Samstag, Oktober 12, 2024
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Tägliche Meldungen 2017

Dezember 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Klimawandel begünstigt Methanfreisetzung aus Gewässern 
Feldtests bestätigen Potenzial von Wärmepumpen als wichtigster Heiztechnik der Zukunft 
Kraftstoff aus Wasser und Wind 
Folgen des Klimawandels: Oder warum wird das Wasser unter Borkum überwacht? 
Dieses Geld stinkt nicht! THGA-Geotechniker will Gas aus alten Mülldeponien energetisch nutzen 
Hochwasservorsorge in der Raumordnung stärken
Geschäftsidee für ein Kanalnetz der Zukunft 
Gibt es nachhaltige Lösungen im Umgang mit schwindenden Phosphorressourcen? 
Den Trends der Umweltbranche auf der Spur 
Flüsse tragen Plastikmüll ins Meer / Große Flusssysteme sind hauptverantwortlich 
Phosphatrückgewinnung – ein Weg zur strategischen Rohstoffsicherung 
TU Berlin: Der Autoreifen in der Umwelt 
Biomasse ohne Abfall: Hochwertige Erzeugnisse und Anwendungen aus Bioraffinerie-Nebenprodukten 
Fataler Insektenstaubsauger: Uferbeleuchtung
Klimaschutz durch Ablasshandel?
Gesundheit
Frauen mit Diabetes: Schlaganfallrisiko um 50 Prozent erhöht 
Warum unser Gehirn Schlaf braucht und was passiert, wenn wir nicht genug davon bekommen 
Biomarker-Tests bei frühem Brustkrebs: Warum unklar ist, ob man sich auf sie verlassen kann 
Gerinnungskontrolle: Warnung vor überholtem Quick-Wert – Patienten sollten auf INR-Wert bestehen 
„Wissensreihe Männergesundheit“ informiert zu Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Work-Life-Balance 
Darmkrebsvorsorge: Neun Tests – trotzdem vergleichbare Ergebnisse 
Vegane Ernährung als Lebensstil: Es besteht Risikokommunikationsbedarf 
Wissenswertes rund um die Gesundheit – der Online-Adventskalender der WLH 
Wie Fettleibigkeit Brustkrebs aggressiver macht 
Wildpilze in Teilen Bayerns nach wie vor belastet 
Influenza – vor allem ältere Menschen stark betroffen 
Gesellschaft
Wer noch zu später Stunde vor dem Bildschirm sitzt, schläft weniger und schlechter als andere 
Flexible Arbeitszeiten: Möglichkeiten, Defizite, Reformbedarf 
Sicheres Bezahlen ohne Datenspur 
Studie: Nachahmung des Gegenübers führt zu höherer Beliebtheit beim Kennenlernen 
November 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Wasserforschung: Treibhausgase aus der Kläranlage 
Erhöhung der Biogasproduktion 
Optimiertes Umweltmonitoring für Gewässer und Talsperren durch Satellitendaten 
Kraftstoff aus Abfällen und Elektrizität?
Der Salzwasser-Wächter auf der Darßer Schwelle: Rund um die Uhr im Einsatz – und das seit 25 Jahren 
Von der Weser bis zur Nordsee: PLAWES erforscht Mikroplastik-Kontaminationen in Ökosystemen
In Zeiten des Klimawandels: Was die Farbe eines Sees über seinen Zustand verrät 
Beschleunigt Wasserknappheit die Energiewende? 
Schärfere Bestimmungen zum Schutz vor schädlichen Umwelthormonen nötig: EU-Kriterien unzureichend 
Pilotprojekt zur CO2-Speicherung erfolgreich beendet 
Pilze sind das zweitgrößte Organismenreich der Erde / Studie schätzt 2,2 bis 3,8 Millionen Arten
Wohin geht der Stickstoff nach der Düngung – Frühindikatoren zur Erkennung von Nitratfrachten
Künstliche Intelligenz für Bewässerungssysteme – Feldtests in Pakistan belegen Einsparung von 40% 
Gesundheit
Tätowierungen: Farbpigmente wandern auch als Nanopartikel im Körper 
Bier macht glücklich
DOG 2017: Bei ersten AMD-Anzeichen sofort den Augenarzt aufsuchen 
MHH-Studie: Wie gesund werden wir alt? 
Die wichtigsten Tipps zur Grippe-Impfung: Ältere Menschen sind besonders gefährdet 
„Das Schöne ist doch, dass jeder selbst Vorsorge treffen kann“ 
Lebensmittel im Blickpunkt: Gängige Speiseöle sind nur selten belastet 
Stärker individualisierte Blutdruckzielwerte. Die neuen Empfehlungen der Deutschen Hochdruckliga
Schnitzel aus der Petrischale stößt auf Akzeptanz 
Schaufensterkrankheit – jeder vierte Patient über 65 Jahren ist betroffen: Gehtraining hilft 
Mixing Artificial Sweeteners Inhibits Bitter Taste Receptors 
Candida auris: Ein Pilz verlangt Aufmerksamkeit 
DKOU 2017: Wie Patienten mit Knie-Arthrose sinnvoll Sport treiben 
Gesellschaft
Was macht Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen glücklich und zufrieden? 
Neue Studie: Warum Tests gut sind für das nachhaltige Lernen 
BAuA-Bericht: Orts- und zeitflexibles Arbeiten gesund gestalten 
Management-Studie – Gemeinsam unehrlich 
Urlaub vorbei – Erholung ade? 
Deutsche blicken optimistischer in die Zukunft als europäische Nachbarn 
Oktober 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Klimaerwärmung ist schuld am Rückgang der Braunbären in Europa 
Riesenbakterium enthält Erbgut für eine ganze Bevölkerung 
Umweltfreundliches Segway toppt Rad und Auto bei kurzen Strecken
Öl- und Gasbohrungen als starke Quelle von Treibhausgasen 
Elektrizitätsbedarf in Europa verlagert sich durch den Klimawandel 
Forscher berechnen zentrale Eigenschaft von Wasser 
aCar – Der elektrische „Alleskönner“ 
Ein neuer Indikator für marine Ökosystem-Veränderungen – der Dia/Dino-Index 
Globale Klimaextreme nach Vulkanausbrüchen 
Neuer Tagungsband mit Forschungsbeiträgen für die Energiewende erschienen 
DBFZ diskutiert „Hydrothermale Prozesse“ als Schlüsseltechnologie für eine biobasierte Wirtschaft
Wimperntierchen und ihre bakteriellen Lebenspartner – Eine weltweite Partnerschaft 
Wasser – wertvoll und schützenswert! Beschleunigte Elektronen helfen bei der Aufbereitung 
Innovative Niederschlagsmodelle für den Überflutungsschutz 
PKW-Verglasung aus Plastik? 
Gesundheit
Thrombosen-Vorbeugung: Zusätzlicher entzündungshemmender Effekt von Aspirin entdeckt 
Langzeitstudie identifiziert niedrige Temperaturen als Herzinfarkt-Trigger 
Weihwasser nicht so rein wie erhofft 
Expertengruppe schlägt umfassende Reform des Heilpraktikerberufs vor 
Impfempfehlungen der STIKO für 2017/2018 veröffentlicht 
BfR-Forschung: Nachweis des Übergangs von Aluminium aus Menüschalen in Lebensmittel 
Hilfe gegen Heißhungeranfälle 
Hoher Zuckerkonsum verursacht Zahnbehandlungskosten in Milliardenhöhe 
Kaugummi-Schnelltest bei Entzündungen 
Gesellschaft
Besser Schneider oder Schmidt heißen 
Menschenaffen wissen, wenn sie etwas nicht wissen 
Wie sehr lenkt das Smartphone ab? Handy-Nutzung beeinflusst Produktivität am Arbeitsplatz 
Absenkung des Rentenniveaus: Neue WSI-Berechnungen illustrieren Konsequenzen 
Studenten des Hasso-Plattner-Instituts schreiben Buch für Informatikanfänger 
Im Homeoffice oder mit völlig selbstbestimmten Arbeitszeiten fällt Abschalten besonders schwer
September 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Value from wastewater 
Klimawandel: Bäume binden im Alter große Mengen Kohlenstoff 
Müll im Meer: Wo kommt nur das ganze Plastik her? 
Kostbares aus Abwasser 
Sauberes Wasser für alle – aber wie? 
Forschung am Baikalsee – wie wirken sich Klimawandel und Umweltgifte auf die Fauna aus? 
Ostsee-Flohkrebse haarklein erklärt – IOW-Forscher schreiben traditionsreiche Enzyklopädie fort 
EU schafft die „Plussklassen“ beim Energielabel ab 
Ölverschmutzungen aufsaugen 
Nisthilfen machen Äcker für Wildbienen attraktiv 
Biologen aus Rostock und St. Petersburg forschen für klares Wasser an der Ostseeküste 
Forscher nehmen Ostsee fächerübergreifend unter die Lupe 
Gesundheit
Neuer Malaria-Wirkstoff erfolgreich getestet 
Bei Stress im Job greifen Berufstätige verstärkt zu ungesunden Snacks 
Arbeitslosigkeit – Gefahr für die psychische Gesundheit 
DKOU 2017: Bewegung statt Bettruhe: Was bei akutem Kreuzschmerz wirklich hilft 
Wenn Schimmelpilze das Auge zerstören 
Schlank und dennoch ein hohes Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen 
Seltener Weizenfund in bronzezeitlicher Lunch-Box aus dem Schweizer Hochgebirge 
Besser essen, länger leben: US-Studie belegt Wirkung der DASH-Diät 
Keimschleuder Küchenschwamm 
Wie sauber putzen die „Zahn-Profis“? 
Lebensmittel aus Blättern und Gräsern können Krankheitserreger enthalten 
Gesellschaft
Pepper, der neue Kollege im Altenheim 
Bessere Wahlprognosen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz 
Zweitstimme.org: Wissenschaftliche Prognosen zur Bundestagswahl, laufend aktualisiert 
Populistische Einstellungen sind bei deutschen Wählern nicht mehrheitsfähig 
Mit kürzeren und flexibleren Arbeitszeiten können Betriebe rentenberechtigte Mitarbeiter halten 
Berufliche Entscheidungen von Müttern: Einstellungen des Partners spielen eine wichtige Rolle
August 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Die Wasserqualität von Stauseen im Blick
Bienenvölker auf dem Dach der BfG
Von trocken zu nass: In Afrikas Sahelzone könnte es plötzlich viel mehr regnen 
Süßwasserquellen im Meer: Die unsichtbare Wasserressource 
Zeolith-Katalysatoren ebnen den Weg für dezentrale chemische Prozesse: Biosprit aus Abfällen
Extrem sauerstoffarme Wirbel im Atlantik produzieren Treibhausgase 
Überschwemmungen genau in den Blick nehmen 
Bürger forschen in einem wissenschaftlichen Projekt der Universität Greifswald 
Weltrekord bei der Auswertung von Satellitendaten: Städten beim Wachsen zusehen 
Inseln und Küstenregionen am meisten gefährdet 
Zukunftsfähige Wasserinfrastrukturen: Empfehlungen zur Transformation 
Gesundheit
Ungesunde Nachbarschaften: In wohlhabenden Landkreisen Süddeutschlands leben viele Impfverweigerer 
HPV-Impfung – die oft versäumte Chance gegen Krebs 
Sport ist Mord? 
Lebensmittel im Blickpunkt: Die ursprüngliche Reinheit des Mineralwassers 
Bauchaortenaneurysmen: Das Ultraschall-Screening für Männer ab 65 kommt 
Neue Studien belegen: Übergewicht und Adipositas noch gefährlicher als angenommen 
Sonnencremes: Darauf kommt es bei der Darstellung der Wirksamkeit an 
DKOU 2017: Orthopäden und Unfallchirurgen setzen sich für aktiven Lebensstil ein 
Urlaubsplanung 2017: Impfung gegen Hepatitis-Viren bietet wirksamen Schutz für die Leber 
Gesellschaft
Motiviert durch Bestrafung 
Angst, sich zu blamieren – Was hilft am besten? 
Konflikte in der Arbeitswelt: Streit um Entlohnung, Mitbestimmung und Aufstiegschancen
Woher wissen wir wie alt die Erde ist? 
Mitbestimmung wichtiger als Stabilitätsanker in Zeiten von Kapitalmarktdominanz und Digitalisierung 
Schimpansen belohnen Gefälligkeiten 
Juli 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Mit dem Laser gegen Unkraut 
Neue Methanabbauer in Seen entdeckt 
Neue Erkenntnisse zum Meeresspiegel-Anstieg 
TU Berlin: Eine Fundgrube für Wertstoffe 
Meereswärme zur Versorgung eines Kälte- und Wärmenetzes in Marseille 
Ressourceneinsatz bei Umwälzpumpen optimieren 
Wasserqualität von Flüssen: Zusätzliche Reinigungsstufen in Kläranlagen lohnen sich 
Abwasser effektiv reinigen
Wie innere Uhren miteinander kommunizieren 
Leitfaden zur Energiewende für Kommunen und Stadtwerke 
Neues Helmholtz-Institut für marine Biodiversität erforscht menschlichen Einfluss auf Meere 
Den Faktor Mensch im biologischen Flickflack der Küstengewässer erkennen 
Besseres Wassermanagement in trockenen Gebieten 
Neue DNA-Datenbank der Wasserinsekten verbessert Umweltüberwachung
Biofilme: Bakterien schützen sich durch Lotuseffekt 
Energiewende: intelligent, vernetzt, nachhaltig 
Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung der Industrieproduktion auf Jobs und Umweltschutz? 
Ostfalia forscht: „KlärLam – Kläranlagen als Lastmanager“ 
Biokohle in Brenngas umwandeln 
Energie und Mobilität: Biogas wichtiges Standbein 
Gesundheit
Wie schmecken wir Wasser? Signalweg entschlüsselt 
Nanopartikel: Wo bleiben sie, und wie verändern sie sich? 
Extrakorporale Stoßwellentherapie bei Fersenschmerz: besser als Placebo, Ultraschall, Iontophorese 
Sonne, Outdoor-Working: Krebsgefahr? 
Erythrit – Forscher finden Früherkennungszeichen für Fettleibigkeit 
Deutsche Hochdruckliga e.V. (DHL): Bluthochdruck bei Frauen häufig unterschätzt 
Keramiken und Kunststoffe können Metalle schon bei vielen Zahn-Therapien ersetzen 
Gesunde Mitarbeiter – erfolgreiches Unternehmen 
Phthalate erhöhen das Allergierisiko bei Kindern 
Gesellschaft
Der Kampf um Boni vergiftet das Arbeitsklima 
Je gerechter, desto grüner 
WSI Tarifarchiv: Wer bekommt Urlaubsgeld und was sehen die Tarifverträge vor? 
Einkommensteuer: Beseitigung des Mittelstandsbauchs entlastet vor allem Besserverdienende 
Juni 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Wer schwimmt wo? 
„40 Jahre – wir wünschen uns was!“ Das Öko-Institut startet ins Jubiläumsjahr 
Umwelt, Verkehr, Energie. Erste Wasserstofftankstelle aus erneuerbaren Energien in Frankreich 
Eine Werbesäule zur Minderung der Luftverschmutzung in Paris 
Von Batterien bis zu Vanillin: Elektrochemie verwandelt Holzabfälle 
Frischluft im Sand: Was Bakterien in der Nordsee antreibt 
575 Elbkilometer aktiv für die Meeresforschung: Mitschwimmerinnen und Mitschwimmer gesucht
IGB Policy Brief: Fünf drängende Gewässerthemen für die kommende Bundesregierung identifiziert 
Elektroimpulse säubern Industriewässer und Lacke 
Mit Urzeitalgen zu gesundem Wasser: Wirtschaftliches Verfahren zur Beseitigung von EDC im Abwasser 
Die Kieler Förde – ein Trainingsbecken für Miesmuscheln 
BfG registriert an Fischaufstiegsanlage Koblenz über 230.000 aufsteigende Fische 
Gesundheit
Vitamin D: Für Diabetiker wichtiger als gedacht 
Unstatistik des Monats: Eine Stunde joggen, sieben Stunden länger leben 
Wiesn-Studie: Alkoholkonsum beeinflusst das Auftreten von Herzrhythmusstörungen 
Raucherland Deutschland – weltweit unter den Top Ten 
Durch die Luft übertragene Viren überleben im Wasser 
Neue Studie: Zu niedriger Blutdruck ist schädlich, Untergrenzen könnten sinnvoll sein 
Zinkversorgung beeinflusst Herzgesundheit 
Mücken: Eine kommt, die andere geht 
Testosteron ist nicht Schuld am männlichen Haarausfall 
Verbreitung und Genauigkeit von Fitnessarmbändern – Ergebnisse aus Studie liegen vor 
Zecken & Rohmilch: Forscher berichten von neuen Übertragungswegen für FSME 
Gesellschaft
Eigene Kinder beflügeln Top-Führungskräfte in ihrer Arbeit 
Neues Tool: Betrugssoftware in Autos automatisch entdecken 
Wer mit Automaten unhöflich umgeht, den bedienen sie nicht 
Erwerbstätige Frauen arbeiten täglich 1,6-mal so lang unbezahlt wie Männer 
Sehen Fußballfans rivalisierender Mannschaften dasselbe Fußballspiel mit anderen Augen? 
Wohlstandsmessung aus dem Weltall 
Feierabend-Studie: Teilnehmer gesucht 
Mai 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Wie ein Sensor-Kabel den Zug im Tunnel und den Einbrecher am Zaun erfasst 
Tiefseekrake hat Quallen zum Fressen gern 
FH Potsdam startet neues Forschungsprojekt für integrierte Stadtentwicklung 
Drohneneinsatz in der Meeresforschung 
240.000 Euro für Forschung zu Digitalisierung und Vernetzung in der Wasserwirtschaft 
Strom aus erneuerbaren Energien mit Drucklufttechnologien speichern 
Besser als die Natur: Künstlicher Biofilm steigert Stromproduktion mikrobieller Brennstoffzellen 
Zuckerrübenschnitzel: der neue Rohstoff für Werkstoffe? 
Schluss mit Ölwechsel auf Verdacht: Sensor warnt, wenn Öl im Blockheizkraftwerk schlecht wird
Durstige Landwirtschaft: Übermässige Grundwassernutzung bedroht Lebensmittelversorgung weltweit 
Energie aus der Toilette 
Internationales Team um Oldenburger Meeresforscher untersucht Meeresoberfläche 
Ein Fisch macht Schule: Mit dem Stör werden Kinder und Jugendliche zu Gewässerexperten 
Lachs mit Nebenwirkungen / Aquakulturen belasten die Flüsse 
Neues Forschungsvorhaben analysiert Optionen für Biogas-Bestandsanlagen bis 2030 
Gesundheit
Blutdruckwerte in Deutschland sinken – trotzdem keine Entwarnung 
Rostocker Forscher wollen Glyphosat „entzaubern“ 
Fettleibigkeit: Mit Spritzen oder Skalpell der Adipositas auf den Leib rücken 
Stoßlüften ist besser als gekippte Fenster 
Darmkrebsvorsorge mit verbessertem Test: Antikörper suchen verstecktes Blut im Stuhl 
Mediziner warnen vor rasantem Anstieg bei Speiseröhrenkrebs als Folge von Sodbrennen 
Neue Müslis für die Gesundheit 
Besser lernen dank Zink? 
Antibiotika wirken gegen Rückenschmerzen – Dänische Wissenschaftlerin erhält Deutschen Schmerzpreis 
Lupinensamen: Gesundheitliche Beeinträchtigungen bei bitterem Geschmack möglich 
Gesellschaft
Ameisen retten ihre Verletzten 
Deutsche brauchen weniger Vorgesetzte als US-Firmen – Mitbestimmung wichtig für flache Hierarchie 
Frauen, die mehr verdienen, bevorzugen finanzielle Unabhängigkeit durch getrennte Kassen 
Faire Ungleichheit? 
Prof. Roger Nitsch: „In der Generation unserer Kinder wird es kein Alzheimer mehr geben“ 
Univesität in Landau sucht Teilnehmer für Online-Befragung zum Thema Berufsalltag 
Mädchen können besser lesen, Jungen besser rechnen? So einfach ist es nicht! 
April 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Klimakiller Kuh: Methan-Ausstoß von Vieh könnte bis 2050 um über 70 Prozent steigen 
Wetter-Extreme: Menschheit verändert wahrscheinlich gigantische Luftströme 
Gefährdete Giganten: Große Süßwasser-Tierarten sind weltweit am stärksten vom Aussterben bedroht 
Methan: Insektenlarven in Seen sind unvermutete „Klimasünder“ 
Es muss nicht immer Trinkwasser sein – Abwasser als Ressource nutzen 
»ZeroTrace«: Nachhaltige Aktivkohleverfahren zur Entfernung von Mikroschadstoffen aus Abwasser 
Umweltforscher entwickeln neue Biosensoren für Gewässerkontrolle 
Warum ein Rückgang des Düngemitteleinsatzes in der Zukunft denkbar ist 
Neubildung von Grundwasser exakter berechnen 
UDE koordiniert EU-Netzwerk: Gewässer besser analysieren 
Meeresforschung in Echtzeit verfolgen 
Leipziger Forscher erklären wichtigen Prozess bei biologischer Methanbildung
Gesundheit
Männer mit gestörtem Zuckerstoffwechsel sollten kohlenhydratreiches Essen am Abend meiden 
Schwangerschaft begünstigt neue, hochpathogene Grippevirus-Varianten 
Malaria-Therapien: bald schon viel einfacher, flexibler und effizienter? 
Dem Geheimnis der Achilles-Ferse auf der Spur 
Lebensmittel im Blickpunkt: Die vitaminreiche Mango 
Versorgungsatlas: In Deutschland wächst die Zahl der Patienten mit Diabetes mellitus 
Hoher Fleisch- und Wurstwarenkonsum verschlechtert die Symptome von Asthma 
Lebensstil kann Grauen Star beeinflussen: Diabetes, Rauchen und Übergewicht trüben die Augenlinse 
Bin ich nicht zu alt dafür? Musiktherapie gegen Tinnitus für die Generation 65plus 
1,5 Millionen Diabetespatienten müssen bald ohne bewährte Medikamente auskommen
Gesellschaft
Wie bei Hempels unter dem Sofa 
„Seit Anbeginn der Zeit“ – DNA bestätigt einzigartige Bindung australischer Ureinwohner an ihr Land 
Rück- statt Fortschritt: Automatisches Vertretungsrecht für Eheleute gefährdet Patientenautonomie 
Frauen im Job – Psychologe untersucht Vorurteile 
Risikoentscheidungen: Alter schützt vor Kühnheit nicht 
„Seit Anbeginn der Zeit“ – DNA bestätigt einzigartige Bindung australischer Ureinwohner an ihr Land 
Und sie lächelt doch: Mona Lisas Mimik eindeutiger als gedacht 
Neue App: Welches Elektroauto zu welchem Fahrer passt 
Psychologen untersuchten Persönlichkeitsveränderungen junger Menschen 
Bitte nichts verraten! Wenn es um die eigene Zukunft geht, wollen die meisten nichts wissen 
März 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Neue Maßstäbe für eine bessere Wasserqualität in Europa 
Ivan Tolpe Award 2017 für BioEcoSIM-Projekt für beste Neuentwicklung in der Gülleverarbeitung 
Wie viel Klimaschutz steckt im EEG? 
Rezeptur aus der Nanowelt für saubereres Trinkwasser 
Weniger Sauerstoff in allen Meeren 
Pizza, Burger und Co.: Eine fettreiche Mahlzeit kann den Stoffwechsel schädigen und den Weg 
Manche Arten mögen’s nass – Schutz von Mooren und Feuchtgebieten fördern 
4,3 Millionen Euro für Verbundprojekt zur Biodiversität von Auwäldern in der „Flusslandschaft Elbe“
Abgas als Rohstoff 
Weniger Umweltbelastung durch Weinbau: Förderpreis mit 750.000 Euro für Landauer Forschungsprojekt 
Wenn dem Meeresboden der Atem stockt: Zeitweiliger Sauerstoffmangel hat jahrzehntelang Auswirkungen 
 Verstädterung wird 300.000 km2 fruchtbarsten Ackerlands verschlingen
 Moderner Wasserbau ist komplex
„Entengrütze“: Kleine Pflanzen, große Chancen 
Wärmewende für Berlin – Forschungsprojekt gestartet 
Wasser- der heimliche Treiber des Kohlenstoffkreislaufs? 
Vom Phosphorrezyklat zum intelligenten langzeitverfügbaren Düngemittel – Projektstart 
Gesundheit
Klug entscheiden in der Pneumologie: Lungenärzte empfehlen Lungenfunktionstests für Raucher
Hoch wirksamer Malaria-Impfstoff erfolgreich getestet 
Darmspiegelung schon ab 50 – vor allem für Männer 
Giftalarm in der Küche 
 Magensäureblocker: Ohne eindeutige Diagnose nicht langfristig einnehmen
LED-Lampen könnten für die Augen toxisch sein 
Solarien bergen Gesundheitsgefahren 
Gesellschaft
demowanda.de: Fakten zum demografischen Wandel in der Arbeitswelt 
Bewerbungen: Diese Strategien wenden Jobsuchende an
Elektrischer Antrieb zum Mitnehmen 
Frauen liegen bei Renten zurück – Angleichung künftig vor allem durch sinkende Renten bei Männern 
Erste Hilfe für Internetsüchtige – Neues Portal hilft bei Internetsucht weiter 
Volksverschlüsselung muss kommen 
www.tarifrunde-2017.de: Aktuelles zu Kündigungsterminen, Forderungen, Verhandlungen und Ergebnissen 
Februar 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
BMWi fördert innovative Verwertungsansätze: Biogene Rest- und Abfallstoffe für mehr Strom und Wärme 
Geothermie: Den Sommer im Winter ernten 
Löschwasser mobil und kosteneffizient reinigen 
Grüne Dächer binden Feinstaub, produzieren Frischluft und sind schön anzusehen 
UDE: MULTI-ReUse – Neues Forschungsprojekt zur Abwassernutzung 
Änderungen des Meeresspiegels unterschätzt 
Mehr Strom aus Abwärme von dezentralen Blockheizkraftwerken 
Wälzlager: kleines Bauteil, riesiges Sparpotenzial 
Weltraum-Bärtierchen: Zäh über Generationen 
Manganknollen als Brutstätte für Tiefseekraken 
Abwehrmechanismus von Algen kopiert: Cerdioxid schützt zuverlässig vor marinem Fouling 
Biokunststoffe aus der Kläranlage 
Große Windparks bremsen den Wind und senken die Energieeffizienz 
Nachhaltige Biomasse aus dem All erkennen 
Ozeanworkshop für Jugendliche: Jetzt bewerben! 
Frühwarnsignale für Seen halten nicht, was sie versprechen 
Nährstoffhaushalt einer neuentdeckten „Todeszone“ im Indischen Ozean auf der Kippe 
Im Winter trägt der Hirsch Schal und Wildschweine erhalten eine Haarverlängerung 
Forscher entwickeln Unterwasser-Observatorium 
Auf Video: Bärtierchen-Sex 
Wo bleibt das Treibhausgas Kohlendioxid? 
Gesundheit
Auch wenig Sport beugt Krankheiten vor 
Hilfe vor und nach der letzten Zigarette 
Gesellschaft
Wo die Nesthocker wohnen 
Über 100.000 Klicks: Forscher der TU Kaiserslautern erklären Computerchips auf YouTube 
Januar 2017
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
Buch über die Pflanzenwelt der Bibel und des Koran 
Bäume pflanzen beim Radeln 
Der Rückgang von Emissionen hat auch negative Begleiterscheinungen 
Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ sucht: intelligent, flexibel und effizient 
Grüne Trafos fürs grüne Ländle 
Mit Zucker gegen Rost: Bis zu 80 Prozent weniger Biokorrosion 
Schnelltests für Antibiotika in Gewässern und Impfstoffe auf Basis von Antigenen 
TU Berlin: Kunststoff aus Strom und Selters 
Maßgeschneiderte Membranen für die Umwelt 
Hausmüll mit weniger Energie aufbereiten 
Kommunen können mit „Monitor Nachhaltige Kommune“ den Grad ihrer Nachhaltigkeit messen 
Lernen von Legionellen 
Remweed-Forschungsprojekt: Unkrautbekämpfung mittels Agrar-Drohnen 
Upgrade für Biogas
Frachtschiffe reinigen, aber richtig: Forschungsprojekt der OTH Regensburg 
Energiespeicher von morgen wird erstmals im Bodensee getestet 
Power-to-Liquid: Erste Kompaktanlage im Pilotbetrieb 
Fraunhofer IWS präsentiert neue Ergebnisse für nächste Batteriegeneration zum 5.Workshop in Dresden 
„Problemen die Stirn zu bieten, ist entscheidende Triebfeder für den Erfolg beim Umweltschutz“ 
Mit Bakterien Wertstoffe aus Kohlendioxid gewinnen
Klimawandel beeinflusst Deutschland von der Nordsee bis zu den Alpen 
 Neues Projekt: Abwasser aus dem Bergbau sinnvoll wiederverwenden
Chemikalien aus Biomasse
Gesundheit
Struwwelpeter-Gene entdeckt 
Schweinefleisch ist nach wie vor eine bedeutende Infektionsquelle des Menschen mit Salmonellen 
Volksleiden Rückenschmerzen: Patienten überschätzen Bildaufnahmen 
Nach über 100 Jahren: Neue Wege in der Krampfaderbehandlung – Pressekonferenz der DEGUM
Haustiere: Garant für subjektives Wohlbefinden? 
Wie gefährliche Keime als blinde Passagiere von einem Kontinent zum anderen reisen / Neue Studie 
 Übergewicht verstehen und behandeln – Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige
Wer körperlich fit ist, arbeitet effektiver
Gesellschaft
Auszeichnung „Rede des Jahres 2016″ geht an Bundestagspräsident Norbert Lammert 

Klimawandel begünstigt Methanfreisetzung aus Gewässern

Katharina Bunk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Es ist ein Teufelskreis: Infolge des Klimawandels und steigender Temperaturen tritt immer mehr Methan aus Binnengewässern auf der ganzen Welt aus. Die Freisetzung des Treibhausgases Methan wiederum führt zu einem weiteren Temperaturanstieg und einer Beschleunigung des Klimawandels. WissenschaftlerInnen vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) waren an einer niederländischen Studie beteiligt, die einen deutlichen Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Methanemissionen aus Gewässern zeigt. Ein Temperaturanstieg von nur einem Grad Celsius steigert die Methanfreisetzung um sechs bis 20 Prozent.

Flache Seen, Teiche, Flüsse und Feuchtgebiete sind für ein Gros der globalen natürlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich und damit besonders relevant für die Klimafolgenforschung. Das meiste Methan wird durch Gasbläschen freigesetzt, die sich im Sediment von Gewässern bilden. Sobald die Bläschen die Wasseroberfläche erreichen, gelangt das Treibhausgas in die Atmosphäre.

Für die Untersuchung wurden Daten zur Methanfreisetzung aus Gewässern rund um den Globus ausgewertet – von hiesigen Fischteichen über nacheiszeitliche Seen in Skandinavien bis hin zu subtropischen Stadtteichen in China. Zusätzlich wurde der Einfluss des Temperaturanstiegs auf die Methanfreisetzung in einer Laborstudie am Niederländischen Institut für Ökologie (NIOO-KNAW) gemessen.

Höhere Temperaturen, mehr Methan – mehr Methan, höhere Temperaturen
In acht mit Sediment und Wasser gefüllten großen Tanks haben die ForscherInnen ein Jahr lang die Gewässer und Umweltbedingungen unserer Breiten nachgeahmt. Ein simulierter Temperaturanstieg von 4°C führte im gesamten Jahresverlauf zu 51 Prozent mehr Methanemissionen durch freigesetzte Gasbläschen. „Der Temperatureffekt auf die Methanfreisetzung war vor allem auf eine erhöhte mikrobielle Aktivität im Sediment zurückzuführen“, erklärt Dr. Sabine Hilt, Co-Autorin der Studie und Arbeitsgruppenleiterin am IGB. Die WissenschaftlerInnen haben errechnet, dass ein Temperaturanstieg von 1°C zu einem sechs bis 20 Prozent höherem Ausstoß von Methanbläschen führen würde, was wiederum einen zusätzlichen Temperaturanstieg zur Folge hätte.

„Jede Tonne Treibhausgas, die wir freisetzen, befördert also zusätzliche Emissionen aus natürlichen Quellen“, mahnt Prof. Dr. Sarian Kosten, Leiterin der Studie und ehemalige IGB-Gastwissenschaftlerin. „Erfreulicherweise gilt aber auch das Gegenteil: Wenn wir weniger Treibhausgase ausstoßen und die Temperatur sinkt, sinkt auch die Methanfreisetzung aus natürlichen Quellen.“ Durch Messungen in verschiedenen Gewässertypen und Klimazonen weltweit könnten genauere Vorhersagen zu zukünftigen Methanfreisetzungen getroffen werden – eine wichtige Voraussetzung für Prognosen zur globalen Klimaerwärmung und um Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Studie:
Ralf C. H. Aben, Nathan Barros, Ellen van Donk, Thijs Frenken, Sabine Hilt, Garabet Kazanjian, Leon P. M. Lamers, Edwin T. H. M. Peeters, Jan G. M. Roelofs, Lisette N. de Senerpont Domis, Susanne Stephan, Mandy Velthuis, Dedmer B. Van de Waal, Martin Wik, Brett F. Thornton, Jeremy Wilkinson, Tonya DelSontro & Sarian Kosten (2017) Cross continental increase in methane ebullition under climate change. Nature Communications 8: art. 1682. doi:10.1038/s41467-017-01535-y

Ansprechpartner:
PD Dr. Sabine Hilt, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Ökosystemforschung, hilt@igb-berlin.de, +49 (0)30 64181 677

Prof. Dr. Sarian Kosten, Institute for Water and Wetland Research, Radboud University & Netherlands Institute of Ecology (NIOO-KNAW), s.kosten@science.ru.nl

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. http://www.igb-berlin.de/

Weitere Informationen:
https://www.nature.com/articles/s41467-017-01535-y
> Lesen Sie die Studie im Open Access Journal Nature Communications
http://www.igb-berlin.de/news/klimawandel-beguenstigt-methanfreisetzung-aus-gewa…
> Lesen Sie die Pressemitteilung auf der IGB-Webseite

Quelle: idw

(nach oben)


Frauen mit Diabetes: Schlaganfallrisiko um 50 Prozent erhöht

Christina Becker Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Diabetes-Zentrum

Frauen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. Studien aus dem Deutschen Diabetes-Zentrum zeigen, dass das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden, bei Frauen mit Diabetes um 50 Prozent höher ist als bei Frauen ohne Diabetes. Langfristig kann der Diabetes vor allem bei nicht adäquater Stoffwechseleinstellung viele Organe schädigen. Erste Ergebnisse der Deutschen Diabetes-Studie liefern Hinweise darauf, dass es auch geschlechterspezifische Unterschiede bei der Entwicklung der Insulinresistenz und Nervenschäden im frühen Verlauf des Diabetes zu geben scheint.

Düsseldorf (DDZ) – In Deutschland leben knapp 7 Millionen Menschen mit Diabetes, die Hälfte davon sind Frauen. Häufig ist die Diagnose zu Beginn der Erkrankung unklar, da nicht eindeutig ist, welcher Diabetes-Typ vorliegt. Bis zu 95 Prozent der Betroffenen haben einen Typ-2-Diabetes. Eine im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichte Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) zeigt, dass zwischen dem 40. und 80. Lebensjahr die Prävalenz des Typ-2-Diabetes bei Frauen wesentlich geringer steigt als bei Männern. Nach dem 80. Lebensjahr bewegt sich die Prävalenz bei beiden Geschlechtern wieder auf vergleichbarem Niveau.

In Kooperation mit Partnern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat das Deutsche Diabetes-Zentrum das Schlaganfallrisiko von Frauen mit Diabetes untersucht und dafür das populationsbasierte Register der Universität Erlangen-Nürnberg verwendet. Von 100.000 Frauen mit Diabetes erleiden circa 300 einen Schlaganfall, bei Frauen ohne Diabetes sind es rund 200. Damit haben Frauen mit Diabetes ein 50-prozentig höheres Risiko einen Schlaganfall zu erleiden als Frauen ohne Diabetes. „Ein Schlaganfall bedeutet ein großes Risiko für chronische Einschränkung der Lebensqualität für die Patientinnen und hohe Kosten für das Gesundheitssystem“, erklärt Prof. Dr. Michael Roden, Vorstand am Deutschen Diabetes-Zentrum anlässlich des Weltdiabetestags am 14. November 2017. Es müsse weiterhin daran gearbeitet werden, den Diabetes frühzeitig zu erkennen, um Diabetesfolgeerkrankungen wie einen Schlaganfall vermeiden zu können.

Das Institut für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie am Deutschen Diabetes-Zentrum untersucht im Bereich der Versorgungsforschung die Schätzung von Risiken von relevanten Versorgungsoutcomes, vor allem der diabetischen Begleit- und Folgeerkrankungen (St. Vincent Ziele) und der Depressivität als psychischer Komorbidität. Im Bereich der Gesundheitsökonomie liegt der Schwerpunkt auf der gesundheitsökonomischen Evaluation von Kosten- und Kosten-Effektivitäts-Analysen im Bereich der Diabetesprävention und Behandlung zur Reduktion von diabetischer Komorbidität.

In der bundesweit an acht Standorten des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) organisierten Deutschen Diabetes-Studie konnte gezeigt werden, dass bereits bei sieben Prozent der Betroffenen mit neu-diagnostiziertem Diabetes erste Hinweise auf Nervenfunktionsstörungen vorliegen. Bei Frauen wiesen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach, dass eine Abnahme der Nervenleitgeschwindigkeit durch andere Faktoren hervorgerufen wird als bei Männern. Diese sollen im Rahmen der Studie weiter erforscht und in der Folge neue Therapiekonzepte entwickelt werden.

Originalpublikationen:
1.Tamayo, T., Brinks, R. et al. The Prevalence and Incidence of Diabetes in Germany: An Analysis of Statutory Health Insurance Data on 65 Million Individuals From the Years 2009 and 2010. Dtsch Arztebl International 113, 177-82 (2016).

2.Icks, A., Claessen H. et al. Incidence and relative risk of stroke in the diabetic and the non-diabetic population between 1998 and 2014: A community-based stroke register. PLOS ONE accepted, (2017).

3.Strom, A., Brüggemann, J. et al. Pronounced reduction of cutaneous Langerhans cell density in recently diagnosed type 2 diabetes. Diabetes 63, 1148-1153 (2014).

Weitere Informationen:

http://www.ddz.uni-duesseldorf.de/

Quelle: idw

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Warum unser Gehirn Schlaf braucht und was passiert, wenn wir nicht genug davon bekommen

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Neue Forschungsergebnisse der University of Queensland in Australien bestätigen, dass Schlafmangel sich auf unsere Gehirnaktivität auswirkt. Neben Leistungsschwächen und mangelnder Konzentrationsschwierigkeit konnte eine Verbindung zwischen Alzheimer und Schlafmangel nachgewiesen werden.

Obwohl es sich beim Schlafen so anfühlt, als hätte man „abgeschaltet“, ist das Gehirn keinesfalls inaktiv. Durch die Untersuchung der Muster von Gehirnaktivitäten konnte herausgefunden werden, dass das Gehirn während des Schlafs zwei Hauptmuster aufzeigt: Den REM-Schlaf („rapid eye movement“) und die Tiefschlafphase. Die Tiefschlafphase, die hauptsächlich zu Beginn der Nacht eintritt, ist durch geringe elektrische Hirnaktivität charakterisiert. Im Laufe der Nacht, erhöht sich dann die Anzahl der REM-Phasen: Während des REM-Schlafs haben wir häufig lebhafte Träume und unsere Hirnaktivität gleicht den Mustern im wachen Zustand.

Der Schlaf hat viele verschiedene Funktionen. Eine davon ist, die Erfahrungen des Tages zu verarbeiten. REM-Schlaf soll wichtig für emotionale Erinnerungen (bspw. Angst) und prozessuale Erinnerungen (bspw. wie fahre ich Fahrrad) sein, wohingegen der Tiefschlaf die sogenannten erklärenden Erinnerungen verarbeitet, die als Aufzeichnung all unserer Erfahrungen und unseres Wissens gelten. Wir wissen, dass unsere täglichen Erfahrungen im Schlaf nochmal durchlebt werden. Diese Wiederholungen finden in den Neuronen des Hippocampus – der relevanten Gehirnregion für das Gedächtnis – statt. Um wichtig von unwichtig zu unterscheiden, kann das Gehirn die Erinnerungen nur selektierend speichern. Der Schlaf ermöglicht es dem Gehirn, die Erinnerungen zu überprüfen und unwichtige Erlebnisse zu vergessen. An die wichtigen Ereignisse können wir uns dann besser erinnern. Um zu vergessen werden die Verbindungen einzelner Hirnzellen geschwächt oder gänzlich getrennt.

Eine gängige Theorie zur Funktion des Schlafs liefert die Hypothese zur synaptischen Homöostase. Sie besagt, dass es während des Schlafes zu einer weiterverbreiteten Schwächung der Synapsen (also der Verbindungen im Gehirn) kommt. Man geht davon aus, dass es diesen Vorgang braucht, um das Gleichgewicht von Erinnern und Vergessen zu halten. Durch das gezielte Vergessen während des Schlafs, können wir am folgenden Tag wieder Neues lernen. Durchkreuzt oder verhindert man diesen Vorgang, so kann es zu intensiveren und unter Umständen auch ungewollten Erinnerungen kommen.
Schlaf wird ausserdem benötigt um das Gehirn „instand zu halten“. Eine aktuelle Studie mit Mäusen hat bestätigt, dass Schlaf das Gehirn auch von Giftstoffen reinigt, die sich während des wachen Zustandes ansammeln. Während des Schlafs vergrößert sich der Zellabstand, sodass Giftstoffproteine abtransportiert werden können. Es ist möglich, dass durch diesen Abtransport Krankheiten wie Alzheimer abgewehrt werden können.

Genug Schlaf zu bekommen ist wichtig für unsere Konzentrations- und Lernfähigkeit während des Wachzustands. Es kommt zu verlangsamten Reaktionszeiten, und wir sind unkreativer und weniger leistungsstark, wenn wir zu wenig schlafen. Es kann außerdem zum sogenannten Sekundenschlaf kommen, bei dem wir wenige Sekunden lang das Bewusstsein verlieren, ohne es überhaupt zu bemerken. Kinder können bei Schlafmangel hyperaktiv werden und den Unterricht stören.

Die Langzeitwirkungen von Schlafentzug können bei Menschen aufgrund ethischer Gründe kaum erforscht werden. Chronische Schlafstörungen konnten allerdings mit Gehirnerkrankungen wie Schizophrenie, Autismus und Alzheimer in Verbindung gebracht werden. Wir wissen jedoch nicht, ob die Schlafstörungen der Grund oder lediglich ein Symptom für diese Erkrankungen sind.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Dr Leonie Kirszenblat
Tel.: +61 7 334 66325
Email: l.kirszenblat@uq.edu.au

Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de

Quelle: idw

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Feldtests bestätigen Potenzial von Wärmepumpen als wichtigster Heiztechnik der Zukunft

Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

Wärmepumpen können auch im Gebäudebestand effizient arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE anhand von Feldtests der vergangenen zwölf Jahre. Auf einer wissenschaftlichen Tagung stellt das Forschungsinstitut erstmals die Daten der neuesten Langzeitbeobachtung vor. Im Vergleich zu einem früheren Projekt im Bereich der Bestandsgebäude hat sich die Effizienz der Luft/Wasser-Wärmepumpen um etwa 20 Prozent gesteigert. Auch aus diesem Grund baut das Fraunhofer ISE seine Wärmepumpen-Aktivitäten massiv aus, unter anderem mit einem Testlabor und verstärkter Forschung an Konzepten für den Einsatz in Mehrfamilienhäusern.

Feldtest und Studie
»Wärmepumpen werden sich zur zukünftig wichtigsten Heiztechnik in Deutschland entwickeln«, sagt Dr. Marek Miara, Koordinator Wärmepumpen am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg, und präzisiert: »Wärmepumpen sollen 2050 65 bis 90 Prozent der Niedertemperaturwärme in Gebäuden bereitstellen.« Er stützt sich bei diesen Zahlen auf die Studie »Was kostet die Energiewende«, die das Institut 2015 erstellte und deren zugrunde liegendes Rechenmodell für die Optimierung von Transformationspfaden nationaler Energiesysteme REMod seither in vielfältigen Projekten zum Einsatz kam.

Die neuesten Feldtest-Ergebnisse des Fraunhofer ISE bestätigen das große Potenzial von Wärmepumpen. Auf der DKV Tagung (Deutscher Kälte- und Klimatechnischer Verein) im November in Bremen stellt das Fraunhofer ISE den rund 500 Wissenschaftlern, neben anderen Forschungsarbeiten rund um Wärmepumpen, erstmals Zwischenergebnisse aus einer Feldstudie von Wärmepumpen in Gebäuden vor, die überwiegend zwischen 1950 und 1995 installiert wurden. Die Auswertungen zeigen, dass die neue Generation von Anlagen im Mittel knapp 20 Prozent an Effizienz gewonnen hat. Vergleichsbasis ist dabei ein Projekt mit ähnlichem Fokus von vor 10 Jahren. Die Effizienzgewinne liegen einerseits an den Geräten selbst, andererseits an verbesserten Installationen sowie Wärmeübergabesystemen, die geringere Heizkreistemperaturen ermöglichen. Die mittleren Jahresarbeitszahlen JAZ der Luft/Wasser-Wärmepumpen liegen bei 15 gemessenen Anlagen zwischen 2,5 und 3,4. Ein umfassend saniertes Gebäude erreichte eine JAZ von 4,1. Die Jahresarbeitszahl beschreibt das Verhältnis von erzeugter Heizungswärme zur eingesetzten Antriebsenergie.

Fraunhofer ISE baut Wärmepumpenbereich massiv aus
In seinem ServiceLab Heat Pumps and Chillers entwickelt und verbessert das Institut in Zusammenarbeit mit der Industrie seit Jahren Wärmepumpen und deren Systemeinbindung. So arbeitet es auch an der VDI-Richtlinie 4645 zu Planung und Installation von Wärmepumpen mit und engagiert sich bei der Weiterbildung von Technikern und Handwerkern. Miara ist außerdem Leiter des Forschungsprojekts Annex 50 »Heat Pumps in Multi-Family Buildings for Space Heating and DHW« – Heat Pumping Technologies der Internationalen Energieagentur IEA.

Angesichts der wachsenden Bedeutung von Wärmepumpen hat das Institut Laborflächen und Mitarbeiterzahl in diesem Bereich deutlich erhöht. Im Rahmen mehrerer Projekte untersuchen die Forscher unter anderem Anwendungen von Wärmepumpen in Mehrfamilienhäusern. Ein Fokus dabei ist die anspruchsvolle Warmwasserbereitung in diesem Bereich. Anfang 2018 plant das Testlabor zur Vermessung von Wärmepumpen seine Akkreditierung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) und kann dann damit offizielle Zertifikate für die Leistungsdaten von Wärmepumpen ausstellen.

Hintergrund Wärmepumpen
Heizung und Warmwasser benötigen in Deutschland rund 40 Prozent der Endenergie. Dieser heute weitgehend fossil gedeckte Bereich ist ideal für Solarthermie und Umweltwärme geeignet. Wärmepumpen haben dabei die Aufgabe, Umweltenergie, zum Beispiel aus Erdreich, Wasser oder Luft, für Heizzwecke nutzbar machen. Dazu benötigen Wärmepumpen Energie wie Strom oder Gas. Die Effizienz einer Wärmepumpe wird mit der Jahresarbeitszahl JAZ beschrieben. Bei einer JAZ von drei macht die Wärmepumpe aus einem Teil Antriebsenergie drei Teile Nutzenergie. Für die Gesamtbilanz ist noch die Antriebsenergie wichtig. Für eine Kilowattstunde Strom werden heute im Mittel etwa das 1,8-fache an fossiler Primärenergie eingesetzt. Ist die JAZ einer elektrischen Wärmepumpe höher als dieser Wert, ist sie primärenergiemäßig positiv zu bewerten.
Weitere Informationen:
https://www.ise.fraunhofer.de/de/veroeffentlichungen/studien/was-kostet-die-ener… Studie
»Was kostet die Energiewende«

Anhang
Presseinformation [PDF]
https://idw-online.de/de/attachment59219

Quelle: idw

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Wer noch zu später Stunde vor dem Bildschirm sitzt, schläft weniger und schlechter als andere

Monika Wimmer Pressestelle
Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)

Egal ob Computer, Smartphone, Playstation oder Fernseher – Menschen, die dank eines schnellen DSL-Zugangs noch bis zur Schlafenszeit vor einem Bildschirm sitzen, schlafen signifikant weniger und sind insgesamt weniger zufrieden mit ihrem Schlaf. Das belegt nun erstmals eine Studie auf Basis der Daten der für Deutschland repräsentativen Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am DIW Berlin. Demnach leiden vor allem junge DSL-NutzerInnen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren unter einem die Gesundheit beeinträchtigenden Schlafmangel. Die Studie wurde kürzlich als SOEPpaper Nr. 934 veröffentlicht.

Die SOEP-Daten zeigen, dass Erwachsene im Alter von 18 bis 59 Jahren unter der Woche im Durchschnitt etwa 6,8 Stunden schlafen und am Wochenende 7,9 Stunden. Als gesund gilt aus der Sicht von ExpertInnen eine Schlafdauer von 7 bis 9 Stunden.

Um herauszufinden, wie sich ein DSL-Zugang und die damit verbundene längere Nutzung von digitalen Medien auf den Schlaf auswirkt, analysierten die italienischen Ökonomen Francesco C. Billari, Osea Giuntella und Luca Stella die Angaben von mehr als 24.000 Menschen, die zwischen 2008 und 2012 im Rahmen der Langzeitstudie SOEP immer wieder befragt wurden. Diese beantworteten unter anderem Fragen zu ihrer durchschnittlichen Schlafdauer und ihrer Schlafzufriedenheit. Darüber hinaus machten Sie Angaben, ob sie einen DSL-Anschluss hatten oder nicht. Außerdem werteten die Forscher Daten des German Time Use Survey aus, einer Zeitverwendungserhebung des Statististischen Bundesamts, für die 5587 Menschen in 10-minütigen Intervallen genau ihre Aktivitäten im Verlauf eines Tages protokolliert hatten.

Das Ergebnis der Studie zeigt: DSL-NutzerInnen schlafen im Durchschnitt 25 Minuten pro Nacht weniger als Menschen ohne DSL-Anschluss. Und sie empfinden ihren Schlaf signifikant häufiger als unzureichend und weniger zufriedenstellend als andere.

„Besonders der Schlaf jüngerer Menschen unter 30 Jahren, die einen DSL-Anschluss nutzen, ist gefährdet“, sagt der Ökonom Luca Stella von der Bocconi-Universität in Mailand, einer der Autoren. Im Durchschnitt würden sie 70 Minuten weniger als Gleichaltrige ohne DSL-Zugang schlafen. „Außerdem steigt die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit, dass sie in der SOEP-Befragung angeben, an Schlafmangel zu leiden, um etwa 40 Prozent“, sagt Luca Stella.

DSL-NutzerInnen zwischen 30 und 59 Jahren rauben vor allem PC und Smartphone den Schlaf. Wenn sie diese Geräte vor dem Schlafengehen eine halbe Stunde lang nutzen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie höchstens 6 Stunden Schlaf abbekommen – und damit weniger schlafen als ExpertInnen empfehlen – um 30 Prozent.

Für eine Bevölkerungsgruppe liefert die Studie gute Nachrichten: Der Schlaf von Menschen, die morgens nicht früh aufstehen müssen, wird durch die Mediennutzung zu später Stunde nicht beeinträchtigt. Sie können den fehlenden Schlaf vom Vorabend durch Ausschlafen am nächsten Morgen ausreichend kompensieren.

DAS SOZIO-OEKONOMISCHE PANEL (SOEP):
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut Kantar Public (zuvor TNS Infratest Sozialforschung) in mehreren tausend Haushalten statistische Daten erhoben. Zurzeit sind es etwa 30.000 Personen in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

DIE STUDIE:
Francesco C. Billari, Osea Giuntella, Luca Stella: Broadband Internet, Digital Temptations, and Sleep, SOEPpaper Nr. 934, 2017.

https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.566906.de/diw_sp0934.pdf

KONTAKT ZUM AUTOR DER STUDIE:
E-mail: luca.stella@unibocconi.it

Quelle: idw

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Kraftstoff aus Wasser und Wind

Dr. Karin J. Schmitz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Ein Kraftstoff, fast abgasfrei: Das ermöglicht eine neu entwickelte Synthesetechnik. Spezielle Reaktoren erzeugen Kohlenwasserstoffe, die so rein sind, dass sie ruß- und schadstoffarm verbrennen. Als Rohstoffe werden nur Wasserstoff und Kohlendioxid benötigt – gewonnen aus Wasser und der Umgebungsluft. Betrieben mit Windkraft oder Photovoltaik lassen sich so große Mengen natürlicher Energien effektiv in Kohlenwasserstoffe umwandeln und speichern. Wie die Kraftstoffsynthese im Detail abläuft und in welchen Projekten und Anlagenverbünden sie derzeit getestet wird, steht in den „Nachrichten aus der Chemie“.

Wind- und Sonnenenergie fallen zeitlich fluktuierend an, werden aber gerade dann oft nicht benötigt. Umgewandelt in synthetische Kohlenwasserstoffe lassen sich große Mengen dieser Energieformen speichern. Die Synthese erfolgt in speziellen Reaktoren mit einer modifizierten Fischer-Tropsch-Technik, entwickelt von Ineratec, einer Ausgründung des Karlsruher Instituts für Technologie. In der Reaktion werden Wasserstoff und Kohlenstoff zu langen Kohlenwasserstoffketten umgesetzt. Der benötigte Wasserstoff wird durch Elektrolyse hergestellt, betrieben etwa mit Energie aus einer Windkraft- oder Photovoltaikanlage. Als Kohlenstoffquelle eignet sich idealerweise das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Umgebungsluft. Die entstehenden Kohlenwasserstoffe können rohölbasierte Kraftstoffe wie Benzin, Diesel und Kerosin ersetzen. Da der Wasserstoff aus der Elektrolyse schadstofffrei ist und gereinigtes Kohlendioxid eingesetzt wird, sind die Produkte ebenfalls rein und verbrennen ruß- sowie schadstoffarm.

Die Kraftstoffsynthese ist so effektiv, dass Technik und Reaktoren in einen transportablen Seecontainer passen. Integriert in einem Anlagenverbund lässt sich die komplette Wertschöpfungskette von Sonnenenergie, Wasser und Luft bis zum Produkt an einem Standort einsetzen. Mehrere Projekte untersuchen derzeit mögliche Anlagenverbünde und die notwendige Infrastruktur. Ziel der Forschung ist es, Transport, Speicherung und Nutzung von Strom zu verbessern und damit die Energiewende zu unterstützen.

Die Chemieingenieure Peter Pfeifer, Manuel Selinsek und Tim Böltken erklären Ablauf, Effizienz und Potenzial der neuen Kraftstoffsynthese in den „Nachrichten aus der Chemie“ und stellen aktuelle Testprojekte vor. Die PDF-Datei des Beitrags gibt es bei der Redaktion der „Nachrichten aus der Chemie“ unter nachrichten@gdch.de.

Nahezu 60.000 anspruchsvolle Chemiker und Chemikerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Lehre informieren sich mit den „Nachrichten“ über Entwicklungen in der Chemie, in angrenzenden Wissenschaften sowie über gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Kennzeichen der Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker sind das breite Spektrum der Berichte und das einmalige Informationsangebot an Personalien, Veranstaltungs- und Fortbildungsterminen.

Weitere Informationen:
http://www.nachrichtenausderchemie.de

Quelle: idw

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Biomarker-Tests bei frühem Brustkrebs: Warum unklar ist, ob man sich auf sie verlassen kann

Dr. Anna-Sabine Ernst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

Broschüre soll Frauen beim Abschätzen ihres persönlichen Rückfallrisikos unterstützen / Begleitendes Arzt-Gespräch ist unverzichtbar

Im Dezember 2016 hatte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Nutzen und Schaden von Biomarker-Tests für Frauen mit frühem Brustkrebs bewertet und seine Ergebnisse veröffentlicht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sahen für keinen der damals verfügbaren Biomarker-Tests einen Anhaltspunkt, dass er besser als die Standarduntersuchungen diejenigen Frauen identifizieren kann, die keine Chemotherapie benötigen. Da für einige Tests noch Studien ausstehen, die Tests aber von Gynäkologen und Onkologen schon breit eingesetzt und von Herstellern beworben werden, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das IQWiG beauftragt, eine Entscheidungshilfe zu erstellen. Er will damit erreichen, dass Frauen gut über den Stand des Wissens aufgeklärt werden.

Der Entwurf für diese Entscheidungshilfe liegt nun vor und wird vom G-BA beraten. Er umfasst eine Broschüre sowie einen wissenschaftlichen Bericht, der beschreibt, wie das IQWiG die Aussagen der Broschüre erarbeitet hat.

Schwierige Entscheidung
Die Broschüre richtet sich an Frauen mit frühem Brustkrebs, bei denen sich zur Frage, ob sie sich nach der Operation zusätzlich einer unterstützenden Chemotherapie unterziehen sollten, keine klare Empfehlung geben lässt. Denn für jährlich rund 20.000 Patientinnen in Deutschland ergeben die herkömmlichen klinisch-pathologischen Kriterien, wie etwa die Größe des Tumors oder der Lymphstatus, ein widersprüchliches Bild.

Biomarker sollen zeigen, wer von Chemotherapie profitiert
Die Hersteller der Biomarker-Tests versprechen, jene Patientinnen besser erkennen zu können, die auf eine Chemotherapie verzichten können. Die Tests sollen so die Entscheidung über die Therapie erleichtern. Doch durch aussagekräftige Studien belegt ist das keineswegs. Die Art und Weise, wie die Ergebnisse der Biomarker-Tests kommuniziert werden, spiegelt leicht eine Sicherheit vor, die in Wahrheit nicht existiert.

Was wollen betroffene Frauen wissen?
Die in der Broschüre enthaltenen Informationen sollen die Betroffenen dabei unterstützen, Möglichkeiten und Grenzen dieser Tests realistisch einzuschätzen. In einem ersten Schritt hat das Institut ermittelt, welche Erfahrungen und welche Fragen betroffene Frauen in Hinblick auf die Tests und die Chemotherapie haben. In einem zweiten Schritt wurde ein Textentwurf erstellt und dieser in zwei Fokusgruppen einem Nutzertest unterzogen. Eine Gruppe bestand aus Patientinnen, denen noch kein Biomarker-Test angeboten worden war, bei den Teilnehmerinnen der zweiten Gruppe war das bereits der Fall gewesen.

Rezidivrisiko ist ausschlaggebend für weitere Behandlung
Eine zentrale Rolle spielt das Rezidivrisiko, also die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs nach der Operation erneut auftritt. Dieses Risiko hängt von individuellen Faktoren ab und wird mit klinisch-pathologischen Kriterien standardmäßig bestimmt. Es ist ausschlaggebend für die Beratung einer Frau über die weitere Behandlung. Denn je höher das Rückfallrisiko ist, desto größer ist der mögliche Nutzen einer Chemotherapie.

Die Broschüre erklärt im ersten Teil deshalb ausführlich, wie das Rezidivrisiko bisher routinemäßig ermittelt wird und welche Vor- und Nachteile eine Chemotherapie hat. Der zweite Teil erläutert, dass die relativ neuen Biomarker-Tests bislang nicht belegt haben, das Rückfallrisiko zuverlässiger bestimmen zu können. Offen ist auch, ob die Tests aus Sicht der Frauen zu besseren Entscheidungen führen.

Die Broschüre soll die Frauen so dabei unterstützen, die Vor- und Nachteile einer Chemotherapie abzuwägen und eine informierte Entscheidung zu treffen.

Broschüre kann medizinische Grundlagen vermitteln
Wie die Nutzertests zeigten, ist die Broschüre in der Lage, die medizinischen Grundlagen verständlich zu vermitteln. „Dazu gehört auch, auf die Unsicherheiten einzugehen“, sagt Klaus Koch, der Leiter des im IQWiG für das Projekt verantwortlichen Ressorts Gesundheitsinformation. „Die Frauen wünschen sich verständlicherweise eine klare Aussage, ob ein Test sinnvoll ist oder nicht“, sagt Klaus Koch. „Stattdessen müssen sie erfahren, dass es keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, ob die neuen Tests ihr individuelles Rückfall-Risiko tatsächlich präziser vorhersagen können. Diese für manche Frauen frustrierende Situation kann eine schriftliche Entscheidungshilfe allenfalls ansatzweise lösen.“

Frauen mit der Unsicherheit nicht allein lassen
Deshalb sollte die Broschüre eingebettet sein in ein umfassendes Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt. „Unsere Nutzertests haben gezeigt, dass die Broschüre das Arzt-Gespräch ergänzen und unterstützen kann“, so Klaus Koch. „Die Behandelnden dürfen die Frauen mit der unbefriedigenden Studienlage aber nicht allein lassen. Die Frauen brauchen Antworten auf ihre individuellen Fragen.“ Nur dann sei eine partizipative Entscheidungsfindung möglich.

Zum Ablauf der Berichtserstellung
Der G-BA hatte das IQWiG beauftragt, den Bericht in Form eines Addendums zu erarbeiten. Denn er bezieht sich unmittelbar auf die im Dezember 2016 veröffentlichte Nutzenbewertung der Biomarker-Tests. Ein Stellungnahmeverfahren beim IQWiG ist bei einem Addendum nicht vorgesehen.

Der G-BA beabsichtigt die Entscheidungshilfe zu veröffentlichen und sie betroffenen Frauen zugänglich zu machen. Dazu muss der Entwurf im G-BA beraten und ein entsprechender Beschluss gefasst werden. Dabei kann es zu Änderungen kommen, d. h. die vom G-BA beschlossene Fassung kann von dem jetzt vom IQWiG vorgelegten Entwurf abweichen.

In die Bearbeitung des Projekts waren sowohl externe Sachverständige in beratender Funktion eingebunden als auch externe Dienstleister, die den Nutzertest durchführten.

Weitere Informationen:
https://www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/projekte/gesundheitsinformation/p17-… Addendum und Broschüre

Quelle: idw

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Folgen des Klimawandels: Oder warum wird das Wasser unter Borkum überwacht?

Jeannette Schütze Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik

Auf der Nordseeinsel Borkum überwachen Forscherinnen und Forscher des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik, Hannover (LIAG), die Veränderungen der Salz-Süßwassergrenze im Untergrund. Seit 2009 werden hier in einem weltweit einmaligen Pilotprojekt kontinuierlich geoelektrische Messungen durchgeführt. Die Qualität und Ausdehnung der Süßwasserlinse im Untergrund Borkums wird permanent beobachtet, um Grenzverschiebungen zwischen lebenswichtigem Trinkwasser und ungenießbarem Salzwasser rechtzeitig zu erkennen und nachhaltig mit dem Grundwasser zu wirtschaften. Das Messprinzip wird nun auf weitere Standorte im Norden Deutschlands sowie langfristig auf Standorte weltweit ausgeweitet.

In küstennahen Metropolen haben die Menschen schon heute mit den vielfältigen Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Dieser beeinflusst auch den Grundwasserspiegel. Eine wichtige Zukunftsaufgabe ist es, das weitere Vordringen von Salzwasser zu vermeiden, damit Menschen in küstennahen Regionen angemessen und nachhaltig mit Trinkwasser versorgt werden können. Aus diesem Grund erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des LIAG seit Jahren die Dynamik der Salz-Süßwassergrenze vor unseren Küsten. Sie suchen nach Antworten auf die Frage, welche Auswirkungen der steigende Meeresspiegel und veränderte Niederschlagsverhältnisse sowie ein erhöhter Bedarf an Trinkwasser in stetig wachsenden, küstennahen Metropolen auf den Verlauf der Salz-Süßwassergrenze haben.

„Wir alle kennen die Bilder aus Bangladesch, wo durch den Anstieg des Meeresspiegels unterirdisch Salzwasser ins Land gedrückt wird. Die Problematik der veränderten Salz-Süßwassergrenze und damit versalzter Brunnen ist dort mancherorts heute schon akut. Neben den Schwierigkeiten für die Trinkwasserversorgung der Menschen vor Ort, werden uns auch die Folgen für die Landwirtschaft deutlich vor Augen geführt. Doch auch an unseren Küsten sind – wenn auch in geringerem Maße – Veränderungen der Salz-Süßwassergrenze zu erwarten. Darum erforschen wir im TOPSOIL-Projekt die Anpassungsfähigkeit der Nordseeregion an den Klimawandel.“ sagt Helga Wiederhold vom LIAG.

Die promovierte Geophysikerin ist Projektleiterin des EU finanzierten TOPSOIL-Projektes am LIAG. Sie sucht gemeinsam mit 24 Partnern aus fünf europäischen Ländern nach Wegen, diesem Zukunftsthema zu begegnen. Den Ausgangspunkt bildete CLIWAT. In dem Projekt erforschten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus vier europäischen Ländern zwischen 2008 und 2012 den Einfluss des Klimawandels auf die Trinkwasserversorgung in der Nordseeregion. Die Insel Borkum steht seither im Fokus des Interesses, da die geologischen Merkmale dort typisch sind für die Barriere-Inseln der Nordsee. Die auf Borkum gesammelten Erkenntnisse lassen sich jedoch nicht nur gut auf andere ostfriesische Inseln übertragen, sie sind gleichzeitig die Basis dafür, das Verfahren nun auch international einzusetzen. „Im dem vom Bund finanzierten Forschungsprojekt go-CAM haben wir die Chance diese Technologie jetzt auch in die Welt zu tragen und Strategien für nachhaltige Wasserversorgung im Nordosten Brasiliens, an der Südküste der Türkei und am Ostkap in Südafrika zu entwickeln. Unsere Fragen sind zwar gleich, doch die geologischen, hydrologischen und klimatischen Bedingungen an diesen drei Standorten sind sehr verschieden. Es bleibt spannend und es ist ein gutes Gefühl, so ein kleines bisschen zu den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen beizutragen.“ so Dr. Wiederhold.

Bei der Erkundung Borkums wurde ein integrativer Ansatz verfolgt. Werkzeuge aus der Geophysik, der Geologie und der Hydrogeologie wurden eingesetzt, um ein Dichteströmungsmodell des Untergrundes zu erstellen. Dieses dient als Basis für weitere Untersuchungen der Grundwassersysteme an der norddeutschen Küste. Ziel ist es, räumliche und zeitliche Veränderungen an der Süßwasserlinse und hydrologische Prozesse, die diese beeinflussen, besser zu verstehen. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass kontinuierliche, geoelektrische Messungen vor Ort weitere wichtige Erkenntnisse bringen können.

Aus diesem Grund wird die Salz-Süßwassergrenze seit 2009 in einem weltweit einmaligen Pilotprojekt an zwei Standorten auf der Insel überwacht. Der Messaufbau reicht bis in 65 Meter Tiefe. Die Sonden und Elektroden sind in vertikaler Richtung in Wenner-Anordnung so verteilt, dass Daten für unterschiedliche Auflösungen und Reichweiten nacheinander aufgezeichnet werden. Die Messwerte werden kontinuierlich abgerufen und zeitnah am LIAG ausgewertet.

Institut:
Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik mit Sitz in Hannover ist ein eigenständiges Forschungsinstitut und Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Institut betreibt und koordiniert zukunftsgerichtete Forschung auf dem Gebiet der physikalischen Geowissenschaften. Als Einrichtung von überregionaler Bedeutung wird es von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. Das Institut blickt auf über 50 Jahre Erfahrung in der Geophysik-Forschung zurück und bündelt seine thematische Forschung unter anderem im Forschungsschwerpunkt „Grundwassersysteme – Hydrogeophysik“.

Kontakt:
Frau Dr. Helga Wiederhold
Tel: 0511 643-3520
E-Mail: helga.wiederhold@liag-hannover.de

Weitere Informationen:
http://www.liag-hannover.de Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik
http://www.liag-hannover.de/fsp/gws-hydro.html LIAG-Forschungsschwerpunkt Grundwasser
http://www.liag-hannover.de/s/s2/forschungsfelder/geoelektrik/vertikalelektroden… LIAG-Spezialsonde zur Beobachtung der Salz- Süßwassergrenze

Quelle: idw

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Gerinnungskontrolle: Warnung vor überholtem Quick-Wert – Patienten sollten auf INR-Wert bestehen

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Nur INR-Wert bietet sichere Gerinnungskontrolle. Manche Ärzte verwenden noch immer veralteten Quick-Wert

Um schwere Nebenwirkungen wie Blutungen zu verhindern, muss bei Herzpatienten, die das gerinnungshemmende Medikament Marcumar einnehmen, die Intensität der Gerinnungshemmung („Blutverdünnung“) regelmäßig kontrolliert werden. Eine exakte Einstellung des Medikaments erfolgt seit über 30 Jahren mit dem weltweit standardisierten INR-Wert (engl. „International Normalized Ratio“), der die Stärke der Gerinnungshemmung und damit die Wirkung des Medikaments angibt. „Leider setzen immer noch manche Ärzte bei der Gerinnungskontrolle den überholten Quick-Wert ein und nicht den standardisierten INR-Wert“, stellt Dr. med. Christa Gohlke-Bärwolf vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung in einem Beitrag unter www.herzstiftung.de/quick-wert.html fest. „Dabei ermöglicht nur der INR-Wert – nicht der Quick-Wert – eine zuverlässige, allgemein gültige und vergleichbare Kontrolle der Intensität der Gerinnungshemmung.“ Der Quick-Wert kann von Labor zu Labor schwanken und derselbe Wert kann in Abhängigkeit vom verwandten Thromboplastin unterschiedliche Intensitäten der Gerinnungshemmung anzeigen. Wichtig für Marcumar-Patienten, die ins Ausland reisen: Bei ihnen muss unbedingt der INR-Wert im Ausweis angegeben werden, denn nur dieser ist aufgrund des weltweiten INR-Standards zur Gerinnungskontrolle akzeptiert.
Mehrere hunderttausend Patienten in Deutschland werden aufgrund einer Herzerkrankung wie Vorhofflimmern oder als Träger von künstlichen Herzklappen mit einem Gerinnungshemmer behandelt, um sie vor Embolien, Schlaganfällen und Klappenthrombosen zu schützen. Dafür werden gerinnungshemmende Medikamente vom Typ der Vitamin K-Antagonisten wie Phenprocoumon (Marcumar, Falithrom) oder Coumadin eingesetzt. Für die Therapie des sog. nichtvalvulären Vorhofflimmerns, d. h. das nicht mit einer Herzklappenerkrankung oder einer künstlichen Herzklappe einhergeht, können mittlerweile die neuen Gerinnungshemmer Pradaxa, Xarelto, Eliquis und Edoxaban eingesetzt werden. Allerdings wird ein Großteil der Patienten noch mit Phenprocoumon (z.B. Marcumar) behandelt. Für Patienten mit künstlichen Herzklappen gibt es keine Alternative, Vitamin K- Antagonisten wie Marcumar sind für diese Patienten immer noch die sichersten und wirksamsten gerinnungshemmenden Medikamente.

Schwankungen und Unzuverlässigkeit des Quick-Werts
Grund für die Unzuverlässigkeit und Nichtvergleichbarkeit des Quick-Werts sind unterschiedlich empfindliche Thromboplastine, die zur Quick-Wert-Bestimmung verwendet werden. So kann z. B. ein Quick-Wert von 10% mit einem empfindlichen Thromboplastin gemessen eine noch im therapeutischen Zielbereich liegende Gerinnungshemmung anzeigen, z. B. einen INR-Wert von 2,5. Wurde dieser Wert aber mit einem weniger empfindlichen Thromboplastin gemessen, zeigt der Quick-Wert von 10% eine zu starke Gerinnungshemmung an, z. B. einen INR-Wert von 4,5. Somit kann ein bestimmter Quick-Wert eine ganz unterschiedliche Intensität der Gerinnungshemmung wiederspiegeln, je nachdem welches Thromboplastin zur Bestimmung verwendet wurde. „Die Folgen können sehr gefährliche Blutungen für den Patienten sein“, warnt die Kardiologin. Nur ein INR-Wert im therapeutischen Zielbereich bietet einen optimalen Schutz vor Gerinnselbildung mit einer möglichst geringen Blutungsgefahr. „Patienten sollten deshalb beim Arzt darauf bestehen, dass immer ihr INR-Wert angegeben wird. Es ist wichtig, dass sich der INR-Wert in Deutschland flächendeckend durchsetzt – dem einzigen Land der Welt, in dem immer noch mit Quick-Werten trotz ihrer Nachteile gearbeitet wird.“

Seit langem bewährt: INR-Wert-Selbstbestimmung
Sehr bewährt hat sich die Selbstbestimmung der Gerinnungshemmung durch den Patienten. So kann er jederzeit den INR-Wert feststellen und auf Veränderungen rasch reagieren (z. B. bei einer Neueinstellung mit Marcumar, bei einem Wiederbeginn mit Marcumar nach einer Operation, bei Durchfall oder fieberhaften Erkrankungen mit eingeschränkter Nahrungsaufnahme). In Studien wurde nachgewiesen, dass die INR-Werte bei selbstbestimmenden Patienten wesentlich häufiger im therapeutischen Bereich liegen und damit seltener Komplikationen auftreten. Der INR-Wert, der von der WHO bereits 1983 eingeführt wurde, wird von den medizinischen Fachgesellschaften weltweit ausschließlich zur Intensitätsmessung der Gerinnungshemmung empfohlen, und nicht der Quick-Wert. Auch die Selbstbestimmung des INR-Wertes durch geeignete Patienten wird von den Fachgesellschaften empfohlen.

Tipp: Zwei kostenfreie Experten-Ratgeber zu diesem Thema bietet die Herzstiftung mit „Gerinnungshemmung bei Vorhofflimmern“ (48 S.) unter www.herzstiftung.de/gerinnungshemmer und „Gerinnungshemmung mit Marcumar“ (8 S.) an. Beide können auch angefordert werden unter Tel. 069 955128400 oder per E-Mail unter bestellung@herzstiftung.de

Bildmaterial unter:
www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/gerinnungshemmung-ratgeber.jpg

Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert/Pierre König
Tel. 069/955128-114/-140
E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.herzstiftung.de/quick-wert.html
http://www.herzstiftung.de/gerinnungshemmer
http://www.herzstiftung.de/presse/bildmaterial/gerinnungshemmung-ratgeber.jpg

Anhang
PM_Deutsche Herzstiftung_Gerinnungskontrolle
https://idw-online.de/de/attachment58719

Quelle: idw

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Dieses Geld stinkt nicht! THGA-Geotechniker will Gas aus alten Mülldeponien energetisch nutzen

Carmen Tomlik Pressestelle
Technische Hochschule Georg Agricola

Es ist eine ziemlich beindruckende Zahl, die Prof. Dr. Frank Otto unter seine Kalkulation setzt: 250.000 Euro. „Diese Einnahmen könnte etwa jede zweite Altablagerung in Deutschland jährlich erwirtschaften – über einen Zeitraum von 10 bis 25 Jahren“, sagt der erfahrene Geotechniker. Und zwar allein mit Strom aus Deponiegas, dessen Potenzial noch ungenutzt unter unzähligen Brachlandschaften schlummert. Änderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2017) machen es jetzt möglich, dieses Potenzial zu fördern. Passend dazu entwickelte Prof. Otto mit Diplomchemiker Jürgen Kanitz an der THGA in Bochum ein Verfahren, mit dem Altdeponien nachhaltig saniert und energetisch genutzt werden könnten.

Pünktlich zur Weltklimakonferenz liefern die Forscher von der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) damit eine innovative Idee, die Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz vereint.

Wie das funktioniert? Auch nach Jahrzehnten gärt es in vielen ehemaligen Hausmülldeponien. Oft sind sie nur unzureichend gegen den unerwünschten Austritt von Methangas oder kontaminiertem Sickerwasser gesichert. Das austretende Methan ist rund 25 Mal schädlicher für das Klima als CO2. „Allein in Deutschland gibt es rund 106.000 Altablagerungen. Bei einem Großteil kann man davon ausgehen, dass sie noch immer biologisch aktiv sind“, erklärt Prof. Otto.

Mit gezielten Bohrungen saugen die THGA-Wissenschaftler methanhaltiges Deponiegas ab, damit frischer Sauerstoff einströmen kann. „Das organische Material wird dadurch kontrolliert zersetzt – zum Teil durch Sauerstoff-liebende Bakterien, teils durch Bakterien, die ohne Sauerstoff auskommen“, so Otto. „Erstere produzieren CO2 und Wärme, letztere in der warmen Umgebung das Methan.“ So lange bis alles verwertet ist, könnte dieses Deponiegas bei größeren Altablagerungen und Altdeponien Kleinkraftwerke antreiben.

Ein oftmals langwieriger Prozess, weiß der Geotechnik-Ingenieur: „Bis zu 25 Jahre dauert es, bis kein reaktionsfähiges, organisches Material mehr vorhanden ist – in jedem dieser maximal 25 Jahre könnten bis zu 250.000 Euro Einnahmen durch den Verkauf von Strom erzielt werden, den man in das Netz einspeist“, rechnet der Professor vor. „Die Wärmeleistung, die erzeugt wird, ist hier nicht einmal inbegriffen und käme noch on-top.“ Auch trotz der bis zu 1,5 Millionen Euro, die im Vorfeld pro Deponie investiert werden müssten, käme so über die Jahre ein ordentliches Sümmchen zusammen.

Diese lukrativen Zahlen müssten die Kommunen eigentlich aufhorchen lassen, rumort doch unter vielen Gemeinde ein Müllproblem. Bisher durften die Kommunen die Ausgasungen aus alten Deponien allerdings nur zur Gefahrenabwehr fördern – nicht, um daraus einen finanziellen Nutzen zu ziehen. Ein Umstand, der sich mit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2017 teilweise geändert hat. Ab sofort könnten die Städte, gegebenenfalls über ihre Töchter, ihren miefenden Müll zu Geld machen. Daher arbeiten die THGA-Experten im Verbund UniverCity Bochum auch eng mit dem Umweltamt der Stadt Bochum zusammen.

Doch die wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte des neuen Verfahrens sind noch um einiges nachhaltiger – und haben eine deutlich längere Halbwertszeit: Ist nämlich nach einigen Jahrzehnten die Gasproduktion vollständig zum Erliegen gekommen, kann die Deponie geöffnet werden und endlich das ‚Urban Mining‘ beginnen: „Beim so genannten städtischen Bergbau werden alte Müllhalden noch mal zu ergiebigen Rohstoffminen, aus denen sich wertvolle Ressourcen wie Eisen oder Kupfer und Energierohstoffe gewinnen lassen.“

Durch diese abschließende Komplettsanierung ergeben sich gleichzeitig völlig neue Nutzungsmöglichkeiten auf den ehemals belasteten Gebieten, erklärt Otto. „Wo heute abgestorbene Bäume ins Auge fallen, könnten wieder begrünte und bebaute Flächen entstehen.“ Eine Win-win-Situation – für den Gemeinde-Geldbeutel und ein gutes Stadtklima.

Redaktion: Carmen Tomlik

Quelle: idw

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„Wissensreihe Männergesundheit“ informiert zu Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Work-Life-Balance

Dr. Bettina Albers Pressestelle
Stiftung Männergesundheit

Studien zur Männergesundheit zeigen, dass sich Männer vielfach nicht ausreichend um ihre Gesundheit kümmern und Schwierigkeiten haben, passende Gesundheitsinformationen zu finden, zu beurteilen und zu nutzen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und die Stiftung Männergesundheit haben daher ihre gemeinsame „Wissensreihe Männergesundheit“ erweitert: Drei neue Broschüren informieren zielgruppenspezifisch zu den Themen Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Work-Life-Balance.

Hierzu erklärt Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA: „Männer gehen seltener zum Arzt als Frauen. Sie führen ein teilweise risikoreicheres Leben, trinken mehr Alkohol, ernähren sich ungesünder und nehmen seltener an gesundheitsfördernden Angeboten teil. Es ist deshalb wichtig, relevante Informationen auch ‚an den Mann‘ zu bringen. Die ‚Wissensreihe Männergesundheit‘ ist im Hinblick auf Sprache und Optik auf das Rezeptionsverhalten von Männern zugeschnitten und somit eine beliebte Informationsquelle, die unser umfassendes, qualitätsgesichertes Onlineangebot www.maennergesundheitsportal.de ergänzt.“
Um die Sensibilität von Männern für ihre Gesundheit zu erhöhen und ihr Präventionsbewusstsein zu stärken, hat die BZgA gemeinsam mit der Stiftung Männergesundheit die Hefte der „Wissensreihe Männergesundheit“ aufgelegt. Sie wurden unter der wissenschaftlichen Leitung ausgewiesener Fachexpertinnen und -experten, basierend auf den aktuellen Leitlinien, entwickelt. Neben den drei neuen Heften gibt es bereits Broschüren zu den Themen Bluthochdruck, Burnout, Diabetes mellitus, Herzinfarkt und Übergewicht.

Kostenlose Bestellung der Hefte „Wissensreihe Männergesundheit“ über:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 50819 Köln
Online-Bestellsystem: www.bzga.de/infomaterialien
Fax: 0221/8992257
E-Mail: order@bzga.de

Die Broschüren stehen außerdem zum Download bereit unter:
www.maennergesundheitsportal.de und www.stiftung-maennergesundheit.de

Ein Faktenblatt mit aktuellen Daten zur Männergesundheit in Deutschland finden Sie unter:http://www.bzga.de/presse/daten-und-fakten/maennergesundheit/

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) spricht mit der Internetseite www.maennergesundheitsportal.de gezielt Männer an, um sie über die Möglichkeiten einer geschlechtsspezifischen Gesundheitsvorsorge zu informieren. Die Inhalte dienen der allgemeinen Information und können die persönliche Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt sowie durch qualifiziertes medizinisches Fachpersonal nicht ersetzen.

Weitere Informationen:

http://www.stiftung-maennergesundheit.de

Anhang
Pressemeldung als pdf
https://idw-online.de/de/attachment58712

Quelle: idw

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Hochwasservorsorge in der Raumordnung stärken

Christian Schlag Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)

Wie kann die Raumordnung die Hochwasservorsorge an Flüssen noch wirksamer machen? Diese Frage beantwortet ein neues Handbuch des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Wie kann die Raumordnung die Hochwasservorsorge an Flüssen noch wirksamer machen? Diese Frage beantwortet ein neues Handbuch des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Es stellt neue Ansätze und gute Beispiele vor. Die Broschüre richtet sich an Akteure der Landes- und Regionalplanung sowie Fachleute in der Stadtplanung und der Wasserwirtschaft.

Das Handbuch ist Ergebnis des Modellvorhabens der Raumordnung (MORO) „Regionalentwicklung und Hochwasserschutz in Flussgebieten“. Die Forscher arbeiteten im Bereich des vorbeugenden Hochwasserschutzes innovative Steuerungsansätze von Landes- und Regionalplanung und Hochwasserrisikomanagement heraus. Neben der aktuellen Planungspraxis wurden Regelungsmöglichkeiten nach dem neuen Raumordnungsgesetz analysiert.

Die im Leitfaden vorgestellten Maßnahmen und beispielhaften planungsrechtlichen Ansätze orientieren sich an fünf Handlungsfeldern zum vorbeugenden Hochwasserschutz an Flüssen. Diese Handlungsfelder hat die Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO), das Gremium der für Raumordnung zuständigen Minister von Bund und Ländern, im Jahr 2013 verabschiedet. Dazu zählen auch der Erhalt bestehender und die Schaffung neuer Retentionsräume. „Unser Handbuch hilft, Instrumente und Strategien des raumordnerischen Hochwasserschutzes weiterzuentwickeln“, sagt BBSR-Experte Matthias Furkert. „Besonders wichtig ist dabei die stärkere Verzahnung von raumordnerischen mit wasserwirtschaftlichen Ansätzen.“

Das Handbuch kann kostenfrei beim BBSR bestellt werden (ref-1-1@bbr.bund.de), eine elektronische Version ist unter www.bbsr.bund.de in der Rubrik Veröffentlichungen abrufbar.

Mit dem Programm „Modellvorhaben der Raumordnung“ unterstützt das BMVI die Erprobung und Umsetzung innovativer, raumordnerischer Handlungsansätze und Instrumente in Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und den Akteuren in den Regionen. Exemplarisch werden Projekte und Studien gefördert, die neue Strategien, Prozesse und Methoden verfolgen. Dem BBSR obliegt die inhaltliche und administrative Betreuung des MORO-Programms.

Download
http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/Veroeffentlichungen/BMVI/MOROPraxis/2017/moro-praxis-10-17.html

Kontakt
Christian Schlag
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 228 99401-1484
christian.schlag@bbr.bund.de

Dr. Matthias Furkert
Referat I 1 – Raumentwicklung
Tel.: +49 228 99401-2134
matthias.furkert@bbr.bund.de

Folgen Sie dem BBSR auf Twitter: twitter.com/bbsr_bund

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). Es berät die Bundesregierung bei Aufgaben der Stadt- und Raumentwicklung sowie des Wohnungs-, Immobilien- und Bauwesens.

Quelle: idw

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Geschäftsidee für ein Kanalnetz der Zukunft

Erhard Jakobs Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen

Dem akademischen Nachwuchs fehle es an Rückhalt bei Start-ups. Dieser Mangel wird hierzulande vor allem im internationalen Vergleich moniert. Das „EXIST-Gründerstipendium“ des Bundeswirtschaftsministeriums soll Studierende und Absolventen auf dem Weg zur eigenen Firma unterstützen. Es fördert „innovative technologieorientierte oder wissensbasierte Projekte“, die gute wirtschaftliche Erfolgsaussichten haben. Ein Duo aus Mittelhessen kann sich jetzt über den positiven Bescheid aus Berlin freuen.

Vom ersten Oktober an erhalten Pierre Büttner und Ivana Hrisova ein Jahr lang ein monatliches Stipendium von jeweils 2500 Euro und zusätzlich maximal 35.000 Euro an Sachmitteln. Beide sind nicht nur privat Partner, sondern auch eine technisch-betriebswirtschaftliche Interessengemeinschaft. Ihr Stipendium haben sie sich mit einer Geschäftsidee verdient, über die der Hessische Rundfunk im August unter der Überschrift „Das Kanalnetz der Zukunft“ berichtete.

Gemeinsam arbeiten sie an der Vermarktung von „Variokan“, einer neuartigen technischen Lösung, die künftig in Abwassersystemen zum Einsatz kommen soll. Pierre Büttner hat 2012 an der TH Mittelhessen den Bachelor in Bauingenieurwesen gemacht und sich anschließend mit dem Masterstudium Infrastrukturmanagement weiterqualifiziert, das die THM gemeinsam mit der Frankfurt University of Applied Sciences anbietet. Einen Studienschwerpunkt legte er auf Siedlungswasserwirtschaft und erfuhr, was er als aktuelle Bedarfssituation zusammenfasst: „Knapp 20 Prozent des deutschen Abwasser-Kanalsystems sind sanierungsbedürftig.“

Im Masterstudium kam ihm die Idee, die er bis zum heutigen Prototypen entwickelte: Ein Gummischlauch kann in bestehende Rohrfassungen eingezogen werden, so dass keine aufwändige Neuverlegung erforderlich ist. Das allein ist noch keine Innovation. Einzigartig macht Variokan das innere Gerüst der flexiblen Innenhaut, ein V-Profil, das sich situativ anpasst und imstande ist, die Fließgeschwindigkeit des Abwassers zu regulieren. Die schmale Rinne, die durch die V-Basis läuft, sorgt auch bei geringem Zustrom für einen Abfluss mit ausreichender Geschwindigkeit. Nimmt die Flüssigkeitsmenge zu, bewirkt der steigende Druck, dass sich der Durchflussraum erweitert und große Abwassermengen abgeführt werden können. Eine technische Lösung, die sowohl beim zuletzt gehäuft auftretenden „Starkregen“ als auch bei undichten Rohren gute Dienste leisten wird. Interessant ist Variokan zudem für ländliche Gemeinden mit schrumpfenden Einwohnerzahlen, deren Infrastruktur für die Abwasserentsorgung inzwischen zu groß bemessen ist. Denn Ebbe im Kanalsystem führt zu Rückständen, die einen hohen Reinigungsaufwand und Mehrkosten verursachen.

Das Konzept überzeugte beim landesweiten Hochschul-Gründungswettbewerb „Hessen-Ideen“ und brachte dem Duo dort im Herbst 2016 den ersten Platz ein. Der Ingenieur Pierre Büttner und die Betriebswirtin Ivana Hrisova, die kurz vor dem Masterabschluss an der Gießener Universität steht, werden sich mit ihrem Produkt an Städte, Kreise und Abwasserverbände wenden.

Das Geld aus dem Exist-Gründerstipendium wollen sie unter anderem zur Finanzierung einer Testanlage nutzen, wo sie Variokan in einer 25 Meter langen Rohrleitung systematisch dem Betrieb mit unterschiedlichen Wassermengen aussetzen. „Davon erwarten wir uns weitere Erkenntnisse, zum Beispiel zu den Materialstärken. Die brauchen wir, um mit möglichen Herstellern konkret über die Produkteigenschaften sprechen zu können“, erläutert Pierre Büttner. Das Gießener Team will die Gummischläuche extern in Serie fertigen lassen. Die junge Firma wird sich zunächst auf die Geschäftsfelder Vertrieb und Beratung konzentrieren.

Weitere Informationen:
http://www.variokan.de

Quelle: idw

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Darmkrebsvorsorge: Neun Tests – trotzdem vergleichbare Ergebnisse

Dr. Sibylle Kohlstädt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum

Je eher man Darmkrebs und seine Vorstufen entdeckt, desto besser. Seit diesem Jahr werden dafür neue immunologische Tests auf Blut im Stuhl eingesetzt. Erst wenn ein bestimmter Schwellenwert des Blutfarbstoffs Hämoglobin überschritten wird, signalisieren die Tests ein positives Ergebnis. Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum haben neun dieser Tests miteinander verglichen.

Ihr Ergebnis: Alle neun entdecken die große Mehrheit aller Darmkrebserkrankungen und auch viele Darmkrebsvorstufen. Folgt man den Angaben der Hersteller, ab welchem Hämoglobin-Wert ein Verdacht auf Darmkrebs vorliegt, finden sich große Unterschiede in der Häufigkeit positiver Ergebnisse. Passt man jedoch die Schwellenwerte an, so liefern alle Tests sehr ähnliche Ergebnisse. Selbst ein Smartphone-Test, der ohne spezielle Laboranalytik auskommt, kann mit Analysen aus dem Labor mithalten.

Die Darmkrebs-Vorsorge ist dieses Jahr einfacher und zuverlässiger geworden. Immunologische Tests erkennen, ob sich im Stuhl der Blutfarbstoff Hämoglobin befindet. Dies dient als Hinweis darauf, ob ein Patient an Darmkrebs oder einer Darmkrebsvorstufe erkrankt ist. Dass die immunologischen Tests den weniger spezifischen HämOccult-Test abgelöst haben, geht wesentlich auf die Arbeiten von Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum zurück.

Zurzeit sind zahlreiche verschiedene immunologische Tests auf dem Markt. „Bisher war unklar, ob und in welchem Umfang es Unterschiede zwischen den angebotenen Tests gibt“, sagt der Epidemiologe Brenner. Deshalb hat er gemeinsam mit seinen Mitarbeitern neun Tests einem direkten Vergleich unterzogen.

Sein Ergebnis: Alle neun Tests entdecken die große Mehrheit aller Darmkrebserkrankungen und auch viele Darmkrebsvorstufen. Folgt man den Angaben der Hersteller, ab welchem Wert ein Test als positiv zu werten ist, dann unterscheiden sich die Häufigkeiten positiver Resultate stark.

Als die Wissenschaftler jedoch bei der Auswertung die Schwellenwerte anpassten, so lieferten alle Tests sehr ähnliche Ergebnisse. „In dieser Arbeit legen wir erstmals und weltweit bislang einmalig einen direkten Vergleich der diagnostischen Wertigkeit einer großen Zahl  von quantitativen Tests in derselben, großen Gruppe von Untersuchungsteilnehmern vor“, sagt Hermann Brenner. Aus diesen Zahlen ließen sich bundesweite Empfehlungen für Schwellenwerte einzelner Tests ableiten.

„Mit dieser Arbeit geben Brenner und Kollegen ganz konkrete Empfehlungen, wie die Früherkennung von Darmkrebs noch weiter verbessert werden kann“, betont Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ. „Es ist wichtig, den Menschen neben der eher aufwändigen Darmspiegelung, die nach wie vor der Goldstandard bei der Darmkrebsvorsorge ist, auch eine niederschwelligere Screening-Untersuchung anzubieten.“

Bei fünf der neun Tests ist eine Laboranalyse notwendig. Die restlichen vier Tests können direkt in der hausärztlichen und urologischen Praxis durchgeführt und ausgewertet werden. Sogar der Test, der mit Hilfe einer Smartphone-App ausgewertet wird, lieferte zuverlässige Resultate – zumindest dann, wenn er von geschultem Personal durchgeführt wurde.

Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebsart weltweit. Pro Jahr erkranken etwa 1,4 Millionen Menschen daran, 700.000 versterben. Auch bei Darmkrebs gilt: Je eher man ihn entdeckt, desto besser. Deshalb haben alle in Deutschland gesetzlich Krankenversicherten ab dem 55. Lebensjahr Anspruch auf eine Darmspiegelung. Sie gilt als sicherste Methode zur Entdeckung von Darmkrebs und seinen Vorstufen. Doch das Testverfahren ist aufwändig und viele Patienten scheuen sich davor. Nur 20 bis 30 Prozent der Berechtigten nehmen daran teil.

Neue immunologische Testverfahren, die seit April dieses Jahres von den Krankenkassen bezahlt werden, sollen dabei helfen, mehr Menschen zu einer Vorsorgeuntersuchung zu motivieren.

„Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden funktioniert das schon sehr gut“, berichtet Brenner. Dort werden die Menschen mit einem persönlichen Brief zur Teilnahme eingeladen – der Test wird direkt mitgeschickt. Dadurch lassen sich Teilnahmeraten von über 60 Prozent erreichen. Deutschland ist davon bisher noch weit entfernt.

Anton Gies, Katarina Cuk, Petra Schrotz-King, Hermann Brenner: Direct Comparison of Diagnostic Performance of 9 Quantitative Fecal Immunochemical Tests for Colorectal Cancer Screening. Gastroenteroloy 2017. DOI: 10.1053/j.gastro.2017.09.018

Ein Bild zur Pressemitteilung steht zur Verfügung unter:
www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/bilder/Darmkrebs.jpg
BU: Darmkrebs unter dem Mikroskop

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

www.dkfz.de

Quelle: idw

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Gibt es nachhaltige Lösungen im Umgang mit schwindenden Phosphorressourcen?

Norbert K. Borowy Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Nutzierbiologie (FBN)

Dummerstorfer Wissenschaftler machen sich im Europäischen Forschungsprojekt ERANet PEGaSus auf die Suche

In landwirtschaftlichen Kreisläufen von Futterpflanzen, Nutztieren und Ackerbau ist Phosphor nach Stickstoff das zweitwichtigste Mineral und ein essenzieller Baustein für alle Lebewesen. Die natürlichen Ressourcen schrumpfen und werden in absehbarer Zeit versiegen.

Deshalb wird unter Hochdruck seit Jahren an einer effizienteren Nutzung des wertvollen Rohstoffes geforscht, seit einigen Jahren auch am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf im Rahmen des Leibniz-WissenschaftsCampus Rostock. Ein weiteres großes Forschungsprojekt in Höhe von 2,0 Millionen Euro und einer Laufzeit von drei Jahren ist dem FBN auf diesem Gebiet bewilligt worden: „ERANet PEGaSus“.
„Seit ungefähr drei Jahren befassen wir uns verstärkt mit einer effizienteren Nutzung der begrenzten Ressource Phosphor in der modernen Tierhaltung“, sagte FBN-Vorstand und Projektleiter Prof. Klaus Wimmers. „Die Koordination des internationalen Projektes ‚ERANet PEGaSus‘ ist für unser Institut eine hervorragende Gelegenheit, unsere wissenschaftliche Arbeit in einem interdisziplinären Konsortium voranzutreiben und es ergänzt unsere Forschung als Partner in der ebenfalls kürzlich eingerichteten DFG-Forschergruppe „P-Fowl“. Wir suchen nach nachhaltigen Lösungen für die zukünftige Phosphornutzung.“

Die Nachfrage nach Phosphor als Düngemittel und Futterzusatz steigt mit der wachsenden Weltbevölkerung ständig um 2 bis 3 Prozent pro Jahr, während die Reserven der heute nutzbaren Lagerstätten begrenzt sind. Das große öffentliche Interesse an Phosphor liegt auch an dessen Umweltproblematik, wenn etwa Ökosysteme wie die Ostsee durch die Phosphor-Versickerung über den Gülleaustrag stark belastet werden. Es gilt somit auch Wege zu finden, um Phosphor effektiv zurückzugewinnen und wiederholt einzusetzen. „Wir müssen grundlegende Strategien entwickeln, mit dem wertvollen Rohstoff sparsamer und effizienter umzugehen“, betonte Prof. Klaus Wimmers. „Das betrifft die Fütterung, die Düngung und die Wiedergewinnung von Phosphor aus der Umwelt.“

Was soll ERANet PEGaSus leisten?
PEGaSus steht für „Phosphorus Efficiency in Gallus and Sus Scrofa“, also für die Überbrückung der Lücken in der Phosphorverwertungskette bei Huhn und Schwein. Das Projekt ist Teil des Europäischen Forschungsnetzwerks für nachhaltige Tierhaltung ERA-Net SusAn (European Research Area NETwork on Sustainable Animal Production). Kooperationspartner im PEGaSus-Projekt sind das Agri-Food and Biosciences Institute in Nordirland/Großbritannien, die Aarhus Universität in Dänemark, die Universität Piacenza in Italien und das Stockholmer Umwelt Institut in Schweden.
„Im Rahmen des Projektes wollen wir einen effizienten und konsistenten Phosphoreinsatz in der landwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft beschreiben“, erläuterte Wimmers. Nutztiere wie Legehennen oder Schweine sollen den lebenswichtigen Nährstoff Phosphor bestmöglich verwerten. Bei den Tierstudien im FBN am Schwein und Huhn sollen dementsprechend Wege zur Optimierung der Phosphorverwertungskette gefunden werden, so dass der Mineraleinsatz im Futter reduziert werden kann.

Im ersten Schritt fokussieren sich die Forschungspartner auf die alte Futterpflanze Comfrey (Beinwell), der nachgesagt wird, im Boden enthaltenden Phosphor in hohem Maße bioverfügbar zu machen.
Darüber hinaus wird nach Möglichkeiten gesucht, das genetische Potenzial für Aufnahme und Speicherung von Phosphor besser auszuschöpfen. Dafür müssen vertiefte Kenntnisse erarbeitet werden, wie Phosphor im Verdauungstrakt der Tiere verarbeitet wird. Darüber gehen die Wissenschaftler Hinweisen nach, inwieweit eine Wechselwirkung zwischen der Phosphorversorgung und dem Immunsystem, also dem gesundheitlichen Wohlbefinden der Tiere, besteht.

Da die experimentellen tierbasierten Daten am FBN die Grundlage sowohl für eine bio-ökonomische Modellierung als auch für mögliche Recycling-Ansätze für Phosphor darstellen, wird mit belastbaren Ergebnissen in drei Jahren gerechnet. „Wir sind zuversichtlich, einen Beitrag zur Erhöhung der Phosphor-Effizienz in der Tierhaltung im Rahmen dieser interdisziplinären und europäischen Zusammenarbeit leisten zu können“, so Wimmers.

#HINTERGRUND
Lebensnotwendiger Phosphor

Die stetige Verfügbarkeit von Phosphor ist für alle Organismen lebenswichtig. Wenn ein erwachsener Mensch über längere Zeit weniger als 0,7 Gramm Phosphat pro Tag in der Nahrung zu sich nimmt, entwickelt er Mangelerscheinungen, insbesondere Wachstumsstörungen wie etwa Probleme bei der Knochen- und Zahnbildung. Darüber hinaus spielt Phosphor aufgrund des Zusammenhangs von Zellen des Knochenauf- und -abbaus und Immunzellen, die im Knochenmark reifen, eine wichtige Rolle für eine effiziente Ausprägung des Immunsystems. Aktuell werden mehr als 17 Megatonnen Phosphor pro Jahr gefördert, vor allem in Marokko, China, den USA, Südafrika und Jordanien. Deutschland ist fast vollständig vom Import aus anderen Ländern abhängig.

Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock
In Mecklenburg-Vorpommern beschäftigt sich seit 2014 der Leibniz-ForschungsCampus „Phosphor“ fachübergreifend mit der Phosphorproblematik. An diesem interdisziplinären Forschungsnetzwerk beteiligen sich das Land Mecklenburg-Vorpommern, die Universität Rostock, das Leibniz-Institut für Katalyse e.V. in Rostock (LIKAT), das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf (FBN), das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Groß Lüsewitz (IPK) sowie das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP).

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 91 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen, u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.700 Personen, darunter 9.500 Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,8 Milliarden Euro.
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Weitere Informationen
http://pegasus.fbn-dummerstorf.de
http://www.wissenschaftscampus-rostock.de
http://www.era-susan.eu

Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN)
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
Vorstand Prof. Dr. Klaus Wimmers
T +49 38208-68 600
E wimmers@fbn-dummerstorf.de

Wissenschaftsorganisation Dr. Norbert K. Borowy
Wilhelm-Stahl-Allee 2, 18196 Dummerstorf
T +49 38208-68 605
E borowy@fbn-dummerstorf.de
http://www.fbn-dummerstorf.de

Quelle: idw

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Vegane Ernährung als Lebensstil: Es besteht Risikokommunikationsbedarf

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Ergebnisse eines BfR-Forschungsprojektes zu Einstellungen von Veganerinnen und Veganern veröffentlicht

Tofu-Würstchen auf dem Grill, danach Kuchen mit Banane statt Ei: Die vegane Ernährung liegt im Trend. Doch neben nachgewiesenen positiven Einflüssen auf die Gesundheit werden auch Risiken beschrieben. „Insbesondere bei Schwangeren und Kindern, die vollständig auf tierische Lebensmittel verzichten, ist eine Unterversorgung mit Nährstoffen wie Vitamin B12 oder Eisen möglich“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Damit Informationen über mögliche Risiken bei der Zielgruppe ankommen, ist es essentiell, die Einstellungen zu kennen.“ Das BfR veröffentlicht nun Ergebnisse eines Forschungsprojektes, das sich den individuellen und sozialen Einflussfaktoren, die zur Motivation und Aufrechterhaltung einer veganen Ernährung führen, widmet. Unter anderem wurde klar: Eine effektive Risikokommunikation sollte an bestehende Überzeugungen der Veganerinnen und Veganer anknüpfen. Das Ziel sind konkrete Tipps, die sich mit einer veganen Ernährung verbinden lassen.

Ein wachsender Anteil der Bevölkerung entscheidet sich für die vegane Ernährung. Welche gesundheitlichen Vor- und Nachteile dieser Schritt mit sich bringt, ist wissenschaftlich jedoch noch nicht eindeutig geklärt. Einige Studien zeigen, dass eine vegane Ernährung positive Einflüsse auf die Gesundheit haben kann, wie zum Beispiel ein niedriger Cholesterinspiegel und ein geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes. Gleichzeitig können bei einer rein veganen Ernährung mögliche Gesundheitsrisiken bestehen. Denn: Eine rein pflanzliche Ernährung erschwert eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen. Neben Vitamin B12 werden beispielsweise auch einige Mineralstoffe, bestimmte Aminosäuren sowie langkettige Omega-3-Fettsäuren als potenziell kritische Nährstoffe beschrieben. Dies betrifft insbesondere sensible Gruppen wie Schwangere und Kinder. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat 2016 auf Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Literatur eine Position zur veganen Ernährung erarbeitet. Dabei kam sie unter anderem zu dem Schluss: „Für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche wird eine vegane Ernährung von der DGE nicht empfohlen.“

Das BfR hat sich dieser Thematik gewidmet, um geeignete Risikokommunikationsstrategien zu entwickeln. Mit Hilfe von Fokusgruppen-Interviews wurden im Rahmen eines Forschungsprojektes insgesamt 42 Veganerinnen und Veganer zu ihren Einstellungen befragt. Aufgrund der zum Teil sehr ausgeprägten Abweichungen zur Durchschnittsbevölkerung lassen sich verallgemeinernde Aussagen treffen.

Laut Befragung sind Veganerinnen und Veganer überdurchschnittlich gebildet und haben ein fundiertes Ernährungswissen. 40 der 42 Befragten sind sich zum Beispiel bewusst, dass die vegane Ernährung zu einer Mangelversorgung mit Vitamin B12 führen kann. Die meisten gaben daher an, das Vitamin regelmäßig zu supplementieren. Es gibt aber auch Informationsbedarf. Zum Beispiel ist das Wissen zu Eisenquellen in Nahrungsmitteln bruchstückhaft. Das Risikobewusstsein für die besondere Ernährungsweise ist jedoch bei der Mehrheit der Befragten vorhanden. Bei der Informationssuche rund um vegane Ernährung ist das Internet die wichtigste Informationsquelle.

Es ließen sich einheitliche Einstellungsmuster erkennen. So ist die Entscheidung für eine vegane Ernährung in der Regel ethisch begründet. Meist impliziert sie auch den Verzicht auf tierische Produkte in anderen Bereichen, wie beispielsweise der Bekleidung. Für die überwiegende Mehrheit der Befragten ist die Rückkehr zur omnivoren Ernährung, die tierische Produkte zulässt, nicht vorstellbar. Auch eine Schwangerschaft wird meist nicht als Grund dafür angesehen.

Im Rahmen der Befragung wurde deutlich: Wer die vegane Ernährung als gefährlich oder abnormal darstellt, findet wenig Gehör bei der Zielgruppe. Eine effektive Risikokommunikation sollte vielmehr an bestehende Überzeugungen anknüpfen. Dazu gehören konkrete Anleitungen für Veganerinnen und Veganer, die sie mit ihrer Ernährung verbinden können.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Anhang
Vegane Ernährung als Lebensstil: Motive und Praktizierung – Abschlussbericht

Quelle: idw

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Flexible Arbeitszeiten: Möglichkeiten, Defizite, Reformbedarf

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Wissenschaftlicher Rechercheservice der Hans-Böckler-Stiftung

Flexible Arbeitszeiten: Möglichkeiten, Defizite, Reformbedarf
Die Arbeitszeiten in Deutschland sind hoch flexibel. Das zeigt sich nicht nur in einschlägigen Statistiken zu Abend-, Nacht-, Schicht und Wochenendarbeit, sondern auch beim Blick ins Arbeitszeitgesetz, das etwa die Ausweitung der täglichen Arbeitszeit auf zehn Stunden erlaubt.

Zahlreiche Tarifverträge sehen Arbeitszeit-Korridore vor und insbesondere mitbestimmte Großunternehmen verfügen ganz überwiegend über Arbeitszeitkonten. Hinzu kommt, dass nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Jahr 2016 insgesamt 820 Millionen bezahlte und noch einmal 941 Millionen unbezahlte Überstunden geleistet wurden. Gleichzeitig ist für viele Beschäftigte die psychische Belastung durch ihre Arbeit gestiegen, daraus resultierende Krankheitsbilder verursachen zunehmend mehr Fehltage.

„Das zeigt: Wir brauchen nicht noch mehr Entgrenzung von Arbeitszeiten, sondern Reformen, die auch den Beschäftigten einen größeren Anteil an der `Flexibilitätsrendite´ bringen“, sagt Dr. Yvonne Lott, Arbeitszeitexpertin der Hans-Böckler-Stiftung. Anforderungen der Arbeit und private Verpflichtungen und Bedürfnisse verlässlich unter einen Hut bringen zu können, sei unerlässlich für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. „Arbeitgeber wollen gute Mitarbeiter gewinnen und im Unternehmen halten. Das gelingt nur, wenn sie auch auf deren Bedürfnisse eingehen – und zum Beispiel Möglichkeiten für zeitweilige Anpassungen der Arbeitszeit bieten und für ausreichend Personal sorgen, damit Vertretungen wirklich klappen. Es liegt also auch im Interesse der Unternehmen, die Arbeit so zu organisieren, dass Mitarbeiter nicht überfordert werden“, so Lott. Dabei weist die Forscherin auf ein bislang ungelöstes Problem hin: Flexible Arbeitszeiten und Teilzeitarbeit helfen dabei, Berufstätigkeit und Familie besser zu vereinbaren. Doch sie können zum Problem für die Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt werden, wenn sie nur von bestimmten Beschäftigtengruppen genutzt werden und gleichzeitig negative Konsequenzen für das berufliche Fortkommen haben. Erst wenn flexible Arbeitszeiten unabhängig von Geschlecht, Qualifikation oder Hierarchiestufe zur Normalität würden, ließen sich Nebenwirkungen wie die Verstärkung sozialer Ungleichheiten abstellen. Deshalb sei es ein kluger Ansatz, Möglichkeiten zur Arbeitszeitanpassung tariflich zu regeln.

Über die folgenden Links finden Sie Zusammenfassungen von aktuellen Studien zum Thema sowie zu Interviews und Beiträgen unserer Expertin:

Extrem flexible Arbeitszeiten gehen häufig zulasten der Beschäftigten. Dabei sind die Folgen für Frauen andere als für Männer – https://www.boeckler.de/110647_110658.htm

Die Arbeitszeit soll flexibler und die Arbeitsgesetze deshalb gelockert werden. Das würde aber nur zu Überstunden und noch mehr Druck auf die Arbeitnehmer führen. Gastbeitrag von Yvonne Lott – https://causa.tagesspiegel.de/wirtschaft/ist-der-8-stunden-tag-noch-zeitgemaess/…

Wenn Beschäftigte nachts oder im Schichtdienst arbeiten, leidet die Gesundheit. Ein wichtiger Grund sind Vereinbarkeitsprobleme – https://www.boeckler.de/108863_108893.htm Ein zweiter die oft schlechte Organisation von Wechselschichten: https://www.boeckler.de/110980_110991.htm

Beschäftigte sollten ihre Arbeitszeit je nach Lebensphase anpassen dürfen. Doch oftmals ist das unerwünscht. Vor allem Männer und hochqualifizierte Beschäftigte bekommen Probleme, wenn sie zeitweise kürzer treten wollen. Die Gründe: mangelndes Verständnis, rigide Arbeitsorganisation und knappe Personalausstattung – https://www.boeckler.de/105628_105641.htm. Eckpunkte einer Personalpolitik, die Beschäftigten Spielräume eröffnet, skizziert diese Analyse: https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_pb_14_2017.pdf

Bei der Arbeitszeit ermöglichen Tarifverträge viel Flexibilität. Die Interessen der Beschäftigten könnten zum Teil noch stärker verankert werden. Das zeigt eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung – https://www.boeckler.de/63056_105928.htm

Forscherin über Arbeitszeitregelungen: Wir haben schon genug Flexibilität – https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5464167&s=Yvonne+Lott/

80,8 Prozent der Teilzeitbeschäftigten waren 2015 Frauen. Auf Leitungspositionen wird Teilzeitarbeit von deutschen Unternehmen oft nicht möglich gemacht. Damit können flexible Arbeitszeiten zum Problem für die Gerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt werden – https://www.boeckler.de/106575_106834.htm

Termindruck, Arbeitsverdichtung, Stress: Nur in jedem vierten Betrieb werden systematische Maßnahmen gegen psychische Belastungen ergriffen, zeigt eine WSI-Studie – https://www.boeckler.de/106575_106924.htm

Frauen wenden erheblich mehr Zeit für Kindererziehung und Hausarbeit auf als Männer. Solange das so bleibt, ist eine Gleichstellung in Beruf und Gesellschaft nicht erreichbar – https://www.boeckler.de/108549_108559.htm

Eine zukunftsorientierte Gestaltung von Arbeitszeiten und mobiler Arbeit ist auch ein Schwerpunktthema im Abschlussbericht der Expertenkommission „Arbeit der Zukunft“ (Kapitel Arbeitszeit und Arbeitsorganisation): https://www.boeckler.de/109164.htm

Wenn Sie Fragen haben oder O-Töne zum Thema suchen, melden Sie sich gerne bei uns.

Freundliche Grüße aus der Hans-Böckler-Stiftung

Rainer Jung

Rainer Jung
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Quelle: idw

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Den Trends der Umweltbranche auf der Spur

Juliane Segedi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

Fraunhofer IAO erfasst mit Roadmap Zukunftstrends der Umwelttechnik
Wasser, Luft und Kreislaufwirtschaft: Um die aussichtreichsten Zukunftstrends für die baden-württembergischen Leitmärkte in der Umwelttechnikbranche zu erfassen, hat das Fraunhofer IAO gemeinsam mit der Landesagentur Umwelttechnik BW und dem Institute for Industrial Ecology (INEC) der Hochschule Pforzheim die »Roadmap Umwelttechnik« erarbeitet.

Die Bereiche Umwelttechnologien und Ressourceneffizienz sind wesentliche Wachstumsfelder in Baden-Württemberg. Um den Standort mit geeigneten Maßnahmen zu stärken und die Position des Landes in der Umwelttechnikbranche weiter zu stützen, hat die Landesagentur Umwelttechnik BW eine Roadmap in Auftrag gegeben, die zusammen mit dem Fraunhofer IAO und dem Institute for Industrial Ecology (INEC) der Hochschule Pforzheim erarbeitet wurde. Die Vorausschau in Form einer Roadmap bietet relevanten Stakeholdern in Baden-Württemberg, insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), FuE-Institutionen sowie Politikern, einen Überblick über die zu erwartenden Technologietrends in den Leitmärkten Wasser, Luft und Kreislaufwirtschaft.

Welche Technologietrends werden künftig die Marktchancen bestimmen?
Die »Roadmap Umwelttechnik« liefert eine Einschätzung, welche Technologien den Markt in den nächsten Jahren beherrschen werden. Die betrachteten Marktsegmente sind unter anderem Abwasserreinigung, Wassergewinnung Abfallverwertung und Abluftreinigung. Insgesamt wurden 31 Markt- und Technologietrends über einen Zeitraum von fünfzehn Jahren abgeleitet und dokumentiert. Aufbauend auf diesen Trends, die von Experten bestätigt wurden, kann die Entwicklung neuer Produkte oder neuer Geschäftsbereiche geleistet werden.

»Mit dem Fraunhofer IAO und dem Institut für Industrial Ecology (INEC) der Hochschule Pforzheim hatten wir die besten Partner bei der Entwicklung einer Roadmap für Umwelttechnologien an unserer Seite. Die methodische Kompetenz des Fraunhofer IAO im Bereich Roadmapping kombiniert mit der wissenschaftlichen Kompetenz des INEC im Bereich der Umwelttechnik ergänzte die Branchenkenntnis von Umwelttechnik BW hervorragend. Mit der entstandenen Roadmap können wir nun Unternehmen insbesondere des baden-württembergischen Mittelstands einen Überblick über die zu erwartenden Technologietrends im Bereich der Umwelttechnologien zur Verfügung zu stellen und die Position des Landes als Vorreiter im Hinblick auf Umwelttechnik und Ressourceneffizienz unterstützen«, sagt Dr. Anette Zimmermann, Projektleiterin bei der Landesagentur Umwelttechnik BW.

Die Roadmap Umwelttechnik zählt zu den Maßnahmen der Standortsicherung für Baden-Württemberg. Die Ergebnisse der Roadmap werden im Rahmen des 6. Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaftskongress (KONGRESS BW) am 18. und 19. Oktober 2018 in Stuttgart vorgestellt. Die Ergebnisse liegen nicht nur im Printformat vor, sondern werden auf dem Kongress als digitale Applikation gezeigt. So können Trendaussagen für Interessenten individualisiert ausgegeben werden. Die Roadmap ist auf Anfrage direkt bei der Landesagentur Umwelttechnik BW erhältlich.

Kontakt
Dr. Sven Schimpf
FuE-Management
Fraunhofer IAO
Nobelstraße 12
70569 Stuttgart
Telefon +49 711 970-2457
sven.schimpf@iao.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
http://publica.fraunhofer.de/dokumente/N-469983.html
http://www.iao.fraunhofer.de/lang-de/veranstaltungen/eventdetail/445/-/roadmappi…

Quelle: idw

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Flüsse tragen Plastikmüll ins Meer / Große Flusssysteme sind hauptverantwortlich

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Jedes Jahr gelangen Millionen Tonnen Plastikmüll ins Meer – ein globales Umweltproblem mit nicht abzusehenden ökologischen Folgen. Um den Plastikeintrag reduzieren zu können, muss klar sein, über welchen Weg das Plastik ins Meer kommt. Bisher war darüber nur wenig bekannt. Dem ist nun ein interdisziplinäres Forscherteam unter Leitung des UFZ nachgegangen. Es konnte zeigen, dass Plastikmüll vor allem über große Flüsse ins Meer eingetragen wird. Publiziert sind die Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Environmental Science & Technology.

Im Wasser fast aller Meere und Flüsse finden sich mittlerweile kleine Plastikpartikel. Das stellt ein ernstes und wachsendes globales Umweltproblem dar. Die jährlichen Einträge sind enorm, und Plastik verwittert nur sehr langsam. Durch die im Wasser schwimmenden kleinen Plastikpartikel können Meeresbewohner Schaden nehmen, beispielsweise wenn Fische, Seevögel oder Meeressäuger diese mit Futter verwechseln und fressen. „Die ökologischen Folgen sind bislang noch nicht abzusehen. Klar ist aber, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Dr. Christian Schmidt, Hydrogeologe am UFZ. „Da es aber unmöglich ist, die Ozeane vom bereits vorhandenen Plastikmüll zu befreien, müssen wir vorsorgen und den Eintrag von Plastik schnell und effizient reduzieren.“

Um sinnvolle Maßnahmen zur Reduktion des Plastikeintrags zu treffen, muss aber zunächst geklärt werden: Wo kommt das Plastik überhaupt her? Und über welchen Weg gelangt es ins Meer? Diesen Fragen sind Schmidt und sein Team in einer Studie nachgegangen, die kürzlich in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Environmental Science & Technology“ erschienen ist. Dafür haben die Forscher verschiedene wissenschaftliche Studien analysiert, in denen die Plastikfracht – das ist die Menge des im Wasser transportierten Plastiks – in Flüssen untersucht wurde. Die Ergebnisse der Studien haben sie in miteinander vergleichbare Datensätze umgerechnet und mit der Menge des nicht fachgerecht entsorgten Abfalls des jeweiligen Einzugsgebietes ins Verhältnis gesetzt. „Wir konnten zeigen, dass hier ein eindeutiger Zusammenhang besteht“, sagt Schmidt. „Je mehr Müll im Einzugsgebiet nicht fachgerecht entsorgt wird, desto mehr Plastik landet letztlich im Fluss und gelangt über diesen Transportweg ins Meer.“ Dabei spielen große Flüsse offenbar eine besonders große Rolle – und das nicht nur, weil sie aufgrund ihres größeren Abflusses im Vergleich auch mehr Müll transportieren. Schmidt: „Die Plastikkonzentrationen, also die Plastikmenge pro Kubikmeter Wasser, sind in großen Flüssen deutlich höher als in kleinen. Die Plastikfrachten steigen daher mit der Größe des Flusses überproportional an.“

Die Forscher haben zudem berechnet, dass die zehn Flusssysteme mit der höchsten Plastikfracht (acht davon in Asien, zwei in Afrika) – in denen zum Teil hunderte Millionen Menschen leben – für rund 90 Prozent des globalen Plastikeintrags ins Meer verantwortlich sind. „Wenn es in Zukunft gelingt, den Plastikeintrag aus den Einzugsgebieten dieser Flüsse zu halbieren, wäre schon sehr viel erreicht“, sagt Schmidt. „Dafür muss das Abfallmanagement verbessert und das Bewusstsein der Bevölkerung sensibilisiert werden. Wir hoffen, dass wir mit unserer Studie zu einer positiven Entwicklung beitragen können, damit das Plastikproblem der Ozeane langfristig eingedämmt werden kann.“

In zukünftigen Untersuchungen will das UFZ-Team herausfinden, wie lange in einen Fluss gelangter Plastikmüll benötigt, bis er im Meer ankommt. Dauert es nur wenige Monate oder Jahrzehnte? „Das ist wichtig zu wissen, denn die Wirkung einer Maßnahme macht sich dann erst mit entsprechender Verzögerung bemerkbar, da zuerst noch viele Altlasten ins Meer gespült werden“, erklärt Schmidt. „Nur wenn wir den ungefähren Zeitrahmen der Verweilzeiten des Plastikmülls im jeweiligen Flusssystem kennen, kann eine Maßnahme zur Verbesserung des Abfallmanagements im Einzugsgebiet auch bewertet werden.“

Publikation:
Schmidt, C., Krauth, T., Wagner, S. (2017): Export of Plastic Debris by Rivers into the Sea. Environ. Sci. Technol. DOI: 10.1021/acs.est.7b02368 http://dx.doi.org/10.1021/acs.est.7b02368

Ansprechpartner:
Dr. Christian Schmidt
UFZ-Department Hydrogeologie
+49 341 235 1986
christian.schmidt@ufz.de

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=34/2017

Quelle: idw

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Wissenswertes rund um die Gesundheit – der Online-Adventskalender der WLH

Dr. Sabine König Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte Wissenschaften

Zum ersten Mal haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wilhelm Löhe Hochschule einen Online Adventskalender befüllt: mit allerlei interessanten Informationen rund um das Gesundheitswesen. Vom 1. bis zum 24.12.17 kann man jeden Tag ein Türchen öffnen und etwas Interessantes zum Thema Gesundheit erfahren.
Lassen Sie sich überraschen!

Wissen Sie was ein PARO ist? Oder was sich hinter der Abkürzung QALY verbirgt? Oder wie man geistigem Abbau im Alter begegnen kann?
Die Antwort auf diese und 21 weitere Fragen finden Sie im Online-Adventskalender der WLH.

Weitere Informationen:
https://www.wlh-fuerth.de
https://www.app-helper.com/advent/?appid=26013

Quelle: idw

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Phosphatrückgewinnung – ein Weg zur strategischen Rohstoffsicherung

Dr. Christine Dillmann Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

Um einerseits die strategische Abhängigkeit zu reduzieren, andererseits der zunehmenden Schwermetallbelastung von Rohphosphaten zu begegnen, setzen Deutschland und die Schweiz vermehrt auf die Rückgewinnung von Phosphaten aus Klärschlamm, aber auch tierischen Nebenprodukten. Welche Technologien dafür zur Verfügung stehen, beschreibt das Statuspapier „Phosphatrückgewinnung“, das die ProcessNet-Fachgruppe „Rohstoffe“ erarbeitet hat. Voraussetzung für die Umsetzung ist das Zusammenwirken aller Akteure vom Gesetzgeber über die Landwirtschaft bis zum Technologieentwickler.

Phosphat ist ein essentieller Rohstoff für die Landwirtschaft. Deutschland verfügt jedoch nicht über eigene Ressourcen. Der Ausstieg Deutschlands aus der bodenbezogenen Klärschlammverwertung und die Rückgewinnung von Phosphor zur Nutzung heimischer Phosphatquellen ist nicht nur ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung. Auch, wenn der für 2030 angekündigte „Peak Phosphorous“, nach dem die Förderung abnehmen soll, den Experten zufolge einer sachlichen, lagerstättenkundlichen Grundlage entbehrt, ist die Rückgewinnung von Phosphor sowohl aus strategischen Gründen als auch hinsichtlich der Qualität der Phosphate sehr sinnvoll.

Das Papier, an dessen Erarbeitung Experten aus Forschung und Industrie beteiligt waren, umreißt die Anforderungen, die ein zukunftssicherer ganzheitlicher Ansatz dafür erfüllen muss. Er setzt die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure vom Gesetzgeber über die Landwirte und die Abwasserwirtschaft bis zu den Forschern und Technologieentwicklern voraus. Dabei geht es sowohl um technologische Methoden, von denen derzeit nur wenige im industriellen Maßstab verfügbar sind, wie auch um Fragen der Wirtschaftlichkeit und der gesetzlichen Voraussetzungen.

Zwar steht gerade in der Klärschlammaufarbeitung eine breite Palette an Technologien zur Verfügung; doch um qualitativ hochwertige Dünger zu produzieren, müssen einerseits alle Verunreinigungen – neben Schwermetallen auch organische Spurenverbindungen etc. – entfernt werden, andererseits muss die Bioverfügbarkeit der Produkte gegeben sein. Das heißt, Pflanzen müssen in der Lage sein, die Verbindungen aufzunehmen und zu verwerten. Zu den technischen Herausforderungen kommen gesetzliche Rahmenbedingungen. Während die gerade in Kraft getretene neue Klärschlammverordnung die technischen Aufbereitungswege weitgehend offenlässt, müssen die Produkte die Zulassung gemäß der Düngemittelverordnung durchlaufen.

ProcessNet ist die deutsche Plattform für Verfahrenstechnik Chemieingenieurwesen und Technische Chemie. Hier treffen sich über 5.000 Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung, um Erfahrungen auszutauschen, aktuelle Fragestellungen zu diskutieren und neue wissenschaftliche Trends zu identifizieren. ProcessNet ist eine gemeinsame Initiative von DECHEMA und VDI-GVC. Mehr unter www.processnet.org
Weitere Informationen:

http://www.dechema.de/studien – kostenfreier Download des Statuspapiers

Quelle: idw

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TU Berlin: Der Autoreifen in der Umwelt

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

Forschungsprojekt entwickelt Maßnahmen, die Wege des Reifenabriebs in die Gewässer zu verfolgen und zu reduzieren – 1,6 Millionen Euro Fördersumme

Plastik in der Umwelt ist ein weltweites Problem. Zum Teil stammt es von Autoreifen, von deren Abrieb auf den Straßen. Doch wie kommt es ins Gewässer, wie verbreitet es sich weltweit, welche Auswirkungen sind zu erwarten? Das neue Verbundprojekt „Reifenabrieb in der Umwelt – RAU“, koordiniert vom Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft der TU Berlin unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch, will nun umfassend die Wege und die Mengen des Eintrags untersuchen sowie Vermeidungsstrategien entwickeln. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Förderschwerpunktes „Plastik in der Umwelt – Quellen, Senken, Lösungsansätze“ des Rahmenprogramms FONA³ für drei Jahre mit rund 1,6 Millionen Euro gefördert.

Viele Fragen rund um den Reifenabrieb in Gewässern sind noch ungeklärt. Der größte Teil davon wird bei Regen mit dem Straßenoberflächenwasser in die Oberflächengewässer eingetragen, meist unbehandelt. „Wir werden den Weg der Reifenpartikel, die während der Nutzung des Reifens in die Umwelt gelangen, umfassend beschreiben und darüber hinaus den gesamten Lebenszyklus zu verfolgen“, erklärt Daniel Venghaus, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet. „Es gilt die Eintragspfade von Reifenmaterial in die Flüsse und Seen zu identifizieren, zu bilanzieren und Maßnahmen der Reduzierung aufzuzeigen.“

Untersuchungen auf kontrollierten Teststrecken
Die Untersuchungen werden im Labor, auf kontrollierten Teststrecken und auf verschiedenen Straßentypen durchgeführt. Um den Zusammenhang von Verschleiß und Fahrdynamik zu erfassen, werten die Forscher vorhandene Daten aus, führen Fahrversuche auf der Teststrecke von Continental (Contidrom) durch und simulieren am Fachgebiet Systemdynamik und Reibungsphysik der TU Berlin, geleitet von Prof. Dr. Valentin Popov, unterschiedliche Belastungsszenarien. Zentral ist auch die Entwicklung von Körben zur Probennahme, mit denen die Reifenpartikel aus dem Straßenwasserabfluss aufgefangen und anschließend analysiert werden können. Außerdem werden ausgewählte Maßnahmen verifiziert, die den Eintrag von Reifenmaterial in die Oberflächengewässer reduzieren könnten. „Aus den verschiedenen Einflussfaktoren entwickeln wir schließlich eine Bewertungsmatrix, die es Planern, Kommunen und Straßenreinigungsbetrieben ermöglicht, für unterschiedliche Standorte geeignete Maßnahmen abzuleiten“, so Venghaus. Es ist außerdem vorgesehen, die Ergebnisse in nationale und europäische Normen und Regelwerke einfließen zu lassen.

Beteiligt sind neben der TU Berlin, Fachgebiete Siedlungswasserwirtschaft sowie Systemdynamik und Reibungsphysik, die WESSLING GmbH, die Gebr. Kufferath AG (GKD), die Continental Reifen Deutschland GmbH, die Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH (IPS), die Berliner Stadtreinigung (BSR), der ADAC e.V., die Berliner Wasserbetriebe (BWB), die Volkswagen AG und die Ori GmbH.

Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:
Prof. Dr.-Ing. Matthias Barjenbruch
TU Berlin, Fakultät VI Planen Bauen Umwelt
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Tel.: 030/314-72247
E-Mail: matthias.barjenbruch@tu-berlin.de

Daniel Venghaus M.Sc.
TU Berlin, Fakultät VI Planen Bauen Umwelt
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Tel.: 030/314-72249
E-Mail: daniel.venghaus@tu-berlin.de

Quelle: idw

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Wie Fettleibigkeit Brustkrebs aggressiver macht

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Botenstoffe, die bei Fettleibigkeit ins Blut abgegeben werden, beeinflussen den Stoffwechsel von Brustkrebszellen, die dadurch aggressiver werden. So berichten es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München, der Technischen Universität München (TUM) und des Universitätsklinikums Heidelberg in ‚Cell Metabolism‘. Das Team konnte den Mechanismus bereits durch einen Antikörper unterbrechen.

Die Zahl der Menschen mit hohem Übergewicht steigt weltweit rasant. Erst kürzlich berichtete das Deutsche Krebsforschungszentrum, dass sich nach WHO Schätzungen die Zahl von Kindern und Jugendlichen mit Adipositas zwischen 1975 und 2016 verzehnfacht habe https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2017/dkfz-pm-17-50c2-Adipositas…. Starkes Übergewicht kann zu verschiedenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt Adipositas beispielsweise auch die Entstehung von Krebs und die Bildung von Metastasen.

In der aktuellen Studie beschreiben die Forscherinnen und Forscher einen bislang unbekannten Mechanismus, der dafür sorgt, dass sich Brustkrebs stärker ausbreitet. „Dabei spielt das Enzym ACC1* eine entscheidende Rolle“, erklärt Dr. Mauricio Berriel Diaz, stellvertretender Direktor des Instituts für Diabetes und Krebs (IDC) am Helmholtz Zentrum München. Er leitete die Studie gemeinsam mit Prof. Dr. Stephan Herzig, Direktor des IDC und Professor für Molekulare Stoffwechselkontrolle an der TUM sowie am Universitätsklinikum Heidelberg. „ACC1 ist eine zentrale Komponente der Fettsäuresynthese“, führt Berriel Diaz aus. „Allerdings kann es durch die Botenstoffe Leptin und TGF-β an seiner Arbeit gehindert werden.“ Diese Botenstoffe treten im Blut von schwer übergewichtigen Menschen besonders häufig auf.

Fettsäurevorstufen begünstigen Metastasen
Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass diese Hemmung von ACC1 dazu führt, dass sich Acetyl-CoA, eine Fettsäurevorstufe, in den Zellen ansammelt und bestimmte Genschalter (Transkriptionsfaktoren) aktiviert. Dadurch werden vor allem Gene abgelesen, die bei Krebszellen zu einer verstärkten Metastasierungsfähigkeit führen.

„Anhand von menschlichem Gewebe aus Brustkrebsmetastasen konnten wir zeigen, dass ACC1 dort signifikant weniger aktiv war“ erklärt Marcos Rios Garcia, Erstautor der Studie. Blockierten die Wissenschaftler den bisher unbekannten Signalweg mit einem Antikörper (gegen den Leptin-Rezeptor), so führte das im Versuchsmodell zu einer deutlich reduzierten Ausbreitung und Metastasierung von Brustkrebstumoren. Ob es sich dabei um eine mögliche Therapieoption handelt, müsse sich zeigen, so die Forscher.

Künftig wollen sie die Datenlage zum neu gefundenen Mechanismus in weiteren Studien erhärten. Darüber hinaus denken sie über mögliche Stellschrauben nach, durch die man therapeutisch eingreifen könnte. „Die Blockade der genannten Signalwege beziehungsweise das Abschalten der Metastasierungsgene könnten einen therapeutischen Angriffspunkt darstellen“, blickt Studienleiter Herzig voraus. „Im Rahmen einer sogenannten neo-adjuvanten** Therapie könnte man schon vor der operativen Entfernung des Tumors das Risiko von Metastasen beziehungsweise des Wiederauftretens von Tumoren reduzieren.“

Weitere Informationen
* ACC1 steht für Acetyl-CoA-Carboxylase 1, eine zentrale Komponente der Fettsäuresynthese. ACC1 vermittelt die chemische Addition von Kohlenstoffdioxid an Acetyl-CoA, wobei Malonyl-CoA entsteht. Diese Reaktion ist der erste und geschwindigkeitsbestimmende Schritt bei der Fettsäuresynthese aller Lebewesen.

** Der Begriff neo-adjuvante Therapie bezeichnet eine Therapie, die vor der geplanten operativen Behandlung einer Tumorerkrankung verabreicht wird. Sie kann aus einer Chemotherapie, Bestrahlung oder Hormontherapie bestehen. Ziel ist es, eine verbesserte Ausgangssituation für die Operation zu erreichen, eine Erkrankung überhaupt erst operabel zu machen oder auf verstümmelnde Eingriffe verzichten zu können. (Quelle: http://flexikon.doccheck.com/de/Neoadjuvante_Therapie)

Hintergrund:
Die Metastasierung von Brustkrebs bzw. das Wiederauftreten (Rezidiv) nach operativer Entfernung des Primärtumors stellt die Hauptursache für krebsbedingte Todesfälle bei Frauen dar. Darüber hinaus zeigen epidemiologische Studien, dass Adipositas (Fettleibigkeit) mit aggressiven Formen von Brustkrebs assoziiert ist, und insbesondere bei postmenopausalen Frauen mit einem höheren Risiko einhergeht, an metastasierendem Brustkrebs zu erkranken.

Die Rolle der Fettsäuresynthese für den veränderten Energiestoffwechsel von Krebszellen ist nur unvollständig verstanden. Verschiedene Studien legen nahe, dass eine Aktivierung der Fettsäuresynthese die Krebszellen unabhängig macht von der Versorgung mit extrazellulären Fetten. Die vorliegende Studie deckt einen neuen, Fettsäuresynthese-unabhängigen Mechanismus auf, bei dem die Inaktivierung von ACC1 zur Akkumulation von Acetyl-CoA führt, da es nicht weiter zur Fettsäuresynthese sondern zur Modifikation (Acetylierung) von regulatorischen Proteinen (Transkriptionsfaktoren, u.a. SMAD2) verwendet wird. Die so modifizierten regulatorischen Proteine wiederum schalten Gene an, die zu erhöhter Aggressivität der Krebszellen beitragen.

Stephan Herzig ist federführend beim Joint Heidelberg-IDC Translational Diabetes Program, was er gemeinsam mit Kollegen am Universitätsklinikum in Heidelberg betreibt, von wo aus er 2015 nach München gewechselt und seither Direktor des Instituts für Diabetes und Krebs (IDC) ist. Mauricio Berriel Diaz ist stellvertretender Direktor des IDC und Leiter der Abteilung Stoffwechselstörungen und Krebs. Darüber hinaus sind beide Wissenschaftler Mitglied im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD).

Original-Publikation:
Rios Garcia, M. et al. (2017): Acetyl-CoA Carboxylase 1-Dependent Protein Acetylation Controls Breast Cancer Metastasis and Recurrence. Cell Metabolism, DOI: 10.1016/j.cmet.2017.09.018

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Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Institut für Diabetes und Krebs (IDC) ist Mitglied des Helmholtz Diabetes Zentrums (HDC) am Helmholtz Zentrum München und Partner im gemeinsamen Heidelberg-IDC Translationalen Diabetes-Programm. Das Institut für Diabetes und Krebs ist eng in das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) und in den Sonderforschungsbereich (SFB) „Reaktive Metaboliten und Diabetische Komplikationen“ an der Medizinischen Universität Heidelberg integriert. Das IDC erforscht die molekularen Grundlagen schwerer metabolischer Erkrankungen, wie dem Metabolischen Syndrom und Typ 2 Diabetes, und deren Bedeutung für die Tumorentstehung und -progression. http://www.helmholtz-muenchen.de/idc

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 500 Professorinnen und Professoren, rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 40.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, verknüpft mit Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. http://www.tum.de

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich rund 65.000 Patienten vollstationär, 56.000 mal Patienten teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.700 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. http://www.klinikum-heidelberg.de

Ansprechpartner für die Medien:
Abteilung Kommunikation, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187 2238 – Fax: +49 89 3187 3324 – E-Mail: presse@helmholtz-muenchen.de

Fachlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Stephan Herzig, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Diabetes und Krebs, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 3187 1045, E-Mail: stephan.herzig@helmholtz-muenchen.de

Quelle: idw

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Biomasse ohne Abfall: Hochwertige Erzeugnisse und Anwendungen aus Bioraffinerie-Nebenprodukten

Fraunhofer IFAM, Dipl.-Biol. Martina Ohle Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Weltweit ist ein anhaltender Trend zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe festzustellen. In einer Bioraffinerie wird dazu die Biomasse in einzelne Wertstoffe getrennt und zu verschiedenen Produkten wie Zucker, Chemikalien, Werkstoffen oder auch als Energielieferant in Form von Kraftstoffen und Biogas verarbeitet. Bei der Verwertung der Bio-Rohstoffquellen fallen aber in erheblichen Mengen auch unterschiedlichste Abfallprodukte an. Um diesen Prozess effizienter zu gestalten, untersuchten zwölf Partner aus Wissenschaft und Industrie Verfahren zur möglichst vollständigen Verwendung aller Rohstoffkomponenten.

Die Ergebnisse des durch die Europäische Union geförderten Projekts »Valorizing Biorefinergy By-Products – kurz ValorPlus« und weitere neue Technologien wurden jetzt auf einem Workshop am Bremer Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung vorgestellt.

Die Kette für die Verwertung von Biorohstoffen ist noch nicht geschlossen. Für eine nachhaltige und wirtschaftliche Nutzung des gesamten Spektrums sind neue chemische und biologische Verarbeitungsprozesse zu erforschen und weitere Anwenderindustrien zu identifizieren. Damit die Nebenprodukte für andere hochwertige Erzeugnisse nutzbar werden, müssen fortschrittliche Bioraffinerien ganzheitlich konzipiert sein, sodass neue Technologien zur Freisetzung, Verfeinerung und Transformation von Biomasse integriert werden können, um mehrfache Massen- und Produktströme zu produzieren.

Aktuelle Fragestellungen zur ganzheitlichen Verwertung der Biomasse
Während der vierjährigen Laufzeit des ValorPlus-Projekts konzentrierten sich die Entwicklungspartner auf fünf Schlüsselbereiche zur weiteren Verarbeitung von Bioraffinerieprodukten: Entwicklung einer neuartigen Methode für den kontrollierten Abbau, einer Freisetzung und Fraktionierung der Lignocellulose; Erforschung neuer Enzyme und Mikroorganismen zur kontrollierten Hydrolyse und Umwandlung von Hemicellulose zu hochwertigen Oligomeren und Bulk-Fermentationsproduktströmen; Einsatz kombinierter chemo-enzymatischer und chemo-mikrobieller Verfahren zur kontrollierten Depolymerisation und Umwandlung von standardisierten Lignin-Rohstoffen in Wertproduktströme; Entwicklung neuer Mikroorganismen, geeignet für die Fermentation von Roh-Glycerin zu höherwertigen Produktströmen und schließlich der Demonstration des technologischen und wirtschaftlichen Potenzials.

Bei allen Fragestellungen wurde ein ganzheitliches Konzept verfolgt und überprüft, inwieweit die einzelnen Technologien bestehende Bioraffinerien ergänzen oder in diese integriert werden können. Ein weiterer Schwerpunkt innerhalb des Projekts war es aufzuzeigen, wie die bisher recht losen Enden zwischen Biorohstoffherstellung und der industriellen Verwendung systematischer genutzt werden können.

Vorstellung der Ergebnisse und weiterer Technologien auf dem Workshop »Valorization of bio based raw materials«
Auf dem Workshop wurden die Fortschritte im Bereich der Biotechnologie, von Bioprodukten und verschiedener Anwenderszenarien vorgestellt. Wichtige Inhalte waren die Kombination der Entwicklung neuer biotechnologischer Verfahren mit dem Focus auf potenzielle Anwendungen der Rohstoffe und entsprechende Absatzmärkte.

Vielversprechende Ergebnisse zeigten die Referenten aus den Bereichen der Anwendungen biobasierter Rohstoffe als Bindemittel in Beschichtungen und Farben sowie Lack- und Klebstoffformulierungen auf. Daneben gab es Einblicke in neue chemo-mikrobielle Umwandlungen von Ligninextrakten, neuartiger Enzymkombinationen zur Fermentierung, der Herstellung von Fasern aus Biopolymeren oder die Entwicklung von formaldehydfreiem Melaminharz und Anwendung mit biobasierten Materialien.

Die tiefere Vernetzung von der Rohstoffherstellung, der dazu notwendigen optimierten Technologien bis hin zum fertigen industriellen Produkt konnte durch die vielfachen themenübergreifenden Diskussionen der Teilnehmer während des Workshops vorangetrieben werden. Trotz der vielfältigen positiven Entwicklungen und den umfangreich dargestellten Beispielen der bereits kommerziellen Nutzung von Biorohstoffen, ist aber abzusehen, dass noch fundierte Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu leisten ist, bis biobasierte Rohstoffe fossile Quellen umfassend ersetzten können.

Projektpartner »Valorization of bio based raw materials«:
ASA Spezialenzyme GmbH
Asociacion Espanola de Bioempresas (ASEBIO)
Biobasic Environnement
Brunel University
CARTIF
Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM
Technische Universität München (TUM)
Politecnico di Milano (POLIMI)
Wissenschaftliche Gerätebau Dr. Ing. Herbert Knauer GmbH
Beta Renowable Group, S.A.
ITENE
Vogelbusch Biocommodities GmbH

Projektkoordinator:
Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM
Dr. Oliver Schorsch
oliver.schorsch@ifam.fraunhofer.de
Telefon +49 421 2246-626

Dr. Klaus Rischka
klaus.rischka@ifam.fraunhofer.de
Telefon +49 421 2246-482

Weitere Informationen:
http://www.ifam.fraunhofer.de
http://www.valorplus.eu

Quelle: idw

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Sicheres Bezahlen ohne Datenspur

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Ob als Smartphone-App für die Fahrkarte im Nahverkehr, als Geldwertkarten für das Schwimmbad oder in Form einer Bonuskarte für den Supermarkt: Für viele gehören „elektronische Geldbörsen“ längst zum Alltag. Doch vielen Kunden ist nicht klar, dass sie mit der Nutzung dieser Angebote weitestgehend auf ihre Privatsphäre verzichten. Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entsteht ein sicheres und anonymes System, das gleichzeitig Alltagstauglichkeit verspricht. Es wird nun auf der Konferenz ACM CCS 2017 in den USA vorgestellt.

Es ist vor allem das fehlende Problembewusstsein, das den Informatiker Andy Rupp von der Arbeitsgruppe „Kryptographie und Sicherheit“ am KIT immer wieder erstaunt: „Den wenigsten Nutzern ist nach meiner Beobachtung klar, dass sie mit der Teilnahme an solchen Bonus- oder Zahlungssystemen detailgetreu offenlegen wie und was sie konsumieren oder welche Wege sie zurücklegen.“ Denn um eine Manipulation der Konten durch unehrliche Nutzer vorzubeugen, werden die Kundendaten und Kontostände bei Zahlungs- und Bonussystemen heute standardmäßig mit Hilfe einer zentralen Datenbank verwaltet. Der Kunde wird bei jedem Zahlungsvorgang identifiziert und die Details seiner Transaktion der zentralen Datenbank mitgeteilt. Dieser wiederholte Identifikationsvorgang führt zu einer Datenspur, die durch den Anbieter oder durch Dritte missbraucht werden könnte.

Mit dem scheinbaren Widerspruch von Privatsphäre und Sicherheit wollte sich der Kryptographie-Experte nicht abfinden und hat nun gemeinsam mit Gunnar Hartung und Matthias Nagel vom KIT sowie Max Hoffmann von der Ruhr-Universität Bochum die Grundlagen einer „elektronischen Geldbörse“ vorgestellt, die anonym funktioniert, gleichzeitig aber Missbrauch verhindert. Das von ihnen entwickelte Protokoll „black-box accumulation plus“ (BBA+) verlagert dabei alle notwendigen Kontoinformationen auf die verwendete Karte oder das Smartphone und garantiert mithilfe kryptographischer Methoden deren Vertraulichkeit. Gleichzeitig bietet BBA+ aber auch Sicherheitsgarantien für den Betreiber des Bonus- oder Zahlungssystems: Das Protokoll garantiert den korrekten Kontostand und ist mathematisch zudem so konstruiert, dass die Identität eines Nutzers aufgedeckt wird, sobald versucht wird, mit einem manipulierten Konto zu bezahlen.

Das neue Protokoll ist die Weiterentwicklung eines anonymen Bonuskartensystems, das ebenfalls von der KIT-Forschungsgruppe entwickelt wurde. Allerdings war es dabei notwendig beim Sammeln und Einlösen von Punkten eine Internetverbindung zu gewährleisten, um einen Missbrauch zu verhindern. „Unser neues Protokoll garantiert nun die Privatsphäre und Sicherheit der Kunden auch im Offline-Betrieb“, sagt Andy Rupp. „Das ist wichtig für die Alltagstauglichkeit eines Zahlungssystems. Denken Sie etwa an ein U-Bahn Drehkreuz oder an Mautbrücken, dort besteht vielleicht gar keine oder nur eine zu langsame Internetverbindung.“ Alltagstauglich wird das neue Protokoll auch durch dessen eindrucksvolle Effizienz: Bei ersten Testläufen konnten die Forscher Zahlungen in etwa einer Sekunde abwickeln.

Mehr zur Forschung
http://crypto.iti.kit.edu/index.php?id=cyphycrypt
https://homepage.ruhr-uni-bochum.de/andy.rupp/papers/bbap_ccs17.pdf

Mehr zur Konferenz
https://www.sigsac.org/ccs/CCS2017/agenda.html

Details zum KIT-Zentrum Information · Systeme · Technologien (in englischer Sprache): http://www.kcist.kit.edu

Weiterer Kontakt: Martin Heidelberger, Redakteur, Tel.: +49 721 608 21169, E-Mail: martin.heidelberger@kit.edu

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieurs-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 26.000 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.sek.kit.edu/presse.php

Weitere Informationen:
http://crypto.iti.kit.edu/index.php?id=cyphycrypt
https://homepage.ruhr-uni-bochum.de/andy.rupp/papers/bbap_ccs17.pdf
https://www.sigsac.org/ccs/CCS2017/agenda.html
http://www.kcist.kit.edu
http://www.sek.kit.edu/presse.php

Anhang
Sicheres Bezahlen ohne Datenspur
https://idw-online.de/de/news682939

Quelle: idw

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Fataler Insektenstaubsauger: Uferbeleuchtung

Katharina Bunk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Künstliche Beleuchtung entlang von Flüssen und Seen verändert Uferökologie

Wie die Motten zum Licht – ein ökologischer Effekt, nicht nur eine Redensart. WissenschaftlerInnen vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben nachgewiesen, dass künstliche Beleuchtung in der Nähe von Gewässern die Zahl und Gemeinschaften von Insekten und Spinnen stark beeinflusst. Wie ein Staubsauger entziehen sie den benachbarten Ökosystemen fliegende Insekten. Profiteure sind räuberische Insekten und Spinnen, für die die vielen desorientierten Wasserinsekten ein Festmahl sind.

Weltweit nimmt die Erhellung der Nacht durch künstliches Licht um jährlich etwa sechs Prozent zu. „Wir Menschen machen die Nacht zum Tag und sind uns gar nicht bewusst, dass dies eine der größten globalen Umweltveränderungen darstellt. Die meisten Lebewesen haben sich an einen Hell-Dunkel-Rhythmus angepasst. Es liegt also nahe, dass eine künstlich erhellte Nacht einen maßgeblichen Einfluss auf das Vorkommen und Verhalten von Tieren hat. Insbesondere entlang von Gewässern, die die Heimat von vielen lichtempfindlichen Insekten sind“, erklärt Alessandro Manfrin, Wissenschaftler am IGB, die Ausgangslage.

Die Zahl der Fluginsekten ist in Teilen Deutschlands um mehr als 75 Prozent zurückgegangen („Insektensterben in Deutschland bestätigt“ in PLoSOne). Ein Grund hierfür könnte die Lichtverschmutzung sein. In jeder Sommernacht werden schätzungsweise eine Milliarde Insekten von Deutschlands Lampen irritiert – für viele endet das tödlich.

Dieses Phänomen haben Alessandro Manfrin und sein Team im Naturpark Westhavelland fernab von stark beleuchteten Städten genauer untersucht. Auf gewässernahen Versuchsfeldern haben sie die Auswirkungen von Straßenleuchten auf das Vorkommen, die Häufigkeit und das Verhalten von Insekten und Spinnen gemessen. Ein Versuchsfeld blieb als Referenzfeld dunkel, während auf dem anderen Versuchsfeld jeden Abend die Straßenlaternen leuchteten.

Auf dem erleuchteten Versuchsfeld verließen deutlich mehr Insekten das Wasser, als auf dem unbeleuchteten Versuchsfeld. Und auch das Verhalten der Spinnen und Insekten an Land veränderte sich. An den hellen Lampen sammelten sich die fliegenden Insekten, insbesondere Wasserinsekten, sodass hier mehr Spinnen und Raubinsekten auf Jagd gingen. Die sonst nachtaktiven Tiere verlängerten ihre Insektenjagd bis in den Tag hinein – vermutlich um von der Vielzahl erschöpfter oder toter Insekten im Bereich der Lampen zu profitieren. Die Anzahl räuberischer nachtaktiver Laufkäfer war auf dem beleuchteten Versuchsfeld hingegen stark reduziert.

„Die Studie zeigt, wie künstliches Licht Lebensräume für Insekten und deren Räuber über Ökosystemgrenzen hinweg – Wasser und Land – verändern kann. Wenn wir neue Beleuchtungskonzepte entwickeln, müssen wir den möglichen Einfluss auf benachbarte Ökosysteme immer im Hinterkopf behalten. Das gilt für Stadt- und Landschaftsplaner, Beleuchtungsingenieure und in die Planungen einbezogene Ökologen gleichermaßen“, bilanziert Franz Hölker, Leiter der Arbeitsgruppe Lichtverschmutzung und Ökophysiologie am IGB, die Ergebnisse der Studie.

Studie:
Manfrin, A., Singer, G., Larsen, S., Weiss, N., van Grunsven, R. H., Weiss, N. S., Wohlfahrt, S., Monaghan, M.T. & Hölker, F. (2017). Artificial light at night affects organism flux across ecosystem boundaries and drives community structure in the recipient ecosystem. Frontiers in Environmental Science, 5, 61. doi: 10.3389/fenvs.2017.00061

Lesen Sie die Studie im Open Access Journal Frontiers in Environmental Science > https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fenvs.2017.00061/full

Die Publikation entstand im Rahmen des Erasmus-Mundus-Stipendienprogramms SMART, das von der Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur der Europäischen Kommission gefördert wurde. Finanzielle Förderung erfolgte außerdem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF-033L038A) und dem Bundesamt für Naturschutz (FKZ 3514821700).

Ansprechpartner:
Dr. Alessandro Manfrin, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Biologie und Ökologie der Fische, alessandro.manfrin@hotmail.com, +49 (0)201 183 3113

PD Dr. Franz Hölker, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Ökohydrologie, hoelker@igb-berlin.de

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. http://www.igb-berlin.de/

Weitere Informationen:
https://freshwaterblog.net/2017/10/25/artificial-lighting-along-banks-of-rivers-… > Vorstellung der Studie auf dem Freshwater Blog – der Blog für Süßwasserbiodiversität
http://www.igb-berlin.de/news/fataler-insektenstaubsauger-uferbeleuchtung > Hier finden Sie weitere Bilder

Quelle: idw

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Wildpilze in Teilen Bayerns nach wie vor belastet

Jan Lauer PB2/ Pressearbeit
Bundesamt für Strahlenschutz

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl sind einige Wildpilzarten in Teilen Bayerns nach wie vor stark mit radioaktivem Cäsium-137 belastet. Das belegen Messergebnisse, die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veröffentlicht hat. Mit Hilfe des jährlich aktualisierten Berichts können sich Pilzsammler über die Belastung mit Cäsium-137 informieren. Die zusätzliche Strahlenbelastung durch Wildpilze ist vergleichsweise gering, sofern sie in üblichen Mengen verzehrt werden. Für Wildpilze, die im Lebensmittelhandel angeboten werden, gilt ein Grenzwert.

Betroffen sind unter anderem die Pilzarten Braunscheibige und Orangefalbe Schnecklinge, Gemeine Erdritterlinge, Semmelstoppelpilze, Rotbraune Semmelstoppelpilze, Maronenröhrlinge und Braune Scheidenstreiflinge, die noch bis zu einige 1.000 Becquerel (Bq) Cäsium-137 pro Kilogramm aufweisen können. Deutschlandweit sind die höchsten Radiocäsiumgehalte in Wildpilzen in den außergewöhnlich hoch kontaminierten kleineren Gebieten im Bayerischen Wald, im Donaumoos südwestlich von Ingolstadt und in der Region Mittenwald zu erwarten. In anderen Regionen, wie etwa dem Norden Deutschlands, hatte sich nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl im April 1986 deutlich weniger Cäsium-137 abgelagert. Dort sind die Werte entsprechend niedriger.

Keine Gesundheitsgefahr bei Verzehr üblicher Mengen
Eine einzige Mahlzeit mit höher belasteten Wildpilzen kann mehr Cäsium-137 enthalten als Verbraucher mit Lebensmitteln aus landwirtschaftlicher Produktion in einem ganzen Jahr zu sich nehmen. Sofern man selbst gesammelte Pilze in üblichen Mengen verzehrt, muss man aber nicht mit negativen gesundheitlichen Folgen wegen des Radioaktivitätsgehalts rechnen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät jedoch auch aus anderen Gründen, den Verzehr von Wildpilzen auf 250 Gramm pro Woche zu beschränken, denn sie können giftige Schwermetalle wie Blei, Quecksilber und Cadmium anreichern.

Grenzwert im deutschen Lebensmittelhandel schützt vor Gesundheitsgefahren
Wildpilze, die den Grenzwert für Radiocäsium in Höhe von 600 Becquerel pro Kilogramm überschreiten, dürfen in Deutschland nicht in den Handel gebracht werden. Dieser Grenzwert wurde nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl eingeführt. Seine Einhaltung wird von der amtlichen Lebensmittelüberwachung stichprobenartig kontrolliert. Das Bundesamt für Strahlenschutz geht davon aus, dass die Belastung in allen Speisepilzarten langsam weiter zurückgehen wird. Allerdings schwankt der Radiocäsiumgehalt einer Pilzart von Standort zu Standort sehr stark: Selbst innerhalb kleiner Waldgebiete sind die Unterschiede in der Regel wesentlich größer als der mittlere Rückgang von Jahr zu Jahr.

Den Bericht „Radioaktive Kontamination von Speisepilzen“ finden Sie hier: http://www.bfs.de/pilzbericht

Weitere Informationen zur Strahlenbelastung bei Pilzen und Wildbret hier: http://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/pilze-wildbret/pilze-wildbre…

Quelle: idw

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Studie: Nachahmung des Gegenübers führt zu höherer Beliebtheit beim Kennenlernen

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Die spontane Nachahmung des verbalen und nonverbalen Verhaltens des Gegenübers – soziales Mimikry – ist eine unbewusste Strategie, um Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Wir ahmen beispielsweise den Akzent, die Mimik, die Gestik oder die Haltung der anderen Person nach. Inwieweit unterscheiden sich Menschen in ihrem Nachahmungsverhalten und welchen Einfluss hat das auf die Sympathie beim Kennenlernen? Das haben Forscher der Universität Leipzig und der Freien Universität Berlin in einer gemeinsamen Studie untersucht und ihre Ergebnisse jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „Psychological Science“ veröffentlicht.

Maike Salazar Kämpf, Dr. Sascha Krause, Prof. Dr. Steffen Nestler und Prof. Dr. Stefan Schmukle von der Universität Leipzig sowie Helén Liebermann und Prof. Dr. Rudolf Kerschreiter von der Freien Universität Berlin analysierten das Nachahmungsverhalten beim Kennenlernen. Hierzu wurden 139 Personen, die sich zuvor nicht kannten, in gleichgeschlechtlichen Gruppen von vier bis sechs Teilnehmern ins Labor eingeladen. Jeder führte dann nacheinander mit jeweils allen anderen Gruppenmitgliedern fünfminütige Kennenlerngespräche. Davor und danach gab jede Person an, wie sympathisch er oder sie die andere Person fand. Auf Basis der Videoaufzeichnungen dieser Gespräche wurden dann Unterschiede im Nachahmungsverhalten und dessen Effekte auf die gegenseitigen Sympathie-Einschätzungen analysiert.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich Personen in ihrer Tendenz, ihre Interaktionspartner nachzuahmen, unterscheiden. So gibt es Menschen, die kaum Nachahmverhalten zeigen, während andere Menschen besonders häufig das Gegenüber nachahmen. Sie werden in der Forschungsliteratur als soziale Chamäleons bezeichnet. „In unserer Studie können wir zeigen, dass dieses Nachahmungsverhalten zu einer höheren Beliebtheit dieser sozialen Chamäleons führte“, erläutert Liebermann. Hingegen fanden sich kaum Hinweise dafür, dass Personen sich darin unterscheiden, generell Mimikry bei anderen auszulösen. Vielmehr zeigte die Studie, dass Mimikry vor allem von der einzigartigen Beziehung zwischen zwei Personen abhängt. Ist einem der erste Eindruck des Gegenübers sympathisch, so steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir diese spezifische Person nachahmen. Diese Nachahmung oder Mimikry gibt der imitierten Person das Gefühl, gemocht zu werden, und führt dazu, dass die nachahmende Person als sympathischer wahrgenommen wird. „Die Ergebnisse weisen demnach auf einen Bindungsmechanismus durch Mimikry hin. Durch Mimikry teilen wir unbewusst mit, dass wir jemanden mögen und können damit unsere eigene Beliebtheit steigern“, erklärt Salazar Kämpf. Sie beleuchtet nun in der Abteilung Klinische Psychologie der Universität Leipzig die Effekte von Mimikry auf die Wirksamkeit von Psychotherapien.

Originaltitel der Veröffentlichung:
„Disentangling the sources of mimicry: Social relations analyses of the mimicry-liking link. Psychological Science“. doi: 10.1177/0956797617727121

Weitere Informationen:
Maike Salazar Kämpf
Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97 39567
E-Mail: maike.salazarkaempf@uni-leipzig.de

Helén Liebermann
Freie Universität Berlin
Telefon: +49 30 83854983
E-Mail: h.liebermann@fu-berlin.de

Weitere Informationen:
http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0956797617727121

Quelle: idw

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Klimaschutz durch Ablasshandel?

Dr. Harald Wilkoszewski Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Moralvorstellungen der Verursacher widersprechen Umweltpolitik

Der Emissionshandel ist umstritten, obwohl er aus ökonomischer Sicht ein geeignetes Instrument ist, um das Klima zu schützen. Die Skepsis am Handel mit CO2-Zertifikaten lässt sich damit erklären, dass er dem Verantwortungsgefühl von Verbrauchern widerspricht. Das zeigt eine neue Studie von Forschern des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), die jetzt im Fachmagazin Journal of Public Economics erschienen ist. In einem Experiment entschieden sich die meisten Teilnehmer dafür, eine von ihnen verursachte Verschmutzung selbst zu beseitigen, statt dies einem Teampartner zu überlassen – selbst wenn das für beide deutlich gewinnbringender gewesen wäre.

Für ihr Experiment teilten die Wissenschaftler eine Gruppe von 60 Studierenden der Technischen Universität Berlin in Zweier-Teams auf. Bei einem Geschicklichkeitsspiel musste die erste Person versuchen, Kichererbsen in eine Schale zu werfen. Danach hatte der Proband die Wahl: Er konnte den von ihm verursachten Müll – die zu Boden gefallenen Erbsen – selbst auflesen oder diese Aufgabe dem Versuchspartner überlassen. Letzteres versprach dem Team eine doppelt so hohe Entlohnung. Tatsächlich entschieden sich aber 60 Prozent der Kichererbsen-Werfer dafür, selbst aufzuräumen und verzichteten damit auf den höheren Gewinn. Diese Teilnehmer stimmten in einer anschließenden Befragung auch dem Satz zu: „Individuelle Verantwortung spielt beim Kampf gegen den Klimawandel eine besonders wichtige Rolle.“

Um den tatsächlichen Einfluss individueller Verantwortung zu prüfen, untersuchten die Forscher eine Kontrollgruppe. Während alle anderen Faktoren identisch waren, lagen in dieser Anordnung die Kichererbsen bereits zu Beginn des Experiments auf dem Boden, es gab also keinen Verursacher. Hier entschieden sich nur 30 Prozent der Teilnehmer dafür, selbst aufzuräumen.

Die Autoren empfehlen, bei der Wahl von Politikinstrumenten moralische Vorstellungen stärker zu berücksichtigen. So kann die Studie wichtige Hinweise für das Design klimapolitischer Instrumente liefern, etwa für eine Reform des Europäischen Emissionshandels (EU ETS). Derzeit können sich Unternehmen mit dem Erwerb von Zertifikaten aus der Verpflichtung zur CO2-Minderung freikaufen, statt ihr Verhalten nachhaltig auf Emissionsminderung auszurichten. Dies wird oft als moralisch verwerflich kritisiert. „Unter Umständen könnte eine CO2-Steuer leichter vermittelbar sein als der Emissionshandel“, schlussfolgert Jan Steckel vom MCC.

„Offenbar übertragen Menschen ihre individuell erlernten Moralvorstellungen auch auf größere politische Zusammenhänge wie den Klimawandel“, erklärt WZB-Forscherin Dorothea Kübler. Allerdings warnen die Forscher davor, Moral und Ökonomie gegeneinander auszuspielen. „Die Lehre aus diesem Experiment kann sicher nicht sein, dass wir unsere Moralvorstellungen über Bord werfen, weil sie wirtschaftlich nicht effizient sind“, sagt Jan Steckel.

Die Verhaltensökonomie, die psychologische Ansätze zur Erklärung menschlichen Verhaltens nutzt, gewinnt zunehmend an Bedeutung: Erst kürzlich wurde Richard H. Thaler mit dem Wirtschaftsnobelpreis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Verhaltensökonomie gewürdigt.

Jakob, Michael; Kübler, Dorothea; Steckel, Jan Christoph; van Veldhuizen, Roel: Clean up your own mess: An experimental study of moral responsibility and efficiency. Journal of Public Economics, Volume 155, November 2017, Pages 138-146.

Pressekontakt
Claudia Roth
WZB-Pressestelle
Tel.: 030 254 91 510
claudia.roth@wzb.eu

Prof. Dr. Dorothea Kübler
Direktorin Abteilung „Verhalten auf Märkten“
Tel.: 030 25491 441
dorothea.kuebler@wzb.eu

more information:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0047272717301536?via=ihub
Experimental Study

Quelle: idw

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Influenza – vor allem ältere Menschen stark betroffen

Susanne Glasmacher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

Gemeinsame Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und des Paul-Ehrlich-Instituts

Die Grippesaison 2016/2017 war eine schwere Grippewelle und hat vor allem ältere Menschen stark getroffen. Das zeigt der neue Influenza-Saisonbericht, den die Arbeitsgemeinschaft Influenza am Robert Koch-Institut (RKI) jetzt veröffentlicht hat. „Leider sind gerade bei den Senioren die Impfquoten mit rund 35 Prozent besonders niedrig“, sagt Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des RKI. Auch wenn die Wirksamkeit der Grippeimpfung nicht optimal ist, können aufgrund der Häufigkeit der Influenza viele Erkrankungsfälle und schwere Verläufe verhindert werden. „Trotz der schwankenden Impfeffektivität ist die Impfung die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor einer Erkrankung“, unterstreicht Wieler. Um das Risiko einer Influenza-Infektion zu verringern werden zusätzlich zur Impfung regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Seife sowie Abstandhalten zu erkrankten Personen empfohlen.

Prof. Dr. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), erläutert das Angebot unterschiedlicher Impfstoffe. „Neben den Impfstoffen zur intramuskulären Injektion in den Oberarm gibt es in dieser Saison auch einen Impfstoff, der auch unter die Haut, also subkutan, injiziert werden kann. Zusätzlich gibt es einen Nasenspray-Impfstoff für Kinder und Jugendliche ab einem Lebensalter von zwei bis einschließlich 17 Jahren und einen Impfstoff für Personen über 65 Jahren mit Wirkverstärker.“ Drei tetravalente Influenza-Impfstoffe stehen in dieser Saison zur Verfügung, die gegen alle kursierenden Hauptstämme des Influenzavirus schützen können.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Grippeimpfung insbesondere Menschen mit einem erhöhten Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Dies sind vor allem Personen über 60 Jahre, chronisch Erkrankte und Schwangere. Die Impfung kann mit einem tri- oder tetravalenten Influenza-Impfstoff erfolgen (drei bzw. vier Komponenten). Auch medizinisches und pflegerisches Personal sollte sich aufgrund seiner beruflichen Exposition impfen lassen. Neben dem Eigenschutz steht hier insbesondere auch der Schutz der behandelten Patienten oder betreuten Personen im Vordergrund. Die Impfquoten sind jedoch auch beim Medizinpersonal nach wie vor zu niedrig. Eine in zwei Universitätskliniken durchgeführte Pilotstudie des Robert Koch-Instituts ergab, dass nur knapp 40 Prozent der Klinikmitarbeiter geimpft waren, 56 Prozent bei den Ärzten, 34 Prozent des Pflegepersonals und 27 Prozent bei therapeutischen Berufen.

Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), betont: „Die wichtigsten Ansprechpersonen bei der Impfaufklärung sind nach unseren Studiendaten die behandelnden Ärztinnen und Ärzte sowie das medizinische Personal. Diese Berufsgruppen sollten mit gutem Beispiel vorangehen, sich selbst auch gegen Grippe impfen lassen und diese Information weitergeben.“ Auch in diesem Jahr hat die BZgA Medienpakete mit Aufklärungsmaterialien zur Grippeimpfung an wichtige Multiplikatoren wie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, an Fachpersonal von Kliniken, Alten- und Pflegeheimen, Apotheken sowie den Öffentlichen Gesundheitsdienst verschickt. Die darin enthaltenen Broschüren sowie weitere Informationen zur Grippeimpfung stehen auf www.impfen-info.de/grippe zum Download oder zur kostenlosen Bestellung zur Verfügung. Seit 2006 führen die BZgA und das RKI die gemeinsame Aufklärungskampagne „Wir kommen der Grippe zuvor“ zur Information über die Influenza-Impfung durch.

Das Paul-Ehrlich-Institut, das als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel die Qualität aller Impfstoff-Chargen prüft, bevor diese auf den Markt gebracht werden, hat bereits rund 17 Millionen Impfstoffdosen freigegeben. Einen hühnereiweißfreien Impfstoff gibt es in dieser Saison nicht. „Dies braucht Menschen mit einer Hühnereiweißallergie jedoch nicht zu beunruhigen“, erläutert Cichutek. Eine Untersuchung des PEI ergab, dass eine Vielzahl von publizierten klinischen Studienergebnissen inzwischen darauf hinweist, dass auch bei Personen mit einer Allergie gegen Hühnereiweiß schwerwiegende allergische Reaktionen auf eine Influenzaimpfung selten sind bzw. nicht häufiger auftreten als bei Personen ohne Hühnereiweißallergie. Bei bekannter Hühnereiweißallergie sollte jedoch in jedem Fall der impfende Arzt informiert werden.

Der optimale Impfzeitraum ist Oktober und November. Eine Übersicht der Influenza-Impfstoffe mit den Angaben zu der zugelassenen Altersgruppe findet sich unter http://www.pei.de/influenza-impfstoffe. Für die Fachöffentlichkeit bietet das RKI auf der Seite http://www.rki.de/influenza-impfung unter anderem ausführliche Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Influenza-Impfung an.

In einer Grippesaison, in der der Influenza A(H3N2)-Subtyp dominiert, sind besonders ältere und hochbetagte Menschen von schweren Krankheitsverläufen betroffen. Die Daten des Nationalen Referenzzentrums für Influenza im Saisonbericht zeigen, dass in der Saison 2016/2017 mehr als 90 Prozent der untersuchten Influenzaviren zu diesem H3N2-Subtyp gehörten. Unter den Krankenhaus-Patienten mit schwerer akuter respiratorischer Erkrankung war die Betroffenheit der Altersgruppe ab 60 Jahren in der Saison 2016/17 höher als in der schweren Grippewelle 2014/15 und deutlich höher als in der moderateren Saison 2015/16. Die Zahl der influenzaassoziierten Arztbesuche war mit geschätzten sechs Millionen niedriger als in 2014/2015. Die im Saisonbericht für Berlin gezeigten Daten für die geschätzte, der Influenza zugeschriebene Übersterblichkeit lag mit 920 deutlich über der Saison 2014/2015 (600), bundesweite Daten liegen noch nicht vor.

Weitere Informationen
http://www.impfen-info.de/grippe
http://www.pei.de/influenza-impfstoffe
http://www.rki.de/influenza

Herausgeber
Robert Koch-Institut (RKI)
Nordufer 20
13353 Berlin
www.rki.de

Paul-Ehrlich-Institut (PEI)
Paul-Ehrlich-Str. 51-59
63225 Langen
www.pei.de

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Maarweg 149-161
50825 Köln
www.bzga.de

Pressestellen
Susanne Glasmacher (RKI)
Tel.: 030-18754-2286
E-Mail: presse@rki.de

Dr. Susanne Stöcker (PEI)
Tel.: 06103-77-1030
E-Mail: presse@pei.de

Dr. Marita Völker-Albert (BZgA)
Tel.: 0221-8992-280
E-Mail: marita.voelker-albert@bzga.de

Quelle: idw

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Tätowierungen: Farbpigmente wandern auch als Nanopartikel im Körper

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR-Untersuchungen zeigen Migration und langfristige Ablagerung in Lymphknoten

Dass Tätowierungen durch mangelnde Hygiene oder Verwendung bestimmter Pigmente mitunter auch unerwünschte gesundheitliche Effekte hervorrufen können, ist bereits bekannt. Erstmals haben nun Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in einem internationalen Kooperationsprojekt nachgewiesen, dass sich Farbpigmente in Nanopartikelgröße in Lymphknoten dauerhaft anreichern können. „Die Erkenntnis, dass Partikel in Nanogröße aus der Tattoofarbe abwandern können, zieht weiteren Forschungsbedarf nach sich“, erläutert Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des BfR. „Nanopartikel können sich im Körper des Menschen ganz anders verhalten, als wir es bisher bei Mikropartikeln beobachtet haben. Angesichts der großen Verbreitung und hohen Beliebtheit von Tattoos halten wir es für erforderlich, im Sinne des Verbraucherschutzes weiter zu untersuchen, wie sich die Partikel im Körper der Tätowierten verhalten.“

Die Studie wurde in der Zeitschrift Scientific Reports der Nature Publishing Group veröffentlicht (https://www.nature.com/articles/s41598-017-11721-z).

Im Rahmen gemeinsamer Untersuchungen von Tätowierfarben, die Kontaminanten wie Nickel, Chrom, Mangan oder Kobalt enthalten können, wurde auch der in den Farben am zweithäufigsten eingesetzte Inhaltsstoff Titandioxid (TiO2) untersucht. Titandioxid dient als weißes Pigment dazu, verschiedene Farbtöne der Tätowierung zu erzeugen. Es kommt auch in Lebensmittelzusatzstoffen, Sonnenschutzmitteln oder Malerfarbe zum Einsatz. Bei den Untersuchungen wurde mit Hilfe der sogenannten Röntgenfluoreszenzanalyse am Europäischen Synchrotron in Grenoble (ESRF) analysiert, an welchen Stellen sich die Pigmente im Gewebe anreichern.

Bisher war nur durch die optische Färbung der Lymphknoten bei Tätowierten bekannt, dass sich die Pigmente dort ansammeln können, da diese häufig die gleiche Farbe aufwiesen wie die Tätowierung. Neu hingegen ist die Untersuchung der Pigmente in Bezug auf ihre chemische Zusammensetzung und Größe. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich Pigmente in Nanogröße im Körper anders verhalten und verteilen als in Mikrogröße.

Insgesamt berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Hinweisen sowohl für die Wanderung von Partikeln in Nanogröße als auch für die Ablagerung von toxischen Stoffen im Körper. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen wird das Forschungsteam weitere Proben von Patienten mit Abwehrreaktionen aufgrund von Tätowierungen untersuchen, um die Zusammenhänge zwischen den chemisch-strukturellen Eigenschaften der Pigmente und den beobachteten adversen Effekten zu erforschen.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Quelle: idw

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Wasserforschung: Treibhausgase aus der Kläranlage

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Bei der Abwasserreinigung in Kläranlagen entsteht Lachgas, das fast 300-mal klimaschädlicher ist als CO2. Um Kläranlagen optimal steuern zu können, muss man die entstehende Gasmenge zunächst messen. Dazu hat Pascal Kosse, Doktorand im NRW-Fortschrittskolleg Future Water am Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik der Ruhr-Universität Bochum (RUB), eine Methode entwickelt. Rubin, das Wissenschaftsmagazin der RUB, berichtet.

Lachgas, wissenschaftlich N2O, wird von Bakterien als Nebenprodukt produziert, die für ihren Stoffwechsel Sauerstoff brauchen. Sauerstoff muss man dem Klärbecken daher ausreichend zuführen. Da dies allerdings Energie in Form von Strom verbraucht, bei dessen Erzeugung ebenfalls Treibhausgase als indirekte CO2 Emissionen entstehen, ist die optimale Steuerung einer Kläranlage eine Rechenaufgabe. Diese Aufgabe lässt sich mit einer Simulation des Klärprozesses lösen, in der man sämtliche Stellschrauben drehen und die jeweils entstehenden Mengen Klimagase vergleichen kann.

Salz treibt Gas aus dem Wasser
Um eine solche Simulation kalibrieren zu können, muss man zunächst genau wissen, wie viel Lachgas in einem Klärbecken unter den jeweiligen Betriebsbedingungen entsteht. Die bisher genutzten Messmethoden sind nicht nur sehr teuer, sie liefern auch nur Ergebnisse für das in der Umgebungsluft befindliche Treibhausgas. Ein Teil der Gase ist jedoch im Wasser gelöst. Pascal Kosse entwickelte in seiner Dissertation, die Prof. Dr. Marc Wichern vom Lehrstuhl Siedlungswasserwirtschaft und Umwelttechnik zusammen mit Prof. Dr. Torsten Schmidt vom Lehrstuhl Instrumentelle Analytische Chemie der Universität Duisburg-Essen betreut, eine neue Methode. Sie basiert darauf, dass Salze die chemische Löslichkeit von Treibhausgasen im Wasser senken. Das im Wasser gelöste Gas muss nach der Zugabe von Salz das Wasser verlassen. Dabei kann man es auffangen und seine Menge bestimmen.

Pascal Kosse experimentierte mit neun Salz-Kandidaten, die verschiedene Bedingungen erfüllen mussten: Sie mussten zum Beispiel ungiftig sein, durften keine chemischen Nebenreaktionen auslösen, die zur Bildung von N2O führen, mussten ausreichend gut löslich sein und durften die Temperatur des Wassers oder das Volumen des Gases nicht beeinflussen. Zum Sieger der Versuche konnte er schließlich Natriumbromid küren, das nahezu 100 Prozent des gelösten Lachgases aus dem Wasser treibt.

Beitrag in Rubin
Weitere Informationen finden Sie in einem ausführlichen Beitrag (http://news.rub.de/wissenschaft/2017-10-24-wasserforschung-treibhausgase-aus-der…) im Wissenschaftsmagazin Rubin der Ruhr-Universität Bochum. Texte auf der Webseite und Bilder aus dem Downloadbereich dürfen unter Angabe des Copyrights für redaktionelle Zwecke frei verwendet werden.

Universitätsallianz Ruhr
Seit 2007 arbeiten die drei Ruhrgebietsuniversitäten unter dem Dach der UA Ruhr strategisch eng zusammen. Durch Bündelung der Kräfte werden die Leistungen der Partneruniversitäten systematisch ausgebaut. Unter dem Motto „gemeinsam besser“ gibt es inzwischen über 100 Kooperationen in Forschung, Lehre und Verwaltung. Mit mehr als 120.000 Studierenden und nahezu 1.300 Professorinnen und Professoren gehört die UA Ruhr zu den größten und leistungsstärksten Wissenschaftsstandorten Deutschlands.

Weitere Informationen:
http://news.rub.de/wissenschaft/2017-10-24-wasserforschung-treibhausgase-aus-der…
– ausführlicher Beitrag mit Bilderdownload

Quelle: idw

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Bier macht glücklich

Dr. Susanne Langer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Wiesn-Besucher wussten es schon immer, nun ist es wissenschaftlich belegt: Bier kann glücklich machen. Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben 13.000 Lebensmittelinhaltsstoffe daraufhin untersucht, ob sie das Belohnungszentrum im Gehirn aktivieren und somit für ein zufriedenes Gefühl beim Konsumenten sorgen. Der Gewinner? Hordenin, ein Inhaltsstoff von Gerstenmalz und Bier.

Es gibt Lebensmittel, die machen glücklich. Nun, vielleicht nicht glücklich, aber zufrieden. Und deswegen hört man gar nicht mehr auf sie zu essen – auch wenn man eigentlich schon satt ist. Dieses Phänomen wird in der Fachsprache hedonische Nahrungsaufnahme genannt. Das gute Gefühl wird durch den Neurotransmitter Dopamin ausgelöst: Verlockende Lebensmittel aktivieren Gehirnareale des Belohnungszentrums, in denen der Dopamin-D2-Rezeptor zu finden ist. Wissenschaftler vom Henriette Schmidt-Burkhardt Lehrstuhl für Lebensmittelchemie der FAU haben sich nun gefragt: Gibt es spezielle Inhaltsstoffe in Lebensmitteln, die – ähnlich wie das körpereigene Dopamin – den Dopamin-D2-Rezeptor aktivieren?

Um das herauszufinden, bedienten sich die Forscher zusammen mit Kollegen des Computer-Chemie-Centrums der FAU der Methode des virtuellen Screenings, ein aus der Pharmaforschung bekannter Ansatz. Dabei werden die Lebensmittelinhaltsstoffe zunächst nicht im Labor, sondern am Computer untersucht. Der Vorteil: Im Gegensatz zu klassischen Screening-Verfahren, bei denen nur eine kleine Auswahl an Lebensmittelextrakten im Labor getestet werden kann, können die Forscher alle möglichen existierenden Inhaltsstoffe untersuchen.

13.000 Moleküle, 17 Treffer
Die Wissenschaftler legten dafür zunächst eine virtuelle Datenbank aus 13.000 in Lebensmitteln vorkommenden Molekülen an. Aus dieser Datenbank galt es, diejenigen Moleküle zu finden, die auf den Dopamin-D2-Rezeptor passen – quasi die passenden Schlüssel für das Schlüsselloch. Der Computer berechnete, welche Moleküle wahrscheinlich mit dem Dopamin-D2-Rezeptor interagieren können: entweder über synthetische Substanzen, von denen bereits bekannt ist, dass sie mit dem Rezeptor interagieren – wie Arzneimittel zur Behandlung von Parkinson oder Schizophrenie – oder über die dreidimensionale Struktur des Rezeptors. Am Ende blieben von den 13.000 Optionen noch 17 übrig, die dann im Labor in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie der FAU getestet wurden.

Überraschungsfund Bier
Die vielversprechendsten Testergebnisse zeigte dabei die Substanz Hordenin, ein Inhaltsstoff von Gerstenmalz und Bier. „Es ist schon überraschend, dass – ohne dass wir speziell in der Gruppe der Genussmittel gesucht haben – ein Inhaltsstoff von Bier zur Aktivierung des Dopamin-D2-Rezeptors führt“, sagt Prof. Dr. Monika Pischetsrieder.

Genau wie Dopamin aktiviert Hordenin den Dopamin-D2-Rezeptor – mit einem wichtigen Unterschied: Er funktioniert über einen anderen Signalweg. Hordenin aktiviert den Rezeptor im Gegensatz zu Dopamin ausschließlich über sogenannte G-Proteine, was zu einem nachhaltigeren Effekt auf das Belohnungszentrum führen könnte. Ob die im Bier enthaltenen Mengen für eine spürbare Beeinflussung des Belohnungszentrums ausreichend sind, untersuchen die Forscher zurzeit. Insgesamt deuten die Ergebnisse aber darauf hin, dass Hordenin zum stimmungssteigernden Effekt von Bier beitragen könnte.

Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler bei Scientific Reports publiziert: Sommer, Thomas; Hübner, Harald; El Kerdawy, Ahmed; Gmeiner, Peter; Pischetsrieder, Monika; Clark, Tim. Identification of the Beer Component Hordenine as Food-Derived Dopamine D2 Receptor Agonist by Virtual Screening a 3D Compound Database. Scientific Reports (2017), 7: 44201, DOI: 10.1038/srep44201

Weitere Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Monika Pischetsrieder
Tel.: 09131/85-24102
monika.pischetsrieder@fau.de

Quelle: idw

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Erhöhung der Biogasproduktion

Sebastian Kaufhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik e.V.

Erhöhung der Biogasproduktion durch gleichzeitige Behandlung des Substrates mit Hochspannungspulsen und Schockwellen

Für die wirtschaftliche Nutzung erneuerbarer Energien, speziell durch Biomethanerzeugung, ist eine optimale Prozessführung notwendig. Der Biogasprozess läuft in mehreren Stufen ab. Dabei ist die erste Stufe, die Hydrolyse, der geschwindigkeitsbestimmende Schritt. Entscheidend ist hier die Erhöhung der Bioverfügbarkeit von Nährstoffen. Neben dem Aufbrechen von Zellwänden der zu vergärenden Pflanzenteile geht es dabei auch um die Zerkleinerung von Konglomeraten und damit eine Vergrößerung der für die Rektion verfügbaren aktiven Oberfläche.
Weitere Schritte, speziell die für die Methanbildung entscheidende Methanogenese können durch die Optimierung der mikrobiellen Gemeinschaft beschleunigt bzw. stabilisiert werden.

Dem Projekt liegt die Hypothese zugrunde, dass eine kombinierte Behandlung mit Schockwellen und elektrischen Feldern einerseits in der Lage ist, Klumpen aufzubrechen und andererseits Zellwände zerstören kann was zu einer besseren Verfügbarkeit des Zytoplasmas der zu vergärenden Pflanzenteile oder Exkremente führt. Dabei werden die Parameter so eingestellt, dass eine negative Wirkung auf die mikrobielle Gemeinschaft, beispielsweise durch Abtötung von Bakterien oder Archaen, vermieden wird. Speziell bei der Behandlung des Rezirkulates wird angenommen, dass ultrakurze Hochspannungspulse eine positive Wirkung auf die mikrobielle Zusammensetzung haben, da Bakterien empfindlicher gegenüber elektrischen Feldern sind als die methanbildenden Archaen.
Für eine wirtschaftliche Prozessführung ist durch die zusätzliche Behandlung und den damit verbundenen Energieeintrag ein Gas-Mehrertrag bzw. eine Verringerung der Verweildauer um mindestens 20 % anzustreben.

Nach Auswertung der Versuchsergebnisse zeigte sich, dass innerhalb der normalen Verweildauer ein Gas-Mehrertrag von etwa 10 % erreicht wurde. Trotz Führung aller kritischen Parameter wie Substratzusammensetzung (Maisschrot + Rindergülle), Temperatur und Rühren ergab sich dabei eine erhebliche Streubreite.
Damit konnte entgegen der Hypothese eine stabile Verringerung der Verweildauer oder Erhöhung des Biogasertrages in einem gegebenen Zeitraum um wenigstens 20 % nicht erreicht bzw. mit den durchgeführten Versuchen nicht nachgewiesen werden konnte, was einer wirtschaftlichen Verwertung entgegensteht. Diese Aussage gilt jedoch nur für die Art der Behandlung (elektrische Felder + Schockwelle) und nur für das behandelte Substrat.
Ein wichtiges Ergebnis war die hier festgestellte Beeinflussung der mikrobiellen Gemeinschaft sowie die Verringerung der Viskosität des Ausgangsmaterials. Weiterhin ist zu vermerken, dass bei der elektrischen Behandlung fast nur die eingesetzte Energie, nicht aber Pulsformen und Pulsprotokolle eine Rolle spielt. Ein Optimum bei 10 kWh/m³ wurde gefunden, was in etwa den Literaturwerten unter ähnlichen Bedingungen entspricht.

Quelle: idw

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Was macht Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen glücklich und zufrieden?

Jan Vestweber Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Und sind Glück und Zufriedenheit eigentlich dasselbe? Ein Leben lang? Online-Befragung zum Thema gestartet

Die Glücksforschung versteht Glück zumeist als statisches Konstrukt, um dann im Rahmen von Studien den Einfluss verschiedenster Lebensumstände auf dieses Konstrukt empirisch – d.h. durch Messung und Beobachtung – zu ermitteln. Prof. Dr. med. Tobias Esch, Professor für Integrative Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung an der Universität Witten/Herdecke, untersucht diese Annahme in einem neuen Forschungsprojekt. Er untersucht gemeinsam mit seinem Team, inwieweit das, was wir als ein glückliches und zufriedenes Leben erachten, im Lebensverlauf Veränderungen unterworfen ist. „Wir wollen uns genauer ansehen, welche ganz persönlichen Motive und generischen Muster zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Leben Glück zugrunde liegen“, so Tobias Esch. Eine deutschlandweite Online-Befragung soll Aufschluss geben.

Ein Schwerpunkt des Forschungsprojekts liegt auch auf der Frage, welche Auswirkungen Schicksalsschläge (z. B. Krankheiten oder unfallbedingte Behinderungen) im Lebensverlauf auf das empfundene Glück haben können. „Wir werden Interviews mit betroffenen Menschen führen und wollen von Ihnen über Glück und Zufriedenheit lernen“, erklärt Esch.

Ziel des Projekts ist es, neben Erkenntnissen für die Glücksforschung auch relevante Aspekte für die Gesundheits- und Sozialpolitik sowie die Gesundheitsforschung abzuleiten.

Die Arbeitsgruppe von Tobias Esch lädt alle Bürgerinnen und Bürgern über 18 Jahren herzlich zur Teilnahme an der anonymen Online-Befragung ein. Weitere Informationen zur Studie und den Link zur Befragung finden Sie auf www.glückundzufriedenheit.de. Auch auf Facebook finden Sie weitergehende Informationen: „Studie: Glück & Zufriedenheit im Lebensverlauf“. Das Ausfüllen benötigt nur wenige Minuten.

Projektleiter: Professor Dr. med. Tobias Esch
Kontakt: igvf@uni-wh.de oder 02302 926-843

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.400 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
www.uni-wh.de / #UniWH / @UniWH

Quelle: idw

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DOG 2017: Bei ersten AMD-Anzeichen sofort den Augenarzt aufsuchen

Kerstin Ullrich Pressestelle
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft

Wenn sich im Bad die Fugen krümmen: Viele Menschen nehmen es hin, wenn im Alter die Sehkraft nachlässt und das Lesen schwerer fällt. Häufigste Ursache für eine schwere Sehbehinderung bei älteren Menschen in Industrienationen ist die altersabhängige Makuladegeneration (AMD). Hier haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für die feuchte AMD-Form in den zurückliegenden Jahren deutlich verbessert. Die DOG Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft rät älteren Menschen dringend, bei den ersten Zeichen der Erkrankung einen Augenarzt zu konsultieren. Auf der Vorab-Pressekonferenz anlässlich des DOG-Kongresses stellen Experten die neuen Behandlungsansätze vor.

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD), an der in Deutschland 5,8 Millionen Menschen leiden, entwickelt sich langsam über viele Jahre. „Ein erster Hinweis sind Schwierigkeiten beim Lesen oder beim Erkennen von Gesichtern und Details“, berichtet DOG-Präsident Professor Dr. med. Thomas Kohnen. „Die Patienten sehen beispielsweise ihre Armbanduhr, es fällt ihnen aber immer schwerer, die Uhrzeit zu erkennen.“ Typisch ist auch ein „Verzerrtsehen“. Beim Blick auf die Fliesen sind die Fugen sind nicht mehr parallel, sondern zur Mitte hin gebogen.

Diese Phänomene sind die Folge einer Funktionsstörung im sogenannten Gelben Fleck (lateinisch: Macula lutea) der Netzhaut. Das nur wenige Quadratmillimeter große Areal ist für das Detailsehen zuständig. Der Augenarzt kann die Erkrankung nach Erweiterung der Pupille mit einem Augenspiegel leicht erkennen.

„Im Frühstadium kommt es zu charakteristischen Ablagerungen, den sogenannten Drusen“, erläutert Privatdozentin Dr. med. Monika Fleckenstein von der Universitäts-Augenklinik Bonn. Die Sehkraft sei dann noch nicht stark eingeschränkt. Später können jedoch die Sinneszellen absterben. Dabei unterscheiden die Augenärzte zwei Verlaufsformen. Bei der „feuchten“ AMD tritt Flüssigkeit in die Netzhaut aus, und es bilden sich krankhafte Blutgefäße. Bei der häufigeren „trockenen“ AMD kommt es stellenweise zu einem Pigmentverlust, was der Netzhaut das Aussehen einer Landkarte verleiht. Die Augenärzte sprechen in diesem Fall von einer geographischen Atrophie.

Die feuchte AMD kann heute mit Medikamenten behandelt werden, die die Bildung der Blutgefäße unterdrücken. Die Behandlung erfolgt durch Injektion von Antikörpern, die einen Wachstumsfaktor für Blutgefäße (vascular endothelial growth factor, VEGF) blockieren „Die anti-VEGF-Therapie war ein Meilenstein in der Behandlung von Patienten mit feuchter AMD“, sagt DOG-Expertin Fleckenstein. Das Fortschreiten der Erkrankung kann in vielen Fällen gestoppt, ein weiterer Verlust der Sehstärke deutlich verzögert werden.

Die Injektionen müssen jedoch regelmäßig wiederholt werden, was die Patienten und die Angehörigen, die sie zum Termin begleiten müssen, häufig stark belastet. Anfangs erfolgten die Behandlungen in der Regel monatlich, in jedem Fall mussten die Patienten monatlich kontrolliert werden. Inzwischen wird die Behandlung flexibler an die Bedürfnisse der einzelnen Patienten angepasst. Die Augenärzte nennen dies „Treat-and-Extend“ oder „T&E“. „Ergebnisse großer Datenauswertungen vor allem aus Großbritannien und Australien legen nahe, dass mit T&E ebenso gute Ergebnisse erzielt werden wie mit den bisherigen Behandlungsschemata“, sagt Fleckenstein. „Für die Patienten fallen deutlich weniger Arzttermine an.“

Auch werden derzeit Medikamente getestet, die eine bessere Wirkung haben könnten. „Die neueren Wirkstoffe besitzen eine geringere Molekülgröße und dringen nach den Injektionen wahrscheinlich besser in die Netzhaut ein“, berichtet Fleckenstein. Die Expertin hält es für möglich, dass die Neuentwicklungen Brolucizumab und Abicipar pegol, die derzeit in großen klinischen Studien getestet werden, die Zahl der notwendigen Arzttermine weiter senken werden. „Einer Pressemitteilung der Firma Novartis zufolge sind unter der Therapie mit Brolucizumab bei der Hälfte der Patienten nur noch alle zwölf Wochen Injektionen notwendig“, so Fleckenstein.

Auch für die trockene AMD-Variante besteht Hoffnung auf zukünftige Behandlungsmöglichkeiten. „Ob bestimmte Wirkstoffe, die beispielsweise Entzündungsreaktionen hemmen oder das Absterben von Sinneszellen verhindern, das Fortschreiten der geographischen Atrophie bremsen können, wird derzeit in klinischen Studien untersucht“, berichtet Fleckenstein. Leider sei bei der Behandlung der trockenen AMD aber noch kein Durchbruch wie bei der feuchten Form erzielt worden. „Grundsätzlich gilt für die feuchte AMD, dass bei einer frühzeitigen Therapie die besten Ergebnisse erzielt werden“, betont Fleckenstein.

DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 7200 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg, ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.

Weitere Informationen:
http://www.dog.org

Quelle: idw

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Optimiertes Umweltmonitoring für Gewässer und Talsperren durch Satellitendaten

Detlef Bremkens Dez. 3 KIT Kommunikation, Innovation, Transfer
Hochschule Bochum

Gewässermonitoring von Stoffeinträgen über Copernicus-Dienste

Klimawandel und Intensivierung der Landwirtschaft führen zunehmend zu erhöhten Nährstoffeinträgen in Fließgewässer und Talsperren. Hier setzt das mit insgesamt 1,25 Mio. Euro vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderte Forschungsprojekt „Wasserwirtschaftliche Copernicus-Dienste zur Bestimmung von Stoffeinträgen in Gewässer und Talsperren im Rahmen des Umweltmonitorings“ (WaCoDIS) an. Die Förderung erfolgt im Zuge des mFund-Förderprogramms, Projektkoordinator ist die Hochschule Bochum.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens werden Satellitenfernerkundungssensoren des europäischen Copernicus-Programms sowie Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit einem In situ-Sensornetzwerk zur Gewässerüberwachung kombiniert. Ziel ist die Effizienzsteigerung des Umweltmonitorings mittels innovativer, automatisierter Verfahren zur Sensordatenfusion und -analyse. Besonders im Fokus stehen hierbei die Wasserreinhaltung, der Gewässerschutz und die Sicherung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser.

Durch eine interoperable Systemvernetzung von Satellitendaten, In situ-Messdaten des Wupperverbandes, bestehender webbasierter Informationssysteme und neuer Modellkomponenten wird eine aktuelle und präzise räumliche Verortung der Herkunft von Stoffausträgen, deren Quantifizierung sowie eine qualitativ optimierte Modellierung von Stoffeinträgen in Fließgewässer und Talsperren erreicht. Dies ermöglicht die Lokalisierung von Verursachern stofflicher Einträge und damit die zeitnahe Entwicklung, Umsetzung und Überwachung fallspezifischer Maßnahmen zum Gewässerschutz. Das Projekt unterstützt damit unmittelbar auch die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und der Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie.

Erstmalig wird ferner das Potenzial einer kombinierten, automatisierten Analyse der Sentinel-1 und Sentinel-2 Datensätze genutzt, um neben Informationen zur Landbedeckung auch Aussagen über die intraannuelle Variabilität der Bodenfeuchte und des Nährstoffhaushalts (Nitrat- und Phosphorgehalt) flächenbezogen ableiten zu können. Zudem werden Datensätze des DWDs einbezogen, um Auswirkungen von Starkregenereignissen auf die Höhe der Stoffeinträge analysieren zu können.

Nach Projektabschluss steht ein innovatives, webbasiertes Monitoringwerkzeug zur Verfügung, welches an unterschiedlichen wasserwirtschaftlichen Handlungsfeldern zur Vorbereitung des operationellen Einsatzes im Testbetrieb umfassend validiert wurde. Damit stellt das Projektkonsortium Wasserbehörden, Wasserwirtschafts- und Abwasserverbände sowie Kommunen einen optimierten Werkzeugkasten aus Methoden, Anwendungen und Diensten für ein optimiertes Umweltmonitoring zur Verfügung.

Unter der Federführung der Hochschule Bochum bearbeitet ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern und Fachexperten des Wupperverbandes, der EFTAS GmbH und der 52°North GmbH die Forschungsfragen und setzt die Entwicklungen um.

Kürzlich traf sich das Projektteam gemeinsam mit Vertretern des Projektträgers TÜV Rheinland Consulting GmbH zum Projektauftakt in Bochum.

Weitere Informationen:
https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/DG/mfund-projekte/bestimmung-von-stoff… – BMVI-Präsentation des Projektes

Quelle: idw

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Neue Studie: Warum Tests gut sind für das nachhaltige Lernen

Carmen Voigt Pressestelle
Universität Erfurt

Von Eltern- und erst recht von Schülerseite wird häufig darüber geklagt, dass in der Schule zu viele Tests geschrieben werden. „Wann soll das alles eigentlich gelernt werden?“, fragen die besorgten Eltern (und auch viele Pädagogen) und sprechen von „Testeritis“. Sie gehen davon aus, dass Tests der Leistungsfeststellung und dem Feedback dienen, jedoch keinen Nutzen für das Lernen selbst haben. Kognitionspsychologen sehen das anders.

Seit einigen Jahren erforschen sie den sogenannten „Testungseffekt“. Eine Vielzahl von Experimenten zeigt deutlich, dass der Abruf von textbezogenem Wissen – etwa im Rahmen eines schriftlichen Tests – langfristig mit deutlich besseren Lernresultaten einhergeht als das wiederholte Lesen des Textes. Ein Problem vieler dieser Experimente ist jedoch, dass das wiederholte Lesen möglicherweise eine nur wenig effektive Lernstrategie ist, der zudem im Alltag keine allzu große Bedeutung zukommt. Für Kritiker der Testeffektforschung gilt es keinesfalls als erwiesen, dass Testen eine effektivere Lernstrategie ist als beispielsweise das Herausschreiben wichtiger Textinformationen.

Kognitionspsychologen der Universität Erfurt haben vor diesem Hintergrund Experimente durchgeführt, die das testbasierte Lernen mit dem „Notizenmachen“ vergleichen. Die Ergebnisse haben sie jetzt in der von der American Psychological Association herausgegebenen Fachzeitschrift Journal of Experimental Psychology: Applied veröffentlicht. In einem Experiment, an dem 273 Studierende teilnahmen, lasen zunächst alle Versuchspersonen einen kurzen Text über das Erscheinungsbild und die Lebensgewohnheiten des Honigdachses. Danach wurden ein Drittel der Probanden gebeten, den Text zwei weitere Male zu lesen (einfache Wiederholung). Eine zweite Gruppe sollte wichtige Informationen aus dem vorliegenden Text in eigenen Worten notieren, sich also Notizen machen. Die Teilnehmer der dritten Gruppe sollen die Inhalte, an die sie sich erinnern konnten, auf einem Blatt Papier niederschrieben, ohne dabei im Text nachschlagen zu können. Abschließend fand ein finaler Lerntest statt, in dem die Versuchspersonen den Textinhalt so vollständig wiedergeben sollten wie möglich. Diese Lernkontrolle fand entweder nach fünf Minuten, nach einer Woche oder nach zwei Wochen statt.

Die Ergebnisse zeigen, dass das kurzfristige Behalten der Textinhalte am meisten vom Notizenmachen profitierte, während sich nach zwei Wochen ein deutlicher Lernvorteil beim aktiven Abruf, also dem Testen, ergab. Erklärt werden kann dies zum einen durch die Annahme, dass Testen den Abruf der Information „trainiert“, zum anderen dadurch, dass in der Testbedingung zwar nur wenig Information – dafür jedoch tiefer (und folglich längerfristiger) – behalten wird als beim Notizenmachen. In diesem Sinne bleibt beim Lernen weniger Inhalte langfristig unter Umständen mehr übrig, als wenn viele Inhalte (oberflächlich) gelernt werden.

Aus Sicht der Autoren sind vor allem zwei Punkte hervorzuheben: Erstens, zu testen ist langfristig effektiver als Notizen zu machen (die Strategie, die die Studierenden im Allgemeinen für die effektivste halten). Zweitens hängt die Frage, welche Lernstrategie ausgewählt werden sollte, auch davon ab, wie lange das Wissen verfügbar bleiben soll bzw. wann der kritische Test – etwa eine Klausur – stattfindet.

Prof. Dr. Ralf Rummer, der Erstautor der Studie und Kognitionspsychologe an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Uni Erfurt, erläutert: „Testen erweist sich, zumindest wenn es um nachhaltiges Lernen geht, als effektiver als andere – ebenfalls effektive – Lernstrategien. Aus unserer Sicht sollte man sich diesen Effekt sowohl in der universitären und schulischen Lehre – etwa durch den Einbau von Tests in Lehrveranstaltungen – als auch beim heimischen Lernen zunutze machen. Letzteres könnte etwa durch die Beantwortung selbstgestellter Fragen oder das eigenständige Zusammenfassen zentraler Lerninhalte – und zwar ohne die Verwendung der Lernmaterialien – erfolgen. Bislang testen sich die meisten Lernenden leider nur dann, wenn sie Vokabeln lernen. Und dann auch nur, um Feedback über ihren Wissensstand zu erlangen, und nicht im Bewusstsein, ihr Wissen durch Testung zu konsolidieren.“

Referenz:
Rummer, R., Schweppe, J., Gerst, K., & Wagner, S. (2017). Is testing a more effective learning strategy than note-taking? Journal of Experimental Psychology: Applied, 23(3), 293-300.

Quelle: idw

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MHH-Studie: Wie gesund werden wir alt?

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs treten seltener und später im Laufe des Lebens auf, Diabetes mellitus Typ 2 und Multimorbidität häufiger
Wir werden immer älter. Aber gewinnen wir gesunde Lebensjahre oder verbringen wir die zusätzliche Lebenszeit in krankem Zustand? Dieser Frage gehen Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in ihrem seit 2013 laufenden Projekt „Morbiditätskompression“ nach, für das sie Daten von drei Millionen Menschen aller Altersgruppen über zehn Jahre vergleichen. Nun gibt es erste Ergebnisse: Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs treten seltener und später im Laufe des Lebens auf als früher. Diabetes mellitus Typ 2 („Altersdiabetes“) kommt hingegen immer häufiger vor, insbesondere bei den unter 40-Jährigen. Auch die Multimorbidität ist angestiegen – der Umstand, dass eine Person viele Erkrankungen hat, die mit Medikamenten gut in den Griff zu bekommen sind. „Wir werden gesünder alt“, fasst Professor Dr. Siegfried Geyer zusammen, Leiter des Projektes und der Medizinischen Soziologie der MHH. Die Ergebnisse seiner Arbeiten trug er mit seinem Team in verschiedenen Artikeln zusammen, die in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind.

Einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenkrebs bekommen heutzutage 22 Prozent weniger Männer als noch vor zehn Jahren – und diese sind dann rund ein Jahr älter als früher, durchschnittlich 66 Jahre. Das Risiko, an einer dieser Krankheiten zu sterben, ist ebenfalls um 22 Prozent gesunken. Bei Frauen verringerte sich das ohnehin geringere Risiko, an einer der drei Leiden zu erkranken, sogar um mehr als 30 Prozent. Doch sie waren beim Auftreten der Erkrankung durchschnittlich 76 Jahre und damit ebenso alt wie früher. Sie starben auch ebenso häufig daran.

„Altersdiabetes“ nimmt zu
Bei Diabetes mellitus Typ 2 („Altersdiabetes“) verhält es sich anders: Die Erkrankung hat in der Bevölkerung zugenommen – vor allem bei den unter 40-Jährigen. „Allerdings kann man diese Erkrankung besser behandeln als früher, so dass man mit ihr länger leben kann“, erläutert Professor Geyer. Er fand auch heraus, dass das Erkrankungsrisiko mit steigendem Bildungsstand sinkt. „Diabetes ist ein Problem der Lebensweise, vor allem Übergewicht und Bewegung sind vorrangige Probleme“, sagt Professor Geyer.

Mehrere Krankheiten gleichzeitig
Auch die sogenannte Multimorbidität nimmt in der Bevölkerung zu: Immer mehr Menschen haben sechs oder mehr Erkrankungen gleichzeitig, die zum Teil mit Medikamenten behandelt werden müssen, mit denen sie aber gut leben können – beispielsweise Bluthochdruck. In diesem Zusammenhang interessiert nun, ob Multimorbiditäten zwangsläufig zunehmen, wenn andere Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenkrebs abnehmen: „Wir möchten die Frage klären, ob es eine Verschiebung von wenigen großen zu vielen kleinen Krankheiten gibt, die später auftreten.“

„Unsere Ergebnisse legen eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters nahe“, sagt Professor Geyer. Bei einer stark körperlich belastenden Arbeit wäre ein früheres Renteneintrittsalter angemessen, bei überwiegend geistiger Arbeit kann es sinnvoll sein, die Grenze nach oben zu verschieben.

„Es geht aber auch darum, wie eine Gesellschaft mit alten Menschen umgehen soll, um ihre Aktivität und geistige Beweglichkeit maximal lange zu erhalten“, erläutert Professor Geyer. „Um im Alter körperlich und seelisch gesund zu bleiben, ist sportliche sowie geistige Regsamkeit besonders wichtig.“ Ressourcen gelte es zu erhalten – beispielsweise durch regelmäßiges Lesen sowie soziale Aktivitäten mit Kommunikation, zum Beispiel über ein Hobby.

Die MHH-Forscher arbeiten in ihrem Projekt „Morbiditätskompression“ mit Daten von drei Millionen Versicherten aller Altersgruppen von der AOK Niedersachsen. Sie decken die Jahre 2006 bis 2015 ab. Das Projekt wird von der AOK Niedersachsen und vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur finanziell gefördert.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Siegfried Geyer, geyer.siegfried@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-5579.

Originalpublikationen finden Sie im Internet unter folgendem Link: http://www.mh-hannover.de/27760.html

Quelle: idw

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Die wichtigsten Tipps zur Grippe-Impfung: Ältere Menschen sind besonders gefährdet

Torben Brinkema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Jetzt beginnt wieder die Grippezeit. Gerade ältere Patienten sind durch Influenza-Viren besonders gefährdet. Bei ihnen sind 80 Prozent der Erkrankungen auf Viren oder Bakterien zurückzuführen. Deswegen raten Experten jetzt im September zur gezielten Grippeschutzimpfung. „Für ältere Menschen eignen sich insbesondere die sogenannten tetravalenten Impfstoffen, die jeweils zwei Antigene gegen beiden Influenza-Typen A und B haben“, sagt Dr. Andreas Leischker, Impfexperte der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sowie Chefarzt der Klinik für Geriatrie des Alexianer-Krankenhauses Krefeld.

Im Interview beantwortet Leischker die wichtigsten Fragen zu Influenza-Viren, aktuelle Übertragungsrisiken und den optimalen Grippe-Schutz.

Herr Dr. Leischker, wie wird eine Grippe, also eine Influenza, eigentlich übertragen?

Für die Übertragung spielen zwei Wege eine entscheidende Rolle. Zum einen die Tröpfcheninfektion: Über Niesen, Husten aber auch schon beim Sprechen werden Tröpfchen gebildet und über die Luft übertragen. Besonders hoch ist das Übertragungsrisiko in geschlossenen, überfüllten Räumen, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, wo Menschen eng gedrängt stehen. Ein zweiter Weg ist die Übertragung über die Schmierinfektion. Hier spielen die Hände eine entscheidende Rolle. Nach dem Händeschütteln oder dem Anfassen einer Türklinke bleiben die Viren auf der Haut und werden dann beispielsweise beim Griff ans eigene Gesicht übertragen.

Wie können wir dieses Übertragungsrisiko verringern?

Das regelmäßige Waschen der Hände kann das Übertragungsrisiko deutlich verringern. Noch wirksamer ist es, wenn die Hände mit einem alkoholischen Präparat desinfiziert werden. Händedesinfektionsmittel in Gelform gibt es mittlerweile in jeder Drogerie – auch als kleine Pocketversion für die Handtasche.

Wie unterscheidet sich die echte Influenza-Grippe von einem grippalen Infekt?

Die „echte“ Grippe wird durch Influenzaviren verursacht, grippale Infekte durch eine Vielzahl von Viren. Typisch für die echte Grippe ist ein plötzlicher Beginn mit hohem Fieber über 38,5 Grad, trockenem Husten ohne Auswurf, Halsschmerzen, Appetitlosigkeit sowie starken Kopf- und Gliederschmerzen. Gerade ältere Menschen brauchen oft sehr lange, bis sie sich von der Infektion erholt haben. Der entscheidende Punkt ist: Gerade bei alten Menschen kann eine Influenza auch zu Todesfällen führen. Deshalb ist die Impfung für ältere Menschen so wichtig.

Der Volksmund sagt, eine Grippe sei unangenehm, aber harmlos. Warum können Menschen daran sterben?

Hierfür gibt es mehrere Gründe: Oft kommt es gerade bei unterernährten Patienten oder bei Patienten mit chronischen Krankheiten wie Diabetes mellitus zu einer bakteriellen Superinfektion, die dann zu einer Lungenentzündung führt. Davon können übrigens auch junge Patienten betroffen sein. 1918 wurden Verstorbene obduziert, die an der „Spanischen Grippe“ verstorben sind. Bei fast allen Verstorbenen fanden sich in den Lungen und im Blut Pneumokokken – das sind Bakterien, die unter anderem Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Mittelohrentzündungen verursachen können. Weniger bekannt ist, dass eine Influenzainfektion das Risiko massiv erhöht, während der Erkrankung einen Herzinfarkt zu bekommen.

Schützt die Grippeimpfung also auch vor einem Herzinfarkt?

Ja, das belegt auch eine Studie. Patienten mit einem akuten Herzinfarkt wurden noch im Labor direkt nach der Herzkatheter-Untersuchung gegen Grippe geimpft. Eine andere Gruppe bekam eine Kochsalzlösung in den Arm gespritzt. Diejenigen mit dem Impfstoff bekamen deutlich seltener einen erneuten Herzinfarkt.

Also ist die Grippeimpfung auch eine „Impfung gegen Herzinfarkt“?

Wenn Sie es so nennen wollen ist das richtig.

Manche Menschen beklagen Nebenwirkung nach Impfung, kann das sein?

Das kann gut sein. Als Nebenwirkung können bei einigen Menschen unter anderem Muskelschmerzen, Schmerzen an der Einstichstelle und leichte Kopfschmerzen auftreten – jeder reagiert da unterschiedlich. Diese Symptome zeigen, dass der Körper auf die Impfung mit der Bildung von Antikörpern reagiert.

Andere beklagen nach dem Impfen hohes Fieber, Husten oder eine verstopfte Nase. Das Anzeichen für das Auftreten einer echten Grippe?

Das glauben viele, ist aber unmöglich. Bei der Injektion zur Influenza-Impfung handelt es sich um einen Totimpfstoff. In der Injektionslösung kann sich also kein einziges lebendes Viruspartikel befinden.

Warum haben dann so viele Menschen diese Erfahrung gemacht?

Die Erklärung ist einfach. Wir impfen meist im Oktober, teilweise auch bis in den November hinein. Zu diesem Zeitpunkt zirkulieren schon viele Erkältungsviren. Vermutlich haben sich einige schon vor der Grippeimpfung mit einem Erkältungsvirus infiziert. Zudem schützt die Influenza-Impfung nur vor der echten Grippe, nicht aber vor grippalen Infekten.

Sie hatten bereits die Senioren als Hochrisikogruppe genannt. Wer sollte sich noch gegen Influenza impfen lassen?

Ganz wichtig – und leider oft vergessen – sind alle Personen, die mit alten Menschen zusammen sind und sie betreuen. Das sind auch Angehörige wie die Enkelkinder, das Personal in Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten, aber natürlich auch Ärzte.

Da sprechen Sie einen wunden Punkt an: Die Durchimpfungsrate von medizinischem Personal in Deutschland ist im internationalen Vergleich sehr niedrig.

Ja, leider!

Wie schaffen es andere Länder, in diesem Punkt besser zu sein?

Die USA sind da ganz pragmatisch: Wer sich dort als Krankenschwester oder Arzt nicht jährlich gegen Influenza impfen lässt, muss in der Grippesaison während der gesamten Schicht eine Atemmaske tragen. Das ist so anstrengend und unangenehm, dass die Impfrate des Personals dort bei fast 100 Prozent liegt.

Wer sollte zusätzlich noch geimpft werden?

Unbedingt auch alle Menschen mit chronischen Erkrankungen. Zum Beispiel Diabetiker, Patienten mit Niereninsuffizienz, mit Herzkrankheiten oder Lungenerkrankungen. Auch Reisende sollten vorsorgen. Wenig bekannt ist, dass es auch in den Tropen Influenza gibt -sogar das ganze Jahr über. Zu beachten ist, dass die Länder der Südhalbkugel ihre Grippesaison zu unserer Sommerzeit haben.

Wie häufig muss gegen Grippe geimpft werden?

Gegen Grippe muss leider jedes Jahr neu geimpft werden. Die Grippeviren verändern sich immer wieder.

Gibt es dafür verschiedene Impfstoffe?

Ja. Die konventionellen Impfstoffe haben drei Antigene – zwei gegen Influenza A und eines gegen Influenza B. Wir nennen sie deshalb trivalent. Seit einigen Jahren gibt es tetravalente Grippeimpfstoffe mit einem zusätzlichen Antigen gegen Influenza B. Diese wirken insbesondere dann besser, wenn in der jeweiligen Saison neue Influenza-Viren vom Typ B zirkulieren.

Werden die tetravalenten Impfstoffe auch von der Krankenkasse bezahlt?

Das ist innerhalb von Deutschland unterschiedlich und wird von der jeweiligen kassenärztlichen Vereinigung geregelt. Dazu sollte jeder seinen Hausarzt oder Geriater vor Ort fragen.

Gibt es spezielle Grippeimpfstoffe für ältere Menschen?

Ja, die gibt es. Bei älteren Menschen wirken die normalen Grippeimpfstoffe nicht so gut, weil das Immunsystem weniger Antikörper bildet. In Deutschland sind deshalb speziell für Menschen ab dem 65. Lebensjahr Impfstoffe mit einem Wirkungsverstärker zugelassen.

Warum wird dann nicht jeder mit diesen Impfstoffen geimpft?

Weil dieser Wirkungsverstärker oft zu verstärkten Lokalreaktionen führt. So kann der Arm anschwellen und schmerzen.

Gibt es dann Alternativen dafür?

Auch die gibt es mittlerweile. In den USA ist ein Impfstoff mit vierfachem Antigengehalt zugelassen, der auch bei älteren Menschen sehr gut wirkt. Leider ist dieser Impfstoff in Deutschland noch nicht verfügbar.

Schützt die Grippeimpfung auch gegen die sogenannte Schweinegrippe?

Das funktioniert. In den Grippeimpfstoffen ist seit der letzten H1N1-Pandemie auch eine Komponente gegen Schweinegrippe enthalten.

Herr Dr. Leischker, wie schützen Sie sich als Arzt gegen Influenza?

Als Geriater habe ich täglich Kontakt mit alten Patienten – die möchte ich natürlich nicht anstecken. Ich lasse mich deshalb jedes Jahr gegen Influenza impfen. Übrigens auch mit einem tetravalenten Impfstoff.

Pressekontakt der DGG
Torben Brinkema
medXmedia Consulting KG
Nymphenburger Str. 19
80335 München
Tel: +49 (0)89 / 230 69 60 21
Fax: +49 (0)89 / 230 69 60 24
E-Mail: presse@dggeriatrie.de

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Ärzte, die sich auf die Medizin der späten Lebensphase spezialisiert haben. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind neben vielen anderen Bewegungseinschränkungen und Stürze, Demenz, Inkontinenz, Depressionen und Ernährungsfragen im Alter. Häufig befassen Geriater sich auch mit Fragen der Arzneimitteltherapie von alten Menschen und den Wechselwirkungen, die verschiedene Medikamente haben. Bei der Versorgung geht es darum, den alten Menschen ganzheitlich zu betreuen und ihm dabei zu helfen, so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Die DGG wurde 1985 gegründet und hat heute rund 1700 Mitglieder.

Weitere Informationen:
http://www.dggeriatrie.de/presse/

Anhang
Die wichtigsten Tipps zur Grippe-Impfung: Ältere Menschen sind besonders gefährdet
https://idw-online.de/de/attachment58562

Quelle: idw

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Kraftstoff aus Abfällen und Elektrizität?

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Universität Tübingen, der amerikanischen Cornell University und des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) zeigen, dass durch die Kombination von mikrobieller und elektrochemischer Stoffumwandlung aus Biomasse hochwertige Produkte entstehen können. In ihrem Experiment nutzten die Forscher ein Abfallprodukt der Bioethanolherstellung und Maissilage, um Alkane mit hoher Energiedichte und dieselähnlichen Eigenschaften herzustellen. Die Arbeit wurde in Energy & Environmental Science, dem am höchsten klassifizierten Journal der Umweltwissenschaften veröffentlicht.

Ob Klimawandel, wachsende Nachfrage nach Ressourcen oder umweltbelastende Stoffströme – wir brauchen nicht nur eine Energiewende, sondern eine Kehrtwende hin zu einem produktorientierten und integrativen Umweltschutz. Kreisläufe müssen geschlossen werden, umweltschädliche Einsatzstoffe müssen durch ökologisch verträgliche ersetzt werden, der Verbrauch fossiler und anorganischer Rohstoffe muss reduziert werden. Eine Schlüsselrolle bei der Suche nach Lösungen spielen neue Verfahren der Biotechnologie.

Dazu zählt auch die bioelektrochemische Synthese, die von Chemiker Dr. Falk Harnisch und seiner Arbeitsgruppe am UFZ in Leipzig erforscht wird. Deren Ziel ist es, durch die Kombination von Mikrobiologie und Elektrochemie aus nachwachsenden Ressourcen und Abfallprodukten Energieträger und Chemikalien zu gewinnen. Harnisch ist überzeugt: „Durch die Kombination von mikrobieller und elektrochemischer Stoffumwandlung könnten zukünftig Bioelektroraffinerien entstehen, die Kraftstoffe, Energie und Chemikalien durch integrierte Biomassenutzung produzieren“.

In einer aktuellen Studie, die unter seiner Leitung und in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Tübingen, der Cornell University und des Deutschen Biomasseforschungszentrums entstanden ist, zeigen die Forscher, dass Biomasse in Alkane mit hoher Energiedichte und dieselähnlichen Eigenschaften überführt werden kann. So wurde auf der Basis von Corn beer, einem Abprodukt der Bioethanolherstellung aus Mais, im Laufe des kombinierten mikrobiologisch-elektrochemischen Prozesses bereits eine Biomasse/Kraftstoff-Ausbeute von 50 Prozent erreicht. Prof. Lars Angenent von der Universität Tübingen, ein Mitautor der Studie, hebt hervor: „Mit dem corn beer haben wir in diesem Experiment einen relativ hochwertigen Ausgangsstoff genutzt. Weiterführende Versuche zeigen uns jedoch deutlich, welch großes Potenzial in dem Verfahren steckt – sowohl im Hinblick auf die mögliche Vielfalt der Ausgangsstoffe und der erhaltenen Produkte als auch den gekoppelten Ablauf von Mikrobiologie und Elektrochemie.“ Denn während die mikrobielle Synthese kontinuierlich abläuft, kann die schnellere elektrochemische Stoffumwandlung Überschussstrom verarbeiten. Damit kann Kraftstoff als effektiver Speicher von elektrischer Energie dienen.

Falk Harnisch betrachtet diese Studie als ersten Schritt in der Verfahrensentwicklung. „Wir haben im Labormaßstab gezeigt, dass ein solcher Prozess durchführbar ist. Die Herausforderung ist nun, jeden Teilschritt zu optimieren und eine Skalierung entlang des gesamten Prozesses bis in den Pilotmaßstab durchzuführen.“ Dabei wird sich auch zeigen, inwiefern das Verfahren ökonomisch wettbewerbsfähig ist. Dies sei, so Harnisch, allerdings auch eine Frage der politischen Rahmenbedingungen zur Förderung von Mobilität.

Publikation:
Urban, C., Jiajie, X., Sträuber, H., dos Santos Dantas, T. R., Mühlenberg, J. Härtig, C., Angenent, L. T., Harnisch, F. (2017): Production of drop-in fuel from biomass at high selectivity by by combined microbial and electrochemical conversion. Energy & Environmental Science doi: 10.1039/C7EE01303E
http://dx.doi.org/10.1039/C7EE01303E

Die Studie wurde gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (BMBF-Initiative „Nächste Generation biotechnologischer Verfahren – Biotechnologie 2020+“), die Helmholtz Gemeinschaft (Young Investigators Group & Research Program Renewable Energie) und das NSF SusChemProgram.

Arbeitsgruppe „Mikrobielle Bioelektrokatalyse und Bioelektrotechnologie“
http://www.ufz.de/index.php?de=31005

Mehr Informationen:
PD Dr. Falk Harnisch
UFZ-Department Umweltmikrobiologie, Leiter der AG „Mikrobielle Bioelektrokatalyse und Bioelektrotechnologie“
E-Mail: falk.harnisch@ufz.de
Phone: +49-(0)341-235-1337
http://www.ufz.de/index.php?en=31006

Prof. Dr. Lars Angenent
Universität Tübingen, Zentrum für Angewandte Geowissenschaften
Phone: +49-(0)7071-29-73153
E-Mail: l.angenent@uni-tuebingen.de

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=32/2017

Quelle: idw

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„Das Schöne ist doch, dass jeder selbst Vorsorge treffen kann“

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Bis zu 50 Prozent der Krebsfälle wären einfach zu verhindern, belegen Studien. Trotzdem ist die Zahl der Krebsneuerkrankungen im Zehnjahreszeitraum bis 2015 weltweit um über 30 Prozent gestiegen. Die Vorsorge nimmt eine Schlüsselrolle ein bei der Eindämmung von Krebs, erklärt Prof. Stefanie Klug, Inhaberin des Lehrstuhls für Epidemiologie an der Technischen Universität München (TUM). Klug befasst sich unter anderem mit der Krebsfrüherkennung. Im Interview spricht die Professorin über Krebsscreenings, Vorsorgemuffel und was jeder Einzelne gegen Krebs tun kann

Prof. Klug ist seit 2011 Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) und hat an den Empfehlungen zur Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) maßgeblich mitgewirkt.

TUM: Wie hoch ist denn die Teilnahme an der Krebsvorsorge – können Sie dazu generelle Aussagen treffen?
Prof. Stefanie Klug: Nehmen wir zum Beispiel den Pap-Abstrich (Anm.: Abstrich vom Muttermund der Frau, um mögliche Krebszellvorstufen von Gebärmutterhalskrebs frühzeitig zu erkennen): Dieser ist harmlos und viele spüren ihn nicht einmal, dennoch liegt die jährliche Teilnahmerate nur bei 50 bis 60 Prozent.

Woran liegt es denn, dass so viele nicht zur Vorsorge gehen?
SK: Einige Menschen kennen diese Angebote nicht. Andere haben Angst vor einer Krebsdiagnose oder kein Vertrauen in den Arzt. Doch das ist gefährlich: Wenn eine Erkrankte mit dem Arztbesuch zu lange wartet, kann die Krankheit unter Umständen so fortgeschritten sein, dass nicht mehr viel zu retten ist. Es ist die Aufgabe der Wissenschaft, Wege aufzuzeigen, wie solche Personen motiviert werden können, trotz ihrer Ängste zur Untersuchung zu gehen.

Wie können Menschen dazu motiviert werden, zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen?
SK: Wir haben vor einiger Zeit eine Studie namens MARZY durchgeführt, dabei ging es um die Teilnahme an der Krebsfrüherkennung. Es war eine Studie mit insgesamt über 5000 Teilnehmerinnen. Heraus kam, dass gerade bei älteren und sozial schwächeren Frauen eine persönliche Einladung zu der Untersuchung viel bewirkt. Das ist aufs Darmkrebsscreening vermutlich genauso übertragbar. Teilweise wissen viele nicht, dass Vorsorgeuntersuchungen kostenlos sind, da könnte eine Erinnerung vom Hausarzt viel helfen.

Wie oft sollte jemand zu einem Krebsscreening gehen?
SK: Das hängt vom Alter und von der Screeninguntersuchung ab. Im Jahr 2013 wurde auf der Basis des Nationalen Krebsplanes das Krebsfrüherkennungs- und registergesetz vom Bundesministerium für Gesundheit erlassen, das im Bundestag verabschiedet wurde. Bis 2018 soll nun ein organisiertes Krebs-Screeningprogramm für Gebärmutterhals- und Darmkrebs mit einem Einladungsschreiben eingeführt werden. Die Eckpunkte für das Gebärmutterhalsscreening: Für Frauen zwischen 20 und 34 Jahren bleibt es beim jährlichen Pap-Abstrich, Frauen ab 35 sollen nur noch alle drei Jahre den Pap-Abstrich machen lassen. Aber – und dafür haben wir lange gekämpft – es wird zusätzlich für diese älteren Frauen ebenfalls alle drei Jahre einen HPV-Test geben. Denn wir wissen, dass HPV die Ursache für diese Krebsart ist und die allermeisten Frauen sind negativ. In dem Fall liegt bei Frauen kein Risiko für die Erkrankung vor. Die wenigen HPV-positiven Frauen in diesem Alter – es sind weniger als zehn Prozent – müssen dagegen engmaschig beobachtet werden. Auch bei Darmkrebs soll es wiederum künftig eine persönliche Einladung zur Darmspiegelung (Koloskopie) im 55. Lebensjahr geben. Ist alles in Ordnung, dann erfolgt eine Wiederholung zehn Jahre später. Wer familiär vorbelastet ist, der hat natürlich die Möglichkeit, früher zum Screening zu kommen.

„Ein Screening ist immer nur eine Sekundärprävention“
Für eines Ihrer Forschungsprojekte zum Thema Hautkrebsscreening wurden Daten von rund 60.000 Patienten überprüft von 2002 bis 2011. Zwar wurden Tumore im frühen Stadium öfter erkannt, aber die späten Tumorstadien waren nicht rückläufig. Was lässt dieses Ergebnis für Rückschlüsse zu?
SK: Genau, das Ziel des Hautkrebsscreenings ist es, dass die Sterberate (Mortalität) zurückgeht. Heraus kam aber, dass es (bisher) nicht dazu beiträgt. Tatsächlich ist das Hautkrebsscreening sehr umstritten, wir hier sind das einzige Land in Europa, das ein Hautkrebsscreening anbietet, während andere Länder das gar nicht im Programm haben. Australien etwa hat sich gegen ein Hautkrebsscreening ausgesprochen, obwohl sie viele hellhäutige Einwohner, eine starke Strahlung und Häufigkeit (hohe Inzidenz) von Melanomen haben. Möglicherweise ist es noch zu früh, um einen Rückgang der Mortalität zu erkennen, hier muss weiter evaluiert werden.

Was machen denn dann andere Länder?
SK: Primäre Prävention. Es wird davon abgeraten, sich zu stark der Sonne auszusetzen. Wer in die Sonne geht, sollte Hautcreme auftragen, lange Kleidung und Hüte tragen sowie die Mittagssonne meiden – das wäre auch für uns vermutlich der bessere Weg. Denn ein Screening ist immer nur eine Sekundärprävention, bei der eine möglicherweise bereits vorhandene Veränderung festgestellt werden soll. Das Schöne ist aber doch die Vorsorge, die jeder selbst treffen kann, wie etwa eine Impfung oder Sport als auch das Verhindern von Sonnenbrand, wodurch ein Tumor gar nicht erst entsteht.

Wie kommen Sie bei Ihren Studien an die Daten?
SK: Wir gehen über die Einwohnermeldeämter, denn wir wollen eine bevölkerungsbezogene Stichprobe etwa von allen Frauen zwischen dem Altern von 30 und 40 haben. Wir möchten alle Gruppen in der Bevölkerung darin abbilden. Die Personen aus dieser Stichprobe laden wir dann per Brief ein, an unseren Studien teilzunehmen. Bei der Studie MARZY etwa haben wir Daten von fast 10.000 Frauen aus Rheinland-Pfalz ausgewertet, um einen guten Querschnitt durch die weibliche Bevölkerung zu erhalten.

Welche Verbindung hat Ihr Fachgebiet, das sich mit der Häufigkeit bestimmter Krankheiten in der Bevölkerung befasst, mit dem Sport?
SK: Gerade im Bereich der Prävention liegt die Verknüpfung mit der Epidemiologie. Das betrifft nicht nur mich und meinen Fachbereich, sondern die gesamte Fakultät. Alle hier widmen sich auch dem großen übergreifenden Thema Prävention. Inwieweit kann Sport als vorbeugende Maßnahme gegen die Volkskrankheiten von Diabetes über Herz-Kreislauf bis zu Krebs eingesetzt werden? Das muss noch näher erforscht werden.

Welche Pläne haben Sie für neue Studienprojekte?
SK: Wir planen größere Studien mit sportlichen Interventionen, bei denen versucht wird, die Leute zu Bewegung zu motivieren. Dazu gibt es schon viel mit Kindern, aber es wäre genauso wichtig, das mit Erwachsenen zu erforschen. Es reicht nicht, die Kinder zum Sport zu bewegen, sondern auch im höheren Alter müssen Menschen Sport treiben. Denn Bewegungsmangel wird bereits jetzt als „die Zigarette von morgen“ bezeichnet, weil er ein dramatischer Risikofaktor ist für die heutigen Zivilisationskrankheiten ist, genau wie Rauchen und Lungenkrebs.

„Alles, was einen vom Sofa runter bringt, ist gut“
Zum Schluss eine allgemeine Frage: Was für Empfehlungen können Sie geben?

SK: Eigeninitiative durch primäre Prävention. Jeden Tag Bewegung – vom Treppen steigen über das Spazierengehen bis zum Putzen und Sport treiben – alles ist gut, was einen mehrmals pro Woche vom Sofa runter treibt und zum Schwitzen bringt!

Quelle: idw

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BAuA-Bericht: Orts- und zeitflexibles Arbeiten gesund gestalten

Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

Ob in der Bahn, im Büro oder zu Hause nach der Tagesschau: Die Digitalisierung entkoppelt Arbeit von Zeit und Raum. Im jetzt erschienenen Bericht „Orts- und zeitflexibles Arbeiten: Gesundheitliche Chancen und Risiken“ fasst die BAuA den wissenschaftlichen Erkenntnisstand zu diesen Arbeitsformen zusammen. Dabei zeigt sich einerseits, dass sich flexibles Arbeiten als Belastungsfaktor auswirken und die Gesundheit der Beschäftigten schädigen kann. Andererseits bieten diese Arbeitsformen mehr Möglichkeiten, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Eigene Gestaltungsspielräume und Vorhersehbarkeit können sich dabei positiv auf die gesundheitliche Situation der Beschäftigten auswirken.

In vielen Bereichen werden Arbeitsgegenstand, Arbeitsmittel und Arbeitsprozess zunehmend digitalisiert. Mit dieser Entwicklung geht eine Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort einher. Der Bericht der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) gibt einen dichten und zugleich fundierten Überblick über die aktuelle Forschungslage zu den verschiedenen Formen des orts- und zeitflexiblen Arbeitens. Dazu geht er beispielsweise auf berufsassoziierte und bedingte Mobilität, Telearbeit beziehungsweise Homeoffice sowie auf arbeitsbezogene erweiterte Erreichbarkeit, lange Arbeitszeiten sowie Nacht- und Schichtarbeit ein. Zudem fasst der Bericht zusammen, wie sich diese Arbeitsformen auf die Gesundheit der Beschäftigten auswirken können. Er schließt mit einigen Gestaltungsansätzen für die Praxis ab.

Bei der ortsflexiblen Arbeit gibt es zwei Formen – die berufsbedingte und die berufsassoziierte Mobilität. Im ersten Fall findet die Arbeit selbst an wechselnden Orten statt, wohingegen berufsassoziierte Mobilität der eigentlichen Arbeitszeit vor- beziehungsweise nachgelagert ist. Etwa jeder zweite Erwerbstätige in Deutschland gehört zu den Pendlern. Dabei wirkt sich besonders die Pendeldauer auf die Gesundheit der Beschäftigten aus. Im Vergleich zu Nichtmobilen verdoppelt sich für Pendler, die mindestens eine Stunde pro Strecke unterwegs sind, das Risiko für einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand, generelle Stressbelastungen sowie für depressive Verstimmungen. Gesundheitliche Risiken ergeben sich sowohl für jüngere als auch für ältere Beschäftigte sowie insbesondere für Frauen und für Beschäftigte mit Kindern. Ein großer Handlungsspielraum und ein hohes Maß an Selbstbestimmtheit können jedoch diese Belastungen verringern.

Zeitflexible Arbeit wirkt sich sowohl auf die Dauer als auch auf die Lage und Verteilung der Arbeit aus. Damit beeinflusst sie direkt das familiäre und gesellschaftliche Leben sowie die Gesundheit der Beschäftigten. Fallen Ruhezeiten regelmäßig aus oder müssen sich Beschäftigte auch außerhalb ihrer Arbeitszeit häufig um berufliche Belange kümmern, kann es zu negativen Beanspruchungsfolgen kommen. Dazu gehören neben mangelnder Erholung geringe Schlafqualität sowie verstärkte körperliche und psychische Beschwerden. Auch mit zunehmender Dauer der Arbeitszeit steigen die gesundheitlichen Beschwerden an. Unter anderem treten vermehrt körperliche Beschwerden wie Schmerzen in Nacken, Kreuz und Rücken, aber auch psychische Beschwerden wie Nervosität und Niedergeschlagenheit auf. Daher sollte die Praxis auf ausreichende Ruhezeiten achten, in denen die Beschäftigten von der Arbeit abschalten können.

Die Ergebnisse zeigen, dass orts- und zeitflexible Arbeit als Belastungsfaktor wirken kann. Gleichzeitig stellt der Bericht Ressourcen heraus, die diesen Belastungen positiv entgegenwirken können. Dazu gehören beispielsweise Einflussmöglichkeiten auf die Arbeit und soziale Unterstützung. Um Mobilität gesundheitsförderlich zu gestalten, sind zeitliche Puffer ein wichtiges Element. Variable Arbeitszeiten wie Rufbereitschaft oder Bereitschaftsdienst sollten gut planbar und vorhersehbar sein und den Beschäftigten den größtmöglichen Einfluss auf die Gestaltung erlauben.

„Orts- und zeitflexibles Arbeiten: Gesundheitliche Chancen und Risiken“; Dr. Beate Beermann, Dr. Monischa Amlinger-Chatterjee, Frank Brenscheidt, Dr. Susanne Gerstenberg, Michael Niehaus, Dr. Anne M. Wöhrmann; 1. Auflage; Dortmund/Berlin/Dresden; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2017;
doi: 10.21934/baua:bericht20170905; 46 Seiten. Den Bericht im PDF-Format gibt es im Internetangebot der BAuA unter http://www.baua.de/publikationen.

Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 700 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
www.baua.de

Weitere Informationen:
http://www.baua.de/dok/8729000
Direkter Link zum Bericht „Orts- und zeitflexibles Arbeiten: Gesundheitliche Chancen und Risiken“ im Internetangebot der BAuA.

Quelle: idw

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Der Salzwasser-Wächter auf der Darßer Schwelle: Rund um die Uhr im Einsatz – und das seit 25 Jahren

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Im September 1992 nahm die automatische Messstation „Darßer Schwelle“ ihren Betrieb auf. Seitdem erhebt dieser „Vorposten“ im Meer zuverlässig ozeanographische und meteorologische Daten, die für die Zustandsbewertung der Ostsee von hohem Wert sind. So lieferte er auch die entscheidenden Hinweise auf den sogenannten „Jahrhundert-Salzwassereinbruch“ im Dezember 2014, bei dem sehr große Mengen sauerstoffhaltigen Nordseewassers in die Ostsee einströmten und das Tiefenwasser der Ostsee mit Sauerstoff versorgten. Die Station ist eine Entwicklung des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und wird im Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) betrieben.

Gemeinsame Pressemitteilung:
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)

Bereits in den 1980er Jahren hatten die Warnemünder Ozeanographen am Vorgängerinstitut des IOW an Geräteträgern für den Flachwasserbereich gearbeitet und verfügten über einen Prototyp, der sehr rasch einsetzbar war. Auch eine geeignete Position hatten die Warnemünder bereits erkundet: die Darßer Schwelle. Als letzte große „Untiefe“ vor den Tiefenbecken der Ostsee wurde sie als Schlüsselposition für Informationen zur Salzwasser- und Sauerstoff-Versorgung des Tiefenwassers der zentralen Ostsee identifiziert. Das BSH, das damals bereits seit 30 Jahren ein „Marines Umweltmessnetz in Nord- und Ostsee“ (MARNET) in den Hoheitsgewässern der Bundesrepublik Deutschland betrieb, war daran interessiert, mit dieser neuen Station MARNET zu erweitern. Mit der Inbetriebnahme der „Darßer Schwelle“ wurde so der Grundstein für die bis heute andauernde erfolgreiche Kooperation von IOW und BSH gelegt.

Die Station Darßer Schwelle ist eine Geräteträger-Konstruktion, die für die besonderen Gegebenheiten im flachen, gezeitenfreien Wasser entwickelt wurde. Über einem Bodengewicht erhebt sich ein Röhrensystem, das durch den Auftrieb getragen wird, über die Wasseroberfläche hinausragt und auch bei starkem Seegang ruhig im Wasser steht. Eine Gelenkverbindung hält den Mast beweglich am Bodengewicht. Rund 5 Meter über der Wasserlinie ist eine Arbeitsplattform aufgesetzt. Bei Gefahr von Eisgang lassen sich die Röhren fluten, so dass sich der Geräteträger auf den Meeresboden absenkt, wo er die Eisperiode unbeschadet überstehen kann. In den 25 Jahren seiner „Amtszeit“ war dies einmal erforderlich. Die Energie zum Betreiben der Messgeräte sowie zur Datenverarbeitung und -übertragung kommt aus Batterien und Akkumulatoren, die wiederum über Solar- und Windenergieanlagen auf dem Geräteträger versorgt werden.

In Stufen zwischen 2 und 21 Metern Wassertiefe misst die Station alle zehn Minuten Wassertemperatur, Leitfähigkeit als Maß für den Salzgehalt, Sauerstoffsättigung, Chlorophyll a-Gehalt als Maß für Mikroalgen-Ansammlungen, Trübung und Radioaktivität. In Höhe von 9 Meter erfasst sie Daten über Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Luftdruck, Lufttemperatur, relative Feuchte und Globalstrahlung. Ein einige hundert Meter entfernt am Boden abgesetztes System mit akustischem Strömungsprofilmesser misst Seegang und die Strömungen in verschiedenen Wassertiefen. Alle Messdaten werden vor Ort gespeichert und einmal pro Stunde an IOW und BSH übertragen, dort bearbeitet und über das globale Telekommunikationssystem GTS international in Nahe-Echtzeit zur Verfügung gestellt. Insgesamt 8.760 Datensätze mit allen Parametern stellt die Station an dieser für die Ostsee so wichtigen Position jährlich bereit.

Die Messdaten der MARNET-Station Darßer Schwelle sind frei im Internet verfügbar:
http://www.bsh.de/de/Meeresdaten/Beobachtungen/MARNET-Messnetz/Stationen/dars.jsp
http://www.io-warnemuende.de/marnet-darsser-schwelle.html
http://www.io-warnemuende.de/marnet-ozeaneum-darsser-schwelle.html

MARNET gehört zu den ältesten automatisierten Messnetzen der Welt und ist das einzige Messnetz weltweit, das außerhalb der Küstengewässer mit speziell für die rauen Bedingungen von Nord- und Ostsee konstruierten Geräteträgern misst. Die drei Stationen vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns, Darßer Schwelle, Oder Bank und Arkona Becken, errichtete und unterhält das IOW im Auftrag des BSH.

Eine Detailzeichnung mit den technischen Daten der automatischen Messstation Darßer Schwelle finden Sie unter: http://bit.ly/2xfv9as
(Weitere Grafiken sind auf Anfrage beim IOW erhältlich)

Für Rückfragen:
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Siegfried Krüger, Arbeitsgruppe Messtechnik:
Tel. 0381 – 5197 160 | siegfried.krueger@io-warnemuende.de

Robert Mars, Arbeitsgruppe Messtechnik:
Tel. 0381 – 5197 261 | robert.mars@io-warnemuende.de

Dr. Barbara Hentzsch, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Tel. 0381 – 5197 102 | barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
Kai Herklotz, MARNET Technik:
Tel. 040 – 3190 3230 | E-mail: kai.herklotz@bsh.de

Dr. Susanne Tamm, MARNET Daten:
Tel. 040 – 3190 3411 | E-mail: susanne.tamm@bsh.de

Susanne Kehrhahn-Eyrich, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Tel. 040 – 3190 1010 | presse@bsh.de

Quelle: idw

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Lebensmittel im Blickpunkt: Gängige Speiseöle sind nur selten belastet

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Beim Tricksen mit Olivenöl winken Betrügern hohe Gewinne
Von Argan bis Zedernuss – das Ölregal bietet heute eine große Auswahl. In der Küche finden jedoch vor allem Raps-, Sonnenblumen- und Olivenöl Verwendung. Die drei Ölsorten waren deshalb 2015 auch Teil des Warenkorbs, der im Rahmen eines Monitorings repräsentativ für Deutschland von den Behörden der Bundesländer auf gesundheitlich nicht erwünschte Stoffe oder Mikroorganismen untersucht wurde. Die Belastung der Öle mit Pflanzenschutzmitteln und Schimmelpilzgiften ist gering. Olivenöl bleibt aber ein lukrativer Markt für Fälscher, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) mitteilt.

Bei Olivenöl wurden in etwa einem Viertel der 192 auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersuchten Proben bestimmbare Rückstände gefunden. Kein Rückstand lag jedoch über dem gesetzlich vorgeschriebenen Höchstgehalt. Auch bei den 113 Proben Rapsöl, die die Bundesländer für die Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände 2015 untersucht haben, wurden keine Höchstgehaltsüberschreitungen festgestellt (bestimmbare Rückstände in ca. 10 % der Proben). Bei den Olivenölproben fanden die Lebensmittelüberwachungsbehörden verhältnismäßig häufig Mehrfachrückstände (12 %). 0,5 % der Proben wiesen dabei mehr als fünf Rückstände in einer Probe auf. Sonnenblumenöl wurde im Rahmen des Monitorings nicht auf Pflanzenschutzmittelrückstände untersucht.

Erfreulicherweise wurden in den untersuchten Proben von Oliven-, Raps- und Sonnenblumenöl weder Aflatoxin noch Ochratoxin A gefunden. Diese beiden Gifte werden von Schimmelpilzen gebildet, die pflanzliche Produkte wie etwa Sonnenblumenkerne befallen. Schimmelpilzgifte können beim Menschen zu unterschiedlichen Krankheiten führen. Sie können Durchfall und Erbrechen verursachen, das Immunsystem beeinträchtigen, Nieren und Leber schädigen sowie die Entstehung von Krebs begünstigen. Für Verbraucher sind sie deshalb so gefährlich, weil sie auch durch hohe Temperaturen beim Kochen, Braten und Backen nicht zerstört werden.

Gehalte von gesundheitsschädlichen 3-MCPD-Fettsäureestern reduziert
Vor einigen Jahren wurden in bestimmten raffinierten Speiseölen und -fetten auch
3-Monochlorpropandiol (3-MCPD)-Fettsäureester in höheren Konzentrationen nachgewiesen. Hierbei handelt es sich um herstellungsbedingte Belastungen, die vor allem bei höheren Temperaturen entstehen. 3-MCPD hat im Tierversuch Nierenkrebs ausgelöst. Im Bundesweiten Überwachungsplan (BÜp) 2011 hatten die Bundesländer daher diverse Speiseöle auf das Vorkommen von 3-MCPD-Ester untersucht. Die höchsten mittleren 3 MCPD-Ester-Gehalte wurden mit 5,2 mg/kg in Walnussöl gemessen, gefolgt von Traubenkernöl mit 2,8 mg/kg und Olivenöl mit 1,6 mg/kg. Für Rapsöl wurde ein mittlerer Gehalt von 0,6 mg/kg ermittelt. Aktuellere Daten, die 2016 im Rahmen eines im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft durchgeführten Forschungsprojektes erhoben wurden, zeigen erfreulicherweise für Oliven-, Raps- und weitere Speiseöle eine abnehmende Tendenz der 3-MCPD-Gehalte: Für Olivenöl wurde ein mittlerer Gehalt von 0,4 mg/kg und für Rapsöl ein mittlerer 3-MCPD-Gehalt von nur noch 0,17 mg/kg festgestellt. Dies ist vermutlich auf verbesserte Verarbeitungsbedingungen zurückzuführen. Aus Gründen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes beabsichtigt die EU-Kommission, Höchstgehalte für 3-MCPD-Ester in pflanzlichen Fetten und Ölen festzusetzen.

Illegale Tricks sorgen für hohe Gewinnspannen
Olivenöl ist wegen der großen Preisspanne, der hohen Nachfrage und der witterungsbedingt teils stark schwankenden Erntemengen für Lebensmittelbetrüger ein lohnendes Produkt. Laut einem Bericht des Europäischen Parlaments von 2013 gehört Olivenöl zu den Lebensmitteln, die häufig Gegenstand betrügerischer Aktivitäten sind. 90 % der weltweiten Olivenölernte stammen aus dem Mittelmeerraum. Italienisches Olivenöl ist weltweit besonders gefragt und entsprechend teurer als Olivenöle aus anderen Mittelmeerländern. Deshalb wird beispielsweise günstigeres Öl aus Spanien, Griechenland oder der Türkei aufgekauft, vermischt und als Olivenöl italienischer Herkunft auf den Markt gebracht. Auch bei den Qualitätsklassen für Olivenöl wird illegal getrickst. Olivenöle der Klassen „nativ“ und „nativ extra“ müssen einer Reihe von Qualitätsparametern genügen, wie der Gewinnung durch Kaltpressung oder festgelegten Fettsäureparametern. Um Olivenöle dieser Qualitäten zu produzieren, können nur schonend geerntete und qualitativ hochwertige Olivenfrüchte verwendet werden, was die Produktion verhältnismäßig teuer macht. So werden günstig produzierte, qualitativ minderwertigere Öle als teures Olivenöl der Klassen „nativ“ oder „nativ extra“ auf den Markt gebracht. Mitunter handelt es sich bei manch einem Olivenöl nicht mal mehr um ein Öl aus der Frucht des Olivenbaums. Billigere Pflanzenöle wie Raps- oder Sojaöl werden mit Chlorophyll vermischt und als Olivenöl verkauft. Bei diesen Praktiken sind die Gewinnspannen für den Betrüger besonders hoch. Um Betrügern und Fälschern das Handwerk zu legen, entwickelt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eine Nationale Strategie zur Bekämpfung von Lebensmittelbetrug, die alle den Lebensmittelbetrug bekämpfenden Akteure miteinbezieht. So ist das BVL nationale Kontaktstelle für Deutschland im elektronischen System für Amtshilfe und Zusammenarbeit (AAC-System). Die Experten der Mitgliedstaaten übermitteln damit Informationen zu Betrugsfällen und werten diese systematisch aus. Das BVL arbeitet dabei eng mit den Lebensmittelüberwachungsbehörden der Länder und mit den Strafverfolgungsbehörden (Staatsanwaltschaften, Polizei und Zollverwaltung) zusammen.

Weiterführende Informationen
Flyer und Erklärfilm des BVL zu Lebensmittelbetrug: www.bvl.bund.de/lebensmittelbetrug
Informationen zum Bundesweiten Überwachungsplan: www.bvl.bund.de/buep
Informationen zum Monitoring: www.bvl.bund.de/monitoring2015
Informationen des BVL zu Schimmelpilzgiften: www.bvl.bund.de/schimmelpilzgifte

Hintergrundinformation
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist eine eigenständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Das BVL ist für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Tierarzneimitteln und gentechnisch veränderten Organismen in Deutschland zuständig. Im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit übernimmt es umfassende Managementaufgaben und koordiniert auf verschiedenen Ebenen die Zusammenarbeit zwischen dem Bund, den Bundesländern und der Europäischen Union. In der Rubrik „Lebensmittel im Blickpunkt“ stellt das BVL regelmäßig Informationen zu bestimmten Lebensmitteln zusammen.
Die Lebensmittelüberwachung ist in Deutschland föderal organisiert. Im Rahmen des Bundesweiten Überwachungsplanes (BÜp) werden jährlich Proben in etwa 15 bis 20 Programmen bundesweit einheitlich untersucht. Ziel dabei ist es, bundesweite Aussagen über die Einhaltung lebensmittelrechtlicher, weinrechtlicher und tabakrechtlicher Vorschriften einschließlich Täuschungsschutz zu erhalten. Das Monitoring ist ein gemeinsam von Bund und Ländern durchgeführtes systematisches Mess- und Beobachtungsprogramm. Dabei werden derzeit pro Jahr ca. 9.000 Proben von Lebensmitteln, kosmetischen Mitteln und Bedarfsgegenständen repräsentativ auf Gehalte an gesundheitlich nicht erwünschten Stoffen untersucht.

Anhang
Lebensmittel im Blickpunkt: Gängige Speiseöle sind nur selten belastet
https://idw-online.de/de/attachment58455

Quelle: idw

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Von der Weser bis zur Nordsee: PLAWES erforscht Mikroplastik-Kontaminationen in Ökosystemen

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Gemeinsame Pressemitteilung der Universität Bayreuth und des Alfred-Wegener-Instituts
Weltweit steigt die Verschmutzung von Meeren, Flüssen und Seen durch Plastikmüll. Ein neues Projekt, das die Universität Bayreuth und das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) gemeinsam koordinieren, geht das Problem jetzt erstmals aus einer ganzheitlichen Forschungsperspektive an.

In der Modellregion Weser – Nationalpark Wattenmeer wollen die Wissenschaftler unter anderem durch empirische und modellgestützte Analysen herausfinden, wie kleinste Plastikteilchen (Mikroplastik) vom Festland bis ins Meer gelangen, welche Eintrags- und Transportwege in welchem Umfang daran beteiligt sind und welche Risiken die dadurch verursachte Kontamination unterschiedlicher Ökosysteme mit sich bringt. Es werden dabei verschiedenste Herkünfte von Mikroplastik untersucht, unter anderem auch Kläranlagen und Einträge durch die Luft. Die Ergebnisse von PLAWES sollen in strategische Handlungsempfehlungen für Politik, Industrie und Zivilgesellschaft, in effektive Maßnahmen des Natur- und Gesundheitsschutzes, aber auch in neue Konzepte der Umweltbildung einfließen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben in den nächsten drei Jahren mit insgesamt rund 2,9 Millionen Euro aus dem Programm FONA (Forschung für Nachhaltige Entwicklung).

„Mikroplastikkontamination im Modellsystem Weser – Nationalpark Wattenmeer: ein ökosystemübergreifender Ansatz“ – kurz: „PLAWES“ – ist der Name des neuen Forschungsverbunds. Neben der Universität Bayreuth und dem AWI Helgoland sind auch die Goethe Universität Frankfurt und die Universität Oldenburg, das Forschungszentrum Jülich, das Thünen-Institut in Braunschweig sowie der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz auf Norderney mit speziellen Fachkompetenzen in das Projekt eingebunden.

„PLAWES ist bundesweit und auch international das erste Forschungsprojekt, das die Mikroplastik-Kontamination ökosystemübergreifend von den Oberläufen eines Flusses bis zur Mündung an der Küste und die damit einhergehende Verbreitung im Meer interdisziplinär und über längere Zeiträume hinweg erforscht und bewertet. Es ist zugleich das erste umfassende Mikroplastik-Projekt, das die gewonnenen Ergebnisse in neue Informations- und Lehrkonzepte integriert“, erklärt Prof. Dr. Christian Laforsch, der an der Universität Bayreuth einen Lehrstuhl für Tierökologie innehat und das Vorhaben koordiniert „Die bisherigen Mikroplastik-Studien liefern meistens nur Momentaufnahmen, und sowohl die angewandten Methoden als auch die Ergebnisse sind kaum miteinander vergleichbar. Mit unserer ganzheitlichen Herangehensweise wollen wir dazu beitragen, einige empfindliche Wissenslücken zu schließen“, fügt der Bayreuther Wissenschaftler hinzu, der sich schon lange mit Gewässerkontaminationen durch Mikroplastik befasst.

„Wir wissen beispielsweise im Einzelnen noch viel zu wenig darüber, welche Rolle Wind und Wetter, Bodenerosion, Abwassersysteme und Kläranlagen bei der Entstehung und Verbreitung von Mikroplastik spielen. Ebenso benötigen wir belastbare Daten, die ein klares Bild von der Akkumulation der Plastikteilchen in verschiedenartigen Ökosystemen vermitteln, und auch die Wechselwirkungen zwischen Plastikeinträgen in der Umwelt und tierischen Organismen wollen wir genauer und umfassender nachverfolgen, als dies bisher geschehen ist“, erläutert Dr. Gunnar Gerdts vom Alfred-Wegener-Institut am Standort Helgoland.

Für alle diese Untersuchungen bietet die Region Weser / Wattenmeer nach Auffassung der Wissenschaftler optimale Voraussetzungen: Sie umfasst sowohl städtisch geprägte als auch stark landwirtschaftlich genutzte Regionen, so dass die jeweiligen Plastikeinträge in die Umwelt unabhängig voneinander bilanziert und verglichen werden können. Zudem befindet sich das Mündungsgebiet der Weser im sensiblen Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, den die UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt hat.

PLAWES ist von vornherein darauf angelegt, dass sich die am Beispiel der Pilotregion Weser / Wattenmeer gewonnenen Ergebnisse und entwickelten Konzepte auf ähnliche Fluss- und Küstenregionen in anderen Weltregionen übertragen lassen. Sie sollen eine Grundlage für nationale und internationale Strategien bilden, welche die von Plastikmüll ausgehenden Gefahren gezielt in den nachhaltigen Schutz aquatischer Ökosysteme integrieren. Dabei geht es letztlich auch um die Abwendung gesundheitlicher Risiken für den Menschen. So ist beispielsweise ein eigener Teilbereich des Projekts der Frage gewidmet, ob die Ausbreitung pathogener Mikroorganismen und die Entstehung von Antibiotikaresistenzen durch Mikroplastik in der Umwelt gefördert wird. Im Hinblick auf das Problem, dass Mikroplastik auch in die Nahrungsketten gelangen kann, werden Kleintiere in Süßgewässern und in der Nordsee auf mögliche schädliche Effekte untersucht.

Ein weiterer Schwerpunkt des neuen Vorhabens liegt auf dem Gebiet der Umweltbildung. Biologiedidaktiker aus Bayreuth und Oldenburg werden Urteilsfähigkeit, Einstellungen und Wissen zu Plastikmüll von Schülern und Lehrern erheben. Gemeinsam mit dem AWI Schülerlabor auf Helgoland werden Lernmaterialien zur Thematik Mikroplastik erarbeitet und erprobt. Ein mehrsprachiges Internet-Portal der Biologiedidaktik Bayreuth bereitet die im Rahmen von PLAWES erzielten Forschungsergebnisse und aktuelles Expertenwissen auf um die internationale Sichtbarkeit und Wirksamkeit des Projekts zu erhöhen.

Neben den genannten Universitäten und Forschungseinrichtungen, die sich im FONA-Projekt PLAWES zusammengeschlossen haben, werden auch folgende Stakeholder in die Forschungsarbeiten einbezogen: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit; Umweltbundesamt; Senator für Umwelt, Bau und Verkehr Bremen; Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie; Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW; Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie; Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz; Flussgebietsgemeinschaft Weser; Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung; Landwirtschaftskammer NRW; Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer; One Earth – One Ocean e.V.; und PlasticsEurope.

Kontakt:
Projektkoordinatoren:
Prof. Dr. Christian Laforsch
Lehrstuhl für Tierökologie I
Universität Bayreuth
Universitätsstr. 30
95447 Bayreuth
Tel.: +49 (0)921 / 55-2651
E-Mail: christian.laforsch@uni-bayreuth.de

Dr. Gunnar Gerdts
Alfred-Wegener-Institut
Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Kurpromenade
27498 Helgoland
Tel.: +49 (0)4725 / 819-3245
E-Mail: gunnar.gerdts@awi.de

Quelle: idw

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Management-Studie – Gemeinsam unehrlich

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Lügen wie die anderen: LMU-Verhaltensökonomen zeigen, warum es Menschen in Gruppen mit der Wahrheit weniger genau nehmen, als wenn sie alleine entscheiden.

Ehrlichkeit gilt als hoher Wert. Doch sobald Menschen in Gruppen Entscheidungen gemeinsam fällen, weicht diese Norm auf: Sie werden unehrlicher. Das zeigt eine Studie um Martin G. Kocher, Simeon Schudy und Lisa Spantig von der LMU, die aktuell im Magazin Management Science veröffentlicht ist.

Ob Dieselskandal, Korruption oder Bilanzbetrug – mit welchen Tricks Mitarbeitende in Unternehmen ihren eigenen Vorteil oder den des Arbeitgebers suchen, sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Die LMU-Ökonomen haben nun untersucht, wie es dazu kommen kann: Liegt es an individuellem Fehlverhalten oder gibt es dafür strukturelle Gründe im betroffenen Unternehmen?

Sie baten insgesamt 273 Studienteilnehmer zu einem Laborexperiment. Die Probanden wurden aufgefordert, ein Video eines Würfelwurfs zu beobachten und anschließend die Würfelzahl zu nennen. Je höher die genannte Augenzahl, desto höher war eine dafür versprochene Gratifikation. Es bestand also ein Anreiz, die Unwahrheit zu sagen, nämlich eine möglichst hohe Zahl, zu nennen. Die Aufgabe wurde sowohl einzelnen Probanden, die alleine entschieden, als auch Probanden, die sich über ihr Ergebnis in einem anonymen Gruppenchat abstimmten, gestellt.

„Unser Ergebnis ist eindeutig: Menschen lügen seltener, wenn sie alleine entscheiden“, sagt Martin Kocher, Inhaber des Lehrstuhls für Verhaltensökonomik an der LMU sowie Leiter des Instituts für Höhere Studien in Wien. Das gilt auch für jene Teilnehmer, die sich zuvor in einer Einzelentscheidung ehrlich verhalten haben. Der Grund für diesen „dishonesty shift“, wie die Forscher das Phänomen nennen, ist, dass sich die Mitglieder einer Gruppe über ihre Normvorstellungen und die Argumente dafür und dagegen austauschen: „Es liegt am Feedback. In Gruppen stimmen die Mitglieder ihre Vorstellungen, was richtig ist und was nicht, aufeinander ab. Dadurch gelingt es den einzelnen Beteiligten eher, die Norm umzuinterpretieren, als wenn sie allein entscheiden müssten“, erläutert Lisa Spantig, Laborleiterin und Doktorandin am Lehrstuhl, den Prozess. Wie die Studie auch zeigt, gehen die Teilnehmer nach solchen Gruppenprozessen eher davon aus, dass andere auch lügen und verhalten sich dann entsprechend.

In dem Experiment wurde dieser Mechanismus unter abstrakten Bedingungen ermittelt. So gab es beispielsweise keine Bestrafung für unehrliches Verhalten. Für Unternehmen könnte eine Lehre aus den Studienergebnissen sein, auf solche möglichen unerwünschten Teamprozesse besonders zu achten. „Es ist auffallend, dass in den großen Wirtschaftsskandalen meist Gruppen unrecht gehandelt haben“, sagt Spantig. So ist etwa von einem Analysten des US-Energieriesen Enron, der durch Bilanzbetrug seiner Manager sogar pleite ging, das Zitat überliefert: „It was no great secret what we were doing“. Um dem vorbeugen, empfehlen die Forscher etwa, einen Ethik-Kodex einzuführen: „Um die Erosion wesentlicher Normvorstellungen und ehrlichen Verhaltens in Gruppen zu verhindern, sollte Firmen starke Verhaltensregeln aufstellen und überprüfen“, sagt Assistenzprofessor Simeon Schudy.

Publikation:
Martin G. Kocher, Simeon Schudy, Lisa Spantig:
I lie? We lie! Why? Experimental Evidence on a Dishonesty Shift in Groups
In: Management Science 2017
http://pubsonline.informs.org/doi/abs/10.1287/mnsc.2017.2800

Kontakt
Simeon Schudy
Lehrstuhl für Verhaltensökonomik an der LMU
Tel.: +49 (0) 89/2180- 9786
E-Mail: simeon.schudy@econ.lmu.de

Quelle: idw

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Stärker individualisierte Blutdruckzielwerte. Die neuen Empfehlungen der Deutschen Hochdruckliga

Dr. Bettina Albers Pressearbeit
Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN)

Bisher galt ein Zielblutdruck von unter 140/90 mmHg – gemäß dem Motto „one fits all“. Nun hat die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® diese Empfehlung in Folge der SPRINT-Studie [1] überarbeitet: Bei Herz-Kreislauf-Risikopatienten soll ab sofort ein Blutdruckziel von unter 135/85 mmHg angestrebt werden. Bei den anderen bleibt der bisherige Zielbereich bestehen. Fazit von Professor Bernhard K. Krämer, Mannheim, Kongresspräsident der 9. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN): „Bluthochdruck ist eine komplexe Erkrankung. Die moderne Therapie muss daher risikoadaptiert und stärker individualisiert erfolgen.“

Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® senkt den Zielblutdruck für kardiovaskuläre Risikopatienten auf unter 135/85 mmHg. Zu ihnen zählen:

– Patienten mit einer bestehenden kardiovaskulären Erkrankung (ausgenommen
Schlaganfallpatienten),
– Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung ab dem Stadium 3 (=GFR <60
ml/min/1,73 m2),
– Patienten über 75 Jahre.

Für die anderen bleibt der bisherige Zielwert von unter 140/90 mmHg bestehen.

Warum erfolgte die Absenkung für Herz-Kreislauf-Risikopatienten?
Im Spätsommer 2015 wurde die vorzeitige Beendigung der SPRINT-Studie [1] („Systolic Blood Pressure Intervention Trial“) mitgeteilt, bei der es in der intensiver behandelten Blutdruckgruppe zu deutlich weniger kardiovaskulären Ereignissen und Todesfällen kam. Die SPRINT-Studie war eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studie an Hypertonikern, die als Standardziel einen systolischen Blutdruck von <140 mmHg anstrebte und als Intensivziel einen systolischen Blutdruck von <120 mmHg. Insgesamt nahmen 9.361 Hypertoniepatienten mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko teil. Diabetiker waren in dieser vom NIH („National Institute of Health“) pharmaunabhängig finanzierten Studie allerdings ausgeschlossen. Verschiedene Studien an Diabetikern wie die ADVANCE- [2] oder ACCORD-Studie [3] hatten zuvor keinen Nutzen einer strengeren Blutdrucksenkung gezeigt.

„Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® hat daher die Zielwerte ausschließlich für die Patientengruppen abgesenkt, die im Rahmen der SPRINT-Studie untersucht worden waren. Nur hier liegt eine harte Evidenz vor, dass die Patienten von der strengeren Blutdrucksenkung profitieren. Das Ergebnis lässt sich aber nicht einfach auf alle anderen Patientengruppe übertragen“, so DGfN-Kongresspräsident Professor Bernhard K. Krämer, Mannheim. „Deshalb können wir auch nicht mehr einen einzigen Richtzielwert für alle herausgeben.“

Komplexes Erkrankungsbild erfordert komplexere Empfehlungen
Der Experte führt aus, dass Bluthochdruck ein komplexes Erkrankungsbild ist, insbesondere wenn die Erkrankung eine von mehreren bei multimorbiden Patienten ist. Auch müsse immer die individuelle Konstitution, des Patenten berücksichtigt werden, denn selbst in der SPRINT-Studie war die Nebenwirkungsrate der tieferen Blutdrucksenkung nicht unerheblich: So traten hypotensive Phasen, Synkopen, Elektrolytveränderungen und akutes Nierenversagen häufiger unter intensiver Blutdrucksenkung auf. Um Synkopen möglichst zu vermeiden, kann der Patient leicht auf das Vorliegen einer orthostatische Hypotonie getestet werden; so sollte nach einer Minute Stehen der systolische Blutdruck nicht unter 110 mmHg liegen.

Professor Krämer plädiert daher für eine individualisierte Therapie. „Nutzen und Risiko einer intensiveren Blutdrucksenkung sollten bei jedem einzelnen Patienten gegeneinander abgewogen werden.“ Auch räumt er ein, dass die Zielblutdruckverschiebung angesichts der hohen Rate an Patienten, die auch die „großzügigeren“ Werte von 140/90 mmHg nicht erreichen, zunächst als eine akademische Diskussion erscheinen mag. „Dennoch wollten wir handeln und ein deutliches Signal mit der Zielwertanpassung geben. In Sprint brachte die systolische Blutdrucksenkung auf etwa 130 mmHG – was in der Studie realiter erreicht worden war – eine Risikoreduzierung von 25%. Das heißt, jedes vierte Ereignis konnte bei den untersuchten Herz-Kreislauf-Risikopatienten verhindert werden. Wenn diese Patienten eine höhere Absenkung bei vertretbarem Risiko tolerieren, müssen wir sie auch in diesen Zielwertbereich bringen.“

Ende August 2017 erschienen im New England Journal zwei neue Subanalysen der SPRINT-Studie [4, 5] einer intensivierten Hypertonietherapie:

Die erste untersuchte, ob die Patienten niedrigere Wert tolerieren. Wie sich zeigte, erreichten die Patienten unter intensivierter Bluthochdruckbehandlung (unter 120 mmHg) bezüglich Depressionen (PHQ-9), physischer (PCS) und mentaler (MCS) Leistungsfähigkeit (erhoben mit Fragebögen) vergleichbare Werte wie die Patienten unter der Standardbehandlung. Dies galt auch für ältere sowie multimorbide Patienten. Auch Adhärenz und Patientenzufriedenheit unterschieden sich nicht zwischen den Gruppen und blieben im Verlauf der Studie konstant [4].

Die zweite Analyse [5] bewertete die Kosteneffektivität einer intensivierten Bluthochdruck-Behandlung (in einer Computersimulation). Im Ergebnis zeigte sich, dass zwar höhere Kosten durch einen höheren Medikamentenverbrauch, durch monatliche Arztbesuche und Blutkontrollen entstanden, die intensivierte Therapie aber dennoch kosteneffektiv war. Den höheren Kosten wurden mehr QALYS (mehr Lebensjahre bei guter Gesundheit) und Ersparnisse durch nicht eingetretene kardiovaskuläre Ereignisse gegenübergestellt.

„Natürlich erfordert die sprintkonforme Behandlung der Hypertonie zunächst einmal die Bereitstellung zusätzlicher finanzieller Mittel“, erklärt Professor Krämer. „Die Mehrkosten werden aber längerfristig durch das Auftreten von weniger kardiovaskulären Ereignissen bzw. den daraus entstehenden teuren Akuttherapien nivelliert. Das Wesentliche ist aber: Wir retten damit Leben!“

Literatur
[1] Wright JT, Jr., Williamson JD, Whelton PK et al. A Randomized Trial of Inten-sive versus Standard Blood-Pressure Control. N Engl J Med 2015; 373: 2103-2116.
[2] Cooper-Dehoff RM, Gong Y, Handberg EM et al. Tight blood pressure con-trol and cardiovascular outcomes among hypertensive patients with diabetes and coronary artery disease. JAMA 2010; 304: 61-68
[3] Cushman WC, Evans GW, Byington RP et al. Effects of intensive blood-pressure control in type 2 diabetes mellitus. N Engl J Med 2010; 362: 1575-1585

[4] Berlowitz DR, Foy CG, Kazis LE et al. SPRINT Research Group. Effect of Intensive Blood-Pressure Treatment on Patient-Reported Outcomes. N Engl J Med 2017 Aug 24; 377 (8): 733-44

[5] Bress AP, Bellows BK, King JB et al. SPRINT Research Group. Cost-Effectiveness of Intensive versus Standard Blood-Pressure Control. N Engl J Med 2017 Aug 24; 377 (8): 745-55

Weitere Informationen:
http://www.dgfn.eu

Quelle: idw

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In Zeiten des Klimawandels: Was die Farbe eines Sees über seinen Zustand verrät

Katharina Bunk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Erwärmt sich ein großer See, intensiviert sich seine Farbe. Forschende des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben Satellitendaten von 188 großen Seen weltweit ausgewertet. Seen, die viel Phytoplankton produzieren und deswegen grün sind, werden in warmen Jahren grüner, weil ihr Gehalt an Phytoplankton ansteigt. Klare, blaue Seen mit wenig Phytoplankton hingegen neigen dazu, in warmen Jahren noch blauer zu werden – der Gehalt an Phytoplankton in diesen Seen sinkt weiter ab. Entgegen bisheriger Annahmen verstärkt die Erwärmung eines Sees also dessen Reichtum oder Armut an Phytoplankton.

Seenforscher Dr. Benjamin Kraemer und sein Team nutzten frei zugängliche Satellitenbilder der NASA aus den Jahren 2002 bis 2016, um zu untersuchen, welche Zusammenhänge zwischen der Temperatur und dem Gehalt an Phytoplankton in 188 der größten Seen der Erde bestehen.

Ausgehend von bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen erwarteten die WissenschaftlerInnen, dass die Erwärmung zu einer Abnahme von Phytoplankton in den Seen dieser Welt führen würde. Die Analysen zeigten jedoch, dass in warmen Jahren größere Phytoplanktonmengen in den meisten (68 Prozent) der analysierten Seen auftraten. Kraemer erklärt diesen Prozess so: „Die Erwärmung kann zu einer Zunahme von Phytoplankton führen, weil etwa die Wachstumsphasen länger werden oder weil sich die Zahl jener Tiere reduziert, die sich von Phytoplankton ernähren.“

Weniger ist nicht immer mehr…
In Seen mit geringem Phytoplanktongehalt gingen Phasen der Erwärmung mit einer weiteren Reduktion des Phytoplanktons einher. Dies hängt insbesondere mit der thermischen Schichtung eines Sees zusammen, die durch Erwärmung stabiler werden kann: „In phytoplanktonarmen Seen führt die Erwärmung des Oberflächenwassers mitunter dazu, dass Nährstoffe unterhalb dieser Schicht ‚gefangen‘ sind und nicht aufsteigen können. Das macht diese Stoffe für Phytoplankton unerreichbar und führt zu dessen Reduzierung und in der Folge zu einem blaueren See“, erklärt Kraemer. Was sich im ersten Moment nach einer Verbesserung anhört, kann allerdings Herausforderungen für das Management solcher Seen nach sich ziehen, beispielsweise im Hinblick auf deren Fischproduktivität.

…und die Reichen werden immer reicher
In Seen mit ohnehin viel Phytoplankton wiederum – und noch mehr in wärmeren Jahren – müsste die Nährstoffzufuhr reduziert werden, um auch bei steigenden Temperaturen die (bisherige) Wasserqualität zu bewahren. Die Intensivierung der Farbe eines Sees kann also als Indikator dienen, um Maßnahmen gegen mögliche Verschlechterungen zu ergreifen, wenn sich ein See erwärmt.

Im nächsten Schritt wollen die Forschenden ihre Analyse ausweiten und mehr und vor allem kleinere Seen über längere Zeitabschnitte untersuchen. Da die meisten Seen auf der Erde eher klein sind, ist ein besseres Verständnis darüber, wie sie auf Erwärmung reagieren, wichtig für das Management von Seen. Kleinere Seen neigen zu einer stärkeren Produktivität und könnten deswegen stärker vom Klimawandel betroffen sein als große Seen.

Studie:
Benjamin M. Kraemer, Thomas Mehner, Rita Adrian (2017): Reconciling the opposing effects of warming on phytoplankton biomass in 188 large lakes, Scientific Reports 7, Article number: 10762 (2017), doi:10.1038/s41598-017-11167-3. Zur Studie > https://www.nature.com/articles/s41598-017-11167-3

Ansprechpartner:
Dr. Benjamin Kraemer, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Ökosystemforschung, bkraemer@igb-berlin.de

Katharina Bunk, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, bunk@igb-berlin.de, T +49 (0)30 641 81 631, M +49 (0)170 45 49 034

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. http://www.igb-berlin.de/

Weitere Informationen:
https://oceancolor.gsfc.nasa.gov/cgi/l3/A20021852017090.L3m_CU_CHL_chlor_a_4km.n…
Globale Chlorophyll_a-Karte, die das Team für seine Analysen verwendet hat. Blau und Grün zeigen einen niedrigen Phytoplanktongehalt an, während Rot für einen hohen Phytoplanktongehalt steht. Karte zur freien Verwendung von NASA’s OceanColor Web.

Quelle: idw

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Schnitzel aus der Petrischale stößt auf Akzeptanz

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Die Vision klingt verheißungsvoll: Fleisch kommt auf den Teller, ohne dass dafür Tiere sterben müssen. Massentierhaltung und Fleischskandale lassen die Fleisch-Lust der Deutschen allmäh-lich schwinden. Immer mehr Verbraucher greifen daher ersatz-weise zu Veggie-Wurst und Soja-Steak. Im Labor gezüchtetes tierisches Muskelgewebe verspricht ziemlich echten Fleischkon-sum ohne schlechtes Gewissen. Ob das sogenannte In-vitro-Fleisch tatsächlich als Alternative taugt, haben jetzt Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) untersucht.

Noch ist die Herstellung des Labor-Fleischs aufwendig und nur in winzigen Mengen möglich. „In Zukunft könnte In-vitro-Fleisch jedoch vielleicht helfen, Probleme zu lösen, die unser Fleischkonsum im Hinblick auf eine wachsende Weltbevölkerung, den Klimawandel und Tierschutz bedeutet“, sagt Inge Böhm vom Institut für Technikfol-genabschätzung und Systemanalyse (ITAS). „Mit der Kultivierung von tierischen Muskelstammzellen in einer Zellkultur wäre es eventu-ell nicht länger nötig, unter enormem Ressourcenaufwand Tiere erst heranzuzüchten und dann zu töten“, so die Geisteswissenschaftlerin weiter.

Derweil sind schon Fleischersatzprodukte wie detailgetreue Nachbil-dungen von Putenbrust, Schweineschnitzel oder Frikadellen aus Soja oder Seitan nicht unumstritten. Während immer mehr Teilzeit-vegetarier, die aus ethischen Gründen weniger Fleisch essen wollen, zu Pseudo-Fleisch aus zusammengepresstem Soja, Erbsen und Karotten greifen, sehen Kritiker in den Imitaten hochverarbeitete künstliche Lebensmittel, die zu einer noch stärkeren Entfremdung von Mensch und Tier führten. Auch bestehen bei der Fleischproduk-tion aus tierischen Muskelstammzellen in einer Zellkultur trotz jüngst erzielter technischer Fortschritte noch einige Schwierigkeiten, wie das Fehlen einer tierfreien Nährlösung.

Wie es um die gesellschaftliche Akzeptanz von tierischen Muskelzel-len aus der Petrischale als Fleischersatz steht, untersuchten die Wissenschaftlerinnen am ITAS anhand von Interviews und partizipa-tiven Verfahren (Fokusgruppen, Bürgerjury). Sie befragten Experten aus Wissenschaft und Systemgastronomie genauso wie Vertreter von Umwelt- und Tierrechtsorganisationen sowie ökologischen und konventionellen Anbauverbänden. Auch Bürger hatten die Möglichkeit, sich einzubringen.

Laut der Studie sieht die Mehrheit der Befragten im In-vitro-Fleisch eine von vielen möglichen Alternativen zur konventionellen Fleisch-produktion. Gleichzeitig stößt In-vitro-Fleisch bei denjenigen auf Widerstand, die die Zukunft der Ernährung in einer Reduktion des Fleischkonsums und dem ökologischen Umbau der Landwirtschaft sehen. Gegen das Fleisch aus dem Labor sprechen auch die bereits genannte mögliche weitere Entfremdung des Menschen vom Tier und die Gefahr einer Monopolisierung der In-vitro-Fleisch-Produktion.

„Der überwiegende Teil der Gesellschaft, wünscht sich, dass die Politik Strategien entwickelt, um den Fleischkonsum zu reduzieren, die nachhaltige Umgestaltung der Landwirtschaft voranzutreiben sowie Forschung und Entwicklung pflanzenbasierter Alternativen zu fördern“, sagt Böhm.

Als „Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft“ schafft und vermittelt das KIT Wissen für Gesellschaft und Umwelt. Ziel ist es, zu den globalen Herausforderungen maßgebliche Beiträge in den Feldern Energie, Mobilität und Information zu leisten. Dazu arbeiten rund 9.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf einer breiten disziplinären Basis in Natur-, Ingenieurs-, Wirtschafts- sowie Geistes- und Sozialwissenschaften zusammen. Seine 26.000 Studierenden bereitet das KIT durch ein forschungsorientiertes universitäres Studium auf verantwortungsvolle Aufgaben in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft vor. Die Innovationstätigkeit am KIT schlägt die Brücke zwischen Erkenntnis und Anwendung zum gesellschaftlichen Nutzen, wirtschaftlichen Wohlstand und Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

Weiterer Kontakt:
Dr. Felix Mescoli
Pressereferent
Tel.: +49 721 608 48120
Fax: +49 721 608 43658
felix mescoli@kit edu

Anhang
Schnitzel aus der Petrischale stößt auf Akzeptanz
https://idw-online.de/de/attachment58516

Quelle: idw

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Beschleunigt Wasserknappheit die Energiewende?

Sebastian Mense Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Kassel

Wasser ist für die Nutzung fossiler und erneuerbarer Energieträger ein bedeutsamer Faktor. Ob und wie das global zur Verfügung stehende Wasser die Nutzung erneuerbarer Energien begünstigt und fossile Energieträger ausbremst, untersucht nun ein Verbund aus neun deutschen Forschungseinrichtungen und kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Das Projekt WANDEL wird hierzu unter Koordination des Center for Environmental Systems Research (CESR) der Universität Kassel in den nächsten drei Jahren eine fundierte Wissensgrundlage und praxisorientierte Lösungsansätze erarbeiten. Es wird vom Bundesforschungsministerium (BMBF) mit rund 2,5 Mio. Euro gefördert.

Die Verfügbarkeit von Wasser und Energie sind für eine nachhaltige Entwicklung global von zentraler Bedeutung. Energie braucht Wasser (zur Energiebereitstellung) und Wasser braucht Energie (zur Wassergewinnung und -aufbereitung). Oft benötigt die Bereitstellung von Energie aus erneuerbaren Quellen weniger Wasser als die Bereitstellung von Energie aus fossilen Rohstoffen. Wasserknappheit könnte somit den Wechsel zu erneuerbaren Energien und die Energiewende beschleunigen. Jedoch können bei bestimmten erneuerbaren Energiesystemen, wie z.B. bei solarthermischen Kraftwerken in wasserarmen Regionen, Konflikte mit anderen Wassernutzungssektoren auftreten und den weiteren Ausbau hemmen.

Im Mittelpunkt des Verbundprojektes WANDEL steht daher die wissenschaftliche Fragestellung, ob eine Einschränkung der Wasserverfügbarkeit den Einsatz konventioneller Energiesysteme begrenzt oder sogar begünstigt.

Es wird untersucht, inwiefern die verfügbaren erneuerbaren Wasserressourcen die Energiewende beschleunigen oder die Umsetzung einer weltweiten Energiewende negativ beeinflussen.
Maßgebend für diese Untersuchungen wird der Wasserfußabdruck sein. Dieser gibt an, wieviel Wasser aus welcher Region der Welt ein Konsument oder Produzent direkt und indirekt über die Herstellung eines Produktes konsumiert. Dies gilt auch für den Wasserbedarf zur Energiebereitstellung und -nutzung. Daher werden mit dem Forschungsvorhaben erstmalig die Auswirkungen der Energieerzeugung nicht nur lokal und regional im jeweiligen Wassereinzugsgebiet, sondern auch die Fernauswirkungen auf andere Regionen weltweit unter Berücksichtigung der Wasserverfügbarkeit betrachtet. Die Analyse umfasst die Ermittlung von Brennpunkten hoher Wassernutzung unter aktuellen und zukünftigen Bedingungen (2030 und Ausblick 2050) sowohl entlang der globalen Produktions- und Versorgungsketten verschiedener Energiesysteme als auch zwischen Wasserbedarf zur Energieerzeugung und Wasserverfügbarkeit in räumlicher Auflösung.

WANDEL wird Lösungsansätze entwickeln. Mit diesem Ziel vor Augen wird die Verbundforschung regulatorische und technische Lösungen zur Reduzierung der Auswirkungen von Energiesystemen auf Wasserressourcen aufzeigen. Lösungen werden Fallstudien-spezifisch ausgearbeitet und vermittelt. Neben einem Konsortium aus Wissenschaft und Praxis sind regionale und internationale Praxispartner (Entscheidungsträger) aktiv in das Vorhaben eingebunden. Damit wird eine solide Grundlage geschaffen, um theoretisch fundiert und zugleich praxisnah Konflikte zu analysieren und vor allem Lösungsmöglichkeiten zu bieten.

WANDEL zeigt Praxisnähe. Die detaillierten Analysen werden in vier Fallstudien unter Einbeziehung regionaler Akteure durchgeführt. Zwei Fallstudiengebiete liegen innerhalb Deutschlands und zwei außerhalb Europas: Die Ober- und Mittelweser sowie die Obere Donau (Deutschland), das Einzugsgebiet des Rio dos Patos (Brasilien) sowie das Drâa-Valley (Marokko). Die Auswahl der Einzugsgebiete erfolgte unter dem Aspekt, dass sowohl die wasserrelevanten Energiesysteme (Kohle, Wasserkraft, Biomasse, Solarthermie) als auch eine Bandbreite an klimatischen und ökonomischen Bedingungen abgedeckt werden. Diese Strategie ermöglicht auch eine adäquate Übertragung der Resultate auf andere Einzugsgebiete mit ähnlichem Charakter.

Das Verbundprojekt WANDEL wird im Rahmen der Fördermaßnahme „GRoW – Globale Ressource Wasser“ im Programm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA)“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 2,5 Mio. Euro gefördert. Davon gehen rund 780.000 Euro an die Uni Kassel.

Kontakt:
Dr.-Ing. Martina Flörke
Universität Kassel
Center for Environmental Systems Research (CESR)
Tel. +49 561 804-6120
E-Mail: floerke@usf.uni-kassel.de

Verbundpartner:
Universität Kassel, Center for Environmental Systems Research
Universität Kassel, Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Universität Osnabrück, Institut für Umweltsystemforschung
United Nations University, Institute for Environment and Human Security
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
KIMA Automatisierung GmbH
Gesellschaft für Wasserwirtschaft, Gewässerökologie und Umweltplanung mbh
mundialis GmbH & Co. KG

Weitere Informationen:
http://www.uni-kassel.de

Quelle: idw

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Schaufensterkrankheit – jeder vierte Patient über 65 Jahren ist betroffen: Gehtraining hilft

Stefan Dreising Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Düsseldorf

Für 1,3 Millionen Patienten (rund acht Prozent aller Menschen über 65 Jahre) in Deutschland gehören sie zum Alltag: Heftige, krampfartige Schmerzen in der Wade, aber auch im Fuß, Oberschenkel und Gesäß beim Laufen oder Treppensteigen, die beim Stehenbleiben rasch besser werden. Die Folge sind schmerzbedingte verkürzte Gehstrecken und häufige Zwangspausen. Im Volksmund spricht man daher häufig von der Schaufensterkrankheit (fachlich: periphere arterielle Verschlusskrankheit/pAVK).

Schuld an einer pAVK-Erkrankung sind Durchblutungsstörungen der Schlagadern in den Beinen. Helfen können spezielle Sportübungen: Am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) wurde in diesem Jahr bereits die sechste auf pAVK spezialisierte Therapiegruppe ins Leben gerufen. Beim diesjährigen Symposium zu „Sport in der Gefäßmedizin“ am Mittwoch, 27. September 2017, im Haus der Universität in der Düsseldorfer Innenstadt stellt die Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie am UKD verschiedene Trainingsstrukturen und Übungen vor. Die Veranstaltung ist offen für Interessierte und Fachpublikum.

Bei einer pAVK führen Ablagerungen (unter anderem von Kalk) dazu, dass sich die Beinarterien verengen oder komplett verschließen. Ähnlich wie bei einem verstopften Rohr, fließt nun weniger Blut durch die Arterie und es kommt zu einer Blutunterversorgung der Beine. Während sich frühe Stadien einer Erkrankung durch die bereits genannten Schmerzen zeigen, drohen in späteren Stadien Gewebeveränderungen bis hin zur möglicherweise notwendigen Amputation oder Blutvergiftung durch Infektionen der Wunden. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass in Deutschland etwa jeder vierte Patient über 65 Jahren von pAVK betroffen ist und etwa jeder zehnte Symptome zeigt. Dabei erkranken Männer viermal häufiger als Frauen. Als besonders gefährdet gelten Diabetiker und Raucher: Sie haben ein bis zu sechsfach höheres Risiko an pAVK zu erkranken.

„Die Hauptstraße ist geschlossen, deshalb müssen wir die Nebenstraßen ausbauen“
Für Patienten mit pAVK und einer Gehstreckenverkürzung empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und -medizin (DGG) ein regelmäßiges strukturiertes Gehtraining. Damit lässt sich die Gehstrecke wieder verlängern und eine Operation oder gar Amputation verhindern. „Wenn die Hauptarterien im Bein verschlossen sind, muss das Blut über einen anderen Weg dahin kommen. Wir sagen unseren Patienten immer: Die Hauptstraße ist geschlossen, deshalb müssen wir die Nebenstraßen ausbauen“, erklärt Prof. Dr. Hubert Schelzig, Direktor der Klinik für Gefäß- und Endovaskularmedizin. „Gezielte Sportübungen helfen dabei sogenannte Kollateralgefäße durch Impulse zu stärken. Das sind Nebengefäße der Hauptschlagadern. Durch das strukturierte Gefäßtraining kann das Blut quasi um die Verstopfung umgeleitet und das Bein wieder besser versorgt werden.“

„Bei jeder Untersuchung kann ich schon 100 Meter weiter laufen.“
Bereits seit 2014 bietet die Klinik gemeinsam mit dem Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie Düsseldorf-Ratingen e.V. ein strukturiertes Gefäßtraining an. Es findet einmal in der Woche auf dem Gelände des Universitätsklinikums unter der Anleitung eines lizensierten Gefäßsporttrainers statt. „Ich merke jede Woche, wie mir der Kurs etwas bringt. Bei jeder Untersuchung kann ich auf dem Laufband 100 Meter weiter gehen“, berichtet Teilnehmer Wolfram Voßhage, der für die Sportgruppe jede Woche über 90 Kilometer Anfahrt aus Moers in Kauf nimmt. Sein Teammitglied Andreas Gob kommt aus Haan und erklärt: „In der Gemeinschaft macht Sport einfach mehr Spaß. Alleine zuhause macht man es ja doch nicht regelmäßig. In der Gefäßsportgruppe haben alle ähnliche Beschwerden wie ich und verstehen meine Probleme. Das motiviert mich!“

Im Rahmen des diesjährigen Symposiums werden die Gefäßexperten der Düsseldorfer Klinik neben den Sportkonzepten auch die allgemeinen Vorteile von Sport für das Herz-Kreislaufsystem und eine Aufklärungskampagne gegen Tabakkonsum als Hauptgrund für Arterienverkalkung vorstellen.

Weitere Informationen:
http://www.uniklinik-duesseldorf.de/gefaesssport

Quelle: idw

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Schärfere Bestimmungen zum Schutz vor schädlichen Umwelthormonen nötig: EU-Kriterien unzureichend

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.

Endokrine Disruptoren (EDCs), auch Umwelthormone genannt, sind wegen ihrer möglichen Gesundheitsschädigung hochumstritten. Im Juli wurden die EU-Kriterien für Pflanzenschutzmittel angenommen, mit denen EDCs identifiziert und Zulassungen ggf. abgelehnt werden können. Diese Kriterien sind nach Meinung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) unzureichend. Sie bieten unter anderem Schlupflöcher für Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung, die hergestellt werden, um in das Hormonsystem von Insekten einzugreifen.

Endokrine Disruptoren (EDCs) finden sich in Kunststoffverpackungen, Fertignahrung, Kosmetika und Pflanzenschutzmitteln. Es sind weitverbreitete synthetische oder natürlich vorkommende Stoffe, die in den Hormonhaushalt des Körpers eingreifen können. Experten wissen schon lange, dass EDCs die Gesundheit beeinträchtigen können. „Manche der chemischen Substanzen wirken wie Hormone und binden im Körper an einen Hormonrezeptor. Andere wiederum blockieren Hormonrezeptoren und verhindern so, dass körpereigene Hormone andocken und wirksam werden können“, erklärt Professor Dr. rer. nat. Josef Köhrle vom Institut für Experimentelle Endokrinologie, Charité – Universitätsmedizin Berlin, und Präsident der DGE. Wieder andere Substanzen stören die Produktion oder die Umwandlung körpereigener Hormone und bringen so das fein austarierte Hormonsystem aus der Balance. „Seit Jahrzehnten beobachten wir eine zunehmende Beeinträchtigung der männlichen und weiblichen Fruchtbarkeit“, sagt Köhrle. Fünf bis zehn Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter litten beispielsweise an dem Syndrom der polyzystischen Ovarien (PCOS), das für Zyklusstörungen, Zysten in den Eierstöcken und ungewollte Kinderlosigkeit verantwortlich ist. „Es gibt mehr hormonabhängige Tumoren, also mehr Prostata-, Hoden- und Brustkrebs, Jugendliche kommen früher in die Pubertät, Übergewicht und Diabetes nehmen ebenso zu wie Entwicklungsstörungen bei Kindern“, so Köhrle weiter. Wenngleich es immer Ursachenbündel sind, die Krankheiten verursachen, bestehe kein Zweifel daran, dass bestimmte EDCs wie Bisphenole oder Phthalate daran beteiligt sind, die beide in der Herstellung von Kunststoffen, vielen Haushaltsgegenständen und Körperpflegemitteln verwendet werden, so der Experte.

Vertreter der EU-Mitgliedstaaten haben Anfang Juli 2017 einem Vorschlag der Europäischen Kommission zu „wissenschaftlichen Kriterien für die Bestimmung endokriner Disruptoren im Bereich Pflanzenschutzmittel“ zugestimmt. „Was zunächst einmal gut klingt, ist bei genauer Betrachtung eine halbherzige Angelegenheit. Die Kriterien der EU-Kommission lassen Schlupflöcher offen“, so Köhrle. Es gibt Ausnahmen für einige in der Landwirtschaft eingesetzte Pestizide, die über einen bestimmten Wirkmechanismus verfügen, um in das endokrine System des Schädlings einzugreifen und damit seine Vermehrung unterbinden. Fipronil ist dafür ein gutes Beispiel. Es wirkt als EDC für Gehirn und Nervensystem sowie auf die Nachkommen. „Bei Menschen und Säugetieren ist es zwar nicht der gleiche Rezeptor für Sexualsteroid-Hormone wie bei den Insekten, aber erstere verfügen über eine Gruppe von verwandten Rezeptoren. Das könnte also zu den bereits genannten Erkrankungen führen“, erklärt Köhrle. Das EU-Kriterien-Bündel wird dazu führen, dass Chemikalien, die als EDCs entwickelt werden, nicht als EDCs klassifiziert werden können. Damit stünde ihrer Zulassung nichts im Weg.

Fachleute wünschen sich schon lange, dass die Politik stärker ins Handeln kommt, ähnlich wie bei Krebs auslösenden Stoffen: So sind beispielsweise Dioxine, deren krebsauslösenden Eigenschaften durch Studien belegt werden konnten, in der Umwelt stark reduziert worden, da es technische und rechtliche Maßnahmen auf politischer Ebene gab. Auch Verbote konnten durchgesetzt werden, wie für chlorierten Kohlenwasserstoff PCP (Pentachlorphenol) oder die polychlorierten Biphenyle (PCB). Diese wurden als Weichmacher in Kunststoffen und als Zusatzstoff für Farben und Dichtungsmassen verwendet. „Wie bei karzinogenen Stoffen sollte sich in der Politik das Vorsorgeprinzip durchsetzen: Bereits der Verdacht einer Gesundheitsgefährdung sollte ausreichen, um eine Substanz vom Markt zu nehmen“, fordert Köhrle.

Die DGE unterstürzt die Position der großen internationalen endokrinologischen Fachgesellschaften, die deutlich vor einer Annahme dieser EU-Kriterien gewarnt hatten – ohne Erfolg. An die deutschen Behörden gerichtet fordert der DGE-Präsident: „Aufklärungsmaßnahmen für besondere Bevölkerungsgruppen wie etwa schwangere Frauen und ein nationaler Aktionsplan zum Schutz vor solchen Umwelthormonen sind unverzichtbar.“
Anlässlich des 2. Deutschen Hormontages am 16. September 2017 findet am 13. September 2017 in Berlin eine Pressekonferenz der DGE statt. Weitere Themen sind: „Trendwende: Hormontherapie bei Wechseljahresbeschwerden“, „Transidentität – Voraussetzungen für eine optimale Therapie“ und „10-Punkte-Programm für eine sinnvolle Diagnostik und Therapie in der Endokrinologie.“

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

DGE Medienpreis 2017/2018:
Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) schreibt zum zweiten Mal den DGE-Medienpreis für journalistische Beiträge zu Erkrankungen des Hormonsystems und Störungen des Stoffwechsels aus. Bewerbungsschluss ist der 15. Februar 2018. Das Preisgeld beträgt 2.000 Euro. Der Medienpreis würdigt herausragende journalistische Arbeiten zu endokrinologischen Themen, die sorgfältig recherchiert, allgemeinverständlich formuliert sind und den Kriterien medizin-journalistischer Qualität entsprechen. Teilnehmen können Journalistinnen und Journalisten aus den Bereichen Text (Zeitungen, Zeitschriften, Internettexte), Fernsehen und Hörfunk. Die Beiträge werden bei der DGE-Pressestelle eingereicht. Nähere Informationen unter http://www.endokrinologie.net/medienpreis.php oder telefonisch unter 0711 8931-380.

Weitere Informationen:
http://www.hormongesteuert.net
http://www.facebook.com/dge.hormongesteuert
http://www.endokrinologie.net

Quelle: idw

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Pilotprojekt zur CO2-Speicherung erfolgreich beendet

Ralf Nestler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ

Nach 13 Jahren erfolgreicher Forschungsarbeit geht das Projekt Ketzin jetzt zu Ende. In der Stadt an der Havel hat das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ erforscht, ob sich Kohlenstoffdioxid (CO2) sicher und dauerhaft im Untergrund speichern lässt und wie es sich in der Tiefe verhält. Dazu wurden mehr als 67.000 Tonnen CO2 zwischen 2008 und 2013 über eine Bohrung in einen so genannten Speicherhorizont gepumpt. Dort, in rund 630 Metern Tiefe, befindet sich poröser Sandstein, der von salzhaltigem Grundwasser durchzogen ist – ein „saliner Aquifer“.

Bei einer Abschlusskonferenz zogen die beteiligten Forscherinnen und Forscher Bilanz und diskutierten mit europäischen Fachleuten die Perspektiven der CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS für Englisch: Carbon Capture and Storage). Projektleiter Axel Liebscher sagte: „Wir haben gezeigt, dass sich Kohlenstoffdioxid sicher in die Tiefe bringen und speichern lässt. Die mächtigen Schichten aus Tongestein über dem Speicherhorizont bilden eine zuverlässige Abdichtung.“

Die Forschungsarbeiten in Ketzin/Havel begannen mit Vorerkundungen im Jahr 2004. Von Anfang an wurden die Kommune und die lokale Bevölkerung in das Forschungsvorhaben mit einbezogen. Bis heute genießt das Projekt hohe Akzeptanz. Die eigentliche Verpressung des CO2 fand ab Juli 2008 statt. Verwendet wurde dazu überwiegend lebensmitteltaugliches Kohlenstoffdioxid, wie man es beispielsweise aus Wassersprudlern kennt. Innerhalb von fünf Jahren brachten Tanklastzüge das CO2 nach Ketzin, wo es über eine Injektionsbohrung in den Untergrund gepumpt wurde. Vier weitere Bohrungen wurden abgeteuft, um die Ausbreitung des CO2 im Untergrund sowie die Dichtheit des Speichers mit modernsten geochemischen und geophysikalischen Methoden zu überwachen.

Nach dem Ende der CO2-Injektion wurde die Speicherüberwachung weitere viereinhalb Jahre fortgesetzt, um die Stabilität des Speichers zu beobachten. Die Überwachung zeigte keine Unregelmäßigkeiten des Speichers und wird Ende dieses Jahres abgeschlossen. Dann werden auch die letzten Bohrlöcher verfüllt sein. Die Bodenoberfläche wird dann in den vorherigen Zustand versetzt.

Der Wissenschaftliche Vorstand des GFZ, Reinhard Hüttl, sagt: „Mit unserer Arbeit haben wir der Gesellschaft eine Option aufgezeigt, wie der CO2-Eintrag in die Atmosphäre zu reduzieren ist. Es ist allerdings Sache der Politik, zu entscheiden, ob dieser Weg beschritten werden soll.“ In Deutschland, so Hüttl weiter, gebe es erhebliche Widerstände; in anderen europäischen Ländern wie Norwegen dagegen würden weitere CCS-Projekte auch in großem Maßstab geplant.

Weitere Informationen:
http://www.co2ketzin.de/dialog-amp-kontakt/fragen-und-antworten/

Pressebilder zu dieser Mitteilung finden Sie hier http://www.gfz-potsdam.de/medien-kommunikation/mediathek/bildarchiv/co2manco2sin…

Weitere Informationen:
http://www.gfz-potsdam.de/medien-und-kommunikation/meldungen/detailansicht/artic…

Quelle: idw

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Mixing Artificial Sweeteners Inhibits Bitter Taste Receptors

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Blends of artificial sweeteners such as saccharin and cyclamate produce less of a bitter off-taste than each of the individual components, but the explanation for this puzzling phenomenon has been elusive ever since its discovery more than 60 years ago. A study published September 14th in the journal Cell Chemical Biology solves this long-standing mystery, revealing that saccharin inhibits the activity of bitter taste receptors stimulated by cyclamate and, conversely, that cyclamate reduces the off-taste elicited by saccharin.

„Numerous sweeteners exhibit undesirable off-tastes, limiting their use in food products and beverages,“ says lead author Maik Behrens of the German Institute of Human Nutrition Potsdam-Rehbruecke. „Our findings in this study provide us with the tools and knowledge to find ways leading to superior sweetener blends.“

High-potency sweeteners are widely used to replace energy-rich, tooth-decay-inducing sugars in food items to meet the requirements of health-conscious consumers. But in addition to stimulating sweet taste receptors, sugar substitutes also activate bitter taste receptors (known as TAS2Rs) at high concentrations, resulting in an undesired off-taste. To overcome this problem, the food industry is constantly searching for novel sugar substitutes and frequently resorts to using blends combining non-caloric sweeteners in a single formulation.

The earliest blend allowing higher sweetness levels with reduced bitter off-taste combined saccharin with cyclamate. But since this discovery 62 years ago, the mechanism by which sweetener blends become superior to single compounds has remained obscure. A clue to this mystery came when Behrens and his team discovered that some bitter compounds not only activate a subset of the 25 human bitter taste receptors, but also can inhibit different bitter taste receptors. „Knowing that mixtures of saccharin and cyclamate exert reduced bitterness compared to the single compounds raised the question [of] whether this might be due to mutual inhibition of bitter taste receptor responses,“ Behrens says.

To explore this possibility, Behrens and senior author Wolfgang Meyerhof of the German Institute of Human Nutrition Potsdam-Rehbruecke expressed various human taste receptors in human cells and tested their responses to different concentrations of saccharin and cyclamate. Using this cell-based system, they discovered that cyclamate strongly inhibits the saccharin-induced activation of two bitter taste receptors called TAS2R31 and TAS2R43. This effect occurred at concentrations where cyclamate itself does not elicit a side taste. Similarly, saccharin blocked the cyclamate-induced responses of a bitter taste receptor called TAS2R1.

„Saccharin and cyclamate belong to the oldest-known high-potency synthetic sweeteners, and we were able to discover with our cell assay completely novel features of these molecules, namely their bitter-blocking ability,“ Behrens says.

For the time being, it remains unclear whether the components of other sweetener blends also show mutual inhibition of bitter taste receptors. „Once the activation and inhibition profiles of the 25 human bitter taste receptors have been investigated in great detail, it will be possible to tailor the composition of mixtures to develop novel sweetener formulations and to improve the taste of medicine,“ Meyerhof says.

Funding was provided by the European Union’s Seventh Framework Programme.
Cell Chemical Biology, Behrens et al.: „Blends of Non-caloric Sweeteners Saccharin and Cyclamate Show Reduced Off-Taste due to TAS2R Bitter Receptor Inhibition“

Cell Chemical Biology (@CellChemBiol), published by Cell Press, is a monthly journal publishing research and review content of exceptional interest for the chemical biology community. The journal’s mission is to support and promote chemical biology and drive conversation and collaboration between chemical and life sciences. Visit: http://www.cell.com/chemistry-biology. To receive Cell Press media alerts, contact press@cell.com.

Author Contact:
Dr. Maik Behrens
German Institute of Human Nutrition Potsdam-Rehbruecke
Dept. Molecular Genetics
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal, Germany
phone: +49 (0)33200 88 2545
e-mail: behrens@dife.de

Prof. Dr. Wolfgang Meyerhof
German Institute of Human Nutrition Potsdam-Rehbruecke
Dept. Molecular Genetics
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal, Germany
phone: +49 (0)33200 88 2282
e-mail: meyerhof@dife.de

Media Contact:
Dr. Gisela Olias
Press and Public Relations Coordinator
German Institute of Human Nutrition
Potsdam-Rehbruecke (DIfE)
phone: +49 (0)33200 88-2278/-2335
e-mail: olias@dife.de
or presse@dife.de

more information:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=MOGE&lang=en
Department of Molecular Genetics at the German Intistute of Human Nutrition

Quelle: idw

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Urlaub vorbei – Erholung ade?

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

Psychologinnen der Universität Mannheim untersuchen, wie Berufstätige sich im oft stressigen Arbeitsalltag erholen können / Studienteilnehmer/innen gesucht

Wer kennt das nicht: Zurück aus dem lang ersehnten Jahresurlaub türmen sich die Aktenberge auf dem Schreibtisch, quillt das Postfach über oder nimmt einen ein neues Projekt direkt voll in Anspruch. Da verpufft die im Urlaub gewonnene Erholung nur allzu schnell.

Tatsächlich zeigt auch die Forschung, dass der Erholungseffekt von Urlaub in der Regel nur von kurzer Dauer ist. Daher scheint es besonders wichtig, auch im stressigen Arbeitsalltag auf die eigene Erholung zu achten – und das Wochenende, den Feierabend, die Arbeitspause etc. als Erholungsmöglichkeiten zu nutzen.

Aber was macht gute Erholung eigentlich aus und wie erholt man sich richtig? In einem aktuellen Übersichtsartikel, der im Journal of Occupational Health Psychology erschienen ist, gibt ein Team um die Mannheimer Psychologin Prof. Dr. Sabine Sonnentag wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese und weitere zentrale Fragen zum Thema Arbeit und Erholung.

Wie erholt man sich richtig? Gute Erholung ist nicht für alle gleich: Es gibt nicht DIE Aktivität, die für jede/n erholsam ist. Vielmehr sind die psychologischen Erfahrungen, die mit einzelnen Aktivitäten verknüpft sind, wichtig. So erholen sich Personen besonders gut bei Aktivitäten, die es ihnen erlauben, von der Arbeit abzuschalten. Auch Aktivitäten, die Entspannung mit sich bringen, sind erholsam – das mag für den einen der Fernsehabend sein, für die andere hingegen der Yoga-Kurs. Aber es darf ruhig auch etwas action-geladener zugehen: eine sportliche Herausforderung zu meistern oder einem fordernden Hobby nachzugehen kann ebenso die Erholung fördern wie Treffen mit Freunden und Familienabende.

Wo erholt man sich am besten? Obwohl man sich prinzipiell überall erholen kann, zeigt die Forschung, dass vor allem natürliche Umgebungen mit möglichst wenig städtischer Bebauung erholsam wirken. So erholen sich Berufstätige besser im Stadtpark als in der quirligen Fußgängerzone. Dabei kann man sich ein Stück Erholung meist einfach ins Büro holen: eine Topfpflanze, ja sogar der Bildschirmschoner mit Naturmotiv können zur Erholung beitragen.

Wie lässt sich Erholung fördern? Die gute Nachricht ist: Erholung lässt sich lernen. Mithilfe von Stressmanagement-Kursen, Achtsamkeitstrainings oder bewusster Freizeitplanung kann jede/r die eigene Erholung in die Hand nehmen.
Darüber hinaus fehlen jedoch bislang Forschungsergebnisse dazu, wie Unternehmen und Führungskräfte die Erholung der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen können. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, führt das Team um Prof. Dr. Sabine Sonnentag derzeit eine Studie durch.

Studien-Interessierte können sich online über diese Studie informieren und zur Teilnahme anmelden: https://www.soscisurvey.de/Studie_Arbeit_und_Erholung/?info

Kontakt:
Dr. Laura Venz
Projektkoordination
Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie
Universität Mannheim
Tel. +49 (0) 621 / 181 – 2127
E-Mail: laura.venz@uni-mannheim.de

Prof. Dr. Sabine Sonnentag
Projektleitung
Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie
Universität Mannheim
E-Mail: sonnentag@uni-mannheim.de

Quelle: idw

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Pilze sind das zweitgrößte Organismenreich der Erde / Studie schätzt 2,2 bis 3,8 Millionen Arten

Gesche Hohlstein Pressestelle Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem
Freie Universität Berlin

Schätzungsweise 2,2 bis 3,8 Millionen Pilzarten gibt es weltweit. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forschungsteam aus Berlin und London. Pilze bilden damit das zweitgrößte Organismenreich nach den Tieren, denn die Pilze übertreffen die Vielfalt der Pflanzen um etwa das 6-10-fache. Mindestens 18-mal mehr Pilzarten existieren als derzeit bekannt.
Die Studie erstellten zwei Wissenschaftler vom Botanischen Garten und Botanischen Museum der Freien Universität Berlin sowie dem Londoner Royal Botanic Gardens, Kew und dem Natural History Museum. Die Forschungsergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Microbiology Spectrum“ veröffentlicht.

Eine der großen Fragen der Biologie ist damit neu bearbeitet. In der Vergangenheit reichten die Spekulationen von etwas mehr als einer halben Million bis zu über 5 Millionen Pilzarten weltweit. Derzeit sind erst 120.000 Pilzarten bekannt und wissenschaftlich beschrieben. Das entspricht nur etwa 3 bis 8 Prozent der geschätzten globalen Pilzvielfalt. Über 2 bis 3 Millionen Pilzarten sind also noch zu entdecken und zu beschreiben. Die Pilze sind damit das am wenigsten studierte der drei großen Organismenreiche: während bei den Pflanzen etwa 80% von geschätzten 390.000 Arten katalogisiert sind, sind es bei den Tieren rund 20% von geschätzten 7 Millionen.

Das Erfassen der noch unbekannten Pilze ist eine monumentale Aufgabe für die Forscher, da momentan pro Jahr nur etwa 1500 neue Pilzarten beschrieben werden. Man bräuchte also weitere 1.500 bis 2.500 Jahre, um alle noch unbekannten Pilzarten zu beschreiben. Oder ein Zehnfaches an Spezialisten, um diese Aufgabe innerhalb der nächsten zwei Jahrhunderte abzuschließen. Durch Lebensraumzerstörung und nicht nachhaltiges Wirtschaften nimmt jedoch auch die Pilzvielfalt global fortwährend ab: viele Arten sterben aus, bevor sie entdeckt werden.

Für die aktuelle Schätzung kombinierten die Forscher drei Schätzmethoden. Erstens werteten sie neueste Forschungsdaten aus, die im Wesentlichen auf DNA-Sequenziermethoden beruhen. Allein durch die Analyse des sogenannten DNA-Barcodings wurden bei vermeintlich bekannten Pilzarten (wie dem Fliegenpilz oder dem Pfifferling) im Schnitt etwa 10 zuvor unbekannte Arten entdeckt. Die bereits bekannten 120.000 Pilzarten könnten demzufolge bis zu 1,2 Millionen Arten entsprechen. Zweitens zogen die Forscher Analysen von Umweltproben heran, zum Beispiel des Bodens oder Wassers. Mittels neuartiger DNA-Sequenziermethoden werden darin alle vorhandenen Organismen erfasst. Die Forscher vermuten hier weltweit mindestens 1 Million zusätzlicher, unbekannter Pilzarten, zusammen also etwa 2,2 Millionen. Drittens zeigten Studien an ausgewählten Lokalitäten, wo alle Pflanzen- und Pilzarten systematisch erfasst wurden, dass im Mittel 9,8 Pilzarten pro Pflanzenart vorkommen. Bei einer hochgerechneten Zahl von weltweit 390.000 Pflanzenarten ergibt sich aus dieser alternativen Schätzmethode eine Gesamtzahl von 3,8 Millionen Pilzarten. Die Forscher vermuten viele unbeschriebene Pilzarten in sogenannten Hotspots wie den Tropen, wenig untersuchten Lebensräumen (unter anderem in den symbiontischen Flechten und in Insekten) sowie in unbearbeitetem Material naturkundlicher Sammlungen.

Pilze sind in allen Ökosystemen vorhanden, sogar im Meer. Zum Reich der Pilze zählen Einzeller wie die Backhefe ebenso wie der makroskopische Fliegenpilz oder auch die Flechtenpilze. Nach heutigem Kenntnisstand sind Pilze näher mit den Tieren verwandt als mit den Pflanzen, aber traditionell werden Pilze oft weiter in der Botanik behandelt; bis in das späte 20. Jahrhundert wurden sie sogar noch zu den Pflanzen gezählt. Pilze vereinen typische Merkmale von Tieren als auch von Pflanzen. Wie Pflanzen sind sie festsitzend, betreiben aber im Gegensatz zu Pflanzen keine Photosynthese; anstelle dessen ernähren sie sich von organischen Substanzen aus ihrer Umgebung. Als Speichersubstanz bilden sie das bei Tieren typische Polysaccharid Glykogen (und keine pflanzentypische Stärke). Pilzzellen weisen zwar meist eine für Pflanzenzellen typische Zellwand auf, diese ist jedoch aus dem im Tierreich bekannten Chitin aufgebaut. Viele Pilze zersetzen totes organisches Material und sind damit ökologisch von zentraler Bedeutung im Nährstoffkreislauf. In Symbiose lebende Pilze finden sich bei den meisten Pflanzen (z. B. Bäumen und Orchideen) sowie in den Flechten (einer Symbiose von Pilzen mit Algen oder Cyanobakterien). Parasitische Pilze sind wichtige Krankheitserreger bei Pflanzen, Tieren und auch dem Menschen. Abgesehen von Delikatessen wie den Trüffeln bilden Pilze die Grundlage für tägliche Lebensmittel wie Brot und Käse, alkoholhaltige Getränke, und Medikamente wie Antibiotika (Penicillin).

Publikation:
Hawksworth D., Lücking R. 2017. Fungal Diversity Revisited: 2.2 to 3.8 Million Species.
Microbiol Spectrum 5(4): FUNK-0052-2016.
www.asmscience.org/content/journal/microbiolspec/10.1128/microbiolspec.FUNK-0052-2016
doi: http://dx.doi.org/10.1128/microbiolspec.FUNK-0052-2016.

Pressebilder:
www.bgbm.org/de/presse/pressefotos#Pilze

Kontakt:
Dr. Robert Lücking, Kustos der Kryptogamen
Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin
Freie Universität Berlin
E-Mail: r.luecking@bgbm.org

Gesche Hohlstein, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin,
Freie Universität Berlin, Königin-Luise-Str. 6-8, 14195 Berlin
Tel. 030 / 838-50134, E-Mail: g.hohlstein@bgbm.org

Der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin ist einer der drei bedeutendsten Botanischen Gärten weltweit und der größte in Deutschland. Das Gartendenkmal mit einer Vielfalt von 20.000 Pflanzenarten auf dem 43 Hektar großen Gelände zeigt die „Welt in einem Garten“. Als Knotenpunkt der internationalen Biodiversitätsforschung und Wissenschaftseinrichtung mit über 300-jähriger Tradition beschäftigt er über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Forschung und Lehre. Mehr als 400.000 Besucher pro Jahr belegen die Bedeutung des Botanischen Gartens als wichtigen Erholungs- und Bildungsort der Hauptstadt. Mit dem Botanischen Museum verfügt er über Deutschlands einzige museale Einrichtung, die sich der Vielfalt der Pflanzenwelt, ihrer Bedeutung und der Darstellung ihrer Kultur- und Naturgeschichte widmet. Seit 1995 gehört die Einrichtung zur Freien Universität Berlin.

Weitere Informationen:
http://www.asmscience.org/content/journal/microbiolspec/10.1128/microbiolspec.FU… – Publikation
http://dx.doi.org/10.1128/microbiolspec.FUNK-0052-2016.- doi der Publikation
http://www.bgbm.org/de/presse/pressefotos#Pilze – Pressebilder

Quelle: idw

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Candida auris: Ein Pilz verlangt Aufmerksamkeit

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Ein neuer Verursacher von Pilzinfektionen sorgt für Schlagzeilen in den Medien weltweit. Experten aus Deutschland und Österreich raten jetzt zu erhöhter Aufmerksamkeit. Gleichzeitig warnen sie vor Panikmache.

„Gefährlicher Candida auris – Patienten sterben an Hefepilz-Infektion“: Mit dieser Schlagzeile hat vor kurzem eine deutsche Tageszeitung ihre Leser aufgeschreckt. Vor einer „tödlichen und Medikamenten-resistenten Infektion, die um den Erdball schwappt“, warnt eine englische Zeitung. Auslöser dieser Nachrichten war eine Meldung der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC), die über das erste Auftreten der Pilzinfektion in den USA berichtet hatte. Insgesamt seien 13 Fälle registriert worden, vier infizierte US-Patienten seien bereits gestorben, wobei die genaue Todesursache noch unklar sei.

Aus diesem Grund haben jetzt Experten aus Deutschland und Österreich eine Stellungnahme erarbeitet, die sie heute der Öffentlichkeit präsentieren. Darin empfehlen sie eine erhöhte Aufmerksamkeit und die entsprechende Information medizinischen Personals über den neuen Hefepilz. Gleichzeitig warnen sie vor unnötiger Panikmache.

Übertragung von Patient zu Patient
„Candida auris ist eine neue Pilzart, die vor wenigen Jahren zum ersten Mal in Japan beschrieben wurde“, sagt Professor Oliver Kurzai. Der Mediziner leitet das Nationale Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen in Jena und hat seit Anfang 2017 an der Universität Würzburg den Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie inne. Was den Hefepilz so besonders macht: „Candida auris wird im Gegensatz zu allen bisher bekannten Arten häufig von Patient zu Patient übertragen und kann somit Ausbrüche in Krankenhäusern verursachen“, sagt Kurzai. Gleichzeitig seien viele Pilzstämme gegen mindestens eines der Medikamente resistent, die zur Behandlung von Pilzinfektionen zum Einsatz kommen.

In Deutschland ist Candida auris bisher nur in Einzelfällen nachgewiesen. Dem Nationalen Referenzzentrum sind vier Fälle einer Infektion bekannt. Für Österreich gibt es keine bestätigten Fälle. Trotz dieser geringen Fallzahlen spricht aus Sicht der Experten einiges dafür, dem Thema frühzeitig Aufmerksamkeit zu schenken – auch für Deutschland wird zukünftig mit mehr Fällen gerechnet und nach Einschätzung des Nationalen Referenzzentrums sind viele diagnostische Labors noch unzureichend vorbereitet.

Keine Bedrohung für Gesunde
„Candida auris kann bei den Infizierten in den Blutstrom gelangen und dort eine Sepsis, eine sogenannte Blutvergiftung, verursachen“, erklärt Oliver Kurzai. Gleichzeitig sei der Pilz bei den gängigen Routineuntersuchungen nicht immer zuverlässig zu identifizieren und aufgrund der weit verbreiteten Resistenzen schwer zu behandeln. Vom medizinischen Personal sei deshalb eine erhöhte Aufmerksamkeit gefordert. Dazu will das Expertengremium mit seiner Veröffentlichung jetzt beitragen.

Für die Bevölkerung besteht allerdings kein Grund zur Beunruhigung. „Für einen gesunden Menschen stellt Candida auris keine Bedrohung dar“, sagt Oliver Kurzai.

Die Beteiligten
An der Stellungnahme waren beteiligt: das Nationale Referenzzentrum für invasive Pilzinfektionen (Jena), das Robert Koch-Institut (Berlin), das ECMM Excellence Center der Uniklinik Köln, das Nationale Referenzzentrum für Aspergillus und Aspergillusinfektionen (Innsbruck) und das Nationale Referenzzentrum für Hefen- und Schimmelpilzinfektionen (Wien).

Candida auris
Im Jahr 2009 wurde Candida auris erstmals in Japan beschrieben. Dort hatte er den Gehörgang eines Patienten befallen, was den Namenszusatz „auris“ erklärt – vom Lateinischen für „das Ohr betreffend“. Neben dem Ohr kann der Pilz aber auch andere Körperregionen befallen, beispielsweise den Blutkreislauf, Harn- und Atemwege oder Wunden. Der bislang größte Ausbruch ereignete sich 2015/16 an einem Krankenhaus in London; dort wurden innerhalb von 16 Monaten 50 Patienten infiziert. In den USA zählen die CDC aktuell 112 Fälle, den Großteil davon im Bundestaat New York.

Nationales Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen
Das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen ist Ansprechstelle für Ärzte und Mikrobiologen aus ganz Deutschland, die Fragen zur Diagnostik und Behandlung invasiver Pilzinfektionen haben. Neben Beratungen bietet das Zentrum diagnostische Verfahren zum Nachweis von invasiven Pilzerkrankungen an. Es kooperiert dabei mit anderen Referenzlabors weltweit. Das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen ist am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut in Jena angesiedelt. Zum Nationalen Referenzzentrum berufen wurde es vom Robert Koch-Institut und dem Bundesministerium für Gesundheit.

Kontakt
Prof. Dr. Oliver Kurzai, Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Universität Würzburg
T +49 931 31-88007, okurzai@hygiene.uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen:
http://www.nrz-myk.de
Zur Homepage des Referenzzentrums

Quelle: idw

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Wohin geht der Stickstoff nach der Düngung – Frühindikatoren zur Erkennung von Nitratfrachten

Dipl.-Biol. Stefanie Hahn Pressestelle
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen

Julius Kühn-Institut koordiniert Vorhaben, bei dem in Demonstrationsbetrieben der Weg der Nitratfrachten nachverfolgt wird

(Braunschweig) Laut des aktuellen nationalen Nitratberichts 2016 werden an rund 28 % der deutschen Grundwassermessstellen im EU-Messnetz die zulässigen Nitratkonzentrationen überschritten. Obwohl die Stickstoffsalden bundesweit tendenziell rückläufig sind, bilden die Messwerte an den Grundwassermessstellen bisher diese positive Tendenz nicht ab. Der Grund dafür liegt unter anderem in den langen Fließzeiten des Sickerwassers. Diese betragen bis zu 15 Jahre und führen dazu, dass sich Änderungen der Bewirtschaftung nicht umgehend in sinkenden Nitratgehalten im Grundwasser niederschlagen. Ein vom Julius Kühn-Institut (JKI) koordiniertes Demonstrationsvorhaben soll Klarheit bringen. Um die Auswirkungen der neuen Düngeverordnung, kurz DüV, in der Praxis und Ergebnisse von Bewirtschaftungsänderungen zeitnah sichtbar zu machen, wird auf Praxisbetrieben in fünf Bundesländern ein Frühindikatorsystem erprobt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium finanziert dieses Demonstrationsvorhaben über seinen Projektträger BLE bis Ende 2019 mit 3,4 Mio. Euro. Bei erfolgreicher Umsetzung ist eine Verlängerung um weitere drei Jahre möglich.

Das Vorhaben startete vor einem Jahr (am 1.7.2016) und erforderte umfangreiche Vorarbeiten. Nach der Auswahl der Praxisbetriebe und Festlegung der Messparzellen auf 576 Ackerschlägen hat nun im August 2017 mit der Gerstenernte das eigentliche Messprogramm begonnen. „Unser Ziel ist es, herauszufinden, ob die Indikatoren, die wir aus dem Trinkwasserschutz bereits kennen auch bundesweit dazu geeignet sind, frühzeitig Nitratfrachten im Ackerbau sichtbar zu machen“, sagt Dr. Oliver Stock vom JKI. Die Wissenschaftler wollen die Zusammenhänge zwischen N-Düngung, N-Dynamik und N-Salden im Boden erfassen und eine umfangreiche N-Bilanzierung auf Schlag- und Betriebsebene durchführen, um unerwünschte Verlagerungen ins Grundwasser zu erfassen und zu bilanzieren. Die Untersuchungen erfolgen in den Bundesländern Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein unter unterschiedlichen Standort-, Klima- und Produktionsbedingungen.

Die Wissenschaftler des JKI verfolgen dabei einen zweiteiligen Ansatz. So sollen die bis zu einer Tiefe von 3 m zu ermittelnden Nmin-Werte auf den 576 Ackerschlägen die Änderungen in den Nitratfrachten aufzeigen. Parallel dazu wird auf der Grundlage verschiedener Stickstoffbilanzen die Entwicklung des Nitrat-Auswaschungspotenzials auf Betriebs- und Schlagebene über den Projektzeitraum ermittelt.

„Es geht uns darum, ein Frühindikatorsystem zu entwickeln, das für ein einheitliches Monitoring in den Bundesländern eingesetzt und für die Nitratberichterstattung gegenüber der EU genutzt werden kann“, sagt JKI-Kollege Burkhard Schoo, der ebenfalls im Projekt arbeitet. Daher wird besonderer Wert auf die Praxistauglichkeit des Indikatorsystems gelegt. Die beteiligten Demonstrationsbetriebe sind landwirtschaftliche Betriebe mit Schwerpunkt Ackerbau, z.T. mit Nutztierhaltung, Anteilen an Grünland und in einem Fall sogar einer angeschlossenen Biogasanlage.

„Wir gehen davon aus, dass die Umsetzung der Vorgaben aus der novellierten Düngeverordnung zu einer deutlichen Effizienzsteigerung bei der Düngung führt“, fasst Dr. Martin Kücke, der am JKI das Projekt mitentwickelt hat, zusammen. „Die langfristig zu erwartenden Auswirkungen eines geänderten Düngeverhaltens auf die Belastung des Grundwassers sind daher auch der Kern des Demonstrationsvorhabens“, so der JKI-Wissenschaftler. Sie sollen durch das Zusammenwirken der verwendeten Indikatoren möglichst frühzeitig und genau abgeschätzt werden.

Kurzinfo zum Projekt:
Laufzeit 01.07.2016 bis 31.12.2019 (mit Option auf Verlängerung)
Partner und betreuende Einrichtungen in den Ländern:
Bayern: Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit der Landesanstalt für Landwirtschaft
Mecklenburg-Vorpommern: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt mit LMS Agrarberatung GmbH
Niedersachsen: Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Sachsen-Anhalt: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie mit Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau
Schleswig-Holstein: Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume mit Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume und Landwirtschaftskammer

Beteiligte Unternehmen:
(Je Testgebiet gibt es einen regionalen Einrichter, der die Betriebe betreut und das Messprogramm durchführt.)
Bayern: Ingenieurbüro Hutterer und Ingenieurbüro Dr. Eiblmeier
Mecklenburg-Vorpommern: LMS Agrarberatung GmbH
Niedersachsen und Schleswig-Holstein: Ingenieurdienst Umweltsteuerung – INGUS GmbH
Sachsen-Anhalt: INL – Institut für Nachhaltige Landbewirtschaftung GmbH

Ihre Ansprechpartner am JKI:
Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde
Julius Kühn-Institut, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Bundesallee 50, 38116 Braunschweig

Dr. Oliver Stock
Tel.: 0 531/596 2362
E-Mail: oliver.stock@julius-kuehn.de

Dr. Martin Kücke
Tel.: 0 531/596 2417
E-Mail: martin.kuecke@julius-kuehn.de

Quelle: idw

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Deutsche blicken optimistischer in die Zukunft als europäische Nachbarn

Benjamin Stappenbeck Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Flüchtlingskrise, Brexit, erstarkender Populismus – seit der Bundestagswahl 2013 haben zahlreiche Ereignisse und Trends die politischen Landkarten in Europa komplett verändert. Doch in Deutschland nähren diese Umwälzungen anscheinend vor allem das Bedürfnis nach Stabilität. Die neue „eupinions“-Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die Deutschen deutlich optimistischer und zufriedener sind als andere Europäer.

Einigkeit und Zufriedenheit in Zeiten des Umbruchs – so lässt sich die Stimmungslage der Deutschen laut der aktuellen „eupinions“-Umfrage der Bertelsmann Stiftung zusammenfassen. Auffallend ist: Die Deutschen sind wesentlich positiver gestimmt als ihre europäischen Nachbarn und geben ihrem eigenen Land deutlich bessere Noten als der EU. Außerdem gilt: Die politische Mitte ist in Deutschland so stark wie in keinem anderen der großen EU-Staaten. Die Umfrageergebnisse sind repräsentativ für die EU insgesamt sowie die sechs größten Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Spanien.

Am deutlichsten wird die positive Grundstimmung der Bundesbürger bei der Frage nach dem Zustand des eigenen Landes und der Demokratie. In beiden Kategorien sind die Deutschen im EU-Vergleich Spitzenreiter in puncto Optimismus: 59 Prozent der Deutschen sind zufrieden mit der Entwicklung des eigenen Landes und 63 Prozent sind mit der deutschen Demokratie zufrieden. Die Zustimmung zur Entwicklung des eigenen Landes ist in Deutschland seit März 2017 sprunghaft angestiegen. Im Frühjahr waren nur 32 Prozent der Deutschen der Ansicht, dass sich das Land in die richtige Richtung entwickele, im Sommer waren es 59 Prozent. Die Italiener sind mit 13 Prozent am unzufriedensten mit ihrem Land. In Frankreich, wo mit Emmanuel Macron ein neuer Staatspräsident angetreten ist, sind die Pessimisten weiterhin in der Mehrheit, aber auch ihr Anteil ging deutlich zurück: Während im Frühjahr nur 12 Prozent der Franzosen angaben, ihr Land entwickele sich in die richtige Richtung, waren es im Sommer 2017 schon 36 Prozent.

Auch wirtschaftlich haben die Bundesbürger offenbar wenig zu beklagen: Für drei Viertel (77 Prozent) hat sich die wirtschaftliche Situation entweder verbessert (34 Prozent) oder ist gleich geblieben (43 Prozent). In Italien, in dieser Kategorie Schlusslicht, gibt mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) an, dass sich ihre wirtschaftliche Situation verschlechtert hat.

Stark in der Mitte, schwach an den Rändern: politische Einstellungen in Deutschland
Im Vergleich zu den großen EU-Staaten fällt auf, dass die politischen Einstellungen in Deutschland sehr gemäßigt und mehrheitlich in der Mitte angesiedelt sind. 80 Prozent der Deutschen verorten sich in der politischen Mitte, so viele wie in keinem anderen der sechs größten EU-Länder. Die Mehrheit davon (44 Prozent) stuft sich in Deutschland als Mitte-links ein. In Frankreich sind die politischen Ränder im EU-Vergleich am stärksten: Jeweils ein Viertel der Franzosen steht laut Eigenauskunft links (24 Prozent) oder rechts (25 Prozent) von der Mitte.

Gleichzeitig gilt in Deutschland wie in Frankreich und der EU allgemein: Wer unzufrieden ist, orientiert sich politisch nach rechts. Diejenigen, die sich in Deutschland selbst als rechts bezeichnen (7 Prozent), sind zu 63 Prozent unzufrieden mit dem Zustand der Demokratie in Deutschland und zu 65 Prozent unzufrieden mit der Demokratie in der EU. 77 Prozent von ihnen meinen, die EU entwickele sich in die falsche Richtung und nur jeder Zweite von denjenigen, die sich in Deutschland als rechts bezeichnen, würden in einem Referendum für den Verbleib ihres Landes in der EU stimmen.

In all diesen Kategorien unterscheiden sich damit diejenigen Deutschen, die sich selbst als politisch rechts bezeichnen, wesentlich von denjenigen, die sich selbst als Mitte-rechts, Mitte-links oder links bezeichnen. Damit ist in Deutschland derselbe Trend zu beobachten wie in anderen europäischen Ländern. Allerdings ist die Gruppe derjenigen, die sich in Deutschland als rechts bezeichnen, mit 7 Prozent immer noch sehr klein – im Vergleich etwa zu 25 Prozent in Frankreich.

Deutschland profitiert von guten Wirtschaftszahlen
Wer wissen wolle, warum im aktuellen Bundestagswahlkampf keine richtige politische Kontroverse aufkomme, der könne in den aktuellen „eupinions“-Zahlen Antworten finden, stellt „eupinions“-Projektleiterin Isabell Hoffmann fest: „Brexit, Trump und die dramatischen Wahlkämpfe in Frankreich, Österreich und den Niederlanden haben offenbar viele Deutsche tief beeindruckt und davon überzeugt, dass es Deutschland verhältnismäßig gut geht.“ Noch profitiere das Land von seiner breiten politischen Mitte und seinen guten Wirtschaftszahlen. Entscheidend werde sein, ob es der Alternative für Deutschland (AfD) nach dem wahrscheinlichen Einzug in den Bundestag gelinge, die politische Debatte nach dem Vorbild europäischer Schwesterparteien entlang von Reizthemen wie Asyl und Migration tiefgreifend zu polarisieren.

Zusatzinformationen
Die „eupinions“ sind das europäische Meinungsforschungsinstrument, das die Bertelsmann Stiftung zusammen mit Dalia Research entwickelt hat und regelmäßig die Bürger aller 28 EU-Mitgliedstaaten zu europäischen Themen befragt. Die letzte Befragung fand im Juli 2017 statt und ist mit einem Sample von 10.755 Befragten repräsentativ für die gesamte Europäische Union und die sechs größten Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und Polen.

Unsere Expertin:
Isabell Hoffmann, Projektleiterin eupinions
Telefon: 05241 81-81602
E-Mail: isabell.hoffmann@bertelsmann-stiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de

Quelle: idw

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DKOU 2017: Wie Patienten mit Knie-Arthrose sinnvoll Sport treiben

Anne-Katrin Döbler, Lisa Ströhlein – Pressestelle DKOU 2017 (Thieme-PR) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Fast jeder dritte 45- bis 67-Jährige in Deutschland ist an Arthrose erkrankt. Bei den über 65-Jährigen trifft der Gelenkverschleiß bereits jeden Zweiten. Viele Betroffene schonen sich, weil sie Schmerzen haben oder verunsichert sind, welche Belastung sie ihren Gelenken zumuten können. Der richtige Sport im richtigen Maß kann helfen, das Fortschreiten einer Arthrose zu bremsen. Nach einer Operation verbessert Bewegung das Zusammenspiel zwischen Kunstgelenk, Muskeln und Knochen. Welche Sportarten bei orthopädischen Erkrankungen sinnvoll sind, erklären Experten auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017.

„Bei Gelenkproblemen gilt der sportliche Grundsatz: viel bewegen, wenig belasten“, erklärt Professor Dr. med. Andrea Meurer, Kongresspräsidentin des DKOU 2017. „Ideal sind zyklische Bewegungen, die das Gelenk ohne Krafteinsatz gleichmäßig durchbewegen.“ Eine Kombination aus Ausdauereinheiten, Dehn- und Kräftigungsübungen ist am wirkungsvollsten, um den ganzen Körper zu stärken und Verletzungen vorzubeugen. Die Expertin empfiehlt, täglich 30 bis 40 Minuten, mindestens jedoch zweimal pro Woche zu trainieren. Sportarten wie Squash, Hand-, Fuß- oder Volleyball, Joggen, Reiten, Ski alpin und Tennis sind aufgrund der abrupten Richtungswechsel und der hohen Stoßbelastung eher schädlich fürs Gelenk. Nur wer sie gut verträgt, darf sie in Maßen ausüben.

Übersicht: Diese Sportarten sind gut fürs Kniegelenk

• Radfahren
• Nordic Walking
• Skilanglauf
• Schwimmen
• Aqua-Jogging und Wassergymnastik
• Rudern
• Aerobic
• Ausdauertraining auf dem Cross-Trainer
• Krafttraining im Fitnessstudio

„Wichtig ist, dass Patienten auf ihr Körpergefühl achten und bei Schmerzen ihren Arzt zu Rate ziehen“, betont Meurer. „Generell gilt es, die Gelenke langsam an die Bewegung zu gewöhnen und Überbelastung zu vermeiden“, so die Ärztliche Direktorin der Orthopädischen Universitätsklinik Friedrichsheim. Bandagen oder spezielle Einlagen können die Knie zusätzlich schützen. Patienten mit Übergewicht sollten zunächst versuchen, ihr Gewicht zu reduzieren, denn überflüssige Pfunde erhöhen die Belastung für die Knie: Beim Gehen wirkt nämlich doppelt so viel Gewicht auf die Gelenke wie beim Stehen.

Auf keinen Fall sollten Patienten in eine Schonhaltung verfallen, so die Orthopädin. „Wer sich – etwa aus Angst vor Schmerzen – kaum noch bewegt, produziert weniger Gelenkflüssigkeit. Der Knorpel im Kniegelenk wird dann spröde, was zu noch mehr Verschleiß und Schmerzen führt.“ Mangelnde Aktivität erhöht zudem das Risiko für Übergewicht, Stürze oder eine Osteoporose. Wie Menschen mit orthopädischen Erkrankungen optimal in Bewegung bleiben, erklären Experten bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des DKOU 2017 in Berlin.

Weitere Informationen:
http://www.dkou.de

Quelle: idw

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Künstliche Intelligenz für Bewässerungssysteme – Feldtests in Pakistan belegen Einsparung von 40%

Udo Urban DFKI Kaiserslautern
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, DFKI

Nach Angaben der World Wildlife Foundation verschwendet die globale Landwirtschaft fast 60% des jährlich genutzten Wassers. Schuld daran sind vor allem ineffiziente Bewässerungssysteme. Der auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende mobile Begleiter AQUAGRO kann Landwirten in Zukunft dabei helfen, ihren Wasserverbrauch zu optimieren. AQUAGRO errechnet den optimalen Bedarf abhängig von den Bedürfnissen der Pflanzen, der Bodensituation und den aktuellen Wetterbedingungen vor Ort.

Internet der Dinge auf dem Acker: Deutsch-Pakistanisches Projekt WARM
Das Projekt wird seit 18 Monaten vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen der Deutsch-Pakistanischen Forschungskooperation gefördert. Projektpartner sind, neben dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI GmbH) in Kaiserslautern, die NED University of Engineering & Technology und das Research Center for Artificial Intelligence (RCAI), beide in Karachi.

„Wir haben auf den Feldern Sonden installiert, um die Bodenfeuchte aufzuzeichnen und den Wasserstand zu überwachen. Die Daten der Sonden werden per Funk an einen Server oder Cloud-Service des Systems geschickt. Mit der neuen KI-Technologie von AQUAGRO soll der Landwirt elektronische Bewässerungsventile über seinen Computer, Smartphone oder Tablet kontrollieren und steuern können“, so Professor Andreas Dengel, Leiter des DFKI-Forschungsbereichs Smarte Daten und Wissensdienste in Kaiserslautern, der das Projekt gemeinsam mit Dr. Muhammad Khurram, dem Leiter des RCAI an der NED University verantwortet.

Kabelloses Sensornetzwerk und Expertensystem
Das Team vom RCAI hat das kabellose Sensornetzwerk von AQUAGRO entwickelt, das die Daten der Sensoren auf dem Feld über die notwendigen Protokolle an einen Server oder die Cloud schickt. Am DFKI wurde unter Leitung von Dr. Saqib Bukhari die dazugehörige Datenanalyse entwickelt, die AQUAGRO zu einem Entscheidungsunterstützungsystem macht, das dem Farmer optimale Angaben zu Bewässerungsdauer und -menge liefert. Die KI-Software nutzt dazu Sensoren für Bodenfeuchte, Bodentemperatur, Niederschlag und Sonneneinstrahlung. Die Batterien werden durch einen Sonnenkollektor geladen. Nach der Analyse der verschiedenen Parameter der Sensordaten unterbreitet AQUAGRO dem Landwirt einen Vorschlag, um die Wassermenge intelligent zu dosieren und somit Kosten zu sparen. Durch die besseren Prognosen des KI-Systems wird eine Überwässerung vermieden.

Der Einsatz des neuen Systems benötigt keine neue Infrastruktur: Die vorhandenen Bewässerungssysteme können herstellerunabhängig genutzt werden.

Feldtests belegen Einsparung von 40% Wasser
AQUAGRO wird seit August 2016 in der pakistanischen Provinz Sindh auf einem Feld zum Anbau von Bittermelonen getestet. Dazu wurde das Feld geteilt: Auf der einen Hälfte wurde das herkömmliche Bewässerungssystem eingesetzt, die andere Hälfte wurde mit der neuen Technologie bewässert. Im letzten Erntezyklus wurde mit der neuen Technologie 40% Wasser gegenüber der herkömmlichen Methode bei gleichem Ernteresultat eingespart.

In den nächsten Monaten soll die Wirksamkeit des Systems weiter verbessert und auf ein breiteres Spektrum von Kulturen übertragen werden. Auch an eine KI-gesteuerte vollautomatische Bewässerung ist in Zukunft gedacht.

Pressekontakt DFKI:
Team Unternehmenskommunikation
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI)
Trippstadter Straße 122
67663 Kaiserslautern
Tel.: 0631 20575 -1700/1710
uk-kl@dfki.de

Kontakt:
Prof. Dr. Prof. h.c. Andreas Dengel
Forschungsbereich Smarte Daten und Wissensdienste
Trippstadter Straße 122
67663 Kaiserslautern
Tel.: 0631 20575 -1010
andreas.dengel@dfki.de

Quelle: idw

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Klimaerwärmung ist schuld am Rückgang der Braunbären in Europa

Sabine Wendler Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Die Klimaerwärmung ist verantwortlich dafür, dass der Bestand der Braunbären in Europa seit dem Ende der letzten Eiszeit dramatisch geschrumpft ist. Steigende Wintertemperaturen während der letzten 12.000 Jahre haben die Fortpflanzungsrate der Braunbären verringert und zu deren Verschwinden beigetragen, berichtet eine internationale Forschergruppe, darunter ein Senckenberg-Wissenschaftler, im Fachblatt „Scientific Reports“. Die Klimaerwärmung hat dem Braunbären zudem indirekt geschadet: größere Flächen wurden für den Ackerbau nutzbar, was den Lebensraum der Tiere zusätzlich verkleinerte.

Am Ende der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren war der Braunbär (Ursus arctos) noch überall in Europa anzutreffen. Im Gegensatz zu vielen anderen seiner damaligen Zeitgenossen hat der Braunbär bis heute überlebt. Jedoch gibt es nur noch vereinzelte Populationen, die in den Pyrenäen, Nordskandinavien und Osteuropa leben. Dass das Verschwinden der Braunbären mit dem Menschen und seiner Landnutzung zusammenhängt, ist schon länger bekannt.

Ein Team um Dr. Jörg Albrecht, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, hat erstmals detailliert untersucht, welche Rolle das Klima spielte. „In den letzten 12.000 Jahren ist die Wintertemperatur in weiten Teilen Europas um zwei bis vier Grad angestiegen. Dadurch haben die vorhandenen Braunbären weniger Nachkommen bekommen und sind letztendlich immer weniger geworden“, erklärt Albrecht.

Die Ursache ist, dass Braunbären bei steigenden Wintertemperaturen mehr Energie für ihre Winterruhe verbrauchen. Braunbärenweibchen aber wenden ihre Energiereserven im Winter entweder für die Winterruhe oder die Fortpflanzung auf, denn sie gebären im Winter. Wird mehr Energie für die Winterruhe verbraucht, bleibt weniger für die Fortpflanzung übrig, was die Anzahl der Nachkommen verringert.

Die Studie basiert auf Modellen, die die Wissenschaftler mit Daten zum Klima, der Landnutzung und dem Vorkommen von Braunbären gespeist haben. Rund 4.200 Knochenfunde lassen Rückschlüsse darauf zu, wie es dem Braunbär ergangen ist. „Ein erstes großes Aussterben fand in Südwest-Europa vor 7.000 bis 5.000 Jahren statt. Richtig bergab ging es mit dem Braunbären aber seit dem Römischen Reich vor 2.000 Jahren. Danach ist der Verbreitungsraum der Tiere rasant geschrumpft und zerstückelt worden“, so Albrecht.

Steigende Wintertemperaturen könnten dabei auch indirekt das Schicksal des Braunbären besiegelt haben, denn neben einer geringeren Nachkommenschaft machten Lebensraumverluste durch Abholzung und Umwandlung von Naturlandschaft in Ackerland dem großen Wildtier zu schaffen. Wärmere Winter begünstigten diese menschlichen Eingriffe, weil bisher klimatisch ungeeignete Flächen nutzbar wurden.

Geht es nach den Forschern lassen sich aus der Studie auch Rückschlüsse für andere Aussterbeereignisse ziehen. Oft ist dabei umstritten, ob nun das Klima oder der Mensch verantwortlich ist. „Wie man an den Braunbären sieht, kann man die einzelnen Faktoren nicht isoliert betrachten, sondern Mensch und Klima wirken zusammen. Wintertemperaturen haben einen genauso so großen Anteil am Verschwinden der Bären gehabt, wie der Mensch“, resümmiert Albrecht.

Die Studie wurde in Kooperation mit dem Institut für Naturschutz der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Krakau, der Norwegischen Universität für Umwelt- und Biowissenschaften in Ås und der Universität Rostock durchgeführt und mit Mitteln des Polnisch-Norwegischen Forschungsprogramms durch das Nationale Zentrum für Forschung und Entwicklung in Polen finanziert.

Kontakt
Dr. Jörg Albrecht
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 069- 7542 1808
Joerg.albrecht@senckenberg.de

Sabine Wendler
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 069- 7542 1818
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
Albrecht, J., Barton, K.A., Selva, N., Sommer, R.S., Swenson, J.E. and Bischof, R. (2017): Humans and climate change drow the Holocence decline of the brown bear. Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-017-10772-6

Die Pressebilder können kostenfrei für redaktionelle Berichterstattung zu dieser Pressemeldung verwendet werden unter der Voraussetzung, dass der genannte Urheber mit veröffentlicht wird. Eine Weitergabe an Dritte ist nur im Rahmen der aktuellen Berichterstattung zulässig.

Die Pressemitteilung und Bildmaterial finden Sie auch unter http://www.senckenberg.de/presse

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr 200 Jahren. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblicke in vergangene und gegenwärtige Veränderungen der Natur vermittelt. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie weiteren Sponsoren und Partnern gefördert. Mehr Informationen unter http://www.senckenberg.de

200 Jahre Senckenberg! 2017 ist Jubiläumsjahr bei Senckenberg – die 1817 gegründete Gesellschaft forscht seit 200 Jahren mit Neugier, Leidenschaft und Engagement für die Natur. Seine 200-jährige Erfolgsgeschichte feiert Senckenberg mit einem bunten Programm, das aus vielen Veranstaltungen, eigens erstellten Ausstellungen und einem großen Museumsfest im Herbst besteht. Natürlich werden auch die aktuelle Forschung und zukünftige Projekte präsentiert. Mehr Infos unter: http://www.200jahresenckenberg.de

Quelle: idw

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Thrombosen-Vorbeugung: Zusätzlicher entzündungshemmender Effekt von Aspirin entdeckt

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiolo-giekongress (ESC) 2017

Die Plättchen-hemmende Wirkung von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) trägt offenbar auch zu einer zusätzlichen Entzündungshemmung bei, berichten Kardiologen aus Düsseldorf. Diese positive Wirkung könnte bei der Entscheidung über die jeweils optimale Vorbeugung von Thrombosen bedeutsam sein.

Die Blutplättchen-hemmende Wirkung von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) trägt offenbar auch zu einer zusätzlichen Entzündungshemmung bei, berichten Kardiologen aus Düsseldorf auf dem Europäischen Kardiologenkongress (ESC). Diese positive Wirkung könnte bei der Entscheidung über die jeweils optimale Vorbeugung von Thrombosen bedeutsam sein.
Die regelmäßige Einnahme von niedrig-dosiertem Aspirin (Acetylsalicylsäure; ASS) spielt eine wichtige Rolle in der Sekundärprävention einer Koronaren Herzerkrankung (KHK) und ist Bestandteil der Plättchenhemmung nach Stent-Implantation. Allerdings bestehen deutliche individuelle Unterschiede in der Wirkung der ASS auf die Hemmung der Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozyten-Funktionshemmung). Eine eingeschränkte Wirkung („High on-treatment platelet reactivity“, HTPR; „Aspirin-Resistenz“), steht mit einer höheren Häufigkeit von Stent-Thrombosen und höherer Sterblichkeit in Zusammenhang.

Ob die Wirkung der ASS gegen systemische Entzündungen mit der verklumpungshemmenden Wirkung verbunden ist, war unklar und wurde von der Düsseldorfer Forschergruppe an 402 KHK-Patienten unter Dauertherapie mit 100 Milligramm ASS pro Tag untersucht. Zur Erfassung der antientzündlichen Wirkung wurden die C-Reaktive Protein (CRP)-Level von Patienten mit ausreichender ASS-Wirkung mit jenen von Patienten mit HTPR verglichen. Die untersuchte Patientengruppe hatte ein Alter von durchschnittlich 73 Jahren, 27 Prozent waren übergewichtig, 27 Prozent waren aktive Raucher, 6 Prozent hatten Bluthochdruck und 17 Prozent Diabetes mellitus Typ II. Patienten mit unzureichender Verklumpungshemmung durch ASS (HTPR) zeigten signifikant höhere Werte des Entzündungsmarkers CRP im Vergleich zu Patienten mit ausreichender ASS-Wirkung.

Studien-Koautorin Dr. Annemarie Mohring (Universitätsklinikum Düsseldorf): „Verschiedene Studien lieferten bereits Hinweise darauf, dass ASS eine antientzündliche Wirkung hat. Wir konnten nun zeigen, dass eine suffiziente Thrombozytenfunktions-Hemmung durch ASS maßgeblich für die Entzündungshemmung ist. Das unterstreicht, dass niedrig-dosiertes ASS Effekte vermittelt, welche über eine reine Hemmung der Thrombozyten-Aggregation hinausgehen. Dies sollte bei der Entscheidung über das optimale antithrom-botische Regime bedacht werden.“

Quelle: ESC 2017 Abstract P1781, Poehl et al. Inhibition of chronic inflammation by low-dose aspirin medication. European Heart Journal (2017) 38 (Supplement) 710

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82
Pressestelle: Kerstin Kacmaz, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692 43
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B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung, Dr. Birgit Kofler, Berlin/Wien, Tel.: +43-676-6368930; Tel.: 030 700159 676; kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 10.000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

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Quelle: idw

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Riesenbakterium enthält Erbgut für eine ganze Bevölkerung

Katharina Bunk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Achromatium oxaliferum ist das größte (bekannte) Süßwasserbakterium der Welt und unter anderem im brandenburgischen Stechlinsee zu finden. Es ist 30.000 Mal größer als „normale“ im Wasser lebende Bakterien und dank seiner Kalkeinlagerungen mit dem bloßen Auge erkennbar. Es ist bekannt – zumindest unter Bakterienfans -, dass Schwefelbakterien wie Achromatium außerordentlich groß sein und mehrere Genomkopien beherbergen können. Dass eine einzige Bakterienzelle aber hunderte von unterschiedlichen(!) Genomen mit sich herumträgt, ist neu – auch für Bakterienkenner.

Obwohl Achromatium oxaliferum der Wissenschaft seit über einem Jahrhundert bekannt ist, sind sein Aufbau und seine genetischen Merkmale weitgehend unbekannt. ForscherInnen des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg und der University of Oxford haben nun herausgefunden, dass einzelne Zellen von Achromatium bis zu 300 DNA-Abschnitte enthalten, jeweils mit einer unbestimmten Anzahl von Chromosomen. Die Metagenomanalysen und Genomsequenzierungen einzelner Zellen zeigen, dass es sich dabei nicht um Kopien handelt – die vielen Chromosomen einer Zelle unterscheiden sich voneinander.

Neue Zeiten für BakterienforscherInnen
Bisher werden Umweltproben – also beispielsweise Wasser- oder Bodenproben – mittels der DNA/RNA-Sequenzen analysiert, die in einer Probe vorkommen. Bei diesem Verfahren geben die verschiedenen Sequenzen Aufschluss über die vorhandenen Bakterienarten. Geht man davon aus, dass ein polyploides Bakterium mehrere identische Genome besitzt, findet man in einer Wasserprobe genau so viele verschiedene Bakterienarten wie man verschiedene Genome gefunden hat. Enthält die Probe aber auch Achromatium oder ähnliche Bakterien, kann die bisherige Verfahrensweise zu einer Überschätzung der Diversität führen. Wo man einst 1000 verschiedene Bakterienarten vermutete, sind in Wirklichkeit vielleicht nur noch 100 verschiedene Arten anzutreffen.

Noch bis vor wenigen Jahren wurde angenommen, dass einzellige Organismen mit mehreren Genomkopien die Ausnahme sind. Mittlerweile werden solche Organismen immer öfter „entdeckt“. Die neuen Erkenntnisse über Achromatium oxaliferum könnten also auch Anstoß geben, Zellen mit mehreren (hunderten) Genomkopien zukünftig genauer anzuschauen, um herauszufinden, ob es sich tatsächlich um identische Kopien handelt.

Same same but different
Wenn sich eine Achromatium-Zelle teilt, werden die Genome wahrscheinlich „zufällig“ auf die Tochterzellen verteilt. Diese zufällige Teilung müsste eigentlich dazu führen, dass sich die neuen Zellen immer unähnlicher werden. Wie aber schafft es Achromatium trotzdem es selbst zu bleiben? Ein starker Umweltdruck führt zum Erhalt der Funktionalität und sichert damit das „Überleben“ von Achromatium: Mutter- und Tochterzellen bleiben die gleichen Organismen. Mehr zu diesem Thema finden Sie im Blogbeitrag der WissenschaftlerInnen bei Nature Microbiology > https://naturemicrobiologycommunity.nature.com/channels/346-behind-the-paper/pos…

Studie:
Danny Ionescu, Mina Bizic-Ionescu, Nicola De Maio, Heribert Cypionka & Hans-Peter Grossart (2017): Community-like genome in single cells of the sulfur bacterium Achromatium oxaliferum, Nature Communications 8, Article number: 455 (2017), doi:10.1038/s41467-017-00342-9. Link zur Studie: http://rdcu.be/vCoK

Ansprechpartner:
Dr. Danny Ionescu, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Experimentelle Limnologie, ionescu@igb-berlin.de, +49 (0) 162 9702 888

Prof. Hans-Peter Grossart, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Experimentelle Limnologie, hgrossart@igb-berlin.de, +49 (0) 33082 699 91/10

Über das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB):
Das IGB ist das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer. Es verbindet Grundlagen- und Vorsorgeforschung, bildet den wissenschaftlichen Nachwuchs aus und berät Politik und Gesellschaft in Fragen des nachhaltigen Gewässermanagements. Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten angesichts sich rasch ändernder Umweltbedingungen, die Renaturierung von Ökosystemen, die Biodiversität aquatischer Lebensräume sowie Technologien für eine ressourcenschonende Aquakultur. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft. http://www.igb-berlin.de/

Quelle: idw

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Langzeitstudie identifiziert niedrige Temperaturen als Herzinfarkt-Trigger

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiologiekongress (ESC) 2017
Niedrige Außentemperaturen, hohe Windgeschwindigkeit, wenig Sonnenlicht und hohe Luftfeuchtigkeit: Das sind Wetterfaktoren, bei denen es zu mehr Herzinfarkten kommt, zeigt eine große schwedische Studie, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress in Barcelona präsentiert wurde.

Düsseldorf, Barcelona, Lund, 30. August 2017 – Eine über 16 Jahre laufende Studie aus Schweden mit mehr als 280.000 Patienten legt nahe, dass niedrige Außentemperaturen ein Trigger für ein vermehrtes Auftreten von Herzinfarkten sein könnten. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie über neue Daten vom Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Barcelona. „Es gibt saisonale Unterschiede bei der Herzinfarkt-Häufigkeit, mit niedrigeren Raten im Sommer und höheren im Winter“, berichtet Studien-Erstautor Dr. Moman A. Mohammad, vom Skane Universitätskrankenhaus im schwedischen Lund. „Unklar ist allerdings, ob das mit den kälteren Temperaturen oder mit saisonalen Verhaltensänderungen zu tun hat.“

Die von Prof. David Erlinge geleitete Studie ist die größte Untersuchung zu den Zusammenhängen zwischen Herzinfarkthäufigkeit und Wetterbedingungen wie Lufttemperatur, Sonnenstunden, Niederschlagsmenge oder Luftdruck. Verwendet wurden Daten aus dem schwedischen Herzinfarktregister SWEDEHEART und die meteorologischen Daten von hunderten schwedischen Wetterstationen.

Während der Studiendauer kam es zu insgesamt 280.873 Herzinfarkten, für 99 Prozent waren die entsprechenden Wetterdaten verfügbar. Die durchschnittliche Zahl von Herzinfarkten pro Tag war bei kalten Temperaturen deutlich höher als bei warmen – und dies in allen Regionen. Konkret bedeutete das um vier Herzinfarkte mehr, wenn die Durchschnittstemperatur unter 0 °C fiel, als bei Temperaturen über 10°C. Darüber hinaus gab es mehr Herzinfarkte bei höherer Windgeschwindigkeit, bei einer geringen Anzahl von Sonnenstunden und bei höherer Luftfeuchtigkeit.

Die Forscher analysierten die Ergebnisse auch nach Subgruppen, darunter ältere Menschen, Patienten mit Bluthochdruck oder Diabetes oder Patienten mit früherem Herzinfarkt. In allen Gruppen wa-ren die Ergebnisse konsistent. Niedrige Temperaturen seien also als Trigger für Herzinfarkte zu sehen, so die Studienautoren.

Der Körper reagiert auf Kälte mit einem Zusammenziehen der oberflächlichen Blutgefäße, das wiederum führt zu einer verminderten Wärmeleitfähigkeit der Haut und in der Folge zu erhöhtem arteriellem Blutdruck. Andere Reaktionen auf Kälte sind Zittern und erhöhter Puls, mit einem erhöhten metabolischen Grundumsatz und erhöhten Körpertemperaturen. „Die meisten gesunden Menschen haben kein Problem mit diesen Mechanismen. Aber bei Menschen mit atherosklerotischen Veränderungen in den Koronararterien kann das einen Herzinfarkt auslösen,“ so Dr. Mohammad.

Nachdem es sich um eine Beobachtungsstudie handelte, könnten auch andere Faktoren das Ergebnis mit beeinflusst haben, so Dr. Mohammad. Infektionen des Respirationstrakts und Grippe sind bekannte Risikofaktoren für einen Herzinfarkt und kommen in der kalten Periode häufiger vor. Auch saisonal bedingte Unterschiede im Verhalten wie weniger Bewegung in der kalten Jahreszeit oder ein verändertes Essverhalten könnten zu der erhöhten Herzinfarktrate beitragen.

Quelle:
ESC 2017 Abstract 2949 Mohammad et al. Air temperature as an external trigger of ST-segment elevation myocardial infarction – a SWEDEHEART nationwide observational study. Euro-pean Heart Journal (2017) 38 (Supplement) 710

Informationen:
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Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 10.000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

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Umweltfreundliches Segway toppt Rad und Auto bei kurzen Strecken

Johanna Besold Abteilung Hochschulkommunikation
Hochschule Heilbronn

Können umweltfreundliche Elektromobile konventionelle Fahrzeuge im Werksverkehr ersetzen? Wissenschaftler der Hochschule Heilbronn untersuchten, wann sich der Einsatz von Segways im innerbetrieblichen Verkehr auf dem Campus und beim Projektpartner ZEAG Energie AG lohnt. Nach zwei Jahren liegen jetzt die Ergebnisse des Projekts „Se@CampHHN“ vor.

Das junge Forscherteam um Professor Dr. Andreas Daberkow untersuchte die Wirtschaftlichkeit des Segways, Transportmöglichkeiten und die Umsetzung im Betriebsverkehr bei der ZEAG. Um zu entscheiden, ob ein Segway wirtschaftlicher eingesetzt werden kann als ein konventionelles Fahrzeug, spielen Kriterien wie Distanz, Transportmöglichkeit und Zeit eine Rolle.
Lasten- und Cargo-Räder sind besser geeignet, um sperrige und schwere Gegenstände zu transportieren. Beide Räder lassen sich allerdings nur schwer manövrieren und erfordern geübte Fahrer. Vor allem eine Kurvenfahrt im Lastendreirad ist schwierig. Der Segway ist wendiger und kann unproblematisch in Gebäuden oder Fußgängerzonen eingesetzt werden.

Innovatives Gepäckträgersystem
Es ist bisher schon möglich, den Segway mit Transport-Zubehör zu bestellen. Das kann z. B. ein Cargo-Set oder ein Kasten-Set sein, das auf den Rädern montiert wird. Es ist auch möglich, einen Koffer am Lenker zu befestigen. Allerdings ist der Segway mit Transportsystem mit über 70cm so breit, das er nicht in einen herkömmlichen Aufzug oder durch bestimmte Türen passt. Deswegen hat Michael Schneichel im Rahmen seiner Bachelorarbeit ein neuartiges Gepäckträgersystem entwickelt, konstruiert und Prototypen aufgebaut. Es gibt eine S- und eine XL-Variante mit Erweiterung, die flexibel auf den Montageplatten verschoben werden können. Mit dem neuen Gepäckträgersystem kann nun auch leichte und nicht allzu sperrige Ladung transportiert werden. Dies macht den Segway besonders für Überwachungsfahrten durch das Gebäudemanagement der Hochschule und den Projektpartner ZEAG AG interessant, da die Ladekapazitäten für die jeweiligen Einsatzgebiete ausreichend sind. Außerdem ist denkbar, dass der „Business-Usecase“ an Bedeutung zunimmt, da eine Aktentasche problemlos für die Verwendung mit dem Segway angepasst werden kann.

Segways sind auf kurzen Strecken wirtschaftlicher einsetzbar
Firmen können Lohnkosten sparen, wenn sie Segways wirtschaftlich einsetzen. Auf kurze Strecken (0,5 bis 2,5 Kilometer), z. B. durch die Innenstadt, liegt das Segway klar vorn. Die Rüstzeit, also die Zeit, bis man mit einem Auto tatsächlich losfahren kann, ist beim Segway deutlicher kürzer. Auch die Abstellzeit ist viel geringer, als eine gewöhnliche Parkplatzsuche. Damit verringert sich auch die Gesamtreisezeit. Ein Vorteil ist auch die erhöhte Sichtposition, besonders bei Fahrten in Menschenmengen oder bei Überwachungs- und Kontrollfahrten. Davon profitieren in Heilbronn schon Mitarbeitende des Ordnungsamts. Wenn der Transport einer Person und kleiner Gepäckstücke im Vordergrund stehen, ist der Segway klar im Vorteil. Ein Nachteil ist der Kaufpreis eines Segways. Er liegt mit etwa 8.000 Euro für einen Segway (im Vergleich zu einem Ninebot, das ab ca. 1.000 – 2.500 Euro zu haben ist) noch immer sehr hoch. Ein Blick in die Innenstädte zeigt, dass immer mehr günstige kleine Elektrofahrzeuge verkehren, die auf ähnlichen Prinzipien beruhen. Das deutet darauf hin, dass die Preise künftig weiter fallen werden.

Barriere-Landkarte hilft Personen mit Mobilitätshilfen
Erhebungen im Pflaster, Zäune, unüberwindbare Treppen – die Barrierefreiheit am Campus Heilbronn – Sontheim ist noch ausbaufähig. Wo nachjustiert werden muss, ist für Personen, die nicht bewegungseingeschränkt sind, nicht immer schnell ersichtlich. Deswegen nutzte das Forscherteam den Segway, um eine „Barrierelandkarte“ zu erarbeiten, die dem Gebäudemanagement Aktionsfelder aufzeigt. Inzwischen sind an mehreren Stellen neue Türöffner eingebaut worden, um Rollstuhlfahrern den Zugang zu erleichtern.

Das Projekt wurde vom Förderkreis der Hochschule Heilbronn und vom Baden-Württemberg gefördert. Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hofft, dass die Studienergebnisse dazu beitragen, den Einsatz von umweltfreundlichen Transportmitteln weiter zu erhöhen: „Elektrische Leichtkleinnutzfahrzeuge eröffnen dem innerbetrieblichen Werksverkehr viele neue Möglichkeiten und bieten das Potenzial diesen erheblich effizienter, kostengünstiger und mitarbeiterfreundlicher gestalten zu können.“ Bisher eingesetzte Konzepte enden oftmals an der Grenze zu den Gebäuden, in denen der Transport von Last, Material oder Werkzeug dann durch die Mitarbeiter manuell bzw. konventionell durchgeführt werden muss. Dies ist nicht nur mit Blick auf die Effizienz und Kosten unbefriedigend, sondern stellt oft auch eine hohe körperliche Belastung für die Mitarbeiter dar. „Die Ergebnisse des von uns geförderten Projekts Se@CampHHN an der Hochschule Heilbronn und dem Projektpartner ZEAG zeigen, welch großes heute noch ungenutztes Potenzial in Transportfahrten, beispielsweise im innerbetrieblichen technischen Betrieb, durch gebäudegängige, zweirädrige und selbstbalancierende Elektroleichtkleinnutzfahrzeuge steckt“, erläutert die Ministerin weiter.
Unter diesen Umständen ist der Segway das bevorzugte Transportmittel um kurze Distanzen zurückzulegen, da es die Reisezeit deutlich verkürzt. Die Möglichkeit leichtes Gepäck zu transportieren erhöht den Nutzen dabei nochmals und macht Segways für Firmen sehr attraktiv.

Hochschule Heilbronn – Kompetenz in Technik, Wirtschaft und Informatik
Mit über 8.500 Studierenden ist die staatliche Hochschule Heilbronn eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. 1961 als Ingenieurschule gegründet, liegt heute der Kompetenz-Schwerpunkt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. Angeboten werden an den drei Standorten Heilbronn, Künzelsau und Schwäbisch Hall und in sieben Fakultäten insgesamt 50 Bachelor- und Masterstudiengänge. Die enge Kooperation mit Unternehmen aus der Region und die entsprechende Vernetzung von Lehre, Forschung und Praxis werden in Heilbronn großgeschrieben.

Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Andreas Daberkow, Hochschule Heilbronn,
Max-Planck-Str. 39, 74081 Heilbronn, Telefon: 07131-504-417,
E-Mail: andreas.daberkow@hs-heilbronn.de, Internet: http://www.hs-heilbronn.de/ase

Pressekontakt
Hochschule Heilbronn: Dr. Simone Scheps, Max-Planck-Str. 39, 74081 Heilbronn, Telefon: 0 71 31-504-499, E-Mail: simone.scheps@hs-heilbronn.de Internet: http://www.hs-heilbronn.de

Quelle: idw

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Besser Schneider oder Schmidt heißen

Dr. Harald Wilkoszewski Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Jobcenter benachteiligen bei Anfragen Menschen mit ausländischen Namen
Mitarbeiter von Behörden neigen zur Diskriminierung, wenn sie Anfragen von Menschen mit ausländischen Namen erhalten. Das haben Anselm Rink vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Johannes Hemker (zum Zeitpunkt der Studie an der Columbia University) in einem Experiment herausgefunden. Sie verschickten E-Mails an alle deutschen Jobcenter und stellten Fragen zum Thema Hartz IV. Dabei erhielten Menschen mit türkischen oder rumänischen Namen qualitativ schlechtere Auskünfte als Menschen mit deutschen Namen.

In dem Experiment haben die Forscher in den Jahren 2014 und 2015 fiktive E-Mails an 408 Jobcenter geschickt. Die Forscher verwendeten sechs deutsch, türkisch und rumänisch klingende Namen. Die Mails variierten unter anderem in Berufsbezeichnung, Geschlecht und Sprachstil.

In den Mails fragten die potenziellen Antragsteller, welche Unterlagen für eine Antragstellung beim Arbeitslosengeld II benötigt würden und ob auch Unterlagen von Familienangehörigen für den Antrag wichtig seien. Im Nachgang analysierten die Wissenschaftler die Antworten der Jobcenter. Das Ergebnis zeigt: Die Jobcenter beantworteten unabhängig vom Namen alle Mails, aber die Fragesteller mit ausländischen Namen erhielten häufiger unzureichende und weniger detaillierte Informationen. Das Informationsdefizit hätte sie davon abhalten können, einen Antrag auf eine Grundsicherung nach Hartz IV zu stellen.

Jobcenter unter kommunaler Verwaltung schnitten dabei deutlich schlechter ab als Jobcenter, die direkt der Bundesagentur für Arbeit unterstellt sind. Gleichermaßen schnitten westdeutsche Behörden schlechter ab als ostdeutsche Behörden.

Welche Arbeitsagentur welche E-Mail erhielt, wurde in dem Forschungsprojekt zufällig festgelegt. Somit konnten die Autoren sicherstellen, dass nur die Namen (und nicht andere Faktoren) erklären, warum Menschen mit Migrationshintergrund anders behandelt werden.

Die Studie von Anselm Rink und Johannes Hemker wurde gerade unter dem Titel „Multiple dimensions of bureaucratic discrimination: Evidence from German welfare offices“ im American Journal of Political Science veröffentlicht.

Pressekontakt
Anselm Rink
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Abteilung Migration, Integration, Transnationalisierung
Telefon: 030/25491-287
E-Mail: anselm.rink@wzb.eu

Claudia Roth/
Kerstin Schneider
WZB-Pressestelle
Telefon: 030/25491-510
E-Mail: claudia.roth@wzb.eu

Weitere Informationen:
http://www.wzb.eu

Quelle: idw

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Öl- und Gasbohrungen als starke Quelle von Treibhausgasen

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Neue Studie belegt Methan-Leckagen rund um Bohrlöcher in der Nordsee
Bohrlöcher in der Nordsee könnten eine deutlich größere Quelle von Methan, einem starken Treibhausgas, sein als bisher angenommen. Das zeigt eine Studie, die Forschende des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Environmental Science & Technology veröffentlicht haben. Demnach treten aus den die Bohrungen umgebenden Sedimenten große Mengen Methan aus, vermutlich über lange Zeiträume.

Die Bilder gingen um die Welt. Im April 2010 entwichen aus einem Bohrloch unterhalb der Plattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko plötzlich große Mengen an Methangas. Dieser „Blow-Out“ führte zu einer Explosion, bei der elf Menschen starben. Wochenlang strömte danach Öl aus dem beschädigten Bohrloch ins Meer. Glücklicherweise sind solche katastrophalen „Blow-Outs“ eher selten. Kontinuierliche Austritte geringerer Gasmengen aus aktiven oder alten, verlassenen Bohrlöchern sind dagegen häufiger.

Ein Forscherteam des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel und der Universität Basel veröffentlicht jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Environmental Science & Technology neue Daten, wonach Gasaustritte, die entlang der Außenseite von Bohrlöchern entweichen, ein deutlich größeres Problem darstellen könnten als bisher angenommen. Diese Art der Leckage wird derzeit weder von Betreibern noch Regulatoren betrachtet, könnte aber ebenso bedeutsam sein, wie die Austritte aus beschädigten Bohrlöchern selbst, welche meist schnell erkannt und repariert werden. „Wir haben hochgerechnet, dass Leckagen rund um Bohrlöcher eine der Hauptquellen für das Methan in der Nordsee sein könnten“, sagt Dr. Lisa Vielstädte vom GEOMAR, die Hauptautorin der Studie.

Bei mehreren Expeditionen zu Öl- und Gaslagerstätten in der zentralen Nordsee in den Jahren 2012 und 2013 haben die Forschenden rund um verlassene Bohrlöcher Methanaustritte entdeckt. Das Gas stammt aus flachen Gastaschen, die weniger als 1000 Meter unter dem Meeresboden liegen. Bei Bohrungen zu tiefer liegenden, wirtschaftlich interessanten Lagerstätten werden sie einfach durchstoßen. „Diese Gastaschen sind meistens auch keine Gefahr für die Bohrungen an sich. Aber offenbar sorgt die Störung des Untergrundes dafür, dass rund um das Bohrloch Gas zum Meeresboden aufsteigen kann“, erklärt Dr. Matthias Haeckel vom GEOMAR, Initiator der Studie.

Seismische Daten vom Untergrund der Nordsee verrieten den an der Studie Beteiligten, dass rund ein Drittel der Bohrlöcher durch flache Gastaschen gebohrt wurden und somit die Bedingungen erfüllen, um Methanquellen in der Umgebung zu erzeugen. „Bei mehr als 11.000 Bohrungen in der Nordsee ergibt das eine entsprechend große Menge an potenziellen Methanquellen“ sagt Dr. Vielstädte, die derzeit an der Universität Stanford in Kalifornien forscht.

Hochrechnungen des Teams ergaben, dass entlang der existierenden Bohrlöcher zwischen 3000 und 17.000 Tonnen Methan pro Jahr aus dem Meeresboden austreten. „Das wäre ein signifikanter Anteil am gesamten Methanbudget der Nordsee“, betont Dr. Haeckel.

Im Meerwasser wird Methan normalerweise mikrobiell abgebaut, was in der näheren Umgebung zu einer lokalen Versauerung führen kann. In der Nordsee liegt etwa die Hälfte der Bohrlöcher in so geringen Wassertiefen, dass das am Meeresboden austretende Methan die Atmosphäre erreichen kann. Dort entfaltet es als Treibhausgas eine deutlich größere Wirkung als Kohlendioxid.

„Erdgas, also Methan, wird oft als der fossile Brennstoff gepriesen, der für den Übergang von Kohlenutzung zu regenerativen Energien am besten geeignet ist. Wenn Bohrungen nach Gas aber global zu so großen Methanemissionen in die Atmosphäre führen, müssen wir das Treibhausbudget von Erdgas neu überdenken“, resümiert Dr. Haeckel.

Um den menschlichen Einfluss auf das Methanbudget der Nordsee noch genauer beziffern zu können, wird das Kieler Forschungsschiff POSEIDON im Oktober weitere Gasquellen im Umfeld von Bohrlöchern in der Nordsee untersuchen.

Originalarbeit:
Vielstädte, L., M. Haeckel, J. Karstens, P. Linke, M. Schmidt, L. Steinle, K. Wallmann, 2017: Shallow Gas Migration along Hydrocarbon Wells – An Unconsidered, Anthropogenic Source of Biogenic Methane in the North Sea. Environ. Sci. Technol., http://dx.doi.org/10.1021/acs.est.7b02732

Hinweis:
Die Studie wurde gefördert vom EUROFLEETS-Programm der Europäischen Union, vom Projekt ECO2 und vom Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“.

Kontakt:
Dr. Andreas Villwock (GEOMAR, Kommunikation & Medien), Tel.: 0431 600-2802, presse@geomar.de

Quelle: idw

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Weihwasser: nicht so rein wie erhofft

Jutta Neumann Pressestelle
Hochschule Furtwangen

Ist Weihwasser eher gefährlich als nützlich? Welche Auswirkungen hat es, wenn viele Menschen ihre Finger in Weihwasserbecken tauchen? Diese Fragen waren der Ausgangspunkt für eine wissenschaftliche Untersuchung.

Obwohl Weihwasserbecken in katholischen Kirchen zur üblichen Ausstattung gehören, wurden sie von der Wissenschaft bislang wenig beachtet. Ein Team aus Studierenden und Forschern des Studiengangs „Molekulare und Technische Medizin“ der Hochschule Furtwangen hat sich nun dieses Themas angenommen und 54 Weihwasserproben aus fünf Kirchen in Villingen-Schwenningen und umliegenden Ortschaften verglichen.

Die erste in Deutschland durchgeführte Studie zum Thema mikrobielle Verunreinigung von Weihwasser ist nun in der Zeitschrift „Journal of Water and Health“ (https://doi.org/10.2166/wh.2017.026) erschienen. Sie trägt den Titel „Quantification and identification of aerobic bacteria in holy water samples from a German environment“ und wurde von Christoph König, Stephanie Tauchnitz, Heike Kunzelmann, Christian Horn, Frithjof Blessing, Matthias Kohl und Markus Egert verfasst.

Drei Stadtkirchen und zwei Dorfkirchen sind mehrmals beprobt worden. Durchschnittlich wurden rund 6.000 Keime pro Milliliter gemessen. Das Weihwasser aus Stadtkirchen war mit zwischen 1.500 und 21.000 Keimen pro Milliliter signifikant stärker belastet als das aus Dorfkirchen mit nur rund 100 Keimen pro Milliliter. „Wir vermuten, dass dieser große Unterschied auf die höheren Besucherzahlen in den Stadtkirchen zurückzuführen ist“, so Studienleiter Prof. Dr. Markus Egert. „Die Keimzahl zeigte eine Korrelation mit den Gemeindegrößen.“

In Deutschland gibt es knapp 24 Millionen Katholiken, von denen gut 10%, also immerhin 2,5 Millionen regelmäßig Gottesdienste besuchen. Das Thema Weihwasser ist etwas tabuisiert. „Gerade in Anbetracht einer immer älter werdenden Gottesdienstbesucherschaft wollten wir dieses Thema trotzdem untersuchen“, so Egert. „Die örtlichen Kirchenvertreter standen unserer Untersuchung sehr aufgeschlossen gegenüber.“

Neben Wasserbakterien wurden vor allem Bakterien der humanen Hautflora gefunden, insbesondere Staphylokokken. 50% der identifizierten Isolate waren potentiell pathogen. Staphylokokken sind bekannte Erreger von Haut- und Weichteilinfektionen, etwa von Abszessen. Insgesamt 20 verschiedene Arten von Bakterien konnten sicher nachgewiesen werden.

Die Forscher empfehlen, Hygienemaßnahmen zu ergreifen, um eine mikrobielle Verunreinigung des Weihwassers zu verhindern. Dies sollte durch regelmäßigen Wasser-Austausch, insbesondere in Kirchen mit hohen Besucherzahlen, gewährleistet werden. „Der rituelle Salzzusatz zu Weihwasser hat auch konservierenden Charakter“, erläutert Professor Egert. „Allerdings sind gerade Staphylokokken für ihre Salztoleranz bekannt.“ Die Forscher wollen weitere Arbeiten im Bereich Verhinderung des Keimwachstums in Weihwasserbecken folgen lassen. Einer der Ansatzpunkte wird das Material der Weihwasserbehälter sein. Möglicherweise lassen sich durch Metalle wie Kupfer bessere Bedingungen erzielen.

Eine gute Nachricht: Die Keimzahlen in den Proben aus dem Raum Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg) waren um bis zu 1000-fach geringer als die Werte aus einer österreichischen Studie (Kirschner et al., 2012) welche Kirchen in Wien verglichen hatte. Auch wenn das Wasser in Weihwasserbecken keine Trinkwasserqualität mehr hat, so besteht jedoch keine Gefahr bei äußerlicher Anwendung auf unverletzter Haut.

Weitere Informationen:
https://doi.org/10.2166/wh.2017.026

Quelle: idw

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Elektrizitätsbedarf in Europa verlagert sich durch den Klimawandel

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Steigende Temperaturen durch den Klimawandel werden den Elektrizitätsverbrauch in Europa grundlegend verändern. Wie sich der ungebremste Klimawandel auf den europäischen Elektrizitätsbedarf auswirkt, hat ein Wissenschaftlerteam aus Deutschland und den USA nun untersucht: Die Tagesspitzenlast wird demnach in Südeuropa ansteigen und der Gesamtbedarf sich wohl von Norden nach Süden verlagern. Zudem wird in einem Großteil der Länder die jährliche Spitzenlast im Sommer statt im Winter auftreten. Das bedeutet zusätzlichen Druck auf Europas Energieversorgungsnetze, wie die jetzt im renommierten US-Fachjournal Proceedings of the National Academy of Science (PNAS) veröffentlichte Studie nahelegt.

„Es ist faszinierend, dass die Reaktion auf Temperaturveränderungen beim Elektrizitätsverbrauch quer durch Europa ähnlich ausfällt – Tagessspitzenlast und Gesamtverbrauch sind offensichtlich immer dann am kleinsten, wenn die maximale Tagestemperatur bei etwa 22°C liegt, und beide nehmen zu, wenn diese entweder steigt oder fällt“, erklärt die Leitautorin Leonie Wenz vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Diese Gemeinsamkeit der europäischen Staaten haben wir als Basis genutzt, um den künftigen Elektrizitätsbedarf im Klimawandel abzuschätzen. So konnten europäische Länder, die bereits heute sehr hohe Temperaturen haben, als Muster für die Zukunft kühlerer Länder wirken. Unsere Studie zeigt, dass sich der Elektrizitätsbedarf in Europa verlagern wird von Ländern wie Schweden oder Norwegen zu Ländern wie Portugal oder Spanien. Gleichzeitig wird sich die jährliche Spitzenlast in den meisten Ländern wohl vom Winter auf den Sommer verschieben“.

+++Stündliche Beobachtungsdaten aus 35 Ländern+++
„Wie Hitze und menschliches Verhalten zusammenhängen, das ist Pionierforschung. Vieles weist mittlerweile darauf hin, dass die Luftqualität leidet, wenn es draußen heiß ist, Menschen gestresster, aggressiver und weniger produktiv sind, und Sterblichkeits- und Kriminalitätsraten ansteigen“, fügt Max Auffhammer von der Universität von Kalifornien, Berkeley, hinzu. „Von diesem thermalen Stress sind alle Bereiche betroffen, vom Wohnen bis zu Landwirtschaft und Industrie. Der wichtigste verfügbare Mechanismus zur Anpassung an hohe Außentemperaturen sind gekühlte Innenräume, was in den meisten Fällen viel Elektrizität erfordert. Dieser gestiegene Bedarf für Klimaanlagen wird zusätzlichen Druck auf die Elektrizitätsnetze ausüben, wenn es draußen heiß ist und Stromerzeugungs- und Übertragungsinfrastrukturen ohnehin belastet sind.“

Es ist die erste Studie, die stündliche Beobachtungsdaten zur Elektrizität aus 35 europäischen Ländern – die zum weltgrößten synchronen Elektrizitätsnetz verbunden sind – untersucht, um abzuschätzen, wie sich der Klimawandel auf die Intensität von Spitzenlasten und Elektrizitätsverbrauch insgesamt auswirkt. Während frühere Forschung zur Verbindung von Temperatur und Elektrizitätsnutzung sich noch vorrangig auf die USA oder einzelne Länder in Europa konzentrierten, legen neuere Forschungsergebnisse nahe, dass vor allem die Folgen durch Veränderungen in der Spitzenlast gravierend und kostspielig sein könnten – und legen damit den Fokus auf Zeiten, wenn die Elektrizitätsnetze ohnehin schon sehr beansprucht sind.

+++Fundamentale Herausforderung für Stromnetze und Spitzenkapazitäten+++
„Noch vor wenigen Jahrzehnten hatte kein Auto in Europa eine Klimaanlage, heute hat es fast jedes – die gleiche Entwicklung wird es wohl auch für Gebäude in Europa geben, aber nicht aus Gründen der Bequemlichkeit, sondern aus Notwendigkeit. Die Menschen werden ihre Umgebung kühlen müssen, um ihre Produktivität aufrechterhalten zu können, sei es im Alltag oder bei der Arbeit“, sagt Ko-Autor Anders Levermann vom PIK und der Universität Columbia in New York.

Zwar zeigt die Studie auch, dass der Klimawandel unterm Strich nicht deutlich mehr und nicht weniger Elektritzitätsbedarf in Europa verursacht, die räumliche und zeitliche Verlagerung des Konsums sei aber eine fundamentale Herausforderung für Europa: „Das wird sich spürbar auf die Übertragungsinfrastruktur, den Ausbau von Spitzenkapazitäten und die Anforderungen an Speicher auswirken. Schon der durch vergangene Treibhausgasemissionen bereits unvermeidbare Klimawandel wird uns vor große Herausforderungen stellen,“ sagt Levermann, der am Potsdam-Institut den Bereich Globale Anpassungsstrategien leitet „Um die vermeidbaren Folgen des Klimawandels einzugrenzen, bleibt der einfachste Weg die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens, also die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf deutlich unter 2°C.“

Artikel: Wenz, L., Levermann, A., Auffhammer, M. (2017): North-South polarization of European electricity consumption under future warming. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) [DOI:10.1073/pnas.1704339114]

Weblink zum Artikel, sobald er veröffentlicht ist: www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1704339114

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Quelle: idw

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Menschenaffen wissen, wenn sie etwas nicht wissen

Dr. Harald Rösch Wissenschafts- und Unternehmenskommunikation
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

Schimpansen und Orang-Utans suchen nach Informationen, um Wissenslücken zu schließen
Sie verlassen das Haus und fragen sich beim Schließen der Tür, ob Sie den Herd ausgeschaltet haben. Die einfache Lösung ist, noch einmal umzukehren und nachzuschauen. Dieses Beispiel veranschaulicht eine wichtige Art des Denkens: Metakognition oder die Fähigkeit, eigene geistige Zustände zu überwachen. Vor dem Umkehren beurteilt der Mensch zunächst, ob er sich an das Ausschalten des Herds erinnert. Falls nicht, sucht er weitere Informationen, indem er nochmal nachschaut. Beim Menschen ist dieser Prozess flexibel gestaltet und auf alle möglichen Gedanken anwendbar. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig und der Universität St. Andrews in Großbritannien haben sich nun die Frage gestellt, wie sich Menschenaffen in einer ähnlichen Situation verhalten würden.

In ihrer Studie sollten Schimpansen und Orang-Utans die genaue Lage eines für sie nützlichen Objekts bestimmen, das hinter einer kleinen Barriere auf einem Tisch verborgen war. In einigen Fällen zeigten die Forscher den Menschenaffen vorab kurz, wo sich das Objekt befand, in anderen Fällen nicht. Im Moment der Entscheidung war das Objekt jedoch immer versteckt. Die entscheidende Frage war nun, ob die Tiere erst einmal einschätzen würden, was sie über den Aufenthaltsort des Objekts wissen, bevor sie eine Wahl treffen. Würden sie zusätzliche Informationen einholen, wenn sie sich nicht sicher sein konnten, wo sich das Objekt befand? Die Ergebnisse zeigten, dass genau das der Fall war: Hatten die Menschenaffen vorab keine Informationen erhalten, kletterten sie oder reckten sich und spähten über die Barriere, bevor sie ihre Wahl trafen.

Einigen Wissenschaftlern zufolge deutet diese Suche nach weiteren Informationen darauf hin, dass Menschenaffen – ähnlich wie Menschen – ihr bereits vorhandenes Wissen einer metakognitiven Prüfung unterziehen, ähnlich wie die Menschen im Beispiel mit dem Herd. Andere Wissenschaftler sehen das eher skeptisch. Die Tatsache, dass die Menschenaffen sich ähnlich wie die Menschen verhalten, wenn sie sich in einer ähnlichen Situation befinden, bedeutet ihrer Meinung nach nicht, dass sie ihre eigenen mentalen Zustände überwachen. „Frühere Studien zeigten, dass Menschenaffen nach Informationen suchen, wenn Futter im Spiel ist. Ein Verhalten, dass der Nahrungssuche dienen könnte und nicht zwingend Teil eines metakognitiven Prozesses wäre“, sagt Erstautor Manuel Bohn.

Um diese Alternative zu prüfen, variierten die Forscher, ob das Objekt auf dem Tisch ein Stück Futter oder ein Werkzeug war. Damit untersuchten sie, ob die Suche der Affen nach Informationen auf bestimmte Objekte, wie zum Beispiel auf Futter, beschränkt ist. Doch in beiden Fällen suchten die Tiere nach zusätzlichen Hinweisen. Das verdeutlicht ihre Flexibilität bei der Informationssuche und legt nahe, dass ihre metakognitiven Fähigkeiten denen des Menschen ähnlicher sind, als bisher angenommen. „Affen suchen nach fehlenden Informationen ähnlich wie Menschen, was eine Reihe von Gründen haben könnte. Doch unsere Studie verdeutlicht, dass Menschenaffen nicht einfach ziellos nach Informationen suchen, in der Hoffnung, auf Futter zu stoßen“, sagt Matthias Allritz.

Co-Autor Christoph Völter sagt: „Unsere Studie legt nahe, dass Menschenaffen mehr wissen wollen, vor allem dann, wenn ihnen eine wichtige Information fehlt, wie zum Beispiel der Aufenthaltsort eines benötigten Werkzeugs. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Menschenaffen ihr eigenes Wissen überwachen und dass sie diese Fähigkeit flexibel nutzen, um vorhandene Wissenslücken zu schließen.“

Die Studie zeigt, dass die engsten lebenden Verwandten des Menschen kognitive Fähigkeiten besitzen, die es ihnen ermöglichen, verfügbare Informationen auf verschiedenen Ebenen zu bewerten. Das deutet darauf hin, dass sie über metakognitive Fähigkeiten verfügen, die ähnlich flexibel wie beim Menschen sind. Diese Fähigkeit hilft ihnen dabei, ihre Entscheidungsfindung zu optimieren. „Unsere Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Komplexität und Flexibilität von Gedächtnisprozessen und der Überwachung eigener geistiger Zustände bei Menschenaffen“, sagt Josep Call.

Originalveröffentlichung:
Manuel Bohn, Matthias Allritz, Josep Call, Christoph J. Völter
Information seeking about tool properties in great apes
Scientific Reports, 07. September 2017

Kontakt:
Dr. Manuel Bohn
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
Tel.: +49 (0)341 3550-438
E-Mail: manuel_bohn@eva.mpg.de

Sandra Jacob
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
Tel.: +49 (0)341 3550-122
E-Mail: jacob@eva.mpg.de

Quelle: idw

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Forscher berechnen zentrale Eigenschaft von Wasser

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Wasser-Moleküle können spontan in negativ und positiv geladene Teilchen zerfallen. Chemiker der Universitäten Bonn, Rostock und Wisconsin-Madison (USA) haben diese Eigenschaft erstmals am Computer nachvollzogen. Ihre Studie wirft Licht auf eine Reaktion, ohne die es vermutlich kein Leben gäbe. Die Arbeit ist heute in der Zeitschrift „Scientific Reports“ der Nature Publishing Group erschienen.

Flüssiges Wasser besteht zum überwiegenden Teil aus neutralen H2O-Molekülen. Diese können jedoch spontan zerfallen. Dabei entstehen ein negativ geladenes Hydroxid-Ion sowie ein positiv geladenes Hydronium-Ion. Diese Reaktion ist ausgesprochen selten: Auf zehn Milliarden Wassermoleküle kommen nur 36 Ionen.

So verschwindend klein diese Zahl ist: Theoretisch müsste sie noch viel niedriger sein. Die Bindungskräfte innerhalb des Wassermoleküls sind so stark, dass ein spontaner Zerfall extrem unwahrscheinlich ist. Auch tendieren die Ionen dazu, sich direkt wieder zu verbinden. In flüssigem Wasser laufen jedoch Prozesse ab, die seine „Eigendissoziation“ (so das Fachwort für dieses Phänomen) fördern.

„Bei der Quantifizierung dieser Prozesse tappten die Chemiker aber bislang im Dunkeln“, erklärt Dr. Eva Perlt vom Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der Universität Bonn. „Dabei bildet die Eigendissoziation die Grundlage für viele Säure-Base-Reaktionen – also für alles, was mit dem pH-Wert zusammen hängt.“ Ohne diese zentrale Eigenschaft wäre Leben, wie wir es kennen, wohl nicht denkbar.

Klassische Simulation am Rechner zu aufwändig
Theoretische Chemiker nutzen heute Computermodelle, um bestimmte Reaktionen besser zu verstehen. Der Zerfall der Wassermoleküle entzieht sich jedoch klassischen Simulationen. „Da die Eigendissoziation so selten ist, müssten wir dazu im Rechner viele Milliarden Teilchen simulieren“, erklärt Perlt. „Das übersteigt schlicht die Leistung der heute verfügbaren Hardware.“

Das internationale Forscherteam hat daher einen anderen Weg beschritten. Wassermoleküle sind polar; sie haben wie kleine Magneten gewissermaßen einen Nord- und einen Südpol. In Lösung ordnen sie sich daher zu lockeren räumlichen Strukturen an, so genannten Clustern. Manche dieser Cluster bieten ein Milieu, in dem sich Ionen besonders wohl fühlen. Sie schaffen also eine Art Mikroumgebung, die die Eigendissoziation fördert.

„Wir haben nun in unserem Modell berechnet, welche Arten von Clustern in flüssigem Wasser vorliegen“, erklärt Prof. Dr. Barbara Kirchner, Leiterin des „Mulliken Center for Theoretical Chemistry“ an der Universität Bonn. „Dadurch konnten wir die Komplexität des Modells erheblich reduzieren. Aus der Zusammensetzung der Cluster konnten wir dann auf die Wahrscheinlichkeit schließen, mit der die Wassermoleküle dissoziieren.“

Das Ergebnis der Berechnung deckt sich hervorragend mit den Werten, die sich in der Natur beobachten lassen. Dem transatlantischen Forscherteam gelang es auch, die Temperaturabhängigkeit des Zerfalls nachzuvollziehen. „Zwischen dem Schmelz- und dem Siedepunkt des Wassers nimmt die Selbstdissoziation um etwa den Faktor 1000 zu“, erläutert Prof. Dr. Ralf Ludwig von der Universität Rostock. „Diese Zunahme wird auch von unserer Computersimulation vorhergesagt.“

Publikation: Eva Perlt, Michael von Domaros, Barbara Kirchner, Ralf Ludwig & Frank Weinhold: Predicting the Ionic Product of Water; Scientific Reports; DOI:10.1038/s41598-017-10156-w

Kontakt:
Prof. Dr. Barbara Kirchner
Institut für Physikalische und Theoretische Chemie
Universität Bonn
Tel. 0228/7360442
E-Mail: kirchner@thch.uni-bonn.de

Dr. Eva Perlt
Institut für Physikalische und Theoretische Chemie
Universität Bonn
Tel. 0228/7360148
E-Mail: eva.perlt@uni-bonn.de

Quelle: idw

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Expertengruppe schlägt umfassende Reform des Heilpraktikerberufs vor

Norbert Robers Presse- und Informationsstelle
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Eine 17-köpfige Expertengruppe mit Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert (Universität Münster) an der Spitze hat Vorschläge erarbeitet, wie das Heilpraktikerwesen zum Nutzen der Patienten reformiert werden sollte. Der Appell der Experten richtet sich gegen die ihrer Einschätzung nach „unangemessene Ausbildung und die meist unhaltbaren Krankheitskonzepte“ der Heilpraktiker. Demnach sollte der Beruf entweder abgeschafft oder durch die Einführung spezialisierter „Fach-Heilpraktiker“ als Zusatzqualifikation für bestehende Gesundheitsfachberufe abgelöst werden.

Auf Initiative von Bettina Schöne-Seifert, Professorin für Medizinethik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), hat eine 17-köpfige Expertengruppe („Münsteraner Kreis“) Vorschläge erarbeitet, wie das Heilpraktikerwesen zum Nutzen der Patienten reformiert werden sollte. Der Appell der Experten richtet sich gegen die ihrer Einschätzung nach „unangemessene Ausbildung und die meist unhaltbaren Krankheitskonzepte“ der Heilpraktiker.

Der Münsteraner Kreis hat jetzt das „Münsteraner Memorandum Heilpraktiker“ verabschiedet, über das im Deutschen Ärzteblatt berichtet worden ist. Darin werden zwei Lösungsvorschläge skizziert: 1. Der Heilpraktikerberuf wird abgeschafft 2. Der Heilpraktikerberuf wird abgelöst durch die Einführung spezialisierter „Fach-Heilpraktiker“ als Zusatzqualifikation für bestehende Gesundheitsfachberufe.

Zum Hintergrund: Im deutschen Gesundheitswesen existieren nach Meinung der Expertengruppe zwei Parallelwelten – die Welt der akademischen Medizin und die Welt der Heilpraktiker. Während die akademische Medizin auf wissenschaftlichen Fakten beruhe und nach begründetem Fortschritt strebe, seien Heilpraktiker in der sogenannten „Komplementären und Alternativen Medizin (KAM)“ verankert. Auch der Ausbildungsgang ist verschieden: Während Mediziner ein langes Studium absolvieren, ist die Ausbildung zum Heilpraktiker kurz und weitgehend unreguliert. Da Heilpraktiker gleichwohl das Etikett „staatlich anerkannt“ bekämen, könnten Patienten leicht den Eindruck gewinnen, dass es sich bei Medizinern und Heilpraktikern um gleichwertige Alternativen handele.

Seit vielen Jahren gibt es immer wieder teilweise intensiv geführte Diskussionen um das Thema Komplementäre und Alternative Medizin. Zu den hunderten von Verfahren wurden zahlreiche klinische Studien durchgeführt, deren Qualität allerdings häufig sehr gering ist. Überzeugende Belege für eine Wirksamkeit fehlen meist. Zudem widersprechen die tradierten Krankheitskonzepte und Interventionen oft fundamentalen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.

Die Autoren sind überzeugt, dass ihre Lösungsvorschläge das Vertrauen in das deutsche Gesundheitswesen stärken und die Versorgung verbessern würden. Das Label „staatlich anerkannt“ wäre in Folge einer Reform wieder ein echtes Qualitätsmerkmal, an dem sich Patienten orientieren könnten. Der Münsteraner Kreis ruft Institutionen und Einzelpersonen auf, sich dem Statement anzuschließen. Dadurch sollten Politiker motiviert werden, das Heilpraktikerwesen nicht nur kosmetisch, sondern grundlegend zu reformieren.

„Im Lauf der Jahre ist bei meinen Mitarbeitern und mir das dringende Bedürfnis entstanden, der Problematik von Alternativmedizin auf den Grund zu gehen“, betont Bettina Schöne-Seifert. Aus diesem Grund hatte sie im Juni 2016 ausgewiesene KAM-Experten verschiedener Fachrichtungen nach Münster eingeladen, um über KAM und das Heilpraktikerwesen zu diskutieren. Einige Experten des daraufhin gegründeten „Münsteraner Kreises“ brachten dazu ihre eigenen Forschungsergebnisse zu den von Heilpraktikern angebotenen Verfahren sowie der Motivation der Patienten ein. „Wir wollten ausloten, wie ein solidarisches Gesundheitswesen verantwortlich und fair mit dem Clash zwischen gefährlicher Pseudowissenschaft und Selbstbestimmung umgehen sollte“, unterstreicht die Medizin-Ethikerin. „Um es deutlich zu sagen: Wir wollten den gegenwärtigen Irrsinn nicht länger hinnehmen.“

Um nicht nur medizinische, sondern auch ethische, wissenschaftstheoretische, psychologische und juristische Aspekte einzubeziehen, wurde der Münsteraner Kreis bewusst interdisziplinär aufgestellt. Die Arbeit der Gruppe wurde nicht von Dritten finanziell unterstützt, und die Mitglieder sind frei von Interessenkonflikten.

Die Autoren des „Münsteraner Memorandums Heilpraktiker“ im Einzelnen (*federführende Hauptautoren):

Prof. Dr. Manfred Anlauf, Mitglied der Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer, Bremerhaven; Dr.-Ing. Norbert Aust, Informationsnetzwerk Homöopathie, Hamburg; Dr. Hans‐Werner Bertelsen, Praxis für Zahnmedizin, Bremen; Juliane Boscheinen, Medizinrecht (Rechtsanwältin), Saarbrücken; Prof. Dr. Dr. Edzard Ernst, University of Exeter; Dr. Daniel R. Friedrich*, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, WWU Münster; Dr. Natalie Grams, Informationsnetzwerk Homöopathie, Roßdorf; Prof. Dr. Paul Hoyningen‐Huene, Zentrale Einrichtung für Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsethik, Universität Hannover; Prof. Dr. Jutta Hübner, Stiftungsprofessorin für Integrative Onkologie der Deutschen Krebshilfe am Universitätsklinikum Jena; Prof. Dr. Dr. Peter Hucklenbroich, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, WWU Münster; Prof. Dr. Dr. Heiner Raspe, ehem. Institut für Sozialmedizin, Universität Lübeck, jetzt Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, WWU Münster; Dr. Jan‐Ole Reichardt*, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, WWU Münster; Prof. Dr. Norbert Schmacke, Versorgungsforschung, Institut für Public Health und Pflegeforschung, Universität Bremen; Prof. Dr. Bettina Schöne‐Seifert*, Lehrstuhl für Ethik der Medizin, WWU Münster; Prof. Dr. Oliver R. Scholz, Philosophisches Seminar der WWU Münster; Prof. Dr. Jochen Taupitz, Medizinrecht, Universität Mannheim; Dr. Christian Weymayr*, freier Wissenschafts‐ und Medizinjournalist, Herne.

Weitere Informationen:
http://daebl.de/BB3
Münsteraner Memorandum Heilpraktiker

Quelle: idw

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aCar – Der elektrische „Alleskönner“

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Ein Elektroauto für Afrika, das auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zugeschnitten ist, die ländliche Struktur stärkt und die Wirtschaft ankurbelt: An diesem Ziel haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) gemeinsam mit Kooperationspartnern vier Jahre lang intensiv gearbeitet. Sie stellten ihren neuen Prototyp vom 12. bis 15. September 2017 auf der internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt der Öffentlichkeit vor. Das aCar ist für den Personen- und Gütertransport konzipiert und auch für den europäischen Automobilmarkt interessant.

Mobilität gehört zu unserem täglichen Leben. Wir transportieren große Lasten, pendeln zur Arbeit und fliegen im Urlaub in ein fernes Land. Für viele Menschen in Afrika ist der Zugang zu Fahrzeugen dagegen nicht selbstverständlich. Für Bauern, die weit von den urbanen Zentren entfernt leben, bedeutet das, dass sie keinen direkten Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und zum politischen Geschehen haben. Um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, sind sie auf Transportunternehmen angewiesen, die ihre Erzeugnisse zum Verkauf in die nächste Stadt fahren. Viele Menschen verlassen daher die ländliche Umgebung, weil sie in der Stadt auf bessere Lebensbedingungen hoffen.

„Wir haben mit dem aCar ein Mobilitätskonzept entwickelt, das diese Probleme lösen kann“, erklärt Prof. Markus Lienkamp, Leiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der TUM. „Es handelt sich um ein Fahrzeug, das sich die Menschen dort finanziell leisten können, es ist geländegängig und kann große Lasten transportieren. Der modulare Aufbau erlaubt außerdem noch weitere Nutzungen wie zum Beispiel Wasseraufbereitung.“ Gemeinsam mit Bayern Innovativ initiierte die TUM 2013 das Projekt „aCar mobility – Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern“, um ein Fahrzeug zu konzipieren, das genau auf die Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara zugeschnitten ist. Die Förderung erfolgte seit 2015 über die Bayerische Forschungsstiftung.

