Klärschlamm: Kommunale Gesellschaft nimmt 13 weitere Gesellschafter auf
Die Frage zum Umgang mit Klärschlamm bewegt die dafür zuständigen Kommunen. Langenhagen hat vor Kurzem mit anderen Städten und Gemeinden eine eigene Gesellschaft gegründet. Und die Idee kommt offenbar an. 13 weitere Gesellschafter – darunter die Wedemark – sind aufgenommen worden. Mehr:
BITControl: 7. Eifeler Abwassertag
Vorträge zum Download
Wir bedanken uns für die Teilnahme am 7. Eifeler Abwassertag.
Hier können Sie die Fachvorträge runterladen.
Ein Bericht mit Fotos vom Abwassertag und von der Jubiläumsfeier folgen Anfang 11/2019.
D er Schatz im Klärschlamm – Regionale Verwertungsstrategie im Odenwald
Gunnar Krannich, Geschäftsführer des Abwasserverbandes Mittlere Mümling
Entwicklung einer dezentralen Strategie zur Klärschlammverbrennung und Phosphorproblematik
Dr. Martin Michel, Geschäftsführer AVO Abwasserverband Ochsenfurt
Die Kommunalrichtlinie 2019 – Erste Schritte und Erfahrungen
Michael Jakob von der Energieagentur Rheinland Pfalz
https://www.bitcontrol.info/237-7-eifeler-abwassertag.html
BITControl GmbH
Auf dem Sauerfeld 20
D-54636 Nattenheim
Tel.: 0049 6569/96255-0
Fax: 0049 6569/96255-19
5th European Conference on Sludge Management
Vom 6. bis 8. Oktober 2019 trafen sich in Liège (Belgien) über 100 internationale Wissenschaftler und Ingenieure, Vertreter von Wasseragenturen, Verbänden und öffentlichen Einrichtungen sowie private Unternehmen aus 17 Ländern, um über Strategien, Probleme, Lösungen sowie innovative Technologien und Projekte für die Klärschlammbewirtschaftung zu diskutieren. Alle Teilnehmer unterstrichen sowohl die Bedeutung des verbesserten Klärschlammmanagements als auch die Relevanz des Klärschlamms als Ressource für Nährstoffe und Möglichkeiten der Rückführung in den Kreislauf.
Die Professur für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik der Universität der Bundeswehr München beteiligte sich mit drei Beiträgen aktiv an der 5th European Conference on Sludge Management:
• Annett Mundani, Steffen Krause, Christian Schaum:
„Microplastic in sewage sludge – An extraction method as a
pre-treatment step for the analysis of microplastic“
• Bettina Steiniger, Christian Hubert, Christian Schaum:
„Comparison of Methane Yields from Batch Tests and Continuous
Digesters“
• Christian Hubert, Bettina Steiniger, Christian Schaum:
„Improving Flexibilization of Digester Gas Production Through
Predictive Choice of Co-Substrates“.
https://www.unibw.de/wasserwesen/swa/aktuelle-nachrichten/5ecsm
Die Kläranlage als Wasserstoffquelle
Heimische Forscher unterstützen nun eine Stadt in China, die aus dem Klärschlamm nicht nur Heizwärme, sondern auch Wasserstoff gewinnen will
Was in Kläranlagen übrig bleibt, wird meist thermisch verwertet. In Guiyang in China will man daraus Wasserstoff gewinnen, um damit die Stadt zu versorgen. Mehr:
https://www.derstandard.at/story/2000110454095/die-klaeranlage-als-wasserstoffquelle?ref=rss
Neue Klärschlamm-Verwertungsanlage im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen im Bau
Im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen wurde Anfang Oktober der Grundstein für eine der größten Klärschlamm-Verwertungsanlagen Deutschlands gelegt. Die Investitionskosten für die Anlage belaufen sich auf ca. 80 Millionen Euro. Es werden 15 neue Arbeitsplätze geschaffen. Der Beginn der Inbetriebnahme ist für Sommer 2021 vorgesehen, und der Start der regulären Produktion soll am Jahresende 2021 erfolgen. Jährlich werden dann ca. 260 000 Tonnen entwässerter Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen verwertet. Die angelieferten Klärschlämme werden in einem Mischbunker zwischengelagert und über verschiedene Fördersysteme zwei großen Scheibentrocknern zugeführt. Über den selbsterzeugten Dampf wird der Klärschlamm auf ca. 40 Prozent Wassergehalt getrocknet und einem Wirbelschichtofen zur Verbrennung zugeführt. Der erzeugte Dampf aus dem Kessel wird auf eine Dampfturbine geleitet. Abzüglich des Eigenbedarfs wird der dadurch erzeugte Strom in das öffentliche Netz gespeist. Für die Anlieferung der Klärschlämme wird neben der Straße auch eine Anbindung an den Schienenverkehr geschaffen. Die neue Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage entsteht direkt neben der seit über zehn Jahren in Betrieb befindlichen Thermischen Restabfallbehandlungsanlage. Gebaut wird die Anlage von der KSR Klärschlammrecycling GmbH, einer 100Prozentigen Tochter der PD energy GmbH. An der PD energy GmbH sind zu je 50 Prozent die Danpower GmbH – ein Unternehmen der enercity AG Hannover – und die Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH – ein Unternehmen der Gelsenwasser-Gruppe – beteiligt.
http://www.gfa-news.de/webcode.html?wc=20191008_002
Phosphor und Biogas aus Klärschlamm
Klärschlamm wurde früher als Dünger verwendet, heute ist das in der Schweiz verboten. Um den im Schlamm enthaltenen Phosphor trotzdem für Düngemittel verwenden zu können, haben Forschende der EPFL ein System entwickelt.
Klärschlamm enthält zu viele Schadstoffe, um ihn direkt als Dünger auf Felder auszubringen. Deshalb wird er in der Schweiz getrocknet und verbrannt. Darin steckt aber wertvoller Phosphor, der so verloren geht. Ein neues Verfahren von Forschenden der ETH Lausanne (EPFL) könnte dies nun ändern.
Superkritischer Zustand
Das Verfahren beruht darauf, den Klärschlamm unter hohem Druck und bei 400 Grad Celsius in einen sogenannten superkritischen Zustand zwischen flüssig …mehr:
https://www.aquaetgas.ch/de/aktuell/branchen-news/20190603_ag6_phosphor-und-biogas-aus-klärschlamm/
INEL unterstützt Kommunen bei Klärschlamm-Verwertung
Das Innovationsnetzwerk Energiesysteme Ländlicher Raum (INEL) des Bundeswirtschaftsministeriums unterstützt kommunale Kläranlagen und mittelständische Unternehmen bei der Umsetzung kleiner dezentraler thermischer Klärschlamm-Verwertungsanlagen. Wie das Netzwerk aktuell mitteilte, ist es dabei das Ziel, dass insbesondere eigene Reststoffe selbst entsorgt und verwertet werden können. Das Netzwerk trete dabei als Projektentwickler und -umsetzer auf und übernehme bei Bedarf sämtliche Planungs- und Betriebsschritte, sodass Anwender eine schlüsselfertige Lösung erhielten.
Auf Grundlage der bestehenden Technologien werde ein individuell angepasstes Konzept erstellt und anschließend der jeweils effizienteste Technologiemix gewählt. Auf diese Weise ließen sich Kläranlagen beispielsweise so erweitern, dass neben einer Trocknung auch eine thermische Verwertung vor Ort mit integrierter Nährstoffrückgewinnung erfolgen könne.
Einsatz von Kleinst-Wirbelschichtfeuerung
Dazu installieren die Mitarbeiter des Netzwerks den Angaben zufolge geeignete Trockner, und durch den Anschluss eines dezentralen Drehrohrkessels oder einer Kleinst-Wirbelschichtfeuerung könne die getrocknete Masse thermisch verwertet werden. Die dabei entstehende Wärme sei wiederum für die Schlammtrocknung zu verwenden, sodass ein geschlossener Wärmekreislauf geschaffen werde.
Transportkosten entfallen
Die Konzepte rechnen sich dem INEL zufolge bereits für kleine Klärschlammmengen ab 10.000 Tonnen entwässerter Schlamm pro Jahr. Schon beim Zusammenschluss von drei bis fünf kleineren Kläranlagen beziehungsweise Kommunen könne eine solche Menge wirtschaftlich realisierbar sein. Da der Schlamm nicht mehr zu einem Kraftwerk oder einer anderen Verbrennungsanlage gebracht werden müsse, entfielen auch Transportkosten und schwankende beziehungsweise stetig steigende Abnahmepreise. Für den Anlagenbetreiber liefere die dezentrale Lösung neben Entsorgungssicherheit also auch eine langfristige und planbare Preisstabilität.
Den vollständigen Artikel lesen Sie in einer der kommenden Ausgaben von EUWID Wasser und Abwasser, die in der Regel dienstags als E-Paper und Printmedium erscheinen. Die Fachzeitung informiert Leser mit knappem Zeitbudget kompakt über die relevanten Entwicklungen in der Wasser- und Abwasserbranche.
Dossier: Neuordnung der Klärschlammentsorgung – Was kommt jetzt auf Abwasserentsorger zu?
Im Oktober 2017 ist die novellierte Klärschlammverordnung in Kraft getreten. Sie regelt den Umgang mit Klärschlamm komplett neu: Größere Kläranlagen sind künftig verpflichtet, den im kommunalen Abwasser bzw. Klärschlamm enthaltenen Phosphor zurückzugewinnen – ab 2029 alle Kläranlagen größer 100.000 Einwohnerwerten und ab 2032 alle Kläranlagen größer 50.000 Einwohnerwerten. Zudem endet für viele Kläranlagen die bodenbezogene Verwertung.
Bereits ab 2023 müssen die Kläranlagenbetreiber darlegen, wie sie der P-Rückgewinnungspflicht nachkommen wollen. Klar ist schon jetzt: Die Klärschlammentsorgung muss neu überdacht werden. Es sind zukunftsfähige Strategien gefragt, um die Anforderungen zu erfüllen. Hierzu werden in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen in Verbrennungskapazitäten und P-Rückgewinnungstechnologien erforderlich sein. Auch werden Kläranlagen-Kooperationen eine immer wichtigere Rolle spielen.
In diesem Online-Dossier fasst EUWID fortlaufend die wichtigsten Entwicklungen seit Inkrafttreten der novellierten Klärschlammverordnung zusammen. Informationen zur eigentlichen Klärschlammverordnung und zu den Diskussionen rund um deren Novellierung finden Sie im kostenlosen EUWID-Report „Klärschlamm 2018″.
Mehrere interkommunale Initiativen gestartet
In den vergangenen Monaten wurde deutlich, dass sich immer mehr Entwässerungsbetriebe zusammentun, um neue Konzepte zur Klärschlammentsorgung zu erarbeiten. So plant etwa die Stadtentwässerung Hildesheim im Verbund mit acht weiteren Abwasserentsorgern den Bau einer Monoverbrennungsanlage bis 2029.
Auch der StEB Köln, der Wasserverband Eifel-Rur und der Erftverband haben eine Klärschlammkooperation vereinbart. Im Mittelpunkt steht die Errichtung einer gemeinsamen eigenen Monoverbrennungsanlage.
Anfang März haben Hamburg Wasser und Remondis den Grundstein für eine neue Phosphor-Rückgewinnungsanlage auf dem Klärwerk Hamburg gelegt. Die Anlage wendet das von Remondis entwickelte TetraPhos-Verfahren erstmals im großtechnischen Maßstab an.
In Mecklenburg-Vorpommern wird es bald möglicherweise zwei Klärschlammverbrennungsanlagen geben. Die Bürgerschaft der Hansestadt Rostock hat dem Bau einer Monoverbrennungsanlage in unmittelbarer Nähe zur Zentralen Kläranlage beschlossen. Zusätzlich teilte der Anlagenbetreiber EEW mit, an seinen Plänen für eine Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage am Standort Stavenhagen festhalten zu wollen. Bislang gibt es keine Monoverbrennungsanlage für Klärschlamm in Mecklenburg-Vorpommern.
Forschungsaktivitäten zur P-Rückgewinnung laufen weiter
Neben konkreten Investitionsvorhaben beschäftigen sich unterschiedliche Forschungsprojekte mit der P-Rückgewinnung: An der TH Mittelhessen etwa erarbeitet ein Konsortium an einem Konzept zur Gewinnung von Phosphor und Energie aus Klärschlamm.
Gelsenwasser hat bekannt geben, künftig mit dem Unternehmen EasyMining bei der Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm eng zu kooperieren.
In Sachsen baut der Zweckverband Frohnbach eine Anlage zur Klärschlammverwertung durch Pyrolyse. Durch die Pyrolyse soll die Menge an Klärschlamm von etwa 1.450 Tonnen im Jahr um etwa 90 Prozent auf unter 170 Tonnen Pyrolyserückstand pro Jahr in der Kläranlage Niederfrohna reduziert werden.
In einer Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Mittlere Mulde in Eilenburg wiederum soll ein spezielles Verfahren des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig (UFZ) zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm mittels Bierhefe erprobt werden.
Politik unterstützt neue Projekte
Die Politik unterstützt solche Projekte: In Mannheim z. B. wird eine neue Pilotanlage zur P-Rückgewinnung mit 6,4 Mio. Euro gefördert. Die geplante Monoverbrennungsanlage in Mainz-Mombach erhält unter anderem aufgrund ihrer energieeffizienten Ausrichtung 5 Mio. Euro.
Schon im vergangenen Sommer hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) auf die Notwendigkeit eines geschlossenen Phosphorkreislaufs hingewiesen und damit die bisherigen politischen Bemühungen um eine Kreislaufführung unterstützt. „Wir brauchen neue Methoden, mit denen wir ohne große Mengen an Chemikalien und Energie etwa Klärschlamm und Gülle so aufbereiten, dass wir dem darin enthaltenen Phosphor ein zweites Leben schenken“, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.
Das Umweltbundesamt (UBA) hat unterdessen angemahnt, dass noch zu wenig über Arzneimittelrückstände in Klärschlämmen und in den daraus erzeugten Phosphor-Recyclingprodukten bekannt ist – hier besteht eine Datenlücke. Das geht aus dem UBA-Bericht „Arzneimittelrückstände in Rezyklaten der Phosphorrückgewinnung aus Klärschlämmen“ hervor.
BMU: Keine Rechtsunsicherheiten durch neue Klärschlammverordnung
Das Bundesumweltministerium hat unterdessen klargestellt, dass sich der Anwendungsbereich der Verordnung und die Pflicht zur Phosphor-Rückgewinnung auf den Klärschlamm nach der Abwasserbehandlung beschränken. Rechtsunsicherheiten hinsichtlich der P-Rückgewinnungspflicht, wie sie die Deutsche Phosphor-Plattform (DPP) und das Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) kritisiert hatten, seien nicht nachvollziehbar. DPP und KWB hatten deutlich gemacht, dass die wässrigen Verfahren zur P-Rückgewinnung aus dem Abwasser nicht vom Anwendungsbereich der Klärschlammverordnung gedeckt seien. Auch würden Verfahren, die die Effizienz der Klärschlammfaulung erhöhen, durch das 20 g P/kg Trockenmasse-Kriterium verhindert.
Auch sieht das BMU im Hinblick auf eventuelle Entsorgungsengpässe keinen rechtlichen Nachbesserungsbedarf an der Klärschlammverordnung. Die Klärschlammverordnung habe nur einen vernachlässigbaren Einfluss auf einen Entsorgungsengpass. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hatte zuvor erklärt, durch die Neuregelungen der Klärschlammverordnung und des Düngerechts komme es zu erheblichen Veränderungen im Entsorgungsmarkt von Klärschlämmen. Deutschlandweit hätten Entsorger ihren Kunden, den Abwasserentsorgern, gekündigt, da sie sich nicht mehr in der Lage sähen, die Entsorgungssicherheit zu gewährleisten. Teilweise hätten Ausschreibungen zur Entsorgung von kommunalen Klärschlämmen kein Angebot erhalten. In einigen Regionen Deutschlands sei daher ein Entsorgungsnotstand eingetreten.
Sind weitere Engpässe bei der Klärschlammentsorgung zu erwarten?
Der baden-württembergische Umweltstaatssekretär Andre Baumann räumte ein, dass die Neuregelungen zu „erheblichen Veränderungen im Entsorgungsmarkt für Klärschlamm und einer ansteigenden Verbrennungsquote in Deutschland“ führen. Baden-Württemberg müsse sich angesichts dieser Situation auf Engpässe bei der Entsorgung von Klärschlämmen einstellen. Baumann appellierte an die Betreiber von Kläranlagen, ihre Entsorgungskonzepte für Klärschlamm zu prüfen und gegebenenfalls neu auszurichten.
Mehr zum Thema Klärschlamm lesen Sie in unserem wöchentlichen Brancheninformationsdienst EUWID Wasser und Abwasser, der in der Regel dienstags als E-Paper und Printmedium erscheint. Die Fachzeitung informiert Leser mit knappem Zeitbudget kompakt über die relevanten Entwicklungen in der Wasser- und Abwasserbranche. Auch unsere Publikation EUWID Recycling und Entsorgung berichtet regelmäßig über das Thema Klärschlamm.
Phosphor und Fernwärme aus Klärschlamm
Ein Konzept zur Gewinnung von Phosphor und Energie aus Klärschlamm ist der Gegenstand eines Projekts der TH Mittelhessen. Die Professoren Ulf Theilen, Harald Weigand und Harald Platen vom Kompetenzzentrum für Energie-und Umweltsystemtechnik arbeiten dabei mit verschiedenen Partnern zusammen. Zu ihnen gehören die Stadtwerke Gießen, die Mittelhessischen Wasserbetriebe und das Institut für Pflanzenernährung der Justus-Liebig-Universität. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben mit 125 000 Euro.
Die Projektpartner wollen ein Konzept entwickeln, das „für alle Kläranlagen der Partner-Kommunen in der erweiterten Region Mittelhessen unabhängig von der Größenklasse eine zukunftsweisende, sehr weitgehende energetische und stoffliche Verwertung mit Phosphor-Rückgewinnung realisiert und den Phosphor als Dünger in der regionalen Landwirtschaft nutzt“, so Theilen. Der getrocknete Klärschlamm, der annähernd den Heizwert von Braunkohle hat, soll in einem zentralen Heizwerk in Gießen verbrannt und die Energie in das Fernwärmenetz der Stadt eingespeist werden.
Bisher haben etwa 35 Kommunen Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt. Ziel ist die Gründung einer kommunalen Gesellschaft zur regionalen Klärschlammverwertung. Einbezogen sind das Hessische Umweltministerium, das Regierungspräsidium Gießen und die mittelhessischen Landkreise. Weitere wichtige Gesprächspartner sind die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main und der Hessische Bauernverband, deren Expertise bei der Entwicklung eines Vermarktungskonzepts für den Dünger gebraucht wird.
Das Projekt läuft bis Juli dieses Jahres. Wenn das Konzept des mittelhessischen Konsortiums das BMBF überzeugt, besteht für die anschließende Realisierung die Aussicht auf eine Förderung in Höhe von fünf bis sieben Millionen Euro.
INEL unterstützt Kommunen bei Klärschlamm-Verwertung
Das Innovationsnetzwerk Energiesysteme Ländlicher Raum (INEL) des Bundeswirtschaftsministeriums unterstützt kommunale Kläranlagen und mittelständische Unternehmen bei der Umsetzung kleiner dezentraler thermischer Klärschlamm-Verwertungsanlagen. Wie das Netzwerk aktuell mitteilte, ist es dabei das Ziel, dass insbesondere eigene Reststoffe selbst entsorgt und verwertet werden können. Das Netzwerk trete dabei als Projektentwickler und -umsetzer auf und übernehme bei Bedarf sämtliche Planungs- und Betriebsschritte, sodass Anwender eine schlüsselfertige Lösung erhielten.
Auf Grundlage der bestehenden Technologien werde ein individuell angepasstes Konzept erstellt und anschließend der jeweils effizienteste Technologiemix gewählt. Auf diese Weise ließen sich Kläranlagen beispielsweise so erweitern, dass neben einer Trocknung auch eine thermische Verwertung vor Ort mit integrierter Nährstoffrückgewinnung erfolgen könne.
Einsatz von Kleinst-Wirbelschichtfeuerung
Dazu installieren die Mitarbeiter des Netzwerks den Angaben zufolge geeignete Trockner, und durch den Anschluss eines dezentralen Drehrohrkessels oder einer Kleinst-Wirbelschichtfeuerung könne die getrocknete Masse thermisch verwertet werden. Die dabei entstehende Wärme sei wiederum für die Schlammtrocknung zu verwenden, sodass ein geschlossener Wärmekreislauf geschaffen werde.
Transportkosten entfallen
Die Konzepte rechnen sich dem INEL zufolge bereits für kleine Klärschlammmengen ab 10.000 Tonnen entwässerter Schlamm pro Jahr. Schon beim Zusammenschluss von drei bis fünf kleineren Kläranlagen beziehungsweise Kommunen könne eine solche Menge wirtschaftlich realisierbar sein. Da der Schlamm nicht mehr zu einem Kraftwerk oder einer anderen Verbrennungsanlage gebracht werden müsse, entfielen auch Transportkosten und schwankende beziehungsweise stetig steigende Abnahmepreise. Für den Anlagenbetreiber liefere die dezentrale Lösung neben Entsorgungssicherheit also auch eine langfristige und planbare Preisstabilität.
Den vollständigen Artikel lesen Sie in einer der kommenden Ausgaben von EUWID Wasser und Abwasser, die in der Regel dienstags als E-Paper und Printmedium erscheinen.
Dossier: Neuordnung der Klärschlammentsorgung – Was kommt jetzt auf Abwasserentsorger zu?
Im Oktober 2017 ist die novellierte Klärschlammverordnung in Kraft getreten. Sie regelt den Umgang mit Klärschlamm komplett neu: Größere Kläranlagen sind künftig verpflichtet, den im kommunalen Abwasser bzw. Klärschlamm enthaltenen Phosphor zurückzugewinnen – ab 2029 alle Kläranlagen größer 100.000 Einwohnerwerten und ab 2032 alle Kläranlagen größer 50.000 Einwohnerwerten. Zudem endet für viele Kläranlagen die bodenbezogene Verwertung.
Bereits ab 2023 müssen die Kläranlagenbetreiber darlegen, wie sie der P-Rückgewinnungspflicht nachkommen wollen. Klar ist schon jetzt: Die Klärschlammentsorgung muss neu überdacht werden. Es sind zukunftsfähige Strategien gefragt, um die Anforderungen zu erfüllen. Hierzu werden in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen in Verbrennungskapazitäten und P-Rückgewinnungstechnologien erforderlich sein. Auch werden Kläranlagen-Kooperationen eine immer wichtigere Rolle spielen.
In diesem Online-Dossier fasst EUWID fortlaufend die wichtigsten Entwicklungen seit Inkrafttreten der novellierten Klärschlammverordnung zusammen. Informationen zur eigentlichen Klärschlammverordnung und zu den Diskussionen rund um deren Novellierung finden Sie im kostenlosen EUWID-Report „Klärschlamm 2018″.
Mehrere interkommunale Initiativen gestartet
In den vergangenen Monaten wurde deutlich, dass sich immer mehr Entwässerungsbetriebe zusammentun, um neue Konzepte zur Klärschlammentsorgung zu erarbeiten. So plant etwa die Stadtentwässerung Hildesheim im Verbund mit acht weiteren Abwasserentsorgern den Bau einer Monoverbrennungsanlage bis 2029.
Auch der StEB Köln, der Wasserverband Eifel-Rur und der Erftverband haben eine Klärschlammkooperation vereinbart. Im Mittelpunkt steht die Errichtung einer gemeinsamen eigenen Monoverbrennungsanlage.
Anfang März haben Hamburg Wasser und Remondis den Grundstein für eine neue Phosphor-Rückgewinnungsanlage auf dem Klärwerk Hamburg gelegt. Die Anlage wendet das von Remondis entwickelte TetraPhos-Verfahren erstmals im großtechnischen Maßstab an.
In Mecklenburg-Vorpommern wird es bald möglicherweise zwei Klärschlammverbrennungsanlagen geben. Die Bürgerschaft der Hansestadt Rostock hat dem Bau einer Monoverbrennungsanlage in unmittelbarer Nähe zur Zentralen Kläranlage beschlossen. Zusätzlich teilte der Anlagenbetreiber EEW mit, an seinen Plänen für eine Klärschlamm-Monoverbrennungsanlage am Standort Stavenhagen festhalten zu wollen. Bislang gibt es keine Monoverbrennungsanlage für Klärschlamm in Mecklenburg-Vorpommern.
Forschungsaktivitäten zur P-Rückgewinnung laufen weiter
Neben konkreten Investitionsvorhaben beschäftigen sich unterschiedliche Forschungsprojekte mit der P-Rückgewinnung: An der TH Mittelhessen etwa erarbeitet ein Konsortium an einem Konzept zur Gewinnung von Phosphor und Energie aus Klärschlamm.
Gelsenwasser hat bekannt geben, künftig mit dem Unternehmen EasyMining bei der Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm eng zu kooperieren.
In Sachsen baut der Zweckverband Frohnbach eine Anlage zur Klärschlammverwertung durch Pyrolyse. Durch die Pyrolyse soll die Menge an Klärschlamm von etwa 1.450 Tonnen im Jahr um etwa 90 Prozent auf unter 170 Tonnen Pyrolyserückstand pro Jahr in der Kläranlage Niederfrohna reduziert werden.
In einer Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Mittlere Mulde in Eilenburg wiederum soll ein spezielles Verfahren des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig (UFZ) zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm mittels Bierhefe erprobt werden.
Politik unterstützt neue Projekte
Die Politik unterstützt solche Projekte: In Mannheim z. B. wird eine neue Pilotanlage zur P-Rückgewinnung mit 6,4 Mio. Euro gefördert. Die geplante Monoverbrennungsanlage in Mainz-Mombach erhält unter anderem aufgrund ihrer energieeffizienten Ausrichtung 5 Mio. Euro.
Schon im vergangenen Sommer hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) auf die Notwendigkeit eines geschlossenen Phosphorkreislaufs hingewiesen und damit die bisherigen politischen Bemühungen um eine Kreislaufführung unterstützt. „Wir brauchen neue Methoden, mit denen wir ohne große Mengen an Chemikalien und Energie etwa Klärschlamm und Gülle so aufbereiten, dass wir dem darin enthaltenen Phosphor ein zweites Leben schenken“, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.
Das Umweltbundesamt (UBA) hat unterdessen angemahnt, dass noch zu wenig über Arzneimittelrückstände in Klärschlämmen und in den daraus erzeugten Phosphor-Recyclingprodukten bekannt ist – hier besteht eine Datenlücke. Das geht aus dem UBA-Bericht „Arzneimittelrückstände in Rezyklaten der Phosphorrückgewinnung aus Klärschlämmen“ hervor.
BMU: Keine Rechtsunsicherheiten durch neue Klärschlammverordnung
Das Bundesumweltministerium hat unterdessen klargestellt, dass sich der Anwendungsbereich der Verordnung und die Pflicht zur Phosphor-Rückgewinnung auf den Klärschlamm nach der Abwasserbehandlung beschränken. Rechtsunsicherheiten hinsichtlich der P-Rückgewinnungspflicht, wie sie die Deutsche Phosphor-Plattform (DPP) und das Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) kritisiert hatten, seien nicht nachvollziehbar. DPP und KWB hatten deutlich gemacht, dass die wässrigen Verfahren zur P-Rückgewinnung aus dem Abwasser nicht vom Anwendungsbereich der Klärschlammverordnung gedeckt seien. Auch würden Verfahren, die die Effizienz der Klärschlammfaulung erhöhen, durch das 20 g P/kg Trockenmasse-Kriterium verhindert.
Auch sieht das BMU im Hinblick auf eventuelle Entsorgungsengpässe keinen rechtlichen Nachbesserungsbedarf an der Klärschlammverordnung. Die Klärschlammverordnung habe nur einen vernachlässigbaren Einfluss auf einen Entsorgungsengpass. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hatte zuvor erklärt, durch die Neuregelungen der Klärschlammverordnung und des Düngerechts komme es zu erheblichen Veränderungen im Entsorgungsmarkt von Klärschlämmen. Deutschlandweit hätten Entsorger ihren Kunden, den Abwasserentsorgern, gekündigt, da sie sich nicht mehr in der Lage sähen, die Entsorgungssicherheit zu gewährleisten. Teilweise hätten Ausschreibungen zur Entsorgung von kommunalen Klärschlämmen kein Angebot erhalten. In einigen Regionen Deutschlands sei daher ein Entsorgungsnotstand eingetreten.
Sind weitere Engpässe bei der Klärschlammentsorgung zu erwarten?
Der baden-württembergische Umweltstaatssekretär Andre Baumann räumte ein, dass die Neuregelungen zu „erheblichen Veränderungen im Entsorgungsmarkt für Klärschlamm und einer ansteigenden Verbrennungsquote in Deutschland“ führen. Baden-Württemberg müsse sich angesichts dieser Situation auf Engpässe bei der Entsorgung von Klärschlämmen einstellen. Baumann appellierte an die Betreiber von Kläranlagen, ihre Entsorgungskonzepte für Klärschlamm zu prüfen und gegebenenfalls neu auszurichten.
Mehr zum Thema Klärschlamm lesen Sie in unserem wöchentlichen Brancheninformationsdienst EUWID Wasser und Abwasser, der in der Regel dienstags als E-Paper und Printmedium erscheint.
Phosphor und Fernwärme aus Klärschlamm
Ein Konzept zur Gewinnung von Phosphor und Energie aus Klärschlamm ist der Gegenstand eines Projekts der TH Mittelhessen. Die Professoren Ulf Theilen, Harald Weigand und Harald Platen vom Kompetenzzentrum für Energie-und Umweltsystemtechnik arbeiten dabei mit verschiedenen Partnern zusammen. Zu ihnen gehören die Stadtwerke Gießen, die Mittelhessischen Wasserbetriebe und das Institut für Pflanzenernährung der Justus-Liebig-Universität. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben mit 125 000 Euro.
Die Projektpartner wollen ein Konzept entwickeln, das „für alle Kläranlagen der Partner-Kommunen in der erweiterten Region Mittelhessen unabhängig von der Größenklasse eine zukunftsweisende, sehr weitgehende energetische und stoffliche Verwertung mit Phosphor-Rückgewinnung realisiert und den Phosphor als Dünger in der regionalen Landwirtschaft nutzt“, so Theilen. Der getrocknete Klärschlamm, der annähernd den Heizwert von Braunkohle hat, soll in einem zentralen Heizwerk in Gießen verbrannt und die Energie in das Fernwärmenetz der Stadt eingespeist werden.
Bisher haben etwa 35 Kommunen Interesse an einer Zusammenarbeit gezeigt. Ziel ist die Gründung einer kommunalen Gesellschaft zur regionalen Klärschlammverwertung. Einbezogen sind das Hessische Umweltministerium, das Regierungspräsidium Gießen und die mittelhessischen Landkreise. Weitere wichtige Gesprächspartner sind die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main und der Hessische Bauernverband, deren Expertise bei der Entwicklung eines Vermarktungskonzepts für den Dünger gebraucht wird.
Das Projekt läuft bis Juli dieses Jahres. Wenn das Konzept des mittelhessischen Konsortiums das BMBF überzeugt, besteht für die anschließende Realisierung die Aussicht auf eine Förderung in Höhe von fünf bis sieben Millionen Euro.
70 Prozent des kommunalen Klärschlamms wurden 2017 verbrannt
Die Menge des entsorgten Klärschlamms aus kommunalen Kläranlagen in Deutschland ist von 2007 bis 2017 von knapp 2,1 Millionen Tonnen Trockenmasse auf 1,7 Millionen Tonnen gesunken (-17 %).
Ursache für den Rückgang sind unter anderem verbesserte Verfahren bei der Abwasser- und Klärschlammbehandlung in den Kläranlagen, durch die die Menge des zu entsorgenden Klärschlamms vermindert wurde. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, ist im selben Zeitraum der Anteil der verbrannten Klärschlammmenge (thermische Entsorgung) um 20 Prozentpunkte von 50 auf 70 Prozent gestiegen.
Quelle: Statistisches Bundesamt
https://recyclingportal.eu/Archive/45278
Das AQUATTRO-Verfahren
Vom Reststoff zum Wertstoff – Das innovative AQUATTRO-Verfahren zerlegt Klärschlamm mittels Hochleistungs-Ultraschall in wiederverwertbare Einzelfraktionen.
Klärschlamm enthält viele Wertstoffe, die bislang keiner Verwertung zugeführt werden können. Durch das AQUATTRO-Verfahren wird der Schlamm separierbar, so dass die entstehenden Wertstoffe sich im Sinne einer nachhaltigen, umweltschonenden und wirtschaftlichen Kreislaufführung wiederverwerten lassen.
Entwickelt wurde das neue Verfahren von der AQUATTRO GmbH, Halver. Im Verbundprojekt „UltraSep“ soll nun in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut UMSICHT und der Wupperverbandsgesellschaft …mehr: