StartAblageMeldungen zu Kanal und Entwässerung 2024

Meldungen zu Kanal und Entwässerung 2024

Dezember 2024

August 2024

Mai 2024

März 2024

Januar 2024


Pressemitteilung zur 21. Münchner Runde 2024 – Expertenforum Kanalsanierung: Wenn Bayern zum „Auslaufmodell“ wird

Klimawandel, steigende Niederschlagsmengen, Versiegelung von Grünflächen: Die unterirdische Infrastruktur stößt an ihre Belastbarkeit und stellt die Wasserwirtschaft folglich vor große Aufgaben und Herausforderungen. Dabei wird KI immer wichtiger. Wie können auch Kanäle saniert werden, die eigentlich nicht sanierbar sind? Das zeigte die 21. Münchner Runde 2024 – Expertenforum zur Kanalsanierung am 17. Oktober in Fürstenfeldbruck.

Durch das Programm führten Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert und Prof. Dr.-Ing. habil. Bert Bosseler, die seit den Anfängen die Fachtagung moderieren und wissenschaftlich begleiten. Den spannenden Beiträgen der Referenten schlossen sich wieder engagierte Diskussionen mit dem Publikum an.

Rückblicke sind nicht seine Art: Professor Wolfgang Günthert (Deutscher Expertenrat für Umwelttechnologie und Infrastruktur e. V.) schaut lieber nach vorn. „Sie tun was für die Umwelt und Gesellschaft“, adressierte er an die 280 Teilnehmer der 21. Münchner Runde 2024 und ging in seiner Einführung zum diesjährigen Expertenforum zugleich auf die künftigen Herausforderungen der Branche ein: Die Auswirkungen des Klimawandels und des anhaltenden Flächenfraßes allein in Bayern rücken in den Fokus der Veranstaltung. Die Wasserwirtschaft steht vor großen Aufgaben.

Nach Angaben des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie lag der Flächenverbrauch 2023 im Freistaat bei durchschnittlich 12,4 Hektar pro Tag. „Bayern ist ein Auslaufmodell“, verwies Wolfgang Günthert auf das Problem zunehmender Versiegelung von Grünflächen und damit dem Wegfall von Bäumen als wichtiger CO2-Speicher: „Uns geht das Wasser aus. Es läuft uns weg ins Schwarze Meer – Wasser, das gebraucht wird.“ Die Entwässerungssysteme in Bayern sind nicht mehr aufnehmbar für steigende Niederschlagsmengen als Folge des Klimawandels mit höheren Durchschnittstemperaturen. Die Sanierung sollte daher das Gesamtsystem, also das Kanalgrundsystem und das Oberflächensystem, im Blick haben. „Es ist ganz wichtig, dass auch die oberen Sicherungssysteme halten“, machte Günthert deutlich. „Die Kanalsanierung muss immer im Kontext gesehen werden.“

Aktuellen Themen aus dem Bayerischen Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz (StMUV) widmet sich traditionell der erste Vortrag. Referentin Eva Schnippering erläuterte die wesentlichen Änderungen/Neuerungen der Kommunalabwasserrichtlinie (KARL). So sind die Anforderungen für Kläranlagen verschärft worden, was die stufenweise Reduktion von Phosphor und Stickstoff bis 2039 beziehungsweise 2045 betrifft. Ziel der Richtlinie ist auch die Verringerung der Verschmutzung durch Mischwasserüberläufe. Kläranlagen in Siedlungsgebieten mit mehr als 150.000 Einwohnern und in Risikogebieten mit mehr als 10.000 Einwohnern müssen künftig eine vierte Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination haben. Es gilt – stufenweise umzusetzen bis 2045 – Indikatorsubstanzen um mindestens 80 Prozent zu reduzieren. Die Konzentration von Mikroschadstoffen stellt ein Risiko für die menschliche Gesundheit und Umwelt dar und ist bis Ende 2030 auszuweisen.