Das Konzept: Ein Fahrzeug, viele Anforderungen

Für die Straßen in Afrika, die größtenteils nicht asphaltiert sind, ist Allradantrieb Pflicht. Das Team entschied sich außerdem für einen elektrischen Antriebsstrang. „Ein Elektroantrieb ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch technisch die bessere Lösung, da er wartungsarm ist und sein volles Drehmoment direkt beim Anfahren entfalten kann“, erklärt Martin Šoltés, der gemeinsam mit Sascha Koberstaedt das Projekt am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik leitet.

Der Hauptzweck des Fahrzeuges ist der Transport von Personen und Gütern, wobei es eine Gesamtlast von einer Tonne transportieren kann. Die Batterie bietet zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten wie zum Beispiel als Energiequelle oder zur Nutzung leistungsstarker Verbraucher, wie etwa einer Seilwinde. Hierfür wurden bereits unterschiedliche Aufbauten für die Ladefläche konzipiert, die modular verwendet werden können. Mithilfe weiterer Module kann sich das Auto unter anderem in eine mobile Arztpraxis oder eine Wasseraufbereitungsstation verwandeln.

Die Batteriekapazität von 20 kWh ermöglicht eine elektrische Reichweite von 80 Kilometern. Sie kann an einer normalen Haushaltssteckdose mit 220 Volt innerhalb von 7 Stunden vollständig geladen werden. Solarmodule, die auf dem Dach des Fahrzeugs angebracht sind, liefern ebenfalls Energie für die Batterie und erhöhen die Reichweite. Solarplanen, die optional erhältlich sind, können noch deutlich mehr Solarenergie zum Laden der Batterie erzeugen.

„Hightech-Komponenten wie die Batterie und die Elektromotoren werden wir am Anfang natürlich importieren müssen“, sagt Martin Šoltés. Jedoch sollen möglichst viele Komponenten des aCar vor Ort gefertigt werden, um die lokale Wirtschaft zu stärken. „Gussknoten und eine einfache geschraubte Bauweise ermöglichen eine einfache Produktion mit sehr niedrigen Investitionskosten“, erklärt Prof. Wolfram Volk, Leiter des Lehrstuhls für Umformtechnik und Gießereiwesen. Der Preis für das Basis-Fahrzeug in Afrika soll langfristig unter 10.000 Euro liegen.

Erster Prototyp: Erprobung der Technik und Nutzerstudien
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten den ersten Prototyp im Mai 2016 fertig und erprobten ihn zunächst in Deutschland. Um herauszufinden, ob das Auto auch vor Ort allen Ansprüchen genügt, verschifften sie das Fahrzeug nach Ghana, wo sie im Juli 2017 die Technik und das Konzept unter lokalen Bedingungen prüften.

Das aCar bestand die Tests mit Bravour. „Es war sechs Wochen im Container unterwegs, wir haben es ausgeladen, eingeschaltet und es hat bis zum letzten Erprobungstag einwandfrei funktioniert“, berichtet Sascha Koberstaedt. Das Team ließ auch die Menschen vor Ort mit dem Auto fahren, die vom „Solarauto“ begeistert waren. Ein weiterer wichtiger Punkt war, den Einfluss der höheren Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit auf die Elektrik zu prüfen. „Wir haben sehr viele Daten gesammelt, die noch ausgewertet werden müssen“, sagt Koberstaedt. „Aber was man bereits sagen kann, ist, dass alle Anforderungen erfüllt und unsere Erwartungen sogar übertroffen wurden.“

Modernes Design, optimierte Technik
Im September wird der neue Prototyp des aCars auf der IAA gezeigt (Halle 4.1, Stand A11). Das Fahrzeug zeichnet sich durch ein schnörkelloses, klares und modernes Design aus. „Die Herausforderung bestand darin, trotz einfacher Produktionsmethoden und geringer Herstellungskosten, ein begehrenswertes, funktionales und hochwertiges Fahrzeug zu entwickeln“, erklärt Prof. Fritz Frenkler, Leiter des Lehrstuhls für Industrial Design der TUM. „Durch die Reduktion auf das Wesentliche entstand ein modernes und somit langlebiges Design.“

Das Fahrzeug wurde auch technisch erheblich weiterentwickelt. Das Team arbeitete dabei unter anderem an der Gewichtsoptimierung, Elektrik und Software, Akustik, und der Sitz- und Sichtergonomie.

Modellfabrik in Deutschland für die ersten Fahrzeuge

Damit die Idee vom aCar keine Idee bleibt, sondern das aCar wirklich in Serie geht, haben Sascha Koberstaedt und Martin Šoltés die Firma „Evum Motors GmbH“ gegründet. In einer Modellfabrik sollen die ersten Fahrzeuge in Europa gefertigt werden. „Bevor das Auto in Afrika produziert werden kann, müssen wir zunächst die technischen Abläufe in den Griff bekommen. Dann können wir Menschen aus Afrika hier schulen, die wiederum ihr Wissen vor Ort weitergeben“, sagt Koberstaedt.

Das aCar ist ein Elektronutzfahrzeug mit Allradantrieb. Mit diesen Spezifikationen ist es nicht nur für den Einsatzort Afrika bestens gerüstet. So könnte das emissionsfreie Fahrzeug etwa in städtischen Betrieben zu Transportzwecken, bei der Pflege von Grünanlagen oder auch für die Bewirtschaftung von Almen und Weingütern eingesetzt werden. Im Vergleich zur Konkurrenz ist das rein elektrische aCar wesentlich günstiger und verfügt außerdem über modernste Batterie- und Antriebsstrangtechnologie.

Technische Daten:
Leistung: 2 x 8 Kilowatt; elektrische Reichweite: 80 Kilometer; Zulassungsklasse L7e; Spannungslevel: 48 Volt; Batteriekapazität: 20 kWh; Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h; Leergewicht 800 kg; Zuladung 1000 kg; Länge 3.7 m; Breite 1.5 m; Höhe 2.1 m; Sitzplätze 2

Zum Projekt:
An dem Projekt „aCar mobility – Ländliche Mobilität in Entwicklungsländern“, das von der Bayerischen Forschungsstiftung gefördert wird, sind von Seite der TUM die Lehrstühle für Fahrzeugtechnik, Umformtechnik und Gießereiwesen, Industrial Design sowie Strategie und Organisation beteiligt. Wissenschaftliche Kooperationspartner sind die Hochschule Rosenheim und die Universität Bayreuth. Außerdem beteiligten sich sieben Industriepartner an dem Projekt: African Health & Agricultural Foundation, Dräxlmaier Group, Teleclinic GmbH, Hirschvogel Automotive Group, McKinsey & Company Inc., Otto SPANNER GmbH und Schnupp GmbH & Co. Hydraulik KG. Das Konzept des Fahrzeuges wurde gemeinsam mit wissenschaftlichen Partnern in Nigeria, Ghana, Kenia und Tansania entwickelt, der Federal University of Technology, Owerri (FUTO) Nigeria, der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) Ghana, der Dedan Kimathi University of Technology (DeKUT) Kenia und der St. Augustine University of Tanzania (SAUT) Tansania.

Weitere Unterstützer:
http://www.acar.tum.de/index.php?id=93

Kontakt
Dipl.-Ing. Sascha Koberstaedt
Technische Universität München
Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik
info@acar.tum.de
+49 (89) 289 – 15875

Weitere Informationen:
https://mediatum.ub.tum.de/1378014

Quelle: idw

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Wie sehr lenkt das Smartphone ab? Handy-Nutzung beeinflusst Produktivität am Arbeitsplatz

Daniela Stang Pressestelle
Universität Ulm

Bei der Arbeit nebenbei einen Facebook-Kommentar absetzen, abends auf der Couch noch schnell E-Mails checken und sich morgens vom Smartphone mit der aktuellen Wetterübersicht wecken lassen. Das Mobiltelefon ist inzwischen immer und überall dabei und hat unser Leben grundlegend verändert. Welche Auswirkungen die Smartphone-Nutzung auf die gesamte Produktivität während eines Arbeitstages hat, hat nun der Psychologe Professor Christian Montag von der Universität Ulm untersucht.

Prof. Christian Montag, der Leiter der Abteilung Molekulare Psychologie des Instituts für Psychologie und Pädagogik, hat zusammen mit Éilish Duke von der University of London herausgefunden, dass es einen Zusammenhang zwischen häufiger Ablenkung durch das Smartphone und einer verminderten Produktivität und Effizienz bei der Arbeit besteht. Für die Untersuchung, die in der Fachzeitschrift „Addictive Behaviors Reports“ erschienen ist, haben die Autoren die Smartphone-Nutzung von 262 Studienteilnehmern, darunter 168 Frauen und 94 Männer, mittels eines Fragebogens erhoben, den die Teilnehmer selbst ausfüllen mussten. Die Auswahl-Kriterien für die Befragten waren: erwerbstätig und Besitzer eines Smartphones.

Für ihre Studie kombinierten Montag und Duke Fragen zweier unterschiedlicher Fragebögen zur Smartphone-Abhängigkeit und zur Beeinträchtigung der Arbeitsproduktivität und -aktivität („Smartphone Addiction Scale“ und „Work Productivity and Activity Impairment Questionaire“). Anhand der neuen Fragenkombination konnten die Wissenschaftler feststellten, dass bei „abhängigkeitsgefährdeten“ Studienteilnehmern auch negative Auswirkungen auf die gesamte Tagesleistung nachzuweisen waren. „Wie erwartet haben wir festgestellt, dass Personen, die eine höhere Affinität zur Smartphone-Übernutzung berichten, weniger produktiv sind“, beschreibt Montag den Zusammenhang der verschiedenen Variablen. Um diesen Zusammenhang zu verstehen, waren die täglichen Unterbrechungen beziehungsweise die verlorenen Arbeitsstunden durch das Gerät entscheidend. Die längste Periode ohne Arbeitsunterbrechung durch das Handy lag laut der aktuellen Studie im Durchschnitt bei fast zweieinhalb Stunden.

Dass das Smartphone auch in der Freizeit intensiv genutzt wird, konnte die Studie ebenfalls nachweisen. Rund 13 Stunden in der Woche, so die Angaben der Befragten, würden sie das Smartphone für Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel für Spiele, nutzen. Die Wissenschaftler gehen aber, wie von Professor Christian Montag bereits in einer früheren Studie festgestellt worden ist, von einer weitaus höheren Nutzungsdauer aus. Rund 160 Minuten Handy-Nutzung am Tag summieren sich nach dieser Untersuchung auf rund 19 Stunden wöchentlich. Der Grund: viele User würden aufgrund der Routine und des Automatismus die Zeit, die sie tatsächlich am Smartphone verbringen, einfach unterschätzen.

Warum aber nun wenden sich Menschen auch während der Arbeit so oft ihrem Smartphone zu und nehmen mangelnde Konzentration und damit eine niedrige Produktivität in Kauf? Die jetzt veröffentlichte Untersuchung von Montag und Duke legt den Schluss nahe, dass Nutzer nicht nur zum Smartphone greifen, wenn sie sich unwohl fühlen oder sich nicht in der Lage sehen, effizient zu arbeiten. Sondern sie versuchen so auch möglicherweise Stress und Überforderung zu kompensieren. „In diese Richtung sind weitere Untersuchungen nötig. Erst dann können wir sagen, warum der Mensch in manchen beruflichen Situationen überhaupt zum Smartphone greift – sei es, ob er via WhatsApp Unterstützung von Freunden sucht oder mit Videos und Spielen komplett der Realität entfliehen möchte“, schlussfolgert Christian Montag.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Christian Montag, E-Mail: christian.montag@uni-ulm.de

Duke É, Montag C: Smartphone addiction, daily interruptions and self-reported productivity; Addictive Behaviors Reports, 19 July 2017, https://doi.org/10.1016/j.abrep.2017.07.002

Quelle: idw

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Ein neuer Indikator für marine Ökosystem-Veränderungen – der Dia/Dino-Index

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Warnemünder Meeresbiologe entwickelt mit Hilfe von Langzeitdaten zur Zusammensetzung der Frühjahrsblüte einen Indikator für den Zustand von Nahrungsnetzen in der Ostsee.

Die europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 die europäischen Meere in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen. Ein hehres Ziel. Aber was ist eigentlich ein guter ökologischer Zustand? Wie bei uns Menschen lässt sich der „Gesundheitszustand“ eines Ökosystems nicht nur über einen einzigen Faktor definieren. Es müssen alle Grundfunktionen betrachtet werden. Deshalb wurden für die Ostsee insgesamt 11 so genannte „Deskriptoren“ definiert. „Eutrophierung“ ist zum Beispiel ein solcher Deskriptor, mit dem sich der Zustand des Ökosystems beschreiben lässt. Ein anderer Deskriptor ist das „Nahrungsnetz“. Um die Qualität des Nahrungsnetzes in der Ostsee und wie man sie bestimmen kann, geht es in zwei Artikeln, die der Meeresbiologe Norbert Wasmund, Phytoplanktologe am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, kürzlich in dem internationalen Fachjournal Frontiers of Marine Science veröffentlicht hat. Er beschreibt einen neuen Indikator, der auf relativ einfachen Messungen beruht und gleichzeitig auch als Indikator für die Eutrophierung genutzt werden kann: den Diatomeen/Dinoflagellaten-Index – kurz Dia/Dino-Index.

Wenn im Frühjahr die Tage länger werden, beginnt die Zeit der Frühjahrsblüte im Meer: Mikroalgen nutzen die Lichtenergie, um aus Grundelementen wie Kohlenstoff, Stickstoff und Phosphor organische Substanz aufzubauen und sich massenhaft zu vermehren. In der Ostsee sind dies vor allem die Gruppen der Diatomeen (Kieselalgen) und Dinoflagellaten (Panzergeißler). Sie sind ganz wesentlich für das Fundament einer Nahrungspyramide verantwortlich, auf der fast alles weitere Leben im Meer aufbaut und an deren Spitze letztlich Meeressäugetiere wie Kegelrobben, bzw. der Mensch und die Fischereiwirtschaft stehen.

Mit dem Dia/Dino-Index wird beschrieben, welche der beiden Gruppen in der jährlichen Frühjahrsblüte dominant war. Das wiederum ist entscheidend für die Organismen, die sich von ihnen ernähren. Bei den Diatomeen, die über relative schwere Quarz-Schalen verfügen und deshalb nach dem Absterben sehr rasch auf den Meeresboden absinken, sind die Nutznießer – neben dem Zooplankton im Oberflächenwasser- auch noch die am Boden lebenden Vertreter des Zoobenthos. Die leichteren Dinoflagellaten sinken nach dem Absterben nicht so schnell ab. Dadurch stehen sie dem Zooplankton zwar länger zur Verfügung, aber beim Zoobenthos kommt so gut wie nichts an. Norbert Wasmund erläutert: „Dominieren die Kieselalgen vor den Panzergeißlern, so ist das für viele Bereiche des Nahrungsnetzes besser. Wir haben also durch dieses einfache Verhältnis ein gutes Maß für seinen Zustand.“

Als Vergleichsstandard für einen guten ökologischen Zustand der Ostsee wurden die Umweltbedingungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts herangezogen. Einerseits existieren für diesen Zeitraum bereits Beobachtungsdaten, andererseits war die Umweltbelastung in der Ostsee damals noch sehr gering. Da es bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts systematische Untersuchungen zum Phytoplankton in der Ostsee gab, kann auch für den historischen Zustand ein Dia/Dino-Index berechnet werden. Es zeigte sich, dass damals immer die Diatomeen in der Frühjahrsblüte dominierten. Zu einer deutlichen Veränderung kam es in den 1980er Jahren, als die Dinoflagellaten die dominante Gruppe in der Frühjahrsblüte wurden – eine schlechte Phase für das Nahrungsnetz begann. Seit der Jahrtausendwende sind die Werte des Dia/Dino-Index wieder besser. Ob das ein Dauerzustand ist, lässt sich dank des neuen Index relativ leicht verfolgen, da die benötigten Daten im Rahmen des HELCOM Monitoring systematisch erhoben werden und daher für die Berechnung des Index kontinuierlich zur Verfügung stehen.

Der Zustand der Nahrungsnetze ist nur EIN Aspekt bei der Betrachtung des ökologischen Zustandes. Zurzeit erarbeitet die Helsinki-Kommission (HELCOM) eine holistische Bewertung, die alle Deskriptoren einbezieht. Eine erste Fassung, die die Jahre 2011 – 2015 umfasst, ist unter https://stateofthebalticsea.helcom.fi erhältlich.

Die Original-Veröffentlichungen zum Dia/Dino-Index sind unter den folgenden links verfügbar:
Wasmund, N., Kownacka, J., Göbel, J., Jaanus, A., Johansen, M., Jurgensone, I., et al. (2017). The Diatom/Dinoflagellate index as an indicator of ecosystem changes in the Baltic Sea. 1. Principle and handling instruction. Front. Marine Sci. 4:22. https://doi.org/10.3389/fmars.2017.00022

Wasmund, N. (2017). The Diatom/Dinoflagellate Index as an Indicator of Ecosystem Changes in the Baltic Sea. 2. Historical Data for Use in Determination of Good Environmental Status. Front. Mar. Sci. 4:153. https://doi.org/10.3389/fmars.2017.00153

Kontakt:
Dr. Norbert Wasmund, IOW, Tel.: 0381 5197 212, E-mail: norbert.wasmund@io-warnemuende.de

Dr. Barbara Hentzsch (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), IOW, Tel.: 0381 5197 102, E-mail: barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 91 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Mrd. Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de.

Weitere Informationen:
https://doi.org/10.3389/fmars.2017.00153
https://doi.org/10.3389/fmars.2017.00022

Quelle: idw

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Impfempfehlungen der STIKO für 2017/2018 veröffentlicht

Susanne Glasmacher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut hat ihre neuen Impfempfehlungen veröffentlicht, wie üblich im Epidemiologischen Bulletin 34. Änderungen gibt es bei den Impfungen gegen Hepatitis A und B, Influenza sowie Tetanus. Im Rahmen der redaktionellen Überarbeitung wurde unter anderem ein Abschnitt zur Impfung von Patienten mit geschwächtem Immunsystem ergänzt und ein Schlagwortverzeichnis erstellt. Zudem erklärt die STIKO, warum sie die Impfung gegen Herpes zoster (mit einem Lebendimpfstoff) derzeit nicht als Standardimpfung empfiehlt.

Die Impfung gegen Hepatitis A und B empfiehlt die STIKO nun auch ehrenamtlich Tätigen, für die ein Expositionsrisiko besteht, das mit dem von beruflich tätigen Personen vergleichbar ist. Auch Auszubildende, Studierende und Praktikanten werden nun ausdrücklich genannt. Die STIKO stellt damit klar, dass die Indikation zur Impfung anhand des mit der jeweiligen Tätigkeit tatsächlich verbundenen Expositionsrisikos zu beurteilen ist und nicht beschränkt ist auf bestimmte Berufsgruppen.

Bei der Influenzaimpfung hatte die STIKO bereits zur Saison 2016/17 ihre Empfehlung vorläufig ausgesetzt, Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren bevorzugt mit dem über die Nase zu verabreichenden Lebendimpfstoff zu impfen. Die Empfehlung wurde nun endgültig zurückgezogen. Hintergrund ist, dass in den letzten Jahren im Vergleich zu den inaktivierten Impfstoffen keine überlegene Wirksamkeit mehr nachweisbar war.

Eine Auffrischimpfung gegen Tetanus bei geringfügigen, sauberen Wunden empfiehlt die STIKO nur noch dann, wenn seit der letzten Impfung mehr als zehn Jahre vergangen sind. Damit wurde die 2016 erfolgte Absenkung der Frist von zehn auf fünf Jahre rückgängig gemacht. Dies steht auch im Einklang mit der Empfehlung einer routinemäßigen Auffrischung des Tetanus-Impfschutzes alle zehn Jahre.

Neu eingefügt hat die STIKO einen Abschnitt zu Impfungen von Patienten mit Immundefizienz bzw. Immunsuppression. Derzeit werden unter der Federführung der STIKO detaillierte Anwendungshinweise für Impfungen bei Patienten mit Immundefizienz bzw. Immunsuppression erarbeitet, die in vier gesonderten Publikationen im Bundesgesundheitsblatt bis Anfang 2018 erscheinen sollen.

Seit 2013 ist in Deutschland ein attenuierter Lebendimpfstoff zur Verhinderung eines Herpes zoster (HZ) bzw. der durch HZ verursachten Nervenschmerzen (postherpetische Neuralgie) bei Personen ab 50 Jahren verfügbar. Die STIKO sieht zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon ab, die Impfung mit diesem Impfstoff als Standardimpfung zu empfehlen. Die Entscheidung basiert auf der systematischen Bewertung der Daten zu Wirksamkeit, Schutzdauer und Sicherheit des Impfstoffs. So nimmt die Wahrscheinlichkeit an HZ zu erkranken und die Schwere der Erkrankung mit dem Alter deutlich zu, hingegen nimmt die Wirksamkeit der Impfung mit dem Alter ab. Zudem ist die Schutzdauer der Impfung nur für wenige Jahre belegt. Eine mathematische Modellierung der zu erwartenden epidemiologischen Effekte bekräftigt die Entscheidung.

Eine ausführliche Darstellung aller Neuerungen und deren wissenschaftlichen Begründungen sowie die Erläuterung zur Herpes-Zoster-Entscheidung werden in den Ausgaben 35 und 36 des Epidemiologischen Bulletins veröffentlicht. Auch die Impf-App STIKO@rki enthält die aktualisierten Impfempfehlungen. Darüber hinaus gibt es die Impfempfehlungen auch im Pocket-Format. Dies ist über den Buchhandel erhältlich.

Weitere Informationen:
http://www.stiko.de & http://www.rki.de/epidbull

Herausgeber
Robert Koch-Institut
Nordufer 20
D-13353 Berlin
http://www.rki.de
Twitter: @rki_de

Pressestelle
Susanne Glasmacher (Pressesprecherin)
Günther Dettweiler
Marieke Degen (stellv. Pressesprecher)
Heidi Golisch
Claudia Paape
Judith Petschelt

Kontakt
Tel.: 030-18754-2239, -2562 und -2286
E-Mail: presse@rki.de

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit

Quelle: idw

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Globale Klimaextreme nach Vulkanausbrüchen

Caroline Link Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Baumringe helfen bei der Datierung von Klimaanomalien
istorische Quellen und natürliche Umweltarchive lassen vermuten, dass im vergangenen Jahrtausend mehrere Vulkanausbrüche großflächige Wetterextreme hervorriefen, denen vielerorts Missernten und verheerende Hungersnöte folgten. Hochreichende Aschewolken breiteten sich über weite Teile der Atmosphäre aus, absorbierten Sonnenlicht und sorgten so in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre für außergewöhnliche Klimaanomalien mit kalten und verregneten Sommern. Eines der am besten dokumentierten Beispiele ist der Tambora-Ausbruch in Indonesien im Jahr 1815. Ihm folgte in Europa das „Jahr ohne Sommer“, in dem Ernteausfälle Wirtschaftskrisen und Notstände auslösten. Ein solches Ereignis könnte auch die moderne Gesellschaft vor große Herausforderungen stellen.

Um ein besseres Verständnis über die Bandbreite und Häufigkeit von klimawirksamem Vulkanismus zu generieren, hilft der Blick in die Vergangenheit. Bislang geben nur historische Aufzeichnungen und Ascheablagerungen in Eisbohrkernen Aufschluss über die vulkanische Geschichte. Beide Archive haben jedoch Schwächen: Dokumentierte Beobachtungen von Vulkanausbrüchen lassen sich oft schwer hinsichtlich der Größe und Klimarelevanz quantifizieren. Eisbohrkerne hingegen sind oft schwer zu datieren, was die Zuordnung nachfolgender Klimaschwankungen erschwert.

Einer internationalen Forschergruppe um Dr. Lea Schneider (Institut für Geographie an der JLU) ist es gelungen, in Baumringen die „Signaturen“ von Vulkanausbrüchen zu identifizieren und die Geschichte des Vulkanismus unabhängig von historischen Archiven nachzuzeichnen. Das Team hat die Dichte der Jahrringe gemessen und daraus die Temperaturen in der Nordhemisphäre rekonstruiert.

Bemerkenswert an der in der Fachzeitschrift „Environmental Research Letters“ erschienenen Studie ist, dass sie eine Methode aus der Ökonometrie auf erdwissenschaftliche Daten anwendet und damit zu ganz neuen Erkenntnissen kommt. Es konnten 14 Ausbrüche identifiziert werden, in deren Folge die Jahrestemperatur deutlich kühler war, als es durch die normale Variabilität des Klimas zu erklären wäre. Die festgestellte Vulkanaktivität hilft auch, Daten aus anderen Quellen zu validieren. Auffällige Unstimmigkeiten gegenüber Daten aus polaren Ascheablagerungen zeigten sich vor allem in den 1450er und 1690er Jahren.

Obwohl diese Eruptionen wohl zu den größten im vergangenen Jahrtausend zählen, ist ihr Ursprung bisher ungeklärt. Eine präzisere Datierung und räumliche Einordnung aufgrund der Informationen aus den Jahrringen ist hier von großer Bedeutung, um Ursache und Wirkung besser in Einklang zu bringen.

Anhand der neu entwickelten Methode lässt sich auch besser abschätzen, ob Klimamodelle in der Lage sind, vulkanische Abkühlung realistisch wiederzugeben. Im Vergleich zum rekonstruierten Temperaturrückgang scheinen einige Klimamodelle derzeit den Effekt von Vulkanen zu überschätzen. Eine genauere Kenntnis der atmosphärischen Prozesse im Zusammenhang mit Vulkanismus könnte jedoch in einer Anpassung der Klimamodelle resultieren. Somit ließe sich auch die Qualität von zukünftigen Szenarien und Vorhersagen steigern, denn statistisch gesehen könnte der nächste klimarelevante Vulkanausbruch schon in naher Zukunft liegen.

Zwar rechnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht unbedingt mit lokalen Kälterekorden, gravierende Folgen könnte der Temperaturrückgang eher aufgrund seiner außergewöhnlichen räumlichen Ausdehnung haben: „Wenn die gesamte Nordhalbkugel betroffen wäre, ließen sich zum Beispiel Ernteausfälle, die im Normalfall regional begrenzt bleiben, nur sehr schwer ausgleichen“, betont Dr. Schneider.

Publikation:
Schneider L, Smerdon JE, Pretis F, Hartl-Meier C, Esper J: A new archive of large volcanic events over the past millennium derived from reconstructed summer temperatures. Environmental Research Letters 9, DOI: 10.1088/1748-9326/aa7a1b.

Kontakt:
Dr. rer. nat. Lea Schneider, Bereich Klimatologie, Klimadynamik und Klimawandel
Institut für Geographie
Senckenbergstraße 1, 35390 Gießen
Telefon: 0641 99-36223

Weitere Informationen:
http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aa7a1b

Quelle: idw

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BfR-Forschung: Nachweis des Übergangs von Aluminium aus Menüschalen in Lebensmittel

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Speisen aus unbeschichteten Aluminium-Menüschalen enthalten hohe Aluminiumgehalte
Speisen aus unbeschichteten Aluminiummenüschalen können hohe Gehalte an Aluminium enthalten. Dies ist das Ergebnis eines BfR-Forschungsprojekts, in dem einige Lebensmittel orientierend untersucht wurden, die nach den Regeln des Cook&Chill-Verfahrens zubereitet und anschließend warmgehalten wurden. Die Messergebnisse zeigen trotz der begrenzten Zahl der untersuchten Proben, dass insbesondere beim Warmhalten im Anschluss an das Cook&Chill-Verfahren Aluminiumionen auf saure Lebensmittel übergehen. Das Cook&Chill-Verfahren ist ein gängiges Verfahren für die Essensversorgung in Gemeinschaftsverpflegungen wie Kindertagesstätten, Schulen, Kantinen oder Außer-Haus-Verpflegung. „Angesichts der ohnehin vorhandenen Belastung mit Aluminium in der Bevölkerung sollte eine Minimierung jedes vermeidbaren, zusätzlichen Eintrags angestrebt werden. Dies gilt vor allem für empfindliche Verbrauchergruppen wie Kleinkinder oder Senioren, die unter Umständen täglich Speisen verzehren, die in Aluminiumschalen warmgehalten werden“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Grundsätzlich sind Aluminiumverbindungen ein natürlicher Bestandteil des Trinkwassers und vieler unbehandelter Lebensmittel, wie beispielsweise Früchte und Gemüse. Zudem können Verbraucherinnen und Verbraucher Aluminium bei unsachgemäßem Gebrauch von aluminiumhaltigen Kochgeschirr oder Aluminiumfolie sowie auch aus kosmetischen Mitteln aufnehmen.

In dem BfR-Forschungsprojekt „Ausmaß der Freisetzung von Metallen aus Lebensmittelkontaktmaterialien“ wurde der Übergang von Aluminiumverbindungen aus vier unbeschichteten Aluminiummenüschalen in die Prüflebensmittel Sauerkrautsaft, Apfelmus und passierte Tomaten untersucht. Diese wurden unter den Bedingungen des Cook&Chill-Verfahrens zubereitet und anschließend für zwei Stunden warm gehalten. Das Cook&Chill-Verfahren ist ein Verfahren, das im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung eingesetzt wird. Das Verfahren besteht aus den Prozessschritten Heißabfüllung, Schnellabkühlen, Kühllagern und Regenerieren (Wiedererhitzen). Bis zum Verzehr der Speisen werden die Aluschalen üblicherweise warm gehalten.

Bei allen Proben wurde nach der Warmhaltephase der Freisetzungsgrenzwert des Europarates für Aluminium von 5 Milligramm (mg) Aluminium je Kilogramm Lebensmittel erheblich überschritten. Das Expertenkomitee des Europarates für Lebensmittelkontaktmaterialien hat den Freisetzungsgrenzwert für Aluminium nach dem ALARA-Prinzip abgeleitet. Das ALARA-Prinzip bedeutet, dass von einem Stoff so wenig wie vernünftigerweise durch technische oder andere Maßnahmen erreichbar in einem Lebensmittel enthalten sein soll. Trotz der begrenzten Zahl der untersuchten Proben geht das BfR davon aus, dass die Freisetzung von Aluminiumionen aus den unbeschichteten Menüschalen materialspezifisch ist und die Ergebnisse deshalb verallgemeinert werden können. Das BfR plant weitere Untersuchungen mit salzhaltigen Prüflebensmitteln.

Insbesondere pflanzliche Nahrung und Trinkwasser sind wesentliche orale Aufnahmequellen von Aluminium für den Menschen. Einige Lebensmittel können geogen bedingt hohe Aluminiumgehalte aufweisen. Nach einer Abschätzung der EFSA aus dem Jahr 2008 wird die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) abgeleitete wöchentlich duldbare orale Aufnahmemenge (tolerable weekly intake, TWI) von 1 Milligramm (mg) Aluminium je Kilogramm Körpergewicht bei einem wesentlichen Teil der Bevölkerung wahrscheinlich bereits überschritten. Die Aluminiumaufnahme aus Lebensmittelbedarfsgegenständen trägt nur zu einem geringen Anteil zur Aluminiumbelastung der Bevölkerung bei – eine Ausnahme stellen aber saure und salzhaltige Lebensmittel dar, die in Kontakt mit Aluminium kommen. Die EFSA weist auch darauf hin, dass die Verwendung von unbeschichteten Aluminiummenüschalen zu erhöhten Aluminiumkonzentrationen in Fertiggerichten führen kann.

Laut den BfR-Messergebnissen würde ein Erwachsener bei täglichem Verzehr von 200 g sauren Lebensmitteln aus unbeschichteten Aluminiumschalen in einer Woche etwa 0,5 mg Aluminium je Kilogramm Körpergewicht zusätzlich aufnehmen. Aus Sicht des BfR wäre dadurch die Wahrscheinlichkeit, den TWI zu überschreiten, deutlich erhöht. Eine Überschreitung des TWI bedeutet zwar nicht notwendigerweise, dass eine gesundheitliche Beeinträchtigung eintritt. Allerdings verringert sich der Sicherheitsabstand, der bei der Ableitung des TWI-Wertes aus gesundheitsrelevanten Effekten in Tierversuchen angewandt wurde. Das BfR empfiehlt daher, jede zusätzliche Aluminiumaufnahme zu minimieren. Dies gilt vor allem für empfindliche Verbrauchergruppen wie Kinder oder Senioren, die unter Umständen täglich im Rahmen der Gemeinschafts- oder Außer-Haus-Verpflegung warmgehaltene Speisen aus unbeschichteten Aluminiummenüschalen verzehren.

Ein Großteil des aufgenommenen Aluminiums wird bei gesunden Menschen über die Niere ausgeschieden. Nicht ausgeschiedenes Aluminium kann sich im Laufe des Lebens vor allem in der Lunge und dem Skelettsystem anreichern. Bei der Betrachtung des Gefährdungspotenzials stehen Wirkungen auf das Nervensystem und Wirkungen auf die Fruchtbarkeit und das ungeborene Leben sowie Effekte auf die Knochenentwicklung im Vordergrund.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

In diesem Jahr feiert das BfR sein 15-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass hat das BfR eine Jubiläumsbroschüre herausgegeben, die unter http://www.bfr.bund.de/de/publikation/broschueren-660.html kostenlos heruntergeladen oder bestellt werden kann.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/unbeschichtete-aluminium-menueschalen-erste-forsch…
Stellungnahme des BfR

Quelle: idw

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Neuer Tagungsband mit Forschungsbeiträgen für die Energiewende erschienen

Petra Szczepanski Öffentlichkeitsarbeit
ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE)

Der ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE) veröffentlicht heute seinen neuesten Tagungsband mit dem Titel „Forschung für die Energiewende – Die Gestaltung des Energiesystems“. Die hier gesammelten Vorträge der letzten Jahrestagung stellen aktuelle Forschungsergebnisse und Instrumente für eine gelingende Energiewende vor.

Die Bandbreite der Beiträge reicht von Szenarien für die Transformation des Energiesystems über die Bedeutung von Sektorkopplung, Netzen und Speichern bis hin zu den spezifischen Rollen der verschiedenen erneuerbaren Technologien wie Photovoltaik, Windenergie und Bioenergie in einem nachhaltigen Energiesystem.

Der Tagungsband „Forschung für die Energiewende – Die Gestaltung des Energiesystems“ steht für alle Interessierten im Internet zur Verfügung und kann dort auch als gedrucktes Heft kostenfrei bestellt werden.

Download und Online-Bestellung: http://www.fvee.de/publikationen/themenhefte

Über den FVEE
Der ForschungsVerbund Erneuerbare Energien ist eine bundesweite Kooperation von Forschungseinrichtungen. Die Mitglieder erforschen und entwickeln Technologien für erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Energiespeicherung und das optimierte technische und sozio-ökonomische Zusammenwirken aller Systemkomponenten. Gemeinsames Ziel ist die Transformation der Energieversorgung zu einem nachhaltigen Energiesystem.

Bitte um Beleg
Bei Verwendung der Presseinformation würden wir uns über einen Hinweis an die FVEE-Geschäftsstelle freuen (fvee@helmholtz-berlin.de).

KONTAKT
Leiterin Öffentlichkeitsarbeit: Petra Szczepanski
Heftversand: Franziska Wunschick
Anna-Louisa-Karsch-Str. 2, 10178 Berlin
Telefon 030 288 7565 70, www.fvee.de, fvee@helmholtz-berlin.de

Die Mitgliedseinrichtungen des FVEE
• DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum
• DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
• Fraunhofer ISE Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme
• Fraunhofer IWES Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik
• GFZ Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum
• HZB Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie
• ISFH Institut für Solarenergieforschung Hameln Emmerthal
• IZES Institut für ZukunftsEnergieSysteme
• Forschungszentrum Jülich
• KIT Karlsruher Institut für Technologie
• UFZ Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
• Wuppertal Institut Wuppertal Institut für Klima, Energie, Umwelt
• ZAE Bayern Bayerisches Zentrum für Angewandte Energieforschung
• ZSW Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung

Weitere Informationen:
http://www.fvee.de/publikationen/themenhefte
Download des Tagungsbandes und Link zur kostenfreien Onlinebestellung

Quelle: idw

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Absenkung des Rentenniveaus: Neue WSI-Berechnungen illustrieren Konsequenzen

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Abkehr von der Lebensstandardsicherung

Absenkung des Rentenniveaus: Neue WSI-Berechnungen illustrieren Konsequenzen
Wenn das Rentenniveau wie bislang vorgesehen gesenkt wird, wird es auch für qualifizierte Beschäftigte mit mittlerem Einkommen schwieriger, sich eine gesetzliche Rente deutlich oberhalb der Grundsicherungs- oder der Armutsgefährdungsschwelle zu erarbeiten. Das gilt insbesondere, wenn man statt des traditionellen Konzepts des „Eckrentners“ mit 45 Beitragsjahren mit Durchschnittsverdienst kürzere Versicherungsverläufe zugrunde legt, die heute und wahrscheinlich auch in Zukunft realistischer sind – insbesondere bei Frauen. Dass die Veränderungen erheblich sein werden, illustrieren neue Modellrechnungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. Drei von mehreren in einer Kurzstudie dargestellten Beispielen*:

– Beim aktuellen Rentenniveau (rund 48 Prozent, gemessen am Durchschnittsentgelt) erhält eine Person, die als Alten- oder Krankenpfleger/in nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes bezahlt wird, nach gut 25 Beitragsjahren eine Rente, die höher ist als die Grundsicherung im Alter. Würde heute dagegen bereits das für das Jahr 2045 prognostizierte Rentenniveau von knapp unter 42 Prozent gelten, hätte die Pflegerin / der Pfleger erst nach rund 29 Beitragsjahren einen Rentenanspruch oberhalb der Grundsicherung, die 2015 bei durchschnittlich 747 Euro im Monat lag.

– Ein Rentner mit 45 Beitragsjahren in Vollzeit muss beim aktuellen Rentenniveau im Durchschnitt 11,42 Euro pro Stunde brutto verdienen, um die Grundsicherungsschwelle zu überschreiten. Gälte schon das für 2045 prognostizierte Rentenniveau, wären dafür mindestens 13,06 Euro nötig. Bei 35 Beitragsjahren in Vollzeit stiege der notwendige Stundenlohn von aktuell 14,68 Euro auf 16,79 Euro.

– Soll die gesetzliche Rente über der Armutsgefährdungsschwelle liegen, die nach den neuesten vorliegenden Daten von 2015 bei 942 Euro Monatseinkommen für einen Alleinstehenden liegt, fallen die notwendigen Stundenlöhne noch deutlich höher aus: Nach heutigem Stand und bei 45 Beitragsjahren in Vollzeit müssen im Durchschnitt 14,40 Euro verdient werden. Beim Rentenniveau des Jahres 2045 wären es 16,47 Euro. Rechnet man mit 40 Beitragsjahren in Vollzeit, betragen die nötigen Stundenlöhne sogar 16,20 bzw. 18,53 Euro.

„Eine Stabilisierung oder Anhebung des Rentenniveaus ist dringend geboten, um für alle Einkommensgruppen die Lohnersatzfunktion der Renten und damit die Legitimität der Rentenversicherung sicherzustellen“, schreibt WSI-Alterssicherungsexperte Dr. Florian Blank im Resümee seiner Studie. Beides sei akut gefährdet, wenn langjähriger Beitragszahlung keine gesetzliche Rente deutlich über Grundsicherungsniveau oder Armutsgrenze gegenübersteht. Damit würde die nach wie vor tragende Säule des deutschen Alterssicherungssystems weiter beschädigt.

Blanks Untersuchung zeigt auch, dass qualifizierte Beschäftigung zu Tariflöhnen beim aktuellen Rentenniveau einen verlässlichen Schutz vor Altersarmut bieten kann – eine lange Erwerbsbiografie vorausgesetzt. Das gilt vor allem in Bereichen wie der Industrie oder dem Öffentlichen Dienst. Viele Mindestlöhne wie auch der gesetzliche Mindestlohn sind hingegen zu niedrig, um damit auf eine gesetzliche Rente über dem Grundsicherungsniveau zu kommen – selbst bei ununterbrochener, 45jähriger Vollzeittätigkeit. So müsste eine Person, die zum gesetzlichen Mindestlohn beschäftigt wird, dafür beim heutigen Rentenniveau gut 60 Jahre arbeiten. Mit dem abgesenkten Rentenniveau des Jahres 2045 wären sogar mehr als 69 Beitragsjahre nötig. Wer den Branchenmindestlohn für Pflegerinnen und Pfleger erhält, braucht beim aktuellen Rentenniveau 55 Jahre. Mit dem Niveau des Jahres 2045 wären mehr als 62 Beitragsjahre erforderlich.

„Das Rentenniveau zu stabilisieren oder anzuheben ist kein Instrument zur Bekämpfung von Altersarmut bei Niedrigverdiensten oder stark fragmentierten Erwerbsverläufen“, betont WSI-Forscher Blank. „Entsprechende Reformen würden aber verhindern, dass sich immer mehr Menschen, für die das bislang kein Thema ist, um ihren Lebensstandard im Alter Sorgen machen müssen.“ Den Kreis der von Altersarmut Bedrohten nicht größer werden zu lassen, würde in einem zweiten Schritt auch eine zielgenaue Unterstützung von Risikogruppen erleichtern, argumentiert Blank.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung:
Dr. Florian Blank
WSI, Leiter Referat Sozialpolitik
Tel.: 0211-7778-581
E-Mail: Florian-Blank@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
https://www.boeckler.de/pdf/p_wsi_pb_13_2017.pdf – *Florian Blank: Das Rentenniveau in der Diskussion. WSI-Policy Brief Nr. 13, August 2017.

Quelle: idw

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DBFZ diskutiert „Hydrothermale Prozesse“ als Schlüsseltechnologie für eine biobasierte Wirtschaft

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Mit hydrothermalen Prozessen (HTP) können wasserreiche, biogene Reststoffe in flüssige, feste oder gasförmige Kohlenstoffträger umgewandelt werden. Die weiterveredelten Produkte weisen ein weites Anwendungspotenzial auf. Für eine biobasierte Wirtschaft stellen hydrothermale Prozesse somit eine bedeutende Schlüsseltechnologie dar.

Im Mittelpunkt des 3. HTP-Fachforums „Hydrothermale Prozesse zur stofflichen und energetischen Wertschöpfung“ steht auch dieses Jahr wieder die gesamte Bandbreite der hydrothermalen Konversion von biogenen Ausgangsstoffen in feste, flüssige und gasförmige Energie- und Kohlenstoffträger. Anforderungen an unterschiedliche Ausgangsstoffe und hydrothermal erzeugte oder erzeugbare Produkte sowie die Behandlung kommunaler und industrieller Abwässer und Abfälle mittels Hydrothermaler Prozesse stehen dabei ebenso im Fokus der Veranstaltung wie ein intensiver Blick auf die Rahmenbedingungen (Politik, Genehmigungsrecht, Marktsituation, etc.) sowie die ökonomische, ökologische und sozioökonomische Bewertung von HTP.

In einem Plenum und drei Themenblöcken („Wissenschaft“, „Wirtschaft“ und „Internationales“) kommen insgesamt zwanzig Experten aus dem In- und Ausland mit aktuellen Forschungsthemen zum Vortrag. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, konkrete Forschungsergebnisse im Rahmen einer Poster-Ausstellung zu präsentieren. Auf einer Abendveranstaltung können die tagsüber geführten Diskussionen anschließend weiter vertieft und neue Forschungskontakte geknüpft werden. Vor Beginn der Veranstaltung ist es darüber hinaus möglich, die Prüfstände, Labore und technischen Anlagen des Deutschen Biomasseforschungszentrums zu besichtigen. Um eine verbindliche Anmeldung wird gebeten.

Hintergrund:
Das HTP-Fachforum ist eine Veranstaltungsreihe des Deutschen Biomasseforschungszentrums und richtet sich gleichermaßen an Institutionen und Entscheidungsträger aus Wissenschaft und Forschung, wie an Beteiligte aus der Agrar-, Energie- und Umweltpolitik, Fachleute aus regional und überregional ansässigen Unternehmen, Verbände und Vereine der Energiebranche, Vertreter aus Industrie und Wirtschaft, kommunale und staatliche Einrichtungen sowie Wissenschaftler von universitären und außeruniversitären Einrichtungen.

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt
Dr. Marco Klemm
Tel. +49 (0)341 2434-537
E-Mail: marco.klemm@dbfz.de

Pressekontakt
Paul Trainer
Tel.: +49 (0)341 2434-437
E-Mail: paul.trainer@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2017/3-leipziger-htp-fachforum-dis…
https://www.dbfz.de/index.php?id=htp-anmeldung&L=0
https://www.dbfz.de/htp

Anhang
Programmflyer
https://idw-online.de/de/attachment57985

Quelle: idw

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Hilfe gegen Heißhungeranfälle

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

Binge-Eating-Störung: Angeleitete Internet-basierte Selbsthilfe kann bisher übliche verhaltenstherapeutische Einzelsitzungen gut ergänzen oder sogar ersetzen.

Die Binge-Eating-Störung kann mit kognitiver Verhaltentherapie behandelt werden. Aber auch ein verhaltenstherapeutisches Selbsthilfeprogramm, das das Internet nutzt und nicht anonym ist, hilft gut gegen diese Essstörung. Das hat Professorin Dr. Martina de Zwaan, Direktorin der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), gemeinsam mit Professorin Dr. Anja Hilbert von der Universität Leipzig herausgefunden und in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry veröffentlicht.

Menschen mit einer Binge-Eating-Störung essen bei wiederkehrenden Essanfällen unkontrolliert große Mengen an Lebensmitteln, was zu starkem Übergewicht führen kann. „Die Essanfälle werden meist durch negative Gefühle ausgelöst, die während des Essens unterbrochen werden. Mit Hilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie lernen die Betroffenen, ihr Essverhalten zu normalisieren, weitere Gewichtszunahmen zu verhindern und mit ihren psychischen Problemen anders als durch Essen umzugehen“, erklärt Professorin de Zwaan. Doch Therapieplätze sind rar. Deshalb wollten die Forscherinnen herausfinden, ob auch ein bestimmtes Selbsthilfeprogramm hilft, das ebenfalls auf der kognitiven Verhaltenstherapie beruht. Es nutzt das Internet und beinhaltet ein persönliches erstes Gespräch sowie regelmäßige E-Mail-Kontakte mit dem Behandler. „Es kann schnell begonnen und unabhängig von Ort und Zeit durchgeführt werden. Darüber hinaus haben viele Patienten weniger Hemmungen, ein solches Programm durchzuarbeiten, als zu therapeutischen Sitzungen zu gehen“, erklärt Professorin de Zwaan.

An der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Studie nahmen sieben deutsche Zentren mit insgesamt rund 180 Patientinnen und Patienten teil. Die Behandlung umfasste 20 wöchentliche Kontakte zu Therapeuten über vier Monate. Die Hälfte der Teilnehmenden hatte verhaltenstherapeutische Einzelsitzungen mit Therapeuten, die andere Hälfte im Selbsthilfeprogramm Kontakt per E-Mail. Das Ergebnis: Bei allen Teilnehmern verringerten sich die Essanfälle deutlich. Auch weitere Schwierigkeiten wie beispielsweise depressive Verstimmungen, Ängstlichkeit und die Sorge um das Gewicht nahmen ab.

Die persönliche Therapie wirkte schneller. Direkt nach der Behandlung und sechs Monate später hatten diese Patienten deutlich weniger Essanfälle als die anderen. Doch nach 18 Monaten hatten sich die Effekte angeglichen. Insgesamt hatten sich bei allen die Essanfälle verringert. „Diese nicht-anonyme Internet-basierte Therapie stellt somit eine gute Alternative dar. Sie kann auch genutzt werden, um die Zeit bis zum Beginn einer persönlichen Therapie zu überbrücken. Deshalb sollte sie ins Gesundheitssystem integriert werden“, sagt Professorin de Zwaan. Allerdings müsse beachtet werden, dass Suizidalität und andere schwere psychische Leiden, die auch bei Personen mit dieser Essstörung vorkommen, in persönlichen Gesprächen besser behandelt werden können.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professorin Dr. Martina de Zwaan, deZwaan.Martina@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6570.

Die Originalpublikation finden Sie im Internet unter folgendem Link: http://jamanetwork.com/journals/jamapsychiatry/fullarticle/2646394.

Quelle: idw

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Wimperntierchen und ihre bakteriellen Lebenspartner – Eine weltweite Partnerschaft

Dr. Manfred Schloesser Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Wimperntierchen sind wie Menschen von einer Vielfalt an Bakterien besiedelt. Bei ihren symbiontischen Lebenspartnern haben manche der Wimperntierchen (Ciliaten) schon vor sehr langer Zeit ihre Wahl getroffen. Und die scheint sich bewährt zu haben. Das zeigen Untersuchungen von Bremer Max-Planck-Forschern und ihren Kollegen, die eine Gruppe dieser Einzeller und deren bakterielle Partner im Mittelmeer und in der Karibik erforscht haben und jetzt darüber in den Proceedings of the Royal Society B berichten. Die Bakterien liefern dabei die Energie für den Wirt, das Wimperntierchen, in dem sie Schwefel oxidieren.

Überraschend dabei ist es, dass es, obwohl ein ganzer Ozean das Mittelmeer von der Karibik trennt, es immer fast dasselbe Gespann von Bakterien und Wimperntierchen ist, denn beide Partner stammen jeweils von einem Urahn ab.

Elegante Schwimmer
Wimperntierchen sind eigentlich keine Tiere. Es sind Einzeller mit mehreren Zellkernen und kommen im Süßwasser, Meer und im Boden vor. Der Name rührt von den Wimpern auf der Zelloberfläche her, mit der diese Einzeller sich fortbewegen und Nahrung zu einer mundähnlichen Öffnung heranführen können. Bekanntestes Beispiel ist das Pantoffeltierchen. Erst unter dem Mikroskop sieht man die Eleganz, mit der diese sich bewegen. Manche dieser Lebewesen werden so groß, dass sie mit dem bloßen Auge als Pünktchen im Wassertropfen sichtbar werden. In der jetzt vorgestellten Studie von Brandon Seah aus der Abteilung Symbiose am Bremer Max-Planck-Institut geht es um die Gattung Kentrophoros, die keinen Mund zur Aufnahme von Nahrung besitzt, dafür aber auf symbiontische Bakterien, so genannte Schwefeloxidierer, angewiesen ist.
Man spricht hier von Mutualismus, d.h. beide Partner sind aufeinander angewiesen.

Chemosynthese und Symbiose als Strategie
Inzwischen kennt man eine Reihe von Lebewesen, die diese schwefeloxidierenden Bakterien als Energielieferanten nutzt. Die ersten entdeckte man zufällig in den 1970er Jahren an den Hydrothermalquellen der Tiefsee. Die Tiefseemuscheln Bathymodiolus und der Röhrenwurm Riftia sind zwei Beispiele. Doch bislang war nicht bekannt, wie die Symbiose bei den Wimperntierchen der Gattung Kentrophoros strukturiert ist. Sind die Bakterien mit anderen verwandt oder ist es eine bislang unbekannte Art?

In der jetzigen Studie verglichen die Forscher Kentrophoros aus dem Mittelmeer und der Karibik. Obwohl das äußere Erscheinungsbild, und die Morphologie sehr verschieden war, zeigten die Ergebnisse der Erbsubstanzanalyse, dass alle Zellen einen gemeinsamen stammesgeschichtlichen Ursprung haben. Und das trifft jeweils auf die Bakterien und die Wimperntierchen zu. Die Bakterien gehören stammesgeschichtlich alle zu einer einzigen neu entdeckten Klade, das heißt, alle in dieser Studie gefundenen Symbionten haben einen gemeinsamen Vorfahren. Das bedeutet, dass vor ein paar Millionen Jahren der erste Kentrophoros und der Urahne dieser Bakterien eine gemeinsame Partnerschaft wählten, die die Zeiten überdauerte. Ihre Nachkommen haben sich über den Planeten Erde ausgebreitet.

„Die bakteriellen Symbionten wachsen nur auf einer Körperseite. Manche Wimperntierchen haben große Ausbuchtungen ausgebildet, um die Siedlungsfläche zu vergrößern. Diese Wimperntierchen tragen sozusagen ihr eigenes Gemüsebeet mit sich herum, denn die Bakterien werden vom Wirt per Phagozytose aufgenommen,“ beschreibt Brandon Seah, Doktorand am Bremer Max-Planck-Institut die Symbiose.

Prof. Dr. Nicole Dubilier, Direktorin des Max-Planck-Instituts sagt:„Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Symbiose zwischen Wimperntierchen und schwefeloxidierenden Bakteriensich über sehr lange evolutionäre Zeiträume, vielleicht zehn bis hunderte Millionen Jahre, erhalten hat. Ursprünglich dachten wir, dass diese Symbiose niemals so spezifisch sein kann wie bei Endosymbionten, die in ihrem Wirt leben. Bei Kentrophoros vermuteten wir, dass sie die Symbionten leicht verlieren, wenn sie sich durch Sand oder Wasser bewegen. Aber es stellte sich heraus, dass dies kein Hinderungsgrund für die intensive stabile Beziehung zwischen Wirt und Symbiont darstellt.“

Geht man nur vom äußeren Erscheinungsbild aus, haben die Forscher dieser Studie 17 verschiedene Typen Kentrophoros gefunden, die genetisch sehr ähnlich sind. Es scheint einen generellen Masterplan zu geben, dessen Ausführungen unterscheiden.

Ausblick
Als nächstes steht unter anderem die Sequenzierung der Genome an. Ein weiteres Ziel ist es, diese Lebewesen im Labor zu züchten, denn dann sind weitere interessante Untersuchungen zur Beziehung zwischen Genotyp und Phänotyp möglich. Was bringt jeder Partner in die Beziehung ein?

Originalveröffentlichung
Seah BKB, Schwaha T, Volland J-M, Huettel B, Dubilier N, Gruber-Vodicka HR. 2017 Specificity in diversity: single origin of a widespread ciliate-bacteria symbiosis. Proc. R. Soc. B 20170764.
http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2017.0764

Beteiligte Institute
– Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, Bremen
– Department of Integrative Zoology, and Department of Limnology and Bio-Oceanography, Vienna, Austria
– Max Planck Genome Centre Cologne, Max Planck Institute for Plant Breeding Research, Cologne, Germany
– MARUM, Center for Marine Environmental Sciences, Bremen, Germany

Rückfragen an
Brandon Kwee Boon Seah, (Link zur Webseite)
Abt. Symbiose, Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie
0421 2028904, kbseah@mpi-bremen.de

Prof. Dr. Nicole Dubilier
Abt. Symbiose, Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie
0421 2028932, ndubilie@mpi-bremen.de

Oder an die Pressestelle (Link zur Webseite)
Dr. Manfred Schlösser mschloes@mpi-bremen.de 0421 2028704
Dr. Fanni Aspetsberger faspetsb@mpi-bremen.de 0421 2028 947

Kasten Wimperntierchen
Wimperntierchen sind keine Tiere, sondern einzellige Lebewesen. Sie werden bis zu paar Millimeter groß. Der Name Kentrophoros steht für Stachelträger, denn die kleinen symbiotischen Bakterien deuteten die Forscher vor hundert Jahren fälschlich als Stachel. Kentrophoros wurden im Mittelmeer und der Karibik, aber auch im Pazifik gefunden. Sie können sich asexuell vermehren.
Als Besonderheit der Wimperntierchen gibt es mehrere Zellkerne von zwei verschiedenen Sorten. Einer davon ist zwar klein, aber er ist für die sexuelle Generation der Tochterzellen maßgeblich und trägt die gesamten genetischen Informationen. Die anderen regeln die Körperfunktion über spezifische Genexpression. Damit wird das Erscheinungsbild festgelegt.

Weitere Informationen:
Film von Brandon Seah
https://vimeo.com/89605962

Quelle: idw

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Studenten des Hasso-Plattner-Instituts schreiben Buch für Informatikanfänger

Felicia Flemming Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI)

Zwischen Uni-Seminar und Masterarbeit auch eine Karriere als Autor starten – drei Studenten des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) ist dies gelungen. Ihr Buch „Fit fürs Studium – Informatik“ erleichtert Anfängern den Einstieg in die Welt der digitalen Technologien und ist ab heute erhältlich. Die Informatiker Arne Boockmeyer (23), Philipp Fischbeck (23) und Stefan Neubert (24) absolvieren am HPI derzeit das Masterstudium und bringen vor allem ihre eigenen praktischen Erfahrungen ein. Der Titel ist im Rheinwerk Verlag erschienen und richtet sich in erster Linie an Schülerinnen und Schüler, die sich für ein Informatikstudium interessieren, aber auch an Eltern, Informatiklehrer und Quereinsteiger.

„Da der Informatikunterricht an deutschen Schulen weder flächendeckend noch einheitlich ist, sind die ersten Monate für die Studierenden und Professoren häufig besonders schwierig“, erklärt Boockmeyer. So seien die Vorkenntnisse der einzelnen Bewerberinnen und Bewerber sowie die Erwartungen an das bevorstehende Studium sehr unterschiedlich. „Während der eine Abiturient bereits erste Apps entwickelt hat, können andere noch gar nicht programmieren“, erzählt der 23-Jährige. Der Ausgleich finde erst im Hörsaal statt – wenn überhaupt. „Einige Schüler sind von den Vorkenntnissen der fortgeschrittenen Hobby-Programmierer auch abgeschreckt und trauen sich ein Studium im schlimmsten Fall gar nicht erst zu“, so Kommilitone und Mitautor Neubert.

Das neue Buch soll hier Abhilfe schaffen. „Wir möchten einen breiten Gesamtüberblick darüber verschaffen, was die Informatik eigentlich ist und was alles dazugehört“, beschreibt Neubert. Die 21 Kapitel führen die Leserinnen und Leser auf über 400 Seiten von Datenstrukturen über Netzwerke und Verschlüsselung bis hin zur Teamarbeit in der Softwareentwicklung. Auch der ethische Umgang mit den eigenen Programmierfähigkeiten spielt für die jungen Autoren eine wichtige Rolle und wird im Buch diskutiert. „Die Abschnitte stehen für sich. Man muss nicht alles von vorne bis hinten durchlesen, sondern kann sich selbst seine Schwerpunkte suchen“, so HPI-Student Fischbeck.

Jedes der Kapitel beginnt mit einer Knobelei, die zum Nachdenken anregen und die Ideen hinter den Konzepten verständlich machen soll. Für die meisten Kapitel wird nicht einmal ein Computer benötigt: „Sobald die Leser vor die Frage gestellt werden, wie sie ein Bücherregal ordnen würden, ist es nur noch ein kurzer Schritt zum Verständnis von Sortieralgorithmen in Programmen“, weiß Fischbeck. Bei der Formulierung ihrer Beispiele und Erklärungen profitieren die drei jungen Informatiker nicht nur von ihrem Studium, sondern auch von ihrem Engagement im HPI-Schülerklub. Zusammen mit anderen Studierenden betreuen sie Informatik-Camps für interessierte Schülerinnen und Schüler in Potsdam und denken sich immer wieder neue praktische Aufgaben und Beispiele aus.

Informationen zum Buch
411 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-8362-4406-0
Preis: 24,90 Euro

Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut
Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für Digital Engineering (https://hpi.de). Mit dem Bachelor- und Master-Studiengang „IT-Systems Engineering“ bietet die Digital-Engineering-Fakultät der Universität Potsdam ein deutschlandweit einmaliges und besonders praxisnahes ingenieurwissenschaftliches Informatik-Studium an, das von derzeit rund 500 Studierenden genutzt wird. Bei den CHE-Hochschulrankings belegt das HPI stets Spitzenplätze. Die HPI School of Design Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem Vorbild der Stanforder d.school, bietet jährlich 240 Plätze für ein Zusatzstudium an. Derzeit sind am HPI zwölf Professoren und über 50 weitere Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten tätig. Es betreibt exzellente universitäre Forschung – in seinen IT-Fachgebieten, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing. Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen für alle Lebensbereiche.

Weitere Informationen:
https://hpi.de – Website des Hasso-Plattner-Instituts (HPI)

Quelle: idw

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Wasser – wertvoll und schützenswert! Beschleunigte Elektronen helfen bei der Aufbereitung

Frau Silvena Ilieva Unternehmenskommunikation
Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP

Am Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und
Plasmatechnik FEP, einem der führenden Forschungs- und Entwicklungspartner für Elektronenstrahlanwendungen, werden darauf basierende Verfahren und Anlagen zum Einsatz in Medizin, Pharma und zum Schutz von Ressourcen und Umwelt entwickelt. Das Nuclear and Energy Research Institute (IPEN) in São Paulo ist die führende brasilianische Einrichtung für Umwelttechnologien und erneuerbare Energie. Beide Einrichtungen wollen nun kooperieren und stellen u. a. ihre Kompetenzen zur effektiven Abwasserbehandlung in einem Workshop am 6. und 7. November 2017, am IPEN, in São Paulo, Brasilien vor: AcEL – ACCELERATED ELECTRONS FOR LIFE.

Unser Abwasser durchläuft einen komplizierten Klärungsprozess an dessen Ende sauberes Trinkwasser stehen sollte. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) stellte in einer aktuellen Pressemeldung (siehe Link unten) klar heraus, dass nach mechanischer, biologischer und chemischer Klärung und dem Durchlaufen einer vierten Reinigungsstufe in modernen Kläranlagen Spurenstoffe nur verringert, jedoch nie ganz vermieden oder gar entfernt werden können. Er hat daher ein Policy Paper an die Politik übergeben, das einen verantwortungsvollen Umgang mit Spurenstoffen fordert. Um die Trinkwasserressourcen bestmöglich zu schützen, müssten Spurenstoffe frühzeitig vermieden oder zumindest reduziert werden.

Weltweit forschen Wissenschaftler mit Hochdruck an Methoden zur Abwasserbehandlung. Auch das Fraunhofer FEP und das IPEN haben sich dieser Aufgabe gestellt. Sie setzen auf beschleunigte Elektronen.

„Niederenergetische Elektronen sind ein vielseitiges Werkzeug, das wir zur erfolgreichen Keimabtötung nutzen oder damit Hormon- und Pharmakarückstände im Abwasser unschädlich machen.“, erläutert Frank-Holm Rögner, Leiter der Abteilung Elektronenstrahlprozesse, den Ansatz des Fraunhofer FEP. „Dabei sind die Verfahren nicht nur wirtschaftlich, sondern in Bezug auf ihren Energie- und Ressourceneinsatz anderen Verfahren meist deutlich überlegen.“

Die Forscher vom Fraunhofer FEP haben bereits Erfahrungen auf dem Gebiet der effektiven Behandlung von kleinen Flüssigkeitsmengen im Labormaßstab und wollen nun das Verfahren für größere Abwassermengen optimieren. Sie konzentrieren sich zunächst auf kompakte Lösungen für die Behandlung kleiner Flüssigkeitsmengen nah am Verursacher der Kontamination. Die Behandlung hoch konzentrierter Kontaminationen ist wesentlich effektiver, als im Klärwerk riesige Wassermengen mit sehr geringen Schadstoffkonzentrationen zu behandeln. Zum Entwicklungskonzept gehört auch die Erarbeitung neuer, kompakter Elektronenbeschleuniger im Mittelenergie-Bereich bis 600 Kiloelektronenvolt (keV).

Das brasilianische Partnerinstitut IPEN hat bereits gute Erfahrungen in der Abwasserbehandlung mit Hochenergie sammeln können (10 MeV).

Dr. Wilson Aparecido Parejo, Generaldirektor des IPEN, ist sich sicher: „Unsere Kompetenzen ergänzen sich in idealer Weise. Wir können sie zum Schutz der Umwelt bündeln und so wirksam zum Schutz der lebensnotwendigen Ressource Wasser beitragen.“ Beide Institute stellen gemeinsam mit weiteren Partnern diese Kompetenzen, aber auch andere Umwelttechnologien, auf einem Workshop am 6. und 7. November 2017, am IPEN, in São Paulo, Brasilien vor: AcEL – ACCELERATED ELECTRONS FOR LIFE.

Industriepartner und Wissenschaftler können auf der Veranstaltung den effektiven Einsatz der Technologien diskutieren. Für Entscheider aus Politik und Wirtschaft wird außerdem eine wichtige Informationsplattform geboten. Ziel ist es, das Innovationspotenzial beschleunigter Elektronen für die Umwelt zu nutzen und weiter in die Praxis zu überführen.
Der Workshop wird ebenfalls unterstützt durch das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus São Paulo sowie die National Nucelar Energy Commission (CNEN) und das CNPq – Conselho Nacional de Desenvolvimento Científico e Tecnológico.

Über AcEL
Fraunhofer FEP und IPEN präsentieren neue Technologien für die Abwasseraufbereitung: Vom 6. – 7. November veranstalten beide Institute gemeinsam den Workshop: „AcEL – ACCELERATED ELECTRONS FOR LIFE“ mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses in São Paulo. Die Veranstaltung wird in den Räumlichkeiten des IPEN an der Universität von São Paulo stattfinden und hat das Ziel, Spezialisten und Unternehmer sowie Partner und Entscheider aus Politik und Wirtschaft zusammenzubringen, um über neue Technologien wie die Nutzung beschleunigter Elektronen z. B. zur Abwasserbehandlung, zur Impfstoffinaktivierung oder zur Saatgutbehandlung zu diskutieren.

Über das IPEN
Das Nuklear- und Energieforschungsinstitut IPEN ist eine brasilianische Institution, die durch die nationale Nuklearenergiekommission CNEN technisch und finanziell verwaltet und unterstützt wird. Das IPEN ist das national führende Forschungsinstitut in den Bereichen Radiopharmazie, Anwendung von ionisierender Strahlung, Nuklearforschung und -technologie, Kernreaktoren und Brennstoffkreislauf, Umweltwissenschaften und -technologie, erneuerbare Energien, Materialien und Nanotechnologie, Biotechnologie, Lasertechnologie und Ausbildung.
Das Institut feiert sein 61-jähriges Bestehen im August 2017 und das IPEN-CNEN/SP Graduiertenprogramm für Nukleartechnologie in Zusammenarbeit mit der Universität São Paulo beging bereits im März 2016 sein 40-jähriges Jubiläum. Das Radiation Technology Centre (CTR) am IPEN-CNEN wurde vor 45 Jahren gegründet und steht für die Umsetzung und den Transfer der Bestrahlungstechnik und Radioisotopanwendungen in die Industrie, den Gesundheitssektor, die Landwirtschaft und den Umweltschutz in Brasilien. Ziel des Institutes ist die Schaffung wissenschaftlichen Know-Hows, die Entwicklung gut ausgebildeten Personals, der Technologietransfer und die Erarbeitung von Produkten und Dienstleistungen, die in vielen Bereichen der Brasilianischen Gesellschaft nutzbar sind.

Über das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus – São Paulo
Das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus São Paulo (DWIH-SP) wurde 2009 vom Auswärtigen Amt in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gegründet. Durch das DWIH-SP soll einerseits die Sichtbarkeit des Technologiestandortes Deutschland in Brasilien gesteigert und andererseits sollen Synergien und der Austausch zwischen wissenschaftlichen Institutionen in Deutschland und Brasilien gefördert werden – insbesondere in São Paulo, dem größten Zentrum der brasilianischen Forschung und deutscher Unternehmen im Ausland. Sowohl in Deutschland als auch in Brasilien werden Wissenschaft und Innovation als grundlegende Bereiche angesehen, um die wirtschaftliche, soziale und nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Seit über 40 Jahren fördern beide Länder eine umfassende und fruchtbare Wissenschaftskooperation. Das DWIH-SP vereint die Vertretungen verschiedener deutscher Forschungs- und Förderorganisationen unter einem Dach und präsentiert Deutschland als einen Partner für Exzellenz und hohe Wettbewerbsfähigkeit in Wissenschaft und Innovation.
Als wichtige Anlauf- und Vermittlerstelle für Personen und Institutionen, aus Brasilien und Deutschland, zu Themen in den Bereichen Hochschulbildung, Wissenschaft, Forschung und wissenschaftsbasierte Innovation, trägt das DWIH-SP durch seine Programmarbeit zur nachhaltigen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung beider Länder bei.

Über Fraunhofer FEP
Das Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP arbeitet an innovativen Lösungen auf den Arbeitsgebieten der Vakuumbeschichtung, der Oberflächenbehandlung und der organischen Halbleiter. Grundlage dieser Arbeiten sind die Kernkompetenzen Elektronenstrahltechnologie, Sputtern, plasmaaktivierte Hochratebedampfung und Hochrate-PECVD sowie Technologien für organische Elektronik und IC-/Systemdesign.

Fraunhofer FEP bietet damit ein breites Spektrum an Forschungs-, Entwicklungs- und Pilotfertigungsmöglichkeiten, insbesondere für Behandlung, Sterilisation, Strukturierung und Veredelung von Oberflächen sowie für OLED-Mikrodisplays, organische und anorganische Sensoren, optische Filter und flexible OLED-Beleuchtung.

Ziel ist, das Innovationspotenzial der Elektronenstrahl-, Plasmatechnik und organischen Elektronik für neuartige Produktionsprozesse und Bauelemente zu erschließen und es für unsere Kunden nutzbar zu machen.

Weitere Informationen:
http://vku.de/presse/pressemitteilungen-liste/liste-pressemitteilungen/archiv-20…
http://s.fhg.de/FAT

Quelle: idw

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Hoher Zuckerkonsum verursacht Zahnbehandlungskosten in Milliardenhöhe

Friederike Stecklum Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Die Menschen essen weltweit deutlich zu viel Zucker. Das hat negative Folgen für ihre Zähne und für ihren Geldbeutel: Global belaufen sich die Zahnbehandlungskosten auf jährlich rund 128 Milliarden Euro. Allein in Deutschland sind es 17,2 Milliarden Euro pro Jahr. Das sind die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Biotechnology Research and Information Network AG (BRAIN AG), die im renommierten „International Journal of Dental Research“ veröffentlicht wurde. Die Arbeit wurde im Rahmen der strategischen Allianz NatLifE 2020 durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) kofinanziert.

Für ihre Arbeit werteten die Forscher repräsentative Daten zum Vorkommen von Karies, Zahnfleischentzündungen (Parodontitis) und Zahnverlust, entsprechende Behandlungskosten und Krankheitslasten sowie Daten zum Zuckerverbrauch in 168 Ländern für das Jahr 2010 aus. Auf Basis dieser Daten errechneten sie den Anteil an den Gesamtkosten durch übermäßigen Zuckerkonsum. Neben weißem Haushaltszucker schlossen die Forscher in die Analyse zudem versteckte Zucker ein, die in vielen verarbeiteten Produkten, wie Getränken, Ketchup, Speiseeis, Tiefkühlkost oder Backwaren enthalten sind.

„Die Daten zeigen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Zucker und dem Vorkommen von Karies, Parodontitis und als Folge Zahnverlust“, so Studienerstautor Dr. Toni Meier vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der MLU. „Pro Mehrverzehr von 25 Gramm Zucker pro Person und Tag – was ungefähr acht Zuckerwürfeln oder einem Glas gesüßter Limonade entspricht – steigen die Zahnbehandlungskosten in Ländern mit hohen Einkommen im Durchschnitt um 75 Euro pro Person und Jahr an.“ In Deutschland werden täglich im Durchschnitt zwischen 90 und 110 Gramm Zucker pro Kopf verbraucht. Die Behandlungskosten belaufen sich auf jährlich 210 Euro pro Person. Damit liegt Deutschland in der Gruppe der Länder mit den höchsten Behandlungskosten pro Kopf und Jahr. Dazu gehören ebenfalls die Schweiz (300 Euro), Dänemark (178 Euro) und die USA (138 Euro bzw. 185 US-Dollar). „Würde die Zielvorgabe der Weltgesundheitsorganisation von 50 Gramm Zucker pro Person und Tag erreicht, ließen sich in Deutschland 150 Euro Behandlungskosten pro Person einsparen. Hochgerechnet auf Bundesebene entspricht dies einem jährlichen Einsparungspotential von circa zwölf Milliarden Euro“, so Meier weiter. Sich zuckerarm zu ernähren werde aber immer schwieriger, da nahezu alle verarbeiteten Produkte im Supermarkt große Mengen an zugesetztem Zucker enthalten.

Die höchsten Anteile zuckerbedingter Zahnerkrankungen beobachteten die Forscher in Guatemala, Mauretanien und Mexiko. „Schwellenländer wie Indien, Brasilien und Mexiko, aber auch Pakistan und Ägypten könnten übermäßige Krankheitslasten und Kostenbelastungen im Gesundheitssystem vermeiden, wenn sie das Thema frühzeitig in der Gesundheits- und Ernährungspolitik verankern“, so Studienkoautorin und Ernährungswissenschaftlerin Prof. Dr. Gabriele Stangl von der MLU. Das könnten Aufklärungskampagnen sein oder Sondersteuern auf hoch-kalorische Lebensmittel: In Mexiko gibt es bereits seit 2014 eine solche Zuckersteuer. Schon nach einem Jahr zeigte die Steuer Wirkung: Die konsumierte Menge an mit Zucker gesüßten Getränken ging um fünf Prozent zurück. Im zweiten Jahr verdoppelte sich der Wert sogar noch einmal auf zehn Prozent.

„Um ernährungsbedingte Krankheitslasten reduzieren zu können, bedarf es neben einer ausgewogenen Mischung an Aufklärungsarbeit und ernährungspolitischen Ansätzen auch innovative technologische Lösungsangebote“, sagt Studienkoautorin Dr. Katja Riedel, Mitkoordinatorin der Innovationsallianz NatLifE 2020 und Programme Manager System Products Nutrition bei der BRAIN AG. Die vom BMBF kofinanzierte Allianz zielt darauf ab, mit Hilfe der Biotechnologie und dem Verständnis biologischer Systeme eine neue Generation nachhaltig produzierter und biologisch aktiver Wirkstoffe für Lebensmittel und Kosmetika zu entwickeln und damit einen Beitrag zur Verbesserung von Ernährung, Gesundheit und menschlichem Wohlbefinden zu leisten.

Link zur Studie:
http://Meier, T., Deumelandt, P., Christen, O., Stangl, G. I., Riedel, K., & Langer, M. (2017): Global Burden of Sugar-Related Dental Diseases in 168 Countries and Corresponding Health Care Costs. Journal of Dental Research (in press) DOI: 10.1177/0022034517708315

Quelle: idw

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Innovative Niederschlagsmodelle für den Überflutungsschutz

Mechtild Freiin v. Münchhausen Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover

Wie muss ein Kanalisationsnetz ausgelegt sein? In welchen Regionen ist mit welchen Niederschlagsszenarien zu rechnen? Ein BMBF-gefördertes Verbundvorhaben am Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft entwickelt Modelle zur optimalen Planung und zum Betrieb von Stadtentwässerungssystemen.

BMBF-gefördertes Anschlussprojekt am Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft entwickelt Niederschlagsmodelle für die optimale Planung und den Betrieb von Stadtentwässerungssystemen

Großer Erfolg für Prof. Dr.-Ing. Uwe Haberlandt und sein Team vom Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Verbundvorhaben SYNOPSE II zur Niederschlagsgenerierung innerhalb der nächsten zwei Jahre mit insgesamt rund 850.000 Euro.

Wie muss ein Kanalisationsnetz ausgelegt sein, damit es die Wassermengen auch bei Starkregen oder besonders lang anhaltenden Niederschlägen ableiten kann? In welchen Regionen ist mit welchen Niederschlagsszenarien zu rechnen? Die Bestimmung dieser Niederschlagsmengen ist die Voraussetzung dafür, dass Stadtentwässerungssysteme optimal geplant werden können, so dass Überstauereignisse und Überschwemmungen möglichst selten auftreten. Das Verbundprojekt der Leibniz Universität Hannover und mehreren Partnern befasst sich mit innovativen Berechnungsmodellen zur Niederschlagsgenerierung. Ziel ist es, aussagekräftige Niederschlagsmodelle für ganz Deutschland zu entwickeln – als Basis für die Planung und den Betrieb von Kanalisationssystemen.

Das am 1. Juli 2017 gestartete Verbundvorhaben „Synthetische Niederschlagsreihen für die optimale Planung und den Betrieb von Stadtentwässerungssystemen (SYNOPSE II)“ folgt auf das Projekt SYNOPSE I (2013 bis 2016). Im Vorgängerprojekt wurden als erster Schritt in Richtung einer bundesweit übertragbaren Datengenerierungsmethode die Bundesländer Niedersachsen und Baden-Württemberg sowie die Städte Hamburg, Braunschweig und Freiburg i. Br. als Modellgebiete betrachtet. Für diese Regionen wurden erste Modelle entwickelt. Nun sollen diese so weiterentwickelt werden, dass mit einer Software Niederschläge für jeden beliebigen Standort in Deutschland mit beliebiger Zeitreihenlänge berechnet werden können.

„Wir freuen uns sehr, dass die vielversprechenden Ergebnisse aus SYNOPSE I zu diesem Folgeprojekt geführt haben. Damit wird den Anwendern in Deutschland ein nützliches Werkzeug zur Verfügung gestellt, das in dieser Form derzeit nicht existiert“, sagt Koordinator Prof. Dr.-Ing. Uwe Haberlandt. Basis der Modelle sind die gemessenen, langjährigen Daten von Niederschlagsstationen. Niederschlagszeitreihen mit fünfminütiger Auflösung, wie sie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anstreben, liegen in dieser hohen Auflösung bislang nur für wenige Standorte vor. Daher werden auf Basis der vorhandenen Messzeitreihen Modelle entwickelt, die in der Lage sind, Niederschlagszeitreihen für jeden beliebigen Ort in Deutschland mit beliebiger Zeitreihenlänge zu simulieren
.
In SYNOPSE II werden zwei Niederschlagsmodelle, die im Vorgängerprojekt entwickelt wurden, hinsichtlich ihrer Eignung untersucht. Als Endergebnis wird eine Software bereitgestellt, mit der die Niederschlagsgenerierung für die Anwender möglich sein wird.
Neben dem Institut für Hydrologie und Wasserwirtschaft der Leibniz Universität Hannover sind an SYNOPSE II die Universität Stuttgart (Institut für Wasser- und Umweltsystemmodellierung), das Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie Hannover GmbH, Dr.-Ing. Pecher und Partner Ingenieurgesellschaft mbH sowie Hamburg Wasser beteiligt.

Das Projekt SYNOPSE II wird innerhalb der BMBF-Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (INIS)“ im Rahmenprogramm „Forschung für nachhaltige Entwicklung – FONA³“ gefördert.

Quelle: idw

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Im Homeoffice oder mit völlig selbstbestimmten Arbeitszeiten fällt Abschalten besonders schwer

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Studie untersucht Folgen für Frauen und Männer
Im Homeoffice oder mit völlig selbstbestimmten Arbeitszeiten fällt Abschalten besonders schwer – klare Regeln für Flexibilität nötig

Extrem flexible Arbeitszeiten gehen häufig zulasten der Beschäftigten. Dabei sind die Folgen für Frauen andere als für Männer, zeigt eine neue Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung*.

Was ist für Arbeitnehmer am besten: feste Bürozeiten, Gleitzeit oder völlige Selbstbestimmung ohne konkrete Zeitvorgaben? Selbstbestimmung klingt gut, ist aber auch eine Einladung zur Selbstausbeutung, wie eine Analyse von Dr. Yvonne Lott zeigt. Die Böckler-Expertin für Arbeitszeiten hat untersucht, welche Zusammenhänge zwischen Arbeitszeitmodellen, Verhalten und Arbeitsbelastungen von Frauen und Männern bestehen. Die Auswertung basiert auf Angaben von gut 10.000 Personen aus der Haushaltsbefragung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) der Jahre 2011 und 2012. Es zeigt sich:

– Wer im Homeoffice tätig ist, kann abends oft nicht abschalten. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 45 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch wie bei Beschäftigten, die nie zu Hause arbeiten. Offenbar verschwimmen die Grenzen zwischen den Lebensbereichen bei dieser Arbeitsweise besonders leicht.

– Bei völlig selbstbestimmten Arbeitszeiten fällt das Abschalten Arbeitnehmern schwerer als bei festen Zeiten. Interessanterweise ist dieser Effekt nur bei Männern zu beobachten. Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 40 Prozent, dass sie abends nicht zur Ruhe kommen, elf Prozentpunkte mehr als bei Männern mit festen Arbeitszeiten. Dies führt die Forscherin darauf zurück, dass gerade Männer dazu neigen, ohne vorgegebene Grenzen übermäßig lange zu arbeiten. Frauen seien hingegen „typischerweise geübtere Grenzgängerinnen“ als Männer, so Lott. Sie nutzten die zeitliche Flexibilität statt für unzählige Überstunden eher, um Haus- und Sorgearbeit mit dem Job unter einen Hut zu bringen.

– Mit selbstbestimmten, aber immer noch geregelten Arbeitszeiten, etwa Gleitzeit, fühlen sich Beschäftigte nicht übermäßig mehr belastet. Sie können zudem besser mit hohem Arbeitsdruck umgehen, was sich positiv auf die Work-Life-Balance auswirkt. Dies gilt aber wiederum nur für Männer.

– Ein unveränderlicher Arbeitsbeginn und eine feste Feierabendzeit können mit anderen Verpflichtungen kollidieren, die sich etwa aus den Abholzeiten von Kindergärten ergeben. Andererseits bieten klare Regeln Planungssicherheit, was Stress reduziert.

– Hoch ist die psychische Belastung bei unvorhersehbaren Arbeitszeiten, die der Arbeitgeber kurzfristig ändert – vor allem für Frauen. Unvorhersehbare Dienstzeiten erschweren die Planung des Alltags enorm, worunter vor allem diejenigen leiden, die traditionell den größeren Teil der Haus-, Pflege- und Erziehungsarbeit übernehmen. Besonders ausgeprägt ist der Stress in Kombination mit hohem Arbeitsdruck.

Im Lichte dieser Erkenntnisse sei eine von Unternehmen häufig geforderte weitere Deregulierung der Arbeitszeitbestimmungen äußerst kritisch zu sehen, sagt Lott. Neben den negativen Konsequenzen für die Work-Life-Balance verschärfen Modelle wie die völlige Arbeitszeitautonomie auch die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Die Forscherin spricht vom „Risiko der Traditionalisierung von Partnerschaften“, weil eine Seite – wahrscheinlich meist die Frau – der anderen den „Rücken frei halten“ muss.

Dennoch hält Lott noch mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit grundsätzlich für vertretbar. Es müsse aber klare Regeln geben: zeitliche Obergrenzen, Zeiterfassung, realistische Vorgaben für das Arbeitspensum, genug Personal und Vertretungsregeln. Fortbildungen in „Grenzmanagement“ für Beschäftigte und Vorgesetzte seien ebenso notwendig wie verlässliche Schichtpläne und eine Sensibilisierung aller Beteiligten für die geschlechtsspezifischen Folgen flexibler Arbeitsarrangements. Wenn diese Voraussetzungen nicht nur im Betrieb, sondern auch beim mobilen Arbeiten oder im Homeoffice gegeben sind, könnten durchaus neue Spielräume für selbstorganisiertes Arbeiten geschaffen werden – zum Beispiel durch ein Recht auf Homeoffice, das bislang ein Privileg einzelner Beschäftigtengruppen und vielen Arbeitnehmerinnen nicht gestattet ist.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Yvonne Lott
Expertin für Arbeitszeit, Abteilung Forschungsförderung
Tel.: 0211-7778-600
E-Mail: Yvonne-Lott@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
https://www.boeckler.de/pdf/p_fofoe_WP_046_2017.pdf – *Yvonne Lott: Stressed despite or because of flexible work arrangements?, Working Paper Forschungsförderung Nr. 046, Juli 2017. Download (pdf)
https://www.boeckler.de/pdf/p_fofoe_pb_003_2017.pdf – Selbst organisiertes Arbeiten als Ressource für Beschäftigte nutzen!, Policy Brief der Forschungsförderung in der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 3, Juli

Quelle: idw

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PKW-Verglasung aus Plastik?

Erhard Jakobs Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen

Mit dem „Crashverhalten von Automobilverglasungen aus Plexiglas“ befasst sich ein Forschungsprojekt an der TH Mittelhessen. Projektleiter ist Prof. Dr. Stefan Kolling vom Kompetenzzentrum Automotive – Mobilität – Materialforschung. Kooperationspartner sind das Institut für Statik und Konstruktion der TU Darmstadt und die Tecosim GmbH, ein international tätiger Spezialist für Computer Aided Engineering mit Sitz in Rüsselsheim. Das Land Hessen fördert das Vorhaben mit 460.000 Euro.

In der Automobilindustrie wird der Leichtbau immer wichtiger. Er verringert das Fahrzeuggewicht und reduziert so den Kraftstoffverbrauch. In Serienfahrzeugen besteht die Verglasung heute aus Mineralglas. Scheiben aus Kunststoff wie etwa Acrylglas brächten eine Gewichtsersparnis von 40 bis 50 Prozent. Weitere Vorteile liegen zum Beispiel im besseren Schutz gegen Steinschlag und in einer sehr guten Akustik.

Was bisher fehlt, ist der Nachweis der Crashsicherheit des alternativen Materials, die den Insassen- und Fußgängerschutz gewährleistet. „Bislang wurde der Einsatz von Acrylglas im Fahrzeug noch nicht systematisch wissenschaftlich in Theorie und Experiment untersucht. Dies soll in unserem Projekt erfolgen. Die Ergebnisse sollen in ein praxistaugliches numerisches Werkzeug (Simulationstool) zur Vorhersage des Crashverhaltens und zur Auslegung der Fahrzeugscheiben überführt werden“, so Kolling.

Grundlage für die Computersimulation sind experimentelle Untersuchungen der Materialeigenschaften. Die Firma Evonik, Hersteller eines Acrylglases, das unter dem Namen Plexiglas vermarktet wird, stellt dafür Proben zur Verfügung.

Aus den so gewonnenen Daten zum Materialverhalten entwickeln die Forscher ein Werkstoffmodell für die Crashsimulation. „Der Nachweis der Crashsicherheit soll mithilfe eines virtuellen Prototyps, mit dem Crashszenarien prognosesicher in der Simulation abgebildet werden können, erbracht werden. Realversuche, also Crashtests mit Dummys, werden im Fahrzeugentwicklungsprozess aus Kostengründen immer weniger durchgeführt und dienen im Idealfall nur noch zur Bestätigung der Simulation“, erläutert Kolling.

Das Simulationswerkzeug wird von Tecosim vermarktet und steht Automobilherstellern und Zulieferern für die Auslegung zukünftiger Fahrzeuge mit Acrylglasscheiben zur Verfügung. Die Kooperationspartner rechnen damit, dass es vier bis fünf Jahre nach Projektabschluss erste Serienfahrzeuge mit Kunststoffverglasungen geben wird.

Das Forschungsvorhaben am Gießener Institut für Mechanik und Materialforschung läuft zweieinhalb Jahre und hat ein Gesamtvolumen von 620.000 Euro. Es wird im Rahmen der hessischen „Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ (LOEWE) unterstützt.

Quelle: idw

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Kaugummi-Schnelltest bei Entzündungen

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Mit einem Kaugummi frühzeitig eine Entzündung im Mund erkennen: Ein Forschungsteam der Universität Würzburg präsentiert diese Neuerung in der Zeitschrift „Nature Communications“.

Zahnimplantate ziehen bisweilen Komplikationen nach sich: Bei sechs bis fünfzehn Prozent der Patienten entsteht in den Jahren nach dem Setzen des Implantats eine Entzündung. Verursacht wird sie von Bakterien; schlimmstenfalls zerstört sie das weiche Gewebe und den Knochen rund um das Implantat.

Künftig können Patienten mit Zahnimplantaten schnell und kostengünstig feststellen, ob sich in ihrem Mund eine solche Entzündung anbahnt: mit einem Kaugummi-Schnelltest, den ein Pharmazie-Forschungsteam der Universität Würzburg entwickelt hat.

Praktisch funktioniert das so: Liegt im Mundraum eine Entzündung vor, wird beim Kauen des Kaugummis ein bitterer Geschmackstoff freigesetzt. Der Patient geht dann zu seinem Zahnarzt, der die Diagnose bestätigt und die Entzündung behandelt. Diese Art von Früherkennung sollte helfen, schwerwiegende Komplikationen wie Knochenschwund zu verhindern.

„Jeder kann dieses neue diagnostische System überall und jederzeit und ohne technisches Equipment einsetzen“, sagt Professor Lorenz Meinel, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Universität Würzburg. Er hat das neue Diagnosemittel mit Dr. Jennifer Ritzer und ihrem Team entwickelt; das Journal „Nature Communications“ stellt das Kaugummi in einem Artikel aktuell vor.

Enzyme setzen Bitterstoff frei
Die wissenschaftliche Grundlage: Bei Entzündungen werden im Mund spezifische protein-abbauende Enzyme aktiviert. Innerhalb von nur fünf Minuten zerschneiden sie auch einen speziellen Inhaltsstoff des Kaugummis. Dadurch wird ein Bitterstoff frei, der vorher nicht zu schmecken war.

Den Nachweis, dass das Konzept funktioniert, hat Meinels Team erbracht. Erste Studien mit dem Speichel von Patienten wurden an der Zahnklinik Merli in Rimini durchgeführt.

Gründung einer Firma geplant
Um das Kaugummi auf den Markt bringen zu können, plant Meinels Team die Gründung einer Firma. Der Professor geht davon aus, dass bis zur Marktreife noch zwei bis drei Jahre nach Gründung der Firma vergehen werden.

Kaugummi-Schnelltests für weitere medizinische Anwendungen befinden sich in der Entwicklung. „Wir hoffen, dass sich damit auch andere Krankheiten adressieren und frühestmöglich behandeln lassen“, erklärt Meinel.

„Diagnosing peri-implant disease targeting the tongue as 24/7 detector“, Nature Communications, 15. August 2017, DOI 10.1038/s41467-017-00340-x

Kontakt
Prof. Dr. Dr. Lorenz Meinel, Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie, Universität Würzburg, T +49 931 31-83765, lorenz.meinel@uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Pepper, der neue Kollege im Altenheim

Nora Frei M.A. Stabsstelle für Presse, Kommunikation und Marketing
Universität Siegen

Der Roboter Pepper arbeitet seit kurzem an der Universität Siegen. Ein Uni-Team macht ihn fit für seinen Einsatz im Altenheim.

Er kann Pantomime spielen, High Five geben, tanzen und Witze reißen. Dabei ist Pepper ein Roboter. 1,20 Meter ist er groß und bewegt sich auf Rollen. Seine großen Augen sehen freundlich aus und leuchten in verschiedenen Farben. Er ist extra kindlich konstruiert, damit Menschen keine Angst vor ihm haben. Wenn man ihm über den Kopf streichelt, fängt er an zu kichern und spricht: „Ich bin heute so kitzelig.“ Pepper ist seit zwei Monaten im Forschungswohnzimmer (XLAB) an der Universität Siegen zu Hause. Die WissenschaftlerInnen vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien (Prof. Dr. Volker Wulf) und Studierende aus dem Masterstudiengang Human Computer Interaction (HCI) haben Großes mit dem Kleinen vor: Pepper soll schon bald im Altersheim zum Einsatz kommen, soll die älteren Menschen unterhalten, mit ihnen Rätsel raten, Musik spielen und ihnen die Zeit vertreiben, wenn die Pfleger mit anderen Aufgaben beschäftigt sind.

Pepper hat Sensoren am Kopf und an den Fingern, kann hören, sehen, sprechen und sogar Stimmlagen und Emotionen erkennen. Entwickelt wurde der Roboter in Frankreich, dann nach Japan verkauft und auf den Massenmarkt gebracht. In der japanischen Sprache fühlt er sich deshalb am wohlsten. In Siegen lernt Pepper, wie er auch im Deutschen auf Alltagssituationen reagieren kann.

Einen ersten Besuch hat Pepper dem Marienheim in Siegen-Weidenau schon abgestattet. Die Heimleitung und das Pflegepersonal waren sofort begeistert, die Bewohner am Anfang eher skeptisch. Spätestens nachdem Pepper das Alter der Senioren erraten sollte und manchmal um ein paar Jahrzehnte daneben lag, war das Eis gebrochen. „Die Erfahrung zeigt, dass die Senioren sehr schnell neugierig werden und merken, dass sie Spaß mit Pepper haben können und dadurch steigt sofort die Akzeptanz“, erzählt Projektleiter Dr. Rainer Wieching. Wenn Pepper zum Beispiel anfängt zu tanzen, schauen sich die Senioren die Bewegungen ab und machen dann lachend die Armbewegungen oder Tai-Chi Übungen nach.

Der Roboter soll mit den Senioren Sturz-Prävention üben
Pantomime kann Pepper schon jetzt spielen. Die Senioren können raten und ihre Antwort auf Peppers Tablet eintippen, das am Bauch befestigt ist. In Anlehnung an das Galgenmännchen-Spiel können sie es so lange versuchen, bis das Galgenmännchen komplett ist. „In Gesprächen mit den Senioren und den Pflegekräften haben wir erfahren, dass die älteren Menschen vor allem Gedächtnis-Spiele ausprobieren möchten, um sich die Zeit zu vertreiben. Also haben wir extra für diese Bedürfnisse etwas programmiert“, erklärt Dr. Wieching. Eine studentische Gruppe aus dem HCI-Masterstudiengang hat in seinem Seminar die Funktionen dafür entwickelt. „Uns ist besonders wichtig, dass wir immer vorab mit den Nutzern sprechen, um deren Bedürfnisse und Alltagspraktiken zu erfahren. Wir können uns nur bedingt in ihre Welt hineinversetzen, also sagen die Senioren und Pflegekräfte uns, was sie sich wünschen und was ihr Leben einfacher machen kann.“

Pepper soll nicht nur gute Laune verbreiten. Er soll den Senioren in Zukunft auch dabei helfen, körperliche Übungen zur Prävention von Stürzen durchzuführen. Der Roboter soll die Senioren aktiv ansprechen und zum Mitmachen motivieren, die Übungen erklären und mit positiven Kommentaren oder Tipps helfen.

Roboter sollen Pflegekräfte niemals ersetzen
In Japan ist der demographische Wandel bereits deutlich weiter fortgeschritten als im Rest der Welt. Dort arbeitet Pepper auch schon in Shops und Supermärkten, zeigt den Kunden den Weg zum Produkt oder informiert über Preise und Inhaltsstoffe. Manche Familien haben ihn sogar schon privat gekauft und leben mit ihm zu Hause. Generell seien Japaner Robotern gegenüber anders eingestellt als Deutsche, sagt Dr. Wieching und erklärt die kulturellen Unterschiede: „Viele Japaner glauben, dass auch Dinge eine Seele haben können, Roboter also auch. Deutsche fühlen sich eher durch die Technik bedroht und haben Angst, dass der Roboter wie im Science-Fiction Film dem Menschen gefährlich werden kann.“ Viele Pflegekräfte hätten auch Bedenken, dass die Roboter ihnen Arbeitsplätze wegnehmen würden. „Wir wollen Pflegekräfte niemals ersetzen“, sagt Wieching. Roboter und Menschen sollten vielmehr hybride Teams bilden und sich gegenseitig ergänzen.

Damit das klappt, müssten die Pflegekräfte den Roboter einfach und schnell über eine App auf die Bedürfnisse der Patienten einstellen können. Der Roboter muss sich gegenüber einer dementen Person zum Beispiel anders verhalten als bei jemanden, der nicht mehr gut gehen kann. „Das Ziel muss sein, dass Laien ohne Programmier- oder IT-Kenntnisse Pepper bedienen und konfigurieren können“, meint der Projektleiter. Daran arbeiten er und sein Team.

Was passiert, wenn Roboter immer stärker in unser Privatleben eintreten?
Das Rad neu erfinden, wollen sie bei alldem nicht. Die Siegener setzen vor allem auf Kooperationen mit der Fachhochschule Kiel und der Waseda Universität in Tokio, Japan. Die Japanischen Partner forschen gerade daran, wie die Akzeptanz der Menschen gegenüber Robotern im Alltagsleben noch erhöht werden kann, wenn diese zum Beispiel spirituelle Musik oder religiöse Symbole aus dem japanischen Kulturkreis benutzen, um die Menschen besser zu erreichen. „Wir müssen noch viel gemeinsam forschen, bis die Roboter uns semi-autonom oder sogar in Teilbereichen voll-autonom in der Pflege unterstützen können“, sagt Dr. Wieching. Es gehe in der Zukunft dann viel mehr auch um ethische, rechtliche und soziale Fragestellungen, nicht nur um Robotik-Programmierung.

An den Namen Pepper sollte sich der Siegener Roboter übrigens nicht allzu sehr gewöhnen. Denn beim Sommerfest des Marienheims am 27. August dürfen die Bewohner und Gäste ihm einen neuen Namen geben.

Kontakt
Dr. Rainer Wieching
Wirtschaftsinformatik und Neue Medien
rainer.wieching@uni-siegen.de
0271 740-3019

Quelle: idw

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Neuer Malaria-Wirkstoff erfolgreich getestet

Dr.rer.nat. Arne Claussen Stabsstelle Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Forscher vom Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) um Prof. Dr. Thomas Kurz haben eine optimierte Leitstruktur mit Wirkung gegen Plasmodien, die Erreger der Malaria, erfolgreich im Tierversuch getestet. Leitstrukturen sind Moleküle, die als Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Arzneistoffes dienen. Die Ergebnisse wurden bereits in der Zeitschrift Journal of Medicinal Chemistry veröffentlicht.

Die Krankheit Malaria wird durch Blutparasiten aus der Familie der Plasmodien verursacht, die durch den Stich der weiblichen Anopheles-Mücke auf den Menschen übertragen werden. Die Malariaerreger durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien – sowohl innerhalb des Menschen als auch in der Mücke: Nach dem Stich wandern die Erreger über die Blutbahn in die Leber und vermehren sich dort zunächst symptomfrei. Im zweiten Stadium befallen die Erreger rote Blutkörperchen. Dieses Stadium geht unter anderem mit schweren Fieberschüben einher. Im dritten Stadium entstehen geschlechtliche Formen, die bei einer erneuten Blutmahlzeit wieder auf die Mücke übertragen werden können und für die Verbreitung der Malaria verantwortlich sind.

Der Kampf gegen die Malaria ist unter anderem deshalb komplex, weil die verschiedenen Entwicklungsstadien gegenüber speziellen Arzneistoffen empfindlich sind und die Parasiten sehr schnell Resistenzen entwickeln. Ein effektiver Impfstoff existiert bisher nicht; und auch die Einführung des letzten bedeutenden Arzneistoffes Atovaquon liegt 25 Jahre zurück.

Die gefährlichste humanpathogene Plasmodienart ist Plasmodium falciparum, dagegen infiziert Plasmodium berghei nur Nagetiere, wie etwa die Maus.

Prof. Dr. Thomas Kurz vom HHU-Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie hat mit seinen Mitarbeitern Michael Leven und Tanja Knaab sowie verschiedenen deutschen und internationalen Kollegen eine neue Verbindungsklasse, die Hydrazonamide entwickelt und deren Wirksamkeit im Tiermodell erfolgreich gezeigt. Die Studien erfolgten in der Arbeitsgruppe von Dr. Sergio Wittlin in Basel mit Mäusen, die mit Plasmodium berghei infiziert waren.

„Der Prototyp dieser neuen Verbindungsklasse wurde zusammen mit Prof. Dr. Detlef Geffken im Institut für Pharmazie in Hamburg während meiner Habilitation im Jahr 2007 entdeckt“, erinnert sich Prof. Kurz. Die Leitstruktur aus der Klasse der Hydrazonamide ähnelt strukturell dem Chinin, dem ältesten bekannten Malaria-Wirkstoff. Wie der Wirkstoff wirkt, wo im Parasiten er genau ansetzt, ist noch Gegenstand weiterer Forschung. Die neue Leitstruktur brachte Prof. Kurz mit nach Düsseldorf und arbeitet in seiner Arbeitsgruppe seitdem an seiner Weiterentwicklung. Die lange Dauer zwischen Entdeckung und dem jetzt publizierten Erfolg beim Wirksamkeitstest zeigt, wie zeitaufwendig die moderne, interdisziplinäre Wirkstoffforschung ist. Bis der Wirkstoff schließlich am Menschen erprobt werden kann sind weitere präklinische Untersuchungen notwendig. „Einer der nächste Schritte wäre es, die Testsubstanz Mäusen zu applizieren, die mit dem humanpathogenen Erreger Plasmodium falciparum infiziert sind“, so Tanja Knaab. Dazu ist jedoch ein spezielles Mausmodell notwendig, welches recht kostenintensiv ist.

Grundsätzlich ist der vielstufige, gesetzlich vorgeschriebene Prozess von einem Wirkstoffkandidaten bis hin zum Arzneistoff, der für die Anwendung am Menschen bestimmt ist, extrem teuer und aufwendig. Ein Universitätsinstitut alleine kann sich diesen Aufwand nicht leisten. Es muss mit Entwicklungszeiten von über zehn Jahren und Kosten von über einer Milliarde Euro gerechnet werden.

Die Entwicklung eines neuen Malariamittels ist für Pharmaunternehmen allerdings wirtschaftlich nicht sehr interessant, da Malaria vornehmlich in wirtschaftlich schwachen Regionen auftritt. Wichtige Arbeit für die Malariawirkstoffforschung und -entwicklung leistet die Non-Profit-Organisation „Medicines for Malaria Venture“. Auf ihr Wirken ging in den vergangenen Jahren unter anderem die Entwicklung verschiedener Artemisinin-basierter Kombinationstherapien zurück, die aktuell die beste Wirkung auch gegen resistente Stämme zeigen.

Originalpublikation
M. Leven, T. Knaab, J. Held, S. Duffy, S. Meister, C. Fischli, D. Meitzner, U. Lehmann, B. Lungerich, K. Kuna, P. Stahlke, M. Delves, M.Buchholz, E. Winzeler, V. Avery, B. Mordmüller, S. Wittlin, & T. Kurz, 3-Hydroxy-N‘-arylidenepropanehydrazonamides with halo-substituted phenanthrene scaffolds cure P. berghei-infected mice when administered perorally, J. Med. Chem., 2017, 60 (14), 6036-6044.
DOI: 10.1021/acs.jmedchem.7b00140

Weitere Informationen:
http://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acs.jmedchem.7b00140

Quelle: idw

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Value from wastewater

Ulrike Schnyder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Landshut

Sewage sludge contains lots of valuable elements which are prized as fertiliser for use in agriculture. Phosphorus in particular is an important nutrient for plants. Researchers at Landshut University of Applied Sciences are therefore looking at ways in which wastewater treatment facilities can use sewage sludge effectively, particularly in rural areas. They are doing this in conjunction with partners based in the Czech Republic.

The sludge that settles in sedimentation tanks is full of valuable substances like phosphorus, nitrogen or potassium. For this reason, it is often used in agriculture as fertiliser on fields. However, the sewage sludge also often contains contaminants which are harmful to the environment and health such as microplastics, heavy metals like copper or zinc, hormone disrupters such as plasticisers, or pharmaceutical residues. According to the coalition agreement between the parties of the German federal government, spreading sewage sludge as fertiliser is to be discontinued and instead the compounds containing phosphorus are to be recovered for subsequent use in fertilisers.

Recovering phosphates from sewage sludge
„Phosphorus is a finite resource and easily accessible reserves are expected to be depleted in the next 80 to 120 years. German wastewater potentially contains around 70,000 tonnes of phosphorus which could be recovered each year, whereas Germany alone consumes some 120,000 tonnes per year,“ explains Prof. Diana Hehenberger-Risse from the Technology Centre for Energy at Landshut University of Applied Sciences. It is now mandatory for large wastewater treatment plants to recycle phosphorus. This could also make ecological sense for smaller facilities. However, according to Hehenberger-Risse, „The modifications required to recover phosphates are technically complex and require massive investment on the part of smaller sewage plants. To make it worthwhile and ensure that sewage charges don’t skyrocket, municipal authorities need to cooperate and find a joint solution.“ To find out what that could be, the environmental scientist is working on a research project known as greenIKK. Partners on the project include her colleague at Landshut, the chemist Prof. Josef Hofmann, IKOM Stiftland (a special purpose association) and the Czech Forestry and Game Management Research Institute. The Landshut faculties for Mechanical Engineering and Interdisciplinary Studies also participate substantially in the project. Together their objective is to use sewage sludge effectively. „This reduces the emission of greenhouse gases and increases resource efficiency,“ says Hehenberger-Risse. The project is scheduled to run until the end of 2019 and is being financed by the European Regional Development Fund.

The objective: to use sewage sludge effectively
The researchers are focusing on the district of Tirschenreuth in Bavaria and the neighbouring region of Tachov/Cheb in Czechia. „Among other things, we are looking at how to recover phosphorus, nitrogen and trace elements from wastewater and sewage sludge in a commercially and ecologically viable way,“ explains Hofmann. „Our Czech partners are assisting us with chemical analysis. As well as measuring the phosphorus content, they will be determining its quality as a fertiliser, i.e. how easily plants can utilise it.“

Often some of the sewage sludge from facilities is dried and incinerated. Phosphorus can also be extracted from the ash. A complex process of drying is necessary to ensure that the sludge burns readily. „That requires a lot of energy,“ says Hehenberger-Risse. With the project partners she therefore wishes to test whether wastewater treatment plants can use solar power for drying purposes and if so which ones. They are also exploring whether it makes sense for plant operators to join forces and dry sludge from various local authorities at central facilities.

Small wastewater treatment plants need to be both ecologically and economically sound
„To date, there have only been studies about disposing of sewage sludge and which deal with some aspects of specific wastewater treatment sites, towns, cities or administrative districts. This project is designed to consider methods of disposal and related options by taking an integrated, holistic approach,“ says Hehenberger-Risse in summary. At the end of the project, she and her colleagues will draw up recommendations for action enabling participating authorities in Germany and the Czech Republic to make good, common use of sewage sludge across borders from both an ecological and economic perspective. According to Hehenberger-Risse, „This can then likewise benefit other communities in neighbouring regions.“

Quelle: idw

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Bei Stress im Job greifen Berufstätige verstärkt zu ungesunden Snacks

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

Wer Stress im Beruf hat, nascht zwischendurch häufiger Süßigkeiten. Das ist das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Studie von Psychologinnen und Psychologen der Universität Mannheim. Nun untersuchen die Forscherinnen und Forscher, wie Smartphones und Bewegungstracker helfen können, sich im Arbeitsalltag trotzdem gesunder zu ernähren. Für die Studie werden noch Teilnehmer gesucht.

Sei es wegen der Hitze oder der Strandfigur – gerade im Sommer entscheiden sich viele Menschen bewusst für eine gesunde, leichte Ernährung. Doch schaffen es Berufstätige auch im stressigen Arbeitsalltag, auf das Eis am Nachmittag zu verzichten und stattdessen zum Apfel zu greifen? Mit dieser Frage beschäftigte sich ein Team von Mannheimer Arbeits- und Organisationspsychologen um Prof. Dr. Sabine Sonnentag in einer Studie, die kürzlich im Journal of Applied Psychology erschienen ist.

Für die Studie wurden 247 berufstätige Personen aus verschiedenen Organisationen zu ihren Arbeitsbedingungen und ihrem Snacking-Verhalten befragt. Das Ergebnis: Die Berufstätigen greifen vor allem dann zu ungesunden Snacks wie Eis oder Schokoriegeln, wenn sie ihre schlechte Laune kompensieren möchten. Die wiederum wird oft ausgelöst durch hohe Arbeitsanforderungen und Stress im Beruf „Müssen sie sich bei der Arbeit stark zusammenreißen, um ihre Aufgaben zu bewältigen, fällt es vielen Menschen schwerer, auch noch auf ungesunde Snacks zu verzichten“, erklärt Professorin Sonnentag diesen Fund. Und so greifen Menschen an solchen Tagen am Arbeitsplatz verstärkt zu Süßigkeiten.

Zu Obst und anderen gesunden Snacks griffen die Teilnehmer hingegen eher an Tagen, an denen sie besonders auf ihre Gesundheit achten wollten.
„Interessanterweise nimmt der Wunsch nach gesunder Ernährung nicht ab, nur weil man hohen Anforderungen ausgesetzt ist“, so Professorin Sonnentag weiter. So scheint es Berufstätigen leichter zu fallen, auch an stressigen Tagen zu gesunden Snacks zu greifen, wenn eine gesunde Ernährungsweise im Unternehmen vorgelebt und vom Arbeitgeber gefördert wird.

Aktuell führt das Team um Prof. Dr. Sabine Sonnentag eine weitere Studie zu Snacking und körperlicher Aktivität im Arbeitsalltag durch. „Dabei wollen wir überprüfen, wo genau die Hürden für ein gesünderes Verhalten im Arbeitsalltag liegen und wie sich smarte Technologien nutzen lassen, um dennoch gesundheitsbewusster zu leben“, so Sonnentag.

Kontakt:
Dr. Alexander Pundt
Projektkoordination
Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie Universität Mannheim Tel. +49 (0) 621 / 181 – 2116
E-Mail: alexander.pundt@uni-mannheim.de

Prof. Dr. Sabine Sonnentag
Projektleitung
Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie Universität Mannheim
E-Mail: sonnentag@uni-mannheim.de

Katja Bär
Leitung Kommunikation und Fundraising
Pressesprecherin
Universität Mannheim
Tel. +49 (0) 621 / 181-1013
E-Mail: baer@uni-mannheim.de

Quelle: idw

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Bessere Wahlprognosen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz

Nico Damm Hochschulkommunikation
Hochschule Darmstadt

Künstliche Intelligenz (KI) könnte künftig besser und genauer die Parteipräferenzen von befragten Bürgerinnen und Bürgern vorhersagen, sagt Prof. Dr. Ingo Hamm von der Hochschule Darmstadt (h_da). Der Professor am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften hat die repräsentativen Daten von 4.000 nach ihrer Werthaltung befragten Bundesbürgern nicht mit Hilfe von statistischen Verfahren, sondern mit einer lernenden KI ausgewertet. Die KI schloss aus Werthaltungen, welche Partei die Befragten wählen könnten. Das Ergebnis: Mit nur 15 „Kernfragen“ kann die Nähe zu einer bestimmten Partei sehr gut vorhergesagt werden. Dies könnte in Zukunft die Wahlforschung erleichtern.

Viele Wahlforscher fragen Bürgerinnen und Bürger direkt nach deren Parteipräferenz, wobei diese womöglich nicht ehrlich antworten und somit das Ergebnis verfälschen. Vielleicht liegen sie deshalb erstaunlich oft daneben – siehe Brexit oder die jüngste US-Wahl. Einen neuen Ansatz nutzt Prof. Dr. Ingo Hamm: Er fütterte ein lernendes Computersystem mit einem repräsentativen Datensatz aus aktuellen Befragungen von rund 4.000 Bundesbürgern zu Werthaltungen und Lebensumständen. Die Daten stammen von Befragungen, die Hamm im Laufe des Jahres aus verschiedenen Studien zusammengeführt hat. Die trainierte Künstliche Intelligenz besteht aus einem Neuronalen Netz, also extrem vielen miteinander vernetzten mathematischen Funktionen. Dieses „künstliche Gehirn“ lernt durch viele Durchläufe mit Daten, die Realität abzubilden und vorherzusagen.

Datengrundlage waren Fragen zu Werthaltungen und Einstellungen sowie weitere Antworten zu Beruf und Alter. Erst zum Schluss der Befragungen wurde auch nach einer Parteipräferenz für CDU, SPD, FDP, Grüne, Linke oder AfD gefragt. Zentrales Ergebnis: „Soziale Gerechtigkeit kann insgesamt alle Parteipräferenzen erklären“, sagt Hamm. Somit sei es eines der wenigen grundlegenden Themen, bei der jede der untersuchten Parteien punkten könnte. „Auch die Bereiche Entfremdung und Verdrossenheit haben große Erklärungskraft“, sagt Hamm. Meinungen wie „Es ist egal, wen man wählt, es ändert sich ja sowieso nichts“ finden am wenigsten bei CDU- und SPD-Wählern Zustimmung, am meisten bei AfD-Wählern, aber auch erstaunlich viel unter Anhängerinnen und Anhängern der Linken, Grünen und teilweise auch FDP.

Insgesamt stellte Hamm einen großen Pragmatismus in der Wählerschaft fest. Damit erklärt sich der Wissenschaftler auch die beachtliche Zahl an CDU-Sympathisanten selbst bei Minderjährigen. Dies könne an „Merkels Strahlkraft des Pragmatismus“ liegen. Jedenfalls ließen sich junge Wähler wohl nicht von grundlegenden Wertediskussionen oder dem aus der Vergangenheit geprägten Image einer Partei beeinflussen.

„Die künstliche Intelligenz ist in der Lage, die entscheidenden Werthaltungen der Bürger in den Daten zu erkennen, die zu einer Zu- oder Abneigung gegenüber einer Partei führen“, erläutert Hamm. Er hat die Ergebnisse des neuronalen Netzes auf Wertemuster hin interpretiert und fasst in Stichpunkten zusammen, was die Anhängerinnen und Anhänger der Parteien beschäftigt:
• CDU: Pragmatismus ohne zugespitzte Werthaltung mitten im Leben stehen, eigen- und selbständig sein, aktiv sein, das eigene Leben verbessern
• SPD: soziale Gerechtigkeit und – fast noch stärker ausgeprägt – kulturelle Offenheit, involviert, aktiv und interessiert sein
• FDP: Wirtschaft, Finanzen, Konsum, Ich-Optimierung, Erlebnis, Modernität (Internet…)
• B90/Grüne: kulturelle Offenheit, Natur/Natürlichkeit und Fairness, Reduktion und
eine gewisse Konsumverweigerung – soziale Gerechtigkeit nur durchschnittlich relevant
• Die Linke: soziale Gerechtigkeit, kulturelle Offenheit, der fürsorgende Staat, ein leichtes Gefühl der Entfremdung und Gängelung, teilweise Ausstiegsphantasien
• AfD: Gefühl der Entfremdung, Verdrossenheit, tief empfundene Ungerechtigkeit/soziale Benachteiligung, Abgehängtsein bei gleichzeitigem Gefühl der Leistungsfähigkeit, Konsumfreude (sich was leisten), Individualismus

Künftige Wahlforschung könnte ausschließlich aus Fragen bestehen, die sich um wenige Kernwerte drehen, sagt Hamm: Aus 70 abgefragten Werthaltungen destillierte die Künstliche Intelligenz 15 Meinungen heraus, die einen Großteil der Parteipräferenzen erklären. Sprich: Statt sich künftig durch lange Fragebögen oder einen „Wahl-o-mat“ zu quälen, könnte eine Prognose oder Wahlempfehlung viel schneller abgegeben werden. „Vor allem umgeht man so die direkte Befragung von Bürgern nach ihrem Wahlverhalten und kann somit die soziale Erwünschtheit bei Umfragen vermeiden“, erklärt Hamm. Hier sieht er großes Potenzial für die Meinungsforschung, die noch so gut wie gar nicht auf Künstliche Intelligenz setze.

Für eine Prognose zur Bundestagswahl eigne sich die aktuelle Studie allerdings nicht: „Hier wurden nur Sympathien für oder gegen Parteien abgefragt, aber etwa keine Einschätzung von Politikern oder tagesaktuelle Themen.“ Allerdings könne man die KI mit neuen Daten füttern und nach der Wahl mit realen Wahlergebnissen abgleichen, um sie noch besser zu machen. Hamms Ziel: Mit neuen Forschungsprojekten die KI noch weiter zu trainieren.

Quelle: idw

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Klimawandel: Bäume binden im Alter große Mengen Kohlenstoff

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

Auch alte Bäume nehmen viel Kohlenstoff auf und entziehen der Atmosphäre damit CO2 (Kohlendioxid). Dies wurde jetzt erstmals anhand von Bäumen aus dem Regenwald in Surinam nachgewiesen, wie Professor Michael Köhl vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg im Fachjournal PLOS ONE berichtet. Damit leisten diese einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Michael Köhl und sein Team konnten zeigen, dass alte Bäume im letzten Viertel ihres Lebens zwischen 39 und 50 Prozent ihres gesamten Kohlenstoff-Anteils aufnehmen. Bisher galten ältere Bäume in dieser Hinsicht als wenig effektiv. Zwar lagern sie über die Jahre den gespeicherten Kohlenstoff (C) dauerhaft in Stamm und Ästen ein. Unklar war aber, ob sie noch maßgeblich neues C aufnehmen können.

Das Team untersuchte 61 Bäume dreier Arten im Alter zwischen 83 und 255 Jahren. Sie stammen aus einem Gebiet mit bisher unberührtem Regenwald in Surinam, das durch die dortige Regierung zur Abholzung bestimmt wurde. Die mächtigen Baumscheiben wurden zur Altersbestimmung nach Hamburg gebracht. Über die Dicke der Wachstumsringe bestimmte Köhls Kollegin Dr. Neda Lotfiomran den jährlichen Zuwachs. Aus Höhe und Durchmesser berechnete Köhl dann das Reingewicht, also die Biomasse, eines jeden Baumes. Davon besteht wiederum die Hälfte aus Kohlenstoff. In Kombination mit den Jahresringen lässt sich ermitteln, in welchem Alter der Baum wieviel C aufgenommen hat.

Fazit: Tropenbäume sind bis ins hohe Alter äußerst produktiv. „Die Ergebnisse lassen sich auf europäische Bäume übertragen“, sagt Köhl. „Auch wenn die Wälder ganz unterschiedlich sind.“ Die neue Studie zeigt deutlich, dass in den Tropen jeder Baum ganz individuell wächst. Wachstum und Größe sind nicht so sehr vom Alter abhängig, vielmehr von Zufällen und günstigen Bedingungen. Manch ein Baum wartet als Pflänzchen in der dunklen Zone am Boden jahrelang. Dann knickt ein Nachbarbaum um, der Weg zum Licht ist frei. Der Baum kann in kurzer Zeit nach oben schießen und sich in etwa 40 Metern Höhe einen dauerhaften Platz an der Sonne sichern.

In Europa gibt es dagegen fast ausschließlich bewirtschaftete Wälder, häufig Monokulturen. In diesen haben alle Pflanzen etwa die gleiche Größe – und werden aufgrund von Konkurrenz um Nahrung und Licht tatsächlich alle etwa gleichzeitig unproduktiv. Sie werden gefällt und das aufgenommene C kann zum Beispiel in Holzmöbeln langfristig weiter gespeichert bleiben. Es entsteht Platz für junge Bäume, die wiederum CO2 abbauen und Kohlenstoff einlagern – eigentlich ein klimafreundlicher Kreislauf.

Für die Artenvielfalt kann es dennoch sinnvoll sein, Flächen mit bewirtschafteten Wäldern wieder in Naturwälder umzuwidmen. Manchmal formiert sich dagegen Widerstand. „Wer dagegen ist, argumentiert oft mit dem Klimaschutz. Wenn wir die Ergebnisse auf Europa übertragen, lässt sich dieses Argument jetzt entkräften“, sagt Köhl. Denn in naturbelassenen Mischwäldern mit alten und jungen Bäumen können auch bei uns die Pflanzen bis ins hohe Alter CO2 aus der Atmosphäre abbauen.

Fachartikel:
Köhl M, Neupane PR, Lotfiomran N (2017) The impact of tree age on biomass growth and carbon accumulation capacity: A retrospective analysis using tree ring data of three tropical tree species grown in natural forests of Suriname. PLoS ONE 12(8): e0181187. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0181187

Weitere Informationen:
http://www.uni-hamburg.de/newsroom/presse/2017/pm63.html

Quelle: idw

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Arbeitslosigkeit – Gefahr für die psychische Gesundheit

Dr. Thomas Nesseler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V.

Arbeitslosigkeit kann krank machen. Daten des aktuellen BKK-Gesundheitsreports belegen, dass stressbezogene Symptome, Depressionen, Angst und psychosomatische Beschwerden bei Arbeitslosen häufiger diagnostiziert werden als bei Berufstätigen. Trotz erfolgreicher Maßnahmen bestehen weiterhin Umsetzungsdefizite bei der Prävention und beruflichen Wiedereingliederung für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die Zusammenarbeit von Psychotherapeuten und Arbeitsvermittlung sollte daher verbessert werden.

Gesundheitliches Risiko Arbeitslosigkeit
Studien belegen: Psychische Erkrankungen können das Risiko eines Arbeitsplatzverlustes erhöhen. Doch der umgekehrte Fall ist keine Seltenheit, wie Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundesärztekammer betont: „Durch die Arbeitslosigkeit können sich die psychischen Beschwerden dann verstärken oder die Arbeitslosigkeit kann psychische Beschwerden verursachen.“ Die Betroffenen befinden sich dann in einem Teufelskreis, aus dem sie ohne professionelle Unterstützung nicht mehr herausfinden.

Psychische Belastung bei Verlust des Arbeitsplatzes
Für viele Betroffene ist der Verlust des Arbeitsplatzes eine schwere Belastung. Arbeit ist zeitstrukturierend, sinnstiftend, statusvermittelnd, sozialisierend sowie zielführend. Bei Verlust des Arbeitsplatzes kommen zu den finanziellen Sorgen Motivationsprobleme und Antriebsschwäche hinzu. Das Zusammenspiel dieser Komponenten erschwert oft die Arbeitssuche.

Gute Chancen bei Prävention
Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist die Vermittlung einer neuen Beschäftigung. Das Präventionsgesetzt hat daher die Rahmenbedingungen zur Förderung der psychischen Gesundheit von Arbeitslosen verbessert. In Modellprojekten wie „JobFit“ oder „AktivA“ werden Arbeitslose in Stressmanagement, Bewegung, Ernährung und sozialer Kompetenz geschult. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte auf Gesundheit und Lebensqualität der Teilnehmer.

Beratung kann verbessert werden
Defizite gibt es laut Dr. Dietrich Munz noch bei der Kooperation zwischen Arbeitsvermittlern, Psychotherapeuten und Betriebsärzten. Mitarbeiter in Jobcentern sollten daher geschult werden, um besser auf die Bedürfnisse von Menschen mit psychischen Beschwerden eingehen zu können. Eine motivierende Ansprache ist unter Umständen hilfreicher als die Betonung der Mitwirkungspflicht. Der berufliche Wiedereinstieg ist für die Betroffenen meist anstrengend. Betriebsärzte und Psychotherapeuten können diesen erleichtern, indem sie beratend zur Seite stehen. Sie sollten daher stärker von Unternehmen einbezogen werden, um geeignete Maßnahmen für psychisch Erkrankte zu erarbeiten.

Psychische Erkrankungen und gesellschaftliche Akzeptanz
Aus Angst vor Stigmatisierung verheimlichen viele Menschen ihre psychischen Probleme und suchen sich keine professionelle Hilfe. Unerlässlich ist daher eine bessere Aufklärung der Bevölkerung und Bekämpfung von Vorurteilen. Nur so können psychisch kranke Menschen eine bessere Chance auf Wiederbeschäftigung entsprechend ihrer Möglichkeiten erhalten.

Mehr zum Thema „Arbeitslosigkeit und psychische Gesundheit“ lesen Sie im Beitrag von Dr. Dietrich Munz in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Umweltmedizin“ (ASU): https://www.asu-arbeitsmedizin.com

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen:
Alfons W. Gentner Verlag GmbH & Co. KG
Patrick Hagemann, Verlagsleiter Medizin
Forststr. 131
70193 Stuttgart
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Über ASU – Zeitschrift für medizinische Prävention:
Die Zeitschrift „Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin“ ist das Leitmedium der deutschsprachigen Arbeitsmedizin. Das Publikationsorgan der Fachinstitutionen DGAUM, ÖGA, SGARM, VDBW, Vereinigung Deutscher Staatlicher Gewerbeärzte e.V. sowie der arbeitsmedizinischen Akademien und richtet sich an Betriebsärzte, Arbeitsmediziner und Akteure in wichtigen Schnittstellenbereichen zur Arbeitsmedizin. Die Zeitschrift ist peer reviewed. 1965 gegründet, erscheint ASU monatlich und erreicht nahezu alle arbeits- und präventionsmedizinisch orientierten Akteure im deutschsprachigen Raum. Weitere Informationen unter www.asu-arbeitsmedizin.com

Über DGAUM:
Die DGAUM wurde 1962 gegründet und ist eine gemeinnützige, wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft der Arbeitsmedizin und der klinisch orientierten Umweltmedizin. Ihr gehören heute über 1000 Mitglieder an, die auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin arbeiten, vor allem Ärztinnen und Ärzte, aber auch Angehörige anderer Berufsgruppen wie etwa Natur- und Sozialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die Mitglieder der Fachgesellschaft engagieren sich nicht nur in Wissenschaft und Forschung, um so bereits bestehende Konzepte für die Prävention, die Diagnostik und Therapie kontinuierlich zu verbessern, sondern sie übernehmen die ärztliche und medizinische Beratung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern an der Schnittstelle von Individuum und Unternehmen. Darüber hinaus beraten die Mitglieder der DGAUM alle Akteure, die ihren Beitrag zu der medizinischen Versorgung leisten und auf Fachwissen aus der betrieblichen Gesundheitsförderung und Prävention, der arbeits- und umweltbezogenen Diagnostik und Therapie, der Beschäftigungsfähigkeit fördernden Rehabilitation sowie aus dem versicherungsmedizinischen Kontext angewiesen sind.

Weitere Informationen unter:
http://www.dgaum.de

Quelle: idw

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Müll im Meer: Wo kommt nur das ganze Plastik her?

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Das neue BMBF-Projekt „MicroCatch_Balt“ untersucht am Beispiel der Warnow, aus welchen Quellen in den Einzugsgebieten der Ostseezuflüsse Plastikpartikel in Richtung Meer transportiert werden.

Überall dort, wo unsere Strände nicht jeden Tag gesäubert werden, ist es offensichtlich: das Meer wirft neben Algen und Muschelschalen auch Müll auf den Strand. Untersuchungen im Spülsaum bringen neben Zigarettenkippen auch jede Menge großer, kleiner und kleinster Plastikpartikel zum Vorschein. Woher kommt der Unrat? Man weiß bereits, dass im Mündungsbereich von Flüssen die Belastung der Küstengewässer durch Plastikpartikel ansteigt. Irgendwo auf der Strecke zwischen Quelle und Mündung müssen also Verursacher angesiedelt sein. Das Spektrum an möglichen Quellen ist groß und damit verbunden auch die Bandbreite der verschiedenen Plastikarten, die in die Umwelt gelangen kann.

Am 1. August startete offiziell ein neues Projekt unter Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), das sich zum Ziel gesetzt hat, am Beispiel der Warnow die unterschiedlichen Quellen von Plastikpartikeln in den Zuflüssen der Ostsee herauszufinden. Das Konsortium, das sich zu diesem Zweck um Projektleiter Dr. Matthias Labrenz (IOW) zusammengefunden hat, besteht aus Umweltwissenschaftlern, Modellierern, Informatikern, Geowissenschaftlern, Agrarwissenschaftlern und Kommunikationsexperten. Gemeinsam wollen sie die relevanten Verbreitungsprozesse auf dem Weg zum Meer exemplarisch erfassen und Hotspots identifizieren. Am Ende werden die Erkenntnisse im Rahmen einer Wanderausstellung in Städten und Gemeinden entlang der deutschen Ostseeküste vorgestellt. Am 7. und 8. August 2017 trafen sich die Projektpartner zum ersten Mal in Warnemünde, um ihre Arbeitspläne aufeinander abzustimmen und gemeinsame Aktivitäten zu planen.

Zum Konsortium gehören:
• Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (verantwortlich für die Koordination, die Probenahme entlang der Warnow und an der Küste nach Extremereignissen, die Ausstellungskonzepte)

• Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden (verantwortlich für die Bestimmung von Menge und Art der Mikroplastik Partikel in den Proben)

• Forschungszentrum Jülich (verantwortlich für die Modellierung des Mikroplastikeintrags aus diffusen Eintragspfaden und Punktquellen unter Einbeziehung der hydrologischen Gegebenheiten im Einzugsgebiet der Warnow)

• Thünen-Institut für Ländliche Räume, Braunschweig (verantwortlich für die Identifizierung von potentiellem Mikroplastik Eintrag aus landwirtschaftlich genutzten Flächen)

• Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (verantwortlich für die Entwicklung einer MultiTouch-Anwendung für die Wanderausstellung)

Das Projekt wird in den kommenden 3 Jahren mit insgesamt 1,7 Mio Euro durch das BMBF im Rahmen des FONA Programmes „Plastik in der Umwelt“ gefördert.

Kontakt:
PD Dr. Matthias Labrenz (Projektleitung), Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 378, E-mail: matthias.labrenz@io-warnemuende.de

Franziska Klaeger (Projektkoordination), Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 249, E-mail: franziska.klaeger@io-warnemuende.de

Dr. Barbara Hentzsch (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit), Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Tel.: 0381 5197 102,
E-mail: barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 91 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Mrd. Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: idw

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DKOU 2017: Bewegung statt Bettruhe: Was bei akutem Kreuzschmerz wirklich hilft

Anne-Katrin Döbler und Lisa Ströhlein, Thieme-PR Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Bis zu 85 Prozent der Menschen in Deutschland leiden mindestens einmal im Leben an Kreuzschmerzen. Sie sind auch der häufigste Grund für einen Besuch beim Orthopäden. Lässt sich für den Schmerz keine organische Ursache finden, ist Bewegung die beste Therapie. Medikamente können gut dabei helfen, die körperliche Aktivität wiederaufzunehmen. Zu diesem Schluss kommen Experten in einer aktuellen Leitlinie zum nicht-spezifischen Kreuzschmerz (1). Außerdem sollen mögliche psychische Ursachen und Probleme im sozialen Umfeld stärker in Betracht gezogen werden. Passive Verfahren wie Massagen beurteilen die Mediziner dagegen kritisch.

Welche Behandlungen bei akuten Rückenschmerzen wirklich helfen, erklären Experten in einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) 2017.

Die Mehrzahl der Patienten mit Rückenschmerzen leidet unter dem sogenannten nicht-spezifischen Kreuzschmerz: Das heißt, dass die Schmerzen keine organische Ursache wie etwa eine Entzündung an der Wirbelsäule oder einen Wirbelkörperbruch haben. Solche Schäden kann der Arzt nach einem Patientengespräch bei einer gründlichen körperlichen Untersuchung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen.

Um akute Rückenschmerzen zu lindern, hilft vor allem Bewegung: „Wir raten Patienten deshalb, trotz der vermeintlichen Einschränkung körperlich aktiv zu sein. Wer sein Bewegungsprogramm Schritt für Schritt wieder aufnimmt und sich täglich bewegt, trägt immens zu seiner Genesung bei“, sagt Professor Dr. med. Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Bei 85 Prozent der Patienten gehen die Schmerzen so nach einigen Wochen von selbst deutlich zurück. „Schmerzmittel und Entzündungshemmer können Patienten gut dabei unterstützen, wieder in Bewegung zu kommen“, so der Chefarzt der Abteilung Orthopädie und Unfallchirurgie an der Fachklinik Herzogenaurach. Laut Leitlinie sollen diese aber so kurz wie möglich in geringstmöglicher Dosierung eingesetzt werden. Bettruhe dagegen könne die Schmerzen verstärken und sogar dazu führen, dass diese chronisch werden. Deswegen raten die Autoren der Leitlinie auch von passiven Therapien wie Massage oder Taping ab. Wenn Medikamente und die Behandlung der Symptome keine deutliche Linderung bringen, kann der Patient sich zusätzlich für eine Akupunktur entscheiden.

Die neue Versorgungsleitlinie empfiehlt auch, eventuelle psychische Belastungen und Probleme im sozialen Umfeld stärker in den Fokus zu nehmen: Stress, Ängste oder Probleme in Beruf oder Familie können Rückenschmerzen genauso begünstigen wie Fehlhaltung, Bewegungsmangel oder harte Arbeit. „Seelische Belastungen und Rückenprobleme können sich sogar gegenseitig verstärken“, sagt Professor Dr. med. Andrea Meurer, Kongresspräsidentin des DKOU 2017. Ärzte sollen ihre Patienten deswegen danach fragen. „Unser seelisches Befinden beeinflusst zudem, wie stark wir Schmerzen wahrnehmen“, sagt die Expertin aus Friedrichsheim. „Die Psyche spielt auch eine entscheidende Rolle dabei, ob eine Behandlung erfolgreich ist oder nicht.“

Röntgenbilder und Magnetresonanztomographie halten die Leitlinienautoren bei akuten nicht-spezifischen Kreuzschmerzen in den meisten Fällen für überflüssig: „Frühzeitige Bildgebung kann Abweichungen am Rücken anzeigen, die aber gar nicht Ursache der Schmerzen sein müssen“, erklärt Kladny. „Das kann den Patienten verunsichern und zu unnötigen Behandlungen führen.“ Halten die Kreuzschmerzen länger als vier bis sechs Wochen an, dann muss der Einsatz der Bildgebung sorgfältig geprüft werden. Weiterhin rät die Leitlinie zu einem multimodalen Behandlungsprogramm bestehend aus Schmerztherapie, Bewegung, Gymnastik, Entspannungstraining und psychotherapeutischer Therapie. „In den allermeisten Fällen sind Rückenschmerzen ungefährlich“, betont Kladny. „Wenn keine ernsten Erkrankungen vorliegen, gilt es, den Patienten darüber aufzuklären, wie er seinen Rücken langfristig stärken kann“, empfiehlt Kladny. Deswegen enthält die neue Leitlinie auch eine Version für Patienten.

Quelle:
(1) Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Nicht-spezifischer Kreuzschmerz, 2. Auflage
http://www.leitlinien.de/nvl/kreuzschmerz/

Terminhinweis:
Kongress-Pressekonferenz zum DKOU 2017
Termin: Dienstag, 24. Oktober 2017, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Messe Berlin, Eingang Süd, Halle 6.3, Raum 411
Motto: Was O & U bewegt
Eines der Themen: Kreuzschmerz: Heilen ohne Messer – was hilft und was hilft nicht?
Professor Dr. med. Bernd Kladny

Weitere Informationen:
http://www.dkou.de

Quelle: idw

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Wenn Schimmelpilze das Auge zerstören

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Wer weiche Kontaktlinsen benutzt, sollte sich strikt an die Hygieneregeln halten – sonst kann es zu gefährlichen Pilzinfektionen am Auge kommen. Darauf weisen Mediziner zur „Woche der Pilzerkrankungen“ hin.

Weiche Kontaktlinsen im Behälter mit der Aufbewahrungsflüssigkeit an einen sonnigen, warmen Fensterplatz stellen? Schwierig.

Die Aufbewahrungslösung oder die Spülflüssigkeit aus Sparsamkeit mehrfach verwenden oder länger als vorgeschrieben? Bedenklich.

Kontaktlinsen, die man nur für einen Tag oder eine Woche tragen soll, einfach mal länger verwenden als vorgesehen? Riskant.

Starke Augenrötung und Schmerzen stehen am Anfang
Wer die Hygieneregeln im Umgang mit weichen Kontaktlinsen nicht beachtet, nimmt eine große Gefahr in Kauf: Schimmelpilze können die Linsen kontaminieren und die Hornhaut des Auges infizieren. Die Betroffenen bemerken das meist durch eine starke Rötung des Auges, teils erhebliche Schmerzen und eine Sehverschlechterung.

„Anders als bei vielen anderen Pilzinfektionen sind hier oft junge, gesunde Patienten betroffen“, sagt Professor Oliver Kurzai, der an der Universität Würzburg den deutschlandweit einzigen Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie (Lehre von den Pilzerkrankungen) innehat. Kurzai leitet außerdem das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen mit Sitz in Jena.

Die Therapie einer solchen Infektion am Auge gestalte sich schwierig, denn oft seien die Pilze resistent gegen die verfügbaren Medikamente. Die Folgen können dramatisch sein: Sehr häufig sind Hornhaut-Transplantationen nötig, in schlimmen Fällen besteht der letzte Ausweg darin, das infizierte Auge operativ zu entfernen und durch ein Glasauge zu ersetzen.

Daten im Journal of Clinical Microbiology veröffentlicht
Erstmals liegen jetzt für Deutschland Daten über Hornhaut-Infektionen durch Pilze vor. Kurzais Team hat sie Ende Juli 2017 mit Partnern aus ganz Deutschland im Journal of Clinical Microbiology veröffentlicht. Ein klares Ergebnis daraus: „Der wichtigste Risikofaktor ist das Tragen weicher Kontaktlinsen“, so der Würzburger Professor.

Für die Studie wurden insgesamt 22 Fälle analysiert, die von Augenärzten ans Nationale Register für Pilzkeratitiden (Hornhaut-Infektionen durch Pilze) gemeldet wurden. Das Register gibt es erst seit Anfang 2016, eingerichtet wurde es vom Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen und der Augenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf.

Bei ihren Analysen haben die Fachleute verschiedene Schimmelpilze der Gattung Fusarium als Verursacher der Infektionen identifiziert. „15 der 22 Fälle waren ganz klar Infektionen mit diesen Schimmelpilzen“, sagt Kurzai. Bei neun Patienten waren Hornhauttransplantationen nötig, bei dreien musste das Auge operativ entfernt werden. Bei den übrigen sieben der 22 Patienten hatten die Beschwerden entweder bakterielle oder andere, harmlosere Ursachen.

Augenärzte sollen Infektionsfälle ans Register melden
Aus statistischer Sicht sind 22 Fälle eine ungenügende Datenbasis. „Wir appellieren darum an alle Augenärzte, möglichst viele Proben von Verdachtsfällen ans Register für Pilzkeratitiden zu schicken, damit die Datenbasis immer besser wird“, so Kurzai. „Mit Hilfe des Registers wollen wir unter anderem analysieren, welche Therapien besonders erfolgreich sind und mit welchen Erregern wir es überhaupt zu tun haben.“

Weltweite „Woche der Pilzerkrankungen“ ausgerufen
Den Appell an die Augenärzte lancieren die Mediziner anlässlich der erstmals ausgerufenen „Woche der Pilzerkrankungen“ (Fungal Disease Awareness Week) vom 14. bis 18. August 2017. Mit dieser Woche möchten die Centers for Disease Control (CDC) mit Sitz in Atlanta (USA) die internationale Aufmerksamkeit für schwere Pilzinfektionen erhöhen.

Die CDC weisen darauf hin, dass weltweit viele Pilzinfektionen zu spät oder gar nicht erkannt werden. Gleichzeitig verändern sich die Erreger der Infektionen, und die Entwicklung von Resistenzen erschwert in immer mehr Fällen eine effiziente Behandlung.

Fusarium Keratitis in Germany. Walther G, Stasch S, Kaerger K, Hamprecht A, Roth M, Cornely OA, Geerling G, Mackenzie CR, Kurzai O, von Lilienfeld-Toal M. J Clin Microbiol. 2017 Jul 26. pii: JCM.00649-17. doi: 10.1128/JCM.00649-17. Epub ahead of print, PMID: 28747368

Kontakt
Prof. Dr. Oliver Kurzai, Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Universität Würzburg, T +49 931 31-88007, okurzai@hygiene.uni-wuerzburg.de

Nationales Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen
Das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) ist Ansprechstelle für Ärzte und Mikrobiologen aus ganz Deutschland, die Fragen zur Diagnostik und Behandlung invasiver Pilzinfektionen haben. Neben Beratungen bietet das Zentrum diagnostische Verfahren zum Nachweis von invasiven Pilzerkrankungen an. Es kooperiert dabei mit anderen Referenzlabors weltweit. Das NRZMyk ist am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut in Jena angesiedelt. Zum Nationalen Referenzzentrum berufen wurde es vom Robert-Koch-Institut und dem Bundesministerium für Gesundheit.

Weitere Informationen:
http://www.pilzkeratitis.de Nationales Register für Pilzkeratitiden in Düsseldorf
http://www.nrzmyk.de Nationales Referenzentrum für Invasive Pilzinfektionen
https://www.cdc.gov/fungal/awareness-week.html Fungal Disease Awareness Week
http://www.hygiene.uni-wuerzburg.de Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Uni Würzburg

Quelle: idw

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Kostbares aus Abwasser

Ulrike Schnyder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Landshut

Klärschlamm enthält viele wertvolle Elemente, die Landwirte als Düngemittel schätzen. Vor allem Phosphat ist ein wichtiger Nährstoff für Pflanzen. Wissenschaftler des Forschungsschwerpunkts Energie der Hochschule Landshut untersuchen daher gemeinsam mit tschechischen Partnern, wie vor allem kleine Kläranlagen in ländlichen Regionen Klärschlamm optimal verwerten können.

Der Schlamm im Klärbecken steckt voller wertvoller Inhaltsstoffe wie Phosphor, Stickstoff oder Kalium. Landwirte setzen ihn deswegen oft auf Feldern als Dünger ein. Doch oft enthält der Klärschlamm auch umwelt- und gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie Mikroplastik, Schwermetalle wie Kupfer und Zink, hormonell wirksame Stoffe wie Weichmacher aus Kunststoffen, oder Rückstände von Arzneimitteln. Laut Koalitionsvertrag der bundesdeutschen Regierungsparteien soll daher die Klärschlammdüngung eingestellt werden – und stattdessen Phosphorverbindungen zurückgewonnen werden, um sie in Düngern einzusetzen.

Phosphate aus Klärschlamm rückgewinnen
„Phosphor ist eine endliche Ressource, deren leicht gewinnbare, mineralische Vorräte in 80 bis 120 Jahren aufgebraucht sein dürften. In deutschen Abwässern steckt ein jährliches Potenzial von rund 70.000 Tonnen Phosphor zur Rückgewinnung, während etwa 120.000 Tonnen pro Jahr allein in Deutschland verbraucht werden“, erklärt Prof. Dr. Diana Hehenberger-Risse vom Technologiezentrum Energie der Hochschule Landshut. Phosphorrecycling wird nun für große Abwasserbehandlungsanlagen ab 50.000 Einwohnerwerten zur Pflicht. Der Umstieg könnte auch für kleinere Anlagen ökologisch sinnvoll sein, aber: „Die Umrüstung für die Rückgewinnung von Phosphaten ist technisch aufwendig. Kleinere Kläranlagen müssen dafür massiv investieren“, so Hehenberger-Risse. „Damit sich das lohnt und die Abwassergebühren nicht in die Höhe schießen, müssen Gemeinden kooperieren und eine gemeinsame Lösung finden.“ Wie das aussehen kann, will die Umweltingenieurin im Forschungsprojekt „greenIKK“ herausfinden. Projektpartner sind ihr Landshuter Kollege, der Chemiker Prof. Dr. Josef Hofmann, der Zweckverband Ikom Stiftland und die tschechischen Partner Chevak und dem Forestry and Game Management Research Institut. Auch die Fakultäten Maschinenbau und Interdisziplinäre Studien der Hochschule Landshut beteiligen sich maßgeblich am Projekt. Das gemeinsame Ziel: den Klärschlamm optimal verwerten. „Das reduziert die Emission von Treibhausgasen und steigert die Ressourceneffizienz“, so Hehenberger-Risse. Das Projekt läuft bis Ende 2019 und wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert.

Das Ziel: den Klärschlamm optimal verwerten
Die Wissenschaftler fokussieren sich auf den Landkreis Tirschenreuth im Osten Bayerns und die benachbarte Region Tachau/Cheb in Tschechien. „Wir prüfen unter anderem, wie sich Phosphor, Stickstoff und Spurenelemente wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll aus Abwasser und Klärschlamm zurückgewinnen lassen“, erklärt Hofmann. „Die tschechischen Partner unterstützen uns bei den chemischen Analysen. Sie messen nicht nur den Phosphorgehalt, sondern auch seine Qualität als Dünger, also wie gut Pflanzen ihn verwerten können.“

Ein Teil des Klärschlamms aus Anlagen wird oft getrocknet und verbrannt. Auch aus der Asche lässt sich Phosphor extrahieren. Damit der Schlamm gut brennt, muss er vorher aufwendig getrocknet werden. „Das kostet viel Energie“, weiß Hehenberger-Risse. Sie und ihre Partner wollen daher testen, ob und welche Kläranlagen Solarenergie zur Trocknung einsetzen könnten und ob es für die Anlagenbetreiber Sinn macht, Schlamm aus verschiedenen Kommunen in zentralen Anlagen gemeinsam zu trocknen.

Kleine Kläranlagen sollen ökologisch und ökonomisch arbeiten
„Bislang gibt es nur Studien zur Klärschlammentsorgung, die sich mit Teilaspekten einzelner Kläranlagenstandorte, Städten oder Landkreisen beschäftigen. In diesem Projekt sollen Entsorgungswege und -varianten betrachtet werden, die einen integrierten, ganzheitlichen Ansatz verfolgen“, fasst Hehenberger-Risse zusammen. Sie und ihre Kollegen erarbeiten zum Ende des Projekts Handlungsempfehlungen, wie die teilnehmenden Gemeinden in Deutschland und Tschechien grenzübergreifend gemeinsam Klärschlamm ökologisch und ökonomisch sinnvoll nutzen. Hehenberger-Risse: „Das kann dann auch anderen Gemeinden in Grenzregionen dienen.“

Quelle: idw

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Schlank und dennoch ein hohes Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen

Birgit Niesing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Diabetesforschung

Fast jeder fünfte schlanke Mensch hat ein erhöhtes Risiko an Diabetes sowie Herzkreislauferkrankungen zu erkranken. Die Betroffenen haben eine Fehlfunktion bei der Fettspeicherung, sodass sie kaum Fett am Oberschenkel anlagern. Das zeigen Untersuchungen von Tübinger Forscherinnen und Forschern des Deutschen Zentrum für Diabetesforschung und des Helmholtz Zentrums München, die nun in der Fachzeitschrift „Cell Metabolism“ veröffentlicht werden.

Schlank ist gesund – diese Faustformel gilt nicht immer. Meta-Analysen von Studien ergaben, dass es eine Subgruppe (knapp 20 Prozent) von schlanken Menschen mit einem geschädigten Stoffwechsel gibt. Ihr kardiovaskuläres und Mortalitätsrisiko ist im Vergleich zu metabolisch Gesunden um mehr als das Dreifache erhöht. Es ist sogar höher als das von Stoffwechsel gesunden übergewichtigen Menschen.

Doch was sind die Ursachen hierfür? Was unterscheidet diese Untergruppe von den schlanken, stoffwechselgesunden Menschen? Welche phänotypischen Besonderheiten haben die Betroffenen? Diesen Fragen stellten sich Wissenschaftler der Medizinischen Klinik IV des Universitätsklinikums der Universität Tübingen und des Instituts für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, ein Mitglied im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD). Sie untersuchten die Daten von 981 Probanden und kamen auch hier zu ähnlichen Ergebnissen wie in den Meta-Analysen – etwa 18 Prozent der schlanken Probanden hatten einen geschädigten Stoffwechsel. Die Betroffenen zeigten zwei und oder mehr Risiko-Parameter für ein Metabolisches Syndrom (Abdominelle Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung mit Hypertriglyzeridämie und erniedrigtem HDL-Cholesterin, Insulinresistenz bzw. gestörte Glukosetoleranz).

Risiko: Wenig Fett am Bein
Das Team um Norbert Stefan, Fritz Schick und Hans-Ulrich Häring untersuchte bei diesen Probanden das Körperfett, die Fettverteilung und den Fettanteil in der Leber mithilfe der Magnetresonanz-Spektroskopie. Dabei zeigte sich, dass die Betroffenen nur wenig Fett an den Beinen speichern. Die Betroffenen haben einen ähnlichen Phänotyp wie Menschen mit Lipodystrophie, einer Veränderung des Unterhautfettgewebes. Die Wissenschaftler untersuchten zudem die Insulin-Empfindlichkeit, die Insulin-Sekretion, die Blutgefäße und die körperliche Fitness. Auch hier zeigten sich Auffälligkeiten. »Allerdings ist bei Schlanken das fehlende Fett an den Beinen am stärksten mit einem Risiko für einen ungesunden Stoffwechsel assoziiert. Man kann daher auch sagen, `Hüftgold´ hält Schlanke gesund“, fasst Prof. Norbert Stefan die Ergebnisse zusammen. Zum Vergleich: Bei Menschen mit Übergewicht sind eine nichtalkoholische Fettleber und ein erhöhter Bauchfettanteil die größten Risikofaktoren für eine Entgleisung des Stoffwechsels.

Die Wissenschaftler schlagen vor, dass schlanke Menschen, die zwei oder mehr Merkmale des Metabolischen Syndroms aufweisen und kaum Fett an den Beinen speichern, sorgfältig auf eine mögliche Schädigung des Stoffwechsels untersucht werden. Wichtig wäre es, für die unterschiedlichen Untergruppen von schlanken und übergewichtigen Menschen mit Stoffwechsel-Störungen maßgeschneiderte Lebensstil-Interventionen oder spezifische medikamentöse Behandlungen für eine personalisierte Prävention zu entwickeln.

Originalpublikation:
Stefan et al., Causes, Characteristics, and Consequences of Metabolically Unhealthy Normal Weight in Humans, Cell Metabolism (2017), http://dx.doi.org/10.1016/j.cmet.2017.07.008

Fachliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Norbert Stefan
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Ulrich Häring
Universitätsklinikum Tübingen, Medizinische Klinik, Abteilung IV
Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des Helmholtz Zentrums München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Otfried-Müller-Straße 10, 72076 Tübingen
Phone 1: +49 (0)7071 29-80390
Phone 2: +49 (0)7071 29-85669
Phone 3: +49 (0)7071 29-83670
norbert.stefan@med.uni-tuebingen.de

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner.

Weitere Informationen:
www.dzd-ev.de

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. www.helmholtz-muenchen.de

Das 1805 gegründete Universitätsklinikum Tübingen gehört zu den führenden Zentren der deutschen Hochschulmedizin. Als eines der 33 Universitätsklinika in Deutschland trägt es zum erfolgreichen Verbund von Hochleistungsmedizin, Forschung und Lehre bei. Weit über 400 000 stationäre und ambulante Patienten aus aller Welt profitieren jährlich von dieser Verbindung aus Wissenschaft und Praxis. Die Kliniken, Institute und Zentren vereinen alle Spezialisten unter einem Dach. Die Experten arbeiten fachübergreifend zusammen und bieten jedem Patienten die optimale Behandlung ausgerichtet an den neuesten Forschungsergebnissen. Das Universitätsklinikum Tübingen forscht für bessere Diagnosen, Therapien und Heilungschancen, viele neue Behandlungsmethoden werden hier klinisch erprobt und angewandt. Neurowissenschaften, Onkologie und Immunologie, Infektionsforschung und Vaskuläre Medizin mit Diabetes-Forschung sind Forschungsschwerpunkte in Tübingen. Das Universitätsklinikum ist in vier der sechs von der Bundesregierung initiierten Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung verlässlicher Partner.

Quelle: idw

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Sauberes Wasser für alle – aber wie?

Andrea Mayer-Grenu Abteilung Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

Der Klimawandel verschärft den Wassermangel vor allem in Regionen, die bereits heute mit Wasserknappheit kämpfen. Gleichzeitig steigt weltweit der Bedarf an sauberem Trinkwasser, Bewässerungswasser für die Landwirtschaft und Brauchwasser für die Industrie. Im Verbundprojekt TRUST arbeiten deshalb Experten verschiedener Disziplinen zusammen und entwickeln ganzheitliche Planungswerkzeuge und neuartige integrierte Wasserver- und Abwasserentsorgungskonzepte für eine nachhaltige Wasserversorgung mit dem Vorrang für die Trinkwasserversorgung. Die Koordination übernimmt das Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) der Universität Stuttgart.

Zukunftsfähiges Wasserressourcenmanagement erreichen
Wissenschaftler der Ingenieurs-, Natur- und Sozialwissenschaften aus Stuttgart und Karlsruhe wollen gemeinsam mit vier Praxispartnern diese Ziele erreichen:

• Verbesserte Methoden, um Wassermenge und -qualität von Oberflächengewässern
genauer zu erfassen.
• Beteiligungsverfahren, um Interessen verschiedener Akteure auszuhandeln.
• Neue Konzepte für effizientere Wasserver- und Abwasserentsorgungssysteme.

TRUST verknüpft boden- und satellitengestützte Hyperspektral-Fernerkundung, Wasserhaushaltsmodellierungen und strategische Entscheidungsinstrumente miteinander, um neue Ver- und Entsorgungskonzepte im Wassersektor zu entwickeln und zu planen. Am Beispiel Lima/Peru, das regelmäßig unter dem Wetterextrem El Niño leidet, werden an die Gegebenheiten vor Ort angepasste technische Lösungen für ein nachhaltiges Wasserressourcenmanagement erarbeitet.

Verbesserte Messmethoden führen zu besseren Entscheidungen
In Lima ist die Datenbasis über die Menge und Qualität von Gewässern wie in vielen Wassermangelgebieten der Welt unzureichend. Versorger und Planungsbehörden können nur dann ein gutes Wasserressourcenmanagement erreichen, wenn sie über den Zustand ihrer Gewässer genau Bescheid wissen. Daher wird zunächst durch das TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser, Karlsruhe, sowie dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit dem Institut für Wasser und Gewässerentwicklung (IWG) und dem Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung (IPF) in Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren eine Datengrundlage durch den Aufbau eines Messnetzes, Fernerkundung und Messkampagnen vor Ort geschaffen. Die Firma OTT Hydromet stellt moderne Messinstrumente zur Registrierung von Wassermenge und -qualität sowie meteorologischer Größen wie Niederschlag zur Verfügung. Der Praxispartner Disy Informationssysteme erstellt eine Anwendung, mit der die Bevölkerung, aber auch Versorger, Planer oder Landwirte online die verfügbaren Messdaten abrufen können.

Mit neuen Beteiligungsverfahren Interessen aushandeln
Entscheidungen, die Akteure im peruanischen Wassersektor treffen, können zu Nutzungskonflikten etwa zwischen der Industrie und der Bevölkerung führen. Um das zu vermeiden, werden in TRUST Konflikte analysiert und mit speziellen Gruppenmethoden unterschiedliche Interessen ausgehandelt. Das Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart (ZIRIUS) entwickelt dafür mit dem Beratungsunternehmen decon international partizipative Methoden. Durch sie wird besser verständlich, wo die verschiedenen Akteure Probleme im Wassersystem sehen. Neu ist die Kombination von individuellen Interviewtechniken mit systemischen Analyseverfahren, mit deren Hilfe die Forscher den Werten und Präferenzen von Akteuren auf die Spur kommen.

Dezentrale Konzepte und genaue Risikoanalyse
Aufbauend auf den vorigen Erkenntnissen erarbeiten das Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart (ISWA), das TZW, Disy und das Ingenieurbüro Pabsch & Partner (ipp) gemeinsam neue Konzepte zur Wasserversorgung, zur Wasserwiederverwendung, zum Wasserrecycling und zur Abwasserentsorgung mit dem Ziel, die verfügbaren begrenzten Wasserressourcen möglichst effizient zu nutzen. Unter der Prämisse, die effiziente Nutzung bei vorrangiger Sicherstellung der Trinkwasserversorgung und Erfüllung auch der Wasserbedarfe konkurrierender Sektoren zu befriedigen, werden optimierte Gesamtkonzepte entwickelt, die aus einem System aus dezentralen und zentralen Systemen bzw. Modulen bestehen können. Sowohl Gesamtkonzepte als auch Module werden gemeinsam mit lokalen Partnern abgestimmt. Das TZW entwickelt außerdem in Zusammenarbeit mit Disy ein softwaregestütztes Entscheidungsunterstützungssystem (EUS). Dieses hilft lokalen Versorgungsunternehmen, herauszufinden, wo Gebiete mit hohem Risiko für Verunreinigungen liegen und welche Maßnahmen sie ergreifen müssen, um trotzdem eine sichere Trinkwasserversorgung zu gewährleisten.

Erarbeiten individueller Lösungen soll Selbstläufer werden
Um die erarbeiteten Methoden und Ergebnisse nachhaltig zu verankern, unterstützt decon international die deutschen Projektpartner bei der Erarbeitung und Umsetzung von Schulungskonzepten. Ziel ist es vor allem, peruanische Bildungseinrichtungen in die Lage zu versetzen, selbst Schulungen durchzuführen. Ein spezieller Leitfaden macht es möglich, dass Versorgungsunternehmen oder Planungsbehörden künftig etwa modulare Konzepte selbstständig erarbeiten. Andere Regionen mit Wassermangel können die Management- und Schulungskonzepte auf ihre Gegebenheiten übertragen und individuell weiterentwickeln.

Das Verbundprojekt „Trinkwasserversorgung in prosperierenden Wassermangelregionen nachhaltig, gerecht und ökologisch verträglich (TRUST)“ wird im Rahmen der Fördermaßnahme „GROW – Globale Ressource Wasser“ im Programm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA)“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Ansprechpartner:
Christian D. León (TRUST-Projektkoordinator)
Zentrum für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung der Universität Stuttgart (ZIRIUS)
Telefon: 0711 685-83974
E-Mail: christian.leon@zirius.uni-stuttgart.de

Anhang
https://idw-online.de/de/attachment58156

Quelle: idw

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Zweitstimme.org: Wissenschaftliche Prognosen zur Bundestagswahl, laufend aktualisiert

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

Neues Vorhersagemodell von Wissenschaftlern aus Mannheim, Berlin und Zürich kombiniert Erfahrungswerte aus allen bisherigen Bundestagswahlen mit aktuellen Umfragen – daraus wird rechnerisch das wahrscheinliche Ergebnis simuliert.

Dass Umfragen allein nicht ausreichen, um ein Wahlergebnis verlässlich vorherzusagen, zeigte sich zuletzt immer wieder: Die Wahlen in den USA, aber auch verschiedene Landtagswahlen in Deutschland sowie die Brexit-Abstimmung in Großbritannien hielten teils faustdicke Überraschungen bereit. „Nicht nur die Umfragen waren teilweise irreführend, sondern auch die Art und Weise, wie in der Öffentlichkeit mit diesen Informationen umgegangen wurde“, erklärt Thomas Gschwend, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Mannheim und Projektleiter am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES). „Umfragen können und wollen einen Wahlausgang meist gar nicht exakt vorhersagen. Sie geben in der Regel nur an, wie die politische Stimmung zu einem bestimmten Zeitpunkt ist. Das kann zu vehementen Fehleinschätzungen führen, was wiederum Auswirkungen auf das tatsächliche Wahlverhalten haben kann“, betont Gschwend.

Kombination aus Umfragen, Erfahrungswerten und Mathematik – laufend aktualisiert
Gemeinsam mit seinen beiden Mitarbeitern Sebastian Sternberg und Marcel Neunhoeffer sowie Dr. Simon Munzert von der HU Berlin und Dr. Lukas Stoetzer von der Universität Zürich hat er daher ein Rechenmodell entwickelt, das den wahrscheinlichen Wahlausgang simuliert – hunderttausendfach. „Vereinfacht gesagt kombinieren wir verschiedene Umfragen mit den Erfahrungswerten aus allen Bundestagswahlen seit 1949. Über einen sogenannten MCMC-Algorithmus wird dann der mögliche Wahlausgang hunderttausendmal simuliert. Und daraus leiten wir das wahrscheinliche Ergebnis ab“, erläutert Sebastian Sternberg die Herangehensweise.

Was meint ein Wissenschaftler, wenn er ein Ereignis als „wahrscheinlich“ bezeichnet?
Die Website der Forscher hält aber noch viele weitere Informationen bereit. So wird beispielsweise auch angegeben, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Partei bei der Bundestagswahl die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Ebenfalls wichtig: Es wird anhand einfacher Beispiele veranschaulicht, was es eigentlich heißt, wenn Wissenschaftler etwas als „wahrscheinlich“ bezeichnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elfmeterschütze in der Bundesliga trifft, beträgt nach Angaben des Teams von Zweitstimme.org rund 70 Prozent. Die Wissenschaftler bezeichnen das als „eher wahrscheinlich“, aber keineswegs als sehr wahrscheinlich oder gar sicher.

Ein Online-Service für den Wähler
„Wir interessieren uns für all diese Dinge vor allem aus fachlichen Gründen. Darüber hinaus möchten wir aber dazu beitragen, dass Menschen Umfragen, Prognosen und Wahrscheinlichkeiten leichter beurteilen und somit besser für sich nutzen können. Daher kamen wir auf die Idee, unsere Prognosen allgemein im Internet zugänglich zu machen“, erklärt Marcel Neunhoeffer das Anliegen des Forscherteams. „Wahlen sind wichtig, und nur wer ausreichend informiert ist, kann die für sich richtige Entscheidung treffen. Wir denken, dass wir als Wissenschaftler dazu einen Beitrag leisten können“, fasst Thomas Gschwend zusammen.

Und wie geht die Wahl nun aus?
Stand Anfang August prognostiziert das Modell folgendes Abschneiden der Parteien: CDU/CSU 37,4 Prozent, SPD 25,5 Prozent, Die Linke 8,7 Prozent, Bündnis 90/Die Grünen 7,9 Prozent, FDP 7,9 Prozent und AfD 8,4 Prozent. Das Team von Zweitstimme.org weist ausdrücklich darauf hin, dass diese Werte nicht sicher sind. Entscheidend sei vielmehr, welche Regierung damit rechnerisch eine Mehrheit hätte. „Reichen würde es für eine Mehrheit der Sitze für eine Große Koalition bestehend aus CDU und SPD. Die Wahrscheinlichkeit, dass die sogenannte ‚Jamaika-Koalition‘ aus CDU, Grünen und FDP eine Mehrheit bekommt liegt derzeit bei 84 Prozent“, schreiben die Wissenschaftler auf ihrer Website.

Der Unterschied zum „Kanzlermodell“ von Thomas Gschwend und Helmut Norpoth
Mit der kürzlich veröffentlichten Prognose des sogenannten „Kanzlermodells“, das eine Mehrheit für eine schwarz-gelbe oder auch schwarz-grüne Koalition vorhersagt, ist Thomas Gschwend noch an einem weiteren Prognosemodell maßgeblich beteiligt. Das gemeinsam mit Professor Helmut Norpoth (Stony Brook University) entwickelte Kanzlermodell ist vor allem auf die frühzeitige Vorhersage des Stimmenanteils von Regierungskoalitionen spezialisiert und hat seit 2002 stets korrekt prognostiziert, wer Kanzler oder Kanzlerin wird. „Die nun mit den Kollegen von Zweitstimme.org entwickelte Prognose ist anders als das mehrfach erprobte Kanzlermodell ein brandneues Verfahren, das stärker auf momentanen Umfragedaten beruht. Es unterscheidet sich vom Kanzlermodell auch darin, dass es nicht nur die wahrscheinliche Regierungskoalition, sondern alle größeren Parteien abbildet. Es lässt damit auch genauere Prognosen zu, wer die Fünf-Prozent-Hürde schafft. Dafür wird aber der Beliebtheitsgrad der Kanzlerkandidaten und der Abnutzungseffekt der amtierenden Regierung im Gegensatz zum Kanzlermodell nicht gesondert miteinberechnet“, erklärt Thomas Gschwend. Darum und aufgrund des kurzfristigeren Charakters werde Zweitstimme.org auf Basis der aktuellen Umfragen laufend aktualisiert, während das Kanzlermodell lediglich zweimal – nämlich rund acht und vier Wochen vor der Wahl – berechnet werde. „Wir denken, dass beide Modelle ihre Stärken haben und sind gespannt, ob sich die Prognose von Zweitstimme.org auf Basis der sich ändernden Umfragedaten noch der Prognose des Kanzlermodells annähern wird. Derzeit scheint mir das der Fall zu sein“, sagt Gschwend.

Weitere Informationen und Kontakt:
Das Team von Zweitstimme.org besteht aus Professor Thomas Gschwend, Ph.D. (Universität Mannheim und MZES), Dr. Simon Munzert (Humboldt-Universität zu Berlin, davor Universität Mannheim und MZES), Dr. Lukas Stoetzer (Universität Zürich und MZES External Fellow), Sebastian Sternberg, M.A., Marcel Neunhoeffer, M.A. (beide Universität Mannheim).

Eine wissenschaftliche Erläuterung des zugrundeliegenden Modells wird in Kürze in der Politischen Vierteljahresschrift (PVS), Heft 3/2017, erscheinen.

Prof. Thomas Gschwend, PhD
Universität Mannheim
Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES)
Telefon: +49-621-181-2087
Telefax: +49-621-181-2845
E-Mail: gschwend@uni-mannheim.de

Marcel Neunhoeffer, M.A.
Universität Mannheim
Tel: +49 621 181 2542
E-Mail: mneunhoe@mail.uni-mannheim.de

Sebastian Sternberg, M.A.
Universität Mannheim
Telefon: +49 621 181 2542
E-Mail: sebastian.sternberg@gess.uni-mannheim.de

Nikolaus Hollermeier
Direktorat / Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES)
Universität Mannheim
Telefon: +49-621-181-2839
Telefax: +49-621-181-2866
E-Mail: nikolaus.hollermeier@mzes.uni-mannheim.de

Katja Bär
Leiterin Kommunikation und Fundraising
Pressesprecherin
Tel. +49 (0) 621 181-1013
E-Mail: baer@uni-mannheim.de

Weitere Informationen:
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Quelle: idw

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Seltener Weizenfund in bronzezeitlicher Lunch-Box aus dem Schweizer Hochgebirge

Petra Mader Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte / Max Planck Institute for the Science of Human History

Ergänzung vom 24.07.2017
In einem rund 2000 Jahre alten Holzbehälter, der 2012 in den Berner Alpen gefunden wurde, hat eine Forscherin vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte gemeinsam mit einem internationalen Forschungsteam Überreste früher Weizensorten aus der Bronzezeit entdeckt. Der Fund ist aus zwei Gründen bedeutend: Zum einen gab es bisher kaum Anhaltspunkte, wie Getreide in dieser Zeit genutzt und verbreitet wurde. Zum anderen haben die Wissenschaftler bei der Untersuchung einen neuen Weg gefunden, Getreide mithilfe eines Biomarkers nachzuweisen. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten für die Forschung.

Schmelzende Gletscher geben immer öfter Funde aus vergangenen Zeiten preis. Nicht immer sind sie so aufsehenerregend wie „Ötzi“, die Gletschermumie aus der späten Jungsteinzeit, die Wanderer 1991 in den Ötztaler Alpen fanden. Aber auch weniger spektakuläre Entdeckungen aus leicht vergängliche Materialien wie Stoffen, Leder, Holz und anderen pflanzlichen Überresten, die im Eis Jahrhunderte oder gar Jahrtausende überdauern, eröffnen Archäologen neue Perspektiven auf die Vergangenheit.

Eine Dose aus der Bronzezeit
2012 gab das Eis nahe dem Lötschenpass, auf 2690 Metern Höhe in den Berner Alpen gelegen, ein außergewöhnliches Holzgefäß frei. Die runde Dose misst etwa 20 Zentimeter im Durchmesser. Der Boden besteht aus Zirbenholz, der gebogene Rand ist aus Weidenholz gefertigt, beides wurde mit einer Naht aus gespleißten Lärchenzweigen verbunden. Eine Radiokarbondatierung ergab, dass das Gefäß rund 2000 Jahre alt ist, also aus der frühen Bronzezeit stammt.

Besonders interessant waren für das Forschungsteam unter Beteiligung von Jessica Hendy vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte Spuren, die sich auf der Oberseite der Dose fanden: Schon mit dem Mikroskop ließen sich dort Reste von Gerste sowie der frühen Weizenarten Dinkel und Emmer entdecken, einschließlich Samenschalen und Spreu. Aus Höhlen kennt man vielfach Getreidefunde aus der Bronzezeit. Gefäße, die Körner oder deren Überreste enthalten, waren jedoch bisher nicht bekannt. Für die Forschung sind sie von speziellem Interesse, denn sie geben Hinweise darauf, wie das Getreide damals verwendet wurde.

Händler, Hirten oder Jäger?
Die Wissenschaftler können nur mutmaßen, welche Geschichte sich hinter der Box vom Lötschenpass verbirgt. Man weiß, dass einige Alpentäler in der Gegend während der Bronzezeit besiedelt waren. In Gräbern im benachbarten Wallis hat man sogar Hinweise gefunden, dass die Menschen dort Waren von nördlich und südlich der Alpen importierten. Das Gefäß könnte ein Indiz dafür sein, dass der Lötschenpass damals als Übergang vom Berner Oberland ins Wallis diente. Möglicherweise war der Pass Teil einer Handelsroute zwischen den Regionen. Andere Erklärungen für den Fund wären, dass die Menschen schon damals Weidevieh in höhere Lagen trieben oder dass sie zum Jagen ins Hochgebirge wanderten.

„Auf jeden Fall wirft die Entdeckung neues Licht auf das Leben in den prähistorischen Gemeinschaften innerhalb der Alpenregion und auf den Umgang der Menschen mit den extremen Höhenverhältnissen“, sagt Francesco Carrer von der Universität Newcastle. „Die Leute haben auf ihrem Weg über die Berge Proviant mitgenommen, wie heutige Wanderer auch. Unsere Forschung trägt dazu bei, zu verstehen, welche Lebensmittel sie dafür nutzten.“

Substanzen wie in heutigen Vollkornprodukten
Eigentlich vermuteten die Wissenschaftler in dem Gefäß Überreste von Milch, zum Beispiel von Milchbrei. Daher unterzogen sie den Fund zusätzlich einer molekularen Analyse. Milchbestandteile fanden sie nicht, stattdessen aber sogenannte Alkylresorcine, wie sie in heutigen Vollkornprodukten vorkommen. „Von keinem archäologischen Fundstück wurde bisher über diese Stoffe berichtet“, erklärt André Colonese von der University of York, Hauptautor der Studie. „Aber es ist bekannt, dass sie in Weizen- und Roggenkleie reichlich vorhanden sind. Biomarker für Pflanzen gibt es sehr wenige, und sie bleiben auf historischen Fundstücken meist nur schlecht erhalten. Deswegen ist die Studie für uns so spannend.“

Die neue Methode eröffnet die Chance herauszufinden, wie die Menschen der Bronzezeit Getreide tatsächlich verwendeten. Als nächsten Schritt planen die Wissenschaftler, auf Überresten alter Keramikgefäße nach Alkylresorcinen zu suchen. „Der molekulare Marker für Getreide hilft uns auch, die Anfänge des Ackerbaus zu erforschen“, sagt Jessica Hendy vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte. „Damit können wir Hinweise sammeln, wann und auf welchen Wegen sich Weizen, eine unserer wichtigsten Nutzpflanzen, in Europa verbreitet hat.“

Die Untersuchung der bronzezeitlichen Box war ein Kooperationsprojekt der Universität von York, des Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, des Archäologischen Dienstes des Kanton Bern, sowie der Universitäten Basel, Kopenhagen, Newcastle und Oxford. (MEZ)

Publikation
Andre Carlo Colonese, Jessica Hendy, Alexandre Lucquin, Camilla F. Speller, Matthew J. Collins, Francesco Carrer, Regula Gubler, Marlu Kühn, Roman Fischer, Oliver E. Craig: New criteria for the molecular identification of cereal grains associated with archaeological artefacts. Scientific Reports, DOI: 10.1038/s41598-017-06390-x

Informationen
Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte
Dr. Jessica Hendy
Kahlaische Str. 10
07745 Jena
Email: hendy@shh.mpg.de

Korrektur!!
Das analysierte Holzgefäß ist rund 4000 und nicht rund 2000 Jahre alt. Leider wurde beim Verfassen der Pressemitteilung die Zeitangabe BC (Before Christ) aus der Orginalpublikation übersehen.

Quelle: idw

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Forschung am Baikalsee – wie wirken sich Klimawandel und Umweltgifte auf die Fauna aus?

Susanne Hufe Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ

Aufgrund seines Artenreichtums und seiner einzigartigen Tierwelt gehört der Baikalsee zum UNESCO Weltnaturerbe. UFZ-Wissenschaftler erforschen im Rahmen der Helmholtz-Russland Forschungsgruppe LaBeglo, welchen Einfluss Klimawandel und Umweltgifte auf die Fauna des Baikalsees haben können. In ihrer aktuellen Studie gingen sie gemeinsam mit Forschern des Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung (AWI) und der Universität Irkutsk der Frage nach, wie Baikal-Flohkrebse, die in dem See wichtige ökologische Funktionen erfüllen, auf Schadstoffe im Wasser reagieren.

Der Baikalsee ist vor 25 bis 30 Millionen Jahren entstanden. Er speichert etwa 20 Prozent des gesamten ungefrorenen Süßwassers der Erde. Mit rund 23.000 Kubikkilometern ist sein Wasservolumen sogar größer als das der Ostsee. Der Baikal ist nicht nur der älteste und größte, sondern mit über 1.500 Metern Tiefe auch der tiefste See der Erde – und womöglich auch einer der kältesten: Denn seine durchschnittliche Wassertemperatur liegt im Uferbereich bei nur etwa sechs Grad. „Das Wasser ist kristallklar, hat nur einen geringen Salz- und Nährstoffgehalt und ist extrem sauerstoffreich – sogar bis auf den Grund des Sees“, sagt Dr. Till Luckenbach, Ökotoxikologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Diese besonderen Bedingungen des Baikalsees haben im Laufe der Evolution eine ganz besondere Fauna hervorgebracht. So sind etwa 80 Prozent der rund 2.600 im Baikalsee lebenden Tierarten endemisch, das heißt: Sie kommen ausschließlich im Baikalsee vor und haben sich somit sehr gut an die extremen Bedingungen angepasst.

Ob die Fauna des Baikalsees auch in Zukunft so artenreich und besonders bleiben wird, ist nicht sicher. Denn der See liegt in einer Region, in der die globale Erwärmung besonders stark voranschreitet. In den vergangenen 50 Jahren ist die durchschnittliche Temperatur der Wasseroberfläche des Baikals um fast 1,5 Grad Celsius gestiegen. „Und sie steigt weiter“, warnt Luckenbach. „Auch die Zeit, in der der See im Winter mit Eis bedeckt ist, ist deutlich kürzer geworden. Eine Belastung mit Chemikalien ist ebenfalls nachweisbar. Vor dem Hintergrund, dass die Umweltbedingungen im Baikalsee über sehr lange Zeiträume stabil waren, sind diese Veränderungen bedenklich.“
Im Rahmen der Helmholtz-Russland Forschungsgruppe LaBeglo erforschen Projektleiter Luckenbach und sein Team vom UFZ gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Irkutsk, des AWI in Bremerhaven und der Universität Leipzig bereits seit sechs Jahren, welche Folgen sich ändernde Umweltbedingungen wie steigende Wassertemperaturen und Chemikalienbelastung für die einzigartige Lebenswelt des Baikalsees haben. Zwei im Uferbereich heimische Flohkrebsarten der Gattung Eulimnogammarus dienen dabei als Modellorganismen. Flohkrebse haben in Gewässern eine wichtige ökologische Funktion: Sie vertilgen organisches Material, sorgen so für die Reinhaltung des Wassers und dienen Fischen als Nahrung. Aufgrund dieser zentralen Rolle im Nahrungsnetz sind sie für die Ökotoxikologen wichtige Modellorganismen.

Untersuchungen zur Temperaturempfindlichkeit von Baikal-Flohkrebsen, die an der Universität Irkutsk durchgeführt wurden, zeigten, dass die eine Art (E. cyaneus) in der Lage ist, Wassertemperaturen bis zu etwa 20 Grad Celsius auszuhalten, wie sie im Sommer nahe des Ufers durchaus vorkommen können. Die Forscher konnten nachweisen, dass E. cyaneus einen konstant hohen Pegel sogenannter Hitzeschock-Proteine ausbildet, die für den Organismus wichtige Eiweiß-Moleküle schützen, die bei hohen Temperaturen sonst Schaden nehmen würden. Die andere Flohkrebsart E. verrucosus bildet weit weniger Hitzeschock-Proteine aus und wandert in tiefere, kühlere Regionen des Sees ab, um hohen Wassertemperaturen zu entgehen. „Steigen mit dem Klimawandel die Wassertemperaturen, kann dies mit weitreichenden Folgen für die jeweilige Art, aber auch für das Gleichgewicht des über lange Zeit eingespielten Ökosystems verbunden sein“, so Luckenbach. „Für E. cyaneus kann im Sommer bereits jetzt das Temperaturmaximum erreicht werden, das die Art über längere Zeit aushalten kann – ein weiterer Temperaturanstieg wäre äußerst kritisch. Und wenn E. verrucosus mehr als bislang in tieferes Wasser abwandern muss, tritt die Art mit den dort lebenden Flohkrebsarten verstärkt in Konkurrenz um Nahrungsquellen.“

In ihrer aktuellen im Fachmagazin Environmental Science and Technology veröffentlichten Studie untersuchten die UFZ-Forscher in Kooperation mit dem AWI und der Universität Irkutsk, wie die beiden Flohkrebsarten auf chemische Belastung des Wassers reagieren. Dabei wurden sie dem toxischen Schwermetall Cadmium ausgesetzt, das als Modell-Giftstoff diente. Denn bislang ist das Wasser des Baikals zwar noch weitgehend unbelastet, doch Cadmium ist ein Umweltschadstoff, der vergleichsweise häufig vorkommt und aufgrund seiner Toxizität für Ökosysteme äußerst problematisch ist. Eine zunehmende Belastung des Baikals mit Schwermetallen ist durchaus abzusehen. Der wasserreichste Baikal-Zufluss, die Selenga, ist zunehmend mit Minenabwässern aus der Mongolei belastet, und über die Luft gelangen Schadstoffe aus der Industrie-Region um Irkutsk in den See.
Im Labor zeigten die Flohkrebse folgende Reaktion: „Die kleinere Art E. cyaneus nahm den Schadstoff schneller auf und starb schon bei geringeren Schadstoffkonzentrationen im Wasser“, erklärt Dr. Lena Jakob, Ökophysiologin am AWI, die die Untersuchungen am Baikalsee durchführte. „Darüber hinaus konnten wir feststellen, dass E. verrucosus bereits bei niedrigen Cadmium-Konzentrationen seinen Stoffwechsel herunterfährt. Das ist ein Alarmzeichen, denn die Tiere fressen dann womöglich nicht, pflanzen sich nicht fort und könnten durch eingeschränkte Aktivität eher Opfer von Fraßfeinden werden. Eine auch nur geringe, aber konstante chemische Belastung des Lebensraums Baikalsee könnte also massive Auswirkungen auf einzelne Arten und das gesamte Ökosystem haben.“

In einer weiteren Studie haben die UFZ-Forscher gemeinsam mit Bioinformatikern der Universität Leipzig erste Einblicke in das Genom von E. verrucosus erhalten. Es ist überraschend groß, etwa dreimal so groß wie das menschliche Genom. Die Daten zum Genom sollen als Grundlage zur weiteren Erforschung der physiologischen Anpassungsstrategien an unterschiedliche Umweltbedingungen dienen. Luckenbach: „Wir möchten noch ein wenig mehr Licht ins Dunkel bringen, die physiologische Ebene noch besser verstehen und herausfinden, ob es noch weitere Mechanismen gibt, mit denen die Tiere in der Lage sind, den Auswirkungen des Klimawandels und dem Eintrag von Schadstoffen standzuhalten, denn letztlich geht es uns darum Vorhersagen treffen zu können, wie sich das Ökosystem zukünftig möglicherweise verändern wird“.

Publikationen:
Jakob L, Bedulina DS, Axenov-Gribanov DV, Ginzburg M, Shatilina ZM, Lubyaga YA, Madyarova EV, Gurkov AN, Timofeyev MA, Portner HO, Sartoris FJ, Altenburger R, Luckenbach T. Uptake kinetics and subcellular compartmentalization explain lethal but not sublethal effects of cadmium in two closely related amphipod species. Environ Sci Technol. 2017 May 11 http://dx.doi.org/10.1021/acs.est.6b06613

Jakob, L., D. V. Axenov-Gribanov,A. N. Gurkov,M. Ginzburg,D. S. Bedulina,M. A. Timofeyev,T. Luckenbach,M. Lucassen ,F. J. Sartoris, and H.-O. Pörtner. 2016. Lake Baikal amphipods under climate change: thermal constraints and ecological consequences. Ecosphere 7(3):e01308 http://dx.doi.org/10.1002/ecs2.1308

Weitere Informationen:
Dr. Till Luckenbach
UFZ-Department Bioanalytische Ökotoxikologie
Telefon: +49 341 235 1514
E-Mail: till.luckenbach@ufz.de
http://www.ufz.de/index.php?de=38464

Dr. Lena Jakob
AWI-Department Integrative Ökophysiologie
Telefon: +49 471 4831 1331
E-Mail: lena.jakob@awi.de
http://www.awi.de/ueber-uns/organisation/mitarbeiter/lena-jakob.html

Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=24/2017

Quelle: idw

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Populistische Einstellungen sind bei deutschen Wählern nicht mehrheitsfähig

Benjamin Stappenbeck Pressestelle
Bertelsmann Stiftung

Spätestens seit der Wahl von Donald Trump ist für viele Beobachter ein „Zeitalter des Populismus“ angebrochen. Aber was ist Populismus und wie populistisch sind die Deutschen? Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hat untersucht, wie populistisch die Wahlberechtigten in Deutschland eingestellt sind und welche Auswirkungen das auf ihr Wahlverhalten und den Parteienwettbewerb vor der Bundestagswahl 2017 hat.

Grundlegend systemablehnende und anti-pluralistische Einstellungen sind in Deutschland nicht mehrheitsfähig. Zwar sind knapp 30 Prozent populistisch eingestellt. Doch die Mehrheit der deutschen Wähler lehnt populistische Positionen ab (36,9 Prozent) oder stimmt ihnen nur teilweise zu (33,9 Prozent). Auffallend ist zudem, dass die Populisten in Deutschland eher moderate und keine radikalen Ansichten vertreten. Sie lehnen die Institutionen der Demokratie oder der EU nicht grundsätzlich ab, sondern kritisieren ihr Funktionieren. Darüber hinaus sind populistische Positionen für die große Mehrheit aller Wahlberechtigten nicht wahlentscheidend. „Von einer ‚Stunde der Populisten‘ ist das politische Klima vor der Bundestagswahl weit entfernt“, fasst Robert Vehrkamp, Demokratieexperte der Bertelsmann Stiftung die Ergebnisse der Studie zusammen, die er gemeinsam mit Christopher Wratil (Universität zu Köln) verfasst hat.

Für die Studie wurden in drei repräsentativen Umfragen zwischen 2015 und 2017 jeweils mehr als 1.600 Wahlberechtigte interviewt. Ihre Ergebnisse sind repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland.

Populistisch eingestellte Wähler gibt es zwar über alle Parteigrenzen hinweg. Es zeigt sich jedoch eine soziale Spaltung: Je geringer der formale Bildungsstand und je niedriger das Einkommen, desto weiter verbreitet sind populistische Einstellungen. Bei Personen, die maximal über einen Hauptschulabschluss und ein durchschnittliches Monatseinkommen unterhalb von 1.500 Euro verfügen, sind populistische Einstellungen am stärksten ausgeprägt. Aufgrund ihres sozialen Profils sind deshalb auch Nichtwähler (36,4 Prozent der Nichtwähler) häufiger populistisch eingestellt als Wähler (26,3 Prozent der Wähler).

Je radikaler die Positionierung, desto geringer die Zustimmung der Wähler
In ihrer Ausprägung bleiben die populistischen Einstellungen in Deutschland jedoch eher moderat. So befürworten mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der populistisch eingestellten Wähler die Mitgliedschaft in der EU und 85 Prozent unterstützen die Demokratie als politisches System. Jedoch kritisieren über drei Viertel (79 Prozent) von ihnen, dass die EU-Integration zu weit gegangen sei und eine knappe Mehrheit (52 Prozent) ist mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“ zufrieden. „Populisten in Deutschland sind häufig enttäuschte Demokraten, aber keine radikalen Feinde der Demokratie. Im Vergleich zu den USA und Frankreich zeigt sich vor allem, dass in Deutschland die Kritik am politischen Establishment deutlich schwächer ausgeprägt ist“, so Vehrkamp.

Auch im Hinblick auf die Wählermobilisierung zeigt sich: Je zugespitzter und systemkritischer die Positionen zu Sachthemen sind, desto stärker sinkt die Zustimmung bei der Wählerschaft. Bei Wahlkampfthemen wie ‚Europa‘ oder ‚Globalisierung und Freihandel‘ zahlt sich eine Annäherung an radikal-populistische Positionen für die Parteien laut Studienautoren nicht aus. Systembejahende Positionen hingegen können die Zustimmungswerte steigen lassen. Die radikale Forderung nach einer „Entmachtung der Eliten“ wirkt sich sogar negativ auf die Wahlchancen aus (minus 12 Prozentpunkte). Im Gegenzug können Kandidaten durch pro-europäische Positionen bei allen Wahlberechtigten punkten (plus 19 Prozentpunkte).

Flüchtlingspolitik ist wichtigster Treiber für Rechtspopulismus in Deutschland
Das Thema, mit dem sich die Populisten in Deutschland derzeit am stärksten mobilisieren lassen, ist die Flüchtlingspolitik: „Das Mobilisierungsprofil der stark populistisch eingestellten AfD-Wähler ist so einseitig fokussiert wie bei keiner anderen Partei“, so Robert Vehrkamp. Mit Positionen, die sich klar zur Abschiebung von „sehr vielen Flüchtlingen“ bekennen, lässt sich die Zustimmung bei AfD-Wählern deutlich steigern (plus 51 Prozentpunkte). Die Anhänger der anderen Parteien lassen sich durch flüchtlingsfeindliche Positionen jedoch nicht mobilisieren. Bei ihnen findet der Kurs einer moderaten und kontrollierten Einwanderung von Flüchtlingen die meiste Zustimmung.
Auch der Zusammenhang zwischen populistischen Einstellungen und Parteipräferenzen wurde in der Studie untersucht. Die Partei mit den unpopulistischsten Wählern ist die CDU. Sie erreicht bei den nicht-populistischen Wählern eine Zustimmung von bis zu 60 Prozent, aber nur weniger als 20 Prozent unter den Populisten. Die SPD ist laut Studie in beiden Lagern etwa gleich stark vertreten. Die Wählerschaft der AfD hingegen ist nach den Ergebnissen der Studie eindeutig rechtspopulistisch. Bei Wählern mit ausgeprägt rechtspopulistischer Verortung erzielt sie mit rund 60 Prozent ihre höchsten Zustimmungswerte.

Zusatzinformationen
Die Studie „Die Stunde der Populisten? Populistische Einstellungen bei Wählern und Nichtwählern vor der Bundestagswahl 2017″ basiert auf einer Online-Panel-Umfrage unter wahlberechtigten Deutschen. Für die Studie interviewte infratest dimap in drei Befragungswellen zwischen Juli 2015 und März 2017 jeweils mehr als 1.600 Wahlberechtigte zu ihren politischen Einstellungen. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche wahlberechtigte Bevölkerung, die zum Zeitpunkt der Bundestagswahl 2013 wahlberechtigt war. Als populistisch eingestellt gelten laut Studie Personen, die sich auf Grundlage eines Fragebogens vollständig zu insgesamt acht verschiedenen anti-pluralistischen, anti-Establishment- und pro-Volkssouveränität-Aussagen bekennen, mit denen Populismus empirisch gemessen wird.

Unsere Experten: Prof. Robert Vehrkamp
Telefon: +49 5241 8181 526
E-Mail: robert.vehrkamp@bertelsmann-stiftung.de
Christina Tillmann
Telefon: +49 5241 8181 335
E-Mail: christina.tillmann@bertelsmann-stiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de

Quelle: idw

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Ostsee-Flohkrebse haarklein erklärt – IOW-Forscher schreiben traditionsreiche Enzyklopädie fort

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Anja und Michael Zettler vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) sind die Autoren des kürzlich erschienenen 83. Bandes der renommierten Buchreihe „Die Tierwelt Deutschlands“. Die beiden Experten für Meeresboden-bewohnende Tiere haben den jüngsten Band dieses bereits 1925 vom Zoologen Friedrich Dahl begründeten Grundlagenwerks den Flohkrebsen der Ostsee gewidmet. Die englischsprachige Monographie umfasst 243 bis ins kleinste Detail morphologisch charakterisierte Arten sowie Hinweise zu deren Ökologie und Lebensweise. Sie ist damit ein wertvolles Werkzeug für das Monitoring von Zeigerarten dieser Tiergruppe, die Rückschlüsse auf bestimmte Lebensraumbedingungen erlauben.

Flohkrebse (wissenschaftlich: Amphipoda) besiedeln sowohl im Meer als auch im Süßwasser Lebensräume unterschiedlichster Prägung, meist jedoch solche am Grund oder Ufer der jeweiligen Gewässer. Die Ostsee beherbergt als Brackwassermeer mit ausgeprägtem Salzgehalt-Gradienten mit höheren Konzentrationen im Westen und sehr niedrigen Konzentrationen im Nordosten sowohl Salzwasser- als auch Süßwasser-Flohkrebsarten. Oft treten sie in großen Individuenzahlen auf und sind damit wichtige Nahrungsquelle für Fische, Vögel, Säugetiere und viele weitere Tiergruppen. Außerdem sind Flohkrebse häufig Aasfresser, was sie zusätzlich zu einem wichtigen Glied in den Nahrungsnetzen ihrer jeweiligen Lebensräume macht. Flohkrebse sind daher für eine Vielzahl ökologischer und andere wissenschaftliche Fragestellungen ausgesprochen interessante Untersuchungsobjekte, die es zuverlässig zu bestimmen gilt.

Das nun von Anja und Michael Zettler vorgelegte Buch „Marine and freshwater Amphipoda from the Baltic Sea and adjacent territories“ kombiniert erstmals alle 190 marinen und 53 Süßwasserarten in einem Bestimmungshandbuch, die jemals in der Ostsee selbst sowie in ihrem Wassereinzugsgebiet – also allen Zuflüssen in den neun Ostsee-Anrainerstaaten – beobachtet wurden. Rund 4000 hochdetaillierte Einzelgrafiken illustrieren dieses umfangreiche Arteninventar und berücksichtigen dabei auch solche Arten, die bislang als gebietsfremd gelten, von denen aber anzunehmen ist, dass sie sich aufgrund umweltbedingter Artenverschiebungen dauerhaft als „Neubürger“ im Untersuchungsgebiet etablieren. Zudem enthält der 83. Band von „Die Tierwelt Deutschlands“ etliche Flohkrebsarten, die hier das erste Mal ausführlich bebildert und beschrieben werden. Das Buch ist damit – insbesondere auch durch die Verwendung von Englisch – ein wertvolles Schlüsselwerk für ein internationales Fachpublikum, in dem Experten erstmals alle für die Ostsee relevanten Flohkrebsarten nachschlagen können, anstatt immer mehrere Handbücher für diese Tiergruppe konsultieren zu müssen.

Das Buch führt damit bestens die traditionsreiche, von Friedrich Dahl (1856 – 1929) begründete Serie fort, deren Ziel heute nicht nur die umfassende Darstellung der „Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen und nach ihrer Lebensweise“ (Originaltitel) ist, sondern die wissenschaftlich sinnvoll einzelne Tiergruppen Ländergrenzen-überschreitend charakterisiert. Die Monographien dienen in erster Linie als hochgenaue Bestimmungsbücher. Da sie in aller Regel auch Angaben zur Lebensweise der einzelnen Arten machen, schätzen Fachleute die Bücher als besonders wertvolle Arbeitsgrundlage für die taxonomische Einordnung von im Freiland aufgefunden Exemplaren ebenso, wie für eine Einschätzung, welche ökologische Nische sie besetzen bzw. auf welche Umweltveränderungen sie reagieren. Der erste Band erschien 1925 im Gus-tav Fischer Verlag; nach dessen Auflösung 2008 wird die Reihe jetzt von den Verlagen Goecke & Evers sowie ConchBooks weitergeführt.

*Verlagsinformationen zum 83. Band von „Tierwelt Deutschlands“:
Originaltitel: Marine and freshwater Amphipoda from the Baltic Sea and adjacent territories
Verlag: ConchBooks, Harxheim | ISBN: 978-3-939767-74-9

*Fragen zu dem Buch beantworten:
Anja Zettler | Tel.: 0381 – 5197 253 | anja.zettler@io-warnemuende.de
Dr. Michael Zettler | Leiter der IOW-Arbeitsgruppe Ökologie benthischer Organismen
Tel.: 0381 – 5197 236 | michael.zettler@io-warnemuende.de

*Kontakt IOW-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Kristin Beck | Tel.: 0381 – 5197 135 | kristin.beck@io-warnemuende.de
Dr. Barbara Hentzsch | Tel.: 0381 – 5197 102 | barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 91 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Mrd. Euro. http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: idw

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EU schafft die „Plussklassen“ beim Energielabel ab

M.A., LL.M./LL.B. Venio Quinque Unternehmenskommunikation
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

Berlin, 28.07.2017. Brüssel gibt den Weg frei zur Neuordnung des Energielabels für energieverbrauchsrelevante Produkte. Mit Inkrafttreten der neuen Rahmenverordnung zur Energieverbrauchskennzeichnung im August 2017 verschwinden die „Plusklassen“ zukünftig und die Buchstaben A bis G decken wieder alle zulässigen Energieeffizienzklassen ab. Kundinnen und Kunden sollen dadurch in die Lage versetzt werden, Produkte besser vergleichen zu können, um sich so für das effizientere Produkt zu entscheiden. Und für die Hersteller schafft es Anreize, ihre Produkte in Puncto Energieeffizienz noch weiter zu verbessern.

Heute befinden sich die besten Geräte in den Effizienzklassen A bis A+++. Doch durch diese „Plusklassen“ geht die Klarheit und Wirksamkeit der Kennzeichnung teilweise verloren. Die EU-Kommission hat dies erkannt und nun die rechtliche Basis geschaffen, um die Effizienzklassen neu zu ordnen.

Geräte mit hohem Energieeinsparpotential zuerst
Haushaltskühlgeräte, Waschmaschinen, Waschtrockner, Geschirrspüler, Fernseher sowie Lampen und Leuchten sind die ersten Produktgruppen, die umgestellt werden. Da diese Geräte sich heute zu einem hohen Anteil nur in den höchsten Effizienzklassen befinden und technische Weiterentwicklungen zeitnah zu erwarten sind, werden durch deren Umstellung entsprechende Energieeinsparpotentiale möglich. Die EU-Kommission wird nun die detaillierten technischen Anforderungen an diese Geräte, die in sogenannten delegierten Rechtsakten beschrieben werden, bis zum Januar 2019 überarbeiten. Erst danach werden die ersten Geräte mit dem neuen Energielabel auf den Markt kommen. Dies wird Anfang 2020 zu erwarten sein.

„Die BAM unterstützt die Umsetzung dieser jetzt veröffentlichten Rahmenverordnung. Wir beraten und informieren all diejenigen, die die neuen Regeln einhalten oder anwenden müssen, also die Wirtschaft und die Marktüberwachungsbehörden“, sagt Dr. Floris Akkerman, Leiter des BAM-Referats Ökodesign und Energieverbrauchskennzeichnung.

Die Farbskala des Energielabels bleibt, die Produkte werden aber den Effizienzklassen neu zugeordnet
Die bekannte Farbskala des Energielabels von Dunkelgrün bis Rot bleibt. Verbietet allerdings die eng mit der Verbrauchskennzeichnung zusammenwirkende Ökodesign-Richtlinie (2009/125/EG) bereits Produkte in den Klassen „E“, „F“ oder „G“, dann sollen diese Klassen künftig nur in Grau auf dem Energielabel zu sehen sein.

Die Effizienzklasse A bleibt zum Zeitpunkt der Einführung der neuen Skala oder eines Energielabels für eine vorher nicht erfasste Produktgruppe frei. Im Geschäft wird anfänglich demnach kein Gerät in dieser Spitzenklasse erhältlich sein. Auch muss die Kommission sicherstellen, dass die meisten Modelle infolge ihrer Weiterentwicklung Klasse A voraussichtlich erst frühestens 10 Jahre später erreichen werden. Sollte sich die Technik einer Produktgruppe aber schneller entwickeln, müssen bei Einführung des neuen Energielabels sogar die beiden obersten Klassen frei bleiben, also A und B. Ziel ist hier Planungssicherheit, denn die Regeln sollen nicht nach kurzer Zeit angepasst werden müssen.

Für Lieferanten, Hersteller und Importeure, Händler und die Marktüberwachungsbehörden, aber auch für die EU-Kommission ändert sich so einiges mit dieser Rahmenverordnung. Mit der neuen Energieverbrauchskennzeichnung soll die Energienachfrage in der europäischen Union weiter gedämpft werden – eine der Schlüsselmaßnahmen der europäischen Strategie für Energieversorgungssicherheit sowie für den Umwelt- und Klimaschutz. Ziel der Europäischen Union ist es, bei der weltweiten Umstellung auf saubere Energie eine Führungsrolle zu übernehmen. Daher steht Energieeffizienz – auch mit Blick auf künftige Generationen – an erster Stelle in der EU.

Kontakt:
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)
Venio Quinque, M.A., LL.M./LL.B.
Leiter Referat Unternehmenskommunikation
T: + 49 30 8104-1002
presse@bam.de
www.bam.de

Über die BAM
Die BAM gewährleistet Sicherheit in Technik und Chemie.
Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Die BAM forscht, prüft und berät zum Schutz von Mensch, Umwelt und Sachgütern. Im Fokus aller Tätigkeiten in der Materialwissenschaft, der Werkstofftechnik und der Chemie steht dabei die technische Sicherheit von Produkten und Prozessen. Dazu werden Substanzen, Werkstoffe, Bauteile, Komponenten und Anlagen sowie natürliche und technische Systeme von volkswirtschaftlicher Dimension und gesellschaftlicher Relevanz erforscht und auf sicheren Umgang oder Betrieb geprüft und bewertet. Die BAM entwickelt und validiert Analyseverfahren und Bewertungsmethoden, Modelle und erforderliche Standards und erbringt wissenschaftsbasierte Dienstleistungen für die deutsche Wirtschaft im europäischen und internationalen Rahmen.

Sicherheit macht Märkte.
Die BAM setzt und vertritt für Deutschland und seine globalen Märkte hohe Standards für Sicherheit in Technik und Chemie zur Weiterentwicklung der erfolgreichen deutschen Qualitätskultur „Made in Germany“.

Weitere Informationen finden Sie auf www.bam.de.

Quelle: idw

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Besser essen, länger leben: US-Studie belegt Wirkung der DASH-Diät

Stephanie Priester Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga

Heidelberg – Wer sich gesund ernährt, darf auf ein längeres Leben hoffen. Schon geringe Verbesserungen im Ernährungsplan machen sich nach den Ergebnissen einer US-Studie nach wenigen Jahren positiv bemerkbar. Für Menschen mit erhöhtem Blutdruck empfiehlt die Deutsche Hochdruckliga e.V. Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention die sogenannte DASH-Diät. Diese hat bereits in früheren Studien eine Blutdrucksenkende Wirkung erzielt und kann den Einsatz von Medikamenten sinnvoll unterstützen.

„Der Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit wird häufig unterschätzt“, sagt Professor Dr. Bernhard Krämer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. „Viele Patienten, die im mittleren Lebensalter einen erhöhten Blutdruck entwickeln, lassen sich nur schwer von einer Ernährungsumstellung überzeugen.“ Dabei haben frühere Studien bereits gezeigt, dass die sogenannte DASH-Diät – entwickelt und benannt nach Dietary Approaches to Stop Hypertension – in der Lage ist, den Blutdruck zu senken. Der Ernährungsplan fördert den Verzehr von Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und fettarmen Milchprodukten, erlaubt sind Geflügel und Fisch, Nüsse und Hülsenfrüchte. Einschränkungen gibt es bei zuckerhaltigen Lebensmitteln und Süßgetränken sowie bei rotem Fleisch und Fettsäuren. Professor Krämer erläutert: „Die DASH-Diät war ursprünglich eine fettmodifizierte Diät mit reichlich Gemüse und Obst. In weiteren Studien hat man sie dann mit der Reduktion des Salzkonsums kombiniert – Bluthochdruck kann so wirksam gesenkt werden.“

US-Forscher haben die Auswirkungen der DASH-Diät und zwei anderer Diäten an den Teilnehmern der Nurses‘ Health Study mit 48.000 Krankenschwestern und der Health Professionals Follow-Up Study mit 26.000 Männern aus Gesundheitsberufen untersucht und die Ergebnisse jetzt publiziert. Die beiden anderen untersuchten Diäten waren eine mediterrane Ernährungsweise („Alternate Mediterranean Diet“) und die Empfehlungen der US-Regierung zur Ernährung („Alternate Healthy Eating“). „Die drei Diäten sind sich ähnlich mit dem Unterschied, dass die DASH-Diät als einzige einen Schwerpunkt auf die Vermeidung von Salz legt“, erläutert Professor Dr. med. Joachim Hoyer, Klinikdirektor der Klinik für Innere Medizin, Nephrologie und Internistische Intensivmedizin, Marburg, der sich seit langem klinisch-wissenschaftlich mit dem Thema Salz und Diät beschäftigt.

Die Studien-Auswertung ergab, dass jede Verbesserung der Ernährungsweise mit einer Senkung des Sterberisikos verbunden war. Dabei profitierten nicht nur Menschen, die die Empfehlungen vollständig angenommen hatten. „Jede Annäherung um 20 Prozent an das Ideal der DASH-Diät wurde nach 12 Jahren mit einer Senkung des Sterberisikos um 10 Prozent belohnt“, berichtet Professor Hoyer. Umgerechnet auf den Salzkonsum bedeutet dies, dass jedes Gramm Salz weniger am Tag einen Effekt erzielt. Der verminderte Salzkonsum allein ist jedoch vermutlich nicht für den günstigen Effekt verantwortlich. Professor Hoyer betont: „Alle Komponenten der DASH-Diät sind vermutlich gleich wichtig.“

Ein häufiger Fehler bei Diäten ist, dass sie nur vorübergehend eingehalten werden. „Jede Diät erfordert eine dauerhafte lebenslange Umstellung der Ernährungsgewohnheiten“, betont Professor Krämer, Direktor der V. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim. Dies gelte auch für die DASH-Diät: Je länger sich die Studienteilnehmer daran hielten, desto günstiger war die Wirkung. Nach 8 Jahren war die Sterblichkeit um 7 Prozent gesunken, nach 16 Jahren betrug der Unterscheid bereits 15 Prozent. Umgekehrt gilt aber auch: Wenn die Anstrengungen nachlassen, kommt es zu einem Anstieg der Sterblichkeit. Eine Verschlechterung des DASH-Index um 20 Prozent wurde mit einem Anstieg des Sterberisikos quittiert.

Quelle:
Sotos‑Prieto, Mercedes et al.: Association of Changes in Diet Quality with Total and Cause-Specific Mortality. n engl j med 377;2 nejm.org July 13, 2017

Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® bündelt die Expertise zur arteriellen Hypertonie in Deutschland. Gegründet 1974, engagiert sie sich seitdem für eine bessere Versorgung von Menschen mit Bluthochdruck. Weltweit bleibt Bluthochdruck die größte Gefahr für die Gesundheit. Deshalb verfolgt die DHL® das Ziel „30-50-80″: Jeder Mensch ab 30 Jahren sollte seinen Blutdruck kennen. Ab 50 sollte der Blutdruck bei jedem kontrolliert und gut eingestellt sein. Menschen mit 80 sollten nicht an Folgeschäden des Bluthochdrucks wie Schlaganfall oder Herzinfarkt leiden.

Weitere Informationen:
http://www.hochdruckliga.de

Quelle: idw

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Ölverschmutzungen aufsaugen

Dr. Karin J. Schmitz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

Geliermittel-imprägnierte Cellulose als umweltfreundliches Abtrennungsmittel für Ölfilme

Ausgetretenes Rohöl verschmutzt und zerstört immer wieder marine Ökosysteme. Eine wirksame Maßnahme zur Entfernung eines solchen Ölteppichs könnte die Absorption in eine feste, leichter abzutrennende Phase sein. Indische Wissenschaftler berichten jetzt in der Zeitschrift Angewandte Chemie, dass Öl in Teilchen aus imprägnierter Cellulose erstarrt und sich dann einfach abschöpfen lässt.

Solange im Meer nach Öl gebohrt oder es darüber transportiert wird, werden sich Ölaustritte und -verschmutzungen nie vollständig vermeiden lassen. Da eine Ölpest zu enormen ökologischen und ökonomischen Belastungen führen kann, versucht man das auf der Oberfläche treibende Rohöl zurückzugewinnen, bevor es die Küste erreicht oder durch den Seegang zu stark emulgiert wird. Das ist allerdings schwierig. Durch einfache Sperren und Aufsaugvorrichtungen kann es zum Beispiel nur dann zurückgewonnen werden, wenn sich der Ölfilm noch nicht weit verbreitet und verdünnt hat. Kana M. Suresan und Annamalai Prathap vom Indian Institute of Science, Education and Research (IISER) Thiruvananthapuram in Kerala,(Indien) haben jetzt eine erstaunlich einfache Strategie entwickelt und getestet. Durch eine Kombination von Absorption und Gelbildung konnten sie das Öl an eine poröse Matrix binden und dann die festen Teilchen einfach aus dem Wasser herausschöpfen. Selbst voll mit Öl sanken die Körner nicht und blieben an der Oberfläche.

Als umweltfreundliche, preiswerte und poröse Trägermatrix wählten sie Cellulose, die sie mit einem Öl-Geliermittel, einer preiswerten organischen Mannitolverbindung, imprägnierten. Die Imprägnierung erwies sich als entscheidend, um aus einfacher Cellulose ein wirksames System für die Absorption und Wiedergewinnung von Rohöl zu machen.

Das lag vor allem am Geliermittel, dem „Organogelator“. „Phasenselektive Organogelatoren sind Amphiphile, die Öle selektiv aus einer zweiphasigen Mischung von Öl und Wasser gerinnen lassen können“, erklären die Wissenschaftler. Zur Gelbildung kommt es, weil sich die Gelatormoleküle in der Ölphase lösen und dann durch Wasserstoffbrücken ein dreidimensionales Fasernetzwerk aufbauen. In diesem feinfaserigen Netzwerk wird das Öl eingefangen und bildet ein starres Gel. Durch die Gelierung wird also die flüssige Ölphase fest und kann einfach abgeschöpft werden.

Der andere Vorteil durch die Imprägnierung ist die Herstellung einer wasserabweisenden Cellulosematrix, die ganz im Gegensatz zur unbehandelten Cellulose fast kein Wasser aufsaugt. Dagegen „absorbierte sie das gesamte verteilte Öl, und die Körner mit dem geronnenen Öl konnten nach zwei Stunden herausgeschöpft werden, während sauberes Wasser zurückblieb“, berichteten die Autoren. Und auch ein Recycling war möglich: Wie die Wissenschaftler zeigten, kann man durch Ausquetschen oder Destillation das Öl aus den geronnenen Körnern zurückgewinnen. Dieses einfache, preiswerte und umweltfreundliche System sollte interessante Aspekte für die Feldforschung bieten.

Angewandte Chemie: Presseinfo 31/2017
Autor: Kana M. Sureshan, Indian Institute of Science Education and Research (India), http://www.iisertvm.ac.in/faculties/kms.phpx

Link zum Originalbeitrag: https://doi.org/10.1002/ange.201704699

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

Quelle: idw

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Nisthilfen machen Äcker für Wildbienen attraktiv

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Wildbienen sind wichtige Bestäuber vieler Nutzpflanzen – mitunter effektivere als Honigbienen. Ihre Zahl lässt sich mit einfachen Mitteln nachhaltig erhöhen. Das zeigt eine aktuelle Studie aus dem Biozentrum der Universität Würzburg.

Die Landwirte haben ein Problem: Vielerorts macht sich die Honigbiene immer rarer. Pflanzen bilden oft aber nur dann Früchte und Samen, wenn ihre Blüten zuvor mit Pollen von Artgenossen befruchtet wurden. Ohne Bestäuber sinken daher die Erträge.

Honigbienen sind jedoch nicht die einzigen Insekten, die diese wichtige Aufgabe übernehmen. Auch die verschiedenen Wildbienen-Arten sind emsige Pollensammler und bestäuben bei dieser Tätigkeit eine Reihe von Nutzpflanzen. Ihre Bedeutung wurde dennoch lange unterschätzt. Inzwischen weiß man aber, dass die Erträge vieler Feldfrüchte spürbar steigen, wenn zwischen ihnen nicht nur Honigbienen, sondern auch ihre „wilden“ Verwandten umherschwirren.

Landschaften mit Rapsfeldern untersucht
„Wir haben daher untersucht, wie sich die Anzahl der Wildbienen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen nachhaltig steigern lässt“, erklärt Ingolf Steffan-Dewenter. Der gelernte Imker und Professor für Tierökologie und Tropenbiologie an der Universität Würzburg hat dafür mit seinem Team und mit Kollegen der Universität Wageningen zahlreiche Landschaften mit Rapsfeldern unter die Lupe genommen. Die Studie wurde im EU-Projekt STEP (Status and Trends of European Pollinators) durchgeführt.

Die untersuchten Flächen lagen zum einen in der Umgebung von Würzburg und zum anderen in den Niederlanden. Die Biologen brachten an den Rändern der Felder zunächst so genannte Nisthilfen an – das sind im Prinzip kurze gebündelte Schilfhalme, in denen die Insekten ihre Eier ablegen können. Dann beobachteten sie über einen Zeitraum von zwei Jahren, wie viele Brutzellen in diesen Nestern angelegt wurden und von welchen Arten diese stammten.

Blütenpflanzen als Nahrungsressourcen wichtig
Während der Rapsblüte im Mai locken die Felder jede Menge Bestäuber an. Kein Wunder, dass zu dieser Zeit die Zahl der durch Wildbienen besiedelten Nistplätze geradezu explodierte. Danach nahm die Brutaktivität in beiden Jahren wieder deutlich ab. „Blütenpflanzen sind die einzige Nahrungsressource von Wildbienen – und zwar sowohl der erwachsenen Tiere als auch ihrer Larven“, erläutert Ingolf Steffan-Dewenter. „Die Insekten gedeihen also nur dort, wo auch ausreichend Blütenpflanzen zur Verfügung stehen.“

Raps blüht nur wenige Wochen; danach geht das Nahrungsangebot rapide zurück. Mit diesen Gegebenheiten kommen nur Wildbienenarten klar, deren Aktivitätsmaximum ins Frühjahr fällt.

„Um eine größere Vielfalt von Bienen anzusiedeln, ist es nötig, genügend blütenreiche Gebiete in der Nähe der Nistplätze zu schaffen – dazu reichen oft schon schmale Streifen mit Wildblumen“, betont Steffan-Dewenter. „Wir konnten zeigen, dass derartige Maßnahmen, aber auch naturnahe Habitate in der Umgebung, die Häufigkeit von Wildbienen auf den Feldern positiv beeinflussen.“

Einfache Maßnahmen mit positiver Wirkung
Ein ausreichendes Nahrungsangebot ist eine Sache – fast ebenso wichtig ist aber die Bereitstellung von Nisthilfen, wie sie in der Studie erfolgte. Wenn aber genügend Brutplätze und Blütenpflanzen vorhanden sind, können sich die Wildbienen rasant vermehren. „Unsere Arbeit zeigt, wie positiv sich vergleichsweise einfache Maßnahmen auf die Zahl und Vielfalt der Bestäuber auswirken“, erklärt der Würzburger Biologe.

Landwirte können sich auf diese Weise unabhängiger von der Honigbiene machen, zumal sich mit Hilfe von Wildbienen der Ertrag vieler Nutzpflanzen sogar noch steigern lässt. Auch aus anderen Gründen sei es sinnvoll, auf verschiedene Bestäuberarten zu setzen, meint Dr. Andrea Holzschuh, Koautorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl: Eine einzige Bienenart sei deutlich gefährdeter, durch Parasiten oder Krankheiten gravierend dezimiert zu werden; bei verschiedenen Arten sei das Risiko geringer.

Parasiten kein großes Problem
Allerdings sind auch Wildbienen nicht vor natürlichen Feinden und Krankheitserregern gefeit: Wie die Wissenschaftler in ihrer Studie gezeigt haben, wurde jede sechste Brutzelle von Parasiten attackiert, und etwa genauso viele Larven starben durch Infektionen. Je größer die Zahl der Bienen war, desto größer auch der Anteil von ihnen, der diesen Problemen zum Opfer fiel. Nachhaltig beeinträchtigen konnte dieser Effekt die Vermehrung der nützlichen Insekten jedoch nicht.

Publikation
Matteo Dainese, Verena Riedinger, Andrea Holzschuh, David Kleijn, Jeroen Scheper und Ingolf Steffan-Dewenter: Managing trap-nesting bees as crop pollinators: Spatiotemporal effects of floral resources and antagonists. Journal of Applied Ecology; DOI: 10.1111/1365-2664.12930

Kontakt
Prof. Dr. Ingolf Steffan-Dewenter, Professur für Tierökologie und Tropenbiologie, Biozentrum der Universität Würzburg, T +49 931 31-86947, ingolf.steffan@uni-wuerzburg.de

Weitere Informationen:
http://www.zoo3.biozentrum.uni-wuerzburg.de/en/team/steffan_dewenter/
Website von Prof. Dr. Ingolf Steffan-Dewenter

Quelle: idw

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Keimschleuder Küchenschwamm

Jutta Neumann Pressestelle
Hochschule Furtwangen

Die weltweit erste umfassende Studie zur Keimbelastung gebrauchter Küchenschwämme ist nun erschienen. In den Reinigungsutensilien wurde eine teils besorgniserregend hohe Konzentration von Bakterien nachgewiesen. Den Schwamm heiß auszuwaschen oder in der Mikrowelle zu behandeln, ist keine langfristige Lösung, sagen die Forscher.

In Deutschland gibt es rund 40 Millionen Privat-Haushalte. „Wenn in jedem davon nur ein bis zwei Küchenschwämme vorhanden sind, beläuft sich ihre Zahl in Deutschland auf 40 bis 80 Millionen“, so Professor Dr. Markus Egert von der Hochschule Furtwangen, der die Studie leitete. „Mit institutionellen Einrichtungen kommt man vermutlich auf mehr als 100 Millionen in Deutschland.“ – 100 Millionen potentielle Keimschleudern.

In einem Kooperationsprojekt der Hochschule Furtwangen (HFU) mit der Justus Liebig-Universität Gießen und dem Helmholtz Zentrum München ist die Studie enstanden; Fördermittelgeber war die HFU. Die renommierte wissenschaftliche Zeitschrift „Scientifc Reports“, die zur Nature Publishing Group gehört, hat die Studie nun veröffentlicht (DOI:10.1038/s41598-017-06055-9 1, www.nature.com/scientificreports, Titel: Microbiome analysis and confocal microscopy of used kitchen sponges reveal massive colonization by Acinetobacter, Moraxella and Chryseobacterium species).

Die Mikrobiologen nahmen 14 gebrauchte Schwämme aus dem Großraum Villingen-Schenningen unter die Lupe. Entdeckt wurden darin 362 verschiedene Arten von Bakterien. „Was uns überrascht hat: Fünf der zehn häufigsten von uns gefundenen Arten gehören in die sogenannte Risikogruppe 2, das bedeutet sie sind potentiell pathogen“, erläuert Egert. Dabei handelte es sich um Umwelt- und Wasserbakterien, aber auch um Bakterien, die typisch für die menschliche Haut sind. Insbesondere bei immungeschwächten Menschen, wie Kranken und Alten, können Bakterien wie Acinetobacter johnsonii, Moraxella osoloensis und Chryseobacterium hominis zu Infektionen führen. Das sehr häufige nachgewiesene Bakterium Moraxella osloensis steht zudem im Verdacht, schlechten Geruch zu erzeugen, kann also für stinkende Küchenschwämme verantwortlich sein. Fäkalbakterien und Lebensmittelvergifter oder Durchfallerreger hingegen wurden kaum nachgewiesen.

Besonders bedenklich: In Schwämmen, die laut ihrer Nutzer regelmäßig gereinigt wurden, etwa in der der Mikrowelle oder durch Auswaschen, zeigten sich deutlich höhere Anteile der potentiell pathogenen Bakterien. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Reinigung von Schwämmen zwar zu einer kurzfristigen Verminderung der Keimzahl führen kann; in den schnell wieder hoch wachsenden Gemeinschaften dominieren dann aber offensichtlich immer stärker die potentiell pathogenen Bakterien, vermutlich aufgrund einer höheren Stresstoleranz.

Küchenschwämme bestehen überwiegend aus Schaumstoff, wie Polyurethan. Ihre durch zahlreiche Poren riesige innere Oberfläche bietet Mikroorganismen viel Platz zum Wachsen. „Teils erreichten die Bakterien Dichten von mehr als 5 mal 1010 Zellen pro Kubikzentimeter“, erläutert Egert. „Das sind Konzentrationen, wie man sie sonst nur noch in Fäkalproben findet.“ Ein Wert, der in einer Küche nicht erreicht werden sollte. Diese hohen Dichten erklären sich mit den optimalen Lebensbedingungen, die Bakterien im Schwamm finden: neben der großen Oberfläche zum Aufwachsen viel Feuchtigkeit und viele Nährstoffe, etwas aus Lebensmittelresten und Schmutz. Das Bild- und Filmmaterial der Studie visualisiert die bakterielle Belastung der Küchenschwämme in eindrucksvoller Weise und bietet sich als Lehrmaterial an, um ein Bewusstsein für Küchenschwämme als mikrobielle Inkubatoren im Haushalt zu schaffen.

Probleme können sich vor allem in sensiblen Umgebungen ergeben. Etwa in Krankenhäusern, Altenheimen oder bei der privaten Pflege zu Hause, wenn dort Menschen mit geschwächtem Immunsystem leben. Anstelle sie zu häufig zu reinigen, sollten Küchenschwämme aus hygienischen Gründen gerade hier besser regelmäßig entsorgt werden, etwa in einem wöchentlichen Rhythmus. In neu gekauften Schwämmen konnten die Forscher übrigens keinerlei mikrobielle Belastung nachweisen.

Weitere Informationen:
http://www.nature.com/articles/s41598-017-06055-9

Quelle: idw

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Biologen aus Rostock und St. Petersburg forschen für klares Wasser an der Ostseeküste

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

In 20 Jahren können Urlauber und Einheimische in den Boddengewässern an der Ostseeküste selbst im Sommer auf klares Wasser statt der heute noch häufig anzutreffenden „Erbsensuppe“ hoffen. Davon ist Professor Hendrik Schubert überzeugt. Er leitet den Lehrstuhl Ökologie am Institut für Biologie der Universität Rostock. „Keiner ist glücklich, wenn Algenblüten die gerade für Kinder so geeigneten Badestellen mit flachem, warmem Wasser in eine trübe Brühe verwandeln“.

Dieses Ziel – bessere Wasserqualität in den Bodden und Haffen – hat der Rostocker Forscher fest im Visier und setzt dabei auch auf die seit 20 Jahren vertrauensvolle und wie er es nennt, „spannende Zusammenarbeit mit russischen Kollegen des Zoologischen Institutes und des Institutes für Zytologie – beides Institute der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg“. Dr. habil. Irena V. Telesh aus St. Petersburg, international eine der führenden Wissenschaftlerinnen auf dem Gebiet der Brackwasserökologie, war gerade wieder Gast am Institut für Biologie der Uni Rostock. Gemeinsam erkunden die Wissenschaftler bei gegenseitigen Forschungsaufenthalten die Biodiversität der Ostsee; Ziel der Untersuchungen ist es zu verstehen, wie sich Salzgehaltsschwankungen auf die Wasserqualität auswirken.

Während es anfangs in der Zusammenarbeit lediglich um die spezielle Gruppe der Protisten, also Urwesen wie Algen, Pilze und Protozoen ging, hat sich das gemeinsame Forschen mittlerweile bis hin zur Entwicklung von Konzepten für die Brackwasser-Ökologie entwickelt. „Wir beginnen jetzt zu verstehen, wie Ökosysteme unter den Bedingungen ständig wechselnder Salzgehalte, wie sie im Durchmischungsbereich von Meer- und Flusswasser auftreten, funktionieren.“, sagt Prof. Schubert. Solche Brackwasser-Ökosysteme, zu denen die Ostsee gezählt werden kann, weisen eine ganze Reihe von Besonderheiten auf. Gut angepasst an Schwankungen der Salinität, sind sie gegenüber Veränderungen anderer Umweltfaktoren wie z. B. Neueinwanderern durchaus besonders empfindlich.

„Wir konnten nachweisen, dass das Brackwasser mit seinem variablem Salzgehalt nicht für alle Organismen eine bloße Herausforderung darstellt; für sich schnell entwickelnde Kleinstlebewesen kann es eine Chance sein, zumindest temporär Habitate zu erobern, die ihnen sonst verschlossen bleiben“, hebt Prof. Schubert hervor. Für große, sich langsam entwickelnde Organismen dagegen ist Brackwasser offenbar nicht leicht zu meistern. Diese Diskrepanz beeinflusst die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Ebenen der Nahrungskette stark. Vor allem dem Zooplankton – Verbindungsglied zwischen den Algen als Produzenten und den höheren Konsumentenebenen wie Fischen und Muscheln, – gilt momentan das Augenmerk der USELab-Forscher. Zooplankton, in der Ostsee zumeist Kleinkrebse und Flagellaten, ist in der Lage, Algenblüten zu kontrollieren. Damit kann Zooplankton das Ökosystem der Ostsee und vor allem deren Küstengewässer stabilisieren. Auf der anderen Seite stellen sie die Nahrung für viele Fischarten dar.

Die Herausforderung für die Forscher: „Wenn wir genau verstehen, wie die Wechselwirkungen im Ökosystem der Ostsee stattfinden, dann haben wir die Möglichkeit, mit Biomanipulation den Zustand des Wassers gezielt positiv zu beeinflussen“. Die Erkenntnisse der deutsch-russischen Ostsee-Forschung genießen in der Wissenschaftsgemeinschaft weltweit Anerkennung und werden nicht nur als Grundlage weiterer Forschung verwendet, sondern haben bereits den Weg in die Lehrbücher gefunden.

Vor sieben Jahren wurde das deutsch-russische „Ulrich-Schiewer Laboratory for Experimental Aquatic Ecology“ (USELab) gegründet. Diese Langzeitkooperation, die durch das Internationale Büro des BMBF Starthilfe bekam, erlaubte zum Beispiel das Entdecken einer unerwartet hohen Anzahl von Planktonarten (etwa 4000) in der Ostsee. „Zunächst hatte man angenommen, dass es sich bei der Ostsee auch im Plankton um ein artenarmes Meer handele“, sagt Irena Telesh – „Unsere substanziell neuen Erkenntnisse haben das Verständnis zur Rolle von Mikroorganismen in küstennahen Ökosystemen deutlich verbessert.“ Mittlerweile sind der Zusammenarbeit mehr als 20 wissenschaftliche Publikationen sowie zahlreiche Buchbeiträge und sonstige Veröffentlichungen entsprungen. Sowohl deutsche als auch russische Fördereinrichtungen unterstützen die Vorhaben der Forschergruppe, so dass USELab trotz der komplizierten bilateralen Struktur auf einer stabilen Basis steht.

Die russischen Kollegen reisten gerade mit der frohen Botschaft an, dass die Russian Science Foundation – eine der DFG vergleichbare Institution – die Vorhaben in den kommenden Jahren finanziell unterstützen wird, so dass unabhängig von der jeweiligen politischen Großwetterlage die wissenschaftliche Zusammenarbeit von beiden Ländern finanziert wird. Das neue Projekt, das von Dr. habil Sergei Skarlato vom Institut für Zytologie in St. Petersburg geleitet werden wird, erlaubt unter anderem auch die Fortführung des Doktorandenaustausches zwischen den deutschen und russischen Partnereinrichtungen.

Kontakt:
Prof. Dr. Hendrik Schubert
Universität Rostock
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Institut für Biowissenschaften
Lehrstuhl Ökologie
Tel. Ökologie 0381 498 6070
http://www.biologie.uni-rostock.de/oekologie/home.html

Quelle: idw

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Wie sauber putzen die „Zahn-Profis“?

Charlotte Brückner-Ihl Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

100-prozentig saubere Zähne – Ist das überhaupt möglich? Institut für Medizinische Psychologie der Universität Gießen legt in Zusammenarbeit mit Zahnmedizinern Studie zur Mundhygiene vor

Man muss sich gründlich die Zähne putzen, um schädlichen Zahnbelag zu entfernen und somit Krankheiten wie Karies oder Parodontitis vorzubeugen. Dies ist den meisten Menschen schon seit frühester Kindheit bekannt, und sie versuchen, sich daran zu halten. Doch selbst wenn sie sich zweimal täglich die Zähne putzen, schaffen es nur wenige, ihre Zähne gut zu reinigen. Immer wieder bemängeln Zahnärztinnen und Zahnärzte die unzureichende Mundhygiene vieler Patientinnen und Patienten. Es stellt sich die Frage: Wie sauber kann man die Zähne durch das Putzen mit einer Handzahnbürste und die Nutzung von Hilfsmitteln zur Zahnzwischenraumhygiene bekommen? Ist es überhaupt möglich, die Zähne 100-prozentig und damit „komplett“, zu reinigen? Grund genug für Prof. Dr. Renate Deinzer vom Institut für Medizinische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und ihre Mitarbeiterin Dr. Daniela Harnacke, dieser Frage im Rahmen einer Studie nachzugehen: Unter dem Titel „Finding an upper limit of what might be achievable by patients: oral cleanliness in dental professionals after self-performed manual oral hygiene“ hat die Psychologin jetzt die Ergebnisse vorgelegt. Und diese lassen aufhorchen: Auch Profis reinigen offenbar ihre Zähne und ihr Zahnfleisch nicht durchweg perfekt.

Beteiligt an der Studie waren vonseiten der JLU folgende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Prof. Dr. Renate Deinzer, Dr. Daniela Harnacke und René Schmidt (alle vom Institut für Medizinische Psychologie), Prof. Dr. Jörg Meyle, Poliklinik für Parodontologie, und Prof. Dr. Bernd Wöstmann, Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, und außerdem von der Universität Dresden der Parodontologe Prof. Dr. Thomas Hoffmann und von der Universität Leipzig Privatdozent Dr. Dirk Ziebolz.

In der jetzt online publizierten Studie (DOI: 10.1007/s00784-017-2160-9;
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28676902) wurde an acht Universitätszahnkliniken das Zahnputzverhalten jener Personen untersucht, die nicht nur von ihren Patientinnen und Patienten eine gute Mundhygiene verlangen, sondern auch bei der Vermittlung von Mundhygiene eine Rolle spielen: 64 Zahnärztinnen und Zahnärzte, 33 Studierende der Zahnmedizin sowie 30 zahnmedizinische Fachangestellte. Sie alle wurden gebeten, sich die Zähne mit einer Handzahnbürste zu reinigen; zudem stellte man ihnen Hilfsmittel für die Reinigung der Zahnzwischenräume zur Verfügung. Vor und nach der Reinigung der Zähne wurden die Zahnbeläge erfasst.

Das Ergebnis der Untersuchung stellt Studienleiterin Prof. Deinzer jetzt vor: Nach dem Putzen habe man nur wenige Beläge auf den Zähnen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefunden, wobei sich die unterschiedlichen Berufsgruppen nicht voneinander unterschieden hätten. Die meisten (96 Prozent) zeigten mehr als 70 Prozent saubere Flächen am Zahnfleischrand; drei Viertel der untersuchten Personen wiesen an 89 Prozent der Flächen am Zahnfleischrand keine Beläge auf. Zahnmedizinische Laien erreichen bei demselben Test selten mehr als 50 Prozent sauberer Flächen, oft weniger als 30 Prozent.

Prof. Deinzer kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Es ist also grundsätzlich möglich, mit einer Handzahnbürste und Hilfsmittel zur Reinigung der Zahnzwischenräume eine fast 100-prozentige Sauberkeit zu erreichen.“ Aber sie schränkt zugleich ein: „Die ,Zahn-Profis‘ haben gegenüber den Patientinnen und Patienten allerdings auch einige Vorteile.“ Die untersuchten Personen wiesen insgesamt eine gute Mundhygiene auf und hatten nur in wenigen Fällen Zahnfleischentzündungen. Es waren nur selten Kronen oder andere „Hindernisse“ vorhanden, die eine Reinigung erschweren können. Und: „Die Profis wissen, worauf es ankommt“, betont Deinzer. „Es ist besonders wichtig, die Beläge am Zahnfleischrand zu entfernen. Auch sollte man Zähne und Zahnfleisch nicht ,irgendwie‘, sondern systematisch putzen, um keine Fläche zu vergessen.“ Weniger wichtig schienen die Profis die Zahnputztechnik zu finden. Knapp die Hälfte der an der Studie Beteiligten konnte gar nicht sagen, mit welcher Technik sie geputzt hatte; die Putzergebnisse waren aber dennoch genauso gut wie bei denjenigen, die eine spezielle Technik verwendet hatten.

Studienleiterin Deinzer zieht folgendes Fazit: „Eine Möglichkeit, die Mundhygiene der Patientinnen und Patienten weiter zu verbessern, könnte darin bestehen, noch genauer zu erklären, worauf es wirklich ankommt: auf den Zahnfleischrand und darauf, dass wirklich alle Zähne von innen und außen gereinigt werden. Außerdem dürfen auch die Zahnzwischenräume nicht vergessen werden. Unbedingt sollte man eine Systematik beim Putzen etablieren, damit kein Zahn und keine Fläche vergessen werden.“

Weitere Informationen
Deinzer R, Schmidt R, Harnacke D, Meyle J, Ziebolz D, Hoffmann T, Wöstmann B.„Finding an upper limit of what might be achievable by patients: oral cleanliness in dental professionals after self-performed manual oral hygiene“, 2017;
DOI: 10.1007/s00784-017-2160-9

Kontakt:
Prof. Dr. Renate Deinzer
Institut für Medizinische Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen
Friedrichstraße 36; 35392 Gießen
Telefon: 0641 99 45680; Fax: 0641 99 45689
E-Mail: Renate.Deinzer@psycho.med.uni-giessen.de

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Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die über 28.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissenschaften – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System – ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture – GCSC).

Weitere Informationen:
http://www.uni-giessen.de
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28676902

Quelle: idw

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Mit kürzeren und flexibleren Arbeitszeiten können Betriebe rentenberechtigte Mitarbeiter halten

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Jeder dritte Betrieb versucht, rentenberechtigte Mitarbeiter weiter zu beschäftigen. Kürzere und flexiblere Arbeitszeiten anzubieten waren dabei die wichtigsten Maßnahmen, um die Mitarbeiter zu halten. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Im Jahr 2015 erreichten rund 650.000 Mitarbeiter die Rentenberechtigung oder waren bereits rentenberechtigt. In gut 170.000 Fällen wollten die Betriebe rentenberechtigte Mitarbeiter halten. Gelungen ist das bei knapp 145.000 Mitarbeitern. Dies entspricht einer Erfolgsquote von 83 Prozent. Allerdings haben die Betriebe möglicherweise in Fällen, bei denen sie sich keine Chancen ausrechneten, erst gar nicht versucht, die Mitarbeiter zu halten, merken die Arbeitsmarktforscher zur hohen Erfolgsquote an.

„Danach gefragt, welche Maßnahmen in den erfolgreichen Fällen eingesetzt wurden, gab die überwiegende Mehrheit der Betriebe (60 Prozent) kürzere Arbeitszeiten an, gefolgt von 49 Prozent der Betriebe, die rentenberechtigte Mitarbeiter mit einer Flexibilisierung der Arbeitszeit halten konnten“, schreiben die Arbeitsmarktforscher. Eine Veränderung des Tätigkeitsprofils stellte für insgesamt 17 Prozent der Betriebe ein erfolgreiches Instrument dar, während 13 Prozent der Betriebe mit einer höheren Entlohnung, Prämien oder einer Beförderung rentenberechtigte Mitarbeiter weiter beschäftigen konnten.

Bei einer Betrachtung nach Wirtschaftszweigen zeigt sich, dass im Bereich der Öffentlichen Verwaltung mit 18 Prozent vergleichsweise wenige Betriebe Versuche unternahmen, rentenberechtigte Mitarbeiter zu halten. Die Erfolgsquote fiel hier mit 67 Prozent zudem unterdurchschnittlich aus. Im Wirtschaftszweig „Maschinen, Elektrotechnik, Fahrzeuge“ waren es dagegen 43 Prozent der Betriebe, die rentenberechtigten Mitarbeitern entsprechende Angebote unterbreiteten. Die Erfolgsquote betrug dabei 86 Prozent. „Der Wunsch, Mitarbeiter zu halten, wird maßgeblich durch Fachkräfteengpässe bestimmt, welche insbesondere im verarbeitenden Gewerbe eine Rolle spielen: Liegen Fachkräfteengpässe vor, so steigt die Wahrscheinlichkeit, rentenberechtigte Mitarbeiter halten zu wollen, statistisch hochsignifikant um 21 Prozentpunkte“, erklären die Forscher.

Kleinbetriebe versuchten mit 32 Prozent einen erheblich höheren Anteil an rentenberechtigten Mitarbeitern zu halten als größere Betriebe mit elf Prozent. Auch hier spielen Rekrutierungsprobleme eine Rolle: „Kleinbetriebe haben tendenziell schlechtere Chancen, ausscheidende Mitarbeiter durch Neueinstellungen adäquat zu ersetzen“, so die Arbeitsmarktforscher.

Die aufgrund des Flexirenten-Gesetzes seit diesem Jahr geltenden Regelungen zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit werden von den Betrieben überwiegend positiv eingeschätzt. Besonders hoch ist die Zustimmung zum Wegfall der Arbeitslosenversicherungsbeiträge für altersrentenberechtigte Mitarbeiter und zu den großzügigeren Hinzuverdienstmöglichkeiten im Rahmen einer Teilrente.

Die IAB-Studie beruht auf einer repräsentativen Befragung von rund 13.000 Betrieben.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2017/kb1617.pdf
https://twitter.com/iab_news

Quelle: idw

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Forscher nehmen Ostsee fächerübergreifend unter die Lupe

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Wissenschaftler erarbeiten Entscheidungshilfe für die Politik
„Der Zustand der Küstensysteme der deutschen Ostseeküste hat sich in den vergangenen 25 Jahren deutlich verändert – und zwar zum Besseren“, urteilt Prof. Hendrik Schubert vom Lehrstuhl Ökologie der Universität Rostock. Noch vor 25 Jahren seien vor allem die inneren Küstengewässer in einem denkbar schlechten Zustand gewesen. „Jetzt beobachten wir bereits wieder ausgedehnte Unterwasserwiesen. Damit hat sich das gesamte Ökosystem verändert und wir fangen gerade an zu verstehen, wie es unter diesen neuen Bedingungen funktioniert und wie wir es behandeln müssen, um den positiven Trend zu unterstützen.“

Der Biologe und sein Projektteam haben die inneren Küstengewässer, wie beispielsweise den Bodden, in den vergangenen vier Jahren unter die Lupe genommen. Zufrieden sind sie mit dem gegenwärtigen Zustand noch nicht; verglichen mit der Zeit vor 1870 sind nach wie vor Schädigungen erkennbar. Warum gerade diese Jahreszahl? Weil es für den Ostseeraum keine durch den Menschen unbeeinflussten Gebiete gibt, musste als Referenz der historische Zustand der Ostsee vor Einsetzen der Industrialisierung rekonstruiert werden. „Das wäre ohne die vielen Sammlungen und aktive Hilfe aus den Museen nicht möglich gewesen“, sagt Prof. Schubert

Sowohl die Wasserrahmenrichtlinie als auch die aktuelle Meeresstrategie-Richtlinie der Europäischen Union (EU) verlangen, dass der ökologische Zustand der Küsten-und Meeresgebiete bewertet wird. Für die Küstenforscher Deutschlands bedeutet das, dass geeignete Indikatororganismen identifiziert werden müssen, die eine Bewertung des ökologischen Zustandes ermöglichen.

Ein Verbund von Rostocker, Greifswalder und Kieler Forschern arbeiten gegenwärtig in mehreren Projekten an dieser Aufgabe. Neu ist dabei, dass in den zwei Projekten, die in Rostock koordiniert werden, in Zusammenarbeit mit den Kieler Forschern erstmals auch die Wechselwirkungen zwischen ökonomischen und ökologischen Aspekten erfasst und analysiert werden.

„Damit soll die Politik ein Hilfsmittel in die Hand bekommen, um bei Nutzungskonflikten, wie sie zwischen Tourismus, Schifffahrt und Fischerei zwangsläufig auftreten, eine belastbare Abwägung der Folgen und Risiken raumplanerischer Entscheidungen vornehmen zu können“, betont Prof. Schubert die Zielsetzung dieser vom BMBF geförderten Arbeiten. Bis dahin ist allerdings noch viel zu tun. Vor allem die Frage, wie gesellschaftliche Akzeptanz entsteht und welche Rückkopplungsmechanismen hier zu Paradigmenwechseln führen können, sind bislang noch wenig verstanden. Solche Wechselwirkungen zwischen Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlicher Wahrnehmung des Wertes von Küstengebieten sind genauso Gegenstand der Untersuchungen wie die Effekte unterschiedlicher Reaktionszeiten der einzelnen Organismengruppen.
Um solch ein breitgefächertes Aufgabenspektrum bearbeiten zu können, hat Prof. Schubert ein Team zusammengestellt, das neben ausgewiesenen Ökologen wie PD Dr. Rhena Schumann aus Rostock, PD Dr. Irmgard Blindow aus Greifswald und Prof. Felix Müller aus Kiel mit Dr. Buzcko und Dr. Jurasinski auch Agrarökologen sowie die Wirtschaftswissenschaftler um Prof. Martin Benkenstein von der Uni Rostock und Gesellschaftswissenschaftler aus Kiel um Prof. Konrad Ott umfasst.

Solch eine fachübergreifende Zusammenarbeit ist nicht immer einfach, die Disziplinen haben ihre eigene Sprache und die Methodik ist häufig grundverschieden. Hier allerdings kann sich das Team auf eine langjährige Vorgeschichte stützen; die Zusammenarbeit zwischen den Standorten bietet sie. „In Rostock wurden, noch zu Zeiten des kalten Krieges, eine Nicht-Regierungsorganisation die „Baltic Marine Biologists“ (BMB) gegründet, mit der es Wissenschaftlern aus der ganzen Ostsee möglich wurde, durch den eisernen Vorhang hindurch direkt zusammenzuarbeiten. Die BMB legten damit den Grundstein für die Entwicklung, die letztlich zur HELCOM führte und eine deutliche Verbesserung des Zustandes der Ostsee zur Folge hatte“, sagt Prof. Schubert.

Die BMB spielen nach wie vor eine wichtige Rolle im Ostseeraum. In den vergangenen Jahren wurde z.B. intensiv – mit einem Team von 92 Autoren – an der Erarbeitung eines Lehrbuches, das alle Aspekte der Biologie der Ostsee umfasst, gearbeitet – seit kurzem liegt nun das Produkt vor. Dabei waren Rostocker Wissenschaftler federführend für mehrere der 16 Kapitel – Zeugnis der guten Referenzen, die der Standort international hat. Text: WOLFGANG THIEL

Kontakt:
Prof. Dr. Hendrik Schubert
Universität Rostock
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Institut für Biowissenschaften
Lehrstuhl Ökologie
Tel. Ökologie 0381 498 6070
http://www.biologie.uni-rostock.de/oekologie/home.html

Quelle: idw

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Lebensmittel aus Blättern und Gräsern können Krankheitserreger enthalten

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

BfR gibt Hygienetipps zum Umgang mit Salaten, Kräutern, Tees, Smoothies und anderen pflanzlichen Lebensmitteln
In Deutschland werden zunehmend Blatt- und Grasprodukte verzehrt. Diese können mit verschiedenen Krankheitserregern belastet sein. Deshalb veröffentlicht das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) jetzt eine ausführliche Stellungnahme zur Belastung von Blatt- und Grasprodukten mit Bakterien, die beim Menschen Erkrankungen verursachen können. „Salate, Blattgemüse, Kräuter, Tees und grüne Smoothies werden von den meisten Menschen als rundum gesunde Nahrungsmittel wahrgenommen“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Umso wichtiger ist es darauf hinzuweisen, dass auch bei diesen Lebensmitteln Hygienemaßnahmen notwendig sind. Unabhängig davon ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse tatsächlich die beste Ernährungsstrategie.“ Zu den vom BfR bewerteten Produkten gehören frische Blattgemüse einschließlich Blattsalate und Kräuter, getrocknete Blatt- und Grasprodukte wie Nahrungsergänzungsmittel, getrocknete Kräuter und Teeblätter sowie grüne Smoothies.

Blattsalate und frische Kräuter werden in Deutschland fast von der gesamten Bevölkerung sehr häufig verzehrt. Tee wird häufiger von Frauen als von Männern getrunken, der Teekonsum steigt mit zunehmendem Alter an. Bakterielle Krankheitserreger, die in Gras- und Blattprodukten vorkommen können, sind u. a. Salmonellen, Campylobacter, Yersinien, Listerien und EHEC.

Bisher gibt es in Deutschland nur wenige belegte Fälle bakterieller Lebensmittelinfektionen durch den Verzehr von Gras- oder Blattprodukten. Dennoch spricht das BfR zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher die nachfolgenden allgemeinen Empfehlungen zur Risikominimierung aus:

• Frische Blattprodukte sollten vor dem Rohverzehr gründlich gewaschen und möglichst schnell verbraucht werden. Zerkleinerte frische Blattprodukte sollten bis zum Verzehr möglichst bei maximal 7 °C gelagert und schnell verbraucht werden.
• Frisch hergestellte grüne Smoothies sollten bis zum Verzehr möglichst bei maximal 7 °C gelagert und am Tag der Herstellung verbraucht werden. Durch eine starke Säuerung der Smoothies, beispielsweise durch Verarbeitung von Zitrusfrüchten oder Zugabe von Zitronensaft, lässt sich die Vermehrung der Bakterien verlangsamen bzw. ganz verhindern.
• Kräutertees sollten mit sprudelnd kochendem Wasser aufgegossen werden. Schwangere und Personen, deren Abwehrkräfte durch hohes Alter, Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahme geschwächt sind, sollten auf den Verzehr von vorgeschnittenen und verpackten Salaten besser vorsichtshalber verzichten und stattdessen Salate aus frischen und gründlich gewaschenen Zutaten kurz vor dem Verzehr selbst zubereiten. Nahrungsergänzungsmittel aus getrockneten Blatt- und Grasprodukten sollten diese Personen nur nach ärztlicher Rücksprache verzehren.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/gras-und-blattprodukte-zum-verzehr-koennen-mit-kra…

Quelle: idw

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Berufliche Entscheidungen von Müttern: Einstellungen des Partners spielen eine wichtige Rolle

Dr. Anne Klostermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs)

Die Geschlechterrollenvorstellungen des Partners spielen für Frauen nach der Geburt des Kindes eine maßgebliche Rolle für ihre beruflichen Entscheidungen. Väter hingegen treffen ihre Entscheidungen unabhängiger. Das berichten Psychologinnen der RWTH Aachen in einer Studie, die gerade in der Fachzeitschrift „Journal of Vocational Behavior“ publiziert wurde. Die Forscherinnen befragten 306 Paare zu ihren Rollenvorstellungen und beruflichen Veränderungen im Zuge der Elternschaft.

Nach der Geburt eines Kindes stehen die frisch gebackenen Eltern vor weitreichenden Entscheidungen: Wer soll wie lange Elternzeit nehmen? Sollen beide Partner nach der Elternzeit wieder arbeiten? Wer sollte die Arbeitszeit reduzieren? „Unsere Analysen zeigen, wie sehr diese Entscheidungen von Paardynamiken beeinflusst werden“ sagt Anna M. Stertz, Psychologin an der RWTH Aachen und Hauptautorin der Studie. „Dabei spielen die Einstellungen zu Geschlechterrollen eine entscheidende Rolle.“

Befragung zu traditionellen und gleichberechtigten Geschlechterrollenvorstellungen
Gemeinsam mit Bettina S. Wiese, Professorin für Psychologie an der RWTH Aachen, und Thorana Grether analysierte Stertz Daten aus zwei größeren längsschnittlichen Forschungsprojekten. Im Fokus des ersten Projektes standen die berufliche und familiäre Situation werdender Eltern. Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden 138 Paare viermal befragt. Die erste Befragung fand während der Schwangerschaft statt. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Geschlechterrollenvorstellungen erfasst. Die werdenden Eltern gaben den Grad ihrer Zustimmung zu Aussagen wie „Frauen, die sich stark im Job engagieren, können nicht gleichzeitig gute Mütter sein“ an. Ein hoher Wert sprach für eine traditionelle Einstellung zu Geschlechterrollen, ein niedriger Wert für egalitäre, also gleichberechtigte Vorstellungen. Zusätzlich beantworteten die Eltern Fragen zur Dauer der Elternzeit sowie zu Veränderungen in ihrer wöchentlichen Arbeitszeit. Die weiteren Befragungen zu den Arbeitszeiten fanden sechs, zwölf, und 24 Monate nach der Geburt statt.
Das zweite Projekt betrachtete die erfolgreiche Berufsrückkehr von Müttern nach einer Familienpause. Dafür wurden 168 Mütter befragt, die sich zum ersten Zeitpunkt noch in der Elternzeit, aber kurz vor ihrem beruflichen Wiedereinstieg befanden. Etwa fünf Wochen nach dem Wiedereinstieg in den Beruf wurden auch die Väter mitbefragt. Beide Elternteile beantworteten auch hier Fragen zu ihren Geschlechterrollenvorstellungen und aktuellen Arbeitszeiten. Weitere Befragungen zu den Arbeitszeiten fanden elf Wochen sowie sechs Monate nach der Rückkehr in den Beruf statt.

Einstellungen der Männer beeinflussen die Entscheidungen der Frauen – nicht umgekehrt
Die Forscherinnen analysierten, wie die eigenen Geschlechterrollenvorstellungen und die des Partners mit beruflichen Entscheidungen zusammenhängen. Dabei zeigte sich, dass die Einstellungen der Väter einen Einfluss auf die beruflichen Entscheidungen der Mütter haben: Frauen mit traditionelleren Partnern nahmen längere berufliche Auszeiten, Frauen mit gleichberechtigt eingestellten Partnern vergleichsweise kürzere. Frauen mit traditionelleren Partnern reduzierten ihre Arbeitsstunden deutlicher als Frauen mit gleichberechtigt eingestellten Partnern. „Man kann allerdings nicht sagen, dass die Einstellungen der Frauen völlig unbedeutend sind“, erklärt Anna M. Stertz, „aber die Einstellungen des Partners haben einen darüber noch hinausreichenden Einfluss auf die Frauen.“
Im Gegensatz dazu ließen sich Väter in ihren Entscheidungen nicht von den Geschlechterrollenvorstellungen der Mütter beeinflussen. Hier zeigte sich, dass die eigenen Einstellungen vorhersagten, inwieweit Männer ihre Arbeitszeiten reduzierten. Gleichberechtigt eingestellte Väter verringerten ihre Arbeitszeiten stärker als traditionell eingestellte Väter.
Erklärungen für die Ergebnisse sehen die Autorinnen darin, dass Frauen generell stärker zur Berücksichtigung der Bedürfnisse ihres sozialen Umfelds neigen und sich überdies die Lebenssituation mit der Schwangerschaft und der Geburt des Kindes für die Mütter stärker verändert als für die Väter. „Mütter berichten über stärkere Unsicherheiten nach der Geburt eines Kindes als Väter“ erklärt Anna M. Stertz. „In dieser Phase könnte eine Orientierung an den Präferenzen des Partners hilfreich und entlastend sein.“ Dementsprechend ließe sich auch erklären, warum die Einstellungen des Partners wichtiger waren, als die eigenen.

Die Originalstudie finden Sie hier:
Stertz, A. M., Grether, T. & Wiese, B. S. (2017). Gender-role attitudes and parental work-decisions after childbirth: A longitudinal perspective with dual earner couples. Journal of Vocational Behavior, 101, 104-118. doi: 10.1016/j.jvb.2017.05.005. Abrufbar unter http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0001879117300453

Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 4200 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag.
Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesellschaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Experten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
Wollen Sie mehr über uns erfahren? Besuchen Sie die DGPs im Internet: www.dgps.de

Quelle: idw

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Die Wasserqualität von Stauseen im Blick

Monika Landgraf Strategische Entwicklung und Kommunikation – Gesamtkommunikation
Karlsruher Institut für Technologie

Stauseen versorgen in vielen Teilen der Erde die Menschen mit Trinkwasser. Doch die Wasserreservoire sind auch Sammelbecken für Sedimente, Dünger und Schadstoffe, die die Wasserqualität beeinträchtigen. Ziel des deutsch-brasilianischen Forschungsprojekts MuDak-WRM ist es, ein einfaches Modell zu entwickeln, das die Wasserqualität von Stauseen vorausschauend über Jahre darstellt und sich ohne hohen Aufwand weltweit anwenden lässt.

Die Qualität des Wassers in Stauseen hängt wesentlich von ihrem Einzugsgebiet ab. Um die Prozesse in Stauseen besser in einem Modell abbilden zu können, ist die Einbeziehung des Flusseinzugsgebiets unerlässlich. Wenn durch intensive Land- und Forstwirtschaft oder starke Besiedelung große Mengen an Nährstoffen in das Stau-
becken gelangen, kann dies zur Überdüngung – Eutrophierung – des Sees führen, die das Wachstum von Algen und häufig auch sogenannten „Cyanobakterien“ verstärkt. Wird das Gewässer langfristig überdüngt, eignet es sich nicht mehr zur Gewinnung von Trinkwasser.

Ein deutsch-brasilianisches Forschungskonsortium unter Federführung des KIT arbeitet an der Entwicklung eines möglichst einfachen Modells, mit dem sich die mittel- bis langfristig zu erwartende Veränderung der Wasserqualität in Stauseen vorhersagen lässt. Zentraler Aspekt des nun gestarteten Forschungsvorhabens ist es, die Komplexität der zugrunde gelegten wissenschaftlichen Ansätze und benötigten Daten für das künftige Modell zu verringern, damit es ohne hohen Aufwand unter anderem auch in Entwicklungsländern anwendbar ist.

„Die reduzierte Komplexität im Vergleich zu den existierenden Modellen ist ein entscheidender Schritt zu einem übertragbaren, global funktionalen Modell“, betont Dr. Stephan Fuchs, Leiter des Projekts MuDak-WRM (Multidisziplinäre Datenakquisition als Schlüssel für ein global anwendbares Wasserressourcenmanagement). Fuchs leitet am Institut für Wasser und Gewässerentwicklung des KIT den Bereich Siedlungswasserwirtschaft und Wassergütewirtschaft.

„Das Hauptproblem, das zur Überdüngung führt, sind feine Partikel, an denen Phosphor anhaftet und die mit dem Fluss in den Stausee transportiert werden“, erläutert der Geoökologe Dr. Stephan Hilgert, der am IWG das deutsch-brasilianische Verbundprojekt koordiniert. Das künftige Modell soll es Betreibern von Talsperren ermöglichen, die Wasserqualität über Jahre vorausschauend zu managen. Es könnte politischen Akteuren und Behörden Entscheidungsgrundlagen bieten und für die Information von Farmern und Industriebetrieben genutzt werden. „Denn nachhaltige Veränderungen im Einzugsgebiet hätten einen Vorlauf von einigen Jahren“, so Hilgert. Als Beispiel nennt der Wissenschaftler Aufforstungen, die verhindern, dass aus brachliegendem Boden bei Starkregen große Mengen Feinpartikel in den Fluss geschwemmt werden und in den Stausee gelangen.

Exemplarisch werden im Zuge des Forschungsprojekts die Große Dhünntalsperre in Nordrhein-Westfalen und der Passauna-Stausee im brasilianischen Bundesstaat Paraná mit ihrem jeweiligen Einzugsgebiet untersucht. Der Vergleich der Ergebnisse gewährleistet, dass die gewonnenen Erkenntnisse auf weitere Stauseen übertragbar sind.

„Das dynamische Zusammenspiel zwischen Einzugsgebiet und Wasserkörper ist noch nicht vollständig geklärt, das Projekt kann hier eine Lücke schließen“, so Hilgert. Dafür werden unter anderem innovative fernerkundliche Techniken genutzt: Mit Drohnen fliegende Hyperspektral-Kameras zeichnen detaillierte Spektren des vom Gewässer zurückgestreuten Lichts auf und ergänzen so multispektrale Satellitenaufnahmen der europäischen Weltraumagentur ESA. Über ein Echtzeit-Datennetzwerk (Sensor Web) haben die Partner des Forschungsverbunds jederzeit Einblick in den Projektverlauf und können die erhobenen Messungen und Ergebnisse unmittelbar nutzen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das bis März 2020 laufende Vorhaben für drei Jahre mit 2,6 Millionen Euro als Teil der BMBF-Fördermaßnahme GROW – Globale Ressource Wasser – im Zuge des Rahmenprogramms FONA – Forschung für nachhaltige Entwicklung.

An dem Projekt beteiligt sind unter Federführung des KIT – das mit den beiden IWG-Bereichen Wasserwirtschaft und Kulturtechnik sowie Siedlungswasserwirtschaft und Wassergütewirtschaft und dem Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung (IPF) eingebunden ist – auf deutscher Seite die Universität Koblenz-Landau und als Industrie- beziehungsweise öffentliche Partner der Wupperverband sowie die Unternehmen 52°North – Initiative for Geospatial Open Source Software GmbH, EFTAS Fernerkundungs-Technologietransfer GmbH, HYDRON GmbH und TRIOS Mess- und Datentechnik GmbH. Auf brasilianischer Seite wird das Projektteam durch die Staatliche Universität von Paraná (UFPR) und die Universität Positivo sowie den Wasserversorger SANEPAR komplettiert. Assoziierte Partner in Brasilien sind das Instituto Paranaense de assistência técnica e extensão rural (Paranaensisches Institut für ländliche Entwicklung, EMATER) und das Instituto das Aguas do Paraná (Wasserinstitut des Bundesstaates Paraná). Das Projekt nutzt Satellitendaten des europäischen Programms zur Erdbeobachtung Copernicus des ESA, vor allem die Radardaten der Sentinel 1 Satellitenmission zur Detektion der Bodenfeuchteschwankungen sowie die optischen multispektralen Daten von Sentinel 2 zur Erkennung von Landnutzungsänderungen.

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Weitere Informationen:

http://www.kit.edu
http://schinarakis@kit.edu

Anhang
Die Wasserqualität von Stauseen im Blick
https://idw-online.de/de/attachment57905

Quelle: idw

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Ungesunde Nachbarschaften: In wohlhabenden Landkreisen Süddeutschlands leben viele Impfverweigerer

Barbara Ritzert Pressestelle Versorgungsatlas – ProScience Communications
Versorgungsatlas

Durch den Süden von Bayern und Baden Württemberg zieht sich eine zusammenhängende Region, geprägt von Impfskepsis. In dieser sind die Quoten bei mehreren Impfungen besonders niedrig. Die Kinder in diesen Landkreisen sind sowohl gegen Masern als auch gegen die Erreger von Hirnhautentzündungen (Meningokokken-C) schlechter geschützt als im Rest von Deutschland. Diesen Zusammenhang zeigt eine neue Studie des Wissenschaftlerteams vom Versorgungsatlas. Auffallend ist auch, dass diese Gebiete wirtschaftlich wohlhabender sind als andere Regionen.

In Süddeutschland sind die Quoten bei verschiedenen Impfungen häufig niedriger als in anderen Gebieten der Republik. In den bayerischen Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, Bad Tölz und Rosenheim erhalten nur 36 bis 42 Prozent der Kinder die erforderlichen zwei Impfungen gegen Masern im empfohlenen Zeitraum. Auch in zwei Landkreisen von Baden-Württemberg, in Ravensburg und Freiburg, liegen die Quoten deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Ähnlich verhält es sich bei den Impfungen gegen Meningokokken.

Deutliche Beziehung zwischen Impfquoten auf der Kreisebene.
Neue Analysen der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen beiden Impfquoten auf der Kreisebene. Je höher bzw. niedriger die Impfquote einer Impfung war, desto höher/niedriger war auch die Impfquote der anderen Impfung.

Im Süden ist die Beziehung zwischen niedrigen Quoten überregional.
Vor allem im Süden Bayerns und Baden-Württembergs gibt es eine größere zusammenhängende Region, in der die Impfquoten beider Impfungen sowohl im jeweils betrachteten Landkreis als auch in den angrenzenden Kreisen signifikant niedriger waren als im übrigen Deutschland. Ausgenommen von diesem Effekt ist lediglich der Großraum München.

Vergleichbare Beziehungen bei hohen und mittleren Impfquoten konnten die Forscher demgegenüber in keiner anderen Großregion feststellen. Nur in kleinräumigeren Gebieten, etwa in der Region zwischen Hannover und Wolfsburg und in der Region um Dessau gab es Hinweise darauf, dass die hohen Quoten bei der einen Impfung auch mit hohen Quoten bei der anderen Impfung einhergingen.

Landkreise mit hohen Impfquoten im Norden und in der Mitte.
Bei einer weiteren Untersuchung, einer Clusteranalyse, konnten die Forscher Cluster mit eher niedrigen, mittleren und höheren Impfquoten erkennen. Allerdings zeigten die Cluster bei den hohen und mittleren Impfquoten kein eindeutiges regionales Muster. Die Cluster mit hohen Impfquoten (145 Kreise) befinden sich jedoch vermehrt im Norden und in der Mitte Deutschlands. Das dritte Cluster (31 Kreise) mit niedrigen Quoten liegt überwiegend im Süden von Bayern und Baden-Württemberg.

Wohlhabende Eltern sind impfskeptischer.
Die Wissenschaftler überprüften, ob sich die Cluster noch in anderen Punkten unterscheiden. Hier zeigte sich ein Muster: In Regionen mit hohem Haushaltseinkommen, geringer Arbeitslosenquote und geringer gesundheitlicher Belastung (sozioökonomischer Gesundheitsindex) liegt die Impfquote niedriger. Dies korrespondiert mit einer in anderen Untersuchungen nachgewiesenen negativen Einstellung von Eltern und Ärzten gegenüber Impfungen etwa in Südbayern und könnte darauf hinweisen, dass gerade in besser gestellten sozialen Milieus die individuelle Auseinandersetzung mit der Impfung des Kindes eine hohe Bedeutung hat. „Warum dies aber eher zu einer impfkritischen Haltung als zur Befolgung der Impfempfehlungen führt, sollte zur Verbesserung des Impfschutzes in diesen Regionen genauer analysiert werden“, fordern die Wissenschaftler.

Die Studie.
Goffrier B, Schulz M, Bätzing-Feigenbaum J. Analyse des räumlichen Zusammenhangs zwischen den Impfquoten der Masern- und Meningokokken-C-Impfungen. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 17/07. Berlin 2017. DOI: 10.20364/VA-17.07.
URL: http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

DER VERSORGUNGSATLAS. www.versorgungsatlas.de ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Er wurde institutionalisiert als öffentlich zugängliche Informationsquelle mit Studien zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt der Studien sind regionale Unterschiede in der Versorgung sowie deren unterschiedliche Strukturen und Abläufe. Die Analysen sollen Anhaltspunkte liefern, wie die Versorgung verbessert werden kann. Die Studien der Wissenschaftler des Versorgungsatlas basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland. Zuschriften von Nutzern zu den Beiträgen sind ausdrücklich erwünscht. Die Internet-Plattform steht auch anderen Forschergruppen zur Verfügung, die vorzugsweise regionalisierte Untersuchungsergebnisse nach einem Peer-Review veröffentlichen wollen.

Weitere Informationen:
http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

Quelle: idw

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Bienenvölker auf dem Dach der BfG

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Die Bundesanstalt für Gewässerkunde betritt Neuland, sie reiht sich in die Riege der Stadtimker ein. In den vergangenen Tagen siedelte die BfG zwei Bienenvölker in Koblenz an, deren künftige Heimat das Dach eines BfG-Gebäudes in der Mainzer Straße sein wird. Die Bundesanstalt schafft hiermit nicht nur einen neuen Standort für Bienen, sondern leistet gleichzeitig einen aktiven Beitrag zum Erhalt der Biodiversität in der Region.

Neben weiteren bestäubenden Insekten wie Hummeln und Wildbienen, leistet die westliche Honigbiene (Apis mellifera) in unserer Kulturlandschaft einen großen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt, ferner bestäubt sie Nutzpflanzen, die für uns wichtig sind. Neben ihrer Bestäuberfunktion produzieren Bienen aber nicht nur schmackhaften Honig, sondern auch weitere wertvolle Produkte wie Wachs oder Propolis. Letzteres hat beispielsweise im Hinblick auf die menschliche Gesundheit zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten gefunden.
Bienen können sich nur in einem intakten Ökosystem gut entwickeln. Leider sind diese faszinierenden Insekten jedoch seit einigen Jahren vielen neuen Bedrohungen ausgesetzt. Monokulturen in der Landwirtschaft verbunden mit dem dramatischen Verlust an blühenden Pflanzen und der verstärkte Einsatz von Pestiziden machen ihnen zu schaffen. Eine andere bedeutende Ursache des um sich greifenden Bienensterbens ist ein Parasit: der Stecknadelkopf großen Varroamilbe fallen insbesondere in den Wintermonaten viele Völker zum Opfer.

Parallel zum fortschreitenden Strukturverlust im ländlichen Bereich, erfreut sich die Stadtimkerei hingegen immer größerer Popularität. Bienenkörbe in den unterschiedlichsten Ausprägungen werden auf innerstädtischen Balkonen, Terrassen und Dächern aufgestellt und sorgen für regen Flugverkehr der Bienen in öffentlichen Parkanlagen und privaten Vorgärten. Dieser Entwicklung haben sich vielfach auch Träger öffentlicher Gebäude angeschlossen. Sie fördern damit den Organismus „Biene“ und tragen gleichzeitig zum Erhalt von Biodiversität im urbanen Raum bei. Im Park von Schloss Bellevue in Berlin, auf dem Dach des Bayerischen Umweltministeriums in München, auf dem Rathausforum in Hamburg-Harburg und an vielen weiteren Orten summt es bereits seit Jahren.

Auch die Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz hat in diesen Tagen zwei Bienenvölker auf dem Dach ihres Gebäudes in der Mainzer Straße angesiedelt. „Wir möchten damit einen aktiven Beitrag zum Erhalt der Biodiversität in der Region und nicht zuletzt auch an Wasserstraßen leisten. Mit der Nähe zu Rhein und Mosel sowie den nahegelegenen Rheinanlagen als Futterhabitate für Bienen wird uns dies auch gelingen“, so Dr. Birgit Esser, Leiterin der Bundesanstalt für Gewässerkunde.

Die weitere Planung in der BfG sieht vor, die Bienen zum einen interessierten Besuchergruppen zugänglich zu machen und somit einen Einblick in die spannenden Verhaltensweisen der Bienenvölker zu ermöglichen. Zum anderen soll künftig ein Teil des von den Bienen produzierten Honigs der BfG als Gastgeschenk dienen. Den Rest des reichhaltigen Produktes lagern die Bienen als Nahrungsreserve ein, um die kalten Wintermonate zu überstehen.
In diesem Jahr wird es für BfG-Gäste noch keinen Honig geben, da die beiden jungen Völker nun erst nach der Frühjahrstracht an die BfG gebracht wurden und eine Honigentnahme sie zu sehr schwächen würde. Im kommenden Jahr darf man sich jedoch auf erstes „flüssiges Gold“ freuen, ganz nach dem spaßhaft erweiterten Slogan der BfG: „Wissen, was war. Messen, was ist. Sehen, was sein wird … Essen, was schmeckt“.

Weitere Informationen: Kathrin Schmitt, Fon: 0261/1306 5962, Mail: kathrin.schmitt@bafg.de
und Mathias Adler, Fon: 0261/1306 5247, Mail: adler@bafg.de
beide: Bundesanstalt für Gewässerkunde

Quelle: idw

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HPV-Impfung – die oft versäumte Chance gegen Krebs

Giulia Roggenkamp Pressestelle
Stiftung Kindergesundheit

Gegen Bakterien gibt es Antibiotika, nur gegen einzelne Viren gibt es antivirale Medikamente, die jedoch oft nicht ausreichend wirksam sind und auch Nebenwirkungen verursachen können. Daher hat die Impfprävention gegen virusbedingte Krankheiten, wie z.B. Masern, Mumps, Röteln oder Hepatitis B schon immer eine ganz besondere Bedeutung.

Eines der erfreulichsten Ergebnisse dieser Bemühungen war die Entwicklung und Zulassung einer Impfung gegen humane Papillomviren, die Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen verursachen können. Studien bestätigen die schützende Wirkung der HPV-Impfung, unerwünschte Reaktionen sind ausgesprochen selten. Dennoch liegen die Durchimpfungsraten trotz der seit zehn Jahren durch die STIKO ausgesprochenen Empfehlung noch unter 50 Prozent, stellt die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Übersicht fest.

Eine Untersuchung der Ständigen Impfkommission STIKO beim Robert-Koch-Institut Berlin kam nämlich zu eher ernüchternden Ergebnissen, berichtet die Stiftung Kindergesundheit: Seit der Einführung der Impfung in Deutschland sind die Impfquoten zwar leicht angestiegen, liegen jedoch immer noch auf niedrigem Niveau. Ende 2016 wiesen nur 30,5 Prozent der 15-jährigen Mädchen eine vollständige Impfung auf. Auch unter den 17-jährigen waren Ende 2016 lediglich 42,5 Prozent vollständig geimpft. Dabei lagen die Impfquoten in den neuen Bundesländern stets weit über den noch niedrigeren Werten der alten Bundesländer.

„Beim Gebärmutterhalskrebs – in der Fachsprache Zervixkarzinom genannt – konnte durch den deutschen Forscher Harald zur Hausen belegt werden, dass an seiner Entstehung bestimmte Viren beteiligt sind“, berichtet Professor Dr. Johannes Liese, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Kindergesundheit. „Es sind die Humanen Papillomviren, abgekürzt HPV. Die bis heute bekannten rund 210 Untertypen des humanen Papillomvirus sind weltweit verbreitet. Einige von ihnen können bei Menschen Gebärmutterhalskrebs, aber auch Scheiden-, Penis- und Analkarzinome und Genitalwarzen hervorrufen“.

Es gibt mittlerweile drei zugelassene Impfstoffe gegen HPV-Viren: Alle drei Impfstoffe schützen vor der Infektion mit den beiden häufigsten an der Krebsentstehung beteiligten HPV-Typen, HPV 16 und 18. Diese zwei Typen führen zu Schleimhautveränderungen, die in der Scheide und auch an den äußeren Genitalien beider Geschlechter, also bei Frau und Mann, Krebs auslösen können. HPV 16 und 18 verursachen in Europa rund 75 Prozent der Gebärmutterhalskrebse.

Ein weiterer Impfstoff bietet ebenfalls Schutz vor HPV 16 und 18, richtet sich darüber hinaus auch gegen die beiden HPV-Typen HPV 6 und 11, die zwar nicht zu Krebs, aber zu Genitalwarzen, so genannten Kondylomen oder Feigwarzen führen können.

Ein weiterer, im letzten Jahr zugelassener Impfstoff vermittelt Schutz vor den HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 und kann damit die Infektion mit weiteren, Zervixkarzinom auslösenden HPV Typen verhindern. Dieser so genannte „9-valente“ Impfstoff wird vermutlich nach einer Übergangszeit den früheren („4-valenten“) Impfstoff ersetzen. Zusammen sind die HPV-Impfstoffe weltweit bereits über 260 Millionen Mal verwendet worden.

Lovestories mit Risiken
„HPV-Infektionen sind häufig“, erläutert Professor Dr. Johannes Liese. „Fast jeder sexuelle aktive Erwachsene kommt irgendwann in seinem Leben in Kontakt mit Papillomviren. Die meisten von ihnen müssen keine negativen Folgen befürchten: Das Immunsystem schafft es in aller Regel, den unerwünschten Eindringling wieder loszuwerden. Eine chronische Infektion mit den so genannten Hochrisikotypen von HP-Viren kann aber auch gefährlich werden: Als vermutliche Folge davon erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 4.700 Frauen neu am Gebärmutterhalskrebs, 1.500 bis 1.600 sterben daran“.

Die Impfung ist nur dann wirksam, wenn es noch nicht zur Ansteckung gekommen ist. Da humane Papillomviren durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, sollte früh genug geimpft werden, lautet die übereinstimmende Empfehlung von Infektiologen und Impfexperten. Sie lässt sich mit Zahlen untermauern: Die Mehrheit der Mädchen erlebt heute ihre erste Regel mit zwölf oder 13 Jahren. 36 Prozent der Mädchen und 20 Prozent der Jungen geben an, bereits mit 14 bis 15 Jahren den ersten Geschlechtsverkehr erlebt zu haben (Statista 2016).

Wirksam und gut verträglich
Der Schutz der HPV-Impfstoffe wird durch die Erzeugung von hohen Antikörperspiegeln im Blut der Geimpften vermittelt. Die Dauer des Schutzes ist jedoch noch nicht vollständig geklärt, es wird jedoch von mindestens 10 Jahre ausgegangen. Empfehlungen für Auffrischungen gibt es deshalb noch nicht.

In Australien wurden bereits 2007 durch ein staatliches Impfprogramm an Schulen fast neun von zehn Mädchen geimpft, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. Bereits einige Jahre später wurde eine 60-prozentige Abnahme der auffälligen Gebärmutterhals-Abstriche beim Frauenarzt dokumentiert. Bei Jugendlichen unter 21 Jahren konnte zudem ein Rückgang der Genitalwarzen um 80 Prozent festgestellt werden. Da in Australien sehr viele Mädchen geimpft sind, ist die Infektionsrate auch bei den Jungen zurückgegangen, obwohl nur die Mädchen geimpft wurden (Herdenschutz).

In den USA wurden bisher mehr als 56 Millionen Impfdosen verabreicht. Lebensbedrohliche Nebenwirkungen sind dabei nicht aufgetreten. Als unerwünschte Wirkungen der Impfung wurde häufiger über Fieber, Schmerzen, Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle berichtet. Auch Juckreiz und Blutungen an der Injektionsstelle sind möglich. Im Schnitt wurden bei 100.000 Impfungen lediglich 54 Nebenwirkungen gemeldet.

Schutz auch vor Krebs in Mund und Hals
In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die HPV-Impfung auch Genitalwarzen und Krebsvorstufen an der Scheide und den Schamlippen vorbeugen kann, die mit Papillomviren in Zusammenhang stehen, hebt die Stiftung Kindergesundheit hervor. Studien mit insgesamt über 18.000 jungen Frauen ergaben: Geimpfte Frauen hatten zu 49 Prozent weniger Hautveränderungen an Scham und Scheide als nicht geimpfte Patientinnen. In Australien, wo Impfprogramme zu einer Durchimpfungsrate von 73 Prozent geführt haben, ging die Häufigkeit von Genitalwarzen bei Frauen unter 21 Jahren von 11,5 Prozent im Jahre 2007 auf 0,85 Prozent im Jahre 2011 zurück. Bei Frauen im Alter zwischen 21 und 30 Jahren wurde ein Rückgang von 11,3 auf 3,1 Prozent registriert.

Möglicherweise kann die HPV-Impfung auch das Risiko für Krebserkrankungen im Mund-Rachen-Raum, wie z.B. von Kehlkopf-Krebs verringern. Offenbar spielen nämlich neben Alkohol und Rauchen auch HP-Viren vom Typ 16 bei der Entstehung derartiger Tumore eine ursächliche Rolle.

Impfalter auf neun Jahre gesenkt
Die STIKO empfahl die Impfung ursprünglich für Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren. Im August 2014 senkte das Expertengremium am Robert-Koch Institut das empfohlene Impfalter auf neun bis 14 Jahre und empfahl nur noch zwei anstatt drei Impfstoffdosen für eine vollständige Immunisierung. Versäumte Impfungen sollten spätestens bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Alle Krankenkassen übernehmen die kompletten Kosten für die Impfung für den Altersbereich der 9- bis 17jähriger Mädchen, ohne dass eine Zuzahlung nötig ist.

Zur besseren Information der Zielgruppe bieten sich die von Kinder- und Jugendärzten angebotene und vielen Krankenkassen freiwillig übernommene Vorsorgeuntersuchung U11 im Alter von 9 bis 10 Jahren und die Jugendgesundheitsuntersuchung J1 im Alter von 12 bis 14 Jahren an. „Leider wird gerade die J1 immer noch von viel zu wenigen Berechtigten wahrgenommen“, so Professor Liese. „Es bedarf deshalb einer Intensivierung der Impf-Aufklärung auch in den gynäkologischen Praxen. Auch Eltern sollten den Kinder- und Jugendarzt, Haus- oder Frauenarzt ihrer Töchter früh auf die HPV-Impfung ansprechen“.

Impfung bald auch für die Jungen?
Laut Professor Liese wäre es auch sinnvoll, nicht nur junge Mädchen, sondern auch Jungen gegen die Papillomviren zu impfen. Schließlich können auch Männer an den Folgen einer HPV-Infektion erkranken, am häufigsten an den schwer zu behandelnden und sehr infektiösen Genitalwarzen. Darüberhinaus sind jugendliche Männer auch Überträger der Viren. Dadurch bestünde die Möglichkeit, die Anzahl der Gebärmutterhalskrebserkrankungen und anderer HP-Virus assoziierter Erkrankungen noch weiter zu senken. Die sächsische Impfkommission SIKO empfiehlt die HPV-Impfung bereits seit 2013 auch für Jungen und Männer. Seit Anfang 2017 empfiehlt sie die HPV-Impfung für alle Mädchen und Frauen ab 10. bis zum vollendeten 26. Lebensjahr und für alle Jungen und Männer ab 10. bis zum vollendeten 26. Lebensjahr, bevorzugt mit dem 9-valenten Impfstoff.

Mädchen und Frauen, die sich gegen die humanen Papillomviren impfen lassen, sollten jedoch wissen: Die Impfung schützt nur vor den darin deklarierten HPV-Viren, nicht jedoch vor Infektionen mit anderen Typen des Virus, betont die Stiftung Kindergesundheit. Die Früherkennungsmaßnahmen zum Gebärmutterhalskrebs beim Frauenarzt sollten deshalb auch von geimpften Frauen unverändert in Anspruch genommen werden. In Deutschland haben alle Frauen ab dem 20. Lebensjahr einmal jährlich Anspruch auf die kostenlose Früherkennung.

Wichtige Informationen über die HPV-Impfung und über die Sexualaufklärung von Kindern und Jugendlichen vermittelt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Maarweg 149-161 / 50825 Köln / Tel +49 221 8992-0 / Fax +49 221 8992-300. Online-Angebote unter www.bzga.de, www.impfen-info.de und www.kindergesundheit-info.de

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Quelle: idw

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Von trocken zu nass: In Afrikas Sahelzone könnte es plötzlich viel mehr regnen

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Der Klimawandel könnte einen von Afrikas trockensten Landstrichen zu einem sehr nassen machen, indem dort recht abrupt ein Monsunsystem entsteht. Erstmals haben Wissenschaftler in Computersimulationen Belege für eine mögliche plötzliche Veränderung hin zu heftigen regionalen Regenfällen in der bislang extrem trockenen Sahelzone gefunden. Sie sehen hier einen sich selbst verstärkenden Mechanismus, der jenseits von 1,5 bis 2 Grad Celsius einsetzen kann – direkt an der im Pariser UN-Abkommen geforderten Obergrenze für den weltweiten Temperaturanstieg.

Wenngleich die Regenfälle grundsätzlich vorteilhaft sein könnten, wäre die Veränderung bei Überschreiten des Kipp-Punktes so groß, dass sie von der vielfach leidgeprüften Region eine erhebliche Anpassungsleistung fordern würde.

„Mehr Regen in einer trockenen Region, das ist erstmal eine gute Nachricht“, sagt Leitautor Jacob Schewe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). „Wenn wir mit den Treibhausgasen aus dem Verfeuern fossiler Brennstoffe das Klima verändern, kann das viele Dinge durcheinander wirbeln. Risiken für Ernten nehmen vielerorts zu, gefährliche Wetterextreme sind weltweit auf dem Vormarsch – aber für die trockene Sahelzone scheint die Chance zu bestehen, dass eine weitere Erwärmung tatsächlich die für Bauern und Viehhalter verfügbare Wassermengen zunehmen lässt.“

Ko-Autor Anders Levermann vom PIK und dem LDEO der New Yorks Columbia Universität ergänzt: „Wir wissen nicht, was die Auswirkungen in der Praxis sein werden, hierzu kann unsere Studie keine Informationen bieten; aber man stelle sich mal einen grünen Sahel vor! Dennoch, das schiere Ausmaß der möglichen Veränderung ist atemberaubend – dies ist eines der wenigen Elemente im Erdsystem, die wir schon bald Kippen sehen könnten. Nähert sich die Temperatur einmal dem Schwellenwert, so können sich die Regenfälle innerhalb nur weniger Jahre komplett verändern.“

+++ Ein neues Kipp-Element im Erdsystem +++
Regionen wie die zentralen Teile Malis, des Niger und des Tschad – die im Grunde Teil der Sahara sind – könnten so viel Regen abbekommen wie heute das zentrale Nigeria oder der Norden Kameruns, wo ein tropisches Klima mit üppigem Pflanzenwuchs herrscht.

Dutzende von Computersimulationssystemen, so genannte Modelle, zeigen für den Fall eines ungebremsten Klimawandels einen im Durchschnitt eher schwachen Trend hin zu mehr Niederschlag im Sahel. Es ist also bereits bekannt, dass in dieser Region in einer wärmeren Welt etwas mehr Regen fällt. Die Wissenschaftler haben nun aber jene Simulationen genauer untersucht, die den größten Zuwachs an Regen zeigen, nämlich zwischen 40 und 300 Prozent, während andere Simulationen nur eine geringe Zunahme oder sogar Abnahme nahelegen. Die Forscher entdeckten, dass in den „nassen“ Simulationen mit der Erwärmung der Afrika umgebenden Ozeane der Regen im Sahel plötzlich und stark zunimmt. Zugleich werden die Monsunwinde stärker, die vom Atlantik ins Innere des Kontinents wehen, und sie reichen weiter nordwärts. Das erinnert an Zeiten in der Erdgeschichte, in denen Monsunsysteme in Afrika und Asien zwischen nass und trocken hin-und-her wechselten, manchmal recht rasch.

Die Wissenschaftler hatten hinter diesen plötzlichen Veränderungen der Regenfälle einen sich selbst verstärkenden Mechanismus aufgespürt. Wenn die Oberflächentemperatur des Ozeans zunimmt, verdunstet mehr Wasser. Die feuchte Luft driftet auf das Land zu, wo das Wasser abregnet. Wenn aber Wasserdampf zu Regen wird, entsteht Wärme. Diese Wärme verstärkt den Temperaturunterschied zwischen denn generell kühleren Meeren und den wärmeren Landmassen, wodurch wiederum mehr feuchte Winde ins Innere des Kontinents gesogen werden. Dies führt zu mehr Regen, und so weiter. „Die Temperaturen müssen über einen bestimmten Punkt steigen, um diesen Prozess zu starten“, erklärt Schewe. „Der Schwellenwert für diesen ‚Sahel-Monsun‘ erweist sich in den verschiedenen Computersimulationen als bemerkenswert ähnlich. Es scheint ein robustes Ergebnis zu sein.“

+++ Anpassung wäre eine große Herausforderung für eine leidgeprüfte Region +++
„Die ungeheure Veränderung, die wir hier erleben könnten, würde ganz klar eine große Herausforderung für den Sahel darstellen“, betont Levermann. „Von Mauretanien und Mali im Westen bis zu Eritrea und Sudan im Osten sind möglicherweise mehr als 100 Millionen Menschen hiervon betroffen. Die Region ist schon heute instabil mit heftigen Auseinandersetzungen und Kriegen. Besonders in der Übergangszeit von der heute herrschenden Trockenheit zu den wahrscheinlich viel nasseren Bedingungen Ende unseres Jahrhunderts könnte der Sahel Jahre der Schwankungen zwischen Dürre und Flut durchleben, mit denen sehr schwer zurecht zu kommen ist. Landwirtschaft und Infrastruktur werden mit dieser Herausforderung fertig werden müssen. So großartig es hoffentlich für den Sahel ist, dass es in der Region möglicherweise mehr regnet – das Ausmaß der Veränderung verlangt dringend nach Aufmerksamkeit.“

Artikel: Jacob Schewe, Anders Levermann (2017): Non-linear intensification of Sahel rainfall as a possible dynamic response to future warming. Earth System Dynamics

Weblink zum Artikel, sobald er veröffentlicht wird: http://www.earth-system-dynamics.net/index.html

Verwandte Artikel:
– J. Schewe, A. Levermann, H. Cheng: A critical humidity threshold for monsoon transitions. Climate of the Past 8 (2012), 535-544 [doi:10.5194/cp-8-535-2012]
– A. Levermann, J. Schewe, V. Petoukhov, H. Held: Basic mechanism for abrupt monsoon transitions. Proceedings of the National Academy of Sciences 106 (2009), 20572-20577

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Quelle: idw

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Süßwasserquellen im Meer: Die unsichtbare Wasserressource

Dr. Susanne Eickhoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT)

In der Fachzeitschrift Earth-Science Reviews berichten die Geologen Nils Moosdorf und Till Oehler vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) über ein besonderes Naturphänomen, das in der Wissenschaft bisher kaum Beachtung fand: submarine Grundwasserquellen. Ihr Nutzen und kultureller Wert sind für viele Küstenbewohner beträchtlich.

Olhos de Agua – Wasseraugen – heißt ein beliebter Urlaubsort an der portugiesischen Algarve. Der Name leitet sich von einem besonderen Naturphänomen ab: am Strand zeigen sich bei Ebbe rundliche Quellen, aus denen unablässig Süßwasser hervorsprudelt.

Auch an der Nordsee sprudelt es, so zum Beispiel im Watt vor Sahlenburg am südlichen Ende des Strandes. Es handelt sich in beiden Fällen um küstennahes Grundwasser, das sich durch Gesteins- oder Sandschichten einen Weg gebahnt hat und entlang des Gefälles zum Meer fließt. Dort sickert es häufig nahe der Wasserlinie heraus, kann aber auch in bis zu 50 Metern Meerestiefe austreten, wie vor der kroatischen Insel Braç. Insbesondere in karstigen Küstengebieten mit porösem Kalkgestein kommen solche Quellen vor.

Submarine Süßwasserquellen sind weltweit verbreitet, jedoch leicht zu übersehen. Die Wissenschaft hat ihnen bisher kaum Beachtung geschenkt. „Zu Unrecht“, meint Nils Moosdorf, Geologe am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT). „Laut bisherigen Schätzungen machen diese besonderen Quellen bis zu 10% der Wassermenge aus, die auf unserem Planeten von den Flüssen ins Meer eingetragen wird.“ Er forscht über ihre Bedeutung für den Menschen und die Küstenökosysteme.

Zusammen mit seinem Team ging er auf Spurensuche nach den unterseeischen Süßwasserquellen und wurde fündig – in historischen Schriften, Reiseführern, Tauchermagazinen, Zeitungsartikeln und mündlichen Überlieferungen aus aller Welt.

Vielfach wurden die Quellen als Trinkwasser genutzt, wie in Bahrain im Persischen Golf. „Ein Mensch kann dort mit einem Fell ins Meer tauchen und es mit frischem Trinkwasser füllen“, ist dort bereits in Berichten aus dem 15. Jahrhundert zu lesen.

In Inselstaaten mit Wasserknappheit, wie Tahiti oder Fidschi, greift die Bevölkerung auch heute noch auf solche Quellen zurück, wenn die Wasserversorgung zusammenbricht. Oft wird das kostbare Regenwasser in Zisternen gesammelt und steht nur zum Trinken zur Verfügung – zum Waschen steigt man in die Süßwasserquellen am Strand.

„Die Quellen sind meist besonders nährstoffreich und ziehen sehr viele Fische an, wie die „Wonky holes“ vor Australien. Das sind deshalb Hotspots für Fischer und Taucher“, berichtet Nils Moosdorf. „In Japan gedeihen Austern aus Aquakultur in der Nähe solcher Quellen besonders gut.“

In Peru wird Wasser auch heute noch aus submarinen Quellen in Lastwagen gepumpt und an Land verteilt, in Griechenland für die Bewässerung von Feldern genutzt. Florida plante in den 1990er Jahren die Erschließung von submarinem Süßwasser in großem Stil, da in der Millionenmetropole Miami das Leitungswasser knapp wird. Eine Quelle dort fördert um die 40 m³ Süßwasser pro Sekunde.

So manchem Schiffbrüchigen haben die unterseeischen Quellen sogar das Leben gerettet, wie der Besatzung des Walfängers Essex, dessen Geschichte Hermann Melville zu seinem Roman „Moby Dick“ inspirierte.

„Frischwasser, das einfach so im Meer sprudelt, hat etwas Magisches und beflügelt die Fantasie der Menschen“, sagt Moosdorf. „Submarine Grundwasserquellen besitzen vielerorts einen großen sinn- und kulturstiftenden Wert für die Menschen. Im alten Griechenland zum Beispiel wurden dem Meeresgott Poseidon Pferde an einer solchen Quelle bei Argos geopfert.“ Moosdorf berichtet auch von Bali, wo der hinduistische Meerestempel Tanah Lot auf einer Süßwasserquelle errichtet wurde. Jährlich pilgern zwei Millionen Menschen dorthin, um mit dem Wasser gesegnet zu werden.

Doch trotz ihrer wichtigen Rolle sind auch submarine Quellen inzwischen bedroht – häufig führt Brunnenbau an Land zu ihrem Versiegen. Andernorts verschmutzen ungeklärte Abwässer und Rückstände aus der Landwirtschaft das Quellwasser. Darunter leiden nicht nur die Menschen, die die Quellen zum Trinken nutzen, sondern auch Küstenökosysteme wie Korallenriffe, die in ihrer Nähe wachsen. Und auch der Meeresspiegelanstieg wird Einfluss nehmen auf die hydraulischen Bedingungen für ein Fortbestehen von submarinen Grundwasserquellen.

„Erst beim näheren Hinsehen offenbart sich der besondere Wert dieser unsichtbaren Wasserressource. Wissenschaftler und Küstenmanager sollten sie daher im Blick haben“, kommentiert Nils Moosdorf seine Forschung.

Publikation
Moosdorf, N., and T. Oehler: „Societal use of fresh submarine groundwater discharge: An overlooked water resource.“ Earth-Science Reviews (2017).
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012825216302641

Kontakt
Dr. Till Oehler
Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung
Tel: 0421 / 23800-135
Handy: 01575 1229773
Email: till.oehler@leibniz-zmt.de

Über das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung:
Das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung – ZMT in Bremen widmet sich in Forschung und Lehre dem besseren Verständnis tropischer Küstenökosysteme. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu ihrer Struktur und Funktion, ihren Ressourcen und ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber menschlichen Eingriffen und natürlichen Veränderungen. Das ZMT führt seine Forschungsprojekte in enger Kooperation mit Partnern in den Tropen durch, wo es den Aufbau von Expertise und Infrastruktur auf dem Gebiet des nachhaltigen Küstenzonenmanagements unterstützt. Das ZMT ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. www.leibniz-zmt.de

Anhang
PM_ZMT_Grundwasserabfluss
https://idw-online.de/de/attachment57942

Quelle: idw

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Motiviert durch Bestrafung

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Strafe soll in der Regel unerwünschtes Verhalten unterbinden. Tatsächlich kann Bestrafung aber auch erleichternd bis motivierend sein. Das haben Forscher am Institut für Psychologie der Uni Würzburg herausgefunden.

Wenn Eltern ihren Kindern ein bestimmtes Verhalten abgewöhnen wollen, dann schimpfen sie. Von dieser Maßnahme erhoffen sie sich, dass ihr Sprössling die unerwünschten Angewohnheiten unterlässt. Das Paradoxe an dieser Art der Bestrafung: Sie kann die gegenteilige Wirkung haben.

Herausgefunden hat das Professor Andreas Eder am Institut für Allgemeine Psychologie der Universität Würzburg im Rahmen einer Forschungsarbeit. Die Ergebnisse hat er jetzt im „Journal of Experimental Psychology: General“ veröffentlicht.

Stromstöße als Bestrafung
Worum ging es genau? Das Team um den Projektleiter Eder stellte Probanden vor eine simple Aufgabe. Auf einem Bildschirm blinkte eine Zahl auf. „Die Teilnehmer sollten entscheiden, ob diese größer oder kleiner als fünf ist“, sagt der Wissenschaftler. Ihre Entscheidung mussten sie per Tastendruck mitteilen: Die linke Taste hatte den Wert eins bis vier, die rechte Taste stand für sechs bis neun.

Zuvor hatten die Versuchsteilnehmer aber etwas gelernt: Beim Druck auf eine der beiden Tasten erlitten sie einen leicht schmerzhaften elektrischen Schlag. „Sie lernten einzuschätzen, dass es unangenehm wird, wenn sie diese Taste bedienen“, so Eder. Die Wissenschaftler gingen mit der Annahme an das Experiment, dass die Probenden die Taste mit dem Schock langsamer drücken werden.

Erstaunlicherweise war genau das Gegenteil der Fall. Die Teilnehmer drückten sogar noch schneller als vorher auf den schmerzverursachenden Knopf. Ein Befund, der die Forscher stutzig machte. Bestrafung alleine reicht also nicht aus, um ein Verhalten zu unterbinden.

Vermutungen haben sich nicht bestätigt
Bei der Suche nach einer Erklärung lautete eine Vermutung der Wissenschaftler, dass das zügige Drücken durch gesteigerte Erregung verursacht wird. „Es hätte sein können, dass die Probanden den Schmerz schnell hinter sich bringen wollen. Dass sie aus Angst rascher drücken würden“, so Eder.

Ein weiterer Versuch habe aber gezeigt, dass eine körperliche Erregung nicht für den Effekt verantwortlich ist. „Wieder wurden die Probanden darum gebeten, die Aufgabe zu lösen. Wieder gab es zwei Tasten. Davon verursachte die eine einen schwachen, die andere einen recht starken Schock.“

Das Ergebnis dieser Untersuchung war, dass die Taste nur dann schneller gedrückt wurde, wenn darauf ein schwacher Schock folgte. Bei einem starken Schock zeigte sich keine Erleichterung, obwohl dieser die Person mehr aufregte. Mehr Erregung ist also keine plausible Erklärung für den Effekt. Was hat die Leute als dann dazu gebracht, sich schneller dem Schmerz auszusetzen?

„Wir konnten zeigen, dass eine Bestrafung nicht automatisch zu einer Unterdrückung des bestraften Verhaltens führt“, erklärt Eder die Ergebnisse zusammenfassend. Stattdessen könne sie bei regelmäßiger Anwendung die Ausführung des bestraften Verhaltens sogar erleichtern. „Das ist der Fall, wenn der Bestrafungsreiz als Feedback für die Verhaltenssteuerung genutzt wird.“

Wenn es also um die Verhaltensfolge geht, die vor dem Tastendruck vorweggenommen wird, dann sollte die Reaktionserleichterung auch mit einem neutralen Reiz herbeigeführt werden können. „Dann müsste eine Vibration ausreichend sein“, sagt Eder. Diese Vermutung habe sich bei weiteren Versuchen bestätigt.

Um es einfach auszudrücken: Verhaltensfolgen werden vom Gehirn dazu benutzt, eine Handlung leichter einzuleiten, selbst wenn die Folgen unangenehm für uns sind.

Die Art der Bestrafung ist ausschlaggebend
Was dem Psychologen dabei besonders wichtig ist: „Es ist nicht so, dass Bestrafung generell nicht funktioniert. Sie hat nur nicht immer eine verhaltensunterdrückende Wirkung.“ Selbst dann nicht, wenn den Probanden bewusst wäre, dass etwas Unangenehmes folgen wird.

Eine paradoxe erleichternde Wirkung von Bestrafung ist wahrscheinlich, wenn es zu dem bestraften Verhalten keine Alternative gibt, eine Handlung sehr schnell erfolgen muss und wenn die Bestrafung eher milde ausfällt.

Wichtig ist es deshalb, für das erwünschte Verhalten ebenfalls ein klares Feedback zu geben, an dem sich das bestrafte Kind orientieren kann. Denn nur, wenn das Kind eine klare Alternative zu dem bestraften Verhalten hat, kann es lernen, sich das problematische Verhalten abzugewöhnen. Diese Alternativen dem Kind aufzuzeigen, sollte ein wesentlicher Teil der täglichen Erziehungsarbeit sein.

Eder, A. B., Dignath, D., Erle, T. M., & Wiemer, J. (2017). Shocking Action: Facilitative Effects of Punishing Electric Shocks on Action Control. Journal of Experimental Psychology: General. doi.org/10.1037/xge0000332

Kontakt
Prof. Dr. Andreas Eder, Institut für Psychologie, Universität Würzburg
T: 0931 31-83336, E-Mail: andreas.eder@psychologie.uni-wuerzburg.de

Quelle: idw

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Angst, sich zu blamieren – Was hilft am besten?

Lisa Dittrich Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

Mediziner der Universität Gießen stellen den aktuellen Forschungsstand zu sozialer Angststörung im New England Journal of Medicine dar

In Europa sind mehr als zehn Millionen Menschen von einer sozialen Angststörung betroffen. Es handelt sich somit um eine der häufigsten Angststörungen. Häufig werden Betroffene mit Psychopharmaka behandelt. Doch was hilft den verunsicherten Patientinnen und Patienten am besten? Prof. Dr. Falk Leichsenring und Prof. Dr. Frank Leweke, beide Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Fachbereich 11 – Medizin der Justus-Liebig Universität Gießen (JLU), haben in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine den aktuellen Forschungsstand dargestellt. Unterstützt wurden sie bei der Publikation von Dr. Christiane Steinert, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Psychosomatik und Psychotherapie der JLU. Die Ergebnisse der Mediziner basieren teilweise auf einer großen Verbundstudie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit mehr als sechs Millionen Euro gefördert worden ist (Social Phobia Psychotherapy Research Network, Universitäten Gießen, Göttingen, Dresden, Jena, Bochum, Mainz).

Menschen mit sozialer Angststörung befürchten, in Situationen, in denen sie mit anderen Menschen in Kontakt sind, von diesen negativ bewertet zu werden. Dies betrifft Leistungssituationen – etwa wenn es gilt, eine Prüfung abzulegen oder einen Vortrag zu halten -, aber auch andere Situationen. So könnte beispielsweise das Essen in der Mensa oder im Restaurant zu einer großen Herausforderung für die Betroffenen werden. Sie haben Angst, angeschaut und möglicherweise negativ beurteilt zu werden. Und sie fürchten negative Bewertungen ihrer Mitmenschen („Was ist das denn für einer? „Wie sieht der denn aus?“). Diese Angst führt dazu, dass die Patientinnen und Patienten sich zunehmend isolieren, indem sie versuchen, solche Situationen komplett zu vermeiden.

„Die soziale Angststörung geht daher mit erheblichen psychosozialen Einschränkungen einher, die oftmals schwerwiegender sind als diejenigen bei einer Depression“, erläutert Prof. Leichsenring. Die Ursachen seien vielfältig. Gegenwärtig werde ein Wechselspiel zwischen Umweltfaktoren (beispielsweise erlebte Beschämung) und neurobiologischen Faktoren für am wahrscheinlichsten gehalten. Das Fazit des jetzt im New England Journal of Medicine erschienenen Artikels lautet daher: „Nach den geltenden Leitlinien ist Psychotherapie das Mittel der Wahl, was die Behandlung angeht.“ Zwar hätten sich auch Psychopharmaka, insbesondere SSRIs, als wirksam erwiesen, doch seien die Ergebnisse der Psychotherapie dauerhafter.

Für die psychotherapeutische Behandlung haben sich – so die Forschungsergebnisse der Gießener Mediziner – insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie und die psychodynamische Therapie als wirksam erwiesen: In der kognitiven Verhaltenstherapie lernen Betroffene unter anderem, die Aufmerksamkeit – beispielsweise während eines Vortrags – nicht auf sich selbst zu richten, sondern auf die Zuhörerinnen und Zuhörer. Ein Videofeedback soll dazu dienen, dass die Betroffenen die verzerrten Vorstellungen, die sie von sich selbst haben, korrigieren können.

In der psychodynamischen Therapie wird der Hintergrund der Symptomatik herausgearbeitet, der den Patientinnen und Patienten zum Teil nicht bewusst ist. Dabei werden verschiedenen Situationen beleuchtet, in denen die Symptome aufgetreten sind. Eine wichtige Rolle spielen in diesem Zusammenhang verschiedene Personen aus der Gegenwart und der Vergangenheit. Es geht darum, den Patientinnen und Patienten neue Blickwinkel zu eröffnen und den Kontext zu verdeutlichen, damit sie ihr eigenes Verhalten besser verstehen lernen. So haben viele Betroffen nicht nur Angst, sich zu zeigen, sondern unbewusst auch den starken Wunsch, sich zu präsentieren und bewundert zu werden. Gleichzeitig befürchten diese aber, von anderen dafür „niedergemacht“ zu werden.

Welche der beiden Therapien – die kognitive Verhaltenstherapie oder die psychodynamische Therapie – für welchen Menschen am besten passt, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, so Leichsenring und Leweke: „Es kommt sehr stark auf den Einzelnen an: Dem einen kommt der Zugang der kognitiven Verhaltenstherapie mehr entgegen; dem anderen liegt die psychodynamische Therapie eher.“

Publikation
Leichsenring, F & Leweke, F (2017). Social anxiety disorder. New England Journal of Medicine, 376, 63, 2255-2264.

Kontakt
Prof. Dr. Falk Leichsenring
Professur für Psychotherapieforschung
Abt. Psychosomatik und Psychotherapie, Fachbereich 11 – Medizin der JLU
Ludwigstraße 76; 35392 Gießen
Telefon: 0641 99 56660; E-Mail: Falk.Leichsenring@psycho.med.uni-giessen.de

Prof. Dr. Frank Leweke
Professur für Psychosomatik und Psychotherapie
Abt. Psychosomatik und Psychotherapie, Fachbereich 11 – Medizin der JLU
Friedrichstraße 28; 35392 Gießen
Telefon: 0641 99 45620; E-Mail: Frank.Leweke@psycho.med.uni-giessen.de

Weitere Informationen:
https://www.uni-giessen.de/fbz/fb11/institute/klinik/psychosomatik

Quelle: idw

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Zeolith-Katalysatoren ebnen den Weg für dezentrale chemische Prozesse: Biosprit aus Abfällen

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Sprit aus Abfall? Ist machbar. Doch Biomüll in Treibstoffe umzuwandeln, ist bisher kaum konkurrenzfähig. Zu hohe Temperaturen und zu viel Energie sind nötig. Mit einem neuen Katalysatorkonzept ist es Forscherinnen und Forschern der Technischen Universität München (TUM) jetzt gelungen, Temperatur und Energiebedarf eines wichtigen Schrittes im chemischen Prozess entscheidend zu senken. Der Trick: Die Reaktion findet auf engstem Raum, im Inneren von Zeolith-Kristallen statt.

Immer mehr Strom wird dezentral erzeugt – durch Windräder, Wasserkraft und Solaranlagen. „Da liegt es nahe, auch die Chemieproduktion zu dezentralisieren“, meint Prof. Johannes Lercher, der an der TU München den Lehrstuhl für Technische Chemie II leitet. „Theoretisch könnte jede Gemeinde ihren eigenen Sprit oder ihren eigenen Dünger herstellen.“

Bisher ist dies nicht möglich, weil chemische Prozesse viel Energie benötigen – mehr als die regenerativen Energiequellen vor Ort liefern. „Wir haben uns daher das Ziel gesetzt, durch neue Prozesse die Voraussetzungen für eine dezentrale chemische Produktion zu schaffen, die durch alternative Energiequellen gespeist werden kann“, erklärt der Chemiker, der in Personalunion Direktor des amerikanischen Institute for Integrated Catalysis an Pacific Northwest National Laboratory ist.

Eine Grundlage für die Wende in der chemischen Produktion hat sein Team jetzt geschaffen: Im Labor konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass sich mit Hilfe von Zeolith-Kristallen in wässriger Lösung die zur Spaltung von Kohlenstoff-Sauerstoff Bindungen notwendige Temperatur drastisch senken lässt. Zeolith-Katalysatoren beschleunigen den Prozess darüber hinaus erheblich.

Die Natur als Vorbild
Bei der Entwicklung des neuen Verfahrens stand die Natur Pate: In biologischen Systemen sorgen Enzyme, an deren Oberflächen sich kleine Taschen befinden, dafür, dass chemische Prozesse schneller ablaufen.

„Wir haben uns überlegt, wie wir diese biologischen Funktionen auf die organische Chemie übertragen können“, erläutert Lercher. „Auf der Suche nach geeigneten Katalysatoren, die die Reaktion beschleunigen, sind wir auf die Zeolithe gestoßen: Kristalle mit kleinen Hohlräumen, in denen Reaktionen unter ähnlich beengten Verhältnissen ablaufen wie in den Taschen der Enzyme.“

Säure in die Enge getrieben
Doch steigert die Enge tatsächlich die Reaktivität? Um diese Frage zu beantworten, verglich Lerchers Team im Labor die Reaktion von Kohlenstoffverbindungen mit Säuren im Becherglas mit der in Zeolithen. Ergebnis: In den engen Hohlräumen der Kristalle, wo reagierende Moleküle, beispielsweise Alkohole, auf Hydronium-Ionen der Säuren treffen, laufen Reaktionen bis zu hundert Mal schneller und bereits knapp über 100°C mit hohen Raten ab.

„Unsere Experimente zeigen, dass die Zeolithe als Katalysatoren eine Wirkung entfalten, die vergleichbar ist mit der von Enzymen: Beide senken das Energieniveau, das für die Reaktionen notwendig ist ganz erheblich“, berichtet Lercher. „Die katalytische Wirkung wird dabei stärker, je kleiner die Hohlräume sind, in denen die Reaktionen stattfinden. Die besten Ergebnisse haben wir bei Durchmessern von weit unter einem Nanometer erzielt.“

Gecko, Wachs und Zeolithe
Doch warum macht Enge die Moleküle reaktionsfreudiger? „Die Kraft, die den Reaktionspfad verbessert, ist dieselbe, die dafür sorgt, dass Wachs an der Tischplatte klebt und Geckos an der Decke laufen können“, antwortet Lercher. „Je mehr Kontaktpunkte es zwischen zwei Oberflächen gibt, desto größer die Adhäsion. In unserm Experiment werden die organischen Moleküle, die sich in wässriger Lösung befinden, von den Poren der Zeolithe regelrecht angezogen.“

Im Inneren der Hohlräume haben die Hydronium-Ionen daher eine erheblich höhere Wahrscheinlichkeit auf einen Reaktionspartner zu treffen als außerhalb. Das Ergebnis ist eine sauer katalysierte chemische Reaktion, die schneller und mit weniger Energiezufuhr abläuft.

Aus Müll wird Sprit
Durch den Kontakt mit den Hydronium-Ionen verlieren die organischen Moleküle Sauerstoff. Das Verfahren eignet sich daher gut, um Bio-Öl, das aus organischen Abfällen gewonnen wird, in Treibstoff umzuwandeln.

Bis das neue Verfahren in der Praxis eingesetzt werden kann, wird freilich noch einige Zeit vergehen. „Noch arbeiten wir an den Grundlagen“, betont Lercher. „Mit denen wollen wir die Voraussetzung schaffen für eine neue, dezentrale Chemie, die keine großtechnischen Anlagen mehr benötigt.“

Die Arbeiten entstanden in einer Kooperation des Lehrstuhls für Technische II mit dem Zentralinstitut für Katalyseforschung der TU München und dem Pacific Northwest National Laboratory (PNNL). Sie wurden gefördert mit Mitteln des U.S. Department of Energy (DOE). Ein Teil der NMR-Experimente wurde am Environmental Molecular Science Laboratory (EMSL) des PNNL durchgeführt, dessen National Energy Research Scientific Computing Center (NERSC) auch Rechenzeit für Simulationen zur Verfügung stellte.

Publikationen:
Enhancing the catalytic activity of hydronium ions through constrained environments
Y. Liu, A. Vjunov, H. Shi, S. Eckstein, D. M. Camaioni, D. Mei, E. Barath, J. A. Lercher
Nat. Comm., 8, 14113 (2017) – DOI: 10.1038/ncomms14113
https://www.nature.com/articles/ncomms14113

Tailoring nanoscopic confines to maximize catalytic activity of hydronium ions
H. Shi, S. Eckstein, A. Vjunov, D.M. Camaioni, J.A. Lercher
Nat. Comm., 8, 14113 (2017) – DOI: 10.1038/ncomms15442
https://www.nature.com/articles/ncomms15442

Kontakt:
Prof. Dr. Johannes Lercher
Technische Universität München
Lehrstuhl für Technische Chemie II
Lichtenbergstr. 4, 85746 Garching, Germany
Tel.: +49 89 289 13540 – E-Mail: Johannes.Lercher@ch.tum.de
Web: http://www.tc2.ch.tum.de

Weitere Informationen:
https://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34027/
Link zur Pressemitteilung

Quelle: idw

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Sport ist Mord?

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

Studie zeigt, dass Menschen Sport als weniger anstrengend empfinden, wenn sie daran glauben, dass er ihnen gut tut

„Sport ist mir zu anstrengend.“ Für viele Menschen ist das Grund genug, auf Bewegung zu verzichten. Doch muss Sport wirklich schweißtreibend sein? Der Psychologe Hendrik Mothes vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat mit seinem Team herausgefunden, dass die eigenen Erwartungen einen starken Einfluss darauf haben, wie anstrengend eine Sporteinheit erlebt wird. Außerdem wiesen die Forscher nach, dass es für das Anstrengungserleben eine wesentliche Rolle spielt, was die Sporttreibenden über sich selbst denken. Manchmal könne es zudem klug sein, sich von vermeintlich hilfreichen Sportprodukten unterstützen zu lassen, sofern man daran glaubt. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ erschienen.

Das Team hat 78 Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 32 Jahren in sein Forschungslabor eingeladen, wo die Probandinnen und Probanden 30 Minuten lang in die Pedale eines Fahrradergometers treten mussten. Davor sollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einschätzen, wie sportlich sie sich empfinden. Zudem wurden sie gebeten, ein Kompressionsshirt eines bekannten Sportartikelherstellers anzuziehen. Alle fünf Minuten wurden sie während der Sporteinheit nach ihrem aktuellen Anstrengungserleben befragt. Direkt davor hatten die Wissenschaftler den Teilnehmenden jeweils bestimmte Kurzfilme gezeigt, die die positiven gesundheitlichen Auswirkungen der anstehenden Radfahraktivität hervorhoben oder die Erwartungen eher dämpften. Dabei fanden auch die getragenen Kompressionsshirts Erwähnung: Während die Trikots in einigen der Kurzfilme als zusätzlich hilfreich beim Ausführen der Radfahraktivität gelobt wurden, wurden sie in den anderen Kurzfilmen mit dem Hinweis erwähnt, dass dadurch das Schwitzen der Probanden während des Sports vergleichbar wird. „Was die Teilnehmenden dabei nicht ahnten, war, dass auf diese Weise ihre Erwartungen an das nachfolgende Radfahren beeinflusst werden sollten“, sagt Mothes.

Die Ergebnisse zeigten ganz im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, dass die Trainingseinheit für die Probanden dann weniger anstrengend war, wenn sie mit positiven Erwartungen an das Training herangingen. Dieser Effekt war umso stärker, je sportlicher sich die Probanden selbst empfanden. Teilnehmern, die sich als unsportlich einschätzten, nutzten die positiven Erwartungen jedoch nichts. Sie erlebten die Trainingseinheit trotzdem als anstrengend. Außerdem stellten die Forscher einen Effekt des Glaubens an das Kompressionsshirt fest. Für die sich als sportlich empfindenden Probanden machte es keinen Unterschied, doch für die Probanden, die sich als unsportlich empfanden, einen beachtlichen: „Allein der Glaube daran, dass das Kompressionsshirt ihnen hilft, verhalf den ‚Unsportlichen‘ zu geringerem Anstrengungserleben während der Sportaktivität“, bilanziert Mothes.

Diese Befunde seien ein weiterer Beleg für die Wirkung eines Placebo-Effektes beim Sporttreiben. Und sie zeigten, dass es nicht egal ist, was man über Sport und seine Wirkung denkt. „Nicht zuletzt zeigen die Befunde eindrucksvoll für alle, die sich nicht für eine Sportskanone halten: Entsprechende Produkte können Sport tatsächlich angenehmer machen, wenn man ‚nur‘ daran glaubt.“

Originalveröffentlichung:
Hendrik Mothes, Christian Leukel, Harald Seelig, Reinhard Fuchs (2017): Do placebo expectations influence perceived exertion during physical exercise? In: PLOS ONE.
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0180434

Kontakt:
Hendrik Mothes
Institut für Sport und Sportwissenschaft
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-4563
E-Mail: hendrik.mothes@sport.uni-freiburg.de

Weitere Informationen:
https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2017/sport-ist-mord?set_language=de

Quelle: idw

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Konflikte in der Arbeitswelt: Streit um Entlohnung, Mitbestimmung und Aufstiegschancen

Dr. Jennifer Villarama Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)

Erwerbsarbeit ist Konflikt. Auseinandersetzungen um Entlohnung, Arbeitszeit, Mitbestimmung und Aufstiegschancen begleiten und prägen die moderne Arbeitswelt. Das Arbeitsrecht und die betriebliche Sozialpolitik haben hierfür Antworten gefunden, die wiederum selbst zu Streitgegenständen werden können. Dies gilt mit Blick auf die europäischen Gesellschaften, aber erst recht im internationalen Vergleich. Arbeitskonflikte und Formen, mit ihnen umzugehen, bilden einen Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe der „Mitteilungen aus dem SOFI“.

Erwerbsarbeit ist Konflikt. Der Streit um Entlohnung, Arbeitszeit, Mitbestimmung und Aufstiegschancen begleiten und prägen die moderne Arbeitswelt. Die aktuellen „Mitteilungen aus dem SOFI“ nehmen diese Arbeitskonflikte in den Blick und berichten u. a. über Beteiligungsansprüche der sogenannten „Generation Y“ in der Arbeitswelt, das Management transnationaler kollektiver Arbeitsbeziehungen und gewerkschaftliche Entwicklungen in Ostdeutschland. Darüber hinaus informiert die neue Ausgabe über die aktuellen SOFI-Projekte zur betrieblichen Integration von Flüchtlingen und zur Lebens- und Arbeitswirklichkeit prekärer Haushalte.

Weitere Beiträge diskutieren die Frage „Was bitte schön, ist Industrie 4.0 (und was nicht?)“, berichten von der Veranstaltung „Streikrepublik Deutschland? Kämpfe um eine demokratische Arbeitswelt“ oder schildern den Einfluss von Finanzialisierung auf Arbeit, Wachstum und Innovation – das Thema einer neu erschienenen SOFI-Publikation.

Dabei hat die Aktualität der SOFI-Forschung ihre Geschichte. Sie greift auf wissenschaftliche Expertise zurück, die eng mit der Person Michael Schumanns verknüpft ist. Der Mitbegründer und jetzige „Senior Präsident“ des Instituts feierte Anfang des Jahres seinen 80. Geburtstag. Ihm zu Ehren fand Mitte Mai ein SOFI-Kolloquium statt, das sich einem zentralen Konfliktpunkt der gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklung widmete: Wohin treiben wohlfahrtsstaatlich geprägte demokratische Arbeitsgesellschaften in Zeiten neuer Ressentiments und Populismen? Welche Rolle spielt hierbei die Arbeiterschaft? Wie kann ausgehend von den Betrieben Demokratie gestärkt werden?

Für den Anspruch, wissenschaftlich fundierte Antworten auf diese aktuellen Fragen zu bieten und Grundlagenforschung in gesellschaftsgestaltender Absicht zu betreiben, steht die Person Michael Schumann. Die Impulse seiner Forschungen wirken im Institut weiter, wie auch die neue Ausgabe der „Mitteilungen aus dem SOFI“ zeigt.

Als Printausgabe können die „Mitteilungen aus dem SOFI“ über das SOFI bezogen werden. Die elektronische Fassung steht auf der SOFI-Homepage zum Download zur Verfügung und kann über das Institut abonniert werden.

Kontakt:
Dr. Jennifer Villarama (Kommunikation und Koordination)
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
an der Georg-August-Universität
Friedländer Weg 31
37085 Göttingen
Tel. +49 (0) 551-52205-19
E-Mail: kommunikation@sofi.uni-goettingen.de

Weitere Informationen:
http://www.sofi-goettingen.de/

Anhang
Mitteilungen aus dem SOFI H. 26
https://idw-online.de/de/attachment57907

Quelle: idw

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Lebensmittel im Blickpunkt: Die ursprüngliche Reinheit des Mineralwassers

Nina Banspach Pressestelle
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Warum Wasser nicht gleich Wasser ist
Natürliches Mineralwasser erfreut sich gerade in den heißen Sommermonaten großer Beliebtheit. Als kalorienfreies Getränk ist es für die Flüssigkeitsversorgung des Menschen bestens geeignet. Aufgrund seiner Bedeutung ist natürliches Mineralwasser strengen gesetzlichen Regelungen unterworfen. Als einziges Lebensmittel muss es vor seiner Vermarktung zunächst von den zuständigen Überwachungsbehörden vor Ort amtlich anerkannt werden. Nur mithilfe dieser amtlichen Anerkennung können die vom Gesetzgeber geforderten strengen und umfassenden Kriterien an das Wasser gewährleistet werden. Eine Liste mit den über 800 in Deutschland anerkannten natürlichen Mineralwässern wird vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) regelmäßig veröffentlicht.

Die Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (Min/TafelWV) regelt die rechtlichen Belange für natürliches Mineralwasser. Danach muss natürliches Mineralwasser aus unterirdischen, vor Verunreinigung geschützten Wasservorkommen stammen und von ursprünglicher Reinheit sein. Es zeichnet sich aus durch seinen Gehalt an Mineralien, Spurenelementen und anderen Bestandteilen, die bestimmte physiologische Wirkungen aufweisen sollen. Es muss frei sein von Krankheitserregern. In der Verordnung wurden ebenfalls Vorschriften für die mikrobiologische Beschaffenheit festgelegt sowie Höchstgehalte für einige natürlich vorkommende Bestandteile, zu denen auch Arsen, Blei oder Cyanid zählen können. Die Kontrolle der Einhaltung dieser Bestimmungen ebenso wie die amtliche Anerkennung des Mineralwassers wird von den Überwachungsbehörden in den Bundesländern vorgenommen.

Aktuelle Untersuchungsergebnisse
Im Rahmen des vom BVL veröffentlichten Monitoring-Berichts 2015 wurde natürliches Mineralwasser auf Süßstoffe und nicht relevante Metabolite von Wirkstoffen aus Pflanzenschutzmitteln untersucht. Diese Metabolite sind Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln, die in die Pflanze, den Boden und das Grundwasser gelangen können. Im Gegensatz zu relevanten Metaboliten besitzen nicht relevante Metabolite kein wahrnehmbares Wirkpotenzial. Im Mineralwasser sind sie dennoch unerwünscht, da sie dem Grundsatz der „ursprünglichen Reinheit“ widersprechen.

Für zahlreiche nicht relevante Metabolite existieren derzeit nur gesundheitliche Orientierungswerte (GOW) für Trinkwasser, die gemeinsam vom Umweltbundesamt und dem Bundesinstitut für Risikobewertung entwickelt wurden. Verbindlichere Richtwerte werden derzeit auf EU-Ebene abgestimmt. In über 10 % der insgesamt 772 untersuchten Mineralwasserproben wurden Verunreinigungen durch bestimmte nicht relevante Metabolite nachgewiesen.

Süßstoffe werden in Lebensmitteln eingesetzt, da sie im Gegensatz zu Zucker keine oder nur sehr wenige Kalorien aufweisen. Anders als Zucker werden manche Süßstoffe vom menschlichen Körper jedoch nicht weiterverarbeitet. Stattdessen werden sie ungefiltert über den Urin wieder ausgeschieden und können so in Oberflächengewässer, Grundwasser und über den Boden auch in Mineralwasser gelangen.

Bei den 3.780 im Jahr 2015 auf Süßstoffe durchgeführten Untersuchungen in Mineralwasserproben konnten in etwa 96 % der Fälle keine Rückstände von Süßstoffen in Mineralwasser bestimmt werden. Bei 4 % der Untersuchungen wurde ein Gehalt oberhalb der Bestimmungsgrenze von 0,05 µg/l analysiert.

Ein Süßstoffgehalt oberhalb der Bestimmungsgrenze ist nicht gleichbedeutend mit einem Risiko für die menschliche Gesundheit. Da Süßstoffe jedoch eine Abweichung von der „ursprünglichen Reinheit“ des Mineralwassers bedeuten, sind sie generell unerwünscht.

Sprudel oder still
Auf dem Etikett der Mineralwasserflasche sind alle für den Verbraucher relevanten Informationen aufgeführt. So lässt sich von der Verkehrsbezeichnung auf die Art des Mineralwassers schließen. Sie kann „Natürliches Mineralwasser“ oder „Natürliches kohlensäurehaltiges Mineralwasser“ lauten. Wurde dem Wasser Kohlensäure zugesetzt, wird noch unterschieden in „Natürliches Mineralwasser mit eigener Quellkohlensäure versetzt“ oder „Natürliches Mineralwasser mit Kohlensäure versetzt“.

Enthält das natürliche Mineralwasser mehr als 1,5 Milligramm Fluorid pro Liter, muss das mit dem Hinweis „Enthält mehr als 1,5 Milligramm pro Liter Fluorid: Für Säuglinge und Kinder unter 7 Jahren nicht zum regelmäßigen Verzehr geeignet“ angegeben werden. Natürliche Mineralwässer mit einem natürlichen Kohlendioxidgehalt von mehr als 250 Milligramm pro Liter dürfen die Zusatzbezeichnung „Säuerling“ oder „Sauerbrunnen“ tragen. Die Bezeichnung „Sprudel“ darf verwendet werden, wenn das Mineralwasser im Wesentlichen unter natürlichem Kohlensäuredruck aus der Quelle hervorsprudelt. „Stilles Mineralwasser“ ist natürliches Mineralwasser, das einen geringen Kohlensäuregehalt aufweist.

Angaben/ Anforderungen
Mit geringem Gehalt an Mineralien/ < 500 mg/l Mineralstoffe
Mit sehr geringem Gehalt an Mineralien/ < 50 mg/l Mineralstoffe
Mit hohem Gehalt an Mineralien/ > 1500 mg/l Mineralstoffe
Natriumhaltig/ > 200 mg/l Natrium
Geeignet für natriumarme Ernährung/ < 20 mg/l Natrium
Calciumhaltig/ > 150 mg/l Calcium
Magnesiumhaltig/ > 50 mg/l Magnesium
Chloridhaltig/ > 200 mg/l Chlorid
Sulfathaltig/ > 200 mg/l Sulfat
Bicarbonathaltig/ > 600 mg/l Hydrogencarbonat
Fluoridhaltig/ > 1 mg/l Fluorid
Eisenhaltig/ 1 mg/l Eisen (zweiwertiges)
Geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung/ Besondere Anforderungen

Wasser ist nicht gleich Wasser
Neben natürlichem Mineralwasser, das als einziges Wasser vor seiner Vermarktung amtlich anerkannt werden muss, gibt es auch noch Quell-, Tafel- und Heilwasser sowie selbstverständlich Trinkwasser. Die Regelungen zu Quellwasser und Tafelwasser sind ebenfalls in der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (Min/TafelWV) zu finden.

Für Quellwasser gelten teilweise die gleichen Regelungen wie für natürliches Mineralwasser. Es muss auch aus einem unterirdischen Wasservorkommen stammen, direkt am Quellort abgefüllt werden und die gleichen mikrobiologischen Anforderungen erfüllen, jedoch ist der Nachweis der ursprünglichen Reinheit nicht erforderlich und es gelten die chemischen Anforderungen gemäß Trinkwasserverordnung.

Tafelwasser kann abgefülltes Trinkwasser sein, aber auch eine Mischung verschiedener Wässer. Es wird aus Trinkwasser, Quellwasser oder natürlichem Mineralwasser hergestellt und kann zudem weitere Zutaten enthalten, wie etwa Meerwasser, natürliches salzreiches Wasser und Mineralsalze. Tafelwasser darf nur so hergestellt werden, dass die Grenzwerte für chemische Stoffe, die für Trinkwasser festgelegt sind, eingehalten werden.

Heilwasser zählt nicht zu den Lebensmitteln, sondern zu den Arzneimitteln. Für Heilwasser besteht damit eine Zulassungspflicht gemäß Arzneimittelrecht. Es kann zur Vorbeugung, Behebung oder Linderung von Krankheiten verwendet werden. Im Rahmen des Zulassungsverfahrens muss unter anderem die Wirksamkeit nachgewiesen werden.

Trinkwasser oder Leitungswasser unterliegt den strengen Regelungen der Trinkwasserverordnung, unter anderem bezüglich mikrobiologischer Grenzwerte sowie der Grenzwerte für chemische Stoffe. Es muss den Menschen in großen Mengen sicher und relativ kostengünstig zur Verfügung gestellt werden und wird regelmäßig durch die dafür zuständigen Gesundheitsämter kontrolliert.

Trinkwasser ist alles Wasser, das zum Trinken, zum Kochen, zur Zubereitung von Speisen und Getränken, zur Körperpflege und -reinigung, zum Abwaschen von Geschirr oder Wäschewaschen verwendet wird, aber auch alles Wasser, das in einem Lebensmittelbetrieb verwendet wird.

Weiterführende Informationen
– Informationen des BVL zu Mineralwasser:
www.bvl.bund.de/mineralwasser

– Informationen der EU-Kommission zu Mineralwasser:
http://ec.europa.eu/food/safety/labelling_nutrition/mineral_waters_en

– Informationen des Umweltbundesamtes zu Trinkwasser:
www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/trinkwasser

– Berichte zur Lebensmittelsicherheit – Monitoring 2015:
www.bvl.bund.de/monitoring2015

– Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (Min/TafelWV):
www.gesetze-im-internet.de/min_tafelwv

– Trinkwasserverordnung:
www.gesetze-im-internet.de/trinkwv_2001

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
Pressestelle
Mauerstraße 39-42
10117 Berlin
Telefon: +49 (0)30-18444-00211
Telefax: +49 (0)30-18444-00209
E-Mail: pressestelle@bvl.bund.de

Anhang
Presseinformation Mineralwasser
https://idw-online.de/de/attachment57785

Quelle: idw

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Extrem sauerstoffarme Wirbel im Atlantik produzieren Treibhausgase

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Im Jahr 2014 hat ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel erstmals nahezu sauerstofffreie Wirbel im Atlantik detailliert untersuchen können. Bei der Auswertung der Daten konnten die Beteiligten Prozesse nachweisen, die aus dem Atlantik bisher nicht bekannt waren. Dazu gehört auch die natürliche Produktion erheblicher Mengen von Treibhausgasen, wie ein Autorenteam jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

Sauerstoff ist im Meer nicht nur lebenswichtig für die meisten Organismen. Sein Vorhandensein oder seine Abwesenheit beeinflusst ebenso die Chemie des Ozeans und die der Atmosphäre darüber. Beispielsweise entweichen in Regionen mit sehr wenig Sauerstoff aus dem Meer aufgrund biochemischer Prozesse große Mengen des potenten Treibhausgases Distickstoffmonoxid, auch Lachgas genannt.

Der tropische und subtropische Atlantik war dafür bisher nicht bekannt. Es gibt an seinem Ostrand zwar eine natürliche Sauerstoffminimumzone, sie ist jedoch bei weitem nicht so ausgeprägt wie ähnliche Zonen im Indik oder Pazifik. Dieses Bild muss jetzt allerdings korrigiert werden, wie ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel gestern in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlichte.

„Der Grund, warum die extrem sauerstoffarmen Regionen im Atlantik der Forschung bisher entgangen waren, ist einfach: Sie sind im Gegensatz zu den großen, stationären Sauerstoffminimumzonen nur sehr kleinräumig und zusätzlich räumlich sehr variabel“, erklärt Dr. Damian Grundle vom Bermuda Institute of Ocean Sciences, Erstautor der aktuellen Studie und bis vor Kurzem noch Wissenschaftler am GEOMAR. Extreme Sauerstoffarmut entsteht im Atlantik in großen Ozeanwirbeln von bis zu 100 Kilometern Durchmesser, die von der Westafrikanischen Küste westwärts durch den Ozean wandern. Solche Wirbel sind mit konventionellen Beobachtungsmethoden nur schwer zu erkennen, geschweige denn detailliert zu untersuchen.

Doch im Jahr 2010 streifte ein Wirbel das Cape Verde Ocean Observatory, eine vor der kapverdischen Insel São Vicente fest im Meer verankerte Beobachtungsstation. „Damit hatten wir einen ersten Hinweis auf die Existenz dieser speziellen Wirbel, aber noch keine genauen Informationen aus ihrem Inneren“, berichtet der Meereschemiker Dr. Björn Fiedler vom GEOMAR, der das Projekt geleitet hat.

Mit finanzieller Unterstützung des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ legten sich die Meeresforscherinnen und Meeresforscher auf die Lauer. 2014 war es so weit: Mit Hilfe eines Satelliten entdeckten sie einen potentiellen Ozeanwirbel, der sich vor der Küste Mauretaniens bildete und Richtung Kapverden wanderte. Von dort schickte das Team ihm autonome Messdrohnen, sogenannte Gleiter, entgegen. Als sich der Wirbel den Inseln näherte, konnten sie mit dem kapverdischen Forschungsschiff ISLANDIA erstmalig auch Wasserproben direkt aus seinem Zentrum nehmen.

„Auch der Zufall half uns, denn zu dieser Zeit befand sich das deutsche Forschungsschiff METEOR für eine lange geplante Expedition des Kieler Sonderforschungsbereichs 754 vor den Kapverden. So konnten wir die Kollegen rasch überzeugen, auch den Wirbel zu beproben“, sagt Dr. Fiedler und ergänzt: „Ohne die gute Infrastruktur auf den Kapverden und die langjährige Zusammenarbeit mit den dortigen Kolleginnen und Kollegen wäre diese Messkampagne nicht möglich gewesen.“

Die gewonnenen Daten und Wasserproben wurden anschließend physikalisch, biogeochemisch und biologisch ausgewertet. „In einer ganzen Reihe von Publikationen konnten wir spannende neue Erkenntnisse über dieses bisher unbekannte Phänomen im Atlantik gewinnen“ so Dr. Fiedler.

Die jetzt in den Scientific Reports erschienene Studie schließt die Forschungen zu dem 2014er Wirbel in gewisser Weise ab. „Im Kern des Wirbels gab es in nur 100 Meter Wassertiefe die höchsten Lachgaswerte, die jemals im offenen Atlantik gemessen worden waren. Dies ist auf Prozesse zurückzuführen, die dem Ozean den Pflanzennährstoff Stickstoff entziehen können und dabei unter anderem Lachgas in großen Mengen produzieren“, fasst Dr. Grundle die Erkenntnisse zusammen. „Wir müssen unser Verständnis der Stoffkreisläufe im Atlantik jetzt diesbezüglich anpassen“.

Originalarbeiten:
Grundle, D.S., C.R. Löscher, G. Krahmann, M.A. Altabet, H.W. Bange, J. Karstensen, A. Körtzinger, B. Fiedler (2017): Low oxygen eddies in the eastern tropical North Atlantic: 2 Implications for N2O cycling. Scientific Reports, www.nature.com/articles/s41598-017-04745-y

„Special Issue“ der Fachzeitschrift Biogeosciences mit den bisher zu diesem Thema erschienen Studien: http://www.biogeosciences.net/special_issue213.html

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.ozean-der-zukunft.de Der Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“
http://www.cvoo.de Das Cape Verde Ocean Observatory
http://www.sfb754.de Der Sonderforschungsbereich 754
http://sopran.pangaea.de/ Das Projekt SOPRAN

Quelle: idw

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Überschwemmungen genau in den Blick nehmen

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle
Technische Universität Chemnitz

Mobiles und flexibles Messsystem soll dauerhaft ein zuverlässiges Gewässer-Monitoring in Katastrophenfällen ermöglichen – und das völlig autark

Starke Regenfälle und Überschwemmungen nehmen im Zuge des Klimawandels immer mehr zu. In Katastrophenfällen wird die vorhandene Messtechnik zur Gewässerüberwachung oft stark beansprucht oder fällt ganz aus. Gerade dann ist jedoch eine kontinuierliche Überwachung von Pegelständen besonders wichtig, um ein angemessenes Risikomanagement betreiben zu können. Vor diesem Hintergrund entwickelt die Professur Mess- und Sensortechnik der Technischen Universität Chemnitz im neuen Verbundprojekt „HydroMon“ gemeinsam mit der SEBA Hydrometrie GmbH & Co. KG und der JuB – Creative Product GmbH ein mobil einsetzbares autonomes Messsystem, welches schnell einsatzbereit und ausfallsicher sein soll.

Ziel der Entwicklung ist eine verlässliche Überwachung von Pegelstand und Wellenausbreitung im Verlauf einer Überschwemmung. Dies ermöglicht Gefahrenabschätzungen und Risikobewertungen, um Gegenmaßnahmen einleiten und koordinieren zu können. Das künftige System selbst soll über eine energiesparende Messtechnik sowie hocheffiziente Elektronik zur Datenverarbeitung und Funkübertragung verfügen. Dabei soll durch eine hybride Energieversorgung auf Basis von Energy Harvesting eine besonders schnelle Einsatzbereitschaft erreicht werden. Hierzu wird ein neuartiger Pendelwandler entwickelt, welcher die Bewegungen des Wassers in elektrisch nutzbare Leistung umwandelt. Zusätzlich soll der Temperaturunterschied zur Umgebung genutzt werden, um die Zuverlässigkeit und Ausfallsicherheit der Sensorik weiter zu steigern. Das System kann somit wartungsfrei auch nach längeren Pausenzeiten eingesetzt und genutzt werden, so die Vorstellung der Forscherinnen und Forscher. Gleichzeitig soll eine modulare Funkübertragung unter Verwendung verschiedener Mobilfunkfrequenzen einen universellen Einsatz in möglichst vielen Ländern der Erde ermöglichen, unabhängig von deren Mobilfunkausbaustufe.

Potentielle Absatzmärkte beschränken sich deshalb nicht nur auf die Bundesrepublik Deutschland, sondern zielen vor allem auch auf das Ausland ab. Speziell in ariden Klimazonen, wo während der Regenzeit typischerweise mit Überschwemmungen zu rechnen ist, stehen oft nicht ausreichend finanzielle Mittel für dauerhafte stationäre Lösungen bereit. Hier sind flexible und vor allem kostengünstige Systeme gefragt, welche situationsbedingt eingesetzt werden können. HydroMon leistet somit einen wertvollen Beitrag zum Katastrophenschutz unter den klimatischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts und schärft das Profil der Professur Mess- und Sensortechnik der TU Chemnitz im Bereich Umweltmesstechnik.

Das Verbundprojekt „Hydrologisches Messsystem für dauerhaftes und zuverlässiges Gewässer-Monitoring (HydroMon)“ wird im Rahmen der Fördermaßnahme „KMU-innovativ“ im Programm „Forschung für Nachhaltige Entwicklung“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Weitere Informationen erteilt Dr. Christian Viehweger, Telefon 0371 531-39686, E-Mail christian.viehweger@etit.tu-chemnitz.de

Quelle: idw

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Bauchaortenaneurysmen: Das Ultraschall-Screening für Männer ab 65 kommt

Friederike Gehlenborg Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

Berlin – Gute Neuigkeiten aus der Gesundheitspolitik: Gesetzlich krankenversicherte Männer ab 65 Jahren haben künftig Anspruch auf ein einmal durchgeführtes Ultraschallscreening zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysmen. Die entsprechende Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) ist nun zusammen mit einer Versicherteninformation in Kraft getreten. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) sieht das als wichtigen Schritt an – empfiehlt jedoch, auch Patienten mit einem besonderen Risikoprofil wie etwa Diabetes oder Rauchen sowie Frauen einzubeziehen.

Die Ruptur eines Bauchaortenaneurysmas zählt zu den zehn häufigsten Todesursachen. „Das Tückische an der Erkrankung liegt darin, dass die Aussackung des größten Gefäßes im Bauchraum – dem sogenannten Aneurysma – meist keine Beschwerden verursacht“, sagt Professor Dr. med. Thomas Fischer, stellvertretender Leiter der Sektion Radiologie bei der DEGUM und Leiter des Interdisziplinären Ultraschall-Zentrums am Institut für Radiologie am Campus Charité Berlin-Mitte. „Die Betroffenen ahnen nichts von der Gefahr, in der sie sich befinden.“ Reiße die Bauchaorta jedoch, könne der Patient innerhalb kurzer Zeit innerlich verbluten.

„Mittels Ultraschall ist ein Bauchaortenaneurysma von einem erfahrenen Untersucher jedoch leicht bei einer Früherkennungsuntersuchung zu diagnostizieren“, sagt Professor Fischer. Dabei misst der Arzt mit einem Ultraschallgerät den Durchmesser des Blutgefäßes: „Bei einem Durchmesser ab 5,5 Zentimetern ist das Risiko für ein Reißen des Gefäßes recht hoch, sodass wir den Patienten dann zu einem operativen Eingriff raten“, berichtet der DEGUM-Experte. Bei kleineren Aneurysmen sei es empfehlenswert, regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchzuführen. So könne überprüft werden, ob sich diese weiter ausdehnen. Wenn das der Fall sei, würde gegebenenfalls ein minimalinvasiver oder offener operativer Eingriff durchgeführt – und so möglicherweise das Leben eines Betroffenen gerettet. Für das Screening sollten Untersucher eine nachweisbare Qualifikation haben, beispielsweise ein DEGUM-Zertifikat der Stufe 1, empfiehlt der Experte. Denn es gehe nicht nur darum, den Durchmesser der Bauchaorta zu bestimmen, sondern auch einen Einriss oder ein Aneurysma des Gefäßes frühzeitig zu erkennen.

Auch wenn Männer häufiger von einem Bauchaortenaneurysma betroffen seien als Frauen, sollten nach Ansicht der Ultraschall-Experten auch sie von der Vorsorgeuntersuchung profitieren können. „Darüber hinaus wäre es ratsam, auch Patienten mit einem besonderen Risikoprofil – beispielsweise Personen mit einer Fettstoffwechselerkrankung, Diabetes, Bluthochdruck und starke Raucher ab dem 55. Lebensjahr – in das Vorsorgescreening einzuschließen“, sagt Professor Fischer.

Bis das Screeningangebot zur Früherkennung eines Bauchaortenaneurysmas auf Krankenschein von Männern ab 65 Jahren wahrgenommen werden kann, dauert es jetzt noch bis zu sechs Monaten: Der zuständige Bewertungsausschuss muss zunächst noch die Frage der ärztlichen Vergütung regeln und hat dafür bis zu einem halben Jahr Zeit.

Weiterführende Informationen:
Richtlinie „Ultraschallscreening auf Bauchaortenaneurysmen“
https://www.g-ba.de/downloads/62-492-1411/US-BAA-RL_2016-10-20_2017-03-16_iK-201…
Versicherteninformation
https://www.g-ba.de/downloads/17-98-4330/2017_03_16_G-BA_Merkblatt_Versicherteni…

Über die DEGUM
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: http://www.degum.de

Quelle: idw

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Woher wissen wir wie alt die Erde ist?

Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

Die Schöpfungsmythen waren die erste Quelle, nach der Theologen das Alter der Erde bestimmten. Erst im 17. Jahrhundert begannen Naturforscher, auf und in der Erde nach Spuren ihres Alters zu suchen. In der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins „Forschung Frankfurt“ zum Thema „Zeit“ lässt der Geologe Sascha Staubach die Geschichte von der Bestimmung des Erdalters Revue passieren.

FRANKFURT. Die Heiligen Bücher dienten im Barock als die erste Datenbasis zur Berechnung des Erdalters. So legten der Erzbischof von Armagh, James Ussher, und John Lightfoot die Alter der biblischen Patriarchen und die Regierungszeiten der Könige zugrunde, um die Zeit von der Erschaffung der Welt bis heute zu bestimmen. Der 1650 erschienene Ussher-Lightfoot-Kalender legt den Beginn der Welt auf das Jahr 4004 v. Chr.

Den ersten naturwissenschaftlichen Versuch, das Alter der Erde zu bestimmen, unternahm im 17. Jahrhundert der britische Astronom und Geologe Edmond Halley. Er untersuchte den Salzgehalt der Flüsse und Weltmeere und kam zu dem Schluss, dass die Erde deutlich älter sein müsse, als von Ussher behauptet. Knapp 200 Jahre später, in den 1890er Jahren, berechnete der irische Geologe John Joly das Alter der Erde aufgrund von Halleys Überlegungen und kam auf 80 bis 90 Millionen Jahre.

Aus Gesteinen lesen – die Entwicklung der Stratigraphie
Im 19. Jahrhundert führte Charles Lyell die Methode der Stratigraphie ein. Diese beruht auf der Erkenntnis, dass in einem Stapel von Gesteinsschichten das älteste Material zuunterst liegt und dass Fossilien aus derselben Schicht auch dasselbe Alter haben müssen. Hieraus entwickelte sich die Datierungsmethode mithilfe sogenannter Leitfossilien. Ein typisches Beispiel dafür sind Ammoniten. Sie kamen fast überall auf der Erde vor und veränderten ihr Äußeres im Laufe der Evolution relativ schnell, so dass sich in kurzer Zeit möglichst viele gut unterscheidbare Arten entwickelten. Findet man nun in unterschiedlichen Regionen der Welt Fossilien derselben Art, so sind die Schichten, aus denen sie stammen, vermutlich gleich alt. Auf diese Weise lässt sich allerdings nur das relative Alter der einzelnen Schichten zueinander bestimmen.

Einen großen Schritt in die Richtung absoluter Zeitangaben machten der Physiker Ernest Rutherford und der Chemiker Frederic Soddy. Sie erkannten als Erste, dass man die Zerfälle natürlich vorkommender radioaktiver Elemente zur Altersbestimmung nutzen kann. Einen großen Schritt zur Anwendung dieses Prinzips machten der englische Geologe Arthur Holmes und der amerikanische Physiker Alfred O.C. Nier, als sie im Mineral Zirkon einen Schlüssel zur absoluten Altersbestimmung von Gesteinen fanden.

Während ihres Wachstums lagert diese Verbindung aus Zirkonium, Silizium und Sauerstoff auch geringe Mengen an Uran ein. Dieses sitzt fest im Kristallgitter und zerfällt mit der ihm eigenen Halbwertszeit und über verschiedene Zwischenstufen zu Blei. Die moderne Massenspektrometrie erlaubt es, auch geringste Konzentrationen von Elementen zu messen, so dass man das exakte Verhältnis von Uran zu Blei ermitteln kann. Mithilfe der Halbwertszeit lässt sich der Zeitpunkt berechnen, zu dem das Uran in den Kristall eingebaut wurde.

Wie alt ist die Erde nun?
Das aktuell anerkannte Alter unseres Planeten beträgt 4,55 ± 0,05 Milliarden Jahre. Dieses Alter wurde allerdings an Meteoriten gemessen. Deren Material bildete sich etwa zeitgleich mit der Erde aus der Staubscheibe des noch jungen Sonnensystems, kühlte jedoch schneller ab. Auf der deutlich größeren Erde dauerte es einige Zeit, bis sich auf der glutflüssigen Oberfläche erste Teile einer festen Gesteinskruste bildeten, deren Reste man heute in Form von Zirkonen finden kann. Sie sind die einzigen bis heute erhaltenen Relikte dieser ältesten Kruste. Man findet diese Zirkone, eingebettet in jüngeres Gestein, in den Jack Hills im Westen Australiens. Sie weisen ein Alter von 4,4 Milliarden Jahren auf. Das älteste komplett erhaltene Gestein, auf das man seinen Fuß setzen kann, ist der sogenannte Acasta Gneis im Norden Kanadas mit einem Alter von 4,03 Milliarden Jahren.

Information: Dipl. Geologe Sascha Staubach, Institut für Geowissenschaften, Fachbereich 11, Campus Riedberg, Tel.: (069) 798-40207, staubach@em.uni-frankfurt.de

Die aktuelle Ausgabe von „Forschung Frankfurt“ (1/2017) können Journalisten kostenlos bestellen: ott@pvw.uni-frankfurt.de. Im Internet steht sie unter: www.forschung-frankfurt.de.

Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main. Internet: www.uni-frankfurt.de

Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Tel: (069) 798-13035, Fax: (069) 798-763 12531, kaltenborn@pvw.uni-frankfurt.de

Quelle: idw

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Neue Studien belegen: Übergewicht und Adipositas noch gefährlicher als angenommen

Kerstin Ullrich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten

Ein hoher Body-Mass-Index (BMI) ist noch gefährlicher als bisher angenommen: Das Risiko, an Herzkreislauf-Leiden zu erkranken, steigt mit zunehmendem Gewicht. Bei übergewichtigen Menschen ist es im Vergleich zu Menschen mit einem normalen BMI doppelt so hoch, bei schwer übergewichtigen Menschen sogar mehr als zehnfach höher als bei Normalgewichtigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine groß angelegte Studie aus Europa und den USA, die jetzt aktuell im Fachmagazin Lancet Public Health veröffentlicht worden ist.

„Die Untersuchung zeigt, wie wichtig weltweit die Bekämpfung von Übergewicht ist und unterstreicht umso mehr die Forderungen nach einer wirkungsvollen bevölkerungsweiten Prävention“, betont Dr. Dietrich Garlichs, Sprecher der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). „Unser Gesundheitswesen allein konnte der Herausforderung Adipositas bisher nicht erfolgreich begegnen“, ergänzt Professor Dr. med. Manfred James Müller, Vorstandssprecher des Kompetenznetzes Adipositas und Vertreter der Deutschen Adipositas-Gesellschaft.

In der Studie des Departments of Epidemiology and Public Health am University College London haben Wissenschaftler über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren die Daten von 120 813 Männern und Frauen ausgewertet. Im Verlauf der Untersuchung wurde deutlich, dass schon bei einer Adipositas Grad eins das Risiko für das Auftreten eines Typ-2-Diabetes, einer koronaren Herzerkrankung sowie eines Schlaganfalls deutlich steigt. Bei übergewichtigen Personen war es doppelt so hoch, bei Patienten mit einer Adipositas Grad eins bereits fünfmal höher und bei Auftreten einer schweren Adipositas des zweiten und dritten Grades sogar um das 15-fache gestiegen. Von „Übergewicht“ sprechen die Ärzte bei einem BMI zwischen 25 und unter 30 kg/m2. Ist der Wert über 30 sprechen sie von einer „Adipositas“. Diese wird noch einmal in verschiedene Schweregrade eingeteilt: Bei einem BMI zwischen 30 und 35 liegt eine Adipositas Grad eins vor, zwischen BMI 35 und 40 handelt es sich um eine schwere Adipositas zweiten Grades. Ist der BMI über 40, liegt eine besonders schwere Adipositas dritten Grades vor.

„Die Ergebnisse der Studie betonen die medizinische Notwendigkeit, Patienten mit Übergewicht und Gefäßerkrankungen frühzeitig auf Diabetes zu untersuchen und die Aufmerksamkeit ebenso auf die Prävention von Gefäßerkrankungen bei übergewichtigen Personen mit Diabetes zu lenken“, sagt Müller.

Weltweit hat sich seit 1980 die Rate der Adipositas in mehr als 70 Ländern verdoppelt. So waren laut einer Studie, die aktuell im New England Journal of Medicine vorgestellt wurde, im Jahr 2015 insgesamt 107,7 Millionen Kinder und 603,7 Millionen Erwachsene adipös. Global sind etwa vier Millionen Todesfälle auf die Ursache Übergewicht zurückzuführen – rund 70 Prozent der Todesfälle, die mit einem hohen Body-Mass-Index zusammenhingen, gingen auf das Konto von Herzkreislauf-Erkrankungen. „Diese dramatische Entwicklung zeigt die Dringlichkeit, mit Hilfe einer bevölkerungsweiten, präventiven Gesundheitsförderung und Regulierung, Lebensstile positiv zu beeinflussen und die Zunahme dieser Erkrankungen zu stoppen“, so Müller.

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) empfiehlt vor diesem Hintergrund in Anlehnung an Empfehlungen der Vereinten Nationen und der WHO vier wesentliche Maßnahmen für eine wirkungsvolle Prävention von Übergewicht und Adipositas in Deutschland:

• Steuersenkung für gesunde Lebensmittel mit geringer Energiedichte und geringem Gehalt an Zucker, Fetten oder Salz;

• Steuererhöhung für energiedichte Lebensmittel mit hohem, über den Empfehlungen liegendem Gehalt an Zucker, Fetten oder Salz;

• ein Verbot für die Werbung ungesunder Lebensmittel und Getränke an Kinder (zumindest insoweit als diese die Nährwertprofile der WHO nicht erfüllen);

• eine verpflichtende Kennzeichnung aller Lebensmittel durch ein für alle Bevölkerungsgruppen leicht verständliches, den Gehalt an Zucker, Fett, Salz und Energie klar kennzeichnendes
(Ampel-)System.

Quellen:
Lancet Public Health 2017; 2: e277-85:Overweight, obesity, and risk of cardiometabolic multimorbidity: pooled analysis of individual-level data for 120 813 adults from 16 cohort studies from the USA and Europe: http://www.thelancet.com/journals/lanpub/article/PIIS2468-2667(17)30074-9/fullte…

The new england journal of medicine: June 12, 2017-DOI: 10.1056/NEJMoa1614362 Health Effects of Overweight and Obesity in 195 Countries over 25 Years: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1614362#t=article

DANK-Strategiepapier: http://www.dank-allianz.de/files/content/dokumente/150612_DANK-Strategiepapier.p…

DANK-Grundsatzpapier: http://www.dank-allianz.de/files/content/dokumente/DANK-Grundsatzpapier_ES.pdf

Quelle: idw

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Sonnencremes: Darauf kommt es bei der Darstellung der Wirksamkeit an

Nicole Siller Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung

Selbst Hautärzte unterschätzen die Schutzwirkung von Sonnencremes, wenn diese ungünstig dargestellt wird, wie eine Studie unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zeigt. Verbrauchern kann eine einfache Faustregel helfen.

Richtiger Sonnenschutz ist angesichts der weltweit wachsenden Zahl der durch UV-Strahlung verursachten Hautkrebs-Fälle wichtig. Sonnencremes schützen vor schädlicher UV-Strahlung und der Lichtschutzfaktor (LSF) einer Creme ist eine zentrale Kennzahl für Verbraucher. Doch über die Wirksamkeit von Sonnencremes kursieren viele Mythen und Falschinformationen – deren Schutzwirkung wird tendenziell eher unterschätzt. Mitunter wird fälschlicherweise behauptet, dass Sonnencremes mit einem Lichtschutzfaktor höher als 30 kaum Verbesserungen im Schutz gegenüber Cremes mit geringerem Lichtschutzfaktor bieten. Selbst Dermatologen haben Schwierigkeiten bei der Einschätzung der Wirksamkeit von Sonnencremes, wenn diese nicht mit dem gängigen Lichtschutzfaktor, sondern als Prozentzahl der durch die Sonnencreme absorbierten hautrötenden Strahlung angegeben wird. Das hat eine gemeinsame Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung unter anderem mit der Abteilung für Dermatologie am Henry Ford Hospital in Detroit und der Abteilung für Dermatologie am Universitätsspital Zürich herausgefunden, die in der Fachzeitschrift JAMA Dermatology veröffentlicht wurde.

Insgesamt nahmen 261 Hautärzte aus Deutschland, den USA, der Schweiz und Australien an einem webbasierten Experiment teil, bei dem zehn Paare von Sonnencremes mit den fünf gängigen Lichtschutzfaktoren 10, 15, 20, 30 und 50 miteinander verglichen werden sollten. Informationen zu deren Wirksamkeit wurden den Ärzten auf drei unterschiedliche Arten präsentiert: dem Lichtschutzfaktor selbst, dem Anteil der durch die Sonnencreme absorbierten oder dem Anteil der durch die Sonnencreme durchgelassenen hautrötenden Strahlung in Prozent. Die Hautärzte sollten paarweise beurteilen, um wie viel länger die Schutzdauer der stärkeren im Vergleich zur weniger starken Creme ist.

Das Ergebnis zeigt, dass die längere Schutzdauer, die Sonnencremes mit höherem Lichtschutzfaktor haben, von der überwiegenden Mehrheit der Dermatologen systematisch unterschätzt wurde, wenn die Wirksamkeit mit der Prozentzahl der durch die Sonnencreme absorbierten hautrötenden Strahlung angegeben wurde. Beispielsweise absorbiert eine Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor von 30 bereits 96,7 Prozent der hautrötenden Sonnenstrahlung, während eine Creme mit einem Lichtschutzfaktor von 60 dann 98,3 Prozent absorbiert. Zunahmen im Lichtschutzfaktor wirken somit klein, der Schutz wird eher unterschätzt. „Diese Kennzahl ist irreführend. Wenn es zum Sonnenbrand kommt, dann spielt es keine Rolle, wie viel der Strahlen durch die Sonnencreme absorbiert werden, sondern wie viel die Haut davon aufnimmt“, sagt Erstautor Stefan Herzog vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Er untersucht am Forschungsbereich „Adaptive Rationalität“, wie man menschliche Urteile und Entscheidungen – insbesondere auch ärztliche Entscheidungen – verbessern kann.

Tatsächlich bedeutet eine Erhöhung des Lichtschutzfaktors von 30 auf 60, eine Halbierung der durch die Sonnencreme durchgelassenen Strahlung von 3,3 Prozent auf 1,7 Prozent und somit doppelten Schutz (siehe Abbildung). Am verständlichsten scheinen Angaben zu sein, die mit dem Lichtschutzfaktor arbeiten. Hier unterschätzten die Hautärzte die Schutzdauer nur ganz leicht.

Das Ergebnis der Studie hat auch Implikationen für die Gesundheitskommunikation: „Aus unserer Sicht sollten sich Dermatologen bei der Beurteilung und Kommunikation der Wirksamkeit einer Sonnencreme ausschließlich auf den Lichtschutzfaktor konzentrieren. Andere Kennzahlen, wie durch die Sonnencreme absorbierte oder durchgelassene hautrötenden Strahlung, sind ungeeignet. Vereinzelt findet man solche Angaben beispielsweise in etablierten Medien oder sogar in Fachzeitschriften und in staatlichen Gesundheitsinformationen“, sagt Koautor Christian Surber von der Abteilung für Dermatologie am Universitätsspital Zürich. Als Faustregel für Patienten und Verbraucher könne gelten, Sonnencremes mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 und einem „broad spectrum“ Schutz zu verwenden. Solche Cremes schützen sowohl gegen UVA- und UVB-Strahlen, die Hautalterung und Sonnenbrand verursachen. Neben dem Auftragen von Sonnencremes sind auch weitere Maßnahmen, wie beispielsweise ausreichend Schatten zu suchen oder schützende Kleidung zu tragen, ein wichtiger Bestandteil des richtigen Sonnenschutzes.

Originalstudie
Herzog, S. M., Lim, H. W., Williams, M. S., De Maddalena, I. D., Osterwalder, U., & Surber, C. (2017). Sun protection factor communication of sunscreen effectiveness: A web-based study of perception of effectiveness by dermatologists. JAMA Dermatology, 153, 348-350.
doi:10.1001/jamadermatol. 2016.4924

Weitere Informationen:
http://www.mpib-berlin.mpg.de/de/presse/2017/06/sonnencremes-darauf-kommt-es-bei…

Quelle: idw

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Bürger forschen in einem wissenschaftlichen Projekt der Universität Greifswald

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

„Spaß am Erkenntnisgewinn“ ist das zentrale Anliegen des Citizen Science-Projekts „Forschung. Umweltbildung. Naturschutz – Mit F.U.N. in die Wildnis“. Start für das Bürgerforschungsprojekt war am 29. Juni 2017 in Wooster Teerofen im Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide in Mecklenburg-Vorpommern. Über die Onlineplattform www.fledermausfun.de können sich Interessierte an Fledermaus- und Naturschutzforschung beteiligen. Das Projekt wird mit 390.000 Euro von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert.

Anders als in vielen ähnlichen Citizen Science-Projekten beschränkt sich die Bürgerbeteiligung bei F.U.N. nicht nur auf das Sammeln von Daten. Die interessierten Hobbywissenschaftlerinnen und -wissenschaftler können am gesamten Wissensprozess – von der Fragestellung über die Datenanalyse bis hin zur deren Interpretation – teilhaben und das unabhängig von Alter und Vorkenntnissen. Ziel ist es, der breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit zur Teilhabe an aktueller Wissenschaft zu bieten, die in konkreten Handlungsempfehlungen für den Naturschutz mündet. Spezielle Angebote wurden vor allem für Schülerinnen und Schüler entwickelt. Für Interessierte, die keine Daten auswerten wollen, bietet die Onlineplattform viele Tipps und Informationen über Fledermäuse und Naturschutz im Allgemeinen.

Das Onlineportal
Um dieses Angebot überregional anbieten zu können, wurde das Onlineportal http://www.fledermausfun.de eingerichtet. Um bei der Auswertung eine hohe Datenqualität abzusichern, werden Interessierte nach dem ersten LogIn zunächst zu einer Onlineschulung geleitet. Wenn diese absolviert wurde, wird das gerade erworbene Wissen anhand beispielhafter Testdaten überprüft. Verläuft der Test erfolgreich, dürfen die Teilnehmer die Daten analysieren, die automatisiert in der Nossentiner/Schwinzer Heide gewonnen werden. Ein Datensatz gilt als ausgewertet, sobald er von mindestens zwei unterschiedlichen Teilnehmern auf die gleiche Weise analysiert wurde. Diese Datensätze werden anschließend nochmals stichprobenartig vom F.U.N.-Projektteam überprüft und zusammengeführt. An den daraus resultierenden Publikationen werden die Bürgerwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beteiligt.

Angebote für Schulen
Für Schulen aller Klassenstufen und Schularten sowie für Kindergärten bietet die Online-Plattform außerdem didaktisch aufbereitete Unterrichtskonzepte, die sich am Lehrplan orientieren. Es werden kostenlose Materialien mit Stundenkonzepten, Arbeitsmaterialien, Lernzielen und Hintergrundinformationen für die Lehrkräfte bereitgestellt. Darüber hinaus werden Lehrerinnen und Lehrer eingeladen, die Datensätze im Unterricht auszuwerten und so die Unterrichtsstunden oder den Projektunterricht praxisnah zu gestalten. Getestet werden die Unterrichtskonzepte zunächst mit Partnerschulen aus Mecklenburg-Vorpommern und Bayern und unter Beteiligung der Fachdidaktik Biologie der Universität Rostock.

Die Projektregion
Der Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide eignet sich für das Projekt in besonderer Weise. Das Großschutzgebiet befindet sich in weiten Teilen im Wandel zu einem naturnahen Lebensraum vieler seltener Tier- und Pflanzenarten. Hier findet seit über 30 Jahren „bürgerliche“ Forschung an den zehn im Naturpark vorkommenden Fledermausarten statt. Deren Populationen bilden den Forschungs- und Bildungsschwerpunkt des Projektes.

Dank zahlreicher Initiativen und Aufklärungskampagnen sind Fledermäuse mit ihrem für Säugetiere einzigartigem Flug und ihrer Orientierung mittels Echoortung in völliger Dunkelheit in den vergangenen Jahren zu Sympathieträgern in weiten Teilen der Bevölkerung geworden. Zudem sind alle in Deutschland vorkommenden Arten geschützt und daher für den Naturschutz relevant. Da Fledermäuse mit Hilfe moderner Techniken vergleichsweise leicht beobachtet und automatisiert überwacht werden können, eignen sie sich gut für ein Citizen Science-Projekt. Dies geschieht beispielsweise über kleine Tiertransponder, ähnlich wie sie auch bei Haustieren verwendet werden.
Aus den durch F.U.N. gewonnenen Erkenntnissen zum Schutz der Fledermäuse sollen Prinzipien erarbeitet werden, die sich nach einer erfolgreichen Testphase in der Nossentiner/Schwinzer Heide für bundesweite Schutzempfehlungen eignen.

Weitere Informationen
http://www.uni-greifswald.de/fledermausfun
http://www.fledermausfun.de

Ansprechpartner „Mit FUN in die Wildnis“ an der Universität Greifswald

Prof. Dr. Gerald Kerth
Projektleiter
Telefon 03834 420 4100
gerald.kerth@uni-greifswald.de

Michael Gerhard Schöner
Projektkoordinator und Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Telefon 03834 420 4273
schoenerm@uni-greifswald.de

Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Zoologisches Institut und Museum
Lehrstuhl für Angewandte Zoologie und Naturschutz
Johann-Sebastian-Bach-Straße 11/12
17489 Greifswald
Telefon 03834 420 4251
Telefax 03834 420 4252
zimg.sekretariat@uni-greifswald.de

Quelle: idw

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Mitbestimmung wichtiger als Stabilitätsanker in Zeiten von Kapitalmarktdominanz und Digitalisierung

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Böckler-Konferenz für Aufsichtsräte

Mitbestimmung immer wichtiger als Stabilitätsanker in Zeiten von Kapitalmarktdominanz und Digitalisierung

Ausschließlich am Kapitalmarkt orientierte Investoren wie US-Vermögensverwaltungen bauen im Zuge des Booms von passiven ETF-Fonds ihre Beteiligungen an deutschen Unternehmen aus. Allein dem Vermögensverwalter Black Rock gehörten Ende 2015 gut 5 Prozent aller Aktien der DAX-Unternehmen. Damit war das US-Unternehmen einer der größten Anteilseigner quer durch alle Branchen.

Gleichzeitig verändert die Digitalisierung die Arbeitswelt in Deutschland tiefgreifend. Die Mitbestimmung der Beschäftigten ist in dieser Situation ein besonders wichtiger Stabilitätsanker für Gesellschaft und Wirtschaft, weil sie dazu beiträgt, dass sich Menschen am Arbeitsplatz weniger „ausgeliefert“ fühlen. Dass die Beschäftigten in den Aufsichtsräten bei wichtigen Unternehmensentscheidungen mitbestimmen und von Betriebsräten unterstützt werden, kann Frustrations- und Entfremdungsgefühlen entgegenwirken, die zugespitzte Konflikte um Arbeitsplätze und politische Radikalisierung auslösen (siehe auch die Zitate). Das kommt allen zugute: Studien zeigen, dass mitbestimmte Betriebe innovativer sind.

Allerdings erfassen die rechtlichen Regelungen zur Mitbestimmung, 40 Jahre oder älter, nicht mehr alle gängigen Unternehmensformen. Die Folge: Unternehmen nutzen, teilweise durch Europarecht entstandene, juristische Schlupflöcher, um ihren Beschäftigten Mitbestimmungsrechte im Aufsichtsrat vorzuenthalten. Davon sind derzeit mehr als 800.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer betroffen, mit steigender Tendenz (mehr Informationen in unserer digitalen Infomappe; Link unten). Unternehmen nutzen vor allem Lücken in der Gesetzgebung zur Europäischen Aktiengesellschaft SE, im Drittelbeteiligungsgesetz und bei exotischen Rechtsformkonstruktionen wie der plc & Co. KG, um Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat zu verhindern. Wie Mitbestimmung gesichert und gestärkt werden kann und welche politischen Kräfte sich im Wahljahr dafür einsetzen, steht im Mittelpunkt der heute begonnenen Böckler-Konferenz für Aufsichtsräte.

Bei der Konferenz sprechen unter anderem Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Reiner Hoffmann, Vorsitzender des DGB und des Vorstands der Hans-Böckler-Stiftung und der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte, Direktor der NRW School of Governance. Statements:

Andrea Nahles: „Die Mitbestimmung ist eine tragende Säule unserer starken Wirtschaft und unserer Wettbewerbsfähigkeit. Aber es gibt gesellschaftliche, unternehmerische und rechtliche Entwicklungen, die mir ernstlich Sorgen machen. Sie drohen, die Mitbestimmung in den Unternehmen auszuhöhlen. Doch Tarifautonomie und Mitbestimmung müssen auch in der digitalen Wirtschaft das Fundament unserer sozialen Marktwirtschaft bilden. Denn nur die Sozialpartnerschaft ermöglicht es, passgenaue Lösungen und gute Kompromisse auszuhandeln, die allen dienen. Der Staat kann und soll Raum für Aushandlungen lassen. Damit sind wir bisher in Deutschland sehr gut gefahren. Aber es gilt auch: Wo die Sozialpartner nicht mehr in der Lage sind, Probleme zu lösen, wo die Sozialpartnerschaft erodiert, ist der Staat gefordert. Dabei steht fest: Jede Lösung, die wir zum Erhalt der Mitbestimmung erfolgreich angehen wollen, wird auch eine europäische Dimension haben müssen.“

Reiner Hoffmann: „Wenn wir jetzt nicht einschreiten, dann wird sich der Geltungsbereich der Mitbestimmung sukzessive auf die bereits heute mitbestimmten Unternehmen beschränken. Junge und wachsende Unternehmen werden sich vor der Mitbestimmung drücken. Das deutsche System verliert damit langfristig seine Relevanz als Gegenmodell zum angelsächsischen Modell, bei dem die Kapitalmärkte den Takt vorgeben. Wenn Finanzinvestoren Unternehmen und Arbeitsplätze als eine Art Handelsware sehen, liefert die Mitbestimmung das Gegenkonzept: Mitbestimmung im Aufsichtsrat bewirkt buchstäblich, dass der menschliche Maßstab für Unternehmen zum Führungsziel wird. Die deutsche Politik muss schnell aktiv werden, ehe der Standortvorteil Mitbestimmung verspielt ist.

Diese Einschätzung teilt auch der Deutsche Bundesrat.
Er hat in seiner Entschließung ‚Mitbestimmung zukunftsfest gestalten‘ im Februar festgestellt, er betrachte mit großer Sorge, dass, ich zitiere, ‚sich junge, wachsende Kapitalgesellschaften zunehmend dem Geltungsbereich der Gesetze zur Unternehmensmitbestimmung entziehen‘ und damit ‚den gesellschaftlichen Konsens und die Zukunft der Sozialpartnerschaft in Deutschland in Frage‘ stellen. Weiter heißt es: ‚Der Bundesrat fordert die Bundesregierung daher dazu auf, Lücken im deutschen Mitbestimmungsrecht zu schließen und gleichzeitig auf europäischer Ebene dafür einzutreten, dass entsprechende Schlupflöcher geschlossen und keine neuen Umgehungstatbestände geschaffen werden‘. Damit ist die nächste Bundesregierung am Zug – wer immer sie auch stellt.“

Prof. Dr. Karl-Rudolf Korte: „Die Mitbestimmung gehört zur institutionellen Ausstattung der deutschen Gesellschaft, die durch ihre sozial ausgleichende Wirkung verhindert, dass die politischen Ränder ähnlich stark wachsen wie in unseren europäischen Nachbarländern.“

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Norbert Kluge
Leiter der Abteilung Mitbestimmungsförderung
Tel.: 0211-7778-199
E-Mail: Norbert-Kluge@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter der Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
https://www.boeckler.de/veranstaltung_107066.htm – die Veranstaltung im Livestream verfolgen
https://www.boeckler.de/Hans-Boeckler-Stiftung_Mitbestimmung_Gestaltungsprinzip-… – Aktuelle Hintergrundinformationen in unserer digitalen Infomappe
http://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2016/0701-0800/740-16(B).pdf?__bl… – Entschließung des Bundesrates „Mitbestimmung zukunftsfest gestalten“

Quelle: idw

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Weltrekord bei der Auswertung von Satellitendaten: Städten beim Wachsen zusehen

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Drei Millionen Messpunkte pro Quadratkilometer: Prof. Xiaoxiang Zhu hat mit ihrem Team einen Weltrekord bei der Auswertung von Satellitendaten aufgestellt. Dank neuer Algorithmen konnten die Forscherinnen und Forscher der Technischen Universität München (TUM) aus den Messwerten des Radarsatelliten TerraSAR-X vierdimensionale Punktwolken von Berlin, Las Vegas, Paris und Washington, D.C. erstellen. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler alle Städte der Welt abbilden.

Weltweit wachsen die Metropolen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen lebt bereits heute gut die Hälfte der Erdbevölkerung in Städten, 2050 sollen es zwei Drittel sein. „Dieses Wachstum stellt hohe Anforderungen an die Sicherheit von Gebäuden und Infrastruktur, weil Schäden Menschenleben bedrohen können“, sagt Xiaoxiang Zhu, Professorin für Signalverarbeitung in der Erdbeobachtung an der TUM.

Gemeinsam mit ihrem Team hat sie ein Verfahren entwickelt, mit dem sich potentielle Gefahren frühzeitig erkennen lassen: Beispielsweise könnten Senkungen des Untergrunds zum Einsturz von Gebäuden, Brücken, Tunneln und Staudämmen führen. Mit der neuen Methode lassen sich bereits Veränderungen von einem Millimeter pro Jahr aufspüren und sichtbar machen.

Dreidimensionaler Radarblick auf die Metropolen der Welt
Die Daten für das detaillierte Bild der Städte liefert der TerraSAR-X, der genaueste zivile Radarsatellit der Welt. Seit 2007 umkreist er unseren Planeten in einer Höhe von etwa 500 Kilometern, sendet Mikrowellenimpulse zur Erde und fängt deren Echo wieder auf. „Diese Messungen ergeben zunächst einmal nur ein zweidimensionales Bild mit einer Auflösung von einem Meter“, erklärt Zhu.

Die TUM-Professorin kooperiert mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), an dem sie auch eine eigene Arbeitsgruppe leitet. Das DLR ist für Betrieb und Nutzung des Satelliten für wissenschaftliche Zwecke zuständig. „Dass die Aussagekraft der Bilder begrenzt ist, liegt daran, dass sich die Reflexionen verschiedener Objekte, die gleich weit vom Satelliten entfernt sind, überlagern. Dieser Effekt reduziert die dreidimensionale Welt auf ein zweidimensionales Bild.“

Mit Hilfe eines von ihr entwickelten Algorithmus konnte Zhu nicht nur die dritte und sogar die vierte Dimension (Zeit) rekonstruieren, sondern auch gleich einen Weltrekord aufstellen: Drei Millionen Messpunkte errechnet der Computer pro Quadratkilometer. Daraus lassen sich hochpräzise, vierdimensionale Punktwolken erstellen.

Verschiedene Blickwinkel ergeben ein genaues Bild
Der Trick dabei: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen leicht verschiedene Blickwinkel des Satelliten. Dieser überfliegt jede Region der Erde im Rhythmus von elf Tagen. Allerdings ist seine Position nicht immer exakt dieselbe. Diese Orbitvariationen von etwa 250 Metern nutzen die Forscherinnen und Forscher bei der Radartomographie aus, um die Lage jedes Punkts im dreidimensionalen Raum zu messen. Das Prinzip dieser Methodik ist dasselbe wie bei der Computertomografie, die einen Blick in den menschlichen Körper erlaubt: Verschiedene Messungen aus unterschiedlichen Richtungen werden zu einem dreidimensionalen Bild zusammengeführt.

„Da dieses Verfahren in der dritten Dimension nur eine schlechte Auflösung liefert, setzen wir zusätzlich Compressive Sensing-Methoden ein, mit denen sich die Auflösung um das 15fache verbessern lässt“, sagt Zhu.

Mit den Radarwellen des TerraSAR-X können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Strukturen auf der Oberfläche sehr genau erfassen: beispielsweise die Form und Höhe von Gebäuden. Für Berlin, Las Vegas, Paris und Washington, D.C. wurden auf diese Weise hochpräzise 3D-Modelle errechnet.

Die vierte Dimension
Nachdem die verwendeten Radarbilder im Abstand von je 11 Tagen, also zu unterschiedlichen Zeiten, aufgenommen werden, lässt sich auch die zeitliche Veränderung – und damit die vierte Dimension – sichtbar machen. Das 4D-Modell, das so entsteht, zeigt kleinste Veränderungen mit einer Genauigkeit eines Bruchteils der Radarwellenlänge. So lassen sich beispielsweise die thermische Ausdehnung von Gebäuden im Sommer oder Deformationen, die durch eine Senkung des Untergrunds verursacht werden, mit einer Präzision von zirka einem Millimeter pro Jahr erfassen. Zhu: „Die Methode eignet sich, um Gefahrenpunkte aufzuspüren. Satellitentechnik kann damit einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Gebäude und Infrastruktur in Städten sicherer zu machen.“

Künftig wollen die Forscherinnen und Forscher den Metropolen sogar beim Wachsen zusehen. Im ERC Projekt „So2Sat“, das gerade gestartet ist, werden alle Ballungsgebiete der Welt kartiert und langfristig beobachtet. Schwerpunkt der Untersuchungen sind die Schwellenländer, wo innerhalb kürzester Zeit ganze Stadtteile aus dem Boden wachsen. Erstmals wollen Zhu und ihr Team mehrere verschiedene Big Data-Quellen nutzen: Messungen von Satelliten werden kombiniert mit Kartenmaterial aus Open Street Map und dem schier unbegrenzten Strom von Bildern, Texten und Aktivitätsmustern aus sozialen Netzwerken.

Bei der Auswertung der gewaltigen Datenmenge werden die Forscher vom Leibniz Rechenzentrum unterstützt.

Publikationen:
– Kang J., Wang Y., Körner M., Zhu X.: „Robust Object-based Multipass InSAR Deformation Reconstruction“, IEEE Transactions on Geoscience and Remote Sensing, in press. DOI: 10.1109/TGRS.2017.2684424
http://ieeexplore.ieee.org/document/7926387/

– Wang, Y., Zhu, X.X., Zeisl, B., Pollefeys, M., 2017: „Fusing Meter-Resolution 4-D InSAR Point Clouds and Optical Images for Semantic Urban Infrastructure Monitoring“, IEEE Transactions on Geoscience and Remote Sensing, Volume: 55, Issue: 1, Jan. 2017; DOI: 10.1109/TGRS.2016.2554563
http://ieeexplore.ieee.org/document/7587405/

– Montazeri S., Zhu X., Eineder M., Bamler R., 2016: „3-D Deformation Monitoring of Urban Infrastructure by Tomographic SAR Using Multi-Track TerraSAR-X Data Stacks“, IEEE Transactions on Geoscience and Remote Sensing, Volume: 54, Issue: 12, Dec. 2016; DOI: 10.1109/TGRS.2016.2585741
http://ieeexplore.ieee.org/document/7548332/

Kontakt:
Prof. Xiaoxiang Zhu
Technische Universität München
Professur für Signalverarbeitung in der Erdbeobachtung
Tel: +49 8153283531
xiaoxiang.zhu@tum.de

Weitere Informationen:
https://mediatum.ub.tum.de/1362308

Quelle: idw

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DKOU 2017: Orthopäden und Unfallchirurgen setzen sich für aktiven Lebensstil ein

Anne-Katrin Döbler, Lisa Ströhlein – Pressestelle DKOU 2017 (Thieme-PR) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Jedes Jahr verletzen sich 1,25 Millionen Bundesbürger beim Sport so schwer, dass sie ärztlich versorgt werden müssen. Überbelastung, hohe Risikobereitschaft und eine mangelnde Vorbereitung auf das Training führen immer wieder zu Unfällen. Gleichzeitig leben in Deutschland viele Millionen Menschen, die sich aufgrund einer Erkrankung nicht mehr schmerzfrei bewegen können. Auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) stellen Experten vom 24. bis 27. Oktober 2017 Therapien vor, mit denen sie Beweglichkeit bis ins hohe Alter erhalten und verlorene Beweglichkeit wiederherstellen können.

Mit mehr als 10.000 Teilnehmern aus dem In- und Ausland ist der DKOU der größte europäische Kongress dieser Fachrichtung.

„Orthopädie und Unfallchirurgie haben in den vergangenen Jahren neue Methoden entwickelt, die Unfallopfer und Verletzte immer schneller wieder mobil machen“, sagt Professor Dr. med. Ingo Marzi, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), mit Blick auf den DKOU 2017. Während Patienten früher wochenlang im Gips lagen, kennen Unfallchirurgen und Orthopäden heute modernere Verfahren, die den Patienten schneller wieder auf die Beine bringen.

Sportverletzungen vermeiden und behandeln
„Als Orthopäden und Unfallchirurgen begrüßen wir den hohen Stellenwert, den Sport mittlerweile in unserer Gesellschaft eingenommen hat“, betont Marzi, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt. „Immer wieder behandeln wir auch ältere Patienten, die ihr Leben noch aktiv gestalten können und sich bei Unfällen schmerzhafte Verletzungen zuziehen.“ Rekonstruktive Eingriffe werden daher bei immer älteren Patienten erfolgreich durchgeführt.

Mit Bewegung gegen die Schmerzen
„Sich schmerzfrei bewegen zu können, ist eine wichtige Voraussetzung für ein gesundes, selbstbestimmtes Leben“, erklärt auch Professor Dr. med. Andrea Meurer, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC). Erkrankungen der Gelenke können in jedem Lebensalter – bei Kindern ebenso wie bei älteren Menschen – die Beweglichkeit und damit die Lebensqualität einschränken. Die Betroffenen leiden an Schmerzen und fallen deswegen oft in eine Schonhaltung. Dadurch gerieten sie aber in einen Teufelskreis, so Meurer, die die Orthopädische Universitätsklinik Friedrichsheim leitet: „Schont sich der Patient, wird weniger Gelenkflüssigkeit produziert und die Knorpel werden rau und spröde, was wiederum zu mehr Verschleiß und Schmerzen führt. Regelmäßiges, moderates Training hilft dagegen, die Gelenkfunktion länger zu erhalten.“ Dies gelte auch für Patienten, die bereits eine Endoprothese tragen: Bewegung stabilisiert das Zusammenspiel zwischen Kunstgelenk, Knochen und Muskeln.

Bewegung beugt Erkrankungen vor
In einer Forsa-Umfrage mit 1.210 Teilnehmern gaben nur zwei Drittel der Befragten an, sich mindestens 30 Minuten am Tag per Fahrrad oder zu Fuß zu bewegen. Die meiste Zeit des Tages verbringen die Deutschen im Sitzen, davon fast drei Stunden täglich im Fernsehsessel. „Bewegungsmangel ist, neben kalorienreicher Ernährung, der häufigste Grund für Übergewicht und Fettleibigkeit. Übergewicht verdoppelt das Risiko für eine Knie-Arthrose, Fettleibigkeit verdreifacht es“, sagt Professor Dr. med. Alexander Beck, Vorstandsmitglied im Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). „Es ist daher unsere Aufgabe, den Patienten zu einer Gewichtsreduktion zu raten und sie darüber aufzuklären, wie sie mehr Bewegung in ihren Alltag integrieren können und wie sie gesund Sport treiben können“, betont der Chefarzt der Abteilung für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Juliusspital in Würzburg.

Im Rahmen des DKOU 2017 wird auch wieder ein Patiententag stattfinden.

Der gemeinsame Kongress der DGOOC, DGU und des BVOU findet vom 24. bis 27. Oktober 2017 auf dem Messegelände Süd in Berlin statt. Die Anmeldung zum DKOU 2017 ist im Internet möglich. Unter http://dkou.org/ können Interessenten ausgewählte Vorträge außerdem live verfolgen. Nähere Informationen sind bei Intercongress GmbH, Wilhelmstraße 7, 65185 Wiesbaden, Tel. 0611 977-160, dkou@intercongress.de erhältlich. Journalisten akkreditieren sich über die DKOU-Pressestelle.

Quellen:
(1) Sportunfälle – Häufigkeit, Kosten, Prävention; Studie der ARAG Allgemeine Versicherungs-AG in Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Sportmedizin
(2) „Beweg dich, Deutschland!“ – TK Bewegungsstudie 2016

Weitere Informationen:
http://www.dkou.de

Quelle: idw

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Inseln und Küstenregionen am meisten gefährdet

Julia Wandt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Mit Konstanzer Beteiligung wurden erstmals weltweite Hotspots für nicht heimische Tier- und Pflanzenarten identifiziert
Die Verteilung von Neobiota, nicht-heimischer Arten, auf verschiedene Regionen der Erde ist höchst unterschiedlich. Wo sich die globalen Hotspots für eingebürgerte, nicht heimische Arten befinden, war allerdings bislang unklar. Ein internationales Forschungsteam unter Mitwirkung des Ökologen Prof. Dr. Mark van Kleunen von der Universität Konstanz legt nun erstmals eine Analyse dieser Hotspots vor: Demnach finden sich die meisten Neobiota auf Inseln und in Küstenregionen.

Die Studie wurde in der renommierten Zeitschrift Nature Ecology and Evolution vom 12. Juni 2017 veröffentlicht.
Verursacht durch den Menschen dringen zunehmend Arten in neue Gebiete vor, in denen sie ursprünglich nicht heimisch waren. Die Anzahl eingebürgerter Neobiota ist in verschiedenen Regio-nen der Erde unterschiedlich groß. Unklar war jedoch, wo die meisten etablierten Neobiota anzutreffen sind und welche Faktoren deren Verteilung prägen.

Ein internationales Team aus 25 Forscherinnen und Forschern unter der Leitung von Dr. Wayne Dawson von der Universität Durham (Großbritannien), der seine Forschung auf diesem Gebiet in der Konstanzer Arbeitsgruppe von Mark van Kleunen begann, erstellte eine Datenbank mit den Vorkommen von acht Tier- und Pflanzengruppen (Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien, Fische, Spinnen, Ameisen, Gefäßpflanzen) in einer Region außerhalb ihres Heimatgebiets. Insgesamt wurde die Verbreitung auf 186 Inseln und 423 Regionen auf Kontinenten erfasst. So konnten die Wissenschafterinnen und Wissenschaftler zum ersten Mal überhaupt die globale Verteilung von Neobiota in einer großen Anzahl wichtiger Organismengruppen erfassen.

Wichtigstes Ergebnis: Inseln und Küstenregionen auf Kontinenten weisen die höchsten Zahlen eingebürgerter Neobiota auf. An erster Stelle befindet sich Hawaii, gefolgt von der Nord-Insel von Neuseeland und den kleinen Sunda-Inseln Indonesiens. „Hawaii und Neuseeland liegen im Spitzenfeld bei allen untersuchten Artengruppen“, erklärt der ebenfalls beteiligte Ökologe Dr. Franz Essl von der Universität Wien (Österreich): „Beide Regionen sind abgelegene und ursprünglich sehr isolierte Inseln, in denen manche Organismengruppen von Natur aus fehlten – wie etwa Säugetiere. Heute liegen beide Regionen in ökonomisch hochentwickelten Ländern mit intensiven Handelsbeziehungen und dementsprechend massiven Folgen für die Einschleppung und Einbürgerung von Neobiota“.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten auch, welche Faktoren dafür entscheidend sind, ob eine Region viele oder wenige eingebürgerte Neobiota aufweist. „Wir fanden einen deutlichen Anstieg der Anzahl eingebürgerter Neobiota in dicht besiedelten Regionen sowie in Gebieten mit hoher ökonomischer Entwicklung“, erklärt Dr. Dietmar Moser, ebenfalls von der Universität Wien und Zweitautor der Studie. „Der Grund dafür ist, dass diese Faktoren die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Mensch viele neue Arten in ein Gebiet ‚einschleppt‘. Die dadurch mitverursachte Zerstörung von Lebensräumen begünstigt die Ausbreitung von Neobiota. Inseln und Küstenregionen scheinen daher besonders anfällig zu sein, da sie im globalen Fernhandel eine dominierende Rolle einnehmen.“ Prof. Mark van Kleunen, der Konstanzer Drittautor der Studie, ergänzt: „Neben der Einschleppung neuer fremder Arten besteht ein weiteres bedeutendes Risiko. Viele der fremden Pflanzen und Tiere, die in unseren Häusern und Gärten gehalten werden und sich bisher noch nicht wild lebend etabliert haben, könnten dies in Zukunft tun. Dies gilt insbesondere in Anbetracht des zunehmenden Klimawandels.“

Die große Anzahl von Neobiota in vielen Regionen der Erde hat massive Konsequenzen, da einheimische Arten verdrängt und natürliche Lebensräume verändert werden. Dies ist auf Inseln besonders problematisch, da viele der dort heimischen Arten nur auf der Insel selbst vorkommen und daher besonders rasch durch Neobiota verdrängt werden.

Weltweit gibt es viele Gesetze und Abkommen mit dem Ziel, die Ausbreitung von Neobiota zu reduzieren. „Unsere Studie zeigt, dass die Anstrengungen bislang nicht effektiv genug waren, um mit der Globalisierung Schritt zu halten. Es ist daher dringend erforderlich, effektivere gesetzliche Maßnahmen zu implementieren, besonders für Inseln“, meint Essl. So hat etwa Neuseeland in den letzten Jahrzehnten umfassende Regelungen erlassen, um die Einschleppung weiterer Neobiota zu verhindern. Auch wurden auf kleinen Inseln in den vergangenen Jahren mehrfach eingeschleppte Räuber wie Ratten und Mäuse erfolgreich ausgerottet. Diese Beispiele zeigen, dass erfolgreiches Handeln möglich ist.

Originalveröffentlichung:
W. Dawson, D. Moser, M. van Kleunen, H. Kreft, J. Pergl, P. Pyšek, M. Winter, B. Lenzner, T. Blackburn, E. Dyer, P. Cassey, S. Scrivens, E. Economo, B. Guénard, C. Capinha, H. Seebens, P. Garcia-Diaz, W. Nentwig, E. Garcia-Berthou, C. Casal, N. Mandrák, P. Fuller, C. Meyer, und F. Essl (2017) „Global hotspots and correlates of alien species richness across taxonomic groups“, Nature Ecology and Evolution

DOI: 10.1038/s41559-017-0186

http://nature.com/articles/doi:10.1038/s41559-017-0186

Faktenübersicht:
• Konstanzer Beitrag zur Publikation entstand im Rahmen des Projektes Global Naturalized Alien Flora (GloNAF)
• GLoNAF wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 228.000 Euro gefördert
• Team aus 25 Forscherinnen und Forschern unter der Leitung von Dr. Wayne Dawson von der Universität Durham (Großbritannien)
• Verbreitung wurde auf 186 Inseln und 423 Regionen auf Kontinenten erfasst.

Fotos können im Folgenden heruntergeladen werden:

http://bit.ly/2r1QG10
Halsbandsittich (Psittacula krameri manillensis), ursprünglich aus Asien, nun auch in London zu finden. Bild: Tim Blackburn

http://bit.ly/2r1Ioq1
Grauhörnchen (Sciurus carolinensis), aus Nordamerika, mittlerweile weit im Vereinigten Königreich verbreitet. Bild: Tim Blackburn

http://bit.ly/2r2fZQi
Besenginster (Cytisus scoparius), eine Pflanze, die ursprünglich aus Europa stammt, in Neusee-land eingedrungen. Copyright: Wayne Dawson;

http://bit.ly/2r1Ioq1
Brachyponera chinensis, eine Ameisenart aus Ostasien, jetzt auch im Südosten der USA zu finden. Bild: Benoit Guénard.

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: + 49 7531 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de

Quelle: idw

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Schimpansen belohnen Gefälligkeiten

Jana Gregor Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften (MPIMIS)

Für uns Menschen ist es eine Selbstverständlichkeit: Wir belohnen andere als Zeichen unserer Dankbarkeit. Wissenschaftler der Max-Planck-Institute für evolutionäre Anthropologie und für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig haben nun ähnliche soziale Verhaltensweisen auch bei Schimpansen nachgewiesen. In einem Verhaltensexperiment belohnt ein Tier ein anderes mit Futter, wenn dieses ihm zuvor geholfen hat. Offenbar hat nicht erst der Mensch aus diesem Grund kooperiert, schon der Vorfahr von Mensch und Schimpanse hat offenbar aus einer ähnlichen Motivation heraus untereinander geteilt. Die Studie zeigt, warum Schimpansen dies tun und bestätigt Ergebnisse aus der Spieltheorie.

Dass Schimpansen auf unterschiedliche Weise miteinander kooperieren ist bekannt – nicht jedoch, aus welcher Motivation heraus sie das tun. Die Max-Planck-Wissenschaftler haben deshalb ihren Fokus auf die psychologischen Faktoren gelegt, die bei der Kooperation von Schimpansen eine Rolle spielen. In Verhaltensstudien haben sie untersucht, ob und wann Schimpansen motiviert sind, einander Futter zukommen zu lassen. Sie haben dafür die Reaktion der Tiere auf das Verhalten von Artgenossen beobachtet. Die Schimpansen konnten während des Experiments zwischen zwei Optionen wählen, von denen eine ihnen selbst und dem Partner Futter bescherte. Bei der zweiten erhielten ausschließlich sie selbst Futter.

Die Forscher stellten fest, dass alle Schimpansen ihren Versuchspartner begünstigten – allerdings nur, wenn dieser sie bei der Beschaffung des Futters im Vorfeld unterstützt hatte. Besonders großzügig waren die Tiere, wenn der Partner durch uneigennützige Hilfe sogar riskiert hatte, selbst gar kein Futter zu bekommen. Dieses Verhalten bestätigt spieltheoretische Modelle zu sozialer Kooperation, die zuvor am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften erforscht wurden und die den Anstoß für die Verhaltensstudie lieferten.

Verzichten, um zu belohnen
Materielle Belohnungen gelten als zentraler Bestandteil menschlicher Zusammenarbeit. Die Ergebnisse der aktuellen Studie belegen, dass Schimpansen unter bestimmten Umständen ebenso bereit sind, sich ihren Artgenossen gegenüber erkenntlich zu zeigen. „Am meisten hat uns überrascht, dass die Schimpansen sogar Kosten auf sich nehmen und auf zusätzliches Futter verzichten, um einen Artgenossen für dessen Unterstützung zu belohnen. Bisher galt es als sicher, dass Schimpansen in Situationen wie diesen nur ihren eigenen Vorteil im Blick haben“, sagte Martin Schmelz, einer der Autoren der Studie. Die Tiere können offenbar sogar einschätzen, wie viel Belohnung ihr Partner verdient: Je mehr dieser zuvor riskiert hat, desto größer ist die Bereitschaft, das eingegangene Risiko entsprechend zu honorieren.

„Die Ergebnisse legen nahe, dass die Schimpansen nicht nur die Handlungen sondern auch die kooperativen Absichten ihres Versuchspartners in Betracht ziehen und uneigennütziges von potentiell eigennützigem Verhalten unterscheiden“, sagte Sebastian Grüneisen, ein weiterer Autor der Studie. „Sie zeigen zudem, dass die Tiere einzelne Ereignisse in ihren Entscheidungen berücksichtigen, selbst wenn ihnen hierdurch zunächst ein materieller Nachteil entsteht.“

Schimpansen könnten also eine Art „emotionale Buchhaltung“ führen und soziale Entscheidungen auf emotionaler Ebene treffen. Möglicherweise wollen Schimpansen die Kooperationsbereitschaft des Partners erwidern und den Wunsch nach einer sozialen Bindung signalisieren. Diese Vermutung deckt sich mit dem Befund, dass Schimpansen höhere Oxytocin-Werte – ein Hormon, das an der Ausbildung sozialer Bindungen beteiligt ist – im Blut aufweisen, wenn sie mit Artgenossen interagieren. Weitere Studien mit Schimpansen sowie mit den noch sozialeren Bonobos könnten die Ergebnisse der Forscher untermauern.

Verhaltensexperiment (siehe Foto):
(A) Ausgangssituation: Aus der Perspektive des Teilnehmers („Subject“) kann sich der Partner für Option A entscheiden, bei der nur der Partner selbst Futter erhält, oder für die Option B/C, in der der Partner dem Teilnehmer die Wahl der Futterverteilung überlässt und dabei riskiert, selbst leer auszugehen.

(B) Endposition: Der Partner hat sich für die Option B/C entschieden. Sein Gegenüber belohnt diese Gefälligkeit, indem er sich für Option C entscheidet, bei der beide Tiere Futter erhalten.

Originalpublikation:
Martin Schmelz, Sebastian Grüneisen, Alihan Kabalak, Jürgen Jost, Michael Tomasello
Chimpanzees return favors at a personal cost
PNAS; 20 June, 2017

Kontakt:
Dr. Martin Schmelz
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
Tel.: 0043 670 608 2099
E-mail: martin.schmelz@gmx.de 



Dr. Sebastian Grüneisen
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
Tel.: 0341 3550 462
E-mail: sebastian_grueneisen@eva.mpg.de

Prof. Dr. Jürgen Jost
Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften
Tel. 0341 9959 552
E-mail: juergen.jost@mis.mpg.de

Jana Gregor
Pressereferentin
Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften
Tel. 0341 9959 650
E-mail: jgregor@mis.mpg.de

Weitere Informationen:
http://www.eva.mpg.de
http://www.mis.mpg.de

Quelle: idw

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Urlaubsplanung 2017: Impfung gegen Hepatitis-Viren bietet wirksamen Schutz für die Leber

Rita Wilp externe Pressestelle
Deutsche Leberstiftung

Bald ist es soweit: endlich Urlaub. Bei einer Urlaubsreise soll alles anders und besser als zuhause sein: das Wetter, das Essen, die Getränke und vielleicht gibt es auch einen Flirt mit einer Reisebekanntschaft. Doch bei einem zu unbeschwerten Genuss besteht das Risiko einer Infektion mit Hepatitis-Viren. Nicht nur Fernreisende, die beispielsweise in die Tropen fliegen, sind gefährdet. Auch in der beliebten Mittelmeer-Region sind Hepatitis-Viren weit verbreitet. Die Deutsche Leberstiftung weist im Vorfeld der Urlaubssaison 2017 auf die Gefahren einer Infektion mit Hepatitis-Viren hin und rät rechtzeitig vor Reiseantritt zu einer kombinierten Impfung gegen Hepatitis A und B.

„Mehr als die Hälfte aller neu diagnostizierten Hepatitis A-Virusinfektionen in Deutschland sind ein ungewolltes Reisesouvenir. Wer sich nach dem Urlaub in der Mittelmeer-Region oder den Tropen müde und abgespannt fühlt, sollte unbedingt seine Leber überprüfen lassen“, rät Professor Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. „Einen wirksamen Schutz vor einer Infektion mit Hepatitis A-Viren bietet eine Impfung. Ich empfehle die Verwendung von Kombinationsimpfstoffen, die gleichzeitig gegen Hepatitis A und B schützen.“

Hepatitis ist eine Virusinfektion der Leber, die besonders häufig in beliebten Reisezielen wie den Tropen, im Mittelmeerraum und Südeuropa auftritt. Hepatitis-Viren werden in die Typen A bis E eingeteilt. Abhängig vom Virustyp erfolgt eine Ansteckung über Lebensmittel, infiziertes Wasser, Blut und andere Körperflüssigkeiten. Wenn nicht die in Deutschland vorgeschriebenen hohen Hygienevorschriften eingehalten werden, bergen auch Spritzen, Bluttransfusionen, Tätowierungen und das Stechen von Piercings ein Hepatitis-Risiko. Ein Impfschutz ist nur gegen die Virustypen Hepatitis A und Hepatitis B möglich. Die Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis delta, da diese Erkrankung nur mit einer Hepatitis B gemeinsam vorkommen kann.

Hepatitis A, umgangssprachlich auch „Reisegelbsucht“ genannt, ist überwiegend dort verbreitet, wo die sanitären Bedingungen schlecht sind und das Trinkwasser – auch in gefrorener Form beispielsweise als Eiswürfel – kontaminiert ist. Darüber hinaus können Lebensmittel wie Muscheln und Meerestiere mit Hepatitis A-Viren belastet sein. Auch Schmierinfektionen durch direkten Kontakt zwischen Menschen sind möglich. Ein besonders hohes Hepatitis A-Risiko haben Touristen, die eher unkonventionell reisen und unter ungünstigen hygienischen Bedingungen den Urlaub verbringen: Von den sogenannten „Backpackern“ kehrt schätzungsweise einer von 50 mit einer Hepatitis A-Virusinfektion zurück nach Deutschland. Doch auch Touristen, die im komfortablen 5-Sterne-Hotel absteigen, sind nicht vor den resistenten Viren sicher: Hepatitis A-Viren überleben selbst ungünstige Umweltbedingungen wie hohe Temperaturen oder viele Desinfektionsmittel.

Obwohl eine Hepatitis A niemals chronisch wird und nur sehr selten einen schweren Verlauf nimmt, kann sie bei älteren Menschen zu einem akuten Leberversagen führen. Einen wirksamen Schutz gegen Hepatitis A-Virusinfektionen bietet nur die Impfung.

Auch gegen die gefährlichere Variante Hepatitis B schützt nur eine Impfung. Übertragen wird das Hepatitis B-Virus durch Blut oder Körpersekrete. Ungeschützte Sexualkontakte und Kontakte mit der Gefahr kleinster Hautverletzungen sind daher die häufigsten Ansteckungsquellen. Tätowierungen, Rasuren, Ohrlochstechen oder Piercings, die nicht steril durchgeführt werden, können zu einer Ansteckung führen. Die Hepatitis B kann chronisch werden. Betroffene können in der Folge an Leberzirrhose und Leberzellkrebs erkranken.

„Jeder, der einen Urlaub plant, sollte ein Beratungsgespräch mit einem Arzt führen, zu dem eine reisemedizinische Beratung und eine Überprüfung des Impfschutzes gegen Hepatitis A und Hepatitis B gehören“, sagt Professor Manns. „Impfen ist die beste Vorbeugung gegen die Hepatitis A, B und delta – das sollten wir nutzen“, betont er.

Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Diese Aufgaben erfüllt die Stiftung sehr erfolgreich. Weitere Informationen: http://www.deutsche-leberstiftung.de.
BUCHTIPP: „Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen, ihre Diagnosen und Therapien – jetzt in dritter, aktualisierter und erweiterter Auflage! „Das Leber-Buch“ ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-89993-899-9, € 16,99. Weitere Informationen: http://www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch.

Kontakt:
Deutsche Leberstiftung
Bianka Wiebner
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Tel 0511 – 532 6815
Fax 0511 – 532 6820
presse@deutsche-leberstiftung.de
http://www.deutsche-leberstiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.deutsche-leberstiftung.de
http://www.deutsche-leberstiftung.de/aktuelles/presseportal

Quelle: idw

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Zukunftsfähige Wasserinfrastrukturen: Empfehlungen zur Transformation

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Die Zukunftsfähigkeit der Wasserinfrastruktursysteme in Deutschland steht auf dem Prüfstand: In wachsenden Ballungsräumen stoßen sie bereits an Kapazitätsgrenzen, in schrumpfenden ländlichen Regionen sind sie vielfach nicht ausgelastet. Die vorhandenen Systeme sind nicht flexibel genug, um sich an veränderte Bedingungen anzupassen. Zu ihnen zählen nicht nur demografische Entwicklungen – auch der Klimawandel oder die notwendige Steigerung der Ressourceneffizienz stellen Herausforderungen dar. Im Forschungsprojekt netWORKS 3 wurde untersucht, wie notwendige Transformationen der Wasserinfrastrukturen gestaltet werden können. Die Ergebnisse sind jetzt in einer Publikation erschienen.

Die Siedlungswasserwirtschaft steht vor komplexen Aufgaben. Einerseits muss sie weiterhin eine qualitativ hochwertige Versorgung mit Trinkwasser sicherstellen. Andererseits muss sie sich flexibel an regionale demografische Veränderungen anpassen, eine angemessene Abwasserbehandlung garantieren und den derzeit hohen Energiebedarf senken. Ursachen für den Veränderungsdruck sind nicht zuletzt auch die Folgen des Klimawandels: Starkregen, Überschwemmungen und Trockenperioden erfordern eine Transformation der bereits im 19. Jahrhundert entwickelten Systeme. Mit Blick auf diese komplexen Anforderungen bieten sich heute neue technische Systemlösungen an. Sie zeichnen sich durch eine hohe Flexibilität aus und zielen auf die Schließung von Energie- und Stoffkreisläufen ab.

„Die neuartigen Wasserinfrastrukturen eignen sich für ganz unterschiedliche Einsatzgebiete in städtischen Teilräumen“, sagt netWORKS 3-Projektleiterin Martina Winker vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. „Sie können die vorhandenen Systeme unter anderem deshalb sinnvoll ergänzen, weil sie die Wiederverwendung von Abwasser vorsehen oder Nährstoffe aus dem Wasser verwerten können.“ Das Forschungsprojekt mit Modellquartieren in Frankfurt am Main und Hamburg habe zeigen können, dass geeignete Transformationen für unterschiedliche Bedarfe möglich sind. Voraussetzung: eine gute Kooperation zwischen Unternehmen der Siedlungswasserwirtschaft und der Stadtentwicklung bzw. Regionalplanung. „Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung neuer, noch wenig bekannter Wasserinfrastrukturlösungen ist, dass alle betroffenen Akteure in den Prozess involviert sind, vom Stadtplaner bis zum Installateur“, betont Martina Winker.

Den Wandel gestalten: Spielräume für eine nachhaltige Transformation
Alle Ergebnisse des dreijährigen Forschungsprojekts sind in der Publikation „Wasserinfrastruktur: den Wandel gestalten“ nachzulesen. Die Studie stellt Varianten, Potenziale und Spielräume für eine nachhaltige Transformation vor. „Unsere Studie zeigt, wie die hohe Qualität der kommunalen Daseinsvorsorge im Bereich Wasserinfrastruktur auch künftig gewährleistet werden kann“, sagt Jens Libbe vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu), das die Forschungsarbeiten maßgeblich mitgetragen hat. „Die heutigen Rahmenbedingungen zeigen nicht nur vorhandene Schwächen in den bestehenden Systemen auf, sondern bieten eine strategische Chance, um neu über Wasserinfrastrukturen und über unseren Umgang mit Wasser nachzudenken“, sagt Libbe.

Die Studie verdeutlicht anhand von Beispielen, was für eine erfolgreiche Transformation wichtig ist: Dazu zählen technische Systemalternativen, die Erfahrungen aus Pilot-Kommu-nen wie Frankfurt am Main und Hamburg, aber auch rechtliche Regelungen und neue Unternehmensstrategien. In der Publikation geht es zudem um Fragen der Systemwahl, des Managements für die Einführung neuartiger Systeme und der Akzeptanz der NutzerInnen. Die AutorInnen benennen darüber hinaus den noch bestehenden Forschungs- und Handlungsbedarf, der unter anderem in der Finanzierbarkeit oder der nötigen Kompetenzvermittlung der wissenschaftlichen und technischen Grundlagen in Aus- und Fortbildung liegt.

Wasserinfrastruktur: Den Wandel gestalten. Technische Varianten, räumliche Potenziale, institutionelle Spielräume. Winker, Martina; Trapp, Jan Hendrik gemeinsam mit Libbe, Jens; Schramm, Engelbert (Hrsg.) Printpublikation in der Reihe Edition Difu – Stadt Forschung Praxis, Band Nr. 16. ISBN: 978-3-88118-584-4; ISSN: 1863-7949

Weitere Informationen: www.difu.de/11299 oder per E-Mail: vertrieb@difu.de

Der Forschungsverbund netWORKS 3 hat zudem Handreichungen für Entscheidungsträger erstellt, die auf der Homepage des Forschungsverbunds zum Download bereitstehen.

www.networks-group.de

netWORKS 3 wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) innerhalb der Fördermaßnahme „Intelligente und multifunktionelle Infrastruktursysteme für eine zukunftsfähige Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (INIS)“ im BMBF-Programm „Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)“ gefördert. Forschungs- und Projektpartner waren das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu), die Tech¬nische Universität Berlin mit dem Fachgebiet Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP) sowie COOPERATIVE – Infrastruktur und Umwelt. Praxispartner waren die ABG FRANKFURT HOLDING und die Hamburger Stadtentwässerung AöR.

Weitere Informationen:
http://www.isoe.de
http://www.difu.de
http://