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StartAblageBetriebssicherheit, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit von kommunalen Kläranlagen mittels Dolomitreaktor

Betriebssicherheit, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit von kommunalen Kläranlagen mittels Dolomitreaktor

Carl Wassermann KRONOS ecochem, Leverkusen
Dr. Friederike Krey Schöndorfer GmbH, Schneitzlreuth
Arno Kremer AZV Bühl u. Umgebung, Bühl-Vimbuch

1 Einleitung

Bläh- und Schwimmschlamm ist noch immer eines der gravierendsten Probleme
beim Betrieb kommunaler Kläranlagen. Durch Schlammabtrieb können Ablaufwerte
erheblich verschlechtert werden. CSB, abfiltrierbare Stoffe oder Phosphat können die
Grenzwerte überschreiten.

Die Bekämpfung hat sich als aufwändig und teuer herausgestellt, ist aber nicht dauerhaft.
Inzwischen hat man erkannt, dass die Symptome, aber nicht die Ursachen
bekämpft werden.

Beobachtet man über einen längeren Zeitraum verschiedene Anlagen, stellt man
fest, dass direkt nach dem Neubau einer Anlage die Probleme noch sehr gering sind,
zum großen Teil noch nicht vorhanden. Erst nach etwa zwei Jahren treten die ersten
Phasen von Bläh- und Schwimmschlamm auf. Ohne entsprechende Maßnahmen
verlängern sich diese Phasen von Jahr zu Jahr, bis das Problem ganzjährig auftritt.

Was sind die aktuellen Gegenmaßnahmen? Die Veränderung der verfahrenstechnischen
Randbedingungen, wie z.B. die Erhöhung der Schlammbelastung durch vermehrten
Abzug von Überschussschlamm, hat sich ebenso als hilfreich erwiesen wie
die Erhöhung der Sauerstoffkonzentration in der Biologie. Neben der Auswahl spezieller
Fällmittel, hauptsächlich auf Aluminiumbasis mit entsprechender Erhöhung der
Dosiermenge, wird auch die Zugabe von Chemikalien wie Chlor in Form von Eau de
Javel beispielsweise in Frankreich regelmäßig praktiziert. Auch die Zugabe von beschwerenden
Stoffen wie z.B. Braunkohlekoks oder Steinmehl haben auf manchen
Anlagen Erfolge gebracht, zumindest zeitweise.

Bekämpfungsmaßnahmen der Niedriglastbakterien haben aber Folgen: Eine höhere
Sauerstoff-Konzentration ist energieaufwändig. Das Schlammalter reduzieren bzw.
Schlammbelastung erhöhen ist problematisch hinsichtlich des Stickstoffabbaus, besonders
bei niedrigen Temperaturen. Dazu erhöht es die Überschussschlammmenge.
Durch die zusätzliche überstöchiometrische Zugabe von speziellen Fällmitteln
handelt man sich zum Teil eine Verdreifachung der Fällmittel-Kosten, Schlammmehranfall
und sehr häufig schlechtere Entwässerbarkeit ein. Manchmal müssen Polymere
zugegeben werden, um die Flockung sicherzustellen. Besonders extrem ist
die Zugabe von Chlor in Form von Eau de Javel hinsichtlich des generellen Betriebs
der Anlage. Große Teile der Biologie werden abgetötet. Die Folgen sind klar: Überschreitung
sämtlicher Ablaufgrenzwerte. Die Erholung der Anlage kann Monate dauern.
Glücklicherweise ist das nur in wenigen Ländern Europas überhaupt erlaubt.

Abbildung 1:
Bild FW-AWT-Dolomit-Juni-09-01-W.jpg
Ganzjährige Schwimmschlammdecke mit herkömmlichen Bekämpfungsversuchen
im September 2008

Man kann also sagen, dass mit der Unterdrückung der Fäden billigend andere Probleme
in Kauf genommen werden und kostenaufwändig ist. Bei zahlreichen Kläranlagen
ist die Problematik trotz hohen finanziellen und personellen Aufwands nicht sicher
unter Kontrolle. Auf einigen Anlagen treten verstärkt auch Microthrix und Nocardia
unabhängig von der Anwendung von Bekämpfungsmaßnahmen auf, d.h. es gibt
Anlagen, bei denen alle Faktoren wie Sauerstoffkonzentration, Fällmittelart und –
menge, Schlammalter etc. optimal eingestellt sind und dennoch große Probleme mit
Fäden bestehen.

