehr:
http://www.agw-nrw.de/home/

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