Energieaudits sind bis Ende 2023 verpflichtend und müssen alle vier Jahre wiederholt werden. Ziel ist: Energieneutralität schrittweise bis Ende 2045. Zum Stand der RZWas 2025 teilte Schnippering mit, dass die neue Richtlinie noch in Abstimmung ist. Am 1. Januar 2025 soll sie – mit einer Gültigkeit von vier Jahren – in Kraft treten, Der Freistaat fördert seit 2016 die Sanierung bestehender Wasserleitungen, Abwasserkanäle, Kläranlagen usw. Abschließend überblickte die Referentin kommunale Konzepte zum Sturzflut-Risikomanagement und stellte die Kanalplakette „Kein Schmutzwasser in diesen Gully“ vor – ein Pilotprojekt der Stadtwerke Landshut mit dem StMUV und der DWA zur Sensibilisierung der Bürger.

Herbert Bichler zeigte den Umgang mit schadhaften Hausanschlüssen bei der Münchner Stadtentwässerung auf, sowie die Niederschlagswasserabtrennung im Bestand. Niederschlagswasser belastet das Kanalnetz und die Kläranlagen und sollte daher ortsnah bewirtschaftet werden. Es dient der Grundwasserneubildung und ist zur Gartenbewässerung oder als Betriebswasser nutzbar. Der Vortrag befasste sich hierzu mit Möglichkeiten der Flächenentsiegelung – von zum Beispiel Stellplätzen – und was verschiedene Versickerungsanlagen (Schachtversickerung, Rohr-Rigolen-Versickerung, bepflanzte Muldenversickerung) bewirken.

Daniel Ulbrich (Dr.-Ing. Percher und Partner) berichtete über den Abschluss des Projekts „Auzuka“ (Automatische Zustandsanalyse Kanalnetz durch virtuelle Begehung), das im Gebiet Tübingen-Bebenhausen untersuchte, wie mit KI die Kanalinspektion optimiert werden kann. Die Schadenserfassung erfolgte mittels Schwenkkopfkamera. Hierzu wurde das Assistenzsystem „Sarida Edge“ – mit KI-gestützter Echtzeit-Analyse des Inspektionsvideos – sowie eine cloudbasierte Online-Plattform für den Datenaustausch entwickelt und mit der herkömmlichen Kanal-Zustandserfassung vor Ort verglichen. Im Ergebnis leistete die KI nur Unterstützung, vor allem für den unerfahrenen Kanalinspekteur. Fachkräfte werden weiterhin gebraucht. Die herkömmliche Zustandserfassung ist immer noch die wirtschaftlichere Lösung.

„Wir haben bei der Kanalsanierung und -Instandhaltung unglaublich viele Daten“, merkte Wolfgang Günthert an. „Künstliche Intelligenz hilft, diese Daten zu managen, besser nutzbar und verwendbar zu machen und damit unsere Sanierungsstrategien zu verbessern. Das heißt aber nicht, dass wir weniger Personal brauchen. KI wird Fachkräfte und Personal nicht ersetzen. Aber in Zeiten des Fachkräftemangels steht weniger Personal zu Verfügung. Die Firmen müssen mit weniger Personal auskommen, und da unterstützt KI.“

Die Stadt Ettlingen baut ein datenbasiertes, nachhaltiges Infrastrukturmanagement für die Zustandsbewertung von Straßen und Kanälen in Kombination auf. Daniel Schwab und Christian Baeßler stellten dazu wegweisende Konzepte vor, wie Straßen als Entwässerungseinrichtung in Zukunft höhere Niederschlagsmengen – wie sie durch den Klimawandel zu erwarten sind – in den Griff bekommen, damit sie abfließen können. Straßen und Kanäle werden zur Entwässerung kombiniert und zusammenführende Sanierungsstrategien entwickelt. Das Projekt der Stadt Ettlingen zielt hier auf Synergieeffekte. Der zugrunde liegende Mehrspartenansatz geht in seiner Betrachtung über den Umfang der ausschließlichen Sanierung von Entwässerungssystemen hinaus. Er versteht die Sanierung von Entwässerungssystemen als Teil einer infrastrukturellen Gesamtmaßnahme. Volkswirtschaftliche Belange treten dabei in den Vordergrund.

