„Kläranlagennachbarschaften sind eine Erfolgsgeschichte für die Abwasserreinigung im Land“, erklärte Ministerialdirektor Bernhard Bauer bei der Jubiläumsveranstaltung zum 40-jährigen Bestehen der Kläranlagennachbarschaften heute (13. November 2008) in Renningen (Landkreis Böblingen). Sie seien aus Sicht des Landes ein unverzichtbarer Bestandteil des Gewässerschutzes in Baden-Württemberg. Die Nachbarschaftstage würden für das Betriebspersonal und die Kläranlagenbetreiber eine gute Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zur Aus- und Fortbildung bieten. „Der jährliche Leistungsvergleich der Kläranlagen, der den Betreibern die Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit und einen Quervergleich mit anderen Anlagen ermöglicht, ist Grundlage für das hohe Qualitätsniveau, das beim Betrieb der Kläranlagen erreicht wurde“, so Bauer.
Trotz der Erfolge und des hohen Niveaus bei der Abwasserreinigung dürfe es kein Ausruhen geben, mahnte Bauer. „Um die hohe Qualität auch in Zukunft zu sichern, bedarf es weiterer Anstrengungen.“ So müsse verstärktes Augenmerk den auch nach der herkömmlichen Abwasserreinigung in Kläranlagen noch enthaltenen organischen Spurenschadstoffen wie Arzneimittelrückständen gelten. Diese Stoffe würden zwar nur in geringen Mengen vorkommen, könnten sich aber beispielsweise in der Umwelt anreichern oder toxisch beziehungsweise hormonell wirken und so zu einer Gefahr für Ökosysteme werden. „Es sind Wechselwirkungen wie Missbildungen bei Gewässerorganismen bekannt.“ Dabei könnten über neuartige Filtertechniken die Spurenschadstoffe eliminiert werden. Ministerialdirektor Bauer appellierte deshalb an die kommunalen Kläranlagenbetreiber, notwendige Sanierungen von Anlagen zu nutzen um nachträglich neue Umwelttechniken wie Aktivkohlefilter einzubauen.
Gleichzeitig müsse die Verbrennung von Klärschlämmen und damit ihre energetische Nutzung weiter forciert werden. „Es ist ökologisch nicht zu vertreten, mit viel Aufwand die Schadstoffe aus dem Abwasser zu entfernen, um sie nachher in der Landwirtschaft und der Landschaftspflege auszubringen.“ In Baden-Württemberg werde gezeigt, dass die Klärschlammdüngung auf Böden verzicht-bar sei: Der Anteil des thermisch verwerteten Klärschlamms ist von rund 30 Prozent im Jahr 2001 auf zwischenzeitlich über 80 Prozent geklettert. Neben der energetischen Nutzung der Klärschlämme würden auch häufig Faulgase auf Kläranlagen zur Wärme- und Stromgewinnung genutzt. Auch der Energieverbrauch könne optimiert werden, hier sei aber darauf zu achten, dass dadurch die Reinigungsleistung nicht beeinträchtigt werde. Einige Betreiber hätten hier schon innovative Ideen entwickelt. „Alle diese Themen wurden und werden im Rahmen der Nachbarschaften besprochen und so wertvolle Informationen unter Kollegen ausgetauscht, die dann den weiteren Fortschritt in der Abwasserreinigung im Land befördern“, erklärte der Ministerialdirektor.
Quelle: Umweltministerium Baden-Württemberg