Zusätzlich zu den betrieblichen Störungen tauchen verstärkt Betonkorrosionen auf,
die zum Teil schon im Gewährleistungszeitraum auftreten und in 10 Jahren schon bis
zu 2 cm Beton gekostet haben. (1)

2 Ursachen

Um die wirklichen Ursachen zu finden, muss ein Bild aus vielen Mosaiksteinen zusammengesetzt
werden, das aus den unterschiedlichsten Fachbereichen besteht.
Diese Mosaiksteine reichen zum Beispiel vom Henry-Dalton-Gesetz von 1803 bis zu
den Veröffentlichungen verschiedener Universitäten über die Betonkorrosion durch
Kohlensäure auf Kläranlagen im Jahre 2006. Aus den Fachbereichen Biologie, Biochemie,
Chemie, Physik, Thermodynamik, Bauingenieurwesen, Siedlungswasserwirtschaft,
Werkstoffkunde, Geologie, Meteorologie und Klimatologie sind Bausteine
nötig, die Zusammenhänge zu verstehen.

Diese Vorstellung der Ursachen zeigt nun, dass die Veratmung von Kohlenstoff zu
Kohlendioxid in der Biologie wesentlich für die ganzen Probleme in Zusammenhang
gebracht werden kann. Bei den Karlsruher Flockungstagen wurde schon mehrfach
darüber berichtet, wie beispielweise im Band 108 bei den 16. Karlsruher Flockungstagen
2002, wo der Komplex Bläh- und Schwimmschlamm noch einmal aufgegriffen
wurde um neue Erkenntnisse zu beleuchten, die sich in der Zwischenzeit ergeben
hatten. Im Beitrag von Dr. Kühl: Symptom- und Ursachenbekämpfung bei Blähschlammereignissen
wird schon auf die Zusammenhänge des gestörten Kalk-
Kohlensäure-Gleichgewichtes, dem Calcium-Mangel und der Stabilität der Flocken
hingewiesen. (2)

Setzt man das Mosaik zusammen, ergibt sich das Bild einer Kettenreaktion, die von
der Kohlenstoffveratmung über Regenereignisse und Calcium-Unterversorgung die
Bläh- und Schwimmschlammproblematik auslöst. Die Versäuerung der Biologie
durch die Bio-P und die Nitrifikation kann durch die Denitrifikation immer nur zum Teil
ausgeglichen werden.(3) Zu dieser Grundversäuerung kommen noch enthärtetes Wasser
aus den Haushalten und die gesammelten weichen Regenwässer, die inzwischen
in großen Regenrückhaltebecken gespeichert werden, um die noch vorhandene Resthärte weiter zu verdünnen. Tiefe Becken und niedrige Wassertemperaturen
im Winter erhöhen zusätzlich noch die CO2-Löslichkeit.(4)

Grafik 1:
Bild FW-AWT-Dolomit-Juni-09-05-W.jpg

Ein Teil der gebildeten Kohlensäure ist kalkaggressiv. Das Kalk-Kohlensäure-
Gleichgewicht bzw. die Calcit-Sättigung wie das Gleichgewicht inzwischen bezeichnet
wird, kann nach DIN 38404 Teil 10 R 2 bestimmt werden. Trinkwasser soll gemäß
den Bestimmungen der Trinkwasserverordnung nicht calcitlösend sein, da sonst
Werkstoffe, die kalkhaltig sind wie eben Beton, angegriffen werden können. Für Abwasser
und Kläranlagen gibt es diesbezüglich keine Bestimmungen. Bei neuen Kläranlagen
kann der frische Beton den Calcium-Mangel noch decken(5), aber diese Calcium-
Quelle nimmt ab, so dass aus den Belebtschlammflocken nach und nach auch
die Calciumvernetzungen(6) herausgelöst werden. Daraufhin zerbrechen die Flocken
und fadenförmige Niedriglastbakterien gewinnen die Oberhand; Blähschlamm entsteht.
Es gibt eine Theorie, dass mit dem Aufkommen der Fäden sich eine Verseifung
einstellt, die bei härterem Wasser noch ausflocken könnte.(7) Ist die Wasserhärte
zu niedrig, kommt es zur Schwimmschlammbildung.

Grafik 2:
Bild FW-AWT-Dolomit-Juni-09-06-W.jpg

Dies ist das Bild, das sich aus den erwähnten Mosaiksteinen und noch vielen weiteren
ergibt. Wissenschaftlich ist das bisher in einzelnen Aspekten schon untersucht.
Ganzheitlich fehlen dafür noch die wissenschaftlichen Beweise. Die Praxis aber
zeigt, dass dieses Bild, auf die Probleme angewendet, nachhaltige Lösungen erfordert.

3 Entsäuerung mittels eines Dolomitreaktors

Die Ursachenanalyse zeigt, dass es hauptsächlich zwei Werte sind, die verändert
werden müssen. Zum Einen ist es die Versäuerung durch die Kohlensäure und zum
Zweiten der Calcium-Mangel. Aus der Trinkwasseraufbereitung ist die Lösung dieser
Aufgabe bekannt. Hier hat man es aber mit sauberem Wasser zu tun, das über ein
Filterbett von Calcit oder Dolomit geleitet werden kann. Die Konzentration von Kohlensäure
kann genau bestimmt und das Calcitlösevermögen eingestellt werden.

In der Kläranlage besteht die Biologie aber aus Belebtschlamm und unzähligen weiteren
Inhaltsstoffen, die jede genaue Messung erschweren. Auch würde ein Neutralisationsfilter
wie im Trinkwasser schon wegen des Feststoffgehaltes nicht funktionieren.

Mit Hilfe des Dolomitwerks Jettenberg der Firma Schöndorfer GmbH hat die Firma
KRONOS nun ein Verfahren entwickelt, das Abwasser, wie in der Trinkwasseraufbereitung
entsäuert und gleichzeitig den Calciumgehalt erhöht. Das Verfahren ist für die
Biologie in Kläranlagen entwickelt worden und für den Belebtschlammbetrieb geeignet.
Dafür wurde das Produkt ÖKODOL von der Firma Schöndorfer entwickelt, ein
behandelter Dolomit.

Das Verfahren hat sich als eine sichere und effektive Methode bewährt, die kalkaggressive
Kohlensäure zu binden, um für die Nitrifikation ausreichend Säurekapazität
zur Verfügung zu stellen. Verwendet wird dazu ein Dolomitreaktor. In ihm wird Ökodol
– das behandelte Calcium-Magnesiumcarbonat – mit Hilfe von CO2 in Calcium-
/Magnesiumionen und in Hydrogencarbonationen aufgelöst. Mit Hilfe des Verfahrens
wird der Gehalt an CaCO3 der Belebtschlammflocke gezielt erhöht und damit Ihre
Struktur stabilisiert. Das Magnesium wird weitgehend von den Organismen direkt
aufgenommen.

3.1 Ausreichender Kontakt
Es ist darauf zu achten, dass im Dolomitreaktor Belebtschlamm ausreichend gut mit
dem Ökodol vermischt wird, da sonst der pH-Wert im Reaktor gleich bleibt, ohne
dass Calcium und Karbonathärte in nennenswerten Mengen zugeführt werden. Das
Ökodol neigt dazu, besonders in Kombination mit Belebtschlamm, Trichter zu bilden,
die dann den Belebtschlamm in einer Kurzschlussströmung durch den Reaktor leiten
ohne ausreichenden Kontakt mit dem Ökodol zu haben. Weiterhin kann Ökodol Brücken
bilden zwischen den einzelnen Körnern, so dass mit der Zeit Bereiche im Reaktor
entstehen, die nicht mehr aufgelockert, bzw. durchströmt werden können. Dazu
wurde in den Reaktor ein Rührwerk integriert, damit der Betrieb dauerhaft und über
das ganze Jahr gewährleistet ist.

3.2 Teilstromverfahren
Durch den Dolomitreaktor wird ein Teilstrom Belebtschlamm geleitet. Die Durchflussmenge
ist abhängig vom Gesamtvolumen der biologischen Stufen, dem
Schlammalter und dem pH-Wert. Das Volumen der Biologie liegt fest. Das Schlammalter
variiert je nach Fahrweise und Möglichkeit des Überschussschlammabzuges.
Der pH-Wert wird beeinflusst durch die gegebenen Abwasserqualitäten und die Höhe
der Stickstoffbelastung. Die Versuche haben gezeigt, dass anfangs der Reaktor mit
einem höheren Durchfluss betrieben werden sollte, um möglichst schnell den gewünschten
pH-Wert von 7,1 bis 7,4 zu erreichen.

Das Gesamtvolumen der biologischen Stufe sollte je nach Stickstoffbelastung 2 bis 3
mal während einer Schlammalters durch den Reaktor geleitet werden.