Das Nachmittagsprogramm startete mit Unternehmenspräsentationen im Fünf-Minuten-Takt, die von Professor Bert Bosseler (IKT gGmbH) moderiert wurden. Fachfirmen brachten wieder Trends, Know-how und Best-Practice auf die Bühne und informierten über Produktinnovationen und Dienstleistungen aus ihrem Haus. Sehr spannend war auch der Vortrag von Andreas Brosche vom Bayerischen Landeskriminalamt zum brisanten Thema Cyberangriffe. Immer mehr Unternehmen sind davon betroffen. Brosche schilderte anschaulich, was alles passiert, wie die Täter beziehungsweise Hacker vorgehen, Betriebe völlig lahmlegen können und sensible Daten stehlen. Die Handlungsempfehlungen der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime (ZAC) in Bayern zeigen, wie sich Unternehmen vor Cyberangriffen schützen und sich verhalten, wenn sie erpresst werden. Es werden Schulungen zu Präventivmaßnahmen angeboten und die Teilnehmer üben den Ernstfall.

Wie marode die unterirdische Infrastruktur in Deutschland ist und die Sanierung von Kanälen hinterherhinkt, wurde in den Ausführungen von Sebastian D. Beck (Wirtschaftsbetriebe Duisburg – AöR) offensichtlich. Den Zustand der Kanalisationen bezeichnete er „nach wie vor eher dürftig“. Die Sanierung steht im Stau. Der Vortrag behandelte die Sanierung von Kanälen, die eigentlich nicht sanierbar sind. Mit „nicht-sanierbare Kanäle“ sind Haltungen/Schächte gemeint, die aufgrund von strukturellen Schäden (z. B. starke Risse, Brüche, Hohlräume, Korrosion) in der Regel nicht in geschlossener Bauweise renoviert oder repariert werden können. Beck zeigte Beispiele aus der Praxis der grabenlosen Sanierung, dass es geht: Haltungen können als Sofortmaßnahme geschlossen saniert werden. Bei starker Korrosion in der Haltung ist als Vorarbeit für den Schlauchliner eine vollumfängliche Reprofilierung der Haltung im Ausschleuder-Verfahren notwendig. Der Spezialmörtel wird mit Wasser vor Ort gemischt und mittels Schleudermotor auf die Kanalwand aufgebracht und anschließend mit einer passenden Blase geglättet. Bei der grabenlosen Sanierung muss sichergestellt sein, dass keine Hohlräume verbleiben.

Josef Aschl (Swietelsky-Faber GmbH) überblickte die Mantelverordnung zum Umgang mit mineralischen Abfällen und Boden-Aushubmaterialien beziehungsweise deren Entsorgung und Wiederverwertung. Dazu ist in 2023 auch die neue Ersatzbaustoffverordnung in Kraft getreten. Nach wie vor nicht geregelt ist das Ende der Abfalleigenschaft. Die Umsetzung der komplexen Regelwerke bereitet Betrieben größere Probleme: Das reicht vom bürokratischen Aufwand bis zu Wissensdefiziten in der Klassifizierung und Zulässigkeit der mineralischen Ersatzbaustoffe – auch bei den Behörden. Entlang von Flusslandschaften beispielsweise ist es vielfach nicht mehr möglich, mit recyceltem Material zu bauen. Eigene Bund-Länderpapiere stufen unter anderem neu geregelte und bestens untersuchte Materialien als wassergefährdend ein. Im gleichen Atemzug bleiben alte Materialien nach den alten Regelungen nicht-wassergefährdend. Das verstehe, wer will!

Professor Wolfgang Günthert kritisierte in seiner Moderation zum Abschluss der 21. Münchner Runde 2024 den überbordenden Bürokratismus in Deutschland, der mit solchen Verordnungen einhergeht und der Branche das Leben schwer macht: „Wozu brauche ich fünf verschiedene Regelwerke zu einem Thema wie Umwelt?“ Noch dazu, wenn einzelne Sachverhalte von Bundesland zu Bundesland anders geregelt sind und sich widersprechen, oder bundesweit gültige Regelungen durch Länder-Bestimmungen wieder aufgehoben werden und dadurch Verwirrung stiften. Ob Bodenschutzverordnung, Emissionsschutzverordnung, Ersatzbaustoffverordnung, Mantelverordnung oder Kreislaufwirtschaftsgesetz – „man würde allen einen Gefallen tun, wenn man daraus die Hälfte streichen und sich auf das Wichtige konzentrieren würde.“

