Zum Status quo der Phosphat-Rückgewinnung aus Klärschlamm
Auch wenn der für 2030 angekündigte „Peak Phosphorous“ (ab diesem Zeitpunkt soll die Förderung von natürlichem Phosphorit abnehmen) vielen Fachleuten zufolge einer sachlichen Grundlage entbehrt, ist die Rückgewinnung von Phosphor aus abwassertechnischen Anlagen sowohl aus strategischen Gründen als auch hinsichtlich der Qualität der Phosphate sinnvoll. Gegenwärtig existieren rund 70 Verfahren.
Um einerseits die strategische Abhängigkeit zu reduzieren, andererseits der zunehmenden Schwermetallbelastung von Rohphosphaten zu begegnen, setzen Deutschland und die Schweiz vermehrt auf die Rückgewinnung von Phosphaten aus Klärschlamm. Welche Verfahren dafür zur Verfügung stehen beschreibt das Statuspapier „Phosphatrückgewinnung“, das die Processnet-Fachgruppe „Rohstoffe“ erarbeitet hat. Dabei geht es sowohl um die unterschiedlichen technologischen Methoden, von denen derzeit nur wenige im industriellen Maßstab verfügbar sind, wie auch um Fragen der Wirtschaftlichkeit und der gesetzlichen Voraussetzungen.
Klärschlamm als sekundäre Phosphat-Rohstoffquelle
Zunächst ein Blick auf die chemisch-physikalischen Gegebenheiten: Ein Großteil des in die Nahrungskette eingespeisten Phosphats liegt als Phytat (C6H18O24P6) vor, aus dem es in Ermangelung des Enzyms Phytase vom menschlichen Organismus nicht abgespalten werden kann. In der …mehr:
Bericht Verfahrenstechnische Marktanalyse für die Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasserpfad (revidierte Version Juli 2018) Schweiz
Die seit 2016 geltende Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA) schreibt vor, dass Phosphor aus Abwasser bis spätestens 2026 zurückgewonnen werden muss. Dazu bieten sich verschiedene Technologien an, von denen bis heute allerdings noch keine realisiert ist.
Damit die Schweiz effiziente Verfahren für die Rückgewinnung von Phosphor erhält, wurde im Herbst 2017 eine Plattform für den Dialog interessierter Kreise geschaffen. Dazu gehören die Betreiber von ARAs und Klärschlammverbrennungsanlagen, welche mehr als 60% des Schweizer Klärschlammanfalls repräsentieren, und auch betroffene Verbände. Die Plattform will den Betroffenen Grundlagen für die anstehenden Verfahrensentscheide liefern und hat dazu eine «Verfahrenstechnische Marktanalyse für die Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasserpfad», kurz VTMA, durchgeführt. Der Schlussbericht zur VTMA steht hier zum Download zur Verfügung.
https://www.vsa.ch/startseite/schnelleinstieg/
Kennblätter zur Phosphor-Rückgewinnung überreicht
Im Rahmen der IFAT wurden am 17.05.2018 die Verfahrenskennblätter zur Phosphor-Rückgewinnung der Staatssekretärin aus dem hessischen Umweltministerium, Dr. Beatrix Tappeser und dem Staatssekretär aus dem rheinland-pfälzischen Umweltministerium, Dr. Thomas Griese überreicht. Die Verfahrenskennblätter wurden im Rahmen des DBU-Vorhabens „Phosphorrückgewinnung: wer, wie, was? – Umsetzung einer zielgruppenorientierten Kommunikationsstrategie“ entwickelt und wurden auf der IFAT das erste Mal vorgestellt.
Neben Informationen zu den aktuell verfügbaren Technologien der Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm und -aschen sind Angaben zu bereits realisierten Referenzanlagen und den erzeugten Phosphor-Rezyklaten enthalten. Die Datenblätter werden ab jetzt laufend in Zusammenarbeit mit Experten von Ingenieurbüros und den Verfahrensanbietern auf den neuesten Stand gebracht. Damit steht den Betreibern von Kläranlagen, die künftig zur Phosphor-Rückgewinnung verpflichtet sind, ein stets marktaktuelles Kompendium zur Verfügung, das als Entscheidungsgrundlage für die Auswahl des geeigneten Rückgewinnungsverfahrens dienen soll.