Durch das Teilstromverfahren können die Kläranlagen nachträglich mit dem Verfahren
ausgerüstet werden. Die Dimensionierung wird durch die Anlagengröße bestimmt.
Für jede Straße (Nitri/Deni) ist ein Reaktor sinnvoll. 

3.3 Verweilzeit
Die Aufenthaltszeit im Reaktor sollte 5 bis 10 Minuten betragen, je nach Effektivität
des Reaktors. Ziel sollte sein, den pH-Wert während der Verweilzeit um 0,2 bis
0,5 zu erhöhen.
Damit kann mit einem einfachen pH-Meter die Funktionskontrolle
des Dolomitreaktors durchgeführt werden, ohne aufwendige Labormessungen.

3.4 Standort
Der Standort am Ablauf der Denitrifikation hat sich für den Einsatz des Dolomitreaktors
bewährt. Prinzipiell liegt in der Denitrifikation und in der Nitrifikation kalkaggressive
Kohlensäure vor. Wird die Basenkapazität (kb -Wert) in der filtrierten Probe bestimmt,
findet sich in der gesamten Biologie etwa die gleiche Konzentration. Da der
Reaktor den Belebtschlamm entsäuert und gleichzeitig den Calcium-Mangel auf der
Flocke beheben soll, ist es günstiger, wenn der Belebtschlamm aus der Denitrifikation
entnommen wird, denn für der Nitrifikation ist eine erhöhte Säurekapazität hilfreich.
Weiterhin hat sich gezeigt, dass jeglicher Lufteintrag in den Reaktor unterbunden
werden muss. Dies konnte bei dem auf der Kläranlage Bühl-Vimbuch im laufenden
Betrieb auch praktisch festgestellt werden, wo der Reaktor seit Juni 2005 betrieben
wird.

Aus anlagenspezifischen Gründen ist dieser Standort aber nicht immer möglich. Besonders
wenn es sich um intermittierende Anlagen handelt, gibt es keinen Ablauf
Denitrifikation . Grundsätzlich gilt: Die Stelle mit der höchsten Basenkapazität
(kb -Wert) auf der Flocke ist als Ansaugstelle zu wählen, da hier die größte Konzentration
von Kohlensäure auf der Flocke vorliegt.

3.5 Reaktorfüllmaterial
Im Kontakt mit dem wässrigen Belebtschlamm wandeln sich die Inhaltsstoffe des
Reaktorfüllmaterials langsam um zu Ca(OH)2, Mg(OH)2, Ca(HCO3)2, Mg(HCO3)2 sowie
verwandten Verbindungen. Das im Reaktor befindliche Ökodol löst sich im Laufe
der Zeit komplett auf. Die Körner werden immer kleiner. Durch regelmäßiges Auffüllen
stellt sich eine Sieblinie ein, die 2-3 Monaten nach Inbetriebnahme die größte
Oberfläche für die Reaktion bildet. Ökodol ist mit Korngröße 2,5 4,5 mm verfügbar.

Abbildung 2:
Bild FW-AWT-Dolomit-Juni-09-02-W.jpg
Prozessschema am Beispiel einer vorgeschalteten Denitrifikation

3.6 Vergleich zu Kalkmilchdosierung / Trockenkalkdosierung
Es hat sich gezeigt, dass die Ergebnisse aus der Kalkmilchdosierung und der Trockenkalkdosierung
mit dem Einsatz des Dolomitreaktors vergleichbar sind. Je nach
Wasserhärte erfolgt die Anreicherung von CaCO3 auf der Flocke über mehrere
Schlammalter. Auch die verzögerte Verbesserung des Schlammindex, nachdem bereits
alle negativen Erscheinungen auf der Anlage verschwunden sind, ist vergleichbar.
Nicht vergleichbar ist allerdings der Verbrauch. Liegen die Verbrauchszahlen bei
Kalkmilchdosierung bei 35 – 50 g/ m³ Zulauf und bei Trockenkalkdosierung noch
deutlich darüber, haben alle Versuche bisher einen durchschnittlichen Verbrauch von
ca 3 g Ökodol /m³ Trockenwetterzulauf ergeben. In den ersten Monaten nach der
Inbetriebnahme liegt dieser Wert noch höher, bis sich das Gleichgewicht einstellt. 

Auf die Kläranlagengröße umgerechnet kann man von einem ungefähren Verbrauch
von 1 Tonne Ökodol / 10 000 EW im Jahr ausgehen.

