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Kanalsanierung bleibt Daueraufgabe

Ergebnisse einer Umfrage der DWA zum Zustand der Kanalisation in Deutschland

Bonn/Hennef/Berlin, 24. November 2010 – Rund ein Fünftel aller Abwasserkanalhaltungen in Deutschland weisen Schäden auf, die kurz- bis mittelfristig zu sanieren sind. Eine Daueraufgabe ist auch die Sanierung von Kanalschächten, etwa an Abdeckungen und Rahmen (zum Beispiel „klappernde Kanaldeckel“). Dies nennt die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) als einige der Ergebnisse ihrer aktuellen Umfrage zum Zustand der Kanalisation in Deutschland, die sie in Kooperation mit dem Deutschen Städtetag sowie dem Deutschen Städte- und Gemeindebund durchgeführt hat.

Kanalnetzzustand ungefähr auf gleichem Niveau geblieben
Der Anteil von Kanalhaltungen, das heißt der Kanalstrecke zwischen zwei Schächten, in denen kurz- oder mittelfristig zu behebende Schäden vorhanden sind, liegt bei den Teilnehmern an der Umfrage bei 17 Prozent. Die mittlere Schadenslänge pro Haltung beträgt etwa sechs Meter, und die durchschnittliche Haltungslänge wurde mit rund 40 Meter ermittelt. Die am häufigsten anzutreffenden Schäden sind schadhafte Anschlüsse und Rissbildungen in den Kanalwänden.
Im Vergleich zu früheren Umfragen – die diesjährige ist die sechste seit 1984 – ist keine maßgebliche Veränderung des Schadensumfangs geschädigter Haltungen im bundesdeutschen Kanalisationsnetz erkennbar. Nach wie vor sind etwa ein Fünftel aller Haltungen kurz- bis mittelfristig sanierungsbedürftig. Es besteht also weiterhin ein hoher Sanierungsbedarf.

Verteilung der verwendeten Sanierungsverfahren
Der Anteil der Kanalerneuerung, also komplett ersetzter Kanäle, geht sukzessive zurück. Stattdessen wird vermehrt auf die Behebung der Schäden in den Kanälen gesetzt. Dies kann durch Verbesserung der Funktionsfähigkeit des Kanals (Renovierung) oder Behebung von örtlich begrenzten Schäden (Reparatur) geschehen. Gegenüber dem Jahr 2004 ist der Anteil der Renovierungsverfahren zugunsten der Reparaturverfahren gesunken.
Offenkundig wird zum einen immer häufiger die Strategie verfolgt, die Nutzung der Kanalsubstanz zu verlängern und ihren Zustand zu verbessern. Zum anderen wird als Ziel der Sanierung nicht immer ein völlig schadensfreier Zustand angestrebt, vielmehr werden zunächst schwere Einzelschäden durch Reparatur beseitigt.
Innerhalb der Renovierungsverfahren bleibt das Reliningverfahren mit rund 90 Prozent das am häufigsten eingesetzte Renovierungsverfahren. Bei der Erneuerung hat sich der aus dem Jahr 2004 gezeigte Trend zur grabenlosen Bauweise hin weiter verfestigt.

Trotz steigender Kosten Investitionen vorgesehen
Aus den Angaben der Teilnehmer, die Aussagen zu beabsichtigten Investitionen für Kanalsanierungen getroffen haben, ergeben sich mittlere Investitionsgrößen von 8000 Euro je Jahr und Kilometer Kanalnetz. Für eine Großstadt mit einem Kanalnetz von 2000 km Länge entspricht dies einer Investition von 16 Millionen Euro pro Jahr. Aktuell werden bereits bundesweit ca. 4,6 Milliarden Euro jährlich durch die Kommunen in die öffentliche Abwasserentsorgung investiert, der größte Teil hiervon in die Kanalisation. Aufgrund des bestehenden Sanierungsbedarfs werden die Ausgaben für die Kanalsanierung voraussichtlich in den kommenden Jahren weiter steigen.
Es ist zu beobachten, dass die Kosten je Meter Kanalsanierung für Renovierungsverfahren und die Kanalerneuerung angestiegen sind. Wesentliche Ursachen für den Anstieg von Sanierungskosten pro Meter werden von der DWA in folgenden Punkten gesehen:

• höhere Qualitätsanforderungen, die sich aber auch maßgeblich auf die Dauerhaftigkeit und damit auch Nutzungsdauer sanierter Kanäle auswirken,
• ein gestiegener Baupreisindex, also insgesamt höhere Bau- und Sanierungskosten,
• ein höherer Anteil von großen Städten bei den Teilnehmern der Umfrage von 2009 gegenüber 2004, mit der Folge, dass im Mittel schwierigere Randbedingungen (zum Beispiel Verkehrssituation) und größere Nennweiten vorliegen,
• Inangriffnahme von Sanierungsmaßnahmen mit schwierigeren Randbedingungen und höheren Baukosten, die früher zugunsten „einfacherer“ und kostengünstigerer Maßnahmen zurückgestellt wurden.

Schachtsanierung – eine Daueraufgabe
Geht man von den 37 Prozent der Schäden an Abdeckung und Rahmen der Schächte aus und bezieht die berechnete Gesamtanzahl von rund 13,5 Millionen Schächten in Deutschland in die Überlegungen mit ein, so lässt sich hieraus ein hoher Sanierungsbedarf ableiten. Wenn auch nur beispielsweise zwei Drittel der Schächte im Straßenraum lägen und diese alle zehn Jahre saniert werden müssten, so ergäbe dies, bei einem durchschnittlichen Sanierungsaufwand von 500 bis 1000 Euro pro Schachtrahmen/Deckel, einen Sanierungsaufwand von 250 bis 500 Millionen Euro pro Jahr.

Wichtiges Infrastrukturvermögen erhalten
Seit 1984/85 werden von der DWA Umfragen zum Zustand der Kanalisation in Deutschland durchgeführt. Zur Sicherung der Funktionsfähigkeit bestehender Kanalisationsnetze ist eine regelmäßige Feststellung und Beurteilung ihres Zustands unabdingbar. Auf dieser Grundlage können erforderliche Kanalsanierungsmaßnahmen wirtschaftlich geplant, umgesetzt und entsprechende langjährige Investitionsbudgets abgeleitet werden. Neben der Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit, dem Schutz von Grundwasser, Gewässer und Boden vor Kontaminationen und der Vermeidung von Beeinträchtigungen benachbarter Leitungen, Straßen und Verkehr durch schadhafte Kanalisationen ist ein wesentlicher Aspekt die Sicherstellung des Werterhalts eines über Generationen gewachsenen Volksvermögens.

Der vollständige Abschlussbericht über die „Kanalumfrage“ wird in Kürze im Internet zum Download bereitgestellt:
www.kanalumfrage.dwa.de

Kontakt:
DWA, Dr. Frank Bringewski, Pressesprecher, Tel. 0 22 42/872-190
Deutscher Städtetag, Volker Bästlein, Pressesprecher, Tel. 030/3 77 11-130
Deutscher Städte- und Gemeindebund, Franz Reinhard Habbel, Pressesprecher, Tel. 030/7 73 07-225