Samstag, Oktober 12, 2024
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Tägliche Meldungen 2016

Dezember 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.12.2016 Wissenschaft für Mensch und Umwelt 
30.12.2016 Verstädterung – die historische Ursache für niedrigen Sauerstoffgehalt in vielen Seen Europas 
28.12.2016 Leipziger Fachgespräch diskutierte Fragen zum Thema „Gasmanagement von Biogasanlagen“ 
25.12.2016 Record Biomap: neue Chancen für die Biomethanproduktion in kleinen Biogasanlagen 
23.12.2016 Im Regenwald sorgt Regen für neuen Regen 
19.12.2016 Aquakultur: Klares Wasser dank Kork 
16.12.2016 Forschungsprojekt HypoWave: neuer Ansatz für Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft 
15.12.2016 EU fördert Projekt zum Hochwasserrisikomanagement mit 6,9 Millionen Euro 
13.12.2016 Kläranlagen: Schlamm optimal verwerten 
12.12.2016 Herbstlaub wird zu Aktivkohle – Forschungsprojekt entwickelt clevere Biomassen-Verwertung 
11.12.2016 Regionale Bioenergiedaten online zusammenstellen: DBFZ stellt Bioenergie-Atlas vor 
09.12.2016 Abwasser mittels naturnaher Systeme reinigen 
07.12.2016 Hochschule Koblenz engagiert im Umwelt- und Klimaschutz: Neues Forschungsprojekt und Auszeichnung 
06.12.2016 Fokus Phosphor-Problematik: Internationale IPW8-Konferenz in Rostock zeigt Lösungen auf 
01.12.2016 Aus Kohlendioxid und Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht zu neuen Rohstoffen 
Gesundheit
27.12.2016 Vom Rhein nach Westafrika: Biologische Mückenbekämpfung hilft gegen Malaria 
24.12.2016 Auch Männer erkranken an Osteoporose 
17.12.2016 TU Berlin: Mit feinkörnigem Eisenhydroxid Schwermetalle aus Wasser entfernen 
14.12.2016 Nicht nur bei Übergewicht: Bewegung als Medikament
10.12.2016 Was steckt hinter der Tagesmüdigkeit? Neuer EEG-Algorithmus hilft bei der Diagnose 
05.12.2016 Bertelsmann-Studie zeigt: Eltern unzufrieden mit Schulessen 
01.12.2016 Kohlenhydrate – optimale Ernährung zur Gewichtsabnahme und für ein längeres Leben 
Gesellschaft
29.12.2016 Warum Frauen und Männer unterschiedlich mit ihrer Gesundheit umgehen 
26.12.2016 Welche Autos das Herz am höchsten schlagen lassen 
20.12.2016 Uni-Studie untersucht Methoden zur Feststellung von Ängstlichkeit bei Kindern 
08.12.2016 Auszubildende sind zufrieden mit ihrem Betrieb, aber nicht mit ihrer Berufsschule 
02.12.2016 Keine Einzelkämpfer in der Arbeitswelt. Neue Befunde der Arbeitssoziologie 
November 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.11.2016 The challenges of phosphorus – International IPW8 Conference in Rostock identifies solutions 
28.11.2016 Hochwasserschutz – Simulation für den Ernstfall 
26.11.2016 Plastikpiraten erobern deutsche Flüsse 
21.11.2016 Halten Spiralwirbel und Bakterien Methan im Meerwasser zurück? Poseidon-Fahrt erfolgreich beendet 
18.11.2016 Neues Autolicht revolutioniert Sicherheit im Verkehr 
17.11.2016 Meeresbiologin mit Weltruf erforscht die Ostsee 
14.11.2016 Bäume erkennen Rehe am Speichel und wehren sich gegen Verbiss 
12.11.2016 Neue Wege für den Umweltschutz durch Abgaskatalyse 
10.11.2016 Offenes Wasser um den Nordpol: Arktisches Meereis auf dem Rückzug 
07.11.2016 »Sweedhart«: Unkraut nicht bekämpfen, sondern als Biomasse nutzen 
04.11.2016 Der Pinguin als Messstation: Symposium beleuchtet Perspektiven der Erdbeobachtung durch Tiere
01.11.2016 Effiziente Wiederverwertung von Lithium-Ionen-Batterien – Forschungsprojekt gestartet 
Gesundheit
29.11.2016 Das Geschäft mit dem Sterben 
27.11.2016 Ständige Impfkommission veröffentlicht neue Impfempfehlungen 
19.11.2016 Guter Schlaf schützt das Gehirn – schlechter Schlaf fördert Alzheimer und Parkinson 
16.11.2016 „Wer glaubt, multiresistente Keime wären in Deutschland ein Problem, sollte mal ins Ausland gehen!“ 
13.11.2016 Pflanzenbetonte Ernährungsweise kann Entzündungen vorbeugen 
11.11.2016 Neue Studien: Alkohol schützt das Herz doch nicht 
08.11.2016 Lässt Stress schneller altern oder hält er sogar geistig fit? 
05.11.2016 Studie belegt erstmals: Autofahren mit Flip Flops ist gefährlich 
02.11.2016 Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen aktualisiert 
01.11.2016 Getränkeindustrie fördert Adipositas-Welle und Zivilisationskrankheiten 
Gesellschaft
15.11.2016 „Jeder ist seines Alters Schmied“ 
09.11.2016 Selbstbestimmte Arbeitszeiten:Männer verdienen mehr, Frauen nicht – selbst wenn sie länger arbeiten 
06.11.2016 Die Zukunft der E-Mobilität: Intelligente Navis machen Autos grüner 
03.11.2016 Unstatistik des Monats: Fußball-Fans haben die höchste Bildung 
01.11.2016 Gehirn räumt im Schlaf auf – und bleibt dadurch lernfähig 
Oktober 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.10.2016 Viel Regen, wenig Wespen
28.10.2016 Umweltrat: Umweltprogramm 2030 ist ein wichtiger Meilenstein 
25.10.2016 In einer der dunkelsten Regionen Deutschlands testen Forscher die Folgen der Lichtverschmutzung 
24.10.2016 Allergieforschung: Reaktion auf Hausstaubmilben hängt vom Alter ab 
20.10.2016 Körperwärme als Stromquelle 
17.10.2016 Startschuss für die wissenschaftliche Begleitforschung zur stofflichen CO2-Nutzung 
16.10.2016 Zukunft Altbau: Fraunhofer IFAM veröffentlicht Studie zur Nachdämmung bereits gedämmter Außenwände 
14.10.2016 Blühende Wiesen zum Wohl des Menschen 
10.10.2016 Nanopelz gegen die Ölpest 
08.10.2016 Steigende Wassertemperaturen und Ozeanversauerung beeinträchtigen wichtigen Plankton-Organismus 
06.10.2016 Marine Organismen am Meeresboden überleben in saurer Umgebung 
05.10.2016 EU-Projekt will Jugendliche für Umweltveränderungen sensibilisieren 
02.10.2016 Wärmetechnische Komponenten mit Schaum verbessern 
01.10.2016 Nützlicher Appetit von Algen 
Gesundheit
29.10.2016 Fortschritt bei der Impfung gegen Wespengift 
27.10.2016 Allergieforschung: Reaktion auf Hausstaubmilben hängt vom Alter ab 
23.10.2016 Selenversorgung beeinflusst Risiko für Krebsentwicklung 
18.10.2016  Gewicht und BMI liefern keine Hinweise auf Blutfettwerte
13.10.2016 Studie: Weniger Lebenszufriedenheit nach Jobverlust, emotionales Wohlbefinden erholt sich 
07.10.2016 Alles im Fluss: Wie der Flow unser Wohlbefinden bei der Arbeit fördert 
04.10.2016 Ausdauersport oder Krafttraining: Was bremst den Alterungsprozess am stärksten? 
01.10.2016 Dem Alter kann man kein Schnippchen schlagen: Warum wir alt aussehen – oder eben nicht 
Gesellschaft
30.10.2016 Wandel der Arbeitswelt – Soziale Medien steigern den Leistungsdruck 
26.10.2016 Hochschule Düsseldorf: Neue Studie – Kölsch versus Alt 
19.10.2016  UDE: Frauen arbeiten konstant kürzer als Männer – Zurückstecken für die Familie
15.10.2016 Spielfeld Arbeitsplatz: Was Manager von Profikickern lernen können 
12.10.2016 Neues im Netzwerk für Ausbilderinnen und Ausbilder 
09.10.2016 Wie uns Bakterien schützen oder schaden 
03.10.2016 Leere Bäuche lernen gerne? 
01.10.2016 „Roboter helfen uns, den Menschen besser zu verstehen“ 
September 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
29.09.2016 SmartEnCity – Auf dem Weg zu intelligenten und energieneutralen Städten in Europa 
27.09.2016 Alarmierende Ergebnisse: Schadstoffbelastung durch Mikroplastik im Sediment höher als erwartet
25.09.2016 Neue Projektideen für die Bioenergie 
23.09.2016 Großer Handlungsbedarf beim Problem Gülle 
22.09.2016 Warum Bioenergie Fluch und Segen zugleich ist 
20.09.2016 Universität Koblenz-Landau will Wasserqualität verbessern 
19.09.2016 Erdbeobachtung durch Tiere 
16.09.2016 Ozeanversauerung und die gesellschaftlichen Folgen 
15.09.2016 FluidSTORY: eine innovative Lösung zur Speicherung von Energie 
13.09.2016 Richtig Gärtnern für Wildbienen: Was schützt, was schadet 
11.09.2016 Für die deutsche Meeresforschung: 30 Jahre Forschungsschiff METEOR 
09.09.2016 Klimawandel: Hochwasser könnten noch größere Schäden verursachen als gedacht 
07.09.2016 Wie das Schmelzwasser der Eisschilde das Klima durcheinanderbrachte 
05.09.2016 Gleichspannung revolutioniert die industrielle Energieversorgung 
04.09.2016 Krankheitserregende Bakterien per Anhalter durch Nord- und Ostsee? 
01.09.2016 Sonnenhäuser wissenschaftlich bewertet 
Gesundheit
30.09.2016 Mit Twitter-Daten Grippewelle vorhersagen – Universität Osnabrück kooperiert mit Weltkonzern IBM 
26.09.2016 Zu wenig Kochsalz erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen 
24.09.2016 Urologen warnen: Volksleiden Nykturie oft ein Alarmsignal 
17.09.2016 Wann ist Nano sicher? Broschüre für jedermann zeigt Arbeit des Forschungsverbundes Nanosicherheit 
14.09.2016 UDE/UK Essen: Die meisten Schlaganfälle lassen sich vermeiden 
10.09.2016 Schwarzer Hautkrebs 
06.09.2016 Heftige Dosis Sonne: Bei der Arbeit im Freien bekommt die Haut einiges an UV-Strahlung ab 
02.09.2016 Der Urlaub kann eine Gefahr für die Leber sein: Jetzt gegen Virushepatitis impfen 
Gesellschaft
28.09.2016 Zuckerabhängigkeit: Schalter für Zuckertransport ins Gehirn entdeckt 
21.09.2016 Einkommen und Vermögen, Armut und Reichtum – die häufigsten Fragen auf den Punkt beantwortet 
18.09.2016 Nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten kann Arbeitszeitwünsche verwirklichen 
12.09.2016 Die DGOU begrüßt gesetzliche Klarstellung zur Bildung der Rettungsgasse 
08.09.2016 „Pokémon Go“ aus wissenschaftlicher Perspektive 
03.09.2016 Lohn- und Arbeitskosten: Deutschland weiter auf Position acht 
August 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.08.2016 Sicherer, effizienter, dynamischer: Ulmer Ingenieure entwickeln Allradantrieb für Elektro-Zweiräder
28.08.2016 Drohnen sollen Pflanzenwachstum erfassen 
26.08.2016 Mee(h)r Wissen über den Regen – Neue Methode ermöglicht genauere Rekonstruktion 
24.08.2016 „Uhrwerk Ozean“ 
22.08.2016 Phosphor-Dünger aus Klärschlamm: Pilotanlage erprobt Praxistauglichkeit des Hohenheimer Verfahrens 
19.08.2016 Bedarf an Bewässerungswasser stärker bestimmt durch Kulturpflanze als durch Klimaänderung
17.08.2016 Wie Wasser seine außergewöhnlichen Eigenschaften erhält 
16.08.2016 Mit Abgas das Klima retten 
13.08.2016 Gemeinsam für den Klimaschutz – Kohlendioxid sinnvoll nutzen 
10.08.2016 Mit Laserlicht dem Plastikmüll im Trinkwasser auf der Spur 
09.08.2016 Wer mit wem und wo am Ostseeboden? Biologen des IOW präsentieren Resultat einer umfassenden Inventur 
07.08.2016 Mehr Wildkatzen als gedacht – Studie zeigt Verbreitung von Wildkatzen in Deutschland 
06.08.2016 Die Mikroben-Versteherin 
05.08.2016 Uni forscht für gesündere Gewässer 
02.08.2016 Glyphosat-Diskussion: Agrarwissenschaftler plädiert für gezielteren Einsatz statt Verbot 
01.08.2016 Ein grüner Alleskönner aus Orangenschalen und Kohlendioxid: Grundlage für neue Kunststoffe
Gesundheit
30.08.2016 Mehr als nur der kleine Unterschied: Männer und Frauen variieren auffällig in punkto Blutfette 
27.08.2016 Gewitter: Diese Regeln sollte Ihr Kind kennen 
25.08.2016 Tourismusbranche unter Druck – Terrorismus verschiebt Reisegewohnheiten 
23.08.2016 Pneumokokken: Impfraten bei Senioren zu gering 
20.08.2016 Schnelltest identifiziert Krankheitserreger 
18.08.2016 Seetang statt Salz
14.08.2016 Wo die Angst sitzt 
11.08.2016 Funktionsweise von Contergan aufgedeckt 
08.08.2016 Bakterien im Darm als Spiegel der Gesundheit 
03.08.2016 Gewichtsabnahme durch Aktivierung des braunen Fettgewebes möglich 
01.08.2016 Was alles so drin ist im Muntermacher: Kaffee ist eine Herausforderung für die Risikobewertung
Gesellschaft
29.08.2016 Agile Arbeitswelt: Wunschdenken oder bereits Wirklichkeit? 
21.08.2016 Betriebe mit einer mitarbeiterorientierten Personalpolitik haben engagiertere Mitarbeiter 
15.08.2016 Cloud-Dienst des KIT deutschlandweit verfügbar 
12.08.2016 Neue App revolutioniert Arbeit der Fußballschiedsrichter 
04.08.2016 Geflüchtete verbinden mit Deutschland Rechtsstaatlichkeit, Menschenwürde und Religionsfreiheit 
01.08.2016 Immer mehr Menschen arbeiten auch im Ruhestand 
Juli 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.07.2016 Hochwasserschutz leicht gemacht 
29.07.2016 Nach den Unwettern kommen die Mücken – Mückenatlas bittet um Zusendungen 
28.07.2016 „Umweltschutz ist eine Aufgabe, die uns unser Leben lang begleitet“ 
27.07.2016 Zukunftsmarkt Wasser – Chancen für die deutsche Wasserwirtschaft 
26.07.2016 Wissenschaftler des Fraunhofer ISI präsentieren Forschungsergebnisse bei der „Woche der Umwelt“ 
24.07.2016 Schutz vor den Wassermassen 
22.07.2016 Internationales Projekt zur Wasseraufbereitung im Gebiet des Viktoriasees startet 
20.07.2016 Keimfreies Wasser ohne Chemie 
19.07.2016 Starre Wasserrohre, fit für die Zukunft 
16.07.2016 Thermooptische Messanlagen könnten Millionen Tonnen CO2 in Kohlekraftwerken einsparen 
15.07.2016 TU Berlin: Damit das Wasser der Ozeane trinkbar wird 
12.07.2016 Aufbruch in die unbekannte Welt der Brackwasser-Bakterien 
10.07.2016 Wie Bakterien lernen, ihre Feinde zu lieben 
05.07.2016 Wasserstoff – wichtiger Baustein der Energiewende 
02.07.2016 Große Pumpen für die Fische 
01.07.2016 Die Sulfatbelastung der Spree – Ursachen, Wirkungen und aktuelle Erkenntnisse
Gesundheit
30.07.2016 Sommerurlaub 2016: Auf Reisen ist Impfschutz ebenso wichtig wie Sonnenschutz 
25.07.2016 Zinkmangelernährung ist für Mensch und Tier schädlich 
17.07.2016 Gewürze und Kräuter: Zutaten, die ein gesundheitliches Risiko bergen können 
14.07.2016 Warum schon Kinder über Kreuzweh klagen 
11.07.2016 Risiko Ausdauersport? Mediziner finden keine Hinweise für Herzschäden durch langjährigen Sport 
08.07.2016 Schuppenflechte: Neue Details entschlüsselt 
06.07.2016 Du bist, was Du isst!
03.07.2016 Legionellen schwächen Abwehr durch Voraus-Kommando 
01.07.2016 Schlafprobleme am Wochenende? Grübeleien über unerledigte Aufgaben könnten der Grund sein
Gesellschaft
23.07.2016 Problem trotz guter Konjunktur: Langzeitarbeitslosigkeit belastet Ältere und Geringqualifizierte 
21.07.2016 Dresdner Riechforscher: Das Geheimnis eines erfüllten Liebeslebens ist der passende Geruch 
18.07.2016 Betriebsvereinbarungen: Digitales, Arbeitszeit u. Schutz vor psychischen Belastungen sind TopThemem 
13.07.2016 Göttinger Studie: Verbraucher wollen faire Preise für Milch, Fleisch und Backwaren 
04.07.2016 Menschenaffen kommunizieren kooperativ 
01.07.2016 Weisse Liste veröffentlicht neue Auswertung des Pflege-TÜV 
Juni 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.06.2016 Gute Beispiele für Synergien zwischen Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit gesucht! 
26.06.2016 Auf dem Weg zu einer besseren Wasserqualität 
23.06.2016 Neues Design für das Fahrradportal 
21.06.2016 Nutzung von Klärschlamm für Biogas wird erforscht 
18.06.2016 21. Mai 2016 World Fish Migration Day: Der millionste Stör wurde in die Oder entlassen 
16.06.2016 Wie verhalten sich Fische in Fischtreppen? 
14.06.2016 Tägliches Auf und Ab der Plankton-Tiere im Meer 
12.06.2016 Ségolène Royal startet die Initiative „100 Projekte für das Klima“ 
10.06.2016 Innovativ und energieeffizient: Sauberes Wasser ohne Chemie 
08.06.2016 Winzige Mikroroboter, die Wasser reinigen können 
06.06.2016 Riesige Einzeller sind die heimlichen Stars des Ozeans 
05.06.2016 Wasserver- und -entsorgung zukunftsfest ausrichten 
02.06.2016 Superstar auf Sendung: Schalten Sie um auf Adler-TV 
Gesundheit
29.06.2016 Ernährung beeinflusst Stresshormonspiegel bei Kindern 
27.06.2016 Vitamin C-reiche Ernährung und Sport schützen vor Grauem Star 
24.06.2016 Unterdrückung unliebsamer Testergebnisse? Blutzucker-Messgeräte-Hersteller geht gegen Prüflabor vor 
22.06.2016 Wie Schwangerschaft die Wahrnehmung verändert 
20.06.2016 Plasma-Kamm gegen Läuse – Technologie erobert Medizin und Haushalt 
17.06.2016 Gradmesser für die Fettverbrennung 
15.06.2016 Fettreiche Ernährung lässt Gehirn hungern 
13.06.2016 Arbeitsfähigkeit wird durch Arbeitsängste beeinträchtigt 
09.06.2016 Welt Hypertonie Tag 2016 „Blutdruck in Bewegung“ – Hochdruckliga: Richtig Messen und Bewegen 
07.06.2016 SPRINT-Studie: Wie tief soll der Blutdruck gesenkt werden? 
03.06.2016 Tinnitus durch Lärm: Wenn es rauscht im Ohr 
Gesellschaft
28.06.2016 Was ändert sich in meinem Job, wenn alles digitalisiert ist? 
19.06.2016 Wirtschaftsfaktor RB Leipzig: Erstligist spült über 16 Millionen Euro pro Saison in die Stadt 
11.06.2016 Statistiker: Deutschland wird Fußball-Europameister 
04.06.2016 Sturm und Drang in der Jugend, Eremit im Alter 
Mai 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
31.05.2016 Auswirkungen von Bewässerungslandwirtschaft auf das Klima 
30.05.2016 Fließgewässer effizienter renaturieren 
28.05.2016 Der frühe Vogel hat Probleme 
26.05.2016 Trinkwasser: CO2-Steuer kann weltweit Versorgungslücken schließen  
24.05.2016 Messung der Luftverschmutzung durch Tauben 
22.05.2016 Neue Plattform zur Erforschung der Abwasserreinigung durch Pflanzen in Bordeaux 
18.05.2016 Die üblichen Verdächtigen: Eine eingeschworene Bakteriengemeinschaft räumt in der Nordsee auf
11.05.2016 Grundwasser: weltweit wichtigste Trinkwasserressource 
10.05.2016 Bio-Sprit auf dem Prüfstand 
06.05.2016 Umweltschonend und kostensparend: Messsystem überwacht Ölqualität in Blockheizkraftwerken
04.05.2016 Meeresspiegelanstieg: Zu groß zum Wegpumpen 
02.05.2016 Effizienz der Wasserelektrolyse verdoppelt 
01.05.2016 Biogas repowered – Umfassende Maßnahmen zur effizienteren Biogasgewinnung 
Gesundheit
29.05.2016 Bakterien im Urin: Keine Symptome, kein Antibiotikum 
27.05.2016 Innovative Therapien gegen hohen Blutfettspiegel 
23.05.2016 Nach dem Infarkt: Schrittzähler motivieren zur Bewegung 
19.05.2016 Hygienische Wasseruntersuchung ab sofort einfach und kostengünstig möglich 
08.05.2016 Magenschleimhaut in Gefahr: Helicobacter-Beseitigung beugt Magenkrebs vor 
05.05.2016 Rückengesundheit: Orthopäden und Unfallchirurgen geben Tipps gegen den Handynacken 
01.05.2016 Potenzmittel Sildenafil kann Wachstum von Hauttumoren verstärken 
Gesellschaft
25.05.2016 Arbeitszeugnisse: Machen sie noch Sinn? 
21.05.2016 Die dunkle Seite der Religion – Wie Menschenopfer halfen, hierarchische Gesellschaften aufzubauen 
12.05.2016 Aktuelle Studie: Zecken fast ganzjährig und selbst in waldfernen Gärten aktiv 
09.05.2016 Wer sich sozial engagiert, lebt und stirbt zufriedener 
03.05.2016 Rechte Wutbürger untergraben die Demokratie 
01.05.2016 Brutto-Stundenverdienste in Frauenberufen 2014 um acht Euro niedriger als in Männerberufen 
April 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
29.04.2016 Industrielle Abwärme als Energieträger: Mit neuen Wärmespeichern zur konstanten Stromversorgung 
27.04.2016 Die Kraniche kommen – vielleicht ein letztes Mal 
26.04.2016 Forscher entdecken Feenkreise in Australien 
23.04.2016 Energetische Sanierungen bei Wohngebäuden rückläufig 
20.04.2016 „Alice, der Klimawandel und die Katze Zeta“: Ein Märchen über die Wahrheit 
18.04.2016 Aktive Reduzierung der Feinstaubbelastung mit Moosen 
17.04.2016 Hochschule Koblenz und Bundesanstalt für Gewässerkunde richteten „Tag der Hydrologie 2016″ aus
13.04.2016 Grundwasser, Trinkwasser, Abwasser und mehr – Wasserchemiker tagen an der Regnitz in Bamberg
12.04.2016 Arzneimittelrückstände im Wasserkreislauf: Technische Lösungen stoßen an ihre Grenzen 
11.04.2016 Strom aus Abwärme – Keramik macht‘s möglich 
10.04.2016 Tsunamigefahr am Ätna? 
08.04.2016 Stromkunden sind bereit für Ökostrom von Stadtwerken und Genossenschaften mehr zu zahlen
05.04.2016 Forschung zur saisonalen Wärmespeicherung im Untergrund 
04.04.2016 Erhöhte Feinstaubbildung in küstennahen Gebieten 
01.04.2016 Wieso altern Batterien? 
Gesundheit
30.04.2016 Bluttest zur Diagnose von Alzheimer entwickelt 
28.04.2016 Omega-3-Fettsäuren wirken nachweislich positiv auf das alternde Gehirn 
24.04.2016 Spielen im Freien schützt vor Kurzsichtigkeit: Schon 40 Minuten täglich können helfen 
19.04.2016 Ökologisch erzeugte Rohmilch enthält weniger antibiotikaresistente Keime als konventionell erzeugte 
14.04.2016 Kasseler Biologin erforscht die innere Uhr 
09.04.2016 Neue Wege in der Schwerhörendenversorung 
06.04.2016  Bei Sommerhitze komfortabel arbeiten
02.04.2016 Sodbrennen: Echtzeit-MRT macht Ursachen sichtbar 
Gesellschaft
25.04.2016 Tiefe Kluft zwischen Frauen und Männern bei der Rente 
21.04.2016 Das Bild vom Migranten als sexuelle Gefahr 
03.04.2016 Borreliose: Übertragung durch Mückenstich? 
März 2016
Umwelt
Gesundheit
Gesellschaft
Umwelt
30.03.2016 TU Darmstadt eröffnet ETA-Modellfabrik – Energieeffizienz im großen Maßstab begreifen 
26.03.2016 Neue Plattform für die Herstellung von Biomethan 
25.03.2016 Europa um eine Schlange reicher – Neue Ringelnatter-Art entdeckt 
24.03.2016 Unterirdische CO2-Speicherung: Risiken für Stoffkreisläufe im Boden 
22.03.2016 Wissenschaftler schlagen Alarm: Bedeutung der Versalzung von Gewässern wird weltweit unterschätzt 
20.03.2016 BHKW´s könnten effizienter und wirtschaftlicher werden 
19.03.2016 Dem Rebound-Effekt auf der Spur: Wenn sparsame Technik nicht zu weniger Energieverbrauch führt 
18.03.2016 Bessere Wassernutzung könnte globale Ernährungslücke halbieren 
16.03.2016 Rheinzufluss mit tropischen Parasiten 
15.03.2016 Unstatistik des Monats: 337 Prozent zu warm! 
12.03.2016 Künstliche Biofilme für ressourcenschonende Biotechnologie 
11.03.2016 Biomasseforschungszentrum zeigt innovative Katalysatoren auf der Woche der Umwelt 
09.03.2016 Spinströme aus Abwärme: Forscherteam legt neue Erkenntnisse über magnetische Spinwellen vor 
08.03.2016 Energie aus der Luft und dem Wasser 
06.03.2016 Einzeller mit Durchblick: Wie Bakterien „sehen“ 
05.03.2016 Bioökonomie als Motor des nächsten Wirtschaftszyklus 
02.03.2016 Kraftstoffe, die keine schädlichen Abgase produzieren 
Gesundheit
28.03.2016 Wenn Patienten googlen, fühlen sie sich gesünder 
23.03.2016 Chemische Substanzen in Verpackungen, Cremes oder Nahrung stören das Hormonsystem 
21.03.2016 Grippe trifft besonders Menschen mittleren Alters 
10.03.2016 Norovirus: Nach der Erkrankung noch zwei Tage zu Hause bleiben 
04.03.2016 Aktuelle Gefühlszustände beeinflussen Tinnitus: Forscherteam nutzt Tinnitus-App für neue Studie
Gesellschaft
29.03.2016 Auch in Doppelverdiensthaushalten: Vollzeiterwerbstätige Frauen leisten mehr Hausarbeit als Männer 
17.03.2016 MYTHOS MÜNDIGER VERBRAUCHER – DER KONSUMENT AUS SICHT DER VERHALTENS- UND HIRNFORSCHUNG 
13.03.2016 Gemeinsamkeiten in Hirnarchitektur 
07.03.2016 Angeln mal ganz wissenschaftlich und trotzdem unterhaltsam 
03.03.2016 Nachhaltige Kommunalentwicklung: Vor allem kleinen Gemeinden fehlt ein Gesamtkonzept 
Februar 2016
Umwelt
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt
29.02.2016 Demonstration von intelligenter Energiespeicherung und Energiemanagement auf der Insel Borkum
28.02.2016 Thermoelektrik: Abwärme direkt in Strom wandeln 
27.02.2016 Erneuerbare Energien aus organischen Abfällen 
26.02.2016 Gewässerschutz als Thema auf der Woche der Umwelt 2016 
24.02.2016 Eine kompakte Biogasanlage für alle Arten von Substraten 
23.02.2016 Forscher der Uni Rostock wollen Meinung der Bürger zu „ihren“ Gewässern 
20.02.2016 Biogas-Fachgespräch diskutiert effektive Maßnahmen zum Fortbestand von Biogasanlagen 
19.02.2016 Dünger aus Biogasanlagen: Forschungsprojekt soll Einsatzmöglichkeiten verbessern 
18.02.2016 Deutscher Fachkongress für kommunales Energiemanagement 
16.02.2016 Projekt „WaterNeeds“ 
15.02.2016 Angegriffene Meerestiere – Was wir von Schnecken über den Klimawandel lernen können 
14.02.2016 Mit biologischen Abfällen zu nachhaltigen Batterien 
12.02.2016 Biogas flexibler und schneller produzieren 
10.02.2016 Biogas als Stromspeicher: „Künftige Anlagen müssen auch Wind- & Sonnenenergie speichern“ 
09.02.2016 „Clichy-Batignolles“: ein neues Ökoviertel im Herzen von Paris 
08.02.2016 Durchbruch in der Messtechnik: Neuer Hochleistungslaser könnte Wettervorhersage revolutionieren
07.02.2016 Energiewende – Was wir können und was wir wollen 
05.02.2016 Menschgemachter Klimawandel unterdrückt die nächste Eiszeit 
04.02.2016 Studie der Uni Halle: Weltgeschehen beeinflusst Bienenvölker stärker als Pestizide 
01.02.2016 LIFE-Projekt „Lebendige Lahn“ – Hessen, Rheinland-Pfalz und der Bund gemeinsam für mehr Leben 
Gesundheit
21.02.2016 Körpergröße beeinflusst Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, und Krebs 
17.02.2016 Stellenwert des erholsamen Schlafes wird gesellschaftlich nicht hinreichend erkannt 
13.02.2016 Mammographie-Screening: Neues G-BA-Merkblatt veröffentlicht 
11.02.2016 Wann ist ein Vitamin-D-Präparat noch ein Nahrungsergänzungsmittel? 
06.02.2016 Mikroplastikpartikel in Speisefischen und Pflanzenfressern 
03.02.2016 Weniger als die Hälfte der Mädchen in Deutschland gegen krebserregende humane Papillomviren geimpft 
Gesellschaft

25.02.2016

Nicht die Ungleichheit ist das Neue, sondern die Unsicherheit 
22.02.2016 „Moment, hier war ich doch schon!“ – Wie das Gehirn Ortserinnerungen bildet 
02.02.2016 Rente: Deutsche oft deutlich schlechter abgesichert als Österreicher 
Januar 2016
Umwelt
Gesundheit  
Gesellschaft
Umwelt
31.01.2016 Wie die Taiga das Weltklima verändert 
28.01.2016 Wie die Taiga das Weltklima verändert 
24.01.2016 Neue Einsichten in die Folgen von Methanaustritten am Meeresboden 
22.01.2016 Ausbau der Wasserkraft bedroht Biodiversität 
20.01.2016 Erhöhte Giftigkeit durch Wanderschaft? – Invasive Meeresalge verstärkt ihre Abwehrmechanismen
18.01.2016 Neues Messgerät erfasst Stickstoffdioxide im Abgas eines vorausfahrenden Fahrzeugs 
15.01.2016 Sind die Flüsse tropischer Torfsümpfe wirklich CO₂-Schleudern? 
13.01.2016 Wie mikrobielle Stickstoff-Freisetzungen den Klimawandel beeinflussen 
11.01.2016 Wasserqualität in China: Hilfe für den Tai-See 
10.01.2016 Wie Urbakterien heute noch überleben 
07.01.2016 Gewässer- und Bodenschutz – ein neuer Forschungsschwerpunkt an der Ostfalia 
05.01.2016 Mehr Futter für den Feldhamster! Die Deutsche Wildtier Stiftung richtet „Kornkammer“ ein 
04.01.2016 Warum erwärmt sich die innere Antarktis nicht? 
02.01.2016 TU Berlin: Mehr Wissen über urbane Wasserkreisläufe 
Gesundheit
29.01.2016 Ein von jungen Jahren an sportlich aktives Leben schützt Männer vor Muskelschwund im Alter 
26.01.2016 500 Jahre Reinheitsgebot: Die Kelten kannten es nicht – und brauten trotzdem hochwertig 
23.01.2016 Warum reißen Achillessehnen? / Dissertation erforscht Gründe für Achillessehnenrupturen 
17.01.2016 Warnleuchte: Warum die Nutzung von Smartphone und Laptops am Abend für ADHS-Patienten riskant ist 
14.01.2016 Körperliche Aktivität fördert Knochenentwicklung bei Kindern 
09.01.2016 Einflüsse auf die Arbeit von Fachkräften für Arbeitssicherheit 
02.01.2016 Neue Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Leberkrebsrisiko 
Gesellschaft
30.01.2016 Selbstgemacht schmeckt besser 
24.01.2016 WSI-Tarifarchiv: Tariflöhne und -gehälter 2015: Reale Tarifsteigerungen von 2,4 Prozent 
21.01.2016 Macht Wochenendarbeit unzufrieden? 
19.01.2016 »kicker Archiv«: Fraunhofer IAIS macht 50 Jahre Fußballgeschichte digital verfügbar 
16.01.2016 IMK: Deutsche Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs, Arbeitslosigkeit wächst trotz Zuwanderung kaum 
12.01.2016 Wie frei ist der Wille wirklich? 
08.01.2016 Sinnlose Arbeit ist ein Motivationskiller 
06.01.2016 Lohnt sich die Nutzung sozialer Medien im Berufsleben? 
02.01.2016 Verblüffendes Studienergebnis: „Der Ehrfurchtseffekt“ 

Wissenschaft für Mensch und Umwelt

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

Das Forschungsprojekt „AufLand: Land-Wasser-Interaktionen unter dem Einfluss neuer anthropogener Stressoren“ der Universität Koblenz-Landau untersucht die Prozesse im Übergangsbereich zwischen Land und Wasser. Unter dem Motto „Ressourcen nutzen – Natur schützen!“ präsentierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsschwerpunktes im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Science to Mayence“ ihre Forschungsergebnisse zu aktuellen Umweltthemen.

Land und Wasser sind zwei sehr unterschiedliche Komponenten unserer Umwelt. Die Übergangszonen zwischen Land und Wasser tragen durch ihre hohe Biodiversität, intensive biogeochemische Prozesse und nicht zuletzt durch ihre ästhetische Ausstrahlung zum ökologischen und gesellschaftlichen Wert einer Landschaft bei. Gleichzeitig sind sie sensibel gegenüber Umweltveränderungen und oft stoßen dort nicht nur Wasser und Land, sondern auch Mensch und Umwelt sowie gesellschaftliche Interessengruppen aufeinander. Der von der Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz geförderte Schwerpunkt AufLand fokussiert insbesondere, wie sich Veränderungen in Gewässern auf das angrenzende Landökosystem auswirken. Im Gegensatz zur intensiv beforschten Richtung vom Land aufs Wasser ist das ökologische Wirkungsgefüge für die Richtung vom Wasser aufs Land nahezu unbekannt und wenig verstanden – obwohl gerade diese Richtung entscheidenden Einfluss auf die Qualität wichtiger Ökosysteme nimmt, wie zum Beispiel Auenlandschaften, Wässerwiesen, aber auch alle Uferrandzonen von Flüssen und Seen. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Science to Mayence“ und unter dem Titel „Ressourcen nutzen – Natur schützen!“ informierte der Forschungsschwerpunkt im Erbacher Hof in Mainz über aktuelle Fragestellungen zum Einfluss von Schadstoffen auf die Umwelt, synthetischen Nanopartikeln und Folgen der Nutzung des Lands durch den Menschen.

Mit dem Format „Science to Mayence“ wird der Wissenstransfer in die Gesellschaft und Politik intensiviert. Forscherinnen und Forscher der Universität Koblenz-Landau kommen in die Landeshauptstadt und präsentieren Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Medien profilbildende Forschungsprojekte und -schwerpunkte der Universität Koblenz-Landau.

„AufLand ist interdisziplinär und campusübergreifend angelegt und zeigt eindrucksvoll die Forschungsstärke der Universität im Bereich der Umweltwissenschaften. Von Bedeutung ist insbesondere der Transfer der Forschungsergebnisse in die Gesellschaft hinein. Ich freue mich, dass heute das Projekt der Politik und Bürgergesellschaft in einem innovativen Rahmen vorgestellt wird“, sagte Prof. Dr. Roman Heiligenthal, Präsident der Universität Koblenz-Landau. „Der Forschungsschwerpunkt AufLand ist ein wichtiger Baustein der Forschungsaktivitäten im Profilbereich Umwelt unserer Universität, gerade da es hier um einen klassischen Ökosystemgrenzen überschreitenden Ansatz geht“, hob auch Vizepräsident Prof. Dr. Ralf Schulz hervor.

„Das Schicksal und die Wirkung neuer anthropogener Stressoren in den hochempfindlichen Ökosystemen der Übergangszone zwischen Land und Wasser sind hochaktuelle umweltwissenschaftliche Themen, die uns alle angehen – als betroffene Bürger, als Mitglieder der Gesellschaft oder als verantwortungsbewusste Verbraucher. Die Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz hat maßgeblich dazu beigetragen, dass wir im Rahmen von AufLand diese Themen mit modernsten analytischen und instrumentellen Methoden auf international anerkanntem Niveau erforschen können und dürfen“, bekräftigte Prof. Dr. Gabriele Schaumann, Sprecherin des Forschungsschwerpunktes.

„Die Universität Koblenz-Landau leistet mit ihrer Forschung in den Umweltwissenschaften einen wichtigen Beitrag für das Verständnis des Ökosystems“, sagte der rheinland-pfälzische Minister für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Prof. Dr. Konrad Wolf, und führte weiter aus: „Diese Forschungsleistung hat sich sehr dynamisch entwickelt. Ich freue mich über beachtliche Drittmitteleinnahmen, zahlreiche Kooperationen mit der Wirtschaft und den erfolgreichen Wissenstransfer in die Wirtschaft und in die Gesellschaft. Das zeigt, dass die Forschungsarbeiten der Universität Koblenz-Landau in den Umweltwissenschaften ein hohes Ansehen genießen.“

Neben den einführenden Vorträgen von Prof. Dr. Gabriele Schaumann, Prof. Dr. Andreas Lorke, Stellvertretender Sprecher des Forschungsschwerpunkts, Dr. Constanze Buhk und Dr. Carola Winkelmann, Sprecherinnen zweier Teilprojekte, wurde mit dem „Café Science“ der interaktive Diskurs mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft eröffnet. Das Café Science bot an sieben Tischen, korrespondierend mit den Themenschwerpunkten von AufLand, ein Menü aus Hintergrundinformationen zu aktuellen Umweltthemen mit dem Ziel der Diskussion ihrer Bedeutung für Mensch und Umwelt: Wie relevant sind synthetische Nanopartikel für die Umwelt? Welche ökologischen Auswirkungen hat die Stechmückenbekämpfung am Oberrhein? Wie lange ernährt uns der Boden noch? Warum ist genetische Diversität wichtig? Welchen ökologischen und ökonomischen Nutzen hat die historische Wiesenbewässerung in Rheinland-Pfalz? Wie erfolgreich ist die Renaturierung von Fließgewässern in Rheinland-Pfalz? Welche Bedeutung hat der Lebensraum Biofilm?

Im Rahmen des Café Science erhielten die Teilnehmer Gelegenheit, zwei der sieben Themen und deren ökologische und gesellschaftliche Relevanz zu diskutieren. In der „Vernissage Science“ kamen die Diskussionsergebnisse zur Ausstellung. In der abschließenden „Poster & Wein“-Ausstellung stand die Forschungsgruppe den Tagungsteilnehmern für vertiefende Gespräche zur Verfügung.

WEITERE INFORMATIONEN

Forschungsschwerpunkt AufLand
Der umweltwissenschaftliche Forschungsschwerpunkt AufLand wird seit 2008 im Rahmen der Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz gefördert. Durch die Einrichtung und Förderung des Schwerpunktes wurde die dynamische Entwicklung der umweltwissenschaftlichen Forschung in Koblenz und Landau signifikant unterstützt. Aus dem Forschungsschwerpunkt sind inzwischen eine Vielzahl renommierter Forschungsvorhaben und Projekte hervorgegangen, unter anderem die Forschergruppe INTERNANO und mehrere Projekte der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und der Europäischen Union. Im Zentrum des Forschungsschwerpunkts stehen Fragen der aktuellen Ökosystem- und Umweltforschung.

Landesforschungsinitiative Rheinland-Pfalz
Die Forschungsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz wird durch das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur gefördert und dient der Profilbildung an den Universitäten des Landes. Mit Hilfe der Forschungsinitiative etabliert die Universität Koblenz-Landau neue Forschungsschwerpunkte, die national und international sichtbar sind, und die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb ihres Profils Bildung-Mensch-Umwelt ausbauen. Die Forschungsinitiative unterstützt die Universität Koblenz-Landau unter anderem darin, ihre modernen umweltwissenschaftlichen Laboratorien und Feldstationen in Koblenz und Landau aufzubauen und interdisziplinäre Pionierprojekte zu fördern. Dadurch wird die Entwicklung innovativer Forschungsaktivitäten möglich. Die Universität Koblenz-Landau gehört zu den anerkannten Institutionen für interdisziplinäre umweltwissenschaftliche Grundlagenforschung in der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft.
Es bestehen zurzeit folgende Forschungsschwerpunkte: Land-Wasser-Interaktionen unter dem Einfluss neuer anthropogener Stressoren (AufLand), Kulturelle Orientierung und normative Bindung (Kultur-Norm), Kommunikation-Medien-Politik: Vermittlung, Wahrnehmung und Verarbeitung politisch relevanter Diskurse (KoMePol).

Internet: http://www.uni-koblenz-landau.de

Ansprechpartnerin Forschungsschwerpunkt AufLand:
Institut für Umweltwissenschaften Landau
Rebekka Gerlach
Fortstraße 7
D-76829 Landau

Phone: +49 (0)6341 280 31 521
E-Mail: gerlachr@uni-landau.de
Internet: http://www.uni-koblenz-landau.de/de/aufland

Weitere Informationen:
http://www.uni-koblenz-landau.de/de/aufland

Quelle: idw

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Verstädterung – die historische Ursache für niedrigen Sauerstoffgehalt in vielen Seen Europas

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht Studienergebnisse mit Beteiligung des Instituts für Geographie der Uni Bremen

Mangelnde Sauerstoffkonzentrationen in Seen lassen sich seit mehr als 160 Jahren nachweisen. Die Entwicklung der Städte mit ihren Abwässern sowie der Einsatz von Kunstdünger in der Landwirtschaft haben das ökologische Gleichgewicht der europäischen Seen kontinuierlich verändert. Das haben internationale Wissenschaftler – unter ihnen Geographie-Professor Bernd Zolitschka von der Universität Bremen – in einer Studie nachgewiesen, deren Ergebnisse jetzt in einer Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ publiziert worden sind. Sie belegt auch, dass die Regeneration der Seen nur langsam voranschreitet.

Bereits seit 1850 entwickeln sich niedrige Sauerstoffkonzentrationen in zahlreichen europäischen Seen. Diese sogenannten Hypoxia sind Folge der Anreicherung von Nährstoffen in den Seen durch von Menschen hervorgerufene Umweltbelastungen – Wissenschaftler sprechen von anthropogener Eutrophierung. Sie stört das ökologische Gleichgewicht der stehenden Gewässer erheblich. Dieser Zustand erfasste seit Beginn des 20. Jahrhunderts viele Seen, lange bevor Kunstdünger großflächig angewandt (1950er Jahre) oder der globale Klimawandel nachweisbar wurde (1970er Jahre). Ein internationales Team von Wissenschaftlern konnte den Wandel der Lebensstile und das damit verbundene Wachstum von Städten (Urbanisation) als Ursache für die niedrige Verfügbarkeit von Sauerstoff in einer großen Anzahl an Seen in Europa nachweisen.

Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass ein erhöhter Abwassereintrag seit Beginn des 20. Jahrhunderts die biologische Produktivität in Seen steigerte, was zu einem Anstieg der Sauerstoffzehrung führte. Forscher aus Deutschland, Finnland, Frankreich und Kanada, darunter der Geographie-Professor Bernd Zolitschka von der Universität Bremen, haben jetzt diese Forschungsergebnisse in der renommierten Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht. Die Studie basiert auf Arbeiten der „Varve Working Group“ des Internationalen Geosphären-Biosphären Programms, IGBP-PAGES (Past Global Changes), an dem Bernd Zolitschka ebenfalls mitarbeitete.

Ein Hauptverursacher für Sauerstoffmangel sind städtische Abwässer
Die Wissenschaftler haben mögliche Auslöser, darunter klimatische Rahmenbedingungen und historische Landnutzung, und die Sedimentdaten von mehr als 1500 Einzugsgebieten europäischer Seen analysiert. Erstmalig verglichen sie Rekonstruktionen der Flächennutzung und deren zeitliche Entwicklung im kontinentalen Maßstab mit Daten der Sauerstoffzehrung in Seen während der vergangenen 300 Jahre. Somit konnten städtische Abwässer, vor allem das darin gelöste Phosphor, als ursächliche Faktoren für den markanten Anstieg von Hypoxia am Grunde von Seen seit Beginn des 20. Jahrhunderts identifiziert werden.

Ein zweiter Hauptverursacher ist Dünger aus der Landwirtschaft
Die Variationen der regionalen Umweltfaktoren sowie ihre Interaktionen aber auch Unsicherheiten bei den Langzeitstudien stellten eine große Herausforderung bei der Durchführung dieser Untersuchung dar. Dabei ist zu berücksichtigen, dass punktuelle und diffuse Quellen stets gemeinsam zum Nährstoffeintrag in Seen beitragen. Ihre Anteile variieren jedoch in Raum und Zeit. Die vorgestellten Ergebnisse dokumentieren die Bedeutung von punktuellen Einträgen städtischer Abwässer als dominierende Ursache der Eutrophierung in europäischen Seen während der gegenwärtigen Epoche der Erdgeschichte – dem Anthropozän. Allerdings lösten diffuse Nährstoffquellen durch den vermehrten Einsatz von Düngemitteln und die Beseitigung punktueller Nährstoffquellen durch den Bau von Abwasserreinigungsanlagen in den vergangenen Jahrzehnten diese als vorherrschende Eutrophierungsursache in den Industrieländern ab.

Trotz verbessertem Umweltschutz regenerieren sich die Seen nur langsam
Trotz der generellen Umweltverbesserung in den meisten Einzugsgebieten von Seen seit den 1980er Jahren sind die tiefsten Schichten dieser Seen weiterhin sauerstofffrei und die einmal etablierten Hypoxia bleiben bestehen. „Diese sehr langsamen Reaktionszeiten der Seesysteme illustrieren die Bedeutung historischer Landnutzungsstudien, aber auch die Notwendigkeit von Langzeitstrategien zur Erhaltung und Verbesserung der Wasserqualität in Seen“, ist die Quintessenz der Autoren.

Publikation:
„Urban point sources of nutrients were the leading cause for the historical spread of hypoxia across European lakes“. Jenny, J.-P., A. Normandeau, P. Francus, Z.E. Taranu, I. Gregory-Eaves, F. Lapointe, J. Jautzy, A.E.K. Ojala, J.-M. Dorioz, A. Schimmelmann and Bernd Zolitschka. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Sozialwissenschaften
Institut für Geographie
Prof. Dr. Bernd Zolitschka
Tel.: 0421-218.67150
E-Mail: zoli@uni-bremen.de

Weitere Informationen:
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1605480113

Quelle: idw

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Warum Frauen und Männer unterschiedlich mit ihrer Gesundheit umgehen

Gabriele Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln

Inwiefern sind Frauen und Männer unterschiedlich gesund? Wie können Gender-Aspekte angemessen in die Forschung integriert werden? Und wie sollten gendergerechte Gesundheitsinformationen aussehen?

Warum Frauen und Männer unterschiedlich mit ihrer Gesundheit umgehen
Internationale ceres-Tagung zum Thema Gender und Gesundheitskompetenz

In den letzten 20 Jahren hat das Konzept der Gesundheitskompetenz in Wissenschaft und Politik enorm an Bedeutung gewonnen. Es beschreibt die Fähigkeit, sich Zugang zu Gesundheitsinformationen zu verschaffen, diese zu verstehen, zu beurteilen und in gesundheitsförderndes Handeln umzusetzen. Allerdings werden die genderbezogenen Besonderheiten von Gesundheitskompetenz trotz teils enormer Unterschiede zwischen Frauen und Männern bislang weder in der Gesundheitspolitik noch im klinischen Alltag oder in der Forschung angemessen berücksichtigt. So kommt es zu einer genderbezogenen Über-, Unter- und Fehlversorgung, weil Unterschiede z.B. in der Symptomatik von Krankheiten, in der Wahrnehmung von Krebsvorsorgemaßnahmen, im Umgang mit Gesundheitsinformationen oder in Ernährung, Lebensweise und Risikoverhalten weitgehend ignoriert werden.

Die internationale ceres-Tagung „Gender-Sensitive Health Literacy – A Future Concept for Public Health?“ versammelte am 27.10.2016 weltweit führende Expert/innen in Köln, um genderbezogene Besonderheiten der Gesundheitskompetenz und -versorgung zu diskutieren und Ansätze für die zukünftige Gestaltung eines gendergerechten Gesundheitswesens zu entwickeln. Referieren werden u.a. Prof. Richard Osborne, PhD (Australien), Prof. Cristine Smith, EdD (USA) und Prof. John Oliffe, PhD, RN (Kanada). Tagungssprache ist Englisch.

Die Veranstaltung wird gemeinsam mit dem Prodekanat für Akademische Entwicklung und Gender der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln sowie der Abteilung für Medizinische Psychologie und Gender Studies der Uniklinik Köln ausgerichtet.

ceres, das Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health, ist ein Zentrum für inter- und transdisziplinäre Forschung, Aus- und Fortbildung sowie Beratung zu gesellschaftsrelevanten Fragen im Bereich der Gesundheit. Es wird getragen von fünf Fakultäten und dem Rektorat der Universität zu Köln.

Quelle: idw

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Leipziger Fachgespräch diskutierte Fragen zum Thema „Gasmanagement von Biogasanlagen“

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Die flexible Erzeugung von Strom aus Biogas stellt in der zukünftigen Energieversorgung einen wichtigen Baustein zum Ausgleich der fluktuierenden erneuerbaren Energiequellen dar. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen sowohl die Biogasproduktion als auch deren Verbrauch abgestimmt, überwacht sowie geregelt werden können. Das Leipziger Biogas-Fachgespräch am 23. November widmete sich daher dem Thema „Gasmanagement von Biogasanlagen“ in vier Vorträgen aus Forschung und Praxis.

Bei der Verstromung am Biogasanlagenstandort ist ein präzises Gasmanagement notwendig. Dies ist einerseits über eine präzise Zustandsbeschreibung wie über eine Prognose des Verhaltens von Gasproduktionsrate, Gasspeicherfüllstand und Gasverbrauchsrate möglich. Aus den Erfahrungen der Praxis zeigt sich jedoch, dass die Füllstandüberwachung der Rohbiogasspeicher in Abhängigkeit der Anlagengröße und Betreibermotivation eine teilweise zu geringe Priorität genießt und das Gasmanagement für einen bedarfsgerechten Anlagenbetrieb angepasst werden muss. Somit sind mit gezielten und einfachen Maßnahmen eine direkte Verbesserung der Biogasspeicherung, -bereitstellung und -verfügbarkeit realisierbar.

Im Rahmen des Biogas-Fachgesprächs am 23. November soll das Thema „Gasmanagement von Biogasanlagen“ anhand von vier Fachvorträgen vorgestellt und vertieft werden. Nach einer thematischen Einordnung wird Mathias Stur vom DBFZ das Forschungsvorhaben MANBIO vorstellen und die Entwicklung von technischen Maßnahmen zur Verbesserung des Gasmanagements von Biogasanlagen demonstrieren. Herr Prof. Jürgen Wiese von der Hochschule Magdeburg-Stendal präsentiert eine Mess- und Automationstechnik für ein optimales Gasmanagement von Biogasanlagen. Nach einer Kaffeepause erläutert Dr. Jürgen Kube, wie sich das Thema „Gasmanagement von Biogasanlagen“ aus Herstellersicht darstellt. Zum Abschluss der Veranstaltung stellt Thomas Heidenreich vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) den aktuellen Stand zur Novellierung der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft) und deren Auswirkungen für Biogasanlagenbetreiber vor. Nach den Vorträgen bietet sich Raum für eine Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse. Das Fachgespräch wird moderiert von Tino Barchmann (DBFZ).

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Tino Barchmann
Tel. +49 (0)341 2434-375
E-Mail: tino.barchmann@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2016/leipziger-biogas-fachgespraec…
http://www.leipziger-fachgespraech.de

Quelle: idw

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Vom Rhein nach Westafrika: Biologische Mückenbekämpfung hilft gegen Malaria

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Wissenschaftler des Instituts für Public Health am Universitätsklinikum Heidelberg übertragen Methode zur Stechmückenbekämpfung erfolgreich vom Oberrhein nach Burkina Faso / Manfred Lautenschläger-Stiftung hat das Projekt in den vergangenen drei Jahren mit rund 450.000 Euro gefördert

Eine am Oberrhein bewährte Methode zur Stechmückenbekämpfung kann in Afrika helfen, die durch Moskitos übertragene Tropenkrankheit Malaria einzudämmen. Das ist die Bilanz des Projekts „Ecologic Malaria Reduction for Africa“ (EMIRA) am Institut für Public Health des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Manfred Lautenschläger-Stiftung hat das EMIRA-Projekt im westafrikanischen Burkina Faso mit rund 450.000 Euro gefördert. Seit 2013 haben die Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) e.V. aus Speyer und dem Gesundheitsministerium Burkina Fasos ein biologisches Mittel im Nordwesten des afrikanischen Landes eingesetzt. Dieses tötet Mückenlarven in den Brutgewässern ab und verhindert die Ausbreitung der Überträgermücken.

„In Afrika ist Malaria eine der Haupttodesursachen“, sagt Dr. Ali Sié, Direktor Gesundheitsforschungszentrum Nouna des Gesundheitsministeriums von Burkina Faso, bei einer Pressekonferenz am 18. Oktober 2016 am Universitätsklinikum Heidelberg. Insbesondere bei Kleinkindern kann die Krankheit rasch zu Koma und Tod führen. „Wenn es uns gelingt die Zahl der Mücken zu reduzieren, können wir auch die Malaria zurückdrängen.“

Mückenlarven in Brutgewässern bekämpfen – Malaria-Infektionsgefahr senken
„Der Transfer der Stechmückenbekämpfung vom Oberrhein nach Burkina Faso ist hervorragend geglückt“, so Projektleiter Professor Dr. Rainer Sauerborn, Institut für Public Health am Universitätsklinikum Heidelberg. „Die Anzahl der Stechmücken in den Dörfern ging deutlich zurück.“ Das Larvenvernichtungsmittel Bti, ein Eiweiß aus dem Bodenbakterium „Bacillus thuringiensis israelensis“ wird am Oberrhein bereits seit mehr als 30 Jahren erfolgreich eingesetzt. Das Mittel ist leicht zu handhaben – wichtig für den Einsatz in Afrika. Das Larvizid in Pulverform wird in Wasser gelöst und von den Uferbereichen in die Gewässer gespritzt. „Die Methode ist sicher, sie wirkt zuverlässig nur gegen Mückenlarven und ist unbedenklich für Menschen, andere Tiere oder Pflanzen“, betonte Professor Dr. Norbert Becker, Wissenschaftlicher Direktor der KABS.
Die Anzahl der Übertragungsmücken in den Dörfern haben die Wissenschaftler mithilfe von Lichtfallen gemessen. Die Geräte locken Mücken aus einem relativ kleinen Umkreis an und setzen diese in einem Netzzylinder fest. „Im Labor werden die Mücken gezählt und Art und Geschlecht be-stimmt“, erklärte Sauerborn. Nur die Mückengattung „Anopheles“ und hiervon wiederum nur die weiblichen Tiere übertragen Malaria. „Die Anzahl der weiblichen Anopheles ist ein guter Indikator für das Übertragungsrisiko. Weniger Tiere bedeuten ein geringeres Infektionsrisiko“.

Kosten sparen durch gezielte, sparsame Behandlung
Da eine flächendeckende Behandlung aller stehenden Gewässer und Tümpel in ländlichen Regionen zu teuer für die sehr armen westafrikanischen Länder wäre, haben die Wissenschaftler eine neue selektive Anwendung erprobt: Ein Team des Instituts für Public Health entwickelte zusammen mit Spezialisten für Fernerkundungen des französischen Raumforschungszentrums Centre des Etudes Spatiales (CNES) ein Verfahren, um anhand von Satellitenbildern die von Moskitos bevorzugten Brutstätten ausfindig zu machen. So stellen die Malaria-Mücken bestimmte Ansprüche an Ufervegetation, Lage und Wassertiefe. Anhand dieser Risikokarten wurden die Gewässer gezielt mit dem biologischen Larvenvernichter behandelt. „Die selektive Anwendung des Larvengifts ist ein Novum in der Malariabekämpfung“, erklärte Sauerborn. Im Modelldistrikt konnten die Forscher zeigen, dass die Methode effektiv die Malaria-Mücken bekämpft.

„Damit wird die Behandlung mit weniger als einem Dollar pro Einwohner und Jahr relativ günstig und auch für Länder wie Burkina Faso erschwinglich“, sagte Markus Lautenschläger, Geschäftsführer der Manfred Lauten-schläger-Stiftung. „Wir hoffen, dass wir mit dem Projekt einen weiteren Stein im Kampf gegen Malaria ins Rollen gebracht haben.“

Literatur:
Dambach, P., Traoré, I., Kaiser, A., Sié, A., Sauerborn, R., Becker, N. 2016. Challenges of implementing a large scale larviciding campaign against malaria in rural Burkina Faso – Lessons learned and recommendations derived from the EMIRA project. BMC Public Health

Dambach, P., Schleicher, M., Stahl, H.C., Traoré, I., Becker, N., Kaiser, A., Sié, A., Sauerborn, R., 2016. Routine implementation costs of larviciding with Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) against malaria vectors in a district in rural Burkina Faso. Malaria Journal

Dambach, P., Traoré, I., Becker, N., Kaiser, A., Sié, A., Sauerborn, R., 2014b. EMIRA: Ecologic Malaria Reduction for Africa – Innovative tools for integrated malaria control. Glob Health Action 7, 25908.

Dambach, P., Louis, V.R., Kaiser, A., Ouedraogo, S., Sié, A., Sauerborn, R., Becker, N., 2014a. Efficacy of Bacillus thuringiensis var. israelensis against malaria mosquitoes in Northwestern Burkina Faso. Parasit. Vectors 7, 371.

Manuskripte derzeit in Vorbereitung:
Dambach, P., Traoré, I., Becker, N., Kaiser, A., Sié, A., Sauerborn, R., Louis, V.R., Reduction of malaria vector mosquitoes in a large scale intervention trial in rural Burkina Faso using Bti based larval source management.

Dambach, P., Traoré, I., Savadogo, H., Zabré, P., Lelii, S., Becker, N., Kaiser, A., Sié, A., Sauerborn, R., Community perception and acceptability of environmental larviciding against malaria with Bti formulations in Burkina Faso.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg. www.klinikum.uni-heidelberg.de

Weitere Informationen:
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Vom-Rhein-nach-Westafrika-Biologische-Mue… Online-Pressemappe mit

Bilderstrecke
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Institute-of-Public-Health.5358.0.html Institute of Public Health
http://www.manfred-lautenschlaeger-stiftung.de/neuigkeiten.html Manfred Lautenschläger-Stiftung

Quelle: idw

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Welche Autos das Herz am höchsten schlagen lassen

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Volvo ist unangefochten die Nummer eins der Automarken, die von ihren Fahrern am meisten geliebt wird. Audi und BMW folgen mit deutlichem Abstand. Das ist das Ergebnis des Projektteams Testentwicklung um Dr. Rüdiger Hossiep von der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum. Die Forscher werten jährlich die Einträge in das Online-Forum „Motor-Talk.de“ aus und beziehen Daten des Kraftfahrzeugbundesamts ein. Ihr Involvement-Index gibt Aufschluss über den emotionalen Wert der 36 in Deutschland verbreitetsten Automarken.

Gewinner des Jahres 2016
Den höchsten Involvement-Zuwachs verzeichnet in diesem Jahr die Marke Land Rover, die sich dadurch gegenüber dem Vorjahr um einen Platz verbessern konnte und nun den vierten Rang belegt. „Ansprechendes Design und gute Markenführung sind hier erfolgreich“, erläutert Hossiep. „Einen beachtlichen Sprung nach vorn hat auch die Marke Alfa Romeo gemacht“, stellt er fest. „Sie hat sich um sieben Plätze verbessert und es damit bis in die Top 10 geschafft.“ Auch Mazda konnte neun Plätze dazugewinnen und liegt jetzt im hinteren Mittelfeld auf Platz 20.

Verlierer des Jahres 2016
Den höchsten Involvement-Verlust verzeichnet wie schon im Vorjahr die Marke Porsche. „Hier schlagen die großen Neuzulassungszahlen – also die zunehmende Popularisierung der Marke – zu Buche“, begründet das Rüdiger Hossiep. Zwar konnte sie den siebten Platz halten, der Vorsprung zum achtplatzierten VW fällt nun aber nur noch hauchdünn aus. Hohe Involvement-Verluste musste auch die Marke Dacia hinnehmen, welche dadurch um neun Plätze abgestürzt ist und jetzt auf dem 31. Rang liegt. Deutlich verloren hat auch die japanische Premiummarke Lexus, die im Ranking um sechs Plätze auf Platz 19 gerutscht ist.

Wie die Bewertung funktioniert

Als Berechnungsgrundlage ziehen die Forscher die Anzahl der Forenbeiträge bei „Motor-Talk.de“ heran, dem größten deutschsprachigen Automobilforum. Für jede Automarke setzten sie die Anzahl der Forenbeiträge mit der jeweiligen Anzahl der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge in Relation – also den Fahrzeugbestand. „Wir gehen grundlegend davon aus, dass die emotionale Bindung eines Autofahrers an sein Fahrzeug desto höher ist, je mehr er darüber spricht“, erklärt Rüdiger Hossiep.
Um die Ergebnisse nicht zu verzerren, werden im Involvement-Index nur die Marken aufgeführt, die in Deutschland häufig zugelassen sind. 36 Marken sind im Ranking vertreten.

Weitere Informationen:
http://www.testentwicklung.de/testverfahren/Fahr/involvement_index.html – Link zu den aktuellen Ergebnissen

Quelle: idw

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Record Biomap: neue Chancen für die Biomethanproduktion in kleinen Biogasanlagen

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Im Rahmen eines neuen EU-Projekts „Record Biomap“ arbeiten Wissenschaftler verschiedener europäischer Forschungseinrichtungen in Kooperation mit Industrieunternehmen an innovativen Lösungen, die Biomethanproduktion zukünftig auch im kleinen und mittleren Leistungsbereich kosteneffizient gestalten zu können. Das Projektkonsortium stellt eine Online-Plattform zum Wissenstransfer vor und sucht innovative Konzepte für kleine Biomethananlagen.

Bisher lohnt sich die Aufbereitung des Biogases zu Biomethan nur in großen Biogasanlagen. Um aber zukünftig auch kleine und mittlere Anlagen energie- und kosteneffizient zu betreiben, wurden im Vorläuferprojekt SE.Biomethane (Laufzeit 1.2.2013 – 30.4.2016) bereits neue Technologien entlang der gesamten Prozesskette, d.h. von der Substrataufbereitung, über die Fermentertechnologie bis hin zur Biogasaufbereitung zu Biomethan entwickelt. Um eine flexiblere Nutzung des Biomethans gegenüber einer vor-Ort-Verstromung von Biogas möglich zu machen, müsse die Biomethanproduktion in kleinen Biogasanlagen (Produktion < 200 Nm³/h Roh-Biogas) nach Ansicht der DBFZ-Wissenschaftler nun weiter ausgebaut werden. So ist der Einsatz als Kraftstoff in landwirtschaftlichen Betrieben ebenso denkbar wie eine Verstromung des Biomethans außerhalb der Biogasanlage mit gleichzeitig hochwertiger Wärmenutzung. Nicht zuletzt kann die Erzeugung von Biomethan auch klimaneutral gestaltet werden und bei Substitution von fossilen Brennstoffen wie z.B. Erdgas einen positiven Klimaeffekt bewirken.

„Mit dem Forschungsvorhabens Record Biomap versuchen wir, die Brücke zwischen Wissenschaft und Industrie zu spannen und aktiv dazu beizutragen, die Technologien kontinuierlich weiterzuentwickeln, marktreif zu machen und an neue Bedingungen anzupassen. Gemeinsam mit unseren schwedischen und polnischen Partnern wollen wir ein europäisches Netzwerk initiieren und damit die Entwicklung sowie die Implementierung kleiner und mittlerer Biomethananlagen vorantreiben. Dafür suchen wir innovative Konzepte“, erläutert Kathrin Bienert, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DBFZ und Projektleiterin des Vorhabens.

Um nicht nur die Entwicklungen neuer Technologien sondern auch deren Markteintritt aktiv zu unterstützen sowie Netzwerke aufzubauen, wurde eine Online-Plattform zum Wissenstransfer aufgebaut. So verzeichnet die Webseite www.biomethane-map.eu unter anderem eine interaktive Karte mit europäischen Vertretern aus Industrie und Forschung sowie Fokus auf dem Gebiet der Biogas- bzw. Biomethanproduktion im kleinen und mittleren Maßstab. Diese Plattform bietet den teilnehmenden Institutionen und Unternehmen dabei nicht nur die Möglichkeit zur Präsentation ihrer Technologieansätze, auch die gegenseitige Vernetzung über regelmäßig stattfindende Workshops ist Ziel des Projektes. Darüber hinaus werden über die verfügbaren Informationen zu relevanten Forschungsausschreibungen auch neue multilaterale Kooperationen und internationale Projektkonzepte forciert. Das Projektkonsortium ruft interessierte Firmen und Forschungseinrichtungen ausdrücklich zur Mitarbeit auf und steht für Rückfragen zum Thema als Ansprechpartner zur Verfügung.

Das EU-Vorhaben Record Biomap ist am 1. April 2016 gestartet und läuft bis März 2018. Partner des vom DBFZ koordinierten Vorhabens sind die polnische Universität UWM (Warmińsko-Mazurski) aus Olzstyn und das JTI Swedish Institute of Agricultural and Environmental Engineering aus Uppsala, Schweden.

Weitere Informationen unter: www.biomethane-map.eu

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Kathrin Bienert
Tel: +49 (0)341 2434-477
E-Mail: kathrin.bienert@dbfz.de

Weitere Informationen:
http://www.biomethane-map.eu
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2016/record-biomap-neue-chancen-fu…

Quelle: idw

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Auch Männer erkranken an Osteoporose

Holger Ostermeyer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Am 20. Oktober war Weltosteoporosetag. Die Knochenerkrankung ist heute längst keine klassische Frauenkrankheit mehr. Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung leiden immer mehr Männer unter Osteoporose. Risikofaktoren sind bei Männern bestimmte Krankheiten, verschiedene Medikamente sowie Rauchen und Alkohol. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde 2015 am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden das „UniversitätsCentrum für Gesundes Altern“ gegründet, das am Weltosteo­porosetag die Öffentlichkeit für diese Krankheit sensibilisieren möchte.

Im Klinikalltag unterstützt das Zentrum die weiblichen wie männlichen Patienten des Dresdner Uniklinikums mit Sportgymnastikkursen, die durch die Stiftung Hochschulmedizin Dresden finanziert werden und bietet eine komplette Diagnostik und moderne Therapie an. Eine neu eingestellte Koordinatorin ist nun Ansprechpartnerin für Patienten und Angehörige. Sie sorgt künftig dafür, dass die Patienten während des Klinikaufenthalts noch zielgerichteter betreut werden können.

Eine Folge der steigenden Lebenserwartung sind instabilere Knochen und damit verbunden eine erhöhte Gefahr von Brüchen. Wenn die Dichte der Knochen deutlich sinkt, sprechen die Experten von Osteoporose – eine Knochenerkrankung, von der immer mehr Menschen betroffen sind. „Osteoporose ist kein reines Frauenproblem“, sagt Prof. Lorenz Hofbauer, Stoffwechselexperte und Direktor des UniversitätsCentrums für Gesundes Altern (UCGA). „Wir wollen den Welt­osteoporosetag dazu nutzen, darauf aufmerksam zu machen, dass zunehmend auch Männer an Osteoporose erkranken.“ Zwar gibt es bei Männern keine wechseljahresbedingte Verschlechterung der Knochenstruktur, aber auch sie verlieren im Alter Knochensubstanz. „Daher raten wir jedem Mann über 70, die Knochendichte messen zu lassen“, so Prof. Hofbauer. „Wir gehen davon aus, dass Risikofaktoren für Osteoporose bei Männern Untergewicht, Rauchen, Alkohol, Diabetes oder auch vorangegangene Brüche sind.“ Hinzu kommen gesundheitliche Vorbelastungen wie rheumatoide Arthritis, eine Parkinsonerkrankung, Multiple Sklerose oder Schlaganfall. Negativ können sich auch dauerhaft eingenommene Medikamente auswirken – etwa das entzündungshemmende Prednisolon oder Säureblocker.

Um Osteoporose entgegenzuwirken, bietet das UCGA Programme zum Muskelaufbau an und rät zu Vorsorgemaßnahmen wie zum Beispiel eine ergänzende Einnahme von Kalzium und Vitamin D. Menschen, die an Osteoporose erkranken und stürzen, ziehen sich dabei deutlich häufiger Knochenbrüche zu. „Stürze im Alter sind meist auf nachlassendes Gleichgewichts- und Balancegefühl, Blutdruckschwankungen, Sehstörungen, und eine eingeschränkte Kognition zurückzuführen. Aber auch verschiedene Medikamente sowie äußere Umstände wie schlecht sitzende Schuhe, Kleidung, nicht angepasste Hilfsmittel und mangelnde Beleuchtung führen gerade in dieser Jahreszeit zu Stürzen“, erklärt Prof. Hofbauer.

Das UniversitätsCentrum für Gesundes Altern widmet sich der Diagnostik und Therapie von Alterserkrankungen und vereint zu diesem Zweck Pflege, Forschung und Lehre unter einem Dach. Ziel des Teams, welches aus Internisten, Neurologen und Psychiatern besteht, ist es, den Senioren ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Zentraler Punkt der Prophylaxe von Stürzen ist das Trainieren von Balance und Gleichgewicht. Außerdem sensibilisieren die Therapeuten Betroffene dafür, gut sitzendes, rutschhemmendes festes Schuhwerk zu nutzen sowie Hilfsmittel wie Gehstock oder Rollator, sowie Brillen zu verwenden.

Koordination für einen reibungslosen Klinikbesuch
Mit einer neuen administrativen Koordinatorin sollen Patienten nun noch zielgerichteter betreut werden. „Silke Müller verfügt über eine ausgewiesene Expertise im pflegerischen Bereich und in der geriatrischen Versorgung. Sie wird als Ansprechpartnerin für ältere Patienten und deren Angehörigen sein und deren Ambulanz- und Klinikbesuche koordinieren“, erklärt Prof. Lorenz Hofbauer. Die Koordinatorin plant gemeinsam mit den zumeist betagten Patienten und deren Angehörigen die Terminkette und sorgt damit für die Umsetzung des sogenannten ‚One Stop Shop‘-Prinzips mit kurzen Wegen, geringen Wartezeiten und direkten Ansprechpartnern. Damit soll den alten Patienten der Aufenthalt im Klinikum so angenehm wie möglich gestaltet werden. Die Koordinatorin wird zukünftig dabei unterstützen, Menschen mit erhöhtem Sturzrisiko bei einer Osteoporose-Vorerkrankung zu identifizieren, um sie und deren Angehörige im Rahmen von Präventionsprogrammen zu beraten. Bei fortgeschrittner Osteoporose steht dem Betroffenen bereits jetzt ein Spektrum individualisierter Therapieverfahren zur Verfügung.

Das UniversitätsCentrum für Gesundes Altern wurde am 1. Dezember 2015 gegründet. Ziel ist es, die gegenwärtige Versorgungsqualität und Patientensicherheit älterer Patienten zu verbessern. Dies geschieht in interdisziplinären Fallkonferenzen, in der verbesserten Zusammenarbeit der Bereiche Diagnostik und Therapie sowie durch die Förderung von klinischer Forschung und Grundlagenforschung im Bereich altersassoziierter Erkrankungen. Dabei wird neben der reinen geriatrischen Gesundheitsversorgung auch ein spezieller Fokus auf präventive Maßnahmen gelegt.

Kontakt für Patienten
Universitäts-Centrum für Gesundes Altern
Zentrumskoordinatorin: Silke Müller
Tel. 0351/ 458 18858
E-Mail: gesundalt@uniklinikum-dresden.de

Kontakt für Journalisten
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Universitäts-Centrum für Gesundes Altern
Prof. Dr. med. Lorenz Hofbauer
Tel. 0351/ 458 4309
E-Mail: lorenz.hofbauer@uniklinikum-dresden.de

Weitere Informationen:

http://www.uniklinikum-dresden.de

Anhang
Pressemitteilung
https://idw-online.de/de/attachment51320

Quelle: idw

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Im Regenwald sorgt Regen für neuen Regen

Dr. Susanne Benner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemie

Im Amazonasgebiet bringt Abwind bei Niederschlag Aerosolpartikel aus großen Höhen herunter in die Luftschicht, aus der Wolken entstehen.

In einer gemeinsamen Studie haben Wissenschaftler untersucht, wie sich Wolken und damit Regen über dem Amazonasregenwald entwickeln. Sie fanden heraus, dass dort winzige Aerosolpartikel, die anschließend zu Wolkenkeimen werden, aus höheren atmosphärischen Schichten in die Luftschicht gebracht werden, aus der Wolken entstehen. Dafür sorgen die Abwinde, die bei Regen entstehen. Regen ist im Amazonaswald also die Voraussetzung für neuen Regen. Da es in diesem Gebiet keine Aerosol-partikel aus anthropogenen Quellen gibt, könnten diese Erkenntnisse erklären, wie Wolken und Niederschlag vor der Industrialisierung der Erde entstanden.

Damit Feuchtigkeit in der Luft kondensieren kann und sich so Wolken bilden, braucht es Aerosolpartikel. Manche Partikel wie Mineralstaub, Seesalze oder Pollen werden direkt von der Erde an die Luft abgegeben. Die meisten aber entstehen erst aus Gasen in der Atmosphäre und sind zunächst nur wenige Millionstel Millimeter groß. Anschließend wachsen sie durch Kondensation so lange, bis sie zu größeren Kondensationskeimen werden, an denen sich Nebel, Wolken und Niederschlag bilden können.

Welcher Mechanismus hinter der Neubildung der kleinen Partikel steckt, wissen Forscher für dichtbesiedelte Gebiete recht genau: Verbrennungsprozesse setzen Schwefeldioxid frei, aus dem wiederum Schwefelsäurepartikel entstehen.

Nicht so im Amazonasregenwald. In dem Gebiet, das zu den unberührtesten Regionen der Erde zählt, fehlen die Schwefelsäurepartikel aus anthropogenen Quellen, und die Atmosphäre ist in der Regenzeit meist beinahe so sauber wie vor der Industrialisierung. Daher hat ein internationales Team von Wissenschaftlern an einem abgelegenen Ort mitten im Urwald untersucht, woher dort die Vorläufer der Wolkenkeime stammen. Denn das könnte helfen, die Frage zu klären, wie in vorindustrieller Zeit Wolken und Niederschlag entstanden sind.

Die Wissenschaftler, darunter auch Forscher der beiden Max-Planck-Institute für Chemie und für Biogeochemie, konnten zeigen, dass über dem Regenwald Abwinde für den Transport der feinsten Partikel verantwortlich sind. Diese Winde, die sich meist im Zusammenhang mit Niederschlag bilden und räumlich begrenzt sind, befördern die winzigen Teilchen aus der oberen Troposphäre aus einer Höhe von mehreren Kilometern nach unten. So versorgen sie die bodennahe Schicht, die atmosphärische Grenzschicht, mit Aerosolpartikeln. Aus dieser Schicht heraus, die über dem Regenwald nur etwa ein bis zwei Kilometer hoch ist, entstehen Wolken und später Niederschlag.

„Im Regenwald liegt die Kinderstube der kleinen Aerosolpartikel nicht in den unteren Kilometern der Atmosphäre, wie es in belasteten Gebieten der Fall ist, sondern in viel größeren Höhen“, kommentiert Christopher Pöhlker, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz die Messergebnisse, die in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature veröffentlicht werden.

Darin erläutern die Forscher, wie sie die Größenverteilung der Aerosolpartikel über dem Regenwald bestimmt haben. Sie nutzen dazu einerseits die ATTO-Messstation (Amazon Tall Tower Observatory), die sich 150 Kilometer nordöstlich von Manaus inmitten des Urwalds befindet und gemeinsam von der Max-Planck-Gesellschaft und dem brasilianischen Institut für Amazonas-forschung INPA betrieben wird. In einer Höhe von 60 Metern und somit deutlich über den Baumkronen sammelten sie kontinuierlich Luftproben. Ein Partikelsammler bestimmte anschließend die Anzahl und Größe der Aerosolpartikel. Die Partikelverteilung in einer Höhe von 60 Metern ist dabei charakteristisch für die Verteilung in der atmosphärischen Grenzschicht, da diese Luftschicht in sich gut durchmischt ist.

Außerdem überflogen die Wissenschaftler mit einem Forschungsflugzeug das Gebiet in unterschiedlichen Höhen und zu unterschiedlichen Zeiten. An Bord des Flugzeugs, einer Gulfstream-1 des US-amerikanischen Energieministeriums, befand sich ein Lufteinlasssystem, über das die Partikel zu einem Mess-instrument gelangten, das ebenfalls die Anzahl und Größe bestimmte.

Abwinde bringen die Vorläufer der Wolkenkeime in bodennahe Grenzschichten
Mit Hilfe des Messflugzeugs stellten die Wissenschaftler fest, dass die Konzentration an Partikeln, die kleiner als 50 Nanometer (Millionstel Millimeter) waren und somit zu den kleinsten Partikeln zählen, in der mittleren und oberen Troposphäre sehr hoch ist. An der Bodenmessstation registrierten sie, dass die Anzahl dieser kleinen Partikel nach Regen oder Sturm deutlich höher war als zuvor. Während vor dem Zeitpunkt des Niederschlags die durchschnittliche Partikelgröße deutlich über 100 Nanometer lag, sank sie direkt nach dem Niederschlag auf unter 50 Nanometer. Daraus schließen die Forscher, dass Abwinde, wie sie bei Regen oder Gewittern auftreten, die kleinen Aerosolpartikel aus der oberen Troposphäre in die bodennahe Grenzschicht befördern. In dieser Schicht wachsen die Partikel zu größeren heran, an denen Feuchtigkeit kondensieren kann, wodurch sich wiederum Wolken bilden. Man kann also sagen, dass der Regen im Amazonasgebiet dafür sorgt, dass neuer Regen entstehen kann.

Als nächstes werden die Forscher der Frage nachgehen, woher genau die kleinen Aerosolpartikel in der Troposphäre stammen. Allerdings haben sie bereits eine Vermutung, die sie aus noch unveröffentlichten Messungen mit dem deutschen Forschungsflugzeug HALO über dem Amazonas ableiten: „Diese Partikel stammen wahrscheinlich aus chemischen Reaktionen in der oberen Troposphäre“, sagt Meinrat O. Andreae, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz. „Wenn es uns gelingt, dies zu belegen, sind wir einen großen Schritt weiter im Verständnis, wie Niederschlagsprozesse abliefen, bevor der Mensch irreversibel die Natur und auch die Atmosphäre verändert hat“, fügt er mit Blick auf das Anthropozän, das Zeitalter des Menschen, hinzu.

Die Ergebnisse des Forscherteams aus Brasilien, China, Deutschland, Finnland, Schweden und den USA haben aber noch eine weitere wichtige Bedeutung: In den Computermodellen, die den Klimawandel berechnen und vorhersagen, spielen Aerosolpartikel eine wichtige Rolle. Gleichzeitig sind die Teilchen noch einer der größten Unsicherheitsfaktoren in den Modellen, da man bisher nur eingeschränkt verstand, wie sie unter natürlichen Bedingungen entstehen. Die neuen Erkenntnisse über den Transport der kleinen Vorläufer der Wolkenkeime über dem Regenwald werden also dazu beitragen, die Vorhersagen des Klimawandels noch zuverlässiger zu machen.

Originalpublikation
Jian Wang, Radovan Krejci, Scott Giangrande, Chongai Kuang, Henrique M. J. Barbosa, Joel Brito, Samara Carbone, Xuguang Chi, Jennifer Comstock, Florian Ditas, Jost Lavric, Hanna E. Manninen, Fan Mei, Daniel Moran-Zuloaga, Christopher Pöhlker, Mira L. Pöhlker, Jorge Saturno, Beat Schmid, Rodrigo A. F. Souza, Stephen R. Springston, Jason M. Tomlinson, Tami Toto, David Walter, Daniela Wimmer, James N. Smith, Markku Kulmala, Luiz A. T. Machado, Paulo Artaxo, Meinrat O. Andreae, Tuukka Petäjä, and Scot T. Martin:
Vertical transport during rainfall sustain aerosol concentration in Amazon boundary layer, Nature, 2016, 10.1038/nature19819

Kontakt
Prof. Dr. Meinrat O. Andreae
Max-Planck-Institut für Chemie
Telefon: 06131-3056000
E-Mail: m.andreae@mpic.de

Dr. Christopher Pöhlker
Max-Planck-Institut für Chemie
Telefon: 06131-3054800
E-Mail: c.poehlker@mpic.de

Dr. Jošt V. Lavrič
Max-Planck-Institut für Biogeochemie
Tel: 03641-57 6368
E-Mail: jlavric@bgc-jena.mpg.de

Weitere Informationen:
http://www.mpic.de/aktuelles/pressemeldungen/news/imregenwaldsorgtregenfr.html

Quelle: idw

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Uni-Studie untersucht Methoden zur Feststellung von Ängstlichkeit bei Kindern

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Wissenschaftliche Studie erforscht, ob Fragebögen Ängstlichkeit bei Kindern zuverlässig erfassen können – Noch Studienteilnehmer gesucht

Das Psychologische Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) startet eine neue Studie, um herauszufinden, mit welchen Methoden man Ängstlichkeit bei Kindern zuverlässig erkennen kann und ob die Berücksichtigung nonverbaler Ausdrucksformen wie beispielsweise des Gesichtsausdrucks zu einem genaueren Eindruck führt. Eigentlich gelten in der klinischen Diagnostik Fragebögen als Mittel der Wahl. „Dabei ist es gar nicht sicher, ob Fragebögen auch wirklich geeignet sind, um das psychische Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen zu erfassen. Besonders jüngere Kinder haben Schwierigkeiten, abstraktere Zustände und Gefühle in Worte zu fassen“, erklärt Aleksandra Kaurin, die die Studie an der Abteilung für Klinische Psychologie und Neuropsychologie unter der Leitung von Prof. Dr. Michèle Wessa durchführt. Für diese Studie werden noch Kinder im Alter zwischen 7 und 13 Jahren mit und ohne Angststörungen zusammen mit ihren Müttern bzw. Vätern gesucht.

Erfahrene Versuchsleiter werden die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Studie einem sozialen Stresstest und einer psychologischen Testung unterziehen. Im Vorfeld werden die Eltern telefonisch über Ereignisse im Alltag des Kindes befragt. Für die Teilnahme wird eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro entrichtet. Interessenten können sich mit der Studienleiterin Aleksandra Kaurin unter der E-Mail-Adresse alkaurin@uni-mainz.de oder der Telefonnummer 06131 39-39216 in Verbindung setzen.

Weitere Informationen:
Aleksandra Kaurin (M. Sc.)
Abt. Klinische Psychologie und Neuropsychologie
Psychologisches Institut
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-39216
E-Mail: akaurin@uni-mainz.de
http://www.clinical-psychology-and-neuropsychology.uni-mainz.de/department-membe…

Weitere Links:
https://www.klinische-psychologie-und-neuropsychologie.uni-mainz.de/
https://www.klinische-psychologie-und-neuropsychologie.uni-mainz.de/forschung/ae…

Quelle: idw

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Aquakultur: Klares Wasser dank Kork

Annette Siller Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technologie Lizenz-Büro (TLB) der Baden-Württembergischen Hochschulen GmbH

Die Überfischung der Weltmeere ist ein globales Problem. Einen Ausweg liefert die Aquakultur, die schon heute mehr als die Hälfte der weltweit verzehrten Menge an Fisch liefert.
Mit einem jährlichen Wachstum von acht Prozent ist die Branche ein Zukunftsmarkt – die aber auch Umwelt- und Qualitätsstandards permanent überprüfen und verbessern muss.
Experten der Fischereiforschungsstelle des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg haben einen Futterzusatz entwickelt, der sich sehr gut für die Produktion in der Aquakultur eignet.
Die TLB GmbH Die Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH ist mit der weltweiten wirtschaftlichen Umsetzung dieser Erfindung beauftragt.

Die Überfischung der Weltmeere ist ein globales Problem. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft – sie alle sind gefordert, eine Lösung für die weltweit steigende Nachfrage nach Fisch bei schwindenden Ressourcen zu suchen. Dies zeigte sich vor kurzem wieder, als die Fischereiminister der EU eine spürbare Reduzierung der Dorsch-Fangquoten in der Ostsee beschlossen, um die Bestände nicht weiter zu gefährden.
Der enorme Druck auf die Wildfischbestände muss verringert werden. Einen Ausweg aus dem Dilemma liefert die Aquakultur, die schon heute mehr als die Hälfte der weltweit verzehrten Menge an Fisch liefert. Mit einem jährlichen Wachstum von acht Prozent ist die Branche ein Zukunftsmarkt – die aber auch Umwelt- und Qualitätsstandards permanent überprüfen und verbessern will und muss.

So ist derzeit ein Umdenken nötig. Denn die Fischfütterung in der Aquakultur – sowohl im Meer als auch in Teichen – kann sich negativ auf die Wasserqualität auswirken. An diesem zentralen Punkt setzt die Fischereiforschungsstelle des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg an. Die Experten des Instituts haben einen Futterzusatz entwickelt, der sich sehr gut für die Produktion in der Aquakultur eignet.
Die Erfindung löst ein Hauptproblem der Fischerzeugung: die Eintrübung des Wassers durch Fäkalien. Denn trübes Wasser führt zu Krankheiten und Wachstumsproblemen bei den Fischen, belastet die Umwelt und gefährdet insbesondere bei modernen geschlossenen Anlagen die Systemstabilität.

Das Besondere an dem neu entwickelten Fischfutter ist die Beimischung von Kork. Dem Futter werden kleinste Korkpartikel zugesetzt, die sich unverdaut in den Ausscheidungen anreichern und den ausgeschiedenen Kot an die Wasseroberfläche schwimmen lässt, wo er leicht quantitativ abgeschöpft werden kann. Der Kork-Zusatz ist für die Fische unschädlich und gleichzeitig umweltfreundlich, da die gewonnenen Ausscheidungen der Fische direkt als Dünger Verwendung finden. In Aquakulturen werden die Filtersysteme weniger belastet und die Reinigungszyklen können signifikant verlängert werden.

Das Futter ist auch für den Einsatz in Aquaponik-Systemen geeignet, weil die Ausscheidungen dann mit geringem Aufwand zur Düngung der Pflanzen verwendet werden können.

Die Patente für diese Erfindungen wurden in Norwegen, Dänemark, Frankreich, Großbritannien und Deutschland erteilt. In Kanada und Chile wurde das Patent angemeldet. Die Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH ist mit der weltweiten wirtschaftlichen Umsetzung der Erfindung beauftragt und bietet Unternehmen Möglichkeiten der Zusammenarbeit oder Lizenzierung.

Für weitere Informationen:
Anne Böse (boese@tlb.de).

Weitere Informationen:

http://www.tlb.de
http://www.lazbw.de/pb/,Lde/Startseite/Fischereiforschungsstelle

Quelle: idw

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TU Berlin: Mit feinkörnigem Eisenhydroxid Schwermetalle aus Wasser entfernen

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

Durch die Kombination verschiedener Verfahren bei der Wasserreinigung sollen Ressourcen und Energie gespart werden

In höheren Konzentrationen wirken Schwermetalle toxisch auf Mensch und Umwelt. Im Wasser vieler Flüsse, Seen und im Grundwasser treten die Schadstoffe natürlicherweise auf oder wurden durch den Menschen eingetragen. Sie zu entfernen, ist mit großem Aufwand an Betriebsmitteln und Energie verbunden. An einem neuen Verfahren hierzu forscht nun das deutsch-israelische Kooperationsprojekt „Entfernung organischer Wasserschadstoffe durch neuartige Hybridprozesse mit Adsorption und Filtration“ (AdsFilt): Die Wissenschaftler kombinieren unterschiedliche Verfahren und setzen dabei feinkörnige eisenhaltige Materialien ein. Diese binden die Schwermetalle schnell und lassen sich inzwischen auch wieder leicht und vollständig abtrennen.

In der Trinkwassergewinnung werden an vielen Standorten grobe Granulate aus Eisen-Hydroxiden eingesetzt. Da bei der Herstellung dieser Granulate kleine Partikel in erheblichen Mengen anfallen und diese aufgrund ihrer großen Oberfläche Schadstoffe besonders gut aufnehmen, würde es sich lohnen, sie ebenfalls einzusetzen. Bislang war dies jedoch nicht möglich, da feine Partikel in Wasser als Suspension vorliegen und nicht wieder abgetrennt werden konnten. Das Verbundprojekt AdsFilt erforscht und entwickelt nun neue Hybridverfahren, in denen sehr kleine Partikel die Schwermetalle aus dem Wasser binden und anschließend durch Filter oder Membranen vollständig abgetrennt werden.

Sollte es gelingen, die eisenhaltigen pulverförmigen Adsorptionsmittel in Hybrid-Prozessen erfolgreich einzusetzen, könnten erhebliche Mengen an Ressourcen und Energie eingespart werden. Außerdem könnten diese Hybrid-Verfahren mit weiteren Prozessen kombiniert werden, wie der Entfernung organischer Schadstoffe durch Pulveraktivkohle. Weitere Ziele des Projektes sind die Rückgewinnung und Regeneration der Partikel sowie die Rückgewinnung der Schwermetalle. Im späteren Projektverlauf wird die neu entwickelte Verfahrenstechnik unter realen Bedingungen an einem kontaminierten Standort erprobt.

AdsFilt ist ein Kooperationsprojekt der TU Berlin, Fachgebiet Wasserreinhaltung, mit dem Israel Institute of Technology in Haifa (TECHNION). Es wird im Rahmen der deutsch-israelischen Kooperation in der Wassertechnologieforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom israelischen Wissenschaftsministerium (MOST) gefördert.

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:
Prof. Dr. Martin Jekel
TU Berlin
Fachgebiet Wasserreinhaltung
Tel. 030-314-25058
martin.jekel@tu-berlin.de

Quelle: idw

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Forschungsprojekt HypoWave: neuer Ansatz für Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Regionale Konkurrenzen um die Ressource Wasser sind keine Seltenheit. Durch Klimawandel, Urbanisierung und Verschmutzung der Wasserressourcen könnten sich Nutzungskonflikte in den nächsten Jahrzehnten noch verschärfen. Deshalb sind neue Verfahren für die Wasseraufbereitung und Wasserwiederverwendung sinnvoll. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt „HypoWave“ wird jetzt ein wassersparendes Konzept für die Landwirtschaft unter-sucht: die hydroponische Pflanzenproduktion unter Verwendung von aufbereitetem Abwasser.

Besonders in wasserarmen Regionen beansprucht die landwirtschaftliche Produktion nicht selten den Großteil des vorhandenen Wassers. Große Mengen der knappen Ressource verdunsten dabei oder versickern in der Erde. Der Vorteil einer hydroponischen Pflanzenproduktion, wie man sie entfernt auch von Hydrokulturen bei Zimmerpflanzen kennt, liegt zunächst im geringen Wasserverbrauch. Die Pflanzen werden über eine Nährlösung in Pflanzgefäßen ohne Erde versorgt. Dabei versickert kein Wasser und es verdunstet nur wenig.

Im jetzt gestarteten Verbundprojekt „Einsatz hydroponischer Systeme zur ressourceneffizienten landwirtschaftlichen Wasserwiederverwendung (HypoWave)“ untersucht ein interdisziplinäres Team, wie die Effizienz dieser hydroponischen Pflanzenproduktion durch die Nutzung von kommunalem Abwasser für die Bewässerung noch erhöht werden kann. „Die abwassertechnische Innovation besteht darin, die Aufbereitung des Bewässerungswassers gezielt auf eine optimale Nährstoffverwertung der Pflanzen auszurichten“, sagt Projektleiter Thomas Dockhorn vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität Braunschweig. Gleichzeitig garantiere die angepasste Abwasseraufbereitung eine hohe Produktqualität, die weitgehend frei ist von Schwermetallen, organischen Spurenstoffen oder pathogenen Keimen.

Pilotanlage in Wolfsburg: Marktfähige landwirtschaftliche Produktion der Zukunft?
Dazu wird zunächst eine Pilotanlage zur Wiederverwendung des gezielt aufbereiteten kommunalen Abwassers in einem hydroponischen Gewächshaussystem auf der Kläranlage Hattorf in der Nähe von Wolfsburg errichtet. Neben dem erstmaligen Einsatz einer biologisch abbaubaren Folie zur Verringerung der Wasserverdunstung oberhalb des Wurzelraumes der Pflanzen sollen außerdem die technischen Abläufe, die Pflanzenproduktion, die Wirtschaftlichkeit der Anlage sowie die Qualität der erzeugten Produkte untersucht werden. „Wichtig ist dabei auch, zu ermitteln, wie die konkrete Vernetzung zwischen Siedlungswasserwirtschaft und Landwirtschaft gelingen kann, damit das Konzept tragfähig wird“, sagt Martina Winker vom Projektpartner ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt.

In einem zweiten wichtigen Schritt wird das Potenzial und die Marktfähigkeit eines solchen Konzeptes mithilfe von Fallstudien im Inland (u. a. Hessisches Ried) und in der Grenzregion zwischen Belgien und Deutschland sowie im portugiesischen Évora untersucht. Im Zuge der Forschungsarbeiten werden auch die möglichen Akteure solcher Systeme über einen Stakeholderdialog in das Forschungsprojekt eingebunden. Daraus ergeben sich Hinweise auf die Marktpotenziale für die hydroponische Landwirtschaft unter Verwendung von aufbereitetem Abwasser. „Die Lösungen müssen ökologisch und ökonomisch tragfähig sein“, fasst Projektleiter Dockhorn zusammen, „denn Ziel ist, dass diese Form der Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft dazu beitragen kann, langfristig das lokal knapper werdende Angebot der Ressource Wasser zu erhöhen.“

Das Forschungsprojekt HypoWave
Das Verbundprojekt „Einsatz hydroponischer Systeme zur ressourceneffizienten landwirtschaftlichen Wasserwiederverwendung (HypoWave)“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Projektpartner im Forschungsverbund unter der Leitung der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft (ISWW), sind das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, die Universität Hohenheim (UHOH), der Abwasserverband Braunschweig (AVB), WEB – Wolfsburger Entwässerungsbetriebe, ACS-Umwelttechnik GMBH & Co. KG, aquadrat ingenieure (a2i), aquatectura – studios for regenerative landscapes, aquatune – Dr. Gebhardt & Co. GmbH, BIOTEC Biologische Naturverpackungen GmbH und Co. KG sowie Xylem Services GmbH (Xylem). Die dreijährige Laufzeit von HypoWave endet am 31. August 2019.

Projektleitung
Technische Universität Braunschweig, Institut für Siedlungswasserwirtschaft
Prof. Dr.-Ing. Thomas Dockhorn
Pockelsstr. 2a
38106 Braunschweig
Tel. + 49 531 391-7937
t.dockhorn@tu-braunschweig.de
www.tu-braunschweig.de/isww

Anhang
Pressemitteilung HypoWave

Quelle: idw

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EU fördert Projekt zum Hochwasserrisikomanagement mit 6,9 Millionen Euro

Anke Westwood Presse & Kommunikation
Jade Hochschule – Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth

Seit der Besiedlung der Flachküsten in Nordwestdeutschland waren Hochwasser und Sturmfluten Themen, die die Existenz bestimmen. Über Jahrhunderte wurden Deiche gebaut und effiziente Entwässerungssysteme entwickelt, die vor Sturmfluten schützten und Binnenhochwässer in die Nordsee abführten. Erfahrungen haben zu einer Verbesserung dieser Systeme sowie zu einem subjektiven Gefühl der Sicherheit geführt. Die Umsetzung der EU-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie sowie Projektionen des zu erwartenden Klimawandels machen jedoch deutlich, dass es keinen einhundertprozentigen Schutz vor Extremereignissen geben kann. Umso wichtiger ist es, die verbleibenden Hochwasserrisiken zu managen.

Vor diesem Hintergrund hat das Referat Forschung & Transfer der Jade Hochschule zusammen mit dem Lead Partner Provincie Zuid Holland und in Kooperation mit Projektpartnern aus dem Nordseeraum (Niederlande, Belgien, Dänemark und Großbritannien) sowie der Universität Oldenburg und dem Oldenburgisch-Ostfriesischen-Wasserverband OOWV die Idee zum Projekt FRAMES (Flood Resilient Areas by Multi-layEred Safety) entwickelt. Im Rahmen des Nordseeprogramms der Europäischen Union „Interreg Vb“ wird FRAMES von 2016 bis 2019 mit insgesamt 6,9 Millionen Euro gefördert.

Zielregion der Forschungsaktivitäten der Jade Hochschule ist die Wesermarsch, die zu einem großen Teil unter dem Meeresspiegel liegt. Projektleiter Prof. Dr. Helge Bormann will integrative Lösungsansätze des Entwässerungsmanagements entwickeln sowie das Katastrophenmanagement analysieren und unterstützen. Schwachstellen sollen identifiziert und Informationslücken geschlossen werden. „Das Projekt ergänzt die Aktivitäten des KLEVER Projekts, das im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel durch das Bildungsministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert wird und die bestehenden Entwässerungssysteme im Nordwesten unter die Lupe nimmt“.

Gemeinsam mit den Kollegen der Universität Oldenburg, des OOWV und der europäischen Partner soll in den jeweiligen Pilotregionen durch beispielhafte Aktivitäten die Resilienz gegenüber Hochwasser erhöht werden. „Der technische Hochwasserschutz allein reicht dazu heutzutage nicht mehr aus. Er muss durch Maßnahmen in den Bereichen hochwasserangepasste Planung, Katastrophenmanagement und Nachsorge ergänzt werden“, erklärt Bormann. Das im FRAMES Projekt angewendete Prinzip der „Multi-layEred Safety“ trägt diesen aktuellen Erfordernissen Rechnung.

Weitere Informationen:

https://www.jade-hs.de/jadewelt/forschung/detailseite/?tx_ttnews%5Btt_news%5D=43…
KLEVER Projekt

Quelle: idw

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Nicht nur bei Übergewicht: Bewegung als Medikament

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Die Ergebnisse zahlreicher Studien zeigen, dass regelmäßige Bewegung das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen reduzieren und das Leben verlängern kann. Wichtige Voraussetzungen für wirksames Training sind eine kardiologische Abklärung und sinnvolle Trainingspläne, betonten Experten im Rahmen der DGK Herztage in Berlin.