Produkte, Dienstleistungen – und im Außenbereich gab es noch mehr Technik in Aktion zu erleben: 60 Aussteller aus der Praxis der Kanalsanierung und -instandhaltung flankierten heuer das Expertenforum und informierten über ihr Angebot. Ob mobile Wasseraufbereitungsanlagen, Pumpen, Kanalinspektionssysteme, Kameras oder Roboter im Inliner-Einsatz – es war einiges geboten. Das Veranstaltungsforum Fürstenfeld, früher ein Kloster und heute ein bedeutendes Kulturzentrum in Bayern, ist für die Münchner Runde die ideale Location. Man kommt schnell miteinander ins Gespräch – nicht zuletzt beim beliebten Vorabendtreff im Klosterstüberl Fürstenfeldbruck. So geht Networking, werden Erfahrungen und Wissen ausgetauscht und nützliche Geschäftskontakte geknüpft!

Das Filmteam der Münchner Runde hat unter der Moderation von Barbara Nilkens (Nilkens Ingenieurbüro für Baukommunikation) wieder tolle Eindrücke gesammelt – zu sehen auf: https://www.muenchner-runde.de

„Wie können wir uns an den Klimawandel anpassen?“ Das wird Thema des nächsten Expertenforums sein. „Wir alle, die heute dabei waren, können dazu beitragen, die negativen Folgen des Klimawandels zu minimieren. Dem werden wir uns vermehrt widmen“, kündigte Professor Wolfgang Günthert an. Die 22. Münchner Runde findet am 16. Oktober 2025 statt. „Meet the Practice“ ist dann auch wieder das Angebot für Azubis und Studierende, die später als Facharbeiter, Techniker oder Ingenieure arbeiten wollen. Im Rahmen der Fachtagung können junge Menschen Einblicke in Berufe mit Zukunft gewinnen, sich mit Branchenprofis treffen und informieren, wie es in der Praxis läuft. Die Teilnahme ist kostenlos.

Veranstalter der Fachtagungsreihe Münchner Runde – Expertenforum zur Kanalsanierung ist das Ingenieurbüro Dörschel (Inning am Ammersee) in Kooperation mit dem DWA-Landesverband Bayern. Veranstaltungsort ist das Veranstaltungsforum Fürstenfeld in Fürstenfeldbruck.

www.muenchner-runde.de

(nach oben)


Nagetierbekämpfung birgt Risiken für Mensch und Umwelt

Mäuse- und Rattengift sicher und wirksam anwenden
Die Bekämpfung von Ratten und Mäusen mit giftigen Ködern kann zu unabsichtlichen Vergiftungen von Haus- und Wildtieren führen. Zudem verbleiben die meisten Nagetierbekämpfungsmittel lange in der Umwelt und reichern sich in Tieren an. Um dies möglichst zu verhindern, müssen zahlreiche Maßnahmen zur Risikominderung eingehalten werden, wie beispielsweise die Verwendung von Köderstationen. Das Umweltbundesamt (UBA) hat diese Maßnahmen in praxisnahen Handbüchern für Profis und Laien zusammengestellt und beantwortet häufig gestellte Fragen zum Thema Nagetierbekämpfung.Mehr:
https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/nagetierbekaempfung-birgt-risiken-fuer-mensch

(nach oben)


EWAG: Schadstoffe im Regenwasser im Auge behalten

Wenn Regenwasser als Ressource genutzt wird, müssen persistente, mobile und toxische Substanzen (PMT) besser beachtet werden. Die «Royal Society of Chemistry» hat eine Studie unter Leitung der Eawag als beste Review 2023 ausgezeichnet. Kurzfassung im Video.

(nach oben)


Abwasserwärme: Ad-hoc-Papier des Umweltbundesamts erschienen

Die Nutzungspotenziale von Abwasserkanälen für die Wärmeversorgung von Gebäuden oder als Wärmequelle für die leitungsgebundene Wärmeversorgung sind in urbanen Räumen groß. In einer vom Umweltbundesamt beauftragten Analyse, die als Ad-hoc-Papier veröffentlicht wurde, werden Möglichkeiten aufgezeigt, den Informationszugang insbesondere für Dritte zu verbessern. Das umfasst Anspruchsregelungen in den Informationsfreiheitsgesetzen der Länder. Duldungsansprüche bzw. Gestattungen für die hin zur Schaffung von Ökogärten und praktischer Umweltbildung für Kinder und Jugendliche. Förderfähig sind darüber hinaus unter anderem die Sanierung von Klein- und Kleinstgewässern, naturnahe Uferumgestaltung, kommunale Vorhaben zu Wasserrückhalt und Regenversickerung mit innovativem ökologischem Charakter oder Maßnahmen zur Verbesserung des Wissens und Bewusstseins für das Themengebiet Wasser. Antragsberechtigt sind insbesondere Gemeinden, Gemeindeverbände, Stiftungen, Vereine, Wasser- und Bodenverbände oder Zweckverbände. Für das laufende Jahr stehen insgesamt vier Millionen Euro zur Verfügung.
Das Papier schließt mit Handlungsempfehlungen für Bund, Länder und Kommunen.
https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/abwasserwaerme

