Frankfurter Mediziner gewinnen neue Erkenntnisse zur Hepatitis B
Ricarda Wessinghage Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Frankfurt
Forscher des Frankfurter Universitätsklinikums haben herausgefunden, dass Vitamin-D-Mangel zur Ausbreitung des Hepatitis-B-Virus in der Leber beitragen könnte. Die im renommierten internationalen Fachmagazin Hepatology publizierten Studienergebnisse schaffen die Grundlage für ein neues und besseres Verständnis der Viruserkrankung.
Hepatitis B gehört zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation wurden bereits 2 Milliarden Menschen mit dem Virus infiziert und die Krankheit ist für fast 600.000 Todesfälle im Jahr verantwortlich. Ein Forscherteam des Universitätsklinikums Frankfurt hat jetzt in einer Studie gezeigt, dass ein enger Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und der Ausbreitung des Hepatitis-B-Virus in der Leber besteht. Eine niedrige Vitamin-D-Konzentration im Serum war in dieser Studie eine der stärksten Determinanten für eine immunologisch unzureichend kontrollierte Hepatitis B mit hoher Konzentration des Hepatitis-B-Virus im Blut. Diese Erkenntnis eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die medikamentöse Behandlung der Erkrankung. Am 22. Mai 2013 wurden die Forschungsergebnisse im renommierten internationalen Fachmagazin Hepatology der weltweiten Wissenschaftscommunity vorgestellt.
„Man wusste bereits, dass Vitamin D das Immunsystem unterstützt und es gibt Belege, dass es eine Rolle bei wichtigen Lebererkrankungen wie etwa der Hepatitis C spielt“, erklärt Forschungsgruppenleiter Dr. Christian Lange. „Die Verbindung von Vitamin -D-Mangel und chronischer Hepatitis B war dagegen bisher unbekannt.“ In einer Studie konnte das Forschungsteam von Januar 2009 bis Dezember 2012 insgesamt 203 Patienten mit chronischer Hepatitis B untersuchen, die zuvor noch keine Behandlung für ihre Infektion erhalten hatten. Bei diesen wurde im Rahmen der Studie die Vitamin-D-Serumkonzentration (25-Hydroxyvitamin D) gemessen. Ausgeschlossen wurden Patienten, die auch mit dem Hepatitis-C-Virus, HIV oder Hepatitis-D-Virus infiziert waren, die exzessiv Alkohol konsumierten oder an Leberkrebs bzw. anderen bösartigen Tumoren litten.
Resultate zeigen klaren Zusammenhang
Die Ergebnisse zeigen, dass 37 Prozent der Patienten mit chronischer Hepatitis B einen ausgeprägten Vitamin-D-Mangel aufwiesen (weniger als 10 ng/mL), 47 Prozent hatten einen mäßigen Vitamin-D-Mangel (zwischen 10-20 ng/mL) und nur bei 19 Prozent war der Vitamin-D-Level auf einem normalen Niveau (mehr als 20 ng/mL). Weitergehende Analysen belegen, dass eine hohe Konzentration von Hepatitis-B-Viren im Blut ein starker Indikator für einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel ist. Beispielsweise lag bei Patienten mit einer Hepatitis-B-DNA unter 2000 IU/mL die mittlere Vitamin-D-Serumkonzentration bei 17 ng/mL und bei Patienten mit einer Hepatitis-B-DNA von 2000 IU/mL und mehr (ein Schwellenwert, der eine Therapiebedürftigkeit anzeigt) bei 11 ng/mL.
Ergebnisse eröffnen neue Möglichkeiten
Ein kausaler Zusammenhang beider Parameter wurde durch gegenläufige Entwicklungen der jeweiligen Serumkonzentrationen im Jahresverlauf nahegelegt: Stieg die Vitamin-D-Serumkonzentration durch den Einfluss des Sonnenlichtes im Sommer und Herbst, sank die Konzentration an Hepatitis-B-Viren im Blut (und umgekehrt in Monaten mit niedriger Sonnenlichtexposition). „Unsere Resultate legen eine kausale Verbindung zwischen einem Vitamin-D-Mangel und einer hohen Konzentration von Hepatitis-B-Viren im Blut nahe“, erklärt Dr. Lange. Mit dieser Erkenntnis könnten sich neue Möglichkeiten für die Therapie der Viruserkrankung ergeben. „In weitergehenden Studien untersuchen wir derzeit, wie Vitamin D konkret zur Behandlung der chronischer Hepatitis B eingesetzt werden kann“, so Dr. Lange.
Publikation:
„Low Vitamin D Serum Concentration is Associated with High Levels of Hepatitis B Virus (HBV) Replication in Chronically Infected Patients.“ Harald Farnik, Jörg Bojunga, Annemarie Berger, Regina Allwinn, Oliver Waidmann, Bernd Kronenberger, Oliver T. Keppler, Stefan Zeuzem, Christoph Sarrazin and Christian M. Lange. Hepatology, published online 2013 May 22. doi: 10.1002/hep.26488.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Facebooks Empfehlungen könnten Millionen Euro wert sein
Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Studie belegt verkaufsfördernde Wirkung sozialer Empfehlungen im Onlinehandel und bestimmt den tatsächlichen Wert von Likes
Zeigen Onlinehändler bei ihren Produktbeschreibungen auch Kundenempfehlungen an, kann dies zu einer nennenswerten Umsatzsteigerung führen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der Technischen Universität (TU) Darmstadt. Sie haben in einem Experiment in Kooperation mit einem Online-Versandhandel getestet, ob Produktempfehlungen durch andere Kunden einen Einfluss auf das Kaufverhalten ausüben. Dazu wurden Anfang des Jahres 2013 erstmalige Besucher des Onlineshops www.spiele-offensive.de nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe wurde auf Produktseiten geleitet, die mit sozialen Empfehlungen wie dem Gefällt-mir-Daumen von Facebook oder der +1-Schaltfläche von Google+ ausgestattet waren. Die Kontrollgruppe konnte diese Kundenempfehlungen auf den Produktseiten nicht sehen. Der Shop verbuchte nach Ablauf der vierwöchigen Testphase in der Gruppe mit Empfehlungen ein Umsatzplus von knapp 13 Prozent gegenüber der Kontrollgruppe.
„Wir haben tatsächlich große Unterschiede im Kaufverhalten beobachtet“, erklärt Dr. Jörn Grahl, Wirtschaftsinformatiker an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Franz Rothlauf (ebenfalls JGU) und Univ.-Prof. Dr. Oliver Hinz von der TU Darmstadt hat Grahl herausgefunden, dass die Umsatzsteigerung hauptsächlich durch einen längeren Suchprozess auf den Seiten mit Empfehlungen zustande kommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Besucher des Onlineshops etwas kaufen, ist auf den Seiten mit Empfehlungen um 22 Prozent höher als auf den Vergleichsseiten ohne Empfehlungen. „Das bedeutet also, dass durch Kundenempfehlungen wie Likes mehr Neukunden gewonnen werden“, so Grahl. „Anscheinend wird den neuen Kunden durch das Anzeigen der Empfehlungen eine anfängliche Unsicherheit genommen.“
Tatsächlich kursieren im Internet vielfältige Gerüchte über den Wert von Likes. Die jetzt vorgelegte Studie „How do social recommendations influence shopping behavior? A field experiment“ greift diese Diskussion auf und zeigt, dass Likes im Onlinehandel eine Doppelrolle spielen: Likes messen die Qualität von Produkten, sodass gute Produkte mehr Likes erhalten als andere. Likes verursachen aber auch zusätzliche Käufe. Diese beiden Effekte sind nur schwer voneinander zu trennen. „Derzeit ist Big Data in aller Munde. Aber hier hilft Big Data nicht weiter“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Oliver Hinz von der TU Darmstadt. „Man benötigt ein experimentelles Vorgehen und nicht allein große Datenmengen. Durch unser Experiment konnten wir den tatsächlichen Wert eines Likes bestimmen. Und es zeigt sich, dass soziale Empfehlungen und Likes wertvolle immaterielle Vermögenswerte für Unternehmen darstellen.“
Ein Beispiel: Sieht die Besucherin eines Onlineshops während ihres Besuchs insgesamt 300 Likes, dann kauft sie der Studie zufolge für durchschnittlich 6 Cent mehr ein – eine Umsatzsteigerung, die allein durch das Anzeigen von Likes verursacht wird und hoch signifikant ist. „Das verleiht Likes einen eigenen Wert“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Franz Rothlauf. Der Wert eines einzelnen Likes bewegt sich zwar im niedrigen Cent-Bereich, die kleinen Beträge können sich bei einem Onlineshop aber schnell aufsummieren. Berücksichtigt man, dass das soziale Online-Netzwerk Facebook in nur wenigen Tagen über eine Milliarde Likes sammelt, dann haben soziale Empfehlungen und Likes letztlich einen bedeutenden makroökonomischen Wert.
Die Untersuchung wurde gemeinsam mit Happyshops durchgeführt, einem mittelständischen Onlineversandhandel, der zwanzig verschiedene Onlineshops betreibt. Untersuchungsgegenstand war www.spiele-offensive.de, ein Onlineshop für Brett- und Gesellschaftsspiele.
Veröffentlichung:
Jörn Grahl, Franz Rothlauf, Oliver Hinz
How do social recommendations influence shopping behavior? A field experiment.
http://www.emarkets.tu-darmstadt.de/forschung/working-paper-series/
Weitere Informationen:
Dr. Jörn Grahl
Univ.-Prof. Dr. Franz Rothlauf
ABWL und Wirtschaftsinformatik
Gutenberg School of Management and Economics
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
D 55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-27209
Fax +49 6131 39-22185
E-Mail: grahl@uni-mainz.de
http://wi.bwl.uni-mainz.de/grahl.html
Univ.-Prof. Dr. Oliver Hinz
Electronic Markets
Technische Universität Darmstadt
Hochschulstr. 1
D 64289 Darmstadt
Tel. +49 6151 16-75221
Fax +49 6151 16-72220
E-Mail: hinz@wi.tu-darmstadt.de
http://www.emarkets.tu-darmstadt.de/team/prof-dr-oliver-hinz/
Weitere Informationen:
http://www.uni-mainz.de/presse/56551.php
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Mittlerer Lebensstandard in Deutschland setzt zwei Einkommen voraus
Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen
Mit Begriffen wie „Ernährerlohn“ oder „Familienlohn“ verbindet sich die Vorstellung, dass ein Einkommen ausreicht, um Existenzsicherung und Wohlstand einer Familie zu gewährleisten. Dies trifft allerdings nicht mehr zu. In einer Studie belegen Sozialwissenschaftlerinnen der Universität Bremen, dass für einen mittleren Lebensstandard heute zwei Familieneinkommen erforderlich sind. Der männliche Alleinernährer der Familie ist eine „aussterbende“ Spezies.
In den durch Wirtschaftswachstum und Sozialstaatsausbau gekennzeichneten sechziger und siebziger Jahren der alten Bundesrepublik reichte der Verdienst des Mannes tatsächlich aus, um der Familie einen guten Lebensstandard zu sichern. Das galt nicht nur für die Einkommen von Beamten sondern auch für die Löhne von männlichen Facharbeitern in den industriellen Kernsektoren zu. Im wiedervereinigten Deutschland hat das damit verbundene, traditionelle Leitbild vom männlichen Familienernährer und der Hausfrauenehe jedoch an Bedeutung verloren: durch steigende Frauenerwerbstätigkeit und gewandelte Familienformen ebenso wie durch stagnierende Reallöhne und wachsende Einkommensungleichheiten. Neue Leitbilder und veränderte Regelungen in der Arbeitsmarkt- und Familienpolitik, die auf die Erwerbstätigkeit auch von Frauen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie setzen, scheinen diesem Wandel Rechnung zu tragen. Doch was bedeutet dies mit Blick auf Erwerbseinkommen und Wohlstandssicherung? Können auch die meist in Dienstleistungsbranchen beschäftigten Frauen einen Ernährerlohn erzielen?
Vor diesem Hintergrund hat ein Forscherteam der Universität Bremen, dem neben den Leiterinnen Dr. Irene Dingeldey und Professorin Karin Gottschall auch Ina Berninger, Andrea Schäfer und Tim Schröder angehörten, untersucht, inwieweit ein Lohn, der eine Familie ernährt, in West- wie Ostdeutschland noch Bestand hat. Mit Blick auf so genannte Normalarbeitnehmer, also berufsfachlich qualifizierte, Vollzeit beschäftigte Frauen und Männer in typischen Industrie- und Dienstleistungsbranchen wurde analysiert, inwieweit diese Gruppen als Teil der gesellschaftlichen Mitte noch ein Einkommen erzielen, das auch im Familienkontext einen Lebensstandard jenseits der Armutsgrenze garantiert.
Traditioneller Ernährerlohn reicht nicht mehr
Die Ergebnisse des von der Hans-Böckler Stiftung finanzierten Projektes, veröffentlicht in einem Schwerpunktheft der WSI-Mitteilungen (3/2013), zeigen, dass der traditionelle Ernährerlohn nur noch von knapp einem Viertel der männlichen und weiblichen Normalarbeitnehmer erreicht wird. Als Referenzpunkt wird das Lohnniveau berufsfachlich qualifizierter Vollzeiterwerbstätiger in der Metallindustrie genommen. Dieses Lohnniveau erreichen insbesondere westdeutsche Männer, westdeutsche Frauen und ostdeutsche (männliche und weibliche) Arbeitnehmer hingegen deutlich seltener. Analysen zur Tariflohnentwicklung nach Branchen offenbaren, dass sich die Unterschiede im Zeitverlauf durch relativ hohe Steigerungen bei den Einstiegsvergütungen in den Metallberufen und bei Bankkaufleuten und eher geringen Steigerungen bei Erziehungsberufen und in der Altenpflege noch verstärkt haben.
Hohes Armutsrisiko bei Frauen in Ost und West
Betrachtet man nicht nur die Lohneinkommen, sondern die Einkommen auf Haushaltsebene so wird deutlich, dass insbesondere weibliche Normalarbeitnehmer in Westdeutschland sowie ostdeutsche männliche und weibliche Normalarbeitnehmer zusätzlich auf staatliche Transferleistungen und auf Partnereinkommen angewiesen sind, um Armut im Haushaltskontext zu vermeiden. Einen mittleren Lebensstandard für eine mindestens dreiköpfige Familie kann schließlich nur noch ein Viertel der vergleichsweise gut verdienenden männlichen Normalarbeitnehmer in Westdeutschland allein mit einem Einkommen erreichen. Für weibliche Normalarbeitnehmer im Westen, aber auch für ostdeutsche Normalarbeitnehmer liegt der entsprechende Anteil z. T. unter 10 %. Faktisch ist damit die Zweiverdienerfamilie zur Voraussetzung für Wohlstandssicherung geworden. Umgekehrt sind insbesondere alleinerziehende Frauen selbst mit qualifizierter Vollzeiterwerbstätigkeit zu mehr als zwei Dritteln nicht in der Lage, den Bedarf ihres Haushalts allein durch ihr Erwerbseinkommen zu decken. Dies, so das Forscherteam, verweist nicht nur auf blinde Flecken im neuen Leitbild des individuellen Erwerbsbürgers, sondern auch auf konkreten Handlungsbedarf für die Tarifparteien und sozialpolitischen Akteure.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Institut Arbeit und Wirtschaft
PD Dr. Irene Dingeldey
E-Mail: dingeldey@iaw.uni-bremen.de
Zentrum für Sozialpolitik (ZeS)Kontakt
Prof. Dr. Karin Gottschall
E-Mail: k.gottschall@zes.uni-bremen.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
„Nicht von Pappe, oder etwa doch?“ – Die herkömmliche Holzpalette bekommt Konkurrenz
Nicola Socha Unternehmenskommunikation
Bayern Innovativ Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer mbH
„Green Logistics“: Umweltfreundliche Paletten aus Papier belastbar wie Holzpaletten
Erfolgs-Projekt „Orange“: Intelligente Gefahrgut-Überwachung des Netzwerkes Satellite Navigation Berchtesgadener Land
25 Aussteller bieten innovativen Querschnitt durch bayerische Unternehmens- und Forschungslandschaft
Die Paletten des Nürnberger Unternehmens Cone Pal GmbH bilden einen Meilenstein in der Verpackungsentwicklung und spielen künftig unter dem Aspekt der „green logistics“ eine wesentliche Rolle.
Zu 100 Prozent aus recycelbarem Papier hergestellt, ist die Cone Pal-Palette nicht nur umweltfreundlich, hygienisch und biologisch abbaubar sondern erzielt mit einem Eigengewicht von nur 3 Kilogramm – im Gegensatz zur herkömmlichen Holzpalette mit rund 24 Kilogramm – erhebliche Gewichts- und somit auch Kraftstoffersparnisse. Trotz des geringen Gewichts steht die innovative Papp-Palette, von denen jährlich mehr als eine halbe Million den Nürnberger Produktionsstandort verlassen und von Logistik-Großkunden wie etwa Schenker auch im Luftfrachtverkehr eingesetzt werden – ihrem herkömmlichen Holz-Pendant im Hinblick auf die Belastbarkeit in nichts nach. Konische Palettenfüße ermöglichen zudem ein platzsparendes Ineinanderstapeln bei Leertransporten und Lagerung.
Das Nürnberger Unternehmen Cone Pal GmbH ist eines von 25 bayerischen Unternehmen und Instituten, die auf dem Gemeinschaftsstand der Bayern Innovativ im Rahmen der transport logistic 2013 bayerische Logistik-Kompetenz präsentieren.
Erfolgs-Projekt „Orange“:
Intelligente Gefahrgutüberwachung
Wie Hightech-Kompetenz durch Kooperation entstehen kann, zeigt das Netzwerk für innovative Navigationslösungen „Satellite Navigation Berchtesgadener Land“: ein Zusammenschluss aus kleinen und mittelständischen Unternehmen und Wirtschaftseinrichtungen entwickelte das auf dem Gemeinschaftsstand vorgestellte Erfolgsprojekt „Orange“. Die OrangeBox, eine am Gefahrgut angebrachte Telematikeinheit erkennt Unfälle, löst automatisch Alarme aus und liefert Informationen über das Gefahrgut. Zusammen mit dem OrangeWeb bietet das System für Spediteure und Verlader intelligente Funktionen, mit denen sie den Transport von gefährlichen Gütern organisieren und überwachen können.
Die 25 Aussteller des Gemeinschaftsstandes der Bayern innovativ GmbH auf der transport logistic 2013 bilden einen Querschnitt innovativer Technologien und Konzepte des Logistik-Sektors in Bayern. Vertreten sind sowohl Logistik-Dienstleister, Soft- und Hardwareanbieter, Beratungsunternehmen, regionale Förderinitiativen und wissenschaftliche Institute.
Netzwerk Logistik der Bayern Innovativ:
1.400 Partner in 12 Ländern
Mitverantwortlich für die Konzeption des Gemeinschaftsstandes ist das Netzwerk Logistik der Bayern Innovativ GmbH. Mit Kontakten zu mehr als 1.400 Unternehmen und Forschungseinrichtungen in 12 europäischen Ländern und durch die Initiierung und Begleitung von Kooperations-Projekten sowie über Kongresse und Foren trägt das Netzwerk Logistik dazu bei, aktuelle Herausforderungen der Branche aufzuspüren und neue Potenziale zu erschließen. Das im Jahr 2000 von der Bayern Innovativ GmbH initiierte Netzwerk Logistik bietet thematisch fokussierte Innovationsplattformen, um Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammenzuführen.
Weitere Informationen:
http://www.bayern-innovativ.de/messe/tl2013
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Zwischen Ausgrenzung und Befreiung: Wie Arbeitslosigkeit unter die Haut geht
Eberhard Scholz Pressestelle
Universität Bremen
Bremer Sozialwissenschaftler Benedikt Rogge untersucht in seiner Dissertation Selbstbild und psychische Gesundheit von Arbeitslosen.
Arbeitslos zu sein ist für viele Menschen eine schwere psychische Last. Andere hingegen leiden kaum darunter oder sehen ihre Arbeitslosigkeit sogar als Gewinn. Basierend auf knapp 60 Interviews mit überwiegend aus Bremen stammenden Kurz- und Langzeitarbeitslosen beschreibt Benedikt Rogge von der Universität Bremen in seiner Studie „Wie uns Arbeitslosigkeit unter die Haut geht“ Selbstbild und Psyche von Arbeitslosen. Anders als die bisherige Forschung, die Arbeitslose meist einseitig als Ausgegrenzte, Opfer oder Kranke porträtiert, zeigt der Wissenschaftler von der Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS) die Vielfalt von individuellen Handlungs- und Deutungspraktiken und sozialen Kontexten auf.
Nach Rogges „Theorie biographischer Identitätsmodi“ können Menschen Arbeitslosigkeit auf verschiedene Weisen erfahren: als wiederkehrende Umstellung, als eine ersehnte Befreiung, als einen ungewissen Kampf, als einen dauerhaften Verfall oder als eine positive Transformation. Wie jemand seine Arbeitslosigkeit durchlebt, hängt unter anderem von den Bezugspersonen, der Lebensform, dem ökonomischen und kulturellen Kapital ab. Zu einem Wechsel des Selbstbildes kommt es, wenn sich die Statusperspektive einer Person verschiebt, etwa beim Übergang in „Hartz-IV“ oder bei der Rückkehr in die Erwerbsarbeit.
Mit der Theorie biografischer Identitätsmodi legt der Autor die komplexen Zusammenhänge zwischen Arbeitslosigkeit und Identitätsprozess sowie psychischer Gesundheit offen. Die soziologisch-psychologische Längsschnittstudie bringt neues Licht in die sozialen Kontexte und zeitlichen Dynamiken von Identität und Gesundheit.
Weitere Informationen:
Universität Bremen
Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS)
Dr. Benedikt Rogge
Tel.: 0421-21866399
http://ogs.bigsss-bremen.de/index.php?id=17&L=4
www.stabil.bigsss-bremen.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
La Réunion schafft ihre eigene Industrie für Biokraftstoffe aus Mikroalgen
Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland
Die französische Insel im Indischen Ozean La Réunion verfügt über außergewöhnliche Naturlandschaften und besonders günstige klimatische Bedingungen. Vor diesem Hintergrund hat es sich die Insel zum Ziel gemacht, ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen stark zu reduzieren und bis 2030 eine hundertprozentige Selbstversorgung zu erreichen.
Zwischen der Agentur Nexa, der Agentur für regionale Entwicklung, Investition und Innovation Bioalgostral (erste europäische Produktionsstätte für Kraftstoffe aus Algen) und dem französischen Marktführer für die Verwertung von Biomasse Sechilienne-SIDEC wurde eine Vereinbarung über die Entwicklung einer Industrie für Biokraftstoffe der dritten Generation unterzeichnet.
Durch diese Partnerschaft zielt das F&E-Projekt von Bioalgostral auf die Schaffung einer Biokraftstoffindustrie ab, die La Réunion zu 100% energieautark macht. Der Biokraftstoff wird hauptsächlich aus Mikroalgen gewonnen, die bei der Verwertung von lokalen Abfällen (Kläranlagen, Gülle, industrielles CO2, etc.) entstehen. Die auf diese Weise gewonnenen Mikroalgen werden anschließend extrahiert, um dann weiter zu Kraftstoff verarbeitet zu werden. Der Einsatz dieser innovativen Technologie wurde in Zusammenarbeit mit der deutschen Gesellschaft IGV GmbH (Institut für Getreideverarbeitung – Weltmarktführer bei der Kultivierung von Mikroalgen) entwickelt.
Darüber hinaus arbeitet die Gruppe Séchilienne-SIDEC derzeit an einem Vorhaben, bei dem eine Turbine mit Mikroalgen statt mit Heizöl angetrieben werden könnte. Dieses Projekt könnte bereits 2015 in La Réunion starten. Nach Meinung des französischen Spezialisten für die Verwertung von Biomasse, „ist dies ein weiterer Beweis für das Engagement bei der Entwicklung von Biokraftstoffen der zweiten und dritten Generation.“
Nach Angaben des Präsidenten von Bioalgostral, Laurent Blériot, bietet dieses Kooperationsprojekt Bioalgostral auch neue wirtschaftliche und industrielle Perspektiven und trägt somit zur Schaffung von Arbeitsplätzen auf La Réunion bei. Geplant sind 200 neue Arbeitsplätze bis 2020.
Quelle:
http://www.enerzine.com/6/15797+la-reunion-cree-sa-propre-filiere-de-biocarburan…
Redakteurin: Hélène Benveniste, helene.benveniste@diplomatie.gouv.fr
Weitere Informationen:
http://www.wissenschaft-frankreich.de/de/
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Kinder machen glücklich – meistens
Dr. Paul Stoop Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH
WZB-Studie: Einkommen und Erwerbsstatus beeinflussen Lebenszufriedenheit von Eltern
Kinder machen glücklich, heißt es oft. Doch nicht alle Eltern sind glücklicher als Kinderlose, wie WZB-Forscher Matthias Pollmann-Schult in einer neuen Studie deutlich macht. Er hat untersucht, wie die Lebenszufriedenheit von Eltern in Deutschland durch ihr Einkommen und ihren Erwerbsstatus geprägt wird. Leben Menschen in Armut oder sind von Armut bedroht, erhöhen auch Kinder die Lebenszufriedenheit nicht. Arbeiten Mütter in Vollzeit, sind sie nicht zufriedener als kinderlose vollzeitbeschäftigte Frauen.
Gut bis sehr gut verdienende Eltern sind dagegen glücklicher als Kinderlose. Die höchste Zufriedenheit zeigen Eltern mit mittlerem Einkommen. Der positive Effekt bei sehr gut verdienenden Paaren ist schwächer. „Da es sich hier oft um Doppelverdienerpaare handelt, haben diese nach der Geburt eines Kindes möglicherweise größere Probleme mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, erklärt Pollmann-Schult.
Bei Müttern hat auch der Erwerbsstatus Einfluss auf die Zufriedenheit. So stellte der Autor der Studie fest, dass nichterwerbstätige und teilzeitbeschäftigte Mütter glücklicher sind als kinderlose vollzeitbeschäftigte Frauen. Dagegen sind Mütter, die in Vollzeit arbeiten, nicht zufriedener mit ihrem Leben als kinderlose Frauen. Ein Grund: Frauen übernehmen trotz Berufstätigkeit weiterhin den größten Teil der Kinderbetreuung und der Hausarbeit. „Diese Mehrfachbelastung hat Einfluss auf den Grad der Zufriedenheit“, sagt der Soziologe.
Die Zufriedenheit von Eltern hängt auch vom Alter der Kinder ab. Frauen und Männer zeigen nur bis zum vierten Lebensjahr des jüngsten Kindes deutlich höhere Zufriedenheitswerte als Kinderlose. Diese Befunde bestätigen die Theorie, wonach einschneidende Lebensereignisse die Zufriedenheit nur zeitweise beeinflussen.
Ausgewertet wurden die Daten von knapp 4.900 Frauen und Männern zwischen 25 und 37 Jahren, die mit einem Partner und gegebenenfalls ihren Kindern in einem Haushalt leben. Sie stammen von der ersten Befragungswelle des neuen Beziehungs- und Familienpanels
(http://www.pairfam.de).
Die Ergebnisse der Studie sind unter dem Titel Elternschaft und Lebenszufriedenheit in Deutschland in der Zeitschrift „Comparative Population Studies/Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft“ online erschienen.
http://www.comparativepopulationstudies.de/index.php/CPoS/article/view/67/121
Weitere Informationen:
http://www.wzb.eu
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Zukunftsvorsorge – Was kostet uns der Klimawandel?
Petra Richter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Projektträger im DLR
„Ökonomie des Klimawandels“ – Pressefrühstück zur Statuskonferenz des BMBF-Förderschwerpunkts
Das vierte Pressefrühstück der Abteilung „Umwelt, Kultur, Nachhaltigkeit“ im PT-DLR widmet sich dem Thema „Ökonomie des Klimawandels“. Sehr gerne möchten wir Sie mit diesem Förderschwerpunkt bekannt machen, der unserer Meinung nach sowohl aus wissenschaftlicher, als auch aus politischer Sicht ein spannendes Thema ist. Aktueller Anlass ist die Statuskonferenz des Förderschwerpunkts am 18. und 19. Juni 2013 in Bonn.
Mit zunehmendem Klimawandel verstärkt sich auch die Diskussion über dessen wirtschaftliche Auswirkungen. Regierungen, Unternehmen und Bürger benötigen verlässliche Grundlagen, um Vorsorgemaßnahmen zu planen, zu ergreifen und zu finanzieren. Gefragt sind daher praktikable Ansätze, um Kosten, Risiken und Chancen von Klimaschutz und Anpassung verlässlich abzuschätzen.
Hierbei kommt insbesondere der klimaökonomischen Forschung eine große Bedeutung zu. Im Rahmen des Förderschwerpunkts „Ökonomie des Klimawandels“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) deshalb 27 Projekte, um entsprechende Kompetenzen der Wirtschaftswissenschaften auszubauen und fundiertes und handlungsorientiertes Wissen bereitzustellen.
Termin 18. Juni 2013
Ort „La Redoute“, Kurfürstenallee 1, 53177 Bonn-Bad Godesberg.
Zeit 11.00-12.30 Uhr
Über eine Rückmeldung bis zum 14.06.2013 per Email würden wir uns sehr freuen.
Kontakt:
Projektträger
im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Umwelt, Kultur, Nachhaltigkeit
Marina Rižovski-Jansen
Tel.: 0228 3821-1569, 0178-8128975
marina.rizovski-jansen@dlr.de
Dr. Horst Steg
Tel.: 0228 3821-1988
horst.steg@dlr.de
Der Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (PT-DLR) hat sich auf Dienstleistungen zur Förderung von Forschung, Innovation und Bildung spezialisiert und unterstützt Bundesministerien bei der Umsetzung von Forschungsförderprogrammen. Das Spektrum der Themen reicht von Umwelt, Kultur, Nachhaltigkeit über Gesundheit, Bildung, Schlüsseltechnologien bis hin zu Innovation und Forschungstransfer. Der Projektträger im DLR ist mit rund 900 Mitarbeitern, 10.200 Projekten und jährlich mehr als einer Milliarde betreuten Forschungsgeldern der größte Projektträger Deutschlands.
Weitere Informationen:
http://www.fona.de/de/9908
http://www.fona.de/kloek_2013/programm.php
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Berufsbegleitendes Fernstudium „Chemische Verfahrenstechnik“
Barbara Debold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Wilhelm Büchner Hochschule
Wilhelm Büchner Hochschule bietet neuen Bachelor-Studiengang
Pfungstadt bei Darmstadt, 25. Mai 2013 – Die chemische Verfahrenstechnik ist das Bindeglied zwischen Chemie und Ingenieurwissenschaften. Die Aufgabenfelder reichen von der Herstellung neuer Produkte auf Basis bestehender Rohstoffe über die Optimierung chemischer Prozesse bis hin zur Forschung und Entwicklung. Mit dem neuen interdisziplinären Bachelor-Studiengang „Chemische Verfahrenstechnik“ der Wilhelm Büchner Hochschule können sich Interessierte und ausgebildete Fachkräfte aus der chemischen Industrie berufsbegleitend akademisch qualifizieren. Der 7-semestrige Fernstudiengang beinhaltet ingenieurwissenschaftliche sowie mathematisch-naturwissenschaftliche Grundlagen, anwendungsorientiertes Wissen in den Bereichen Produktionsanlagen und Verfahrenstechnik sowie fachübergreifende BWL- und Management-Themen. Studienbeginn ist jederzeit möglich.
„Chemische Verfahrenstechniker haben zur Aufgabe, im Labor entwickelte chemische Prozesse auf eine technische Produktionsanlage zu übertragen, um sie für die industrielle Massenproduktion tauglich zu machen. Dies macht sie zu gefragten Fachkräften in allen Branchen, die sich mit Stoffumwandlungsprozessen beschäftigen – ob Baustoff-, Pharma-, Nahrungsmittel- oder chemische Industrie“, so Thomas Kirchenkamp, Kanzler der Wilhelm Büchner Hochschule. Um die Studieninhalte an aktuellen und künftigen Anforderungsprofilen des Marktes auszurichten, wurde der Studiengang zusammen mit der Cur-renta GmbH & Co. OHG, einem Joint Venture der Bayer AG und der LANXESS AG und Betreiber des Chemieparks CHEMPARK, entwickelt. Dies ermöglicht Absolventen ausgezeichnete Karriereaussichten. Da sie sich neben fachlichen Kenntnissen auch Führungs- und Managementkompetenzen aneignen, sind sie zudem in der Lage, Projektleitungs- und Führungsaufgaben zu übernehmen.
Studieninhalte: umfassende Grundlagen und individuelle Schwerpunkte
Mathematik, Physik, Chemie sowie Informatik und Ingenieurwissenschaften sind die Fachthemen des Grundstudiums. Darüber hinaus befassen sich die Studierenden im Modul Business Management und Führung mit betriebswirtschaftlichen Themen.
Im Kern- und Vertiefungsstudium werden diese Grundlagen mit Wissen rund um die Verfahrenstechnik verknüpft. So beispielsweise in der physikalischen und technischen Chemie, Apparate- und Anlagentechnik oder mechanischen Verfahrenstechnik. Durch den Wahlpflichtbereich geben die Studierenden dem Studium ihre individuelle Ausprägung. Denn sie entscheiden sich für zwei der folgenden acht Themen: Verfahren der Pharmazie, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, Grundlagen des Innovations- und Technologiemanagements, Logistik und Materialflussmanagement, Marketing und Technischer Vertrieb, Energiesysteme, Energie und Umwelt, Sicherheit in der Chemieproduktion.
Im Studienbereich Ingenieurpraxis lösen die Studierenden typische Aufgabenstellungen eines Chemischen Verfahrenstechnikers. Dies geschieht in einem Einführungsprojekt, einem ingenieurwissenschaftlichen Projekt, der berufspraktischen Phase sowie der abschließenden Bachelorarbeit. Die praxisnahen und zum Teil im Team zu lösenden Aufgaben fördern vernetztes Denken, Problemlösungskompetenz sowie Kommunikations- und Teamfähigkeit.
Labore: Theorie in Praxis übertragen
Die Studierenden nehmen an insgesamt fünf obligatorischen Laboren teil, um das theoretisch Gelernte in Praxissituationen zu übertragen. Zwei Labore finden am Standort der Wilhelm Büchner Hochschule in Pfungstadt statt, zwei beim Kooperationspartner Currenta am CHEMPARK-Standort Leverkusen. Hier lernen die Studierenden in Praktika thermische Verfahrenstechnik und instrumentelle Analytik kennen. Ein weiteres Labor besuchen die Studierenden an der Hochschule Bochum. Dort werden ebenfalls Labore aus dem Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Wilhelm Büchner Hochschule durchgeführt.
Flexible Studiengestaltung
Basis des Fernstudiengangs sind die umfangreichen schriftlichen Studienunterlagen. Ergänzt werden diese durch zusätzliches Material auf dem Online-Campus „StudyOnline“. Die interaktiven Angebote des Online-Campus ermöglichen eine individuelle und zeitnahe Studienbetreuung durch Tutoren sowie Kontakte zu einem aktiven Netzwerk aus Mitstudierenden und Dozenten. Präsenzphasen bieten Gelegenheit für persönliche Begegnungen. In einem Testmonat können Interessierte den Studiengang unverbindlich kennen lernen.
Weitere Informationen:
http://www.wb-fernstudium.de
Anhang
Chemische Verfahrenstechnik – Studieninhalte
http://idw-online.de/de/attachment27562
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Chemische Substanzen in Verpackungen, Nahrung und Kosmetika gefährden Hormonsystem und Stoffwechsel
Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Bochum – Mindestens 800 chemische Substanzen aus dem Alltag gehören zu den sogenannten Endokrinen Disruptoren. Sie greifen in das Hormonsystem ein und können schwere Stoffwechselstörungen verursachen. Meist befinden sich diese Stoffe in Kunststoffverpackungen, Kosmetika, Pestiziden, elektronischen Geräten oder auch in der Nahrung. Führende Wissenschaftler haben nun in einer an die Europäische Union gerichteten Deklaration strengere Regularien für die industrielle Verwendung dieser Chemikalien und mehr Forschung gefordert. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) begrüßt diesen Vorstoß und rät Verbrauchern zu einem zurückhaltenden und vorsichtigen Umgang mit diesen Substanzen.
Weltweit nehmen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Schilddrüsenerkrankungen zu, was nicht allein auf Lebensstil oder Genetik zurückgeführt werden kann. Chemische Substanzen im Alltag könnten mit eine Ursache sein. Etwa 800 von diesen bezeichnet man als Endokrine Disruptoren. „Sie beeinflussen das Gleichgewicht des Hormonsystems und den Stoffwechsel, die Fettspeicherung und die Entwicklung der Knochen und des Immunsystems“, erklärt Professor Dr. med. Dr. h.c. Helmut Schatz, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).
Aus ersten Forschungen wisse man bereits, dass Endokrine Disruptoren starke Auswirkungen haben können. Manche von ihnen wirken wie Hormone und binden im Körper an einen Hormonrezeptor. Andere blockieren einen Hormonrezeptor und verhindern so, dass körpereigene Hormone andocken und wirksam werden können. Wieder andere stören die Produktion oder die Umwandlung körpereigener Hormone, wobei entsprechend die Hormonspiegel im Blut steigen oder sinken. Auch bei der Entwicklung des kindlichen Nervensystems spielen sie vermutlich eine große Rolle, so der Hormonexperte aus Bochum. Sie können zu Genitalmissbildungen bei Jungen führen, die Samenbildung stören oder auch das Aufmerksamkeitsdefizit/ Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) bei Kindern fördern und bei endokrin-bezogenen Krebsformen von Prostata, Brust und Schilddrüse beteiligt sein.
Führende Wissenschaftler aus dem Bereich Public Health, des öffentlichen Gesundheitswesens, haben nun in einer Deklaration an die Europäische Union ihre Forderungen zum Umgang mit Endokrinen Disruptoren formuliert. In der Berlaymont Declaration vom 24. Mai 2013 bemängeln die 89 internationalen Forscher, dass für eine ganze Reihe solcher verdächtiger chemischer Substanzen keine Testmethoden zur Verfügung stünden. Außerdem würden bei den testbaren Substanzen die derzeit effektivsten Methoden nicht angewendet. Besonders besorgniserregend sei in den aktuellen Regularien die Einschätzung, dass niedrige Belastungsmengen mit diesen Stoffen ungefährlich seien. „Eine große Zahl der Endokrinen Disruptoren beginnt schon bei kleiner Dosis zu wirken“, erläutert Professor Schatz. Es bestehe nämlich keine Schwellenwert, unter der die Substanzen ungefährlich sind: Ihre schädigende Wirkung addiere sich über längere Zeiträume.
Der Vorstoß der Berlaymont Declaration ist aus Sicht der DGE ein Schritt in die richtige Richtung. Die Wissenschaftler betonen, dass schwerwiegende und irreversible Schäden durch Endokrine Disruptoren wahrscheinlich sind, auch wenn derzeit noch nicht genügend Daten vorliegen, um das Risiko genau zu beschreiben. Sie fordern daher umfassende Forschungsprogramme. Auf die zunehmende Bedeutung der Endokrinen Disruptoren hat die DGE schon seit mehreren Jahren immer wieder hingewiesen. Ob Bisphenol A, das beispielsweise für die Innenbeschichtung von Konservendosen verwendet wird, oder Phthalate, die als „Weichmacher“ in der Verpackungsindustrie breite Verwendung finden: Die DGE rät ausdrücklich dazu, im Umgang mit diesen Materialien zurückhaltend zu sein. „Abgesehen von den stetig wachsenden Plastik-Müllbergen, die unsere Umwelt belasten, sollte man versuchen so wenig wie möglich `Verpacktes´ zu kaufen“, rät Professor Schatz. Das heißt: So wenig Fertigkost wie möglich verzehren, auf in Plastik Verpacktes verzichten, statt Konserven besser frisches Gemüse vom Markt kaufen und Getränke aus Plastikflaschen oder Verbundpackungen meiden.
Literatur:
(1) The 2013 Berlaymont Declaration on Endocrine Disrupters, 24.05.2013, http://www.brunel.ac.uk/__data/assets/pdf_file/0005/300200/The_Berlaymont_Declar…
(2) Blog-Beitrag von Helmut Schatz: Endokrine Disruptoren: Störungen des Hormonsystems durch 800 verschiedene chemische Substanzen bekannt oder vermutet, 12. März 2013, http://blog.endokrinologie.net/endokrine-disruptoren-793/
Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.
Weitere Informationen:
http://www.endokrinologie.net
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Molkereiabwasser elektrochemisch reinigen – und dabei Strom erzeugen
Dr. Claudia Vorbeck Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB
Ein modulares System, um Molkereiabwasser elektrochemisch zu reinigen, entwickelt das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart gemeinsam mit Partnern aus Forschung und Industrie in einem von der EU geförderten Projekt. Mit einer integrierten Brennstoffzelle soll der bei der elektrochemischen Behandlung entstehende Wasserstoff für die Stromversorgung des Systems genutzt werden.
Die Abwässer bei der Herstellung von Milchprodukten wie Käse, Quark und Joghurt enthalten typischerweise organische Verunreinigungen wie Milchzucker, Proteine und Milchfette, dazu Tenside und Desinfektionsmittel aus der Reinigung der Produktionsanlagen. Bei der Käseherstellung entsteht zudem Molke, eine wässrige Lösung, die neben Milchproteinen vor allem Milchzucker enthält. Aufgrund des hohen chemischen und biologischen Sauerstoffbedarfs bereiten große Molkereibetriebe ihr Abwasser mit biologischen Klärstufen auf. Vor allem kleine und mittelständische Betriebe können die Investitionen in derartige großtechnische Lösungen nicht leisten.
In dem von der EU geförderten Projekt REWAGEN entwickelt ein europäisches Projektkonsortium aus Forschung und Wirtschaft unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart nun ein mehrstufiges Verfahren zur effizienten elektrochemischen Behandlung von Molkereiabwasser und Molke. Durch eine modulare Bauweise soll das System flexibel auf die Abwassermengen auch kleinerer Molkereien angepasst werden können. »Die einzelnen Verfahrensschritte werden dabei zu einem geschlossenen Prozess kombiniert und integriert. Ziel ist es, dass jeder Prozessschritt einen Stoffstrom liefert, der weiter aufgearbeitet oder ins System zurückgeführt werden kann«, erläutert Alexander Karos, Projektleiter am Fraunhofer IGB. Das gereinigte Wasser kann direkt wiedergenutzt werden, beispielsweise für die Reinigung der Anlagen.
Der bei der elektrochemischen Behandlung des Wassers als Nebenprodukt entstehende Wasserstoff soll ebenfalls genutzt werden. »Den Wasserstoff wollen wir zurückführen und reinigen, so dass wir ihn mittels einer Brennstoffzelle zur Energieversorgung des Systems nutzen können«, verdeutlicht Karos den neuartigen Ansatz.
»Für die Reinigung des Abwassers setzen wir auf elektrochemische Verfahren, weil wir so auf die Zudosierung von Chemikalien und die damit verbundene Aufsalzung des Wassers verzichten können«, führt Karos aus. Hierzu wollen die Forscher vier verschiedene elektrochemische Verfahren kombinieren. In einem ersten Schritt sollen Öle und Fette mit dem Verfahren der gepulsten Elektrokoaleszenz abgetrennt werden: Fein dispergierte Öltröpfchen bewegen sich im elektrischen Wechselfeld aufgrund ihrer Oberflächenladung und fließen zu größeren Öltropfen zusammen, die mechanisch abgetrennt werden können. Partikuläre Verunreinigungen werden in einem nachfolgenden Schritt mittels Elektroflockung abgetrennt. »Hier setzen wir Eisenelektroden ein. Sie geben Eisenionen ins Wasser ab, die zu Eisenhydroxidflocken reagieren. Mit diesen Flocken adsorbieren und fällen wir organische Feststoffe«, konkretisiert Karos. In einer dritten elektrochemischen Zelle werden mittels elektrooxidativer Prozesse, beispielsweise über eine Diamantelektrode, gelöste organische Bestandteile abgebaut. Und schließlich werden in einer vierten Stufe mit kapazitiver Deionisation auch gelöste Salze entfernt, indem sie an einer entsprechend geladenen Elektrode aufkonzentriert und abgeschieden werden.
Das Projekt REWAGEN »Electrochemical WAter treatment system in the dairy industry with hydroGEN REcovery and electricity production« wird seit Juni 2012 für vier Jahre im 7. Forschungsrahmenprogramm unter dem Förderkennzeichen 283018 gefördert. Forschungspartner neben dem Fraunhofer IGB ist Leitat (Spanien). Beteiligte KMU sind HyGear (Niederlande), Aqon (Deutschland), Idropan Dell Orto Depuratori (Italien), Productes El Canadell (Spanien), C-Tech Innovation (Großbritannien), ISA – Intelligent Sensing Anywhere (Portugal), Eilenburger Elektrolyse- und Umwelttechnik (Deutschland) und Knowledge Innovation Market (Spanien).
Ansprechpartner
Dipl.-Ing. Siegfried Egner, Telefon +49 711 970-3643
Alexander Karos M. Sc., Mobil +49 172 7148215
Weitere Informationen:
http://www.igb.fraunhofer.de/de/presse-medien/presseinformationen/2013/molkereia… – Presseinfo
http://www.rewagen.eu/ – Projektwebsite
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Studieren ohne Abitur – Bewerbungen für Modellprojekt bis zum 1. September möglich
Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung
Hans-Böckler-Stiftung unterstützt Berufserfahrene beim Studienstart
Studieren ohne Abitur – Bewerbungen für Modellprojekt bis zum 1. September möglich
Studieren ohne Abitur – das ist möglich für alle Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung und mindestens drei Jahren Berufserfahrung. An den meisten Hochschulen sind Studierende auf dem „Dritten Bildungsweg“ aber noch Exoten – und oft fühlen sie sich auch so. Wer ohne Abitur, aber mit Berufserfahrung an die Hochschule wechselt, hat andere Stärken und Schwächen als der klassische Studienanfänger des ersten Bildungsweges.
Um die Erfolgschancen auf dem „Dritten Bildungsweg“ zu verbessern, hat die Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen und der Hochschule Niederrhein ein Modellprojekt aufgelegt: Ein maßgeschneidertes Programm aus Vorbereitungskursen, speziellen Lerngruppen und E-Learning-Angeboten unterstützt beruflich Qualifizierte beim Einstieg in ein Vollzeit-Bachelor-Studium der Ingenieurwissenschaften (sieben Fachrichtungen) an der Uni Duisburg-Essen bzw. des Gesundheitswesens (zwei Fachrichtungen) an der Hochschule Niederrhein. Zudem erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung. In der aktuellen Runde des Projekts sind noch Plätze frei. Bewerbungen sind bis zum 1. September 2013 möglich.
Insgesamt stellt das Studienförderwerk der deutschen Gewerkschaften für das Projekt 1,5 Millionen Euro aus Eigenmitteln zur Verfügung. Davon profitieren nicht nur die geförderten Studierenden, sondern auch Unis und Hochschulen. Sie werden durch das Projekt unterstützt, sich gezielter als bisher auf die neue Studierendengruppe vorzubereiten. Nach einer Erfahrungs- und Evaluationsphase wird das in dem Modellprojekt entwickelte Know-How allen interessierten Hochschulen zur Verfügung gestellt. NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze hat im Dezember 2012 eine Patenschaft für das Projekt übernommen.
Das Modellprojekt ist in drei Phasen gegliedert: Bereits Monate vor Studienbeginn bereitet ein vielfältiges Seminarangebot die – dann noch berufstätigen – Studierenden in Spe auf ihren neuen Lebensabschnitt vor. Im Mittelpunkt stehen Fragen wie die Vereinbarkeit von Studium und Familie, Zeitmanagement an der Hochschule oder tarifliche Regelungen zur Weiterbildung, die beim Wechsel zwischen Berufsleben und Studium helfen können. Außerdem gibt es Gelegenheiten, die künftige Hochschule kennenzulernen.
In Phase zwei nehmen die Geförderten an Spezialkursen teil, die die Hochschulen exklusiv für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Böckler-Programm entwickelt haben. In kleinen Lerngruppen arbeiten die zukünftigen Studenten ihr Wissen auf und erweitern ihre Kenntnisse, um optimal ins Studium zu starten. Bereits während der Teilnahme am Spezialkurs, drei Monate vor dem offiziellen Studienbeginn, werden die Teilnehmer mit einem Stipendium aus Eigenmitteln der Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Sie erhalten bis zu 970 Euro pro Monat. Durch einen Familienzuschlag kann sich das Stipendium auf rund 1200 Euro erhöhen. Das Stipendium während des Studiums läuft nach den Vorgaben und aus den Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung über die volle Studienzeit.
Phase drei umfasst die weitere Begleitung während der ersten beiden Semester: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in kleinen Lerngruppen durch eigens dafür abgestellte Lehrende an den Hochschulen betreut. Darüber hinaus stehen spezielle Ansprechpartner der Hochschulen und der Hans-Böckler-Stiftung zur Verfügung.
Voraussetzung für eine Bewerbung ist eine mit guten bis sehr guten Leistungen abgeschlossene Berufsausbildung, die einen Bezug zum angestrebten Studienfach aufweist. Im Bereich Ingenieurwissenschaften an der Uni Duisburg-Essen trifft das auf beruflich Qualifizierte aus über 150 gewerblich-technischen Berufen zu – von der Augenoptikerin bis zum Hochbaufacharbeiter und von der Mechatronikerin bis zum Zerspanungsmechaniker. Für das Studium von Health Care Management (Gesundheitsmanagement) bzw. e-Health (Gesundheitsinformatik) an der Hochschule Niederrhein können sich unter anderem Gesundheits- und Krankenpflegerinnen oder Medizinische Fachangestellte bewerben, aber auch Kaufleute im Gesundheitswesen. Zusätzlich zur Ausbildung müssen Bewerber drei Jahre Berufserfahrung gesammelt haben. Weitere Voraussetzung ist ein gewerkschaftliches oder gesellschaftspolitisches Engagement der Bewerberinnen und Bewerber.
Mehr Informationen zum Studium und zum Bewerbungsverfahren erhalten Interessierte im Internet unter: http://www.boeckler.de/40936.htm und bei den Gewerkschaften. Spezielle Fragen beantwortet eine Hotline der Hans-Böckler-Stiftung: 0211-7778-605 (montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr).
Hintergrundinformationen zum „Dritten Bildungsweg“: http://www.boeckler.de/40936_41143.htm
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Energiesparen leicht gemacht: Forscherteam entwickelt Stromeffizienzklassen für Haushalte
Romy Klupsch Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie
Ein neues Label soll das Stromsparen im Haushalt für Privatpersonen erleichtern: Sogenannte Stromeffizienzklassen könnten künftig dabei helfen, den Gesamtstromverbrauch transparent zu machen und die richtigen Maßnahmen zum Stromsparen zu ergreifen. Das neue Label wird in einem Forschungsprojekt unter der Leitung des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung gemeinsam mit dem Öko-Institut e.V entwickelt. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Der Gesamtstromverbrauch in Deutschland soll nach den Zielen der Bundesregierung bis zum Jahr 2050 um 25 Prozent gesenkt werden. Der private Stromverbrauch spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Erfahrung zeigt, dass mit Stromspar-Tipps allein den Verbraucherinnen und Verbrauchern nicht geholfen ist: Seit Jahren stagniert der private Stromkonsum auf hohem Niveau. „Die Vielzahl der Einzelhinweise ist für Verbraucherinnen und Verbraucher oft viel zu unübersichtlich und führt nicht dauerhaft zu Verhaltensänderungen im Alltag“, sagt ISOE-Energieexperte Immanuel Stieß. „Unsere Forschungen zeigen, dass die Menschen häufig gar nicht wissen, wie viel Strom sie tatsächlich verbrauchen und wo sie ihr Verhalten sinnvoll ändern können.“
Stromeffizienzklassen für Haushalte
Das ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung wird deshalb im Forschungsprojekt „Stromeffizienzklassen für Haushalte“ gemeinsam mit dem Öko-Institut e.V. ein neues Label entwickeln. Ziel des Projekts ist es, den Gesamtstromverbrauch transparent zu machen und zu typisieren. „Die neuen Verbrauchsklassen werden auf der Grundlage des Jahresstromverbrauchs gebildet“, sagt Corinna Fischer vom Öko-Institut. „Im Unterschied zu bereits vorhandenen Energieklassen wird damit nicht die Stromeffizienz von Einzelgeräten klassifiziert, sondern erstmals der Gesamtstromverbrauch aller technischen Geräte im Haushalt zusammengefasst.“ So sollen Verbraucherinnen und Verbraucher dazu motiviert werden, eine möglichst gute Stromeffizienzklasse zu erreichen – etwa durch den künftigen Kauf besonders energieeffizienter Geräte. Langfristig soll dadurch der Stromverbrauch der deutschen Privathaushalte sinken.
Wie sehen die einzelnen Schritte aus? Zunächst ermittelt das Forscherteam die technischen und nutzungsbedingten Stromsparpotenziale und klassifiziert diese. In einem Feldversuch sollen dann erstmals hundert ausgewählte Haushalte in Südhessen und Südbaden in Stromeffizienzklassen eingeordnet werden. Ihnen werden im Zuge des Projekts Maßnahmenpakete angeboten, die speziell auf ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten zugeschnitten sind. „Mit zielgruppenspezifischen Angeboten können wir die Verbraucherinnen und Verbraucher besser zum Stromsparen motivieren“ sagt Projektleiter Stieß. „Wir wollen dafür sorgen, dass Stromsparen ein selbstverständlicher Bestandteil im Alltag der Verbraucher wird und nicht etwas ist, worüber man sich tagtäglich wieder neu den Kopf zerbrechen muss.“
Praxispartner
Eine wichtige Rolle im Forschungsprojekt spielen die Praxispartner. Indem Hersteller von Elektrogeräten und Stromanbieter ebenso an dem Forschungsprozess beteiligt sind wie Verbraucherschützer, können bedarfsgerechte technische Lösungen, neue Geschäftsmodelle und maßgeschneiderte Beratungsangebote entwickelt werden.
Die Praxispartner im Projekt sind Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH (BSH), Entega Privatkunden GmbH & Co. KG, Badenova AG & Co. KG und die Verbraucherzentrale NRW e.V. Das Projekt „Stromeffizienzklassen für Haushalte. Die Förderung von Stromsparinnovationen in Haushalt, Markt und Gerätetechnik“ wird im Schwerpunkt Sozial-ökologische Forschung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Ansprechpartnerin am Öko-Institut:
Dr. Corinna Fischer
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institutsbereich Produkte & Stoffströme
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Telefon: +49 761 45295-223
E-Mail: c.fischer@oeko.de
Ansprechpartner am ISOE-Institut für sozial-ökologische Forschung:
Dr. Immanuel Stieß
Hamburger Allee 45
60486 Frankfurt am Main
Telefon: +49 69 7076919-19
E-Mail: stiess@isoe.de
Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.
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Das ISOE gehört zu den führenden unabhängigen Instituten der Nachhaltigkeitsforschung. Seit mehr als 20 Jahren entwickelt das Institut Entscheidungsgrundlagen und zukunftsfähige Konzepte für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft – regional, national und international. Zu den Forschungsschwerpunkten gehören Wasser, Energie und Klimaschutz, Mobilität und Urbane Räume sowie Bevölkerungsentwicklung und Versorgung.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Wächst Deutschland auf 100 Millionen Einwohner? Eher nicht!
Stephan Sievert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Die neueste Ausgabe des „Magazins für politische Kultur“, Cicero, macht mit einer erstaunlichen Prognose von sich reden: „Hurra, wir wachsen!“, lautet die Titelgeschichte, „Das Demografie-Wunder: Deutschland auf dem Weg zum 100-Millionen-Volk.“ Doch nach sämtlichen heute verfügbaren Befunden ist diese Variante in etwa so wahrscheinlich, wie ein Champions-League-Titel für Hoffenheim am kommenden Samstag.
Zumal der Beitrag seine Argumentation ausgerechnet auf dem Bevölkerungswachstum in der sachsen-anhaltinischen Stadt Halle aufbaut. In der Tat hat sich dort die Bevölkerungszahl zwischen 2009 und 2011 geringfügig erhöht. Aber das ist kein Beleg für Wachstum, sondern eher für das Gegenteil: Überall in den neuen Bundesländern gehen die Einwohnerzahlen massiv zurück, und dieser Effekt treibt die Menschen in die Städte. Denn in den ländlichen Gebieten dünnt sich allerorts die öffentliche Infrastruktur aus – von Schulen, über Arztpraxen bis zu Einkaufsmöglichkeiten. Die Städte wachsen also lediglich, weil ihr eigenes Umland immer unattraktiver wird. Halle ist neben Magdeburg die einzige kleine Wachstumsinsel in einem Ozean des Schrumpfens. In den zwei Jahren, in denen Halle 1.382 Einwohner hinzugewonnen hat, musste Sachsen-Anhalt einen Verlust von 42.939 Bewohnern vermelden. Wachstum sieht anders aus.
Die Bemerkung der Cicero-Autoren, die Kinderzahl je Frau in Deutschland läge in Wirklichkeit gar nicht bei den immer zitierten 1,4, sondern zeige eine Erholung auf 1,55, führt ebenfalls nicht zu einer wachsenden Bevölkerung. Denn erstens wären dafür im Mittel mehr als 2,1 Kinder je Frau nötig, ein Wert, der für Deutschland außerhalb jeder Vorstellung liegt. Und zweitens handelt es sich bei den zitierten 1,55 Kindern um die Ziffer der so genannten „endgültige Fertilitätsrate“. Diese beschreibt, wie viele Kinder die Frauen tatsächlich im Laufe ihres Lebens bekommen werden. Die endgültige Fertilitätrate kann höher ausfallen, als die jährlich vermeldete „totale Fertilitätsrate“, nämlich dann, wenn Frauen die Geburt ihrer Kinder in ein immer höheres Alter aufschieben.
Doch in Wirklichkeit weiß niemand, ob sich die Frauen, die sich vorerst zurückhalten, im höheren Alter tatsächlich noch für Kinder entscheiden werden. Die endgültige Fertilitätsrate der heutigen Frauen basiert also auf Vermutungen. Vor allem aber fehlen die aufgeschobenen Kinder de facto in der Bevölkerungsstatistik. Nur Kinder, die in einem bestimmten Jahr tatsächlich geboren wurden, können später auch zur Schule gehen und sich irgendwann einmal für die Gesellschaft nützlich machen. Spätere Geburten haben deshalb auf die demografische Entwicklung den gleichen Effekt wie weniger Geburten. Für die Frage, wie viele Kinder heute in Deutschland leben, taugt deshalb eher die totale Fertilitätsrate TFR. Sie liegt seit nahezu vier Jahrzehnten bei etwa 1,4 und zeigt keine Anzeichen der Veränderung.
Bleibt die Frage der Zuwanderung als große Unbekannte bei der künftigen Bevölkerungsentwicklung. Die Cicero-Autoren schreiben dabei munter die ungewöhnlich hohen Saldo-Zuwanderungszahlen der letzten beiden Jahre in die Zukunft fort. Diese beruhen bekanntermaßen auf der Krise in den südeuropäischen Ländern und auf den neuen Regelungen der Reisefreizügigkeit für osteuropäische EU-Staaten wie Bulgarien und Rumänien. Doch selbst diese hohen Zahlen heben den Mittelwert der Zuwanderung über die letzten zehn Jahre nicht einmal auf eine Ziffer von 200.000. So viele Zuwanderer aber wären nach der Bevölkerungsvorausschätzung des Statistischen Bundesamtes nötig, plus eine stark steigende Lebenserwartung, plus eine ab dem Jahr 2025 steigende Fertilitätsrate auf 1,6 Kinder je Frau, um den erwarteten Bevölkerungsverlust bis 2060 auf sechs Millionen zu begrenzen. Das heißt, selbst unter diesen optimistischsten Annahmen, die das Bundesamt zu bieten hat, wäre mit allem zu rechnen, aber nicht mit einem Anstieg der Einwohnerzahlen.
Die Autoren haben Recht, wenn sie schreiben, man solle die Zukunft nicht nur aus der Perspektive des demografischen Niedergangs betrachten. Aber mit Wachstumsperspektiven vor Augen, für die es derzeit nicht den geringsten Anzeichen gibt, laufen Politik und Gesellschaft Gefahr, die sehr viel wahrscheinlicheren Folgen der Alterung und des Schrumpfens aus den Augen zu verlieren. Und das wäre fatal.
Ohnehin dürfte das Statistische Bundesamt am 31. Mai einen Strich durch die Rechnung der beiden Cicero-Autoren machen. Dann nämlich werden die neusten Bevölkerungszahlen auf Basis der Volkszählung 2011 veröffentlicht: Nach allem, was bisher bekannt ist, müssen die Einwohnerzahlen Deutschlands dadurch nach unten korrigiert werden. Vermutlich sinkt dann die Bevölkerungszahl auf einen Schlag um etwa eine Million. Damit wären die anvisierten 100 Millionen in noch weitere Entfernung gerückt als ohnehin schon.
Bei Rückfragen helfen wir Ihnen gerne weiter:
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Schillerstr. 59
10627 Berlin
Ansprechpartner: Stephan Sievert (sievert@berlin-institut.org, Tel.: 030 -31 10 26 98)
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.
Das Berlin-Institut erstellt Studien, Diskussions- und Hintergrundpapiere, bereitet wissenschaftliche Informationen für den politischen Entscheidungsprozess auf und betreibt ein Online-Handbuch zum Thema Bevölkerung.
Weitere Informationen, wie auch die Möglichkeit, den kostenlosen regelmäßigen Online-Newsletter „Demos“ zu abonnieren, finden Sie unter www.berlin-institut.org.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Infotag: Feinstäube – sind Umweltzonen genug?
Dr. Christine Dillmann Öffentlichkeitsarbeit
DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V.
Die Hinweise, dass die Feinstaubbelastung in Ballungsgebieten zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führt, haben in der jüngeren Vergangenheit zugenommen. Um diese Belastung zu bekämpfen wurden deshalb Umweltzonen eingeführt.
Beim Infotag „Feinstäube: Sind Umweltzonen genug?“ am 3. Juli 2013 stellen Experten im DECHEMA-Haus, Theodor-Heuss-Allee 25, in Frankfurt am Main den aktuellen Stand der Forschung dar und diskutieren Handlungsoptionen sowie deren Umsetzung in einen praktischen Umweltschutz.
Sinn und Wirksamkeit der Umweltzonen werden nach wie vor sowohl in der Öffentlichkeit als auch unter den Experten kontrovers diskutiert. Während die Einen behaupten, Umweltzonen wären wirkungslos, sind sich die Anderen sicher, dass sie wirken und dringend ausgeweitet und/oder verschärft werden müssten. Die tatsächliche Bewertung von Umweltzonen ist aber sehr viel komplexer, da sie eine chemische und wirkungsbezogene Differenzierung der Feinstaubbelastung voraussetzt.
Dieser Infotag greift folgende Fragestellungen auf:
Feinstaubsituation in Ballungsräumen: Was, wieviel und woher? (W. Birmili, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e.V., Leipzig);
Was bringen Umweltzonen? – Erfahrungen im Berliner Stadtgebiet (M. Lutz, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin)
Was kann allein oder besser mit Maßnahmen der Abgasreinigung erreicht werden? (M. Kasper, Rudolfstetten/CH);
Zur Wirkung von Feinstäuben aus Sicht von Epidemiologie und Toxikologie. Regeln wir das Richtige? (B. Hoffmann, IUF – Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung gGmbH, Düsseldorf und E. Dopp, Universität Duisburg-Essen, Essen).
Der Infotag „Feinstäube: Sind Umweltzonen genug?“ findet am 3. Juli 2013 von 14.00 bis 17.00 Uhr im DECHEMA-Haus, Theodor-Heuss-Allee 25, 60486 Frankfurt am Main, statt.
Kontakt:
DECHEMA e.V.
Matthias Neumann
Theodor-Heuss-Allee 25
60486 Frankfurt am Main
Tel.: 069/7564-254
Fax: 069/7564-127
Email: neumann@dechema.de
Weitere Informationen:
http://www.processnet.org/feinstaub2013.html – Programm und Anmeldung
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Darmkrebsvorsorge: Immunologische Tests sind überlegen
Dr. Stefanie Seltmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Untersuchungen auf verborgenes Blut im Stuhl geben Hinweise auf Darmkrebs oder auf Vorstufen der Erkrankung. Seit über 40 Jahren wird dazu ein enzymatisches Nachweisverfahren eingesetzt, zwischenzeitlich sind aber auch immunologische Tests auf dem Markt. Epidemiologen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum wiesen nun im direkten Vergleich beider Methoden die Überlegenheit der immunologischen Tests nach: Sie spüren doppelt so viele Krebsfälle und Krebsvorstufen auf und liefern weniger falsch positive Ergebnisse.
Zur Früherkennung von Darmkrebs haben alle gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland von ihrem 50. Geburtstag an Anspruch auf einen Test auf okkultes Blut im Stuhl. Darüber hinaus wird ihnen vom 55. Geburtstag an eine Darmspiegelung angeboten. Bei dieser Untersuchung entdeckt der Arzt eventuelle Krebsvorstufen mit großer Sicherheit, jedoch nehmen nur rund 20 bis 30 Prozent aller Berechtigten das Angebot auch an. „Daher sind die Tests auf verborgenes Blut wichtig, denn mit ihnen erreichen wir mehr Menschen. Die Bereitschaft, einen einfachen Labortest durchführen zu lassen, ist deutlich höher. Umso wichtiger ist es, dass die Nachweisverfahren auch aussagekräftig sind“, erklärt Professor Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum.
Der von den Krankenkassen seit Jahrzehnten erstattete Test ist ein enzymatisches Nachweisverfahren für verborgenes Blut (Guaiak-Test). Seit einigen Jahren sind darüber hinaus Testsysteme auf dem Markt, die den Blutfarbstoff Hämoglobin immunologisch über eine Antikörperreaktion nachweisen. Sie gelten als empfindlicher, sollen also mehr Gewebeveränderungen aufspüren. Allerdings wurden beide Verfahren weltweit bislang nur in wenigen kleineren Studien miteinander verglichen.
Hermann Brenner und seine Mitarbeiterin Sha Tao unterzogen nun die beiden Verfahren erstmals einem großangelegten direkten Vergleich. 2235 Probanden, die zwischen 2005 und 2009 an einer Darmspiegelung zur Krebsfrüherkennung teilnahmen, gaben kurz vor der Untersuchung Stuhlproben ab, die mit beiden Verfahren auf verborgenes Blut untersucht wurden. Anschließend glichen die DKFZ-Forscher die Testergebnisse mit den Resultaten der Darmspiegelung ab.
Der enzymatische Test spürte ein Drittel aller Fälle von Darmkrebs auf; etwa neun Prozent der fortgeschrittenen Vorstufen (Adenome) und rund fünf Prozent der frühen Vorstufen. Dabei lag die Spezifität etwas über 95 Prozent, das heißt, bei 95 von 100 Teilnehmern mit negativem Testergebnis fanden die Ärzte auch bei der anschließenden Darmspiegelung keine Gewebeveränderungen.
Mit den drei untersuchten immunologischen Tests* dagegen wurden etwa doppelt so viele der Krebserkrankungen (60.0, 53.3 und 73.3 Prozent) und rund dreimal so viele der fortgeschrittenen Krebsvorstufen gefunden. Dabei lag ihre Spezifität noch etwas höher als beim enzymatischen Test.
Nur einem knappen Drittel (31 Prozent) aller positiven enzymatischen Tests lag tatsächlich eine Gewebeveränderung zugrunde. Unter den positiven Befunden der immunologischen Tests dagegen bestätigte die Darmspiegelung in rund zwei Drittel aller Fälle (57 bis 68 Prozent) eine Veränderung. „So können die immunologischen Tests dazu beitragen, dass Menschen nach einem positiven Ergebnis eine Darmspiegelung wahrnehmen und damit viel gezielter diejenigen Personen an der Untersuchung teilnehmen, bei denen tatsächlich Darmkrebsvorstufen vorliegen“, erklärt der Epidemiologe Brenner.
Da der enzymatische Test nur positiv/negativ-Aussagen erlaubt, der immunologische dagegen die Menge des Hämoglobins quantifiziert, mussten die Forscher die Ergebnisse vergleichbar machen. Dazu wählten sie den Schwellenwert der immunologischen Tests so, dass beide Verfahren die gleiche Anzahl an positiven Ergebnissen erbrachten.
„Wir haben hier erstmalig in einem Direktvergleich gezeigt, dass die diagnostische Aussagekraft der immunologischen Stuhltests bei einer gleichen Rate positiver Ergebnisse deutlich höher ist als die des Enzymtests“, sagt Hermann Brenner. Er hofft, mit seiner Forschung Überzeugungsarbeit bei den Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen zu leisten: „Die Tests auf verborgenes Blut im Stuhl werden weiterhin einen wichtigen Bestandteil der Früherkennung von Darmkrebs darstellen. Daher wären wir gut beraten, die immunologischen Tests auch in Deutschland in das Krebsfrüherkennungsangebot aufzunehmen. Damit könnten deutlich mehr Menschen einen lebensrettenden Hinweis auf eine verborgene Krebserkrankung erhalten.“
In mehreren anderen europäischen Ländern, die Programme zu Krebsfrüherkennung anbieten, sind die immunologischen Tests zwischenzeitlich Standard. Sie haben neben der höheren Empfindlichkeit weitere Vorteile für die Praxis: Sie sind einfacher zu automatisieren und der Proband muss nicht vorab bestimmte Lebensmittel vermeiden, da die Antikörper spezifisch auf menschliches Hämoglobin reagieren. Die etwas höheren Kosten, davon ist Brenner überzeugt, ließen sich senken, sobald die Tests in großem Maßstab produziert werden.
Hermann Brenner und Sha Tao: Superior diagnostic performance of fecal immunochemical tests for hemoglobin in a head-to-head comparison with guaiac based fecal occult blood test among 2235 participants of screening colonoscopy. European Journal of Cancer 2013, http://dx.doi.org/10.1016/j.ejca.2013.04.023
* untersuchte Tests:
Enzymatischer Nachweis:
HemOccult, Beckman Coulter, Krefeld, Germany
Immunologische Nachweise:
RIDASCREEN® Haemoglobin, Biopharm, Darmstadt
RIDASCREEN® Haemo-/Haptoglobin-Complex, Biopharm, Darmstadt
OC Sensor, Eiken Chemicals, Tokyo, Japan
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.
Weitere Informationen:
http://www.dkfz.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Gadolinium im Berliner Trinkwasser: Zunahme der Belastung in West-Berlin zwischen 2009 und 2012
Judith Ahues Communications & Public Relations
Jacobs University Bremen
Das zu den Seltenen Erden gehörende Gadolinium wird als Kontrastmittel in der medizinischen Diagnostik verwendet. Der Stoff ist unschädlich, kann aber als Indikator für im Abwasser enthaltene gesundheitsgefährdende Stoffe genutzt werden. 2009 wurde die Belastung des Berliner Trinkwassers mit Gadolinium unter der Leitung von Michael Bau, Professor für Geowissenschaften an der Jacobs University, erstmals flächendeckend untersucht. Eine Aktualisierung vom Dezember 2012 zeigt nun: Die Belastung des Leitungswassers im Westen der Stadt hat nochmals stark zugenommen, während das Ostberliner Trinkwasser weiterhin kein Gadolinium aus Kontrastmitteln aufweist.
Gadolinium wird als Kontrastmittel bei Untersuchungen mittels Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt und gelangt über den Urin der Patienten ins Abwasser. Da es in Klärwerken nicht entfernt werden kann, wird es mit dem geklärten Abwasser in Flüsse eingeleitet, und erreicht von dort das Meer und das Grundwasser.
Die Ergebnisse einer Aktualisierung der Erhebung von 2009 auf der Basis von Trinkwasserproben vom Dezember 2012, wurden jetzt unter Leitung von Prof. Dr. Michael Bau und seinen Mitarbeitern Nathalie Tepe, Manuela Romero und Serkan Kulaksiz der Arbeitsgruppe Rohstoff- und Umweltgeochemie der Jacobs University Bremen auf einer Tagung in Berlin vorgestellt.
Wie schon 2009, wies das Trinkwasser in den östlichen Bezirken von Berlin auch Ende 2012 keine signifikanten Gehalte an Kontrastmittel-Gadolinium auf. Es kann daher weitgehend ausgeschlossen werden, dass das Trinkwasser im Osten der Stadt mit Stoffen aus Abwässern, wie zum Beispiel Arzneimittelrückständen, verunreinigt ist. Ein ganz anderes Bild bietet sich dagegen in den westlichen Bezirken. In keinem der untersuchten Westberliner Bezirke ist die Gadolinium-Belastung zurückgegangen, sondern hat in nur 3 Jahren nochmals deutlich zugenommen. Das Ausmaß der Zunahme reicht vom 1,5-fachen in Berlin-Zehlendorf bis zum 11,5-fachen in Berlin-Jungfernheide. Die höchsten Belastungen des Trinkwassers mit anthropogenem Gadolinium finden sich erneut in den Bezirken Mitte, Reinickendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf.
Je höher die Belastung mit dem gesundheitlich unbedenklichen Kontrastmittel-Gadolinium ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch andere abwasserbürtige Stoffe wie Arzneimittelrückstände und Körperpflegeprodukte ins Trinkwasser gelangt sind. Untersuchungen hierzu sollten daher vorrangig in den Westberliner Innenstadtbezirken durchgeführt werden.
Grundsätzlich ist die zum Teil erhebliche Zunahme an anthropogenem Gadolinium im Westberliner Trinkwasser ein weiterer Beleg für den weltweit immer stärker werdenden Einfluss von High-Tech Metallen wie den Seltenen Erden auf die Umwelt. Eine systematische Erfassung der Verbreitung von High-Tech Metallen in Flüssen und Seen im Rahmen eines Umweltkatasters erscheint daher dringend notwendig.
Kontakt:
Michael Bau | Professor of Geosciences
Email: m.bau@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-3564
Weitere Informationen:
http://www.jacobs-university.de/sites/default/files/uploaded_files/NEWS/2Q_2013/…
– detaillierte Ergebnisse
http://www.jacobs-university.de/sites/default/files/uploaded_files/NEWS/2Q_2013/…
– Karte, Gadolinium im Berliner Trinkwasser
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
WSI Tarifarchiv – Wer bekommt Urlaubsgeld und was sehen die Tarifverträge vor?
Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung
47 Prozent der Beschäftigten erhalten von ihrem Arbeitgeber ein Urlaubsgeld. Zu diesem Ergebnis kommt eine Online-Umfrage der Internetseite www.lohnspiegel.de, die vom Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung betreut wird. Rund 20.300 Beschäftigte haben sich an der Befragung beteiligt. Eindeutig profitieren die Beschäftigten von einer Tarifbindung ihres Arbeitgebers. Beschäftigte mit Tarifbindung erhalten zu 59 Prozent ein Urlaubsgeld, Beschäftigte ohne Tarifbindung dagegen nur zu 35 Prozent.
Die Höhe der tariflich vereinbarten Urlaubsextras fällt je nach Branche sehr unterschiedlich aus: Zwischen 155 und 2.204 Euro bekommen Beschäftigte in der mittleren Vergütungsgruppe in diesem Jahr als tarifliches Urlaubsgeld (ohne Berücksichtigung von Zulagen/Zuschlägen, bezogen auf die Endstufe der Urlaubsdauer). Das zeigt die aktuelle Auswertung des WSI-Tarifarchivs für 22 Wirtschaftszweige (Stand: 20.4.2013). Am wenigsten Geld für die Urlaubskasse bekommen Beschäftigte in der Landwirtschaft und im Steinkohlenbergbau. Die höchsten Zahlungen erhalten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter anderem in der Holz- und Kunststoffverarbeitung, in der Druckindustrie sowie in der Metallindustrie (Branchendaten siehe Grafik und Tabellen in der pdf-Version dieser PM; Link unten).
Im Westen ist das Urlaubsgeld vielfach höher als in Ostdeutschland. Im öffentlichen Dienst und in der Stahlindustrie gibt es kein gesondertes tarifliches Urlaubsgeld. Es wird mit dem Weihnachtsgeld zu einer einheitlichen Jahressonderzahlung zusammengefasst. Auch im Bankgewerbe und in der Energiewirtschaft gibt es kein tarifliches Urlaubsgeld. Für Beamtinnen und Beamte gibt es keine tarifliche Urlaubsgeldregelung. Hier gelten die unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen der Beamtenbesoldung für den Bund und für die einzelnen Länder einschließlich der Gemeinden.
Gegenüber dem Vorjahr hat sich das tarifliche Urlaubsgeld in der Mehrzahl der untersuchten Branchen erhöht, und zwar zwischen 2,0 % (Druckindustrie), 3,0 % (Holz- und Kunststoffindustrie, 4,3 % (Metallindustrie), 5,6 % (westdeutsches Bauhauptgewerbe, Arb.) und 7,4 % (Kfz-Gewerbe Thüringen). In manchen Branchen gab es keine Erhöhung (z.B. Chemie, Großhandel, Süßwarenindustrie, Landwirtschaft).
Über einen längeren Zeitraum betrachtet hat sich das tarifliche Urlaubsgeld in den verschiedenen Branchen sehr unterschiedlich entwickelt: Von 2003 – 2013 ist es zum Teil kräftig gestiegen, zum Teil hat es auch stagniert bzw. ist sogar zurückgegangen. Profitiert haben vor allem Beschäftigte in Branchen, in denen das Urlaubsgeld als Prozentsatz der tariflichen Grundvergütung definiert ist, denn es steigert sich mit jeder Tariferhöhung. Feste Eurobeträge müssen hingegen stets gesondert verhandelt werden. Die folgenden Beispiele für die mittlere Vergütungsgruppe in ausgewählten westdeutschen Tarifbereichen zeigen die unterschiedlichen Niveaus und Steigerungssätze (siehe auch Tabellen im Anhang der pdf-Version):
– Holz und Kunststoff Westfalen-Lippe (Arb.): von 1.467 auf 1.863 € (+27,0 %)
– Metallindustrie Nordwürttemberg/Nordbaden: von 1.485 auf 1.870 € (+25,9 %)
– Versicherungsgewerbe: von 1.125 auf 1.349 € (+20,0 %)
– Einzelhandel NRW: von 958 auf 1.124 € (+17,3 %)
– Druckindustrie: von 1.521 auf 1.735 € (+14,1 %)
– Hotels und Gaststätten Bayern: von 222 auf 240 € (+8,1 %)
– Deutsche Bahn AG: von 409 auf 437 € (+ 7,0%)
– Landwirtschaft Bayern (Arb.): von 184 auf 195 € (+6,0 %)
– Steinkohlenbergbau Ruhr: von 156 auf 156 € (0,0 %)
– Chemische Industrie Nordrhein: von 614 auf 614 € (0,0 %)
In den ostdeutschen Tarifbereichen gab es im Wesentlichen ähnliche Entwicklungen. Eine bemerkenswerte Ausnahme stellt die ostdeutsche Textilindustrie dar, wo das tarifliche Urlaubsgeld von 175 € auf 375 € und damit prozentual mit +114,3 % am stärksten stieg.
Die Pressemitteilung mit Grafik und Tabellen (pdf): http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2013_05_23.pdf
Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung:
Dr. Reinhard Bispinck
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 02 11-77 78-232
Fax: 02 11-77 78-250
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de
Rainer Jung
Leiter Pressestelle
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de
Fax: 02 11-77 78-120
Tel.: 02 11-77 78-150
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Die Nieren der Natur: Flussauen reinigen unser Wasser erstaunlich effektiv – wenn wir sie lassen
Sebastian Tilch Pressearbeit
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung
Den heutigen Tag der biologischen Vielfalt widmet das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) dem Wasser. Dreißig Prozent des Trinkwassers in Deutschland hängen direkt von Oberflächengewässern ab. Trinkbar wird es v.a. durch die Filtrierleistung der Flussauen, die jährlich z.B. bis zu 42.000 t Düngemittel aus der Landwirtschaft zurückhalten. Und es könnte noch viel mehr sein. Doch Intensivlandwirtschaft und Siedlungsbau dezimieren die Überflutungsflächen an Flüssen. Nur noch zehn Prozent der deutschen Auen sind in einem naturnahen Zustand. Die Renaturierung von Teilen könnte die vielfältigen Ökosystemleistungen wieder hergestellen – und uns große gesellschaftliche Kosten ersparen.
30 Prozent unseres Trinkwassers stammen aus Oberflächengewässern. Berlin, München und Frankfurt beziehen ihr Trinkwasser größtenteils aus Uferfiltration. Hierbei wirkt das Sediment der Flussauen als Filter und reinigt das ankommende Flusswasser von Schadstoffen wie etwa Phosphat und Stickstoff aus Düngemitteln.
Welche wichtige Rolle die deutschen Auen bei der Reinhaltung des Wassers – auch ökonomisch – spielen, zeigt eine aktuelle im Auftrag des Bundesamts für Naturschutz durchgeführte Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ, Leipzig) und des Instituts biota (Bützow) mit dem Titel „Ökosystemfunktionen von Flussauen“. Bei Überflutung der Auenbereiche lagern Flussauen bis zu 30 Prozent der im Fluss transportierten Nährstoffe ein. Bis zu 42 000 Tonnen Stickstoff und über 1 000 Tonnen Phosphor filtern Fluss-Ökosysteme jährlich aus dem Wasser. 80 Prozent davon stammen aus der Landwirtschaft. Würde man dies mit technischen Mitteln durchführen, fielen Kosten von 500 Millionen Euro jährlich an.
Und die Auen könnten noch viel mehr reinigen, wenn man sie ließe. Doch für Landwirtschaft und Siedlungsbau sind die Auen der meisten Flüsse trockengelegt und umgenutzt worden. Nur noch zehn Prozent davon sind in einem naturnahen Zustand. Renaturierung von Teilen der ehemaligen Überschwemmungsflächen würden die vielfältigen Ökosystemleistungen von Auen stärken: Hochwasserschutz, Wasserqualität und Trinkwasserreserven, Kohlenstoffspeicherung und Erholung der Menschen. Und auch die Artenvielfalt würde erheblich profitieren.
Wie die Flüsse und Auen unser Wasser sauber halten, welche Maßnahmen zur Förderung unserer „Nieren“ der Natur sinvoll sind und welche Rolle dabei die Biodiversität spielt, vermitteln verschiedene Experten im NeFo-Artikel zum Internationalen Tag der biologischen Vielfalt.
zum Artikel http://www.biodiversity.de/index.php/de/fuer-presse-medien/top-themen-biodiversi…
Kontakt:
Sebastian Tilch
NeFo-Pressereferent
Telefon: 0341-235-1062
E-Mail: sebastian.tilch@ufz.de
Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NEFO) ist eine Kommunikationsplattform für Wissenschaftler und Anwender von Wissen zur biologischen Vielfalt. Das Projekt wird im Rahmen von DIVERSITAS-Deutschland e.V. durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Projektpartner sind das Museum für Naturkunde Berlin, Universität Potsdam und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.biodiversity.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Giftiger Parasit an der Küste entdeckt
Mechtild Freiin v. Münchhausen Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover
Mutterkorn befällt große Schlickgras-Flächen an der Nordsee
Eigentlich wollten sie nur Saatgut für ein Botanik-Forschungsprojekt an der Nordseeküste sammeln. Doch als die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Instituts in der Salzmarsch am Jadebusen unterwegs waren, machten sie eine erstaunliche Entdeckung. Fast überall in den Rispen des dort wachsenden Schlickgrases, Spartina anglica, fanden sie violett-schwarz schillernde sporenartige Gebilde. Die Nachwuchswissenschaftler schickten Fotos davon nach Hannover und brachten Proben mit. „Als ich die Bilder sah, habe ich sofort an Mutterkorn gedacht“, erinnert sich Prof. Jutta Papenbrock vom Institut für Botanik.
Mutterkorn, mit korrektem Namen Claviceps purpurea, befällt als Pilz normalerweise Roggen, aber auch andere Getreidepflanzen, und ist hochgiftig. Im Mittelalter war die Mutterkorn-Vergiftung, das so genannte Antoniusfeuer, mit geistiger Verwirrung und zum Tode führenden Organschäden extrem gefürchtet. Eine Darstellung auf dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald in Colmar zeigt eindrucksvoll einen Menschen, der am „Antoniusfeuer“ leidet. Heute besteht durch das Sieben von Getreide in der konventionellen Landwirtschaft keine Gefahr mehr.
„Dass Claviceps auch Schlickgras besiedelt, war uns neu“, sagt Prof. Papenbrock. Um den Ausmaß des Befalls genauer abschätzen zu können, fuhren Mitarbeiter des Instituts die gesamte Wattenmeerküste von den Niederlanden bis nach Dänemark ab und untersuchten die Schlickgras-Bestände. Und tatsächlich – überall in den Rispen fanden sich die Überwinterungsorgane des Pilzes, sogenannte Sklerotien, und zwar deutlich mehr, als sonst auf Roggen zu finden sind. Daraufhin taten sich die Biologen mit einer Arbeitsgruppe der Stiftung Tierärztliche Hochschule (TiHo) zusammen. Die Wissenschaftler untersuchten, wie giftig das Schlickgras-Mutterkorn tatsächlich ist. „Es kam heraus, dass die Konzentrationen der giftigen Mutterkorn-Alkaloide sogar höher waren als beim Roggen-Mutterkorn“, berichtet Jutta Papenbrock, „mehrere der Sklerotien können ein Kleinkind töten.“
Sorgen macht den Wissenschaftlern, dass das Schlickgras Spartina anglica, das eigentlich nicht in Europa heimisch ist, aber zur Küstenbefestigung in England und den Niederlanden angebaut wurde, inzwischen fast überall im Küstenbereich bis hoch an die Deiche, also auch in der Nähe beweideter Wiesen, wächst. Schafe, aber auch Kinder oder Hunde könnten gefährdet sein. Da sich die Sklerotien erst im Herbst entwickeln, seien immerhin die Sommermonate relativ gefahrenfrei. „Allerdings haben wir festgestellt, dass das Gift kaum abgebaut wird“, berichtet Prof. Papenbrock. Christian Boestfleisch hat in seiner Masterarbeit herausgefunden, dass abgefallene Sklerotien mit ähnlicher Giftigkeit später im Spülsaum an vielen Stellen wieder angeschwemmt werden.
„Wir haben unsere Erkenntnisse den zuständigen Ämtern und der Nationalparkverwaltung mitgeteilt“, sagt Jutta Papenbrock. Die Reaktionen seien bisher allerdings dünn. „Um weiter in dem Bereich forschen zu können, brauchen wir fachliche und finanzielle Unterstützung.“ Um die Ausbreitung zu stoppen, müsse man Experten mit ins Boot holen, die sich mit invasiven Arten beschäftigen und auch international zusammenarbeiten. In Deutschland sei dieser Fund der erste, aber aus den Niederlanden, Belgien und Frankreich gebe es ähnliche Meldungen. Bisherige Bemühungen, Schlickgras durch Mähen oder Verbrennen einzudämmen, blieben weitgehend erfolglos.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Lebhafte wissenschaftliche Debatte rund um Tribünen-Frage der Sendung „Wer wird Millionär“
Friederike Meyer zu Tittingdorf Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes
Die Frage, wer auf einer Tribüne Platz nimmt, hat zu einer lebhaften wissenschaftlichen Debatte rund um das RTL-Quiz „Wer wird Millionär?“ geführt. An der Suche nach der richtigen Antwort beteiligen sich mittlerweile mehrere Professoren der Universität des Saarlandes, die tatkräftig von ihren Studenten und vielen Hobby-Etymologen aus ganz Deutschland unterstützt werden. Sie tauschen ihre Argumente nicht nur in Vorlesungspausen und über die Medien aus. „Vor allem in den Sozialen Netzwerken werden derzeit Diskussionen geführt, die schon fast den Stoff für eine Masterarbeit hergeben“, freut sich Maximilian Herberger, Professor für Bürgerliches Recht, der den Stein ins Rollen brachte.
Eine Saarbrücker Jura-Studentin hatte dem Kandidaten Jérôme Adjallé als Zusatz-Joker bei der 125000-Euro-Frage zur Seite gestanden. Ihre Antwort wurde jedoch vom Fernsehsender RTL als falsch gewertet. Über die sozialen Netzwerke prasselte daraufhin harsche Kritik auf die Studentin ein, was für Jura-Professor Maximilian Herberger der Anlass war, der Studentin Rückendeckung zu geben. In einer rechtshistorisch fundierten Stellungnahme zweifelte er die Argumentation der „Millionärs“-Macher an und lieferte Gründe, warum die von RTL für richtig gehaltene Antwort falsch war, die Studentin mithin Recht hatte. Diese professorale Unterstützung verbreitete sich wie ein Lauffeuer über die sozialen Netzwerke und fand dann auch Niederschlag in den klassischen Medien. „Wir haben mittlerweile rund 100.000 Leser über unsere Facebook-Seite und erhalten stündlich Kommentare und weitere Argumente per Mail, Telefon und über die sozialen Netzwerke. Die Wucht dieser Debatte hat uns selbst überrascht“, sagt Maximilian Herberger, der an der Universität des Saarlandes auch das Gebiet der Rechtsinformatik lehrt.
Inzwischen haben sich auch Wissenschaftler anderer Universitäten in die wissenschaftliche Diskussion eingeklinkt. Auf „Focus Online“ wird Katharina Kagerer von der Abteilung für Griechische und Lateinische Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München zitiert. Sie stützt ihre Argumentation auf das „Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache“ und gibt der Lösungsvariante von RTL Recht. Gegenwind bekommt sie jetzt aber von Peter Riemer, Professor für Klassische Altphilologie der Universität des Saarlandes, der auf Facebook ausführlich darlegt, warum schon die Fragestellung in der Millionärssendung nicht zu der für richtig befundenen Antwort passt. „An dieser Diskussion ist besonders spannend, dass sie eine wissenschaftliche Kernfrage berührt, nämlich die Frage, wie man über die Etymologie, also die Entstehung von Wörtern, Auskunft über ihre Bedeutung erhalten kann“, erläutert Professor Herberger. Er freut sich, dass eine populäre Unterhaltungssendung wie „Wer wird Millionär?“ jetzt auch viele Studentinnen und Studenten dazu motiviert, sich mit diesen komplexen Fragestellungen auseinanderzusetzen.
„Aus Gründen der Fairness interessieren wir uns auch dafür, ob der Sender RTL diese Debatte zum Anlass nehmen wird, die Frage als nicht eindeutig zu bewerten und damit dem Kandidaten nochmals eine zweite Chance gibt. Besonders freuen wir uns aber darüber, dass die Studenten und auch die Öffentlichkeit erkennen, wie spannend es sein kann, sich mit römischem Recht, der Etymologie und den Wurzeln unserer Sprache auseinanderzusetzen“, erklärt Maximilian Herberger.
Wer die Debatte mitverfolgen und kommentieren möchte, kann die Facebook-Seite des Lehrstuhls von Professor Maximilian Herberger besuchen oder ihn per Mail kontaktieren:
https://www.facebook.com/LsHerbergerSB
https://www.facebook.com/Saarland.University
Weitere Informationen zu Projekten von Professor Maximilian Herberger:
http://www.jura.uni-saarland.de/
http://rechtsinformatik.jura.uni-sb.de/
Fragen beantwortet:
Professor Maximilian Herberger
Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Rechtstheorie und Rechtsinformatik
der Universität des Saarlandes
Tel. 0681/302-3105
Email: rechtsinformatik@jura.uni-saarland.de
https://www.facebook.com/LsHerbergerSB
https://www.facebook.com/Saarland.University
http://www.jura.uni-saarland.de/
http://rechtsinformatik.jura.uni-sb.de/
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Ausschuss für Betriebssicherheit zieht Bilanz
Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Berlin – Seit zehn Jahren engagiert sich der Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS) für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten. Aus Anlass des Jubiläums kamen am 16. Mai rund 160 Fachleute zur Veranstaltung „Der Ausschuss für Betriebssicherheit (ABS) – Engagement für Sicherheit und Gesundheitsschutz – Bilanz und Ausblick“ in das Bundespresseamt in Berlin.
Mit der Fachveranstaltung informierte der ABS über aktuelle Themenstellungen. So reicht sein Aufgabenspektrum von der Verwendung von Arbeitsmitteln wie Werkzeugen und Maschinen bis hin zum Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen. In sein Tätigkeitsfeld gehören auch die Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung, die Arbeitsschutzverordnung zu künstlicher optischer Strahlung sowie die zukünftige Arbeitsschutzverordnung zu elektromagnetischen Feldern.
Die Vortragenden griffen Themen auf wie die Gefährdungsbeurteilung bei der Benutzung von Arbeitsmitteln, die Bedeutung von Prüfungen, den demografischen Wandel sowie Ergonomie und Produktsicherheit als Voraussetzung für sichere Arbeitsmittel. Zudem ging es um den aktuellen Stand und den Weiterentwicklungsbedarf des Technischen Regelwerkes zur Betriebssicherheitsverordnung.
Über die Vorträge fand im Rahmen einer Podiumsdiskussion ein intensiver fachlicher Austausch mit Mitgliedern des Ausschusses und dessen Unterausschüssen statt. Viele Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, sich an Informationsständen über die Arbeit des Ausschusses für Betriebssicherheit zu informieren.
Der ABS ist ein Beratungsgremium des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Der Ausschuss erarbeitet technische Regeln und Bekanntmachungen zur Betriebssicherheitsverordnung sowie zur Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung und zur Arbeitsschutzverordnung zu künstlicher optischer Strahlung. Die Geschäftsstelle ist bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin angesiedelt.
Eine Dokumentation der Veranstaltung wird im Internet unter http://www.baua.de/abs veröffentlicht.
Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 600 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Wie schauen Fußballfans eigentlich Fußball?
Stefanie Neubert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Wissensmedien – Knowledge Media Research Center
Dieser Frage gehen Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) gemeinsam mit der Universität Tübingen nach. Hierzu schauen insgesamt 61 Fans von Borussia Dortmund und FC Bayern München gemeinsam das Finale der Champions League am 25. Mai 2013 in den Räumlichkeiten des Forschungsinstituts in Tübingen.
„Zwei deutsche Mannschaften im Finale der Champions League und somit Zugriff auf beide Fanblocks, diese Chance müssen wir ergreifen“, so dachten die Psychologen Prof. Dr. Stephan Schwan vom IWM und Prof. Dr. Markus Huff von der Universität Tübingen. Derzeit wird hierfür ein riesiges Versuchslabor aufgebaut. Auf 61 Laptops wird das Spiel live übertragen. Das Forschungsteam untersucht anhand des Spiels, wie Zuschauer komplexe Ereignisse wahrnehmen und wie sie diese kognitiv verarbeiten. Die Wissenschaftler versprechen sich davon Anworten auf die Frage, ob Unterschiede zwischen den Fans beider Mannschaften bereits während der Wahrnehmung oder erst auf späteren Verarbeitungsstufen auftreten – beispielsweise bei der Gliederung des Spiels in Spielzüge oder bei der Erinnerung an einzelne Spielszenen.
Drei unterschiedliche Arten von Daten werden erhoben: Bei einem Teil der Testpersonen werden während des Spiels Blickbewegungsdaten aufgezeichnet. Hierfür setzen die Wissenschaftler portable SMI RED-m Systeme von SensoMotoric Instruments (SMI) ein. Diese Systeme zur Blickbewegungsmessung (Eye Tracking) werden auf 21 Laptops platziert und zeichnen unauffällig und berührungslos die Blickbewegungen der Testpersonen in wissenschaftlicher Datenqualität auf. Bei einem anderen Teil der Teilnehmer wird aufgezeichnet, in welche Abschnitte sie die Spielhandlung aufgliedern. Diese Zuschauer werden durch Tastenklicks den Verlauf des Spiels in für sie bedeutsame Abschnitte einteilen. Parallel während des Spiels laufen die Vorbereitungen zur Erfassung der dritten Datenart: Im Regieraum wird entsprechend des Spielverlaufs ein Fragebogen erstellt, der den Probanden unmittelbar nach Spielende vorgelegt wird.
Frühere Forschungsergebnisse konzentrierten sich nur auf die Auswertung von einer Datenquelle. Dahingegen versucht die Studie von Schwan und Huff erstmals, die drei Datenquellen Blickbewegung, Segmentiertung und Fragebogen im Rahmen eines einzigen Ereignisses zu erheben und anschließend aufeinander zu beziehen. In ihrer bisherigen Forschung beschäftigen sich die beiden Tübinger Wissenschaftler vor allem mit der Verarbeitung komplexer Handlungen im Alltag und im Film. In der geplanten Studie sollen nun die bisherigen Befunde „in´s (Fußball-)feld“ übertragen werden.
Die Studie erfolgt mit freundlicher Unterstützung von
SensoMotoric Instruments, Warthestr. 21, 14513 Teltow
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen erforscht das Lehren und Lernen mit digitalen Technologien. Rund 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kognitions-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften arbeiten multidisziplinär an Forschungsfragen zum individuellen und kooperativen Wissenserwerb in medialen Umgebungen. Seit 2009 unterhält das IWM gemeinsam mit der Universität Tübingen Deutschlands ersten WissenschaftsCampus zum Thema „Bildung in Informationsumwelten“.
Die Leibniz-Gemeinschaft
Das IWM ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 86 selbständige Forschungseinrichtungen der Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften verbindet. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 16.500 Personen, darunter 7.700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,4 Milliarden Euro.
Weitere Informationen:
http://www.iwm-kmrc.de
http://www.smivision.com
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Eutrophierung von Gewässern mindern
Susanne Hecker Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.
Pilotanlage Dränteich zur Reduzierung hoher Nährstofffrachten angelegt
Am 23. Mai 2013 eröffneten Vertreter des LU (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz) und Forscher des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. in Kooperation mit der Firma agrathaer GmbH die im Auftrag des Wasser- und Bodenverbandes Warnow-Beke hergestellte Pilotanlage eines Dränteichs im Naturschutzgebiet Beketal in Mecklenburg-Vorpommern.
Dränteiche nehmen die sogenannten Dränwässer aus unterirdischen, landwirtschaftlichen Entwässerungssystemen auf und werden vor der Mündung des Dränablaufs in das nachfolgende Gewässer wie zum Beispiel einem See oder Fluss angelegt. Ziel eines Dränteichs ist es, die zum Teil hohen Nährstofffrachten der Dränwässer aus landwirtschaftlicher Nutzung zu reduzieren. Im Ergebnis werden die stark von Nährstoffeinträgen aus Dränsystemen betroffenen Gewässer sauberer und natürlicher. Damit kann ein Beitrag zur Verbesserung der ökologischen Qualität der Oberflächengewässer im Sinne der Ziele der EU-WRRL geleistet werden.
Die Dränwässer sollen im Teich möglichst lange zurückgehalten werden, um die teichinternen Prozesse der Sedimentation, der Nährstoffakkumulation in der Biomasse sowie der biogeochemischen Stoffumsetzungen für den Stoffrückhalt fördern und nutzen zu können.
Wässer aus unterirdischen landwirtschaftlichen Dränsystemen weisen meist mehrfach höhere Nährstoff-Konzentrationen auf als die in den Zielen der Wasserrahmenrichtlinie für den guten ökologischen Zustand von Gewässern festgelegten Grenzwerte. Das trifft besonders auf Stickstoff und unter bestimmten Bedingungen auch auf Phosphor zu. Diese Nährstoffe tragen zur Eutrophierung des die Dränwässer aufnehmenden Gewässers bei. Die Auswirkungen zeigen sich vor allem durch einen übermäßig hohen Bewuchs der Gewässer durch Makrophyten und Algen. Im Fall der Beke kann als sogenanntes unterliegendes Gewässer auch die Warnow als Trinkwasserquelle für die Hansestadt Rostock und anschließend die Ostsee als „Endstation“ für alle eingeleiteten Stoffe davon betroffen sein. Deren Nährstoffbelastung zu reduzieren, ist bereits seit Jahrzehnten ein Ziel der Ostseeanrainerstaaten.
Der Standort der jetzt eröffneten Pilotanlage ist ein zuvor extensiv genutztes, an das Fließgewässer Beke grenzendes Grünland im Naturschutzgebiet Beketal, das von einer Dränleitung gekreuzt wird. Diese Dränleitung führt das Wasser von einem landwirtschaftlichen Dränsystem in die Beke ab, das 120 ha Ackerflächen entwässert.
Die ZALF-Tochter agrathaer GmbH untersucht in der Pilotanlage neben den Prozessen im und um den Teich selbst unter anderem, wie und wie stark durch Dränteiche die Nährstoffeinträge aus landwirtschaftlichen Dränsystemen in Gewässer gemindert werden können, welches Management zur Gewährleistung der Funktion der Dränteiche erforderlich ist und wie und zu welchen Kosten Dränteiche in die Praxis eingeführt werden können. Daraus sollen konkrete Handlungsempfehlungen für die Installation und den Betrieb von Dränteichen als Alternative zu landwirtschaftlichen oder technischen Möglichkeiten der Nährstoffreduzierung abgeleitet werden.
Weitere Informationen:
http://www.agrathaer.de
http://www.zalf.de
http://www.lung.mv-regierung.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Her mit den Müttern – die Frauenquote mag Frauen fördern, aber nur die, die keine Kinder haben
Judith Ahues Communications & Public Relations
Jacobs University Bremen
Es geht um wenige Dutzend Frauen, die in Aufsichtsräte rücken sollen, doch die Aufregung ist groß. Der Bundestag stimmte kürzlich gegen eine gesetzliche Quote in Aufsichtsräten ab 2020. Eine grundlegende Frage ist, ob es eine Mütterquote geben müsste. Fraueninteressen werden mit Mütterinteressen gleichgesetzt. Aber Kinder funktionieren nicht im Takt der Arbeitswelt, sondern erschweren den beruflichen Aufstieg von Müttern. Hilke Brockmann, Professorin für Soziologie an der Jacobs University, untersuchte, wie Frauen und Mütter im Bundestag repräsentiert sind. Das Ergebnis: Im Wettstreit um Ämter und bei der Durchsetzung von Politik ist der Mütterstatus gegenüber dem Frauenstatus unterlegen.
Mit der Einführung der freiwilligen Frauenquoten in deutschen Parteien ist nicht nur die Zahl der Frauen im Parlament gestiegen. Die Geschlechter sind bei den Grünen und den Linken annähernd paritätisch repräsentiert. Die Quote wirkt also. Aber nicht alle Frauen profitieren von der Frauenquote im gleichen Umfang. Frauen sind nicht immer Mütter und Mütter haben aufgrund ihrer zeitlichen Restriktionen berufliche Nachteile gerade in zeitintensiven Berufen wie dem des Parlamentariers. Vor allem Müttern fehlt in den scheinbar entscheidenden Jahren der Karriereplanung die nötige Zeit und Flexibilität, um den Anforderungen eines anspruchsvollen, mobilen Arbeitsmarktes zu genügen. Da hilft auch kein Krippenplatz bis 18 Uhr, wenn die entscheidenden Meetings in den Abendstunden stattfinden. Oder wenn zwar in Stellenausschreibungen Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugt werden, zu den Qualifikationen aber immer eine lückenlose Berufslaufbahn zählt.
Weibliche Parlamentarier und insbesondere die, die der CDU/CSU und der FDP angehören berichten, signifikant geringere Kinderzahlen als ihre männlichen Amtskollegen von derselben oder von anderen Parteien. Fördert die Quote vor allem kinderlose Frauen in den C-Parteien und unterbindet nicht die systematische Unterrepräsentation von Müttern in Parteien des linken Spektrums, dann drängt sich die Frage auf, ob kinderlose Frauen die beste politische Vertretung von Frauen mit Kindern sind. Dagegen spricht, dass beide Gruppen von Frauen oft sehr unterschiedliche Erfahrungen machen. Die anspruchsvollen, um Vollzeitbeschäftigung organisierten Arbeitsmärkte lassen Frauen oft wenig Freiraum, um den Balanceakt zwischen Familie und Arbeitsleben zu meistern.
Der Familienbericht 2011 belegt den Zeitdruck unter dem Familien stehen. Gerade in Deutschland haben sich nicht wenige Frauen gegen die Mutterschaft und für eine Karriere entschieden. 2008 betrug der Kinderlosenanteil unter den Absolventinnen mit Hochschulabschluss 26,5 Prozent bei den 45-49-jährigen. Ferner haben Experten die finanzielle Benachteiligung von Müttern auf dem Arbeitsmarkt berechnet. Der Einkommensverlust den Frauen für jedes Kind in Kauf nehmen müssen, schwankt zwischen 9 und 18 Prozent je nach Land und ist weitgehend unbeeinflusst von der politischen Frauenquote.
Die Schlussfolgerung ist, dass Frauen- und Mütterquoten in großen Feldversuchen schlicht ausprobiert werden müssen, denn die erschreckende ökonomische Diskriminierung von Frauen und besonders Müttern verlangt nach Abhilfe. Ob sich mit der quantitativen Gleichstellung von Mann und Frau und Müttern in einflussreichen Positionen unserer Gesellschaft auch qualitativ etwas ändert, ist abzuwarten und zu hoffen, weil es allen Kindern, Jungen wie Mädchen zu Gute käme.
Fragen zur Studie beantwortet:
Hilke Brockmann | Professor of Sociology
Email: h.brockmann@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-3491
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Kognitiver Leistungstest soll Unternehmen die Auswahl geeigneter Azubis erleichtern
Stefanie Neubert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Wissensmedien – Knowledge Media Research Center
Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Wissensmedien haben zusammen mit Unternehmensberatern der INFO GmbH – Institut für Organisationen ein neues Testverfahren entwickelt, welches das physikalisch-technische Verständnis (PTV) bei Jugendlichen erfasst. Der neue Leistungstest soll Unternehmen bei der Auswahl von Auszubildenden in technisch-gewerblichen Berufsbildern unterstützen und deren berufliche Eignung feststellen.
Durch die fortschreitende Computerisierung und Technisierung haben sich gewerblich-technische Berufe in den letzten Jahren stark verändert. Der Übergang vom KFZ-Mechaniker zum Mechatroniker ist nur ein Beispiel. Gleichzeitig nimmt die Nachfrage nach Arbeitskräften mit einem Qualifikationsprofil in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) weiter zu. Somit gewinnen Einstellungsverfahren an Bedeutung, die spezifische Fähigkeiten der Auszubildenden in diesen Bereichen erheben. Bisherige Verfahren im Bereich des technisch-physikalischen Verständnisses sind meist schon über 20 Jahre alt und konzentrieren sich inhaltlich vor allem auf die Messung von mechanisch-technischem Verständnis. Neue Anforderungen an die Ausbildungsberufe von morgen werden dabei nicht berücksichtigt. Jetzt hat ein Projektteam unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Korbinian Möller vom Leibniz-Institut für Wissensmedien in Zusammenarbeit mit Unternehmensberatern um Dipl.-Psych. Wolfgang Kring von der INFO GmbH – Institut für Organisationen ein neues Testverfahren entwickelt. Dessen Inhalte wurden basierend auf einer Analyse der Anforderungen in den wichtigsten gewerblich-technischen Berufen den aktuellen Veränderungen dieser Berufsbilder angepasst. Als deutschlandweit einzigartige Erweiterung zu bisherigen Verfahren enthält das Testverfahren PTV Aufgaben zu den Bereichen physikalisches, technisches, chemisches und elektrisches Verständnis.
Im Rahmen der Entwicklung und Normierung des Verfahrens wurden Daten von circa 450 Schülerinnen und Schülern der 9. bis 11. Klasse an verschiedenen Realschulen und Gymnasien in Baden-Württemberg erhoben. Wie in bisherigen Untersuchungen zum physikalisch-technischen Verständnis lagen auch im vorliegenden Verfahren die Durchschnittsleistungen der Jungen über denen der Mädchen. Und dies bei gleichem allgemeinen kognitiven Leistungsniveau. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass ein mittlerer Zusammenhang zwischen den Schulnoten in naturwissenschaftlichen Fächern und dem erreichten Testwert besteht. Je besser die Note in diesen Bereichen, desto besser war der erreichte Testwert. Dagegen stehen die Noten in sprachlichen Fächern in keinem Zusammenhang mit dem Testergebnis. Diese Hinweise auf sowohl konvergente als auch divergente Validität deuten darauf hin, dass das physikalisch-technische Verständnis ein eigenständiges und abgrenzbar messbares Konstrukt darstellt, das über Schulnoten und Intelligenztest hinaus eine besser an den späteren Ausbildungsinhalten orientierte Auswahl von Auszubildenden erlaubt.
Kontakt & weitere Information Leibniz-Institut für Wissensmedien
Prof. Dr. Korbinian Möller
Leibniz-Institut für Wissensmedien, Schleichstraße 6, 72076 Tübingen
Tel.: 07071/ 979-350, Fax: 07071/ 979-100, E-Mail: k.moeller@iwm-kmrc.de
Kontakt & weitere Information INFO GmbH – Institut für Organisationen
Dipl.-Psych. Wolfgang Kring
Information INFO GmbH – Institut für Organisationen, Kloster Arnsburg, 35423 Lich
Tel.: 06404/ 9404-0, Fax 06404/ 9404-4, E-Mail: W.Kring@info-home.org
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien
Das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) in Tübingen erforscht das Lehren und Lernen mit digitalen Technologien. Rund 60 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kognitions-, Verhaltens- und Sozialwissenschaften arbeiten multidisziplinär an Forschungsfragen zum individuellen und kooperativen Wissenserwerb in medialen Umgebungen. Seit 2009 unterhält das IWM gemeinsam mit der Universität Tübingen Deutschlands ersten WissenschaftsCampus zum Thema „Bildung in Informationsumwelten“.
Die Leibniz-Gemeinschaft
Das IWM ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, die 86 selbständige Forschungseinrichtungen von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften verbindet. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 16.500 Personen, darunter 7.700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,4 Milliarden Euro.
Weitere Informationen:
http://www.iwm-kmrc.de
http://www.info-home.org
http://www.testsonline.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Unternehmerstudie: „Ich sorge mich um die Umwelt, aber …“
Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München
Viele Unternehmer versprechen nachhaltiges Wirtschaften und treffen dennoch Entscheidungen, die der Natur schaden. Wirtschaftswissenschaftler haben nun herausgefunden, dass viele Firmenchefs ihr Umweltbewusstsein keineswegs vortäuschen – aber ihre Handlungen unbewusst von ihren Werten entkoppeln. Besonders anfällig dafür sind Unternehmenslenker, die sich selbst als sehr einflussreich wahrnehmen oder sich in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld befinden. Die Erkenntnisse erweitern das Wissen über die Bedeutung von Moral und Unterbewusstsein bei wirtschaftlichen Entscheidungen. Sie können bei der Umweltgesetzgebung und der Ausbildung künftiger Unternehmer helfen.
Sie geloben, die Umwelt zu schonen und kleben Ökosiegel auf ihre Produkte. Aber dann stellt sich heraus, dass sie doch Produkte verkaufen, die zu viele Pestizide oder Palmöl aus Regenwaldgebieten enthalten. Entscheiden die Unternehmer dabei nach einer rationalen Nutzen-Abwägung? Oder spielt unbewusstes Verhalten eine größere Rolle im unternehmerischen Handeln als oft angenommen? Unter welchen Bedingungen richten sich Unternehmer nicht nach ihren eigenen Wertvorstellungen? Um das herauszufinden, haben Wirtschaftswissenschaftler der Technischen Universität München (TUM), der Indiana University und der Oklahoma State University rund 100 deutschen Firmengründern mehrere Entscheidungsszenarien vorgelegt.
Die Unternehmer sollten verschiedene Geschäftsmöglichkeiten nach mehreren Gesichtspunkten bewerten. Dabei wurde zum einen ermittelt, wie attraktiv die jeweilige Geschäftsmöglichkeit ist. Zum anderen wurden Umstände wie Auswirkungen auf die Umwelt, der Respekt der Befragten für die Natur, die Selbsteinschätzung der eigenen unternehmerischen Wirksamkeit oder die Wahrnehmung der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation des Unternehmens erhoben. Anhand der miteinander verknüpften Variablen dieses sogenannten Conjoint-Experiments konnten die Forscher auf den Einfluss verschiedener kognitiver Ebenen bei der Entscheidungsfindung schließen.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass auch Unternehmer mit großem Respekt für die Natur Entscheidungen trafen, die Umweltschäden auslösten. Dabei folgten die Entscheidungen aber nicht einer bewussten Abwägung. „Die Testpersonen haben vielmehr unbewusst die Beziehung zwischen Werten und Handlungen neu justiert – sodass ihre Handlungen wieder mit ihren Werten übereinzustimmen schienen“, erklärt Prof. Holger Patzelt vom Lehrstuhl für Entrepreneurship der TUM.
Diese Entkopplung beobachteten die Forscher aber nicht bei allen Unternehmern. Ausschlaggebend waren zwei Bedingungen: ein großes unternehmerisches Selbstbewusstsein der Firmenchefs und ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld der Unternehmen. Bislang war die Forschung davon ausgegangen, dass im Gegenteil Unternehmer mit geringem Selbstbewusstsein eher in Konflikt mit ihren eigenen Werten geraten.
Die Ergebnisse der Studie „I care about nature, but …“ erklärt Holger Patzelt so: „Firmenlenker, die ihre eigene Wirksamkeit sehr hoch einschätzen, wollen Einfluss nehmen. Deshalb laufen sie eher Gefahr, Werte auszublenden, die ihre Handlungsoptionen einschränken. Das gleiche Prinzip gilt unter ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen, also etwa einer zugespitzten Konkurrenzsituation des Unternehmens. Auch dann glauben die Chefs, dass es auf ihre Entscheidungen besonders ankommt.“
Die Politik könnte sich die Erkenntnisse der Wissenschaftler bei der Umweltgesetzgebung zunutze machen. „In Branchen mit schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen könnte der Gesetzgeber auf eine stärkere Regulierung zum Schutz der Natur achten“, sagt Patzelt. Den Unternehmern selbst könnte das Wissen über die unbewussten Entscheidungsmechanismen helfen, sich ihre eigenen Handlungsstrategien stärker zu vergegenwärtigen. Nicht zuletzt hoffen die Wissenschaftler, dass die Studienergebnisse die Ausbildung verändern. „Bislang versuchen wir, künftigen Unternehmern im Wirtschaftsstudium ein hohes Maß an unternehmerischem Selbstbewusstsein zu vermitteln“, sagt Patzelt. „Jetzt wissen wir, dass wir damit auch ungewollte Folgen auslösen können.“
Publikation:
Shepherd, D. A., Patzelt, H., & Baron, R. A. Early Online Publication. „I care about nature, but …“: Disengaging values in assessing opportunities that cause harm. Academy of Management Journal.
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Holger Patzelt
Technische Universität München
Lehrstuhl für Entrepreneurship
T: +49 89 289 26749
E: patzelt@tum.de
W: http://www.ent.wi.tum.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Elektrische Zigaretten – ein unkontrollierter Versuch am Verbraucher
Dr. Stefanie Seltmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Elektrische Zigaretten erzeugen – anders als herkömmliche Zigaretten – nicht tausende giftiger und krebserzeugender Substanzen, dennoch sind sie nicht harmlos. Sie enthalten als Hauptbestandteil eine atemwegsreizende Substanz, in der Regel giftiges, abhängig machendes Nikotin, zum Teil krebserzeugende Substanzen und oftmals haben sie verschiedene Produktmängel. Trotzdem werden sie zur Zeit als Lifestyle-Produkt ohne geeignete Qualitätskontrollen frei verkauft – damit werden die Verbraucher unfreiwillig zu Versuchsobjekten.
Die vorhandenen wissenschaftlichen Daten zu den Produkteigenschaften, den möglichen Gesundheitsgefahren, der Verbreitung der Produkte sowie zu ihrem eventuellen Nutzen als Hilfsmittel für einen Rauchstopp hat das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in seinem aktuellen Report „Elektrische Zigaretten – ein Überblick“ zusammengestellt und analysiert. Demnach ist die elektrische Zigarette kein unbedenkliches Produkt.
Aufgrund ihres Nikotingehalts, ihrer derzeit bestehenden Produktmängel und wegen ihrer Verwendung als Ersatz für Zigaretten empfiehlt das Deutsche Krebsforschungszentrum, elektrische Zigaretten, wie von der Europäischen Kommission vorgeschlagen, bei der Neufassung der Europäischen Tabakproduktrichtlinie als Arzneimittel einzustufen. „Der Verbraucher sollte sich darauf verlassen können, dass ein Produkt gesundheitlich unbedenklich ist – und das ist bei der elektrischen Zigarette nicht gegeben“, sagt Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle am DKFZ. Derzeit weiß der Verbraucher nur vage, was er mit elektrischen Zigaretten konsumiert: Die Nikotinmenge ist nicht selten ungenau oder sogar falsch deklariert und das Nikotin gelangt je nach Gerät unterschiedlich gut in den Nebel, der inhaliert wird; dadurch kann es zu Überdosierungen bis hin zu Vergiftungserscheinungen kommen. Die Flüssigkeiten, mit denen die E-Zigaretten bestückt werden, enthalten Inhaltsstoffe, die die Atemwege reizen und zu allergischen Reaktionen führen können. Der Nebel mancher Liquids enthält krebserzeugende Substanzen wie Formaldehyd, Acetaldehyd, Acrolein, Nickel und Chrom.
Elektrische Zigaretten werden zur Zeit vor allem von Rauchern verwendet, die ihren Zigarettenkonsum senken oder ganz mit dem Rauchen aufhören möchten. Nach der aktuellen Datenlage können elektrische Zigaretten zwar Entzugssymptome lindern, ob sie aber zu einem dauerhaften Rauchstopp verhelfen, ist derzeit noch nicht erwiesen. Im Moment besteht für E-Zigaretten noch dringender Forschungsbedarf hinsichtlich der Produktqualität, der Inhaltsstoffe, der gesundheitlichen Auswirkungen und der Wirksamkeit der Produkte als Hilfsmittel für einen Rauchstopp. Diesbezüglich müssen dringend geeignete wissenschaftliche Studien durchgeführt werden, damit dem Verbraucher ein zuverlässiges Produkt zur Verfügung steht. „Die elektrische Zigarette, die das abhängig machende Nikotin enthält, sollte nur nach eingehender Prüfung der Produktqualität, seiner Wirkungen und Nebenwirkungen ausschließlich für Raucher zugelassen werden, die eine weniger schädliche Alternative zum Rauchen oder ein Hilfsmittel zum Rauchstopp suchen „, sagt Martina Pötschke-Langer.
Eine angemessene Regulierung der elektrischen Zigaretten zum Schutz der Verbraucher fordert auch der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). „Der Verkauf als Lifestyle-Produkt verharmlost E-Zigaretten. Irreführendes Marketing und Fehlinformationen sind nicht auszuschließen. Das macht es Verbrauchern unmöglich, das Gesundheitsrisiko einzuschätzen. Wir brauchen verlässliche Produktinformationen und Kontrollen“, sagt Ilona Köster-Steinebach, Gesundheitsexpertin des vzbv. Die Sicherheit müsse gewährleistet sein und die Angaben auf den Produkten klare Auskunft über Gesundheitsrisiken und Inhaltsstoffe geben. Zudem solle verhindert werden, dass Jugendliche und Nichtraucher über elektrische Zigaretten den Einstieg ins Rauchen finden. „E-Zigaretten sollten lediglich zur Tabakentwöhnung angeboten werden dürfen – und das geht nur über die Einstufung als Arzneimittel“, sagt Köster-Steinebach.
Die Publikation kann heruntergeladen werden unter:
http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/RoteReihe/Band_19_e-…
oder ist im Original zu beziehen bei der Pressestelle des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Führungskräfte: Vertrauen in sichere Arbeitsplätze und gerechte Entlohnung schwindet
Ute Friedrich Pressestelle
Bertelsmann Stiftung
Umfrage des Führungskräfte Instituts und der Bertelsmann Stiftung
Trotz einer guten Auftragslage in den Unternehmen bröckelt bei Führungskräften das Vertrauen in die Sicherheit von Arbeitsplätzen und die Gerechtigkeit bei der Entlohnung im Unternehmen. Während im vergangenen Jahr noch 84 Prozent der Befragten die Arbeitsplätze als gesichert ansahen, sind es 2013 nur noch 79 Prozent. Die monetären und nicht monetären Leistungen im Unternehmen halten zwar 57 Prozent für gerecht, vor einem Jahr waren es aber noch 62 Prozent. Zwei von drei Führungskräften in Unternehmen sind wie auch in 2012 der Meinung, ihr Arbeitgeber fördere sie bei der Entwicklung der persönlichen Karriere kaum oder gar nicht. Das zeigt die Halbjahres-Befragung des Führungskräfte Instituts (FKI) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Durchschnittliche Noten erhalten betriebsinterne Strukturen und Prozesse. 52 Prozent bewerten die „Ausprägung der Fehler- und Innovationskultur“ immer noch als überwiegend negativ. Rund 48 Prozent meinen, dass das Krisen- und Veränderungsmanagement sowie die Bereichs- und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit zu wünschen übrig lassen. Immer stärkere Verteilungskämpfe bei der Ressourcenverteilung beklagt jeder zweite Befragte. Die Beurteilung des unternehmerischen Umfeldes fällt dagegen besser aus. 77 Prozent der Manager sehen die Auftragslage ihrer Firmen als gut an, vor einem halben Jahr waren es 70 Prozent. Mehr als 50 Prozent rechnen damit, dass sich das wirtschaftliche Umfeld in den kommenden sechs Monaten verbessern wird, 2012 glaubten das lediglich 39 Prozent.
Auch die Einschätzung des allgemeinen Betriebsklimas bewegt sich auf einem hohen Niveau, wird aber differenziert beurteilt. Über 70 Prozent der Befragten halten es für gut, wenngleich die Fairness im Umgang miteinander gegenüber 2012 gelitten hat. Offenheit und Flexibilität sehen allerdings nach wie vor nur 44 Prozent der Führungskräfte in ihrem Unternehmen.
„Die gewachsene Diskrepanz zwischen der guten Beurteilung der Unternehmenssituation einerseits und der als deutlich schlechter empfundenen eigenen Lage andererseits bietet Zündstoff für Unzufriedenheit bei den Führungskräften. So entsteht bei ihnen das Gefühl, zwar in der Krise ihre Hausaufgaben gemacht zu haben, aber auf den Lohn der Arbeit verzichten zu müssen. Wenn Führungskräfte beginnen, sich abgehängt oder gar als Verlierer zu fühlen, fällt das früher oder später auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen zurück“, sagt Martin Spilker von der Bertelsmann Stiftung.
Ludger Ramme, Hauptgeschäftsführer des Führungskräfteverbandes ULA, ergänzt: „Es besteht ein auffälliges Missverhältnis zwischen der immer noch guten Bewertung der Arbeitsplatzsicherheit und den schlechten Noten für die Karriereentwicklung und die innerbetriebliche Bürokratie. Hier müssen die Unternehmen im eigenen Interesse handeln. Führungskräfte beanspruchen Freiräume in ihren beruflichen Entscheidungen. Diejenigen Unternehmen, die diese Erwartung am besten einlösen können, werden in Zukunft auch im Wettbewerb um knapper werdende Fachkräfte die Nase vorn haben.“
Die halbjährlich durchgeführte Befragung der Bertelsmann Stiftung richtet sich an rund 1.200 Führungskräfte aus großen und mittleren Unternehmen in Deutschland. Die Befragten gehören den zwölf ULA-Mitgliedsverbänden an bzw. sind Mitglieder des „Manager Monitors“, einem Umfragepanel des Führungskräfteverbandes ULA.
Rückfragen an: Martin Spilker, Bertelsmann Stiftung
Telefon: 0 52 41 / 81-40283
Andreas Zimmermann, FKI – Führungskräfte Institut
Telefon: 0 30 / 30 69 63 22
Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Vulkane sorgen für Klimagas-Schwankung
Monika Landgraf Presse, Kommunikation und Marketing
Karlsruher Institut für Technologie
Spurengase und Aerosole sind wesentliche Faktoren des Klimageschehens. Mit aufwendigen Experimenten wie MIPAS an Bord des Satelliten ENVISAT versuchen Forscher, sich ein Bild der Prozesse in der oberen Atmosphäre zu machen. Nun stellt das Karlsruher Institut für Technologie umfassendste Messung des Klimagases Schwefeldioxid im Fachmagazin Atmospheric Chemistry and Physics vor. (doi:10.5194/acpd-13-12389-2013)
„Schwefelverbindungen in bis zu 30 Kilometer Höhe können sich kühlend auf das Klima auswirken“, sagt Michael Höpfner vom KIT, der Leiter der Studie. Zum Beispiel reagieren Schwefeldioxid (SO2) und Wasserdampf zu Schwefelsäure, die kleinen Tröpfchen, sogenannte Aerosole, bildet und so Sonnenstrahlen zurück ins All streut. „Aber um solche Effekte in den Computermodellen abzuschätzen, haben uns bislang die notwendigen Messdaten gefehlt“. Dank des Infrarotspektrometers MIPAS liegt nun ein umfassendes Bild der Verteilung und Entwicklung von Schwefeldioxid über 10 Jahre hinweg vor.
Anhand der Ergebnisse können nun die wesentlichen Beiträge des Schwefelbudgets in der Stratosphäre direkt analysiert werden. So steigt unter anderem ständig das von Organismen erzeugte Gas Carbonylsulfid (COS) aus den Weltmeeren auf, zerfällt in Höhen über 25 Kilometern und sorgt so für einen Grundkonzentration an Schwefeldioxid. Ein in den letzten Jahren beobachteter Anstieg der stratosphärischen Aerosolkonzentration wird im Wesentlichen durch den Eintrag von Schwefeldioxid aus einer Reihe von Vulkanausbrüchen hervorgerufen. „Die Variabilität der Konzentration kommt im Wesentlichen durch Vulkane zustande“, so Höpfner. Verheerende Vulkanausbrüche wie Pinatubo 1991 und Tambora 1815 haben sehr anschaulich vorgeführt, welchen Effekt sie aufs Klima haben können. In der aktuellen Studie wurde gezeigt, dass auch eine Reihe von kleineren Ausbrüchen in den letzten zehn Jahren einen messbaren Effekt auf die Schwefeldioxidkonzentration in der Höhe zwischen 20 und 30 Kilometer hat. „Mittlerweile ausschließen können wir, dass menschengemachte Quellen, etwa wie vermutet Kraftwerke in Asien, in dieser Höhe einen relevanten Beitrag liefern“, so Höpfner.
„Die neuen Messdaten sind die Grundlage, um die Behandlung der schwefelhaltigen Substanzen in Atmosphärenmodellen zu verbessern“, erklärt Höpfner. „Dies ist auch dann wichtig, um wissenschaftlich seriös die Risiken und Chancen des Climate Engineering zu diskutieren.“
MIPAS (Michelson Interferometer for Passive Atmospheric Sounding) war eines der Hauptinstrumente an Bord des europäischen Umweltsatelliten ENVISAT, der von 2002-2012 Daten lieferte. MIPAS wurde am Institut für Meteorologie und Klimaforschung des KIT konzipiert. Das Gerät konnte rund um die Uhr Temperatur und mehr als 30 atmosphärische Spurengase messen und hat mehr als 75 Millionen Infrarotspektren aufgezeichnet. Forscher des KIT und des Forschungszentrums in Jülich haben den MIPAS-Nachfolger GLORIA entwickelt, der als Grundlage für ein zukünftiges Satelliteninstrument zur Klimaforschung dienen kann.
Höpfner, M., Glatthor, N., Grabowski, U., Kellmann, S., Kiefer, M., Linden, A., Orphal, J., Stiller, G., von Clarmann, T., and Funke, B.: Sulfur dioxide (SO2) as observed by MIPAS/Envisat: temporal development and spatial distribution at 15-45 km altitude, Atmos. Chem. Phys. Discuss., 13, 12389-12436, doi:10.5194/acpd-13-12389-2013, 2013.
Das KIT-Zentrum Klima und Umwelt entwickelt Strategien und Technologien zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen: Dafür erarbeiten 660 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 32 Instituten Grundlagen- und Anwendungswissen zum Klima- und Umweltwandel. Dabei geht es nicht nur um die Beseitigung der Ursachen von Umweltproblemen, sondern zunehmend um die Anpassung an veränderte Verhältnisse.
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts nach den Gesetzen des Landes Baden-Württemberg. Es nimmt sowohl die Mission einer Universität als auch die Mission eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft wahr. Thematische Schwerpunkte der Forschung sind Energie, natürliche und gebaute Umwelt sowie Gesellschaft und Technik, von fundamentalen Fragen bis zur Anwendung. Mit rund 9000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, darunter knapp 6000 in Wissenschaft und Lehre, sowie 24 000 Studierenden ist das KIT eine der größten Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas. Das KIT verfolgt seine Aufgaben im Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.
Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu
Weiter Kontakt:
Kosta Schinarakis, PKM – Themenscout, Tel.: +49 721 608 41956, Fax: +49 721 608 43658,
E-Mail: schinarakis@kit.edu
Anhang
Vulkane sorgen für Klimagas-Schwankung
http://idw-online.de/de/attachment27364
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Futtern hilft: Miesmuscheln wachsen auch in saurerem Wasser – Studie zu Labor- und Freilandexperimen
Dr. Andreas Villwock Kommunikation und Medien
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Die in der westlichen Ostsee dominante Miesmuschel Mytilus edulis könnte auch unter zukünftigen Bedingungen eine vorherrschende Stellung im marinen Nahrungsnetz einnehmen. Ein mehrwöchiges Labor- und Freilandexperiment von Meeresbiologen und Meereschemikern des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel zeigt, dass die Tiere auch dann wachsen und Kalkschalen bilden, wenn der Anteil an gelöstem Kohlendioxid im Wasser aktuelle Werte deutlich übersteigt. Die Entwicklung der Muscheln hängt jedoch deutlich davon ab, ob im versauerten Wasser ausreichend Nahrung verfügbar ist. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin Global Change Biology.
Unter welchen Bedingungen können heute verbreitete Arten im Ozean der Zukunft existieren? Mit Hilfe von Labor- und Freilandexperimenten untersuchen Wissenschaftler, inwieweit marine Organismen der Ozeanversauerung standhalten können. Diese chemische Veränderung wird ausgelöst, wenn das Meer Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufnimmt. Im Wasser reagiert das Kohlendioxid zu Kohlensäure, und die Konzentration der Karbonat-Ionen sinkt. Da kalkbildende Lebewesen wie Muscheln, Schnecken, Korallen und Plankton diese Moleküle benötigen, um ihre Schalen und Skelette zu bilden, galten sie bisher als erste mögliche Opfer dieses „anderen CO2-Problems“.
Für die Miesmuschel Mytilus edulis bewiesen Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel jetzt jedoch: So lange ausreichend Nahrung vorhanden ist, verkraften frisch gesiedelte junge Tiere die zunehmende Ozeanversauerung. Die Ergebnisse ihrer Studie, die im Rahmen des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ und des Deutschen Verbundprojekts zur Erforschung der Ozeanversauerung BIOACID (Biological Impacts of Ocean Acidification) stattfand, veröffentlichten die Wissenschaftler in der April-Ausgabe des Fachmagazins Global Change Biology.
„Für unser Laborexperiment haben wir Besiedlungsplatten für Miesmuscheln in der Kieler Förde aufgehängt und die darauf siedelnden Tiere anschließend in Aquarien überführt“, erklärt Dr. Jörn Thomsen, Erstautor der Studie. Über sieben Wochen beobachteten er und seine Kollegen, wie sich die Kalkbildner unter zwölf verschiedenen Versuchsbedingungen entwickelten: „Die Tiere wurden heutigen CO2-Konzentrationen und solchen, die wir für das Jahr 2100 erwarten, ausgesetzt. Zusätzlich wurden die Muscheln entweder entsprechend der Futterkonzentration in der Förde oder mit zwei geringeren Konzentrationen gefüttert.“
Parallel dazu lief ein viermonatiger Feldversuch. „Dafür haben wir Besiedlungsplatten in der Innenförde und in der Außenförde in etwa einem Meter Tiefe platziert und die Wasserwerte regelmäßig überprüft.“ Für beide Stationen verzeichneten die Kieler Forscher starke Schwankungen im Kohlendioxid-Gehalt. „In der Innenförde lagen die gemessenen Werte zwischen etwa 1000 und bis zu 2500 Mikroatmosphären (µatm), also weit über dem Niveau, das in den meisten Ozeanregionen bis zum Ende des Jahrhunderts erwartet wird“, erklärt Thomsen. „Der pH-Wert sank dadurch von etwa 8,1 im Frühjahr auf durchschnittlich 7,7 im Spätsommer.“ Grund für die extreme Versauerung ist der Sauerstoffmangel in der Kieler Bucht: Abwässer und Düngemittel aus der Landwirtschaft, die in die Ostsee gelangen, kurbeln die Produktivität des Planktons an. Wenn diese Kleinstlebewesen absterben, sinken sie zum Meeresboden. Mikroorganismen, die das Plankton dort zersetzen, verbrauchen größere Mengen an Sauerstoff und produzieren CO2. Auftrieb kann dieses kohlendioxidreiche Wasser an die Oberfläche führen. „Diese Folgen der Überdüngung sind zwar negativ zu betrachten, aber die höhere Planktondichte liefert den Muscheln mehr Energie“, urteilt Thomsen.
„Im Direktvergleich waren Wachstum und Kalkbildung in der angesäuerten inneren Kieler Förde sehr viel höher als außerhalb der Förde. Am Ende des Experiments waren die Miesmuscheln aus der Innenförde mit etwa 18 Millimetern doppelt so groß wie die aus der Außenförde“, fasst Thomsen zusammen. Diese Beobachtung aus dem Freiland konnten die Forscher im Labor bestätigen. „Auch unter kontrollierten Bedingungen konnten die jungen Miesmuscheln unter Hoch-CO2-Bedingungen ihre Kalkschalen aufbauen, wenn ihnen genügend Futter zur Verfügung stand. Erst bei Extremwerten von 3350 Mikroatmosphären wuchsen sie deutlich schlechter.“
Werte oberhalb von 3000 Mikroatmosphären könnten jedoch durchaus in der Zukunft erreicht werden: „Durch das Zusammenspiel von hohen saisonalen CO2-Schwankungen und zukünftigem CO2-Anstieg, erwarten wir insbesondere für die Kieler Förde sehr hohe Konzentrationen“, hebt Co-Autor Prof. Dr. Frank Melzner hervor. „Mit ihren speziellen Eigenschaften ist die Kieler Förde für uns ein interessantes natürliches Laboratorium. Im Rahmen des BIOACID-Projekts wollen wir in den nächsten Jahren noch eingehender untersuchen, wie Faktoren wie Funktion und Produktivität von Lebensgemeinschaften durch pH und CO2-Variabilität beeinflusst werden.“
Aus Sicht des Kieler Meereschemikers Prof. Arne Körtzinger, ebenfalls Mit-Autor der Veröffentlichung, ist die Studie ein gutes Beispiel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit am GEOMAR. „Marine Ökophysiologie und Meereschemie haben hier gemeinsam eine aktuelle Fragestellung untersucht.“
Die Studie belegt, dass einige negative Auswirkungen der Ozeanversauerung wie verringertes Wachstum bei filtrierenden Organismen in einigen Küstengebieten durch hohe Futterverfügbarkeit ausgeglichen werden könnten. Allerdings zeigen aktuelle Arbeiten, dass die freischwimmenden Larven der Miesmuschel deutlich empfindlicher auf steigende CO2-Mengen reagieren als die späteren, bodenlebenden Stadien. „Dies könnte möglicherweise dazu führen, dass die sensible Entwicklung der Larven in Zukunft durch die höheren CO2-Konzentrationen gestört wird. Inwieweit sich die Larven durch Evolution an diese Bedingungen anpassen können, lässt sich gegenwärtig noch nicht beurteilen“, so Thomsen. Untersuchungen hierzu laufen bereits. „Wir halten verschiedene Muschelfamilien über mehrere Generationen unter erhöhten CO2-Konzentrationen im Labor. Wenn die Larven der zweiten Generation ihre Entwicklung im Sommer abgeschlossen haben, wissen wir wieder ein wenig mehr.“
Weitere Informationen:
http://www.bioacid.de Projekt-Website BIOACID
http://www.futureocean.org Projekt-Website Ozean der Zukunft
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Bofinger: Druck auf Krisenländer hilft nicht – nur die Überwindung des schwäbischen Denkmodells
Sylke Schumann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
„Wir exportieren inzwischen schon Erdbeeren und Spargel, weil die Löhne in Deutschland so gering sind“, echauffierte sich Dr. Sahra Wagenknecht während eines Streitgesprächs mit Prof. Dr. Peter Bofinger über wirtschaftliche und politische Alternativen für ein sozialeres Europa am Donnerstagabend in der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin. Mit dem bisherigen Kurs der Bundesregierung und „nach den Gesetzen der Ökonomie steuern wir den Euro gegen die Wand“, prognostiziert Bofinger.
Der Professor von der Universität Würzburg zählt zu den profiliertesten Ökonomen Deutschlands und ist einer der „Fünf Wirtschaftsweisen“, der als Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel Empfehlungen ausspricht.
Mit dem bisherigen Kurs der Bundesregierung und „nach den Gesetzen der Ökonomie steuern wir den Euro gegen die Wand“, prognostiziert Bofinger. Doch da er wisse, dass „Frau Merkel zu Paradigmenwechseln fähig ist“, hege er Hoffnung und halte Wunder für möglich. Dafür müssten jedoch zum Beispiel die deutsche „Lohnzurückhaltung“ schnellstmöglich überwunden und die europäischen Problemländer nicht weiter in die Deflation getrieben werden.
Deutsche Steuerzahler profitieren von der Krise und den niedrigen Zinsen, aber das sei ein gefährlicher Gewinn auf Zeit, genau wie die massiv betriebene deutsche Politik des Schuldenabbaus. „Das Denken der schwäbischen Hausfrau ist nur schwer zu überwinden: Ich muss mit dem, was ich habe auskommen, die anderen sollen das auch.“ Aus makroökonomischer Sicht sei das fatal. Es gibt keine Alternative zur Gemeinschaftshaftung der Länder innerhalb der Eurozone, ist Bofinger überzeugt. Nur eine reduzierte Vernetzung der Banken verhindere Dominoeffekte und verringere das Erpressungspotential auf die Märkte und Staatsführungen.
Die stellvertretende Parteivorsitzende und 1. stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Linken, Dr. Sahra Wagenknecht, ging noch deutlich weiter und forderte die komplette Abschaffung der Großbanken, die als „Wettbuden“ ihre originären Aufgaben schon längst nicht mehr erfüllten und mit dem Euro „Staatscasino“ betrieben. Sie forderte mit Nachdruck eine Gläubigerhaftung. Überhaupt will Wagenknecht mehr Regulierung und Kontrolle in allen Bereichen der Finanzmärkte und der Finanzpolitik. Das reicht von direkten Krediten der Zentralbank an Krisenländer statt an „Zockerbanken“ bis zu einer heftigen Vermögensabgabe über europäische Grenzen hinweg. Dafür brauche es den Willen zur Kontrolle des Kapitalverkehrs, um die spekulativen Geldströme zu stoppen. Leiharbeit und Werkverträge gehörten sofort abgeschafft, Mindestlöhne eingeführt, forderte die Politikerin. Bofinger warnte dagegen vor Kapitalverkehrskontrollen. Wer sie einführe, müsse auch wieder Schlagbäume an den Grenzen errichten.
Am vehementesten warnten beide Gesprächspartner vor einem unkontrollierten Auseinanderbrechen der Währungsunion. Die Troika – das Kontrollgremium aus Vertretern der EZB, des IWF und der EU-Kommission – diktiere den wirtschaftlich angeschlagenen Euroländern „barbarische Kürzungen“ auf, mit gravierenden sozialen Folgen, warnte Wagenknecht. Das halte keine Demokratie auf Dauer aus. Doch auch bei der spontanen Rückkehr zu alten Landeswährungen seien sozialer Unfrieden in Europa und der Machtausbau radikaler Kräfte vorprogrammiert. Der stärkste Eurozahler sei gleichzeitig auch der stärkste Euro-Profiteur und habe am meisten zu verlieren. „Wir haben das größte Interesse, dass der Euro bleibt – das müssen wir in Deutschland erkennen“, mahnte Bofinger vor einer großen Zuhörerschaft an der Berliner Wirtschaftshochschule.
Zu dem Streitgespräch unter dem Titel „Ist der Euro noch zu retten?“ hatte das Studium Generale der HWR Berlin eingeladen. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von der Wirtschaftskorrespondentin der taz.die tageszeitung, Ulrike Herrmann.
Die HWR Berlin in Kürze
Die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin ist mit rund 9 700 Studierenden eine der großen Fachhochschulen Berlins mit ausgeprägtem Praxisbezug, intensiver und vielfältiger Forschung, hohen Qualitätsstandards sowie einer starken internationalen Ausrichtung. Das Ausbildungsportfolio umfasst privates und öffentliches Wirtschafts-, Verwaltungs-, Rechts-, und Sicherheitsmanagement sowie Ingenieurwissenschaften. Die Kompetenzen fließen fachbereichsübergreifend in Lehre und Forschung der mehr als 50 Studiengänge auf Bachelor-, Master- und MBA-Ebene ein.
Weitere Informationen:
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Neues Medikament gegen CLL – Uniklinik Köln sucht Studienteilnehmer
Christoph Wanko Unternehmenskommunikation und Marketing
Uniklinik Köln
Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems und stellt in Europa und Nordamerika die häufigste Leukämieform dar. Für einige Patienten besteht an der Uniklinik nun die Möglichkeit, an einer Studie mit einem neuartigen Medikament teilzunehmen. Die Studie läuft aufgrund der weltweit großen Nachfrage nur kurze Zeit und wird dann geschlossen.
Da der Verlauf der CLL sehr individuell ausfällt, ist vor der Therapieentscheidung eine genetische Untersuchung notwendig. Patienten, in deren Leukämiezellen auf dem sogenannten p-Arm des Chromosoms 17 ein Stück fehlt (kurz: 17p Deletion), sprechen in der Regel schlecht auf eine Chemotherapie an. Dementsprechend fällt eine Chemotherapie als Behandlungsoption aus. Die Prognose ist in diesen Fällen deutlich schlechter als bei den meisten anderen Patienten, die diese Veränderung nicht haben.
Neben der Gabe von Antikörpern, die jedoch auch keine dauerhafte Kontrolle dieser Erkrankungsvariante ermöglicht, ist eine Stammzelltransplantation bisher die einzige Möglichkeit, diese aggressive Variante der CLL längerfristig zu kontrollieren. Das ändert sich jetzt eventuell, denn es steht ein neues Medikament zur Verfügung: „Für Patienten mit einer bekannten 17p Deletion ist ab jetzt an der Klinik I für Innere Medizin eine Studie offen, in welcher diese Patienten ein neues, sehr vielversprechendes Medikament erhalten können. Das Medikament heißt Ibrutinib und ist ein sogenannter Kinaseinhibitor“, erklärt Priv.-Doz. Dr. med. Barbara Eichhorst.
Kinasen sind Enzyme, welche die Zelle benötigt, um Signale von der Oberfläche zum Zellkern zu übermitteln. Bei Tumor- und Leukämiezellen sind bestimmte Kinasen für das Überleben dieser Zellen ganz besonders wichtig. Somit können Tumor- und Leukämiezellen mit Kinaseninhibitoren gezielt getroffen werden.
Ibrutinib ist ein Inhibitor der sogenannten Bruton-Tyrosinkinase (BTK), welche bei der Signalübermittlung in B-Lymphozyten eine wichtige Rolle spielt und damit essentiell für das Überleben der Lymphomzellen ist. In ersten Studien zeigte Ibrutinib eine hohe Ansprechrate und ein langes krankheitsfreies Intervall auch bei CLL-Patienten mit einer Deletion am Chromsom 17p. Das Medikament wird als Dauertherapie täglich in Tablettenform verabreicht und zeigt bisher eine gute Verträglichkeit.
Voraussetzungen, um an der Studie teilzunehmen:
– es muss ein Deletion am Chromosom 17p bekannt sein,
– es muss mindestens eine Vorbehandlung der CLL stattgefunden haben,
– andererseits dürfen nicht mehr als fünf Vorbehandlungen erfolgt sein.
Patientenkontakt:
Bei Interesse können sich Patienten über das Patientenkontaktformular unter www.cio-koeln.de oder telefonisch unter Telefon 0221 478-87660 melden. Die Studie wird aufgrund des großen Interesses weltweit voraussichtlich nur bis Juni geöffnet sein.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Bürger fangen Stechmücken für die Wissenschaft – Mückenatlas weiter online
Susanne Hecker Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V.
Der bundesweite Mückenatlas – www.mueckenatlas.de – zur Kartierung von Stechmücken ist weiter online. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können auch diesen Sommer wieder Stechmücken einfangen und an die Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V. und des Friedrich-Loeffler-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), einsenden.
„Der kalte Winter hat den Stechmückenpopulationen nicht geschadet“, sagt Dr.rer.nat. Doreen Werner, Biologin und Projektverantwortliche am ZALF. „Die Stechmücken treten in diesem Jahr ein wenig später auf, sind aber bereits aktiv.“
Die Forscher fanden 2012 dank der über 6.000 eingesendeten Mücken aus ganz Deutschland die Asiatische Buschmücke Aedes japonicus, die sich im Raum Köln und Koblenz bereits in größeren Populationen etablieren konnte. Sie kann das West-Nil-Virus und weitere für den Menschen infektiöse Enzephalitis-Viren übertragen.
Um die Verbreitung der Mückenarten in Deutschland flächendeckend erfassen zu können, hatten die Wissenschaftler des ZALF und des FLI im Jahr 2012 das Projekt „Mückenatlas“ ins Leben gerufen. Das Forscherteam benötigt weiterhin Einsendungen aus allen Teilen Deutschlands und rechnet 2013 mit einer noch höheren Zahl von Einsendungen als im letzten Jahr. Die Stechmücken sollen unbeschädigt eingefangen, tiefgefroren und anschließend an das ZALF geschickt werden.
Weltweit gibt es rund 3.500 Stechmückenarten, 50 davon wurden bisher in Deutschland nachgewiesen. Da sie wissenschaftlich lange vernachlässigt wurden, fehlt grundlegendes Wissen über ihr Vorkommen und ihre regionale Verbreitung. Faktoren wie Globalisierung und Klimaveränderungen begünstigen zudem die Einschleppung und Ansiedlung nicht-einheimischer Stechmückenarten, von denen einige Krankheitserreger übertragen können. So traten in Südeuropa in den letzten Jahren erstmalig lokal verursachte, aber durch die neu angesiedelte asiatische Tigermücke vermittelte Infektionen mit dem Dengue-Virus und dem Chikungunya-Virus auf.
Alle Informationen zum Mückenatlas, wie man Mückenjäger wird und Wissenswertes über Stechmücken finden Sie unter www.mueckenatlas.de.
Veröffentlichung:
Kampen et al.: A new focus of Aedes japonicus japonicus (Theobald, 1901) (Diptera, Culicidae) distribution in Western Germany: rapid spread or a further introduction event? Parasites & Vectors 2012 5:284.
http://www.parasitesandvectors.com/content/5/1/284
Weitere Informationen:
http://www.mueckenatlas.de
http://www.zalf.de
http://www.fli.bund.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Bundesregierung beruft Kölner Geographieprofessorin als Beraterin für globale Umweltveränderungen
Gabriele Rutzen Presse und Kommunikation
Universität zu Köln
Bundesregierung beruft Kölner Geographieprofessorin als Beraterin für globale Umweltveränderungen
Frauke Kraas, Professorin am Geographischen Institut der Universität zu Köln, ist vom Bundeskabinett für vier Jahre in den unabhängigen Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) berufen worden.
Der WBGU wurde 1992 im Vorfeld der „Rio-Konferenz“ (Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung) ins Leben gerufen. Die Hauptaufgaben sind unter anderem:
• globale Umwelt- und Entwicklungsprobleme zu analysieren und darüber in Gutachten zu berichten,
• nationale und internationale Forschung auf dem Gebiet des Globalen Wandels auszuwerten,
• im Sinne von Frühwarnung auf neue Problemfelder hinzuweisen,
• nationale und internationale Politiken zur Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung zu beobachten und zu bewerten.
Zur Person:
Prof. Dr. Frauke Kraas lehrt und forscht seit 2000 als Stadt- und Sozialgeographin an der Universität zu Köln. Die Wissenschaftlerin gehört der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina sowie der Academia Europaea an, ist Vizepräsidentin der GeoUnion – Alfred Wegener Stiftung sowie Fachkollegiatin der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Sie befasst sich als Expertin für Urbanisierung und Megastadtentwicklung mit interdisziplinären Fragen der Bevölkerungs- und Wirtschaftsdynamik, Risikoforschung und Ressourcensicherung von Städten in Asien. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Entwicklungs- und Transformations- sowie Migrationsforschung. Sie ist Sprecherin eines internationalen Forschungsprogramms zu Megastädten in China und Bangladesch, eines Expertennetzwerks zu Urbanisierungsforschung in Südostasien und leitet die Megacity Commission der International Geographical Union.
Bei Rückfragen: Prof. Dr. Frauke Kraas, Geographisches Institut der
Universität zu Köln
E-Mail: f.kraas@uni-koeln.de
Internet: http://www.geographie.uni-koeln.de/index.474.de.html
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Sebastian Nerz: „Twitter ist ein Medium, das dazu neigt, Konflikte zu befeuern.“
Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau
Sascha Michel, Mitarbeiter am Institut für Kulturwissenschaft der Universität Koblenz-Landau, führt derzeit eine Studie über das Twitterverhalten von Politikern durch. Im Rahmen dieser Studie äußern sich Spitzenpolitiker verschiedener Parteien über die Funktion von Twitter für den politischen Alltag, legen ihre Twittermotive offen und reflektieren kritisch die grundsätzliche Bedeutung dieses sozialen Mediums für die Politik.
So erläutert zum Beispiel Sebastian Nerz, stellvertretender Bundesvorsitzende der Piratenpartei, in einem Interview seine Gründe, sich bis auf weiteres aus Twitter zu verabschieden. Für ihn trage Twitter eher dazu bei, Konflikte zu verstärken, was auf die selektive mediale Berichterstattung komplexer Vorgänge und das hohe Inszenierungspotential dieser Plattform zurückzuführen sei. Aufgrund der extremen Öffentlichkeit sei Twitter demnach nicht dazu geeignet, parteiinterne Abläufe zu koordinieren und transparent zu machen.
Das Interview mit Sebastian Nerz wird im Internet veröffentlicht:
https://www.uni-koblenz-landau.de/koblenz/fb2/ik/institut/medienwissenschaft/smi…
Kontakt:
Sascha Michel
Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz
Institut für Kulturwissenschaft
Seminar Medienwissenschaft
Universitätsstr.1, 56070 Koblenz
E-Mail: michel@uni-koblenz.de
Tel.: 0152-29758547
Weitere Informationen:
https://www.uni-koblenz-landau.de/koblenz/fb2/ik/institut/medienwissenschaft/smi…
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Windenergie wächst weiter
Die Bedeutung von Erneuerbaren Energien nimmt zu, so heißt es allenthalben. Doch wie steht es insbesondere um die Windenergie? Dies haben Forscher im »Windenergiereport Deutschland 2012« analysiert. Er zeigt Trends und Herausforderungen auf und verdeutlicht, wie sich die Windenergie entwickelt.
Auf gelben Rapsfeldern, auf Kartoffeläckern und Wiesen ragen sie hoch in den Himmel, und lassen Landwirte nebenbei zu Stromanbietern werden: Große Windenergieanlagen. Mit dem Strom, den die Windräder erzeugen, treiben sie den Energiewandel voran – und helfen somit, von fossilen Energieträgern auf regenerative Quellen umzusteigen. Doch wie gut ist die Windenergie wirklich aufgestellt? Wird sie weiterhin ausgebaut? Diese und andere Fragen analysierten und beantworteten Forscher vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in Kassel in ihrem Windenergiereport 2012, der kürzlich veröffentlicht wurde.
Der wohl wichtigste Trend, den die Wissenschaftler in diesem Bericht beschrieben haben: Die Windenergie wächst weiterhin. »Im Jahr 2012 wurden in Deutschland 959 Anlagen neu gebaut, das sind etwas mehr als im Vorjahr«, sagt Kurt Rohrig, Bereichsleiter am IWES. Sie haben eine Leistung von zusammen 2332 Megawatt. Zum Vergleich: Insgesamt sind in Deutschland Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 31 156 Megawatt installiert. Sie deckten 2012 7,7 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. »Die Windenergie entwickelt sich genauso weiter wie in den letzten Jahren, die Entwicklung ist über Jahre hinweg annähernd linear«, fasst Rohrig zusammen.
Ein weiterer wichtiger Trend: Die Anlagen werden speziell für die unterschiedlichen Standort- und Windbedingungen an der Küste und im Binnenland ausgelegt. Sollen die Windräder im Mittelgebirge Strom produzieren, drehen sich ihre recht großen Rotoren in Höhen von bis zu 140 Metern – und inzwischen teilweise sogar über der Baumgrenze.
Offshore, im offenen Meer, sind die Anlagen anders ausgelegt. Denn der weitaus größte Umbruch fi ndet in der Nordsee statt: »Projektentwickler, Hersteller und Netzbetreiber bauen den Offshore-Bereich stark aus – damit hat jetzt eine Entwicklung begonnen, die lange erwartet wurde«, sagt Rohrig. Der Ertrag der Offshore-Anlagen stiegim Jahr 2012 um 16 Prozent, im Jahr 2013 – so erwarten die Fraunhofer-Experten – wird er sogar deutlich stärker in die Höhe schnellen.
Doch auf die Betreiber von Windanlagen warten auch Herausforderungen: So drehen sich die Anlagen, die Mitte der neunziger Jahre aufgestellt wurden, mittlerweile seit knapp zwei Dekaden im Wind. Das Problem: Ihre Lebensdauer ist nur auf zwanzig Jahre ausgelegt. Was passiert danach? Sind die Anlagen dann noch sicher? Lohnen sich große Reparaturen noch? Auch hier liefern die Experten wertvolle Informationen.
Der Windenergie-Report erscheint seit 1991 jährlich, seit 2009 enthält er auch Informationen zur Offshore-Windenergie. Er kann beim Fraunhofer-Verlag erworben oder hier online (http://www.iwes.fraunhofer.de/de/Presse-Medien/Pressemitteilungen/2013/fraunhofer-iwes-veroeffentlicht-windenergiereport-2012.html) eingesehen werden. Demnächst wird auch die englische Version online veröffentlicht.
Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft
Neues Verfahren verbessert Überwachung von Altlasten im Boden
Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Leipzig. Wie stark Bakterien Schadstoffe im Grundwasser abbauen, kann jetzt auch ohne Messbrunnen untersucht werden. Wissenschaftler des UFZ haben dazu zusammen mit der Baden-Württembergischen Firma Terra-direct ein neues Verfahren entwickelt, das in-situ Mikrokosmen (BACTRAPs) mit Hilfe der Direct-Push-Technologie schnell und kostengünstig in den Untergrund bringt. Direct-Push-Techniken sind eines der Themen der Konferenz „NovCare 2013“, die vom 13.-16. Mai am UFZ in Leipzig stattfindet und sich mit neuen Methoden zur Erkundung und zum Monitoring des oberflächennahen Untergrundes befasst.
In Deutschland gibt es etwa 270.000 zivile altlastenverdächtige Flächen, von denen nach Darstellung des Deutschen Umweltrates etwa 10 bis 15 Prozent ernste Sanierungsfälle darstellen. Die Finanzierung der Altlastenbeseitigung bereitet trotz staatlicher Fördermittel ernste Probleme, deshalb ist die Nachfrage nach preiswerten Reinigungsverfahren groß. Interessant sind daher natürliche Selbstreinigungsprozesse im Boden, die zwar länger als eine technische Behandlung dauern, aber nur einen Bruchteil davon kosten. Die sogenannte „Natural Attenuation“ kann eine interessante Sanierungsstrategie für kontaminierte Standorte sein. Häufig ist jedoch der Nachweis natürlicher Schadstoffabbauprozesse schwierig zu erbringen, weil nur wenige Nachweismethoden staatlich akzeptiert sind. Für solche Fälle sind BACTRAPs gedacht. Diese Mikrokosmen werden steril im Boden platziert und dort von Bodenbakterien besiedelt, die die eingebrachten Schadstoffe abbauen können. Die Biomarker der Bakterien werden anschließend im Labor analysiert. Durch die Markierung mit stabilen, nicht radioaktiven Isotopen ist der Nachweis möglich, ob ein bestimmter Schadstoff im Boden der Altlast abgebaut wird.
Das neue Verfahren bringt nun diese Bakterienfallen mit der Direct-Push-Technologie zusammen, mit Hilfe derer die BACTRAP-Sonde bis zu mehreren Metern tief im Boden oder im Grundwasserleiter installiert werden kann. So können Einblicke in den Boden gewonnen werden, ohne erst Grundwassermessstellen bohren zu müssen, was teurer und zeitaufwändiger wäre. Mit der neuen Sonde wurde erstmals ein mikobiologischer Ansatz in die Direct-Push-Technologie integriert, der zudem auch Messungen oberhalb von Grundwasserleitern in der ungesättigten Bodenzone einschließt. „Entsprechend groß war das Interesse Mitte April auf der AquaConSoil-Messe in Barcelona, wo wir das Verfahren erstmals vorgestellt haben“, berichtet Christian Schurig vom UFZ.
Deutschland-Premiere wird die neue Technik auf der „NovCare 2013″ in Leipzig haben. Die 3. internationale Konferenz „NovCare“ („Novel Methods for Subsurface Characterization and Monitoring: From Theory to Practice“) wird nach zwei erfolgreichen Konferenzen 2009 in Leipzig und 2011 in Cape Cod (USA) vom 13. bis 16. Mai 2013 wieder in Leipzig stattfinden. NovCare bringt Umweltforscher und Fachleute verschiedener Fachdisziplinen (z.B. aus Hydrogeochemie, Hydrologie, Geophysik, Geologie, Physik und Sensortechnik) aus Forschung und Praxis zusammen. Sie bietet die Möglichkeit, neuartige Fragestellungen wie z.B. die thermische Nutzung des oberflächennahen Untergrundes und neue Techniken im Bereich der Erkundung und des Monitorings fachübergreifend zu beleuchten und in einem breiten Forum zu diskutieren. Erwartet werden rund 100 internationale Teilnehmer und zahlreiche Firmen als Aussteller. Ausgerichtet wir die Konferenz von UFZ-Wissenschaftlern aus dem Bereich Umweltmonitoring- und Erkundungstechnologien in Leipzig.
Konferenz:
NovCare 2013
(Novel Methods for Subsurface Characterization and Monitoring: From Theory to Practice)
Leipziger KUBUS des UFZ, 13.-16. Mai 2013
http://www.ufz.de/novcare/
Weitere Informationen:
Christian Schurig und Prof. Matthias Kästner
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0341-235-1757, -1235
http://www.ufz.de/index.php?de=18888
http://www.ufz.de/index.php?de=4459
oder über
Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1635
http://www.ufz.de/index.php?de=640
Weiterführende Links:
Mikrobieller Schadstoffabbau: in-situ – Bestimmung und Bewertung (BACTRAPs)
http://www.ufz.de/index.php?de=18632
Isodetect GmbH untersucht sanierungspflichtige Altlasten mit innovativen Verfahren
http://www.ufz.de/index.php?de=6345
Publikationen:
Schurig, C., Melo, V. A., Miltner, A., Kaestner, M., (2013):
Characterisation of microbial activity in the framework of natural attenuation without groundwater monitoring wells? A new Direct-Push probe.
Environ. Sci. Pollut. Res. . Published online: 16 April 2013. DOI 10.1007/s11356-013-1685-y
M. Kästner, M. Brackevelt, G. Döberl, G. Cassiani, M. Petrangeli Papini, C. Leven-Pfister & D. van Ree Eds (2012): MODEL-DRIVEN Soil probing, site assessment and evaluation – Guidance on technologies. ISBN 978-88-95814-72-8.
http://www.ufz.de/index.php?de=30841
Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 1100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
http://www.ufz.de/
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 34.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894). http://www.helmholtz.de/
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Wassergebrauch in Deutschland verharrt auf niedrigem Niveau – konstant hohes Investitionsvolumen
Wasser- und Abwasserwirtschaft investiert rund 6,3 Milliarden Euro / Wassergebrauch pro Kopf und Tag bei 121 Litern
Der spezifische Wassergebrauch in Deutschland verharrte auch 2012 auf niedrigem Niveau und betrug durchschnittlich rund 121 Liter je Bundesbürger und Tag, meldet der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) auf Grundlage eigener Berechnungen. Gegenüber 1990 ist damit der durchschnittliche Wassergebrauch bezogen auf die Abgabe der öffentlichen Wasserversorger im Bereich Haushalte und Kleinverbraucher um 26 Liter oder knapp 20 Prozent gesunken.
„Diese Zahlen zeigen: Der sorgsame Umgang der Kunden mit Wasser in Deutschland ist eine Selbstverständlichkeit. Der natürliche Wasserhaushalt und der Wasserkreislauf, in dem sich unsere wichtigste Ressource ständig erneuert, sind in Deutschland auch dank der nachhaltigen Bewirtschaftungs-Strategien der Wasserversorger vollkommen intakt“, sagte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser heute in Berlin. Der Wassergebrauch von Privat-Haushalten, Industrie und Gewerbe in Deutschland sinkt seit Jahren deutlich. Zum Vergleich: Die sich jährlich erneuernde verfügbare Wassermenge in Deutschland beträgt 188 Milliarden Kubikmeter. Nur 17 Prozent dieser natürlichen Vorkommen werden von den unterschiedlichen Kundengruppen wie Haushalten oder Industrie genutzt.
Der BDEW veröffentlichte zudem neue Zahlen zu den Investitionen der Wasserver- und Abwasserentsorger: Im Jahr 2012 betrugen die Investitionen in die öffentliche Trinkwasserversorgung nach BDEW-Angaben rund 2,3 Milliarden Euro. Auf diesem Niveau werden die Wasserversorger nach einer BDEW-Prognose auch in den kommenden Jahren investieren: Für die Jahre 2013 und 2014 rechnet der Branchenverband mit Investitionen von jeweils etwa 2,4 Milliarden Euro. Die Abwasserwirtschaft investierte 2012 rund vier Milliarden Euro. Insgesamt investierte die Wasserwirtschaft damit im Jahr 2012 rund 6,3 Milliarden Euro. „Diese sehr hohen Investitionen machen die Wasserwirtschaft zu einem bedeutenden beschäftigungs- und umweltpolitischen Motor“, betonte Weyand.
Die Entwicklung eines jährlich abnehmenden Pro-Kopf-Gebrauchs und der Rückgang der Wasserabgabe an die Industrie führten in Deutschland inzwischen zum Teil zu einer Unternutzung der ausgelegten Infrastruktur und ließen kaum noch Spielraum nach unten. Übertriebenes Wassersparen sei deshalb kein Beitrag zu einem umweltbewussten und nachhaltigen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen, so Weyand. Im Gegenteil, es führe zu Kostensteigerungen und Problemen in Trinkwasserleitungen und Abwasserkanälen. Um Ablagerungen und Korrosion sowie hygienische Probleme aufgrund längerer Aufenthaltszeiten und geringerer Fließgeschwindigkeit zu vermeiden, müssten die Trinkwasser- und insbesondere Abwasserleitungen intensiv gespült werden. Die vermehrte Spülung verhalte sich bei zunehmendem Betriebsaufwand kontraproduktiv zu dem eigentlich reduzierten Wassergebrauch. Ein wirkliches Wassersparen sei in diesen Fällen nicht möglich. Zudem führten Spülungen letztendlich zu einer zusätzlichen Kostenbelastung für den Kunden, so der BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser abschließend.
Quelle: BDEW
Alte Pfade oder neue Wege – verändert sich die Geschlechterverteilung in den Ausbildungsberufen?
Andreas Pieper Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)
BIBB-Auswertung aus Anlass des Girls‘ und Boys‘ Day 2013
Mädchen werden Friseurin, Jungs reparieren Autos – ob diese Klischees über die geschlechtsspezifische Berufswahl junger Leute und Auswahl durch die Betriebe immer noch zutreffen, hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) untersucht. Und es zeigt sich, dass wenig „Unkonventionelles“ geschieht. Unter den dualen Ausbildungsberufen mit mindestens 500 Ausbildungsanfängern sind fast 60, bei denen die jungen Männer einseitig dominieren, ihr Anteil also bei über 80 % liegt.
Bei 14 weiteren Berufen ist es umgekehrt, diese sind weiblich dominiert. Bei der nur sehr schleppenden Eroberung dieser Domänen durch das jeweils andere Geschlecht liegen jedoch die jungen Frauen vorn: Sie haben es immerhin in sieben männerdominierten Berufen geschafft, ihren Anteil im Vergleich der Jahre 2005 und 2012 – allerdings von einem niedrigen Niveau ausgehend – um mindestens vier Prozentpunkte zu steigern, die Männer hingegen nur in einem. „Man kann die jungen Leute nur ermutigen, sich für Berufe zu interessieren, die bislang eher dem anderen Geschlecht vorbehalten waren, um so ihr Spektrum an Ausbildungschancen zu erweitern“, erklärt BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. „Die Betriebe sind ebenfalls gut beraten, hier stärker über den Tellerrand zu schauen. Nur so erschließen sie sich alle Potenziale, um die dringend benötigten Auszubildenden zu finden.“
Ein Blick auf die langfristige Entwicklung von 1980 bis 2011 zeigt, dass in männlich dominierten Ausbildungsberufen (0 – 20 % Frauenanteil) inzwischen 10,5 % aller weiblichen Auszubildenden zum Berufsabschluss geführt werden. 1980 waren es lediglich 5,4 %.
Bei einem Vergleich der Jahre 2005 und 2012 ergibt die BIBB-Auswertung im Einzelnen folgendes Bild:
Bei den vornehmlich männlich besetzten Berufen zeigt sich ein Zuwachs des Frauenanteils von mindestens vier Prozentpunkten in sieben Berufen. Dies bedeutet teilweise eine Verdoppelung des allerdings immer noch relativ niedrigen Anteils.
• Fertigungsmechaniker/-in (+6,3 % auf 14,2 %)
• Bauten- und Objektbeschichter/-in (+5,6 % auf 13,8 %)
• Bäcker/-in (+5,3 % auf 23,3 %)
• Maler/-in und Lackierer/-in (+5,1 % auf 14,9 %)
• Fluggerätemechaniker/-in (+5,1 % auf 12 %)
• Fahrzeuglackierer/-in (+4,9 % auf 12 %)
• Holzmechaniker/-in (+4,0 % auf 8,4 %)
Dagegen ist bei folgenden Berufen der ohnehin schon niedrige Frauenanteil nochmals gesunken:
• Fachinformatiker/-in (-0,1 % auf 6,9 %)
• Ausbaufacharbeiter/-in (-0,2 % auf 1,4 %)
• Dachdecker/-in (-0,4 % auf 1,1 %)
• Glaser/-in (-0,5 % auf 3,1 %)
• Stuckateur/-in (-0,5 % auf 3,4 %)
• Mechatroniker/-in für Kältetechnik (-0,6 % auf 1,1 %)
• Maschinen- und Anlagenführer/-in (-1,6 % auf 6,1 %)
• Schornsteinfeger/-in (-3,4 % auf 9,1 %)
Bei den vornehmlich weiblich besetzten Ausbildungsberufen erfahren drei nochmals einen prozentualen Zuwachs des Frauenanteils:
• Gestalter/-in für visuelles Marketing (+6,1 % auf 86,6 %)
• Tourismuskaufmann/-frau (Kaufmann/-frau für Privat- und Geschäftsreisen) (+2,4 % auf 83,8 %)
• Florist/-in (+0,6 % auf 96,2 %)
Bei zehn Berufen zeigt sich eine leichte Tendenz zur Angleichung durch einen sinkenden Frauen- und entsprechend leicht steigenden Männeranteil. Dies gilt beispielsweise für folgende Ausbildungsberufe:
• Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk (-4,0 % auf 89,6 %)
• Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte/-r (-1,3 % auf 94,9 %)
• Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r (-1,2 % auf 96 %)
• Tiermedizinische/-r Fachangestellte/-r (-1,0 % auf 95,5 %)
Eine Übersicht zur Entwicklung der Geschlechterverhältnisse in den Ausbildungsberufen bietet folgende TabellE unter http://www.bibb.de/dokumente/pdf/vergleich_geschlechterdominierte_ausbildungen.p…
Weitere Informationen im BIBB-Datenreport 2012, Kapitel A 4.2.1, unter http://datenreport.bibb.de/html/4715.htm (hier insbesondere die Tabellen A 4.2.1-2 und A 4.2.1-3).
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
CO2 – vom Abfallstoff zum Wertstoff
Dr. Barbara Heller Pressestelle
Leibniz-Institut für Katalyse e. V. an der Universität Rostock
Nachwuchswissenschaftler vom LIKAT Rostock erhalten 2 Mio. Euro, um die Nutzbarmachung des Klimakillers CO2 als Rohstoff zu erkunden.
In Kohlendioxid (CO2) steckt Kohlenstoff (C). Das ist das Element, was das Grundgerüst „organischer“ Moleküle bildet. Organische Moleküle wiederum sind die Grundbausteine vieler Gegenstände des Alltags, angefangen vom Treibstoff bis hin zu pharmazeutischen oder kosmetischen Produkten. Der überwiegende Teil dieser Verbindungen wird heutzutage aus fossilen Rohstoffquellen produziert und so für den alltäglichen Gebrauch bereitgestellt. Die Endlichkeit dieser Rohstoffe und die fast täglich steigenden Preise sind hinlänglich bekannt, und beispielsweise an den Zapfsäulen der Tankstellen ersichtlich. Die Erschließung alternativer Rohstoffquellen ist und bleibt somit ein hoch aktuelles Forschungsthema. Jährlich werden über 30 Milliarden Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid überwiegend durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe als Abfallstoff ausgestoßen. Bekannt als Klimakiller und eng mit der Klimaerwärmung in Zusammenhang gebracht, ist das CO2 gleichzeitig aber auch ein interessanter Rohstoff. CO2 ist ungiftig, kostengünstig und in großen Mengen verfügbar. Die Natur macht es uns vor. Sie nutzt seit Jahrmillionen Kohlendioxid als Kohlenstoff¬quelle. In der Photosynthese wird aus CO2 und Wasser mit Hilfe der Sonnenenergie Biomasse aufgebaut, der Ursprung unserer heutigen fossilen Rohstoffe Kohle, Öl und Erdgas.
CO2 ist ein äußerst stabiles Molekül und sehr reaktionsträge. Die Lösung zu einer effizienten und wirtschaftlichen Nutzung des Kohlendioxids liegt in der Entwicklung neuer Katalysatoren. Die Katalyse – ein Phänomen der Natur abgeschaut – ist die Wissenschaft von der Beschleunigung chemischer Reaktionen. Katalysatoren fügen zusammen, was sich ohne sie sehr langsam oder gar nicht verbinden würde. Im Idealfall tun sie dies ohne sich zu verbrauchen. Seit mehr als 60 Jahren wird am Leibniz-Institut für Katalyse in Rostock Katalyseforschung betrieben. Auch die Entwicklung neuer Katalysatoren für die stoffliche Nutzbarmachung von CO2 als Kohlenstoffbaustein wird in verschieden Projekten von Forschern des LIKAT’s bearbeitet. Insbesondere die Nachwuchsgruppe um Dr. Thomas Werner am LIKAT beschäftigt sich mit diesem aktuellen Forschungsthema. Innerhalb der Fördermaßnahme „Technologien für Nachhaltigkeit und Klimaschutz – Chemische Prozesse und stoffliche Nutzung von CO2″ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entwickelt die Arbeitsgruppe Werner in Zusammenarbeit mit den Industriepartnern Bayer und Evonik, neue Katalysatorsysteme für die Nutzung von CO2 als Baustein in Polymeren und organischen Carbonaten. Während diese Polymere beispielsweise zu Schäumen für die Matratzenherstellung weiterverarbeitet werden können, finden organische Carbonate Anwendung in Lithiumionen-Batterien. Nach den kürzlich stattgefundenen positiven Evaluierungen der Projekte durch das BMBF, mit einem Gesamtförder¬volumen von rund 2 Mio. Euro, können die Forschungsarbeiten für weitere zwei Jahre fortgeführt werden.
Weitere Informationen:
http://www.catalysis.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Gesundheitliches Risiko durch Stress am Arbeitsplatz
Susanne Eichacker Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
Belastungssituationen im Job können sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System und den Stoffwechsel auswirken. Über direkte und indirekte Signalwege führt Stress zu einer Entzündungsreaktion im Körper, die unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen kann. Zu diesen Ergebnissen kommen Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München nach Auswertung von Daten einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie, die in den Fachjournalen ‚Brain, Behavior, and Immunity‘ und ‚Psychosomatic Medicine‘ veröffentlicht wurden.
Die Studie basiert auf einer Langzeitbeobachtung von über 950 Personen innerhalb der bevölkerungsbasierten Kohortenstudie MONICA/KORA. Dr. Rebecca Emeny, von der Arbeitsgruppe ‚Mental Health‘ unter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig am Institut für Epidemiologie II (EPI II) am Helmholtz Zentrum München (HMGU), analysierte dazu Daten aus Fragebögen zur psychischen Belastung am Arbeitsplatz sowie Konzentrationen entzündlicher Biomarker im Blut. Es zeigte sich, dass gesunde Arbeiter, die im Berufsleben Belastungen ausgesetzt waren, deutlich erhöhte Entzündungsparameter aufwiesen und ein verdoppeltes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten.
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer gab an, psychische Belastung und Stress am Arbeitsplatz zu erfahren. Stress gilt als kardiovaskulärer Risikofaktor. Seine Folgen werden sowohl direkt über eine Aktivierung von Botenstoffen, als auch indirekt über ein stressbedingt ungesundes Verhalten vermittelt. Insbesondere für erhöhte Konzentrationen von CRP (C-reaktives Protein), einem Entzündungsmarker, fanden die Wissenschaftler eine deutliche Assoziation mit Stress und können damit eine stressbedingte Entzündungsreaktion des Organismus nachweisen. Die berufliche Belastung führte zudem zu schädlichen psychischen Effekten wie Depressionen und Schlafstörungen, sowie ungesundem Verhalten, beispielsweise körperlicher Inaktivität. Sportliche Aktivität, wenn sie regelmäßig mindestens eine Stunde pro Woche betrieben wurde, reduzierte die Entzündungsaktivität deutlich. Die Unterschiede für das gesundheitliche Risiko zwischen Menschen mit und ohne Stressbelastung blieben aber trotzdem erhalten.
Mit ihrer Analyse leisten die Wissenschaftler am HMGU einen wesentlichen Beitrag zu einem tieferen Verständnis der stressbedingten Reaktionen im Körper. „Die Erkenntnisse aus dieser Studie liefern wichtige Ansatzpunkte, um präventive Maßnahmen zu finden, die vor stressassoziierten Erkrankungen, wie der koronaren Herzerkrankung, schützen“, sagt Emeny, Erstautorin der Studie.
Umweltfaktoren und Lebensstil tragen wesentlich zu der Entstehung weit verbreiteter Erkrankungen in Deutschland, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus, bei. Ziel des Helmholtz Zentrums München ist es, neue Ansätze für Diagnose, Therapie und Prävention der großen Volkskrankheiten zu entwickeln.
Weitere Informationen
Original-Publikation:
Emeny, R.T. et al. (2013), Contributions of Job Strain and 9 Emerging Biomarkers of Coronary Events in Healthy Workers: the MONICA/KORA Augsburg Case-Cohort, Psychosomatic Medicine, 75(3):317-25
Emeny, R.T. et al. (2012), Job strain associated CRP is mediated by leisure time physical activity: Results from the MONICA/KORA study, Brain, Behaviour, and Immunity, 26, 1077-1084
Link zur Fachpublikation: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0889159112001870
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.100 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de
Das Institut für Epidemiologie II (EPI II) http://www.helmholtz-muenchen.de/epi2 erforscht die Zusammenhänge von Umwelt, Lebensstil und Genetik bei der Entstehung von Diabetes, Erkrankungen des Herzens und der Erhaltung der Gesundheit im Alter. Die Forschung stützt sich auf die einzigartigen bevölkerungsbasierten KORA-Ressourcen (Kohorte, Herzinfarktregister, Aerosol-Messstation). Folgestudien innerhalb der Kohorte ermöglichen die Untersuchung von Frühformen und Komplikationen ausgewählter chronischer Erkrankungen und deren Verbreitung in der Bevölkerung.
Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) untersucht seit über 20 Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg. Ziel ist es, die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu verstehen. Kernthemen der KORA-Studien sind Fragen zu Entstehung und Verlauf von chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus. Hierzu werden Risikofaktoren aus dem Bereich des Gesundheitsverhaltens (u.a. Rauchen, Ernährung, Bewegung), der Umweltfaktoren (u.a. Luftverschmutzung, Lärm) und der Genetik erforscht. Aus Sicht der Versorgungsforschung werden Fragen der Inanspruchnahme und Kosten der Gesundheitsversorgung untersucht. http://www.helmholtz-muenchen.de/kora
Fachlicher Ansprechpartner
Prof. Karl-Heinz Ladwig, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Institut für Epidemiologie II, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg –
Tel.: 089-3187-3623 – E-Mail: ladwig@helmholtz-muenchen.de
Weitere Informationen:
http://www.helmholtz-muenchen.de/news/pressemitteilungen-2013/pressemitteilung/a…
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Mit Rohrkolben dämmen
Britta Widmann Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft
Immer mehr Hauseigentümer dämmen ihre Wände, um Energiekosten zu senken. Häufig entscheiden sie sich für die billige Variante Polystyrol. Doch es gibt umweltfreundliche Alternativen: So eignet sich Rohrkolben hervorragend als natürliches Isoliermaterial.
Rohrkolben wird schon seit langem für verschiedene Zwecke verwendet, wie zur Reinigung von Abwässern in Kläranlagen, zum Entgiften von Böden, als Rohstoff für handwerkliche Flechtarbeiten, als Nahrungsmittel oder in der traditionellen Medizin als Heilpflanze bei verschiedenen Erkrankungen. Forscher vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Valley wollen das Material aus der Natur jetzt als Baustoff nutzen – etwa zum Dämmen von Außenwänden oder als Putzträger. Dr. Martin Krus, Prüfstellenleiter am IBP, bescheinigt dem nachwachsenden Rohstoff zahlreiche positive, für den Bau relevante Eigenschaften: »Rohrkolben ist als Sumpfpflanze von Natur aus schimmelresistent und bestens gegen Feuchtigkeit gerüstet. Die Blätter der Pflanze haben ein faserverstärktes Stützgewebe, das mit einem weichen Schwammgewebe ausgefüllt ist. Durch diesen speziellen Aufbau sind sie außerordentlich stabil und besitzen eine gute Dämmwirkung. Die bleibt auch in den fertigen Produkten erhalten.« Ein solches Produkt hat der Forscher bereits parat. In enger Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner typha technik Naturbaustoffe entwickelte er eine magnesitgebundene Dämmplatte aus Typha (lateinisch für Rohrkolben), die bereits zum Patent angemeldet ist. Die Platte verfügt über eine geringe Wärmeleitfähigkeit von 0,052 W/mK (Watt pro Meter und Kelvin). Sie bietet einen guten Brand-, Schall- und Wärmeschutz und ist relativ diffusionsoffen, aber ausreichend dicht, um bei den meisten Anwendungen auf eine Dampfbremse verzichten zu können. Vor allem ist das Material in Richtung der Plattenebene mit hohen Drücken belastbar. Die guten Werte der Typha-Platte konnten der Forscher und sein Team nach eineinhalbjährigen Messungen in einem Nürnberger Fachwerkhaus bestätigen. Dessen Außenwände und auch das Fachwerk waren mit Typha saniert worden. »Die Handwerker vor Ort waren von dem nachhaltigen Material begeistert«, sagt Krus.
Niedermoore durch Typha-Anbau regenerieren
Doch trotz der zahlreichen Vorzüge von Typha wird der Baustoff aus der Natur bislang noch nicht im größeren Stil verbaut und industriell verwertet. »Rohrkolben wächst in großen Beständen vor allem in Osteuropa, vornehmlich in Rumänien und Ungarn. Hierzulande wird die Feuchtgebietspflanze nicht kultiviert, sie müsste also extra importiert werden«, schildert der Ingenieur einen wesentlichen Hinderungsgrund. Dabei gäbe es in Deutschland geeignete Anbauflächen. Beispielsweise ließen sich trockengelegte Niedermoore, die jahrzehntelang landwirtschaftlich genutzt wurden, durch den Anbau von Typha regenerieren. Dass dies möglich ist, wurde bereits in dem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projekt »Rohrkolbenanbau in Niedermooren« unter Leitung des Lehrstuhls für Landschaftsökologie der TU München gezeigt. »Entwässerte Niedermoore sind eine Quelle von CO2-Emissionen. Durch das Trockenlegen werden in Deutschländ jährlich bis zu 40 Millionen Tonnen Kohlendioxid freigesetzt«, weiß Krus. Zum Vergleich: Der Pkw-Verkehr in Deutschland verursacht jährlich 105 Millionen Tonnen CO2. Durch den Rohrkolbenanbau könnte dieser Prozess gestoppt werden. Der Torfschwund wird reduziert und viele der Nährstoffe bleiben im Boden. Zugleich bieten Rohrkolbenflächen Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. »Der Anbau von Typha trägt also auch zum Umweltschutz bei«, sagt der Forscher.
Einem hohen Rohstoffertrag tut das keinen Abbruch, da Rohrkolben sehr schnellwüchsig ist. Dem geernteten Typha räumt Krus gute Absatzchancen ein. »Die Pflanze lässt sich leicht verarbeiten«, betont der Forscher. Die Blätter werden längs in stabförmige Partikel aufgetrennt und anschließend auf die richtige Länge von rund sieben Zentimeter gekürzt. Anschließend werden sie in einer Trommel mit einem umweltfreundlichen mineralischen Kleber eingesprüht und in eine beheizte Presse gebracht. Derzeit erfolgt dieser Vorgang noch manuell. Einen Hersteller, der die Platte in Serie herstellt, haben der Experte und seine Kollegen noch nicht gefunden. »Dabei wäre die Typha-Platte äußerst konkurrenzfähig, wenn man sie in einem rationellen Verfahren herstellen würde«, ist der Wissenschaftler überzeugt.
Aufgrund der vielen positiven technischen Eigenschaften und der vollständigen Rückführbarkeit in den Stoffkreislauf sind die Einsatzmöglichkeiten von Typha vielfältig. Wegen der hohen Biegesteifigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht kann das Material für Dachkonstruktionen oder als Leichtbausandwichelement für Fußböden und Zwischendecken verwendet werden. Auch Türblätter, Fenster- und Türstürze lassen sich damit gestalten, ebenso ist der Ersatz von Holzbalken möglich. Selbst die Putzarmierung mit Samenschirmchen haben die IBP-Forscher realisiert, indem sie Samenschirmchen der Rohrkolbenpflanze in Lehmputz vermischten, um so die Bildung von Rissen zu vermeiden. »Im Prinzip kann man ein komplettes Gebäude aus Typha bauen, sieht man mal von den Rohren, Fenstern und der Eindeckung ab«, sagt Krus.
Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2013/Mai/mit-rohrkolben-d…
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Horst-Besetzung! „Ehepaar Schreiadler“ hat jetzt ein Zuhause
Eva Goris Kommunikation
Deutsche Wildtier Stiftung
Deutsche Wildtier Stiftung: Verfolgen Sie das Brutgeschehen in den kommenden Wochen unter www.Schreiadler.org
Die letzten Tage waren spannend: Das Schreiadlerpärchen ist zwar wohlbehalten aus Afrika zurückgekehrt und hat die gefahrvollen 10.000 Kilometer bis ins Brutgebiet in Lettland im Naturreservat Teici unbeschadet überstanden – doch wird sich das Schreiadler-Paar auch wieder im Horst ansiedeln? Die versteckte Kamera, die am Horst angebracht ist, übertrug die gelegentlichen „Zwischenlandungen“ des Paares über www.Schreiadler.org live ins Internet. Sie waren zunächst mit der Paarung beschäftigt, dann wurde die zukünftige Kinderstube der Adler-Küken mit frischen Zweigen begrünt. „Damit ist der erste Schritt geschafft“, sagt Dr. Andreas Kinser, der Schreiadler-Experte der Deutschen Wildtier Stiftung. „Nun warten wir alle gespannt darauf, dass das Schreiadler-Paar seine Eier legt und mit dem Brüten beginnt.“
Wenn alles wie erwartet abläuft, wird Familie Schreiadler zum Star der Live-Übertragung. Per Web-Kamera wird das Brutgeschehen exakt dokumentiert. „Die Übertragung ist Teil des lettischen Forschungsprojektes, bei dem die Nahrungszusammensetzung für Schreiadler-Küken untersucht wird“, sagt Dr. Andreas Kinser. Während sich die Schreiadler im März aus dem südlichen Afrika nach Europa auf den Weg machten, wurden zwei Kameras von Ugis Bergmains, dem lettischen Schreiadler-Experten und Kooperationspartner der Deutschen Wildtier Stiftung, an den Schreiadler-Horsten versteckt. „Schon in den letzten beiden Jahren wurden Live-Bilder aus dem Schreiadler-Horst direkt ins Internet übertragen“, berichtet Dr. Kinser. 2011 ereignete sich ein Drama im Adler-Horst: ein Marder hat vor laufender Kamera das Nest geplündert.
In Deutschland sind die Schreiadler vom Aussterben bedroht. Die letzten 100 Brutpaare leben in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Die Bedrohung hängt mit der Intensivierung in der Land- und Forstwirtschaft zusammen. In einem Modellprojekt, das durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird, erprobt die Deutsche Wildtier Stiftung derzeit, wie eine schreiadlerfreundliche Landbewirtschaftung aussehen könnte.
Sie können dem Schreiadler helfen: Werden Sie Schreiadler-Pate (www.DeutscheWildtierStiftung.de)
Weitere Informationen:
Eva Goris, Pressesprecherin, Billbrookdeich 216, 22113 Hamburg, Telefon 040 73339-1874, Fax 040 7330278, E.Goris@DeutscheWildtierStiftung.de, www.DeutscheWildtierStiftung.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Bioenergie ohne Preistreiberei: Verfahren der Uni Kassel macht Abfälle nutzbar
Dr. Guido Rijkhoek Kommunikation, Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Kassel
Mit einem Verfahren der Uni Kassel lässt sich Bioenergie aus Grünabfällen gewinnen. Nachteile herkömmlicher Bioenergie-Produktion entfallen. Entscheidend ist ein Zwischenschritt, den auch Brauer anwenden.
Rund 8,5 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland werden bereits aus Biomasse gewonnen – doch obwohl Bioenergie einen wesentlichen Baustein der Energiewende darstellt, gibt es Vorbehalte gegen diese Technologie. Kritiker bemängeln, dass viele Biogas-Anlagen mit Mais oder anderen Nutzpflanzen aus Monokulturen gefüttert werden; die Anbauflächen würden intensiv gedüngt, der Anbau der Energiepflanzen treibe zudem die Pachtpreise in der Landwirtschaft hoch und stehe in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln. Mit einem Verfahren, das Agrarwissenschaftler der Universität Kassel entwickelt haben, lassen sich diese Nebenwirkungen vermeiden; es macht Biomassen nutzbar, die in Gärten, Parks oder an Straßen anfallen. Die EU fördert nun ein Projekt, das die Markteinführung dieses sogenannten IFBB-Verfahrens vorbereitet.
Die Energie liegt buchstäblich an der Straße: „Biomassen fallen in einer Stadt zuhauf an“, erläutert Prof. Dr. Michael Wachendorf, Leiter des Fachgebiets Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe an der Universität Kassel, die Ausgangslage: „Das reicht vom Grünschnitt an den Straßenrändern und in Parkanlagen bis zum Herbstlaub der Bäume.“ Bislang war all dies reiner Abfall. „Die Qualität dieser Biomassen ist sehr unterschiedlich, mit herkömmlichen Verfahren sind sie schwer zu verwerten“, so Wachendorf. Der Grund ist ein Stoff namens Lignin, der vielen Pflanzen Stabilität verleiht. Hohe Ligningehalte aber mindern die Methanausbeute in Biogasanlagen. Zudem schädigen die Mineralstoffe im Laub oder Gras bei einer direkten Verbrennung den Ofen.
Das IFBB-Verfahren (Integrierte Festbrennstoff- und Biogasproduktion aus Biomasse), das von der Universität Kassel entwickelt wurde, ermöglicht es, aus diesen Biomassen dennoch umweltfreundliche Energie zu erzeugen. Der Schlüssel dazu ist eine Maische, die aus Grünabfällen und Wasser angesetzt wird. Das Verfahren des Maischens ist aus dem Brauhaus bekannt: Beim Bierbrauen wird ein Getreide-Wasser-Gemisch mehrere Stunden erhitzt, dabei wird Stärke in Zucker umgewandelt. Beim IFBB-Verfahren hingegen dauert die Maischung nur etwa eine halbe Stunde, wodurch die Zellwände der Pflanzen aufgeweicht werden, aber noch keine chemischen Prozesse beginnen. Anschließend wird die Maische gepresst; dabei entstehen Presssaft und Presskuchen, zwei wertvolle Produkte. Der Presssaft ist faserarm und damit leicht zu Biogas vergärbar. Der Presskuchen stellt einen hochwertigen und (nach dem Trocknen) lagerbaren Brennstoff dar.
Im COMBINE-Projekt der Europäischen Union soll nun der Grundstein für die kommerzielle Realisierung des im Labor- und Technikumsmaßstab erprobten Verfahrens gelegt werden. Als Musterobjekt dient dabei die erste großtechnische Anlage dieses Prinzips, die gerade in Baden-Baden in Betrieb gegangen ist. Das Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe der Universität Kassel unterstützt in diesem Projekt die europäischen Partner mit technologischem und ökologischem Knowhow und beim Betrieb eines mobilen Prototypen, der zu Untersuchungszwecken und zur Demonstration eingesetzt wird.
Die Universität Kassel arbeitet bei COMBINE unter anderem mit der Universität Gent (Belgien) und der britischen Kultur- und Naturschutzorganisation National Trust zusammen. Gemeinsam mit den Partnern werden Studien zur regionalen Machbarkeit in Frankreich, Belgien, Großbritannien und Deutschland erarbeitet. Das Projekt wird von der Universität Kassel geleitet und umfasst ein Gesamtbudget von 4,5 Mio. Euro, das von der Europäischen Union im Rahmen des Northwest Europe Programme mit 2,2 Mio. Euro bezuschusst wird.
Info:
Prof. Dr. Michael Wachendorf
Universität Kassel
FB 11 – Ökologische Agrarwissenschaften
Fachgebiet Grünlandwissenschaft und Nachwachsende Rohstoffe
Tel.: +49 5542 98-1334
E-Mail: mwach@uni-kassel.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Fluorid reduziert Haftkraft von Bakterien an Zähnen
Melanie Löw Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes
Dass regelmäßiges Zähneputzen Karies vorbeugt, ist kein Geheimnis. Die Zähne werden vor allem durch das Fluorid in der Zahnpasta vor Bakterien geschützt. Doch wie wirkt Fluorid genau? Bekannt ist, dass Fluorid in den Zahnschmelz eingebaut wird und so den Zahn „abhärtet“. Neu hingegen ist, dass Fluorid auch die Kraft beeinflusst, mit der sich Bakterien an Oberflächen anheften. Das haben nun Forscher der Saar-Uni um Physikprofessorin Karin Jacobs erstmals gezeigt. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift Langmuir veröffentlicht.
Ein Zuviel an Zucker ist nach wie vor der Hauptgrund für Löcher in den Zähnen. Die Bakterien im Mund bauen die Zuckerverbindungen ab und setzen dabei Säuren frei, die den Zahnschmelz angreifen. Vorbeugend hilft hier nur regelmäßiges Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta. Das darin enthaltene Fluorid verbindet sich mit dem Zahnmaterial, dem Hydroxylapatit (HAP), und bildet unter anderem Fluorapatit (FAP), das weniger säurelöslich ist als das HAP und den Zahn vor Säureangriffen durch die Mikroben schützen soll. Forscherinnen und Forscher der Saar-Uni um Physikprofessorin Karin Jacobs haben allerdings schon vor einigen Jahren gezeigt, dass Fluorid nicht so tief in den Zahnschmelz eindringt, wie lange vermutet wurde. „Zudem ist dieser Schutzmantel sehr dünn und fragil“, erklärt die Saarbrücker Physikerin weiter. „Ob die bisherige Erklärung der Wirksamkeit von Fluor tatsächlich ausreichend ist, ist daher fraglich und war unsere Motivation zu weiteren Experimenten.“
In einer neuen Studie hat das Team um Jacobs nun zusammen mit Mikrobiologen des benachbarten Universitätsklinikums Homburg untersucht, welche Rolle diese dünne Fluoridschicht bei der Interaktion zwischen Bakterien und Zahnoberfläche spielt. Für ihre Versuche verwendeten die Forscher eigens hergestellte Hydroxylapatit-Plättchen, die dem Zahnschmelz in der Zusammensetzung zwar ähneln, aber eine sehr glatte Oberfläche aufweisen und daher für die hochauflösenden Analysemethoden besser geeignet sind als natürliche Zähne. Die Physiker haben mit Hilfe der Rasterkraftmikroskopie die Haftkraft verschiedener Bakterienarten bestimmt, darunter zwei Karieserreger (Streptococcus mutans, Streptococcus oralis). Es zeigte sich, dass die untersuchten Mikroorganismen – gleich um welche Spezies es sich handelte – an den Oberflächen, die mit Fluorid behandelt worden sind, nur halb so stark haften blieben wie an den unbehandelten Oberflächen.
„Ob dieses im Labor erzielte Ergebnis auch in der Mundhöhle Bestand hat, müssen wir nun noch untersuchen“, kommentiert Jacobs die Ergebnisse. „Interessant ist in jedem Fall, dass Fluorid bakterielle Haftkräfte generell zu schwächen scheint.“ Dieser Effekt könnte künftig zum Beispiel auch dabei helfen, bessere Zahnfüllungen, Zahnersatz und medizinische Implantate zu entwickeln.
Die Studie, die im Rahmen des Sonderforschungsbereiches 1027 „Physikalische Modellierung von Nichtgleichgewichtsprozessen in biologischen Systemen“ entstanden ist, wurde unter dem Titel „Reduced adhesion of oral bacteria on hydroxyapatite by fluoride treatment“ im renommierten Journal Langmuir veröffentlicht: http://dx.doi.org/10.1021/la4008558
Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Karin Jacobs
Experimentalphysik
E-Mail: k.jacobs@physik.uni-saarland.de
Tel.: 0681 302-71788
www.uni-saarland.de/jacobs
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Beim Stromsparen hilft jetzt die Bibliothek
UBA ermöglicht kostenlose Ausleihe von Strommessgeräten
Das Umweltbundesamt (UBA) stellt Bibliotheken ab sofort 500 Energiesparpakete zur Verfügung. Diese können kostenlos ausgeliehen werden. Damit lässt sich zum Beispiel der Stromverbrauch durch Leerläufe bzw. den Stand-by-Modus erkennen und verringern. Die Aktion erfolgt in Zusammenarbeit mit der No-Energy-Stiftung für Klimaschutz und Ressourceneffizienz. „Die effektivste Strompreisbremse setzt beim Stromsparen an! In vielen Haushalten lässt sich durch einfache Maßnahmen Strom sparen, zum Teil in Höhe eines dreistelligen Euro-Betrags pro Jahr.“, erklärt UBA-Präsident Jochen Flasbarth. „Mit dem Energiesparpaket helfen Bibliotheken den Nutzerinnen und Nutzern den aktuellen Stromverbrauch und mögliche Einsparpotentiale zu ermitteln.“
Elektrogeräte wie Computer, Radios oder DVD-Spieler haben eines gemeinsam. Sie verbrauchen auch dann Energie, wenn sie ihre eigentliche Funktion nicht erfüllen: im Leerlauf, dem sogenannten Standby-Modus. Diese unnötige Energievergeudung verursacht in deutschen Privathaushalten und Büros jährlich Kosten von mindestens fünf bis sechs Milliarden Euro. Vor allem ältere Geräte wie Kühlschränke, Waschmaschinen und Trockner verbrauchen meist unverhältnismäßig viel Strom. Daraus lässt sich allerdings nicht schließen, dass neue Geräte grundsätzlich sparsam mit Energie umgehen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Modellen sind zum Teil recht groß. Der Energiekostenmonitor – ein Gerät zum Strom messen – bietet hierfür eine Lösung.
Das UBA stellt Bibliotheken deshalb ab sofort 500 „Energiesparpakete“ zur Verfügung. Dieses können interessierte Bibliotheksnutzerinnen und -nutzer ausleihen und damit die häuslichen „Stromfresser“ entlarven. Das Paket enthält neben einem Strom-Messgerät und einem Verlängerungskabel mit Ein-/Ausschalter eine ausführliche Bedienungsanleitung, wichtige Informationen zum Energiesparen und einen Aufsteller zum Bewerben des Angebotes. Ein kleines Messgerät zeigt – zwischen Steckdose und dem zu untersuchendem Gerät gesteckt – den Stromverbrauch eines Elektrogerätes an. So sieht man, ob die Waschmaschine zum Beispiel auch im ausgeschalteten Zustand Strom zieht. Mit dem Messgerät lassen sich auch die jährlichen Betriebskosten des Kühlschranks ermitteln, was eine gute Entscheidungshilfe für eine eventuelle Neuanschaffung schafft.
Weitere Informationen und Links:
Das Energiesparpaket: http://www.oekobase.de/Stiftung/html/bibliotheken.html
Interessierte Bibliotheken können das Paket kostenlos unter der E-Mail Adresse anfordern: umweltbundesamt@no-energy.de
Aktuelle Informationen zum Projekt „Energiesparpakete für Bibliotheken“ finden Sie unter: http://www.no-energy.de
UBA-Ratgeber „Energiesparen im Haushalt“: http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/188.html
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Fettsucht & Fettleber: Studie nimmt Bakterien als mögliche Auslöser ins Visier
Florian Klebs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Hohenheim
Zwei Forschungsprojekte an der Universität Hohenheim untersuchen Bakterien im Darm übergewichtiger Menschen
Der Grund für Adipositas könnte im Darm liegen: Der Ernährungsmediziner Prof. Dr. Stephan C. Bischoff von der Universität Hohenheim untersucht deshalb, wie sich die Darmflora bei Übergewichtigen durch eine spezielle Therapie oder Operationen verändert. In einem weiteren Forschungsprojekt beleuchtet der Wissenschaftler zudem, ob die Darmbakterien auch die Ursache für die Fettleber-Erkrankung sind. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die beiden Forschungsprojekte mit insgesamt fast 340.000 Euro. Damit gehören sie zu den Schwergewichten der Forschung an der Universität Hohenheim.
Rund 16 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter ausgeprägtem Übergewicht, darunter immer mehr Kinder und Jugendliche. Etwa jeder dritte erwachsene Bundesbürger bringt mehr auf die Waage, als gesund wäre. „Es gibt erste Hinweise darauf, dass bei Übergewichtigen die Darmfunktion gestört sein könnte. Die Ursache von Fettsucht könnte in der Darmflora liegen“, vermutet Prof. Dr. Stephan C. Bischoff vom Fachgebiet Ernährungsmedizin/Prävention und Genderforschung an der Universität Hohenheim.
Der Ernährungsmediziner untersucht deshalb, inwieweit sich die Bakterienansammlung im Darm bei Fettleibigen von der bei Normalgewichtigen unterscheidet. „Wenn es einen deutlichen Unterschied gibt“, sagt der Experte, „könnte sich Übergewicht künftig möglicherweise über die Darmflora bekämpfen lassen.“ Umgekehrt müssten sich herkömmliche Adipositas-Therapien auf die Zusammensetzung der Darmflora auswirken.
Chance auf neuartige Adipositas-Therapien
Eine der klassischen Therapien heißt Optifast – ein komplexes Programm aus Ernährung, Bewegung und Essverhalten, das Prof. Dr. Bischoff in Stuttgart anbietet. Katrin Stingel führt die Therapie pro Jahr an 50 bis 100 Übergewichtigen an der Metabolic Unit der Universität Hohenheim durch. Davor und danach untersucht Antje Damms Machado zusammen mit dem Bioinformatiker Prof. Dr. Daniel Huson von der Universität Tübingen die Darmflora der Probanden.
In besonders schweren Fällen, bei denen die Therapie nicht wirkt, führt der Chirurg Prof. Dr. Alfred Köngsrainer und seine Mitarbeiter vom Universitätsklinikum Tübingen zusammen mit Prof. Dr. Bischoffs Mitarbeiterin Asja Friedrich Operationen durch. „Sie verkleinern den Magen oder verändern mit einem Bypass den Darm. Dabei werden mehrere Darmwindungen außer Kraft gesetzt“, erklärt der Ernährungsmediziner. Auch danach untersuchen die Wissenschaftler, ob sich die Darmflora durch die Eingriffe verändert hat.
Sollte sich die Theorie weiter bewahrheiten, wonach Darm-Bakterien Adipositas verursachen, könnte dies in Zukunft den Weg für völlig neue Therapieformen eben. Vorstellbar wäre dann, dass neuartige Probiotika, also gesundheitsfördernde Keime, und Präbiotika, die das Wachstum dieser Keime fördern, entwickelt werden. Sie könnten dann typische Störungen der Darmflora, die bei Adipösen auftreten, korrigieren und somit die Adipositastherapie und -prävention unterstützen.
Präventionsprogramm könnte Fettleber-Erkrankung künftig verhindern
Neben Übergewicht könnte auch die Fettleber Folge einer gestörten Darmflora sein. „Vielleicht tragen die Darmbakterien und die Giftstoffe, die sie freisetzen, zur Entwicklung der Fettleber-Erkrankung bei“, vermutet der Experte.
Allerdings leiden nicht alle fettsüchtigen Menschen an einer Fettleber. Es könnte also auch noch andere Ursachen geben: bestimmte Nahrungsstoffe, die Übergewichtige besonders oft zu sich nehmen, oder die übergroße Menge an Essen.
Den wirklichen Grund will Prof. Dr. Bischoff ermitteln. Unterstützt wird er dabei von seiner Kollegin und früheren Mitarbeiterin Dr. Ina Bergheim und von dem Hepatologen Prof. Dr. Christian Trautwein von der Universität Aachen. Ihre Erkenntnisse könnten in eine neue Präventionstherapie führen, die die Fettleber-Erkrankung bei Übergewichtigen von vorne herein verhindert.
Hintergrund: Forschungsprojekte
Die beiden Hohenheimer Forschungsprojekte „Adipositas und intestinales Mikrobiom“ und „Adipositas und Fettlebererkrankung“gehören zum Verbundprojekt „Zentrale und periphere Mechanismen der Adipositas“. Dieses wiederum ist Teil der Forschungsplattform Kompetenznetz Adipositas. Die Gesamtkoordination liegt bei Prof. Dr. Manfred Müller von der Universität Kiel und Prof. Dr. Hans Hauner von der Technischen Universität München. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die beiden Teilprojekte an der Universität Hohenheim mit insgesamt knapp 337.000 Euro. Sie sind im April 2012 angelaufen und dauern drei Jahre.
Hintergrund: Schwergewichte der Forschung
Rund 27 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim im vergangenen Jahr für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem Drittmittelvolumen von mindestens 250.000 Euro bei den Experimental- bzw. 125.000 Euro bei den Buchwissenschaften.
Text: Weik / Klebs
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Gewässerschutz: EU-Vorgaben zu Nitrat endlich vollständig in deutsches Recht umsetzen
BDEW: Begrenzung der Nährstoffmenge für alle organischen Düngemittel dringend erforderlich
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßt die Anträge, die die Bundesländer Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen heute zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Dünge-Gesetzes und zum Entwurf einer Verordnung zur Änderung der Dünge-Verordnung in den Bundesrat eingebracht haben. Angesichts der in landwirtschaftlichen Veredlungsregionen lokal teilweise stark angestiegenen Nitratgehalte im Grundwasser ist aus Sicht der Wasserwirtschaft die von den beiden Bundesländern vorgeschlagene Regelung zur Begrenzung der Nährstoffmenge für alle organischen Düngemittel dringend erforderlich. „Die Nitratauswertung von 2011 zeigt für Niedersachsen bei 28 Prozent der Messstellen Nitratkonzentrationen im Grundwasser über dem zulässigen Grundwassergrenzwert in der Europäischen Union und in Deutschland. Nur durch aufwändige Maßnahmen der Wasserversorger bei der Trinkwasser-Gewinnung und Aufbereitung können in diesen Regionen die Trinkwasser-Grenzwerte eingehalten werden“, sagte Martin Weyand, BDEW-Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser heute in Berlin.
„Die Wasserwirtschaft fordert, die Düngeverordnung und das Düngegesetz endlich dem wissenschaftlichen Kenntnistand anzupassen, um zusätzliche Anreicherungen von Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen zu vermeiden“, so Weyand. Auch die Europäische Kommission sei besorgt über die Entwicklung der Gewässerqualität in Deutschland. Sie hat Deutschland aufgefordert, das Aktionsprogramm zum Schutz der Gewässer zu überarbeiten, damit es uneingeschränkt mit der EU-Nitratrichtlinie in Einklang steht. In Bezug auf die Nährstoffversorgung sollten laut Kommission alle verfügbaren Stickstoffquellen berücksichtigt werden. Bisher sieht jedoch die Düngeverordnung keine Erfassung aller Düngermengen vor. Die Düngeverordnung wurde von der Kommission auch wegen der unzureichenden Verbotszeiten für Düngung kritisiert, wodurch ein Auswaschungs- und Abschwemmungrisiko in Gewässer besteht. Außerdem seien die vorgeschriebenen Lagerkapazitäten für Dünger nicht ausreichend, Vorschriften für Auslaufsicherheiten und Abstandsregelungen zu Gewässern sowie ein Verbot für die Düngerausbringung auf Hangflächen fehlten völlig. „Die EU-Nitratrichtlinie muss endlich vollständig in das landwirtschaftliche Fachrecht umgesetzt werden. Nur so kann es gelingen, auch die Vorgaben der EU-Wasserrahmen-Richtlinie zum Grundwasserschutz einzuhalten.“ Diese schreibt vor, dass eine Verschlechterung des Grundwassers zu vermeiden ist, so Weyand abschließend.
Zur Meldung auf bdew.de:http://www.bdew.de/internet.nsf/id/035F6A8F038C3C2BC1257B6000444F5A?open&WT.mc_id=Pressemeldung-20130503
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Berlin, vertritt rund 1 800 Unternehmen. Das Spektrum der Mitglieder reicht von lokalen und kommunalen über regionale bis hin zu überregionalen Unternehmen. Sie repräsentieren rund 90 Prozent des Stromabsatzes, gut 60 Prozent des Nah- und Fernwärmeabsatzes, 90 Prozent des Erdgasabsatzes sowie 80 Prozent der Trinkwasser-Förderung und rund ein Drittel der Abwasser-Entsorgung in Deutschland.
Quelle: BDEW
Mehr Kopfschmerzen bei Städtern als auf dem Land
Rita Wilp Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft
Langzeiterhebung zeigt, Kopfschmerzen nehmen in Deutschland tendenziell nicht zu
Kopf- und Gesichtsschmerzen stellen in Deutschland ein gravierendes Gesundheitsproblem dar. 54 Millionen Deutsche geben Kopfschmerzen als Gesundheitsproblem im Laufe ihres Lebens an. Hochrechnungen gehen in Deutschland täglich von 17.000 Krankheitsfehltagendurch Kopfschmerzen aus. Das führte im Jahr 2005 zu indirekten Kosten von 2,3 Milliarden Euro. In Deutschland werden pro Jahr Schmerzmedikamente in über drei Milliarden Einzeldosierungen eingenommen, davon circa 85 Prozent aufgrund von Kopfschmerzen.
„Stress gilt als einer der häufigsten Auslöser für Kopfschmerzen. Immer häufiger wird diskutiert, ob uns unser Lebensstil, die ständige Erreichbarkeit jedes Einzelnen für private wie berufliche Belange und die vieler Orts gewaltige Verdichtung der Arbeit krank machen und zu mehr Kopfschmerzen führen“, sagt Privatdozentin Dr. Stefanie Förderreuther, Neurologin und Generalsekretärin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Eine Langzeiterhebung der Firma Boehringer, deren Ergebnisse in Zusammenarbeit mit der DMKG ausgewertet und jetzt im Journal of Headache and Pain veröffentlicht wurden, zeigt, dass Kopfschmerzen in Deutschland tendenziell nicht zunehmen. Ebenso ergab die Erhebung, dass Menschen, die in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern leben, statistisch etwas häufiger unter Kopfschmerzen leiden als Menschen, die auf dem Lande leben.
In den Jahren 1995 bis 2009 wurde bei der Erhebung jährlich eine groß angelegte Verbraucherbefragung an jeweils ca. 16.000 bis 18.000 Personen durchgeführt und die Häufigkeit von Kopfschmerzen erfragt. Der Anteil der Befragten, die über Kopfschmerzen geklagt haben, lag über die Jahre relativ konstant zwischen 58,9 und 62,5 Prozent. Eine Tendenz zu steigenden Kopfschmerzprävalenzen zeichnet sich über den gesamten Zeitraum nicht ab. Ein bedeutsamer Unterschied wurde ermittelt: Menschen in der Stadt haben häufiger mit Kopfschmerzen zu tun als Menschen in ländlichen Regionen. „Dies könnte gut Ausdruck eines unterschiedlichen Lebensstils sein“, interpretiert Dr. Förderreuther. Für Kopfschmerzpatienten könnte es daher durchaus besser sein, etwas mehr Ruhe in der Umgebung zu suchen und sich vom typischen Großstadtstress abzuwenden.
Frauen leiden laut der Erhebung mit 67,3 bis 70,7 Prozent häufiger an Kopfschmerzen als Männer (48,4 bis 54,3 %). Bedeutende regionale Unterschiede in der Häufigkeit von Kopfschmerzen waren in der Studie nicht zu erkennen, so zeichnet sich z.B. kein Unterschied in der Häufigkeit von Kopfschmerzen zwischen den alten und neuen Bundesländern ab.
Literatur:
Straube A, Aicher B, Förderreuther S, Eggert T, Köppel J, Möller S, Schneider R, Haag G.:
Period prevalence of self-reported headache in thegeneral population in Germany from 1995-2005 and 2009: results from annual nationwide population-based cross-sectional surveys.
J Headache Pain. 2013 Feb 14;14(1):11
Für die DMKG
Prof. Dr. Andreas Straube
Präsident der DMKG
Neurologische Klinik der LMU München
Marchioninistrasse 15, 81377 München
andreas.straube@med.uni-muenchen.de
Generalsekretärin und Pressesprecherin DMKG
PD Dr. Stefanie Förderreuther
Neurologische Klinik der LMU München
Ziemssenstrasse 1, 80336 München
E-Mail dmkg@med.uni-muenchen.de
Weitere Informationen:
http://www.dmkg.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Bundesanstalt für Gewässerkunde markiert Fische an Staustufe Koblenz
Dipl.-Met. Alfred Hommes Referat Öffentlichkeitsarbeit
Bundesanstalt für Gewässerkunde
Eine Woche lang hat die Bundesanstalt für Gewässerkunde unterhalb der Staustufe Koblenz Fische gefangen, markiert und wieder freigesetzt. Die Maßnahme ist Teil einer großangelegten Untersuchung zur Durchgängigkeit von Bundeswasserstraßen. Nun ist die Aktion abgeschlossen, eine große Zahl von Fischen ist markiert, die Passage der Tiere durch die Fischaufstiegsanlage kann beobachtet werden.
So mancher Passant am Moselufer wird sich diese Woche gefragt haben: was hat ein Boot beim Fischfang mitten im Schonbezirk am Peter-Altmeier-Ufer unterhalb der Mosel-Staustufe zu suchen? Die Antwort lautet: das Fangboot war Teil einer Freilanduntersuchung, bei der Experten der Bundesanstalt für Gewässerkunde mehr als fünfhundert Fische markiert haben.
Um Fischaufstiegsanlagen besser planen zu können und um ihre Wirksamkeit zu überprüfen, brauchen die Wissenschaftler Daten über die Wanderwege von Fischen. Dabei müssen verschiedene Fischarten berücksichtigt werden. Bei der Markierungsaktion an der Koblenzer Schleuse waren es hauptsächlich Rotaugen, Barben, Nasen und Brachsen, die das Fangboot zum Koblenzer Fischpass brachte. Dort nahm ein Team von Fischereibiologen die Tiere in Empfang, vermaß sie und pflanzte ihnen so genannte RFID-Chips ein, wie sie auch bei Haustieren verwendet werden. Nach kurzer Zeit wurden die Fische im Unterwasser der Staustufe wieder in die Freiheit entlassen. Nun können sie anhand ihrer Chips identifiziert werden – zum Beispiel, wenn sie eine Zählstelle in einer Fischaufstiegsanlage durchschwimmen. Davon gibt es in der Koblenzer Anlage gleich mehrere. So kann bestimmt werden, welchen Weg die Fische durch die Anlage genommen haben und wie lange sie dafür brauchten.
„Die Fischaufstiegsanlage an der Koblenzer Moselschleuse ist ein Pilotprojekt“, so Dr. Matthias Scholten, Fischereibiologe in der Bundesanstalt für Gewässerkunde. „Diese Markierungsaktion liefert uns wichtige Informationen über die Auffindbarkeit und Passierbarkeit der Fischaufstiegsanlage. Gleichzeitig testen wir eine neue Methode zur Erfassung von Fischbewegungen in Fischaufstiegsanlagen.“
Insgesamt ca. 250 Staustufen an Mosel, Main, Neckar und anderen Bundeswasserstraßen sollen für Fische wieder passierbar gemacht werden. An der Koblenzer Fischaufstiegsanlage sammeln die Forscher Erfahrungen für den Bau dieser Anlagen.
Weitere fachliche Informationen:
Dr. Matthias Scholten, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Am Mainzer Tor 1, 56068 Koblenz, Fon 0261/1306 5937, Mail: scholten@bafg.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Befragung unter 52.000 Beschäftigten – Mit Tarifvertrag höher bezahlt und häufiger weitergebildet
Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung
Höheres Monatseinkommen, häufiger Gehaltserhöhungen, mehr Weiterbildung – Beschäftigte, deren Arbeitsverhältnis durch einen Tarifvertrag geregelt ist, stehen in vielen Bereichen besser da als Arbeitnehmer in Betrieben ohne Tarifbindung. Das ergibt eine Befragung des Internetportals www.lohnspiegel.de unter mehr als 52.000 Beschäftigten. Lohnspiegel.de wird vom WSI-Tarifarchiv in der Hans-Böckler-Stiftung wissenschaftlich betreut. „Tarifverträge sorgen für deutlich bessere Arbeits- und Einkommensbedingungen. Beschäftigte mit Tarifvertrag sind mit ihrer Arbeit und mit ihrer Bezahlung zufriedener als ihre Kolleginnen und Kollegen ohne Tarifvertrag“, sagt Dr. Reinhard Bispinck, der Leiter des WSI-Tarifarchivs.
Monatseinkommen: Beschäftigte mit Tarifvertrag verdienen nach den Lohnspiegel-Daten im Durchschnitt 3279 Euro im Monat. Das sind etwa 660 Euro mehr als bei den Arbeitnehmern, deren Gehalt nicht von einer Gewerkschaft ausgehandelt wurde. Und es sind keineswegs nur die unteren Lohngruppen, denen der Tarif Vorteile bringt. Beim Vergleich des 75. Einkommensperzentils (das heißt: 75 Prozent der Beschäftigten verdienen weniger, 25 Prozent mehr) liegt der Tariflohn knapp 900 Euro über dem Lohn, der keinen Tarifvertrag als Grundlage hat.
Sonderzahlungen: Rund 62 Prozent der Beschäftigten mit Tarif bekommen Urlaubsgeld. Unter den Beschäftigten, die nicht nach Tarif bezahlt werden, sind es nur gut 39 Prozent. Noch größer ist die Differenz beim Weihnachtsgeld: 72 gegenüber 46 Prozent. Gut 27 Prozent der Tarifbeschäftigten erhalten eine Gewinnbeteiligung. Ohne Tarif sind es 19 Prozent.
Lohnerhöhungen: 52 Prozent der Tarifbeschäftigten geben an, in den 12 Monaten vor der Befragung sei ihr Lohn oder Gehalt erhöht wurden. In der Gruppe ohne Tarif konnten sich nur 34 Prozent über eine Lohnerhöhung freuen.
Weiterbildung: Auch bei der Qualifizierung haben die befragten Tarifbeschäftigten die Nase vorn: 56 Prozent wurden in den 12 Monaten vor der Befragung von ihrem Arbeitgeber weitergebildet. In der Vergleichsgruppe waren es lediglich 40 Prozent.
Zufriedenheit: Tarifbeschäftigte geben ihrer Arbeit auf einer Skala von 1 (gar nicht zufrieden) bis 5 (in jeder Hinsicht zufrieden) die Durchschnittsnote 3,7. Arbeitnehmer ohne Tarif urteilen mit einer 3,5. Deutlicher ist der Unterschied bei der Zufriedenheit mit der Bezahlung: 3,1 mit Tarif gegenüber 2,5 ohne.
In die Auswertung flossen die Daten von mehr als 52.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein, die sich zwischen 2010 und 2012 an der Befragung auf www.lohnspiegel.de beteiligt haben. Rund 51 Prozent von ihnen wurden nach Tarif bezahlt. Die Befragung ist nicht repräsentativ, liefert durch die sehr hohe Fallzahl aber verlässliche Orientierungsdaten.
Infografik zum Download im neuen Böckler Impuls 7/2013:
http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=42770
Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Reinhard Bispinck
Leiter WSI-Tarifarchiv
Tel.: 0211-7778-232
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de
Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Pflanzen bremsen die Klimaerwärmung
Tilo Arnhold Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung e. V.
Helsinki/Leipzig. Bei steigenden Temperaturen bilden Pflanzen mehr Gase, die zur Wolkenbildung und so zur Kühlung beitragen. Auf diese Weise bremst die Vegetation die Klimaerwärmung. Dies berichtet ein internationales Forscherteam in der Online-Ausgabe des Fachjournals Nature Geoscience. Der Studie zufolge könnten die Temperaturen in ländlichen, bewaldeten Regionen bis zu 30 Prozent geringer ansteigen als in vegetationsarmen Regionen. Weltweit wird der neuen Untersuchung zufolge die Klimaerwärmung durch diesen Effekt jedoch lediglich um etwa ein Prozent abgemildert.
Das Bindeglied sind dabei natürliche Aerosol-Partikel, die sich aus den von Pflanzen gebildeten Gasen bilden. In ihrer Untersuchung konnten die Forscher jetzt erstmals über mehrere Kontinente hinweg zeigen, dass diese Partikel bei steigenden Temperaturen zunehmen. Die Forscher werteten Daten von elf verschiedenen Standorten in Europa, Sibirien, Nordamerika und Südafrika aus. Dazu zählte auch die Forschungsstation des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) in Melpitz, die 40 Kilometer nordöstlich von Leipzig an einer für das ostdeutsche Tiefland repräsentativen Stelle liegt und Teil des globalen Erdbeobachtungssystem der Weltmeteorologieorganisation WMO ist.
Aerosolpartikel, also Teilchen kleiner als ein Mikrometer in der Atmosphäre, können von natürlichen Quellen stammen oder vom Menschen verursacht sein. Sie haben auf zwei Wegen Einfluss auf die Strahlungsbilanz und damit auf das Klima der Erde: Zum einen reflektieren sie trotz ihrer geringen Größe selbst Sonnenlicht. Zum anderen bilden sie aber Keime, auf die Wasser kondensieren kann. So entstehen letztlich Wolkentropfen. Bei den Effekten des so genannten biogenen Aerosols, das von Pflanzen stammt, gibt es jedoch noch viele offene Fragen. Die neue Studie ist daher nur ein Mosaikstein in den komplexen Zusammenhängen zwischen vielen Faktoren, die sich auf den Klimawandel auswirken. Im Gegensatz zu den winzigen Feinstaubpartikeln, die nur mit speziellen Messgeräten, wie sie beispielsweise am Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig entwickelt worden sind, erfasst werden können, sind die in der Studie beschrieben Gase mit den menschlichen Sinnen wahrnehmbar: „Jeder kennt den Duft des Waldes, der aus diesen Gasen besteht“, sagt Dr. Ari Asmi von der Universität Helsinki, der an der Studie beteiligt war. Besonders stark zu riechen sind diese Terpene im Sommer in Nadelwäldern. Dann sondern die Bäume mehr von diesen Kohlenstoffwasserstoffverbindungen ab als bei niedrigeren Temperaturen.
Neben den Konzentrationen von Aerosolpartikeln in der Atmosphäre wurden die Konzentrationen von pflanzlichen Gasen und die Temperatur gemessen sowie die Höhe der Grenzschicht bestimmt, die sich als Schlüssel erwies. Die Grenzschicht ist die Luftschicht in Bodennähe, in der sich Gase und Teilchen stark mischen. Die Höhe dieser Schicht ändert sich mit dem Wetter. „Einer der Gründe, dass dieses Phänomen nicht früher entdeckt wurde, ist, dass die Höhe der Grenzschicht sehr schwer zu schätzen ist. Erst vor kurzem wurden die Verfahren dafür so verbessert, das diese Schätzungen nun ausreichend genug an der Realität sind“, erläutert Dr. Pauli Paasonen, der an der Universität Helsinki die Idee zu der Studie hatte und inzwischen am International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Österreich forscht.
Die neuen Ergebnisse zeigen, dass die Aerosolpartikel biologischen Ursprungs die Temperaturänderungen über den Kontinenten dämpfen. Bei stärker verschmutzten Standorten überwiegen dagegen Partikel aus vom Menschen verursachten Quellen – zumindest für die meisten Teile des Jahres, an denen die anthropogenen Kühlwirkung größer war als die natürliche. Die neuen Erkenntnisse sind daher besonders für waldreiche Regionen wie Sibirien oder Kanada von Bedeutung. „Eine Schlussfolgerung der Studie ist, dass die Wechselwirkungen zwischen Biosphäre und Atmosphäre entscheidend sind für die Klimaeffekte des Aerosols. Außerdem wirken sie sich auch auf die Luftqualität aus“, fasst Prof. Alfred Wiedensohler vom TROPOS zusammen. Die Forscher betonen, dass ohne umfassende Langzeitbeobachtungen diese komplexen Prozesse nicht zu erfassen sind. Bei den Abschätzungen des vom Menschen verursachten Klimawandels und den Veränderungen der Luftqualität sei daher auch die Reaktion der Biosphäre mit zu berücksichtigen.
Katherine Leitzell / Tilo Arnhold
Publikation:
Pauli Paasonen, Ari Asmi, Tuukka Petäjä, Maija K. Kajos, Mikko Äijälä, Heikki Junninen, Thomas Holst, Jonathan P. D. Abbatt, Almut Arneth, Wolfram Birmili, Hugo Denier van der Gon, Amar Hamed, András Hoffer, Lauri Laakso, Ari Laaksonen, W. Richard Leaitch, Christian Plass-Dülmer, Sara C. Pryor, Petri Räisänen, Erik Swietlicki, Alfred Wiedensohler, Douglas R. Worsnop, Veli-Matti Kerminen and Markku Kulmala (2013): Warming-induced increase in aerosol number concentration likely to moderate climate change. Nature Geosciences. doi: 10.1038/NGEO1800.
http://dx.doi.org/10.1038/ngeo1800
Die Untersuchungen wurden gefördert vom Europäischen Forschungsrat ERC (ATMNUCLE), der Akademie Finnland, der Europäischen Kommission (EUCAARI, EUSAAR, ACTRIS, PEGASOS), der Maj-und-Tor-Nessling-Stiftung und der Otto-A.-Malm-Stiftung.
Weitere Infos:
Dr. Pauli Paasonen
International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) & Universität Helsinki
Tel. +43-2236-807-498
http://www.iiasa.ac.at/staff/staff.php?type=auto&visibility=visible&sear…
sowie
Prof. Alfred Wiedensohler, Dr. Wolfram Birmili
Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS)
Tel. +49-341-2717-7062, -7067
http://www.tropos.de/info/wiedensohler_a.pdf
http://www.tropos.de/info/birmili_w.pdf
oder
Tilo Arnhold, TROPOS-Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49-341-2717-7060
http://www.tropos.de/ift_personal.html
Links:
European Integrated project on Aerosol, Cloud, Climate, and Air Quality Interactions (EUCAARI)
http://www.atm.helsinki.fi/eucaari/
http://www.atmos-chem-phys.net/11/13061/2011/acp-11-13061-2011.html
European Supersites for Atmospheric Aerosol Research (EUSAAR)
http://www.eusaar.net/
Aerosols, Clouds, and Trace gases Research InfraStructure Network (ACTRIS)
http://www.actris.net/
Pan-European Gas-AeroSOls-climate interaction Study (PEGASOS)
http://pegasos.iceht.forth.gr/
Pressemitteilungen zum Thema:
Leipziger Hintergrundstation gehört jetzt offiziell zum weltweiten Atmosphärenbeobachtungssystem (Pressemitteilung vom 03.04.2013):
http://idw-online.de/de/news526508
NATURE: Neues Oxidationsmittel der Atmosphäre entdeckt, das Luftschadstoffe abbaut (Pressemitteilung vom 08.08.2012)
http://idw-online.de/de/news491295
Wolken verändern die chemische Zusammensetzung und die Eigenschaften von Partikeln (Pressemitteilung vom 02.08.2012):
http://idw-online.de/de/news490797
Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Ihr gehören zurzeit 87 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie zwei assoziierte Mitglieder an. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesamtgesellschaftlich relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagen-, Groß- und anwendungsorientierter Forschung. Sie legen neben der Forschung großen Wert auf wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Sie pflegen intensive Kooperationen mit Hochschulen, Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Das externe Begutachtungsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft setzt Maßstäbe. Jedes Leibniz-Institut hat eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 16.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind ca. 7.800 Wissenschaftler, davon wiederum 3.300 Nachwuchswissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,4 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr.
http://www.leibniz-gemeinschaft.de
Weitere Informationen:
http://dx.doi.org/10.1038/ngeo1800
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Sicherheitsrisiken bei Blutzuckermessgeräten: DDG rät, bei Zulassung Fachexperten einzubeziehen
Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft
Berlin – Selbst wenn neue Blutzuckermesssysteme vor ihrer Markteinführung aufwendige Tests durchlaufen, funktionieren sie in der Praxis später nicht immer sicher. „Eine hundertprozentige Vermeidung von Systemfehlern gibt es trotz vorheriger Risikoanalyse nicht“, erklärt Professor Dr. rer. nat. Lutz Heinemann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetologische Technologie (AGDT) der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Allerdings könne eine stärkere Einbeziehung von Experten bei der Zulassung neuer Produkte Fehlerquellen reduzieren. Die AGDT nimmt damit Stellung zu den jüngsten Sicherheitswarnungen, die Abbott Diabetes Care sowie Johnson & Johnson für Messgeräte herausgegeben haben.
Abbott Diabetes Care hat am 15. April 2013 eine dringende Sicherheitsmitteilung herausgegeben, die Messgeräte des Typs FreeStyle InsuLinx betrifft. Wie Abbott in einem Kundenschreiben mitteilt, sei festgestellt worden, dass das Messgerät FreeStyle InsuLinx bei extrem hohen Blutzuckerspiegeln von 1024 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) und höher ein falsches Testergebnis anzeigt und speichert. Das angezeigte Testergebnis liege 1024 mg/dL (entspricht 56,8 mmol/L) unter dem gemessenen Wert. Abbott stellt für das Messgerät ein Software-Update zur Verfügung, mit der das Problem behoben werden soll. Händler und Ärzte sind aufgerufen, diesen Gerätetyp nicht mehr auszugeben und auszutauschen.
Kurze Zeit zuvor hatte am 25. März 2013 der amerikanische Medizinprodukte-Hersteller Johnson & Johnson eine Rückrufaktion gestartet, bei der in Deutschland bis zu 150 000 Blutglukosemessgeräte der Marken „OneTouch Verio Pro“ und „OneTouch Verio IQ“ ausgetauscht wurden. Grund waren ebenfalls aufgetretene Sicherheitsprobleme. Auch die Johnson-&-Johnson-Geräte hatten entweder falsche Testergebnisse angezeigt, abgespeichert oder sich bei extrem hohen Blutglukosewerten von mehr als 1024 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) ausgeschaltet, statt eine Warnung abzugeben.
Dass die Geräte solche extrem hohen Werte überhaupt anzeigen, stößt bei der AGDT auf Verwunderung. Bei der Blutglukosemessung durch Patienten sollten alle Messergebnisse von über 400 oder maximal 600 mg/dl zur Anzeige „HIGH“ auf dem Display führen, meint Experte Lutz Heinemann. „Daraus ergibt sich die Frage, ob bei der Zulassung der Geräte durch die Behörden zusätzliches diabetologisches Know-How gefordert ist?“ Die Einbeziehung von Fachexperten in den Zulassungsprozess sei eine Möglichkeit, Fehlerquellen künftig vermeiden zu helfen. Dafür setzt sich derzeit auch die Europäische Diabetes-Gesellschaft (EASD) ein.
Eine hundertprozentige Sicherheit könne es aber trotz aller Verbesserungen beim Zulassungsprozess nicht geben, betont die AGDT. So verlangt die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA, dass Patienten die Handhabung jedes medizintechnischen Geräts vor der Zulassung testen. Damit sollen Nutzungsprobleme nach Möglichkeit ausgeschlossen werden. „Einige Fehlerkombinationen treten aber erst in der breiten täglichen Anwendung auf“, so Heinemann. „Deshalb sollten auch Blutzuckermessgeräte regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft werden und zum Beispiel Vergleichsmessungen beim behandelnden Arzt in Praxis und Klinik durchgeführt werden“, ergänzt Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Pressesprecher der DDG.
Zeigen sich Sicherheitsprobleme bei Medizinprodukten wie Blutzuckermesssystemen, müsse der Hersteller frühzeitig, transparent und konsequent informieren, warnt die Deutsche Diabetes Gesellschaft. „Wirtschaftliche Belange dürfen hier keine Rolle spielen“, erklärt Lutz Heinemann. Andernfalls drohe großer Schaden für den gesamten Bereich der Diabetes-Technologie.
Die vollständige Stellungnahme der AGDT können Sie nachlesen unter:
http://www.diabetes-technologie.de/aktuelles.htm
Weitere Informationen von Abbott Diabetes Care unter:
http://www.freestyleinsulinx.com/swupdate/ous/pdf_letters/importantproductinfo_de.pdf
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
IOW entdeckt in der zentralen Ostsee Indikator-Bakterium für marine Sauerstoffdefizitzonen
Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde
Warnemünder Forscher haben in der Ostsee ein dort bislang unbekanntes Bakterium aufgespürt, das künftig als „Anzeiger“ für Sauerstoffmangelzonen in Meeren auf der ganzen Welt dienen könnte. Der Einzeller namens SUP05 kommt auch in vielen anderen Meeresbereichen vor und hat sich offenbar auf den Abbau teilweise hochgiftiger Schwefelverbindungen spezialisiert, die unter Sauerstoffmangelbedingungen entstehen. Damit ist SUP05 nicht nur ein potentieller Indikatororganismus für die sich immer weiter ausbreitenden Mangelzonen, sondern wohl auch ein „Entgifter“, der zum Beispiel toxischen Schwefelwasserstoff abbaut, bevor er aus der Tiefe in die oberflächennahen Bereiche der Ostsee gelangt.
Als Folge des globalen Klimawandels nehmen weltweit Meeresgebiete zu, in denen Sauerstoffmangel herrscht. In diesen häufig auch als „Todeszonen“ bezeichneten Bereichen ist nur noch mikrobielles aber kein höheres Leben – zum Beispiel in Form von Fischen – mehr möglich. Die Wissenschaftler des IOW arbeiten daher mit Hochdruck daran, die Folgen dieses weltweiten Trends zu erforschen. Im Fokus stehen dabei die fast ausschließlich von Mikroorganismen gesteuerten Stoffumsetzungen in den Sauerstoffmangelzonen, die entscheidend dafür sind, welche unter Umständen giftigen Substanzen in angrenzende Meeresbereiche freigesetzt werden. Die von Natur aus sauerstoffarmen Becken der zentralen Ostsee eignen sich als ideales Modellsystem, um die Diversität und Aktivität der an den Stoffumsetzungen beteiligten Mikroorganismen zu studieren.
Warnemünder Wissenschaftlern ist es nun mithilfe molekularbiologischer Methoden gelungen, in den Sauerstoffdefizitzonen der Ostsee ein hier bislang unbekanntes Bakterium aufzuspüren, das dort eine mutmaßliche Schlüsselposition einnimmt. Das Bakterium mit der Kurzbezeichnung „SUP05″ ist bereits aus vielen anderen marinen Sauerstoffminimumzonen bekannt – so zum Beispiel aus Küstenauftriebsgebieten in Atlantik und Pazifik, aus dem Schwarzen Meer, aber auch aus Tiefsee-Hydrothermalquellen, wo der Einzeller Symbiosen mit Muscheln eingeht.
Die Forscher konnten die Existenz von SUP05 in der Ostsee nachweisen, in dem sie in Wasserproben aus den sauerstoffarmen Tiefen der Ostsee die enthaltene DNA analysierten: In den Proben fanden sie sogenannte 16S ribosomale RNA, die sich eindeutig dem bereits aus anderen Meeresregionen bekannten SUP05 zuordnen ließ.
Im nächsten Schritt schleusten die Wissenschaftler eine fluoreszierende Gensonde in die in den Wasserproben enthaltenen Zellen ein, die nur an die 16S ribosomale RNA von SUP05 bindet. Auf diese Weise war es möglich, die nun fluoreszierenden Zellen unter dem Mikroskop eindeutig zu identifizieren, auszuzählen und so die „Besiedlungsdichte“ festzustellen.
So wurden Wasserproben aus insgesamt acht verschiedenen und im Zeitraum von fünf Jahren durchgeführten Seereisen ausgewertet. Das Ergebnis: SUP05 kommt in den Sauerstoffmangelzonen der Ostsee ganzjährig vor und ist hier außerordentlich dominant – 15 bis 30 Prozent aller in den Proben enthaltenen Zellen waren SUP05-Zellen.
Über die Funktion von SUP05 in den Sauerstoffdefizitzonen ist nicht viel bekannt, da dieser Organismus, wie die meisten Bakterien auch, bisher nicht kultivierbar und damit im Labor nicht untersuchbar ist. Genetische Analysen aus anderen marinen Sauerstoffdefizitzonen deuten jedoch darauf hin, dass SUP05 eine wichtige Rolle bei der Oxidation von Schwefelverbindungen spielt, die in den sauerstofffreien Tiefen entstehen, darunter auch der giftige Schwefelwasserstoff. Deshalb kommt SUP05 weltweit und auch in der Ostsee wohl eine wichtige „Entgifter“-Funktion zu, welche die Menge des in die von Fischen belebten Oberflächenschichten gelangenden toxischen Schwefelwasserstoffs reduziert.
Der Nachweis von SUP05 in der Ostsee bedeutet aber auch, dass der Einzeller damit in praktisch allen bisher untersuchten marinen Sauerstoffdefizitzonen nachzuweisen war. Deshalb eignet sich dieses Bakterium hervorragend als Indikatororganismus für genau solche, sich immer weiter ausbreitende „Todeszonen“. In laufenden genetischen und physiologischen Untersuchungen versuchen die Warnemünder Wissenschaftler nun herauszufinden, welche Rolle SUP05 für die Stoffkreisläufe im Ökosystem Ostsee spielt. In einer Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen in Kanada und Chile soll außerdem untersucht werden, inwieweit sich das genetische Potential und die ökologische Rolle der Ostseebakterien von den SUP05-Populationen in den Ozeanen der Welt unterscheidet.
Die IOW-Studie zeigt einmal mehr, dass die Forschungsarbeit in der Ostsee – direkt vor der deutschen Haustür – immer auch Modellcharakter für viele andere Meeresregionen überall auf der Welt hat.
Originalpublikation:
Sabine Glaubitz, Katrin Kießlich, Christian Meeske, Matthias Labrenz und Klaus Jürgens: „SUP05 Dominates the Gammaproteobacterial Sulfur Oxidizer Assemblages in Pelagic Redoxclines of the Central Baltic and Black Seas“. Appl. Environ. Microbiol. 2013, 79(8):2767. DOI: 10.1128/AEM.03777-12.
Kontakt:
Dr. Barbara Hentzsch, Öffentlichkeitsarbeit, IOW
(Tel.: 0381 / 5197 102, Email: barbara.hentzsch@io-warnemuende.de)
Nils Ehrenberg, Öffentlichkeitsarbeit, IOW
(Tel.: 0381 / 5197 106, Email: nils.ehrenberg@io-warnemuende.de)
Das IOW ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, zu der zurzeit 86 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung gehören. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Bund und Länder fördern die Institute gemeinsam. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Institute etwa 16.800 MitarbeiterInnen, davon sind ca. 7.800 WissenschaftlerInnen, davon wiederum 3.300 NachwuchswissenschaftlerInnen. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,4 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 330 Mio. Euro pro Jahr. (www.leibniz-gemeinschaft.de)
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Wer seine Interessen am Arbeitsplatz berücksichtigt sieht, fühlt sich besser
Jörg Feldmann Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Berlin/Bochum – 15.000 Bochumer Bürgerinnen und Bürger zwischen 18 und 65 Jahren haben zum Jahreswechsel 2011/2012 einen Fragebogen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zu ihren Arbeitsbedingungen und ihrer Gesundheit erhalten. Die BAuA wollte damit nicht nur die körperlichen Arbeitsbedingungen der Beschäftigten ermitteln, sondern auch erfassen, wie Abläufe im Unternehmen und Veränderungen in der Arbeitswelt von den Beschäftigten wahrgenommen werden und wie diese Arbeitsbedingungen mit der Gesundheit und weiteren berufsbezogenen Kriterien zusammenhängen.
Die Ergebnisse der Umfrage liegen nun vor. 3565 von den Angeschriebenen haben sich beteiligt, darunter 2931 Erwerbstätige. Laut den Ergebnissen schätzen die erwerbstätigen Männer und Frauen ihren Gesundheitszustand besser ein als die nicht arbeitenden: 29 Prozent der erwerbstätigen Männer und 24 Prozent der erwerbstätigen Frauen geben an, ihr Gesundheitszustand sei „ausgezeichnet“ oder „sehr gut“. Bei denjenigen, die derzeit nicht arbeiten, ist dieser Anteil mit 18 Prozent für die Männer beziehungsweise 17 Prozent für die Frauen deutlich geringer. Unter den Nichterwerbstätigen ist der Anteil von Personen mit „weniger gutem“ beziehungsweise „schlechtem“ Gesundheitszustand sehr hoch. Er beträgt mehr als 50 Prozent bei den Männern und gut 40 Prozent bei den Frauen.
Die Wissenschaftler der BAuA stellten weiterhin einen Zusammenhang zwischen organisatorischen Arbeitsbedingungen und der Gesundheit fest. So berichten Beschäftigte, die ihre Interessen bei der Umsetzung von Veränderungen im Unternehmen berücksichtigt sehen, über weniger Arbeitsunfähigkeitstage und weniger depressive Symptome.
Auch bekannte Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Gesundheit finden sich in den Ergebnissen der Umfrage: Berichten Erwerbstätige über hohe quantitative Arbeitsanforderungen, so fühlen sie sich stärker erschöpft von der Arbeit. Dass die Wahrnehmung einer hohen Unsicherheit des Arbeitsplatzes mit schlechterer Gesundheit einhergeht, kann mit den Daten ebenfalls gezeigt werden: Schätzen die Erwerbstätigen ihren Arbeitsplatz als unsicher ein, berichten sie häufiger über depressive Symptome.
Auch mit Konflikten zwischen dem Arbeits- und Privatleben beschäftigte sich die BAuA-Umfrage: Erleben die Erwerbstätigen einen solchen Konflikt, fühlen sie sich stärker erschöpft von der Arbeit und berichten mehr Beschwerden, so die Ergebnisse.
Internationales Projekt JCQ
Die Umfrage in Bochum war Teil eines seit über sechs Jahren laufenden internationalen Projekts mit Projektpartnern aus den USA, Asien, Europa und Australien, an dem die BAuA seit 2010 beteiligt ist. Ziel ist es, den weltweit etablierten Fragenbogen „Job Content Questionnaire“ (JCQ) zu erweitern. Kern des JCQ ist das so genannte „Demand-Control Modell“, das von Professor Robert Karasek von der University of Massachusetts at Lowell in den USA in den 70er und 80er Jahren entwickelt wurde. Es liefert Erklärungsmuster für Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen auf der einen Seite und der Gesundheit der Beschäftigten auf der anderen Seite.
Seit einigen Jahren diskutieren Arbeitswissenschaftler weltweit, in welchem Maße die bisherigen theoretischen Konzepte und daraus resultierende Modelle auch noch für die heutige Arbeitswelt und deren Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten Gültigkeit haben. Ziel des JCQ-Projekts ist es, ein breiteres Bild der Arbeitswelt vor dem Hintergrund veränderter gesellschaftlicher Arbeitsbedingungen zu erheben und Zusammenhänge zwischen den so erfassten Arbeitsbedingungen und der Gesundheit aufzuzeigen.
Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 600 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de
Weitere Informationen:
http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/artikel40.html Direkter Link zur Zusammenfassung der Ergebnisse auf der BAuA Homepage
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Grünschnitt, Holz, Klärschlamm: Ländliche Ressourcen intelligent regional verwerten
Helke Wendt-Schwarzburg Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
inter 3 Institut für Ressourcenmanagement
Forschungsteam stellt auf BMBF-Konferenz in Berlin Wertschöpfungsketten und einen RePro-Planer für Kommunen vor
Der demografische Wandel stellt ländliche Regionen vor viele Herausforderungen. Doch es gibt auch neue Chancen: Bei weltweit steigenden Preisen für Rohstoffe und Energie wird die Verwertung bisher ungenutzter Ressourcen wie Grünschnitt, Holz, Abwasser, Abwärme und Klärschlamm attraktiv. Konkrete Wertschöpfungsketten und einen RePro-Planer als Anleitung zur Ressourcennutzung für Kommunen stellt das Forschungsteam „RePro – Ressourcen vom Land“ unter Leitung des inter 3 Instituts für Ressourcenmanagement auf der Konferenz „Nachhaltiges Landmanagement“ vor.
Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung veranstaltete Konferenz findet vom 17. bis 19. April 2013 in Berlin statt. Kommunen, die sich für den Aufbau von Wertschöpfungsketten interessieren, finden den RePro-Planer ab sofort unter www.reproketten.de.
Strom, Wärme, Dünger – aus Ressourcen vom Land
Welche regionalen Wertschöpfungsketten sind möglich? Welche Projekte lohnen sich unternehmerisch? Wie kann die regionale Verwertung ländlicher Ressourcen unterstützt und verbreitet werden? Von 2010 bis 2013 haben die Bioenergieregion Wittenberg in Sachsen-Anhalt und die Klimaschutzregion Elbe-Elster in Brandenburg im Projekt „RePro – Ressourcen vom Land“ erprobt, welche regionalen Wertschöpfungsketten vor Ort möglich sind und wer dabei miteinander ins Geschäft kommt.
Andreas Claus, Bürgermeister der Stadt Uebigau-Wahrenbrück: „Es gibt in Deutschland bereits Dutzende funktionierende Beispiele von Nahwärmenetzen. Dennoch sind die Rahmenbedingungen immer unterschiedlich und auf die konkrete Situation vor Ort anzupassen. Dabei haben wir Neuland betreten. Und wir haben mit der Konzentration auf eine Re-Produktionskette einen lokalen Kreislauf entwickelt, der uns künftig unabhängiger macht und vor Ort Wert schöpft.“
Insgesamt haben die Wissenschaftler der BTU Cottbus, Hochschule Anhalt, TU Berlin und des Berliner inter 3 Instituts für Ressourcenmanagement sieben typische regionale Wertschöpfungsketten identifiziert, die unter heutigen Bedingungen technisch umsetzbar und wirtschaftlich zu betreiben sind: Aus Grünschnitt und Klärschlamm werden Strom und Dünger für den Eigenverbrauch oder die Direktvermarktung. Biogas- und Abwasserabwärme oder Restholz liefern Wärme für lokale Nahwärmenetze. Mit Bewässerungswasser aus gereinigtem Abwasser wird die Energieholzproduktion auf bisher nicht nutzbaren Flächen möglich.
Nachhaltige Wertschöpfung in den Regionen
Die aneinander grenzenden Modellregionen Elbe-Elster in Brandenburg und Wittenberg in Sachsen-Anhalt sind ländliche Regionen, die die demografischen und klimapolitischen Herausforderungen der Zukunft aktiv gestalten wollen. Um die Daseinsvorsorge zu sichern, richten sie ihre Infrastrukturangebote im Wasser- und Energiesektor neu aus. Mit Allianzen für regionale Wertschöpfung stärken sie die stofflich-energetische und wirtschaftlich-soziale Re-Produktivität ihrer ländlichen Gemeinden. In beiden Regionen unterstützen regionale Koordinatoren die Gemeinden aktiv bei dieser Aufgabe.
Die Klimaschutzregion Elbe-Elster ist in verschiedenen regionalen und überregionalen Bündnissen aktiv und richtet sich konsequent am regionalen Klimaschutz aus. Mit der Restholz- bzw. Abwärmenutzung und dem Aufbau von Nahwärmenetzen in Wahrenbrück, Rothstein/Prestewitz sowie der geplanten Energieholzbewässerung in Winkel werden in Uebigau-Wahrenbrück drei konkrete Wertschöpfungsketten aufgebaut.
Die Bioenergieregion Wittenberg verfolgt das ambitionierte Ziel, gemeinsam mit den Nachbarlandkreisen Nordsachsen (Freistaat Sachsen) und Anhalt-Bitterfeld (Sachsen-Anhalt) sowie dem strategischen Partner Dessau-Rosslau (Sachsen-Anhalt) bis zum Jahr 2030 100 Prozent der Energie auf Basis erneuerbarer Energien zu erzeugen. Die geplante Restholzverwertung im Nahwärmenetz Gräfenhainichen ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.
Dr. Susanne Schön, Gesamtprojektleiterin von inter 3: „Die Zusammenarbeit von Unternehmen, Verwaltung und Wissenschaft stärkt den Kompetenzaufbau in den Regionen bei der intelligenten Nutzung ihrer Ressourcen. Im Endeffekt profitieren Bürger und Betriebe, beispielsweise von stabilen Wärmepreisen. Die Zweitverwertung schont die Umwelt. Und die Wertschöpfung bleibt vor Ort.“
Der RePro-Planer für regionale Ressourcennutzung
Ab sofort können auch andere ländliche Kommunen mit dem RePro-Planer die effiziente Nutzung ihrer regionalen Ressourcen planen. Der RePro-Planer ermöglicht ein systematisches Vorgehen in vier Schritten: Die ersten beiden Schritte bieten einen schnellen Überblick über Ressourcen, typische Wertschöpfungsketten und mögliche Potenziale zur Nutzung von Sekundärressourcen. Im dritten und vierten Schritt stehen Checklisten und Fachinformationen für Aufbau und Umsetzung einer eigenen Wertschöpfungskette bereit.
Die Vorteile für Gemeinden, Bürger und Unternehmen liegen in bezahlbaren und stabilen Preisen für Wärme, Abwasser und Strom, zusätzlicher Wertschöpfung und zukunftsfähigen Versorgungskreisläufen für Abwasser, Wasser, Energie.
Weitere Informationen:
http://www.reproketten.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Psychischer Druck kann Magen-Darm-Beschwerden verursachen
Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Stress im Job – Schmerzen im Bauch
Psychischer Druck kann Magen-Darm-Beschwerden verursachen
Berlin – Mehr als die Hälfte der Beschäftigen in Deutschland sieht sich starkem Termin- und Leistungsdruck ausgesetzt. Im Jahr 2011 gingen über 59 Millionen Krankentage auf das Konto psychischer Erkrankungen. Dies ergaben Erhebungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Doch Stress macht nicht nur die Seele krank. Auch Magen- und Darm-Beschwerden können durch Dauerstress verursacht oder verstärkt werden, wie die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mitteilt.
„Akuter Stress beeinflusst verschiedene Funktionen im Verdauungstrakt“, erklärt DGVS-Expertin Dr. med. Viola Andresen, Oberärztin der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg. „Dazu zählen die Sekretion der Magensäure, Bewegungen des Darmes und verschiedene Immunparameter“. Dies kann bei Menschen, die an sich gesund sind, Beschwerden auslösen. So reagiert manch einer auf Stress mit Bauchschmerzen oder bekommt plötzlich Durchfall. Andere klagen über Sodbrennen.
Auch bei der Entstehung eines Magengeschwürs spielt Stress eine wichtige Rolle. Obwohl den meisten Magengeschwüren eine Infektion mit dem bakteriellen Erreger Helicobacter pylori zugrunde liegt, erklärt das Vorhandensein des Magenkeims allein die Krankheitsentstehung nicht. Denn nur etwa zehn bis zwanzig Prozent der Menschen, die ihn in sich tragen, entwickeln ein Geschwür. Die meisten bleiben trotz des Darmkeims gesund. Und: In einigen Fällen tritt die Krankheit auch ohne Helicobacter-Infektion auf.
Dass Stress tatsächlich Magengeschwüre auslösen kann, wiesen japanische Wissenschaftler jüngst in einer Studie nach: Ihre Daten belegen, dass die Häufigkeit von „peptischen Ulzera“ nach dem großen Erdbeben in Japan im März 2011 um den Faktor 1,5 zunahm. Unter anderem stieg auch der Anteil der Magengeschwüre deutlich an, die nicht durch Helicobacter oder die Einnahme entzündungshemmender Medikamente verursacht worden war. Vor dem Erdbeben lag der Anteil bei dreizehn Prozent, danach waren es 24 Prozent.
Bei vielen anderen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts spielt Stress zudem eine verstärkende Rolle. „Bei den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, bei der Refluxkrankheit und auch beim Reizdarmsyndrom spricht vieles dafür, dass Stress bei vielen Betroffenen die Symptome verschlimmern kann“, erklärt Dr. Andresen. Rund sieben Prozent der Bevölkerung – überwiegend Frauen – sind vom Reizdarmsyndrom betroffen. Sie leiden unter chronischen Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfällen. Dr. Andresen betont, dass die Krankheit – anders als häufig angenommen – durch Stress zwar nicht ausgelöst, aber in ihrer Symptomatik verstärkt werden kann. „Auch wenn mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden wie Darmspiegelung, Ultraschall oder Bluttests keine organischen Ursachen gefunden werden, bedeutet das nicht, dass die Krankheit psychisch bedingt ist“, so die Expertin. Nach neuesten Erkenntnissen liegen der Erkrankung unter anderem Störungen der körpereigenen Abwehr des Darms, des Nervensystems im Darm sowie der Kommunikation zwischen Darm- und Gehirn-Nervensystem zugrunde.
Neben der Behandlung der Symptome und – soweit erkennbar – der organischen Ursachen sollten Ärzte bei der Therapie von Magen-Darm-Erkrankungen immer auch die Psyche und die Lebensumstände des Patienten berücksichtigen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).
Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.
http://www.dgvs.de
Literatur:
Peptic ulcers after the Great East Japan earthquake and tsunami: possible existence of psychosocial stress ulcers in humans. J Gastroenterol. 2012 Oct 3. (Online-Vorabartikel); Kanno T, Iijima K, Abe Y, Koike T, Shimada N, Hoshi T, Sano N, Ohyauchi M, Ito H, Atsumi T, Konishi H, Asonuma S, Shimosegawa T.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Aquakultur auf der Hannover Messe: Klares Wasser dank Kork
Dr. Regina Kratt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technologie Lizenz-Büro (TLB) der Baden-Württembergischen Hochschulen GmbH
Technologie-Lizenz-Büro (TLB) verwertet Erfindung, die Fischkot zum Schwimmen bringt. – Der Fischkonsum ist weltweit auf eine Rekordhöhe von nahezu 130 Millionen Tonnen jährlich angestiegen. Da die Meere überfischt sind, boomt die Züchtung von Fischen in Aquakultur. Mit einer jährlichen Wachstumsrate von acht Prozent ist die Aquakultur die am stärksten wachsende Nahrungsmittelindustrie. Mit der Erfindung von Dr. Alexander Brinker, Leiter der Fischereiforschungsstelle des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg, lässt sich die Fischproduktion in Aquakultur enorm steigern. In einer Fallstudie konnte bei gleicher Wassermenge und gleicher Wasserbelastung eine Steigerung von 40 Prozent erzielt werden. Gefördert wurde das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt (DBU). Mit der Patentierung und Verwertung der Erfindung ist die Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH in Karlsruhe beauftragt.
Die Erfindung löst ein Hauptproblem der Forellenhaltung in den Fischbecken: die Eintrübung des Wassers durch Fäkalien. Trübes Wasser führt zu Krankheiten und Wachstumsproblemen bei den Fischen. So siedeln sich beispielweise an den aus Fäkalien entstehenden Schwebstoffen Bakterien und Amöben an, welche die Fischkiemen schädigen können. Bisher lassen sich Fäkalienpartikel nur mit großem Energieaufwand herausfiltern.
Dr. Alexander Brinker und Diplom-Biologin Julia Unger haben bei einem Projekt an der Fischereiforschungsstelle in Langenargen eine Lösung gefunden. Sie entwickelten eine Futtermittelmischung mit Korkteilchen, durch die die Fische schwimmfähigen, kompakten Kot erzeugen, der leicht von der Oberfläche abzusaugen ist. Die dadurch verbesserte Wasserqualität optimiert die Voraussetzungen für eine optimale Futterverwertung, gesunde Fische und ein hochwertiges Fischprodukt.
Mit Unterstützung des Technologie-Lizenz-Büros (TLB) wurde die Erfindung zum Patent angemeldet. „Ein Schutzrecht ist die Voraussetzung, wenn wir uns als Erfinder mit Kooperationspartnern und Lizenznehmern zusammensetzen, um die Erfindung weiter in Richtung Marktreife voranzubringen“, so Brinker. „Ein Patent ist wie ein Qualitätssiegel und dient allen Beteiligten als Absicherung bei Investitionen.“ Das Patent bezieht sich sowohl auf die Zusammensetzung des Fischfutters als auch auf die in Aquakultur gehaltenen Tiere und ist nicht nur für Fische, sondern auch für andere Wassertiere wie Krebse einsetzbar.
TLB-Innovationsmanagerin Dr. Andrea Nestl, verantwortlich für Patentstrategie, Marketing und Kommerzialisierung der Patentfamilie: „Mit der Erfindung sind für die Forellenzüchter beträchtliche Ertragssteigerungen möglich. Wir kooperieren bei der Verwertung mit dem Weltmarktführer für Naturkorkherstellung Amorin und dem Aquaristikexperten Genesis. Gemeinsam mit Futtermittelherstellern werden wir der Erfindung den Weg zum Produkt am Markt bahnen.“
Ursprünglich wurde die Erfindung für die teil-geschlossenen Systeme der heimischen Forellenzucht entwickelt. Eingesetzt werden kann sie jedoch auch international bei der Lachszucht. Unter den Netzgehegen der Lachshaltungen in den Fjorden und vor den Küsten bilden Fäkalienansammlungen sogenannte Mondlandschaften mit negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Das Interesse an der Erfindung ist insbesondere bei internationalen Lachsfarmen, vor allem in den Hauptproduktionsländern Norwegen und Chile, groß.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Umweltschutz braucht globales Denken
Direktor des UN-Umweltprogramms besucht Umweltbundesamt
Bei seinem Deutschlandbesuch trifft der Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Achim Steiner, heute in Dessau Vertreter des Umweltbundesamtes. Im Mittelpunkt der Gespräche stehen unter anderem Fragen zum Internationalen Umweltschutz, wie die Vermüllung der Meere sowie der fortschreitende Verlust an fruchtbaren Böden. Außerdem geht es um die neue Rolle von UNEP nach dessen Aufwertung, die die UN-Mitgliedsstaaten im Sommer 2012 beim Rio+20-Gipfel beschlossen hatten. Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes: „Wir können beim Klima-, Bodenschutz oder der Verbreitung umweltgefährdender Chemikalien letztlich nur mit internationalen Vereinbarungen vorankommen. Die Aufwertung von UNEP zu einer Institution mit universeller Mitgliedschaft begrüßen wir daher ausdrücklich. Wir haben jetzt eine starke Institution innerhalb der Staatengemeinschaft, die den Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen weltweit kräftig voranbringen kann.“
Das Umweltbundesamt unterstützt die Arbeit der UNEP, unter anderem dessen Initiativen zur Förderung einer Green Economy und eines globalen Chemikalien- und Abfallmanagements. Jochen Flasbarth: „Die wirtschaftliche Entwicklung muss künftig so organisiert werden, dass die planetarischen Grenzen etwa beim Klimawandel, beim Schutz fruchtbarer Böden oder beim Ressourcenverbrauch eingehalten werden.“ Mit der Green Economy soll sich die weltweite wirtschaftliche Entwicklung am Nachhaltigkeitsgedanken, also unter anderem an ökologischen Grenzen orientieren. Initiativen und Projekte zur Vermeidung problematischer Chemikalien sind vor allem auf globaler Eben wichtig, da sich viele Substanzen weltweit verbreiten. Achim Steiner: „Globale Umweltpolitik muss immer mehr über die Lösung von konkreten Umweltproblemen hinaus gehen, zum Gestalter gesellschaftlicher Entwicklungen werden, die langfristig Umweltschutz und wirtschaftliche Prosperität in Einklang bringen.“
Wichtiges Thema in den Gesprächen ist eine verstärkte Zusammenarbeit zur Begrenzung kurzlebiger Treibhausgase wie Ruß, Methan oder fluorierter Kohlenwasserstoffe. Vor allem Methan und Ruß verstärken nicht nur den Klimawandel, sondern sie verschlechtern gleichzeitig die Luftqualität, was wiederum zu Gesundheitsproblemen führen kann.
Das UN-Umweltprogram UNEP wurde 2012 aufgewertet. In dieser Form stehen der Institution mehr finanzielle Mittel zur Verfügung. Alle Mitglieder der Vereinten Nationen (UNO) sind nun automatisch Mitglied von UNEP. Hauptorgan von UNEP war bislang ein Verwaltungsrat mit wechselnder Mitgliedschaft. Der Verwaltungsrat ist durch die UN-Umweltversammlung (UN Environement Assembly, UNEA) ersetzt worden, die die Prioritäten für die globale Umweltpolitik festlegen, die UNO-Organisationen umweltpolitisch beraten und mit weiterführenden Beschlüssen auf neue Herausforderungen reagieren wird.
UNEP-Website: www.unep.org
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Berliner Studie: Marathon kann auf die Nieren gehen
Prof. Dr. Eckart Fleck Pressesprecher
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Mehr als die Hälfte der vor und nach einem Marathonlauf untersuchten Teilnehmer hatte nach der sportlichen Höchstleistung eine vorübergehend beeinträchtigte Nierenfunktion, eine Beeinträchtigung der Herzfunktion ließ sich im Echokardiogramm nicht feststellen. Das ist das Ergebnis einer Studie mit 167 Teilnehmern am Berlin Marathon, die auf der der 79. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim von Dr. Bernd Hewing (Charité – Universitätsmedizin Berlin) vorgestellt wurde.
Nachdem zuletzt einige Studien auf mögliche Beeinträchtigungen der Herz- und Nierenfunktion durch Ausdauersport hingewiesen hatten, untersuchte das Berliner Forscherteam insgesamt 167 Teilnehmer am Berlin Marathon (53 Prozent Frauen, 47 Prozent Männer, Altersdurchschnitt 50,3 Jahre) vor und unmittelbar nach dem Rennen und nochmals zwei Wochen später mittels Echokardiographie und Bluttests. Unmittelbar nach dem Marathon wiesen zwar jeweils mehr als ein Drittel der Untersuchten erhöhte Blutwerte von Herz-Biomarkern auf (34 Prozent erhöhtes NT-pro BNP; 37 Prozent erhöhtes cTnT). Im Echokardiogramm ließen sich aber keine relevanten Herzmuskelstörungen bestätigen.
Was den Cyastin C Wert betrifft, ein Protein, das in der Nierendiagnostik zur Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) verwendet wird: Hier hatten 43 Prozent der untersuchten Marathonläufer einen mehr als 25prozentigen Rückgang und 13 Prozent einen mehr als 50prozentigen Rückgang. Das entspricht den Stadien 2 und 3 einer akuten Nierenschädigung nach den RIFLE und AKIN Klassifikationen. Nach zwei Wochen waren die Nierenwerte wieder im unbedenklichen Bereich.
Quelle: Hewing et al., Inpact of endurance exercise on myocardial and renal function in a large cohort of elderly amateur runners. Abstract V846. Clin Res Cardiol 102, Suppl 1, 2013
Kontakt:
Pressesprecher der DGK
Prof. Dr. Eckart Fleck
E-Mail: presse@dgk.org
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 8200 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter http://www.dgk.org
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Auf in die Wildnis! – Plädoyers warum wir uns einen Nationalpark im Schwarzwald leisten sollten
Dipl.-Betriebswirtin (FH) Petra Martin-Jacob Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg
Diese Woche wurde das mit Spannung erwartete von der Landesregierung in Auftrag gegebene Gutachten zu den Chancen und Risiken eines Nationalparks im Nordschwarzwald der Öffentlichkeit vorgestellt. Und für einen Nationalpark – es wäre der erste in Baden-Württemberg – wird nach den Einschätzungen und Empfehlungen der Experten grünes Licht gegeben. Passend zu diesem für unser Land wichtigen Vorhaben organisieren die Professoren Dr. Rainer Luick und Stefan Ruge (Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg) und Prof. Dr. Thomas Potthast, Leiter des Ethikzentrums an der Uni Tübingen, eine Vortragsreihe mit drei Veranstaltungen.
Nationalparke werden eingerichtet, um das Arteninventar von natürlichen und/oder noch sehr naturnahen Lebensräumen möglichst vollständig zu erhalten, zu verbessern und zu entwickeln. Nationalparke ergänzen andere Schutzgebietskulissen (z.B. Biosphärenreservate, Naturschutzgebiete oder Naturparke), wo Naturschutzziele über geeignete, meist traditionell begründete Nutzungsweisen umgesetzt werden sollen. Dazu zählen auch nachhaltige Nutzungen im Wirtschaftswald.
Wichtigstes Element von Nationalparken sind großflächige Kernzonen, um dort das Vorkommen von Arten und Lebensgemeinschaften zu ermöglichen, die auf anthropogen ungestörte ökologische Prozesse (Prozessketten) angewiesen sind und einen großen Raumanspruch besitzen. Derartige Prozessschutzgebiete sind auch zentrale Bausteine der nationalen Biodiversitätsstrategie (NBS), die ihrerseits wiederum in internationale Vereinbarungen, wie das Abkommen zum Schutz der Biologischen Vielfalt (UN 1992) eingebettet sind. Es geht in dieser völkerrechtsverbindlichen Vereinbarung um den Beitrag Deutschlands zum Erhalt unseres Naturerbes. Im Handlungsfeld Schutz der Biodiversität von Waldökosystemen ist gemäß der NBS ein 5%-Zielwert von dauerhaft nicht bewirtschafteter Waldflächen (Prozessschutzflächen) vorgesehen. Mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern sind alle anderen deutschen Bundesländer noch sehr weit entfernt von diesem gesetzten Zielwert.
Die Positionen zur Ausweisung großer Flächen mit natürlicher und naturnaher Waldentwicklung als Nationalparke sind angesichts der zahlreichen gesellschaftlichen Interessengruppen sehr unterschiedlich. Je nach Betroffenheit sind verschiedene Standpunkte und Sichtweisen die Folge, die in einem objektiven Diskurs auch berücksichtigt und abgewogen werden müssen. Die Ausweisung oder auch die Ablehnung eines Nationalpark Nordschwarzwald wird eine politische Entscheidung sein und vermutlich nicht nur auf wissenschaftlichen Erkenntnissen erfolgen, sondern darf und muss auch gesellschaftliche und ökonomische Abwägungen beinhalten. Zielsetzung und Motivation für die Einrichtung großflächiger Prozessschutzgebiete finden sich auch in ethisch begründbaren Positionen. Unsere Landschaften und Ressourcen stehen erst am Anfang von neuen und bedrohlich zunehmenden Konflikten und intensivierten Nutzungen. Daran hat in Deutschland die notwendige Energiewende mit der verstärkten Nutzung von Biomasse einen nicht unerheblichen Anteil. Vielleicht sind schon in nicht allzu langer Zukunft großflächige Schutzgebiete die letzten Refugien, in denen die Vielfalt an Arten, Strukturen und Prozessen gesichert erhalten bleibt und einen Zugewinn von bislang nicht bekannten Formen und Lebensräumen in unserer Umwelt ermöglichen.
Mit drei Vorträgen sollen Hintergründe, Informationen und auch die ethisch-moralische Dimension in der Debatte um einen geplanten Nationalpark im Nordschwarzwald beleuchtet werden.
18.04.2013: Naturschutz und Naturschutzstrategien im Nordschwarzwald – auf dem Weg zu einem Nationalpark (Dr. Wolfgang Schlund / Naturschutzzentrum Ruhestein)
25.04.2013: Warum mehr Wildnis auch unseren Wäldern gut tut (Dr. Thomas Waldenspuhl / Forstliche Versuchsanstalt BW)
02.05.2013: Welche Natur, welche Werte? Ethische Grundfragen in der Diskussion die Einrichtung von Nationalparken (Prof. Dr. Thomas Potthast / Universität Tübingen / IZEW)
Die Veranstaltungen sind öffentlich und finden jeweils um 18.00 Uhr in der Aula an der HFR statt. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und eine regen Meinungsaustausch.
Der weitaus größte Anteil biologischer Vielfalt in Waldökosystem korreliert mit den langen Reife- und Zerfallsphasen. Doch auch in einem nachhaltig bewirtschafteten Wald dürfen nur wenige Bäume natürlich alt werden. Kein Wunder daher, dass die Mengen und das konstante Vorkommen an stehendem und liegendem Totholz weit unter den Werten liegen, die für das Vorkommen charakteristischer Artengemeinschaften, wie z.B. xylobionter Pilze und Käfer, notwendig sind. Die rasant wachsende Nachfrage nach Energieholz führt ebenfalls dazu, dass viele Wälder an Totholzanteilen verarmen.
Das Erleben von Prozessschutzgebieten kann bei Besuchern sehr unterschiedliche Empfindungen auslösen. Was für den einen mit Abenteuer, Wildnis ursprünglicher Natur und der Ästhetik des Ungeplanten in Verbindung steht, ist für den anderen eher Schaden, Zerstörung, Ungepflegtheit und entgangener Nutzen. Daher gehören zu den Kernaufgaben des Managements derartiger Gebiete unbedingt eine gute Information und Umweltbildungsangebote. Dann werden Prozessschutzgebiete wie Nationalparke zu einer Allegorie des Lebens und vermitteln, dass auch dem Altwerden und Vergehen eine besondere Schönheit und kulturell wie ökologisch hohe Bedeutung eigen ist.
Weitere Informationen:
http://www.hs-rottenburg.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Neues EU-Energielabel holt auf
Romy Klupsch Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie
Der Handel erfüllt weitgehend die Pflicht zur Kennzeichnung der Energieeffizienz von Elektrogeräten wie Waschmaschinen, Kühlschränken oder Fernsehapparaten. Dies zeigen Ladenbegehungen des Öko-Instituts, der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der Verbraucherzentralen (VZ) Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Partner im Projekt „Come on Labels“ stellen fest, dass 85 Prozent der insgesamt 2.374 betrachteten Geräte korrekt gekennzeichnet waren. Lediglich vier Prozent waren fehlerhaft ausgezeichnet; elf Prozent der Geräte trugen gar kein Label.
Auszeichnung energieeffizienter Geräte geprüft
Bereits im vergangenen Jahr hatten Öko-Institut, DUH und die VZ Sachsen und Sachsen-Anhalt überprüft, inwieweit die 2011 reformierte Energieeffizienz-kennzeichnung von Haushalts- und Fernsehgeräten im Handel korrekt umgesetzt wurde. Die Expertinnen und Experten kontrollierten dabei insgesamt 20 Geschäfte in den Städten Freiburg, Regensburg, Halle und Leipzig sowie einen Onlinehändler auf die korrekte Anbringung des EU-Energieeffizienzetiketts.
„Im Vergleich zum letzten Jahr, als lediglich 63 Prozent der Geräte im Handel einwandfrei mit dem EU-Energielabel gekennzeichnet waren, sehen wir jetzt eine deutliche Verbesserung“, fasst Dr. Corinna Fischer, Projektleiterin am Öko-Institut die Ergebnisse der Ladenbegehungen zusammen. „Mit den Informationen des Labels können sich Verbraucherinnen und Verbraucher beim Einkauf einfach für energieeffiziente Geräte entscheiden und somit dauerhaft ihre Stromkosten senken. Deshalb rufen wir den Handel weiter auf, den gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen und seinen Kundinnen und Kunden diese Informationen zur Verfügung zu stellen.“
Die Leiterin für Verbraucherschutz bei der DUH, Agnes Sauter, ergänzt: „Haushaltsgroßgeräte sind hochwertige Wirtschaftsgüter. Deshalb möchte der Verbraucher vor dem Kauf besonders gut informiert werden. Die Kennzeichnungsvorschriften sollen zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit wichtigen Ressourcen anregen. Gleichzeitig machen die auf dem Label enthaltenen Informationen den Stromverbrauch für den Konsumenten transparent. Das kann erheblich zu Kostenersparnissen beitragen, insbesondere mit Blick auf die gesamte Lebensdauer.“
Wasch- und Geschirrspülmaschinen auf den vorderen Plätzen
Wie bei den Ladenbegehungen in 2012 schnitten Waschmaschinen und Geschirrspülmaschinen am besten ab: 86 beziehungsweise 92 Prozent der Geräte waren korrekt gekennzeichnet. Bei 5,8 bzw. 0,8 Prozent der Geräte entsprach die Kennzeichnung nicht den Vorschriften. So waren die Etiketten entweder unvollständig oder versteckt angebracht. Bei acht bzw. sieben Prozent der Geräte war gar keine Kennzeichnung erkennbar.
Doch auch bei Kühl- und Gefriergeräten hat sich die Kennzeichnung deutlich verbessert: 96 Prozent der Geräte trugen das Energieeffizienzzeichen, lediglich ein Prozent war fehlerhaft gekennzeichnet und nur 2,7 Prozent der Geräte trugen gar kein Label.
Bei Backöfen und Fernsehgeräten besteht nach wie vor der größte Nachholbedarf: Bei den Backöfen trugen 9,6 Prozent der Geräte kein Label; 12,7 Prozent waren fehlerhaft gekennzeichnet. Bei Fernsehgeräten war der Anteil von nicht gekennzeichneten Geräten mit knapp einem Fünftel am geringsten – hier dürfen noch ältere, nicht gekennzeichnete Geräte abverkauft werden. „Der Handel würde aber einen wichtigen Beitrag zur Verbraucherinformation leisten, wenn er auch ältere Fernsehgeräte freiwillig kennzeichnen würde“, so Corinna Fischer weiter.
Unterschiede nach Ladentypen und Regionen
Hinsichtlich der verschiedenen Ladentypen beobachteten die Wissenschaftlerinnen und Verbraucherschützer, dass die Kennzeichnung bei Küchenstudios und Möbelhäusern sich gegenüber der letzten Begehung verbessert hat. Deutlicher Handlungsbedarf besteht noch bei Supermärkten sowie kleinen Elektrofachhändlern: Hier sind jeweils nur 59 Prozent der Geräte korrekt gekennzeichnet.
Im Internet hingegen braucht das Label nicht abgebildet zu werden. Daher sind die Informationen oft schwer aufzufinden, selbst wenn sie vorhanden sind. Die Verbraucherschützer fordern deshalb, dass die Abbildung des Labels auch im Onlinehandel verbindlich gemacht wird. Regionale Unterschiede waren kaum erkennbar, mit Ausnahme von Regensburg. Dort war die korrekte Kennzeichnung um rund zehn Prozent höher als in den übrigen Regionen.
Neues Effizienzlabel ist weniger fehleranfällig
Die Ladenbegehungen zeigten zudem, dass es im Vergleich zum alten Label beim Einsatz des neuen Etiketts deutlich weniger fehlerhaft gekennzeichnete Geräte gibt. Der Hauptgrund dafür ist sehr wahrscheinlich, dass das Label in einem Stück aufgebracht wird, statt wie das alte in zwei Teilen, von denen häufig einer vergessen wurde. Dennoch gibt es noch immer 18 Prozent an Altgeräten, die mit dem alten Label gekennzeichnet sind. Da dieses Nebeneinander für Verbraucherinnen und Verbraucher verwirrend ist, fordern die Organisationen den Handel auf, auch Altgeräte freiwillig mit dem neuen Label zu kennzeichnen.
„Die Ladenbegehungen zeigen, dass die Energieeffizienzkennzeichnung insgesamt auf einem guten Weg ist“, sagt Martina Angelus, Energiereferentin der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. „Um den Konsumentinnen und Konsumenten die Auswahl eines energieeffizienten Produktes weiter zu erleichtern, muss die Kennzeichnung mit dem EU-Label bei manchen Produktgruppen und Ladentypen jedoch noch verbessert werden. Das Projekt Come On Labels bietet Händlern dafür eine Broschüre mit Hinweisen für die richtige Kennzeichnung der Geräte an. Sie ist auf Anfrage kostenlos erhältlich.“
Hintergrundinformationen zum Projekt „Come on Labels“:
Das EU-Projekt Come On Labels unterstützt und begleitet die Einführung der neuen Energiekennzeichnung in den teilnehmenden EU-Staaten. Das Projekt wird vom Energieeffizienz-Zentrum SEVEn (CZ) koordiniert und beteiligt Partner in 13 europäischen Ländern. Nationale Kontaktstelle ist das Öko-Institut e.V.
Hauptziel des Projekts ist die Förderung einer Energiekennzeichnung für Energieverbrauchende Geräte. Die Expertinnen und Experten sammeln vorhandene Ergebnisse von Gerätetests, überprüfen die ordnungsgemäße Kennzeichnung in Verkaufsstellen und tragen zur Aufklärung der Verbraucher bei.
Weitere Informationen:
Informationen zum Projekt „Come On Labels“
http://www.come-on-labels.eu/zum-projekt-de/willkommen-de
Händlerbroschüre zur richtigen Kennzeichnung der Geräte
http://www.come-on-labels.eu/download/retailer-training-manual-de
Ansprechpartnerin am Öko-Institut:
Dr. Corinna Fischer
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institutsbereich Produkte & Stoffströme
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Telefon: +49 761 42595-223
E-Mail: c.fischer@oeko.de
Ansprechpartnerin Deutsche Umwelthilfe e.V.:
Agnes Sauter
Leiterin Verbraucherschutz
Telefon: +49 7732 9995 11
E-Mail: sauter@duh.de
Ansprechpartnerin VZ Sachsen e.V.:
Juliane Dorn
Koordinatorin Energieprojekt
Telefon: +49 341 69629-59
E-Mail: jdorn@vzs.de
Ansprechpartnerin VZ Sachsen-Anhalt e.V.:
Martina Angelus
Referentin Energie
Telefon: +49 345 9803-38
E-Mail: angelus@vzsa.de
Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.
Neues vom Öko-Institut auf Twitter: http://twitter.com/oekoinstitut
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
FAU: Warum bei Snacks unser innerer Stopp-Schalter versagt
Blandina Mangelkramer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Der Kartoffelchips-Effekt ist bekannt: Isst man eine Handvoll, isst man die ganze Packung. Warum das so ist – der Antwort auf diese Frage sind Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) jetzt in einer aktuellen Studie ein Stück weit näher gekommen. Die Wissenschaftler fütterten Ratten mit Chips – und beobachteten den gleichen Effekt wie beim Menschen: ein Fall von „Hedonischer Hyperphagie“, also dem Drang, mehr zu essen, als nötig wäre den Hunger zu stillen. Ihre Erkenntnisse haben die Forscher nun in der Zeitschrift PLoS One* veröffentlicht.
Fast jeder Mensch hat schon einmal den Drang verspürt, mehr zu essen, als ihm eigentlich gut tut – einfach weil eine Speise gerade so lecker schmeckt. Allerdings gehen Wissenschaftler auch davon aus, dass manche Lebensmittel, wie etwa Snacks oder Schokolade, unabhängig von einer persönlichen Vorliebe eine „Hyperphagie“ auslösen können. Die chronische Form dieses Zustands ist einer der Schlüsselfaktoren für die epidemische Ausbreitung von Übergewicht oder sogar Fettleibigkeit, die nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande zunehmend für gesundheitliche Probleme in der Bevölkerung verantwortlich gemacht wird.
Ob dieses Phänomen an Tieren untersucht werden kann, welche Mechanismen dabei im Körper ablaufen und durch welche Inhaltsstoffe es hervorgerufen wird, dieser Fragestellung gehen die Wissenschaftler der FAU Dr. Tobias Hoch und Prof. Dr. Monika Pischetsrieder, beide Henriette Schmidt-Burkhardt-Lehrstuhl für Lebensmittelchemie, sowie PD Dr. Andreas Hess, Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie, auf den Grund. Im Rahmen des Projekts „Neurotrition“ aus der Emerging Fields Initiative an der Universität – einer Initiative, die interdisziplinäre und besonders innovative Forschungsprojekte finanziell fördert – fütterten die Forscher Laborratten mit dreierlei Kost: Der einen Gruppe von Ratten wurden Kartoffelchips vorgesetzt – und zwar „all you can eat“. Bei einer zweiten Gruppe stand lediglich normales Rattenfutter auf dem Speiseplan. Eine dritte Gruppe erhielt eine Futtermischung, die die gleiche Fett-Kohlenhydratmischung und damit den gleichen Energiegehalt wie die Kartoffelchips hatte, aber eben kein Snack-Food sind. Die Wissenschaftler bedienten sich dann fortschrittlichster nicht-invasiver Magnetresonanzbildgebung, der so genannten „manganverstärkten MRT“, um einen Blick in das Gehirn der Ratten zu werfen – und Unterschiede zwischen den Gehirnaktivitäten der unterschiedlich ernährten Tiere zu ergründen.
Zu Beginn der Studie gab es zunächst Anzeichen, dass es der hohe Anteil an Fett und Kohlenhydraten ist, der Ratten – und damit möglicherweise auch den Menschen – so verrückt nach Chips & Co. macht. Das konnten die FAU-Forscher zum Teil entkräften: Wiewohl eine Gruppe von Ratten mit einer Mischung gefüttert wurde, die ähnlich viel Fett und Kohlenhydrate enthielten wie Chips, reagierte das Gehirn der Tiere dennoch deutlich positiver auf die das Snack-Food. Der Effekt von Kartoffelchips auf die Gehirnaktivitäten könne also nur zum Teil durch die Menge an Fett und Kohlehydraten erklärt werden, so die Autoren der Studie. Es muss darüber hinaus besondere Eigenschaften von Kartoffelchips geben, die genau sie so attraktiv machen. Beim Beobachten der Gehirnaktivität stießen die Forscher ebenfalls auf eine spannende Erkenntnis: Die höchste Aktivität zeigten die Gehirnareale, die für Belohnung und für Sucht zuständig sind. Aber auch die Regionen, in denen Futteraufnahme, Aktivität und Bewegung geregelt sind, wurden durch Chips überwiegend stärker aktiviert. Interessanterweise war die Aktivierung der Schlafregulationszentren schwächer ausgeprägt.
Die Anfälligkeit für den übermäßigen Genuss von Snack-Food ist allerdings dennoch von Mensch zu Mensch verschieden. Das könne mit unterschiedlichen individuellen Geschmackspräferenzen zu tun haben, so die FAU-Forscher. So könnte etwa das Belohnungssignal bei manchen Menschen nicht stark genug sein, um die persönlichen Vorlieben zu „überstimmen“. Auch gebe es wohl einfach Menschen, bei denen die Willenskraft größer sei als ihr Heißhunger auf Kartoffelchips.
Die Forscher arbeiten nun daran, die molekularen Auslöser zu entschlüsseln, die für genau diese Gehirnaktivtäten verantwortlich sind – das Ergebnis könnte helfen, Medikamente oder Nahrungsmittel zu entwickeln, die diese fatale Begehrlichkeit von Snacks und Süßigkeiten blockieren oder zumindest reduzieren. Dazu sollen unter anderem ähnliche Studien am Menschen durchgeführt werden. Allerdings, so die Autoren der Studie, gebe es zum jetzigen Zeitpunkt keinen Hinweis darauf, dass es möglich sein könnte, bestimmte Zutaten zu sehr gesunden, aber mäßig populären Lebensmitteln – wie etwa Rosenkohl – hinzuzufügen, die ihnen dann die Attraktivität von Chips verleihen.
Die Ergebnisse werden auch im Rahmen der Verlesungsreihe Emerging Field Lectures in Veranstaltung „Neurotriton – Die Wechselwirkung zwischen Nahrung und Gehirnfunktion“ am 15. Juli 2013 um 18:00 Uhr in der Aula des Erlanger Schlosses dargestellt und diskutiert: http://www.efi.fau.de/download/plakat_efi-lectures-sose-2013.pdf
*PLoS One. 2013;8(2):e55354. doi: 10.1371/journal.pone.0055354. Epub 2013 Feb 7.
Prof. Dr. Monika Pischetsrieder
Tel.: 09131-8524102
monika.pischetsrieder@lmchemie.uni-erlangen.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
„Heuschnupfen ist keine Life-Style-Erkrankung“
Blandina Mangelkramer Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Jedes Jahr im Frühjahr wird das Thema wieder aktuell: Heuschnupfen. Doch neben der Allergie gegen Pollen, nehmen auch andere Allergien in der Bevölkerung zu – allen voran die Nahrungsmittelallergien. Welche Behandlungsmethoden es gibt, welche wirksam sind und von welchen man die Finger lassen sollte, das erklärt die Sprecherin des Allergiezentrums des Universitätsklinikums der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Prof. Dr. Vera Mahler.
Die Entstehung von Allergien setzt immer ein Zusammenspiel voraus von individueller genetisch-bedingter Prädisposition und der Exposition zu entsprechenden Allergenen, also wie sehr Menschen den Allergenen ausgesetzt sind. Während am „Genpool“ in der Allgemeinbevölkerung in den letzten hundert Jahren keine wesentlichen Änderungen eingetreten sind, hat sich die Allergen-Exposition in den letzten 25 Jahren verändert: Durch die Zunahme von CO2 in der Atmosphäre und die Klimaerwärmung finden sowohl einheimische als auch zugewanderte Pflanzen bessere Wachstumsbedingungen vor. Dies geht mit einer höheren Pollen- und Allergenlast, parallel dazu mit steigenden Sensibilisierungshäufigkeiten einher – bereits 25 bis 30 Prozent der Allgemeinbevölkerung leiden an einer so genannten Soforttypallergie, bei der die allergische Reaktion innerhalb weniger Minuten oder sogar Sekunden eintritt, wie z. B. Heuschnupfen, Asthma bronchiale, Insektengift- und Nahrungsmittelallergien.
Insbesondere bei letzteren ist gegenwärtig eine Zunahme zu beobachten. Bei Nahrungsmittelallergien, die sich mit Symptomen vom Brennen der Mundschleimhaut bis hin zum allergischen Schock mit Kreislaufstillstand äußern können, ist bislang das gezielte Meiden des entsprechenden Nahrungsmittels die einzige verlässliche Behandlungsmethode.
Von den in den Nahrungsmitteln enthaltenen Allergenen sind dabei manche Allergene aggressiver sind als andere: Vor allem hitzestabile und magensaft-resistente Allergene (wie z.B. die Speicherproteine der Erdnuss) lösen meist eine schwere Symptomatik bei betroffenen Allergikern aus. Im Vergleich dazu rufen hitze- und magensäure-labile Allergene, die der Magensäure nicht standhalten, wie z.B. andere Erdnussallergene (PR-10 Proteine und Profilin) in der Regel nur milde Symptome hervor. Das heißt, nicht alle Erdnussallergiker sind in gleichem Maße gefährdet. Die erst seit wenigen Jahren zur Verfügung stehende Diagnostik auf Einzelallergen-Niveau gibt hier Hinweise auf das individuelle Risiko für schwere allergische Reaktionen.
Sind bereits schwere Reaktionen in der Krankengeschichte bekannt, ist es erforderlich, Notfallmedikamente (Adrenalinautoinjektor, schnell wirkendes H1-Antihistaminikum und ein Glukokortikosteroid in jeweils flüssiger Form) zu verordnen. Zudem ist es notwendig, den Betroffenen über deren Gebrauch und das ständige Mitführen aufzuklären und zu schulen: Viele Hautkliniken bieten sogenannte Anaphylaxie-Schulungen an.
Von sogenannten „Allergielöschungen“ mittels Bioresonanzverfahren ist insbesondere bei schweren allergischen Reaktionen aufgrund von mangelnder Wirksamkeit abzuraten.
Darüber hinaus bestehen derzeit verschiedene wissenschaftliche Ansätze, wichtige Allergene bereits in der Pflanze auszuschalten oder zu modifizieren, um mittelfristig mit neuen Züchtungen allergenarme Nahrungsmittel zu gewinnen.
Aber auch Heuschnupfen ist keine „Life-Style“-Erkrankung, sondern geht häufig einem allergischen Asthma voraus. Es ist daher empfehlenswert, Heuschnupfen nicht zu bagatellisieren, sondern frühzeitig – das heißt, wenn zwei Jahre hintereinander allergische Symptome in der Pollenflugsaison auftreten – eine ärztliche Diagnostik und Behandlung zu erlangen. Dem sogenannten Etagenwechsel von den oberen auf die unteren Atemwege (Asthma) kann entgegengewirkt werden durch eine spezifische Immuntherapie, der Hyposensibilisierungsbehandlung: Es ist erforderlich, diese wirksame Therapie im Herbst vor dem nächsten Pollenflug zu beginnen und über drei bis fünf Jahre fortzuführen.
Zwischenzeitlich gibt es jedoch verschiedene neue Therapieschemata, die eine geringere Anzahl an Arztbesuchen erforderlich machen: Die spezifische Immuntherapie ist die einzige Behandlungsmethode, die gezielt und nachhaltig die Überreaktivität des Immunsystems günstig beeinflusst. Alle anderen Behandlungsansätze behandeln ausschließlich die Symptome, nicht aber deren Ursache. Bei einer derartigen symptomatischen Therapie z.B. mit antiallergischen Tabletten (sogenannte „Antihistaminika“) bestehen vom Wirkungs- bzw. Nebenwirkungsprofil große Unterschiede zwischen älteren sedierenden und modernen nicht-sedierenden Präparaten. Sie werden besser nicht erst bei bereits eingetretenen Beschwerden eingenommen, sondern während der relevanten Pollenflugzeit regelmäßig bereits am Abend. Hierdurch sind die Histaminrezeptoren bei neuerlichem Pollenkontakt und Histaminfreisetzung am nächsten Morgen bereits blockiert, wodurch eine bessere Wirksamkeit erzielt wird. Pollenflugvorhersagen sind online z.B. verfügbar unter http://www.dwd.de/pollenflug.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Milch macht Mode
Dr. Ernst Guggolz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.
Die Mikrobiologin und Designerin Anke Domaske produziert aus saurer Milch Proteinfasern. Ihr Unternehmen QMilch nimmt in diesem Jahr die eigene Produktion auf. Nebenbei entwirft und schneidert Domaske Kleider, die zum Großteil aus den Milchfaserstoffen bestehen und deshalb besonders hautverträglich sind. Wie sie die innovativen Fasern herstellt, steht in den „Nachrichten aus der Chemie“.
Die Idee für ihr Unternehmen QMilch hatte Anke Domaske vor drei Jahren, als ihr Stiefvater an Krebs erkrankte und auf alle Textilien reagierte, die in Berührung mit seiner Haut kamen. Bei der Suche nach alternativen Materialien fand sie schließlich die Milchproteinfasern.
Die Chemikerin Jessica Schölch berichtet in den „Nachrichten aus der Chemie“, wie Domaske in Zusammenarbeit mit dem Faserinstitut Bremen ein Herstellungsverfahren entwickelte, das im Gegensatz zu den herkömmlichen Verfahren den Rohstoff Milch natürlich belässt und eine biologisch abbaubare Naturfaser produziert.
Die PDF-Datei des Beitrags gibt es bei der Redaktion der „Nachrichten aus der Chemie“ unter nachrichten@gdch.de.
Nahezu 80 000 anspruchsvolle Chemiker und Chemikerinnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Lehre informieren sich mit den „Nachrichten“ über Entwicklungen in der Chemie, in angrenzenden Wissenschaften sowie über gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte. Kennzeichen der Zeitschrift der Gesellschaft Deutscher Chemiker sind das breite Spektrum der Berichte, das einmalige Informationsangebot an Personalien, Veranstaltungs- und Fortbildungsterminen sowie der große Stellenmarkt.
Weitere Informationen:
http://www.nachrichtenausderchemie.de „Nachrichten aus der Chemie“
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Gewässerschutz und Klimaschutz – ein Widerspruch?
Dr.-Ing. Bodo Weigert Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
KompetenzZentrum Wasser Berlin gGmbH (KWB)
Berliner Forscher haben energie- und kosteneffiziente Verfahren zur weiteren Verbesserung der Klärwerke untersucht.
Die Reinigungsleistung der Berliner Klärwerke wurde in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. Sie entfernen gut 96 Prozent der im Abwasser enthaltenen Stoffe. Dennoch ist der Eintrag von Nährstoffen – Stickstoff und Phosphor -, die gerade im Sommer das Algenwachstum in den sehr langsam fließenden Berliner Gewässern beschleunigen, immer noch zu hoch, um die anspruchsvollen Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen. Der Bau von weiteren Reinigungsstufen in den Klärwerken kann hier Abhilfe schaffen und dazu beitragen, dass der geforderte gute ökologische Zustand erreicht werden kann. Die Krux dabei: mehr Technik erhöht zwar die Reinigungsleistung, aber auch Kosten und Energieaufwand. Letztendlich muss eine verbesserte Gewässerqualität mit einer Erhöhung des Ausstoßes von Luftschadstoffen bezahlt werden.
Dieser Zielkonflikt war Auslöser für das vor drei Jahren gestartete und jetzt abgeschlossene Demonstrationsvorhaben OXERAM. Mehrere vielversprechende Verfahren, die alle zur Senkung des Problemstoffs Phosphor bis in den Bereich von 50 bis 120 Mikrogramm pro Liter Kläranlagenablauf geeignet schienen, wurden unter realen Betriebsbedingungen untersucht. Das Kompetenzzentrum Wasser Berlin führte hierbei die Pilotstudien zur Mikrosiebung und der Membranfiltration durch. Parallel dazu wurden in einem Projekt der Berliner Wasserbetriebe mit Sand und Anthrazit gefüllte Raumfilter untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, dass Mikrosiebung und Raumfiltration hinsichtlich Kosten sowie CO2-Fußabdruck pro Menge entfernten Phosphors am besten abschneiden.
Das dreijährige Vorhaben hatte ein Gesamtvolumen von 2,6 Mio. Euro und wurde durch die europäische Union und das Land Berlin im Rahmen des Berliner Umweltentlastungspro-gramms (UEP-II) sowie durch die Berliner Wasserbetriebe und Veolia als Sponsoren finanziert.
Weitere Informationen:
http://www.kompetenz-wasser.de/index.php?id=1&type=0&jumpurl=fileadmin%2…
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Weniger Blutsauger nach hartem Winter: Ulmer Biologen untersuchen Zecken-Population
Annika Bingmann Pressestelle
Universität Ulm
Die Gefahr lauert in Wäldern und Wiesen: Zecken können gefährliche Krankheiten von der Borreliose bis zur Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Welchen Einfluss die Wetterlage und etwa die Waldbewirtschaftung auf die Zecken-Population haben, beschreiben Wissenschaftler um Ralf Lauterbach, Dr. Konstans Wells und Dr. Swen Renner im Fachjournal PLoS ONE. Demnach müssten Naturfreunde nach diesen kalten Monaten weniger Probleme mit den Blutsaugern haben: „Die Wintertemperatur scheint die Zecken-Population zu beeinflussen. Nach dem milden Winter in 2008 stieg der Bestand auffällig“, erklärt Renner.
Im Biosphärengebiet Schwäbische Alb haben die Biologen über drei Jahre (2008-2010) das Vorkommen von Holzbock-Nymphen, also Jungtieren nach dem Larvenstadium, erhoben. Die Schildzeckenart „Gemeiner Holzbock“ (Ixodes ricinus) tritt weltweit auf und ist ein wichtiger Krankheitsüberträger. Ihre Aktivität und Entwicklung werden unter anderem von der Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit („Mikroklima“) bestimmt. Welche Faktoren die Holzbock-Population besonders beeinflussen, haben die Forscher um Renner geprüft: In den Sommermonaten Juni bis August sammelten sie Nymphen mithilfe von Schlepptüchern auf, konservierten die Tiere und zählten sie.
In einem zweiten Schritt haben die Wissenschaftler diese Informationen mit Daten des Deutschen Wetterdiensts abgeglichen – zum Beispiel mit der Durchschnittstemperatur in Winter- und Frühlingsmonaten sowie mit Niederschlagswerten als Indikator für die Luftfeuchtigkeit.
Die untersuchten Waldabschnitte im Biosphärengebiet waren zuvor als Buchenwälder, Buchen-Mischwälder oder Fichtenwälder, nach ihrem Alter und weiteren Merkmalen klassifiziert worden.
Weniger Zecken in jungen Waldabschnitten
Über 850 Holzbock-Nymphen haben die Forscher also in drei Jahren gesammelt. Ihr Fachartikel birgt überraschende Ergebnisse: Vor allem kalte Winter hatten einen negativen Einfluss auf die Zecken-Population. Anders als erwartet, fanden die Forscher vergleichsweise wenige Nymphen in älteren Waldabschnitten. „Normalerweise begünstigen geschlossene Baumkronen – ein typisches Merkmal für ältere Wälder – das Vorkommen von Zecken. Wir haben aber besonders viele Tiere in jungen Arealen gesammelt“, berichtet Swen Renner. Siedeln dort womöglich mehr Wirte?
Insgesamt sind wohl Längsschnittstudien nötig, um den tatsächlichen Einfluss der Waldbewirtschaftung auf die Holzbock-Population zu verstehen und von Temperatureffekten zu trennen. Weiterführende Untersuchungen, die das komplexe Zusammenspiel in der Natur berücksichtigen, erscheinen sowohl in Bezug auf den Klimawandel als auch auf die künftige Waldbewirtschaftung wünschenswert. Schon jetzt sind die Ergebnisse der Biologen zum Beispiel für Zecken-Verbreitungskarten wertvoll.
Neben Forschern des Ulmer Instituts für Experimentelle Ökologie waren Experten des Biodiversität- und Klimaforschungszentrums (Frankfurt am Main) an dem Fachartikel beteiligt. Eine wichtige Ideengeberin war die inzwischen verstorbene Ulmer Biologie-Professorin Elisabeth Kalko. Im Zuge des Projekts Biodiversitäts-Exploratorien hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) die Studie unterstützt.
R. Lauterbach, K. Wells, R. O’Hara, E. Kalko, S. Renner (2013) Variable Strength of Forest Stand Attributes and Weather Conditions on the Questing Activity of Ixodes ricinus Ticks over Years in Managed Forests. PLoS ONE 8(1): Opens external link in new windowe55365. doi:10.1371/journal.pone.0055365
Weitere Informationen: Dr. Swen Renner, Tel.: 0731 50-22667, swen.renner@uni-ulm.de
Zum Hintergrund:
Zecken – Gefahr für Naturfreunde
In Deutschland werden vor allem die Krankheiten Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) durch Zecken übertragen. Vor einiger Zeit hat das Robert Koch Institut Ulm und Umgebung zum FSME-Risikogebiet erklärt. Eine mehrstufige Impfung wird empfohlen und in der Regel von den Krankenkassen übernommen.
FSME wird durch ein Virus ausgelöst und greift das Zentrale Nervensystem an. Verläufe können leicht sein und lediglich Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen umfassen, aber auch zum Tod führen. Im fortgeschrittenen Stadium sind Hirnhautentzündungen oder sogar Gehirnentzündungen mit teils bleibenden Schäden möglich.
Gegen die bakteriell verursachte Borreliose gibt es keine wirksame Impfung. Es handelt sich um eine multisystemische Erkrankung, die verschiedenste Symptome von Fieber und Kopfschmerzen über Hirnhautentzündung, Herz- und Gelenkprobleme verursachen kann. Typisch ist eine ringförmige Rötung um den Zeckenstich (Erythema migrans). Vor allem im Frühstadium lässt sich die Borreliose gut mit Antibiotika behandeln.
Generell sollte die Zecke nach dem Stich möglichst schnell entfernt werden.
Weitere Informationen:
http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0055365
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Erfolgreiche Fachkräftesicherung bleibt Daueraufgabe
Acht innovative Netzwerke zur Fachkräftesicherung in den Regionen ausgezeichnet.
Für Unternehmen in Deutschland wird die Fachkräftesicherung zu einer ihrer wichtigsten Aufgaben. Dafür brauchen besonders kleine und mittelgroße Betriebe Unterstützung. Sie können von der Kooperation mit Partnern und Beratungsangeboten in ihrer jeweiligen Region profitieren. Das Bundesarbeitsministerium hat heute in Berlin acht regionale Netzwerke ausgezeichnet, die solche Leistungen bieten und hilfreiche Allianzen möglich machen.
Bundesweit gibt es rund 850 regionale Netzwerke zur Fachkräftesicherung. In diesen Netzwerken engagieren sich alle wichtigen Arbeitsmarktakteure: Kammern und Unternehmen, Agenturen für Arbeit und Jobcenter, Bildungseinrichtungen und Kommunen genauso wie Unternehmensverbände, Gewerkschaften und Wirtschaftsförderer. Unterstützt werden die Netzwerke auch aus Berlin: Mit dem Innovationsbüro Fachkräfte für die Region hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales eine Stelle installiert, die die Netzwerkakteure berät und untereinander vernetzt.
Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium:
„Für viele Unternehmen wird die Frage, wie sie die Fachkräfte finden können, die sie brauchen, zu einer Schlüsselfrage der Zukunft. Engpässe gibt es nicht mehr nur an der Spitze des Arbeitsmarkts bei den Akademikern, sondern auch im nichtakademischen Bereich, im Mittelbau. Bei der Fachkräftesicherung bleibt für alle Beteiligten noch viel zu tun, das ist eine Daueraufgabe. Aber wir sind schon viel weiter als noch vor ein paar Jahren. Diese Erfolge verdanken wir maßgeblich auch der engagierten Arbeit der 850 Netzwerke, die als Treiber und Motoren in den Regionen wirken. Ihre Arbeit verdient alle Anerkennung und ist ausdrücklich zur Nachahmung empfohlen.“
Die ausgezeichneten Netzwerke im Einzelnen:
job4u e.V.
Ansatz, Ziel, Wirkung:
Das Netzwerk unterstützt insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufswahl und Berufsorientierung. Es zeigt Zukunftsperspektiven in der Region auf und lenkt das Interesse auf die regionalen Branchen der Metropolregion Bremen/Oldenburg.
Das Netzwerk hat eine App für Smartphones entwickelt. Die job4u-App bietet wöchentlich kostenfrei aktuelle Angebote zu Praktika, Jobs und Dualen Studiengängen. Schon nach kurzer Laufzeit konnte ein Lebensmitteldiscounter sechs Vorstellungsgespräche direkt über die App-Anwendung vereinbaren. Angebotene Unternehmensbesichtigungen waren 2012 zu zwei Dritteln ausgebucht. Aktuell wird die App von rund 900 Menschen genutzt.
Weitere Informationen:
http://www.job4u-ev.de
Region:
Ammerland, Bremen, Bremerhaven, Cloppenburg, Cuxhaven, Delmenhorst, Diepholz, Oldenburg, Oldenburg (Oldenburg) Stadt, Osterholz, Vechta, Verden, Wesermarsch, Wilhelmshaven
IHK-Fachkräftekonferenz Südniedersachsen
Ansatz, Ziel, Wirkung:
Die halbjährlich stattfindende IHK-Fachkräftekonferenz Südniedersachsen wird als Austauschplattform für regionale Arbeitsmarktakteure und die regionale Wirtschaft genutzt.
Das Projekt „Neustart voraus! – Mit Mut in die Ausbildung“ wendet sich an Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher und bringt sie mit Unternehmen in der Region zusammen. Dazu arbeitet die IHK Hannover eng mit der Agentur für Arbeit in Göttingen und den Studienberaterinnen und -beratern der Göttinger Hochschulen zusammen. Bewerbungen der potentiellen Auszubildenden werden direkt an die Unternehmen geleitet.
Weitere Informationen:
IHK Hannover, Geschäftsstelle Göttingen
Dr. Martin Rudolph
Tel.: 0551 707100
E-Mail: goettingen@hannover.ihk.de
Region:
Göttingen, Northeim und Osterode
Jenaer Allianz für Fachkräfte
Ansatz, Ziel, Wirkung:
Unter anderem entwickelte das Netzwerk den Willkommensservice der Jena-Wirtschaft GmbH. Mit diesem Personalmarketinginstrument unterstützt die Allianz Unternehmen, ihre Wunschbewerberin bzw. ihren Wunschbewerber für den Standort Jena zu gewinnen und das Einleben in der neuen Region zu erleichtern.
Konkrete Serviceangebote für Interessenten umfassen u.a. eine Orientierungstour durch Jena, in der die Stadt vorgestellt wird, einen Überblick über potentielle Wohngebiete und die kommunale Infrastruktur, Informationen für zuziehende Familien, die Begleitung und Unterstützung bei Kontoeröffnung und Behördengängen sowie gemeinsame Besichtigungen von Schulen etc.
Weitere Informationen:
http://www.jenawirtschaft.de/de/leistungen/netzwerkarbeit/
Region:
Jena, Saale-Holzland-Kreis, Erfurt, Weimar
Regionalmanagement am Wirtschaftsforum der Region Passau e.V.
Ansatz, Ziel, Wirkung:
Im Wirtschaftsforum der Region Passau arbeiten Kräfte aus Unternehmen, Gesellschaft und Politik zusammen und vernetzen ihre Aktivitäten in den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Tourismus und Gesundheit.
Ziel ist die Schärfung des Profils des Wirtschaftsraums Passau zur Gewinnung von Fachkräften für die Region.
Das Programm „PASSgenAU – Bildung von Anfang an“ richtet sich an Kinder und Jugendliche, die Gefahr laufen, den Schul- oder Berufsabschluss nicht zu erreichen. Finanziert von der Stadt und Stiftungen werden lernschwachen Kindern und Jugendlichen zusätzliche Lern-, Betreuungs- und Beratungsangebote gemacht. Hinzu kommt ein Leitfaden, der Eltern und Lehrer einen Überblick über die Unterstützung gibt.
Im Rahmen der Anstrengungen kommen Lernpatinnen und -paten des Kinderschutzbundes, Mentorinnen und Mentoren der Initiative „Rock your Life“ und Lehramtsstudierende der Universität Passau zum Einsatz. Sie bieten Unterstützung in Mathematik und fördern die Sprach- und Lesekompetenz bei Kindern mit Migrationshintergrund.
Mit den Lernhilfen und individueller Förderung wurden seit Herbst 2012 188 Kinder und Jugendliche unterstützt.
Weitere Informationen:
http://wifo-passau.de/9.html
Region:
Passau, Passau Stadt
Fachkräfte für den Hansebelt
Ansatz, Ziel, Wirkung:
Die 2009 gegründete Fach- und Führungskräfteinitiative fördert Talente in Schule, Ausbildung und Studium und legt dabei das Augenmerk besonders auf formell geringqualifizierte Menschen.
Zum Einsatz kommen Weiterbildungen der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein in Kooperation mit der IHK und den Agenturen für Arbeit. So wurden z.B. 150 Beschäftigte aus kooperierenden Unternehmen in den Bereichen Dialogmarketing und Hafenlogistik berufsbegleitend zu Facharbeiterinnen und Facharbeitern qualifiziert.
Jeder Netzwerkpartner erbringt dabei einen eigenen Beitrag: die Wirtschaftsakademie mit ihren Betriebskontakten, die IHK mit der Zertifizierung der Abschlüsse, und die Agenturen für Arbeit mit der Finanzierung über das Programm WeGebAU (Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen)
Weitere Informationen:
http://www.fachkraeftehansebelt.de/
Region:
Herzogtum Lauenburg, Lübeck, Ostholstein, Segeberg, Stormarn
Fachkräfte Initiative Wirtschaftsraum Augsburg
Ansatz, Ziel, Wirkung:
Unter Federführung der Agentur für Arbeit wendet sich das Netzwerk speziell an die Zielgruppe 50plus. Eine Maßnahme sind regelmäßige gesonderte Informationsveranstaltungen bei der Agentur für Arbeit („Aktionstag 50plus“) mit bis zu 800 Teilnehmern. Ältere Arbeitssuchende erhalten dort u.a. Tipps zu Bewerbungen und Fördermöglichkeiten, aber auch Kontakt zu Arbeitgebern, die Bewerbungen direkt annehmen.
Die Netzwerkpartner beteiligen sich zudem an der regelmäßigen Pressearbeit zum Thema „Beschäftigung Älterer“ und steuern gute Praxisbeispiele bei.
Weitere Informationen:
http://www.region-a3.com/service-fuer-unternehmen/fachkraeftesicherung/
Region:
Augsburg Stadt, Augsburg, Aichach-Friedberg
Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock/Dosse e.V.
Ansatz, Ziel, Wirkung:
Ziel des Netzwerks ist das Fachkräftemanagement über die Etablierung als Logistikdrehscheibe und ein gezieltes Standortmarketing.
Kommunen und Unternehmen haben gemeinsam das Projekt „MoFa – Mobile Fabrik“ entwickelt. Sie richten sich damit an Kinder im Vor- und Grundschulalter. Ziel ist es, spielerisch an handwerkliche Tätigkeiten heranzuführen und eine berufliche Frühorientierung zu ermöglichen. So sollen Talente gefördert und an die Region gebunden werden. Das Projekt zeigt, welche Berufe vor Ort Zukunft haben. Die Anschubfinanzierung leistete ein engagierter Unternehmer. Weitere Unternehmen und Grundschulen haben Interesse angemeldet.
Weitere Informationen:
www.prignitz-in-germany.com
Region:
Ostprignitz-Ruppin, Prignitz
Netzwerk Logistik Leipzig-Halle e.V.
Ansatz, Ziel, Wirkung:
Das Netzwerk unterstützt die Region Leipzig-Halle bei der Entwicklung zu einem internationalen Logistik-Drehkreuz. Hierfür werden Anreize für die Ansiedlung neuer Unternehmen geschaffen und Fachkräfte angeworben.
Das Netzwerk zielt insbesondere auf das Fachkräftepotenzial ehemaliger Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten. Es kooperiert dazu eng mit den Karriere-Centern und den Berufsförderungsdiensten der Bundeswehr an den Standorten Leipzig und Halle.
Im Rahmen von Kontakt- und Stellenbörsen wird der direkte Kontakt zwischen Logistikunternehmern und ehemaligen Soldatinnen und Soldaten hergestellt, die vielfältige Qualifikationen und Führungserfahrung mitbringen.
Weitere Informationen:
www.logistik-leipzig-halle.net
Region:
Leipzig, Leipzig Stadt, Nordsachsen, Halle (Saale), Saalekreis
Quelle: BMAS
Deutsches Stromnetz ist 1,8 Millionen Kilometer lang
Stromnetzlänge in Deutschland entspricht 45facher Erdumrundung
Das deutsche Stromnetz ist inzwischen 1,8 Millionen Kilometer lang. Das ergeben aktuelle Berechnungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Mit dieser Länge könnte der Äquator 45-mal umrundet werden.
Der größte Teil des Stromnetzes fällt mit einer Länge von 1,44 Millionen Kilometern auf die Erdverkabelung. Damit macht die unterirdische Verlegung von Kabeln einen Anteil von mehr als 80 Prozent am deutschen Stromnetz aus. Vor zehn Jahren waren es noch gut zwei Drittel (2002: 70 Prozent). Rund 350.000 Kilometer werden durch Freileitungen abgedeckt.
Der längste Teil der Stromnetze entfällt mit 1,16 Millionen Kilometern (km) auf die Niederspannungsebene. In den regionalen Verteilnetzen kommt die Mittelspannungsebene auf eine Länge von 513 500 km und die Hochspannungsebene auf 79 900 km, so der BDEW. Die überregionalen Höchstspannungsnetze sind in Deutschland 34 810 km lang.
Hintergrund Spannungsebenen
Das deutsche Stromnetz unterteilt sich in vier Spannungsebenen. Die Niederspannungsebene (bis einschließlich ein Kilovolt) versorgt vor allem Haushalte, kleinere Gewerbebetriebe und die Landwirtschaft lokal mit Strom. Die regionalen Verteilnetze sind in der Mittelspannungsebene angesiedelt (über 1 bis einschließlich 72,5 Kilovolt). Die Kunden der Hochspannungsebene (über 72,5 bis einschließlich 125 Kilovolt) sind insbesondere lokale Stromversorger, Industrie sowie größere Gewerbebetriebe. Die überregionalen Stromautobahnen sind die Höchstspannungsnetze (über 125 Kilovolt) – Kunden in diesem Großhandelsbereich sind regionale Stromversorger und sehr große Industriebetriebe. Darüber hinaus verbinden die Höchstspannungsleitungen Deutschland auch mit dem Ausland.
Zur Meldung auf bdew.de:
http://www.bdew.de/internet.nsf/id/1F7802FE6F1F6DBEC1257B4B002C0102?open&WT.mc_id=Pressemeldung-20130412
Quelle: BDEW
Über 80 Bewerber konkurrieren um den Deutschen Umweltpreis
Franz-Georg Elpers Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
DBU verleiht Auszeichnung am 27. Oktober in Osnabrück – Höchstdotierte unabhängige Auszeichnung Europas
Osnabrück. Ob mittelständischer Unternehmer, Wissenschaftlerin oder Forscher – über 80 qualifizierte Vorschläge sind für den Deutschen Umweltpreis 2013 eingegangen. Am 27. Oktober verleiht die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) ihre unabhängige und mit 500.000 Euro höchstdotierte Umweltauszeichnung Europas bereits zum 21. Mal. „Unter den Vorschlägen sind wieder viele exzellente Anwärterinnen und Anwärter, die große Verdienste im Umweltschutz haben“, unterstrich heute DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde. Die Ehrung findet in der Osnabrück-Halle statt. Neben zahlreichen bekannten Köpfen aus der Umweltbranche wird auch politische Bundes- und Landesprominenz zum Festakt erwartet. Überreichen wird den Preis Bundespräsident Joachim Gauck.
Rund drei Monate hatten Institutionen wie die Fraunhofer- und Max-Planck-Gesellschaft, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag, der Deutsche Naturschutzring und andere anerkannte Umwelt- und Branchenverbände, Gewerkschaften und Medien die Möglichkeit, ihre Favoriten für den Deutschen Umweltpreis 2013 zu benennen. Eine unabhängige Fachjury prüft alle eingegangenen Vorschläge. Die endgültige Entscheidung wird das 14-köpfige DBU-Kuratorium treffen. Die feierliche Verleihung findet dann am 27. Oktober in Osnabrück statt.
Mit dem Deutschen Umweltpreis zeichnet die DBU Leistungen aus, die entscheidend und in vorbildlicher Weise zum Schutz und Erhalt der Umwelt beitragen. 2012 ging der Deutsche Umweltpreis an den Mitbegründer und Aufsichtsratschef der SMA Solar Technology AG (Kassel), Günther Cramer, sowie das Forscher-Unternehmer-Duo Dr. Andreas Bett/Hansjörg Lerchenmüller (beide Freiburg). Bett ist stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE, Lerchenmüller Geschäftsführer der Soitec Solar GmbH. Die Preisträger hätten mit ihren wegweisenden technischen Entwicklungen und persönlichem Einsatz in der Photovoltaik weltweit Maßstäbe gesetzt und sie damit global maßgeblich vorangebracht, formulierte es Brickwedde seinerzeit
Zu den bisherigen Trägern des Deutschen Umweltpreises gehören unter anderem der spätere Chemie-Nobelpreisträger Prof. Dr. Paul J. Crutzen (1994), der ehemalige Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, Prof. Dr. Klaus Töpfer (2002), und der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber (2007). Mit dem Ehrenpreis, der nicht regelmäßig vergeben wird, wurden bisher der ehemalige Präsident der Sowjetunion und Gründer und Vorsitzende des „Green Cross International“, Michail Gorbatschow (2010), der Tierfilmer Prof. Heinz Sielmann (†, 2005) und die Naturschützerin Prof. Dr. Hannelore „Loki“ Schmidt (†, 2004) ausgezeichnet.
Seit 1993 vergibt die DBU den Deutschen Umweltpreis an herausragende Pioniere des Umweltschutzes. Mit der Auszeichnung will sie Personen, Unternehmen und Organisationen dazu „anstiften“, Umweltprobleme rechtzeitig zu erkennen und mit Hilfe geeigneter Strategien bereits im Vorfeld zu entschärfen.
Weitere Informationen:
http://www.dbu.de/123artikel34242_335.html
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Energiewende ohne Netzausbau: Dezentrale, saubere Stromerzeugung mit Brennstoffzellenkraftwerken
DC Katrin Schwarz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS
Die FuelCell Energy Solutions GmbH (FCES) aus Dresden, ein Joint Venture der NASDAQ-gelisteten FuelCell Energy, Inc., (USA, Danbury/CT) und des Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS (Deutschland, Dresden) lädt am 9. April 2013 auf der Hannover Messe zum Pressegespräch.
Die Verbrauchssenkung von Primärenergie um 20 % bis 2020, deren effiziente Wandlung in nutzbare Energie für die Endverbraucher und die 40 %-Senkung der Treibhausgasemissionen sind zentrale Ziele der deutschen Energiepolitik. Geografische Randbedingungen der fluktuierenden Erzeugung erneuerbarer Energien, abzuschaltende Kraftwerke und die Lage der Verbrauchszentren erfordern ein Umdenken in der Energieerzeugung. Für den Stromtransport müssen Tausende Kilometer neue Stromtrassen in kurzer Zeit errichtet werden; der Verzug dieser Maßnahmen ist bereits absehbar. Ein Drittel der Primär-energie wird zur Stromerzeugung genutzt, wobei mehr als 70 % davon für Umwandlung und Transport verloren gehen. Bei der Erzeugung werden ca. 350 Mio. Tonnen CO2 sowie ca. 466 Mio. Tonnen SO2-Äquivalente emittiert. Brennstoffzellen-Kraftwerke bieten eine interessante Lösung für diese Herausforderungen: dezentrale, saubere und hocheffiziente Strom- und Wärmeerzeugung (KWK) mit Erd- oder Biogas bei geräuscharmen und vibrationsfreiem Betrieb und äußerst geringen Schadstoffemissionen.
Die FuelCell Energy Solutions GmbH (FCES) entwickelt und produziert Brennstoffzellenkraftwerke auf Basis der MCFC-Technologie (Molten Carbonate Fuel Cell) mit einer Leistung von mehreren Megawatt in und für Europa. Derzeit produzierten weltweit über 80 DFC®-Brennstoffzellenkraftwerke (Direct Fuel Cell) im täglichen Praxiseinsatz 1,2 Terrawattstunden elektrische Energie. Die FCES GmbH kombiniert die Erfahrungen der deutschen Entwicklungen der MTU Onsite Energy GmbH mit den kommerziellen Erfahrungen der FuelCell Energy, Inc. und der Forschungskapazität des Fraunhofer IKTS. Seit März läuft in Zürich das erste DFC®250 EU-Kraftwerk mit einem langfristigen Vollservicevertrag. Gleichzeitig begann die Installation einer DFC®300 EU (300 kW) in London im spektakulären Quadrant 3 der Crown Estate. Mitte des Jahres folgt ein weiteres 300 kW-Kraftwerk in Londons neuem Wahrzeichen 20 Fenchurch Street, bevor auch in Deutschland die erste DFC®250 EU im Bundesministerium für Bildung und Forschung ans Netz geht.
Kontakt
Dr. Christian Wunderlich
Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS
Telefon +49 351 2553-7232
christian.wunderlich@ikts.fraunhofer.de
Weitere Informationen:
http://www.fces.de
http://www.ikts.fraunhofer.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
„Machen Kläranlagen glücklich?“ Erkenntnisse aus 10 Jahren grenzüberschreitender Infrastrukturforschung
Helke Wendt-Schwarzburg Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
inter 3 Institut für Ressourcenmanagement
Wie sehen Infrastrukturen aus, die aus dem demografischen Wandel, dem Wirtschaftsstrukturwandel und dem Klimawandel das Optimum für die Zukunft herausholen? Das neu erschienene Buch „Machen Kläranlagen glücklich“ des inter 3 Instituts für Ressourcenmanagement trägt zu diesen Problemstellungen in Deutschland und dem Mittleren Osten Lösungskonzepte aus 10 Jahren grenzüberschreitender Infrastrukturforschung zusammen.
Die Herausgeber stellen Erfahrungen und Erkenntnisse aus über 50 inter- und transdisziplinären Forschungsprojekten zur Diskussion, die an der Schnittstelle zwischen Technik und Gesellschaft, Unternehmen und Wirtschaft, Personalstrategien und Ressourcenströmen gewonnen wurden.
Sektorübergreifende Infrastrukturen und neue Wertschöpfungsketten
Grenzüberschreitende Infrastrukturforschung im Bereich Unternehmen und Wirtschaft bedeutet, unternehmerisch zu denken und trotzdem das Gemeinwohl nicht zu vergessen, unterschiedliche Branchen und Sektoren zusammenzubringen, das Potenzial von Sekundärressourcen zu erkennen und auch Produkt- und Verfahrensdesigns zu überdenken. Die Rollen von Produzenten, Prosumenten und Konsumenten in Wirtschaftsprozessen werden analysiert und neu entwickelt, in der Personalentwicklung wird (kulturelle) Diversität angestrebt. Strukturen zur staatlichen Regulierung und privaten Steuerung werden hinterfragt.
Integrative Technikentwicklungsprozesse und Innovation
Klimawandel, Wirtschaftsstrukturwandel sowie die Endlichkeit fossiler Rohstoff- und Energiequellen stellen Gesellschaften verschiedener Regionen vor ernstzunehmende technologische Herausforderungen. Grenzüberschreitende Infrastrukturforschung befähigt dazu, für diese Herausforderungen passgenaue Technologieentwicklungen zu erkennen und zu implementieren. Sie evaluiert vor dem Hintergrund sich wandelnder Rahmenbedingungen aber auch die Zweckmäßigkeit des technologischen Status Quo immer wieder aufs Neue, um ihn den veränderten Anforderungen anzupassen. Ihr Anspruch ist es, Technikentwickler und Techniknutzer gemeinsam in den Entwicklungsprozess zu integrieren und bei Modularisierung und Flexibilisierung der Technik deren Einpassung in übergeordnete Systeme nicht zu vernachlässigen.
Infrastrukturen in gesellschaftspolitischen Spannungsverhältnissen
Das spannungsreiche Verhältnis von Politik und Gesellschaft bei der Einführung, Bereitstellung und Erhaltung spezifischer Infrastrukturen erfordert, die Vorstellungen von einem guten Leben immer wieder neu zu justieren und Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zur zielorientierten Auseinandersetzung zu verhelfen. Grenzüberschreitende Infrastrukturforschung bildet Konflikte im Akzeptanz-Radar und mittels Konstellationsanalysen ab. Dabei bezieht sie eine Vielzahl von Ideen, Perspektiven und Interessen im Rahmen einer zielorientierten Auseinandersetzung in den Lösungsprozess mit ein – ohne reale Machtverhältnisse dabei aus den Augen zu verlieren.
Das Buch kann zum Preis von 16,80 Euro unter buch@inter3.de bestellt werden.
Literaturhinweis
Susanne Schön, Shahrooz Mohajeri, Meinolf Dierkes (Hg.)(2013): Machen Kläranlagen glücklich? Ein Panorama grenzüberschreitender Infrastrukturforschung. 128 Seiten. 16,80 EUR. ISBN: 978-3-00-041528-9. 1. Auflage. Berlin: inter 3 Institut für Ressourcenmanagement 2013
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Besserer Umweltschutz durch freien Zugriff auf Daten
Bernd Hegen Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau
Umweltschutz, Gesundheitsvorsorge, Warnung vor giftigen Stoffen: Das sind grundsätzliche Bedürfnisse aller Menschen. Doch gerade die bisherige Veröffentlichungspraxis von Daten und Forschungsergebnissen behindert den notwendigen Wissensaustausch. Denn oft stehen die Studien nur in kostenpflichtigen Zeitschriften, die aufgrund begrenzter Budgets nur sehr wenige Universitäten vollständig abonniert haben. Wissenschaftler des Instituts für Umweltwissenschaften Landau an der Universität Koblenz-Landau fordern jetzt daher gemeinsam mit Kollegen vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ, der Universität Wageningen und der Swedish University of Agricultural Sciences in einem Fachartikel freien Zugang zu aktuellen Daten. Dies würde nicht nur schneller zu neuen Erkenntnissen führen, sondern auch zu effizienteren Warnungen der Bürger vor Gefahren.
„Die Wissenschaft lebt von der Verbreitung und Diskussion neuer Ergebnisse, doch die Praxis sieht anders aus: Die Rohdaten sind selten verfügbar und neue Artikel erscheinen meist nur in kostenpflichtigen Fachzeitschriften“, sagt Juniorprofessor Ralf B. Schäfer, einer der Autoren. „Aufgrund von Preissteigerungen der Verlage und Budgetkürzungen bei Universitäten können sich diese immer weniger Hochschulen leisten. In der Folge fehlen Forschungsgruppen oft aktuelle Erkenntnisse ähnlicher Projekte, wodurch sie gleiche Problemstellungen ein zweites Mal lösen müssen. Daraus folgt nicht nur eine Verschwendung öffentlicher Gelder, sondern beispielsweise auch eine Verzögerung der Forschung zum Umwelt- und Gewässerschutz.“
Beispiele für offenen Wissenstransfer
Ein freier Zugang auf neueste Daten würde die Forschung deutlich schneller voranbringen. Forschungsgruppen könnten auf ähnliche Ergebnisse zurückgreifen und häufig bereits einen oder gar zwei Schritte überspringen. Zwar zahle die DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) bereits zum Teil für deutsche Bildungseinrichtungen den Zugang zu Zeitschriften. Insgesamt ist das Publizieren in frei zugänglichen Zeitschriften jedoch kaum verbreitet. Zum Teil dürfen zu den Ergebnissen die zugehörigen Daten nicht veröffentlicht werden, etwa Daten von Behörden. Ein positives Beispiel ist hier die Stadt Hamburg, die vor kurzem ein Open Data Portal mit zahlreichen Verwaltungsdaten zum kostenlosen Herunterladen gestartet hat.
„Wir am Institut für Umweltwissenschaften Landau stellen, wenn möglich, regelmäßig frei zugängliche Artikel auf den Online-Seiten der jeweiligen Zeitschrift sowie offenen Internetangeboten zur Verfügung“, so Professor Andreas Lorke, Leiter des Instituts für Umweltwissenschaften Landau.
Zugang für Bürger hierzulande nur schwer möglich
Noch schwieriger ist es für Bürger, aktuelle Daten in den Bereichen Umwelt- und Gewässerschutz oder Gesundheit zu erhalten. In Deutschland sind diese nur selten frei zugänglich, wie einige Klimadaten vom DWD (Deutscher Wetterdienst), Gewässerdaten von einzelnen Bundesländern oder Vorkommensdaten zu Lebewesen über GBIF (Global Biodiversity Information Facility). Die meisten Informationen müssen einzeln angefragt und zum Teil bezahlt werden.
„In Deutschland wäre ein zentrales Internetportal für alle sicherheitspolitisch oder datenschutzrechtlich unbedenklichen Daten wünschenswert“, ergänzt Ralf Schäfer. „Schließlich wird die Erhebung und Forschung meist aus öffentlichen Geldern bezahlt und der Bürger hat somit ein Anrecht, die Ergebnisse auf einfache Weise einzusehen.“
Wie in den USA und Australien garantiert in Deutschland das Umweltinformationsgesetz, dass jeder Bürger innerhalb von ein bis zwei Monaten die angeforderten Daten erhält. In der Praxis hängt die Einhaltung dieser Fristen jedoch häufig von der Personalausstattung und dem Engagement der Behördenmitarbeiter ab, so dass Wartefristen bis zu einem Jahr möglich sind und die Identifikation des zuständigen Sacharbeiters schwierig sein kann. Demgegenüber können in den USA die meisten Monitoring-Daten zur Umwelt online frei heruntergeladen werden. In Deutschland hängt das vom jeweiligen Bundesland ab. Der freie Zugang ist aber nicht nur aus allgemeinem Interesse heraus wünschenswert, sondern auch aus konkreten gesundheitlichen Gründen: So sind etwa Informationen über giftige Substanzen in der Umwelt oder Gewässern sowie belastete Nahrungsmittel einfacher zu erfahren. Und im Falle eines Falles können entsprechende Warnungen auch über soziale Medien oder durch zentrale Stellen verbreitet werden. Vor allem in Entwicklungsländern sind entsprechende Smartphone-Apps oder SMS-Services für den Katastrophenschutz bereits im Einsatz.
Projekt in El Salvador mit freier Software
Die Universität Koblenz-Landau arbeitet zum Beispiel mit dem Büro der Vereinten Nationen für Weltraumfragen UN-OOSA (United Nations Office for Outer Space Affairs) bei einem Projekt in El Salvador zusammen. Der Einsatz freier Software (Open Source) hilft dabei, Ursachen für die hohe Rate von chronischer Niereninsuffizienz unter Arbeitern in Zuckerrohr- und Bananenplantagen, die hier die Todesursache Nummer eins ist, zu identifizieren und Gegenmaßnahmen zu implementieren. Nachdem Übergewicht und Diabetes ausgeschlossen werden konnten, sehen einige Wissenschaftler den starken Einsatz von Pestiziden, denen die Arbeiter ohne entsprechenden Schutz ausgesetzt sind, als möglichen Auslöser. Aber auch Hitzestress oder Wassermangel werden diskutiert. Im Rahmen des Projekts soll Satellitentechnik beispielsweise zeigen, wie der Zustand des Zuckerrohrs, die Beschaffenheit des Geländes oder die Fließrichtung des Wassers ist – wichtige Faktoren für die gezielte Dosierung von Pestiziden. In Zukunft können Smartphone-Apps Risikogebiete wie Sümpfe mit Krankheitserregern oder den Einsatz von Pestiziden anzeigen.
Artikel „Progress in Ecotoxicology through Data Sharing“
Der Artikel „Progress in Ecotoxicology through Data Sharing“, Ralf B. Schäfer, Mirco Bundschuh, Andreas Focks, Peter Carsten von der Ohe, ist in der Ausgabe April 2013 der Fachzeitschrift „Environmental Toxicology & Chemistry“ erschienen (http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/etc.v32.4/issuetoc).
Kurzprofil Institut für Umweltwissenschaften Landau
Das Institut für Umweltwissenschaften Landau betreibt grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung, in deren Fokus die vielfältigen Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt stehen. Das Institut vereint die Expertisen von neun interdisziplinären Arbeitsgruppen und damit aktuelle Forschung vom Molekül über Ökosysteme bis zur menschlichen Gesellschaft. Das Institut für Umweltwissenschaften Landau wurde 2004 an der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau gegründet. Weitere Informationen: http://www.umwelt.uni-landau.de
Kontakt:
Universität Koblenz-Landau
Jun.-Prof. Dr. Ralf B. Schäfer
Fortstraße 7
76829 Landau
Tel.: (06341) 280-536
E-Mail: schaefer-ralf@uni-landau.de
Weitere Informationen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/etc.v32.4/issuetoc Artikel in Fachzeitschrift
http://www.umwelt.uni-landau.de Institut für Umweltwissenschaften Landau
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
DGIM: Riesige Gewinnspanne bei Arzneimittelimitaten – Gefälschte Medikamente gefährden Menschen
Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.
Wiesbaden – Etwa die Hälfte der im Internet gehandelten Medikamente sind gefälscht. Arzneimittelimitate können Leben gefährden. Rund ein Fünftel der Fälschungen enthält Stoffe, die zu körperlichen Schäden führen können. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sieht sich gemeinsam mit ihren Korporativen Mitgliedern verpflichtet, dagegen vorzugehen. Ob und wie sich Patienten, Ärzte, Wirtschaft und Gesundheitswesen vor den Gefahren plagiierter Arzneien schützen können, diskutieren Experten auf dem 119. Internistenkongress. Die Jahrestagung der DGIM findet vom 6. bis 9. April 2013 in Wiesbaden statt.
Bei Drogen wie Heroin und Kokain beläuft sich die Gewinnspanne auf das rund 25-Fache. Gefälschte Medikamente übertreffen dies um ein Vielfaches: Der Wirkstoff Sildenafil etwa erzielt laut Zollfahndung Köln illegal Gewinnspannen von weit mehr als dem 200-Fachen. Gefälschte Präparate verursachten einerseits erheblichen wirtschaftlichen Schaden und Einkommensverluste der pharmazeutischen Industrie, sagt Professor Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel: „Vor allem aber stellen gefälschte Medikamente eine potente Gefahr für die Gesundheit von Menschen dar“, warnt Fölsch im Vorfeld des 119. Internistenkongresses.
Als ‚gefälscht‘ bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation Medikamente, deren Identität oder Herkunft absichtlich falsch gekennzeichnet sind. Dazu gehören aber nicht nur Lifestyle-Produkte wie Potenzmittel oder Anabolika. Leicht zu haben sind auch Beruhigungs- und Schlafmittel oder konzentrationsfördernde Arzneien. Aber auch Antibiotika, Schmerzmittel und rezeptpflichtige Medikamente in der AIDS- und Krebstherapie gelangen als Plagiate auf den Markt. Während jedoch der Rauschgifthandel weltweit verfolgt wird, fehlten bei der Bekämpfung des illegalen Arzneimittelhandels vergleichbare, international vereinbarte Normen, sagt Volker Kerrutt vom Zollfahndungsamt Köln.
Ob es sich um ein gefälschtes Präparat oder das Original handelt, ist für Verbraucher und Patienten nur schwer zu unterscheiden: Täuschend echt ahmen Händler Verpackung und Aussehen der Tabletten nach. Zum Schutz der Betroffenen und im Sinne der Qualitätssicherung will die DGIM der Herstellung und Verbreitung gefälschter Medikamente entgegenwirken. „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, im deutschen und europäischen Raum Medikamente sicherer zu machen und deren Herkunft zurück verfolgbar zu gestalten“, sagt Dr. Franz-Josef Wingen, Sprecher der Korporativen Mitglieder der DGIM aus Leverkusen. Auch die EU plant, bis zum Jahr 2017 zusätzliche Sicherungen einzuführen. Verbände von Arzneimittelherstellern, Großhändler und Apotheken in Deutschland haben deshalb das „securPharm-System“ entwickelt: Danach trägt jede Packung eine Seriennummer, codiert in einem quadratischen Data-Matrix-Code. Derzeit laufen die Packungen in Tests, erste Ergebnisse stehen unmittelbar bevor.
Verbraucher können sich nur begrenzt selbst vor den Plagiaten schützen. Die DGIM rät in jedem Fall von der Einnahme ab, wenn der Beipackzettel fehlt. Auch ungewöhnliche Beschaffenheit oder Farbe können auf eine Fälschung hindeuten. Die von gefälschten Medikamenten ausgehenden Gefahren diskutiert die DGIM auf ihrem Kongress mit Vertreten aus Gesundheitswesen, Industrie und Medizin im Rahmen des Frühjahrssymposiums der Korporativen Mitglieder der DGIM und in einer Pressekonferenz am 8. April 2013 in Wiesbaden.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
„Wärmedämmung ist keineswegs Geldverschwendung“
Kathrin Fischer Präsidium
Universität Flensburg
Prof. Dr. Olav Hohmeyer, Energieökonom an der Universität Flensburg, kritisiert Presseberichte über Studie zur Wärmedämmung
„Da sind einige Zahlen völlig falsch interpretiert worden“ – Prof. Dr. Olav Hohmeyer vom Zentrum für nachhaltige Energiesysteme (ZNES) der Universität Flensburg kritisiert die fehlerhafte und irreführende Interpretation der Ergebnisse einer Studie des Schweizer Forschungsinstitutes Prognos.
Das hatte im Auftrag der KfW die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der KfW-Förderprogramme für energieeffizientes Sanieren und Bauen untersucht.
In der darauffolgenden Berichterstattung, insbesondere in der Zeitung „Die Welt“, sind unglücklicherweise einige Zahlen völlig falsch interpretiert und in einen falschen Zusammenhang gestellt worden. Dadurch kommt der Autor zu dem irrigen Schluss, dass energetische Investitionen „Wahnsinn“ und „Geldverschwendung“ seien.
Liest man die Studie genau, lassen sich solche Aussagen daraus allerdings nicht ableiten.
„Man muss die in der Studie errechneten Investitionskosten für Sanierungen und energieeffiziente Neubauten von insgesamt 838 Mrd. € klar in ‚Ohnehin-Kosten‘ und sog. energetisch bedingte Mehrkosten trennen“ erklärt Prof. Hohmeyer. Diese Trennung nehme die Studie – entsprechend gängiger wissenschaftlicher Praxis – auch korrekt vor.
‚Ohnehin-Kosten‘ sind Kosten, die bei einer Sanierung zwangsläufig anfallen, also z.B. für die Ausbesserung des Mauerwerks, die Fassadenfarbe oder das Gerüst. Energetische Mehrkosten sind Kosten, die zusätzlich für Wärmedämmung oder die Erneuerung einer eine effiziente Heizungsanlage anfallen. Und lediglich diese energetischen Mehrkosten von nur 237 Mrd. € darf man den errechneten Energiekostenersparnissen von 372 Mrd. € gegenüberstellen.
Damit kehrt sich die Interpretation der Studie völlig um.
Der Autor der „Welt“ hatte durch den Vergleich der Einsparungen mit den gesamten Investitionskosten den Eindruck erweckt, energetische Sanierungen seien völlig unwirtschaftlich.
„Tatsächlich beweist die Studie aber das genaue Gegenteil. Es lohnt sich weiterhin, Gebäude energetisch zu sanieren. Je früher man damit beginnt, desto größer sind die insgesamt eingesparten Energiekosten“ so Prof. Hohmeyer.
Die Studie des Prognos-Instituts hat zudem ausschließlich volkswirtschaftliche und nicht einzelwirtschaftliche Wirkungen betrachtet. Eine direkte Übertragung der Ergebnisse auf einzelne Gebäude ist damit nicht möglich.
Überdies kommt die Studie sogar zu dem Schluss, dass die staatlichen Erlöse durch höhere Steuereinnahmen insgesamt deutlich über den Ausgaben für die KfW-Förderungen liegen.
Vor diesem Hintergrund erscheint die in der Presse verbreitete harsche Kritik an energetischen Sanierungen alles andere als gerechtfertigt. Energetische Sanierungen und die dazu angebotenen Fördermöglichkeiten lohnen sich also sowohl für den Hauseigentümer als auch für den Staat.
Ansprechpartner:
Martin Jahn, M. Eng.
Zentrum für nachhaltige Energiesysteme
Energie- und Umweltmanagement Universität Flensburg
Munketoft 3b
D-24937 Flensburg
Tel: +49(0)461 805-2982
Fax: +49(0)461 805-2532
martin.jahn@uni-flensburg.de
Weitere Informationen:
http://www.znes-flensburg.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Gewässertyp des Jahres – Die Fließgewässer des südlichen Alpenvorlandes
Mehrzahl der Bäche und Flüsse des südlichen Alpenvorlandes bereits in gutem Zustand
Die Umweltsituation vieler Bäche und Flüsse im südlichen Alpenvorland Deutschlands ist „gut“. Sie fließen in den Ablagerungen der letzten Eiszeit, in unmittelbarer Nachbarschaft der großen Seen der Voralpen. Zu ihnen gehören beispielsweise die Zuflüsse zum Ammersee, die Attel oder der Unterlauf der Loisach sowie die Bodenseezuflüsse Argen und Schussen. 57 Prozent – und damit der überwiegende Teil der Bäche und Flüsse des südlichen Alpenvorlandes – befinden sich bereits im sogenannten guten ökologischen Zustand und erfüllen damit die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie, was bisher nur an jedem zehnten Fließgewässer in Deutschland gelingt. Allen Gewässern dieses Typs wurde ein chemisch guter Zustand bescheinigt.
Im Vergleich zu anderen Fließgewässertypen Deutschlands weisen die Fließgewässer des südlichen Alpenvorlandes einen hohen Anteil an Gewässerstrecken mit einem guten ökologischen Zustand auf. Bundesweit sind es nur knapp 10 Prozent, die diese Zielvorgabe der Wasserrahmenrichtlinie erreichen, bei den Fließgewässern des südlichen Alpenvorlandes liegt der Anteil dagegen bei 57 Prozent. Weitere 35 Prozent der Strecken dieses Gewässertyps befinden sich in einem mäßigen ökologischen Zustand und sind damit nah am Erreichen des Ziels. Die letzten 8 Prozent sind mit einem unbefriedigenden ökologischen Zustand noch etwas weiter entfernt. Beste und schlechteste Bewertungen („sehr gut“ und „schlecht“) treten dagegen nicht auf.
Das gute Gesamtbild dieses Gewässertyps wird durch einen chemisch guten Zustand und eine, im Vergleich zu anderen Gewässern, geringe Nährstoffbelastung untermauert. Dennoch unterliegen auch die Gewässer des südlichen Alpenvorlandes einer Reihe von Belastungen: in den vergangenen Jahrhunderten wurden sie für die Energieerzeugung, die Besiedlung und die Land- und Forstwirtschaft nutzbar gemacht sowie mit Hochwasserschutzanlagen versehen. Um Wasserkraft nutzen zu können, wird streckenweise Wasser aus den Flüssen und Bächen ausgeleitet. Zum großen Teil wird das Erreichen eines guten ökologischen Zustands durch den Mangel an vielfältig gestalteten Lebensräumen und der biologischen Durchgängigkeit der Fließgewässer verhindert. Um die Qualität der Gewässer zu erhöhen und sie wieder erlebbarer zu machen, müssen die Lebensräume (Habitate) im und am Gewässer verbessert werden, z.B. indem Uferbefestigungen zurückgebaut und Kieslaichplätze gefördert werden oder die Durchgängigkeit an Stau- und Wasserkraftanlagen wiederhergestellt wird.
Rund 2.400 Kilometer der insgesamt 127.000 km Fließgewässerstrecke in Deutschland zählen zu den Bächen und Flüssen des südlichen Alpenvorlandes, das sind rund 1,9 Prozent. Gewässer dieses Typs sind charakteristisch für das eiszeitlich geprägte Alpenvorland mit den großen bekannten Seen der Voralpen, wie Bodensee, Starnberger See, Ammersee oder Chiemsee. Vertreter dieses Typs sind die Zuflüsse zum Ammersee, viele Bäche und kleine Flüsse um z.B. Kempten und Rosenheim wie die Attel oder der Unterlauf der Loisach sowie die Bodenseezuflüsse Argen und Schussen. Typisch sind zum einen Strecken in Kerbtälern mit Mittelgebirgscharakter, in denen das Wasser schnell zwischen Steinen und Kieseln strömt, zum anderen stark gewundene Abschnitte in Niederungen mit langsamer Strömung und sandiger Sohle. Die Bäche und Flüsse des südlichen Alpenvorlandes sind die typische Heimat vieler Vögel, Fische und Insekten, so z.B. des Flussuferläufers, des Strömers und der Zweigestreiften Quelljungfer.
Weitere Informationen zur Aktion Gewässertyp des Jahres 2013 samt interaktiver Karte: http://www.umweltbundesamt.de/wasser/gewaessertyp/2013/index.htm
Flyer:
http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4449.html
Poster:
http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4450.html
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Prävention im Gesundheitswesen durch Wasser
Dr. Bert von Staden Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd
Trinkwasserspender als Baustein der betrieblichen Gesundheitsförderung
Der Konsum von gezuckerten und koffeinhaltigen Getränken sinkt deutlich, wenn an der Arbeits-, Studien- oder Ausbildungsstätte kostenlos aufbereitetes Trinkwasser angeboten wird. Dies ergab eine wissenschaftliche Evaluation des Nutzungsverhaltens des Trinkwasserspenders an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Trinkwasserspender können daher eine wichtige Rolle in der aktuell vom Bundeskabinett diskutierten Verbesserung der betrieblichen Gesundheitsförderung spielen.
Studierende des Masterstudiengangs Gesundheitsförderung der PH Schwäbisch Gmünd untersuchten im Rahmen eines Seminars unter Leitung von Prof. Dr. Petra Lührmann die Nutzung des Trinkwasserspenders, der im letzten Mai im Rahmen der Landesinitiative „Gesundheitsmanagement in der Landesverwaltung“ mit Unterstützung der AOK Ostwürttemberg im Foyer der Hochschule installiert wurde. Sie stellten eine hohe Akzeptanz und Frequentierung des Trinkwasserspenders sowie positive Auswirkungen auf das Trinkverhalten fest. Der Konsum von Wasser ist bei den Studierenden und sogar noch mehr bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern deutlich gestiegen, der von energiereichen Säften und Limonaden sowie Kaffee und Tee gesunken.
„Der Mensch sollte am Tag mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen, damit er gesund und leistungsfähig bleibt. Trinkwasser ist hier das geeignetste Getränk. Wir freuen uns, dass wir mit dem Wasserspender einen gesundheitsfördernden Beitrag leisten“, sagt AOK-Geschäftsführer Josef Bühler. „Die Möglichkeiten zum optimalen Einsatz von Trinkwasserspendern sollte weiter wissenschaftlich untersucht und deren Einführung als verhaltenspräventive Maßnahme im Rahmen der Gesundheitsvorsorge gefördert werden“, ergänzt Professorin Lührmann.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Das kühle Nass in Zeiten des demografischen Wandels – Kolloquium WasserOWL an der Hochschule OWL
Julia Wunderlich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hochschule Ostwestfalen-Lippe
Landflucht und geburtenschwache Jahrgänge sorgen für einen Rückgang der Bevölkerung vor allem im ländlichen Raum. Da kommt es schnell zu Problemen mit der Wasserver- und der Abwasserentsorgung: Wasser steht zum Beispiel länger in den Leitungen, wenn der Hahn seltener aufgedreht wird. Gleichzeitig müssen Kosten auf weniger Schultern umverteilt werden – die Belastung für den Einzelnen steigt. An der Hochschule Ostwestfalen-Lippe war daher der demografische Wandel Thema des „Wasserwirtschaftlichen Kolloquiums WasserOWL“. Die Referentinnen und Referenten beschäftigten sich damit, wie man eine gute Wasserinfrastruktur gewährleisten und trotzdem die Kosten senken kann.
Ländliche Gebiete leiden schon jetzt unter sinkenden Bevölkerungszahlen – und dies schlägt sich auch auf die Wasserversorgung und -entsorgung nieder. Rechtzeitig zum Weltwassertag am 22. März trafen sich also Expertinnen und Experten schon einen Tag früher in Detmold, um sich mit den Herausforderungen des demografischen Wandels für die wasserwirtschaftliche Infrastruktur auseinanderzusetzen.
„Ich sehe die Wissenschaft in der Pflicht, kostensenkende Wege zu suchen und aufzuzeigen, ohne die Wasserqualität oder den Lebensstandard zu verringern. An der Hochschule arbeiten wir in Forschungsprojekten daran, die vorhandenen Techniken zu optimieren und neue zu entwickeln“, erklärt Professorin Ute Austermann-Haun vom Fachbereich Bauingenieurwesen der Hochschule OWL, die zum Kolloquium geladen hatte. In ihrem Lehrgebiet „Siedlungswasserwirtschaft“ erforscht sie den Umgang mit allen Wasserarten, etwa Trink- und Abwasser, im Umfeld von Siedlungen und der Industrie.
Diplom-Ingenieur Mario Hecker stellte auf dem Kolloquium die Gemeinde Dörentrup als positives Beispiel vor, wie man mit dem Anspruch „Gute Versorgung bei Senkung der Kosten“, beispielsweise durch interkommunale Zusammenarbeit, umgehen kann. Die Kosten für Frisch- und Abwasser konnten bereits erfolgreich gesenkt werden, ohne den Service für die Bürgerinnen und Bürger schmälern zu müssen. Helmut Reike von der Bezirksregierung Detmold informierte die Besucherinnen und Besucher darüber, wie sich der demografische Wandel in Ostwestfalen-Lippe zeigt, während Professor Ulf Theilen von der Technischen Hochschule Mittelhessen über alternative Abwasserentsorgungssysteme im ländlichen Raum referierte. Am Beispiel einer kleinen Gemeinde, deren Einwohnerzahl um 50 Prozent schrumpft, zeigte er, dass es wirtschaftlich nicht rentabel ist, das bestehende Kanalnetz zu sanieren. Als wesentlich günstigere Alternative erwies sich der Bau von Kleinkläranlagen mit Membrantechnik, die von der Gemeinde für Wohnhäuser gekauft und betrieben werden.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Mundwasser gegen Krebs?
Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.
Orale Desinfektionsmittel induzieren Apoptose in humanen oralen Tumorzellen
Bei Zahnfleischentzündungen werden oft desinfizierende Mundwässer empfohlen. Die darin enthaltenen Wirkstoffe könnten zukünftig vielleicht noch einen ganz anderen Anwendungsbereich finden: Wie Wissenschaftler in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichten, verstärken Chlorhexidin und Alexidin den programmierten Zelltod und könnten bei Krebserkrankungen des Mund- und Rachenraumes wirksam sein.
Zuweilen werden bei etablierten Pharmaka noch weitere Wirkungen entdeckt, als die, für die sie eigentlich zugelassen waren. Man denke etwa an Acetylsalicylsäure (Aspirin, ASS), ein geläufiges Mittel gegen Schmerzen und Fieber, das inzwischen auch Thrombose-gefährdeten Patienten verordnet wird, um deren Blut dünnflüssiger zu halten. Das Team um Thorsten Berg ist überzeugt, dass viele niedermolekulare Wirkstoffe, die bereits zugelassen sind, bis dato unbekannte Aktivitäten gegenüber Wechselwirkungen zwischen Proteinen zeigen, die therapeutisch interessant sein könnten.
Anhand einer für die menschliche Gesundheit relevanten Protein-Protein-Wechselwirkung wollten die Wissenschaftler von der Universität Leipzig, dem Max-Planck-Institut für Biochemie, dem Center for Integrated Protein Science in München, dem Helmholtz-Zentrum München, der Technischen Universität München sowie der ETH Zürich dies beweisen: der Wechselwirkungen zwischen zwei Proteinen, deren Interaktion die Apoptose, also den programmierten Zelltod, steuert. Beide Proteine stammen aus derselben Proteinfamilie. Das Protein Bad löst den Zelltod aus. Das andere (Bcl-xL) ist sein Gegenspieler, es bindet an das apoptosefördernde Protein und hemmt es auf diese Weise.
Die Wissenschaftler führten ein Screening mit einer Sammlung von mehr als 4000 Substanzen durch, einer so genannten Substanzbibliothek. Ein Großteil der enthaltenen Verbindungen sind klinisch genutzte kleine Moleküle. Mit Bindungsversuchen wurde ermittelt, welche der Substanzen die Bindung der beiden Ziel-Proteine inhibiert. Um die Spezifität der „Treffer“ zu beurteilen, wurde zudem deren Wirkung auf andere Protein-Protein-Wechselwirkungen getestet.
Berg und seine Kollegen wurden fündig: Chlorhexidin, die aktive Komponente kommerzieller oraler Desinfektionsmittel, wie Chlorhexamed, Chlorhexal, Periogard, Corsodyl und Chlorohex, sowie Alexidin, die Wirkkomponente von Esemdent, hemmen die Bindung des Apoptose-Gegenspielers an den Apoptose-Auslöser. Chlorhexidin wirkt spezifisch, Alexidin zeigt weitere, aber sehr viel schwächere Wirkungen auf weitere Proteine.
Warum sind Apoptose-Proteine interessant? Die Apoptose ist in Tumorzellen verringert, die Zellen sterben nicht ab und wuchern immer weiter. Ein Grund ist, dass sie zu viel des apoptosehemmenden Proteins herstellen. In Versuchen an Zellkulturen verschiedener Zungen- und Rachenkarzinome lösten beide Wirkstoffe eine verstärkte Apoptose aus. Diese Wirkung ist deutlich stärker als bei gesunden Zellen. Eine therapeutische Nutzung könnte daher möglich sein.
Die Forscher hoffen, weitere Protein-Protein-Wechselwirkungen als Ziele für zugelassene niedermolekulare Wirkstoffe ausmachen zu können.
Angewandte Chemie: Presseinfo 11/2013
Autor: Thorsten Berg, Universität Leipzig (Germany), http://www.uni-leipzig.de/%7etberg/
Angewandte Chemie, Permalink to the article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201208889
Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.
Weitere Informationen:
http://presse.angewandte.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Saubere Zukunft für die Ölheizung – Geringe Emissionen durch ein innovatives Verdampfungsverfahren
Karin Schneider Presse und Public Relations
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE entwickeln gemeinsam mit den Industriepartnern Herrmann Öl- und Gasbrenner GmbH und Co. KG, Solvis GmbH & Co. KG und Umicore AG & Co. KG einen Öldampfbrenner. Er ermöglicht erstmals, herkömmliches Heizöl in einem modernen Gasbrennwertgerät zu verbrennen, ist emissionsarm und reduziert Kosten.
Der Öldampfbrenner besteht aus einem Ölverdampfer und einem Gasbrenner, wie er in modernen Gasbrennwertgeräten eingesetzt wird. Herzstück des neuen Verfahrens ist ein am Fraunhofer ISE entwickelter katalytischer Prozess, der Heizöl und andere flüssige Kohlenwasserstoffe rückstandsfrei verdampfen kann. Der gasförmige Brennstoff vermischt sich so homogen mit der Verbrennungsluft, dass er ohne Umrüstung in konventionellen Gasbrennern verbrannt werden kann. Der Ölverdampfer wird einfach zwischen Öltank und Gasheizgerät geschaltet. Durch die saubere Verbrennung reduziert das neue Verfahren Emissionen und Wartungskosten im Vergleich zu herkömmlichen Ölheizgeräten. In Kooperation mit Umicore wird dazu ein Katalysator entwickelt, der den hohen Laufzeitanforderungen von Heizungen gerecht wird.
In der Hausenergieversorgung sinkt der Primärenergiebedarf zunehmend, z. B. durch bessere Wärmedämmung, solarthermische Anlagen oder Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Der geringere Wärmebedarf verstärkt die Nachfrage nach modulierenden Heizsystemen, die sowohl den konstant hohen Leistungsbedarf für die Warmwasserbereitung als auch den niedrigen Leistungsbedarf für die Bereitstellung der Heizwärme abdecken können. Herkömmliche Ölbrenner können bauartbedingt nicht modulieren. Der Öldampfbrenner hebt diese Einschränkung auf und macht die Ölheizung fit für die Zukunft.
Erste Untersuchungen der Fraunhofer-Forscher an Gasbrennern von Solvis und Herrmann zeigen, dass die Emissionswerte im gesamten Modulationsbereich von fünf bis fünfzehn Kilowatt thermischer Leistung unterhalb der vorgeschriebenen Grenzen liegen. Dazu trägt auch der weite Modulationsbereich bei, der die Zahl der Brennerstarts senkt. Gegenüber bekannten Ölbrennern werden die Stickoxidemissionen deutlich reduziert. Sowohl die Norm DIN EN 267 als auch die 1. Bundesimmissionsschutzverordnung werden erfüllt. Der Öldampfbrenner eignet sich auch zur Aufstellung in Wohnräumen, da er leiser als ein normaler Ölbrenner ist.
Für die Hersteller von Heizgeräten bringt das neue Verfahren Vorteile. Durch die neuartige Verbrennungstechnik können der Brennraum und die bestehende kostengünstige Gerätekonfiguration aus dem Bereich der Gasverbrennung nun auch für Öl verwendet werden. Dadurch können Herstellungskosten eingespart werden. Aber auch die Flexibilität hinsichtlich der Brennstoffe ist interessant. Alle flüssigen Kohlenwasserstoffe wie Diesel, Biodiesel, Pflanzenöl sind für den Öldampfbrenner geeignet.
Das Forschungsvorhaben läuft bis Ende 2014 und dient der Entwicklung eines Prototyps, als Vorstufe zur Produktentwicklung.
Weitere Informationen:
http://www.ise.fraunhofer.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Wie glücklich sind wir Deutschen?
Sophie Zervos PR & Marketing
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften
Dr. Heinz-Herbert Noll und Stefan Weick vom GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften haben das subjektive Wohlergehen der Deutschen bemessen und konstatieren, dass Deutschland eine mittlere Position auf der internationalen Glücksskala einnimmt. Dänemark steht, noch vor den anderen skandinavischen Ländern und der Schweiz, an der Spitze, nur Frankreich und Portugal liegen aus der Gruppe der westeuropäischen EU-Länder unter dem Durchschnitt. Die materiell ärmeren postsozialistischen Länder fallen durch ihre besonders ungünstige Position hinsichtlich der allgemeinen Lebenszufriedenheit auf.
Eine vertiefende Differenzierung des Glückszustands der Menschen im Westen und im Osten der Bundesrepublik brachte folgende Ergebnisse: Ostdeutsche platzieren sich auf der Skala des persönlichen Wohlergehens schlechter als Westdeutsche und liegen insgesamt knapp unter dem europäischen Durchschnitt.
Bei den Westdeutschen sind insbesondere die psychischen Ressourcen, d.h. Selbstwertgefühl, Optimismus und Belastbarkeit überdurchschnittlich ausgeprägt. Dafür empfinden sie viel „Stress durch die Familie“.
Die Ostdeutschen indes finden vor allem ihre allgemeine Lebenswirklichkeit sowohl auf emotionaler als auch auf kognitiver Ebene wenig zufriedenstellend. Ähnlich wie bei den Westdeutschen werden soziale Beziehungen von den Ostdeutschen als unterdurchschnittlich bewertet. Allerdings wird bei den Ostdeutschen nicht die Familiensituation als belastend empfunden, sondern ihnen fehlt das Vertrauen, fair und respektvoll behandelt zu werden.
Bemessen haben Noll und Weick das subjektive Wohlbefinden nach persönlichen und sozialen Kriterien. Die fünf persönlichen Glücksbringer sind. 1. Das emotionale Wohlbefinden, d.h. viele positive und nur wenig negative Gefühle bestimmen unsere Gefühlswelt. 2. Die kognitive Bewertung der eigenen Lebensbedingungen als zufriedenstellend. 3. Vitalität, d.h. wir fühlen uns voller Energie und Tatendrang, sind ausgeschlafen, gesund und körperlich aktiv. 4. Ein positives Selbstwertgefühl, Optimismus und Belastbarkeit stehen uns als psychische Ressourcen zur Verfügung 5. Wir sind in der Lage unsere individuellen Potentiale zu realisieren, d.h. wir können in gewisser Weise autonom, kompetent und engagiert handeln und leben in dem Gefühl, dass das, was wir tun, wertvoll, erstrebenswert und von anderen wertgeschätzt ist.
Neben den persönlichen Aspekten ist die zweite Hauptkomponente zu unserem persönlichen Glückscocktail das soziale Wohlbefinden, das dadurch gekennzeichnet wird, wie wir unsere Beziehungen wahrnehmen. Wichtig sind hier unterstützende Beziehungen, d.h. der Grad und die Qualität der Interaktionen mit Familie, Freunden und anderen; außerdem entscheidend ist der vertrauensvolle Glaube daran, fair und respektvoll behandelt zu werden.
Noll und Weick belegen, dass das subjektive Wohlbefinden, zumindest in Europa, in einem deutlichen Zusammenhang zum materiellen Lebensstandard steht, auch wenn es per Definition kein Abbild der objektiven Situation ist und von sozialen Vergleichen und Präferenzen beeinflusst wird.
Weitere Informationen finden Sie hier:
http://www.gesis.org/fileadmin/upload/forschung/publikationen/zeitschriften/isi/isi-49.pdf
Ansprechpartnerin bei GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften:
Dr. Sophie Zervos
Kommunikation
Telefon: +49 (0) 221 – 47694 – 138
E-Mail: sophie.zervos@gesis.org
Als die größte deutsche Infrastruktureinrichtung für die Sozialwissenschaften steht das GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften Forscherinnen und Forschern auf allen Ebene ihrer Forschungsvorhaben mit seiner Expertise und seinen Dienstleistungen beratend zur Seite, so dass gesellschaftlich relevante Fragen auf der Basis neuester wissenschaftlicher Methoden, qualitativ hochwertiger Daten und Forschungsinformationen beantwortet werden können. GESIS ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft und unterhält institutionelle und projektbezogene Kooperationen mit diversen Universitäten. GESIS ist an wichtigen europäischen und internationalen Studien und Projekten wie u.a. dem European Social Survey (ESS) und der European Value Study (EVS), dem europäischen Archivverbund CESSDA und dem OECD-Projekt Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC) beteiligt.
Weitere Informationen:
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http://www.facebook.com/gesis.org
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Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Warum scheitern Diäten?
Stefan Weller Stabsstelle Unternehmenskommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsmedizin Göttingen – Georg-August-Universität
18 Gründe, warum Abnehmen mit Diäten nicht gelingt: Institut für Ernährungspsychologie an der Universitätsmedizin Göttingen mit Veröffentlichung in Fachzeitschrift „MMW – Fortschritte der Medizin“ 5 / 2013.
(umg) 80 Prozent der Deutschen haben bereits versucht, mit Hilfe einer Diät ihr Gewicht zu reduzieren. Oft jedoch ohne langfristigen Erfolg. Der so genannte „Jo-Jo-Effekt“ sorgt dafür, dass die Waage nach dem Abnehmversuch oftmals genau so viel oder sogar noch mehr Kilos anzeigt als vorher. Doch warum scheitern so viele Diäten? Mit dieser Frage hat sich Privatdozent Dr. Thomas Ellrott, Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie (IfE) an der Universitätsmedizin Göttingen, beschäftigt. In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „MMW – Fortschritte der Medizin“ vom 21. März 2013 nennt er 18 Gründe, warum viele Abnehmwillige mit ihren Diätversuchen scheitern.
„Diäten sind als Einzelmaßnahme zum Gewichtsmanagement nur in seltenen Fällen langfristig erfolgreich“, sagt Privatdozent Dr. Thomas Ellrott. „Es gibt eine Vielzahl von Barrieren, die dies verhindern. Wenn jedoch die möglichen Ursachen des Diätversagens bekannt sind, können bestehende Behandlungskonzepte optimiert werden.“
ERFOLGLOSE DIÄTEN – WAS SIND DIE URSACHEN?
Für Abnehmwillige sind Diäten meistens eine zeitlich begrenzte Maßnahme, um das Gewicht möglichst schnell zu senken. Viele Diäten sind auch von vornherein so aufwändig, dass sie sich nur kurzfristig durchhalten lassen. Sind die Kilos redu-ziert, wird die Diät beendet. „Das ist in etwa so, als ob der Hausarzt das Blut-druckmedikament absetzt, wenn mit Hilfe des Medikaments der richtige Blutdruck eingestellt ist“, sagt Ellrott: „Eine stabile Gewichtsreduzierung ist nur zu erreichen, wenn sich die Essgewohnheiten und der Lebensstil (u.a. mehr körperliche Aktivität) langfristig ändern, also über die Phase der Gewichtsreduktion hinaus. Bei vielen Diäten wird dies nicht berücksichtigt.“ Ursprünglich hat „Diät“ eben diese Bedeutung. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Lebensführung“.
Eine weitere Ursache für das Scheitern von Diäten sieht Priv.-Doz. Dr. Ellrott in völlig unrealistischen Zielen, die viele Abnehmwillige sich setzen. Bei einem Ziel, fünf Kilogramm Körpergewicht pro Woche abnehmen zu wollen, ist der Misserfolg vorprogrammiert. „Da solche Ziele mit hoher Wahrscheinlichkeit verfehlt werden, bricht die Motivation zusammen und die begonnenen Maßnahmen werden komplett abgebrochen“, so Ellrott.
Es gibt auch keine „One-size-fits-all-Diät“, also „eine Diät für alle“, mit der jeder gleichermaßen erfolgreich ist. Aktuelle Diätstudien zeigen, dass immer nur eine gewisse Anzahl Übergewichtiger mit einer bestimmten Diät (plus Bewegung und Verhaltensänderungen) erfolgreich ist. Diätkonzepte mit Verhaltensspielräumen und ohne Verbote oder absolute Gebote sind langfristig grundsätzlich erfolgreicher. Sie verhindern Essanfälle, die beim Überschreiten von Verboten oder absoluten Geboten typischerweise über die Denkschablone „Ich habe es schon wieder nicht geschafft, jetzt ist es auch egal!“ ausgelöst werden.
Im Handel gibt es über 200.000 verschiedene Lebensmittel. Diese große Vielfalt trägt zur Lebensqualität bei. Doch: eine große Vielzahl an Lebensmitteln begünstigt auch eine erhöhte Kalorienaufnahme. Studien haben gezeigt, dass die Kalorienaufnahme steigt, wenn es viele Auswahlmöglichkeiten und viel Abwechslung gibt. Auch XXL-Portionen energiedichter Lebensmittel führen dazu, dass mehr Kalorien aufgenommen werden. „Da wirkt der sogenannte ‚Schnäppchen-Effekt‘. Solche Angebote werden bevorzugt, weil der Verbraucher besonders viel Menge für sein Geld bekommt“, sagt Priv.-Doz. Dr. Ellrott. Für das Gewicht ist das ungünstig, weil die größere Kalorienmenge in den Folgemahlzeiten nicht vollständig durch Minderverzehr ausgeglichen wird.
Eltern können in der Erziehung bereits ein problematisches Ess- und späteres Diätverhalten ihrer Kinder fördern: „Missbrauchen“ sie Essen zur Affektregulation, wie zur Belohnung oder Bestrafung sowie als Maßnahme gegen Langeweile, legen sie den Grundstein für spätere Frust- oder Stress-Esser.
„Nicht alle Ursachen für ein Scheitern von Diäten lassen sich vermeiden. So kann weder eine genetische Veranlagung noch eine bereits über Jahrzehnte erfolgte Manifestierung ungünstiger Gewohnheiten nachträglich geändert werden“, sagt Privatdozent Dr. Thomas Ellrott. „Durch den Einsatz von Verhaltensstrategien zur Gewichtsstabilisierung, die Kombination von Diäten mit Bewegungssteigerung und Verhaltensänderung, durch die Wahl individuell passender Diätstrategien, die richtige Kommunikation mit den Patienten, die Einbeziehung des sozialen Umfelds und durch realistische Ziele sowie flexible Kontrollvorgaben kann die Wahrscheinlichkeit eines nachhaltigen Erfolgs zumindest gesteigert werden.“
Originalpublikation: „Warum scheitern die meisten Diäten auf lange Sicht?“ in: Zeitschrift „MMW-Fortschritte der Medizin“ Nr. 5 / 2013 (155. Jg.), S. 49-52 unter: www.springermedizin.de/4133064.
WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Institut für Ernährungspsychologie (IfE)
Priv.-Doz. Dr. Thomas Ellrott
Humboldtallee 32, 37073 Göttingen
Telefon 0551 / 39-6741 (Durchwahl), Fax 0551 / 39-9621
tellrot@med.uni-goettingen.de
www.ernaehrungspsychologie.org
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Wunderwerk Wirbelsäule: Welche Auswirkungen haben Operationen?
Petra Schultze Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Ulm
Prof. Thomas R. Oxland erhält Forschungspreis der Humboldt-Stiftung
Prof. Dr. Thomas R. Oxland ist dem Wunderwerk Wirbelsäule seit Jahrzehnten auf der Spur, seit Herbst letzten Jahres als Gastprofessor am renommierten Ulmer Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik. In Bamberg nimmt der international ausgezeichnete Forscher der University of British Columbia in Vancouver/Kanada am 15. März für sein Lebenswerk den mit 60.000 Euro dotierten Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung entgegen. Gemeinsam mit seinem Ulmer Kollegen Prof. Dr. Hans-Joachim Wilke erforscht er, welche Auswirkungen Wirbelsäulenoperationen haben können. Die Ergebnisse werden für die zukünftige Behandlung von Volkskrankheiten wie Bandscheibenschäden oder von Unfallverletzungen entscheidend sein.
Ein Sturz, ein Autounfall, falsches schweres Heben, Altwerden – es gibt viele Möglichkeiten, Ärger mit der Wirbelsäule zu bekommen. Bei Verletzungen oder Abnutzungserscheinungen an diesem biomechanischen Wunderwerk der Natur setzen Chirurgen häufig Implantate wie Platten, Schrauben oder künstliche Bandscheiben ein. „Was der betroffenen Stelle der Wirbelsäule gut tut, müssen aber möglicherweise die Nachbarbereiche ausbaden“, erläutert Preisträger Professor Oxland, Verfasser des internationalen Standardwerks über die Biomechanik der Wirbelsäule. „Es gibt Hinweise darauf, dass die Nachbarbereiche überbeansprucht werden und schneller verschleißen – das wollen wir genauer wissen.“ Wenn sich die Hinweise bestätigen, müsste die Versorgung von weltweit Millionen Menschen mit Wirbelsäulenimplantaten überdacht werden.
„In Ulm nutzen wir unseren weltweit einmaligen Wirbelsäulensimulator, um festzustellen, wie sich verschiedene Implantate auf die Biomechanik der benachbarten Wirbelsäulenbereiche auswirken“, erläutert Prof. Dr. Hans-Joachim Wilke, Leiter des Forschungsbereichs Wirbelsäule am gastgebenden Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik. „In Vancouver untersuchen wir Patienten nach Wirbelsäulenoperationen. Dazu verwenden wir eines der weltweit wenigen offenen MRT-Geräte, in denen Patienten stehen können, so dass wir die OP-Auswirkungen auf die aufrechte Wirbelsäule überprüfen können“, ergänzt Professor Oxland, der in Vancouver das renommierte Forschungsinstitut ICORD leitet. Abgeglichen werden die Ergebnisse mit mathematischen Modellen.
„Unser Forschungsansatz ist umfassend: Wir wollen herausfinden, welche Auswirkungen die Operation selbst hat, wie die Wirbelsäule einen solchen Eingriff ausgleicht und welche Art von Implantaten welchen Einfluss ausübt“, so die Wissenschaftler. In ihrer gemeinsamen Ulmer Zeit planen sie, umfassende und langfristige Forschungsprojekte ihrer Institute zu diesem und weiteren Themen anzuschieben.
„Wir empfinden es als große Ehre, dass Professor Oxland mit uns in Ulm forscht. Dass er den Forschungspreis der Humboldt-Stiftung erhält, ist eine wunderbare Betonung dieser Ehre“, so Gastgeber Wilke. Die Stiftung fördert Wissenschaftskooperationen zwischen exzellenten ausländischen und deutschen Forscherinnen und Forschern. Mit dem Forschungspreis werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland für ihr herausragendes Gesamtschaffen ausgezeichnet.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Ulm
Albert-Einstein-Allee 29
D- 89081 Ulm
Tel.: +49 – (0) 731 – 500.43.025
Fax.:+49 – (0) 731 – 500.43.026
Mail: petra.schultze@uniklinik-ulm.de
Internet: http://www.uniklinik-ulm.de
Weitere Informationen:
http://www.biomechanics.de/ufb/index.html – Institut für unfallchirurgische Forschung und Biomechanik am Universitätsklinikum Ulm – Forschungsbereich Wirbelsäule
http://www.icord.org – Institut ICORD (International Collaboration On Repair Discoveries)
http://www.humboldt-foundation.de – Alexander von Humboldt-Stiftung
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Hop oder Top? Das Elektrorad auf dem EcoTopTen-Prüfstand
Romy Klupsch Öffentlichkeit und Kommunikation
Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie
Elektrofahrräder haben ihr Nischendasein längst verlassen und Einzug in die Discounter gehalten. Orientierung darüber, welches Modell auch nach einigen Jahren Gebrauch noch funktionstüchtig ist, finden Verbraucherinnen und Verbraucher jetzt pünktlich zur Fahrradsaison auf EcoTopTen, der Informationsplattform für nachhaltigen Konsum des Öko-Instituts.
Zur Marktübersicht E-Bikes bei EcoTopTen:
http://www.ecotopten.de/prod_ebikes_prod.php
„Wir haben sowohl City- und Tourenbikes als auch Falträder anhand technischer Kriterien untersucht. Welche Modelle hohen Anforderungen entsprechen und trotzdem erschwinglich sind, zeigt unsere Auflistung auf EcoTopTen, erklärt Markus Blepp am Öko-Institut. „Je hochwertiger die Elektrofahrräder sind, desto häufiger können sie genutzt werden und damit im Vergleich zum Auto jede Menge Treibhausgase einsparen.“
Billigangebote häufig ein Reinfall
Die Qualitäts- und die Preisspanne aller auf dem Markt erhältlichen „E-Bikes“, also Fahrräder, die mit einem elektrischen Motor ausgestattet sind, ist enorm. Blepp rät, „bei Billigangeboten lieber zweimal hinzusehen“, da diese oftmals technisch eine so schlechte Qualität haben, dass sie eigentlich noch nicht einmal für den Straßenverkehr zugelassen werden dürften. Gespart wird hier insbesondere bei den Komponenten, deren Qualität Verbraucherinnen und Verbraucher nicht direkt beurteilen können. Zu ihnen zählen beispielsweise der Motor, das Tretlager, der Steuersatz oder die Naben.
Komfortabel und umweltfreundlich
Elektroräder, die den EcoTopTen Kriterien entsprechen, bereiten deutlich weniger oft Probleme bei empfindlichen Komponenten wie Lichtern, Bremsen oder der Schaltung. Um in die EcoTopTen-Liste aufgenommen zu werden, müssen die Fahrräder darüber hinaus Eigenschaften aufweisen, die den alltäglichen Gebrauch so bequem wie möglich machen.
„Damit können sie in vielen Fällen eine echte Alternative zum Auto sein, insbesondere für kurze und mittellange Strecken in Städten und so die Umwelt entlasten. Denn im Vergleich zum Auto gehen die negativen Umweltauswirkungen beim Elektrorad quasi gegen Null“, hebt Blepp die Vorteile hervor.
Pluspunkt: Geringe Wartungskosten
Der Preis eines von EcoTopTen empfohlenen Rads liegt zwischen 2.000 und 4.000 Euro – ähnlich dem eines gebrauchten Autos der unteren Mittelklasse. Doch betrachtet man neben den reinen Anschaffungskosten auch die Kosten im Laufe der Nutzung, das heißt beispielsweise für einen Ersatzakku, die Stromkosten für die Akkuladung sowie die Kosten für Wartung und Reparatur, sind E-Bikes weitaus erschwinglicher. Ihre jährlichen Gesamtkosten liegen zwischen 320 und 600 Euro und damit deutlich unter denen eines Autos.
Weitere Informationen zu Mobilitätsangeboten und Marktübersichten zu Fahrrädern, Carsharing und Autos auf EcoTopTen: http://www.ecotopten.de/produktfeld_mobil.php
Über EcoTopTen
EcoTopTen ist eine groß angelegte Kampagne für nachhaltigen Konsum und Produktinnovationen im Massenmarkt, die das Öko-Institut initiiert hat. In regelmäßigen Abständen empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Auswahl an hochwertigen, so genannten EcoTopTen-Produkten, die ein angemessenes Preis-Leistungsverhältnis haben und aus Umweltsicht allesamt Spitzenprodukte sind. Typische Produkte, die die EcoTopTen-Kriterien nicht erfüllen, werden zum Vergleich vorgestellt. Damit können EcoTopTen-Marktübersichten die Kaufentscheidung für rundum gute Produkte erleichtern. Sie finden sie im Internet auf http://www.ecotopten.de unter der Rubrik „Produktempfehlungen“.
Seit Januar 2012 wird EcoTopTen im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert. Kooperationspartner ist Utopia. Ebenfalls seit Januar 2012 wird EcoTopTen außerdem im Rahmen des Projekts EuroTopTen Max durch das Intelligent Energie Europe Programm der EU gefördert.
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Ansprechpartner und -partnerin am Öko-Institut
Ansprechpartner für E-Bikes:
Markus Blepp
Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institutsbereich Produkte & Stoffströme
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Telefon: +49 761 45295237
E-Mail: m.blepp@oeko.de
Projektleitung EcoTopTen:
Dr. Dietlinde Quack
Leiterin der Gruppe Konsum im Institutsbereich Produkte & Stoffströme
Öko-Institut e.V., Geschäftsstelle Freiburg
Telefon: +49 761 45295248
E-Mail: d.quack@oeko.de
Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.
Neues vom Öko-Institut auf Twitter: http://www.oeko.de/newsletter_ein.php
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Kommunikation zwischen braunem und weißem Fett könnte das Entstehen von Übergewicht beeinflussen
Dr. Gisela Olias Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke
Tim Schulz, neuer Arbeitsgruppenleiter am Deutschen Institut für Ernährungsforschung, hat erstmals einen Mechanismus entdeckt, über den braunes und weißes Fettgewebe miteinander kommunizieren. Ein Vorgang, der möglicherweise auch bei Menschen zur Regulation des Energiegleichgewichtes beiträgt und damit dem Entstehen von Übergewicht und Diabetes entgegen wirkt. Die jetzt in der Fachzeitschrift Nature* veröffentlichte Studie könnte daher neue Ansätze liefern, um Therapien gegen starkes Übergewicht zu entwickeln. Die Studie führte Schulz während seines Forschungsaufenthalts am Joslin Diabetes Center und der Harvard Medical School in Boston, USA in der Arbeitsgruppe von Yu-Hua Tseng durch.
Überschüssige Nahrungsenergie wird zum Großteil in weißem Fettgewebe gespeichert und führt so zu Übergewicht. Dabei stellt Adipositas (krankhaftes Übergewicht) einen zentralen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes dar. Im Gegensatz zum weißen besitzt braunes Fettgewebe die Fähigkeit, Nahrungsenergie direkt in Körperwärme umzuwandeln und so in Form von Wärme abzugeben. Es könnte daher als wirksamer Adressat für Adipositas-Therapien dienen. Früher nahm man an, dass vor allem Säuglinge über braunes Fettgewebe verfügen, da sie aufgrund ihrer geringen Körpergröße stärker dazu neigen, auszukühlen. Wie jüngste Studien belegen, ist es jedoch auch noch bei Erwachsenen vorhanden. Stark übergewichtige Personen weisen hingegen keine oder nur geringe Mengen dieses stoffwechselaktiven Gewebes auf.
Neuere Untersuchungen zeigen zudem, dass es zwei unterschiedliche Arten von braunen Fettdepots gibt. Das klassische, in Fachkreisen auch als konstitutiv bezeichnete, braune Fettgewebe wird bereits in der frühen Embryonalphase angelegt und findet sich hauptsächlich zwischen den Schulterblättern. Das rekrutierbare braune Fettgewebe ist dagegen im weißen Fett und in der Muskulatur lokalisiert. Es entsteht bei Erwachsenen und nur nach Einwirkung von induktiven Signalen, an denen das zentrale Nervensystem und im Blutstrom zirkulierende Signalproteine beteiligt sind. Das genaue Zusammenspiel der Signalwege und die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen sind bislang nur zum Teil bekannt.
Wie die Forscher unter Führung von Yu-Hua Tseng nun erstmals mit Hilfe von Tiermodellen und Untersuchungen an isolierten Zellen zeigen, führt ein Mangel an klassischem braunen Fettgewebe zu einer verstärkten Stimulation der weißen Fettdepots durch das sympathische Nervensystem**. Dies wiederum regt im weißen Fettgewebe die Rekrutierung brauner Fettzellen an. Dieser bislang unbekannte, ausgleichende Mechanismus reicht aus, um das Temperaturgleichgewicht des Körpers zu stabilisieren. Zudem schützt er zumindest bei Mäusen vor den Stoffwechselstörungen, die ein Verlust des klassischen braunen Fettes mit sich bringt, wie zum Beispiel vor ernährungsbedingtem Übergewicht.
„Wir zeigen erstmalig, dass das braune Fettgewebe in der Lage ist, mit dem weißen Fettgewebe zu kommunizieren, um die Körpertemperatur zu regulieren. Interessant ist auch, dass die Kommunikation über Botenstoffe des sympathischen Nervensystems erfolgt und eine enge physiologische Beziehung zwischen beiden Typen des braunen Fettgewebes besteht“, erklärt Erstautor Tim Schulz. „Der neu entdeckte Kommunikations-Mechanismus spielt vermutlich auch für den Energiehaushalt des Körpers und damit für das Körpergewicht eine Rolle. Unsere Ergebnisse liefern somit eine gute Basis, um Ansätze für neuartige Therapien gegen krankhaftes Übergewicht und damit verbundene Stoffwechselerkrankungen zu entwickeln.“
*Tim J. Schulz, Ping Huang, Tian Lian Huang, Ruidan Xue, Lindsay E. McDougall, Kristy L. Townsend, Aaron M. Cypess, Yuji Mishina, Emanuela Gussoni, Yu-Hua Tseng: Brown Fat Paucity Due to Impaired BMP Signaling Induces Compensatory Browning of White Fat; Nature 2013, DOI.10.1038/nature11943
Hintergrundinformation:
Tim Schulz leitet seit September 2012 die DFG-geförderte Emmy Noether-Arbeitsgruppe ‚Fettzell-Entwicklung‘ am DIfE. Sein Forscherteam untersucht die entwicklungsbiologischen Mechanismen, welche die Bildung von braunen und weißen Fettzellen steuern. In diesem Zusammenhang wollen die Wissenschaftler auch die Mechanismen erforschen, die bei Menschen im Alter zu einer Abnahme des braunen Fettgewebes führen und auf diese Weise die Entstehung von Übergewicht begünstigen.
Das Fettgewebe spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulation des Energiehaushalts des Körpers. Dabei muss man generell zwischen weißem und braunem Fettgewebe unterscheiden.
Das braune Fettgewebe trägt dazu bei, die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Es verwendet Nahrungsenergie direkt für die Wärmeproduktion, so dass hier größere Mengen an Energie verbraucht werden. Somit übernimmt es eine zentrale Rolle für das Energiegleichgewicht des Körpers. Darüber hinaus reguliert es die Spiegel verschiedener Blutfette und könnte auf diese Weise direkt in die Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen eingreifen. Kürzlich konnte zudem am Mausmodell gezeigt werden, dass erhöhte Mengen braunen Fettgewebes effektiv die Insulinempfindlichkeit verbessern und so vor einer Glukoseintoleranz schützen.
Das weiße Fettgewebe dient als Energiereserve. Ein Mensch mit einer Fettreserve von 15 Kilogramm kann etwa 50 bis 60 Tage ohne Nahrung auskommen. Ähnlich wie ein „Airbag“ bietet es auch einen gewissen Schutz vor mechanischen Verletzungen und dient der Wärmedämmung, denn Fett ist ein schlechter Wärmeleiter. Nicht zuletzt ist es eine wichtige Quelle endokriner Botenstoffe und reguliert auf diese Weise wichtige Stoffwechselprozesse im Körper. Aufgrund von veränderten Lebensgewohnheiten in modernen Gesellschaften kommt es gehäuft zur übermäßigen Ansammlung von weißem Fettgewebe, und damit zur Störung der empfindlichen Energiebalance, die wiederum zur Entstehung einer Vielzahl von Stoffwechselkrankheiten beiträgt.
**Das sympathische Nervensystem aktiviert unter Stress alle Notfallfunktionen des Organismus, um ihn in eine erhöhte Handlungs- und Leistungsbereitschaft zu versetzen. Puls, Blutdruck und Blutzuckerspiegel steigen an, so dass Muskeln und Gehirn ausreichend mit Energie versorgt sind. Der Aufmerksamkeitslevel steigt.
Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (http://www.dzd-ev.de).
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 86 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 16.500 Personen, darunter 7.700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,4 Milliarden Euro. Näheres unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de.
Kontakt:
Dr. Tim Julius Schulz
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arbeitsgruppe Fettzell-Entwicklung
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel: +49(0)33200 88 2110
E-Mail: tim.schulz@dife.de
Dr. Gisela Olias
Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: +49(0)33 200-88 2278/2335
Fax: +49(0)33 200-88 2503
E-Mail: olias@dife.de
Weitere Informationen:
http://www.dife.de/de/index.php?request=/de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php…
Informationen zur Arbeitsgruppe von Dr. Tim Schulz am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Arzneimittelrückstände im Wasser – Lösungen liegen bei den Verursachern
Dr. Nicola Schuldt-Baumgart Wissenskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Institut für sozial-ökologische Forschung ISOE
Heute werden mehr als 100 verschiedene Arzneimittelwirkstoffe in fast allen Oberflächengewässern, zum Teil auch im Grundwasser und selbst im Trinkwasser nachgewiesen. Rechtliche Regelungen greifen zu kurz. Aktuelle Forschungsprojekte des ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung zeigen wirkungsvolle Strategien zur Lösung des Problems.
Die häuslichen Abwässer sind die Hauptquelle des Problems. „Damit Arzneimittel im menschlichen Körper genau dort wirken, wo sie gebraucht werden, werden manche Arzneimittelwirkstoffe so gebaut, dass sie ausreichend stabil sind für ihre Reise durch den menschlichen Körper“, erklärt Dr. Martina Winker. Danach werden Wirkstoffe direkt oder als Abbauprodukte mit dem Urin wieder ausgeschieden und gelangen so ins Abwasser und damit in die Kläranlagen. Hier erschwert die große Bandbreite der chemischen Verbindungen den weiteren Abbau. „Ein Teil der Arzneimittelrückstände wird daher gar nicht, andere nur zum Teil entfernt und finden so ihren Weg über den Wasserkreislauf in die Umwelt und letztlich wieder zum Menschen“, sagt Winker.
Eindeutige Daten über die Höhe des Arzneimittelverbrauchs gibt es nicht. Es werden nur jährliche Hochrechnungen veröffentlicht. Die aktuellsten verfügbaren Zahlen stammen aus dem Jahr 2011. Danach wurden über Apotheken und Krankenhäuser insgesamt 38.000 Tonnen Arzneimittel abgegeben, verteilt auf 2.671 verschiedene Wirkstoffe. Zu den verkaufsstärksten Wirkstoffgruppen gehörten Schmerzmittel (2.500 Tonnen), gefolgt von Antibiotika (500 Tonnen).
„Derzeit gibt es weder in Deutschland noch auf europäischer Ebene eine abgestimmte Strategie, mit der das Problem von Arzneimitteln in unserem Wasser wirkungsvoll angegangen werden kann“, sagt Dr. Konrad Götz (ISOE). „Die rechtlichen Regelungen innerhalb des europäischen Zulassungsverfahrens konzentrieren sich bisher auf die wenigen Neuzulassungen und werden dem Problem nicht gerecht“, sagt Götz. Es bestehe daher dringender Bedarf an Lösungen, die das Problem systematisch angehen – unter Berücksichtigung des hohen gesellschaftlichen Nutzens von Arzneimitteln. Eine Änderung der gegenwärtigen Verschreibungspraktiken sowie der Gebrauchs- und Entsorgungsmuster beim Patienten spielt hierbei eine wichtige Rolle. Das ISOE führt daher im Auftrag des Umweltbundesamtes und in Zusammenarbeit mit der Uni Witten-Herdecke ein Projekt zur Sensibilisierung von Medizin-Studierenden und zur Weiterbildung von Ärzten durch. „Aber letztlich geht es um Lösungen, die umfassend wirken“, sagt ISOE-Forscher Götz. Im Projekt start wurde daher ausgehend vom Lebenszyklus eines Medikaments eine Vorsorgestrategie entwickelt – gemeinsam mit Ärzten, Apothekern, der Pharmaindustrie und Kommunen.
Das Thema erfährt heute eine größere Aufmerksamkeit als noch vor wenigen Jahren. Auch eine verbesserte Forschungsförderung auf Bund-, Länder- und EU-Ebene zeigt Erfolge. So arbeitet das ISOE heute an Kommunikationsstrategien zur Sensibilisierung der Patienten, Ärzte und Apotheker, entwickelt Maßnahmen zur zielgruppenspezifischen Aufklärung der Bevölkerung und Handlungsstrategien für sogenannte Emissions-Hotspots: Spezialkliniken und Pflegeeinrichtungen. „Dies kann jedoch erst der Anfang sein. Für einen nachhaltigen Schutz der Umwelt ist noch einiges zu tun und bedarf es weiterer Anstrengungen“, lautet das Fazit der ISOE-Forscher.
Pressemitteilung „Arzneimittelrückstände im Wasser – Lösungen liegen bei den Verursachern“
http://idw-online.de/de/attachment26198
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Olivenöl macht satt
Dr. Ulrich Marsch Corporate Communications Center
Technische Universität München
Fettreduzierte Lebensmittel sind auf dem Vormarsch: Viele Menschen hoffen, mit „Light“-Produkten ab- oder wenigstens nicht zuzunehmen. Allerdings ist deren Wirkung umstritten: Die Verbraucher nehmen zwar weniger Energie auf, essen dafür aber mehr, wenn sie sich nicht satt fühlen. Eine Studie hat jetzt untersucht, wie Öl und Fett das Sättigungsgefühl regulieren. Am besten sättigt Olivenöl – doch wie?
Vier verschiedene Speisefette untersuchten die Arbeitsgruppen von Prof. Peter Schieberle an der Technischen Universität München (TUM) und von Prof. Veronika Somoza an der Universität Wien: Schweineschmalz, Milchfett, Raps- und Olivenöl. Über drei Monate hinweg verzehrten die Studienteilnehmer täglich 500 Gramm Magerjoghurt, der mit einem der vier Fette angereichert war – zusätzlich zu ihrer normalen Kost.
„Den größten Sättigungseffekt hatte das Olivenöl“, erklärt Prof. Peter Schieberle, Leiter des TUM-Lehrstuhls für Lebensmittelchemie und Direktor der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie. „Bei diesen Probanden stellten wir eine erhöhte Konzentration des Sättigungshormons Serotonin im Blut fest; zudem beurteilten sie den Olivenöl-Joghurt subjektiv als sehr sättigend.“ In der Olivenöl-Gruppe blieben auch der Anteil des Körperfetts und das Körpergewicht konstant.
Satt durch Öl-Aroma
„Das Ergebnis überraschte, da Raps- und Olivenöl ähnliche Fettsäuren enthalten“, sagt Schieberle. Daher nahmen die Wissenschaftler in einem anderen Versuch eine völlig andere Stoffklasse ins Visier – die Aromen im Olivenöl. Im zweiten Studienteil erhielten eine Gruppe Joghurt mit Aroma-Extrakten aus Olivenöl, eine Kontrollgruppe reinen Joghurt.
Das Ergebnis: Die Olivenöl-Gruppe blieb bei ihrer üblichen Energieaufnahme; dagegen kam die Kontrollgruppe auf ein Plus von 176 Kilokalorien pro Tag. Schieberle: „Die Aroma-Probanden passten ihr Essverhalten an – was der Kontrollgruppe offensichtlich nicht möglich war. Im Vergleich zur Aromagruppe hatten die Kontrollpersonen auch weniger Sättigungshormon Serotonin im Blut.“
Inhaltsstoffe wirken direkt auf Blutzuckerspiegel
Eine mögliche Erklärung für die geringere Energieaufnahme ist das Sättigungsgefühl: Wie lange dieses nach dem Essen anhält, hängt neben anderen Faktoren insbesondere vom Blutzuckerspiel ab. Je schneller er sinkt, das heißt, je schneller die Körperzellen Zucker aus dem Blut aufnehmen, desto eher fühlt man sich wieder hungrig. Im nächsten Schritt untersuchten die Wissenschaftler, welche Aromastoffe im Öl die Zuckeraufnahme durch die Zellen am effektivsten verzögern.
Dafür verwendeten die Forscher Olivenöle aus Spanien, Griechenland, Italien und Australien. Sie identifizierten zwei Inhaltstoffe, welche die Aufnahme von Glucose aus dem Blut in Leberzellen verringerten: Hexanal und E2-Hexanal – wobei italienisches Olivenöl die größten Mengen der beiden Aromastoffe enthält.
„Wir haben nachgewiesen, dass Geschmackstoffe die Sättigung regulieren können“, resümiert Schieberle die Versuchsreihen. „Wir hoffen, dass die Ergebnisse dazu beitragen, künftig wirkungsvollere fettreduzierte Lebensmittel mit unverändertem Sättigungseffekt zu entwickeln.“
Publikation:
P. Schieberle, V. Somoza, M. Rubach, L. Scholl, M. Balzer; „Identifizierung von sättigungsregulierenden Inhaltsstoffen in Nahrungsfetten und Optimierung von fettarmen Lebensmitteln durch Zusatz von lipoiden Verbindungen mit hoher Sättigungswirkung“
Zentrale Ergebnisse des DFG/AiF-Clusterprojektes „Fettwahrnehmung und Sättigungsregulation: Ansatz zur Entwicklung fettreduzierter Lebensmittel“, 2009-2012.
http://www.fei-bonn.de/download/publikationen.html/sonderpublikationen/abschluss…
Mehr Informationen:
Universität Wien, Institut für Ernährungsphysiologie und Physiologische Chemie, Christian Doppler Labor für Bioaktive Aromastoffe: http://npc.univie.ac.at/home/cdl-fuer-bioaktive-aromastoffe
Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie: http://www.dfal.de/startseite/genusswert.html
Kontakt:
Prof. Dr. Peter Schieberle
Technische Universität München
Lehrstuhl für Lebensmittelchemie
T: +49.861.71.2932
E: Peter.Schieberle@lrz.tu-muenchen.de
W: http://www.leb.chemie.tu-muenchen.de/
Weitere Informationen:
http://www.fei-bonn.de/download/publikationen.html/sonderpublikationen/abschluss… – Studienergebnisse im Detail (S. 41 ff.)
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Bewässerung per Online-Empfehlung
Tassilo Frhr. v. Leoprechting Pressestelle
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Am 22. März 2013 ist Weltwassertag. Nach den Angaben des Umweltbundesamtes gehen rund 70 Prozent des Wasserverbrauchs auf die Landwirtschaft zurück. Die Forschung für optimierte Bewässerungsstrategien ist daher ein wichtiges Feld. Es wird entwickelt und getestet – von Bewässerungsempfehlungen per App über Online-Vorhersagen bis hin zu Bodensensoren.
Verdunstungsdaten auf dem Smartphone
Mit mobilen Bewässerungsempfehlungen beschäftigt sich ein Projekt der Hochschule Geisenheim in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst und Helm-Software. Die Wissenschaftler arbeiten an der Bewässerungssteuerung für Feldgemüse. Als Grundlage für mobile Bewässerungsempfehlungen über eine Smartphone-App dienen die Verdunstungsdaten der Pflanzen. Diese Daten werden vom Deutschen Wetterdienst individuell bereitgestellt und sollen Gemüsebauern in Deutschland zukünftig als Grundlage für zuverlässige Bewässerungsempfehlungen dienen. Mit diesem, von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung koordinierten Projekt wird die gemüsebauliche Bewässerungsteuerung anwendungsfreundlicher und ressourcenschonender.
Online-Modelle für weniger Nutzwassereinsatz
Das Internet macht sich auch ein weiteres Forschungsprojekt zu Nutze, das von der europäischen Initiative zur Gemeinsamen Programmplanung im Bereich Landwirtschaft, Ernährungssicherung und Klimawandel (FACCE-JPI) koordiniert wird. Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich optimieren in dem zweijährigen Projekt Modelle zur gezielten Online-Vorhersage für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen. Einzelne Komponenten wie kurzzeitliche meteorologische Bedingungen, Bodenwasserstatus und Pflanzenwachstum werden in der Entwicklung berücksichtigt.
Bodensensor ermittelt Wasserbedarf an der Pflanze
Nicht online, aber auch elektronisch funktioniert der in einem Verbundprojekt entwickelte Bodensensor, der den Wasserbedarf direkt an der Pflanzenwurzel ermittelt. Signal für den Sensor ist der CO2-Ausstoß der Pflanze. Die Messdaten werden über ein Funkmodul aus dem Boden an eine Zentraleinheit übermittelt. Diese verarbeitet die Werte und steuert bedarfsgerecht direkt die Bewässerungsanlage an. Die Praxistauglichkeit wird während der Entwicklung mit Feldversuchen im Obst- und Weinanbau sowie bei einjährigen landwirtschaftlichen Kulturen getestet. Das Projekt wird von STEP Systems GmbH, Hochschule Mannheim und Universität Hohenheim durchgeführt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium fördert das Projekt ebenfalls über die BLE.
Vorhandenes verbessern: Intensive Beratung für Betriebe
Mit dem bundesweiten Modellvorhaben „Demonstrationsbetriebe Effizienzsteigerung der Bewässerungstechnik und des Bewässerungsmanagements im Freilandgemüsebau“ fördert das Bundeslandwirtschaftsministerium über die BLE als Projektträgerin den verbesserten Wassereinsatz direkt in den Betrieben. Dazu werden in ausgewählten Modellbetrieben zunächst die vorhandenen Bewässerungsverfahren im Freilandgemüsebau auf den Prüfstand gestellt und Lösungen zur Verbesserung des Wassermanagements gesucht. So wird im hessischen Ried das Verfahren der Tröpfchenbewässerung auf sein praxistaugliches Optimierungpotenzial untersucht. Begleitet werden diese Untersuchungen durch eine intensive vor Ort-Beratung von Bewässerungsexperten der zuständigen Institutionen in den Bundesländern.
Weitere Informationen:
http://www.ble.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Videoreihe für Faktencheck Gesundheit mit Eckart von Hirschhausen
Ute Friedrich Pressestelle
Bertelsmann Stiftung
Jeder vierte Patient hält sich nicht an den ärztlichen Rat
Hirschhausen rät Patienten mit dem Arzt gemeinsam über die Therapie zu entscheiden
Jeder vierte Patient in Deutschland hält sich nicht an die Anordnung seines Arztes. Warum? Weil es sich oft um eine einsame Entscheidung handelt, in die der Patient nicht einbezogen wird, weiß Eckart von Hirschhausen, Mediziner, Comedian, Buchautor und Moderator. In seinem aktuellen Video „Gemeinsam entscheiden – Arzt und Patient auf Augenhöhe“, das er jetzt zusammen mit dem Faktencheck Gesundheit der Bertelsmann Stiftung veröffentlicht hat, rät er Patienten, eine aktive Rolle zu spielen, sich mit dem Arzt zu beraten und die persönliche Lebenssituation einzubringen. Denn eine gemeinsame Therapieentscheidung hat deutlich größere Aussichten auf Erfolg.
Dass es möglich und sinnvoll ist und wie es gelingt, zu solch einer gemeinsamen Entscheidung zu kommen, zeigt das Internet-Portal www.faktencheck-gesundheit.de. Mit praktischen Tipps und Checklisten hilft es Patienten, sich gut zu informieren und auf einen Arztbesuch vorzubereiten. Es unterstützt sie bei der Suche nach einem passenden Arzt oder Krankenhaus und bei der „Überset-zung“ von ärztlichen Befunden. Der Faktencheck Gesundheit ist komplett unabhängig und werbefrei.
Weitere Informationen:
Das Video „Gemeinsam entscheiden – Arzt und Patient auf Augenhöhe“ ist zu sehen auf www.faktencheck-gesundheit.de/gemeinsam-entscheiden
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
www.frauenlohnspiegel.de: Vielfältige Benachteiligungen von Frauen im Erwerbsleben
Rainer Jung Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung
www.frauenlohnspiegel.de: Mehr Transparenz am Arbeitsmarkt
Vielfältige Benachteiligungen von Frauen im Erwerbsleben
Welche Unterschiede gibt es zwischen Frauen und Männern im Arbeitsleben, etwa beim monatlichen Gehalt in den einzelnen Berufen, bei den Extras wie z. B. Sonderzahlungen, bei der Weiterbildung oder bei den Aufstiegschancen? Mit dem Internetportal www.frauenlohnspiegel.de unternimmt das WSI-Tarifarchiv seit einigen Jahren den Versuch, mehr Transparenz in die Einkommens- und Arbeitsbedingungen von Frauen (und Männern) zu bringen und hat dazu zahlreiche Studien vorgelegt.* Einige Schlaglichter aus den aktuellsten Daten belegen, dass es immer noch vielfältige Benachteiligungen von Frauen im Erwerbsleben gibt.
Datensatz
Basis der Analysen des Frauenlohnspiegels ist der Online-Fragebogen, der von den Besucherinnen und Besuchern auf der Website ausgefüllt werden kann. Im vergangenen Jahr haben dies rund 16.000 Personen getan, darunter gut 5.600 Frauen. Wir haben den Datensatz des Jahres 2012 nach verschiedenen Kriterien ausgewertet.
Entgelt – Gender Pay Gap
Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst von Frauen liegt in Deutschland bei gleicher Arbeitszeit rund 21 Prozent unter dem der Männer. Dies deckt sich in etwa mit den Ergebnissen der amtlichen Verdienststatistik. Bei jüngeren Frauen zwischen 25 und 30 Jahren liegt der Abstand bei 15 Prozent, bei Frauen zwischen 36 und 40 Jahren beträgt er 19 Prozent und in der Altersgruppe zwischen 51 und 55 Jahren erreicht er gut 25 Prozent.
Berufe
Der Einkommensrückstand von Frauen lässt sich über die große Mehrzahl der Berufe beobachten. Das reicht von 3 Prozent bei den Technischen Zeichner/innen über 9 Prozent bei Jurist/innen, 13 Prozent bei Bürokaufleuten, 14 Prozent bei Diplom-Kaufleuten,16 Prozent bei Hotelangestellten, 18 Prozent bei Chemielaboranten/innen, 28 Prozent bei Versicherungskaufleuten bis zu 31 Prozent bei Zahntechniker/innen. Nur in wenigen Berufen liegt das Einkommen der Frauen über dem der Männer. So verdienen Informatikerinnen immerhin 5 Prozent mehr als ihre Kollegen (siehe Übersicht im Anhang der der pdf-Version dieser Pressemeldung; Link unten).
Sonderzahlungen
Nicht nur beim monatlichen Gehalt, sondern auch bei den Sonderzahlungen haben die Frauen das Nachsehen: Fast 57 Prozent der Männer haben nach eigenen Angaben eine Sonderzahlung in Form eines Weihnachtsgeldes erhalten, Frauen dagegen nur zu rund 52 Prozent. Männer bekamen zu gut 50 Prozent ein Urlaubsgeld, Frauen dagegen nur zu 39 Prozent. Männer erhielten zu 21 Prozent eine Gewinnbeteiligung, Frauen dagegen zu 11 Prozent.
Weiterbildung und Beförderung
Während fast die Hälfte der Männer angaben, im letzten Jahr von ihrem Arbeitgeber eine Weiterbildung bekommen zu haben, sind es bei den Frauen mit gut 45 Prozent etwas weniger. Frauen gaben dagegen öfter an, im letzten Jahr eine Weiterbildung selbst finanziert zu haben, nämlich 20 Prozent gegenüber knapp 16 Prozent bei den Männern. Rund 20 Prozent der Frauen, aber knapp 31 Prozent der Männer geben an, dass sie in dem Betrieb, in dem sie arbeiten, einmal befördert worden sind.
Führungskräfte
28 Prozent der Frauen mit Hochschulabschluss haben eine Führungsposition. Bei den Männern sind es 43 Prozent. Weibliche Führungskräfte erhalten auch bei gleicher Hierarchiestufe ein deutlich geringeres Gehalt. Frauen mit Hochschulabschluss erhalten als (Haupt-)Abteilungsleiterinnen ein Gehalt, das im Schnitt 21 Prozent unter dem von Männern in derselben Position liegt.
Das Projekt
Seit dem Start des Projekts im Jahre 2004 haben sich rund 200.000 Beschäftigte an der Umfrage beteiligt. Der Gehalts-Check bietet Daten zu 354 Berufen. Das Projekt „LohnSpiegel“ ist Bestandteil des internationalen Wage-Indicator-Netzwerks, an dem Projekte aus über 60 Ländern mit gleicher Zielrichtung beteiligt sind.
*Veröffentlichungen des Projekts können hier abgerufen werden:
Die Pressemitteilung mit Tabellen-Anhang (pdf):
http://www.boeckler.de/pdf/pm_ta_2013_03_18.pdf
Ansprechpartner in der Hans Böckler Stiftung
Dr. Reinhard Bispinck
Leiter des WSI-Tarifarchivs
Tel.: 0211-7778-232
E-Mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de
Dr. Heiner Dribbusch
Tel.: 0211/7778-217
E-Mail: Heiner-Dribbusch@boeckler.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Mehr Energie aus weniger Erdgas gewinnen – Wirkungsgrad von BHKW durch Reformierung steigern
Michael Ehring Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Oel-Waerme-Institut GmbH
Die Marktchancen und die Umweltbilanz von kleinen und mittleren Blockheizkraftwerken (BHKW) mit Gasmotoren entscheidend zu verbessern, sind Ziele eines gemeinsamen Entwicklungsprojektes des OWI Oel-Waerme-Instituts und des Motorenspezialisten ECC Automotive GmbH. Der mit etwa 35 % vergleichsweise geringe elektrische Wirkungsgrad von BHKW-Motoren mit einer elektrischen Nennleistung von bis zu 50 kW soll durch Einsatz eines Reformierungsprozesses auf über 40 % steigen.
So könnte mit weniger Erdgas die gleiche Menge an elektrischer Energie erzeugt und die CO2-Emissionen verringert werden. Damit wären dezentrale, kleine und mittlere BHKW etwa so effizient wie die leistungsstärkeren BHKW mit Großgasmotoren ab 100 kWel und dadurch wirtschaftlicher, umweltschonender und marktfähiger. Der technische Ansatz besteht darin, die Abwärme des Motors für die Umwandlung von Erdgas in ein wasserstoffreiches Gas zu nutzen. Dazu wird das technische Verfahren der Dampfreformierung eingesetzt. Hierdurch steigt der Energiegehalt des Gases um zirka 20 %, was somit den elektrischen Wirkungsgrad der Gesamtanlage erhöht.
Das Gesamtsystem, bestehend aus einem Verbrennungsmotor zur Stromerzeugung, einem Reformer und den benötigten Nebenaggregaten, wird von ECC und OWI gemeinsam entwickelt und als Versuchsanlage realisiert. Zur Umsetzung des Konzepts sind mehrere technische Herausforderungen zu bewältigen. Um den Motor mit dem energiereicheren „Reformgas“ zu betreiben und die Reformgaserzeugung mit hoch wasserstoffhaltigen Brenngasen gefahrlos einzusetzen, ist ein spezielles System zu entwickeln. Zudem wird der Motor hinsichtlich der Wärmeverluste so optimiert, dass möglichst viel Energie für die Reformierung zur Verfügung steht. Das Projekt wird gefördert durch das Land Nordrhein-Westfalen und die Europäische Union (EU) im Rahmen des „Ziel 2-Programms 2007-2013 (EFRE)“.
Weitere Informationen:
http://www.owi-aachen.de/projekte/projekte-reformierung/reformgasmotor/ – Projekt-Steckbrief Reformgasmotor
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Nahrungsergänzung in Eigenregie: Zu viel Kalzium erhöht Sterblichkeit
Medizin – Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Bochum – Das Mineral Kalzium, das täglich mit der Nahrung aufgenommen wird, ist wesentlich für die Knochengesundheit. Zusammen mit Vitamin D stellt es die Basistherapie bei Osteoporose, dem Knochenschwund, dar. Das positive Image des Mineralstoffs lässt viele Menschen zusätzlich Kalzium einnehmen. Seit Längerem schon gibt es Hinweise darauf, dass die zusätzliche Einnahme von Kalzium als Nahrungsergänzung zu mehr Herzinfarkten, Schlaganfällen und Todesfällen führen kann. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) anlässlich aktueller Studien hin. Sie rät dazu, Kalzium besser nur mit der Nahrung aufzunehmen und nicht ergänzend zuzuführen.
Das Mineral Kalzium macht etwa 1,5 Prozent der Körpermasse im menschlichen Organismus aus, ist essentiell für die Festigkeit von Knochen und Zähnen, aber auch wichtig für die „Signal-Weiterleitung“ innerhalb der Zellen. Kalzium ist insbesondere in Milch und Milchprodukten, einigen Gemüsen (beispielsweise in Brokkoli, Grünkohl, Fenchel oder Lauch) und Mineralwässern, aber auch in normalem Trinkwasser enthalten, insbesondere wenn keine Kalkfilter in den Leitungen eingebaut sind. „Eine zusätzliche Einnahme von Kalziumsupplementen zur Vorbeugung einer Osteoporose ist jedoch nur dann empfehlenswert, wenn eine ausreichende Kalziumaufnahme über die Nahrung nicht gewährleistet ist, wie es gerade bei älteren Menschen oft der Fall ist“, erläutert Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum. Obwohl von einer ausreichenden Versorgung über die Nahrung ausgegangen werden kann, nehmen viele Menschen zusätzlich Kalzium zu sich. Eine Erhebung aus dem vergangenen Jahr ergab, dass etwa die Hälfte der US-amerikanischen Bevölkerung Kalzium als Tabletten oder Brause zuführt.
Eine Auswertung der Daten von etwa 380 000 Männern und Frauen aus einer Studienpopulation des National Institutes of Health (NIH) der USA über einen Zeitraum von zwölf Jahren zeigte nun Besorgnis erregende Ergebnisse. Die Kalziumeinnahme ab 1000 mg/Tag war bei Männern mit einem um 20 Prozent höheren Sterberisiko an kardiovaskulären Erkrankungen verbunden. Bei Frauen hingegen wurde hier kein Anstieg beobachtet. Nicht berücksichtigt wurden allerdings in dieser großen Analyse andere Faktoren wie beispielsweise zusätzlich eingenommenes Vitamin D. Es bleibe somit offen, ob es einen Geschlechtsunterschied wirklich gebe, so der Experte aus Bochum.
Eine weitere aktuelle prospektive schwedische Kohortenstudie, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde, untersuchte bei über 60 000Frauen ebenfalls den Zusammenhang von Kalziumeinnahme und Sterblichkeit. Eine hohe tägliche Kalziumaufnahme von >1400 mg war mit mehr Todesfällen infolge von Herzinfarkten verbunden, nicht aber mit mehr Todesfällen durch Schlaganfall. Bei niedrigeren Mengen von 600 bis 1000 mg/Tag wurde keine erhöhte Sterblichkeit gefunden. Professor Schatz bilanziert: „Beide Studien zeigen, dass es bei einer Kalziumsupplementierung ab 1000 mg aufwärts pro Tag zu einem erhöhten kardiovaskulären Risiko kommt. Das gilt – solange wir keine weiteren Studien haben – gleichermaßen für Männer und Frauen.“ Kalzium sollte man also nicht zusätzlich zu sich nehmen, sondern besser nur mit der Nahrung, rät der Endokrinologe aus Bochum.
Literatur:
Xiao, Qian et al.: Dietary and supplemental calcium intake and cardiovascular disease mortality. The National Institutes of Health – AARP Diet and Health Study, JAMA INTERN MED published online February 4, 2013, Abstract: http://archinte.jamanetwork.com/mobile/article.aspx?articleid=1568523
Michaëlsson, Karl et al., Long term calcium intake and rates of all cause and cardiovascular mortality: community based prospective longitudinal cohort study, BMJ 2013; Published 13 February 2013, Article: http://www.bmj.com/content/346/bmj.f228
Office of Dietary Supplements, National Institutes of Health. Calcium. November 13, 2012, Article:
http://ods.od.nih.gov/factsheets/Calcium-HealthProfessional/
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Elektrofahrräder im Fokus der Wissenschaft – Pedelec‐Nutzer als Teilnehmer für Studie gesucht
Jesco Heyl M. A.
Referat Presse und Kommunikation
Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
Das Institut für Transportation Design der HBK Braunschweig und das Institut für Energie‐ und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) suchen ab sofort für eine wissenschaftliche Studie Pedelec‐Fahrer, die Spaß daran haben, ab und zu von ihren Erlebnissen und Fahrgewohnheiten mit ihrem neuen Pedelec zu berichten und ihre Fahr‐ und Ladedaten zu sammeln.
Wenn Sie sich vor kurzem ein Elektrofahrrad (Pedelec) gekauft haben oder eine Anschaffung im Frühjahr 2013 planen und Sie darüber hinaus Interesse an wissenschaftlicher Forschung haben, können Sie das vom Bundesumweltministerium geförderte Forschungsprojekt „Pedelection – Verlagerungs‐ und Klimaeffekte durch Pedelec‐Nutzung im Individualverkehr “ unterstützen: Bei der Teilnahme am Feldversuch werden Sie zu vier Zeitpunkten im Jahr persönlich befragt. Für die gesamte Laufzeit des Projekts erhalten Sie u.a. einen hochwertigen Fahrradcomputer mit Navigationsfunktion, den Sie für alle Ihre Fahrten nutzen können.
Falls Sie keine Zeit für persönliche Befragungen haben, können Sie auch an den Online‐Befragungen teilnehmen, bei denen Sie lediglich zu vier Zeitpunkten im Jahr einen Fragebogen ausfüllen. Jeder Teilnehmer erhält für seine Teilnahme ein kleines Dankeschön. Zusätzlich wird ein Internet‐Forum eingerichtet, das zum Austausch untereinander und zur Diskussion mit dem Forscherteam anregen
soll.
Zum Hintergrund von „Pedelection“
Aufgrund der stetig wachsenden Verkaufszahlen von Pedelecs zeichnet sich ein neuer Trend auf dem Fahrradmarkt ab: Immer mehr private Nutzer setzen Elektrofahrräder in ihrem Alltag ein. Und längst spielen bei einer Kaufentscheidung nicht mehr in erster Linie gesundheitliche Probleme eine Rolle.
Das Pedelec ist dabei, sich neue Nutzergruppen zu erschließen und bietet in vielerlei Hinsicht interessante Einsatzmöglichkeiten mit Zukunftsperspektive.
Während im Bereich der automobilen Elektromobilität in der Vergangenheit viel Geld in die Forschung geflossen ist, ist das Pedelec als alltägliches Fortbewegungsmittel bislang nur vergleichsweise selten Gegenstand von wissenschaftlichen Studien gewesen. Und so gibt es in der Mobilitätsforschung noch viele offene Fragen zum Thema Pedelec: Welche Wege werden etwa mit
einem Pedelec im Alltag zurückgelegt und welche nicht? Warum werden bestimmte Wege (nicht) mit dem Pedelec zurückgelegt? Welche Verkehrsmittel werden durch ein Pedelec ersetzt und wie fällt die Ökobilanz von Pedelecs aus, wenn das tatsächliche Nutzungsverhalten zu Grunde gelegt wird?
Diesen und weiteren Fragen wird das Forschungsprojekt „Pedelection“ noch bis Anfang 2015 nachgehen.
Der Feldversuch wird in den folgenden Regionen Deutschlands durchgeführt und begleitet: Oldenburg / Bremen, Hannover / Braunschweig / Wolfsburg, Großraum Frankfurt a. M., Großraum München.
Sie sollten in einer der genannten Städte bzw. in einem Umkreis von nicht mehr als ca. 100 Kilometern leben, um am Feldversuch teilnehmen zu können.
Derzeit sind noch Teilnahmeplätze sowohl für den im Frühjahr beginnenden Feldversuch als auch für die Online‐Befragungen zu vergeben (an den Online‐Befragungen können Sie auch teilnehmen, wenn Sie nicht in einer der genannten Regionen leben). Da die Teilnahmeplätze begrenzt sind, empfiehlt sich eine frühzeitige Anmeldung auf den Projektseiten unter www.pedelection.de. Dort finden Sie weitere Informationen und die Teilnahmebedingungen.
Bei Fragen können Sie sich auch direkt mit den Mitarbeitern des Instituts für Transportation Design in Verbindung setzen unter der Telefonnummer 0531 391 9058 oder per Mail unter: info@pedelection.de.
Weitere Informationen:
http://www.pedelection.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Langzeitstudie: Pessimisten leben länger
Blandina Mangelkramer
Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Allzu großer Optimismus im Alter kann zu einem erhöhten Erkrankungs- und Sterblichkeitsrisiko führen. Das zeigt eine Studie von Forschern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) gemeinsam mit dem DIW Berlin, der HU Berlin und der Universität Zürich auf der Grundlage von Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP). Demnach leben ältere Menschen, die ihre künftige Zufriedenheit gering einschätzen, offenbar länger und gesünder als ältere Menschen, die für sich eine rosige Zukunft sehen. Die Forschungsergebnisse wurden soeben online in der renommierten Zeitschrift „Psychology and Aging“ ¹ veröffentlicht.
Für die Studie analysierten die Forscher Längsschnittdaten des Sozio-oekonomischen Panels(SOEP), die zwischen 1993 und 2003 bei immer wieder denselben Personen erhoben worden waren. Dabei unterschieden sie drei Altersgruppen: 18 bis 39-Jährige, 40 bis 64-Jährige und über 65-Jährige. Die Befragten hatten jedes Jahr angegeben, wie zufrieden sie aktuell mit ihrem Leben waren und wie zufrieden sie in fünf Jahren zu sein glaubten. Im Zeitraum der Untersuchung (10 Jahre) überprüften die Forscher bei jedem Befragten sechs Mal, ob der für die Zukunft erwartete Grad der Zufriedenheit fünf Jahre später tatsächlich mit dem aktuell angegebenen übereinstimmte.
Das Ergebnis: Rund 43 Prozent der älteren Befragten unterschätzten ihre zukünftige Zufriedenheit, 32 Prozent überschätzten sie und 25 Prozent schätzten ihre Zufriedenheit in der Zukunft realistisch ein. Was die Forscher überraschte: Schätzten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihre zukünftige Zufriedenheit überdurchschnittlich hoch ein, so erhöhte sich ihr Risiko für körperliche Einschränkungen oder Beschwerden und das Risiko zu sterben um etwa zehn Prozent. „Möglicherweise ermuntern pessimistische Zukunftserwartungen die Senioren dazu, noch besser auf die eigene Gesundheit zu achten und sich vor Gefahren zu schützen“, sagt Frieder R. Lang, Leiter des Instituts für Psychogerontologie an der FAU, der die Studie gemeinsam mit Forschern des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), der HU Berlin und der Universität Zürich erstellt hat.
Im Gegensatz zu den älteren Menschen zeichneten junge Erwachsenen dabei meist ein unrealistisch rosiges Bild von ihrer Zukunft. Menschen im mittleren Erwachsenenalter dagegen waren weitgehend realistisch. Je älter die Befragten waren, umso pessimistischer schätzten sie ihre Zukunft ein. „Überrascht hat uns, dass die Befragten umso pessimistischer in die Zukunft sahen, je stabiler ihre Gesundheit und je höher ihr Einkommen war“, sagt Frieder Lang – möglicherweise ein Indikator dafür, dass diese Teilnehmer und Teilnehmerinnen sensibler sind für die Begrenztheit ihrer verbleibenden Zeit und eher darauf achten, ihren gegenwärtig guten Status zu erhalten als auf künftige Besserung zu hoffen.
Über das Sozio-oekonomische Panel:
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP ist am DIW Berlin angesiedelt und wird als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) von Bund und Ländern gefördert. Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehrere tausend Menschen befragt. Zurzeit sind es in mehr als 14.000 Haushalten etwa 30.000 Befragte. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil jedes Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen besonders gut analysiert werden.
¹ Zeitschriftenpublikation:
„Forecasting Life Satisfaction Across Adulthood: Benefits of Seeing a Dark Future?“ Frieder R. Lang, Universität Erlangen-Nürnberg und Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin); David Weiss, Universität Zürich; Denis Gerstorf, Humboldt-Universität zu Berlin und DIW Berlin; Gert G. Wagner, DIW Berlin, Max Planck Institut für Bildungsforschung und Technische Universität Berlin;
Online First Publication, Psychology and Aging: http://psycnet.apa.org/psycinfo/2013-04866-001/
SOEP Papers: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.411490.de/diw_sp0502.pdf
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Frieder R. Lang
Tel.: 09131/85-26526
frieder.lang@fau.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Genplagiate: Rotalgen schafften, wovon Biotechnologen träumen – Veröffentlichung in Science
Dr. Arne Claussen
Stabsstelle Kommunikation
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Biologen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Oklahoma State University stellen in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Science Forschungsergebnisse über die extremophile Rotalge Galdieria vor. Sie ist widerstandsfähig wie Aliens aus dem gleichnamigen Kinofilmen; ihre Fähigkeiten haben sie aber großteils von Bakterien abgekupfert.
Die Rotalge Galdieria ist überall dort zu finden, wo es extrem ungemütlich ist: in den heißen Quellen des Yellowstone-Nationalparks überlebt sie in kochend heißer Umgebung, in säurehaltigen Abwässern in Minenschächten trotzt sie extremen Schwermetallkonzentrationen, und auch hohe Salzgehalte in ihrer Umgebung machen ihr nichts aus. Auch ihre Ernährungsgewohnheiten sind höchst variabel: Mal nutzen sie Photsynthese, mal verspeisen sie Bakterien aus ihrer Umgebung.
Prof. Dr. Andreas Weber (Institut für Biochemie der Pflanzen) und Prof. Dr. Martin Lercher (Abteilung Bioinformatik) von der Heinrich-Heine-Universität und Prof. Dr. Gerald Schönkrecht von der Oklahoma State University haben sich gefragt, wie die Rotalge ihre enorme Widerstands- und Anpassungsfähigkeit ausbilden konnte. „Warum das Rad neu erfinden, wenn wir es uns bei unseren Nachbarn abschauen können“, fasst Prof. Lercher die Untersuchungsergebnisse des Gentests von Galdieria zusammen. Tatsächlich hat sich der Organismus über den sogenannten horizontalen Gentransfers vom Erbgut seiner bakteriellen Nachbarn bedient. Die Rotalge hat Gensequenzen, die andere Organismen für ihre evolutionären Anpassung an extreme Umgebungen entwickelt haben, einfach kopiert. Prof. Lercher weiter: „Nun ist spannend, wie Galdieria die Grenzen zwischen den Arten überwinden konnte.“
Die Hitze-Unempfindlichkeit hat Galdieria schon vor Jahrmillionen von Archaebakterien – urtümlichen Bakterienarten – abgeschaut. Die Resistenz gegen Schwermetalle wie Quecksilber und Arsen wiederum stammt von Bakterien, die spezielle Eiweiße – Transportproteine und Enzyme – entwickelt haben. „Letztlich ist es Galdieria gelungen, wovon viele Biotechnologen träumen“, erklärt Prof. Weber. „Sie hat Gene aus einer Vielzahl verschiedener Organismen aufgenommen und sich so neue, für den Überlebenskampf wichtige Eigenschaften angeeignet.“
Originalartikel:
Gerald Schönknecht et. al., „Gene Transfer from Bacteria and Archaea Facilitated Evolution of an Extremophilic Eukaryote“, Science – Vol. 340, 8. März 2013
Kontakt:
Prof. Dr. Andreas Weber
Institut für Biochemie der Pflanzen
Tel.: 0211-81-12347
E-Mail: andreas.weber@hhu.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Nikotinverzicht reduziert schädliche Stoffwechselprodukte
Abteilung Kommunikation
Kommunikation
Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
Wer das Rauchen einstellt, kann die durch Nikotin schädlich veränderten Stoffwechselprodukte deutlich reduzieren. Dadurch verringert sich auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und andere gesundheitliche Folgen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München nach der Auswertung einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie. Ihre Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift ‚BMC Medicine‘ veröffentlicht.
Nikotinkonsum fördert die Bildung von veränderten Metaboliten, also veränderten Stoffwechselprodukten, die in erhöhter Konzentration schädlich sind. Wird auf Nikotin verzichtet, sind die Konzentrationen dieser Metaboliten deutlich rückläufig. Diese Ergebnisse decken sich mit der vorbekannten Erkenntnis, dass auch das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, wie z. B. Herzinfarkt, sinkt, wenn das Rauchen aufgegeben wird. Wissenschaftler der Abteilung Molekulare Epidemiologie (AME), des Instituts für Experimentelle Genetik (IEG) und des Instituts für Epidemiologie II (EPI II) am Helmholtz Zentrum München werteten über 1.200 Blutproben der bevölkerungsbasierten Forschungsplattform KORA (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) aus, die sie Rauchern, Nichtrauchern und Ex-Rauchern zuordneten. Zudem wurden Kontrollwerte und Raucherstatus nach sieben Jahren erneut erhoben. Insgesamt konnten die Teams um Dr. Rui Wang-Sattler, Tao Xu, Zhonghao Yu, Prof. Dr. Jerzy Adamski und Prof. Dr. Annette Peters 21 Metaboliten, überwiegend aus den Stoffwechselwegen von Aminosäuren und Fetten, identifizieren, deren Konzentrationen durch Rauchen verändert wurden. Die Konzentrationen von 19 dieser Metaboliten zeigten sich umkehrbar, wenn Raucher in der Zwischenzeit das Rauchen aufgegeben hatten. Für veränderte Metabolit-Konzentrationen aus dem Harnstoffzyklus und von modifizierten Fetten, wie Phosphatidylcholin, konnte bereits der Zusammenhang mit dem Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen nachgewiesen werden. Damit zeigen die Wissenschaftler, dass ein Nikotinverzicht zu jedem Zeitpunkt sinnvoll ist und eine Reduktion des gesundheitlichen Risikos bedeutet.
Die betroffenen Stoffwechselwege eignen sich auch als mögliche Parameter, um weitere gesundheitliche Folgen des Nikotinkonsums aufzuklären. „Unsere Studie steht für ein aussagekräftiges Modell der sogenannten Systembiologie, mit dem wir die molekularen Parameter von lebensstil- und umweltabhängigen Erkrankungen untersuchen wollen“, sagt Wang-Sattler, Leiterin der Arbeitsgruppe Metabolismus der AME.
Umweltfaktoren und Lebensstil tragen wesentlich zu der Entstehung weit verbreiteter Erkrankungen in Deutschland, wie Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes mellitus, bei. Ziel des Helmholtz Zentrums München ist es, neue Ansätze für Diagnose, Therapie und Prävention der großen Volkskrankheiten zu entwickeln.
Weitere Informationen
Original-Publikation:
Xu, T. et al. (2013), Effects of smoking and smoking cessation on human serum metabolite profile: results from the KORA cohort study, BMC Medicine, doi: 10.1186/1741-7015-11-60
Link zur Fachpublikation: http://www.biomedcentral.com/1741-7015/11/60/abstract
Das Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 34.000 Beschäftigten angehören. http://www.helmholtz-muenchen.de
Die Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA) untersucht seit über 20 Jahren die Gesundheit tausender Bürger aus dem Raum Augsburg. Ziel ist es, die Auswirkungen von Umweltfaktoren, Verhalten und Genen zu verstehen. Kernthemen der KORA-Studien sind Fragen zu Entstehung und Verlauf von chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzinfarkt und Diabetes mellitus. Hierzu werden Risikofaktoren aus dem Bereich des Gesundheitsverhaltens (u.a. Rauchen, Ernährung, Bewegung), der Umweltfaktoren (u.a. Luftverschmutzung, Lärm) und der Genetik erforscht. Aus Sicht der Versorgungsforschung werden Fragen der Inanspruchnahme und Kosten der Gesundheitsversorgung untersucht. http://www.helmholtz-muenchen.de/kora
Die selbstständige Abteilung Molekulare Epidemiologie (AME) analysiert populationsbasierte Kohorten und Fallstudien für bestimmte Krankheiten mit Hilfe von Genomik, Epigenomik, Transkriptomik, Proteomik, Metabolomik und funktionellen Analysen. Ziel ist, die molekularen Mechanismen komplexer Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Adipositas aufzuklären. Die Abteilung führt die Bioprobenbank der Epidemiologie und übernimmt die Probenverwaltung und Lagerung für nationale und internationale Projekte.
Das Institut für Epidemiologie II (EPI II) erforscht die Zusammenhänge von Umwelt, Lebensstil und Genetik bei der Entstehung von Diabetes, Erkrankungen des Herzens und der Erhaltung der Gesundheit im Alter. Die Forschung stützt sich auf die einzigartigen KORA-Ressourcen (Kohorte, Herzinfarktregister, Aerosol-Messstation). Folgestudien innerhalb der Kohorte ermöglichen die Untersuchung von Frühformen und Komplikationen ausgewählter chronischer Erkrankungen und deren Verbreitung in der Bevölkerung.
Ziel der Forschung des Instituts für Experimentelle Genetik (IEG) ist, Ursachen und Entstehung menschlicher Erkrankungen zu verstehen. Durch seine leitende Funktion in interdisziplinären und internationalen Konsortien hat das IEG eine weltweit führende Position in der systemischen Untersuchung von Mausmodellen für Krankheiten des Menschen und der Aufklärung von beteiligten Genen. Schwerpunkt bilden dabei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes. Das IEG ist Teil des Diabetes Research Departments. Das IEG ist Gründer der Deutschen Mausklinik und koordiniert das Europäischen Maus Mutanten Archivs (EMMA) und der europäisch strategischen Forschungsinfrastruktur (ESFRI) Infrafrontier. Dem IEG gehört die Abteilung Genomanalysezentrum (GAC) unter Leitung von Prof. Dr. Jerzy Adamski an.
Fachlicher Ansprechpartner
Dr. Rui Wang-Sattler, Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Abteilung Molekulare Epidemiologie, Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg – Tel.: 089-3187-3978 – E-Mail: rui.wang-sattler@helmholtz-muenchen.de
Weitere Informationen:
http://www.biomedcentral.com/1741-7015/11/60/abstract – Link zur Fachpublikation
http://www.helmholtz-muenchen.de – Weitere Informationen zum Helmholtz Zentrum München
http://www.helmholtz-muenchen.de/kora – Weitere Informationen zur Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA)
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Was Fisch so gesund macht
Dr. Ute Schönfelder
Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Universitätsklinikums Jena entschlüsseln die blutdrucksenkende Wirkung von Omega-3-Fettsäuren
Fisch ist gesund: Leicht verdaulich und mit einem hohen Gehalt an wertvollen Proteinen gilt Fisch heute als ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung. Und mit den sogenannten Omega-3-Fettsäuren enthält Fisch wahre „Jungbrunnen“. Diese Fettsäuren, wie die Docosahexaensäure (DHA), kommen vor allem in fettigen Fischen vor, wie Heringen, Lachsen, Sardellen und Makrelen. Ihnen werden eine blutdrucksenkende Wirkung, die Stärkung des Immunsystems sowie positive Effekte auf die Entwicklung des Nervensystems und auf das Herz-Kreislauf-System zugeschrieben.
„Bisherige klinische Studien zur Einnahme von Nahrungsergänzungsstoffen mit Omega-3-Fettsäuren zeichneten allerdings kein klares Bild“, sagt Prof. Dr. Stefan H. Heinemann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Vor allem die molekulare Wirkungsweise der Omega-3-Fettsäuren war bisher nicht vollständig verstanden“, so der Biophysiker. Jetzt konnten Wissenschaftler der an der Universität Jena angesiedelten DFG-Forschergruppe FOR 1738 jedoch etwas Licht in dieses Dunkel bringen: Wie sie in zwei soeben erschienenen Artikeln in der anerkannten Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences, USA“ schreiben, haben sie die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren sowohl auf systemischer Ebene untersucht als auch die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen erstmals beschrieben.
Die Teams um Prof. Heinemann (Uni Jena), Prof. Dr. Michael Bauer (Uniklinikum Jena) und Prof. Dr. Toshinori Hoshi (University of Pennsylvania) konnten zeigen, dass der sogenannte „SLO1″ Kaliumkanal ein wichtiges Bindeglied in der Wirkung von Omega-3-Fettsäuren ist. „Diese Ionenkanäle verhalten sich wie sehr spezifische Rezeptoren für DHA und können durch die Bindung dieser Omega-3-Fettsäure geöffnet werden“, erläutert Biophysiker Heinemann. Bei anderen Omega-3-Fettsäuren, wie der kürzeren Eicosapentaensäure (EPA) oder der aus Pflanzen gewonnenen alpha-Linolensäure (ALA) sei diese Wirkung sehr viel schwächer.
Wie sich Omega-3-Fettsäuren auf SLO1-Kanäle des Herz-Kreislauf-Systems auswirken, das haben Prof. Bauer und seine Kollegen in Experimenten mit Mäusen untersucht. „Durch die Bindung von DHA sollte es zu einer Weitung der Blutgefäße und somit zu einem Abfall des Blutdrucks kommen“, so der Mediziner. Genau diese Wirkung haben die Laborexperimente nun bestätigt. In genetisch modifizierten Mäusen, die den SLO1-Kanal nicht herstellen können, blieb die blutdrucksenkende Wirkung von DHA allerdings aus. „Damit konnte erstmals gezeigt werden, dass DHA einen direkten Einfluss auf den Blutdruck hat, welcher durch SLO1-Kanäle vermittelt wird“, fasst Bauer zusammen.
Darüber hinaus haben die Wissenschaftler noch eine überraschende Entdeckung gemacht: eine mit DHA verwandte Verbindung, die häufig in Omega-3-Fettsäure-Kapseln zur Nahrungsergänzung enthalten ist, zeigt keinen blutdrucksenkenden Effekt. Mehr noch: sie unterdrückt bzw. vermindert sogar die Wirkung des natürlichen DHA aus Fischöl. „Die Einnahme von nicht-natürlichen Omega-3-Fettsäuren kann demnach auch kontraproduktiv sein“, betont Prof. Bauer. Insbesondere bei der künstlichen Ernährung von Intensivpatienten müsse daher die Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren gezielt auf die klinischen Erfordernisse angepasst werden.
Original-Publikationen:
Hoshi, T., B. Wissuwa, T. Tian, N. Tajima, R. Xu, M. Bauer, S.H. Heinemann, S. Hou (2013) Omega-3 fatty acids lower blood pressure by directly activating large-conductance Ca2+-dependent K+ channels. Proceedings of the National Academy of Sciences USA (DOI: 10.1073/pnas.1221997110)
Hoshi, T., T. Tian, R. Xu, S.H. Heinemann, S. Hou (2013) Mechanism of the modulation of BK potassium channel complexes with different auxiliary subunit compositions by the omega-3 fatty acid DHA. Proceedings of the National Academy of Sciences USA (DOI: 10.1073/pnas.1222003110)
Kontakt:
Prof. Dr. Stefan H. Heinemann
Institut für Biochemie und Biophysik
Zentrum für Molekulare Biomedizin (CMB)
Friedrich-Schiller-Universität Jena und Universitätsklinikum Jena
Hans-Knöll-Str. 2, 07745 Jena
Tel.: 03641 / 9395650
E-Mail: stefan.h.heinemann@uni-jena.de
Prof. Dr. Michael Bauer
Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
Center for Sepsis Control and Care (CSCC), Universitätsklinikum Jena
Erlanger Allee 101, 07747 Jena
Tel.: 03641 / 9323110
E-Mail: michael.bauer@med.uni-jena.de
Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
MHH-Studie: Zahnfleischentzündungen erhöhen Risikofaktoren für Arteriosklerose
Stefan Zorn
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover
Sorgsame Mundhygiene ist nicht nur gut für die Zähne, sondern auch für Gefäße und Herz
Viele Menschen kennen das: Beim Zähneputzen kommt es zu leichten Blutungen des Zahnfleisches. Passiert das regelmäßig, kann es ein Hinweis auf eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) sein. „Etwa 90 Prozent der Bevölkerung haben Gingivitis und die meisten Menschen empfinden es als ganz normal, dass das Zahnfleisch an der ein oder anderen Stelle mal bluten kann“, sagt Professor Dr. Jörg Eberhard von der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). In einer gemeinsamen Studie mit der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie kam jetzt heraus, dass bereits diese leichten Zahnfleischentzündungen das Risiko für Arteriosklerose, im Volksmund auch Arterienverkalkung genannt, erhöhen.
Für Laien ist eine Gingivitis kaum als Krankheit erkennbar, weil die Symptome nicht besonders schwer sind. Das Zahnfleisch ist partiell leicht angeschwollen und beim Kauen harter Nahrung oder beim Zähneputzen kommt es zu den geringen Blutungen. Ursache der Gingivitis ist meist, dass nicht alle Zahnflächen – besonders zwischen den Zähnen -ausreichend gereinigt werden oder schwer zugänglich sind. Bakterielle Beläge verursachen die Entzündung. „Bei der Gingivitis ist nur das Zahnfleisch betroffen, die tiefer liegenden Strukturen des Zahnhalteapparates werden nicht angegriffen“, erklärt Professor Eberhard.
Ganz anders bei der Parodontitis: Dabei handelt es sich ebenfalls um eine bakteriell bedingte Entzündung. Diese führt aber zu irreversiblen Schäden am Zahnhalteapparat, das heißt zu Knochenabbau bis hin zu Zahnverlust. „Von der Parodontitis ist seit Längerem bekannt, dass sie das Risiko für Arteriosklerose und damit das Herzinfarktrisiko, aber auch für andere chronische Entzündungserkrankungen wie beispielsweise rheumatoide Arthritis erhöht“, erläutert Privatdozent Dr. Karsten Grote von der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie. Mit ihrer interdisziplinären Studie, die kürzlich in der fachübergreifenden Zeitschrift PLOS one publiziert wurde, konnten Dr. Grote, Professor Eberhard und ihre Kollegen jetzt nachweisen, dass das auch für die Gingivitis gilt.
Insgesamt 37 Männer und Frauen unter 25 Jahren standen den Forschern für die Studie zur Verfügung. Sie waren allesamt Nichtraucher, hatten ein gesundes Gebiss und keine kardiovaskulären Vorerkrankungen oder Risikofaktoren dafür. Die Probanden erklärten sich dazu bereit, sich drei Wochen lang die rechte Seite der Oberkieferzähne nicht zu putzen. Innerhalb dieses Zeitraums bekamen alle eine Gingivitis. „Wenn das Zahnfleisch blutet, werden Bakterien und deren Produkte ausgeschwemmt und gelangen in die Blutbahn“, erklärt Dr. Grote. „Wir haben das Blut der Probanden untersucht und konnten beispielsweise eine deutliche Erhöhung des Entzündungsmarkers CRP feststellen, der auch bei Herzinfarkt eine Rolle spielt. Auch das Interleukin 6, eine Signalsubstanz des Immunsystems, die bei Entzündungsprozessen wichtig ist, konnte vermehrt nachgewiesen werden. Zudem zeigten spezielle Immunzellen (Makrophagen) der Studienteilnehmer eine erhöhte Aktivität.
Für die Forscher ergab die Studie klare Anzeichen dafür, dass Gingivitis ein ernstzunehmendes Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen darstellt. „Deshalb sollten leichte Zahnfleischblutungen nicht ignoriert werden“, sagt Professor Eberhard. „Mit gewissenhafter Mundhygiene kann man einer Gingivitis vorbeugen und sie auch bekämpfen.“ Zur Mundhygiene gehört für den Zahnexperten aber nicht nur die individuelle Zahnpflege zu Hause, sondern auch die professionelle Zahnreinigung durch eine speziell ausgebildete Fachkraft in einer Zahnarztpraxis. Dabei werden auch hartnäckige Beläge und Zahnstein in den Zahnzwischenräumen entfernt – dort, wo die Zahnbürste nicht hinkommt. „Leider ist die professionelle Zahnreinigung keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen“, bedauert Professor Eberhard. Vielleicht tröstet es die zahlenden Patienten, dass sie damit und mit dem normalen Zähneputzen nicht nur etwas für gesunde Zähne tun, sondern gleichzeitig auch Erkrankungen der Gefäße und des Herzens vorbeugen.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Jörg Eberhard, Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde, Telefon (0511) 532-8308, eberhard.joerg@mh-hannover.de und bei Dr. Karsten Grote, Klinik für Kardiologie und Angiologie, Telefon (0511) 532-5359, grote.karsten@mh-hannover.de.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Immer erreichbar!? Neue Medien als Herausforderung in der Arbeitswelt – Hochschule Pforzheim
Sabine Laartz
Pressestelle
Hochschule Pforzheim
„Muss nur noch kurz die Welt retten …. Noch 148 Mails checken…“ Dieser Songtext von Tim Bentzko ist für viele Arbeitnehmer bitterer Ernst. Der Segen der neuen Medien, die ständige Erreichbarkeit, droht zum Fluch zu werden. Immer häufiger wird die Zunahme der psychischen Erkrankungen mit einer Dauerbelastung durch Handy, E-Mail und Co. in Verbindung gebracht. Mit welchen Spielregeln die negativen Auswirkungen der neuen Medien vermieden werden können, untersucht Professor Markus-Oliver Schwaab in einem neuen Forschungsprojekt an der Hochschule Pforzheim.
Burnout und Stress-Symptome nehmen deutlich zu. Das allgegenwärtige Handy hat die Hemmschwelle gesenkt, auch nach Dienstschluss schnell noch Geschäftliches zu besprechen. E-Mails im Urlaub lesen oder schnell auf Kurzmeldungen zu antworten, gilt bei vielen als selbstverständlich. „Die Folgen dieser neuen Kultur der Dauerreichbarkeit sind aber nicht abzusehen“, so Schwaab.
„Die ersten Arbeitgeber haben Konsequenzen gezogen“, stellte der Professor für Personalmanagement in einer Voruntersuchung fest. Inzwischen gelte es als gesichert, dass durch den ständigen Zugriff auf Informationen die Grenzen zwischen privat und geschäftlich verschwinden. Der Arbeitnehmer kann nicht mehr abschalten, die Erholungsphasen fallen zu gering aus und die Leistungs-fähigkeit sinkt. Einige Unternehmer versuchen, diesen Auswirkungen jetzt entgegen zu wirken.
„Doch das Eindämmen der Informationsflut ist schwierig“, stellte Markus-Oliver Schwaab fest. „Sie können das Netz nicht einfach ausknipsen!“ Die Omnipräsenz der neuen Medien erschwert das persönliche Abschalten und senkt die Effektivität am Arbeitsplatz. Die ständige Ablenkung durch E-Mails oder andere Meldungen verhindert ein konzentriertes Arbeiten, dabei sind die so mitgeteilten Inhalte oft nicht relevant für die Empfänger. Und oft sind E-Mails sogar der falsche Kommunikationskanal. „Mit einem Telefongespräch oder einem kurzen Meeting würden viele mehr erreichen“, so Markus-Oliver Schwaab nach seinen ersten Recherchen. Doch nur in wenigen Unternehmen gibt es bislang eine klare Regelung über den Umgang mit den elektronischen Kommunikationsmitteln.
„Uns fehlen Daten, um griffige Konzepte für die betriebliche Praxis zu erstellen“, so der Hochschulprofessor. „Nicht jeder Arbeitnehmer ist bereit, auf das allgegenwärtige Netz zu verzichten. In wie weit kann der Arbeitgeber hier Einfluss nehmen? Mit welchen Spielregeln?“ Gesundheitsvorsorge, Erhalt der Arbeitskraft, Selbstbestimmung und viele weitere Faktoren müssen zwischen den Partnern austariert werden. „Das kann nur funktionieren, wenn mehr In-formationen vorliegen“, folgert der Professor aus dem Studiengang Personal-management.
Im kommenden Semester startet Schwaab am Human Resources Competence Center der Hochschule Pforzheim ein neues Forschungsprojekt, in dem diese Fragen geklärt werden sollen.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Körperliche Aktivität und Herzerkrankungen: Jeder Schritt zählt
Willi Baur
Pressestelle
Universität Ulm
Dass körperliche Aktivität das Risiko für das Auftreten von Herzerkrankungen und die Sterblichkeit vermindern kann, ist schon lange bekannt. „Die genauen Ursachen hierfür aber noch nicht“, macht Professor Dietrich Rothenbacher deutlich, Direktor des Instituts für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm.
Jetzt belegt die Studie einer Ulmer Forschergruppe um Rothenbacher, seinen Institutskollegen Professor Richard Peter sowie Professor Thorsten Nikolaus (Agaplesion Bethesda Klinik Ulm) und dem Kardiologen Professor Wolfgang Koenig (Universitätsklinik Ulm) eindrucksvoll: Es gibt zumindest einen direkten Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Herz- und Nierenfunktion.
Fazit der Arbeit, die dieser Tage im „Journal of Epidemiology and Community Health“ veröffentlicht worden ist: Jeder Schritt zählt! Den beteiligten Wissenschaftlern zufolge wurden für die Studie 1253 ältere Menschen untersucht, 57 Prozent davon männlich und sieben Prozent Raucher. „Basis waren einwöchige Bewegungsmessungen, die sehr genaue Rückschlüsse auf die tägliche Gehdauer zugelassen haben“, berichtet Professor Rothenbacher. Anschließend seien dann in den einzelnen Blutproben Entzündungsparameter, Nierenfunktionswerte und Marker für die Funktion des Herzens bestimmt worden.
„Die Ergebnisse zeigen klar, dass aktivere Menschen günstigere Werte bei den weißen Blutkörperchen, dem C-reaktiven Protein, einem Entzündungsmarker, dem Kreatinin und dem Cystatin C, beides Marker für die Nierenfunktion, haben“, sagt Professor Koenig. Gleiches gelte für das Troponin T, einem Marker für Herzmuskelschäden, und das NT-proBNP, einen Marker der Pumpfunktionsleistung des Herzens. „Insgesamt waren alle untersuchten Blutwerte bei höherer körperlicher Aktivität niedriger und damit besser“, so der Kardiologe.
Bemerkenswert überdies: Die Ergebnisse waren auch unter Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren wie Alter und Begleiterkrankungen überraschend deutlich. „Diese Daten unterstreichen eindrucksvoll den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Bewegung bei Älteren“, erklärt der Ulmer Mediziner.
Inzwischen ist eine Nachuntersuchung der Studienteilnehmer angelaufen, in deren Zusammenhang neben Befragungen zu Erkrankungen und Medikation wieder objektive Aktivitätsmessungen mit einem Sensor erfolgen, zudem kardiologische Untersuchungen in Kooperation mit Professor Jürgen Steinacker von der Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin des Universitätsklinikums. „Nur auf diese Weise lassen sich weitere Erkenntnisse über Auswirkungen veränderter körperlicher Aktivität über die Zeit auf die Gesundheit, insbesondere auf Stürze und Sturzfolgen sowie die Teilhabe am alltäglichen Leben“, unterstreicht Professor Thorsten Nikolaus. Bisher sind dabei nach Angaben der Studienleitung mehr als 400 Teilnehmer untersucht worden. „Wir freuen uns über jeden Teilnehmer, denn für aussagekräftige Ergebnisse brauchen wir möglichst viele Studienteilnehmer.“
Weitere Informationen: Studiensekretariat Nicole Kroll, Tel. 0731/50-31076
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Schädigt Mikroplastik Meeresorganismen?
Andreas Villwock
Kommunikation und Medien
GEOMAR | Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
– Das Forschungs- und Trainingsprogramm GAME startet sein elftes Projekt –
Die zunehmende Menge an Plastikmüll im Meer ist ein Problem, das alle Ozeane gleichermaßen betrifft. In seinem mittlerweile elften Projekt untersucht das Forschungs- und Trainingsprogramm GAME am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel rund um den Globus die Auswirkungen von kleinsten Plastikteilchen auf Küstenökosysteme. In dieser Woche treffen sich die teilnehmenden Studentinnen und Studenten aus sieben Nationen erstmals in Kiel am GEOMAR.
Egal ob als Kunstfaser in Textilien, als Gehäuse für Elektrogeräte oder als Verpackung für Lebensmittel – Plastik ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es ist billig herzustellen und praktisch in der Anwendung. Doch spätestens bei der Entsorgung zeigen sich die Gefahren. Denn die meisten Kunststoffe sind nur schwer wiederverwertbar, sie sind nicht kompostierbar und in der Natur kaum abbaubar. In vielen Teilen der Welt landen ausgediente Plastikgegenstände deshalb einfach im Müll. Über Flüsse und Strände wandern sie ins Meer, wo sie Jahrhunderte lang bleiben. Wellenschlag, Reibung an Felsen oder anderen Treibgütern lassen die einzelnen Teile immer kleiner werden, bis sie mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen sind. Umso größer ist dann die Gefahr, dass Tiere sie aufnehmen und dadurch beeinträchtigt werden.
Welche Auswirkungen dieses sogenannte Mikroplastik genau auf die Ökosysteme der Küsten weltweit hat, untersucht das Studien- und Trainingsprogramm GAME des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel in seinem mittlerweile elften Projekt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich in dieser Woche erstmals in Kiel, um sich während der nächsten vier Wochen gemeinsam auf die geplanten Versuche vorzubereiten. „In diesem Jahr sind 14 Studierende aus sieben Nationen dabei“, sagt Programmkoordinator Dr. Mark Lenz vom GEOMAR, „und mit einer Studentin aus Mexiko ist außerdem ein neues Partnerland zum GAME-Netzwerk hinzugekommen.“
Zu den ersten Höhepunkten für die GAME-Studierenden gehörte gestern ein Empfang im Kieler Rathaus. „Wir freuen uns immer wieder, so viele begeisterte Studentinnen und Studenten aus der ganzen Welt in Kiel begrüßen zu können und wünschen ihnen viel Erfolg bei den anstehenden wissenschaftlichen Untersuchungen“, sagte der stellvertretende Stadtpräsident Rainer Tschorn. Er wünschte den Teilnehmern neben der Arbeit aber auch schöne Tage in der Landeshauptstadt.
Bis Ende März lernen die Studierenden am GEOMAR Grundlagen des Versuchsaufbaus kennen und sie bereiten sich auf das gemeinsame Projekt vor. Im April reisen sie in Zweier-Teams, bestehend aus einem deutschen und einem ausländischen Studenten, in die jeweiligen Partnerländer, um dort die vorbereiteten Versuche zur Auswirkung des Mikroplastiks im jeweiligen Ökosystem durchzuführen. Während der praktischen Versuchsphase werden sie von erfahrenen Wissenschaftlern der Partnerinstitute betreut.
Im September und Oktober kehren alle Teilnehmer zurück ans GEOMAR, um gemeinsam die Ergebnisse auszuwerten. „Die Frage, wie sich der intensive Einsatz von Plastik in allen Lebensbereiche auf die Umwelt auswirkt, wird immer drängender. Gleichzeitig gibt es kaum Untersuchungen zur Auswirkung von Mikroplastik auf die Lebewelt der Küstengebiete. Mit unserem globalen Versuch betreten wir also wissenschaftliches Neuland“, sagt Dr. Lenz. Für die Studierenden ist das Projekt gleichzeitig ein wichtiger Schritt in ihrer wissenschaftlichen Karriere, denn es bereitet sie intensiv auf eine wissenschaftliche Laufbahn vor und liefert zudem die Daten für ihre Masterarbeiten.
Weitere Informationen:
http://www.geomar.de/go/game Das Forschungs- und Trainingsprogramm GAME
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Sauberes Trinkwasser mit AquaBioTox
Dipl.-Ing. Sibylle Wirth
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB
Wassernetze sind durch absichtliche oder unabsichtliche Verunreinigungen gefährdet. Insbesondere in der Trinkwasserversorgung, die zudem ein potenzielles Terror-Angriffsziel darstellt, müssen Gefahren für die öffentliche Gesundheit rechtzeitig erkannt werden.
Auf der Hannovermesse zeigt das Fraunhofer IOSB zeigt den Online-Breitbandsensor AquaBioTox sowie ein Werkzeug zur Simulation der Ausbreitung von Inhaltsstoffen in Trinkwassernetzen in Halle 2 auf dem Stand der Fraunhofer-Gesellschaft.
Die Trinkwasserverordnung verlangt deshalb in Deutschland routinemäßige Untersuchungen auf bestimmte Krankheitserreger und chemische Stoffe. Die hierbei eingesetzten Analyseverfahren, die in speziellen Labors offline durchgeführt werden, sind zu langwierig, um in Fällen von Kontaminationen die Bevölkerung rechtzeitig zu warnen und wirksame Abhilfemaßnahmen (z. B. Abtrennung betroffener Teile des Wasserversorgungsnetzes) einleiten zu können. Außerdem beschränken sie sich auf ein begrenztes Spektrum. Unbekannte oder nicht erwartete toxische Stoffe, die die Gesundheit des Menschen in gleicher Weise bedrohen, bleiben unberücksichtigt.
Für die frühzeitige Erkennung von gesundheitsbedrohenden Kontaminationen im Trinkwasser wird daher ein onlinefähiges, breitbandiges Testverfahren benötigt, das sehr schnell und zuverlässig reagiert, robust gegenüber Fehlalarmen ist, von Personen ohne wissenschaftliche Qualifikation bedient werden kann und dessen Anschaffungs- und Instandhaltungskosten wirtschaftlich vertretbar sind. Gegenwärtig stehen solche onlinefähigen und breitbandigen Sensorsysteme nicht kommerziell zur Verfügung.
Das AquaBioTox- Breitband-Sensorkonzept beruht darauf, die Vitalität sehr schnell reagierender biologischer Kleinstlebewesen, die in einem stabilen verfahrenstechnischen biologischen Prozess dem Trinkwasser ausgesetzt werden, durch eine Kamera mit automatischer Bildauswertung online zu überwachen. Signifikante Veränderungen ihrer fluoreszierenden Eigenschaften lassen sich so sehr schnell diagnostizieren. Das AquaBioTox Systemkonzept zusammen mit dem Fraunhofer IGB, und den Berliner Wasserbetrieben realisiert.
Die Leistungsfähigkeit des Sensorsystems wurde unter realitätsnahen Bedingungen in einem Test-Wassernetz der Berliner Wasserbetriebe nachgewiesen.
Das Exponat auf der Hannovermesse zeigt den Online-Breitbandsensor AquaBioTox sowie ein Werkzeug zur Simulation der Ausbreitung von Inhaltsstoffen in Trinkwassernetzen.
Dr. Thomas Bernard
Mess-, Regelungs- und Diagnosesysteme
Fraunhoferstraße 1
76131 Karlsruhe
Telefon +49 721 6091-360
Weitere Informationen:
http://www.iosb.fraunhofer.de/servlet/is/16897/
http://www.iosb.fraunhofer.de/servlet/is/33962/
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Abwärme sinnvoll nutzen – ECEMP auf der Hannover Messe 2013
Kim-Astrid Magister
Pressestelle
Technische Universität Dresden
Bei vielen Industrie- und Verbrennungsprozesse entsteht Abwärme, die ungenutzt an die Umwelt abgegeben wird.
An anderer Stelle hingegen, zur Aktivierung der Prozesse beispielsweise, wird Wärme benötigt, die zusätzlich zugeführt werden muss. Die Wissenschaftler im ECEMP-Teilprojekt CerHeatPipe, um Prof. Michael Beckmann, vom Institut für Energietechnik der TU Dresden, haben sogenannte Hochtemperatur-Wärmeübertrager entwickelt, mit denen es möglich ist, die Abwärme umzuleiten und für den Prozess nutzbar zu machen. Damit könnten große Energiemengen eingespart, CO2-Emissionen reduziert und somit die Effizienz von Industrie- und Kraftwerksprozessen deutlich gesteigert werden. Die Wissenschaftler stellen ihr Projekt vom 08. bis zum 12. April 2013 auf der Hannover Messe, Halle 2, Stand A32 vor.
Mit Wärmerohren, auch Heatpipes genannt, lässt sich sehr effektiv Wärme von einem Ort zum anderen transportieren. Heatpipes sind geschlossene, mit einer kleinen Menge Flüssig¬keit gefüllte Rohre. Sie nutzen den Effekt, dass Moleküle in einer Flüssigkeit Arbeit verrichten müssen, wenn sie sich aus dem Flüssigkeitsverband lösen und in den gasförmigen Zustand übergehen. Die dafür nötige Energie erhalten sie aus der Umgebung, indem sie dieser Wärme entziehen, sie also abkühlen. Umgekehrt wird diese Energie beim Kondensieren wieder frei. Die Umgebung erwärmt sich.
Ein Ende des Wärmerohres befindet sich in einer Region mit höherer, das andere in einer mit niedrigerer Temperatur. Wenn am wärmeren Ende im Inneren des Wärmerohres Flüssigkeit verdampft, sorgt die Verdampfung in diesem Bereich für Abkühlung. Der Dampf strömt in Richtung der kälteren Region, wo er kondensiert und seine aufgenommene Wärme wieder an seine Umgebung abgibt. Das Kondensat fließt zurück und kann abermals verdampfen. Kombiniert man Hunderte bis Tausende solcher Wärmerohre zu einem sogenannten Wärmerohr¬-Wärmeübertrager, lässt sich die transportierte Wärmemenge noch einmal um ein Vielfaches steigern und für Industrieprozesse nutzbar machen.
Zwar gibt es verschiedene Anwendungen für metallische Wärmerohre, doch die Wissenschaftler im ECEMP-Teilprojekt CerHeatPipe haben vor allem den Einsatz von Wärmeübertragern im Abwärmestrom von Kraftwerks- und Industrieprozessen auf besonders hohem Temperaturniveau im Blick. Kommen dann noch – wie es vor allem bei der Verwendung alternativer Brennstoffe wie Biomasse oder Reststoffe der Fall ist – aggressive Abgasatmosphären hinzu, stoßen metallische Wärmerohre schnell an ihre Grenzen. Auf Basis eines Materialscreenings fertigen die Forscher daher ihre Hochtemperaturwärmerohre aus einer Hochleistungskeramik und haben ein für den anvisierten Anwendungsbereich spezielles Lot entwickelt. So sind die Heatpipes für den Einsatz bei Temperaturen von über 1000 Grad Celsius und ag¬gressiven Umgebungen geeignet. Ein von ihnen aufgebauter Wärmerohrversuchsstand mit zwei schwenkbaren Öfen dient den Wissenschaftlern zur Überprüfung und Anpassung ihrer Berechnungsmodelle.
Für eine erste Erprobung der keramischen Wärmerohrwärmeübertrager in industriellen Anwendungen sind Biomasseverbrennungs- und -vergasungsprozesse vorgesehen. Weitere großtechnische Anwendungsmöglichkeiten sehen die Forscher in der Abwärmenutzung aus Gichtgas- und Kohleverbrennung sowie beim Iod-Schwefelprozess zur Gewinnung von Wassserstoff als Energiespeicher. Das Interesse an der Anwendung der Wärmerohrtechnologie seitens der Industrie ist groß. Dies machen auch einige enge Kontakte insbesondere mit verschiedenen sächsischen KmUs deutlich.
ECEMP – Vom Atom zum komplexen Bauteil
Die Wissenschaftler im Spitzentechnologiecluster„ECEMP – European Centre for Emerging Materials and Processes Dresden“ entwickeln ressourcenschonende Werk-stoffe, Tech¬nologien und Prozesse für die drei Zukunftsfelder Energietechnik, Umwelttechnik und Leichtbau. Dabei bündeln sie die Kompetenzen in allen Materialklassen (Metalle, Kunst¬stoffe, Na¬turstoffe und Keramik) und der gesamten Wertschöpfungskette (Materialdesign (CMS), Entwicklung, Herstellung, Verarbeitung und Anwendung von Bauteilen). Das ECEMP umfasst 14 Teilprojekte, an denen 40 Professuren aus 23 Instituten der TU Dresden, der TU Freiberg, der HTW Dresden und der Wissenschaftsorganisationen HG, FhG, MPG und LG be¬teiligt sind. Das ECEMP wird finanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Frei¬staates Sachsen (EFRE – Europäischer Fonds für regionale Entwicklung).
http://ecemp.tu-dresden.de
ECEMP-Sprecher:
Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. Werner A. Hufenbach
TU Dresden
Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik
ilk@ilk.mw.tu-dresden.de
Tel.: +49 (0)351 463 38142
Fax: +49 (0)351 463 38143
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Die meisten Deutschen erwarten ihre Rente zukünftig erst mit fast 70 Jahren
Ute Friedrich
Pressestelle
Bertelsmann Stiftung
Viele sehen Lebensstandard im Alter gefährdet – Unterstützung für Armutsrentner gefordert
Die Deutschen erwarten in ihrer Mehrheit zukünftig ein deutlich höheres Renteneintrittsalter als heute, die Hälfte sogar erst mit über 69 Jahren. Gleichzeitig bleiben sie skeptisch, ob sie angesichts der beruflichen Belastungen auch in der Lage sind, länger als bisher zu arbeiten und ob die verschiedenen Renten zukünftig den erworbenen Lebensstandard sichern können. Umgekehrt wünschen sie für sich persönlich den Eintritt in den Ruhestand bereits mit durchschnittlich 63 Jahren. Bei einer Reform der gesetzlichen Rentenversicherung sollte sich vor allem die Rentenhöhe nicht verringern. Eine Anhebung des Beitragssatzes oder des Renteneintrittsalters würde dagegen eher in Kauf genommen. Dies sind die Ergebnisse einer repräsentativen Meinungsumfrage des Infas-Instituts im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zu Fragen der zukünftigen Alterssicherung, die heute veröffentlicht wurden.
Danach erwarten 79 Prozent der Deutschen in 20 Jahren ein Renteneintrittsalter von 67 und mehr Jahren, 52 Prozent sogar von 69 Jahren oder später. Die durchschnittliche Erwartung liegt bei 68,7 Jahren, wobei die Westdeutschen in ihrer Prognose noch höher liegen als die Ostdeutschen. Danach befragt, wann sie selbst beabsichtigen in Renten zu gehen, sagen 47 Prozent „mit unter 65 Jahren“. 28 Prozent möchten zwischen 65 und 66 Jahren in den Ruhestand treten und 18 Prozent erst mit 67 Lebensjahren oder später. Der Durchschnitt liegt bei 63,2 Jahren.
Mit Blick auf die zukünftige Alterssicherung herrscht Sorge, ob die Arbeitnehmer den erwarteten zusätzlichen Belastungen gewachsen sind und ihren Lebensstandard im Alter sichern können. So sagen 82 Prozent, dass die Menschen heutzutage wegen der Arbeitsbelastungen – wie zum Beispiel durch Stress – nicht besser in der Lage sind bis zum 67. Lebensjahr zu arbeiten, als etwa vor zwanzig Jahren.
Nur ein Drittel glaubt, dass die heutigen Rentner allein durch die gesetzliche Rente ihren Lebensstandard sichern können. In zwanzig Jahren aber – so glauben drei von vier Befragten – könne selbst eine Kombination aus gesetzlicher Rente und betrieblicher wie privater Altersvorsorge den Lebensstandard für Rentner nicht mehr sichern.
Bei einer notwendigen Reform der gesetzlichen Rentenversicherung präferiert die überwiegende Mehrheit im Zweifel vor allem eine Beibehaltung der Rentenniveaus. 53 Prozent sprechen sich bei den denkbaren Alternativen dafür aus, dass vor allem das Rentenniveau nicht sinkt. 29 Prozent wollen in erster Linie eine Erhöhung des Rentenalters vermeiden und 15 Prozent sind gegen eine Steigerung des Rentenbeitragssatzes.
Gleichzeitig besteht aber eine sehr große Zustimmung für ein solidarisches und leistungsabhängiges Rentensystem. So wünschen sich 80 Prozent die Mitgliedspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung auch für Selbstständige. Private und betriebliche Pflichtversicherungen für alle sind dagegen in der Bevölkerung umstritten. So spricht sich eine knappe Mehrheit gegen eine allgemeine Pflicht zur zusätzlichen privaten Altersversorgung aus, jedoch für eine Pflicht zur ergänzenden betrieblichen Alterssicherung.
Eine breite Unterstützung zeigen die Deutschen in der Frage der Unterstützung für Armutsrentner. So halten 87 Prozent eine Rentenaufstockung für Geringverdiener grundsätzlich für eine gute Idee, weil sie dabei helfe, Armut im Alter zu bekämpfen. Gleichzeitig meinen drei Viertel der Befragten, dass eine Rentenaufstockung für Geringverdiener nur für diejenigen gezahlt werde solle, die mindestens 35 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt hätten. Nur 27 Prozent halten eine Rentenaufstockung für Geringverdiener für grundsätzlich unfair.
Angesichts des Fachkräftemangels als Folge der demographischen Entwicklung bevorzugen die meisten Deutschen (48 Prozent) eher eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit um drei Stunden als eine jährliche Zuwanderung von mindestens 200.000 ausländischen Fachkräften, die 32 Prozent präferieren würden. Lediglich die sehr jungen Deutschen und die Akademiker sind in ihrer Mehrheit eher für einen Zuzug von ausländischen Fachkräften.
Für Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, spiegeln sich in den Ergebnissen sowohl der Realitätssinn als auch die Wünsche der Deutschen wider. „Die Menschen befinden sich in einem echten Dilemma“, sagte De Geus. „Sie erwarten mittelfristig ein höheres Renteneintrittsalter, sehen sich angesichts der beruflichen Belastungen aber nur bedingt in der Lage, länger zu arbeiten.“ Daher müsse die Politik der Bevölkerung endlich reinen Wein einschenken. Dazu gehöre, dass angesichts der demographischen Entwicklung eine längere Lebensarbeitszeit unumgänglich sei. Die Voraussetzungen dafür müssten auf der betrieblichen Ebene geschaffen werden. Hier gehe es darum, Arbeitsplätze und Arbeitsorganisation so zu verändern, dass ein längeres Berufsleben bei guter Gesundheit möglich sei. So habe eine gemeinsame Studie der Bertelsmann Stiftung und des European Policy Centre (EPC) vor kurzer Zeit noch einmal deutlich gezeigt, dass die Berufserfahrung und das Wissen älterer Arbeitnehmer von den Arbeitgebern unterschätzt werden. Auch Regierungen könnten durch entsprechende gesetzliche Bestimmungen und steuerliche Anpassungen einen positiven Beitrag für eine Kultur des späteren Renteneintritts leisten.
Rückfragen an:
Dr. Juliane Landmann, Telefon: 0 52 41 / 81-81245
E-Mail: juliane.landmann@bertelsmann-stiftung.de
Eric Thode, Telefon: 0 52 41 / 81-81581
E-Mail: eric.thode@bertelsmann-stiftung.de
Weitere Informationen:
http://www.bertelsmann-stiftung.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Rauchausstieg im Alter: weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle bereits innerhalb von fünf Jahren
Dr. Stefanie Seltmann
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Krebsforschungszentrum
Raucher steigern mit jeder Zigarette ihr Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko. Doch auch umgekehrt gilt: Selbst wer erst im fortgeschrittenen Alter mit dem Rauchen aufhört, senkt sein Risiko bereits innerhalb kürzester Zeit nach dem Ausstieg erheblich. Das fanden Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums jetzt anhand einer Studie an Einwohnern aus dem Saarland heraus.
Für ihre Studie analysierten Professor Hermann Brenner und seine Kollegen die Daten von 8.807 Personen im Alter von 50 bis 74 Jahren. „Wir konnten zeigen, dass Raucher ein mehr als doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben wie Nichtraucher. Ehemalige Raucher sind dagegen fast genauso selten betroffen wie Menschen gleichen Alters, die nie geraucht haben“, sagt Brenner. „Außerdem erkranken Raucher deutlich früher als Personen, die nicht oder nicht mehr rauchen.“ So hat beispielsweise ein 60-jähriger Raucher das Herzinfarkt-Risiko eines 79-jährigen Nichtrauchers und das Schlaganfall-Risiko eines 69-jährigen Nichtrauchers. Dabei wirken sich die Tabakdosis und die Dauer des Konsums auf das Erkrankungsrisiko aus: Je mehr Zigaretten pro Tag über einen längeren Zeitraum geraucht werden, desto höher ist das Risiko.
Der positive Effekt eines Rauchausstiegs macht sich bei den Studienteilnehmern bereits nach kurzer Zeit bemerkbar. „Verglichen mit Personen, die weiterhin rauchen, ist das Risiko für einen Herzinfarkt und für einen Schlaganfall bereits während der ersten fünf Jahre nach der letzten Zigarette mehr als 40 Prozent niedriger“, betont Carolin Gellert, die Erstautorin der Studie. Die Ergebnisse legen nahe, dass Programme zur Tabakentwöhnung, die sich bislang auf jüngere Teilnehmer konzentrieren, auf ältere Personen ausgeweitet werden sollten.
Bereits im letzten Jahr hatten sich Hermann Brenner und seine Kollegen damit befasst, wie das Rauchen die Gesamtsterblichkeit von Menschen über 60 Jahren beeinflusst. Dazu hatten sie Daten aus internationalen Studien ohne deutsche Beteiligung analysiert. In ihrer aktuellen Untersuchung werteten sie nun Daten aus der sogenannten ESTHER-Studie aus, deren Teilnehmer aus dem Saarland stammen. Sie schlossen die Personen ein, die bis Studienbeginn keinen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten hatten und deren Gesundheitszustand bis zu zehn Jahre nachbeobachtet wurde. Die Auswirkungen weiterer Faktoren wie Alter, Geschlecht, Alkoholkonsum, Bildung und Sport sowie Blutdruck, Diabetes, Cholesterinspiegel, Größe und Gewicht wurden von den Wissenschaftlern in den Auswertungen berücksichtigt.
Carolin Gellert, Ben Schöttker, Heiko Müller, Bernd Holleczek, Hermann Brenner: Impact of smoking and quitting on cardiovascular outcomes and risk advancement periods among older adults.
Eur J Epidemiol. 2013. doi: 10.1007/s10654-013-9776-0.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.
Diese Pressemitteilung ist abrufbar unter www.dkfz.de/pressemitteilungen
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Umweltfreundliche Wärmedämm-Verbundsysteme für Bestandsbauten
Presse Institute
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft
In einer vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Untersuchung beschäftigt sich das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP aktuell mit dem Einsatz von Wärmedämm-Verbundsystemen (WDVS). Die Forscher evaluieren dabei die Einsatzmöglichkeiten biozidfreier Komponenten und Beschichtungen. Mit Hilfe einer webbasierten Umfrage, die sich an Bauherren und Besitzer von privatem Wohneigentum richtet, soll unter anderem die Akzeptanz von WDVS ermittelt werden. Darüber hinaus sollen die gewonnenen Daten auch bei der Weiterentwicklung des seit 2009 existierenden Umweltzeichens „Blauer Engel“ für WDVS berücksichtigt werden.
Der Trend bei Neubauten geht zunehmend zum Passiv- beziehungsweise Plusenergiehaus. Allerdings gibt es in Deutschland auch einen großen Teil an bereits bestehenden, sanierungsbedürftigen Wohngebäuden. Konkret rechnet man in den nächsten 20 Jahren bei fast der Hälfte aller deutschen Wohnhäuser mit energetischem Sanierungsbedarf. Bei einem Bestand von rund 40,2 Millionen Wohnungen entspräche das einer Million zu sanierender Gebäude pro Jahr. Diese Immobilien müssen beispielsweise mit einer nachträglichen Dämmung versehen werden. Dabei kommen häufig die sogenannten Wärmedämm-Verbundsysteme zum Einsatz. In der Bilanz für das Jahr 2011 weist der Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme (FV WDVS) einen Absatz von 37 Millionen Quadratmetern verbauter WDVS für seine Mitglieder aus. Das verarbeitete WDVS-Volumen im deutschen Gesamtmarkt stieg von 41,8 Millionen Quadratmetern verlegter Fläche in 2010 auf 42,5 Millionen im vergangenen Jahr.
Es gibt allerdings einen Nebeneffekt dieser energetischen Sanierungsmethode, der noch nicht hinreichend untersucht ist: »Mit der Verringerung des Wärmetransports durch die Fassade geht eine Absenkung der Temperatur an den Außenoberflächen einher. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf der Außenfläche von diesen Gebäuden Tauwasser bildet. Die vermehrte Verfügbarkeit von Feuchte bildet eine verbesserte Grundlage für mikrobielles Wachstum«, weiß Dr. Wolfgang Hofbauer, Leiter der Arbeitsgruppe Biologie am Fraunhofer IBP. Durch das mikrobielle Wachstum können sich Verfärbungen auf der Fassade bilden. Diese beeinträchtigen das Wärmedämmvermögen nicht, können aber einen optisch unschönen Eindruck vermitteln. Das an der Fassadenoberfläche herrschende Mikroklima wird durch die materialtechnischen Eigenschaften der verwendeten Beschichtungsstoffe, die Bauweise und die klimatischen Bedingungen bestimmt. Auch die unmittelbare Umgebung eines Bauwerks hat einen Einfluss: Liegt es in der Stadt, auf dem Land in der Nähe von Gewässern oder Wäldern. Um den Bewuchs mit Algen oder Pilzen zu verzögern, werden Kunstharzputze und Dispersionsfarben für Fassaden meist mit bioziden Wirkstoffen versetzt. Durch ablaufendes Regenwasser können diese Wirkstoffe von der Fassadenoberfläche in die Umwelt gelangen.
Bekanntes messbar machen
Der Einfluss der einzelnen Parameter, die Algen- oder Pilzbewuchs fördern, wurde bislang nicht wissenschaftlich quantifiziert. Da jedoch detaillierte Kenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Bedingungen die Grundvoraussetzung für fundierte Ergebnisse sind, hat sich das Fraunhofer IBP im Auftrag des Umweltbundesamtes an deren Erforschung gemacht. Ziel des Projektes ist es, eine solide Datengrundlage zur Anwendungssituation von WDVS zu schaffen. Mit Hilfe der gewonnenen Ergebnisse soll ein Einsatz biozider Wirkstoffe an Fassaden künftig möglichst vermieden oder zumindest deutlich verringert werden und somit auch die negativen Einflüsse auf die Umwelt. Eine Alternative können hygrisch optimierte Putze sein, die keine Biozide enthalten, aber möglicherweise nicht unter allen Randbedingungen langfristig vollständig ohne Bewuchs bleiben. Ein wesentliches Ziel des Projekts besteht darin, auf der Basis der Erfahrungen möglichst vieler Bauherren Empfehlungen für den Einsatz biozidfreier Systeme aufzuzeigen. Die Daten fließen außerdem als wissenschaftliche Grundlage in die Weiterentwicklung des seit 2009 bestehenden Umweltzeichens „Blauer Engel“ für WDVS (RAL-UZ 140).
Forschung am Objekt
Zunächst analysieren die Fraunhofer-Forscher die aktuell bestehende Anwendungssituation für WDVS in Deutschland. Dies umfasst neben einer gründlichen Marktanalyse auch die Ermittlung der Rahmenbedingungen, unter denen kein Bewuchs auftritt oder die zu einem Bewuchs von Mikroorganismen an den Fassaden führen. Zum einen werden Art und Ausführung der WDVS erfasst, zum anderen sind aber auch Architektur und Konstruktion der Gebäude sowie die bauphysikalischen Aspekte und die mikroklimatischen Bedingungen wichtige Parameter.
Dazu hat das Fraunhofer IBP eine umfangreiche webbasierte Umfrage gestartet: Unter http://www.fassadenforschung.de soll sich eine möglichst große Zahl von privaten oder öffentlichen Bauherren sowie Besitzern privaten Wohneigentums zu ihren persönlichen Erfahrungen mit WDVS äußern. In nur wenigen Minuten können sich die Umfrageteilnehmer unkompliziert und schnell per Mausklick an der Studie beteiligen.
Aus dieser Umfrage heraus werden Fallbeispiele ausgewählt und – sofern vom Hausherren gestattet – Ortsbegehungen erfolgen. Es sollen sowohl langfristig schadensfreie als auch von Pilzen und Algen „befallene“ Gebäude detailliert betrachtet und analysiert werden. Daraus resultierend werden die Fraunhofer-Mitarbeiter wesentliche Einflussfaktoren für eine langfristig bewuchsfreie Verwendung von WDVS herausarbeiten.
Weitere Informationen:
http://www.fassadenforschung.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
BAuA-Veranstaltung: Arbeitsstättenrecht im Fokus des Wandels
Jörg Feldmann
Pressestelle
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Dortmund – Das Arbeitsstättenrecht ist ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsschutzes. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) lädt deshalb gemeinsam mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und dem Ausschuss für Arbeitsstätten (ASTA) ein, um über Entwicklungen in diesem Bereich zu informieren und die offene Diskussion zu fördern. Die Veranstaltung „Arbeitsstätten – Gestaltung einer sich verändernden Arbeitswelt“ findet am 13. Mai von 10 bis 17 Uhr in der DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund statt.
Im Mittelpunkt der Fachveranstaltung stehen aktuelle Neuerungen des Arbeitsstättenrechts und des konkretisierenden technischen Regelwerks. Sieben Referenten aus Behörden und von Sozialpartnern beleuchten die Arbeit des Ausschusses für Arbeitsstätten, ziehen Bilanz und geben Ausblicke auf künftige Herausforderungen. Die Vertreter der Sozialpartner werden das Regelwerk aus dem Blickwinkel der Praxistauglichkeit betrachten. Vertreter des ASTA werden eine Bilanz aus sieben Jahren Ausschussarbeit ziehen. Weitere Vorträge befassen sich mit der Gefährdungsbeurteilung, der baulichen Einrichtung und der barrierefreien Gestaltung von Arbeitsstätten.
Die Fachveranstaltung richtet sich an Sicherheitsfachkräfte, Vertreter von Arbeitgebern, Arbeitnehmern, Arbeitsschutzbehörden, Unfallversicherungsträgern, Wissenschaftler, Architekten und Bauingenieure. Betriebs- und Personalräte sowie Mitglieder der Schwerbehindertenvertretung können bei ihrem Arbeitgeber eine Freistellung für diese Veranstaltung beantragen.
Das gesamte Programm der Veranstaltung „Arbeitsstätten – Gestaltung einer sich verändernden Arbeitswelt“ steht unter http://www.baua.de/termine. Hier ist auch die Anmeldung möglich. Anmeldeschluss ist der 26. April 2013. Es wird keine Tagungsgebühr erhoben. Weitere Informationen und Anmeldung per E-Mail an arbeitsstaetten@baua.bund.de.
Forschung für Arbeit und Gesundheit
Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen stehen für sozialen Fortschritt und eine wettbewerbsfähige Wirtschaft. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) forscht und entwickelt im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, fördert den Wissenstransfer in die Praxis, berät die Politik und erfüllt hoheitliche Aufgaben – im Gefahrstoffrecht, bei der Produktsicherheit und mit dem Gesundheitsdatenarchiv. Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Über 600 Beschäftigte arbeiten an den Standorten in Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz.
http://www.baua.de
Weitere Informationen:
http://www.baua.de/termine – Anmeldung und Informationen zur Veranstaltung „Arbeitsstätten – Gestaltung einer sich verändernden Arbeitswelt“
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
So können Grundschüler selbständig online lernen
Philip Stirm
Referat Kommunikation
Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung
Der Deutsche Bildungsserver stellt auf der didacta 2013 die
Lernplattform „Mauswiesel“ vor
Mit der Plattform „Mauswiesel“ können Schülerinnen und Schüler aus Grund- und Förderschulen selbständig online lernen. Sie benötigen dazu keine Unterstützung von ihren Eltern oder den Lehrkräften. Altersgerecht grafisch aufbereitet stellt Mauswiesel Linkhinweise und Lernmodule für alle wesentlichen Themen der Klassen 1 bis 6 bereit. Das Portal, das der Deutsche Bildungsserver gemeinsam mit dem Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) sowie den Landesbildungsservern aus Hessen, Hamburg, Niedersachsen und dem Saarland entwickelt, wird auf der Fachmesse didacta 2013 vorgestellt. Dort kann man sich täglich von 11 bis 13 Uhr am Stand des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) einen Eindruck von Mauswiesel verschaffen (Halle 6, Gang C, Stand 024).
Mauswiesel wird frei verfügbar sein und baut auf einem Angebot des Hessischen Bildungsservers auf. Die Projektpartner haben die Lernhilfe mit einer gemeinsamen Struktur und Systematik versehen, sie qualitativ vereinheitlicht und inhaltlich ausgeweitet. Allein 200 neue Lernmodule, so genannte Webquests, wurden erstellt. Als gemeinsames Produkt des Deutschen Bildungsservers und der Landesbildungsserver ist das neue Portal länderspezifisch konfigurierbar. So können etwa regionale Bildungspläne und Inhalte berücksichtigt und eingebunden werden. Außerdem verknüpft Mauswiesel seine Lernmodule und Linkhinweise direkt mit dazu passenden Materialien für Lehrkräfte auf den Landesbildungsservern.
Der Deutsche Bildungsserver ist der zentrale Wegweiser zu Bildungsinformationen im Internet und wird als Gemeinschaftsservice von Bund und Ländern im DIPF koordiniert. Das DIPF ist mit weiteren Informationsangeboten und Vorträgen auf der didacta vertreten. Eine Übersicht findet sich im Internet:
http://www.dipf.de/de/dipf-aktuell/veranstaltungen/dipf-auf-der-didacta
Kontakt
Deutscher Bildungsserver: Axel Kühnlenz, +49 (0) 69 / 24708-320, kuehnlenz@dipf.de, http://www.bildungsserver.de
Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) ist eine wissenschaftliche Einrichtung für die Bildungsforschung. Es unterstützt Wissenschaft, Politik und Bildungspraxis durch empirische Forschung und wissenschaftliche Infrastruktur. Arbeitsschwerpunkte sind die Steuerung und Finanzierung des Bildungswesens, die Qualität und Wirksamkeit von Bildungsprozessen, die individuelle Entwicklung in Bildungskontexten und die Bildungsgeschichte. Zudem stellt das Institut zentrale Angebote der Bildungsinformation wie den Deutschen Bildungsserver und das Fachportal Pädagogik zur Verfügung. Das DIPF ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
Weitere Informationen:
http://www.bildungsserver.de
http://www.dipf.de
http://www.dipf.de/de/dipf-aktuell/veranstaltungen/dipf-auf-der-didacta
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Mit hohem Druck zum Umweltschutz
Anke Zeidler-Finsel
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF
2012 erreichte der Dieselanteil bei den Privatfahrzeugen ein Rekordhoch. Erstmals wurden mehr Selbstzünder als Benziner verkauft. Im Trend liegen vor allem größere Fahrzeuge wie SUVs. Der höhere Ausstoß von Stickoxiden schadet jedoch der Umwelt. Mit einer neuen HIPER-Act-Piezopumpe zur Einspritzung von AdBlue haben die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF nun einen Weg gefunden, die Stickoxid-Werte weiter zu reduzieren. Zu sehen ist die innovative Technik bei der diesjährigen Hannover-Messe vom 8. bis 12. April auf dem Fraunhofer-Adaptronikstand in Halle 2 an Stand 15.
Dieselfahrzeuge haben einen höheren Stickoxidausstoß als Benziner. Stickoxide reizen die Atmungsorgane und fördern die Entstehung von saurem Regen. Sie sind an der Smog- und Ozonbildung beteiligt und verstärken die Erderwärmung. Seit einigen Jahren wird deshalb zur Verminderung des Stickoxid-Ausstoßes dem Abgas AdBlue beigefügt. AdBlue ist ein wässriger Harnstoff zur Nachbehandlung von Abgasen in SCR-Katalysatoren. AdBlue wird nicht dem Diesel beigemischt, sondern in den Abgastrakt injiziert.
Hochdynamische Piezoaktoren reduzieren Stickoxid-Emissionen
Die Wissenschaftler des Fraunhofer LBF in Darmstadt haben diesen Vorgang optimiert. Sie haben eine neue Pumpe auf Basis von piezokeramischen Aktoren entwickelt, die bei einem hohen Betriebsdruck arbeitet und das AdBlue so feiner zerstäubt. Das Ergebnis: weniger Stickoxide! Die Pumpe ist dabei sehr kompakt und vermag die Anforderungen selbst von Lkws zu erfüllen. Durch die computerunterstützte Entwicklung kann die Pumpe leicht auf andere Anwendungen maßgeschneidert werden, ohne hohe Entwicklungskosten zu verursachen.
Die innovative Piezopumpe wurde gemeinsam mit den Partnern Ricardo und Noliac im Rahmen des EU-finanzierten Projekt HIPER-Act entwickelt. Dazu entwarfen sie ein ganzheitliches Simulationsmodell, in dem thermomechanische, elektromechanische und hydraulische Wechselwirkungen im aktorischen Großsignalbetrieb berücksichtigt werden. Damit können bereits auf dem Reißbrett entworfene Komponenten bezüglich ihrer späteren Performance anwendungsnah vorbewertet werden.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
DDG: Stevia nicht gesünder als andere Zuckerersatzstoffe
Julia Voormann
Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft
Berlin – Das Süßungsmittel Stevia ist für Diabetespatienten nicht besser oder schlechter als andere Zuckerersatzstoffe geeignet. Darauf weist die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hin. „Stevia ist eine weitere Alternative zu Zucker, die keine Kalorien erhält“, erklärt Professor Dr. med. Stephan Matthaei, Präsident der DDG. „Nicht mehr und nicht weniger.“
Seit der Entfernung von Diabetikerprodukten aus dem Handel gelte, dass alle gesunden Lebensmittel grundsätzlich gleichermaßen geeignet seien für Diabetespatienten wie für Nicht-Diabetespatienten. Lediglich für Menschen, die an der angeborenen Stoffwechselstörung Phenylketonurie leiden und zugleich Süßstoffe benötigen, sei Stevia eine gute Alternative, so Matthaei.
Steviolglycoside, umgangssprachlich „Stevia“ genannt, sind seit Dezember 2011 unter der Bezeichnung „Lebensmittelzusatzstoff E 960″ als Süßungsmittel in der Europäischen Union zugelassen. Stevia wird aus der Pflanze „Stevia rebaudiana“ gewonnen, auch als „Süßkraut“ oder „Honigkraut“ bekannt. Stevia ist zweihundert- bis dreihundertfach süßer als Zucker und praktisch energiefrei. Der Verzehr von Steviolglycosiden gilt bei Einhaltung der duldbaren Tagesdosis (ADI) von vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag als unbedenklich. Ob die Gefahr einer Überdosierung besteht, ist derzeit noch ungeklärt. Stevia ist weder kariesfördernd noch krebserregend, schädigt nicht das Erbgut und stört auch nicht die Fruchtbarkeit oder Entwicklung des Ungeborenen.
Dies gelte in gleicher Weise für andere Süßungsmittel, betont Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Pressesprecher der DDG aus Tübingen. So hat die amerikanische Diabetes Gesellschaft „American Diabetes Association“ fünf künstliche Süßungsmittel getestet und für unbedenklich erklärt: Acesulfam, Aspartam, Saccharin, Sucralose und Neotam. „Es gibt keinerlei belastbare wissenschaftliche Belege, die zeigen, dass diese Süßstoffe in den zum Verzehr empfohlenen Mengen krebsfördernd sind“, erläutert Fritsche.
Der DDG Experte tritt auch der mitunter geäußerten Behauptung entgegen, wonach Süßstoffe oder eine angeblich damit verbundene Insulinausschüttung Hungerattacken auslösen und sogar süchtig machen können. „Wenn überhaupt, vermittelt Insulin bei schlanken Menschen ein Sättigungssignal ans Gehirn“, so Fritsche. Bei übergewichtigen Menschen dagegen sei das Gehirn vermutlich unempfindlich gegenüber Insulin. Deshalb komme das Sättigungssignal möglicherweise nicht mehr im Gehirn an. „Nach allem, was wir derzeit wissenschaftlich wissen, können weder Zucker noch Süßungsmittel süchtig machen“, erläutert Fritsche. Unabhängig davon sollte jeder darauf achten, nicht mehr als die empfohlenen Mengen Süßstoff oder mehr als 50 Gramm Zucker pro Tag zu sich zu nehmen.
Lediglich für Menschen, die unter der sehr seltenen Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie leiden und zugleich aufgrund von Diabetes Süßstoffe benötigen, ist Stevia eine gute Alternative. Wer an Phenylketonurie erkrankt ist, verträgt die Aminosäure Phenylalanin nicht. Da das Süßungsmittel Aspartam Phenylalanin enthält, müssen Betroffene es meiden – Stevia hingegen enthält wie weitere Süßstoffe kein Phenylalanin. „Das dürfte jedoch insgesamt nicht mehr als ein Dutzend Menschen in Deutschland betreffen“, betont Fritsche.
Erforscht ist unterdessen, warum Stevia nicht nur süß, sondern auch bitter schmeckt. Dafür sorgen die beiden Geschmacksrezeptoren hTAS2R4 und hTAS2R14, wie Wissenschaftler der Technischen Universität München und des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung Potsdam Rehbrücke (DIfE) herausfanden. In hoher Konzentration löst Stevia lakritzartige, bittere Geschmacksnoten aus.
Deutsche Diabetes Gesellschaft
Geschäftsstelle
Reinhardtstr. 31
10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-11
Fax: 030 3116937-20
info@ddg.de
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Sichere Passwörter: Hasso-Plattner-Institut nennt fünf Grundregeln
Hans-Joachim Allgaier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI)
Potsdam. Aus Anlass des Safer Internet Day am morgigen 5. Februar
hat das Hasso-Plattner-Institut (HPI) die Bürger zu mehr Sorgfalt bei
der Wahl von Passwörtern aufgerufen. Rund 30 Prozent der
Internetnutzer suchten sich eine Folge von sechs oder weniger Zeichen
aus, sagte Christoph Meinel, Professor für Internet-Technologien und
-Systeme und Direktor des Potsdamer Instituts. Das reiche für einen
sicheren Zugangsschutz längst nicht aus. Laut Studien griffen 60
Prozent lediglich auf eine sehr begrenzte Auswahl von Buchstaben und
Zahlen zurück, so der Wissenschaftler.
Das weltweit am meisten verwendete Passwort ist nach seinen Worten
die Ziffernfolge „123456“. Auf den Plätzen zwei und drei rangierten
„12345“ und „123456789“. Hacker könnten einen solch schwachen
Zugangsschutz mit automatisierten Methoden innerhalb einer Sekunde
knacken und bräuchten dafür im Durchschnitt nur gut 100 Versuche, so
Meinel. In nur 17 Minuten könne ein Hacker 1.000 derartig schwach
geschützte Zugänge knacken.
„Leider zeigen internationale Untersuchungen, dass die
Passwort-Praxis sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten kaum
verbessert hat“, berichtete der HPI-Direktor. Nach wie vor wähle rund
die Hälfte der Internetnutzer dasselbe oder ein ähnliches Passwort
für sämtliche Seiten, die ein Log-in erfordern. „Beliebt sind leider
kurze und einfache Begriffe – selbst für Zugänge zu sehr privaten
Daten und Informationen“, kritisierte Meinel.
In der Ausbildung seiner IT-Ingenieursstudenten bringt das Institut
den Studierenden bei, konsequent fünf Grundregeln für sichere, starke
Passwörter zu beachten:
1. Niemals den Nutzernamen, den tatsächlichen Namen, das Geburtsdatum
oder andere Informationen, die mit der eigenen Person oder dem
genutzten Konto zusammenhängen, als Passwort verwenden
2. Begriffe vermeiden, die aus einem Wörterbuch stammen (könnten)
3. Mindestens vier Arten von Schreibweisen verwenden, also
groß/klein, Buchstaben, Nummern und Sonderzeichen wie !@#%$*~;.
4. Dem Passwort eine Länge von mindestens acht Zeichen geben
5. Niemals dasselbe Passwort für alle Konten verwenden.
Um ein Passwort zu finden, dass man sich leicht merken kann, rät
Internetprofessor Meinel, sich einen Satz auszudenken, der Wörter,
Zahlen und Zeichensetzung enthält. Als Beispiel wählt er den Satz
„Mein zweites Auto war ein VW Golf!“ Nehme man den ersten Buchstaben
eines jeden Worts, die Zahl und das Satzzeichen und schreibe dies
hintereinander auf, ergebe sich aus diesem Merksatz das Passwort
„M2.AweVWG!“
„Dieses Verfahren ergibt jeweils ein sehr sicheres Passwort, an das
man sich mit Hilfe des Merksatzes so lange leicht erinnern kann, bis
man es schließlich auswendig beherrscht“, betont Meinel. Wenn man für
verschiedene Konten verschiedene Passwörter nutze, könne man sich
ruhig schriftliche Notizen machen und diese ins Portemonnaie stecken.
„Aber statt des Passworts sollte man den Merksatz aufschreiben oder –
noch besser – einen Hinweis, der an den Merksatz erinnert“, rät der
Informatiker.
Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut
Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik GmbH (HPI) in
Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für
IT-Systems Engineering. Als einziges Universitäts-Institut in
Deutschland bietet es den Bachelor- und Master-Studiengang
„IT-Systems Engineering“ an – ein besonders praxisnahes und
ingenieurwissenschaftliches Informatik-Studium, das von derzeit 450
Studenten genutzt wird. Die HPI School of Design Thinking, Europas
erste Innovationsschule für Studenten nach dem Vorbild der Stanforder
d.school, bietet 120 Plätze für ein Zusatzstudium an. Insgesamt zehn
HPI-Professoren und über 50 weitere Gastprofessoren, Lehrbeauftragte
und Dozenten sind am Institut tätig. Es betreibt exzellente
universitäre Forschung – in seinen neun Fachgebieten, aber auch in
der HPI Research School für Doktoranden mit ihren
Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing. Schwerpunkt
der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und Anwendungen
großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu kommt das
Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen für alle
Lebensbereiche. Das HPI kommt bei den CHE-Hochschulrankings stets auf
Spitzenplätze. Mit www.openhpi.de bietet das Institut seit Anfang
September 2012 ein interaktives Internet-Bildungsnetzwerk an, das
jedem offen steht.
Weitere Informationen:
http://www.hpi.uni-potsdam.de – Website des Hasso-Plattner-Instituts
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Kohlendioxid wird zum wertvollen Rohstoff
Thomas von Salzen
Pressestelle
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Wissenschaftler der RWTH Aachen sind an zwei vom BMBF geförderten Innovationsinitiativen für die industrielle Biotechnologie beteiligt.
Fossile Brennstoffe sind endlich. Daher unterstützt die Bundesregierung den Umbau der Wirtschaft von einer erdöl- zu einer biobasierten Industrie mit der „Innovationsinitiative industrielle Biotechnologie“. Hier kooperieren federführend Industrieunternehmen mit einigen akademischen Forschungseinrichtungen. Bei zwei der drei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung jüngst ausgewählten strategischen Allianzen ist die Aachener Biologie und Biotechnologie (ABBt) dabei. Beteiligt seitens der RWTH Aachen sind Prof. Dr. Ulrich Schwaneberg vom Institut für Biotechnologie, Prof. Dr.-Ing. Lars Blank vom Institut für Angewandte Mikrobiologie sowie der Chemiker Prof. Dr. Alexander Böker vom DWI an der RWTH Aachen e.V. und vom Lehrstuhl für Makromolekulare Materialien und Oberflächen. Sie erhalten für die bewilligten Projekte 2,5 Millionen Euro Fördermittel insgesamt in den nächsten Jahren.
Von Lacken bis zu Kosmetikprodukten
Die Allianz „Zero Carbon Footprint“ verfolgt das Ziel, kohlenstoffreiche Abfälle wie Klärschlämme, Abwässer oder Rauchgas biotechnologisch so zu veredeln, dass sie wieder als werthaltige Rohstoffe in der Industrie eingesetzt werden können. Zu den 21 Partnern gehört die RWE Power AG, die Stromerzeugungstochter des RWE-Konzerns. Für den Energieversorger bietet die Kooperation die Möglichkeit, gemeinsam beispielsweise mit der Zwingenberger Brain AG oder dem RWTH-Institut für Angewandte Mikrobiologie an der biotechnologischen Veredelung des klimaschädlichen CO2 zu forschen. Das Know-how der Analyse von mikrobiellen Stoffwechselleistungen kommt aus Aachen: „Als Verwerter von Kohlendioxid eignen sich bestimmte Mikroorganismen. Diese verändern wir durch das so genannte Metabolic Engineering, so dass sie das klimaschädliche Kohlendioxid in hochwertige Bausteine für vielfältige Materialien umbauen“, berichtet Lars Blank. Darunter befinden sich Bausteine für Grundchemikalien, die in der Industrie unter anderem zur Herstellung von Automobil- und Industrielacken, Klebstoffen sowie Körper- und Haarpflegeprodukten verwendet werden.
„Flüssige Teflonschicht“ für funktionelle Textilbekleidung
Die zweite Allianz mit RWTH-Beteiligung trägt den Titel „Funktionalisierung von Polymeren“. In dieser Forschungskooperation beschäftigen sich die Wissenschaftler unter anderem mit der Frage, wie synthetische Fasern in Sport- oder Outdoorbekleidung für ihre jeweilige Funktion optimiert werden können. „So können durch bestimmte Proteine, die wir auf das Textilgewebe aufbringen, Pigmente oder Kapseln an die Faser gebunden werden. Sie expandieren nach dem Nähvorgang und dichten so die Nähte permanent ab. Andere Pigmente sorgen im Waschvorgang dafür, dass die Textilien farbecht bleiben“, so Ulrich Schwaneberg. Auf diese Weise lassen sich Nähte von Kleidung und Schuhen ohne lösemittelhaltige Chemikalien wasserundurchlässig machen oder Textilien dauerhaft ausrüsten. Einen weiteren Vorteil gegenüber der chemischen Imprägnierung sieht der Biologe im äußerst umweltfreundlichen Herstellungsverfahren: „Die Protein-Hybride werden wie flüssiges Teflon durch einfaches Eintauchen der Garne in einem Wasserbad bei Raumtemperatur aufgezogen“, erklärt Schwaneberg. Momentan werden nach Aussagen des Lehrstuhlinhabers bei der industriellen Herstellung von einem Kilo Faden etwa zehn Kilogramm Kohlendioxid freigesetzt. Insbesondere das Einfärben und die chemische Funktionalisierung der Garne seien äußerst energie- und wasserintensiv, betont Schwaneberg: „Daher ist es von großer wirtschaftlicher und umweltpolitischer Bedeutung, biotechnologische Verfahren zu entwickeln, die beim Färben und Veredeln der Textilien ohne hohe Temperaturen auskommen.“
Aachener Biologie und Biotechnologie (ABBt):
Biologie und Biotechnologie spielen in einer biobasierten Wirtschaft eine Schlüsselrolle für große gesellschaftlichen Herausforderungen in der Gesundheitswirtschaft, Energieversorgung (Biobasierte Treibstoffe), Chemie-, Nahrungsmittel-, Waschmittel-, Leder- und Papierindustrie. In den letzten drei Jahren hat sich die Aachen Biologie und Biotechnologie (ABBt) über sechs Berufungen neu aufgestellt mit Forschungsschwerpunkten in der Sicherung von Biomasse, der mikrobiellen und molekularen Transformation und im Bereich der Zoologie-/Bionikforschung. Zudem ist die ABBt an verschiedenen Forschungsverbünden wie etwa dem Bioeconomy Science Center oder an den DFG-Graduiertenschulen SeleCa und BioNoCo beteiligt.
Ilse Trautwein
Informationen:
Initiative „Zero Carbon Footprint“:
Prof. Dr.-Ing. Lars Blank, Lehrstuhl für Angewandte Mikrobiologie,
E-Mail: Lars.Blank@rwth-aachen.de, Tel. 0241 80 26600
Initiative „Funktionalisierung von Polymeren“:
Prof. Dr. Ulrich Schwaneberg, Lehrstuhl für Biotechnologie,
E-Mail: u.schwaneberg@biotec.rwth-aachen.de, Tel. 0241 80 24170
und
Prof. Dr. Alexander Böker, DWI an der RWTH Aachen e.V.,
Lehrstuhl für Makromolekulare Materialien und Oberflächen,
E-Mail: boeker@dwi.rwth-aachen.de, Tel. 0241 80 23304
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Hilft Kaffeetrinken gegen Diabetes?
Dr. Annette Tuffs
Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg
Medizinische Universitätsklinik Heidelberg sucht Studienteilnehmer mit neu diagnostizierter Zuckerkrankheit / Wissenschaftler erforschen, ob spezielle Diät mit Kaffee, Vollkorn und ohne rotes Fleisch Zuckerwerte verbessert und Diabetes mildert
Können fünf Tassen Kaffee am Tag, viele Vollkornprodukte und der Verzicht auf rotes Fleisch Diabetes mildern? Um dies im Rahmen einer Studie zu erforschen, suchen Ärzte der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg Männer und Frauen im Alter von 18 bis 69 Jahren, bei denen innerhalb der letzten zwölf Monate eine Zuckerkrankheit neu diagnostiziert wurde und die keine Insulintherapie erhalten. Die Studie untersucht erstmals den Einfluss dieser speziellen Ernährung im Rahmen einer achtwöchigen Diät auf bereits bestehenden Diabetes.
Bislang konnten wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Menschen, die viel Kaffee trinken seltener an Diabetes erkranken. Auch der Verzehr von Vollkornprodukten senkt das Risiko einer Neuerkrankung. Wer hingegen viel rotes Fleisch isst, hat ein höheres Risiko. Neu ist die Idee, diese Erkenntnisse auch gezielt in der Behandlung bei bereits bestehendem Diabetes einzusetzen. Die Studie, die zeitgleich an sechs weiteren Standorten in Deutschland läuft, wird in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Diabetesforschung in Düsseldorf durchgeführt.
Diabetes gehört zu den großen Volkskrankheiten, die Zahl der Patienten nimmt zu. In Deutschland sind rund sechs Prozent der Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren an einem Diabetes erkrankt, dazu rechnen Experten mit einer großen Dunkelziffer unerkannter Fällen. Langfristig verursacht Diabetes häufig Gefäßverengungen, die unter anderem zu Komplikationen wie Herzinfarkt und Schlaganfall führen sowie zu Schäden an Augen,, Nieren und Nerven.
Insulinempfindlichkeit soll steigen, Blutzuckerwerte sinken
Das Hormon Insulin schleust Blutzucker, der mit der Nahrung aufgenommen wird, in Zellen, die diesen zur Energiegewinnung nutzen. Bei Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2 sind diese Zellen weniger empfindlich für Insulin. Das heißt, es wird mehr Insulin für den Zuckertransport benötigt. In der Folge muss die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin ausschütten. Ist die Produktion nicht mehr ausreichend, kann die Zuckerkonzentration im Blut gefährlich ansteigen.
Hier setzt die Diät an: „Wir hoffen, dass Kaffee, Vollkorn und wenig rotes Fleisch die Insulinempfindlichkeit und damit die Blutzuckerwerte verbessern“, erklärt Dr. Jan Gröner, Assistenzarzt der Abteilung Endokrinologie und Stoffwechsel, der die Studie in Heidelberg durchführt. „Über die genaue Wirkweise dieser Nahrungsmittel auf die Insulinempfindlichkeit gibt es bislang jedoch keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse.“
Acht Wochen Diät unter ärztlicher Kontrolle / Probanden erhalten Aufwandsentschädigung
Für die Studie werden die Probanden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt: Während eine Gruppe ganz auf rotes Fleisch verzichtet, viele Vollkornprodukte isst und fünf Tassen Kaffee pro Tag trinkt, steht auf dem Speiseplan der Vergleichsgruppe täglich rotes Fleisch, aber kein Kaffee und kein Vollkorn.
Insgesamt dauert die Studie zehn Wochen, die Diät läuft über einen Zeitraum von acht Wochen. Die Teilnehmer kommen regelmäßig zu ambulanten Kurzuntersuchungen ins Universitätsklinikum. Unter anderem werden sie dabei zu ihrer Ernährung befragt und es erfolgen Blut- und Urinkontrollen. Vor und nach der Diät werden Ganzkörper-, Leber- und Muskelfettanteil mittels Magnetresonanztomographie bestimmt, einem sicheren und nebenwirkungsarmen Verfahren, das ohne belastende Röntgenstrahlung oder andere ionisierende Strahlung auskommt. Zudem wird das Ansprechen des Körpers auf Insulin ermittelt. Die Studienteilnehmer erhalten eine Aufwandsentschädigung.
Weitere Informationen und Anmeldung zur Studie (bis ca. Mai 2013):
Innere Medizin I Endokrinologie und Stoffwechsel
Medizinische Universitätsklinik
Im Neuenheimer Feld 410
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 8606
Internet
Informationen über die Studie
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Aktuelle-Klinische-Studien.112264.0.html
Webseite der Abteilung
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Willkommen.879.0.html
Studienzentrum Innere Medizin I und Klinische Chemie:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Studienzentrum.111996.0.html
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 110.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und 400.000 Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Die Tarifrunde 2013 hat begonnen: Forderungen zwischen 5 und 6,6 Prozent
Rainer Jung
Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung
Die Tarifrunde 2013 hat begonnen. Für rund 12,5 Millionen Beschäftigte laufen in diesem Jahr die Lohn- und Gehaltstarifverträge aus, in einigen Branchen haben die Verhandlungen bereits begonnen. Die Tarifforderungen der Gewerkschaften bewegen sich bislang zwischen 5 und 6,6 Prozent. Dies ergibt eine Übersicht, die das WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung heute vorgelegt hat:
Öffentlicher Dienst (Länder): Die Tarifforderung lautet 6,5 Prozent mit einer sozialen Komponente.
Weitere Verhandlungsgegenstände: Ein Tarifvertrag für die Eingruppierung der Lehrer/innen, Einschränkung befristeter Arbeitsverhältnisse. Erster Verhandlungstermin ist am 31.1.
Deutsche Bahn AG: Die EVG fordert ebenfalls 6,5 Prozent mit sozialer Komponente.
Holz- und Kunststoffindustrie: Es wird regional bereits verhandelt, die IG Metall fordert 5,0 Prozent.
Energiewirtschaft: Verhandelt wird in einzelnen Energieunternehmen und regionalen Verbänden. Die Tarifforderung von ver.di und IG BCE beträgt 6,5 Prozent. Bei E.ON laufen nach der ergebnislosen 3. Runde und einem Arbeitgeberangebot von 1,7 Prozent die Vorbereitungen für Urabstimmung und Arbeitskampf.
Eisen- und Stahlindustrie: Die Verträge laufen Ende Februar aus. Die IG Metall hat noch keine konkrete Forderung aufgestellt.
Bauhauptgewerbe: Die IG BAU hat eine Tarifforderung von 6,6 Prozent aufgestellt. Die Verträge laufen Ende März aus.
Einzelhandel: Die Arbeitgeber haben bundesweit sämtliche Einkommens- und Manteltarifverträge gekündigt. Ver.di bewertet das als Generalangriff auf die Tarifstandards. Die Verträge laufen regional unterschiedlich Ende März, April und Mai aus. Eine konkrete Tarifforderung von ver.di liegt noch nicht vor.
Nahrung-Genuss-Gaststätten: Die Gewerkschaft NGG fordert in den verschiedenen Branchen zwischen 5,0 und 6,0 Prozent mehr Geld.
Branchen, in denen in diesem Jahr ebenfalls verhandelt wird, sind u. a.: Deutsche Post AG (März), Versicherungsgewerbe (März), Groß- und Außenhandel (März/April), Kfz-Gewerbe (April/Mai), Volkswagen (Juni), Maler- und Lackiererhandwerk (September), Leih-/Zeitarbeit (Oktober).
Weitere Informationen: Das WSI-Tarifarchiv informiert fortlaufend über die aktuelle Tarifrunde auf der Internetseite http://www.tarifvertrag.de. Details zu Kündigungsterminen, Forderungen und Abschlüssen finden sich hier: http://www.boeckler.de/wsi-tarifarchiv_37886.htm
Tarifbilanz 2012: Die Tarifabschlüsse lagen im vergangenen Jahr über denen des Vorjahres. Die jahresbezogene Tarifsteigerung betrug 2012 2,7 Prozent (2011: 2,0 Prozent). Dies führte zu einer realen (preisbereinigten) Anhebung der Tarifverdienste um 0,7 Prozent (weitere Informationen unter: http://www.boeckler.de/41914_42001.htm.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Wasserstoff aus nasser Biomasse
Blandina Mangelkramer
Kommunikation und Presse
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Nachhaltig produzierte Energieträger – wie etwa Wasserstoff aus Windkraft – sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Treibhausgasreduzierung und damit ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Wasserstoff kann aber nicht nur aus Windkraft, sondern auch auf anderen Wegen nachhaltig produziert werden: Ziel des Forschungsprojekt SusFuelCat ist es, ein Verfahren zu verbessern, mit dem sich aus nasser Biomasse Wasserstoff gewinnen lässt. Prof. Dr. Bastian Etzold, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), ist maßgeblicher Initiator und Koordinator des Projektes. Die Europäische Union fördert SusFuelCat seit Anfang 2013 über einen Zeitraum von vier Jahren mit 3,5 Millionen Euro.
Den Energieträger Wasserstoff aus Biomasse – oder vereinfacht: kompostierbaren Materialien – zu erzeugen, ist bislang nur unter hohem Energieaufwand möglich. Beispielsweise muss die ursprünglich feuchte Biomasse vor dem Weiterverwerten aufwändig getrocknet werden. Im Rahmen von SusFuelCat setzen die Forscher nun stattdessen den so genannten APR-Prozess ein (Aqueous Phase Reforming – APR): Bei dieser neuen Methode wird die noch feuchte Biomasse mit einem Katalysator in Kontakt gebracht. Die in der Folge ablaufenden chemischen Reaktionen zersetzen das Material und setzen kaum verunreinigten Wasserstoff frei.
Der Vorteil: Das Verfahren verbraucht wenig Energie, da es bei geringen Temperaturen und niedrigem Druck durchgeführt werden kann. Zugleich entfällt die ebenfalls energieintensive Trocknung der Biomasse. Schließlich – und das macht APR besonders effizient – lässt sich in diesem Prozess selbst das Wasser, das Bestandteil der Biomasse ist, noch zersetzen und so zusätzlich Wasserstoff gewinnen – ein Effekt, der nur dank der niedrigen Temperaturen möglich ist. Im Vergleich mit fossilen Energieträgern spart der so erzeugte Wasserstoff aber nicht nur wertvolle Energie ein. Der Atmosphäre bleibt auch Treibhausgas erspart, da bei der Verbrennung lediglich Wasserdampf und kein CO2 entsteht.
Die Schlüsselkomponenten des Verfahrens sind die Katalysatoren. Gelingt es den Forschern, sie zu optimieren, erhöht dies die Nachhaltigkeit des gesamten Verfahrens. Die zurzeit verwendeten Katalysatoren enthalten noch teure Edelmetalle wie etwa Platin und Palladium, die auf keramischen Trägern fein verteilt sind. Das SusFuelCat-Projekt ist darauf ausgerichtet, den Anteil an teuren Edelmetallen entweder zu senken oder sie durch unedle Metalle zu ersetzen, ohne die Vorteile des APR-Prozesses einzubüßen. Als Träger sollen Materialien aus Kohlenstoff, beispielsweise Nanoröhrchen oder Aktivkohlen, zum Einsatz kommen, die eine höhere Langzeitstabilität versprechen und ein umweltfreundliches Recycling der Metalle erleichtern.
Um die Katalysatoren gezielt zu optimieren, nutzen die Forscher eine Kombination aus verschiedenen modernsten Methoden: Auf molekularer Ebene setzen sie Computersimulationen ein. Zugleich können die Katalysatoreigenschaften sehr exakt justiert, sozusagen maßgeschneidert werden. Und neueste Analytik erlaubt dem Forscherteam, während des APR-Prozesses den Erfolg zu kontrollieren, beispielsweise spektroskopisch einen Blick in das Innere des Reaktors zu werfen.
Langzeit-Experimente bei industriellen Partnern sind schließlich ebenfalls ein wichtiger Baustein der Optimierung. Dafür arbeiten in dem Projekt sechs Forschungsinstitutionen, eine international agierende Firma und drei kleine beziehungsweise mittlere Unternehmen (KMU) zusammen. Die Partner stammen aus Deutschland, Finnland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Russland und Spanien.
„Das Konsortium ist sicher, mit der neuen Entwicklung den Anteil an nachhaltig produzierten Energieträgern in Zukunft zu steigern und so einen entscheidenden Beitrag zur Energiepolitik der Europäischen Union zu leisten“, so Prof. Etzold, Juniorprofessor für Katalytische Materialien am Exzellenzcluster „Engineering of Advanced Materials“ der FAU. „Darüber hinaus sollen die Erkenntnisse dazu dienen, wirtschaftlichere Katalysatoren auch in verwandte Prozessen einführen zu können.“
Die Abkürzung SusFuelCat steht für „Sustainable fuel production by aqueous phase reforming – understanding catalysis and hydrothermal stability of carbon supported noble metals“.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Bastian Etzold
Tel.: 09131/85-27430
bastian.etzold@crt.cbi.uni-erlangen.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Asthma und Ekzeme durch Fast Food – neuseeländische Studie beweist Zusammenhänge
Sabine Ranke-Heinemann
Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann
Wenn Kinder und Jugendliche drei Mal oder häufiger pro Woche Fast Food essen, erhöht sich ihr Risiko, an schwerem Asthma, Nasenschleimhautentzündungen und Ekzemen zu erkranken. Auf diesen Zusammenhang lässt nun eine groß angelegte internationale Studie unter der Leitung von Professor Innes Asher und Philippa Ellwood von der Fakultät für Kinder- und Jugendmedizin der University of Auckland in Neuseeland schließen.
Die Untersuchungsergebnisse wurden Mitte Januar 2013 in der Onlineausgabe des Wissenschaftsjournals „Thorax“ veröffentlicht und bestätigten außerdem, dass man seinem Körper etwas Gutes tut, wenn man drei Mal oder häufiger pro Woche Obst isst.
Im Rahmen der Untersuchung wurden Daten von mehr als 319.000 Jugendlichen im Alter von 13-14 Jahren aus 107 Gesundheitszentren in 51 Ländern und von mehr als 181.000 Kindern im Alter von 6-7 Jahren aus 64 Zentren in 31 Ländern ausgewertet, die bereits an der so genannten „International Study of Asthma and Allergies in Childhood (ISAAC)“ teilgenommen hatten. Dabei handelt es sich um ein internationales Forschungsprojekt, dem die University of Auckland seit nunmehr 20 Jahren vorsitzt. Mittlerweile umfasst dieses Projekt Daten aus mehr als 100 Ländern und von fast zwei Millionen Kindern und gilt somit als die größte Studie ihrer Art.
Die teilnehmenden Kinder und Eltern machten Angaben darüber, wie häufig bestimmte Krankheitssymptome, wie schweres Atmen bei Asthma oder eine laufende/verstopfte Nase und juckende/tränende Augen bei der allergischen Rhinokonjunktivis, eine Art Heuschnupfen, auftraten. Außerdem informierten sie das Forscherteam über aufgetretene Ekzeme und über ihre wöchentlichen Essgewohnheiten.
Beim Auswerten der Daten achteten die Forscher besonders auf die Schwere der Symptome in den vergangenen zwölf Monaten. Ihr Augenmerk lag dabei beispielsweise auf der Häufigkeit der Symptome und wie sich die Symptome auf das tägliche Leben und/oder das Schlafverhalten ausgewirkt hatten. Außerdem konzentrierte sich das Team auf Nahrungsmittel, wie Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte, Zerealien, Brot und Pasta, Reis, Butter, Margarine, Nüsse, Kartoffeln, Milch, Eier und Fast Food/Hamburger, deren positive oder negative Auswirkung auf die Gesundheit bereits bekannt ist. Deshalb gaben die Teilnehmer in folgenden Kategorien an, wie häufig sie die Nahrungsmittel gegessen hatten: nie, gelegentlich, ein bis zwei Mal pro Woche, drei Mal oder
häufiger pro Woche.
Unter Berücksichtigung bestimmter Faktoren, die die Ergebnisse beeinflussen können, zeigte die Auswertung der Daten, dass sich nur Fast Food in gleichem Maße negativ auf die beiden teilnehmenden Altersgruppen auswirkte. So schlussfolgerten die Forscher, dass „eine solche Einheitlichkeit die mögliche Kausalität des Zusammenhangs verstärkt“.
Unter den Jugendlichen konnte Fast Food durchweg mit akuten und schweren Symptomen der drei oben genannten Erkrankungen in Verbindung gebracht werden und zwar in allen Gesundheitszentren der teilnehmenden Länder, unabhängig vom Geschlecht und der finanziellen Situation der Probanden.
Unter den Kindern im Alter von 6 und 7 war der Kausalzusammenhang zwar nicht so eindeutig, die auftretenden Symptome konnten dennoch auch in dieser Altersgruppe teilweise auf das Essen von Fast Food zurückgeführt werden. Laut der Forscher könnte der Unterschied zwischen den Altersgruppen dadurch zu erklären sein, dass jüngere Kinder bei ihrer Essensauswahl weniger Freiraum haben als Jugendliche.
Stand bei den Testteilnehmern drei Mal oder häufiger pro Woche Fast Food auf dem Speiseplan, erhöhte sich das Risiko, an schwerem Asthma zu erkranken, bei den Jugendlichen um 39 Prozent und bei den Kindern um 27 Prozent. Auch das Auftreten von Ekzemen und der Schweregrad von Nasenschleimhautentzündungen erhöhten sich insgesamt.
Im Rahmen der Studie kamen die teilnehmenden Gesundheitszentren außerdem zu dem Ergebnis, dass man durch den Verzehr von Obst den drei oben genannten Krankheiten vorbeugen kann. Aßen die Testteilnehmer drei Mal oder häufiger pro Woche Obst, verringerte sich die Schwere der Symptome bei den Jugendlichen um 11 und bei den Kindern um 14 Prozent.
Das Forscherteam weist darauf hin, dass es zwei plausible Erklärungen für die Untersuchungsergebnisse gibt: Fast Food enthält einen hohen Anteil an gesättigten und trans-Fettsäuren, die unser Immunsystem beeinträchtigen, während Obst reich an Antioxidantien und weiteren nützlichen Inhaltsstoffen ist.
Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle
Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593
oder
Professor Innes Asher
Head of Department
Paediatrics
School of Medicine
The University of Auckland
mi.asher@auckland.ac.nz
Das Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund ist das gemeinnützige Studierendensekretariat aller australischen und neuseeländischen Universitäten in Europa, zuständig für Wissens- und Forschungstransfer, Forschungsförderung sowie Studenten- und Wissenschaftleraustausch und für die Betreuung von Studierenden und Schülern, die ein Studium Down Under vorbereiten.
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Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Verheiratete Frauen haben weniger Rente
Dr. Paul Stoop
Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH
Deutsche Frauen besonders betroffen, wie ein Vergleich mit Großbritannien zeigt
Für viele ältere Frauen gilt die Ehe noch immer als Versorgungsmodell. Denn auf ihre eigene Rente können sich diese Frauen kaum verlassen. Das betrifft vor allem Frauen, die lange verheiratet sind, wie eine Studie von WZB-Forscherin Anette Fasang zeigt. Gemeinsam mit Silke Aisenbrey (New York) und Klaus Schömann (Bremen) hat sie das Renteneinkommen von (west)deutschen und britischen Frauen, die zwischen 1930 und 1940 geboren sind, untersucht. Dabei haben die Forscher errechnet, dass in Deutschland jedes Ehejahr mit durchschnittlich 15,40 Euro weniger Rente im Monat einhergeht – verglichen mit gleichaltrigen Frauen, die niemals verheiratet waren. In Großbritannien liegt dieser Unterschied zwischen verheirateten und ledigen Frauen nur bei fünf Euro.
Eine Ursache für die geringere Rente verheirateter Frauen in Deutschland sehen die Forscher darin, dass diese ihre Erwerbstätigkeit länger unterbrochen oder öfter ganz aufgegeben haben und in schlechter bezahlten Jobs gearbeitet haben. „In Großbritannien waren Frauen dieser Jahrgänge häufiger erwerbstätig, unter anderem weil es hier das Ehegattensplitting nicht gibt“, erklärt Anette Fasang den Länderunterschied. Betrachtet wurde das gesamte Renteneinkommen der Frauen, also eigene Einkünfte aus staatlicher, betrieblicher und privater Vorsorge.
Vergleicht man hingegen das Renteneinkommen lediger Frauen dieser Gruppe, sind die Deutschen klar im Vorteil. Westdeutsche Frauen, die nie verheiratet waren, verfügen im Alter von 60 Jahren mit 1.062 Euro im Schnitt über 532 Euro mehr Rente pro Monat als britische Frauen. Das liegt an den unterschiedlichen Rentensystemen: In Großbritannien zielt die staatliche Rente nur darauf ab, den Mindestbedarf zu decken, und oftmals haben Frauen, vor allem wenn sie Teilzeit arbeiten, keine privaten und betrieblichen Zusatzrenten. Entsprechend gering ist ihr Niveau. In Deutschland fällt das staatliche Altersgeld für diese Jahrgänge großzügiger aus. Eine private Altersvorsorge haben diese Frauen ebenso wie in Großbritannien nur selten.
Auch das Arbeiten in Vollzeit hat sich für die heute 70 bis 80 Jahre alten Frauen in Deutschland eher gelohnt als in Großbritannien. Für jedes Jahr, das eine deutsche Frau Vollzeit gearbeitet hat, bekommt sie eine um 18,50 Euro höhere monatliche Rente – im Gegensatz zu 4,60 Euro, die britische Frauen mehr erhalten. Selbst ein Teilzeitjob – mit einem monatlichen Rentenplus von 11,10 Euro – ist damit in Deutschland attraktiver als ein Vollzeitjob in Großbritannien. Der Grund: Hierzulande haben viele Frauen Teilzeitjobs im gut abgesicherten öffentlichen Sektor, in Großbritannien dagegen hauptsächlich im schlecht abgesicherten Dienstleistungssektor.
Lebensrisiken wie Scheidung oder Tod des Ehepartners werden in Deutschland ebenfalls besser abgesichert. So stehen Witwen in Deutschland finanziell deutlich besser da als auf der Insel: Sie haben pro Monat 360 Euro mehr als britische Witwen.
Für die Studie hat das Autorenteam die Lebensverläufe von etwa 1.000 Frauen untersucht, die zwischen 1990 und 2005 das Rentenalter erreicht haben. Für (West-)Deutschland stammen die Daten vom Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), für Großbritannien von der British Household Panel Study.
Die Studie Women’s Retirement Income in Germany and Britain ist in der Zeitschrift „European Sociological Review“ erschienen und zunächst online verfügbar:
Weitere Informationen:
http://esr.oxfordjournals.org/content/early/2012/10/31/esr.jcs075.short?rss=1
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
DBFZ startet Betreiberumfrage für die wissenschaftliche Untersuchung des EEG 2012
Antje Sauerland
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum
Im Rahmen des aktuellen Monitoringvorhabens „Wissenschaftliche Vorbereitung und Begleitung der EEG-Monitoringberichte und des EEG-Erfahrungsberichtes für die Stromerzeugung aus Biomasse (Vorhaben II a Biomasse)“ hat das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) seine jährliche, deutschlandweite Befragung von Betreibern von Biogas- und Biomethananlagen, Biomasseheizkraftwerken, Holzvergasern sowie Pflanzenöl-BHKW´s gestartet. Auf Grundlage dieser Betreiberumfrage untersucht das DBFZ die Auswirkungen des Erneuerbare-Energien-Gesetz auf den Anlagenbestand sowie den -betrieb und gibt Empfehlungen an die Gesetzgebung.
Anlagenbetreiberinnen und Anlagenbetreiber werden gebeten, die Fragebögen online unter folgendem Link auszufüllen: http://www.dbfz.de/eeg-umfrage2013. Die Antworten werden vertraulich behandelt und die erhobenen Daten ausschließlich in zusammengefasster Form für wissenschaftliche Ausarbeitungen verwendet.
Hintergrund:
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum verfolgt im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) seit Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 dessen Wirkung auf die Entwicklung der Stromerzeugung aus Biomasse in einem zeitnahen Monitoringprozess.
Mit dem im Juni 2012 neu aufgelegtem Vorhaben wird das Monitoring zur Entwicklung der Stromerzeugung aus Biomasse durch das DBFZ fortgesetzt. Dazu wird neben dem Anlagenzubau und Veränderungen im Anlagenbestand auch die zur Stromerzeugung eingesetzte Biomasse untersucht. Weitere Punkte sind des Vorhabens sind die Ermittlung des Flächenbedarfs der eingesetzten Substrate und der Kosten für Strom aus Biomasse. Das Vorhaben unterstützt die Erfüllung der Berichtspflichten des BMU zur Stromerzeugung aus Biomasse und erarbeitet wissenschaftliche Vorschläge zur Fortentwicklung der Rahmenbedingungen.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Was Grünalgen im Dunkeln treiben: Kaum bekannter Stoffwechselweg zur Wasserstoffproduktion
Dr. Josef König
Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum
Wie Grünalgen im Dunkeln Wasserstoff herstellen, berichten Biologen der Ruhr-Universität im „Journal of Biological Chemistry“. Damit haben sie einen bislang kaum untersuchten Mechanismus zur Produktion des Gases aufgedeckt; denn üblicherweise interessieren sich Forscher für die lichtgetriebene Wasserstoffsynthese. „Wasserstoff könnte den Menschen aus der Energiekrise helfen“, sagt Prof. Dr. Thomas Happe, Leiter der AG Photobiotechnologie. „Will man Grünalgen zu einer höheren Wasserstoffbildung bringen, ist es wichtig, alle Produktionswege zu verstehen.“
Was Grünalgen im Dunkeln treiben
RUB-Forscher entschlüsseln kaum bekannten Stoffwechselweg zur Wasserstoffproduktion
Mechanismus könnte biotechnologisch relevant sein
Wie Grünalgen im Dunkeln Wasserstoff herstellen, berichten Biologen der Ruhr-Universität im „Journal of Biological Chemistry“. Damit haben sie einen bislang kaum untersuchten Mechanismus zur Produktion des Gases aufgedeckt; denn üblicherweise interessieren sich Forscher für die lichtgetriebene Wasserstoffsynthese. „Wasserstoff könnte den Menschen aus der Energiekrise helfen“, sagt Prof. Dr. Thomas Happe, Leiter der AG Photobiotechnologie. „Will man Grünalgen zu einer höheren Wasserstoffbildung bringen, ist es wichtig, alle Produktionswege zu verstehen.“
Unter Stress stellen Grünalgen Wasserstoff her – auch im Dunkeln
Einzellige Grünalgen der Art Chlamydomonas sind mikroskopisch kleine Lebewesen; zehn von ihnen passen nebeneinander auf ein menschliches Haar. In mancher Hinsicht sind die Mikroalgen höheren Pflanzen, etwa Bäumen, gar nicht so unähnlich, sie betreiben zum Beispiel auch Photosynthese. Anders als Landpflanzen können sie Lichtenergie aber auch in die Produktion von molekularem Wasserstoff (H2) stecken. „Chlamydomonas und Co bilden Wasserstoff aber nur unter Stress“, sagt Thomas Happe. „Die Abgabe des energiereichen Gases dient sozusagen als Überlaufventil, damit überschüssige Lichtenergie nicht den empfindlichen Photosyntheseapparat schädigt.“ Chlamydomonas kann aber auch im Dunkeln Wasserstoff herstellen. Diese Tatsache ist seit Jahrzehnten bekannt; trotzdem ist die H2-Synthese ohne Licht kaum untersucht, da dabei sehr viel weniger des Gases entsteht als im Licht. Außerdem ist es kompliziert, das Schlüsselenzym, die sogenannte Pyruvat-Ferredoxin-Oxidoreduktase, in größeren Mengen zu isolieren. Die RUB-Forscher nahmen das Projekt dennoch in Angriff.
Wasserstoffproduktion im Dunkeln im Reagenzglas nachgeahmt
Happes Team stellte den Kern der Dunkelwasserstoffproduktion im Reagenzglas nach und belegte damit den zugrundliegenden Mechanismus. Um an die beteiligten Proteine zu gelangen, ließen die Forscher diese von Bakterien produzieren. Sie brachten zunächst die entsprechenden Gene der Grünalgen in das Darmbakterium Escherichia coli ein, zum Beispiel das Gen für die Pyruvat-Ferredoxin-Oxidoreduktase. Nach dieser Bauanleitung stellte E. coli dann die Proteine her. Happes Team isolierte sie aus den Bakterienzellen und untersuchte sie wie ein Baukastensystem. Im Reagenzglas testeten die Biologen, wie verschiedene Kombinationen von Proteinen unter bestimmten Umweltbedingungen miteinander interagierten.
„Uraltes Enzym“ entdeckt
Dabei fanden sie heraus, dass die Algen bei Stress im Dunkeln auf einen Stoffwechselweg umschalten, der sich sonst nur in Bakterien oder einzelligen Parasiten findet. „Chlamydmonas besitzt ein evolutionär uraltes Enzym“, erklärt Jens Noth aus der AG Photobiotechnologie. „Mit Hilfe von Vitamin B1 und Eisenatomen gewinnt es Energie aus dem Abbau von Zuckern.“ Diese Energie nutzen dann andere Grünalgen-Enzyme, die Hydrogenasen, um Wasserstoff zu bilden. Die Einzeller schalten den Stoffwechselweg ein, wenn sie im Dunkeln plötzlich in sauerstofffreie Bedingungen geraten. Denn wie Menschen brauchen die Grünalgen Sauerstoff zum Atmen, wenn sie ihre Energie nicht aus dem Sonnenlicht schöpfen können. Die Wasserstoffbildung im Dunkeln hilft den Zellen, diese Stressbedingung zu überleben. „Mit dieser Erkenntnis haben wir nun ein weiteres Puzzlestück gefunden, um ein genaues Bild der H2-Produktion in Chlamydomonas zu erhalten“, sagt Thomas Happe. „Das könnte in Zukunft helfen, auch die biotechnologisch relevante lichtabhängige H2-Bildungsrate zu erhöhen.“
Titelaufnahme
J. Noth, D. Krawietz, A. Hemschemeier, T. Happe (2013): Pyruvate:ferredoxin oxidoreductase is coupled to light-independent hydrogen production in Chlamydomonas reinhardtii, Journal of Biological Chemistry, doi: 10.1074/jbc.M112.429985
Weitere Informationen
Prof. Dr. Thomas Happe, AG Photobiotechnologie, Fakultät für Biologie und Biotechnologie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-27026, E-Mail: thomas.happe@rub.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Gicht zu einem wesentlichen Anteil genetisch bedingt
Karin Bundschuh, Pressesprecherin
Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Freiburg
Freiburger Forscherteam liefert wichtigen Beitrag zur Aufklärung der Entstehung von Gicht – Veröffentlichung in der Zeitschrift „Nature Genetics“
Wieso ist bei Gichtpatienten der Harnsäurespiegel oftmals stark erhöht und wie beeinflusst er die Entstehung der Krankheit?
Zur Beantwortung dieser Frage konnten Forscherinnen aus der Nephrologischen Abteilung des Universitätsklinikums Freiburg erneut einen wichtigen Beitrag leisten.
Unter der Leitung von PD Dr. Anna Köttgen untersuchten 220 Wissenschaftler im internationalen „Global Urate Genetics Consortium (GUGC)“ das Erbgut von 140.000 Studienteilnehmern und identifizierten 28 genetische Risikofaktoren für erhöhte Harnsäurespiegel. Dabei wendeten die Wissenschaftler modernste Methoden an, mit denen die gesamte Erbinformation systematisch nach Risikogenen abgesucht werden kann. In der Tat waren die Genvarianten, die zu einem erhöhten Harnsäurespiegeln führten, auch mit einem deutlich erhöhten Gichtrisiko assoziiert. Die Stoffwechselerkrankung Gicht entsteht durch die Ausfällung von Harnsäurekristallen in den Gelenken und geht mit extrem schmerzhaften Anfällen und in selteneren Fällen auch mit einer dauerhaften Schädigung von Gelenken und Nieren einher.
Die klinische Relevanz dieser neuen Erkenntnisse, über die die Zeitschrift „Nature Genetics“ in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, betont Prof. Dr. Gerd Walz, Ärztlicher Direktor der Nephrologischen Abteilung des Universitätsklinikums Freiburg: „Bei vielen Gichtpatienten können wir den erhöhten Harnsäurespiegel momentan mit Medikamenten nicht ausreichend senken. Diese Forschungsarbeit stellt eine wichtige Grundlage für die Erforschung neuer Mechanismen dar, die wir verstehen müssen, damit neue Therapeutika entwickelt werden können.“ Den Freiburger Forschern um Dr. Köttgen war es bereits vor zwei Jahren – basierend auf einer ähnlichen genetischen Studie – gelungen, einen bis dahin unbekannten Harnsäuretransporter in der menschlichen Niere zu identifizieren, der nun einen Ansatzpunkt für potentielle neue Medikamente zur Behandlung von Gicht darstellt.
Die jetzt veröffentlichte Studie des GUGC-Konsortiums, in die Daten von über 70 Einzelstudien aus Europa, den USA, Japan und Australien einflossen, stellt die bisher weltweit größte Untersu-chung zu diesem Thema dar. „Die Arbeit mit meinen internationalen Kollegen macht viel Spaß“, erzählt Dr. Köttgen. „Wir organisieren unsere Arbeit in wöchentlichen Telefonkonferenzen und treffen uns regelmäßig bei internationalen Kongressen. Diese Art der Arbeit wird nur durch ein hohes Maß an Teamwork und die freiwillige Teilnahme tausender Teilnehmer an genetischen Studien möglich.“ Als Nächstes möchten die Wissenschaftler die molekularen Mechanismen bes-ser verstehen lernen, die dem erhöhten genetischen Risiko für Gicht zugrunde liegen, und sie wollen untersuchen, ob sich die genetischen Informationen nutzen lassen, um die Wahrschein-lichkeit für eine Gichterkrankung besser vorherzusagen.
Titel der Originalveröffentlichung: Genome-wide association analyses identify 18 new loci associated with serum urate concentrations
doi: 10.1038/ng.2500
Kontakt:
PD Dr. Anna Köttgen
Arbeitsgruppenleiterin
Innere Medizin IV – Abteilung für Nephrologie und Allgemeinmedizin
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon: 0761 270-78050
anna.koettgen@uniklinik-freiburg.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Unstatistik des Monats: Die Medien übertreiben bei der Lebensmittelverschwendung
Joachim Schmidt
Presse und Information
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
Die Unstatistik des Monats Januar sind die regelmäßigen Schreckensmeldungen über weggeworfene Lebensmittel in Deutschland. Zuletzt hatten die beiden christlichen Kirchen beim ökumenischen Landkirchentag auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin die Verschwendung von Lebensmitteln angeklagt. Jeder deutsche Verbraucher werfe im Durchschnitt jedes Jahr 83 Kilogramm Lebensmittel auf den Müll.
Im „Spiegel“ 50/2012 wurde ähnlich alarmierend berichtet, weniger als die Hälfte des in Europa angebauten Obstes und Gemüses würde tatsächlich auch gegessen. Dieser Rechnung lag jedoch ein populärer Denkfehler zu Grunde: Wenn 50% von irgendetwas verlorengeht, und vom Rest dann nochmals 50%, so sind das insgesamt nicht 100%, sondern 75%. Der Spiegel hatte aber die Verlustraten auf den verschiedenen Stufen vom Anbau bis in den Verbrauchermagen einfach aufaddiert und kam bei Obst und Gemüse auf insgesamt 56%, bei Wurzeln und Knollen sogar auf 68% der Ausgangsmenge. In Wahrheit sind es aber nur 46% bzw. 52% – immer noch viel, aber nicht ganz so alarmierend.
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich aber auch ein großer Teil dieser verbleibenden Prozentsätze wie auch der von den Kirchen beklagten weggeworfenen 83 Kilogramm als unvermeidbarer oder teilweise unvermeidbarer Abfall wie beispielsweise Brotrinden oder Apfelschalen. So schätzt die Studie, auf die sich die Meldungen der Kirchen beziehen, dass nur 38 Kilogramm der von den Verbrauchern weggeworfenen Lebensmittel definitiv vermeidbar waren.
Als beklagenswert verbleiben die nur wegen angeblicher Schönheitsfehler weggeworfenen Lebensmittel, hier wäre sicher ein Umdenken ökologisch wie auch ethisch angebracht. Fast noch bedenklicher aus ethischer Warte erscheint aber der kaum beklagte Umstand, dass allein in Deutschland jedes Jahr über 4 Millionen Tonnen Lebensmittel zu Kfz-Treibstoff verarbeitet werden.
Ihr Ansprechpartner dazu:
Prof. Dr. Walter Krämer Tel.: (0231) 755-3125
Weitere Informationen:
http://www.unstatistik.de – hier gibt es weitere Informationen zu dieser und anderen „Unstatistiken“
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Warum sind Teetrinker gesünder? Jacobs Wissenschaftler ergründen positive Effekte von Tee
Dr. Kristin Beck
Corporate Communications & Media Relations
Jacobs University Bremen
Menschen, die regelmäßig Tee trinken, erkranken seltener an Osteoporose, Krebs- oder Herz-Kreislauf-Leiden als solche, die kaum oder nie Tee trinken. Dies haben zahlreiche epidemiologische Studien ergeben. Warum dies so ist, war bislang jedoch ungeklärt. Nikolai Kuhnert, Professor für Chemie an der Jacobs University, und sein Team konnten nun erstmals zeigen, dass es molekularbiologische Wechselwirkungen zwischen bestimmten Tee-Inhaltsstoffen und der menschlichen DNA gibt, die für die positiven Auswirkungen des Tees verantwortlich sein können (Vorabpublikation in „Food & Function“, DOI: 10.1039/C2FO30159H).
Ob schwarz oder grün, ob morgens oder abends – Mediziner und Lebensmittelforscher wissen schon seit langem, dass der Genuss von Tee nicht nur eine Frage des Geschmacks ist, sondern sich auch für die Gesundheit auszahlt.
Bislang ging man davon aus, dass diese gesundheitsfördernde Wirkung vor allem auf die antoxidative Wirkung von sogenannten Polyphenolen zurückzuführen ist. Diese natürlichen Substanzen machen 70 % der Trockenmasse einer Tasse Tee aus und treten in schwarzem Tee mit bis zu 30.000 unterschiedlichen Verbindungen auf. Antioxidantien beugen Gewebeschädigungen vor, indem sie sogenannte Freie Radikale, aggressive chemische „Übeltäter“, die durch negative Umwelteinflüsse entstehen, binden und unschädlich machen. Jüngere Untersuchungen der letzten fünf Jahre konnten jedoch überzeugend zeigen, dass die gesundheitsfördernde Wirkung von Tee-Polyphenolen nicht in erster Linie auf ihre antioxidative Wirkung zurückzuführen ist, und so war der genaue Wirkmechanismus für die positiven Gesundheitseffekte dieser teetypischen Pflanzenstoffe bislang nach wie vor ungeklärt.
Das Bremer Forscherteam um Nikolai Kuhnert konnte nun erstmals zeigen, dass die positive Wirkung der Tee-Polyphenole vermutlich auf molekularbiologischen Wechselwirkungen mit dem in Zellen gespeicherten Erbgut beruht. Basierend auf Befunden, dass sich in den Teepflanzen die Polyphenole vor allem in den Zellkernen anreichern, untersuchten die Wissenschaftler mit Hilfe verschiedener Spektroskopie-Verfahren (Massen- und chiroptische Spektroskopie), ob und wie einzelne Polyphenol-Moleküle mit der Zellkern-DNA interagieren. Sie fanden heraus, dass zwei der häufigsten Tee-Polyphenole, Epigallocatechingallat aus grünem Tee und Theaflavin-Digallat aus schwarzem Tee, besonders oft Bindungen mit DNA-Stücken und Proteinen eingehen, die am Ende von Chromosomen sitzen. Diese auch „Telomer“ genannten DNA-Teilbereiche sind wesentlich verantwortlich für die Stabilität der Chromosomen und schützen diese vor dem Zerfall.
Im Detail funktioniert dies so: Bei jeder Zellteilung schneidet das Enzym Telemorase ein Stück von dem Telomer ab. Sobald das Telomer eine kritische Länge unterschritten hat, kann sich die Zelle nicht weiter teilen und stirbt. Polyphenol-Verbindung aus dem Tee, die an das Telomer gebunden sind, verhindern bzw. verlangsamen diesen Verkürzungsprozess und verlängern so die Zelllebensdauer. „Wir gehen davon aus, dass diese positive stabilisierende Wirkung auf die Erbinformation auf lange Sicht auch die Gesundheit und Lebenserwartung des gesamten Organismus verbessert. Bestätigt wird dies durch Experimente mit der Fruchtfliege Drosophila, deren Lebensdauer sich durch den Konsum von Tee um rund 20 % verlängert. Im Prinzip kann jede chemische Verbindung, die in dieser Weise an die Telomere andockt, diesen Effekt haben; interessanterweise kennen wir bislang jedoch noch keine andere natürliche Substanz, die Telomere so effektiv stabilisiert, wie die Tee-Polyphenole“, erklärt Nikolai Kuhnert.
Die Ergebnisse von Nikolai Kuhnert basieren bislang auf In-Vitro-Studien mit menschlicher Telomer-DNA. Zusammen mit seinem Team möchte er nun schnellstmöglich herausfinden, wie sich die Tee-Polyphenole im menschlichen Körper unter alltäglichen Bedingungen verhalten. „Sollte es sich herausstellen, dass sich durch regelmäßigen Tee-Konsum im menschlichen Gewebe Tee-Polyphenole im Zellkern anreichern, hätten wir tatsächlich erstmals den Nachweis dafür, dass ein Lebensmittel das menschliche Leben verlängern kann. Dies wäre dann eine hochinteressante Ausgangsbasis für medizinische und klinische Studien, um das therapeutische Potenzial der Tee-Polyphenole zu erforschen“, so Kuhnert abschließend.
Fragen zu der Studie beantwortet::
Nikolai Kuhnert | Professor of Chemistry
E-Mail: n.kuhnert@jacobs-university.de | Tel: 0421 200-3120
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
SURFTRAP: Innovatives Verfahren zur Wasseraufbereitung kontaminierter Grund- und Oberflächenwässer
Diplom Geophysiker Simon Schneider
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Koordinierungsbüro Geotechnologien
Ein innovatives Verfahren zur Wasseraufbereitung wurde vom 29. bis 31. Januar auf der TerraTec in Leipzig präsentiert. Das Verfahren, das im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprogramms GEOTECHNOLOGIEN durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde, filtert vor allem Arsenrückstände des Bergbaus aus Grund- und Trinkwasserleitern.
Für Agatha Christie war Arsen eine der beliebtesten Zutaten für Ihre Krimis – im Trinkwasser ist das gesundheitsgefährdende und in hohen Dosierungen giftige Arsen aber deutlich weniger gern gesehen. Da sich in vor allem in vielen Bergbauregionen der Erde stark erhöhte Arsenkonzentrationen messen lassen, ist die Filtration des Trink- und Grundwassers dringend erforderlich.
Bei der Gewinnung und Verarbeitung von mineralischen Rohstoffen entstehen stets Rückstände und Abfallprodukte, welche die Qualität der Gewässer im Umfeld der Industrieanlagen gefährden. So finden sich zum Beispiel dort, wo Bergleute Uran, Blei, Kupfer, Zink oder Silber aus dem Gestein schürften auch heute noch Grund- und Stollenwässer, die mit Schwermetallen und Arsen verunreinigt sind. Das Forschungsprojekt SURFTRAP hat die Arsenfiltration nun einen großen Schritt voran gebracht.
Das bislang am häufigsten genutzte Aufbereitungsverfahren für kontaminierte Wässer besteht in einer Dosierung von sogenanntem Eisen(III)chlorid. Dieses ist jedoch zunächst aufwändig synthetisch herzustellen und kann nur in technologisch anspruchsvollen Wasseraufbereitungsanlagen eingesetzt werden. Demgegenüber kann das in diesen Tagen auf der TerraTec 2013 vorgestellte, hocheffektive Verfahren zur Wasseraufbereitung auch in sogenannten ‚Passivanlagen‘ genutzt werden, die stromlos und mit geringstem Personalaufwand funktionieren. Zudem wird gezielt auf die Reaktivität eines mineralischen ‚Reststoffes‘ gesetzt. Forscher aus Bayern und Sachsen haben in dem Projekt SURFTRAP, welches im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprogramms GEOTECHNOLOGIEN gefördert wurde, ein entsprechendes Verfahren ermittelt.
Der Clou: das für die Filtration verwendete Material ist eigentlich selbst ein Abfallprodukt. Beim Abbau von Braunkohlen wird großräumig der Wasserspiegel gesenkt. Dabei werden stark eisen- und schwefelhaltige Wässer generiert. In einer speziellen „Zuchtanlage“ wandeln sich mit Hilfe biologischer Prozesse die Eisen- und Schwefelanteile zum Mineral Schwertmannit um. Das Schwertmannit wird in Form eines feinkörnigen Pulvers zur Arsenfiltration verwendet, das Tagebau-Wasser kann wieder dem Grundwasser zugeführt werden.
Kostengünstig, einfach handhabbar und umweltschonend – diese drei Punkte sehen die Wissenschaftler durch die Verwendung von Schwertmannit erfüllt. Von der Firma G.E.O.S. mbH wurde 2006 ein Verfahren zur Aufbereitung solcher ‚Grubenwässer‘ entwickelt, bei der die Schwertmannit-Genese gezielt verfahrenstechnologisch genutzt wird.
Das Schwertmannit eine hohe Affinität zu Arsen hat, ist seit langem bekannt. Daher bildete seine gezielte Verwertung zur Aufbereitung arsenkontaminierter Wässer die Motivation der SURFTRAP-Forschungsprojekte. So gelang es unter anderem, aus dem Schwertmannit ein stabiles Filtergranulat herzustellen und in Labor- und Pilotversuchen deren hervorragende Filtereigenschaften gegenüber Arsen nachzuweisen. Die Forscher erhoffen sich nun, dass sich das neue Verfahren auch gegenüber Phosphat, Antimonat, Chromat und Vanadat – auch diese sind schädliche Verunreinigungen in kommunalen Abwässern bzw. Industrieabwässern – als effektiver Filter beweisen wird.
Das innovative Verfahren zur Wasseraufbereitung wird von der Technologie-Transferplattform Geotechmarket auf der TerraTec 2013 vorgestellt. Die Initiative Geotechmarket ist zuständig für die Förderung des Technologietransfers im Rahmen des vom BMBF und der DFG geförderten Forschungs- und Entwicklungsprogrammes GEOTECHNOLOGIEN. Sie ist Ansprechpartner und Vermittler zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, das heißt zwischen Universitäten und Forschungseinrichtungen, die Ideen, Konzepte und sogar Prototypen entwickeln und Unternehmen, die sich für die Umsetzung und Vermarktung dieser Ideen und Entwicklungen interessieren.
Weitere Informationen:
http://www.geotechnologien.de/portal/cms/Geotechnologien/Forschung/Beendete/Mine… – Übersicht zum GEOTECHNOLOGIEN-Projekt Surftrap
http://www.geotechmarket.de/ – die Technologie-Transfer-Initiative Geotechmarket
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Elektronische Zigarette auf dem Prüfstand
Britta Widmann
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft
Sind E-Zigaretten schädlich für den Konsumenten? Dies ist bislang nicht geklärt. Noch schwerer einzuschätzen ist die Gefahr für Umstehende. Welche und wie viele Inhaltsstoffe atmen die Elektroraucher aus? Eine neue Studie bringt Licht ins Dunkel.
Elektronische Zigaretten erleben derzeit einen Boom. Bereits zwei Millionen Deutsche sollen Schätzungen zufolge schon zu dem Dampfgerät greifen, das für viele als gesunde Alternative zum Glimmstängel gilt. Zahlreiche Stimmen – vor allem aus der Politik – warnen jedoch vor möglichen Gesundheitsrisiken, Langzeitfolgen seien noch gar nicht absehbar. Bislang vorliegende Untersuchungen kommen zu unterschiedlichen Bewertungen. Fundierte Fakten fehlen und so streiten sich Befürworter und Gegner weiterhin vehement. Mit einer neuen, unabhängigen Studie wollen Forscher des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung WKI in Braunschweig zu einer Versachlichung dieser emotional geführten Diskussionen beitragen. Ziel der Wissenschaftler war es, herauszufinden, ob E-Zigaretten die Raumluft belasten und somit auch Dritte beeinträchtigen können.
Eine E-Zigarette besteht aus einem Akku, einem Verdampfer, einer Heizspirale sowie einem Depot mit den Betriebsflüssigkeiten, auch Liquids genannt. Letztere werden im Verdampfer erhitzt und bei 65 bis 120 Grad Celsius verdampft. Diesen Mechanismus aktiviert der Konsument – je nach Design des Geräts – per Tastendruck oder durch Ansaugen. Es gibt die Liquids mit oder ohne Nikotin, zudem enthalten sie Aromenträger und Aromen wie Amaretto, Mandel, Vanille oder Apfel. Trägersubstanz ist meist Propylenglykol. Dieses Nebelfluid sorgt auch für den sichtbaren Dampf beim Ausatmen. Im Gegensatz zur herkömmlichen Zigarette, die Tabak verbrennt und permanent qualmt, setzt das elektronische Pendant die Substanzen nur dann frei, wenn es eingeschaltet wird. Doch nicht nur darin unterscheiden sich die beiden Genussmittel, wie die Forscher vom WKI herausfanden. »Die verdampften Substanzen erzeugen in der E-Zigarette ein Aerosol aus ultrafeinen Partikeln, die beim Inhalieren in der Lunge weiter schrumpfen. Die Nanotröpfchen lösen sich mit der Zeit auf. Beim Verbrennungsprozess hingegen werden feste Partikel freigesetzt, die sich in der Raumluft lange halten können«, sagt Dr. Tobias Schripp, Wissenschaftler am WKI und Mitautor der Studie.
Formaldehyd wird nicht freigesetzt
Im Rahmen verschiedener Emissionsprüfkammermessungen analysierten die Experten die Freisetzung von flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs, kurz für Volatile Organic Compounds), von ultrafeinen Partikeln und von Formaldehyd. Dabei untersuchten sie unter anderem die Menge, Konzentration und Verteilung der Partikel. Hierfür führten sie in einer 8-Kubikmeter-Prüfkammer Probandentests durch, wobei konventionelle und E-Zigaretten mit unterschiedlichen Liquids miteinander verglichen wurden. Um zu ermitteln, wie sich die Partikelverteilung über mehrere Minuten entwickelt und welche Mengen an Propylenglykol über einen längeren Zeitraum freigesetzt werden, wurde das Aerosol beziehungsweise der Dampf zudem direkt in eine 10-Liter-Glaskammer gepumpt. Dieser Test erfolgte mit unterschiedlichen E-Zigaretten, die jedoch alle dasselbe Liquid enthielten. »Generell waren die Emissionen an VOCs und ultrafeinen Partikeln beim Konsum von E-Zigaretten geringer als bei der klassischen Zigarette«, sagt Schripp. Auch konnten der Forscher und sein Team bei E-Zigaretten keine Freisetzung von Formaldehyd nachweisen. Beim herkömmlichen Glimmstängel hingegen wurde der Richtwert von 0,1 ppm (parts per million) für die Innenraumluft überschritten. Das Nebelfluid Propylenglykol entwich aus E-Zigarette sowie Tabakzigarette in die Raumluft, da es ebenfalls ein häufig verwendeter Zusatzstoff im Tabak ist. Lungenärzte befürchten, dass das Vernebelungsmittel beim Einatmen in großer Menge die Atemwege reizen kann. »Die elektronische Zigarette ist eine schwächere Quelle für Raumluftverunreinigungen als die Tabakzigarette, allerdings ist auch sie nicht emissionsfrei. Man kann daher davon ausgehen, dass Umstehende dem freigesetzten Dampf ausgesetzt sind und somit »Passivdampfen« möglich ist«, resümiert Schripp die Ergebnisse der Messungen. Zu monieren sei zudem die in vielen Fällen ungenaue und unzureichende Deklaration der Liquids. Gesicherte Informationen, welche Stoffe er inhaliere und ausatme, habe ein E-Raucher im Einzelfall oft nicht.
Mit der Studie wollen die Wissenschaftler orientierende Messwerte für weitere Untersuchungen vorlegen. »Eine toxikologische Einschätzung liefern wir damit jedoch nicht«, betont Schripp. Die Messergebnisse wurden in der Zeitschrift »Indoor Air« veröffentlicht (http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1600-0668.2012.00792.x/pdf). Am 6. Dezember 2012 wollen die Forscher die Studie auf der 10. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle vorstellen.
Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2012/dezember/elektronisc… Ansprechpartner
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
RWI-Studie: Der Gang zum Supermarkt bleibt Frauensache
Joachim Schmidt
Presse und Information
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.
Zwar sind in Deutschland immer mehr Frauen berufstätig, trotzdem übernehmen sie nach wie vor häufiger als Männer die Haushaltseinkäufe. Dies gilt insbesondere für Familien mit Kindern. Die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der wöchentlichen Einkaufszeit hat sich allerdings deutlich verringert. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI und der Bergischen Universität Wuppertal auf Grundlage von Daten des Deutschen Mobilitätspanels.
Obwohl immer mehr Frauen berufstätig sind, erledigen sie nach wie vor häufiger als Männer die Einkäufe für den Haushalt, in dem sie leben. Allerdings haben die Männer sich in den vergangenen Jahren zunehmend an den wöchentlichen Einkäufen beteiligt. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) und der Bergischen Universität Wuppertal.
Die Untersuchung zeigt, dass in den vergangenen Jahren insbesondere Familienväter zunehmend mehr Zeit im Supermarkt verbrachten. Betrug der Abstand zwischen Frauen und Männern bei der wöchentlichen Einkaufszeit im Jahr 1996 noch 140 Minuten, sank er bis zum Jahr 2009 auf unter 40 Minuten. Auch bei der Zahl der unternommenen Einkaufstrips gab es bei Familien mit Kindern eine deutliche Annäherung: Während Frauen 1996 wöchentlich durchschnittlich 6 und Männer 3,5 Einkaufstouren machten, unternahmen 2009 beide Partner rund 4. Insgesamt hat die Zeit, die Familien mit Kindern wöchentlich beim Einkaufen verbringen, zwischen 1996 und 2009 von 350 auf 310 Minuten abgenommen. Bei kinderlosen Paaren lässt sich keine Differenz beim Einkaufsverhalten zwischen beiden Partnern belegen. Insgesamt verbringen diese Paare durchschnittlich mehr Zeit mit Haushaltsbesorgungen und gehen häufiger einkaufen als Familien mit Kindern.
Auch wenn beide Partner Vollzeit arbeiten, kaufen die Frauen häufiger ein
Für die Studie wurden Daten des Deutschen Mobilitätspanels (MOP) aus den Jahren 1996 bis 2009 ausgewertet. Im Rahmen des MOP werden zwischen 750 und mehr als 1000 private Haushalte in drei aufeinander folgenden Jahren über den Zeitraum einer Woche zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt. Zudem werden u.a. Daten zu Alter, Bildungshintergrund und Beschäftigungsstatus erhoben. Berücksichtigt für die Einkaufsstudie wurden Haushalte, in denen mindestens ein erwachsener Mann und eine erwachsene Frau leben. In 24,5% der befragten Haushalte arbeiteten der Mann in Voll- und die Frau in Teilzeit, in 15,4% waren beide Partner vollzeitbeschäftigt.
Insgesamt kaufen Frauen aus Haushalten, in denen der Mann Alleinverdiener ist, länger und häufiger ein als berufstätige Frauen. Auch wenn die Berufstätigkeit das weibliche Engagement an den Wocheneinkäufen reduziert, sind die Frauen immer noch engagierter als Männer in einer vergleichbaren Situation. Sind beide Partner in Vollzeit beschäftigt, werden die Einkäufe häufiger von den Frauen erledigt. Auch die Verfügbarkeit eines PKW beeinflusst das Einkaufsverhalten: Frauen, die uneingeschränkten Zugang zu einem Fahrzeug haben, kaufen häufiger ein. Faktoren wie die Länge des Anfahrtswegs zur Arbeitsstelle und der Bildungshintergrund beeinflussen die Aufteilung der Einkaufsaktivitäten zwischen Frauen und Männern hingegen kaum.
Ihre Ansprechpartner:
Prof. Dr. Vivien Procher
(Bergische Universität Wuppertal) Tel.: (0202) 439-5012
Prof. Dr. Colin Vance (RWI) Tel.: (0201) 8149-237
Sabine Weiler (Pressestelle RWI) Tel.: (0201) 8149-213
Dieser Pressemitteilung liegt Ruhr Economic Paper #393 („Who Does the Shopping? – German Time-use Evidence, 1996-2009″) zugrunde. Es ist unter http://www.rwi-essen.de/rep/ als pdf-Datei erhältlich.
Weitere Informationen:
http://www.rwi-essen.de/presse/ – hier steht die Pressemitteilung auf der RWI-Homepage
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Blutzucker richtig messen – Bei gewaschenen Händen reicht der erste Tropfen Blut
Julia Voormann
Pressestelle
Deutsche Diabetes Gesellschaft
Berlin – Rund sechs Millionen Menschen sind in Deutschland an Diabetes mellitus erkrankt. Viele messen ihren Blutzuckerspiegel selbst mit einem Messgerät, oft mehrfach am Tag. Dafür wird mit einer Stechhilfe durch einen Stich in den Finger ein kleiner Tropfen Blut gewonnen. Einige, vor allem Patienten, bei denen der Diabetes erst kürzlich festgestellt wurde, sind dabei unsicher: Ist der erste Tropfen Blut für die Messung „sauber“ und damit aussagekräftig genug? Was kann ich tun, um Schmerzen zu vermeiden? Muss es immer ein Stich sein oder sind schon technisch ausgereiftere Geräte auf dem Markt, die ohne Stich funktionieren? Experten der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) geben Auskunft.
Um ihren Blutzucker zu messen, stechen sich Diabetespatienten vor jeder Messung mit einer feinen Nadel in die Haut an der Fingerspitze. Anschließend bringen sie den austretenden Tropfen Blut auf einen Teststreifen auf. Diesen führen sie in das Messgerät ein und warten, bis der Blutzuckerwert in der Ergebnisanzeige erscheint.
„Immer wieder kursiert das Gerücht, dass es womöglich sicherer wäre, erst den zweiten Tropfen Blut für die Messung zu verwenden“, berichtet Professor Dr. med. Andreas Fritsche, Pressesprecher der DDG aus Tübingen. Das ließe sich klar verneinen. Eine Studie aus dem Jahr 2011 zeigt: Wer sich die Hände vor dem Stechen mit Wasser und Seife wäscht und gut abtrocknet, erhält mit dem ersten Tropfen Blut sogar noch etwas genauere Messwerte als mit dem zweiten Tropfen. „Der zweite Tropfen sollte nur genommen werden, wenn der Finger verschmutzt ist und es keine Möglichkeit gibt, sich die Hände zu waschen“, betont Fritsche. Die Verwendung von Desinfektionsmitteln ist nicht notwendig.
Unmittelbar vor der Blutentnahme ist es sinnvoll, Arm oder Hand kurz auszuschütteln, alternativ den Finger leicht zu massieren. „Das regt die Durchblutung an und erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Blutprobe“, erklärt Professor Dr. rer. nat. Lutz Heinemann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetologische Technologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft. „Man muss dann nicht so tief stechen.“ Extreme Temperaturen, ob Kälte oder Hitze, sollten Patienten bei der Blutentnahme möglichst meiden.
Wo sollte man stechen? Kleiner Finger, Mittel- und Ringfinger eignen sich am besten, denn sie werden im Alltag nicht so häufig gebraucht wie Zeigefinger oder Daumen. Viele Diabetespatienten nutzen zum Stechen die vordere Fingerkuppe – dabei bieten sich die Seitenflächen der Fingerkuppe viel eher an. „Denn dort ist die Zahl der Nervenenden geringer, wodurch das Stechen weniger schmerzt“, sagt Andreas Fritsche. Gleichzeitig sind die Gefäße dort dichter, die Blutversorgung damit besser. Um den Blutstropfen zu gewinnen, sicherheitshalber nur leicht drücken. Ob zu festes Drücken den Blutzuckerwert durch Gewebewasser verfälschen kann, ist wissenschaftlich derzeit noch ungeklärt.
Wer Schmerzen vermeiden will, sollte zudem die Stechhilfe – also die Lanzette in der Stechhilfe – regelmäßig wechseln, am besten nur einmal oder wenige Male verwenden. Grund: Die Lanzette wird beim Einstechen stumpf und verletzt die Haut bei mehrmaligem Gebrauch zusätzlich. „Zu häufig verwendete Lanzetten gehören zu den wichtigsten Schmerz verstärkenden Faktoren“, betont Heinemann. Darüber hinaus birgt eine benutzte Lanzette die Gefahr einer Infektion. Nach der Blutentnahme ist es wichtig, den Finger zu reinigen und den benutzten Teststreifen zu entsorgen.
Moderne Testgeräte benötigen heute nur noch 0,3 Mikroliter Blut für eine erfolgreiche Glukose-Messung. Zum Vergleich: In den achtziger Jahren waren noch 20 bis 30 Mikroliter notwendig. „Eine Reduktion um den Faktor 100″, betont Heinemann. „Es hat sich also viel verbessert in den vergangenen Jahrzehnten.“ Trotz vielfältiger Bemühungen sei es jedoch bisher nicht gelungen, Geräte zu entwickeln, die im Alltag so zuverlässig messen, dass das Stechen in absehbarer Zeit durch eine unblutige Technik ersetzt werden könne, meint der DDG-Experte. „Technisch ist es allerdings heute schon möglich, praktisch schmerzfreie Stechhilfen herzustellen, die jedoch teuer sind“, erklärt Heinemann. „Das würde die Lebensqualität der Menschen mit Diabetes deutlich verbessern.“
Quellen:
Lutz Heinemann et al. Lancing: Quo Vadis? Journal of Diabetes Science and Technology, Volume 5, Issue 4, July 2011.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3192604/
Johanna Hortensius et al. Self Monitoring of Blood Glucose: The Use of the First or the Second Drop of Blood. Diabetes Care, Volume 34, March 2011, 556-560.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21289231
http://care.diabetesjournals.org/content/34/3/556.short
Deutsche Diabetes Gesellschaft
Geschäftsstelle
Reinhardtstr. 31
10117 Berlin
Tel.: 030 3116937-11, Fax: 030 3116937-20
info@ddg.info
http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Power-to-Gas läuft auch an kleinen Biogasanlagen
Uwe Krengel
Pressestelle
Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES
Pilotversuch am Hessischen Biogas-Forschungszentrum zur direkten Methanisierung erfolgreich. IWES-Experten sparen komplizierten Prozessschritt ein und produzieren Gas mit über 90 % Methananteil.
Das Power-to-Gas-Verfahren läuft auch an kleineren Biogas-Anlagen zuverlässig und bietet ihnen neue Potentiale zur flexiblen Energieproduktion. Dies ist das Ergebnis eines Pilotversuchs, den das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) gemeinsam mit den Ländern Hessen und Thüringen am Hessischen Biogas-Forschungszentrum (HBFZ) in Bad Hersfeld durchgeführt hat.
Im Rahmen des Projektes haben die IWES-Experten mit der direkten Umwandlung des im Biogas enthaltenen Kohlendioxids in Methan eine neue Variante der Power-to-Gas-Technologie getestet: „Die direkte Methanisierung funktioniert dauerhaft und dies bei einer gleichbleibenden Gasqualität“, berichtete IWES-Institutsleiter Prof. Clemens Hoffmann bei der heutigen Vorstellung der Projektergebnisse. „Dies bringt uns bei der Herstellung und Nutzung von Biogas einen weiteren Schritt nach vorne“.
Der Institutsleiter verwies auf die wichtige Rolle, die Biogasanlagen im erneuerbaren Energiemix als Ausgleichsfaktor für die schwankende Erzeugung aus Windparks und Photovoltaik-Anlagen spielen. Die am HBFZ getestete Spielart von Power-to-Gas erschließe nicht nur einen weiteren Pfad zur Methangewinnung. Sie eröffne auch die Möglichkeit, Biogasanlagen in Zukunft flexibler und bedarfsgerechter zu betreiben.
Die vom IWES, vom Stuttgarter Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung und der Solar Fuel GmbH entwickelte Power-to-Gas-Technologie macht es möglich, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Quellen in speicherbares Methan umzuwandeln. „Hierzu kombinieren wir Elektrolyse und Methanisierung „, erklärte Jochen Bard, am IWES Abteilungsleiter für Energiewandler- und speicher, das Verfahren. Im ersten Schritt fließt der Strom in einen Elektrolyseur und spaltet dort Wasser in Sauer- und Wasserstoff. Im zweiten Schritt reagiert der so gewonnene Wasserstoff in einem speziellen Reaktor mit CO2 zu Methan. Dieses kann dann als synthetisches Gas im vorhandenen Gasnetz gespeichert, im Gaskraftwerk in Strom zurück verwandelt sowie als Kraftstoff oder zum Heizen direkt genutzt werden.
Eine erste Pilotanlage mit einer Leistung von 25 Kilowatt zeigt, dass das Verfahren in kleinem Maßstab funktioniert. Die in einem Container untergebrachte Anlage ist seit Oktober 2012 am HBFZ für Forschungszwecke im Einsatz. „Auch Biogas eignet sich hervorragend zur Methanisierung“, so Bard. Das in Biogasanlagen erzeugte Gemisch besteht zu zwei Dritteln aus Methan, zu einem Drittel aus Kohlendioxid und kleineren Mengen Wasser, Schwefelwasserstoff,
Stickstoff und anderen Spurengasen. Um es ins Erdgasnetz einspeisen oder für Erdgasfahrzeuge nutzen zu können muss es aufbereitet, vor allem entfeuchtet, entschwefelt und vom CO2 getrennt werden.
Den IWES-Experten ist es gelungen, das Kohlendioxid ohne Abspaltung direkt in Methan umzuwandeln und damit einen komplizierten Prozessschritt zu sparen. „Wir können auf diese Weise derzeit ein Gas mit einem stabilen Methananteil von mehr als 90 Prozent erzeugen“, berichtete der IWES-Bereichsleiter für Energiesystemtechnik, Bernd Krautkremer. Dieses Biomethan könne entweder zwischen gespeichert oder auch in den Biogasspeicher zurück geführt werden, um dort den Gesamtmethangehalt zu erhöhen. „Wir haben beide Möglichkeiten erfolgreich getestet“, sagte Krautkremer.
Das durch direkte Methansierung gewonnene Gas soll nicht ins Erdgasnetz eingespeist werden. Dadurch entfallen weitere technisch komplizierte und kostenintensive Anpassungsmaßnahmen wie die eichfähige Messung, die Druckerhöhung und die Konditionierung des Biomethans. Dies macht die Anwendung der neuen Power-to-Gas-Variante vor allem für kleinere Biogasanlagen mit einer Leistung von rund 250 Kilowatt attraktiv, die ihr Gas direkt verstromen.
Die Experten vom Fraunhofer IWES wollen den Prozess jetzt weiter optimieren und unter anderem Alternativen zur herkömmlichen biologischen Entschwefelung entwickeln, die für die direkte Methansierung nicht geeignet ist. Auch der eingesetzte Katalysator soll noch weiter getestet werden. „Das Potential der direkten Methanisierung ist groß, aber es liegt noch einiges an Forschungsarbeit vor uns, bevor wir an einen breiten Einsatz denken können“, erklärte IWES-Institutsleiter Hoffmann abschließend.
Weitere Informationen:
http://www.iwes.fraunhofer.de
http://www.iwes.fraunhofer.de/de/labore/hbfz.html
http://www.hmuelv.hessen.de/irj/HMULV_Internet?rid=HMULV_15/HMULV_Internet/nav/4…
http://www.thueringen.de/th8/tmlfun/aktuell/presse/69249/index.aspx
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Umweltchemikalie blockiert Zellfunktion
Johannes Seiler
Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Das in vielen Kunststoffprodukten enthaltene Bisphenol A steht schon seit vielen Jahren in Verdacht, insbesondere auf Föten und Babys gesundheitsschädigende Wirkungen zu haben. Forscher der Universität Bonn wiesen nun in Experimenten an Gewebeproben von Mäusen und Menschen nach, dass die Umweltchemikalie die Calcium-Kanäle in den Zellmembranen blockiert. Ähnlich wirken Medikamente, die etwa bei Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen verabreicht werden. Die Ergebnisse werden nun im Journal „Molecular Pharmacology“ vorgestellt.
Bei Bisphenol A (BPA) handelt es sich um eine Industriechemikalie, die weltweit und in großem Umfang für die Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen und Kunstharzen verwendet wird. „Nach neueren Erkenntnissen kann die Substanz den Hormonhaushalt beeinflussen sowie Enzyme und Transportproteine in ihrer Funktion beeinträchtigen“, berichtet Prof. Dr. Dieter Swandulla vom Institut für Physiologie II der Universität Bonn. Der Stoff werde mit Herzkrankheiten, Diabetes, Übergewicht, Krebs und neurologischen Störungen in Zusammenhang gebracht. „Insbesondere Föten und Neugeborene scheinen besonders sensitiv auf BPA zu reagieren“, sagt der Physiologe. Wegen der nicht vorhersehbaren Wirkungen verbot die EU-Kommission im Jahr 2011 vorsorglich die Verwendung von Bisphenol A in Babyflaschen.
Bisphenol A blockiert mehrere wichtige Calcium-Kanäle
Das Forscherteam um Prof. Swandulla stellte nun in Experimenten an Gewebeproben von Mäusen und Menschen fest, dass BPA für die Zellfunktion wichtige Calcium-Kanäle in der Zellmembran reversibel blockiert. Durch diese porenartigen sogenannten Kanalproteine strömt das Calcium in die lebenden Zellen, wodurch etwa die Kontraktion von Herzmuskelzellen, die Aktivität von Enzymen und die Kommunikation der Nervenzellen untereinander gesteuert wird. „Medikamente zum Beispiel zur Behandlung von Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen einerseits und Nervengifte – zum Beispiel Schwermetalle – andererseits wirken ganz ähnlich auf genau diese Calcium-Kanäle“, berichtet der Physiologe der Universität Bonn. „Das ist ein weiterer wichtiger Hinweis darauf, dass BPA tatsächlich gesundheitsschädliche Wirkungen im Organismus hervorrufen kann.“ Da die Bindung des Bisphenol A an den Calcium-Kanal reversibel erfolgt, bestehe immerhin die Möglichkeit, dass die Chemikalie vom Körper wieder ausgeschieden wird.
Bisphenol A und seine Abkömmlinge sind allgegenwärtig
Allerdings sind Bisphenol A und verwandte Substanzen mittlerweile nahezu überall in der Umwelt messbar: Sie kommen zum Beispiel in CD’s, Geldscheinen, Einkaufszetteln, Konservendosen, Zahnfüllungen und Flammschutzmitteln, aber auch in der Atemluft und im Hausstaub in wirksamen Mengen vor, sodass der Mensch inzwischen chronisch mit diesen Substanzen belastet ist. „Es wäre deshalb wünschenswert, die Produktion von BPA komplett einzustellen“, sagt Prof. Swandulla. „Es würde aufgrund des Herstellungsvolumens und der weiten Verbreitung aber sehr lange dauern, bis die Umwelt und der Mensch endgültig von dieser Chemikalie befreit wären.“ Ziel müsse es deshalb sein, Ersatzstoffe zu finden, die keine schädlichen Wirkungen auf den menschlichen Organismus und andere Organismen haben.
Publikation:
Bisphenol A inhibits voltage-activated Ca2+ channels in vitro: mechanisms and structural requirements, „Molecular Pharmacology“, DOI: 10.1124/mol.112.081372
Kontakt:
Prof. Dr. Dieter Swandulla
Institut für Physiologie II
Tel. 0228/7360100
E-Mail: dieter.swandulla@ukb.uni-bonn.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Seltene Erden im Rhein: Hochtechnologie-Metalle werden zum Umweltproblem
Judith Ahues
Corporate Communications & Media Relations
Jacobs University Bremen
In Deutschland, China und anderen Industrienationen macht sich der stark angestiegene Verbrauch von Seltenen Erden nun auch verstärkt in der Umwelt bemerkbar. Hochtechnologie-Metalle, die zu den Seltenen Erden gehören, sind zum Beispiel ein wichtiger Bestandteil von Windturbinen und anderer moderner Elektronik; ihr Verbrauch steigt weltweit. Flüsse sind mittlerweile in vielen Ländern auch mit dem in der medizinischen Diagnostik verwendeten Kontrastmittel Gadolinium belastet. Eine neue Studie der Geochemiker Michael Bau und Serkan Kulaksiz zeigt, dass der Rhein darüber hinaus mit Lanthan und seit einigen Monaten auch mit Samarium verschmutzt ist.
In Deutschland, China und anderen Industrienationen macht sich der stark angestiegene Verbrauch von Seltenen Erden nun auch verstärkt in der Umwelt bemerkbar. Hochtechnologie-Metalle, die zu den Seltenen Erden gehören, sind zum Beispiel ein wichtiger Bestandteil von Windturbinen und anderer moderner Elektronik; ihr Verbrauch steigt weltweit. Flüsse sind mittlerweile in vielen Ländern auch mit dem in der medizinischen Diagnostik verwendeten Kontrastmittel Gadolinium belastet. Eine neue Studie der Geochemiker Michael Bau und Serkan Kulaksiz zeigt, dass der Rhein darüber hinaus mit Lanthan und seit einigen Monaten auch mit Samarium verschmutzt ist.
Der Rhein ist damit von den großen Flüssen der Erde derjenige, der am deutlichsten mit Seltenen Erden kontaminiert ist. Wie die Jacobs-Geochemiker nachweisen konnten, gelangen pro Jahr mehrere Tonnen dieser Hochtechnologie-Metalle mit Industrieabwässern nördlich von Worms ins Flusswasser und werden dann in die Nordsee, aber auch ins Trinkwasser von Rheinanliegern eingetragen.
Während die gemessenen Konzentrationen im Unterlauf des Rheins und im Trinkwasser als nicht besorgniserregend gelten, liegen sie im Bereich der Einleitungsstelle um ein Mehrfaches über den Gehalten, bei denen ökotoxikologische Effekte beobachtet wurden.
In Anbetracht des dramatisch und stetig zunehmenden Verbrauchs an Seltenen Erden und anderen Hochtechnologie-Metallen steht zu befürchten, dass dies erst der Anfang einer neuen Entwicklung ist und dass diese Metalle und ihre Verbindungen schon bald weltweit Flüsse und Seen und gegebenenfalls auch das Grundwasser verunreinigen werden.
Kontakt:
Michael Bau | Professor of Geosciences
Email: m.bau@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-3564
Weitere Informationen:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012821X12006516 – detaillierte Ergebnisse
http://www.jacobs-university.de/sites/default/files/uploaded_files/NEWS/1Q2013/j… – Karte, Belastung des Rheins mit Samarium und Lanthan
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Babybody schützt vor plötzlichem Kindstod
Britta Widmann
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft
Atmungssensoren in Babybodies könnten künftig vor dem plötzlichen Kindstod schützen. Grundlage ist eine dehnbare Leiterplatte, die sich dreidimensional der Körperform anpasst und mit üblichen industriellen Prozessen fertigen lässt.
Eltern von Neugeborenen schleichen des Nachts immer wieder ins Kinderzimmer, um zu hören, ob ihr Kind noch atmet. Oder sie lassen es in ihrem Schlafzimmer schlafen, in der Hoffnung, einen möglichen Atemstillstand mitzubekommen und rechtzeitig eingreifen zu können. Künftig könnte ein Babybody mit integriertem Sensorsystem die Eltern warnen, sobald das Kind nicht mehr atmet. Herzstück des Sensorsystems ist eine dehnbare Leiterplatte, die sich dreidimensional der Körperform anpasst und daher kaum zu spüren ist. Sie wurde von Forschern des Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM in Berlin entwickelt. Als eines von vielen Anwendungsbeispielen für die dehnbare Platine haben die Wissenschaftler zwei handelsübliche Sensoren auf ihr angebracht und das System auf einen Babybody aufgebügelt. Somit können sie die Atmungsaktivität an Brust und Bauch messen.
Die Leiterplatte besteht aus Polyurethan, kurz PU – einem kostengünstigen Material, das üblicherweise für Oberflächenbeschichtungen, als Dichtmasse oder zur Dämpfung verwendet wird. »Die Leiterplatte, die wir entwickelt haben, lässt sich über die üblichen industriellen Prozesse verarbeiten – also mit einem hohen Durchsatz und daher kostengünstig«, sagt Manuel Seckel, Wissenschaftler am IZM. »Zudem können die Komponenten genauso präzise platziert werden wie auf einer normalen Leiterplatte – die Stabilität des dehnbaren Trägers während der Verarbeitung macht es möglich. Bei der Textilelektronik dagegen hat man auf einem halben Meter einen Versatz von bis zu fünf Millimetern.« Um die hohe Genauigkeit zu erreichen, mussten die Forscher jedoch einige Herausforderungen meistern. Eine lag in der Handhabung und Verarbeitung des Polyurethans. »Ähnlich wie bei Stretch-Stoff ist es schwierig, die PU-Leiterplatten maschinell zu verarbeiten – sie verändern ihre Form. Wir haben daher ein Trägersystem entwickelt, auf das wir die PU-Platinen aufbringen, maschinell verarbeiten und dann wieder ablösen«, erläutert Seckel. Momentan wird das Verfahren von verschiedenen Industriebetrieben getestet.
Der Einsatz im Babybody ist nur eine der möglichen Anwendungen für die biegsame Leiterplatte. So lässt sich die Technologie auch für die dezente Beleuchtung im Autodachhimmel verwenden, beispielsweise für »Sterne« am Autodach. Ebenfalls helfen kann er bei Druckverbänden, wie sie bei Verbrennungen angelegt werden. Ein Pflaster aus PU mit integrierten Sensoren unterstützt die Pflegekräfte dabei, den Verband optimal anzulegen.
Mithilfe von Pflastern Nierenfunktion untersuchen
Die dehnbare Platine ist auch die Grundlage eines Pflasters, das Mediziner der Universität Heidelberg gemeinsam mit den Fraunhofer-Forschern entwickeln. Mit diesem Pflaster können die Ärzte künftig die Nierenfunktion ihrer Patienten prüfen. Bislang spritzen sie einen Stoff, der nur über die Niere abgebaut wird, und nehmen über drei Stunden etwa alle 30 Minuten Blut ab. Arbeitet die Niere gut, hat sie den Stoff nach drei Stunden nahezu abgebaut, ist sie dagegen erkrankt, sinkt die Konzentration nur langsam. Mit einem Pflaster aus der PU-Leiterplatte, einer blauen LED und einem Detektor kann der Arzt seinen Patienten die Piekserei künftig ersparen – und sie zudem sehr viel genauer untersuchen. Wie bei der herkömmlichen Untersuchung injiziert der Arzt zunächst eine Substanz, in diesem Fall einen Biofarbstoff. Die blaue LED bringt diesen zum Fluoreszieren, lässt ihn leuchten, was wiederum der Detektor im Pflaster registriert. Wird der Biofarbstoff von der Niere abgebaut, nimmt auch die Konzentration der Fluoreszenzstrahlung ab. »Mit dem Pflaster können die Ärzte die Konzentration der Testsubstanz kontinuierlich überprüfen und erhalten eine genauere Aussage als beim herkömmlichen Check. Zudem lassen sich die Untersuchungskosten um bis zu 60 Prozent reduzieren«, sagt Seckel. Klinische Studien sind bereits geplant. Bis das Pflaster Ärzten und Patienten die Nierenuntersuchung erleichtert, wird es allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern.
Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2013/Januar/babybody-schu…
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Förderung der Arbeitsfähigkeit von Arbeitnehmern
Dr. Maren Wagner
Pressestelle
Bergische Universität Wuppertal
Arbeitnehmer in Deutschland werden infolge des demografischen Wandels immer älter. Die Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit – vor allem von älteren Beschäftigten – zu erhalten und zu fördern, ist eine große Herausforderung für Unternehmen. Auch der moderne Arbeits- und Gesundheitsschutz steht vor einer neuen Aufgabe. Seit 2003 können Betriebe mit Hilfe des sogenannten „Work Ability Index“ (WAI) die aktuelle und künftige Arbeitsfähigkeit von älter werdenden Beschäftigten erfassen und bewerten. An der Bergischen Universität Wuppertal wurde 2003 auf Initiative der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin das nationale WAI-Netzwerk gegründet.
„Wir wollen den WAI sowie das Work Ability-Konzept für möglichst viele Unternehmen, gleich welcher Größe, interessant und zugänglich machen sowie eine Plattform für fachlichen Erfahrungsaustausch bereitstellen“, sagt Prof. Dr.-Ing. Bernd Hans Müller, Projektleiter des Netzwerks. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat die finanzielle Förderung des WAI-Netzwerks jetzt bis 2014 verlängert.
Das Netzwerk unterstützt Unternehmen in der praktischen Anwendung des Work Ability Index, stellt Informationen rund um die Förderung der Arbeitsfähigkeit zusammen und ermöglicht einen kontinuierlichen Erfahrungsaustausch zwischen den Anwendern. Seit seiner Gründung hat das Netzwerk knapp 1.500 Mitglieder gewonnen, darunter ca. 400 Unternehmen, Beschäftigte, Arbeitnehmervertretungen, Betriebsärzte, Personalreferenten und Unternehmensberater. Die Broschüre „Why WAI?“, der WAI-Leitfaden, eine Fachkonferenz sowie die Website http://www.arbeitsfaehigkeit.net und ein Newsletter bieten Unternehmen, öffentlichen Institutionen und wissenschaftlichen Einrichtungen verschiedene Möglichkeiten zur Information. „Der hohe Zuspruch sowie die große Nachfrage an Vorträgen, Projektbegleitungen und themenspezifischen Schulungen zeigt, wie hoch der Bedarf an Informationen zum Erhalt von Arbeitsfähigkeit ist“, so Prof. Müller, Leiter des Fachgebiets Arbeitssicherheit/Ergonomie an der Bergischen Universität.
In der aktuellen Förderperiode sollen Kooperationen innerhalb des Netzwerkes ausgebaut und ein Schulungskonzept entwickelt werden, das Unternehmen ermöglicht, sich mit hausinternen WAI-Experten auf den demografischen Wandel vorzubereiten. Durch die Verlängerung der Förderung kann der langfristige Bestand des Informations- und Beratungsangebotes vorbereitet werden.
Der Work Ability Index wurde in einer über 30 Jahre andauernden Langzeitstudie am Finnish Institute of Occupational Health (FIOH) entwickelt und wird heute in zahlreichen Ländern im betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz mit dem Ziel der Erhaltung, Wiederherstellung und Förderung der Arbeitsfähigkeit eingesetzt. In Deutschland wird das WAI-Netzwerk vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) finanziert.
Kontakt:
Laura Mathiaszyk
Bergische Universität Wuppertal
Fachgebiet Arbeitssicherheit/Ergonomie, WAI-Netzwerk
Telefon 0202/439-3636
E-Mail wai@uni-wuppertal.de
Weitere Informationen:
http://www.arbeitsfaehigkeit.uni-wuppertal.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Schnelldiagnostik mit Hygienetüchern
Britta Widmann
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft
Winterzeit ist Erkältungszeit. Die Nase ist verstopft, der Hals kratzt, die Stirn ist heiß: Ist dies nur eine Erkältung oder eine Virusgrippe? Welche Medikamente helfen wirklich? Oftmals werden virale Infekte auf Verdacht mit Antibiotika therapiert, denn nicht immer kann ein Arzt sofort unterscheiden, ob eine bakterielle oder eine virale Infektion vorliegt. Eine Schnelldiagnostik zur Auswahl der wirksamsten Medikation steht in der Arztpraxis noch nicht zur Verfügung. Das Projekt »Das Taschentuchlabor – Impulszentrum für integrierte Bioanalyse« (www.taschentuchlabor.de) hat daher zum Ziel, ein diagnostisches System zu entwickeln, das einen unmittelbaren Nachweis relevanter Erreger ermöglicht: in Arztpraxen, in Einrichtungen, die hohe hygienische Standards einzuhalten haben, wie gastronomische Einrichtungen oder Krankenhäuser, oder sogar zu Hause.
Forscher vom Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT in Potsdam koordinieren das Projekt, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über das Programm »Spitzenforschung und Innovation für die neuen Bundesländer« gefördert wird. Über 30 Partner aus 14 Institutionen sind beteiligt. Konkret sollen molekulare Strukturen zur Erkennung von Erregern über Polymere in Gegenstände des täglichen Bedarfs, wie beispielsweise Hygienetücher, eingebunden werden – zusammen mit einer für das Auge sichtbaren Signalgebung. Weltweit stellt das Projekt die einzige Initiative dar, in der die Polymerforschung mit der Infektionsforschung verbunden wird.
Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2013/Januar/kurzmeldungen…
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Beitrag von Bakterienresten zur Bodenfruchtbarkeit bisher unterschätzt
Tilo Arnhold
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ
Leipzig. Überreste von abgestorbenen Bakterien haben für die Böden weltweit eine viel größere Bedeutung als bisher angenommen. Etwa 40 Prozent der mikrobiellen Biomasse werde in organische Bodenbestandteile umgewandelt, schreiben Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), der Technischen Universität Dresden, der Universität Stockholm, des Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie und der Leibniz-Universität Hannover im Fachblatt „Biogeochemistry“. Bisher gab es keine derartigen quantitativen Aussagen zum Anteil der mikrobiellen Biomasse.
Es wurde angenommen, dass die organischen Bestandteile des Bodens größtenteils aus zerfallenem Pflanzenmaterial stammen würden, das in Huminstoffe umgewandelt wird. Diese These konnten die Wissenschaftler im Laborexperiment und Feldversuch nun widerlegen. Offenbar wird das leicht biologisch abbaubare Pflanzenmaterial zunächst in mikrobielle Biomasse überführt und erst danach zur organischen Bodensubstanz.
Organische Bodenbestandteile stellen den größten Anteil an terrestrisch gebunden Kohlenstoff in der Biosphäre dar. Sie haben deshalb nicht nur eine große Bedeutung für die Fruchtbarkeit der Böden und die Erträge der Landwirtschaft. Sie sind auch einer der Schlüsselfaktoren, die die Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre kontrollieren. Je nachdem wie diese Ressource gemanagt wird, kann der Klimawandel daher gebremst oder beschleunigt werden.
Im Labor hatten die Wissenschaftler zunächst in einem Inkubationsexperiment Modell-Bakterien mit dem stabilen Isotop 13C markiert und in Bodenmaterial eingebracht, das aus dem Langzeitexperiment „Ewiger Roggenbau“ in Halle/Saale stammt. Nach 224 Tagen Inkubationszeit wurde der Verbleib des Kohlenstoffs der Bakterien bestimmt. „Als Ergebnis fanden wir Reste von Bakterienzellwänden in Größen bis 500 x 500 Nanometern überall in unseren Bodenproben. Solche Fragmente wurden auch schon in anderen Studien beobachtet, aber nie weitergehend diskutiert und quantifiziert“, erklärt Prof. Matthias Kästner vom UFZ. Offenbar wird die Anlagerung der Reste von Bakterienzellwänden von Peptiden und Proteinen aus den Zellen unterstützt, die in höherem Maße als andere Zellbestandteile im Boden verbleiben und dafür sorgen, dass sich auf den mineralischen Bodenbestandteilen ein Film aus organischen Molekülen bildet, in dem der Kohlenstoff der abgestorbenen Bakterien gespeichert wird.
Wenn die Fragmente der abgestorbenen Bakterienzellwände austrocknen, dann verlieren sie ihre gummiartigen Eigenschaften und können hart wie Glas werden. Wird der Boden später wieder feucht, können Sie dann jedoch unter Umständen keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen – eine wichtige Voraussetzung, um von anderen Bakterien wieder abgebaut werden zu können. Dies wäre die einfachste Erklärung für die Beständigkeit von theoretisch leicht abbaubaren Kohlenstoffverbindungen im Boden. „Dieser neue Ansatz erklärt viele Eigenschaften der organischen Bodenbestandteile, die früher widersprüchlich erschienen“, so Matthias Kästner. Auf die Idee gekommen waren Kästner und sein Team durch frühere Untersuchungen in den 1990er Jahren zum Abbau des Schadstoffs Anthracen in belasteten Böden von Gaswerksstandorten. Bei Isotopenanalysen zeigte sich damals, dass Kohlenstoffrückstände gebunden waren, die von Bakterien stammen könnten. Mit Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) begannen sie, ab 2000 im Rahmen von zwei Schwerpunktprogrammen diese Spur zu verfolgen.
Nach dem Laborexperiment folgte die Überprüfung der These im Freiland. Im Sommer 2009 nahmen die Forscher Bodenproben im Vorfeld des Dammagletschers im Schweizer Kanton Uri. Im Lauf der letzten 150 Jahre ist dieser Gletscher um insgesamt rund einen Kilometer Länge geschrumpft. Zurück blieb Granitgestein, das von Lebewesen mit einer Bodenentwicklung einhergehend langsam wieder besiedelt wurde. Auf Pionierpflanzen wie Moose und Gräser folgten Sträucher und später auch Bäume, wenn sich hier Boden neu gebildet hat. Nicht nur für Klimaforscher, sondern auch für Ökologen ist der Dammagletscher deshalb inzwischen zu einem wichtigen Freilandlabor geworden, in dem verschiedenste Studien laufen. Der untersuchte Boden der Proben war zwischen 0 und 120 Jahren alt und erlaubte so Einblick in die Prozesse der frühen Bodenentwicklung. Bei den darauf folgenden Untersuchungen mittels Rasterelektronenmikroskopie am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen zeigte sich auch hier, dass mit dem Alter der Böden die Bedeckung der Mineralpartikel im Boden mit einem Film aus Rückständen von Bakterienzellwänden zugenommen hatte. These und Laborergebnisse konnten also im Freiland bestätigt werden. Möglich wurden diese neuen Erkenntnisse nicht zuletzt durch Fortschritte in der Rasterelektronenmikroskopie, die es inzwischen erlaubt, solche winzigen Bodenbestandteile besser zu erkennen und auszuwerten.
Der überwiegende Teil des Eintrags an Pflanzenrückständen in fruchtbare Böden wird also schnell von Mikroorganismen wie Bakterien verarbeitet, was zu mehr Bakterien und damit auch zu mehr absterbenden Bakterien führt. Das führt wiederum zu mehr organischem Material im Boden. „Auch wenn der größte Teil des organischen Kohlenstoffs in den Ökosystemen definitiv primär von Pflanzen produziert wird, so konnten wir zeigen, dass dieser große Teil der organischen Materials tatsächlich aus abgestorbenen Bakterien und Pilzen besteht. Das unterstreicht die Bedeutung, die Bakterien die Organismen in jedem Boden spielen“, fasst Matthias Kästner zusammen. Dazu kommt die Bedeutung für das globale Klima: Der Abbau dieses organischen Materials führt unter anderem zu Mineralisationsprodukten wie dem Treibhausgas Kohlendioxid (CO2). Schätzungen aus Großbritannien zufolge entspricht die Menge an CO2, die durch den Abbau von organischem Material in den Böden Englands und Wales pro Jahr in die Atmosphäre entweicht, der Größenordnung, um die die Treibhausgasemissionen dort pro Jahr reduziert wurden. Ohne Bodenschutz kann es folglich keine spürbaren Fortschritte beim Klimaschutz geben.
Tilo Arnhold
Publikationen:
Christian Schurig, Rienk H. Smittenberg, Juergen Berger, Fabio Kraft, Susanne K. Woche, Marc-O. Goebel, Hermann J. Heipieper, Anja Miltner, Matthias Kaestner (2012): Microbial cell-envelope fragments and the formation of soil organic matter: a case study from a glacier forefield. Biogeochemistry.
published online:DOI: 10.1007/s10533-012-9791-3
Anja Miltner, Petra Bombach, Burkhardt Schmidt-Brücken, Matthias Kästner (2012). SOM genesis – Microbial biomass a significant source. Biogeochemistry, published online: DOI 10.1007/s10533-011-9658-z
Die Untersuchungen wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des SPP1315-Projektes „DynaCarb“ und der Europäischen Union im Rahmen des Projektes ModelPROBE gefördert.
Anja Miltner, Petra Bombach, Burkhard Schmidt-Brucken, Matthias Kaestner (2011): SOM genesis: microbial biomass as a significant source. Biogeochemistry (in press).
DOI: 10.1007/s10533-011-9658-z
Die Untersuchungen wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des SPP1090-Projektes „BioRefrak“ und der Europäischen Union im Rahmen des Projektes „ModelPROBE“ gefördert.
Weitere Informationen:
Prof. Matthias Kästner/ Dr. Anja Miltner/ Dr. Christian Schurig
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Telefon: 0341-235-1235
http://www.ufz.de/index.php?de=4459
http://www.ufz.de/index.php?de=4530
http://www.ufz.de/index.php?de=18888
oder über
Tilo Arnhold (UFZ-Pressestelle)
Telefon: 0341-235-1635
http://www.ufz.de/index.php?de=640
Weiterführende Links:
EU-Projekt ModelPROBE:
http://www.ufz.de/modelprobe/index.php?en=18269
DFG-Projekt DynaCarb:
http://www.spp1315.uni-jena.de/
Standpunkt: Boden – ein Tag macht noch keine Lobby:
http://www.ufz.de/index.php?de=31045
Wasser und Boden
http://www.ufz.de/index.php?de=21902
Biodiversität und Boden
http://www.ufz.de/index.php?de=20834
UFZ-Kernthema Wasser / Boden:
http://www.ufz.de/index.php?de=20167
Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg 1000 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
http://www.ufz.de/
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,4 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
http://www.helmholtz.de
Weitere Informationen:
http://www.ufz.de/index.php?de=640
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
„Religion stößt zunehmend auf Ablehnung“
Dr. Christina Heimken
Presse- und Informationsstelle
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster
Sozialethikerin Marianne Heimbach-Steins vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster mahnt mehr Einsatz der Kirchen für Religionsfreiheit an / Neue Studie
Die Religionsfreiheit gerät in Deutschland nach Einschätzung der münsterschen Sozialethikerin Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins zunehmend unter Druck. Immer häufiger stoße Religion in der Öffentlichkeit auf Unverständnis und Ablehnung, bis hin zur Aggression. „In einer zunehmend säkularen und pluralen Gesellschaft ist das Recht auf Religionsfreiheit nicht mehr selbstverständlich“, schreibt die Forscherin des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Uni Münster in einer neuen Studie. „Welche Güter es schützen soll, darüber besteht keineswegs Konsens.“ Als Beispiele nennt sie Streit um Symbole wie Kopftuch, Burka, Kruzifixe und Moscheen, um Blasphemie-Vorwürfe und die Anerkennung als Körperschaft öffentlichen Rechts. In solchen Konflikten zeige sich, wie stark in der Öffentlichkeit, Justiz und Politik das Verständnis für die Bedeutung des Religiösen schwinde.
„Die christlichen Kirchen sollten sich in dieser religionspolitisch aufgeheizten Lage für die Religionsfreiheit aller einsetzen, auch und gerade der religiösen Minderheiten“, so Prof. Heimbach-Steins. Außerdem sollten Kirchen und Religionsgemeinschaften die Bedeutung ihrer religiösen Praktiken gegenüber Nicht- und Andersgläubigen transparent und glaubwürdig erläutern. „Sie sollten öffentlich Rechenschaft darüber abgeben, was ihnen selbst im Sinne der Religionsfreiheit als schützenswert erscheint“, unterstreicht die katholische Theologin. Andernfalls würden Grenzen des Verstehens zu „Quellen von Misstrauen und Argwohn gegenüber der Sozialverträglichkeit der Religion.“
„Innerkirchlich bis heute umstritten“
Mit Blick auf die katholische Kirche erinnert die Sozialethikerin daran, dass erst das Zweite Vatikanische Konzil die Religionsfreiheit vor 50 Jahren als Menschenrecht anerkannt habe. „Bis heute sind die Anerkennung dieses Rechtes und die Konsequenzen für die Kirche selbst innerkirchlich umstritten. Das zeigt sich nicht zuletzt an der Auseinandersetzung um die fundamentalistische Piusbruderschaft.“ Wenn Papst Benedikt XVI. die Religionsfreiheit vor allem als „Bollwerk gegen den Relativismus“ verstehe, drohe ein Rückschritt hinter die Position des Konzils.
In der Kirche sei eine Haltung der „Abwehr gegenüber den Errungenschaften der modernen Freiheitsgeschichte“ immer noch nicht überwunden, schreibt die Forscherin. „Genau darin liegt eine tiefe Ursache der gegenwärtigen Kirchenkrise. Der nach außen vertretene Anspruch auf Religions- und Gewissensfreiheit wird innerkirchlich nicht konsequent eingelöst. Es fehlt an Anerkennung der Freiheit, Autonomie und Beteiligung der Gläubigen.“ Ein glaubwürdiges Eintreten für die Menschenrechte verlange aber Stimmigkeit. Wo sie fehle, kehrten immer mehr Menschen der Kirche den Rücken.
Die Sozialethikerin hebt hervor, in einer religiös vielfältigen Gesellschaft könne der soziale Frieden nicht ohne das Recht auf Religionsfreiheit bestehen. Für ein friedliches Miteinander brauche die Gesellschaft eine Ordnung, die die Freiheit weltanschaulicher Überzeugungen und religiöser Bekenntnisse schütze, und eine Kultur der Toleranz gegenüber Andersdenkenden. „Indem Religionsfreiheit jedem Menschen das Recht auf Bekenntnisfreiheit und freie Religionsausübung bietet, kann sie ein friedliches Miteinander fördern.“ Die laizistische Forderung, Religion ins Private zu abzudrängen, führe hingegen zu sozialer und kultureller „Verarmung“ der modernen Gesellschaft.
Die sozialethische Studie ist im Cluster-Projekt A16 „Das Ethos der Religionsfreiheit. Theologische-ethische und politische Dimensionen“ entstanden. Prof. Heimbach-Steins entwickelt darin christlich-sozialethische Kriterien für eine moderne Religionspolitik, besonders mit Blick auf die politische Rolle von Kirchen- und Religionsvertretern. Sie unterzieht die Texte und die Rezeption des Zweiten Vatikanums einer kritischen Lektüre, greift Ergebnisse der Rechts- und Politikwissenschaft, der Religionssoziologie und der Philosophie zu rechtlichen, politischen und religiösen Herausforderungen der Religionsfreiheit auf und ergänzt sie um eine christlich-sozialethische Analyse.
Die Wissenschaftlerin ist Professorin für Christliche Sozialwissenschaften und Direktorin des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Uni Münster. In der zweiten Förderphase des Exzellenzclusters von 2012 bis 2017 leitet sie das Projekt C2-10 „Kritik von innen. Modelle sozialen Wandels in der katholischen Kirche“. (vvm/ska)
Literaturhinweis: Marianne Heimbach-Steins, Religionsfreiheit. Ein Menschenrecht unter Druck, Paderborn: Schöningh, 2012. 232 Seiten, 24,90 Euro, ISBN 978-3-506-77212-1.
Kontakt:
Viola van Melis
Zentrum für Wissenschaftskommunikation
des Exzellenzclusters „Religion und Politik“
Johannisstraße 1-4
48143 Münster
Tel.: 0251/83-23376
Fax: 0251/83-23246
religionundpolitik@uni-muenster.de
http://www.religion-und-politik.de
Weitere Informationen:
http://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/personen/projekt/heimbach-steins… Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins auf den Seiten des Exzellenzclusters
https://www.uni-muenster.de/forschungaz/person/9848 Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins im Forschungsinformationssystem der WWU Münster
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Mit „künstlicher Haihaut“ Schiffe vor Bewuchs und Meere vor Gift schützen
Franz-Georg Elpers
Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Neuer Spritzlack soll Spritverbrauch und Schadstoffausstoß senken – 350.000 Euro Förderung von DBU
Bremen. Wenn Handelsschiffe über die Weltmeere schippern, reist das Umweltrisiko häufig mit. Sobald sich Algen und Muscheln an Rümpfen festsetzen, nimmt der Wasserwiderstand zu, Spritverbrauch und Schadstoffausstoß steigen ins Beispiellose. Damit das nicht passiert, werden Schiffswände speziell beschichtet. Diese Anstriche sind aber oft giftig und schaden den Wasserlebewesen. Das Bionik-Innovations-Centrums (B-I-C) der Hochschule Bremen hat einen giftfreien, streichfähigen Schutzanstrich gegen Bewuchs für Boote entwickelt, dessen Wirkungsmechanismus nun auch bei großen Schiffen angewendet werden soll. Mit der Firma Wilckens Farben (Glückstadt) und 350.000 Euro der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) soll ein Spritzlack neu entwickelt werden, der die guten Erfahrungen mit den manuellen Bootsanstrichen auf große Flächen und industrielle Verfahren mit hohen Lackiergeschwindigkeiten überträgt.
„Schiffe werden vor Bewuchs, Gewässer vor Giften geschützt. Gleichzeitig können Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß deutlich gesenkt werden“, sagt Prof. Dr. Antonia Kesel vom B-I-C. Vorbild für die giftfreie Farbe ist die besondere Hautstruktur von Haien. In der Schifffahrt stelle der ungewollte Bewuchs an Rümpfen seit jeher ein zentrales ökologisches und ökonomisches Problem dar, sagt DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h Fritz Brickwedde: „Bereits kleinste Ablagerungen an der Schiffsunterseite führen dazu, dass der übliche Kraftstoffverbrauch von Frachtschiffen von etwa drei Millionen Tonnen jährlich um bis zu 25 Prozent ansteigen kann.“ Hinzu kämen Unmengen an Treibhausgasen wie Kohlendioxide oder Schwefeloxide, die bei der Fahrt in die Luft gepustet würden. Eine scheinbare Lösung seien in der Vergangenheit so genannte Antifouling-Farben gewesen, metallhaltige Breitbandgifte (z.B. Tributylzinn, TBT), die die anhaftenden Organismen abtöteten, ergänzte Kesel. Doch die „hochgiftigen Inhaltsstoffe“ hätten bei zahlreichen Tierarten nachweislich zu Unfruchtbarkeit geführt und seien 2008 schließlich verboten worden.
In früheren Modellprojekten habe das B-I-C bereits eine „grüne“ Alternative zu den bisher verwendeten Antifoulings entwickelt und gemeinsam mit der Firma Vosschemie seit 2009 am Markt platziert, erinnert Dr. Jörg Lefèvre, Experte für umweltfreundliche Verfahren und Produkte bei der DBU. Die Farbe könne bislang nur für den manuellen Anstrich kleiner Flächen, nicht aber im großtechnischen Maßstab eingesetzt werden, da der Lack nicht auf die in der Industrie gängigen Spritzverfahren abgestimmt sei. Für den großflächigen Einsatz müsse die Rezeptur neu entwickelt werden, seien Untersuchungen im Labor und am Objekt erforderlich. „Die wissenschaftlich-unternehmerische Kooperation bildet dafür eine hervorragende Voraussetzung“, betont Brickwedde.
Das Besondere an dem neuen Lack sei, dass er allein auf der Basis physikalischer Eigenschaften funktioniere und keinerlei Biozide, wie Kupferpulver oder Kupfersalze, in die Umwelt abgebe. Ideengeber war laut Kesel die Natur: „Haie besitzen auf ihrer Haut kleine ‚Zähne‘, die so genannten Dentikel. Sie sind so ausgerichtet, dass sich die Haut glatt anfühlt, wenn man dem Hai vom Kopf zum Schwanz über den Rücken streicht; anders herum ist sie dagegen rau.“ Diese besondere Hautstruktur senke den Wasserwiderstand und verbessere die Beweglichkeit des Tieres. Die ähnlich konzipierte raue Oberfläche des Lacks erschwere es Wasserlebewesen, sich am Schiffsrumpf zu verankern. Durch den regelmäßigen Wasserstrom werde der lose anhaftende Algenschleim mitgerissen und bilde keinen weiteren Nährboden für andere Organismen – „eine Art Selbstreinigung“, so Kesel. Durch die geringeren Strömungswiderstände könne Sprit gespart und der Ausstoß von Treibhausgasen gesenkt werden.
Im Projekt solle die neue Lackrezeptur auch ökologisch weiter optimiert werden, sagt Lefèvre. Bei erfolgreicher Einführung der Farbe in den Markt könne nicht nur der Gifteintrag in die Umwelt verringert werden, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, dass durch den Bewuchs an Schiffen fremde Tierarten eingeschleppt würden, die die heimische Artenvielfalt gefährdeten.
Weitere Informationen:
http://www.dbu.de/123artikel33805_335.html
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Höhere Überlebenschancen bei Übergewicht
Stefanie Winde
GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin
Neue Studie zeigt Vorteil von Übergewichtigkeit bei Schlaganfällen
Patientinnen und Patienten mit Übergewicht oder Fettleibigkeit sterben nach einem Schlaganfall seltener und tragen weniger Behinderungen davon als Idealgewichtige. Das zeigt eine neue Studie, die in Kooperation mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin durchgeführt wurde und im European Heart Journal* erschienen ist. Dieser scheinbar widersprüchliche Zusammenhang, auch Obesity Paradox genannt, wurde in der Vergangenheit bereits bei anderen chronischen Erkrankungen, wie zum Beispiel bei Herzinsuffizienz, beobachtet. Die nun veröffentlichte Studie belegt zum ersten Mal, dass der Obesity Paradox bei Schlaganfall ebenfalls zutrifft.
Die Wissenschaftler haben in ihrer Studie den Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht und den Folgen eines Schlaganfalls untersucht. Dabei haben sie herausgefunden, dass übergewichtige Menschen einen Schlaganfall eher überleben, weniger Behinderungen davontragen und seltener pflegebedürftig werden als Normalgewichtige. Zwar ist das Risiko, einen ersten Schlaganfall zu erleiden, für übergewichtige Menschen höher als für Normalgewichtige. Jedoch ist für übergewichtige Patienten, die bereits einen Schlaganfall hatten, das Risiko eines weiteren Schlaganfalls keineswegs höher. Prof. Wolfram Döhner vom Centrum für Schlaganfallforschung Berlin an der Charité ist Erstautor der Studie. Er sagt: „Die Erkenntnis ist für Patienten mit Schlaganfall neu. Die Behandlungsleitlinien für Schlaganfälle in Deutschland, in Europa und in den USA empfehlen bisher alle eine Gewichtsreduzierung nach einem ersten Schlaganfall, sofern Übergewicht oder Fettleibigkeit besteht. Diese Empfehlungen stützen sich aber auf Expertenmeinungen basierend lediglich auf Erkenntnissen aus der Primärprävention, da tatsächliche Daten dazu bisher fehlen.“ Der aktuellen Studie nach sind Menschen mit Untergewicht am schwersten von einem Schlaganfall betroffen. Im Vergleich zu Menschen mit vermeintlichem Idealgewicht ist das Risiko, an einem Schlaganfall zu sterben, bei Übergewichtigen dagegen um 14 Prozent verringert. Bei fettleibigen Patientinnen sinkt das Sterblichkeitsrisiko um 24 bis 45 Prozent.
Die Ergebnisse der Studie sehen die Forscher im scharfen Kontrast zu der landläufigen Empfehlung für Patientinnen und Patienten, nach einem ersten Schlaganfall abzunehmen. Die Erkenntnis, die aus der Forschungsarbeit gezogen werden kann, „widerstrebt nur unserem eingehämmerten Mantra des Schlankseins als universellem Gesundheitsgaranten“, sagt Prof. Döhner. „Bei Patienten mit bereits bestehenden Erkrankungen sollte das Gewichtsmanagement aber anders bewertet werden.“ In der Studie wurden die Daten von 1.521 Patienten einer multizentrischen Schlaganfallstudie aus den Jahren 2003 bis 2005 ausgewertet. Als normalgewichtig gilt nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation jeder mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 18,5 und 25.
* Doehner, Wolfram; Schenkel, Johannes; Anker, Stefan D.; Springer, Jochen; Audebert, Heinrich J. 2012. Overweight and obesity are associated with improved survival, functional outcome, and stroke recurrence after acute stroke or transient ischaemic attack: observations from the TEMPiS trial. In: European Heart Journal Advance Access, doi:10.1093/eurheartj/ehs340.
Kontakt:
Prof. Wolfram Döhner
Centrum für Schlaganfallforschung Berlin
Campus Virchow-Klinikum
t: +49 30 450 553 507
wolfram.doehner@charite.de
Weitere Informationen:
http://www.schlaganfallcentrum.de/ – Centrum für Schlaganfallforschung Berlin
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Über den Unsinn von Entgiftungsdiäten – wie man dem Weihnachtsspeck sicher nicht ade sagen kann
Sabine Ranke-Heinemann
Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann
Detox-Diäten sind nur ein weiteres vermeintliches Abnehmwunder, so Professor Simon Brookes, Leiter des Zentrums für Menschliche Physiologie der Flinders University in Adelaide, Australien.
Er warnt, dass Detox-Getränke und spezielle Mischungen zur Reinigung der Leber nur wenig zur Entgiftung unseres Körpers nach der Weihnachtsschlemmerei beitragen. „Detox ist der reine Blödsinn“, betont Professor Brookes. „Unsere Nieren, unsere Leber und unser Verdauungstrakt entfernen oder neutralisieren Gifte innerhalb weniger Stunden, nachdem diese in unseren Körper gelangt sind. Es ist also Quatsch, zu denken, man könne die Entgiftung mit irgendwelchen Wundermittelchen beschleunigen“.
Je teurer ein Abnehmprodukt ist, desto eher sind die Menschen von seiner Wirkung überzeugt: „Da tritt der Placebo-Effekt ein. Wir sind der Meinung, uns etwas besonders Gutes zu tun, wenn wir ein teures Produkt kaufen, das noch dazu scheußlich schmeckt. Die Werbung suggeriert, dass wir uns besser fühlen werden und so reden wir uns fleißig ein, dass dem tatsächlich so ist. Eigentlich beruhigen wir dadurch jedoch nur unser Gewissen und nicht unseren Magen“.
Professor Brookes räumt jedoch ein, dass Detox-Diäten trotz ihrer Mängel nicht vollkommen nutzlos sind, da sie Menschen dazu bewegen, eine gesündere Lebensweise anzunehmen: „Wir sollten viel frisches Obst und Gemüse essen und so gut es geht auf Junk Food verzichten und wenn Detox-Diäten uns auf den richtigen Weg bringen – warum nicht. Wir sollten uns jedoch von dem Glauben verabschieden, dass eine zweitägige oder auch zweiwöchige Detox-Diät nach Jahren der Völlerei all unsere Probleme lösen wird.“
Auch wenn wir es nicht hören wollen – eine ausgewogene Ernährung, regelmäßiger Sport und viel Schlaf sind der Schlüssel zu einem gesunden Körper: „Allein unser gesunder Menschenverstand sagt uns doch, dass wir uns gesund ernähren, viel Wasser trinken, unsere Herzfrequenz erhöhen und die Finger von zu viel Alkohol und Zigaretten lassen sollten – es ist offensichtlich und tatsächlich die einzige „Diät“, die hilft! Denn eine Detox-Diät bringt sicherlich nicht den gewünschten schnellen Erfolg. Ein gesundes Verhältnis zu sich und seinem Körper ist und bleibt daher oberstes Gebot“, schließt Professor Brookes.
Weitere Informationen:
Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle
Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin@ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593
oder
Prof Simon Brookes
Flinders University
Medical Science and Technology
simon.brookes@flinders.edu.au
Das Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund ist das gemeinnützige Studierendensekretariat aller australischen und neuseeländischen Universitäten in Europa, zuständig für Wissens- und Forschungstransfer, Forschungsförderung sowie Studenten- und Wissenschaftleraustausch und für die Betreuung von Studierenden und Schülern, die ein Studium Down Under vorbereiten.
Weitere Informationen:
http://www.ranke-heinemann.de
http://www.ranke-heinemann.at
http://www.ranke-heinemann.tv
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Alge des Jahres 2013: Lingulodinium polyedrum lässt das Meer leuchten
Judith Jördens
Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen
Algenforscher haben den Einzeller Lingulodinium polyedrum zur Alge des Jahres gewählt.
Der mit einem Panzer und zwei Geißeln ausgestattete Dinoflagellat fasziniert nicht nur die Forschenden sondern auch Skipper und Strandgänger, weil er sich unter bestimmten Bedingungen massenhaft vermehren und nachts das Meer blau leuchten lassen kann. Die Wissenschaftler, die den Dinoflagellaten auswählten und in der Sektion Phykologie der Deutschen Botanischen Gesellschaft organisiert sind, wollen damit eine Algenart würdigen, deren Leuchtfähigkeit fasziniert, einen ausgeprägten Tag-Nacht-Rhythmus hat und als Sensor genutzt wird, wie PD Dr. Mona Hoppenrath vom Deutschen Zentrum für marine Biodiversitätsforschung (DZMB) bei Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven ausführt.
Schwimmt im Phytoplankton
Lingulodinium polyedrum gewinnt seine Energie wie Pflanzen durch Photosynthese und lebt deshalb in den lichtdurchfluteten oberen Schichten temperierter und warmer Meere. Wie alle Dinoflagellaten hat Lingulodinium zwei Geißeln, mit denen er sich im Wasser fortbewegt. Eine der beiden Geißeln treibt ihn mit Wellenbewegungen an, sodass sein Körper rotiert. So kam die Art zu ihrem Namen, da „dineo“ sich drehen oder wirbeln bedeutet. Nachts wandern Dinoflagellaten um sich rotierend mehrere Meter in die Tiefe, wo sie Nährstoffe aufnehmen, wie etwa Nitrat. Sind genügend Nährstoffe vorhanden, und hat das Meer eine für sie optimale Temperatur, kann sich der Flagellat massenhaft vermehren. Wie viele Dinoflagellaten ist Lingulodinium außen von einer Hülle aus stabilen Platten geschützt, weshalb diese Lebewesen im deutschen Sprachraum oft als „Panzergeißler“ bezeichnet werden. In unseren Breiten machen Dinoflagellaten gemeinsam mit Kieselalgen den Hauptteil des pflanzlichen Planktons aus. Unter für sie günstigen Bedingungen können sich Dinoflagellaten massenhaft vermehren und dann das Meer rötlich, orange oder braun färben, je nach den in ihnen enthaltenen Farbstoffen.
Wie der Dinoflagellat das Meer färbt
Lingulodinium polyedrum ist einer der wenigen Dinoflagellaten, die mit einer biochemischen Reaktion in ihrem Inneren blaues Licht erzeugen können. Dieses Biolumineszenz genannte Phänomen bewerkstelligt der Einzeller in winzigen, abgeschlossenen, organartigen Abteilen in seinen Zellen, den sogenannten Szintillonen, die das dazu notwendige Enzym und ein Binde-Eiweiß für das Substrat enthalten. Lingulodinium erzeugt blaue Lichtblitze, wenn Scherbewegungen an ihm rütteln oder die Zellen aufgebrochen werden und glimmt, besonders gegen Ende der Nacht. Werden mehrere Millionen Zellen gleichzeitig geschüttelt, etwa durch Boote oder sich brechende Wellen, verschwimmen Lichtblitze und Glimmen der einzelnen Zellen zu einem Leuchten. Das ist besonders gut an manchen Küsten während der Nacht zu beobachten. In unserer Region tritt das Phänomen im Sommer vor der Küste Helgolands auf, wo es allerdings von dem Dinoflagellaten Noctiluca erzeugt wird. An nordeuropäischen Küsten ist aufgrund des kühlen Klimas dagegen kaum mit einer Massenvermehrung von Lingulodinium zu rechnen.
Leuchten zur Feindabwehr?
Noch ist nicht endgültig geklärt, warum Lingulodinium polyedrum nachts überhaupt leuchtet. Einer bislang nicht widerlegten Hypothese zufolge locken die Dinoflagellaten damit Raubtiere an, die die sie selbst bedrohenden Feinde auffressen. „Versuche zeigten, dass Fische, die Räuber von Dinoflagellaten beispielsweise kleine Krebse fressen, in der Nacht effektiver jagen, wenn die Dinoflagellaten leuchten. Dies wird als „burglar alarm“ Hypothese, also als eine Art Alarmanlagenfunktion diskutiert“ erklärt Hoppenrath, die bereits 21 neue Arten der weltweit etwa 2000-2500 vorkommenden Arten von Dinoflagellaten erstmals beschrieben und mit einem Namen versehen hat. „Es ist wichtig, die einzelnen Arten zu benennen und wissenschaftlich exakt zu beschreiben, weil das die Grundlage für viele wissenschaftliche wie angewandte Disziplinen ist. Das ist wichtig für Ökosystem- oder Biodiversitätsforscher, für Evolutionsbiologen und für Menschen im Fischereiwesen“, fasst die auf die Klassifikation (Taxonomie) von Dinoflagellaten spezialisierte Biologin ihre Arbeit zusammen.
Mehr interdisziplinäre Forschung ist notwendig
Lingulodinium polyedrum wird mit Substanzen in Verbindung gebracht, die auch von anderen Panzergeißlern bekannt sind. Vermutlich ist er in der Lage, die als Yessotoxin und Saxitoxin bezeichneten Stoffe herzustellen, die in der Lebensmittelsicherheit eine Rolle spielen. Für den Menschen werden sie dann bedenklich, wenn sie in der Nahrungskette angereichert werden. Damit Menschen keine zu großen Mengen davon aufnehmen, weil sie Schalentiere wie Muscheln oder Krebse essen, die das Meerwasser filtrieren und diese Substanzen daher im Laufe ihres Lebens anreichern, hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) 2009 Grenzwerte für den Verzehr von Schalentierfleisch festgelegt. In welchen Mengen Lingulodinium polyedrum die beiden Stoffe produziert, ist aber bislang nicht exakt bestimmt. Da aber nie ganz auszuschließen ist, ob sich nicht auch andere, bedenklichere Organismen in den leuchtenden Wellen befinden, sollte Vorsicht beim Baden walten. Denn andere Arten von Dinoflagellaten können durchaus relevante Mengen Toxine produzieren, die dem Menschen auch ohne Verzehr gefährlich werden können. Daher sei es so wichtig, Dinoflagellaten genau zu klassifizieren, betont Hoppenrath. Zur weiteren Forschung sollten nicht nur Toxikologen oder Ernährungsforscher, sondern auch auf die Verwandtschaftsverhältnisse (Taxonomie) spezialisierte Biologen beitragen.
Lingulodinium hat ein Nachtleben
Für Lingulodinium polyedrum interessieren sich auch andere Forscher, weil er einem ausgeprägten Tag-Nacht-Rhythmus folgt. Das Meeresleuchten entsteht hauptsächlich nachts. „In der Nacht gibt es eine viel größere Anzahl von Szintillonen als am Tag. Diese enthalten die nachts auch vermehrt vorkommenden Eiweiße, die an der biolumineszenten Reaktion beteiligt sind, „, führt Professorin Dr. Maria Mittag aus, die den Regulatiosmechanismus eines dieser Eiweiße des Tag-Nacht-Rhythmus an Lingulodinium polyedrum erforschte, als dieser noch den wissenschaftlichen Namen Gonyaulax polyedra trug. Auch die Wanderung von den oberen Meeresschichten in die Tiefe werde bei Lingulodinium polyedrum von seiner inneren Uhr gesteuert. „Interessanterweise ist die Periode des Biolumineszenz-Rhythmus bei Lingulodinium aber etwas kleiner als 24 Stunden, im Gegensatz zum Menschen, bei dem der Schlaf-Wach-Rhythmus – ohne die tägliche Justierung durch den Wechsel von Sonne und Nacht- bei etwa 25 Stunden liegt“, erklärt Professorin Mittag.
Lingulodinium polyedrum fasziniert Biologen, weil er noch einige genetische Geheimnisse birgt. Bislang weiß niemand genau, warum dieser winzige Organismus viel mehr Erbsubstanz enthält, als der sehr viel größere Mensch oder warum die Gene für manche Eiweiße in tausenden von Kopien vorkommen, wie etwa die des genannten Bindeproteins oder das des Farbstoffes Peridinin, der ihm seine orange-braune Farbe verleiht. Die vielen Kopien erschweren es auch, ihn wissenschaftlich zu untersuchen, um etwa molekularbiologische Prozesse zu enträtseln.
Nutzung als Sensor
Wegen seiner Leuchtfähigkeit kann der Panzergeißler Lingulodinium polyedrum auch zum Messen von Giften und / oder neuen Wirkstoffen genutzt werden. Beispielsweise kann bei toxischen Substanzen der Zeitpunkt bestimmt werden, ab wann die meisten Lingulodinium-Zellen absterben und zerfallen, was am stärkeren Aufleuchten zu erkennen ist. Zum anderen können Lingulodinium-Zellen als Sensor für Versuche über Zellstress dienen, der sich ebenfalls über die Biolumineszenz messen lässt. „Als Testsystem eignet sich Lingulodinium besonders gut, weil er sich recht gut kultivieren lässt, weil schon einiges über ihn bekannt ist und die Biolumineszenz automatisiert zu messen ist“, erklärt Hoppenrath. „Außerdem kann mit diesem Einzeller die Zahl von Tierversuchen, mit denen sonst solche Erkenntnisse gewonnen werden, vermindert werden“.
Kontakt
PD Dr. Mona Hoppenrath
Senckenberg am Meer
DZMB – Deutsches Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung
Südstrand 44
D-26382 Wilhelmshaven
Web: www.senckenberg.de/mhoppenrath/
Tel.: ++49 (0)4421 – 9475-116 (Büro)
oder ++49 (0)4421 – 9475-117 (Labor)
E-Mail: mhoppenrath@senckenberg.de
Dr. Regine Jahn
Freie Universität Berlin,
Königin-Luise-Straße 6-8,
D-14195 Berlin
Web: http://www.bgbm.org/bgbm/staff/wiss/Jahn/default.htm
Tel.: ++49 (0)30 – 838-50142
E-Mail: r.jahn@bgbm.org
Prof. Dr. Maria Mittag
Institut für Allgemeine Botanik und Pflanzenphysiologie, Friedrich-Schiller Universität Jena,
Am Planetarium 1,
D-07743 Jena
Web: http://www.uni-jena.de/Professur_fuer_Allgemeine_Botanik.html
Tel.: ++49 (0)3641 – 949 201
Weitere Informationen:
http://www.dbg-phykologie.de/pages/22PressemitteilungAlgeJahr2013.html Bilder für Print und Web:
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Die Bitterkeit des Bieres
Dr. Renate Hoer
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.
Aufklärung der absoluten Konfigurationen von Hopfenbitterstoffen
Während des Brauens erhält Bier seinen bitteren Geschmack durch Bitterstoffe des Hopfens. Wissenschaftler berichten jetzt in der Zeitschrift Angewandte Chemie über die Bestimmung der absoluten Konfigurationen dieser Humulone und Isohumulone sowie einiger ihrer Derivate mithilfe von Röntgenstrukturanalysen.
Humulone, bakteriostatische Bitterstoffe aus dem Hopfen (Humulus lupulus), wirken als natürliches Konservierungsmittel. Beim Erhitzen der Stammwürze zusammen mit Hopfen entstehenUmlagerungsprodukte, weitere Bitterstoffe, die dem Bier seinen charakteristischen Geschmack geben: iso-alpha-Säuren, auch Isohumulone genannt. Inzwischen wurden außerdem Hopfenextrakte entwickelt, wie die stabileren Tetrahydro-iso-alpha-Säuren, die von manchen Brauern statt Hopfen zugegeben werden.
Bei der Umlagerung der Humulone wandelt sich ein Kohlenstoff-Sechserring in einen Fünferring um. Dabei können zwei Seitengruppen auf verschiedene Weise angeordnet sein: Sie können auf dieselbe oder auf die gegenüberliegende Seite der Ringebene weisen und werden als cis- bzw. als trans-Form bezeichnet. Aber ragen bei cis-Isohumulonen beide betrachteten Seitengruppen nach oben oder nach unten? Und welche Seitengruppe weist beim trans-Isohumulon nach oben, welche nach unten? Beim Sechserring des Humulons gibt es einen Ringkohlenstoff mit zwei verschiedenen Seitengruppen. Auch hier galt es zu klären, wie die absolute Konfiguration (die „Händigkeit“) an diesem Kohlenstoffatom eigentlich aussieht.
Einem Team um Werner Kaminsky ist das nun mithilfe der Röntgenstrukturanalyse gelungen. Das war ein arbeitsreiches Unterfangen für die Wissenschaftler von KinDex Therapeutics (Seattle) und der University of Washington , denn beim Isomerisierungsprozess der Humulone entstehen sehr viele sehr ähnliche Verbindungen, die getrennt, gereinigt und die Säuren in geeignete Salze überführt werden mussten.
Die von Kaminsky und seinen Kollegen gefundenen absoluten Konfigurationen der Hopfenbitterstoffe widersprechen einigen in der Literatur berichteten Ergebnissen – was die Frage aufwirft, inwieweit die dort verwendeten indirekten Methoden (Horeau-Verfahren, Cotton-Effekt) für solche Fragestellungen überhaupt geeignet sind. Dank der neuen Erkenntnisse konnten die Forscher nun auch aufklären, wie der Umlagerungsmechanismus im Einzelnen abläuft.
Warum interessiert die Konfiguration? Auch wenn exzessiver Bierkonsum nicht zu empfehlen ist, so gibt es doch Hinweise, dass Hopfen-Bitterstoffe unterstützend bei Diabetes oder bestimmten Krebsarten wirken, entzündungshemmend sind, und sie sollen eine Gewichtsabnahme begünstigen. Dabei scheinen die Wirkungen je nach absoluter Konfiguration sehr unterschiedlich auszufallen. Außerdem scheinen verschiedene Grade der Bitterkeit bei Bier in Verbindung mit verschiedenen Formen der Tetrahydro-iso-alpha-Säuren zu stehen. Erst jetzt, wo deren Stereochemie definitiv bekannt ist, können diese Vermutungen ernsthaft überprüft werden. Denn eine Anlagerung der iso-alpha-Säuren an ein Protein setzt eine zueinander passende „Händigkeit“ voraus – wie bei Schraube und Mutter.
Angewandte Chemie:
Autor: Werner Kaminsky, University of Washington, Seattle (USA), http://depts.washington.edu/chem/people/faculty/kaminsky.html
Angewandte Chemie, Permalink to the article: http://dx.doi.org/10.1002/ange.201208450
Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany
Weitere Informationen:
http://presse.angewandte.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Anteil der Löhne am Einkommen leicht gestiegen, doch einseitiger Verteilungstrend nicht korrigiert
Rainer Jung
Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung
Neuer WSI-Verteilungsbericht
Der Anteil der Löhne am gesamten verfügbaren Einkommen der Privathaushalte ist zuletzt gestiegen. Doch die langjährige einseitige Verteilungsentwicklung in Deutschland wird damit nicht gestoppt. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Claus Schäfer, Leiter des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung, im neuen WSI-Verteilungsbericht. Finanzielle und soziale Ungleichheit schädigten auch die Wirtschaftsentwicklung, warnt der Wissenschaftler.
Mehr Beschäftigte, stärkere Lohnsteigerungen und längere Arbeitszeiten – diese drei Faktoren haben dazu geführt, dass die Arbeitnehmerentgelte 2011 brutto so stark gestiegen sind wie lange nicht mehr. Im Zuge der stabilen wirtschaftlichen Entwicklung hat sich auch das gesamtwirtschaftliche Gewicht der Lohneinkommen wieder etwas erhöht. Die Netto-Lohnquote stieg allerdings nur geringfügig auf 44,5 Prozent des verfügbaren Einkommens im Sektor Private Haushalte (das entspricht 36,6 Prozent des gesamten Volkseinkommens). Der Wert von knapp 43 Prozent in der ersten Hälfte 2012 lasse allerdings erwarten, dass es im gesamten Jahr keinen weiteren Zuwachs geben wird, schätzt WSI-Leiter Dr. Claus Schäfer im neuen Verteilungsbericht des Instituts. Der Bericht erscheint in der aktuellen Ausgabe der WSI-Mitteilungen.*
Schäfer sieht keine echte Wende im langjährigen Trend, nach dem Unternehmensgewinne und Kapitaleinkommen gegenüber den Löhnen an Boden gewinnen. Verglichen mit den 1960er- bis 1980er-Jahren, als die Netto-Lohnquote über 50 Prozent lag, sei das Kaufkraftpotenzial der Arbeitseinkommen nach wie vor „auf einem historisch niedrigen Niveau“, schreibt der Forscher. Die „jüngsten kleinen Verbesserungen, die in nächster Zeit möglicherweise schon wieder von konjunktureller Abkühlung revidiert werden“, könnten die gewachsene Ungleichheit nur zu einem kleinen Teil korrigieren.
Die private Konsumnachfrage, die bislang neben dem Export in Nicht-EU-Länder die Nachfrageflaute infolge der Eurokrise einigermaßen kompensiert habe, steht damit nach Schäfers Analyse auf unsicherem Fundament. Zumal verschiedene aktuelle Untersuchungen zeigten, dass die Löhne der besser Verdienenden und vor allem die Top-Einkommen deutlich stärker gestiegen sind als die anderer Erwerbstätiger. Diese Spreizung sei auch darauf zurückzuführen, dass die wachsende Beschäftigung mit steigender Prekarität einhergehe. Als Folge sieht Schäfer eine strukturell zu schwache Binnennachfrage. Sie trage dazu bei, dass deutsche Unternehmen trotz guter eigener Finanzmittel nicht genug im Inland investierten. Da auch der Staat zu wenig investiere, drohten Kapitalstock und Infrastruktur in Deutschland zu veralten.
Um diese Entwicklungen abzuwenden, hält der Forscher einen nachhaltigen Wandel in der Verteilungsentwicklung für nötig, unter anderem durch Steuererhöhungen auf große Einkommen und Vermögen. Bislang wirke die Steuerpolitik in die Gegenrichtung: So lagen die direkten Steuern auf Gewinn- und Vermögenseinkommen 2011 bei durchschnittlich 7,7 Prozent. Die durchschnittliche Lohnsteuerbelastung auf Arbeitseinkommen betrug hingegen 15,5 Prozent.
Zudem sei es kontraproduktiv, wenn Europa zur Bekämpfung der Krise im Euroraum auf rigide Sparpolitik und die Senkung von Sozialstandards setze. Nur eine auf Wachstum und weniger soziale Ungleichheit ausgerichtete Politik könne die „gegenwärtige Gefahr einer selbstverstärkenden Abwärtsspirale eindämmen“, schreibt der Verteilungsforscher. Ein großes Problem sieht Schäfer in diesem Zusammenhang in einer unnötig hohen Abhängigkeit der europäischen Staaten von Finanzmärkten und Rating-Agenturen. Schäfer hält es für sinnvoll, die Rolle der Europäischen Zentralbank grundsätzlich zu überdenken, damit sie ähnlich wie die Zentralbanken in den USA oder Großbritannien die Möglichkeit hätte, öffentliche Haushalte zu moderaten Zinsen direkt zu finanzieren.
*Quelle: Claus Schäfer: Wege aus der Knechtschaft der Märkte – WSI-Verteilungsbericht 2012, in: WSI-Mitteilungen 8/2012. Download:
http://194.245.120.122/Sites/A/Online-Archiv/10933
Infografik zum Download im Böckler Impuls 19/2012:
http://www.boeckler.de/hbs_showpicture.htm?id=41648&chunk=1
Ansprechpartner in der Hans-Böckler-Stiftung
Dr. Claus Schäfer
Leiter WSI
Tel.: 0211-7778-205
E-Mail: Claus-Schaefer@boeckler.de
Rainer Jung
Leiter Pressestelle
Tel.: 0211-7778-150
E-Mail: Rainer-Jung@boeckler.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Im Kampf gegen den Schlaganfall hilft ein Schirm
Jörg Portius
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Ulm
Bislang einmalig in Ulm und der Region – neues Verfahren gegen erhöhtes Schlaganfallrisiko:
Prof. Dr. Wolfgang Rottbauer, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin II, und sein Team haben am Universitätsklinikum Ulm ein in der Region bislang einzigartiges Verfahren zur Senkung des Schlaganfallrisikos etabliert, das vor allem älteren Herzpatienten zugute kommt, die unter Vorhofflimmern leiden und bei denen außerdem eine Unverträglichkeit gegenüber Blutverdünnern festgestellt wurde. Die Lösung: Per Katheter setzen die Ulmer Mediziner einen kleinen Schirm vor das linke so genannte Herzohr. So wird – ganz ohne Medikamente – die Entstehung von gefährlichen Blutgerinnseln verhindert.
„Vorhofflimmern ist die häufigste Form einer Herzrhythmusstörung. Rund 80.000 erwachsene Patienten sind davon jährlich allein in Deutschland betroffen. Für uns gehört dieses Krankheitsbild somit zum klinischen Alltag, der uns auch gelehrt hat, dass Vorhofflimmern ein fünffach erhöhtes Schlaganfallrisiko bedeuten kann“, unterstreicht Professor Rottbauer.
Wie sieht die Standardtherapie aus? „Die Erkrankung kann zu gefährlichen Blutgerinnseln führen, deshalb bekommen Betroffene normalerweise ein blutverdünnendes Medikament. So kann einem möglicherweise lebensbedrohlichen Gefäßverschluss entgegengewirkt werden“, sagt der Ärztliche Direktor.
Was aber, wenn diese Standardtherapie nicht angewendet werden kann, weil das blutverdünnende Medikament nicht vertragen wird, also ernsthafte Nebenwirkungen auftreten? „In einem solchen Fall mussten in der Vergangenheit insbesondere ältere Patienten ständig mit dem Damoklesschwert eines Schlaganfalls bzw. Herzinfarkts leben“, erläutert Prof. Dr. Jochen Wöhrle, Leitender Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin II, die für beide Seiten unbefriedigende Situation. Jüngere Betroffene seien von diesem Dilemma weniger häufig betroffen, denn diese vertrügen Blutverdünner in aller Regel besser.
Anatomisch gesehen verfügt das Herz über ein linkes und ein rechtes Herzohr. Dabei handelt es sich um kleine Ausstülpungen an den Vorhöfen dieses Organs. „Wenn das Herz flimmert, kann das Blut in den Vorhöfen nicht mehr optimal fließen – es verklumpt. Diese Verklumpungen entstehen bevorzugt im linken Herzohr und bilden die schon beschriebenen Gerinnsel, die dann über die Blutbahn prinzipiell in alle Körperregionen getragen werden können. Landet eines im Gehirn, kann es zum Schlaganfall kommen“, verdeutlicht Professor Wöhrle.
„Vor diesem Hintergrund bieten wir seit einigen Monaten eine im Prinzip naheliegende Lösung an, mit der wir sehr gute Erfahrungen gemacht haben“, führt Professor Rottbauer ergänzend aus. „Als erste Klinik in Ulm und der Region verschließen wir im Katheterverfahren das linke Herzohr mittels eines kleinen Schirms, der aus Nickel und Titan besteht. In der Folge verhindert diese Abdichtung die Ansammlung von Gerinnseln in der Ausstülpung. Studien haben ergeben, dass etwa 90 Prozent aller Gerinnsel im linken Herzohr entstehen.“
Das Fazit der beiden Mediziner: Die mechanische Abdichtung des linken Herzohres senkt das Schlaganfallrisiko deutlich. Davon profitieren insbesondere Betroffene, die ein blutverdünnendes Medikament nicht vertragen. Der Eingriff bietet somit eine wichtige Option, der zudem von der Krankenkasse übernommen wird.
Weitere Informationen:
Der Eingriff wird unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Über die Leiste wird ein Katheter zunächst in den rechten Vorhof geführt. Im nächsten Schritt erfolgt eine Punktion der Scheidewand, um zum linken Herzohr gelangen zu können. Der nun einzubringende Schirm besteht genau genommen aus zwei voneinander unabhängig bewegbaren Elementen. Das erste gewährleistet die Verankerung im Gewebe, und das zweite dichtet den Eingang des Herzohres ab. Während des Eingriffs erfolgt eine permanente Röntgenüberwachung. Parallel dazu wird das Herzohr durch ein Ultraschallgerät exakt vermessen.
Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung bei der die Herzhöfe zwischen 350 und 500 Mal in der Minute „zittern“. Der normale Herzschlag liegt in aller Regel zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute. Unbehandeltes Vorhofflimmern gilt als ein Hauptrisikofaktor für Schlaganfälle. Anzeichen für Vorhofflimmern können sein: Herzstolpern und Herzrasen, innere Unruhe, Brustschmerzen, Schwindel und Schwitzen. Ein Arzt kann Vorhofflimmern mittels Stethoskop und EKG diagnostizieren.
Gerne vermitteln wir Ihnen Gesprächspartner. Nehmen Sie bitte Kontakt mit Jörg Portius, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Universitätsklinikum Ulm, unter der Rufnummer 0731 500-43043 auf.
Anhang
Schirm und Herzohr
http://idw-online.de/de/attachmentdata24775.jpg
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Saubere Luft: Neue Anstriche bauen Stickoxide ab
Britta Widmann
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft
Oberflächen mit photokatalytischen Eigenschaften reinigen die Luft von Stickoxiden und anderen gesundheitsgefährdenden Substanzen. Wie sich die Beschichtungen im Langzeitversuch verhalten, testen Fraunhofer-Forscher mit einem neuen Prüfverfahren. Auf der Messe Bau 2013 (14. bis 19. Januar in München) stellen sie den Test am Stand der Fraunhofer-Allianz Bau in Halle C2 Stand 131 /135 vor.
Die Siebzigerjahre: Smogalarm im Ruhrgebiet, saurer Regen, sterbende Fichten im Bayerischen Wald. Damals waren Filteranlagen für die Schlote im Ruhrgebiet die Lösung. Heute leiden die Menschen in Ballungszentren an einer hohen Schadstoffbelastung, die unter anderem auch vom Autoverkehr verursacht wird. Besonders unerwünscht: die Stickoxide (NOX). Die Europäische Union hat die Grenzwerte inzwischen weiter verschärft, in vielen Kommunen werden sie überschritten. »Vor allem an stark befahrenen Strecken besteht dringender Handlungsbedarf«, weiß Michael Hüben vom Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME in Schmallenberg. Die Fraunhofer-Forscher wollen in den nächsten zwei Jahren im Projekt »Wirksamkeit des photokatalytischen Stickoxid-Abbaus an beschichteten Bauwerks- Prüfkörpern« herausfinden, wie photokatalytische Oberflächen zum Abbau von NOx beitragen und wie sich die Beschichtungen im Langzeitbetrieb bewähren. Das Projekt wird von der Bundesanstalt für Straßenwesen im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums gefördert und betreut. Auf der Messe Bau 2013 wird das Verfahren am Gemeinschaftsstand der Allianz Bau in Halle C2 Stand 131 /135 vorgestellt.
»Photokatalytisch aktive Beschichtungen können dabei helfen, Stickoxide zu reduzieren «, erklärt Dr. Michael Hüben. »Es gibt schon heute zahlreihe Produkte zur photokatalytischen Beschichtung von Oberflächen, aber die nach ISO 22197-1 standardisierte Messmethode ist nicht auf alle Problemstellungen anwendbar. Wir haben jetzt am IME eine spezielle Messzelle entwickelt, die wir in unserem Projekt einsetzen.« An der A 4 bei Bergisch Gladbach werden dazu in Kürze Schallschutzwand-Prüfkörper, die mit reaktivem Material beschichtet wurden, ausgelagert und bewittert. Präparierte Prüfmuster werden in bestimmten Abständen in der Messzelle vermessen. »Die Oberfläche des Prüfkörpers muss photokatalytisch aktiv sein, das heißt, sie baut NOx unter Lichteinfluss ab«, erklärt Hüben den Versuchsaufbau. Die Oberflächen enthalten Katalysatoren aus Titandioxid, ein Material, das kostengünstig und in großen Mengen zur Verfügung steht. Unter dem Einfluss des Tageslichts katalysiert Titandioxid die Umwandlung von Stickoxiden zu Nitrat. »Die photokatalytischen Aktivitäten der Proben werden in einem Durchflussverfahren ermittelt«, sagt der Wissenschaftler. In den nächsten zwei Jahren ermitteln die Experten regelmäßig, wie viel Stickoxid abgebaut wird. So erhalten sie eine solide Basis für die Langzeitwirkung der Beschichtungen. Erst dann kann man sicher sein, dass die Anstriche auch wirklich helfen und größere Flächen, wie etwa ganze Häuserzeilen wirtschaftlich mit photokatalytisch wirksamen Schichten versehen werden können. Damit ließe sich die Feinstaubbelastung in Ballungszentren senken. »Ein weiterer Anwendungsfall für das Messverfahren sind Innenräume. Hier sind ebenfalls bereits Produkte im Handel, die versprechen, die Luftqualität im Innenraum zu verbessern«, erklärt Hübens Kollege Frank Neumann vom Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST. »Experimentelle Messungen helfen uns auch hier, Normen und Zertifizierungen zu erarbeiten und die bestehenden Prüfverfahren zu standardisieren.«
Auf der Messe BAU 2013 präsentieren die Wissenschaftler diese und weitere photokatalytische Innen- und Außenanwendungen anhand eines stilisierten Hauses auf dem Gemeinschaftsstand der Fraunhofer-Allianz Bau unter dem Motto »MORGENSTADT – Intelligentes Bauen für die Stadt der Zukunft«.
Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2012/dezember/saubere-luf…
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Übergewicht beginnt im Mutterleib
Stefanie Winde
GB Unternehmenskommunikation
Charité-Universitätsmedizin Berlin
Lebensstil der Mutter prägt Veranlagung für späteres Gewicht
Die Veranlagung zu Übergewicht wird bereits vor der Geburt geprägt. Das haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Charité – Universitätsmedizin Berlin in einer internationalen Studie nachgewiesen, die im Fachjournal Plos One* erschienen ist. Die Studie zeigt: Kinder mit einem Geburtsgewicht von mehr als 4.000 Gramm haben in ihrem späteren Leben ein doppelt so hohes Risiko, übergewichtig zu werden, wie normalgewichtige Neugeborene.
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass das lebenslange Risiko für Übergewicht wesentlich vom Lebensstil der werdenden Mutter beeinflusst wird. Prof. Andreas Plagemann von der Klinik für Geburtsmedizin an der Charité hat die Studie geleitet. Er erklärt: „Der Verlauf der Schwangerschaft erweist sich noch mehr als bisher als entscheidender Weichensteller für die Gesundheit des Kindes in seinem ganzen Leben.“ Übergewicht, Überernährung, Bewegungsmangel und daraus resultierende Stoffwechselerkrankungen während der Schwangerschaft können zu einem hohen Geburtsgewicht führen. Um den Zusammenhang zwischen dem individuellen Gewicht bei der Geburt und dem Risiko einer späteren Übergewichtigkeit zu untersuchen, hat das Forscherteam um Prof. Plagemann 66 Studien ausgewertet, die hierzu weltweit durchgeführt wurden. Insgesamt wurden die Daten von mehr als 640.000 Probandinnen und Probanden im Alter von bis zu 75 Jahren aus 26 Ländern und 5 Kontinenten in die Meta-Analyse einbezogen.
Die zunehmende Übergewichtigkeit und Fettleibigkeit breiter Bevölkerungsschichten gehört zu den größten gesundheitsrelevanten Problemen weltweit, auch in Deutschland. Über die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung ist mittlerweile übergewichtig und 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind bereits betroffen. Eine Vielzahl medizinischer, sozialpolitischer und gesundheitsökonomischer Probleme und Belastungen sind die Folge. So ist Übergewicht einer der Hauptrisikofaktoren für Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Erkrankungen des Bewegungsapparates und auch psychischer Probleme. „Die neuen Erkenntnisse zeigen, dass eine Prävention von Übergewicht für das gesamte spätere Leben schon vor der Geburt möglich ist“, betont Prof. Plagemann.
* Schellong, Karen; Schulz, Sandra; Harder, Thomas; Plagemann, Andreas: Birth Weight and Long-Term Overweight Risk: Systematic Review and a Meta-Analysis Including 643,902 Persons from 66 Studies and 26 Countries Globally. In: Plos One, Volume 7, Issue 10, October 2012. Doi: 10.1371/journal.pone.0047776.t001.
Kontakt:
Prof. Andreas Plagemann
Klinik für Geburtsmedizin
Campus Virchow-Klinikum
t: +49 30 450 524 041
andreas.plagemann@charite.de
Weitere Informationen:
http://geburtsmedizin.charite.de/ – Klinik für Geburtsmedizin
http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0047776 – Artikel in Plos One
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Fürsorgliche Fischväter hängen häufig am Haken
Gesine Wiemer
Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.
Bei einigen Fischarten übernimmt der Vater die Brutpflege, z.B. beim nordamerikanischen Forellenbarsch. Bei dieser Art gilt: Je größer und aggressiver das Männchen, desto intensiver ist die elterliche Fürsorge und desto mehr Nachkommen überleben. Allerdings werden einer neuen Studie zufolge die aktiven Brutpfleger auch häufiger als andere gefangen. Die Befischung überleben dann die scheuen Vertreter, die weniger Nachwuchs produzieren.
Brutpflege ist ein Erfolgsmodell. Es vergrößert bei vielen Arten die Chancen, die ersten Lebensmonate unbeschadet zu überleben, z.B. bei uns Menschen. Der Mensch kann allerdings auch Sorge dafür tragen, dass aktive Brutpfleger das Nachsehen haben. Dies ist das wesentliche Ergebnis einer in PNAS publizierte Studie, die ein internationales Forscherteam rund um den Masterstudenten David Sutter und den Studienleiter Prof. Dr. Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin an nordamerikanischen Forellenbarschen vorgelegt hat.
Bei den unter Anglern beliebten Forellenbarschen (Micropterus salmoides) kümmert sich das Männchen bis zu vier Wochen um den Nachwuchs. Die Fischväter verteidigen das Laichnest gegen Feinde und befächeln mit ihren Brustflossen die Eier, um sie mit Sauerstoff zu versorgen. Besonders intensive Brutpflege zahlt sich aus: Sie sichert den Fürsorglichen überaus viele Nachkommen und sorgt so für eine Anhäufung ihrer Gene in der Population – klassische Evolution durch Selektion nach Darwinschem Prinzip. Allerdings sind die wachsamsten Fischväter auch besonders anfällig gegenüber Beangelung. Zwar stellen die Väter während der Brutpflege die Nahrungssuche ein, jedoch verteidigen sie aggressiv ihr Nest gegen jeden Eindringling, auch wenn dies ein vom Angler durchs Wasser gezogener Blinker oder Wobbler ist. Die Sache hat dann leider einen Haken.
In einer neuen Studie, die in Kooperation zwischen Berliner Fischereiforschern und einem Team um Prof. Dr. David Philipp von der Universität in Illinois durchgeführt wurde, wird nun nachgewiesen, dass leicht fangbare männliche Forellenbarsche auch die mit dem größten Vermehrungspotenzial sind. Unter befischten Bedingungen werden so die eigentlichen Sieger der natürlichen Auslese zu Verlieren. Selbst wenn ein brutpflegender Forellenbarschvater nach dem Fang zurückgesetzt wird, z.B. wenn das Tier ungewollt in der Schonzeit gefangen wurde, kann der Nachwuchs verloren sein. Die zeitweilige Abwesenheit vom Nest ruft nämlich gefräßige Nesträuber, in der Regel andere Fische, auf den Plan, die das Nest ausräumen. Ob vergleichbare Effekte auch bei heimischen brutpflegenden Fischarten wie Zander und Wels zutreffen, ist bisher nicht bekannt.
Prof. Dr. Robert Arlinghaus erläutert: „Wir haben den ersten experimentellen Nachweis vorgelegt, dass die Individuen mit dem größtem reproduktiven Potential bevorzugt gefangen werden“. Weil das Merkmal „Fängigkeit“, das an das Nestbewachungsverhalten gekoppelt ist, vererbbar ist, könnten beangelten Gewässern die Fische mit dem größten Vermehrungspotenzial verloren gehen. Darüber hinaus sind die überlebenden Fische auch viel schwerer fangbar – ein für Angler unerwünschtes Szenario. Um die „negative fischereiliche Bestenauslese“ nicht zu stark wirksam werden zu lassen, wird von den Autoren vorgeschlagen, Schonzeiten oder andere Schonmaßnahmen so zu wählen, dass die fürsorglichen Väter selten oder gar nicht am Haken hängen und sich stattdessen in Ruhe um ihren Nachwuchs kümmern können.
Mara Elena Beck, Robert Arlinghaus & David Sutter
Quelle
Sutter, D.A.H., Suski, C.D., Philipp, D.P., Klefoth, T., Wahl, D.H., Kersten, P., Cooke, S.J., Arlinghaus, R. (2012). Recreational fishing selectively captures individuals with the highest fitness potential. Proceedings of the National Academy of Sciences, DOI 10.1073.
Kontakt
Prof. Dr. Robert Arlinghaus
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
Abteilung Biologie und Ökologie der Fische
Müggelseedamm 310
12587 Berlin
arlinghaus@igb-berlin.de
Weitere Informationen:
http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1212536109 – Originalveröffentlichung
http://www.igb-berlin.de/mitarbeitende-igb.html?show=211 – Prof. Robert Arlinghaus
http://www.besatz-fisch.de – Projekt Besatzfisch
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Studienteilnehmer mit heftigen Gefühlsschwankungen gesucht
Dr. Annette Tuffs
Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg
Wie nehmen Betroffene Gefühle anderer Personen wahr? Wie bewältigen sie ihre eigenen Emotionen? Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg und des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit Mannheim starten Studie
Wie nehmen Frauen und Männer, die schnell heftig reagieren, die Gefühlsregungen ihrer Mitmenschen wahr? Wie bewerten sie diese und wie bewältigen sie ihre eigenen Emotionen? Diesen Fragen gehen neue Studien am Zentrum für Psychosoziale Medizin des Universitätsklinikums Heidelberg und am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim nach. Als Studienteilnehmer werden Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 40 Jahren mit ausgeprägten Gefühlsschwankungen gesucht. Ziel ist es, Einblicke in die Entstehung und den Verlauf der Erkrankung zu erhalten und so zur Entwicklung einer effizienten Therapie und Prävention beizutragen.
Teilnehmen kann, wer an sich selbst eine deutliche emotionale „Dünnhäutigkeit“ beobachtet, häufig unter starken Stimmungsschwankungen oder einer kaum erträglichen Anspannung leidet, die sich in schwer zu kontrollierenden Gefühlsausbrüchen bis hin zu Selbstverletzungen äußert. Wem auch der Umgang mit anderen Menschen schwer fällt, wer große Angst hat, verlassen zu werden, oder Probleme damit hat, Vertrauen aufzubauen und Nähe zuzulassen, ist aufgerufen, sich zu melden.
Auf Wunsch können sich Teilnehmer ärztlich beraten lassen
Die Teilnahme beinhaltet mehrere Termine. Dabei wird unter anderem eine Magnetresonanztomographie durchgeführt, ein sicheres und nebenwirkungsfreies Verfahren, das ohne belastende Röntgenstrahlung oder andere ionisierende Strahlung auskommt. Diese Untersuchungen dauern jeweils ca. 45 Minuten. Sowohl in Heidelberg als auch in Mannheim stehen den Teilnehmern kostenfrei Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Anzahl und Dauer der Termine können individuell vereinbart werden. Teilnehmer/innen erhalten eine finanzielle Aufwandsentschädigung und auf Wunsch eine kostenlose Beratung durch die Studienärzte.
Die Studie wird geleitet von Professor Dr. Christian Schmahl, Leiter Klinische Forschergruppe 256, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim, Professor Dr. Martin Bohus, Sprecher der Klinischen Forschergruppe 256, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim, und Professor Dr. Sabine Herpertz, Ärztliche Direktorin der Klinik für Allgemeine Psychiatrie Heidelberg und stellvertretende Sprecherin der Klinischen Forschergruppe 256.
Weitere Informationen und Anmeldung:
http://www.kfo256.de
E-Mail: info.bps-studie@zi-mannheim.de
Tel.: 0621-1703-4413
Ansprechpartner am Universitätsklinikum Heidelberg:
Dr. Katja Bertsch und Dr. Falk Mancke
Tel: 06221-56 36502
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 110.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und 400.000 Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.
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Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Urbane Brach- und Freiflächen für Bioenergie und Stadtentwicklung nutzen
Claudia Braczko
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik
IAT-Projekt CultNature setzt auf BioMontanParks
Das Potential urbaner Brach- und Freiflächen wird für Stadtentwicklung und die Erzeugung von Biomasse bis heute nicht ausgeschöpft. Insbesondere Bergbauflächen im Steinkohlerevier eignen sich aufgrund ihrer Größe und Lage für den Anbau von Biomasse. Diesen Ansatz verfolgt das Projekt ‚CultNature‘ am Institut Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule)in Gelsenkirchen, das zusammen mit RAG Montan-Immobilen und NRWUrban durchgeführt und vom Land NRW gefördert wird.
Das Projekt verknüpft zwei schon praktizierte Sanierungskonzepte miteinander: die Entwicklung von Brachen zu Parks – bisher nur mit öffentlichen Mitteln machbar – und die Nutzung von Brachen für die Gewinnung von Biomasse. Diese Bio-Parklandschaften des CultNature-Konzepts schaffen wirtschaftlich nutzbare und doch im Sinne der Stadtentwicklung hochwertige Flächen, die Einkünfte erzeugen, welche die Kosten, Errichtung und Pflege der Parks ganz oder zu einem großen Teil decken.
Gerade im nördlichen Ruhrgebiet, wo bis in die 1980er und 1990er Jahre Steinkohle gefördert wurde, sind Teilflächen von bis zu 300ha zu verzeichnen, die auch nach Jahren weit entfernt von einer wirtschaftlichen und nachhaltigen Entwicklung sind, stellten die IAT-Wissenschaftler Benedikt Leisering und David Becker fest. Das Flächenpotential, welches sich hier bietet, werde nicht ausgeschöpft, trotz Flächenkonkurrenz und der immer wieder beklagten Knappheit von Flächen für Gewerbe und Industrie. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, bis 2020 mit Energiepflanzen und biogenen Reststoffen bis zu 15 Prozent des Energiebedarfs in Deutschland zu decken, was eine Verdopplung des gegenwärtigen Beitrags bedeuten würde.
Im Gegensatz zu landwirtschaftlich hergestellter Biomasse, die ja in Flächenkonkurrenz zur Nahrungsproduktion steht, kann urbane Biomasseproduktion nicht nur Energie liefern, sondern auch eine nachhaltige urbane Raumentwicklung fördern, die ökologische, wirtschaftliche und soziale Dimensionen einschließt, meinen die IAT-Wissenschaftler. Im Ruhrgebiet und anderen Industrieregionen sowie in Regionen, in denen große Militärstützpunkte aufgegeben werden, gibt es viele Flächen, auf denen man keine Nahrungsmittel, wohl aber Biomasse für die Energieproduktion herstellen kann. Bioenergie könne dabei als ‚regelbare‘ Energie einen wertvollen Beitrag im Mix regenerativer Energien leisten.