4 Sicherheitsbetrachtung

Für den Einsatz eines Dolomitreaktors gibt es keine Sicherheitsbedenken. Dazu ein
Zitat eines Betriebsleiters einer der Versuchsanlagen: Damit kann man nichts falsch
machen, durch die Inhaltsstoffe kann keine Verschlechterung eintreten. Es kann sich
nur verbessern.

4.1. Selbststeuerndes System
Der Reaktor steuert sich selbst durch das chemische Kalk-Kohlensäure-
Gleichgewicht. Dadurch ist eine Überdosierung ausgeschlossen. Da es keine Steuerung
gibt, gibt es auch keine Sensoren, die ausfallen können. 

4.2. Selbstreinigendes System
Verstopfungen und Verzapfungen im Behälter durch den Belebtschlamm werden
konstruktionsbedingt vermieden. Das Durchströmen von unten nach oben spült auch
größere Inhaltstoffe im Belebtschlamm durch den Reaktor. Die dadurch eingehandelten
Nachteile der Trichterbildung werden durch langsam laufende Rührer unterbunden.
Diese sind wegen der Neigung zur Brückenbildung nötig und übernehmen somit
zwei Funktionen. 

Abbildung 3:
Bild FW-AWT-Dolomit-Juni-09-03-W.jpg
Nachfüllen des Dolomitreaktors in Bühl-Vimbuch

4.3. Kalkablagerungen
Kalkablagerungen konnten bisher nicht beobachtet werden und kann
ausgeschlossen werden, da maximal das Kalk-Kohlensäure- Gleichgewicht erreicht werden
kann und eine Überkonzentration von Kalk und damit eine Verschiebung der Calcit-Sättigung in
Richtung calcitabscheidend ausgeschlossen ist. Auch der niedrige Verbrauch weist darauf hin. 

4.4. Ökologische Betrachtung
Ökologisch gibt es keine Bedenken, da es sich bei dem Verbrauchmaterial um ein
Naturprodukt handelt und nur 99% reiner Dolomit für die Herstellung von Ökodol verwendet
wird. Das CO2, das bei der Behandlung des Dolomit entsteht, wird in der Anlage
wieder gebunden.

5 Auswirkungen auf den Betrieb

5.1 Kein Schlammabtrieb
Normalerweise wirken sich Schwimm- und Blähschlammprobleme nicht auf die Ablaufwerte
aus. Die Fäden, die diese Probleme verursachen, sind gute Reiniger. Problematisch
wird es, wenn durch Regenereignisse der Schlamm nicht mehr in der
Nachklärung gehalten werden kann und die Schlammbehandlung einen weiteren
Schlammabzug nicht mehr zulässt. Wenn dies der Fall ist, sind Nachtschichten und
Wochenendeinsätze zwingend. Mit dem Dolomitreaktor ergibt sich aus der Verbesserung
der Flockenstruktur eine deutliche Zunahme der Sichttiefe in der Nachklärung,
auch bei Regenwetter. 

5.2 Zurückführung auf ursprüngliche Kostenniveaus
Die Ausgaben für Reaktor und Verbrauchmaterial sind im Vergleich zu den bestehenden
Kosten zur Bläh- und Schwimmschlammbekämpfung gering.
Ausfall der Energiegewinnung durch Faulgas, Einsatz von Saugwagen, Verwendung
von Entschäumern, zusätzliche Dosierung von Polymer- und Aluminiumprodukten
können die Betriebskosten einer Kläranlage erhöhen. In einigen Fällen sind sechsstellige
Eurobeträge eingespart worden durch den Betrieb eines Dolomitreaktors.
Eine Erhöhung der Abwassergebühren konnte dadurch verhindert werden.
Die Kombination von Dolomitreaktor und Eisensalzen als Fällmittel ergänzen sich
nicht nur bei Flockenaufbau und Flockenstabilität, (8) sondern hat sich auch als die
kostengünstigste Lösung erwiesen. Die zusätzliche Sulfidbindung und die bessere
Entwässerbarkeit vom Schlamm halten die Betriebskosten zusätzlich niedrig. 

6 Zusammenfassung

6.1. Betriebssicherheit
Durch Verbesserung der Schlammstruktur und des besseren Absetzverhaltens in der
Nachklärung wird die Gefahr von Schlammabtrieb und damit Grenzwertüberschreitungen
drastisch reduziert. 

Abbildung 4:
Bild FW-AWT-Dolomit-Juni-09-04-W.jpg
300 000EW Anlage mit 4 Strassen und 4 Reaktoren

6.2 Langlebigkeit
Durch die Entsäuerung ist die Kalkaggressivität der Kohlensäure gemindert. Der Dolomitreaktor
wirkt wie eine nachfüllbare Opferanode . Erste Messungen zeigen bereits
einen Stopp bei der Korrosion. Die Messungen sind noch nicht abgeschlossen,
aber die ersten Ergebnisse klingen schon vielversprechend. Damit kann die geplante
Nutzungsdauer der zementgebundenen Bauwerke in Kläranlagen ohne Sanierung
erreicht werden. Auf ca 25 Kläranlagen, wird ein Dolomitreaktor bis jetzt betrieben.
2005 haben die ersten Kläranlagen mit dem Einsatz begonnen. Im Frühjahr 2008
wurde der Reaktor in Bühl entleert, um ihn auf einen etwaigen Verschleiß zu untersuchen.
Es hat sich bestätigt, dass der Reaktor für den langjährigen Einsatz gebaut
wurde und noch viele weitere Jahre in Betrieb bleiben kann. Viele Betriebsleiter haben
der Möglichkeit von Besuchen der Versuchsanlagen zugestimmt. Die Anlagengrößen
reichen von 5 000 Einwohnerwerten bis bisher 300 000 EW.

6.3. Nachhaltigkeit
Dieses Verfahren kann zur Nachhaltigkeitsdefinition der UN-Weltkommission von
1987 im Brundland-Report gezählt werden: Deckung der heutigen Bedürfnisse, ohne
die Möglichkeit künftiger Generationen zu beeinträchtigen. Dazu wird die Nachhaltigkeit
auf kommunalen Kläranlagen unterstützt.

 

Weitere Informationen
http://www.dolomitreaktor.de

Literatur:
(1) Prof. Dipl.-Ing Dr. N. Matsché, Erhebung zu Betonschäden auf Kläranlagen in Österreich, Institut für
Wassergüte und Abfallwirtschaft, Technische Universität Wien 2006

(2) Kühl, T. (2002): Symptom- und Ursachenbekämpfung bei Blähschlammereignissen, in Hahn H,H.;
Kraus, J. (Hrsg): . Bläh- und Schwimmschlamm. Schriftenreihe des ISWW, Universität Karlsruhe (TH),
Band 108

(3) Sölter, K., Weber, N. (2000): Die Bedeutung der Säurekapazität auf Kläranlagen, DR LANGE Anwendungsbericht Ch. No 77, August 2000

(4) Maier-Reimer, E.; Hasselmann, K (1987): Transport and Storage of CO2 in the ocean an inorganic
ocean-circulation carbon cycle model. Climate Dynamics, 2 (1978) nr. 2, S. 63 – 90

(5) Thienel, K.-Ch (2006): Werkstoffe des Bauwesens Dauerhaftigkeit von Beton, Institut für Werkstoffe
des Bauwesens Universität der Bundeswehr München Frühjahr 2006
www.unibw.de/bauv3/lehre/skripten/dauerhaftigkeitvonbeton.pdf

(6) Rode, A. (2004): Isolierung und Charakterisierung von bakteriellen extrazellulären polymeren Substanzen aus Biofilmen, Dissertation Universität Duisburg-Essen, Institut für Grenzflächen-
Biotechnologie, September 2004

(7) Ott, P. (2008): Betrieb von Abwasseranlagen mit Nitrifikation, Denitrifikation und biologischer PElimination unter Winterbedingungen, http://www.Dr.Ott-de.com, zuletzt aktualisiert Mai 2008 

(8) Wingender, J, Flemming, H. C. (1999) Autoaggregation of Microorganisms: Flocs and Biofilms, ) in J.
Winter (Hrsg.) Biotechnology Vol. 11a, Wiley-VCH, Weinheim Germany 

Anschrift des Verfassers:

KRONOS INTERNATIONAL, INC.
KRONOS ecochem
Carl Wassermann
Peschstraße 5
D-51373 Leverkusen
Tel.: (0214) 356 – 0
Fax: (0214) 44117
E-Mail: Carl.Wassermann@Kronosww.com

Dolomitwerk Jettenberg, Schöndorfer GmbH
Dr. Frederike Krey
Oberjettenberg 8
83458 Schneizlreuth
Tel (08651) 9682 0
Fax: (08651) 9682 26
mail: schoendorfer@dolomitwerk.de

AZV Bühl u. Umgebung
Arno Kremer
Am alten Römerpfad
77815 Bühl/Vimbuch
Tel: (07223) 24243
Fax: (07223) 942930
mail: KA-Buehl@gmx.de