(nach oben)


Mit KI: Konsortium unter Beteiligung der Hochschule Hof will Kanalnetze intelligent bewirtschaften

Die Entwicklung eines intelligenten Managementsystems für Kanalnetze ist das Ziel eines Forschungsprojektes unter Beteiligung der Hochschule Hof. Erreicht werden soll dies durch die Verwendung innovativer Kanalnetzsensoren und unter Einbeziehung historischer Wetterdaten und aktueller Wetterprognosen. Die Projektpartner wollen so eine Datenerfassung, -auswertung und -steuerung entwickeln, die es erlaubt, belastbare Vorhersagen für die künftige Belastung der Kanalnetze zu treffen. Dies kann Kanalnetzbetreibern u.a. wertvolle Hinweise für einen resilienten Kanalbetrieb, zur Vermeidung von Gewässerverunreinigungen und für zukünftige Baumaßnahmen liefern.
Überschwemmungen infolge von Starkregenereignissen treten in Deutschland immer häufiger auf und verursachen in Verbindung mit schweren Unwettern oft große Schäden. Damit einher gehen oft auch erhebliche Umweltbelastungen durch die unkontrollierte Einleitung ungeklärter Abwässer in die Fließgewässer. „Erschwerend kommt zudem hinzu, dass die Kanalisationsrohre die anfallenden Wassermassen nicht mehr aufnehmen können, obwohl in der Kanalisation selbst und in den angeschlossenen Regenbecken noch Speicherkapazität vorhanden wäre“, so Prof. Günter Müller-Czygan von der Forschungsgruppe “Wasserinfrastruktur und Digitalisierung” am Institut für nachhaltige Wassersysteme der Hochschule Hof (inwa).

Starkregen und Trockenperioden
Außerdem deuten die Beobachtungen der Forschenden darauf hin, dass in Zukunft mehr extreme Trockenperioden zu erwarten sind. „Ort und Zeitpunkt solcher Ereignisse lassen sich nur schwer vorhersagen, so dass die Kanalisationsbetreiber mit teilweise gegensätzlichen Herausforderungen aus Starkregen und lang anhaltenden Trockenperioden konfrontiert sind, auf die sie vorbereitet sein müssen“, so der Forschungsgruppenleiter.

Dynamisches Kanalmanagementsystem
Die durch die Projektpartner angestrebte Lösung im Projekt „InSchuKa4.0 – Kombinierter Infrastruktur- und Umweltschutz durch KI-basierte Kanalnetzbewirtschaftung“ (https://www.bmbf-wax.de/verbundvorhaben/inschuka4-0/ ) fokussiert daher auf der Umsetzung eines dynamischen, flexiblen Kanalnetzmanagements am Beispiel des Kanalnetzes in Jena. Geschehen soll dies durch eine intelligente Datenerfassung, -auswertung und -überwachung in Verbindung mit modernen Verschlussorganen, hierbei wird das vorhandene Kanalnetzvolumen bei Starkregen optimal genutzt. Zudem wirkt diese Lösung möglichen negativen Auswirkungen auch in Trockenperioden entgegen, wie z. B. verstärkter Sedimentation, Geruchsbildung oder Korrosion, indem die Verschlussorgane gezielte Spülwellen auf der Kanalsohle erzeugen und diese dadurch reinigen. Weiterhin sorgt das zusätzlich erzeugte Speichervolumen nach einer längeren Trockenperiode dafür, dass eine unkontrollierte Einleitung von Schadstoffen in Gewässer bei kurzzeitigen Starkregenereignissen verhindert wird.

Meeting zum Projektfortschritt
Im Rahmen eines Meetings zum Projektfortschritt wurden nun die aktuellen Ergebnisse an der Hochschule Hof präsentiert und diskutiert. In umfangreichen Simulationen konnten die unterschiedlichen Betriebsvoraussetzungen für das intelligente Managementsystem analysiert und deren Wirkungen ermittelt werden. Diese Ergebnisse wurden mit den vorgesehenen Verschlussorganen verglichen und die Auswahl der Maschinen bestätigt, so dass kurzfristig die Materialbeschaffung und technische Installation des Versuchsequipments beginnen kann.

Durch die Hochschule Hof wurden bis zum aktuellen Zeitpunkt verschiedene Umfragen durchgeführt. Hierbei bestätigten die in erster Linie aus der Praxis stammenden Umfrageteilnehmer die Notwendigkeit und Richtigkeit der innovativen Projektziele und gaben wichtige Hinweise für Detailaspekte des modernen Managementsystems. Basierend auf den Ergebnissen der Umfrage zur Akzeptanz künstlicher Intelligenz in der deutschen Wasserwirtschaft diskutieren die Partner deren grundsätzliche Einsatzmöglichkeiten im kommunalen Abwassermanagement, auch vor dem Hintergrund des bisher vorgesehenen sogenannten CBR-Verfahrens (Case Based Reasoning), einer besonders transparenten Form der künstlichen Intelligenz. „Aus den unterschiedlichen Beiträgen der Projektpartner wurde deutlich, dass unser Projektziel der intelligenten Datenintegration und -analyse für die Zukunftsfähigkeit der Kanalnetzbewirtschaftung essenziell ist“, so Prof. Müller-Czygan. Innerhalb der anschließenden Diskussion wurden auch die Möglichkeiten der Übertragung der Projektergebnisse auf andere Vorhaben, die in einem ähnlichen Umfeld stattfinden, analysiert.

Förderung und Partner
Das Projekt „InSchuKa4.0“ wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und läuft noch bis zum 31.01.2025. Als Projektpartner fungieren:

  • HST Systemtechnik GmbH & Co. KG
  • Pegasys Gesellschaft für Automation und Datensysteme mbH
  • Nivus GmbH
  • JenaWasser
  • Hochschule Magdeburg-Stendal, Fachbereich Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit

    https://idw-online.de/de/news829505

(nach oben)


UBA: Forschungsprojekt „Rattenbekämpfung in der Kanalisation“ (RaBeKa)

Vortrag_rattenbekaempfung_schloetelburg.pdf
https://www.umweltbundesamt.de/search/content/abwasser?keys=Abwasser&solrsort=ds_created%20desc

(nach oben)


35 Jahre weltweite Abflussdaten: Das Global Runoff Data Centre feiert Jubiläum

Das GRDC ist seit 1988 an der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) angesiedelt und feiert in diesem Jahr sein 35-jähriges Bestehen. Seit seiner Gründung ist die Kernaufgabe des GRDC historische Abflussdaten zu sammeln, diese zu pflegen und internationalen Forschungsprojekten zur Verfügung zu stellen. Ziel ist es, das GRDC als digitalen Dienstleister für globale Abflussdaten weiterzuentwickeln.
Die hydrologische Größe „Abfluss“ ist eine wichtige Variable im globalen Wasserkreislauf sowie für das Wasserressourcenmanagement. Abfluss ist zudem eine relevante Klimavariable, da der Eintrag von Süßwasser in die Weltmeere Einfluss auf die Temperaturverteilung, den Salzgehalt der Meere und auf ozeanografische Zirkulationssysteme hat. „Das GRDC beherbergt die umfangreichste globale Datenbank von qualitätsgeprüften Abflussdaten, sogenannten Jahrbuchdaten oder historischen Daten. Wir sammeln nur Tages- und Monatsmittelwerte – keine ungeprüften Echtzeitdaten“, sagt Dr. Simon Mischel, der kürzlich seinen Dienst als neuer Leiter des Datenzentrums angetreten hat.

Derzeit liegen in der Datenbank Abflussdaten von etwa 10.700 Stationen aus 160 Ländern vor. „Unsere Statistik zeigt, dass GRDC-Daten in den letzten beiden Jahren von Nutzenden aus mehr als 130 Ländern angefordert wurden“, erklärt der Geograph. Die Anwender/-innen der Datenbank reichen von Studierenden, welche die Daten für Abschlussarbeiten benötigen, bis hin zu internationalen Forschungsprogrammen und Organisationen, die weltweite Untersuchungen durchführen. An einigen davon ist das GRDC auch selbst beteiligt, wie beispielsweise dem „State of Global Water Resources“ Bericht der WMO sowie dem Bericht des „Global Climate Observing System (GCOS)“, dessen Ergebnisse direkt in die UN-Klimakonferenzen einfließen.

Wichtiger Partner in der UN Water Family
„Der Abfluss ist nur einer von vielen wichtigen hydrologischen Parametern. Daher arbeiten wir u. a. eng mit dem Internationalen Zentrum für Wasserressourcen und Globalen Wandel (ICWRGC) zusammen, welches ebenfalls an der BfG angesiedelt ist“, sagt Simon Mischel. Am ICWRGC werden zwei weitere globale Wasserdatenzentren geführt, nämlich das GEMS/Water Datenzentrum (GWDC), das im Auftrag des Umweltprogramms der Vereinten Nationen Wasserqualitätsdaten sammelt sowie das Internationale Bodenfeuchtenetzwerk ISMN. Weltweit gibt es weitere globale Wasserdatenzentren, die alle zusammen für die Erfassung unterschiedlicher Parameter des hydrologischen Kreislaufs zuständig sind (z. B. für Grundwasser, Isotopen, See- oder Gletscherbeobachtungen).
„Der Abfluss ist nur einer von vielen wichtigen hydrologischen Parametern. Daher arbeiten wir u. a. eng mit dem Internationalen Zentrum für Wasserressourcen und Globalen Wandel (ICWRGC) zusammen, welches ebenfalls an der BfG angesiedelt ist“, sagt Simon Mischel. Am ICWRGC werden zwei weitere globale Wasserdatenzentren geführt, nämlich das GEMS/Water Datenzentrum (GWDC), das im Auftrag des Umweltprogramms der Vereinten Nationen Wasserqualitätsdaten sammelt sowie das Internationale Bodenfeuchtenetzwerk ISMN. Weltweit gibt es weitere globale Wasserdatenzentren, die alle zusammen für die Erfassung unterschiedlicher Parameter des hydrologischen Kreislaufs zuständig sind (z. B. für Grundwasser, Isotopen, See- oder Gletscherbeobachtungen).

Diese Zentren werden von anderen Nationen und unter verschiedenen Schirmherrschaften betrieben. Sie stellen wichtige Partnerdatenzentren für das GRDC dar. Die Zusammenarbeit erfolgt beispielsweise im Rahmen des Globalen Terrestrischen Netzwerks für Hydrologie (GTN-H), welches im ICWRGC mit Mandat von der WMO organisiert wird und ein Programm vom Global Climate Observing System GCOS ist. In diesem internationalen Netzwerk ist das GRDC ein starker Partner in der sogenannten UN Water Family und trägt wesentlich zum Berichtswesen der Vereinten Nationen bei.

Digitaler Dienstleister für globale Abflussdaten
„Der rasante technische Fortschritt im Bereich Daten und Digitalisierung eröffnet uns viele neue Möglichkeiten“, sagt der GRDC-Leiter. So arbeitet das GRDC aktiv daran, die Datensätze entsprechend den FAIR-Prinzipien (Findable, Accessible, Interoperable, Reusable) verfügbar zu machen. Dazu gehört die Anwendung freier Software und das Angebot, den Nutzenden die Daten über Datenrepositorien und Programmierschnittstellen zur Verfügung zu stellen. Ein Meilenstein ist hier die kürzlich erfolgte Veröffentlichung des Caravan-Datensatzes, mit dem den Forschenden ein Teildatensatz freier GRDC-Stationen inklusive meteorologischer Daten und Einzugsgebietsattribute angeboten wird.

Anspruch des Zentrums ist es, das GRDC als digitalen Dienstleister für globale Abflussdaten weiter zu entwickeln und an der BfG weiter zu betreiben. Grundlagen dazu sind u. A. eine zuverlässige Dateninfrastruktur und wie oben schon erwähnt die internationale Zusammenarbeit mit weiteren Datenzentren und den vorhandenen Partnern.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Simon Mischel, GRDC@bafg.de, 0261/1306-5224

(nach oben)