Der LIPPEVERBAND setzt erstmals Ozon zur Abwasserbehandlung ein: Auf der Kläranlage Bad Sassendorf soll im nächsten Jahr eine neue, innovative Verfahrensstufe zum Einsatz kommen, mit der der Verband die Reinigungsleistung der Anlage steigern und zugleich im großtechnischen Maßstab Betriebserfahrungen bei der Abwasserbehandlung durch Ozon sammeln will. Durch Ozonierung sollen auch so genannte Spurenstoffe in größerem Umfang aus dem Abwasser entfernt werden.
Die Kläranlage Bad Sassendorf gehört mit einer Ausbaugröße von 13.000 Einwohnerwerten zu den mittelgroßen Verbandsanlagen. Die Ozonbehandlung soll künftig als letzte Verfahrensstufe nach der biologischen Reinigung für einen Teilstrom des Abwassers stattfinden. Die Ozonierungsstufe, die vom Land NRW gefördert wird, soll im Oktober 2009 ihren mehrjährigen Pilotbetrieb aufnehmen.
„Wir investieren rund 900.000 Euro in die neue Ozon-Behandlungs-anlage, um das Abwasser in Bad Sassendorf weitergehend zu behandeln und unsere Betriebserfahrungen auf diesem Gebiet zu vertiefen“, so LIPPEVERBANDS-Chef Dr. Jochen Stemplewski bei der heutigen Präsentation der Pläne. „Unter den weitergehenden Behandlungsmethoden ist die Ozonierung wegen ihrer Breitbandwirkung auf unterschiedliche Stoffe besonders effektiv. Gerade weil Art und Umfang einer weitergehenden Abwasserreinigung gesetzlich nicht geregelt sind, gehen wir an den Einsatz dieser Technik mit Kostenbewusstsein heran – nicht alles, was heute technisch möglich ist, ist auch wirklich sinnvoll“.
Breitbandwirkung
Die Bandbreite von chemischen Verbindungen, aber auch vom Menschen ausgeschiedenen Arzneistoffen im Abwasser ist groß. Der Nachweis solcher Stoffe gelang oft erst in den letzten Jahren durch Verfeinerung der Analysetechnik. Dem entsprechend wird in der Wasserwirtschaft zunehmend darüber nachgedacht, ob und vor allem wie sich die „Spurenstoffe“ aus dem Abwasser entfernen lassen. Sofern man einen Einsatz zukünftig nicht generell einschränken kann, ist die Beseitigung direkt an der Quelle, am Einsatzort, etwa im Betrieb oder bei bestimmten Medikamenten im Krankenhaus vernünftig. Doch dafür fehlt es überwiegend an gesetzlichen Verpflichtungen.
Ebenso wenig ist die Wasserwirtschaft rechtlich dazu angehalten, sämtliche Spurenstoffe von verschiedenartigen Chemikalien im Klärprozess zu entfernen. Die Reinigung nach dem Stand der Technik bzw. nach der jeweiligen Einleitungserlaubnis für die Kläranlagen bemisst sich vielmehr nach dem Biologischen und Chemischen Sauerstoffbedarf des Abwassers und nach Grenzwerten für Phosphor und Stickstoff.
Weitergehende Verfahrensstufen wie etwa die Filtration des Wassers durch feinste Strukturen hindurch sind oft sehr aufwändig und erfassen nur ein begrenztes gewisses Spektrum an Stoffen. Die Behandlung mit Ozon nimmt hier eine herausragende Stellung ein: Durch die Zugabe der „schweren“ und reaktionsfreudigen Sauerstoffmoleküle werden zahlreiche Spurenstoffe im Abwasser angegriffen und abgebaut. Dadurch ist die Ozonierung eine vielseitig wirksame Technik.
Für den LIPPEVERBAND geht es bei der Pilotanlage auf der Bad Sassendorfer Kläranlage um die längerfristige Betriebserfahrung, um den optimalen Einsatz dieser innovativen Technik und um den Vergleich zwischen dem Abbau der Spurenstoffe mit und ohne Ozonierung.
Quelle: http://www.lippeverband.de