Staatssekretärin Dr. Tappeser bedankte sich für die Ausarbeitung der DPP: „Phosphor ist ein endlicher Stoff und gleichzeitig für alle Lebensprozesse essentiell. Kommunen, die sich um die Rückgewinnung von Phosphor bemühen, schonen unsere natürlichen Ressourcen und gehen damit einen zukunftsweisenden Weg. In Hessen stehen wir in engem Austausch mit den Betreibern von Kläranlagen, Klärschlammverbrennungs- und Phosphorrückgewinnungsanlagen. Ziel ist es, gemeinsam kluge regionalbezogene Lösungen zu finden und die anfallenden Klärschlämme als Rohstoffquelle für Phosphor zu etablieren. Dabei sind die technischen Kennblätter eine gute ergänzende Hilfe.“ …mehr:
Zweites „Leben“ für Phosphor: Wie Phönix aus der Klärschlammasche
DBU unterstützt Verfahren zur Düngergewinnung mit 119.000 Euro – Als fertiges Produkt einsetzbar
Phosphor fördert in Form von Phosphat das Pflanzenwachstum und ist oft die Basis für Dünger. Doch der Abbau des Mineralstoffs birgt viele Probleme. Das macht die rund zwei Millionen Tonnen Klärschlamm, die in Deutschland pro Jahr anfallen und recyclingfähiges Phosphor enthalten, zu einer wichtigen Quelle. Mit der Firma Seraplant (Haldensleben) und der Materialforschungs- und Prüfanstalt an der Bauhaus-Universität Weimar hat die Firma Glatt Ingenieurtechnik (Weimar) eine Möglichkeit gefunden, phosphorhaltigen Dünger aus der Asche verbrannten Klärschlamms zu erzeugen. Dabei wird in einem zweistufigen Verfahren aus der Asche ein pflanzenverfügbares Düngergranulat gefertigt. So lässt sich der Kreislauf des Phosphors schließen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das Projekt fachlich und finanziell mit rund 119.000 Euro. DBU-Experte Dr. Maximilian Hempel: „Hier zeigt sich, wie Phosphor nicht nur umweltverträglich zurückgewonnen, sondern in Form eines marktfähigen Produktes direkt eingesetzt werden kann.“
Von der Klärschlammasche zum Dünger in zwei Schritten
Würde der in Deutschland anfallende Klärschlamm getrocknet, läge sein Gewicht bei rund zwei Millionen Tonnen pro Jahr – rund 60.000 Tonnen davon seien Phosphor, der lebensnotwendige Stoff für alle Organismen. „Bisher wird jedoch weniger als die Hälfte des Klärschlamms und damit seiner wertvollen Inhaltsstoffe genutzt. Das wollen wir mit unserem Verfahren ändern“, so Projektleiter Dr. Lars Leidolph von Glatt Ingenieurtechnik. In dem von seiner Firma entwickelten Verfahren wird in zwei Hauptverfahrensschritten aus der Asche des verbrannten Klärschlamms einsatzbereiter Standarddünger. Zunächst wird der Asche Phosphorsäure hinzugefügt, um die Phosphatumwandlung anzustoßen. Ohne diesen Schritt könnten die in der Asche enthaltenen Nährstoffe nicht von den Pflanzen aufgenommen werden. Indem die Minerale mit der Säure reagieren, entstehen für Pflanzen verfügbare und daher für die Düngemittelindustrie interessante Phosphate. Der Mischung aus Feststoff und Flüssigkeit (Suspension) können bei Bedarf weitere Nährstoffe in flüssiger sowie fester Form oder zusätzliche Phosphatquellen zugesetzt werden. Zudem ist das Verfahren für unterschiedliche Aschen geeignet. Anschließend wird die Suspension granuliert, sodass am Ende phosphorhaltiger Dünger entsteht. „Der so gewonnene Dünger entspricht den gesetzlichen Anforderungen und kann direkt in der Landwirtschaft verwendet werden“, so Leidolph weiter.
Bisherige Probleme durch zweistufiges Verfahren gelöst
Ein wichtiger Vorteil des Verfahrens sei die einfache technische Umsetzbarkeit. Zudem würde kein Rohphosphat sowie weniger Energie benötigt, und es entstünden keine Abfälle. Hempel: „Die Grundidee des Verfahrens wird schon länger getestet. Doch bisher verhinderten technische Probleme, dass es auch eingesetzt wird.“ Unkontrollierte Reaktionen der einzelnen Bestandteile, die schwankende Qualität des Düngers und schneller verschleißende Anlagen hätten aufgrund des zweistufigen Aufbaus im Rahmen des Projektes beseitigt werden können. Darüber hinaus können Schwankungen in der Zusammensetzung der Klärschlammaschen einfach ausgeglichen werden, indem die Rezeptur angepasst werde. Das sichere eine gleichbleibend hohe Qualität. Nun seien die Projektpartner dabei, das Verfahren in die industrielle Anwendung zu überführen. Zudem soll getestet werden, ob beispielsweise auch Gülle oder andere Stoffe mithilfe des Verfahrens in Dünger umgewandelt werden können. „Mit dem neuen Verfahren kann wirkungsvoll eine Lücke im Phosphor-Kreislauf geschlossen werden, die einen nachhaltigen Umgang mit dem Stoff bisher erschwert hat“, fasst Hempel zusammen.
Zum Hintergrund:
Phosphor ist Teil unserer Lebensgrundlage und kann nicht durch andere Stoffe ersetzt werden. Er fördert beispielsweise das Wachstum von Pflanzen, weshalb große Mengen davon als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Bisher wird Phosphor im Tagebau abgebaut. Doch das hat große Auswirkungen auf die Umwelt, findet häufig in Ländern mit schwieriger politischer Lage statt und benötigt viel Energie. Zudem ist er häufig mit Schadstoffen belastet. Über unsere Nahrung landet ein großer Teil des Phosphors schließlich im Klärschlamm. Dieser kann jedoch nicht mehr ohne weiteres in der Landwirtschaft wiederverwendet werden, da er häufig zu viele Schadstoffe enthält. Zwar gibt es alternative Rückgewinnungs-Verfahren. Sie benötigen bisher jedoch große Mengen Chemikalien und Energie.
So lange Phosphor nicht wiederverwendet wird, besteht die Gefahr, eine der von internationalen Experten definierten Belastungsgrenzen des Erdsystems zu überschreiten und die Chance zu verpassen, die 2015 beschlossenen globalen nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen langfristig zu erreichen. Sie sollen eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene sichern.
Weitere Informationen:
https://www.dbu.de/123artikel37663_2442.html
DBU fördert Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlammasche
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt ein Verfahren zur Phosphorrückgewinnung aus Klärschlammasche mit rund 119.000 Euro. Mit der Firma Seraplant aus Haldensleben und der Materialforschungs- und Prüfanstalt an der Bauhaus-Universität Weimar hat die Firma Glatt Ingenieurtechnik aus Weimar eine Möglichkeit gefunden, phosphorhaltigen Dünger aus der Asche zu erzeugen, teilte die DBU mit. Dabei werde in einem zweistufigen Verfahren ein pflanzenverfügbares Düngergranulat gefertigt.
Würde der in Deutschland anfallende Klärschlamm getrocknet, läge sein Gewicht bei rund zwei Millionen Tonnen pro Jahr…mehr:
Bericht Verfahrenstechnische Marktanalyse für die Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasserpfad (Mai 2018)
Die seit 2016 geltende Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA) schreibt vor, dass Phosphor aus Abwasser bis spätestens 2026 zurückgewonnen werden muss. Dazu bieten sich verschiedene Technologien an, von denen bis heute allerdings noch keine realisiert ist.
Damit die Schweiz effiziente Verfahren für die Rückgewinnung von Phosphor erhält, wurde im Herbst 2017 eine Plattform für den Dialog interessierter Kreise geschaffen. Dazu gehören die Betreiber von ARAs und Klärschlammverbrennungsanlagen, welche mehr als 60% des Schweizer Klärschlammanfalls repräsentieren, und auch betroffene Verbände. Die Plattform will den Betroffenen Grundlagen für die anstehenden Verfahrensentscheide liefern und hat dazu eine «Verfahrenstechnische Marktanalyse für die Phosphorrückgewinnung aus dem Abwasserpfad», kurz VTMA, durchgeführt. Der Schlussbericht zur VTMA steht hier: https://www.vsa.ch/de/publikationen/gratis-download/ zur Verfügung zum Download zur Verfügung.
Projekt zu Kleinkläranlagen zur Phosphorrückgewinnung
Kleinkläranlagen neuen Typs sollen den Menschen im westafrikanischen Burkina Faso bald eine deutliche Verbesserung ihrer Lebenssituation bringen.Mithilfe von Pflanzenkohle soll Phosphor aus dem Abwasser zurückgewonnen und als Bodendünger verwendet werden.Entwickelt und umgesetzt hat das Konzept die Firma Ökoservice (Denkendorf) gemeinsam mit der TU Hamburg-Harburg (TUHH) und lokalen Partnern vor Ort wie ClimateSol.Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert sie dabei fachlich und finanziell mit rund 121 000 Euro.
Bei diesem Typ von Kleinkläranlangen könne generell auf die Vorklärung verzichtet werden, weshalb dort kein hochbelasteter Fäkalschlamm anfalle.Da somit die Nachbehandlung entfalle und die Anlage außerdem deutlich kompakter als andere gebaut werden könne, würden sich deutliche Kostenvorteile und ein geringerer ökologischer Fußabdruck ergeben, erläutert Projektleiter Jörg Fingas von der TUHH.Im Rahmen des Projektes sei eine bestehende Anlage an die speziellen Bedürfnisse in Burkina Faso angepasst worden.„Das Besondere ist, dass wir dem Klärschlamm regionale Pflanzenkohle hinzugegeben haben.Die bleibt beim Kochen über, wird aus den Schalen des Wüstendattelbaums gewonnen und ist ein Abfallprodukt der Ölherstellung“, so Fingas weiter.Auf der Kohle lagere sich der im Schmutzwasser enthaltene Phosphor und Biomasse ab.Deshalb könne sie anschließend gezielt als Dünger eingesetzt werden und nährstoffarme Böden wieder fruchtbarer machen.Das Wasser sei am Ende soweit gereinigt, das damit
Abwasserpakt verstärkt, der ebenfalls am 15.Mai Felder bewässert werden können.Ausgelegt sei die getestete Anlage für einen Haushalt mit bis zu zwölf Personen.Es sei jedoch möglich, sie in Größen für bis zu 5000 Menschen zu bauen.
Den ganzen Artikel lesen Sie In der Korrespondenz Abwasser Heft 6-2018
Nachhaltige Rohstoffquelle: Phosphor aus Klärschlamm
Dünger der Zukunft
Obwohl Phosphor ein wertvoller und begrenzter Rohstoff ist, wird er in großen Mengen als Bestandteil von Klärschlammaschen deponiert. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) entwickelt thermochemische Verfahren, mit denen der Nährstoff aus Klärschlammasche zurückgewonnen und in modernen Düngemitteln wiederverwendet werden kann.
Auf der Hannover Messe präsentierten die Wissenschaftler ihre Ergebnisse und erklärten, dass thermisch aufbereiteter Klärschlamm sich besonders gut zur Rückgewinnung von Phosphor eigne. Klärschlamm enthält hohe Konzentrationen des Nährstoffs und lässt sich gut recyceln, so BAM-Wissenschaftler Dr. Christian …mehr:
DDP: Phosphor-Rückgewinnung auf Klär-Anlagen über Abwassergebühren finanzierbar
Am 3. Oktober 2017 trat mit Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt die neue Klärschlammverordnung in Kraft. Für die Deutsche Phosphor-Plattform DPP e.V. sind allerdings noch zahlreiche Fragestellungen zur Umsetzung auch hinsichtlich der Finanzierung der für die Phosphor-Rückgewinnung erforderlichen Maßnahmen offen.
Die Neufassung der Verordnung verpflichtet ab dem Jahr 2029 Kläranlagen mit einer Ausbaugröße von mindestens 100.000 Einwohnerwerten (EW) und ab 2032 Anlagen mit einer Ausbaugröße über 50.000 EW zur Phosphor-Rückgewinnung aus dem Klärschlamm. Diesen Kläranlagen ist dann auch die Verwertung von Klärschlamm in der Landwirtschaft bzw. im Landschaftsbau untersagt. Bis Ende…mehr:
http://recyclingportal.eu/Archive/37709
Rückgewinnung aus Abwasserströmen
Aktuelle Veröffentlichung der INCOPA in englischer Sprache zum Thema
Phosphat – Rückgewinnung aus Abwasserströmen („Recover nutrient from waste streams“)
Juni 2017.
http://incopa.org/images/Documents/Recover_nutrient_process_and_product_criteria_needed_June2017.pdf
Eine deutsche Übersetzung befindet sich in Arbeit und wird an dieser Stelle veröffentlicht.
Nähere Informationen geben wir Ihnen gerne auf Anfrage !
http://www.kronosecochem.com/ehome_de.nsf/Kontakt?OpenForm&ParentUNID=EA333D0B52EFC59A85258146004E1A5F
http://www.kronosecochem.com/ehome_de.nsf/index?OpenFrameset
Kommunaler Klärschlamm als klimaneutraler Energieträger und Phosphor-Ressource für Mittelhessen
Die Präsentation lesel Sie unter:
https://umwelt.hessen.de/sites/default/files/media/hmuelv/theilen_wetzlar_giessen_schlitz_2folien.pdf
Autoren:
Prof. Dr.-Ing. Ulf Theilen, THM
Prof. Dr. Harald Weigand, THM
Dipl.-Ing. Clemens Abel, MWB
Dipl.-Ing. Matthias Funk, SWG
deutsche-phosphor-plattform: Bericht zum Besuch bei der Schmelzvergasungs-Anlage in Nürnberg
Am 27.09.2017 fand in Nürnberg die Besichtigung der Schmelzvergasungs-Demoanlage statt.
Das Klärwerk 1 ist das größere der beiden Nürnberger Großklärwerke. Es ist auf 1,4 Millionen Einwohnerwerte ausgelegt und wurde im Jahr 1931 in Betrieb genommen. Ab 1956 gab es laufende Erweiterungen und Anpassungen zur Erhöhung der Reinigungsleistung. Heute ist das Klärwerk 1 eine zweistufige biologische Kläranlage (Belebung/Belebung) mit nachgeschaltetem Abwasserfilter
Seit Juli 2016 läuft am Standort der Kläranlage die Demoanlage der Schmelzvergasung. Der getrocknete und brikettierte Klärschlamm wird bei 1750-1900°C zu Eisen und Schlacke geschmolzen. Mit der Pilotanlage soll die technische und betriebliche Umsetzbarkeit des Verfahrens überprüft und die Basisdaten für den Bau einer Großanlage ermittelt werden. Ziel ist es, neben den optimalen Betriebsparametern auch die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens zu bestätigen. Auf der Grundlage der ermittelten Daten lässt sich dann eine Entscheidung zum Bau einer Großanlage zur Verwertung des in Nürnberg und den Städtepartnern Erlangen, Fürth, Schwabach und der übrigen Region anfallenden Klärschlamms treffen.
Der Testlauf wurde abgeschlossen, aktuell wird innerhalb des Konsortiums des ‚Klärschlammverwertung Region Nürnberg [KRN-MephRec]‘ Forschungsvorhabens über das weitere Vorgehen diskutiert.
https://www.deutsche-phosphor-plattform.de/dpp-vor-ort-nuernberg/
Phosphatrückgewinnung – ein Weg zur strategischen Rohstoffsicherung
Um einerseits die strategische Abhängigkeit zu reduzieren, andererseits der zunehmenden Schwermetallbelastung von Rohphosphaten zu begegnen, setzen Deutschland und die Schweiz vermehrt auf die Rückgewinnung von Phosphaten aus Klärschlamm, aber auch tierischen Nebenprodukten. Welche Technologien dafür zur Verfügung stehen, beschreibt das Statuspapier „Phosphatrückgewinnung“, das die ProcessNet-Fachgruppe „Rohstoffe“ erarbeitet hat. Voraussetzung für die Umsetzung ist das Zusammenwirken aller Akteure vom Gesetzgeber über die Landwirtschaft bis zum Technologieentwickler.
Phosphat ist ein essentieller Rohstoff für die Landwirtschaft. Deutschland verfügt jedoch nicht über eigene Ressourcen. Der Ausstieg Deutschlands aus der bodenbezogenen Klärschlammverwertung und die Rückgewinnung von Phosphor zur Nutzung heimischer Phosphatquellen ist nicht nur ein Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung. Auch, wenn der für 2030 angekündigte „Peak Phosphorous“, nach dem die Förderung abnehmen soll, den Experten zufolge einer sachlichen, lagerstättenkundlichen Grundlage entbehrt, ist die Rückgewinnung von Phosphor sowohl aus strategischen Gründen als auch hinsichtlich der Qualität der Phosphate sehr sinnvoll.
Das Papier, an dessen Erarbeitung Experten aus Forschung und Industrie beteiligt waren, umreißt die Anforderungen, die ein zukunftssicherer ganzheitlicher Ansatz dafür erfüllen muss. Er setzt die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure vom Gesetzgeber über die Landwirte und die Abwasserwirtschaft bis zu den Forschern und Technologieentwicklern voraus. Dabei geht es sowohl um technologische Methoden, von denen derzeit nur wenige im industriellen Maßstab verfügbar sind, wie auch um Fragen der Wirtschaftlichkeit und der gesetzlichen Voraussetzungen.
Zwar steht gerade in der Klärschlammaufarbeitung eine breite Palette an Technologien zur Verfügung; doch um qualitativ hochwertige Dünger zu produzieren, müssen einerseits alle Verunreinigungen – neben Schwermetallen auch organische Spurenverbindungen etc. – entfernt werden, andererseits muss die Bioverfügbarkeit der Produkte gegeben sein. Das heißt, Pflanzen müssen in der Lage sein, die Verbindungen aufzunehmen und zu verwerten. Zu den technischen Herausforderungen kommen gesetzliche Rahmenbedingungen. Während die gerade in Kraft getretene neue Klärschlammverordnung die technischen Aufbereitungswege weitgehend offenlässt, müssen die Produkte die Zulassung gemäß der Düngemittelverordnung durchlaufen.
ProcessNet ist die deutsche Plattform für Verfahrenstechnik Chemieingenieurwesen und Technische Chemie. Hier treffen sich über 5.000 Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung, um Erfahrungen auszutauschen, aktuelle Fragestellungen zu diskutieren und neue wissenschaftliche Trends zu identifizieren. ProcessNet ist eine gemeinsame Initiative von DECHEMA und VDI-GVC. Mehr unter www.processnet.org
Weitere Informationen:
http://www.dechema.de/studien – kostenfreier Download des Statuspapiers
Umweltministerium fördert Projekt zur Phosphorrückgewinnung
Für Betreiber von Klärschlammanlagen wird es zukünftig immer wichtiger, den im Klärschlamm enthaltenen Phosphor zurückzugewinnen.
Das Bundesumweltministerium fördert ein Pilotprojekt zur Rückgewinnung von Phosphor aus der Klärschlammverbrennung. Das Hamburger Unternehmen Vera Klärschlammverbrennung erhält mehr als 3 Millionen Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm, um jedes Jahr rund 1.600 t Phosphor aus Klärschlammasche zurückzugewinnen.
Hamburg – Ab 2029 sind Kläranlagen mit einem Volumen ab 50.000 Einwohnern zur Phosphorrückgewinnung aus ihren Anlagen verpflichtet. Die gesamte Abwasserbranche muss sich deshalb in den nächsten Jahren mit Projekten wie dem von Vera Klarschlammverbrennung auseinandersetzen. In der Verbrennungsanlage des Unternehmens werden etwa 125.000 t Klärschlamm pro Jahr verbrannt. Mehr: