Beobachtungen auf dem Klärwerk Coburg
Zusammenfassung
Von Januar bis März 2005 wurde auf dem Klärwerk Coburg
(Oberfranken) ein Anstieg des Schlammvolumens (SV) von
300 ml/l auf 800 ml/l, verbunden mit einer Zunahme der
Fädigkeit, festgestellt. Das SV wurde immer unverdünnt
ermittelt. Ab Mitte März setzten wir dann das SV zum Vergleich
auch im Verhältnis 1 : 1 verdünnt an. Erstaunlicherweise
stellte sich ein deutlicher Unterschied zwischen der
unverdünnten und der verdünnten Probe heraus. Mit abnehmender
Fädigkeit glichen sich beide Proben wieder an.
Einführung
Das Klärwerk Coburg reinigt mit einer Kapazität von
150 000 EW (Auslastung 85 %) das Abwasser von 50 000 EW
(40 %) und verschiedenen Industriebetrieben (45 %). Der
Trockenwetterzufluss liegt bei ca. 12 000 m3/d, bei Regenwetter
fließen ca. 18 000 m3/d zu. Der maximale Zufluss
liegt bei ca. 30 000 m3/d. Die Nachklärbecken sind ausreichend
dimensioniert.
Laut Eigenüberwachungsverordnung (EÜV) müssen das
SV auf Anlagen > 100 000 EW täglich und das mikroskopische Bild (MB) arbeitstäglich ermittelt werden. Das SV liegt bei 250 bis 300 ml/l, die Trockensubstanz (TS) bei 3,5
bis 4,0 g/l. Mit dem Wechsel der Jahreszeiten von Frühjahr
nach Sommer und von Herbst nach Winter trat regelmäßig
das Problem des höheren SV bzw. der Zunahme der Fädigkeit
auf. Doch innerhalb von nur wenigen Wochen hatte sich
dann alles wieder normalisiert.
Hauptteil
Im Herbst 2004 stieg das SV auf ca. 350 bis 400 ml/l an.
Anders als in den Jahren zuvor normalisierte sich aber der
Zustand nicht, sondern im Gegenteil, das SV verschlechterte
sich noch und stieg bis Mitte Februar 2005 sogar auf
800 ml/l an. Außerdem stellten wir eine Zunahme der
Fädigkeit fest. Die Sichttiefe lag bei 1,50 bis 2 m (im Normalfall
bis 2,50 m), und die abfiltrierbaren Stoffe (AFS) betrugen
weiterhin < 5 mg/l. Ab Mitte März wurde das SV 1 : 1
verdünnt und unverdünnt ermittelt. Um die Fadenbakterien
wirkungsvoller zu bekämpfen, wurde im März das Fällmittel
von Eisen-III-chlorid auf Aluminiumchlorid umgestellt.
Mit Abnahme der Differenz des SV unverdünnt zu
verdünnt nahm auch die Fädigkeit wieder ab.
Anhand der Abbildungen ist zu erkennen, dass bei der Verdünnung
der vorhandene Blähschlamm nicht mit erfasst
wurde:
– unverdünnt ergeben sich ein hohes SV und ein hoher
Schlammindex (ISV),
– verdünnt ergeben sich ein niedriges SV und ein niedriger
Schlammindex (ISV),
– Probleme durch Fadenbakterien werden bei der verdünnten
Probe nicht erkannt,
– das Absetzverhalten ist bei verdünntem Schlamm deutlich
besser.
Erkenntnis
Durch den Einsatz der Verdünnungsmethode wird ein
Schlammproblem (Blähschlamm, Fadenbakterien) verschleiert…mehr:
http://www.kan.at/upload/medialibrary/KA-Betriebs-Info4-2010.pdf
Autorin
Michaela Jörg
Coburger Entsorgungs- und Baubetrieb (CEB)
Klärwerk
96450 Coburg