Qualitätsdünger aus Klärschlamm durch Hitze, Druck und Säure
Die Universität Hohenheim hat ein neues Verfahren zur Gewinnung von Dünger aus Klärschlamm entwickelt, vor allem die Phosphornutzung steht dabei im Vordergrund. Das Verfahren basiert auf einer Kombination von Hitze, Druck und Säure. Im ersten Schritt wird der Klärschlamm in Autoklaven fest verschlossen und zwei Stunden lang auf über 200 °C erhitzt. Die gewonnenen Biokohlebrocken werden dann mit Säure versetzt, um unter Hitze die Kohle abzutrennen. Nach Zugabe von Magnesiumsalz entsteht Magnesiumammoniumphosphat
(Struvit). Dieses kann laut der Universität Hohenheim direkt als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Über 80 Prozent des im Klärschlamm enthaltenden Phosphats sollen bei diesem HTC-Verfahren für die Düngung erhalten bleiben. Entwickelt hat das Verfahren die Universität Hohenheim in Kooperation mit dem Schweizer Biotechnologie-Unternehmen AVA-CO2.
2. Verbändeanhörung zur Klärschlammverordnung gestartet
Anfang September hat das Bundesumweltministerium (BMUB) die Verbändeanhörung zum Entwurf einer Verordnung zur Neuordnung der Klärschlammverwertung (Klärschlammverordnung) gestartet. Bis zum 5. Oktober 2015 können Stellungnahmen abgeben werden.
Die Verordnung beinhaltet zwei zentrale Regelungsbereiche. Zum einen sind Änderungen zu den Vorgaben zur bodenbezogenen Klärschlammverwertung einschließlich deren Begrenzung vorgesehen. Zum anderen ist eine Ausdehnung des Anwendungsbereichs mit neuen Vorgaben zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlämmen geplant. Unter anderem werden die Anforderungen an die Klärschlammbeschaffenheit und an die Böden, auf die Klärschlamm aufgebracht werden soll, verschärft. Auch Anforderungen an eine freiwillige Qualitätssicherung bei der Klärschlammverwertung werden geregelt.
Vorgesehen sind zudem die Beendigung der bodenbezogenen Klärschlammverwertung und die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlämmen. Generell soll die bodenbezogene Verwertung nur noch bis 2025 zulässig sein. Danach obliegt die Pflicht zur Rückgewinnung von Phosphor den Betreibern von Abwasserbehandlungsanlagen der Größenklassen 4 und 5 (Anlagen mit einer Ausbaugröße von mehr als 10.000 Einwohnerwerten). Bestimmte technische Verfahren zur Phosphorrückgewinnung werden hingegen nicht vorgeschrieben.
Die Beendigung der bodenbezogenen Klärschlammverwertung und die Phosphor-Rückgewinnung war im Koalitionsvertrag des Bundes zwischen CDU/CSU und SPD vereinbart worden.
Diesem Rundbrief fügen wir das aktuelle AöW-Papier „Zahlen und Fakten zum Düngen, zu Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, zu Klärschlamm und zu Trinkwasser“ bei.
Quelle und weitere Informationen:
BMUB, AbfKlärV: Klärschlammverordnung
http://www.bmub.bund.de/themen/wasser-abfall-boden/abfallwirtschaft/wasser-abfallwirtschaft-download/artikel/abfklaerv-klaerschlammverordnung/?tx_ttnews[backPid]=583&cHash=5238dafc8f5cae6c67723e9a11f4d05c
BMUB, Themenseite: Klärschlamm
http://www.bmub.bund.de/themen/wasser-abfall-boden/abfallwirtschaft/abfallarten-abfallstroeme/klaerschlamm/
Kostensenkung bei der Behandlung von Schlamm für die thermale Hydrolyse
Bei der thermalen Hydrolyse wird Klärschlamm vor der anaeroben Faulung aufgeschlossen, wodurch die Effizienz der Faulung und somit die Biogasproduktion gegenüber einer normalen Faulung deutlich verbessert wird. Um den Hydrolyse-Prozess optimal zu betreiben, ist eine genaue Steuerung der vorgeschalteten Schlammentwässerung notwendig.
Bei Bran Sands/Teesside im Nordosten Englands befinden sich …mehr:
Alte Zöpfe abschneiden – Störungen in der Faulturmumwälzung
Die Kläranlage Haren
Die im Landkreis Emsland gelegene Kläranlage Haren gehört zum Trink- und Abwasserverband „Bourtanger Moor“ und wur-de 1981 in Betrieb genommen. Zwischen 2008 und 2010 erwei-terten wir die Kläranlage unter anderem um eine anaerobe Schlammbehandlung inklusive einem 1400 m³ großen Faulturm (Abbildung 1). Die Belebungsanlage wurde nach dem Verfahren der dreistufigen Kaskaden-Denitrifikation mit vorgeschaltetem Bio-P-Becken umgebaut. Die mechanische Vorreinigung besteht aus einem Rechen mit 3 mm Stababstand, einem belüftetem Sand-/Fettfang und einer zweistraßigen Vorklärung.
Nach Fertigstellung dieser Ausbaustufe wurde eine benach-barte Kläranlage abgeschaltet. Seitdem wird das dort mecha-nisch vorgereinigte Abwasser zu unserer Kläranlage Haren wei-tergeleitet. Die Belastung liegt jetzt bei 30 000 bis 40 000 EW. Es ergeben sich saisonal wechselnde Auslastungen aufgrund ei-nes nahe gelegenen Ferienzentrums.
Das Problem
Bis zwei Jahren hatten wir ständig wiederkehrende Probleme mit Verstopfungen bei der Umwälzung des Faulturms. Wir mussten wöchentlich die zwei zur Umwälzung eingesetzten Kreiselpumpen ausbauen und von Verzopfungen befreien. Das hat je Pumpe ca. zwei Stunden in Anspruch genommen. Zudem
Den ganzen Bericht lesen Sie unter Folge 2/2015 http://www.kan.at/Kontext/WebService/SecureFileAccess.aspx?fileguid={6030d95a-2f34-4e6a-83ba-95589e602391} Seite 2358
Autor
Klaus Walker, Abwassermeister
Kläranlage Haren
Trink- und Abwasserverband (TAV) „Bourtanger Moor“
Zeppelinstraße 14, 49733 Haren, Deutschland
E-Mail: ka.haren@tavbm.de
Sauerkrautsaft in Biogas umwandeln
Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland
Krautergersheim im Elsass ist (wie der Name schon vermuten lässt) die französische Hauptstadt des Sauerkrautes: 70% des französischen Sauerkrauts werden hier hergestellt. Insgesamt werden ungefähr 80.000 Tonnen Sauerkraut pro Jahr in Frankreich aufbereitet. Ein Großteil wird exportiert, da die Franzosen im Durchschnitt „nur“ 0,7 kg pro Jahr essen [1]. Diese riesigen Produktionsmengen benötigen viel Wasser: 30 Millionen Liter Sauerkrautsaft entstehen jedes Jahr durch den Aufbereitungsprozess. Dies entspricht dem Wasserbedarf einer Stadt mit 140.000 Einwohnern.
Aber dieser Saft ist nicht so schmackhaft wie man denken würde: Er ist extrem korrosiv und darf nicht einfach so in die üblichen Abwassersysteme geleitet werden. Bis 2012 fuhren jeden Tag 15 LKWs mit dem Saft in das 80 km entfernte Straßburg, wo er in einer Kläranlage umweltgerecht gereinigt wurde. Aufgrund der hohen Kosten und des CO2-Ausstosses wurde nach einer umweltfreundlicheren Lösung gesucht. So wurde 2012 die Kläranlage in Ehn, in der Nähe von Krautergersheim, umgebaut, um direkt vor Ort den Saft reinigen zu können. Die vorhandenen Technologien wurden verbessert, um direkt Energie aus dem Saft und den Schlämmen der Sauerkrautproduktion zu gewinnen.
2012 wurden zwei Vergärer in Betrieb genommen: einer behandelt die Schlämme, die auch aus den Haushalten von Krautergersheim kommen, und der zweite den Saft der verschiedenen Sauerkrauthersteller der Stadt (einige stellen Sauerkraut bereits seit mehreren Jahrhunderten her). Die Anlage erzeugt 3.332 MWh Biogas pro Jahr, die 76% des Energieverbrauchs der Anlage decken. Dies entspricht dem Verbrauch von 1.000 französischen Haushalten.
Um die Reinheit des Wassers noch zu erhöhen, wird es nach dem Vergärer noch mit Polystyrol-Mikrokugeln gereinigt. Die Restschlämme (nach der Energiegewinnung) werden als Aufschüttmaterial im Straßenbau verwendet. Die Philosophie der Anlage ist: Alles was reinkommt, muss irgendwie wiederverwertet werden.
Die Kosten für die neue Kläranlage beliefen sich auf insgesamt 23 Millionen Euro. 9,9 Millionen Euro davon kamen vom Departement Haut-Rhin, der Wasseragentur Rhein-Maas und dem europäischen FEDER-Fonds. Der Betreiber ist Suez Environnement.
[1] Zahlen aus „Portrait de Producteur : Thierry Angsthelm“ der Webseite „Rungis International“ – http://www.rungisinternational.com/fr/vert/portraits_producteurs/angsthelm.asp
Quelle: „Du jus de choucroute transformé en biogaz“, Pressemitteilung des französischen Ministeriums für Ökologie, nachhaltige Entwicklung und Energie, 20.03.2015 – http://www.developpement-durable.gouv.fr/Du-jus-de-choucroute-transforme-en.html
Redakteur: Sean Vavasseur, sean.vavasseur@diplomatie.gouv.fr
Verhalten von Nanomaterialien bei der Klärschlammverbrennung
Ob in Kosmetika, Kleidung oder Lebensmitteln: Nanomaterialien sind Bestandteil von Produkten des täglichen Lebens. Damit Ketchup gut fließt, Socken nicht müffeln und Creme vor Sonne schützt, machen sich Entwickler die speziellen Eigenschaften kleiner Teilchen zu nutze. Das Besondere an Nanomaterialien ist das hohe Verhältnis von Oberfläche zu Volumen. Dieses verleiht ihnen eine höhere chemische Reaktivität und biologische Aktivität. Nach ihrer eigentlichen Verwendung landen mittlerweile nicht unerhebliche Mengen an Nanomaterialien im Abwasser. Nicht nur Umwelt- und Verbraucherschutzgruppen sondern auch die Hersteller der Stoffe sind am weiteren Verbleib der kleinen Teilchen interessiert. Um Licht ins Dunkel zu bringen untersuchten die Wissenschaftler von Fraunhofer UMSICHT zuletzt den Verbrennungs- und Rauchgasreinigungsprozess einer Müllverbrennungsanlage, nun war eine Klärschlammverbrennungsanlage in Neu-Ulm an der Reihe.
Die Messung von Nanomaterialien im Rauchgas erfordert einiges an Knowhow und eine komplexe Messtechnik. »Die Verbrennung von Klärschlamm gilt als umweltfreundlich und effizient, allerdings ist das Verhalten von Nanomaterialien in diesem Prozess bislang weitgehend unbekannt«, erläutert Julia Zach von Fraunhofer UMSICHT die Motivation der Wissenschaftler. Sie führten im März und April 2015 im Klärwerk Steinhäule in Neu-Ulm mehrere Messungen durch. Hier werden jährlich etwa 20 000 Tonnen entwässerter Klärschlamm verbrannt. »In der Anlage herrschen Temperaturen von über 850 Grad Celsius, am ersten Messpunkt immerhin noch 200 Grad Celsius, eine Herausforderung für die empfindlichen Messgeräte – aber machbar«, so die Ingenieurin.
Titandioxid als Testmaterial
Als Nanomaterial kam bei den Messungen Titandioxid zum Einsatz. Es wurde dem Klärschlamm in großen Mengen zugegeben und gemeinsam mit ihm verbrannt. Titandioxid ist ungiftig, wenig reaktionsfreudig und kommt beispielsweise in Wandfarben, Zahnpasta und Sonnencremes zum Einsatz. »Wir wollen mit unseren Messungen ermitteln, wie sich das Titandioxid in der Anlage verteilt und welche Mengen an die Umwelt abgegeben werden«, beschreibt Projektleiterin Julia Zach das Ziel der Untersuchungen. Dazu haben die Wissenschaftler die Messinstrumente vor beziehungsweise nach den jeweiligen Stufen der Abgasreinigung angebracht. Zunächst führten sie Referenzmessungen durch, bevor sie den Klärschlamm mit Titandioxid versetzten. An drei Messpunkten richteten die Wissenschaftler sogenannte Impaktormessungen ein. Mit dieser Methode können auch Partikel mit einer Größe von nahezu null Nanometern gemessenen werden. Dies wird durch ein System ermöglicht, das eine getrennte Erfassung von Partikeln in 13 Stufen zulässt. Mit der Impaktormessung lassen sich auch Feinstäube und Ultrafeinstäube untersuchen. Ein weiterer Vorteil neben der bloßen Ermittlung der Partikelgröße: die Teilchen werden auf einer sogenannten Prallplatte gesammelt und können im Anschluss näher analysiert werden. Zudem nahmen die Forscher an drei weiteren Punkten in der Klärschlammverbrennungsanlage Proben der Feststoffe, beziehungsweise der Asche. Die ersten Ergebnisse der Messungen werden im Juni 2015 erwartet.
Ähnliche Untersuchungen in einer Müllverbrennungsanlage in Schweinfurt lieferten erfreuliche Resultate: etwa 96,5 Prozent des eingesetzten Materials tauchen in der Rost- und Flugasche (Kessel- und Zyklonasche) wieder auf, im gereinigten Rauchgas, das an die Umgebung abgegeben wird, wurden lediglich 0,001 Promille gemessen. Die Rauchgasreinigung verhinderte effektiv, dass die Teilchen in die Luft gelangten. Allerdings gelten diese Werte nur für Titandioxid und können nicht auf andere Nanomaterialien übertragen werden. Es besteht also noch großer Forschungsbedarf.
Pyreg: Keine Förderung für Müllverbrennungsanlagen -keine Anreize für thermische Klärschlammentsorgung
Müllverbrennungsanlagen werden auch unter Einbeziehung einer thermischen Klärschlammentsorgung nicht gesondert gefördert. Der Umweltausschuss des Bundestages hat in seiner jüngsten Sitzung Anfang Februar einen entsprechenden Antrag der Linken abgelehnt. Demnach sollten die deutliche Überkapazität vieler Müllverbrennungsanlagen dadurch aufgefangen werden, dass durch eine Bundesförderprogramm Anreize zu einer zusätzlichen thermischen Klärschlammentsorgung geschaffen werden. Laut einer EUWID-Meldung (Ausgabe 8/2015) erklärte die Unionsfraktion ihr Nein im Ausschuss unter anderem damit, dass es nicht Aufgabe des Bundes sei, unwirtschaftliche Müllverbrennungsanlagen zu subventionieren.
http://www.pyreg.de/unternehmen/aktuelles.html
Klärschlamm in den Ofen
Dyckerhoff nimmt Regelbetrieb auf und will Ressourcen sparen
In der nächsten Woche will das Unternehmen Dyckerhoff im Zementwerk Lengerich regelmäßig Klärschlamm in der Zementherstellung einsetzen. Die entsprechende Genehmigung…mehr:
DARMSTADT: Pilotprojekt will Energie aus Klärschlamm gewinnen
Energie – TU, HSE und Stadt erproben in einem Projekt, wie Klärschlamm zur Strom- und Wärmequelle werden kann
Kann die Zentralkläranlage an der Gräfenhäuser Straße zu einem Kraftwerk werden? In einem bundesweit einzigartigen Projekt erforschen Wissenschaftler der Technischen Universität die Möglichkeit, aus Klärschlamm so viel Energie zu erzeugen, dass Strom …mehr:
PAK in der Schlammbehandlung/ Verfahrenstechnik
Pulveraktivkohle (PAK) zur Entfernung von Mikroverunreinigungen muss aus dem Abwasser abgetrennt und entsorgt werden. Der dafür vorgesehene Weg führt in der Regel über die bestehende Schlammbehandlung. Es ist aber unklar, ob und welchen Einfluss PAK auf die Schlammbehandlungsprozesse, die Entwässerungseigenschaften und den Brennwert des Schlammes hat. Um diese Aspekte vertieft zu untersuchen, wurden auf der Kläranlage Mannheim (D) durch das Kompetenzzentrum Spurenstoffe Baden-Württemberg (KomS) verschiedenste Versuche durchgeführt. Die Kläranlage Mannheim (D) betreibt in einer Teilstrasse der Abwasserbehandlung eine nachgeschaltete PAK-Stufe zur Spurenstoffelimination (Zugabe von 10 mg PAK pro Liter Abwasser). Aus diesem Grund konnten Versuche zur Faulung von Überschussschlamm (ÜSS) aus Abwasserstrassen mit und ohne PAK-Zugabe separat durchgeführt werden. Im Rahmen dieser Versuche war es dem AWEL möglich, zusätzliche Abklärungen zu den Schlammeigenschaften in Auftrag zu gegeben. Untersucht wurden dabei der theoretisch mögliche Entwässerungsgrad und der Heizwert von gefaultem ÜSS mit und ohne Zugabe von PAK. Die Resultate zeigen, dass durch den PAKAnteil im Schlamm (zirka 5% des TR-Gehalts im ÜSS) weder die Entwässerbarkeit noch der Heizwert signifikant ansteigen: Bei einer üblichen Faulzeit von 20 Tagen verbessert sich die Entwässerbarkeit durch PAKDosierung um etwas mehr als 1 % TR, der Heizwert steigt ebenfalls geringfügig an. In der Realität wird der ÜSS noch durch Primärschlamm „verdünnt“. Es kann somit gefolgert werden, dass keine relevante Beeinträchtigung der Entwässerung oder der Verbrennung durch die Zugabe von PAK zu erwarten ist.
Die Resultate sowie ein detaillierter Schlussbericht zu diesen Untersuchungen wird in den kommenden Wochen auf der Homepage des KomS publiziert: http://www.koms-bw.de/ (Text: R. Haueter, AWEL Zürich)
http://www.micropoll.ch/fileadmin/user_upload/Redaktion/Aktuell/Newsletter_5_Dezember_2014_d.pdf