„Bewegung ist die Medizin des 21. Jahrhunderts. Umgekehrt gehört Bewegungsmangel weltweit zu den wichtigsten vermeidbaren Todesursachen“, betonte Dr. Susanne Berrisch-Rahmel, CardioCentrum Düsseldorf, heute im Rahmen der DGK-Herztage in Berlin. „Diese Entwicklung wird Folgen haben. Übergewicht alleine ist zwar kein gesicherter Risikofaktor für die koronare Herzkrankheit, wohl aber für Diabetes Typ 2. Und Diabetes erhöht das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen.“

In Deutschland beträgt der Anteil der Übergewichtigen in der erwachsenen Bevölkerung WHO-Daten zufolge 54,8 Prozent, das ist deutlich über dem weltweiten Schnitt von etwa 39 Prozent.

Die vorbeugende Wirkung von regelmäßiger Bewegung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herz-infarkt, Schlaganfall und Bluthochdruck ist wissenschaftlich gut belegt. Regelmäßiges sportliches Training vermindert das kardiovaskuläre Gesamtrisiko um die Hälfte und reduziert darüber hinaus das Risiko, Krebs oder psychische Erkrankungen zu entwickeln.

Fachgesellschaften empfehlen 150 Minuten Aktivität pro Woche
„Für gesunde Erwachsene werden moderate Aktivitäten von mindestens 30 Minuten pro Tag, fünfmal in der Woche, empfohlen, was einer wöchentlichen Gesamttrainingszeit von 150 Minuten ent-spricht“, so Dr. Berrisch-Rahmel. „Dabei gibt es im Detail Unterschiede zwischen den Empfehlungen verschiedener Fachgesellschaften.“

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) empfiehlt vier- bis fünfmal pro Woche 30 bis 45 Minuten Bewegung, davon mindestens zehn Minuten „mäßig intensiv“. Die aktuelle Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie ESC empfiehlt zumindest 150 Minuten wöchentlich bzw. 30 Minuten fünfmal pro Woche moderate aerobe Aktivität; alternativ 75 Minuten wöchentlich bzw. 15 Minuten fünfmal pro Woche intensive aerobe Bewegung; oder eine entsprechende Kombination da-von. Unter „moderater“ Bewegung nennt die ESC-Empfehlung etwa rasches Gehen (4,8 bis 6,5 km/h), langsames Radfahren, Staubsaugen, Rasenmähen, Golf, Tennis (Doppel), Tanzen oder Wasser-Aerobic. Unter intensive Bewegung fällt etwa Joggen, schnelles Radfahren (über 15 km/h), Tennis (Einzel), Schwimmen oder intensive Gartenarbeit (Umgraben).

„Gemeinsam haben die verschiedenen Empfehlungen, dass sie relativ anspruchsvoll sind. Vollkommen untrainierte und womöglich deutlich übergewichtige Menschen schaffen die vorgegebenen Ziele oft nicht, was zu Frustration und zum Abbruch der Bemühungen führen kann“, gibt Dr. Berrisch-Rahmel zu bedenken. „Daher ist es wichtig zu betonen, dass auch bereits eine geringfügige Steigerung der Bewegungsaktivität, etwa durch tägliches schnelles Gehen oder Radfahren, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt und die Lebensqualität deutlich erhöht.“

Zwar ist ein individuell vom Arzt erstellter Trainingsplan gemäß den Empfehlungen der Fachgesell-schaften ideal, doch könne man auch ohne „Sport“ zumindest für den Anfang zu einer gesunden Dosis Bewegung kommen, so die Expertin: „Jeder Schritt zählt und es lässt sich zum Beispiel mit Hilfe eines Schrittzählers gut die tägliche Dosis an Bewegung erhöhen. Zieldosis sind 10.000 Schritte am Tag.“

Vor dem regelmäßigen Training zur Untersuchung
Wünschenswert sei, dass sich auch Übergewichtige langfristig für regelmäßigen Sport entscheiden. Wichtig bei der Wahl der richtigen Sportart seien drei Grundregeln, betont Dr. Berrisch-Rahmel: „Die sportliche Betätigung soll Spaß machen. Es muss langsam begonnen werden. Und vor Trainingsbeginn nach einer langen Pause oder für Newcomer sollte eine Sporttauglichkeitsuntersuchung durch sportkardiologisch erfahrene Fachärzte durchgeführt werden.“

Grundsätzlich bedarf jedes Training einer Planung. „Das Erreichen der anaeroben Schwelle ist optimal, um einen guten Trainingseffekt zu erzielen. Erreichbare Ziele sind wichtig. Da sich Ausdauer auch bei Untrainierten rasch verbessert, muss das Training angepasst werden, wobei das Prinzip „ÖLI“, also öfter, länger, intensiver“ gilt“, so Dr. Berrisch-Rahmel. „In der Anfangsphase des Trainings ist Durchhaltevermögen gefragt, da es dauern kann, bis sich positives Feedback mit Steigerung des Wohlbefindens einstellt. Gesundheits-Apps sind für viele Menschen hilfreich, eine fachärztliche Emp-fehlung können sie jedoch nicht ersetzen.“

Bei der Wahl der Sportart auch auf die Gelenke achten
Besonders bei Übergewichtigen ist es wichtig, die Gelenke nicht zu überlasten, rät Dr. Berrisch-Rahmel: „Wer stark übergewichtig ist, sollte eine gelenkschonende Trainingsform wählen wie zum Beispiel Schwimmen oder Radfahren. Nicht zuletzt ist es wichtig, eine Trainingsform zu wählen, die das ganze Jahr durchgeführt werden kann, zum Beispiel Fahrrad-Heimtrainer, eine Mitgliedschaft in einem Turnverein oder Fitnesscenter, die Teilnahme an von Krankenkassen geförderten Kursen oder die Teilnahme an einer Herzgruppe der Herzstiftung.“

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 9800 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.dgk.org/presse
http://www.kardiologie.ord

Quelle: idw

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Kläranlagen: Schlamm optimal verwerten

Britta Widmann Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Die Weinlese stellt Kläranlagen vor Herausforderungen: Die Abwasserfracht steigt durch die Verarbeitung der Trauben um ein Vielfaches – in Edenkoben in der Pfalz etwa um das 17fache. Die Hochlastfaulung ermöglicht, hier flexibel zu reagieren. Die Bilanz: Die Kläranlage verbraucht 20 Prozent weniger Energie, erzeugt über die Hälfte des benötigten Stroms selbst und produziert deutlich weniger Klärschlamm.

Saftig und reif hängen die Trauben an den Reben – nun gilt es für die Weinbauern und ihre Helfer, sie zu Wein zu verarbeiten. Dabei fällt stark belastetes Abwasser an, das die örtlichen Klärwerke jedes Jahr aufs Neue vor Herausforderungen stellt. So auch in der pfälzischen Verbandsgemeinde Edenkoben: Während an üblichen Sonn- und Feiertagen nur 7000 Einwohnerwerte (EW) die Kläranlage belasten, können es zur Zeit der Weinernte bis zu 120 000 EW sein – 17-mal so viel. Mit der Abwasserfracht schießt auch der Stromverbrauch der Klärwerke in die Höhe: Er klettert während der Weinlese auf das Dreifache. Damit der Schlamm, der nach der Reinigung des Abwassers zurückbleibt, nicht anfängt zu stinken, setzte man beim Bau der kleineren Klärwerke auf die aerobe Stabilisierung des Schlamms – und tut es auch heute noch. Dabei wird der Schlamm belüftet und somit stabilisiert. Das Manko dabei: Die Belüftung verbraucht viel Energie.

Energiebedarf um 20 Prozent senken
Mittlerweile arbeitet die Kläranlage deutlich effizienter – nicht nur was den Stromverbrauch betrifft. Möglich macht es die anaerobe Hochlastfaulung, die Forscher am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart entwickelt haben. »Wir haben den Prozess in Edenkoben auf eine anaerobe Hochlastfaulung umgestellt, gemeinsam mit Kollegen aus verschiedenen Ingenieurbüros. Der neue Prozess in Edenkoben bietet gleich mehrere Vorteile: Zum einen gewinnen wir durch den Prozess Energie, statt sie zu verbrauchen. Zum anderen sinkt die Menge an Schlamm, die kostenintensiv entsorgt werden muss«, erläutert Dr. Werner Sternad, Wissenschaftler am Fraunhofer IGB. Da dieser Prozess keine energieintensive Belüftung benötigt, sinkt der Energieverbrauch um 20 Prozent. Der Rest lässt sich zu 50 Prozent und mehr aus Eigenstrom beziehen, der aus dem Faulgas in den beiden Blockheizkraftwerken erzeugt wird. Hierdurch muss nur noch weniger als die Hälfte der Energie, die das Klärwerk braucht, fremdbezogen werden. Auch bei der Schlammentsorgung lässt sich viel Geld einsparen: Statt wie zuvor jeden Tag Restschlamm zu pressen, bleibt nun außerhalb der Kampagne so wenig zurück, dass er lediglich zweimal pro Woche gepresst werden muss.

Betrieb flexibel anpassen
In Edenkoben haben die Forscher nun vor allem die Situation des Kampagnebetriebs berücksichtigt, also die stark unterschiedliche Auslastung im Laufe des Jahres. »Wir haben daher zwei Faulbehälter eingebaut. Diese lassen sich während der Weinlese parallel betreiben, im restlichen Jahr seriell. Somit können wir den Prozess an den Schlammvolumenstrom anpassen und den Schlamm optimal verwerten«, berichtet Sternad. Anfang 2016 ging die Anlage in Betrieb: Im seriellen Betrieb verwertet sie etwa 40 Kubikmeter Schlamm pro Tag, während der Weinlese sind es nun erstmalig bis zu 130 Kubikmeter. Sternad: »Mit der Hochlastfaulung können wir flexibel auf die Abwasserfracht reagieren. Zudem sparen wir Energie, erzeugen Eigenstrom und senken die Menge an zu entsorgendem Schlamm deutlich.«

Weitere Informationen:
https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2016/oktober/klaeranlage…

Quelle: idw

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Herbstlaub wird zu Aktivkohle – Forschungsprojekt entwickelt clevere Biomassen-Verwertung

Sebastian Mense Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Kassel

Eine Forschergruppe der Universität Kassel entwickelt ein Verfahren, um aus Biomasse aus Parks oder von Straßenrändern wertvolle Aktivkohle herzustellen. Die Ergebnisse könnten den deutschen Städten immense Kosten sparen.

Herbstlaub verursacht den deutschen Stadtkämmerern jedes Jahr hohe Kosten, zu denen die Biomasse auf Kompostanlagen entsorgt wird. Gleiches gilt für Grünschnitt, wie er etwa regelmäßig an Straßenrändern oder in Parks anfällt. Schätzungen besagen, dass jedes Jahr in Nordwesteuropa rund 34 Mio. Tonnen Restbiomasse aus Landschafts- und Stadtpflege ungenutzt bleiben. Dabei steckt in dieser Biomasse viel mehr als ein Entsorgungsproblem: Eine Projektgruppe um den Kasseler Universitäts-Professor Dr. Michael Wachendorf hat sich zum Ziel gesetzt, die Energie dieser Abfälle zu nutzen und aus Gras und Laub Aktivkohle für Kläranlagen herzustellen. Die Wissenschaftler bauen dabei auf Forschungsergebnissen zur Biomassekonversion auf, die an der Universität Kassel bereits in mehreren europäischen Großprojekten gewonnen wurden. Die EU fördert das Verbundprojekt „Re-Direct“ mit elf Partnern aus fünf Ländern nun für die nächsten drei Jahre mit rund 3,2 Mio. Euro, davon entfallen 1,3 Mio. Euro auf die Uni Kassel.

Untersucht wird dabei, wie Restbiomassen in smarten, dezentralen Anlagen zu Bio- und Aktivkohle verarbeitet werden können. Bio- und Aktivkohle sind in der Lage, in Kläranlagen komplexe chemische Verbindungen wie z.B. Medizinrückstande aus dem Wasser filtern. „Wir werden innovative Technologien kombinieren, um Restbiomassen in regionalspezifischen Kreislaufsystemen zu hochwertigen Kohleprodukten zu veredeln“, so Wachendorf, Leiter des Fachgebiets Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe an der Universität Kassel. Zum Nachweis der Praxistauglichkeit im industriellen Maßstab erstellen und betreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine städtische Bio- und Aktivkohle produzierende Anlage, die an das Klär- und Kompostwerk der Stadt Baden-Baden angeschlossen ist, sowie eine kleinere ländliche Biomasse-Konversionsanlage in Wales (UK).

Wachendorf, der das EU-Projekt leitet, betont: „Die Forschungsergebnisse werden auch für die deutschen Städte sehr interessant sein, die zum Management und zur Beseitigung der Restbiomassen jährlich immense Steuergelder aufwenden müssen, ohne dass die in diesen Biomassen enthaltene Energie oder Inhaltsstoffe genutzt werden.“

Kontakt:
Dr. Frank Hensgen
Universität Kassel
Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe
Tel.: 05542-98-1245.
Email: hensgen@uni-kassel.de

Das Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe beschäftigt sich in Forschung und Lehre zum einen mit den komplexen Beziehungen zwischen Grünlandvegetation und Standort sowie mit der Qualität der produzierten Biomasse und deren Bedeutung für Landwirtschaft und Umwelt. Zum anderen werden neue Anbauverfahren beforscht, um Pflanzen als Nachwachsende Rohstoffe z.B. zur Energiegewinnung als Biogas oder Festbrennstoff zu nutzen. Zur schnellen und genauen Erfassung und Beurteilung der Pflanzenbestände werden neue, sensorische und fernerkundliche Methoden erprobt, die zukünftig als Entscheidungshilfe für eine optimierte Bewirtschaftung der Bestände in der Praxis dienen sollen. Diese zukunftsorientierten Sektoren eröffnen der Landwirtschaft neue Einkommensquellen und bringen wichtige Impulse für die Diskussion um die nachhaltige Nutzung von Ressourcen.

Weitere Informationen zum Fachgebiet finden Sie unter www.uni-kassel.de/agrar/gnr bzw. www.researchgate.net/profile/Michael_Wachendorf .

Weitere Informationen:
http://www.uni-kassel.de

Quelle: idw

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Regionale Bioenergiedaten online zusammenstellen: DBFZ stellt Bioenergie-Atlas vor

Paul Trainer M.A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Deutschland verfügt über große Potenziale an trockener und feuchter Biomasse. Mit einem vom DBFZ entwickelten interaktiven Bioenergie-Atlas lassen sich nationale und regionale Biomassepotenziale mit nur wenigen Mausklicks schnell und einfach am Rechner visualisieren und die zugrundeliegenden Daten für weitere Recherchen als Excel-Datei downloaden. Damit steht Forschern, Investoren und interessierten Laien ein leistungsfähiges und kostenfrei nutzbares Tool zur Verfügung.

Die Nutzung der Bioenergie stellt eine wesentliche Option für den Ausgleich der volatilen, regenerativen Energiequellen im Stromnetz dar. Eine Vielzahl von Biomassen, speziell von Abfall- und Reststoffen, bergen ein hohes Potenzial für den weiteren Ausbau einer integrierten stofflichen und energetischen Nutzung. Die Datenbasis im Bereich der Biomassepotenziale ist bislang jedoch noch weitestgehend heterogen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen wissenschaftlichen Partnern (u.a. Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, INFRO, HS Bremen, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe), konnten Wissenschaftler des DBFZ im Rahmen einer Meta-Studie verschiedenste Daten zu biogenen Rest- und Abfallstoffen sammeln, vereinheitlichen und vergleichbar machen. Mit dem vorliegenden Tool werden die erarbeiteten Ergebnisse in einer leistungsstarken und intuitiv bedienbaren Webanwendung zusammengeführt.

Mit dem vom DBFZ und der IPM GmbH entwickelten Bioenergie-Atlas ist es dem Nutzer damit erstmalig möglich, die Potenzialergebnisse verschiedener Biomassen individuell zusammenzustellen. So können mit dem Tool Informationen zu technischen Biomassepotenzialen in t TS sowie zur installierten Leistung von Bioenergieanlagen in kW individuell nach Themen und Regionen abgerufen werden. In interaktiven Karten lassen sich derzeit die Potenziale von 15 Biomassen/-kategorien z.T. bis auf Landkreisebene darstellen. Je nach Lizenzrecht der Datenquelle (Urheber) ist auch ein Download der Daten zur weiteren Verwendung möglich.

Das interaktive Tool ist zusätzlich in ein breites Online-Angebot von weiterführenden Informationen zum Thema Biomassepotenziale eingebettet. So verfügt die Webseite über eine wachsende Anzahl von Daten, Abbildungen, Karten, Datenblätter, Publikationen, Tools und Länderprofilen. Mit dem umfangreichen Informationsangebot stellt das DBFZ eine zentrale Anlaufstelle im Themenfeld Biomassepotenziale vor. Dem Nutzer wird mit dem Bioenergie-Atlas schnell ein biomassespezifisches Ergebnis präsentiert, zusätzlich können sich interessierte Nutzer durch die bereitgestellten Daten schrittweise immer tiefer in die Grundlagen bewegen. Nicht zuletzt besteht die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten und die Ergebnisse zu diskutieren und zu verbessern. Hierfür stehen institutsübergreifend die jeweiligen wissenschaftlichen Ansprechpartner zur Verfügung.
Weitere Informationen

Auf den folgenden Seiten finden Sie neben dem Bioenergie-Atlas ein kontinuierlich wachsendes Informationsangebot zu Biomassepotenzialen. In Ergänzung zu Forschungsberichten und verschiedenen Publikationsformaten erhalten Sie Direktzugriff auf Forschungsergebnisse: www.dbfz.de/biomassepotenziale

Smart Bioenergy – Innovationen für eine nachhaltige Zukunft
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum arbeitet als zentraler und unabhängiger Vordenker im Bereich der energetischen und stofflichen Biomassenutzung an der Frage, wie die begrenzt verfügbaren Biomasseressourcen nachhaltig und mit höchster Effizienz und Effektivität zum bestehenden und zukünftigen Energiesystem beitragen können. Im Rahmen der Forschungstätigkeit identifiziert, entwickelt, begleitet, evaluiert und demonstriert das DBFZ die vielversprechendsten Anwendungsfelder für Bioenergie und die besonders positiv herausragenden Beispiele gemeinsam mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit der Arbeit des DBFZ soll das Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen einer energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe in einer biobasierten Wirtschaft insgesamt erweitert und die herausragende Stellung des Industriestandortes Deutschland in diesem Sektor dauerhaft abgesichert werden – www.dbfz.de.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Dipl. Geogr. André Brosowski
Tel. +49 (0)341 2434-718
E-Mail: andre.brosowski@dbfz.de

Weitere Informationen:
https://www.dbfz.de/presse/pressemitteilungen-2016/regionale-bioenergiedaten-onl…
https://www.dbfz.de/biomassepotenziale

Quelle: idw

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Was steckt hinter der Tagesmüdigkeit? Neuer EEG-Algorithmus hilft bei der Diagnose

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Ein neuer EEG-Algorithmus hilft zu erkennen, ob ein müder Patient schläfrig oder übererregt ist.
Tagesmüdigkeit ist ein belastendes Symptom, das sowohl bei psychischen Störungen wie Depression, Angst und Schlafstörungen als auch bei diversen nicht-psychiatrischen Erkrankungen häufig berichtet wird. Neurophysiologen des Universitätsklinikums Leipzig haben nun eine Methode entwickelt, die dazu beitragen soll, zu erkennen, ob die Erschöpfung bei einem Patienten mit einem zu niedrigem oder einem zu hohen zentralnervösen Erregungsniveau einhergeht.

Vom Vigilanz Algorithmus Leipzig (VIGALL 2.1) erhoffen sich Experten der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN) damit gleichzeitig, den Zusammenhang zwischen gestörter Wachheitsregulation am Tag und psychischen Erkrankungen wie Depression, Manie und ADHS besser zu verstehen und die Behandlung von Betroffenen zu verbessern.

Depressive Patienten leiden häufig unter schwerer Erschöpfung, aber trotzdem gleichzeitig unter Schlaflosigkeit mit Einschlafproblemen, nächtlichen Wachphasen und frühmorgendlichem Aufwachen. „Untersuchungen mit dem VIGALL an Patienten mit typischer Depression weisen darauf hin, dass eine konstant hohe Aktivität des zentralen Nervensystems vorliegt, die auch in Ruhe und geschlossenen Augen kaum zurückgeht“, erklärt Professor Dr. med. Ulrich Hegerl, Präsident der DGKN. „Damit im Einklang ist, dass trotz großer Erschöpfung sich die Betroffenen häufig ruhelos und angespannt, wie vor einer Prüfung, fühlen“.

Vom aktiven Wachzustand, über entspannte Ruhe und Dösigkeit, bis zum Schlaf zeigt das zentrale Nervensystem unterschiedliche Aktivitätszustände. Wissenschaftler sprechen von unterschiedlichen „Arousalniveaus“. Die Regulation dieses Arousals ist überlebenswichtig. „Im Straßenverkehr oder bei Gefahr muss das Gehirn schneller reagieren und das Arousal hoch gehalten werden, anders in der Hängematte“, erklärt Hegerl. Durch bestimmtes Verhalten kann der Organismus das Arousal auch selbst regulieren. Ein gutes Beispiel dafür sind übermüdete Kinder. Hier ist der Organismus eigentlich schläfrig, das Arousal neigt also zum Abfallen. Dieser Einschlaftendenz wird aber durch Aufgedrehtheit, Hyperaktivität und Schaffung einer reizintensiven Umwelt entgegengesteuert.
Obwohl die Regulation des Arousals von fundamentaler Bedeutung für menschliches Verhalten ist, gab es bisher kein praktikables und ausreichend validiertes Verfahren, um die Arousalregulation im Wachzustand zu bestimmen. Mit dem VIGALL 2.1 legt nun die Leipziger Arbeitsgruppe eine überarbeitete Version des Vigilanz Algorithmus Leipzig vor, der Abschnitten aus einem Elektro-Enzephalogramm (EEG) jeweils eines von sieben Arousalstadien zuordnet. Im Rahmen eines 15-minütigen Ruhe-EEGs mit geschlossenen Augen in halb liegender Position können nun der Verlauf und die Regulation des Arousals bestimmt werden.
„VIGALL 2.1 könnte bei der Diagnostik psychischer Erkrankungen und der Wahl der richtigen Therapie helfen“, so Hegerl. An Patienten mit unipolarer oder bipolarer (manischer) Depression und ADHS wurde das Verfahren bereits getestet. So ist das Arousal bei Menschen mit unipolarer Depression hochreguliert- das Nervensystem bleibt trotz der ruhigen Umgebung hochaktiv. Patienten mit Manie und ADHS haben dagegen Schwierigkeiten, ihr Arousal aufrechtzuerhalten (siehe schematische Darstellung in Abbildung). Die Software VIGALL 2.1 stellen die Leipziger Wissenschaftler kostenlos zur Verfügung.

Quelle:
Ulrich Hegerl, Tilman Hensch. The vigilance regulation model of affective disorders and ADHD. Neuroscience an Biobehavioral Reviews 44 (2014) 45-57

Links:
VIGALL 2.1 zum Download, Handbuch und Studien
http://research.uni-leipzig.de/vigall/
www.dgkn.de

Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Ärzte und Wissenschaftler in Deutschland, die auf dem Gebiet der klinischen und experimentellen Neurophysiologie tätig sind. Anliegen der DGKN ist es, die Forschung auf diesem Gebiet zu fördern sowie eine qualitätsgesicherte Aus-, Weiter- und Fortbildung zu garantieren. Zu diesem Zweck richtet die DGKN wissenschaftliche Tagungen, Symposien und Fortbildungsveranstaltungen aus. Sie erarbeitet Richtlinien und Empfehlungen für die Anwendung von Methoden wie EEG, EMG oder Ultraschall. Darüber hinaus setzt sich die DGKN für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein, indem sie etwa Stipendien und Preise vor allem für junge Forscher vergibt. Die Methoden der klinischen Neurophysiologie kommen Patienten bei der Diagnose und Therapie von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, Alzheimer, Migräne, Epilepsie, Schlaganfall oder Multiple Sklerose zugute.

Quelle: idw

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Abwasser mittels naturnaher Systeme reinigen

Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde

Deutsch-israelisches Verbundvorhaben gestartet: Es untersucht, wie naturnahe technische Systeme – wie technische Feuchtgebiete (z. B. Pflanzenkläranlagen) oder Sandfilter – die Belastung des gereinigten Abwassers mit Arzneistoffen, Haushaltschemikalien, Krankheitserregern und antibiotika-resistenten Bakterien verringern können.

Am 30. und 31. August fand in der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in Koblenz die Kick-off-Veranstaltung zum deutsch-israelischen Verbundforschungsprojekt „OPTI“ statt. Vier Institutionen aus Deutschland und Israel werden im Rahmen dieser Forschungsinitiative eng zusammenarbeiten, um die Eliminierung von Arzneistoffen, Haushaltschemikalien, Krankheitserregern und antibiotika-resistenten Bakterien in naturnahen technischen Systemen zur Nachbehandlung von gereinigtem Abwasser zu untersuchen. Ziel der Nachbehandlung ist die Verbesserung der Wasserqualität für eine direkte landwirtschaftliche Nutzung des Abwassers.

Das auf drei Jahre ausgelegte Verbundprojekt „Optimization of subsurface treatment units based on novel indicators (OPTI)“ wird im Rahmen der deutsch-israelischen Kooperation in der Wassertechnologieforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom israelischen Wissenschaftsministerium (MOST) gefördert. Koordiniert wird das Projekt von der BfG durch Prof. Dr. Thomas Ternes und Dr. Ann-Kathrin Ghattas. Weitere Partner sind das Technologiezentrum Wasser aus Karlsruhe, die Münchner Firma vermicon AG sowie die israelische Galilee Society.

Aufgrund des rapiden weltweiten Bevölkerungswachstums und des zunehmenden Wasserverbrauchs von Landwirtschaft und Industrie sowie infolge des Klimawandels schrumpfen die nutzbaren Wasserressourcen. Gereinigtes Abwasser wird dadurch zu einer wertvollen erneuerbaren Ressource, u. a. um den Wasserbedarf in der Landwirtschaft arider Gebiete zu stützen. Die Nutzung dieser Ressource setzt allerdings eine ausreichende Wasserqualität voraus, welche jedoch durch die vermehrte Einleitung chemischer und biologischer Verunreinigungen – wie Arzneistoffe und Haushaltschemikalien („neuartige Schadstoffe“) sowie Pathogene und antibiotika-resistente Bakterien – beeinträchtigt wird.

Innerhalb des Forschungsprojekts OPTI werden naturnahe Systeme (technische Feuchtgebiete und Sandfilter) zur Nachbehandlung kommunal gereinigten Abwassers auf ihre landwirtschaftliche Nutzbarkeit in Gebieten mit Wasserknappheit untersucht. Im Fokus der Untersuchungen stehen außerdem sogenannte Retentionsbodenfilter, die zur Behandlung von überschüssigem Schmutzwasser bei Starkregenereignissen einsetzbar sind. OPTI untersucht die Aspekte:

• Entfernung neuartiger Schadstoffe in Abhängigkeit von unterschiedlichen
Behandlungsverfahren und Betriebsbedingungen
• Aufklärung und Nachweis der entstandenen Transformations- bzw.
Abbauprodukte der neuartigen Schadstoffe
• Aufklärung der am Abbau beteiligten mikrobiellen Gemeinschaften und
enzymatischen Prozesse
• Inaktivierung von Krankheitserregern und Entfernung antibiotika-resistenter
Bakterien.

Das eingehende Verständnis der Zusammenhänge zwischen den Betriebsbedingungen, der Zusammensetzung der mikrobiellen Gemeinschaft und der Entfernung chemischer und biologischer Verunreinigungen wird genutzt, um Optimierungsstrategien und neuartige Bewertungskonzepte hinsichtlich der Entfernung chemischer und biologischer Verunreinigungen zu entwickeln.

Weitere fachliche Informationen: Prof. Dr. Thomas Ternes, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon: 0261/1306 5560, Mail: ternes@bafg.de.

Quelle: idw

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Auszubildende sind zufrieden mit ihrem Betrieb, aber nicht mit ihrer Berufsschule

Petra Schmidt-Bentum Referat für Kommunikation und Marketing, Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Hochschule Köln

Die Mehrheit der Auszubildenden in Deutschland ist zufrieden bis sehr zufrieden mit ihrer betrieblichen Berufsausbildung. Weniger gut schneiden dagegen die Berufsschulen ab. Nicht einmal die Hälfte der Auszubildenden ist mit dem dortigen Unterricht zufrieden. Sie bemängeln vor allem die fehlende Abstimmung der Unterrichtsinhalte mit der Tätigkeit im Unternehmen und den Prüfungsanforderungen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung am Schmalenbach Institut der Fakultät für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften der TH Köln. Befragt wurden bundesweit rund 1.350 Auszubildende aus den Bereichen Handel, Industrie und der Dienstleistungsbranche.

Ziel der quantitativen Befragung war die Erfassung der Auszubildendenzufriedenheit im dualen System der Berufsausbildung. Unter der Leitung von Dr. Christian Ernst, Professor für Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Berufsbildung und Personalführung, stand dabei der Vergleich der Lernorte Betrieb und Berufsschule im Mittelpunkt der Analyse.

Gute Betreuung und hohes Niveau, unzufriedener mit der Bezahlung
Dreiviertel der Befragten (73 Prozent) sind zufrieden bis sehr zufrieden mit der betrieblichen Ausbildung. Die Atmosphäre der Auszubildenden untereinander und der Praxisbezug werden dabei besonders positiv bewertet. 76 Prozent sind der Meinung, dass das Unternehmen ein hohes praktisches Qualifikationsniveau sicherstellt. Auch die Erreichbarkeit der Ausbildungsleiter, die persönliche Betreuung und die Ausstattung des Arbeitsplatzes werden gut bewertet. Die Zufriedenheit sinkt jedoch markant mit der Länge der Ausbildung: Von den Azubis im

Verbesserungsbedarf sehen viele Auszubildende lediglich bei der Vergütung. Hier sind nur 55 Prozent zufrieden, aber 20 Prozent ausdrücklich unzufrieden. Dabei fällt die monetäre Zufriedenheit in Industrieunternehmen mit 80 Prozent deutlich höher aus als in den anderen Branchen. Auch in Konzernen sind Auszubildende mit ihrer Vergütung zufriedener (70 Prozent) als in kleinen Unternehmen (39 Prozent). „Das ist nicht überraschend aufgrund der höheren Verbreitung tarifvertraglich geregelter Ausbildungsvergütungen in diesen Unternehmen“, kommentiert Prof Dr. Christian Ernst das Ergebnis.

Berufsschulen: Schlechte Abstimmung der Lehrinhalte und mangelnde Motivation
Im Vergleich zur guten Qualität der Berufsbildung im Betrieb schneiden die Berufsschulen in der Wahrnehmung der Auszubildenden deutlich schlechter ab. Wirklich zufrieden sind lediglich 44 Prozent, 16 Prozent dagegen unzufrieden oder sogar sehr unzufrieden. Bemängelt werden vor allem die fehlende Abstimmung der Unterrichtsinhalte mit der Tätigkeit im Unternehmen und den Prüfungsanforderungen. Damit sind nur 42 Prozent zufrieden. Besonders die Auszubildenden in den Dienstleistungsunternehmen sind darüber unzufrieden. Allgemein werden auch die fehlende Aktualität des Lernstoffes und die mangelnde Motivation der Lehrerinnen und Lehrer kritisiert. Das Fachwissen des Lehrpersonals schneidet hingegen weniger schlecht ab.

„Die fehlende Abstimmung der Unterrichtsinhalte zwischen den beiden Lernorten ist ein altbekanntes Problem, dass diese Analyse noch einmal bestätigt“, sagt Professor Ernst. Die kritisierte Motivation der Lehrerinnen und Lehrer, und damit die Art des Unterrichts, liegen aus seiner Sicht an strukturellen Versäumnissen der Lehrerausbildung und vor allem am schulischen Personalmanagement. „Wenn man dem Aderlass der Lehre nicht weiter Vorschub leisten will, müssen Berufsschulen und Unternehmen näher zusammenrücken.“ So könnten obligatorische Hospitationen der BerufsschullehrerInnen in den Betrieben eingeführt und AusbilderInnen vermehrt im Unterricht eingesetzt werden. Außerdem würden die Lehrkräfte gerade in schwierigen Berufsschulklassen pädagogisch zu sehr allein gelassen, so Professor Ernst. Er empfiehlt eine Betreuung durch lernfeldorientierte Coaches, um den Unterricht didaktisch und methodisch weiterzuentwickeln. „Ebenso sollte die Reduzierung des Berufsschulunterrichts auf acht Wochenstunden kein Tabu in der Diskussion um eine Neuorientierung der Berufsschulen sein.“

Zur Befragung
Bundesweit wurden 1348 Auszubildende befragt. 46 Prozent der Befragten sind weiblich, 54 Prozent männlich. 81,1 Prozent waren zum Zeitpunkt der Analyse zwischen 18 und 23 Jahre alt. 35 Prozent befanden sich im ersten, 37 Prozent im zweiten und 27 Prozent im dritten Ausbildungsjahr. Mit 48 Prozent arbeitet die Mehrheit der Befragten im Handel, 26 Prozent in der Industrie bzw. dem produzierenden Gewerbe und neun Prozent in Dienstleistungsunternehmen. 26 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in Kleinunternehmen mit bis zu 50 Angestellten ausgebildet. Neun Prozent in Konzernen mit über 10.000 Angestellten.

Den Abschlussbericht der Studie „Auszubildendenzufriedenheit“ können Sie einsehen unter https://www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/hochschule/aktuell/pm/2016/abschlu…

Die TH Köln bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind mehr als 25.000 Studierende in über 90 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinäres Denken und Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen Aktivitäten machen uns in vielen Bereichen zur geschätzten Kooperationspartnerin und Wegbereiterin. Die TH Köln wurde 1971 als Fachhochschule Köln gegründet und zählt zu den innovativsten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften.

Quelle: idw

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Hochschule Koblenz engagiert im Umwelt- und Klimaschutz: Neues Forschungsprojekt und Auszeichnung

Dipl.-Ing. (FH) Melanie Dargel-Feils RheinAhrCampus Remagen Pressestelle
Hochschule Koblenz – University of Applied Sciences

Nachhaltigkeit ist an der Hochschule Koblenz kein abgestumpftes Modewort, sondern Realität und stets mit neuen Maßnahmen anvisiertes Handlungsziel zugleich. Nun wurde die Hochschule wieder mit dem begehrten ÖKOPROFIT- Siegel für ökologisch engagierte Betriebe ausgezeichnet. Parallel dazu fiel der Startschuss für das nächste Projekt zur Entwicklung und Umsetzung frischer Ideen für Umwelt- und Klimaschutz: Gemeinsam mit 10 Hochschulen des Bundes nimmt die Hochschule Koblenz an ECHO teil, einem anwendungsorientierten Forschungsprojekt zum Thema nutzerbedingte Energieeinsparung.

KOBLENZ. Nachhaltigkeit ist an der Hochschule Koblenz kein abgestumpftes Modewort, sondern Realität und stets mit neuen Maßnahmen anvisiertes Handlungsziel zugleich. Nun wurde die Hochschule wieder mit dem begehrten ÖKOPROFIT- Siegel für ökologisch engagierte Betriebe ausgezeichnet. Parallel dazu fiel der Startschuss für das nächste Projekt zur Entwicklung und Umsetzung frischer Ideen für Umwelt- und Klimaschutz: Gemeinsam mit 10 Hochschulen des Bundes nimmt die Hochschule Koblenz an ECHO teil, einem anwendungsorientierten Forschungsprojekt zum Thema nutzerbedingte Energieeinsparung. Die Fragen: Wie viel Energie kann man sparen, wenn jeder Einzelne auf freiwilliger Basis durch sein Verhalten etwas dafür tut? Wie nachhaltig sind Aktionen bezüglich des Nutzerverhaltens?

Der ÖKOPROFIT Klub verbindet Ökologie und Ökonomie: „Kosten sparen durch Umweltschutz“ lautet sein Motto. Unterstützt wird der Klub von der Industrie- und Handelskammer zu Koblenz, der Handwerkskammer Koblenz und der Wirtschaftsförderung am Mittelrhein. Das vom Landkreis Mayen-Koblenz, der Stadt Koblenz und dem Landkreis Mainz-Bingen initiierte Projekt endete nun mit einer feierlichen Abschlussveranstaltung in der Kreisverwaltung Mainz-Bingen. Neben Jochen Wiebusch, Abteilungsleiter der Technik und Hausverwaltung an der Hochschule Koblenz, nahmen sieben weitere Unternehmensvertreterinnen und
-vertreter die Urkunden entgegen. Wiebusch freute sich über die erneute Auszeichnung: „Seit 2012 nimmt die Hochschule am ÖKOPROFIT Klub teil und erhielt 2013 erstmals das Siegel. Seither konnten wir unsere Einsparungen zu Gunsten des Umweltschutzes deutlich steigern. Mit 70.000 Euro im Jahr bedeutet das außerdem eine erhebliche Reduktion der Fixkosten des Gebäudeunterhalts, die zur Hälfte die Energie betreffen.“

Im vergangenen Jahr begleitete das Beratungsunternehmen Arqum die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer und erschloss Möglichkeiten, die Betriebe in Bezug auf Umweltthemen weiter zu optimieren. Im Vordergrund standen dabei Maßnahmen zur Kostenreduzierung und Vermeidung von Umweltbelastungen. Zentral war nicht nur die Beratung vor Ort, sondern auch der Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmenden in drei gemeinsamen Workshops. Welche technischen Verbesserungen kann man einführen? Lohnt sich beispielsweise die Investition in eine sogenannte Kraft-Wärme-Kopplungsanlage zur Eigenstromerzeugung? Welche Förderungsmöglichkeiten für Energieeffizienzmaßnahmen in Unternehmen gibt es? Wie können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Umweltfragen sensibilisiert werden? Diese und viele weitere Fragen wurden in den Workshops ausführlich behandelt und diskutiert.

In der Abschlussphase des Projekts waren alle Unternehmen aufgerufen, je eine der geplanten oder bereits umgesetzten Maßnahmen auszuwählen und vorzustellen, um innerhalb dieser Auswahl die „Beste“ auszuzeichnen. Die Hochschule Koblenz geht den nächsten Schritt in eine umweltfreundliche Zukunft mit dem ECHO-Projekt. „Großes Einsparungspotential, sowohl finanziell als auch ökologisch, sehen wir im Bereich Nutzerverhalten“, erläutert Wiebusch. Zwei Teile des Hochschulgebäudes am RheinMoselCampus Koblenz werden als Pilot ausgewählt und in der Erhebungsphase regelmäßig mit Infomaterial, Tipps und Hinweisen zum Thema Energiesparen versorgt. Stoßlüften, die Heizung abdrehen, PC und Licht ausschalten: Es geht um die vielen kleinen Handgriffe, die beim Energiesparen helfen können. „Natürlich werden wir keine Maßnahmen ‚aufdiktieren‘ und auch niemanden persönlich kontrollieren. Das Ganze läuft auf rein freiwilliger Basis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so Wiebusch, „Rückschlüsse in Bezug auf den Erfolg dieser Idee werden wir nur aus den Energiedaten der jeweiligen Gebäudekomplexe ziehen.“ Im Anschluss an den Pilotversuch sollen die Erkenntnisse auf das komplette Gebäude ausgeweitet werden. Nicht außer Acht gelassen wird im Nachgang des Projekts die Frage, ob das Nutzerverhalten sich dauerhaft geändert hat. „Spannend werden für uns außerdem die regelmäßigen Treffen mit den zehn anderen teilnehmenden Hochschulen“, sagt Wiebusch, „von diesem intensiven Erfahrungsaustausch werden wir mit Sicherheit profitieren und neue Impulse erhalten.“

Weitere Informationen:

http://www.hs-koblenz.de

Quelle: idw

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Fokus Phosphor-Problematik: Internationale IPW8-Konferenz in Rostock zeigt Lösungen auf

Dr. Kristin Beck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Vom 12. bis 16. September 2016 fand in Rostock der 8. Internationale Phosphor-Workshop (IPW8) mit dem Titel „Phosphor 2020: Herausforderungen für Synthese, Landwirtschaft und Ökosysteme“ statt. 230 Wissenschaftler aus aller Welt diskutierten mögliche Lösungen, die die aktuelle Forschung für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem begrenzt verfügbaren Rohstoff Phosphor anzubieten hat. Dabei gilt es, zum einen gravierende Umweltschäden wie Gewässerüberdüngung zu vermeiden und zum anderen die für die Welternährung essenzielle Phosphorversorgung durch nachhaltige Nutzung auch in Zukunft sicherzustellen.

Zu den wichtigsten Ergebnissen der Phosphorforschung der letzten Jahre zählen nach Auffassung der IPW8-Teilnehmer folgende Aspekte:

1. Phosphor-Düngung und Eintrag in Gewässer:
Auch die aktuellsten Forschungsergebnisse belegen, dass nach wie vor zu große Mengen Phosphor in die Gewässer gelangen. In Richtlinien verbindlich festgelegte Gewässerschutzziele werden da-her nicht erreicht. Als wichtige Ursachen hierfür identifizierten die Forscher, dass Phosphor in der intensiven Landwirtschaft immer noch zu ineffizient eingesetzt wird und die traditionellen Tests der landwirtschaftlichen Bodenuntersuchung auf pflanzenverfügbaren Phosphor das Austragsrisiko von Phosphor nicht adäquat anzeigen können. Zudem konnte nach-gewiesen werden, dass etablierte Gewässerschutzmaßnahmen (z.B. reduzierte Düngung) mitunter in den Gewässern noch keine Erfolge zeigen, weil es lange Verzögerungszeiten gibt, bis der Phosphor aus den Böden in die Gewässer ge-langt. Auch zeigte sich, dass durch Klimawandel bedingte häufigere Extremniederschläge die Mobilisierung und Auswaschung von Phosphor fördern.

2. Verbesserung der Untersuchungsmethoden:
In den letzten Jahren konnten zahlreiche Analysemethoden so verfeinert werden, dass nun eine Vielzahl von Phosphorverbindungen, beispielsweise der Unkrautvernichter Glyphosat, in der Umwelt nachgewiesen und ihre Umsetzung nachvollzogen werden können. In der Forschung werden bereits sehr anspruchsvolle spektroskopische Methoden, Isotopentechniken sowie auch Teilchenbeschleuniger für viele Fragestellungen eingesetzt, um Phosphor-Verbindungen und -umsetzungen mit größter Detailliertheit zu erforschen.

3. Phosphor-Recycling und -Synthese:
Erstmals wurden im Rahmen eines IPW verschiedene Technologien für Phosphor-Recycling und chemische Katalyse mit Phosphorverbindungen als zukunftsweisende Strategie für einen nach-haltigen Umgang mit Phosphor diskutiert. Dabei wurden sowohl grundlegende neue Reaktionswege und Verbindungen als auch eine Vielzahl an-wendungsreifer Technologien vorgestellt, die insbesondere auf die Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlämmen, Schlachtabfällen oder Gärresten aus Biogasanlagen abzielen.

4. Forschungsansatz Genetik:
Da die genetischen Grundlagen der Phosphornutzung durch Mikroorganismen, Pflanzen und Tiere zunehmend besser verstanden sind, eröffnen sich neue Möglichkeiten, Prozesse rings um die Phosphoraufnahme, -nutzung und -ausscheidung zu optimieren. Beispiele sind die Identifizierung von Genvarianten für die Züchtungen von Schweinen, die Phosphor im Futter effektiver verwerten können, oder neue Futterergänzungsmittel und Fütterungsregime, die die Verdaulichkeit und Ver-wertung von Phosphor-Verbindungen durch Tiere verbessern.

Als wichtigsten Forschungs- und Handlungsbedarf arbeiteten die IPW8-Teilnehmer folgende Aspekte heraus:

1.System-Zusammenhänge konsequent erforschen:
Bislang ist zu wenig darüber bekannt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede Phosphor-Umsetzungsprozesse in verschiedenen Umweltsystemen – etwa im Wasser oder auf dem Land – aufweisen und wie sie mit anderen Stoffkreisläufen – etwa Kohlenstoff und Stickstoff – im gesamten Erdsystem gekoppelt sind. Zudem gibt es kaum integrierte Forschung, die Zusammenhänge zwischen Phosphor-Umsetzungen auf unterschiedlichen Größenskalen betrachtet, an-gefangen bei einzelnen Zellen über Organismen bis hin zu ganzen Ökosys-temen. Dies ist aber wichtig, da die meisten Vorgänge in Ökosystemen mit-einander gekoppelt sind und daher auch nur durch einen ganzheitlichen Ansatz richtig verstanden werden.

2. Innovative Technik konsequent in die Anwendung überführen:
Sowohl im Bereich der Phosphorrückgewinnung als auch bei den Untersuchungsmethoden zum Nachweis pflanzenverfügbaren Phosphors in Ackerböden, die eine wichtige Voraussetzung für effizienten Düngemitteleinsatz sind, wurden große wissenschaftliche und technologische Fortschritte erzielt. Dennoch mangelt es bisher an einer breiten Anwendungspraxis dieser Technologien. Die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich: Entweder fehlt noch die praxisorientierte Anwendungsreife oder es gibt gesetzliche Hindernisse wie Richtlinien und Verordnungen, die keinen Raum für die Anwendung bestimmter Verfahren bieten. Probleme liegen zum Teil in unklaren politischen Rahmenbedingungen begründet, wie z. B. der Novellierung der Klärschlammverordnung in Deutschland und Anforderungen an Recyclingdünger europaweit. Hier sehen die IPW8-Forscher sowohl Handlungsbedarf in der Forschung als auch in der Politik.

3. Problembewusstsein und Umdenken konsequent fördern:
Eine für die IPW neue Sichtweise war die Einbeziehung der ethischen, umweltrechtlichen und umweltpolitischen Aspekte beim Einsatz von Phosphor. Verschiedene Aspekte, wie die Vorteile einer ausgewogenen Ernährung vor dem Hintergrund der Phosphorverfügbarkeit und -belastung oder die Möglichkeit, durch Anreize oder Verbote effektiv den Phosphor-Einsatz zu steuern, wurden auf der Konferenz lebhaft diskutiert. Es wurde deutlich, dass die bisher fast ausschließlich betriebenen natur- und agrarwissenschaftlichen Forschungsansätze durch entsprechende gesellschaftswissenschaftliche Ansätze ergänzt werden müssen, um eine nachhaltige Nutzung und Wiedergewinnung der Ressource Phosphor bei schonendem Umgang mit der Umwelt tatsächlich in akzeptierte Praxis umzusetzen.

Fazit:
Die Teilnehmer waren sich darin einig, dass nur eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen „im Konzert“, wie züchterische Fortschritte, verbesserte landwirtschaftliche Untersuchungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen, neue Techniken und Technologien der Phosphor-Ersparnis und -Rückgewinnung, ein gesellschaftlicher Normen- und Bewusstseinswandel des Konsumverhaltens und flankierende politische Maßnahmen gemeinsam die Phosphor-Problematik lösen können. Hierzu ist auch die Entwicklung von neuen akademischen Strukturen notwendig, wie z. B. Leibniz-WissenschaftsCampi, die Transfer von Technologie, Methodik und Ideen unterstützen.

Der Internationale Phosphor-Workshop (IPW) findet alle drei Jahre in wechselnden europäischen Ländern statt und gehört zu den wichtigsten Veranstaltungen auf dem Gebiet der Phosphorforschung in Europa. In diesem Jahr war zum ersten Mal Deutschland der Gastgeber und konnte eine Rekordteilnehmerzahl willkommen heißen. Veranstalter war der Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock, ein Zusammenschluss von fünf Leibniz-Instituten und der Universität Rostock.

*IPW8-Vorsitz:
Prof. Dr. Ulrich Bathmann, Sprecher des Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock
Prof. Dr. Peter Leinweber, Sprecher der Universität für den Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock

*Kontakt:
Dr. Inga Krämer, Koordinatorin des Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock | 0381 5197-3471 | inga.kraemer@io-warnemuende.de

*Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock
Aufgrund der zentralen Bedeutung von Phosphor in einer Vielzahl von Produktions- und Umweltsystemen ist ein interdisziplinärer Forschungsansatz notwendig. Deshalb haben sich fünf Leibniz-Institute und die Universität Rostock in einem Netzwerk zusammengeschlossen, um die Zusammenarbeit und Forschung rund um dieses essentielle Element und sein nachhaltiges Management zu intensivieren. Der Leibniz-WissenschaftsCampus Phosphorforschung Rostock fördert im Rahmen seiner strategischen Forschung die Interdisziplinarität in Themen, Projekten und Methoden. Die bestehenden Expertisen in verschiedensten Aspekten der Erforschung des essentiellen Elementes Phosphor, seiner vielfältigen chemischen Verbindungen und spezifischen Wirkungsweisen in Agrar- und Umweltsystemen wie auch in technischen und industriellen Prozessen werden in dem WissenschaftsCampus zusammengeführt. Der WissenschaftsCampus wird durch die Leibniz-Gemeinschaft und das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz MV gefördert.

Quelle: idw

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Bertelsmann-Studie zeigt: Eltern unzufrieden mit Schulessen

Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Berlin – Auch wenn die Mehrheit der Eltern mit dem pädagogischen Angebot an den Ganztagsschulen zufrieden ist: Das Essensangebot stößt bei fast der Hälfte der Erziehungsberechtigten auf Kritik. Das ist eines der Ergebnisse der repräsentativen Umfrage der Bertelsmann Stiftung unter mehr als 4000 Eltern schulpflichtiger Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren. „Ein großer Teil der Eltern hält das Essen für nicht gesund und ausgewogen“, sagt Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Damit zeigt die neue Studie eindrucksvoll die Notwendigkeit, verbindliche Qualitätsstandards für die Schulverpflegung einzuführen.“

Die Fachgesellschaft sieht jetzt die Schulpolitik in der Pflicht, gesundes Essen an Schulen und Kitas zu fördern und so Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen zu bekämpfen.

Nur 60 Prozent der befragten Eltern waren zufrieden mit der Essensauswahl an den Ganztagsschulen, an den gebundenen Ganztagsschulen 53 Prozent. Die Halbtagsschulen schnitten noch schlechter ab: Hier zeigten sich nur 37 Prozent der Eltern zufrieden mit dem Angebot der Schulkantine. „Eine gesunde Kita- und Schulverpflegung kann einen nachhaltigen Beitrag leisten, um Übergewicht bei Kindern und jungen Erwachsenen zu vermeiden“, betont Dietrich Garlichs, zugleich Sprecher der Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK). Denn 15 Prozent der drei- bis 17-Jährigen in Deutschland sind übergewichtig – Tendenz steigend. Ihnen droht auch im Erwachsenenalter Übergewicht und die damit verbundenen Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs oder Gelenkverschleiß.

Bisher gibt es aber nur wenige Schulen, die die Vorgaben einer gesunden Ernährung erfüllen, wie eine bundesweite Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigt. So wird in 60 Prozent der Schulen das Essen gekocht angeliefert und stundenlang warmgehalten. „Für die Schulen ist dies die preisgünstigste Variante – Vitamine werden sie in diesen Mahlzeiten allerdings kaum noch finden“, sagt Professor Ulrike Arens-Azevedo von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Zu selten würden dagegen frische Produkte angeboten. Nur bei einem Drittel der Schulen kommt täglich Gemüse oder Rohkost auf den Tisch. Geschmacklich können die meisten Schulkantinen auch nicht überzeugen: Die Hälfte der Schüler bewertet das Essen als schlecht, rund jeder Dritte verpflegt sich beim Imbiss, Bäcker oder Fast Food Restaurant, oft mit ungesunden und fettigen Snacks

Bereits im Jahr 2007 hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Qualitätsstandards zur Verbesserung der Kita- und Schulverpflegung erlassen. Doch bisher haben nur das Bundesland Berlin und das Saarland diese umgesetzt. Wie eine Umfrage der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten DANK unter den Kultusministern der übrigen vierzehn Bundesländer ergab, plant keines der Länder eine Einführung von verbindlichen Standards. Die Ministerien verweisen stattdessen auf die Eigenverantwortung der Schulen und Kitas. Jedoch sind die Qualitätsstandards der DGE nur bei 50 Prozent der Schulen und Kitas bekannt. Davon wiederum setzen nur die Hälfte die Standards um.

Im Rahmen einer Pressekonferenz hatte DANK daher erneut verbindliche Qualitätsstandards für die Kantinen in Schulen und Kitas gefordert. „Die repräsentative Bertelsmann-Umfrage macht einmal mehr deutlich, dass die Schulpolitik die Verantwortung für gesunde Schulverpflegung nicht länger auf die Schulen abschieben darf“, kritisiert Garlichs. Neben den Qualitätsstandards der DGE können auch Qualifizierungsnachweise für Caterer und Mitbestimmungsrechte für Schüler und Eltern dazu beitragen, das Essensangebot an Schulen und Kitas nachhaltig zu verbessern.

Weiterführende Links:
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2016/september/…
http://www.dank-allianz.de/

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Geschäftsstelle
Albrechtstraße 9, 10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-0, Fax: 030 3116937-20
info@ddg.info

Weitere Informationen:
http://www.ddg.info

Quelle: idw

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Keine Einzelkämpfer in der Arbeitswelt. Neue Befunde der Arbeitssoziologie

Dr. Jennifer Villarama Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI)

Die Gesellschaft wird ungleicher. Wie denken Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer darüber? In der Erwerbsarbeitssphäre, das zeigt das aktuelle Schwerpunktheft der WSI-Mitteilungen, finden sich eine ausgeprägte „moralische Ökonomie“, Bereitschaft zur Solidarität und vitale interessenpolitische Ansprüche der Beschäftigten. Die versammelten Heftbeiträge verweisen auf Ansätze kollektiver Interessenvertretung und solidarischen Handelns. Konzipiert und koordiniert wurde die aktuelle Ausgabe der WSI-Mitteilungen von Knut Tullius, Berthold Vogel und Harald Wolf vom Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI).

Die Zeitdiagnostik malt das Bild einer Wirtschafts- und Arbeitswelt, in der Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten zwar wachsen, zugleich aber auch die normativen und moralischen Grundlagen für Kritik und Protest schwinden. Diese Diagnose ist Herausforderung und Ansporn für die soziologische Arbeitsforschung, sich erneut stärker den Ungerechtigkeitserfahrungen und Gerechtigkeitsansprüchen von Beschäftigten zuzuwenden und nach ihrem Arbeitsbewusstsein zu fragen.

Das neue Schwerpunktheft der WSI-Mitteilungen geht dieser Aufgabenstellung auf Basis aktueller empirischer Forschungsbefunde nach und zeigt zugleich die konzeptionellen Erweiterungen der heutigen Forschungsansätze auf. Deutlich wird: Die Beschäftigten haben konkrete Vorstellungen, wie Arbeitsbedingungen und Beschäftigungsverhältnisse rational und gerecht zu gestalten sind; damit zeigen sich Ansatzpunkte für kollektive Interessenvertretung und solidarisches Handeln – auch über die Arbeitswelt hinaus. Schließlich: Eine am „Arbeitsbewusstsein“ interessierte Soziologie hat den Anspruch, Quellen politischer Veränderung der Arbeitswelt ausfindig zu machen und mit ihren Befunden klärend in die öffentliche Diskussion über soziale Gerechtigkeit, Arbeitnehmerbewusstsein und Interessenvertretung einzugreifen.

Zum Inhalt der WSI-Mitteilungen 7/2016
Schwerpunktheft „Gerechtigkeitsansprüche und Arbeitnehmerbewusstsein heute – neue Ansätze, neue Befunde“:

EDITORIAL: KNUT TULLIUS, BERTHOLD VOGEL, HARALD WOLF
Gerechtigkeitsansprüche und Arbeitnehmerbewusstsein heute – neue Ansätze, neue Befunde

KNUT TULLIUS, HARALD WOLF
Moderne Arbeitsmoral: Gerechtigkeits- und Rationalitätsansprüche von Erwerbstätigen heute

STEFANIE HÜRTGEN, STEPHAN VOSWINKEL
Ansprüche an Arbeit und Leben – Beschäftigte als soziale Akteure

BERTHOLD VOGEL, ANDREAS PFEUFFER
Amtsethos oder Job? Zum Arbeitsbewusstsein im öffentlichen Dienst

BARBARA HEIL, MARTIN KUHLMANN
„Die da oben, wir hier unten“ – Arbeits- und Betriebsverständnis von Industriearbeitern

WOLFGANG MENZ, SARAH NIES
Gerechtigkeit und Rationalität – Motive interessenpolitischer Aktivierung

MARIA DAMMAYR, THOMAS GEGENHUBER, DORIS GRAß, HERBERT ALTRICHTER, BRIGITTE AULENBACHER,
ROBERT BAUER
Legitime Leistungspolitiken? Governance und Gerechtigkeit in Schule, Altenpflege und Kreativwirtschaft

REINER HOFFMANN, THOMAS FISCHER
Gewerkschaftliche Gestaltungsanforderungen an die Arbeit der Zukunft – Überlegungen zur Praxisrelevanz der Arbeitsbewusstseinsforschung

FRIEDERIKE BAHL
Arbeit und Subjekt – Herausforderungen für eine Forschungstradition

MICHAEL SCHUMANN
Arbeitsbewusstsein und Gesellschaftsbild revisited

Weitere Informationen und Kontakt:
Dr. Jennifer Villarama
Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) e.V.
Tel.: +49 551 52205-19
E-Mail: kommunikation@sofi.uni-goettingen.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/wsi-mitteilungen_67665.htm

Anhang
Flyer WSI-Mitteilungen 7/2016 „Gerechtigkeitsansprüche und Arbeitnehmerbewusstsein heute – neue Ansätze, neue Befunde
https://idw-online.de/de/attachment51361

Quelle: idw

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Kohlenhydrate – optimale Ernährung zur Gewichtsabnahme und für ein längeres Leben

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Kohlenhydrate machen krank und dick? Ganz im Gegenteil, wie die University of Sydney meldet. Eine kohlenhydratreiche Ernährung unterstützt die Produktion eines Hormons, das den Appetit zügelt, die Gesundheit erhält und auch als lebensverlängernd gilt.

Neue Erkenntnisse von Wissenschaftlern des Charles Perkins Centre der University of Sydney zeigen, welche Bedeutung die Ernährung in Bezug auf die Produktion des Hormons Fibrolast Growth Factor 21 (FGF21) – dem so genannten „Jungbrunnen“-Hormon – hat. Die Ergebnisse, welche Ende September in der renommierten Zeitschrift „Cell Metabolism“ veröffentlicht wurden, veranschaulichen, dass eine optimale Ernährung mit vielen Kohlenhydrate die Produktion des Hormons ankurbelt, welches als lebensverlängernd gilt und Fettleibigkeit bekämpfen kann.

Frühere Studien zeigten bereits, dass FGF21 eine wichtige Rolle dabei spielt, Appetit zu zügeln, den Stoffwechsel zu mäßigen, das Immunsystem zu verbessern und das Leben zu verlängern. Zudem wird das Hormon heutzutage bereits in der Behandlung von Diabetes eingesetzt. Dennoch ist noch nicht viel darüber bekannt, wie das Hormon produziert und ausgeschüttet wird.

Um die Hormonproduktion genauer in Bezug zur Ernährungsaufnahme zu studieren, fütterten die Wissenschaftler für ihre Studien Mäuse nach fünfundzwanzig verschiedenen Ernährungsplänen. Diese unterschieden sich in der Menge der Proteine, Kohlenhydrate, Fette und dem Energiegehalt. Anschließend werteten die Wissenschaftler den Nährstoffgehalt aus und erforschten, welche Zusammensetzungen die besten Ergebnisse bezüglich der Ausschüttung von FGF21 erzielten.

Entgegen derzeitigen Trends von Diäten wie der „Paleo“-Diät, die eine Ernährung mit vielen Proteinen und wenig Kohlenhydrate vorschreiben, beobachteten die Wissenschaftler, dass ein gegenteiliger Ernährungsplan zu einer höheren Ausschüttung von FGF21 führt. Demzufolge ist eine Ernährung mit wenig Proteinen und vielen Kohlenhydraten am vorteilhaftesten für unsere Gesundheit und ein langes Leben, sagt Hauptautor Dr Samantha Solon-Biet.

Ausschlaggebend für eine hohe Ausschüttung des Hormons ist demnach die Zusammensetzung des Nährstoffgehalts und die damit verbundene Balance zwischen den Protein- und Kohlehydratanteilen.

Dr Solon-Biet betont in diesem Zusammenhang auch, dass weiterführende Studien zur Aktivierung von FGF21 essentiell für die Forschung an chronischen Krankheiten sein werden, denn FGF21 kann der Schlüssel zu Medikamenten für die Behandlung von Diabetes und anderen Stoffwechselstörungen sein. Im nächsten Schritt muss also der genaue Signalweg von FGF21 entschlüsselt werden, um unsere Ernährung noch zielgenauer anzupassen und alle Vorteile des Hormons auszuschöpfen.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem ANZAC Research Institut, der Macquarie University, EWOS Innovation in Norwegen und dem Pennington Biomedical Research Centre in Louisiana, USA durchgeführt.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Emily Cook
Media and PR Adviser
Tel.: +61 2 8627 1433
Email: emily.cook@sydney.edu.au

Bei Veröffentlichung der Pressemitteilung bitten wir um eine Quellenangabe sowie die Zusendung eines Belegexemplars.

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de
http://www.ranke-heinemann.at
http://www.ranke-heinemann.tv

Quelle: idw

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Aus Kohlendioxid und Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht zu neuen Rohstoffen

Dr. Barbara Heller Pressestelle
Leibniz-Institut für Katalyse e. V. an der Universität Rostock

Mit einer Millionen Euro fördert das BMBF über drei Jahre ein Verbundprojekt mit dem Kürzel PROPHECY. Wissenschaftler aus dem Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT Rostock) suchen gemeinsam mit Kollegen der Universität Oldenburg und dem Karlsruher Institut für Technologie neue Wege zur Gewinnung von Ausgangsstoffen für die chemische Industrie, die völlig unabhängig von fossilen Rohstoffen sind. Die Forschungen der drei akademischen Partner werden von der Siemens AG industriell bewertet. Mit Hilfe von Sonnenlicht sollen aus Kohlendioxid und Wasser durch neue Material- und Prozesskonzepte Produkte wie Methan, Methanol oder auch Synthesegas ökologisch und ökonomisch sinnvoll produziert werden.

Das in vorindustriellen atmosphärischen Konzentrationen lebenswichtige Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) wird durch seine gigantische menschengemachte Freisetzung, vor allem aus der Verbrennung fossiler Energieträger, in der heutigen Zeit zusehends zum „Klimakiller“. Wenn CO2 wieder zu nutzbaren Rohstoffen oder Brennstoffen recycelt werden könnte, wären wir einerseits unseren Emissions- und Klimaschutzzielen näher und gleichzeitig könnten wir auch die Industrie mit Ausgangsstoffen versorgen, die von fossilen Rohstoffquellen unabhängig sind.
Deshalb wird schon seit etwa 30 Jahren das Ziel einer praktikablen photokatalytischen Umsetzung von CO2 verfolgt. Dabei soll Sonnenlicht genutzt werden, um auf der Oberfläche geeigneter Halbleitermaterialien eine Reaktion zwischen CO2 und Wasser auszulösen und dann Chemikalien wie Methan oder Methanol zu erzeugen. Trotz intensiver Forschungsanstrengungen konnten die Ausbeuten bisher nicht zu ökologisch und ökonomisch sinnvollen Größen gesteigert werden. Damit ist klar, dass sich am bekannten Forschungsansatz etwas ändern muss. Aber wo liegt eigentlich die Grenze für eine „sinnvolle“ Umsetzung? Welche Ausbeuten müssen erzielt werden? Und sind vielleicht völlig andere Material- und Prozesskonzepte erforderlich, um die Ausbeuten an Wertprodukten zu steigern?
Diesen Fragen soll im gerade gestarteten BMBF-Verbundprojekt „PROPHECY: PROzesskonzepte für die PHotokatalytische CO2-Reduktion verbunden mit LifE-CYcle-Analysis“ im Rahmen der Fördermaßnahme CO2Plus nachgegangen werden. Das Konsortium, bestehend aus den Gruppen um Prof. Dr. Jennifer Strunk (Leibniz-Institut für Katalyse, Rostock), Prof. Dr. Michael Wark (Universität Oldenburg) und Dr. Andreas Patyk (Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie), betrachtet neue Materialkonzepte und neue Prozesskonzepte in enger Verzahnung. Das gemeinsame Ziel ist die Steigerung der Gesamtproduktausbeute in der photokatalytischen CO2-Reduktion um mehrere Größenordnungen. Die Produktselektivität ist vorerst von untergeordneter Bedeutung, da alle möglichen Produkte (Methan, Synthesegas, Methanol o.ä.) gegenüber dem Abfallprodukt CO2 eine Wertsteigerung darstellen.
Im Hinblick auf den Prozess sollen dem äußerst reaktionsträgen Gemisch aus Kohlendioxid und Wasser regenerativ erzeugte Additive, z.B. Bioethanol oder Elektrolyse-Wasserstoff aus Windkraft, zugesetzt werden, die eine höhere Reaktivität besitzen und das Produktspektrum beeinflussen, zum Beispiel in Richtung längerer Kohlenwasserstoffketten. Materialseitig sollen nicht nur neue Synthesewege bekannter Photokatalysatoren wie TiO2 und ZnO zum Einsatz kommen, sondern auch völlig neuartige Materialien getestet werden, auch mit dem Ziel, einen größeren Teil des Sonnenlichts zu nutzen. Ob ein solcher Prozess mit allen verbundenen vor- und nachgeschalteten Prozessen „von der Wiege bis zur Bahre“ dann noch ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist, wird in der begleitenden Nachhaltigkeitsanalyse von Beginn der F&E-Arbeiten an geprüft und kritisch bewertet.
Das Projekt wird mit einem Volumen von einer Millionen Euro vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) gefördert. Start des Projektes war der 01. September 2016. Die Laufzeit beträgt drei Jahre. Die Forschungen der drei akademischen Partner werden von der Siemens AG industriell begleitet und bewertet.

Quelle: idw

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The challenges of phosphorus – International IPW8 Conference in Rostock identifies solutions

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

From September 12 to 16, 2016, the 8th International Phosphorus Workshop (IPW8), entitled „Phosphorus 2020: Challenges for synthesis, agriculture, and ecosystems“, took place in Rostock. 230 scientists from around the world discussed possible solutions arising from their latest research regarding the responsible use of this finite raw material. The aim is to avoid serious damage to the environment, such as the eutrophication of water bodies, and to ensure that, through its sustainable use, there will be enough phosphorus to maintain the world’s food supply in the future

According to IPW8 participants, the most important results of phosphorus research in recent years include those related to the following aspects:

1. Phosphate fertilizers and inputs into water bodies: The latest research continues to show that large amounts of phosphorus still end up in water. The binding water protection objectives set by various guidelines will therefore not be reached. As an important reason, the researchers cited the persisting inefficient use of phosphorus in intensive farming and the inability of traditional agricultural soil testing of plant-available phosphorus to adequately assess the risk of phosphorus seepage. In addition, it was demonstrated that established water protection measures (for example buffer strips, reduced fertilization) have yet to show success because of the long delays until the phosphorus is transported from the soil into water. It was also demonstrated that more extreme precipitation events due to climate change promote the mobilization and leaching of phosphorus.

2. Improved investigation methods: In recent years, the refinement of numerous analytical methods has allowed environmental monitoring of the presence of a large number of phosphorus compounds, for example, the weed-killer glyphosate, and their reaction products. Research methods already include the use of very sophisticated isotope and spectroscopic techniques, e.g. synchroton-based X-ray absorption, to carry out very detailed investigations of phosphorus compounds and their transformations.

3. Phosphorus recycling and synthesis: For the first time, the various technologies for phosphorus recycling and phosphorus-based chemical catalysis, as forward-looking strategies for the sustainable use of phosphorus, were discussed in the context of an IPW. Both fundamental, new reaction pathways and connections as well as a variety of mature technologies were presented, with phosphorus recovery from sewage sludge, slaughterhouse waste or biogas digestate as important targets.

4. Genetic research approaches: As our understanding of the genetic basis of phosphorus utilization by microorganisms, plants, and animals continually improves, new possibilities and processes related to phosphorus uptake, utilization, and dispersion are opening up. Examples are the identification of gene variants for the breeding of pigs such that they utilize the phosphorus in their feed more effectively, or new feed supplements and feeding regimes that increase the digestibility and utilization of P compounds by animals.

Important research goals and call for action identified by the IPW8 participants were:
1. Integrated system-based research: So far too little is known about the similarities and differences exhibited by phosphorus transformation processes in various environmental systems, such as in water or on land, and how they are coupled with Earth’s other biogeochemical cycles, including those of carbon and nitrogen. In addition, there is little integrated research into the relationship between phosphorus reactions at different size scales, from individual cells to organisms to entire ecosystems. This is important because most ecosystems processes are coupled and can therefore be properly understood only through a holistic approach.

2. The translation of innovative methodologies into applications: Both in the area of phosphorus recovery as well as with respect to analytical methods for the detection of plant-available phosphorus in agricultural soils – both of which are important prerequisites for the efficient use of fertilizers – major scientific and technological progress has been made. Yet so far widespread practical application of these technologies is lacking. Among the many different reasons are that either the practical application stage has yet to reach maturity or there are legal obstacles, such as those related to guidelines and regulations, that did not foresee the use of certain procedures. The problems partly lie in the unclear political conditions, such as revision of the Sewage Sludge Ordinance in Germany and European requirements for the recycling of manure. Here the IPW8 researchers recognize the need for action in research as well as in politics.

3. Encourage an awareness and a constant rethinking of problems: A new perspective for the IPW was the inclusion of ethical as well as legal- and political-environmental issues affecting the use of phosphorus. Various aspects, such as the benefits of a balanced diet in the light of phosphorus availability and load or the ability to effectively control phosphorus use through incentives or bans were lively topics of discussion at the conference. It became clear that the biological and agricultural research approaches pursued almost exclusively thus far must now be complemented by social science approaches aimed at making the sustainable use and recovery of phosphorus, via its more environmentally mindful utilization, an accepted practice.

Conclusion:
The participants agreed that only a wide range of individual measures implemented „in concert,“ such as advances in breeding methods, improved agricultural analyses and management measures, new techniques and technologies for the conservation and recovery of phosphorus, new societal norms, greater consumer awareness and complementary policy programs can solve the phosphorus problem. This joint strategy requires the development of new academic structures, such as the Leibniz ScienceCampi, that support the transfer of technologies, methodologies, and ideas.

The International Phosphorus Workshop (IPW) takes place every three years in different European countries and is one of the most important events in the field of phosphorus research in Europe. This year, for the first time, Germany was the host and was able to welcome a record number of participants. The workshop organizer was the Leibniz ScienceCampus Phosphorus Research Rostock, a consortium of five Leibniz institutes, and the University of Rostock.

IPW Chairs:
Prof. Dr. Ulrich Bathmann, Spokesman for the Leibniz Sci-enceCampus Phosphorus Research Rostock
Prof. Dr. Peter Leinweber, University Spokesman for the Leibniz ScienceCampus Phosphorus Research Rostock

Contact:
Dr. Inga Krämer, Coordinator of the Leibniz ScienceCampus Phosphorus Research Rostock | +49 (0)381 5197-3471 | inga.kraemer@sciencecampus-rostock.de

Leibniz ScienceCampus Phosphorus Research Rostock
Because of the central importance of phosphorus in many production and environmental systems, an interdisciplinary research approach is necessary. Therefore, five Leibniz Institutes and the University of Rostock have joined to form a network to intensify joint research and other forms of cooperation regarding this essential element and its sustainable management. The Leibniz ScienceCampus Phosphorus Research Rostock promotes, as part of its strategic research, interdisciplinarity in its topics, projects and methods. Established fields of expertise in various aspects of the exploration of the essential element P, its different chemical compounds and reactions, and its specific modes of action in agricultural and environmental systems as well as in technical and industrial processes are combined at the ScienceCampus. The ScienceCampus is funded by the Leibniz Association and the Ministry of Agriculture, Environment, and Consumer Protection Mecklenburg-Vorpommern.

Quelle: idw

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Das Geschäft mit dem Sterben

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Wenn Sterbende kurz vor ihrem Tod noch Chemotherapie, Bestrahlung und Operationen über sich ergehen lassen müssen, vergrößert das ihr Leid und verhindert einen würdevollen Abschied. Weil die Vergütung im Gesundheitssystem diese Überbehandlung belohnt, sind immer mehr Schwerkranke betroffen. In seinem Buch „Patient ohne Verfügung“, das am 1. September im Piper-Verlag erscheint, gibt Dr. Matthias Thöns, Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Allgemeinmedizin der Ruhr-Universität (Prof. Dr. Herbert Rusche) Anregungen für Veränderungen.

Jeder dritte Sterbenskranke erhält in den letzten Lebenswochen Chemotherapie, Apparatemedizin oder gar Wiederbelebung, jeder zweite Deutsche stirbt in der Klinik. Matthias Thöns berichtet aus seinem Alltag als ambulant tätiger Palliativmediziner. Er beschreibt selbst erlebte Schicksale und erläutert die Hintergründe laienverständlich.

Vergütungssystem verschärft das Problem
So wird das Problem der überflüssigen Apparatemedizin am Lebensende durch das 2004 eingeführte Vergütungssystem im deutschen Gesundheitswesen gespeist: Viele Eingriffe bei schlimmen Diagnosen werden von den Krankenkassen besonders hoch bezahlt, und die Ärzte an diesen Gewinnen durch „Bonusverträge“ beteiligt.
Obwohl der Politik das Problem bekannt ist, fanden sich im Jahr 2015 solche Klauseln noch in 97 Prozent der Chefarztverträge an deutschen Kliniken. „Längst warnen auch Fachverbände, die Bundesärztekammer, der Deutsche Ethikrat und die Bertelsmann Stiftung vor der Problematik“, unterstreicht Matthias Thöns.

Immense Kosten und großes Leid
Neben dem zusätzlichen Leid der Sterbenskranken verursacht die Übertherapie auch immense Kosten: Bis zu 25 Prozent der Gesamtausgaben der Krankenkassen fließen hinein. Fast jeder zweite Euro ambulanter Pflegeleistungen wird für zumeist ungewollte „Apparatemedizin zuhause“ ausgegeben.

Hausärzte haben es in der Hand
Hausärzte besäßen eine Schlüsselposition, diese Missstände zu verändern, legt Thöns dar: So werden durch die hausarztzentrierte Versorgung weniger Patienten sinnlos in Kliniken eingewiesen und unnötige Eingriffe vermieden. „Hausärzte sollten sich als neutrale Zweitmeinungsberater engagieren“, sagt Matthias Thöns. „Zweitmeinung vermeidet Studien zufolge bis zu 60 Prozent der unnötigen Eingriffe.“

Originalpublikation
Matthias Thöns: Patient ohne Verfügung. Das Geschäft mit dem Lebensende. Piper, München 2016, 320 Seiten, ISBN 978-3-492-05776-0

Quelle: idw

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Hochwasserschutz – Simulation für den Ernstfall

Rebecca Schweier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig

Im HTWK-Wasserbaulabor wird der Umbau der Hochwasserentlastungsanlage der Talsperre Lehnmühle geplant

In Talsperren aufgestaute Flüsse versorgen die Bevölkerung mit Trinkwasser, schützen vor Hochwasser und erzeugen regenerativen Strom. Viele der 370 Staumauern in Deutschland wurden im letzten Jahrhundert errichtet. Für sehr extreme Hochwasser, wie sie durch den Klimawandel in Zukunft theoretisch möglich werden könnten, sind sie oft nicht ausgelegt und müssen dementsprechend angepasst werden. So auch die Talsperre Lehnmühle im sächsischen Erzgebirge, für welche der Umbau der Hochwasserentlastungsanlage anhand eines Miniaturmodells an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) geplant wurde.

„Die Talsperre Lehnmühle stellt zusammen mit der Talsperre Klingenberg einen wichtigen Bestandteil des Hochwasserschutzes im Südraum Dresdens dar. Die Talsperre wurde so gebaut, dass sie selbst Extremhochwassern standhält, wie sie statistisch nur alle 10.000 Jahre vorkommen. Aufgrund der Hochwasserereignisse in den letzten Jahren mussten die statistischen Kennzahlen jedoch angepasst werden. Um den nun höheren Sicherheitsanforderungen zu entsprechen, werden wir die hydraulische Leistungsfähigkeit des Bauwerks steigern. Dazu soll ab 2017 die aus insgesamt 11 Wehrfeldern bestehende Hochwasserentlastungsanlage umgebaut werden“, so Michael Humbsch, Projektverantwortlicher bei der Landestalsperrenverwaltung Sachsen, Betrieb Oberes Elbtal. Um den Umbau auf Grundlage wissenschaftlicher Daten optimal zu planen, hat das Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft (IWS) der HTWK Leipzig im Auftrag der Landestalsperrenverwaltung die Talsperre im Maßstab 1 : 8 nachgebaut. Genauer gesagt wurde für die Planungen ein Teil der Hochwasserentlastungsanlage nachgebildet.

„Unser Modell dient der Verdeutlichung der komplexen Strömungen, die beim Abfließen eines Hochwassers durch die Entlastungsanlage der Staumauer auftreten. Im Vergleich zu rein theoretischen Berechnungen können Messungen an einem Modell genauere Ergebnisse liefern. Außerdem können wir Umbaumaßnahmen im Miniaturmaßstab testen und ihre Auswirkungen auf das Bauwerk prüfen“, erklärt Tilo Sahlbach vom Institut für Wasserbau und Siedlungswasserwirtschaft. Eingebunden ist das Talsperrenmodell in das Wasserbaulabor der HTWK Leipzig. Hier sind auf einer Fläche von 350 Quadratmetern hydraulische Großversuche möglich. Kernstück des Labors sind drei leistungsstarke Pumpen, die einen Wasserdurchfluss von 540 Litern pro Sekunde erzeugen können. Im Modell der Talsperre Lehnmühle lassen sich so Extremhochwasser simulieren, wie sie nur alle hundert, tausend oder gar alle zehntausend Jahre vorkommen.

Auf Grundlage der Forschungsarbeiten an der HTWK Leipzig hat die Landestalsperrenverwaltung im Sommer 2016 einen Planungsentwurf für den Umbau vorgelegt. Voraussichtlich im Frühjahr 2017 soll mit den Baumaßnahmen begonnen werden.

Hintergrund: Hochwasserentlastung in der Talsperre Lehnmühle
Mit einer 50 Meter hohen Staumauer und einem Rückhaltevolumen von rund 22 Millionen Kubikmetern Wasser gehört die Talsperre Lehnmühle zu den großen Talsperren in Deutschland. Sie wurde von 1926 bis 1930 gebaut und staut die Wilde Weißeritz auf, die im Erzgebirge entspringt und bei Dresden schließlich als Vereinigte Weißeritz in die Elbe mündet. Der Stausee funktioniert bei Hochwassern wie ein Puffer und schützt so zahlreiche Orte im Südraum Dresdens vor Überschwemmungen. Bei extremen Hochwassern fließt ein Teil der Wassermenge über die Hochwasserentlastungsanlage der Talsperre ab. Die Überlauföffnungen im oberen Teil der Staumauer funktionieren ähnlich einem Notüberlauf in der Badewanne. Denn würde ein Hochwasser ungehindert die Krone der Staumauer überfließen, könnte das die Standsicherheit und Funktionsfähigkeit des Bauwerks einschränken. Mit dem geplanten Umbau wird die Leistungsfähigkeit der Hochwasserentlastungsanlage erhöht.

Quelle: idw

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Ständige Impfkommission veröffentlicht neue Impfempfehlungen

Susanne Glasmacher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) hat ihre neuen Empfehlungen im Epidemiologischen Bulletin 34/2016 veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht die Überarbeitung der Empfehlungen zur Pneumokokken-Schutzimpfung für Senioren und andere gefährdete Risikogruppen. Außerdem gibt die STIKO erstmals Hinweise zur Verringerung von Schmerz- und Stressreaktionen beim Impfen.

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) hat ihre neuen Empfehlungen im Epidemiologischen Bulletin 34/2016 veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht die Überarbeitung der Empfehlungen zur Pneumokokken-Schutzimpfung für Senioren und andere gefährdete Risikogruppen. Außerdem gibt die STIKO erstmals Hinweise zur Verringerung von Schmerz- und Stressreaktionen beim Impfen.

Pneumokokken stellen in Europa die Hauptursache von bakteriellen Lungenentzündungen dar. Die STIKO schätzt, dass jedes Jahr mehr als 5.000 Menschen in Deutschland an den Folgen einer Pneumokokken-Erkrankung sterben. Besonders gefährdet sind Kinder unter 2 Jahren, Menschen ab 60 Jahren sowie Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit bestimmten Grundkrankheiten, z. B. Personen mit einer Immunschwäche oder mit chronischen Krankheiten des Herzens oder der Lunge.

Neben dem bereits seit 1983 zugelassenen 23-valenten Pneumokokken-Polysaccharid-impfstoff (PPSV23) steht seit einigen Jahren mit dem 13-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (PCV13) ein zweiter Impfstoff für die Impfung von Erwachsenen zur Verfügung. Dies hat die STIKO veranlasst, ihre Empfehlungen zur Pneumokokken-Impfung für Erwachsene zu überarbeiten. Nach gründlicher Analyse aller verfügbaren Studien empfiehlt die STIKO auch weiterhin für alle Personen ab dem Alter von 60 Jahren eine alleinige Impfung mit PPSV23. PPSV23 hat gegenüber PCV13 den Vorteil, gegen ein deutlich breiteres Spektrum (nämlich 23 statt 13) der insgesamt über 90 Pneumokokken-Serotypen zu schützen. Nur für Personen mit einer Immunschwäche und einige wenige weitere Risikogruppen ist eine zusätzliche Impfung mit PCV13 sinnvoll. Für Kinder unter 2 Jahren gilt weiterhin die Empfehlung der routinemäßigen Impfung mit Konjugatimpfstoff, weil sie nach Impfung mit PPSV23 keine ausreichende Immunantwort entwickeln.

Eine bessere Umsetzung der Impf-Empfehlungen ist dringend wünschenswert: bislang sind nur 31 Prozent der Senioren (im Alter von 65 bis 79 J.) gegen Pneumokokken geimpft. Das zeigen Daten der Deutschen Erwachsenengesundheitsstudie DEGS des Robert Koch-Instituts. Die Pneumokokken-Impfung kann beim gleichen Impftermin durchgeführt werden wie die Grippeschutzimpfung, die ebenfalls für Ältere und für chronisch Kranke aller Altersstufen empfohlen ist.

Schmerzen und Stressreaktionen können bei jeder Impfung und in jedem Alter auftreten. Die Sorge davor kann die Einstellung gegenüber dem Arztbesuch, dem Impfen und die Akzeptanz von Impfungen ein Leben lang beeinträchtigen. Die STIKO gibt erstmals generelle Hinweise zur Verringerung von Schmerz- und Stressreaktionen beim Impfen. Zu den Empfehlungen gehören Hinweise auf bestimmte Injektionstechniken, schmerzstillende Medikamente und altersabhängige Ablenkungsmethoden.

Eine ausführliche Darstellung aller Neuerungen und die wissenschaftlichen Begründungen werden in den Ausgaben 35 bis 37 des Epidemiologischen Bulletins veröffentlicht.

Weitere Informationen:
Internetseite der STIKO http://www.rki.de/stiko
RKI-Internetseite zum Impfen http://www.rki.de/impfen

Herausgeber
Robert Koch-Institut
Nordufer 20
D-13353 Berlin

www.rki.de
Twitter: @rki_de

Kontakt
Tel.: 030-18754-2239, -2562 und -2286
E-Mail: presse@rki.de

Das Robert Koch-Institut ist ein Bundesinstitut im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit.

Quelle: idw

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Plastikpiraten erobern deutsche Flüsse

Christine Rutke Redaktionsbüro Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane

Teilnehmer der Jugendaktion „Plastikpiraten“ im Wissenschaftsjahr Meere und Ozeane messen Plastikbelastung in Fließgewässern

Ein großer Teil des Mülls in den Meeren und Ozeanen gelangt über die Flüsse dorthin. Bis zu 13 Millionen Tonnen landen jährlich in den Meeren. 41 Prozent aller Deutschen aber meinen, dass sie durch den täglichen Gebrauch von Plastikartikeln wie Verpackungen keine große oder so gut wie keine Mitverantwortung an der Plastikmüllverschmutzung der Meere tragen, so das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen forsa-Umfrage im Auftrag des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane.

Am 16. September startete die bundesweite Citizen Science-Aktion „Plastikpiraten – Das Meer beginnt hier!“ des Wissenschaftsjahres, um die Belastung durch Plastik in fließenden Gewässern zu messen und die Öffentlichkeit stärker für das Problem zu sensibilisieren. Bis zum 18. November werden Jugendliche selbst zu Forscherinnen und Forschern: Schulklassen und Jugendgruppen fischen mit feinmaschigen Netzen in Flüssen nach Mikroplastik, sammeln Plastik am Ufer ein und dokumentieren das Ergebnis auf einer digitalen Karte unter http://www.wissenschaftsjahr.de/jugendaktion.

Den Auftakt hat am vergangenen Freitag eine Schülergruppe des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Preetz am Falckensteiner Strand an der Kieler Förde gemacht, und die erste Untersuchung vorgenommen. Alle Ergebnisse werden anschließend von der Kieler Forschungswerkstatt wissenschaftlich ausgewertet. Das Schülerlabor ist Partner der Aktion und wird unterstützt vom Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“.
„Klimawandel, Überfischung und Vermüllung bedrohen den größten Lebensraum des Planeten“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. „Wir brauchen eine Trendwende hin zu einem nachhaltigen Umgang mit den Meeren. Das wollen wir mit der Aktion ‚Plastikpiraten‘ jungen Menschen nahebringen. Jeder und jede Einzelne kann etwas dafür tun, um die Meere zu schützen“.

Viele Deutsche würden Mehrkosten für umweltschonendere Alternativen akzeptieren
Immerhin sind viele Deutsche schon jetzt bereit, zum Schutz der Meere und Ozeane ihren Teil beizutragen: 86 Prozent geben laut forsa-Umfrage an, höhere Kosten zu akzeptieren, wenn beispielsweise Lebensmittelproduzenten zunehmend auf Plastikverpackungen verzichten und umweltschonendere, aber möglicherweise teurere Alternativen verwenden würden. Sogar bei den Befragten mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 1.500 Euro liegt die Bereitschaft noch bei 78 Prozent, so das Ergebnis der forsa-Umfrage.

Mehr Forschung zum Thema Plastikmüll gewünscht
Dass Aufklärung wichtig ist, sagen fast alle: 90 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Erforschung der Plastikbelastung in Meeren und Ozeanen staatlich gefördert werden soll. Zudem glauben 87 Prozent, dass die Auswirkungen von Plastikmüll auf die Gesundheit des Menschen nicht ausreichend bekannt sind. Rund die Hälfte der Befragten (53 Prozent) weiß nicht, dass in vielen Kosmetikartikeln kleine Plastikpartikel – sogenanntes Mikroplastik – enthalten sind, die durch die Verwendung dieser Produkte in die Meere gelangen. Um die Erforschung der Plastikmüll-Belastung zu fördern, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Juni 2016 die Förderrichtlinie „Plastik in der Umwelt“ veröffentlicht.

Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane
Die Meeresforschung ist Thema des Wissenschaftsjahres 2016*17. Zu 71 Prozent bedecken Ozeane und Meere unseren Planeten. Sie sind Klimamaschine, Nahrungsquelle, Wirtschaftsraum – und sie bieten für viele Pflanzen und Tiere Platz zum Leben. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Ozeane seit Jahrhunderten; und doch sind sie noch immer geheimnisvoll und in weiten Teilen unerforscht. Im Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane geht es um die Ergründung der Gewässer, ihren Schutz und eine nachhaltige Nutzung. Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Sie tragen als zentrales Instrument der Wissenschaftskommunikation Forschung in die Öffentlichkeit. Das Wissenschaftsjahr 2016*17 wird vom Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) als fachlichem Partner begleitet.

http://www.wissenschaftsjahr.de

Quelle: idw

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Halten Spiralwirbel und Bakterien Methan im Meerwasser zurück? Poseidon-Fahrt erfolgreich beendet

Friederike Balzereit Kieler Exzellenzcluster Ozean der Zukunft
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Seit mehr als 25 Jahren beschäftigt Meeresforscher ein Gasfeld in der nördlichen Nordsee rund 200 Kilometer von Schottland entfernt. Nach einer Öl-Probebohrung kam es hier zu einem Gas-Blowout. Seitdem steigen große Mengen an klimaschädigendem Methangas vom Meeresboden in die Wassersäule auf. Trotz dieses massiven Eintrags werden jedoch nachweislich nur relativ geringe Mengen bis in die Atmosphäre transportiert. Zwei mögliche Ursachen dafür waren nun Forschungsgegenstand einer zweiwöchigen Expedition des Kieler Forschungsschiffs Poseidon unter Leitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW).

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten, ob für diese „Abpufferung“ die besondere Form des Spiralwirbels verantwortlich sein kann, in der das Gas innerhalb der Wassersäule nach oben steigt. Eine weitere Hypothese geht davon aus, dass mit den aufsteigenden Gasblasen Methan-abbauende Mikroorganismen in die Wassersäule gelangen, die das Klimagas in unschädlichere Substanzen umwandeln.

Im Jahr 1990 kam es im englischen Sektor in der zentralen Nordsee nach Probebohrungen im Auftrag der Firma Mobil North Sea (heute ExxonMobil) zu einem unkontrollierten Gas-Blowout. Der anfangs extreme Strom an Methangas an die Wasseroberfläche schwächte sich zwar schnell ab, ein Versiegen der Quelle konnten die Forscher aber bis heute nicht feststellen: Nach wie vor zählt diese Stelle zu einer der aktivsten marinen Methangasquellen weltweit. Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel hatten bereits im Jahr 2005 während einer Forschungsreise mit dem Forschungsschiff ALKOR anhaltende Austritte des Klimagases Methan aus einem 50 Meter breiten und 20 Meter tiefen Krater am Meeresboden bis an die Meeresoberfläche nachweisen können. Dank zahlreicher Folgefahrten konnten die Forscher belegen, dass dabei jedoch nur sehr geringe Mengen an Methan von der Quelle bis in die Atmosphäre transportiert werden.

Unter Fahrtleitung von Dr. Jens Schneider von Deimling, Geophysiker am Institut für Geowissenschaften an der Universität Kiel, hat das Forschungsteam der Uni Kiel und des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung gemeinsam mit Kollegen der University of California (UCLA) und des GEOMAR nun den Krater in 95 Metern Wassertiefe mit einer Verknüpfung von hydroakustischen, biogeochemischen, mikrobiologischen und ozeanographischen Methoden untersucht. Dabei standen zum einen komplexe Gaswirbel und die Einschichtung unter der sommerlichen Sprungschicht in der Nordsee im Fokus. Bereits vorangegangene Untersuchungen gaben den Forschern deutliche Hinweise auf die Ausbildung von großen Gasblasen-Spiralwirbeln in der Wassersäule. Videoaufnahmen mit dem ROV PHOCA des GEOMAR und schiffsbasierte Fächerecholotstudien zum so genannten „Spiral Vortex“ in der durch Gasblasen beeinflussten Wassersäule zeigten, dass individuelle, vom Sediment freigesetzte Gasblasenströme sich zu einem spiralförmigen Wirbel vereinen. Im Rahmen der aktuellen Expedition wurden nun spezielle Sonargeräte eingesetzt, um derartige Spiralbewegung nachzuweisen und quantitativ zu erfassen. Die Wirbel befinden sich unterhalb der Temperatur-Sprungschicht in rund 50 Metern Wassertiefe, wo sich methanangereichertes Wasser befindet. Die Forscher vermuten, dass diese das Lösungsverhalten und die Verteilung des Methans im Wasser wesentlich beeinflussen.
„Anscheinend tragen die gasblasen-induzierten Verwirbelungen entscheidend dazu bei, dass sich Methanblasen deutlich stärker im Wasser lösen als wir es in Modellen zuvor angenommen haben“, sagt Fahrtleiter Dr. Jens Schneider von Deimling vom Institut für Geowissenschaften an der Uni Kiel. Mithilfe akustischer Spezialverfahren erhoffen sich die Forscher weitere Erkenntnisse darüber wie genau die Spiralbewegung der Gasaustritte den Transport des klimaschädlichen Methans beeinflusst. Die Ergebnisse könnten eine entscheidende Grundlage für die Aufschlüsselung von Prozessen auch an natürlichen Gasfeldern sein.

Einen weiteren Schwerpunkt der Expedition bildete die Frage, in welchem Maße aufsteigende Gasblasen als Transport-Vehikel für Bakterien dienen, die anschließend das gelöste Methan in der Wassersäule in unschädlichere Substanzen umwandeln. Diese so genannten methanotrophen Mikroorganismen kommen sowohl im Sediment als auch in der Wassersäule von methanreichen Gebieten vor. „Dass Methan-abbauende Bakterien einen solchen Transport nutzen, konnten wir bereits mithilfe unseres Bubble Catchers an einer weniger starken, natürlichen Methanquelle vor der Küste Kaliforniens zeigen. Nun wollten wir prüfen, wie sich diese Ergebnisse auf starke Gasaustritte, so genannte Mega-Seeps, übertragen lassen. Der lokal begrenzte Austritt von Gasblasen im Kraterinneren ermöglicht zudem eine bessere Abschätzung, wie groß der Anteil der mit den Blasen aufsteigenden Bakterien am Gesamt-Pool der Methan-verzehrenden Mikroorganismen in der den Krater umgebenden Wassersäule ist,“ sagt Dr. Oliver Schmale, Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde und Leiter des DFG-Projektes „Bubble shuttle – transport of methane-oxidizing microorganisms from the sediment into the water column through gas bubbles“. Oliver Schmale war an Bord der Poseidon für die Untersuchungen des mikrobiellen Gasblasen-Transportes zuständig. Der mit künstlichem, sterilem Meerwasser gefüllte Zylinder des Bubble Catchers fängt die vom Boden aufsteigenden Gasblasen samt der ihnen anheftenden Bakterien möglichst kontaminationsfrei auf, sodass durch anschließende mikroskopische Analysen (CARD-FISH) eine Bestimmung erfolgen kann. Auf der Poseidon kam ein neuer, handlicher Bubble Catcher zum Einsatz, der auch von einem ROV (Remote Operating Vehicle) bedient werden kann. „Der Einsatz eines solchen ferngesteuerten Unterwasser-Arbeitsgerätes, das dann auch noch ein hochspezialisiertes Probennahme- und Messgerät wie unseren Bubble Catcher bedienen muss, ist immer Nerven aufreibend. Zuviel kann schief gehen, was dann die Arbeit von Monaten zunichtemachen kann. Aber dank einer guten Vorbereitung und der reibungslosen Zusammenarbeit zwischen dem ROV-Team des GEOMAR, der Schiffsbesatzung und uns war der Einsatz ein voller Erfolg.“ Für Oliver Schmale und IOW-Doktorand Sebastian Jordan hat damit der riskanteste Teil der Projektarbeit seinen glücklichen Abschluss gefunden: die Proben sind genommen. Nun beginnen die Laborarbeiten in Warnemünde und Kiel.
„Die genauen Ergebnisse der Expedition, wann und in welcher Ausprägung sich Spiralwirbel ausbilden, werden erst in einigen Monaten feststehen. Bis dahin gilt es allein in Kiel, mehr als drei Terrabyte an Daten zu verarbeiten“, resümiert Fahrtleiter Dr. Jens Schneider von Deimling.

Publikationen zum Thema
Schneider von Deimling, J., P. Linke, M. Schmidt and G. Rehder (2015). Ongoing methane discharge at well site 22/4b (North Sea) and discovery of a spiral vortex bubble plume motion. Marine and Petroleum Geology, Vol 68, Part B: 718-730, doi: 10.1016/j.marpetgeo.2015.07.026 (open access)

Schmale O., Leifer I., Schneider v. Deimling J., Stolle C., Krause S., Kießlich K., Frahm A., and Treude T. (2015). Bubble Transport Mechanism: Indications for a gas bubble-mediated inoculation of benthic methanotrophs into the water column, Cont. Shelf Res., 103, 70-78.

Kontakt
Dr. Jens Schneider von Deimling, Institut für Geowissenschaften, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Telefon (0431) 880-5792, jschneider@geophysik.uni-kiel.de
Dr. Oliver Schmale, Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Sektion Meereschemie, Telefon (0381) 5197-305, oliver.schmale@io-warnemuende.de

Weitere Informationen:
http://www.futureocean.org
http://www.io-warnemünde.de

Quelle: idw

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Guter Schlaf schützt das Gehirn – schlechter Schlaf fördert Alzheimer und Parkinson

Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V., Pressesprecher: Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, Essen Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie

Der Mensch verschläft rund ein Drittel seines Lebens. „Guter Schlaf erhöht die Chancen, bis ins hohe Alter geistig fit und gesund zu bleiben“, sagt der Neurologe und Schlafmediziner Professor Geert Mayer von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. In seinem Symposium „Schlafstörungen in der Neurologie“ werden auf dem Neurologenkongress in Mannheim aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert, die zeigen, wie Schlaf das Gehirn vor neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson schützen kann. „Schlafstörungen und neurologische Erkrankungen hängen oft eng zusammen“, so Mayer weiter.

Wenn man Auffälligkeiten im Schlaf wahrnimmt und ernst nehme, lasse sich manchmal sogar ein Schlaganfall verhindern.

Schlaf entgiftet das Gehirn
Ausreichend erholsamer Schlaf ist für den Menschen überlebenswichtig. Während der Körper ruht, regenerieren die Muskeln, speichert das Gehirn Gelerntes ab und das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren, um Krankheiten abzuwehren. Neue wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass guter Schlaf auch vor neurologischen Altersleiden wie Parkinson schützen kann. „Schlaf ist für das Gehirn wie ein Spülprogramm, denn im Schlaf werden Abbaustoffe ausgewaschen“, erklärt Professor Geert Mayer, Chefarzt der Neurologie und des Schlafmedizinischen Zentrums der Hephata-Klinik in Schwalmstadt. „Fehlt die Nachtruhe, kann sich in den Nervenzellen Abfall des Gehirnstoffwechsels anhäufen und Schaden anrichten.“ Eine mögliche Folge von Schlafmangel ist z.B., dass fehlerhaft gefaltetes Alpha-Synuklein nicht ausreichend aus dem Zentralnervensystem entfernt wird. Das Eiweiß wird als Ursache der Parkinson-Krankheit diskutiert. Es lagert sich typischerweise im Gehirn der Erkrankten ab, wo es in den Nervenzellen sogenannte Lewy-Körperchen bildet. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto mehr dieser schädlichen Ablagerungen entstehen im Gehirn. „Abbaustoffe, die charakteristisch für die Alzheimer-Erkrankung sind, wie Tau-Proteine oder Beta-Amyloid, werden ebenfalls vorwiegend im Schlaf aus dem Gehirn gewaschen“, ergänzt Mayer.

Diagnose im Schlaflabor
Schlaf kennt viele Varianten des Normalen. Während Babys noch den halben Tag verschlafen, kommen Erwachsene oft mit wenigen Stunden Schlaf aus. Viele Menschen, vor allem ältere, wünschen sich mehr erholsame Nachtruhe. „Nicht jeder, der das Gefühl hat, schlecht zu schlafen, leidet unter einer behandlungsbedürftigen Schlafstörung“, betont der Schlafmediziner. „Aber Tagesschläfrigkeit, Ein- und Durchschlafstörungen, die länger als drei Monate anhalten, sehr unruhiger Schlaf, Atemaussetzer und andere auffällige motorische Phänomene im Schlaf sollten im Schlaflabor abgeklärt werden.“ Bei entsprechenden Symptomen könne der Hausarzt oder der behandelnde Neurologe den Patienten in eines der mindestens 34 neurologischen Schlaflaboratorien in Deutschland überweisen. Für eine exakte Diagnose wird der Patient dort verkabelt, um Vitalfunktionen zu kontrollieren, es wird ein EEG aufgezeichnet und der Schlaf via Videokamera überwacht.

Schlafstörung geht Parkinson voraus
Eine Störung, die im Schlaflabor aufgedeckt werden kann, ist die REM-Schlafverhaltensstörung (REM sleep behavior disorder, RBD). Im Traumschlaf ist die Muskulatur normalerweise inaktiv. Patienten mit RBD sind in dieser Schlafphase dagegen auffällig in Bewegung, wie Mayer in einem eindrucksvollen Video präsentiert. „Betroffen sind vorwiegend Männer über sechzig mit kardiovaskulären Erkrankungen. Sie haben aggressive Träume und schlagen und treten um sich, wobei sie nicht selten sich selbst oder ihre Bettpartner verletzen“, erklärt der Neurologie und ergänzt: „Wir wissen, dass etwa 90 Prozent der Betroffenen innerhalb weniger Jahre eine Parkinson-Erkrankung entwickeln.“ Auch bei REM-Schlafstörungen sind Ablagerungen von Alpha-Synuklein nachweisbar. Sie stehen derzeit im Fokus der Forschung, weil diese Patienten für eine Frühbehandlung der Parkinson-Erkrankung in Frage kommen.

Atemaussetzer erhöhen Schlagunfallrisiko
Der Zusammenhang zwischen Schlaf und einer anderen neurologischen Erkrankung ist seit einigen Jahren bekannt: Wenn die Atmung im Schlaf unbewusst aussetzt, steigt das Schlaganfallrisiko. „Mit einer gezielten Behandlung können wir das Schlaganfallrisiko und das langfristige kardiovaskuläre und Mortalitätsrisiko wirksam senken“, sagt Mayer. Deshalb sei es essenziell, schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) frühzeitig zu erkennen.

Fachlicher Kontakt bei Rückfragen
Prof. Dr. Geert Mayer
Hephata-Klinik
Schimmelpfengstr. 6
34613 Schwalmstadt
E-Mail: geert.mayer@hephata.de

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 8000 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin.
www.dgn.org

Präsident: Prof. Dr. med. Ralf Gold, Stellvertretender Präsident: Prof. Dr. med. Gereon R. Fink
Past-Präsident: Prof. Dr. med. Martin Grond
Geschäftsführer: Dr. rer. nat. Thomas Thiekötter, Geschäftsstelle: Reinhardtstr. 27 C, 10117 Berlin, Tel.: +49 (0) 30 531437930, E-Mail: info@dgn.org

Weitere Informationen:

http://www.dgn.org/presse/pressemitteilungen/51-pressemitteilung-2016/3310-guter…

Anhang

Pressemitteilung als PDF
https://idw-online.de/de/attachment50959

Quelle: idw

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Neues Autolicht revolutioniert Sicherheit im Verkehr

Tobias Steinhäußer Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

• Intelligenter Pixelscheinwerfer bringt mehr blendfreies Licht auf die Straße
• Blendung des Gegenverkehrs wird zuverlässig vermieden
• Vervielfachung der bis dato technisch möglichen Auflösung revolutioniert Lichtverteilung

Ein deutscher Forschungsverbund mit namhaften Mitgliedern aus Industrie und Forschung hat die Grundlagen für einen intelligenten LED-Fahrzeugscheinwerfer mit hoher Auflösung entwickelt, der so genanntes adaptives Fahrlicht in eine neue Dimension bringt. Das Demonstrationsmodell wurde vom Gesamtprojektleiter Osram gemeinsam mit den Projektpartnern Daimler, Fraunhofer, Hella und Infineon entwickelt. Jeder Scheinwerfer enthält drei neuartige LED-Lichtquellen mit jeweils 1 024 einzeln ansteuerbaren Punkten. Dadurch lässt sich das Scheinwerferlicht sehr genau an die jeweilige Verkehrssituation anpassen, so dass immer optimale Lichtverhältnisse herrschen, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden. Das Licht kann an jeden denkbaren Kurvenverlauf so angepasst werden, dass es keine dunklen Randbereiche gibt. Mithilfe von Sensoren im Fahrzeug kann zudem das Umfeld analysiert werden, um andere Verkehrsteilnehmer ausreichend anzuleuchten. Dies macht sie für den Fahrer deutlicher wahrnehmbar. Gleichzeitig können aber die Köpfe entgegenkommender Verkehrsteilnehmer vom Lichtstrahl ausgespart werden, um zuverlässig deren Blendung zu vermeiden. Solch ein variables Fernlicht bräuchte daher auf der Landstraße nie mehr abgeblendet zu werden.

LED-Chip mit 1 024 einzeln ansteuerbaren Lichtpunkten
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt wurde mit der Herstellung und dem Feldtest von Scheinwerfer-Demonstratoren jetzt nach dreieinhalb Jahren erfolgreich abgeschlossen. Für die Umsetzung entwickelte Osram Opto Semi-conductors mit Infineon und dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) einen neuartigen LED-Chip mit 1 024 einzeln ansteuerbaren Lichtpunkten. Bisher wurden bei adaptiven Scheinwerfern mehrere LED-Komponenten neben- und übereinander eingesetzt. Um das Ein- und Ausschalten von Licht-Segmenten zu bewerkstelligen, waren zusätzliche elektronische Komponenten notwendig. Die Zahl der Segmente war infolge des begrenzten Platzes im Scheinwerfer limitiert. Im neuen Ansatz ist die Elektronikansteuerung der LED in den Chip integriert. Für das neuartige intelligente Autolicht entwickelte der Geschäftsbereich Osram Specialty Lighting in einem zweiten Schritt rund um den hochauflösenden LED-Chip ein LED-Modul, das mit seiner elektrischen und thermischen Schnittstelle die direkte Anbindung an die Fahrzeugelektronik ermöglicht.

Variable und adaptive Lichtverteilung
Beim Einsatz eines intelligenten und hochauflösenden Scheinwerfers, dessen Machbarkeit nun in dem Projekt erfolgreich demonstriert wurde, werden die Fahr- und Wettersituationen kontinuierlich analysiert: Wie ist der Straßenverlauf, wie hoch die Geschwindigkeit, kommt Gegenverkehr und wie ist der Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern? Darauf basierend sorgt die variable und adaptive Lichtverteilung in jeder Situation für eine passgenaue Beleuchtung. Bei höherer Geschwindigkeit vergrößert sich beispielsweise automatisch auch die Reichweite des Lichtkegels. Im Stadtverkehr bringt hingegen eine breitere Lichtverteilung mehr Sicherheit, die zusätzlich zur Straße auch den Bürgersteig und Randbereiche besser ausleuchtet. Diese Funktionen werden vollelektronisch ohne mechanische Stellmotoren realisiert. Beim blendfreien Fernlicht bekommt der Fahrer stets die bestmögliche Sicht bei Nacht – ohne andere Verkehrsteilnehmer zu beeinträchtigen. Das bedeutet für den Autofahrer ein deutliches Plus an Wahrnehmung und ist ein wichtiger Beitrag zur Verringerung des Unfallrisikos bei Nachtfahrten.

»Wir wollen diese neue Art hochauflösender LED-Lichtquellen nun zur Serienreife bringen und sehen großes Potenzial für die Anwendung im Fahrzeuglicht«, sagte Stefan Kampmann, Technikvorstand der OSRAM Licht AG.

Intelligente Treiberschaltung von Infineon
Die Infineon Technologies AG entwickelte die intelligente Treiberschaltung im neuartigen LED-Chip. Mit ihr lässt sich jeder einzelne der 1 024 Lichtpunkte individuell ansteuern. Dem Halbleiterhersteller ist es gelungen, sie so zu designen, dass sie im LED-Chip direkt mit dem über ihr liegenden lichtemittierenden LED-Array zu verbinden ist. Die speziellen Anforderungen der neuartigen Verbindungstechnik mussten dabei mit den Fertigungstechnologien für LED-Treiber in Einklang gebracht werden. Mit der intelligenten Treiberschaltung und seinem breiten Anwendungswissen für Automobilanwendungen unterstützt Infineon den Trend zu hochinnovativen, adaptiven Frontlichtsystemen.

Hella: technische Anforderungen an die Lichtquelle spezifiziert
Die HELLA KGaA Hueck & Co spezifizierte ausgehend von den funktionalen Anforderungen von Daimler die wesentlichen technischen Anforderungen an die Lichtquelle. Der Licht- und Elektronikspezialist entwickelte das gesamte optische System der Lichtmodule sowie deren Entwärmungskonzept und baute die Prototypenscheinwerfer auf. Diese erzielen eine sehr hohe Systemeffizienz und erzeugen ein ausgesprochen homogenes Lichtbild bei gleichzeitig guter Abbildungsqualität der einzelnen Lichtpunkte. Die unterschiedlichen Lichtbilder können damit rein elektronisch und somit ganz ohne mechanische Aktoren erzeugt werden. Dies ist ein Schritt in Richtung Digitalisierung im Lichtbereich. Mit der Entwicklung wird Hella dem eigenen Anspruch gerecht, innovative Lichtsysteme mit und für Kunden zu entwickeln und diese nicht nur in der geforderten Genauigkeit und Qualität in Serie zu bringen, sondern technologisch auch immer einen Schritt voraus zu denken.

Daimler hat Scheinwerfer-Gesamtsystem im Blick
Von der Daimler AG wurden im Forschungsprojekt die funktionalen Anforderungen und die zukünftigen Fahrzeugeigenschaften für das Scheinwerfer-Gesamtsystem spezifiziert. Daraus ergaben sich die Komponenten und die Moduleigenschaften für das Scheinwerfer-Gesamtsystem, das unter Berücksichtigung künftiger Sensoren und Fahrzeug-Architekturen die optimale Lichtverteilung berechnet und an die Pixel-Scheinwerfer weitergibt. Im Hinblick auf zukünftige Elektrofahrzeuge stellte auch das Thema Energieeffizienz eine wesentliche Anforderung an die neu entwickelte LED. Für die Erprobungstests im Realverkehr war ein Fahrzeug von Daimler mit den intelligenten LED-Scheinwerfern im Einsatz.

In der aktuellen Mercedes-Benz E-Klasse arbeiten MULTIBEAM LED Scheinwerfer von Hella mit je 84 einzeln ansteuerbaren Osram-Hochleistungs-LED. Daimler treibt die Entwicklung von LED-Scheinwerfern mit immer mehr und immer feineren Pixeln voran und baut seine Vorreiterrolle im Lichtsektor weiter aus.

Fraunhofer IZM: LED-Arrays auf aktive Treiberschaltung gebracht
Fraunhofer brachte in das Projekt seine Kompetenz zu Verbindungstechnik (LED & ICs) und Materialien sowie zur Erkennung und Isolation von Defekten ein. Die sehr hohe Auflösung gelang durch eine noch feinere Strukturierung mit einer außergewöhnlichen, miniaturisierten Anschlusstechnik. Hierzu wurden am Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin LED-Arrays von Osram mit 1 024 Pixeln auf eine aktive Treiberschaltung von Infineon montiert, die jeden Pixel individuell ansteuert. Bei einer extrem guten Entwärmung wurden die Chips so aufgebaut, dass sie den Ausgleich einiger Mikrometer Höhenunterschied ermöglichen. Dabei wurden zwei Technologievarianten parallel untersucht: das Thermokompressions-Bonden mit nanoporösem Goldschwamm und das Reflowlöten mit hoch zuverlässigem Gold-Zinn. Beide Montagetechniken wurden erfolgreich mit hoher Ausbeute angewandt und bewiesen ein robustes Interface für nachfolgende LED-Prozesse.

Fraunhofer IAF: Reparatur von Defekten während der Herstellung
Zu den technologischen Herausforderungen des hochauflösenden LED-Scheinwerfers gehört der vergleichsweise große Chip mit 1 024 einzeln ansteuerbaren Pixeln. Denn mit zunehmender LED-Chipgröße steigt bei der Herstellung das Risiko für ein Versagen oder eine niedrigere Leuchtkraft einzelner Lichtpunkte innerhalb der Pixel-Matrix. Um dieser Problematik zu begegnen, hat das Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF in Freiburg eine neue Technologie zur Reparatur von Defekten während des laufenden Herstellungsverfahrens entwickelt. Sie baut auf ultravioletter Laser-Mikrobearbeitung auf und ermöglicht die Reparatur von Defekten in LED-Chips im laufenden Herstellungsprozess. Und so funktioniert das Verfahren: Die mikroskopischen Defektbereiche werden identifiziert und mit einem UV-Laser durch behutsame Materialabtragung entfernt oder elektrisch isoliert, ohne dass der Laser versehentlich neue Defekte, sogenannte „Leckstrom-Pfade“, verursacht. Nach der Bearbeitung erstrahlen die reparierten Pixel wieder mit voller Leuchtkraft – das „Lumineszenzbild“ ist wieder homogen.

Der wirtschaftliche Nutzen der Laser-Mikrobearbeitung des Fraunhofer IAF liegt nicht nur in der Reduzierung der Defekte während der Produktion und in der Folge sinkendem Ausschuss, was niedrigere Herstellungskosten der großflächiger LED-Chips bedeutet: Das Verfahren kann die durchschnittliche Lebensdauer der LED erhöhen, was einen wichtigen Wettbewerbsvorteil darstellt und für mehr Kundenzufriedenheit sorgt.

Das Projekt μAFS wurde durch das BMBF unter dem Förderkennzeichen 13N12510 gefördert und lief von Februar 2013 bis September 2016. Die Projektpartner haben das Forschungsziel erreicht und eine intelligente Lichtlösung entwickelt, die als technische Grundlage für eine neue Klasse energieeffizienter LED-Frontscheinwerfer mit ergänzenden Verkehrssicherheitsfunktionen gelten kann. Auf dieser Basis können adaptive Frontbeleuchtungssysteme (AFS) entstehen, die Fahrern, Insassen sowie weiteren Verkehrsteilnehmern ein Plus an Sicherheit bringen.

Quelle: idw

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Meeresbiologin mit Weltruf erforscht die Ostsee

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Aktuelle Studie: wie interagieren Stressfaktoren im Meer miteinander

Heutzutage belasten die Meere gleich mehrere Stressfaktoren. Die steigenden Kohlendioxidwerte in der Luft lassen das Meereswasser immer saurer werden. Durch den Klimawandel erwärmt sich das Wasser, und durch Wasserverschmutzungen entsteht der Sauerstoffmangel oder sogar Toxizität. Das macht Korallen, Stachelhäuter, Weich- und Krebstiere sowie Fische das Leben schwer. „Das Problem ist unsichtbar aber sehr dringend“, sagt Prof. Inna Sokolova, die seit Juli 2016 an der Universität Rostock als Meeresbiologin forscht und jetzt die Ostsee unter die Lupe nimmt.

„Die Probleme, die die großen Weltmeere haben, sind in etwa alle ähnlich“, hat die 46-jährige Wissenschaftlerin mit internationalen Erfahrungen herausgefunden. „Allerdings treten die Stressfaktoren in der Ostsee wie beispielsweise Sauerstoffmangel oder Erwärmung viel stärker auf“, betont sie. Sokolova beobachtet, dass die Ostsee eines der Gebiete ist, die sich schneller erwärmen als viele andere Meere. Als Ursache macht sie unter anderem die geografische Lage der Ostsee und ihre Tiefe aus. Ihre Forschung erstreckt sich über die Ökosysteme von der Atlantik- und Pazifikküste der USA, der Nordsee, dem arktischen Weißmeer und jetzt besonders auf die Ostsee. Dass es auch hier den Muscheln schlecht geht, beunruhigt sie. „Diese Tiere sind im Ökosystem die Ingenieure“.

Die gebürtige Westukrainerin, die in St. Petersburg studierte, an der Russischen Akademie der Wissenschaften promovierte, sich in den USA habilitierte und auch an einer Universität in Kanada als Wissenschaftlerin arbeitete, sagt: „Im Vergleich zu vor 150 Jahren sind die Meere erwärmt und versauert, und in Küstengebieten mangelt es auch mehr an Sauerstoff“. Diese Prozesse gehen rasant weiter. Was mit der Ostsee passiert – darauf basieren jetzt ihre Forschungen an der Uni Rostock. Für sie ist es an der Alma Mater sehr interessant, wie hier neuzeitliche Forschung fächerübergreifend und in Kooperation zwischen verschiedenen Gebieten angegangen wird. „Hier habe ich auch direkt am Meer die Möglichkeiten zur Feldarbeit“, sagt die weltweit renommierte Forscherin.

Der Kohlendioxid-Anstieg in der Atmosphäre führt zur Erwärmung der Meere durch den Klimawandel und lässt sie saurer werden. Die ganze Artenzusammensetzung der Meere könnte sich in naher Zukunft tiefgreifend ändern. „Das Klima ändert sich über die ganze Erde hinweg“, sagt die Rostocker Forscherin. „Die Meeresorganismen wie eben Korallen oder Muscheln sowie Krebse leiden. Die sich zu bildenden Schalen drohen sich aufzulösen“. Ozeane nehmen nämlich gut ein Viertel des ausgestoßenen CO2 auf. Im Wasser reagiert das Kohlendioxid zu Kohlensäure. Das habe fatale Folgen für die Lebewesen im Meer, legt Sokolova den Finger in die Wunde.

In ihrer aktuellen Forschungsarbeit geht sie der Frage nach, wie mehrere Stressfaktoren, beispielsweise CO2, Temperaturschwankungen, Versauerung, Sauerstoffmangel und Wasserverschmutzung sich gegenseitig beeinflussen und welche Auswirkungen das für die Meerestiere hat. Wie diese Stressfaktoren miteinander interagieren, darüber gibt es noch keine umfangreicheren Forschungen.

Bisher ist das Ausmaß der Schäden für die Weltmeere insgesamt noch nicht hinreichend untersucht. „Das Verständnis der Wissenschaftler über die vom Menschen verursachten Belastungen der Ozeane und deren Folgen für Meeresorganismen ist allerdings deutlich gewachsen, die Gefahr ist erkannt, sagt Inna Sokolova. Die Politik sei sensibilisiert und bestrebt, die ökologische Verwundbarkeit zu verringern. Text: Wolfgang Thiel

Kontakt:
Universität Rostock
Prof. Dr. Inna Sokolova
Institut für Biowissenschaften
Meeresbiologie
Tel.: 0381 / 498 – 6050
inna.sokolova@uni-rostock.de
http://www.meeresbiologie.uni-rostock.de/

Quelle: idw

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„Wer glaubt, multiresistente Keime wären in Deutschland ein Problem, sollte mal ins Ausland gehen!“

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

Priv.-Doz. Dr. Beniam Ghebremedhin hat in Krankenhäusern in Nigeria und Kenia Keime beschrieben, die kaum noch auf Antibiotika reagieren

Multiresistente Erreger sind in deutschen Krankenhäusern immer häufiger anzutreffen und verursachen schwere Infektionen. Schlagzeilen machen einzelne Todesfälle, geschätzt sterben 7000 Menschen jährlich an einer Infektion mit multiresistenten Keimen. Bis zum Jahr 2050 könnte sich diese Zahl sogar verzehnfachen, prognostizieren Experten. „Das ist alles nichts, verglichen mit der Bedrohung in afrikanischen Krankenhäusern. Aber wir wissen bis heute nur sehr wenig über die Verbreitung der verschiedenen Bakterien und welche Gefahr von ihnen ausgeht“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Beniam Ghebremedhin, der in Nigeria und Kenia erstmals Daten dazu gesammelt hat. Ghebremedhin ist Facharzt für Medizinische Mikrobiologie und Virologie/Infektionsepidemiologie und Biochemiker am HEILOS-Universitätsklinikum Wuppertal und Dozent an der Universität Witten/Herdecke.

„Ich habe einen Erreger, den Escherichia coli Klon ST131isolieren können, der sehr, sehr schwere Harnwegsinfektionen auslöst. Der bleibt trotz Antibiotikagabe im Körper haften und kommt immer wieder. Die Patienten werden quasi Dauergäste im Krankenhaus“, beschreibt der gebürtige eritreische Mediziner ein Beispiel seiner Forschungen. Und weil es kaum Isolierstationen gibt und die Krankenhäuser oft überfüllt sind, werden solche Patienten gerne auch mal entlassen, ohne geheilt zu sein. Der Ausbreitung sind dann keine Grenzen mehr gesetzt. Die Relevanz von E. coli als Verursacher von Infektionen des Menschen ist schon seit 100 Jahren bekannt. E. coli spielt als häufigster Verursacher von bakteriellen Harnwegsinfektionen eine wichtige Rolle. Ghebremedhin hat sich mit solchen Isolaten aus west- sowie ostafrikanischen Ländern beschäftigt. Er hat sogenannte multi-resistente E.coli-Isolae (n>500 Isolate) aus fünf verschiedenen Krankenhäusern (insgesamt 3000 Betten) hinsichtlich deren Resistenzmechanismen und Virulenzeigenschaften untersucht. Er kam zu der Erkenntnis, dass der globale Klon ST131 auch in diesen Regionen zirkuliert und insbesondere eine hohe Infektionskraft aufweist, was unter -Umständen zu immer wiederkehrenden Harnwegsinfektionen bei Frauen führt, wie in seinen Studien gezeigt werden konnte.

„In vielen afrikanischen und asiatischen Ländern sind Antibiotika nicht verschreibungspflichtig, es gibt sie frei verkäuflich in jedem Laden, und sie werden auch einfach unter Patienten weiter gereicht“, erklärt Ghebremedhin die Ursache dafür, dass die Medikamente immer weniger wirken, weil die Erreger sich anpassen und resistent werden. „Wir kennen das ja auch von Malaria- und Tuberkulose-Medikamenten.“ Für ihn ist die Situation der Ärzte in den Ländern südlich der Sahara ziemlich aussichtslos. Denn nur wenn mehr Forschung betrieben würde, welche verschiedenen Stämme und Abwandlungen von Erregern in Umlauf sind, können seine Kollegen dort gezielter die Antibiotika auswählen, die helfen können. „Außerdem gibt es immer mehr Hinweise darüber, dass diese Erreger auch vom Menschen auf Tiere und umgekehrt übertragen werden können. Wir müssen also auch dringend mehr mit Tierärzten zusammen arbeiten, um die Verbreitung einzudämmen.“

Für seine bisherige Arbeit und seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist er im Juni in Boston von der Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy (ICAAC) mit dem ID Fellows Program Award ausgezeichnet worden. Das Wissenschaftskomitee würdigte die internationale Zusammenarbeit von Ghebremedhin mit Ländern der Subsahara Afrikas und in diesem Zusammenhang die molekulargenetische Charakterisierung von ESBL-produzierenden Erregern mit erhöhter Virulenz.

Weitere Informationen bei Priv.-Doz. Dr. med. Beniam Ghebremedhin, 0202/896-22 62, beniam.ghebremedhin@uni-wh.de

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.300 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Quelle: idw

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„Jeder ist seines Alters Schmied“

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Wie kann man älter werden und doch jung bleiben? Mit dieser Frage beschäftigt sich Sven Voelpel, Demographie-Experte und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Jacobs University in Bremen, schon seit mehr als einem Jahrzehnt. Nun hat er wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem Thema in einem Buch für ein breites Publikum zusammengetragen. Der Titel ist dabei Programm: „Entscheide selbst, wie alt du bist“. Auch privat hat sich der 42-Jährige fürs Jungbleiben entschieden.

Eine Schildkröte im kraftvollen Sprung, kurz davor eine Frisbeescheibe zu fangen. Schon das Titelbild spielt mit dem Klischee des Älterwerdens. Die Schildkröte, Sinnbild für gemächliche Langlebigkeit, wird auf dem Buchcover zur dynamischen Sportlerin. Wer rastet, der rostet – dass dieses Sprichwort tatsächlich stimmt, sei durch mehrere Studien belegt, sagt Voelpel. So unterstütze Sport nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch die geistige Fitness. „Interessant dabei ist, dass je nach Sportart auch unterschiedliche geistige Fähigkeiten trainiert werden: Tai Chi fördert zum Beispiel die Präzision beim Formulieren, Nordic Walking dagegen die Reaktionsfähigkeit.“

Es sind erstaunliche Forschungsergebnisse wie diese, die Voelpel in seinem neuen Buch zusammengetragen hat. Der Blick aufs Thema Alter wird dabei unterteilt in das kalendarische, das biologische, das gefühlte und das soziale Alter. Doch egal aus welchem Blickwinkel Voelpel das Thema betrachtet – eine Botschaft steht über allem: Alter hat weniger mit Lebensjahren und mehr mit der inneren Einstellung zu tun, als viele Menschen glauben.

Plastizität – dieses Wort nimmt Sven Voelpel immer wieder in den Mund, wenn er über die Chancen des Älterwerdens spricht. „Das menschliche Gehirn kann auch im hohen Alter noch neue Synapsen bilden, und unser Körper ist viel anpassungsfähiger als wir glauben.“ Die 60-Jährige, die Vierlingsmutter wird, der 80-Jährige, der den Mount Everest besteigt, der 90-Jährige, der im Bürgermeisteramt bestätigt wird, oder der 100-Jährige, der einen Marathon läuft – sie alle sind für den Forscher zwar Einzelfälle, die aber doch zeigen, dass viele Aktivitäten und Lebensstile heute längst nicht mehr problemlos bestimmten Altersgruppen zuzuordnen sind.“

Auch das berufliche Umfeld spiele dabei eine Rolle: „Wer sich in seinem Beruf immer wieder auf neue Menschen und andere Themen einstellen muss, bleibt geistig leichter fit als jemand, der nur wenig Abwechslung im Beruf habe. Umso wichtiger sei es dann, sich in der Freizeit immer wieder neuen Dingen zuzuwenden.“ Mit seinem Buch möchte Sven Voelpel Menschen Mut machen, die Angst vor dem Älterwerden haben. „Unsere Möglichkeiten, gesund und glücklich alt zu werden, sind größer als wir oft denken.“

Der Blick aufs Älterwerden sei jedoch immer noch von Vorbehalten belastet – auch und gerade in der Arbeitswelt. „Daran muss sich etwas ändern. Denn wir leben in einer alternden Gesellschaft“, sagt Voelpel und kommt auf sein Engagement für das WISE Demografie Netzwerk, kurz WDN, zu sprechen. Vor neun Jahren hat er das Netzwerk an der Jacobs University in Zusammenarbeit mit mehreren namhaften Unternehmen gegründet. Auf regelmäßigen Treffen tauschen sich Vertreter der Mitgliedsfirmen regelmäßig darüber aus, wie sich der demographische Wandel als Chance nutzen lässt. „Es ist wichtig, ältere Mitarbeiter nicht bloß mit einfachen Routineaufgaben zu betrauen, denn das führt dazu, dass sie sich abgeschoben fühlen und sich immer weniger zutrauen. Sie brauchen, wie alle Mitarbeiter, Aufgaben, die sie weder überfordern noch unterfordern“, sagt Voelpel. Eine Chance liege auch darin, die Potentiale altersgemischter Teams stärker als bisher zu nutzen: Ältere Mitarbeiter brächten häufig ein größeres Erfahrungswissen mit, das ihnen beim Lösen vieler Aufgaben zugute kommt, jüngere könnten sich oft schneller auf neue Aufgaben und Arbeitsbedingungen einstellen. „Wenn mehrere Generationen in einem Betrieb zusammen arbeiten, können sie viel voneinander lernen“, betont Voelpel.

Sich selbst hält der Vater zweier Kinder im Alter von zwei und vier Jahren mit kurzem, aber intensivem Krafttraining und gesunder Ernährung fit. Und wie sehr weicht sein gefühltes Alter von dem auf seinem Personalausweis ab? Sven Voelpel schmunzelt: „Von der Neugier her fühle ich mich manchmal noch wie ein 17-Jähriger“, sagt er. „Aber wenn ich daran denke, was ich meinem Beruf schon alles erleben, erfahren und erkunden könnte, dann fühle ich mich deutlich älter als 42. Diese Mischung fühlt sich ziemlich gut an.“

Weitere Informationen unter:
Weitere Informationen zum Buch sowie kostenfreies E-Mail-Coaching http://www.alter-ist-kopfsache.de
http://svoelpel.user.jacobs-university.de/
http://wdn.jacobs-university.de/
http://www.jacobs-university.de

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Sven Voelpel| Professor of Business Administration
S.Voelpel@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4773/3467

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Kontakt:
Kristina Logemann | Brand Management, Marketing & Communications
k.logemann@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 4454

Quelle: idw

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Bäume erkennen Rehe am Speichel und wehren sich gegen Verbiss

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Biologen der Universität Leipzig und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) haben in einer Studie herausgefunden, dass Bäume unterscheiden können, ob eine ihrer Knospen oder Triebe nur zufällig durch eine Sturmbö abgerissen wurde oder einem gefräßigen Reh zum Opfer gefallen ist. Bei Rehverbiss setzen sie Abwehrmechanismen in Gang. Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler kürzlich in dem Fachjournal „Functional Ecology“ veröffentlicht.

Hell und maigrün leuchten im Frühjahr die jungen, zarten Knospen und Triebe aus dem Wald. Sie sind die Zukunft der Wälder, lassen sie doch vor allem junge Baumzöglinge groß werden. Doch sie haben ein Problem: Rehe mögen sie zum Fressen gern. Und leider schmecken ihnen eben gerade die Knospen, die für die kleinen Bäume und ihr Wachstum so wichtig sind. Mit Glück braucht das angefressene Bäumchen nur ein paar Jahre länger zum Wachsen als seine nicht verbissenen Artgenossen, hat es Pech, wird aus ihm ein Krüppelbaum, oder es muss nach mehreren Jahren den Überlebenskampf aufgeben. So können Rehe schnell viel Schaden anrichten und die Verjüngung von Beständen vieler Laubbaumarten erschweren.

Um sich vor der Reh-Gefahr zu schützen, setzen Bäume sich gezielt zur Wehr. Biologen der Universität Leipzig und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) haben jetzt anhand von Studien an jungen Buchen und Bergahornen herausgefunden, dass Bäume dabei genau erkennen, ob ein Ast oder eine Knospe gezielt durch ein Reh abgeknabbert wurde – oder nur zufällig durch einen Sturm oder eine andere mechanische Störung abgerissen wurde. Das Signal dafür liefert ihnen der Speichel der Tiere.

Verköstigt sich ein Reh an einem Baum und hinterlässt dabei seine Spuren, fährt er seine Produktion an Salizylsäure hoch. Dieses Signal-Hormon veranlasst ihn wiederum, eine Extraportion bestimmter Gerbstoffe zu bilden. Von manchen dieser Stoffe weiß man, dass sie die Rehe in ihrem Fressverhalten beeinflussen, sodass diese den Appetit auf die Triebe und Knospen verlieren. Zusätzlich steigert das Bäumchen die Konzentration weiterer Pflanzenhormone, besonders der Wachstumshormone. Durch das zusätzliche Wachstum wird die verlorene Hauptknospe kompensiert.

„Bricht ein Ast oder eine Knospe dagegen ab, ohne dass ein Reh am Werk war, kurbelt der Baum weder seine Produktion des Signal-Hormons Salizylsäure noch die der Gerbstoffe an. Stattdessen bildet er vor allem Wund-Hormone“, erklärt Bettina Ohse, die Erstautorin der Studie. Sie ist Doktorandin am Institut für Spezielle Botanik und Funktionelle Biodiversität der Universität Leipzig. Zu ihren Erkenntnissen kamen die Wissenschaftler, indem sie Bäumchen im Leipziger Auwald austricksten: Sie simulierten, dass ein Reh an ihnen gefressen hat, indem sie die Schnittstelle mit echtem Rehspeichel aus der Pipette beträufelten. Kurz darauf erfassten sie die Konzentration der Hormone und der Gerbstoffe im Bäumchen.

„Im Anschluss an diese erste Grundlagenforschung wäre es interessant, auch weitere Baumarten auf ihre Abwehrstrategien gegenüber Rehen zu untersuchen“, so die Forscherin. „Würden sich hier einige als von Natur aus wehrhafter herausstellen, könnten diese möglicherweise in Zukunft in den Wäldern mehr gefördert werden.“

Originaltitel der Veröffentlichung in „Functional Ecology“:
„Salivary cues: simulated roe deer browsing induces systemic changes in phytohormones and defence chemistry in wild-grown maple and beech saplings“
Doi: 10.1111/1365-2435.12717

Verena Müller

Weitere Informationen:
Bettina Ohse
Institut für Biologie der Universität Leipzig
Telefon: +49 341 9738595
E-Mail: bettina.ohse@uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2435.12717/abstract

Quelle: idw

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Pflanzenbetonte Ernährungsweise kann Entzündungen vorbeugen

Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke

Übergewicht geht oft mit einer chronischen Entzündung einher, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs erhöht. Ein Forscherteam um Krasimira Aleksandrova und Fabian Eichelmann vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) hat nun 29 wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet, welche die Effekte einer pflanzenbetonten Kost auf die Entzündungsmarker-Spiegel übergewichtiger Menschen untersuchten. Wie die in Obesity Reviews publizierte Analyse* zeigt, sanken unter einer pflanzenreichen Ernährung im Vergleich zu einer Kontrolldiät die Werte des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP) um durchschnittlich 0,55 mg/l und die Werte für Interleukin-6 um 0,25 ng/l.

„Unsere Ergebnisse weisen somit darauf hin, dass übergewichtige Menschen durch eine pflanzenbetonte Ernährung ihr Entzündungsmarker-Profil deutlich verbessern und hierdurch möglicherweise selbst viel dazu beitragen können, sogenannten Volksleiden wie Herzinfarkt und Diabetes vorzubeugen“, sagt Studienleiterin Aleksandrova. „Eine pflanzenbetonte Kost ist so definiert, dass sie hauptsächlich auf Lebensmitteln wie Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten und Obst basiert. Zudem enthält sie gar kein oder nur sehr wenig Fleisch, kann aber moderate Mengen an Eiern, Milchprodukten und Fisch mit einschließen“, erklärt Erstautor Eichelmann.

Warum fördert Übergewicht Entzündungsreaktionen?
Die körpereigenen Fettdepots speichern nicht nur Energie, sondern setzen auch Botenstoffe frei. Da einige dieser Substanzen entzündliche Prozesse im Körper fördern, sind die Entzündungsmarker-Werte im Blut übergewichtiger Menschen häufig erhöht. Ein Zustand, der wiederum mit einem deutlich erhöhten Risiko für Stoffwechselkrankheiten einhergeht. Da nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit die Zahl der krankhaft übergewichtigen (adipösen) Menschen beständig steigt, suchen Forscher und Mediziner auch nach wissenschaftlich basierten Ernährungsstrategien, die dabei helfen, trotz eines übermäßigen Körpergewichts gesund zu bleiben.

Warum eine Meta-Analyse?
Beobachtungs- und Interventionsstudien** weisen zwar seit Langem darauf hin, dass eine pflanzenbetonte Ernährung übergewichtsbedingten Entzündungsreaktionen entgegenwirkt. Oftmals sind in Interventionsstudien die Teilnehmerzahlen jedoch relativ gering, sodass die beobachteten Effekte manchmal nur schwach ausgeprägt sind. „Daher haben wir eine umfangreiche, systematische Literaturanalyse durchgeführt und die Einzelergebnisse entsprechender Interventionsstudien erstmals zu einem Gesamtergebnis zusammengefasst. Hierdurch lässt sich die Effektstärke einer solchen Ernährungsweise auf das Entstehen chronischer Entzündungen besser beurteilen. Eine wichtige Voraussetzung, um Empfehlungen abzuleiten“, sagt Erstautor Eichelmann.

Studiengrundlage
In der aktuellen Analyse untersuchten die Forscher alle in Frage kommenden Ernährungsstudien, die von Januar 1946 bis Januar 2016 in Medline, EMBASE sowie im Cochrane central register of Controlled Trials erschienen waren. Von ursprünglich 2.583 identifizierten Studien erfüllten nur 29 Publikationen, mit Daten von insgesamt 2.689 Studienteilnehmern im Alter zwischen 28 und 68 Jahren, die für die Meta-Analyse gestellten Auswahlkriterien. Zu den Einschlusskriterien gehörten:

• Es handelt sich um eine Interventionsstudie.
• Die Studienteilnehmer waren älter als 18 Jahre.
• Als Interventions-Diät wurde eine pflanzenbetonte Kost verzehrt, die aber auch kleine Mengen Fleisch, Fisch und Milchprodukte enthalten durfte.
• Vorhandensein einer ausreichend großen Datenmenge, die Unterschiede in den Entzündungsmarker-Spiegeln zwischen Interventions- und Kontrollgruppe erfassen lässt.

Quelle: F. Eichelmann, L. Schwingshackl, V. Fedirko and K. Aleksandrova: Effect of plant-based diets on obesity-related inflammatory profiles: a systematic review and meta-analysis of intervention trials; Obesity Reviews 2016;
DOI: 10.1111/obr.12439; http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/obr.12439/epdf

Hintergrundinformationen
* Bei der aktuellen Analyse handelt es ich um eine sogenannte Meta-Analyse. In Meta-Analysen fassen Forscher die Einzelergebnisse mehrerer Studien zu einem Gesamtergebnis zusammen, um eine gemeinsame Aussage bezüglich einer Fragestellung zu finden.

** Bei einigen Interventionsstudien werden dieselben Teilnehmer vor und nach einer Intervention (Behandlung) untersucht, beispielsweise vor einer bestimmten Diät und hinterher. In anderen Interventionsstudien untersuchen Wissenschaftler die Studienteilnehmer im sogenannten cross-over design. Die möglichst per Zufallsprinzip ausgesuchten Studienteilnehmer werden dabei auf zwei Teilnehmergruppen aufgeteilt. Während eine Gruppe die zu untersuchende Diät (z. B. pflanzenbetonte Kost) erhält, muss die zweite Gruppe eine Kontrolldiät einhalten. Nach der Hälfte der Studiendauer wechseln die Gruppen. Die Interventionsgruppe erhält die Kontrolldiät und umgekehrt.

Übergewicht: Die Zahl der übergewichtigen und adipösen Erwachsenen ist weltweit auf mehr als 1,9 Milliarden angestiegen und nimmt weiterhin zu. Allein in Deutschland sind mehr als die Hälfte der Frauen und Männer übergewichtig, fast jeder vierte Erwachsene ist laut Robert Koch-Institut adipös. Aber nicht nur in Europa und den USA sind viele Menschen zu dick, auch Länder wie Afrika sind betroffen. Mit dem Übergewicht steigt auch die Zahl der Menschen, die unter chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes leiden. Schätzungsweise 6 Millionen Menschen in Deutschland sind zuckerkrank. Effektive Gegenstrategien zu entwickeln, erscheint daher mehr als notwendig.

Quellen:
• World Health Organization: Obesity and overweight Fact sheet; Updated June 2016 http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs311/en/

• Global, regional, and national prevalence of overweight and obesity in children and adults during 1980-2013: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2013
http://www.thelancet.com/pdfs/journals/lancet/PIIS0140-6736(14)60460-8.pdf

Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsassoziierter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Ursachen und Folgen des metabolischen Syndroms, einer Kombination aus Adipositas (Fettsucht), Hypertonie (Bluthochdruck), Insulinresistenz und Fettstoffwechselstörung, die Rolle der Ernährung für ein gesundes Altern sowie die biologischen Grundlagen von Nahrungsauswahl und Ernährungsverhalten. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Mehr Informationen unter http://www.dzd-ev.de.

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 88 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen – u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,6 Milliarden Euro. Mehr Informationen unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.

Kontakt:
Dr. Krasimira Aleksandrova
Abteilung Epidemiologie
Leiterin des Start-up-Labs Ernährung, Immunität und Metabolismus
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2712
E-Mail: Krasimira.Aleksandrova@dife.de

Fabian Eichelmann
Abteilung Epidemiologie
Start-up-Lab Ernährung, Immunität und Metabolismus
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
Tel.: +49 33200 88-2717
E-Mail: Fabian.Eichelmann@dife.de

Weitere Informationen:
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=EIM

Quelle: idw

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Neue Wege für den Umweltschutz durch Abgaskatalyse

Vanessa Dreibrodt Stabsstelle Presse und Kommunikation
Universität Paderborn

Arbeiten von Prof. Dr. Matthias Bauer zu neuen nachhaltigen Systemen für die Abgaskatalyse als Cover des ChemSusChem Journals ausgewählt – Auf dem Weg in ein neues Eisenzeitalter

Zum ersten Mal konnte die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Matthias Bauer, Fachbereich Anorganische Chemie und analytische Chemie im Department Chemie der Universität Paderborn, durch eine systematische Studie detaillierte Hinweise auf die katalytisch aktive Spezies in der eisenkatalysierten Oxidation von Kohlenmonoxid erhalten. Die Veröffentlichung „Pollution control meets sustainability: Structure-Activity studies on new iron-based CO oxidation catalysts“ wurde im renommierten Journal ChemSusChem für Arbeiten an der Grenzfläche von Nachhaltigkeit und Chemie aufgrund exzellenter Gutachten für ein Cover ausgewählt.

Kohlenmonoxid CO entsteht in nahezu allen Verbrennungsmotoren und wird zum Beispiel mit Autoabgasen ausgestoßen. Die akute Toxizität erfordert die vollständige Entfernung durch Umwandlung zu Kohlendioxid CO2 mittels Reaktion mit Luftsauerstoff O2. Diese Reaktion wird durch Katalysatoren ermöglicht. Aktuell werden zur oxidativen CO-Entfernung Edelmetallkatalysatoren auf Platin- oder Palladiumbasis eingesetzt. Diese Metalle spielen in sehr vielen Technologien eine zentrale Rolle. In naher Zukunft ist deshalb mit einer Verknappung und deutlichen Preissteigerung zu rechnen, die ein ökonomisches Risiko darstellen. Zudem ist nach wie vor nicht geklärt, ob Edelmetall-Nanopartikel, die aus Drei-Wege-Katalysatoren emittiert werden, ein gesundheitliches Risiko bedeuten. Ansätze, die den Ersatz von Edelmetallen durch Eisen verfolgen sind deshalb doppelt wichtig: Sie reduzieren gesundheitliche Risiken, da Eisen auch im menschlichen Körper vorkommt. Zudem sind Engpässe bei diesem Metall nicht zu erwarten, da es in nahezu unerschöpflichen Mengen auf der Erde vorkommt.
„Bis dorthin ist es jedoch noch ein langer Weg, der nur gegangen werden kann wenn die aktive Spezies eindeutig bekannt ist, um so gezielt effiziente Katalysatoren zu entwickeln“, sagt Prof. Dr. Matthias Bauer. Um diese Ziel zu erreichen werden hochmoderne Methoden an Teilchenbeschleunigern – sogenannten Synchrotrons – eingesetzt. Die dort zugängliche Röntgenstrahlung liefert einzigartige Einblicke in die untersuchten Katalysatoren.

Weitere Informationen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cssc.201600508/abstract

Quelle: idw

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Neue Studien: Alkohol schützt das Herz doch nicht

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiologiekongress (ESC) 2016 in Rom

Niedriger bis moderater Alkoholkonsum hat offenbar doch keine herz- und gefäßschützende Funktion. Zu diesem Ergebnis kommen eine Reihe von Studien, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Rom vorgestellt wurden.

So lieferte eine über 20 Jahre laufende dänische Studie mit fast 19.000 Krankenschwestern („The danish nurses‘ cohort study“) nach der Bereinigung um Gesundheits-, Lebensstil- und psychosoziale Faktoren keine Hinweise auf einen signifikanten günstigen Zusammenhang zwischen niedrigem oder moderatem Alkoholkonsum und der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit. Kombinierter Endpunkt war die Schlaganfall-, Herzinfarkt- und Herz-Kreislauf-Sterblichkeit. Die Studienautoren fanden auch keinen signifikanten Zusammenhang zwischen niedrigem bis mittlerem Alkoholkonsum mit den separaten Endpunkten Schlaganfall und Herzinfarkt.

Ausgewertet wurden Fragebögen zum individuellen Alkoholkonsum in Kombination mit dem dänischen Diagnose-spezifischen Krankenhausentlas-sungs-Register, Todesursachen und Gesundheitsstatus.Keine signifikante Wirkung auf Gesamt-Plaque-Volumen der Halsschlagader oder Gefäß-wand-Volumen.

Eine auf dem ESC-Kongress präsentierte Studie aus Israel und den USA untersuchte den Einfluss moderaten Alkoholkonsums auf das Fortschreiten der Atherosklerose der Halsschlagader (Karotis) bei Patienten mit gut kontrolliertem Diabetes Typ 2, die ansonsten keinen Alkohol zu sich nahmen.
Während der zweijährigen Untersuchungsdauer der CASCADE-Studie wurden die Probanden in drei Gruppen aufgeteilt und erhielten täglich entweder 150 Milliliter Mineralwasser, Weißwein oder Rotwein. Alle Studienteilnehmer hielten eine mediterrane Diät ohne Beschränkung der Kalorienzahl ein.
Zu Studienbeginn und nach zwei Jahren wurden das Gesamt-Plaque-Volumen der Halsschlagader und das Gefäßwandvolumen mittels 3D-Ultraschall gemessen. Es lagen verwertbare Ultraschall-Bilder von 174 Patienten vor, bei der Erstuntersuchung wurde bei 55 Prozent Plaque in der Halsschlagader gefunden. Das durchschnittliche Gesamt-Plaque-Volumen veränderte sich in der Gesamtgruppe nicht signifikant, ebenso wenig in den Kontrollgruppen. Allerdings ergab eine Detailanalyse der 78 Patienten mit zu Studienbeginn feststellbarer Plaque, dass im Drittel mit der stärksten Plaque der Weinkonsum mit einer etwas stärkeren Plaque-Reduktion assoziiert war. Bezüglich des Gefäßwand-Volumens zeigten sich keine signifikanten Veränderungen in den drei Gruppen.

„Wir konnten in unserer zweijährigen Studie keine signifikante Wirkung des Weinkonsums auf die Gesamt-Plaque-Volumen der Halsschlagader oder das Gefäßwand-Volumen in der Gesamtgruppe feststellen“, so die Studienautoren zusammenfassend. „Der schwache Hinweis auf die etwas stärkere Verringerung des Gesamt-Plaque-Volumens der Halsschlagader durch Weinkonsum bei den Patienten, die zu Studienbeginn das größte Plaque-Volumen aufwiesen, sollte in größeren Studien weiter untersucht werden.“

„Es gibt immer wieder Berichte über den positiven Einfluss eines moderaten Konsums von unterschiedlichen alkoholischen Getränken, insbesondere von Wein, auf die Herz- und Gefäßgesundheit. Andere Studien wiederum konnten diese günstige Wirkung nicht bestätigen. Eine mögliche schädliche Wirkung maßvollen Weintrinkens auf die Herzgesundheit ließ sich allerdings auch nicht stichhaltig und zweifelsfrei belegen. Unklar sind auch die vielfach behaupteten Mechanismen eines möglichen Herzschutzes“, so Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). „Wer also etwas für seine Herzgesundheit tun möchte, braucht dafür keinen Alkohol zu trinken. Starker Alkoholkonsum kann sich negativ auf viele Organe unseres Körpers auswirken, auch auf das Herz zum Beispiel durch Rhythmusstörungen oder Pumpschwäche, und sollte jedenfalls vermieden werden.“

Quellen: ESC 2016 Abstracts Heberg et al. Low to moderate alcohole consumption ist not associated with a reduction in cardiovascular events – The danish nurses‘ cohort study; Golan et al. The effect of moderate wine intake on carotid atherosclerosis in type 2 diabetes; a 2-jear intervention study

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82
Pressestelle: Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692 43
presse@dgk.org
B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung, Dr. Birgit Kofler, Berlin/Wien, Tel.: +49-172-7949286; +43-676-6368930; +43-1-31943780; kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9.000 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.dgk.org/presse
http://www.kardiologie.org

Quelle: idw

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Offenes Wasser um den Nordpol: Arktisches Meereis auf dem Rückzug

Birgit Kruse Referat Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hamburg

In diesem September ist die Fläche des Arktischen Meereises auf eine Größe von knapp 4,1 Millionen Quadratkilometern (Mio km2) abgeschmolzen. Dies ist die zweitkleinste Fläche seit Beginn der Satellitenmessungen. Weniger Meereis gab es nur im Negativ-Rekord-Jahr 2012 mit 3,4 Mio km2. „Dies ist erneut ein massiver Eisverlust in der Arktis“, so Prof. Lars Kaleschke von der Universität Hamburg. Prof. Christian Haas vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) bestätigt: „Der Trend setzt sich fort.“ Nordost- und Nordwestpassage sind jetzt gleichzeitig für Schiffe befahrbar.

Jeweils im September wird Bilanz gezogen. Die Schmelzsaison in der Arktis geht zu Ende, die Größe der übrig gebliebenen Eisfläche, das Septemberminimum, ist ein wichtiger Indikator für Klimaänderungen. „Im Winter 2015/2016 war die Luft über dem arktischen Ozean in weiten Teilen mehr als sechs Grad Celsius wärmer als im langjährigen Durchschnitt“, sagt Meereisphysiker Kaleschke vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg. „Durch die höheren Temperaturen wächst das Eis im Winter weniger stark an.“

Auch die Eisdicke wurde untersucht. Hochauflösende Flugzeugmessungen in verschiedenen Gebieten der Arktis zeigen: „Besonders das neu gebildete, erstjährige Eis war in diesem Jahr sehr dünn, kaum dicker als einen Meter. Normalerweise ist es beinahe doppelt so dick“, sagt Christian Haas. „Das mehrjährige Eis war dagegen in etwa so dick wie in den Vorjahren, rund drei bis vier Meter. Dies hat den Eisverlust im Juni und Juli stark verzögert, bevor es im August aufgrund starker Winde doch noch schmolz.“ Für eine kontinuierliche Eisdickenbestimmung entwickelten die Universität Hamburg und das AWI gemeinsam ein neues Datenprodukt. Es kombiniert erstmals Messungen der zwei ESA-Satelliten CryoSat und SMOS und kann Trends aufzeigen. „So konnten wir schon am Ende des arktischen Winters sehen, dass das Eis zehn Zentimeter dünner war als in den Vorjahren, eine deutliche Verminderung“, sagt Lars Kaleschke.

Die jeweils aktuelle Fläche des Meereises wird mit Hilfe von Satellitendaten bestimmt. Ein vom Team um Kaleschke verbessertes Verfahren erlaubt jetzt eine Abbildung bis auf drei Kilometer genau. Üblich sind bisher Auflösungen von etwa mindesten zwölf Kilometern. In der Visualisierung werden dadurch Details wie Wirbel, Rinnen und Eiskanten besonders gut sichtbar – und geben wertvolle Hinweise auf die Dynamik im Eis und damit seine Stabilität. So lässt sich erkennen, wie nördlich von Alaska der so genannte Beaufort-Wirbel das Eis ungewöhnlich früh aufbricht, bereits im April. Im Mai und Juni war die Eisfläche im Vergleich dann tatsächlich kleiner als jemals zuvor. Ebenfalls ungewöhnlich: Auch ganz zentral in der Nähe des Nordpols zeigt das Meereis in diesem Jahr viele offene Wasserflächen.

Seit Ende August 2016 sind die Nordost- und die Nordwestpassage in der Arktis wieder offen. Die südliche Route der Nordwestpassage wurde in diesen Wochen von Yachten und einem Kreuzfahrtschiff durchfahren. Beide Schiffspassagen waren erstmals im Jahr 2008 gleichzeitig passierbar.

Das Meereis der Arktis gilt als kritisches Element im Klimageschehen und als Frühwarnsystem für die globale Erwärmung. In den 1970er und 1980er Jahren lagen die sommerlichen Minimumwerte noch bei durchschnittlich rund sieben Mio km2. „Der Rückzug des arktischen Meereises ist ein deutlicher Hinweis, dass die globale Erwärmung ungebremst fortschreitet“, sagt Lars Kaleschke.

Zusatzmaterial wie die Visualisierung, Grafiken und Bilder zum Download finden Sie hier:
https://www.cen.uni-hamburg.de/about-cen/news/2016-09-13-arctic-sea-ice-2016.htm…

Für Rückfragen:
Prof. Lars Kaleschke
Universität Hamburg
CEN – Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit
Tel.: +49 40 42838-6518
E-Mail: lars.kaleschke@uni-hamburg.de

Prof. Christian Haas
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Tel.: +49 471 4831-2285
E-Mail: christian.haas@awi.de

Stephanie Janssen
Universität Hamburg
CEN – Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 40 42838-7596
E-Mail: stephanie.janssen@uni-hamburg.de

Sina Löschke
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung
Pressereferentin, Kommunikation und Medien
Tel.: +49 471 4831-2008
E-Mail: sina.loeschke@awi.de

Quelle: idw

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Selbstbestimmte Arbeitszeiten:Männer verdienen mehr, Frauen nicht – selbst wenn sie länger arbeiten

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Männer, die im Rahmen von Gleitzeit oder Vertrauensarbeitszeit über ihre Arbeitszeit selbst bestimmen können, arbeiten länger und verdienen mehr. Frauen haben dagegen kaum finanzielle Vorteile – selbst wenn sie mehr Überstunden machen.

Immer mehr Erwerbstätige können selbst über Arbeitsbeginn und Feierabend bestimmen, so Dr. Yvonne Lott und Dr. Heejung Chung. Die Soziologinnen von der Hans-Böckler-Stiftung und der University of Kent haben empirisch untersucht, was diese Entwicklung für die Gleichstellung von Mann und Frau bedeutet. Überraschenderweise nicht nur Gutes: Ihrer Analyse zufolge besteht die Gefahr, dass selbstbestimmte Arbeitszeiten bestehende Geschlechterungleichheiten verstärken.*

Lott und Chung haben für ihre Untersuchung Daten des sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2003 bis 2011 ausgewertet. Von den deutschen Beschäftigten haben demnach 45 Prozent feste Arbeitszeiten. Ein weiteres Fünftel hat wechselnde Arbeitszeiten, die der Arbeitgeber vorgibt. Knapp ein Viertel darf im Rahmen von Gleitzeit über Anfang und Ende des Arbeitstags bestimmen, ein Zehntel hat volle Autonomie über die Arbeitszeit. Gravierende Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt es hier kaum.

Dagegen unterscheiden sich die Auswirkungen der Arbeitszeitarrangements erheblich zwischen den Geschlechtern: Wenn Männer von festen Arbeitszeiten zu Gleitzeit wechseln, machen sie im Schnitt eine Überstunde pro Woche mehr, Frauen nur eine halbe Stunde. Wenn männliche Beschäftigte autonom über ihre Arbeitszeit bestimmen dürfen, wächst ihr Überstundenpensum um zwei Stunden, bei weiblichen um eine Stunde. Die Geschlechterdifferenzen gehen vor allem auf Frauen in Teilzeit zurück, Frauen in Vollzeit leisten die gleiche Mehrarbeit wie Männer.

Als Erklärung verweisen die Forscherinnen auf die ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit: Weil Haushalt und Kinderbetreuung nach wie vor überwiegend in der Verantwortung von Frauen liegen, nutzten viele Frauen flexible Arbeitszeiten in erster Linie, um ihren familiären Pflichten nachkommen zu können. Tatsächlich konnte Lott in einer früheren Studie zeigen, dass Frauen mit selbstbestimmten Arbeitszeiten weniger Schwierigkeiten mit der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben haben. Männer konzentrierten sich dagegen traditionell auf die Erwerbsarbeit und seien daher eher geneigt, länger zu arbeiten.

Auch bei den Einkommen gibt es geschlechtsspezifische Effekte: Bei männlichen Beschäftigten steigt der Jahresbruttolohn im Schnitt um 1.200 Euro bei Gleitzeit und um 2.400 Euro bei vollständiger Arbeitszeitautonomie. Wenn man die zusätzlichen Überstunden berücksichtigt, bleiben Zuwächse von 1.100 und 2.100 Euro. Das Lohnplus beruht also nicht nur auf der Vergütung der Mehrarbeit, sondern dürfte auch eine Belohnung für höheres Engagement und mehr Produktivität sein. Bei weiblichen Beschäftigten sind dagegen keine signifikanten Auswirkungen auf das Gehalt nachweisbar – auch dann nicht, wenn man nur die Vollzeit-Arbeitnehmerinnen betrachtet.

Die Differenz in den Einkommenszuwächsen erklären Lott und Chung zum einen damit, dass Frauen flexible Arbeitszeiten eher für familiäre Verpflichtungen nutzen als Männer. Dass Frauen in Vollzeit ihre Überstunden ebenso stark ausbauen wie Männer, ohne finanziell davon zu profitieren, deute zudem darauf hin, dass auch Diskriminierung durch Arbeitgeber eine Rolle spielt: Vorgesetzte scheinen Frauen weniger Engagement und Produktivität als Männern zuzuschreiben, selbst wenn sie ihre Leistung mit flexiblen Arbeitszeiten vergleichbar steigern.

*Yvonne Lott, Heejung Chung: Gender Discrepancies in the Outcomes of Schedule Control on Overtime Hours and Income in Germany, European Sociological Review (online), August 2016

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Yvonne Lott
Forschungsförderung
Tel.: 0211-7778-600
E-Mail: Yvonne-Lott@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Quelle: idw

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Lässt Stress schneller altern oder hält er sogar geistig fit?

Verena Kemmler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Lebenslanges Lernen, höheres Renteneintrittsalter, demographischer Wandel – drei Schlagworte, die zeigen, wie wichtig es ist, auch im Alter noch fit zu sein. Das Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund – IfADo will dem Thema gesundes Altern in einer breit angelegten Forschungsinitiative, der Dortmunder Vital-Studie, auf den Grund gehen.

Während der eine mit 70 Jahren bereits stark vergesslich ist, sitzt der andere im gleichen Alter noch im Aufsichtsrat eines Unternehmens. In keiner Lebensspanne sind die Unterschiede der menschlichen Leistungen so groß wie im Alter. Aber woran kann das liegen? In der „Dortmunder Vital-Studie“ wollen Forscherinnen und Forscher am IfADo interdisziplinär die Auswirkungen und Zusammenhänge von Alter, Lebensstil und Stress auf verschiedenen Ebenen untersuchen: von der Immunreaktion über die subjektive Empfindung und Gehirnaktivität bis hin zu Stoffwechselfunktionen.

Langfristig versprechen sich die Forscherinnen und Forscher Antworten auf die Frage, wie Lebensstil, Stress, Stoffwechsel, Immunsystem und geistige Leistungsfähigkeit über die Lebensspanne hinweg zusammenhängen. Dazu sucht das IfADo in den nächsten Jahren nach über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zwischen 20-70 Jahren. Besonders gefragt sind 30-50 jährige, berufstätige Personen.

Hat jemand, der positiv mit Druck umgehen kann, ein stärkeres Immunsystem? Leiden Menschen, die eine abwechslungsreiche Arbeit haben, seltener an Altersdemenz? Wie wirkt sich das zunehmende Alter auf Gehirnfunktionen, Immun- und Stoffwechselprozesse aus? Diesen Fragen werden die Forschenden am IfADo in den nächsten Jahren nachgehen. Die Versuchspersonen sollen dabei aus verschiedenen Altersgruppen kommen und unterschiedlichen Aktivitäten nachgehen. So wollen die Forscherinnen und Forscher Risikofaktoren für Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit Depressivität, Burn-out oder Alterserkrankungen wie Altersdemenz ermitteln.

Damit mögliche Zusammenhänge von psychologischen und physiologischen Faktoren entdeckt werden können, sind verschiedene Untersuchungsmethoden notwendig: Die Forschenden messen unter anderem mittels Elektroenzephalogramm die Gehirnaktivitäten, ermitteln durch Fragebögen Persönlichkeitseigenschaften und erfassen aus geringen Blutmengen den Status des Immunsystems. Um auch Langzeitwirkungen von Umwelteinflüssen, Stress oder Lebensstil zu erforschen, sollen die Messungen alle fünf Jahre wiederholt werden.

Teilnahme-Bedingungen:
• Die Teilnehmenden sollten zwischen 20-70 Jahre alt sein, erwerbstätige Personen im Alter von 30 bis 50 Jahren sind besonders willkommen. Wichtig sind zudem gute Deutschkenntnisse und ein guter Gesundheitszustand.
• Aufwandsvergütung: Die Tests werden ca. neun Stunden (aufgeteilt auf zwei Tage) in Anspruch nehmen. Dafür erhalten alle Teilnehmenden 100 Euro für den ersten und 60 Euro für den zweiten Termin.
• Wer Interesse an einer Teilnahme hat, kann sich hier melden: www.ifado.de/vital-studie/anmeldung

Die Dortmunder Vital-Studie
Die Dortmunder Vital-Studie wird rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern untersuchen. Dazu werden die Teilnehmenden an zwei Terminen untersucht; fünf Stunden am ersten und vier Stunden am zweiten Termin. Es werden Fragebögen zu den Themen Stress und Lebensstil eingesetzt, diverse psychologische Tests zum Gedächtnis und zur Aufmerksamkeit durchgeführt, das Seh- und Hörvermögen erfasst sowie Blut-, Urin- und Haarproben gesammelt. Darüber hinaus werden Körpermaße genommen und es wird ein Sportcheck am Fahrradergometer mit EKG- Kontrolle durchgeführt. Aus diesen Daten wird ein umfassendes körperliches und mentales Profil erstellt. Nachuntersuchungen sollen alle 5 Jahre erfolgen. Alle Daten werden ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke erhoben und anonymisiert ausgewertet.

Das IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund erforscht die Potenziale und Risiken moderner Arbeit auf lebens- und verhaltenswissenschaftlicher Grundlage. Aus den Ergebnissen werden Prinzipien der leistungs- und gesundheitsförderlichen Gestaltung der Arbeitswelt abgeleitet. Das IfADo hat mehr als 200 Mitarbeiter/innen aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Das Institut ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 88 selbstständige Einrichtungen umfasst. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 18.100 Personen, darunter 9.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,64 Milliarden Euro.

Weitere Informationen:

http://www.ifado.de/vital-studie

Quelle: idw

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»Sweedhart«: Unkraut nicht bekämpfen, sondern als Biomasse nutzen

Dipl.-Chem. Iris Kumpmann Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT

Der Zugang zu Lebensmitteln ist für westliche Gesellschaften problemlos möglich – aber auch selbstverständlich? Landwirte leiden schon heute unter zu geringen Mengen an Agrarerzeugnissen, weil Unkraut ihre Felder belastet. Da die wilden Pflanzen gegen Herbizide Resistenzen ausgebildet haben, können sie den Nutzpflanzen ungehindert schaden und so langfristig die Nahrungsmittelsicherheit bedrohen. Statt Unkraut nur zu bekämpfen, lässt sich aber auch davon profitieren: Im Projekt »Sweedhart« entwickelt Fraunhofer UMSICHT neue Methoden, um der Unkrautbelastung entgegenzuwirken und die Pflanzen gleichzeitig als Energieträger zu nutzen.

Unkraut ist längst nicht nur ein Problem von Hobbygärtnern, sondern eins für die gesamte Gesellschaft: Die wilden Pflanzen wachsen auf den Feldern von Landwirten und behindern somit die gesunde Entwicklung der dort angebauten Nutzpflanzen. Schon jetzt hat die Anwesenheit der ungebetenen Gäste einen negativen Einfluss auf den Ernteertrag der Landwirte und stellt somit eine Bedrohung für die weltweite Nahrungsmittelsicherheit dar. Um der Unkrautbelastung entgegenzuwirken, werden derzeit Herbizide eingesetzt. Doch die wilden Pflanzen haben in den letzten Jahren verstärkt Resistenzen gegen die Unkrautvernichtungsmittel entwickelt, weshalb deren Effektivität immer weiter zurückgeht. Gleichzeitig ist die Entwicklung neuer Herbizid-Sorten weitestgehend erschöpft oder wegen Risiken für die Umwelt durch EU-Richtlinien eingestellt worden.

Unkraut: Schädling und Energieträger
Es bedarf neuer Alternativen, um die weltweite Unkraut-Belastung auf agrarwirtschaftlich betriebenen Feldern zu reduzieren. Am Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT ist im Mai 2016 das Projekt »Sweedhart« gestartet, das genau an dieser Schnittstelle ansetzt. »Wir adressieren die Problematik, indem wir untersuchen, wie der Unkrautbefall der Felder auch ohne Herbizide gehemmt werden kann«, erzählt Dr. Christoph Glasner von Fraunhofer UMSICHT, der das Forschungsprojekt koordiniert. Gleichzeitig soll die Forschung einen Beitrag zur Biomasseproduktion leisten – und auch in diesem Rahmen spielt Unkraut eine große Rolle.

Während der Feldernte führt die Verarbeitung des Mähguts durch den Mähdrescher zu etwa 25 Prozent Häcksel, das aus kurz geschnittenem Heu, Stroh, aber auch energiereichen Unkrautsamen besteht. Ohne weitere Behandlung werden diese Überreste meist zurück auf die Felder geführt. Dadurch bleibt das in der Biomasse gespeicerhte Energiepotenzial nicht nur ungenutzt, sondern führt auch dazu, dass die nächste Unkrautgeneration auf den Feldern heranwachsen kann. »Ein Ziel von Sweedhart ist es deshalb, die Unkrautsamen bereits während der Ernte durch die Abwärme des Mähdreschers thermisch zu desinfizieren und so die Keimung des Unkrauts zu unterbinden«, erklärt Dr. Glasner.

Mehr Biomasse, weniger Kohlendioxid-Emission
In einem nächsten Schritt will die Forschergruppe untersuchen, wie sich die Häcksel weiter verwerten lassen: Beispielsweise als erneuerbare Energiequelle durch Verbrennung, aber auch als Ausgangsstoff für Materialien oder als neue Quelle für die Tierfütterung. Innerhalb der dreijährigen Projektlaufzeit soll die Realisierbarkeit des Konzepts eingehend geprüft werden. »Am Ende wollen wir einen Katalog an erfolgreichen sowie nachhaltigen Maßnahmen bereitstellen, die die Unkrautbelastung auf Feldern verhindern und dem wachsenden Problem der Herbizid-Resistenz und dem invasivem Unkrautwachstum entgegenwirken.« Durch den Einbezug des Unkrauts für die Biomasseproduktion birgt das Sweedhart-Konzept großes Potential, eine nachhaltige Agrarkultur mitzugestalten und einen wichtigen Beitrag auf dem Weg hin zu einer biobasierten Wirtschaft zu leisten.
Derzeit entwickelt das Projektteam ein Hygenisierungskonzept während der Ernte, erarbeitet mechanische Maßnahmen, damit weniger Unkraut auf dem Feld verstreut wird und evaluiert die Verwertungsmöglichkeiten von Nebenprodukten.

Über das Projekt
»Sweedhart« wird als eins von 14 europäischen Projekten im Rahmen von FACCE SURPLUS (Sustainable and Resilient agriculture for food and non-food systems) mit insgesamt 1,45 Millionen Euro gefördert. FACCE SURPLUS ist ein von der Europäischen Union gestartetes Vorhaben, das eine nachhaltige Biomasseproduktion und -konversion zur Verwendung als Lebensmittel und zur industriellen Nutzung anstrebt.

An »Sweedhart« sind neben Fraunhofer UMSICHT/der Fraunhofer Gesellschaft noch drei weitere Projektpartner beteiligt:
• Norwegian University of Science and Technology (NTNU), Norwegen
• University of Copenhagen, Dänemark
• CLAAS Selbstfahrende Erntemaschinen GmbH, Deutschland

Weitere Informationen:
http://faccesurplus.org/research-projects/sweedhart/ Projekt »Sweedhart«
http://faccesurplus.org/ EU-Vorhaben FACCE SURPLUS

Quelle: idw

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Die Zukunft der E-Mobilität: Intelligente Navis machen Autos grüner

Katja Bär Pressestelle: Kommunikation und Fundraising
Universität Mannheim

Ein interdisziplinäres Forscherteam der Universität Mannheim ist an der Entwicklung eines Navigationssystems für Elektrofahrzeuge beteiligt, das nicht nur die Lebensdauer der Fahrzeug-Batterien verlängert, sondern auch Instabilitäten im Stromnetz vorbeugt und die Nutzung erneuerbarer Energien fördert. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird im Rahmen des EU-Programms „Horizon 2020″ an der Universität Mannheim mit 630.000 Euro gefördert. Das Projekt ist am 1. September 2016 gestartet.

Eine Million Elektrofahrzeuge sollen laut Bundeskanzlerin Angela Merkel bis 2020 auf deutschen Straßen unterwegs sein. Doch noch haben E-Autos starke Absatzprobleme: Neben den Anschaffungskosten ist es vor allem die geringe Reichweite der Batterie, die potentielle Käufer abschreckt. Ein Forscherteam an der Universität Mannheim arbeitet nun daran, die Attraktivität von E-Fahrzeugen zu steigern, indem es die Lebensdauer der Batterien erhöht. Hierbei stehen nicht technologische Innovationen, sondern der Nutzer im Zentrum. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus BWL, Psychologie und Informatik entwickeln zusammen mit zehn anderen europäischen Partnern im Rahmen des EU- Projekts „ELECTRIFIC“ ein hochkomplexes Navigationssystem. Dieses soll das Nutzerverhalten optimieren: „Wir geben den Fahrern ein Tool an die Hand, das es ihnen erlaubt, durch perfekte Fahrtrouten und Ladezeitpunkte Reichweite und Lebensdauer ihrer Batterie zu verlängern“, erklärt Sonja Klingert vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II, Leiterin des Projekts an der Universität Mannheim.

„Weiß ich als Fahrer, dass ich am nächsten Tag die Kinder zur Schule fahre und danach zur Arbeit, zur Reinigung und zum Supermarkt muss, habe ich oft bereits einen bestimmten Ablauf im Kopf“, erklärt Sonja Klingert. In solchen Situationen neigen Nutzer dazu die Batterie vor Fahrtbeginn vollständig zu laden und gegebenenfalls auf dem Heimweg „schnell“ nachzuladen. „Beides – voller Ladezustand und schnelles Nachladen – wirkt sich aber langfristig negativ auf die Lebensdauer der Batterie aus“, so Klingert. Genau das soll das „Advanced Driver Assistance System“ (ADAS) – so heißt das Navigationssystem, an dem die Forscherinnen und Forscher der Universität Mannheim arbeiten – vermeiden: Es kennt den Ladezustand der Batterie und die geplante Route – durch manuelle Eingabe oder die Analyse vergangener Fahrten – und schlägt dem Fahrer basierend auf dem so genannten Electric Vehicle Smart Algorithm (ELSA) batteriefreundlichere Ladezeitpunkte und -orte vor.

Risikofaktor Elektrizitätsnetz
Damit allein ist es aber nicht getan. „Das System kann noch mehr: Es bezieht aktuelle Informationen aus dem Elektrizitätsnetz und schlägt dem Nutzer eine Route vor, mit der die Fahrer möglichst viel Strom aus erneuerbaren Energiequellen nutzen“, sagt Thomas Schulze vom Lehrstuhl für Softwaretechnik. Das ADAS soll außerdem den Ladeprozess so gut ins Netz integrieren, dass starke Spannungsschwankungen ausbleiben. Das sei für den Ausbau der E-Mobilität ein besonders wichtiger Faktor: „Mit der massiven Verbreitung von Elektrofahrzeugen stehen wir zukünftig nämlich vor einem Problem: Wenn alle gleichzeitig laden, könnte es zu Instabilitäten und Stromausfällen im Elektrizitätsnetz kommen“, so Schulze. Das ADAS passt deswegen die Verteilung der Ladezeitpunkte aller E-Fahrzeuge an die Lastkurve des örtlichen Elektrizitätsnetzes und die Wetterprognosen an. Denn es ist weniger wahrscheinlich, dass viele Fahrer gleichzeitig zum Nachladen fahren, wenn das System die optimalen Stationen auf Basis individueller Faktoren berechnet. Zum Beispiel könnte das ADAS Fahrern empfehlen, ihre Pläne aufgrund der Wetterdaten anzupassen: „Wenn mittags um 14 Uhr am Supermarkt die Sonne scheint, kann es unter Umständen sinnvoller sein, das Nachladen früher als geplant vorzunehmen.“ Das habe mehrere Vorteile: „Der Prozentsatz an Solarenergie an der Ladestation ist dann deutlich höher, das heißt, der Strom, der letztendlich in der Batterie landet, ist umweltfreundlicher. Weil der Einkauf ohnehin eine halbe Stunde dauert, kann die Batterie zudem ganz nebenbei nachgeladen werden“, erklärt Thomas Schulze, der die Projektaufgaben im Bereich der Softwaretechnik leitet.

Herausforderung „Big Data“
Die Entwicklung eines solchen Systems ist komplex. Das sei auch einer der Gründe, warum das Forscherteam über Fächergrenzen hinweg arbeite. So spielen psychologische Faktoren eine herausragende Rolle: „Damit der Fahrer die angebotenen Vorschläge annimmt, müssen sie für ihn attraktiv und transparent sein“, erklärt Prof. Dr. Michaela Wänke, Inhaberin des Lehrstuhls für Konsumentenpsychologie und Ökonomische Psychologie. „Wir arbeiten daher gemeinsam mit den Wirtschaftsinformatikern an psychologischen und ökonomischen Anreizmechanismen, um den Fahrer für vorbildliches Verhalten zu belohnen.“ Neben Boni und Preisrabatten an Ladestationen ist auch wichtig, wie und in welcher Reihenfolge der Fahrerin Alternativen präsentiert werden. Nicht zuletzt sind die Daten eine Herausforderung: „Wir haben es mit enormen Datenmengen und höchst sensiblen Daten zu tun“, so Dr. Florian Kutzner, Leiter der psychologischen Arbeitsaufträge im Projekt. Neben Wetterdaten und Batteriekapazität müsse das System auf historische Daten zum Fahrverhalten und Topographie zurückgreifen, um attraktive Vorschläge machen zu können und um den Energieverbrauch pro Fahrt korrekt zu berechnen. Gleichzeitig dürfe aber die Selbstbestimmung der Nutzer über ihre Daten nicht aus dem Blick geraten.

Das Projekt startet am 1. September 2016 und läuft über drei Jahre. Im ersten Projektjahr sollen zunächst die Anforderungen an das System ermittelt und gleichzeitig die Modellierung vorgenommen werden. Im zweiten und dritten Jahr erfolgen die Implementierung sowie zwei Testphasen, in denen das System in der Praxis überprüft wird. Im Anschluss an die Entwicklung soll ADAS der Automobilindustrie frei zur Verfügung gestellt werden.

Die Projektteilnehmer
An der Universität Mannheim ist das Gemeinschaftsprojekt fakultätsübergreifend an den drei Lehrstühlen Wirtschaftsinformatik II (BWL), Softwaretechnik (Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsmathematik) sowie Konsumentenpsychologie und Ökonomische Psychologie (Sozialwissenschaften) verortet. Externe Projektpartner sind unter anderem die französische IT-Consultingfirma GFI Informatique, die Universität Passau, das Deggendorf Institute of Technology und der E-Carsharing-Anbieter E-WALD GmbH.

Über Horizon 2020
Horizon 2020 ist das Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation. Ziel ist es, EU-weit eine wettbewerbsfähige Wirtschaft aufzubauen und zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Das Projekt „ELECTRIFIC“ wird im Rahmen der Challenge „Smart, Green and Integrated Transport“ mit insgesamt 6,2 Million Euro gefördert, davon gehen 630.000 Euro an das Forscherteam der Universität Mannheim.

Kontakt:
Sonja Klingert
Projektleitung
Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II
Universität Mannheim
Tel. +49 (0) 160 / 1066 942
E-Mail: klingert@uni-mannheim.de

Dr. Florian Kutzner
Lehrstuhl für Konsumentenpsychologie und Ökonomische Psychologie
Universität Mannheim
Tel. +49 (0) 621 / 181-1689
E-Mail: florian.kutzner@psychologie.uni-heidelberg.de

Thomas Schulze
Lehrstuhl für Softwaretechnik
Universität Mannheim
Tel. +49 (0) 621 / 181-3906
E-Mail: schulze@informatik.uni-mannheim.de

Quelle: idw

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Studie belegt erstmals: Autofahren mit Flip Flops ist gefährlich

Henning Zuehlsdorff Pressestelle
Leuphana Universität Lüneburg

An heißen Sommertagen ist die Verlockung groß, mal eben mit Flip Flops ins Auto zu springen und einfach loszufahren. Wie gefährlich das ist, haben jetzt Wissenschaftler der Leuphana Universität Lüneburg mit einer Untersuchung belegt. Professor Friedrich Müller und sein Team vom LüneLab, dem Institut für Experimentelle Wirtschaftspsychologie der Leuphana, werteten dazu an einem Fahrsimulator 5.400 Bremsmanöver aus.

Die Wissenschaftler untersuchten die Reaktionen von 34 Personen in sorgfältig ausbalancierten Versuchen an einem Fahrsimulator. Die Probanden trugen bei jeweils der Hälfte der Bremsvorgänge feste, gut sitzende Schuhe, in den anderen Situationen hatten sie Flip Flops an. Gemessen wurden unter anderem die Reaktionszeiten, die Zeit für die Bewegung vom Gas- zum Bremspedal (Umsetzzeit) und die Zeiten etwa vom Aufleuchten einer Ampel oder dem Erscheinen von Personen auf der Fahrbahn bis zum vollständigen Betätigen des Bremspedals (sog. Vorbremszeiten).

Die Wissenschaftler kamen zu einem eindeutigen Ergebnis: Unter allen Bedingungen sind die Vorbremszeiten mit Flip Flops deutlich länger als die mit festen Schuhen. In überraschend auftretenden Bremssituationen (ein Kind fährt plötzlich mit einem Skateboard auf die Straße) verlängert sich der Bremsweg – bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h im Durchschnitt um etwa 2,5 m. Situationen, in denen die Fahrer bei Bremsmanövern vom Pedal abrutschten, an Pedalen hängen blieben oder sich zwischen den Pedalen verhakten, wurden ausschließlich bei Flip Flop-Fahrern beobachtet. Knapp die Hälfte der Fahrer mit Flip Flops verfehlte mindestens einmal das Bremspedal, ein knappes Drittel rutsche mindestens einmal vom Pedal ab.

80% der Fahrer berichten, dass sie sich beim Fahren mit Flip Flops deutlich unsicherer fühlten. Das Fahren mit ungeeignetem Schuhwerk erfordert also insgesamt eine deutlich höhere Aufmerksamkeit vom Fahrzeuglenker. Die Verkehrspsychologen nehmen deshalb an, dass sich die Bremszeiten weiter verlängern, wenn Fahrer durch ein komplexes Verkehrsgeschehen, weitere Mitfahrer oder andere Reize abgelenkt werden. Solchen Einflüssen wollen die Wissenschaftler mit einem am LüneLab neu konzipierten Fahrsimulator in einer weiteren Studie auf die Spur kommen.

Entstanden ist die vorliegende Untersuchung in Kooperation mit der Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation. Eine Unfallverhütungsvorschrift verlangt von Berufskraftfahrern, bei der Ausübung ihres Berufes festes Schuhwerk zu tragen. Die Berufsgenossenschaft wollte wissen, ob es Belege für die vermutete Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit gibt.

Quelle: idw

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Der Pinguin als Messstation: Symposium beleuchtet Perspektiven der Erdbeobachtung durch Tiere

Caroline Wichmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

Pinguine und See-Elefanten sammeln Messdaten im Meer, Vögel zeigen Wissenschaftlern die Ausbreitung von Infektionskrankheiten an, Huftierherden dienen als Indikatoren für den Zustand von Grasland-Ökosystemen. Die Erdbeobachtung durch Tiere verspricht vielfältige Möglichkeiten, das Gesundheitsmanagement zu verbessern, Ökosysteme zu erforschen und Naturkatastrophen früher zu erkennen. Welche Entwicklungen das Forschungsgebiet aktuell kennzeichnen und welche Perspektiven es bietet ist Thema des Leopoldina-Symposiums „Erdbeobachtung durch Tiere“ in Berlin.

Mit den Fortschritten der Satelliten gestützten Technologien hat sich das Forschungs- und Anwendungsfeld „Erdbeobachtung durch Tiere“ schnell weiterentwickelt. Immer kleinere Chips und Sensoren ermöglichen es den Forschern, immer mehr Tierarten per Telemetrie zu orten und Messwerte in Echtzeit auszuwerten. Bei dem Symposium in Berlin berichten Forscher unter anderem über „Vögel als Indikatoren für die Ausbreitung hochpathogener zoonotischer Krankheiten“ (Timm Harder, Friedrich-Loeffler-Institut Riems), über „Meeresvögel als Umweltindikatoren für die Meeres- und Umweltforschung“ (Petra Quillfeldt, Universität Gießen), über die „Veränderungen von Tierbewegungen durch globalen Wandel“ (Thomas Müller, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, Frankfurt am Main) und über „Fernerkundung: Beobachtungsinstrumente für den Naturschutz“ (Aurélie Shapiro, World Wildlife Fund for Nature, Berlin).

Für das Symposium ist eine Anmeldung bis zum 28. September erforderlich.

Weitere Informationen:
http://www.leopoldina.org/de/veranstaltungen/veranstaltung/event/2418

Quelle: idw

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Unstatistik des Monats: Fußball-Fans haben die höchste Bildung

Jörg Schäfer Kommunikation
RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung

Wer es noch nicht gewusst hat – Fußball ist Bildungsland: „Auf Platz 1: der SC Freiburg. 73,4 Prozent seiner Fans haben laut „Xing“ einen Hochschulabschluss“, so berichtete der Südkurier. Die berichteten Prozent-Zahlen allerdings beziehen sich nicht auf die Mitglieder der Fußballvereine, sondern nur auf jene, die zugleich Mitglied bei Xing sind, und dort sind überdurchschnittlich viele Akademiker Mitglied.

Wer es noch nicht gewusst hat – Fußball ist Bildungsland: „Auf Platz 1: der SC Freiburg. 73,4 Prozent seiner Fans haben laut „Xing“ einen Hochschulabschluss“, so berichtete der Südkurier. Selbst der drittletzte in diesem neuesten Bildungs-Ranking der Bundesligavereine strotzt vor Intelligenz: „Mehr als die Hälfte (63,5 Prozent) der HSV-Fans hat einen Hochschulabschluss“, weiß das norddeutsche Zeitungsportal shz.de zu berichten. All das hat angeblich Xing bei einer Befragung seiner Nutzer herausgefunden.

Wie kann das sein? Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat Deutschland wiederholt wegen der geringen Akademikerrate gerügt. Im Jahr 2015 verfügten in Deutschland nur 16,3 Prozent der Bevölkerung über einen Hochschulabschluss (Bachelor, Master, Diplom oder Promotion, siehe www.destatis.de). Wenn aber selbst unter den HSV-Fans mehr als die Hälfte angeblich einen Hochschulabschluss haben, dann stimmt hier etwas nicht.

In der Tat. Die berichteten Prozent-Zahlen beziehen sich nicht auf die Mitglieder der Fußballvereine, sondern nur auf jene, die zugleich Mitglied bei Xing sind. Die Zahlen betreffen also die Schnittmenge. Da Xing, wie der Konkurrent Linkedin, überdurchschnittlich viele Akademiker als Mitglieder hat, gibt es dort auch viele Hochschulabschlüsse – bei Xing, nicht beim HSV. Mit anderen Worten: die Mitglieder von Xing sind weder repräsentativ für die Bevölkerung noch für alle Fußballfans in Deutschland. Hier ist Journalisten ein altbekannter Fehler unterlaufen: man berichtet eine korrekte Prozentzahl, aber die falsche Referenzklasse. Richtig wäre gewesen: 73,4 Prozent der Xing-Mitglieder, die zugleich Fan des FC Freiburg sind, haben einen Hochschulabschluss. Die Moral der Geschichte lautet: Frage immer „Prozent von was?“

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Tel.: (030) 82406-0
Sabine Weiler (Pressestelle RWI), Tel.: (0201) 8149-213

Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.

Weitere Informationen:

http://www.unstatistik.de – Weitere Informationen, Kontakte & Archiv

Anhang

Pressemitteilung (pdf)
https://idw-online.de/de/attachment50730

Quelle: idw

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Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen aktualisiert

Dr. Katharina Reiss Pressestelle
Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie

Gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung im Säuglingsalter kommt eine besondere Bedeutung zu, denn hier werden wichtige Weichen für eine lebenslange Gesundheit gestellt. Das Netzwerk Gesund ins Leben hat die bundesweit einheitlichen Handlungsempfehlungen für das erste Lebensjahr eines Kindes aktualisiert und erweitert. Die Themen „Bewegung“ und „Essen lernen“ sowie neue Ernährungstrends sind erstmals aufgegriffen. Die Handlungsempfehlungen sind in der Monatsschrift Kinderheilkunde erschienen und stehen unter http://www.gesund-ins-leben.de bereits online.

Wie lange stillen? Schützt ein früher Beikoststart vor Allergien? Vegane Ernährung für Säuglinge? Wie wichtig ist Bewegung für Babys? Dürfen stillende Frauen Sport treiben? Auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse geben die aktualisierten „Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen“ Fachkräften klare Antworten für die Beratung junger Eltern, z.B. im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen.

Neue Themen: Bewegung und Essen lernen im ersten Lebensjahr
Eine ausgewogene und bedarfsangepasste Ernährung fördert die Entwicklung des Kindes und wirkt sich kurz-, mittel- und langfristig auf seine Gesundheit aus. Eltern sollen dabei unterstützt werden, ein gesundheitsförderndes Essverhalten möglichst früh zur Gewohnheit werden zu lassen. Die Begleitung des Kindes während der Mahlzeiten, das Eingehen auf die kindlichen Signale und das gemeinsame Essen am Tisch können die Bindung zwischen Eltern und Kind stärken.
Neben der Ernährung spielt ausreichend Bewegung eine entscheidende Rolle. Sie ist nicht nur für die motorische Entwicklung elementar, sondern bleibt ein Leben lang für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Bedeutung. Deshalb soll Eltern vermittelt werden, wie sie die Bewegung ihres Kindes bereits ab dem Säuglingsalter fördern können und auch der stillenden Mutter wird empfohlen, körperlich aktiv zu sein.
Diese neuen Empfehlungen zu den Themen „Bewegung“ und „Essen lernen“ ergänzen die aktuelle Ausgabe der „Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen“ des Netzwerks Gesund ins Leben. Das Netzwerk Gesund ins Leben ist ein Teil von IN FORM, Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung der Bundesregierung.

Expertenkonsens als Basis für Handlungsempfehlungen
Die Verständigung auf bundesweit einheitliche Handlungsempfehlungen im Konsens mit allen relevanten Fachgesellschaften und Berufsverbänden ist ein zentrales Ziel des Netzwerks Gesund ins Leben. Die erstmals 2010 erschienenen Empfehlungen zur Ernährung im ersten Lebensjahr und in der Stillzeit wurden nun anhand der derzeitigen wissenschaftlichen Datenlage im Rahmen eines Revisionsprozesses überarbeitet. Dafür wurden die Empfehlungen aller relevanten Fachgesellschaften und Institutionen zu Ernährung, Gesundheit, Nahrungsmittelallergien und Bewegung von Schwangeren, Stillenden und Kindern im ersten Lebensjahr recherchiert und geprüft.
Ergänzend wurden Metaanalysen, systematische Übersichtsarbeiten, Leitlinien sowie weitere einschlägige Fachpublikationen miteinbezogen. Es wurde kein Anspruch auf eine systematische Recherche erhoben. Die vom wissenschaftlichen Beirat des Netzwerks Gesund ins Leben im Konsens formulierten Handlungsempfehlungen entsprechen dem Evidenzniveau einer Expertenempfehlung. Die Handlungsempfehlungen werden von den Berufsverbänden der Frauenärzte (BVF), der Hebammen (DHV) und der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sowie den Deutschen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) unterstützt. Diese berufsgruppenübergreifende Verständigung auf bundesweit einheitliche Handlungsempfehlungen im Bereich Ernährung und Bewegung ist europaweit einzigartig.
Verbreitet werden die Inhalte der aktualisierten Handlungsempfehlungen über eine intensive Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Fortbildungsangebote für Fachkräfte sowie über Beratungs- und Informationsmedien für Fachkräfte und für junge Familien.

Die aktualisierten „Handlungsempfehlungen zur Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen“ sind über folgenden Link erhältlich:
http://www.gesund-ins-leben.de/fuer-fachkraefte/handlungsempfehlungen/erstes-lebensjahr

Über Gesund ins Leben:
Gesund ins Leben ist ein Netzwerk von Institutionen, Fachgesellschaften und Verbänden, die sich mit jungen Familien befassen. Das Ziel ist, Eltern einheitliche Botschaften zur Ernährung und Bewegung zu vermitteln, damit sie und ihre Kinder gesund leben und aufwachsen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert Gesund ins Leben als Teil des Nationalen Aktionsplans IN FORM: http://www.gesund-ins-leben.de

Über IN FORM:
IN FORM ist Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung. Sie wurde 2008 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) initiiert und ist seitdem bundesweit mit Projektpartnern in allen Lebensbereichen aktiv. Ziel ist, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Menschen dauerhaft zu verbessern: http://www.in-form.de

Kontakt:
Dr. Katharina Reiss
Geschäftsstelle: Netzwerk Gesund ins Leben
aid infodienst Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
Heilsbachstraße 16
53123 Bonn
Tel.: 0228 8499-169 Fax: 0228 8499-177
E-Mail: k.reiss@aid-mail.de
Internet: www.gesund-ins-leben.de; www.aid.de

Quelle: idw

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Effiziente Wiederverwertung von Lithium-Ionen-Batterien – Forschungsprojekt gestartet

Marie-Luise Righi Marketing und Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird ein innovatives und hocheffizientes Verfahren entwickelt, um wertvolle Batteriematerialien möglichst ressourcenschonend zurückzugewinnen und wieder für neue Batterien einzusetzen. Ziel des Projekts NEW-BAT ist es, einen robusten, energieeffizienten und kostengünstigen Prozess zu entwickeln, der breit eingesetzt werden kann.

Lithium-Ionen-Batterien sind eine Schlüsseltechnologie für die Energiewende und Elektromobilität. Die große Verbreitung dieser Energiespeicher führt zu einem hohen Aufkommen an ausgemusterten Batterien und Akkus, die eine wertvolle Rohstoffquelle sind. Aktuell werden für gebrauchte Batterien und Produktionsabfälle aus der Batteriefertigung energieintensive metallurgische Recyclingmethoden eingesetzt. Damit können allerdings nur elementare Metalle zurückgewonnen werden. Die Wertschöpfung beruht deshalb meist nur auf den Metallwerten von beispielsweise Nickel, Cobalt oder Mangan. Wertvoller wäre eine Rückgewinnung der eigentlichen Batteriematerialien, die bereits mit hohem Aufwand aus den Grundelementen hergestellt wurden, beispielsweise hochwertige Lithium-Metalloxide und bisher gar nicht recyclingfähige Kohlenstoffverbindungen. Das würde Energie und Kosten sparen und wertvolle Ressourcen wie Lithium nachhaltig sichern.

Hier setzt das Projekt NEW-BAT an, das mit rund 1,6 Millionen Euro im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme »r4- Forschung zur Bereitstellung wirtschaftsstrategischer Rohstoffe« gefördert wird. Unter der Leitung von Andreas Bittner von der Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS arbeiten Wissenschaftler und Ingenieure aus Forschung und Industrie an einem neuen Verfahren, mit dem genau diese wertvollen Batteriematerialien komplett aus den Altbatterien zurückgewonnen und so aufbereitet werden, dass sie direkt wieder in neuen Batterien eingesetzt werden können.

Intelligent zerkleinern statt ziellos zerschreddern
Das Kernstück des neuen Recyclingprozesses ist die elektrohydraulische Zerkleinerung mit Hilfe von Schockwellen. Bei diesem Verfahren wird das zu zerkleinernde Material in ein flüssiges Medium, zum Beispiel Wasser, eingebracht. Über elektrische Entladung werden Schockwellen freigesetzt, die durch das Medium Wasser sehr gleichmäßig an das Material weitergegeben werden.

Damit ist es möglich, Komposite quasi berührungsfrei an den Materialgrenzen aufzuspalten und so eine einfache und schonende Separation der Komponenten zu erreichen. Das Materialgemisch aus den verschiedenen Batteriekomponenten – Kathode, Anode, Elektrolyt, Separator sowie Zell- und Batteriegehäuse – kann danach effizienten Trennverfahren unterzogen werden. Um möglichst reines Batteriematerial zu erhalten, werden Verfahren eingesetzt, die sowohl physikalische Eigenschaften, wie unterschiedliche Korngröße und Dichte, als auch die unterschiedliche chemische Zusammensetzung der Materialien zur Separation nutzen.

Das Verfahren ist besonders energieeffizient, da im Gegensatz zu metallurgischen Prozessen keine hohen Temperaturen benötig werden, und kann für Produktionsausschüsse sowie für Altprodukte eingesetzt werden.

Aufbereiten mit funktionellen Beschichtungen
Da insbesondere die Elektrodenmaterialien der Batterien im Lauf der Batterienutzung altern, müssen die Recyclingmaterialien einer genauen Prüfung und Aufbereitung unterzogen werden, um ihre ursprüngliche Qualität wiederherzustellen. Mit speziellen Niedertemperaturverfahren können beim Projektpartner Fraunhofer ISC insbesondere Materialien von Lithium-Ionen-Batterien von unerwünschten Degradationsprodukten an den Oberflächen befreit und Defekte in den Kristallstrukturen behoben werden. Diese Aufbereitung kann mit einer Veredelung in Form einer Kern-Schale-Beschichtung verknüpft werden, die das recycelte Material hinsichtlich der Lebensdauer sowie der Lade- und Entladeeigenschaften deutlich verbessern.

Das Projektteam
Zwei Partner aus der Wissenschaft – die Fraunhofer-Projektgruppe für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie IWKS in Alzenau/Hanau als Koordinator und ihr Mutterinstitut, das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg – bringen ihre Expertise auf den Gebieten Recycling, Substitution und Ressourcenstrategien sowie Materialentwicklung und elektrochemische Energiespeicher ein. Vervollständigt wird das Konsortium durch Industriepartner mit gebündelter Anwendungskompetenz aus Recycling, Batterien und Anlagenbau, die Lars Walch GmbH & Co. KG in Baudenbach, die GRS Service GmbH in Hamburg und die ImpulsTec GmbH in Dresden.

Weitere Informationen:
http://www.isc.fraunhofer.de
http://www.iwks.fraunhofer.de

Quelle: idw

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Gehirn räumt im Schlaf auf – und bleibt dadurch lernfähig

Benjamin Waschow Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Freiburg

Wesentliche Funktion von Schlaf geklärt / Schlaf reduziert die Übertragung zwischen Nervenzellen und schafft dadurch Platz für Neues und Wichtiges / Publikation in Nature Communications

Noch immer ist nicht eindeutig geklärt, weshalb Menschen und Tiere schlafen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg zeigen in einer am 23. August 2016 im Fachmagazin Nature Communications veröffentlichten Studie, dass im Schlaf die allgemeine Aktivität der als Synapsen bezeichneten Nervenzell-Verbindungen reduziert wird. Die meisten Verbindungen werden geschwächt, manche sogar ganz abgebaut. Nur wichtige Synapsen bleiben bestehen oder werden gestärkt. Dadurch schafft das Gehirn wieder Platz, um neue Informationen zu speichern. Diese als synaptische Plastizität bezeichnete Anpassungsfähigkeit ist eine wichtige Grundlage für Lernen und eine flexible Informationsverarbeitung. Der Abbau dürfte zudem Platz und Energie sparen, da beides im Gehirn zu einem Großteil von den Verbindungsstellen benötigt wird.

Nehmen wir tagsüber Informationen auf, werden im Gehirn Synapsen gestärkt oder neu angelegt. „Wir konnten jetzt erstmals beim Menschen zeigen, dass Schlaf die Synapsen wieder heruntergeregelt und damit Platz für neue Informationen schafft. Das Gehirn räumt also im Schlaf auf“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Christoph Nissen, Ärztlicher Leiter des Schlaflabors an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. „Wird dieser Prozess durch Schlafmangel unterbunden, gerät das Gehirn in einen Sättigungszustand. Synapsen können dann nicht mehr ausreichend verstärkt oder neu aufgebaut werden. Entsprechend schwer fallen auch Lernen und flexible Informationsverarbeitung.“

Schlaf senkt die tagsüber gestiegene Aktivität der Synapsen
Zunächst untersuchten die Forscher die allgemeine Aktivität der Synapsen im Gehirn, die auch als Gesamtverbindungsstärke bezeichnet wird. Mit Hilfe einer Magnetspule über dem Kopf der Probanden reizten sie einen Bereich im Gehirn, der für die Steuerung eines Daumenmuskels zuständig ist. Dieses Vorgehen wird als Transkranielle Magnetstimulation (TMS) bezeichnet. Nach Schlafentzug löste bereits ein deutlich schwächerer Reiz eine Kontraktion des Muskels aus, was ein Zeichen für eine hohe synaptische Verbindungsstärke ist.

Außerdem werteten die Forscher mittels Elektroenzephalografie-Messungen (EEG) die unterschiedlichen Frequenzen der Hirnströme aus. Schlafentzug führte dabei zu einem deutlichen Anstieg sogenannter Theta-Wellen. Vorangegangenen Tier- und Humanstudien zufolge ist dies ein weiteres Anzeichen erhöhter synaptischer Gesamtstärke. „Schlaf senkt die tagsüber gestiegene Gesamtstärke der Synapsen im Gehirn. Nach Schlafentzug bleibt die Aktivität dagegen auf einem hohen Niveau“, sagt Prof. Nissen.

Gehirn wehrt sich gegen Überladung
Außerdem fanden die Forscher erstmals beim Menschen Hinweise für ein Prinzip, das eine dauerhafte Reizverarbeitung gewährleistet, die sogenannte homöostatische Plastizität. Sind die Synapsen durch lange Wachphasen bereits maximal aktiv, führen neue Reize oder Informationen nicht zu einer Stärkung, sondern zu einer Schwächung der Nervenzell-Verbindungen. Neu ankommende Reize können dann wieder normal verarbeitet werden. „Es ist anzunehmen, dass praktisch alle Funktionen des Gehirns dadurch beeinflusst werden, wie etwa Emotionsregulation, Konzentration oder Lernen“, sagt Prof. Nissen.

Im Experiment kombinierten die Forscher wiederholt die Reizung des motorischen Gehirn-Areals mit einem elektrischen Reiz am Arm, der ins Gehirn weiter geleitet wird. Findet eine Stärkung der Verknüpfung von Nervenzellen statt, kontrahiert sich der Daumenmuskel stärker als zuvor. Dieser Effekt zeigte sich nach Nachtschlaf. Nach Schlafentzug dagegen war die Kontraktion des Daumenmuskels sogar schwächer. Auf Verhaltensebene beobachteten die Freiburger Forscher zudem ein schlechteres Neulernen von Wortpaaren nach Schlafentzug.

Möglicher Grund, warum Menschen Schlafmangel unterschiedlich gut vertragen
Weiterhin fanden sie Hinweise darauf, dass der Wachstumsfaktor BDNF (brain derived neurotrophic factor) bei der Regulation der synaptischen Aktivität eine wichtige Rolle spielt. Es ist bekannt, dass BDNF nach normalem Schlaf die Neuverknüpfung von Nervenzellen und damit Lernen fördert. Die Forscher konnten nun zeigen, dass eine anhaltend hohe BDNF-Konzentration im Blut unter Schlafentzug eher zu einer Sättigung von Synapsen führte. „Das könnte erklären, warum manche Menschen Schlafmangel besser verkraften als andere“, sagt Prof. Nissen.

Therapieansätze für Depression und Schlaganfall
Die Erkenntnisse könnten zur Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten beitragen, etwa nach Schlaganfall oder bei depressiven Störungen. Bei diesen Erkrankungen ist es wichtig, Verschaltungen im Gehirn zu verändern. Hierzu könnten eine gezielte Beeinflussung des Schlaf-Wach-Verhaltens, aber auch andere Verfahren wie die transkranielle Gleichstromstimulation oder Medikamente mit neuen Wirkmechanismen auf Plastizität genutzt werden.

Original-Titel der Arbeit: Sleep recalibrates homeostatic and associative synaptic plasticity in the human cortex

DOI: 10.1038/ncomms12455

Kontakt:
Prof. Dr. Christoph Nissen
Ärztlicher Leiter Schlaflabor
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-65010
christoph.nissen@uniklinik-freiburg.de

Weitere Informationen:
http://www.uniklinik-freiburg.de/psych/forschung-research/research-groups/rg-nis…
Weitere Informationen zur Forschungsgruppe von Prof. Nissen

Quelle: idw

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Getränkeindustrie fördert Adipositas-Welle und Zivilisationskrankheiten

Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft

Berlin – Die Verbraucherorganisation „foodwatch“ hat eine Marktstudie veröffentlicht, wonach 60 Prozent von 463 getesteten Erfrischungsgetränken überzuckert sind. Demnach enthalten zuckergesüßte Limonaden, Schorlen & Co im Schnitt mehr als sechs Stück Würfelzucker pro 250 Milliliter. „Diese Ergebnisse sind erschreckend“, erklärt Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). „Sie demonstrieren wieder einmal, dass die Mehrheit der Hersteller am Übergewicht verdient und Krankheitsfolgen wie Diabetes, Herzkreislauf- und Krebserkrankungen in Kauf nimmt.“ Die Fachgesellschaft fordert eine Steuer oder Herstellerabgabe auf stark zuckerhaltige Getränke.

Foodwatch hatte alle Erfrischungsgetränke auf Zuckergehalt und Süßstoffe getestet, die in den drei größten deutschen Supermärkten angeboten werden – darunter Limonaden, Energydrinks, Saftschorlen, Brausen, Eistees, Fruchtsaft und sogenannte Near-Water-Getränke. Dabei gilt in der Foodwatch-Untersuchung als „überzuckert“, was einen Anteil von mehr als fünf Prozent Zucker je 100 Milliliter Flüssigkeit aufweist. Dieser Wert bemisst sich an der jüngst beschlossenen Softdrink-Steuer in Großbritannien. Dort müssen Hersteller ab 2018 eine gestaffelte Abgabe zahlen, sofern Getränke diese Fünf-Prozent-Grenze erreichen beziehungsweise überschreiten.

Großbritannien ist nicht das einzige Land, das Maßnahmen erlässt, um den Verbrauch von Zuckergetränken zu verringern. Auch Finnland, Frankreich, Belgien, China, Ungarn, Mexiko und einige US-amerikanische Städte erheben Steuern auf zugesetzten Zucker. Diese Nationen folgen der Auffassung von Margret Chan, Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach das bisherige Scheitern beim Kampf gegen die Übergewichts-Epidemie nicht auf individuelle Willensschwäche zurückzuführen ist, sondern auf mangelnden politischen Willen.* „Jetzt sollte endlich auch die Bundesregierung aktiv werden, um die bedrohliche Adipositas-Welle zu stoppen“, fordert Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der DDG. „Selbst die konservative britische Regierung hat sich dazu durchgerungen, wann wird die Bundesregierung endlich folgen?“

Der Vorschlag der DDG sieht vor, stark zuckerhaltige Getränke mit dem vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zu besteuern, gesunde Lebensmittel hingegen durch Wegfall der Mehrwertsteuer zu entlasten. „Damit würde man eine Preisspreizung erreichen, die gesünderes Konsumverhalten belohnt und ein Umdenken bei den Herstellern anstößt“, meint Garlichs. „Das Instrument Mehrwertsteuer wäre transparent und nachvollziehbar“, fügt der DDG Geschäftsführer hinzu. Aber auch eine Herstellerabgabe, wie Großbritannien sie einführt, sei aus Sicht der DDG eine gute Lösung, um die zunehmende Übergewichtsdynamik einzudämmen. „Ob nun Abgabe oder Steuer“, resümiert Garlichs, „konkret bezogen auf die Foodwatch-Studie sollte das Ergebnis am Ende des Tages sein: mehr von Bad Liebenwerdas leichter Apfel-Schorle, weniger Pepsi & Co.“

* „Not one single country has managed to turn around its obesity epidemic…. This is not a failure of individual will-power. This is a failure of political will to take on big business…“ (siehe http://www.who.int/dg/speeches/2013/health_promotion_20130610/en)

Über die Deutsche Diabetes Gesellschaft:
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ist mit fast 9.000 Mitgliedern eine der großen medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland. Sie unterstützt Wissenschaft und Forschung, engagiert sich in Fort- und Weiterbildung, zertifiziert Behandlungseinrichtungen und entwickelt Leitlinien. Ziel ist eine wirksamere Prävention und Behandlung der Volkskrankheit Diabetes, von der mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind. Zu diesem Zweck unternimmt sie auch umfangreiche gesundheitspolitische Aktivitäten.

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)
Geschäftsstelle
Albrechtstr. 9, 10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-0, Fax: 030 3116937-20
info@ddg.info
http://www.ddg.info

Quelle: idw

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Viel Regen, wenig Wespen

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Die Deutsche Wildtier Stiftung: Königinnen und ihre Brut sind oft ertrunken

Haben Sie sich über den vielen Regen in diesem Jahr geärgert? Jetzt können Sie sich freuen! Die Wespenplage bleibt im Spätsommer 2016 in den meisten Regionen Deutschland aus. Die heftigen Regenfälle im Frühjahr haben die Nester der Wespen einfach weggespült. Viele Königinnen sind samt Brut ertrunken.

„Wespen-Königinnen verbringen ihre Winter in geschützten Hohlräumen unter Steinen, in Baumhöhlen oder in Holzstapeln“, sagt Manuel Pützstück, Wildbienenexperte der Deutschen Wildtier Stiftung. „Der starke Regen im Frühjahr war für die schwarz-gelben Insekten verheerend.“ Betroffene Wespenvölker brauchen Zeit, sich wieder vollends von den Unwettern zu erholen.

Der Tod der Wespen hat für den Menschen nicht nur Vorteile: „Sie haben ihr schlechtes Image zu Unrecht, denn Wespen sind effektive Schädlingsbekämpfer. Sie verfüttern Fliegen, Blattläuse und Mücken, die sie als Nahrung für den Nachwuchs ins Wespennest bringen.“ Weitgehend unbekannt ist auch, dass Wespen bei der Bestäubung von Blüten helfen, sich häufig von Nektar ernähren und bei einigen Vögeln sogar auf der Speisekarte stehen. Deshalb bittet die Deutsche Wildtier Stiftung um mehr „Toleranz gegenüber den Insekten mit der Wespen-Taille.“ Ihr Lebensende naht ohnehin schon im Herbst.

Nur im Nordosten Deutschlands, dort wo es weniger geregnet hat, kann es jetzt vermehrt Wespen geben, die Sie bei frischem Pflaumenkuchen und Grillwürsten im Garten belästigen. Drei Tipps, wie Sie sich die Plagegeister vom Tisch fernhalten:

Wespe im Anflug – das können Sie tun
1/ Schokoladenkuchen servieren, denn Wespen mögen keine Schokolade! Auch gut: die Ablenkungsfütterung. Stellen Sie an einer entfernten Ecke des Gartens eine Schale mit Lebensmitteln auf, die Wespen anlocken. Zum Beispiel reife Bananen und Weintrauben.
2/ Ruhe bewahren und nicht pusten. Das Kohlendioxid in der Atemluft macht die hungrigen Insekten erst recht aggressiv.
3/ Nicht nach den Tieren schlagen. Keine hektischen Bewegungen machen, auch nicht mit den Fingern zerquetschen! Denn auch tote Wespen können stechen. Durch einen Reflex wird das Gift noch aus dem Stachel gepumpt.

Weitere Informationen:

Kostenloses Bildmaterial: www.Presse.DeutscheWildtierStiftung.de
E.Goris@DeutscheWildtierStiftung.de, www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Wandel der Arbeitswelt – Soziale Medien steigern den Leistungsdruck

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

Facebook, Xing und andere Web-2.0-Anwendungen verschärfen die Aufforderung zur Eigenverantwortung im Job, auch die Tendenz zur Selbstvermarktung verstärkt sich, zeigen Untersuchungen der LMU-Soziologin Tanja Carstensen.

„Soziale Medien bringen eine neue Dynamik in den Wandel der Arbeitswelt, denn sie sind die perfekte technologische Unterstützung für selbstorganisiertes und eigenverantwortliches Arbeiten“, sagt Dr. Tanja Carstensen, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie und Gender Studies der LMU. Durch das Arbeiten in Projekten, wie es sich seit Jahren durchsetzt, steigt die Gestaltungsfreiheit, zugleich bleibt es aber allen selbst überlassen, wie sie ihre Ziele und ihr Arbeitspensum schaffen. „Damit gehen neue Freiräume einher, zugleich gibt es aber eine Tendenz zur Selbstausbeutung.“ Das verschärft sich mit Technologien wie sozialen Netzwerken und Smartphones, durch die Beschäftigte nun jederzeit erreichbar sind. Zudem geben Präsenzanzeigen darüber Auskunft, wer wann wie lange online ist. Ein Teil der Beschäftigten schätze die neuen Möglichkeiten, sich auszutauschen und zu profilieren. „Das steigert aber auch den Leistungsdruck“, sagt Carstensen.

Die Untersuchungen der LMU-Soziologin zeigen, welch zunehmende Bedeutung die sozialen Netzwerke mit ihren Möglichkeiten, sich digital zu präsentieren, heute für den Joballtag und beruflichen Erfolg haben. „Die Beschäftigten werden dazu aktiviert, sich mit all ihrer Leidenschaft, Kreativität und Motivation einzubringen und als ganze Persönlichkeit sichtbar zu werden.“

Mehr Transparenz und Austausch und dadurch mehr Effizienz erhoffen sich Unternehmen von internen sozialen Netzwerken. Bislang haben sich diese Hoffnungen Tanja Carstensen zufolge kaum erfüllt. Der Einsatz sozialer Medien bedeute den Wechsel von einer Bring- zur Holschuld. Man bekommt keine E-Mails mehr zugeschickt, sondern ist selbst verantwortlich dafür, sich zu informieren. „Das verschärft die Aufforderung zur Selbstorganisation und verlangt mehr Eigenverantwortung“, sagt Carstensen. „Soziale Netzwerke erleichtern es Unternehmen zudem, Arbeit auszulagern und ihre Strukturen weiter aufzulösen. Für die Festangestellten steigt damit der Wettbewerb, sie konkurrieren so auch mit den Externen.“

Interview zum Thema:
„Social Media steigert den Leistungsdruck“
LMU-Soziologin Tanja Carstensen über Facebook und andere Web-2.0-Anwendungen in der Arbeitswelt
http://www.uni-muenchen.de/aktuelles/medien/spotlight/2016_meldungen/carstensen_…

Kontakt:
Dr. Tanja Carstensen
Lehrstuhl für Soziologie und Gender Studies der LMU
E-Mail: Tanja.Carstensen@soziologie.uni-muenchen.de

Quelle: idw

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Fortschritt bei der Impfung gegen Wespengift

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Gerade im Spätsommer geht unter Allergikern die Angst vor Wespenstichen um. Die sogenannte Hyposensibilisierung kann helfen, ist allerdings mit erheblichem Aufwand für Patienten und Krankenkassen verbunden. Forscher am Helmholtz Zentrum und der Technischen Universität in München haben nun im Fachmagazin ‚Allergy‘ eine Methode vorgestellt, die ein personalisiertes Verfahren erlaubt.

Im Spätsommer ein Stück Kuchen im Freien zu genießen, das kann schnell zum Wagnis werden: Binnen weniger Augenblicke umschwirren einen meist die ersten Wespen. Die Tiere stellen im Spätsommer ihre Ernährung um und „fliegen“ besonders jetzt auf zuckerhaltige Produkte. Wer nicht aufpasst oder falsch reagiert, dem drohen Wespenstiche. Für Allergiker teilweise eine bedrohliche Situation.

Die Hyposensibilisierung ist eine gängige Therapie gegen Allergien. Der Patient bekommt dabei in bestimmten zeitlichen Abständen eine Impfung mit dem Allergen in steigender Konzentration. Dabei gewöhnt sich der Körper langsam an das Allergen, in diesem Fall das Insektengift. Die Prozedur kann sich aber über Jahre hinziehen. „Wichtig für den Erfolg ist, dass die Patienten mit genau dem Stoff behandelt werden, der die Allergie auslöst“, erklärt Dr. Simon Blank, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Allergieforschung (IAF) am Helmholtz Zentrum München. Allerdings gibt es zahlreiche verschiedene Varianten des Wespengifts. „Die Gifte verschiedener Wespenarten waren bislang kaum diagnostisch zu unterscheiden“, so Blank weiter. „Dadurch ist es entsprechend schwer, den Patienten die optimale Behandlung anzubieten. Das führt dazu, dass sie häufig unnötigerweise gegen mehrere Gifte behandelt werden – mit Belastungen für Patienten und Krankenkassen.“

Bessere Diagnostik durch neue Testmethode
Dieses Problem konnten Blank und seine Kollegen um IAF-Direktor Prof. Carsten Schmidt-Weber mit einem neuen Test beheben: Dazu produzierten sie zunächst in umfunktionierten Insektenzellen gezielt die Allergenkomponenten der Gifte von insgesamt sieben verschiedenen Insektenarten.* Diese untersuchten sie dann auf deren Wechselwirkung mit den allergieauslösenden Antikörpern von 63 Patienten. „Eine Abfolge mehrerer Testmethoden ermöglicht uns, aus Blutproben exakt das Gift zu bestimmen, gegen das die Patienten allergisch reagieren“, so Erstautor und Doktorand Maximilian Schiener. „Auf diese Weise wäre es möglich, die jeweils optimale Impfung anzubieten.“ Allerdings, so die Forscher, sei eine Hyposensibilisierung noch nicht gegen alle Gifte verfügbar und daher weitere Arbeit nötig.

Die Ergebnisse kommen genau zur richtigen Zeit, denn der Klimawandel scheint auch neue Wespenarten nach Deutschland zu bringen, die wiederum eigene Gifte produzieren. „Kürzlich haben uns Kollegen aus Aachen berichtet, sie hätten die aus dem Mittelmeerraum bekannte Feldwespe gesichtet“, erläutert Studienleiter Blank. „Sollten sich diese neuen Bewohner hier weiter verbreiten, wäre es natürlich von Vorteil, wenn wir für Allergiker direkt die passenden Gegenmaßnahmen einleiten könnten – den Impfstoff gibt es bereits. Ein Test wie der Unsere könnte das auslösende Gift zuvor eindeutig identifizieren.“

Weitere Informationen
* Konkret handelte es sich um das Antigen5 genannte Allergen aus dem Wespengift.

Hintergrund:
Das Verfahren hatten die Wissenschaftler schon erprobt, um die Gifte von Bienen und Wespen unterscheiden zu können. „Die immer besser werdenden technischen Möglichkeiten erlauben uns jetzt im nächsten Schritt, noch einmal innerhalb der Wespengifte Unterscheidungen zu treffen“, so Studienleiter Blank.

Auch in anderen Bereichen der Allergologie hat die molekulare Diagnostik zu erheblichen Verbesserungen geführt. Wissenschaftlich beschrieben werden diese im ebenfalls aktuell publizierten Molecular Allergology User’s Guide der Europäischen Akademie für Allergie und klinische Immunologie (EAACI). Unter den über 50 Autoren aus 15 Ländern befindet sich auch Dr. Simon Blank vom Helmholtz Zentrum München.

Original-Publikation:
Schiener, M. et al. (2016): Application of recombinant antigen 5 allergens from 7 allergy-relevant Hymenoptera species in diagnostics. Allergy, DOI: 10.1111/all.13000

Übersichtsartikel zum Thema:
Ollert, M. & Blank, S. (2015): Anaphylaxis to insect venom allergens: role of molecular diagnostics. Current Allergy and Asthma Reports, DOI: 10.1007/s11882-015-0527-z

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Institut für Allergieforschung (IAF) erforscht molekulare Entstehungsmechanismen von Allergien, weltweit zunehmenden Erkrankungen. Das IAF will die epidemiologische Ausbreitung aufhalten, indem Wissenschaftler und Kliniker zusammen intensiv an individuellen Präventionsansätzen forschen. Im therapeutischen Bereich wollen Wissenschaftler des Instituts neue auf den Patienten abgestimmte Ansätze entwickeln. Das IAF kooperiert dabei mit der Technischen Universität München in der gemeinsamen Einrichtung Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM). Außerdem ist das IAF Mitglied des Cluster für Allergie und Immunität (CAI) und des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL). http://www.helmholtz-muenchen.de/iaf

Das Zentrum Allergie und Umwelt (Leitung: Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber) in München ist eine gemeinsame Einrichtung von Helmholtz Zentrum München und Technischer Universität München. Die in der deutschen Forschungslandschaft einzigartige Kooperation dient der fachübergreifenden Grundlagenforschung und Verknüpfung mit Klinik und klinischen Studien. Durch diesen translationalen Ansatz lassen sich Erkenntnisse über molekulare Entstehungsmechanismen von Allergien in Maßnahmen zu ihrer Vorbeugung und Therapie umsetzen. Die Entwicklung wirksamer, individuell zugeschnittener Therapien ermöglicht betroffenen Patienten eine bessere Versorgung. http://www.zaum-online.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 500 Professorinnen und Professoren, rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 39.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um Wirtschafts- und Bildungswissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. http://www.tum.de

Fachlicher Ansprechpartner:
Dr. Simon Blank, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Allergieforschung & Zentrum Allergie und Umwelt, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 4140 2625 – E-Mail: simon.blank@helmholtz-muenchen.de

Quelle: idw

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Umweltrat: Umweltprogramm 2030 ist ein wichtiger Meilenstein

Rainer Kintzel Pressestelle
Sachverständigenrat für Umweltfragen

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) begrüßt nachdrücklich das heute durch Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks vorgestellte Integrierte Umweltprogramm 2030. Das Programm ist ein Meilenstein in der Weiterentwicklung der deutschen Umweltpolitik und unterstützt die Ziele der deutschen Nachhaltigkeits-strategie.

„Das neue Programm zielt darauf, mit der Umwelt eine zentrale Grundlage unseres Wohlstandes zu sichern. Die ökologischen Belastungsgrenzen unseres Landes, aber auch der Erde insgesamt, sind in vielen Bereichen erreicht. Daher ist eine zukunftsorientierte Erneuerung nicht nur beim Klimaschutz, sondern in zahlreichen weiteren Bereichen notwendig. Dies reicht vom Verkehr zum Bauen, vom Naturschutz zur Landwirtschaft“, erklärt Ratsmitglied Prof. Dr. Wolfgang Lucht.

Das Integrierte Umweltprogramm zeigt auf, dass wichtige umweltpolitische Ziele auf ein Zusammenwirken der gesamten Bundesregierung angewiesen sind. Umweltpolitik wird zunehmend zu einem integralen Bestandteil auch der Wirtschafts-, Sozial- und Gesundheitspolitik. Energie, Mobilität und Konsum sind zentrale Themen, bei welchen Politik auf wissenschaftlicher Grundlage fachübergreifend koordiniert werden muss. Daher begrüßt der SRU das im Programm formulierte Bekenntnis zu einer sozial-ökologischen Marktwirtschaft.

„Nur mit einer wirksamen Umweltpolitik kann der notwendige Wandel erreicht und Wohlstand dauerhaft gesichert werden. Das vorgeschlagene Initiativrecht des Umweltministeriums würde die notwendige Integration von Umweltbelangen in andere Ressorts erheblich unterstützen. Am Ende wird sich die Wirksamkeit des Integrierten Umweltprogramms 2030 jedoch daran messen lassen, ob die formulierten Ziele in der Praxis erreicht worden sind“, betont die Ratsvorsitzende Prof. Dr. Claudia Hornberg.
Für weitere Informationen steht Ihnen Frau Dr. Julia Hertin zur Verfügung,
Tel.: +49 30 263696-0.

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) berät die Bundesregierung seit nahezu 45 Jahren in Fragen der Umweltpolitik. Die Zusammensetzung des Rates aus sieben Professorinnen und Professoren verschiedener Fachdisziplinen gewährleistet eine wissenschaftlich unabhängige und umfassende Begutachtung, sowohl aus naturwissenschaftlich-technischer als auch aus ökonomischer, rechtlicher und politikwissenschaftlicher Perspektive.

Der Rat besteht aus folgenden Mitgliedern:
Prof. Dr. Claudia Hornberg (Vorsitzende), Universität Bielefeld
Prof. Dr. Manfred Niekisch (stellv. Vorsitzender), Goethe-Universität und Zoologischer Garten Frankfurt
Prof. Dr. Christian Calliess, Freie Universität Berlin
Prof. Dr. Claudia Kemfert, Hertie School of Governance und Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung
Prof. Dr. Wolfgang Lucht, Humboldt-Universität zu Berlin und Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker, Universität Siegen
Prof. Dr.-Ing. Vera Susanne Rotter, Technische Universität Berlin

Sachverständigenrat für Umweltfragen, Luisenstraße 46, 10117 Berlin
Telefon: +49 30 263696-0
Internet: http://www.umweltrat.de
E-Mail: info@umweltrat.de

Weitere Informationen:
http://www.umweltrat.de

Quelle: idw

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Allergieforschung: Reaktion auf Hausstaubmilben hängt vom Alter ab

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Bei erwachsenen Hausstaubmilben-Allergikern führt eine Kaskade von Entzündungssignalen auf der Oberfläche der Atemwege zum sogenannten Airway Remodeling. Dieser Prozess ist nicht durch die standardmäßige Cortisontherapie zu beeinflussen. Das berichten Forscher am Helmholtz Zentrum und der Technischen Universität München in der neuesten Ausgabe des ‚Journal of Allergy and Clinical Immunology‘.

Weltweit sind mehr als 300 Millionen Menschen von Asthma betroffen. Ein häufiges Symptom in diesem Zusammenhang ist das Airway Remodeling: ein krankhafter Umbau der Atemwegsstruktur, bedingt durch fehlgesteuerte Reparaturprozesse.* Je nach Alter der Patienten können als Leukotriene bekannte Botenstoffe dabei eine wichtige Rolle spielen, wie Forscher um Dr. Julia Esser-von Bieren nun herausfanden. „Es gibt zwar bereits Medikamente, die gegen Leukotriene gerichtet sind, über die genauen Krankheitsmechanismen wissen wir aber noch viel zu wenig“, so die Gruppenleiterin am Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM), einer gemeinsamen Forschungseinrichtung des Helmholtz Zentrums und der Technischen Universität München.

Die Forschenden interessierten sich in der aktuellen Arbeit vor allem dafür, ob es altersbedingte Unterschiede bei der Ausprägung einer Hausstaubmilben-Allergie gab. Sie untersuchten in Zusammenarbeit mit Prof. Benjamin Marsland vom Universitätsspital CHUV in Lausanne ein entsprechendes Versuchsmodell. Dabei stellte sich heraus, dass ein Extrakt aus Hausstaubmilben unterschiedliche Reaktionen hervorrief, je nachdem in welchem Zeitfenster er auf das Immunsystem trifft.

„Auffällig ist, dass Leukotriene vor allem dann eine wichtige Rolle zu spielen scheinen, wenn Erwachsene eine Allergie erwerben“, berichtet Katharina Dietz, die Erstautorin der Studie. „Sie sind Teil einer ganzen Kaskade von Signalen, die letztlich zur Reaktion auf den Hausstaubmilbenextrakt führt.“ Dabei involviert sind der Studie zufolge vor allem das Signalprotein Wnt5a, die Enzyme Transglutaminase 2 und Phospholipase A2 sowie die Leukotriene selbst. Diese Ergebnisse konnten die Wissenschaftler in menschlichen Zellen und Nasenpolypengewebe von Patienten bestätigen.

Durch Cortison nicht aufzuhalten
Interessant war für die Forscher auch, woher diese Moleküle stammen: so konnten sie zeigen, dass vor allem die Epithelzellen der Bronchien die Kaskade selber antreiben. „Bisher wurde angenommen, dass die Leukotriene bei Allergien hauptsächlich von bestimmten weißen Blutkörperchen, den sogenannten eosinophilen Granulozyten, produziert werden“, ordnet Studienleiterin Esser-von Bieren die Ergebnisse ein.

Aber die Ergebnisse dienen nicht nur dem Verständnis, sondern sind auch für die Therapie relevant, denn: „Diese Kaskade lässt sich durch eine Cortisonbehandlung, wie sie standardmäßig bei Allergikern durchgeführt wird, nicht aufhalten“, so Esser-von Bieren. Sie hält es daher für möglich auch, dass sich die Ergebnisse künftig auch therapeutisch auswirken könnten: „Die starke Präsenz der Leukotrienkaskade im entzündeten Atemwegsepithel widerlegt die verbreitete Annahme, dass strukturelle Zellen als Leukotrien-Produzenten zu vernachlässigen sind. Im Gegenteil: Bei einer chronischen, Kortison-resistenten Entzündung in Form von Asthma oder Nasenpolypen sollte je nach Alter und Allergiestatus des Patienten die Anwendung von Medikamenten erwogen werden, die auf die Leukotrienkaskade im Atemwegsepithel zielen.“

Weitere Informationen

Hintergrund:
Die aktuelle Studie führte Experten für unterschiedliche Teilbereiche in einer Kooperation zusammen: Die ZAUM-Forscher aus München sind bestens vertraut mit den Reaktionen des Atemwegepithels. Erst kürzlich konnten sie zeigen, wie Allergien die Oberfläche der Atemwege prägen http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-medien/pressemitteilungen/2015/pressemit…. Die Schweizer Forscherinnen und Forscher aus Lausanne widmen sich der Entschlüsselung der zeitlichen Abfolge der Allergieprozesse. Unter anderem befassen sie sich mit der Entstehung von Asthma in der frühen Entwicklungsphase und welche Rolle beispielsweise Mikroben dabei spielen http://www.snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/news-140515-medienmitteilung….

* Dies beinhaltet beispielsweise die vermehrte Einlagerung von Bindegewebe in die Wand der Bronchien, eine Zunahme von schleimbildenden Drüsenzellen im Bronchialepithel oder ein verstärktes Wachstum von Muskelzellen in den Atemwegswänden. Ein wichtiger Auslöser für diesen fehlerhaften Umbau sind offenbar fortwährende Entzündungsprozesse in den Atemwegen.

Original-Publikation:
Dietz, K. et al. (2016): Age dictates a steroid resistant cascade of Wnt5a, transglutaminase-2 and leukotrienes in inflamed airways. Journal of Allergy and Clinical Immunology, doi: 10.1016/j.jaci.2016.07.014

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Zentrum Allergie und Umwelt (Leitung: Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber) in München ist eine gemeinsame Einrichtung von Helmholtz Zentrum München und Technischer Universität München. Die in der deutschen Forschungslandschaft einzigartige Kooperation dient der fachübergreifenden Grundlagenforschung und Verknüpfung mit Klinik und klinischen Studien. Durch diesen translationalen Ansatz lassen sich Erkenntnisse über molekulare Entstehungsmechanismen von Allergien in Maßnahmen zu ihrer Vorbeugung und Therapie umsetzen. Die Entwicklung wirksamer, individuell zugeschnittener Therapien ermöglicht betroffenen Patienten eine bessere Versorgung. http://www.zaum-online.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 500 Professorinnen und Professoren, rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 39.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um Wirtschafts- und Bildungswissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. http://www.tum.de

Fachliche Ansprechpartnerin:
Dr. Julia Esser-von Bieren, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Allergieforschung & Zentrum Allergie und Umwelt, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 4140 3464 – E-Mail: julia.esser-von-bieren@tum.de

Quelle: idw

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Hochschule Düsseldorf: Neue Studie – Kölsch versus Alt

Simone Fischer Informations- und Pressestelle
Hochschule Düsseldorf

Erkenntnisse aus konsumentenpsychologischen Experimenten :
„KÖLSCH versus ALT“: Kölner und Düsseldorfer können in einem Blindtest „ihr“ Bier nicht voneinander unterscheiden

Konsumentenpsychologische Experimente, die Prof. Dr. Helmut Quack am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Düsseldorf durchführte, zeigen auf, dass die Kölner und Düsseldorfer in einem Test mit verbundenen Augen (Blindtest) zwischen KÖLSCH und ALT nicht unterscheiden können, das heißt, sie können die beiden Biere vom Geschmack her nicht differenzieren und bevorzugen auch keines der beiden Biere. An der Studie haben jeweils 50 Kölner und 50 Düsseldorfer im Alter von 35 bis 65 Jahren teilgenommen.

„fremde“ Bier. Kölsch wird jetzt als mild und ALT als würzig beschrieben, obgleich im Blindtest keine Unterschiede geschmeckt wurden. Man bewertete offenbar so, wie man es angesichts der hellen oder dunklen Bierfarbe vermutete. Diese Erkenntnisse eröffnen dem Marketing viele Möglichkeiten, um die Wahrnehmung des Biers zu beeinflussen, da der Geschmack von vielen Faktoren wie Farben, Markenwissen und -emotionen sowie Bezugsgruppen beeinflusst wird. Die Studie ist im Internet abrufbar unter:

Weitere Informationen:
http://wiwi.hs-duesseldorf.de/forschung-transfer/publikationen/forschungsbericht…
http://www.hs-duesseldorf.de

Quelle: idw

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In einer der dunkelsten Regionen Deutschlands testen Forscher die Folgen der Lichtverschmutzung

Angelina Tittmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Am Stechlinsee im Norden Brandenburgs kann man noch Nächte fast so dunkel wie vor der Einführung der elektrischen Beleuchtung erleben. Zu diesem Schluss kommt eine eben erschienene Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Von diesen guten Bedingungen profitieren nicht nur Sternengucker, sondern auch Forscher. Im IGB-Seelabor, einer im Stechlinsee schwimmenden Forschungsplattform, untersuchen sie die Auswirkungen der zunehmenden Lichtverschmutzung auf Seen und deren Organismen. Im Fokus des heute startenden Versuchs steht die diffuse Aufhellung des Nachthimmels durch Kunstlicht, das sogenannte Himmelsleuchten.

Himmelsleuchten (engl. skyglow) ist ein Phänomen, das über Gebieten mit künstlicher Beleuchtung (z.B. Städte, Gewächshäuser) auftritt und weltweit rasch an Bedeutung gewinnt. Das in den Nachthimmel abgestrahlte Licht wird von Aerosolen und Wolken in der Atmosphäre wieder in Richtung Erde zurückgestreut, so dass ein glühendes Gewölbe am Himmel erscheint. Untersuchungen des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) haben jetzt gezeigt, dass der Stechlinsee im Norden Brandenburgs davon kaum betroffen ist. Der See liegt in einer der dunkelsten Regionen Deutschlands.

Motivation für die im Fachblatt Journal of Quantitative Spectroscopy and Radiative Transfer veröffentlichte Studie war die Idee, in einem Freilandexperiment zu erforschen, wie sich das Himmelsleuchten auf Seen auswirkt. Dafür braucht es aber ein Gewässer, das nicht bereits durch Lichtverschmutzung belastet ist. Prinzipiell schien den IGB-Forschern der Stechlinsee dafür geeignet. Darauf deuteten Modellrechnungen hin, die auf nächtlichen Satellitenaufnahmen aus den 1990er Jahren beruhten. Doch seither hat sich in puncto Beleuchtung viel getan. Aus diesem Grund untersuchten Dr. Andreas Jechow und Kollegen die Himmelshelligkeit über dem Stechlin erneut. Statt sich wieder auf Satellitenbilder zu stützen, die nur begrenzte Aussagekraft haben, arbeiteten sie diesmal mit einem auf dem See installierten Sensor. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass der Nachthimmel über dem Stechlinsee heute noch nahezu so dunkel ist wie in klaren mondlosen Nächten vor Einführung der elektrischen Beleuchtung. «Besonders überrascht hat uns, dass trotz der Nähe zu Berlin die Himmelshelligkeit über dem Stechlinsee durch Wolken sogar noch weiter herabgesetzt wird. Eigentlich ist das normal, trifft aber heute nur noch auf ganz wenige Regionen der Welt zu», sagt der Physiker Andreas Jechow.

Der Stechlinsee bietet also beste Referenzbedingungen für das heute beginnende Freilandexperiment. Der Versuch, an dem 60 Wissenschaftler aus über 10 Ländern beteiligt sind, dauert bis Mitte Oktober und findet am Seelabor, der im Stechlinsee schwimmenden Forschungsplattform des IGB, statt. Die Versuchsanlage besteht aus 24 Zylindern, die Seebecken von jeweils neun Metern Durchmesser und zwanzig Metern Tiefe einschließen. Für die Versuche haben die IGB-Wissenschaftler ein spezielles System mit LED-Leuchten entwickelt und installiert, mit dem das diffuse Licht des Himmelsleuchtens im Seelabor simuliert wird. Um die Reaktionen im Ökosystem See zu verfolgen, werden in den nächsten Wochen am Tag und in der Nacht umfangreiche Proben genommen. Dabei kommt auch modernste Video- und Sonartechnik zum Einsatz, mit der die Forschenden das Wanderverhalten von Schlüsselarten wie den Wasserflöhen und Fischen beobachten. «Die Effekte dieser Art von Lichtverschmutzung auf das Ökosystem und die Biodiversität sind weitgehend unbekannt, könnten aber erheblich sein», erklärt Prof. Dr. Mark Gessner, der Co-Leiter des Forschungsprojekts «Seeökosysteme erleuchten». Die Ergebnisse des Versuchs versprechen sowohl grundlegend neue Erkenntnisse zur Wirkung nächtlicher Beleuchtung auf Seen als auch Hinweise, die für das Gewässermanagement bedeutsam sind.

Weitere Informationen unter http://www.seelabor.de

Originalstudie:
Jechow A., Hölker F., Kolláth Z., Gessner M.O., Kyba C.C.M. (2016) Evaluating the summer night sky brightness at a research field site on Lake Stechlin in northeastern Germany. Journal of Quantitative Spectroscopy and Radiative Transfer 181, 24-32.
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022407315301825

Foto-Download:
http://www.seelabor.de/index.php/medieninfo-start-seelabor-experiment-2016.html

Kontakt:
Dr. Martina Bauchrowitz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Seelabor
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Tel: 0151 4038 0962
martina.bauchrowitz@igb-berlin.de

Weitere Informationen zum IGB:
http://www.igb-berlin.de

Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.

Quelle: idw

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Allergieforschung: Reaktion auf Hausstaubmilben hängt vom Alter ab

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Bei erwachsenen Hausstaubmilben-Allergikern führt eine Kaskade von Entzündungssignalen auf der Oberfläche der Atemwege zum sogenannten Airway Remodeling. Dieser Prozess ist nicht durch die standardmäßige Cortisontherapie zu beeinflussen. Das berichten Forscher am Helmholtz Zentrum und der Technischen Universität München in der neuesten Ausgabe des ‚Journal of Allergy and Clinical Immunology‘.

Weltweit sind mehr als 300 Millionen Menschen von Asthma betroffen. Ein häufiges Symptom in diesem Zusammenhang ist das Airway Remodeling: ein krankhafter Umbau der Atemwegsstruktur, bedingt durch fehlgesteuerte Reparaturprozesse.* Je nach Alter der Patienten können als Leukotriene bekannte Botenstoffe dabei eine wichtige Rolle spielen, wie Forscher um Dr. Julia Esser-von Bieren nun herausfanden. „Es gibt zwar bereits Medikamente, die gegen Leukotriene gerichtet sind, über die genauen Krankheitsmechanismen wissen wir aber noch viel zu wenig“, so die Gruppenleiterin am Zentrum Allergie und Umwelt (ZAUM), einer gemeinsamen Forschungseinrichtung des Helmholtz Zentrums und der Technischen Universität München.

Die Forschenden interessierten sich in der aktuellen Arbeit vor allem dafür, ob es altersbedingte Unterschiede bei der Ausprägung einer Hausstaubmilben-Allergie gab. Sie untersuchten in Zusammenarbeit mit Prof. Benjamin Marsland vom Universitätsspital CHUV in Lausanne ein entsprechendes Versuchsmodell. Dabei stellte sich heraus, dass ein Extrakt aus Hausstaubmilben unterschiedliche Reaktionen hervorrief, je nachdem in welchem Zeitfenster er auf das Immunsystem trifft.

„Auffällig ist, dass Leukotriene vor allem dann eine wichtige Rolle zu spielen scheinen, wenn Erwachsene eine Allergie erwerben“, berichtet Katharina Dietz, die Erstautorin der Studie. „Sie sind Teil einer ganzen Kaskade von Signalen, die letztlich zur Reaktion auf den Hausstaubmilbenextrakt führt.“ Dabei involviert sind der Studie zufolge vor allem das Signalprotein Wnt5a, die Enzyme Transglutaminase 2 und Phospholipase A2 sowie die Leukotriene selbst. Diese Ergebnisse konnten die Wissenschaftler in menschlichen Zellen und Nasenpolypengewebe von Patienten bestätigen.

Durch Cortison nicht aufzuhalten
Interessant war für die Forscher auch, woher diese Moleküle stammen: so konnten sie zeigen, dass vor allem die Epithelzellen der Bronchien die Kaskade selber antreiben. „Bisher wurde angenommen, dass die Leukotriene bei Allergien hauptsächlich von bestimmten weißen Blutkörperchen, den sogenannten eosinophilen Granulozyten, produziert werden“, ordnet Studienleiterin Esser-von Bieren die Ergebnisse ein.

Aber die Ergebnisse dienen nicht nur dem Verständnis, sondern sind auch für die Therapie relevant, denn: „Diese Kaskade lässt sich durch eine Cortisonbehandlung, wie sie standardmäßig bei Allergikern durchgeführt wird, nicht aufhalten“, so Esser-von Bieren. Sie hält es daher für möglich auch, dass sich die Ergebnisse künftig auch therapeutisch auswirken könnten: „Die starke Präsenz der Leukotrienkaskade im entzündeten Atemwegsepithel widerlegt die verbreitete Annahme, dass strukturelle Zellen als Leukotrien-Produzenten zu vernachlässigen sind. Im Gegenteil: Bei einer chronischen, Kortison-resistenten Entzündung in Form von Asthma oder Nasenpolypen sollte je nach Alter und Allergiestatus des Patienten die Anwendung von Medikamenten erwogen werden, die auf die Leukotrienkaskade im Atemwegsepithel zielen.“

Weitere Informationen

Hintergrund:
Die aktuelle Studie führte Experten für unterschiedliche Teilbereiche in einer Kooperation zusammen: Die ZAUM-Forscher aus München sind bestens vertraut mit den Reaktionen des Atemwegepithels. Erst kürzlich konnten sie zeigen, wie Allergien die Oberfläche der Atemwege prägen http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-medien/pressemitteilungen/2015/pressemit…. Die Schweizer Forscherinnen und Forscher aus Lausanne widmen sich der Entschlüsselung der zeitlichen Abfolge der Allergieprozesse. Unter anderem befassen sie sich mit der Entstehung von Asthma in der frühen Entwicklungsphase und welche Rolle beispielsweise Mikroben dabei spielen http://www.snf.ch/de/fokusForschung/newsroom/Seiten/news-140515-medienmitteilung….

* Dies beinhaltet beispielsweise die vermehrte Einlagerung von Bindegewebe in die Wand der Bronchien, eine Zunahme von schleimbildenden Drüsenzellen im Bronchialepithel oder ein verstärktes Wachstum von Muskelzellen in den Atemwegswänden. Ein wichtiger Auslöser für diesen fehlerhaften Umbau sind offenbar fortwährende Entzündungsprozesse in den Atemwegen.

Original-Publikation:
Dietz, K. et al. (2016): Age dictates a steroid resistant cascade of Wnt5a, transglutaminase-2 and leukotrienes in inflamed airways. Journal of Allergy and Clinical Immunology, doi: 10.1016/j.jaci.2016.07.014

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Das Zentrum Allergie und Umwelt (Leitung: Prof. Dr. Carsten Schmidt-Weber) in München ist eine gemeinsame Einrichtung von Helmholtz Zentrum München und Technischer Universität München. Die in der deutschen Forschungslandschaft einzigartige Kooperation dient der fachübergreifenden Grundlagenforschung und Verknüpfung mit Klinik und klinischen Studien. Durch diesen translationalen Ansatz lassen sich Erkenntnisse über molekulare Entstehungsmechanismen von Allergien in Maßnahmen zu ihrer Vorbeugung und Therapie umsetzen. Die Entwicklung wirksamer, individuell zugeschnittener Therapien ermöglicht betroffenen Patienten eine bessere Versorgung. http://www.zaum-online.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 500 Professorinnen und Professoren, rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 39.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um Wirtschafts- und Bildungswissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. http://www.tum.de

Fachliche Ansprechpartnerin:
Dr. Julia Esser-von Bieren, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Allergieforschung & Zentrum Allergie und Umwelt, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel. +49 89 4140 3464 – E-Mail: julia.esser-von-bieren@tum.de

Quelle: idw

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Selenversorgung beeinflusst Risiko für Krebsentwicklung

Manuela Zingl GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

Charité-Wissenschaftler untersuchen Zusammenhänge

Das Spurenelement Selen ist ein essentieller Nahrungsbestandteil. Wie Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit mit der International Agency for Research on Cancer nun zeigen konnten, sorgt ein hoher Selenwert im Blut für ein vermindertes Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. Die aktuelle Studie hat auch weitere Risikofaktoren einbezogen und den Einfluss der Selenversorgung auf die Entwicklung anderer Krebsarten betrachtet. Die Ergebnisse sind im Fachmagazin American Journal of Clinical Nutrition* veröffentlicht.

Das Spurenelement Selen (Se) ist unter anderem in Fisch, Meeresfrüchten, Fleisch, Milch und Ei enthalten, auch einige südamerikanische Nüsse wie die Paranuss sind gute Selenquellen. Das Element findet seinen Weg über den Boden und die Pflanzen im Zuge der Ernährung in Mensch und Tier. Im Gegensatz zu anderen Regionen der Erde sind die europäischen Böden eher selenarm, was sich in einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Selenmangel der Bevölkerung niederschlägt. In Deutschland wird das Spurenelement daher bereits in der Tiermast ergänzend eingesetzt.

Durch eine selenreiche Ernährung oder eine angemessene Supplementation entstehen keine Nachteile. Selenmangel dagegen kann ein Risikofaktor für eine Reihe von Erkrankungen sein. „Wir konnten nachweisen, dass ein Mangel an Selen einen starken Risikofaktor für Leberkrebs darstellt“, sagt Prof. Dr. Lutz Schomburg vom Institut für Experimentelle Endokrinologie. „Das Drittel der Bevölkerung mit dem stärksten Selenmangel hat unseren Daten entsprechend ein fünf- bis zehnfach höheres Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom, auch Leberkrebs genannt“, so der Wissenschaftler.

Bei der aktuellen Untersuchung handelt es sich um eine Fall-Kontroll-Studie. Aus einer Kohorte von 477.000 Probanden wurden diejenigen identifiziert, die in den folgenden zehn Jahren ein hepatozelluläres Karzinom entwickelt hatten. Die Analyse der Blutproben auf den Selenstatus erfolgte, als die Probanden noch gesund waren. „Unsere Studie zeigt nicht direkt, dass eine Supplementation mit Selen vor Leberkrebs schützt. Sie untermauert allerdings erneut die Wichtigkeit einer ausgewogenen Ernährung, in der das Spurenelement Selen nicht fehlen darf“, erklärt Prof. Schomburg. Vorangegangene Studien hatten bereits ähnliche Zusammenhänge von Selenstatus und Darmkrebsrisiko oder der Wahrscheinlichkeit von Schilddrüsenerkrankungen nahe gelegt.

*Hughes DJ, et al.. Prediagnostic selenium status and hepatobiliary cancer risk in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition cohort. Am J Clin Nutr. 2016 Aug;104(2):406-14. doi: 10.3945/ajcn.116.131672.

Kontakt:
Prof. Dr. Lutz Schomburg
Institut für Experimentelle Endokrinologie
Charité – Universitätsmedizin Berlin
t: +49 30 450 524289 / 450 524105
E-Mail: lutz.schomburg@charite.de

Weitere Informationen:
http://www.charite.de
https://expendo.charite.de/

Quelle: idw

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Körperwärme als Stromquelle

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

In Kleidung integrierbare Thermozellen auf Gel-Elektrolyt-Basis nutzen Körperwärme

In Textilien integrierte Elektronik liegt im Trend: Systeme wie das Smartphone-Display im Ärmel oder Sonden für Körperfunktionen in der Sportbekleidung wurden bereits realisiert. Woran es am meisten hapert, ist eine bequeme, ebenfalls „anziehbare“ Stromversorgung. Chinesische Wissenschaftler wollen die benötigte Energie jetzt aus überschüssiger Körperwärme beziehen. In der Zeitschrift Angewandte Chemie stellen sie eine flexible, am Körper tragbare Thermozelle vor, die auf zwei verschiedenen gelartigen Elektrolyten basiert.

Durch Muskelarbeit und Stoffwechsel erzeugt unser Körper ständig Wärme. Ein Teil davon wird einfach über die Haut an die Umgebung abgegeben. Aufgrund der relativ geringen Temperaturunterschiede zwischen den ungefähr 32 °C der Haut und der Umgebungstemperatur ist eine Nutzung der Körperwärme nicht so einfach zu realisieren. Bisherige thermoelektrische Generatoren, beispielsweise auf Halbleiterbasis, liefern zu wenig Energie, sind kostspielig oder zu zerbrechlich für Systeme, die am Körper getragen werden sollen. Und Thermozellen mit Elektrolytlösungen lassen sich nicht gut zu großflächigen „anziehbaren“ Systemen integrieren. Das Team um Jun Zhou von der Huazhong University of Science and Technology (Wuhan, China) hat eine Lösung für dieses Problem gefunden: Thermozellen mit Elektrolyten auf Gelbasis.

Die Forscher nutzen dabei einen thermogalvanischen Effekt: Werden zwei Elektroden, die sich im Kontakt mit einer Elektrolytlösung – oder einem Elektrolytgel – auf unterschiedlicher Temperatur gehalten, baut sich eine Potentialdifferenz auf. Die Ionen eines Redoxpaares im Elektrolyten können rasch zwischen zwei verschiedenen Ladungszuständen wechseln, indem sie an den Elektroden Elektronen aufnehmen bzw. abgeben. Um dies zur Gewinnung von Strom zu nutzen, kombinierten die Wissenschaftler zwei Typen von Zellen mit unterschiedlichen Redoxpaaren miteinander. Jede Zelle besteht aus zwei winzigen Metallplättchen als Elektroden, dazwischen befindet sich das Elektrolygel. Zelltyp 1 enthält das Redoxpaar Fe2+/Fe3+, Zelltyp 2 die Komplexionen [Fe(CN)6]3-/[Fe(CN)6]4-. Die Wahl der Redoxpaare bewirkt, dass bei einer Temperaturdifferenz auf der kalten Seite in Zelltyp 1 ein negatives Potential entsteht, in Typ 2 dagegen ein positives.

Die Forscher arrangierten eine Vielzahl der beiden Zelltypen zu einem Schachbrettmuster. Je zwei benachbarte Zellen wurden alternierend oben und unten von einem gemeinsamen Metallplättchen bedeckt und somit alle Zellen in Reihe geschaltet. Dieses „Schachbrett“ integrierten sie in einen Handschuh. Wird er angezogen, entsteht die erwünschte Temperaturdifferenz zwischen oberen und unteren Metallplättchen. Dadurch entsteht eine elektrische Spannung zwischen benachbarten Zellen, die sich aufsummiert. So ließe sich Strom zur Versorgung eines Geräts oder zur Aufladung eines Akkus gewinnen.

Bei einer Umgebungstemperatur von 5 °C konnten etwa 0,7 V Spannung sowie eine Leistung von etwa 0,3 µW erreicht werden. Eine Reihe von Optimierungen soll nun die Leistung auch bei geringeren Temperaturdifferenzen verbessern.

Angewandte Chemie: Presseinfo 30/2016

Autor:
Jun Zhou, Huazhong University of Science and Technology (China), mailto:jun.zhou@mail.hust.edu.cn

Link zum Originalbeitrag:
http://dx.doi.org/10.1002/ange.201606314

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

Weitere Informationen:
http://presse.angewandte.de

Quelle: idw

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UDE: Frauen arbeiten konstant kürzer als Männer – Zurückstecken für die Familie

Katrin Koster Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Immer mehr Frauen sind erwerbstätig, doch nach wie vor klafft bei Lohn und Arbeitszeit eine Lücke zwischen den Geschlechtern. Vor allem Mütter sind meist ausschließlich in Teilzeitjobs tätig. Mit durchschnittlich 30,1 Wochenstunden arbeiteten Frauen im Jahr 2015 hierzulande 8,2 Stunden kürzer als die Männer – und zahlen mit dieser sogenannten Gender Time Gap den Preis für ein funktionierendes Familienleben. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE), die jetzt im Informationsportal Sozialpolitik aktuell veröffentlicht wurde.

„Die Entwicklung in Deutschland verläuft gegen den europäischen Trend“, zeigt Arbeitszeitforscherin Dr. Angelika Kümmerling auf. In Europa betrug die Arbeitszeitlücke im Jahr 2015 5,8 Stunden und hat sich damit seit 2002 um 0,3 Stunden reduziert. Noch größer als in Deutschland und Österreich ist sie in Großbritannien und den Niederlanden. Dabei scheinen die Arbeitszeitunterschiede im Zeitverlauf „erstaunlich stabil“. „Vermutlich halten Frauen wie Männer unbeirrt an ihren konventionellen Erwerbsstrategien fest.“

Männer arbeiten nach wie vor nahezu ausschließlich in Vollzeit, während Frauen zumindest in der Familienphase auf Jobs mit weniger Stunden setzen, z.B. um sich verstärkt um die Kinder kümmern zu können. „Diese Teilzeitstrategie, mit den bekannten Auswirkungen eines geringeren Einkommens und schlechteren Karriereaussichten, führt zu einer nicht ausreichenden eigenständigen sozialen Absicherung der Frauen sowohl in der Erwerbsphase als auch bei Krankheit, Arbeitslosigkeit oder im Alter“, warnt Kümmerling.

Den Preis für eine bessere Vereinbarkeit und ein entspannteres Familienleben zahlen damit Frauen, indem sie nicht über die Rolle der Hinzuverdienerinnen im Haushalt hinaus kommen. Einen negativen Einfluss auf die Arbeitszeiten von Frauen können Steuersysteme wie das Ehegattensplitting haben, weil sie das Zweiteinkommen „bestrafen“ und mehr Stunden häufig nicht zu einem höheren Netto führen. In Schweden, Finnland, Dänemark oder und Litauen, wo dieses System nicht angewandt wird, liegt die Arbeitszeitlücke auch bei hoher weiblicher Erwerbstätigenquote unter dem EU-Durchschnitt.

Weitere Informationen:
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelde…
Dr. Angelika Kümmerling, Institut Arbeit und Qualifikation, Tel. 0203/379-1825, angelika.kuemmerling@uni-due.de

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0157/71283308, presse-iaq@uni-due.de

Quelle: idw

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Gewicht und BMI liefern keine Hinweise auf Blutfettwerte

Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zum Europäischen Kardiologiekongress (ESC) 2016 in Rom

Übergewicht und ein hoher Body-Mass-Index (BMI) könnten Hinweise darauf sein, dass auch die Blutfettwerte eine ungesunde Entwicklung nehmen, so eine verbreitete Meinung. Dass dem allerdings nicht so ist, zeigt die internationale DYSIS-Studie, die auf dem Europäischen Kardiologiekongress in Rom präsentiert wurde.

Im Rahmen von DYSIS (Dyslipidemia International Study) wurden mehr als 50.000 Patienten in 30 Ländern untersucht. Die Autoren analysierten unter anderem den Zusammenhang zwischen Body-Mass-Index (BMI), LDL- sowie HDL-Cholesterin und Triglyceriden. „Wir konnten keinen Einfluss des Body Mass Index auf das LDL-Cholesterin finden“, berichtet Dr. Dominik Lautsch. Der Einfluss auf HDL-Cholesterin und Triglyceride sei zwar statistisch signifikant, aber bei 2 bis 3 Prozent in der Realität eher gering. „Der Body-Mass-Index sollte daher nicht als Basis für die Durchführung eines Lipidprofils bei einem individuellen Patienten dienen, da eine Schlussfolgerung von Körpergewicht oder BMI auf Cholesterin nicht möglich ist.“

Quelle: ESC 2016 Abstract Lautsch et al. Do blood lipids correlate to body mass index? Findings from 52.916 statin treated patients.

Informationen:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
Pressesprecher: Prof. Dr. Eckart Fleck (Berlin)
Hauptstadtbüro der DGK: Leonie Nawrocki, Tel.: 030 206 444 82
Pressestelle: Kerstin Krug, Düsseldorf, Tel.: 0211 600692 43
presse@dgk.org
B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung, Dr. Birgit Kofler, Berlin/Wien, Tel.: +49-172-7949286; +43-676-6368930; +43-1-31943780; kofler@bkkommunikation.com

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit über 9500 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nau-heim gegründet, ist die DGK die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Weitere Informationen unter www.dgk.org.

Weitere Informationen:
http://www.dgk.org
http://www.dgk.org/presse
http://www.kardiologie.org

Quelle: idw

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Startschuss für die wissenschaftliche Begleitforschung zur stofflichen CO2-Nutzung

Dr. Christine Dillmann Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.

Die Unterstützung von Forschungsprojekten zur stofflichen Nutzung von CO2 bleibt weiterhin im Fokus der BMBF Technologieförderung: 15 Millionen Euro stellt das BMBF im Rahmen der BMBF Fördermaßnahme CO2Plus bereit. Mit den Schwerpunktthemen CO2-Abtrennung, CO2 als Baustein für chemische Grundstoffe sowie elektro- und photokatalytische Aktivierung von CO2 beschäftigen sich 13 Verbundprojekte, bestehend aus Industriepartnern, Forschungseinrichtungen und Universitäten.

Am 1. Juli 2016 startete das Projekt CO2Net+ das die Fördermaßnahme wissenschaftlich begleitet. Das Projekt mit einer Laufzeit von 3½ Jahren wird von der DECHEMA koordiniert und vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) Potsdam und der Universität Kassel unterstützt.

Im Fokus der Begleitforschung stehen unter Federführung der DECHEMA die Synthese und Aufbereitung von Ergebnissen der geförderten Projekte für die Öffentlichkeit, die Vernetzung der Projekte sowie die Bewertung und Potenzialabschätzung der Ergebnisse der Fördermaßnahme. Das Center for Environmental Systems Research an der Universität Kassel führt Stoffstromanalysen zur ökobilanziellen Bewertung der Quellen und technischen Nutzungspfade der stofflichen CO2-Nutzung durch, analysiert die ökonomisch wichtigen Einflussfaktoren und entwickelt zusammen mit relevanten Akteuren eine Roadmap, wie die chemische Industrie in Deutschland künftig verstärkt über das Recycling von CO2 versorgt werden kann. Das IASS Potsdam beleuchtet Fragestellungen zu wahrgenommenen Potenzialen und Risiken und zur Akzeptanz der CO2-Nutzung in der Gesellschaft und entwickelt Informationsmaterialien für unterschiedliche Zielgruppen.

Die Projekte zur stofflichen Nutzung von CO2 liefern einen wesentlichen Beitrag zur Verbreiterung der Rohstoffbasis der chemischen Industrie und eröffnen neue Wege, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Das wissenschaftliche Begleitvorhaben CO2Net+ stellt wirksame Werkzeuge zur Unterstützung der Projekte zur Verfügung, die einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung und Verbreitung der entwickelten Technologien leisten.

Die Partner:
DECHEMA e.V. http://www.dechema.de
Universität Kassel http://www.uni-kassel.de/einrichtungen/cesr
IASS Potsdam http://www.iass-potsdam.de

Weitere Informationen:
http://www.chemieundco2.de

Quelle: idw

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Zukunft Altbau: Fraunhofer IFAM veröffentlicht Studie zur Nachdämmung bereits gedämmter Außenwände

Fraunhofer IFAM, Dipl.-Biol. Martina Ohle Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Wärmedämmungen für Gebäude gibt es bereits seit Jahrzehnten. Viele Dämmungen der schon vor 20 oder 30 Jahren sanierten Häuser entsprechen allerdings nicht mehr dem Stand der Technik eines guten Wärmeschutzes. Gefördert durch die Forschungsinitiative »Zukunft Bau« des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) hat das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM eine Studie durchgeführt, die technische Möglichkeiten, Potenziale, Erfahrungen und Wirtschaftlichkeit einer Aufdoppelung älterer Wärmedämmverbundsysteme für eine nachhaltige Entwicklung an Wohngebäuden aufzeigt.

Viele ältere Außenwanddämmungen entsprechen nicht mehr den heutigen klimaschutzbedingten Erfordernissen und sind erst recht nicht „fit für die Zukunft“. Solche unzureichend gedämmten Außenwände sollten daher noch ein weiteres Mal gedämmt werden. Wurde bisher ein so genanntes Wärmedämmverbundsystem (WDVS) verwendet, so kann diese Verbesserung durch eine so genannte Aufdoppelung erfolgen. Im Wesentlichen werden dabei eine zweite Dämmschicht und ein neuer Putz aufgebracht.

Zukunftsfähige Dämmqualität
Eine der Grundlagen zur Entscheidung für eine Aufdoppelung bildet der Wärmedurchgangskoeffizient des Alt-Systems, der sogenannte U-Wert, der den Wärmeschutz in eine Zahl fasst. Je niedriger der U-Wert, desto weniger Energie kann nach außen entweichen. Bei Gebäuden gelten Außenwände mit Dämmschichtdicken von weniger als 10 cm bei einer Wärmeleitfähigkeit von 0,040 W/(m*K) bzw. einem Wärmedurchgangskoeffizienten von mehr als 0,35 W/(m²*K) als nicht mehr zukunftsfähig. Damit ein zeitgemäßer U-Wert von höchstens 0,20 W/(m²*K) erreicht wird, können die Häuser problemlos mit einem zweiten Wärmedämmverbundsystem nachgerüstet werden. Ist beispielsweise ein Alt-WDVS mit einer Dämmschichtdicke von 6 cm auf einem üblichen Mauerwerk vorhanden, so wird die genannte U-Wert-Anforderung mit einer zweiten10 cm dicken Dämmschicht mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/(m*K) erreicht.

An vier Modellgebäuden wurde untersucht, dass in Bezug auf die Außenwandfläche durch die Aufdoppelung eine Endenergieeinsparung von 19,4 bis 27,2 kWh/(m²*a) erzielt werden kann. Im Durchschnitt können etwa 22,0 kWh/(m²Wand*a) erreicht werden. Das entspricht einer Kostensenkung von ca. 1,35 € bei Erdgas und 2,20 € bei Fernwärme pro Quadratmeter Wandfläche eines Hauses pro Jahr.

Gute Zeitpunkte für die Aufdoppelung ergeben sich, sobald an der Fassade gearbeitet wird, sei es eine Putzausbesserung, eine Neugestaltung oder auch ein frischer Anstrich. Bei einer Umfrage nach Erfahrungen mit Aufdoppelungen gaben die Hauseigentümer vor allem Schäden am Alt-System und die Verbesserung des Wärmeschutzes als Gründe für die Entscheidung zur Aufdoppelung an. Welche Systeme für diese spezifische Sanierungsweise zugelassen sind, regelt das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) in Berlin.

Eine Abschätzung der Studie des Fraunhofer IFAM ergab, dass es in Deutschland ein Potenzial von ca. 417 Mio. m² aufdoppelbarer Wandfläche gibt. Wenn diese Fläche im Jahr 2030 nachgedämmt wäre, würde dann im Vergleich gegenüber dem Stand von 2015 eine Endenergieeinsparung von ca. 9,2 Terawattstunden (TWh) pro Jahr erzielbar sein. Dies entspricht dem jährlichen Endenergieverbrauch für Heizung und Warmwasser von ca. 400.000 Einfamilienhäusern.

Die Studie richtet sich an Entscheider, Energieberater, Hersteller sowie Verarbeiter und steht kostenlos als Download unter http://s.fhg.de/Xfv zur Verfügung.

Kontakt
Architekt Dr.-Ing. Klaus-Dieter Clausnitzer
Projektleiter Energiesystemanalyse
Telefon +49 421 2246-7021
Klaus-Dieter.Clausnitzer@ifam.fraunhofer.de

Weitere Informationen:
http://www.ifam.fraunhofer.de

Quelle: idw

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Spielfeld Arbeitsplatz: Was Manager von Profikickern lernen können

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Ein Spiel dauert neunzig Minuten, der Ball ist rund und natürlich muss das Runde in das Eckige – der Fußball steckt voller Lebensweisheiten. Dass sie sich auch auf die Wirtschaft übertragen lassen, dass Manager und Unternehmen von Erfolgen und Misserfolgen im Profifußball lernen können, belegt das soeben erschienene Buch „Spielfeld Arbeitsplatz. Managementwissen mit Kick“. Einer der Autoren ist Sven Voelpel, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der internationalen Jacobs University.

Beim Fußball wie in der Wirtschaft komme es auf die Förderung von individuellen Fähigkeiten, auf Motivation, Zusammenspiel, Führung und Strategie an, meint Prof. Voelpel. Dabei geht es in dem Werk nicht um das Aufzeigen von Parallelen zwischen der Unternehmens- und der Fußballwelt. Es geht um das anschauliche, unterhaltsame und praxisorientierte Vermitteln von aktuellem Managementwissen.

„Die große Stärke des Buches ist zuallererst das äußerst solide fachliche Fundament“, schreibt Roland Berger, Gründer und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats von Roland Berger Strategy Consultants in seinem Geleitwort. Den Autoren sei es gelungen, die „erhebliche Anspruchslücke zwischen den häufig beeindruckend langatmigen Lehrbüchern für Betriebswirtschaft und den oftmals unterhaltsameren, dafür aber wenig fundierten populärwissenschaftlichen Werken zu schließen“, lobt Berger.

Erstautor ist Ralf Lanwehr, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Business & Information Technology School Iserlohn (BiTS), weiterer Co-Autor ist Prof. Dr. Henning Staar, Fachdozent für Unternehmenspsychologie an der BiTS. Zahlreiche Experten schildern in kurzen Gastbeiträgen ihre Erfahrungen, darunter Klaus Filbry, Vorsitzender der Geschäftsführung des SV Werder Bremen oder Henning Lühr, Staatsrat für Finanzen, Personal und IT in der Freien Hansestadt Bremen.

In Kapiteln mit Überschriften wie „Spieler“, „Mannschaft“, „Trainer“ oder „Verein“ nähern sich die Autoren ihrem Thema. Konkrete Handlungsempfehlungen und Tests vermitteln Mehrwert und helfen bei der Selbstreflexion, der Einschätzung von Führungskräften und der Organisationskultur. Anders als ein Fußballspiel dauert die Lektüre länger als 90 Minuten – dafür wirkt sie wie ein guter Kick nach.

Lanwehr, R., Staar, H. & Voelpel, S. C. (2016). Spielfeld Arbeitsplatz! Managementwissen mit Kick. Für Führungskräfte und engagierte Mitarbeiter. Erlangen – New York: Publicis, Preis: € 27.90

Weitere Informationen unter:
http://www.kickingleadership.de

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Sven Voelpel| Professor of Business Administration
S.Voelpel@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4773/3467

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Kontakt:
Kristina Logemann | Brand Management, Marketing & Communications
k.logemann@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 4454

Quelle: idw

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Blühende Wiesen zum Wohl des Menschen

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Je mehr es wimmelt, kreucht und fleucht, desto besser für den Menschen, der von den vielfältigen, kostenlos erbrachten Dienstleistungen der Natur profitiert. Das ist das Ergebnis einer Studie von über 300 Forschenden unter anderem des Instituts für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern und des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums. Ein artenreiches Ökosystem erbringt demnach die umfangreichsten Ökosystemdienstleistungen, berichtet das Team heute im Fachjournal „Nature“. Besonders wichtig sei auch die Vielfalt der beim Menschen eher unbeliebter Insekten und die Vielfalt unscheinbarer Bodenorganismen.

Eine blühende Wiese – neben dem ästhetischen Wert dieser Ökosysteme erbringt die Natur auch jeden Tag handfeste, kostenlose Dienstleistungen für den Menschen. Dazu zählen unterstützende Leistungen wie beispielsweise die Bodenbildung, Versorgungsleistungen wie die Lebensmittelproduktion, Regulierungsleistungen wie Schädlingsbekämpfung und Klimaregulierung und kulturelle Leistungen wie beispielweise der Nutzen der Ökosysteme als Erholungsraum. Diese komplexen Ökosysteme setzen sich aus verschiedenen sogenannten trophischen Gruppen respektive Gliedern in der Nahrungskette zusammen. Welchen Einfluss die schwindende Artenvielfalt auf die Ökodienstleistungen hat, wurde bislang lediglich anhand einzelner leicht zu untersuchender trophischer Gruppen wie Pflanzen studiert.

Ein 300-köpfiges internationales Forscherteam um Dr. Santiago Soliveres von der Universität Bern hat daher erstmals alle Gruppen entlang einer Nahrungskette in einer natürlichen Graslandschaft untersucht. Sie sammelten dazu Daten zu insgesamt 4600 Tier- und Pflanzenarten aus neun Gruppen der Nahrungskette; darunter auch zu bislang eher vernachlässigten Arten wie Mikroorganismen, die den Boden zersetzen und Abfallfressern wie Regenwürmern. Erhoben wurden die Daten als Teil eines von der Deutsche Forschungsgemeinschaft geförderten Programms auf 150 Grünlandflächen quer durch Deutschland, den „Biodiversitätsexploratorien“, die die umfassendsten ökologischen Freilandversuchsflächen Europas darstellen.

Artenvielfalt innerhalb aller trophischer Gruppen notwendig
„Wie bei einem Puzzle haben wir uns ein zusammenhängendes Bild davon gemacht, wie bedeutsam einzelne trophische Gruppen für vierzehn von uns gemessene Ökosystemdienstleistungen sind. Jede Ökosystemdienstleistung ist demnach von mindestens drei Gruppen abhängig. Je vielfältiger die Arten innerhalb der Gruppe, desto zuverlässiger wird die Ökosystemdienstleistung erbracht. Außerdem beeinflusst jede einzelne Gruppe zumindest eine Ökosystemdienstleistung“, fasst Soliveres, Erstautor der Studie, die Ergebnisse zusammen.

Dr. Peter Manning vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum ergänzt: „Wir müssen also Artenreichtum in mindestens drei der untersuchten Gruppen der Nahrungskette sicherstellen. Es sind aber nicht immer die gleichen drei Gruppen, die für das Funktionieren einer individuellen Ökosystemdienstleitung maßgeblich sind. Deshalb muss der Artenreichtum in allen Gruppen der Nahrungskette erhalten bleiben, damit die Natur zuverlässig weiter für uns im Verborgenen ‚arbeitet‘ wie wir es gewohnt sind.“ Hohe Artenvielfalt über alle Gruppen hinweg ist besonders wichtig für regulierende Prozesse sowie kulturelle Dienstleistungen.

Die Wichtigkeit von „Schädlingen“
Die Studie zeigt zudem, wie wichtig auch vermeintliche Schädlinge und unscheinbare Dienstleister sind. Viele Insekten und Bodenorganismen spielen nämlich, neben Pflanzen, so die Studie, eine zentrale Rolle bei den Leistungen, die Natur für uns erbringt. „Pflanzen liefern Biomasse, die den Anfang der Nahrungskette bildet, aber Insekten wirken als Bestäuber und Bodenorganismen erhöhen durch Zersetzung und Rückhalt von chemischen Elementen wie Phosphor die Bodenfruchtbarkeit. Je mehr und je unterschiedlichere Individuen es besonders innerhalb dieser drei Gruppen gibt, desto positiver wirkt sich das auf alle Dienstleistungen aus“, erklärt Soliveres.
Häufig wird der Boden gedüngt, um die Bodenfruchtbarkeit und damit das Wachstum von Pflanzen zu erhöhen. Kurzfristig hilft Dünger zwar, wenn dabei aber die Artenvielfalt verringert wird, überwiegen die Nachteile. Eine hohe Artenvielfalt entlang der gesamten Nahrungskette zu erhalten, ist langfristig gesehen daher preiswerter und sinnvoller, als sie zu zerstören.

Bedeutung biologischer Vielfalt für Ökosystemdienstleistungen bisher unterschätzt
„Wenn biologische Vielfalt rapide zerstört wird, welche Konsequenzen hat das für die Menschen? Welche Handlungsoptionen gibt es? Das ist bisher nicht umfassend genug erforscht und einer der Gründe, warum der internationale Biodiversitätsrat IPBES gegründet wurde“, führt Prof. Markus Fischer, Leiter des Forschungsprojektes vom Institut für Pflanzenwissenschaft der Universität Bern und Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum aus. Die beispielhafte Studie zeige auch, dass in der bisherigen Forschung, die nur auf einzelne trophische Gruppen fokussierte, die Bedeutung biologischer Vielfalt über alle Gruppen einer Nahrungskette hinweg unterschätzt worden sei: „Unser umfassendes Forschungsprogramm demonstriert, wie wichtig es ist, den Gesamtzusammenhang zu untersuchen und dass Handlungsbedarf zum Schutz der Ökosysteme besteht“, resümiert Fischer.

Kontakt
Dr. Santiago Soliveres (nur Englisch), Institut für Pflanzenwissenschaften, Universität Bern
Tel. +41 31 631 49 23 / santiago.soliveres@ips.unibe.ch

Prof. Dr. Markus Fischer (Deutsch und Englisch), Institut für Pflanzenwissenschaften, Universität Bern, Tel. +41 31 631 49 43 / markus.fischer@ips.unibe.ch

Sabine Wendler
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
Soliveres et al.: Biodiversity at multiple trophic levels is needed for ecosystem multifunctionality. Nature, 17. August 2016, in press.

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig, † 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel „die beste der möglichen Welten“ – einem Leibniz-Zitat – rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen. www.bestewelten.de

Quelle: idw

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Studie: Weniger Lebenszufriedenheit nach Jobverlust, emotionales Wohlbefinden erholt sich

Dr. Nina Diezemann Stabsstelle für Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

Wissenschaftler der Freien Universität Berlin und des DIW Berlin untersuchen differenziert die Gefühlslagen von Arbeitslosen: Auch lange Zeit nach einem Jobverlust erreichen Arbeitslose einer Studie zufolge nicht wieder das Niveau an Lebenszufriedenheit, auf dem sie sich vor der Arbeitslosigkeit befunden haben.

Die Untersuchung, die der Direktor des Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) im DIW Berlin, Jürgen Schupp, und die Soziologen Christian von Scheve und Frederike Esche von der Freien Universität Berlin auf Basis der SOEP-Daten erstellt haben, zeigt jedoch, dass dies nicht so sehr auf die emotionale Befindlichkeit der Betroffenen zurückzuführen ist. Vielmehr spielt die kognitive Wahrnehmung des eigenen Wohlbefindens dabei eine wichtige Rolle. Die Ergebnisse wurden in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift Journal of Happiness Studies publiziert.

Auf Basis von Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), die zwischen 2007 und 2014 erhobenen wurden, untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mithilfe panelökonometrischer statistischer Verfahren Veränderungen in der Lebenszufriedenheit und im emotionalen Wohlbefinden vor und nach einem Verlust des Arbeitsplatzes. Mit der Lebenszufriedenheit werden die kognitiven Bestandteile des Wohlbefindens, also resümierende Bewertungen der jeweiligen derzeitigen Verfassung, erfasst, wohingegen die emotionalen Aspekte auf aktuelle Gefühlslagen verweisen. Anders als in früheren Studien nutzten die Forscher kein zusammengefasstes Maß für das emotionale Wohlbefinden, sondern betrachteten die vier im SOEP erhobenen Emotionen (Angst, Ärger, Traurigkeit, Glück) getrennt voneinander. So konnten sie erstmals differenzierte Aussagen über die durch Arbeitslosigkeit hervorgerufenen Veränderungen spezifischer Emotionen treffen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass mit dem Jobverlust die Lebenszufriedenheit nachhaltig abnimmt und Arbeitslose langfristig deutlich häufiger Traurigkeit und Freudlosigkeit empfinden. Der Verlust des Arbeitsplatzes geht jedoch nur kurzfristig mit einem häufigeren Erleben von Angst einher und steht in keinem bedeutenden Zusammenhang mit dem Empfinden von Ärger. Darüber hinaus zeigen die SOEP-Daten: Die Veränderungen im emotionalen Wohlbefinden sind unabhängig von der Persönlichkeit der Betroffenen. „In Phasen der Arbeitslosigkeit sind alle Menschen ängstlicher als zuvor oder danach – unabhängig davon, wie ängstlich sie sonst sind“, erklärt der SOEP-Direktor Jürgen Schupp.

„Einblicke in Emotionen, die mit Arbeitslosigkeit einhergehen, sind wichtig, weil sie nicht nur das Befinden, sondern auch das Denken und Handeln der Betroffenen beeinflussen“, sagt Christian von Scheve, Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin. „Daher ist es wichtig zu verstehen, welche Folgen sich für das emotionale Wohlbefinden der Betroffenen ergeben“, erklärt Frederike Esche, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie der Freien Universität. Deshalb sei es sinnvoll, dass neben den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit in jüngster Zeit auch die subjektiven Erfahrungen von Arbeitslosen verstärkt untersucht worden seien, sagt sie. Wenngleich Studien bereits die schädlichen Effekte von Arbeitslosigkeit auf das kognitive und affektive Wohlbefinden dokumentiert haben, gab es bislang keine Vergleiche dieser beiden Dimensionen. Die vorliegende Studie schließt diese Lücke.

Stichwort SOEP
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im DIW Berlin wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und den Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung in mehreren tausend Haushalten statistische Daten erhoben. Zurzeit sind es etwa 30.000 Personen in etwa 15.000 Haushalten. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.

Publikation
Von Scheve, Christian, Esche, Frederike & Schupp, Jürgen (2016).: „The Emotional Timeline of Unemployment: Anticipation, Reaction, and Adaptation“, in: Journal of Happiness Studies (Online First). S.1-24. Doi: 10.1007/s10902-016-9773-6; URL: http://link.springer.com/article/10.1007/s10902-016-9773-6

Kontakt
Prof. Dr. Christian von Scheve, Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-57695, E-Mail: christian.von.scheve@fu-berlin.de

Weitere Informationen:
http://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2016/fup_16_281-studie-arbeitsl…
http://www.diw.de/de/diw_02.c.242689.de/pressemitteilungen.html?id=diw_01.c.5413…

Quelle: idw

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Neues im Netzwerk für Ausbilderinnen und Ausbilder

Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

BIBB-Internetportal „foraus.de“ mit Relaunch, Workshops und Online-Umfrage

Das Internetportal „foraus.de“ des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) präsentiert sich nach einem Relaunch nicht nur in neuem Design, sondern bietet Ausbilderinnen und Ausbildern auch vielfältige neue und aktuelle Angebote, Informationen und Workshops: So wird im Lernzentrum von foraus.de das Konzept „Kompetenzwerkstatt“ zur handlungsorientierten, lernortübergreifenden Ausbildung präsentiert und über Anwenderworkshops zur Nutzung digitaler Medien im Ausbildungsalltag informiert.

Ausbilderinnen und Ausbilder können zudem zum Thema „Einsatz digitaler Medien im Betrieb“ noch bis zum 30. September an einer Online-Befragung teilnehmen. Sie unterstützen so die Entwicklung geeigneter, praxisrelevanter Materialien zur Förderung der Medienkompetenz.

Im foraus.de-Netzwerk stehen Ausbilderinnen und Ausbildern zahlreiche Angebote zur Diskussion, Recherche und Unterstützung ihrer täglichen Ausbildungspraxis zur Verfügung. Das Portal bietet unter anderem ein Forum zum Erfahrungsaustausch, Lernbausteine zum Selbstlernen im Lernzentrum, Weiterbildungsangebote und hilfreiche Hinweise für das Ausbildungspersonal.

Eine Reihe von Features, mit deren Hilfe der online-gestützte Informationsaustausch übersichtlicher und strukturierter möglich ist, wurde überarbeitet oder neu in das Portal integriert:

• Das Konzept „Kompetenzwerkstatt“ richtet seinen Blick auf die Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Es zeigt, wie die Herausforderungen einer digitalisierten Arbeitswelt didaktisch, methodisch und medial zeitgemäß aufgegriffen werden können. Mithilfe der Kompetenzwerkstatt lässt sich eine attraktive, qualitativ hochwertige und effektive Berufsausbildung im Betrieb und in der Berufsschule realisieren, die sich an beruflichen Arbeitsprozessen orientiert, zielgerichtet digitale Medien einsetzt und so die Kompetenzen der Auszubildenden fördert. Die Praxishandreichungen „Kompetenzwerkst@tt“ führen vom Curriculum zum softwaregestützten beruflichen Lernen. Für foraus.de entwickelte Erklärvideos erleichtern die Umsetzung im betrieblichen Ausbildungsalltag.

• Zentrales Anliegen der Online-Befragung zum Einsatz digitaler Medien im Betrieb ist, durch die Einschätzungen und Expertisen der Fachleute aus der Praxis Informationen darüber zu erhalten, wie grundlegende Anforderungen an eine medienpädagogische Kompetenz des Aubildungspersonals zu gestalten sind. Auf dieser Basis sollen anwendungsorientierte Angebote zur Unterstützung des Ausbildungspersonals entwickelt werden. Die Online-Befragung erfolgt im Rahmen des BIBB-Forschungsprojekts „Digitale Medien in der betrieblichen Berufsausbildung – Medienaneignung und Mediennutzung in der Alltagspraxis von betrieblichem Ausbildungspersonal“.

• Passend hierzu wird die Ausbildungspraxis in Anwenderworkshops über die Nutzung digitaler Medien im Ausbildungsalltag informiert. Der nächste Workshop findet am 21. September 2016 in Dresden statt, weitere folgen in Hamburg am 13. Oktober und in Saarbrücken am 2. November.

Zum Hintergrund:
foraus.de richtet sich mit seinen Angeboten an haupt- und nebenberufliche Ausbilderinnen und Ausbilder, an ausbildende Fachkräfte in Betrieben, an Multiplikatoren zur Qualifizierung des Berufsbildungspersonals sowie an Ausbildungsleiterinnen und Ausbildungsleiter im Bereich der betrieblichen, überbetrieblichen und außerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung. Weiterhin werden mit den Informationen und Diensten von foraus.de leitendes Personal im beruflichen Bildungswesen, Verantwortliche im Bereich der Personal- und Organisationsentwicklung sowie Personen, die an pädagogischen Prozessen und innovativen Entwicklungen in der beruflichen Bildung interessiert sind, angesprochen. Mit den Online-Services von foraus.de leistet das BIBB einen Beitrag zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der beruflichen Aus- und Weiterbildungspraxis.

Weitere Informationen unter http://www.foraus.de,
zur Online-Befragung unter http://www.foraus.de/html/foraus_1900.php
sowie zu den Workshops unter http://www.foraus.de/html/foraus_2827.php

Ansprechpartner/-in im BIBB:
Franziska Kupfer, E-Mail: kupfer@bibb.de
Thomas Neuhaus, E-Mail: neuhaus@bibb.de

Quelle: idw

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Nanopelz gegen die Ölpest

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Einige Schwimmfarne können in kurzer Zeit große Mengen Öl aufnehmen, denn ihre Blätter sind zugleich stark wasserabstoßend und in hohem Maße ölabsorbierend. Eine Forschergruppe des KIT hat gemeinsam mit Kollegen der Universität Bonn herausgefunden, dass die Wasserpflanze die ölbindende Eigenschaft der haarähnlichen Mikrostruktur ihrer Blattoberfläche verdankt. Sie dient nun als Vorbild, um das Material Nanofur weiterzuentwickeln, das Ölverschmutzungen umweltfreundlich beseitigen soll. (DOI: 10.1088/1748-3190/11/5/056003)

Beschädigte Pipelines, Tankerhavarien und Unfälle auf Förderplattformen können Wasserflächen mit Roh- oder Mineralöl verschmutzen. Herkömmliche Verfahren zum Entfernen der Ölpest haben spezifische Nachteile: Das Verbrennen von Öl sowie der Einsatz chemischer Mittel, die seine Zersetzung beschleunigen, belasten ihrerseits die Umwelt. Viele natürliche Materialien zum Aufsaugen des Öls – wie Sägemehl oder Pflanzenfasern – sind wenig effektiv, weil sie zugleich große Mengen Wasser aufsaugen. Auf der Suche nach einer umweltfreundlichen Möglichkeit, Ölteppiche zu entfernen, haben die Forscher verschiedene Schwimmfarn-Arten verglichen. „Dass die Blätter dieser Pflanzen wasserabstoßend sind, war bereits bekannt, wir haben erstmals ihre Eigenschaft Öl zu absorbieren untersucht“, sagt Claudia Zeiger, die die Studie am Institut für Mikrostrukturtechnik des KIT durchgeführt hat.

Die aus tropischen und subtropischen Regionen stammenden Schwimmfarne sind mittlerweile auch in Teilen Europas heimisch. Da sie sich stark vermehren, gelten sie mancherorts als lästiges Unkraut. Sie haben jedoch großes Potenzial als kostengünstige, schnelle und umweltfreundliche Ölabsorber, was eindrucksvoll in einer kurzen Videosequenz unter http://www.kit.edu/kit/pi_2016_115_nanopelz-gegen-die-oelpest.php zu sehen ist. „Die Pflanzen könnten zum Beispiel in Seen eingesetzt werden, um dort unbeabsichtigt eingetretenes Öl zu absorbieren“, so Zeiger. Bereits nach weniger als 30 Sekunden haben die Blätter die maximale Absorption erreicht und können zusammen mit dem aufgenommenen Öl abgeschöpft werden. Die Wasserpflanze mit dem biologischen Namen Salvinia besitzt an der Blattoberfläche Trichome – haarähnliche, zwischen 0,3 und 2,5 Millimeter lange Ausläufer. Beim Vergleich unterschiedlicher Salvinia-Arten zeigte sich, dass nicht etwa die Blätter mit den längsten Haaren besonders viel Öl absorbierten. „Ausschlaggebend für die Öl-Aufnahmefähigkeit ist die Form der Haarenden“, betont Zeiger. Das meiste Öl absorbieren die Blätter der Schwimmfarn-Art Salvinia molesta, deren Haarenden in der Form eines Schneebesens miteinander verbunden sind.

Das neue Wissen über den Zusammenhang der Oberflächenstruktur der Blätter und ihre Öl-Absorptionsfähigkeit nutzen die Forscher nun, um das an ihrem Institut entwickelte Material Nanofur zu verbessern. Dieser Nanopelz aus Kunststoff ahmt den wasserabstoßenden und ölanziehenden Effekt von Salvinia nach, um Öl und Wasser zu trennen. „Wir untersuchen in der Natur vorkommende Nano- und Mikrostrukturen, um sie für technische Entwicklungen zu übernehmen“, sagt Privatdozent Hendrik Hölscher, Leiter der Arbeitsgruppe Biomimetische Oberflächen am Institut für Mikrostrukturtechnik des KIT. Bei gleichem Material seien es häufig Unterschiede innerhalb dieser feinsten Strukturen, die zum Beispiel Pflanzen mit bestimmten Eigenschaften ausstatten.

Als Erstautorin stellt Claudia Zeiger die Untersuchungsergebnisse unter dem Titel „Microstructures of superhydrophobic plant leaves – inspiration for efficient oil spill cleanup materials“ im Fachmagazin Bioinspiration & Biomimetics vor. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des vom Bionik-Pionier Wilhelm Barthlott gegründeten Nees-Instituts für Biodiversität der Pflanzen an der Universität Bonn. Die Forschung wurde gefördert durch ein Promotionsstipendium der Carl-Zeiss-Stiftung, durch das brasilianische Forschungs- und Austauschprogramm Ciências sem Fronteiras sowie durch die Hochtechnologieplattform Karlsruhe Nano-Micro-Facility (KNMF) am KIT.

Claudia Zeiger, Isabelle C Rodrigues da Silva, Matthias Mail, Maryna N Kavalenka, Wilhelm Barthlott and Hendrik Hölscher: Microstructures of superhydrophobic plant leaves – inspiration for efficient oil spill cleanup materials. Bioinspiration & Biomimetics. DOI: 10.1088/1748-3190/11/5/056003

Die Veröffentlichung online:
http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-3190/11/5/056003

Mehr Informationen zu Nanofur:
http://kit-neuland.de/2013/nanopelz
https://www.imt.kit.edu/1436.php

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter:
http://www.kit.edu

Weitere Informationen:
http://www.kit.edu/kit/pi_2016_115_nanopelz-gegen-die-oelpest.php
http://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-3190/11/5/056003
http://kit-neuland.de/2013/nanopelz
https://www.imt.kit.edu/1436.php

Anhang

Nanopelz gegen die Ölpest
https://idw-online.de/de/attachment50646

Quelle: idw

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Wie uns Bakterien schützen oder schaden

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

MHH-Wissenschaftler untersuchen das Leben im Darm. Für ihre Forschungen erhalten sie mehr als 1,3 Millionen Euro von der DFG

Hundert Billionen Bakterien leben im Darm eines Menschen – es handelt sich um ein äußerst komplexes mikrobielles Ökosystem, das die Gesundheit beeinflusst und bei zahlreichen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt – beispielsweise bei entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn. Die Wechselwirkungen zwischen diesen Mikroorganismen und Immunfunktionen sowie genetischer Veranlagung des Menschen stehen Mittelpunkt des Schwerpunktprogramms 1656 „Intestinale Mikrobiota“. Im Rahmen dieses Programms werden die Forscher der Medizinische Hochschule Hannover (MHH) nun mehr als 1,3 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) weiter unterstützt. Das Programm fördert die DFG seit 2013. Es nehmen 22 Arbeitsgruppen aus 17 Standorten in Deutschland teil – koordiniert von der Technischen Universität München und der Eberhard Karls Universität Tübingen.

1,1 Million Euro erhält Professor André Bleich, PhD. „Bei der Vielzahl an Darmbakterien ist es schwer zu erkennen, welche Bakterien wie mit dem Darm interagieren. Deswegen brauchen wir Forscher keimfreie Mausmodelle, die mit einzelnen Bakterienarten kolonialisiert werden können“, sagt der Leiter des MHH-Instituts für Versuchstierkunde und des Zentralen Tierlaboratoriums. Sein Team züchtet solche Tiere für die Wissenschaftler des Schwerpunkprogramms, führt aber auch Experimente durch und bietet Kurse zum Umgang mit den Tieren an.

233.800 Euro bekommt Professor Dr. Guntram Graßl. „Wir untersuchen Wechselwirkungen der Mikrobiota mit darmpathogenen Krankheitserregern wie Salmonellen. Denn die Zusammensetzung der Mikrobiota ist entscheidend dafür, ob Salmonellen krank machen. „Wenn bestimmte Zucker auf der Oberfläche der Darmschleimhaut fehlen, verändert sich die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und das führt zu erhöhter Resistenz des Wirts gegenüber Samonellen“, berichtet der Forscher des MHH-Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene. Die veränderte Mikrobiota und damit die Resistenz gegenüber der Infektion könne man mittels Stuhltransplantation auf andere Mäuse übertragen. Seine Professur wird über das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) finanziert.

Ebenfalls weiter am Schwerpunktprogramm 1656 mitarbeiten werden die Arbeitsgruppen von Professor Dr. Sebastian Suerbaum und Profesorin Dr. Christine Josenhans vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene mit Fördermitteln von 311.000 Euro. Ihr Projekt befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen der Mikrobiota des Darms und dem pathogenen Bakterium Helicobacter hepaticus. Dieser Verwandte des Magenkrebsbakteriums Helicobacter pylori löst bei Mäusen entzündliche Darmerkrankungen aus, deren Schwere entscheidend von der Zusammensetzung der Mikrobiota abhängt.

Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.intestinal-microbiota.de und bei Professor Dr. André Bleich, bleich.andre@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6567, Professor Dr. Guntram Graßl, grassl.guntram@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-4540, Professor Dr. Sebastian Suerbaum, suerbaum.sebastian@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6769 und Professorin Dr. Christine Josenhans, josenhans.christine@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-4348.

Quelle: idw

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Steigende Wassertemperaturen und Ozeanversauerung beeinträchtigen wichtigen Plankton-Organismus

Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

In einem Experiment mit Organismen aus der Kieler Förde zeigt ein Wissenschaftsteam des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel erstmals, dass Ozeanversauerung und steigende Wassertemperaturen die Zusammensetzung der Fettsäuren von Ruderfußkrebsen in der natürlichen Planktongemeinschaft negativ beeinflussen. Dadurch steht beispielsweise Fischen qualitativ schlechtere Nahrung zur Verfügung, argumentieren die Forschenden in einer neuen Veröffentlichung im Fachmagazin PLOS ONE.

Ozeanversauerung, Temperaturanstieg, Nährstoffeintrag und Sauerstoffmangel: Tiere und Pflanzen im Meer müssen mit einer Vielzahl an Umweltfaktoren zurechtkommen. Wie werden sie reagieren, wenn sich die Lebensbedingungen im Zuge des globalen Klimawandels ändern? Labor- und Freiland-Experimente, Beobachtungen an natürlich-extremen Lebensräumen sowie Modellrechnungen helfen Forschenden, die Reaktionen des Ökosystems Ozean abzuschätzen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel nutzten so genannte „Indoor Mesokosmen“, um den Ozean der Zukunft im Labor abzubilden. In zwölf je 1400 Liter großen Versuchstanks setzten sie im Herbst 2012 die natürliche Planktongemeinschaft aus der Kieler Förde zwei verschiedenen Temperaturstufen und zwei unterschiedlichen Kohlendioxid-Konzentrationen aus. Nach einem Monat untersuchten sie die Anzahl und Körpergröße sowie den Gehalt an für die Ernährung wichtigen Fettsäuren verschiedener Entwicklungsstadien von Ruderfußkrebsen. Die bis zu einem Millimeter großen Tiere machen etwa achtzig Prozent des Zooplanktons aus und sind eine wichtige Nahrungsquelle für Fische und Fischlarven. Das Fachmagazin PLOS ONE veröffentlichte die Ergebnisse der Studie, die im Rahmen des Deutschen Forschungsverbunds BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) stattfand.

„Aus verschiedenen Experimenten ist bekannt, dass sich die Auswirkungen verschiedener Umweltfaktoren auf Meeresorganismen entweder aufaddieren oder gegenseitig abschwächen können. Da die Körperfunktionen verschiedener Organismen sehr unterschiedlich auf die Kombination der Faktoren reagiert, ist es sehr schwierig, das Ergebnis in letzter Konsequenz abzuschätzen“, erklärt Dr. Jessica Garzke, Meeresbiologin am GEOMAR und Erst-Autorin der Veröffentlichung. „Für die Ruderfußkrebse haben wir gezeigt, dass steigende Wassertemperaturen insgesamt einen deutlich negativeren Einfluss als die Versauerung haben. Die Versauerung kann einige Reaktionen abmildern – beispielsweise, weil durch das zusätzlich im Meerwasser gelöste Kohlendioxid mehr Phytoplankton als Nahrung für die Krebstierchen heranwächst. Diese Vorteile sind jedoch nicht stark genug, um insgesamt einen positiven Effekt zu erzielen.“

Die Kieler Studie gibt erstmals Einblick in die Auswirkungen von Ozeanversauerung und Temperaturanstieg auf die Zusammensetzung der Fettsäuren einer natürlichen Gemeinschaft von Ruderfußkrebsen. „Nach unseren Beobachtungen wird die Fettsäure-Zusammensetzung eher negativ beeinflusst. Das heißt, dass die Futter-Qualität für übergeordnete Ebenen des Nahrungsnetzes sinkt“, hebt Garzke hervor. „Nahrungsnetze, die von der Futter-Qualität beeinflusst werden – nicht etwa von der puren Masse des Angebots – wären hiervon beeinträchtigt.“

Das Team um Dr. Garzke geht davon aus, dass ihre Ergebnisse auch auf andere küstennahe Regionen übertragen werden können, die der Kieler Förde ähneln. „Weil die Kohlendioxid-Konzentrationen aufgrund der Strömungsverhältnisse in der Förde stark schwanken, könnten Organismen an erhöhte Werte angepasst sein und weniger leiden als ihre Artgenossen in anderen Gewässern“, vermutet die Biologin. „Zudem ist zu bedenken, dass weitere Umweltfaktoren hinzukommen. Wir benötigen weitere Experimente, um diese Szenarien für ökologisch bedeutsame Arten untersuchen zu können.“

Originalveröffentlichung:
Garzke J., Hansen T., Ismar S.M.H., Sommer U. (2016): Combined Effects of Ocean Warming and
Acidification on Copepod Abundance, Body Size and Fatty Acid Content. PLoS ONE 11(5): e0155952. doi: 10.1371/journal.pone.0155952

BIOACID in Kürze:
Unter dem Dach von BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) untersuchen zehn Institute, wie marine Lebensgemeinschaften auf Ozeanversauerung reagieren und welche Konsequenzen dies für das Nahrungsnetz, die Stoff- und Energieumsätze im Meer sowie schließlich auch für Wirtschaft und Gesellschaft hat. Das Projekt begann 2009 und ging im Oktober 2015 in die dritte, finale Förderphase. BIOACID wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Koordination liegt beim GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Eine Liste der Mitglieds-Institutionen, Informationen zum wissenschaftlichen Programm und den BIOACID-Gremien sowie Fakten zur Ozeanversauerung sind auf der Website www.bioacid.de zu finden.

Bildmaterial:
Unter www.geomar.de/n4650 steht Bildmaterial zum Download bereit.

Weitere Informationen:
http://www.geomar.de Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
http://www.bioacid.de Biological Impacts of Ocean Acidification

Quelle: idw

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Alles im Fluss: Wie der Flow unser Wohlbefinden bei der Arbeit fördert

Verena Kemmler Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund

Es gibt diese Tage, da geht einem die Arbeit ganz leicht von der Hand: Der Vortrag im Meeting lief perfekt, alle wichtigen Aufgaben sind von der Liste gestrichen und die Arbeitszeit vergeht wie im Flug – kurz man erlebt einen Flow. Wie wichtig dieses Flowerleben für die Mitarbeitergesundheit ist, stellte nun ein Forscherteam vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund fest.

Vorangegangene Studien belegen, dass eine starke Identifikation mit dem Unternehmen das psychische Wohlbefinden fördert und die negativen Auswirkungen von Stress abschwächt. Unklar ist dabei, welche Mechanismen für die gesundheitsförderlichen Effekte einer starken Organisationsbindung verantwortlich sind. Dr. Wladislaw Rivkin erforschte im Forschungsteam, inwiefern Mitarbeiteridentifikation den alltäglichen Flow bei der Arbeit fördert. Ein solcher Flow stellt eine Form der intrinsischen Motivation dar, also einen besonders starken inneren Antrieb. Daher war die Ausgangshypothese der Forscher, dass Menschen, die eine starke Identifikation mit ihrem Unternehmen haben, häufiger einen Flow bei der Arbeit erleben, was wiederum die schädlichen Auswirkungen von Stress auf das psychische Wohlbefinden reduziert.

Zehn Arbeitstage lang untersuchte das Team 90 Mitarbeiter der Dienstleistungsbranche, die täglich Fragen zu ihrem Arbeitserleben, insbesondere dem Flow bei der Arbeit, beantworteten. Dabei zeigte sich wie vermutet, dass Beschäftigte mit hoher Organisationsbindung an insgesamt mehr Arbeitstagen Flow erlebten. Gleichzeitig wirkte Arbeitsstress bei häufigem Flowerleben weniger schädlich auf das Wohlbefinden der Beschäftigten. Im Gegensatz dazu erlebten Mitarbeiter mit geringer Organisationsbindung seltener Flow und hatten ein geringeres Wohlbefinden als Folge von Arbeitsstress.

In Zeiten hoher Arbeitsplatzunsicherheit und befristeter Verträge mag es für Unternehmen mitunter schwierig sein, die Identifikation der Mitarbeiter mit dem eigenen Unternehmen zu fördern. Dennoch sollten Betriebe zur Prävention von Stress und zur Förderung der Mitarbeitergesundheit versuchen Arbeitsumgebungen zu schaffen, in denen das Erleben von Flow begünstigt wird, beispielsweise durch eine gute Passung von den Arbeitstätigkeiten und der Fähigkeiten der Mitarbeiter.

Weitere Informationen:
http://www.ifado.de

Quelle: idw

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Marine Organismen am Meeresboden überleben in saurer Umgebung

Dr. Boris Pawlowski Presse, Kommunikation und Marketing
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Der Meeresboden ist ein besonders artenreicher Lebensraum für kalkbildende Arten. Seeigel, Seesterne, Kalkalgen und viele Schalentiere wie Muscheln sind hier zuhause. Diese kalkbildenden marinen Organismen spielen für das Ökosystem Ozean eine wichtige Rolle, denn sie erfüllen zahlreiche Funktionen. So sind sie Nahrungslieferant für andere Organismen oder speichern Kohlenstoff. Bereits heute nimmt der Ozean rund ein Viertel des vom Menschen ausgestoßenen Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre auf – mit weitreichenden Folgen für die chemische Zusammensetzung des Meerwassers und die Lebenswelt vieler mariner Organismen.

In einer kürzlich im Fachmagazin Global Biogeochemical Cycles erschienenen Studie haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sowie weiteren internationalen Partnern aus den USA, Neuseeland und Großbritannien überraschende Erkenntnisse über am Meeresboden lebende (benthische), kalkbildende Organismen gewonnen. In die Studie sind die Daten von mehr als 100 marinen Benthos-Organismen, von der Küstenzone bis zur Tiefsee, von tropischen, gemäßigten und polaren Regionen, in die Untersuchungen eingeflossen.

Löst sich Kohlendioxid (CO2) im Meer, verändern sich die chemischen Parameter. Der pH-Wert sinkt und das Wasser wird saurer. Die Ozeanversauerung gehört damit zu den wichtigsten Forschungsbereichen, wenn es um die Auswirkungen des CO2-Ausstoßes auf benthische, kalkbildende Meeresorganismen und den Lebensraum Ozean geht. Viele Organismen nehmen Magnesium für den Bau ihrer Kalkskelette auf. Sie gelten dabei als besonders anfällig für die Auswirkungen von saurer werdendem Meerwasser. Im Gegensatz zu Kalzit oder Aragonit löst sich Magnesium in einer sauren Umgebung besonders schnell auf. Die Analyse der chemischen Lebensbedingungen der Organismen ergab jetzt, dass 24 Prozent und damit fast ein Viertel der analysierten Arten bereits heute in einer Umgebung leben, die sich ungünstig auf den Erhalt ihres Kalkskelettes auswirkt. Dieser Zustand wird Kalziumkarbonat (CaCO3)-Untersättigung genannt. „Das Ergebnis hat uns mehr als überrascht und ist für uns ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sich viele marine Organismen sehr wohl im Laufe ihrer physiologischen und evolutionären Entwicklung an das saure Meerwasser anpassen und darin leben können“, ordnet der Erstautor der Studie Dr. Mario Lebrato vom Institut für Geowissenschaften an der CAU die Beobachtungen ein.

Für ihre Untersuchung hat das internationale Forscherteam einen verbesserten Indikator (ΩMg-x) bestimmt. Dieser beschreibt einen für verschiedene Meeresorganismen individuellen Sättigungsgrad von Magnesium im Meerwasser. Mit ihm kann der Sättigungsgrad des Meerwassers im Verhältnis zum Magnesiumgehalt verschiedener Organismen individuell bestimmt werden. Bisher konzentrieren sich die meisten Untersuchungen auf Kalzit oder Aragonit als Indikatoren für die Bildung von Kalkskeletten oder Kalkschalen unter bestimmten chemischen Verhältnissen. „Dadurch, dass wir den Sättigungsgrad des Meerwassers jetzt für jeden einzelnen Organismus mit Hilfe ihres Magnesiumgehaltes berechnen können, erschließt sich uns deren potentielle Gefährdung durch Ozeanversauerung. In unseren Berechnungen berücksichtigen wir Faktoren der natürlichen Lebensumgebung wie Tiefe und Temperatur“, so Lebrato weiter.

Trotzdem argumentieren die Forschenden, dass vorherige Schwellenwerte für risikobehaftete Organismen durchaus zutreffen könnten. Im Allgemeinen wird ein nominaler Wert von 1 als Anfangspunkt einer Auflösung, also „Risiko“ für den Organismus genutzt. Dieser Wert könnte aber für bestimmte Organismen nicht ausschlaggebend sein, da sie sich schon in dieser Umgebung entwickelt und an sie angepasst haben. Entsprechend sind weitere Forschungsarbeiten zur Löslichkeit von Magnesiumkalzit geplant, um zu verstehen, wie Organsimen mit bestimmten Bedingungen von Meereswasser umgehen. Der überraschend hohe Wert derjenigen Organismen am Meeresboden, die sich bereits an die veränderten, saureren Lebensbedingungen angepasst haben, scheint auf neuartige Anpassungsmechanismen von Arten hinzudeuten. So gab die Studie keine Einsichten in die allgemeine Anfälligkeit von Organismen in untersättigten Lebensbedingungen.

Offen ist auch die Frage, wie sich die übrigen 76 Prozent der Organismen, die sich noch nicht in saureren Bedingungen befinden, entwickeln werden, wenn die Folgen der Ozeanversauerung auch ihre Lebensräume erfassen. Weitere Aufschlüsse dazu erhoffen sich die Forschenden von der Untersuchung von Schwellenwerten aus Zeiten, als sich das Ozeanwasser entsprechend veränderte und sich Organismen allmählich daran anpassen mussten. Diese Untersuchungen sollen mit weiteren Feld- und Laborexperimenten kombiniert werden.

Diese Studie wurde im Rahmen des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel durchgeführt.

Es stehen Fotos zum Download bereit:
www.uni-kiel.de/download/pm/2016/2016-268-1.jpg
Die am Meeresboden lebende Tiefseegarnele wurde von dem internationalen Forscherteam auf ihre Anpassungsfähigkeit an saures Meerwasser untersucht.
Foto: Serpent project
www.uni-kiel.de/download/pm/2016/2016-268-2.jpg
Schlangensterne am Meeresboden im Nordost-Atlantik.
Foto: Serpent project

Originalpublikation:
Lebrato, M., Andersson, A. J., Ries, J. B., Aronson, R. B., Lamare, M. D., Koeve, W., Oschlies, A., Iglesias-Rodriguez, M. D., Thatje, S., Amsler, M., Vos, S. C., Jones, D. O. B., Ruhl, H. A., Gates, A. R. and McClintock, J. B. (2016), Benthic marine calcifiers coexist with CaCO3-undersaturated seawater worldwide Global Biogeochemical Cycles . DOI 10.1002/2015GB005260

Kontakt:
Dr. Mario Lebrato
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Institut für Geowissenschaften
E-Mail: mlebrato13@gmail.com

Weitere Informationen:
http://www.uni-kiel.de/pressemeldungen/index.php?pmid=2016-268-lebrato

Quelle: idw

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EU-Projekt will Jugendliche für Umweltveränderungen sensibilisieren

Verena Loos Presse & Kommunikation
Pädagogische Hochschule Heidelberg

Das EU-Projekt „Young Scientists as Change Explorers – Students Evaluating Environmental Change in Europe with Digital Space Technologies (YCHANGE)“ wird für zwei Jahre aus Mitteln des „Erasmus+“-Programms für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport gefördert. Die Leitung haben Professor Dr. Alexander Siegmund und Dr. Thomas Kisser von der Abteilung Geographie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg inne; die Forscher kooperieren mit der Karls-Universität Prag und der Universität Tallinn. Das Projekt will Schülerinnen und Schülern die Nutzung von Satellitenbildern im Unterricht nahebringen, um selbst Umweltveränderungen zu analysieren.

Das EU-Projekt „Young Scientists as Change Explorers – Students Evaluating Environmental Change in Europe with Digital Space Technologies (YCHANGE)“ wird für zwei Jahre aus Mitteln des „Erasmus+“-Programms für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport gefördert. Die Leitung haben Professor Dr. Alexander Siegmund und Dr. Thomas Kisser von der Abteilung Geographie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg inne; die Forscher kooperieren mit der Karls-Universität Prag (Tschechische Republik) und der Universität Tallinn (Estland). Das Projekt will Schülerinnen und Schülern die Nutzung von Satellitenbildern im Unterricht nahebringen, um selbst Umweltveränderungen zu analysieren.

In den neu konzipierten Workshops kommen laut Alexander Siegmund und Thomas Kisser didaktisch innovative Lehr-Lern-Module zum Einsatz, welche die Potenziale von Fernerkundungsdaten für die Bildungsarbeit eröffnen und individuelles, forschungsbasiertes Lernen fördern. Die Jugendlichen führen dabei auf Grundlage der Daten von modernen Erdbeobachtungssatelliten wie dem Copernicus-Programm der Europäischen Weltraumbehörde eigene Analysen der Satellitenbilder durch und stellen ihre Ergebnisse auf einer Web-Plattform online. „Durch das ‚YCHANGE‘-Projekt entsteht so ein Daten-Pool zu umweltrelevanten Fragestellungen für verschiedene Raumausschnitte Europas, der jedermann öffentlich zugänglich ist“, erklären Siegmund und Kisser.
Die ausgewählten Fallbeispiele orientieren sich dabei an Aspekten des Globalen Wandels, wie etwa Überschwemmungen oder der Suburbanisierung. „Auf diese Weise sollen die Schülerinnen und Schüler für die Folgen des menschlichen Einflusses auf die Umwelt sensibilisiert und durch den aktiven Umgang mit modernen Geotechnologien wie Satellitenbildern das Interesse an natur-, umwelt- und geowissenschaftlichen Themen gestärkt werden“, sagt Kisser. Im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung fördert die Arbeit mit Fernerkundungsdaten so das Verständnis von Jugendlichen für ökologische, ökonomische und soziale Zusammenhänge.

Laut Alexander Siegmund, der den Fachbereich Geographie leitet, erweitert das „YCHANGE“-Projekt das Profil der Abteilung im Bereich der Verknüpfung angewandter Fernerkundung und Fernerkundungsdidaktik um eine zusätzlich europäische Komponente. „Das Projekt fügt sich in eine Reihe solcher Bildungsvorhaben ein, wie die von der Deutschen Raumfahrtagentur geförderte Entwicklung einer adaptiven Lernplattform zum schulischen Einsatz von Satellitenbildern (‚Space4Geography‘), deren Nutzung auch maßgeblich durch die Kurs-Angebote der GIS-Station, dem Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für digitale Geomedien an der Pädagogischen Hochschule, gefördert wird.“ Für ihre innovativen Ansätze zur Nutzung und Vermittlung solcher modernen Geotechnologien wird die Abteilung Geographie von der UNESCO im Herbst als UNESCO-Chair ausgezeichnet.

Weitere Informationen:
http://www.ph-heidelberg.de/geographie

Quelle: idw

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Ausdauersport oder Krafttraining: Was bremst den Alterungsprozess am stärksten?

Michael Wichert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung

Wilhelm P. Winterstein-Preis für Studie, die belegt: Moderater Ausdauersport und hochintensives Intervalltraining bremsen den Alterungsprozess stärker als Krafttraining

Wer moderat regelmäßig Ausdauersport wie Joggen betreibt, bremst den Alterungsprozess von Zellen und Organismus und schützt sich so besser vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Herzschwäche und anderen altersbedingten Krankheiten wie Diabetes. Dass moderater Ausdauersport und hochintensives Intervalltraining in dieser Hinsicht dem reinen Krafttraining überlegen sind, haben nun erstmals der Kardiologe Dr. Christian Werner und Kollegen vom Universitätsklinikum des Saarlandes Homburg/Saar in einer Studie belegt, die mit dem Wilhelm P. Winterstein-Preis der Deutschen Herzstiftung (Dotation: 10.000 Euro) ausgezeichnet wurde*. „Die Studie liefert ein wichtiges Messverfahren zur genauen Bestimmung, wie effektiv eine spezielle Trainingsform auf die Zellalterung wirkt und so den Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Ein großer Gewinn für die Prävention von Herzkrankheiten“, würdigt Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, die (noch unveröffentlichte) Arbeit „Differentielle Effekte von Ausdauer-, Intervall- und Krafttraining auf die zelluläre Seneszenz“. (Tipps zur Ausdauerbewegung sind erreichbar unter www.herzstiftung.de/ausdauer-verbessern und unter www.herzstiftung.de/Herzschwaeche.html).

Zellalterung im Gefäßsystem gebremst
Das Alter ist der Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Moderate und regelmäßige Ausdauerbewegung bremst den Alterungsprozess der Zellen im Gefäßsystem und erhöht so den Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Joggen und Intervalltraining sind dabei dem Krafttraining anscheinend deutlich überlegen. Allerdings verbessern alle Trainingsformen die körperliche Fitness“, betont Dr. Werner. Ausschlaggebend für diesen Befund ist die Aktivierung des Enzyms Telomerase durch das Ausdauertraining sowie die Steigerung Telomer-erhaltender und -schützender Proteine (TRF2, POT1, Ku70) in den Blutzellen der Probanden. Telomere sind einsträngige Enden der Erbgutträger (Chromosomen) in den Zellen, die die Erbinformation schützen. Die Telomerase wirkt der Telomerverkürzung als Folge der Zellteilung während des Alterns entgegen, indem sie die Verkürzung verhindert oder gar eine Verlängerung bewirkt.

Neuer Biomarker für Vorbeugungsprogramme
Eine Trainingsstudie (randomisiert, kontrolliert) zeigte die erhöhte Telomeraseaktivität bei moderatem Ausdauertraining, intensivem Intervalltraining, aber nicht bei intensivem Krafttraining. Von 124 gesunden, nicht sportlich Aktiven (30-60 Jahre) haben 89 Personen in drei unterschiedlichen Trainingsgruppen (Ausdauer, Intervall, Kraft) sechs Monate lang 3 x 45 Minuten pro Woche trainiert. Die Personen der Kontrollgruppe trainierten nicht. In den Trainingsgruppen war die Telomeraseaktivität höher als in der Kontrollgruppe, am höchsten in der Ausdauertrainingsgruppe. Das Ausdauertraining bestand aus 45 Minuten Joggen im aeroben Bereich (bei 60 % der Herzfrequenzreserve, HRR). Das Intervalltraining erfolgte im Wechsel aus vierminütigen hohen Belastungsphasen (Rennen bei 80-90 % der HRR) und anschließender dreiminütiger Erholung bei niedriger Belastung (Rennen bei 65-70 % der HRR). Nach Aufwärmphase wurde diese Abfolge viermal durchgeführt, am Ende erfolgte ein Auslaufen. Das Krafttraining umfasste ein Zirkeltraining mit acht Übungen an Geräten. Die Telomeraseaktivität lässt sich messen. „Damit haben wir einen Biomarker, der es ermöglicht, Trainingsempfehlungen für gesunde Menschen (Primärprävention) und für Herzkranke (Sekundärprävention) abzuleiten. Gesunde Menschen können sich durch regelmäßige Ausdauerbewegung vor Herzkrankheiten schützen. Dabei sollte Krafttraining ergänzend zu Ausdauertraining durchgeführt werden, nicht aber als Ersatz dafür.“

*Der Wilhelm P. Winterstein-Preis wird alljährlich für eine wissenschaftlich herausragende Arbeit auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bevorzugt aus einem patientennahen Forschungsbereich, vergeben. 2016 haben die Stifter Wilhelm P. und Ursula Winterstein den Preis für zwei ausgezeichnete Forschungsprojekte vergeben. Neben Dr. Werner wurde Dr. med. Hanna Fröhlich, Assistenzärztin der Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pulmologie am Universitätsklinikum Heidelberg, mit diesem Wissenschaftspreis ausgezeichnet (Presseinfo zu ihrer Forschungsarbeit folgt in Kürze).

Tipp: Wie sich die tägliche Dosis Ausdauerbewegung erhöhen lässt, erläutert der kostenfreie Ratgeber für mehr Bewegung „Jeder Schritt zählt!“ (20 Seiten), unter www.herzstiftung.de/ausdauer-verbessern oder telef. unter 069 955128400 erhältlich. Wichtige Informationen für Herzschwächepatienten bietet der Expertenbeitrag unter www.herzstiftung.de/Herzschwaeche.html

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23/2016
Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert /Pierre König
Tel. 069/955128-114/-140
Fax: 069/955128-345
E-Mail: wichert@herzstiftung.de/
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de

Weitere Informationen:
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Anhang
DHS_Dr. Werner_Sportstudie_Bildnachweise/Bildunterschriften
https://idw-online.de/de/attachment50573

Quelle: idw

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Leere Bäuche lernen gerne?

Anke Schlee Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Psychiatrie

Ein voller Bauch studiert nicht gern – dieses Credo kennen wir noch aus Schulzeiten. Aber wie steht es mit Phasen des Hungers? Seit mehr als einem Jahrzehnt ist bekannt, dass das Hunger-Hormon Ghrelin in Nagetiermodellen die Denkleistung verbessert, vor allem auf dem Feld des räumlichen Lernens. Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie sahen sich die Wirkung des Peptids am Menschen an. Hier ist die Lage komplexer.

Nicht überall in der Natur ist der Akt der Nahrungsaufnahme so einfach, dass der Griff in den Kühlschrank genügt, um sich mit Energie und Nährstoffen zu versorgen. Nahrung in ausreichender Menge zu finden, zu horten, zu verteidigen und zu einem passenden Zeitpunkt zu konsumieren fällt im Tierreich in die Kategorie der kognitiven Höchstleistungen. Daher verwundert es nicht, dass zahlreiche Hormone, die den Energiehaushalt eines Organismus steuern, auch in Denkprozesse modulierend eingreifen und diese teils sogar positiv beeinflussen. So verhält es sich auch im Falle von Ghrelin – zumindest, wenn man den Blick auf Mäuse und Ratten richtet.

Seit mehr als einem Jahrzehnt ist dieser Sachverhalt mehrfach publiziert, nur sehr wenig war jedoch bislang darüber bekannt, ob und wie Ghrelin am Menschen kognitive Leistungen beeinflusst. Zum ersten Mal in dieser Form untersuchten Forscher der Arbeitsgruppe Prof. Axel Steiger am Max-Planck-Institut für Psychiatrie, welche Auswirkungen Ghrelin auf räumliches Lernen und eine ganze Reihe weiterer Hirnsport-Disziplinen am Menschen hat. Dazu mussten 21 gesunde, männliche Probanden zunächst einen virtuellen Spaziergang unternehmen: Die Forscher modifizierten ein Freeware-Computerspiel für ihre Zwecke, die Probanden „liefen“ durch eine digitale Vorstadt-Umgebung, während in Echtzeit mit einem hochmodernen 3T-Magnetresonanztomographie-Gerät die Aktivität verschiedener Hirnareale aufgezeichnet wurde (fMRT).

Auf der digitalen Route wurden Begriffe eingeblendet, die sich die Probanden merken sollten. Einmal wurde dabei Ghrelin verabreicht, bei einem weiteren Termin Placebo. Welche Substanz jeweils im Spiel war, wussten weder die Probanden noch die verabreichenden Forscher – nur die im Hintergrund agierenden Ärzte waren informiert. In diesem doppelblinden Modus wurden die Probanden tags darauf gefragt, welche Begriffe ihnen im Gedächtnis geblieben waren. Das Ergebnis wurde jüngst im renommierten Fachmagazin NeuroImage publiziert: Es gab keinerlei Unterschiede zwischen Ghrelin und Placebo.

Welche Schlussfolgerungen lassen sich also ziehen? Ghrelin scheint keine Wunderdroge für Menschen zu sein, die uns nach intravenöser Gabe zu wandelnden Gedächtniswundern werden lässt, so viel scheint festzustehen. Wie verhält es sich aber mit der langfristigen Gabe des Hormons? Wie werden kognitive Prozesse emotionalen Inhalts beeinflusst, zum Beispiel die Wahrnehmung einer Speise als attraktiv oder uninteressant? Welche Auswirkungen haben die endogenen, das heißt ohnehin vom menschlichen Organismus synthetisierten Mengen an Ghrelin auf unsere Gedächtnisleistung? Dieser Forschungsansatz hilft möglicherweise auch beim Verständnis von Entwicklung und Therapie von Krankheiten wie Anorexie, Diabetes und Parkinson sowie Alzheimer-Demenz.

Quelle: idw

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Wärmetechnische Komponenten mit Schaum verbessern

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Die Energieeffizienz von Wärmeübertragern, Konvektoren und Kühlelementen lässt sich noch verbessern. Hier bieten offenporige Strukturen aus Metallschaum, die über eine gute Wärmeleitfähigkeit verfügen und eine große Oberfläche bilden, interessante Möglichkeiten. Das BINE-Projektinfo „Metallschaum – ein Werkstoff für die Wärmetechnik“ (11/2016) stellt die Entwicklungsarbeiten an diesen Materialien vor. Ziele sind, die Herstellungsverfahren zu optimieren, die Kosten zu senken und die Werkstoffe auf Testständen zu erproben. Die Materialeigenschaften der verschiedenen Legierungen werden in einer Datenbank erfasst.

Offenporige Metallschäume bieten höhere Wärmeübertragung
In vielen Komponenten der Wärmetechnik zirkuliert im Inneren eine Flüssigkeit oder ein Gas als Wärmeträgermedium. Offenporige Metallschäume verfügen gegenüber den bisher in den Bauteilen meist üblichen mäandrierenden Rohrbündeln oder Lamellen über den Vorteil der größeren Oberfläche. Dies erleichtert die Übertragung großer Wärmemengen. Die Metallschäume können mit Zellenweiten zwischen 0,3 und 5 mm hergestellt werden. Die Produktion startet mit offenzelligen Polyurethanschäumen. Diese werden mit einer dünnflüssigen Keramiksuspension umgossen. Durch Erhitzen wird anschließend der Kunststoff im Inneren verbrannt. Die so entstandene Gussform kann mit verschiedenen Metalllegierungen in einem Feingussverfahren oder einem pulvermetallurgischen Verfahren befüllt werden.

Offenporige Metallschäume bieten sich beispielsweise für einen Einsatz in Autokühlern, Hochleistungsverdampfern und Latentwärmespeichern an. Das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung in Dresden führt die Forschungsarbeiten gemeinsam mit industriellen Partnern durch.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich – unter www.bine.info oder 0228 – 92379-0.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die im öffentlichen Auftrag weltweit publizierte wissenschaftliche Information zugänglich macht und entsprechende Dienstleistungen zur Verfügung stellt. FIZ Karlsruhe
hat die Aufgabe, den nationalen und internationalen Wissenstransfer und die Innovationsförderung zu unterstützen.

Weitere Informationen:

http://www.bine.info/en – BINE Information Service – Energy research for practical applications
http://www.twitter.com/bineinfo – Folgen Sie BINE Informationsdienst aktuell auf Twitter
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Quelle: idw

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Dem Alter kann man kein Schnippchen schlagen: Warum wir alt aussehen – oder eben nicht

Nina Meckel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)

Menschen altern unterschiedlich: Der eine bemerkte schon im Studium das erste graue Haar, der andere wirkt noch als Rentner jugendlich-sportlich. Doch was sind die Gründe dafür? Wie lässt sich das biologische Alter einer Person bestimmen und welche Rückschlüsse ergeben sich daraus für den weiteren Alterungsprozess? Um den Antworten auf diese Fragen näher zu kommen, hat Professor Dr. Alexander Bürkle fünf Jahre lang die Gesundheitsdaten von 3.300 Probanden im Alter von 35 bis 74 Jahren protokolliert. Ein Datenschatz, der noch unter vielen anderen Gesichtspunkten Erkenntnisse liefern wird. In drei Jahren wissen wir mehr – so hoffen die Wissenschaftler.

„Um wahrzunehmen, dass Menschen unterschiedlich altern, muss man kein Wissenschaftler sein“, so Professor Bürkle. Jeder kenne aus seinem Bekanntenkreis Männer oder Frauen, denen man ihr kalendarisches Alter nicht ansehe. „Kürzlich war ich beim Klassentreffen zur Feier von 40 Jahren Abitur. Dort traf ich einige Schulkameraden, die deutlich älter wirkten. Es gab aber auch eine Mitschülerin, die man für zehn bis 15 Jahre jünger gehalten hätte.“ Warum nur? Was ist der Jungbrunnen? Was lässt andersherum einen Menschen rasant altern? Diese Fragen beschäftigen Bürkle, der Molekulare Toxikologie im Fachbereich Biologie an der Universität Konstanz lehrt, seit vielen Jahren. Was er mit Sicherheit sagen kann: „Man kann dem Alter kein Schnippchen schlagen bezüglich Gesundheit und kognitiver Fähigkeiten!“

Rund 400 Biomarker auf Aussagekraft untersucht
Woran es aber liegt, dass einige bis ins hohe Alter rege und von gravierenden Krankheiten verschont bleiben, während andere schon in mittleren Jahren deutlich verbraucht wirken – hierauf hat die Forschung bisher keine eindeutigen Antworten gefunden. Einzelne Biomarker, die Auskunft über das tatsächliche biologische Alter einer Person und ihren weiteren Alterungsprozesses geben könnten, erwiesen sich in der Vergangenheit als nicht haltbar.

Dies könnte sich jetzt ändern! Gefördert von der EU-Kommission, haben sich 26 Arbeitsgruppen aus 14 Ländern an der multizentrischen Studie MARK-AGE beteiligt. Fünf Jahre lang wurden die Gesundheitsdaten von rund 3.300 Probanden im Alter von 35 bis 74 Jahren protokolliert.

Besonders spannend: Unter den Teilnehmern befanden sich die Nachkommen von Personen, die zuvor an dem so genannten GEHA-Projekt (Genetics of Healthy Aging) beteiligt waren. Damalige Probanden mussten mindestens 90 Jahre alt und überdurchschnittlich gesund sein sowie Geschwister vorweisen, die gleichermaßen langlebig und fit waren. „Uns interessierte, ob man bei diesen ‚genetisch begünstigten‘ Menschen schon im mittleren Lebensalter eine Verlangsamung des Alternsprozesses feststellen kann“, so Bürkle. „Denn es deutet alles darauf hin, dass Altern eine Mischung aus Genetik und Umwelteinflüssen ist.“

Knapp drei Jahre dauerte die Erstauswertung der Daten bisher. Rund 400 Biomarker wurden auf ihre Aussagekraft geprüft. Die zehn relevantesten wird Professor Bürkle auf dem größten deutschsprachigen Kongress für Altersmedizin in Stuttgart Anfang September vorstellen. Bis dahin will er noch nichts zu den Ergebnissen der Studie verraten. „Aber das ist nur der Anfang“, ist er überzeugt. „Das ist ein Datenschatz, der noch unter vielen anderen Gesichtspunkten Erkenntnisse liefern wird.“

Zur Person:
Prof. Dr. Alexander Bürkle studierte Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, wo er auch promovierte. Von 1984 bis 2000 war er am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg tätig. Die Habilitation erfolgte 1995 an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Von 2000 bis 2002 war er Senior Lecturer am Department of Gerontology an der University of Newcastle upon Tyne in Großbritannien. Seit 2002 lehrt er Molekulare Toxikologie im Fachbereich Biologie an der Universität Konstanz.
Bürkle ist unter anderem Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Toxikologie und Mitglied des Fachkollegiums Medizin der Deutschen Forschungsgemeinschaft. 2011 wurde er mit dem GT-Toxicology-Preis für seine Forschung zur biochemischen Wirkung des Enzyms „Poly[ADP-Ribose]Polymerase“ (PARP), das die Erbgutreparatur beeinflusst, ausgezeichnet.

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Ärzte, die sich auf die Medizin der späten Lebensphase spezialisiert haben. Wichtige Schwerpunkte ihrer Arbeit sind neben vielen anderen Bewegungseinschränkungen und Stürze, Demenz, Inkontinenz, Depressionen und Ernährungsfragen im Alter. Häufig befassen Geriater sich auch mit Fragen der Arzneimitteltherapie von alten Menschen und den Wechselwirkungen, die verschiedene Medikamente haben. Bei der Versorgung geht es darum, den alten Menschen ganzheitlich zu betreuen und ihm dabei zu helfen, so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt zu leben. Die DGG wurde 1985 gegründet und hat heute rund 1700 Mitglieder.

Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG)
Die Deutsche Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie ist bewusst interdisziplinär ausgerichtet. Sie unterstützt zum einen Gerontologen und Geriater aktiv in der Forschung und Lehre über das Altern. Daneben finden hier alle in diesem Arbeitsfeld tätigen Berufsgruppen die Möglichkeit, sich fachlich auszutauschen und zu diskutieren – z. B. Biologen, Psychologen, Sozial- und Pflegewissenschaftler sowie Alten- und Krankenpfleger. Darüber hinaus ist der die Förderung des Nachwuchses ein besonderes Anliegen der Fachgesellschaft. Die DGGG wurde 1990 gegründet und hat heute rund 1200 Mitglieder.

Weitere Informationen:
http://www.dggeriatrie.de/presse-469/1142-pm-dem-alter-kann-man-kein-schnippchen…

Anhang
Dem Alter kann man kein Schnippchen schlagen: Warum wir alt aussehen – oder eben nicht
https://idw-online.de/de/attachment50578

Quelle: idw

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„Roboter helfen uns, den Menschen besser zu verstehen“

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Es war in mehrfacher Hinsicht ein bewegendes Ereignis: Bei der Eröffnungszeremonie der Fußball-WM 2014 in Brasilien brachte ein querschnittsgelähmter Brasilianer mit einem Schuss den ersten Ball ins Rollen. Der junge Mann trug ein Exoskelett, dessen Bewegungen er mit der Kraft seiner Gedanken steuerte. Zwei Jahre später veröffentlichen die Forscher des Walk-Again-Projekts nun eine aufsehenerregende Studie: Das Training an der Mensch-Maschine-Schnittstelle hat die Genesung der Patienten gefördert. Prof. Gordon Cheng war maßgeblich an der Entwicklung des Exoskeletts beteiligt. Im Interview spricht er über die neuen Ergebnisse und darüber, wie unsere Zukunft mit den Robotern aussehen könnte.

Was begeistert Sie so an Robotern?
Ich war schon in meiner Kindheit von Robotern fasziniert. In den Zeichentricksendungen, mit denen ich aufgewachsen bin, ging es immer darum, dass Roboter den Menschen helfen. Ich hatte daher immer eine sehr positive Einstellung zu ihnen. Diese Faszination sowie das technische und wissenschaftliche Interesse für Roboter sind bis heute geblieben.

Haben Sie einen Lieblingsroboter?
Alle Roboter aus Star Wars, besonders R2D2 natürlich. Und Astro Boy ist einer meiner Favoriten. Das ist ein Roboter, der fortwährend den Menschen hilft, was mir sehr gefällt.

Auch beim Projekt Walk Again soll die Technik den Menschen unterstützen. Was war hier Ihr Ansatz?
Walk Again wurde 2008 ins Leben gerufen. Forschungsleiter ist mein guter Freund Prof. Miguel Nicolelis. Er ist einer der Top-Experten in den Neurowissenschaften, insbesondere im Bereich der Mensch-Maschine-Schnittstelle. Wir hatten das Ziel, ein robotergesteuertes System zu entwickeln, das gelähmten Menschen helfen kann, wieder zu fühlen und zu gehen.

Wie würden Sie den Moment beschreiben, in dem der junge Mann im Stadion in Brasilien gegen den Ball getreten hat?
Das war ein wundervoller Moment, ein Meilenstein. Wir haben viele Monate damit verbracht, Patienten beim Umgang mit dem Exoskelett zu trainieren. Wir wollten sehen, ob es möglich wäre, dass sie mit seiner Hilfe gehen und fühlen können. Viele Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen haben zusammengearbeitet, um das zu erreichen. Für uns alle war es ein sehr wichtiger Augenblick.

Nun gibt es neue Ergebnisse aus dem Projekt. Könnten Sie diese kurz zusammenfassen?
In den vergangenen zwei Jahren hat das medizinische Team die klinischen Studien an den Patienten fortgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass sich ihr physiologischer und mentaler Zustand verbessert hat. Sie konnten ein gewisses Maß an Kontrolle über die Bewegung ihrer Beine wiedererlangen. Das hat uns sehr überrascht.

Welche mögliche Erklärung könnte es dafür geben?
Die sogenannte neuronale Plastizität spielt eine Rolle. Das Gehirn kann sich mithilfe von Training über eine gewisse Zeit umorganisieren. Es gibt eine Menge Theorien über das Körperschema, eine Repräsentation unseres Körpers im Gehirn, mit dessen Hilfe wir Empfindungen und Bewegungen zuordnen können. Mit dem entsprechenden Training können wir aber neue Vernetzungen im Gehirn erzeugen, die es uns erlauben, das Körperschema neu zu organisieren und ein neues Element wie das Exoskelett zu integrieren.

Wie konnten die Patienten die Beinbewegungen des Exoskeletts überhaupt wahrnehmen?
Ein Schlüsselelement war die taktile Rückmeldung, die es den Patienten ermöglicht, das Aufsetzen bei jedem Schritt zu fühlen. Dafür haben wir hier an der TU München eine künstliche Haut entwickelt. Ihre Sensoren können Vibration, Temperatur, Druck und Annäherung messen. Die künstliche Haut wird unter den Füßen des Roboters angebracht. Mithilfe der Sensoren kann das Exoskelett jeden Schritt detektieren. Diese Information wird weitergeleitet und die Patienten erhalten über kleine Motoren an den Armen ein taktiles Feedback. Nach einer gewissen Zeit verbindet das Gehirn dieses Feedback mit den Schritten. Damals wussten wir nicht, ob das wirklich funktionieren würde. Aber nach sechs Monaten intensiven Trainings berichteten die Patienten, dass sie Bewegung des Exoskeletts tatsächlich als Schritte wahrnehmen konnten.

Was ist das Besondere an der künstlichen Haut?
Wir haben eine neue Generation künstlicher Haut entwickelt, die Annäherung und Berührung detektieren kann. Mit ihrer Hilfe ist es zum Beispiel möglich, einen Roboter sicher zu machen. Ein Standard-Industrieroboterarm würde normalerweise nicht bemerken, ob Sie sich ihm nähern. Wir haben eine künstliche Haut entwickelt, die sehr sensitiv ist. Man kann den Arm dann mit sehr leichten Berührungen kontrollieren. Eine der wichtigsten Besonderheiten dieser künstlichen Haut ist, dass sie ihr eigenes Körperschema organisieren kann. Der Roboter weiß automatisch, wo sich die Haut befindet und wo sie berührt wird. Das Konzept des Körperschemas, das in unserem Gehirn unseren Körper repräsentiert, haben wir auf den Roboter übertragen.

Können wir von Robotern lernen?
Die Arbeit an humanoiden Robotern hilft uns, bessere Roboter für Menschen zu konstruieren. Es ermöglicht uns gleichzeitig, die Menschen besser zu verstehen. Wenn wir einen humanoiden Roboter bauen, der wie ein Mensch laufen kann, wird uns das dabei helfen, ein besseres Exoskelett zu entwickeln. Der Algorithmus, den wir für den Lauf-Roboter programmieren, kann auch direkt auf das Exoskelett angewandt werden, das einem Menschen helfen kann, wieder mobil zu werden.

Wird es in der Zukunft normal sein, dass Menschen und Roboter zusammenleben?
Ich hoffe es. Es wird eine ähnliche Evolution wie bei der Mikrowelle und dem Handy stattfinden und sie werden Teil unseres Lebens werden. Und ich wette, ein positiver Teil.

Wie sind die Pläne für die Zukunft des Walk-Again-Projekts?
Ich hoffe, dass all die Technologie, die wir entwickeln wie die nächste Generation des Exoskeletts oder der künstlichen Haut den Menschen in Zufkunft noch unmittelbarer in ihrem Alltag helfen kann.

Weitere Informationen:
http://www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/kurz/article/33312/

Quelle: idw

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Nützlicher Appetit von Algen

Erhard Jakobs Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen

Die Entwicklung technischer Lösungen für den Gewässerschutz gehört zu den fachlichen Schwerpunkten des Kompetenzzentrums für Energie- und Umweltsystemtechnik (ZEuUS) der TH Mittelhessen. Zurzeit arbeitet ein Team der Hochschule, das von Prof. Dr. Ulf Theilen geleitet wird, an einem hessischen Pilotprojekt zur „Phosphor-Elimination durch Mikroalgen“. Für dieses Forschungsvorhaben wurde ein Versuchsbetrieb auf der Kläranlage von Rotenburg an der Fulda eingerichtet.

Bei einer Fachtagung an der THM hatte Prof. Theilen vor einigen Jahren über die Phosphorbelastung hessischer Gewässer berichtet und aufgezeigt, dass 65 Prozent davon aus den kommunalen Kläranlagen stammen.

Vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie den Stadtwerken Rotenburg mit 620.000 Euro gefördert kooperiert die Arbeitsgruppe der THM in dem laufenden Projekt mit der Phytolutions GmbH aus Bremen. Die Partner verfolgen mehrere Ziele. Sie wollen die Einleitung von Nährstoffen in die Fulda verringern, die Konzentrationen von Phosphor und Stickstoff im Ablaufwasser der Kläranlage senken und die entstehende Biomasse aus Algen für die Biogasgewinnung nutzen.

Dabei kommt ein „Photobioreaktor“ zum Einsatz, in dem die Mikroalgen unter Einwirkung von Sonnenlicht und Kohlenstoffdioxyd wachsen. Phosphate und Stickstoffe, die noch im Ablauf der Kläranlage enthalten sind, sollen von den Algen aufgenommen und durch Abtrennung der Biomasse daraus entfernt werden.

Nach rund einem Jahr – Projektstart war im Sommer 2015, die Laufzeit endet im Juni 2017 – zieht ZEuUS-Sprecher Ulf Theilen eine positive Zwischenbilanz. „Das Ziel ist absolut erreicht worden, die Alltagstauglichkeit damit bewiesen“, bewertet der Ingenieurwissenschaftler die bisherigen Resultate. Die Mikroalgen leisten also, was die Fachleute erwartet hatten.

In den entnommenen Abwasserproben seien nach dem Photobioreaktor Phosphate kaum noch nachweisbar. Auch den Stickstoffgehalt habe man gesenkt. Nach Ansicht des Professors für Siedlungswasserwirtschaft und anaerobe Verfahrenstechnik können diese Ergebnisse dazu führen, dass künftig in der Rotenburger Kläranlage deutlich weniger oder gar keine Fällmittel (Chemikalien) mehr anfallen, die üblicherweise zur Phosphorelimination genutzt werden.

In einem nächsten Schritt will man testen, ob es erfolgversprechend und wirtschaftlich ist, eine solche Algen-Anlage zur Abwasserreinigung in großem Maßstab zu bauen. Im Auftrag des hessischen Umweltministeriums soll abschließend ein Leitfaden zum Einsatz der neu entwickelten Technologie erarbeitet werden.

Weitere Informationen:
http://www.thm.de/site/forschung/forschung-an-der-thm/kompetenzzentren/zeuus.htm…

Quelle: idw

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Mit Twitter-Daten Grippewelle vorhersagen – Universität Osnabrück kooperiert mit Weltkonzern IBM

Dr. Utz Lederbogen Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Osnabrück

OSNABRÜCK. Die Osnabrücker Kognitionswissenschaftler und ihre Studierenden entwickeln neue und intelligente Expertensysteme, die im Alltag helfen, die Flut an täglichen Informationen effektiv zu nutzen. Um mit großen Datenmengen arbeiten zu können, ist das Institut für Kognitionswissenschaft der Universität Osnabrück eine Kooperation mit IBM eingegangen und erhält für seine Forschungsvorhaben zur computergestützten Intelligenz Zugriff auf das IBM Computersystem »Watson«. Die Universität Osnabrück gehört neben den amerikanischen Eliteuniversitäten Stanford und Berkeley zu den ersten Hochschulen in Europa, die das Computersystem »Watson« nicht nur nutzen, sondern auch weiterentwickeln.

Das Osnabrücker Team von Prof. Dr. Gordon Pipa und Prof. Dr. Kai-Uwe Kühnberger setzt den neuen intelligenten Kommilitonen zum Beispiel ein, um mit Twitter-Daten Grippewellen vorherzusagen. Zur Analyse nutzen die Wissenschaftler die etwa 500 Millionen Tweets, die täglich weltweit abgesetzt werden. »Watson ist ein kognitives System, und deshalb stellt es eine neue Generation von Suchmaschinen dar«, so Pipa. »Watson versteht den Inhalt von Nachrichten und geht damit weit über das Suchen von Schlüsselwörtern hinaus.«

Erste Forschungsergebnisse haben die Osnabrücker Masterstudierenden Pascal Nieters und Hendrik Berkemeyer in Boston mit Entwicklern von Watson diskutiert und weiterentwickelt. »Mit diesem Watson-System haben unsere Studierende innerhalb nur eines halben Jahres ein Projekt umgesetzt, das marktrelevant ist und bei IBM zu großer Begeisterung führte«, berichtet der Osnabrücker Kognitionswissenschaftler Prof. Pipa. Das Projekt zeige, dass die Qualität der Forschung am Institut für Kognitionswissenschaft in Osnabrück vergleichbar ist mit der an Eliteuniversitäten in den USA.

Neben der Forschung wird die Arbeitsgruppe »Watson« einsetzen, um die Studierenden mit Cognitive Computing praktisch vertraut zu machen. Dazu lernen die Studierenden in Projektteams Technologien an der Schnittstelle zwischen Informatik und Linguistik zu nutzen, um Anwendungen selbst zu entwickeln. »Im Kern geht es dabei um die statistische Modellierung der Bedeutung sprachlicher Ausrücke zur automatischen Analyse von Abhängigkeiten zwischen unseren Fragen und dem Überfluss von Wissen, das im Internet vorhanden ist«, erläutert Pipa. »So werden Maschinen intelligent und können riesige Mengen Text automatisch lesen und verstehen, um uns dann auf die entsprechenden Quellen im Internet hinzuweisen, die Antworten auf unseren Fragen beinhalten.«

Bezogen auf Twitter-Daten zu Grippewellen bedeutet dies: Es macht einen Unterschied ob jemand twittert, dass er sich gegen Grippe impfen lässt, oder ob er schreibt, dass er bereits an Symptomen leidet. Um diesen Unterschied zu erkennen, muss Watson den Satz verstehen. »Das gibt uns die Möglichkeit, die Entwicklung von Grippewellen vorherzusagen«, so der Osnabrücker Wissenschaftler.

»Die Kognitionswissenschaft repräsentiert den interdisziplinären Geist der Universität Osnabrück und ist ein wichtiger Baustein zu unserer internationalen Sichtbarkeit. Mit dem Cognitive Computing wird ein neues hoch relevantes und zukunftsträchtiges Forschungsfeld erschlossen«, so Prof. Dr. Wolfgang Lücke, Präsident der Universität Osnabrück.

Quelle: idw

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SmartEnCity – Auf dem Weg zu intelligenten und energieneutralen Städten in Europa

Anette Mack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Steinbeis-Europa-Zentrum

SmartEnCity heißt ein neues europäisches Projekt, das vom Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union gefördert wird. 35 Partner aus sechs Ländern arbeiten daran, intelligente und energieneutrale Städte in Europa Realität werden zu lassen. Nach dem Schneeballprinzip werden die Maßnahmen zunächst in den drei Demonstrationsstädten Vitoria-Gasteiz, Tartu und Sønderborg gestartet. Es folgen Lecce und Asenovgrad, die von den Praxiserfahrungen profitieren. Die guten Beispiele werde für weitere Nachahmer zur Verfügung gestellt. Interessierte Städte können sich im SmartEnCity-Netzwerk registrieren und erhalten Projektergebnisse und Hilfestellungen aus erster Hand.

SmartEnCity heißt ein neues europäisches Projekt, das durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union gefördert wird. 35 Partner aus sechs Ländern arbeiten unter der Koordination von TECNALIA Research & Innovation daran, intelligente und energieneutrale Städte in Europa Realität werden zu lassen. Nach dem Schneeballprinzip werden die Maßnahmen zunächst in den drei Demonstrationsstädten Vitoria-Gasteiz, Tartu und Sønderborg gestartet. Es folgen Lecce und Asenovgrad, die direkt von den Praxiserfahrungen profitieren werden. Die guten Beispiele werden zusammengefasst und für weitere Nachahmer zur Verfügung gestellt. Interessierte Städte können sich im neuen SmartEnCity-Netzwerk registrieren und erhalten Projektergebnisse und Hilfestellungen aus erster Hand.

SmartEnCity zielt darauf ab, Strategien zu entwickeln, die in weiteren europäischen Städten konkret und effektiv angewendet werden können. Ziel ist es, den Energieverbauch nachhaltig zu verringern und insgesamt die Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen zu erhöhen. Dabei stehen besonders kleine und mittelgroße Städte im Fokus. Die Aktivitäten der Projektpartner umfassen neben der Sanierung von Gebäuden auch intelligente integrierte Infrastrukturen, nachhaltige Mobilität und die Nutzung von IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien).

Dieser integrierte Ansatz wird zunächst in den drei Leuchtturm-Demonstrationsstädten Vitoria-Gasteiz in Spanien, Tartu in Estland und Sønderborg in Dänemark im Detail definiert, geplant und schließlich in die Tat umgesetzt. Die bewährten Maßnahmen werden dann in die beiden Städte Lecce (Italien) und Asenovgrad (Bulgarien) übertragen, um festzustellen, ob die Prozesse standardisiert und somit leichter von anderen Städten nachgeahmt werden können.

„Unsere Vision ist es, intelligente Städte zu schaffen, die nachhaltig und klimafreundlich sind und Inklusion berücksichtigen; Städte, die die Lebensqualität der Bürger verbessern, Arbeitsplätze, Wohlstand und Möglichkeiten des Wachstums schaffen, mit gleichen Chancen für alle,“ betont Francisco Rodríguez Pérez-Curiel, Projektkoordinator von SmartEnCity.

Um es möglichst vielen europäischen Städten zu ermöglichen, von den Erfahrungen des Projekts zu lernen, wird ein SmartEnCity-Netzwerk von interessierten Städten aufgebaut. Dieses Netzwerk wurde nun offiziell Anfang Juni 2016 in Tartu (Estland) ins Leben gerufen, wo die Leuchtturmstädte aus dem Projekt mit Städten aus der Ostseeregion zusammenkamen. Gemeinsam und über Ländergrenzen hinweg diskutierten sie über den Weg zu klimaneutralen Städten und das gegenseitige Interesse am SmartEnCity-Netzwerk.

„Ich bin sehr zufrieden mit der Resonanz, die wir auf der Eröffnungsveranstaltung des SmartEnCity-Netzwerks in Tartu erhalten haben. Die Städte scheinen ein großes Interesse daran zu haben, ihren CO2-Ausstoß zu verringern, innovative Ansätze zu testen und sich über die ehrgeizigen Ziele und bewährte Verfahren auszutauschen“, sagt Peter Rathje, verantwortlicher Projektpartner für das Netzwerk. Er richtet einen eindringlichen Appell an alle kleinen und mittleren Städte in Europa: „Treten Sie unserem SmartEnCity-Netzwerk bei – Sie müssen keine Hauptstadt sein, um eine Vorreiterrolle in Europa zu übernehmen!“.

Informationen über das SmartEnCity-Netzwerk:
http://smartencitynetwork.eu
www.smartencity.eu

Kontakt:
TECNALIA Research & Innovation
Francisco Rodríguez Pérez-Curiel / Silvia Urra Uriarte (Projektkoordinatoren)
E-Mail: francisco.rodriguez@tecnalia.com / silvia.urra@tecnalia.com
Telefon: +34 946 430 850

SmartEnCity wird durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union gefördert. Förderungsvertragsnummer: 691883
Laufzeit: 66 Monate (Februar 2016 – Juli 2021)
Koordinator: TECNALIA Research & Innovation
Konsortium: 35 Partner aus 6 Ländern (Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Italien, Spanien)

Weitere Informationen:
http://smartencitynetwork.eu – Informationen über das SmartEnCity-Netzwerk:
http://www.smartencity.eu – Projektwebsite (momentan noch im Aufbau)

Quelle: idw

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Zuckerabhängigkeit: Schalter für Zuckertransport ins Gehirn entdeckt

Sonja Opitz, Abteilung Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt

Unser Gehirn holt sich Zucker durch einen aktiven Prozess aus dem Blut. Das haben jetzt Diabetesforscher am Helmholtz Zentrum München, entdeckt. Bisher ging man davon aus, dass es sich dabei um einen rein passiven Vorgang handelte. Wissenschaftler um Professor Matthias Tschöp berichten im renommierten Fachmagazin ‚Cell‘, dass der Zuckertransport ins Gehirn durch sogenannte Stützzellen reguliert wird. Die Forscher konnten zudem zeigen, dass diese Zellen auf Hormone wie Insulin oder Leptin reagieren – dies hielt man bisher nur bei Nervenzellen für möglich.

Unsere Gesellschaft steht durch den rapiden Anstieg von Übergewicht und der damit verbundenen Verbreitung von Typ-2-Diabetes vor einer enormen Herausforderung. Immer noch fehlt es an effizienten und sicheren Medikamenten, um diese Entwicklung aufzuhalten. Dies liegt vor allem daran, dass die Mechanismen des Zucker- und Energiestoffwechsels immer noch völlig unzureichend erforscht sind.

Treibstoff für die Schaltzentrale
Ein Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Matthias Tschöp, Direktor des Helmholtz Diabetes Zentrums (HDC) und der Abteilung für Stoffwechselerkrankungen an der Technischen Universität München, erforscht, wie Schaltzentralen im Gehirn unseren Stoffwechsel fernsteuern, um ihn optimal auf unsere Umwelt einzustellen. Das Hirn ist das Organ mit dem höchsten Zuckerverbrauch im Körper und kontrolliert unser Hungergefühl. „Wir vermuteten deswegen, dass es bei so einem wichtigen Vorgang, wie der Versorgung des Gehirns mit ausreichend Zucker, nicht um einen zufälligen Prozess handeln konnte“, sagt Dr. Cristina García Cáceres, Neurobiologin am HDC und Erstautorin der Studie. „Lange Zeit ließen wir uns davon in die Irre führen, dass Nervenzellen diesen Prozess offensichtlich nicht kontrollieren. Dann hatten wir die Idee, dass Astrozyten*, die man bisher als weniger wichtige ‚Stützzellen‘ missverstanden hatte, vielleicht etwas mit Zuckertransport ins Gehirn zu tun haben könnten.“

Die Wissenschaftler untersuchten deshalb zunächst die Aktivität von Insulinrezeptoren auf der Oberfläche der Astrozyten, also jenen Strukturen, über die Insulin Einfluss auf Zellen nimmt. Dabei stellten sie fest, dass beispielsweise Mäuse, denen dieser Rezeptor auf bestimmten Astrozyten fehlte, eine deutlich geringere Aktivität in Nervenzellen aufwiesen, die die Nahrungsaufnahme zügeln (die sogenannten Proopiomelanocortin Neuronen). Gleichzeitig hatten solche Mäuse Schwierigkeiten, ihren Stoffwechsel anzupassen, wenn sich die Zuckerzufuhr änderte. Mit Hilfe bildgebender Methoden konnten die Wissenschaftler dann zeigen, dass Hormone wie Insulin und Leptin an Stützzellen wirken, um die Aufnahme von Zucker ins Gehirn zu regulieren. Ohne Insulinrezeptoren zeigten die Astrozyten vor allem im Bereich der Appetitzentralen im sogenannten Hypothalamus entsprechend schlechtere Transportraten von Glukose ins Gehirn.

Ein Paradigmenwechsel
„Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass essentielle Stoffwechsel- und Verhaltensprozesse nicht nur über Nervenbahnen reguliert werden, sondern dass auch andere Zelltypen wie Astrozyten, hier eine entscheidende Rolle spielen“, so Studienleiter Matthias Tschöp, der auch die Entwicklung neuer Therapien am Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) leitet. „Das stellt einen Paradigmenwechsel dar und könnte ein Grund dafür sein, dass sich die Entwicklung neuer Medikamente für Diabetes und Adipositas bisher so schwierig gestaltete.“ Um das alte Modell der Kontrolle von Nahrungsaufnahme und Körperstoffwechsel durch Nervenzellen im Gehirn jetzt durch ein Konzept zu ersetzen, bei dem auch Astrozyten und eventuell sogar Immunzellen des Gehirns eine wichtige Rolle spielen, müssen zahlreiche neue Studien auf den Weg gebracht werden, so die Wissenschaftler. Erst wenn das Zusammenspiel dieser verschiedenen Zellen etwas besser verstanden ist, gelte es dann, Wege und Stoffe zu finden, wie man in diese Signalketten eingreifen kann, um eventuell Zuckerabhängigkeit zu unterbinden und letztlich die wachsende Zahl an Zuckerkranken und Übergewichtigen besser behandeln zu können. „Da liegt sehr viel Arbeit vor uns,“ so Garcia-Caceres, „aber wenigstens wissen wir jetzt, in welchen Zellen wir suchen müssen.“

Weitere Informationen
Hintergrund:

* Astrozyten sind die häufigsten Zellen im Gehirn. Unter anderem bilden sie die Bluthirnschranke, indem sie die im Hirn verlaufenden Blutgefäße umschließen und nur bestimmte Stoffe gezielt zu den Nervenzellen durchlassen.

Erst vor kurzem hatten die Wissenschaftler bereits gezeigt, dass Astrozyten auch auf das Stoffwechselhormon Leptin reagieren (Kim et al., 2014). Dieses ist ein wichtiger Faktor für das Sättigungsgefühl. Da nun sowohl Leptin als auch Insulin nachweislich auf Astrozyten Einfluss haben, schlagen die Forscher vor, ein neues Modell zu entwickeln, was neben den Nervenzellen auch die Astrozyten als Stellschrauben des Stoffwechsels und des Hungergefühls berücksichtigt. Von dem dann detaillierteren Bild erhoffen sie sich neue Perspektiven für die Entwicklung von Medikamenten.

Original-Publikation:
Caceres, C. et al. (2016): Astrocytic insulin signaling couples brain glucose uptake with nutrient availability, Cell, DOI: 10.1016/j.cell.2016.07.028
http://www.cell.com/cell/fulltext/S0092-8674(16)30974-6

Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.300 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 37.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de

Die Technische Universität München (TUM) ist mit mehr als 500 Professorinnen und Professoren, rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 39.000 Studierenden eine der forschungsstärksten Technischen Universitäten Europas. Ihre Schwerpunkte sind die Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften und Medizin, ergänzt um Wirtschafts- und Bildungswissenschaften. Die TUM handelt als unternehmerische Universität, die Talente fördert und Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Dabei profitiert sie von starken Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft. Weltweit ist sie mit einem Campus in Singapur sowie Verbindungsbüros in Brüssel, Kairo, Mumbai, Peking, San Francisco und São Paulo vertreten. An der TUM haben Nobelpreisträger und Erfinder wie Rudolf Diesel, Carl von Linde und Rudolf Mößbauer geforscht. 2006 und 2012 wurde sie als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. In internationalen Rankings gehört sie regelmäßig zu den besten Universitäten Deutschlands. http://www.tum.de

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner. http://www.dzd-ev.de

Weitere Informationen:
https://www.helmholtz-muenchen.de/forschung/forschungsexzellenz/forscherportraet… – Portrait Matthias Tschöp
http://www.helmholtz-muenchen.de/hdc – das Helmholtz Diabetes Center

Quelle: idw

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Alarmierende Ergebnisse: Schadstoffbelastung durch Mikroplastik im Sediment höher als erwartet

Dr. Katharina Jeorgakopulos Presse und Kommunikation
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Zu alarmierenden Ergebnissen kommt die Untersuchung von Mikroplastik im Sediment von Elbe, Weser, Trave, der Boddengewässer und der Nord- und Ostsee: Mikroplastik bindet deutlich mehr Schad- und Giftstoffe im Sediment als bisher vermutet. Die kleinen Plastikteilchen sind um das Drei- bis Vierfache stärker belastet als das ohnehin schon kontaminierte Sediment. Die größte Schadstoffbelastung wurde nahe der Kläranlage Lübeck gemessen.

Seit 2015 untersucht ein Forscher-Team um Prof. Dr. habil. Gesine Witt von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg) im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojektes neben der Schadstoffbelastung auch die Plastik-Vermüllung im Sediment von Gewässern. Auf zwei Expeditionen mit dem Forschungsschiff ALDEBARAN wurde die Kontaminierung im Sediment über drei Monate mit eigens von der HAW Hamburg entwickelten Plastik-Schadstoffsammlern gemessen. Anschließend wurden die Proben im Labor der HAW-Fakultät Life Sciences auf Schadstoffkonzentrationen untersucht.

Was man bis jetzt weiß ist, dass kleinste Plastikteile auf Schadstoffe wie Magnete wirken: Je länger sie sich im Wasser befinden, desto mehr Giftstoffe binden sie an sich und bilden eine Art Giftcocktail. Lagern sie sich im Sediment ab, können sie durch Würmer, Muscheln und Fische in die menschliche Nahrungskette gelangen.
Mikroplastik drei- bis vierfach stärker belastet als umliegendes Sediment
Bislang vermutete das Forscher-Team, dass die Belastung von Mikroplastik mit Schadstoffen im Vergleich zu dem umliegenden Sediment mindestens genauso hoch sei. Mit den aktuellen Messdaten haben die Forscher um Prof. Dr. habil. Gesine Witt nun ein erweitertes Schadensbild: „Mit 50 Probensammlern konnten wir nachweisen, wie stark Mikroplastikteile in Sedimenten tatsächlich belastet sind. Die kleinen Plastikteilchen sind um das Drei- bis Vierfache stärker belastet als das ohnehin schon kontaminierte Sediment. Zusätzlich wissen wir nun besser, wo sich die unterschiedlich großen Teile nach ihrem Gebrauch im Gewässer oder im Sediment aufhalten.“

Polyethylen: meistverwendeter Kunststoff der Industrie bindet noch mehr Schadstoffe
Zusätzlich beklemmend ist die weitere Erkenntnis: „Schlickhaltiges Sediment nimmt im Gegensatz zu sandhaltigem deutlich mehr Schadstoffe auf, was im Umkehrschluss auch mit einer höheren Belastung des Mikroplastiks einhergeht. Darüber hinaus können wir mit den Ergebnissen der untersuchten Silikon-Proben aus den Probensammlern und vergleichenden Labortests auf die schadstoffbindenden Eigenschaften von Polyethylen schließen. Demnach bindet Polyethylen noch einmal etwa doppelt so viele Schadstoffe wie Silikon“, warnt die Umweltchemikerin Prof. Dr. Gesine Witt. „Dies ist von besonderer Bedeutung, denn Polyethylen ist der in der Industrie meistverwendete Kunststoff.“
Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigen, dass insbesondere Mikroplastik aus Weser- und Elbsedimenten erhöht mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet ist. Hier traten je nach Fettlöslichkeit der Schadstoffe Konzentrationen im Bereich von 1,5 bis 280 µg pro kg Polyethylen auf.

Die höchste Belastung durch polycyclische aromatische Kohlen¬wasserstoffe (PAK) wurde in den Hafensedimenten des Stralsunder Hafens und des Fischereihafens Marienehe (Rostock) ermittelt. Dies liegt vorwiegend daran, dass Öl- und Ölprodukte wie Dieselkraftstoffe PAK enthalten – einige davon sind krebserzeugend. Die maximale Schadstoffbelastung wurde mit bis zu 1400 µg Fluoranthen pro kg Silikon nahe der Kläranlage Lübeck gemessen. Weitere hohe Belastungswerte fand das Team ebenfalls in der Wesermündung und der Warnow bei Rostock.

Daten zur Expedition und zum Forschungsprojekt
Mit dem Hamburger Forschungsvorhaben verbunden waren Projekte der Universität Bayreuth und des Geoforschungszentrums Potsdam, bei denen Mikroplastikproben im Wasserkörper mit Spezialnetzen gesammelt wurden. Erstmals kamen Satellitenbeobachtungen für die Identifikation von Plastik in Gewässern zum Einsatz. Mit dem auf Flachwasser spezialisierten Forschungsschiff ALDEBARAN legten die Wissenschaftler/innen insgesamt 1.025 Seemeilen (etwa 2.000 km) auf norddeutschen Flüssen und Küsten zurück. Die Expeditionen auf der ALDEBARAN wurden vom Portal Deutsche Forschungsschiffe, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem BMBF gefördert. Das Forschungsprojekt hat ein Volumen von mehr als 200.000 Euro und finanziert sich aus Mitteln der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH), der HAW Hamburg und weiteren Drittmitteln. Unterstützt wird es ebenfalls von ALDEBARAN Marine Research & Broadcast.

Die ALDEBARAN: ein segelndes Forschungsschiff
Um mit Forschungstaucheinsätzen, Bodengreifern und Wasserschöpfern bei geringem Tiefgang effektiv in der Elbe und den Küstengewässern Plastikmüll-Verunreinigungen aufzuspüren, nutzen die Wissenschaftler/innen das dafür bewährte und flachwassergängige Forschungsschiff ALDEBARAN. Das 14 Meter lange und privat betriebene Forschungs-Segelschiff ist seit knapp 25 Jahren im Dienste der Wissenschaft mit einem modern ausgestatteten Mini-Labor und mit einem kleinen Radio-Studio an Bord für eine aktuelle Wissenschaftskommunikation vor Ort unterwegs, um über Meeres- und Klimathemen zu informieren. Die Forschungsergebnisse und das Forschungsschiff ALDEBARAN werden auch auf dem Tag der offenen Tür der Bundesregierung vor dem Bundesverkehrsministerium Ende August in Berlin präsentiert.

Kontakte:
HAW Hamburg
Fakultät Life Sciences
Department Umwelttechnik
Prof. Dr. habil. Gesine Witt, Professorin für Umweltchemie
Tel.: +49 157 313 60 814
gesine.witt@haw-hamburg.de

Forschungsprofile von Gesine Witt:
http://bit.ly/Witt-DFG und http://bit.ly/Witt-Profil

ALDEBARAN Marine Research & Broadcast
Geschäftsführer
Dipl.-Biol. Frank Schweikert
Tel.: +49 40 325 721-13
frank.schweikert@aldebaran.org

Weitere Informationen:
http://bit.ly/2a1PwOx
http://bit.ly/2a5KhyA
http://www.haw-hamburg.de/uploads/tx_atlpressemappe/Impetus_24.pdf
http://www.aldebaran.org

Quelle: idw

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Zu wenig Kochsalz erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

Mainz – Die Menge des Salzkonsums ist einer der beeinflussenden Faktoren für den Blutdruck. Bekannt ist: Hochdruckpatienten können ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflussen, wenn sie sich beim Salzverzehr zurückhalten. Für Menschen ohne Bluthochdruck gilt das jedoch nicht. Ihr Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt nicht mit hohem Salzkonsum, sondern eher mit zu wenig Salz pro Tag. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) anlässlich einer aktuell in The Lancet erschienenen Metaanalyse.

Täglich höchstens sechs Gramm Kochsalz zu sich nehmen, so empfiehlt es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Erwachsenen. Die Realität sieht anders aus: Männer mögen es dabei noch salziger als Frauen, sie nehmen durchschnittlich 10,0 Gramm Salz am Tag zu sich, Frauen 8,4 Gramm. Das bedeutet, viele Menschen werden also wesentlich mehr Salz zuführen als diese Mittelwertzahlen anzeigen. Dass viel Kochsalz den Blutdruck erhöht und damit Organe und Gefäße schädigt, haben in der Vergangenheit zahlreiche Untersuchungen nahegelegt. Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz aus Bochum vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE): „Das im Kochsalz enthaltene Natrium bindet Wasser und erhöht damit das Blutvolumen. Der Druck in den Gefäßen wird höher und damit auch der Blutdruck, so eine vereinfachte Erklärung eines komplexen Vorgangs“. Die Folge einer Hypertonie können lebensbedrohliche Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall sein, so der Experte. „Heute weiß man, dass Bluthochdruck viele Ursachen hat. Bluthochdruck einfach mit viel Natrium gleichzusetzen, trifft nicht zu.“ Lange Zeit galt in Bezug auf Salz die Devise „je weniger, desto besser“. „Das müssen wir nach den Ergebnissen der Lancet-Studie nun differenzierter betrachten“, erklärt Professor Schatz.

Die Forscher um Andrew Mente von der McMaster University in Hamilton, Kanada, verglichen in einer Metaanalyse von vier großen prospektiven Studien mit insgesamt 135.000 Menschen aus 49 Ländern die tägliche Urinausscheidung von Natrium und Herz-Kreislauf-Ereignisse sowie Gesamttodesfälle. An der Natriumausscheidung im Harn kann man die Aufnahme von Kochsalz beurteilen; dieses besteht nämlich aus Natrium und Chlor (NaCl), wobei fünf Gramm Kochsalz etwa 2,3 Gramm Natrium entsprechen. Andrew Mente und seine Mitarbeiter unterschieden in ihrer Metaanalyse zwischen Menschen mit und ohne Bluthochdruck. Bei Hochdruckpatienten stieg die Ereignisrate erwartungsgemäß bei einer Natriumaufnahme, die über vier bis fünf Gramm pro Tag hinausging. Dies war bei Menschen mit normalem Blutdruck jedoch nicht der Fall. Bei einer Zufuhr von Natrium unter drei Gramm pro Tag wurden Herz-Kreislauf-Ereignisse und Gesamttodesfälle hingegen sowohl bei Menschen mit als auch ohne Bluthochdruck erhöht.

Es ist nicht die erste Arbeit, die das Salz-Dogma infrage stellt: Bereits 2011 zeigte eine europäische Populationsstudie, dass bei niedrigem Salzkonsum eine erhöhte kardiovaskuläre Mortalität besteht, allerdings war es ein relativ kleine Studie mit nur etwa 3700 Teilnehmern.

Für Professor Dr. med. Matthias Weber, DGE-Mediensprecher von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, haben diese Erkenntnisse durchaus einen gesundheitspolitischen Einfluss. „Die Lancet-Arbeit zeigt uns, zu wenig Salz – unabhängig davon ob der Mensch einen erhöhten oder einen normalen Blutdruck hat – sollte man auch nicht zu sich nehmen. Aber das Problem stellt sich angesichts der Produktionsbedingungen und Ernährungsgewohnheiten in Deutschland nicht“, so Professor Weber. Fertiggerichte, Brot, Wurst, Käse und Milchprodukte enthalten alle reichlich Kochsalz. Professor Weber hält fest: „Bluthochdruckpatient sollten nach wie vor Salz meiden oder nur sparsam verwenden. Dies gilt auch für Patienten mit Herzinsuffizienz. Menschen mit normalem Blutdruck müssen weniger auf Ihren Salzkonsum achten.“

Literatur:
Mente A et al.: Associations of urinary sodium excretion with cardiovascular events in individuals with and without hypertension: a pooled analysis of data from four studies. Lancet 2016. 388:465 ff.
Stolarz-Skrzypek K et al.: European project on genes in hypertension (EPOGH). Fatal and nonfatal outcomes, incidence of hypertension, and blood pressure changes in relation to urinary sodium excretion. J. Amer. Med. Assoc. 2011. 305:1777 ff.

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

Weitere Informationen:
http://www.endokrinologie.net

Quelle: idw

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Neue Projektideen für die Bioenergie

Diana Pfeiffer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum

Skizzeneinreichung im BMWi-Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ vorerst zum letzten Mal noch bis zum 30. September 2016 möglich

Der vorerst letzte Stichtag zum Einreichen von Projektskizzen im Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ ist der 30. September 2016. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) unterstützt mit dieser Forschungsinitiative die Entwicklung effizienter und kostengünstiger Technologien der Bioenergiebereitstellung.

Ein systemrelevanter Baustein der Energiewende besteht darin erneuerbarem Strom und Wärme flexibel und bedarfsgerecht zu erzeugen, um die Versorgungssicherheit im gesamten Energie-system zu gewährleisten. Dies kann die Bioenergie grundsätzlich bieten. Um die ambitionierten Ziele der Bundesregierung jedoch zu erreichen, muss die Entwicklung zukunftsweisender und effizienter Technologien und das Zusammenspiel der erneuerbaren Energien weiter vorangetrieben werden.

Daher fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Programm „Energetische Biomassenutzung“ vor allem Forschungs- und Demonstrationsvorhaben, die sich u. a. mit der kosten- und umwelteffizienten Wärme- und Stromerzeugung, Kraft-Wärme-Kopplung, Reststoffverwertung oder der Flexibilisierung und Integration bioenergetischer Anwendungen in das Gesamtsystem erneuerbarer Energien befassen. Projektskizzen können im Elektronischen Formularsystem der Bundesregierung (easy-Online) noch bis zum
30. September 2016 zu folgenden Themenschwerpunkten eingereicht werden.

WÄRME: Entwicklung von Technologien zur effizienten Erzeugung von Wärme aus Biomasse

STROM: Forschung, Entwicklung und Innovation zur effizienten Erzeugung von Strom aus Biomasse und dessen Integration ins Stromsystem

BIOMASSEREST- UND ABFALLSTOFFE: Erschließung kostengünstiger Biomasserest- und Abfallstoffe außerhalb der Forst- und Landwirtschaft für die energetische Nutzung im Wärme- und Strombereich

KWK: Entwicklung und Demonstration neuer und fortschrittlicher Technologien zur effizienten Nutzung von Biomasse in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen

MARKTPOTENZIAL: Validierung des Marktpotenzials von Forschungsergebnissen

STUDIEN & KONZEPTE für die Energieerzeugung aus Biomasse

Folgende Ziele werden mit dem Förderprogramm verfolgt:

→ Effiziente Wärmenutzung bei hohen Verstromungswirkungsgraden
→ Kostengünstige Emissionsminderung
→ Erhöhung der Substratflexibilität
→ Hohe Energieeffizienz & Gesamtwirkungsgrade
→ Substitution fossiler Energieträger
→ Nachhaltige & flexible Energiebereitstellung

Skizzeneinreichung mit dem easy-Online-Tool:
https://foerderportal.bund.de/easyonline

Fragen zum Antragprozedere können an Lena Panning vom Projektträger Jülich gerichtet werden.

Ansprechpartner:
Lena Panning
Telefon: 030 20199-3132
E-Mail: l.panning@fz-juelich.de
Web: www.ptj.de/bioenergie

Weitere Informationen:
http://www.ptj.de/bioenergie
http://www.energetische-biomassenutzung.de

Quelle: idw

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Urologen warnen: Volksleiden Nykturie oft ein Alarmsignal

Bettina-Cathrin Wahlers Pressestelle der DGU
Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

Nächtliche Toilettengänge sind nicht nur ein Männerproblem und mehr als lästig

Allnächtlich aufzuwachen, weil die Blase den Gang zur Toilette fordert, ist ein verbreitetes Leiden – und ein gefährliches zugleich: Zum einen werden die Folgen der regelmäßigen Unterbrechung des Nachtschlafes zum Wasserlassen, fachsprachlich Nykturie genannt, unterschätzt. Zum anderen sind die nächtlichen Toilettengänge häufig ein Alarmsignal, das auf eine behandlungsbedürftige Erkrankung hinweist.

„Fälschlicherweise wird Nykturie in der Bevölkerung vielfach als eine unvermeidbare Alterserscheinung, vorrangig des Mannes, abgetan, obwohl es der Abklärung der individuellen Ursachen bedarf“, sagt Prof. Dr. Kurt Miller, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU), die das Volksleiden auf dem 68. DGU-Kongress vom 28. September bis 1. Oktober 2016 in Leipzig thematisiert.

Tatsächlich ist die Nykturie die häufigste Ursache von Schlafstörungen, aus denen wiederum Risiken für Gesundheit und Lebenserwartung der Betroffenen resultieren. Anders als vielfach angenommen, sind Männer wie Frauen gleichermaßen betroffen. Zuverlässige aktuelle Zahlen zur Häufigkeit gibt es nicht, nach älteren Studien leiden aber mehr als 60 Prozent aller Menschen von 70 und mehr Jahren an einer behandlungsbedürftigen Nykturie, die die Betroffenen zwei Mal oder öfter pro Nacht zum Wasserlassen treibt. Fortgeschrittenes Alter ist zwar ein wesentlicher Faktor für Nykturie, bewahrt aber jüngere Menschen nicht davor. In der Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen ist etwa jeder fünfte bis sechste betroffen – hier öfter Frauen als Männer.

„Nykturie ist keine eigenständige chronische Erkrankung, sondern Symptom anderer körperlicher Störungen. Unterschiedliche Ursachen kommen für den Drang zum nächtlichen Wasserlassen in Betracht, die zunächst im Bereich der Urinproduktion sowie im System der Speicherung und Ableitung des Harns zu suchen sind“, sagt Prof. Dr. Stephan Roth. Bei zahlreichen Nykturie-Patienten liegt eine nächtliche Polyurie vor. Sie scheiden nachts mehr als den sonst üblichen Anteil der 24-Stunden-Urinmenge aus, der für jüngere Menschen bis 20 Prozent, jenseits der 65 bis 33 Prozent liegen sollte. Bei anderen Patienten wird eine reduzierte Kapazität der Harnblase festgestellt, die zur häufigeren Entleerung kleinerer Mengen nötigt. Besonders bei älteren Menschen fallen oft mehrere Faktoren zusammen, die für eine Nykturie ursächlich sein können: Dazu gehören die sinkende Fähigkeit, Urin zu halten, erhöhte Restharnvolumina, Veränderungen am Detrusormuskel, niedrige Konzentration des Antidiuretischen Hormons (ADH), chronische Infekte der unteren Harnwege, überaktive Blase und bei Männern auch eine vergrößerte Prostata.

„Bei einer Polyurie“, so der Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Wuppertal weiter, „ist es notwendig, die Ursachen der erhöhten nächtlichen Urinproduktion abzuklären“. Infrage kommen, laut Roth, eine Herzinsuffizienz, für die ein Übermaß an auszuscheidendem Gewebewasser ein Indiz wäre; auch ein Diabetes, ein erhöhter systolischer Blutdruck oder Störungen der Nierenfunktion können sich, ebenso wie Medikamente, auf die Urinproduktion auswirken.

Schnarchen, das mehr als die Hälfte aller Männer betrifft, und nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe) sind eng verbunden mit der Nykturie, die sogar als ein Leitsymptom des obstruktiven Schlafapnoe-Syndroms gilt. Wird diese gefährliche Schlafstörung effektiv behandelt, so bessert sich auch der Drang zum nächtlichen Wasserlassen. Als weiterer Risikofaktor für Nykturie wird Übergewicht betrachtet.

Die Folgen der Nykturie können schwerwiegend sein: Schlafstörungen führen oft zu Tagesmüdigkeit, Konzentrationsschwächen, Verminderung der geistigen Leistung und Kopfschmerzen. In manchen Fällen können Depressionen die Folge sein. Dänische Forscher ermittelten, dass Nykturie die Arbeitsproduktivität um bis 24 Prozent senken kann. Besonders ältere Menschen haben erhöhte Risiken für Stürze und Knochenbrüche. Für herzkranke Patienten wird bei gleichzeitiger Nykturie von einem erhöhten Mortalitätsrisiko ausgegangen.

„Angesichts des hohen Leidensdrucks, möglicher Komplikationen und der zum Teil schwerwiegenden ursächlichen Erkrankungen wird die Notwendigkeit zur gründlichen medizinischen Abklärung einer Nykturie deutlich“, resümiert DGU-Präsident Prof. Dr. Kurt Miller und lädt die Medienvertreter ein, sich auf dem 68. DGU-Kongress in Leipzig über das unterschätzte Volksleiden zu informieren.

Weitere Informationen:
DGU-Pressestelle
Bettina-C. Wahlers
Sabine M. Glimm
Grandkuhlenweg 5-7
22549 Hamburg
Tel.: 040 – 79 14 05 60
Mobil: 0170 – 48 27 28 7
E-Mail: redaktion@bettina-wahlers.de

Weitere Informationen:
http://www.urologenportal.de
http://www.dgu-kongress.de

Quelle: idw

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Großer Handlungsbedarf beim Problem Gülle

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Experten und Expertinnen aus Ministerien, Kammern, Agrar- und Energiewirtschaft sowie Wissenschaftler aus dem Ingenieur-, Logistik- und Agrarbereich trafen sich auf Einladung des Instituts für Umweltverfahrenstechnik (IUV) in der Universität Bremen zu einem Workshop, um Bewegung in das Thema „Nährstoffbioökonomie“ zu bringen. Hinter dem Begriff verbirgt sich das Agrarproblem, einen Nährstoffüberschuss aus Regionen der intensiven Viehhaltung in Regionen zu bringen, die aufgrund von intensivem Landbau einen hohen Nährstoffbedarf haben, denn Gülle, und ebenso Gärreste aus Biogasanlagen, stellen wertvolle organische Dünger dar.

Die Auswirkungen eines regionalen Nährstoffüberschusses durch Wirtschaftsdünger (Gülle) sind beim Eintrag in die Umwelt vielfältig und reichen von ökologischen Beeinträchtigungen von Grund- und Oberflächengewässern sowie Küstengebieten durch erhöhte Nährstoffeinträge (zum Beispiel im Raum Weser-Ems und Wattenmeer) bis hin zur Beeinträchtigung von Atmosphäre und Klima (zum Beispiel durch Feinstaub- und Klimagasemissionen). Diese Probleme sind seit Jahren bekannt, dennoch konnte trotz aller bisherigen Maßnahmen, beispielsweise im Weser-Ems-Gebiet, eine Verringerung der Kontamination von Wasserkörpern mit Nährstoffen nicht erreicht werden. Aufgrund des Verstoßes der Bundesrepublik Deutschland gegen die „Nitratrichtlinie“ führte dies bereits im April 2016 zu einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Hierdurch wird die Dringlichkeit einer „Transport-Lösung“ für Nährstoffe aus den Viehveredelungsregionen in Landbauregionen umso deutlicher. Derzeit werden laut aktuellem Nährstoffbericht des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz allein aus der Region Weser-Ems 2,6 Mio. t Gülle und Gärreste exportiert; Tendenz steigend.

Die offensichtliche und einfache Lösung, Gülle, Dung und Gärreste – davon fallen allein in Niedersachsen jährlich 60 Millionen Tonnen an – dorthin zu transportieren, wo es Bedarf gibt, geht nicht auf: Die Kosten für Transport und Logistik von Wirtschaftsdünger und Gärresten aus Biogasanlagen in der natürlich anfallenden Form – mit einem überwiegendem Anteil von Wasser – sind zu hoch. Die Wirtschaftlichkeit des Gülletransports ist gegenwärtig nicht gegeben. Doch der Handlungsdruck auf die Viehwirtschaft ist enorm: Wie in einem Vortragsbeitrag während des Workshops plakativ veranschaulicht wurde, würden LKW aus der Weser-Ems-Region bis Hannover dicht an dicht im Stau stehen, wenn alle anfallenden Überschüsse der Wirtschaftsdünger und Gärreste in die Bedarfsregionen in Süd-Niedersachsen transportiert werden sollten. Vor dem Hintergrund der Prognosen, dass für das generelle Güterverkehrsaufkommen im Bundesgebiet, insbesondere auf der Straße, eine Verdopplung in den nächsten 10 bis 20 Jahren zu erwarten ist, wie seitens einiger Teilnehmer des Logistiksektors angeführt wurde, müssen hier dringend Lösungen gefunden werden.

Technologie zur Herstellung konzentrierter Düngeprodukte und Infrastruktur fehlen
Aber, darin stimmten die Fachleute beim Treffen in Bremen überein, derzeit stehen am Markt keine ausgereiften, wirtschaftlich arbeitenden und ökologisch sinnvollen Technologien zur Verfügung, um aus Gülle, Dung und Gärresten ein konzentriertes Düngeprodukt zu machen, bei dem sich dann aufgrund des geringen Wasseranteils und einer hohen Nährstoffdichte der Transport in Abnehmerregionen rechnet. Außerdem fehle noch die Infrastruktur und eine geeignete Logistik, um die Düngermengen ökonomisch und ökologisch bedarfsgerecht für die Landwirte zu bewegen.

Was muss also getan werden, um den Gülleüberschuss mit einer „Nährstoffbioökonomie“ sinnvoll in den Griff zu bekommen? Die Fachleute aus ganz unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen waren sich einig: Zur Lösung des Problems müssen neue Technologien entwickelt werden, um hochkonzentrierte Nährstoffprodukte wirtschaftlich erzeugen zu können. Die vielfältigen Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen des Workshops wurden von den Initiatoren und Organisatoren des Workshops, Dr.-Ing. Saskia John und den Mitarbeitern des IUV, ausgewertet und in einer Roadmap mit einem Zeitfenster von zehn Jahren zusammengefasst.

Anregungen für konkrete Entwicklungswege
Konkrete Entwicklungswege bei der Aufbereitung der Gülle zu konzentrierten organischen und mineralischen Düngern könnten hiernach zum Beispiel das Gewinnen von Phosphor und insbesondere das systematische Bewahren von pflanzenverfügbarem organischen Stickstoff sein, der mit den zurzeit bekannten Verfahren noch überwiegend in die Atmosphäre entweicht und dort in Form von Lachgas klimaschädigend wirkt oder gebunden in einer Fracht mit hohem Wasseranteil und entsprechend hohen Transportkosten anfällt. Überdies ließen sich auf diese Weise große Mengen von energieintensiv produzierten chemischen Stickstoffdüngern einsparen.

Neue Technologien, auch um eventuell eine Aufwertung zu anderen, höherwertigen Produkten zu schaffen, wurden daher als notwendig identifiziert. Bereits etablierte Technologien, wie sie beispielsweise aus den Bereich der Abwassertechnik bekannt sind, müssten hierfür gezielt weiterentwickelt werden, um wirtschaftlich zu arbeiten und die Produktpreise für den Verbraucher bezahlbar zu halten. Hierfür wäre neben anwendungsorientierter Entwicklungsarbeit auch Grundlagenforschung erforderlich, da die zu behandelnde Reststoffgruppe für moderne Aufbereitungstechnologien bisher nur wenig untersucht wurde.

Alle Beteiligten besser vernetzen
Darüber hinaus haben Logistik und Infrastruktur in der Wertschöpfungskette einen großen Einfluss, weil die Transportkosten die maximale wirtschaftliche Transportdistanz bestimmen. Diese müsste weiter als 300 km reichen, wenn eine Nährstoffbioökonomie umgesetzt werden soll. Weiterhin müssten Datenbanken erstellt und mit modernen Messtechniken sowie mit den Aufgabenbereichen der Düngerabnehmer, der Gülleverarbeitung und des Gülletransports vernetzt werden. Für den abnehmenden Landwirt sind genaueste Produktdaten und eine entsprechend gute Dosierbarkeit notwendig, um sinnvoll düngen zu können, andernfalls würden weiterhin chemisch produzierte Dünger bevorzugt verwendet werden. Auch die Gesetzgebung als entscheidende Regulationsgröße müsste die Anforderungen an eine funktionierende Nährstoffbioökonomie berücksichtigen. Allein am Beispiel der Düngerdeklaration ließen sich viele Fragen stellen, die derzeit in Bezug auf behandelte bzw. umgewandelte Gülle und Gärreste noch offen bleiben.

Abschließend heißt es, dass es angesichts der drängenden Problemlage zukünftig dringend erforderlich sei, noch deutlich systematischer in Forschungs- und Entwicklungsaufgaben, insbesondere im Bereich der Technologieentwicklung zu investieren, um die genannten Anforderungen technisch und infrastrukturell erfüllen zu können. Ökonomische und ökologisch verträgliche Konzepte für die regionale und überregionale Logistik und Infrastruktur seien innovativ voranzutreiben und zu erproben. Damit dies insgesamt zielgerichtet und reibungsfrei in einer ökonomischen Wertschöpfungskette münden kann, müssten alle technischen, strukturellen und informellen Entwicklungsprozesse sowie Pilotprojekte administrativ umfassend begleitet werden, zum Beispiel durch speziell ausgerichtete Zentren und Verbünde. Es wäre daher wünschenswert, diese Anstrengungen durch Politik und Wirtschaft befördert zu sehen.

Die am Institut für Umweltverfahrenstechnik durchgeführte Veranstaltung wurde gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, vertreten durch den Projektträger Jülich.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Produktionstechnik
Institut für Umweltverfahrenstechnik (IUV)
Dr. rer. nat. Stefan Kurtz
Tel. 0421 218 63340
E-Mail: kurtz@iuv.uni-bremen.de
Internet: http://www.iuv.uni-bremen.de/projekte/biotechnologie/226-kreativworkshop-naehrst…

Quelle: idw

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Warum Bioenergie Fluch und Segen zugleich ist

Axel Burchardt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Neue Nachwuchsgruppe der Universität Jena erforscht Bioökonomie und soziale Ungleichheiten aus einer länderübergreifenden Perspektive

Mit Rapsöl Auto fahren, Biogas aus Gülle gewinnen und Plastiktaschen auf Pflanzenbasis produzieren. Das klingt nach ökologischen und nachhaltigen Wirtschaftsformen und genießt ein positives Renommee. Aber ist das weltweit die geeignetste Wirtschaftsform oder gibt es auch kritische (Neben-)Wirkungen, die zu bedenken sind, wenn Staaten ihre Wirtschaftspolitik auf Bioenergie ausrichten?

Mit dem großen Fragenkomplex der Bioökonomie beschäftigt sich eine neue Forschungsgruppe am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die jetzt ihre Arbeit aufgenommen hat. Unter der Leitung der Umweltsoziologin Dr. Maria Backhouse wird die sechsköpfige Nachwuchsgruppe in den nächsten fünf Jahren das Thema „Bioökonomie und soziale Ungleichheiten – Verflechtungen und Wechselbeziehungen im Bioenergie-Sektor aus transnationaler Perspektive“ (Bioinequalities) untersuchen. Das Bundesforschungsministerium (BMBF) fördert die Jenaer Gruppe im Rahmen des Programms „Bioökonomie als gesellschaftlicher Wandel“ mit rund 2,6 Millionen Euro.

Pflanzen zum Tanken statt für die Ernährung
In vielen Teilen Europas steht die Bioenergie im Mittelpunkt einer nachhaltigen Wirtschaftspolitik und weltweit wird ihre Erzeugung ausgebaut. In Deutschland wird dieser Ausbau vom Staat vor allem durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert. Doch die Gewinnung von Bioenergie aus nachwachsenden Rohstoffen, wie Holz, Palmöl oder Weizen, hat auch „Schattenseiten“. Pflanzen zum Tanken statt für die Ernährung einzusetzen, ist ein solcher Kritikpunkt, über den mittlerweile weltweit gestritten wird. „Deutschland hat nicht genug Flächen, um den eigenen wachsenden Biomassebedarf zu decken und ist auf Importe aus dem globalen Süden angewiesen. Dort entstehen nicht nur neue Einkommensmöglichkeiten, es ist auch mit negativen Entwicklungen zu rechnen: Landkonflikte, Verdrängung und Ausbeutung, die Minderheiten und Frauen besonders treffen“, weist Dr. Backhouse auf weitere Aspekte hin. Die sechs Jenaer Nachwuchskräfte werden der forschungsleitenden Frage nachgehen, wie sich die entstehende Bioökonomie auf transnationale soziale Ungleichheiten innerhalb und zwischen Westeuropa, Südamerika und Südostasien auswirkt.

Das Soziologie-Team, das mit Sozial-, Agrar- und Naturwissenschaften kooperieren wird, untersucht die sozialen und kulturellen Implikationen dieses Struktur- und Politikwandels. Fragen nach der Veränderung der sozialen Verhältnisse in den Ländern, aber auch zwischen den Staaten wollen sie exemplarisch durch Fallstudien in Brasilien, Indonesien und Deutschland beantworten. Diese werden mit übergreifenden Analysen transnationaler Verflechtungen verzahnt. Denn sog. Schwellenländer wie Brasilien und Malaysia gehören zu den großen „Playern“ in der Bioenergie. Wenn Bioenergie verstärkt genutzt wird, verändert dies auch die Bedeutung dieser Schwellenländer und damit die globalen Verhältnisse. Und so stellen sich die Soziologen auch wirtschaftspolitischen, -ethischen und politiktheoretischen Fragen, etwa zu veränderten Handelsbeziehungen und globalen Handelsregularien, zu Arbeits- und Landzugangsverhältnissen, zur politischen Mitbestimmung. Auch die Frage, wer die entsprechenden Technologien entwickelt, wird in den geplanten Studien untersucht. Diese empirischen Untersuchungen nehmen Akteure – aus Politik, Forschung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – sowie politische und normative Rahmensetzungen und nicht zuletzt polit-ökonomische Entwicklungen, wie Handel und Investitionen, in den Blick.

„Unser Ziel ist es, Zusammenhänge darzustellen, zum Beispiel die Energiesysteme nicht nur im deutschen Kontext zu betrachten“, erläutert Backhouse an einem Beispiel – und verweist auf aktuelle „grüne Strategien“ Chinas, also die internationale Perspektive, auf der das neue Forschungsprojekt basiert.

Kontakt:
Dr. Maria Backhouse
Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Humboldtstr. 34
07743 Jena
E-Mail: maria.backhouse@uni-jena.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de

Quelle: idw

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Einkommen und Vermögen, Armut und Reichtum – die häufigsten Fragen auf den Punkt beantwortet

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Neues Angebot

Einkommen und Vermögen, Armut und Reichtum – die häufigsten Fragen auf den Punkt beantwortet
Öffnet sich die soziale Schere in Deutschland oder nicht? Das ist auch unter Fachleuten nicht unumstritten. Wo gibt es überhaupt aussagekräftige Zahlen zur Ungleichheit, wo fehlen sie und warum? Was kann man auf der Basis der vorliegenden Daten über die Entwicklung von Ungleichheit sagen? Stärkt oder schwächt Ungleichheit das Wirtschaftswachstum? Wohin geht der Trend angesichts von Flüchtlingszuwanderung auf der einen und Mindestlohn auf der anderen Seite? Und was sollten Politik und Wirtschaft tun?

Die häufigsten Fragen rund um Einkommen, Vermögen, Armut und Reichtum beantworten die „FAQs Ungleichheit“, ein neues Angebot der Hans-Böckler-Stiftung.

Für die Antworten haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) und des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Stiftung die relevanten Quellen zusammengefasst. Sie sind auch für Laien verständlich, und sie beschränken sich auf eine Seite – inklusive einer zentralen Grafik, deren Daten heruntergeladen werden können. Das neue Angebot findet sich im Verteilungsmonitor des WSI der Hans-Böckler-Stiftung.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Dorothee Spannagel
WSI, Expertin für Verteilung
Tel.: 0211-7778-205
E-Mail: Dorothee-Spannagel@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/wsi_66092.htm – Direkter Link
http://www.focus.de/finanzen/videos/brisante-neue-studie-die-ungleichheit-waechs… – Die Ungleichheit wächst – und bremst Deutschland Wachstum. Video auf FOCUS Online

Quelle: idw

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Universität Koblenz-Landau will Wasserqualität verbessern

Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau

NachbarschafftInnovation: „Deutschland – Land der Ideen“ und Deutsche Bank prämieren „Wasser 3.0 – innovatives Verfahren zur Wasserreinigung“ – ein Projekt der Universität Koblenz-Landau – als ausgezeichnetes Beispiel für den Mehrwert gemeinschaftlichen Handelns.

Die AG Organische und Ökologische Chemie der Universität Koblenz-Landau ist mit dem Projekt „Wasser 3.0 – innovatives Verfahren zur Wasserreinigung“ Preisträger im bundesweiten Innovationswettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2016. Zum Thema „NachbarschafftInnovation – Gemeinschaft als Erfolgsmodell“ liefert das Projekt in der Kategorie Umwelt eine Antwort auf die Frage, wie ein Forschungsverbund zur weltweiten Gewährleistung von sauberem Wasser beitragen kann.

Obwohl Wasser für die Menschheit unverzichtbare Lebensgrundlage ist, wird oft wenig schonend damit umgegangen. Kläranlagen haben heutzutage viel zu tun – und auf die Entfernung von Schadstoffen aus Pestiziden und Pharmazeutika sind sie gar nicht erst ausgelegt. Hier hilft das Verfahren Wasser 3.0, das die Universität Koblenz-Landau mit dem Chemikalien-Großhändler abcr entwickelt hat. Mit anpassbaren, anorganisch-organischen Hybridkieselgelen lassen sich Wirkstoffe und Abbauprodukte von Medikamenten aus dem Wasser entfernen. Die Gele sind komplett recycelbar, völlig ungiftig und überall anwendbar. So können sie auch in Entwicklungsländern unkompliziert zum Einsatz kommen.

Katrin Schuhen, Juniorprofessorin für Organische und Ökologische Chemie und Projektleiterin des Projekts Wasser 3.0 kommentierte die Auszeichnung: „Wir sind stolz, ein ‚Ausgezeichneter Ort‘ im Land der Ideen zu sein, und freuen uns, mit unserem Projekt den Mehrwert gemeinschaftlichen Handelns herausstellen zu können.“ Sie ist der Auffassung, dass immer noch zu wenig für das Wasser und dessen Schutz weltweit gemacht werde. Durch die Auszeichnung und das damit verbundene mediale Interesse erhoffen sich die Forscherinnen und Forscher nun endlich auch die dringend notwendigen Investoren zu finden, die das Projekt unterstützen, so dass das oberste Forschungsziel – weltweit sauberes Wasser zu ermöglichen – auch erreicht werden kann.

Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank zeichnen im Rahmen des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2016 Ideen und Projekte aus, die die Potenziale von Nachbarschaft im Sinne von Gemeinschaft, Kooperation und Vernetzung nutzen und dadurch zur Bewältigung gegenwärtiger oder künftiger gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen. „Die Welt rückt – gefühlt und tatsächlich – immer enger zusammen. Das heißt gleichzeitig auch: Wir sind alle Nachbarn. Deshalb betrifft das diesjährige Wettbewerbsthema auch uns alle. Denn es geht um Engagement und damit um die Gemeinschaft als Erfolgsmodell“, begründete Caroline Schmieder von der Deutschen Bank das diesjährige Wettbewerbsthema.

Eine Expertenjury aus Wissenschaftlern, Wirtschaftsmanagern, Journalisten und Politikern wählte „Wasser 3.0 – innovatives Verfahren zur Wasserreinigung“ gemeinsam mit einem sechsköpfigen Fachbeirat aus über 1.000 Bewerbungen aus. Caroline Schmieder überreichte Frau Jun.-Prof. Dr. Katrin Schuhen stellvertretend für die AG Organische und Ökologische Chemie die Auszeichnung als „Ausgezeichneter Ort“ und betonte: „Wasser 3.0 schreibt die Erfolgsgeschichte einer Forschungskooperation zweier innovativ denkender Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft – der Universität Koblenz-Landau und der abcr GmbH – und ist damit ein Vorbild für ganz Deutschland.“

Weitere Informationen:
http://www.wasserdreinull.de
http://www.ausgezeichnete-orte.de
http://www.facebook.com/deutschland.landderideen

Quelle: idw

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Erdbeobachtung durch Tiere

Julia Wandt Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Konstanz

Prof. Dr. Martin Wikelski ist Max-Planck-Forschungspreisträger 2016

Prof. Dr. Martin Wikelski, Honorarprofessor an der Universität Konstanz und Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie, Radolfzell und Seewiesen, erhält den Max-Planck-Forschungspreis für seine Forschung zur Interaktion von Tieren mit ihrer Umwelt. Martin Wikelskis Arbeit, die als weltweit führend gilt, bedient sich eines grundsätzlich neuen Ansatzes – der Lebenszeitbeobachtung von Tieren im Freiland. Mithilfe des von ihm initiierten Satellitensystems ICARUS wird es ab 2017 möglich sein, das Verhalten auch kleiner Tiere weltweit durchgehend zu beobachten. Auch die globale Datenbank Movebank geht auf Initiative des Biologen zurück. Langfristiges Ziel dieser Forschung ist, durch das Verhalten der Tiere, insbesondere durch Wanderbewegungen auch kleiner Tiere, das Leben auf der Erde zu beobachten und dadurch Naturkatastrophen oder den Ausbruch von Krankheiten wie Ebola voraussagen zu können. Der gemeinsame Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung und der Max-Planck-Gesellschaft ist mit 750.000 Euro dotiert.

„Martin Wikelski ist auf seinem Gebiet einer der kreativsten Forscher weltweit. Der Max-Planck-Forschungspreis ist eine hochverdiente Anerkennung seiner Leistung. Ich bin sehr glücklich über diesen exzellenten Wissenschaftler an der Universität Konstanz und gratuliere herzlich“, so Rektor Prof. Dr. Ulrich Rüdiger.

Anstatt unter Laborbedingungen forscht Martin Wikelski im Freiland. Nur so lässt sich untersuchen, wie ein Vogel von Europa nach Afrika navigiert oder nachts im Dunkeln durch einen bewölkten Himmel von Amerika nach Kanada findet. Der Biologe untersucht die Orientierungsmechanismen von Tieren, wie sie Informationen aus der Umwelt aufnehmen, verarbeiten und in Entscheidungen umsetzen. „Anhand ihrer besseren Messsysteme und überlegener Informationsverarbeitung können Tiere Vorhersagen machen, zu denen menschengemachte, technische Sensorik nicht in der Lage ist“, sagt Martin Wikelski. Wobei es hierbei nicht um das Verhalten von Einzeltieren geht, sondern von Tierkollektiven, verstanden als Netzwerke von intelligenten Sensoren, die sich über Milliarden von Jahren entwickelt haben. Seit 2015 wird Martin Wikelskis Forschung an der Universität Konstanz durch die Professur für Biodiversität und Kollektivverhalten von Prof. Iain D. Couzin ergänzt, der eine neu gegründete zweite Abteilung am Max-Planck-Institut für Ornithologie, Teilinstitut Radolfzell, leitet.

Martin Wikelski stattet einzelne Tiere mit Miniatursendern aus, die nicht nur Daten zum Tierverhalten, sondern auch zu den Umweltbedingungen aufzeichnen, in denen sich die Tiere bewegen. Bedeutenden Anteil am Bau der Sender haben die Wissenschaftlichen Werkstätten der Universität Konstanz. Die gesendeten Daten werden in der globalen Datenbank Movebank gespeichert, die Martin Wikelski in Kooperation mit dem Kommunikations-, Informations-, Medienzentrum (KIM) der Universität Konstanz weiterentwickelt. Erfasst werden die Daten bald durch das Satellitensystem ICARUS (International Cooperation for Animal Research Using Space), das der Biologe federführend auf den Weg gebracht hat und mit dessen Hilfe die Daten überall auf der Welt ausgelesen werden können. ICARUS wird von der Raumfahrtfirma SpaceTech in Immenstaad am Bodensee federführend gebaut und von einem internationalen Konsortium von Wissenschaftlern betrieben. Im Juni 2017 soll ICARUS auf der internationalen Raumstation ISS installiert werden.

Zur Analyse der Positions-, Körper- und Umgebungsdaten der Tiere nutzt Martin Wikelski eine weitere Konstanzer Expertise. Der Informatiker Prof. Dr. Daniel Keim ist spezialisiert auf die visuelle Analyse großer Datenmengen. Er verknüpft die multiplen Datensätze in ausgeklügelten Visualisierungen, wodurch sie erst interpretierbar werden. Martin Wikelski versteht sich als Teamplayer beim Aufbau eines „Powerhauses“, das weltweit einzigartig ist. Die Verleihung des Max-Planck-Forschungspreises sieht er entsprechend als „Auszeichnung dieser Entwicklung an der Universität Konstanz“.

Martin Wikelski ist wichtig, dass die Förderung durch den Max-Planck-Forschungspreis in einen größeren Zusammenhang gestellt wird, der konkrete Auswirkungen auf das Leben der Menschen hat. Die global gesammelten Daten werden es ermöglichen, Erkenntnisse zum Klimawandel zu sammeln, Erdbeben vorauszusagen oder beispielsweise den Ebola-Wirt zwischen zwei Epidemien zu identifizieren. Schließlich könnten in naher Zukunft Heuschreckenplagen der Vergangenheit angehören, weil es möglich sein wird, das Schwarmverhalten der Tiere zu verstehen. Die Idee dahinter ist, überall auf der Welt „Anzeigetiere“ zu haben, mit deren Hilfe ein globales Beobachtungssystem aufgebaut werden kann.

Über den Preisträger:
Martin Wikelski hatte von Juni 2008 bis April 2016 die Professur für Ornithologie an der Universität Konstanz inne und lehrt hier nun als Honorarprofessor. Als Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie leitet er seit Dezember 2007 die Abteilung „Tierwanderungen und Immunökologie“ in Radolfzell. Nach seinem Studium der Zoologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und seiner Promotion in Verhaltensökologie an der Universität Bielefeld forschte Martin Wikelski von 1995 bis 2007 an verschiedenen Universitäten und Forschungseinrichtungen in den USA, zuletzt seit 2000 an der Princeton University. Er ist „Emerging Explorer“ der National Geographic Society. Seit 2011 ist Martin Wikelski Leiter der Migration Ecology Group der FAO Task Force for Wildlife and Ecosystem Health. Er ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Seine Forschung wurde mehrfach ausgezeichnet.

Kontakt:
Universität Konstanz
Kommunikation und Marketing
Telefon: + 49 7531 88-3603
E-Mail: kum@uni-konstanz.de

Quelle: idw

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Nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten kann Arbeitszeitwünsche verwirklichen

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

Aktuelle Untersuchung

Kürzer oder längerer arbeiten – nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten kann Arbeitszeitwünsche verwirklichen

Millionen Beschäftigte würden gern kürzer oder länger arbeiten als ihre momentane Arbeitszeit vorsieht. Doch nur einer Minderheit gelingt es, diesen Wunsch umzusetzen, zeigt eine aktuelle Studie.

Gut die Hälfte der Beschäftigten ist mit ihrer aktuellen Wochenarbeitszeit unzufrieden. Das geht aus der Untersuchung einer Forschungsgruppe um den Arbeitszeitexperten Dr. Hartmut Seifert, Senior Research Fellow im Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, hervor*. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben im Rahmen eines von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Forschungsprojekts Daten des Sozio-oekonomischen Panels der Jahre 2011 bis 2014 ausgewertet. In jedem Beobachtungsjahr wurden mehr als 10.000 Beschäftigte befragt; die Ergebnisse sind repräsentativ für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland.

– Kürzer arbeiten würden am liebsten rund 40 Prozent der Befragten in allen Beobachtungsjahren, wobei nur die gezählt wurden, deren Wunscharbeitszeiten um mehr als fünf Wochenstunden von den tatsächlichen Büro- oder Fabrikstunden abweichen (siehe auch die Infografik; Link unten). Darunter sind besonders viele Beschäftigte, meist Männer, die über 40 Stunden pro Woche arbeiten. Die Beschäftigten wären bereit, für eine Arbeitszeitreduzierung entsprechend auf Einkommen zu verzichten.

– Länger arbeiten würden gern 12 Prozent. Dies sind überwiegend Frauen, die bisher nur 20 Stunden in der Woche oder weniger berufstätig sind. Gezählt wurden wiederum nur Beschäftigte, bei denen Wunsch und Wirklichkeit um mindestens fünf Wochenstunden auseinanderliegen.

– Unabhängig vom Geschlecht am ehesten zufrieden mit ihrem zeitlichen Pensum sind Beschäftigte mit 34 bis 40 Stunden. Zwei Drittel von ihnen wollen gar keine Veränderung oder würden sich mit einer Anpassung von bis zu fünf Stunden pro Woche begnügen.

Diese Befunde bestätigen grundsätzlich die Ergebnisse früherer Untersuchungen. Neu ist, dass sich mit den gewählten Daten auch ermitteln lässt, inwieweit es Beschäftigten gelingt, ihre Arbeitszeitwünsche zu realisieren. Das kann grundsätzlich auf unterschiedlichen Wegen gelingen: Durch Veränderung der Arbeitszeit auf der bestehenden Stelle, durch einen Jobwechsel innerhalb des Betriebes oder durch Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber.

Betrachtet man diejenigen, die 2011 angegeben haben, gern deutlich kürzer arbeiten zu wollen, zeigt sich: Bis 2014 ist es nur rund 40 Prozent von ihnen gelungen, die tatsächliche Arbeitszeit um mindestens drei Stunden zu reduzieren. Von denen, die im Jahr 2011 eine Verlängerung anstrebten, konnten 44 Prozent ihren Wunsch bis 2014 umsetzen oder ihre Arbeitszeit wenigstens um drei Stunden aufstocken.

Diese relativ geringen Quoten zeigen nach Auffassung der Forschungsgruppe, dass gesetzliche oder tarifliche Regelungen zu Wahlarbeitszeiten dringend nötig sind. Alle Beschäftigte sollten verbriefte Ansprüche erhalten, die Arbeitszeiten nach ihren persönlichen Lebensbedingungen zu gestalten und bei Bedarf auch wieder zu ändern, schreiben die Forscher in den WSI-Mitteilungen.

Kontakt in der Hans-Böckler-Stiftung
Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:

http://media.boeckler.de/Sites/A/Online-Archiv/19052 – *Hartmut Seifert, Elke Holst, Wenzel Matiaske, Verena Tobsch: Arbeitszeitwünsche und ihre kurzfristige Realisierung. In: WSI-Mitteilungen, Heft 4/2016.
http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=66291&chunk=1 – Infografik zum Download im Böckler Impuls 12/2016

Quelle: idw

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Wann ist Nano sicher? Broschüre für jedermann zeigt Arbeit des Forschungsverbundes Nanosicherheit

Dr. Carola Jung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien gGmbH

Sechs Leibniz-Institute stellen in der neuen Broschüre ihre Forschung zum Thema Nanosicherheit vor. Als Forschungsverbund Nanosicherheit nähern sie sich diesem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Unter der Leitung des INM widmen sie sich zum Beispiel den Fragen, wie Nanopartikel Zellen beeinflussen, wann Nanopartikel sicher sind, wie dazugehörige Testsysteme beschaffen sein müssen oder wie die Gesellschaft mit dem Begriff Nano umgeht. Seine Ziele und Projekte hat der Forschungsverbund nun in einer Broschüre zusammengefasst, die beim INM unter contact@leibniz-inm.de und bei den Partnerinstituten erhältlich ist.

Der Forschungsverbund Nanosicherheit wurde 2012 gegründet. Seitdem setzt er seine Arbeit auch mit Unterstützung der Leibniz-Gemeinschaft fort.

„Wir freuen uns sehr, dass die Leibniz-Gemeinschaft diesen Forschungsverbund fördert, weil die Erkenntnisse zu einer nachhaltigen Entwicklung der Nanotechnologie beitragen“, betont Eduard Arzt, Sprecher des Forschungsverbundes und Wissenschaftlicher Geschäftsführer des INM. Dies sei nötig, da sich Nanopartikel im Alltag und Arbeitsleben fast überall fänden. Sie werden zum Beispiel in Touchscreens verarbeitet und für Energiespeichermaterialien, medizinische Implantate oder in der medizinischen Diagnostik verwendet.

Mit 1 bis 100 Nanometer haben Nanopartikel ähnliche Größen wie manche Viren oder medizinische Wirkstoffmoleküle. Deshalb drängen sich viele Fragen auf: Welchen Einfluss haben Nanopartikel auf die Reaktionen in menschlichen Zellen und wie funktioniert der Wirkmechanismus auf molekularer Ebene? Welche Eigenschaften müssen Nanopartikel aufweisen, um sicher zu sein und welche Testsysteme kann man für die Überprüfung der Sicherheit heranziehen? Was verbinden Fachleute und Laien eigentlich mit den Begriffen „Nano“ und „Nanosicherheit“? Und wie gelingt es am besten, die wissenschaftlichen Daten dazu nutzbar und vergleichbar zu machen?

Diesen und anderen Fragen werden die Partner im Forschungsverbund weiter nachgehen. In ihm beteiligen sich Chemiker, Physiker, Materialwissenschaftler, Toxikologen, Mediziner, Biologen, Bildungswissenschaftler und Datenbankspezialisten mit ihren fachspezifischen Sicht- und Arbeitsweisen. „Diese Kompetenzen ergänzen sich und erlauben uns so, Antworten auf die drängenden Fragen zu finden“, fasst Annette Kraegeloh, Koordinatorin des Verbundes und Leiterin der Arbeitsgruppe Nano Zell Interaktionen am INM, die Vorteile des Verbundes zusammen.

Hintergrund:
Das INM koordiniert den 2012 gegründeten Forschungsverbund Nanosicherheit. Für seine Arbeit stellt die Leibniz-Gemeinschaft bisher 280.000 Euro bis 2020 zur Verfügung. Zum Forschungsverbund gehören neben dem INM das FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur, das Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften, das IfADo – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund, das IUF – Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sowie das IWM – Leibniz-Institut für Wissensmedien Tübingen. Neben der Koordination des Forschungsverbundes Nanosicherheit ist das INM auch Verbundpartner im Leibniz-Forschungsverbund Medizintechnik.

Weitere Informationen zu den Leibniz-Forschungsverbünden unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de/forschung/leibniz-forschungsverbuende/.

Download der Broschüre unter http://www.leibniz-inm.de/wp-content/uploads/Broschüre-Forschungsverbund-Nanosic….

Ihre Expertin:
Dr. Annette Kraegeloh
INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien
Leiterin Nano Zell Interaktionen
Koordinatorin des Forschungsverbundes Nanosicherheit
Tel: 0681-9300-440
annette.kraegeloh@leibniz-inm.de

Das INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien erforscht und entwickelt Materialien – für heute, morgen und übermorgen. Chemiker, Physiker, Biologen, Material- und Ingenieurwissenschaftler prägen die Arbeit am INM. Vom Molekül bis zur Pilotfertigung richten die Forscher ihren Blick auf drei wesentliche Fragen: Welche Materialeigenschaften sind neu, wie untersucht man sie und wie kann man sie zukünftig für industrielle und lebensnahe Anwendungen nutzen? Dabei bestimmen vier Leitthemen die aktuellen Entwicklungen am INM: Neue Materialien für Energieanwendungen, Neue Konzepte für medizinische Oberflächen, Neue Oberflächenmaterialien für tribologische Systeme sowie Nano-Sicherheit und Nano-Bio. Die Forschung am INM gliedert sich in die drei Felder Nanokomposit-Technologie, Grenzflächenmaterialien und Biogrenzflächen.

Weitere Informationen:
http://www.leibniz-gemeinschaft.de/forschung/leibniz-forschungsverbuende/
http://www.leibniz-inm.de
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Quelle: idw

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Ozeanversauerung und die gesellschaftlichen Folgen

Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen

Wissenschaftler der Uni Bremen entwickeln Ökosystemmodell in Zusammenarbeit mit Akteuren in Norwegen ein Ökosystemmodell, über das sie in der Fachzeitschrift „Frontiers in Marine Science“ berichten.

Der Klimawandel führt nicht nur zu einer Erwärmung der Erde und einer Verstärkung von Wetterextremen – auch die Ozeane sind vom fortschreitenden Eintrag von Kohlendioxid aus der Atmosphäre betroffen, was ihren pH-Wert stetig absenkt. Diese Versauerung der Meere geht derzeit ungebremst voran, und die möglichen Folgen für die marinen Ökosysteme und menschliche Gesellschaften sind nur sehr unvollständig verstanden.

Wissenschaftler der Universität Bremen haben jetzt erste Ergebnisse zu den erwarteten ökologischen Veränderungen und ihren Auswirkungen in Norwegen veröffentlicht. Sie haben in Zusammenarbeit mit potentiell betroffenen gesellschaftlichen Akteuren ein Ökosystemmodell entwickelt, das die relevanten Umweltprozesse integriert und die resultierenden ökologischen Veränderungen und deren sozioökonomische Auswirkungen untersucht. Diese partizipative Methode beschreiben sie in dem Artikel „Stakeholder-Informed Ecosystem Modeling of Ocean Warming and Acidification Impacts in the Barents Sea Region“ in der Open-Access-Zeitschrift „Frontiers in Marine Science“.
(doi:10.3389/fmars.2016.00093)

„Es bestehen noch große wissenschaftliche Unsicherheiten über die Folgen der Ozeanversauerung, dennoch müssen wir schon jetzt versuchen die möglichen Folgen für die Gesellschaft zu verstehen – denn wenn alle Unklarheiten ausgeräumt sind, könnte es zu spät zum Handeln sein“, beschreibt der Leiter der Studie, Professor Stefan Gößling-Reisemann vom artec Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen, die Motivation hinter der Arbeit, die innerhalb des deutschen Forschungsnetzes BIOACID (Biological Impacts of Ocean ACIDification) stattfindet. „Es ist daher wichtig, unter Berücksichtigung aller Unsicherheiten zu untersuchen, welche Akteure potentiell betroffenen sind und welche vorbeugenden Anpassungsmöglichkeiten es gibt. Unser Forschungsansatz basiert auf der Kommunikation zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Dazu nutzen wir Computermodelle, die auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft sind und gleichzeitig die Wahrnehmungen und Interessen der Akteure berücksichtigen.“

Vom Ökosystem zur Gesellschaft
Das erstellte Modell wurde mit den Akteuren aus der Fischerei, dem Tourismussektor und von Umweltschutzorganisationen in einem Workshop in Tromsø, Nordnorwegen diskutiert, und gemeinsam über gesellschaftliche Anpassungsoptionen an die prognostizierten Veränderungen beraten. Nach übereinstimmender Meinung der Akteure ist das norwegische Fischerei- und Küstenmanagement generell gut aufgestellt, um mit den ökologischen Veränderungen der Zukunft umgehen zu können, wie z.B. mit dem Einwandern neuer Arten durch die Erwärmung der Meere. Die zusätzlichen Auswirkungen der Ozeanversauerung könnten jedoch den Druck auf die marinen Arten und damit die von ihnen abhängigen Gruppen stark erhöhen. Einige Akteure, wie Küstenfischer und lokale Tourismusunternehmen, sind stark abhängig von bestimmten Arten wie dem Kabeljau, Pottwalen oder Seevögeln, die durch indirekte Auswirkungen im Nahrungsnetz von der Versauerung und Erwärmung der Ozeane betroffen sein können. Wenn die Bestände sich verringern oder in andere Regionen abwandern, bedeutet dies daher zusätzliches gesellschaftliches Konfliktpotenzial und eine Herausforderung für das Management der Meere und Küsten.

„Die Interaktionen zwischen den Arten im marinen Nahrungsnetz spielen eine wichtige Rolle in der Wahrnehmung von marinen Ökosystemen bei den gesellschaftlichen Akteuren. Dieses Wissen basiert auf jahrzehntelanger Erfahrung und Beobachtung. Diese Interaktionen sind daher eine Grundlage, um zukünftige Verschiebungen im Ökosystem zu verstehen und diese mit den betroffenen Gruppen zu diskutieren“ erklärt Stefan Königstein, Meeresbiologe an der Uni Bremen. „So hilft dieses Wissen uns, zu verstehen, welche Kompromisse in der Nutzung des Meeres notwendig werden können. Selbst in einem wirtschaftsstarken Land wie Norwegen gibt es Gesellschaftsgruppen, die stärker unter den vom Klimawandel verursachten Umweltveränderungen leiden werden. Diese Auswirkungen können durch gutes gesellschaftliches Management und faire Verteilung der Nutzungsrechte abgefedert werden.“

Das BIOACID-Forschungsprojekt
Biological Impacts of Ocean Acidification III (Biologische Auswirkungen der Ozeanversauerung, Phase III) ist ein Verbundprogramm, das vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel koordiniert wird. Ziel von BIOACID III ist es, die biologischen Veränderungen in marinen Systemen zu integrieren und ihre Auswirkungen auf Gesellschaften besser zu verstehen. Das Themengebiet zu „Systemübergreifenden Auswirkungen der Ozeanversauerung für Ökosysteme und Gesellschaften“ wird dabei gemeinsam von Wissenschaftlern der Universität Bremen und dem Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven geleitet.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
artec – Forschungszentrum Nachhaltigkeit
Prof. Dr. Stefan Gößling-Reisemann
Tel. 0421 218 64884
E-Mail: sgr@uni-bremen.de

Stefan Königstein
Tel. 0421 218 64894
E-Mail: koenigstein@uni-bremen.de
http://www.bioacid.de

Quelle: idw

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FluidSTORY: eine innovative Lösung zur Speicherung von Energie

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

Das Projekt FluidSTORY, gefördert von der nationalen Forschungsagentur Frankreichs (ANR), befasst sich seit 2016 mit der Untersuchung der Machbarkeit einer Zukunftslösung für die unterirdische Speicherung von Energie. Das Prinzip besteht darin, den Überschuss an Strom in Methan umzuwandeln und zu speichern, um ihn später bei Bedarf in Form von elektrischer Energie wieder abzugeben.

Erneuerbare Energien werden bis 2020 in Europa 20 % des Energiemixes ausmachen. Um ein Gleichgewicht zwischen Nachfrage und Energieproduktion zu finden und die Netzstabilität zu gewährleisten, ist es notwendig, Lösungen zu finden, um die Fluktuationen der erneuerbaren Energien auszugleichen und Energie im großen Maße zu speichern und freizugeben, wenn sie benötigt wird.

Einer der vielversprechendsten Ansätze zur Speicherung besteht darin, elektrische Energie in Flüssigkeiten zu transformieren. Das Elektrolyse-Methanisierungs-Oxyfuel-Verfahren (aus Oxy für Oxygen (Sauerstoff) und fuel für Brennstoff), kurz EMO, verwandelt den überschüssigen Strom in Methan. Der Prozess erfolgt in zwei Schritten: Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff durch Elektrolyse von Wasser und Methan durch die Reaktion von Wasserstoff mit CO2. Das Methan treibt dann eine Turbine zur Stromerzeugung an. Dieses Verfahren ermöglicht die temporäre Speicherung in reversibler und fester Form von großen Mengen an Flüssigkeiten (Sauerstoff, CO2 und Methan).

Geplant ist, diese Flüssigkeiten in Hohlräumen in den tieferen Salzschichten der Erde zu speichern, so wie es heutzutage schon für die Lagerung von Kohlenwasserstoffen (strategischen Reserven, die saisonale Speicherung) angewandt wird. Das Hauptziel des Projektes FluidSTORY ist es, die Machbarkeit, Sicherheit und Integrität der Speicherung von Sauerstoff und CO2 für das EMO-Konzept in solchen Hohlräumen zu untersuchen. Ein wichtiger Teil des Projekts widmet sich der Bearbeitung von verschiedenen technischen und ökologischen Fragen, wie: Können verschiedene Flüssigkeiten in getrennten Hohlräumen oder im gleichem Volumen gespeichert werden? Wie reagiert das Gas mit dem Restwasser in diesen Hohlräumen? Was sind die Risiken in der Betriebsphase oder bei einer Standortschließung? Zudem sollen die erforderlichen Bedingungen definiert werden, die mittel- bis langfristig erfüllt sein müssen, um bis 2030-2050 der wirtschaftlichen Rentabilität dieser Speicherlösung in Frankreich gerecht zu werden. Das Projekt hat somit auch eine wirtschaftliche Komponente, um die Bedürfnisse in Bezug auf die Lagerung und den Energiekontext zu beurteilen, in dem das Verfahren eine Lösung bieten könnte.

Eine methodische Bestandsaufnahme der vorhandenen Hohlräume und potenzieller neuer Hohlräume ermöglicht die genaue Erfassung der Verfügbarkeit von Speicher-Volumen, die für den Einsatz dieser Technologie vorhanden sind.

Das Projekt wird mit 2,1 Millionen Euro über einen Zeitraum von 4 Jahren von der ANR gefördert und vereint 3 öffentliche und 4 private Partner mit folgenden Aufgabenbereichen:

BRGM (Forschungsbüro für Geologie und Bergbau): Koordination, geologische Untersuchungen und Sicherheitsrisiken
ARMINES: Thermodynamik und Geochemie, Oberflächenprozesse
X-LMS Polytechnic: Thermomechanik, Simulationen
Brouard Consulting: Thermomechanik
Geostock: Geotechnik, Expertise in Hohlräumen
Geogreen: Strategie und Wirtschaft
AREVA H2-GEN: Elektrolyse

Die Projektaktivitäten werden von einem externen Ausschuss der Industrie im Energiesektor überwacht, an denen Air Liquide und Engie teilnehmen. Das Projekt wird zudem von Avenia Cluster und S2E2 unterstützt.

Weitere Informationen:
Kontakt: Arthur De Pas, Tel.: +33 (0)2 38 64 46 65 – presse@brgm.fr

Quelle: „Projet FluidSTORY : une solution innovante pour stocker l’énergie“, Pressemitteilung des , französischen Forschungsbüros für Geologie und Bergbau (BRGM), 01.07.2016 – http://www.brgm.fr/publication-presse/projet-fluidstory-solution-innovante-stock…

Redakteurin: Daniela Niethammer, daniela.niethammer@diplomatie.gouv.fr

Quelle: idw

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UDE/UK Essen: Die meisten Schlaganfälle lassen sich vermeiden

Beate Kostka M.A. Ressort Presse – Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

Die meisten Schlaganfälle lassen sich vermeiden, wenn die Risikofaktoren rechtzeitig behandelt werden. Das ist das Ergebnis einer großen internationalen Studie mit knapp 27.000 Teilnehmern in 32 Ländern weltweit, die jetzt in der Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht wurde. Beteiligt ist auch die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) am Universitätsklinikum Essen.

Die häufigste Ursache für Tod und schwere Behinderungen weltweit ist heutzutage der Schlaganfall; gefolgt von Krebserkrankungen und Herzinfarkt. Welche Rolle dabei den beeinflussbaren Risikofaktoren zukommt, war bislang noch nicht umfassend datengestützt untersucht worden. Der Neurologe Prof. Dr. Hans-Christoph Diener: „Unsere Studie zeigt auf, dass ca. 90 Prozent dieser Schlaganfälle vermeidbar gewesen wären, hätten die Betroffenen gesünder gelebt – sei es, dass sie weniger Nikotin oder Alkohol zu sich genommen oder auch mehr Sport getrieben hätten.“

Die Interstroke Studie wurde vom Population-Health-Research-Institut der McMaster University in Hamilton/Kanada geleitet. Die Deutschlandkoordination übernahm die Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Fakultät der UDE am UK Essen unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Christoph Diener und Prof. Dr. Christian Weimar. Zwischen 2007 und 2015 wurden 26.919 Teilnehmer aus 32 Ländern untersucht. Erfasst wurden Patienten mit einem akuten Schlaganfall, denen jeweils eine Kontrollperson ohne Schlaganfall desselben Alters und Geschlechts zugeordnet wurde. Dann wurde nach Risikofaktoren für einen Schlaganfall geschaut.

Die Studie identifizierte wichtige behandelbare Risikofaktoren für den Schlaganfall wie Bluthochdruck, mangelnde körperliche Betätigung, erhöhte Blutfette, ungesunde Ernährung, Übergewicht, Rauchen, Herzerkrankungen, übermäßiger Alkoholkonsum und Diabetes mellitus. Prof. Diener: „Behandelt man diese relevanten Faktoren konsequent, gingen die Schlaganfälle drastisch zurück. Wichtig wäre deshalb, dass auch in Deutschland entsprechende Förderungsprogramme initiiert und umgesetzt werden.“

Weitere Informationen:
Global and regional effects of potentially modifiable risk factors associated with acute stroke in 32 countries (INTERSTROKE): a case-control study
Christine Harrell, Tel. 0201/723-1615, christine.harrell@uni-due.de

Weitere Informationen:
http://www.thelancet.com/pdfs/journals/lancet/PIIS0140-6736(16)30506-2.pdf

Quelle: idw

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Richtig Gärtnern für Wildbienen: Was schützt, was schadet

Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung

Ratgeber der Deutschen Wildtier Stiftung zeigt auf, was man im Spätsommer für die nächste Wildbienen-Generation tun kann

Nur noch zwei Monate, dann hält der Altweibersommer bei uns Einzug. Die immer schwächer werdenden Wildbienen drehen ihre allerletzten Runden über duftende Stauden und Blumenwiesen. Das Leben der „Wildbienen-Eltern“ geht jetzt zu Ende; aber für den Nachkommen haben sie vorgesorgt. Die Wildbienenbrut schlummert in sorgsam angelegten Nestern. Wer einen Garten hat, übernimmt auch Verantwortung für die jungen Wildbienen. Wie sie sicher durchs Jahr kommen, zeigt der neue Ratgeber der Deutschen Wildtier Stiftung. Jeder der einen grünen Daumen hat, kann sich am Wildbienenschutz beteiligen.

1) Beete nicht mit Torfmulch abdecken
Wildbienen graben ihre Nester in lockeren Erdboden. Dicke Torfschichten meiden sie. Geeignete Böden sind offene Bodenstellen, z. B. zwischen Gehwegplatten.
2) Exotische Pflanzen nur bedingt pflanzen
Sträucher werden im Herbst gesetzt – aber bitte möglichst keine exotischen Pflanzen! Ein Beispiel: Die aus China stammende Forsythie liefert trotz ihrer leuchtend gelben Blüten weder Nahrung noch ist sie eine geeignete Nisthilfe.
3) Leere Schneckenhäuser nicht wegwerfen
Die zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene legt ihre Eier ausschließlich in leere Schneckenhäuser. Das zerbrechliche Kalk-Häuschen tarnt sie mit Reisig und Laub.
4) Totholz liegenlassen
Manche Wildbienenarten nagen Gänge in morsches Holz und legen hier ihre Eier hinein. Oder sie nutzen alte Käfer-Bohrlöcher, um dort ihre Nester zu bauen.
5) Sonnige Ecken wählen
Alle Nisthilfen für Wildbienen nutzen nichts, wenn sie im Schatten liegen. Die Brut kann sich nur entwickeln, wenn sich der Ort, an dem sie ruht, immer wieder erwärmen kann.
6) Hohle Stängel über den Winter stehen lassen
Wildbienen, die oberirdisch nisten, bauen ihre Nester in stabilen Pflanzenstängeln. Holunderbusch- oder Brombeerstängel sind ideal. 50 bis 80 cm über dem Boden schneiden und über den Winter stehen lassen.
7) Nisthilfe selber bauen
Nutzen Sie dafür hohle Bambusstäbe, die ca. 10 cm lang sind. In eine saubere, leere Konservendose bis zur Mitte Gips gießen. Stäbe einsetzen, trocknen lassen, Nisthilfe waagerecht an einen sonnigen, regen- und windgeschützten Ort legen.
8) Natürliche Nischen entwickeln
Wildbienen brauchen Vielfalt. Je mehr Wildpflanzen, Laub und Totholz sie vorfinden, desto besser. Solche Nischen können auch in aufgeräumten Gärten integriert werden.
9) Trockenmauer aufbauen
In warmen Steinmauern suchen sich die Wildbienen Plätze in Ritzen oder kleben Nester aus Pflanzenharz und mineralischem Mörtel an die Steine.
10) Sandhaufen anlegen
Er sollte ca. 30 Zentimeter hoch sein und sonnig liegen. Im Sand bauen die Wildbienen ihre Nester. Auch mit Sand gefüllte Blumentöpfe stellen gute künstliche Nisthilfen dar.

Der aktuelle Praxis-Ratgeber der Deutschen Wildtier Stiftung „Wildbienen – schützen und fördern im Kleingarten“ bietet Anregungen, wie Garten oder Balkon zum Paradies für die fleißigen Bestäuber werden. Er wurde mit dem führenden deutschen Wildbienenexperten Dr. Christian Schmid-Egger entwickelt und kann kostenlos unter www.deutschewildtierstiftung.de/publikationen bestellt oder unter Telefon 040 970 786 90 angefordert werden. Bitte fordern Sie das Cover bei uns in der Pressestelle an.

www.DeutscheWildtierStiftung.de

Quelle: idw

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Die DGOU begrüßt gesetzliche Klarstellung zur Bildung der Rettungsgasse

Susanne Herda und Stefanie Becker Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU) begrüßt die Initiative des Gesetzgebers, die Vorgaben zur Bildung einer Rettungsgasse in der Straßenverkehrsordnung (StVO) mittels einer verständlichen Verhaltensregel zu vereinfachen. Autofahrer müssen die Rettungsgasse künftig immer unabhängig von der Anzahl der Fahrbahnen zwischen dem äußerst linken und dem unmittelbar rechts daneben liegenden Fahrstreifen bilden (§11 Absatz 2 StVO).

„Das ist eine sinnvolle Maßnahme zur Verbesserung der Rettungskette, da die derzeitige Regelung von Autofahrern oft nicht zufriedenstellend umgesetzt wird“, sagt Professor Dr. Reinhard Hoffmann, Generalsekretär der DGOU. Die Folge: Der Weg für Notärzte und Rettungskräfte ist häufig blockiert. Hier sei auch das Verantwortungsbewusstsein der Autofahrer gefordert.

Sobald Fahrzeuge auf Autobahnen oder mehrspurigen Außerortsstraßen Schritt-Tempo fahren oder sich im Stillstand befinden, muss künftig die Rettungsgasse gebildet werden. Damit wird der Zeitpunkt für die Bildung der Rettungsgasse konkretisiert. Der Begriff „Stockender Verkehr“ wurde in der Vergangenheit oft missverständlich interpretiert. Leicht einprägen können sich Autofahrer die neue Vorgabe anhand der sogenannten „Rechte-Hand-Regel“: Dabei befindet sich die Rettungsgasse immer zwischen Daumen und Zeigefinger. Der Daumen markiert die linke Fahrspur und die anderen Finger eine beliebige Anzahl weiterer Fahrbahnen. Damit die vom Bundeskabinett beschlossene Novelle der Straßenverkehrsordnung für mehr Verkehrssicherheit in Kraft treten kann, muss noch der Bundesrat zustimmen. „Nach einem Unfall zählt für Ärzte und Rettungskräfte jede Sekunde, die schwerverletzten Verkehrsopfer schnellstmöglich zu erreichen und ihre Überlebenschancen zu verbessern“, unterstreicht Hoffmann die Notwendigkeit einer reibungslos funktionierenden Rettungsgasse.

Aus Sicht der Unfallchirurgen ist die gesetzliche Klarstellung zur Rettungsgasse ein wichtiger Mosaikstein für eine reibungslose Notfallmedizin: „Von der Rettung bis zum Eintreffen der schwerverletzten Patienten in eine Klinik darf keine unnötige Zeit verstreichen, denn Zeit ist Leben“, betont Hoffmann. Die präklinische Versorgung ist bei Mehrfachverletzten von entscheidender Bedeutung. Die ersten lebensrettenden Maßnahmen finden direkt am Unfallort durch Notarzt und Sanitäter statt: Aufgabe ist es, möglichst schnell die lebenswichtigen Körperfunktionen der Unfallopfer zu stabilisieren und sie in einen transportfähigen Zustand zu versetzen. Denn: Die besten Überlebenschancen hat der Patient in der sogenannten „Golden Hour of Shock“ – also innerhalb von 60 Minuten nach Eintreffen des Rettungsdienstes am Unfallort und der stationären Einlieferung in eine Klinik und den speziell für Schwerverletzte vorgesehenen Schockraum.

Durch die 2006 von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU) gegründete Initiative TraumaNetzwerk DGU® garantieren mehr als 600 Traumazentren die Aufnahme von Schwerverletzten rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Alle Schwerverletzten werden entsprechend der S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletztenversorgung der DGU behandelt. „Wir werden auch in der Zukunft unsere Kräfte auf allen medizinischen Ebenen bündeln, um die Überlebenschancen von Schwerverletzten weiter zu erhöhen“, betont Hoffmann. Doch auch die Autofahrer stehen in der Pflicht: Eine Rettungsgasse kann nur funktionieren, wenn alle Pkw-Fahrer an einem Strang ziehen, die Vorschriften einhalten und ein Bewusstsein für die Situation entwickeln.

Dazu raten Verkehrsexperten:
• Bereits bei Schrittgeschwindigkeit eine Rettungsgasse bilden – nicht erst bei Annäherung der Einsatzfahrzeuge, da unnötig Zeit verloren geht.
• Bei Blaulicht und Einsatzhorn: die Geschwindigkeit verringern und klären, aus welcher Richtung die Einsatzfahrzeuge kommen.
• Blinker setzen, um den Verkehrsteilnehmern und Rettungsfahrzeugen mitzuteilen, zu welcher Seite ausgewichen wird.
• Im Zweifelsfall anhalten oder den Pkw möglichst parallel zur Fahrtrichtung ausrichten, damit nicht das Heck des Fahrzeugs in die Rettungsgasse hineinragt.
• Ausreichend Abstand zum vorderen Fahrzeug halten, um die Rettungsgasse bilden zu können. Stehen die Autos im Stau bereits dicht auf dicht, ist das oft nicht mehr möglich.
• Vor der Weiterfahrt prüfen, ob noch weitere Einsatzfahrzeuge folgen.

„Halten sich alle Autofahrer konsequent an die Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Rettungsgasse, würde das unsere Arbeit vor Ort erheblich erleichtern“, so die Unfallchirurgen. Begrüßenswert wäre daher auch die Einführung einer einheitlichen Regelung innerhalb Europas. Nach Ansicht der DGOU machen länderspezifische Abweichungen keinen Sinn und führen innerhalb der EU-Nachbarländer zu unnötiger Verunsicherung bei den Autofahrern.

Hintergrund:
Um die Überlebenschancen Schwerstverletzter zu erhöhen, haben Unfallchirurgen im Jahr 2006 im Weißbuch Schwerverletztenversorgung die optimalen Bedingungen für die Versorgung von Schwerverletzten festgehalten und die Initiative TraumaNetzwerk DGU® (TNW) gegründet. Ziel ist es, durch diese Vernetzungsstruktur die Behandlungsqualität zu sichern und zugleich die schnelle Versorgung der Patienten zu optimieren. Gegenwärtig erfüllen bundesweit rund 600 Traumazentren die Qualitätsvorgaben der DGU und sind in 51 zertifizierten TraumaNetzwerken DGU® (TNW) zusammengeschlossen. Diese Zusammenarbeit hat sich in enger Abstimmung mit den Rettungsdiensten in der Vergangenheit bewährt. Insbesondere bei Massenunfällen auf Autobahnen können viele schwerverletzte Menschen somit schnell und effizient versorgt werden.

Referenzen:
www.bmvi.de

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda und Stefanie Becker
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -06 oder -16
Telefax: +49 (0)30 340 60 36 01
E-Mail: presse@dgou.de

Weitere Informationen:
http://www.dgou.de
http://www.traumanetzwerk-dgu.de

Quelle: idw

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Für die deutsche Meeresforschung: 30 Jahre Forschungsschiff METEOR

Magdalena Schaeffer Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

DFG-Präsident Strohschneider: „Unverzichtbare Infrastruktur der Meeresforschung“ / Jubiläumsfahrt vor den Azoren

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Forschungsschiffes METEOR die Bedeutung von Forschungsschiffen hervorgehoben. Auf einer Jubiläumsfahrt am 17. Juli 2016 vor der atlantischen Inselgruppe der Azoren sagte der Präsident der DFG, Professor Dr. Peter Strohschneider: „Die besondere Leistungskraft der deutschen Meeresforschung auch im internationalen Vergleich wäre ohne Forschungsschiffe undenkbar. Mit der umfangreichen Förderung von Forschungsschiffen als Hilfseinrichtungen sichert die DFG insbesondere auch der erkenntnisgeleiteten Forschung und zumal an den Universitäten den Zugang zu dieser unverzichtbaren Infrastruktur.“

Die METEOR ist das drittgrößte Forschungsschiff der deutschen Forschungsflotte. Sie ermöglicht Untersuchungen von Wasser, Organismen im Meer, Meeresboden und Atmosphäre und dient damit der Grundlagenforschung in allen relevanten Disziplinen der Meeresforschung. Die laufenden Kosten für den Schiffsbetrieb der METEOR wie auch der MARIA S. MERIAN, dem zweiten von der DFG geförderten Forschungsschiff, tragen zu 70 Prozent die DFG und zu 30 Prozent das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das auch der Eigentümer der METEOR ist. Die DFG-Senatskommission für Ozeanographie koordiniert die wissenschaftliche Fahrtplanung. Die Leitung des Schiffsbetriebs liegt bei der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe am Institut für Meereskunde der Universität Hamburg.

„Die Schiffe sind die zentralen Plattformen der Meeresforschung. Wichtige Erkenntnisse über die Rolle der Ozeane bei der Veränderung des Klimas oder auch faszinierende Entdeckungen wie die erstaunlichen Lebensgemeinschaften am mittelozeanischen Rücken, die ohne Sauerstoff auskommen, konnten nur mithilfe von Forschungsschiffen gewonnen werden“, sagte der Vorsitzende der DFG-Senatskommission für Ozeanographie, Professor Dr. Michael Schulz. „Zeit für die Forschung auf dem Schiff ist daher eine sehr wertvolle Ressource. Die Aufgabe der Senatskommission ist es, diese nach Kriterien der wissenschaftlichen Qualität zu verteilen.“

Das mit 30 Plätzen für wissenschaftliches Personal ausgestattete Forschungsschiff METEOR wurde am 15. März 1986 in Dienst gestellt. Die erste Bewilligung von Mitteln für die Hilfseinrichtung erfolgte am 15. Juli 1986. Es ist das dritte Forschungsschiff dieses Namens: In Anlehnung an das „graue“ Forschungsschiff METEOR (1925-1946) und das „weiße“ Forschungsschiff METEOR (1964-1985) wird das heutige Forschungsschiff nach seiner Farbe auch die „blaue“ METEOR genannt. Es hat rund 400 Forschungsfahrten in den Atlantischen, den Ostpazifischen und den Westindischen Ozean sowie das Mittelmeer und Nord- und Ostsee unternommen und dabei 1,3 Millionen Seemeilen zurückgelegt, was einer Strecke entspricht, die 60-mal um die Erde reicht. Die Fahrten, an denen 9800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teilnahmen, wurden durch eine Gesamtbewilligungssumme für die Betriebskosten von fast 250 Millionen Euro ermöglicht.

Ziel der Jubiläumsfahrt unter der Leitung des Geologen Dr. Christoph Beier von der Universität Erlangen-Nürnberg ist es, mithilfe des Bremer Tauchroboters MARUM-QUEST Beobachtungen in den Unterwasservulkanen vor den Azoren durchzuführen, um das Phänomen des Vulkanismus besser zu verstehen. Die Forscherinnen und Forscher wollen so der Antwort auf die Frage näherkommen, wie die Azoren entstanden sind.

Die METEOR wurde stetig an die Bedürfnisse der Wissenschaft angepasst und ist aus wissenschaftlicher Sicht bis heute in sehr gutem Zustand. Sie soll noch bis Ende dieser Dekade eingesetzt werden, danach soll ein Neubau sowohl die METEOR als auch das Forschungsschiff POSEIDON ersetzen. „Es ist sehr erfreulich, dass der Bund die Weichen entsprechend gestellt hat und die Mittel für einen Neubau bereitstellen wird“, sagte DFG-Präsident Peter Strohschneider. „Die DFG wird den Betrieb des neuen Schiffes mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen, um der deutschen Meeresforschung auch in Zukunft eine bestmögliche Infrastruktur zu bieten.“

Die Erforschung der Meere und Ozeane steht auch im Mittelpunkt des vom BMBF ausgerufenen Wissenschaftsjahrs 2016*17. Unter dem Motto „Entdecken – Nutzen – Schützen“ zeigt das Jahr, welchen Beitrag die Forschung dazu leistet, die Meere besser zu verstehen und nachhaltig zu nutzen. Die DFG ist in diesem Jahr wieder mit zahlreichen Aktionen für interessierte Bürgerinnen und Bürger verschiedener Altersgruppen dabei: unter anderem mit dem multimedialen Webformat „KlimaTaucher“, das Fragen zum Klimawandel aufgreift, und mit dem Videowettbewerb „MeerWissen“ im Rahmen des Wettbewerbs „fast forward science“ von Wissenschaft im Dialog.

Weiterführende Informationen
Ausführliche Informationen zum Forschungsschiff METEOR:
www.dfg.de/gefoerderte_projekte/hilfseinrichtungen_forschung/meteor/index.html

Ausführliche Informationen zur DFG-Senatskommission für Ozeanographie:
www.dfg.de/dfg_profil/gremien/senat/ozeanographie/index.html

Weitere Auskünfte erteilt auch der Vorsitzende der DFG-Senatskommission für Ozeanographie:
Prof. Dr. Michael Schulz, Universität Bremen, MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Tel. +49 421 218-65500, mschulz@marum.de

Ausführliche Informationen zu den Aktivitäten der DFG im Wissenschaftsjahr 2016*17: www.dfg.de/meere_ozeane

Quelle: idw

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Schwarzer Hautkrebs

Dr. med. Svenja Ludwig Pressestelle
Deutsche Krebshilfe

Entstehung von Metastasen vermeiden

Hannover (elf) – Die Bildung von Metastasen macht das maligne Melanom zu einer besonders gefährlichen Krebsart. Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule in Hannover wollen nun einen Weg finden, um die Metastasierung beim schwarzen Hautkrebs zu drosseln. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit rund 245.000 €.

Krebszellen sind mitunter deutlich beweglicher und dynamischer als gesunde Zellen. Beim schwarzen Hautkrebs ist dieser Bewegungsdrang der Tumorzellen besonders ausgeprägt. Sie wandern dabei von der Haut ins Köperinnere und gelangen ins Blutsystem. Von dort können sie sich im Körper ausbreiten. Die Metastasen, die auf diesem Weg entstehen, machen den schwarzen Hautkrebs besonders gefährlich.

Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover wollen nun einen Weg finden, um die Bildung von Metastasen beim schwarzen Hautkrebs zu drosseln. Ihr Ziel: die Melanomzellen in ihrer großen Wanderlust bremsen.

„Die Zellen unseres Körpers tragen in ihrer Hülle Sensoren, mit denen sie Signale aus ihrer Umgebung empfangen. Über diese Sensoren kann der sogenannte Ionenaustauscher NHE1 durch bestimmte Proteine und Zuckerketten den Befehl ‘Bewegung drosseln‘ erhalten“, erläutert die Projektleiterin Professor Dr. Daniela G. Seidler von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule. Gemeinsam mit Professor Dr. Christian Stock möchte sie diesen zelleigenen Signalweg dafür nutzen, die Krebszellen zum Stillstand zu bringen.

In einem ersten Schritt arbeiten die Forscher nun daran, den Mechanismus der Signalübertragung genau zu verstehen. Damit wollen sie den Grundstein für eine effektivere Behandlung von schwarzem Hautkrebs legen. „Glykotherapeutika – das sind zuckerartige Wirkstoffe – könnten die Signal-gebenden Zuckerketten nachahmen und gezielt an der Oberfläche von Tumorzellen an NHE1 binden“, so Seidler. Den Krebszellen könne auf diese Art vermittelt werden, ihre Beweglichkeit und Dynamik herabzusetzen.

Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, betont: „Wenn die gefährliche Metastasierung beim malignen Melanom künftig verhindert werden könnte, wäre dies ein wichtiger und sehr großer Fortschritt in der Krebsmedizin und für die Versorgung der betroffenen Patienten.“

Hintergrundinformation: Schwarzer Hautkrebs
Derzeit erkranken nach Hochrechnungen des Krebsregisters Schleswig-Holstein in Deutschland rund 30.600 Menschen jedes Jahr an schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom). Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt für Männer bei 64 Jahren und für Frauen bei 58 Jahren.

Die Anzahl der nach der Geburt erworbenen Pigmentmale stellt den höchsten Risikofaktor für das maligne Melanom dar. Menschen mit mehr als 100 Pigmentmalen tragen ein etwa siebenfach erhöhtes Risiko, an dieser Art des Hautkrebses zu erkranken. Sonnenbrände in der Kindheit und Jugend erhöhen das Hautkrebsrisiko um das Zwei- bis Dreifache.

Weitere Informationen finden Sie unter www.krebshilfe.de.

Quelle: idw

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Klimawandel: Hochwasser könnten noch größere Schäden verursachen als gedacht

Jonas Viering Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung

Schäden durch Hochwasser nehmen in Deutschland mit dem Klimawandel voraussichtlich zu, wie eine neue Studie zeigt. In der Vergangenheit haben Überschwemmungen an der Elbe und ähnliche Extremereignisse bereits gezeigt, welche verheerenden Schäden entstehen können, wenn in Verbindung mit bestimmten Wetterlagen heftiger und lang anhaltender Regen nicht mehr vom Boden aufgenommen werden kann und die Pegel der Flüsse ansteigen. Ohne entsprechende Anpassungsmaßnahmen könnten sich in Deutschland die jährlichen Schadenskosten von derzeit etwa 500 Millionen Euro künftig vervielfachen, zeigt die umfassende Analyse der Fachleute im Journal Natural Hazards and Earth System Sciences.

„Hochwasser wie das Juni-Hochwasser 2013 sind zwar seltene Ereignisse, sie haben jedoch große Folgen für Mensch und Umwelt und verursachen immense finanzielle Schäden“, erklärt Leitautor Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Eine Abschätzung dieser Schäden ist deshalb nicht nur wichtig für Kommunen vor Ort, sondern etwa für Versicherer. Aufbauend auf einer früheren Studie im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherer (GDV) haben die Wissenschaftler nun erneut einen Blick auf das Ausmaß möglicher Flutschäden geworfen und ihre ursprünglichen Ergebnisse mithilfe noch breiter aufgestellter Computersimulationen bestätigt. Doch nicht nur das: „Unsere jetzt noch viel aufwendigere Analyse illustriert nicht nur erneut, dass wir künftig wohl mit einer Zunahme der Schäden durch Hochwasser rechnen müssen – die Schadenskosten könnten sogar noch deutlich höher liegen als ursprünglich gedacht“, so Hattermann.

+++Rhein, Donau, Elbe, Weser und Ems: 5473 Flussabschnitte+++
„Wir haben für die fünf größten Flüsse Deutschlands in 35 verschiedenen Projektionen untersucht, wie sich der Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts auswirken könnte, und dabei insgesamt 5473 Flussabschnitte von Rhein, Donau, Elbe, Weser und Ems berücksichtig“, sagt Hattermann. Diese Veränderungen wurden dann sozusagen „übersetzt“ in Flutrisiko und Schadenspotenzial. „Bemerkenswert ist, dass trotz der großen Unsicherheit, die mit jeder Szenarienanalyse verbunden ist, alle neueren Szenarien einen Anstieg der Schäden projizieren. Um so wichtiger ist es, sich konsequent an das sich ändernde Klima anzupassen. Und gerade bei Hochwasser gibt es dazu viele Möglichkeiten“, so der Ko-Autor Olaf Burghoff, Leiter Sachstatistik und Naturgefahrenmodellierung beim GDV.

„Forschung ist nie ein einzelner abgeschlossener Vorgang, sondern ein Prozess. Als Wissenschaftler stellen wir unsere Arbeit deshalb kontinuierlich selbst auf die Probe, mit dem Ziel noch robustere Ergebnisse zu erzielen“, sagt Ko-Autor Peter Hoffmann vom PIK. Hier war der zweite Blick gleich zweifach interessant, denn die Bestätigung der Ergebnisse zeigt auch, dass die ersten Abschätzungen noch zu konservativ waren.“ Berücksichtigt für das Schadenspotenzial wurden auch in dieser Studie jedoch nur Eigenheime und kleine Betriebe, nicht aber Großbetriebe oder etwa Kraftwerke, die fast immer in Flussnähe angesiedelt sind. In der Realität liegen die Schadenskosten deshalb meist noch höher.

Artikel: Hattermann, F.F.; Huang, S.; Burghoff, O.; Hoffmann, P.; Kundzewicz, Z. (2016): Brief Communication: An update of the article „Modelling flood damages under climate change conditions – a case study for Germany“. Nat. Hazards Earth Syst. Sci. [DOI:10.5194/nhess-16-1617-2016]

Weblink zum Artikel nachdem er veröffentlich ist:
http://www.natural-hazards-and-earth-system-sciences.net/index.html

Link zur vorherigen Studie im Auftrag des GDV:
Hattermann, F.F.; Huang, S.; Burghoff, O.; Willems, W.; Österle, H.; Büchener, M.; Kundzewicz, Z. (2014): Modelling flood damage under climate change conditions – a case study for Germany. Nat. Hazards Earth Syst. Sci., 14, 3151-3168. [DOI:10.5194/nhess-14-3151-2014]
http://www.nat-hazards-earth-syst-sci.net/14/3151/2014/

Kontakt für weitere Informationen:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Pressestelle
Telefon: +49 (0)331 288 2507
E-Mail: presse@pik-potsdam.de
Twitter: @PIK_Klima
www.pik-potsdam.de

Quelle: idw

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„Pokémon Go“ aus wissenschaftlicher Perspektive

Benedikt Bieber Pressestelle
Frankfurt University of Applied Sciences

Prof. Dr. Claus-Peter H. Ernst von der Frankfurt UAS hat das Phänomen „Pokémon“ in einer empirischen Studie untersucht / Statement zu der Veröffentlichung von „Pokémon Go“

„Pokémon Go“ zählt bereits jetzt zu den erfolgreichsten mobilen Videospielen. Das Spiel ist in der Lage, generationsübergreifend zu begeistern: Die älteren Spieler/-innen kennen die Pokémon-Figuren noch aus ihrer Kindheit und Jugend durch Game Boy, Anime und Sammelkartenspiel; die jüngeren Spieler/-innen erleben das Phänomen gerade aktuell durch Nintendo 3DS, Netflix und eben „Pokémon Go“. Prof. Dr. Claus-Peter H. Ernst, Experte für Mediennutzung an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS), hat im letzten Jahr in einer empirischen Studie die Erfolgsfaktoren der Pokémon-Spiele untersucht. Die Studie „Why People Play Pokémon: The Role of Perceived Belonging“ ist eine der weltweit ersten Studien, die sich wissenschaftlich mit dem Phänomen „Pokémon“ auseinandersetzt. Die Ergebnisse wurden dem Fachpublikum bei der Americas Conference on Information Systems 2015 vorgestellt und der zugehörige Forschungsartikel im Rahmen des begleitenden Tagungsbands veröffentlicht.

Das neuste Spiel der Pokémon-Reihe konnte Millionen von Nutzerinnen und Nutzern in nur wenigen Tagen erreichen. Diesen großen Erfolg führt Ernst auf mehrere Faktoren zurück: „Das neuste Spiel der Reihe ermöglicht den Spielerinnen und Spielern, sich einen lang gehegten Traum zu erfüllen und zum ersten Mal wirklich auf ihre eigene Pokémon-Reise zu gehen. Während bei jüngeren Spielerinnen und Spielern Spaß und Wettkampf im Vordergrund stehen, spielt bei den älteren gleichzeitig das Schwelgen in Nostalgie eine entscheidende Rolle. Hinzu kommt der gefühlt große technologische Sprung durch die Umsetzung mittels Augmented Reality. Während dies bei jüngeren Menschen, welche die schwarz-weiße Game Boy-Ära nicht miterlebt haben und gestochen scharfe, farbenfrohe Videospielunterhaltung gewohnt sind, nur einen untergeordneten „Wow-Faktor“ hervorruft, sind die neuen technischen Möglichkeiten für die Älteren keine Selbstverständlichkeit und Grund genug, sich erneut für Pokémon begeistern zu können. Schließlich sind auch soziale Bedürfnisse Teil des aktuellen Phänomens. Spieler/-innen begegnen sich zufällig in der realen Welt beim Fangen von Pokémon oder treffen sich gezielt zur Eroberung von Arenen. Somit wird das gemeinsame Erleben und Spielen aus dem Internet wieder in die Realität transferiert und Menschen mit gleichen Interessen einander näher gebracht.“

Prof. Dr. Claus-Peter H. Ernst lehrt und forscht im Bereich der Mediennutzung an der Frankfurt University of Applied Sciences und beschäftigt sich u. a. mit dem Erfolg von Videospielen. So veröffentlichte er gemeinsam mit Alexander Ernst im letzten Jahr eine empirische Studie zu den Erfolgsfaktoren der Pokémon-Videospiele und präsentierte die Ergebnisse einem interessierten Fachpublikum bei der Americas Conference on Information Systems 2015.

Gerne steht Prof. Dr. Ernst für Interviews, Fragen und Statements bzgl. des aktuellen Erfolgs von „Pokémon Go“ zur Verfügung.

Kontakt: Frankfurt University of Applied Sciences, Fachbereich 3: Wirtschaft und Recht, Prof. Dr. Claus-Peter H. Ernst, Telefon: 0151/41900131, E-Mail: cernst@fb3.fra-uas.de

Weitere Informationen zu Prof. Dr. Ernst und seinen Forschungsthemen unter: https://www.frankfurt-university.de/?id=12862

Weitere Informationen:
https://www.frankfurt-university.de/?id=12862

Quelle: idw

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Wie das Schmelzwasser der Eisschilde das Klima durcheinanderbrachte

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Wie heute das Grönlandeis, so schmolz am Ende der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren ein großer Eispanzer in Nordamerika. Sein Schmelzwasser hat das Klima in Nordwest-Europa und Nordwestafrika tiefgreifend beeinflusst. Der zuvor entgegengesetzte Zusammenhang zwischen den Niederschlagsmengen in Nordwestafrika und Nordwesteuropa kehrte sich um. Ob und wie das Schmelzen des Grönlandeises unser Klima verändern wird, simulierten internationale Forscher. Sie nutzten dafür Tropfsteine aus Höhlen als Klimatagebücher der Vergangenheit.

Wie wird das Abschmelzen des Grönlandeises unser Klima beeinflussen? Um eine Vorstellung davon zu erlangen, blicken Forscher weit zurück in die Vergangenheit. Im frühen Holozän – vor etwa 11.700 bis 8.000 Jahren – schmolz ein großer Eispanzer in Nordamerika ab. Anhand von Tropfsteinen in Höhlen, sogenannten Speläothemen, und Computersimulationen rekonstruierte ein internationales Team um Dr. Jasper Wassenburg von der Ruhr-Universität Bochum die Folgen: Heute beobachtet man einen entgegengesetzten Zusammenhang zwischen den Niederschlagsmengen in Nordwestafrika und Nordwesteuropa. Wenn in Nordwesteuropa ein feuchtes Winterklima vorherrscht, ist das Klima in Nordwestafrika trocken. Dieser Zusammenhang kehrte sich im frühen Holozän infolge des Abschmelzens des Eispanzers um, so dass es an beiden Orten zeitgleich feucht beziehungsweise trocken war. Das Klima veränderte sich tiefgreifend. Die Forscher berichten in der aktuellen Ausgabe von Nature Geoscience.

Luftdruck-Gegensatz bestimmt das Klima
Maßgeblich für das Winterklima in Nordwesteuropa und im Mittelmeerraum ist die Nordatlantische Oszillation (NAO): die Schwankungen des Luftdruck-Gegensatzes zwischen dem Azorenhoch im Süden und dem Islandtief im Norden des Nordatlantiks. Die Forscher wollten wissen, wie sich die NAO verhält, wenn – wie zurzeit bedingt durch den Klimawandel – Eisschilde und Gletscher rund um den Nordatlantik abschmelzen.

Klimatagebuch aus der Höhle
Um das herauszufinden, nutzten sie Speläotheme als Klimaarchiv: Sie konnten zeigen, dass in Nordwestmarokko das Verhältnis der darin enthaltenen Sauerstoff-Isotope 18O und 16O unter anderem durch die Niederschlagsmengen beeinflusst ist. Somit konnten sie anhand von Speläothemen aus Nordwestmarokko und Westdeutschland auf das dortige Klima vom frühen bis zum späten Holozän vor etwa 11.700 bis 2.500 Jahren schließen.

Korrelation kehrt sich um
Es zeigte sich, dass über mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte hinweg die Niederschlagsmenge an den beiden Orten im mittleren Holozän (vor 8.000 bis 5.900 Jahren) und im späten Holozän vor 4.700 bis 2.500 Jahren in negativer Korrelation zueinander standen. Es gab also an einem der beiden Orte weniger Niederschlag, wenn es am anderen viel Niederschlag gab, genau wie heute. Im frühen Holozän gab es jedoch eine positive Korrelation der Niederschläge zwischen beiden Regionen. Im Übergang zum mittleren Holozän hat sich der Zusammenhang umgekehrt.

Klimasimulationen verdeutlichen Reaktion des Klimas auf das Abschmelzen
Um die Gründe dafür herauszufinden, führte das Team Klimasimulationen mit einem gekoppelten Atmosphäre-Ozean-Modell durch. „Eine mögliche Erklärung für die umgekehrte Korrelation ist das endgültige Abschmelzen des Nordamerikanischen Eisschildes im frühen Holozän“, erklärt Jasper Wassenburg, der die Untersuchung in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Adrian Immenhauser am Lehrstuhl für Sediment- und Isotopengeologie der Ruhr-Universität Bochum durchführte und inzwischen ans Institut für Geowissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gewechselt ist. Dieser Eispanzer bedeckte während der letzten Eiszeit große Teile Kanadas. Gewaltige Mengen an Schmelzwasser flossen in den Nordatlantik und veränderten dessen Strömungsmuster. „Mit den Simulationen unseres Klimamodells konnten wir zeigen, dass nur ein kombinierter Effekt, bestehend aus der Wirkung des Nordamerikanischen Eisschildes auf die atmosphärische sowie seines Schmelzwassers auf die ozeanische Zirkulation, die positive Korrelation der Niederschläge in Marokko und Deutschland erklären kann“, erklärt Dr. Stephan Dietrich, der die Simulationen am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung auswertete und mittlerweile an der Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz beschäftigt ist.

Eisschild hatte einen stark kühlenden Effekt
Atmosphärische Zirkulationsmuster wie die NAO sind abhängig von Luftdruckmustern, die durch die Aufheizung und Abkühlung von Luft entstehen. Meeresströmungen spielen dabei eine wichtige Rolle, weil sie die Verteilung der Wärme und somit auch die Luftzirkulation beeinflussen. Der Nordamerikanische Eisschild hatte einen stark kühlenden Effekt: Schnee und Eis reflektieren viel Sonnenlicht, die Forscher nennen diesen Effekt Albedo. Er führte dazu, dass sich über dem Eisschild ein stabiles Hochdruckgebiet entwickelte.
Außerdem beeinflusste das Schmelzwasser die Stärke der Ozeanströme, insbesondere den Nordatlantikstrom. „Auch wenn die genauen Mechanismen noch unbekannt sind, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Effekte maßgeblich dafür sind, dass sich die positive Korrelation der Niederschläge in Marokko und Deutschland nach dem endgültigen Abschmelzen des Nordamerikanische Eisschildes in eine negative umgekehrt hat“, erklärt Jasper Wassenburg.

Ähnliches Szenario ist möglich
Wenn nun das Grönlandeis abschmilzt und sein Schmelzwasser in den Nordatlantik fließt, könnte sich ein ähnliches Szenario ergeben, in dem sich die NAO wie im frühen Holozän verändert, folgern die Forscher. „Allerdings gibt es entscheidende Unterschiede zwischen den klimatischen Gegebenheiten im frühen und im späten Holozän, so dass wir nur schwer voraussagen können, ob und wie die NAO beeinflusst werden wird“, so der Forscher.
„Wir nehmen an, dass es vor allem von der Geschwindigkeit, mit der das Grönlandeis schmilzt, und von der Menge des Schmelzwassers abhängt.“ Detailliertere Rekonstruktionen des Klimas und genaue Messungen der Veränderung des Grönlandeises seien notwendig, um die Mechanismen zu verstehen, die zur Veränderung der Korrelationsmuster beitragen.

Internationales Team der Studie
An der Studie beteiligt waren Forscher der Ruhr-Universität Bochum, der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, des Alfred-Wegener-Instituts, des Helmholtz-Zentrums für Polar- und Meeresforschung Bremerhaven, der Bundesanstalt für Gewässerkunde Koblenz, des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, der Universität Innsbruck, der Faculty of Sciences Dhar Mahraz Fès und des Max-Planck-Instituts für Chemie, Mainz.

Förderung
Die Studie wurde gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG IM44/1; WA3532/1-1) und die Max-Planck-Gesellschaft.

Originalpublikation
Jasper A. Wassenburg, Stephan Dietrich, Jan Fietzke, Jens Fohlmeister, Klaus Peter Jochum, Denis Scholz, Detlev K. Richter, Abdellah Sabaoui, Christoph Spötl, Gerrit Lohmann, Meinrat O. Andreae and Adrian Immenhauser. Reorganization of the North Atlantic Oscillation during early Holocene deglaciation, in: Nature Geoscience, 2016, DOI: 10.1038/ngeo2767

Quelle: idw

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Heftige Dosis Sonne: Bei der Arbeit im Freien bekommt die Haut einiges an UV-Strahlung ab

Stefan Boltz Pressestelle
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung – DGUV

Wer im Freien arbeitet, bekommt mehr Sonne und damit krebserzeugende ultraviolette Strahlung ab als andere Beschäftigte. Wie stark sonnenbelastet welche Berufe tatsächlich sind, darüber fehlten bislang präzise Angaben. Diese Wissenslücke hat das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) nun geschlossen. Im Rahmen eines Forschungsprojektes hat es detaillierte Belastungsdaten für die verschiedensten Tätigkeiten in Außenbereichen gesammelt und ausgewertet. Das Ergebnis: Über die Sommermonate ist die Belastung der betroffenen Berufsgruppen so verschieden wie ihre Arbeit. Maßgeschneiderte Prävention ist deshalb wichtig.

Seit 2015 kann weißer Hautkrebs durch Sonnenstrahlung als Berufskrankheit anerkannt werden. Das betrifft vor allem Menschen, die beruflich viel im Freien arbeiten. Im Fall einer Berufskrankheit leistet die gesetzliche Unfallversicherung. Sie nutzt aber auch alle geeigneten Mittel, um Berufskrankheiten erst gar nicht entstehen zu lassen. „Dafür brauchen wir sehr genaue Informationen darüber, für welche Beschäftigten die Belastung besonders hoch ist“, sagt Dr. Walter Eichendorf, stv. Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Eichendorf: „Nur dann können wir zielgerichtete und wirksame Präventionsmaßnahmen ergreifen.“
Diese Informationen hat das IFA als Ergebnis einer groß angelegten Untersuchung an bislang 600 Personen nun geliefert: Demnach sind beispielsweise Beschäftigte in Steinbrüchen oder im Kanalbau mehr als dreimal so stark UV-belastet wie Personen, die im Ackerbau oder zu Fuß in der Postzustellung tätig sind. Der Projektleiter und IFA-Strahlungsexperte Dr. Marc Wittlich: „Einige Ergebnisse haben uns wirklich überrascht. So ist zum Beispiel die Belastung auf dem Bau sehr verschieden, je nachdem ob Dächer gedeckt oder Gerüste gebaut werden.“ Die Gründe hierfür gälte es jetzt genau zu beleuchten. Wittlich: „Klar ist aber: Bei allen beobachteten Beschäftigten ist die Belastung so hoch, dass etwas getan werden muss.“

Bei den Schutzmaßnahmen, die Arbeitgeber ergreifen müssen, haben technische und organisatorische Lösungen laut Arbeitsschutzgesetz Vorrang. „Dazu zählen zum Beispiel der Einsatz von Sonnensegeln oder die Verlagerung der Arbeit in Zeiten mit geringerer UV-Belastung, wie am frühen Morgen oder späten Nachmittag“, sagt Bernhard Arenz, Präventionsleiter der Berufsgenossenschaft für die Bauwirtschaft (BG BAU). „Reicht das nicht aus, ist auf jeden Fall körperbedeckende Kleidung plus Kopfschutz notwendig“, erklärt Reinhold Knittel, Sprecher der Geschäftsführung der Sozialversicherung für Landwirtschaft Forsten und Gartenbau (SVLFG). „Sonnenschutzmittel sollten dann verwendet werden, wenn anderer Schutz nicht möglich ist, und sie müssen einen hohen Lichtschutzfaktor haben.“
Grundsätzlich gilt: Schon bei Aufenthaltszeiten von wenigen Minuten im Freien ist im Sommer Schutz notwendig. Denn langfristige Schäden können auch ohne Sonnenbrand entstehen. „Das sollte man nicht nur bei der Arbeit beachten, sondern auch in der Freizeit“, so Eichendorf.

Hintergrund
Hautkrebs durch UV-Strahlung stellt eine der zukünftigen Herausforderungen für die Prävention von Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren dar. Gleichzeitig ist das Wissen über die Strahlungsdosis bei Tätigkeiten im Freien gering. Es liegen weltweit nur einige wenige, regional begrenzte Studien vor.
Das Forschungsprojekt GENESIS-UV (von GENeration and Extraction System for Individual expoSure) ist eine Untersuchung im Auftrag von Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, Träger der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland. Um die Strahlungsdosis an möglichst vielen verschiedenen Außenarbeitsplätzen ermitteln und bewerten zu können, hat das IFA ein Messsystem entwickelt, mit dem sich die UV-Belastung direkt an der Person über eine komplette Arbeitsschicht messen lässt, ohne dass Einschränkungen während der Tätigkeit entstehen.
Alle Testpersonen erhalten eine Einheit des GENESIS-UV-Systems. Sie besteht aus einem Datenlogger-Dosimeter und einem Tablet-PC. Das System erfasst UV-Belastungsdaten automatisch zwischen 07:30 Uhr und 17:30 Uhr. Das Auslesen der Daten und der Datentransfer an einen zentralen Datenbankserver geschieht am Ende jeder Arbeitswoche. Dazu wird das Messgerät an den Tablet-PC angeschlossen. Der weitere Prozess läuft automatisch ab. So erhält das IFA wochenaktuelle Messwerte aus allen Regionen Deutschlands. Die Auswertung der Daten geschieht anonym, nur mit Blick auf die untersuchte Tätigkeit. Ein Rückschluss auf einzelne Personen ist ausgeschlossen.
600 Probanden und Probandinnen wurden bislang mit dem System ausgestattet und sammelten seit 2014 an insgesamt 65 000 Messtagen bereits 2 300 000 000 Datensätze, die die Grundlage für die Projektergebnisse bilden. Weitere Details zu den Ergebnissen erscheinen in Kürze unter www.genesis-uv.eu.

Weitere Informationen:
http://www.genesis-uv.eu – Website des Projekts

Anhang
Infografiken – Messergebnisse UV-Dosis nach Berufsgruppen und Branchen
https://idw-online.de/de/attachment50369

Quelle: idw

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Gleichspannung revolutioniert die industrielle Energieversorgung

Jörg Walz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

Die Erhöhung der Energieeffizienz, der Umgang mit schwankenden Energieangeboten sowie mit einer geringeren Energiebereitstellungsqualität sind Aufgaben, denen sich Produktionen in naher Zukunft verstärkt stellen müssen. Das Fraunhofer IPA und das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart entwickeln nun seit Anfang Juli gemeinsam mit Forschungspartnern und Industrieunternehmen im Forschungsprojekt »DC-INDUSTRIE« neue Formen der industriellen Energieversorgung, mit denen sich diese Aufgaben lösen lassen.

Im industriellen Umfeld ist heute die dreiphasige 400-V-AC-Stromversorgung Standard. Durch den Trend hin zu energieeffizienten, drehzahlveränderlichen elektrischen Antrieben werden in Anlagen immer häufiger Frequenzumrichter eingesetzt, die über einen Gleichspannungs- Zwischenkreis verfügen. Hier ist stets eine Wandlung der elektrischen Energie von Wechselspannung in Gleichspannung notwendig.

Die Idee des Forschungsprojekts
Die Abkehr von der Wechsel- hin zur Gleichspannung eröffnet enorme Effizienzvorteile und Energieeinsparungen bei der Versorgung von Maschinen und Anlagen. Dabei ist das Ziel die bedarfsorientierte Verteilung von Energie innerhalb von Produktionsanlagen mit einem Höchstmaß an Energiewiederverwendung und einer Minimierung von Wandlungsverlusten.

Zusätzlich bieten die technisch vereinfachte Integration von Energiespeichern und regenerativen Energiequellen sowie die systemimmanente Möglichkeit der Rekuperation, d. h. die Wiedergewinnung und -verwendung von Bremsenergie neue Chancen für ein intelligentes Energiemanagement. EEP und IPA entwickeln gemeinsam die notwendigen Methoden für die Planung, Einführung und Nutzung des industriellen Mikro DC Smart Grid.

Eine über das DC-Netz versorgte Produktion ist robust hinsichtlich schwankender Netzqualität und kann flexibel auf schwankende Energieangebote reagieren. Das trägt zu einer Stabilisierung des Energienetzes bei.

Das Projekt »DC-INDUSTRIE – Intelligentes offenes DC-Netz in der Industrie für hocheffiziente Systemlösungen mit elektrischen Antrieben« hat ein Gesamtvolumen von knapp zehn Millionen Euro. Es wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert und hat eine Laufzeit von drei Jahren.

Fachlicher Ansprechpartner
Timm Kuhlmann | Telefon +49 711 970-1903 | timm.kuhlmann@ipa.fraunhofer.de | Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA |

Weitere Informationen:
http://www.ipa.fraunhofer.de/projekt_dc-industrie.html
http://www.ipa.fraunhofer.de

Quelle: idw

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Krankheitserregende Bakterien per Anhalter durch Nord- und Ostsee?

Ralf Röchert Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

AWI-Forscher weisen erstmalig lebende, potentiell krankheitserregende Vibrionen auf Mikroplastikpartikeln nach

Mit steigender Wassertemperatur nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass in Nord- und Ostsee potentiell krankheitserregende Bakterien auftreten. AWI-Wissenschaftler haben jetzt nachgewiesen, dass eine Gruppe dieser Bakterien, sogenannte Vibrionen, auch auf Mikroplastikpartikeln leben können. Sie wollen zukünftig die Rolle der Partikel für die Anreicherung und mögliche Verbreitung dieser Bakterien genauer untersuchen.

Sommerliche Hitzewellen können dazu führen, dass sich krankheitserregende Bakterien in Nord- und Ostsee stark vermehren. In den vergangenen Jahren waren darunter auch Bakterien der Gattung Vibrio, die Durchfallerkrankungen oder schwere Entzündungen hervorrufen können. „Vibrionen sind Klimawandel-Gewinner, weil ihre Anzahl bei hohen Temperaturen in die Höhe schnellt“, sagt Dr. Gunnar Gerdts, Mikrobiologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) auf Helgoland. Die Bakterien sind in gemäßigten Sommern nur vereinzelt im Meerwasser nachweisbar, können sich aber bei Hitzewellen explosionsartig vermehren, wenn die Wassertemperatur 22 Grad Celsius übersteigt. Gerade in küstennahen Gebieten der Ostsee kam es in der Vergangenheit bei solchen Hitzewellen immer wieder zu Krankheits- und auch Todesfällen, hervorgerufen durch das Bakterium Vibrio vulnificus.

Gerdts und sein Team haben Proben aus dem Meer genommen und untersucht, ob die Bakterien auch von einem neuen Lebensraum profitieren, der sogenannten „Plastisphäre“. In Biofilmen auf der Oberfläche von Plastikpartikeln leben Bakterien, Pilze und Kleinstalgen, die in einer Schleimschicht wachsen. Sie sind beispielsweise bekannt als Grundlage für den Bewuchs auf Schiffsrümpfen. Die Zusammensetzung dieser Biofilme variiert dabei abhängig von der Beschaffenheit der Oberfläche und den Lebewesen im umgebenden Wasser. Aufgrund von Gensequenzierungen lag die Vermutung nahe, dass auch Vibrionen Teil dieser Lebensgemeinschaft sein könnten.

Jetzt ist es den Helgoländer Mikrobiologen erstmalig gelungen, lebende, potentiell humanpathogene Vibrio-Spezies in Biofilmen auf Mikroplastikpartikeln nachzuweisen. „Das zeigt das Potential auf, dass die Krankheitserreger möglicherweise auf den Partikeln hitchhiken, sich also per Anhalter innerhalb eines Ökosystems verteilen und auch darüber hinaus verbreiten können“, ordnet Gunnar Gerdts die aktuellen Forschungsergebnisse ein.

Für ihre Studie, die jetzt online in der Fachzeitschrift Marine Environmental Research publiziert wurde, hatten die AWI-Wissenschaftler mit dem Forschungsschiff Heincke an 62 Stationen in Nord- und Ostsee Wasserproben genommen. Zusätzlich nutzten sie einen sogenannten Neuston-Katamaran (Foto), mit dessen Hilfe sie Mikroplastikpartikel direkt unterhalb der Wasseroberfläche abfischten und im Labor weiter untersuchten. Insgesamt hatten die Wissenschaftler 185 Partikel gesammelt. Davon wurden auf 19 Plastikpartikeln Vibrionen nachgewiesen, welche auch überwiegend in den Wasserproben an denselben Stationen vorhanden waren.

Die gute Nachricht: Im Rahmen ihrer Untersuchungen stießen die Helgoländer AWI-Forscher nicht auf krankheitserregende Genotypen. Mikrobiologe Gunnar Gerdts tauscht sich zu diesem Thema auch mit Behörden aus. „An der Nord- und Ostseeküste untersuchen die Landesuntersuchungsämter bereits exemplarisch Wasserproben hinsichtlich Vibrio-Spezies. Sollte sich in der Zukunft zeigen, dass mit Vibrionen „aufgeladene“ Mikroplastikpartikel regelmäßig vorkommen, gibt das Anlass zur Sorge, da Biofilme allgemein höhere Bakterien-Dichten aufweisen als das Freiwasser“, berichtet der AWI-Forscher.

Die in der Studie verwendete Untersuchungsmethode lässt übrigens derzeit keine Rückschlüsse darauf zu, ob sich Vibrionen an den Plastikpartikeln anhäufen. In dem genutzten Kulturansatz konnten die Wissenschaftler ausschließlich nachweisen, ob Vibrionen im Wasser oder an Mikroplastikpartikeln leben oder nicht. „In Zukunft wollen wir daher die Anzahl der Vibrionen auf den Plastikpartikeln zusätzlich mittels der sogenannten quantitativen Polymerase-Kettenreaktion bestimmen, die dann auch quantitative Vergleiche ermöglicht“, nennt Gunnar Gerdts die nächsten Forschungsziele.

Hintergrund:
Bei Vibrionen unterscheidet man neben Arten auch Genotypen, deren krankheitserregendes Potential unterschiedlich ist. Die in der Studie nachgewiesenen Genotypen wiesen aber nicht die Virulenzgene auf, wie sie z.B. in pandemischen Genotypen, wie z.B. Vibrio cholerae El-Tor, einem der Cholera-Erreger, vorhanden sind. Gleichwohl können aber auch solche nicht „klassisch virulenten“ Vibrionen durchaus zu ernsthaften Erkrankungen führen, wenn der Gesundheitszustand des infizierten Menschen eine Vorschädigung aufweist (z.B. Diabetes).

Originalstudie:
Inga V. Kirstein, Sidika Kirmizi, Antje Wichels, Alexa Garin-Fernandez, Rene Erler, Martin Löder, Gunnar Gerdts: Dangerous hitchhikers? Evidence for potentially pathogenic Vibrio spp. on microplastic particles. Marine Environmental Research (Volume 120, September 2016, Pages 1-8) http://dx.doi.org/10.1016/j.marenvres.2016.07.004

Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der gemäßigten sowie hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

Quelle: idw

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Lohn- und Arbeitskosten: Deutschland weiter auf Position acht

Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

EU-Vergleich des IMK

Lohn- und Arbeitskosten: Deutschland weiter auf Position acht – Normalisierung beim Zuwachs, Rückstand noch nicht aufgeholt

Deutschland rangiert bei den Lohn- und Arbeitskosten für die private Wirtschaft wie in den Vorjahren im westeuropäischen Mittelfeld – Ende 2015 lag die Bundesrepublik unverändert an achter Stelle unter den EU-Ländern.

Mit nominal 2,7 Prozent lag der Zuwachs der deutschen Arbeitskosten 2015 oberhalb des Durchschnitts von EU (2,2 Prozent) und über dem sehr niedrigen Mittel des Euroraums (1,6 Prozent). Effekte des gesetzlichen Mindestlohns auf die gesamtwirtschaftliche Arbeitskostenentwicklung sind zwar nicht eindeutig auszumachen, es zeigen sich aber in einigen Dienstleistungsbranchen positive Lohneffekte. Trotz des etwas stärkeren Anstiegs hat Deutschland seinen über Jahre aufgelaufenen Rückstand bei der Entwicklung von Löhnen, Arbeitskosten und Lohnstückkosten noch nicht wieder aufgeholt, was auch zum erneuten Rekordüberschuss der deutschen Leistungsbilanz von 8,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beigetragen hat. Zu diesen Ergebnissen kommt der neue Arbeits- und Lohnstückkostenreport, den das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung heute auf einer Pressekonferenz in Berlin vorstellt.*

„Nachdem sich die deutschen Arbeitskosten in der Privatwirtschaft in den gesamten 2000er Jahren deutlich geringer als der EU-Durchschnitt entwickelt haben, scheint sich die Entwicklung seit 2011 in Deutschland langsam zu normalisieren“, schreiben die Wissenschaftler. Die Arbeitskosten spiegelten die kräftigere Entwicklung bei den Löhnen wider, die zuletzt wesentlich dazu beitrug, die hartnäckige Nachfrageschwäche bei den privaten Haushalten zu überwinden. „Dass die deutsche Wirtschaft in einem schwierigen internationalen Umfeld noch ganz passabel wächst, ist vor allem dieser Normalisierung zu verdanken“, sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK. „In Zeiten von Wachstumsschwäche in den Schwellenländern, von Brexit und nachwirkender Euroraum-Krise würden wir mit dem alten einseitig exportorientierten Wachstumsmodell Schiffbruch erleiden.“

Dabei konstatieren die Ökonomen in der längerfristigen Betrachtung allerdings noch einige Luft nach oben: Zwischen 2000 und 2015 nahmen die Arbeitskosten laut IMK in der Privatwirtschaft in der EU um durchschnittlich 2,8 Prozent pro Jahr zu, im Euroraum um 2,5 Prozent. Das Wachstum in Deutschland lag in diesem Zeitraum lediglich bei 2,0 Prozent im Jahresdurchschnitt – EU-weit der drittniedrigste Wert nach Griechenland (0,5 Prozent) und Portugal (1,8 Prozent), wo die Arbeitskosten im Zuge der Krise in den vergangenen Jahren zeitweise stagnierten oder sogar sanken.

In welchem Maße sich der Angleichungsprozess in diesem Jahr fortsetzt, ist nach Analyse des IMK noch offen. Zwar hat das Statistische Bundesamt für das 1. Quartal 2016 kürzlich einen Anstieg um 3,3 Prozent gemeldet. Da die Quartalswerte aber von Stichtagen abhängen, zu denen beispielsweise Tarifabschlüsse oder gesetzliche Änderungen wirksam werden, schwankten sie erfahrungsgemäß innerhalb eines Jahres sehr stark. Die Ökonomen haben die Quartalsentwicklung der vergangenen 15 Jahre unter die Lupe genommen. Ihr Ergebnis: In all den Jahren, in denen die Arbeitskosten im 1. Quartal um mindestens drei Prozent stiegen, lagen die endgültigen Jahresdurchschnittswerte unter dieser Marke – nicht selten deutlich. Das sei auch in diesem Jahr zu erwarten.

– Lohnstückkostenentwicklung: 12 Prozent unter dem Mittel des Euroraums ohne Deutschland – Auch bei den für die internationale Wettbewerbsfähigkeit wichtigeren Lohnstückkosten weist Deutschland für den Zeitraum von 2000 bis ins 1. Quartal 2016 weiterhin eine moderate Tendenz auf. Trotz einer ebenfalls etwas stärkeren Steigerung in den vergangenen Jahren sind die deutschen Lohnstückkosten seit Beginn der Währungsunion deutlich schwächer gestiegen als in allen anderen in der Studie betrachteten Mitgliedsstaaten des Euroraums mit Ausnahme Irlands und schwächer, als mit dem Inflationsziel der EZB vereinbar ist. Die deutsche Lohnstückkostenentwicklung lag zuletzt laut IMK immer noch um kumuliert gut 12 Prozent unter dem Durchschnitt des Euroraums ohne Deutschland. Das langjährige extrem schwache Wachstum der deutschen Lohnstückkosten trug zu den ausgeprägten wirtschaftlichen Ungleichgewichten im Euroraum bei.

Eine langfristig „stabilitätskonforme“ Wachstumsrate liegt nach Analyse des IMK bei zwei Prozent pro Jahr – nahe an der EZB-Zielinflationsrate. Dieser Wert sei 2015 in Deutschland zwar erreicht worden, während die Rate im Euroraum bei sehr niedrigen 1,2 Prozent lag. Im längerfristigen Durchschnitt seit 2000 nahmen die deutschen Lohnstückkosten aber nur um ein Prozent im Jahr zu. Das zeige, dass weiterhin Spielraum und erheblicher Nachholbedarf bei der Stärkung der inländischen Nachfrage bestehe, so die Forscher. „Die deutschen Exporte haben sich seit Anfang 2000 real mehr als verdoppelt, während die Binnennachfrage preisbereinigt gerade einmal um rund 11 Prozent zulegte“, schreiben die Studienautoren Dr. Alexander Herzog-Stein, Prof. Dr. Camille Logeay, Dr. Ulrike Stein und Dr. Rudolf Zwiener.

Um künftig gefährlichen Ungleichgewichten in der Währungsunion vorzubeugen, empfehlen die Ökonomen in Deutschland und europaweit eine makroökonomisch ausgerichtete Lohnpolitik, die sich an der Summe aus EZB-Zielinflation und dem längerfristigen Trend des Produktivitätszuwachses orientiert. Dabei sehen sie auch die Politik am Zuge: Unterstützung bei der Reichweite von Tarifverträgen helfe bei der Stabilisierung ebenso wie konsequente staatliche Investitionen. Halte sich der Staat fiskalpolitisch zu sehr zurück – wie beispielsweise in der Bundesrepublik – könne das die Lohnpolitik als dann einzige Stütze der Binnennachfrage überfordern, geben die Ökonomen zu bedenken.

– Arbeitskosten 2015: 32,70 Euro pro Stunde – Zu den Arbeitskosten zählen neben dem Bruttolohn die Arbeitgeberanteile an den Sozialbeiträgen, Aufwendungen für Aus- und Weiterbildung sowie als Arbeitskosten geltende Steuern. Das IMK nutzt für seine Studie die neuesten verfügbaren Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat.

2015 mussten deutsche Arbeitgeber in der Privatwirtschaft (Industrie und privater Dienstleistungsbereich) 32,70 Euro pro geleistete Arbeitsstunde aufwenden (siehe auch Tabelle 1 in der pdf-Version dieser PM; Link unten). Höher liegen die Arbeitskosten in sieben Ländern: In Dänemark, Belgien, Schweden, Luxemburg, Frankreich, Finnland und den Niederlanden müssen zwischen 43 und 33,30 Euro pro Stunde ausgegeben werden. Fast gleichauf mit den deutschen sind die Arbeitskosten in Österreich (32,60 Euro). Der Durchschnitt des Euroraums liegt bei 29,50 Euro. Etwas darunter folgen Großbritannien, das 2015 Arbeitskosten von 29,10 Euro auswies, Irland (28,70) und Italien (27,30 Euro). In den übrigen südeuropäischen EU-Staaten betragen sie zwischen 21,10 Euro (Spanien) und 12,50 Euro (Malta). Die „alten“ EU-Länder Griechenland und Portugal liegen mittlerweile hinter dem EU-Beitrittsland Slowenien, wo 15,80 Euro aufgewendet werden müssen. In Estland, der Slowakei, der Tschechischen Republik, Kroatien, Polen, Ungarn und Lettland betragen die Stundenwerte zwischen 10,80 und 7,50 Euro. In diesen Ländern waren die Steigerungsraten mit bis zu 7,4 Prozent im vergangenen Jahr überdurchschnittlich, während die Entwicklung in den meisten (ehemaligen) Krisenländern, aber auch in Belgien und den Niederlanden nahezu stagnierte. Schlusslichter sind Rumänien und Bulgarien mit Arbeitskosten von 5 bzw. 4,10 Euro pro Stunde.

– Nach Mindestlohn-Einführung wächst Abstand zwischen Industrie und Dienstleistungen erstmals nicht weiter – Im Verarbeitenden Gewerbe betrugen 2015 die Arbeitskosten in Deutschland 38 Euro pro Arbeitsstunde. Im EU-Vergleich steht die Bundesrepublik damit wie im Vorjahr an vierter Stelle als Teil einer größeren Gruppe von Industrieländern, die deutlich über dem Euroraum-Durchschnitt von 32 Euro liegen. Dazu zählen auch Belgien mit industriellen Arbeitskosten von 43,30 Euro, Dänemark (42,40 Euro), Schweden (41,10 Euro) sowie Frankreich (37 Euro), Finnland (36,80 Euro), die Niederlande (34,80 Euro), und Österreich (35,20 Euro). Dabei ist nicht berücksichtigt, dass das Verarbeitende Gewerbe in der Bundesrepublik stärker als in jedem anderen EU-Land von günstigeren Vorleistungen aus dem Dienstleistungsbereich profitiert (siehe folgenden Abschnitt). 2015 stiegen die industriellen Arbeitskosten in Deutschland um 2,7 Prozent. Im Durchschnitt von EU und Euroraum waren es 2,0 bzw. 1,8 Prozent.

Im privaten Dienstleistungssektor lagen die deutschen Arbeitskosten 2014 mit 29,90 Euro weiterhin an neunter Stelle nach den nordischen EU-Staaten, den Benelux-Ländern, Frankreich und Österreich. Den höchsten Wert wies Dänemark mit 43,60 Euro aus, der Durchschnitt im Euroraum beträgt 28,50 Euro, in der gesamten EU 25,60. 2015 stiegen die Arbeitskosten im deutschen Dienstleistungssektor um 2,7 Prozent. Damit lag der Zuwachs über dem Durchschnitt in EU (2,2 Prozent) und Euroraum (1,5 Prozent).

Dass der Anstieg bei den Dienstleistungen in Deutschland anders als in den meisten Vorjahren nicht hinter dem in der Industrie zurückgeblieben ist, erklären die Forscher des IMK auch mit der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns. Dessen Wirkungen seien zwar auf Ebene der Gesamtwirtschaft nicht eindeutig zu identifizieren. In verschiedenen Dienstleistungsbranchen, in denen zuvor viele Beschäftigte für Stundenlöhne unter 8,50 Euro arbeiteten, ließen sich aber deutliche Lohneffekte ausmachen. „Somit kann davon ausgegangen werden, dass die Arbeitskostenentwicklung in der Privatwirtschaft und insbesondere dem Dienstleistungssektor im Jahr 2015 durch den Mindestlohn positiv beeinflusst wurde“, schreiben die Wissenschaftler.

– Industrie kann Vorleistungen günstiger einkaufen – Gleichwohl bleibt der Abstand der Arbeitskosten zwischen Verarbeitendem Gewerbe und Dienstleistungssektor weiterhin größer als in jedem anderen EU-Land, so das IMK. Er betrug Ende 2015 mehr als 21 Prozent. Vom vergleichsweise niedrigen Arbeitskostenniveau in den deutschen Dienstleistungsbranchen profitiert auch die Industrie, die dort Vorleistungen nachfragt. Dadurch entsteht eine Kosteneinsparung für die Industrie von acht bis zehn Prozent oder rund 3 Euro pro Stunde. Während der Dienstleistungssektor die Industrie hierzulande entlaste, sei es insbesondere in den mittel- und osteuropäischen EU-Ländern umgekehrt, so die Forscher.

Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Prof. Dr. Gustav A. Horn
Wissenschaftlicher Direktor IMK
Tel.: 0211-7778-331
E-Mail: Gustav-Horn@boeckler.de

Ulrike Stein, PhD
IMK
Tel.: 0211-7778-339
E-Mail: Ulrike-Stein@boeckler.de

Alexander Herzog-Stein, PhD
IMK
Tel.: 0211-7778-235
E-Mail: Alexander-Herzog-Stein@boeckler.de

Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de

Weitere Informationen:
http://www.boeckler.de/pdf/p_imk_report_116_2016.pdf – *Alexander Herzog-Stein, Camille Logeay, Ulrike Stein, Rudolf Zwiener: Deutsche Arbeitskosten auf Stabilitätskurs. Arbeits- und Lohnstückkostenentwicklung 2015 im europäischen Vergleich. IMK Report Nr. 116, Juli 2016.
http://www.boeckler.de/pdf/pm_imk_2016_07_11.pdf – Die PM mit Tabelle (pdf)
https://youtu.be/8hKOkQWD3mI – Videostatement von Dr. Alexander Herzog-Stein

Quelle: idw

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Der Urlaub kann eine Gefahr für die Leber sein: Jetzt gegen Virushepatitis impfen

Rita Wilp externe Pressestelle
Deutsche Leberstiftung

Jetzt startet die Reise-Hauptsaison. Die Freude ist groß, doch in vielen beliebten Urlaubsregionen gibt es auch ein häufig unterschätztes Gesundheitsrisiko: Die Ansteckung mit einem Hepatitis-Virus. Einen wirksamen Schutz bietet die Impfung gegen Hepatitis A und B. Anlässlich des 17. Deutschen Lebertages am 20. November 2016 weisen die Ausrichter Deutsche Leberstiftung, Deutsche Leberhilfe e. V. und Gastro-Liga e. V. auf die Ansteckungsgefahren und Vorsorgemöglichkeiten hin. Der Lebertag steht unter dem Motto: „Leber/wert/voll“. Das Motto unterstreicht die Wichtigkeit des zentralen Stoffwechselorgans Leber und betont gleichzeitig die Notwendigkeit, die Leberwerte bestimmen zu lassen.

Ferienzeit – Hauptsaison für Hepatitis A
„Jede Reise-Hauptsaison ist gleichzeitig eine Hepatitis-Hauptsaison. In Deutschland ist die Hepatitis A zu einer Reisekrankheit geworden. Über die Hälfte der auftretenden Hepatitis A-Virusinfektionen wurden auf Reisen erworben“, erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Die Hepatitis A wird durch das Hepatitis-A-Virus (HAV) verursacht. Die Ausscheidung des Erregers erfolgt über den Darm. Das HAV ist stabil gegenüber vielen Umwelteinflüssen und resistent gegenüber vielen Desinfektionsmitteln.

Eine Hepatitis A klingt zwar bei gesunden Menschen in der Regel nach einer Weile von selbst ab, doch bei älteren oder kranken Menschen kann eine Hepatitis A auch zu einem akuten Leberversagen führen. Eine wirkungsvolle Impfung schützt vor Hepatitis A. Selbst kurz vor Antritt der Reise ist es nicht zu spät für die Impfung.

Ferienzeit – Hepatitis B-Risiko bei Sex, Tattoo und Piercing
Neben der Ansteckungsgefahr mit dem HAV besteht im Urlaub ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Hepatitis B-Virus (HBV). Die Ansteckung erfolgt in erster Linie über Blut, Sperma oder Vaginalsekret. In einigen Fällen ist auch eine Übertragung durch Speichel möglich. Der häufigste Übertragungsweg ist ungeschützter Sex. Auch Tätowierungen, Ohrlochstechen oder Piercings, die nicht steril durchgeführt werden, sind riskant. Das Hepatitis B-Virus ist fünfzig- bis hundertmal infektiöser als HIV und schon eine kleine Menge Blut reichen aus, um sich zu infizieren. Sogar bei Kontakten mit der Gefahr kleinster Hautverletzungen wie beim Friseur (beispielsweise beim Nackenausrasieren), bei der Fußpflege oder bei unvorhergesehenen ärztlichen und zahnärztlichen Behandlungen besteht ein Infektionsrisiko, wenn keine hygienischen Bedingungen herrschen. Meist bemerken Infizierte nichts von ihrer Erkrankung. Kommt es jedoch zu einer chronischen Entzündung, besteht ein erhöhtes Risiko für bindegewebsartige Veränderungen der Leber (Fibrose) oder Zirrhose. Vor allem bei einer bestehenden Zirrhose ist das Risiko für einen Leberzellkrebs deutlich erhöht. Größtmöglichen Schutz vor einer Übertragung des Hepatitis B-Virus gewährleistet eine entsprechende Impfung.

Ferienzeit – Kombinationsimpfung bietet Schutz
Einen wirksamen Schutz vor einer Ansteckung mit Hepatitis A und B bietet eine Impfung. Beim Einsatz von Kombinations-Impfstoffen, die gegen Hepatitis A und B schützen, ist die Anzahl der notwendigen Injektionen vermindert und schützt für viele Jahre gegen eine Neuinfektion. Die Impfung erfolgt in drei Etappen: Die erste und zweite Spritze werden in einem Abstand von einem Monat gegeben; die dritte Spritze erfolgt nach weiteren fünf Monaten. Bei gesunden Erwachsenen besteht auch die Möglichkeit, durch ein beschleunigtes Schema an den Tagen 0, 7 und 21 den Impfschutz schneller zu erreichen. Die Impfungen sind im Allgemeinen gut verträglich.

Eine Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis D, da diese Erkrankung nur mit einer Hepatitis B gemeinsam vorkommen kann.

Ferienzeit – Restrisiko Hepatitis C
Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis C steht bisher nicht zur Verfügung. Das Hepatitis C-Virus (HCV) wird fast ausschließlich über Blut-Kontakte übertragen. Unsterile Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser sind die Haupt-Infektionsquellen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) infizieren sich jährlich mehrere Millionen Menschen mit dem Virus. In einigen Regionen Asiens oder Afrikas tragen mehr als fünf Prozent der Bevölkerung das Hepatitis C-Virus in sich. Es gibt heute sehr wirksame Therapien gegen Hepatitis C. Die Heilungsraten liegen in der Regel zwischen 90 und 100 Prozent. Allerdings wird die Erkrankung oft spät erkannt und kann unbehandelt in einer Leberzirrhose oder einem Leberzellkrebs münden. Auch hier ist die frühe Entdeckung der Erkrankung im Rahmen einer Untersuchung wichtig.

Auf die Bedeutung der Vorsorge-Untersuchungen und Schutzmöglichkeiten durch Impfungen weisen die Ausrichter des 17. Deutschen Lebertages am 20. November 2016 hin. Aufmerksamkeitsstark wird der bundesweite Aktionstag unter das Motto „Leber/wert/voll“ gestellt. Das Motto unterstreicht die Wichtigkeit des zentralen Stoffwechselorgans Leber und impliziert gleichzeitig die Notwendigkeit, die Leberwerte bestimmen zu lassen.

http://www.lebertag.org

Ansprechpartner
Deutsche Leberhilfe e. V.
Prof. Dr. Claus Niederau, Vorstandsvorsitzender
Krieler Straße 100, 50935 Köln
info@leberhilfe.org
http://www.leberhilfe.org

Deutsche Leberstiftung
Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender
Bianka Wiebner, Hauptgeschäftsführerin
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
presse@deutsche-leberstiftung.de
http://www.deutsche-leberstiftung.de

Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten
von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des
Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e. V.
Prof. Dr. Peter R. Galle, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats
Friedrich-List-Straße 13, 35398 Gießen
geschaeftsstelle@gastro-liga.de
http://www.gastro-liga.de

Weitere Informationen:
http://www.lebertag.org 17. Deutscher Lebertag – Leber/wert/voll
http://www.leberhilfe.org Deutsche Leberhilfe e. V.
http://www.deutsche-leberstiftung.de Deutsche Leberstiftung
http://www.gastro-liga.de Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e. V.

Quelle: idw

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Sonnenhäuser wissenschaftlich bewertet

Rüdiger Mack Marketingkommunikation
FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Primärenergiebedarf und Kosten im Vergleich Nach der aktuellen Energieeinsparverordnung sollen neue Wohngebäude ein Viertel weniger Primärenergie benötigen. Sonnenhäuser mit großen Kollektorflächen erfüllen diesen Anspruch. In den gut gedämmten Gebäuden deckt eine Solaranlage mindestens 50 Prozent des Wärmebedarfs. Das BINE-Projektinfo „Sonnenhäuser energetisch und ökonomisch bewertet“ (09/2016) präsentiert Kosten und Energiebedarf verschiedener Solarhaus-Konzepte.

Primärenergiebedarf und Kosten im Vergleich
Um die Gebäude wissenschaftlich bewerten zu können, entwickelten die Wissenschaftler im Forschungsprojekt „HeizSolar“ ein neues Simulationsverfahren. Hiermit können Experten unterschiedliche Solarhaus-Konstellationen in Hinblick auf Primärenergiebedarf und Mehrkosten analysieren. Die Forscher variierten zum Beispiel den solaren Deckungsanteil von 50 bis 100 Prozent und kombinierten die Daten mit verschiedenen Effizienzhaus-Standards. Zusätzlich verglichen sie das Sonnenhaus-Konzept mit anderen CO2-armen Wärmeversorgungskonzepten, wie etwa der Deckung des Wärmebedarfs mit Pellets oder Scheitholz.

Die Basis für die Entwicklung des Simulationsverfahrens bildeten Auswertungen an drei Mehrfamilien- und sechs Einfamilienhäusern. Hierbei handelt es sich um konzeptionell unterschiedliche Solarhäuser, die über mehrere Heizperioden vermessen wurden. Aus den Monitoring-Ergebnissen und Betriebserfahrungen leiteten die Wissenschaftler Optimierungsvorschläge für Kollektoranordnung und Speichertechnologie ab.

Das Forschungsprojekt „HeizSolar“ fand unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme statt. Beteiligte Institute waren außerdem das Sonnenhaus-Institut, die Technische Universität Ilmenau sowie Solar- und Wärmetechnik Stuttgart.

Das BINE-Projektinfo ist kostenfrei beim BINE Informationsdienst von FIZ Karlsruhe erhältlich – unter www.bine.info oder 0228 – 92379-0.

BINE Informationsdienst ist ein Service von FIZ Karlsruhe und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.

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Quelle: idw

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Sicherer, effizienter, dynamischer: Ulmer Ingenieure entwickeln Allradantrieb für Elektro-Zweiräder

Marieke Behnel Pressestelle
Universität Ulm

Verbesserte Fahrdynamik in kritischen Situationen und effektive Bremskraftnutzung für eine höhere Reichweite: Ulmer Ingenieure des Instituts für Mess-, Regel- und Mikrotechnik der Universität Ulm haben einen Allradantrieb für rein elektrisch betriebene Zweiräder entwickelt, der E-Krafträder nicht nur sicherer, sondern auch energieeffizienter macht. Nach drei Jahren haben die Wissenschaftler das Verbundprojekt „Sicherheitsfahrwerk mit Elektro-Allradantrieb für E-Bikes und E-Motorräder“ erfolgreich abgeschlossen – und präsentieren gemeinsam mit den Industriepartnern, dem Ulmer Unternehmen GIGATRONIK Technologies und den Stuttgarter Firmen ID-BIKE und ipdd, einen funktionsfähigen Prototypen.

Verbesserte Fahrdynamik in kritischen Situationen und effektive Bremskraftnutzung für eine höhere Reichweite: Ulmer Ingenieure des Instituts für Mess-, Regel- und Mikrotechnik (MRM) der Universität Ulm haben einen Allradantrieb für rein elektrisch betriebene Zweiräder entwickelt, der E-Motorräder nicht nur sicherer, sondern auch energieeffizienter macht. Nach drei Jahren haben die Wissenschaftler das Verbundprojekt „Sicherheitsfahrwerk mit Elektro-Allradantrieb für E-Bikes und E-Motorräder“ nun erfolgreich abgeschlossen – und präsentieren gemeinsam mit dem Unternehmen GIGATRONIK Technologies aus Ulm sowie den Stuttgarter Firmen ID-BIKE und ipdd einen funktionsfähigen Prototypen. Gefördert wurde das Projekt vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg sowie den Industriepartnern.

Im Automobilbereich schätzen Fahrer den Allradantrieb bereits seit längerem und besonders bei widrigen Straßenverhältnissen wie einer glatten, rutschigen Fahrbahn durch nasses Laub, Matsch oder Schnee. Obwohl auch Zweiräder enorme Vorteile durch das Antriebsprinzip haben, konnte sich ein zusätzlicher Motor am Vorderrad jedoch unter anderem aufgrund von Problemen bei der Konstruktion bisher nicht in der Serienproduktion durchsetzen. Ulmer Ingenieure haben nun einen Allradantrieb für E-Motorräder und andere rein elektrisch betriebene Zweiräder entwickelt, der die Fahrsicherheit in allen Fahrsituationen erhöht und das Energiemanagement optimiert. Als Prototyp diente ein Elektroleichtkraftrad mit Nabenmotor auf Basis des bis zu 45 km/h schnellen Elmoto-Kleinkraftrads vom Fahrzeughersteller ID-BIKE, der das „Krad“ für den Allradantrieb modifizierte. Der Entwicklungs- und Beratungsdienstleister im Bereich Elektronik, Embedded Systems und IT, GIGATRONIK, hat das Testgefährt mit einem hybriden Energiespeicher ausgestattet und eine neue Stromregelung für die Elektromotoren implementiert, damit beim Bremsen Energie zurückgewonnen werden kann. Für den Fall, dass der Speicher voll ist oder der Fahrer bei geringen Geschwindigkeiten bremsen muss, hat ein weiterer Partner, die Produktdesign- und -entwicklungs-Agentur ipdd, eine elektromechanische Bremseinheit bereitgestellt, mit der über eine elektrische Ansteuerung auch die klassische Reibbremse eingesetzt werden kann.

„Das Herzstück des Prototypen ist die Gesamtsteuerung, die den Fahrerwunsch für Antrieb oder Bremsen auf die Räder verteilt“ erklärt Dr. Michael Buchholz, der das Projekt am MRM (Leitung Prof. Klaus Dietmayer) koordiniert hat. „Über ein sensorgestütztes Verfahren erfasst die Steuerungseinheit zusätzlich den momentanen Fahrzustand und passt daraufhin gezielt die Verteilung von Brems- oder Antriebsmomenten auf Vorder- und Hinterrad an“, so Buchholz weiter. „Die Dynamik und insbesondere auch die Sicherheit verbessern sich beim Fahren hierdurch enorm.“ Ein weiterer Vorteil von zwei über den Elektromotor angetriebenen beziehungsweise gebremsten Rädern: Es kann deutlich mehr und effizienter Bremskraft gewonnen und als Energie gespeichert werden. Dadurch wird die Reichweite erhöht und es tritt kaum Verschleiß beim Bremsen auf. Der so entstehende zusätzliche Freiheitsgrad gegenüber Elektrokrafträdern mit Einzelmotoren wurde von den Ingenieuren weiter ausgenutzt, um die Energieeffizienz zu steigern: Sie haben einen intelligenten Algorithmus programmiert, der die optimale Ansteuerung der beiden Motoren in Echtzeit berechnet. Gleichzeitig berücksichtigt der Algorithmus nach wie vor auch vom Fahrer ausgeführtes Bremsen oder Gas geben. Die Ulmer Wissenschaftler konnten mit diesem System auch die Sicherheit während des Fahrens steigern: Zusätzlich haben sie ein Zweirad-ABS entwickelt, das ebenfalls über die Elektromotoren funktioniert. Hierdurch bietet sich eine einfache und kostengünstige Möglichkeit, diese Technik in allen Leistungsklassen zu realisieren, insbesondere auch bei Leicht- und Kleinkrafträdern, wo solche Systeme heutzutage noch nicht verfügbar sind.

Darüber hinaus untersuchten die Ingenieure im Zuge des Projekts beispielsweise auch das Bremslenkmoment, eine häufige Unfallursache bei Motorradunfällen. Bremst ein Fahrer in einer Kurve plötzlich, kann sich die Maschine durch die Einwirkung auf das Vorderrad überraschend aufrichten und fährt einen viel weiteren Bogen als erwartet. „Das Motorrad läuft dadurch Gefahr, von der Spur abzukommen und in den Graben zu fahren oder mit einem entgegenkommenden Auto zu kollidieren“, erklärt Projektkoordinator Buchholz. „Bislang konnte der Fahrer diese Situation nur kontrollieren, indem er die Bremse zur richtigen Zeit im richtigen Maße einsetzt – in einem Schreckmoment ist das jedoch selbst für geübte Motorradfahrer eine Herausforderung.“ In der funktionsintegrierten Gesamtsteuerung der Ulmer „Tüftler“ übernimmt der intelligente Algorithmus die richtige Dosierung von Bremskraft auf beide Räder in kritischen Situationen: Dem gefährlichen Bremslenkmoment wird also entgegengesteuert.

Die Ergebnisse des Verbundprojekts können auf alle Klassen von Zweirädern mit elektrischem Antriebsstrang übertragen werden. Und auch herkömmlich betriebene Motorräder könnten von den Erkenntnissen der Ulmer Ingenieure profitieren und deutlich sicherer werden. Sind diese mit sogenannten Brake-by-Wire-Systemen ausgestattet, lassen sich die in Ulm entwickelten Algorithmen auch bei diesen Zweirädern problemlos integrieren. Derzeit planen die Ingenieure bereits Folgeprojekte, die auch Chancen für Kooperationen mit weiteren Partnern aus Forschung und Industrie bieten.

Anhang
Flott unterwegs mit dem Prototypen des Allrad-Elektro-Leichtkraftrads: Doktorand Matthias Baumann
https://idw-online.de/de/attachment50407

Quelle: idw

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Mehr als nur der kleine Unterschied: Männer und Frauen variieren auffällig in punkto Blutfette

Konrad Kästner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Ein Fünftel aller Deutschen weist Fettstoffwechselstörungen auf, an deren Folgen durch Herzinfarkt und andere Gefäßerkrankungen etwa die Hälfte aller Menschen stirbt. In einer Studie an jungen gesunden Männern und Frauen haben Forscher der Medizinischen Klinik und Poliklinik 3 des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus und des Max-Planck-Instituts für Molekulare Zellbiologie und Genetik jetzt in Dresden herausgefunden, dass sich Männer und Frauen wesentlich stärker in ihren Blutfetten unterscheiden als bisher angenommen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der bei „nature“ erscheinenden Scientific Reports.

Bei einem Teil der Männer zeigten die Analysen darüber hinaus, dass bei noch normalen Blutfettwerten bereits frühe Anzeichen eines gestörten Fettstoffwechsels erkennbar waren, die die Gefahr einer späteren Gefäßschädigung in sich trugen. Dramatische Veränderungen der Blutlipidmuster wurden bei Frauen durch die Einnahme oraler Kontrazeptiva beobachtet, die auf eine Reizung der Leberzellen zurückzuführen war. Der Einsatz moderner Analysentechnik soll in Zukunft dazu dienen, Veränderungen des Blutlipidmusters frühzeitig zu erkennen, um Schäden an Gefäßen und Organen effizient vorbeugen zu können.

Reicht aber die Bestimmung von Cholesterol und Triglyceriden im Blut aus, um das individuelle Risiko zu erkennen? Was sind die molekularen Grundlagen von Fettstoffwechselstörungen? Das sind die Fragen, mit denen sich derzeit Professor Jürgen Gräßler, Leiter des Bereiches für Pathologische Biochemie der Medizinischen Klinik 3 an der TU Dresden, befasst. Er sagt: „Mittels moderner Analysemethoden wie der Massenspektrometrie lassen sich heute bereits schon mehr als 280 verschiedene Fettmoleküle im Blut bestimmen. Unklar ist allerdings noch, welche dieser Moleküle die wichtigen Informationen über Krankheitsentstehung und deren Verlauf liefern.“ Um diese Frage beantworten zu können, ist die Definition eines „gesunden Blutfettmusters (Lipidoms)“ von entscheidender Bedeutung.

Genau jener Problemstellung widmeten sich Forschungsgruppen der Medizinischen Klinik und Poliklinik III des Universitätsklinikums Dresden unter der Leitung von Klinikdirektor Professor Stefan R. Bornstein und Professor Jürgen Gräßler, in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerteams des Dresdener Max-Planck-Instituts für Molekulare Zellbiologie und Genetik unter der Leitung von Dr. Andrej Shevchenko, und der Firma „Zora Biosciences“ aus Finnland.

Umfangreiche klinische und klinisch-chemische Untersuchungen zum Ausschluss jeglicher Art von Begleiterkrankungen wurden durchgeführt, um eine homogene Population gesunder junger Frauen und Männer zu etablieren, die sich für die Bestimmung einer normalen biologischen Variabilität, der Untersuchung von Geschlechtsunterschieden und generellen Einflussfaktoren auf das Blutfettmuster eignete. Das erste und in diesem Umfang unerwartete Ergebnis war, dass sich 112 der 281 gemessenen Blutfettmoleküle hochsignifikant zwischen Frauen und Männern unterschieden. Für neu zu planende Untersuchungen des Blutfettmusters bedeutet das strikte separate Analysen für Frauen und Männer, die durch statistische Verfahren gemischtgeschlechtlicher Untersuchungsgruppen allein nicht realisiert werden können.

Eine weitere Überraschung, so Professor Gräßler: „Nach einer gesonderten Auswertung der Blutfettprofile von Frauen, die orale Kontrazeptiva einnahmen, haben wir plötzlich gesehen, dass die bisher stoffwechselmäßig als harmlos angesehenen Präparate doch eine Auswirkung auf den Fettstoffwechsel haben. Es kam zu auffälligen Veränderungen, die auf eine Reizung der Leberzellen und einer damit einhergehenden allgemein erhöhten Entzündungsaktivität schließen lassen.“ Persönliche Berichte von Frauen, die nach Beginn der Einnahme von Kontrazeptiva über eine Zunahme des Körperfetts klagten, stützen diesen Befund. Der gravierende Effekt der oralen Kontrazeption auf das Blutfettmuster ist ein zentrales Einflussmoment, das bei künftigen Studien unbedingt Beachtung finden muss.

Eine grundlegend neue Erkenntnis ergab sich aus der Charakterisierung einer Subpopulation von Männern, die sich nach komplexen mathematischen Analysen, die am Biotechnologischen Zentrum der TU Dresden (BIOTEC) durch die Gruppe für Biomedizinische Kybernetik unter Leitung von Dr. Carlo V. Cannistraci durchgeführt wurden, herauskristallisiert hatte. Diese Gruppe von Männern, die circa 20 Prozent aller untersuchten Männer ausmachte, zeichnete sich durch Veränderungen des Blutfettmusters aus, wie sie in wesentlich stärkerer Ausprägung bei Patienten mit metabolischem Syndrom beobachtet werden. Bemerkenswert dabei ist besonders, dass diese Männer zu diesem Zeitpunkt einen normalen Body-Mass-Index und normale (klinisch-chemische) Blutfettwerte hatten. Die biochemische Signatur für das metabolische Syndrom ist demzufolge lange vor dessen klinischer Ausprägung vorhanden. Auch bei den Frauen war diese Konstellation erkennbar, allerdings deutlich seltener.

Diese aktuelle Untersuchung belegt, dass durch die Kombination von systematischer, anspruchsvoller klinischer Arbeit mit ausgefeilter analytischer Technik im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit eine wesentliche Vertiefung unseres Wissens zum Fettstoffwechsel erreicht werden konnte, die eine weitreichende Wirkung für zukünftige Untersuchungen haben wird.

Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der bei „nature“ erscheinenden Scientific Reports:
Susanne Sales, Juergen Graessler, Sara Ciucci, Rania Al-Atrib, Terhi Vihervaara, Kai Schuhmann, Dimple Kauhanen, Marko Sysi-Aho, Stefan R. Bornstein, Marc Bickle, Carlo V. Cannistraci, Kim Ekroos & Andrej Shevchenko: Gender, Contraceptives and Individual Metabolic Predisposition Shape a Healthy Plasma Lipidome; in: Scientific Reports 6, Article number: 27710 (2016), doi:10.1038/srep27710

Kontakt:
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Technische Universität Dresden
Medizinische Klinik und Poliklinik 3
Prof. Dr. med. Jürgen Gräßler
Tel.: +49 0351 458 3691
Fax: +49 0351 458 5330
E-Mail: Juergen.Graessler@uniklinkum-dresden.de

Weitere Informationen:
http://www.uniklinikum-dresden.de/mk3

Quelle: idw

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Agile Arbeitswelt: Wunschdenken oder bereits Wirklichkeit?

Désirée Tschernatsch Hochschulkommunikation
ESCP Europe Business School Berlin

Die Studie „Smart Workforce“ der Haufe Akademie und der Wirtschaftshochschule ESCP Europe Berlin zeigt: Mitbestimmung, Gestaltungsfreiheit sowie die Möglichkeit individueller Karrierewege und flexibler Arbeitszeitmodelle kommen in Unternehmen bisher noch zu kurz.

Als Basis für die aktuelle Untersuchung dient der Haufe Quadrant, ein von Haufe entwickeltes Modell, das die Interaktion zwischen den Mitarbeitern und dem Organisationsdesign eines Unternehmens veranschaulicht. Im Zentrum der Forschung standen folgende Leitfragen: „Wie gestaltet sich das Organisationsdesign heute und wie sollte es zukünftig sein?“ und „Welche Rolle haben Mitarbeiter heute und welche sollen sie zukünftig einnehmen?“ Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Unternehmen und Mitarbeiter sich eine agile Arbeitswelt mit einem hohen Grad an Eigenverantwortung wünschen. Mitarbeiter fordern darüber hinaus mehr Gestaltungsfreiheit als Intrapreneure – als Unternehmer im Unternehmen. Die Rahmenbedingungen in Unternehmen hingegen lassen diese Art zu arbeiten bisher kaum zu. Damit wird klar: Für Unternehmen gibt es noch Einiges zu tun, um die an sie gestellten Herausforderungen zu meistern. Mit der Studie „Smart Workforce“ zeigen die Haufe Akademie und die ESCP Europe Wege auf, um diesen Gap zu schließen.

Das Organisationsdesign
Die Ergebnisse zum aktuellen Organisationsdesign, das sich gemäß des Haufe Quadranten zwischen den Extremen „gesteuert“ und „selbstorganisierend“ bewegt, zeigen deutlich: Der Wunsch nach selbstorganisierenden Unternehmen ist groß. 96 Prozent der Befragten nannten dies als Organisationsform ihrer Wahl – insbesondere Mitarbeiter, die in einer gesteuerten Unternehmensstruktur arbeiten, äußerten diesen Wunsch. Erfreulich: 77 Prozent der Studienteilnehmer haben aktuell das Gefühl, bereits in einer „Selbstorganisation“ zu arbeiten.
Trotz dieser an sich guten Ergebnisse konnten die Macher der Studie einige Punkte identifizieren, bei denen es durchaus Verbesserungsbedarf gibt. So wünschen sich bspw. die Mehrheit der Befragten mehr Möglichkeiten der Mitbestimmung und Gestaltungsfreiheit (rund 80%) sowie eine offene Unternehmenskultur, in der Leistung auch durch ein Mehr an Verantwortung honoriert wird (rund 70%). Insgesamt wünschen sich 90 Prozent der Befragten, dass Mitarbeiter stärker von ihren Vorgesetzten ermutigt werden, die Initiative zu ergreifen und Verantwortung zu übernehmen.

Die Rolle der Mitarbeiter
Die Rolle der Mitarbeiter wird im Haufe Quadranten mit den Extremen „Umsetzer“ und „Gestalter“ definiert. Die Ergebnisse zeigen: Den Mitarbeiter der Zukunft wünschen sich 96 Prozent der Befragten in der Rolle des Gestalters, der aktiv als Intrapreneur in Erscheinung tritt. Aktuell betrachten aber nur knapp 70 Prozent der Studienteilnehmer ihre Mitarbeiter als solchen. Denn: Bisher haben bspw. lediglich 26 Prozent der Befragten das Gefühl, dass sich ihre Mitarbeiter eigenverantwortlich schwierigen Angelegenheiten stellen oder Verantwortung für ihre Fehler übernehmen (28 Prozent). Auch bei der intrinsischen Motivation, die Gestaltern nachgesagt wird, gibt es laut Studienergebnissen noch Verbesserungspotenzial. Obwohl sich 93 Prozent motivierte und damit leistungsfähigere und engagiertere Mitarbeiter wünschen, sehen dies in der Realität nur weniger als die Hälfte der Befragten (45 Prozent).

„Auf Basis der Ergebnisse konnten wir klare Forderungen an Unternehmen ableiten“, so Torsten Bittlingmaier, Geschäftsführer Inhouse Training & Consulting der Haufe Akademie. „Sie müssen Kompetenz- und Laufbahnmodelle individualisieren und so Mitarbeitern Gestaltungsspielraum und Eigenverantwortung bieten. Auch die Erweiterung der Talent Programme um Jobcrafting-Elemente ist ein wichtiger Schritt. „Die Befähigung der Mitarbeiter zu eigenverantwortlichem und agilem Arbeiten sieht auch Prof. Dr. Marion Festing, Rektorin der ESCP Europe Berlin, als eine der wichtigsten Erkenntnisse: „In einer agilen Arbeitsumgebung wird HR zum Gestalter. Denn dort können Plattformen, Netzwerke und Instrumente etabliert werden, die auf Mitbestimmung und Austausch ausgelegt sind.“

Informationen zur Studie
Die Haufe Akademie beauftragte die ESCP Europe mit der Durchführung der Studie „Smart Workforce – Arbeitswelten der Zukunft“. Von September 2015 bis März 2016 wurde dafür die Einschätzung von Unternehmenseigentümern, Führungskräften und HR-Mitarbeitern in leitender und operativer Funktion erfasst. Insgesamt 237 Personen beteiligten sich an der Studie. Den Großteil der Teilnehmer machen mit 71% Mitarbeiter in Führungspositionen aus, darunter knapp 20% Mitglieder der Geschäftsführung. 22% der Studienteilnehmer sind Mitarbeiter ohne Personalverantwortung.

„Smart Workforce – Arbeitswelten der Zukunft“
Eine Kurzfassung der von der Haufe Akademie in Zusammenarbeit mit der ESCP Europe durchgeführten Befragung steht kostenlos zum Download zur Verfügung: http://www.escpeurope.eu/fileadmin/user_uploads/campus_Berlin_uploads/Campus/hau…
Die ausführliche Fassung erhalten Sie gerne auf Anfrage: https://docs.google.com/a/escpeurope.eu/forms/d/e/1FAIpQLSe8ok2F0a5wvtTqbri_SAmL…

Über die ESCP Europe
Die ESCP Europe, die weltweit älteste Wirtschaftshochschule (est. 1819), mit ihrem seit 1973 bestehenden Multi-Campus Modell in Berlin, London, Madrid, Paris, Turin und Warschau „lebt“ und fördert aktiv den europäischen Gedanken. Heute hat die ESCP Europe rund 4.000 Studierende und 5.000 Executives aus über 90 Nationen an ihren sechs europäischen Standorten.
Die ESCP Europe in Berlin ist als wissenschaftliche Hochschule staatlich anerkannt und bundesweit die erste Hochschule, die von allen drei wichtigen internationalen Akkreditierungsagenturen – AACSB, AMBA und EFMD (EQUIS) – anerkannt wurde und damit die so genannte „Triple Crown“ erhalten hat. Als solche kann sie Abschlüsse verleihen, inklusive Doktortitel. Ihr Erfolg spiegelt sich auch in Rankings wider – im FT European Business School Ranking belegt die ESCP Europe regelmäßig Spitzenplätze.

Über Haufe
„Menschen, die das Richtige tun“: Als Spezialist für HR-Themen steht Haufe für ein Management, das Mitarbeiter ins Zentrum unternehmerischen Denkens und Handelns stellt. Bereits seit mehreren Jahrzehnten ist Haufe ein bewährter Partner für Personalabteilungen und bietet innovative und verlässliche Lösungen für das HR-Management.
Darüber hinaus entwickelt Haufe digitale Arbeitsplatzlösungen, die Mitarbeiter bei ihrer täglichen Wissensarbeit optimal unterstützen. Denn es sind die Beschäftigten, die Unternehmen erfolgreich machen. Diese Überzeugung prägt alle Aktivitäten von Haufe und ist Grundphilosophie für ein einzigartiges integriertes Portfolio aus Software, Inhalten, Weiterbildung und Beratung.
Über fünf Millionen Nutzer in rund 100.000 Unternehmen und Organisationen aller Branchen und Größen arbeiten erfolgreich mit Lösungen von Haufe. Zu den Kunden zählen unter anderem Airbus, Allianz, BMW Group, Carl Zeiss, Deutsche Telekom, EDEKA, Infineon, PricewaterhouseCoopers und Siemens.
Haufe ist neben der Haufe Akademie und Lexware eine Marke der Haufe Gruppe. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Freiburg wurde bereits 1951 gegründet und beschäftigt heute rund 1.500 Mitarbeiter im In- und Ausland. Die Unternehmensgruppe konnte im Geschäftsjahr 2015 (Juli 2014 bis Juni 2015) einen Umsatz von über 292 Mio. Euro erzielen (Vorjahr: über 266 Mio. Euro).

Quelle: idw

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Drohnen sollen Pflanzenwachstum erfassen

Johannes Seiler Dezernat 8 – Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Wie gut wachsen die Kulturen auf dem Feld? Leiden die Pflanzen unter Krankheiten oder Stress? Wurde zu wenig oder zu viel gedüngt? Daten zu solchen Fragen sollen künftig automatisch erfasst werden – mit Kameras am Traktor und an einer Drohne. Das Projekt „Cropwatch – Informationssystem zur Prozesskontrolle und -analyse in der Pflanzenproduktion“ des Instituts für Geodäsie und des Instituts für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz der Universität Bonn sowie der Firma terrestris wird in den nächsten drei Jahren mit fast 800.000 Euro gefördert. Peter Bleser, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, übergab den Förderbescheid.

Das Wachstum der Pflanzen auf den Feldern lässt sich nur begrenzt steuern: Umweltbedingungen wie Kälte, Regen oder Schädlinge sind kaum vorauszusehen, außerdem wechseln sie fast täglich. „Wie viel Dünger zum Beispiel Landwirte zuführen müssen, hängt aber von solchen Umweltbedingungen ab“, sagt Prof. Dr. Jens Léon von der Professur für Pflanzenzüchtung der Universität Bonn. Um die Umwelt zu schonen und ein möglichst effizientes Pflanzenwachstum zu erzielen, soll die Bewirtschaftung der Felder deshalb noch präziser und gezielter erfolgen. „Außerdem geht es darum, Pflanzensorten zu züchten, die auch mit weniger Wasser oder Nährstoffen auskommen“, ergänzt Prof. Léon.

Kameras sollen Pflanzen aus unterschiedlicher Höhe aufnehmen
Ein Informationssystem zur Kontrolle und Analyse des Pflanzenproduktionsprozesses soll helfen, diese Ziele zu erreichen. Digitale Kameras an Traktoren und Drohnen sollen die Pflanzenbestände aus rund zwei und 20 Metern Höhe aufnehmen und damit ortsgenaue Informationen über die Vitalität der Kulturen liefern. „Computeralgorithmen werden dann aus diesen Rohdaten Informationen gewinnen, zum Beispiel wie stark die Pflanzen den Boden bedecken, wie groß sie sind, ob sie unter Krankheiten oder Stresssymptomen leiden und wann der optimale Erntezeitpunkt ist“, berichtet Prof. Dr.-Ing. Heiner Kuhlmann vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn.

Ein Mausklick zeigt die aktuelle Vitalität der Kulturen auf einer Karte
Mit einem Klick ins Internet sollen die Nutzer in die Lage versetzt werden, tagesaktuell auf farbigen Karten Informationen zum Gedeihen der Pflanzen auf dem Feld abzurufen. Landwirte können dann besser entscheiden, ob zum Beispiel bei ausreichend Regen weitere Nährstoffe zugeführt werden sollten oder ob eine Schädlingsplage abgewendet werden muss. „Darüber hinaus sollen Prognosen zum voraussichtlichen Ertrag und zur Effizienz des Ressourceneinsatzes gerechnet werden“, sagt Hinrich Paulsen, Geschäftsführer der Bonner Firma terrestris. Zu den Nutzern des künftigen Informationssystems zählen Landwirte, Lohnunternehmer, Beratungsfirmen und Pflanzenzüchter, die an ressourceneffizienteren Sorten arbeiten.

Prof. Dr.-Ing. Heiner Kuhlmann
Institut für Geodäsie und Geoinformation
Universität Bonn
Tel. 0228/732620
E-Mail: heiner.kuhlmann@uni-bonn.de

Quelle: idw

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Gewitter: Diese Regeln sollte Ihr Kind kennen

Giulia Roggenkamp Pressestelle
Stiftung Kindergesundheit

Die Wahrscheinlichkeit, im Lotto sechs richtige Zahlen zu tippen, liegt 20- bis 40-mal höher als die Gefahr, hierzulande von einem Blitz getötet zu werden. Aber das Risiko ist da und wird wegen der Klimaerwärmung von Jahr zu Jahr größer. In Deutschland wurden im Jahr 2014 mehr als 600.000 Blitzeinschläge registriert, besonders viele davon im Monat Juli. Da eine Gewitterfront sehr schnell und unerwartet aufziehen kann, sollten schon Kinder die Regeln des richtigen Verhaltens kennen, und zwar schon bevor es blitzt und donnert, betont die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme.

Blitze haben durch Strom, Hitze, Druckwellen und elektromagnetische Fernwirkung eine vierfache Zerstörungspotenz. Um die Gefährlichkeit eines Blitzes zu demonstrieren, hier einige Zahlen: Die elektrische Spannung eines Blitzes reicht von 50 bis 500 Millionen Volt. Die Spitzenwerte der Stromstärke liegen bei über 100.000 Ampere. Die Temperatur im Blitzkanal kann Werte um 30.000 Grad Celsius erreichen; das ist das Fünffache der Hitze auf der Oberfläche der Sonne. Die Geschwindigkeit eines Blitzes liegt bei rund 1.000 Kilometer pro Sekunde.

Jedes Jahr 130 Verletzte
Die unvorstellbare Gewalt der Blitzentladung macht deutlich, dass ein Blitzschlag nur überlebt werden kann, wenn die Blitzwirkung den menschlichen Körper nicht vollständig, sondern nur am Rande tangiert hat. Der extrem kurzzeitige Kontakt von einer tausendstel bis zehntausendstel Sekunde bietet eine weitere Überlebenschance. Pro Jahr sind etwa 800 Menschen in Deutschland direkt durch Blitze betroffen, davon gibt es durchschnittlich rund 130 Verletzte und drei bis sieben Todesfälle.

Im Haus, in einem Auto, in der Bahn und auch in einem Flugzeug ist man durch das so genannten Faraday’schen Schutzphänomen weitgehend geschützt. In Häusern ohne Blitzableiter kann ein Blitz allerdings alle Leitungen für Wasser, Strom, Heizung und Telefon unter Strom setzen. Bei Gewitter sollten solche Leitungen nicht berührt werden, hebt die Stiftung Kindergesundheit hervor. Sie empfiehlt, Stecker von Elektrogeräten und Antennenstecker von Radio- und Fernsehgeräten rechtzeitig herauszuziehen und auch Computer vom Netz zu nehmen. Auch sollte man bei Gewittern nicht duschen oder in die Badewanne steigen und nur Telefone ohne Kabel benutzen.

Risiko beim Baden und Zelten
Große Gefahr besteht beim Aufenthalt im Freien, besonders am Rand von Wäldern, im Wasser oder beim Zelten. Um die Gefahr möglichst gering zu halten, sollten Eltern und Kinder bei einem Gewitter unbedingt folgende Verhaltensregeln beherzigen:

• Runter vom Fahrrad, raus aus dem Wasser und Schutz in festen Gebäuden suchen. Falls mit einem Boot unterwegs: Schnell anlegen und sich mit einem Mindestsicherheitsabstand von 30 Metern vom Ufer entfernt aufhalten.
• Im Freien nicht stehenbleiben, aber sich auch nicht hinlegen. Weg mit dem Regenschirm! Am besten in die Hocke gehen, Kopf einziehen, Arme an die Brust, Füße eng schließen (nicht mit den Knien den Boden berühren!). Sind die Kinder mit einer Gruppe unterwegs, sollte jeder von ihnen einzeln in der Hocke bleiben und keine andere Personen oder Tiere mit den Händen berühren.

• Nicht unter einem freistehenden Baum aufhalten – die Baumart (Eiche oder Buche) spielt keine Rolle! Im Wald am besten in der Mitte zwischen den Bäumen bleiben. Optimal ist ein Abstand von etwa zehn Metern zu Bäumen und Ästen. Schutz besteht auch unter Hochspannungsdrähten, in der Mitte zwischen den Masten.

• Auf Hügelkuppen, an Hecken, Waldrändern und Wassergräben sollte man sich nicht aufhalten.

• Während eines Gewitters sollte man die Berührung von Metallgegenständen vermeiden. Sonst könnte man durch die so genannte elektromagnetische Induktion auch dann einen Schlag bekommen, wenn der Blitz ein paar hundert Meter entfernt niedergeht. Zu vermeiden sind auch Metallzäune und Weidezaunanlagen. Auch Drahtseile, nasse Kletterseile und eiserne Leitern im Gebirge sind tabu.

• Der Aufenthalt in einem Zelt ist bei Gewittern genauso gefährlich wie das Verweilen im Freien. Wohnwagen mit Metallgerüst sind dagegen sicher („Faradayscher Käfig“).

• Im geschlossenen Auto mit Metallkarosserie besteht keine Gefahr. Man sollte aber nicht unter Brücken parken. Zwar ist man unter Stahlbeton oder Stahlbrücken vor einem direkten Blitzeinschlag sicher. Aber auch hier besteht das Risiko einer so genannten Schrittspanne.

Die Stiftung Kindergesundheit empfiehlt allen Eltern das Merkblatt „Donner-Wetter! Comic für Kids zu Donner & Blitz“. Zielgruppe des Comics sind vor allem Kinder im Grundschulalter, es eignet sich aber auch noch für Kinder der 5. und 6. Klassen. Herausgeber des kindgerecht gestalteten Comics, das auch als App bei Google Play und im App Store von Apple angeboten wird, ist der „VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik“. Homepage: www.donner-wetter.info.

Unabhängige und wissenschaftlich basierte Berichterstattung braucht Förderer:
Fördern auch Sie die Gesundheit unserer Kinder durch Ihre Spende, die in voller
Höhe den Projekten der Stiftung Kindergesundheit zugute kommt.

Mit einem Beitritt zum Freundeskreis der Stiftung Kindergesundheit können Sie die Arbeit der
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SWIFT (BIC): HYVEDEMMXXX

Vielen Dank!

Quelle: idw

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Mee(h)r Wissen über den Regen – Neue Methode ermöglicht genauere Rekonstruktion

Sabine Wendler Stab Wissenschaftskoordination
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Mal viel zu viel, mal viel zu wenig Regen: so sieht die Klimabilanz des 20. Jahrhunderts für die afrikanische Sahelzone aus. Mit einer innovativen Methode, die ein Team um Senckenberg-Wissenschaftlerin Dr. Eva Niedermeyer, kürzlich im Fachjournal „Geochimica et Cosmochimica Acta“ publizierte, können diese Schwankungen nun rückblickend genauer rekonstruiert werden. Hierzu wurden die Regenmengen der Vergangenheit erstmals unter Berücksichtigung von Isotopenverhältnissen in Pflanzenwachsen berechnet. Die neue Methode treibt die Erforschung des Klimas in der Kurz- und Langzeitperspektive voran.

In der Sahelzone südlich der Sahara geht es heiß her – hier regnet es nur zwischen Juli und September; während des restlichen Jahres herrscht Trockenheit. Die Vegetation ist dem Klima angepasst: Weite Teile der Sahelzone bestehen aus Grasland und Savanne, in der vereinzelt Bäume und Sträucher stehen. Anhand von Resten dieser Pflanzen kann quantitativ berechnet werden, wieviel es hier in den letzten 100 Jahren geregnet hat. Der Vergleich mit Messdaten der Niederschlagsmenge in diesem Zeitraum zeigt, dass die neue Methode ein sehr genaues Abbild der Regenhistorie liefert.

Die Studie ist eine Pionierarbeit, denn „bisher ließ die Rekonstruktion von Niederschlagsmengen anhand von Isotopenverhältnissen in Pflanzenresten oft nur die relative Aussage zu, ‚Es hat mehr oder weniger geregnet‘.“ so die Leitautorin der Studie, Dr. Eva Niedermeyer vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt. „Grund hierfür ist, dass außer der reinen Niederschlagsmenge, ein hochkomplexes Zusammenspiel weiterer verschiedener Faktoren das finale Isotopensignal bestimmt.“ Einen davon haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaflter als besonders bedeutsam berücksichtigt: die Zusammensetzung des Ökosystems; denn Savannengräser und Bäume unterscheiden sich maßgeblich darin, wie Wasserstoff und seine Isotope in der obersten Schicht der Pflanzen, den sogenannten Pflanzenwachsen, eingelagert wird.

Auf der Suche nach Regenspuren in der Sahelzone begaben sich die Forschenden aufs Meer vor Nordwestafrika. Dort findet man im Meeresboden in 323 Meter Tiefe Pflanzenwachse vom Kontinent. Sie wurden mit dem Wind verfrachtet oder durch den Senegal-Fluss ins Meer gespült und dann abgelagert. Der Gehalt stabiler Wasserstoff-Isotope in diesen Pflanzenwachsen hängt von der Menge an Niederschlag ab, dem die Pflanzen zur Zeit des Wachstums ausgesetzt waren. Außerdem berechnete das Team anhand von Kohlenstoff-Isotopen das Verhältnis von Gräsern zu Bäumen im Untersuchungsgebiet. Betrachtet man beide Ergebnisse zusammen unter Berücksichtigung des Zusammenspiels von Niederschlagsmenge und der Isotopenzusammensetzung des Wassers, lässt sich die quantitative Regenmenge für den Zeitraum 1910 bis 2006 berechnen.

Im 20. Jahrhunderten hatten die Menschen in der Sahelzone mit enormen Schwankungen der Niederschlagsmenge zu kämpfen. Auf Zeiträume mit besonders viel Niederschlag zwischen 1925 bis 1935 und 1950 bis 1965 folgten die großen Dürreperioden während der 70er und 80er Jahre. „In Gebieten mit solchen Extremen ist es besonders wichtig zu verstehen, inwieweit sie natürliche Ursachen haben und welche Mechanismen dahinter stecken.“, erläutert Niedermeyer. Das ist auch mit Blick auf den Klimawandel interessant, denn die Länder der Sahelzone sind von dessen negativen Auswirkungen besonders betroffen. Über die jüngste Vergangenheit hinaus liefert die Methode zudem wichtige Impulse zur Erforschung des Paläoklimas, um Klimaveränderungen in der Langzeitperspektive zu verstehen.

Kontakt

Dr. Eva M. Niedermeyer
Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum
Tel. 069 7542 1882
eniedermeyer@senckenberg.de

Publikation
Niedermeyer, E. M., Forrest, M., Beckmann, B., Sessions, A. L., Mulch, M., Schefuß, E. (2016): The stable hydrogen isotopic composition of sedimentary plant waxes as quantitative proxy for rainfall in the West African Sahel. Geochimica et Cosmochimica Acta, 184, 55-57, doi:10.1016/j.gca.2016.03032

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig, † 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel „die beste der möglichen Welten“ – einem Leibniz-Zitat – rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen. www.bestewelten.de

Anhang

Pressemitteilung zum Download
https://idw-online.de/de/attachment50245

Quelle: idw

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Tourismusbranche unter Druck – Terrorismus verschiebt Reisegewohnheiten

Daniel Lichtenstein Marketing & Communications
International School of Management (ISM)

Ganz gleich ob alleine, zu zweit oder mit der Familie: Die Sommerferien sind traditionell die beliebteste Zeit zum Reisen. Gewandelt haben sich allerdings die favorisierten Reiseziele der Urlauber, denn die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben auch Auswirkungen auf den Tourismus. Die Branche hat mit einem strukturellen Wandel zu kämpfen. Tourismusexperte Prof. Bernd Schabbing von der International School of Management (ISM) skizziert die aktuellen Entwicklungen und die möglichen langfristigen Folgen für Branche und Reiseländer.

Nicht erst seit dem weitgehenden Ausfall von Ägypten und Tunesien als Reiseziele und dem starken Rückgang für Reisen in die Türkei von bis zu 30 Prozent in den letzten Monaten ist klar: Der Reisemarkt ist nicht nur im Mittelmeer im Umbruch. Die politischen Unruhen in Nordafrika und Arabien sowie die Zunahme von terroristischen Angriffen auf Hotels und Urlaubsgebiete haben einen strukturellen Wandel ausgelöst. Die Urlauber orientieren sich um – und die Veranstalter müssen folgen.

So war das erste Halbjahr 2016 für Reiseveranstalter vor allem durch die Umplanung und den Umbau von großen Kapazitäten in kurzer Zeit geprägt: Statt Ägypten, Tunesien und der Türkei waren bei den Buchungen für den Sommer vor allem Spanien, Italien, Portugal und Kroatien gefragt. Die begrenzten Kapazitäten am Mittelmeer führen zudem dazu, dass mehr Urlauber Skandinavien, Nord- und Ostsee sowie Fernreiseziele ansteuern. Durch die hohe Nachfrage hat hier die Preisschraube deutlich angezogen und für Kapazitätsengpässe gesorgt.

„Über den Verlierern dieser Entwicklung – insbesondere arabischen und muslimisch geprägten Reisezielen, wie eine Umfrage von ISM-Studierenden ergab – schwebt das Damoklesschwert weiterer Anschläge, die sofort weitere Negativeffekte nach sich ziehen würden“, erklärt Experte Prof. Dr. Bernd Schabbing, Studiengangsleiter für den Bereich Tourismus und Eventmanagement an der ISM. Wie in Ägypten und Tunesien können derartige Ereignisse auch in anderen Reiseländern zu einem entsprechenden Preisverfall führen und sogar dazu, dass Urlauber diese Reiseziele längerfristig ganz aus ihrer Reiseplanung streichen. „Durch Anschläge, Irritationen und auch kritische Berichterstattung sinkt das subjektive Sicherheitsgefühl der Touristen, weshalb sie die entsprechenden Regionen meiden. Gerade der aktuelle Anschlag am Atatürk-Flughafen wird hier leider noch mal ein starker Dämpfer für den Türkei-Tourismus der nächsten Monate sein“, so Schabbing.

Allen Veränderungen zum Trotz zeigt sich der Tourismus auch in der Krise als eine der robustesten Branchen. Der Grund ist einfach: die Menschen machen nicht weniger Urlaub, sondern einfach woanders, sodass die Branche auch für 2016 vom üblichen Wachstum von drei bis vier Prozent weltweit ausgeht. Wie es 2017 weitergeht, bleibt abzuwarten. Abschreiben will Schabbing die in diesem Jahr gemiedenen Ziele aber nicht: „Bei einem einmaligen kritischen oder terroristischen Ereignis sind die Touristen oft schon nach etwa einem halben Jahr bereit, das Reiseziel wieder zu buchen – sofern der Preis stimmt.“

Hintergrund:
Die International School of Management (ISM) zählt zu den führenden privaten Wirtschaftshochschulen in Deutschland. In den einschlägigen Hochschulrankings firmiert die ISM regelmäßig an vorderster Stelle.
Die ISM hat Standorte in Dortmund, Frankfurt/Main, München, Hamburg, Köln und Stuttgart. An der staatlich anerkannten, privaten Hochschule in gemeinnütziger Trägerschaft wird der Führungsnachwuchs für international orientierte Wirtschaftsunternehmen in kompakten, anwendungsbezogenen Studiengängen ausgebildet. Alle Studiengänge der ISM zeichnen sich durch Internationalität und Praxisorientierung aus. Projekte in Kleingruppen gehören ebenso zum Hochschulalltag wie integrierte Auslandssemester und -module an einer der über 170 Partneruniversitäten der ISM.

Weitere Informationen:
http://www.ism.de – Ausführliche Informationen zum Studienangebot der ISM

Quelle: idw

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Lübecker Unterwasserroboter beteiligten sich an meereswissenschaftlicher Expedition „Uhrwerk Ozean“

Rüdiger Labahn Informations- und Pressestelle
Universität zu Lübeck

Die vermessenen Meereswirbel haben vermutlich einen großen Einfluss auf die Nahrungskette der Ozeane und unser Klima – Überwachung der Wasserqualität und Unterwasserinspektion von Windenergieanlagen als weitere Monitoring-Aufgaben für MONSUN

Mit seinen schwarmfähigen Unterwasserrobotern MONSUN hat sich das Institut für Technische Informatik der Universität zu Lübeck erfolgreich an der meereswissenschaftlichen Expedition „Uhrwerk Ozean“ beteiligt. Das unter Leitung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, Zentrum für Material- und Küstenforschung, am 16. Juni gestartete Experiment dient der Erforschung von Meereswirbeln in der Ostsee.

Die am Lübecker Institut für Technische Informatik (Direktor: Prof. Dr.-Ing. Erik Maehle) entwickelten Unterwasserroboter MONSUN konnten im Rahmen der Expedition erstmalig in einem realen Einsatz auf der Ostsee getestet werden. Bei MONSUN handelt es sich um einen circa 60 Zentimeter langen, zigarrenförmigen Roboter mit vier vertikalen und zwei horizontalen Propellern, der bis zu 20 Meter tief tauchen kann.

Das Besondere an MONSUN ist, dass nicht, wie heute üblich, ein einziger Roboter, sondern mehrere Roboter nach dem biologischen Vorbild eines Schwarms gemeinsam eine Aufgabe erledigen. Dazu kommunizieren die Roboter, ähnlich wie Delphine, über akustische Signale miteinander. Mittels optionaler Sonden werden unter anderem Temperatur, Salzgehalt und Druck des Wassers gemessen. Der Vorteil eines Schwarms ist dabei, dass die Messungen schneller, effizienter und zuverlässiger möglich sind als mit einem einzelnen Roboter. Fällt zum Beispiel einer der Roboter aus, können die übrigen die Mission trotzdem fortsetzen.

In dem zwölftägigen Experiment, bei dem erstmalig weltweit ein Zeppelin für die Meeresforschung zum Einsatz kam, suchten die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Gebiet zwischen Usedom und Bornholm nach Meereswirbeln, um diese zu vermessen. Die grundlegenden ozeanografischen Prozesse dieser kleinen Wirbel, die wie die Zahnräder eines großen Uhrwerks in einander greifen, sind nahezu unerforscht. Von dem Zeppelin und einem Motorsegelflugzeug aus wurden die Wirbel zunächst mit Infrarot-Kameras aufgespürt und ihre Position an die beteiligten Schiffe, die größtenteils auf Bornholm stationiert waren, per Funk durchgegeben. Drei der Schiffe waren unter anderem mit Schleppketten mit Messsonden ausgerüstet, um den Wirbel zu vermessen.

Von einem vierten, von der Universität zu Lübeck gecharterten Boot wurden zwei MONSUN-Unterwasserroboter ausgesetzt und ihnen ein Weg durch den Wirbel vorgegeben, den sie dann autonom abfuhren. Da unter Wasser das Satellitennavigationssystem GPS nicht funktioniert, mussten sich beide Roboter über akustische Signale untereinander abstimmen. Ein MONSUN blieb dabei an der Oberfläche und bestimmte seine Position per GPS. Ein weiterer MONSUN tauchte ab und fuhr den gleichen Kurs auf einer vorher festgelegten Tiefe synchron mit. Nach Ende der Mission wurden die Roboter vom Boot aus wieder eingeholt.

„Die Kommunikation zwischen den beiden Robotern hat gut funktioniert“, stellt Benjamin Meyer, M.Sc., fest, der MONSUN zusammen mit Cedric Isokeit, M.Sc., entwickelt hat. Prof. Maehle fügt hinzu: „Der nächste Schritt wird es sein, weitere MONSUN-Unterwasserroboter fertigzustellen und so einem Schwarm näher zu kommen. Wir hoffen damit, für die Meeresforschung, aber auch für andere Monitoring-Aufgaben wie zum Beispiel die Überwachung der Wasserqualität in Häfen oder der Unterwasserinspektion von Windrädern im Meer, eine neues, flexibel einsetzbares Instrument zu schaffen, das präzisere und kostengünstigere Messungen erlaubt als herkömmliche Methoden.“

Unter der Federführung von Prof. Dr. Burkard Baschek, Institutsleiter am Institut für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, sind mehr als 40 weitere Ozeanografen an dem Experiment beteiligt – aus verschiedenen Gruppen des HZG, dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, der Universität zu Lübeck, der Fachhochschule Aachen, dem Havariekommando Cuxhaven, der Freien Universität Berlin und dem Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven. Aus den USA nehmen das Naval Research Laboratory und die Woods Hole Oceanographic Institution an „Uhrwerk Ozean“ teil. Während der Expedition lieferten das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie die Strömungs-vorhersagen und der Deutsche Wetterdienst die Wetterberichte.
Weitere Informationen:

http://www.uhrwerk-ozean.de/index.html.de

Anhang

Meereswissenschaftliche Messdaten für die Expedition „Uhrwerk Ozean“
https://idw-online.de/de/attachment50314

Quelle: idw

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Pneumokokken: Impfraten bei Senioren zu gering

Barbara Ritzert Pressestelle Versorgungsatlas – ProScience Communications
Versorgungsatlas

Ältere Menschen zwischen 60 und 64 Jahren werden – vor allem in den alten Bundesländern – zu selten gegen Pneumokokken geimpft. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Senioren ab 60 Jahren eine solche Standardimpfung. Eine neue Studie der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas liefert eine Landkarte der Impflücken.

http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

»Das Präventionspotenzial der Pneumokokken-Impfung bei Senioren wird zu wenig genutzt, aber regional unterschiedlich.« So lautet das Fazit der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas in einer jetzt veröffentlichten Studie. Bei ihrer Untersuchung haben die Forscher die Behandlungsdaten von mehr als 500.000 gesetzlich Versicherten ausgewertet, die 2010 60 Jahre alt geworden waren. Das Team überprüfte, ob diese Menschen zwischen 2010 und 2014 die empfohlene Impfung gegen Pneumokokken erhalten haben.

Nur zehn Prozent sind geschützt.
Die Auswertung zeigt, dass am Ende des Beobachtungszeitraums im Jahr 2014 insgesamt nur 10,2 Prozent der Senioren in der untersuchten Gruppe gegen Pneumokokken geimpft war, Frauen mit 10,9 Prozent etwas häufiger als Männer (9,3 Prozent).

Deutliches Ost-West-Gefälle.
Wie bei anderen Impfungen sind die Raten auch bei der Pneumokokken-Impfung in den neuen Bundesländern (mit 20 bis 25 Prozent) generell höher als die in den alten (knapp 5 bis 15 Prozent). Am geringsten sind die Impfquoten im Süden und Südwesten der Republik: Baden-Württemberg (4,6%), Rheinland-Pfalz (4,7%) und Bayern (5,7%). Durchgängig höher lagen die Impfraten bei jenen Versicherten, bei denen im Laufe des Beobachtungszeitraums eine »impfrelevante« Erkrankung diagnostiziert wurde, beispielsweise eine Lungenerkrankung.

Gender-Aspekt: höhere Impfraten bei Frauen.
Die Forscher fanden auch moderate Unterschiede bei der Impfhäufigkeit zwischen Männer und Frauen, die größtenteils signifikant waren. Auf Bundesebene hatten Frauen eine um knapp 20 Prozent höhere Chance, im Untersuchungszeitraum geimpft zu werden als Männer.

Chronische Krankheiten beeinflussen Impfhäufigkeit.
Tritt eine chronische Erkrankung auf, verdoppelt sich die Chance der betroffen Patienten, eine Impfung zu erhalten. Liegt eine impfrelevanten Erkrankung in dieser Altersgruppe vor wirkt sich diese »doppelte Impfindikation« positiv auf die Impfquote aus.
Mögliche Ursachen. Gründe für die geringen Impfquoten lassen sich aus der Datenanalyse nicht ableiten. Allerdings liefert die Analyse der Rahmenbedingungen einige Anhaltspunkte. Die eher niedrige Impfquote bei Menschen ohne impfrelevante Erkrankungen in dieser Altersgruppe, deutet darauf hin, dass das Alter für sich genommen eher als schwächerer „Risikofaktor“ eingeschätzt wird. Auch die komplexe Diskussion, welcher Impfstoff eingesetzt werden soll, könnte vielen Ärzte die Entscheidung erschweren. Nicht zuletzt geben in Einzelfällen auch die Leitlinien wissenschaftlicher Fachgesellschaften Empfehlungen zur Impfung, die teilweise von jenen der STIKO abweichen. »Hier könnte eine noch engere Abstimmung der STIKO mit den medizinischen Fachgesellschaften hilfreich sein«, erklärt Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum, der Leiter des Versorgungsatlas.

Impfraten verbessern.
»Um die Impfraten zu verbessern, müssen die Zielgruppen intensiver über die Bedeutung dieser Schutzimpfung aufgeklärt werden«, betont Dr. Bätzing-Feigenbaum. »Dies dürfte am ehesten über die Ärzte gelingen, die den Gesundheitszustand ihrer Patientinnen und Patienten sowie Notwendigkeit und Risiken einer Impfung am besten einschätzen können«. Ebenso empfehlen die Wissenschaftler vom Versorgungsatlas, aufgrund der nahezu identischen Indikationen bei älteren Erwachsenen, die eine Influenza-Impfung erhalten, auch gleichzeitig den Status der Pneumokokken-Impfung abzufragen und falls indiziert die Impfung zu empfehlen.

DIE STUDIE.
Die Wissenschaftler des Versorgungsatlas haben in ihre Studie alle GKV-Versicherten aufgenommen, die im Jahr 2010 das 60. Lebensjahr vollendet hatten (Jahrgang 1950) und die ab 2010 bis zum Jahr 2014 mindestens ein Arztkontakt pro Jahr gehabt hatten. Ausgeschlossen wurden Patienten, bei denen 2009 mindestens eine impfrelevante Erkrankung diagnostiziert worden war. Die übrigen Patienten (307.904 Frauen und 221.835 Männer) wurden in mehrere Gruppen aufgeteilt: eine Gruppe umfasste Personen ohne impfrelevante Erkrankungen; eine weitere Gruppe enthielt Personen die im Untersuchungszeitraum eine impfrelevante Erkrankung bekamen.
Braeter U, Schulz Mandy, Goffrier B, Schulz Maike, Ihle P, Bätzing-Feigenbaum J.
Pneumokokkenimpfung bei GKV-Versicherten im Altersbereich 60 bis 64 Jahre – Regionalisierte Analyse zur Umsetzung der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission anhand bundesweiter vertragsärztlicher Abrechnungsdaten. | Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi).
Versorgungsatlas-Bericht Nr. 16/04. | Berlin 2016 | DOI: 10.20364/VA-16.04

PNEUMOKOKKEN. Das Bakterium Streptococcus pneumoniae kann schwere Infektionen bis hin zu Todesfällen verursachen. Gefährdet sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder sowie ältere Menschen. Die Erreger verursachen einerseits nicht invasive Erkrankungen wie Nasennebenhöhlen-, Mittelohr- und Lungenentzündungen. Gelangen die Bakterien ins Blut, können sie invasive Erkrankungen verursachen: Blutvergiftung (Sepsis), Hirnhautentzündung (Meningitis) oder schwere Lungenentzündungen mit Streuung der Bakterien. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass jährlich acht bis 34 von 100.000 Menschen an einer solchen invasiven Pneumokokken-Infektion erkranken. Die Sterblichkeitsraten liegen bei zehn Prozent, können bei Risikogruppen aber bis auf 30 Prozent steigen. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt darum eine Grundimmunisierung für Säuglinge und Kleinkinder und für ältere Erwachsene ab 60 Jahren eine Standardimpfung sowie für Patienten mit »impfrelevanten Erkrankungen«, etwa bei bestimmten chronischen Krankheiten und geschwächtem Immunsystem unabhängig vom Alter eine Pneumokokken-Impfung.

DER VERSORGUNGSATLAS. www.versorgungsatlas.de ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Er wurde institutionalisiert als öffentlich zugängliche Informationsquelle mit Studien zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt der Studien sind regionale Unterschiede in der Versorgung sowie deren unterschiedliche Strukturen und Abläufe. Die Analysen sollen Anhaltspunkte liefern, wie die Versorgung verbessert werden kann. Die Studien der Wissenschaftler des Versorgungsatlas basieren auf den bundesweiten Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland. Zuschriften von Nutzern zu den Beiträgen sind ausdrücklich erwünscht. Die Internet-Plattform steht auch anderen Forschergruppen zur Verfügung, die vorzugsweise regionalisierte Untersuchungsergebnisse nach einem Peer-Review veröffentlichen wollen.

Weitere Informationen:
http://www.versorgungsatlas.de/themen/alle-analysen-nach-datum-sortiert/?tab=6&a…

Quelle: idw

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Phosphor-Dünger aus Klärschlamm: Pilotanlage erprobt Praxistauglichkeit des Hohenheimer Verfahrens

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Bioökonomie-Projekt der Universität Hohenheim nutzt Abfall aus Kläranlagen als Rohstoff / Gewonnene Klärschlammkohle ersetzt Braun- oder Steinkohle

Rohstoffe aus Abfall gewinnen: Kommunale Kläranlagen haben jährlich knapp zwei Millionen Tonnen trockenen Klärschlamm zu entsorgen. Er enthält lebensnotwendiges Phosphor, das sich mit dem neuen Verfahren der Hohenheimer Agrartechnologin Prof. Dr. Andrea Kruse schadstofffrei und kostengünstig aus dem Schlamm für Dünger gewinnen lässt. Eine AVA cleanphos-Pilotanlage, die das HTC-Verfahren (hydrothermale Carbonisierung) nun praxisähnlich erprobt, geht dieser Tage bei der AVA Green Chemistry Development GmbH in Karlsruhe in Betrieb. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt.

Ein Durchbruch bei der Phosphor-Rückgewinnung, wie sie die Novelle der Klärschlammverordnung fordert – das erwartet die Industrie durch die erfolgreiche AVA cleanphos-Pilotierung. Das HTC-Verfahren wandelt Klärschlamm zuerst in CO2-neutrale Biokohle um. Dann wird das Phosphat isoliert und zurückgewonnen.

So entstehen gleich zwei wirtschaftlich interessante Produkte: Ein wertvolles Phosphor-Produkt und die phosphorfreie HTC-Klärschlammkohle. Diese lässt sich dank AVA cleanphos in Zukunft als Ersatz für Braun- oder Steinkohle in der Mitverbrennung einsetzen. Das führt zu beträchtlichen Einsparungen von CO2-Emissionen.

Erste Ergebnisse aus dem Betrieb der AVA cleanphos-Anlage werden der Öffentlichkeit bereits im 4. Quartal 2016 vorgestellt. Das HTC-Verfahren in Kombination mit der AVA cleanphos-Lösung macht den Weg frei für eine echte, langfristige Klärschlammverwertung.

Neue Möglichkeiten für die Landwirtschaft
Der gewonnene Phosphor kann in der Landwirtschaft zur Düngung Verwendung finden. Das war bisher nicht ohne Weiteres möglich. „Obwohl Klärschlamm viel wertvolles Phosphat enthält, sprach bis jetzt vieles gegen eine landwirtschaftliche Verwertung“, erklärt Prof. Dr. Andrea Kruse, Agrartechnologin der Universität Hohenheim. „Der Schlamm kann Krankheitserreger mit sich führen und enthält zusätzlich viele Schwermetalle.“

Bisherige Technologien für die Phosphor-Rückgewinnung setzten zudem vor allem auf die Entsorgung in Monoverbrennungsanlagen, um aus der Asche das Phosphat zu gewinnen und als Dünger zu verarbeiten. Diese Verfahren seien aber teurer und deutlich aufwendiger als die HTC.

Bisher stamme das Phosphat noch aus Mineralwerken in China, den USA und Marokko. „Diese Mineralwerke sind aber mittlerweile stark ausgebeutet“, so Prof. Dr. Kruse weiter. „Wir brauchen daher neue Phosphatquellen. Der Klärschlamm ist eine davon, und mit der HTC basierten AVA cleanphos Technologie kann er nutzbar gemacht werden.“

HTC günstige Alternative zur derzeitigen Klärschlamm-Verbrennung
Das wertvolle Phosphat von den giftigen Schwermetallen trennen – das ist der große Vorteil des HTC-Verfahrens. Über 80 Prozent des Phosphats aus dem Klärschlamm bleiben erhalten. Die Schwermetalle bleiben jedoch in der Kohle zurück und kommen so nicht auf das Feld.

In der Praxis seien noch ein paar mehr Schritte notwendig, so Prof. Dr. Kruse. „Diese untersuchen wir nun im Pilotbetrieb der AVA cleanphos-Anlage.“

Bioökonomie bietet Alternativen
Das Projekt von Prof. Dr. Kruse ist eine Kooperation mit dem Schweizer Biotechnologie-Unternehmen AVA-CO2. Ziel ist eine Produktion in großen Mengen zu ermöglichen. Dies ist ganz im Sinne der Bioökonomie, dem Schwerpunkt in Forschung und Lehre der Universität Hohenheim, betont die Agrartechnologin.

„Nahrungs- und Futtermittel, Energie, Chemikalien, Kunststoffe oder eben Dünger aus Abfällen und erneuerbaren Rohstoffen ist ein wichtiges Thema an der Universität Hohenheim. Um die Bioökonomie zu etablieren, müssen wir immer weiter forschen, Alternativen anbieten und erreichen so hoffentlich einen Wandel in der Wirtschaft und Gesellschaft.“

Quelle: idw

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Betriebe mit einer mitarbeiterorientierten Personalpolitik haben engagiertere Mitarbeiter

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

In Betrieben mit mitarbeiterorientierten Maßnahmen wie Angeboten zum Gesundheitsschutz, Qualifizierungsangeboten oder regelmäßigen Mitarbeitergesprächen sind die Beschäftigten zufriedener, engagierter und denken seltener über einen Arbeitgeberwechsel nach. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Sie beruht auf Befragungen von mehr als 7.000 Beschäftigten und rund 1.000 Betrieben mit mindestens 50 Mitarbeitern.

Acht von zehn Beschäftigten in Deutschland berichten von mindestens einer belastenden Arbeitsbedingung wie Termindruck, Informationsflut, körperlicher Anstrengung oder von unangenehmen Umgebungsbedingungen wie Hitze, Kälte oder Lärm. Am häufigsten werden Termindruck und Multitasking genannt: Sechs von zehn Beschäftigten sind davon nach eigenen Angaben betroffen. Von unangenehmen Umgebungsbedingungen berichten vier von zehn Beschäftigten, von einer schwer zu bewältigenden Menge an Informationen drei von zehn Beschäftigten.

Gleichzeitig steuern aber auch acht von zehn Betrieben dem entgegen, indem sie beispielsweise Maßnahmen zum Gesundheitsschutz und zur Gesundheitsförderung anbieten, die über die gesetzlich verpflichtenden Maßnahmen hinausgehen. So analysiert mehr als die Hälfte der Betriebe den Krankenstand im Betrieb. Je ein Drittel führt Mitarbeiterbefragungen zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz durch oder hat innerbetriebliche Angebote wie etwa eine aktive Pausengestaltung, Betriebssport oder Gesundheitstage. Schulungen und Beratungen werden von mehr als einem Viertel der Betriebe angeboten, externe Gesundheitsangebote werden von einem Sechstel finanziell unterstützt.

„Auf Dauer können körperliche und psychische Belastungen am Arbeitsplatz ein Gesundheitsrisiko darstellen. Zwar sind Beschäftigte, die von Termindruck und Multitasking oder von einer schwer zu bewältigenden Menge an Information berichten, nicht häufiger krank als andere Beschäftigte; sie äußern aber zum Befragungszeitpunkt ein schlechteres allgemeines Wohlbefinden“, schreiben die IAB-Forscher in der Studie.

Betriebe können ihren Beschäftigten durch das Angebot von Gesundheitsmaßnahmen zeigen, dass sie sich der bestehenden Belastungen bewusst sind und auf diese reagieren, so die Arbeitsmarktforscher. Sie betonen: Beschäftigte in Betrieben, die das gesundheitsbewusste Verhalten ihrer Mitarbeiter fördern, sind im Durchschnitt zufriedener. Gesundheitsförderung sei allerdings nur ein Teilaspekt guter Personalführung und bestimme damit letztlich auch nur einen Teil der subjektiv empfundenen Arbeitsqualität von Beschäftigten. Neben dem richtigen Umgang mit potenziellen Belastungen bei der Arbeit hänge Arbeitsqualität maßgeblich mit Entwicklungsförderung und Wertschätzung durch den Betrieb zusammen. „Beschäftigte in Betrieben, die dies in ihren Personalmaßnahmen berücksichtigen, sind zufriedener und engagierter, fühlen sich stärker ihrem Arbeitgeber verbunden und denken deutlich seltener über einen Arbeitgeberwechsel nach“, erklären die Arbeitsmarktforscher.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2016/kb1616.pdf

Quelle: idw

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Schnelltest identifiziert Krankheitserreger

Tobias Steinhäußer Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Bakterien, Pilze oder Viren lassen sich heute in der Regel nur mit aufwendigen Labortests oder Tierversuchen sicher nachweisen. Die Lebensmittel- und Pharmaindustrie wünscht sich schnellere Tests, um ihre Produkte zu überprüfen. Fraunhofer-Forscher entwickeln deshalb einen Stick, der wie ein Schwangerschaftstest funktioniert und schnell ein Ergebnis liefert. Künftig sollen damit auch Allergene und Krankheitserreger im Blut nachgewiesen werden.

Forscherinnen und Forscher vom Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB entwickeln einen Test, der schnell und günstig Bakterien, Pilze oder Viren nachweist. Geringe Spuren wie Bestandteile ihrer Zellwände (Pyrogene) reichen für den Nachweis aus. Er lässt sich direkt vor Ort ohne Labortechnik und Spezialwissen durchführen. »Der ImmuStick kann Pyrogene bereits außerhalb des Körpers detektieren – zum Beispiel auf medizinischen Geräten oder in Krankenhauszimmern. Grundsätzlich wäre die Technologie aber auch interessant, um menschliches Blut auf Krankheitserreger oder Allergien zu testen«, sagt Dr. Anke Burger-Kentischer.

Einfach wie ein Schwangerschaftstest
Die Methode funktioniert so simpel wie ein Schwangerschaftstest: Der ImmuStick ist ein Teststreifen, auf den ein wenig Flüssigkeit geträufelt wird. Enthält die Flüssigkeit Pyrogene, Bruchstücke von Erregern, wird das durch einen Farbstreifen in einem Sichtfenster angezeigt. Auf der Oberfläche des Sticks werden zunächst Immunrezeptoren des Menschen befestigt, die für bestimmte Pyrogene empfindlich sind. Dabei handelt es sich um nach dem biologischen Vorbild synthetisierte, im Labor hergestellte Immunrezeptoren. An die Andockstelle der Immunrezeptoren, an der normalerweise die Pyrogene anbinden, wird bei der Herstellung zunächst eine Art Platzhalter montiert, der mit einem Farbstoff markiert ist. Tröpfelt man dann beim Test eine Flüssigkeit auf den Teststreifen, die Pyrogene enthält, drängen die Pyrogene an die Andockstelle am Immunrezeptor. Die mit dem Farbstoff markierten Platzhalter wandern mit der Flüssigkeit durch den Teststreifen, bis sie im Sichtfenster zu sehen sind. Das Farbsignal ist also der Hinweis darauf, dass Pyrogene enthalten sind, die sich an die Immunrezeptoren angedockt haben.

Das ImmuStick-Projekt wurde mit Geldern des Discover-Progamms gefördert. Damit unterstützt die Fraunhofer-Gesellschaft Projekte für die Dauer von einem Jahr, um die Machbarkeit einer Technologie zu zeigen. Diesen Test hat der ImmuStick bestanden. »Wir konnten zeigen, dass er für das Bakterien-Pyrogen LPS sehr gut funktioniert. Jetzt wollen wir ihn gemeinsam mit Industriepartnern zu einem Produkt weiterentwickeln«, sagt Projektleiterin Burger-Kentischer. »Derzeit testen wir weitere Immunrezeptoren, die spezifisch für andere Pyrogene sind.

Blutvergiftungen und Allergien aufspüren
Angedacht sind derzeit Anwendungen in der Lebensmittel- und Pharmabranche oder in der Medizintechnik, da es dort auf absolute Keim- beziehungsweise Pyrogenfreiheit ankommt. Grundsätzlich wäre der ImmuStick auch für die Untersuchung von Blut interessant. Pyrogene im Blut führen oft zu einer Blutvergiftung, einer Sepsis, an der auch heute noch viele Menschen sterben, insbesondere geschwächte Intensivpatienten. »Das Blut ist allerdings eine besondere Herausforderung, weil es komplex ist und viele Inhaltsstoffe enthält. Mittelfristig streben wir aber eine Blutanalyse an«, sagt Burger-Kentischer.

Da auch bestimmte Allergieauslöser zu den Pyrogenen zählen, wäre hier ebenfalls eine Anwendung denkbar. In der Lebensmittel- und Pharmaindustrie zum Beispiel ist es wichtig, dass die Produkte frei von Allergenen sind. Mit dem ImmuStick ließe sich dies in kürzester Zeit kostengünstig und einfach nachweisen. Aufwendige Labortests wären damit hinfällig oder könnten ergänzt werden. Derzeit suchen die IGB-Forscher Kooperationspartner, die den ImmuStick zur Marktreife weiterentwickeln wollen.

Pyrogene werden zum Problem, wenn es besonders auf Hygiene ankommt – zum Beispiel in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie oder auf Intensivstationen im Krankenhaus. Vor allem Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist, können schwer erkranken. Vielfach werden deshalb Tests durchgeführt und die Oberfläche von Maschinen oder medizinischen Gegenständen durch Abstriche auf Pyrogene getestet. Diese Tests sind bislang allerdings recht aufwendig, weil sich die Pyrogene nur mit Labortechnik nachweisen lassen. Ein weit verbreiteter Standardtest ist der Nachweis von LPS, einer Struktur, die in der Membran bestimmter Bakterien auftritt. Dieser Test nimmt bislang etwa zwei Stunden in Anspruch. Andere Pyrogene lassen sich sogar nur im Tierversuch nachweisen.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2016/juli/schnelltest-ide…

Quelle: idw

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Bedarf an Bewässerungswasser stärker bestimmt durch Kulturpflanze als durch Klimaänderung

Dipl.-Ing. agr. Helene Foltan Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V.

Erstmals haben Potsdamer Wissenschaftler den Bedarf an Bewässerungswasser der letzten 100 Jahre in Deutschland am Beispiel ausgewählter landwirtschaftlicher Kulturen (Sommergerste, Hafer, Winterweizen und Kartoffeln) retrospektiv und modellhaft errechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass Anbaufläche und Pflanzenart einen stärkeren Einfluss auf den Bedarf an Bewässerungswasser hatten als die Klimaänderungen. Die Ergebnisse wurden soeben im Fachblatt „Science of the Total Environment“ veröffentlicht.

Weltweit steigt der Bedarf an Bewässerungswasser – auch in Regionen, wo, wie in Teilen Deutschlands, bei relativ geringen Niederschlagsmengen Kulturen mit hohen Wasseranspüchen wie Zuckerrüben und Kartoffeln angebaut werden.

Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftler der Potsdamer Leibniz-Institute für Agrartechnik (ATB) und Klimafolgenforschung (PIK) analysiert, wie sich der Bedarf an Zusatzwasser für die Bewässerung zwischen 1902 und 2010 in Deutschland räumlich und zeitlich verändert hat. Die Fragestellung erlaubte einen Blick in die Vergangenheit der landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen von der Zeit des Deutschen Kaiserreichs bis in die Gegenwart. Die betrachteten Kulturen waren Winterweizen, Sommergerste, Kartoffeln und Hafer. Für die Modellierung kam das AgroHyd Farmmodell zum Einsatz, eine am ATB entwickelte datenbankgestützte Software, die in hoher regionaler Auflösung auf globale Boden-, Wetter- und Ertragsdaten zugreift.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Fläche und die Art der darauf angebauten Kulturen einen deutlich stärkeren Einfluss auf den Bedarf an Bewässerungswasser hatte als die klimatischen Veränderungen. Während in Deutschland im Durchschnitt der letzten hundert Jahre die Temperatur jährlich um 0,01 K und der Niederschlag um 1 mm zunahmen, spiegelten sich diese klimatischen Trends nicht unmittelbar in einem veränderten Bedarf an Bewässerungswasser wider. Dies ist unter anderem darin begründet, dass die Verlagerung der Niederschläge von der Vegetationsperiode in die Wintermonate der mengenmäßigen Zunahme an Regenwasser entgegen wirkte. Verändert hat sich auch das Spektrum der angebauten Pflanzenarten. Deutschlandweit waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts Hafer und Kartoffeln die in der Fläche dominierenden Kulturen. Heute ist die Kartoffelanbaufläche um bis zu 90 % zurückgegangen. Dagegen hat der Anbau von Weizen seitdem in der Fläche eine große Ausdehnung erfahren.

Im Durchschnitt der untersuchten 109 Jahre lag der Bedarf an Zusatzwasser auf dem Gebiet der heutigen „Bundesrepublik Deutschland“ bei jährlich 112 mm. Große Unterschiede zeigten sich jedoch regional hinsichtlich der Entwicklung des Zusatzwasserbedarfs – je nachdem welche Pflanzen auf welchen Flächenanteilen angebaut wurden.

Die Frage, wieviel Wasser künftig für die Bewässerung aufgewendet werden muss, hängt nach den Ergebnissen der Studie maßgeblich davon ab, in welchem Umfang Kulturpflanzen mit hohen Wasseransprüchen angebaut werden. Die Wahl der Pflanzenart ist für Anpassungsstrategien an die zu erwartenden lokalen und zeitlichen Wasserknappheiten von entscheidender Bedeutung. Der Anbau von Kulturen mit hohem Wasserbedarf, wie Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüse, muss mit Bedacht und unter Berücksichtigung des zur Verfügung stehenden Grund- und Oberflächenwassers geplant werden. Dies gilt insbesondere für den Anbau innerhalb eines sich vom Südwesten nach Nordosten Deutschlands erstreckenden Gürtels mit erhöhtem Bedarf an Bewässerungswasser.

Es ist zu erwarten, dass der Klimawandel auch in Deutschland zumindest lokal zu Wasserknappheit führen wird. Um Ertragseinbußen entgegenzuwirken, wird daher auch der Bedarf an Bewässerung steigen. Eine erhöhte Wassernutzung für die Bewässerung kann den Wasserhaushalt jedoch langfristig gefährden. Aus Sicht der Wissenschaftler ist in Anpassung an den Klimawandel ein strategisches Wassermanagement auf regionaler Ebene erforderlich, um Bewässerungsmaßnahmen auch begrenzend steuern zu können. Dies sollte auch eine Koordination des angebauten Kulturpflanzenspektrums und der Wasserrechte auf regionaler Ebene beinhalten.

Drastig, K., Prochnow, A., Libra,J., Koch, H., Rolinski, S.: Irrigation water demand of selected agricultural crops in Germany between 1902 and 2010. Science of the Total Environment. DOI:10.1016/j.scitotenv.2016.06.206
Online unter: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969716313961

Kontakt:
Dr. Katrin Drastig – Leiterin der Arbeitsgruppe „AgroHyd“ am ATB
Tel.: 0331 5699-218, E-Mail: kdrastig@artb-potsdam.de

Helene Foltan – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 0331 5699-820, E-Mail: hfoltan@atb-potsdam.de

Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB)
Max-Eyth-Allee 100, 14469 Potsdam

www.atb-potsdam.de

Quelle: idw

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Seetang statt Salz

Tobias Steinhäußer Kommunikation
Fraunhofer-Gesellschaft

Salz (Natriumchlorid) ist ein lebenswichtiges Nahrungsmittel. Es versteckt sich vor allem in industriell gefertigten Lebensmitteln. Zuviel Natrium schadet Herz, Magen und Nieren. Seetang hat von Natur aus einen salzigen Geschmack. Fraunhofer-Forscher zeigen, dass Algen das Potenzial aufweisen als Salzersatz zu dienen.

Ohne Salz erscheinen viele Speisen geschmacklos und fad. »Salz wirkt wie ein natürlicher Geschmacksverstärker, hat eine konservierende Wirkung und ist für den menschlichen Organismus essentiell«, erklärt Dominic Wimmer, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising. Die positive Wirkung verpufft jedoch, wenn wir zu viel Salz essen. Laut aktuellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO konsumieren Europäer acht bis zwölf Gramm Salz pro Tag. Die Empfehlung liegt bei fünf Gramm. »Es ist nicht das Nachsalzen am Tisch«, sagt Wimmer: Etwa 77 Prozent der Salzaufnahme geschieht über industriell hergestellte Lebensmittel. Ganz vorne dabei sind Brot, Käse, Snacks, Fertiggerichte und Wurstwaren. Vor allem das im Salz enthaltende Natrium gilt als problematisch und kann mitverantwortlich für Bluthochdruck und Herzkrankheiten sein. Als weitere Folgen werden Nierenleiden, Osteoporose oder auch Magenkrebs beschrieben.

Forschung an Aroma, Geschmack und Verfahrenstechnik
Im von der Europäischen Union geförderten Projekt TASTE haben Forscher des IVV zusammen mit Partnern aus Island, Irland, Frankreich, Spanien, Slowenien und Deutschland untersucht, ob sich Seetang als Salzersatz eignet. Die Salzwasser-Algen schmecken von Natur aus salzig und enthalten Mineralien wie Kalium oder Magnesium sowie Spurenelemente. Das Ergebnis: Braunalgen könnten als Salzersatz verwendet werden und dazu beitragen, dass der Salzgehalt industriell erzeugter Lebensmittel sinkt. Die Freisinger Wissenschaftler erforschten das Aroma und den Geschmack der Algen und entwickelten wesentliche Bestandteile der Fertigungskette. Außerdem testete das Institut die gewonnene Algenzutat in Brot. Die Forschung bei TASTE konzentrierte sich auf die Salzwasser-Großalgen Ascophyllum nodosum, Saccharina latissima und Fucus vesiculosus – Braunalgen-Arten, die in Europa heimisch sind. Man kann sie an Küsten kultivieren oder wild ernten.

Die Forscher untersuchten welche Salzaustauschstoffe es aktuell am Markt gibt. Das reicht von Mineralsalzen über Aromen bis hin zu Geschmacksverstärkern. »Wir brauchten eine Benchmark, um zu wissen, wie der Seetang bearbeitet werden muss«, so Wimmer. Zu den Vorarbeiten gehörte es auch, eine gemeinsame Geschmackssprache zu entwerfen, die alle Projektpartner verstehen. »Die Geschmäcker unterscheiden sich von Land zu Land. Was wir hier in Bayern als fischig bezeichnen, muss für einen Isländer noch lange nicht gelten«, sagt Wimmer. In der »Flavour Language« ist dem Begriff »fischig« daher beispielsweise eine eindeutige Substanz zugeordnet: Trimethylamin.

Die IVV-Forscher ermittelten zusammen mit den Partnern welche Substanzen die Seetangarten enthalten. »Auf Basis der Daten entwickelten wir dann die Verfahrenstechnik. Ziel war ein Algenprodukt, das sich industriell als Salzersatz verarbeiten lässt«, erläutert Wimmer. Die Herausforderung dabei: Algen so zu zerkleinern, dass die darin enthaltenden Mineralstoffe erhalten bleiben und geruchsintensive Bestandteile abgeschieden werden.

Die Forscher mahlten, kochten, blanchierten und trockneten. Im Freisinger Institut stehen die dafür notwendigen Geräte in verschiedensten Größen im Lebensmitteltechnikum zur Verfügung. Zwei Partner kümmerten sich parallel um die enzymatische Behandlung der Algen. Es entstand ein braungrünliches Algenpulver, das zukünftig als Salzersatz industriell eingesetzt werden könnte. »Ergebnis der Arbeiten sind zwei Methoden für die Arten Ascophyllum nodosum und Saccharina latissima, die auch im Technikumsmaßstab bis 400 Liter funktionieren«, sagt Wimmer.

Doch wie salzig schmecken Brot, Wurst und Co. mit Seetang? Ändern sich Konsistenz und Aussehen der Lebensmittel? Lassen sie sich weiter in gleicher Qualität fertigen? Auch das testeten die Forscher in Wurst, Snacks, Suppen und Soßen. Die Experten nahmen sich Weißbrot vor. Es hat einen großen Anteil am überhöhten Salzkonsum der Gesellschaft. Das Fazit: Die braungrünliche Färbung des Algenpulvers ist nach dem Backen noch zu erkennen und der salzige Geschmack ist weniger stark als mit Salz. Aber: Die Zutat lässt sich gut verarbeiten und kann den Salzgehalt reduzieren. »Ganz ersetzen lässt sich Salz nicht: Als funktionelle Backzutat ist es nicht wegzudenken «, so Wimmer.

Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2016/juli/seetang-statt-s…

Quelle: idw

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Wie Wasser seine außergewöhnlichen Eigenschaften erhält

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

Mit einer neuen Simulationsmethode haben Chemiker einige ungewöhnliche Eigenschaften von Wasser erklärt, unter anderem den Schmelzpunkt von Eis und das Dichtemaximum bei vier Grad Celsius. Sie zeigten, dass Van-der-Waals-Wechselwirkungen entscheidend sind für die Geometrie und Flexibilität der Wasserstoffbrücken-Bindungen, die wiederum die Eigenschaften des Wassers bestimmen. Für die Simulationen nutzte das Team der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Wien neuronale Netze. Das neue Verfahren ist ebenso präzise wie quantenmechanische Berechnungen, aber 100.000-mal schneller. Die Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ berichtet über die Ergebnisse.

Mit künstlichen neuronalen Netzen haben Bochumer und Wiener Forscher die atomaren Wechselwirkungen von Wassermolekülen untersucht. Anhand der Ergebnisse erklären sie den Schmelzpunkt von Eis sowie das Dichtemaximum bei vier Grad Celsius – allein basierend auf Computersimulationen.

Die neu entwickelte Methode ist ebenso präzise wie quantenmechanische Berechnungen, aber 100.000-mal schneller. Das Team um Privatdozent Dr. Jörg Behler von der Ruhr-Universität Bochum und Prof. Dr. Christoph Dellago von der Universität Wien beschreibt die Arbeit in der Zeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“, kurz PNAS.

Ungewöhnliche Eigenschaften
Wasser hat eine Reihe von Eigenschaften, die nicht allein aufgrund seines chemischen Aufbaus zu verstehen sind. Seine höchste Dichte erreicht es bei vier Grad Celsius, sodass Eis auf flüssigem Wasser schwimmt. Auch ungewöhnlich ist, dass das kleine Molekül bei Raumtemperatur flüssig und nicht gasförmig ist. Eine wichtige Rolle für diese Phänomene spielen Wasserstoffbrücken-Bindungen.

Die Analysen ergaben, dass Van-der-Waals-Wechselwirkungen entscheidend für die Geometrie und Flexibilität der Wasserstoffbrücken sind. Auf diese Weise bestimmen sie die Eigenschaften von Wasser, obwohl sie nur sehr schwache Kräfte ausüben, schwächer zum Beispiel als elektrostatische Wechselwirkungen.

Methode aus der Hirnforschung
Jörg Behler entwickelte die Methode basierend auf einem Verfahren, das ursprünglich aus der Hirnforschung stammt. Seine neuronalen Netze erlernen die Kräfte zwischen einzelnen Atomen als Funktion ihrer geometrischen Anordnung. „Wir können damit Computersimulationen durchführen, die mit dem herkömmlichen quantenmechanischen Verfahren nicht möglich wären, weil der Rechenaufwand selbst für Supercomputer zu hoch wäre“, sagt der Nachwuchsgruppenleiter am Bochumer Lehrstuhl für Theoretische Chemie.

Dr. Tobias Morawietz wandte die Methode in seiner Doktorarbeit erstmals an, um die Eigenschaften von Wasser zu untersuchen. Die Simulationen fanden im Rahmen des Bochumer Exzellenzclusters Resolv statt, in enger Zusammenarbeit mit Andreas Singraber in der Gruppe von Christoph Dellago an der Universität Wien. Dort führte Tobias Morawietz auch Teile seiner Simulationen durch; heute setzt er seine Forschung als Postdoktorand in Wien fort.

Förderung
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte die Arbeiten im Rahmen des Exzellenzclusters Resolv (EXC 1069) und weiterer Projekte (Emmy-Noether-Projekt Be3264/3-1, Heisenberg-Stipendium Be3264/6-1 und Projekt Be3264/5-1). Zusätzliche Förderung kam von der Studienstiftung des Deutschen Volkes, der Ruhr-University Research School Plus (DFG GSC 98/3) sowie dem Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF (P24681-N20, SFB Vicom, F41). Die Berechnungen erfolgten unter anderem am Vienna Scientific Cluster.

Originalveröffentlichung
Tobias Morawietz, Andreas Singraber, Christoph Dellago, Jörg Behler: How van der Waals interactions determine the unique properties of water, in: PNAS, 2016, DOI: 10.1073/pnas.1602375113

Pressekontakt
Privatdozent Dr. Jörg Behler, Lehrstuhl für Theoretische Chemie, Fakultät für Chemie und Biochemie, Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234 32 26749, E-Mail: joerg.behler@theochem.rub.de

Redaktion: Dr. Julia Weiler

Weitere Informationen:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/solvation/ – Resolv-Webseite

Quelle: idw

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Mit Abgas das Klima retten

Anne-Kathrin Thran Pressereferat
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Wie bleibt der Stahlstandort Deutschland wettbewerbsfähig? Das Projekt „Carbon2Chem“ soll darauf eine Antwort geben. Acht Industrieunternehmen entwickeln gemeinsam mit Max-Planck und Fraunhofer-Gesellschaft sowie Universitäten eine weltweit einsetzbare Lösung, um die Abgase der Hochöfen in Vorprodukte für Kraftstoffe, Kunststoffe oder Dünger umzuwandeln. Der dafür benötigte Wasserstoff wird mit Überschussstrom aus erneuerbaren Energien produziert. Mit dem „Carbon2Chem“-Ansatz sollen 20 Millionen Tonnen des jährlichen deutschen CO2-Ausstoßes der Stahlbranche künftig wirtschaftlich nutzbar gemacht werden.

17 Partner aus Industrie und Wissenschaft wollen Rohstoffe aus Hüttengasen gewinnen / Wanka: „Klimaschutz und Standortsicherung gehen Hand in Hand“

Wie bleibt der Stahlstandort Deutschland wettbewerbsfähig? Das Projekt „Carbon2Chem“ soll darauf eine Antwort geben. Acht Industrieunternehmen entwickeln gemeinsam mit Max-Planck und Fraunhofer-Gesellschaft sowie Universitäten eine weltweit einsetzbare Lösung, um die Abgase der Hochöfen in Vorprodukte für Kraftstoffe, Kunststoffe oder Dünger umzuwandeln. Der dafür benötigte Wasserstoff wird mit Überschussstrom aus erneuerbaren Energien produziert. Mit dem „Carbon2Chem“-Ansatz sollen 20 Millionen Tonnen des jährlichen deutschen CO2-Ausstoßes der Stahlbranche künftig wirtschaftlich nutzbar gemacht werden. Dies entspricht 10 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen der deutschen Industrieprozesse und des verarbeitenden Gewerbes.

„Mit Carbon2Chem zeigen wir, wie Klimaschutz und eine wettbewerbsfähige Stahlproduktion dank Forschung und Innovation in Deutschland erfolgreich verbunden werden können. Damit sichern wir Arbeitsplätze in der Stahlbranche in unserem Land. Damit sichern wir den Industriestandort Deutschland.“, betonte Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung.

Unser Wohlstand hängt maßgeblich von der hiesigen Stahlindustrie und ihren rund 90.000 Beschäftigten ab. Autos, Häuser und Maschinen entstehen aus den 43 Millionen Tonnen Stahl, die die Branche jährlich produziert. Noch ist Deutschland Europas größter Stahlerzeuger. Die internationale Konkurrenz gefährdet ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Nach dem Pariser Klimaabkommen vom 12. Dezember 2015 soll die globale Erwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius begrenzt werden. Um das gesteckte Ziel zu erreichen, haben sich die Vertragsparteien der Klimaneutralität verpflichtet. Ab der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts darf nicht mehr Treibhausgas ausgestoßen werden, als durch Senken gebunden werden kann. Demnach muss die Branche ihren Treibhausgasausstoß ganz erheblich reduzieren.

„Eine zukunftsfähige Industrieproduktion und engagierter Klimaschutz gehören zusammen. Mit Carbon2Chem zeigen wir dies glaubwürdig. So füllen wir das Abkommen von Paris mit Leben“, sagte Bundesforschungsministerin Wanka bei der Pressekonferenz zum Start des Vorhabens in Duisburg. Der Stahlstandort Duisburg ist der größte der Branche. „Carbon2Chem“ zielt darauf ab, den CO2-Ausstoß hier und an anderen Stahlstandorten wirtschaftlich nutzbar zu machen. Würde dies gelingen, wird erstmals ein klimarelevanter CO2-Einspareffekt erreicht.

Das Forschungsprojekt „Carbon2Chem“ entwickelt in den kommenden zehn Jahren eine nachhaltige Wertschöpfungskette, die verschiedene Sektoren miteinander verbindet – der Klimaschutz treibt die Innovationen branchenübergreifend voran. Denn von „Carbon2Chem“ profitiert nicht nur die Stahlindustrie. Chemieunternehmen erschließen eine neue, saubere Rohstoffquelle: „Innovationssprünge entstehen heute an den Grenzen zwischen den Branchen“, betonte Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der Thyssen Krupp AG. „Carbon2Chem bringt Akteure aus allen Bereichen des Innovationsgeschehens zusammen. Grundlagenforschung, Anwendungsforschung und industrielle Praxis – und das aus unterschiedlichen Sektoren.“

Gleichzeitig soll „Carbon2Chem“ zwei zentrale Fragen der Energiewende beantworten: Wie kann man elektrische Energie speichern und die Stromnetze stabilisieren?

Die Partner aus Wissenschaft und Industrie schlagen mit „Carbon2Chem“ eine Brücke von der Grundlagenforschung in den Markt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt mit mehr als 60 Millionen Euro. Die beteiligten Partner planen Investitionen von mehr als 100 Millionen Euro bis 2025. Für die kommerzielle Realisierung haben sie mehr als eine Milliarde Euro vorgesehen.

Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.bmbf.de/de/energiewende-und-nachhaltiges-wirtschaften-146.html

Quelle: idw

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Cloud-Dienst des KIT deutschlandweit verfügbar

Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie

Online-Speicherdienste für die Wissenschaft unterliegen besonderen Anforderungen, die kommerzielle Produkte nicht bieten, etwa in Sachen Volumen, Verfügbarkeit, Datenschutz, Datensicherheit und Flexibilität. Der am KIT betriebene Dienst bwSync&Share kann nun deutschlandweit von allen wissenschaftlichen Einrichtungen im Deutschen Forschungsnetz DFN bezogen werden. Damit haben Einrichtungen außerhalb Baden-Württembergs erstmals die Möglichkeit, einen auf die Bedürfnisse von Forschung und Lehre in Deutschland zugeschnittenen Online-Speicherdienst zu nutzen. Die Universität Rostock ist der erste Nutzer im DFN-Rahmen.

Der Dienst bwSync&Share ermöglicht es den Beschäftigten und Studierenden der teilnehmenden Einrichtung, Daten auf den Systemen des KIT zu speichern und diese zwischen Desktop-Rechnern und mobilen Endgeräten zu synchronisieren. Darüber hinaus kann der Nutzer seine abgespeicherten Daten durch die Vergabe entsprechender Zugriffsrechte anderen Nutzern zugänglich machen. Dabei können auch Nutzern, die nicht der teilnehmenden Einrichtung angehören, Zugriffsrechte erteilt werden.

Die Universität Rostock ist als erste Hochschule außerhalb Baden-Württembergs Teil der größten deutschen Hochschul-Cloud „bwSync&Share“. Der Dienst wird über das Deutsche Forschungsnetz (DFN) eingebunden und vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gehostet. Das Steinbuch Centre for Computing (SCC) des KIT hat diesen Dienst in Zusammenarbeit mit der Firma PowerFolder aufgebaut. Damit können nun rund 15.000 Studierende und 3.000 Mitarbeiter unter dem Dienstnamen „Uni Rostock Box“ und im eigenen Web- und App-Design ein Konto mit jeweils 10 Gigabyte Speicherkapazität in Karlsruhe anlegen.

Forschungsergebnisse, Hausarbeiten, Bilder oder Videos können gespeichert, geteilt und synchronisiert werden. Der Zugriff erfolgt dabei über Desktop-Systeme, Smartphones, Tablets oder plattformübergreifend über eine Web-Schnittstelle und bietet dem Nutzer so größtmöglichen Komfort. Der Zugriff erfolgt komfortabel mit den Anmeldedaten seiner eigenen, lokalen Einrichtung, zusätzliche Zugangsdaten sind nicht notwendig.

Im Gegensatz zu den meisten kommerziellen Anbietern werden die Daten nicht an ausländischen Serverstandorten, sondern am KIT und damit im deutschen Rechtsraum gespeichert. Die Kommunikation zwischen den Endgeräten der Nutzer und den zentralen Speichersystemen erfolgt verschlüsselt. Der Datenzugriff ist beschränkt auf den die Daten bereitstellenden Nutzer und von ihm autorisierte weitere (auch externe) Nutzer.

Der Speicherdienst wird teilweise vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg getragen und ist dadurch für Mitglieder der Landesuniversitäten und -hochschulen kostenfrei. Die DFN-Einrichtungen außerhalb Baden-Württembergs können den Dienst kostenpflichtig beziehen.

Einrichtungen außerhalb Baden-Württembergs können sich hier über den Zugang informieren:
https://www.dfn.de/dfn-cloud/bwsyncshare-in-der-dfn-cloud/

Nutzer aus Baden-Württemberg finden hier Informationen:
https://www.scc.kit.edu/dienste/bwSyncAndShare.php

Weiterer Kontakt:
Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658, E-Mail: schinarakis@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verbindet seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation zu einer Mission. Mit rund 9 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 25 000 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

KIT – Die Forschungsuniversität in der Helmholtz-Gemeinschaft

Das KIT ist seit 2010 als familiengerechte Hochschule zertifiziert.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: www.kit.edu

Weitere Informationen:
https://www.dfn.de/dfn-cloud/bwsyncshare-in-der-dfn-cloud/
https://www.scc.kit.edu/dienste/bwSyncAndShare.php

Anhang
Cloud-Dienst des KIT deutschlandweit verfügbar
https://idw-online.de/de/attachment50265

Quelle: idw

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Wo die Angst sitzt

Anke Schlee Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Psychiatrie

Stress kann Angst erhöhen. Der Glucocorticoidrezeptor für das Stresshormon Cortisol vermittelt verstärkte Angst. Spielen unterschiedliche Zelltypen, in denen er sich findet, dabei eine Rolle? Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie konnten erstmals nachweisen, dass nicht nur die Hirnregion, sondern auch die Art der Neuronenpopulation eine entscheidende Rolle spielt. Diese Erkenntnis liefert einen neuen Ansatzpunkt zur Behandlung von Angststörungen.

Rund 20 Prozent der Bevölkerung erkranken irgendwann in ihrem Leben an einer Angststörung. Sehr häufig ist eine erhöhte Ängstlichkeit auch Begleiterscheinung anderer psychiatrischer Erkrankungen. So haben 60 bis 70 Prozent aller Menschen, die an einer Depression leiden, auch Probleme mit vermehrter Angst.

Forscher wissen, in welchen Hirnregionen die Angst sitzt, zum Beispiel in der Amygdala, dem sogenannten Mandelkern. Sie wissen auch, dass Stress Angst erhöhen kann. Eine wichtige Erkenntnis, denn viele der Grunderkrankungen, die mit verstärkter Angst gekoppelt sind, sind ebenfalls Stress-bedingt.

Was die Forscher bisher nicht wussten ist, ob ein bestimmter Zelltyp im Gehirn für verstärkte Ängstlichkeit verantwortlich ist. Der Hauptrezeptor für das Stresshormon Cortisol, der Glucocorticoidrezeptor, vermittelt verstärkte Angst. Doch welcher Typ von Nervenzellen vermittelt diesen Effekt? Wird der Botenstoff Glutamat von den Nervenzellen gebildet, agieren diese erregend, während Nervenzellen mit dem Botenstoff GABA neuronale Aktivität hemmen. Dieser Thematik gingen Wissenschaftler um Mathias Schmidt am Max-Planck-Institut für Psychiatrie nach.

Im Mausmodell schaltete Schmidt mit seinem Team den Glucocorticoidrezeptor entweder nur in der erregenden, glutamatergen Zellpopulation oder in hemmenden, GABAergen Nervenzellen aus. Die jetzt in der renommierten Zeitschrift „Molecular Psychiatry“ publizierten Ergebnisse zeigen: Nur Mäuse, in denen der Glucocorticoidrezeptor in glutamatergen Neuronen ausgeschaltet war, hatten weniger Angst. Die andere Gruppe mit einer Manipulation in GABAergen Neuronen zeigte keinen Effekt auf die Angst. Die Art der Zellpopulation scheint also entscheidend für die Entstehung von Stress-induzierter Angst.

In einem zweiten Schritt betrachteten die Forscher einen kleineren Bereich im Gehirn, nämlich ausschließlich die Amygdala. Hier konnten die Ergebnisse noch weiter aufgeschlüsselt werden und eine Funktion des Glucocorticoidrezeptors speziell auf das Furchtgedächtnis nachgewiesen werden.

Besonders interessant war es für die Forscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie, dass die Effekte von Stress-induzierter Angst und Furcht unterschiedlichen Hirnregionen zugeordnet werden können. Diese Erkenntnis liefert wertvolle Hinweise für eine differenzielle Behandlung von Angst und Furcht.

Noch wichtiger ist das gewonnene Verständnis, dass außer der Hirnregion auch der Typ der Zellen entscheidend ist. Auch das ist für die Behandlung von Angststörungen wichtig, liefert es doch einen Ansatzpunkt, welche Schaltkreise konkret für Angst zuständig sind, wo also medikamentös am besten angesetzt werden sollte.

Quelle: idw

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Gemeinsam für den Klimaschutz – Kohlendioxid sinnvoll nutzen

Christin Ernst Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion

Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPI CEC) bringt wissenschaftliche Kompetenz ins Verbundprojekt „Carbon2Chem“ ein.

17 Partner aus Industrie und Wissenschaft starten mit dem Verbundprojekt „Carbon2Chem“ eine groß angelegte Klimaschutz-Initiative.

Ziel des Projekts ist es, Hüttengase, die bei der Stahlproduktion aus den Hochöfen entweichen, für die Produktion von Chemikalien zu nutzen und Kohlenstoffdioxidausstoß anhaltend zu verringern. Dafür wird zusätzlich Wasserstoff benötigt, der mit Hilfe erneuerbarer Energien erzeugt werden soll. Der CO2-Ausstoß in der Region und auch an anderen Stahlstandorten soll auf diese Weise wirtschaftlich nutzbar gemacht und somit ein klimarelevanter CO2-Einspareffekt erreicht werden.

Die Besonderheit des Großprojekts, das in sieben Teilbereiche untergliedert ist, ist die enge Zusammenarbeit von Industrie, der Fraunhofer- und der Max-Planck-Gesellschaft sowie Universitäten. Entstehen soll ein Gesamtsystem aus Stahlwerk, elektrischer Energieerzeugung und chemischer Energieumwandlung. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Einer der Initiatoren von „Carbon2Chem“ ist Prof. Robert Schlögl, geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemische Energiekonversion in Mülheim an der Ruhr und des Fritz-Haber-Instituts der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin. „Die Forschungsaufgaben, denen wir in diesem Projekt nachgehen, sind ganz wesentlich für ein System, das in Bezug auf CO2-Einsparung, betriebliche Stabilität und Wirtschaftlichkeit optimiert werden soll. ‚Carbon2Chem‘ ist ein gutes Beispiel dafür, dass Grundlagenforschung effektiv in die Anwendung überführt werden kann. Nämlich dann, wenn sich verschiedene Branchen und Institutionen zusammenschließen und ihr Wissen für die Schaffung eines Technologiesystems bündeln,“ so Schlögl.

Das MPI CEC kümmert sich in einem Teilprojekt mit weiteren Partnern um die Analyse, Reinigung und Aufbereitung der Abgase – der erste wichtige Schritt, um die entweichenden Gase (wie z.B. Kohlenmonoxid, Kohlendioxid oder Stickstoff) aus der Stahlproduktion nutzen zu können.

Zudem entwickelt das Institut ein zentrales Labor (PLANCK Labor), das allen Projektpartnern zur Verfügung stehen wird. Hier entsteht eine besondere Gasversorgung, die es ermöglichen soll, die komplexe Zusammensetzung der Gase aus dem Stahlwerk unter definierten Bedingungen nachzustellen.

Eine weitere zentrale Rolle kommt dem MPI CEC bei der Untersuchung von Katalysatoren zu. Denn um das CO2 in nutzbare Stoffe, wie. z.B. alternative Treibstoffe umzuwandeln, benötigt man zwingend Katalysatoren, also Reaktionsbeschleuniger.
In den nächsten zehn Jahren wird „Carbon2Chem“ eine nachhaltige Wertschöpfungskette und die enge Verzahnung von produzierenden Branchen, Grundlagen- und anwendungsbezogener Forschung vorantreiben.

Hintergrundinformationen:
Das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (www.cec.mpg.de) in Mülheim an der Ruhr beschäftigt sich mit grundlegenden chemischen Prozessen, die bei der Speicherung und Umwandlung von Energie eine Rolle spielen. Das Ziel besteht darin, Sonnenlicht in kleinen, energiereichen Molekülen zu speichern und Energie so orts- und zeitunabhängig nutzbar zu machen.

In den drei Abteilungen Heterogene Reaktionen, Molekulare Theorie und Spektroskopie und Biophysikalische Chemie arbeiten rund 100 Forscher aus über 30 Ländern, und tragen mit ihrem Expertenwissen zur Vorbereitung einer nachhaltigen Energiewende bei.

Weitere Informationen:
http://www.cec.mpg.de/media/Presse/2016/16-06-27_Carbon2Chem_MPI_CEC.pdf

Anhang
Pressemitteilung des MPI für Chemische Energiekonversion
https://idw-online.de/de/attachment50239

Quelle: idw

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Neue App revolutioniert Arbeit der Fußballschiedsrichter

Sabine Ranke-Heinemann Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann

Während der aktuellen UEFA Euro in Frankreich kann beobachtet werden, wie fleißige Schiedsrichter die ausgeteilten Karten und Auswechslungen auf Zetteln notieren. Um die Statistikführung zu vereinfachen, wurde nun in Australien eine App entwickelt, die diesen Prozess effizienter und zentraler gestaltet.

In jedem Fußballspiel müssen unzählige Daten und Statistiken dokumentiert werden. Von der Anzahl der gelben Karten bis hin zu den Auswechslungen der Spieler. Bisher wurde dies akribisch mit Stift und Papier vom Schiedsrichtergespann festgehalten. Doch Fußballer und Unternehmer Simon Murphy hat jetzt eine App auf den Markt gebracht, die den administrativen Prozess am Spieltag für Schiedsrichter vereinfachen soll. Die Idee dazu entwickelte er während seines Studiums an der Swinburne University of Technology in Melbourne.

Zum ersten erfolgreichen Einsatz kam die App RefLIVE Anfang Juni 2016 beim vor-olympischen Spiel zwischen der australischen und neuseeländischen Frauenfußballnationalmannschaft und die Rückmeldungen der teilnehmenden Schiedsrichter war durchweg positiv. Die App ist so entworfen, dass die Statistikführung effizienter und zentraler durchgeführt werden kann. Vor dem Spiel kann sich der Schiedsrichter die entsprechenden Teams, Spieler sowie das Stadion in der App abrufen und speichern. Während des Spiels können dann die Tore, Karten und Auswechslungen direkt in die App eingegeben werden und der Nachspielbericht im Anschluss online hochgeladen werden.

Die App wurde bereits ins Japanische übersetzt, und Murphys Ziel ist es, RefLIVE auf die verschiedenen Ligen anzupassen und sie so weltweit anbieten zu können, mit dem ultimativem Ziel, zukünftig auch bei Weltmeisterschaften eingesetzt zu werden.

Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Doseda Hetherington
Swinburne University of Technology
Email: dhetherington@swin.edu.au
Tel. +61 3 9214 5662

Das Institut ist die gemeinnützige Einrichtung zur Förderung des Austausches und der Auslandsstudien insbesondere mit allen Universitäten Australiens und Neuseelands sowie zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. In seinen Förderprogrammen stellt es SchülerInnen und Studierenden Unterstützung in der Finanzierung durch Stipendien und Coaching in der Studienberatung und Studienplatzbewerbung zur Verfügung.

Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de
http://www.ranke-heinemann.at
http://www.ranke-heinemann.tv

Quelle: idw

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Funktionsweise von Contergan aufgedeckt

Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München

Mitte des 20. Jahrhunderts verursachte Contergan schwere Missbildungen bei Kindern, deren Mütter das Beruhigungsmittel eingenommen hatten. Erst jetzt steht fest, wie es zu den verheerenden Auswirkungen kommen konnte: Forscherinnen und Forscherer der Technischen Universität München (TUM) haben den Wirkungsmechanismus des Medikaments auf molekularer Ebene identifiziert. Diese Erkenntnis ist auch für aktuelle Anwendungen relevant, da verwandte Substanzen essentiell für einige Krebstherapien sind.

Vor 55 Jahren wurde bekannt, dass Thalidomid, das unter dem Markennamen Contergan als Beruhigungsmittel vertrieben wurde, zu schweren Missbildungen bei ungeborenen Kindern führt. Weltweit kamen zwischen 5.000 und 10.000 geschädigte Kinder auf die Welt. Mehr als 2000 Menschen in Deutschland und anderen Ländern leben bis heute mit den Folgen. Contergan wurde nach Bekanntwerden der Nebenwirkungen vom Markt genommen. Thalidomid erlebte jedoch in den letzten Jahren eine Renaissance, nachdem durch Zufall entdeckt worden war, dass der Wirkstoff das Wachstum einiger Tumore hemmt.

Mittlerweile sind mit Lenalidomid und Pomalidomid zwei Thalidomid-Nachfolgesubstanzen auf dem Markt. Beide werden, in Kombination mit anderen Maßnahmen, erfolgreich zur Therapie bestimmter Krebserkrankungen des Knochenmarks, zum Beispiel des Multiplen Myeloms, eingesetzt. Bei den Nachfolgesubstanzen wurden einige Nebenwirkungen verringert und die Anti-Tumorwirkung verstärkt. Nach wie vor können diese Medikamente aber schwere Missbildungen bei ungeborenen Kindern verursachen und dürfen deshalb nicht bei schwangeren Patientinnen eingesetzt werden.

Verschiedene Proteine im Fokus
Thalidomid und seine Nachfolgesubstanzen werden unter der Bezeichnung Immunomodulatory Drugs, kurz IMiDs, zusammengefasst. Der Name leitet sich von ihrer Fähigkeit, die Immunantwort des Körpers zu verändern, ab. Ein Team um Prof. Florian Bassermann von der III. Medizinischen Klinik am Klinikum rechts der Isar der TUM, hat jetzt die Funktionsweise der IMiDs auf molekularer Ebene untersucht. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ erschienen. Prof. Bassermann ist Principle Investigator des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK).

Aus Forschungsarbeiten anderer Teams war bereits bekannt, dass ein körpereigenes Protein namens Cereblon für die Funktion von IMiDs eine wichtige Rolle spielt. Den genauen Wirkmechanismus konnten aber erst Bassermann und sein Team herausarbeiten: Cereblon bindet in Zellen an die Proteine CD147 und MCT1. Diese beiden treten insbesondere in Zellen des blutbildenden Systems und in Immunzellen auf und spielen unter anderem eine Rolle bei der Gefäßneubildung und dem Stoffwechsel der Zelle. Bei Krebsarten wie dem Multiplen Myelom sind CD147 und MCT1 in den Tumorzellen in besonders großer Zahl vorhanden.

IMiDs „verdrängen“ Protein
Als sogenannter Proteinkomplex treten CD147 und MCT1 immer paarweise auf. Um zueinander zu finden und aktiv werden zu können, sind sie auf Cereblon angewiesen. Die Bindung an das Protein fördert ihre Ausreifung und Stabilität wodurch das Wachstum der Zelle gefördert wird und Stoffwechselprodukte wie Laktat ausgeschieden werden. Bei einer Erkrankung wie dem Multiplen Myelom führt das vermehrte Auftreten des Proteinkomplexes dazu, dass sich die Tumorzellen stark vermehren und ausbreiten können.

Wird eine Krebserkrankung mit IMiDs behandelt, verbinden diese sich mit Cereblon und verdrängen gewissermaßen den Proteinkomplex. Die beiden Proteine können dadurch nicht aktiviert werden und verschwinden. „Letztlich führt das dazu, dass die Tumorzelle abstirbt“, sagt Ruth Eichner, Erstautorin der Studie.

Das Verschwinden des Proteinkomplexes ist auch für Missbildungen bei Ungeborenen verantwortlich, wie die TUM-Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit einem Team des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) zeigen konnten. „Hier gibt es einen gemeinsamen Mechanismus“, sagt Bassermann. „Wenn man den Proteinkomplex mit anderen Mitteln ausschaltet, führt das zu denselben Entwicklungsschäden wie eine Behandlung mit Thalidomid.“ Ohne die beiden Proteine können sich Blutgefäße nicht normal entwickeln. Das bestätigt die Vermutung, dass die typischen durch Contergan verursachten Fehlbildungen mit Problemen bei der Gefäßneubildung zusammenhängen.

Neue Therapieansätze
Eine direkte Konsequenz für die Praxis lässt sich aus dem Zusammenhang zwischen der klinischen Wirksamkeit einer IMiD-Therapie und den beobachteten Effekten auf molekularer Ebene ziehen. „Nur bei Patienten, bei denen eine Therapie anschlug, konnten wir auch einen Verlust des Proteinkomplexes feststellen“, sagt Florian Bassermann. Das lasse sich nutzen, um die Erfolgschancen einer Behandlung vorab abzuschätzen: Nur wenn der Proteinkomplex in vorab entnommenen Tumorzellen nach einer Behandlung mit IMiDs verschwinde, sei es auch sinnvoll, den Kranken eine Therapie mit IMiDs zuzumuten, sagt Bassermann.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie könnten auch ein Ausgangspunkt für neue Krebstherapien ohne IMiDs sein. Als Ansatzpunkt für eine Behandlung von Tumorzellen ist der Proteinkomplex besonders geeignet, da er sich in an der Zelloberfläche befindet und gewissermaßen das Innere der Zelle mit dem Äußeren verbindet. Möglicherweise lässt er sich auch mit anderen Medikamenten oder mit eigens dafür geschaffenen Antikörpern deaktivieren. An letzteren forschen Bassermann und seine Mitarbeiter derzeit.

Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Florian Bassermann
III. Medizinische Klinik (Hämatologie/Onkologie)
Technische Universität München
Tel.: 089 4140 5038
Email: florian.bassermann@tum.de

Originalpublikation:
Eichner R., Heider M., Fernández-Sáiz V., v. Bebber F., Garz A.K., Lemeer S., Rudelius M., Targosz, B.S., Jacobs L., Knorn A.M., Slawska J., Platzbecker U., Germing U., Langer C., Knop S., Einsele H., Peschel C., Haass C., Keller U., Schmid B., Götze K.S., Kuster B., and Bassermann F. Immunomodulatory drugs disrupt the cereblon-CD147- MCT1 axis to exert antitumor activity and teratogenicity, Nature Medicine, 2016. DOI: 10.1038/nm.4128

Quelle: idw

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Mit Laserlicht dem Plastikmüll im Trinkwasser auf der Spur

Daniela Metz Laser- und Optikforschung
VDI Technologiezentrum GmbH

Das kürzlich gestartete Verbundprojekt „OPTIMUS“ entwickelt ein Analysegerät mit optischen Methoden wie der Ramanspektroskopie und der holografischen Mikroskopie zur ständigen Kontrolle von Wasserströmen.

Meldung des BMBF-Verbundprojekts „OPTIMUS“
Plastikmüll in Gewässern ist derzeit eines der wichtigsten und aktuellsten Forschungsthemen in der Wasseranalytik. Das kürzlich gestartete Forschungsprojekt OPTIMUS will Plastikmikropartikel in Trinkwasserströmen identifizieren und analysieren. Die insgesamt neun Partner des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts haben vor, ein innovatives Messsystem zu entwickeln, das mit optischen Methoden wie der Ramanspektroskopie und der holografischen Mikroskopie arbeitet. Hierdurch soll eine ständige Kontrolle erstmals ermöglicht werden.

Plastikteilchen an sich gelten als ungefährlich und dürfen laut Gesetz auch in Kosmetika enthalten sein, wirken im Wasser aber wie Sammler für Schadstoffe. Diese können sowohl gefährliche und toxische organische Schadstoffe wie PCB, Dioxine und Insektizide als auch Schwermetalle (z.B. Arsen und Blei) sein. Mikroplastikpartikel und ihnen anhaftende Verunreinigungen sind mittlerweile in der Umwelt allgegenwärtig. Sie werden weltweit im Meerwasser genauso gefunden wie in Flüssen und Seen.

Auch im Trinkwasser und in trinkwasserbasierten Produkten wie Bier und Limonaden finden sich in zunehmend besorgniserregendem Maße Mikroplastikteilchen. Mikroplastik fasst dabei als Oberbegriff die Partikel unterschiedlichster Formen, Größen und Materialien zusammen. Dies macht Mikroplastik im Gegensatz zu natürlich auftretenden Sedimenten zu einer Herausforderung für etablierte Nachweis- und Reinigungsverfahren.

Die derzeitigen Verfahren zum Nachweis und zur Identifikation von Mikroplastik erlauben bisher nur Stichproben und sind zur ständigen Kontrolle des Wassers auf Mikroplastik eher ungeeignet. Die dem Mikroplastik anhaftenden ökotoxischen Spurenstoffe können aufgrund ihrer geringen Konzentrationen nur durch aufwändige chemische Laboruntersuchungen nachgewiesen werden.

Die Verbundpartner von OPTIMUS entwickeln ein Gerät, das eine ständige Kontrolle von Trinkwasserströmen auf Plastikmikropartikel ermöglicht. Die einzelnen Partner entwickeln Teile des Geräts, für die sie exzellentes spezielles Know-How haben. So muss die für die fortschrittliche Ramanspektroskopie benötigte Laserquelle entwickelt werden. Sie stellt technisch in ihren Leistungsdaten eine innovative und anspruchsvolle Erweiterung dar. Der Dauereinsatz des Geräts und die automatische Echtzeitanalyse der Mikroplastikteilchen sind wichtige Kriterien für das Gesamtsystem.

Das OPTIMUS-Projekt wurde am 1. März 2016 in den Räumen des Uni-Hauptgebäudes im Senatssaal des Welfenschloss gemeinsam mit allen beteiligten Partnern und dem Projektträger gestartet. Der Förderungszeitraum beträgt drei Jahre und wird mit insgesamt 1,26 Millionen Euro im Rahmen der Bekanntmachung „Vor-Ort-Analytik mit photonischen Verfahren für den Einsatz in den Lebenswissenschaften“ im Programm „Photonik Forschung Deutschland“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Zuständiger Projektträger im Auftrag des BMBF ist die VDI Technologiezentrum GmbH. Das Konsortium setzt sich aus einem Institut und einem Forschungszentrum der Leibniz Universität Hannover, drei assoziierten Partnern und vier privaten Firmen zusammen.

Das Konsortium

Universitäts-Institute und -Zentren
– Das Institut für Quantenoptik der Leibniz Universität Hannover deckt die Forschung an der für den Demonstrator notwendigen Laserquelle, einem nichtkollinear optisch-parametrischen Oszillator (NOPO), ab. Dieses Teilprojekt legt somit die experimentellen Grundlagen für den Nachweis von Mikroplastik mittels stimulierter Ramanspektroskopie, einer analytunabhängigen, hochsensitiven aber für die Anwendung noch nicht etablierten Methode.
– Das Hannoversche Zentrum für Optische Technologien der Leibniz Universität Hannover untersucht die Grundlagen für den Nachweis der Mikroplastiken mittels konfokaler und resonanter Ramanspektroskopie basierend auf einem optofluidischen System und erstellt eine Datenbank für die Online-Identifizierung der Mikroplastiken in der Anwendung.

Firmenpartner

– Die VENTEON Laser Technologies GmbH, Hannover, erforscht das neuartige NOPO-System mit dem Ziel, sehr hohe Ausgangsleistungen zu erzeugen und einen stabilen Langzeitbetrieb zu gewährleisten.
– Die TEM Messtechnik GmbH, Hannover, wird eine Methode erforschen, den NOPO elektronisch zu steuern und Möglichkeiten erproben, wie das komplexe Lasersystem für einfach bedienbar wird.
– Die Firma -4H- JENA engineering beschäftigt sich innerhalb des Projekts mit dem Thema Mikrofluidik, Antifouling und Separierung von Teilchen im Geräteflusssystem. -4H- JENA wird auch den ersten Modellaufbau (den Demonstrator) zusammenstellen.
– Die Firma bbe Moldaenke, Kiel übernimmt die Automatisierung der Objekterkennung durch Volumen-Mikroskopie und computergestützte Erkennung der mikroskopischen Bilder („digitale holografische Mikroskopie“). Die Projektkoordination des Verbundprojekts OPTIMUS liegt bei bbe Moldaenke.

OPTIMUS wird von drei assoziierten Firmen und Institutionen projektbegleitend unterstützt, die bei der Anwendung des zu entwickelnden Gerätes ihre praktischen Erfahrungen beitragen und Tests am und mit dem Demonstrator durchführen werden.

– INNOWATECH GmbH, Empfingen
– Brauhaus Ernst August GmbH & Co. KG, Hannover
– Institut für Hygiene und Umwelt, Hamburg

Weitere Informationen:
http://www.photonikforschung.de
Das Portal des BMBF für Photonik-Forschung in Deutschland

Anhang
https://idw-online.de/de/attachment50151
Projektsteckbrief als PDF mit Kurzbeschreibung, allen beteiligten Unternehmen und Instituten sowie Ansprechpartner

Quelle: idw

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Wer mit wem und wo am Ostseeboden? Biologen des IOW präsentieren Resultat einer umfassenden Inventur

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

Im ICES Journal of Marine Science veröffentlichte kürzlich ein Team um die Wissenschaftler Mayya Gogina und Michael Zettler aus dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung erstmalig einen Überblick über die Verbreitung der Gemeinschaften des so genannten Makrozoobenthos in der gesamten Ostsee. Anhand der Häufigkeit der Arten an über 7.000 Stationen identifizierten sie 10 Haupt-Gemeinschaften. Besonders häufig ist eine Gemeinschaft aus Monoporeia affinis (am Boden lebender Flohkrebs), Marenzelleria spp. (im Boden lebender Wurm) und Macoma balthica (Baltische Plattmuschel). Sie dominieren den Ostseeboden nördlich des Bornholm-Beckens – ein Areal, das circa 60 % des Gesamtgebietes ausmacht.

In Sauerstoffmangel-Gebieten, wie den tiefen Becken der zentralen Ostsee, waren erwartungsgemäß kaum benthische Gemeinschaften vorhanden. Wesentlich vielfältiger sieht das Bild mit steigendem Salzgehalt in der westlichen Ostsee aus. Die taxonomische Vielfalt steigt an und die Gemeinschaften grenzten sich kleinräumiger ab. Für die Gesamtanalyse wurden mehr als 1.000 taxonomische Einheiten einbezogen.

Ergänzend zu diesen Studien ermittelten Mayya Gogina und das Team, wie sich das Bild ändert, wenn man anstatt der Häufigkeit einzelner Arten ihren Anteil an der Gesamt-Biomasse einer Station berücksichtigt. Das Ergebnis ist etwas differenzierter: anstatt 10 finden sich anhand dieser Betrachtung 17 Hauptgemeinschaften in der Ostsee. Die nach dieser Charakterisierung ermittelte häufigste Gemeinschaft am Ostseeboden sieht etwas anders aus: neben Macoma balthica und Monoporeia affinis umfasst sie auch eine weitere Flohkrebs- sowie eine Priapswurm-Art und die Ostsee-Riesenassel (Saduria entomon). Mit einer Körpergröße von bis zu 9 cm wirkt sie sich neben den benachbarten kleineren Arten natürlich auf die Biomasse einer Probe aus, auch wenn von ihr nur wenige Individuen auftreten.

Das hier im Zentrum stehende Makrozoobenthos umfasst alle am Boden von Gewässern lebenden Tiere die größer als 1 Millimeter sind. Sie übernehmen für das Gesamtsystem wichtige Aufgaben: einige von ihnen durchwühlen den Meeresboden und vergraben dabei Ablagerungen. Sie können auf diese Art und Weise dem System Schadstoffe entziehen. Andere, die so genannten Filtrierer, entnehmen dem Wasser Schwebstoffe und sorgen so für mehr Licht. Mit 2.035 Arten nimmt das Makrozoobenthos im Artenspektrum der Ostsee auch Zahlen-mäßig eine wichtige Rolle ein. Durch offshore-Bautätigkeiten sind die benthischen Gemeinschaften immer besonders betroffen, deshalb ist es wichtig, einen Überblick über ihre Verteilung und Funktion zu bekommen. Mayya Gogina beschreibt die Nutzer ihrer Arbeit: „Mit unserer Studie bieten wir grundlegende Informationen zur Verteilung der Makrofauna in der gesamten Ostsee als Management-Werkzeug für die marine Raumplanung oder die Fischerei an.“

Für die Studie wurden Daten der Jahre 2000 – 2013 aus allen Ostsee-Staaten zu-sammengestellt und standardisiert. Mithilfe statistischer Methoden und Vorhersage-Modelle wurden aus den Punktförmigen Datenquellen flächige Karten. Allerdings macht Mayya Gogina auf drei Schwachstellen aufmerksam: die Mehrzahl der verwendeten Daten (70 %) wurden im Frühling und Sommer genommen. Die Aussagen gelten folglich aufgrund einer schlechten Datenlage im Winter und Herbst hauptsächlich für diese Periode. Innere Küstenfjorde, Flussmündungen und Lagunenregionen wurden aus der Analyse ausgeschlossen, da diese Gebiete einen großen Anteil an Süßwasserorganismen enthalten und daher nicht repräsentativ für die gesamte Ostsee sind. Auch in den tiefen Becken der zentralen Ostsee ist die Datenlage ungünstig. Interpolationen in diesen Gebieten sind daher mit Vorsicht zu betrachten.
Die vorgestellten Gemeinschaftskarten präsentieren jedoch erstmalig eine allge-meine Übersicht. Weitere Untersuchungen werden die Unsicherheiten beseitigen müssen.
Die hier beschriebenen Ergebnisse wurden veröffentlicht unter: Gogina, M., Nygård, H., Blomqvist, M., Daunys, D., Josefson, A.B., Kotta, J., Maximov, A., Warzocha, J., Yermakov, V., Gräwe, U., Zettler, M. L. 2016: The Baltic Sea scale inventory of benthic faunal communities. ICES Journal of Marine Science 73: 1196-1213. doi:10.1093/icesjms/fsv265
Der ICES Science Fund und das BMBF-Projekt „SECOS – The Service of Sediments in German Coastal Seas“ unterstützten die Arbeiten maßgeblich.

Expertenkontakt:
Dr. Mayya Gogina, Tel.: 0381 5197 393 | mayya.gogina@io-warnemuende.de
Dr. Michael L. Zettler, Tel.: 03815197236 | michael.zettler@io-warnemuende.de

Kontakt IOW-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit:
Dr. Kristin Beck | Tel.: 0381 – 5197 135 | kristin.beck@io-warnemuende.de
Dr. Barbara Hentzsch | Tel.: 0381 – 5197 102 | barbara.hentzsch@io-warnemuende.de

Karten auf Anfrage

Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 88 Forschungsinstitu-te und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwis-senschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insge-samt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 18.100 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 9.200 WissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,64 Mrd. Euro. (www.leibniz-gemeinschaft.de)

Quelle: idw

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Bakterien im Darm als Spiegel der Gesundheit

Jacqueline Hirscher Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, ein Leibniz-Institut

Unsere Darmflora ist der Spiegel unserer Gesundheit. Ändert sich die Zusammensetzung der Darmflora, können Entzündungen des Darms die Folge sein, aber auch Rheuma oder Krebs. Wissenschaftler des Leibniz Instituts Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, der Charité und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig haben eine Methode zur einfachen und schnellen Bestimmung der Zusammensetzung der Darmflora aus Stuhlproben entwickelt. Mit der neuen Methode kann jetzt der Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Krankheit genau untersucht werden. Es wird möglich, diese Krankheiten frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.

In unserem Darm leben Billionen von Bakterien – 10mal mehr, als unser Körper Zellen hat. Mehr als 100 verschiedene Bakterienarten bilden diese Darmflora. Die Darmflora hilft uns, unsere Nahrung zu verdauen. Aber sie beeinflusst auch unser Immunsystem. Die Zusammensetzung unserer Darmflora hängt wesentlich von unserem Lebensstil ab, z.B. davon, was wir essen. Auch Krankheiten können unsere Darmflora verändern. Und eine veränderte Darmflora kann uns krank machen, insbesondere chronische Entzündungen des Darms verursachen, aber auch Rheuma und andere chronisch-entzündliche Erkrankungen. Bisher wissen wir nur wenig darüber, denn die Untersuchung der Darmflora ist schwierig. Ein Team aus Wissenschaftlern rund um Dr. Hyun-Dong Chang vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin, einem Institut der Leibniz Gemeinschaft, hat nun gemeinsam mit Wissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Helmholtz-Instituts für Umweltforschung in Leipzig eine neue Methode entwickelt, die „Mikrobiota-Zytometrie“, mit der die Bakterien der Darmflora einzeln und ultraschnell optisch vermessen werden können. Mit der „Mikrobiota-Zytometrie“ kann die Zusammensetzung der Darmflora aus Stuhlproben genau bestimmt und einzelne Arten können gezielt isoliert werden. Die neue Methode ist ein Durchbruch bei der Erforschung der Frage, wie die Darmflora unsere Gesundheit bestimmt. Es wird möglich, Krankheiten, die durch Bakterien der Darmflora verursacht werden, früh zu erkennen und gezielt zu behandeln. Bakterien, die vor Krankheiten schützen, können mit der Methode identifiziert, isoliert, und zur Behandlung eingesetzt werden. Erste Ergebnisse mit der neuen Methode der „Mikrobiota-Zytometrie“ stellten die Wissenschaftler jetzt im European Journal of Immunology vor (1). Sie untersuchten die Veränderungen der Darmflora bei einer chronischen Darmentzündung. Dabei verschwinden viele Arten von Bakterien, andere breiten sich aus. Die Forscher konnten einige Arten identifizieren, die möglicherweise die Darmentzündung verursacht hatten. Sie werden jetzt genauer untersucht.

Veröffentlichung:
(1) Zimmermann J*, Hübschmann T*, Schattenberg F, Schumann J, Durek P, Riedel R, Friedrich M, Glauben R, Siegmund B, Radbruch A, Müller S**, Chang HD**. High-resolution microbiota flow cytometry reveals dynamic colitis-associated changes in fecal bacterial composition. Eur J Immunol. 2016 May;46(5):1300-3. doi: 10.1002/eji.201646297 */** equal contribution

Kontakt
Prof. Dr. Andreas Radbruch
Wissenschaftlicher Direktor
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, ein Leibniz Institut
Charitéplatz 1
10117 Berlin
Tel: 030 28460 601
raulfs@drfz.de

Quelle: idw

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Mehr Wildkatzen als gedacht – Studie zeigt Verbreitung von Wildkatzen in Deutschland

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

Senckenberg-Wissenschaftler zeigen in einer groß angelegten Studie, dass Wildkatzen in Deutschland weiter verbreitet sind als bisher vermutet. Das Forscherteam wertete über 6000 DNA-Proben der scheuen Wildtiere aus und zeigt in einer kürzlich im Fachjournal „Conservation Genetics“ erschienenen Studie, dass die Katzen in weiten Teilen der waldreichen Mittelgebirgsregion Deutschlands nahezu flächendeckend vorkommen. Eine genetische Vermischung mit Hauskatzen konnte nur bei knapp vier Prozent der untersuchten Tiere festgestellt werden. Die Ergebnisse helfen bei der Planung weiterer Schutzmaßnahmen für die scheuen Wildkatzen.

Eine Wildkatze zu beobachten ist angesichts deren scheuen Lebensweise kaum jemandem vergönnt – und dann gilt es auch noch die Tiere von getigerten Hauskatzen zu unterscheiden. „Die tatsächlichen Wildkatzenbestände in Wäldern zu erfassen ist demnach nicht einfach“, erklärt Katharina Steyer, Doktorandin am Senckenberg Forschungsinstitut und der Goethe-Universität Frankfurt. Solch eine umfassende, bundesweite Bestandsaufnahme hat sich das Wissenschaftler-Team rund um die Biologin aber in ihrer Studie zum Ziel gesetzt. „Wir haben über 6000 Proben genetisch untersucht, um herauszufinden in welchen Wäldern Deutschlands tatsächlich Wildkatzen leben“, erläutert Steyer.

Das überraschende Ergebnis: Wildkatzen sind häufiger und vor allem flächendeckender verbreitet, als noch vor wenigen Jahren angenommen wurde. Insgesamt 2220 Individuen von Felis silvestris konnten aus den DNA-Proben bestimmt werden; lediglich 86 Individuen wurden als Hybridformen zwischen Wild- und Hauskatze identifiziert.
„44 Prozent der von uns bestimmten Wildkatzen-Proben wurden außerhalb des vor Beginn der genetischen Analysen bekannten Verbreitungsgebiets gesammelt“, ergänzt Steyer. In einer Studie aus dem Jahr 2009 war man noch von einer eher zerfaserten Verbreitung der scheuen Wildtiere ausgegangen. „Diese Verbreitungskarte konnten wir nun ergänzen“, sagt Steyer und fährt fort: „Unsere Analysen deuten darauf hin, dass im zentralen Verbreitungsgebiet, das sich von Nordbayern bis nach Südniedersachsen und von Eifel, Hunsrück und Pfälzerwald im Westen bis zum Thüringer Wald im Osten erstreckt, kaum noch größere Waldgebiete von der Art unbesiedelt sind.“

Im Westerwald, Kellerwald und der Rhön – Gebiete von denen man noch vor 10 Jahren annahm, dass dort keine Wildkatzen dauerhaft leben – konnten klare Hinweise auf reproduzierende Populationen gefunden werden. Auch gänzlich neue Verbreitungsgebiete wie der Kottenforst bei Bonn oder der Arnsberger Wald wurden durch die zahlreichen Proben belegt.

„Ohne die Hilfe von mehr als 100 Projektpartnern und tausenden freiwilligen Helferinnen und Helfer würde es diese Studie nicht geben“, bedankt sich Steyer. Verschiedenste Institutionen wie Umweltbehörden, Forschungseinrichtungen und Naturschutzorganisationen, allen voran der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), haben die Proben gesammelt. Hierbei kamen in vielen Projekten freiwillige Helfer wie Bürgerwissenschaftler oder Schulen zum Einsatz. „Nur die Bereitschaft von Bürgern, sich im Rahmen derartiger Citizen Science-Projekte in Forschung und Naturschutz zu engagieren, machen solch umfassende Aussagen zum Status einer bedrohten, derart scheuen Art möglich“, ergänzt Dr. Carsten Nowak, Leiter des Fachgebiets Naturschutzgenetik am Senckenberg Forschungsinstitut.

Bei der Probennahme wurde überwiegend die „Lockstock-Methode“ eingesetzt – hierzu werden Stöcke mit Baldrian eingerieben und im Wald aufgestellt. Der Baldrian wirkt auf die Wildkatzen wie ein Sexualpheromon: Die Katzen werden angelockt, reiben sich an den Lockstöcken und lassen so an der angerauten Oberfläche Haare zurück, die für genetische Analysen genutzt werden können. „Unsere Proben stammen größtenteils von solchen Lockstöcken und wurden im Zeitraum 2007 bis 2013, vor allem in der Paarungszeit der Wildkatzen von Januar bis April gesammelt. Weitere Proben stammen von überfahrenen Tieren.“, fügt Steyer hinzu.

Die Untersuchungen des Erbgutes zeigen, dass sich Haus-und Wildkatzen – trotz ähnlicher Optik – nur sehr selten gemeinsam fortpflanzen: „Nur bei knapp vier Prozent aller untersuchten Wildkatzen fanden wir Spuren von Hauskatzen-DNA, die von Hybridisierungsereignissen stammt.“ Hybridisierung mit Hauskatzen kommt demnach nur sehr selten vor und bedroht die heimischen Wildkatzen-Bestände nicht.

Trotz des großen Verbreitungsgebietes: die Wildkatze bleibt in Deutschland mit 5.000 – 10.000 Tieren eine seltene Art. „Unsere Daten fließen immer zeitnah in die offiziellen Verbreitungskarten ein und helfen so, ein effektives Schutzmanagement für die Wildkatze zu etablieren“, resümiert Steyer. „Gute Nachrichten sind im Naturschutz ja eigentlich selten, daher sollten wir uns über die erstaunliche Wiederausbreitung dieser faszinierenden Art besonders freuen“.
Laut den Wissenschaftlern haben insbesondere der strenge bundesweite Schutz, ein Umdenken im Waldbau sowie die starken Sturmereignisse in den vergangenen Jahren, die deckungs- und nahrungsreiche Offenlandstrukturen in den ansonsten eher monotonen deutschen Wirtschaftswäldern geschaffen haben, für günstige Bedingungen gesorgt. Ob es sich jedoch in allen Regionen wirklich um eine Ausbreitung handelt, oder die Art mangels geeigneter genetischer Analyseverfahren in der Vergangenheit vielerorts schlichtweg übersehen wurde, bleibt zunächst noch offen. „Dies wollen wir mit unserem weltweit wohl einmaligen Datensatz zukünftig ergründen. Wir möchten zudem verstehen, wie sich Wildkatzen in unserer Kulturlandschaft fortbewegen und ausbreiten und welche Effekte Barrieren wie Straßen und großräumige Agrarflächen haben“, gibt Nowak einen Ausblick.

Kontakt
Dipl.-Biol. Katharina Steyer
Abteilung Ökologie und Evolution
Johann Wolfgang Goethe-Universität
Biologicum
Max-von-Laue-Straße 13,
60438 Frankfurt am Main,
Katharina.Steyer@gmx.de

Dr. Carsten Nowak
Fachgebiet Naturschutzgenetik
Senckenberg Standort Gelnhausen
Clamecystraße 12
63571 Gelnhausen
Tel.: 06051-61954-3138
cnowak@senckenberg.de

Judith Jördens
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
pressestelle@senckenberg.de

Publikation
Katharina Steyer, Robert H. S. Kraus, Thomas Mölich, Ole Anders, Berardino Cocchiararo, Christiane Frosch, Alexander Geib, Malte Götz, Mathias Herrmann, Karsten Hupe, Annette Kohnen, Matthias Krüger, Franz Müller, Jacques B. Pir, Tobias E. Reiners, Susan Roch, Ulrike Schade, Philipp Schiefenhövel, Mascha Siemund, Olaf Simon, Sandra Steeb, Sabrina Streif, Bruno Streit, Jürgen Thein, Annika Tiesmeyer, Manfred Trinzen, Burkhard Vogel, Carsten Nowak (2016): Large-scale genetic census of an elusive carnivore, the European wildcat (Felis s. silvestris). Conservation Genetics, pp 1-17, DOI: 10.1007/s10592-016-0853-2

Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können – dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Diese integrative „Geobiodiversitätsforschung“ sowie die Vermittlung von Forschung und Wissenschaft sind die Aufgaben Senckenbergs. Drei Naturmuseen in Frankfurt, Görlitz und Dresden zeigen die Vielfalt des Lebens und die Entwicklung der Erde über Jahrmillionen. Die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main wird von der Stadt Frankfurt am Main sowie vielen weiteren Partnern gefördert. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.

2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig, † 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel „die beste der möglichen Welten“ – einem Leibniz-Zitat – rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen. www.bestewelten.de

Quelle: idw

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Die Mikroben-Versteherin

Kristina Logemann Brand Management, Marketing & Communications
Jacobs University Bremen gGmbH

Es sind spannende Zeiten für Dr. Julia Busch. Ob an den Küsten der Nord- und Ostsee, ob an Weser, Elbe, Saale, Fulda oder Havel – überall haben Bürger am 21. Juni, der Sommersonnenwende, ein kleines Röhrchen mit Wasser gefüllt. Sie haben ihr Handy gezückt und Fotos von der Wasserfarbe gemact. Sie haben mit Thermometern die Wassertemperatur gemessen. All diese Proben, Aufnahmen und Daten werden in Bremen landen, bei der Meereswissenschaftlerin und ihren Kollegen, und sie werden Auskunft geben über den Zustand der deutschen Gewässer.

Dr. Julia Busch arbeitet für den „My Ocean Sampling Day“ (MyOSD), einem Gemeinschaftsprojekt der Jacobs University und des Max-Planck-Institutes für Marine Mikrobiologie in Bremen unter Leitung von Prof. Dr. Frank Oliver Glöckner. Erstmals in Deutschland sind Hobbywissenschaftler in einem großen Umfang an dem Sammeln von wissenschaftlichen Informationen zum maritimen Ökosystem beteiligt, seit 2014 findet der OSD jährlich statt. Das Ziel ist klar: „Wir wollen den Einfluss des Menschen auf die Flüsse und Küstengewässer dokumentieren“, sagt die 38-Jährige.

Dies geschieht mithilfe von Kleinstlebewesen, die einen äußerst zweifelhaften Ruf genießen: Mikroben. „Die meisten Menschen bringen sie mit Krankheiten, Seuchen und Verschmutzungen in Verbindung“, erzählt Dr. Julia Busch. Tatsächlich sind sie die „Guten“. Sie bauen totes biologisches Material ab und führen es dem Nährstoffkreislauf zu. Manche machen sich über Mikroplastik her, andere verspeisen Ölreste. Sie vertilgen Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff. Rund die Hälfte des Sauerstoffs, den der Mensch an Land einatmet, stammt von Mikroorganismen aus dem Meer.

Das Projekt „My Ocean Sampling Day“ ist Teil des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane, in dem es um die Ergründung der Gewässer, ihren Schutz und ihre nachhaltige Nutzung geht. Ausgerichtet wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD).

In ihrem Team an der Jacobs University und dem Max-Planck-Institut gilt die Bremerin als Mikroben-Versteherin. Schon in ihrer Doktorarbeit hat sie sich mit Kleinstlebewesen beschäftigt, allerdings nicht mit Bakterien, sondern mit gefährlichen Algenblüten in Aquakulturen in Spanien. Das Meer, seine Ruhe, Weite und Vielfalt faszinieren sie, seitdem sie als Jugendliche zum Tauchen kam – und sie kennt es gut. Studien- und Forschungsaufenthalte führten sie an die Küsten Australiens, Mexikos, Perus und Indonesiens.

Trotz ihrer gewaltigen Bedeutung für das Leben ist das Wissen über die Verbreitung und Funktion der Mikroben gering, gerade in deutschen Flüssen und Küstengewässern. Der MyOSD soll das ändern helfen. Wie wirken sich Städte oder Industrie auf die Artenvielfalt aus? Wie verändert sich die Gemeinschaft der Mikroben von der Quelle eines Flusses bis zur Mündung? Das sind einige der Fragestellungen, die die Forscher interessieren.

Dabei ist Julia Busch die Beteiligung der Bürger besonders wichtig. „Beim Kontakt zwischen Wissenschaftlern, Entscheidern und Bürgern hapert es noch“, findet sie. „Citizen Science“ heißt der Ansatz, der die Bürger stärker einbeziehen will, nicht nur als Lieferanten von Daten. So hat MyOSD eigens einen Fragebogen entwickelt für alle, die mitmachen. „Wir wollen wissen, woran die Leute gerne forschen würden.“

Rund 800 so genannte Sampling Kits für die Probenentnahme hat MyOSD bereits verteilt. Wer sich beeilt, kann noch kurzfristig Mikroorganismen einsammeln. In Forschungseinrichtungen entlang der Küste, von Wilhelmshaven über Bremen, Tönning, Kiel und Warnemünde bis hin nach Stralsund stehen Materialien für die Entnahme zur Abholung bereit oder werden bis zum Mittag des 15. Juni versendet (Liste der Einrichtungen unter: http://www.my-osd.org/mitmachen/hubs).

Auch wer dazu keine Gelegenheit hat, kann sich beteiligen – mithilfe zweier kostenloser Apps für Android-Smartphones und iPhones. Die OSD Citizen App dient unter anderem dazu, die Wassertemperatur zu erfassen, die mit einem normalen Haushaltsthermometer gemessen werden kann. Mit der EyeOnWater-Colour App können Fotos von der Wasseroberfläche gemacht und verschickt werden. Die Färbung des Wassers ist Indikator für Stoffeinträge, je grüner das Wasser, desto mehr Mikroalgen enthält es. „Möglichst viele Wasserbilder zu haben wäre toll“, sagt Dr. Julia Busch. „Sie würden uns helfen, das Puzzle, mit dem wir es zu tun haben, zu vervollständigen.“

Weiter Informationen unter:
http://www.my-osd.org/mitmachen/
http://www.my-osd.org
http://www.wissenschaftsjahr.de/2016-17/
http://www.jacobs-university.de
http://www.mpi-bremen.de/en/Microbial_Genomics_Group.html

Fragen beantwortet:
Dr. Julia Busch | MPI for Marine Microbiology – Postdoctoral Fellow Microbial Genomics and Bioinformatics Group
myosd-contact@microb3.eu | Tel.: +49 421 2028 – 982

Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.

Kontakt:
Kristina Logemann | Brand Management, Marketing & Communications
k.logemann@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200- 4454

Quelle: idw

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Uni forscht für gesündere Gewässer

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

Landwirtschaftsministerium fördert Projekt mit 650 000 Euro

Das Land Mecklenburg-Vorpommern fördert im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommern (EPLR MV 2014 – 2020) die Zusammenarbeit der operationellen Gruppe „DRAINFIT“ mit einem Gesamtvolumen von etwa 650 000 Euro.

Vor dem aktuellen Hintergrund der Belastung der Grundwasserkörper sowie der Fließ-, Stand- und Küstengewässer durch erhöhte Nährstoffeinträge (Nitrat, Phosphat) arbeiten die Partner aus Forschung (Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät sowie Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei), Praxis (Landwirtschaftsbetrieb Müller & Mundt GbR) und Unternehmensberatung (LMS Agrarberatung GmbH) gemeinsam an neuen und innovativen Strategien zur Minderung der Nährstoffeinträge für drainierte landwirtschaftlich genutzte Flächen. Hierbei sollen während der insgesamt vierjährigen Projektlaufzeit sowohl wasserseitige (Kombination von kontrollierter Drainung und reaktivem Graben) als auch acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen erprobt und ausgewertet werden. Die Uni hat dabei den Hut für den entscheidenden Versuch auf.

„Die Konzeption und Umsetzung eines reaktiven Grabens auf einer landwirtschaftlich genutzten, drainierten Fläche ist als neuartige und vielversprechende Maßnahme ein Schwerpunkt des Innovationsprojekts“, sagt Professor Bernd Lennartz. Durch sogenannte kontrollierte Drainung wird der Drainwasserabfluss reguliert, die Verweilzeit des Wassers im Boden und folglich der Abbau von Nährstoffen (Denitrifikation) erhöht. Dieser Denitrifikationsprozess wird durch Einleiten des Drainagewassers in den reaktiven Graben unterstützt. Durch mikrobielle Prozesse an organischem Füllmaterial (Holzhackschnitzel) erfolgt der Abbau von Nitrat und somit ein verminderter Nährstoffeintrag ins Oberflächenwasser.

Dazu Landwirtschaftsminister Till Backhaus: „Nährstoffausträge aus Agrarflächen spielen im landwirtschaftlich geprägten Mecklenburg-Vorpommern eine besondere Rolle“. Hier setze das Projekt „Drainfit“ an, in dem die Projektpartner in einem landwirtschaftlichen Unternehmen Strategien entwickeln, um die Austräge von dränierten Flächen zu reduzieren. „Ich erhoffe mir von diesem Projekt Ansätze, die dann auch in vielen anderen Landwirtschaftsbetrieben umgesetzt werden können“, sagt der Minister. „Auf diese Weise können wir flächendeckende Effekte erzielen und die Oberflächengewässer und das Grundwasser für nachfolgende Generationen schützen und verbessern“. Auch sei das Projekt Ausdruck für die enge Zusammenarbeit zwischen Land- und Wasserwirtschaft.“ Es zeigt, dass es möglich ist, Gewässer zu schützen und dabei den Anforderungen an eine nachhaltige wettbewerbsfähige Landwirtschaft gerecht zu werden“, so Backhaus.

Kontakt:
Prof. Dr. Bernd Lennartz
Universität Rostock
Agrar-und Umweltwissenschaftliche Fakultät
Telefon: ++49 (381) 498 3180
Fax: ++49 (381) 498 3122
e-mail: bernd.lennartz@uni-rostock

Quelle: idw

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Geflüchtete verbinden mit Deutschland Rechtsstaatlichkeit, Menschenwürde und Religionsfreiheit

Wolfgang Braun Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB)

Die meisten Geflüchteten verbinden mit Deutschland Rechtsstaatlichkeit, Achtung der Menschenwürde und Religionsfreiheit. Diese Werte werden von fast allen Befragten geteilt, zeigt eine Studie, die sich auf Interviews mit 123 Geflüchteten stützt. Erstellt wurde sie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Forschungszentrum Migration, Integration und Asyl des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am DIW Berlin. Mit der Durchführung der Befragung war das Sozialforschungsinstitut QMR betraut.

Die meisten Befragten – mit Ausnahme derjenigen aus den Balkanländern – berichteten von persönlichen Bedrohungen durch Krieg und Verfolgung, oft auch von traumatischen Erlebnissen auf der Flucht. Viele Befragte betonten, wie sehr sie Toleranz und Religionsfreiheit in Deutschland schätzen, dass Menschen verschiedener Religionen problemlos zusammenleben können und dass Religion eine Privatsache ist.

Obwohl die meisten männlichen Befragten die Gleichstellung von Mann und Frau als abstraktes Prinzip durchaus unterstützen, stieß in vielen Interviews das in Deutschland gelebte Frauenbild beispielsweise im Hinblick auf Bekleidung, das Auftreten von Frauen in der Öffentlichkeit oder die Arbeitsteilung im Haushalt auf Vorbehalte. Insgesamt sind traditionelle Familienwerte und eine eher paternalistische Grundhaltung, in der dem Mann die Rolle des Schutzes von Ehefrau und Schwestern zukommt, in den Interviews weit verbreitet. Aber fast alle Befragten – Männer wie Frauen – zeigen in den Interviews eine ausgeprägte Erwerbs- und Bildungsorientierung.

Die Bildungsbiografien der Befragten variieren stark in Abhängigkeit von der Situation in den Herkunftsländern. Große Herausforderungen für die Arbeitsmarktintegration sind der Studie zufolge der Erwerb der notwendigen Sprachkompetenz und die Vermittlung realistischer Erwartungen bei den Geflüchteten, insbesondere vor dem Hintergrund fehlender oder nicht vergleichbarer Bildungsabschlüsse. Hinzu komme die Überwindung institutioneller Hürden, die sich beispielsweise durch die Regelungen zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse oder die Vorrangprüfung bei der Arbeitsaufnahme von Asylbewerbern und Geduldeten ergeben.

Die Studie stützt sich auf eine Befragung von 123 Flüchtlingen aus 13 Herkunftsländern, die zwischen Mai 2013 und Dezember 2015 nach Deutschland eingereist sind. Befragt wurden Personen ab 18 Jahren. Die Befragung fand im Zeitraum vom Dezember 2015 bis März 2016 statt. Aufgrund der Fallzahlen können aus der Befragung allerdings keine verallgemeinerbaren Aussagen für alle in Deutschland lebenden Flüchtlinge abgeleitet werden. Erst eine derzeit laufende Befragung von mehr als 2000 Geflüchteten wird im statistischen Sinne repräsentative Ergebnisse liefern.

Weitere Informationen:
http://doku.iab.de/kurzber/2016/kb1516.pdf

Quelle: idw

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Gewichtsabnahme durch Aktivierung des braunen Fettgewebes möglich

Susann Huster Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

Forscher des IFB AdipositasErkrankungen der Universität Leipzig haben einen vielversprechenden Ansatz zur Gewichtsreduktion und Verbesserung der Insulinresistenz im braunen Fettgewebe gefunden. Sie testeten ein Substrat, das den genetischen Pfad zur Aktivierung im Fettgewebe erstmals auch im Menschen positiv beeinflusst. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt im renommierten Fachjournal „EMBO Molecular Medicine“ veröffentlicht.

Braunes Fettgewebe ist für die Wärmeentwicklung (Thermogenese) im Körper verantwortlich und verbraucht dazu große Mengen an Energie. Für Menschen mit Übergewicht und Adipositas ist die Erhöhung des Energieumsatzes ein wichtiges Ziel. Die Aktivierung des braunen Fettgewebes kann durch Kälteeinwirkung erreicht werden, aber auch durch medikamentöse Intervention, wie Forscher des IFB AdipositasErkrankungen von der Medizinischen Fakultät nun nachweisen konnten.

Lange Zeit ging man davon aus, dass braunes Fettgewebe nur in Kindern aktiv ist und
in Erwachsenen eine untergeordnete Rolle für die Energiebilanz spielt. In den vergangenen Jahren belegten verschiedene Forschungsstudien, dass braunes Fettgewebe auch im Erwachsenen aktivierbar ist. Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass weißes Fettgewebe, welches sonst nur als reiner Energiespeicher dient, teilweise in „beiges Fettgewebe“ umgewandelt werden kann.
Forscher der Arbeitsgruppe um Dr. Wiebke Fenske des IFB AdipositasErkrankungen identifizierten jetzt erstmalig im Menschen ein Enzym PDE10A (Phosphodiesterase 10A) im braunen Fettgewebe und in einem Teil des Großhirns, dem sogenannten Striatum. Die Aktivität des Striatums ist mit Übergewicht und Adipositas assoziiert. Die Forscher wendeten dabei unter anderem spezielle kombinierte Bildgebungstechniken (PET/MRT) an.

Die zielgerichtete Ausschaltung dieses Enzyms durch ein Substrat MP-10 führt zu einer deutlichen Gewichtsabnahme und Verbesserung der Insulinresistenz durch Aktivierung des braunen Fettgewebes. Den Effekt einer vermehrten Aktivierung des braunen Fettgewebes und einer Umwandlung von weißem in beiges Fettgewebe beobachten die Wissenschaftler in menschlichen Zelllinien.
Das Substrat MP-10 ist gut für den Menschen verträglich. Ein Vorteil des Substrats und des enzymatischen Angriffspunkts im Vergleich zu anderen Forschungsansätzen ist sein dualer Wirkansatz zur Gewichtsreduktion über einen zentralen Pfad im Gehirn und im Fettgewebe. Die Leipziger Forschergruppe um Wissenschaftlerin Fenske hofft, dadurch negative kardiologische Nebenwirkungen vermeiden und übergewichtigen Patienten eine sichere Gewichtsabnahme und eine Verbesserung des Diabetes ermöglichen zu können.

Das IFB AdipositasErkrankungen ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Zentrum, das Forschung und Behandlung zu Adipositas unter einem Dach vereint. In Leipzig steht Adipositas mit deren häufigen Begleiterkrankungen Typ-2-Diabetes, Atherosklerose, Fettgewebestörung und Fettleber im Mittelpunkt.
Originaltitel der Veröffentlichung im Fachjournal „EMBO Molecular Medicine“:
„A novel thermoregulatory role for PDE10A in mouse and human adipocytes“ doi: 10.15252/emmm.

Weitere Informationen:
Dr. Wiebke K. Fenske
IFB AdipositasErkrankungen
Telefon: +49 341 97-13306
E-Mail: wiebkekristin.fenske@medizin.uni-leipzig.de

Weitere Informationen:
http://www.ifb-adipositas.de
http://embomolmed.embopress.org/content/early/2016/05/31/emmm.201506085.long

Quelle: idw

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Glyphosat-Diskussion: Agrarwissenschaftler plädiert für gezielteren Einsatz statt Verbot

Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim

Forscher der Universität Hohenheim für beschränkten und maßvollen Glyphosat-Einsatz / Anwender sollte Sachkunde nachweisen / Fruchtfolge beugt Schäden vor

Es ist effizient, kostengünstig, relativ umweltverträglich und verursacht kaum Unkrautresistenzen – und doch ist kein Pflanzenschutzmittel derzeit in der EU so umstritten wie Glyphosat. Die Kehrseite der Medaille: Es schmälert die Artenvielfalt, Rückstände finden sich zunehmend in Gewässern, Futter- und Nahrungsmitteln – und es steht im Verdacht, zu den krebserregenden Stoffen zu gehören. Prof. Dr. Günter Neumann von der Universität Hohenheim sieht mehr Sachverstand bei der Anwendung des Herbizids für dringend geboten. Er setzt sich für einen gezielteren Einsatz des Mittels ein. Doch ein komplettes Verbot hält er für kontraproduktiv – die Vorteile beim Einsatz in bodenschonenden Anbauverfahren seien derzeit nicht mit anderen Methoden zu erreichen.

Weltweit werden immer mehr glyphosathaltige Herbizide gegen Unkräuter eingesetzt – mit der Folge, dass sich auch zunehmend Rückstände in Gewässern und in der Nahrungskette finden. „In den vergangenen Jahren mehren sich Zweifel an der generellen Unbedenklichkeit von Glyphosat und der Zusatzstoffe im Spritzmittel“, berichtet Prof. Dr. Neumann, Agrarwissenschaftler an der Universität Hohenheim.

Die Fronten sind verhärtet: Bis Ende des Monats muss die EU-Kommission eine Entscheidung fällen, ob sie die Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat verlängert. „Da gibt es Pro und Contra auch jenseits der Diskussion, ob diese Substanz als wahrscheinlich krebserregend einzustufen ist oder nicht“, meint der Agrarwissenschaftler, „auch wenn die öffentliche Diskussion derzeit hauptsächlich darauf fokussiert.“

Er plädiert dafür den Einsatz von Glyphosat auf ein unbedingt nötiges Maß zu reduzieren.

Pro und Contra Glyphosat
„Glyphosat ist ein wichtiges und wertvolles ackerbauliches Werkzeug und sollte auch als solches behandelt werden. Es wirkt hocheffizient gerade bei Problemunkräutern und tötet auch die Wurzeln ab. Die Substanz ist vergleichsweise umweltverträglich und kostengünstig. Und im Gegensatz zu vielen anderen Wirkstoffen sind für Glyphosat zumindest in Europa bisher kaum Unkraut-Resistenzen bekannt.“

Allerdings setze man in anderen Ländern wie den USA, Brasilien und Argentinien besonders stark auf Anbausysteme mit Glyphosat-toleranten Kulturpflanzen, gibt der Experte zu bedenken. „Und dort treten aufgrund des langjährigen, intensiven Einsatzes von Glyphosat inzwischen vermehrt resistente Unkräuter auf. Hier wird also einer der wesentlichsten Vorteile des Wirkstoffs wissentlich verspielt.“

Auch negative Einflüsse von Glyphosat auf den Artenreichtum unserer Kulturlandschaften seien unumstritten, stellt Prof. Dr. Neumann fest: „Als Totalherbizid wirkt es schließlich auf alle Pflanzenarten.“

Beschränkungen und maßvoller Einsatz mit Sachverstand
Gerade vor diesem Hintergrund sei ein kritischer, bewusster Umgang mit der Substanz notwendig, betont Prof. Dr. Neumann. „Dass sie immer wieder in Oberflächengewässern zu finden ist, hängt oft mit unsachgemäßer Anwendung zusammen – vor allem auch außerhalb der Landwirtschaft. Glyphosat sollte daher nur noch von Personen mit Sachkundenachweis angewandt werden.“

Im Heimgartenbereich oder in Parks sollte es ganz verboten werden, und auch den unkontrollierten Verkauf über das Internet sieht der Experte kritisch: „Glyphosat galt viel zu lange als relativ unproblematisches Allheilmittel, und das muss sich ändern.“

In Heimgärten sei die Anwendung in Problembereichen wie Pflaster-Ritzen wegen der Abschwemmungsgefahr sowieso bereits strengstens verboten. In Beeten sei meist nur aufwendige Einzelpflanzenbehandlung möglich um benachbarte Zierpflanzen nicht zu gefährden. „Und die langsam dahinwelkenden, absterbenden Unkräuter ergeben für sehr lange Zeit auch ein recht unschönes Bild.“

Insgesamt sei es daher ein richtiger Schritt, meint Prof. Dr. Neumann, dass in Deutschland die Aufwandmengen in der Praxis begrenzt sind und Glyphosat nur noch im Notfall zur Beschleunigung der Abreife angewandt werden darf. „Im Einzelfall mag es aber sicherlich noch Anpassungsbedarf geben um flexibler auf Problemsituationen reagieren zu können.“

Zusatzstoffe und mögliche Wechselwirkungen berücksichtigen
Prof. Dr. Neumann lenkt das Augenmerk auf einen weiteren wunden Punkt: Die sogenannten Formulierungshilfsstoffe. Das sind Chemikalien, die zum Beispiel die Aufnahme der Substanz in die Pflanzen vermitteln.

„Die Sicherheitsbewertung bezieht sich bislang in erster Linie auf die Reinsubstanz. Und das ist realitätsfern, da die Möglichkeit von Wechselwirkungen mit den Zusatzstoffen besteht“, erklärt er.

Totalverbot würde Bodenschutz erschweren
Ein komplettes Verbot von Glyphosat sieht Prof. Dr. Neumann dagegen eher kritisch. Glyphosat spielt eine wichtige Rolle beim Resistenzmanagement und für den Anbau in Mulch- oder Direktsaat. Bei diesen Methoden erfolgt die Saat ohne vorheriges Pflügen, Pflanzenreste der Zwischen- oder Vorfrucht bedecken nach der Neuaussaat die Bodenoberfläche. Auf diese Weise bleibt der Boden vor Erosion geschützt und der Landwirt spart Zeit und Energie.

In eigenen Untersuchungen der Arbeitsgruppe konnten bisher in diesen Anbausystemen auch in keinem Fall Glyphosat-Rückstände in den oberirdischen Pflanzenteilen nachgewiesen werden, die eventuell später zur Kontamination von Ernteprodukten führen könnten.

„Ganz ohne das Totalherbizid, das den Unkrautbewuchs reguliert, wären diese wertvollen bodenschonenden Verfahren derzeit noch schwer umsetzbar – und Alternativen stecken, nicht zuletzt wegen des großen Erfolgs von Glyphosat, häufig noch in der Testphase.“

Alternativen zu Glyphosat noch nicht ausgereift
Deren Entwicklung voranzutreiben sei aber auf jeden Fall wichtig, betont Prof. Dr. Neumann. „Doch mechanische Verfahren zur Unkrautbekämpfung, etwa mit Messerwalzen, oder Neuentwicklungen wie der ‚Elektroherb‘ zur Unkrautbekämpfung mit Strom müssen erst noch ihre Wirtschaftlichkeit unter Beweis stellen.“

Ein Glyphosatverbot könne daher vom Regen in die Traufe führen: „Das würde wohl zunächst eher die Verwendung anderer herbizider Wirkstoffe begünstigen, die oft deutlich weniger untersucht und gegebenenfalls sogar problematischer sind als Glyphosat.“

Rückstandsprobleme kann Verbot in EU nicht lösen
Prof. Dr. Neumann geht auch davon aus, dass ein Totalverbot von Glyphosat das Problem der Rückstände in der Nahrungskette nicht grundlegend verändern würde. „Für die Futter- und Nahrungsmittelindustrie wird in großem Maßstab Soja importiert, und das stammt überwiegend von Glyphosat-resistenten Sorten.“

„Da in den Ursprungsländern aber auch immer mehr Unkräuter resistent sind, müssen die Felder häufiger und auch später in der Kulturperiode mit dem Herbizid behandelt werden“, warnt der Forscher. „Das erhöht das Risiko von Rückständen in den Ernteprodukten erheblich.“

Vielseitige Fruchtfolge gegen Glyphosat-Schäden
Doch auch im heimischen Ackerbau können selbst bei bestimmungsmäßigem Glyphosat-Gebrauch unerwartete Probleme auftreten: Verschiedene Landwirte, die mit Direktsaat arbeiten, haben beobachtet, dass der Ertrag bei langjähriger Anwendung über zehn und mehr Jahre immer weiter zurückging.

„Zunächst wurden vor allem die Wurzeln der Kulturpflanzen geschädigt. Die Herbizid-Rückstände im Boden und in den Resten der behandelten Unkräuter wurden erheblich langsamer abgebaut, die Aktivität der Mikroorganismen in den betreffenden Böden stark vermindert“, fasst Prof. Dr. Neumann die Ergebnisse zusammen. Die Symptome traten besonders bei langjährig engen Weizen/Raps-Fruchtfolgen oder Weizen-Monokulturen auf.

Um das zu vermeiden empfiehlt der Agrarwissenschaftler vielseitige Fruchtfolgen und den Anbau von Zwischenfrüchten. „Damit konnten die betroffenen Landwirte solche Schadeffekte inzwischen weitgehend vermeiden. Offenbar bedingt die höhere biologische Vielfalt im Anbausystem auch eine größere Vielfalt an Mikroorganismen im Wurzelraum – und damit auch einen beschleunigten Abbau der Herbizid-Rückstände. Und gleichzeitig leistet man damit auch ein Beitrag zur Artenvielfalt.“

Mehr Informationen: Expertenliste Glyphosat
Die Universität Hohenheim hat zur Diskussion um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat eine Liste mit Experten zu diesem Thema herausgegeben – zu finden unter www.uni-hohenheim.de/expertenliste-glyphosat

Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Günter Neumann, Universität Hohenheim, Fachgebiet Ernährungsphysiologie der Kulturpflanzen
T 0711 459 24273, E guenter.neumann@uni-hohenheim.de

Text: Elsner

Quelle: idw

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Immer mehr Menschen arbeiten auch im Ruhestand

Sylvia Nagel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Altersfragen

Die neuesten Ergebnisse des Deutschen Alterssurveys (DEAS) wurden Anfang Juni 2016 von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer (Deutsches Zentrum für Altersfragen) vorgestellt. Im DEAS werden seit 1996 Menschen zu ihrer Lebenssituation in der zweiten Lebenshälfte befragt, er ist die wichtigste Langzeitstudie über das Altern in Deutschland.

Ältere Menschen sind immer länger erwerbstätig und arbeiten häufiger über den Rentenbeginn hinaus. Vor 20 Jahren waren 5 Prozent der Menschen im Ruhestand erwerbstätig, heute sind es 12 Prozent. Projektleiterin Dr. Katharina Mahne erläutert: „Dabei sind es selten nur materielle Gründe, die die Älteren dazu bewegen zu arbeiten. Gleichzeitig ist bedenklich, dass immer mehr Menschen kein direkter Übergang vom Erwerbsleben in die Rente gelingt, sondern sie vor dem Ruhestand eine Phase der Arbeitslosigkeit erleben.“

Das bisschen Haushalt… – Bei der Aufteilung der Hausarbeit hat sich wenig geändert
Obwohl die Erwerbsbeteiligung der Frauen steigt, hat sich wenig bei der Aufteilung der Hausarbeit getan. Für Frauen steigt somit auch die Mehrfachbelastung durch Erwerbsarbeit, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen und Hausarbeit. Frauen sind selbst dann, wenn beide Partner in Vollzeit erwerbstätig sind, in fast der Hälfte der Fälle für die Hausarbeit zuständig.

Es gibt viele Verbesserungen im Alter, aber auch problematische Entwicklungen
Ältere Menschen sind heute aktiver als vor 20 Jahren: Sie engagieren sich häufiger ehrenamtlich, sie treiben mehr Sport und sind mehrheitlich sozial gut eingebunden. Trotz wachsender Wohnentfernungen zwischen Eltern und erwachsenen Kindern zeichnen sich die Beziehungen durch häufigen Kontakt aus und werden als eng beschrieben. Zudem wird das soziale Netzwerk zunehmend um Freundinnen und Freunde erweitert, die ebenfalls Rat und Trost spenden können. Kein Wunder also, dass die Vorstellungen über das eigene Älterwerden positiver geworden sind und ältere Menschen sich nicht einsamer fühlen als jüngere.
Bedenklich dagegen ist, neben den weiterhin bestehen Unterschieden zwischen den Geschlechtern, der Einfluss der Bildungsniveaus: „Menschen mit niedriger Bildung sind weniger gesund, neigen eher zu Depressionen und sind materiell schlechter gestellt als Menschen mit hoher Bildung. Die Bildungsungleichheit zieht sich bis ins hohe Alter: seit 1996 gibt es eine starke Zunahme der Einkommensarmut bei Personen mit niedrigem Bildungsniveau“, sagt Prof. Dr. Clemens Tesch-Römer, Leiter des Deutschen Zentrums für Altersfragen.

Die zukünftigen Alten: mit neuen Stärken – vor neuen Herausforderungen
Für die jüngeren Altersgruppen gilt: Sie sind höher gebildet als die Vorgängergenerationen und ihre Bereitschaft zur beruflichen Mobilität ist hoch. Jedoch sind ihre Erwerbsverläufe vielfältiger und brüchiger im Vergleich zu denen der Älteren – auch aufgrund des veränderten Arbeitsmarktes. Dies wird sich auch auf ihre Rentenhöhe im Alter auswirken.
Auch nimmt in den jüngeren Altersgruppen der Anteil der Menschen ohne Partnerin oder Partner zu, Partnerschaften sind weniger stabil und es gibt mehr Kinderlose. Inwieweit Freundschaften im Alter den Bedarf an Rat, Trost und Unterstützung auffangen können, bleibt abzuwarten.

Der Bericht ‚Altern im Wandel – Zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey (DEAS)‘ wurde vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) erstellt.

Vollständiger Bericht, Tabellenband und Kurzfassung: www.dza.de/forschung/deas

Weitere Informationen:
http://www.dza.de/forschung/deas

Quelle: idw

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Ein grüner Alleskönner aus Orangenschalen und Kohlendioxid: Grundlage für neue Kunststoffe

Christian Wißler Mediendienst Forschung
Universität Bayreuth

Man nehme Orangenschalen, entziehe ihnen den Naturstoff Limonen, oxidiere ihn und verbinde ihn mit Kohlendioxid: Und schon hat man einen biobasierten Kunststoff, aus dem sich ohne hohe Kosten umweltfreundliche Funktionsmaterialien für verschiedenste industrielle Anwendungen herstellen lassen. ‚PLimC‘ ist der Name dieses grünen Alleskönners, der es erstmals ermöglicht, allein auf der Basis nachwachsender Rohstoffe ein breites Spektrum leistungsstarker Kunststoffe herzustellen. Dies hat jetzt ein Forschungsteam an der Universität Bayreuth herausgefunden, das seine Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin ‚Nature Communications‘ vorstellt.

PLimC ist ein Polycarbonat, das aus einer Synthese von Limonenoxid (Betonung: Limonénoxid) mit Kohlendioxid hervorgeht. So ist gewährleistet, dass es im Unterschied zu herkömmlichen Polycarbonaten nicht die gesundheitsschädliche Substanz Bisphenol A enthält. Zudem bringt der neue bio-basierte Kunststoff eine Reihe von Eigenschaften mit, die ihn für industrielle Anwendungen attraktiv machen: PLimC ist hart, äußerst hitzebeständig und durchsichtig und eignet sich deshalb besonders gut als Material für Beschichtungen. „Diese Erkenntnisse, die wir bereits im vorigen Jahr veröffentlicht haben, konnten wir jetzt mit unserer neuen Studie entscheidend erweitern“, erklärt Prof. Dr. Andreas Greiner, der Leiter des Bayreuther Forschungsteams. „Wir haben an einigen konkreten Beispielen gezeigt, dass sich PLimC hervorragend als Grundstoff eignet, aus dem sich vielseitige Kunststoffe mit sehr spezifischen Eigenschaften entwickeln lassen. PLimC besitzt nämlich eine Doppelbindung, die gezielt für weitere Synthesen genutzt werden kann.“

Ein Beispiel für solche neuen PLimC-basierten Kunststoffe sind antimikrobielle Polymere, die beispielsweise imstande sind, eine Anlagerung von E.Coli-Bakterien zu verhindern. Als Materialien für Behälter, die in der medizinischen Versorgung und Pflege zum Einsatz kommen, können sie das Infektionsrisiko nicht zuletzt in Krankenhäusern deutlich senken. Auch für die Herstellung von Kunststoff-Implantaten, von denen möglichst keine Entzündungsrisiken ausgehen sollen, können solche Polymere interessant sein. Ein anderes Beispiel sind meerwasserlösliche Polymere, die sich im salzigen Meerwasser in ökologisch unbedenkliche Bestandteile auflösen und anschließend zersetzen. Solche Kunststoffe könnten, wenn sie künftig für Flaschen, Tüten oder andere Behälter verwendet werden, der dramatisch ansteigenden Verschmutzung der Meere durch nicht-lösliche Plastik-Partikel entgegenwirken. PLimC ist ebenso ein Grundstoff für hydrophile Polymere. Diese wiederum haben den Vorteil, dass sie eine hohe Wechselwirkung mit Wasser aufweisen und dadurch vergleichsweise schnell von Mikroorganismen abgebaut werden können.

„Wenn wir gezielt neue Materialien auf der Grundlage von PLimC entwickeln wollen, sind der Phantasie fast keine Grenzen gesetzt“, erklärt Oliver Hauenstein M.Sc., der als Doktorand entscheidende Forschungsarbeiten zur Synthese und Anwendung dieses neuen Kunststoffs geleistet hat. „Die Herstellung von PLimC ist einfach zu handhaben und ausgesprochen umweltfreundlich. Die Schalenabfälle von Unternehmen, die Orangensäfte produzieren, können recycelt werden, und ebenso kann das Treibhausgas CO2 verwertet werden, bevor es in die Atmosphäre entweicht. Zudem sind die vielfältigen Kunststoffe, die auf Basis von PLimC ohne großen technischen oder finanziellen Aufwand synthetisiert werden können, ökologisch unbedenklich und recyclebar.“

Prof. Greiner fügt hinzu: „Die Kunststoff-Industrie steht ja häufig unter dem Verdacht, dass sie ihre technologischen Fortschritte nur mit ökologisch bedenklichen Materialien erzielen kann, was so natürlich nicht richtig ist. Unsere Forschungsergebnisse zeigen klar: Moderne Kunststoffe können umweltfreundlich sein und zugleich sehr hohen technologischen Anforderungen gerecht werden.“

Veröffentlichungen:
O. Hauenstein, S. Agarwal and A. Greiner, Bio-based polycarbonate as synthetic toolbox, Nature Communications 2016, DOI: 10.1038/ncomms11862
=> http://www.nature.com/ncomms/2016/160615/ncomms11862/full/ncomms11862.html

O. Hauenstein, M. Reiter, S. Agarwal, B. Rieger and A. Greiner, Bio-based polycarbonate from limonene oxide and CO2 with high molecular weight, excellent thermal resistance, hardness and transparency, Green Chem. 2016, 18, 760. DOI: 10.1039/c5gc01694k

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Greiner
Lehrstuhl Makromolekulare Chemie II
Universität Bayreuth
95447 Bayreuth
Telefon: +49 (0)921 55 3399
E-Mail: andreas.greiner@uni-bayreuth.de

Quelle: idw

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Was alles so drin ist im Muntermacher: Kaffee ist eine Herausforderung für die Risikobewertung

Dr. Suzan Fiack Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)

Gefahrenbasierte Einstufung von geringer Aussagekraft für Verbraucherinnen und Verbraucher

Nach der am 15. Juni 2016 veröffentlichten Gefahreneinstufung von Kaffee durch die bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angesiedelte Internationale Krebsagentur (IARC) weist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) darauf hin, dass die Gefahreneinschätzung von komplexen Gemischen, wie sie Lebensmittel darstellen, für Verbraucherinnen und Verbraucher nur von begrenzter Aussagekraft sind. „Jedes Lebensmittel kann regelmäßig, aber meist nur in Spuren Stoffe enthalten, die ein krebserregendes Potential haben. Daneben sind allerdings oft auch gesundheitsfördernde Stoffe wirksam“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. „Lebensmittel wie Kaffee oder Fleisch sind in der Regel viel zu komplexe Gemische, um allgemeine Aussagen über ihr krebserregendes Potential ableiten zu können, die für Verbraucher von praktischem Nutzen wären.“ Die IARC stuft in ihrer heute vorab veröffentlichten Studie Kaffee als „nicht klassifizierbar bezüglich seiner Kanzerogenität für Menschen“ (Gruppe 3) ein.

Kaffee enthält neben verschiedenen die Gesundheit fördernden Stoffen auch solche Inhaltsstoffe, die isoliert beim Menschen krebserregende Wirkungen haben können. Dazu zählen u. a. Furan, Acrylamid und Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Darüber hinaus kann Koffein gesundheitlich schädliche Wirkungen haben. Allerdings lässt sich bisher durch die Gesamtheit der verfügbaren Studien kein krebserregendes Potential durch Kaffee belegen. Wie auch bei anderen Lebensmitteln kann es zwei Ursachen für die unterschiedliche Wirkung der isolierten Inhaltsstoffe und des gesamten Lebensmittels geben. Zum einen ist es möglich, dass innerhalb des Lebensmittels einige Substanzen die potentiell schädlichen Wirkungen von anderen Substanzen mildern oder neutralisieren. Zum anderen ist es möglich, dass der Gehalt an unerwünschten Stoffen so niedrig ist, dass in verfügbaren Studien bei üblichem Konsum keine schädlichen Wirkungen zu beobachten sind.

Die IARC hat seit Beginn ihres Bestehens 989 Chemikalien, Substanzen, Lebensmittel oder Tätigkeiten auf ihr krebserregendes Potential untersucht (Stand laut IARC von Februar 2016). Darunter wurde bisher nur ein Stoff in die Gruppe 4 als „wahrscheinlich nicht kanzerogen bei Menschen“ eingestuft. Die Einstufungen der IARC werden unabhängig von Zulassungs- oder Genehmigungsverfahren durchgeführt. Im Unterschied zum BfR, das die möglichen gesundheitlichen Risiken bewertet, beurteilt die IARC ausschließlich das Gefahrenpotential eines Stoffes. Bei der Risikobewertung wird zusätzlich zum Gefahrenpotential auch die tatsächliche Aufnahmemenge (Exposition) berücksichtigt.

Die IARC veröffentlichte die Zusammenfassung ihrer Monographie zu Heißgetränken, Mate-Tee und Kaffee vorab. Darin stuft die IARC Kaffee als „nicht klassifizierbar bezüglich der Kanzerogenität beim Menschen“ (Gruppe 3) ein und ändert damit ihre Klassifizierung von Kaffee, den sie 1991 noch als „möglicherweise kanzerogen beim Menschen“ (Gruppe 2B) einstufte.

Unabhängig von der Einschätzung des krebserregenden Potentials bei Kaffee hat das BfR wiederholt auf das gesundheitliche Risiko durch Koffein hingewiesen. Koffein kann bei Erwachsenen zu Nervosität, Schlaflosigkeit, Herzrhythmusstörungen, erhöhtem Blutdruck und gastrointestinalen Störungen führen.

Für gesunde Erwachsene gilt die Aufnahme von bis zu 200 mg Koffein innerhalb kurzer Zeit als gesundheitlich unbedenklich. Dies entspricht etwa zwei Bechern Filterkaffee. Über den Tag verteilt können Erwachsene etwa das Doppelte trinken. Schwangere und Stillende sollten über den Tag verteilt nicht mehr als zwei Becher Kaffee trinken, Kinder sollten Kaffee meiden. Die Empfindlichkeit gegenüber Koffein kann individuell sehr verschieden sein. So führt bei manchen Personen schon eine Tasse Kaffee zu Schlafstörungen. Empfindliche Personen sollten auf den Konsum von Koffein, insbesondere in höheren Dosen, verzichten.

Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.

Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/de/mediathek.html
Ein Video zu gesundheitlichen Risiken durch Kaffee in der BfR-Mediathek

Quelle: idw

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Hochwasserschutz leicht gemacht

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle
Technische Universität Chemnitz

Wissenschaftler der TU Chemnitz haben ein temporäres Systems zum Schutz gegen Hochwasser entwickelt – Herzstück ist eine textile Membran, die das Wasser aufhält und die wirkenden Kräfte ableitet

Hochwasser kann innerhalb von Stunden aus Flüssen und Bächen reißende Wassermassen machen. Rettungskräfte sowie die Bewohner der betroffenen Städte und Dörfer haben oft nur wenig Zeit, auf die herannahende Bedrohung zu reagieren. Häufig reichen permanent angelegte Dammanlagen nicht aus. Wissenschaftler des Forschungsbereiches Leichtbau im Bauwesen der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der Technischen Universität Chemnitz haben gemeinsam mit Partnern ein temporäres System entwickelt, das schnell und mit geringem Personalbedarf installiert werden kann und sich durch geringe Anschaffungskosten, unkomplizierte Lagerung und eine hohe Lebensdauer auszeichnet. Dieses kann für die Dauer eines Hochwassers – in der Regel wenige Tage im Jahr – aufgebaut werden.

Basis des Systems ist eine Entwicklung der 3dtex GmbH aus Berlin. Das System besteht aus einem Fundament, aus Stützen und einer textilen Membran. Es kann am Ufer von stehenden oder fließenden Gewässern bodeneben installiert werden und lässt sich im Bedarfsfall mit wenig Aufwand zum Einsatz bringen. Das Fundament hat die Form einer Rinne und dient gleichzeitig für die Aufbewahrung des Systems. Die Stützen wirken während der Lagerung als Abdeckung dieser Rinne. Im Einsatzfall halten sie die textile Membran, die letztlich den Schutz gegen das Wasser bietet. Die Chemnitzer Wissenschaftler waren zuständig für Simulationen der Strömung und der Mechanik, für Tests im Strömungskanal, für die Entwicklung der Stützen und die Auslegung der Abspann- und Verankerungssysteme sowie für die Materialprüfung der Membran, der Stützen und der Abspannung. Das entstandene System genügt den Anforderungen, die der Bund der Ingenieure für Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft und Kulturbau (BWK) e. V. in seinem „Merkblatt – Mobile Hochwasserschutzsysteme“ festhält.

„Die Besonderheit bei diesem System liegt in der Ableitung der im Hochwasserfall wirkenden großen Lasten, die auf die Bauteile wirken“, sagt Dr. Sandra Gelbrich, Leiterin des Forschungsbereiches Leichtbau im Bauwesen, und erklärt: „Bei vielen bekannten temporären Stauwandsystemen resultieren aus dem Wasserdruck hohe Biegemomente, die insbesondere auf Stützen und Fundamente einwirken. Entsprechend groß ist der konstruktive und materielle Aufwand dieser Anlagen. Der konstruktive Vorteil des neuen Systems liegt in der Vermeidung dieser Biegemomente.“ Die Lösung der Chemnitzer Forscher ist eine flexible, wenig dehnbare Membran. Diese besteht aus PVC und ist mit Textilien verstärkt. Sie formt sich unter dem Wasserdruck definiert aus und reagiert ausschließlich mit Zugspannungen. Abgeleitet werden die Kräfte zum einen über die Membranverankerung in den Boden und zum anderen über die Membranrandverstärkungen in die Stützen.

Selbst wenn Treibgut gegen das System prallt, wirken nahezu ausschließlich Normalkräfte in den Stützen. „Diese können somit extrem schlank und leicht ausgeführt werden“, erklärt Gelbrich. Dies haben die Entwickler durch eine spezielle Geometrie der Membran und eine bestimmte Anordnung der Komponenten erreicht. Die Konstruktion lässt Stauhöhen bis 1,50 Meter zu. Treibgutanprall hält sie nachweislich bis 400 Kilogramm aus – getestet bei einem Aufprallwinkel von 90 Grad zur Fließrichtung und einer Geschwindigkeit von vier Metern pro Sekunde. „Die leichtbaugerechte Ausführung lässt den Aufbau selbst mehrerer hundert Meter Hochwasserschutz problemlos durch zwei Personen zu“, hebt Gelbrich hervor.

Das Projekt „Textiler Hochwasserschutz – Produktentwicklung eines effizient errichtbaren Hochwasserschutzsystems“ wurde von März 2013 bis September 2015 von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen gefördert. Das Volumen des Teilprojektes an der TU Chemnitz lag bei rund 175.000 Euro. Partner der Chemnitzer Forscher waren neben der 3dtex GmbH die Karsten Daedler e.K. und das Ingenieurbüro Schulze & Rank.

Weitere Informationen erteilt Dr. Sandra Gelbrich, Leiterin des Forschungsbereiches Leichtbau im Bauwesen, Telefon 0371 531-32192, E-Mail sandra.gelbrich@mb.tu-chemnitz.de.

Quelle: idw

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Sommerurlaub 2016: Auf Reisen ist Impfschutz ebenso wichtig wie Sonnenschutz

Rita Wilp externe Pressestelle
Deutsche Leberstiftung

Der Sommer-Urlaub 2016 steht bei vielen Menschen an. Die Vorfreude auf unbeschwerte Tage ist groß. Eine Reise ans Mittelmeer oder in die Tropen ist bereits gebucht oder ein Last Minute-Schnäppchen wird noch gesucht. Auf den Checklisten fürs Kofferpacken ist „Sonnenschutz“ ganz selbstverständlich aufgeführt: Sonnenbrille, Sonnenhut und Sonnenschutzmittel – die Gefahren starker UV-Strahlung kennt heute jeder. Doch nicht nur die Sonne ist in vielen beliebten Reiseländern ein Gesundheitsrisiko: Die Deutsche Leberstiftung weist auf die Gefahr hin, sich im Urlaubsland mit einer gefährlichen Virushepatitis zu infizieren.

Urlaubsrisiko: Hepatitis A-Virus
In vielen beliebten Reisegebieten – wie beispielsweise in der Mittelmeer-Region und in den Tropen – sind Hepatitis A-Viren weit verbreitet. Deshalb zählt Hepatitis A zu den typischen „Reisekrankheiten“. Da das Virus sehr widerstandsfähig ist und auch ungünstige Umweltbedingungen wie hohe Temperaturen oder viele Desinfektionsmittel überlebt, ist die Ansteckungsgefahr groß. So kann es nach dem Verzehr von ungenügend gegartem Gemüse oder dem Trinken von belastetem oder verunreinigtem Trinkwasser (auch als Eiswürfel) zu einer Infektion mit dem Virus kommen. Sogar eine Schmierinfektion durch direkten Kontakt zwischen Menschen ist möglich. „Viele Urlauber glauben, wenn sie den ganzen Urlaub in einer separaten Hotelanlage verbringen, wären sie vor einer Ansteckung sicher. Doch das ist ein Irrglaube, auch hier können sie sich über kontaminierte Lebensmittel oder eine Schmierinfektion anstecken“, betont Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.

Eine Hepatitis A klingt zwar bei gesunden Menschen in der Regel nach einer Weile von selbst ab, doch bei älteren oder kranken Menschen kann eine Hepatitis A auch zu einem akuten Leberversagen führen. Eine wirkungsvolle Impfung schützt vor Hepatitis A. Selbst kurz vor Antritt der Reise ist es nicht zu spät für die Impfung.

Urlaubsrisiko: Hepatitis B-Virus
Ein weiteres Infektionsrisiko im Urlaub ist das Hepatitis B-Virus. Die Ansteckung erfolgt über Körpersekrete wie Blut, Sperma oder Speichel. Neben ungeschütztem Sex zählen Tätowierungen oder Piercings, die nicht steril durchgeführt werden, zu den häufigsten Übertragungswegen. Auch bei Kontakten mit der Gefahr kleinster Hautverletzungen wie beim Barbier, bei der Fußpflege oder bei unvorhergesehenen ärztlichen und zahnärztlichen Behandlungen besteht ein Infektionsrisiko, wenn unhygienische Bedingungen herrschen. Meist bemerken Infizierte nichts von ihrer Erkrankung. Kommt es jedoch zu einer chronischen Entzündung, besteht ein erhöhtes Risiko für bindegewebsartige Veränderungen der Leber (Fibrose) oder Zirrhose. Vor allem bei einer bestehenden Zirrhose ist das Risiko für einen Leberzellkrebs deutlich erhöht. Größtmöglichen Schutz vor einer Übertragung des Hepatitis B-Virus gewährleistet eine entsprechende Impfung.

Die Verwendung von Kombinations-Impfstoffen, die gegen Hepatitis A und B schützen, vermindert die Anzahl der notwendigen Injektionen. „Die Wichtigkeit von hohen Schutzfaktoren beim Sonnen in südlichen Ländern ist den meisten Menschen bekannt, ich hoffe, dass auch die Gefahren durch Hepatitis-Viren und die Schutzwirkung von Impfungen zukünftig ebenso ins öffentliche Bewusstsein gelangen“, sagt Prof. Manns.

Eine kombinierte Impfung gegen Hepatitis A und B schützt für mehrere Jahre gegen eine Neuinfektion. Die Impfung erfolgt in drei Etappen: Die erste und zweite Spritze werden in einem Abstand von einem Monat gegeben; die dritte Spritze erfolgt nach weiteren sechs Monaten. Bei gesunden Erwachsenen besteht die Möglichkeit, durch ein beschleunigtes Impfschema an den Tagen 0, 7 und 21 den Impfschutz schneller zu erreichen. Die Impfungen sind gut verträglich.

Eine Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis delta, da diese Erkrankung nur mit einer Hepatitis B gemeinsam vorkommen kann.

Urlaubsrisiko: Hepatitis C-Virus
Das Hepatitis C-Virus wird fast ausschließlich über Blut-Kontakte übertragen. Zu den Haupt-Infektionswegen zählen unsterile Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser. In einigen Regionen Asiens oder Afrikas tragen mehr als fünf Prozent der Bevölkerung das Hepatitis C-Virus in sich. Eine Impfung gibt es gegen Hepatitis C nicht. Es gibt heute sehr gut wirkende Therapien gegen eine Hepatitis C-Virusinfektion. Allerdings wird auch diese Erkrankung oft spät erkannt und kann unbehandelt in einer Leberzirrhose oder einem Leberzellkrebs münden.

„Auch wenn die Infektion mit einem Hepatitis-Virus in vielen Fällen schon gut behandelt werden kann – wenn sie denn entdeckt wird – ist natürlich die Vermeidung einer Infektion durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen immer noch der beste Schutz der Gesundheit“, ruft Prof. Manns zur Vorsorge, beispielsweise durch Impfungen auf.

10 Jahre Deutsche Leberstiftung
Die Deutsche Leberstiftung befasst sich mit der Leber, Lebererkrankungen und ihren Behandlungen. Sie hat das Ziel, die Patientenversorgung durch Forschungsförderung und eigene wissenschaftliche Projekte zu verbessern. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit steigert die Stiftung die öffentliche Wahrnehmung für Lebererkrankungen, damit diese früher erkannt und geheilt werden können. Die Deutsche Leberstiftung bietet außerdem Information und Beratung für Betroffene und Angehörige sowie für Ärzte und Apotheker in medizinischen Fragen. Diese Aufgaben erfüllt die Stiftung seit ihrer Gründung vor zehn Jahren sehr erfolgreich. Weitere Informationen: www.deutsche-leberstiftung.de.

BUCHTIPP: „Das Leber-Buch“ der Deutschen Leberstiftung informiert umfassend und allgemeinverständlich über die Leber, Lebererkrankungen, ihre Diagnosen und Therapien – jetzt in zweiter, aktualisierter Auflage! „Das Leber-Buch“ ist im Buchhandel erhältlich: ISBN 978-3-89993-642-1, € 16,95: www.deutsche-leberstiftung.de/Leber-Buch.

Kontakt:
Deutsche Leberstiftung
Bianka Wiebner
Carl-Neuberg-Straße 1
30625 Hannover
Tel 0511 – 532 6815
Fax 0511 – 532 6820
presse@deutsche-leberstiftung.de
www.deutsche-leberstiftung.de

Weitere Informationen:
http://www.deutsche-leberstiftung.de
presse@deutsche-leberstiftung.de

Quelle: idw

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Nach den Unwettern kommen die Mücken – Mückenatlas bittet um Zusendungen

Dipl.-Biologin Elke Reinking Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit

Die aktuelle Wetterlage mit starken Niederschlägen und sommerlichen Temperaturen bietet ideale Fortpflanzungsmöglichkeiten für Stechmücken. Potenzielle Brutplätze bilden sich auf Wiesen, in Parks und Wäldern und im Siedlungsbereich, z.B. in Regentonnen. In kürzester Zeit sind bis zu 300 Eier pro Mückenweibchen abgelegt, und die Brut benötigt bei den vorliegenden klimatischen Bedingungen nur ca. 2 Wochen bis zum Schlupf der neuen Generation. Nach den größtenteils niederschlagsarmen Jahren 2014 und 2015 mit eher geringen Populationsdichten der Stechmücken könnte die aktuelle Situation ein Startschuss für ein hohes Aufkommen in der Mückensaison 2016 sein.

Wann, wo und mit welchen Arten die Mücken in Deutschland vorkommen, kartiert mit Hilfe interessierter Bürger der Mückenatlas – ein Projekt, welches vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und vom Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), etabliert wurde.

Die Wissenschaftler konnten zuletzt mit Hilfe der Mückenatlas-Einsendungen Ansiedlungen der Asiatischen Buschmücke (Aedes japonicus) in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen nachweisen. Die als potenzieller Überträger von Krankheitserregern ungleich gefährlicher einzuschätzende Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) wurde hingegen in Baden-Württemberg und Thüringen gefunden.

„Durch die in Europa in den letzten Jahren zunehmenden Ausbrüche von Stechmücken übertragenen Krankheiten, wie Dengue-, Westnil- oder Chikungunya-Fieber, sowie den jüngsten Zika-Virus-Ausbruch in Südamerika wurde die aktuelle Bedeutung von Stechmücken als Krankheitsüberträger unter Beweis gestellt. Zur Risikoabschätzung benötigen wir dringend Daten zur Verbreitung der in Deutschland vorkommenden invasiven und einheimischen Arten.“ sagt Dr. Doreen Walther vom ZALF und bittet um Mithilfe bei dem Projekt Mückenatlas.

Da es in Deutschland bisher kein Überwachungs- oder Meldesystem über das Vorkommen medizinisch relevanter Stechmückenarten gab, wurden vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zwei Verbundprojekte zur deutschlandweiten Überwachung und Erforschung von Stechmücken ins Leben gerufen, in die der Mückenatlas integriert ist.
Näheres zum Mückenatlas und zur Möglichkeit der Einsendung von Stechmücken finden sich unter www.mueckenatlas.de.

Kontakt:
Dr. Doreen Walther
Institut für Landnutzungssysteme
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.
Telefon 033432 82-363
doreen.walther@zalf.de

Weitere Informationen:
http://www.mueckenatlas.de

Quelle: idw

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„Umweltschutz ist eine Aufgabe, die uns unser Leben lang begleitet“

Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Berlin. „Umweltschutz ist ein bedeutender zivilisatorischer Lernprozess, mühsam und langwierig. Diesen Lernprozess müssen wir mit Kreativität und Leidenschaft vorantreiben, bisweilen auch gegen kurzfristige Interessen – über alle Generationen hinweg, weil Jung und Alt gleichermaßen Ressourcen verbrauchen. Umweltschutz ist also eine Aufgabe, die uns unser Leben lang begleitet.“ – Mit diesen Worten eröffnete heute Bundespräsident Joachim Gauck mit der DBU-Kuratoriumsvorsitzenden Rita Schwarzelühr-Sutter im Park von Schloss Bellevue in Berlin die fünfte „Woche der Umwelt“ des Bundespräsidenten und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Speziell begrüßte Gauck, dass bei dieser „Woche der Umwelt“ junge Menschen besonders engagiert seien. Gauck: „Viele der Jüngeren wollen dazu beitragen, den Zerstörungen, die wir unserem Planeten schon zugefügt haben, Einhalt zu gebieten. Wir brauchen viele, wir brauchen sehr viele, die mit Pioniergeist den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen weiter vorantreiben.“

Der Bundespräsident unterstrich, dass die Botschaft von Johannes Rau, Umweltfragen dürften nicht in den Hintergrund gedrängt werden, aktuell sei, auch wenn Rau das als Bundespräsident bereits bei der ersten „Woche der Umwelt“ vor 14 Jahren formuliert habe. Ob bei Produkt und Konsum, dem Abbau von Rohstoffen, der Energiever- und Abfallentsorgung, der Städte- und Verkehrsplanung und der Bildung – überall sei Umweltschutz gefragt. Zusammenhänge besser zu erkennen und dann vernetzend tätig zu werden, sei eine der großen Herausforderungen für den Umweltschutz. Schutz und Schonung natürlicher Lebensgrundlagen könne allerdings nur durch die Mobilisierung möglichst vieler Kräfte gelingen und bei der „Woche der Umwelt“ als Schaufenster umweltfreundlicher Initiativen und Technologien fänden sich dafür zahlreiche Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

Zusätzlicher Schwung werde gerade jetzt gebraucht, wo international ehrgeizige Ziele für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz festgelegt worden seien. Zwar sei die Staatengemeinschaft von vielen ihrer Ziele weit entfernt. Und auch national müsse man sich in Deutschland erheblich anstrengen, die internationalen Versprechen zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz einzulösen. Hoffnungsvoll stimmten aber Erfolge beim Klimaschutz. 2014 sei global das erste Jahr seit Jahrzehnten, in dem die Wirtschaft gewachsen, dennoch die Treibhausgasemissionen der Energiebranche gesunken seien. Und die klimaschädlichen Emissionen in Deutschland seien im vergangenen Vierteljahrhundert um 27 Prozent zurückgegangen.

Die Energiewende werde uns noch über Jahre fordern. Die Verluste in der Tier- und Pflanzenwelt seien mittlerweile so alarmierend, dass die Vereinten Nationen die gegenwärtige Dekade dem Schutz der biologischen Vielfalt gewidmet haben. Artensterben habe es zwar auch früher gegeben. Aber jetzt sei es vor allem der Mensch, der die Verluste verursache. Schon mehr als die Hälfte des tropischen Regenwaldes, wo die meisten Arten lebten, sei gerodet. Die Staatengemeinschaft zähle den Bestand von Tier- und Pflanzenarten inzwischen zu den sogenannten planetaren Leitplanken, ein Orientierungsrahmen, der helfen könne, die Stabilität der Erde zu bewahren, sofern bestimmte Grenzwerte zum Schutz von Boden, Wasser, Luft, Flora und Fauna beachtet werden. Gauck: „Was wir essen, wie wir uns kleiden, wie wir wohnen, wie wir wirtschaften und wie wir uns fortbewegen – all das spielt eine Rolle für den Zustand der Meere und Flüsse, der Wälder, Graslandschaften und Felder und der dort lebenden Tiere und Pflanzen – und damit für die Lebensqualität, die wir für uns und unsere Kinder erhalten wollen.“

DBU-Kuratoriumsvorsitzende Rita Schwarzelühr-Sutter lobte die Entschiedenheit des Bundespräsidenten, dem Anliegen des Umweltschutzes und damit einer der zentralen Grundlagen der gesellschaftlichen Vielfalt und zukünftigen Entwicklung mit der Veranstaltung Nachdruck zu verleihen. Umweltschutz brauche „möglichst viele Menschen, die sich in ganz unterschiedlichen Bereichen engagieren, die gesellschaftlich und unternehmerisch Verantwortung übernehmen, Menschen, die an morgen und auch an übermorgen denken“. Es liege „an uns, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass die Welt für kommende Generationen lebenswert bleibt“. Die Situation vieler Ökosysteme auf der Welt, der Klimawandel, der Artenverlust – all das verlange ein Umsteuern hin zu einer Wirtschafts- und Lebensweise, die die ökologischen Grenzen unserer Welt respektiere.

Mit der Verabschiedung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Herbst des Vorjahres sei die Grundlage gelegt worden für einen überzeugenden Strukturwandel, der den ökologischen Fußabdruck, den Ressourcen- und Energiebedarf und bestehende soziale Ungleichheiten weltweit deutlich verringere. Erstmalig würden das Bekämpfen von Armut und das Bewahren der natürlichen Lebensgrundlagen auf unserem Planeten systematisch verbunden. Schwarzelühr-Sutter: „Es geht darum, jetzt und heute die richtigen Entscheidungen zu treffen, jetzt und heute zügig und entschlossen zu handeln.“ Dazu müssten Wirtschaft und Gesellschaften schlüssige Antworten auf die globalen Megatrends finden wie die fortschreitende Urbanisierung, die steigende Nachfrage nach Rohstoffen und Energie, die Änderung der Konsum- und Lebensgewohnheiten, besonders in den bevölkerungsreichen Schwellenländern, den Klimawandel, die Digitalisierung, Migration und Flucht und den demografischen Wandel.

Nachhaltigkeit dürfe kein Wohlstandsthema allein für das gute Gewissen der Einkommens-Eliten sein. Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen strebten nach mehr sozialer Balance und mehr Gerechtigkeit – innerhalb der Gesellschaften, zwischen den Gesellschaften, zwischen den Generationen, national und international. Gesucht und notwendig seien neue und kreative Lösungen, soziale Innovationen und eine breite gesellschaftliche Diskussion über die besten Wege – offen und unter breiter Beteiligung aller, vor allem der Generation, die zukünftig Verantwortung in unserer Gesellschaft übernehmen werde. Schulen komme für die Umsetzung eine wichtige Funktion zu, denn sie könnten „junge Menschen dazu befähigen, Ideen für eine nachhaltige Entwicklung einzubringen und Umsetzungsstrategien innerhalb der eigenen Lebenswelt zu entwickeln und zu verwirklichen“. Es liege in unserer Verantwortung, die geeigneten Lernumgebungen zu schaffen und diese für alle gleichermaßen zugänglich zu machen. Schwarzelühr-Sutter: „Bildung ist also auch der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung.“

Knapp 200 Aussteller zeigen heute und morgen bei der „Woche der Umwelt“ von Bundespräsident Joachim Gauck und DBU, wie lösungsorientierte Innovationen entwickelt und Modellvorhaben praxisnah umgesetzt werden. Gesprächsforen widmen sich den Belastungsgrenzen des Planeten – Themen sind Ressourcen- und Bodenschutz, Energiewende, Digitalisierung, Urbanisierung, Mobilität und demografischer Wandel. Zum ersten Mal öffnet die große Umwelt-Schau am zweiten Veranstaltungstag, Mittwoch, ab 13 Uhr ihre Tore für alle Interessierten zu einem „Publikumsnachmittag“.

Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel36785_2362.html

Quelle: idw

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Zukunftsmarkt Wasser – Chancen für die deutsche Wasserwirtschaft

Melanie Neugart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung

Um die weltweite Wasserversorgung zu sichern, muss zeitnah in großem Umfang in neue Trinkwasser- bzw. Abwasseranlagen sowie in den Bau sanitärer Einrichtungen investiert werden. Doch nicht nur die Länder des globalen Südens stehen vor erheblichen Herausforderungen im Wassersektor, auch die meisten Industrieländer kämpfen mit veralteten Infrastrukturen. Angesichts des globalen Investitionsbedarfes ist mit einem rasant wachsenden Markt für Wasser- und Abwassertechnologien zu rechnen, der auch der deutschen Industrie Absatzchancen bietet. Die AutorInnen von „Wasser 2050 – Mehr Nachhaltigkeit für Systemlösungen“ zeigen Wege in den Zukunftsmarkt auf.

Deutsche Anbieter von Wassertechnologien haben im Ländervergleich langfristig große Chancen auf dem Weltmarkt, wenn sie auf integrierte Systemlösungen setzen. Zu dieser Einschätzung kommen die AutorInnen des Buches „Wasser 2050″, die die Position deutscher Unternehmen im Zukunftsmarkt Wasser untersucht haben – ausgehend von den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung. Danach soll der Anteil der Weltbevölkerung mit Zugang zu nachhaltigen Wasser- und Sanitärystemen langfristig deutlich erhöht werden. Technologien für die Abwasserwiederverwendung spielen dabei eine große Rolle.

Der Markt für nachhaltige Wasserbedarfslösungen zeichnet sich aber nicht nur in Schwellen- und Entwicklungsländern ab, sondern auch in Europa. Denn die zunehmende Verstädterung, der demographische Wandel, globale Klimaveränderungen und steigende Energiepreise erfordern hier Anpassungen an die veralteten und kaum flexiblen Wasserinfrastrukturen, wenn die Wasserqualität gehalten werden soll. Es wird deshalb darauf ankommen, auf den konkreten Bedarf abgestimmte Systemlösungen im Wassersektor zu entwickeln.

Integrierte Wassersystemlösungen – Nachhaltig für Infrastrukturen und Umwelt
Das Konzept der integrierten Systemlösungen geht weit über die herkömmliche Kombination einzelner Komponenten hinaus: Mit dem Ziel einer ressourcenschonenden Bereitstellung von Wasser werden sie flexibel an die jeweiligen Nutzungsbedürfnisse, soziale Situationen und ökonomische wie ökologische Bedingungen angepasst. So wird zum Beispiel nicht für alle Zwecke Trinkwasser verwendet, sondern für unterschiedliche Bedarfe werden verschiedene Qualitäten aufbereiteten Wassers zur Verfügung gestellt. Beispiel Hotelanlagen: Hier lässt sich etwa das „Grauwasser“ aus den Duschen für die Gartenbewässerung verwenden. Solarbetriebene Membranfilter können andernorts einwandfreies Frischwasser aus Abwasser herstellen, gleichzeitig können auf diese Weise landwirtschaftlich gut nutzbare Düngenährstoffe zurückgewonnen werden.

Raus aus der Nische: Systemisches Verständnis verbessert deutsche Exporterfolge
Die Marktszenarien im Buch „Wasser 2050″ zeigen, dass integrierte Systemlösungen nicht nur technisch ein beträchtliches Potenzial haben, die weltweiten Herausforderungen an Wasserbe-darf und Wasserqualität zu bewältigen. „Sie können die Position deutscher Unternehmen auf dem Weltmarkt stärken“, sagt Engelbert Schramm, Wasserforscher am ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung und Herausgeber des Buches. „Zwar gelten französische, britische und US-amerikanische Unternehmen im Wassersektor als Spitzenreiter, aber im Technologiebereich für Wassernutzungssuffizienz als wesentlichem Aspekt der Nachhaltigkeit als auch für Wasserverteilung und Kanalisation liegen große Exportpotenziale für deutsche Unternehmen.“

Das setze ein systemisches Verständnis dieser Technologie voraus, die zusammen gedacht werden müsse mit Innovations- und Managementstrategien. Auch gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen seien zu überdenken und anzupassen. „Für die deutsche Außenwirtschaft empfehlen sich Änderungen der vorhandenen GovernanceStrukturen“, sagt Wasserforscher Schramm. „Ähnlich wie in der Energiepolitik, in der die Grundlagen für eine Veränderung mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gelegt wurden, müssen auch für eine Was-serwende politische Regelungen für Orientierung und Planungssicherheit sorgen.“

Auch müssten die Investitionen in die Wasserinfrastruktur sowohl im Entwicklungszusammenhang als auch in den Industrienationen mit Maßnahmen des Capacity-Developments begleitet werden, folgern die AutorInnen von Wasser 2050. „Es erhöht die Exportchancen deutscher Wassertechnologien, wenn in den Zielländern das Verständnis und das Wissen von Bau, Betrieb und Wartung nachhaltiger Wasserbedarfslösungen sowohl beim Handwerk als auch in den politischen Institutionen verbessert wird“, sagt Schramm.

In dem Buch Wasser 2050 – Mehr Nachhaltigkeit durch Systemlösungen fassen die Autorinnen und Autoren zentrale Ergebnisse aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Verbundvorhaben Wasser 2050 unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung mit dem Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) zusammen. Zur Illustration dessen, was an nachhaltigen Lösungen im Wassersektor bereits möglich ist, stellen Fachleute aus der Wirtschaft und der Forschung einschlägige Beispiele aus anderen Forschungs- und Entwicklungs-Vorhaben (FuE-Vorhaben) des BMBF vor.

Thomas Kluge/Engelbert Schramm (Hrsg): Wasser 2050 – Chancen für die deutsche Wasserwirtschaft
oekom verlag 2016. ISBN 978-3-86581-218-6, ca. 320 S., gebunden.

Weitere Informationen:
http://www.isoe.de

Quelle: idw

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Wissenschaftler des Fraunhofer ISI präsentieren Forschungsergebnisse bei der „Woche der Umwelt“

Anne-Catherine Jung Pressestelle
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

Drei Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI beteiligten sich am 7. und 8. Juni 2016 an der „Woche der Umwelt“ in Berlin: Dr.-Ing. Thomas Hillenbrand wirkte bei einem Fachforum über Mikroschadstoffe in der Umwelt mit, Prof. Dr. Rainer Walz war bei einer Diskussionsrunde zu globalen Herausforderungen im Umweltbereich dabei. Prof. Dr.-Ing. Harald Bradke moderierte eine Diskussion darüber, wie sich unerwünschte Wirkungen höherer Energiepreise sozialpolitisch abfedern lassen und diskutierte auf der Hauptbühne in einer live vom Deutschlandfunk übertragenen Sendung zum Thema „Energiewende und Klimaschutz“.

Vom 7. bis zum 8. Juni 2016 fand die „Woche der Umwelt“ auf Einladung des Bundespräsidenten Joachim Gauck und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Park von Schloss Bellevue in Berlin statt. Kernstück war eine Ausstellung mit knapp 200 Projekten aus dem Umweltbereich. Parallel dazu fanden auf der Hauptbühne moderierte Diskussionsrunden statt, für die vertiefende Diskussion wurden 80 Fachforen zu aktuellen Nachhaltigkeitsthemen angeboten. Bei einigen davon stellten Wissenschaftler des Fraunhofer ISI aktuelle Forschungsergebnisse vor.

Im Forum „Mikroschadstoffe in unserer Umwelt – Was tun?“ informierte Dr.-Ing. Thomas Hillenbrand über strategische Maßnahmen, um den Eintrag von Mikroschadstoffen in Gewässer zu verringern. Solche Chemikalien, beispielsweise Rückstände von Arzneimitteln oder Biozide aus Baumaterialien, haben selbst in sehr niedrigen Konzentrationen nachteilige Wirkungen auf aquatische Ökosysteme. Hillenbrand zeigte auf, wie verschieden die Emissionsmuster und Eintragspfade in die Gewässer sind – mit der Konsequenz, dass es unterschiedlicher und angepasster Emissionsminderungsmaßnahmen bedarf, um zukünftig eine ausreichende Minderung der Einträge zu erreichen. Kriterien für die Ableitung solcher Maßnahmen sind die Umsetzung des Verursacherprinzips, eine hohe Effizienz und eine ausreichende Effektivität. Für die künftig zu erarbeitende „Strategie Mikroschadstoffe“ wird deshalb ein Mix unterschiedlicher Einzelmaßnahmen erforderlich sein.

Um „Megatrends im Umweltbereich – Perspektiven für die Technologieentwicklung“ ging es in dem Forum, an dem Prof. Dr. Rainer Walz teilnahm. Hier wurde diskutiert, wie die globalen Herausforderungen im Umweltbereich gemeistert werden können und welche Perspektiven sich daraus für Gesellschaft und Unternehmen ergeben. Walz stellte in seinem Beitrag besonders heraus, dass sich der Markt für Umwelttechnologien erheblich verändert: Umwelttechnologien sind zwar nach wie vor eine überproportionale Stärke Deutschlands bei Patentierung und Außenhandel, aber die jüngsten Analysen zeigen, dass der Vorsprung Deutschland schmilzt. Starkes Marktwachstum in Schwellen- und Entwicklungsländer geht mit dem Auftreten neuer Wettbewerber einher. Die Adaption der Technologien an die Anforderungen in den schnell wachsenden Märkten wird zur neuen Herausforderung. Statt einzeltechnologischer Lösungen gewinnen Systeminnovationen an Bedeutung, für deren Umsetzung es immer stärker auch organisatorischer Innovationen und neuer Geschäftsmodelle bedarf. Schließlich werden die anstehenden Transformationen hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft durch das Zusammenspiel von technologischen und sozialen Innovationen gekennzeichnet sein, was neue Akteurskons