In einer ersten Projektphase wurde bisher das CultNature-Konzept im Rahmen einer Potenzial- und Machbarkeitsstudie konkretisiert. In Pilotprojekten soll das Konzept „experimentell“ erprobt werden. Für eine anschließende breite Umsetzung werden Akteursnetzwerke aufgebaut und aus den Ergebnissen und Erfahrungen des Projektes umsetzungsfähige Vorschläge für die Stadt- und Regionalplanung in den nordrhein-westfälischen Bergbaurückzugsgebieten entwickelt.
Weitere Informationen:
Benedikt Leisering, Durchwahl: 0209/1707-114, E-Mail: leisering@iat.eu,
David Becker, Durchwahl: 0209/1707-184, E-Mail: Becker@iat.eu
Redaktion: Claudia Braczko
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik
Telefon: 0209/1707-176
E-Mail: braczko@iat.eu
Web: www.iat.eu
Weitere Informationen:
http://www.iat.eu/forschung-aktuell/2013/fa2013-01.pdf (aktueller Forschungsbericht)
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Vitamine und Mineralstoffe sind lebensnotwendig, aber: Auf die Dosis kommt es an!
Dr. Suzan Fiack
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
BfR informiert auf der Internationalen Grünen Woche 2013 über den Nutzen und die Risiken von Nahrungsergänzungsmitteln
Wie viel Vitamine und Mineralstoffe sind notwendig, um gesund zu bleiben? Lebensmittel enthalten normalerweise alles, was gesunde Menschen brauchen. Nahrungsergänzungsmittel in Tabletten- oder Drageeform sind in der Regel überflüssig. Eine zu hohe Dosis an Vitaminen und Mineralstoffen kann der Gesundheit vielmehr schaden. Bei einer abwechslungsreichen Ernährung erhält der Körper alle Nährstoffe, die er braucht. „Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln kann auch Risiken für die Gesundheit bergen“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Wann die Zufuhr von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll oder aber ein gesundheitliches Risiko ist, erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auf der Internationalen Grünen Woche vom 18. bis 27. Januar 2012 am Stand 101 in der Halle 3.2 (Erlebnisbauernhof).
Am BfR-Stand mit dem Thema „Auf die Dosis kommt es an!“ erfahren Besucherinnen und Besucher, welche und wie viele Vitamine und Mineralstoffe Fleisch, Milchprodukte, Obst und Gemüse enthalten. Der BfR-Stand enthält Regale mit verschiedenen Lebensmittel-Imitaten, aber anders als in einem Supermarkt sind sie nach ihren Nährstoffgehalten sortiert. Anhand dieser Informationen können Besucher einen Einkaufswagen packen und überprüfen, ob sie mit ihren normalen Ernährungsgewohnheiten den Tagesbedarf an Vitaminen und Mineralien decken. An einer großen Ernährungspyramide können sie sich einen Speiseplan zusammenstellen, der alle Nährstoffe abdeckt, ohne auf Nahrungsergänzungsmittel oder angereicherte Lebensmittel angewiesen zu sein. BfR-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler beraten bei der Zusammenstellung einer abwechslungsreichen Ernährung.
Mit seinem interaktiven Stand bei der Grünen Woche will das BfR Verbraucherinnen und Verbraucher für das Thema Nahrungsergänzungsmittel sensibilisieren. Angesichts des großen Angebots sowie des zunehmenden Vertriebs von Nahrungsergänzungsmitteln über das Internet sollen Verbraucher nicht nur vor möglichen gesundheitlichen Risiken durch Überdosierung oder unerwünschte Wechselwirkungen mit anderen Nahrungsergänzungsmitteln oder Arzneimitteln, sondern auch vor Irreführung geschützt werden.
Nahrungsergänzungsmittel sind für gesunde Personen, die sich normal ernähren, in der Regel überflüssig. Bei ausgewogener Ernährung bekommt der Körper alle Nährstoffe, die er braucht. Nur in bestimmten Fällen ist eine gezielte Ergänzung der Nahrung mit einzelnen Nährstoffen sinnvoll, zum Beispiel Folsäure in der frühen Schwangerschaft.
Auf die Dosis kommt es auch bei anderen als schädlich einzustufenden Stoffen wie Acrylamid an, die in Lebensmitteln wie Kartoffelchips, Pommes Frites, Röst- und Backkartoffeln, Brot oder Backwaren enthalten sein können. Acrylamid besitzt im Tierexperiment Erbgut veränderndes und Krebs erzeugendes Potenzial. An einem „Acrylamidrechner“ können Besucherinnen und Besucher ihre durchschnittliche Aufnahme dieses Stoffes aufgrund ihrer Ernährungsgewohnheiten errechnen. Zudem gibt es Tipps für die eigene Küche, um die Acrylamid-Gehalte in dort zubereiteten Lebensmitteln möglichst gering zu halten.
Ein BfR-Quiz mit QR-Code, der direkt zu den Antworten auf die BfR-Internetseite führt, informiert zu Fragen rund um die Lebensmittelsicherheit. Mit einem BfR-Glücksrad-Spiel zu Vitaminen und Mineralstoffen und Risky – dem neuen BfR-Maskottchen – können die Besucherinnen und Besucher ihr Wissen rund um das Thema „Auf die Dosis kommt es an!“ vertiefen.
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.
Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/de/veranstaltung/vitamine_und_mineralstoffe_sind_lebensno… Weitere Informationen
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
BMU-Förderprogramm »Energetische Biomassenutzung« – Fünf Projekte für Fraunhofer UMSICHT
Dipl.-Chem. Iris Kumpmann
Abteilung Public Relations
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT
Ins neue Jahr startet Fraunhofer UMSICHT mit fünf Projekten im Rahmen des BMU-Förderprogramms »Energetische Biomassenutzung«. Im Wissen um die Herausforderungen einer nachhaltigen Bioenergienutzung unterstützt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Entwicklungs- und Markteinführungsprojekte zur Optimierung der energetischen Nutzung von Non-Food-Biomasse, speziell von biogenen Reststoffen.
Die Energieversorgung der Zukunft basiert auf zunehmend steigenden Anteilen erneuerbarer Energien. Biomasse soll hier einen wichtigen Beitrag leisten, da sie die einzige Energiequelle ist, die verlässlich produzieren und im Hinblick auf bedarfsgerechte Strombereitstellung Fluktuationen von Wind und Sonne ausgleichen kann.
Die im Rahmen des Programms »Energetische Biomassenutzung« geförderten Vorhaben sind primär auf die praxistaugliche Demonstration und Weiterentwicklung zukunftsweisender und wettbewerbs- sowie marktfähiger Technologien ausgerichtet. Des Weiteren stehen systemflexible Anlagenkonzepte und Produkte für eine nachhaltige und effiziente Erzeugung von Strom und Wärme aus Biomasse im Fokus. Reststoffe aus der Land- und Forstwirtschaft sowie biogene Abfallstoffe sind hierbei von besonderem Forschungsinteresse.
Das Förderprogramm »Energetische Biomassenutzung« befindet sich in Phase II. Von den vierzehn in Phase II bewilligten Vorhaben ist Fraunhofer UMSICHT an fünf Projekten beteiligt, vier realisiert Fraunhofer UMSICHT am Standort Oberhausen, eines im Institutsteil Sulzbach-Rosenberg.
Überblick der fünf Vorhaben mit Beteiligung von Fraunhofer UMSICHT- im BMU-Förderprogramm:
– »Nachhaltige Integration von Bioenergiesystemen im Kontext einer kommunalen Entscheidungsfindung« (FKZ: 03KB066)
Ziel des Projekts ist es, Technologien zur Nutzung von Bioenergien in Kommunen zu integrieren und zur Anwendung zu bringen, um das Potenzial von Kommunen als Schlüsselakteure in der Energiewende zu heben. Die spezifischen Wirkungen der Integration von Biomassetechnologien in unterschiedliche kommunale Ausgangssituationen und regionale Bilanzräume werden vor dem Kontext der nationalen Zielsetzung detailliert beschrieben. Dies soll Kommunen bei der Wahl geeigneter technischer und organisatorischer Ansätze bzw. bei der Optimierung eines bereits implementierten Biomassesystems helfen.
Projektteam: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, Fraunhofer UMSICHT, IZES gGmbH
Ansprechpartner: Dipl.-Biol. Volker Knappertsbusch, Geschäftsfeld Ressourcenmanagement volker.knappertsbusch@umsicht.fraunhofer.de
– »Optimierte energetisch-stoffliche Nutzung biogener Abfälle in Deutschland« (FKZ: 03KB070)
Ziel des Projekts ist die Evaluation der Biomethanproduktion aus kommunalen Bioabfällen. Neben Anlagenkonfigurationen und technischen Aspekten der Aufbereitung widmet sich das Projekt wirtschaftlichen Faktoren sowie dem Thema Nachhaltigkeit.
Projektteam: Fraunhofer UMSICHT, Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH, IZES gGmbH
Ansprechpartner: Dipl.-Ing. (FH) Sabine Strauch, Geschäftsfeld Nachwachsende Rohstoffe sabine.strauch@umsicht.fraunhofer.de
– »Repowering von Biogasanlagen – Maßnahmen zur Effizienzsteigerung für den vorhandenen Anlagenbestand« (FKZ: 03KB071)
Das Vorhaben konzentriert sich auf den Transfer von neuer Technik entlang der Prozesskette Biogas in den Anlagenbestand. Ziel ist es, eine Strategie zur effizienteren Biogasgewinnung auf Basis eines Repowerings zu entwickeln, bei dem alte Anlagen zur Stromerzeugung auf Grundlage neuester Erkenntnisse optimiertwerden.
Projektteam: Fraunhofer UMSICHT, Bioreact GmbH, gewitra mbH, bonalytic GmbH
Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Joachim Krassowski, Geschäftsfeld Nachwachsende Rohstoffe jürgen.krassowski@umsicht.fraunhofer.de
– »Entwicklung, Umsetzung und Kommunikation eines Leitfadens für mit Biomethan betriebene Blockheizkraftwerke gemäß EEG 2012 mit Schwerpunkt Direktvermarktung und der bedarfsgerechten Erzeugung von Strom aus Biomethan« (FKZ 03KB078)
Ziel des Vorhabens ist es, einen Leitfaden für mit Biomethan betriebene Blockheizkraftwerke gemäß dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz 2012 zu entwickeln und umzusetzen. Der Schwerpunkt liegt auf der Direktvermarktung und der bedarfsgerechten Erzeugung von Strom aus Biomethan.
Projektteam: Deutsche Energie-Agentur GmbH, Fraunhofer UMSICHT, Fraunhofer IWES
Ansprechpartner: Dipl.-Ing. (FH) Sabine Strauch, Geschäftsfeld Nachwachsende Rohstoffe sabine.strauch@umsicht.fraunhofer.de
– »Demonstrationsanlage zur kombinierten Treberverbrennung/-vergärung am Standort einer Brauerei« (FKZ: 03KB075)
Ziel des Projekts ist die Realisierung einer Demonstrationsanlage zur kombinierten Verbrennung und Vergärung von Biertreber. Bei erfolgreicher Umsetzung ist davon auszugehen, dass der Lösungsansatz von der Branche angenommen wird, da es bisher keine energetisch optimierte Nutzung von Biertreber gibt, der als nasser Reststoff beim Brauen anfällt und bisher traditionell als Futtermittel genutzt wird.
Projektteam: TU München – Lehrstuhl für Rohstoff- und Energietechnologie, Weisses Bräuhaus G. Schneider & Sohn GmbH, Fraunhofer UMSICHT-ATZ, Harburg Freudenberger Maschinenbau GmbH
Ansprechpartner: Andreas Weger, Geschäftsfeld Kreislaufwirtschaft, Standort Sulzbach-Rosenberg andreas.weger@umsicht.fraunhofer.de
Förderprogramm »Energetische Biomassenutzung«
Im Juni 2008 startete das im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative mit insgesamt 48 Millionen Euro unterstützte Förderprogramm zur Optimierung der energetischen Nutzung von Biomasse. Nach fast vierjähriger Laufzeit werden 77 Projekte bzw. 183 Einzelprojekte mit rund 35,2 Millionen Euro gefördert. Das Deutsche Biomasseforschungszentrum gGmbH ist für die wissenschaftliche Begleitung des Förderprogramms zuständig. Mit der fachlichen und administrativen Koordination des Programms hat das BMU den Projektträger Jülich (PtJ) beauftragt. Stichtag für die Einreichung neuer Projektskizzen beim PtJ ist der 22. November 2013.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Insektizidbelastungen von Gewässern: Derzeitige Messung und Bewertung zeigt Schwächen
Bernd Hegen
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Universität Koblenz-Landau
Die gängige Praxis der Überwachung von Gewässern auf Insektizide weist Schwächen auf. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Umweltwissenschaften Landau an der Universität Koblenz-Landau. Bislang werden Wasserproben meist zu festen Terminen entnommen, etwa einmal pro Monat. Demgegenüber gelangen Insektizide sehr unregelmäßig in Gewässer und überschreiten die Grenzwerte zwar nur kurzfristig – dafür ist die Schadwirkung umso intensiver. Die Folge: Berücksichtigt man die im Rahmen der regelmäßigen Probenentnahme oftmals gemessenen Nullwerte, werden bei der Gesamtbewertung die tatsächlichen Risiken unterschätzt.
Im Gegensatz zu Herbiziden und Fungiziden, die meist vorbeugend wirken und häufig ausgebracht werden, werden Insektizide nur bei akutem Insektenbefall eingesetzt. Entsprechend werden auf den Feldern kurzfristig hohe Dosierungen verwendet, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Obwohl Insektizide oft nur kurze Halbwertszeiten in der Umwelt aufweisen, gelangen diese hochgiftigen Stoffe in Gewässer und können dort Insekten und andere wirbellose Tiere schädigen. Diese reagieren sehr sensibel auf Insektizide, so dass sich die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaft zugunsten unempfindlicher Arten verschieben kann.
Daher müssten bei der Gewässerüberwachung besonders dann Proben genommen werden, wenn Insektizide ausgebracht werden oder Starkregen diese in Gewässer einschwemmt. Aufgrund mangelnder Personalressourcen, zu geringer finanzieller Ausstattung und logistischer Einschränkungen werden jedoch meist regelmäßige, feste Termine gewählt.
Die aktuelle Praxis ist nicht geeignet
„Unsere Studie hat nachgewiesen, dass die gängige Praxis der Probenentnahme zur Untersuchung von Insektiziden in Gewässern ungeeignet ist“, erklärt Ralf Schulz vom Institut für Umweltwissenschaften Landau. „Demnach wird beispielsweise bei einer wöchentlichen Überwachung eines typischen landwirtschaftlichen Gewässers keine der gemäß Modellberechnungen insgesamt sechs Konzentrationsspitzen pro Jahr gefunden. Bei einer täglichen Entnahme werden lediglich zwei der sechs Spitzen ermittelt. Allein bei einer ereignisbezogenen Probennahme werden sämtliche Spitzen erfasst. Steigen die Gesamtkosten mit zunehmender Probenanzahl, fallen sie hingegen bei ereignisbezogenen Verfahren deutlich geringer aus. Zudem wäre hier der Nutzen wesentlich höher. Mit der aktuellen Praxis wird viel Geld verschwendet, da viele der zu festen Intervallen entnommenen Proben keine Insektizidkonzentrationen enthalten.“
Wenn die Gewässerüberwachung keine Insektizidbelastung in Gewässern und folglich auch keine Überschreitung der Grenzwerte feststellt, liegt dies also häufig nicht daran, dass die Gewässer tatsächlich unbelastet sind, sondern dass Proben zum falschen Zeitpunkt entnommen werden. „Die aus dieser Probenentnahme resultierenden Werte ergeben somit ein völlig falsches Bild der Insektizidbelastung“, ergänzt Sebastian Stehle, der Erstautor der Landauer Studie. „Werden in die Bewertung Ergebnisse einbezogen, die keine Gewässerbelastung nachgewiesen haben, wird sie verzerrt und eine falsche Sicherheit vorgetäuscht. Daher sollten bei Insektiziden Proben, die keine Belastung zeigen, nicht berücksichtigt werden – zumindest so lange das Belastungsmonitoring statisch erfolgt. Noch besser wären ereignisbezogene Probenentnahmen, zumindest in Hochrisikogebieten.“
Effiziente Gegenmaßnahmen
Die Belastung von Gewässern ließe sich bereits mit einigen kostengünstigen und effizienten Maßnahmen reduzieren: Zum Beispiel müssten dazu die Randstreifen zwischen landwirtschaftlich genutzter Fläche und Gewässer verbreitert und effektiv gestaltet werden. Hecken am Feldrand würden die Sprühabdrift reduzieren. Zudem wären Rückhaltebecken mit Pflanzen einzurichten, die laut vorangegangenen Studien des Instituts für Umweltwissenschaften Landau für Pestizide eine Gewässerreinigungsleistung von mehr als 70 Prozent besitzen.
„Gerade die Landwirtschaft ist sich ihrer Abhängigkeit von natürlichen Produktionsfaktoren wie Boden und Wasser bewusst und möchte möglichst rückstandsfreie und gesunde Produkte produzieren“, so Ralf Schulz. „Zusätzlich könnte die Landwirtschaft durch diese Maßnahmen einen wesentlichen positiven Beitrag zum Natur- und Artenschutz in einer Kulturlandschaft der Zukunft‘ leisten.“
Die Studie:
„Probabilistic Risk Assessment of Insecticide Concentrations in Agricultural Surface Waters: A Critical Appraisal“, Sebastian Stehle, Anja Knäbel und Ralf Schulz. Die Studie wurde am 12. Dezember 2012 in der Fachzeitschrift „Environmental Monitoring and Assessment“ veröffentlicht (http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10661-012-3026-x).
Kurzprofil Institut für Umweltwissenschaften Landau:
Das Institut für Umweltwissenschaften Landau betreibt grundlagen- und anwendungsorientierte Forschung, in deren Fokus die vielfältigen Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt stehen. Das Institut vereint die Expertisen von neun interdisziplinären Arbeitsgruppen und damit aktuelle Forschung vom Molekül über Ökosysteme bis zur menschlichen Gesellschaft. Das Institut für Umweltwissenschaften Landau wurde 2004 an der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau gegründet. Weitere Informationen: http://www.umwelt.uni-landau.de
Kontakt:
Universität Koblenz-Landau
Prof. Dr. Ralf Schulz
Fortstraße 7
76829 Landau
Tel.: (06341) 280-31327
E-Mail: schulz@uni-landau.de
Universität Koblenz-Landau
Dipl.-Umweltwiss. Sebastian Stehle
Fortstraße 7
76829 Landau
Tel.: (06341) 280-31314
E-Mail: stehle@uni-landau.de
Weitere Informationen:
http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs10661-012-3026-x Studie
http://www.umwelt.uni-landau.de Institut für Umweltwissenschaften Landau
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Internationale Grüne Woche 2013:
Fraunhofer zeigt Biofliesen und wärmebeständige Biopolymere
Auch Fliesen können bio sein – wenn sie aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sind. Sie sind ressourceneffizienter als ihr keramisches Pendant und eröffnen neue gestalterische Möglichkeiten. Biokunststoffe aus Polymilchsäure (PLA) werden immer wärmebeständiger und eignen sich dadurch nun auch für Abfüllprozesse bei hohen Temperaturen in der Lebensmittelindustrie. Wie sich regenerative, biologisch abbaubare oder biostabile Rohstoffe in der Architektur und der Verpackungsindustrie verwenden lassen, zeigen Fraunhofer-Forscher auf der Internationalen Grünen Woche vom 18. bis 27. Januar in Berlin in Halle 5.2a, Stand 103.
Weitere Informationen:
http://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2013/Januar/biofliesen-und-waermebestaendige-biopolymere.html
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Lage vieler Fischbestände hat sich verbessert
Dr. Michael Welling
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei
Vielen Fischbeständen im Nordostatlantik und der Nord- und Ostsee geht es deutlich besser als noch vor zehn Jahren. Zu diesem Resultat kommen Fischereiwissenschaftler, unter ihnen Dr. Christoph Stransky und Dr. Ralf Döring vom Thünen-Institut für Seefischerei, die die Entwicklung der wichtigsten 41 Fischbestände im Nordostatlantik und der Nord- und Ostsee analysiert haben. Ihre Ergebnisse haben sie jetzt in der Fachzeitschrift „Marine Policy“ veröffentlicht.
Inzwischen werden 44 Prozent der untersuchten Bestände auf dem Niveau des maximalen Dauerertrags und damit nachhaltig bewirtschaftet, während dies im Jahr 2001 nur für 12 Prozent der Bestände der Fall war. Besonders erholt haben sich zum Beispiel Dorsch in der östlichen Ostsee und Scholle in der Nordsee. Auch viele der übrigen Bestände zeigen teils deutliche Tendenzen nach oben. Darüber hinaus verbesserten sich einige ökonomische Kennzahlen der Fischereiflotten insbesondere ab 2009.
Auch wenn in der Öffentlichkeit immer wieder von einem Scheitern der europäischen Fischereipolitik die Rede ist, zeigt die jetzt veröffentlichte Analyse, dass zumindest für die EU-Gewässer und angrenzende Gebiete ein erfreulicher Trend zu erkennen ist. Nach Meinung der Experten aus dem Thünen-Institut seien hierfür unter anderem die langfristigen Managementpläne der EU verantwortlich, die auf den langjährigen Bestandsuntersuchungen der Fischereiforschung basieren. „Die Managementpläne enthalten klare Zielvorgaben für eine Erholung der jeweiligen Bestände. Und das Entscheidende – sie wurden von den Fischereiministern auch konsequent umgesetzt“, so Stransky. Die Daten machen darüber hinaus deutlich, dass eine verantwortungsvolle Nutzung der Meeresressourcen sich auch langfristig für die Fischerei positiv auswirkt. Die langsame Verbesserung der ökonomischen Kennzahlen, die 2009 für einige Parameter zu beobachten war, setzte sich in den kommenden Jahren verstärkt fort.
Ansprechpartner:
Dr. Christoph Stransky
Thünen-Institut für Seefischerei, Hamburg
Tel.: 040-38905 228
E-Mail: christoph.stransky@vti.bund.de
Weitere Informationen:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0308597X1200200X
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Magnetische Weihnachtskarpfen: UDE-Zoologen beobachten Erstaunliches in der Badewanne
Beate Kostka M.A.
Pressestelle
Universität Duisburg-Essen
Mit Kartoffeln und Meerrettich, dampfgegart oder aus dem Bräter: zu Weihnachten landen traditionell wieder viele Karpfen auf der Festtafel. Nicht jedoch, ohne vorher quicklebendig in großen Bottichen oder gar der eigenen Badewanne auszuharren. Das haben Zoologen der Universität Duisburg-Essen (UDE) für ein großangelegtes Experiment genutzt und die Körperausrichtung der Fische untersucht. Verblüffendes Ergebnis: Die Karpfen ziehen keinesfalls orientierungslos ihre Bahnen, sondern richten sich am Magnetfeld der Erde aus. Die Erkenntnisse von PD Dr. Sabine Begall, Prof. Dr. Hynek Burda und ihren Prager Kollegen wurden kürzlich in der renommierten Fachzeitschrift PLOS ONE publiziert.
Als Versuchsorte dienten den Forschern die tschechischen Fischmärkte im Advent. Hier werden jedes Jahr bis zu sechs Millionen Karpfen aus großen Bottichen verkauft – was einem halben Fisch pro Kopf entspricht. Mehr als 14.000 Fischen haben die Forscher ganz genau auf die Flossen geschaut: „An 30 verschiedenen Orten wurden rund 700 Fotos erfasst, vermessen und analysiert“, erklärt Prof. Dr. Hynek Burda den aufwändigen Versuch. Die Aufnahmen zeigten, dass die Karpfen ihre Körperachse tendenziell nordsüdlich ausrichten, selbst auf engstem Raum.
Die Arbeit wurde in der Fachzeitschrift PLOS ONE publiziert und ist hier online abrufbar: http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0051100
Inspirieren ließen sich die Autoren von ihren früheren Arbeiten zu Kühen, Hirschen und jagenden Füchsen. Anhand von Satellitenbildern und Naturbeobachtungen konnten sie bereits belegen, dass alle die Nord-Süd-Ausrichtung bevorzugen. Und jetzt schwimmt auch der Karpfen in diese Lieblingsrichtung. „Weder die Wasserströmung, das Licht oder andere Faktoren, die berücksichtigt wurden, können das begründen“, sagt Burda. Die Magnetfeldwahrnehmung sei die einfachste und zugleich einzige Erklärung.
Was dieses Verhalten bedeutet, können die Forscher nur spekulieren: Die Magnetausrichtung könnte das Wohlbefinden der Fische positiv beeinflussen oder die Bewegungen im Schwarm synchronisieren. „Auf jeden Fall wird damit deutlich, dass die Magnetorezeption nicht nur bei Langstreckenwanderungen eingesetzt wird, sondern auch im Alltagsleben“, sagt Burda. Mit dem Karpfen, einem robusten Fisch, haben die Zoologen nun ein neues Tier, um den Magnetsinn weiter zu erforschen.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Besonders besorgniserregende Stoffe nach Artikel 57, Buchstabe f, der REACH-Verordnung
Dr. Suzan Fiack
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
Anhand welcher Kriterien sind besonders besorgniserregende Stoffe nach Artikel 57, Buchstabe f, der REACH-Verordnung zu regulieren?
Gemeinsame Presseerklärung von BfR und BAuA zu den Ergebnissen eines Workshops
Die Europäische Verordnung über die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien („REACH“-Verordnung) regelt den sicheren Umgang mit Chemikalien in Europa. Ein Schwerpunkt von REACH liegt dabei auf den sogenannten „besonders besorgniserregenden Substanzen“ („Substances of Very High Concern“, SVHC). Darunter fallen Stoffe, die Krebs auslösen, das Erbgut schädigen oder die Fortpflanzung gefährden können. Darüber hinaus können nach Artikel 57, Buchstabe f, der Verordnung zusätzlich Stoffe mit anderen, „ebenso besorgniserregenden“ Eigenschaften als SVHC identifiziert werden. Die REACH Verordnung nennt hierfür jedoch keine konkreten Kriterien. Aus diesem Grund hatten die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) am 29. März 2012 zu einem eintägigen Workshop nach Berlin geladen. Diskutiert wurden mögliche Kriterien für solche anderen, „ebenso besorgniserregenden“ SVHC-Eigenschaften. Unter dem Titel „REACH Article 57 (f): Non-Endocrine Disrupting Human Health Hazards Leading to SVHC Identification“ äußerten sich Experten nationaler und europäischer Behörden, der chemischen Industrie und von Nichtregierungsorganisationen (NGO) dazu, wie Artikel 57, Buchstabe f, in der Praxis angewandt werden sollte.
Die Experten waren sich auf dem Workshop einig, dass ein einheitliches Konzept für den Umgang mit Artikel 57, Buchstabe f, hilfreich wäre. So erfüllen nach ihrer Ansicht beispielsweise Stoffe, die bei Kontakt mit den Atemwegen zu Allergien führen können, die Anforderungen von Artikel 57, Buchstabe f, und sollten somit prinzipiell den besonders besorgniserregenden Substanzen zugerechnet werden können. Darüber hinaus sprachen sich die Vertreter von BAuA und BfR in ihren Vorträgen dafür aus, unter bestimmten Bedingungen auch Stoffe als mögliche SVHC-Kandidaten zu betrachten, die zu schweren Organschäden führen können. Chemikalien, die nur leichte Gesundheitsschäden hervorrufen oder die ihrer Natur nach ohnehin ein effektives Risikomanagement einfordern, wie beispielsweise stark ätzende Stoffe, würden dagegen in der Regel nicht als SVHC betrachtet werden.
Im Laufe der Diskussionen auf dem Workshop stellte sich heraus, dass in vielen Punkten zwar noch weiterer Diskussionsbedarf zwischen Behörden und den Stakeholdern aus Industrie und Nichtregierungsorganisationen besteht. Die Auseinandersetzung mit dem Thema zwischen verschiedenen Interessenvertretern ist aber bereits ein erster gelungener Schritt hin zu einem harmonisierten Vorgehen. BAuA und BfR kommen zu dem Schluss, dass die Einigung auf ein einheitlich zu verwendendes Konzept nicht nur zu mehr Transparenz im Umgang mit Artikel 57, Buchstabe f, führt, sondern auch ein effektives Risikomanagement für bisher nicht ausreichend regulierte gefährliche Stoffe ermöglicht.
Die Ergebnisse des Workshops, die Zusammenfassungen der Vorträge und Diskussionen sowie die Vortragsfolien sind als Bericht „REACH Article 57, Buchstabe f: Non-Endocrine Disrupting Human Health Hazards Leading to SVHC Identification“ auf den Internetseiten der BAuA und des BfR veröffentlicht.
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.
Weitere Informationen:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/reach-article-57-buchstabe-f-non-endocrine-disrupt… Bericht
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Preiswürdige Zweitnutzung eines Rohstoffs
Erhard Jakobs
Pressestelle
Technische Hochschule Mittelhessen
Prof. Dr. Harald Weigand von der Technischen Hochschule Mittelhessen ist als Mitglied eines Entwicklungsteams mit dem Deutschen Rohstoffeffizienz-Preis 2012 geehrt worden. Als Partner der RecoPhos Consult GmbH in Jävenitz (Sachsen-Anhalt) konnte er die Auszeichnung bei einem Festakt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) in Berlin entgegennehmen.
Prof. Weigand, der dem Kompetenzzentrum für Energie- und Umweltsystemtechnik (ZEuUS) der THM angehört, hat gemeinsam mit dem Unternehmen in dreijähriger Kooperation ein Verfahren zur Produktion eines Phosphordüngers aus Klärschlammasche entwickelt. Der Geoökologe, der sich im ZEuUS mit abfallwirtschaftlichen Vorhaben befasst, erläutert: „Die stoffliche Verwertung von Klärschlammasche ist ein Gebot der Stunde. Deren Phosphorgehalte entsprechen denen von Erzen aus Lagerstätten, die im Bergbau ausgebeutet werden und immer knapper werden.“ Mit der vom BMWi prämierten Innovation RecoPhos habe man eine technische Lösung zur effizienten Nutzung dieses Abfallstroms marktfähig ausgearbeitet. „Das erzeugte Produkt weist Qualitäten auf, die einem konventionellen Phosphor-Düngemittel entsprechen, und erfüllt sämtliche Vorgaben der Düngemittelverordnung“, bilanziert Weigand. Mit keinem anderen Verfahren gelinge es zurzeit, zu handelsüblichen Preisen aus Klärschlammasche Phosphordünger zu gewinnen. RecoPhos ist patentiert und hat die Zulassung als Dünger erhalten.
Dieses Resultat der Zusammenarbeit zwischen TH Mittelhessen, weiteren Hochschulen und dem umwelttechnischen Unternehmen überzeugte auch die Vergabekommission des Preises. In seiner Laudatio sagte Staatssekretär Dr. Bernhard Heitzer: „Die Preisträger zeigen, dass sich eine effiziente Nutzung von Rohstoffen für die Wirtschaft lohnt. Entlang der gesamten Wertschöpfungsketten können in allen produzierenden Branchen enorme Einsparungen erzielt werden. Davon profitieren Umwelt und Gesellschaft.“ Das BMWi hat den mit jeweils 10.000 Euro dotierten Preis insgesamt vier mittelständischen Unternehmen und einer Forschungseinrichtung für „herausragende Projekte“ zuerkannt.
Weitere Informationen:
http://www.thm.de/site/kompetenzzentren/zeuus.html
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Ist Diabetes „ansteckend“?
Cordula Falk
Pressestelle
Forschergruppe Diabetes der Technischen Universität München
Infektionserkrankungen können Diabetes auslösen, und umgekehrt macht Diabetes die Betroffenen anfälliger für Infektionen – dies ist das Fazit der Fortbildungsveranstaltung „Diabetes und Infektion“ des Instituts für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, die Ende November im Klinikum rechts der Isar stattfand. Überraschendes Ergebnis: Adipositas (krankhaftes Übergewicht), die mit dem Typ 2 Diabetes in engem Zusammenhang steht, kann im Hinblick auf das soziale Umfeld ebenfalls als „ansteckend“ bezeichnet werden.
Patienten mit Diabetes stellen für den behandelnden Arzt meist eine besondere Herausforderung dar: Wenn sie an Infektionen erkranken, muss der Diabetes immer mit behandelt werden. Infektionen können dann auch gravierende Stoffwechselentgleisungen auslösen. Umso schwerer wiegt, dass Diabetes-Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung anfälliger für Infektionserkrankungen sind. Einige Infektionen verlaufen bei Diabetikern schwerer. Daher rät Privatdozent Dr. Ulrich Seybold von der Klinischen Infektiologie des Klinikums der Universität München diesen Patienten, sich an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) in ihrer aktu-ellen Leitlinie vom Juli 2012 zu halten und sich z. B. einer jährlichen Grippeimpfung sowie einer Impfung gegen Pneumokokken, einen Erreger der Lungenentzündung, zu unterziehen.
Manche Erreger wie die Enteroviren stehen darüber hinaus im Verdacht, im Zusammenspiel mit anderen Faktoren Diabetes mellitus auszulösen. So tritt die Autoimmunerkrankung Typ 1 Diabetes gehäuft im Zusammenhang mit vorausgehenden akuten Infektionen auf. Zu ihnen zählen die Enteroviren 68-71, Echoviren, Polioviren und Coxsackieviren, die verschiedene Krankheitsbilder wie z. B. die Sommergrippe oder Magen-Darm-Erkrankungen hervorrufen. Professor Ulrike Protzer vom Institut für Virologie der TU München hofft für die Zukunft im Sinne der Diabetesprävention auf die Entwicklung einer Impfung, die gegen eine breite Gruppe der Enteroviren wirksam wäre.
Parodontitis erhöht das Risiko für Diabetes
Patienten, die an einer Parodontitis leiden, also einer chronischen Entzündung des Zahnfleisches mit Knochenabbau, haben ein doppelt so hohes Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken wie Personen mit gesundem Zahnfleisch. Umgekehrt fördert diese chronische Stoffwechselerkrankung die Entstehung von Parodontitis: So ist das Risiko bei Diabetes-Patienten um das Dreifache erhöht. Zahnarzt Dr. Jochen Schmidt von der Zahnarztpraxis Dr. Schmidt & Kollegen in Prien weist auf Studien hin, die eine Senkung des Langzeitblutzuckerwertes HbA1c nach einer Behandlung der Parodontitis belegen.
Ähnliche Entzündungsprozesse wie bei einer Infektion laufen nach Ausführungen von Privatdozent Dr. Martin Füchtenbusch (Forschergruppe Diabetes e. V., Helmholtz Zentrum München) beim Metabolischen Syndrom ab: Jahrelange Überernährung kann zu einer „metabolischen Inflammation“ führen. Das Metabolische Syndrom inklusive viszeraler Adipositas begünstigt die Entstehung von Typ 2 Diabetes. Bei Mäusen konnten nach einer fetthaltigen Diät Entzündungsherde in Hirn, Leber sowie in den für die Insulinproduktion zuständigen Betazellen der Bauchspeicheldrüse nachgewiesen werden. Dies kann weitreichende Auswirkungen haben: Es kommt u. a. zu einer Fehlfaltung körpereigener Proteine, was zum späteren Zelluntergang führen kann. Wie kann die Entzündung eingedämmt werden? „Körperliche Aktivität und nicht übermäßig essen haben eine antiinflammatorische Wirkung“, so Füchtenbusch. „Ebenso werden derzeit antiinflammatorische Medikamente bei Menschen mit einem hohen kardiovaskulären Risiko in großen Studien auf ihre Wirksamkeit hin untersucht.“
Eine ähnliche Therapieempfehlung – Sport und Gewichtsreduktion – gibt Professor Roland M. Schmid, Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik am Klinikum rechts der Isar, im Hinblick auf eine Erkrankung der Leber im Rahmen des Metabolischen Syndroms, NASH (Nonalcoholic Steatohepatitis). Dabei handelt es sich um eine Fettleber mit zusätzlicher Entzündungsreaktion, die – ohne Einfluss von Alkoholmissbrauch – zur Leberzirrhose führen kann. Zwei Prozent der deutschen Allgemeinbevölkerung sind bereits von dieser nicht alkoholbedingten Zirrhose betroffen.
Ist Adipositas „ansteckend“?
Jeder vierte Deutsche ist krankhaft übergewichtig – Tendenz steigend. Dabei fällt auf, dass das Metabolische Syndrom gehäuft unter Menschen, die gut befreundet sind, grassiert. Einen Erklärungsansatz liefert Dr. Andreas Beyerlein vom Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München: „Je enger jemand mit einem Adipösen in Kontakt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, selbst krankhaft übergewichtig zu werden“, so Beyerlein. Es handele sich dabei um einen sozialen, keinen geografischen Effekt. „Im näheren sozialen Umfeld nimmt die Akzeptanz von Übergewicht zu, und Ernährungsmuster von Freunden werden eher übernommen.“
Ungesunde Ernährungsmuster beeinflussen langfristig die Darmflora. Sie besteht aus Mikroorganismen, die je nach genetischer Veranlagung in unterschiedlicher Zusammensetzung den Darm besiedeln. Eine dauerhafte kalorienhaltige Ernährung geht jedoch mit einer Veränderung der Darmflora einher, was wiederum Effekte auf den Stoffwechsel, das Immunsystem und die Insulinresistenz hat. Bei der Insulinresistenz reagieren die Körperzellen zunehmend weniger empfindlich auf Insulin, das die Aufnahme des Blutzuckers (Glukose) in den Zellen reguliert. In der Folge entwickelt sich ein Typ 2 Diabetes. Eine Umstellung auf ballaststoffreiche Ernährung kann nach Aussage von Professor Hannelore Daniel vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan der TU München die Mikroorganismen im positiven Sinne modulieren und damit unter anderem den Glukosestoffwechsel günstig beeinflussen. Daniel fasste ihren Vortrag mit folgendem Appell zusammen: „Sei freundlich zu deinen Mikroorganismen.“ Man könnte als Ergebnis der Veranstaltung ergänzend zusammenfassen: „Und bekämpfe – wenn möglich – Erreger, die Diabetes fördern.“
Möglich ist darüber hinaus eine „Schulung“ des Immunsystems: Das Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München untersucht in zwei Studien die Option einer Art „Impfung“ gegen Typ 1 Diabetes. In der Pre-POINT Studie erhalten Kinder aus Risikofamilien ein Insulinpulver, während in der INIT II Studie Kinder und Erwachsene, die bereits Anzeichen einer Autoimmunreaktion zeigen, Insulin als Nasenspray aufnehmen. Das Insulin wirkt in beiden Verabreichungsformen nicht auf den Blutzuckerspiegel ein, sondern trainiert das Immunsystem. Dadurch soll der Ausbruch von Typ 1 Diabetes verzögert oder sogar verhindert werden.
Wer an einer Diabetes-Studie teilnehmen möchte, kann sich unverbindlich an folgende Adresse wenden:
Klinikum rechts der Isar
Forschergruppe Diabetes der TU München
Informationshotline: 0800-82 84 86 8
E-Mail: prevent.diabetes@lrz.uni-muenchen.de
http://www.helmholtz-muenchen.de/idf1
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Autos das richtige Bremsen beibringen
Axel Burchardt
Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Gemeinsame Entwicklungskooperation zwischen Continental und Forschern der Universität Jena
Schon kurze Unaufmerksamkeiten können im Straßenverkehr schwere Folgen nach sich ziehen. Einmal in die Situation gekommen wünscht man sich, das Fahrzeug hätte selbstständig gebremst. Darauf hat die Automobilindustrie längst reagiert und eine Vielzahl hilfreicher elektronischer Systeme in die Autos integriert. In den letzten Jahren setzen sich selbst in Mittelklasse-Fahrzeugen und Kleinwagen zunehmend sogenannte Fahrerassistenzsysteme durch. Fahrerassistenzsysteme, das sind elektronische Hilfen, die beim Spur halten assistieren, beim Spurwechsel vor Fahrzeugen im toten Winkel warnen und solche, die Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einhalten und in Gefahrensituationen warnen und bei ausbleibender Fahrerreaktion eine Vollbremsung einleiten. Auch die Erkennung von Fußgängern und das Eingreifen in die Bremse ist ein wesentlicher Aspekt moderner PKW, damit es in Zukunft weniger Unfälle mit Personenschäden gibt. In die Bewertung der Fahrzeugsicherheit beim zukünftigen „Euro NCAP-Crashest“ werden deshalb auch solche Systeme – sind sie vorhanden und was leisten sie? – einfließen.
An der Entwicklung neuer und der Verbesserung aktueller Systeme zur Fußgängererkennung und Gefahrenbewertung im Straßenverkehr arbeiten auch Mitarbeiter des Lehrstuhls Digitale Bildverarbeitung der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Jenaer Ingenieure und Informatiker ergänzen auf dem wichtigen Gebiet der Bildverarbeitung das vorhandene Know-how des internationalen Automobilzulieferers Continental im Forschungsprojekt UR:BAN. In diesem Verbundprojekt haben sich 30 Partner aus Automobil- und Zulieferindustrie, Elektronik-, Kommunikations- und Softwarefirmen, Universitäten, Forschungsinstitute und Städte zusammengeschlossen, um zukünftige Fahrerassistenz- und Verkehrsmanagementsysteme für die Stadt zu entwickeln. Im Zentrum des Projekts, das vom Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördert wird, steht der Mensch in seinen vielfältigen Rollen im Verkehrssystem.
„Dieses aktuelle auf dreieinhalb Jahre angelegte und mit insgesamt mehr als 280.000 Euro finanzierte Teilprojekt an der Universität Jena intensiviert die erfolgreiche Zusammenarbeit des Lehrstuhls Digitale Bildverarbeitung mit Continental aus den letzten vier Jahren“, freut sich Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Joachim Denzler.
„Das wichtigste und heute noch ungelöste Problem ist es, schützenswerte Objekte sicher von denen zu unterscheiden, die weder für das Fahrzeug noch für andere Verkehrsteilnehmer eine Gefährdung darstellen“, beschreibt Johannes Rühle die Kernaufgabe seines Promotionsprojekts an der Uni Jena. „Zukünftige PKW müssen in schwierigen – das heißt innerstädtischen Situationen – entscheiden können, ob und in welche Richtung ein Ausweichmanöver eingeleitet werden kann oder ob die Bremsen betätigt werden müssen“, konkretisiert Projektleiter Prof. Denzler das Problem. Der erste Schritt, Objekte zu erkennen, in ihrer Größe zu beschreiben und entsprechende Kollisionsrisiken abzuschätzen wurde bereits gegangen. Für die Zeiträume nach 2016 gilt es, gerade im hochdynamischen und komplexen Umfeld Stadt, feiner granulieren zu können. „Steht ein Bollerwagen in Ausweichrichtung, macht es einen Unterschied, ob darin ein Kind sitzt oder nicht“, erläutert der Jenaer Bildverarbeitungsexperte. „Erst anhand der Positionen, an denen sich solche schützenswerte Verkehrsteilnehmer aufhalten, können entsprechende Handlungsstrategien abgeleitet werden.“
Johannes Rühle, der aus Ilmenau nach Jena kam, wird in den kommenden drei Jahren Methoden entwickeln, die Objekte im Straßenverkehr auf ihr Gefahrenpotenzial bewerten können. Damit will der Jenaer Doktorand die Grundlage für die nächste Generation von Fahrassistenzsystemen liefern. „Das Spannende an diesem Projekt ist die hohe Praxisrelevanz und der Kontakt zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige in Deutschland“, freut sich Rühle auf seine Tätigkeit.
Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Joachim Denzler
Institut für Informatik der Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 2
07743 Jena
Tel.: 03641 / 946420
E-Mail: joachim.denzler@uni-jena.de
Weitere Informationen:
http://www.uni-jena.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Neuer Ansatz zur Wasserdesinfektion in Entwicklungsländern ausgezeichnet
Dr. Ingrid Horn
Corporate Communications und Marketing / Pressestelle
Hochschule Ulm
Der Prototyp eines mobilen Systems zur Desinfektion von Trinkwasser arbeitet mit speziellen LEDs. Werden diese technisch weiterentwickelt, ist es dem üblichen Desinfektionsverfahren mit Quecksilber-Dampflampen weit überlegen. Für diesen neuen Ansatz ist Michael Sift, Absolvent des Bachelor-Studiengang Medizintechnik der Hochschule Ulm, von der Carl-Duisberg-Gesellschaft mit einem zweiten Preis für herausragende Abschlussarbeiten ausgezeichnet worden, die sich mit den Problemen von Entwicklungsländern unter Nachhaltigkeitsaspekten auseinandersetzen.
Motivation für die Arbeit von Michael Sift waren die Schätzungen der UNESCO, dass in den Entwicklungsländern mehr Kinder an verseuchtem Trinkwasser sterben als an AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammengenommen. Krankmachende Keime lassen sich jedoch mit UV-Licht zerstören. Überlicherweise werden hierfür Quecksilberdampf-Lampen verwendet. Der Preisträger entwickelte ein mobiles Wasserdesinfektionssystem, das gegenüber dem bisherigen folgende Vorteile vereint: Als UV-Quelle dienen spezielle LEDs, sodass das System frei von giftigem Quecksilber ist. Die Peak-Wellenlänge des UV-Lichts von 290 nm garantiert, dass alle Mikroorganismen abgetötet werden. Eine optoelektronische Durchflussüberwachung kontrolliert die LED-Leistung und passt sie an die Wassertrübung an, um den Desinfektionserfolg zu sichern. Der geringe Energiebedarf des Systems lässt sich über Kleinsolaranlagen decken.
Getestet wurde das Desinfektionssystem an dem Darmbakterium Escherichia coli, das gegenüber UV-Licht ähnlich sensibel ist wie Legionellen oder Cholera-Bakterien, die in Entwicklungsländern häufig Durchfallerkrankungen auslösen. Mittelfristig werden dem neuen System sehr gute Chancen eingeräumt, das herkömmliche Desinfektionsverfahren zu ersetzen. Diesem ist es prinzipiell hinsichtlich Effizienz, Langlebigkeit und Umweltverträglichkeit weit überlegen. Hierzu müssen allerdings die LEDs technisch optimiert und kostengünstiger werden.
Die sozioökonomischen Potentiale von Entwicklungsländern zu erkennen und Impulse zu setzen, die deren wirtschaftliche Perspektiven unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit verbessern, ist ein Anliegen der Carl-Duisberg-Gesellschaft. Dass hierzu Abschlussarbeiten aus den baden-württembergischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften einen wichtigen Beitrag leisten können, zeigte sich erneut bei der diesjährigen Verleihung des Carl-Duisberg-Preises. Neben Michael Sift wurde auch die Arbeit von Verena Maurer, Hochschule für Technik Stuttgart mit einem zweiten Preis gewürdigt. Sie beschäftigte sich mit dem Einsatz von Energieträgern mit geringer CO2 -Belastung im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung in Malaysia. Der erste Preis ging an Benjamin Seckinger, Hochschule Ulm, der in Mozambique für das Ulmer Unternehmen Fosera eine Produktionsstätte für Kleinsolaranlagen auf der Basis des Drei-Säulen-Modells für nachhaltige Entwicklung plante und realisierte.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Energetische Biomassenutzung: Bereit für den Energiemarkt von morgen
Antje Sauerland
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Biomasseforschungszentrum
Die Energieversorgung der Zukunft basiert auf zunehmend steigenden Anteilen Erneuerbarer Energien. Biomasse soll hier einen wichtigen Beitrag
leisten, da sie die einzige Energiequelle ist, die verlässlich produzieren und im Hinblick auf bedarfsgerechte Strombereitstellung Fluktuationen von Wind und Sonne ausgleichen kann.
Im Wissen um die Herausforderungen einer nachhaltigen Bioenergienutzung unterstützt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) seit vier Jahren im Rahmen des Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ Entwicklungs- und Markteinführungsprojekte zur Optimierung der energetischen Nutzung von Non-Food-Biomasse, insbesondere von biogenen Reststoffen. Mit einem Gesamtbudget von 48 Millionen Euro bis voraussichtlich 2015 wurden bisher 63 Vorhaben bzw. 143 Projektpartner gefördert. Nun starten 14 weitere Vorhaben.
Im Fokus der neuen Vorhaben stehen vor allem die praxistaugliche Demonstration und Weiterentwicklung zukunftsweisender, wettbewerbsfähiger Technologien mit dem Ziel der Markteinführung, systemflexible Anlagenkonzepte und Produkte für eine nachhaltige und effiziente Erzeugung von Strom und Wärme aus Biomasse. Reststoffe aus der Land- und Forstwirtschaft sowie biogene Abfallstoffe sind hierbei von besonderem Forschungsinteresse. Mit Biogas und Biomethan liegt der thematische Schwerpunkt dieser Förderrunde bei der Vergärung biogener Energieträger. So beschäftigen sich allein acht der 14 neuen Vorhaben mit der Effizienzsteigerung im Biogasprozess, dem technischökonomisch optimierten Betrieb von flexiblen Biogasanlagen sowie der Erarbeitung eines Leitfadens für die Nutzung von Biomethan in KWK-Anlagen. Durch diese Maßnahmen wird dem Ziel der Netzstabilität durch bedarfsgerechte Energieerzeugung Rechnung getragen.
Die Themenpalette der anderen Vorhaben reicht von der Herstellung hochwertiger
Brennstoffe durch Hydrothermale Carbonisierung (HTC), der Verbrennung und Biomassevergasung über Schadstoffminderung in KWK-Anlagen (z.B. Benzolminderung) bis zu allgemeinen, strategischen Themen der Bioenergieversorgung von morgen. So erarbeitet ein Forschungskonsortium Meilensteine zur Unterstützung der Entwicklung einer tragfähigen, sektorübergreifenden Bioenergiestrategie. Ein weiteres Vorhaben erstellt ein Konzept zur nachhaltigen Integration von Bioenergiesystemen in die kommunale Entscheidungsfindung.
Überblick der neuen Vorhaben im Förderprogramm:
FKZ: 03KB065 – Elemente und Meilensteine für die Entwicklung einer tragfähigen
nachhaltigen Bioenergiestrategie (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH, Öko-Institut e. V., Internationales Institut für Nachhaltigkeitsanalysen und -strategien GmbH, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH, Universität Kassel – Center for Environmental
Systems Research)
FKZ: 03KB066 – Nachhaltige Integration von Bioenergiesystemen im Kontext einer
kommunalen Entscheidungsfindung (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, Fraunhofer UMSICHT, IZES gGmbH) FKZ: 03KB067 – Sensortechnik zur effizienten Vergärung biogener Reststoffe und Abfälle (GICON Großmann Ingenieur Consult GmbH, KSI-Kurt-Schwabe-Institut für Mess- und Sensortechnik e. V. Meinsberg)
FKZ: 03KB068 – Optimierung des innovativen Einsatzes eines Membranverfahrens zur
Aufbereitung von Biogas zur Einspeisung ins öffentliche Erdgasnetz (Ingenieurbüro Buse GmbH, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung gGmbH)
FKZ: 03KB069 – Erweiterung des Brennstoffbandes moderner Biomassefeuerungen
(Universität Erlangen-Nürnberg – Lehrstuhl für Energieverfahrenstechnik)
FKZ: 03KB070 – Optimierte energetisch-stoffliche Nutzung biogener Abfälle in Deutschland (Fraunhofer UMSICHT, Witzenhausen-Institut für Abfall, Umwelt und Energie GmbH, IZES gGmbH)
FKZ: 03KB071 – Repowering von Biogasanlagen – Maßnahmen zur Effizienzsteigerung für den vorhandenen Anlagenbestand (Fraunhofer UMSICHT, Bioreact GmbH, gewitra mbH, bonalytic GmbH)
FKZ: 03KB072 – Prozesse, Komponenten und Systeme für den flexibilisierten Betrieb von Biogasanlagen unter Nutzung biogener Rest- und Abfallstoffe (Fraunhofer IKTS, LMEngineering GmbH, DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH (DBI), Weber ENTEC GmbH & Co KG, DREWAG – Stadtwerke Dresden GmbH (assoziierter Partner) DREWAG NETZ GmbH)
FKZ: 03KB073 – Ermittlung eines technisch-ökonomisch optimierten Betriebs von flexiblen Biogasanlagen (DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH, Next Kraftwerke GmbH)
FKZ: 03KB074 – Flugstromvergasung mit Biokohlen aus der hydrothermalen Karbonisierung zur dezentralen Energiebereitstellung von Strom und Wärme mit einem Motor-BHKW (SCI SunCoal Industries GmbH, TU München – Lehrstuhl für Energiesysteme)
FKZ: 03KB075 – Demonstrationsanlage zur kombinierten Treberverbrennung/-vergärung am Standort einer Brauerei (TU München – Lehrstuhl für Rohstoff- und Energietechnologie, Weisses Bräuhaus G. Schneider & Sohn GmbH, Fraunhofer UMSICHT-ATZ, Harburg-Freudenberger Maschinenbau GmbH)
FKZ: 03KB076 – Überführung eines Prototyps zur dezentralen Vergasung von
Restholzpellets in die Serienreife (Spanner Re² GmbH, RWTH Aachen – Lehr- und
Forschungsgebiet Technologie der Energierohstoffe)
FKZ: 03KB077 – Benzolminderung bei vergasungsgasbetriebenen KWK-Anlagen
(Fraunhofer ISE, Spanner RE² GmbH, SWU Energie GmbH, Ligento green power GmbH)
FKZ: 03KB078 – Entwicklung, Umsetzung und Kommunikation eines Leitfadens für mit
Biomethan betriebene Blockheizkraftwerke gemäß EEG 2012 mit Schwerpunkt
Direktvermarktung und der bedarfsgerechten Erzeugung von Strom aus Biomethan
(Deutsche Energie-Agentur GmbH, Fraunhofer UMSICHT)
Das Förderprogramm
Im Juni 2008 startete das im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative mit insgesamt 48 Millionen Euro unterstützte Förderprogramm zur Optimierung der energetischen Nutzung von Biomasse. Nach fast vierjähriger Laufzeit werden 77 Projekte bzw. 183 Einzelprojekte mit rund 35.2 Millionen Euro gefördert. Das Deutsche Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH ist für die wissenschaftliche Begleitung des Förderprogramms zuständig. Mit der fachlichen und administrativen Koordination des Programms hat das BMU den Projektträger Jülich (PtJ) beauftragt. Stichtag für die Einreichung neuer Projektskizzen
beim PtJ ist der 22. November 2013.
Weitere Informationen
http://www.energetische-biomassenutzung.de
http://www.dbfz.de
Kontakt
DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gemeinnützige GmbH
Programmbegleitung des BMU-Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“
Torgauer Straße 116, 04347 Leipzig
Diana Pfeiffer – Projektkoordinatorin
Telefon: +49 (0) 341 2434-554
E-Mail: diana.pfeiffer@dbfz.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Wie wirksam ist die Misteltherapie? Metaanalyse in „The Science of Christmas“
Kay Gropp
Pressestelle
Universität Witten/Herdecke
Wissenschaftliches rund um Weihnachten seit 18. Dezember online
Die Professoren der Uni Witten/Herdecke Thomas Ostermann und Arndt Büssing sind mit ihrer Metaanalyse zur Wirksamkeit der Misteltherapie in die Weihnachtsausgabe von ‘The Science of Christmas‘ aufgenommen worden. Diese Sonderausgabe der „Elsevier’s Monthly Research Selection“ für Wissenschaftsjournalisten erschien am 18. Dezember 2012 und ist unter
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1550830712001309
bzw. http://elsevierconnect.com/spreading-the-news-to-science-journalists/
verfügbar.
Der Wissenschaftsverlag hat dort Studien zusammengestellt, die im weitesten Sinne mit Weihnachten zu tun haben: Die Wirksamkeit von Rotwein bei der Bekämpfung von Cholesterin, das Einkaufsverhalten an Feiertagen, die Wirkung von Vitamin D bei Autoimmun-Erkrankungen oder das Fahrverhalten im Winter. Aus Witten/Herdecke kommt die Studie zur Wirksamkeit der Misteltherapie bei Krebserkrankungen. Ostermann und Büssing haben dazu vier große retrolektive Studien zur Misteltherapie ausgewertet. Sie befassen sich mit 3.324 Patienten, die zwischen 1985 und 2002 in verschiedenen Deutschen bzw. Schweizerischen Krankenhäusern behandelt wurden. „Die Studien zeigen eine höhere Überlebensrate bei den Patienten, die zusätzlich eine Misteltherapie bekamen. Es gibt aber viele methodische Probleme bei solchen retrolektiven Studien“, fasst Prof. Dr. Thomas Ostermann die Ergebnisse dieser Metaanalyse zusammen.
Weitere Informationen bei Prof. Dr. Thomas Ostermann vom Zentrum für Integrative Medizin,Tel.: 02330 / 62 3314, Thomas.Ostermann@uni-wh.de
Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.500 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
Weitere Informationen:
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1550830712001309
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Wenn der Ozean sauer wird – Ein neues Kinderbuch erklärt das Phänomen Ozeanversauerung
Ralf Röchert
Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung
Wie kann die Nordsee sauer sein und auf wen eigentlich? Zwei große Fragen, um die sich Antje Funckes und Konstatin Mewes neues Kinderbuch Tessi und Tipo dreht. In ihm verpacken die Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft das sehr aktuelle Wissenschaftsthema Ozeanversauerung in eine Abenteuergeschichte für Groß und Klein.
Die Helden ihres Abenteuers sind die Geschwister Tessi und Tipo, zwei junge Kammerlinge. Die sandkorngroßen Einzeller leben in der obersten Sandschicht des Wattenmeeres und wohnen in einem Gehäuse aus Kalkkammern. Gemeinsam mit Tessi und Tipo erkundet der Leser eine Welt, die für den Menschen sonst nur unter dem Mikroskop sichtbar wird. Die beiden geben ihm einen Einblick in ihr Leben am Meeresgrund und nehmen ihn mit in ihre Kammerling-Schule, wo sie eines Tages Milus kennenlernen. Nach anfänglichem Misstrauen gegenüber dem Fremden, freunden sich Tessi und Tipo mit Milus an. Doch schon bald erkrankt er und sein sonst so glänzendes Gehäuse wird ganz matt und rissig. Die beiden müssen all ihren Mut aufbringen, um schließlich zu erfahren, dass die vom Menschen verursachte Ozeanversauerung eine große Gefahr für Milus und sie selbst darstellt.
Eine Geschichte, die Kinder sehr leicht nachvollziehen können. „Es war uns wichtig, dass unsere Leser vorwiegend Spaß an der Geschichte und am Lesen haben. Spielerisch und nebenbei lernen sie so von der Ozeanversauerung, die sonst sehr komplex und schwierig zu verstehen ist“, erzählt Antje Funcke. Die Biologin des Alfred-Wegener-Institutes untersucht für ihre Doktorarbeit Kammerlinge und ihre Fähigkeit Kalkkammern zu bilden. Auf die Idee, die Hauptrollen der Geschichte mit den Einzellern Tessi und Tipo zu besetzen, brachten sie persönliche Erfahrungen. „Weder meine Freunde noch meine Familie wussten am Anfang, was Ozeanversauerung oder Kammerlinge sind. Man muss erst drauf aufmerksam gemacht werden, weil zunächst beides mit dem bloßen Auge nicht sichtbar ist. Zum Beispiel leben in einem Löffel Sand über 200 Kammerlinge. Dadurch, dass wir den Leser in diese mikroskopische Welt mitnehmen und alles aus der Sicht der winzigen Einzeller erzählen, ist es einfacher sich Tessi und Tipos Lebensraum vorzustellen und die Faszination weiterzugeben“, sagt die Wissenschaftlerin.
Aus Tessis und Tipos Perspektive lässt sich auch ein hoch wissenschaftliches Thema wie die Ozeanversauerung leichter erklären. „Die Ozeanversauerung ist im Prinzip kein Problem, das uns direkt ins Auge springt. Selbst Tessi und Tipo, die im Ozean leben, haben bis zu Milus Erkrankung noch nie etwas von der Versauerung bemerkt. Wie negativ sie sich allerdings auf das Leben im Meer auswirkt, zeigt Milus Schicksal“, sagt Geochemiker und Autor Konstantin Mewes. Gemeinsam mit Tessi und Tipo solle der Leser deshalb erfahren, welche Folgen diese klimabedingte Veränderung nach sich ziehen kann. Dabei geht es den Autoren in erster Linie darum, die Leser für die möglichen Auswirkungen der Ozeanversauerung auf die Meere und ihre Bewohner zu sensibilisieren, die komplexen biochemischen Prozesse der Versauerung stehen dabei nicht im Vordergrund.
Tessis und Tipos Geschichte führt somit in eine aktuelle Umweltproblematik ein und macht Lust mehr über ihre Lebensbedingungen zu erfahren. Die Erzählung der Kammerlinge soll die Leser gleichzeitig auch anspornen, ihr neues Wissen weiterzuerzählen. Denn schließlich, so das Fazit, bleiben Tessi und Tipo nur dann gesund, wenn der „schlaue Vielzeller“ Mensch seine und somit ihre Umwelt schützt.
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Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 18 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Verschlüsselte Botschaften in Neujahrsreden
Johannes Seiler
Abteilung Presse und Kommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Als Antwort auf die fortschreitende Globalisierung wird die Identitätsstiftung und Gemeinschaft in den Städten und Gemeinden immer wichtiger. Das ist eines der Ergebnisse der Magisterarbeit „Wissen und raumbezogene Identitäten“ von Edith Münch. Die Germanistik-Absolventin der Universität Bonn untersuchte 35 Neujahrsreden niederrheinischer Bürgermeister aus den Jahren 2008 bis 2010. Nun ist das Werk sogar in Buchform erschienen – das ist bei Magisterarbeiten sehr selten.
Die Linguistin untersuchte, wie Bürgermeister mit Mitteln der Kommunikation versuchen, die Gemeinschaft in den Städten und Gemeinden zusammenzuführen und eine gemeinsame Identität zu stiften. „Neujahrsreden thematisieren die Entwicklung der jeweiligen Stadt, wollen das Wir-Gefühl stärken und zur gemeinsamen Tat motivieren“, sagt Edith Münch. „Deshalb ist es spannend, die darin enthaltenen Informationen zu vergleichen und systematisch zu entschlüsseln.“ Die Absolventin der Universität Bonn konzentrierte sich dabei auf den Niederrhein, um die Ergebnisse mit einer ähnlichen Studie aus den benachbarten Niederlanden vergleichen zu können.
Die Reden wurden mit einer speziellen Software ausgewertet
Für ihre Arbeit nutzte Edith Münch eine spezielle Software, die Prof. Dr. Josef Zelger von der Universität Innsbruck entwickelt hat und mit der sich die Inhalte von Texten systematisch erschließen lassen. Beim Vergleich der Reden und der Gruppierung von Schlüsselbegriffen zeigte sich, dass die Bürgermeister meist an positive Emotionen – etwa Mut zur Veränderung, Optimismus und Solidarität – appellieren: „Sind Sie mit mir stolz auf unsere Stadt.“ Die Stadtoberhäupter bedienen sich in ihren Neujahrsreden zudem eifrig verschiedenster Metaphern, um komplexe Entwicklungen bildhaft darzustellen und Identifikation hervorzurufen: zum Beispiel „…die Seele unserer Stadt…“, „…durch den wirtschaftlichen Aufschwung bekommen wir wieder Luft zum Atmen…“ und „…nicht der Anhänger sein…“.
Bürgermeister wollen Kollektivität, Identität und Konsens herstellen
„Das Wissen über eine Region und das Eintreten für eine Stadt werden sowohl über gemeinsame Leistungen, als auch über eine gemeinsame Geschichte und über gemeinsame Grundwerte vermittelt“, berichtet die Linguistin. Sie konnte zeigen, dass Bürgermeister bestrebt sind, Kollektivität, Identität und Konsens herzustellen. Das spiegelt sich in verschiedenen Zitaten der Reden wider: „Eine Kommune ist nicht bloß ein Wirtschaftsstandort. Eine Kommune ist eine Gemeinschaft, in der das Miteinander zählt“, sagte der Bürgermeister der Stadt Geldern, Ulrich Jansen. Auch das Oberhaupt der Stadt Brüggen zielt in die gleiche Richtung: „Unsere Gemeinde lebt vom bürgerschaftlichen Einsatz, vom Ehrenamt und der nachbarschaftlichen Hilfe vieler…“
Städte sollten in der globalen Welt stärker zusammenarbeiten
Die Linguistin sieht die intensivere Befassung mit den Regionen als Antwort auf die fortschreitende Uniformität der Welt durch die Globalisierung. „Die wichtigste Erkenntnis der Arbeit ist, dass Städte in der globalen Welt verstärkt zusammenarbeiten müssen, um ihre Identitäten zu stärken“, sagt Edith Münch. Die Arbeit wurde mit „sehr gut“ bewertet. Der Kommunikationswissenschaftler Dr. Helmut Ebert, außerplanmäßiger Professor für Unternehmenskommunikation an der Universität Bonn, hat die Magisterarbeit betreut. Er sieht das von Edith Münch angewandte Verfahren auf viele andere Gebiete – etwa die Markt- oder Kooperationsforschung – übertragbar. Die Arbeit sei sehr interdisziplinär angelegt, sagt Prof. Ebert. „Damit beweist die Linguistin gleichermaßen Engagement und Mut, sich über die Grenzen ihres Faches hinauszuwagen“, unterstreicht er.
Edith Münch, Jahrgang 1977, studierte Deutsche Sprache, Deutsche Literatur, Deutsch als Fremd- und Zweitsprache sowie Politische Wissenschaften an den Universitäten Krakau und Bonn. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die praxisorientierte Forschung in der Bürger- und Unternehmenskommunikation sowie der regionalen Identitätsbildung. Sie lebt und arbeitet in Bonn.
Publikation: Edith Münch: Wissen und raumbezogene Identitäten. Wie Kommunen und Gemeinden durch ein gemeinsames Wissensmanagement voneinander lernen können. Individuelles Wissen in Neujahrsreden niederrheinischer Bürgermeister für ein modernes Stadtbild. Ibidem Verlag, Stuttgart, 147 Seiten, ISBN 978-3-8382-0317-1, 24,90 Euro.
Kontakt:
Edith Münch
Tel. 0151/51077735
E-Mail: edith.muench@netcologne.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Blutdruckkontrolle im Winter – besonders wichtig
Joachim Leiblein
Geschäftsstelle
Deutsche Hochdruckliga
Herz-Kreislauf-bedingte Todesfälle im Winter etwa 20- bis 50-fach häufiger
Der Winter hält weit mehr Gefahren für die Gesundheit bereit als Erkältungskrankheiten und Grippeinfekte. So sind in der kalten Jahreszeit die Todesfälle, die auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall zurückzuführen sind, etwa 20 bis 50 mal häufiger. Ursache dafür ist unter anderem ein höherer Blutdruck.
Der Blutdruck schwankt nicht nur im Laufe des Tages, sondern auch im Verlauf der Jahreszeiten. Im Winter ist der Blutdruck deutlich höher und damit auch das Risiko für schwere Komplikationen. Warum der Blutdruck im Winter ansteigt, ist noch nicht vollends geklärt. Bislang wurde aber beobachtet, dass die Herzfrequenz niedriger ist und zudem auch die Konzentration von gefäßerweiterndem Stickstoffmonoxid abnimmt. Die Gefäße werden somit enger und lassen den Blutdruck steigen. Für die geschätzten 35 Millionen Menschen, die in Deutschland unter Bluthochdruck leiden, wird die besinnliche Winterzeit somit zu einer besonders risikoreichen Jahreszeit.
Die Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention empfiehlt daher allen, vor allem aber Menschen mit Bluthochdruck, eine regelmäßige Blutdruckkontrolle. „Die strikte Einhaltung des Zielwerts unter 140/90 mm Hg ist aufgrund des saisonalen Risikos gerade im Winter wichtig“, so Geschäftsführer Dr. Joachim Leiblein, „wer darüber liegt, sollte in jedem Fall mit seinem Hausarzt sprechen.“ Möglicherweise reicht eine leichte Änderung des Lebensstils aus, um die Werte in den Normbereich zu bringen – denn gerade im Winter neigt man zu weniger Bewegung und deutlich kalorienreicherer Kost.
Viele Betroffene können ihr Risiko also bereits senken, indem sie weniger Adventsgebäck und Weihnachtsbraten, stattdessen mehr Obst und Gemüse essen und auch Sporteinheiten ins Festtagsprogramm einbauen. Auch Salz sollte in der Küche sparsam verwendet werden. Einige Patienten benötigen aber auch eine intensivere medikamentöse Therapie, um den Blutdruck erfolgreich zu senken. In jedem Fall gilt: Um gesundheitlich nicht ins Schlittern zu kommen, ist gerade im Winter eine strikte Blutdruckkontrolle wichtig!
Kontakt
Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL®
Deutsche Gesellschaft für
Hypertonie und Prävention
Herr Dr. Joachim Leiblein
Geschäftsführer
Berliner Str. 46, 69120 Heidelberg
Telefon: 0 62 21 / 5 88 55-0
Telefax: 0 62 21 / 5 88 55-25
E-Mail: info@hochdruckliga.de
URL: http://www.hochdruckliga.de
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Nährstoffüberschüsse abbauen: Bund-Länder-Arbeitsgruppe erarbeitet Düngungs-Empfehlungen
Dr. Michael Welling
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei
Vorschläge zur Weiterentwicklung der Düngeverordnung vorgelegt
Die derzeit geltende Düngeverordnung soll zum Jahr 2014 novelliert werden. Eine vom Bundeslandwirtschaftsministerium einberufene Bund-Länder-Arbeitsgruppe hat deshalb die Verordnung evaluiert und Vorschläge zu ihrer Weiterentwicklung erarbeitet. Unter Federführung des Thünen-Instituts für Ländliche Räume sind die Ergebnisse jetzt in einem Bericht zusammengestellt worden.
Die Arbeitsgruppe schlägt vor, die Betriebe zu verpflichten, ihre Düngungsplanung für Stickstoff und Phosphat als Grundlage der guten fachlichen Praxis zu dokumentieren. Sie spricht sich gegen die Festlegung von Düngungsobergrenzen aus, wie sie in einigen EU-Staaten wie Dänemark oder den Niederlanden gelten, da dies in einem heterogenen Flächenstaat wie Deutschland nicht zielführend sei. Die Bewertung der betrieblichen Düngungspraxis soll also weiterhin auf Grundlage der im Nährstoffvergleich dokumentierten Stickstoff- und Phosphor-Überschüsse erfolgen.
Die Abstandsregelungen zu Gewässern sollen präzisiert werden. Unabhängig davon sollen die Betriebe verpflichtet werden, Düngemitteln auf der gesamten Fläche so auszubringen, dass Abschwemmungen in Oberflächengewässer oder auf andere Nachbarflächen vermieden werden.
Die Sperrfrist für die Ausbringung von organischen Düngemitteln mit wesentlichen Stickstoff-Gehalten auf Ackerflächen soll nach Ernte der Hauptkultur beginnen. Ausnahmen bilden Kulturen wie Raps, Feldgras und Zwischenfrüchte, die im Spätsommer und Herbst noch Düngebedarf aufweisen. Wie bisher soll Festmist von Huf- und Klauentieren von der Sperrfristregelung ausgenommen werden. Weiterhin soll die festgelegte Mindestlagerdauer für flüssige organische Dünger an die veränderten Sperrfristen angepasst werden. Diese Anforderung wird aber nicht über die Düngeverordnung geregelt.
Die Ausbringung von flüssigem Wirtschaftsdünger auf bewachsenen Flächen muss mit streifenförmiger Ablage erfolgen, das heißt mit Schleppschlauch beziehungsweise mit Schleppschuh. Geräte zur Düngerausbringung müssen technische Anforderungen an die Verteil- und Dosiergenauigkeit erfüllen, die im Rahmen der Gerätezulassung festzustellen sind. Geräte zur Ausbringung von Mineraldüngern müssen mit einer Grenzstreueinrichtung ausgestattet sein. Für die Einführung dieser neuen Anforderungen sind Übergangsfristen vorzusehen. Organische Düngemittel mit wesentlichen Stickstoff-Gehalten müssen unverzüglich, spätestens innerhalb von vier Stunden nach Beginn der Ausbringung, eingearbeitet sein. Diese Anforderung soll in der Düngeverordnung festgelegt werden, um bundesweit einheitlich zu gelten.
Zur Begrenzung der Nährstoffüberschüsse sollen die Berechnungsgrundlagen des Nährstoffvergleichs und der Vollzug bei Überschreitung verbessert werden. In Betrieben mit Futterbauflächen (Silomais, sonstiges Feldfutter, Grünland, Gärsubstratanbau) soll die Berechnung des Nährstoffvergleichs auf Basis einer plausibilisierten Flächenbilanz erfolgen. In Betrieben mit Böden, die gut mit Phosphor versorgt sind, soll künftig kein P-Überschuss mehr erlaubt sein. Bisher gibt es kein bundesweit abgestimmtes Vorgehen bei Überschreitung der maximalen Nährstoffsalden für N und P. Bei Überschreitung soll künftig eine Beratungspflicht bestehen. Bei wiederholten oder hohen Überschreitungen sollten behördliche Anordnungen angewendet werden.
Die für Stickstoff aus tierischen Ausscheidungen geltende Ausbringungs-Obergrenze von 170 kg N/ha soll auf alle organischen Düngemittel angewendet werden, insbesondere auch auf Gärreste pflanzlicher Herkunft. In Ausnahmefällen kann die Obergrenze bislang unter bestimmten Bedingungen erhöht werden („Derogations-Regelung“). Die Arbeitsgruppe hat keine konkreten Vorschläge zur Fortschreibung der Derogation vorgelegt. Eine Regionalisierung im Rahmen einer länderspezifischen Umsetzung der Derogation wird jedoch mehrheitlich abgelehnt; eine einheitliche Umsetzung der guten Praxis der Düngung favorisiert.
Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe betont, dass die Vorschläge nicht als einzelne, für sich stehende Änderungsoptionen angesehen werden dürfen. In vielen Fällen gibt es Wechselwirkungen, bei denen die Wirkung einzelner Änderungsoptionen von der gleichzeitigen Umsetzung anderer Änderungen abhängt.
Download des Berichts:
http://www.ti.bund.de, Rubrik „Aktuelles, Downloads“
Weitere Informationen:
http://www.ti.bund.de/fileadmin/dam_uploads/vTI/Bilder/Aktuelles/Downloads_2011/…üV.pdf – Bericht zur Düngeverordnung
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Glauben wirkt: Placebo Effekte auch bei Wissenstest
Kay Gropp
Pressestelle
Universität Witten/Herdecke
Der Glaube an eigene Fähigkeiten macht Wissen besser abrufbar
Wer Angst vor Prüfungen hat, schneidet schlecht ab – wer entspannt Fragen beantworten kann, schneidet besser ab. Auf diese kurze Form kann man die Ergebnisse einer Studie von Prof. Ulrich Weger, PhD, von der Universität Witten/Herdecke bringen. Der Psychologe hat 40 Personen einem Test des Allgemeinwissens unterzogen, die eine Hälfte wurde unvorbereitet in den Test geschickt. Die andere Hälfte wurde speziell vorbereitet: In einem Probedurchlauf wurden dieser Gruppe die Lösungsworte erst langsam auf einem Bildschirm vorgespielt und dann immer schneller, bis die Worte nicht mehr zu erkennen waren. Aber dennoch – so erklärte es ein Experimentator während des Versuchs den Probanden – wirken diese kurz gezeigten Lösungen und es gehe deswegen einfach nur darum, der eigenen Intuition zu folgen. „Wir wollten den Probanden das Gefühl von Unterstützung geben. Tatsächlich haben wir in der eigentlichen Testphase völlig zufällige Worte über den Bildschirm huschen lassen. Aber die Testpersonen hatten eben das Gefühl, im Unterbewusstsein doch die Lösung vom Bildschirm ablesen zu können“, beschreibt Ulrich Weger den Versuchsaufbau, den er mit dem aus der Medizin bekannten Placebo-Effekt vergleicht: „Wir haben nicht eine scheinbare Pille verabreicht, wir haben vielmehr die Überzeugung von der eigenen Leistungsfähigkeit unserer Probanden angesprochen.“
Und tatsächlich: Die vorbereitete Experimentalgruppe schnitt besser in diesem Wissenstest ab, als die unvorbereitete Kontrollgruppe: Versuchspersonen der Experimentalgruppe lösten im Durchschnitt 9.9 Antworten, Versuchspersonen der Kontrollgruppe dagegen im Durchschnitt nur 8.4 Antworten „Wir haben ja nicht das Wissen verbessert. Aber das Gefühl der Unterstützung und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wurden gestärkt. Wir vermuten, dass sich diese Personen dann z.B. mehr angestrengt haben, besser ihre eigenen Ängste überwinden konnten, systematischer überlegt haben. Sie konnten schlichtweg das vorhandene Wissen besser abrufen und dadurch hat sich die Leistung dann tatsächlich verbessert“, erklärt Ulrich Weger sich den Effekt. In weiteren Forschungen wird es darum gehen, diese Effekte in weiteren Zusammenhängen zu überprüfen und idealerweise auch die aktive und bewusste Mitarbeit der Probanden sicherzustellen.
Weitere Informationen bei Prof. Ulrich Weger, PhD, 02302/926-776, ulrich.weger@uni-wh.de
Die Studie ist im Original hier zu lesen http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/17470218.2012.751117
Neue Studiengänge an der Universität:
An der Universität Witten/Herdecke wurde zum Wintersemester 2012/13 ein neues Department für Psychologie und Psychotherapie gegründet, in welchem die Studierenden bereits auf Bachelorebene einen klinischen Schwerpunkt legen können und praktische Einblicke in das klinische Umfeld erhalten. Der Bewerbungsschluss für den Bachelorstudiengang ist am 15.2.2013. Der Bewerbungszeitraum für den Masterstudiengang ist vom 15.1. bis 30.4.2013.
Weitere Details: www.uni-wh.de/gesundheit/psychologie/
Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 1.500 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.
Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.
Weitere Informationen:
http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/17470218.2012.751117
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Neuen Risikofaktor für Bluthochdruck in der Schwangerschaft entdeckt
Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Präeklampsie, eine schwere Schwangerschaftskomplikation, ist eine der Haupttodesursachen für Mutter und Kind in Europa und den USA. Betroffen ist etwa jede 20. Schwangerschaft. Hauptsymptome sind Bluthochdruck und Eiweiß im Urin. Die Entstehung der Präeklampsie ist ungeklärt. Dr. Florian Herse (Experimental and Clinical Research Center, ECRC, von Max-Delbrück-Centrum, MDC, und Charité) sowie Dr. Ralf Dechend (ECRC und Helios Klinik Berlin) haben jetzt ein Enzym entdeckt, das bei betroffenen Frauen verstärkt auftritt und offenbar an der Symptomatik beteiligt ist. Im Tierversuch blockierten sie dieses Enzym und konnten so den Krankheitsverlauf mildern (10.1161/CIRCULATIONAHA.112.127340)*.
Die Präeklampsie hat ihren Ursprung in der Plazenta, die den Embryo und den Fetus in der Gebärmutter mit Nährstoffen versorgt. Für ihre Studie haben Dr. Herse und Dr. Dechend deshalb Gewebeproben von 25 Frauen, die an Präeklampsie erkrankt waren, sowie 23 gesunden Schwangeren analysiert. Die Gewebeproben von Frauen mit Präeklampsie hatten sie von Kliniken aus Finnland, Norwegen, Österreich und den USA erhalten, mit denen sie eng zusammenarbeiten.
Mit Hilfe eines Genchips untersuchten die Forscher in Berlin die Expression von fast 40 000 Genen. Dabei entdeckten sie, dass bei Frauen mit Präeklampsie ein Enzym, kurz CYP2J2 genannt, in Zellen der Plazenta und der Gebärmutterschleimhaut (Dezidua) ungewöhnlich hoch ist. Die Plazenta ist aus kindlichen Zellen aufgebaut, die Dezidua ist hingegen mütterliches Gewebe. Das Enzym ist an der Herstellung von Stoffwechselprodukten (Metaboliten) beteiligt, die unter anderem Entzündungsprozesse, Gefäßwachstum und den Blutdruck regulieren und als EETs (epoxyeicosatrienoic acids) bezeichnet werden.
Dr. Herse und Dr. Dechend konnten die Zellen, welche das Enzym CYP2J2 herstellen, als Trophoblasten identifizieren. Die Trophoblasten erfüllen in der Schwangerschaft eine wichtige Funktion. Diese kindlichen Zellen wandern aus der Plazenta in die Gebärmutterschleimhaut der Mutter ein. Dort bewirken die Trophoblasten einen Umbau bestimmter Blutgefäße, der Spiralarterien, damit der Embryo ausreichend mit Nährstoffen versorgt werden kann. Wachsen die Trophoblasten jedoch nicht ausreichend tief in die Gebärmutterschleimhaut ein, so ist der Umbau gestört und es kann zu einer Mangelversorgung des Kindes und zu Präeklampsie kommen. EET hat dabei offenbar einen schädlichen Einfluss, da es einen Stoff aktiviert, der die Trophoblasten am Einwachsen in die Gebärmutterschleimhaut hindert.
Schützende und schädliche Wirkung
Frühere Studien haben EETs ausschließlich positive Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem zugeschrieben. EETs vermitteln die Erweiterung von Gefäßen und senken somit den Blutdruck. Außerdem schützen sie das Gewebe bei Sauerstoffmangel vor dem Absterben. Bei normal verlaufenden Schwangerschaften sind die EET-Werte leicht erhöht.
In früheren Experimenten mit trächtigen gesunden Ratten hat sich gezeigt, dass die medikamentöse Blockade des Enzyms CYP2J2 und die damit verbundene Hemmung der EET-Produktion zu Bluthochdruck und Nierenversagen führt. Bei trächtigen Ratten mit Präeklampsie-Symptomen dagegen tritt der entgegengesetzte Effekt ein: Durch Hemmung von CYP2J2 konnten die ECRC-Forscher bei diesen Tieren den Bluthochdruck senken.
Wie kann es zu diesen widersprüchlichen Beobachtungen kommen? Dr. Herse und Dr. Dechend konnten zeigen, dass die EETs zu weiteren Stoffwechselprodukten umgewandelt werden können. So werden sie durch ein bestimmtes Enzym (Cyclooxygenase, COX) so umgebaut, dass sie unter anderem das Zusammenziehen der Blutgefäße und damit eine Erhöhung des Blutdrucks bewirken. EET, eigentlich ein Blutdrucksenker, wird so bei Präeklampsie zu einem Blutdrucksteigerer. Hemmten die Forscher bei den trächtigen Tieren aber die Cyclooxygenase, wurde EET nicht umgebaut und der Blutdruck erhöhte sich nicht. „Das zeigt, dass sowohl die verstärkte Herstellung von EET in der Plazenta, als auch die Umwandlung durch Cyclooxygenase in blutdrucksteigernde Hormone die Entstehung von Präeklampsie begünstigen“, erklären Dr. Herse und Dr. Dechend.
Botenstoff des Immunsystems fördert offenbar Entstehung der Präeklampsie
Warum aber produziert der Körper von Frauen mit Präeklampsie mehr CYP2J2 und somit mehr EET? Eine Ursache dafür ist offenbar ein Botenstoff des Immunsystems, das TNF-alpha. Dieser Signalstoff wird in einer frühen Phase der Schwangerschaft ausgeschüttet, wenn die Plazenta zu wenig durchblutet ist und dadurch Sauerstoffmangel herrscht. Wie die Forscher zeigen konnten, fördert TNF-alpha in der Plazenta die Produktion von CYP2J2 und EET. In anderen Geweben wäre diese Reaktion sinnvoll, da EET Gewebe, das zu wenig durchblutet wird und deshalb zu wenig Sauerstoff bekommt, vor dem Absterben rettet. In der Plazenta dagegen führt die Ankurbelung der Produktion von CYP2J2 und EET zu einem Teufelskreis: Die Trophoblasten wachsen schlechter in die Gebärmutterschleimhaut ein und die Blutgefäße bilden sich nicht korrekt um, sodass sich sowohl die Blutversorgung der Plazenta als auch des Embryo verschlechtert. In der Folge bekommt die Mutter Bluthochdruck und EET wird unter diesen Bedingungen so umgewandelt, dass der Blutdruck weiter steigt.
Eine Behandlung der Präeklampsie, an der jedes Jahr Schätzungen zufolge weltweit mehrere zehntausende von Müttern sterben, ist nach wie vor schwierig. Die einzige Möglichkeit ist, die Geburt frühzeitig einzuleiten, wenn die Symptome bei der Mutter zu bedrohlich werden. In Deutschland ist Präeklampsie die Ursache für bis zu 20 000 Frühgeburten jährlich. Sobald das Kind auf der Welt ist, klingen die Symptome bei der Mutter ab. Trotzdem drohen ihr Spätfolgen wie Herzinfarkt, Bluthochdruck und Schilddrüsenerkrankungen. Auch das Kind hat ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und je nach Entwicklungsstadium können Tod oder lebenslange schwere Behinderung die Folge der Frühgeburt sein. Die Forschungen von Dr. Herse und Dr. Dechend weisen auf einen bislang unbekannten Mechanismus hin und können zum besseren Verständnis des Krankheitsverlaufs und seiner Ursachen beitragen und möglicherweise schließlich helfen, eine Therapie zu entwickeln.
*CYP2J2 expression and circulating epoxyeicosatrienoic metabolites in preeclampsia
Florian Herse, PhD1; Babbette LaMarca, PhD2; Carl A. Hubel, PhD3; Tea Kaartokallio, MSc4; A. Inkeri Lokki, MSc4; Eeva Ekholm, MD, PhD5; Hannele Laivuori, MD, PhD 4; Martin Gauster, PhD6; Berthold Huppertz, PhD6; Meryam Sugulle, MD7; Michael J Ryan, PhD2; Sarah Novotny, MD2; Justin Brewer, MD2; Joon-Keun Park, PhD8; Michael Kacik, MD9; Joachim Hoyer, MD9; Stefan Verlohren, MD10; Gerd Wallukat, PhD1; Michael Rothe, PhD11; Friedrich C Luft, MD1; Dominik N. Muller, PhD1,12; Wolf-Hagen Schunck, PhD13; Anne Cathrine Staff, MD, PhD7 and Ralf Dechend, MD1,14
1Experimental and Clinical Research Center, a joint cooperation between the Charité Medical Faculty and the Max-Delbrueck Center for Molecular Medicine, Berlin, Germany; 2Department of Obstetrics and Gynecology, University of Mississippi Medical Center, Jackson, USA; 3Magee-Womens Research Institute and Department of Obstetrics, Gynecology & Reproductive Sciences, University of Pittsburgh School of Medicine, PA, USA; 4Haartman Institute, Department of Medical Genetics, and Research Programs Unit, Women’s Health, University of Helsinki, Helsinki, Finland; 5Department of Obstetrics and Gynecology, Turku University Central Hospital, Turku, Finland; 6Institute of Cell Biology, Histology and Embryology, Medical University of Graz, Graz, Austria; 7Department of Obstetrics and Department of Gynaecology, Oslo University Hospital, Ulleval, and Faculty of Medicine, University of Oslo, Norway; 8Medical School of Hannover, Hannover, Germany; 9Department of Internal Medicine and Nephrology, Philipps-University, Marburg, Germany: 10Department of Obstetrics, Campus Virchow-Clinic, Charité University Medicine Berlin, Berlin, Germany; 11Lipidomix, Berlin, Germany; 12Friedrich-Alexander University, Erlangen, Germany; 13Max-Delbrueck-Center for Molecular Medicine, Berlin, Germany; 14Franz-Volhard Klinik, HELIOS-Klinik, Berlin, Germany
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft
Mehr klimarelevante Gase durch Düngemittel als durch Pflanzenschutzmittel
Vera Hamm
Öffentlichkeitsarbeit
Fachhochschule Bingen
Der Einfluss von Agrochemikalien auf den Carbon Footprint von landwirtschaftlichen Produkten stand im Mittelpunkt eines Workshops der Fachhochschule Bingen und ihrer Kooperationspartner im November an der Hochschule Darmstadt.
Dabei wurde deutlich, Düngemittel verursachen bei den meisten landwirtschaftlichen Kulturen mehr klimarelevante Gase als der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Bei bestimmten Kulturen jedoch, zum Beispiel bei Tee, Wein oder Obst, kann der Beitrag des Pflanzenschutzes an Kohlendioxidäquivalenten zum Carbon Footprint beachtenswert werden. Hinzu kommt hier häufig noch ein energetischer Aufwand für die Mittelausbringung.
Methodisch interessante Ansätze stellte Dr. Rüdiger Schaub von Bayer CropScience vor. Er betrachtete nicht nur die direkten Treibhausgas-Emissionen durch die Produktion der Agrochemikalien, sondern auch die indirekten Auswirkungen durch eine Ertragssteigerung und Erhöhung der Assimilationsleistung als Folge von Fungizid-Anwendungen. Die Folge davon ist eine Steigerung der Kohlenstoffbindung. Diese daraus resultierenden „Gutschriften“ überstiegen die Treibhausgasemissionen der Produktion und Anwendung des Mittels deutlich. Allerdings sei diese Bewertung umstritten, wie Professor Dr. Mario Schmidt, Hochschule Pforzheim, betonte, da die kurzzeitige Kohlenstoffspeicherung in den Pflanzen keine dauerhafte Kohlenstoffsenke darstelle und bei den allgemein anerkannten Bilanzierungen unberücksichtigt bleibe.
Im Rahmen der Diskussion über den Zweck der Carbon-Footprint-Ermittlung für Lebensmittel wurde betont, dass sowohl der produktbezogene Carbon Footprint als auch die umfassendere Ökobilanz umfangreiche Informationen zu den Energieeinsätzen und den Umweltauswirkungen in der Produktionskette liefern. Einspar- oder Entlastungpotenziale lassen sich dadurch erkennen. Dies kann zu komplexen Entscheidungssituationen führen, wie das Beispiel von Käsereien in der Schweiz zeigt. Dr. Thomas Nemecek von der Forschungsanstalt Agroscope, Zürich, berichtete, dass die Produkte großer Käsereien einen deutlich geringeren PCF hatten als die der meisten kleinen Käsereien; gleichwohl gab es doch einige kleine Käsereien, deren Produkte wiederum einen geringeren PCF aufwiesen als die der großen. Nur die genaue Analyse der Prozesse gibt detailliert Aufschluss.
Von zentraler Bedeutung ist, zunächst die jeweilige Zielsetzung der Footprint-Berechnungen festzulegen: Ist ein Umwelt- oder Carbon-Label geplant, oder geht es bei den Untersuchungen vorrangig um betriebsinterne Verbesserungsprozesse? Daran knüpft auch die Frage an, wie exakt die erhobenen Daten für die Berechnungen sein müssen. In der Diskussion wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass mit genauen und vor allem mit Primärdaten gearbeitet werden solle. Diese Vorgehensweise aber erschwert den Einsatz des Carbon Footprint Instruments gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die auf Sekundärdaten, z.B. über Datenbanken wie Ecoinvent, angewiesen sind. Einigkeit herrschte unter den Workshopteilnehmern, dass bei den verwendeten Daten Transparenz und eine gute Dokumentation Pflicht seien. Transparenz sei auch hinsichtlich der eingesetzten Methoden erforderlich. So müssen Angaben zu Lachgasemissionen aus der Düngemittelproduktion, aus der Umsetzung von Düngemitteln im Boden sowie zu den mit dem landwirtschaftlichen Anbau in einigen Fällen verbundenen indirekten Landnutzungsänderungen gemacht werden. Das bedeutet aber, dass für die Bilanzierung immer umfangreiches Know-how erforderlich ist und die eingesetzten Methoden in einer Dokumentation dargelegt werden müssen.
Dr. Thomas Nemecek wies darauf hin, dass die gesamten Umweltbelastungen bei der Produktion von Gütern typischerweise gut mit dem Indikator Energie und somit auch mit den Treibhausgas-Emissionen abgebildet werden können. Der PCF sei insofern ein guter Leitindikator. Bei der landwirtschaftlichen Produktion treffe das allerdings nur eingeschränkt zu, da vor allem die Ökotoxizität nicht mit diesem Parameter korreliere.
Im Ergebnis brachte die Veranstaltung die gemeinsame Einschätzung, dass der Product Carbon Footprint ein wichtiger Einstieg in die ökologische Bilanzierung von Produkten ist, insbesondere für KMU. Eigentliches Ziel müsse aber die Ökobilanz sein, bei der unter anderem die Ökotoxizität, der Wassereinsatz, die Landnutzungsänderungen und der Ressourceneinsatz berücksichtigt werden.
Weitere Informationen:
http://Weitere Informationen zum Forschungsprojekt Carbon Footprint: http://www.fh-bingen.de/forschung/institute/institute-for-environmental-studies-…
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft